Elektro-Mobilität Bologna-Reform TUM-Sportler gewinnen in Paris

76
campus Das Magazin der TU München 3| 2010 Politik: Elektro-Mobilität Spezial: Bologna-Reform Campusleben: TUM-Sportler gewinnen in Paris

Transcript of Elektro-Mobilität Bologna-Reform TUM-Sportler gewinnen in Paris

campusDas Magazin der TU München 3| 2010

Politik:

Elektro-Mobilität

Spezial:

Bologna-Reform

Campusleben:

TUM-Sportlergewinnen in Paris

Impressum

TUMcampusDas Magazin der TU München für Studierende,Mitarbeiter, Freunde, erscheint im Selbstverlag viermalpro Jahr. Auflage 9 000

Herausgeber: Der Präsident der TU München

Redaktion: Dr. Ulrich Marsch (verantwortlich)Dipl.-Biol., Dipl.-Journ. Sibylle KettembeilGabriele Sterflinger, M.A.TU München, Corporate Communications Center80290 MünchenTelefon (089) 289-22766 Telefax (089) [email protected]/ccc/tumcampus

Gestaltung: Karla Hey

Herstellung/Druck:Joh. Walch GmbH & Co, 86179 AugsburgGedruckt auf chlorfreiem Papier

© Copyright by TU München. Alle Rechte vorbehalten.Nachdruck, auch auszugsweise, nur in Abstimmung mitder Redaktion. Gezeichnete Beiträge geben die Meinungder Autoren wieder. Für unverlangt eingesandte Manu-skripte und Bildmaterial wird keine Gewähr übernommen.

Redaktionsschluss für Heft 4/10: 30. August

Impressum

TUMcampus 3/102

Erschöpfte, aber glückliche Sport-Studierende derTUM. Gerade haben sie in Paris den internationalen Uni-versitäts-Vergleichswettkampf »Challenge du mondedes Grandes Écoles et Universités 2010« für sich ent-schieden. Mehr über das Sportereignis, bei dem 64 Uni-versitäten aus sechs Ländern in verschiedenen Einzel-und Mannschafts-Disziplinen angetreten waren, lesenSie auf Seite 55.

Und das sind die siegreichen Sportler:untere Reihe, knieend v.l.: Carsten Schwiewagner (Be-treuer), Martin Lanzinger, Philipp Rodriguez, MarkusEinsiedler, Torben Gartzen, Tamara Strauss, RomySchwaiger, Isabel Widemann, Marc Michels;mittlere Reihe, v.l.: Christoph Roscheck, Daniela Pfarr(Betreuerin), Otto Huber (Coach der Mannschaft), Ma-nuela Schwarz, Olivia Baron, Agatha Kaminski (Betreu-erin), Iris Hoffmann, Mona Haslinger, Franziska Krumm,Anna Reithmeier;obere Reihe, v.r.: Jonathan Seeliger, Daniel Bernhard,Andrea Wolfrum (Betreuerin), Leopold Haimerl, AnjaSaumweber, Sebastian Schnurrenberger, AlexanderKrämer, Gregor Strasshofer, Carolin Graw, Niklas Ro-scheck, Kerstin Jaburg, Karl Becker, Konstantin Lytis.

©Th

ierryMeouchi

campusDas Magazin der TU München 3| 2010

Politik:

E -Mobilität

Spezial:

Bologna-Reform

Campusleben:

TUM-Sportlergewinnen in Paris

Editorial

3TUMcampus 3/10

Heute sind politische, soziale,ökonomische und ökologische

Fragen zunehmend von globalerReichweite. Zur Sicherung unsererÜberlebenschancen müssen wirstärker denn je mit anderen Ländernzusammenhalten. Die globalisierteGesellschaft fordert unsere Univer-sität auf, Weltbürger mit Führungs-fähigkeiten und globalen Denkwei-sen vorzubereiten.

Für eine unternehmerische Univer-sität wie die TUM ist schon längstdie ganze Welt zum Gestaltungs-raum geworden. Wir sind mit Part-nereinrichtungen aus allen Konti-nenten vernetzt – gleichzeitig kon-kurrieren wir um die Talente, dieForschungsmittel und auch die öf-fentliche Aufmerksamkeit auf einemglobalen Bildungsmarkt.

Wir sind stolz auf das einzigartige,breite Fächerportfolio der TUM, dasuns ein inspirierendes multi- undinterdisziplinäres Lern- und For-schungsumfeld bietet. Wir sindauch stolz darauf, dass sich bereitsmehr als 30 000 TUM-Alumni beiuns gemeldet haben. Zugleich istuns aber bewusst, dass wir im Be-reich der Alumni-Services noch vielvon amerikanischen und asiatischenUniversitäten lernen müssen. Denndas MIT beispielsweise zählt in sei-nem Alumninetz mehr als 25 000 ak-tive Geschäftsführer. Wir sind gutinformiert über die weltweite demo-grafische Entwicklung. Allein, dass54 Prozent der Bevölkerung in In-dien unter 35 Jahre alt sind, sprichtfür die Notwendigkeit, eine TUM-Repräsentanz in Neu Delhi einzu-richten, um die besten Köpfe ausdiesem jungen Land zu rekrutieren.

Globalisierung ist ein Prozess derInternalisierung mit weltweiter Be-teiligung. Sie ist an und für sich kein

neues, sondern ein stetig um neueInhalte und Technologien erweiter-tes Thema. Global zu sein bedeutetnicht, dass wir auf unsere lokalenVerpflichtungen verzichten dürfen.Ganz im Gegenteil, wir folgen demMotto »Zuhause in Bayern, erfolg-reich in der Welt« und wollen durchdie Globalisierung unsere Univer-sität nach innen und außen sichtbarmachen. Wir wollen unseren Studie-renden beibringen, ihre eigenen Kul-turen zu bewahren und gleichzeitigandere Kulturen zu schätzen.

Global zu sein, bedeutet nicht, ver-schiedene Kulturen zu nivellieren,unterschiedliche Denkweisen zuvereinheitlichen und Ideen zu kopie-ren. Ganz im Gegenteil, die Diver-sität soll durch die Globalisierungsichergestellt sein. Denn analog zueinem Biosystem trägt die Diversitätwesentlich zur Vitalisierung und Im-munstärke des Bildungssystemsbei. Derzeit sind von insgesamt623 000 internationalen Studieren-den 20 Prozent in den USA einge-schrieben, wo sie sich wiederummehrheitlich auf elf Spitzenuniver-sitäten verteilen. Das lässt sichzweifelsohne als ein Qualitätslabeldes amerikanischen Elitebildungs-systems verstehen – deutet aller-dings auch eine mangelnde Diversi-tätspolitik an.

Global zu sein, erfordert zahlreichePartnerschaftsbeziehungen überLandesgrenzen hinweg. Bei derPartnersuche für strategische Alli-anzen sind wir jedoch selektiv. Dennunsere Reputation wird zum Teil ander Reputation unserer Partner ge-messen. Eine Partnerschaft ist nurdann für beide Seiten gewinnbrin-gend, wenn beide Partner einen gu-ten Ruf für die fruchtbare und nach-haltige Zusammenarbeit bereits be-wiesen haben, das gleiche Entwick-

Liqiu Meng

Diversität durch Globalisierung

lungspotenzial, die gleichen ethischen und gesellschaft-lichen Verpflichtungen und eine gleiche Zukunftsvisionteilen, wenn ihr Zusammenhalt zur Steigerung der Res-sourceneffizienz führt und nicht zuletzt, wenn ein kon-struktiver Wettbewerb die wissenschaftliche Produktivi-tät stimuliert.

Lassen Sie uns gemeinsam die Globalisierung anstre-ben!

Ihre

Liqiu MengVizepräsidentin

28

Spezial

Forschen

Politik

Wissenschaft undWirtschaft

6 »Wir brauchen Gestaltungsfreiräume!«11 TU9 in der Bologna-Debatte

12 GOCE zeigt Gravitationskraft im Himalaya14 Elektroautos: Auf den Strom kommt’s an16 Molekulare Therapien gegen Magenkrebs

Herzkranke Kinder in Bewegung bringen18 Hilfe für traumatisierte Patienten

Beschwingter Bio-Chip20 Bakterien nutzbar machen

TUM-Forscherteams bei Transregios an Bord21 Neutronenquellen kooperieren22 Guten Morgen, TUM-James!

24 Grüne Biotechnologie in Bayern25 Quo vadis, Biotechnologie?26 Doppelter Berufungserfolg27 Hochschulwahlen 201028 CHE-Ranking29 E-Mobilität: TUM verstärkt Engagement

in China31 »Wenn der Töne Zauber walten...«32 TUM verknüpft sich mit Beruflichen Schulen33 US-Verband der Graduate Schools sucht

Anregungen bei TUM34 Graduiertenzentrum Environmental Health35 Thema »Migration« einbinden!36 CO2-Kooperationsprojekt als Keimzelle37 Bildungsmesse in Riad

38 TUM und TÜV SÜD startenGastprofessoren-ProgrammMit UnternehmerTUM zur eigenen Firma

40 Zu Besuch auf dem CampusPeter Bauer, Jürgen Großmann

Inhalt

TUMcampus 3/104

12

14

TUM innen

Campusleben

Auszeichnungen

Menschen

Standards

Inhalt

5TUMcampus 3/10

41 Nah an der Schulpraxis42 Schulräume zum Wohlfühlen und Lernen43 TUM bleibt familiengerechte Hochschule

Kooperation mit der Stabi44 Osteoporose – der stille Knochendieb45 Weltneuheit in der Urologie46 IBZ und Gästehäuser stärken47 Klimagerechtes Bauen48 Bündnis für innovative Technologie

Für Sie notiert49 Neu berufen54 Bienvenue, Madame Pécresse!

55 TUM-Sportler gewinnen in Paris56 IGSSE-Doktoranden in Brüssel

Das Münchner Semesterticket –scheitert es endgültig?

57 Marmor, Stein und Jurakalk58 Kinder-Uni-Tour auf dem Campus Garching

»AstroKlasse« im TUMlab59 Weltmeister zu Gast

Abenteuer am Bach

60 Preise und Ehrungen

64 Wer, was, wo?66 Vom Reformkanzler zum Generalsekretär67 Neuer Technischer Direktor am FRM II

Ruhestand68 Girls’ Day 2010 in der Informatik

Start in den Beruf69 TUM intern

2 Impressum3 Editorial72 Termine74 Spiel mit Fragen75 Vorschau

61

45

42

Spezial

TUMcampus 3/106

Vor elf Jahren wurde die Bologna-Reform gestartet. Bereits im Vorfeld war die TUMder deutsche Vorreiter mit dem »Münchner Modell«. Ziel der Reform ist ein einheit-

licher europäischer Hochschulraum mit international kompatiblen Studienprogrammenund vergleichbaren Abschlüssen. Mobilität, internationale Wettbewerbsfähigkeit undBerufsbefähigung der Absolventen sollen gefördert werden. 47 europäische Staatenhaben die Bologna-Erklärung unterzeichnet, deren Umsetzung sich allerdings geraumeZeit hinzog. So beklagen die Studierenden zunehmende Verschulung, überfrachteteStundenpläne, Klausurenmarathon, allgemeine Überforderung. Aber auch Professorengibt es, die eine »Reform der Reform« fordern. Über den Reformprozess an der TUMunterhielt sich TUMcampus mit den TUM-Vizepräsidenten Prof. Peter Gritzmann undDr. Kai Wülbern und dem studentischen Vertreter Julian Esselborn.

»Wir brauchen Gestaltungsfr

Spezial

7TUMcampus 3/10

Redaktion: Um die Stundenpläne zu entzerren, will man Bachelor-studiengänge von sechs auf acht Semester umstellen. Was halten Sie da-von?

Gritzmann: Es kann durchaus sinnvoll sein, einige Bachelorstudiengängeauf acht Semester anzulegen. Allerdings würde dann der politisch vorge-gebene Deckel von zehn Semestern Gesamtstudiendauer zweisemestrigeMasterstudiengänge erzwingen. Und die sind sicherlich nur in den selten-sten Fällen attraktiv. Wir brauchen also dringend Freiräume, die Fächerkul-turen abbilden. Und wir brauchen Freiräume, um auch richtig innovativeStudiengänge umzusetzen.

Redaktion: Soll also jede Hochschule für sich entscheiden, wie lange es biszum Bachelorabschluss dauert?

Gritzmann: Die Dauer hängt von der Art und vom Profil der Studiengängeab. Ich würde erwarten, dass wir in einigen Jahren in vielen Naturwissen-schaften achtsemestrige Bachelorstudiengänge haben werden; dann aller-dings verbunden mit der Möglichkeit eines direkten Einstiegs in strukturiertePromotionsprogramme für die Besten. In den Ingenieurwissenschaften wirdohne Zweifel der Master seine zentrale Rolle behalten.

Esselborn: Auch für uns sind Freiräume wichtig. Sechs oder acht Semestersollten möglich sein, die zehnsemestrige Obergrenze gehört aufgehoben.Speziell in den Naturwissenschaften ist ohnehin die Promotion der Regel-abschluss, nicht der Master. Darum hat der Bachelorabschluss hier eine be-sondere Funktion: Man kann das Fach relativ früh wechseln und hat trotz-dem einen Abschluss. Vielleicht sattelt man Business Administration draufoder Wissenschaftsjournalismus, dann ist ein achtsemestriger Bachelorgar nicht nötig. Der Bachelor ist dann quasi die Möglichkeit für eine neueWeichenstellung.

freiräume!«

Prof. Peter Gritzmann,als Vizepräsidentzuständig für Studiumund Lehre

wir mehr Finanzmittel, weil dann einige länger studieren.Das BAföG soll wohl doch nicht erhöht werden, Hessenwill an den Hochschulen sparen, Schleswig-Holstein willdie Uni Lübeck schließen, und die finanziellen Zusagender Länder bezüglich neuer Investitionen im Rahmender Bildungsgipfel wurden wieder abgeschmolzen. Ichweiß nicht, ob wir es da schaffen, die Blockade derFinanzminister zu brechen, auch acht plus vier zu erlau-ben, und zwar nicht nur in extremen Ausnahmefällen.

Wülbern: Natürlich liegt es auch im Verantwortungsbe-reich der jeweiligen Hochschule, wie sie ihre Ressour-cen einsetzt, ob sie Angebote machen will, die die Zehn-Semester-Grenze reißen. Ich sehe da nicht die Politik inder Verantwortung. Um auf Ihre Frage zu antworten: DieAbschlüsse verschiedener Hochschulen können heuteper se nicht als gleichwertig betrachtet werden. Hier hatsich die Situation durch Abschaffung des Diploms ehernachteilig entwickelt. Für das Vordiplom etwa war rela-tiv genau der Fächerkanon beschrieben, und das Vordi-plom der einen Universität wurde ohne jede formalePrüfung an der anderen anerkannt. Diese Zeiten sindvorbei. Andererseits war das Vordiplom in vielen Fällenauch nichts wert – siehe Chemie!

Esselborn: Wichtig ist die Vergleichbarkeit – dass ichwechseln und meine Leistungen anrechnen lassenkann. Aber es lohnt sich, gesellschaftlich zu diskutieren,ob wir wirklich wollen, dass es nur ein paar gute Uni-versitäten gibt und die anderen abgehängt werden. Dassehe ich als Fehler des amerikanischen Systems, undich bin mir nicht sicher, ob wir diese krassen Unter-schiede wirklich wollen.

Spezial

TUMcampus 3/108

Wülbern: Schwergetan mit dem Thema haben sich unsere Ingenieurwis-senschaften, weil diese mit dem Diplom nicht nur über ein international an-erkanntes Markenzeichen, sondern auch über eine bewährte Studienstruk-tur verfügten. Natürlich sah man im Bachelor/Master-Ansatz auch neueChancen, etwa nach einem sechssemestrigen Fachstudium die Richtung zuwechseln. Das halte ich persönlich für sehr attraktiv. Trotzdem war es ver-kehrt, alle Disziplinen über einen Kamm zu scheren, wie das manche Uni-versitäten – nicht die TUM! – getan haben. Wir brauchen mehr Gestaltungs-freiräume, um marktgerechte und an den Bedürfnissen der Studierendenorientierte Studienprogramme entwerfen zu können.

Gritzmann: Ich glaube, wir werden in fünf oder zehn Jahren über die jetzi-gen Probleme lächeln. Wir werden eine Flexibilisierung erleben, die auchY-Modelle ermöglicht, wie es sie im europäischen Ausland schon gibt:Bachelorstudiengänge, die drei Jahre lang allgemein grundlagenorientiertsind und im vierten Jahr differenzieren zwischen einem stärkeren Anwen-dungsbezug für alle diejenigen, die in die Praxis gehen wollen, und einemstärkeren Forschungsbezug für diejenigen, die eine Promotion zur wissen-schaftlichen Vertiefung anschließen wollen.

Redaktion: Wird man sich damit auf europäischer Ebene nicht weiter diffe-renzieren? Die Abschlüsse sollen doch vergleichbar sein.

Gritzmann: Ja, aber die Eins-zu-eins-Gleichheit war immer eine Illusion.Was man erreichen kann, ist die vereinfachte Anerkennung von Studienleis-tungen, die an anderen Stellen erbracht worden sind. Aber natürlich wissenwir aus den USA, wie stark der Wert eines Abschlusses davon abhängt, woman ihn erworben hat. Ein Abschluss von Harvard, Stanford oder dem MIThat einen anderen Stellenwert als der von einem Community College. Undgenau das werden wir in Deutschland auch erleben. Die Arbeitgeber werdensehr viel genauer auf das Qualifikationsprofil der Studiengänge und ihrerAbsolventen schauen. Und das kann uns an der TUM nur recht sein!

Esselborn: Was die zukünftige Flexibilisierung angeht, bin ich mir nichtsicher. Sobald wir über die Zehn-Semester-Grenze hinausgehen, brauchen

Julian Esselborn studiert im 10. Semester Molekulare Biotech-nologie und ist Vorsitzender des Fachschaftenrats.

Dr. Kai Wülbern,Leiter des Stu-denten-Service-Zentrums

Gritzmann: Durch die Exzellenzinitiative wurde öffent-lich sichtbar, dass nicht alle Hochschulen gleich gutsind. Und mal ehrlich: Es ist auch sinnvoll, die Lehr-formen nach der Qualifikation der Studierenden zudifferenzieren, um alle Begabungspotenziale adäquat zufördern. Was uns freilich noch fehlt, ist die Akzeptanzdes Exzellenzgedankens im Bereich der Lehre. Dennnatürlich sind die attraktiveren Hochschulen bei denStudierenden sehr begehrt und ihre Kapazitäten ent-sprechend mehr als ausgelastet. Hier benötigen wirdringend einen »Exzellenzfaktor Lehre«. Die TUM ar-beitet daran.

Esselborn: Mit der Exzellenzinitiative haben wir schoneine gewisse Mittelverteilung an Hochschulen, die zu-mindest in der Forschung mehr leisten. Die Frage ist:Wie weit will man diesen Weg der leistungsbezogenenMittelverteilung wirklich gehen? War es nicht geradeunsere Stärke in Deutschland – und hat es nicht auchden Diplomingenieur als Marke so stark gemacht –,dass im Prinzip jeder Diplomingenieur so gut war, dassjeder gesagt hat: Den nehme ich sofort. Wenn wir nichtaufpassen, sind in 20 Jahren vielleicht nur noch dieMaster gut, die mal an der TUM waren, alle anderenkann man vergessen. Und auch die Marke Diplominge-nieur oder eine »Marke Master of Science« wäre dannnicht mehr stark.

Redaktion: An der TUM bekommen die Absolventen derIngenieurwissenschaften doch eine Doppelurkunde?

Wülbern: Ja, wir attestieren auf unserer Urkunde, dassder Master of Science einem Diplomabschluss gleich-wertig ist. Bei dem Umstieg auf Bachelor/Master hatman jedoch übersehen: Der Diplomingenieur war immerso angelegt, dass nach zehn Semestern das erforder-liche Qualifikationsniveau erreicht war. Wenn man nuneine Schnittstelle schaffen möchte, bei der man schonnach sechs Semestern berufsbefähigt ist, dann müssteman das Studium neu strukturieren und in die erstensechs Semester zusätzliche, praxisorientierte Elementeaufnehmen. Damit müsste das Bachelor/Master-Stu-dium – wenn man die gleiche Kompetenz erwerbenmöchte – länger dauern als früher das Diplom. Das ein-zügige Diplomstudium war einfach effizienter.

Redaktion: Wie entscheidet sich heute ein Abiturient:Bachelor an der Uni oder an der Fachhochschule?

Esselborn: Weil der Abschluss an einer Uni zumindestgesellschaftlich anerkannter ist, fällt relativ schnell dieEntscheidung für die Universität.

Gritzmann: Der universitäre Bachelor-Abschluss ist gekennzeichnet durchdie damit verbundene wissenschaftliche Sozialisation. Bei uns an der TUMist die mathematisch-naturwissenschaftliche Fundierung entscheidend, alsoder Wunsch zu verstehen, warum etwas so ist, wie es ist. Dieser Anspruchführt dazu, dass unsere Absolventen auch in 20 Jahren in der Lage sind, völ-lig neue, heute noch gar nicht absehbare Probleme erfolgreich zu lösen.

Esselborn: Es sollte mehr um Konzepte gehen als darum, Fakten zu lernen.Man muss Ideen haben, Konzepte erstellen und weiterentwickeln.

Wülbern: Wurde ein Ingenieur an einer Universität ausgebildet, dann wurdenihm in hohem Maß Grundlagenwissen und Methoden- und Problemlösungs-kompetenz vermittelt. Dagegen bildet die Fachhochschule sehr stark anwen-dungsbezogen aus, dort sind die Studienangebote sehr viel spezialisierter.

Redaktion: Das Thema Bachelor/Master ist ja nicht der einzige Kritikpunktam Bologna-Prozess. Angeblich leidet auch die Internationalisierung…

Gritzmann: Das widerspricht schlicht den Fakten: Man vergleicht ein fünf-jähriges Studium bis zum Diplom mit einem dreijährigen Studium bis zum Ba-chelor. Tatsächlich hat die Mobilität insgesamt zugenommen. Heute gehen40 Prozent der Mathematikstudenten der TUM für mindestens ein Semesterins Ausland. 40 Prozent! Zu meiner Studienzeit hat nur eine verschwindendkleine Zahl der Studierenden überhaupt an so etwas gedacht.

Wülbern: Man darf nicht vergessen, dass sich unabhängig von Bolognaauch die rechtlichen Rahmenbedingungen verändert haben: Früher mussteein Student nachweisen, dass die Kurse, die er im Ausland absolviert hat,gleichwertig sind mit hiesigen Veranstaltungen. Das ist jetzt genau umge-kehrt, die Hochschule muss nachweisen, dass das nicht der Fall ist.

Esselborn: Vielleicht noch ein Wort zum Weggehen zwischen Bachelor undMaster. Ich habe das so gemacht und war in der Zeit auch nicht immatriku-liert. Dabei ist mir aufgefallen, dass es dafür keine Förderung gibt, denn ich

Spezial

9TUMcampus 3/10

bin in dem Fall kein Student, sondern absolviere nur ein Praktikum. Ich fal-le also auch nicht unter die Förderung für Diplom- oder Abschlussarbeiten.Da muss nachgebessert werden!

Gritzmann: Aber auch hier ist eine Flexibilisierung eingetreten. Sie können jaentweder zu Ende des Bachelorstudiums ins Ausland gehen, um dort dieBachelorarbeit anzufertigen, Sie können nach dem Bachelor ins Ausland ge-hen und danach Ihr Masterstudium aufnehmen. Oder Sie beginnen Ihr Mas-terstudium und gehen dann im Status des Studierenden an eine ausländischeHochschule mit dem Ziel, schon die Grundlagen für die Masterarbeit zu legen.

Redaktion: Wie sollte sich der Bologna-Prozess weiterentwickeln?

Gritzmann: Wir haben mehr als nur unsere Hausaufgaben gemacht undsind für unsere Initiativen mehrfach ausgezeichnet worden. Was jetzt nochfehlt, ist eine »Experimentierklausel Lehre« im Hochschulgesetz, die es unswenigstens für einen begrenzten Zeitraum erlaubt, trotz enger rechtlicherRandbedingungen innovative Studiengänge umzusetzen.

Esselborn: Ja, wir sollten uns die einzelnen Studiengänge anschauen undmit allen Beteiligten, speziell den Studierenden, darüber reden: Was läuftgut, was nicht? Wir schaffen es zum Beispiel nicht, dass alle, die es könn-ten, an die Uni kommen. Außerdem ließe sich die Qualität der Lehre nochverbessern, etwa bei der Betreuungsquote.

Redaktion: Die Studienbetreuung soll ja intensiviert werden, so der Plan.Wie steht die Professorenschaft dazu?

Gritzmann: Ich sehe überhaupt keinen Widerspruch zwischen guter Lehreund guter Forschung. Es ist ja nicht so, dass sich die Hochschullehrer vorihrer Lehrverantwortung drücken. Im Gegenteil: Die meisten Hochschul-lehrer sind in der Lehre äußerst engagiert. Wir müssen natürlich dafürsorgen, dass solche Leistungen besonders auch für unsere Nachwuchs-wissenschaftler karrierefördernd sind. Und genau das tun wir.

Wülbern: Letzendlich war der Bologna-Prozess bei uns in Deutschland derAnlass für eine große umfassende Hochschulreform. Ich finde »Bologna«

© Andreas Heddergott (5)

grundsätzlich positiv, denn es bietet innovationsfreudigenHochschulen wie der TUM die Möglichkeit, sich bei ihrenStudien- und Serviceangeboten zu verbessern und Dingeeinfacher zu gestalten. Hier wünsche ich mir eine Abkehrvon den nivellierenden Vorgaben von HRK und KMK, diees wieder schwer machen, Fächerkulturen abzubilden.Das ist mein größter Wunsch.

Gritzmann: Bei der Bologna-Reform basierte viel aufTrial and Error. Gemessen an den Rahmenbedingungen,war auch der »erste Aufschlag« gar nicht schlecht. Beieiner so weitreichenden Reform, die im laufenden Be-trieb ohne zusätzliche Ressourcen umgesetzt wordenist, ist natürlich nach ein paar Jahren eine Nachsteue-rung erforderlich. So haben wir an der TUM ganz gezieltund nachhaltig den Bologna-Prozess optimiert. Das neugegründete Hochschulreferat Studium und Lehre hilftdabei den Fakultäten, ihre Studiengänge flexibel undkreativ weiterzuentwickeln.

Esselborn: Das klappt ja an der TUM auch ganz gut. Ichbin schon ein Freund von Hochschulautonomie. Aberman muss auch sehen, dass an anderen Hochschulenzum Teil ganz großer Mist gemacht wurde. Viele habenihre Studierenden mit miserablen Studiengängen aus-gestattet. Hätte da nicht der Staat eingreifen müssen?

Gritzmann: Man hätte »Bologna« auch mal testweiselaufen lassen können, an einzelnen Hochschulen oder ineinzelnen Fächern für eine Übergangszeit, betreut na-türlich von Fachleuten.

Wülbern: Oder man hätte eine bundes- oder landesweitagierende Koordinationsstelle mit entsprechender Res-sourcenausstattung einrichten können. Ob den Hoch-schulen das so recht gewesen wäre, bezweifle ich.

Gritzmann: Aber die Alternative gab es nicht, die Hoch-schulen wurden allein gelassen. Doch sollte man nichtzu sehr klagen: Der Bachelor/Master war immer besserals sein Ruf. Und wir an der TUM haben alle Vorausset-zungen geschaffen, dass unsere Studiengänge richtiggut sind. Darauf können sich unsere Studierenden ver-lassen und auch ihre künftigen Arbeitgeber!

Spezial

TUMcampus 3/1010

Der Bologna-Prozess beinhaltet für die deutschen Universitäteneine Umstellung des Hochschulsystems von historischer Dimen-sion. Die in der TU9 vereinten technisch orientierten Universitätenhaben diesen Prozess stets als Chance betrachtet, im Rahmender Weiterentwicklung des europäischen Hochschulraums dieQualität ihrer Studienangebote zu verbessern. Sie haben eingroßes Interesse daran, den Bologna-Prozess zu optimieren, zu

flexibilisieren und fortzuentwickeln. Dem TU9-Verbund ist es einfundamentales Anliegen, die Qualität der Ausbildung insbeson-dere in den Ingenieur- und Naturwissenschaften sicherzustellenund gezielt weiterzuentwickeln, die Wettbewerbsfähigkeit der Ab-solventinnen und Absolventen auf dem internationalen Arbeits-markt zu stärken und die Studiendauer zu verkürzen.

Zehn Jahre nach dem Beginn des Bologna-Prozesses werden ei-nige Fehlentwicklungen bei der Umsetzung deutlich. Auch wurdenoch offenkundiger, dass die deutschen Hochschulen schon seitJahrzehnten unterfinanziert sind. Dies muss unbedingt verbessertwerden, um insbesondere die Qualität in der Lehre zu erhaltenund weiter auszubauen.

TU9-Präsident Prof. Ernst Schmachtenberg betont: »Die TU9-Universitäten haben sich immer konstruktiv in die Bologna-Debatte eingebracht. Wo wir in eigener Verantwortung Verbes-serungen bewirken können, werden wir dies im Sinne unsererStudierenden weiterhin tun. Wir fordern die Politik aber auch da-zu auf, die technischen Universitäten bei der Reform der Reformzu unterstützen: Wir brauchen Freiheit und Autonomie, um un-sere Profile zu entwickeln. Und wir brauchen die finanziellenMittel, um Verbesserungen in der Lehre zu erreichen. Dies sindwir – Universitäten und Politiker gemeinsam – den Studierendenschuldig.«

Ein TU9-Ausschuss der Vizepräsidenten/Prorektoren für Lehreund Studium hat zehn Forderungen für die »Reform der Reform«erarbeitet, deren Zusammenfassung im Internet nachzulesen ist:

www.tu9.de/presse/3388.php

Spezial

11TUMcampus 3/10

TU9 in der Bologna-Debatte

Im März 2010 diskutierten die Bildungs-minister der EU über zehn JahreBologna-Prozess. Zu diesem Anlasserklärte die TU9:

Medienecho

»Bachelor-Studenten sind einer Studie des Gütersloher Cen-trums für Hochschulentwicklung (CHE) zufolge vielfach zufrie-dener als Diplom- oder Magisterstudenten. Vor allem dieChancen auf dem Arbeitsmarkt würden von vielen Bachelor-Studenten positiv bewertet...«Süddeutsche Zeitung, 10.6.2010

»Dabei sollte mit der Umstellung vom althergebrachten Dip-lom und Magister auf die neuen Abschlüsse Bachelor sowieMaster alles besser werden, viel praxis- und berufsorientierter.Doch kaum ein Professor ist bereit, seine Lehrinhalte hint-anzustellen. Die Folge: In sechs Semestern muss oft der Stoffgelernt werden, für den früher neun zur Verfügung standen...«Bayerische Staatszeitung, 11.6.2010

»Die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) fordert kurz vor derBologna-Konferenz in Berlin, dass mehr Geld für Personal anHochschulen in Deutschland ausgegeben wird. Eine Verbes-serung der Studienbedingungen knüpfe sich unmittelbar aneine bessere Betreuung und an eine qualitativ hochwertigeLehre, doch dafür sei auch mehr Geld notwendig, so HRK-Präsidentin Wintermantel...«Focus, 13.5.2010

Die TU9 ist der Verband der führenden technischen Univer-sitäten in Deutschland: RWTH Aachen, TU Berlin, TU Braun-schweig, TU Darmstadt, TU Dresden, Leibniz UniversitätHannover, Karlsruhe Institute of Technology, TU München,Universität Stuttgart. Die Verbandsgeschäftsstelle hat ihrenSitz in Berlin. An TU9-Universitäten sind 197 000 Studieren-de immatrikuliert, das sind rund 10 Prozent aller deutschenStudierenden. In Deutschland stammen 47 Prozent der Uni-versitäts-Absolventen in den Ingenieurwissenschaften vonTU9-Universitäten. Rund 57 Prozent der Promotionen in denIngenieurwissenschaften werden an TU9-Universitätendurchgeführt.

