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Einmal Nordkap und zurück Im Juni 2008 starteten Gilbert und ich eine größere Tour mit unseren Harleys bis an das Nordkap und wieder zurück. Damit erfüllte ich mir einen langgehegten Wunsch da ich bisher nie einen Mitstreiter für eine so große Tour fand. Gilbert übernahm die komplette Planung zusammen mit dem Reiseveranstalter Troll Tours, der sich auf Reisen in nördliche Länder spezialisiert hat. In die Planung flossen auch die Erfah- rungen von anderen Bikern ein, deren Erfahrungsberichte man im Internet findet. Wir entschieden uns für vorgeplante Tagesetappen mit zuvor gebuchten Hotels da wir uns auf unsere alten Tage Zelt und Camping nicht mehr antun wollten. Man wird etwas bequemer im Alter. Diese festen Etappen beschränkten zwar etwas un- sere Flexibilität aber auf der anderen Seite war es sehr angenehm, am Spätnach- mittag nicht immer erst mit der Quartiersuche beginnen zu müssen. Die geplanten Etappen waren im Durchschnitt zwischen 300 und 350 km lang aber ich kann im Vorgriff schon sagen, dass sie durchweg zum Teil erheblich länger wurden da wir natürlich die Hauptroute verließen wo es interssante Nebenstrecken gab. Im Ender- gebnis führte es dazu, dass statt geplanter 5400 km locker 7000 km zusammenka- men. Wir saßen im Schnitt zwischen 6 und 7 Stunden im Sattel unserer Bikes was aber nie zum Stress wurde. Gleich zur Klarstellung: Die Tour war nicht geplant für Kilometerfresser und hatte auch nicht das Ziel besondere Anforderungen an das fahrerische Können zu rich- ten. Auch der kulturelle Aspekt spielte keine Rolle denn das hätte entweder mehr Zeit oder jeden Tag nur Autobahn bedeutet. Der Weg war ganz klar das Ziel auch wenn wir ein solches konkret mit dem Nordkap natürlich hatten. Wir wollten Motor- rad fahren und Spass dabei haben und gleichzeitig möglichst viel von der jeweili- gen Landschaft und den vielfältigen Eindrücken mitnehmen. Tour: Penzing - München (mit dem Autoreisezug) - Hamburg - Travemünde (auf die Fähre) - Trelleborg - Jönköping - Stockholm - Sundsvall - Skellefteå - Rovaniemi - Invari - Honningsvåg/Nordkap - Sørkjosen - Gratang - Solvær - Innhavet - Mo i Rana - Grong - Dombas - Oslo (auf die Fähre) - Frederikshaven - Hamburg - München (mit dem Autoreisezug) - Penzing

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Einmal Nordkap 

und zurück

Im Juni 2008 starteten Gilbert und ich eine größere Tour mit unseren Harleys bis an das Nordkap und wieder zurück. Damit erfüllte ich mir einen langgehegten Wunsch da ich bisher nie einen Mitstreiter für eine so große Tour fand. Gilbert übernahm die komplette Planung zusammen mit dem Reiseveranstalter Troll Tours, der sich auf Reisen in nördliche Länder spezialisiert hat. In die Planung flossen auch die Erfah-rungen von anderen Bikern ein, deren Erfahrungsberichte man im Internet findet. Wir entschieden uns für vorgeplante Tagesetappen mit zuvor gebuchten Hotels da wir uns auf unsere alten Tage Zelt und Camping nicht mehr antun wollten. Man wird etwas bequemer im Alter. Diese festen Etappen beschränkten zwar etwas un-sere Flexibilität aber auf der anderen Seite war es sehr angenehm, am Spätnach-mittag nicht immer erst mit der Quartiersuche beginnen zu müssen. Die geplanten Etappen waren im Durchschnitt zwischen 300 und 350 km lang aber ich kann im Vorgriff schon sagen, dass sie durchweg zum Teil erheblich länger wurden da wir natürlich die Hauptroute verließen wo es interssante Nebenstrecken gab. Im Ender-gebnis führte es dazu, dass statt geplanter 5400 km locker 7000 km zusammenka-men. Wir saßen im Schnitt zwischen 6 und 7 Stunden im Sattel unserer Bikes was aber nie zum Stress wurde.Gleich zur Klarstellung: Die Tour war nicht geplant für Kilometerfresser und hatte auch nicht das Ziel besondere Anforderungen an das fahrerische Können zu rich-ten. Auch der kulturelle Aspekt spielte keine Rolle denn das hätte entweder mehr Zeit oder jeden Tag nur Autobahn bedeutet. Der Weg war ganz klar das Ziel auch wenn wir ein solches konkret mit dem Nordkap natürlich hatten. Wir wollten Motor-rad fahren und Spass dabei haben und gleichzeitig möglichst viel von der jeweili-gen Landschaft und den vielfältigen Eindrücken mitnehmen.

