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Sachstands- und Aktivitätenbericht Oktober 2013 bis Oktober 2014 Förderkennzeichen: 03KS5335 Laufzeit: 01.10.2013 bis 30.09.2016 Energie-, Klima- und Umweltschutzbericht der Stadt Rosenheim 2013 Energie-, Klima- und Umweltschutzkonzept Rosenheim 2025

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Sachstands- und Aktivitätenbericht

Oktober 2013 bis Oktober 2014

Förderkennzeichen: 03KS5335

Laufzeit: 01.10.2013 bis 30.09.2016

Energie-, Klima- und Umweltschutzbericht

der Stadt Rosenheim 2013

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2 Energie-, Klima- und Umweltschutzbericht der Stadt Rosenheim

Jahr 2013

Energie-, Klima- und Umweltschutzbericht der Stadt Rosenheim 2013

Sachstands- und Aktivitätenbericht

Oktober 2013 bis Oktober 2014

Stand: Oktober 2014

Herausgeber:

Stadt Rosenheim

Umwelt- und Grünflächenamt

Königstr. 15

83022 Rosenheim

Tel: 08031/365-1690

Fax: 08031/365-2015

[email protected]

www.rosenheim.de

Verfasser:

Manfred Maier

Norbert Werner (für das Zentrale Immobilienmanagement)

Stefan Ludwig, Joachim Seethaler (für die GRWS)

Thomas Sprenger (für die SWRO)

Energie-, Klima- und Umweltschutzbericht der Stadt Rosenheim 3

Jahr 2013

Inhaltsverzeichnis

Einleitung ............................................................................................................................. 4

1. Energie-, Klima- und Umweltschutzkonzept Rosenheim 2025 ........................... 7

1.1. Energieverbrauch und CO2-Emissionen ................................................................. 7

1.2. Minderungspotentiale ............................................................................................. 7

1.3. Potentiale zum Zubau erneuerbarer Energien, Bezug zum Basisjahr ..................... 8

2. Umsetzung des Konzeptes - Klimaschutzaktivitäten in Rosenheim ................. 10

2.1. Öffentlichkeitsarbeit ..............................................................................................10

2.2. Netzwerkaktivitäten ...............................................................................................12

2.3. Kommunale Liegenschaften und Betriebe .............................................................12

2.4. Privat-Haushalte ...................................................................................................20

2.5. Gewerbe-Handel-Dienstleister (GHD) ...................................................................22

2.6. Verkehr und Mobilität ............................................................................................23

3. Entwicklung des Energieverbrauchs und der Emissionen der Stadt Rosenheim

– Fortführung der Bestandsanalyse ................................................................. 24

Ausblick .................................................................................................................... 25

4 Energie-, Klima- und Umweltschutzbericht der Stadt Rosenheim

Jahr 2013

Einleitung

Die Stadt Rosenheim ist ein moderner und weltoffener Lebensraum und Wirtschaftsstand-

ort. Um das zu erhalten und auszubauen, möchte die Stadt ihren Beitrag zum Klimaschutz

und zur Energiewende leisten.

Mit dem jährlichen Energiebericht, der nun zum ersten Mal vorliegt, informieren wir die

Öffentlichkeit künftig über Fortschritte beim Klimaschutz in Rosenheim. Dies betrifft die Be-

reiche Energieverbrauch und -kosten sowie die direkte Verringerung des CO2-Ausstoßes.

Entsprechende Aktivitäten werden dargestellt, Projekte und wichtige Handlungsfelder vor-

gestellt. Dieser Bericht soll aber auch einladen, diesen Weg gemeinsam mitzugehen und

ein Ansporn für alle Akteure in Rosenheim sein, sich aktiv zu beteiligen.

Fünf Aufgabenfelder für den Klimaschutz

Mit der einstimmigen Verabschiedung des Integrierten Energie-, Klima- und Umweltschutz-

konzepts Rosenheim 2025 im September 2012 hat der Stadtrat einen Handlungsleitfaden

geschaffen. Gemäß dieser politischen Beschlusslage strebt die Stadt die Reduktion ihrer

CO2-Emissionen um mindestens 40 % bis 2025 (bezogen auf 2010) an. Die Stadt möchte

dafür schrittweise die verfügbaren Einspar-, Effizienz- und Erzeugungspotentiale zur

Schaffung von klimafreundlichen Alternativen sowie zur Entwicklung einer nachhaltigen

Mobilität ausschöpfen.

