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    Die Bedeutung der wissenschaftlichen

    Theologie in Gesellschaft, Universittund Kirche

    Ein Beitrag der Kammerder Evangelischen Kirche in Deutschlandfr Theologie

    Herausgegebenvom Kirchenamt derEvangelischenKirche in Deutschland(EKD)Herrenhuser Strae 12

    30419 Hannover

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    Inhalt

    Vorwort 5

    Einfhrung 7

    1. Theologie als Wissenschaft in der Gesellschaft 9

    1.1. Die Dynamik religiser Entwicklungen in der Gesellschaft, 9

    insbesondere im weltanschaulichen Pluralismus, stellt die Arbeit

    wissenschaftlicher Theologie nicht in Frage, sondert fordert sie

    1.2. Entwicklungen in den Religionen und Entwicklungen 12in anderen gesellschaftlichen Bereichen Wechselwirkungen

    und gegenseitige Abhngigkeiten

    1.3. Orte theologischer Reflexion in der Gesellschaft 14

    2. Theologie als Wissenschaft in der Universitt 17

    2.1. Die Rolle der Theologie in der Entwicklungsdynamik 17

    der Universitten

    2.2. Der Beitrag der Theologie zur Bildung durch Wissenschaft 20

    2.3. Theologie als wissenschaftliche Selbstreflexion des christlichen 21

    Glaubens und die theologischen Disziplinen

    3. Theologie als Wissenschaft in der Kirche 26

    3.1. Die Funktion der Theologie fr die Kirche 26als Glaubensgemeinschaft

    3.2. Orientierungserwartungen an Theologie und Kirche in Pluralismus 29

    und Globalisierung

    3.3. Theologische Kompetenz in der kirchlichen Praxis 32

    Mitglieder der Kammer fr Theologie 35

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    Vorwort

    Die Kammer fr Theologie der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) legt mitdiesem Beitrag einen Text vor, der sie in der jetzt zu Ende gehenden Arbeitsperiode

    seit dem Jahr 2004 intensiv beschftigt hat. Sie stellte sich den verbreiteten kriti-schen Fragen nach der Rolle der wissenschaftlichen Theologie in Gesellschaft, Uni-versitt und Kirche. Entscheidende Grnde sprechen dafr, dass die wissenschaftli-che Theologie in allen genannten Bereichen unentbehrlich ist.

    Der Rat der EKD hat den Text intensiv behandelt, Vernderungen angeregt und dieVerffentlichung empfohlen. Auf diese Weise wird es einem breiteren Leserkreis inGesellschaft, Universitt und Kirche ermglicht, die fr das dreifache Fazit derKammer ausschlaggebenden Argumente nachzuvollziehen und in die eigene

    Urteilsbildung einzubeziehen.

    Den beiden Vorsitzenden Prof. Dr. Michael Beintker und Prof. Dr. Dorothea Wendebourgwie der ganzen Kammer ist fr diesen Beitrag herzlich zu danken. Die Kammer hatmit diesem wie mit anderen Texten in besonderer Weise zur theologischen Grund-lagenarbeit beigetragen, die zu den zentralen Aufgaben der Evangelischen Kirchein Deutschland gehrt. Es ist zu hoffen, dass auch dieser Beitrag aufmerksame Leserfinden wird.

    Hannover, im September 2009

    Landesbischof i.R. Dr. Christoph KhlerStellvertretender Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland

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    Einfhrung

    Wissenschaftliche Theologie ist eng mit der Geschichte der Universitt verbundenund hat ihre Entwicklung mageblich beeinflusst. In ihrer evangelischen Form ist

    sie von der Reformation geprgt worden und durch die Verknpfung von Bibelexe-gese und humanistischer Bildung, Glaubenswissenschaft und Autorittsprfung,existentiellem Anspruch und wachem Gebrauch der Vernunft hervorgetreten.

    Der Akzent des Evangelischen markiert das Tiefenprofil des Gegenstands evangeli-scher Theologie: die Ausrichtung auf das Evangelium von Jesus Christus als demalles entscheidenden, erlsenden Wort Gottes fr die Zukunft der Menschen undihrer Welt. In erster Linie zielen die wissenschaftlich-theologischen Bemhungen

    darauf, dass das Evangelium recht verstanden wird und dass die in ihm enthalte-nen Freiheitspotentiale uneingeschrnkt zur Geltung kommen. Im Horizont desEvangeliums erscheint die Komplexitt der Wirklichkeit in bewegter, spannungs-reicher Beziehung zu ihrem lebensgrndenden Geheimnis, das die Sprache desGlaubens als Gott anredet.

    Wissenschaftliche Theologie leistet seit jeher ihren Beitrag fr die Aus-, Fort- und

    Weiterbildung der Pfarrerinnen und Pfarrer in den christlichen Kirchen sowie derLehrkrfte fr den Religionsunterricht. Darin besteht zweifellos die vordringlicheAufgabe der Theologischen Fakultten und Institute.

    Aber in der Ausbildung erschpfen sich nicht schon die Aufgaben der Theologie.Theologie ist wissenschaftliche Forschungspraxis. Theologie bert und orientiert diechristlichen Kirchen. Theologie entwickelt die theoretischen Grundmuster fr ande-re Fcher und Fakultten der Universitt, der fr die Klrung religiser Phnomene,

    ethischer Sachfragen und die Aufhellung der kulturellen Wirkungen des Christen-tums erforderlich ist. Und Theologie leistet einen exemplarischen Beitrag zur Ent-wicklung der Deutungskompetenz von Religion und Weltanschauung in der Gesell-schaft.

    Das bedeutet: Die Theologie als Wissenschaft liefert wichtige Beitrge fr dieGesellschaft, fr die Universitt und fr die Kirche, indem sie sich mit ihrenArbeitsweisen, ihren Forschungsthemen und ihren Studienprogrammen engagiert

    auf die gegenwrtigen Anforderungen einstellt.

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    Die Kammer fr Theologie der EKD hat bei der Erarbeitung ihrer theologischenVoten und Stellungnahmen zu Grundfragen der Kirche und des Glaubens in dergesellschaftlichen Gegenwart die Erfahrung gemacht, dass gerade in schwierigenSituationen nur durch grndliche wissenschaftlich-theologische Reflexion die nti-ge Orientierung zu gewinnen ist. Dieser Anspruch hat die Kammer dazu bewogen,

    die Relevanz und Rolle der wissenschaftlichen Theologie in Gesellschaft, Universittund Kirche genauer zu durchdenken und als Ergebnis diese Studie vorzulegen.

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    1. Theologie als Wissenschaft in der Gesellschaft

    Die wissenschaftliche Theologie ist fr die Gesellschaft unentbehrlich. Als universitreWissenschaft leistet sie einen exemplarischen Beitrag zur Entwicklung der Orientie-rungskraft von Religion und Weltanschauung in der modernen, offenen Gesellschaft.

    Sie thematisiert in der Situation des weltanschaulich-religisen Pluralismus dermodernen Gesellschaft die zumeist implizit vorausgesetzten Basisorientierungen unddie sie tragenden Grundberzeugungen in den grundlegenden Bereichen der Politik, desRechts, der Wirtschaft und des Bildungssystems. Sie zeigt am Beispiel des christli-chen Glaubens, wie solche Basisorientierungen der kritischen Selbstreflexion unter-zogen werden und sich so fr eine wechselseitige Transparenz und Toleranz ffnen.

    Gegenber der totalen konomisierung handlungsleitender berzeugungen wird siedarauf hinweisen, dass das wirtschaftliche System nicht aus sich selbst heraus ori-

    entierungsfhig, sondern orientierungsbedrftig ist. Sie setzt das in der Freiheit desGlaubens vermittelte Menschenbild und die Vorstellung einer guten Gesellschaft aufnationaler und internationaler Ebene in eine konstruktive Beziehung zu den Inter-aktionsformen in Politik, sozialer Ordnung und Wirtschaft.

    Die Theologischen Fakultten haben eine Schlsselrolle bei der Strukturierungchristlich-theologischer Kommunikationsrume an der Universitt, in den Bildungs-institutionen, in Kirche und Schule, in den evangelischen Akademien, auf den

    Kirchentagen und in den Medien. Eine vordringliche Aufgabe besteht darin, dieseunterschiedlichen Kommunikationsrume berlegt miteinander zu vernetzen.

    1.1. Die Dynamik religiser Entwicklungen in der Gesellschaft, insbesondereim weltanschaulichen Pluralismus, stellt die Arbeit wissenschaftlicherTheologie nicht in Frage, sondern fordert sie

    Der christliche Glaube hat eine gesellschaftliche Dimension. Als Glaube an dieWahrheit des Evangeliums gewinnt er den Charakter einer umfassenden Orientie-

    rung. Er trgt und prgt nicht nur persnliche Gewissheiten, sondern vertritt inallen Dimensionen des menschlichen Lebens und Wirkens ffentlich kommunizier-bare und diskussionsfhige Wahrheitsansprche.

    Indem die Theologie zu einer angemessenen Unterscheidung zwischen gttlichemund menschlichem Reden und Handeln anleitet, dient sie der wissenschaftlichenPrfung und Pflege der religisen Bereiche der gesellschaftlichen Interaktion. DerenAusmae sind betrchtlich. Allein die messbare Zugehrigkeit zu den christlichenKirchen betrgt derzeit ber 70 % in Europa, ber 80 % in den USA und ber 90 %

    in Lateinamerika. Die stark zunehmende Ausbreitung des Christentums in China,Indien und groen Teilen Afrikas oder die Re-Christianisierung Russlands bedrfen

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    theologischer Beobachtung und Interpretation. Mit den vitalen Pfingstkirchen undden charismatischen Strmungen brachte das 20. Jahrhundert die grte globaleFrmmigkeitsbewegung der Menschheitsgeschichte hervor. Diese wird heute aufbis zu 500 Millionen Anhnger geschtzt. Diese Entwicklungen berhren mehr oderweniger direkt nicht nur das kirchliche Leben, sondern auch andere Dimensionen

    gesellschaftlicher Prozesse in den einzelnen Lndern Europas.

    Indem die Theologie den christlichen Glauben wissenschaftlich durchdenkt und inseiner lebenstragenden Bedeutung entfaltet, bezieht sie sich unmittelbar auf zweiAspekte des Kircheseins: einerseits auf die Kirche als Glaubens- und Zeugnisge-meinschaft, andererseits auf ihre institutionelle Reprsentanz als verfasste Kirchein den Interaktionsordnungen der Gesellschaft. In den letzten Jahrzehnten standdabei in Deutschland oft die in wechselseitiger Unabhngigkeit kooperativeBeziehung von Staat und Kirche im Vordergrund. hnlich stark muss die kirchliche

    Diakonie mit ihrem hohen Leistungsniveau als wichtiger Trger des sozialenFriedens gewichtet werden, vor allem in den Lndern Nordeuropas. Weniger auffl-lig, aber nicht weniger wichtig sind die unzhligen Wechselwirkungen zwischenden Kirchen und den Vereinigungen, Verbnden und Institutionen der Gesellschaftund der kulturtragenden Instanzen. Auch durch die Wechselwirkungen mit denMedien, der Wirtschaft und vor allem den Bildungsinstitutionen der Gesellschaft,wirkt die Theologie in hohem Mae auf den Dienst der Kirche in der Gesellschaftein. Die Ausbildung von theologischer Kompetenz und die Arbeit an theologisch

    begleiteter religiser Breitenbildung wird durch das Leben der Kirche in derGesellschaft immer zugleich auf die Gesellschaft als ganze bezogen.

