Einsatz auf den Weltmeeren - Greenpeace USA · kommt es laut Dominique Prieur zu heftigen...

13
www.greenpeace.at speZial Rainbow Warrior www.greenpeace.at 02  |  Juni – August 2010 Einsatz auf den Weltmeeren

Transcript of Einsatz auf den Weltmeeren - Greenpeace USA · kommt es laut Dominique Prieur zu heftigen...

Page 1: Einsatz auf den Weltmeeren - Greenpeace USA · kommt es laut Dominique Prieur zu heftigen Kontroversen. „Wir waren überrascht, dass man eine so brutale Aktion ge- gen eine pazifistische

www.greenpeace.at

speZial Rainbow Warrior

www.greenpeace.at

02 |   Juni – August 2010

Einsatz auf den Weltmeeren

Page 2: Einsatz auf den Weltmeeren - Greenpeace USA · kommt es laut Dominique Prieur zu heftigen Kontroversen. „Wir waren überrascht, dass man eine so brutale Aktion ge- gen eine pazifistische

Kein Schiff wird für den Hafen gebaut, und so könnte „act“ das Motto aller Green-peace-Schiffe sein. Doch ein Name steht wie kein anderer für den Einsatz für Um-welt und Frieden: Rainbow Warrior. Untrennbar ist er mit den größten Erfolgen in der Geschichte von Greenpeace verbunden – und mit den schlimmsten Stunden.

Diese ereigneten sich vor 25 Jahren: Am 10. Juli 1985 lag die Rainbow Warrior im Hafen von Auckland in Neuseeland, als kurz vor Mitternacht zwei Minen an der Bordwand explodierten. Das Greenpeace-Flaggschiff sank binnen Minuten; der Fotograf Fernando Pereira ertrank. Der Terrorakt war ebenso feige wie dilet-tantisch, und schnell war klar, wer dahintersteckte: französische Agenten, die verhindern sollten, dass die Rainbow Warrior Frankreichs Atomtestprogramm auf Moruroa stört. Das Protokoll des Skandals liest sich wie ein Krimi – ab Seite 4.

Die weltweite Empörung über den Anschlag löste eine Welle der Solidarität mit der damals noch jungen Umweltorganisation aus. Frankreich musste schließlich acht Millionen Dollar Entschädigung zahlen. Mit dem Geld kaufte Greenpeace einen alten Trawler und baute ihn um: 1989 stach die Rainbow Warrior II in See. Ihre Einsätze – gegen Walfänger, Piratenfischer und Urwaldzerstörer, für saubere Energien, Meeresschutzgebiete und Klimaschutz – sind dramatisch, bewegend, manchmal auch lustig und immer wieder von Erfolgen gekrönt. Lesen Sie die Schilderungen der Menschen, die sie hautnah erlebt haben – ab Seite 10.

Nun sind auch die Tage der Rainbow Warrior II gezählt, denn das Schiff ist in die Jahre gekommen. Aber es erhält eine zukunftsweisende Nachfolgerin: Als hochmodernes Segelschiff, das neuen Anforderungen und höchsten ökologischen Ansprüchen gerecht wird, läuft Ende 2011 die Rainbow Warrior III vom Stapel. Getreu dem Motto: Volle Kraft voraus für eine grüne Zukunft – act!

2011 wird die Rainbow Warrior III vom Stapel laufen – ein hochmodernes Segel-schiff, dessen Segelfläche dreimal größer sein wird als bei seiner Vorgängerin.

02 | 03  act  [mai 2010]

Der Anschlag auf die Rainbow Warrior 04 Interview mit Crew-Mitglied Bunny McDiarmid 09 Fahrten und Aktionen: Eine Chronik und sieben Erlebnisberichte 10

Kampagnen und Erfolge 16 Schiff der Zukunft: die Rainbow Warrior III 18

Rätsel: Was wissen Sie über die Greenpeace-Flaggschiffe? 20 Essay: Warum die Meere Hilfe brauchen 21 So können Sie aktiv werden 22 Impressum 22

inhalt

Liebe Leserinnen und Leser

Das legendäre erste Green-peace-Kampagnenschiff Rainbow Warrior war von 1978 bis zum Bombenanschlag im Juli 1985 im Einsatz.

Seit 1989 ist die Rainbow War-rior II, ein umgebauter Nordsee-trawler, für Greenpeace auf den Weltmeeren unterwegs.

Drei Schiffsgenerationen im Einsatz für Umwelt und Frieden

Unsere Vision einer besseren Zukunft ist nur so stark wie die Menschen, die hinter uns stehen! Informationen zum Thema Aktivsein mit und bei Greenpeace und eine Möglichkeit, unsere Meereskampagne direkt zu unterstützen, finden Sie auf den Seiten 22 und 23!

Aktiv Meer Tun! Werden Sie Meerespate!

Wollen Sie mitverfolgen, wo unsere Schiffe gerade sind? Im Internet finden Sie Live-Webcams, Videos und viele Fotos: www.greenpeace.at/flotte

Antje Helms Kampagnenleiterin Meere

Tite

l: M

arco

Car

e/GP

; Fot

os: L

ouis

a H

enne

ssy,

Ingr

id F

rank

haus

er/G

P; Il

lust

rati

onen

: Car

sten

Raf

fel

Page 3: Einsatz auf den Weltmeeren - Greenpeace USA · kommt es laut Dominique Prieur zu heftigen Kontroversen. „Wir waren überrascht, dass man eine so brutale Aktion ge- gen eine pazifistische

März 1985 – Es herrscht freudige Spannung an Bord der Rainbow Warrior, als sie von Jacksonville in Florida aus in See sticht. Die 27 Besatzungsmitglieder wollen zuerst die Insel Rongelap im Pazifik anlaufen. Deren 300 Bewoh-ner haben um Hilfe gebeten. Sie leiden unter den Folgen der US-Atomtests zwischen 1946 und 1958 auf dem be-nachbarten Bikini-Atoll. Ihre Heimat ist strahlenverseucht. Die Rainbow Warrior wird sie auf die Insel Mejato bringen. Danach hat das 44 Meter lange Flaggschiff der Green-peace-Flotte eine weitere Mission: Von Mejato aus soll es, nach einem Stopp in Neuseeland, zum Moruroa-Atoll auf-brechen, um dort französische Atomtests zu stören.

„Regenbogen-Kämpfer“ sollten nach einer Prophezei-ung der Cree-Indianer die Erde vor einem ökologischen Inferno retten – und die Rainbow Warrior hat ihrem Na-men schon bei vielen Aktionen Ehre gemacht. Mehr als 100.000 Dollar hat die Umweltorganisation vor der Pa-zifik-Fahrt in ihr Schiff investiert. Neue Großsegel zieren die Masten, den Bug ein Regenbogen. Zudem gibt es jetzt ein modernes Funk- und Radarsystem. Und die Maschi-nen sind generalüberholt.

März 1985 – Admiral Henri Fages, der Kommandeur des französischen Atomtestzentrums im Pazifik, hat schon zu Beginn des Jahres von der bevorstehenden Greenpeace-Protestfahrt nach Moruroa Wind bekommen. Besorgt wendet er sich an Verteidigungsminister Charles Hernu: Die Regierung möge geeignete Strategien entwickeln, um Störungen zu verhindern. Am 19. März erhält der Chef des

04 | 05  act  [mai 2010]

Ein mannsgroßes Loch klafft in der Bordwand der Rainbow Warrior – an dieser Stelle detonierte die größere der beiden Haftminen, die Kampf­schwimmer am Rumpf des Schiffes befestigt hatten (oben). Inzwischen sind die Reste des legendären Greenpeace­Schiffs zu einem artenreichen Biotop geworden (links).

Am 10. Juli 1985 verüben Taucher des französischen Geheimdienstes in Neuseeland einen heimtückischen Anschlag auf das Greenpeace-Flaggschiff Rainbow Warrior. Das Protokoll eines wahren Agententhrillers.

Reise ohnewiederkehr

Vor 25 Jahren starb Fernando Pereira in der sinkenden Rainbow Warrior. Heute ist das Wrack des Schiffes ein künst-liches Riff – und wimmelt von Leben.

Auslandsgeheimdienstes Direction Générale de la Sécuri-té Extérieure (DGSE), Pierre Lacoste, aus dem Büro des Ministers die Weisung, die Rainbow Warrior zu stoppen. Zudem soll er seine Agenten auf Greenpeace ansetzen.

April/Mai 1985 – Am 23. April betritt eine Frau mit kurzem Haar die neuseeländische Greenpeace-Zentrale in Auckland und bietet ihre Hilfe an. In der Geschäftsstelle ist man auf Freiwillige angewiesen. Also verschickt Frédé-rique Bonlieu, wie sie sich nennt, Infoblätter, sortiert Fern-schreiben und nimmt Anrufe entgegen. Schon bald ist sie in fast alle Details der Rainbow Warrior-Aktion eingeweiht. Jede Information, die sie aufschnappt, leitet die 33-Jährige sofort nach Paris weiter. Denn Frédérique Bonlieu heißt in Wirklichkeit Christine Cabon und steht auf der Gehaltslis-te des französischen Nachrichtendienstes.

Die „Grande Nation“ fühlt sich durch Greenpeace nicht zum ersten Mal herausgefordert. Schon 1972 und 1973 war David McTaggart für die Umweltschützer nach Moruroa gesegelt, um Atomtests zu verhindern. Soldaten enterten seine Jacht Vega und schlugen ihn so brutal zusammen, dass er fast ein Auge verlor. Doch Fotos von dem Überfall führten zu internationalen Protesten gegen die arrogante Atommacht und ihre Tests im Pazifik. Greenpeace dage-gen, vorher kaum bekannt, erntete weltweite Sympathie.

Cabons Geheimdossiers über eine erneute Fahrt von Greenpeace ins Sperrgebiet bestärken die DGSE, zur At-tacke überzugehen. Bald steht der Plan für die Operation „Satanique“. Die Rainbow Warrior soll durch zwei Haft-Fo

tos:

Rog

er G

race

/GP,

Kei

th S

cott

/GP

Page 4: Einsatz auf den Weltmeeren - Greenpeace USA · kommt es laut Dominique Prieur zu heftigen Kontroversen. „Wir waren überrascht, dass man eine so brutale Aktion ge- gen eine pazifistische

Grosses Geheimnis bedeutet „Moruroa“ in der Sprache der Maohi, der Ureinwohner von Französisch­Polynesien. Ein zynischer Zufall. Denn tatsächlich umgibt ein großes Ge­heimnis – genauer: eine große Geheimniskrämerei – das gleichnamige Südseeatoll, das Frankreich 30 Jahre lang für Atomtests nutzte. Zwischen 1966 und 1974 zündete die „Grande Nation“ hier überirdisch 46 Nuklearsprengkörper. Auf internationalen Druck wur­den weitere 147 Tests zwischen 1975 und 1996 unter die Erde verlegt.

