Einzeldosierte Rektalia für Früh- und Neugeborene ... · Paracetamol feines Pulver wird in...

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Einzeldosierte Rektalia für Früh- und Neugeborene: Entwicklung einer neuen Alternative zu Suppositorien Tag der Herstellung: 11.05.2011 Chargenbezeichnung: 110511 Verwendbar bis: (6 Monate) Ansatzmenge: 10 Spritzen = 1 Packung á 10 Spritzen Ausgangsstoffe für 10 Spritzen (mit Überfüllung/Verlust*): Substanz Chargen- Bezeichnung Sollmenge Istmenge Signum Paracetamol feines Pulver Ph. Eu. 0,16 g Softisan 378 ad 7,76 g (7,60 g) * In der Einwaage ist bereits die Überfüllung wegen des Totvolumens der Analapplikatoren und des Verlustes beim Aufziehen in die Spritzen berücksichtigt. Aus einer Spritze mit Applikator lassen sich 0,5 ml=0,485 g Zubereitung (bestehend aus 0,010 g Paracetamol und 0,475 g Softisan 378) entnehmen. Wägeprotokoll: Kontrolle der Einwaage (Apotheker) Signum: ............................... Herstellungsvorschrift Paracetamol feines Pulver wird in Anteilen mit Softisan 378 angerieben, bei niedriger Temperatur mittels IR- Lampe bis zur Cremeschmelze erwärmt und die Mischung zu etwa 0,65 ml ohne Kanüle möglichst luftfrei in die 1-ml-Spritzen aufgezogen. Hierbei ist die Grundlage häufig zu rühren, um einer Sedimentation vorzubeugen. Nach dem vollständigen Abkühlen (Lagerung mit Öffnung nach oben, etwa 1h) wird durch vorsichtiges Herausdrücken von etwas Inhalt das Füllvolumen der Spritzen auf genau 0,59 ml verringert. Dies dient dem Entfernen der Luftblase, die durch das Zusammenziehen der Grundmasse beim Abkühlen entsteht. Der Fettfilm am Luer-Adapter der Spritze ist sorgfältig mit einem alkoholgetränkten Tuch zu entfernen. Die Spritzen werden mit einer Verschlusskappe (Kombistopper rot) verschlossen und einzeln etikettiert. Je 10 Spritzen und 10 Rektalapplikatoren werden in einer etikettierten Umverpackung (transparente Tüte) verpackt. Herstellung nach Vorschrift: Signum: ............................... Kennzeichnung: Etikettierung durchgeführt: Signum: ............................... Etikett: Paracetamol Rektalspritze 10mg.zdp Paracetamol Rektalspritze 10mg-Umverpackung.zdp Lagerung: Nicht über 25°C! Ausbeute/Buchung (cave: Applikatoren nicht vergessen!): Soll: 10 Spritzen Ist: Spritzen Buchung erfolgt: Datum: ...................... Signum: ............................... Unterschrift des verantwortlichen Apothekers: .................................................... Freigabevermerk: Prüfung entfällt gemäß § 8 Abs. 3 ApBetrO Datum: ....................... Signum: ............................... C. Augsten 2 , R. Harnisch 1 1 Universitätsklinikum Halle (Saale), Universitätsapotheke, Ernst-Grube-Straße 40, 06120 Halle/Saale, [email protected] 2 Krankenhaus Paul-Gerhardt-Stift, Apotheke, Paul-Gerhardt-Straße 42, 06886 Lutherstadt Wittenberg, [email protected] Tab. 1: Physikalisch-chemische Eigenschaften verschiedener Triglycerid-Grundlagen Abb. 1: Herstellungsprotokoll zur Herstellung von Paracetamol Rektalspritzen 10 mg