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Empfehlungen der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege e.V. zur Weiterentwicklung der Gruppenprophylaxe Beschluss der DAJ-Mitgliederversammlung vom 19.06.2020

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EmpfehlungenderDeutschenArbeitsgemeinschaftfürJugendzahnpflegee.V.zurWeiterentwicklungderGruppenprophylaxe

BeschlussderDAJ-Mitgliederversammlungvom19.06.2020

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Inhalt

GruppenprophylaxealslernendesSystem................................................................................3

DassagenunsdieDaten...........................................................................................................4

GrundlagenunseresHandelns..................................................................................................6

GruppenprophylaxefürdasMilchgebiss...................................................................................8

GruppenprophylaxefürdasbleibendeGebiss........................................................................14

DieintegriertemundgesundheitlichePräventionskette..........................................................15

HerausforderungenfüralleMitwirkenden.............................................................................17

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GruppenprophylaxealslernendesSystemEinekurzeEinführung

DieseEmpfehlungenberuhenaufeineminternenDiskussionsprozessderDAJnachAbschlussderEpidemiologischenBegleituntersuchungen2016.DerenErgebnissemarkieren,wievomGesetzge-ber1989festgelegt,denAusgangspunkteinesProzessesderErfolgskontrollederGruppenpro-phylaxe,indendieGutachterderEpidemiologischenBegleituntersuchungenmitihrenzahnmedizinischenEmpfehlungenundBewertungenebensoeinbezogenwordensindwieweitereFachleuteausPublicHealthundKindheitswissenschaftensowieentscheidende,planendeundumsetzendeMitwirkendederGruppenprophylaxeaufallenEbenen.DieDatenbasisunddieErgebnissedesDAJ-SymposiumsimMärz2018liegenalsPublikationenvor1undbildendieGrundlagederfolgendenAusführungen.

ZieldesPapiersistes,inEinklangmitdengesetzlichenVorgabennach§21SGBVeinengemeinsamenHandlungsrahmenzurWeiterentwicklungderGruppenprophylaxefürdienächstenJahrezuschaffen.

DergesetzlicheAuftrag(§21SGBVAbs.1)stecktdenRahmenwiefolgt:„DieKrankenkassenhabenimZusammenwirkenmitdenZahnärztenunddenfürdieZahngesundheitspflegeindenLändernzuständigenStellenunbeschadetderAufgabenanderergemeinsamundeinheitlichMaßnahmenzurErkennungundVerhütungvonZahnerkrankungenihrerVersicherten,diedaszwölfteLebensjahrnochnichtvollendethaben,zufördernundsichandenKostenderDurchführungzubeteiligen.SiehabenaufflächendeckendeMaßnahmenhinzuwirken.InSchulenundBehinderteneinrichtungen,indenendasdurchschnittlicheKariesrisikoderSchülerüberproportionalhochist,werdendieMaßnahmenbiszum16.Lebensjahrdurchgeführt.DieMaßnahmensollenvorrangiginGruppen,insbesondereinKindergärtenundSchulendurchgeführtwerden;siesollensichinsbesondereaufdieUntersuchungderMundhöhle,ErhebungdesZahnstatus,Zahnschmelzhärtung,ErnährungsberatungundMundhygieneerstrecken.FürKindermitbesondershohemKariesrisikosindspezifischeProgrammezuentwickeln.“

1SpliethC.et.al.:EpidemiologischeBegleituntersuchungenzurGruppenprophylaxe2016.DeutscheArbeitsgemeinschaftfürJugendzahnpflegee.V.Bonn2017DieWeiterentwicklungderGruppenprophylaxeaufBasisderEpidemiologischenBegleituntersuchungen2016.DokumentationdesSymposiumsvom23.März2018.DeutscheArbeitsgemeinschaftfürJugendzahnpflegee.V.Bonn2018

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DassagenunsdieDatenUnsereAufgabenindennächstenJahren

DerBlickaufdasKariesgeschehenindendreiinderDAJ-Studie2016erhobenenAltersklassenzeigteinheterogenesBild.

KariesimbleibendenGebiss

DieKarieswerte(DMFT)der12-JährigeninsechstenKlassensindinternationalaufeinemSpitzenplatz.MitdemIndexSICkontrollierendieDAJ-StudienauchdieEntwicklungimDrittelmitdemhöchstenKariesaufkommenderPopulation.Daherkönnenwirbelegen:VondenkontinuierlichenPräventionserfolgenseit1994/95,demBeginnderDAJ-Studien,habenalledreiuntersuchtenGruppenprofitiert,dasDrittelmitdenhöchstenKarieswertenamstärksten.Ge-mäßdenKriteriendesSachverständigenratszurBegutachtungderEntwicklungimGesundheitswesenistdieKariespräventionhiererfolgreich:EswurdenVerbesserungenfürallesozialenSchichtenerzielt,dieVerminderungderAbständezwischendenSchichtenwurdeerfolg-reichvorangetrieben.DieDAJ-Studie2016belegtaberdennoch,„dasseinerelevanteKariesaktivitätimbleibendenGebissheutefastausschließlichauf20%derKinderundJugendli-chenkonzentriertist,dievornehmlicheinenniedrigenStatusimBildungssystemaufweisen.“2