    Die geschichtlichen Religionen wie auch die weltanschaulichen Leitorientierungengewinnen heute immer mehr Einfluss auf die Gestaltung des ffentlichen Lebens.Das gilt weltweit. Fr die Wiederbelebung des religisen Interesses und Engage-ments, die von manchen als De-Skularisierung oder Re-Religionisierung be-schrieben wird, lassen sich vielfltige Grnde benennen. Zum Teil steht die Renais-sance der Religionen im Zusammenhang mit der Durchsetzung der globalen Welt-

    wirtschaft und der Medienmacht, ihrer Wertesysteme und ihrer kulturellen Embleme.Da diese Entwicklung von vielen Menschen als Bedrohung ihrer Identitt erlebtwird, geraten die Religionen in solchen Kontexten oftmals auf die Felder derIdentittssuche und Identittspolitik, auf denen man sich auf die Fundamente dereigenen religisen Kultur zurckziehen will.

    Das Wiedererwachen des vielgestaltigen religisen Interesses fordert theologischeund religionswissenschaftliche Interpretationen regelrecht heraus. Es gibt in denglobalen wie nationalen und lokalen Kontexten kaum einen politischen Konflikt,

    kaum eine wirtschaftliche Marktsituation oder kulturelle Konstellation, die nichtdurch religise Faktoren mitgeprgt wre.

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    Es kennzeichnet die Situation des religis-weltanschaulichen Pluralismus, dass eskeinen Standpunkt ber den Religionen und Weltanschauungen gibt. Jeder An-spruch auf eine gleichsam neutrale, alle religis und weltanschaulich gebundenenDeutungsperspektiven berschreitende Deutung der Religionen wird zur Anmaung.Absolute Deutungshoheit erweist sich als Fiktion. Es gibt keinen Blick von Nir-

    gendwo (Thomas Nagel), sondern nur die jeweils wechselseitig aufeinander bezo-gene, perspektivisch gebundene Interpretation des Anderen, aus der Perspektive dereigenen Tradition und Religionsgemeinschaft. Die Interpretation der religisenSituation der Zeit, in der wir leben, muss sich im Horizont dialogischer Verstndi-gung der unterschiedlichen Religionen und Weltanschauungen vollziehen.

    Jeder Bezug auf Welt und Lebenswirklichkeit ist von der Perspektivitt der Wahr-nehmungen und Sichtweisen geprgt. Das steht keinesfalls der Universalitt derWahrheitsansprche der Religionen entgegen. Freilich gilt: Auch die Universalitt

    von Wahrheitsansprchen kann nur perspektivisch vertreten werden. Auch sie kannnur aus der jeweiligen Perspektive inhaltlich vollstndig erschlossen werden. Zu-gleich wird unterstellt, dass sie auch fr Menschen nachvollziehbar ist, die eineandere Perspektive vertreten. Die andere Perspektive muss ebenso wie die eigenePerspektive in den gleichen Bedingungen der Erkenntnis und Kommunikation ver-ankert sein, sonst htte die Kommunikation von Wahrheitsansprchen keinen Sinn.Deshalb mssen Formen und Regeln der Vertretung und Prfung von Wahrheits-ansprchen entwickelt und plausibel gemacht werden.

    Die damit erforderliche Verstndigungskultur ist vor allem fr missionierende Reli-gionen wichtig, die auch im anerkannten religis-weltanschaulichen Pluralismusnicht auf ihren missionarischen Charakter und die engagierte Auseinandersetzungin der Suche nach Wahrheit verzichten knnen. Die Bejahung des religis-weltan-schaulichen Pluralismus und die Fhigkeit zum interreligisen Dialog ist unmittel-bar davon abhngig, ob eine Religion dazu bereit ist, sich ihrer wissenschaftlichenSelbstprfung zu unterziehen. So steht auch der Islam in Europa inzwischen diestrkste religise Kraft neben dem Christentum vor der Aufgabe, eine kritisch-

    selbstreflexive Theologie zu entwickeln.

    Die christliche Theologie als Wissenschaft an der Universitt ist ein aufschlussrei-ches Beispiel dafr, wie eine religise Deutungsperspektive die Methoden wissen-schaftlicher Untersuchung aus Grnden des Glaubens wie aus Grnden der Wis-senschaft in sich aufnehmen und im Diskurs der Wissenschaften vertreten kann.Sie leistet einen exemplarischen Beitrag zur Entwicklung der Deutungskompetenzvon Religion und Weltanschauung in der Gesellschaft. Exemplarisch ist dieser Bei-trag vor allem deshalb, weil die Theologie am Beispiel des christlichen Glaubens

    zeigen kann, wie die das Leben der Gesellschaft bestimmenden Basisorientierungendurch kritische Selbstreflexion im Dialog der Deutungs- und Handlungsperspekti-ven gegeneinander tolerant und freinander transparent bleiben.

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    1.2. Entwicklungen in den Religionen und Entwicklungen in anderen gesell-schaftlichen Bereichen Wechselwirkungen und gegenseitige Abhngig-keiten

    Die Situation des weltanschaulich-religisen Pluralismus, die heute in vielen Ge-

    sellschaften begrt und bejaht wird, hat nicht nur in religisen und gesellschaft-lichen Bereichen gesellschaftlicher Interaktion weitgehende Konsequenzen. Wereine angemessene Verstndigung ber die sachgerechte Erfllung der Funktions-leistungen der Gesellschaft in den grundlegenden Bereichen der Politik, des Rechts,der Wirtschaft und des Bildungssystems erzielen mchte, steht vor der Aufgabe, diehier zumeist implizit vorausgesetzten Grundberzeugungen ausdrcklich zu the-matisieren. Hierzu kann die Theologie in ihren unterschiedlichen Verankerungen imInstitutionengefge der Gesellschaft einen wichtigen, ja unverzichtbaren Beitragleisten.

    Der demokratische Rechtsstaatbaut auf Voraussetzungen auf, die er als freiheitli-cher und skularer Staat nicht selbst mit den Mitteln staatlicher Macht zu garan-tieren versuchen darf. Anderenfalls wrde er seinen freiheitlichen und skularenCharakter aufs Spiel setzen. Ein klassisches Beispiel dafr sind die Deutungen desMenschseins und seiner Bestimmung, die dem Gedanken der Menschenwrde zu-grunde liegen und ihn tragen.

    Der Verfassungsstaat, der im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland dieMenschenwrde als den bestimmenden Mastab fr das staatliche Handeln allenfolgenden Verfassungsnormen vorordnet, stellt sein Handeln in den Dienst der frei-en Entfaltung aller Brgerinnen und Brger in der Gesellschaft. Das setzt die grund-rechtlich verbrgte Bettigung der Menschen in vielfltigen Formen frei, sei es jefr sich allein oder in Gemeinschaft mit anderen. Dieser Ansatz verbindet sich mitder Erwartung, dass es zu konkurrierendem Wirken in unterschiedlichen Lebensbe-reichen kommt in Politik, Wirtschaft und Medien ebenso wie in Wissenschaft undReligion. Die Verfassungsordnung zielt darauf, dass sich die gesellschaftliche Frei-

    heit in Pluralitt entfalten kann. Der Staat, der anerkennt, dass der Mensch frei undmit unantastbaren Rechten ausgestattet ist, kann und darf nicht fr einzelne derkonkurrierenden Interessen und Anliegen Partei nehmen. Um der Freiheit willenkann und darf er nicht einmal versuchen, von sich aus eine innere Homogenitt derin der Gesellschaft gltigen Basisorientierungen zu bestimmen.

    Die diskursive Klrung des Verstndnisses der vielfltigen Basisorientierungen unddie Diskussion um ihre gemeinschaftliche Auslegung und Anwendung in der Gesell-schaft bleibt den Brgerinnen und Brgern und ihren Assoziationen und Institu-

    tionen vorbehalten. Die modernen pluralistischen Gesellschaften stehen untereinem kategorischen Imperativ zum Dialog, weil die Verstndigung zwischen den

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    unterschiedlichen Basisorientierungen eine unentbehrliche Voraussetzung fr dasLeben in Freiheit und die gute Ordnung der Gesellschaft ist. Hier fllt den christli-chen Kirchen und den Religionsgemeinschaften eine groe Verantwortung zu.Christliche Theologie bernimmt dabei eine wissenschaftlich fundierte Reflexions-und Beraterfunktion.

    Auch das Bildungssystem einer Gesellschaftist von grundlegenden Annahmen berdas Menschenbild abhngig. Sie drfen allerdings nicht durch staatlichen Weltan-schauungsunterricht in den Bildungseinrichtungen verbreitet werden. Der der Freiheitund weltanschaulichen Neutralitt verpflichtete Staat wird sich der Versuchungenthalten, die Wertberzeugungen seiner Staatsbrger selbst zu definieren. An die-ser Stelle haben die Kirchen sowie die Religions- und Weltanschauungsgemein-schaften die Aufgabe, ihre Sicht auf die Grundlagen des Bildungsverstndnissesund seiner Implikate fr den Bildungsprozess der ffentlichen Diskussion und Pr-

    fung zugnglich zu machen. Dabei geht es ebenso um die Klrung von Bildungs-zielen und den Beitrag der Bildungsinstitutionen zur Gestaltung des Lebens in derGesellschaft wie um konkrete Fragen, die die Bildungsvoraussetzungen, das Ver-hltnis der Geschlechter, das Verhltnis der Generationen, das Verhltnis zwischenkulturellen und religisen Mehr- und Minderheiten, die Sicht der Familie und dieBedeutung kultureller und religiser Traditionen betreffen. Dabei sind besonders dieUniversitten gefordert, weil sie diejenigen ausbilden, die im Bildungssystem Bil-dungsinhalte und -ziele in Bildungsprozesse umsetzen. Das jeweilige Verstndnis

    von Bildung ist stets mit grundlegenden Auffassungen ber die Bestimmung desMenschseins verbunden. In der Situation des weltanschaulich-religisen Pluralismusist zu erwarten, dass es auch in Fragen der Bildungsprozesse und des im Bildungs-verstndnis vorausgesetzten Menschenbildes markante Differenzen gibt, die in denreligisen oder weltanschaulichen Basisorientierungen verwurzelt sind. Auch hierbieten Kirchen und Religionsgemeinschaften auf Grund ihrer Erfahrungen und vie-ler engen Verbindungen mit dem Bildungssystem ein Forum zur Diskussion derGrundannahmen, die die Bildungsprozesse leiten. Zudem sind sie die Orte in derGesellschaft, in der familire und ffentliche Bildungsprozesse in ihren Zusam-

    menhngen deutlich werden knnen. Christliche Theologie kann wiederum in derprofessionellen Reflexion des christlichen Verstndnisses von Bildung und seinerVoraussetzungen im Menschenbild des christlichen Glaubens deutlich machen, wiereligise und weltanschauliche Voraussetzungen der Bildung dem kritischen undselbstkritischen Nachdenken zugnglich gemacht werden knnen. Dabei werdendie lebensdienliche Relevanz und die gesellschaftliche Bedeutung der Unterschei-dung von Gott und Mensch sichtbar.

    Weil die Kultur ein Schlssel dafr ist, wie Menschen sich in ihrer Welt orientieren,

    sind Kultur und Kunst wichtige Bezugspunkte und Gesprchspartner auch fr diewissenschaftliche Theologie. Musik und Film, Theater und Tanz, Literatur und bil-

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    dende Kunst sind Weisen, die Welt irritierend oder vergnglich je noch einmalanders und neu zu sehen. Die wissenschaftliche Theologie ffnet sich diesen Heraus-forderungen und trgt interpretierend zu ihrem Verstehen bei. Mit Kunst und Kulturteilt sie den Versuch, sich dem Unaussprechlichen zu nhern. Sie bringt dabei dieErfahrung ein, die sie seit ihren Anfngen im Umgang mit der Kunst hat und trgt

    so dazu bei, dass sich Rume der Begegnung von Kultur und Religion ffnen.