Ohne jede Aufklärung oder Schutz vor Strahlenschäden arbeiteten tausende Poly­nesier jahrzehntelang als Atom­Tagelöhner auf dem Atoll. Während französische Militärs und Experten das Gebiet nach Tests nur in Schutzanzügen betraten, bargen die Arbeiter mit bloßen Händen Trümmer und tote Fische an den Stränden. Opfer dieser Praxis wurden Berichten zufolge in Blechsärgen ausgeflogen. Viele Überlebende leiden an Leukämie oder Schilddrüsenkrebs. Lange kämpften Betroffene erfolglos für die Anerkennung von Krebsleiden und Geburtsfehlern als Folgen der Atomtests. Erst seit Anfang 2010 können Veteranen sowie Betroffene in Polynesien und Algerien Schadenersatz beantragen.

Der Südpazifik war mit rund 300 Atom­ und Wasserstoffbombentests eines der am stärksten betroffenen Gebiete der Welt. Zwischen 1946 und 1958 testeten die USA nörd­lich von Moruroa auf den Atollen Bikini und Eniwetok 66 Kernwaffen. 1954 stieg dort der Atompilz der Wasserstoffbombe „Bravo“ in den Himmel – die größte je von den USA durch­geführte oberirdische Nuklearexplosion, tausendmal stärker als die Hiroshima­Bombe. Millionen Tonnen Wasser, Gestein, Korallen und Sand wurden bis zu 30 Kilometer hoch in die Atmosphäre geschleudert und regneten als radioaktiver Fallout auf die Region nieder. Hunderte Insulaner wurden verstrahlt.

Die schlimmsten Folgen hatte der Test auf der Südseeinsel Rongelap, wo Berichten zufolge vielen Bewohnern die Haare ausfielen und einige rasch starben. Wer überlebte, diente Forschern als Versuchskaninchen – als „die beste verfügbare Datenquelle zum Transfer von Plutonium“ innerhalb eines „biologischen Systems“, wie 1977 das US­En­ergieministerium schrieb. Erkrankungen wie Leukämie, Leber­ und Schilddrüsenkrebs häuften sich. Frauen brachten „Quallenbabys“ zur Welt: Säuglinge ohne Knochen und mit transparenter Haut, durch die man ihre Gehirne betrachten und Herzen schlagen sehen konnte, ehe sie qualvoll starben. 1978 wurde den Bewohner verboten, Früchte von ihrer Insel zu essen. Lange baten die Insulaner vergeblich um ihre Evakuierung. 1985 wurden sie schließlich vom Greenpeace­Schiff Rainbow Warrior umgesiedelt.

Seit am 16. Juli 1945 in New Mexico der erste Atomtest stattfand, haben allein die fünf offiziellen Atomwaffenstaaten USA, Russland (UdSSR), Frankreich, Großbritannien und China 2045 Tests durchgeführt ­ darunter 528 oberirdische. Die „Internationalen Ärzte zur Verhinderung des Atomkriegs“ (IPPNW) schätzen die Zahl tödlicher Krebserkrankungen durch solche Tests weltweit auf 430.000 Fälle.

Inzwischen wurden die meisten Tests durch Computersimulationen ersetzt. Das weltweite Versuchsverbot, das von den USA zwar eingehalten, aber nie ratifiziert wurde, steht jedoch auf tönernen Füßen. In den Jahren 2006 und 2009 zündete Nordkorea die vorerst letzten nuklearen Sprengsätze.

06 | 07  act  [mai 2010]

Auckland

FIDSCHI

SAMOA

Rongelap

BikiniEniwetok

Moruroa

AUSTRALIEN

NEUSEELAND

1000 km

MARSHALLINSELN

Frz.-Polynesien

Fernando Pereira, Fotograf aus Portugal (oben), stirbt im Rumpf der Rainbow Warrior. Zu schnell sinkt sie nach den De­tonationen an ihrem Liegeplatz im Hafen von Auckland auf den Grund. Frankreichs Verteidi­gungsminister Charles Hernu und Geheimdienstchef Pierre Lacoste (ganz unten) müssen später zurücktreten – dabei hatte Präsident Mitterand dem Terrorakt offenbar zugestimmt.

minen lahmgelegt werden. Eine erste Detonation soll die Crew zur Flucht von Bord zwingen, bevor die zweite Bombe das Schiff irreparabel beschädigt. Kampfschwimmer der DGSE sollen die Aktion planen und ausführen.

Juni 1985 – Die heiße Phase der Operation beginnt mit dem Aufmarsch der französischen Agenten. Am 22. Juni geht die Elf-Meter-Jacht „Ouvéa“ in Neuseeland vor Anker. Sie hat Sprengstoff, Tauchausrüstungen und ein Schlauch-boot an Bord. Zur gleichen Zeit landen Alain Mafart und Dominique Prieur in Auckland, getarnt als Schweizer Ehe-paar Alain und Sophie Turenge. Einen Tag später trifft auch Jean Louis Dormand in der größten neuseeländischen Stadt ein. Sein wirklicher Name: Louis-Pierre Dillais; Oberstleutnant der DGSE und „Satanique“-Koordinator. Mit den Kampftauchern Alain Tonel und Jacques Camurier ist das zwölfköpfige Kommando am 7.Juli komplett.

7. Juli 1985 – Nur Stunden später läuft auch die Rain-bow Warrior, von Segel- und Motorbooten geleitet, im Ha-fen von Auckland ein. Hunderte Neuseeländer bejubeln die Ankunft des Friedensschiffes.

Juli 1985 – Bei den französischen Geheimdienstlern kommt es laut Dominique Prieur zu heftigen Kontroversen. „Wir waren überrascht, dass man eine so brutale Aktion ge-gen eine pazifistische und gewaltfreie Organisation durch-führen wollte“, erinnert sich die Agentin zehn Jahre später. Die Haftminen verfügen über enorme Sprengkraft. Gleich zwei davon zu zünden, erhöhe „das Risiko, dass Menschen an Bord verletzt werden“, gibt einer der Geheimdienstler zu bedenken. „Das wurde von oben so angeordnet“, wer-den die Agenten von ihren Vorgesetzten abgefertigt.

10. Juli 1985 – Der Mond taucht den Hafen von Auck-land in helles Licht. Es ist Abend, kurz vor halb neun. Zwei Männer vertäuen ein Schlauchboot mit Außenborder in der Nähe des Greenpeace-Schiffes. Nach Journalisten-Re-cherchen handelt es sich um Jacques Camurier und Alain Tonel. Sie schlüpfen in ihre Taucheranzüge, legen ihre Sau-erstoffflaschen an und drücken sich die Atemmasken ins Gesicht. Dann tauchen sie in Richtung der Rainbow Warrior. Ein Mann schwimmt zur Schiffsschraube und befestigt die kleinere der beiden Haftminen an der Propellerwelle. Der andere heftet die zweite, etwa zehn Kilo schwere Bom-be an die Außenwand des Maschinenraums. Nachdem die Zeitzünder eingestellt sind, gleiten die Taucher zurück zum Schlauchboot. Sie ziehen es an den Strand. Dann ver-schwinden sie mit einem an der Küstenstraße geparkten Transporter, den Mafart und Prieur besorgt haben.

10. Juli 1985 – Die Messe der Rainbow Warrior ist an diesem Abend weniger voll als üblich. Die meisten sind

zu einem Treffen mit Greenpeacern aus Australien, Neu-seeland, Kanada und den USA gefahren. Nur ein Dutzend Crew-Mitglieder ist an Bord geblieben. Ein Teil liegt schon in den Kojen. Die anderen lassen den Geburtstag von Kampagnenleiter Steve Sawyer ausklingen, der ebenfalls am Treffen teilnimmt. Auch der portugiesische Fotograf Fernando Pereira feiert mit. Er selbst hat erst kurz zuvor seinen 36. Geburtstag begossen.

Um 23.38 Uhr zündet die erste Bombe. Der Schlag erschüttert die Schiffsmesse, die Männer werden aus ih-ren Sitzen geschleudert, das Schiff schwankt bedrohlich. „Das war im Maschinenraum“, schreit Davy Edward. So-fort hastet der Bordingenieur los, um den Schaden fest-zustellen. Der Anblick macht ihn fassungslos. Durch ein garagentorgroßes Loch in der Schiffswand schießt Wasser ins Innere. Binnen Sekunden neigt sich das stolze Schiff zur Seite. „Alles von Bord“, befiehlt Kapitän Pete Willcox. Der Schweizer Schiffsarzt Andy Biedermann kontrolliert geistesgegenwärtig alle Kabinen. Aus einer befreit er Mar-gret Mills. Die Schiffsköchin ist orientierungslos, da sie im Chaos ihre Brille nicht finden kann.

„Sie sinkt, sie sinkt“, schreit Pereira und spurtet in sei-ne Kabine, um die Kameraausrüstung zu retten. In die-sem Moment detoniert die zweite Sprengladung. In Panik springt die Crew auf den Anleger. Nur Pereira nicht. Das steigende Wasser versperrt ihm den Weg. Minuten später füllen sich seine Lungen mit Wasser. Der zweifache Vater ertrinkt im Bauch des sinkenden Schiffes. Am nächsten Tag bergen Polizeitaucher den Toten. Seine Beine haben sich in den Gurten einer Kameratasche verheddert.

11. Juli 1985 – Um kurz nach ein Uhr nachts wird Steve Sawyer ans Telefon geholt. Als er die Stimme seiner Mitarbeiterin Elaine Shaw hört, weiß er: Etwas Furchtbares ist geschehen. Er rast mit anderen Greenpeacern nach Auck-land, ins Polizeirevier, wo die überlebenden Besatzungs-mitglieder verhört werden. Um zwei Uhr neuseeländischer Zeit trifft in allen Büros der Umweltorganisation ein Telex ein: „Vor zwei Stunden Rainbow Warrior nach zwei Explo-sionen im Hafen Auckland Neuseeland gesunken. Ver-mutlich Sabotage. Ein Crew-Mitglied vermisst.“ Am Mor-gen titelt der Auckland Star: „Sabotage, says Greenpeace.“

11./12. Juli 1985 – Die Nachricht von der tödlichen Explosion löst in Neuseeland Entsetzen aus. Nie zuvor war das Land mit einer Terroraktion konfrontiert. Die Polizei gründet eine Sonderkommission mit rund 100 Beamten. Schon nach Stunden stößt sie auf eine heiße Spur: Nacht-wächter eines Bootsclubs haben durch ihre Ferngläser zwei Männer beobachtet, die aus einem Schlauchboot Ge-genstände in einen Lieferwagen umladen. Da sie vermuten, es handele sich um Diebe, die Jachten ausgeraubt haben, notieren sie das Kennzeichen: LB 8945. Der Wagen ist auf einen Autoverleih in der Nähe des Flughafens zugelassen. Dort erfahren die Ermittler, dass der Transporter von einem Schweizer Ehepaar namens Turenge angemietet ist. Sie le-gen sich auf die Lauer. Als das Paar den Wagen am Morgen des 12. Juli zurückgeben will, klicken die Handschellen. Den anderen an der Operation beteiligten Geheimdienst-lern gelingt es abzutauchen: Vermutlich werden sie vom französischen U-Boot „Rubis“ an Bord genommen.