Einleitung In der Rezepturabteilung der Apotheke des Universitätsklinikums Halle (Saale) gehen regelmäßig Anforderungen der pädiatrischen Stationen zur Herstellung von Kapseln und Zäpfchen in pädiatrischen Dosierungen ein. Hierzu gehören auch Paracetamol-Suppositorien für Neu- und Frühgeborene, da Fertigarzneimittel nur in Dosierungen ab 75 mg/Stück erhältlich sind. Hier wurden in der Vergangenheit regelmäßig Suppositorien mit einer Gesamtmasse von 1 g in entsprechend niedrigen Dosierungen hergestellt. Von den Mitarbeitern der Neonatologie unseres Hauses wurde aber immer wieder berichtet, dass selbst die kleinsten Kindersuppositorien zu je 1 g vor allem bei den Frühgeborenen praktisch schwer anwendbar sind. Die kleinen Patienten wiegen teilweise nur ein Kilogramm, selbst die Zäpfchen mit einer Masse von 1 g sind einfach zu groß. Somit wurde an die Apotheke der Wunsch zur Herstellung noch kleinerer Suppositorien herangetragen, idealerweise Suppositorien zu je 0,5 g. Ziel der Arbeit war nun die Entwicklung einer seitens der Ärzte und der Pflegenden der Neonatologie akzeptierten, rektal zu applizierenden Arzneiform für Früh- und Neugeborene. Wie auch in [1] beschrieben, ist die Herstellung von Rektalia für Früh- und Neugeborene nach wie vor unbefriedigend gelöst. Durchführung Die Applikationsform Prinzipiell ist die Größe der Zäpfchen in der Monographie 1145 des 6. Europäischen Arzneibuchs „Zubereitungen zur rektalen Anwendung“ [2] nicht eingeschränkt. Allerdings sind im Deutschen Arzneimittelkodex/ Neues Rezepturformularium (DAC/NRF I.12.2) nur Zäpfchen zu 1 g, 2 g und 3 g beschrieben [3]. Limitierend ist zudem das Angebot kommerziell verfügbarer Zäpfchengießformen. Sowohl dauerhafte Gießformen aus medizinischem Edelstahl, Aluminium oder Kunststoff als auch dünnwandige Einmalgießformen aus Kunststoff in Torpedoform werden allesamt nur in Größen ab 1 g angeboten. Die Einzelanfertigung von kleineren, dauerhaften Zäpfchengießformen wurde von Bocklage [4] beschrieben und wäre möglich, allerdings zu relativ hohen Kosten. Nur eine der von uns angefragten Firmen war bereit, uns entsprechende Gießformen herzustellen, allerdings nur aus Aluminium und unter Abnahme einer größeren Menge [5]. Daher wurde geprüft, ob die Herstellung einer anderen im Europäischen Arzneibuch beschriebenen Arzneiformen zur rektalen Anwendung realisiert werden kann. Hier schien uns die Entwicklung einer halbfesten Zubereitung zur rektalen Anwendung in Form von Rektalspritzen eine erfolgversprechende Strategie zu sein. Dazu war es notwendig, sowohl ein geeignetes Packmittel mit einem passenden Rektalapplikator als auch eine geeignete Grundlage zu finden. Bei der Suche nach einem geeignetem Packmittel stellte sich die Verfügbarkeit eines passenden Rektalapplikators als schwierig heraus. Schließlich fanden wir bei der Firma Axel-von-Brand- GmbH einen Rektalapplikator, welcher sich mit Luer-Spritzen konnektieren lässt (Abbildung 3). Als Primärverpackung wurde somit eine Luer-Spritze 1 ml aus Polypropylen und ein