Milchzahnkaries

DieerstmaligerhobenenbundesweitrepräsentativenDatenzurKariesprävalenzDreijährigerzeigen:DerüberwiegendeTeildieserAltersgruppe–rund80%derKinder–wächstmundgesundauf.13,7%derKleinkinderhabenjedochbiszumAltervondreiJahrenbereitsmanifesteKaries,weitere5%beginnendeKaries.DieGruppederBetroffenenträgteinehoheKrankheitslast,dennimSchnittsind3,57Zähneerkrankt.DerüberwiegendeTeildieserKariesistunbehandelt.FürdieseKinderbedeutetdieKarieseingravierendesgesundheitlichesProblem.DifferenzierendeDatenzursozialenSchichtungkonnteninnerhalbderDAJ-Studienichterhobenwerden,jedochistdiesozialePolarisationdesPhänomensdurchdieLiteraturausreichendbelegt.3

2SpliethC.etal,a.a.O.,S.227

ImbleibendenGebisslautetdieAufgabe:EffektivesErreichenmundgesundheitlicherChancengleichheitbeigleichzeitigerSicherungdeserreichtenNiveausfüralle.

DiePräventionderfrühkindlichenKariesunterbesondererBerücksichtigungvonFamilienmiterhöhtemUnterstützungsbedarfbleibteinevorrangigeAufgabederGPundmussverstärktwerden.

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43,6%der6-bis7-jährigenErstklässlerinDeutschlandhabenimMilchgebissKarieserfahrung.BerücksichtigtmandieebenfallsgemesseneInitialkaries,hatdieHälftederPopulationindiesemAlterMilchzahnkaries,rundzweiDritteldieserKariesistunbehandelt.DieKinder,diemanifesteKarieshaben,habenimSchnittvierkariöseMilchzähne.AufdenerstenBlickhabendieseKinder,diedieKindergartenzeitgeradebeendethaben,dieseMilchzahnkariesoffensichtlichgrößtenteilsim„klassischen“Kita-Alter,alsoimAlterzwischen3und6Jahren,entwickelt.JedochistaufGrunddesKariesaufkommensbereitsbeietwa20%derDreijährigendavonauszugehen,dassdasErkrankungsrisikoindieserLebensphaseentstehtundsichkontinuierlichinderKindergartenzeitzuhohemNiveauaufbaut.SomitentwickeltsichindiesemLebensalterdieMilchzahnkariesfastlinearvomPhänomeneinerkleinenGruppe,dievonFrühkindlicherKariesbetroffenist,zueinembeiden6-bis7-JährigensehrverbreitetenPhänomen.Rund94%allerKinderdiesesAltershabenKindertagesstättenbesucht.Fast80%derKita-KinderinDeutschlandwerdenjährlichmitmindestenseinemGruppenprophylaxe-Impulserreicht.3.

3ZusammenhangKindergesundheitundSozialeLagevgl.:M.Deichsel,G.Rojas,K.Lüdecke,R.Heinrich-Weltzien:FrühkindlicheKariesundassoziierteRisikofaktorenbeiKleinkindernimLandBrandenburg,Bundesgesundheitsbl2012·55:1504–1511DOI10.1007/s00103-012-1537-9H.Hölling·R.Schlack·P.Kamtsiuris·H.Butschalowsky·M.Schlaud·B.M.KurthDieKiGGS-Studie.BundesweitrepräsentativeLängs-undQuerschnittstudiezurGesundheitvonKindernundJugendlichenimRahmendesGesundheitsmonitoringsamRobertKoch-InstitutBundesgesundheitsbl2012·55:836–842T.Lampert·S.Müters·H.Stolzenberg·L.E.Kroll·KiGGSStudyGroupAbteilungfürEpidemiologieundGesundheitsmonitoring,RobertKoch-Institut,BerlinMessungdessozioökonomischenStatusinderKiGGS-Studie.ErsteFolgebefragung(KiGGSWelle1)Bundesgesundheitsbl2014·57:762–770DOI10.1007/s00103-014-1974-8ThomasLampert,JensHoebel,BenjaminKuntz,StephanMüters,LarsEricKrollMessungdessozioökonomischenStatusunddessubjektivensozialenStatusinKiGGSWelle2JournalofHealthMonitoring·20183(1)DOI10.17886/RKI-GBE-2018-016RobertKoch-Institut,Berlin

DiePräventionsstrategiederGruppenprophylaxe inderKitamusskontinuierlichhinterfragtundfachlichangepasstwerden,umerfolgreichzubleiben.

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GrundlagenunseresHandelnsZudiesenPrinzipienbekennenwiruns

DerGesetzgeberhatmitdem§21desSGBVimJahre1989dieGestaltungderZahnmedizini-schenGruppenprophylaxenachPrinzipienverfügt,derenAktualitätwirnachdenintensivenExperten-HearingsimRahmendesDAJ-SymposiumsimMärz2018nachwievorfürgegebenhaltenunddieauchweiterhindieGestaltungsprinzipienderGruppenprophylaxedarstellensoll-ten:

DieInhaltederGruppenprophylaxenach§21SGBV:ZahnärztlicheUntersuchung/ErhebungdesZahnstatus,Zahnschmelzhärtung,ErnährungsberatungundMundhygiene

DieDAJunddiesietragendenMitgliedsorganisationensehendieGruppenprophylaxenach§21SGBV,insbesonderedieinAbsatz1Satz4genanntenMaßnahmenwiedieUntersuchungderMundhöhle,ErhebungdesZahnstatus,Zahnschmelzhärtung,sowieErnährungsberatungundMundhygiene,nachwievoralsessentiellundzeitgemäßan.