Die Gravitation, eine der Grund-kräfte der Natur, ist keineswegs

überall gleich groß. Die Erdrotation,die Höhenunterschiede der Erd-oberfläche und die Beschaffenheitder Erdkruste bewirken deutlicheUnterschiede im globalen Schwere-feld. Diese in bislang unerreichterGenauigkeit zu messen und damitzum Verständnis ihrer Auswirkun-gen beizutragen, ist die Aufgabedes Satelliten GOCE (Gravity Fieldand Steady-State Ocean Circulation

Explorer), der am 17. März 2009 indie Erdumlaufbahn geschossenwurde (s. TUMcampus 2/2009, S. 6ff.). GOCE soll es möglich machen,auch in unwegsamen Regionen wiedem Himalaya die Gravitationskraftdetailliert zu bestimmen.

In den vergangenen Monaten habendie Wissenschaftler des GOCE Gra-vity Consortiums, einer Gruppe vonzehn europäischen Instituten aussieben Ländern, Daten des Satelli-

ten für die Modellberechnungennutzbar gemacht. Schon jetzt er-kennen die Forscher, darunter Wis-senschaftler der TUM, dass die bis-herigen Modelle des Schwerefeldsin Teilen der Erde tatsächlich gründ-lich überholt werden können – GO-CE wird einen deutlichen Fortschrittder Kartierungen ermöglichen, er-klärt TUM-Geodät Prof. ReinerRummel, der Vorsitzende des Kon-sortiums: »Es kristallisiert sich he-raus, dass wir gute Informationen

TUMcampus 3/1012

GOCEzeigtGravitationskraftim Himalaya

Seit gut einem Jahrumkreist der ESA-SatellitGOCE die Erde undvermisst ihr Schwerefeldso exakt wie kein Instrumentzuvor. Im Mai präsentiertedie TUM erste Daten der Mission.

Mit jeweils sechs simultanen Messungen des Schwerefeldstastet GOCE die Erde exakt ab.

für geophysikalisch interessanteRegionen bekommen.«

Vor allem im Himalaya, in TeilenAfrikas und in den Anden vermu-teten die Wissenschaftler dieSchwachstellen bisheriger, mit ter-restrischen Methoden durchgeführ-ter Messungen. Tatsächlich bestäti-gen die ersten Auswertungen derGOCE-Daten diese Hypothese.»Messungen, die von der Erdober-fläche aus in schwer zugänglichenBereichen gemacht werden, bergenein hohes Fehlerrisiko«, erläutertRummel. »Der Satellit hat damit na-türlich kein Problem.«

Als ebenso robust wie die Daten er-weist sich GOCE selbst. Ursprüng-lich sollte er ein Jahr lang messen,mit einer Pause nach sechs Mona-ten. Doch seine Energieversorgungarbeitet so gut und er ist so stabil,dass diese Ruhephase nicht nötigwar. Die Wissenschaftler hoffen, so-gar drei bis vier Jahre durchmessenzu können. Dabei wandert GOCEauf einer äußerst anspruchsvollenStrecke: Seine Arbeitshöhe von 255Kilometern ist die niedrigste Bahn,auf der jemals ein wissenschaft-

licher Satellit die Erde umkreist hat.Damit er nicht abstürzt, muss stän-dig mit Ionentriebwerken nachge-steuert werden. »Das funktionierthervorragend«, freut sich Rummel.Zur Hilfe kommt der Mission dieSonne, die sich in den vergangenenMonaten ausnehmend ruhig verhal-ten hat. Eine stärkere Aktivität wür-de den Luftwiderstand erhöhen unddamit die Steuerung erschweren.

Die Wissenschaftler erwarten vonder Mission ein besseres Verständ-nis für viele Prozesse in der Erdeund an ihrer Oberfläche. Da die Gra-vitation direkt mit der Massevertei-lung im Erdinnern zusammenhängt,

kann eine detaillierte Kartierungdazu beitragen, die Dynamik in derErdkruste besser zu verstehen. Wa-rum und wo sich die Kontinental-platten bewegen und Erdbeben ver-ursachen, ist besonders für Regio-nen an den Plattenrändern wie denHimalaya und die Anden von großerBedeutung. Die Forscher hoffen,dass die Mission wichtige Erkennt-nisse zum Verständnis dieser Pro-zesse beitragen kann.

Forschen

13TUMcampus 3/10

©ESA/AOESMed

ialab(3)

Blick ins Kontrollzentrum der Mission

Vor dem Nordgebäude der TUM schaut Georg Simon Ohmwohlwollend auf das Elektroauto des Lehrstuhls herab.

Will man Fahrzeuge mit Verbren-nungsmotor mit Elektroautos ver-gleichen, muss man die Energiefor-men – Kraftstoff versus Strom – bi-lanzieren. Beim Elektroauto gilt es,die Kraftwerke genauer unter dieLupe zu nehmen, die den Strom er-zeugen. Sollen E-Autos möglichstkostengünstig aufgeladen werden,

muss das in den frühen Morgen-stunden geschehen – also dann,wenn nur wenige VerbraucherStrom benötigen und die Netzlastsomit gering ist. Dadurch lassensich die vorhandenen Kraftwerks-kapazitäten besser ausnutzen; esmüssten keine zusätzlichen Kraft-werke gebaut werden. Der deutsche

Kraftwerkspark wäre so bis 2040 inder Lage, 20 Millionen E-Autosenergiewirtschaftlich kostengünstigzu integrieren. Die »Kraftstoffkos-ten« für eine 100-km-Fahrt würdennur rund 1,20 Euro betragen, inklu-sive alle derzeitigen steuerlichenAbgaben. Ein wahres Schnäpp-chen!

Gemäß dem Lademanagement zulastschwachen Zeiten stammt derStrom hauptsächlich aus Kohle-kraftwerken mit hohen CO2-Emis-sionen. Der CO2-Ausstoß einesElektroautos entspräche damit denEmissionen eines konventionellenMittelklasse-Pkw: rund 140g CO2/km.Zukünftige Mobilität soll aber nichtnur weiterhin für jeden bezahlbarbleiben, sondern muss auch um-weltfreundlich und nachhaltig ge-staltet werden.

Forschen

TUMcampus 3/1014

Elektroautos:Auf den Strom kommt’s an

Sind Elektroflitzer wirklich Nullemissionsautos? Das ist eine der Kern-fragen, die angesichts der anspruchsvollen Ziele der Bundesregierung– bis 2020 sollen eine Million Elektroautos auf deutschen Straßen rol-len – immer stärker in den Mittelpunkt des allgemeinen Interessesrückt. Wissenschaftler des TUM-Lehrstuhls für Energiewirtschaft undAnwendungstechnik (IfE) sind dieser Frage auf den Grund gegangen.

©HeinrichKleeb

erger

Soll das Nullemissionsauto Wirklich-keit werden, muss man die Strom-erzeugung aus erneuerbaren Ener-gien mit den Ladezeiten der Elektro-fahrzeuge physikalisch in Einklangbringen. Die Herausforderung dabeiist, die gut prognostizier- und steu-erbaren Ladezeitpunkte der Autosdurch die stark fluktuierende Strom-erzeugung aus Wind und Sonneabzudecken. Insbesondere beiWindstille und bedecktem Himmelwird das Aufladen stark einge-schränkt. Eine technische Lösungkönnten Zwischenspeicher in Formstationärer Batterien sein oder auchein Batteriewechselkonzept. Zwarstellt der Austausch der Batteriehöhere Anforderungen an die Kon-struktion der Karosserie, hat jedochden Vorteil, dass der Ladevorgangnicht länger dauert als das Tankenbei konventionellen Pkws. Zudem

ist es im Vergleich zu Schnelllade-konzepten möglich, Strom aus er-neuerbaren Energien erheblich kos-tengünstiger (Faktor 5) zu den Lade-zeiten der E-Autos bereitzustellen.

Ein weiterer Forschungsschwer-punkt ist die Analyse und Senkungdes peripheren Energieverbrauchs.Hier konnten die Wissenschaftlerdes IfE durch Simulationsmodelleden Fahrenergiebedarf verschiede-ner Nutzer von E-Autos zu unter-schiedlichen Jahreszeiten nachbil-den. Ein wichtiges Ergebnis ist: DerEnergiebedarf zur Konditionierungdes Innenraums kann ein wesent-licher Verbrauchsfaktor sein. ImWinter wird durchschnittlich 30 Pro-zent mehr Energie verbraucht als inden Sommermonaten; Grund: derHeizbedarf im Innenraum. Währendsich beim konventionellen Auto die

Abwärme des Verbrennungsmotorsnutzen lässt, muss das E-Autowegen seiner hohen Stromeffizienzbeim Antrieb die kalte Außenluft zu-sätzlich rein elektrisch aufheizen.Das ist energietechnisch und wirt-schaftlich problematisch, da dieelektrische Beheizung mit einemsignifikanten Rückgang der Reich-weite einhergeht. Um diesen Punktgenauer zu untersuchen, wollen dieWissenschaftler verschiedene Heiz-konzepte analysieren: Abluftwärme-tauscher, Wärmepumpen, Latent-wärmespeicher und konventionelleStandheizungen.

Bodo Gohla-Neudecker

www.ewk.ei.tum.de

Forschen

15TUMcampus 3/10

Tankstelle der Zukunft: Erneuerbare Energiewird über das Schnellladen (SLS) aufge-nommen, oder die leere Batterie wird gegeneine volle ausgetauscht (BWS).

Außen kalt (blau), innen warm (rot): Auch ineinem Elektroauto sollen sich die Insassenwohlfühlen.

©IfE

Molekulare Therapiengegen Magenkrebs

Der Entwicklung neuer Therapieansätze beim fortgeschrittenenMagenkarzinom widmet sich das Projekt CANCERMOTISYS.2,3 Millionen Euro stellen das deutsche und das österreichischeBundesforschungsministerium sowie Industriepartner in denkommenden drei Jahren dafür zur Verfügung.Das Institut für Pathologie der TUM bringt seine langjährige For-schungserfahrung mit Magenkarzinomen in das Projekt ein.

Magenkrebs zählt zu den häufigsten Krebserkrankungen in Europa. Bei töd-lich verlaufenden Tumorerkrankungen steht Magenkrebs bei Männern anzweiter, bei Frauen an dritter Stelle. Im Projekt CANCERMOTISYS unter-sucht ein Team unter Leitung der TUM-Wissenschaftler PD Dr. Birgit Luberund Prof. Heinz Höfler gemeinsam mit Partnern aus Deutschland und Ös-terreich, wie sich der Erfolg von Therapien besser vorhersagen lässt.

Die Entwicklung molekularer Therapien hat in den letzten Jahren das Spek-trum zur Behandlung von Krebspatienten stark erweitert. Das Besondere andiesen neuen Therapieformen ist die Verwendung von Medikamenten, diesich gezielt gegen einzelne Moleküle auf Tumorzellen richten. Die Wirk-samkeit der Medikamente hängt jedoch von den individuellen genetischenAnlagen der Patienten ab. Diese genetischen Merkmale können daher als»Biomarker« dazu dienen, die Wirksamkeit der Therapie vorherzusagen.

Die deutschen und österreichischen Forscher testen, wie ein therapeuti-scher Antikörper auf verschiedene Magenkrebszellen wirkt. Der Antikörperblockiert ein bestimmtes Protein, das eine zentrale Rolle bei Wachstum undAusbreitung von Tumoren spielt und in Tumorzellen des Magenkarzinomsüberrepräsentiert ist. Wichtigstes Ziel des Projekts ist es, effiziente Bio-marker für die Wirksamkeit dieser zielgerichteten Therapie zu finden und imRahmen einer personalisierten Medizin zu berücksichtigen.

CANCERMOTIYSYS ist ein Projekt im Rahmen der deutsch-österreichi-schen Förderinitiative der Medizinischen Systembiologie. Neben der TUMsind die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen, die deut-schen Unternehmen Biomax Informatics AG und GenXPro GmbH sowie dieösterreichischen Unternehmen Software Competence Center HagenbergGmbH und Viscovery Software GmbH beteiligt.

Wenn wenige Tage nach der Herzoperation dieKrankengymnastik beginnt, sind besonders Kinderoft nur schwer zu motivieren. Wissenschaftler vomLehrstuhl für Sport und Gesundheitsförderung derTUM und Kinderkardiologen des Deutschen Herz-zentrums München der TUM haben darum einBewegungsprogramm entwickelt, das mit Spielkon-sole und Fernseher die Kinder aus dem Bett locktund die Krankengymnastik ergänzt. LangfristigesZiel sind ärztliche Leitlinien und Bewegungstests,mit deren Hilfe Ärzte, Eltern und die Kinder selbsteinschätzen können, welche körperlichenBelastungen in welcher Intensität möglich sind.

Forschen

TUMcampus 3/1016

Herzkranke Kinderin Bewegungbringen

Durch Balancieren versuchen die Kinder, einen Pinguin aufdem Bildschirm auf seiner schaukelnden Eisscholle zu halten.Mit diesem Exergame trainieren sie ihren Gleichgewichtssinnund lösen körperliche Schonhaltungen.

Herzkranke Kinder sind häufig mehrfach belastet: Man-che leiden unter weiteren angeborenen Krankheiten,manche liegen wegen langer Klinikaufenthalte in dermotorischen Entwicklung zurück, und viele werden vonEltern und Erziehern »überbehütet« und haben selbstAngst vor Überanstrengung. Es drohen Übergewichtund soziale Absonderung. Nach einer Operation könn-ten die kleinen Patienten zwar wieder normal in Sportund Spiel aktiv werden, doch Ängste und Unsicherheitbleiben. Auch Ärzte sind weitgehend auf eigene Erfah-rungen angewiesen. Denn es fehlen wissenschaftlicherarbeitete Leitlinien dazu, welche Arten von Sport undBewegung in Abhängigkeit von Schweregrad der Herz-erkrankung, Operationserfolg und Alter der Kinder zuempfehlen sind.

Spielkonsolen mit Bewegungsspielen, »Exergames«,können Kinder schon bald nach ihrer Herzoperation zumoderatem Sport motivieren. Das ergab eine Pilotstudiemit 90 Patienten, durchgeführt von Sportwissenschaft-lern der TUM und Kinderkardiologen am Deutschen

Herzzentrum München. Da Exergames weniger anstrengen als normalerSport und sich zudem im Krankenzimmer spielen lassen, eignen sie sich fürärztlich überwachte erste Belastungstests besonders gut. Erste sportmoto-rische Analysen deuten darauf hin, dass Exergames krankengymnastischeÜbungen sinnvoll ergänzen könnten.

Ob das tatsächlich zutrifft und wie Exergames sich später in ein ambulantesBewegungsprogramm integrieren lassen, soll eine vom Förderverein Deut-sches Herzzentrum München unterstützte Folgestudie untersuchen. Regel-mäßig werden anfangs Gleichgewicht und Koordinationsfähigkeit, späterauch Ausdauer und Kraft der Kinder getestet. Ziel ist es, ein Bewegungs-programm zu etablieren, das nach dem Krankenhaus die Wartezeit – oft biszu einem Jahr – auf einen Platz in einem der vier Rehabilitationszentren inDeutschland überbrückt und später Bewegung und Sport in den Alltag integ-riert.

Prof. Renate Oberhoffer, Ordinaria für Sport und Gesundheitsförderung derTUM und gleichzeitig Kinderkardiologin am Deutschen Herzzentrum Mün-chen, erklärt: »Wir möchten Kindern, Eltern und Erziehern die Sicherheitvermitteln, wie stark jedes einzelne Kind belastbar ist. Dazu werden wir einProgramm aus sportmotorischen Tests entwickeln, die in regelmäßigenAbständen nach der Operation Auskunft über die körperliche Fitness geben,ähnlich wie die Untersuchungen U1 bis U9 dies über den frühkindlichen Ent-wicklungsstand tun.«

In der Nachsorge sind die Münchener Sportwissenschaftler bereits aktiv,etwa mit dem Sommercamp »KidsTUMove«: Herzkranke und übergewichti-ge Kinder nehmen eine Woche lang an einem Bewegungs- und Freizeitpro-gramm auf dem TUM-Campus Olympiapark teil. Zudem bietet der Lehrstuhl

für Sport und Gesundheitsförderung eine Kinderherzsportgruppe »Klettern«an. Auf seine Initiative hin wird der Universitäts-Sportclub die »Kindersport-schule (KISS) für chronisch Kranke« ins Leben rufen, um Sportangebote fürbetroffene Kinder zu erstellen. Diese Unterrichtsstunden sollen für Studie-rende geöffnet werden, die so frühzeitig lernen, adäquat mit »Herzkindern«umzugehen.

www.sp.tum.de/lsg

Forschen

17TUMcampus 3/10

©MarkusBernards

Das Sommercamp »KidsTUMove«findet vom 1. bis 7. August 2010 auf dem TUM-Campus Olympiaparkstatt. Teilnehmen können Kinder im Alter von 8 bis 14 Jahren mit Über-gewicht und/oder angeborenem Herzfehler.www.kidstumove.sp.tum.de

Dr. Martin Sackbehandelt einePatientin mit demEMDR-Verfahren.

Hilfe für traumatisiertePatienten

Die Klinik für Psychosomatische Medizin des TUM-Klinikums rechts der Isar startet ein Forschungs-projekt zur Behandlung von Patienten mit posttrau-matischen Belastungsstörungen mittels »EMDR-Methode«. Die DFG fördert die gemeinsam mit derJustus-Liebig-Universität Gießen durchgeführteStudie zunächst für drei Jahre mit insgesamt250000 Euro; 150 000 Euro davon erhält das Rechtsder Isar.

Bei dem Verfahren EMDR – Eye Movement Desensitiza-tion and Reprocessing – folgt der Patient mit den Augender sich hin und her bewegenden Hand des Therapeu-ten, während er sich an das belastende Erlebnis er-innert. Die Wirksamkeit dieser Behandlung ist wissen-schaftlich bereits nachgewiesen. Doch nach wie vor un-klar ist, ob der spezifische Effekt durch die bilaterale Sti-mulation durch Augenbewegungen erfolgt und die The-rapie auf diese Weise ähnliche Verarbeitungsprozessewie der REM-Schlaf (Rapid Eye Movement) aktiviert. Indieser Schlafphase bewegen sich die Augen schnell hinund her und es wird intensiv geträumt. Andere Hypo-thesen gehen davon aus, dass der Blick auf die beweg-te Hand Orientierungsreaktionen auslöst oder dassdurch den dualen Aufmerksamkeitsmodus während derExposition eine gezielte Ablenkung stattfindet.

Diese Hypothesen prüfen die Mediziner im Rahmen derrandomisiert-kontrollierten Studie an insgesamt 192 Pa-tienten. Dafür vergleichen sie in jeweils drei Sitzungendie Anwendung von EMDR mit zwei Kontrollbehandlun-gen: EMDR mit Blick auf die unbewegte Hand und Ex-position ohne visuelle Aufmerksamkeitsfokussierung.PD Dr. Martin Sack, Oberarzt der Klinik für Psychoso-matische Medizin und am Klinikum rechts der Isar fürdie Studie verantwortlich, setzt große Erwartungen indas Projekt: »Wir gehen davon aus, dass die Studie ei-nen wichtigen Beitrag zur Aufklärung der Wirkmecha-nismen der EMDR-Behandlung erbringen wird. Damitbietet sie eine Grundlage für weitere Verbesserungender psychotherapeutischen Behandlung der posttrau-matischen Belastungsstörungen.«

Forschen

TUMcampus 3/1018

Beschwingter Bio-ChipBei der Bekämpfung von Krankheiten wie Krebskönnte der präzise Nachweis bestimmter Eiweißeeinen neuen Weg zur gezielten Bekämpfung weisen.TUM-Wissenschaftler des Walter Schottky Instituts(WSI) haben zusammen mit dem japanischen Unter-nehmen Fujitsu Laboratories Ltd. einen neuartigenBio-Chip entwickelt, der nicht nur für bestimmteKrankheiten charakteristische Eiweiße erkennt,sondern auch sagen kann, ob die Eiweiße durchKrankheit oder Medikamente verändert wurden.

Das Immunsystem erkennt Krankheitserreger an be-stimmten Proteinen auf der Oberfläche der Erreger. Die-ses in der Biologie weit verbreitete Prinzip wird in derMedizin bereits für Tests genutzt. Nachteil vieler Labor-tests: Es sind relativ große Probenmengen nötig, wasdie Untersuchung vieler Probleme ausschließt. Oder diezu erkennenden Eiweiße müssen erst mit Reagenzienchemisch verändert werden. Das braucht Zeit und gutausgebildetes Laborpersonal.

Der Bio-Chip der WSI-Wissenschaftler erkennt für be-stimmte Krankheiten charakteristische Proteine hun-dertmal so empfindlich wie bisherige Tests. Er ist mitkünstlich hergestellten DNA-Molekülen bestückt, die inwässriger Lösung negativ geladen sind und darum ineinem elektrischen Wechselfeld ständig hin- und her-schwingen. An ihrer Spitze ist ein fluoreszierender Farb-stoff angebracht, der hell leuchtet, wenn die Moleküle

©MichaelStobrawe

Bis Ende 2010soll ihr Verfahren»switchSENSE«als Prototyp vor-liegen und Kun-den vorgestelltwerden (v. l.):Dr. Jens Niemax,Ralf Strasser,Dr. Kenji Arinaga,Dr. Ulrich Rant.

abgestoßen werden, und schwach, wenn sie wieder an-gezogen werden. Ganz oben auf die Spitze setzen dieWissenschaftler Moleküle, die zu dem zu erkennendenProtein passen wie ein Schlüssel zum Schloss. Ist dasProtein vorhanden, bindet es an das Schlüsselmolekül.Dadurch wird der Faden wesentlich schwerer undschwingt deutlich langsamer. Da auch Form und Größedes Proteins die Schwingung beeinflussen, kann manaus den Schwingungsmessungen sehr genau ableiten,ob das gesuchte Protein vorhanden ist, in welcher Kon-zentration es vorliegt und ob es durch die Krankheitoder den Einfluss eines Medikaments verändert wurde.Derart präzise Messungen sind mit keinem anderen Bio-Chip möglich.

Zurzeit arbeiten die Wissenschaftler mit einem Chip, der24 verschiedene Eiweiße parallel analysieren kann. »DieMöglichkeit, viele Proteine gleichzeitig auf einem Chipbezüglich mehrerer Parameter zu analysieren, stellt ei-nen bedeutenden Fortschritt dar«, sagt Dr. Ulrich Rant,wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Experi-mentelle Halbleiterphysik I und Kopf des Projekts. Wich-tige Anwendungsbereiche für die »switchSENSE« ge-

taufte Methode sind die medizinische Diagnostik unddie Arzneimittelentwicklung. Später könnte das einfacheund schnelle Analysegerät auch in Arztpraxen helfen, In-fektionskrankheiten zu erkennen.

Mit Hilfe der TUM und des Kooperationspartners FujitsuLaboratories Ltd. wollen Rant und sein Team ihre Ent-wicklung in einer Ausgründung vermarkten. WeitereUnterstützung erhalten sie aus dem Forschungstrans-ferprogramm EXIST des Bundesministeriums für Wirt-schaft und Technologie. Auch beim Businessplan Wett-bewerb »Science4Life« und beim Münchener Business-plan Wettbewerb waren sie in der ersten Stufe erfolg-reich. Die Forschungsarbeiten werden seitens der TUM

unterstützt aus Mitteln der International GraduateSchool of Science and Engineering. Ulrich Rant ist Carlvon Linde Junior Fellow des Institute for Advanced Stu-dy der TUM. Eine weitere Doktorandenstelle wird überdie International Graduate School of Materials Scienceof Complex Interfaces finanziert.

Forschen

19TUMcampus 3/10

©TU

Mün

chen

Bakteriennutzbarmachen

Rund 2,1 Millionen Euro erhältder Forschungsverbund »Neuemikrobielle Expressionssystemefür industriell relevante Gene«(ExpresSys) vom Bundesministe-

rium für Bildung und Forschung. Acht Arbeitsgruppen aus sieben uni-versitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen werdenbis 2013 daran arbeiten, die mikrobielle Vielfalt für biotechnologischeAnwendungen zu erschließen. Koordinator des Forschungsverbundsist Prof. Wolfgang Liebl, Ordinarius für Mikrobiologie der TUM.

Die mikrobielle Vielfalt birgt eines der letzten großen Geheimnisse der Bio-logie: Mikroorganismen leben in unvorstellbarer Menge überall auf der Welt,doch die meisten lassen sich nicht im Labor kultivieren oder gar genaueruntersuchen. Dabei beinhaltet die unerforschte mikrobielle Biodiversitätauch die genetische Basis für neue, biotechnologisch nutzbare Enzyme,Stoffwechselwege und Wirkstoffe.

Die Tücke des Objekts Mikrobe steckt im Detail, wie Wolfgang Liebl erklärt:»Leider kann man 99 Prozent der bekannten Mikroorganismen nicht mit dengängigen Techniken im Labor züchten.« Hilfe bietet die »Metagenomana-lyse«. Mit ihr kann man auch das Erbgut nicht kultivierbarer Mikroben iso-lieren und nach biotechnologisch nutzbaren Abschnitten absuchen. Dafürbraucht man jedoch Wirtsorganismen: gut charakterisierte und für eine gen-technische Modifikation zugängliche Mikroorganismen.

Einige Mikroben werden schon seit Jahren gentechnisch verändert unddann in Forschungslabors und Fabriken eingesetzt: Das DarmbakteriumEscherichia coli etwa hilft, Aminosäuren, Basischemikalien und pharma-zeutische Eiweiße herzustellen, das Bodenbakterium Bacillus licheniformisliefert Enzyme, die Waschmitteln zugesetzt werden. Doch die wenigenetablierten »Bio-Kraftwerke« taugen nicht für jede Frage und alle Produk-tionszwecke. Hier setzt ExpresSys an: »Wir wollen neue, alternative Wirts-organismen entwickeln und ihre Nutzbarkeit für biotechnologische Anwen-dungen ausloten«, so Liebl.

Besonders genau schaut sich der Forschungsverbund einige »Exoten« an:etwa an extreme Hitze angepasste Bakterien, Mikroorganismen, die Licht-energie nutzen, oder Bakterien mit Sozialverhalten. Insbesondere will manneue Wirtsorganismen identifizieren, mit denen man im nächsten Schrittnach Genen für Eiweiß-Biokatalysatoren mit industriellem Anwendungs-potenzial suchen kann. Begleitet wird diese Grundlagenforschung von fünfnamhaften deutschen Industrieunternehmen. ■

Elektronenmikroskopische Aufnahmevon Thermus thermophilus. Dieseshitzeliebende Bakterium soll für dieSuche nach biotechnologisch nutzba-ren Enzymen eingesetzt werden.

Forschen

TUMcampus 3/1020

Die DFG hat zum 1. Juli 2010 den SFB-Transregio(SFB-TRR) 89 »Invasive Computing« bewilligt, andem die TUM beteiligt ist: Standortkoordinator derTUM ist Prof. Andreas Herkersdorf, Ordinarius fürIntegrierte Systeme. Zusätzlich wurde der SFB-Transregio 36 »Grundlagen und Anwendung adop-tiver T-Zelltherapie« verlängert; dessen Standort-koordinator ist Prof. Dirk Busch, Ordinarius fürMedizinische Mikrobiologie, Immunologie undHygiene der TUM.

Der TUM stehen für den SFB-TRR 89 für die nächstenvier Jahre 3,2 Millionen Euro für die beteiligten fünf Lehr-stühle in den Fakultäten Elektrotechnik und Informa-tionstechnik sowie Informatik zur Verfügung. Unter demBegriff »Invasives Rechnen« sollen neue Wege für denEntwurf und die Programmierung zukünftiger parallelerRechensysteme erforscht werden. Die Grundidee be-steht darin, parallelen Programmen die Fähigkeit zu ver-

TUM-Forscherteamsbei Transregiosan Bord

©Le

hrst

uhlf

ürM

ikro

bio

logi

e

Vielkernprozessoren sind die Basisbau-steine künftiger Hochleistungsrechner.

Forschen

21TUMcampus 3/10

besonders auf neuen Immuntherapie-Verfahren, etwa durch adoptivenTransfer Tumor/Virus-reaktiver T-Zellen. Der SFB-TRR 36 beschäftigt sich inseiner zweiten Förderperiode gezielt mit der Entwicklung und Evaluierungvon Verfahren, mit denen effektive T-Zellen für adoptive Zelltherapien her-gestellt werden können. Die TUM-Wissenschaftler arbeiten mit Teams derCharité (Sprecherhochschule) und des Max-Delbrück-Zentrums in Berlinsowie mit Gruppen des Helmholtz Zentrums München und der LMU zu-sammen. Dieser Verbund wird adoptive Immuntherapien zur Behandlungvon Infektionen und einigen Tumorerkrankungen in den nächsten Jahrensignifikant verbessern.

leihen, in einer als »Invasion« bezeichneten Phase Be-rechnungen auf eine Menge aktuell verfügbarer Res-sourcen zu verteilen und nach paralleler Abarbeitung ineiner Phase des »Rückzugs« wieder freizugeben. DieTUM arbeitet im SFB-TRR 89 mit Teams der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (Sprecher-hochschule) und des Karlsruher Instituts für Techno-logie (KIT) zusammen. Andreas Herkersdorf betont:»Mehr- und Vielkernprozessoren sind eine Schlüssel-technologie für künftige Systeme der Informationstech-nik. Die Einrichtung des SFB-TRR ›Invasive Computing‹ermöglicht durch Bündelung von Kompetenzen im ba-disch-bayerischen Forschungsdreieck Karlsruhe, Erlan-gen und München international führende Forschung aufAugenhöhe mit namhaften US-Großprojekten.«

Für ihre Teilprojekte im SFB-TRR 36 wurden der TUMfür eine zweite, vierjährige Förderperiode insgesamt2,2 Millionen Euro bewilligt. Die Behandlung von Tumor-erkrankungen und chronisch viralen Infektionskrankhei-ten ist eine der größten klinischen Herausforderungenunserer Zeit. Gerade in Fällen, bei denen klassischeTherapieverfahren wie Chemotherapie, Chirurgie oderBestrahlung versagen, werden dringend alternativeBehandlungsstrategien benötigt. Große Hoffnung ruht

Neutronenquellen kooperierenDie Forschungs-Neutronenquelle Heinz-Maier-Leibnitz (FRM II) derTUM auf dem Forschungscampus Garching und die zukünftige Euro-päische Spallations-Neutronenquelle ESS im schwedischen Lundhaben eine weitreichende Zusammenarbeit vereinbart.