Atomtests: Rüsten ohne Rücksicht

Kart

e: C

arst

en R

affe

l; Fo

tos:

Joh

n M

iller

/GP,

GP,

Fra

nck

Perr

y/Ge

tty

Imag

es,L

e Bo

t Ala

in/l

aif

Page 5: Einsatz auf den Weltmeeren - Greenpeace USA · kommt es laut Dominique Prieur zu heftigen Kontroversen. „Wir waren überrascht, dass man eine so brutale Aktion ge- gen eine pazifistische

Zwei Jahre nach dem Attentat wird die zerstörte Rainbow Warrior zu den Cavalli Islands an der Nordspitze Neusee­lands geschleppt und in einer feierlichen Maori­Zeremonie versenkt. Biologen dokumen­tieren seitdem die Besiedlung durch Korallen, Schwämme, Seeanemonen und Fische. Nicht nur für Meereslebewesen ist das künstliche Riff attraktiv – sondern auch für Taucher (siehe Foto Seite 4).

Was kommt dir heute in den Sinn, wenn du dich an das Attentat von 1985 erinnerst? – Dass es Staatsterrorismus war und dass die Verbrecher nicht dafür zur Verantwor-tung gezogen wurden. Dass ein friedlicher Aktivist dabei sein Leben verloren hat. Und dass uns der Anschlag ge-zeigt hat, wie weit die Atommächte gehen würden. Wenn die Franzosen tatsächlich geglaubt haben, uns mit so ei-ner feigen Aktion stoppen zu können, haben sie den Spirit von Greenpeace nicht verstanden.

Wie haben die Medien und die Menschen auf das At-tentat reagiert? – Ganz Neuseeland war geschockt. Keiner konnte glauben, dass Frankreich dahinter steckte. Die

Vor 25 Jahren war Bunny McDiarmid „Mädchen für alles“

auf der Rainbow Warrior – als einzige Neuseeländerin in

der Crew (Foto unten: Dritte von rechts). Als die Minen

explodierten, war sie nicht an Bord – sie besuchte Freunde an Land. Nach dem Attentat

blieb sie Greenpeace treu: Sie koordinierte die Zusammenar-

beit im Südpazifik, baute das Büro auf Fidschi auf und

war internationale Campaignerin gegen Atomtests und

Treibnetze. Inzwischen steht sie an der Spitze von Green-

peace Neuseeland.

08 | 09  act  [mai 2010]

„Das ganze land war geschockt“Bunny McDiarmid, 53, gehörte zur Crew, als die Rainbow Warrior versenkt wurde.Heute leitet sie das Greenpeace-Büro Neuseeland.

Neuseeländer haben das Attentat auf die Rainbow Warrior empfunden, als wären sie selbst getroffen worden. Monate-lang las man in den Zeitungen nichts anderes. Unsere kleine Polizeieinheit ermittelte in dem Fall. Und obwohl sie oft behindert statt unterstützt worden ist, gelang es ihr, den französischen Verteidigungsminister zum Rücktritt zu zwingen. Das war ein großer Triumph für unser Land. Die ganze Geschichte schweißte die Neuseeländer eng mit Greenpeace zusammen.

Stimmt es, dass die Regierung der Besatzung – quasi als Entschädigung – ein Bleiberecht eingeräumt hat? – Nein, aber trotzdem sind viele von uns geblieben. Wir ha-ben einen wunderschönen Platz zum Leben gefunden: die kleinen Insel Waiheke. In nur 30 Minuten ist man mit der Fähre in Auckland, der größten Stadt Neuseelands. So lässt sich das Beste beider Welten verbinden.

Wie lebt ihr da? – Auf Waiheke Island wohnen rund 10.000 Menschen, viele davon sind Künstler. Ich lebe auf einem 200 Hektar großen Stück Land, das sich 15 Familien teilen. Uns alle verbindet ein starkes Zusammengehörig-keitsgefühl. Die Größe finde ich ideal. Die Gemeinschaft ist klein genug, damit sich alle aufgehoben fühlen, aber so groß, dass jeder auch ein bisschen Privatleben hat.

Wie wichtig sind Umweltthemen für die Neuseelän-der? – Im Moment haben wir eine rechte Regierung, die den Ruf der grünen Insel in Misskredit bringt. Für uns ist es zwar leichter, Kampagnen zu machen, aber schwerer, sie zu gewinnen.

Welches Erlebnis an Bord der Rainbow Warrior hat dich am meisten beeindruckt? – Die Evakuierung der Bevölkerung vom Rongelap-Atoll. Seit den US-Atomtests in den 50er-Jahren waren die Menschen dort radioaktiver Strahlung ausgesetzt. Wir haben alle Inselbewohner mit der Rainbow Warrior auf einer Nachbarinsel in Sicherheit gebracht. Diese bewegende Geschichte war meine erste Aktion für Greenpeace. Bis heute fühlen wir uns mit die-sen Menschen sehr verbunden.

Woher nimmst du die Kraft für dein Engagement? – Ich tanke auf, wenn ich mit meiner Familie und meinen Freun-den auf Waiheke Island zusammen bin. Unser schönes Land bietet soviel Natur, darin kannst du dich leicht ver-lieren. Außerdem gibt es auf der Welt viele Menschen, die immer wieder gute Ideen haben, wie man etwas ändern kann – das inspiriert uns alle.

Die Pässe der vermeintlichen Eheleute erweisen sich als falsch. Doch sie geben ihre Identität nicht preis. Erst ein Telefonat, das „Sophie Turenge“ vom Hotel aus geführt hat, bringt die Sonderkommission auf die Fährte. Der Ver-bindungsnachweis spuckt eine Pariser Nummer aus, die die Ermittler nicht zuordnen können. Das französische Innenministerium, das über die Verstrickungen der eige-nen Regierung in den Anschlag nichts weiß, gibt bereit-willig Amtshilfe: Es handelt sich um eine streng geheime Kontaktnummer des französischen Geheimdienstes.

Juli – September 1985 – Paris dementiert zunächst, mit dem Sabotageakt zu tun zu haben. Dann wird enthüllt, dass französische Agenten verwickelt waren. Präsident François Mitterrand muss eine Untersuchungskommission einset-zen. Zwei Wochen später folgt ein Teilgeständnis: Zwar habe der DGSE Greenpeace ausspioniert, an der tödlichen Aktion sei er aber nicht beteiligt gewesen. Doch Polizei, Journalisten und Greenpeace bringen täglich neue Fakten ans Licht. Am 17. September schreibt die Tageszeitung Le Monde, es sei „erwiesen, dass Geheimdienstchef Lacoste und Verteidigungsminister Hernu von dem Attentat infor-miert worden waren, es vermutlich sogar selber angeord-net“ hätten. 48 Stunden später müssen sie zurücktreten. François Mitterrand gerät immer tiefer in den Strudel der Affäre, hält sich aber im Amt. Am 22. September gesteht Premierminister Laurent Fabius ein, was sich nicht länger leugnen lässt: „Agenten unseres Geheimdienstes haben dieses Schiff versenkt. Sie handelten befehlsgemäß.“

November 1985 – In Auckland beginnt vor Journalisten aus der ganzen Welt der Prozess gegen Mafart und Prieur. Die Staatsanwälte haben mehr als 100 Zeugen geladen, um die Schuld der Angeklagten zu beweisen. Doch hinter den Kulissen glühen die Drähte. Paris will eine wochen-

lange Beweisaufnahme und die Enthüllung französischer Geheimdienstmethoden um jeden Preis verhindern und setzt Neuseeland unter Druck, das auf Agrarexporte an-gewiesen ist. Es kommt zum Deal zwischen Verteidigung und Staatsanwaltschaft: Zum Prozessauftakt bekennen sich die Agenten des Totschlags und der Sachbeschädi-gung für schuldig. Nach nur 34 Minuten endet die Ver-handlung. Drei Wochen später werden Mafart und Prieur zu einer Gefängnisstrafe von je zehn Jahren verurteilt.

Juli 1986 – „Personen, die in dieses Land kommen, um terroristische Aktivitäten zu entfalten, können nicht erwar-ten, einen Kurzurlaub auf Kosten unserer Regierung zu verbringen, um dann als Helden heimzukehren“, hieß es im Urteil. Aber nach der Drohung aus Paris, per Veto die Einfuhr von neuseeländischer Butter und Lammfleisch in die Europäische Gemeinschaft zu blockieren, kommt es zu einem Arrangement: Nach acht Monaten werden Mafart und Prieur aus dem Aucklander Gefängnis in eine franzö-sische Militärbasis auf dem Pazifikatoll Hao verlegt, die sie drei Jahre lang nicht verlassen dürfen. Doch bald sind die Spione zurück in Frankreich. Mafarts Magenbeschwerden seien auf dem Atoll nicht zu behandeln. Und für Domi-nique Prieur hat der neue französische Premier Jacques Chirac einen Tipp, als er sie besucht: „Madame, wir brau-chen einen Grund, um sie in einer Notaktion zurückholen zu können. Ein freudiges Ereignis zum Beispiel.“ Die Agen-tin versteht. Prieur, deren Mann zuvor zum Leiter der Mi-litärbasis auf dem Atoll ernannt worden war, wird schwan-ger. Im Juni 1988 darf sie nach Frankreich ausreisen.

1987 – 1995 – Bei ihrer Ankunft in Paris werden Prieur und Mafart gefeiert, wenig später befördert und in den 90er-Jahren sogar mit einem Verdienstorden deko-riert. Louis-Pierre Dillais, der den Einsatz vor Ort geleitet hatte und dafür nie belangt wurde, wird 1993 Geheimdienst-koordinator und Berater des Verteidigungsministers.

8,16 Millionen Euro Schadenersatz zahlt Frankreich nach einem Schiedsgerichtsverfahren an Greenpeace. Auch die Familie Fernando Pereiras und der Staat Neu-seeland werden abgefunden. Greenpeace steckt das Geld in ein neues Flaggschiff: die Rainbow Warrior II. Der fran-zösische Terroranschlag bringt der Umweltorganisation weltweit Sympathien, neue Mitglieder und Spenden ein.

Am Ende der Affäre bleiben offene Fragen: Wer hat den Befehl zur Versenkung gegeben? Und wie tief war Prä-sident François Mitterrand verstrickt? Späte Antworten liefert der Ex-Geheimdienstchef Pierre Lacoste in seinen 1997 erschienen Erinnerungen: Er sei am 15. Mai 1985 von Mitterrand empfangen worden und habe ihn detail-liert über die geplante Aktion informiert, schreibt Lacos-te. An diesem Tag habe der Präsident seine Zustimmung zum Bombenattentat erteilt. MARCo CARINI INTeRVIeW: ANDReA HÖSCHFo

tos:

Bri

an L

atha

m/G

P, B

as B

eent

jes/

GP,G

P

Page 6: Einsatz auf den Weltmeeren - Greenpeace USA · kommt es laut Dominique Prieur zu heftigen Kontroversen. „Wir waren überrascht, dass man eine so brutale Aktion ge- gen eine pazifistische

[b] Ina Vallant, 21,studiert Umwelt- und Bio-Ressourcen-Management in Wien. Seit drei Jahren ist sie ehrenamt-liche Greenpeace-Aktivistin – pro Jahr ist sie bei bis zu 30 Aktionen im In- und Ausland dabei.