DiezahnärztlicheUntersuchungunddieErhebungdesZahnstatusdienenaufderindividuellenEbenederVeranlassungvonTherapie(undggf.IndividualprophylaxeundsekundärerPräven-tion)undwichtigenAspektenimKinderschutz,aufderBevölkerungsebenederErhebungvonGesundheitsdatenzurPlanungundSteuerungderProphylaxe-Aktivitäten(„DatenfürTaten“).

DasseinezuckerreicheErnährungnachgewiesenermaßenmundgesundheitsschädlichist,umge-kehrteinezuckerarmeErnährungzumErhaltderMundgesundheitbeiträgt,istunstrittig.DieKomponenteErnährungsberatungistdeshalbaufderbevölkerungsbezogenenEbenefüreinPro-grammzurMundgesundheitsförderungunverzichtbarundstelltdarüberhinauseinenwichtigenBestandteileinesCommonRiskFactorApproachdar.DieBausteinederGruppenprophylaxezurmundgesundenErnährungnach§21inKitaundSchuleleistenhiereinenwichtigenBeitrag.ParallelstrukturenmitdenentsprechendenAngebotennach§20SGBVinKitaundSchulesollenvermieden,SynergienundKooperationsmöglichkeitengenutztwerden.

DerMundhygieneschließlichkommtimRahmenderGruppenprophylaxeeineherausragendeBedeutungzu.GesundheitsförderlichesZielundangestrebterpräventiverNutzensindhierne-benderKariesreduktionauchdiezeitstabileVerhaltensbeeinflussungdurchdieImplementationdesregelmäßigenZähneputzensmitfluoridierterZahnpastaüberdieLebensspanne.DesWeite-rensindderErwerbeigenverantwortlichergesundheitlicherHandlungskompetenzundderAuf-baueinerSelbstwirksamkeitserwartungzunennen.DastäglicheZähneputzenmitfluoridierterKinderzahnpastagemeinsammitderBezugspersoninderEinrichtungistdamiteinwesentlicherintegrierter,bevölkerungsbezogenerAnsatzzumAusgleichsozialerUngleichheiteninderMundgesundheit,derkünftigflächendeckendzudenbisherigenregelmäßigenGruppenprophylaxe-ImpulsenindenKitashinzutretenmuss,damitdasdortgelernteGesundheitsverhaltenritualisiertwird.DieregelmäßigenMundhygiene-Unterweisungenund-übungenimRahmenvonGruppenprophylaxe-ImpulsenermöglichenesallenKindern,ihrem

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AlterundWissensstandentsprechend,dasrichtigeundsystematischeZähneputzenaufbauendzuerlernen.

DerbedeutsamstekariesprotektiveEffektwirddurchFluorideerreicht(RemineralisierungnachkariösemAngriff,nach§21Absatz1SGBV„Zahnschmelzhärtung“).HierzuleistetdastäglicheZähneputzenmitfluoridierterZahnpastegemeinsammitderBezugspersoninderEinrichtungeinenBeitrag.DesWeiterenistdieAnwendungvonFluoridlackeinhocheffektivesMittelzurPräventionvonKariesimMilchgebissundimbleibendenGebiss4,insbesondereauchinderGruppenprophylaxeunterBerücksichtigungderjeweilsgeltendengesetzlichenRahmenbedingungen5.

KombinationenverschiedenerprimärpräventiverGruppenprophylaxemaßnahmensindratsam.

DergesetzlicheAuftragzurFlächendeckung

DieDAJunddiesietragendenMitgliederbekennensichselbstunterdemEindruckderhervorragendenrückläufigenKariesentwicklungimbleibendenGebisszurflächendeckendenUmsetzungderGruppenprophylaxe.Eswärezubefürchten,dasseinAbbaupräventiverbevölkerungsbezogenerMaßnahmenmiteinemWiederanstiegderKariesrateneinherginge.DarüberhinausliegtdemZusammenspielvonFlächendeckungundRisikoorientierung,wiees§21SGBVbeschreibt,dasPublicHealth-PrinzipdesuniversalenProportionalismuszugrunde:BasisprophylaxefüralleaufdereinenSeite–risikoorientiertintensivierteMaßnahmenzurHerstellunggesundheitlicherChancengleichheitaufderanderen.DiesesPrinzipgarantierteinenhohenNutzenfürPersonenmiterhöhtemKariesrisikobeigleichzeitigdiskriminierungsfreierDurchführungderMaßnahmen.InwelcherIntensitätdieFlächendeckungimbleibendenGebisszugestaltenist,umeinerseitsdenStatusquobevölkerungsbezogenzuwahrenundgleichzeitigeineeffektiveFörderungderChancengleichheitsicherzustellen,mussjeweilsaufderEbenederregionalenArbeitsgemeinschaftenoderderLandesarbeitsgemeinschaftenermitteltwerden.

GesundheitlicheChancengleichheit

DerenErreichenbzw.VerbesserungistvorrangigeAufgabeunddurchgängigesGestaltungsprin-zipbevölkerungsbezogenerPräventionundGesundheitsförderungundsomitauchderGruppenprophylaxe.WiedasZusammenspielvonuniversellerBasisprophylaxeundrisikoorientiertenProgrammteilensystematischverbessertwerdensollte,wirdimFolgendenbeschrieben.

