Einführung in die Phonetik und Phonologie

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Einführung in die Phonetik und Phonologie Sitzung 9 Prosodische Repräsentation Zu lesen: Clark & Yallop, Kap. 8, S. 276ff., bes. Sektionen 8.1, 8.3, 8.6) Version SS 2006

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Version SS 2006. Einführung in die Phonetik und Phonologie. Sitzung 9 Prosodische Repräsentation. Zu lesen: Clark & Yallop, Kap. 8, S. 276ff., bes. Sektionen 8.1, 8.3, 8.6). Aufgabe. - PowerPoint PPT Presentation

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Einführung in die Phonetik und Phonologie

Sitzung 9Prosodische Repräsentation

Zu lesen: Clark & Yallop, Kap. 8, S. 276ff., bes. Sektionen 8.1, 8.3, 8.6)

Version SS 2006

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Aufgabe 1. Welche sind die prosodischen Unterschiede zwischen ....

a) Tonsprachen sind Sprachen, in denen Wörter allein durch die Tonhöhen- oder Tonbewegungsoppositionen unter- schieden werden. D.h., es gibt Minimalpaare, die segmental identisch sind aber sich im tonalen Muster distinktiv unter- scheiden. Das Gesamtlexikon oder nur ein Teil des Lexikons kann tonal spezifiziert seinb) Akzentsprachen sind Sprachen, in denen mehrsilbige

Wörter durch die größere Prominenz einer oder mehrSilben im Kontrast zur den Nachbarsilben definiert sind.Obwohl tonale Eigenschaften zur Prominenzgebung beitragen können, sind diese nicht festgelegt.

c) und Tonakzentsprachen? Tonakzentsprachen sind Sprachen, in denen die Prominenzgebung in mehrsilbigen Wörterntonal festgelegt ist.

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Aufgabe

3. a) Welche Funktion hat die Satzakzentuierung?Informationshervorhebung (im weitesten Sinn)

b) Wie wird die Satzakzentuierung phonetisch signalisiert?Durch tonale Veränderung (relativ zur Umgebung) odertonale Bewegung auf der betonten Silbe des wichtigen Wortes.

2. Geben Sie Beispiele von Sprachen mit a) freier Wortbetonung:

Deutsch, Englisch, Bulgarisch, Russisch b) festgelegter Wortbetonung (auf welcher Silbe?)

Finnisch (erste), Polnisch (vorletzte), Türkisch (letzte c) keiner Wortbetonung

Französisch (nur Phrasenakzent und emphatischer Akzent)

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Dimensionen der Prosodie

Erinnerung: Die phonetischen Größen, die diesen Dimensionen

zugrundeliegen, sind:

Auditiv Meßbar

1. Längenunterschiede Dauer (msec.)

2. Tonhöhenunterschiede bzw. Grundfrequenz (Hz) Tonhöhenbewegungen (auch F0 genannt)

3. Lautstärkenunterschiede Intensität (dB)

4. Klangunterschiede Spektrale Gipfel (Hz)

Die prosodischen Eigenschaften, die es (im Deutschen) zu erfassen gilt, sind die Prominenzen, die das Wort charakterisieren, die tonalen Akzente, die wichtige Wörter einer Äußerung signalisieren, sowie Grenzsignale, die Phrasen voneinander trennen.

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Darstellung der Satzprosodie

a) Impressionistische Darstellungen (vgl. phonetische Transkription)

Morz.B. graphisch: Guten

gen.

______Guten Morgen_______interlinear:

__________________________

Zeichen im Text: Guten Morgen.Guten Morgen.

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Darstellung der Satzprosodie 2

a) Phonologische Darstellungen. Nicht mehr ikonisch (bildhaft) sondern auf Konventionen basiert.

Z.B.:„kinetische Zeichen“: Guten Morgen.

Guten Morgen.Diese Schematisierung beruht auf der Annahme, dass es bestimmteTypen von tonalen Akzenten gibt, die trotz Variation von einer Version zur anderen als zur selben Kategorie gehörig zu sehen sind(vgl. Phoneme und Allophone).

Hier nehmen wir einen hohen nicht bewegten Tonakzent und zweiverschiedene Akzente mit Tonbewegung, einen von hoch fallend und einen bis hoch steigend an.

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Sog. „britische“ Schule

Jede Intonationsphrase muss (mindestens) einen tonalen Akzenthaben. Der letzte tonale Akzent ist der sog. Nukleus (nukleareAkzent). Eventuelle Akzente danach sind nicht tonal markiert(sie sind sog. Druckakzente)

Z.B.:Der Mann mit dem Stock ist der Lehrer hoher Ton hoher Ton Nukleus (fallend)

Die Intonationsphrase besteht aus „Prehead“, „Head“, „Nucleus“(Silbe)und „Tail“

Aber es könnte auch wie folgt sein:Der Mann mit dem Stock ist der Lehrer

steigender Ton steigender Ton Nukleus (fallend)

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Frühe Kontrastakzente

Der Beispielsatz könnte auch anders gesprochen werden, um z.B. einen Kontrast zu einer Mann mit einer Blume oder vielleichtzu einer Frau mit einem Stock auszudrücken:

Z.B.:Der Mann mit dem Stock ist der Lehrer hoher Ton Nukleus (fallend) Druckakzent

Oder:Der Mann mit dem Stock ist der Lehrer Nukleus (fallend) Druckakzent Druckakzent

In diesen Versionen ist der sog. „Head“ kürzer (oder fehlt gänzlich)die „Nucleus“(Silbe) ist eine andere und der sog. „Tail“ ist verlängert.