Um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen, bemühen wir uns auf fünf Aufgabenfeldern darum,

den Ausstoß an klimaschädlichem CO2 zu senken:

1. Ausbau einer klimafreundlichen Energieversorgung der Stadt

2. Energetische Modernisierung der städtischen Liegenschaften

3. Steigerung der Energieeffizienz bei Unternehmen in Gewerbe, Handel und Dienst-

leistung (GHD)

4. Steigerung der Energieeffizienz privater Haushalte und energetische Sanierung

von Altbauten

5. Verringerung von CO2-Emissionen im Straßenverkehr unserer Stadt

Stadt, Stadtwerke Rosenheim, GRWS und private Initiativen gemeinsam für das

Klima

Um einen nachhaltigen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, ist eine Kooperation von pri-

vaten Initiativen, etwa beim Ausbau der Photovoltaik, ergänzt durch städtische Maßnah-

men notwendig. Ein starker kommunaler Akteur dabei sind die Stadtwerke Rosenheim.

Herzstück unserer Klimastrategie ist der Ausbau einer nachhaltigen und klimafreundlichen

Energieversorgung vor Ort bei uns in Rosenheim. Mit den Stadtwerken verfügt unsere

Stadt über ein kommunales Unternehmen, das dieses Ziel wirtschaftlich für unser Gemein-

wesen in die Tat umsetzt.

Während das Integrierte Energie-, Klima- und Umweltschutzkonzept der Stadt eine abso-

lute Reduzierung der CO2-Emissionen vorsieht, errechnen die Stadtwerke Rosenheim bis

zum Jahr 2025 eine CO2-neutrale Energieversorgung.

Energie-, Klima- und Umweltschutzbericht der Stadt Rosenheim 5

Jahr 2013

Beim Ausbau unserer eigenen lokalen Energieversorgung geht es aber um mehr, als den

Ausstoß von Klimagasen zu verringern. Entscheidend für unseren Wirtschaftsstandort ist

ebenso eine sichere und nachhaltige Versorgung mit Strom und Wärme. Den Beitrag der

Erneuerbaren Energien ergänzen die Stadtwerke Rosenheim durch ein kluges System aus

Kraft-Wärme-Kopplung.

Eine große Leistung unseres Gemeinwesens ist dabei der Aufbau eines großflächigen und

modernen Fernwärmenetzes. Indem wir Hunderte Gas- und Ölbrenner durch diese klima-

freundliche Technik ersetzen, leisten wir einen entscheidenden Beitrag für Klima und Luft-

qualität in Rosenheim.

Den technischen Herausforderungen der Energiewende begegnen unsere Stadtwerke da-

bei mit unternehmerischem Mut und Erfindergeist. So ging der in seiner Leistungsklasse

weltweit effizienteste Gasmotor von General Electric (GE) erstmals in Rosenheim in Be-

trieb. Ein Ergebnis von zehn Jahren Entwicklungszusammenarbeit zwischen unseren

Stadtwerken und GE.

Die städtische Wohnbaugesellschaft GRWS geht in der planvollen Vorgehensweise und

der Sanierungsqualität ihrer Liegenschaften mit gutem Beispiel voran und kann der Stadt

selbst als positives Beispiel dienen.

Klimaschutz-Netzwerk

Neben der Energieversorgung durch die Stadtwerke können wir als Stadt noch auf weite-

ren Aufgabenfeldern beim Klimaschutz vorankommen. Um diese Aktivitäten zu bündeln

und zu koordinieren, wurde im Herbst 2013 die Stelle eines Klimaschutzmanagers geschaf-

fen.

Zu seinen Aufgaben gehört, die energetische Modernisierung unserer öffentlichen Ge-

bäude zu begleiten. Denn bei der Reduzierung von CO2-Emissionen liegt in der energeti-

schen Gebäudesanierung von Altbauten großes Potenzial. Hier wollen wir als Stadt mit

gutem Beispiel vorangehen. Eine kosteneffiziente Maßnahme mit Vorbildfunktion besteht

im Auf- und Ausbau eines Energiemanagements für kommunale Gebäude.

Im Rahmen anstehender Sanierungen verbessern wir die Energieeffizienz öffentlicher Bau-

ten durch effektivere Wärmedämmung. Hier liegt gerade in Rosenheim großes Potential

brach. Fossile Brennstoffe zur Gebäudeheizung, allen voran (Heiz-)Öl, sollen durch andere

Energieträger und den Anschluss an das Fernwärmenetz der Stadtwerke Rosenheim

(Wärme aus der Müllverbrennung, aus fossil betriebenen Motoren und zunehmend aus

dem innovativen Holzvergaser) schrittweise ersetzt werden. Zudem wollen wir in den kom-

menden Jahren Dachflächen auf städtischen Liegenschaften als Standorte für Photovoltaik

nutzen.

Um diese Möglichkeiten auch zeitgerecht auszuschöpfen, muss die jährliche Sanierungs-

rate – die heute bei etwa 1 % der Bestandsgebäude liegt – deutlich angehoben werden.

Dies hat auch eine Steigerung der regionalen Wertschöpfung der entsprechenden Branche

zur Folge. Daher sind große Anstrengungen auf diesen Bereich zu richten.