4IQWiG-RapidReportN17-03FluoridlackapplikationimMilchgebisszurVerhinderungvonKaries5U.a.Zahnheilkundegesetz,SGBV,SGBVIII

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GruppenprophylaxefürdasMilchgebissGemeinsammitderKita

Bislangerfolgtdie„klassische“GruppenprophylaxeinderKita,indemexternePersonenalsFach-kräftedesörtlichenArbeitskreisesfürJugendzahnpflegeoderalsPatenzahnärztedieEinrichtungaufsuchenundmiteinerGruppeKindereinensogenannten„Gruppenprophylaxe-Impuls“durchführen.Wiedieser–basierendauf§21SGBV-gestaltetist,geschiehtinAbhängigkeitdesdortgültigenGruppenprophylaxe-Konzeptes6,wobeidasErlernenderrichtigenMundhygieneeinezentraleRolleeinnimmt.JenachSituationvorOrtfindenimLaufedesJahresweitereIm-pulsefürdieseKinderstatt.ObdiesebiszuviersingulärenImpulsejedochdurchalltäglichesZähneputzenundweitereMaßnahmenzurFörderungderMundgesundheitinderKitaselbstunterstütztwerden,hängtzumeistvonEntscheidungendesKita-Personalsab.DieAkteurinnenundAkteurederGruppenprophylaxetretenindenmeistenBundesländernalsGäste,externeAnbieteroder„Events“inderEinrichtunginErscheinung,diewenigEinflussaufdieGestaltungdespädagogischenAlltagshabenunddiesenauchnochnichtüberallsystematischsuchen.IneinigenBundesländernkonntedieseTrennungbereitsdurchentsprechendeKonzepte,diedieZusammenarbeitvonGruppenprophylaxeundKitassystematischverankern,überwundenwer-den7.DiesenWegerscheintzukunftsweisend.

DievonderDAJbefragtenExpertinnenundExpertensindsicheinig:UmPräventionserfolgeimMilchgebisszuerzielen,solltendiebeidennachfolgendbeschriebenenMaßnahmenflächende-ckendinjederKitagegebensein:

ZurBegründung:DieEtablierungdiesesRitualsvonAnfanganistwichtigfürdielebenslangeAufrechterhaltungderMundhygieneunddamitderMundgesundheit.DaeinTeilderKinderzuHausenichtanregelmäßigeMundpflegeherangeführtwird,mussdieKitahierimSinnedergesundheitlichenChancengleichheitsozialkompensatorischwirken.GleichzeitigwirddurchdasgemeinsameZähneputzenmitfluoridierterZahnpastaeineregelmäßigeFluoridzufuhr

6ZurOrganisationsstrukturderGruppenprophylaxevgl.https://www.daj.de/Wir-ueber-uns.26.0.html.DieunterschiedlichgestaltetenStrukturenderGruppenprophylaxeindenBundesländernsindausdenjeweilsgültigenRahmenvereinbarungenersichtlich.DieindenjeweiligenBundesländerngültigengesetzlichenGrundlagensindebenfallsüberdieWebseitederDAJeinsehbar:https://www.daj.de/fileadmin/user_upload/PDF_Downloads/Epi_Studie_2014_2015/Anhang3__Rechtliche_Grundlagen_Stand1103.pdf(EineAktualisierungderDateiistinArbeit)

7Wegweisendisthierz.B.dieVereinbarungzurUmsetzungderzahnmedizinischenGruppenprophylaxeindenKindertagesstätteninRheinland-Pfalzgemäߧ21Sozialgesetzbuch(SGB)Vvom1.Januar2016zunennen.EinweitereserfolgreichesBeispielistdasProgramm„KitamitBiss“,dass,ursprünglichinBrandenburgentwickelt,inzwischeninmehrerenBundesländernzurUmsetzunggelangt.Informationenunter:http://www.brandenburger-kinderzaehne.de/Kita-mit-Biss.768.0.html

AlleKinderputzentäglichnacheinerderHauptmahlzeitengemeinsammitihrerBezugserzieherin/ihremBezugserzieherdieZähnemitfluoridierterZahnpasta(ab2Jahre).

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gewährleistet.DadaskindlicheLernenvorallemüberBeziehungfunktioniert,kommtdemgemeinsamenTuneinehoheBedeutungzu:DieBezugspersonistRollenmodellfürKinder–undinmanchemFalleinalternativespositivesRollenmodellzumElternhausimHinblickaufdieErhal-tungderMundgesundheit.

DieVerantwortungfürdieGesundheitderKinderzähneliegtinersterLiniebeidenEltern,dennPflegeundErziehungsindnachdemGrundgesetzdasnatürlicheRechtderEltern.Daspädagogi-schePersonalnimmthiereinepädagogischeundfamilienunterstützendeAufgabeimSinnegesundheitlicherChancengleichheitwahr,istaberwederfürdieQualitätdesPutzergebnissesverantwortlichnochputztesselbstKinderndieZähne.SchwereundunbehandelteFällefrühkindlicherKarieskönnenalswichtigeIndikatorenderKin-des-VernachlässigungherangezogenwerdenundsindbedeutsamfürdieGesamtbeurteilungeinerKindeswohlgefährdung,dennKariesundchronischeEntzündungeninderMundhöhlebeeinträchtigendiegesundephysischeundpsychischeEntwicklungdesKindes8.HierübersolltedasKita-Personalinformiertsein.

ZurBegründung:InderKita-KonzeptionwerdendieGrundsätzedespädagogischenHandelnsbeschriebenunddargelegt,wiedieverschiedenenBildungsbereiche–zumBeispielGesundheit–indieserEinrichtungumgesetztwerdensollen.SiestelltdenRahmendar,aufdensichTräger,TeamundElternverständigthaben;dieQualitätderalltäglichenpädagogischenArbeitwirdda-rangemessen.