Tour:

Penzing - München (mit dem Autoreisezug) - Hamburg - Travemünde (auf die Fähre) - Trelleborg - Jönköping - Stockholm - Sundsvall - Skellefteå - Rovaniemi - Invari - Honningsvåg/Nordkap - Sørkjosen - Gratang - Solvær - Innhavet - Mo i Rana - Grong - Dombas - Oslo (auf die Fähre) - Frederikshaven - Hamburg - München (mit dem Autoreisezug) - Penzing

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3.6.

Endlich war es soweit und die Reise konnte losgehen wenn heute auch sehr ge-mächlich. Ich habe Gilbert in Penzing abgeholt und wir sind - gerade noch dem Re-gen entkommen - nach München zum Ostbahnhof gefahren und haben da unsere Bikes auf den Autoreisezug nach Hamburg verladen und sind dann über Nacht schlafend durch Deutschland gefahren.

4.6.

Ankunft in Hamburg war um 7:30 Uhr und eine Stunde später hatten wir dann auch endlich wieder unsere Maschinen und sind bei strahlendem Sonnenschein von Hamburg Altona gestartet. Zunächst mussten wir einen Harley Händler aufsuchen

weil Gilberts Maschine tropfte. Zum Glück war nur die Ölablass-schraube locker und das Pro-blem war bald behoben. Danach lud nach einem ausgiebigen zweiten Frühstück das tolle Wet-ter ein zu einer ersten Tour durch die norddeutsche Gegend zum Plöner See und entlang dem Ostseestrand bis nach Tra-vemünde. Dort haben wir dann am Abend auf der Fähre nach Trelleborg in Südschweden ein-gecheckt und uns gemütlich über die Ostsee schippern las-sen.

5.6.

Ankunft in Trelleborg um 8:30 Uhr bei strahlendem Sonnenschein. Die Bikes waren schnell entladen und wir wollten natürlich erst mal frühstücken gehen. Allerdings mussten wir enttäuscht feststellen, dass alles Lokale (bis auf McD...) erst um 10:00 Uhr aufmachten. Also erst mal eine Stunde hungrig auf unseren Bikes am Meer entlanggedonnert und die ers-ten Eindrücke stimmten uns wieder milde. Wenig Verkehr, Sonnenschein, gute Straßen, schöne Gegend - es fing gut an. In Ystad bogen wir dann nach Norden ab auf die Straße 13 und fanden ein wunderschönes Plätzchen im Freien für ein wirk-lich gutes Frühstück. Das ent-schädigte uns für die gute Stun-de hungern. Danach ging es weiter bis zu unserem heutigen Tagesziel Jönköping unter Ver-meidung jeglicher Autobahn und größerer Hauptstraßen. Es war

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eine tolle erste Etappe auf ein-samen Straßen durch herrliche Landschaften und unendliche Wälder, entlang vieler Seen. So-gar einen Elch haben wir gese-hen aber es sollte der einzige bleiben auf unserer ganzen Tour. Nachdem Gilbert mit Navi die Supermarktgegend von Jön-köping erkundet hatte, fand er schließlich doch unser Hotel. Am Abend ging es dann noch mit dem Bus in die Stadt an das Seeufer um etwas zu essen und den hübschen Mädels nachzu-schauen. Man wußte garnicht wo man zuerst hinsehen sollte denn davon gab es verdammt viele.

6.6.

Nach einem ausgiebigen Früh-stück haben wir bei Sonne pur wieder unsere Bikes bestiegen und sind erstmal entlang des rie-sigen Sees Vättern gefahren. Vie-le Harleys begegneten uns und auch etliche von den alten riesi-gen amerikanischen Schlitten wie man sie aus den Filmen noch kennt. Eine Vielzahl von statio-nären Blitzern, allerdings mit Vor-warnhinweisschild forderte aber unsere ständige Aufmerksamkeit. Danach ging es wieder ab in die Wälder auf kleinen kurvenreichen Straßen die teilweise schon gar keine Nummerierung mehr hat-

ten. Wie auch schon gestern sahen wir viele Pferde und eine Menge Golfplätze. Es hat einfach nur Spass gemacht und gegen 17:30 Uhr sind wir dann nach 470 km in Stockholm eingetroffen. Geplant waren ursprünglich 320 km aber die Gegend und herrlichen Landschaften verführten einfach dazu immer noch einen Schlenker zu machen. Noch eine interessante Erfahrung am Rande: weder Karte noch Navi zeig-ten immer den richtigen Straßenverlauf wenn es in die Pampa ging und einmal wurde aus der Staatsstraße 36 auf Karte und Navi die 34 in der Realität was uns et-was verwirrte.

7.6.