Ein entsprechendes Memorandum of Understanding unterzeichneten imApril 2010 Prof. Winfried Petry, wissenschaftlicher Direktor des FRM II, undESS-Direktor Prof. Colin Carlile mit den Wissenschaftsministern Bayernsund Dänemarks, Dr. Wolfgang Heubisch und Charlotte Sahl-Madsen, in Ko-penhagen. Dänemark hatte sich gemeinsam mit Schweden erfolgreich umden Sitz der 1,5 Milliarden-Euro-Investition ESS in der Øresund-Region be-worben. Der FRM II hat 2005 seinen Routinebetrieb aufgenommen und istdie Neutronenquelle mit dem breitesten Anwendungsspektrum. Die ESSwird 2019 ihren Betrieb starten und dann die stärkste Spallations-Neutro-nenquelle der Welt sein.

Die Zusammenarbeit umfasst die Unterstützung der Design- und Konstruk-tionsphase der ESS durch den FRM II ebenso wie die Stärkung der euro-päischen Nutzerstruktur für Forschungsneutronenquellen bis hin zur engenKooperation in Forschung und Lehre. Die TUM-Wissenschaftler helfenschon während der Planungs- und Konstruktionsphase der ESS dabei, dieerwarteten Neutronenintensitäten zu berechnen und die wissenschaftlichenGeräte und die Auslegung der Detektoren zu konstruieren. Auch rund 1000Gastwissenschaftler, die in Garching jährlich mit Neutronen forschen, wer-den von der Kooperation mit der ESS profitieren: Geplant sind internatio-nale Forschungsprojekte zu Energiespeicherung und -transport, Lebens-wissenschaften oder zerstörungsfreier Materialprüfung.

Gemeinsam ist den beiden Schwestereinrichtungen ne-ben der Wissenschaft auch der Fokus auf der industriel-len und medizinischen Anwendung von Neutronen. Hierkommen der ESS die Erfahrungen des FRM II mit ein-schlägigen Projekten zugute. Und schließlich sollen sichdie Neutronenforscher aus Bayern und Schweden in derLehre austauschen und gemeinsame Neutronenschulenoder Praktika für Studierende anbieten.

Winfried Petry freut sich auf die Zusammenarbeit mitder Neutronenquelle in Schweden: »Wir hier an der TUMünchen haben eine enorme Tradition in der Konzi-pierung moderner Instrumente für die Forschung mitNeutronen. Unsere Mitarbeiter sind begierig, diesesWissen beim Aufbau der European Spallation Sourceeinzubringen.«

Wer würde nicht gern noch etwas länger schlafen,während ein Roboter den Frühstückstisch deckt?Einen menschengroßen Roboter mit Gelenken,Armen und Sensoren zu bauen, ist das eine. Ihmbeizubringen, den Frühstückstisch zu decken, istdas andere. Auf Fortschritte in der Erforschungkognitiver Fähigkeiten hoffen die Wissenschaftlerinternational renommierter Forschungszentren,darunter der Exzellenzcluster CoTeSys. Der Robo-ter PR2 soll dabei helfen.

Die Firma Willow Garage im kalifornischen SiliconValley baut humanoide Service-Roboter und ko-

ordiniert die weltweite Entwicklung eines universalenOpen-Source-Roboterbetriebssystems (ROS). Kürzlichüberließ sie elf führenden Forschungseinrichtungen kos-tenlos je einen Roboter namens Personal Robot 2 (PR2),der komplett mit ROS integriert ist. Zu den erfolgreichenTeams unter 78 Bewerbern gehört der Münchner Exzel-lenzcluster »CoTeSys – Cognition for Technical Sys-tems«, der von der TUM koordiniert wird. Damit stehendie CoTeSys-Forscher – allen voran Prof. Michael Beetz,Leiter der Forschungsgruppe, die den erfolgreichenAntrag stellte – in einer Linie mit Universitäten wiedem MIT, Stanford und Tokio, die ebenfalls ausgewähltwurden.

Die CoTeSys-Wissenschaftler wollen dem äußerst ge-lenkigen und relativ filigranen PR2 – sie haben ihr Exem-plar TUM-James getauft – kognitive Fähigkeiten für denHaushalt beibringen. Dabei werden sie mit den anderenzehn PR2-Gruppen Erfahrungen und vor allem Softwarefür die Steuerung des Roboters austauschen und opti-mieren. »Durch die OpenSource-Grundlage können wirdie Forschung im Bereich Service-Robotik schnellervorantreiben, da weltweit erstklassige Forschungsein-richtungen ebenfalls mit dem PR2 arbeiten werden. Wirwerden uns intensiv austauschen und dadurch in dennächsten zwei Jahren gewaltige Fortschritte erzielen.Unser PR2 soll beispielsweise lernen, einen Tisch ei-genständig zu decken und alle notwendigen Utensilienzu erkennen und zu benutzen«, erklärt Michael Beetz,der zu den führenden Wissenschaftlern auf dem Gebietder künstlichen Intelligenz zählt.

Forschen

TUMcampus 3/1022

Vorbild für die ESS: Der FRM II in Garching

Guten Morgen,TUM-James!

TUM-James sollbei den CoTeSys-Wissenschaftlernzu einem echtenHaushaltshelferwerden.

In CoTeSys arbeiten mehr als 100 Wissenschaftler ander Übertragung kognitiven Verhaltens auf technischeSysteme. Zwar wurden gerade in den Bereichen Senso-rik und Erkennung der Umgebung große Fortschritte ge-macht, »aber wirklich knifflig wird es, wenn technischeSysteme ihre eigenen Fähigkeiten kennenlernen sollen,wenn sie reflektieren und wissen sollen, was sie tun«, er-klärt Beetz. »Dies erfordert nicht nur genaue Daten überdie Umgebung und den eigenen technischen Zustand,sondern auch ein hohes Maß an Abstraktions- und

Lernfähigkeit. Ohne reale Technik lässt sich das nichterforschen und demonstrieren.« Am besten – und dasist eines der großen Ziele von CoTeSys – ist das an derEntwicklung kognitiver Roboter darstellbar.

Uwe HaassWibke Borngesser

www.cotesys.org

Forschen

23TUMcampus 3/10

@8:

??

©W

illow

Gar

age

Die Sicherung der Welternährung, die Verknappungfossiler Energieträger und der Klimawandel sind

wichtige Zukunftsthemen. Wissenschaft und Wirtschaftstellen sich gemeinsam diesen Herausforderungen: DerEinsatz der Grünen Biotechnologie hat das Potenzial fürneue Lösungen in Form optimierter und besser an un-sere Bedürfnisse angepasster Pflanzen. Das Experten-forum schlug die Brücke von der Grundlagenforschungzur breiten Umsetzung und bot damit die Plattform füreinen intensiven gesellschaftlichen Dialog.

In seiner Grußadresse an die Teilnehmer des Forumserklärte TUM-Präsident Prof. Wolfgang A. Herrmann:»Grüne Biotechnologie ist eine Schlüsselkompetenzwenn es darum geht, der Menschheit ein gesundes Le-ben auch in Zukunft frei von Hunger zu gewährleisten.Wir müssen in den staatlichen Forschungslaboratorien

alle Anstrengungen unternehmen, um das geistige Ei-gentum in der Pflanzenbiotechnologie als Gemeingut zuerarbeiten. Denn sonst müssen wir eines Tages kost-spielige Lizenzen aus den Ländern kaufen, die hier un-geachtet aller, auch berechtigter, Anliegen rasch voran-schreiten.«

Der Bayerische Wissenschaftsminister, Dr. WolfgangHeubisch, betonte die Bedeutung des Dialogs zwischenWissenschaftlern und Öffentlichkeit: »Forschung undWissenschaft in Bayern genießen weltweit einen he-rausragenden Ruf. Die Diskussion um die Grüne Gen-technik darf nicht dazu führen, dass wir unser grund-sätzliches Bekenntnis zum Forschungs- und Techno-logiestandort Bayern in Frage stellen. Um der Skepsisder Menschen gegenüber neuen Technologien, insbe-sondere der Grünen Gentechnologie, zu begegnen undihnen zu zeigen, dass wir ihre Ängste ernst nehmen, be-darf es des Dialogs – vor allem durch die Wissenschaft-lerinnen und Wissenschaftler selbst. Sie sind aufgeru-fen, ihre Arbeit zu erklären und die Chancen sowie mög-liche Risiken glaubwürdig zu vermitteln.«

Und Stefan Albat, stellvertretender Hauptgeschäftsfüh-rer der vbw, legte Wert auf eine sachliche Diskussionum die Chancen und Risiken der Grünen Biotechno-logie: »Der Handlungsdruck insbesondere im BereichErnährung und Energieversorgung ist so groß, dass wirdie Lösungen, die die Grüne Biotechnologie uns bietet,

Politik

TUMcampus 3/1024

Das Expertenforum »Herausforderungen der Zu-kunft – Antworten der Grünen Biotechnologie« ver-sammelte am 5. Juli 2010 Forscher und Wirtschafts-vertreter am TUM-Wissenschaftszentrum Weihen-stephan (WZW). Rund 150 Teilnehmer diskutiertenauf Einladung der vbw – Vereinigung der BayerischenWirtschaft e. V., des Bayerischen Wissenschaftsmi-nisteriums und der TUM über den Einsatz der Grü-nen Biotechnologie in Forschung, Entwicklung undAnwendung.

Grüne Biotechnologie in Bayern

©U

liB

enz

Über »Herausforderungen der Zukunft – Antworten der Grünen Biotechnologie«diskutierte Moderator Dr. Patrick Illinger (l.) mit Prof. Erwin Grill, Prof. Hans-Ulrich KoopDr. Günther Wich und Prof. Ralph Hückelhoven.

Quo vadis, Biotechnologie?

Die Entwicklung der Biotechnologie im 21. Jahrhun-dert war Thema des dritten Symposiums der Reihe»Markterfolg durch Spitzentechnologie« im März2010, einer gemeinsamen Veranstaltung der TUMund die Unternehmensberatung Management Engi-neers (ME).

Im Mittelpunkt der von Prof. Utz-Hellmuth Felcht, Auf-sichtsratsvorsitzender der Deutschen Bahn AG undHonorarprofessor an der TUM, moderierten Konferenz»Quo vadis, Biotechnologie?« standen Fragen zu dendrei Sparten der Biotechnologie: Wie können die enor-men Potenziale der Weißen (industriellen) Biotechnolo-gie stärker kommerzialisiert werden? Wie ist das nega-tive öffentliche Bild der Grünen (Pflanzen-)Biotechnolo-gie zu korrigieren? Wie lassen sich die permanent stei-genden Entwicklungskosten der Roten (medizinischen)Biotechnologie besser beherrschen? Und wie sind uni-versitäre biotechnologische Forschung und Entwicklungeffizienter und vor allem effektiver zu nutzen?

Helmut Lodzik, Partner bei ME, berichtete über Busi-ness Cases für die Weiße, Rote und Grüne Biotechnolo-gie, die ME entwickelt haben, um den Einfluss der Bio-technologie auf den Markterfolg von Unternehmen inden jeweiligen Industriesegmenten zu beurteilen. In al-len drei Segmenten kann die Biotechnologie die Ergeb-nisse nachhaltig verbessern und den Unternehmens-wert steigern. Allerdings sind die Effekte und Werttreiberunterschiedlich: Die Weiße Biotechnologie kann einUnternehmen teilweise unabhängig von fossilen Roh-stoffen machen; die Rote Biotechnologie führt – vorallem bei generischem Markteintritt – zu einem schnel-leren Auffüllen der Innovationspipeline sowie zu höherenPreisen bereits vermarkteter Produkte. Die Grüne Bio-technologie kann Produktausstoß und Umsatz erhöhenund Ergebnisse verbessern.

TUM-Vizepräsident Prof. Thomas Hofmann stellte denneuen Master-Studiengang für Industrielle Biotechnolo-gie vor, den die TUM derzeit aufbaut. Das innovativeAusbildungskonzept basiert auf ingenieur- oder natur-wissenschaftlichen Bachelor-Studiengängen. Drei Fa-kultäten sind eingebunden, um dem interdisziplinärenCharakter Rechnung zu tragen: Maschinenwesen, Che-mie und Wissenschaftszentrum Weihenstephan.

Politik

25TUMcampus 3/10

nicht ignorieren dürfen, sondern sie gewissenhaft prüfenmüssen.«

In seiner Rede über die Leistungen der modernen Bio-technologie für Teller, Trog und Tank zog Prof. GerhardWenzel, Dekan des WZW, das Fazit: »Ohne die prakti-sche Umsetzung biologisch-genetischer Forschungser-gebnisse – hier ist vor allem das sich stürmisch entwi-ckelnde Gebiet der Grünen Biotechnologie zu nennen –kann die Landwirtschaft auf die Herausforderung, vonweniger Land immer mehr Menschen ernähren zu müs-sen, nicht erfolgreich reagieren. Es ist an der Zeit, dassin einer aufgeschlossenen Wissenschaftslandschaft dasForschungsfeld Pflanzenproduktion mit modernster Ge-nomik beackert wird – auch in Europa, in Deutschland,in Bayern!«

Die Wissenschaftler Prof. Erwin Grill, Ordinarius fürBotanik der TUM, und Prof. Hans-Ulrich Koop, Leiter derArbeitsgruppe für Zellbiologie und Zellkultur der LMU,vertieften die Fachdiskussion um weitere Aspekte. Der

Leiter Biotechnologie zentrale Konzernforschung bei derWacker Chemie AG, Dr. Günter Wich, skizzierte diePartnerschaft von Wirtschaft und Forschung im BereichBiotechnologie, und Prof. Ralph Hückelhoven, Ordina-rius für Phytopathologie der TUM, lotete schließlich dasSpannungsfeld aus, in dem die Forschung zur GrünenBiotechnologie in Bayern steht.

Gespräch am Rande (v.l.): Stefan Albat, Dr. Wolfgang Heubischund Prof. Wolfgang A. Herrmann

©A

ndre

asH

edd

ergo

tt

Politik

TUMcampus 3/1026

Humboldt-Professor Gerhard Kramer undLeibniz-Preisträger Holger Boche für dieTUM gewonnen

Doppelter Berufungserfolg

Holger Boche wurde ineinem »Leuchtturmver-fahren« an die TUM be-rufen, also einem Be-rufungsverfahren ohneAusschreibung zum An-werben hochkarätiger,konkurrenzloser Wissen-schaftler. Boche promo-vierte in Elektrotechnikan der TU Dresden und inMathematik an der TUBerlin. Heute ist er Direk-tor des Fraunhofer-Insti-tuts für Nachrichtentech-nik (Heinrich-Hertz-Insti-tut) in Berlin, Direktor desFraunhofer German-SinoLab for Mobile Communi-cations und Professor für Drahtlose Kommunikation ander TU Berlin. An die TUM kommt der Leibniz-Preisträ-ger 2008 zum 1. Oktober 2010. ■

Holger Boche

Wenn unsere Autos in Zukunft in einem »smarten« Ener-gieversorgungsnetz als Strompuffer für Wind- und Son-nenenergie dienen, wenn unser Verkehr intelligent undstaufrei gelenkt wird, oder wenn uns Roboter in der Al-tenpflege unterstützen, wird Kommunikation eine nochviel größere Rolle spielen als bisher. Mit der Berufungvon Gerhard Kramer auf den vakanten Lehrstuhl fürNachrichtentechnik und von Holger Boche auf den neueingerichteten Lehrstuhl für Theoretische Informations-technik schafft die TUM in München einen beispiellosenFokus in der Verbreiterung der theoretischen Basis die-ser Gebiete.

Die Alexander von Humboldt-Profes-sur, mit der Gerhard Kramer ausge-zeichnet wurde, ist ein mit 3,5 Millio-nen Euro dotierter internationaler Preisfür Forschung in Deutschland, den dieAlexander von Humboldt-Stiftung anführende und im Ausland tätige Wis-senschaftler vergibt und das Bundes-ministerium für Bildung und Forschungfinanziert. Gerhard Kramer studierte inKanada, promovierte an der Eidgenös-sischen Technischen Hochschule Zü-rich und arbeitete danach unter ande-rem viele Jahre in den US-amerikani-schen Bell Labs, der weltweit wichtig-sten außeruniversitären Forschungs-einrichtung für Telekommunikation,bevor er an die University of SouthernCalifornia wechselte.

Der Nachrichtentechniker Prof. Gerhard Kramer von der University of Southern California, USA, erhält eineAlexander von Humboldt-Professur an der TUM. Der Telekommunikationsforscher Prof. Holger Bochekommt von der TU Berlin an die TU München. Mit den beiden Wissenschaftlern errichtet die TUM einen inDeutschland einzigartigen Schwerpunkt in Informations- und Kommunikationstechnologie und ein Gegen-gewicht zu den wissenschaftlichen Zentren dieses Genres in den USA, der Schweiz und Israel.

Gerhard Kramer

Alexander von Humboldt-Professuren werden seit2008 von der gleichnamigen Stiftung vergeben.Experimentell arbeitende Wissenschaftler werdenmit bis zu 5 Millionen Euro, theoretisch arbeitendeWissenschaftler mit 3,5 Millionen Euro, vom BMBFfinanziert. Der Preis ist der am höchsten dotierte For-schungspreis in Deutschland.

Der Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis ist mit 2,5 Mil-lionen Euro der international höchstdotierte wissen-schaftliche Förderpreis. Er wird von der DFG seit1986 jährlich an in Deutschland arbeitende Wissen-schaftler vergeben.

Politik

27TUMcampus 3/10

Hochschulwahlen2010Am 15. Juni 2010 haben die Angehörigen der TUMneue Vertreter in die Gremien der Universitätentsandt. Neu gewählt wurde unter anderem derSenat.

Die Mitarbeiter und Studierenden der Fakultäten fürBauingenieur- und Vermessungswesen, Elektrotech-nik und Informationstechnik, Informatik, Maschinen-wesen, Sportwissenschaft, Wirtschaftswissenschaf-ten und Wissenschaftszentrum Weihenstephanwählten ihre Dekane.

Damit sind vom 1. Oktober 2010 an im Amt (in Klam-mern das Fachgebiet):

Mathematik: Prof. Gregor Kemper(Algorithmische Algebra)

Physik: Prof. Martin Stutzmann(Experimentelle Halbleiterphysik II)

Chemie: Prof. Ulrich Heiz(Physikalische Chemie)

Wirtschaftswissenschaften: Prof. Gunther Friedl(Betriebswirtschaftslehre - Controlling)

Bauingenieur- und Vermessungswesen:Prof. Gerhard Müller (Baumechanik)

Architektur: Prof. Regine Keller(Landschaftsarchitektur und Öffentlicher Raum)

Maschinenwesen: Prof. Hans-Peter Kau(Flugantriebe)

Elektrotechnik und Informationstechnik:Prof. Ulf Schlichtmann (Entwurfsautomatisierung)

Informatik: Prof. Helmut Krcmar(Wirtschaftsinformatik)

Wissenschaftszentrum Weihenstephan fürErnährung, Landnutzung und Umwelt:Prof. Alfons Gierl (Genetik)

Medizin: Prof. Markus Schwaiger (Nuklearmedizin)

Sportwissenschaft: Prof. Jürgen Beckmann (Sport-psychologie)

TUM School of Education: Prof. Manfred Prenzel(Empirische Bildungsforschung)

Die Hochschullehrer werden im Senat – als akade-misches Aufsichtsorgan eines der wichtigsten Gre-mien der Universität – vertreten durch Prof. FranzPfeiffer (Fakultät für Physik), Prof. Marion Kiechle(Medizin), Prof. Annette Menzel (Wissenschafts-zentrum Weihenstephan), Prof. Udo Lindemann(Maschinenwesen) und Prof. Arndt Bode (Informa-tik). Die wissenschaftlichen Mitarbeiter entsendenDipl.-Inf. Johann Pongratz (Zentrale Verwaltung), dienichtwissenschaftlichen Mitarbeiter Brigitte Demmel(Maschinenwesen). Die Studierenden wähltenMatthias Gottlieb (Informatik).

Die Wahlergebnisse für die Vertreter in den Fakul-tätsräten oder auch Studienfakultätsräten sind nach-zulesen unter

www.tum.de/tum/verwaltung/hochschulwahlen

Neu: Doktorandenvertreter im Senat

Das völlig neue Konzept des Doktorandenkon-vents der TUM schaffte die Voraussetzung, dass2010 zum ersten Mal auch die Promovierendeneine Stimme im Akademischen Senat erhalten.Dipl.-Ing. Andreas Haslbeck vom Fakultätsgra-duiertenzentrum Maschinenwesen wurde zumSprecher der Graduierten im Senat gewählt,seine Stellvertreterin ist Dipl.-Ing. Iris Köhlervom Graduiertenzentrum Weihenstephan (GZW).Damit drückt die TUM ihre Wertschätzung desBeitrags der Graduierten zur exzellenten For-schung aus.

Wie bereits im Shanghai- und im TIMES HigherEducation-Ranking erhält die TUM im neuestenCHE-Ranking Bestnoten in der Forschung.Das Ranking bestätigt die hohe Forschungsrepu-tation, die alle Ingenieurwissenschaften der TUMkennzeichnet (Maschinenwesen, Elektrotechnikund Informationstechnik, Bauingenieurwesen,Architektur).

Verbesserungswürdig ist allerdings die Studiensitua-tion im Grundstudium (Bachelor). Die Ausbildung

wurde in letzter Zeit vor allem durch den enormen Zulaufzu den Ingenieurfächern in Mitleidenschaft gezogen. DieStudierendenzahl wuchs trotz strenger Auswahlverfah-ren um rund 30 Prozent in fünf Jahren bundesweit über-proportional. Die Folge sind überfüllte Hörsäle. Dazu er-klärt TUM-Präsident Prof. Wolfgang A. Herrmann: »Wirwollen jedem Talent die Chance geben, an der TUM zustudieren. Durch die Überdehnung unserer Kapazitätenleisten wir einen Beitrag, dass Deutschland wieder mehrIngenieure bekommt. Dafür nehmen wir in Kauf, dassvorübergehend die Studienqualität in der Summe leidet.Dennoch muss die Lehrqualität kurzfristig wieder besserwerden!«

Gegenmaßnahmen wurden unter anderem mit dem Bauneuer Hörsäle auf dem Campus Garching ergriffen, mit

circa 300 neuen Personalstellen imZeitraum 2008 bis 2011 sowie mitder beim Stifterverband erfolgrei-chen Initiative »Lehre im Fokus«. FürProjekte zur Verbesserung der Leh-re hat die TUM aktuell drei MillionenEuro Stiftungsmittel akquiriert – vomStifterverband, der Mercator/VW-Stiftung und der Telekom Stiftung.Mit einem modernen Konzept desQualitätsmanagements rückt dieAusbildung nunmehr in das strategi-sche Konzept der TUM auf. »Unsereinternationale Reputation basiert aufexzellenten Alumni, die an exzellen-ter Forschung beteiligt waren«, soHerrmann. Das bedeutet, dass wirunsere Studierenden weiterhin früh-zeitig an die Forschung heranführenmüssen. Damit müssen für denGrundkanon des Fachwissens neueLehr- und Lernmethoden zur An-wendung kommen. Unverzichtbarbleibt aber die sorgfältige Auswahlder fähigsten Talente, die zu selbst-

ständigem Arbeiten und kritischem Denken fähig sind.Universität ist nicht der Platz, wo alles mundgerecht zu-bereitet wird. »Begabungen müssen zur Improvisationfähig sein – wie in der Musik auch!«

Politik

TUMcampus 3/1028

CHE-Ranking:Bestnoten für die Forschung,Nachholbedarf in der Lehre

©E

cker

t/H

edd

ergo

tt

Gleich in welcher Sparte – in der Forschung sind dieIngenieure der TUM Spitze.

E-Mobilität:TUM verstärkt Engage-ment in China

Die TUM intensiviert ihre gemein-samen Forschungsaktivitäten mitchinesischen Spitzenhochschulenauf dem Gebiet der Elektromobi-lität. Entsprechende Verträge unter-zeichnete der TUM-Präsident aufzwei Chinareisen.

Im April 2010 besiegelten die Präsidenten der TUMund der ebenfalls technisch ausgerichteten Tsinghua-

Universität in Peking, Prof. Wolfgang A. Herrmann undProf. Heping Hu, die Gründung des gemeinsamen For-schungsinstituts für »Advanced Power Sources for Elec-tric Vehicles«. In Gegenwart des bayerischen Minister-präsidenten, Horst Seehofer, und des deutschen Bot-schafters in China, Dr. Michael Schäfer, unterzeichnetensie in Peking den Gründungsvertrag für das Institut, dasdie Entwicklung neuartiger Batterien und Antriebe fürElektroautos vorantreiben wird.

Die länderübergreifende Einrichtung verbindet wissen-schaftliche Expertise mit Industriekooperationen derbeiden Universitäten im Bereich Elektromobilität. Ver-waltet wird das Institut in Peking, die TUM bringt sichmit ihrer neugegründeten Munich School of Engineering(MSE) ein. Die Tsinghua-Universität, eine der internatio-nal angesehensten technischen Universitäten Chinas,gehört neben Stanford und GeorgiaTech in den USAund den beiden Universitäten in Singapur zu den strate-gischen Partnern der TUM. Bereits vor 16 Jahren wur-

Politik

29TUMcampus 3/10

Unterzeichnung im Kreis der TU9-Rektoren: Prof. Pei Gang (l.) und Prof. Wolfgang A. Herrmann; links neben Dr. Annette Schavan der Minister für Wis-senschaft und Technologie der Volksrepublik China, Dr. Wan Gang.

©U

nive

rsitä

tTo

ngji

den mit dem Austausch von Studierenden und Wissen-schaftlern die ersten Bande geknüpft.

Die Volksrepublik China ist das erste Land, in das sichdie TUM mit ihrer MSE als Forschungspartner einbringt.Die MSE konzentriert die vernetzte Energieforschungder TUM, deren wichtigster Teil die Elektromobilität ist(eCar.TUM). »Bei diesem zentralen strategischen For-schungsschwerpunkt setzen wir auf den interdisziplinä-ren Ansatz, weil wir hier die doppelte Stärke der TUM inden Ingenieur- und Naturwissenschaften nutzen kön-nen«, erläutert TUM-Präsident Herrmann. »Das Institutin Peking erweitert unseren Handlungsspielraum imweltweit expansivsten Automobilmarkt, auf dem die

deutsche Autoindustrie prominent vertreten ist.« InChina sind die zahlreichen hochverdichteten Siedlungs-räume (»Megacity-Effekt«) und der Umwelt- bzw. Klima-schutzgedanke wesentliche Motivationsmomente fürdie Elektromobilität.

Forschungsnetz E-Mobilität

In Schanghai unterzeichneten die TU9, die Allianz derführenden technischen Universitäten in Deutschland,und eine Gruppe exzellenter chinesischer Universitätenein Memorandum of Understanding über die gemeinsa-me Forschung im Bereich der E-Mobilität. Angesichtsdes weltweit steigenden Bedarfs an Elektrofahrzeugensoll ein deutsch-chinesisches Forschungsnetzwerk indiesem Bereich aufgebaut werden.

Für die TU9 koordiniert die TUM die Aktivitäten, auf chi-nesischer Seite liegt die Federführung bei der Tongji-Universität in Schanghai. Das Memorandum unterzeich-

neten die Präsidenten der beidenHochschulen, Prof. Wolfgang A.Herrmann und Prof. Pei Gang, imBeisein der Bundesforschungsmi-nisterin, Dr. Annette Schavan.

Herrmann betonte bei der Zeremo-nie die Forschungsstärke der TU9-Universitäten, die stellvertretend fürdie hohe Qualität der Ingenieurwis-senschaften in Deutschland stehen,und skizzierte die Themen, um diees bei dem Forschungsprojekt ge-hen wird: »Ein E-Auto wird einneues Auto sein. E-Autos werdenmittel- und langfristig ein Teil desgesamten Energiesystems darstel-len. Bei diesem hochrelevanten For-schungsthema sind mehrere Aspek-te zugleich zu berücksichtigen: Kfz-Technologie, Infrastruktur und Ener-gieverteilung sowie Energiewand-lung und -speicherung.«

Im Rahmen der Nachwuchsausbil-dung, insbesondere der Ausbildungexzellenter Ingenieure, wird künftigauch der Austausch von Studieren-den und Hochschullehrern unterden beteiligten Einrichtungen ver-stärkt.

Politik

TUMcampus 3/1030

TUM China Co. Ltd. vor der Gründung

TUM-Präsident Prof. Wolfgang A. Herrmann und Vizepräsidentin Prof.Liqiu Meng, zuständig für die internationale Vernetzung, nutzten in Chi-na die starke Stellung der TUM an den wissenschaftlichen Zentren desLandes. In Schanghai traf sich die TUM-Spitze mit dem chinesischenTUM-Alumni-Club. Viele TUM-Alumni haben mittlerweile Führungs-positionen in Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung inne. Dabeikündigte Präsident Herrmann die Gründung der TUM China Co. Ltd. an,die mit Sitz in Peking die Auswahlverfahren der künftigen Studierendenaus einer stark ansteigenden Zahl chinesischer Bewerber durchführenwird: »Wir wollen viele Studenten aus China, nur die Besten, und daserwartet man auch von uns.«

In Nanjing war Herrmann der einzige deutsche Plenarredner des »Chi-nese-Foreign Universities Presidents«-Forums, das 220 Präsidentenausgewählter Universitäten mit den Chefs führender US-amerikani-scher, europäischer und asiatischer Universitäten zusammenführte.Seine Botschaft: »Deutschland ist als nachhaltig starke, gastfreund-liche Wissenschafts- und Wirtschaftsnation eine Vorzeigeadresse fürStudenten aus China.« An der TUM studieren und forschen derzeitrund 1000 Chinesen.

Selten bekommt man sie zu Gehör: BeethovensChor-Fantasie Opus 80. Noch seltener: die Chor-

Fantasie auf Chinesisch. So geschehen in der Stadthal-le im chinesischen Tianjin im Juni 2010. TUM-PräsidentProf. Wolfgang A. Herrmann und Vizepräsidentin Prof.Liqiu Meng haben die Kooperation mit der TU vonTianjin, Pekings alter Hafenstadt, in die Wege geleitet.Das Symphonische Ensemble München unter Leitungvon Felix Mayer gestaltete den Austausch musikalisch.»Wenn man durch musikalischen Kontakt eine zusätz-liche internationale Sprache findet, dann könnte mandurchaus neuere Kommunikationskanäle eröffnen mitdem Gastland«, sagt Liqiu Meng. So teilten sich deut-sche und chinesische Musiker die Notenpulte, um denhervorragenden Peiyang-Chor der Universität Tianjin zubegleiten. Vor allem der persönliche Austausch mit denchinesischen Studierenden gewährte den Münchner

Gästen einen Blick hinter die Kulissen des offiziellenChina: Gastfreundschaft, reges Interesse am Gesprächund ein gutes Quäntchen Humor machten die musika-lische Zusammenarbeit zu einer bereichernden Begeg-nung. Zwei erfolgreiche Konzerte krönten die Reise,die Juan Guo-Prasch aus dem International Office derTUM mit unermüdlichem Fleiß perfekt organisiert hatte.Die TUM hatte die Konzertreise ihres Orchesters überden Bund der Freunde der TU München e.V. gefördert,weitere Unterstützung kam vom DAAD.