    Das Wirtschaftssystem wie die Massenmedien beeinflussen alle Bereiche der Ge-sellschaft und prgen das Selbstverstndnis von Menschen. Dieses wird durch seinePrsentation in den Medien und die damit verbundenen Klischeebildungen undBrechungen dominiert. Die komplizierten Wechselbeziehungen von Religion und Wirt-schaft sind seit langem Gegenstand religionssoziologischer Forschung und theolo-gischer Reflexion. Angesichts einer weitgehenden konomisierungder gesellschaft-lichen Interaktionen stellt sich die Aufgabe theologischer Reflexion mit besonderer

    Dringlichkeit. Die Dominanz des konomischen Paradigmas ist eine der grtenHerausforderungen fr die Orientierungsleistung religiser und weltanschaulicherBasisberzeugungen und damit auch fr die christliche Theologie. Gegenber derGefahr einer totalen Ausrichtung handlungsleitender berzeugungen auf konomi-sche Ziele hat sie darauf hinzuweisen, dass das wirtschaftliche System eminent ori-entierungsbedrftig ist. Die Auffassung von der Wirtschaft als eines sich autonomsteuernden Prozesses, der gleichsam automatisch eine gute Ordnung der Gesell-schaft und ihres common good hervorbringt, erweist sich nicht erst nach dem

    weltweiten Zusammenbruch des Kasino-Kapitalismus im Jahr 2008 als Irrweg.Christliche Theologie greift die Frage der Orientierungsbedrftigkeit wirtschaftli-chen Handelns auf, um die Leitbilder eines in der Freiheit des Glaubens vermittel-ten Menschenbildes und der Vorstellung einer guten Gesellschaft im nationalenund internationalen Kontext zu den wirtschaftlichen Organisations- und Interakti-onsformen konstruktiv in Beziehung zu setzen. Sie bricht damit isolierte religiseGegenkulturen auf. Das Nachdenken ber die unabdingbaren rechtlichen undpolitischen Rahmenbedingungen einer Wirtschaft, die humane und soziale Wert-

    vorstellungen respektiert, ist dabei ebenso wichtig wie die Pflege des unaufgebba-ren religisen Ethos eines institutionalisierten Schutzes der Schwachen. Die auchkonomisch machtvolle Gestaltung des Systems der Gesundheitsfrsorge, des Ver-sicherungswesens und nicht zuletzt der Diakonie mssen in Zukunft strker in dieseberlegungen einbezogen werden.

    1.3. Orte theologischer Reflexion in der Gesellschaft

    Die Theologischen Fakultten an den Universitten spielen eine Schlsselrolle bei

    der Strukturierung christlich-theologischer Kommunikationsrume. In der wissen-schaftlich-theologischen Ausbildung von Theologen und Theologinnen erbringen

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    sie zugleich einen wichtigen Beitrag zur dialogischen Reflexionskultur ber religiseund weltanschauliche Basisorientierungen. Indem in den Theologischen Fakulttendie methodisch reflektierte Wahrheitssuche und das Wirklichkeitsverstndnis deschristlichen Glaubens zum Gegenstand wissenschaftlicher Reflexion gemacht wer-den, leisten sie einen exemplarischen Beitrag zur kritischen Erhellung von religi-

    sen Glaubenshaltungen in der Gesellschaft.

    Von ausschlaggebender Bedeutung fr die Selbstreflexion des christlichen Glau-bens sind die Universitten und Hochschulen. Denn deren wichtigster Auftrag istdie wissenschaftliche Bildung derer, die dann wieder in weiteren Bildungsvollzgen,sei es in der Kirche oder in der Schule, aktive und prgende Rollen bernehmen. Diean der Universitt erworbenen Kompetenzen zur Reflexion des christlichen Glau-bens mssen insofern ihre bertragbarkeit in andere Bildungsprozesse stets mitbe-denken. Die entscheidenden Teilaspekte theologischer Kompetenz nmlich Inter-

    pretationskompetenz, Kommunikationskompetenz, Urteilsfhigkeit und Handlungs-fhigkeit sind zugleich Transfer-Kompetenzen, die ber den Raum der Kirche hin-aus in den gesamten Bildungsbereich hineinwirken. Die Ergebnisse theologischerForschung und die Mastbe theologischer Lehre sind aber auch fr Gestaltungund Qualittskontrolle medialer und gesellschaftlicher Kommunikation berReligion notwendig.

    Fr die Schuleergibt sich aus diesen Erkenntnissen die Einsicht, dass die Beschf-

    tigung mit dem christlichen Glauben im Religionsunterricht mit den anderenSchulfchern vernetzt werden muss. Das Gebot der weltanschaulichen Neutralittdes Staates bedeutet nicht, dass Religion in der staatlichen Schule nicht vorkom-men drfte oder dass Kinder und Jugendliche berhaupt davor bewahrt werdenmssten, religisen Ausdrucksformen zu begegnen. Unterschiedliche Weltzugngesowie die Einsicht in diese gehren elementar zur Bildung. Kinder und Jugendlichesollen in der Schule solche unterschiedlichen Weltzugnge kennenlernen und sichderen jeweiliger Eigenart bewusst werden. Dies schliet das Nachdenken ber das

    Verhltnis solcher Zugnge zueinander ein. Fr eine nach Fchern organisierte

    Schule sind fcherverbindende Einheiten oder Arbeitsweisen deshalb besonderswichtig.

    In der Kirchemuss die theologische Reflexion mit den Grundvollzgen des christli-chen Glaubens im Gottesdienst, im Zeugnis der Kirche und in ihrer diakonischenPrsenz in der Gesellschaft deutlich verknpft werden. Die Verwurzelung solcherReflexion im Charakter des christlichen Glaubens selbst, in seiner existentiellenGewissheit und seiner Erkenntnis- und Wahrheitssuche muss man an den Grund-vollzgen des christlichen Glaubens nachvollziehen knnen. Theologische Bildung

    ist dabei nicht eine zustzliche Dimension, die zu den Grundvollzgen des christli-chen Glaubens hinzukommt. Vielmehr gehrt sie unmittelbar zum Leben des christ-

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    lichen Glaubens. Auf die Verankerung theologischer Reflexion im Leben des Glau-bens macht der Grundsatz des allgemeinen Priestertums aufmerksam: Auch wennsie in unterschiedlichen Kontexten und auf unterschiedlichen Ebenen geleistetwird, knnen evangelische Christen theologische Reflexion als Erzielung gedankli-cher Transparenz dessen, was sie glauben, nicht einfach an die dafr ausgebildeten

    Fachleute delegieren. Darum soll das Leben der Kirchgemeinde von theologischerReflexion geprgt sein. Fr alle Kommunikationsrume solcher Glaubensreflexionist es charakteristisch, dass sie aufgrund des mit dem Glauben verbundenen Wahr-heitsanspruchs nicht auf binnentheologische oder binnenkirchliche Kommunika-tionsablufe beschrnkt werden drfen. Besondere Aufmerksamkeit verdienen jeneKommunikationsrume, in denen die theologische Reflexion des christlichen Glau-bens allgemein sichtbar und programmatisch zum gesamtgesellschaftlichen Dis-kurs in Beziehung gesetzt wird. Das gilt z.B. fr die Arbeit evangelischer Akademienoder den Deutschen Evangelischen Kirchentag. Hier ist darauf zu achten, dass die

    ohnehin schon bekannten Themen und Meinungen der ffentlichen Diskurse nichteinfach im kirchlichen Rahmen wiederholt werden. Die besondere Aufgabe bestehtvielmehr darin, Identitt und Profil des christlichen Glaubens einschlielich seinertheologischen Reflexionsgestalten als Voraussetzung offener gesellschaftlicherKommunikation erkennbar werden zu lassen. Hier wie auch sonst drfen Identittund Profil des christlichen Glaubens nicht als positionelle Blockaden fr die erstre-benswerte diskursive Verstndigung missverstanden werden. Vielmehr handelt essich um die unentbehrliche Voraussetzung diskursiver Verantwortung. Die institu-

    tionelle Verankerung theologischer Reflexion in den Bildungsinstitutionen der Ge-sellschaft ist darum ein wichtiger Beitrag zum gesamtgesellschaftlichen Diskurs.

    Eine wichtige Aufgabe fr die akademische Theologie besteht darin, die unter-schiedlichen Kommunikationsrume theologischer Reflexion an der Universitt,in den Bildungsinstitutionen, in Kirche und Schule, in Akademien und auf Kirchen-tagen, aber auch in der Gesellschaft und in den Medien berlegt miteinander zuvernetzen. Diese Vernetzung erhht zugleich die Plausibilitt, die fr jeden dieserKommunikationsrume zu gewinnen ist. Vernetzung ist allerdings nicht nur ein

    Stichwort fr die Beziehung der unterschiedlichen Kommunikationsrume, sondernauch eine Forderung, die an die theologische Reflexion in allen ihren Kommunika-tionszusammenhngen zu richten ist.

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    2. Theologie als Wissenschaft in der Universitt

    Die wissenschaftliche Theologie ist fr die Universitt unentbehrlich. Getreu ihrerbildungszugewandten reformatorischen Tradition wird sich die evangelische Theo-logie fr die Universitt als Ort der freien und uneingeschrnkten Wahrheitssuche

    und Bildung einsetzen. Sie wird allen Tendenzen wehren, die die Universitt zu einembloen Ausbildungsbetrieb degenerieren lassen. Sie wird stets dafr streiten, dassdie Universitt ein Ort bleibt, an dem exzellente Forschung und Lehre auch in Zu-kunft mglich sein werden.

    Sie betrachtet die Universitt als Sttte der Bildung durch Wissenschaft, woMenschen nicht zu Funktionstrgern, sondern zu urteilsfhigen Personen gebildetwerden. Neben der forschungsbasierten, wissenschaftlichen Reflexion christlicherLehre nimmt sie teil an der Bildung einer Verantwortungselite fr die anspruchsvol-

    len Leitungsaufgaben in Kirche und Gesellschaft.

    Die interne Organisation als exegetische, historische, systematische und praktischeTheologie entspricht dem Charakter der Theologie als wissenschaftlicher Selbst-reflexion des christlichen Glaubens, die auf seine Quellen, seine Geschichte, seinWahrheitsbewusstsein, seine Handlungsorientierungen, seine kumenizitt und seinereligise Ausstrahlung ausgerichtet ist. In religions- und missionswissenschaftlicherPerspektive reflektiert die Theologie Pluralitt, Interkulturalitt und Inkulturation

    religiser Symbolsysteme und die Formen des Dialogs und der Verstndigung zwi-schen ihnen. Die in allen Dimensionen theologischer Arbeit gewonnenen Erkennt-nisse werden als theologische Gesamtkompetenz auf die Praxis der Kirche in derGesellschaft bezogen.

    2.1. Die Rolle der Theologie in der Entwicklungsdynamik der Universitten

    Die Universitten in Europa haben sich auf verschiedenen Wegen historisch ent-wickelt und prsentieren sich heute in einer Vielfalt von Organisationsformen und

    Typen. So unterscheiden sich die Universitten Oxford und Cambridge von denGrandes Ecoles in Frankreich und den an der Tradition der Humboldtschen Universi-tt orientierten deutschen Universitten. Gleichwohl ist keines dieser Modelle un-verndert geblieben, sondern sie haben sich verursacht durch den sich beschleu-nigenden wissenschaftlichen und politisch-gesellschaftlich-konomischen Wandel immer wieder reformiert. Wie die kulturelle Entwicklung Europas ist die Vielfaltder Universitten und Strukturen Ursache und zugleich Ergebnis von Innovationen,von wissenschaftlichem und wirtschaftlichem Wettbewerb sowie von kulturellenLeistungen. Die Universitten konkurrieren in aller Welt um die besten Wissen-

    schaftler und Wissenschaftlerinnen, um die besten Studierenden und um die bestefinanzielle Ausstattung. Dazu kommt die weltweit politisch gewollte Erhhung des

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    Akademisierungsgrades der Bevlkerung, den die Universitten bei meist dramati-scher Unterfinanzierung decken sollen. Dies fhrt unweigerlich zu einer forciertenUnterscheidung der Eliten- von der Massenausbildung (Vorbild Havard), zumWettbewerb der Institutionen um uerst knappe Mittel (Exzellenzinitiative) unddamit zur Vielfalt. Andererseits verstrkt sich die Tendenz zur Homogenisierung von

    Strukturen und Studienmodellen (Bologna-Prozess).