Wieder sind wir bei strahlendem Sonnenschein gegen 9:30 Uhr losgefahren und wieder haben wir tolle Landschaften durchquert. Wälder und Seen im Überfluss. Die 305 war straßenmäßig nicht unbedingt optimal, es gab einige nicht geflickte

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Löcher, was die Stoßdämpfer und Federbeine unserer Bikes doch heftig beanspruchte aber wenn man Provinzstraßen mit dreistelliger Nummer fährt dann muss man damit rechnen. Nach 470 km sind wir dann etwas müde aber voller intensiver Ein-drücke in Sundsvall angekom-men. Als wir dann nach einer angenehmen Dusche auf die Su-che nach einem Lokal zum Abendessen gingen, sahen wir uns zeitweise in die 50er Jahre Amerikas versetzt. Es gibt in dieser Stadt eine Unmenge die-ser riesigen alten amerikani-

schen Schlitten, als ob der Sprit hier nichts kosten würde. Und alle in original Top-Zustand. Die stolzen Besitzer fuhren ganz langsam und lässig mit hübschen Mädels an Bord durch die Straßen. Motorradmäßig überwogen hier eindeutig die Harleys. Na ja, bei den Geschwindigkeitsbegrenzungen und den drastischen Strafen bei Überschreitung machen die üblichen Rennsemmel auch nicht wirklich viel Sinn.

8.6.

Am Morgen haben wir nach einem ausgiebigen Frühstück bei strahlen-dem Sonnenschein und über 20 °C Sundsvall auf der E4 wieder verlas-sen. Auf der Hauptstraße sind wir auch bis Ulmeå geblieben, zum einen weil sie streckenweise sehr schön ist und zum anderen weil Alternativen einen zu großen Umweg bedeutet hätten. Wieder haben sich viele neue Erfahrungen ergeben, z.B. dass Euro-pastraßen Kreuzungen und Kreisver-kehre haben oder auf 50 km/h be-schränkt sind oder Radler und Trakto-ren darauf fahren. Einige Kilometer vor Ulmeå fiel dann plötzlich die Temperatur fast schlagartig um fast 10 °C und es wurde mit offener Jacke ohne Futter und nur mit T-Shirt dar-unter doch unangenehm frisch. Ab Ulmeå ging es weiter auf der einsa-men 364 durch endlose Wälder und landschaftlich herrliche Abschnitte. Bei Burträsk mussten wir dann die Planung nochmal ändern da die aus-gesuchten Straßen nicht mehr as-phaltiert und nur aus vielen Löchern und Kies bestanden. So lieben wir bis

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zum Ziel auf der 364. Die Temperatur war inzwischen auf schwache 10 °C gesun-ken. Leicht durchgefroren angekommen wärmten wir uns zunächst in der Sauna wieder auf um dann eine weitere interessante Erfahrung zu machen. Am Sonntag Abend hat die Hälfte der Restaurants geschlossen und bei der anderen Hälfte war die Küche zu. Wir bekamen nach 45 Minuten Suche gerade noch eine Pizza beim Griechen und als wir das Lokal gegen 21:45 Uhr verließen, sperrte man schnell hin-ter uns zu.

9.6.

Über Nacht hatte es geregnet und es war stark bewölkt und es tröpfelte ein wenig. Als wir losfuhren waren die Straßen aber fast schon wieder trocken. Zunächst aber das Futter in die Jacken, Pulli angezogen und die dicken Handschuhe rausgeholt denn es hatte gerade mal lausige 6 °C und die Temperatur sollte den ganzen Tag die 10 °C nicht erreichen und manches Mal habe ich mich be-glückwünscht für die geniale Eingebung mir eine Griffheizung einzubauen. Gilbert hat mich darum so manches Mal beneidet im weiteren Verlauf der Tour. Ab Skellefteå blieben wir ca. 200 km auf der E4, immer an der Ostseeküste entlang was aber nicht heisst, dass die Strecke nicht schön gewesen wäre denn Alternativen gibt es in der Ge-gend nicht mehr viele. Auch die Landschaft wurde immer karger und die Bäume kleinwüchsiger. Nach Kalix bogen wir dann auf die 398 ab, eine wenig befahrenen ganz brauchbare Straße. Der folgten wir bis Övertorneå wo wir die Grenze nach Finnland überschritten und uns erst mal bei ei-nem Kaffee wieder aufwärmten. Dann ging es auf die 930 und die nächsten fast 90 km überholten wir einen Traktor und es kamen uns doch ganze vier Autos, ein LKW und ein Rentier entgegen. Das nenne ich Einsamkeit mit landschaftlich einigen reiz-

vollen Abschnitten. Die Straße erforderte die ganze Aufmerk-samkeit denn recht gute Ab-schnitte wechselten sich ab mit heftigen Bodenwellen, Löchern, Fahrrinnen und Frostaufbrüchen. Wir waren ständig im Aus-weichslalom unterwegs. Die letz-ten 25 km nach Rovaniemi wa-ren dann wieder recht gut aber dafür mit 7 stationären Blitzern bestückt. Als wir im Hotel anka-men, stellten wir fest, dass plötzlich eine Stunde fehlte. Kei-ne Sommerzeit oder schon eine andere Zeitzone? Wir wussten es nicht. In der privaten Sauna

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unseres Zimmers konnten wir unsere durchgrfrorenen Knochen wieder aufwärmen und das anschließende Rentierfilet war ebenfalls fantastisch, wenn auch schweine-teuer. Als ich dann um 23:45 Uhr ins Bett ging, war es fast noch taghell.