Das Symphonische Ensemble München (SEM) tritt am28. November 2010 wieder zur TUM-Adventsmatinee inder Philharmonie im Gasteig auf. Wer an einer Mitarbeitinteressiert ist, findet Informationen im Internet:www.sem-muenchen.de

Antonie Boegner

Politik

31TUMcampus 3/10

»Wenn der Töne Zauber walten...«

Musik verbindet: Bei den gemeinsamen Proben und Konzerten desSymphonischen Ensembles München mit dem Peiyang-Chor und demPeiyang-Symphonieorchester entstanden intensive Kontakte.

TUM verknüpft sichmit Beruflichen Schulen

Universität, Schulen, Unternehmen und Wissen-schaftszentrum gründen Straubinger Cluster

Schüler schauen Wissenschaftlern über die Schulter, aktuelle For-schungsergebnisse fließen in den Unterricht ein, Lehramtsstudentenüben frühzeitig im Klassenzimmer: Um sich gegenseitig zu unterstüt-zen und zu bereichern, gründeten die TUM, vier Berufliche Schulen,vier Unternehmen, das WissenschaftszentrumStraubing und der Arbeitskreis SchuleWirtschaft am8. Juli 2010 den Beruflichen TUM-SchulclusterStraubing. Mit diesem Modell der Schulpartner-schaften knüpft die TUM in ganz Bayern ein einzig-artiges Netzwerk.

Obwohl Schule und Hochschule aufeinander angewie-sen sind und viele gleiche Ziele haben, leben sie oftnebeneinander her. Die TUM kooperiert deshalb bereitsseit Jahren mit einzelnen Partnerschulen. In der jüngs-ten Zeit hat sie den Austausch durch die Gründung vonregionalen Zusammenschlüssen deutlich intensiviert.Zuletzt unterschrieben Ministerialdirigent German Den-neberg, Leiter der Abteilung berufliches Schulwesen inBayern, TUM-Präsident Prof. Wolfgang A. Herrmann,Vertreter der Schulen, Unternehmen und des Wissen-schaftszentrums Straubing sowie der Landrat von

Straubing-Bogen Alfred Reisinger und der Oberbürger-meister von Straubing Markus Pannermayer in derJoseph-von-Fraunhofer-Halle die Urkunde für den fünf-ten TUM-Schulcluster.

Das Besondere des Straubinger Verbundes: Zum erstenMal konzentriert sich die Zusammenarbeit ausschließ-lich auf Berufliche Schulen. »Die Studenten der TUMkommen nicht mehr nur von den Gymnasien. Viele ha-ben eine Berufsausbildung absolviert und sich über Be-rufliche Schulen für das Studium qualifiziert«, sagt Prof.Manfred Prenzel, Dekan der TUM School of Education.»Sie bereichern die Lehrveranstaltungen mit ihren Erfah-rungen aus der Berufspraxis. Deshalb ist uns wichtig,dass wir uns mit den Schülern schon vor ihrem Ab-schluss austauschen und Interesse für technisch-natur-wissenschaftliche Studienfächer wecken können.« Vonhochqualifizierten Ingenieuren können später nicht zu-letzt die am Cluster beteiligten Maschinenbau-Unter-nehmen profitieren.

Geplant sind gegenseitige Besuche: Schüler, Lehrerund Ausbilder erleben in Werkstätten und Labors derTUM Forschung live, Wissenschaftler werden zu Vorträ-gen nach Straubing kommen. Ganz praktisch steht dieUniversität den Schülern bei Projekten oder Wettbewer-ben zur Seite. Wer etwa bei »Formel 1 in der Schule«antritt, kann den Bau seines Flitzers im Windkanal derHochschule perfektionieren. Darüber hinaus stellt dasStraubinger Wissenschaftszentrum für nachwachsendeRohstoffe, an dem die TUM beteiligt ist, Praktikums-plätze zur Verfügung. Wer sich anschließend für einStudium an der TUM interessiert, den informiert dieStudienberatung vor Ort an den Straubinger Schulen.

Politik

TUMcampus 3/1032

Die Partner der TUM im Beruflichen Schulcluster StraubingStaatliche Fachoberschule und Berufsoberschule Straubing(Cluster-Koordinator)Staatliche Fraunhofer- Berufsschule I Straubing-Bogen mit StaatlicherFachschule für ElektrotechnikStaatliche Berufsschule II Straubing-BogenStaatliche Berufsschule III Straubing-BogenDienststelle des Ministerialbeauftragten für die Fachoberschulen undBerufsoberschulen in OstbayernWissenschaftszentrum StraubingSennebogen Maschinenfabrik GmbHSTRAMA-MPS Maschinenbau GmbH & Co. KGSchnupp GmbH & Co. Hydraulik KGZeitungsgruppe Straubinger Tagblatt/Landshuter ZeitungArbeitskreise SchuleWirtschaft Straubing und Bogen

© Andreas Heddergott

spiel Fertigkeiten im wissenschaftlichen Schreiben, in Präsentationstech-niken und Rhetorik oder Kenntnisse in Betriebswirtschaftslehre. In der Ein-bindung dieser Inhalte unterscheidet sich die IGSSE von einer typischenUS-amerikanischen Graduiertenschule, die in der Doktorandenausbildungausschließlich Fachwissen vermittelt. Gleichzeitig fördert die IGSSE mitihrem Qualifizierungsprogramm den Austausch der Doktoranden unter-einander und erweitert die klassische deutsche Promotion am Lehrstuhl uminternationale und interdisziplinäre Erfahrungen.

Neben dem Besuch von Seminaren etwa zum Management von For-schungsprojekten oder zur Vermittlung wissenschaftlicher Erkenntnissean ein Laienpublikum haben die Nachwuchsforscher in Raitenhaslach dieGelegenheit, sich abseits des Universitätsalltags zu vernetzen. Gesprochenwird Englisch, denn die TUM-Doktorandinnen und Doktoranden kommenaus aller Welt, und ein Auslandsaufenthalt ist fester Bestandteil des IGSSE-Programms. Damit erwerben die jungen Frauen und Männer ganz nebenbeiauch umfangreiche interkulturelle Kompetenzen.

Mit ihrer Struktur stand die IGSSE Pate für die Gründung der universitäts-weiten TUM Graduate School im vergangenen Jahr. Damit haben nun alleDoktoranden der TUM die Möglichkeit, an einem ähnlichen Programm teil-zunehmen.

www.igsse.tum.de/

Die enge Anbindung der Clusterschulen an die TUM sollzudem befördern, dass neue Erkenntnisse aus der For-schung rasch den Weg in den Unterrichtsstoff finden.Der Unterricht wird aktueller und spannender. Anderer-seits werden die Clusterschulen die Wissenschaftlerdabei unterstützen, neue Konzepte zur Unterrichts-gestaltung und zur Verbesserung der Lehrqualität zubewerten.

Nicht zuletzt profitiert die Hochschule bei der Lehrer-ausbildung. Diese umfasst an der TUM bereits ab demersten Semester Schulpraktika, die eng mit dem univer-sitären Seminarprogramm verflochten sind und derenBetreuung im Schulcluster auf vielen Schultern ruhenwird.

Politik

33TUMcampus 3/10

Eine Delegation des US-Councils of GraduateSchools besuchte im Juni 2010 eine Tagung der»International Graduate School of Science andEngineering« (IGSSE) der TUM in Raitenhaslach.Unter dem Vorsitz von Prof. Debra W. Stewart in-formierte sich die Abordnung über die Strukturender Exzellenz-Graduiertenschule.

Das innovative Konzept der IGSSE umfasst nicht alleindie wissenschaftliche Ausbildung der Doktoranden,sondern setzt darüber hinaus auf die Vermittlung über-fachlicher Lerninhalte wie kommunikative Fähigkeitenund unternehmerisches Denken – ein Programm, das inden USA auf großes Interesse stößt. Außerdem arbeitenin der IGSSE Naturwissenschaftler, Ingenieure, Mediziner,Mathematiker und Informatiker zusammen und werdenfit gemacht für Führungspositionen in Forschung undIndustrie. Dies war eines der Konzepte, für das die TUMim Rahmen der Exzellenzinitiative des Bundes und derLänder ausgezeichnet wurde.

Beruflicher oder wissenschaftlicher Erfolg ist nicht nureine Frage der fachlichen Kompetenz, immer entschei-dender werden überfachliche Qualifikationen, zum Bei-

©A

strid

Eck

ert

US-Verband derGraduate Schools suchtAnregungen bei TUM

Impulse für dieUSA beim Meetingin Raitenhaslach(v.l.): Prof. ErnstRank, Direktor derIGSSE der TUM,Prof. Debra W.Stewart, Presidentof the Council ofGraduate Schoolsund TUM-PräsidentProf. Wolfgang A.Herrmann.

Politik

TUMcampus 3/1034

GraduiertenzentrumEnvironmental Health

TUM-Doktoranden in der Environmental-Health-Forschung werden künftig von einem eigenen Gra-duiertenzentrum ausgebildet: von HELENA, derHelmholtz Graduate School Environmental Health,einer gemeinsamen Gründung der TUM, des Helm-holtz Zentrums München und der LMU München.Die Rahmenbedingungen sind im Wesentlichendurch die Satzung der TUM Graduate School vor-gegeben.

Environmental Health untersucht von Umwelt und Le-bensstil beeinflusste Erkrankungen. Diese Forschungs-richtung ist von herausragender sozioökonomischer Be-deutung. Ohne grundlegende Kenntnisse der Wechsel-wirkungen zwischen Mensch und Umwelt lassen sich

viele Krankheiten nicht erfolgreich behandeln: Atem-wegserkrankungen etwa, durch den Lebenswandel be-dingte Krankheiten wie Diabetes oder Erkrankungen desNervensystems.

HELENA deckt die gesamte Breite der Environmental-Health-Forschung mit acht Themenfeldern ab: von derkrankheitsbezogenen Forschung über mechanistische

Untersuchungen zu Infektion und Immunität, Neurowis-senschaften und Stammzellbiologie, Strahlenbiologie,Epidemiologie sowie Struktur- und Systembiologie biszu Ecosystems Biology. Übergeordnetes Ziel ist stetsder Brückenschlag zwischen Grundlagenforschung undklinischer Anwendung.

Die TUM und das Helmholtz Zentrum München arbeitenseit Jahren erfolgreich zusammen. Gemeinsam mit derLMU bieten sie nun den Doktoranden im Bereich Envi-ronmental Health eine einzigartige Infrastruktur und eininhaltlich strukturiertes Programm für Forschung undAusbildung. Neben der fachspezifischen Qualifikationsind interdisziplinäre Seminare ein wesentlicher Bau-stein, mit Schwerpunkten auf Bioinformatik und Bioma-thematik, aktuellen technologischen Entwicklungen undneuen Arbeitsmethoden. Die Graduierten werden darü-ber hinaus in ihrer persönlichen Entwicklung begleitet,bei der wissenschaftlichen Selbstständigkeit unterstütztund für den internationalen Arbeitsmarkt gerüstet. Nichtzuletzt sollen die aktive Mitgestaltung des Kurspro-

gramms und die Wahrnehmung von Organisa-tionsaufgaben ihre Eigenständigkeit fördern.Dieser umfassende Ansatz entspricht demKonzept der TUM Graduate School (TUM-GS),an die HELENA ebenso wie andere thema-tische und Fakultäts-Graduiertenzentren derTUM angebunden ist. Alle HELENA-Doktoran-den nehmen deshalb auch an einer überfach-lichen Veranstaltungsreihe dieser Dachinstitu-tion teil. Dort geht es beispielsweise um Ethikund Verantwortung, kulturelle Kompetenz oderInformation und Kommunikation.

Die Promotionsverfahren liegen bei TUM undLMU. Auf Grundlage einer schriftlichen Betreu-ungsvereinbarung begleitet ein Thesis Com-mittee die Graduierten, in der Regel je ein Be-treuer von TUM und Helmholtz Zentrum sowieein unabhängiger Berater. TUM-Doktorandenprofitieren darüber hinaus von zahlreichen Vor-teilen der TUM-GS: Mentoren binden sie eng indie internationale Forschungsgemeinschaftein, Netzwerkveranstaltungen verknüpfen wis-

senschaftlich-technische Fragen mit gesellschaftlichund unternehmerisch relevanten Themen. Und nichtzuletzt verschafft der TUM-Doktorandenkonvent denGraduierten eine Stimme bei der Meinungsbildung in-nerhalb der Universität.

http://portal.mytum.de/gs■

©M

icha

elH

agge

nmül

ler/

Hel

mho

ltzZ

entr

umM

ünch

en

HELENA-Dokto-randen könnensich über Fächer-grenzen hinwegaustauschen.

Politik

35TUMcampus 3/10

Thema »Migration«einbinden!

Fast jedes dritte Kind unter zehn Jahren inDeutschland hat einen Migrationshintergrund –aber nur elf Prozent der Studierenden an Univer-sitäten. Was sind die Gründe dafür und wie lässtsich das ändern? Mit diesen Fragen beschäftigtsich eine Studie, die das Fachgebiet GenderStudies in Ingenieurwissenschaften der TUMim Auftrag des Dachvereins Fakultätentage derIngenieurwissenschaften und der Informatik anUniversitäten (4ING) durchgeführt hat.

Die Statistik zeigt, dass das Potenzial der Menschen mitMigrationshintergrund nicht genutzt wird – und zwarschon vor der Hochschulreife: 2007 besuchten 44,5Prozent der Kinder ohne Migrationshintergrund einGymnasium, aber nur 13,2 Prozent der Kinder mitMigrationshintergrund. »Wir können es uns weder wirt-schafts- noch sozialpolitisch leisten, nicht die Begabun-gen aus allen Bevölkerungsgruppen zu erkennen, für einStudium in den technischen Disziplinen zu animierenund durch die schulische Bildung darauf vorzubereiten«,sagt Prof. Gerhard Müller, Ordinarius für Baumechanikder TUM und Vorsitzender von 4ING.

Das gab den Anstoß zu der Potenzialanalyse »Inge-nieurwissenschaften – attraktive Studiengänge undBerufe auch für Menschen mit Migrationshintergrund?«unter Leitung von Prof. Susanne Ihsen vom TUM-Fach-gebiet Gender Studies in Ingenieurwissenschaften. Sta-tistiken und Einzelstudien wurden ausgewertet undInterviews geführt mit Personen mit Migrationshinter-grund in Berufen der Ingenieurwissenschaften oder In-formatik sowie mit Experten aus Best-practice-Projek-ten zum Zusammenhang von Integration und Technik.

Als Integrationshemmnis erkennt die Studie zum Bei-spiel, dass Kinder mit Migrationshintergrund seltenereine institutionalisierte frühkindliche Bildung genießen.Zudem ist ihr Deutsch oft mangelhaft, was viele Lehrermit mangelnder Schulfähigkeit verwechseln. Das durch-schnittlich geringere Einkommen der Familien führtüberproportional häufig zu Schwierigkeiten bei der Fi-nanzierung eines Studiums.

Eine Hilfe könnte die Beschäftigung mit Technik sein,urteilt Susanne Ihsen: »Anders als beispielsweise in denGeisteswissenschaften, bei denen eine Bindung zur

Sprache absolut erforderlich ist, speist sich in den Inge-nieurwissenschaften der Bezug auch aus der Freude antechnischen Abläufen und ist somit weit unabhängigervon der jeweiligen Sprachkompetenz.« In der Schulekönnten technische Problemlösungen zu Erfolgserleb-nissen unabhängig von sprachlicher Kompetenz führen.Und an den Hochschulen sorgten international aner-kannte Arbeitsweisen in den Ingenieurfächern für eineleichte Integration.

Um gegenzusteuern, wären zum Beispiel bessere früh-kindliche Bildung und vorschulische Angebote sowiemehr Erzieher, Lehrer und Mentoren mit Migrationshin-tergrund nötig. Ein kontinuierliches »Technik-Curricu-lum« entlang der Bildungskette könnte das Technikinte-resse der Kinder stärken. Universitäten und ingenieur-wissenschaftliche Fakultäten sollten durch Einbindungdes Themas »Migration« als Querschnittsthema sensi-bilisiert werden.

©C

hris

tian

Kre

dle

r

Das Potenzial vonMenschen mitMigrationshinter-grund wird heutenoch viel zuweniggenutzt.

Der Dachverein »Fakultätentage der Ingenieur-wissenschaften und der Informatik an Univer-sitäten« (4ING) vertritt 130 Fakultäten, Fachberei-che und Abteilungen an Universitäten und tech-nischen Universitäten in Deutschland. Diese bietenin Bauingenieurwesen, Geodäsie, Maschinenbau,Verfahrenstechnik, Elektrotechnik, Informations-technik und Informatik mehr als 90 Prozent deruniversitären Studiengänge an. ■

Politik

TUMcampus 3/1036

Nach dem erfolgreichen Start des Projekts »College ofCO2 Fixation« an der Fakultät für Chemie der TUM

im Sommer 2009 wird in Kürze auch der Kooperations-partner in Saudi-Arabien, die King Abdullah University ofScience and Technology (KAUST), voll einsatzfähig sein.Spätestens im September 2010 können alle Labors be-zogen werden, bestätigte der Direktor des KAUST Cen-

ter of Catalysis (KCC), Prof. Jean Marie Basset. ZweiTUM-Professoren leiten als Principal Investigators dasProjekt: Bernhard Rieger, Ordinarius des Wacker-Lehr-stuhls für Makromolekulare Chemie, und Fritz E. Kühn,kommissarischer Leiter des Lehrstuhls für AnorganischeChemie und Professor für Molekulare Katalyse.

Bereits heute arbeiten an der Fakultät für Chemie zweivon der KAUST finanzierte Postdoktoren und vier Dok-toranden. Bis Jahresende sollen zusätzlich zwei Post-doktoren und ein Nachwuchswissenschaftler im KCCsowie zwei Doktoranden in Garching ihre Arbeit aufneh-men, um das Projekt zu verstärken und weiter zu be-schleunigen. Mehrere gemeinsame Workshops, derAustausch von Studierenden und eine Vorlesungsreiheab Januar 2011 in Saudi-Arabien sollen die Kooperationweiter vertiefen und möglichst über die Projektlaufzeit(2009 bis 2013) hinaus verfestigen.

Derzeit baut der ehemalige TUM-ForschungsdozentDr. Jörg Eppinger, heute Assistenz-Professor an derKAUST, dort eine eigene Forschungsgruppe unter demDach des KCC auf, zu der auch ehemalige TUM-Studie-rende als Doktoranden stoßen. Die Akademischen RäteDr. Carsten Troll vom Wacker-Lehrstuhl für Makromole-kulare Chemie und Dr. Mirza Cokoja vom Lehrstuhl fürAnorganische Chemie sind ebenfalls in das CO2-Koope-rationsprojekt eingebunden, das in Zukunft als Keimzel-le für weitergehende Zusammenarbeiten zwischen demKCC und dem Katalyse-Forschungszentrum (CatalysisResearch Center, CRC) der TUM dienen und zugleichweitere Industriebeteiligung nach sich ziehen soll.

Die steigende Konzentration des CO2 in der Atmosphä-re macht dieses Molekül zu einer in großen Mengen vor-handenen, billigen Ausgangssubstanz für die chemi-sche Industrie, etwa zur Herstellung von Polymeren.Verstärkte Forschungsanstrengungen sind deshalbwünschenswert. Zwar gab es in der Erdgeschichteschon erheblich höhere CO2-Konzentrationen in der Luftals heute – etwa am Ende der Kreidezeit vor 67 Millio-nen Jahren rund die fünffache Menge – doch die»Nebeneffekte« wie völlig eisfreie Polarregionen und ei-ne gegenüber den Ozeanen um rund 40 Prozent redu-zierte Landfläche sind für die Menschheit kaum erstre-benswert. Wenn sich auch durch die chemische CO2-Fixierung derzeit kein signifikanter Beitrag zur Verringe-rung des Anstiegs atmosphärischen CO2 absehen lässt,so ist dessen Verwendung als »nachwachsender Roh-stoff« zumindest kommerziell sehr interessant.

Fritz E. Kühn

Die Forschungsarbeiten amKAUST Center of Catalysisgehen forciert voran.

Prof. Jean MarieBasset – und nichtnur er – ist begeis-tert von der beein-druckenden Archi-tektur des Centerof Catalysis.

CO2-KooperationsprojektalsKeimzelle

©Fr

itzE

.Küh

n

Politik

37TUMcampus 3/10

Bildungsmesse in Riad

Zum ersten Mal in der Geschichte Saudi-Arabiensfand dort in Riad Ende Januar 2010 eine Bildungs-

messe statt: die »International Exhibition for Higher Edu-cation«. Saudi-Arabien betrachtet Bildung als Schlüsselzu einer nachhaltigen Entwicklung des Landes und in-vestiert derzeit große Summen in diesem Bereich. Diesist umso wichtiger für das Land, als es eine der jüngstenBevölkerungen der Welt hat und die Zahl der Studieren-den drastisch steigt.

Die internationale Bildungsmesse öffnete ihre Türen fürdrei Tage, und rund 250 000 Besucher nutzten die Mög-lichkeit, sich über mehr als 360 Universitäten und Orga-nisationen aus fast 30 Ländern zu informieren. Als eineder Top-Universitäten der Welt war – neben beispiels-

weise der Yale University aus den USA – auch die TUMvertreten. Die hohe Besucherzahl spiegelte sich amMessestand der TUM wider, wo die Besucher zeitweiseauf ein Gespräch warten mussten. Vor allem warenInformationen über englischsprachige Masterstudien-gänge und die Möglichkeit zu einer Promotion an derTUM gefragt.

Eine Besonderheit am Messestand war die Präsentationder TUM durch den international renommierten Mathe-matiker Prof. Karl-Heinz Hoffmann, der bereits durchsein Engagement im KAUST-Projekt als TUM-Emeritusof Excellence dazu beiträgt, die Verbindungen derUniversität zu Saudi-Arabien zu intensivieren. Die Inte-ressenten aus Saudi-Arabien und den Nachbarstaaten

profitierten bei der Beratung vonseiner langjährigen Erfahrung alsHochschullehrer und Wissen-schaftler und verließen denMessestand auf das Beste in-formiert über die Studienbedin-gungen in Deutschland und ins-besondere das Studium an derTUM.

Sabine AlbersErika Schropp

©S

abin

eA

lber

s

Stark gefragt auf der ersten Bildungs-messe in Saudi-Arabien warenInformationen über die TUM undihr Angebot.

Mit UnternehmerTUM zureigenen Firma

Immer wieder finden zukunftsweisende Ideen und Produktemit Hilfe der UnternehmerTUM, Zentrum für Innovation undGründung an der TU München, den Weg aus dem For-schungslabor in die Praxis. Zwei Beispiele für erfolgreicheSpin-offs sind SurgicEye und komoot.

Ein innovatives Konzept der intraoperativen, funktionellen Tumor-Bildgebung und navigierten 3D-Chirurgie bei Brustkrebs istSurgicEye. Als entscheidende Vorteile zu den bisher üblichenoperativen Verfahren bietet es die präzise Diagnose und die ge-zielte Behandlung der Krankheit; so wird die weitere Ausbreitungdurch Metastasen verhindert, kostspielige und gesundheits-schädliche Folgebehandlungen werden vermieden. »Unser Sys-tem ermöglicht den lange ersehnten technologischen Durch-bruch. Ärzte werden in der Lage sein, Brustkrebs präziser, siche-rer und kostengünstiger zu behandeln«, erklärt Dr. Jörg Traub,Geschäftsführer der SurgicEye GmbH und Mitarbeiter am Lehr-stuhl für Informatikanwendungen in der Medizin & AugmentedReality (CAMP) der TUM. Dessen Ordinarius, Prof. Nassir Navab,fungiert bei SurgicEye als Gesellschafter und Berater, sein Mit-arbeiter Dipl.-Ing. Thomas Wendler ist Chief Technology Officer.Daneben gehören weitere vier feste und vier Teilzeitkräfte, zu-meist TUM-Absolventen, zum Unternehmen.

2008 ging die Firma aus der Zusammenarbeit des CAMP-Lehr-stuhls mit der Abteilung für Nuklearmedizin am TUM-Klinikum

TUM und TÜV SÜD startenGastprofessoren-Programm

Die TUM legt ein von der noch jungen TÜV SÜD Stiftungfinanziertes Gastprofessoren-Programm auf. Internationalrenommierte Wissenschaftler werden mehrere Monate an derTUM arbeiten und fachübergreifende Veranstaltungen in derReihe »Industrie – Mobilität – Mensch« anbieten. Profitierensollen vom Wissen der »TÜV SÜD Visiting Professors« vorallem die Studierenden und Nachwuchswissenschaftler.

Forschung für mehr Sicherheit und Sicherheit in der Forschung:Für beides stehen sowohl die TUM als auch der TÜV SÜD, diegemeinsam hochkarätige Experten aus dem Bereich Sicherheitan die TUM holen. Dazu hat die TÜV SÜD Stiftung eine Gast-professur gestiftet, die jährlich einem Wissenschaftler mehrereMonate den Aufenthalt an der TUM ermöglicht. Das internatio-nale Programm konzentriert sich auf die Themenfelder Energie-effizienz und Klimaschutz, Prüfverfahren, Produkt- und Anlagen-sicherheit sowie Risiko- und Compliance-Management.

Wissenschaft und Wirtschaft

TUMcampus 3/1038

Die TÜV SÜD Stiftung stellt bei ihrer Gründung in der Residenz Münchenihre Projekte vor, darunter die TÜV SÜD Visiting Professur an der TUM(v.l.): Hermann Mund, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der TÜVSÜD Stiftung, TUM-Präsident Prof. Wolfgang A. Herrmann und Dr. ErnstSchön, Vorstandsvorsitzender der TÜV SÜD Stiftung.

Die »TÜV SÜD Visiting Professors« werden eine Vorlesung, einSeminar oder einen Workshop in englischer oder deutscher Spra-che gestalten. Die Reihe »Industrie – Mobilität – Mensch« richtetsich vor allem an Studierende und Doktoranden. Den interdiszi-plinären Austausch mit Spitzenwissenschaftlern ermöglicht denGästen das TUM Institute for Advanced Study. »Die TechnischeUniversität München baut damit ihr starkes internationalesExpertennetzwerk aus«, sagt TUM-Präsident Prof. Wolfgang A.Herrmann.

Erster Gast war Prof. Steven D. Glaser von der University of Ca-lifornia, Berkeley. Der international anerkannte Experte für Me-thoden der Erdbebenanalyse und Seismologie leitete im Juli 2010den fünftägigen Workshop »Seismologie als zerstörungsfreiePrüfung«.

©TÜ

VS

ÜD

Stif

tung

rechts der Isar hervor. Mit Unterstützung der UnternehmerTUMGmbH entstanden erste Geschäftsmodelle für die Anwendungder neuen Technologie. 2009 wurde aus dem Konzept ein zertifi-ziertes Produkt. Ohne die Frühphaseninvestition des High-Tech-Gründerfonds und des Seedfonds Bayerns der Bayern Kapitalwäre das nicht möglich gewesen. »Die TUM und die Unterneh-merTUM sind unangefochten führend in Innovation und Unter-

nehmensgründungen in Deutschland«, betont Jörg Traub. »Ohnedie schnelle und zielführende Zusammenarbeit hätten wir Surgic-Eye niemals so zeitnah zum Arzt und damit zur Patientin bringenkönnen!«

www.surgiceye.com

Eine Alternative zur klassischen Wanderkarte haben sechsMünchner Studenten entwickelt: Der Service komoot berechnetanspruchsvollen Wanderern, Bikern oder Joggern in kürzesterZeit die individuell perfekte Route in digitaler Form. Touren kön-nen online geplant und gedruckt, auf ein GPS-Gerät übertragenund bald auch mit jedem GPS-Handy genutzt werden. Das Dis-

Wissenschaft und Wirtschaft

39TUMcampus 3/10

Perfekter Beglei-ter: der Servicekomoot

Das Navigationssystem SurgicEye im Einsatz in der TUM-Frauenklinik(Leitung: Prof. Marion Kiechle)

play zeigt sie mit Steigungen, Wegbeschaffenheit, Sehenswür-digkeiten und Einkehrmöglichkeiten auf einer virtuellen Karte undim Höhenprofil.

Das Team komoot besteht aus Markus Hallermann und ChristophLingg (Physik), Daniel Gard (Softwareentwicklung), Jan TorbenHeuer (Geoinformatik), Jonas Spengler (Soziologie mit techni-scher Ausrichtung) und Tobias Hallermann (Maschinenbau). Diesechs Outdoor-Spezialisten hatten die Kunst der Wegfindungjahrelang selbst trainiert und bald stellte sich die Frage, ob sichStudium und Hobby nicht verbinden lassen. Richtig rund wurdedie Sache aber erst, als die UnternehmerTUM ins Spiel kam: ImProgramm Manage&More entwickelte das Team seine Idee wei-ter, und mit Hilfe der erprobten Methodik »Designing your Busi-ness« entstand ein erster Prototyp, der laufend an die gewonne-nen Erkenntnisse angepasst wurde. Unterschiedliche Benutzer-oberflächen für die Web-Version und für die mobile Anwendungwurden durch Feedback-Gespräche mit Outdoor-Sportlern stän-dig optimiert. Bald stand der Businessplan auf stabilen Füßen –und der Markteinführung nichts mehr im Weg.

www.komoot.de

Sabine Hansky

©ko

moo

t

©A

lex

Zu Besuch auf dem Campus

Jürgen Großmann

Im Rahmen der Speaker Series des Center for Entrepreneurial andFinancial Studies (CEFS) sprach am 21. Juni 2010 der Vorstands-vorsitzende der RWE AG, Dr. Jürgen Großmann, zum Thema»Unternehmer brauchen Energie – Energie braucht Unternehmer«.

Mit vielen humorvollen Anekdoten beschrieb Jürgen Großmannseinen persönlichen Werdegang. Begonnen hatte er seine Karrie-re als Vorstandsassistent bei den Klöcknerwerken, wo er sichüber diverse Zwischenstationen bis zum Mitglied des Vorstandshocharbeitete. Anfang der 90er-Jahre übernahm er den marodenStandort Georgsmarienhütte für einen symbolischen Preis vonzwei DM und baute ihn zu einem der modernsten Standorte fürStahlproduktion der Welt aus. Seinen Wechsel zur RWE begrün-dete er mit dem RWE-Slogan »Es kann so leicht sein, Großes zubewegen – wenn man ein Riese ist.« Damit bezog er sich insbe-sondere auf die Verbreitung erneuerbarer Energien durch und mitHilfe des Großkonzerns RWE, für die er sich persönlich be-sonders stark einsetzt. In diesem Zusammenhang betonte eraber mehrfach, dass auch innerhalb eines Großkonzerns wieRWE das Unternehmertum, wie es insbesondere in Start-upsgelebt wird, eine Daseinsberechtigung hat und darüber hinaussogar eine Kernvoraussetzung für langfristigen Markterfolg ist.Bei RWE legte Großmann durch die Gründung der RWE Innogy,die sich auf erneuerbare Energien und innovative Technologienfokussiert, den Grundstein für die Verankerung dieser Philoso-phie. Nachdrücklich forderte er die Studierenden auf, auch Neu-gründungen als Karriereweg in Betracht zu ziehen. In der an-schließenden begeisterten Diskussion beantwortete GroßmannFragen zu seinem Managementstil, zu Unternehmertum, Energie-wirtschaft und Politik.

