Ende des analytischen und statistischen Lastprofils im Zuge des Netzumbaus?

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Ende des analytischen und statistischen Lastprofils im Zuge des Netzumbaus? Lastgang Prognosen Ein Handwerkszeug zum Planen des Verbrauchs, sind die Lastprofile. Durch verändernde Verbrauchsstrukturen gerade auf Seiten der kleineren Stromkunden wird die Prognose dieses Verbrauchs immer schwieriger. Verantwortlich für die Erstellung der Verbrauchsvorhersage sind die Bilanzkreisverantwortlichen bei den Energieversorgern. Die Einführung anderer – genauerer – Verfahren zur Prognose lässt sich am einfachsten in die Veränderungen hinsichtlich der Energiewende integrieren. Der Stromkunde von morgen dürfte darüber dankbar sein. Lediglich für Stromkunden mit einer Jahresabnahme von mehr als 100.000 KWh bestehen individuelle Profile. Für die privaten Haushalte und weite Teile der Klein- und Mittelständischenunternehmen werden standardisierte Lastgänge für die Berechnung verwendet. Unterschieden wird zwischen zwei verschiedenen Methoden der Profilverwendung. Statistisches Lastprofil (Beispiel: H0-dyn) Bei diesem Verfahren wird auf Basis des Jahresverbrauchs eines Anschlusses der wahrscheinliche Verbrauch für alle 15 Minuten eines Tages ermittelt. Summiert auf alle Anschlüsse innerhalb eines Bilanzkreises kann so eine Prognose für das gesamte Jahr erstellt werden. Durch Leistungsmessung an den Übergabepunkten eines Verteilnetzes kommt es natürlich zu einer Differenz zwischen dem statistisch wahrscheinlichen Verbrauch und dem tatsächlichen Verbrauch. Diese Differenz wird vorzeichenrichtig in eine Differenzbilanzierung vermerkt (Beispiel: Syna Netze 2010 ). Die Netzbetreiber sind dazu verpflichtet, diese Bilanz auf ihren Internetseiten zum Download anzubieten. Analytisches Lastprofil Wird das analytische Verfahren angewendet, dann geht man zunächst von einer Prognose für ein gesamtes Netz aus. Dadurch lassen sich Abweichungen die sich aus Anomalien Ergeben einfacher behandeln. Für jeden Verbraucher wird im zweiten Schritt der Anteil an der Summenlast ermittelt, die für die Abrechnungseinheit (Jahr) konstant bleibt. Die Notwendigkeit einer Differenzbilanzierung entfällt,da diese immer den Wert “0″ enthalten würde.

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Ein Handwerkszeug zum Planen des Verbrauchs, sind die Lastprofile. Durch verändernde Verbrauchsstrukturen gerade auf Seiten der kleineren Stromkunden wird die Prognose dieses Verbrauchs immer schwieriger. Verantwortlich für die Erstellung der Verbrauchsvorhersage sind die Bilanzkreisverantwortlichen bei den Energieversorgern. Die Einführung anderer – genauerer – Verfahren zur Prognose lässt sich am einfachsten in die Veränderungen hinsichtlich der Energiewende integrieren. Der Stromkunde von morgen dürfte darüber dankbar sein.

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Ende des analytischen und statistischenLastprofils im Zuge des Netzumbaus?

Lastgang Prognosen

Ein Handwerkszeug zum Planen des Verbrauchs, sind die Lastprofile. Durch veränderndeVerbrauchsstrukturen gerade auf Seiten der kleineren Stromkunden wird die Prognose diesesVerbrauchs immer schwieriger. Verantwortlich für die Erstellung der Verbrauchsvorhersage sind dieBilanzkreisverantwortlichen bei den Energieversorgern. Die Einführung anderer – genauerer –Verfahren zur Prognose lässt sich am einfachsten in die Veränderungen hinsichtlich derEnergiewende integrieren. Der Stromkunde von morgen dürfte darüber dankbar sein.

Lediglich für Stromkunden mit einer Jahresabnahme von mehr als 100.000 KWh bestehenindividuelle Profile. Für die privaten Haushalte und weite Teile der Klein- undMittelständischenunternehmen werden standardisierte Lastgänge für die Berechnung verwendet.Unterschieden wird zwischen zwei verschiedenen Methoden der Profilverwendung.