Luer-Lock- Verschlusskonus ausgewählt (Abbildung 4). Nachdem ein geeignetes Packmittel mit einem passenden Rektalapplikator gefunden wurde, musste nun eine geeignete Grundlage gesucht werden. Diese sollte bei Raumtemperatur halbfest sein, bei Körpertemperatur schmelzen und die gleichen chemischen Eigenschaften wie die üblichen Hartfett- Zäpfchengrundlagen besitzen. Es wurden verschiedene Optionen geprüft [6]. Mit Softisan ® 378 wurde eine geeignete Grundlage gefunden. Tabelle 1 gibt einen Überblick über die physikalisch- chemischen Eigenschaften von Hartfett Ph. Eu., Hartfett Witepsol ® W 35, ein zur Zäpf- chenherstellung verwendetes Hartfett, und Softisan ® 378. Softisan ® 387 ist ein gesättigtes, gemischtkettiges Triglycerid, welches bei Raumtemperatur halbfest ist. Der Schmelzbereich befindet sich im Bereich der Körpertemperatur. Wie Hartfett auch erweicht bzw. verflüssigt sich eine Softisan-Grundlage nach Appliaktion im Rektum. Auf Grund dessen und auf Grund der gleichen chemische Struktur der Grundlagen gehen wir davon aus, dass der Umfang der Resorption von Paracetamol aus einer Softisan-Grundlage vergleichbar ist mit der Resorption aus Hartfett Ph. Eu.. Die Herstellung Die Herstellung erfolgt gemäß der Herstellungsvorschrift der in Abbildung 1 und 2 dargestellten Herstellungsprotokolle. Die Prüfung Im Rahmen der Entwicklung der Arzneiform wurden die hergestellten Rektalspritzen auf Gleichförmigkeit der (entnehmbaren) Masse einzeldosierter Arzneiformen geprüft. Gemäß 6. Europäischem Arzneibuch, Abschnitt 2.9.5 darf bei Suppositorien und Vaginalzäpfchen von 20 zufällig ausgewählten Zäpfchen die Masse von maximal 2 Stück um mehr als 5 %, nicht aber um mehr als 10 % von der Durchschnittsmasse abweichen. Das Ergebnis der durchgeführten Prüfung der entwickelten Rektalspritzen entspricht den Vorgaben des 6. Europäischen Arzneibuchs, die maximale Abweichung der entnehmbaren Masse lag bei + 1,6 % bzw. 2,6 % der durchschnittlichen Masse. Weiterhin gewährleistet ist die Entnehmbarkeit der halbfesten Zubereitung bei Raumtemperatur ohne übermäßigen Kraftaufwand oder gar Zerstörung der Rektalspritzen. Abb. 3: Rektalspritze mit aufgesetztem Rektalapplikator (nach Entnahme) Abb. 4: Abgabefertige Rektalspritze nach der Befüllung Abb. 2: Herstellungsprotokoll zur Herstellung von Paracetamol Rektalspritzen 25 mg Literatur [1] NRF-Rezepturhinweise: Zäpfchen-Herstellung, Eschborn, Stand 08.04.2010 [2] Europäisches Arzneibuch, 6. Ausgabe, Stuttgart/Eschborn 2008 [3] DAC/NRF, Stuttgart/Eschborn, Stand 1.11.2010 [4] Bocklage, A.; Suppositorien für Frühgeborene Entwicklung einer geeigneten Gießform. Krankenhauspharmazie 21(2), 59-62 (2000) [5] Angebot der ERWEMA Pharmatechnik GmbH zu 4x6 torpedoförmigen Gießkanälen mit je etwa 0.56g, Material Aluminium, Sulzbach-Laufen, 7. Juli 2008 [6] Augsten, C., Harnisch, R.; Einzeldosierte Rektalia für Früh- und Neugeborene; Pharmazeutische Zeitung – Prisma 2010; 17; 163-166 [7] Prüfzertifikat Hartfett Witepsol ® W35, Charge 08B11-N21, Fagron GmbH & Co. KG Barsbüttel [8] Prüfzertifikat Softisan ® 378, Charge 08B19-N11, Fagron GmbH & Co. KG Barsbüttel Reinheitskriterien Hartfett Ph. Eur. [2] Hartfett Witepsol ® W35 [7] Softisan ® 378 [8] Alkalisch reag. Substanzen 0,15 ml 0,01 M HCl/2,0 g 0,15 ml 0,01 M HCl/2,0 g 0,15 ml 0,01 M HCl/2,0 g Schmelztemperatur (2.2.15) 30-45 °C 33,5-35,5 °C 36-42 °C Säurezahl (2.5.1) 0,5 0,5 0,5 Hydroxylzahl (2.5.3/A) 50 40-50 20 Jodzahl (2.5.4/A) 3 3 3 Peroxidzahl (2.5.5/A) 3 3 1,0 Verseifungszahl (2.5.6) 210-260 225-235 240-255 Unverseifbare Anteile (2.5.7) 0,6 % 0,6 % 0,6 % Schwermetalle (2.4.8) 10 ppm 10 ppm 10 ppm Asche (2.4.16) 0,05 % 0,05 % 0,05 % Wasser (2.5.12) - - 0,5 % Konsistenz bei 20 °C fest fest halbfest Tag der Herstellung: 11.05.2011 Chargenbezeichnung: 110511 Verwendbar bis: (6 Monate) Ansatzmenge: 10 Spritzen = 1 Packung á 10 Spritzen Ausgangsstoffe für 10 Spritzen (mit Überfüllung/Verlust*): Substanz Chargen- Bezeichnung Sollmenge Istmenge Signum Paracetamol feines Pulver Ph. Eu. 0,37 g Softisan 378 ad 7,25 g (6,88 g) * In der Einwaage ist bereits die Überfüllung wegen des Totvolumens der Analapplikatoren und des Verlustes beim Aufziehen in die Spritzen berücksichtigt. Aus einer Spritze mit Applikator lassen sich 0,5 ml=0,490 g Zubereitung (bestehend aus 0,025 g Paracetamol und 0,465 g Softisan 378) entnehmen. Wägeprotokoll: Kontrolle der Einwaage (Apotheker) Signum: ............................... Herstellungsvorschrift Paracetamol feines Pulver wird in Anteilen mit Softisan 378 angerieben, bei niedriger Temperatur mittels IR- Lampe bis zur Cremeschmelze erwärmt und die Mischung zu etwa 0,65 ml ohne Kanüle möglichst luftfrei in die 1-ml-Spritzen aufgezogen. Hierbei ist die Grundlage häufig zu rühren, um einer Sedimentation vorzubeugen. Nach dem vollständigen Abkühlen (Lagerung mit Öffnung nach oben, etwa 1h) wird durch vorsichtiges Herausdrücken von etwas Inhalt das Füllvolumen der Spritzen auf genau 0,59 ml verringert. Dies dient dem Entfernen der Luftblase, die durch das Zusammenziehen der Grundmasse beim Abkühlen entsteht. Der Fettfilm am Luer-Adapter der Spritze ist sorgfältig mit einem alkoholgetränkten Tuch zu entfernen. Die Spritzen werden mit einer Verschlusskappe (Kombistopper rot) verschlossen und einzeln etikettiert. Je 10 Spritzen und 10 Rektalapplikatoren werden in einer etikettierten Umverpackung (transparente Tüte) verpackt. Herstellung nach Vorschrift: Signum: ............................... Kennzeichnung: Etikettierung durchgeführt: Signum: ............................... Etikett: Paracetamol Rektalspritze 25mg.zdp Paracetamol Rektalspritze 25mg-Umverpackung.zdp Lagerung: Nicht über 25°C! Ausbeute/Buchung (cave: Applikatoren nicht vergessen!): Soll: 10 Spritzen Ist: Spritzen Buchung erfolgt: Datum: ...................... Signum: ............................... Unterschrift des verantwortlichen Apothekers: .................................................... Freigabevermerk: Prüfung entfällt gemäß § 8 Abs. 3 ApBetrO Datum: ....................... Signum: ...............................