10.6.

Nach tollem Frühstück sind wir bei lausigen 6 °C losgefahren und haben kurz nach Rovaniemi den Polarkreis überquert. Hier ist in einem Touristendorf der Weihnachtsmann zu Hause und es ist das ganze Jahr über Weih-nachten incl. entsprechender Musik aus den Lautsprechern. Schrecklich! Die Arbeit hier kann ich mir als Straflager mit ver-schärftem Vollzug vorstellen. Wir fuhren immer die E75 entlang denn es gibt praktisch keine Al-ternativen mehr. Zwischendurch begegneten uns immer wieder Rentiere, neben und auch auf der Straße und man muss sehr aufmerksam fahren. Die Straße ist insgesamt in gutem Zustand auch wenn es immer mal wieder leichte Bodenwellen und kleinere Frostaufbrüche gibt. Zwischendurch fiel die Temperatur dann auf 5 °C und die Finger (besonders die von Gilbert) wurden langsam unbeweglich so dass wir des öfteren eine Aufwärm-Kaffeepause einlegen mussten. Die Tankstellen sind

immer dünner gesät so dass rechtzeitig tanken angebracht ist, auch wenn der Tank noch halbvoll ist. Die letzten 40 km entlang des Inarisee waren land-schaftlich wieder ein absolutes Highlight. Gegen 16:30 Uhr er-reichten wir unser Etappenziel Inari und machten vor der Sau-na und dem Abendessen noch einen Spaziergang an einem der Zuflüsse entlang. Da lag sogar noch ein Schneehaufen. Übri-gens erwischte uns kurz vor In-valo noch ein Regenschauer, der zwar nicht tragisch war aber doch dafür sorgte, dass unsere Bikes kotzdreckig waren. Gilbert

hat nach dem Abendessen eine kosmetische Waschung vorgenommen während ich dank Internet einen Live-Reisebericht ins Chapter-Forum stellte. Schließlich sollten uns die Daheimgebliebenen ein wenig beneiden.

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11.6.

Als wir heute Morgen aus dem Fenster schauten, glaubten wir unseren Augen nicht zu trauen. Es hatte ein munteres Schnee-gestöber! Auch nach dem Früh-stück hatte es sich nur wenig gebessert außer dass vielleicht mehr Regen dabei war und so war wohl heute eine etwas här-tere Etappe angesagt. So fuhren wir die ersten 200 km abwech-selnd in Regen und Schnee und es war arschkalt. Jeder Aufwärm-Kaffee war die reinste Wohltat aber sobald die Finger sich wie-der bewegen ließen, ging es wie-der weiter. Ich hatte trotz der Kälte die Visierbelüftung eingestellt damit das Ding sich nicht sofort beschlug und auch Gilbert hatte diverse Sichtprobleme so dass wir halb im Blindflug durch die Landschaft stoben. Zum Glück kam uns nur alle heilige Zeit mal was entgegen und selbst den Rentieren schien das Wetter zu schlecht zu sein. Das ging so bis Laksely wo es dann endlich zu regnen aufhörte und auch die Straßen allmählich trocken wurden. An die Scheißkälte von maximal 5 °C hatten wir uns schön langsam gewöhnt. Bei knapp 100km/h sind das be-stimmt gefühlte –20°C. Als die Straßen dann trocken waren, hat das Dahincruisen auf guten Stra-ßen mit vielen langgezogenen Kurven entlang der Küste bis Honningsvåg so richtig Spass gemacht. Dort um ca. 14:45 Uhr angekommen haben wir dann im Hotel eingecheckt und unser Ge-päck abgeladen um dann sofort wieder auf die Bikes zu steigen, schließlich war das Reiseziel Nordkap nur noch 30 km ent-fernt. Nach guter kurviger Stra-ße, vorbei an fast zugefrorenen Seen erreichten wir dann endgültig den nördlichsten Punkt Europas. Was für ein Gefühl sich einen Traum zu erfüllen und auch wenn uns der bedeckte Himmel die Mitsommernachtssonne verwehrte so war es doch ein ungeheuer beeindruckendes Erlebnis. Es war relativ wenig los auch wenn viele Deutsche sowie Holländer (wo sind die nicht), Franzosen, zwei italienische Biker aus Mailand und noch einige an-dere Nationalitäten da waren. Dass so wenig los war nutzten wir schamlos aus und fuhren unsere Bikes direkt vor den berühmten Nordkap-Globus. Ein Foto das auch nicht jeder machen kann. Nach gut zwei Stunden traten wir dann - emotional doch ein wenig aufgewühlt - den Weg ins Hotel an und hauten uns an einem guten Buf-fett noch so richtig den Bauch voll bevor wir den ereignisreichen Tag beschlossen.

