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EINSICHT RÖMISCH-KATHOLISCHE ZEITSCHRIFT credo ut inteüigam 18. Jahrgang, Nummer 4 MÜNCHEN Oktober 1988 Herimgegeben vom Freundeskreis e.V. der UNA VOCE-Oruppe Maria, 8000 München 1, Postfach 610 - Postscheckkonto Münc Nr. 214700-805; Wien Nr. 2314.763; Schaffhausen Nr. 82-7360; Bayerische Vereinsbank München Nr. 7323069 Redaktion dieser Nummer: Dr. Eberhard Heller Erscheinungsweise unregelmäßig

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EINSICHTRÖMISCH-KATHOLISCHEZEITSCHRIFT credo ut inteüigam18. Jahrgang, Nummer 4 M Ü N C H E N Oktober 1988

Herimgegeben vom Freundeskreis e.V. der UNA VOCE-Oruppe Maria, 8000 München 1, Postfach 610 - Postscheckkonto Münche|Nr. 214700-805; Wien Nr. 2314.763; Schaffhausen Nr. 82-7360; Bayerische Vereinsbank München Nr. 7323069

Redaktion dieser Nummer: Dr. Eberhard Heller

Erscheinungsweise u n r e g e l m ä ß i g

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DER VERBORGENE, ABER SIEGREICHE WEGDER FREIMAUREREI

vonAbbé Henri Mouraux

übersetzt von Eugen Golia

Seit dem 28. April 1738 haben eine ganze Reihe von Päpsten in einer Anzahl von lo En-zykliken die Freimaurerei verurteilt, die sie die "Synagoge Satans" nannten. Sie ex-kommunizierten die Christen, welche sich ihr verschrieben. Aber sie sickerte dennochin die Kirche ein und drang sogar bis in die höchste Spitze vor.

Während seiner Nuntiatur in der Türkei wurde z.B. der spätere Johan-nes XXIII. 1935 "in die Sekte des Tempels aufgenommen" und erhielt den Namen "BruderJohannes", wie Pier Carpi dies in seinem Buch "Prophezeiungen Johannes XXIII.", S.52 f.,behauptet. (Anm.d.Red.: diese Behauptung konnten wir bis heute nicht nachprüfen.)

Die Freimaurer des Tempels, gewöhnlich "Rosenkreuzer" genannt, sehenin Christus nur einen außergewöhnlichen Menschen. Die Göttlichkeit sprechen sie ihm je-doch ab, die ihm - wie sie behaupten - die Kirche beigelegt hatte, um seine Mission,die nur sozial war, zu verfälschen. Wieair Bestätigung der Worte von Pier Carpi schriebCarl Jakob Burckhardt, ein Hochgradfreimaurer im JOURNAL DE GENEVE: "Ich kenne den Kar-dinal Roncalli sehr gut. Er war ein Deist und ein Rationalist, dessen Stärke nicht dieFähigkeit, an Wunder zu glauben und die Hochachtung vor dem Heiligen war."

Öffnen wir nun das Buch "Resurgence du Temple", ein Werk, das von denTemplern selbst 1975 verfaßt wurde. Auf Seite 149 lese ich: "Die Richtung unserer Ak-tion: Fortsetzung des Werkes Johannes XXIII. und aller, die ihm auf dem Wege des temp-lerischen Universalismus gefolgt sind." Fügen wir noch hinzu, daß während der Zeit sei-ner Nuntiatur in Paris Kardinal Roncalli zum größten Erstaunen der Polizei, die ihm zuseinem Schütze als Diplomat beigegeben worden war, in Zivil die Große Loge besuchte,wo er den Jesuiten Riquet wiederfand. Sein Berater war Maurice Bardet, Autor von "My-stik und Magie", der sich rühmte, dem Kardinal Roncalli die Tiara prophezeit zu haben.

Während des Konklaves nach dem Tode Johannes XXIII. verkündete wei-ßer Rauch die Wahl eines Papstes. Heute weiß man, daß Kardinal Siri, ein Freund undGeistesverwandter Pius XII. (wenigstens damals noch; Anm.d.Red.), soeben mit einer Stim-me Mehrheit gewählt worden war. Was spielte sich aber dann ab? Man weiß es nicht genau.Sicher ist, daß Kardinal Tisserant unter Mißachtung der Konklavegesetze die verschlos-senen Räume verließ, sich in die Stadt begab und eine geheime Zusammenkunft mit denDignitären der Loge des B'nai B'rith (Freimaurerloge, 1953 in den USA gegründet), dievornehmlich Juden vorbehalten ist. Einige Stunden nach seiner Rückkehr in den Vatikanverkündete aber ein anderer weißer Rauch die Wahl des Kardinal Montinis, den mehrereamerikanische Zeitschriften bei seiner Krönung zum Papst als Paul VI. der Mitglied-schaft in der Loge B'nai B'rith bezichtigten - als Beleg diente eine Photographie (dieich besitze; der Autor). Taten sie das, um (...) die Gerüchte zum Schweigen zu bringen,die über Johannes XXIII. auf Betreiben Kard. Ottavianis in Umlauf gesetzt waren oderganz einfach, um amerikanischen Zeitschriften zu antworten? Niemand enthüllte das. Am24. Juli 197o erinnerte aber der OSSERVATORE ROMANO in Nr.3o daran, daß der Templer-Orden immer verurteilt war... Indem so die Fassade intakt blieb, konnte die Arbeit imLaufgraben fortgesetzt werden. Laut der Zeitschrift SELECTION ermutigte während desKonzils Paul VI. in der Umgebung von Kardinal Liénart seinen Freund Capovilla, einenPrälaten, der die Rolle eines Intriganten gegen P. Pio spielte, Kardinal Ottaviani zuattackieren. Nun hat die deutsche Zeitschrift EINSICHT in ihrer Februar-Nummer von 1984,S.212, die Freimaurerkarriere von Liénart enthüllt, der in die Loge von Combrai 1912aufgenommen worden war; Visiteur 1919, 3o. Grad 1927.

Weil Johannes Paul I. (...) den anrüchigen finanziellen Transaktionenzwischen Marcinkus und Calvi ein Ende bereiten wollte, machte ihm die Freimaurerei,welche durch Casaroli, Mitglied der Loge P2, Herrin der Lage war, den Garaus: überra-schend kam der "merkwürdige Tod von Johannes Paul I.", vergiftet mit Aqua Toffana, wiees J.J. Thiery genau beschreibt (auf S.153 seiner Enthüllungen).

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Und was nicht weniger merkwürdig war: der einzige Zeuge dieses "merkwürdigen Todes",ein anderer freimaurerischer Prälat - als solcher nach seinem Tode identifiziert (durchdie Werke in seiner Bibliothek) - starb wenige Monate später auch reichlich plötzlich.Johannes Paul II. hat die Exkommunikation abgeschafft bzw. 'abgeschafft', welche seit145 Jahren die Katholiken trifft, die der Freimaurerei angehören. Am 2. März 1984 emp-fing er in offizieller Audienz die Loge B'nai B'rith. Die Ansprache, die er an sie rich-tete, ist die verblüffende Bestätigung all dessen, was ich vorher geschrieben habe. (N.b. es ist dies die offizielle Bestätigung dessen, was mir ein Taxifahrer, der mich durchdie Straßen Roms fuhr, 1983 sagte: "Ich bin Kommunist; denn ich bin gegen den Vatikan,der auf Seiten der Freimaurer steht.") Sich also an die schlimmsten Feinde der Kirchewendend, nennt er sie während seiner liebevollen Ansprache dreimal "meine teuren Freun-de". Nach Betonung des "brüderlichen Interesses" fuhr Johannes Paul II. weiter fort:"Wir sind aufgerufen, uns zu vereinigen". Und diese Vereinigung ist nicht nur eine x-be-liebige, sondern die von "Brüdern". Um deren Innigkeit und Religiosität zu unterstrei-chen, zitierte er den 133. Psalm: "Wie schön, wie lieblich ist es, wenn Brüder fried-lich beisammen wohnen." Wie auch immer: diese Brüderlichkeit ist für ihn eine Quelleder Freuden: "Ich bin wahrhaft glücklich, Sie zu empfangen. Ich danke Ihnen. (...) Ichbin Ihnen erkenntlich". Diese Ausdrücke sind nicht der Ausdruck eines flüchtigen Gefühls,nein, sie offenbaren die "engen Beziehungen von seinen Besuchern zu der (angeblichen)Kommission für die religiösen (!) Beziehungen".

Am Schluß eine'normale' Konsequenz unter 'Brüdern', die schon blas-phemisch ist: "Wir sind aufgerufen, uns zu vereinigen in einer Geste der Dankbarkeitgegen Gott."

(aus BONUM CERTAMEN Nr. 74 vom Juli / August 1984; leicht überarbeitet und gekürzt)

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"MEIN REICH IST NICHT VON DIESER WELT" (JOH. 18,36)

Man sollte meinen, die Antwort, die Jesus Pilatus gibt und die Er auch eingehend er-läutert, ist klar und eindeutig. Darum gehört schon die Dialektik eines Wojtyla dazu,sie in ihr Gegenteil umzudeuten. In der Ansprache, die er bei der Begegnung "mit denAufbaukräften der Gesellschaft" in Asuncion / Paraguay am 17. Mai 1988 hielt (abgedrucktim OSSERVATORE ROMANO dt vom 22. Juli 1988 unter dem Titel: "Die Kirche in die Welt in-tegriert") sagte er folgendes:

"Die Kirche steht nicht nur in Verbindung mit der Welt. Getreu derSendung, die ihr göttlicher Stifter ihr anvertraut hat, ist sie in die Welt integriert,gehört sie zur Menschheit und schreitet so mit ihr zusammen dem endgültigen Ziel entge-gen und baut es jetzt schon auf. Sie ist nicht - wie manche vermuten möchten - eineFeindin des echten Fortschrittes auf allen Ebenen des menschlichen Lebens; im Gegen-teil sieht sie im humanisierenden Fortschritt der Wissenschaft, der Technik und der so-zialen Organisation Äußerungen des ursprünglichen Willens des Schöpfers, der der Mensch-heit die wunderbare Aufgabe übetrug, ihre Hände für das Glück aller Menschen zu regen."

Die Kirche ist zwar ^n der Welt, aber nicht von der Welt. Im Gegen-satz dazu ist sie für Wojtyla, der als Johannes Paul II. vorgibt, Papst zu sein, d.h.Nachfolger des Apostel Petrus, der Welt zugehörig, um in ihr und mit ihr ein den abso-luten Auftrag Gottes übersteigendes Ziel zu erreichen, also ein Ziel, welches zugleichden göttlichen Auftrag erfüllen soll, das aber für die übrige Welt, die nicht der inte-grierten Kirche angehört, ebenso erstrebenswert ist, dessen Erfüllung sogar vorrangigvor dem Auftrag Gottes zu gelten hat. Aber welchen Auftrag gab nun Gott der Menschheit?"Ihre Hände für das Glück aller Menschen zu regen." Das ist Hädonismus in Reinkultur.Letztlich ist die Kirche für Wojtyla das, was sich schon im Vatikanum II ('Kirche undWelt" n.45,1: Streben nach dem einen Ziel, der "Verwirklichung des Heiles der ganzenMenschheit") und in "Lumen gentium" (n.1 : "Zeichen und Werkzeug für (...) die Einheitder ganzen Menschheit") andeutet: ein Instrument zur Verwirklichung der Welteinheit.Und in dieser Hinsicht muß man auch seine Bestrebungen sehen, alles und jeden "unter ei-nen Hut" zu bekommen: Juden, Mohammedaner, Buddhisten, Heiden... alles "in einen Topf',1:Eintopf, religiöser erst, der sich über die übrigen geistigen Bereiche und die gesamteMenschheit ergießen soll. E. Heller

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BRIEF S.E. ERZBISCHOF NGO-DINH-THUCAN MGR. LEFEBVRE BETREFFEND

DAS PROBLEM DER GÜLTIGKEIT SEINER WEIHEN

Hier die deutsche Übersetzung:

"Rochester, New York 14616 USAMonsignore,

ich vernahm, daß Sie sich gegenwärtig in einem schlechten Gesundheitszustande befin-den. Aus diesem Grund möchte ich Ihnen folgendes sagen.Sie wurden zum Bischof von Kardinal Liénart geweiht. Nun war dieser Kardinal niemalsein Gläubiger unserer Religion, weshalb Ihre Weihe durch ihn null und nichtig ist.

Ich bin bereit, Sie zum Bischof zu weihen, oder einen Bischof zufinden, der es übernähme, Sie im Geheimen zu weihen.

Was die Seminaristen betrifft, denen Sie kürzlich die Priesterweiheerteilten, so wären Sie vorbereitet, auf sie das Priesteramt zu übertragen, oder einenBischof zu finden, z.B. mich selbst, um sie zu weihen. All dies in strengster Geheim-haltung, nur Ihnen und mir bekannt.

Pierre-Martin Ngo-Dinh-ThucErzbischof"

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ZUR PERSON VON MGR. MARCEL LEFEBVRE

vonS.E. Bischof Louis Vezelis OFM

übersetzt von Eugen Golia

"Verkünde das Wort, sei zur Stelle, ob gelegen, ob ungelegen, widerlege, tadle, er-mahne mit aller Langmut und Belehrung! Denn es wird eine Zeit kommen, da sie die ge-sunde Lehre nicht mehr ertragen, sondern sich nach eigenen Gelüsten Lehrer zusammen-suchen, weil sie nach Ohrenkitzel verlangen. Von der Wahrheit werden sie das Ohr ab-wenden und sich Fabeleien zuwenden." (2 Tim. 4,2-4)

Gibt es ein besseres Mittel zur Charakterisierung der religiösenSzenerie unserer Tage, als nun mit Aufmerksamkeit diese Worte des hl. Paulus an-zuwenden? Und gibt es einen besseren Weg für den Beginn eines Kommentars über die kürz-lich stattgefundenen zweifelhaften Konsekrationen, die Mgr. Marcel Lefebvre gespendethat?

Die Aufmerksamkeit des geschätzten Lesers sei auf die Worte des hl.Paulus gerichtet, mit denen er sich auf "die gesunde Lehre" bezieht, die nicht mehrertragen wird. Wer ist nicht dazu imstande "die gesunde Lehre" zu ertragen als jene,welche sich als Mittelpunkt und Maß aller Wahrheit ausgeben? Sie schließen das Innereihres Ohres ab, damit es nicht die Wahrheit zu hören vermag, die verurteilt und rügt.Was nicht paßt, ist 'illegal', oder wird passend zu 'Zweifeln' heruntergespielt. Aufdiese Weise sind nur solche Lehrer gesucht, welche nicht Lehre und Wahrheit weiterge-ben wollen, sondern beteuern und bekräftigen wollen, was schon entschieden ist.

Mgr. Lefebvre weihte vier Bischöfe. Weihte er sie wirklich? Muß nichtdie "gesunde Lehre" in einer solchen Angelegenheit befragt werden oder ist die Gültig-keit der Sakramente automatisch gegeben, weil hier eine äußerliche Zeremonie stattfand?Denn man vergesse nicht so schnell und leichtfertig, daß bezüglich der Gültigkeit vonMgr. Lefebvres eigener (Priester- und) Bischofsweihe noch Unklarheit herrscht. Trotzder oft wohl von gutmeinenden und mitfühlenden Unterstützern erfolgten Verteidigung istdie Frage von Mgr. Lefebvres gültiger Bischofskonsekration noch nicht angemessen beant-wortet worden. (Anm.d.Red.: Nach dem Bekanntwerden der Tatsache, daß Mgr. Lefebvre vondem Freimaurer und Satanisten Lienart zum Priester und Bischof geweiht bzw. 'geweiht'worden war, haben dazu u.a. Frau Gloria Riestra De Wolff / Mexiko, Herr Dr. Hugo MariaKellner (+) / U.S.A., die EINSICHT und H.H. P. Groß Stellung bezogen; mit Mgr. Car-mona / Mexiko und Mgr. Vezelis teilen wir die Auffassung, daß auf Grund der objektivenZweifel bereits an der Gültigkeit der Weihen Lienarts dieser auch keine Weihegewalt zweifels-frei an Lefebvre hat weitergeben können, weswegen alle Weihen sub conditione nachgeholtwerden müssen. Dies verlangt die Kirche, wonach die Sakramentenspendung sicher seinmuß: "tutior".)

Aus dieser ersten Frage resultiert die weitere, ob z.B. all die jun-gen Männer gültig geweiht sind, welche von Mgr. Lefebvre geweiht wurden, auch jenevier, welche er nun zu Bischöfen konsekrierte. Daher lautet die erste Frage, welche ge-stellt werden muß - und welche beinahe keiner der Lefebvre-Anhänger auch nur erwähnenwill - : Ist Marcel Lefebvre selbst gültig geweihter und wirklicher Bischof?

Wir sind nur allzu vertraut mit der Tatsache, daß er fähig ist, mitgrößter Gelassenheit Wojtyla mit "Heiligster Vater" anzureden und dann denselben Mannals "Anti-Christ" zu bezeichnen. Sicherlich kann ein "Heiligster Vater" doch nicht zu-gleich auch der "Anti-Christ" sein. Wann wurde aus dem "Heiligsten Vater" plötzlichder "Anti-Christ"? War es damals, als der "Heiligste Vater" Lefebvre nicht das Unmög-liche gewähren wollte, nämlich eine absolute Autonomie, die keine vernünftige und ver-antwortliche Autorität auf ein solches Ansuchen hin hätte gewähren können? Was forder-te Marcel Lefebvre in der Tat (formal betrachtet; Ann.d.Red.)?