DurcheineVerpflichtungalsTeilderKonzeptionkannMundgesundheitüberdastäglicheZähneputzenhinausinderLebensweltderKinderbreitverankertwerden.Wasfachlichgebotenist,stellendie„KernbotschaftenfürdieKita“9derDAJdar.Wieespädagogischfundiertundintegriertwird,mussinderKitaausgehandeltwerden.VonbesondererBedeutungist,dassdieElternarbeitzurMundgesundheit,dieebenfallsBestandteilder„Kernbotschaften“ist,konzeptio-nellmitverankertwird.

8Vgl.AWMFS3+LeitlinieKindesmisshandlung,-missbrauch,-vernachlässigungunterEinbindungderJugendhilfeundPädagogik(Kinderschutzleitlinie),Kinderschutzleitlinienbüro,Langfassung1.0,2019,AWMF-Registernummer:027–069

9FrühkindlicheKaries:zentraleInhaltederGruppenprophylaxefürunter3-JährigeKinder.ErweiterteEmpfehlungenderDeutschenArbeitsgemeinschaftfürJugendzahnpflegee.V.aufBasiseinerkindheitswissenschaftlichenExpertise.Bonn2016,aktualisierteAuflageMärz2020.

MundgesundheitsförderungmussBestandteiljederKita-Konzeptionsein.

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BeideAnliegen–dastäglicheZähneputzenunddieVerankerungderMundgesundheitinderKonzeption-stellenAnsprüchevonaußendar,dieDritte–hier:dieJugendzahnpflegegemäߧ21SGBV–anverantwortlicheundsouveräneAkteurinnenundAkteurederKinder-undJugend-hilfe(RegelungsbereichSGBVIII)herantragen.Dasbedeutet:NichtForderungensindangebrachtundzielführend,sondernüberzeugendeArgumente,MotivationundwertschätzendeKommunikationaufAugenhöhe.WerüberzeugenundVeränderungbewirkenmöchte,dessenAngebotmusssogutsein,dasssichVeränderunglohnt.Werüberzeugenmöchte,musszunächstdieAufgabenstellung(vgl.KJHG,Kinderbildungsgesetze)unddenpädagogischenAnsatzderEinrichtungakzeptieren,verstehenundUmsetzungsvorschlägeeinbringen,dieinsKonzeptpas-sen.DieseGrundhaltungmussdieJugendzahnpflegesichflächendeckendzueigenmachen,wennsiealsBeraterundPartnerAkzeptanzfindenundzurmundgesundheitsförderlichenGestaltungderLebensweltKitabeitragenmöchte.

KonkreteMaßnahmen:

DieDAJunddieLandesarbeitsgemeinschaftenfürJugendzahnpflegelegeneinenklarenHandlungsschwerpunktaufdieflächendeckendeVerankerungdesZähneputzensinKindertagesstätten,nachMöglichkeitdurchentsprechendegesetzlicheRegelungen.Wodiesnichtzuerreichenist,sollteaufsubsidiäreMaßnahmenunterEinbeziehungderPolitikgedrun-genwerden(z.B.entsprechendelandesweiteTrägervereinbarungenunterEinbeziehungderLandeselternbeiräte). DieOrganisationenderJugendzahnpflege,diedieGruppenprophylaxeaufdenunterschiedlichenEbenentragen,setzenmitderBeratungundUnterstützungvonKitaszurmundge-sundheitsförderlichenAlltagsgestaltungeinenneuenHandlungsschwerpunkt,dersowohlRessourceninderPlanungalsaucherweiterteKompetenzenüberdieAus-undFortbildungundfürdieBeratungsarbeitvorOrterfordert.Inwiefernsichdiesmittelfristigquantitativundqualita-tivaufdieAnzahlderImpulseproEinrichtungauswirkenkann,mussvorOrtindividuellgeregeltwerden.

KonkretwerdenfolgendeMaßnahmenvorgeschlagen,soweitnichtbereitsumgesetzt:

® DieJugendzahnpflegeentwickeltfürdiegängigenpädagogischenGrundkonzepte(Situati-onsansatz,Reggio,OffenesKonzeptetc.)inZusammenarbeitmitKindheitspädagogInnenundPraktikerinnenUmsetzungsvariantenzurIntegrationdero.g.MaßnahmenindenKita-Alltag.WieIntensiv-Prophylaxe-ModulefürKindermithohemKariesrisikoimRahmendie-serKonzeptejeweilsoptimalintegrierbarsind,mussebenfallserarbeitetwerden.

® SieevaluiertlangfristigundverbessertdieseModelle,mitdemZielsiezuBest-Practice-Modellenzuentwickeln.

® AuchfürdieIntegrationderMaßnahmenindieTagespflegeundGroß-TagespflegewerdenBestPractice-Modelleentwickelt.

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MaßnahmenaufBundesebene

® DieDAJarbeitetmitallengroßenKita-TrägerverbändenzusammenundbemühtsichumdieIntegrationderBestPractice-ModelleindieQualitätsmanagement-Systemederjeweili-genVerbände.

® DieDAJwirktaufderBundesebenepolitischdaraufhin,dassdastäglicheZähneputzeninderKitaunddiemundgesundheitsförderlicheGestaltungdesKita-AlltagsindenLänderngesetzlichverankertwerden(z.B.ZusammenarbeitBMFSFJ,GMK,BZgA/NationalesZentrumFrüheHilfen).SiewirktaninterdisziplinärenNetzwerkenundInitiativenmit,diesichfürdieSteigerungderGesundheitskompetenzvonpädagogischemPersonaleinsetzen.