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12.6.

Nach gutem Frühstück ging es bei frischen Temperaturen, bedecktem Himmel aber trockenen Straßen wieder auf den Rückweg. Wieder durch den Honningsvåg- (4,2

km) und den Nordkap-Tunnel (6,8 km) und vielen langgezoge-nen Kurven bei fast keinem Ver-kehr zu cruisen ließ das Biker-herz höher schlagen. Gilbert hat gemeint ich war ständig gut über der zulässigen Geschwin-digkeit aber zum Glück war mein Tacho defekt. Es hat ein-fach riesig Spass gemacht und auch Gilbert hat sich mit Sicher-heit nicht exakt an die Limits ge-halten so wie er von tollen Schräglagen geschwärmt hat. Bei Olderfjord schwenkten wir dann auf die E6 in Richtung Alta ein. Zunächst ging es durch eine

Hochebene mit zugefrorenen Seen und sehr karger Vegetation. Außer ein wenig Gestrüpp, Moosflechten und kleinwüchsigen Birken gibt es hier nichts mehr. Die Birken hatten noch nicht mal ausgeschlagen. Die Straße muss man sich vorstellen wie in einem amerikanischen Film, bolzengerade, wellig und endlos. Auch diese 100 km waren auf ihre Art ein tief beeindruckendes Erlebnis der Einsamkeit. Bei Alta legten wir die nächste Kaffeepause ein und wärmten uns auf denn auf der Hochebene war es knackig kalt. Von da aus ging es den Altafjord entlang wobei wir zwischen Tarvik und Isnestoften auch 8 km Schotterpiste zu bewältigen hatten da

hier die E6 repariert/erweitert wird. Dann entlang am Langfjord und wieder nach Süden bis Bad-deren wo wir uns entschieden, den Sørstraumen auf einer klei-nen Nebenstraße zu umfahren. Gemeinerweise war die erste Hälfte asphaltiert und die zweite ein Schotterpiste. Die Fahrt ent-lang den Fjorden war wieder ein beeindruckendes Naturerlebnis und ist mit Worten kaum be-schreibbar. Dann ging es wieder hoch auf 400 m durch schneebe-deckte Höhen und wieder runter zum Reisafjord wo wir in Sørkjo-sen unser nächstes Nachtquar-

tier hatten. Wir hatten den ganzen Tag zwar wolkenverhangen aber trocken über-standen und dann um 23:30 Uhr schien die Sonne! Es war ein herrlicher Tag mit unterschiedlichsten faszinierenden Eindrücken und jeder Menge Fahrspass.

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13.6.

Heute bin ich um halbfünf aufgewacht und konnte nicht mehr einschlafen, es war natürlich taghell. Mittlerweile scheint mein Körper mit dem Dauertag leicht durch-einander zu sein. Gilbert hat damit offensichtlich keine Probleme, er schnarcht friedlich die ganze "Nacht". Wir fuhren wieder los bei weißblauem Himmel, auch wenn es etwas frisch war. Es ging immer der E6 nach, entlang dem Lyngen und dem Storjford bis nach Oteren. Die Landschaft wieder unbeschreiblich wie schon die letzten Tage. Bei Oteren sind wir dann abgebogen auf die 868 und den ganzen Fjord wieder nach Norden entlang gefahren bis Lyngseidet. Dann gings wie-der in westlicher Richtung auf der 91 incl. einer kleinen heftig schaukelnden Fähre bis zur E8. Da wir schon mal in der Gegend waren haben wir dem nördlichs-ten Harley Dealer der Welt in Tromsø einen Besuch abgestat-tet. Selbstverständlich sind wir auch über die 43 m hohe Tromsøsundbrücke gefahren. Dann wieder zurück in südlicher Richtung auf der E8 entlang dem Balsfjord und wieder auf die E6. Auf dieser dann bergauf und bergab, kilometerlange gerade Stücke und dann wieder schöne langgezogene Kurven bis zu un-serem Tagesziel Gratang mit ei-nem herrlichen Blick auf den Fjordausläufer Gratangen. Man merkt auf den Straßen, dass Wo-chenende ist. Uns kamen eine Unmenge Einheimische mit Wohnwagen oder Wohnmobil entgegen. Überhaupt scheint hier das fahrbare Zweithaus standardmäßig zum Hausstand zu gehören. Interessanterweise fuhren mit uns auch viele Biker nach Süden und auf Nachfrage erfuhren wir dass dieses Wochenende das größte Bikertreffen im Norden Norwegens in Harstad stattfand. Daraufhin beschlossen wir spontan da mal vorbei zu schauen da wir ja sowieso auf die Lofoten wollten.