„Ich war im Dezember beim Klimagipfel in Kopenhagen. Ehrlich gesagt war es für mich eine der düstersten Zeiten bei Greenpeace: Erst wurde die Aktion abgesagt, bei der ich mitmachen sollte, und dann endete die Konferenz total enttäuschend. Aber es gab auch Höhepunkte – die riesige Demo oder die Aktion der Greenpeacer, die in Abendkleidung bei der Gala im Königshaus Banner mit unserer Botschaft entrollten. Als wir am letzten Tag zum Greenpeace-Lager im Hafen kamen, sahen wir die grünen Masten eines Schiffes, dass ich nur von Bildern kannte. Es war so etwas wie ein Kindheitstraum, einmal die echte Rainbow Warrior zu sehen – allein der Anblick ließ mein Herz wieder höher schlagen! Natürlich nutzte ich die Gelegenheit, das Schiff näher kennenzulernen. Wenn man an Bord kommt, spürt man regelrecht seinen Spirit und wie viel Greenpeace-Geschichte darin steckt. Aktionsfotos und Geschenke aus aller Welt schmücken die Wände. Die Crew begrüßte uns, als wären wir schon lange ein Teil der Familie. Wenn man sieht, wie viele Erfolge mit dem Schiff schon erzielt wurden, wird klar, dass es immer noch Hoff-nung auf Veränderung gibt – trotz Rückschlägen wie in Kopenhagen. Nicht umsonst heißt es: You can never sink a Rainbow. Und so blieb das Schiff erstmal dort – um bis zur Freilassung der bei der Gala inhaftierten Aktivisten Druck auszuüben und um zu zeigen, dass wir nicht aufgeben.“

10 | 11 act [mai 2010]

Aktion auf den sieben WeltmeerenDie Chronik der ersten und der zweiten Rainbow Warrior steckt voller dramatischer und bewegender Momente. Greenpeacer erzählen von ihren Erlebnissen an Bord der legendären Schiffe. [a] Derek Nicholls, 59,

ist Kapitän der Rainbow Warrior. Der Neuseeländer fährt seit Jahrzehnten zur See – anfangs als Fischer auf seinem eigenen Boot, dann als Kapitän auf Fähren und Yachten. Zu Greenpeace stößt er 1990. Das einzige, was er an seinem Job nicht mag, ist, dass er jedes Jahr sechs Monate lang nicht bei seiner Familie ist. Trotzdem kann er sich nicht vorstellen, etwas anderes zu tun.

„Die Bilder von unserem Einsatz nach dem Tsunami 2004 in Indonesien werden mir immer im Gedächtnis bleiben. Zufällig waren wir in Singapur, als die Provinz Aceh auf Sumatra verwüstet wurde, und so konnten wir als eine der ersten gemeinnützigen Organisationen am Ort des Geschehens sein. Sechs Wochen lang fuhren wir Sumatras Küste auf und ab und brachten Hilfsgüter in die am schlimmsten betroffenen Regionen. Den Anblick und den Geruch all der Leichen werde ich nie vergessen. Aber besonders haben mich die Überlebenden beeindruckt. In Malahyati, dem ersten Hafen auf der Hilfstour, musste ich das Schiff zwischen gesunkenen Booten hindurchmanövrieren und an einem schwer beschädigten Kai anlegen. Es gab keinerlei Infrastruktur mehr, aber der Hafenmeister stand da und begrüßte uns. Wir erfuhren, dass er seine ganze Familie verloren hatte. Er war in einer Art Schockzustand, aber trotzdem half er uns mit allen Formalitäten und fuhr uns zu verschiedenen Regierungsbüros. Während unserer Zeit in Aceh haben wir immer wieder diese selbstlose Tapferkeit, Freundlichkeit und Charakterstär-ke erlebt. Geschieht dies mit den Menschen im Angesicht der Katastrophe?“

1978 London [1] – Am 15. Mai passiert das umgebaute und neu gestrichene Fischereiforschungsschiff Sir William Hardy die Tower Bridge und startet unter dem neuen Na-men Rainbow Warrior seine Jungfernfahrt. 1979 Atlantik [2] – Einsatz gegen das britische Schiff Gem, das auf hoher See 5000 Fässer mit radioaktivem Müll verklappt. Eines der 300-Kilo-Fässer kracht auf ein Green-peace-Schlauchboot und verfehlt die Crew nur knapp.

1979 Island [3] – Protestaktionen gegen Walfang: Als die Rainbow Warrior in isländische Gewässer einfährt, feuern Walfänger fünf Harpunen knapp über die Köpfe der Crew hinweg. In Island werden die Greenpeacer wider-rechtlich festgenommen und Ausrüstung beschlagnahmt.

1980 Cherbourg/Frankreich [4] – Während des Pro-tests gegen die Entladung von japanischem Atommüll, der in La Hague wiederaufbereitet werden soll, rammt ein französisches Marineschiff die Rainbow Warrior.

1980 El Ferrol/Spanien [5] – Im Juni wird die Rain-bow Warrior nach Protesten gegen spanische Walfänger beschlagnahmt. Antriebsteile werden entfernt. Fünf Mo-nate lang wird das Schiff im Militärhafen El Ferrol festge-halten. In einer November-Nacht bringen – vorgeblich be-trunkene – Greenpeacer heimlich Ersatzteile an Bord und entkommen mit dem provisorisch flottgemachten Schiff auf die britische Kanalinsel Guernsey.

[1]Im Juni 2005 behindern Greenpeace-Schlauchboote in der Tasmansichen See einen Tiefseetrawler beim Ausbringen der Netze.

Erlebnisberichte von Besatzungsmitgliedern und Greenpeace-Aktivisten

Foto

s: M

alco

lm P

ullm

an/G

P, M

arri

ner F

erre

ro/G

P, D

imit

ri S

haro

mov

/GP,

Kur

t Pri

nz/G

P

Page 7: Einsatz auf den Weltmeeren - Greenpeace USA · kommt es laut Dominique Prieur zu heftigen Kontroversen. „Wir waren überrascht, dass man eine so brutale Aktion ge- gen eine pazifistische

1989 Hamburg/Deutschland [10] – Der alte Nordsee-trawler Grampian Fame wird auf einer Hamburger Werft verlängert und mit einem modernen Segel-Motor-Antrieb ausgerüstet. Stapellauf der Rainbow Warrior II am 10. Juli.

1990 Great Barrier Island/Neuseeland [11] – Erster Einsatz der Rainbow Warrior II: Im Pazifik spürt sie Treibnetzfischer auf und blockiert ein Tankschiff der Fischereiflotte bei Great Barrier Island.

1992 Rio de Janeiro/Brasilien [12] – Die Rainbow Warrior II zeigt beim Erdgipfel in Rio Flagge, es folgen Aktionen gegen Urwaldzerstörung am Amazonas.

1995 Moruroa/Südsee [13] – Die Rainbow Warrior II segelt an der Spitze einer großen Protestflotte gegen die von Frankreich angekündigte Wiederaufnahme der Atom-waffentests. Am 9. Juli wird sie von einem Boot der fran-zösischen Marine gerammt und unter Einsatz von Tränen-gas geentert. Im September dringt die reparierte Rainbow Warrior erneut in die Zwölf-Meilen-Zone von Moruroa ein – und wird wieder gestürmt (Foto). Die Brutalität der Fran-zosen hat beinahe schon Tradition: Nach den Angriffen

12 | 13 act [mai 2010]

1982 Sankt-Lorenz-Golf/Kanada [6] – Auf dem Weg zu einer Aktion gegen das Abschlachten von Baby-Sattelrobben muss sich die Rainbow Warrior zwei Wochen lang durchs Packeis kämpfen. Die Aktivisten färben das Fell von Babyrobben mit grüner Farbe ein, um es kom-merziell wertlos zu machen – und werden verhaftet. An Bord der Rainbow Warrior ist auch die Schauspielerin Brigitte Bardot.

1983 Lorino/Sowjetunion [7] – Die Besatzung der Rainbow Warrior filmt illegale Aktivitäten einer Walfang-Station. Jährlich werden hunderte kalifornische Grauwale illegal getötet. Soldaten nehmen sieben Crewmitglieder fest und halten sie fünf Tage lang fest, aber der Film ist be-reits an Bord der Rainbow Warrior, die entkommen kann.

1985 Rongelap/Marshall Islands [8] – Evakuie-rung der radioaktiv verseuchten Pazifik-Insel Rongelap. Greenpeace reagiert mit der Aktion auf ein Hilfegesuch der Bewohner, die unter den Folgen eines US-Wasser-stoffbombentests im Jahr 1954 leiden – viele von ihnen sind an Krebs oder Leukämie erkrankt, Kinder werden mit Missbildungen geboren. Die Rainbow Warrior bringt in drei Touren alle 320 Inselbewohner sowie 100 Tonnen Baumaterial auf die benachbarte Insel Mejato.

1985 Auckland/Neuseeland [9] – In der Nacht vom 10. auf den 11. Juli verüben Agenten des französischen Geheimdiensts einen Bombenanschlag auf das Green-peace-Flaggschiff. Die Rainbow Warrior sinkt im Hafen von Auckland, der Fotograf Fernando Pereira stirbt.

[c] Hettie Geenen, 49,fährt jedes Jahr drei Monate als Steuerfrau auf der Rainbow Warrior. Wenn sie nicht auf See ist, stellt die Niederländerin in Amsterdam die Greenpeace-Schiffscrews zusammen, arbeitet als Tischlerin und studiert nebenbei.

„Auf meiner ersten Fahrt mit der Rainbow Warrior, während der Toxic-Free-Asia-Tour, ist etwas sehr Trauriges passiert. Damals, im März 2000, gab es eine Greenpeace-Aktion in Manila auf den Philippinen – Pete Willcox, der Kapitän der Rainbow Warrior, fuhr mit einem Gabelstapler einen mit Erde gefüllten Container quer durch die Stadt und stellte ihn vor der US-Botschaft ab. Der Hintergrund: Der Inhalt war mit Schwermetallen und anderen Giften verseucht und stammte von einer ehemaligen US-Airbase – wir wollten die USA dazu zu bringen, das Gebiet zu reinigen. Zu diesem Zeitpunkt litten bereits viele Menschen an Krebs und anderen Krankheiten. Einmal luden wir alle betroffenen Kinder ein, die Rainbow Warrior zu besuchen. Wir fuhren mit ihnen im Hafen Schlauchboot und bereiteten ihnen einen richtig schönen Tag. Eins der Mädchen hieß Crizel, es war erst sechs Jahre alt und hatte Leukämie. Crizel wurde auf dem Luftwaffenstütz-punkt geboren, ihre Gemeinde war dorthin umgesiedelt worden, nachdem beim Ausbruch des Vulkans Pinatubo ihre Häuser zerstört worden waren. Weil sie von dem Besuch auf dem Schiff schon lange vorher wusste, hatte Crizel ein Bild von der Rainbow Warrior gemalt – es war so schön, dass Greenpeace ein Poster damit bedruckte. Crizels Krankheit war nach Einschätzung ihres Arztes bereits im Endstadium, aber er hatte sie ermutigt, dennoch das Schiff zu besu-chen. Nachmittags sagte sie, sie fühle sich nicht wohl. Unsere Krankenschwester brachte sie in ein Bett an Bord, zufällig war es meins. Crizel starb noch bevor ein Arzt eintraf. Ich habe mich bei Greenpeace beworben, weil ich etwas tun wollte, das wirklich wichtig ist. Von diesem Tag an wusste ich, dass ich bei Greenpeace richtig bin.“

[d] Simon Karl, 23,hat bei Greenpeace Österreich eine Ausbildung zum Bürokaufmann gemacht und studiert inzwischen Agrarwissenschaften in Wien. Ab und zu ist er aber weiterhin bei Green-peace-Aktionen dabei.