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Einzeldosierte Rektalia für Früh- und Neugeborene: Entwicklung einer neuen Alternative zu Suppositorien

Tag der Herstellung: 11.05.2011

Chargenbezeichnung: 110511

Verwendbar bis: (6 Monate)

Ansatzmenge: 10 Spritzen = 1 Packung á 10 Spritzen

Ausgangsstoffe für 10 Spritzen (mit Überfüllung/Verlust*):

Substanz Chargen-Bezeichnung

Sollmenge Istmenge Signum

Paracetamol feines Pulver Ph. Eu.

0,16 g

Softisan 378

ad 7,76 g (7,60 g)

* In der Einwaage ist bereits die Überfüllung wegen des Totvolumens der Analapplikatoren und des Verlustes beim Aufziehen in die Spritzen berücksichtigt. Aus einer Spritze mit Applikator lassen sich 0,5 ml=0,485 g Zubereitung (bestehend aus 0,010 g Paracetamol und 0,475 g Softisan 378) entnehmen. Wägeprotokoll:

Kontrolle der Einwaage (Apotheker) Signum: ...............................

Herstellungsvorschrift Paracetamol feines Pulver wird in Anteilen mit Softisan 378 angerieben, bei niedriger Temperatur mittels IR-Lampe bis zur Cremeschmelze erwärmt und die Mischung zu etwa 0,65 ml ohne Kanüle möglichst luftfrei in die 1-ml-Spritzen aufgezogen. Hierbei ist die Grundlage häufig zu rühren, um einer Sedimentation vorzubeugen. Nach dem vollständigen Abkühlen (Lagerung mit Öffnung nach oben, etwa 1h) wird durch vorsichtiges Herausdrücken von etwas Inhalt das Füllvolumen der Spritzen auf genau 0,59 ml verringert. Dies dient dem Entfernen der Luftblase, die durch das Zusammenziehen der Grundmasse beim Abkühlen entsteht. Der Fettfilm am Luer-Adapter der Spritze ist sorgfältig mit einem alkoholgetränkten Tuch zu entfernen. Die Spritzen werden mit einer Verschlusskappe (Kombistopper rot) verschlossen und einzeln etikettiert. Je 10 Spritzen und 10 Rektalapplikatoren werden in einer etikettierten Umverpackung (transparente Tüte) verpackt. Herstellung nach Vorschrift: Signum: ............................... Kennzeichnung: Etikettierung durchgeführt: Signum: ............................... Etikett: Paracetamol Rektalspritze 10mg.zdp

Paracetamol Rektalspritze 10mg-Umverpackung.zdp Lagerung: Nicht über 25°C! Ausbeute/Buchung (cave: Applikatoren nicht vergessen!): Soll: 10 Spritzen

Ist: Spritzen

Buchung erfolgt: Datum: ...................... Signum: ...............................

Unterschrift des verantwortlichen Apothekers: .................................................... Freigabevermerk: Prüfung entfällt gemäß § 8 Abs. 3 ApBetrO

Datum: ....................... Signum: ...............................

C. Augsten2, R. Harnisch1

1 Universitätsklinikum Halle (Saale), Universitätsapotheke, Ernst-Grube-Straße 40, 06120 Halle/Saale, [email protected] Krankenhaus Paul-Gerhardt-Stift, Apotheke, Paul-Gerhardt-Straße 42, 06886 Lutherstadt Wittenberg, [email protected]

Tab. 1: Physikalisch-chemische Eigenschaften verschiedener Triglycerid-Grundlagen

Abb. 1: Herstellungsprotokoll zur Herstellung vonParacetamol Rektalspritzen 10 mg