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Amerikanische Konventionen

Derselbe Beispielsatz wäre in der amerikanischen strukturalis-tischen Darstellung mit Ziffern als Angabe der tonalen Phonemeversehen (1 (tief) bis 4 (sehr hoch):

Allerdings hatten verschiedene Gruppen unterschiedliche Konventionen (4 (tief) bis 1 (sehr hoch):

Der 2Mann mit dem 2Stock ist der 2Lehr4er hoher Ton hoher Ton Nukleus (fallend)

Z.B.:Der 3Mann mit dem 3Stock ist der 3Lehr1er hoher Ton hoher Ton Nukleus (fallend)

Gemeinsam war aber die Darstellung der tonalen Kontur einesSatzes als Sequenz von diskrete Tonstufen statt als Tonbewegungen.

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Autosegmenteller Beschreibungsansatz

Der Gedanke der diskreten Ebenen hat sich in den neuerenBeschreibungsmodellen fortgesetzt…… allerdings in reduzierter Weise als H (high) und L (low)

z.B. Der Mann mit dem Stock ist der Lehrer H* !H* H* L-%

Zwischenstufen werden in manchen Modellen als M (mid)definiert, aber häufig nur als modifizierte Höhen bei der HKategorie, nämlich als „upstep“ (H) oder als „downstep“ (!H).

Das Neue an der „autosegmentellen“ Repräsentation ist die formale (nicht nur die konzeptuelle) Trennung der prosodischen von der segmentellen Ebene. Die Tonalstruktur wird der Segment-struktur zugeordnet,

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Autosegmentelle Ebenen (Tonsprachen)

Die HL-Darstellung für die Intonation hat sich aus Arbeiten zu Tonsprachen entwickelt, bei denen beobachtet werden konnte, daß eine ökonomische Repräsentation möglich war, wenn man die segmentelle Ebene (Engl. "segmental tier") von der tonalen Ebene trennt (daher "autosegmentell"). Die Töne werden den Silben zugeordnet, wobei ein Ton mehreren Silben oder mehrere Töne einer Silbe zugeordnet werden können: z.B. aus der Sprache Mende (Sierra Leone)

"war" "Haus" "Gürtellinie"(i) ko pe-le ha-wa-ma

H H H 

"Eule" "Hund" "Kreuzung"(ii) mbu ngi-la fe-la-ma

H L H L H L

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Autosegmentelle Ebenen (Intonation)

Der Grundgedanke der autonomen Ebenen für segmentelle und tonale Struktur ist auch für die Zuordnung von Intonationsmustern gültig:z.B.: a) Ja! b) Ich weiß.

H L H L c) Komm doch her! d) Gib mir doch die Butter

H L H L

Die Grenzmarkierung der Intonationsphrase wird auch tonaldefiniert (H% oder L%).So trägt die Grenze zur Gesamtkontur bei:

Komm doch her! Gib mir doch die Butter H* H* L% H* H* L%

* die gesternten Töne sind den akzentuierten Silben zugeordnet

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Etwas zum Üben

Darf ich Ihnen be hilflich sein?

Hör doch mit dem Quatsch auf!

Ich hab‘ selten was Schöneres gesehen

Niemand weiß, dass ich Rumpel stielzchen heiß

H* L*+H H%

H* H* L– L%

H* H* L– L%

H* L* H– H* L– L%

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Rhythmische Repräsentation

Neben der tonalen Struktur einer Äußerung gibt es eine rhythmische Struktur, die sich aus der Betonungsstruktur der einzelnen Wörter und dem Grundprinzip des Alternierens von starken (S = Engl. "strong") und schwachen (W = Engl. "weak") Elementen z.B.: . oder .

S W W S `Mut ter Ge `sang

Die kleinste metrische Einheit ist wieder die Silbe (aber darunter ist noch die hierarchische Silbenstruktur: 

Silbe 

Onset Rhyme 

Nucleus Coda 

(C) V(V) (C)(C)

Von der Struktur kann festgestellt werden, ob eine Silbe "schwer" (deshalb potentiell "stark") oder "leicht" (deshalb "schwach") ist.

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Metrische Phonologie

Oberhalb der Silbenebene gibt es andere prosodische Einheiten:Takt (Engl. "foot"), prosodisches Wort und Intonationsphrase

Takte sollen (sprachspezifisch) entweder linksköpfig oder rechtsköpfig sein. Es wird normalerweise angenommen, dass Deutsch linksköpfige Takte hat.

Z.B.: (a) (b)P-Wort  Takt W S

S ? Silbe S W W S W 

Geht Ihr zur Par ty

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Akzentregeln für‘s Deutsche

Susanne Uhmann hat Regeln für die relative Prominenz derSilben in deutschen Wörtern und Phrasen aufgestellt:

Z.B.:x Ebene 4 (Nuklearakzent)

x x Ebene 3 (Akzenttonebene) x x x Ebene 2 (Wortakzentebene) x x x x x Ebene 1 (alle S außer schwa) x x x x x x Ebene 0 (Silbenebene)O t t o t e le fo niert

Dieses Beispiel setzt voraus, dass die zweite Silbe in Telefon eineSchwasilbe ist (Laut DUDEN ist es /e/: )

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Aufgabe

Versuchen Sie die Gitterprominenzen für folgende Ausdrückenach den eben angegebenen Regeln auszuarbeiten:

Bahnhofsmission

Kraniche ziehen

Kindergartenplatz

Straßenbahnlinie

Otto spielt Fußball