® DieDAJwirktaufderBundesebenepolitischaufdieSchaffungeinergeeignetenInfrastrukturfürdasZähneputzenindenKitasundSchulenhin.BundesfinanziertePro-grammezurInfrastrukturförderungvonKitaundSchulensindumentsprechendeMaßnah-menzuergänzen.

® DieDAJsetztsichbeiderKultusministerkonferenzfürdieAufnahmederMundgesundheitsförderungindieLehr-undAusbildungsplänederFachschulenfürSozialpädagogikein.

® DieDAJsuchtdieKooperationmitdemBundesverbandfürKindertagespflege.SiewirktaufdieAufnahmederMundgesundheitsförderungundPräventionfrühkindlicherKariesindieAusbildungscurriculafürTageselternhin.

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MaßnahmenaufLandesebene

® DieLandesarbeitsgemeinschaftenfürJugendzahnpflege(oderentsprechendeStellenindenBundesländern)leistenpolitischeLobbyarbeitfürdieGruppenprophylaxeunddiesietragendenStrukturen.

® DieLandesarbeitsgemeinschaftenengagierensichfürdieAufnahmedesZähneputzensinKindertageseinrichtungenindieentsprechendenLändergesetze.

® DieLandesarbeitsgemeinschaftenengagierensichpolitischfürdieSchaffungeinergeeignetenInfrastrukturfürdasZähneputzenindenKitasundSchulen.SieforderneineBerücksichtigungdesThemasbeiallenNeu-undAusbaumaßnahmenfürBildungs-undBetreuungseinrichtungen.

® SiewirkenaufdenAbschlussvonTrägervereinbarungenwiebereitsinRheinland-Pfalzvorhanden10odervergleichbareRegelungenindenBundesländernhin.

® SiearbeitenaufLandesebenemitdenTrägerverbändenvonKitaszusammen,umdieMundgesundheitkonzeptionellzuverankern,FachberatungenalsMultiplikatorenfürBest-Practice-ModelleindenEinrichtungenzugewinnenundsystematischweiterzubilden.

® SieetablierenAusbildungsmodulezurMundgesundheitindenFachschulenfürSozialpäda-gogik.

® DieLAGensuchennachWegen,umaufderLandesebenevorhandeneProgrammezurintensiverenFörderungvonKitasinGebietenmitgehäuftsozialschwierigenLebenslagensystematischmitIntensiv-Prophylaxe-Programmenzuverknüpfen.DieseEinrichtungensolltenindermundgesundheitsförderlichenAlltagsgestaltungprioritärunterstütztwerden.DieAusstattungmitZahnpflegematerialfürdastäglicheZähneputzensollteindiesenBrennpunkteinrichtungendurchdieJugendzahnpflegeübernommenwerden.

® DieLAGenqualifizierengeeigneteundmotiviertePersonenausdenregionalenArbeitskrei-senfürdieBeratungvonKita-LeitungenundTeamsgemäßdeno.g.Grundprinzipien.SieschaffenMöglichkeitenderUnterstützungfürdieseTätigkeiten(Coaching,angeleitetekollegialeSupervision,strukturierterErfahrungsaustausch).

® SiequalifizierenPersonengezieltfürElternarbeit(z.B.Zusammenarbeitmitkita-move)

® DieLAGensuchenaufLandesebeneWegedersystematischenIntegrationdesThemasMundgesundheitsförderungindieAus-undWeiterbildungvonTagespflegepersonen(nachBundesländernunterschiedlichgeregelt,z.B.Landesjugendämter,kommunaleJugend-undGesundheitsämter,LandesverbändefürTagespflege).

10VereinbarungzurUmsetzungderzahnmedizinischenGruppenprophylaxeindenKindertagesstätteninRheinland-Pfalzgemäߧ21Sozialgesetzbuch(SGB)V,Mainz1.Januar2016

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Maßnahmenaufkommunaler/regionalerEbene

® DieaufdieArbeitmiterwachsenenZielgruppenspezialisiertenundmitderpädagogischenArbeitvonKitasvertrautenPersonenberatenundunterstützenzunächstprioritärKitasmitbesonderemFörderbedarfbeiderUmsetzungmundgesundheitsförderlicherGestaltungimKitaalltagundderenkonzeptionellerVerankerung.SieentwickelnmitderKitadieElternzusammenarbeitzumThema.

® SieberatendieörtlichenKita-TrägerundSchulträger,z.B.imRahmenvonNeu-undSanierungsprojekten,zurSchaffungdergeeignetenInfrastrukturfürdastäglicheZähneput-zenindenEinrichtungen.

® SiebildenauchdieinterdisziplinäreSchnittstellezudenlokalenKinderschutznetzwerken(gemäßBundeskinderschutzgesetz)undinformierendieKitaszumThemaKindesvernachlässigungaufGrundlageoralerBefunde.

® InZusammenarbeitmitdemörtlichenJugendamtunterstützenBeratungspersonenderregionalenArbeitskreisedieTagespflegepersonenbeiderIntegrationderMundgesund-heit.