    Diese Entwicklungen gehen einher mit einem gleichfalls global zu beobachtendenDruck auf die Universitten, vor allem Ideengeber fr die Entwicklung technolo-gisch erfolgreicher und marktgngiger Produkte zu sein, zugleich aber als bloeAusbildungsbetriebe fr im Wirtschaftsprozess passgenaue Absolventen zu fun-gieren. Die Theologie steht mit den Geisteswissenschaften, aber auch den Grund-lagenfchern in den Naturwissenschaften und der Medizin unter dem Druck einerimmer massiver eingeforderten Rechtfertigung ihres kurzfristigen Nutzens fr Staat,

    Gesellschaft und Wirtschaft. Dazu kommt eine in allen Wissenschaftsrichtungenstetig fortschreitende Spezialisierung. Sie fhrt zu einem immer wieder beklagten,aber nur unzureichend kompensierten Verlust des Blicks auf das Ganze der jeweili-gen Disziplin und der Universitt als Institution eines umfassenden Bildungsauf-trags. Die Theologie ist all diesen Entwicklungen genauso ausgesetzt wie die ande-ren an den Universitten vertretenen Fcher und Disziplinen. Sie untersttzt undverstrkt das immer noch breite akademische Interesse, dass die Universitt ein Ortbleibt, an dem exzellente Forschung und Lehre auch in Zukunft mglich sein wer-

    den und sich der Wettbewerb um Ideen und Erkenntnisse nach allen Richtungenfrei entfalten kann.

    Deshalb muss sich die evangelische Theologie als Wissenschaft an der Universittzugleich fr die Universitt als Ort der freien und uneingeschrnkten Wahrheits-suche und Bildung gegen einen unmittelbaren Verwertungszwang einsetzen. Siemuss allen Tendenzen wehren, die die Universitt zu einem bloen Ausbildungs-betrieb und sei es ein Ausbildungsbetrieb im Interesse einer Kirche degenerie-ren lassen. Die Bildung durch Wissenschaft steht ber dem bloen Training kogni-

    tiver Fertigkeiten und bloem Zweckrationalismus. In diesem Engagement siehtsich die Theologie in der eminent bildungsfreundlichen protestantisch-reformato-rischen Tradition.

    Die Theologie spielte eine tragende Rolle bei der Grndung der Universitten alsden Institutionen der wissenschaftlich basierten Bildung der Fhrungseliten inGesellschaft und Kirche. So sind die ersten Universitten aus den mittelalterlichenTheologie-, Rechts- und Medizinschulen hervorgegangen.

    Der christliche Glaube hat seit seinem Entstehen den von ihm erhobenen Wahr-heitsanspruch in der komplizierten, weil an die Polyphonie der biblischen Zeugnisse

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    gebundenen, Auseinandersetzung mit den Weisheitslehren der griechischen Philo-sophie und religisen Bewegungen der Antike vertreten. Er hat sich immer wiederum die in historischer, philologischer und systematischer Reflexion gesuchte Ein-lsung des Anspruchs bemht, die bessere Philosophie zu sein. Auf Grund ihrereigenen Verfassung als denkender Glaube hat die christliche Religion Schritt fr

    Schritt eine theologische Reflexionsgestalt ausgebildet, die darauf ausgerichtet ist,die Erkenntnis des Glaubens zu anderen Erkenntnisansprchen ins Verhltnis zusetzen. Ich rede doch zu verstndigen Menschen; beurteilt ihr, was ich sage (1 Kor10,15). Die Wechselwirkungen dieser Auseinandersetzung bestimmten sowohl das

    Verstndnis von Glauben als auch das Verstndnis von Wissenschaft in der abend-lndischen Kulturgeschichte, Wechselwirkungen, die sich in den jeweiligen Auspr-gungen der Theologie niedergeschlagen haben.

    Der Auseinandersetzung mit dem christlichen Glauben verdankt das Verstndnis

    von Wissenschaft in der Geschichte des Abendlandes die grundlegende Annahmeder zwar kontingenten, aber dennoch regelgeleiteten Ordnung des Geschehens derNatur. Diese Ordnung wird mit dem jdischen und christlichen Schpfungsglaubenbegrndet. Folglich ist die wissenschaftliche Untersuchung der Regelstruktur desnatrlichen Geschehens auch in theologischer Sicht ein legitimes Feld vernnftigerWelterkenntnis.

    Der Anspruch des christlichen Glaubens, dass der schpferische Logos Fleisch ge-

    worden ist und Wesen, Wille und Wirken Gottes sich der geschichtlichen Erfahrungerschlieen, fhrte zu einer Hochschtzung der geschichtlichen Erfahrung undihrer Traditionen, die sich in der Praxis der Theologie als Schriftauslegung undberlieferungspflege niederschlug. Dies hat nicht nur fr die Theologie, sondernauch fr die Philosophie und die Wissenschaften eine kreative Spannung zwischengeschichtlicher Erfahrung und berlieferung und den Ansprchen der reinen Ver-nunfterkenntnis geschaffen, die bis heute in der kritischen Selbstverstndigung derWissenschaften nachwirkt.

    Zugleich hat die berzeugung des christlichen Glaubens von der Fehlbarkeit, ja demGefallensein und der Verblendung des Menschen einen wichtigen Beitrag zur Ausbil-dung eines kritischen Selbstverhltnisses der Vernunft und der Moral geleistet. Sie hatdie Korrektur durch gewhrte Einsicht zu einem wichtigen Aspekt kritischen Vernunft-gebrauchs gemacht. Weiterhin fhrt die Ausrichtung des Glaubens auf die erst imEschaton vollkommen erschlossene Wahrheit dazu, dass der Weg des Glaubens ebensowie der Weg der Vernunft als ein innergesellschaftlich unabschliebarer Prozess be-griffen werden muss. Schlielich fhrte die Auffassung, dass die Einheit der Wahrheitin Gott begrndet ist, dazu, dass die berzeugung von der Vereinbarkeit aller Wahr-

    heit in allen Formen des Vernunftgebrauchs und in allen Bereichen der Vernunft-erkenntnis fr die Vorstellung eines Kanons der Wissenschaften bestimmend wurde.

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    2.2. Der Beitrag der Theologie zur Bildung durch Wissenschaft

    Die sich stndig vervielfltigende Zunahme von Informationen und ihre fast anjedem Ort und zu jeder Zeit garantierte Verfgbarkeit in den digitalen Medien,haben die Intervalle fr begrndetes Urteilen im Vergleich zu den vorhergehenden

    Epochen auf dramatische Weise verkrzt. Die Wahlvielfalt des Menschen steht inkeinem Verhltnis mehr zu seinen konkreten Mglichkeiten: Der von seiner Naturher eher langsame Mensch ist zum Flaschenhals der Wissensgesellschaft (NorbertBolz) geworden. Vor dem Hintergrund der immer grer werdenden Herausforde-rung der Selektion von Informationen wurde in den vergangenen Jahrzehnten zu-nehmend der Lernbegriff in den Mittelpunkt der Ausbildung gestellt. Dennoch be-ansprucht die immer wieder umstrittene und in Frage gestellte Idee der Bildungweiter Geltung. Der evangelischen Theologie und Kirche kommt es dabei darauf an,die grere Reichweite des Bildungsbegriffes gegenber den derzeitigen Alterna-

    tivkonzepten herauszustellen. Bildung berschreitet die oft alternativ gebrauch-ten Begriffe wie Lebenslanges Lernen oder Lernen des Lernens. Der Lernbegriffblendet von seiner Konzeption her das individuelle Selbst, die Persnlichkeit desMenschen, aus. Im Lernen richtet man sich nach Sachverhalten, nicht nach sichselbst. Man kann und soll sich selbst bilden, aber ein Sich-selbst-Lernen ist nichtmglich.

    Im Zentrum der Bildung steht nach evangelischem Verstndnis deshalb die mensch-

    liche Person in der Vielfalt ihrer Bezge: ihrer Bezogenheit auf Gott, auf sich selbst,auf die Mitmenschen in vielen Formen sozialer Interaktion, auf Gesellschaft undNation, auf Weltlagen, Traditionen, Erwartungsrume usw. Dies gilt auch fr denKernbegriff eines evangelisch-theologisch begrndeten Verstndnisses der Univer-sitt als Bildung durch Wissenschaft. Besonders seit der Reformation ist dies ge-prgt durch die Wissenschaftlichkeit des Studiums, durch historische Bildung unddie grndliche Kenntnis der alten Sprachen, die um der Sache der Theologie undihrer Quellen willen notwendig ist: Whle dir vom Besten das Beste aus, und zwar,was zur Kenntnis der Natur und zur Bildung des Charakters beitrgt (Melanchthon).

    In einer, in dieser Perspektive verstandenen Universitt sollen Menschen nicht zuFunktionstrgern, sondern zu urteilsfhigen Personen gebildet werden, die dafroffen sind, sich mit erprobter Urteilskraft der Komplexitt des Lebens zu stellen.Aufgabe der forschungsbasierten wissenschaftlichen Theologie ist sowohl die wei-terfhrende Reflexion von christlicher Lehre als auch die Bildung einer Verantwor-tungselite fr die Leitungsaufgaben in Kirche und Gesellschaft, zu deren vordring-lichen Aufgaben nicht zuletzt die Pflege christlicher Bildung gehrt.

    Gegenwrtig beherrscht der Faktor Wissenschaft im Sinne exakter, empirisch ge-

    sttigter und zahlenfixierter Erklrung (z. B. PISA- und OECD-Studien) verbundenmit konomistischem Denken das universitre und politische Nachdenken ber die

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    Bildung. Das noch von Wilhelm Dilthey angenommene, sich vor einem umfassen-den Bildungshorizont in Freiheit legitimierende Individuum erscheint heute einge-bunden in einen naturwissenschaftlich-konomischen Betrachtungszusammenhangund wird vielfach als bloer Teilnehmer soziokonomischer Praxis gesehen. Der soals Humankapital missverstandene Mensch erzeugt und verwirklicht sich selbst,

    ohne noch auf die kreative Empfnglichkeit des Gebildet-Werdens und den Gabe-charakter des Lebens achten zu wollen oder zu knnen. Damit einher geht die ber-betonung formaler Fertigkeiten, die weitgehende Ausblendung von Geschichte undGeschichtlichkeit der Erziehung und eine berschtzung der eigenen Mglichkeitenals Produzent und Akteur selbstgesetzter Ziele. Weil es an Legitimation durch gebil-dete Einsicht fehlt, wchst wiederum die Produktion von Kontrollmethoden undberprfungsstrategien. Diese sollen dann den Legitimationsbedarf decken und u.a.auch die Rechtfertigung fr bereits politisch, konomisch und gesellschaftlich ge-setzte und verordnete Ziele, Normen und Inhalte beibringen. Die so erreichten

    Legitimationen mssen in einem immer ausgefeilteren System fortlaufender Kon-trolle jederzeit revidierbar sein. Daraus folgt zwangslufig, dass Ergebnisse oderInhalte der Bildung zugunsten formaler Prozesse und technischer Fertigkeiten rela-tiviert werden.

    Vor diesem Hintergrund soll gerade die evangelische Theologie mit ihrer reichenTradition den umfassenden Horizont aufzeigen, in dem das wissenschaftliche Be-mhen, die Bildung des Menschen und die Universitt angesiedelt sind: den umfas-

    senden Begrndungszusammenhang von Anthropologie, Pdagogik, Ethospflegeund Politik.