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14.6.

Wir fuhren los bei leichter Bewölkung und es war nicht allzu kalt, ich schätze mal so um die 8 °C. Zunächst noch der E6 folgend sind wir dann bei Bjerkvik auf die E10 abgebogen und das Wetter wurde immer besser und als wir bei gemütlicher Fahrt Harstad erreichten, hatten wir strahlend blauen Himmel. Wir machten einen Abste-cher auf das Bikerfest, tranken einen Kaffee und saßen faul in der Sonne die richtig schön wärmte. Einige der Typen waren noch oder schon wieder ganz schön fertig. Am Abend sollte die große Fete steigen aber so lange konnten wir leider nicht blei-ben. Wie schon auf der ganzen Tour waren auch hier alle sehr freundlich und nett. Nach einer guten Stunde Aufenthalt ging es auf der 83 wieder zurück zur E10 und dann über Sortland nach Melbu, dort auf die Fähre nach Fiskebel und dann weiter zur heutigen Endstation Solvær. Die heutige Etappe war eine der schönsten und beeindruckendsten der ganzen bisherigen Tour und die Eindrücke lassen sich nur schwer wiedergeben. Wälder, verträumte Seen mit einsamen kleinen roten Hütten, saftige Wiesen wie bei uns im Voralpen-land, dann wieder durch Fels und Stein, nur um nach der nächsten Kurve wieder einen herrlichen See vorzufinden. Das Meer ist blau bis türkis wie auf Postkarten. Du fährst auf Stra-ßen wo links das Meer ist und rechts nach ein paar hundert Metern Wiese eine steile Fels-wand nach oben geht wo 150 m höher noch Schnee liegt. Man müsste eigentlich alle paar Kilo-meter stehenbleiben und Fotos machen und weiss doch, dass ein Foto diese Eindrücke nur sehr eingeschränkt wiedergeben kann denn das was man fühlt, denkt und riecht, kann ein Bild nicht wiedergeben. Der Wunsch nichts von alledem zu verpassen erzwingt schon eine moderate Fahrweise aber die Stra-ßen lassen durch diverse Schäden auch keine allzu flotte Geschwindigkeit zu. Aber das ist hier auch garnicht wichtig, ein gemütliches lockeres Cruisen ist Vergnügen pur. Den herrlichen Tag haben wir bei einem guten Essen im Hafen von Solvær auf einer Hafenpromenade in strahlendem Sonnenschein im Freien (wir befanden uns auf den Lofoten!) ausklingen lassen. Die Sonne ging ja eh nicht unter. Ist schon irre wenn es keine Nacht gibt und man "nachts" um halbzwölf bei Sonnenschein ins Bett geht.

15.6.

Heute haben wir noch weiter die Lofoten unsicher gemacht indem wir von Solvær aus noch etliche Kilometer in westlicher Richtung gefahren sind und das bei strah-lendem Sonnenschein und angenehmen 10 °C. Die fantastischen Eindrücke von gestern haben sich fortgesetzt. Diese Gegend ist einfach faszinierend schön. Und was für eine Unmenge an deutschen Wohnmobilen hier unterwegs war, einfach un-glaublich. Man hatte das Gefühl, alle Rentner mit Wohnmobil haben sich auf den Lofoten getroffen. Am Nachmittag als wir wieder zurückfuhren und trotz teilweise gleicher Strecke wieder viele neue Eindrücke auf uns wirkten, zog sich der Himmel

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dann langsam zu und es tröpfel-te einmal leicht aber wir erreich-ten trocken Lodingen. Von dort ging es mit der Fähre nach Bo-gnes und dann auf der E6 zum heutigen Tagesziel Innhavet. Wir sind auf den Lofoten die letzten beiden Tage durch so viele Tun-nel und über so viele größere Brücken gefahren, da hätten wir in Österreich mindestens 50 € Maut bezahlt. Am Abend saß ich dann in der Hotel-Lobby und blickte direkt auf die Hauptver-kehrsader E6 - ungefähr alle 10 Minuten kam mal ein Auto! Des-halb macht die Fahrt auf dieser Straße viel Spass da man die Fahrt durch herrliche Landschaf-ten wirklich geniesen kann und man nicht ständig auf den Ver-kehr aufpassen muss. Der Wet-terbericht für die nächsten Tage sah zwar nicht besonders toll aus aber als Optimist gehe ich immer davon aus, dass es uns nicht erwischt.

16.6.