„Ich war 2006 bei einer Fahrt zur internationalen Tunfisch-Konferenz in Dubrovnik als Hilfskoch an Bord. Du sitzt vorm Bullauge, schnippelst Möhren, alles schaukelt und draußen zieht die kroatische Küste vorbei – für ein Landei wie mich war das fantastisch. Wir haben jeden Tag ein Frühstücksbuffet und zwei warme Mahlzeiten für mindestens 20 Leute zubereitet, wenn Gäste an Bord waren auch mal für doppelt so viele. Es gab immer ein vegetarisches Gericht und meistens eins mit Fleisch. Der Schiffskoch war Metal-Fan, aber wir haben uns musikalisch in der Mitte getroffen. Er hat mir vertraut und ließ mich am Ende sogar eine Lammkeule zerlegen, das war cool. Lustig fand ich die Einkaufstouren an Land, bei denen wir natürlich möglichst viele frische Sachen besorgt haben. Mit dem Einkauf haben wir den Kleinbus randvoll beladen, sodass wir kaum noch Platz zum Sitzen hatten. Zu meinem Job gehörte auch der Abwasch – ich stand abends oft noch in der Kombüse, wenn alle anderen schon Feierabend hatten. Aber es sind immer wieder Leute gekommen, um mitzuhelfen – die Krankenschwester, die Kampaigne-rin und einmal sogar die zweite Offizierin.“

[8]

[12]

[6]

Kart

e: C

arst

en R

affe

l; Fo

tos:

Pie

rre

Glei

zes/

GP, F

erna

ndo

Pere

ira/

GP, S

teve

Mor

gan/

GP, G

P, T

eres

a N

ovot

ny/G

P

Page 8: Einsatz auf den Weltmeeren - Greenpeace USA · kommt es laut Dominique Prieur zu heftigen Kontroversen. „Wir waren überrascht, dass man eine so brutale Aktion ge- gen eine pazifistische

auf David McTaggart und seine Jacht Vega in den 70er-Jah-ren und dem Bombenanschlag auf die Rainbow Warrior ist dies das abschließende Kapitel einer jahrzehntelan-gen Auseinandersetzung. Denn bald darauf werden die Atomtests eingestellt.

1998 Nicaragua [14] – Nach dem Hurrikan Mitch be-teiligt sich die Rainbow Warrior II an einer humanitären Aktion und verteilt Hilfsgüter.

2003 Valencia/Spanien [15] – Bei einer friedlichen Aktion gegen Urwaldzerstörung in Afrika entern spanische Sicherheitskräfte die Rainbow Warrior II und setzen sie wochenlang fest. Die völlig überhöhte Kautionsforderung wird erst nach weltweiten Protesten gemindert. Der Will-kürakt ist offenbar die „Rache“ für eine vorangegangene Aktion gegen den Irakkrieg und das US-Kriegsschiff Cape Horn vor dem spanischen Marinestützpunkt Rota.

2003 Mumbai/Indien [16] – Im Dezember hält die Po-lizei die Rainbow Warrior II im Hafen von Mumbai fest. Das Schiff hatte zuvor in indischen Gewässern Schrott-schiffe aufgespürt, die unter katastrophalen Bedingungen am Strand von Alang abgewrackt werden.

2005 Aceh/Indonesien [17] – Nach dem verheerenden Tsunami transportiert die Rainbow Warrior II 450 Tonnen Lebensmittel und Hilfsgüter nach Aceh (Nordsumatra).

2006 Libanon [18] – Noch während der Bombardie-rung des Libanon durch israelische Flugzeuge transpor-tiert die Rainbow Warrior II für Ärzte ohne Grenzen Hilfs-güter von Zypern nach Beirut.

2006 Marseille/Frankreich [19] – Am 23. August umzingeln Tunfischfänger die Rainbow Warrior II vor der Hafeneinfahrt. Kapitän Mike Fincken notiert: „23 sehr große, sehr moderne und sehr wütende Fischerboote um-zingeln uns, mit auf uns weisendem Bug. Von oben muss es aussehen wie ein maritimes Mandala.“ Am nächsten Tag bedrohen und entern Fischer die Rainbow Warrior II. Schließlich schleppt die französische Marine das Green-peace-Schiff aufs Meer.

2011 Bremen/Deutschland [20] – Stapellauf der Rainbow Warrior III. Fahrtziel: eine bessere Welt.

14 | 15 act [mai 2010]

[f] Dr. Roger Grace, 65, ist in seiner Heimat Neuseeland ein bekannter Meeresbiologe und Unterwasserfotograf. Green-peace engagierte ihn vor knapp 20 Jahren zur ersten Kampagne der Rainbow Warrior II. Seitdem ist er immer wieder auf den Weltmeeren für den Umweltschutz im Einsatz.

„Im Januar 1991 war ich bei einer Kampagne in der Tasmanischen See erstmals an Bord der Rainbow Warrior, um Unterwasserfotos zu machen. Es ging um die Fischerei mit Treibnetzen, in denen sich zahllose Tiere verfangen und die deshalb auch Wände des Todes genannt werden. Mein Job war es, Bonito-Tunfische im Treibnetz eines Trawlers aus Taiwan zu fotografieren – unter uns lagen 3000 Meter Wasser! Wir hatten gerade einen 50 Meter langen Abschnitt untersucht und schwammen zum Schlauchboot zurück, da entdeckten wir einen drei Meter langen Weißspitzen-Hochseehai, der sich wild im Netz hin und her warf. Widerstrebend ent-schieden wir uns dagegen, ihn zu befreien – diese Hai-Art ist durch Hochseefischer besonders bedroht, aber für Menschen auch besonders gefährlich. Am nächsten Morgen konnten wir doch noch einen richtig großen Fisch befreien: Ein riesiger Mondfisch hatte sich im Netz verfangen. Der Videofilmer Peter Scoones und ich arbeiteten zusammen, um die Freilassung zu filmen. Ich schnitt mit einer Schere Teile des Netzes weg – dann verschwand der Mondfisch in der Tiefe.“

[g] Manuel Pinto, 45,gelernter Elektrotechniker, ist seit 1991 bei Greenpeace. Der Holländer mit portugiesischen Wurzeln fuhr einige Jahre regelmäßig auf der Rainbow Warrior, baute dann das Greenpeace-Büro am Amazonas mit auf und organisiert seit 2005 bei Greenpeace in Amsterdam die Schiffseinsätze.

„Ich erinnere mich gern an eine Aktion bei den Protesten gegen die Atombombentests auf Moruroa. Präsident Chirac hatte im Juni 1995, zehn Jahre nach dem Anschlag auf die Rainbow Warrior, die Wiederaufnahme des französischen Testprogramms verkündet – damals hagelte es weltweit Proteste. Die Rainbow Warrior II segelte im Juli an der Spitze einer riesigen Friedens-flotte Richtung Moruroa, wurde aber von der französischen Marine gerammt und geentert. Im September hatten wir das wieder freigegebene Schiff repariert und der erste Atomtest stand unmittelbar bevor. Wir wollten mit einer neuen Mannschaft einen zweiten Anlauf nehmen – aber wie sollten wir verhindern, dass die Franzosen das Schiff wieder unter ihre Kontrolle bringen, bevor wir am Ziel sind? Im Maschinenraum fand ich Joysticks, Relais und gerade genug Kabel, um eine ziemlich lustige Idee umzusetzen. Als wir Kurs auf Moruroa nahmen, versteckte sich Jon Castle, der Käptn, im Krähennest auf dem Schiffsmast und steuerte das Schiff von dort mit dem Joystick. Noch bevor wir in der Zwölf-Meilen-Zone waren, wurde es gestürmt. Wir hatten das Ruderhaus verbarrikadiert: Um hineinzukommen, mussten die Soldaten die Scheiben einschla-gen, unter die wir Bilder von Chirac geklebt hatten. Auf der Brücke stand – mit Gasmaske, denn bei der ersten Stürmung wurde Tränengas eingesetzt – der zweite Kapitän Derek Nicholls. Sie nahmen ihn fest und versuchten das Schiff zu stoppen – doch es fuhr wie von Geisterhand ge-führt weiter. Schließlich schafften sie es aber doch noch: Sie schnitten mit einem Trennschleifer ein Loch in die Stahlwand, gelangten so in den Maschinenraum und stoppten das Schiff. Nur Jon Castle haben sie nicht gefunden – er blieb 30 Stunden oben und kam schließlich selber runter.“

[e] Alessandro Gianní, 49,ist promovierter Evolutionsbiologie. 1993 kam er das erste Mal zu Greenpeace, von 2000 bis 2005 arbeitete er als Experte für das Umweltministerium in Rom. Dann kehrte er zu Greenpeace zurück, inzwischen ist er im italienischen Büro Kampagnendirektor.

„Manchmal hilft auch Greenpeace-Kampaignern nur das Glück. Im Juli 2009 waren wir mit der Rainbow Warrior in der Straße von Sizilien unterwegs, um die Unterwasserwelt in dieser sensiblen Region zu erkunden, die sich gut als Meeresschutzgebiet eignen würde. Außerdem wollten wir Piratenfischer aufspüren, aber es war schon spät in der Saison und wir hatten die Hoffnung beinahe aufgegeben, noch welche anzutreffen. Eines Abends gab es ein Unwetter, wir suchten uns einen windgeschützten Ankerplatz bei Pantelleria, einer Insel zwischen Tune-sien und Sizilien. Am nächsten Morgen war es immer noch sehr windig, und so wollten wir die Zeit für einen Tauchgang am Ankerplatz nutzen. Ich hatte schon meinen Neoprenanzug an – da fiel mir ein seltsamer Fischkutter auf, der ganz in der Nähe wie wir auf besseres Wetter wartete. Durchs Fernglas konnte ich erkennen, dass er sehr viele Netze an Bord hatte, und so beschlos-sen wir, uns die Sache genauer anzusehen. Als wir mit dem Schlauchboot näher kamen, ergriff die „Federica II“ prompt die Flucht. Wir alarmierten die Hafenbehörde und folgten dem Kutter mit der Rainbow Warrior in einer dramatischen Jagd, bis ein Boot der Küstenwache ihn stellte – es zeigte sich, dass unser Fund ein Volltreffer war. Im Hafen konnten wir die Inspektion mit ansehen: An Bord befanden sich illegale Treibnetze, insgesamt 15 Kilometer lang, eine Langlei-nen-Ausrüstung, für die der Kutter gar keine Lizenz besaß – und darüber hinaus 16 Schwert-fische und 14 Tunfische – viele so klein, dass sie gar nicht hätten gefangen werden dürfen.“

[13]

[17]

[19]

[15]

Foto

s: S

teve

Mor

gan/

GP, J

iri R

ezac

/GP,

Dan

iel B

eltr

á/GP

, Chr

isti

an A

slun

d/GP

, Rog

er G

race

/GP,

pri

vat,

Ang

eliq

ue v

an d

er L

ugt/

GP

Page 9: Einsatz auf den Weltmeeren - Greenpeace USA · kommt es laut Dominique Prieur zu heftigen Kontroversen. „Wir waren überrascht, dass man eine so brutale Aktion ge- gen eine pazifistische

16 | 17  act  [mai 2010]

Aktionen: Für viele ist es das Greenpeace-Thema schlechthin. Tatsächlich führt ihr erster Einsatz die Rainbow Warrior 1978 nach Island, wo Walfänger Jagd auf bedrohte Finnwale machen. Greenpeacer manövrieren ihre Schlauchboote zwischen Jäger und Beute und behindern so das Abschießen der Harpunen – eine Strategie, die sich bewährt. Es folgen Aktionen gegen spanische und russische Walfänger. Spätere Anti-Walfang-Einsätze gegen japanische Walfänger im Südpolarmeer überneh-men die eisgängigen Greenpeace-Schiffe Arctic Sunrise und Esperanza.