Er forderte, daß man ihn wie einen zweiten Papst respektieren sollte- im Rang vielleicht noch ein wenig höher als der, welchen er den "Heiligsten Vater"nannte. Tatsächlich würde sein Antrag auf Unabhängigkeit von den Ortsbischöfen bedeu-ten, daß er freie Hand hätte, im Namen der 'Tradition' in jeder Diözese willkürlich zu

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schalten und zu walten. Tradition muß hier auf eine bestimmte und spezifische Art ver-standen werden: für Marcel Lefebvre und seine Anhänger heißt Tradition die Gleichset-zung und Identifizierung seiner illegal gegründeten Bruderschaft und deren Aktivitäten.Denn obwohl er rhetorisch sehr effektiv immer das Gegenteil behauptet, sprechen die Fak-ten für sich: Die einzige 'Tradition1, welche die Lefebvristen zulassen, ist die, welchesie selbst definieren. Jeder andere ist entweder ein Modernist oder ein Schismatiker.Und dies ist eine lapidare Tatsache. Wären Mgr. Lefebvre sowie seine Anhänger wahrekatholische Christen, wie sie es lauthals verkünden, befänden sie sich in der Einheitmit den anderen Christen, die sich von einer Hierarchie getrennt haben, die als häre-tisch anzusehen ist. M. Lefebvre's Anhänger setzen sich nicht für die Tradition der römrkath. Kirche ein, sondern sie zertrampeln die Tradition der Kirche, welche nicht ihrenZwecken dient, wobei sie gleichzeitig - anmaßend wie sie nun einmal sind -, die Taktikder Modernisten anwenden.

Man muß nur einige Briefe fanatischer Anhänger dieser Sekte lesen, umzu sehen, daß sie ohne jedes intelligente Verständnis hinsichtlich dessen sind, was siedurch ihren Zeitaufwand und ihr Geld unterstützen. Den Brief müßte ich erst zu Gesichtbekommen, der nicht vollv.blindem, schmähendem Fanatismus wäre, unfähig klare und ver-nünftige Gedanken zu präsentieren. Diese Brief offenbaren normalerweise eine Geistes-haltung, die sicherlich nicht von guten Geistern inspiriert ist. "Pares cum paribus col-locabunter" lautet ein lateinisches Sprichwort, das übersetzt heißt: "Gleich und gleichgesellt sich gern"... und dies spricht nicht allzu schmeichelhaft für Mgr. LefebvresGesellschaft.

Was sollen wir nun von den angeblichen Bischöfen halten, die ihreWeihe Mgr. Lefebvre verdanken? Wir wissen, was sein fanatisches Gefolge denkt. Wir neh-men aber dies mit Vorsicht zur Kenntnis. Wir blicken auf die objektive theologische Re-alität, mit der wir konfrontiert werden. Wir ziehen alles in Betracht, was die röm.-kath. Kirche hinsichtlich der Gültigkeit der Sakramente im allgemeinen und im besonderenlehrt. Wir wägen die Meinungen bekannter Theologen ab; wir ziehen Schlüsse mit logischerPräzision, so daß wir zu einem objektiven, ehrenvollen und neutralen Urteil gelangen.

Zunächst einmal darf die Stellungnahme Mgr. Lefebvres und seiner An-hänger aller Schattierungen gegenüber den von S.E. Erzbischof Pierre Martin Ngo-dinh-Thuc direkt oder indirekt, d.h. in seiner Nachfolge stehenden, geweihten Bischöfe nichtvergessen werden, denn diese Mentalität setzt sich noch immer fort. (Anm.d.Red.: Nach-dem durch den schändlichen Verrat von P. Barbara die von S.E. Erzbischof Ngo-dinh-Thucgespendeten geheimen Bischofsweihen publik geworden waren, hatte Lefebvre nichts eili-geres zu tun als Monseigneur zu beschimpfen. Wörtlich sagte er: "Er (Thuc) hat anschei-nend allen Verstand verloren." Vgl. EINSICHT Mai 1983, S.43.) Allein dieser Umstand ist,für sich betrachtet, ein ungeheurer Skandal für die übrigen Katholiken. Sie überwiegtdie Anklage, schismatisch gehandelt zu haben - wie sie gelegentlich vorgetragen wurde -,bei weitem. Zudem kommt dieser Anwurf von Marcel Lefebvre, dessen Priester- und Bi-schof sweihe weiter problematisch sind. Indem er nämlich sowohl die Priester- und Bi-schofsweihe vom Freimaurer Lienart erhalten hatte, (der zum Zeitpunkt seiner eigenenOrdination schon Hochgradfreimaurer war), dürfte Lefebvres eigene Ordination und Konse-kration ungültig sein.

Seine Anhänger und diejenigen, die ihn finanziell unterstützen, fin-den diese Situation sicherlich unerträglich. Es ist daher zu erwarten, daß sie alles,was in ihren Kräften steht, tun werden, um bei den Leuten diese Fragen abzuwürgen. An-dere seiner Anhänger, die in seine Angelegenheiten mit verwickelt wurden und die ihrenschweren Irrtum oder die Täuschung nicht zugeben wollen, mühen sich verbissen ab, dürf-tige Verteidigungen vorzulegen, die keiner kritischen Prüfung standzuhalten vermögen.

Mgr. Lefebvre konnte nicht gültig zum Bischof konsekriert werden, wenner nicht gültig zum Priester geweiht gewesen war. Ein Satanist - der nicht mitChristus, sondern mit Satan verbunden ist - ist nicht im Besitz, auch nicht der gering-sten notwendigen Intention, das zu tun, was die Kirche tut. Warum? Weil der luziferischinspirierte Freimaurer das tun will, was sein Meister Luzifer tun will. Luzifer willdie Durchführung des Heilsauftrages Christi durch und in Seinem Mystischen Leibe ver-eiteln. Luzifer will Christus entthronen und zum König der gesamten Schöpfung prokla-miert werden - er will "wie Gott sein"!

Die Frage, ob Marcel Lefebvre vorsätzlich an diesem satanischen Wag-nis mitwirkte oder nicht, ist bedeutungslos, wenn es sich um die Gültigkeit seiner Prie-sterweihe handelt. Man hat jedoch ein gewisses Recht, wenn man den Verdacht hegt, daß

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die langjährige Verbindung zwischen Liénart und Lefebvre nicht zufällig ist. Denn esist unmöglich, daß während einer so langen Zeit Lefebvre vollständig unwissend bliebbezüglich der (freimaurerischen Verbindungen) Liénarts. Ein Fuchs kann nicht für langeZeit seine Anwesenheit im Hühnerstall geheimhalten.

Ungültig zum Priester geweiht, erfüllte Lefebvre nicht die Vorausset-zung, die ein Kandidat für das Bischofsamt mitbringen muß. Denn jeder, der konsekriertwerden soll, muß gültig zum Priester geweiht worden sein. Dies ist eine unabdingbareVoraussetzung für die Bischofskonsekration.

Wie ist nun die Situation der Lefebvre-Priester? Ganz einfach ausge-drückt: Ihr Tragen des Priesterrocks macht aus ihnen noch keine Priester. Es bewirktnur, daß sie wie Priester aussehen. Aber das ist auch schon alles.

Zweifelsohne,eine solche Schlußfolgerung klingt sehr umstürzlerisch!Sie darf auch nicht leichthin aufgenommen werden oder als Bosheit interpretiert werden.

Jeder von Marcel Lefebvre 'Geweihte' hat über seinem "Haupt eine Wol-ke" hängen. Das heißt, er hat keinen klaren Ordinationstitel. Noch einmal: niemand willhier den guten Willen dieser Kandidaten leugnen. Die Praxis der Kirche ist unter sol-chen Umständen, daß die Kandidaten bedingungsweise noch einmal ordiniert werden (subconditione). So wie einige junge 'Priester', die nach dem neuen verfälschten Ritus 'ge-weiht' wurden, dann aber aus emotionalen Gründen zu Lefebvre gingen und vom ihm alsPriester eingesetzt wurden - ohne bedingungsweise Weihe (!) -, so zeigt sich auch hier,daß Lefebvre auch kein Interesse zeigt (wenn er es überhaupt hat!) bezüglich der Gewiß-heit seiner eigenen Priesterweihe und Konsekration... und der seiner Nachfolger im Prie-stertum.

Wenn indessen dieser angebliche Verteidiger der wahren Kirche und deswahren Glaubens die Apostolische Konstitution Pius XII. kennen würde, die autoritativdie grundlegenden Worte der Form für die gültige Ordination und der bischöflichen Kon-sekration bestimmte, wie konnte er dann den nach dem neuen Ritus (seit 1968) Geweihtenerlauben, als Priester tätig zu werden? Seine so große Sorge für das Heil der Seelenund die "Messe für immer" dürften ihm nicht erlauben, die Seelen und die wahre Messehoffnungsloser Irregularität auszusetzen. Wir sind indessen infolge seiner Handlungs-weise gezwungen zu folgern, daß er gerade das getan hat.

Als Erzbischof Ngo-dinh-Thuc von Lefebvres Situation erfuhr, sandteer ihm in französischer Sprache einen Brief mit dem Anerbieten, Lefebvres skandalträch-tige Angelegenheit in Ordnung zu bringen, indem er ihm anbot, ihn zu ordinieren und kon-sekrieren oder vorschlug, daß dies irgendjemand tun sollte. Und dies zum Vorteil vonLefebvre und seiner Kandidaten. (Vgl. den vorher abgedruckten Brief im Faksimile undin deutscher Übersetzung von Herrn Golia.) Erzbischof Ngo-dinh-Thuc erhielt keine Ant-wort auf seinen Brief aus dem Jahre 1983.

Die Kopie dieses Briefes befand sich die ganze Zeit über in meinemBesitz, weil ich des Erzbischofes Sekretär und Vertrauter war. Unter den gegebenen Um-ständen halte ich es für angemessen, der Öffentlichkeit das Urteil von Erzbischof Ngo-dinh-Thuc über Marcel Lefebvres Weihestatus zur Kenntnis zu bringen.

Worin bestand nun die Rolle von Bischof Castro de Mayer bei den Ge-schehnissen in Econe (am 3o.6.88)? Es ist interessant, daß kein Bild von einer Teil-nahme von Bischof Castro de Mayer an der eigentlichen Konsekration existiert. Wederdas Fernsehen noch die Zeitungen zeigten ihn in der Rolle des Ko-Konsekrators. Dies istso offenkundig, daß, als der Pressesprecher des 'Vatikans', Joaquín Navarro-Valls überdie Rolle, welche Mgr. Castro de Mayer spielte, befragt wurde, zur Antwort gab, er kennedie Funktion des Bischofs nicht. Falls er Ko-Konsekrator war, wäre er auch auf Grund deskirchlichen neuen Gesetzes, welches er als auch Lefebvre als legitim anerkennen, 'ex-kommuniziert'. Überzeugt, dem Willen Gottes zu folgen, besorgte Marcel Lefebvre derWelt vier junge Männer, um die Sorge vieler zu vergrößern und die allgemeine Verwirrungnoch zu vergrößern. Ich kann daher dieser Angelegenheit nicht zustimmen, daß der Himmelspricht oder handelt mit gespaltener Zunge oder Fingern.

Es ist auch kein Geheimnis mehr, daß M. Lefebvre bereits im August1987 den vier Kandidaten schrieb, der Stuhl Petri sei vom Anti-Christen besetzt. In-dessen verhandelte er noch lange danach, nämlich am 2. Juni 1988, just mit jenem Manne,den er bereits einen "Antichristen" genannt hatte. Überdies schloß er seinen Brief andiesen "Antichristen" mit der Versicherung der einem Sohne gemäßen Gefühle! Die genauenWorte am Schluß dieses Briefes an den "Heiligsten Vater" lauten: "Geruhen Sie, Heilig-ster Vater, den Ausdruck meiner sehr ehrfurchtsvollen und einem Sohne gemäß ergebenen

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Gefühle in Jesus und Maria entgegenzunehmen. Mgr. Marcel Lefebvre."Am 29. August 1987 hatte derselbe Marcel Lefebvre geschrieben: "Meine

lieben Freunde, da der Stuhl Petri und die amtlichen Stellen in Rom von antichristlichenKräften besetzt sind, schreitet die Zerstörung der Herrschaft Unseres Herrn sogar in-nerhalb Seines mystischen Leibes auf Erden rasch voran". (...) Doch dann gab der "Ge-neral superior1 ein vom 21. Juni datiertes Rundschreiben an die Anhänger heraus, in wel-chem er Lefebvres Entscheidung zu konsekrieren mit den Worten ankündigte: "Nicht ineinem Geiste der Revolte gegen den Papst, noch weniger, um eine Parallel-Hierarchieaufzurichten, oder sich von Rom abzuspalten". Es mangelt dieser schmidbergerischen Dar-stellung erheblich an Vernünftigkeit. Einerseits versichert er seinen Anhängern, daßsie sich in Wirklichkeit nicht von Rom trennen noch daß sie gegen den Papst revoltieren.Man beachte: fanatisch beharren sie darauf, nicht wider den Papst zu revoltieren! Dasbedeutet, daß sie offensichtlich Johannes Paul II. als legitimen Papst anerkennen. Selt-sam!, daß sie dies zwar im Februar, im März, April, Mai und Juni 1988 tun, aber nichteben im August 1987! Damals sahen sie in ihm nicht nur einen Okkupanten, sondern sogarden Anti-Christen!

Als sie wiederum vor der drohenden Exkommunikation1 gewarnt wurden,schüttelten sie dies einfach ab mit der Bemerkung, die 'Exkommunikation' besitze keineBedeutung für sie. Scheinbar decken fromme Dummheiten eine große Anzahl 'Exkommunika-tionen' zu. . .

Mit diesen Hinweisen will ich nichts anderes zeigen als den absolu-ten Widerspruch zwischen den Taten und den Worten Marcel Lefebvres und sie der gleichenArt von Widerspruch entgegenstellen, wie er gerade von den Personen, welche er "Anti-christen" nennt, praktiziert wird.

Es muß hier noch einmal hervorgehoben werden, daß Erzbischof Ngo-dinh-Thuc sehr genau, sehr schlicht und einfach und geradeheraus war. Mit wenigen la-pidaren Worten rechtfertigte er seine großen Taten. Niemand in einer ähnlichen Situa-tion verkennt die innewohnenden Risiken. Er nahm sie auf sich, schlicht, ohne "Pauken-schlag" oder "orchestrierte" Presseverlautbarungen.

Wir sind Zeuge davon, daß sich Lefebvre jeweils auf einen direktenAuftrag Gottes beruft, wie es sämtliche Schismatiker und Häretiker tun! Er beruft sichauf Gott als Grund für die Errichtung der Bruderschaft: "Gott errichtete die Priester-bruderschaft Pius X. zwecks dauernder Erhaltung Seines glorreichen Sühnopfers für dieKirche. Er selbst erwählte treue Priester, die in den göttlichen Mysterien erfahren undvon ihnen überzeugt waren. Gott verlieh mir die Gnade diese Leviten auszubilden, ihnendie Gnade des Priestertums zu übertragen..."

Der aufmerksame und geschätzte Leser soll erkennen, daß Marcel Lefe-bvre nunmehr seine Exklusivität und elitäre Haltung vorführt. Erhob Gott sonst nieman-den? Offensichtlich ist in Lefebvres Konzept der Göttlichkeit und der göttlichen Vor-sehung kein Platz für Erzbischöfe wie Mgr. Ngo-dinh-Thuc? Man stelle den häßlichen, sogar nicht für Lefebvre schmeichelhaften Kontrast fest: Er ist Gottes Werkzeug - daseinzige (!) Werkzeug wohlverstanden (gemäß deren endloser Propaganda)! Aber wegen ebender Bischofskonsekrationen ist nach Lefebvres Einschätzung Mgr. Ngo-ding-Thuc ein Irr-sinniger! Lefebvres "Irrsinn" ist göttlichen, Mgr. Ngo's "Irrsinn" ist dämonischen Ur-sprungs !

Wiederum: Gott verlieh nach Lefebvres eigener Einschätzung ihm die"Gnade, diese Leviten vorzubereiten". Es war aber Mgr. Guérard des Lauriers OP, derder einzige Professor während der ersten sechs Jahre in Econe war! Man möchte glauben,daß sich ein gewisses Wohlwollen auch auf den kürzlich verstorbenen Dominikanertheolo-gen, der sich unter den von Mgr. Ngo-dinh-Thuc konsekrierten Bischöfen befand, erstrek-ken würde...

Beim Lesen dieser Verhaltensweisen, wie sie sich in den Worten undTaten Lefebvres zeigen, beginnt man sich an Pearl Harbour zu erinnern. Die Japaner"verhandelten" mit Präsident Roosevelt, während sie zu gleicher Zeit den bereits vor-her getroffenen Entschluß, die Kriegsschiffe zu besteigen, in die Tat umsetzten. Japa-nische Flugzeuge stiegen von den Flugzeugträgern auf und beeilten sich, den Flotten-stützpunkt Pearl Harbour zu bombadieren. Man muß die Anhänger Lefebvres ernsthaft fra-gen: "Wenn Sie ehrlich an Gott und Seine Kirche glauben, können Sie ehrlich glauben,Gott könne auf der Seite des Verrates stehen?"