Statistisches Lastprofil (Beispiel: H0-dyn)Bei diesem Verfahren wird auf Basis des Jahresverbrauchs eines Anschlusses der wahrscheinlicheVerbrauch für alle 15 Minuten eines Tages ermittelt. Summiert auf alle Anschlüsse innerhalb einesBilanzkreises kann so eine Prognose für das gesamte Jahr erstellt werden. Durch Leistungsmessungan den Übergabepunkten eines Verteilnetzes kommt es natürlich zu einer Differenz zwischen demstatistisch wahrscheinlichen Verbrauch und dem tatsächlichen Verbrauch. Diese Differenz wirdvorzeichenrichtig in eine Differenzbilanzierung vermerkt (Beispiel: Syna Netze 2010). DieNetzbetreiber sind dazu verpflichtet, diese Bilanz auf ihren Internetseiten zum Download anzubieten.

Analytisches LastprofilWird das analytische Verfahren angewendet, dann geht man zunächst von einer Prognose für eingesamtes Netz aus. Dadurch lassen sich Abweichungen die sich aus Anomalien Ergeben einfacherbehandeln. Für jeden Verbraucher wird im zweiten Schritt der Anteil an der Summenlast ermittelt,die für die Abrechnungseinheit (Jahr) konstant bleibt. Die Notwendigkeit einer Differenzbilanzierungentfällt,da diese immer den Wert “0″ enthalten würde.

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Nachteile beider VerfahrenSowohl die Prognose nach dem statistischen Lastprofil, als auch die analytische Variante,verallgemeinern sehr viele Stromkunden unter einer Berechnung. Zwar können lokaleGegebenheiten beim analytischen Profil einfach in die Netzprognose übernommen werden, jedochgeht das innere Verständnis in eine Ursache und Wirkung basierte Analyse verloren. Wie bei allenstatistischen Verfahren, kann man nur sagen, dass es auf Basis der Vergangenheit mit einer hohenWahrscheinlichkeit zu einem bestimmten Verbrauch kommen wird. Der Fehler entsteht an denExtremas – oder dem Zusammentreffen mehrerer Extremas.

Parametrische LastprofileBei einem parametrischen Lastprofil wird eine Prognose auf Basis der ursächlichen Bedingungenermittelt. Eine Quelle dieser Parameter ist das Wetter. Kommt es zu einem extrem kalten März (wieim Jahre 2013),dann ist es gut,wenn man eine Funktion hat, die den Anteil der Wärmeenergie amStromverbrauch eines einzelnen Profils kennt. Rekordwerte dienen dann lediglich alsEingangswerte und bestimmen nicht direkt das Prognoseergebnis. Ein weiteres Beispiel ist dieBedeckung des Himmels, die Auswirkungen auf den Stromverbrauch für Licht hat.

Fernsehprogramm, Arbeitslosenquote, eine Fußball WM in Deutschland – alles Beispiele fürParameter, die sich indirekt auf den Stromverbrauch auswirken können. Bei der parametrischenLastprofilerstellung kennt der Energieversorger eine große Anzahl dieser Parameter insynthetischer Form.

Feldtest – Simulation – EigenwerbungAus beruflichen Gründen habe ich persönlich Zugriff auf die Software von Dassault Systemes. MitHilfe eines Smart Grid-Daten Modell habe ich vor ca. 6 Monaten begonnen die Daten von SmartMeter und auch klassische Stromzähler in Exalead abzulegen. Parallel werden mögliche Parametererfasst, die Auswirkungen auf die Profildaten/Lastgang haben könnten. Mit Hilfe von DelmiaOperations Intelligence lasse ich mir dann die Regeln erzeugen, die als Fast-Rules wieder in Exaleadimplementiert werden. Sobald diese Regeln aktiv sind, wird bei jeder Veränderung der Parameter(Beispiel: Wetter) eine neue Prognose erstellt. Auch wenn ich diese Analysen nur auf meinemeigenen Notebook durchführe, so konnte ich eine deutliche Verbesserung der Prognosequalitätenerkennen.

Zeitpunkt: EnergiewendeDie Einführung eines anderen Prognoseverfahrens hat direkte Auswirkungen auf den Netzbetriebund die Abrechnung. Zwar lassen sich die Unsicherheiten reduzieren, Risiken minimieren, allerdingsbenötigt eine solche Umstellung einige Integrationspunkte und kann nicht einfach an einbestehendes IT-System angehängt werden.

Durch die Energiewende sind Modifikationen in der IT-Systemlandschaft unabdingbar. Parallel zumUmbau der Netze verändern sich die Geschäftsprozesse. Das “Controlling” der Fertigung einesNetzbetreibers stellt dabei das Verfahren der Profilerstellung dar.