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GruppenprophylaxefürdasbleibendeGebissAkzentesetzenfürChancengleichheit

DieDAJ-Studie2016verdeutlicht,dasssichdieKariesprävalenzbeiden12-JährigenaufeineGruppevonca.20%derKinderkonzentriertundmitabnehmendemStatusderBildungseinrich-tungendeutlichansteigt.DasWirkenderGruppenprophylaxeinFörderschulenistquantitativwiequalitativausbaufähig.

® DieGruppenprophylaxeagiertauchimbleibendenGebissweiterhinflächendeckend,umdieerzieltenErfolgederKariesprophylaxeaufrechtzuerhalten.DiedabeinotwendigeIntensitätderverhältnis-undverhaltensbezogenenMaßnahmensowiederFluoridlackapplikationmussvorOrtbestimmtwerden.

® DieGruppenprophylaxeinFörderschulenmusssystematischundflächendeckendintensi-viertwerden.DieFluoridierungsratenvonderzeitnurrund29%solltendeutlichgesteigertwerden.AnzustrebensindIntensivprophylaxe-Programmemit3bis4Fluoridierungsimpul-senimJahr.

® GleichesgiltfürweitereSchulenmitniedrigemformalenStatus(derenBezeichnunginzwi-schenvonBundeslandzuBundeslanddifferiert)und/oderSchuleninStadtteilenmiteinemhohenAnteilvonKindernimSozialhilfebezug.

® DastäglicheZähneputzennachdemMittagessenmitfluoridierterZahnpastasollteinFör-der-undBrennpunktschulenetabliertwerden.DieörtlichenArbeitskreisesolltenPersonengezieltbestimmenundfortbilden,dieSchulleitungenundSchulrätediesbezüglichgewin-nenundberaten–auchimHinblickaufdieSchaffungdersanitärenVoraussetzungen.

® ImZugederInklusionistdieZahlderFörderschulenstetigrückläufig,immermehrKindermitbesonderemFörderbedarfwerdeninRegeleinrichtungeninkludiert.DerSchulunter-richtwirddaherverstärktbinnendifferenziertgestaltet,umKindernmitunterschiedlichenLeistungsmöglichkeitengerechtzuwerden.DiesmussauchfürGruppenprophylaxe-Im-pulsegelten.DiepädagogischeAufgabederGruppenprophylaxe-Fachkräftewirddadurchanspruchsvoller.SiemüsseninFortbildungenaufdieseSituationvorbereitetwerdenunddifferenzierteKonzepteerarbeiten.

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DieintegriertemundgesundheitlichePräventionsketteSystematischesHandelnimNetzwerk

Wiebereitsbeschrieben,istdieGruppenprophylaxemitihremZusammenspielvonFlächende-ckungundRisikoorientierungbereitsnachdemPublicHealth-PrinzipdesuniversalenProportionalismusangelegt:Basisprophylaxefüralle–risikoorientiertintensivierteMaßnahmenzurHerstellunggesundheitlicherChancengleichheit„ontop“.DamitistsieaufdemrichtigenWeg,aufdemsieweiterfortschreitenmuss,jedochsystematischer,kommunikativerundvernetzter,damitsienichtnurinderLebensweltderKinderagiert,sondernmitdieserzusammenwirktunddiesemitgestaltet.Wiebeschrieben,musssieeinenSchwerpunktdaraufsetzen,erwachseneVerantwortlicheindenSettings,Bezugspersonen,andereProfessionenalsPartnerundMitstreiterinnenzugewinnenundzubefähigen.DazumüssendieAkteurinnenundAkteurederGruppenprophylaxederenKompetenzanerkennen,derenHandlungslogikerkennenundsichkommunikativaufsieeinstellenkönnen–getragenvoneinerwertschätzendenundgleichberechtigtenHaltung.GleichzeitigmusssiepolitischdazudenBodenbereiten–inderKommune,imLandundimBund.DasZielistdasflächendeckendeAngeboteinerintegriertenmundgesundheitlichenPräventionskette.SiebeginntmitHebammenunddenAkteurinnenundAkteurenderFrühenHilfen,dieElternindernötigenIntensitäthelfen,FrühkindlicheKarieszuvermeidenundabdemerstenZahnmitderMundpflegedesKleinkindeszubeginnen.SiesetztsichfortbeidenTageselternundinderKita,wodasKinddastäglicheRitualdesgemeinsamenZähneputzensundmundgesundeErnährungerlebt,ElternüberKitaundGruppenprophylaxegemeinsam(gemäßdemKonzeptfürunterDreijährige)mitdenBotschaftenzurPräventionfrühkindlicherKariesvertrautgemachtwerden.Siereichtüberdie„klassischen“Lern-ImpulsezurrichtigenZahnputzsystematikundmundgesundenErnährungfürdasKindinKitaundGrund-schulebiszuEmpowerment-undFluoridierungs-MaßnahmenfürJugendliche.

ForschungsergebnisseausdenBereichenBildungundGesundheitlegennahe,dassInvestitioneninderPhasederfrühenKindheitdenhöchstenNutzenerzielen11.EntsprechendsollteauchdieGruppenprophylaxeeinenklarenIntensitätschwerpunktbeiderUmsetzungderbeschriebenenKonzeptezurGruppenprophylaxeundMultiplikationsarbeitfürunterDreijährigesetzengemäßdemMotto:

11VolkswirtschaftlicherNutzenvonfrühkindlicherBildunginDeutschland.EineökonomischeBewertunglangfristigerBildungseffektebeiKrippenkindern.HeidiStutz,TobiasFritschi,TomOeschimAuftragderBertelsmann-Stiftung,BASS–BürofürArbeits-undSozialpolitischeStudienBASSAG2008Economic,neurobiologicalandbehavioralperspectivesonbuildingamerica’sfutureworkforce.Knudsen,E.I.,Heckman,J.J.,etal.(2006).