Die zivilisierte Welt nannte Japans Vorgehen einen Akt der Nieder-tracht. Verdient ein solcher Verrat eine andere Bezeichnung, weil er angeblich im Na-men der Religion begangen wird? (aus T H E SERAPH vom Juni 1988)

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DIE WAHRE RELIGIONANMERKUNGEN ZU LESERBRIEFEN IN DER "DT"

vonH.H. Pfr. Werner Graus

Verfolgt man die Diskussion in Leserbriefen über die Religionen, etwa von JakobusLüttmer ("Missionsbefehl", DT vom 12. Februar), so stellt sich die Frage nach demVerhältnis von Religion an sich zur christlichen Religion.

Der heilige Thomas lehrt, daß die Tugend der "religio" zu den sitt-lichen Tugenden gehört und eine Teiltugend der Gerechtigkeit ist, nämlich Gott gegen-über. Jede Religion ist wahr, wenn sie in einer Erkenntnisbeziehung zum persönlichenund freien Schöpfergott steht, dem Erschaffer, Erhalter und Lenker all dessen, wasist und sein kann. Dazu genügt, daß diese Erkenntnisbeziehung zu Gott irgendwie ge-wußt wird, so daß sie hinreicht, auch das Tun normativ zu bestimmen. Das ist das Fun-dament einer natürlichen Religion, die der Natur des Menschen folgt, wenn sie einewahre ist und sein will. Somit sind Pantheismus und Polytheismus schon im natürlichenSinn falsche Religionen.

Die christliche Religion setzt als Religion die natürliche im obi-gen Sinn voraus. Nun aber stand die natürliche und wahre Religion nach dem Sündenfallund wegen desselben in der ständigen Gefahr, sich in falsche Religionen aufzulösen.Die christliche Religion hat aber von Anfang an nicht bloß den Anspruch erhoben, einewahre Religion zu sein - damit hätte man niemanden aufgeregt -, sondern die absoluteReligion und damit die einzig wahre zu sein. Eine absolute ist die christliche Reli-gion, weil sie auf dem Fundament der natürlichen und wahren Religion jede Beziehungzu einer falschen Religion im Namen der menschlichen Natur verneint. Und die einzigwahre ist sie aus zwei Gründen: Sie bezieht sich nicht bloß auf den einen Schöpfer-gott, weil die Erkenntnis hier noch eine unvollkommene ist, sondern auf den trini-tarischen Gott. Und sie bindet sich an den, der der einzige Weg und Mittler zum Va-ter ist, der die Wahrheit ist und damit auch der Erlöser - denn nur die Wahrheitmacht frei und erlöst von der Sünde.

Die christliche Religion hat somit zwei Wurzeln: die geistig be-stimmte menschliche Natur, deren Wesen sich nicht verändert, und die übernatürliche,positive göttliche Offenbarung, die mit den Aposteln abgeschlossen ist. Wer dieseEinheit verwirrt, verdunkelt oder zerstört, verfällt dem Fürsten dieser Welt und zer-stört die Rückbindung an den einen und dreipersönlichen Gott.

In seiner Enzyklika "Libertas praestantissimum" sagt Papst Leo XIII.,daß die sogenannte Kultfreiheit (jeder ist frei, irgendeine beliebige Religion oderüberhaupt keine zu bekennen) gar sehr der Tugend der "religio" widerspricht. Dannfährt er fort: "Fragt man aber, welcher von den verschiedenen und einander wider-sprechenden Religionen wir zu folgen haben, so weist uns ohne Zweifel schon unsernatürlicher Verstand zu jener einen hin, welche Gott angeordnet und welche seineVorsehung durch sichere äußere Merkmale ausgezeichnet hat, woran alle Menschen sieleicht erkennen können; denn ein Irrtum in einer Frage von solcher Bedeutung bräch-te die verhängnisvollsten Folgen mit sich."

Aus all dem folgt auch, daß etwa die jüdische und mohammedanischeReligion nicht wahre Religionen sein können, weil sie den dreipersönlichen Gott ab-lehnen, wie er sich durch Jesus Christus geoffenbar hat. Mohammed sagt ausdrücklich:"Gott hat keinen Sohn." Und für die Juden gilt das Wort Gottes: "Wer den Sohn leug-net, hat auch den Vater nicht", 1 Joh. 2,23.

(aus: "DT", Nr.28 vom 7.3.1987)

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ROSENKRASNZGEBET: JEWEILS DONNERSTAGS UM 19 UHR

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OFFENER BRIEF AN MGR. MUSEYBETREFFEND DIE KONSEKRATION VON MGR. MAIN

vonEberhard Heller

VORBEMERKUNG:

Von den Gläubigen weniger beachtet, weil weniger spektakulär oder weil sich mangeln-des Interesse breit macht, fanden im letzten Jahr im Lager des (sog.) katholischen Wi-derstandes mehrere Bischofsweihen in Frankreich und Südafrika statt. So konsekrierteam 25. November 1987 Mgr. Guerard des Lauriers, als er selbst bereits schwer krank war,in Raveau / Frankreich Don Francesco Munari aus Turin zum Bischof. Abbé Munari ist einvon Mgr. Lefebvre geweihter bzw. 'geweihter' Priester, der aus Glaubensgründen aus derLefebvre-Bruderschaft ausgetreten war und seinen Irrtümern zusammen mit mehreren ande-ren abgeschworen hatte. Obwohl Mgr. Guerard des Lauriers Herrn Dr. Hiller und mir ge-genüber die Auffassung vertreten hatte, daß alle Lefebvre-Priester (oder 'Priester')sub conditione nachgeweiht werden müßten und verschiedenen Econern selbst angebotenhatte, sie sub conditione zu ordinieren, ist wohl nicht davon auszugehen, daß er diesim Falle von Munari getan hat. Da nur ein- (sicher gültig geweihter) Priester zum Bischofgeweiht werden kann, diese Voraussetzung im Falle des Abbé Munari nicht gewährleistetist, können wir ihn als Bischof nicht akzeptieren - trotz aller möglichen persönlichenSympathie. (N.b. vielleicht kann einer der Leser zu ihm Kontakt aufnehmen und ihn aufdie Problematizität seines Status als Kleriker aufmerksam machen.)

Anfang Dezember weihte dann Mgr. Musey / U.S.A. in Thiviers / Frank-reich den ihm bis dahin völlig unbekannten Abbe Michel Main, der sich im Kirchenkampfm.W. bisher nicht profiliert hatte, zum Bischof. Mgr. Musey war auf die eindringlicheBitte und mit finanzieller Unterstützung einer völlig inkompetenten Dame aus der Schweiznach Frankreich geflogen, obwohl er eindringlich gebeten worden war, von diesem aben-teuerlichen Vorhaben Abstand zu nehmen.

Am 17. Dezember 1987 schließlich konsekrierte Mgr. McKenna / U.S.A.in Südafrika Rev. Fr. Richard Bedingfeld zum Bischof, einen Priester, dessen Name ichbis dahin nie gehört hatte. Bereits zuvor hatte Mgr. McKenna Fr. Vida Elmer konsekriert.

Das Skandalöse an all diesen Weihen ist der Umstand, daß sie ohne ge-genseitige Konsultation und Absprachen der Bischöfe untereinander erteilt wurden. Alldiese Konsekratoren scheinen wohl die Spendung einer Bischofsweihe als Privatsache undnicht als Angelegenheit der (wahren) Gesamt-Kirche aufzufassen, die sich zudem noch ineinem sehr schwierig zu lenkenden Zustand befindet. Damit wird die Gefahr der Zersplit-terung des Widerstandes und der Sektenbildung immer größer, zumal bei den Weihen alstheologische Voraussetzung die Akzeptanz von Privatmeinungen gefordert wird.

Obwohl der verstorbene Mgr. Guerard des Lauriers, der an diesem rui-nösen Prozeß ein gerüttelt Maß Schuld hat (indem er die Herrn Storck und McKenna kon-sekrierte, ohne sie geprüft zu haben, ihnen dafür aber die Annahme seiner Privatmei-nungen abverlangte), vor seinem Tode die Auffassung vom Halb- und Halb-Papst bzw. Haib-und Halb-Nicht-Papst fast gänzlich revidiert hatte - Gott sein Dank! - (vgl. SAKA-IN-FORMATIONEN Nr.5 vom Mai 1988, S.96), fährt McKenna stolz fort von Bischöfen "unsererRichtung" zu reden (vgl. CATHOLICS FOREVER vom Febr. 1988), d.h. von Bischöfen, diedie abgelegte Theorie vom "Papa materialiter, non formaliter" tradieren - ohne dieBegründung dafür je richtig verstanden zu haben!!!

Nach Bekanntwerden dieser Vorgänge habe ich mich, soweit möglich,über nötige Einzelheiten informiert und die beiden Bischöfe McKenna und Musey - Mgr.Guerard des Lauriers war inzwischen verstorben - schriftlich auf ihre in dieser Formder Einheit der wahren Kirche abträglichen Aktivitäten angesprochen. Von Mgr. McKennahabe ich inzwischen eine Antwort erhalten, die mich nötigt, ihm wieder zu schreiben.Mgr. Musey zog es vor, auf die erhobenen Vorwürfe nicht zu antworten, weshalb ich michwegen der Wichtigkeit der Angelegenheit verpflichtet fühle, meine Anfragen an ihn inder Form eines offenen Briefes zu wiederholen.

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Freundeskreis e.V. derUna Voce Gruppe MariaRedaktion "Einsicht": Dr. Eberhard HellerPostfach 610, D 8000 München 1 den lo. lo.1988

An

S.E. Mgr. George MuseyNeil St. 63ooFort Worth, TX 761 19 / U.S.A.

Exzellenz,

im Herbst 1987 haben Sie auf Bitte von Frau H... H... aus Grand-Saconnex / Schweiz,die Ihnen auch die Reisekosten erstatte, in Frankreich Priesterweihen sub conditionevorgenommen und dem im Kirchenkampf unbekannten Abbé Michel Main die Bischofsweihegespendet. Nach dem mir vorliegenden Briefmaterial gehe ich davon aus, daß Sie überdie Kandidaten und die besonderen Umstände in Frankreich von Frau H... kaum, d.h.ungenügend unterrichtet waren.

Meine durch S.E. Bischof Carmona an Sie weitergeleitete Bitte, unterdiesen Voraussetzungen von dem Vorhaben Abstand zu nehmen, ließen Sie unberücksich-tigt.

Durch Ihr Eingreifen in Verhältnisse und Umstände, die Sie nichtdurchschauen konnten, haben sie die kirchliche Situation nur noch mehr verwirrt alsSÉ ohnehin schon ist - zu Ungunsten der pastoralen Betreuung der Gläubigen.

Abgesehen von dieser neuerlichen Verwirrung haben Ihre Aktivitätenaber noch einige andere Aspekte, die über die pastorale Problematik hinaus kirchen-rechtlich relevant sind. Deswegen bitte ich Sie im Interesse der Gläubigen und inIhrem eigenen Interesse, auf folgende Fragen Auskunft zu geben.

1. Als Ihre eigene Bischofsweihe von Mgr. Carmona geplant wurde, hatte er S.E. Erz-bischof Ngo-dinh-Thuc vorher um sein Einverständnis gebeten und zwar in dem klarenBewußtsein, daß im Falle der Sedesvakanz sämtliche rechtgläubige Bischöfe die kirch-liche Hierarchie repräsentieren und diese in ihrer Gesamtheit Entscheidungen tref-fen sollten, die für die gesamte Kirche von Bedeutung sind oder die eigentlich demPapst vorbehalten sind(wie im Falle der Beauftragungen für Bischofskonsekrationen)...und das vorbehaltlich einer Anerkennung und rechtlichen Gutheißung durch einen spä-ter zu wählenden Papst. Meine Frage an Sie lautet: Welche Bischöfe haben Sie vor derKonsekration von Abbé Michel Main konsultiert? Wer hat außer Ihnen (und Frau H...)dafür plädiert, daß er zum Bischof gweiht werden sollte? Die Problematik ändert sichkeinesfalls dadurch, daß Sie darauf verweisen können, daß andere Bischöfe - der in-zwischen verstorbene Mgr. Guerard des Lauriers und Mgr. McKenna - auch eigenmächtigBischofsweihen vorgenommen haben.

2. Wie aus den mir in Kopie vorliegenden Briefwechseln ersichtlich ist, hat Frau H...als Hauptgründe für die Konsekration von Abbé Main dessen materiellen Besitzstandaufgeführt (er besitzt neben einem Schloß auch eine Kapelle). Um den Anschein uner-laubten Nebenabsichten zu vermeiden, bitte ich Sie, die wirklichen Gründe und diesie erläuternden Umstände bekannt zu geben, weshalb Sie Abbe Main zum Bischof kon-sekrierten... nicht zuletzt oder gerade auch im Interesse des von Ihnen geweihtenBischofs.

Mit ehrfurchtsvollen Grüßen

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PHILOSOPHISCHE ARGUMENTEGEGEN DEN PROGRESSISMUS

vonDr. Wolfgang Schüler

Jeder, der dem Progressismus aus Einsicht widerstehen will, wird großes Interesse dar-an haben zu erkennen, wie man ihn widerlegen kann. Er stellt sich zunächst einmal selbstdie Frage, warum er den Progressismus ablehnt, und er wird bestrebt sein, die Positiondes Gegners kennenzulernen, sie zu durchdenken und dabei so viele und so gute Argumen-te wie nur möglich der eigenen Position entgegenzustellen.

Er wird nicht ruhen, bis er den Gegner restlos widerlegt und Schwä-chen der eigenen Position aufgespürt und behoben hat.

Dabei ist er auf persönliche Gespräche mit Progressisten nicht ange-wiesen, er kann vielmehr den Gegner in sich selbst zu Wort kommen lassen. Übrigens istein Gespräch mit Progressisten nicht unter allen Umständen sinnvoll, denn der Wille zurErkenntnis ist Voraussetzung für jedes sinnvolle Gespräch über wissenschaftliche unddamit auch theologische Gegenstände.

Nicht alle Argumente, die man dem Gegner gegenüber vorbringen kann,sind philosophischer Art. Wenn ich mich auf diese im folgenden beschränke, dann solldamit nicht gesagt sein, daß alle anderen Argumente ungeeignet oder minderwertigseien, aber ich hoffe zeigen zu können, daß philosophische Argumente in besondererWeise geeignet sind, den Gegner zu widerlegen. Ich will nämlich zeigen, daß die Ab-lehnung des Progressismus eine Denknotwendigkeit ist.

Dabei werde ich im ersten Teil ganz allgemein argumentieren underst an späterer Stelle auf kirchliche Dinge zu sprechen kommen, denn man muß ersteinige Grundlagen schaffen, um den Gegner treffen zu können. Dazu ist etwas Gedulderforderlich.

Da mein Thema lautet: "Philosophische Argumente gegen den Proges-sismus", muß ich zunächst eine Begriffsbestimmung der Philosophie vornehmen, woraussich ergibt, was ein philosophisches Argument ist, und dann werde ich versuchen, dasWesen des Progressismus zu kennzeichnen ...

Definition:

Philosophie ist eine freie geistige Tätigkeit, welche die Prinzipien der ganzen Wirk-lichkeit zu erkennen strebt und in der diese Erkenntnis gewonnen wird.

(Unter der ganzen Wirklichkeit wird alles verstanden, was vomGeiste in Betracht gezogen werden kann. Erkenntnis findet statt, wenn sich eine Be-hauptung als wahr erweist.)

Was ist mit den "Prinzipien der Wirklichkeit" gemeint? Prinzipbedeutet: Das Erste, der Ursprung, die Grundlage, das Allgemeinbestimmende.

Es folgen einige Beispiele für Prinzipien der geistigen Wirklich-keit aus dem Bereich des Verstandes, die Kant Kategorien nennt:

Das Prinzip der Geleichheit:

Piaton (ca. 4ooo v.Chr.) erläutert es in seinem Dialog "Phaidon" an dem Beispielzweier Hölzer. Wir sagen, sie sind nicht ganz gleich. Was geschieht bei einem sol-chem Vergleich? Wir beziehen die Vorstellung von den beiden Hölzern auf die Idee derGleichheit und messen sie daran. Ehe wir anfangen zu sehen und zu hören, müssen wirschon eine Erkenntnis des Gleichen gewonnen haben. Aus Erfahrung können wir niemalsgelernt haben, was gleich ist, denn Gleichheit kommt ja gar nicht in der Erfahrungvor. An zwei Erfahrungsgegenständen lassen sich immer Unterschiede angeben, ganzabgesehen davon, daß sie unterschiedliche Positionen im Raum einnehmen.

Die Idee der Gleichheit gewinnen wir also nicht von außen, sonderndas menschliche Denken ist ursprünglich mit ihr ausgestattet, wir tragen sie an dieErfahrungswelt heran, und wir ordnen die Erfahrungswelt unter anderem unter diesemGesichtspunkt.