    2.3. Theologie als wissenschaftliche Selbstreflexion des christlichen Glaubensund die theologischen Disziplinen

    Theologie ist die wissenschaftliche Selbstreflexion des christlichen Glaubens imBlick auf seine Quellen, seine Geschichte, sein Wahrheitsbewusstsein, seine Hand-lungsorientierungen und seine geistliche Ausstrahlung. Wissenschaftlich ist die Theo-

    logie, weil sie ihren komplexen Gegenstandsbereich den christlichen Glauben inseiner personalen, sozialen, geschichtlichen und eschatologischen Wirklichkeit undVerfassung mit den Mitteln und Methoden behandelt, deren sich auch andereWissenschaften bedienen. Diese definieren freilich nicht die Aufgaben der Theologie,sind aber die denkerischen Mittel, diese Aufgaben methodisch nach- und mitvoll-ziehbarzu bearbeiten. Wissenschaftliche Methoden dienen der Transparenz der Theo-logie fr ihre eigene Ttigkeit nach innen und nach auen. Sie machen die Theolo-gie als Wissenschaft auskunfts- und rechenschaftsfhig. Wissenschaftliche Theologieist daher prinzipiell ffentlich zugngliche und ffentlich verantwortete Theologie,

    und deshalb wird sie auch zu Recht an Universitten praktiziert.

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    Durch ihre Methoden und ihre wissenschaftliche Kooperation mit den anderenWissenschaften an der Universitt ist die Theologie in Forschungund Lehre in dasEnsemble der Wissenschafts- und Bildungskultur der Gesellschaft eingebettet. Sievollzieht sich als Forschung im Durchdenken theologischer Probleme und der Re-flexion theologischer Themen und als Lehrein der Ausbildung von Personen, denen

    sie theologische Fertigkeiten und Fachkompetenzen vermittelt. Die Absolventeneines solchen Studiums sollen in der Lage sein, ihren Aufgaben auf den Praxisfel-dern von Kirche, Schule und Gesellschaft theologisch gebildet, eigenstndig undrechenschaftsfhig nachkommen zu knnen.

    In Forschung und Lehre partizipiert die Theologie methodisch an den Wissenschaftender Gesellschaft ihrer Zeit, die sie aufnimmt und praktiziert und damit auch fort-bildet und weiterentwickelt. Ihre Lehre basiert auf ihrer Forschung, und diese kon-zentriert sich in ihrem Kernbereich darauf, kritisch zu klren, was das Evangelium

    ist, das den christlichen Glauben in seinem Inhalt und seiner Struktur bestimmt unddie christliche Kirche in ihrer Identitt prgt, wie und unter welchen Bedingungenes kommuniziert wird, welche Folgen diese Kommunikation hat, haben knnte undhaben sollte und welche Kompetenzen zur individuellen und zur ffentlich-geord-neten Kommunikation des Evangeliums in einzelnen Bereichen der Gesellschaft(Gemeinde, Schule, Erwachsenenbildung, Diakonie usw.) notwendig und ntzlichsind. Die Einheit von Forschung und Lehre ist fr die theologische Wissenschaft un-aufgebbar.

    In all ihren Vollzgen ist wissenschaftliche Theologie eine kritische Reflexions- undInterpretationspraxis, die sich in vier aufeinander bezogenen und miteinander ver-bundenen Dimensionen bewegt.

    [1.] Als exegetische Theologie untersucht sie in den philologisch-historischenDisziplinen der alt- und neutestamentlichen Wissenschaften das Werden, dieInhalte, den Gebrauch und die Geschichte der biblischen Texte in ihren histori-schen Kontexten und ihrer Funktion in der Kirche. So vergegenwrtigt sie kritisch

    die Norm der Schrift, an der sich die kirchliche Praxis selbstkritisch orientiert.Die Quellen des christlichen Glaubens sind die Zeugnisse des Alten und Neuen Testaments.ber ein Jahrtausend Erfahrung mit der Nhe und Ferne Gottes in den kompliziertestenLebenslagen werden vom biblischen Kanon gespiegelt. Das Studium der Theologie vermitteltsprachliche, philologische und historische Kompetenzen, um sich mit diesem geistlichenOrientierungspotential, das mageblich die abendlndische Kultur und ihre Wertsystemegeprgt hat und weiterhin prgt, angemessen auseinanderzusetzen. Dabei ist der Dialog zwi-schen den exegetischen Disziplinen der Theologie und den historischen und philologischenWissenschaften, die sich den Kulturen widmen, in deren Kontext die biblischen Zeugnisseentstanden sind und berliefert wurden, fr beide Seiten konstitutiv.

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    [2.] Als historische Theologieerforscht sie die Formen und Folgen christlichenLebens und christlicher Theologie in Geschichte und Gegenwart und seine ge-sellschaftlichen und kulturellen Voraussetzungen und Wirkungen, die Themen,Praktiken und Institutionen des Erinnerns und Bezeugens des Evangeliums, dieProzesse seiner Codierung und Vermittlung in den christlichen Traditionen, die

    geschichtlich gewachsenen Phnomene christlicher Frmmigkeit und die Ent-stehung von Glaubensberzeugungen anhand der Medien ihrer Darstellung undKommunikation.

    Die spezifische Herausforderung besteht fr die wissenschaftliche Theologie darin, die inne-re Dynamik des Lebens der Kirche als Glaubensgemeinschaft in ihrem Zusammenhang mitden Dynamiken der jeweiligen gesellschaftlichen Gesamtsysteme und historischen Kontextetransparent zu machen. Dabei ist der wissenschaftliche Austausch zwischen der Kirchen- undTheologiegeschichte und den historischen Disziplinen, die die Gesellschaften in ihren unter-schiedlichen Funktionsbereichen in den jeweiligen Epochen untersuchen, fr beide Seitenunentbehrlich.

    [3.] Als systematische Theologie klrt sie in dogmatischer und ethischerReflexionsperspektive, wie das Evangelium verstanden wird und zu verstehenist, was es in den verschiedenen Kontexten ber Gott, die Menschen und ihreWelt besagt und wie Menschen ihr Leben dementsprechend orientieren undgestalten knnten und sollten. Sie erkundet anhand der Interpretationsprozesseder Schrift die Kriterien, die das Evangelium und die ihm gemen kirchlichenLehrbildungen in ihren unterschiedlichen Symbolisierungen zu identifizierenerlauben. Mit Hilfe dieser Kriterien untersucht sie die verschiedenen Formen des

    darauf bezogenen Glaubens und befragt die Ausdrucksformen, in denen desEvangelium jeweils konkret kommuniziert wird, kritisch auf ihre Deutlichkeit,berzeugungskraft, Prgnanz und inhaltliche Wahrheit.

    Das Wahrheitsbewusstsein des christlichen Glaubens, das der berlieferung der biblischenZeugnisse entspringt und die unverwechselbare Identitt der Kirche in ihrem geschichtlichenLeben prgt, muss in seinen Gestalten als Bekenntnis, kirchliche Lehre, kumenische Verant-wortung und theologische Reflexion in einer eigenen Dimension wissenschaftlicher Selbst-reflexion untersucht werden. Es ist im Dialog mit Positionen der Philosophie und anderenFormen wissenschaftlicher Wirklichkeitserkenntnis denkend zu entfalten. Das Fragen nachWahrheit und Gerechtigkeit des christlichen Glaubens erstreckt sich auch auf die Handlungs-orientierungen der christlichen Gemeinschaft, das Ethos des christlichen Lebens in seiner

    Begrndung und seinen Realisierungsformen in tendenziell allen Lebensbereichen. Dazu tritteine zunehmend bewusste kumenische Grundorientierung sowie in den letzten Jahrzehnteneine gezielte Bildung in exemplarischer interreligiser Verstndigung.

    [4.] Als praktische Theologie erwgt und erprobt sie, wie sich Symbolisierungund Kommunikation des Evangeliums in konkreten Lebenszusammenhngenereignen, verbessern und intensivieren lassen. Sie fragt, wie in den christlichenKommunikationsprozessen auf gesellschaftliche und kulturelle Vernderungenzu reagieren ist und wie sich die Kommunikation des Evangeliums, der daraufbezogene Glaube und dessen jeweilige Lebensformen aus dem einen kulturellen

    Horizont in einen anderen transformieren lassen, ohne im neuen Kontext diePointen des Evangeliums zu verdunkeln oder zu verlieren.

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    In religions- und missionswissenschaftlicher Perspektive beschftigt sich die Theo-logie mit den historischen und gegenwrtigen Gestalten und Symbolisierungengelebter Religiositt, untersucht die Vielfalt religiser Ausdrucksformen und ihrerAusprgungen in den etablierten Religionen und setzt sie in Beziehung zu denKommunikationen und Symbolisierungen des Evangeliums. Sie reflektiert die Plura-

    litt, Interkulturalitt und Inkulturation religiser Symbolsysteme und Formen desDialogs und der Verstndigung zwischen ihnen.

    Die Theologie bewegt sich immer im multikonfessionellen Horizont der verschiede-nen christlichen Theologien und Kirchen. Die Reflexion dieses Horizonts und dersich daraus ergebenden Aufgaben insbesondere der wissenschaftlichen Frderungder kumene und des kumenischen Dialogs stellt sich in besonderer Weise derhistorischen und der systematischen Theologie. Die Verpflichtung zur kumene ist

    jedoch allen theologischen Disziplinen und Forschungsfeldern aufgegeben.

    Die umfassende Institutionalisierung der einzelnen theologischen Disziplinen ist anvielen Universitten im Ausland noch unzureichend. Wie Erfahrungen in Skandina-vien und vor allem in den USA lehren, ist theologische Kompetenz nicht durch dieEinrichtung skularer Religionswissenschaften zu ersetzen. Wohl aber ist dieKooperation mit skularen Religionswissenschaften fr den theologischen Dis-ziplinenkreis wichtig. Gleiches gilt fr die Zusammenarbeit mit der Religions-,Rechts- und Wirtschaftsgeschichte der verschiedenen Kulturkreise, mit den Sozial-

    und Kulturwissenschaften und einer interkulturell interessierten Anthropologie. Dieweitere Entwicklung auf diesen Gebieten wird vielfltige Rckwirkungen auf dieexegetischen, historischen, systematischen und praktisch-theologischen Diszipli-nen der Theologie mit sich bringen, aber auch von der in diesen Disziplinen erziel-ten Problemsensitivitt und Tiefenschrfe profitieren. Diese Entwicklung wird auchden skularen Religionswissenschaften zugute kommen, indem sie die weltan-schaulichen Voraussetzungen ihrer Arbeit sichtbar macht.

    Die wissenschaftliche Untersuchung der Quellen, der Geschichte, des Wahrheitsbe-

    wusstseins und der Handlungsorientierungen des christlichen Glaubens bildet denHintergrund fr die wissenschaftlich fundierte Reflexion auf die Praxis der Kirchein der Gesellschaft; sie leitet zur kompetenten Gestaltung dieser Praxis an. Die inallen Dimensionen der wissenschaftlichen Arbeit der Theologie gewonnenen Er-kenntnisse werden als theologische Gesamtkompetenz auf die Praxis der Kirche inder Gesellschaft bezogen. In diesem Praxisbezug und den damit verbundenen Ge-staltungsaufgaben haben die unterschiedlichen Dimensionen der wissenschaftli-chen Arbeit der Theologie ihren gemeinsamen Bezugspunkt und ihre gemeinsame

    Verantwortung. Der fr alle Bereiche kirchlicher Praxis konstitutive Bezug auf die

    Quellen und die Geschichte des christlichen Glaubens im Leben der Kirche, seinen

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    Wahrheitsanspruch und seine orientierende Kraft kann so wissenschaftlich re-flektiert und gebildet in der Praxis der Kirche und in der Gesellschaft wirksamwerden. Dazu ist der Austausch mit den Humanwissenschaften unentbehrlich.