„Thesefindingsleadtotheconclusionthatthemostefficientstrategyforstrengtheningthefutureworkforce,botheconomicallyandneurobiologically,andforimprovingitsqualityoflifeistoinvestintheenvironmentsofdisadvantagedchildrenduringtheearlychildhoodyears.“

VonderGruppenprophylaxeinderKitazurGruppenprophylaxemitderKita!

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HerausforderungenfüralleMitwirkendenVeränderungbeginntbeiuns

ZudenGrundprinzipienderzahnmedizinischenGruppenprophylaxegehört,dasssieunterzahnärztlicherLeitungsteht.DieGruppenprophylaxekonnteseitEinführungdes§21SGBVnichtzuletztdurchdashoheundkompetenteEngagementdeszahnärztlichenBerufstandesPräventionserfolgeerzielen,diedieDAJ-Studieneindrucksvollbelegthaben.WasdiezahnmedizinischenundpräventivenInhaltederGruppenprophylaxebetrifft,istdiefachlicheAutoritätderZahnärztinnenundZahnärztemaßgeblich.

InFolgedererstenPisa-StudieimJahre2000habensichdieRolleundBedeutungvonKinderta-gesstättengrundsätzlichgewandelt.SiewurdenzuStättenfrühkindlicherBildung,derenfundamentaleBedeutungfürdenweiterenBildungswegvonKindernerkanntundnachundnachanerkanntwurde.DerquantitativeAusbauderKindertagesstättengingmiteinemProzessderProfessionalisierungdespädagogisch-didaktischenAnspruchseinher,indensichauchexternePartnerderKita–wiezumBeispieldieGruppenprophylaxe–mitihrenAngeboteneinzupassenhaben.DieseWandlungwurdedurchdieGruppenprophylaxeregionalsehrunterschiedlichmitvollzogenundistinsgesamtnochnichtgelungen.

FürdasGescheheninderKitaistdiefachlicheAutoritätderpädagogischenLeitungmaßgeblich.ExternePartnermüssenmitPräventionsangebotenüberzeugen,diepädagogisch-didaktischpas-sendsindundaufAugenhöhekommunizieren.AnalogesgiltfürdieGestaltungvonAbläufenundProzesseninKinder-undJugendhilfe,insbesondereFrühenHilfenundKinderschutz.HäufigentsteheninderinterprofessionellenundinterdisziplinärenZusammenarbeit(undauchinderElternzusammenarbeit)nurschwerzuüberwindendeWiderstände,weildiegleichwertigeHandlungssouveränitätdesGegenübersnichtanerkanntwird.DieseAnerkennungistjedochVoraussetzungdafür,dieErlaubnisdes/deranderenzuerhalten,ihn/sieimeigenenKompetenzbereichzuberatenundbefähigen.DarüberhinausstehendieAkteurinnenundAkteurederGruppenprophylaxeimmerwiederimSpannungsfeldzwischenindividualmedizinischerundbevölkerungsbezogenerHandlungslogik.

DieaufgezeigtenVeränderungenwerdenaufdenverschiedenenEbenenzuneuenHandlungsweisenführen.FüreineweiteresystematischeQualitätsentwicklungstehtanderenBeginneinekritischeReflexionderderzeitigenOrganisationsstrukturen.

DiezahnmedizinischeGruppenprophylaxebasiertaufkommunalerEbeneaufdemEngagementderniedergelassenenZahnärztinnenundZahnärzteunddesÖffentlichenGesundheitsdienstes.NotwendigeundqualitätssteigerndeSynergieeffektederZusammenarbeitundVernetzunggilteszufördern.

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DieAnforderungenandieprofessionelleAusführungallerTätigkeitenwerdenweitersteigen.QualifizierungsangeboteundFortbildungen,insbesondereindenBereichenKommunikation,PsychologieundPädagogik,müssendemgenausoRechnungtragenwiemöglicheAnreizsysteme.

FürdieStrukturenaufLandesebeneergebensichebenfallsveränderteAnforderungen.

ÄnderungenimbeschriebenenSinnemacheneserforderlich,überdenUmfangunddieVertei-lungderfinanziellenundpersonellenRessourcenbestehenderundzukünftigerAufgabengebieteinnerhalbderGruppenprophylaxenachzudenken.

VernetzungundpartnerschaftlichesHandelnsolltensichkünftiginderOrganisationsstrukturderGruppenprophylaxeabbilden,indemz.B.OrganisationenausdemBereichdesKJHG,Träger-undElternverbände,Tagespflegeverbändeetc.zurMitarbeitinDAJundLAGengewonnenwerden.

EntsprechenddemExpertenratsolltedieErfolgskontrollefürdieGruppenprophylaxeneuge-dachtwerden.NebenepidemiologischenErkenntnissen,beiderenErbringungverstärktaufdieGBEgesetztwerdensollte,könntedievergleichendeEvaluationvonWirkmodellenimSettingtreten.HierkönntensichunterschiedlicheEvaluationsprojekteausunterschiedlichenLandesarbeitsgemeinschaftensystematischergänzen.ZugunstenderKontinuitätsollteaberauchinZukunftdieKariesentwicklungindenAltersgruppender3-Jährigen,der6bis7-Jährigenundder12-Jährigenüberprüftwerden.