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Das Prinzip der Einheit:

Ich sehe einen Tisch. Die verschiedenen Bestimmungen, die ich an ihm treffe, sind imBegriff "Tisch" schon zur Einheit gebracht, sonst hätte ich den Tisch gar nicht. ImRaum sind seine Teile nebeneinander, so die Beine, die Platte und die Teile dieserTeile. Die Einheit, die ich mit dem Begriff "Tisch" bezeichne, kommt mir nicht vonaußen zu, sondern ich gehe mit dem Prinzip der Einheit an das Nebeneinander heran undfasse es zur Einheit zusammen. Unter Zuhilfenahme des Einheitsbegriffes wird einObjekt überhaupt erst ein Gegenstand des Bewußtseins.

Das Prinzip der Identität:

Wir identifizieren Gegenstände und Personen mit sich selbst und halten diese Identi-fizierung in der Zeit durch. Ein Beispiel: Wir sehen einen Menschen nach zehn Jahrenwieder und sagen, daß er sich verändert habe. Von diesem "er" können wir sprechen,weil wir die Verstandesform (Kategorie) der Identität auf ihn angewendet haben, denndem Aussehen nach ist er nicht mehr der "Alte".

Das Prinzip der Kausalität:

Eine in Bewegung befindliche Kugel 1 triff^auf eine ruhende Kugel 2 und diese wirdbewegt. Wir sagen: Weil Kugel 1 auf Kugel 2 gestoßen ist, bewegt sich Kugel 2, dashaben wir doch gesehen.

Nein, gesehen haben wir nur, daß Kugel 1 Kugel 2 berührte und daßdann Kugel 2 sich bewegte. Das "weil" denken wir uns dazu; wir tragen das Prinzipvon Ursache und Wirkung an den Vorgang heran und erklären uns mit seiner Hilfe denVorgang, indem wir eine Beziehung, die es nur im Geiste gibt, auf ihn projizieren.

In der Tat entstammt jegliche Beziehung dem Geiste! Diese Tatsacheeingehend zu erwägen ist sehr lohnend; es lassen sich aus ihr eine Fülle von Konse-quenzen ziehen, auf die ich hier aber nicht eingehen kann. Im Bereich des Wahrnehm-baren haben wir dagegen nur ein striktes Nebeneinander.

Ich sagte, es ist Aufgabe der Philosophie, die Prinzipien des ge-samten Denkens darzustellen. Zu ihnen gehören nicht nur Verstandesprinzipien, sondernauch Vernunftprinzipien (Freiheit, Gott und Unsterblichkeit), sowie Prinzipien derInterpersonalität, der Ethik, der Ästhetik usw.

Definition:

Ein philosophisches Argument besteht in der Angabe eines Grundes für die Richtigkeitoder Falschheit einer Behauptung unter Berufung auf ein Prinzip des Denkens.

Beispiele für nicht-philosophische Argumente:

Die tridentinische Heilige Messe ist dem Novus Ordo vorzuziehen, weil siein der Substanz die Messe der gesamten Vergangenheit beinhaltet.

* Der Novus Ordo ist der Tridentinischen Messe vorzuziehen, weil er zeitge-mäß ist.

In beiden Fällen beruft man sich zur Begründung nicht auf ein Denkprinzip,sondern auf die Zeit (Natürlich spricht im zweiten Falle die Eigenschaft"zeitgemäß" nicht für, sondern gegen den Novus Ordo).

* Die Tridentinische Messe ist dem Novus Ordo vorzuziehen, weil sie feier-licher ist.

Auch hier liegt keine Abgrenzung im Prinzipiellen vor, sondern es wirdmit Graden der Feierlichkeit operiert.

Allgemein gilt, daß Argumente, die ein Mehr oder Weniger in Anschlagbringen, keine philosophischen Argumente sind:

feierlicher - weniger feierlich* ehrfurchtsvoller - weniger ehrfurchtsvoll; oder* länger - kürzer* zeitgemäß - unzeitgemäß

verständlicher - weniger verständlich* besser - schlechter.

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Alle Argumente, die sich um solche Begriffspaare drehen, also mit einem Mehr oderWeniger operieren, sind keine philosophischen Argumente, weil ein Mehr oder Wenigerfür den philosophischen Begriff keinen Unterschied macht. Es geht in der Philosophienie um solche quantitative, sondern nur um qualitative Unterschiede, die an Denkprin-zipien festgemacht werden.

Nächster Schritt in der Bestimmung der Aufgabe der Philosophie.

Die Philosophie als Wissenschaft kann sich nicht damit begnügen, das Allgemeinbestim-mende, Prinzipielle, hier und da aufzudecken, oder die Gesamtheit der Denkprinzipienim Sinne eines Nebeneinander aufzustellen, sondern sie hat nach dem Verhältnis derPrinzipien zueinander zu fragen und sie in ein System zu bringen.

Wer nach dem Verhältnis der Prinzipien zueinander fragt, der fragtnach ihrer Einheit und damit nach dem sie alle bestimmenden letzten Prinzip, das derPhilosoph das Absolute (die Religior: Gott) nennt.

Zur Auffindung des gesuchten Grundprinzips setze ich am sprachlichenAusdruck an und betrachte eine beliebige Aussage des Bewußtseins. Sie hat entweder dieForm einer Frage, eines Zweifels oder einer Behauptung.

Zur Frage: Die Frage schließt die Behauptung ihrer selbst ein, dennsie setzt die Frage als Frage, und sie schließt die Behauptung ein, daß es Wahrheitgibt, die realisiert werden soll. Also stecken in jeder Frage mindestens diese beidenBehauptungen, und insofern ist die Behauptung allgemeiner als die Frage.

Zum Zweifel: Auch der Zweifel muß sich als solcher behaupten: dieZweifelsform wird in jedem Zweifel mitgesetzt, sonst wüßte ich, wenn ich zweifele,nicht, daß ich zweifele. Der Zweifel schließt also auch die Behauptung ein. Aber um-gekehrt schließt die Behauptung weder eine Frage noch einen Zweifel ein.

Ergebnis:

Unter den drei Aussageweisen des Bewußtseins: Frage, Zweifel und Behauptung, ist dieBehauptung die allgemeinste. Das gesuchte Grundprinzip muß also in der Behauptungstecken. Worin besteht es?

Jede Behauptung beansprucht Wahrheit für ihre Form, nämlich eineBehauptung zu sein und darüber hinaus auch für das, was inhaltlich behauptet wird.Auch der Lügner behauptet Wahrheit für seine Unwahrheit. Wahre Behauptungen unter-scheiden sich von unwahren dadurch, daß ihr Anspruch gerechtfertigt ist. Diese Recht-fertigung kommt aber nicht aus der Behauptung als solcher, sonst wäre die Lüge garnicht möglich, sondern aus der Wahrheit selbst.

Ergebnis:

Das Grundprinzip der Philosophie ist die Wahrheit. Es ist die Aufgabe der Philosophie,aus diesem Prinzip die andern Prinzipien zu entfalten.

Für die Auseinandersetzung mit dem Progressismus muß man näher indas Wahrheitsprinzip eindringen. Bevor ich daran gehe, will ich versuchen, den Pro-gressismus im allgemeinen zu charakterisieren, also zunächst noch nicht in der spe-ziellen Form, wie er sich heute im offiziellen Raum der'Kirche'darstellt.

Der Progressismus hat auch ein absolutes Prinzip, aber dieses istnicht die Wahrheit, sondern es ist das Prinzip des Wandels, der Veränderung in derZeit.

Nach ihm ist alles, auch die Wahrheit, der Veränderung unterworfen.Man kann sagen, daß sein Absolutes die Veränderung selbst ist. Und diese Veränderungin der Zeit bewertet er als gut, er bejaht sie. Man beachte, daß diese Bewertung nichtaus der Veränderung als solcher kommt, sondern daß sie ihr sozusagen von außen vomProgressisten angehängt wird. Für ihn ist das jeweils Neue, weil es neue ist auch dasBessere. (Hitler war auch einmal neu; der konsequente Progressist mußte sein Auftre-ten damals als Fortschritt gelobt haben).

Man frage den Progressisten doch einmal, warum ein Prozeß nicht innegative Richtung laufen kann. Es lassen sich in der Geschichte doch zahlreiche Bei-spiele für Rückentwicklungen finden. Es sei nur an die große griechische Philosophiegedacht, an das, was Piaton und Aristoteles dachten. Es ging unter und blieb dannJahrhunderte lang fast unbekannt, bis die Scholastik diese Philosophie neu entdeckte.

In seiner schärfsten Form leugnet der Progressist die Existenz von

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von Wahrheit. Daneben tritt der Progressismus in zwei abgeschwächten Formen auf, diefür unsere Auseinandersetzung von besonderer Bedeutung sind:

1. Die Wahrheit ist geschichtlich. Sie ändert sich in der Zeit.Jede Zeit hat ihre eigene Wahrheit.

2. (Noch weiter abgeschwächt) Es mag zwar eine unveränderliche Wahr-heit geben oder es gibt tatsächlich eine solche, aber für uns Menschen, die wir ja inder Zeit stehen, verändert sie sich, und wir müssen bescheiden versuchen, uns ihr im-mer mehr und immer wieder neu anzunähern.

Wenn man sich einmal überlegt hat, wie der Progressismus in seinerschärfsten Form zu widerlegen ist, dann gewinnt man einen Schlüssel, um mit ihm auchin seinen abgeschwächten Formen fertigzuwerden, was ich jetzt zu zeigen versuche.

Behauptung des Progressismus:

Es gibt keine absolute Wahrheit, sondern es gibt nur Ansichten.

Gegenargumentat ion:

Vorbemerkung: Hinsichtlich des Nachweises der Existenz von Wahrheit, trifft man häu-fig auf eine falsche Erwartungshaltung. Es wird erwartet, daß die Existenz von Wahr-heit im gleichsam matehmatischen Sinne nachgewiesen wird, was aber gar nicht möglichist. Warum nicht? Beweisen heißt, aus gewissen Voraussetzungen andere Aussagen her-leiten. Aber die Voraussetzungen sind ja selbst Aussagen, die nur unter Beanspruchungder Wahrheit zustande kommen. Also ist das Prinzip des Beweises zu schwach - nichtumfassend genug - um die Wahrheit als Wahrheit zu erfassen.

Oder auch so: Beweisen heißt zurückverlagern auf Elementareres. DasElementarste aber, weil es das Elementarste, die Basis von allem ist, kann nicht zu-rückverlagert werden.

Wer fordert: Beweise mir mathematisch, daß es Wahrheit gibt, hat diegrundlegende, konstitutive Form der Wahrheit für alle geistigen Akte nicht erkannt.

Aber man kann die Existenz von Wahrheit aufzeigen etwa dadurch, daßich dem Gegner zeige, daß er die Existenz von Wahrheit gar nicht leugnen kann, ohnesie dabei zu beanspruchen. Wenn er sagt: "Es gibt keine Wahrheit", dann halte ich da-gegen: "Deine Aussage soll doch wahr sein, oder?" Sagt er "ja", dann gibt er dieExistenz von Wahrheit direkt zu. Sagt er "nein", dann hebt er seinen Einwand gegendie Wahrheit selbst auf; denn er gibt zu, daß sein Widerspruch gegen die Wahrheitnichtig ist! (...)

Wenn der Progressist abschwächt: "Es gibt vielleicht keine Wahrheit",dann muß man nachsetzen: "Es ist also doch wahr, daß es vielleicht keine Wahrheitgibt?" Und wenn der Progressist sagt: "Ich zweifle daran, daß es Wahrheit gibt", somuß man sofort nachfragen: "Es ist aber doch wohl wahr, daß Sie zweifeln?" Und wenner dann 'bescheiden' sagt: "Ich bin auf der Suche nach der Wahrheit", dann setzensie wieder nach: "Es ist also doch wahr, daß Sie auf der Suchenach der Wahrheit sind?"

In allen genannten Fällen treffen wir auf diese Weise den Punkt,wo der Progressist die Existenz der Wahrheit zugeben muß, wenn seine Aussagen über-haupt Sinn und Bestand haben sollen.

(Bemerkung: Allgemein ist es in solchen Streitgesprächen lohnender,die Position des Gegners aufzugreifen, die Unhaltbarkeit seiner Thesen^offenbaren,als etwas anderes dagegenzusetzen).

Die These von der Geschichtlichkeit der Wahrheit.

Genauere Beschreibung der These: Alle Geltungen haben nur während einer bestimmten (Ge-schichts)Zeit Wahrheit; sie werden dann durch neue Geltungen abgelöst und verlieren da-durch ihre vorherige Gültigkeit.

Bemerkung: Diese These behauptet, daß die Zeit in die Wahrheit kommt,während die christliche Position genau das Gegenteil aussagt, nämlich daß die Wahrheitin die Zeit kommt. Christus kommt in die Welt.

Widerlegung:

Die These (von der Geschichtlichkeit der Wahrheit) ist eine Behauptung, die mit demAnspruch auftritt, wahr zu sein. Wenn alle Wahrheit geschichtlich ist, dann ist auch

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die Wahrheit dieser These geschichtlich und gilt nur für eine gewisse Zeit.Einerseits erhebt der Gegner einen absoluten Wahrheitsanspruch für

seine These, andererseits verwirft er ihn - allerdings unbemerkt - in der These selbst,da es ihr zufolge keine absolute Wahrheit gibt. Seine Aussage ist also widersprüch-lich.

Ein Widerspruch A und nicht-A kann aber nicht gedacht werden, sodaß sich die These selbst aufhebt. Warum kann ein Widerspruch hier eigentlich nichtgedacht werden? Die Aussage A beansprucht Gültigkeit für A. Die Aussage nicht-A (dasGegenteil von A) beansprucht ebenfalls Gültigkeit für nicht-A und verneint eben da-durch den Gültigkeitsanspruch für A und umgekehrt. Es kommt also zu keiner Zuerken-nung von Wahrheit und Gültigkeit und damit - streng genommen - zu gar keiner Aussage.Ein solcher Widerspruch kann nur gesprochen, nicht aber gedacht werden, weil sich dieGültigkeitszuerkennungen gegenseitig vernichten.

Drei Konsequenzen aus der These von der Geschichtlichkeit der Wahrheit.

1. Wer diese These vertritt, schneidet sich von der Geschichte ab; er wird geschichts-los.(Die Beschneidung des Geschichtsunterrichtes in gewissen 'Schulreformen' ist nichtvon ungefähr).

Denn denjenigen, der in früherer Zeit gelebt hat, kann ich unterder Gültigkeit dieser These nur ablehnen, denn er hat für mich keine Bedeutung, erhat mir nichts zu sagen.

Die eine Wahrheit, die uns verbindet, gibt es nach dieser These janicht. Da es keine Einheit gibt, ist die Beziehung zur andern Person (in der Geschich-te) aufgehoben, denn jede Beziehung setzt Einheit voraus. Der andere ist dann nur nochein Objekt meiner Beurteilung, er wird geistig getötet. Man erkennt daran, daß derProgressismus totalitär ist.

2. Da in einer andern Zeit andere Normen gelten, muß der Vertreter dieser These zu-geben, daß man z.B. einmal den Mord für rechtmäßig halten konnte, oder ihn in Zukunfteinmal möglicherweise für rechtmäßig halten wird. Eine Empörung z.B. über die Ver-brechen im 3. Reich ist aufgrund dieser These letztlich gar nicht möglich. (...)

3. Die These (von der Geschichtlichkeit der Wahrheit) schlägt auf den zurück, dersie vertritt. Wenn ihr Vertreter morgens aufwacht, lebt er schon in der Furcht, daßseine (gestrigen) Geltungen heute überholt sind; er kann unversehens in Rückstand ge-raten und das'Vernichtungsurteil' hören: Du bist nicht mehr zeitgemäß!

Die Konsequenzen, die sich aus dieser Auffassung ergeben, sind:Emsiges Lauschen auf die Meinung der Zeitgenossen; Podiumsgespräche, Diskussionen,dauernder Wettlauf nach der letzten Modernität. Daran wird deutlich, daß sich die gan-zen verbalen Aktivitäten in progressistischen Gemeinden (Diskussionen, Gespräche,Arbeitskreise, Foren etc.) direkt aus dem progressistischen Prinzip ergeben. Sie sindkeine äußerlichen Zutaten.

Der Progressismus kniet vor dem 'modernen Denken' und er betteltdarum, akzeptiert zu werden; er ist bereit, jederzeit seine Position zu wechseln.Man denke an Schillers Wort: "ich sehe diese würd'gen Peers, mit schnell vertauschterÜberzeugung unter vier Regierungen den Glauben viermal ändern".

Behauptung des Progressismus (zweite , abgeschwächte These):

Nicht die Wahrheit selbst, aber die Erkenntnis der Wahrheit wandelt sich in der Ge-schichte.Zunächst liegt hier ein Mißbrauch des Erkentnisbegriffs vor: was erkannt wird, istuntrüglich wie es ist und schließt jede Täuschung aus, sonst liegt keine Erkenntnisvor (man vergleichedie obige Argumentation zur Undenkbarkeit eines Widerspruches).

Widerlegung:

1. Wenn alle menschliche Erkenntnis der Wahrheit unangemessen ist, dann fragt essich, woher man von dieser Unangemessenheit wissen kann. Wie hast du diese Unange-messenheit denn erkannt, wenn du auf der Seite dieser angeblich inadäquaten Erkennt-nis stehst?

Diese Behauptung setzt einen Standpunkt voraus, der außerhalb dermenschlichen Erkenntnis ist (!) und von diesem aus wird dann vergleichend festge-

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stellt, daß die menschliche Erkenntnis der Wahrheit unangemessen ist. Du müßtest alsodeinen Erkenntnisrahmen, dein Denken verlassen, um einen solchen Standpunkt einnehmenzu können. Es ist dir aber nicht möglich, dein Denken zu verlassen.