Imke Kappes

Peter Bauer

Ein knappes Vierteljahrhundert nach seinem Abschluss an derTUM fand der diplomierte Elektrotechniker und heutige Vor-standsvorsitzende der »Infineon Technologies AG« wieder an sei-ne Alma Mater zurück: Peter Bauer dozierte im Rahmen der stu-dentisch organisierten Vortragsreihe TUM Speakers Series überdie Rolle der Chipindustrie als Innovationstreiber des 21. Jahr-hunderts.

Bauer stellte zunächst seinen eigenen Werdegang vor. Nachmehreren Jahren als Entwicklungsingenieur bei Siemens beklei-dete er mehrere Positionen im Marketing. Mit der Ausgründungvon Infineon 1999 bekam er einen Sitz in dessen Vorstand undwurde 2008 zum Sprecher des Vorstands ernannt. Auf Grund vonRefinanzierungsproblemen, bedingt durch die Finanzmarktkriseab März 2009, geriet Infineon in gefährliche Schieflage. DasUnternehmen wurde bereits als Pennystock gehandelt und alsÜbernahmeopfer betrachtet. Doch durch geschickte Restruktu-rierung gelang es Bauer, das Vertrauen der Finanzmärkte wieder-zugewinnen. Bis Ende des Jahres galt der Konzern bereits wiederals DAX-Liebling.

Zukünftig soll das Produktportfolio des HalbleiterherstellersWachstum generieren. So setzt das Unternehmen unter anderemauf den stark ansteigenden Verbau von Siliziumbauteilen in derAutomobilindustrie. In einer lebhaften Fragerunde nach dem Vor-trag entlockten die Studierenden dem Manager sein Bild einesperfekten Absolventen: Neben Intelligenz und Fachkenntnis wün-sche er sich vor allem aufgeschlossene Persönlichkeiten, diegern ein paar Jahre in Asien arbeiten würden.

Christopher Randall

Wissenschaft und Wirtschaft

TUMcampus 3/1040

©A

ndre

asH

edd

ergo

tt(2

)

TUM innen

41TUMcampus 3/10

Für ihr innovativesKonzept zur Integra-

tion von Lehrerbildung, Schul-praxis und Bildungsforschung er-hielt die TUM School of Education in ei-nem Hochschulwettbewerb der Deutschen TelekomStiftung im vergangenen Jahr 1,5 Millionen Euro. ImMärz 2010 stellte die neue Fakultät mehr als 20 Teilpro-jekte zur Verbesserung der Lehrerbildung in den natur-wissenschaftlich-technischen Fächern vor.

Zentrale Elemente des Konzepts sind der Auf- und Aus-bau von Schülerforschungszentren, das gymnasialeOberstufenmodell »TUM-Kolleg« und die Förderung deswissenschaftlichen Nachwuchses in Fachdidaktik undBildungsforschung. Seit dem Wintersemester 2009/2010 studieren Lehramtskandidaten für Gymnasien undBerufliche Schulen fächerübergreifend und gemeinsaman der TUM School of Education. Über ein dichtes Ko-operationsnetz mit Schulen werden die Studierendenbereits ab dem ersten Semester an die Schulpraxis he-rangeführt. Mentoren aus Schule und Wissenschaft,angeworben über Alumni-Programme der TUM, sowiestudentische Tutoren begleiten sie durch das Lehramts-studium und beraten sie in ihrer fachlichen und persön-lichen Entwicklung. Schritt für Schritt wird das Lehr-amtsstudium einem umfassenden, wissenschaftlich be-

gleiteten Qua-litätssicherungspro-

zess unterworfen, vonder Professionalisierung der

begabungsadäquaten Auswahl derStudierenden bis zu einer ganzheitlichen Evaluierungund der Erforschung innovativer Ausbildungskonzeptefür die Lehrerbildung.

Gleichzeitig garantiert das Schulnetzwerk die enge Ver-zahnung der Bildungsforschung an der TUM School ofEducation mit der konkreten Entwicklung und Erpro-bung neuer Unterrichts- und Lehrkonzepte an Schulen.So wird seit Beginn des laufenden Schuljahrs ein eigen-ständiges gymnasiales Oberstufenmodell erprobt, dasTUM-Kolleg. Weitere wichtige Bausteine des Konzeptsder TUM School of Education sind Schülerlabors, indenen Kinder und Jugendliche Forschung erleben undeigene kleine Projekte bearbeiten können, etwa in Zu-sammenarbeit mit regionalen Unternehmen oder umsich an Schülerwettbewerben wie »Jugend forscht« zubeteiligen. Äußerst großer Beliebtheit erfreut sich bereitsdas TUMLab im Deutschen Museum, in dem zum Bei-spiel Lego-Roboter gebaut und programmiert werdenkönnen.

Nah a

n der Schulpraxis

©Stephanie Hofschläger / PIXELIO

Schulräume zum Wohl-fühlen und Lernen

Um die Lernatmosphäre von Klassenzimmern zuverbessern, haben Studierende der TUM Schulräu-me analysiert und Vorschläge für die Neugestaltungentwickelt. Denn wissenschaftliche Untersuchun-gen zeigen: Farbe, Akustik und Ordnung tragennicht nur zum Wohlbefinden bei, sondern helfenauch beim Lernen.

Wenn es im Klassenzimmer laut hallt, ist ein konzen-trierter Unterricht kaum möglich. Was Lehrer und Schü-ler aus Erfahrung kennen, haben psychologische Stu-dien bestätigt: Lärm und Nachhall machen Zuhören undDiskussion zum ermüdenden Kraftakt und verursachenStress. In vielen Schulräumen hat man daher mittler-

weile Schallschutzdecken eingezogen. Doch auch dieGestaltung des Raums spielt eine Rolle: HarmonierendeFarben und Proportionen, Licht und Ordnung beeinflus-sen Wohlbefinden und Konzentration. So können sichSchüler laut einer amerikanischen Umfrage in unordent-lichen Umgebungen schlechter konzentrieren, und einedeutsch-schwedische Studie zeigte, dass sich die An-ordnung von Tischen und Bänken auf die Unterrichts-beteiligung der Schüler auswirken kann.

Während der Bau einer Schule meist in den Händen ei-nes Architekten liegt, vertraut man bei Ausgestaltungund Einrichtung der Klassenzimmer überwiegend aufvorgegebene Möbel und tradierte Standards, weiß Dipl.-Ing. Ludwig Steiger aus Erfahrung. Der Schulbauarchi-tekt lehrt an der TUM Baukonstruktion und Baugestal-tung. Im Rahmen des Seminars »Lernumgebung Klas-senzimmer« stellte er zusammen mit seiner MitarbeiterinDipl.-Ing. Anna Gmelin seinen Studierenden die Aufga-be, Klassenzimmer von Berufsschulen zu analysierenund Vorschläge für eine innenarchitektonische Neuge-staltung zu machen. Die Studierenden, Lehramtskandi-daten im Fach Innenausbau und Raumgestaltung, set-zen sich auf diese Weise mit der Gestaltung ihres zu-künftigen Arbeitsplatzes auseinander – und zwar sehrkonkret, wie Steiger betont: »Mir war wichtig, dass dieStudierenden keine Utopien entwerfen, sondern Ent-würfe anfertigen, die sich auch realisieren lassen.«

Eine Fülle von Vorschlägen ist zustande gekommen: Soweicht in einem Raum das strenge Grau-Weiß der Wän-de einem warmen Orange, woanders werden die Tischemit verschiedenen Holzfarben furniert – eine optischeReferenz an die Holzbildhauer, die hier die Schulbankdrücken. Demonstrationsmodelle für den Unterricht,bislang noch auf Regalen gelagert, wandern in Einbau-schränke, die die akustisch ungünstigen Blechschränkeersetzen. Ordnung im Klassenzimmer schaffen auch op-tische Linien, die den Sitz- vom Computerarbeitsbereichabgrenzen. Als Raumteiler wirken Pflanzen – in Hydro-kultur, damit sie lange Wochenenden überstehen. Ganzpraktisch wird es, wenn Lineal und Geodreieck griff-bereit neben der Tafel hängen, statt hinter ihr zu ver-schwinden. Auch hängende Deckenleuchten, die denBlick auf die Beamerprojektion erschweren, werden er-setzt.

»In den meisten Klassenzimmern sammeln sich über dieJahre Einrichtungsgegenstände an, die ohne gestalteri-sches Konzept die Räume füllen: Wandtafeln nebenComputertischen, alte Regale und Bilder, und das alleszwischen farblos gewordenen Wänden bei unfunktiona-ler Beleuchtung«, erläutert Ludwig Steiger. Das zu än-dern, dazu braucht es gar nicht viel, sagt Anna Gmelin:»Die Entwürfe unserer Studierenden zeigen, dass sichoft schon mit einfachen Maßnahmen große Effekte er-zielen lassen.«

TUM innen

TUMcampus 3/1042

Esther O’Rear undAndreas Gromer,Lehramtstudieren-de für Innenausbauund Raumgestal-tung, diskutierenihre Klassenzim-mer-Entwürfe.

©U

liB

enz

TUM bleibt familiengerechteHochschule

Die Initiative berufundfamilie der gemeinnützigen Hertie-Stiftung erneuerte im Juni 2010 das erstmals im Jahr2007 an die TUM verliehene Zertifikat zum »audit fami-liengerechte hochschule«. Verstärkt in den Blick neh-men will die TUM künftig Hilfestellungen für Mitarbeiter,die nahe Angehörige pflegen.

Wie können Hochschulangehörige Beruf oder Studiumund die Pflege eines Familienmitglieds unter einen Hutbringen? Wo bekommen sie an der TUM Hilfe und In-formationen? Ein Serviceangebot aufzubauen und dieentsprechenden Regelungen der Vereinbarkeit von Be-ruf und Familie zu überprüfen, ist eines der Ziele, diesich die TUM für die nächsten drei Jahre gesetzt hat. Sierückt damit ein gesellschaftlich immer virulenter wer-dendes Thema in den Mittelpunkt.

Kooperation mit der Stabi

Die TUM kooperiert künftig in Lehre und Forschung mitder Bayerischen Staatsbibliothek (BSB). Studierendeund Wissenschaftler am Lehrstuhl für Restaurierung,Kunsttechnologie und Konservierungswissenschaftkönnen in den Werkstätten und Ateliers der Bibliotheklernen und forschen. Vertreter von Universität und Bib-liothek unterzeichneten im Mai 2010 eine entsprechen-de Kooperationsvereinbarung. Sowohl Bachelor- alsauch Masterstudierende werden von der Fülle interes-santer Objekte profitieren, die die BSB für praktischeAnwendungen der Restaurierung und Konservierung zurVerfügung stellt. Die Forscher beider Institutionen wol-len eine enge Zusammenarbeit in der modernen Kon-servierungswissenschaft begründen. »Die BayerischeStaatsbibliothek gehört zu den bedeutendsten interna-

tionalen Forschungsbibliotheken mit Werkstätten vonhöchstem Renommee«, sagt Prof. Erwin Emmerling, Or-dinarius für Restaurierung, Kunsttechnologie und Kon-servierungswissenschaft der TUM. »Mit dieser Koopera-tion können wir unser Fachgebiet ›Buch und Papier‹adäquat abdecken.«

TUM innen

43TUMcampus 3/10

Bundesfamilienministerin Dr. Kristina Schröder und Dr. EvaSandmann, Leitung TUM-Genderzentrum und Frauenbeauf-tragte, bei der Zertifikatsverleihung »audit familiengerechtehochschule« in Berlin.

©b

eruf

und

fam

ilie

gGm

bH

©U

liB

enz

Den Pakt zuguns-ten des Fachge-biets »Buch undPapier« schlossenTUM-PräsidentProf. Wolfgang A.Herrmann (l.) undBSB-Gereraldirek-tor Dr. Rolf Griebel.

Osteoporose ist eine häufige Erkrankung des Knochens,die ihn für Brüche anfälliger macht. Die Knochendichtenimmt durch den übermäßig raschen Abbau der Kno-chensubstanz und -struktur ab. Die Krankheit betrifft

30 Prozent aller Frauen und 15 Prozent aller Männer,überwiegend im höheren Lebensalter. Gefürchtet ist vorallem die Schenkelhals-Fraktur, die mit einer Sterblich-keit von 20 Prozent im ersten Jahr und hohem nachfol-gendem Pflegebedarf einhergeht.

Das neue Osteoporose-Zentrum entstand auf Initiativedes Ärztlichen Direktors des Rechts der Isar, Prof. Rei-ner Gradinger, und der Direktorin der Frauenklinik, Prof.Marion Kiechle. Geleitet wird es von PD Dr. VanadinSeifert-Klauss von der Frauenklinik und Prof. HansRechl von der Klinik für Orthopädie. Seifert-Klauss er-läutert das Ziel der Einrichtung: »Unser Hauptanliegenist die Beratung, Diagnostik und Therapie bei Osteopo-rose sowie die Prävention von Frakturen. Dabei arbeiten

wir eng mit allen relevanten Kliniken und Zentren desKlinikums zusammen. So besprechen wir beispiels-weise in einem regelmäßig stattfindenden Osteoporose-Board Diagnostik und Therapieoptionen für unserePatienten interdisziplinär.«

Ein besonderes Augenmerk legen die Ärzte des Zen-trums auf Prävention und Früherkennung. Zu denHintergründen erläutert Hans Rechl: »Da die Erkrankungschleichend auftritt und zunächst keine Symptomezeigt, ist es von entscheidender Bedeutung, sie mög-lichst früh zu erkennen und bei vorliegenden Risikofak-toren rechtzeitig präventive Maßnahmen wie spezielleOsteoporose-Medikamente zu ergreifen.« Die Heraus-

forderung für die Mediziner besteht nun darin, Risiko-Patienten möglichst zielgenau auszuwählen.

TUM innen

TUMcampus 3/1044

Studienteilnehmerinnen gesucht!

Das Osteoporose-Zentrum sucht noch Studienteil-nehmerinnen für die PEKNO-Studie (Perimenopau-sale Knochendichte und Ovulation). Die Frauensollten über 45 Jahre alt sein, keine Hormone ein-nehmen und noch einen Zyklus haben (Zyklus-länge nicht über 42 Tage). Sie sollen mit Hilfe einesOvulationsmonitors, den sie gestellt bekommen,ihr eigenes Zyklusgeschehen erfassen und allesechs Monate zu einer Blutabnahme und Befra-gung kommen. Zu Beginn und zum Ende der Stu-die wird eine für die Studienteilnehmerinnen kos-tenlose Knochendichte-Messung durchgeführt. Eshandelt sich um eine reine Beobachtungs-Studie,es werden keine Medikamente verabreicht. Hinter-grund ist die Suche nach »Knochen-Schnell-Verlie-rerinnen« (»Fast losers«), denn etwa 25 Prozent derFrauen verlieren während der Wechseljahre über-durchschnittlich viel Knochendichte. Sie sind durchden besonders raschen Verlust stärker gefährdet,einen Wirbelkörper-Bruch zu erleiden. Weitere In-formationen unter [email protected] odertelefonisch unter der Nummer 089/4140-6759 oderüber das Studien-Handy 0175/6066619.

www.med.tu-muenchen.de/de/gesundheitsversorgung/zentren/Osteoporosezentrum.php

Osteoporose – der stilleKnochendieb

Mit der Diagnose und Therapie von Osteoporose beschäftigt sich dasneue Interdisziplinäre Osteoporose-Zentrum am TUM-Klinikum rechtsder Isar. In der Einrichtung arbeiten alle relevanten Fachrichtungenunter Federführung der Frauenklinik und der Klinik für Orthopädie undUnfallchirurgie zusammen. Ziel ist neben der Behandlung und Bera-tung von Patienten auch die Erforschung innovativer Ansätze.

Osteoporose isteine zerstörerischeKrankheit; l.:gesunder Knochen;r.: die Dichte desKnochenmaterialsist stark reduziert.

Alles bereit für dieersten Patienten?In einer »Trocken-übung« testetenzuvor das neueUroskop Omnia(v. l.): Prof. JürgenGschwend,Dr. Michael Straub,Oberarzt an derKlinik für Urologie,und die Siemens-Mitarbeiter JensFehre und HaukePrenzel (auf demTisch).

Als erste Klinik der Welt verwendet die Klinik für Uro-logie am TUM-Klinikum rechts der Isar ein neues

multifunktionales Gerät für endoskopische Eingriffe inder Urologie: Das Uroskop Omnia der Firma Siemens.Der urologische Operationstisch mit digitaler Röntgen-technik eignet sich für alle endoskopisch durchgeführ-ten urologischen Eingriffe. In der TUM-Klinik für Urolo-gie sind das mehr als die Hälfte der jährlich über 3 000Operationen – perkutane Eingriffe, Operationen von Nie-

ren- und Blasensteinen, Harnleiter-Endoskopien undsämtliche durch die Harnröhre durchgeführten Eingriffean Prostata und Harnblase.

Mit dem Uroskop Omnia lässt sich der gesamte Uroge-nitaltrakt in einer einzigen Aufnahme mit hoher Bildqua-lität darstellen; bisher waren dafür zwei Röntgenbildererforderlich. Der Urologe kann auf zwei nebeneinanderangeordneten Monitoren gleichzeitig Röntgen-, Ultra-

schall- und Endoskopie-Bilder aufrufen und hatso auf einen Blick alle relevanten Informationenvor Augen.

Dr. Michael Straub, Geschäftsführender Oberarzt derKlinik für Urologie, sieht weitere Vorteile für die Praxis:»Der Tisch ist so weit absenkbar, dass Patienten kom-fortabel wie auf einen Stuhl aufsteigen können. Zusätz-lich haben wir von allen Seiten Zugang zum Patienten.Damit brauchen diese während eines Eingriffs nichtmehr aufwendig umgelagert zu werden.« Auch über-gewichtige Patienten bis 270 kg können problemlos be-handelt werden. Die bisher übliche Bildröhre ist durch

digitale Flachdetektor-Technologie ersetzt. So könnenbei der Bildgebung Teilbereiche ausgeblendet werden,was die Strahlenbelastung der Patienten vermindert.»Das neue Uroskop bedeutet für unsere tägliche Arbeiteine große Erleichterung und für unsere Patienten mehrKomfort«, meint Prof. Jürgen Gschwend, der Direktorder Klinik für Urologie. »Mit dieser Investition bauen wirunseren endourologischen Schwerpunkt aus.«

TUM innen

45TUMcampus 3/10

©M

icha

elS

tob

raw

e

Weltneuheit in der Urologie

Manchmal sind es nicht die hochgeistigen Fragen,die Wissenschaftler vor Probleme stellen, sondern

ganz praktische Angelegenheiten: Wo finde ich beiAuslandsaufenthalten eine geeignete Wohnung für dieFamilie und einen guten Kindergarten? An deutschenUniversitäten und Max-Planck-Instituten werden Gast-wissenschaftler bei diesen Fragen von den Internationa-len Begegnungszentren (IBZ) und Gästehäusern unter-stützt.

Die »Philosophie des akademischen Zusammenlebens«als Grundgedanke eint die IBZ und Gästehäuser. Aus-ländische Wissenschaftler sollen sich in Deutschland zu-hause fühlen. Dies gelingt, wenn sie einerseits unproble-matisch an eine geeignete Wohnung kommen und ande-rerseits einen persönlichen Austausch im fremden Landhaben. Die Begegnungszentren bieten dazu wissen-schaftliche Vorträge, Diskussionsrunden, Konzertaben-

de und Feste an. In einem Fall beim Berliner IBZ sind so-gar ein Kindergarten und eine Schule angegliedert.

Wegen ihrer unterschiedlichen Organisationsformenstanden die Zentren bei Problemen bisher oft alleine da.So zweifeln etwa Rechnungshöfe als Kontrollinstanzenan, ob es Aufgabe einer Wissenschaftseinrichtung ist,ein Gästehaus zu betreiben. Die Betroffenen befürchten,

dass sich diese Probleme in dennächsten Jahren verstärken, weildie Mittel immer knapper werden.Dabei sind die IBZ und Gästehäusergerade in Zeiten zunehmenderInternationalisierung und gleichzei-tig wachsender Skepsis gegenüberFremden wichtiger denn je. Um ge-schlossener aufzutreten und dieAußenwirkung zu stärken, wollendie deutschen IBZs künftig die»Marke IBZ und Gästehäuser«durch eine Arbeitsgemeinschaft(Verbund) stärken.

Maria-Antonia RauschHenriette Walz

www.ibz-muenchen.de

TUM innen

TUMcampus 3/1046

IBZ und Gästehäuser stärken

Internationale Begegnungszentren und Gäste-häuser wollen sich als Marke etablieren

In München istdas InternationaleBegegnungszent-rum (IBZ) seit1993 im Arnold-Sommerfeld-Hausin der Amalien-straße unterge-bracht. Es beher-bergt 46 Gäste-wohnungen sowieKlub-, Sport- undSeminarräume.

Die Geschichte der IBZ und Gästehäuser geht indie 1960er Jahre zurück. In angelsächsischen

Ländern schon eine Selbstverständlichkeit, wurdenin Deutschland damals die ersten Gästehäuser ge-gründet. In einem zweiten Schritt entstanden dieIBZ, deren Gebäude zunächst von der Alexander-von-Humboldt-Stiftung finanziert wurden. Späterentwickelten sich unterschiedliche Finanzierungs-modelle und auch die Organisation ist nicht ein-heitlich geregelt: Vom selbstverwalteten Verein biszur universitären Stiftung reicht die Bandbreite. VorOrt sind die IBZ stark vernetzt. So sind im Münch-ner Verein beispielsweise die örtlichen Universitä-ten und die Max-Planck-Gesellschaft vertreten.

©A

lber

tS

char

ger

Klimagerechtes Bauen

Zehn Tage lang stand im Februar 2010 das Thema»Klimagerechtes Bauen« am Lehrstuhl für Baukon-

struktion und Baustoffkunde der TUM im Mittelpunkt.Zu Gast waren Studierende und Professoren der ÉcoleNationale Supérieure d’Architecture de la ville et desterritoires à Marne-la-Vallée, der École des Ponts &Chaussees, Paris Tech aus Frankreich und des Water-ford Institute of Technology, Irland. Gemeinsam wid-mete man sich speziell dem Fassaden- und Fensterbau,in dem sich vor dem Hintergrund der knapper werden-den fossilen Energiereserven und der globalen Klima-erwärmung im letzten Jahrzehnt starke Veränderungenvollzogen haben.

20 internationale Planungsteams arbeiteten an zu-kunftsweisenden Fassadenkonzepten, die die Nutzungpassiver und aktiver Baumaßnahmen zur Einsparungvon Energie aufzeigen. Vorgegeben war ein modularesRaumsystem, aus dem wahlweise Lösungen für Wohn-oder Bürogebäude entwickelt werden sollten. AlsStandorte waren die EU-Universitätsstädte Lulea in

Schweden und Saint-Denis auf der Insel La Réunionvorgesehen. Anhand von Klima-Simulationen waren dieEntwurfsideen entsprechend den Standortqualitäten zuüberprüfen und zu optimieren. Für die besten Arbeitenhatte das Modulbauunternehmen ALHO, dessen Raum-module verwendet werden sollten, eine Preissumme voninsgesamt 1 000 Euro gespendet. Bei der Abschluss-präsentation stellten die Teams ihre Ergebnisse einerinternationalen Fachjury vor. Alle Arbeiten zeichnetensich durch hohes Niveau und Ideenvielfalt im Umgangmit den unterschiedlichen Klimabedingungen aus undspiegelten damit die intensive Arbeit während desWorkshops wider.

Stefan Giers

TUM innen

47TUMcampus 3/10

KonzentriertesArbeiten an Modellenfür Wohn- und Büro-gebäude

»Gone with the wind«ist dieses Fassaden-konzept aus Sonnen-segeln für den Standortauf der InselLa Réunion betitelt.

©S

tefa

nG

iers

(2)

»Ein weiteres Symbol für die gelebte Partnerschaft zwi-schen der BMW Group und der Technischen UniversitätMünchen« nannte Dr. Norbert Reithofer, der Vorstands-vorsitzende der BMW AG, die Übergabe eines BMWActiveHybrid 7 an Prof. Wolfgang A. Herrmann. Der TUM-Präsident gehört damit zum kleinen Kreis von Autofah-rern, die das Potenzial der BMW-ActiveHybrid-Tech-nologie im Alltagsverkehr erleben können. Parallel zurMarkteinführung des 7er mit BMW-ActiveHybrid-Tech-nologie können ausgewählte Persönlichkeiten des öffent-lichen Lebens Erfahrungen mit einer zukunftsweisendenAntriebsform sammeln.

Die Partnerschaft zwischen der BMW Group und derTUM ist ein erfolgreiches Beispiel für die Vernetzung vonWirtschaft und Wissenschaft. Die Kooperation begannbereits vor rund 90 Jahren und fördert die wissenschaft-liche Arbeit einer Vielzahl von Fachbereichen, deren For-schungsergebnisse in Entwicklungen des Unternehmenseinfließen. In den vergangenen Jahrzehnten beteiligtesich BMW unter anderem maßgeblich am Bau und an derErweiterung des Forschungscampus der TUM in Gar-

ching. Für das 2005 gegründete »Institute for AdvancedStudy« errichtet die BMW Group derzeit einen Neubau, indem hochspezialisierte Forscherteams aus Hochschuleund Industrie gemeinsam an der Entwicklung von Zu-kunftstechnologien arbeiten werden.

Supercomputing in Garching: Bei Höchstleistungs-rechnern hängt die Leistungsfähigkeit nicht nur von derAnzahl der Prozessoren und deren Geschwindigkeit ab,auch die Rechnerarchitektur hat einen wesentlichen Ein-fluss. Mit Sammlungen von »Benchmark-Programmen«können Hersteller und Forschungsinstitute prüfen, obein Supercomputer für bestimmte Aufgaben geeignetist. Das vom Fachbereich Bioinformatik und dem Lehr-stuhl für Rechnertechnik und Rechnerorganisation derTUM am Leibniz-Rechenzentrum der Bayerischen Aka-demie der Wissenschaften entwickelte ProgrammRAxML wurde kürzlich in die wichtigste internationaleSammlung solcher Benchmark-Programme aufgenom-men. Es dient dazu, aus Erbgutinformationen ganzeStammbäume von Lebewesen zu berechnen. Die Pro-grammentwicklung wird durch das Bayerische Kompe-tenznetzwerk für Technisch-Wissenschaftliches Hoch-und Höchstleistungsrechnen KONWIHR unterstützt.

Nächtliche Wissenschaft: Reichlich Gelegenheit zumExperimentieren, zum Fragen, zum Staunen gab es am15. Mai 2010 auf dem Campus Garching. 26 Institutehatten zur langen Nacht der Wissenschaften eingela-den, und mehr als 10 000 Interessierte hatten das Ange-bot angenommen. Etwa ein Drittel davon waren Besu-cher des zweiten Ökumenischen Kirchentags, dessenZentrum »Dialog mit den Wissenschaften« mit der lan-gen Nacht seinen Abschluss fand. Die wissbegierigenBesucher konnten die etwas ungelenk, aber zielstrebigüber den Teppich staksende Roboterdame »Lola«kennenlernen, sich in einem ferngesteuerten Audi Q7kutschieren lassen, in der Medizintechnik ihre Muskelnmit harmlosen Stromstößen in unwillkürliche Zuckungenversetzen, die Forschungsneutronenquelle Heinz Maier-Leibnitz besichtigen, den Weg von Kugelblitzen verfol-gen, Fahr- und Flugsimulatoren ausprobieren, Expertenbefragen, Vorträgen lauschen... Studierende präsentier-ten selbst gebaute Rennautos, der Geschirrspüler derübernächsten Generation wurde vorgestellt, und dieGlasbläserei der Fakultät für Chemie fabrizierte kleineAndenken zum Mitnehmen. Und wer nicht nachkam mitAnschauen und Ausprobieren, muss eben beim nächs-ten Mal wiederkommen.

TUMcampus 3/1048

TUM innen

Für Sie notiert

©B

MW

AG

Wolfgang A. Herrmann (l.) und Norbert Reithofer vor demneuen BMW.

Bündnis für innovative Technologie

TUM innen

49TUMcampus 2/10

Felix Brandt

Zum 1. April 2010 wurde Dr. Felix Brandt,Emmy-Noether-Nachwuchsgruppenleiteran der LMU München, zum Professor fürdas Fachgebiet Algorithmische Spieltheo-rie der TUM berufen. Die Professur wirdvon der DFG – erstmals im Fach Informa-tik – im Rahmen des Heisenberg-Pro-gramms gefördert.

Felix Brandt studierte Informatik an derTUM und promovierte dort 2003 im Be-reich elektronischer Auktionen. Anschlie-ßend verbrachte er als Postdoktorand je-weils ein Jahr an der Carnegie Mellon Uni-versity und der Stanford University in den

USA. Anfang 2010 habilitierte er an derLMU. Als Projektleiter eines internationalenForschungsprojekts im Bereich »Computa-tional Social Choice«, einem interdisziplinä-ren Gebiet zwischen theoretischer Informa-tik, künstlicher Intelligenz und den Wirt-schaftswissenschaften, beschäftigt er sichunter anderem mit der Berechnungskom-plexität von Wahlverfahren und spieltheo-retischen Lösungskonzepten.

http://ibis.in.tum.de

Zum 1. April 2010 wurde Prof. Hubert A.Gasteiger, Gastprofessor am MIT, auf denneu geschaffenen Lehrstuhl für Techni-sche Elektrochemie der TUM berufen.

Nach dem Studium der Technischen Che-mie an der FH Nürnberg ging Gasteigermit einem Fulbright-Stipendium an dieOregon State University, wo er 1988 miteinem M.S. in Chemical Engineering ab-schloss. 1993 erhielt er an der Universityof California at Berkeley den Ph.D. in Che-mical Engineering. Nach Tätigkeiten amLawrence Berkeley Laboratory und an derUniversität Ulm, wo er eine Gruppe im Be-reich der Gasphasenkatalyse aufbaute,wechselte er 1998 als Technischer Mana-

ger in das Brennstoffzellenfahrzeugpro-gramm von General Motors/Opel zuerst inMainz-Kastel, dann in Rochester, USA.Dort leitete er zehn Jahre lang die Kataly-sator- und Elektrodenentwicklung. 2009forschte er ein Jahr als Gastprofessor amMIT an Oxidelektrokatalysatoren und Li-thium-Luft-Batterien. Seine Arbeitsgruppean der TUM beschäftigt sich mit Fragen zurMaterial- und Katalysatorentwicklung fürBatterien und Brennstoffzellen sowie denrelevanten Degradationsmechanismen.

www.tec.ch.tum.de

Hubert Gasteiger

Neu berufen

TUM innen

TUMcampus 3/1050

Nico Goldscheider

Zum 1. April 2010 wurde Dr. Nico Gold-scheider, Oberassistent am Zentrum fürHydrogeologie der Universität Neuchâtel(CHYN), Schweiz, zum Professor für dasneu geschaffene Fachgebiet Hydrogeolo-gie und Geothermie der TUM berufen.