EinleitungIn der Rezepturabteilung der Apotheke des Universitätsklinikums Halle (Saale) gehen regelmäßigAnforderungen der pädiatrischen Stationen zur Herstellung von Kapseln und Zäpfchen inpädiatrischen Dosierungen ein. Hierzu gehören auch Paracetamol-Suppositorien für Neu- undFrühgeborene, da Fertigarzneimittel nur in Dosierungen ab 75 mg/Stück erhältlich sind. Hierwurden in der Vergangenheit regelmäßig Suppositorien mit einer Gesamtmasse von 1 g inentsprechend niedrigen Dosierungen hergestellt.Von den Mitarbeitern der Neonatologie unseres Hauses wurde aber immer wieder berichtet, dassselbst die kleinsten Kindersuppositorien zu je 1 g vor allem bei den Frühgeborenen praktischschwer anwendbar sind. Die kleinen Patienten wiegen teilweise nur ein Kilogramm, selbst dieZäpfchen mit einer Masse von 1 g sind einfach zu groß. Somit wurde an die Apotheke der Wunschzur Herstellung noch kleinerer Suppositorien herangetragen, idealerweise Suppositorien zu je 0,5 g.Ziel der Arbeit war nun die Entwicklung einer seitens der Ärzte und der Pflegenden derNeonatologie akzeptierten, rektal zu applizierenden Arzneiform für Früh- und Neugeborene. Wieauch in [1] beschrieben, ist die Herstellung von Rektalia für Früh- und Neugeborene nach wie vorunbefriedigend gelöst.

Durchführung

Die ApplikationsformPrinzipiell ist die Größe der Zäpfchen in der Monographie 1145 des 6. Europäischen Arzneibuchs„Zubereitungen zur rektalen Anwendung“ [2] nicht eingeschränkt. Allerdings sind im DeutschenArzneimittelkodex/ Neues Rezepturformularium (DAC/NRF I.12.2) nur Zäpfchen zu 1 g, 2 g und3 g beschrieben [3]. Limitierend ist zudem das Angebot kommerziell verfügbarerZäpfchengießformen. Sowohl dauerhafte Gießformen aus medizinischem Edelstahl, Aluminiumoder Kunststoff als auch dünnwandige Einmalgießformen aus Kunststoff in Torpedoform werdenallesamt nur in Größen ab 1 g angeboten. Die Einzelanfertigung von kleineren, dauerhaftenZäpfchengießformen wurde von Bocklage [4] beschrieben und wäre möglich, allerdings zu relativhohen Kosten. Nur eine der von uns angefragten Firmen war bereit, uns entsprechende Gießformenherzustellen, allerdings nur aus Aluminium und unter Abnahme einer größeren Menge [5].Daher wurde geprüft, ob die Herstellung einer anderen im Europäischen Arzneibuch beschriebenenArzneiformen zur rektalen Anwendung realisiert werden kann.Hier schien uns die Entwicklung einer halbfesten Zubereitung zur rektalen Anwendung in Formvon Rektalspritzen eine erfolgversprechende Strategie zu sein. Dazu war es notwendig, sowohl eingeeignetes Packmittel mit einem passenden Rektalapplikator als auch eine geeignete Grundlage zufinden.Bei der Suche nach einem geeignetem Packmittel stellte sich die Verfügbarkeit eines passendenRektalapplikators als schwierig heraus. Schließlich fanden wir bei der Firma Axel-von-Brand-GmbH einen Rektalapplikator, welcher sich mit Luer-Spritzen konnektieren lässt (Abbildung 3).Als Primärverpackung wurde somit eine Luer-Spritze 1 ml aus Polypropylen und ein Luer-Lock-Verschlusskonus ausgewählt (Abbildung 4).Nachdem ein geeignetes Packmittel mit einem passenden Rektalapplikator gefunden wurde, musstenun eine geeignete Grundlage gesucht werden. Diese sollte bei Raumtemperatur halbfest sein, beiKörpertemperatur schmelzen und die gleichen chemischen Eigenschaften wie die üblichen Hartfett-Zäpfchengrundlagen besitzen. Es wurden verschiedene Optionen geprüft [6]. Mit Softisan® 378wurde eine geeignete Grundlage gefunden. Tabelle 1 gibt einen Überblick über die physikalisch-chemischen Eigenschaften von Hartfett Ph. Eu., Hartfett Witepsol® W 35, ein zur Zäpf-chenherstellung verwendetes Hartfett, und Softisan® 378.Softisan® 387 ist ein gesättigtes, gemischtkettiges Triglycerid, welches bei Raumtemperaturhalbfest ist. Der Schmelzbereich befindet sich im Bereich der Körpertemperatur.Wie Hartfett auch erweicht bzw. verflüssigt sich eine Softisan-Grundlage nach Appliaktion imRektum. Auf Grund dessen und auf Grund der gleichen chemische Struktur der Grundlagen gehenwir davon aus, dass der Umfang der Resorption von Paracetamol aus einer Softisan-Grundlagevergleichbar ist mit der Resorption aus Hartfett Ph. Eu..