Wenn mir die Wahrheit nicht erscheint, dann kann ich auch keine Aus-sagen über sie im Verhältnis zu meinem Wissen machen. In Abwandlung eines Wortes vonSchiller könnte man sagen: "Draußen nur sucht sie der Tor, sie erzeugt sich in dir,sie bringt sich in dir hervor!"

2. Außerdem gilt: Wenn alle Erkenntnis der Wahrheit die Wahrheit nicht erreicht,dann doch auch nicht diese angebliche Erkenntnis über das Verhältnis von Erkenntnisund Wahrheit. Es wird doch hier geurteilt über das Verhältnis von Wahrheit und ihrerErkenntnis. Wie kann man das aber, wenn einem die Wahrheit jenseitig ist, was in derThese behauptet wird? Was ich nicht kenne, darüber kann ich auch nicht urteilen; einentsprechendes Urteil, das dennoch gefällt wird, ist sinnlos.

Bedenken wir noch einmal die Methode, mit der wir die unterschied-lichen Formen progressistischer Behauptungen widerlegt haben. Jeder Wahrheitsrelati-vist beansprucht uneingestanden Wahrheit für seine Relativierungsthese. Man kann ihmzeigen, daß er sich dabei widerspricht und daß sich deshalb seine Behauptung in Nichtsauflöst. In der Auseinandersetzung mit einem Wahrheitsrelativisten (der Progressistist einer), muß man das aufspüren, für was er einen Wahrheitsanspruch erhebt, unddas ist zumindest die Wahrheit seiner These selbst.

Wenn er mitdenkt, muß er dann die Existenz absoluter Wahrheit aner-kennen. Der heilige Bonaventura hat das vollständig erkannt und herrlich ausgedrücktin den Worten: "Das Licht der Seele ist die Wahrheit. Dieses Licht kennt keine Dämme-rung. Es strahlt ja so stark in die Seele, daß nicht einmal gedacht werden kann, siesei nicht, und der Mensch so etwas nicht aussprechen kann, ohne sich selbst zu wider-sprechen".

Ich hoffe, einsichtig gemacht zu haben, daß der Progressismus einePosition des Irrtums ist, dem aus der Wahrheitsposition heraus nicht der kleine Fin-ger gereicht werden kann.

Wahrheit und Irrtum

Wie steht es aber mit der Duldung einer Koexistenz von Wahrheit und Irrtum? Ist esdenkmöglich, daß man sich persönlich scharf gegen den Progressismus abgrenzt, aberum Auseinandersetzungen zu vermeiden, oder um selbst geduldet zu werden, darauf ver-zichtet, den Progressismus anzugreifen?

Wenn ich hier vorläufig unterstelle, daß der Novus Ordo ein progres-sistisches Irrtumsprodukt ist, dann stellt sich diese Frage konkret im Hinblick aufdas päpstliche1 Induit bezüglich der Tridentinischen Messe unter ganz bestimmten Be-dingungen.

Philosophisch interessiert nur der allgemeine Fall, also die Frage,ob ein Nebeneinander von Wahrheit und Irrtum akzeptabel ist. Um diese Frage zu beant-worten, muß ich daher näher auf die Wahrheit selbst eingehen.

1. Es ist doch merkwürdig, daß wir z.B. einen Satz der Mathematik - etwa, daß dieWinkelsumme im Dreieck 18o Grad beträgt - rechtens nicht bestreiten können, wenn wirdie Schritte eines Beweises für ihn verstanden haben. Wir werden unserer Ohnmacht vorder Wahrheit inne. Der Grund dieser Ohnmacht besteht darin, daß nicht das menschlicheDenken die Wahrheit produziert, sondern daß die Wahrheit sich selbst im Denken her-vorbringt. (Noch einmal Schiller:"Draußen nur sucht sie der Tor, sie ist in dir, siebringt sich in dir hervor.") Aber wie, auf welche Weise bringt sie sich hervor?

Die Wahrheit tritt nicht als bloße Tatsache auf (dieses oder jenesist einfach so), sondern in Form eines Aufrufes, der an das menschliche Bewußtseingerichtet ist. Dieser Aufruf fordert mich auf, mich der Wahrheit durch eine Antwortaus freier Entscheidung zu einen.

Der Aufruf enthält die Forderung, daß wir unseren Willen der Wahr-heitsforderung gemäß bestimmen sollen und zwar sowohl im Bereich der Erkenntnis alsauch im Bereich des Handelns. Diese Doppelheit in der Forderung verbindet Wissen-schaft und Leben, Theorie und Praxis, wenn man so will.

Die Wahrheit wird oft viel zu statisch gesehen; tatsächlich istsie dynamisch, sie ist Leben. Christus sagt: "Ich bin der Weg, die Wahrheit und dasLeben". Die Wahrheit ist also keine Sache, die im Bewußtsein abgelegt ist, kein to-

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toter Hausrat, sondern zwischen Bewußtsein und Wahrheit waltet das Grundverhältnisvon Aufruf und Antwort, also ein dynamisches Verhältnis. Die Erscheinung des Abso-luten im Bewußtsein ist interpersonal strukturiert.

Wir treffen unsere Entscheidungen im Hinblick auf die Forderungder Wahrheit, ihr zu entsprechen, und wenn wir uns zu ihr in Opposition setzen unduns ihr verweigern, dann meldet sich die Stimme des Gewissens.

2. Die Wahrheit verlangt aber keine blinde Gefolgschaft bezüglich ihrer Aufforderung,sondern sie rechtfertigt sich zugleich mit ihrem Auftreten vollkommen aus sich selbst.

Beispiel 1 : Die Schritte eines mathematischen Beweises leuchten inihrer Rechtmäßigkeit ein. Der Grund unserer Zustimmung ist keineswegs ein Akt der Will-kür, sondern die der Wahrheit innewohnende Rechtfertigungskraft. Ich kann die Ein-sicht auch nicht erzwingen (religiös gesprochen: der Geist weht; wo er will). Wennmir aber die Wahrheit erscheint, dann rechtfertigt sie sich aus sich selbst.

Daraus darf man aber nicht den falschen Schluß ziehen, zum Nichts-tun übergehen zu dürfen, weil man die Erscheinung der Wahrheit doch nicht erzwingenkann und sie sich selbst hervorruft. Erfahrungsgemäß wird uns im allgemeinen eine be-stimmte Erkenntnis nur dann zuteil, wenn wir zuvor entsprechende Anstrengungen aufsie hin unternommen haben.

Beispiel 2: Die Handlungsweise des barmherzigen Samariters erkennenwir nicht aufgrund von Konventionen als gut an, sondern weil sich die Güte als Güteselbst im Beweußtsein bezeugt. Das Absolute wird in der Philosophie deshalb auch alsLicht bezeichnet, das seine eigene Helligkeit ist.

Die Wahrheit (=Liebe) offenbart ihre Hoheit und mit ihr die Recht-mäßigkeit ihres Geltungsanspruches. Sie rechtfertigt vollkommen das mit ihr gesetzteSollen.

3. Der an das Bewußtsein gerichtete Anspruch der Wahrheit, ihr gemäß zu wollen undzu handeln, ist absolut. Er fordert ein bedingungsloses, uneingeschränktes Ja zu ihrund zwar um ihrer selbst willen. Die Wahrheit wird entweder absolut gewollt oder garnicht !

Die Wahrheit fordert und rechtfertigt zugleich absolute Gültigkeit,so daß man sie nur dann um ihrer selbst willen will, wenn man sie absolut, ohne Ein-schränkungen, bedingungslos will.

Deshalb heißt auch das erste Gebot: "Ich bin der Herr, dein Gott.Du sollst keine anderen Götter neben mir haben!"

Also nicht nur Ihn zu wollen, sondern nur Ihn zu wollen ist uns ge-boten und den Menschen in Ihm.

Das Bejahen der Wahrheit um ihrer selbst willen, schließt denknot-wendig ein, daß der Lüge keine Geltung zuerkannt wird. Vor mir selbst und vor anderenmuß ich den absoluten Geltungsanspruch der Wahrheit aufrechterhalten und verteidigen.Es ist also nicht erlaubt, zur Lüge zu schweigen. Denn die Lüge beansprucht Geltungfür sich, die der Forderung der Wahrheit nach absoluter Geltung widerspricht. Wennich dem Geltungsanspruch der Lüge nicht entgegentrete, dann erkläre ich mich mit einereingeschränkten Geltung der Wahrheit einverstanden und zeige damit zugleich, daß ichdie Wahrheit nicht um ihrer selbst willen bejahe. Wer diese Position einnimmt, übtVerrat an der Wahrheit.

Wer so denkt, muß konsequenterweise die betreffende Stelle im Va-terunser etwa so abändern: Zu uns komme Dein Reich, aber auch Satans Reich mag be-stehen! Diese Einstellung wird vom Wort des Herrn getroffen: "Wer nicht für mich ist"- und das heißt nach dem Gesagten: wer nicht bedingungslos für mich ist - "der istgegen mich!"

Ein Nebeneinander Bestehenlassen von Wahrheit und Irrtum ist philo-sophisch unmöglich, und es ist ein Verrat an der Wahrheit.

Diese Position stellt eine Gotteslästerung dar, weil sie akzeptiert,daß Gott und der Satan auf eine Stufe gestellt werden und sie ist darüberhinaus einVerbrechen an den Seelen, die dadurch in Verwirrung gestürzt werden.

Bemerkungen und Folgerungen aus der absoluten Gültigkeit der Wahr-heit im Hinblick auf das heutige Erscheinungsbild der Kirche:

Der Progressismus in der Kirche

1. Ich unterstelle für den Augenblick, daß der Novus Ordo ein mit der katholischen

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Lehre unvereinbares Produkt ist. Dann kann nach dem Gesagten das Induit des jetzigen'Papstes' (Orig.: Papstes) bezüglich der Wiederzulassung der Tridentinischen Messenicht anerkannt werden, und zwar nicht in erster Linie wegen der unwürdigen Bedin-gungen, an die diese Wiederzulassung geknüpft ist, sondern weil die Wahrheit aus sichheraus ein Akzeptieren des Nebeneinanderbestehens von Wahrheit und Irrtum verbietet.(...)

2. Man sollte einmal die Texte des sog. II. Vatikanischen Konzils unter dem Gesichts-punkt analysieren, daß ihre Autoren sowohl katholischen wie antikatholischen Prinzi-pien Rechnung tragen wollten. Es wird sich erweisen, daß dieser Gesichtspunkt einguter Schlüssel ist zum Verständnis der weithin schillernden und zwielichtigen Texte.Da gibt es Aussagen, bei denen der vordere und der hintere Teil einzelner Sätze zumAusdruck gegensätzlicher Prinzipien geworden sind, die durch Gelenkstücke wie "unbe-schadet dessen", oder "wenn auch" nur äußerlich verbunden sind.

Ein Beispiel für solche verbale Akrobatik liefert die Umformulierungder Erklärung über die Messe im Paragraph 7 der Institutio Generaiis, worauf ich nochzu sprechen kommen will. Es sei in diesem Zusammenhang auf die ausgezeichnete Schriftder beiden Kardinale Bacci und Ottaviani: "Kurze kritische Untersuchung des Novus OrdoMissae" aus dem Jahre 1969 verwiesen, die eine Fundgrube schlagkräftiger Argumentegegen den Novus Ordo ist. In jedem Meßzentrum sollte sie zum Kauf aufliegen!

3. Im Zusammenhang mit dem zuvor Gesagten ergibt sich, daß der Verzicht des sog. II.Vatikanischen Konzils, den Kommunismus, der ein militanter Atheismus ist, zu verurtei-len, ein Verrat an der Wahrheit ist. Man diskutierte, ob man ihn verurteilen sollte.Schon die Diskussion darüber war falsch, denn es ist ja gar nicht in das Belieben derRepräsentanten der Kirche gestellt, dem Irrtum und der Lüge entgegenzutreten, sie sindvielmehr ex officio dazu verpflichtet, was sich unmittelbar aus ihrem Auftrag ergibt,das Licht der Wahrheit durch die Zeit zu tragen.

4. Es wird gelegentlich die Auffassung vertreten, man könne den Passagen des sog. II.Vatikanums, die in Übereinstimmung der katholischen Lehre sind, doch zustimmen und dieAblehnung der Beschlüsse dieser Versammlung auf die antikatholischen Passagen beschrän-ken, was auf eine Teil.an erkennung des sog. II. Vatikanums hinauslaufen würde. Der-jenige, der diese Position einnimmt, betrachtet von den Aussagen jede für sich, iso-liert von den anderen. Ich werde jetzt zeigen, daß diese Sicht falsch ist und werdebegründen, warum sie denknotwendig im Zusammenhang des Ganzen gesehen werden muß.

Zwei Beispiele:

1. Stellen Sie sich vor, daß ein Bräutigam bei der Spendung des Ehesakramentes amAltar auf die Frage des Priesters, ob er die Braut zu seiner Ehefrau nehmen wolle,mit Ja antwortet, aber hinzufügt: Ich meine es aber nicht ernst! Natürlich hat erdas Eheversprechen nicht gegeben, weil der Nachsatz das gegebene Ja sogleich aufhebt.

2. Herr X spricht die grammatikalisch richtigen Sätze: "Es gibt einen Gott" und:"es gibt keinen Gott". Kann ein Glaubender nun sagen, daß er mit Herrn X bezüglichdes ersten Satzes übereinstimmt? Nein, denn Herr X spricht nicht nur dem ersten SatzGeltung zu, sondern auch dem zweiten und die für den zweiten Satz geforderte Geltungwiderstreitet dem Geltungsanspruch des ersten. Die Geltungsansprüche heben sich ge-genseitig auf, so daß es zu gar keiner gültigen Setzung kommt, und es wäre deshalbfalsch, von einer teilweisen Übereinstimmung mit Herrn X zu sprechen.

Entsprechend werden die - isoliert betrachtet - glaubenskonformenPassagen des sog. II. Vatikanums in ihrem Geltungsanspruch aufgehoben oder einge-schränkt von den antikatholischen. Da der Rechtgläubige ersteren aber uneingeschränkteGültigkeit zuerkennt, kann er auch in diesen Punkten nicht von Übereinstimmung reden!Man muß also das Einzelne deshalb im Zusammenhang mit dem Ganzen sehen und beurtei-len, weil es durch andere Geltungszuerkennungen tangiert wird. Es bleibt nur demäußeren Wortlaut nach bestehen, wenn es von anderer Seite her aufgehoben wird.

Das große Minuszeichen

Das Denken in Verbindungen war und ist in katholischen Kreisen weithin unterentwickelt.Man dachte und denkt so, als wären die Aussagen der Glaubenslehre nebeneinanderstehendeBausteine, und nicht zu Unrecht haben die Progressisten gelegentlich höhnisch von denWahrheitsklötzchen der Konservativen geredet.

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Demgegenüber spricht Herr Pfarrer Milch mit Recht von dem univer-sellen Minuszeichen, das vor allem steht, was sich im Räume der heutigen Kirche, derheutigen Offizialität der Kirche begibt. Denn in diesem Raum ist man auf und seit dem'Konzil' dazu übergegangen, dem Irrtum ein Existenzrecht einzuräumen. Die Wahrheitwird aber, wie oben dargelegt, entweder absolut gewollt, oder sie wird gar nicht ge-wollt.

Deshalb stehen seit dem 'Konzil' - dieses selbst eingeschlossen -alle Äußerungen und Handlungen im offiziellen Raum der Kirche im Zeichen einer Ab-sage an die Wahrheit, und diese Absage ist jenes Minuszeichen, das dort vor aller Ak-tivität steht. Übringens bringt ein Papst bei der Verkündung eines Dogmas indirektdie Erkenntnis vom Zusammenhang aller einzelnen Glaubensaussagen zum Ausdruck, wenner sinngemäß sagt:"Wenn jemand dieses Dogma nicht annimmt, dann soll er wissen, daßer vom ganzen katholischen Glauben abgefallen ist".

Wenn also jemand angeblich an die leibliche Aufnahme Mariens inden Himmel glaubt, aber nicht an die Auferstehung des Herrn, dann glaubt er eben auchnicht an die leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel, oder umgekehrt. Denn es istein und dieselbe Wahrheit, die unter diesem und unter jenem Aspekt in den Dogmen zumAusdruck kommt. Wenn man auch nur ein Dogma bestreitet, dann widersetzt man sich derWahrheit und widerruft die Geltung, die man ihr mit der Anerkennung des anderen Dog-mas zuspricht. Durch diesen Widerruf hebt man aber diese Geltung für die eigene Per-son auf und fällt deshalb auch von den anderen Glaubensinhalten ab. (...)

Ich hoffe gezeigt zu haben, daß es eine Teilanerkennung des sog.II. Vatikanischen Konzils aus Vernunft gründen nicht geben kann. (...)

(aus BEDA-BRIEF Nr.273/74 - 1987)

NACHRICHTEN, NACHRICHTEN, NACHRICHTEN...