Nico Goldscheider studierte Geologie undGeoökologie an der Universität Karlsruhe,wo er anschließend am Lehrstuhl für An-gewandte Geologie im Bereich Hydrogeo-logie promovierte. Von 2002 bis 2010 ar-beitete er am CHYN an der Erforschungund dem Schutz von Grundwasserres-sourcen in Karst-Aquiferen. Diese sind für

die Trinkwassergewinnung in vielen Regio-nen der Welt von großer Bedeutung,gleichzeitig aber besonders verletzlichgegenüber Schadstoffeinträgen. Außerdemhat er sich mit Mineral- und Thermalwasserin tiefen Karst-Aquiferen befasst und istseit 2009 Vorsitzender der Karst-Kommis-sion der Internationalen Vereinigung derHydrogeologen. An der TUM wird er sichweiterhin in Forschung und Lehre mit demGrundwasser beschäftigen, verstärkt auchin Zusammenhang mit oberflächennaherund tiefer Geothermie.

www.iah.org/karst

Christian Große

Zum 1. April 2010 wurde Prof. ChristianGroße, kommissarischer Direktor der Ma-terialprüfungsanstalt der Universität Stutt-gart, zum Professor für das FachgebietZerstörungsfreie Prüfung der TUM beru-fen. Das Fachgebiet wurde als »DoubleAppointment« der Fakultäten für Bauinge-nieur- und Vermessungswesen sowie fürMaschinenwesen neu eingerichtet.

Christian Große studierte Geophysik ander Universität Karlsruhe, promovierte1994 an der Universität Stuttgart und habi-litierte 2005 ebendort für das FachgebietWerkstoffprüfung. Anschließend verbrach-te er ein Jahr mit einem DFG-Forschungs-stipendium an der University of California

Berkeley, USA. Im Rahmen der zerstö-rungsfreien Prüfung von Werkstoffen, Bau-teilen, Bauwerken und Anlagen werdenForschungsschwerpunkte die Qualitätssi-cherung, die Inspektion und die Dauer-überwachung im Maschinenbau und imBauwesen sein. Anwendungen in den Be-reichen Architektur, Denkmalschutz undGeophysik sowie Kooperationen mit denFachgebieten Informatik und Elektrotech-nik sind ebenso geplant wie die Nutzungder Forschungsneutronenquelle HeinzMaier-Leibnitz.

www.cbm.bv.tum.de

Neu berufen

TUM innen

51TUMcampus 3/10

Zum 1. Mai 2010 wurde Dr. Andreas Jos-sen, wissenschaftlicher Mitarbeiter amZentrum für Sonnenenergie und Wasser-stoff-Forschung Baden-Württemberg(ZSW) in Ulm auf den neu geschaffenennLehrstuhl für Elektrische Energiespeicher-technik der TUM berufen.

Andreas Jossen studierte Elektrotechnikan der Universität Stuttgart, wo er an-schließend für fünf Jahre am Institut fürTheorie der Elektrotechnik arbeitete. Dortbeschäftigte er sich mit der elektrischenEnergiespeicherung in fotovoltaischen In-selsystemen und der Zustandsbestim-mung an Speicherbatterien. Nach demWechsel in den Geschäftsbereich Elektro-

chemische Energietechnologien des ZSWbaute er eine Gruppe zum ArbeitsgebietBatteriesystemtechnik auf. Die hier behan-delten Themen kamen aus den Bereichender Elektromobilität, der erneuerbarenEnergien und der Stromversorgung mobilerGeräte. Seine Forschungsschwerpunktesind die Modellbildung elektrochemischerSpeicher- und Wandlersysteme, die Zu-standsdiagnostik, Ladeverfahren und wei-tere Themen aus dem Bereich der Spei-chersystemtechnik.

www.ees.ei.tum.de

Andreas Jossen

Zum 1. April 2010 wurde Prof. CarolineLasser, Freie Universität Berlin, zur Profes-sorin für das Fachgebiet Numerik partiellerDifferentialgleichungen der TUM berufen.

Caroline Lasser ist eine angewandte Ma-thematikerin mit Forschungsschwerpunktin numerischer Analysis und wissenschaft-lichem Rechnen. Sie beschäftigt sich mitden mathematischen Gleichungen, die diemolekularen Quantenprozesse beschrei-ben, die auf Zeitskalen aus dem Atto- undFemtosekundenbereich stattfinden. IhreArbeiten schlagen eine Brücke zwischenrigoroser mathematischer Analysis dergrundlegenden mathematischen Struktu-ren hin zum Design verlässlicher und effi-zienter Algorithmen zur Computersimula-tion molekularer Quantendynamik.

Sie hat an der LMU München ihr Mathema-tik-Diplom erworben und an der TUM pro-moviert. Von 2005 an arbeitete sie alsNachwuchsgruppenleiterin und Professorinfür Angewandte Mathematik an der FreienUniversität Berlin. Längere Forschungsauf-enthalte führten Sie ans Courant Institutder New York University und ans Mathe-matical Sciences Research Institute in Ber-keley, USA, sowie an die University of War-wick und die Université Paris 12, Frank-reich. Sie ist verheiratet und Mutter zweierKinder.

www-m3.ma.tum.de

Caroline Lasser

TUM innen

TUMcampus 3/1052

Holger Patzelt

Zum 1. April 2010 wurde Prof. Holger Pat-zelt, Associate Director am Max-Planck-Institut (MPI) für Ökonomik in Jena, aufden neu eingerichteten Lehrstuhl für Be-triebswirtschaftslehre – Entrepreneurshipder TUM berufen.

Holger Patzelt studierte Chemie an derTUM und der Universität Karlsruhe undpromovierte 2003 an der Universität Hei-delberg zum Dr. rer. nat. Von 2000 bis2004 absolvierte er den Aufbaustudien-gang Wirtschaftswissenschaften für Na-turwissenschaftler an der FernuniversitätHagen und promovierte 2006 an der Fa-kultät für Wirtschafts- und Sozialwissen-schaften der Universität Bamberg zum Dr.

rer. pol. Danach ging er an das MPI in Jenaund habilitierte 2009 an der European Bu-siness School in Oestrich-Winkel. SeineSchwerpunkte in der Forschung sind unter-nehmerische Entscheidungen und die öko-nomischen, emotionalen und psychologi-schen Folgen unternehmerischen Schei-terns. Für seine Arbeiten hat er nationaleund internationale Preise erhalten. DasHandelsblatt-Forschungsranking der Be-triebswirte 2009 listet ihn auf Platz 14 unddamit als bestpublizierten Entrepreneur-ship-Forscher im deutschsprachigenRaum.

www.ent.wi.tum.de

Zum 1. März 2010 wurde Prof. Bernd Reif,Professor an der Charité - Universitätsme-dizin und am Leibniz-Forschungsinstitutfür Molekulare Pharmakologie (FMP) inBerlin, zum Professor für das FachgebietFestkörper-NMR Spektroskopie der TUMberufen.

Die Gruppe von Bernd Reif befasst sichmit der Strukturuntersuchung von Mem-branproteinen und Amyloidfibrillen mittelsMagic Angle Spinning (MAS) Festkörper-NMR Spektroskopie. Im Fokus der Unter-suchungen stehen Aggregate des ß-Amy-loidpeptids, das für die AlzheimerscheKrankheit verantwortlich gemacht wird.

Über NMR-Experimente lässt sich der Bin-dungsort von Kleinmolekülen bestimmen,die in Diagnostik und Therapie von beson-derer Bedeutung sind. Ein weiteres Zielstellt die strukturelle Charakterisierung vonß-Amyloid-Oligomeren dar, die der Fibril-lenbildung vorausgehen. In methodischenArbeiten werden neue Ansätze entwickelt,um Informationen über Struktur und Dyna-mik von uniform isotopenmarkierten Prote-inen in der festen Phase zu erhalten.

www.ocb.ch.tum.de

Bernd Reif

Neu berufen

TUM innen

53TUMcampus 3/10

Michael Rychlik

Zum 1. März 2010 wurde Prof. MichaelRychlik, wissenschaftlicher Leiter der Bio-analytik Weihenstephan am Zentralinstitutfür Ernährungs- und Lebensmittelfor-schung (ZIEL) der TUM, auf den Lehrstuhlfür Analytische Lebensmittelchemie beru-fen.

Michael Rychlik studierte Lebensmittel-chemie an der TU Kaiserslautern und leg-te 1989 sein zweites Staatsexamen ab.1996 promovierte er an der TUM und ar-beitete anschließend dort als Assistent amLehrstuhl für Lebensmittelchemie. 2003habilitierte er sich in Lebensmittelchemie.Rufe auf Professuren der UniversitätenBonn und Gießen lehnte er ab. Für seine

wissenschaftlichen Arbeiten erhielt er 1997den Förderpreis der Deutschen Groß-bäckereien und 2007 den Kurt-Täufel-Preisfür Lebensmittelchemiker. Die Forschungs-schwerpunkte des in einem »doubleappointment« am TUM-Wissenschafts-zentrum Weihenstephan und der Fakultätfür Chemie angesiedelten Lehrstuhls sinddie Entwicklung neuer Analysemethodenfür physiologisch aktive Lebensmittel-inhaltsstoffe wie Mykotoxine und Vitamine.

www.alc.wzw.tum.de

Carsten Schmidt-Weber

Zum 1. April 2010 wurde Prof. CarstenSchmidt-Weber vom Allergy and ClinicalImmunology Department des NationalHeart and Lung Institute am Imperial Col-lege in London, auf den neu geschaffenenLehrstuhl für Molekulare Allergologie derTUM berufen. Damit ist er auch Leiter desZentrums für Allergie und Umwelt (ZAUM),das von der TUM und dem HelmholtzZentrum München zu gleichen Teilengetragen wird – ein Novum in der For-schungslandschaft.

Carsten Schmidt-Weber studierte inDarmstadt und Erlangen Biochemie undImmunologie. Anschließend war er an derHarvard Medical School und am Schwei-zerischen Institut für Allergie und Asthmain Davos tätig, wo er auch habilitierte. Im

Jahr 2007 ging er an das Imperial College.Er gehört der Europäischen Akademie fürAllergie und klinische Immunologie, demCollegium International Allergologicum undder Deutschen Gesellschaft für Immunolo-gie an. Für seine Forschungsarbeiten er-hielt er 2004 den Curt Dehner Preis und2007 den EAACI-Allergopharma Award. Erpublizierte über 50 Originalarbeiten sowievielzitierte Übersicht- und Buchartikel in re-nommierten Fachzeitschriften. Ziel seinerForschungsaktivitäten sind die Mechanis-men der Allergie und die Übersetzung derErgebnisse zugunsten des Allergikers in dieklinische Anwendung. Besonderes Augen-merk legt er dabei auf Therapieansätze, dievor allem nachhaltige, lang anhaltendeEffekte haben.

www.zaum-online.de

TUM innen

TUMcampus 3/1054

Zum 1. Januar 2010 wurde Prof. Tina Sei-del, Ordinaria für Pädagogische Psycho-logie der Universität Jena, auf den Friedl-Schöller-Stiftungslehrstuhl für Unterrichts-und Hochschulforschung der TUM berufen.

Tina Seidel studierte Psychologie an derUniversität Regensburg und der VanderbiltUniversity, USA. Sie promovierte 2002 undnahm 2003 einen Ruf auf eine Juniorpro-fessur am Leibniz-Institut für die Pädago-gik der Naturwissenschaften (IPN) an.Nach einem Aufenthalt als Gastprofesso-rin der Stanford University übernahm sie

die stellvertretende Leitung der AbteilungErziehungswissenschaft am IPN. Ihre For-schungsschwerpunkte liegen in der video-basierten Unterrichtsforschung, der Ent-wicklung medienbasierter Tools zur Erfas-sung von Lehrerkompetenzen sowie derUntersuchung situierten Lernens vonHochschullehrenden. Ihre Forschungsar-beiten in der Unterrichtsforschung wurdenmit dem Review of Research Award derAmerican Educational Research Associa-tion ausgezeichnet.

www.uhsf.edu.tum.de

Neu berufen

Tina Seidel

Bienvenue, Madame Pécresse!

Die französische Ministerin für Hochschulwesen und Forschung, ValériePécresse, informierte sich im Mai 2010 an der TUM über die Erfolge der Ex-zellenzinitiative in Deutschland. Während des Besuchsprogramms unterzeich-neten der Generaldirektor der École Polytechnique, Général Xavier Michel,und TUM-Präsident Prof. Wolfgang A. Herrmann ein Abkommen zur weiterenIntensivierung des Austauschs von Wissenschaftlern und Studierenden zwi-schen der TUM und ParisTech, einem Zusammenschluss von zwölf franzö-sischen Grandes Écoles.

Mit dem Programm »Campus d’excellence« hat Frankreich im vergangenenJahr die Investition von rund acht Milliarden Euro in rund zehn exzellente Uni-versitäten angekündigt. Wie sich die deutschen Exzellenzuniversitäten entwi-ckeln, wollte die französische Forschungsministerin mit ihrer hochrangigenDelegation aus Wissenschaftspolitikern, französischen Hochschulpräsidentenund Wissenschaftlern an der TUM in Erfahrung bringen. Auf dem TUM-Cam-pus Garching erkundete die Ministerin das »Roboter«-Exzellenzcluster Cogni-tion for Technical Systems (CoTeSys) und informierte sich über die neuestenForschungen im Bereich Fahrzeugtechnik. TUM-Präsident Herrmann erläuter-te außerdem die universitären Entwicklungsziele, die die TUM mit der Exzel-lenzinitiative verfolgt. Noch am selben Tag traf die Ministerin Bayerns Minis-terpräsident Horst Seehofer zu einem politischen Meinungsaustausch.

TUM-Präsident Wolfgang A. Herrmann, Ministerin ValériePécresse und der französische Botschafter, Bernard de Mont-ferrand, sind sichtlich guter Dinge, als sie in Garching dieFakultät für Maschinenwesen besichtigen.

©A

ndre

asH

edd

ergo

tt

Campusleben

55TUMcampus 3/10

TUM-Sportler gewinnenin Paris

Müde, erschöpft, aber überglücklich kehrten dieSport-Studierenden der TUM aus Paris zurück. Siehatten schließlich den internationalen Universitäts-Vergleichswettkampf »Challenge du monde desGrandes Écoles et Universités 2010« mit insgesamt64 Universitäten aus sechs Ländern für sich ent-schieden.

Ein reines Team aus Individualsportlern und Leichtathle-ten hätte die TUM aber nicht zum Sieg geführt. Dennneben verschiedenen Disziplinen der Leichtathletikmussten die Sportler am Ende noch Ballgefühl in einerMannschaftssportart beweisen. Beim Fußballspiel derDamen konnten die Studentinnen mit einem überragen-den 6:0-Sieg die Teams aus Frankreich und Italiendeplatzieren. Die Herren erreichten immerhin einenansehnlichen dritten Platz. In der Gesamtwertung ver-

buchte die TUM ausgezeichnete fünf Siege für sich.Anja Saumweber siegte im Hochsprung der Damenebenso wie Alexander Krämer im Weitsprung der Her-ren. Je ein erster Platz ging an die 10-x-200-m-Staffelund die 10-x-1000-m-Staffel. Otto Huber, FachleiterLeichtathletik und Coach der Mannschaft, war überwäl-tigt von den sportlichen Fähigkeiten und dem Teamgeistseiner Mannschaft und hofft, dass alle im nächsten Jahrwieder dabei sind. Der Vergleichswettkampf der Univer-sitäten wurde in diesem Jahr zum ersten Mal internatio-nal ausgeschrieben. Er dient auch als Kontaktbörse fürStudierende und zukünftige potenzielle Arbeitgeber.

Mit 6:0 fegten die Sportstudentinnen der TUM die Konkurrentinnen aus Mailand vom Platz. Das macht Laune auf die Fußballwelt-meisterschaft der Frauen 2011 in Deutschland!

©CDMGE

IGSSE-Doktoranden in Brüssel

Europapolitik – für viele Doktorandinnen und Doktoranden keinThema, für das normalerweise neben der Promotion noch Zeit ist.Dennoch folgten 38 Promovenden der TUM gern der Einladungvon Dr. Angelika Niebler, Europaparlamentsabgeordnete, TUM-Kuratoriumsmitglied und IGSSE Scientific Board Member. Orga-nisiert von der International Graduate School of Science andEngineering (IGSSE), die auch die überfachliche Qualifizierungjunger Nachwuchswissenschaftler fördert, machten sich diejungen Leute im Mai 2010 ein persönliches Bild von den Schalt-stellen der Macht in Brüssel.

Das politische tägliche Brot der Europaabgeordneten erläuterteAngelika Niebler in einem rund einstündigen Vortragsgespräch.

rad, Auto-Mitfahrgelegenheit oder Pferd zur Uni zu kommen odergleich dort zu campieren. Und die Kommilitonen machten mit:Viele schwangen sich auf den Drahtesel und radelten etwa zumForschungscampus Garching. Dort wurden sogar zwei Ponies ge-sichtet. In Weihenstephan, Garching und an der LMU in der Innen-stadt entstanden Zeltlager, wo die Studierenden ihren Protest inausgelassener Atmosphäre feierten. Höhepunkt der Aktionen warjedoch die kurzfristig angesetzte Demonstration beim zufällig inMünchen tagenden Verband Deutscher Verkehrsunternehmen(VDV). Hier ergab sich die Gelegenheit zum persönlichen Ge-spräch mit dem bayerischen Wirtschaftsminister, Martin Zeil, unddem Münchner Oberbürgermeister Christian Ude. Beide sagtenden Studierenden für die nächste Verhandlungsrunde politischeUnterstützung zu.

Campusleben

TUMcampus 3/1056

Das Münchner Semesterticket –scheitert es endgültig?

Dem teuersten Semesterticket Deutschlands wurde im dritten Jahrin Folge eine Absage erteilt. Dieses Mal liegt der Schwarze Peterbeim Freistaat Bayern, der nach mehrmaligen Nachforderungender Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) nun die Notbremse ge-zogen hat. Zum Schluss forderte die MVG sogar die Umwandlung

einer Defizitbürgschaft ineine definitive Ausgleichs-zahlung – Studienbeiträgeund Steuergelder hätten sofür zusätzliche Einnahmensorgen sollen. Die beidenAbsagen aus den Jahren2008 und 2009 stammtendirekt von der MünchnerVerkehrs- und Tarifver-bund GmbH (MVV) bzw.der MVG.

Die Studentischen Vertre-tungen der drei großenMünchner Hochschulengaben sich damit nicht zu-frieden und organisierten inden ersten beiden Juni-wochen 2010 Protestaktio-nen: Alle Studierenden wa-ren aufgerufen, keine MVV-Monatsmarke zu kaufenund stattdessen per Fahr-

www.semesterticket-muenchen.de

Dabei wurde klar: Das gemeinsame Ziel einer politisch internatio-nal bedeutenden Stimme Europas bedarf einer interdisziplinären,interkulturellen Arbeit. Wie die Europäische Kommission im Sys-tem der »checks and balances« des europäischen politischenSystems agiert, auf welche Weise sie der WissenschaftsmachtUSA die Stirn bieten will, bis zu praktischen Hinweisen, einMarie Curie Fellowship zu beantragen – diese Themen hatten dreiMitarbeiter der Europäischen Kommission eigens für die TUM-Doktoranden hervorragend aufbereitet.

Den EU-Giganten auf eine menschliche und für den wissen-schaftlichen Nachwuchs strukturell fassbare Größe zurechtge-stutzt zu haben, war neben belgischen Pralinen, exotischenBiersorten und vor allem neuen TUM-Kontakten das Wichtigsteim Rückreisegepäck.

Jo-Anna Küster

Protest hoch zu Ross (l.) und auf der Straße (o.)

Marmor, Stein und Jurakalk

Studenten meistern Praxis und Theorieder historischen Steinbearbeitung

Für die Restaurierungsstudenten der TUM, die Archäologie-studenten der LMU und die Architekturstudenten der HochschuleMünchen war es ein überaus attraktives Projekt: Sie nahmen in derStädtischen Fachschule für Steintechnik in München an einemKurs zur antiken Steinmetzkunst teil. Ziel des interdisziplinären

Campusleben

57TUMcampus 3/10

Die Studenten beider praktischenÜbung im Stein-saal

AusarbeitungeinesOrnaments miteinemSchrifteisen

©EvaKraemer

©EvaKraemer

Mit ihren kreativen Aktionen zielten die Studierenden auf die Be-hauptung der MVG ab, sie müsse nicht mit den StudentischenVertretungen verhandeln, weil die ja ohnehin keine Alternativenhätten. Die Studierenden dagegen fordern die Rückkehr an denVerhandlungstisch und die Bereitschaft zu konstruktiven Gesprä-chen. Die bisherige Praxis der MVG, die jungen Leute mit Pres-semitteilungen abzuspeisen, wird einer Nutzergruppe mit immer-hin über 30 Millionen Euro Jahresumsatz nicht gerecht.

Anian Kammerloher

Angebots war es, die Kluft zwischen dem theoretischen Studiumund handwerklicher Praxis zu verkleinern.

Bevor die praktische Arbeit am Stein begann, wurden die theoreti-schen Grundlagen vermittelt, etwa die Entstehung verschiedenerGesteinsarten und historische Bearbeitungs- und Bautechniken.Dieses Wissen galt es während der Praxistage direkt umzusetzen.Die Studierenden versuchten, den Blöcken aus Jurakalkstein undMarmor eine gerade Lagerfläche zu geben. Unterstützt wurden siedabei von Fachkräften und Meisterschülern der Fachschule fürSteintechnik. Die Erfolge variierten. War die Lagerfläche fertig, durf-ten die Studenten Ornamente oder Buchstaben einmeißeln. Soentstand am Ende des Kurses der Schriftzug »Quo vadis«. Man-gelnde Treffsicherheit mit Fäustel und Knüpfel wirkte sich negativauf den Zustand von Händen und Fingern aus. Vor allem für dieStudierenden der Restaurierung war dieser Kurs sehr wertvoll, daes in der Steinrestaurierung wichtig ist, Bearbeitungsspuren erken-nen, beschreiben und die Bearbeitungsspuren den verschiedenengebräuchlichen Werkzeugen zuordnen zu können. Bereichernd füralle war der Austausch zwischen den einzelnen Institutionen undStudierenden verschiedener Universitäten.

Nadine Bretz, Eva Kraemer, Maria Siegmantel, Jörg Stolz

Kinder-Uni-Tour auf demCampus Garching

Wohnen Sie auch hier? Was passiert, wenn Sie keine Hausaufgaben ge-macht haben? Wie viel verdienen Sie? Ist der Roboter tot, wenn er irgend-wo dagegen fährt? Wie viele Kabel sind dort drin? Ungewöhnliche Gästestellen ungewöhnliche Fragen, so auch die acht bis zwölf Jahre alten Kinderbei der ersten Kinder-Uni-Tour auf dem Campus Garching. Die Wissen-schaftler der TUM hatten jedenfalls einiges zu tun, um ihren jungen Besu-chern alle Fragen zu beantworten. Die Kinder machten bei verschiedenenStationen Halt, um das Uni-Leben kennenzulernen: Sie warfen einen Blick ineinen Hörsaal mit einer großen Tafel, gingen kurz in die Mensa und in die Bi-bliothek, in der sie mit großem Spaß an der Sache die verschiebbaren Re-gale bewegten und lernten, dass die Tafeln in den Hörsälen auch deswegenso groß sein müssen, weil es in den Büchern sehr lange Formeln gibt, die andie Tafeln geschrieben werden müssen. Im ix-quadrat der Fakultät für Ma-thematik konnten sie Brücken mit verschiedenen Hölzern bauen, im ITüpferl

einen kleinen Einblick in die Informatik gewinnen und im Gebäude Mathe-matik/Informatik die Parabelrutschen ausprobieren. Die Wissenschaftler derFakultät für Maschinenwesen präsentierten schließlich, wie ein Industrie-roboter sich bewegt und aus einer Metallplatte ein Logo ausschneidet. Soerfuhren die Kinder ganz nebenbei, dass die Uni kein abstrakter, sondern einsehr realer Ort ist, an dem grundverschiedene Menschen lernen und arbei-ten – und dass es dort Dinge gibt, die so ähnlich sind wie in der Schule undDinge, die ganz, ganz anders sind.

Miriam Voß

Campusleben

TUMcampus 3/1058

© Miriam Voß

»AstroKlasse« im TUMlab

Bayerns Schüler konnten 2009 nicht etwa nur klasse,sondern gleich »AstroKlasse« werden. Wie das ging? ImInternationalen Jahr der Astronomie (IYA) gab es dengleichnamigen Wettbewerb, bei dem Schulklassen, dieein Projekt zum Thema Astronomie gestalteten, einender »astronomischen« Preise gewinnen konnten. ZumBeispiel einen Astronomiekurs im TUMlab im DeutschenMuseum, dem Experimentierlabor der TUM für Schul-klassen und Lehrkräfte.

Wo steht welcher Stern am Himmel? Wie arbeitet einForscher in Chile an einem richtig großen Teleskop? –Mit solchen Fragen beschäftigten sich die beiden Ge-winner-Teams der Astronomiekurse im TUMlab, die 5aund 5d der Steigerwaldschule Ebrach. Fragen waren esauch, die den Schülerinnen und Schülern aus dem Stei-gerwald ihren Preis eingebracht hatten: Sie hatten sichAstronomiespiele mit pfiffigen Rätseln ausgedacht, zumBeispiel: Welcher ist der stürmischste Planet? Ist esSaturn? Oder Jupiter?

Im TUMlab hörten die Kinder einen Vortrag und experi-mentierten selbst mit dem Computer-Planetarium, umverschiedene Sterne und Planeten zu finden. Ins Lebengerufen und veranstaltet hatten den Wettbewerb»AstroKlasse« die beiden Astrophysikerinnen FelicitasMokler und Anita Schael, damals beim Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik, die ehrenamtlichals IYA-Kontaktpersonen für die Region München fun-gierten.

Der stürmischste Planet ist übrigens der Saturn. Aufihm jagen Stürme mit bis zu 2 000 km/h rund um denÄquator.

Miriam Voß

Die Fünftklässler der Steigerwaldschule Ebrach kennen sichaus in den unendlichen Weiten des Universums.

©UliBenz

ren Parcours vertiefen können. Der Wettbewerb wurde vom TUMlab imDeutschen Museum, einer Initiative der TUM School of Education, in Ko-operation mit den TUM-Fakultäten für Informatik und für Maschinenwesenund dem Verein Jugend und Wissenschaft e.V. ausgerichtet.

Miriam Voß

Campusleben

59TUMcampus 3/10

Weltmeister zu Gast…und es ging sogar um Fußball. Aber nein, es war nichtdie Nationalmannschaft, die sich auf dem Robotics-Wettbewerb 2010 der TUM präsentierte. Vielmehr zeig-ten Benno und Jonas Timmermann, das T’n‘T-Robo-tics-Team, warum sie mit ihren beiden Robotern Deut-scher Meister und Weltmeister im RoboCup Junior wur-den. Der Ball, der zwischen den Robotern hin- und her-flitzte schimmerte silbern und erinnerte entfernt an eineDiscokugel.

Über 100 Kinder und Jugendliche verfolgten in derFakultät für Maschinenwesen der TUM gespannt dasMatch der beiden Timmermanns. Schließlich hatten diemeisten von ihnen sich schon selbst mit Robotern be-schäftigt, die auf einem Parcours verschiedene Hinder-nisse – Tunnel, Brücken und sogar eine Weiche – über-

winden mussten. Das Trickreiche an diesen Aufgabenist die Programmierung – dem Roboter die notwendigenInformationen so einzugeben, dass er später autonomauf der Strecke unterwegs sein kann, denn eingreifenkönnen die Jugendlichen dann nicht mehr. Am bestengelang dies einem Team aus München – »Jump out ofthe window« mit dem Roboter »Schnuckiputz 2012«vom Städtischen Heinrich-Heine-Gymnasium bekamenin Garching den 1. Preis überreicht. Der ExzellenzclusterCognition for Technical Systems (CoTeSys) hatte für dieersten drei Plätze Roboter als Preise gestiftet, etwa denLaufroboter YETI für die Gewinner des Wettbewerbs.Die haben außerdem die Möglichkeit, in der Fakultät fürInformatik ein Praktikum zu machen, wo sie mit den Stu-dierenden ihre Erfahrungen mit einem noch schwierige-

Benno (l.) und Jonas Timmermann, T’n’T-Robotics-Team, las-sen ihre Roboter gegeneinander antreten.

©MiriamVoß

Abenteuer am Bach

Einen leibhaftigen Biber in freier Wildbahn bekommt man nicht so leicht zuGesicht. Die Kinder der TUM-Kindertagesstätte Friedrich Schiedel hattenGlück: Dank Günter Schön kamen sie dem scheuen Nagetier ganz nah. DerMitarbeiter am Lehrstuhl für Massivbau der TUM ist ehrenamtlicher Natur-schutzwächter und Biberberater für die Untere Naturschutzbehörde Dachau

und hatte die Kinder im Juni 2010 zu einem »Biberseminar« eingeladen. Aufeiner Wanderung entlang dem Flüsschen Glonn gab es Biberburgen undBiberdämme zu sehen, ein kindgerechter Vortrag gab Auskunft über die Le-bensweise von »Meister Bockert«, und am Rothbach in Markt Indersdorfschließlich bot ein dort ansässiger Biber eine Galavorstellung. Der pelzigeBursche ließ sich nicht im Geringsten stören, gab sich ganz cool und völligunbeeindruckt – anders als die Stadtkinder. Die waren begeistert: »Das istnoch viel toller als im Zoo!«.

©GünterSchön

Europamedaille fürHannemor Keidel

Mit der Bayerischen Europamedaille wurde Dr. Hanne-mor Keidel, Beauftragte des TUM-Präsidenten für Gen-der, ausgezeichnet. Europaministerin Emilia Müllerüberreichte die Medaille und dankte Keidel für ihren Ein-satz für die »europa- bzw. weltweite Öffnung des Wis-senschaftsstandortes Bayern«. Wörtlich sagte sie: »AlsVizepräsidentin der Technischen Universität Münchenhaben Sie sich mit großem Erfolg für die Internatio-nalisierung dieser Eliteuniversität und für eine besserePositionierung der deutschen Universitäten auf deminternationalen Bildungsmarkt eingesetzt...« DieEuropamedaille wird seit 1990 an Persönlichkeiten ver-liehen, die sich um die Förderung des Europagedankensin Bayern und um Bayern in Europa in vielfältiger Weiseverdient gemacht haben. 2010 haben insgesamt zehnPersonen die Auszeichnung erhalten.

Preise und Ehrungen

Alarm: Auf der Jahrestagung der Deutschen Gesell-schaft für Innere Medizin wurde PD Dr. JürgenRuland, Forschungsgruppenleiter in der 3. Medizini-schen Klinik am TUM-Klinikum rechts der Isar undLeiter der Arbeitsgruppe »Signalleitung im Immun-system« im Helmholtz Zentrum München, mit demPaul-Martini-Preis geehrt. Der mit 25 000 Eurodotierte Preis wird jährlich von der Paul-Martini-Stiftung, Berlin, für herausragende Leistungen inder Arzneimittelforschung verliehen. Jürgen Rulandforscht über »Alarmanlagen« des Immunsystems,die das Eindringen von Bakterien, Viren oder Pilzenmelden und umgehend Abwehrmaßnahmen einlei-ten. Unter anderem klärte er auf, wie der Alarm beiPilzen, Grippeviren und Tuberkulose-Bakterien aus-gelöst wird. Solche Erkenntnisse weisen den Weg zuwirksameren Impfstoffen und neuen Medikamentengegen Autoimmunkrankheiten. Außerdem verlieh dieWilhelm-Warner-Stiftung Ruland »für seine geradezuatemberaubenden wissenschaftlichen Leistungenauf dem Gebiet der Molekulargenetik und Moleku-larbiologie, der Blutbildung und von Krebserkran-kungen wie Leukämie« den mit 10 000 Euro dotiertenWilhelm-Warner-Preis 2009.