Erfolge: Die Bilder von den Greenpeace-Ak-tivisten in Schlauchbooten, die unter Einsatz ihres Lebens Wale vor der Harpune retten, ge-hen um Welt – und tragen maßgeblich dazu bei, dass immer mehr Länder den Walfang ablehnen. 1986 beschließt die Internationale Walfangkommission (IWC) ein Moratorium, das den kommerziellen Walfang verbietet; 1994 ruft sie das – von Greenpeace geforderte – Wal-schutzgebiet im Südpolarmeer aus.

Was noch passieren muss: Seit Jahren igno-rieren Japan, Norwegen und Island das Morato-rium oder gehen unter dem Vorwand des „wis-senschaftlichen Walfangs“ auf Jagd. Und nun plant die IWC sogar offizielle Fangquoten für diese drei Länder – ihre Dreistigkeit würde so auch noch belohnt. Greenpeace kämpft gegen die Aufweichung des Moratoriums. Darüber hinaus fordert Greenpeace die Freilassung der beiden japanischen Aktivisten, die in Tokio vor Gericht stehen, weil sie die Unterschlagung und Korruption in der Walfangindustrie aufgedeckt haben. In dem politisch motivierten Prozess drohen ihnen bis zu zehn Jahre Haft.

Aktionen: Der Widerstand gegen Atom-waffentests führt in den 70er-Jahren zur Green-peace-Gründung – und 1985 zum tragischsten Ereignis in der Geschichte der Umweltorgani-sation. Auf der alten Rainbow Warrior wird ge-rade eine Protestfahrt zum Moruroa-Atoll vor-bereitet, als französische Agenten im Hafen von Auckland in Neuseeland einen Bombenanschlag verüben. Das Nachfolgeschiff, die Rainbow War-rior II, führt 1995 die Friedensflotte im Protest gegen die Wiederaufnahme der französischen Atomtests aus Moruroa an und wird zweimal von der französischen Marine geentert.

Erfolge: Die Bilder von der brutalen Stür-mung der Rainbow Warrior II führen zehn Jahre nach dem Bombenanschlag zu einer weltweiten Welle der Solidarisierung mit Greenpeace. Die Empörung über das Atomprogramm zwingt Frankreich schließlich zum vorzeitigen Ende der Testreihe im Jahr 1996. Im November des Jahres stimmt die UN-Vollversammlung einem umfassenden Atomwaffenteststopp-Vertrag zu.

Was noch passieren muss: Solange zivile Atomtechnologie weiterverbreitet wird und die Atomwaffenstaaten ihre Arsenale nicht umfas-send abrüsten, ist die atomare Gefahr nicht ge-bannt – und es werden weitere Staaten nach der Bombe greifen. Dem Atomwaffenteststopp-Ver-trag verweigern Indien, Pakistan und Nordko-rea bis heute die Unterschrift; die USA, China, Iran und Israel, haben ihn noch immer nicht ratifiziert.

Informationen zur Atom-Kampagne:www.greenpeace.at/atom

Aktionen: Zahlreiche Protestaktionen der Rain-bow Warrior und der Rainbow Warrior II richte-ten sich gegen die Verklappung von Atommüll und Giftmüll in den Ozeanen oder gegen Ver-schmutzungen durch Öl- und Gasförderung. 1995 besetzen Greenpeace-Aktivisten in der Nordsee die Öllagerplattform Brent Spar und verhindern deren absichtliche Versenkung.

Erfolge: Infolge der Greenpeace-Kampagnen beschließen 1983 die Vertragsstaaten der Lon-don-Konvention ein Moratorium für die Atom-müllverklappung im Meer, zehn Jahre später folgt ein endgültiges und weltweites Verbot der Verklappung radioaktiver sowie industrieller Abfälle. 1998 – nur wenige Jahre nach den Aus-einandersetzungen um die Brent Spar – verbie-tet die OSPAR-Konvention die Entsorgung von Ölförderinstallationen im Nordatlantik. Außer-dem stimmt sie dem Greenpeace-Vorschlag zu, die Einleitung radioaktiver und giftiger Stoffe von Land schrittweise zu beenden.

Was noch passieren muss: Es gibt noch viel zu tun, denn die Meere fungieren de facto noch immer als riesige Müllkippen: Küstengewässer ersticken infolge der Überdüngung, selbst in der Mitte der Ozeane haben sich gigantische Plastikstrudel gebildet. Und die Umweltkata-strophe nach dem Untergang der Ölplattform Deepwater Horizon im Golf von Mexiko veran-schaulicht dramatisch die Risiken von Ölboh-rungen in der Tiefsee – auch sie müssen ge-stoppt werden.

Aktionen: Vom Meer aus protestiert die Rain-bow Warrior immer wieder gegen Umwelt-verbrechen an Land – wie die Zerstörung der letzten Urwälder. Sie informiert vor Ort über die Folgen der Entwaldung und prangert den Handel mit Tropenholz oder anderen „Urwald-produkten“ an. So blockiert das Schiff im No-vember 2007 in Indonesien drei Tage lang ei-nen Tanker, der 33.000 Tonnen Palmöl geladen hat. Durch die Greenpeace-Kampagne und das große Medienecho wird vielen Menschen das Palmöl-Problem vor Augen geführt: Die Rodung und Trockenlegung der indonesischen Urwäl-der für den Plantagenanbau von Ölpalmen setzt enorme CO2-Mengen frei, zerstört den Lebens-raum unzähliger Tiere wie der vom Aussterben bedrohten Orang-Utans und geht mit massiven Menschenrechtsverletzungen einher. Palm-öl steckt in zahlreichen Alltagsprodukten wie Süßigkeiten, Fertiggerichten, Kosmetika oder Waschmitteln und wird zunehmend als Agro-Kraftstoff eingesetzt.

Erfolge: Die Konzerne Unilever und Kraft kün-digen auf Druck von Greenpeace die Verträge mit dem größten indonesischen Plantagenbetreiber Sinar Mas. Nach zwei Monaten Greenpeace-Kampagne will nun auch der Lebensmittelriese Nestlé auf Palmöl und Zellstoff aus Regenwald-zerstörung verzichten. Hunderttausende Kon-sumenten halfen dabei mit ihrem Protest.

Was noch passieren muss: Greenpeace wird nun genau verfolgen, ob Nestlé sein Verspre-chen auch umsetzt – und zukünftig in Kitkat-Riegeln kein Palmöl mehr verarbeitet. Green-peace kämpft weltweit für den Erhalt der letzten Urwaldgebiete unserer Erde.

Aktionen: Der Kampf gegen den Klimawandel, die größte Bedrohung des Lebens auf der Erde, ist vielfältig: Greenpeace dokumentiert die Fol-gen der Erderwärmung, informiert die Men-schen, fordert die größten Klimasünder heraus und zeigt Alternativen auf. Die Rainbow Warrior II ist immer wieder dabei: 2005 unternimmt sie eine zehnwöchige Energy-(R)evolution-Tour in Asien, im Oktober 2008 blockiert sie in Eng-land den Kohlehafen Kingsnorth, wo der Ener-giekonzern Eon zwei riesige Kraftwerksblöcke plant, Ende 2009 zeigt sie beim Klimagipfel in Kopenhagen Flagge. Zudem fährt im Sommer 2010 die Esperanza wie im Vorjahr in die Arktis, um die Folgen des Klimawandels zu erforschen.

Erfolge: Die viel beachtete Greenpeace-Studie Energy (R)evolution weist den Weg, wie mit Er-neuerbaren Energien und mehr Effizienz die CO2-Emissionen bis 2050 weltweit halbiert wer-den können. Und der Greenpeace-Widerstand gegen das Kingsnorth-Kraftwerk schlägt hohe Wellen: Bei der Gerichtsverhandlung gegen Schornsteinbesetzer sagt unter anderem der weltberühmte Nasa-Klimaforscher James Han-sen als Zeuge aus. Eon legt schließlich die Kraft-werkspläne auf Eis, und Großbritannien richtet seine Klima- und Energiepolitik neu aus.

Was noch passieren muss: Nach der geschei-terten Konferenz von Kopenhagen ist klar: Der Kampf gegen den Klimawandel bleibt eine zen-trale Herausforderung für Greenpeace. Die Nut-zung fossiler Brennstoffe wie Öl, Kohle und Erdgas muss möglichst rasch gestoppt werden – und saubere Alternativen konsequent gefördert.

Aktionen: Der Kampf gegen zerstörerische Fangmethoden und illegale Fischerei gehört zu den Kernthemen von Greenpeace. So protestiert die Rainbow Warrior II im Jahr 1991 im Pazifik gegen Treibnetz-Fischerei, dokumentiert 2004 in der Tasmanischen See die verheerenden Folgen der Grundschleppnetzfischerei in der Tiefsee und verfolgt 2006 im Mittelmeer Pira-tenfischer. 2009 ist das Schiff vor Norwegen unterwegs, um für die Einrichtung von Mee-resschutzgebieten zu werben – hier werden ar-tenreiche Kaltwasserkorallenriffe durch Grund-schleppnetze verwüstet.

Erfolge: Hochsee-Treibnetze werden 1992 durch eine UN-Resolution weltweit verboten. Nach 15 Jahren Greenpeace-Kampagne gilt ein Treibnetzverbot ab 2008 endlich auch in allen EU-Gewässern. Doch illegal wird weitergeplün-dert: Regelmäßig überführt Greenpeace auf Patrouillenfahrten in Mittelmeer und Pazifik il-legale Treibnetz- und Tunfischfänger. Wichtige Verbündete im Kampf gegen die Ausbeutung der Meere sind die Konsumenten: Mit dem Greenpeace-Fischratgeber können sie beim Ein-kauf „rote“ Fische meiden und Druck auf den Handel ausüben. Viele Supermärkte haben ihre Verantwortung erkannt und Fischarten wie Hai, Rotbarsch oder Tiefseefische ausgelistet.

Was noch passieren muss: Die Ozeane brau-chen Erholung. Greenpeace fordert ein welt-weites Netzwerk von fischereifreien Meeres-schutzgebieten auf 40 Prozent der Ozeanfläche. Wo Fischfang erlaubt ist, muss er nachhaltig und sozial gerecht sein – er darf weder Unmen-gen von „Beifang“ verschwenden noch Entwick-lungsländer ihrer Lebensgrundlage berauben.

Kampagnen, Erfolge –und was noch zu tun ist...