DER TANZ DER RELIGIONEN. - Das Umschlagbild des "Arbeitsheftes" für religiöse Veran-staltungen zum sog. Welttag des Friedens 1988 zeigt nebenstehende Zeichnung, in derfolgende Religionen durch typische Symbole dargestellt werden sollen: Christentum(durch Kirche mit Kreuz), Judentum (durch den siebenarmigen Leuchter), Hinduismus(durch Tempel mit dem Symbol des Gottes' Shiva), Islam (durch Minarett), Naturreligio-

unu OUUUUJ-ÖIUUÖ

Im Arbeitsheft selbst wurde diese Zeichnungdurch die deutsche Kommission "Justitia etpax" folgendermaßen 'meditiert':

"Im Tanz miteinander gehen Menschen übersich hinaus. Sie drücken ihre Freiheit aus.Sie schweben gleichsam. Was sie bewegt, wassie frei sein läßt, ist die eine Sonne: Zei-chen des einen Gottes. Von dort empfangen sieLicht, Leben und Freude. Sie selbst tragenverschiedene Farben - Geheimnis der sie allewärmenden einen Sonne -, denn sie sind aus danHintergrund ihrer verschiedenen Religionen her-vorgetreten im Bekenntnis des einen Gottes, dersie bewegt, die Einheit zu bezeugen im Gebetund im Tun für eine friedliche Welt. So sindsie die ersten Freigelassenen der Schöpfung,befreit und befreiend, ihre Hoffnung auf ei-nen neuen Himmel, eine neue Erde in diesernoch un-einen Welt zu bezeugen." - Die Saatvon Assisi blüht bereits.

WEIJTAG DES FRIEDENS 1988

FREI FÜR G O T T ,FRIEDEN Z U SCHAFFEN

FRU M FRIE

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"KYRIE ELEISON!"

vonFranz Georg Schröer

Aufgrund des Zweiten Vatikanischen 'Konzils' und insbesondere seiner Dekrete (z.B."Nostra aetate" und dem daraus hervorgehenden und 1984 veröffentlichten "Dialog undMission") ist der 'Heilige Geist' nunmehr ein Geist der Einheit, der nur noch aus 'Lie-be' - "solus amor sine vero" - zum Dialog zwischen den 'Kirchen' und Religionen instän-dig 'bittet'. Am Ende der 'Heils'-Geschichte befindet sich dann die Menschheit in derHarmonie einer "All-Liebe", die alles bisher dagewesene Wahre und Gute überschrittenund hinter sich gelassen hat.

In einem Weihnachtsartikel vom Dezember 1985 des 'Bischofs' Lehmann, dessen Bischofs-weihe ungültig und nichtig ist, heißt es: "(E)iner von uns durfte zur Gestalt, zumWort, ja zum Sohn Gottes in dieser Zeit werden." Doch nicht ein Mensch ist das Wort,sondern das Wort ist Fleisch, also Mensch geworden. Hier wird das Dogma der Kirchevon der Inkarnation geleugnet und die Gottheit Jesu eindeutig verneint. Bereits seitdem Zweiten Vatikanischen 'Konzil', dem sog. Pastoralkonzil, ist aufgrund einer äußerstgeschickten Leugnung des trinitarischen Gottes ein totaler offener Krieg gegen IHN undinsbesondere gegen Seine Inkarnation im vollen Gange. Ohne klare Erkenntnis dieserSachlage ist die heutige 'kirchliche Situation' überhaupt nicht zu verstehen. Oder willda jemand behaupten, Christus habe gelogen, als ER von sich selbst sagte: "Ich und derVater sind eins!" (Vgl. Joh. lo,3o)

NACHRICHTEN, NACHRICHTEN, NACHRICHTEN...

GESCHICHTSKLITTERUNG ODER DIREKTE VERFÄLSCHUNG? - In der Zeitschrift WELTBILD - DASCHRISTLICHE MAGAZIN vom 25. März 1988 erschien folgendes Exposé zu dem Artikel "DerProzeß Jesu" in der gleichen Nummer: "Es ist noch gar nicht so lange her - gerade 3oJahre, da beteten katholische Christen in den Fürbitten am Karfreitag für die 'treu-losen Juden' . Für diejenigen, die angeblich Schuld am Tod Jesu sind. Seit 2ooo Jahrensteht dieser Vorwurf zwischen den beiden Weltreligionen. Mit schrecklichen Folgen: Ju-denhaß und -Verfolgungen wurden durch die Jahthunderte so gerechtfertigt - bis hin zuAuschwitz." - Soweit die angeblich 'katholische' Zeitschrift. Hier wird einfach folgen-des unterstellt: die katholische Kirche hat bis vor 3o Jahren blinden Antisemitismuspraktiziert, der Auschwitz erst ermöglichte. Das ist ein unglaubliche Ungeheuerlich-keit von Seiten derjenigen, die angeblich aus pastoraler Verantwortung für diejenigenhandeln, sprich beten sollten, die den Herrn als Messias nicht anerkennen bzw. aus denGründen als Messias nicht anerkannt haben, die Christus selbst genannt hat. - Zum an-deren: Wer in der Hauptsache Schuld am Tode Jesu hat, darüber gibt der Gottes Sohn selbstAuskunft - auch wenn in der Tat Pilatus als Landpfleger das Todesurteil aussprach: "Da-rum hat der größere Schuld, der mich dir überlieferte." (Joh. 19,11) Die ihn überliefer-ten}—waren das jüdische "Volk und die Hohenpriester" (Joh. 18,35), wie Pilatus Christusgegenüber ausdrückte. - Wie wenig Geschichtskenntnisse der jüngsten Zeit muß ein Redak-teur haben, dem nicht bekannt ist, daß es Hitlers Absicht war, nach dem "Endsieg" diekatholische Kirche zu liquidieren - Papst Pius XII. rechnete immer mit seiner gewaltsa-men Gefangennahme. Warum sollte jemand, der nicht nur die Juden, sondern auch die katho-lischen Christen verfolgte, gerade deren religiöse pastorale Anliegen benutzen, um dieGreueltaten in den Konzentrationslagern zu rechtfertigen. - Â-propos: zu dem ReizwortAuschwitz wäre auch noch einiges zu sagen, aber aus politischen Gründen.

Hier soll nur gezeigt werden, welche Auswirkungen die religiöse In-differenz zeitigt: nur jemand, der nicht glaubt, daß Christus der Messias ist, kann derjüdischen Auffassung zustimmen, daß der Messias noch kommen wird... aber das ist denmeisten Juden heutzutage auch schon egal. Die Suggestion einer allgemeinen Schuld amentsetzlichen Tod vieler jüdischer Mitbürger im Dritten Reich verhindert viele Leuteheute, diese Tatbestände einer Judaisierung des christlichen Glaubens durch die Kon-zilskirche nüchtern zu registrieren. Eberhard Heller

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"WER IST MEIN NÄCHSTER?"

vonH.H. Pastor V.A. Stuyver P.em.

übersetzt von Helene Heynsbrock- Mülleri."Wer ist mein Nächster?" - Diese Frage eines Gesetzeslehrer beantwortet Jesus mit einemlangen Gleichnis, mit dem bekannten Gleichnis vom barmherzigen Samariter (vgl. Luk. lo,25-37). Es endet mit einer Frage an den Gesetzeslehrer: "Wer von diesen dreien - demPriester, dem Leviten und dem Samariter - scheint nun dir der Nächste von dem gewesenzu sein, der unter die Räuber fiel?" Auf diese Frage erfolgt die Antwort: "Der, derihm Barmherzigkeit erwiesen hat!" Jesus nimmt die Antwort an, Er stimmt zu, daß der Ge-setzeslehrer richtig geurteilt hat und sagt zu ihm: "Geh hin und tue desgleichen."D.h.: "Sei auch du der Nächste anderer (in Not z.B.), erweise auch du Barmherzigkeitan diesen."II.Wenn man über dieses Gespräch zwischen Jesus und dem Gesetzeslehrer nachdenkt, wirdeinem klar, daß der Herr uns hier deutlich machen und uns durch das Gleichnis einprä-gen will, wer unser Nächster ist. Die Anfrage des Gelehrten kann ruhig als Thema die-ses Disputs dienen.

Ganz gewiß, unser göttlicher Meister hatte sicher bei der Konzeptiondieses Gleichnisses auch Nebenabsichten, eingehend auf Unverträglichkeit, Scheinheilig-keit usw., doch der Hauptzweck für Ihn war der, eine passende Antwort zu geben auf diegestellte Frage: "Wer ist mein Nächster?" Die richtige Antwort wurde deutlich und di-stinkt gegeben: Er, der dir Barmherzigkeit erwies. Und gleich danach schließt er Seingroßes Gebot an: "Du sollst (...) deinen Nächsten (d.i. der, welcher dir Barmherzig-keit erwies) lieben wie dich selbst." Das ist der strikte logische Schluß aus den bei-den Prämissen:1.) Dein Nächster ist der, der dir Barmherzigkeit erwies.2.) Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.

III.Es besteht ein"erstes und größtes Gebot": "Du sollst den Herrn deinen Gott lieben ausdeinem ganzen Herzen, aus deiner ganzen Seele, aus allen deinen Kräften und aus deinemganzen Gemüt." (Luk. lo,27). Dieses erste Gebot muß gegeben sein. Wenn es dies nichtgäbe, könnte es ein "zweites" nicht geben, welches diesem ersten gliche. Andernfallswürde das zweite Gebot mit und in nichts gleich sein. Und das kann doch nicht sein!Ist das Besondere darin nicht vielleicht das: "Du sollst deinen Nächsten lieben wiedich selbst!" d.h. "Du sollst ihn, der dir Barmherzigkeit erwies, üben wie dich selbst1*Wie würde Er, der uns lehrt und befiehlt, unsere Feinde zu lieben, uns nicht zuerst er-mahnen und uns dazu anhalten, ja befehlen, unsere Wohltäter besonders zu lieben?

Immerhin haben jene, die uns in unserer Not beigestanden sind, unsereLasten auf sich genommen, sich selbst mit uns vereinigt, ja sich mit uns identifiziert.Wurde unsere Not nicht geradezu ihre Not, indem ihre Sorgen und Mühen unsere Rettungbewirken sollte?

Mit wem ich also in Not vereinigt war, bin ich dann nicht mit ihm inLiebe vereinigt? Dessen Liebe zu mir hat sich gezeigt in der erwiesenen Barmherzigkeit,so daß meine Gegenliebe zu ihm nicht fehlen darf, die mir durch Jesus anbefohlen wird.Der Vater selbst befiehlt uns überdeutlich im Falle der elterlichen Verantwortung Barm-herzigkeit zu üben an jedem Kind, das aus uns geboren wird. Denn so lautet die Lehreder Zehn Gebote: "Du sollst Vater und Mutter ehren!" Und als unsere Eltern uns als ihrKind annahmen - vor, während und nach der Geburt - wie lange und wie viel haben sie anuns Barmherzigkeit erwiesen in unserer Hilflosigkeit?! Diejenigen sind auf hervorragen-de Weise unsere Nächsten - vor allen anderen -, die uns in ihrem Leben, durch ihre Sor-gen und in Liebe an- bzw. aufgenommen haben.

Ich will an dieser Stelle nicht extra eingehen auf die eheliche Treue,die neben und nach vieler Verliebtheit ganz gewiß viel gegenseitige Barmherzigkeitsbe-zeugungen einschließt. Denn wie oft müssen Fehler oder Fehlhaltungen eines Ehegattendurch edelmütiges Erbarmen des anderen verschönt, entschuldigt, getragen, ertragen oder

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einfach zugedeckt werden?Die eheliche Treue kann nicht bestehen ohne gegenseitiges Erbarmen,

das die Verliebtheit ersetzen oder gar umgestalten sollte zu wahrer, veredelter Liebe.Ohne diesen Opfersinn droht derv.sich selbst eingenommene Mensch diejenigen, die seinet&hsten sind, zu vernachlässigen.

IV.Befremdend ist es, daß heute mancher Exeget ziemlich schnell den Juden, der halbtotzurückgelassen wurde, als den "Nächsten" ausweist, indessen Jesus nicht ihn, sondernden dritten Reisenden als den evangelischen Nächsten bezeichnen läßt, ihn, der an demHilfsbedürftigen Barmherzigkeit übte. (1)

Immerhin kann das hl. Evangelium schwerlich diesen göttlichen Blickauf die menschliche Beziehung außer Acht lassen. Denn ist die Liebe zu jenen, die unsBarmherzigkeit bezeugten, nicht das handfeste Bindeglied der christlichen Gesellschaft?Die wahre, lebendige Kirche Christi ist ohne Inhalt und Geist des Gebotes der Nächsten-liebe unbeständig, ohne die es auch kein Band der Frömmigkeit zwischen Vater, Mutterund den Kindern gibt, die, dankbar um dies erfahrene Erbarmen, ihnen ihre Liebe wiederschenken. Wo diese Liebespflicht gegen jene, die uns Barmherzigkeit bewiesen, verleug-net oder auch nur verschwiegen wird (oder zur Aufrechterhaltung nur geschäftlicher Be-ziehungen dient, so daß die Liebe verkümmert), wird ein christliches Zusammenleben un-möglich.

V.Fahren wir fort. Wo die "Ferne" die Aufmerksamkeit der Jüngeren zum Nachteil des "Näch-sten" ablenkt, so daß sie am "Nächsten" jenes Evangeliums vorbeigehen, stirbt die Kir-che unter sublimen Einbildungen ab, das reale Zusammenleben zerspringt in makabren Ent-ladungen. Darum müssen wir zurückkehren zur Lehre Jesu: "Wer ist dein Nächster?" - "Der-jenige, der mir Barmherzigkeit erwies." Ihn muß ich lieben wie mich selbst, und daskann mein Vater, meine Mutter, ja auch mein Ehegemahl sein. Diese Forderung, die sicheindringlich an uns richtet, ist nicht gering. Sie zu erfüllen, ist gerade heute nöti-ger denn je.

(1) Der Gott-Mensch, unser Herr Jesus, ist für mich der unmittelbarste "Nächste".Denn wer anders als Er bewies mir dermaßen große Barmherzigkeit? Dreimal dreimaltäglich (als Symbol für unendlich) beten wir klagend zu Ihm im heiligen Meßopfer:"Herr erbarme Dich unser, Herr erbarme Dich unser, Herr erbarme Dich unser, Chri-stus erbarme Dich ..." (im "Kyrie"). Der Herr ist das Urbild von jenem "anderen,der uns Barmherzigkeit erwies". Darum ist das erste Gebot das "erste". Das "zweite"ist in all seiner Kraft und seinem Inhalt entsprechend darauf angelegt-und ange-wiesen.

NACHRICHTEN, NACHRICHTEN, NACHRICHTEN...GEGEN DIE BABYTÖTUNG. - Stuttgart (lis.) Trotz starker Schneefälle fanden sich am ver-gangenen Samstag (27.2.88) über einhundert Christen vor der Großkundgebung von Bundes-kanzler Helmut Kohl in Stuttgart zu einer "Mahnwache" für die Rettung von jährlich etwa3ooooo ungeborenen Kindern ein. Ein "Wald" von Schildern und Transparenten umlagertealle Zugangswege zur Schleyerhalle. (...) Obwohl der Vorsitzende der "Bürgerinitiativefür die christliche Wende", der Stuttgarter Josef Nostadt, eine freundliche Einladungzu einem Gespräch an den Bundeskanzler Helmut Kohl und an Ministerpräsident Lothar Späthgerichtet hatte, verweigerten beide Unionspolitiker das Gespräch mit den Lebensschützern.Beide betraten die Schleyerhalle durch den Hintereingang. Die überparteiliche Bügerini-tiative erklärte, die Rettung von jährlich etwa 3ooooo ungeborenen Kindern erforderestatt großzügiger Tötungsfinanzierung und schwacher Hilfsmaßnahmen

1. Eine geistige Rettungs-Offensive - zehn mal so groß wie die AIDS-Kampagne.2. Ein revolutionäres Milliarden-Programm gegen die Sorgen und Belastungen der Schwan-

geren, der Familien und Alleinerziehenden durch Umschichtung der Steuerreform-Milliard3. Abschaffung der Tötungsfinanzierung über das Bundesverfassungsgericht.4. Die Befreiung des Rechtsstaates von den Tötungs-Indikationen und den privaten bzw.

den staatlichen Tötungsstätten.Die geistige Rettungsoffensive und die Milliardenprogramme müssen derart kraftvoll undeinschneidend sein, daß eine geistige und emotionale Umwälzung für die Kindesrettungtatsächlich erreicht wird. f.d.R. (i.S.d.P.R.)

Dr. Bruno Hügel, Pressesprecher der Bürgerinitiat.

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NACHRICHTEN, NACHRICHTEN, NACHRICHTEN...