Akustik: Die Deutsche Gesellschaft für Akustik(DEGA) hat Prof. Hugo Fastl, Leiter der Arbeitsgrup-pe Technische Akustik des Lehrstuhls für Mensch-Maschine-Kommunikation der TUM, die Helmholtz-Medaille für »herausragende und vielfältige Beiträgein Forschung und Lehre, insbesondere zur Hörakus-tik und deren Anwendung in der Praxis« verliehen.Diese höchste Auszeichnung der DEGA wird für einLebenswerk auf dem Gebiet der Akustik verliehen.

Land der Ideen: »Ausgewählter Ort 2010« darf sichdie Forschungsgruppe »Computer Aided PlasticSurgery« (CAPS) unter Leitung von PD Dr. LaszloKovacs, Leitender Oberarzt in der Klinik für Plasti-sche Chirurgie und Handchirurgie am TUM-Klinikumrechts der Isar, nennen. Im bundesweiten Wettbe-werb »365 Orte im Land der Ideen« erhielten dieTUM-Wissenschaftler diese Auszeichnung in der Ka-tegorie Wissenschaft und Technik für das Projekt»Vom Automobil zum Patienten: Technologie undMedizin finden zusammen«. Ziel ist es, den mensch-lichen Körper dreidimensional exakt abzubilden, um

Auszeichnungen

TUMcampus 3/1060

©BayerischeStaatskanzlei

den Erfolg von Operationen in der Plastischen Chi-rurgie objektiv messbar zu machen und die Versor-gung der Patienten zu verbessern. Die Forschungs-gruppe CAPS nutzt 3D-Technologien, die in derIndustrie bereits etabliert sind, um Modelle vonPatienten zu entwerfen. Damit betritt die Gruppemedizinisches Neuland. Unterstützt wird sie dabeiauch von den Industriepartnern CADFEM GmbH undMaterialise GmbH, die langjährige Expertise in Simu-lation und Modellierung mitbringen. Unter Schirm-herrschaft des Bundespräsidenten prämiert die Ini-tiative »Deutschland – Land der Ideen« im Rahmendes Wettbewerbs seit fünf Jahren innovative Ideenals »Ausgewählte Orte«.

Katalonischer Kulturpreis: Der Nationale KulturratKataloniens hat Prof. Ignacio Cirac, Direktor amMax-Planck-Institut für Quantenoptik in Garchingund Honorarprofessor der TUM, den mit 18000 Eurodotierten »Premi Nacional de Pensament i CulturaCientífica« verliehen. Der aus dem katalanischenManresa stammende Physiker wird ausgezeichnetfür »seine bahnbrechenden Arbeiten auf dem Gebietder Quanteninformationsverarbeitung, welche dieDurchführung klassisch nicht lösbarer Rechnungenermöglichen werden«. Cirac zählt zu den bedeu-tendsten Wissenschaftlern auf dem Gebiet derQuanteninformationsverarbeitung und wurde unteranderem im Magazin Forbes zu den zehn Menschengezählt, die die Welt verändern könnten.

Bachelor gewinnt: Der Deutsche Verband der Pro-jektmanager in der Bau- und Immobilienwirtschaft(DVP) hat seine Nachwuchsförderpreise verliehen.Den Sonderpreis, einen zweiten Platz in der Katego-rie Bachelorarbeiten, heimste Gabriel Irimescu vonder TUM ein. Er hatte am Lehrstuhl für Prozessma-nagement und Immobilienentwicklung das Thema»Planungs- und Genehmigungsprozesse bei Ver-kehrsinfrastrukturprojekten unter besonderer Be-rücksichtigung des Outsorcing von Planungs- undBauleistungen« bearbeitet. Der Sonderpreis ist mit500 Euro und einem Gutschein für eine DVP-Tagungsteilnahme dotiert.

Bayerisches Baugewerbe: Die Stiftung Berufsför-derung des Bayerischen Baugewerbes zeichnetegleich zwei am Lehrstuhl für Bauprozessmanage-ment und Immobilienentwicklung der TUM verfassteBachelor-Arbeiten mit dem jeweils 2. Platz beim

Auszeichnungen

61TUMcampus 3/10

Wilhelm-Rimpau-Preis fürSebastian GressetDie Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) hatihre Wilhelm-Rimpau-Preise verliehen: Der mit 1500 Eurodotierte zweite Preis ging an Sebastian Gresset vomTUM-Wissenschaftszentrum Weihenstephan für seineDiplomarbeit »Charakterisierung von pflanzenbaulichenAnpassungsstrategien gegenüber verminderter Wasser-versorgung bei Winterweizen«. Die Arbeit befasst sichmit dem Problem der Trockenstresstoleranz und Ansät-zen für eine züchterische Verbesserung und ist so her-ausragend, dass die Forschungen weitergeführt wer-den. Der Preis ist nach Wilhelm Rimpau, dem »Vater derdeutschen Pflanzenzüchtung« und Gründer der Saat-zuchtabteilung der DLG benannt.

Hochschulpreis des Bayerischen Baugewerbes aus.Der mit 1 500 Euro dotierte Preis wurde an Cand.Ing. Franziska Hermann für ihre Arbeit »Erfassungund Dokumentation des Geräteaufwands auf Bau-projekten« als auch an Cand. Ing. Philipp Körner fürseine Bachelor’s Thesis »Ermittlung von Kenngrößenzur Beschreibung der Komplexität der Versorgungs-logistik« vergeben. Ausgezeichnet werden herausra-gende Arbeiten aus dem Bauingenieurwesen, die an

einer bayerischen Hochschule verfasst wurden undeinen hohen Praxisbezug, vor allem für mittelständi-sche Unternehmen, haben. Zudem wird mit der Ver-gabe des Preises eine Förderung des akademischenNachwuchses sowie eine engere Zusammenarbeitvon Hochschulen und Baugewerbe angestrebt.

Deutsche Krebshilfe: Auf der 4. Mildred ScheelCancer Conference der Deutschen Krebshilfe wurdeDr. Clara Lubeseder-Martellato von der II. Medizi-nischen Klinik und Poliklinik des TUM-Klinikumsrechts der Isar für die exzellente Poster-Präsentationihrer wissenschaftlichen Arbeit mit einem mit 1000Euro dotierten Preis ausgezeichnet. Lubeseder-Mar-tellato erforscht einen molekularen Mechanismus,der zur Metastasierung des Bauchspeicheldrüsen-krebses führen kann.

Fellow in Tokio: Die University of Tokyo ernannteProf. Alois Knoll, Ordinarius für Echtzeitsystemeund Robotik der TUM, zum Fellow der School of En-gineering 2009. Knoll wird für seine ausgezeichnetenLeistungen in Wissenschaft und Lehre im Ingenieur-wesen geehrt. Außerdem erhält er den Titel für seinekontinuierliche und intensive Zusammenarbeit mitdem Department of Mechanical Engineering, demDepartment of Precision Engineering und dem De-partment of Bioengineering der University of Tokyoauf dem Feld der medizinischen Robotik. Alois Knollförderte den Austausch von Wissenschaftlern derbeiden Universitäten, begutachtete Doktorarbeitenund initiierte wissenschaftliche Workshops in Tokio.

Holzkirchen: Die EU-Kommission und die Denkmal-schutzorganisation Europa Nostra hat Dr. AndrijKutnyi, wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhlfür Baugeschichte, Historische Bauforschung undDenkmalpflege der TUM, mit einem von 29 EuropaNostra Awards ausgezeichnet, dem European UnionPrize for Cultural Heritage. Kutnyi hat erstmals dieHolzkirchen im ukrainischen Teil der Karpaten wis-senschaftlich erforscht. Die von der DFG und derGerda Henkel Stiftung geförderte Arbeit des Archi-tekten könnte dazu beitragen, dass die Bauten insWeltkulturerbe aufgenommen werden. Seit demspäten Mittelalter haben die Völker der Karpatenvollständig aus Holz bestehende Kirchen gebaut.Diese in Europa einmalige sakrale Holzarchitekturwurde bislang kaum beachtet. Heute sind viele Bau-werke von Einsturz, Abriss oder Umbauten gefähr-

Auszeichnungen

TUMcampus 3/1062

det. Der seit 2002 jährlich vergebene EuropeanUnion Prize for Cultural Heritage/Europa NostraAward zeichnet Projekte aus, die das architektoni-sche, landschaftliche, archäologische und künstleri-sche europäische Erbe bewahren helfen.

NorGA-Award: Gleich mehrfach ausgezeichnetwurde der Lehrstuhl für Humanbiologie der TUMfür aktuelle Forschungsergebnisse. Als wegweisendwurde eine Arbeit betrachtet, die 2009 in der renom-mierten Fachzeitschrift »Gastroenterology« erschien.Nach rigiden Auswahlkriterien wurde sie von der»Faculty of 1000 Biology« mit der höchsten Aus-zeichnung »must read« klassifiziert. Kurz daraufnahm die »Faculty of 1000 Medicine« sie in die Listeder besten Arbeiten auf. Als federführende Erst-autorin erhielt die wissenschaftliche MitarbeiterinDr. Sabine Bühner zudem den mit 5 000 Euro do-tierten Norgine Gastro Award (NorGA-Award), derfür herausragende Forschungs- und Erkenntnisleis-tung im Bereich der Gastroenterologie verliehenwird. Ihre durch die DFG geförderte Forschungs-arbeit »Activation of Human Enteric Neurons bySupernatans of Colonic Biopsy Specimens fromPatients with Irritable Bowel Syndrome« könnteMillionen Menschen Hoffnung verheißen, die am»Reizdarmsyndrom« leiden. Bislang wurde keineorganische Ursache für diese Krankheit gefunden.Mit hochmodernen ultraschnellen optischen Mess-verfahren konnten am TUM-Lehrstuhl Mikroentzün-dungen, verbunden mit einer aktivierten Immun-Nerv-Interaktion, als pathologisch relevanter Faktoridentifiziert werden. Die Kommunikation zwischender Darmschleimhaut und dem Darmnervensystemwird gestört, weil die Darmschleimhaut Substanzenfreisetzt, die das Darmnervensystem aktivieren.Diese Nervensensibilisierung könnte Ursache derBeschwerden sein.

Leukämieforschung: Mit dem renommierten Kind-Philipp-Preis 2010 der Kind-Philipp-Stiftung für Leu-kämieforschung wurden Wissenschaftler der Klinikfür Kinder- und Jugendmedizin des KlinikumsSchwabing, Städtisches Klinikum München GmbH,und des Lehrstuhls für Kinderheilkunde der TUM (Di-rektor: Prof. Stefan Burdach) ausgezeichnet. Insbe-sondere wurde die Arbeit der Forschergruppe umProf. Stefan Burdach und Dr. Günther Richter zurRolle der Stammzellen für das Krebsrisiko honoriert.Die Forscher überzeugten mit der Entdeckung eines

Auszeichnungen

63TUMcampus 3/10

grundlegenden Mechanismus’, mit dem ein pädiatri-scher Tumor bestimmte Vorgänge bei der Stamm-zellreplikation in seinen Dienst zwingt. Die For-schungsarbeiten, an denen das Helmholtz ZentrumMünchen und weitere internationale Kooperations-partner beteiligt waren, wurden vom bayerischenStaatsministerium für Wissenschaft und Kunst, demBMBF, der Else-Kröner-Fresenius-Stiftung und derWilhelm-Sander-Stiftung sowie vom Rotary ClubMünchen Blutenburg gefördert. Der mit 10 000 Eurodotierte Kind-Philipp-Preis für pädiatrisch-onkologi-sche Forschung honoriert jährlich die beste Arbeit imdeutschsprachigen Raum zur Erforschung von Leu-kämie und Krebs bei Kindern.

Julius-Maggi-Award: Die Sektion Food Engineeringder European Federation of Chemical Engineering(EFCE) hat Dipl.-Ing. Wolfgang Kühnl, wissen-schaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Lebens-mittelverfahrenstechnik und Molkereitechnologie derTUM, mit dem von der Firma Nestlé gestiftetenJulius-Maggi-Research-Award 2010 ausgezeichnet.Kühnl erhielt den mit 2 500 Euro dotierten Preis fürdie Präsentation seiner kurz vor dem Abschlussstehenden Dissertationsarbeit zur Aufklärung vonGrenzschichtvorgängen bei der Fraktionierung vonProteinen durch Mikrofiltration mittels experimentel-ler und theoretischer Betrachtungen zu kolloidalenWechselwirkungen zwischen Proteinen und fluid-mechanischen Einflüssen.

Gut gebrüllt: In dem von der Bayerischen Staats-regierung ausgeschriebenen Wettbewerb »eGovern-ment-Löwe 2010« unter dem Motto »Vorsprungdurch eGovernment für Wirtschaft, Kommunen undVerwaltung« kam das TUM-Immatrikulations-konzept auf den dritten Platz und erhielt einen»eGovernment-Löwen« aus Nymphenburger Porzel-lan. Die Anwendung »Immatrikulation-Online an derTU München« ist ein komplett elektronisches Ver-fahren für Bewerbung, Zulassung und Einschrei-bung. Studieninteressierte können sich mit einemOnline-Formular bewerben, notwendige Dokumentehochladen und jederzeit den Status ihrer Bewerbungbis hin zur Immatrikulation einsehen. Das Verfahrenbringt einen enormen Vorteil für Bewerber aus demAusland und bedeutet auch für die Universitätsver-waltung deutlich weniger Aufwand. Der in diesemJahr erstmals verliehene »Bayerische eGovernment-Löwe« zeichnet besonders hervorragende und in der

Bundesverdienstkreuz fürStephan Paul

Prof. Stephan Paul (l.), Sprecher des Exzellenzclusters»Origin and Structure of the Universe« und Ordinariusfür Experimentalphysik (E18) der TUM, wurde im Juni2010 vom bayerischen Wissenschaftsminister, Dr. Wolf-gang Heubisch, mit dem Bundesverdienstkreuz ausge-zeichnet. Heubisch würdigte Pauls herausragende Leis-tungen in verschiedenen wissenschaftlichen Einrichtun-gen sowie als Initiator und Leiter des Exzellenzclusters.Paul habe sich »in beispielhafter Weise um Wissen-schaft und Forschung und damit um das Allgemeinwohlverdient gemacht«. Der Cluster, dem etwa 200 Expertenaus Astro-, Kern- und Teilchenphysik angehören, unter-sucht den Beginn, den Aufbau und die verschiedenenEpochen des Universums. Paul hat sich insbesondere inder Hadronenphysik und bei der Teilchenphysik mitNeutronen einen großen Namen gemacht.

©WolfgangMariaWeber

Praxis bewährte eGovernment-Anwendungen aus.Er soll Bürger, Unternehmen, Kommunen und diestaatliche Verwaltung zur verstärkten Nutzung inter-net-basierter Verwaltungssysteme motivieren.

Pirquet-Medaille: Prof. Johannes Ring, Direktorder Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Aller-gologie am Biederstein der TUM, wurde von der

Europäischen Akademie für Allergologie und klinischeImmunologie (EAACI) mit dem »Clemens von PirquetMedal Award for outstanding contributions in clinicalresearch in allergy« ausgezeichnet. Die Medaille ist nachdem österreichischen Kinderarzt und Universitätspro-fessor Clemens von Pirquet benannt, der durch seineForschungen zu Bakteriologie und Immunologie be-kannt wurde. Bereits 1906 führte er den Begriff »Aller-gie« in die medizinische Fachsprache ein.

SWM-Förderpreis: Zum dritten Mal verliehen die Stadt-werke München in Kooperation mit Prof. Wildemann,Ordinarius i. R. für Betriebswirtschaftslehre – Unterneh-mensführung, Logistik der TUM, den SWM Förderpreisfür hervorragende wissenschaftliche Arbeiten. Ausge-zeichnet wurden vier Diplomarbeiten und fünf Disserta-tionen. Dr. Stephanie Schraml fertigte ihre Arbeit zuden Determinanten der Finanzierung in Familienunter-nehmen am KfW-Stiftungslehrstuhl für EntrepreneurialFinance an. Dr. Simon Mehler erarbeitete am Lehrstuhlfür Betriebswirtschaftslehre - Unternehmensführung,Logistik und Produktion die effiziente und zielorientierteAusgestaltung der Operational Due Diligence im Vorfeldvon Unternehmenstransaktionen. Am selben Lehrstuhlentstanden die Doktorarbeiten von Dr. Markus Seiboldund Dr. Alexander Abeler. Seibold beschäftigte sichmit der organisatorischen Gestaltung der Synergiereali-sierung in globalen Produktionssystemen: Wie kann derSynergieerfolg in globalen Produktionssystemen maxi-miert werden? Abeler stellt sich in seiner Arbeit »TotalCost Optimierung durch differenziertes Beschaffungs-kostenmanagement« die Frage, wie Vergabeentschei-dungen in der Beschaffung kostenoptimal vorbereitetwerden können. Mit seiner Arbeit zu den Kapitalmarkt-effekten der Rechnungslegung unter Berücksichtigungvon Eigentümerstrukturen, geschrieben am Lehrstuhl fürBetriebswirtschaftslehre – Finanzmanagement und Ka-pitalmärkte, leistete Dr. Bernhard Gegenfurtner einensignifikanten Betrag zur empirischen Rechnungsle-gungsforschung. Je eine Urkunde und einen Schecküber 500 Euro erhielten für ihre herausragenden Di-plomarbeiten die Studierenden Svenja Schulz, TassiloHöll, Florian Krause und Claus Malter.

Chorafas-Preis: Seit 1995 gehört die TUM zu einerGruppe von 26 international führenden Universitäten,die jährlich zwei Doktoranden für den renommiertenChorafas-Preis vorschlagen können. Der Vorschlag fürdieses Jahr, Hu Chen M. Sc, der am Lehrstuhl fürMedientechnik promoviert, und Dipl.-Math. Dominik

Wittmann vom Lehrstuhl für Biomathematik, wurdevon der Chorafas Foundation übernommen, und soerhalten die beiden je einen der mit 6 000 SchweizerFranken dotierten Preise. Hu Chen hat sich mit demThema »Low-Complexity Bayer-Pattern MultiviewVideo Coding« beschäftigt, Dominik Wittmanns Dis-sertation trägt den Titel »Between qualitative andquantitative models of gene regulatory networks«.Der Stifter des Preises, Prof. Dimitris N. Chorafas,lehrte an der Catholic University of America und alsGast an neun weiteren Universitäten. Er hat zahlrei-che Banken und Industrieunternehmen zur Strate-gie, zum Risk Management und zur Informations-technik beraten und 135 Bücher verfasst.

Auszeichnungen

TUMcampus 3/1064

Wer, was, wo?Neuer Datenschutzbeauftragter der TUM ist Prof. UweBaumgarten, Extraordinarius für Systemarchitektur:Betriebssysteme, Kommunikationssysteme. Er über-nahm dieses Amt zum 30. März 2010 von seinem Vor-gänger, Prof. Bernd Radig, Ordinarius für IntelligentAutonomous Systems. Aufgabe des Datenschutzbeauf-tragten der TUM ist es, in der Universität auf die Einhal-tung des Bayerischen Datenschutzgesetzes hinzuwir-ken. Zum Beispiel berät er die Beschäftigten in Fragendes Datenschutzes und führt die datenschutzrecht-lichen Freigabeverfahren durch.

Die TUM-Professoren Jürgen Beckmann, Ordinariusfür Sportpsychologie, undMartin Lames, Ordinarius fürSportinformatik und Trainingswissenschaft, wurden vonder Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft (dvs)für die Amtszeit von 2010 bis 2013 zu DFG-Sondergut-achtern für den Bereich Sportwissenschaft gewählt. Dafür dieses Fach bei der DFG kein eigenes Fachkollegiumbesteht, werden über die dvs in regelmäßigen Abstän-den Sondergutachter gewählt, auf die die DFG bei derBegutachtung von Anträgen zurückgreifen kann. Diedvs ist ein Zusammenschluss der an sportwissenschaft-lichen Einrichtungen in der Bundesrepublik Deutschlandin Lehre und Forschung tätigen Wissenschaftler. Ziel istes, die Sportwissenschaft zu fördern und weiter zu ent-wickeln. Außerdem neu berufen für den Zeitraum von2010 bis 2012 wurde der Ethik-Rat der dvs: Prof. Clau-dia Kugelmann, Ordinaria für Sportpädagogik derTUM, berät nun gemeinsam mit zwei Kollegen aus Bie-

Menschen

65TUMcampus 3/10

lefeld und Köln die dvs-Gremien zu generellen und spe-ziellen ethischen Fragen der Sportwissenschaft.

Prof. Thomas Bock, Ordinarius für Baurealisierung und–informatik der TUM, wurde als Vollmitglied in die Rus-sische Akademie für Architektur, Bauwesen und Städte-bau (RAASN) aufgenommen. Bisher hatte er den Statuseines Beraters der Akademie. Die RAASN wurde 1758von Katharina der Zweiten als Akademie für Architektur,Künste, Malerei und Bildhauerei in St. Petersburg ge-gründet. Seit 1934 hat sie ihren Sitz in Moskau.

Prof. Klaus Drechsler, Ordinarius für Carbon-Composi-tes der TUM, wurde zum Korrespondierenden Mitgliedder Technikwissenschaftlichen Klasse der SächsischenAkademie der Wissenschaften zu Leipzig gewählt.

TUM-Präsident Prof. Wolfgang A. Herrmann ist vomKuratorium des Deutschen Museums als Mitglied desVerwaltungsrats bestätigt worden. Er ist seit 1991 Mit-glied des Verwaltungsrats und seit 1998 dessen Vorsit-zender. Der Verwaltungsrat benennt und berät den Ge-neraldirektor, genehmigt den Haushaltsplan und ent-scheidet in allen Angelegenheiten grundsätzlicher Be-deutung. Bei den Zuwahlen zum Kuratorium des Deut-schen Museums waren vier TUM-Wissenschaftler er-folgreich: Prof. Doris Schmitt-Landsiedel, Ordinaria fürTechnische Elektronik, Prof. Klaus Drechsler, Ordina-rius für Carbon Composites, Prof. Manfred Hajek, Or-dinarius für Hubschraubertechnologie, und Prof. AxelHaase, Direktor des Zentralinstituts für Medizintechnikund Senior-Fellow des TUM Institute for Advanced Study.

In dem neu gegründeten Bayerischen Zukunftsrat, derden Wissenschaftlich-Technischen Beirat ersetzt, istauch die TUM vertreten: Präsident Prof. Wolfgang A.Herrmann und Prof. Jutta Roosen, Ordinaria für Be-triebswirtschaftslehre – Marketing und Konsumfor-schung, wurden zu Mitgliedern des Gremiums gewählt,das sich mit den Veränderungen in der Gesellschaft be-schäftigen und Lösungsvorschläge für Probleme erar-beiten soll.

Dr. Stephan Hollensteiner, Lateinamerika-Referent imInternational Office der TUM, wurde zum Vorsitzendendes neunköpfigen Beirats des Bayerischen Hochschul-zentrums für Lateinamerika (BAYLAT) gewählt.

Prof. Horst Kessler, emeritierter Ordinarius für Organi-sche Chemie der TUM und TUM-Emeritus of Excellen-ce, wurde zum Sekretär der mathematisch-naturwis-senschaftlichen Klasse der Bayerischen Akademie der

Wissenschaften gewählt. Er übernahm das Amt von Prof.Roland Z. Bulirsch, emeritierter Ordinarius für Höhere Ma-thematik und Numerische Mathematik der TUM.

Die Stiftung Jugend forscht e. V. wird künftig von einemneugeschaffenen wissenschaftlichen Beirat beraten. DemGremium gehören zehn Experten aus Bildung, Forschung,Wissenschaft, Wirtschaft und Medien an, darunter Prof.Manfred Prenzel, Ordinarius für Empirische Bildungsfor-schung der TUM und deutscher Koordinator der PISA-Stu-die. Der wissenschaftliche Beirat soll relevante Themen undTrends identifizieren und konkrete Empfehlungen zur künf-tigen Ausrichtung von Jugend forscht im Rahmen derNachwuchsförderung in Deutschland aussprechen.

Prof. Johannes Ring, Direktor der Klinik und Poliklinik fürDermatologie und Allergologie am Biederstein der TUM,wurde zum Mitglied der Europäischen Akademie für Wis-senschaft und Künste gewählt.

Zum neuen Mitglied der Deutschen Akademie der Technik-wissenschaften (acatech) gewählt wurde Prof. Tim Lüth,Ordinarius für Mikrotechnik und Medizingerätetechnik derTUM. Die acatech vertritt die Interessen der deutschenTechnikwissenschaften im In- und Ausland und berät alsArbeitsakademie Politik und Gesellschaft in technikwissen-schaftlichen und technologiepolitischen Zukunftsfragen.

Auf der Fachtagung der International Commission on FoodMycology (ICFM) in Freising-Weihenstephan wurde PD Dr.Ludwig Niessen, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehr-stuhl für Technische Mikrobiologie der TUM, zum neuenVorsitzenden dieser Expertenkommission gewählt. Schim-melpilze sind ein hygienisches und gesundheitliches Risikofür den Verbraucher, werden aber wegen ihres Aromasauch gezielt für die Herstellung vieler Lebensmittel einge-setzt. In diesem Spannungsfeld hat sich die ICFM als einZusammenschluss weltweit führender Wissenschaftler aufdem Gebiet der Schad- und Nutzwirkung von Schimmelpil-zen in Lebensmitteln zur Aufgabe gesetzt, internationaleForschungsaktivitäten zu koordinieren, deren Ergebnisse zuverbreiten sowie Fachpersonal in der Lebensmittelindustriezu schulen und neue Labormethoden für die Untersuchungvon Lebensmitteln auf Schimmelpilze zu entwickeln und zustandardisieren.

Die LMU München wird auch weiterhin von Prof. BerndHuber geführt. Der Hochschulrat bestätigte den Finanz-wissenschaftler mit 15 von 16 Stimmen für weitere sechsJahre im Amt. Damit geht Huber in seine dritte Amtsperio-de als LMU-Präsident.

Menschen

TUMcampus 3/1066

Kronthalers Mitwirkung reüssiertedie TUM zum vielfach ausgezeichne-ten Modellfall der »Unternehmeri-schen Universität«. Auch die leis-tungsbezogene Bewirtschaftung derFakultäten – damals ein Novum inder bundesweiten Hochschulland-schaft – geht wesentlich auf Kron-thalers Ideen zurück. Unter seinemNachfolger Albert Berger kam esdann folgerichtig zum ersten Global-haushalt an einer bayerischen Uni-versität.

Nach acht erfolgreichen Jahren als»Reformkanzler« wurde Kronthaleraufgrund seiner Fachkompetenz imSteuerrecht als Richter an denBundesfinanzhof berufen. In denzwei Jahren dieser Tätigkeit erarbei-

Die TUM freut sich über die Rückkehr ihres ehemali-gen Kanzlers nach München: Dr. Ludwig Kronthalerübernimmt am 1. Oktober 2010 das Amt des Gene-ralsekretärs der Max Planck-Gesellschaft. Damitschließt sich ein erfolgreicher beruflicher Wirkungs-kreis in München.

TUM-Präsident Wolfgang A. Herrmann hatte 1997 den39-jährigen Juristen und Steuerexperten Ludwig Kron-thaler als Verbindungsreferenten des bayerischen Finanz-ministeriums in der Bayerischen Vertretung in Bonn ent-deckt und ihn unter Mitwirkung einer Ad-hoc-Kommis-sion kurzerhand als Kanzler in die Arcisstraße 21 geholt.Diese ungewöhnliche Berufung eines Kanzlers erregtedamals Aufsehen.

Seite an Seite trieben Präsident und Kanzler an der TUMeine Hochschulreform voran, die richtungweisend für diehochschulpolitischen Entwicklungen in den anderenBundesländern sowie in Österreich werden sollte. Sowurde erstmals an einer deutschen Universität ein Hoch-schulrat installiert und hochkarätig besetzt. Die TUM be-gann ihren Weg der Umwandlung von einer nachgeord-neten Behörde in ein handlungsfähiges Wissenschafts-unternehmen auf der Basis einer modernen Gewaltentei-lung zwischen operativer Führung (Präsidium), strategi-scher Gestaltung (Erweiterte Hochschulleitung) und un-abhängiger Aufsicht (Hochschulrat). In die erste Reform-phase fielen die Erneuerung des WissenschaftsstandortsWeihenstephan mit einer fachlich gebotenen Matrixorga-nisation, die Gründung der ersten Auslandsdependance(Singapur) einer deutschen Universität und das Restruk-turierungsprogramm innovaTUM-2008.

Als Kanzler machte sich Ludwig Kronthaler bundesweiteinen Namen mit der Einführung des Konzepts des kauf-männisch orientierten Hochschulrechnungswesens, dasunter seiner Federführung in den sogenannten Greifswal-der Grundsätzen seinen Niederschlag fand. Auch gehtauf seine Initiative die flächendeckende Einführung desSystems SAP-R/3 zurück, mit dessen Hilfe seither eintransparentes Rechnungswesen etabliert wurde. Unter

Vom Reformkanzler zumGeneralsekretär

©MPG

tete er mehrere Grundsatzurteile zumUmsatzsteuerrecht. 2007 führte ihnsein Weg nach Paris: Als Direktor fürRessourcenmanagement und Indus-trieangelegenheiten lernte er dieStrukturen und Arbeitsweisen derEuropean Space Agency (ESA) alstransnationaler Wissenschaftsorga-nisation kennen. Er war für die ESAder Wunschkandidat, weil er auf-grund seiner an der TUM gesammel-ten Erfahrungen bei der Einführungvon SAP-R/3 ins Hochschulrech-nungswesen die an der ESA geplan-te Finanzreform umsetzen sollte –und mittlerweile neben einer Reformdes Beschaffungswesens und desPensionssystems auch erfolgreichauf den Weg gebracht hat. SeinerUniversität bleibt der neue General-sekretär als Mitglied des Hochschul-rats weiterhin verbunden.

Der TUM-Präsident freut sich überden Karrieresprung des ehemaligenKanzlers: »Wie die Berufung zumMPG-Generalsekretär wieder einmalzeigt, haben wir Glück mit unseremFührungspersonal. Was LudwigKronthaler an der TUM gesehen, ge-lernt, was er initiiert und umgesetzthat, das wird ihm nach dem wertvol-len Intermezzo bei der ESA in Parisnun bei der Max Planck-Gesellschaftals Rüstzeug dienen. Er wird hart inder Sache, aber phantasievoll undmit Augenmaß wirken. Er ist der rich-tige Mann an der richtigen Stelle.«

Die Technische Universität gratuliertherzlich!

Ludwig Kronthaler

Menschen

67TUMcampus 3/10

Dr. Anton Kastenmüller ist neuer TechnischerDirektor der Forschungs-NeutronenquelleFRM II der TUM in Garching. Er folgt Dr. IngoNeuhaus nach, der zum Kernkraftwerk Krüm-mel wechselte. Neuhaus leitete den Betriebdes FRM II seit 2006.