Nach einem gemütlichen Frühstück ging es bei strahlendem Sonnenschein wieder auf die E6 in Richtung Süden. Durch herrliche Täler, durch unzählige Tunnel (30km insgesamt und jeder finster wie die Hölle und eiskalt), an Fjor-den und Seen entlang bis nach Fauske. Dort sind wir dann ab-gebogen in Richtung Bodø. Kurz vor Erreichen der Stadt dann wieder nach Süden auf der 17 über den gewaltigen Gezeiten-strom Saltstraumen, der enorme Wassermassen mit fast 40 Km/h durch den nur 150 m breiten Sund presst. Auf der 812 ging es dann auf einsamen Straßen und durch malerische Gegenden wieder ins Landesinnere. Leider zog sich der Himmel wieder zu

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und wir bekamen einige Regentropfen ab was nicht weiter schlimm war. Schade war allerdings dass durch die nasse und glitschige Straße trotz vieler toller Kurven eine vorsichtige Fahrweise angesagt war. Irgendwann trafen wir dann auf die E6, der wir weiter nach Süden folgten. Zunächst in einem herrlichen Flusstal um dann am Polarkreis bis auf 700 m Höhe hochzufahren. Die Baumgrenze hatten wir hinter uns gelassen. Auf dem Plateau blies der Wind so stark, dass wir nur mit deutlicher Schräglage geradeaus fahren konnten. Nach dem obligatorischen Foto und einem Kaffee ging es dann langsam aber stetig wieder bergab um dem nächsten male-rischen Flusstal bis Mo i Rana zu folgen. Und wieder war es ein Tag voller toller Landschaften, langgezogener Kurven und viel Fahrspass. Man merkte auch, dass das Wochenende vorbei war denn es waren ziemlich we-nig Bikes unterwegs, hauptsäch-lich nur ausländische Kennzei-chen. Dafür aber auch heute wieder eine Unmenge deutscher Wohnmobile die an-scheinend alle auf dem Weg zum Nordkap waren um dort die Sommersonnwende zu erleben. Hab garnicht gewusst, dass es so viele Rentner mit Wohnmobilen gibt. Dunkel wird es immer noch nicht, es ist mittlerweile 23.30 Uhr und immer noch taghell.

17.6.

Heute früh war das Wetter nicht sonderlich erfreulich. Es regnete und die umlie-genden Höhen waren alle wolkenverhangen. Die Wolken waren sehr tief, ich schät-ze mal auf 150 - 200 m Höhe. Nun gut, nach dem Frühstück also Regenkleidung an-ziehen und ab auf die Bikes. Wir fuhren auf der E6 und der Regen ließ nach aber es gab immer wieder leichte Schauer. Irgendjemand kam dann auf die glorreiche Idee,

ab Korgen die 806 zu nehmen und ins Inland zu fahren. War auch eine tolle Strecke bis Bleik-vassli, dann hörte die Teerstraße plötzlich auf. Die Straße wurde gerichtet. Eine Nachfrage bei ei-ner Einheimischen ergab dass die nächsten 15 km zwar kein Asphalt vorhanden war aber die Straße ansonsten recht gut sei. Vor der Alternative wieder 22 km zurück zu fahren entschlos-sen wir uns zur Weiterfahrt, was sich fahrtechnisch als recht an-spruchsvoll erweisen sollte. Über schmierigen festgestampf-

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ten/festgefahrenen Lehm bis zu Schotter und etwas Kies wurde auf 30 km eine reiche Abwechs-lung geboten. Kriminell wurde es dann als plötzlich eine 10 - 15 cm dicke Kiesschicht auf der Straße lag, die gerade von ei-nem Gräter frisch eingeebnet wurde und noch nicht festge-walzt war. Doch wir schafften die Herausforderung ohne die Bikes in den Dreck zu schmei-ßen und wurden von einer fan-tastischen Landschaft und Son-nenschein belohnt. Eine kurven-reiche Strecke ohne Verkehr wurde nur noch ganz leicht ge-

trübt von häufigem Sand in den Kurven aber mit ein wenig Aufpassen war der Fahr-spass perfekt. Als wir dann auf der 73 wieder in Richtung E6 fuhren war dann auch der Sand weg was wir angesichts einer hervorragenden Straße und einer Kurve nach der anderen schamlos ausnutzten. Wieder and der E6 angekommen gab es erst mal eine ausgiebige Pause nach diesem Abenteuer. Nun folgten wir wieder der E6 nach Grong. Es ist einfach irre, du fährst immer an irgendeinem See oder Fluss oder Wildbach entlang durch endlose Wälder. Du fährst einfach vor dich hin und lässt das alles auf dich wirken. Dann mal wieder abbremsen auf 40 Km/h weil wie-der eine Eisenbahnunterführung kommt, die gerade so breit ist wie ein LKW (ja gut, knapp 4 m sind es schon). Die letzten 30 km bis Grong waren dann wie bei uns in Alpennähe nur viel weniger Verkehr. Saftige Wiesen, Wälder, Bäche, Kühe, Bauern-höfe usw. Und dazu im Hintergrund immer die Berggipfel und Anhöhen die teilwei-se noch ziemlich schneebedeckt sind und das ab 800 m über Meereshöhe. Den ganzen restlichen Tag fuhren wir bei Sonnenschein und teilweise bis 20 °C. Das wa-ren wir garnicht mehr gewohnt aber wir sind doch schon wieder einige 100 km süd-lich des Polarkreises.