DER PREIS - ZUR MENTALITÄT EINER 'GRÜNEN1. - Jutta Ditfurth, Sprecherin der "Grünen"imDeutschen Bundestag, gab in einem Interview, welches die Zeitschrift COSMOPOLITANmit ihr veranstaltete, auf die Frage: "Sie haben zwei Abtreibungen hinter sich. Hal-ten Sie nichts von Verhütung?" folgende Antwort: "Na, hören Sie mal! Ich weiß zu vielüber die Gefahren der Pille. Und selbst die ist ja nicht hundertprozentig. Also, ichbin sechsunddreißig. Da finde ich zwei Abtreibungen auf ein lustvolles, knapp zwanzig-jähriges Geschlechtsleben relativ wenig." (nach Privatdepesche vom 9.9.88)

AUF DEM KURS DER HEUCHLER: RITA SÜSSMUTH - IN EINEM BOOT MIT 'GRÜNEN1, F.D.P.-lern,SPD-lern und Abtreiberinnen, (nach MÜNCHNER MERKUR vom 29.9.88) In Memmingen findetseit geraumer Zeit ein Prozeß gegen einen Abtreibungsarzt und verschiedene Frauen von,die ihre Kinder von diesem Arzt haben abtreiben lassen. - Bonn (hl) - SPD, Grüne undauch die FDP haben gestern in einer "Aktuellen Stunde" des Bundestages die Abtreibungs-prozesse in Memmingen scharf kritisiert. Dabei brachte die FDP-Abgeordnete Uta Würfeldie verfassungswidrige Fristenlösung wieder ins Spiel. Die Memminger Verfahren, in de-nen bereits zahlreiche Frauen wegen des Verstoßes gegen den Paragraphen 218 a verur-teilt wurden, zeigten, daß "wir damals mit der Fristenlösung nicht falsch lagen", er-klärte Frau Würfel. Während Redner von SPD und Grünen von Ungeheuerlichkeiten, Skanda-len und mittelalterlichen Hexenprozessen sprachen, redete Familienministerin Rita Süss-muth von einem bedenklichen Zustand in Memmingen und warf die Frage auf, ob die Straf-prozeßordnung zu ändern sei. Recht müsse sensibel und menschlich durchgesetzt werden.Die CSU-Abgeordnete Gerda Hasselfeldt erklärte, der angeklagte Abtreibungsarzt habeeindeutig gesetzliche Bestimmungen übergangen (die sowieso nicht mehr rechtspositiveinzustufen sind, Anm.d.Red.). Es sei nur konsequent, dieses Verhalten zu verfolgenund zu bestrafen. (...) Anm.: Wie stellt sich wohl Frau Süssmuth eine 'sensible undmenschliche' Abtreibung vor? In einem Kommentar des MÜNCHNER MERKUR aus der Feder vonHans-Jürgen Leersch heißt es treffend dazu: "Das größte Geschrei kommt ausgerechnet vonder Seite, die sonst gar nicht genug Strafverschärfungen fordern kann - im Sexualstraf-recht. Es drängt sich der Eindruck auf, daß das Recht mit Füßen getreten wird, nur umeine vermeintliche Freiheit und angebliche Selbstbestimmung durchzusetzen. (...) Vonden wirklichen Opfern in Memmingen - den ungeborenen Kindern, redet fast niemand mehr.Diese Menschen haben sich - Gynäkologen können das bestätigen - mit wirklich letzterKraft gegen den 'Eingriff' des Abtreibungsarztes gewehrt. Sie hatten keine Chance; ge-nau wie die anderen zehn Millionen, die seit 1945 abgetrieben wurden."

MORD UND TOTSCHLAG: DENKWÜRDIGE FERNSEHERFOLGE. - (PRIVATDEPESCHE vomì 2.8.88) Mord,Totschlag und Prügeleien werden einem Kind zwischen seinem 5.und 15. Lebensjahr ca.18.OOO mal vorgeführt... im Fernsehen. Im Zusammenhang mit dieser Statistik hat eineGruppe britischer Verhaltensforscher 15oo Londoner Jugendliche beobachtet und festge-stellt, daß Jugendliche im Alter von 13 bis 16 Jahren, die häufig Gewaltdarstellungenim Fernsehen verfolgten, selbst zu schweren gewaltsamen Ausschreitungen neigen. DerAnteil an Gewalttaten dieser Gruppe ist 5o % größer als derjenigen, die weniger Gewaltam Fernsehen verfolgen. Das Miterleben von Gewalt am Fernsehen stimuliert zu eignemVerbrechen.

EINBAHNSTRASSE ODER: ÖKUMENE HEUTE. - Anfang Juli dieses Jahres hatte der (protestan-tische) Windsbacher Knabenchor als Zugabe zu einem Konzert in der Schwabacher Stadt-kirche Anton Bruckners Motette "Ave Maria" gesungen. In einem Brief an Chorleiter Karl-Friedrich Beringer mahnte darauf der Münchner protestantische Oberkirchenrat AdolfSperi, "auf Grundhaltungen unserer Kirche gerade bei Veranstaltungen in evangelischenGotteshäusern Rücksicht zu nehmen", die natürlich - und dabei bleibt's wohl auch, eineVerehrung der Mutter Gottes nicht zuläßt. - Wer hat nun wen zu welchem Glauben 'be-kehrt'?

IM IRAN IST CHRISTUS NUR EIN PROPHET UNTER VIELEN. - (Teheran - svd) Die Behörden derIslamischen Republik Iran haben verfügt, daß sich der katholische Religionsunterrichtan den noch bestehenden kirchlichen Schulen -Chaldäern und unierten Armeniern -, dierömisch-katholischen Missionsorden unterstehen, sich fortan an die islamische Auffas-sung vom Wesen und der "Prophetenrolle des Mariensohnes Issa" halten müsse. (DT 17.9.88)

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WENN SIE DOCH GESCHWIEGEN HÄTTEN.ZUR SOG. ERKLÄRUNG VON BADEDN

vonHagen Ladwein

In verschiedenen Publikationsorganen (Schweizerische Katholische Wochenzeitung vom26. Febr. 1988; Der Fels, März 1988;UNA-VOCE-Korrespondenz Januar/Februar 1988) isteine Erklärung von zwölf Priestern unter der Führung von Pater Grégoire" Billot (Ba-den/Schweiz) und Kaplan Alfred Betschart (Staad bei Rorschach) veröffentlicht worden.In dieser Erklärung, datiert vom 13. Januar 1988, wird von den Unterzeichnern, dieman zuvor für Traditionalisten hätte halten können, eine vollständige Unterordnungunter Johannes Paul II. und die römisch-ökumenische Kirche vollzogen. Einziger Vorbe-halt: Sie setzen sich für die Feier des Meßopfers gemäß dem Induit vom 3. Oktober 1984ein.

Viele werden diese Erklärung mit Erstaunen oder gar mit Enttäu-schung gelesen haben. Denn war eine solche Erklärung nötig? Ist es wirklich nicht deut-lich zu erkennen, wohin das neue Rom marschiert? Was also war der Grund für die Erklä-rung von Baden?

In der Einleitung der Erklärung wird von einem Leiden geschrieben,das "in der Kirche heute so nachhaltig und stark geworden (sei), daß nicht wenige Gläu-bige in Gefahr geraten, an der Kirche (!) und an deren menschlichen Autoritäten irrezu werden". Es wird nicht erklärt, welche Leiden in der Kirche so stark geworden sind.An der Kirche kann wohl kein Gläubiger irre werden, wohl aber an deren menschlichenAutoritäten. Die erklärenden Priester, die ausdrücklich betonen, von der Priesterbru-derschaft St. Pius X. unabhängig zu sein, "haben sich entschlosssen, für alle jeneGläubigen eine öffentliche Erklärung abzugeben, die sich der kirchlichen Tradition inGlaube und Sitte verpflichtet fühlen".

Im Auftrag dieser Gläubigen können sie wohl nicht handeln. Alsowenden sie sich nur an alle Gläubigen, "die sich der kirchlichen Tradition" verflich-tet fühlen. Das aber müßten dann alle Katholiken schlechthin sein. So ist auch Punkt Ider Erklärung für jeden Katholiken Grundvoraussetzung für den Eigenanspruch seinerBezeichnung: "Wir bekennen uns zureinen, heiligen, katholischen und apostolischen Kir-che, die vom gekreuzigten und auferstandenen Herrn gestiftet worden ist. In dieserKirche wollen wir mit der Gnade Gottes leben und sterben -", der letzte Passus Grund-voraussetzung des priesterlichen Selbstverständnisses: "und den Gläubigen als Priesterund Seelsorger dieaen."

Einen Katholiken, der nicht der Tradition verpflichtet wäre, gibtes nicht. Wenn die Unterzeichner der Erklärung aber die Traditionalisten meinen, danngeben sie damit zu, daß ihre Unterwerfung unter das neue Rom den Zusammenschluß mitsolchen bedeutet, die sich nicht der Tradition verpflichtet fühlen.

Der 2. Punkt: "Wir stehen in Treue und Gehorsam zum Hl. Vater, PapstJohannes Paul II., als dem gültig gewählten Nachfolger der hl. Apostels Petrus - alssolcher Oberhaupt der Kirche -", ist eine eindeutige und klare Aussage.

Warum aber wird eine solche Treue-Bekundung veröffentlich? War manbisher ungehorsam? Hat jemand die Unterzeichner der Ungehorsams bezichtigt? Nur danngibt eine solche Aussage Sinn als Zeichen der Bekehrung.

Weiter heißt es: "Wir lehnen deshalb entschieden jene unkirchlicheHaltung ab, die fortwährend die Worte und Handlungen des Hl. Vaters kritisiert." Wor-te und Handlungen einer Person, und sei sie auch der Papst, können durchaus, sofernsie Kritik erfordern, kritisert werden. Es ist eine Haltung der Klugheit, angemessenzu reagieren. Was jedoch die Wahrheit betrifft, so muß mit Papst Pius IX. (Brief anden Erzbischof von München-Freising 1862) gesagt werden: "Somit kommt der Kirche ausder ihr vom göttlichen Urheber übertragenen Machtvollkommenheit nicht nur das Rechtzu, sondern sogar die Pflicht, gleichwelche Irrlehren nicht nur nicht zu dulden, son-dern vielmehr zu verbieten und zu verurteilen, wenn das die Unversehrtheit des Glau-bens und das Heil der Seelen erfordern." Und dies ist, wenn sogar die Hirten versagen,auch von einzelnen Gläubigen verlangt (Papst Leo XIII. in der Enzyklika "Sapientiaechristianae" vom lo. Januar 189o; s. SAKA-INFORMATIONEN März 1988, S.53).

Die Unterzeichner machen es sich sehr leicht, wenn sie die schweren

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und aus der Sache begründeten Angriffe, die die Rechtgläubigkeit, ja das Christseinvon Johannes Paul II. bezweifeln, als Ausdruck von bloßem Kritikastertum darstellen.

Der 3. Punkt lautet: "Wir anerkennen das Zweite Vatikanische Kon-zil gemäß der Erklärung des Hl. Vaters, Papst Joh. Pauls II., vor der Versammlung desHl. Kollegiums am 5. November 1979, daß das Konzil im Lichte der ganzen heiligen Über-lieferung und auf der Grundlage des ständigen Lehramtes der heiligen Kirche zu ver-stehen ist." Das führt unweigerlich zu einem Widerspruch, den "im Lichte der ganzenheiligen Überlieferung" haben die meisten der Konzilstexte keinen Bestand. Denken wirnur an die Religionsfreiheit. Erst recht gilt das von nachkonziliaren Irrlehren, dievom "ständigen Lehramt" überall verbreitet werden. Mit Punkt 3 unterlaufen die Unter-zeichner sogar noch die Bemühungen von Erzbischof Lefebvre, der die Idee der Religions-freiheit als klare Irrlehre bezeichnet und ihre Verurteilung fordert.

Im Punkt 4 heißt es, daß das Meßbuch von 1962, nach dem die Unter-zeichner "aus Überzeugung" zelebrieren, den tridentinischen Ritus enthielte.

Wie die Priesterbruderschaft berufen sich die Unterzeichner zuUnrecht auf den tridentinischen Ritus, der gerade im Missale von 1962 durch die Ände-rung des Kanons getroffen wurde.

Weiter ist zu lesen: "Wir anerkennen den neuen Ritus als gültig."Da der neue Ritus für sie gültig ist, fragt man sich, wo denn die eigentlichen Schwie-rigkeiten zwischen dem modernistisch-ökumenischen Ron und den Unterzeichnern liegen.Was aber ist der Grund, daß sie den alten Ritus bevorzugen? Dazu führt die Erklärungaus: "Wir sind jedoch davon überzeugt, daß durch den alten Ritus die Würde des heili-gen Geschehens - die Vergegenwärtigung des Kreuzesopfers Christi - und die Ehrfurchtvor dem göttlichen Mysterium besser gewahrt und daß durch den alten Ritus der Opfer-charakter der heiligen Messe klarer und eindeutiger zum Ausdruck gebracht wird." Manmerkt, daß die Unterzeichner selbst von modernistischen Ideen nicht frei sind, wennsie das Geschehen der heiligen Messe nur als "Vergegenwärtigung des Kreuzesopfers" be-schreiben. Dann wäre die Messe ja selbst kein Opfer. Nein, die Messe ist Erneuerungdes Opfers Christi, erneute Darbringung; die Darstellung des Kreuzesopfers ist nur einNebenzweck. Das Argument, daß durch den alten Ritus der Opfercharakter der heiligenMesse klarer und eindeutiger zum Ausdruck gebracht werde, entbehrt der Grundlage. Dieneue Liturgie Pauls VI. hat in den neuen Hochgebeten überhaupt keinen Opfercharaktermehr; ist sie aber kein Opfer, dann ist sie ungültig. Wenn es aber wahr wäre, daß esnur um einen kleinen Unterschied zwischen beiden Liturgien geht, warum sind dann dieUnterzeichner nicht dem Willen Roms gefolgt und lesen die neue Eucharistiefeier, we-nigstens in der Regel? Das Induit gilt doch nur für Einzelfälle. Wenn die Unterschiedenur Gradunterschiede sind, warum setzen sich dann die Unterzeichner so intensiv fürden alten Ritus ein?

Im 5. Punkt der Erklärung wird gesagt: "Die Bischöfe, die in derEinheit mit dem Papste sind, anerkennen wir als die rechtmäßigen Nachfolger der Apo-stel und als verantwortliche Hirten ihrer Diözesen. Wir erstreben mit ihnen bewußt dieZusammenarbeit zum Wohle der Gläubigen." Hier wird sich sogar der Unbeteiligte fragen,wo denn die Schwierigkeiten zwischen den Unterzeichnern und dem Modernismus sind. Bi-schof in Einheit mit Johannes Paul II. ist Bischof Paul Wilhelm Scheele, Würzburg,der schreibt: "Das Vatikanum II vertritt eine Auffassung von Kirche, nach der die rö-misch-katholische Kirche sich nicht exklusiv mit der Kirche Jesu Christi identifiziert,sondern auch außerhalb ihrer Grenzen, in anderen Kircheen und kirchlichen Gemeinschaf-ten, Kirche Jesu Christi anerkennt" (Röm-luth. Komm.: Einheit vor uns, Nr. 53, 1985)Und Bischof Corecco, Lugano, schreibt gar: "Die Gemeinschaft, die in verschiedenenGraden verwirklicht wird, aber eine immer vollkommenere Übereinstimmung der Glaubens-inhalte, die in den einzelnen Teilkirchen ins Leben umgesetzt werden, mit denen derWeltkirche Christi anstrebt, ist das Prinzip, von dem sich das Bemühen, alle Christenmiteinander zu versöhnen, leiten lassen muß." ("Schweizerische Kirchenzeitung", Sep-tember 1986, S. 537). Daß die Unterzeichner mit solchen Bischöfen bewußt die Zusammen-arbeit anstreben, kann man sich schlecht vorstellen. Ob sie es wohl selbst glauben,daß man mit den modernistischen Bischöfen "zum Wohle der Gläubigen" zusammenarbeitenkann?

In Punkt 6 schreiben sie: "Was das Anliegen der Ökumene betrifft,lehnen wir alle Formen von Lieblosigkeit und Ungerechtigkeit gegenüber Andersgläubigenentschieden ab." Wir auch. Es ist eine christliche Selbstverständlichkeit, Lieblosig-keit und Ungerechtigkeit abzulehnen und zu verhindern. Schwer lieblos ist es aber,den Bruder im Irrtum zu belassen und ihm das Licht der Wahrheit vorzuenthalten. Schließ-lich werden die Gläubigen von den Unterzeichnern gebeten, sich "nicht in den Strudel

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der Verwirrung hineinziehen zu lassen, sondern in Gehorsam und Treue in der heiligenkatholischen Kirche auszuharren". Sehr wahr. Das modernistisch-ökumenische Rom, zudem die Unterzeichner sich offen und ohne Einschränkung bekennen, ist jedoch nichtmehr die katholische Kirche, weshalb man es meiden und seine Irrtümer bekämpfen muß.Warum sind die Unterzeichner dermaßen blind?

Wie sich gezeigt hat, gewährt die Erklärung selbst keine klareAussage darüber, warum sie verfaßt und veröffentlich wurde. Ihr widersprüchlicher In-halt läßt keine eindeutige Auslegung zu. So ist man auf Vermutungen angewiesen.

Diesen Mangel hat offenbar Heinz Froitzheim ("Der Fels", März 1988,S.7o) gespürt, und deshalb hat er in seinem Kommentar einen Grund angegeben. Es istdie "Verhinderung eines Schismas". In seinem Vorspruch zu Erklärung (S.9o) wird dieGrundangabe wiederholt. Angeblich gibt es eine "immer größer werdende Gefahr einesSchismas sowohl von rechts wie von links". Damit meint er nicht etwa die Abkehr desneuen Rom von der Tradition, sondern die Gefahr, " sich vom Papst loszusagen". Zu se-hen ist aber von einer solchen "Gefahr" nichts. Im Gegenteil. Lefebvre will das Schis-ms mit dem neuen Rom aufgeben, und das ist doch das entscheidende Ereignis für dieRestkirche.