    Im Bezug aller theologischen Disziplinen auf die Praxis der Kirche in der Gesell-

    schaft dokumentiert sich der Charakter der Theologie als Wissenschaft darin, dasssie auf wissenschaftliche Bildung fr die kirchliche und gesellschaftliche Praxis be-zogen ist analog zur Medizin, zur Rechtswissenschaft und zu anderen professi-onsorientierten Wissenschaften. Der Praxisbezug der Theologie ist von einem brei-ten geschichtlichen, kumenischen und eschatologischen Wahrnehmungshorizontumgeben. Die heute vielfach geforderte multikulturelle Kompetenz, die interdiszi-plinre und internationale Zusammenarbeit ist fr die wissenschaftliche Theologieseit Jahrhunderten selbstverstndlich. Sie entspricht ihrem Wesen. Das schlietnicht aus, dass einzelne Theologien in alle Arten von Verengungen, ideologischen

    Verbohrtheiten und Verblendungen hineingeraten und verkommen knnen. Aberstrukturell ist die unabdingbar exegetisch, historisch, systematisch und praktisch-theologisch gebildete Theologie mit einem vielfltigen kritischen Potential gegensolche Gefahren ausgestattet.

    Von den Universitten wird erwartet, dass sie die Eigenstndigkeit der Theologi-schen Fakultten in der akademischen Selbstverwaltung achten, sie angemessenausstatten, ihnen die fr ihre Arbeit erforderlichen Personalstellen und Finanzmittel

    zur Verfgung stellen und die mit dem Fakulttsstatus garantierte Hoheit in Per-sonal- und Prfungs- sowie in Sach- und Finanzfragen respektieren. Da die Theolo-gischen Fakultten in den staatlichen Universitten zu den gemeinsamen Angele-genheiten von Staat und Kirche gehren, sind die den Theologischen Fakulttengewidmeten Vereinbarungen und Regelungen des Staatskirchenrechts und die damitgarantierten Mitwirkungsrechte der Kirchen zu beachten. Das dient der Selbststn-digkeit und Leistungsfhigkeit der Theologie in Forschung, Lehre, Nachwuchsfr-derung, akademischem Prfungswesen einschlielich Promotion und Habilitationsowie in selbstbestimmter Berufungspraxis.

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    3. Theologie als Wissenschaft in der Kirche

    Die wissenschaftliche Theologie ist fr die Kirche unentbehrlich. Sie durchdenkt denGlauben, der aus der Begegnung mit dem Evangelium entsteht. Sie begleitet und fr-dert die Kommunikation des Evangeliums unter sich verndernden geschichtlichen

    und gesellschaftlichen Bedingungen kirchlichen Lebens.

    Die Kirche braucht in all ihrer Vollzgen wissenschaftliche Theologie: als Aus-drucksgestalt des denkenden Glaubens, als methodische Reflexion auf seinen Ge-halt, seine Vollzge und die Grenzen seiner geschichtlichen Gestaltungen und alskirchliches Leitungsinstrument zur kritischen Kontrolle und Korrektur seiner ffent-lichen Gemeinschaftsvollzge.

    In den gesellschaftlichen Prozessen und den sich vollziehenden globalen Umwl-

    zungen verndert sich auch die Situation der evangelischen Kirchen mit groer Ge-schwindigkeit. Die wissenschaftlich gebildete Theologie kann die sich daraus erge-benden Probleme angemessen beschreiben und Lsungen fr die neuen Aufgaben inder hochkomplexen Welt des 21. Jahrhunderts anbieten. Neben der Verpflichtung,gute Traditionen kritisch zu wahren, muss die wissenschaftliche Theologie strkerdie Mglichkeiten erkunden und erproben, wie der christliche Glaube und das christ-liche Gemeinschaftsleben in neuer Weise gestaltet und positioniert werden knnen.

    Die Kompetenz ihrer Amtstrger und Amtstrgerinnen, Mitarbeiterinnen und Mit-arbeiter beeinflusst unmittelbar die Wahrnehmung der Kirche in der Gesellschaft.Diese mssen theologisch so anspruchsvoll wie mglich gebildet und begleitet wer-den. Wissenschaftliches Studium, praktische Ausbildung und professionelle Fort-und Weiterbildung sind knftig als integraler Bildungsprozess zu gestalten, der inseinen Ansprchen weit ber das bisher Praktizierte hinausgeht.

    3.1. Die Funktion der Theologie fr die Kirche als Glaubensgemeinschaft

    Die wissenschaftliche Theologie ist fr die Kirche unentbehrlich, weil sie den Glau-ben durchdenkt, der aus der Begegnung mit dem Evangelium entsteht. Sie will dieKommunikation des Evangeliums unter sich verndernden geschichtlichen und ge-sellschaftlichen Bedingungen der Kirche kritisch begleiten und konstruktiv frdern.

    Glaube ist die Gabe Gottes, in der Gott den Menschen in seiner schpferischenLiebe so nahe kommt, dass ihr Leben fr seine Gegenwart geffnet und an dieser neuausgerichtet wird. Wo Gott sich so zugnglich macht, dass Menschen sich aus frei-en Stcken an seiner Gegenwart orientieren, da beginnen sie, im Glauben zu leben.

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    Christlich wird der Glaube genannt, weil diese Neuorientierung des Lebens aus derBegegnung mit dem Evangelium Jesu Christi erwchst und als Mitvollzug desLebens mit Christus in der Gemeinschaft der Glaubenden gelebt wird. Zu diesemGlauben kommt es, wo Menschen das Evangelium von Jesus Christus in der Kraftdes Heiligen Geistes von anderen Menschen so zugesagt wird, dass sie ihren Un-

    glauben durch Gottes Wort und Geist als Unglauben durchschauen knnen und ihrLeben durch Gottes Gegenwart neu bestimmen lassen. Dass die Begegnung mitdem Evangelium diese Wirkung hat, liegt nicht in menschlicher Hand, sondern wirdvon Christen Gottes Wort und Geist zugeschrieben. Denn Gottes Geist wirkt denGlauben, wo und wann er will (Artikel 5 des Augsburger Bekenntnisses). Nur derGlaube, der so in der Begegnung mit dem Evangelium gewirkt wird, kann sich alsGlaube an Jesus Christus aussprechen und bekennen.

    Als Mitvollzug des Lebens mit Christus in der Gemeinschaft der Glaubenden ist das

    christliche Leben wesentlich Gemeinschaftsleben. Niemand glaubt ohne andere,weil es ohne den Glauben anderer keinen eigenen Glauben geben und niemand sei-nen Glauben ohne den Glauben anderer leben kann. Wer zum Glauben kommt, wirdMitglied einer Glaubensgemeinschaft der Gemeinschaft des Glaubens mit JesusChristus und damit aller, die im Glauben in dieser Gemeinschaft gelebt haben, lebenund leben werden.

    Weil es den Glauben an Jesus Christus nicht gibt ohne die Gemeinschaft der Glau-

    benden, gibt es christlichen Glauben nicht ohne christliche Kirche: Sie verkndigtdas Evangelium, und sie wird durch die Anrede des Evangeliums konstituiert, undzwar sowohl als geschichtliche als auch als geistliche Wirklichkeit. Ihre Eigentm-lichkeit besteht darin, dass sie durch alles, was sie ist und tut, die wirksame Gegen-wart Gottes und seiner Leben und Gemeinschaft stiftenden Liebe bezeugt, indemsie sich strikt von dem unterscheidet, worauf sie hinweist: Mit ihrem Zeugnis (mar-tyria), ihrer Gemeinschaft (koinonia), ihrem Gottesdienst (leiturgia) und ihremNchstendienst (diakonia) verweist sie auf die schpferische Wirklichkeit der LiebeGottes, der sie und die ganze Welt ihr Sein und Gutsein verdankt. Durch alles, was

    sie ist und tut, bezeugt die Kirche so das Evangelium, dem sie sich verdankt und umdessentwillen sie da ist. Das kann sie nicht, ohne das Evangelium von sich und sichvom Evangelium klar zu unterscheiden.

    Dazu aber bedarf sie einer Norm, an der sie sich verbindlich orientieren kann, umdiese Unterscheidung immer wieder selbstkritisch durchzufhren. Diese Norm ge-winnt sie in der Orientierung an der Schriftals dem Zeugnis des in Jesus Christusgeoffenbarten Evangeliums. Und sie bedarf einer Institution, deren Aufgabe es ist,die Kirche und ihre Evangeliumskommunikation immer wieder kritisch an dem zu

    messen, was in der Schrift als Evangelium bezeugt wird. Diese Aufgabe kommt derTheologiezu. Indem sie diese Aufgabe erfllt, ist sie christlicheTheologie, und in-

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    dem sie das, was christlich heit, im Bezug auf das von der Schrift bezeugteEvangelium bestimmt, ist sie evangelischeTheologie. Theologie gibt es historisch inverschiedenen Formen und Gestalten, aber es gibt keine christliche Kirche ohnechristliche Theologie.

    Es gehrt zum christlichen Glauben als der Neubestimmung und Neuorientierungmenschlichen Lebens in all seinen Dimensionen, dass er auch ber sich selbst nach-denkt und sich selbst zu verstehen sucht: Christlicher Glaube ist vernehmender, ver-stehenderund denkenderGlaube. Sodann gehrt es zur geschichtlichen Wirklich-keit des christlichen Glaubens, dass die Prgung christlichen Lebens durch das, wasChristen als ihren Glauben bekennen, stets unzureichend und verbesserungsbedrf-tig ist. Das, wofr Christen Gott danken, geht jederzeit ber das hinaus, was sie ver-standen zu haben meinen und in Dankbarkeit zu leben versuchen. Die faktischeWirklichkeit des Glaubenslebens ist daher immer kritisch am Evangelium zu mes-

    sen, um Einsichten zu vertiefen und um Verkrzungen und Irrtmer zu korrigieren.Dazu sind Gehalt und Praxis des Glaubenslebens kritisch zu erforschen, kreativ zuinterpretieren und konsequent zu durchdenken. Christlicher Glaube ist nie erschp-fend verstanden. Schlielich gehrt es zum Gemeinschaftscharakter des christli-chen Glaubens, dass dieser seine Gemeinschaftsvollzge kritisch an dem ausrichtetund von dem unterscheidet, was er als Evangelium kommuniziert: Christliches Ge-meinschaftsleben bedarf der permanenten Bildung und kritischen Begleitung durchtheologische Reflexion, weil seine geschichtliche Wirklichkeit in der Orientierung

    am Evangelium semper reformanda ist.So ist Theologie in allen Vollzgen kirchlichen Lebens unverzichtbar: als Ausdrucks-gestalt des denkenden Glaubens, als methodische Reflexion auf seinen Gehalt,seine Vollzge und die Grenzen seiner geschichtlichen Gestaltungen und als kirch-liches Leitungsinstrument zur kritischen Kontrolle und Korrektur seiner ffentlichenGemeinschaftsvollzge. Und wie zum Beispiel katechetische Theologie im Rahmenkirchlicher Theologie zu entwickeln ist, um der geschichtlichen Wandelbarkeit undGemeinschaftsdimension des christlichen Glaubens gerecht zu werden, so ist kirch-

    liche Theologie an die wissenschaftliche Theologie verwiesen, um kritische undkreative Distanz zu ihren eigenen Traditionsbildungen zu wahren, den Kontakt mitder sich dynamisch verndernden Wissenschaft, Gesellschaft und Kultur ihrer Zeitnicht zu verlieren und die kanonische, kumenische und eschatologische Weiteihrer Orientierungshorizonte zu achten. Umgekehrt wird die wissenschaftlicheTheologie durch die Impulse der katechetischen und der kirchlichen Theologie inihrer Fhigkeit zur Konkretion und Kommunikation unmittelbar gefrdert. Dass dieKirchen die wissenschaftliche Theologie unmittelbar zu ihrer eigenen Sache machen,kommt auch dadurch zum Ausdruck, dass sie eigene Kirchliche Hochschulen unter-

    halten, die den Fakultten gleichgestellt sind.