Die HerstellungDie Herstellung erfolgt gemäß der Herstellungsvorschrift der in Abbildung 1 und 2 dargestelltenHerstellungsprotokolle.

Die PrüfungIm Rahmen der Entwicklung der Arzneiform wurden die hergestellten Rektalspritzen aufGleichförmigkeit der (entnehmbaren) Masse einzeldosierter Arzneiformen geprüft. Gemäß 6.Europäischem Arzneibuch, Abschnitt 2.9.5 darf bei Suppositorien und Vaginalzäpfchen von 20zufällig ausgewählten Zäpfchen die Masse von maximal 2 Stück um mehr als 5 %, nicht aber ummehr als 10 % von der Durchschnittsmasse abweichen. Das Ergebnis der durchgeführten Prüfungder entwickelten Rektalspritzen entspricht den Vorgaben des 6. Europäischen Arzneibuchs, diemaximale Abweichung der entnehmbaren Masse lag bei + 1,6 % bzw. – 2,6 % derdurchschnittlichen Masse.Weiterhin gewährleistet ist die Entnehmbarkeit der halbfesten Zubereitung bei Raumtemperaturohne übermäßigen Kraftaufwand oder gar Zerstörung der Rektalspritzen.

Abb. 3: Rektalspritze mit aufgesetztem Rektalapplikator (nach Entnahme)

Abb. 4: Abgabefertige Rektalspritze nach der Befüllung

Abb. 2: Herstellungsprotokoll zur Herstellung vonParacetamol Rektalspritzen 25 mg

Literatur[1] NRF-Rezepturhinweise: Zäpfchen-Herstellung, Eschborn, Stand 08.04.2010[2] Europäisches Arzneibuch, 6. Ausgabe, Stuttgart/Eschborn 2008[3] DAC/NRF, Stuttgart/Eschborn, Stand 1.11.2010[4] Bocklage, A.; Suppositorien für Frühgeborene – Entwicklung einer geeigneten Gießform.

Krankenhauspharmazie 21(2), 59-62 (2000)[5] Angebot der ERWEMA Pharmatechnik GmbH zu 4x6 torpedoförmigen Gießkanälen mit je etwa 0.56g,

Material Aluminium, Sulzbach-Laufen, 7. Juli 2008[6] Augsten, C., Harnisch, R.; Einzeldosierte Rektalia für Früh- und Neugeborene; Pharmazeutische Zeitung –

Prisma 2010; 17; 163-166[7] Prüfzertifikat Hartfett Witepsol® W35, Charge 08B11-N21, Fagron GmbH & Co. KG Barsbüttel[8] Prüfzertifikat Softisan® 378, Charge 08B19-N11, Fagron GmbH & Co. KG Barsbüttel

Reinheitskriterien Hartfett Ph. Eur. [2] Hartfett Witepsol® W35 [7]

Softisan® 378[8]