So bleibt nur als Vermutung, daß sich die UNA VOCE - und auf derenLinie steht inzwischen auch "Der Fels" - eine eigene Priestergruppe schaffen wollte,um so gegenüber Rom auch ein wenig auftrumpfen zu können. Dabei hat die UNA VOCE inder Schweiz wohl die entscheidende Rolle gespielt. Nicht berücksichtigt wurde aber da-bei, daß durch die Erklärung diese Priester einen Platz zwischen allen Stühlen erhal-ten haben. Gegenüber ihren Gläubigen und den Traditionalisten bedeutet die Erklärungeinen erheblichen Vertrauensverlust. Und Rom, wird es die Erklärung honorieren? Wohlkaum. Spätestens dann, wenn die Verhandlungen mit der Priesterbruderschaft abgeschlos-sen sein werden, wird man die Unterzeichner verpflichten, die neue Eucharistiefeieraus Gehorsam zu praktizieren.

Möchten sie doch bis dahin bedenken, daß ihr wahrer Platz in der

katholischen Kirche und nicht im modernistischen Rom ist! Wenn sie doch geschwiegen

hätten (aus: SAKA-INFORMATIONEN 88)

Nachfolgend veröffentlichen wir die "Erklärung von Baden" (aus: "Schweizerische Katho-lische Wochenzeitung", 26.2.1988.)

ERKLÄRUNG

"Wenn ein Glied leidet, leiden alle mit; wenn ein Glied verherrlicht wird, freuensich alle Glieder mit", (l Kor 12,26)

Unser aller Erfahrung ist wohl die, daß wir innerhalb des geheimnisvollen LeibesChristi, der die Kirche ist, mehr das Leiden als das Verherrlichtwerden erleben. Dar-über sollten wir uns nicht wundern. Solange wir auf Erden als Fremdlinge und Pilgerder ewigen Heimat zustreben und wir Christus "in Bedrängnis und Verfolgung auf SeinemWeg nachgehen, werden wir - gleichwie der Leib zum Haupt gehört - in Sein Leiden hin-eingenommen; wir leiden mit IHM um so mit IHM verherrlicht zu werden" (Dogmat. Konst.über die Kirche, 7). Jedoch ist das Leiden in der Kirche heute so nachhaltig und sostark geworden, daß nicht wenige Gläubige in Gefahr geraten, an der Kirche und anderen menschlichen Autoritäten irre zu werden. Ein anerkannter Kirchenhistoriker,Prof. Hubert Jedin, sagte, "daß die katholische Kirche ... in einer der schwerstenKrisen steht, die sie in ihrer Geschichte durchgemacht hat" (Das apostolische Amt inder Kirche, S. 5; Morus Verlag, Verlin 197o).

Deshalb haben sich die nachfolgenden unterzeichneten Priester, dievöllig unabhängig von der Priesterbruderschaft Mgr. Marcel Lefèbvres sind,entschlossen,eine öffentliche Erklärung für all jene Gläubigen abzugeben, die sich der kirchlichenTradition in Glaube und Sitte verpflichtet fühlen:

1. Wir bekennen uns zur einen, heiligen, katholischen und aposto-lischen Kirche, die vom gekreuzigten und auferstandenen Herrn gestiftet worden ist.In dieser Kirche wollen wir mit der Gnade Gottes leben und sterben - und den Gläubi-gen als Priester und Seelsorger dienen.

2. Wir stehen in Treue und Gehorsam zum Hl. Vater, Papst Johannes

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Paul II. als dem gültig gewählten Nachfolger des hl. Apostels Petrus - als solcherOberhaupt der Kirche -, vertrauend auf das Wort des Herrn: "ICH sage dir: Du bist Pe-trus (d.i. der Fels), und auf diesen Felsen will ICH Meine Kirche bauen, und die Pfor-ten der Hölle werden sie nicht überwältigen" (Mt 16,18).Wir lehnen deshalb entschieden jene unkirchliche Haltung ab - von welcher Seite auchimmer sie kommen mag -, die fortwährend die Worte und Handlungen des Hl. Vaters kriti-siert. Wir sind von der Wahrheit des Wortes der hl. Kirchenlehrerin Katharina von Sienaüberzeugt: "Wem wird Christus den Schlüssel zu Seinem Blute hinterlassen? Dem ehrwür-digen Apostel Petrus und allen, die nach ihm gekommen sind und noch kommen werden, biszum Letzten Tage des Gerichtes. Alle haben also dieselbe Autorität wie Petrus, und wer-den immer dieselbe Autorität haben. Und keiner ihrer Fehler wird diese Autorität ver-ringern, oder die Vollkommenheit des Blutes Christi oder der anderen Sakramente schwä-chen" (Dialogo della divina Provvidenza, übers, von J. Hurtaud O.P., II.Bd., Kap.6;Lethielleux, Paris 1913).

3. Wir anerkennen das zweite Vatikanische Konzil gemäß der Erklä-rung des Hl. Vaters, Papst Johannes Pauls II. vor der Versammlung des Hl. Kollegiumsam 5. November 1979, daß das Konzil im Licht der ganzen heiligen Überlieferung undauf der Grundlage des ständigen Lehramtes der heiligen Kirche zu verstehen ist (cf.AAS 1979, 1451/6).

4. Wir schätzen, fördern und feiern aus Überzeugung das hl. Meß-opfer im alten römischen Ritus (genannt "tridentinischer" Ritus) gemäß dem Induit vom3. Oktober 1984, das u.a. folgendes bestimmte: "Diese Feiern müssen nach dem Missalevon 1962 und in lateinischer Sprache gehalten werden" (L'OSSERVATORE ROMANO, Wochen-ausgabe in dt. Sprache, 19. Okt. 1984/Nr. 42, Seite 3). Wir tun dies, damit dieseskostbare Erbe der Kirche erhalten beibe. Dabei berufen wir uns auf eine Erklärungder Liturgiekonstitution des zweiten Vatikanischen Konzils, "daß die heilige MutterKirche allen rechtlich anerkannten Riten gleiches Recht und gleiche Ehre zuerkennt.

Es ist ihr Wille, daß diese Riten auch in Zukunft erhalten und in jeder Weise gefördertwerden" (Art.4), und auf das zitierte Induit.Wir anerkennen den neuen Ritus als gültig. Wir sind jedoch davon überzeugt, daß durchden alten Ritus die Würde des heiligen Geschehens - die Vergegenwärtigung des Kreuzes-opfers Christi - und die Ehrfurcht vor dem göttlichen Mysterium besser gewahrt, unddaß durch den alten Ritus der Opfercharakter der hl. Messe klarer und eindeutiger zumAusdruck gebracht wird. Diesen Ritus betrachten wir als den "wahrheitsgetreuen Spiegeldes Lebens der Kirche, das heilige Lied, an dessen Vollendung Himmel und Erde mitge-wirkt haben" (Kard. Ildefons Schuster, Liber Sacramentorum, I. Bd., S.7, Pustet 1929)

5. Die Bischöfe, die in der Einheit mit dem Papste sind, anerkennenwir als die rechtmäßigen Nachfolger der Apostel und als verantworltiche Hirten ihrerDiözesen. Wir erstreben mit ihnen bewußt die Zusammenarbeit zum Wohle der Gläubigen.

6. Was das Anliegen der Ökumene betrifft - der Auftrag des Herrn,eins zu sein (vgl. Joh 17,21) -, lehnen wir alle Formen von Lieblosigkeit gegenüberAndersgläubigen entschieden ab.Als Grundlage aller ökumenischen Bestrebungen betrachten wir die Wahrheit, wie diesdie Kirche seit jeher getan und auf dem zweiten Vatikanischen Konzil erneut ausgespro-chen hat: Die "ökumenische Betätigung muß ganz und echt katholisch sein, das heißt inTreue zur Wahrheit, die wir von den Aposteln und den Vätern empfangen haben, und inÜbereinstimmung mit dem katholischen Glauben, den die katholische Kirche immer bekannthat ..." (Dekret über den Ökumenismus, 24).Wir Priester bitten die Gläubigen, sich nicht in den Strudel der Verwirrung hinein-ziehen zu lassen, sondern in Gehorsam und Treue in der heiligen katholischen Kircheauszuharren, von der Kardinal John Henry Newman sagte: "Es ist nicht die Kirche, dieuns den Glauben aufzwingt, sondern der Glaube zwingt uns die Kirche auf" (PredigtNr. 77).Wir empfehlen uns und unsere Gläubigen im marianischen Jahre dem besonderen Schützeder lieben Gottesmutter, die die katholische Kirche, "vom Heiligen Geiste belehrt, inkindlicher Liebe als geliebte Mutter" grüßt und verehrt (Dogmatische Konstitution überdie Kirche, 53).

Baden, den 13. Januar 1988Liste der Unterschriften zur "Erklärung von Baden" :

Prälat Dr. Ferdinand Holböck, Salzburg; P. Fidelis Friedrich, Sulgen; Nikodem Petermann,Pfr., Sempfach-Stadt; Alfred Betschart, Kpl., Staad; Albert Engelniederhammer, Spiri-tual, Kloster vom Kostbaren Blut, Schellenberg; P. Grégoire Billot, Baden; P. MartinReinecke, Zürich; Rudolf Nußbaumer, Vikar, Dietikon; Arthur Kobler, Kanonikus, St. Gal-len; Dr. Viktor Schenker, Pfr., Rorschach; Louis-Albert Charlier, Pfr.-Res.,634o Baan

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MITTEILUNGEN DER REDAKTION

Verehrte Leser,

München, 12.lo.1988

das letzte Heft, das ausschließlich der Kritik an Johannes XXIII. gewidmet war, hateine große Resonanz und durchweg Anerkennung gefunden. Gerade ältere Leser, die dieZeit nach dem Tode Pius XII. noch lebhaft in Erinnerung haben, fanden vielfach ihreVermutungen und Beobachtungen bestätigt, die sie früher schon bezüglich der PersonRoncallis gemacht hatten. Die Redaktion ist in der Lage, Ihnen für Werbezwecke etc.noch zusätzliche Exemplare dieses Heftes zukommen zu lassen, weil davon eine größereAuflage gedruckt wurde.

Die umfassende Arbeit von Herrn Tello wird in dem nun vorliegendenHeft in dem Beitrag von Abbé Mouraux skizzenhaft weitergeführt.

Ursprünglich hatte ich geplant, meiner Darstellung über die Vorgängein Econe noch eine ergänzende Dokumentation folgen zu lassen: Econe nach den sog. 'Bi-schof sweihen'. Da aber S.E. Mgr. Vezelis zu diesen umstrittenen Weihen und dem Statusvon Mgr. Lefebvre Stellung nimmt, erübrigt sich eine weitere Behandlung dieses Stoffes,zumindest vorläufig. Abschließend ist zu konstatieren, daß Lefebvre und seine Anhängertaktisch und argumentativ von Wojtyla und der Konzils'Kirche' (Lehmann, Ratzinger) ge-schickt ausgespielt wurden. Nicht, daß es durchschlagenden Argumente gäbe! Nein, siekönnen und dürfen sie nicht anführen, weil sie sonst ihre sämtlichen bisher vertrete-nen Positionen hätten revidieren müssen. Leute wie Schmidberger sind zum Schweigen (undVerlieren) verurteilt. Econe ist aiseiner eigenen Taktik, nämlich nicht dogmatisch, son-dern diplomatisch zu argumentieren, gescheitert.

Welche Hefte werden demnächst noch erscheinen? Nach der Weihnachts-ausgabe sind eine Auseinandersetzung mit den Ratzinger-Thesen, die Herr Dr. Carlos A.Disandro führt, und eine Sondernummer mit dem Thema der Konstitution der röm.-kath.Kirche aus der Feder von Herrn Prof. Dr. Wendland geplant. Schließlich soll noch einTitel- und Autorenregister erscheinen, welches die Jahrgänge 7 biü incl. 18 umfaßt undvon Herrn N.M. Hettinga zusammengestellt ist(bzw. noch wird). Es hatte sich gezeigt,daß das Auffinden gewisser Abhandlungen immer schwieriger wird , weil man "vor lauterBäumen den Wald nicht mehr sieht".

Zum Schluß bitte Sie, verehrte Leser, noch um Ihre Meinung zu fol-gendem Vorhaben. Bei genügendem Interesse wäre es möglich, einen Neudruck des Buches"Enthüllung des Systems der Weltbürger=Republik. In Briefen aus der Verlassenschafteines Freymaurers" Rom (d.i. Leipzig) 1786, das der Autor, Ernst Anton August von Göch-hausen, anonym herausgab, zu veranstalten. Dieses Buch, das völlig vergriffen und nurnoch in wenigen Bibliotheken vorhanden ist, deckt in der Form eines Erziehungsromanessämtliche Ziele, Methoden und Programme der Illuminaten auf. Die Darstellung ist höchstauthentisch. Die Aussagen dieses Buches sind zweifelsohne der Generalschlüssel zum Ver-ständnis aller geistigen Fehlentwicklungen und aller gegen die Religion (und die Kirche)gerichteten Aktionen der letzten beiden Jahrhunderte. (Unter dem Titel "Präzise Ziele"habe ich bereits in EINSICHT vom Mai 198o daraus zitiert.)

Für Ihre schriftliche Stellungnahme zu diesem Vorhaben meinen verbind-lichsten Dank!

INHALTSVERZEICHNIS:Seite:

Der verbotene, aber siegreiche Weg der Freimaurerei (Abbé Mouraux / E. Golia).... 84Brief S.E. Erzbischof Ngo-dinh-Thuc an Mgr. Lefebvre 86Zur Person von Mgr. Lefebvre (S.E. Bischof Louis Vezelis / Eugen Golia) 87Die wahre Religion (H.H. Pfr. Graus) 91Offener Brief an Mgr. Musey (Eberhard Heller) 92Philosophische Argumente gegen den Progressismus (Dr. Wolfgang Schüler) 94"Kyrie eleison" (Franz Georg Schröer) Io3"Wer ist mein Nächster?" (H.H. Pastor V.A. Stuyver / Helene Hensbrock-Müller)... Io4Wenn sie doch geschwiegen hätten... zur sog. Erklärung v. Baden (Hagen Ladwein). Io7

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B Ü C H E R A N G E B O T

Faulhaber, Kard. Michael

_ n _

Hales, E.E.Y.

Heyder, P. Gebhard OCD

Kaulen, Franz

Kirchlicher Anzeiger

Migne, Jacques-Paul

Mindszenty, Kard. JoszefMonier, Johann Adam

Otto, Walter

Schilling, Otto

Stöckl, Albert

Zeitfragen udn Zeitaufgaben, gesammelte Reden,399 S., Freiburg 1923 10.--

Zeitrufe Gottesrufe, gesammelte Predigten,«70 S., Freiburg 1932 12.--

Pius IX - Europäiscre Politik und Religionim 19. Jhdt., 531 S.f Graz 1957, Paperback 12.--

Volksbibel - der neue Goffine, 504 S.,Regensburg 1973 (rechtgläubig - sehr wertvoll) 18.--

Einleitung in die hl. Schrift, 3 Bde., 265,300,271 S., Freiburg 1911,19 13,1905 36.--

für die Erzdiözese Köln, Studien zum Mythus desXX. Jahrhunderts, geh., 3 Bde., 146,56,30 S.,Köln 1934 (offizielle Widerlegung ces bekanntenRosenberg'sehen Machwerks) 42.--

Theologiae Cursus completus, 28 Bde. mit RegisterParis 1838-45 392.--

Erinnerungen, 438 S., Frankfurt/Main 1974 22.--Symbolik, oder Darstellung der dogmatischenGegensätze der Katholiken und Protestantennach ihren öffentlichen Bekenntnisschriften 1 1 / 1 2

(bek. Standardwerk), 632 S., Regensburg 1924 24.--Pius XII - Leben und Persönlichkeit, 240 S.,Freiburg/Brsg. und Olten/Schw. 1955 7.--

Lehrbuch der Moraltheologie, 2 Bde., 380,690 S.,mit zahlr. farbigen Abstreichungen, München 1928 28.--

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Um Mißverständnisse zu vermeiden, weise ich darauf hin, daß die von mir in

der letzten Nummer der EINSICHT (Mai 1988) angebotenen Werke der Autoren

Rudolf GraberRomano GuardiniDietrich v. HildebrandJosef Andreas JungmannRudolf Krämer-Badoni

keinesfalls als maßgebliche Orientierungsschriften in der gegenwärtigen

kirchlichen Lage - und schon gar nicht als kompetente religiöse oder liturgische

Lehrbücher - betrachtet werden dürfen, sondern leaiglich dem Interessierten

zur Dokumentation offeriert werden.

Christian Jerrentrup

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H.H. Prof. Josef Lieball hat "Das Leben Mariens" mit Bildern von Joseph v. Führichherausgegeben. Bestellungen an den Autor, Göggingerstr. 94, D - 89oo Augsburg.

Bei der Redaktion kann zum Preis von 8.- DM das Buch von Leon Bloy "Die, die weint"bestellt werden.

NEKROLOG:Von unseren Lesern sind in letzter Zeit verstorben Frau Hedwig Willner im Alter von über91 Jahren, Herr Alois Schnitzer, ehemaliger Mitarbeiter in der Redaktion (verstorbenam 4. Aug.88 hochbetagt), Herr Dr. Anton Tomaia / Wien. Beten wir für das Seelenheilderjenigen, die uns im Glauben nahe standen. R.i.p.