Urwälder und Palmöl Fischerei und MeeresschutzgebieteKlimawandel und Energy (R)evolutionWalfang AtomwaffentestsMeeresverschmutzung, Atom- und Giftmüll

Online-Protest: www.greenpeace.at/wale

Mitmachen beim Klimaschutz: 1000000taten.greenpeace.at

Aktuelle Informationen: www.greenpeace.at/nestle

Tipps für den Fischeinkauf: marktcheck.greenpeace.at/fisch

Aktuelle Informationen: www.greenpeace.at/oelpest

Illus

trat

ione

n: C

arst

en R

affe

l

Page 10: Einsatz auf den Weltmeeren - Greenpeace USA · kommt es laut Dominique Prieur zu heftigen Kontroversen. „Wir waren überrascht, dass man eine so brutale Aktion ge- gen eine pazifistische

Herr von Eitzen, als „Operation Director“ koordinieren Sie den Neubau der Rainbow Warrior III. Warum benötigt Greenpeace ein neues Schiff? – Greenpeace-Schiffe wie die Rainbow Warrior operieren weltweit, dokumentieren Umweltzerstörung und erzeugen durch Aktionen globale Öffentlichkeit. Die Rainbow Warrior II ist bereits 52 Jahre alt und hat ihr Lebensende erreicht. Sie hat der Organisa-tion gute Dienste erwiesen – war aber nie als Segelschiff konzipiert. Es wurde Zeit, ein kampagnentaugliches Schiff zu bauen, in das unsere gesammelten Erfahrungen aus den letzten 30 Jahren seit dem Umbau der ersten Rainbow Warrior einfließen. Als Hauptantrieb wird die Rainbow Warrior III die allermeiste Zeit den Wind nutzen und keine fossilen Treibstoffe. Sie wird 2011 zum 40. Ge-burtstag von Greenpeace vom Stapel laufen.

Wäre es nicht günstiger gewesen, die noch verkehrs-tüchtige Rainbow Warrior II zu modernisieren? – Der Rumpf des Schiffes war jahrzehntelang den Kräften der Natur ausgesetzt und die Instandhaltung wird zuneh-mend komplexer und kostenintensiver. Zudem haben sich in den letzten Jahrzehnten, seit dem Bau der Rainbow Warrior II, Gesetze, Bauvorschriften, Ausrüstungsstan-dards und Technologien verändert. Greenpeace wollte ein zeitgemäßes Schiff bauen, dessen ökologischer Fußab-druck so klein wie möglich ist.

Wie unterscheidet sich die Rainbow Warrior III von normalen Motorseglern ihrer Klasse? – Damit möglichst wenig Maschinenkraft mit fossilen Brennstoffen einge-setzt wird und das Schiff seine Eigenschaften optimal nutzt, wurde das Design des Schiffes an der TU Delft in den Niederlanden im Windkanal getestet. Die Rainbow Warrior III hat mit 1290 Quadratmetern dreimal so viel maximale Segelfläche wie ihre Vorgängerin. Die Antriebs-technik entspricht selbstverständlich den neuesten Anfor-derungen der internationalen Schifffahrtsorganisationen.

Ulrich von Eitzen, 52, Wirt-schaftsingenieur und Nautiker mit Kapitänspatent, ist seit 2004 „Operation Director“ bei Greenpeace International in Amsterdam.

auf einen BlickLänge: 57,92 MeterBreite: 11,30 MeterTiefgang: 5 MeterHöhe: 50,50 MeterSegel: 5 Segel mit insgesamt 1290 Quadratmetern FlächeMotor: 10 Knoten bei nur 300 Kilowatt VerbrauchSchlafplätze: maximal 32 PersonenCO2-Emission/Jahr: maximal 769 Tonnen

18 | 19  act  [mai 2010]

Ulrich von Eitzen organisiert den Bau des neuen Greenpeace-Flaggschiffs Rainbow Warrior III

Ein segelschiff Für die Zukunft

Warum wurde zum Bau des Rumpfs Stahl benutzt und nicht das leichtere Aluminium? – Eine von Greenpeace in Auftrag gegebene Studie hat ergeben, dass beide Materi-alien sich auf den ökologischen Fußabdruck des Schiffes kaum auswirken. Ein Rumpf aus Aluminium wäre auf-wendiger und teurer zu bauen und auch zu reparieren. Die Robustheit von Stahl dagegen kommt unserer Art von Einsätzen entgegen.

Für welche Art von Einsätzen ist die Rainbow Warrior III konzipiert? – Das Schiff soll weltweit in allen Meeren für alle Kampagnen eingesetzt werden – außer im Eis. Dafür hat Greenpeace-Schiffe wie die Arctic Sunrise und die Esperanza vorgesehen. Die Rainbow Warrior III ist ein modernes Kampagnenschiff, das mit einem Hubschrau-berlandeplatz und natürlich mit den neuesten Kommuni-kationstechnologien ausgestattet ist – aber sie bleibt ein Arbeitsschiff ohne den Komfort einer Jacht. Seine Kam-pagnen und Aktionen wird Greenpeace von diesem Schiff in Echtzeit in Schrift und Bild kommunizieren können. Die entsprechende Technik haben wir übrigens auch auf den anderen Schiffen installiert.

Containerriesen von 300 Meter Länge werden inner-halb eines einzigen Jahres gebaut. Die Bauzeit für die 58 Meter lange Rainbow Warrior III beträgt dagegen rund eineinhalb Jahre. Warum? – Oft werden ganze Baureihen von Containerschiffen nach einem und demselben Stan-dard erstellt. Bei der Rainbow Warrior III handelt es sich um die Einzelanfertigung eines Spezialschiffes, dessen Konstruktion komplex und aufwendig ist. Das braucht eben seine Zeit, führt aber auch zu guten Ergebnissen.taten. IntERvIEW: vIto AvAntARIo

DER ANTRIEBMit 1290 Quadratmetern Fläche ist die Segelfläche der Rainbow Warrior III fast dreimal so groß wie die ihrer Vorgängerin. Bei schwachem Wind werden Dieselmotoren eingesetzt. Sie bringen das Schiff auf eine Geschwindigkeit von 15 Knoten (28 km/h). Alternativ erzeugt ein elek-trisches Antriebssystem mit einem Einsatz von nur 300 Kilowatt eine Geschwindigkeit von 10 Knoten. Die Motorenwärme wird auch für die Warmwasserbereitung und das Vorglühen des Motors verwendet.

Die AusstattungDie Rainbow Warrior III ist mit einem Hubschrauberdeck, zwei Festrumpfschlauchboo-ten (RIBs) sowie mit kleineren Booten ausgestattet. Hinter der Brücke befindet sich ein großer Kampagnenraum mit Präsentationswand. Ein Konfe-renzraum im Schiffsheck bietet darüber hinaus 50 Personen Platz. Das Schiff verfügt über einen Breitband-Internetzu-gang, Video- und Fotoausrüs-tungen und einen Funkraum, der aus Gründen der Sicherheit mit Stahlwänden und -tür ausgestattet ist. Es gibt einen Salon, eine Mannschaftsmes-se, Kombüse, Notgenerator, Trockenlager, Wäscherei und Sanitätsraum.

DER RUMPFDie Rainbow Warrior III verfügt über einen Stahlrumpf. Stahl ist robuster und an entlegenen Orten leichter zu reparieren als Aluminium, das eben-falls zur Diskussion stand. Der Rumpf ist mit umweltfreundlicher Farbe gestrichen. Bis zu 59 Kubikmeter leicht verschmutztes oder vorbehan-deltes Abwasser können an Bord gelagert werden.

Das DesignDas Design der Rainbow Warrior III wurde an der Technischen Universi-tät Delft bei Den Haag im Windkanal getestet. Durch die daraus resultie-rende optimale Rumpfform und die guten Eigenschaften als Segler hat sie einen sehr geringen Dieselver-brauch. Das Schiff wird vom Germa-nischen Lloyd (GL) in den höchsten Schiffsstandards zertifiziert und freiwillig unter der Klassifizierung „Green Ship“ mit „Green Passport“ eingetragen. Es entspricht somit den höchsten Umweltstandards. Die 57,92 Meter lange Rainbow Warrior III wird in den Niederlanden als Jacht registriert. Ihr Bau kostet 23 Millionen Euro.

Damit unser Traum vom „grünsten“ Vorzeigeschiff der Welt Realität werden kann, sind wir auf Ihre Spende angewiesen: [email protected]

ustr

atio

n: D

ykst

ra &

Par

tner

s/GP

; Fot

o: C

laud

ia K

amer

goro

dski

Page 11: Einsatz auf den Weltmeeren - Greenpeace USA · kommt es laut Dominique Prieur zu heftigen Kontroversen. „Wir waren überrascht, dass man eine so brutale Aktion ge- gen eine pazifistische

Die Weltmeere sind in „Seenot“. Zu den klassischen Bedrohungen durch Ölförderung, Schwermetalle, Radio-aktivität und chlorierte Kohlenwasserstoffe kommen im-mer neue, globale Gefahren: die Versauerung der Meere, Klimaveränderungen, der steigende Meeresspiegel. Die Zahl der „toten Zonen“ am Meeresboden, in denen durch Überdüngung und Sauerstoffmangel jegliches höheres Leben ausgelöscht ist, ist in den letzten Jahren auf na-hezu 400 gestiegen. Flache Küstengewässer werden mit Bodenschleppnetzen wie Äcker durchgepflügt, die Boden-tierwelt zermalmt und entwurzelt. Und das darüber ste-hende Wasser wird mit riesigen, erschreckend effizienten Netzen und Langleinen leergefischt– unterstützt durch modernste Satelliten- und Echolottechnologie.

Den Zustand der Ozeane spiegelt auch die Meeresfor-schung wieder, in der sich heute nahezu die Hälfte aller wissenschaftlichen Arbeiten mit der Dokumentation von Ökosystemschäden und Lösungsvorschlägen zu deren Mi-nimierung beschäftigt. Gleich ob es um Lebensräume wie Korallenriffe, Mangroven, Seegraswiesen oder die Tiefsee geht, um Tiergruppen wie Meeresschildkröten, Wale, Haie oder Tunfische – nichts scheinen wir richtig zu machen.

Wie konnte es – in der Zeitspanne eines einzigen Men-schenlebens – so weit kommen? Vereinfacht gesagt, ist jede Form von Verschmutzung letztendlich Meeresverschmut-zung. Somit ist jede einzelne Person angesprochen, jede einzelne aufgefordert nachzudenken und zu handeln.

Philosophisch betrachtet stellen sich drei Fragen: Was können wir wissen, was sollen wir tun und was dürfen

20 | 21  act  [mai 2010]

essay Wissenschaftler und Umweltschützer müssen beim Schutz der Ozeane an einem Strang ziehen, fordert der Wiener Meeresbiologe Michael Stachowitsch.

Die Meere brauchen Schutzgebiete

wir hoffen? Nun, die erste Frage ist fest in den Wissen-schaften verankert: Immer bessere Unterwasserausrüs-tungen, Instrumente und Messmethoden zeigen, dass es – wie bereits auf dem Lande – auch im Meer bald kaum noch natürliche Lebensräume geben wird. So suchen wir jetzt schon krampfhaft nach intakten Korallenriffen, da-mit wir in Zukunft noch Leitbilder haben, an denen wir den Grad der Zerstörung messen und Ziele für Restaurie-rungsmaßnahmen angeben können.