18.6.

Die Nacht über hatte es gereg-net und der Himmel war voller dunkler Wolken so dass wir uns sicherheitshalber für die Regen-klamotten entschieden. Eine weise Entscheidung wie sich bald herausstellte denn schon einige Kilometer nach der Ab-fahrt erwischte uns der erste Guss. Dies ging dann den gan-zen Tag über so weiter, sonnige Abschnitte wechselten sich ab mit kräftigen Schauern. Als Rou-te gab es nicht sonderlich viele Alternativen zur E6 was auch

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garnicht weiter störte denn diese Straße ist eine einzige Panoramastraße. Von Grong zunächst durch Waldgebiet und dann kilometerlang am See Snasvatnet ent-lang um dann plötzlich auf der anderen Straßenseite die Fjorde auftauchen zu se-hen. Nach Trondheim dann einen Tank- und Kaffeestop bevor es in die nächste Re-genfront ging. Die nächsten 40 km waren wieder schönstes "Voralpenland". Dann ging es langsam aber stetig bergauf in Richtung Dovrefjell und die letzten 50 km bis Dombas waren wieder einzigartig. Zunächst durch ein fantastisches Tal immer entlang eines Wildbachs. Man kam mit dem Schauen garnicht hinterher und ich musste mich zusammenreißen dass ich die Straße nicht zu sehr vernachlässigte. Das Tal führte dann auf eine Hochebene mit völlig anderer Landschaft aber nicht minder schön. Auch der Wettergott hatte ob dieser Eindrücke en Einsehen und be-scherte uns wieder Sonnenschein. Als wir in Dombas ankamen und die Motoren ab-stellten saßen wir auf unseren Bikes, sahen uns an und sagten fast gleichzeitig "fantastisch". Das Hotel lag malerisch an einem Wildbach und zum Abendessen gab es sogar musikalische Untermalung von einem Pianisten. Rundum ein weiterer unvergesslicher Tag unserer Tour trotz einiger Regengüsse.

19.6.

Wir sind in Dombas wieder mit Regenklamotten gestartet nachdem wir uns beim Frühstück noch nett mit zwei slowenischen Bikern unterhalten hatten, die auf dem Weg zum Nordkap waren. Leider wurde es ein richtiger Regentag, statt angesagten Schauer hatten wir Dauerregen. Das hinderte uns allerdings nicht noch einen Ab-stecher ins Hochland zu machen und die 255 zu fahren. Tolle Aussichten und wenn die Straße nicht nass gewesen wäre dann wäre es noch schöner gewesen denn vie-le Kurven wo alle 10 Minuten mal ein Auto kommt - was will ein Bikerherz mehr.

Fast schon obligatorisch waren die letzten Kilometer der 255 wieder Baustelle. Kurz vor Lille-hammer ging es dann wieder auf die E6 und zunächst zu einer ausgiebigen Kaffeepause. Da der Regen nicht aufhörte ent-schlossen wir uns, direkt auf der E6 nach Oslo zum Fährhafen zu fahren und auch dieses Stück hatte neben einer Menge Bau-stellen noch einige landschaftli-che Leckerbissen parat. In Oslo warteten wir dann zusammen mit anderen Bikern im Regen auf die Fähre. Ein Abendessen und die Fahrt durch den Oslof-

jord beendeten praktisch unsere Nordkap-Tour denn morgen war nur noch Nach-hauseweg auf der Autobahn durch Dänemark bis zum Zug nach Hamburg.

20.6.

Am Morgen in Frederikshaven angekommen donnerten wir nach dem Entladen un-serer Bikes direkt durch bis Flensburg, nur unterbrochen von einem kurzen Kaffee- und Tankstop. Da das Wetter relativ gut war und wir Zeit gut gemacht hatten, kurv-ten wir nach einer ausgiebigen Pause noch etwas durch das Schleswigholsteiner

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Land wobei kurven etwas übertrieben ist. Über 200 km kein Hügel und fast nur bol-zengerade Straßen sind für uns doch etwas gewöhnungsbedürftig. Am Abend ging es dann auf den Autoreisezug und unsere Tour war endgültig beendet.

Abschließend bleibt nur noch zu sagen, dass es eine ungeheuer beeindruckende tolle Tour war von der ich noch lange zehren werde und die unvergesslich bleiben wird. Es war eine von den Touren, von denen man noch seinen Enkeln erzählt und es bleibt als Resümee nur die Gewissheit dass es nicht die letzte große Tour war.