Alkalisch reag. Substanzen ≤0,15 ml 0,01 M HCl/2,0 g

≤0,15 ml 0,01 M HCl/2,0 g

≤0,15 ml 0,01 M HCl/2,0 g

Schmelztemperatur (2.2.15) 30-45 °C 33,5-35,5 °C 36-42 °C

Säurezahl (2.5.1) ≤0,5 ≤0,5 ≤0,5

Hydroxylzahl (2.5.3/A) ≤50 40-50 ≤20

Jodzahl (2.5.4/A) ≤3 ≤3 ≤3

Peroxidzahl (2.5.5/A) ≤3 ≤3 ≤1,0

Verseifungszahl (2.5.6) 210-260 225-235 240-255

Unverseifbare Anteile (2.5.7) ≤0,6 % ≤0,6 % ≤0,6 %

Schwermetalle (2.4.8) ≤10 ppm ≤10 ppm ≤10 ppm

Asche (2.4.16) ≤0,05 % ≤0,05 % ≤0,05 %

Wasser (2.5.12) - - ≤0,5 %

Konsistenz bei 20 °C fest fest halbfest

Tag der Herstellung: 11.05.2011

Chargenbezeichnung: 110511

Verwendbar bis: (6 Monate)

Ansatzmenge: 10 Spritzen = 1 Packung á 10 Spritzen

Ausgangsstoffe für 10 Spritzen (mit Überfüllung/Verlust*):

Substanz Chargen-Bezeichnung

Sollmenge Istmenge Signum

Paracetamol feines Pulver Ph. Eu.

0,37 g

Softisan 378

ad 7,25 g (6,88 g)

* In der Einwaage ist bereits die Überfüllung wegen des Totvolumens der Analapplikatoren und des Verlustes beim Aufziehen in die Spritzen berücksichtigt. Aus einer Spritze mit Applikator lassen sich 0,5 ml=0,490 g Zubereitung (bestehend aus 0,025 g Paracetamol und 0,465 g Softisan 378) entnehmen. Wägeprotokoll:

Kontrolle der Einwaage (Apotheker) Signum: ...............................

Herstellungsvorschrift Paracetamol feines Pulver wird in Anteilen mit Softisan 378 angerieben, bei niedriger Temperatur mittels IR-Lampe bis zur Cremeschmelze erwärmt und die Mischung zu etwa 0,65 ml ohne Kanüle möglichst luftfrei in die 1-ml-Spritzen aufgezogen. Hierbei ist die Grundlage häufig zu rühren, um einer Sedimentation vorzubeugen. Nach dem vollständigen Abkühlen (Lagerung mit Öffnung nach oben, etwa 1h) wird durch vorsichtiges Herausdrücken von etwas Inhalt das Füllvolumen der Spritzen auf genau 0,59 ml verringert. Dies dient dem Entfernen der Luftblase, die durch das Zusammenziehen der Grundmasse beim Abkühlen entsteht. Der Fettfilm am Luer-Adapter der Spritze ist sorgfältig mit einem alkoholgetränkten Tuch zu entfernen. Die Spritzen werden mit einer Verschlusskappe (Kombistopper rot) verschlossen und einzeln etikettiert. Je 10 Spritzen und 10 Rektalapplikatoren werden in einer etikettierten Umverpackung (transparente Tüte) verpackt. Herstellung nach Vorschrift: Signum: ............................... Kennzeichnung: Etikettierung durchgeführt: Signum: ............................... Etikett: Paracetamol Rektalspritze 25mg.zdp

Paracetamol Rektalspritze 25mg-Umverpackung.zdp Lagerung: Nicht über 25°C! Ausbeute/Buchung (cave: Applikatoren nicht vergessen!): Soll: 10 Spritzen

Ist: Spritzen

Buchung erfolgt: Datum: ...................... Signum: ...............................

Unterschrift des verantwortlichen Apothekers: .................................................... Freigabevermerk: Prüfung entfällt gemäß § 8 Abs. 3 ApBetrO

Datum: ....................... Signum: ...............................