Die zweite Frage – „was sollen wir tun?“ – geht schon über die Wissenschaft hinaus. Sie kann die Probleme analysieren und Lösungen vorschlagen – um diese auf-zugreifen und in die Tat umzusetzen, sind jedoch andere gefragt. Gerade die Umweltschutzorganisationen stellen unentbehrliche Verbindungsglieder zu den Entschei-dungsträgern dar. Sie können weit mehr Druck ausüben als die einzelne Person, der einzelne Forscher oder seine wissenschaftliche Institution.

Da die Probleme global sind, dürfen Forschung und Umweltschutz nicht an Landesgrenzen halt machen. Dies erfordert Organisationen, die lokal wie international han-deln können, auch vor Ort. Im Meer bedeutet das, mit einem Schiff an neuralgische Punkte zu segeln. Somit ist für einen Meeresforscher jeder Stapellauf im Dienste der Wissenschaft und auch im Dienste des Meeresschutzes zu begrüßen.

Nun zur dritten Frage: „Was dürfen wir hoffen?“ Er-mutigend ist die Entwicklung nicht – die Zahl der Bedro-hungen unserer Meere steigt, anstatt zu sinken. Um den Trend umzukehren, bedarf es der Bemühungen schlag-kräftiger Organisationen und des verantwortungsvollen Einzelnen. Notwendig sind ganzheitliche Lösungsansätze wie die Einrichtung von Meeresschutzgebieten, in denen zum Beispiel nicht gefischt werden darf. Nur solche An-sätze, welche die mosaikartig ineinandergeflochtenen Le-bensräume schützen, können die ökologische Funktions-fähigkeit der Weltmeere erhalten. Nur funktionierende Meeresökosysteme können das leisten, was wir dringend benötigen. Zu diesen sogenannten „ecosystem services“ zählen ein langfristiger Beitrag zur Welternährung und nicht zuletzt saubere Urlaubsorte mit hohem Erholungs-wert. Meeresschutz ist Selbstschutz.

„Jede Form der Verschmutzungist letztendlich Meeresverschmutzung.“

  Woher stammt der Name Rainbow Warrior? Online-Abstimmung der Greenpeace-Förderer von einem Regenbogen, der das Schiff bei seiner Jungfernfahrt begleitete aus einer Weissagung der Cree-Indianer

  Von welcher Stadt aus startete die Rainbow Warrior   1978 als Greenpeace-Flaggschiff? London Auckland Amsterdam

  Am 10. Juli 1985 verübten französische Geheimdienst    agenten einen Anschlag auf die Rainbow Warrior.   Wurden sie zur Verantwortung gezogen? Nein, ihre Identität ist noch immer ungeklärt Sie leben bis heute unbehelligt im Untergrund Zwar wurden sie zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt, kamen aber schon nach wenigen Monaten wieder frei und wurden in Frankreich wie Helden gefeiert

rk

p

Welche Originalteile der Rainbow Warrior befinden sich    an Bord des Nachfolgeschiffes Rainbow Warrior II? Mast, Segel und Takelage Schiffsglocke, Steuer und Kompass Anker, Seilwinde und Kran

Welches Maskottchen ziert die Rainbow Warrior II? das bronzefarbene Seepferdchen „Sally“ die bläulich schillernde Meerjungfrau „Mary“I der holzgeschnitzte Delfin „Dave“

Wie lange dauert das maschinelle Auftakeln aller Segel? 5 Minuten 10 Minuten 20 Minuten

Was hat sonst kein Schiff dieser Größe? bordeigene Entsalzungsanlage Müllverbrennungsanlage Hubschrauberlandeplatz

ela

oir

net

bhi

ore

asw

Und das können sie gewinnen

Unter allen richtigen Einsendungen verlosen wir 25-mal das Greenpeace-Buch „Planet Ozean“ und fünf Jahres-Abos des Greenpeace Magazins.

Schreiben Sie das lösungswort auf eine Karte und schicken Sie sie an folgende Adresse:Greenpeace CEE, Fernkorngasse 10, 1100 Wien, Stichwort: Rainbow Warrior. Sie können das Lösungswort auch auf der Karte auf Seite 23 angeben oder per E-Mail: [email protected] an uns schicken. Viel Glück!

Rätsel: wissen Testen und gewinnen

Dr. Michael Stachowitsch lehrt und forscht im Department für Meeres-biologie der Universität Wien. Er vertritt Öster-reich bei den Konferenzen der Internationalen Walfangkommission.

Foto

s: p

riva

t, C

hris

tian

Asl

und/

GP

Page 12: Einsatz auf den Weltmeeren - Greenpeace USA · kommt es laut Dominique Prieur zu heftigen Kontroversen. „Wir waren überrascht, dass man eine so brutale Aktion ge- gen eine pazifistische

22 | 23  act  [mai 2010]

so können sie aktiv werden...

Ich möchte Greenpeace gerne (zusätzlich) mit einer Meerespatenschaft unterstützen:

Mein Beitrag monatlich: 10 Euro 15 Euro Euro oder jährlich: (mindestens 60 Euro)

Name Vorname

Straße Ort

Email Telefonnummer

Name des Bankinstitutes

BLZ Kontonummer

Datum Unterschrift

Empfänger Greenpeace CEE, Fernkorngasse 10, A-1100 Wien Fax 01/5454588

Spenden Sie jetzt per SMS an 0664/6603030*

*optional: Schicken Sie eine SMS mit dem Text „Meeresschutz“ und Ihrem Wunschbetrag zwischen € 5,- und € 70,- an die 0664/6603030. Damit unterstützen Sie unsere Arbeit für die Rettung der Weltmeere. Sie erhalten umgehend eine Bestätigungs-SMS. Nach Ihrer Freigabe erfolgt die Abrechnung Ihrer Spende über Ihre Telefonrechnung.

Werden Sie jetzt Meerespate!

Greenpeace kämpft auf allen Ozeanen für ein weltweites Netzwerk von Schutzgebieten, denn sie tragen wesentlich zum Erhalt der Meere bei: Nur so geben wir sensiblen oder einzigartigen Lebensräumen eine Chance zur Erholung und schützen sie vor der Zerstörung. Dadurch können wir das Überleben von Walen, Delfinen, Haien, Thunfischen und vielen anderen gefährdeten Arten sichern. Und auch eine sozial gerechte und nachhaltige Fischerei hat damit eine Zukunft.Die Meerespatenschaft ist ein Symbol für unseren Einsatz für die Wale und Meere. Ab einer Jahresspende von 60 Euro freue ich mich, Sie als Meeres-paten oder Meerespatin begrüßen zu dürfen. Sie helfen uns dadurch, mit noch mehr Kraft den Lebensraum Meer zu schützen.

Für jeden Paten gibt es eine persönliche Urkunde!

Weitere Informationen finden Sie unter

www.greenpeace.at/spenden

Ganz vorne mit dabei – Greenpeace Frontline

Frontline-Mitglieder setzen sich gemeinsam mit uns an erster Front für die Umwelt ein. Bei „Greenpeace Frontline“ sind Sie immer über aktuelle Ereignisse in der Umweltarbeit von Greenpeace informiert und auf dem neuesten Stand über unsere Aktionen und Kam-pagnen. Wir freuen uns besonders, alle Frontliner auf Ausstellungen und Vorträgen begrüßen zu dürfen.

Darüber hinaus senden wir Ihnen gerne Aktionsvideos, DVDs mit aktuellen Bildern unserer Arbeit für den Um-weltschutz und am Ende des Jahres natürlich unseren Greenpeace-Kalender.

Ab einem monatlichen Beitrag von 25 Euro freuen wir uns darauf, Sie im Frontline Club begrüßen zu dürfen:

www.greenpeace.at/frontline oder 01/545458080

Aktiv sein mit und bei Greenpeace:

Bei Greenpeace kann jeder mitmachen und sich ein-bringen. Denn Greenpeace besteht aus einer Idee und Menschen, die dafür eintreten.

Sie wollen mit und für Greenpeace tätig sein, direkte Konfrontation ist aber nichts für Sie? Sie können Ihre Lebensmittel nicht selbst anbauen, Ihnen ist aber wichtig, was in Ihrem Einkaufskorb landet? Sie haben wenig Zeit, aber ein Protestmail von Zeit zu Zeit können Sie versenden?

Es gibt viele Möglichkeiten, mit Greenpeace aktiv zu werden: Suchen Sie sich das passende aus unter

www.greenpeace.at/mach-mit

Gemeinsam sorgen wir dafür, dass die Botschaft von Greenpeace gehört wird!

Vorsorgen für die Nachkommen:

Bestellen Sie den Erbschaftsratgeber von Greenpeace!

Wie regelt man seinen Nachlass?Wie erstellt man ein Testament richtig?Was ist das allgemeine Testamentsregister?

In unserem Erbschaftsratgeber finden Sie viele nützliche Tipps und Informationen zur gesetzlichen Erbfolge und zum Erstellen eines Testaments.

Zu Bestellen unter [email protected] oder unter der Telefonnummer 01/545458080

Mehr Informationen unter www.greenpeace.at/erbschaftsspende

impressum

Medieninhaber, Verleger und 

Herausgeber: Greenpeace in

Zentral- und Osteuropa

Fernkorngasse 10, 1100 Wien

Telefon: 01/54 54 580-,

net: www.greenpeace.at

e-mail: [email protected]

Spendenkonto: P.S.K. 7.707.100

www.greenpeace.at/spenden

Redaktion: Greenpeace Magazin/

Wolfgang Hassenstein,

Kerstin Leesch

Bildredaktion: Joanna Berendsohn

Gestaltung: Jürgen Kaffer/Büro

Hamburg

Druck: Niederösterreichisches

Pressehaus

Litho: Allzeit Media GmbH, Hamburg

act erscheint viermal jährlich auf

100% Recyclingpapier. Ab einer

Jahresspende von € 40 wird Ihnen

act gratis zugesandt. Die nächste

Ausgabe erscheint im August 2010.

✂Fernkorngasse 10A - 1100 WienTel. 01/5454580Fax 01/5454588www.greenpeace.at

Wenn Sie Fragen haben, senden Sie ein E-Mail an:

[email protected]: P.S.K. 7.707.100www.greenpeace.at/spenden

Lösungswort (Rätsel Seite 21)

Foto

s: V

adim

Kan

tor/

GP, G

avin

New

man

/GP;

Rüc

ktit

el: M

icha

el A

men

dolia

/GP

Page 13: Einsatz auf den Weltmeeren - Greenpeace USA · kommt es laut Dominique Prieur zu heftigen Kontroversen. „Wir waren überrascht, dass man eine so brutale Aktion ge- gen eine pazifistische

jetzt! Aktiv meer tun!

Die Meerespatenschaft ist ein Symbol für unseren Ein-satz für die Wale und Meere. Ab einer Jahresspende  von 60 Euro freue ich  mich, Sie als Meerespaten  begrüßen zu dürfen.  Sie helfen uns dadurch  mit noch mehr Kraft den  Lebensraum Meer zu  schützen.

Für jeden Paten gibt es  eine persönliche Urkunde!

Ich möchte Greenpeace gerne (zusätzlich) mit einer Meerespatenschaft unterstützen! Bitte

freimachen, falls Marke zur Hand

Antwortsendung

Greenpeace z. H. Antje Helms

Fernkorngasse 101100 Wien

www.greenpeace.at