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    3.2. Orientierungserwartungen an Theologie und Kirche in Pluralismus undGlobalisierung

    Die Situation der evangelischen Kirchen in den gesellschaftlichen Entwicklungenund in den Prozessen der Globalisierung verndert sich derzeit mit groer Ge-

    schwindigkeit. Unter den vielen Problemfeldern wird die Theologie vor allem durchdie folgenden Themen herausgefordert:

    3.2.1. Kirchenstruktur und KirchenleitungDie Ausdifferenzierungsprozesse der Gesellschaft haben im vergangenen Jahrhun-dert die Orientierung am traditionellen partnerschaftlichen Dual und Gegensatzvon Staat und Kirche obsolet werden lassen. Die klassische liberale Gegenber-stellung von ffentlich (Staat) und privat (Familie, Religion, Kirche) wurde durcheine Vielfalt unterschiedlicher ffentlichkeiten (wie Wirtschaft, Wissenschaft,

    Politik, Kultur, Medien, Recht) abgelst und ersetzt. Sie haben das ffentlicheOrientierungs- und Handlungsspektrum der Kirche in der Gesellschaft erheblich er-weitert. Die Dynamiken der Gesellschaft ntigen dazu, Kooperationsmglichkeitenzwischen Kirche und Gesellschaft, aber auch kirchliche Profilbildungen sehr vielsorgfltiger zu erkunden.

    Seit ihrer Befreiung von den staatlichen Vorgaben des landesherrlichen bzw. sena-torischen Kirchenregiments stehen die evangelischen Kirchen in Deutschland vor

    der Aufgabe, ihre Ordnung und Gestalt entsprechend der reformatorischen Einsichtin das geschichtliche Wesen der Kirche und entsprechend den Anforderungen derjeweiligen Gegenwart selbststndig zu bestimmen. Dazu gehrt auch, die Fragenach den heute angemessenen kirchlichen territorialen Grenzen zu stellen.

    Dabei haben die Kirchen ein hnliches Problem wie Parteien, Gewerkschaften undNicht-Regierungsorganisationen, die dem ehernen Gesetz der Oligarchie unterlie-gen. Sowohl der Anspruch der Mitverantwortung der Kirchenmitglieder als auch dienormative Bindung an den christlichen Glauben beziehen sich in variabler Weise

    auf verschiedene Formen von Leitung. Hierbei sind politisch-brokratische Lei-tungsmodelle (Gruppendemokratie, Verwaltungsbrokratie) ebenso zu beobachtenwie konomische Leitungsstrukturen (betriebs- und marktwirtschaftliche Modelle)und episkopale Leitungstraditionen (kumene). Zu einer allgemein anerkanntenevangelischen Konzeption von Kirchenleitung jenseits der jeweils gngigen politi-schen, konomischen oder episkopalkirchlichen Modelle ist es bisher nicht gekom-men.

    Die evangelische Theologie steht in dieser Situation vor der Aufgabe, zur Lsung der

    drngenden strukturellen und organisatorischen Aufgaben evangelischer Kirchen ineiner pluralistischen Gesellschaft konzeptionelle Beitrge zu leisten.

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    3.2.2. Gesellschaftlicher Pluralismus und weltanschauliche PluralisierungDie evangelischen Kirchen finden sich in unserer Gesellschaft in einer Umgebungzunehmender Pluralisierung religiser und weltanschaulicher berzeugungen miteinem entsprechenden Konkurrenz- und Konfliktpotential vor. Das zeigt sich so-wohl im Hinblick auf Tendenzen einer sich fortsetzenden Skularisierung mit wach-

    sendem Indifferentismus, praktischem Atheismus und Agnostizismus als auch inder Pluralisierung religiser Optionen auf dem Markt weltanschaulicher Orientie-rungen.

    Diese Entwicklungen finden keineswegs nur auerhalb der Kirchen, sondern auchin ihnen selbst statt. Daraus ergeben sich mannigfache theologische Aufgaben,ber den christlichen Glauben verantwortliche Rechenschaft abzulegen: in der Verpflichtung, das Verhltnis zwischen den christlichen Kirchen und zu

    anderen Religionen und Weltanschauungen in sorgfltigen, inhaltlich orientier-

    ten Gesprchen und sozialen Kooperationsformen zu klren und zu gestalten; in den Auseinandersetzungen mit fundamentalistischen Strmungen innerhalb

    und auerhalb der Kirchen, die die biblische und christologische Orientierungdurch vereinfachende, zumeist dualistische Weltbilder und Denkformen ersetzen;

    in den unablssigen Bemhungen um eine christliche kumene, die ihr struk-turiert-pluralistisches Profil gegen pluralisierende religise Beliebigkeit abgren-zen muss;

    in einer differenzierten Selbstverortung der christlichen Kirche mit ihren kom-

    plexen Strukturen (institutionell und assoziationsfrmig) im Kontext pluralisti-scher Gesellschaften bzw. anderer Gesellschaftsformen innerhalb der kumene.

    Diese Aufgaben prgen in wachsendem Mae das kirchliche Leben auf allen Ebenen.Theologische Forschung und Lehre darf daran auf keinen Fall vorbeigehen. Um ihrenAufgaben heute gerecht zu werden, muss wissenschaftliche Theologie grndlicheKenntnisse ber die religise und weltanschauliche Situation vermitteln, in der sichdas christliche Leben vollzieht, und sie muss die Kompetenz frdern, ber den christ-lichen Glauben in unterschiedlichen ffentlichkeiten Rechenschaft abzulegen.

    3.2.3. Demographische Vernderungen und politische Prozesse in EuropaDie z.T. drastischen demographischen Entwicklungen in Deutschland werden in denkommenden Jahren zu tiefgreifenden gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, politi-schen und kulturellen Vernderungen fhren. Die Kirchen mssen sich auf dieseSituation einstellen. Ebenso verlangen die politische Neugestaltung Europas unddie damit verbundenen Vernderungen in den Rechts- und Ordnungsstrukturen desgesellschaftlichen Zusammenlebens uneingeschrnkte Aufmerksamkeit. Die damitaufgeworfenen Fragen werden von der wissenschaftlichen Theologie aufgrund ihrer

    dominierenden Orientierungen an Konstellationen aus vergangenen Epochen nochnicht zureichend aufgegriffen und bearbeitet.

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    Neben der Verpflichtung, gute Traditionen kritisch zu wahren, muss hier die wis-senschaftliche Theologie strker die imaginative Erkundung und Erprobung vonMglichkeiten wahrnehmen, wie der christliche Glaube und das christlicheGemeinschaftsleben in neuer Weise gestaltet und eingebracht werden knnen. Siedarf nicht nur auf die praktischen Vernderungen des kirchlichen Lebens reagieren,

    sie muss auch dazu beitragen, diese konstruktiv und vorausblickend mitzugestal-ten. Wissenschaftliche Theologie muss deshalb heute die theologischen und insti-tutionellen Mglichkeiten unter den Bedingungen sich wandelnder gesellschaftli-cher, politischer und rechtlicher Gegebenheiten in pluralistischen Gesellschaften,Globalisierungsprozessen und komplexen kumenischen Kontexten erkunden. ku-mene ist multipolar. Deshalb knnen die kumenischen Dialoge nicht auf bilatera-le Konsensbildungen beschrnkt werden.

    3.2.4. Globalitt und Mobilitt

    Die globalen Austauschprozesse fhren zu einer sich rapide beschleunigendenMobilitt der Menschen, die gleichermaen kulturelle Horizonte erweitert, wie sielokale Bindungen erodieren lsst. Kirchen, die primr lokal operieren, mssen sichauf eine permanente Labilitt und Gefhrdung ihrer Mitgliederbindung einstellen:Nicht nur sinkende Geburtenzahlen, sondern das stille Verschwinden vieler Menschenaus kirchlichen Bindungen bei beruflichen oder familiren Wechseln an andere Ortegehren zu den Problemen der Gegenwart, auf die die Kirchen wie andere Gro-organisationen eine Antwort finden mssen.

    Auch hier ist die wissenschaftliche Theologie gefordert. Nicht nur die konstruktiveund attraktive Prsenz christlicher Traditionen im Bildungs- und Schulsystem derGesellschaft ist wichtig, sondern auch die Entwicklung neuer Modelle der Prsenzder Gemeinschaft der Glaubenden in einer globalen Welt der interkulturellen Kom-munikation und beruflichen Mobilitt. Es ist ntig, grundstzlich ber die berkom-menen parochialen kirchlichen Strukturen und Organisationsformen hinauszuden-ken. Es mssen kirchliche Kommunikations- und Partizipationsformen in den Medienund im Internet entwickelt werden, die die unentbehrliche gemeindliche Kommuni-

    kation des Glaubens frdern, ohne sie ersetzen zu wollen. So wichtig die lokaleKirche vor Ort fr viele ist, so wichtig wird die mobile Kirche unterwegs knftigfr immer mehr Menschen werden. Das ist nicht nur eine zentrale Herausforderungan die kumene, sondern auch an eine schon lange global operierende wissen-schaftliche Theologie. Wer heute hier Theologie studiert, muss sich auch in denFragen bilden, die Menschen an anderen Orten der Welt bewegen und Kirchen inanderen Gegenden beschftigen. Wissenschaftliche Theologie muss heute Kennt-nisse und Kompetenzen vermitteln, die nicht nur hierzulande, sondern auch inanderen Weltgegenden theologisch verantwortlich zu agieren erlauben. Die Kirche

    der versammelten Gemeinden soll sich ganz bewusst auch als kumenische Kirchealler Zeiten und Weltgegenden verstehen lernen.

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    3.3. Theologische Kompetenz in der kirchlichen Praxis

    3.3.1. Theologische Bildung als stndige WeiterbildungTheologische Kompetenz fr die kirchliche Praxis kann nicht mehr auf allgemeine,durch das Studium zu erwerbende Grundkenntnisse und spezialisierte Teilkompe-

    tenzen beschrnkt werden. Die Absolventen einer theologischen Ausbildung stehenheute wie alle anderen Fachleute in der Kirche vor deutlich hheren Anforderungenan ihr berufliches Knnen und das ihnen abverlangte hermeneutische Geschick. Siebentigen eine umfassende und sich kontinuierlich fortentwickelnde theologischeKompetenz, die auf allen kirchlich orientierten Berufsfeldern in kirchlichen undschulischen Kontexten in gleicher Weise anzustreben ist.

    Angesichts der sich rapide verndernden Situation mssen theologische Bildungs-prozesse auf Kontinuitt angelegt und auf Dauer gestellt werden. Die Funktionen

    wissenschaftlicher Theologie drfen nicht auf das akademische Studium der Theo-logie beschrnkt werden, sondern mssen auch in den praktischen Ausbildungs-phasen von Vikariat und Referendariat sowie in der permanenten theologischenFort- und Weiterbildung in den verschiedenen Professionen im kirchlichen, staatli-chen und gesellschaftlichen Bereich zum Tragen kommen. Theologische Kompetenzist in allen Bereichen des kirchlichen Handelns entscheidend und bedarf der andau-ernden Pflege, Frderung und Schulung. So sind wissenschaftliches Studium, prak-tische Ausbildung und professionelle Fort- und Weiterbildung als integraler Bil-

    dungsprozess zu gestalten. Dieser geht in seinen Ansprchen weit ber das bisherPraktizierte hinaus.

    Die Wahrnehmung der Kirche in der Gesellschaft wird unmittelbar von der Kompe-tenz ihrer Amtstrger und Amtstrgerinnen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter be-einflusst. Diese mssen wissenschaftlich so anspruchsvoll wie mglich gebildet undbegleitet werden. Keine kirchliche Funktionsstelle fr Theologen darf ohne entspre-chende Bildung zugnglich sein. Jeder kirchliche Funktionstrger unterliegt der

    Verpflichtung zur permanenten theologischen Selbst- und Weiterbildung. Dafr

    muss die wissenschaftliche Theologie geeignete Formen der Bildung und Fortbil-dung entwickeln.