Anton Kastenmüller promovierte in der experi-mentellen Kernphysik am Physiklehrstuhl E12der TUM mit dem Aufbau eines Detektors amBeschleuniger des Helmholtzzentrums fürSchwerionenforschung in Darmstadt. Seit2001 ist er an der Forschungs-Neutronen-quelle in Garching tätig. Zunächst war er imDetektor- und Elektroniklabor des FRM II be-schäftigt und dort bereits vor der Inbetrieb-nahme mit dem Aufbau von Instrumenten undSystemen befasst. Vor drei Jahren übernahm

Zum 31. März 2010 trat Prof. Franz vonFeilitzsch, Ordinarius für experimentelleAstroteilchenphysik der TUM, in denRuhestand.

In der Leitung des Lehrstuhl war Franz vonFeilitzsch der direkte Nachfolger von Prof.Rudolph Mößbauer, der 1961 den Nobelpreisfür Physik erhalten hatte. Die Schaffensperio-de von Franz von Feilitzsch war geprägt durcheine aufregende Entwicklung in der Astroteil-chenphysik. So hat er mit seiner Gruppewesentlich zur Entdeckung der »Neutrino-oszillationen« beigetragen. Dieses Phänomenist verantwortlich für das solare Neutrino-rätsel, das Teilchen- und Astrophysiker seit1970 faszinierte. Franz von Feilitzsch war undist führendes Mitglied der solaren Neutrino-

experimente GALLEX, GNO und BOREXINO,die mit ihren einmaligen Resultaten zur Auf-lösung dieses Rätsels entscheidend beigetra-gen und über die Neutrinophysik hinaus neueErkenntnisse zum detaillierten Ablauf derthermonuklearen Fusionsprozesse im Innernder Sonne gewonnen haben.

Neben der Neutrinophysik war Franz vonFeilitzsch Pionier in vielen physikalischen, aberauch technischen Aspekten. An seinem Lehr-stuhl wurden höchstempfindliche Kryodetek-toren entwickelt, die bei extrem tiefen Tempe-raturen arbeiten und die heute zum Beispielbeim Experiment CRESST für die direkte Su-che nach der Dunklen Materie im Universumeingesetzt werden. Daraus gründeten Dokto-randen des Lehrstuhls als Spin-Off eine Firmaauf dem Gebiet der Tieftemperaturtechnolo-gie. Franz von Feilitzsch war zudem von 1994bis 2006 Gründer und Sprecher des erstendeutschen SFB im Feld der Astroteilchenphy-sik und hat damit dieses Gebiet in Deutsch-

er die Leitung des Fachbereichs »Reaktorwei-terentwicklung«. Hier kümmerte sich Kasten-müller unter anderem um das atomrechtlicheÄnderungsverfahren, etwa um die erfolgreicheEingliederung der neuen NeutronenleiterhalleOst ins Atomrecht, und erwirkte die Zulassungund Betriebsgenehmigung der Tumorthera-pieanlage. Außerdem war der 42-Jährige zu-ständig für die Mechatronik-Auszubildendenam FRM II.

Wichtigstes Ziel des neuen Technischen Di-rektors ist der sichere und zuverlässige Be-trieb der Forschungs-Neutronenquelle. Außer-dem möchte er für die wissenschaftlichen undkommerziellen Nutzer die Messmöglichkeitenerweitern.

Neuer Technischer Direktor amFRM II

Ruhestand

Anton Kastenmüller

©WenzelSchürmann

Franz von Feilitzsch

land und Europa entscheidend geprägt. In zahlreicheninternationalen Gremien und Kommissionen, denen erteilweise vorstand, hat er seine physikalischen Ideenund Vorschläge voranbringen können. Auch heute nochist er in verantwortlicher Position in der europäischenLarge Apparatus for Grand Unification and NeutrinoAstronomy (LAGUNA) tätig, in der die Voraussetzungfür ein künftiges Großprojekt auf dem Gebiet der Astro-teilchenphysik geschaffen werden soll.

Lothar Oberauer

Menschen

TUMcampus 3/1068

Start in den Beruf

Im Rahmen einer Feierstunde erhielten im April 2010 elfAuszubildende der TUM ihre IHK-Abschlusszeugnisse.Sie haben die Berufe Biologielaborantin, Chemielabo-rant, Feinwerkmechaniker, Industriemechanikerin undBrauer gelernt. Derzeit bietet die TUM mehr als 150 Aus-bildungsplätze in 16 Ausbildungsberufen an.

Je einen mit 250 Euro dotierten Förderpreis des TUM-Präsidenten erhielten die Industriemechanikerin InesEgger, die Feinwerkmechaniker Martin Banzer und Hein-rich Wiehr sowie der Industriemechaniker Bernd Whiting.Heinrich Wiehr schloss als Innungsbester ab.

Girls’ Day 2010 in derInformatik

Mädchen frühzeitig für die Informatik und das Infor-matik-Studium zu begeistern, war ein Ziel der TUM-In-formatiker beim Girls’ Day 2010. Zunächst aber solltendie Schülerinnen einen persönlichen Eindruck vomBerufsalltag der Informatikerinnen und Informatiker ander TUM gewinnen. Dazu standen den 33 jungen Da-men 21 Patinnen und Paten aus 11 Lehrstühlen zurVerfügung: Zwei Stunden lang durften die Mädchenihre Paten bei der Arbeit begleiten. Nach einem Mittag-essen in der Mensa und einem Schnupperbesuch inder Vorlesung »Einführung in die Softwaretechnik« vonProf. Bernd Brügge tauchten die Mädchen in die vir-tuelle Welt der Forschungswerkstatt »Augmented Re-ality« ein. Dort konnten die Schülerinnen beispiels-weise ein virtuelles Schlagzeug bedienen, Touchsudo-ku spielen oder scheinbar über Utah fliegen. TheresaBader, eine Teilnehmerin, fasst »ihren« Girls’ Day zu-sammen: »Der Tag hat mir viel Spaß gemacht und eswar sehr interessant zu sehen, wie es in der Univer-sität aussieht und was dort alles gemacht wird.«

Nastaran MatthesMichaela RannerAngelika Reiser

©AndreasBattenberg

Azubis, Ausbilder und Offizielle bei der Zeugnisübergabe (v.l.,von hinten nach vorn): Wilhelm Eisenbeiß, ständiger Vertreterdes Kanzlers der TUM und Leiter der Verwaltungsstelle Gar-ching, Prof. Wilfried Huber, Vorsitzender des Senats der TUM,Heinrich Wiehr, Fabian Krause, Robin Kiefer, Andrea Hanrieder,Maximilian Dötsch, Andreas Auernhammer, Ines Egger,Johannes Kolb, Monika Partsch, Leiterin des Ausbildungs-zentrum der TUM, Martin Banzer, Bernd Whiting.Nicht abgebildet: Nicole Haggenmiller.

■Nächster Girls’ Day:14. April 2011

Menschen

69TUMcampus 3/10

Neu berufen Prof. Uta Behrends, Oberärztin am Lehr-stuhl für Kinderheilkunde der TUM, auf dasExtraordinariat für Pädiatrische Infektiolo-gie und Immunbiologie;

Prof. Felix Brandt, Emmy-Noether-Nach-wuchsgruppenleiter an der LMU Mün-chen, auf das Extraordinariat für Algorith-mische Spieltheorie;

Prof. Fabian Duddeck, Reader für Com-putational Mechanics an der Queen MaryUniversity of London, auf das Extraordina-riat für Computational Mechanics;

Prof. Hubert Gasteiger, Gastprofessoram MIT, auf den Lehrstuhl für TechnischeElektrochemie;

Prof. Nico Goldscheider, Oberassistentam Zentrum für Hydrogeologie der Univer-sität Neuchâtel (CHYN), Schweiz, auf dasExtraordinariat für Hydrologie und Geo-thermie;

Prof. Christian Große, kommissarischerDirektor der Materialprüfungsanstalt derUniversität Stuttgart, auf das Extraordina-riat für Zerstörungsfreie Werkstoffprüfung;

Prof. Andreas Jossen, wissenschaftlicherMitarbeiter am Zentrum für Sonnenenergieund Wasserstoff-Forschung Baden-Würt-temberg, Ulm, auf den Lehrstuhl für Elek-trische Energiespeichertechnik;

Prof. Caroline Lasser, Freie UniversitätBerlin, auf das Extraordinariat für Numerikpartieller Differentialgleichungen;

Prof. Holger Patzelt, Associate Directoram Max-Planck-Institut (MPI) für Ökono-mik in Jena, auf den Lehrstuhl für Be-triebswirtschaftslehre – Entrepreneurship;

Prof. Bernd Reif, Professor an der Charité– Universitätsmedizin und am Leibniz-For-schungsinstitut für Molekulare Pharmako-logie in Berlin, auf das Extraordinariat fürFestkörper-NMR-Spektroskopie;

Prof. Michael Rychlik, wissenschaftlicherLeiter der Bioanalytik Weihenstephan amZentralinstitut für Ernährungs- und Le-bensmittelforschung (ZIEL) der TUM, aufden Lehrstuhl für Analytische Lebens-mittelchemie;

Prof. Carsten Schmidt-Weber vom Aller-gy and Clinical Immunology Departmentdes National Heart and Lung Institute amImperial College in London, auf den Lehr-stuhl für Molekulare Allergologie und Um-weltforschung;

Prof. Tina Seidel, Ordinaria für Pädagogi-sche Psychologie der Universität Jena, aufden Friedl-Schöller-Stiftungslehrstuhl fürUnterrichts- und Hochschulforschung.

als Alexander von Humboldt-For-schungspreisträger

Prof. Connie Chang-Hasnain, Universityof California, Berkely, USA, am WalterSchottky Institut; Thema: SubwavelengthPhotonic Nanostructures and Lasers;Prof. Michael L. Honig, NorthwesternUniversity, Illinois, USA, am Fachgebiet fürMethoden der Signalverarbeitung; Thema:Communications in Interference LimitedNetworks;

als Alexander von Humboldt-Stipendiat

Prof. Toshimitsu Yamazaki, University ofTokyo und RIKEN, Japan, am Lehrstuhl fürExperimentalphysik E12 und ExcellenceCluster Universe der TUM; Thema: Unter-suchung von antikaonischen Kernmolekü-len, die zu stark gebundener Kernmateriehoher Dichte führen, wie sie in Innern vonNeutronensternen erwartet wird;Dr. Dip Goswami, National University ofSingapore, Singapur, am Lehrstuhl für Re-alzeit-Computersysteme; Thema: Cyber-Physical Systems – Control and Embed-ded Systems Co-design;Prof. Il Yong Kim, Queens UniversityKingston, Ontario, Kanada, am Lehrstuhlfür Numerische Mechanik; Thema: Three-

TUM intern

Zu Gast

TUMcampus 3/1070

Ernennung

Vertretung

dimensional Bone Remodeling SimulationUsing Topology Optimization;

auf Einladung des Lehrstuhls für Steue-rungs- und Regelungstechnik

Prof. Yasuharu Kunii, Department ofElectrical, Electronic, and CommunicationEngineering der Chuo University, Tokio,Japan, am Lehrstuhl für Steuerungs- undRegelungstechnik; Thema: Mensch-Maschine-Kooperation, Teleoperation inComputernetzwerken und im Weltraum.

zur außerplanmäßigen Professorinzum außerplanmäßigen Professor

für das Fachgebiet Chirurgie Dr. WernerKarl Heinz Kauer, Privatdozent an derChirurgischen Klinik und Poliklinik;

für das Fachgebiet Chirurgie Dr. Jörg Her-mann Kleeff, Privatdozent an der Chirur-gischen Klinik und Poliklinik;

für das Fachgebiet Innere Medizin Dr.Michael Alexander Eugen Schneider,Chefarzt für Innere Medizin/Kardiologieam Klinikum Pforzheim;

für das Fachgebiet Chirurgie Dr. Chris-toph Peter Schuhmacher, Privatdozentan der Chirurgischen Klinik und Poliklinik;

für das Fachgebiet Neurologie und Neuro-genetik Dr. Juliane Winkelmann, Privat-dozentin an der Neurologischen Klinik undPoliklinik.

Dr. Bastian von Harrach, wissenschaft-licher Angestellter am Lehrstuhl für Mathe-matische Optimierung, wurde für die Zeitvom 1.4.2010 bis 30.9.2010 mit der kom-missarischen Leitung des Fachgebiets fürAngewandte Mathematik II beauftragt.

70. Geburtstag

Prof. Manfred Claassen, Extraordinariusi.R. für Hochfrequenzelektronik, am 3.6.2010; Prof. Dimitris Kosteas, Extra-ordinarius i.R. für Leichtmetallbau undErmüdung, am 10.7.2010; Prof. RainerFriedrich, Extraordinarius i.R. für Strö-mungsmechanik, am 10.5.2010; Prof.Fritz Parak, Ordinarius i.R. für Experimen-talphysik-Biophysik, am 2.5.2010; Prof.Horst Pichert, Extraordinarius i.R. fürHaushalttechnik, am 11.7.2010; Prof.Wolfgang Remy, Extraordinarius i.R. fürDermatologie und Venerologie, am 23.5.2010; Prof. Karl Schikora, Extraordinariusi.R. für Statik, am 15.7.2010; Prof. RudolfWienands, Ordinarius für Grundlagen derGestaltung und Darstellung, am 9.6.2010;

75. Geburtstag

Prof. Eberhard Graßmann, Extraordina-rius i.R. für Physiologische Futtermittel-chemie, am 16.6.2010; Prof. HelmutGreim, Ordinarius em. für Toxikologie undUmwelthygiene, am 9.5.2010; Prof. GiulioMorteani, Ordinarius i.R. für AngewandteMineralogie und Geochemie, am 23.7.2010; Prof. Anton Michael Piendl, Extra-ordinarius i.R. für Gärungsphysiologie, am15.5.2010; Dr. Hermann Scholl, Ehren-doktor der Fakultät für Elektrotechnik undInformationstechnik, am 21.6.2010; Prof.Ferdinand Stracke, Ordinarius i.R. fürStädtebau und Regionalplanung, am27.5.2010;

80. Geburtstag

Prof. Gerald Eberlein, Ordinarius em. fürSoziologie, am 5.5.2010; Prof. RüdigerFinsterwalder, Ordinarius em. für Karto-grafie und Reproduktionstechnik, am16.7.2010; Prof. Heinz Peter Fritz, Ordi-narius em. für Anorganische Chemie, am9.5.2010; Dr. Hans-C. Koch, Ehrendoktorder Fakultät für Maschinenwesen, am23.6.2010;

TUM internGeburtstag

71TUMcampus 3/10

Menschen

Dienstjubiläum

85. Geburtstag

Prof. Wolfgang Kaiser, Ordinarius em. fürExperimentalphysik, am 17.7.2010; Prof.Rudolf Krüger, Ordinarius em. für Wirt-schaftslehre der Brauerei, am 4.6.2010;Prof. Gerhard Pahl, Ehrendoktor der Fa-kultät für Maschinenwesen, am 25.6.2010;Prof. Peter C. von Seidlein, Ehrendoktorder Fakultät für Architektur, am 25.6.2010;

90. Geburtstag

Georg Evers, Ehrenbürger der TUM, am15.5.2010;

95. Geburtstag

Prof. Friedrich Schöffel, Ordinarius em.für Maschinen- und Apparatekunde, am3.5.2010.

25-jähriges Dienstjubiläum

Hermann Böhler, Lehrkraft für besondereAufgaben im Allgemeinen Hochschulsport,am 10.5.2010; Rosemarie Eberhard,technische Zeichnerin am Lehrstuhl für Le-bensmittelverfahrenstechnik und Molke-reitechnologie, am 8.4.2010; Franz-XaverHecht, technischer Angestellter am Lehr-stuhl für Technische Chemie 2, am1.4.2010; Franz Krutzenbichler, Regie-rungsoberamtsrat in der ZA 3, Referat 32,am 1.6.2010; Paul Podolay, technischerAngestellter am Lehrstuhl für Sportpsy-chologie, am 1.5.2010; Andreas Sach-senhauser, Oberbrandmeister bei derFeuerwehr TUM Garching, am 1.5.2010;Sabine Thoma, Verwaltungsangestellte inder Zentralabteilung 3, Referat 35, Finanz-buchhaltung, am 9.4.2010;

40-jähriges Dienstjubiläum

Dr. Bernd Finkbein, Akademischer Direk-tor am Lehrstuhl für Entwurfsautomatisie-rung, am 1.4.2010; Dr. Klaus-JürgenMichaelis, Akademischer Direktor amLehrstuhl für Maschinenelemente, am

1.4.2010; Dr. Ludwig Siegerstetter, Aka-demischer Direktor im Fachgebiet Hydro-mechanik, am 1.5.2010.

Werner Gerbl, Meister für Fernmeldetech-nik, ZA 1, nach 31-jähriger Tätigkeit an derTUM zum 31.5.2010; Vlastimila Götzova-Kumpf, Lehrkraft für besondere Aufgaben– Angewandte Sportwissenschaft, nach36-jähriger Tätigkeit an der TUM zum31.7.2010; Johann Heinzl, wissenschaft-licher Angestellter an der Fakultät für Phy-sik, nach 26-jähriger Tätigkeit an der TUMzum 31.5.2010; Regine Jakob-Tevini, Bi-bliotheksamtsrätin in der TeilbibliothekStammgelände, nach 34-jähriger Tätigkeitan der TUM zum 31.5.2010; Günter Leit-wein, technischer Angestellter im Physik-Department, nach 33-jähriger Tätigkeit ander TUM zum 31.7.2010; Prof. JürgenLoibl, Extraordinarius für Sportpädagogik,nach 25-jähriger Tätigkeit an der TUM zum31.3.2010; Rainer Ondrusch, technischerAngestellter am Lehrstuhl für Raumfahrt-technik, nach 35-jähriger Tätigkeit an derTUM zum 30.4.2010; Prof. Jörg Pfaden-hauer, Ordinarius für Vegetationsökologie,nach 28-jähriger Tätigkeit an der TUM zum31.3.2010; Heinz Preißer, technischer An-gestellter im Materialprüfungsamt für dasBauwesen, nach 11-jähriger Tätigkeit ander TUM zum 31.3.2010;Waltraud Riegg,mathematisch-technische Assistentin amInstitut für Informatik, nach 39-jähriger Tä-tigkeit an der TUM zum 30.4.2010; Dr.Ludwig Siegerstetter, Akademischer Di-rektor am Fachgebiet Hydromechanik,nach 40-jähriger Tätigkeit an der TUM zum30.9.2010.

Rolf Bühnemann, Schlosser und Schwei-ßer am Lehrstuhl für Radiochemie, im Altervon 40 Jahren am 23.04.2010;Prof. Friedrich Roesler, apl. Professorbeim Zentrum Mathematik, im Alter von 64Jahren am 22.4.2010.

Ruhestand

Verstorben

TUMcampus 3/1072

31. JuliAusschreibungGENERATION-D

31. JuliAusschreibungPreis für Technik-geschichte

Der bundesweite Ideenwettbewerb GE-NERATION-D ist in diesem Jahr unterdem neuen Motto »Setz Dich ein« noch biszum 31. Juli 2010 ausgeschrieben. Teil-nehmen können Teams aus mindestensdrei Studierenden, auch Promotionsstu-denten, die an einer Hochschule inDeutschland eingeschrieben sind. Ge-sucht werden Ideen für Projekte und Initia-tiven aus den Themenbereichen »Arbeit,Wirtschaft & Umwelt«, »Bildung & Kultur«und »Soziale Gesellschaft«, die sich auchumsetzen lassen. Die zehn besten Teamswerden zu einem Wochenende nach Berlineingeladen. Das Gewinnerteam wird aufdem »Führungstreffen Wirtschaft« der Süd-deutschen Zeitung mit Preisgeldern voninsgesamt 15 000 Euro ausgezeichnet. DieProjektpartner Bayerische EliteAkademie,Süddeutsche Zeitung, Allianz SE und Stif-tung Marktwirtschaft haben die InitiativeGENERATION-D ins Leben gerufen, umgesellschaftliche und soziale Veränderun-gen zu fördern.

www.setz-dich-ein.de

Der VDI Verein Deutscher Ingenieure lobtzum dritten Mal den Conrad-Matschoß-Preis für Technikgeschichte aus. Er ist mit3 000 Euro dotiert und soll auf der Tech-nikgeschichtlichen Tagung in Bochum imMärz 2011 verliehen werden. Mit demPreis will der größte Ingenieurverein Euro-pas das Interesse für Technikgeschichtestärken, Beiträge zur besseren Verständ-lichkeit der Technikgeschichte fördern unddie technikhistorische Forschung unter-stützen. Vorschläge und Eigenbewerbun-gen sind bis zum 31. Juli 2010 erbeten.Prämiert werden deutschsprachige Beiträ-ge in Print- und elektronischen Medien,die seit 2008 entstanden sind. Ebensowichtig wie die fachliche Qualität ist diegute allgemeine Verständlichkeit für Fach-fremde.

www.vdi.de/matschoss-preis

»Mädchen machen Technik«, das Som-merferienprogramm an bayerischen Hoch-schulen und Forschungseinrichtungen,bietet 35 Projekte aus Naturwissenschaftund Technik an. Mädchen im Alter zwi-schen 10 und 16 Jahren erobern sich dieWelt der Computer und Zellen, der elektri-schen Schaltungen, des Wetters und vie-les mehr.

www.maedchenmachentechnik.de

Unter dem Titel »Vom Nutzen des Waldesin schwierigen Zeiten« befassen sich aufdem zweiten »Waldtag Bayern« hochka-rätige Referenten mit »harten« Themen wieFinanz- und Wirtschaftskrise, LändlicherRaum, Klimawandel, Energie oder biologi-sche Vielfalt und mit »weichen« Themenwie demographischer Wandel oder zuneh-mende Digitalisierung und Virtualisierung.Auch aktuelle forstpolitische Themen wieder Wald-Klima-Fonds kommen zur Spra-che. Die von den 21 forstlichen Verbändenund Vereinen in Bayern und der Bayeri-schen Staatsregierung gemeinsam veran-staltete Tagung findet statt am 27. August2010 im Zentralen Hörsaalgebäude desWissenschaftszentrums Weihenstephan,Maximus-von-Imhof-Forum, Freising. Je-der Teilnehmer erhält neben den Tagungs-unterlagen einen »Wachstumswert« alspersönlichen Beitrag für eine gute Zukunft.

www.waldtag-bayern.de

Bis Ende August 2010 können sich Studie-rende mit dem festen Berufsziel »Lehrer«für ein Stipendium im »Studienkolleg – Be-gabtenförderung für Lehramtsstudieren-de« bewerben, das die Stiftung der Deut-schen Wirtschaft (sdw) in Kooperation mitder Robert Bosch Stiftung durchführt.Jährlich vergibt das »Studienkolleg« bis zu100 Stipendien. Kern des Förderpro-gramms sind Seminare zu Schulthemenund Trainings zur Persönlichkeitsentwick-lung. Die finanzielle Unterstützung erhalten

2. August bis10. SeptemberFerienprogramm»Mädchen ma-chen Technik«

27. August2. Waldtag Bayern

31. AugustStipendien fürLehramtsstudie-rende

Termine

73TUMcampus 3/10

30. September10 Jahre WZW

1. OktoberStiftungsgeld

8. bis 9. OktoberFortbildung Er-nährungsmedizin

die Studierenden aus Mitteln des Bundes-ministeriums für Bildung und Forschung.Zusätzlich zum Stipendium zur Finanzie-rung des Lebensunterhalts gibt es voraus-sichtlich ab dem 1. Oktober 2010 einBüchergeld in Höhe von 300 Euro. DieBewerbungsfrist für die Aufnahme zumWintersemester 2010/2011 endet am31. August 2010.

www.sdw.org/studienkolleg

Anlässlich des zehnjährigen Bestehens desTUM-Wissenschaftszentrums Weihenste-phan für Ernährung, Landnutzung und Um-welt findet am 30. September 2010 aufdem Campus Weihenstephan, Maximus-von-Imhof-Forum 6, Hörsaal 14, ab 10 Uhreine Jubiläumsfeier statt. Die Festredeüber »Wissenschaft und Gesellschaft – dasBeispiel Infektionen« hält Prof. Jörg Hacker,Präsident der Deutschen Akademie derNaturforscher Leopoldina – Nationale Aka-demie der Wissenschaften.

Die Leonhard-Lorenz-Stiftung förderteinzelne abgegrenzte Forschungsvorha-ben an der TUM. Entsprechend den Ver-gabegrundsätzen können Zuschüsse fürSachmittel, Hilfskräfte und sonstige Kos-ten sowie für Forschungsreisen und For-schungsaufenthalte bewilligt werden. For-schungsvorhaben des wissenschaftlichenNachwuchses werden bei der Vergabe be-sonders berücksichtigt. Anträge auf För-derung sind bis 1. Oktober 2010 einzurei-chen an den Vorsitzenden des Stiftungs-kuratoriums, Prof. Johann Plank, Lehrstuhlfür Bauchemie;E-Mail: [email protected]

Die erste Fortbildungsveranstaltung fürErnährungsfachkräfte und Ernährungs-mediziner findet am 8. und 9. Oktober2010 am TUM-Klinikum rechts der Isarstatt. Führende Experten referieren aus

den Bereichen Ernährungsmedizin, Oeco-trophologie, Gastroenterologie, Ernäh-rungsberatung, künstliche Ernährung,Lebensmittel-Industrie und Behörden.Weitere Themen sind die Ernährung inSchwangerschaft, Kinder- und Jugend-alter sowie die Ernährungstherapie beigastroenterologischen Erkrankungen.

www.akademie.ziel.tum.de

»m3: microelectronic meets medicine –Bioelektronische Diagnose- und Therapie-systeme« ist der Titel des Heinz NixdorfSymposiums 2010, zu dem die TUM vom12. bis 13. Oktober 2010 ins BusinessCenter der BMW Welt, Am Olympiapark 1,einlädt. Das vom Heinz Nixdorf-Lehrstuhlfür Medizinische Elektronik organisierteSymposium mit Poster- und Industrieaus-stellung widmet sich vier Themenberei-chen: bioelektronische Diagnose- undTherapiesysteme – State of the Art; bio-elektronische Sensoren für Diagnostik undTherapie; bioelektronische Therapiesyste-me und evidenzbasierte telemedizinischeIntervention.

www.lme.ei.tum.de/symposium

L'Ensemble Médical wird als erstes deut-sches Universitäts-Ensemble in der welt-berühmten Carnegie Hall in New York auf-treten. Das 2009 gegründete Oratorien-Ensemble, dessen knapp 200 Mitgliedervor allem aus den medizinischen Fakultä-ten der TUM und der LMU München kom-men, setzt sich aus Chor und Orchesterzusammen. Neben der professionellenAufführung großer Oratorienwerke dienendie Konzerte besonders dem Fundraisingfür die medizinische Nothilfeorganisation»Ärzte ohne Grenzen«. In New York wirdBachs h-Moll-Messe gegeben. Zusätzlichwird das Ensemble Médical die h-Moll-Messe am 23. und 24. Januar 2011 in derMarkus-Kirche in München aufführen.

www.lensemblemedical.com

12. bis 13.OktoberHeinz NixdorfSymposium

16. Februar 2011Konzert

www.bauchemie-tum.de/master-frame-work/index.php?p=F%F6rd&i=65&m=1&lang=en

TUMcampus 3/1074

Spiel mit Fragen!Heute noch so charmant wie bei MarcelProust: Das Spiel mit den Fragen. Die Ant-worten hat diesmal Andrea Kick, an der TUMzuständig für die zentrale Studienberatungund ExploreTUM, die Schnittstelle zwischenSchule und Hochschule.

Andrea Kicks Arbeitstage sind sehr abwechslungsreich: Bearbei-tung von Projektanträgen, Infovorträge an Schulen und natürlichimmer wieder ausführliche Beratungsgespräche. Da ist eine Stu-dieninteressentin aus Mexiko mit der gesamten Großfamilie ange-reist und möchte »irgendetwas mit Technik studieren«, ein verzwei-felter Student hat Prüfungsängste... »Die ständige Auseinanderset-zung mit vielen unterschiedlichen Menschen und Themen ist es,was meine Arbeit so interessant macht – aber auch anstrengend!«

Wo möchten Sie leben?Bei mir zu Hause

Was ist für Sie das größte Glück?Gesellschaft von Menschen, die ichschätze

Welche Fehler entschuldigen Sie amehesten?Schönheitsfehler

Was ist für Sie das größte Unglück?Filterkaffee am Morgen

Ihr Lieblingsmaler?Alexej von Jawlensky

Ihr Lieblingskomponist?Philip Glass

Ihr Lieblingsschriftsteller?Mario Vargas Llosa und manchmal auchMarcel Proust

Ihre Lieblingstugend?Chuzpe

Ihre Lieblingsbeschäftigung?Pflanzen und Ernten

Ihr Lieblingsexponat im DeutschenMuseum?Der mechanische Trompeter

Ihr Hauptcharakterzug?Ich habe mindestens zehn

Was schätzen Sie bei Ihren Freundenam meisten?Echte Freundschaft

Was ist Ihr größter Fehler?Ich vergesse immer meinen Einkaufs-zettel.

Was ist Ihr Traum vom Glück?Glücklich zu sein

Ihre Helden in der Wissenschaft?Wilhelm von Humboldt

Ihre Helden in der Geschichte?Männer, die hinter starken Frauen stehen

Was verabscheuen Sie am meisten?Ignoranz

Welche Reform bewundern Sie ammeisten?Hoffentlich in zehn Jahren: den Bologna-Prozess

Welche natürliche Gabe möchten Siebesitzen?Fliegen können

Was möchten Sie sein?Weise

Ihr Motto?»Niemals war mehr Anfang als jetzt«(Walt Whitman)

Vorschau

75TUMcampus 3/10

Redaktionsschluss: 30. August

Am 1. Oktober 2000 fiel der Startschuss für die neueFakultät TUM-Wissenschaftszentrum Weihenstephanfür Ernährung, Landnutzung und Umwelt. Unter ihremDach vereinigten sich die drei bisherigen Fakultäten fürLandwirtschaft und Gartenbau, für Brauwesen, Lebens-mitteltechnologie und Milchwissenschaft sowie fürForstwissenschaft. Am 30. September wird das zehn-jährige Jubiläum gefeiert.

Acht TUM-Studierende der Luft- und Raumfahrttechniktesten neue Weltraumstrukturen. Ihr Team FOCUS istTeil des REXUS-Projekts (Rocket borne Experiments forUniversity Students), das Studenten ermöglicht, eigeneExperimente im Weltraum durchzuführen. Im Februar2011 wird das Experiment an Bord der REXUS-Höhen-forschungsrakete vom nordschwedischen Esrange inden Weltraum starten. Bis dahin läuft noch die Pro-duktions- und Testphase.

Um die grundlegenden ökonomischen Faktoren, die aufdie EU-Landwirtschaft einwirken, geht es in dem EU-Projekt »Factor Market«. Analysiert wird die Funktions-tüchtigkeit der landwirtschaftlichen Faktormärkte derEU-Staaten. Der Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre –Umweltökonomie und Agrarpolitik der TUM hat dabeidie Aufgabe, den landwirtschaftlichen Bodenmarkt unddie Wirkung von Subventionen auf die Bodenpreise zuuntersuchen.

Vorschau TUMcampus 4/10

10 Jahre TUM-Wissenschaftszentrum Weihenstephan

Studenten im Weltall

Ökonomie des Bodenmarkts

Technische Universität München