    3.3.2. Das hohe Gut theologischer ForschungNicht nur an kompetenter theologischer Lehre, sondern auch an eigenstndigertheologischer Forschung mssen die Kirchen interessiert sein. Nur so kann dieTheologie unter Bedingungen einer dynamischen Wissensgesellschaft und globalerKommunikationsprozesse sachgem weiterentwickelt werden. In der praktischenArbeit der Kirchen soll theologische Kompetenz als hilfreich und unverzichtbar

    erfahren werden. Deshalb mssen die evangelischen Kirchen aus wohlverstande-nem Eigeninteresse an theologischer Exzellenzbildung interessiert sein und sollten

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    dort aus eigenen Mitteln Frdermglichkeiten schaffen, wo der Theologie an denUniversitten der Zugang zu Frdermitteln zunehmend erschwert oder gar unmg-lich gemacht wird. Ohne eine unabhngige theologische Forschung wird theologi-sche Lehre die Entwicklungen der Gegenwart nicht angemessen bedenken knnenund als Instrument zur Ausbildung qualifizierter Personen fr die Praxisfelder der

    Kirche untauglich werden.

    3.3.3. Einige konkrete Folgerungen fr die Kirche ffentliche Funktionstrger in Pfarramt und Schule mssen umfassend gebildet

    sein. Die Mglichkeit, mit Teilqualifikationen den Zugang zum Pfarramt oderzum Lehramt zu erffnen, ist mit grter Zurckhaltung zu handhaben. Es istzu gewhrleisten, dass die einzelnen Landeskirchen die geltenden akademi-schen Standards fr die theologischen Abschlsse und Examina einhalten.

    In ffentliche kirchliche und schulische Positionen fr Theologen knnen nur

    Personen berufen werden, die entsprechende Qualifikationen in anerkanntenuniversitren Ausbildungssttten wissenschaftlicher Theologie erworben haben.Das gehrt zur elementaren Qualittssicherung der kirchlichen und schulischenArbeit.

    Kontinuierliche Weiterbildung unter Einbeziehung der wissenschaftlichen Theo-logie muss fr alle Funktionstrger verbindlich sein und sollte in den einschl-gigen landeskirchlichen Ordnungen festgehalten werden.

    Auf der Ebene der EKD sollten regelmige Konsultationen zur Koordination

    und Frderung wissenschaftlicher Theologie an den Fakultten und theologi-scher Arbeit in den Kirchen weiterhin gepflegt und intensiviert werden. Die Gliedkirchen der EKD sollten einen Fonds fr die Frderung wissenschaftli-

    cher Forschung in der Theologie einrichten und damit ein Zeichen setzen fr ihrEngagement fr eine wissenschaftlichen Standards verpflichtete Theologie.

    Die Existenz theologischer Fakultten an staatlichen Universitten muss eingemeinsames Anliegen von Staat und Kirche bleiben. Auch deshalb mssen sichdie Kirchen fr die Sicherstellung einer unabhngigen wissenschaftlichen Theo-logie an Theologischen Fakultten einsetzen. Sie bentigen diese wissenschaft-

    liche Theologie als eigenstndige Partnerin zur kritischen Begleitung, Beratung,Korrektur und Fortbildung kirchlicher Lehre, Organisation und Praxis.

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    Mitglieder und stndige Gste der Kammer fr Theologie der EKD

    Mitglieder

    Prlatin Roswitha Alterhoff

    Prof. Dr. Dr. h.c. Michael Beintker (Vorsitzender)Vizeprses Petra Bosse-Huber

    Prof. Dr. Ingolf U. Dalferth

    Prof. Dr. Hans-Joachim Eckstein

    Prof. Dr. Volker Gerhardt

    Prof. Dr. Hermann Goltz

    Felix Grigat, M.A.

    Prof. Dr. Eilert HermsBischof Dr. Hans-Christian Knuth

    Prof. Dr. Helga Kuhlmann

    Prof. Dr. Christoph Markschies

    OKR Dr. Christoph Mnchow

    Prof. Dr. Friederike Nssel

    Regionalbischof Dr. Hans-Wilhelm Pietz

    Prof. Dr. Christoph SchwbelLandessuperintendentin Dr. Ingrid Spieckermann

    Prof. Dr. Ernst-Joachim Waschke

    Prof. Dr. Drs. Michael Welker

    Prof. Dr. Dorothea Wendebourg (Vorsitzende)

    Stndige Gste

    OKR Dr. Thies GundlachOKR Dr. Martin Heimbucher

    OKR Dr. Mareile Lasogga

    Prof. Dr. Peter Walter

    Geschftsfhrer

    OKR Dr. Vicco von Blow

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    Nr. 43 Zur evangelischen JugendarbeitNr. 44 Frauenordination und BischofsamtEine Stellungnahme der Kammer fr Theologie

    Nr. 45 Kirchengesetz ber Mitarbeitervertretungen in der EKDNr. 46 Menschenrechte im Nord-Sd-Verhltnis

    Erklrung der Kammer der EKD fr Kirchlichen EntwicklungsdienstNr. 47 Die Meissener ErklrungNr. 48 Schritte auf dem Weg des Friedens

    Orientierungspunkte fr Friedensethik und FriedenspolitikNr. 49 Wie viele Menschen trgt die Erde?

    Ethische berlegungen zum Wachstum der WeltbevlkerungNr. 50 Ehe und Familie 1994

    Ein Wort des Rates der EKD aus Anlass des Internationalen Jahres der Familie 1994

    Nr. 51 Asylsuchende und FlchtlingeZur Praxis des Asylverfahrens und des Schutzes vor AbschiebungNr. 52 Gefhrdetes Klima Unsere Verantwortung fr Gottes SchpfungNr. 53 Vom Gebrauch der Bekenntnisse

    Zur Frage der Auslegung von Bekenntnissen der KircheNr. 54 Gemeinsame Initiative Arbeit fr alle!

    Eine Studie der Kammer der EKD fr soziale OrdnungNr. 55 Asylsuchende und Flchtlinge

    Zweiter Bericht zur Praxis des Asylverfahrens und des Schutzes vor AbschiebungNr. 56 Zur Situation und Befindlichkeit von Frauen in den stlichen Landeskirchen

    Bericht des Frauenreferates der EKD 1995Nr. 57 Mit Spannungen leben

    Eine Orientierungshilfe des Rates der EKD zum Thema Homosexualitt und Kirche

    Nr. 58 Der evangelische Diakonat als geordnetes Amt der KircheEin Beitrag der Kammer fr Theologie der Evangelischen Kirche in DeutschlandNr. 59 Zur kumenischen Zusammenarbeit mit Gemeinden fremder Sprache oder HerkunftNr. 60 Vershnung zwischen Tschechen und DeutschenNr. 61 Gewissensentscheidung und Rechtsordnung

    Eine Thesenreihe der Kammer fr ffentliche Verantwortung der EKDNr. 62 Die evangelischen Kommunitten

    Bericht des Beauftragten des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschlandfr den Kontakt zu den evangelischen Kommunitten

    Nr. 63 Christentum und politische Kulturber das Verhltnis des demokratischen Rechtsstaates zum Christentum

    Nr. 64 Gestaltung und KritikZum Verhltnis von Protestantismus und Kultur im neuen Jahrhundert

    Nr. 65 Genitalverstmmelung von Mdchen und FrauenEine kirchliche Stellungnahme.Nr. 66 Taufe und Kirchenaustritt

    Theologische Erwgungen der Kammer fr Theologie zum Dienstder evangelischen Kirche an den aus ihr Ausgetretenen

    Nr. 67 Ernhrungssicherung und Nachhaltige EntwicklungEine Studie der Kammer der EKD fr Entwicklung und Umwelt

    Nr. 68 Das Evangelium unter die Leute bringenZum missionarischen Dienst der Kirche in unserem Land

    Nr. 69 Kirchengemeinschaft nach evangelischem VerstndnisEin Votum zum geordneten Miteinander bekenntnisverschiedener Kirchen

    Nr. 70 Thomas Mann und seine KircheZwei Vortrge von Ada Kadelbach und Christoph Schwbel

    Nr. 71 Im Geist der Liebe mit dem Leben umgehenArgumentationshilfe fr aktuelle medizin- und bioethische Fragen

    Nr. 72 Richte unsere Fe auf den Weg des FriedensGewaltsame Konflikte und zivile Intervention an Beispielen aus Afrika

    In der Reihe EKD-TEXTE sind bisher erschienen:

    Aus Platzgrnden ist es nicht mehr mglich alle Titel der Reihe EKD-Texte hier auf-zufhren. Die nicht mehr genannten Titel knnen in der Gesamtliste im Internetunter: http://www.ekd.de/download/070712_ekd_texte.pdf eingesehen werden.

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    In der Reihe EKD-TEXTE sind bisher erschienen: (Fortsetzung)

    Nr. 73 Was Familien brauchen. Eine familienpolitische Stellungnahme des Rates der EKDNr. 74 Solidaritt und Wettbewerb

    Fr mehr Verantwortung, Selbstbestimmung und Wirtschaftlichkeit im GesundheitswesenNr. 75 Soziale Dienste als Chance

    Dienste am Menschen aufbauen Menschen aktivieren Menschen Arbeit gebenNr. 76 Zusammenleben gestalten

    Ein Beitrag des Rates der EKD zu Fragen der Integration und des Zusammenlebens mit Menschenanderer Herkunft, Sprache oder Religion

    Nr. 77 Christlicher Glaube und nichtchristliche ReligionenEin Beitrag der Kammer fr Theologie der Evangelischen Kirche in Deutschland

    Nr. 78 Bedrohung der ReligionsfreiheitErfahrungen von Christen in verschiedenen Lndern

    Nr. 79 Die Manieren und der ProtestantismusAnnherungen an ein weithin vergessenes Thema

    Nr. 80 Sterben hat seine Zeitberlegungen zum Umgang mit Patientenverfgungen aus evangelischer Sicht

    Nr. 81 Schritte zu einer nachhaltigen EntwicklungEine Stellungnahme der Kammer fr nachhaltige Entwicklung der EKD

    Nr. 82 Fern der Heimat: Kirche

    Urlaubs-Seelsorge im WandelNr. 83 Dietrich Bonhoeffer

    Texte und Predigten anlsslich des 100. Geburtstages von Dietrich BonhoefferNr. 84 Freiheit und Dienst

    Argumentationshilfe zur allgemeinen Dienstpflicht und Strkung von FreiwilligendienstenNr. 85 Menschen ohne Aufenthaltspapiere

    Orientierungshilfe zur Hilfe, Leitstze, Schicksale, Recht u. GemeindeNr. 86 Klarheit und gute Nachbarschaft

    Christen und Muslime in DeutschlandNr. 87 Wandeln und gestalten

    Missionarische Chancen und Aufgaben der evangelischen Kirche in lndlichen RumenNr. 88 Verbindlich leben

    Kommunitten und geistliche Gemeinschaften in der Evangelischen Kirche in Deutschland

    Nr. 89 Es ist nicht zu spt fr eine Antwort auf den KlimawandelEin Appell des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Wolfgang Huber

    Nr. 90 Die Bedeutung der wissenschaftlichen Theologie fr Kirche, Hochschule und GesellschaftDokumentation der XIV. Konsultation Kirchenleitung und wissenschaftliche Theologie

    Nr. 91 Fr ein Leben in Wrde HIV/AIDS-BedrohnugEine Studie der Kammer der EKD fr nachhaltige Entwicklung

    Nr. 92 Familienfrderung im kirchlichen ArbeitsrechtEine Arbeitshilfe erarbeitet im Auftrag des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland

    Nr. 93 Gott in der StadtPerspektiven evangelischer Kirche in der Stadt

    Nr. 94 Weltentstehung, Evolutionstheorie und Schpfungsglaube in der SchuleEine Orientierungshilfe des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland

    Nr. 95 Ernhrungssicherung vor Energieerzeugung

    Eine Stellungnahme der Kammer der EKD fr nachhaltige EntwicklungNr. 96 Theologisch-Religionspdagogische KompetenzProfessionelle Kompetenzen und Standards fr die R