6 Energie-, Klima- und Umweltschutzbericht der Stadt Rosenheim

Jahr 2013

Beratung und Aufklärung für nachhaltigen Umgang mit Energie

Letztlich können wir aber nur als Gemeinschaft den Klimaschutz voranbringen. Deshalb

wollen wir neben den Aktivitäten unserer kommunalen Unternehmen und unserer Verwal-

tung auch Aufklärung und Information zum Thema Energieeffizienz bieten, um dadurch

private Projekte zu unterstützen. Unter Federführung unseres neuen Klimaschutzmana-

gers hat die Stadt Rosenheim in den vergangenen Monaten zahlreiche Veranstaltungen

genutzt oder selbst initiiert, auf denen sich Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen

zum Thema Energieeffizienz informieren können.

Energie-, Klima- und Umweltschutzbericht der Stadt Rosenheim 7

Jahr 2013

1. Energie-, Klima- und Umweltschutzkonzept Rosenheim 2025

Die Ausgangssituation des Basisjahres 2009 wird in diesem Kapitel kurz zusammengefasst.

Eine ausführliche Ableitung kann im integrierten Energie-, Klima- und Umweltschutzkon-

zept nachgelesen werden.

(http://www.rosenheim.de/stadt-und-buerger/umwelt-und-natur/umwelt-und-klima-

schutz/energie-und-klimaschutzkonzept.html)

1.1. Energieverbrauch und CO2-Emissionen

Insgesamt wurden in der Stadt Rosenheim 2009 ca. 1.466 GWh Energie verbraucht, wo-

von über 120 GWh (ca. 8%) Verlusten durch die Strom- und Fernwärmeerzeugung und –

verteilung im Stadtgebiet zuzuordnen sind. Abbildung 1 zeigt die Verteilung des Energie-

verbrauchs im Jahr 2009 nach Sektoren.

Abbildung 1: Energieverbrauch der Stadt Rosenheim im Jahr 2009,

Quelle: Integriertes Energie-, Klima- und Umweltschutzkonzept Rosenheim 2025

Die energiebedingten CO2-Emissionen betrugen dabei knapp 450.000 Tonnen CO2 pro

Jahr. Dies entspricht ca. 7 Tonnen CO2 je Einwohner in Rosenheim. Haushalte verursach-

ten dabei ca. 40% der Emissionen. Der Anteil des Verkehrs und der Unternehmen (inklu-

sive öffentlicher Gebäude) betrug jeweils 30%.

1.2. Minderungspotentiale

Die größten Potentiale zur Minderung der CO2-Emissionen ergeben sich für folgende,

teilweise externe Maßnahmen:

Sanierung des Altbaubestandes in Rosenheim: > 60.000 t/a CO2-Minderung

Substitution aller Ölheizungen durch andere Energieträger und den Ausbau der

Kraftwärmekopplung (Fernwärme): bis zu 37.000 t/a CO2-Minderung

8 Energie-, Klima- und Umweltschutzbericht der Stadt Rosenheim

Jahr 2013

Stromeinsparungsmaßnahmen und effizientere Stromnutzung bei den größten

Betrieben und Unternehmen sowie bei kommunalen und öffentlichen Liegen-

schaften: > 24.000 t/a CO2-Minderung

Verkehrsverlagerung: ca. 23.000 t/a CO2-Minderung

Effizienzsteigerung vom Fahrzeugen: ca. 22.000 t/a CO2-Minderung

Substitution aller Fahrzeuge auf Elektroantrieb mit Batteriespeicher: maximal

65.000 t/a CO2-Minderung oder mit Wasserstoff-Brennstoffzellenantrieb: maximal

28.000 t/a CO2-Minderung

Sanierung von Nicht-Wohngebäuden und effizientere Wärmebereitstellung: >

8.000 t/a CO2-Minderung

1.3. Potentiale zum Zubau erneuerbarer Energien, Bezug zum Basisjahr

Im Jahr 2009 wurden in der Stadt Rosenheim knappe 660 GWh Wärme, ca. 270 GWh

Strom und ca. 440 GWh Benzin- und Dieselkraftstoffe verbraucht (siehe Abbildung 2).

Der Beitrag von Wasserkraftanlagen lag bei ca. 10 GWhel, von PV-Anlagen bei ca. 3,5

GWhel (2010: ca. 7 GWhel), von solarthermischen Analgen bei ca. 3 GWh Wärme und Bi-

omassekraftwerken ca. 1,9 GWhel bereit.

Die größten Potentiale zur Nutzung und zum Zubau erneuerbarer Energien sind:

Nutzung der Dachflächenpotentiale in der Stadt Rosenheim:

zur Stromerzeugung aus PV-Anlagen: > 87 GWhel/a

oder Wärmeerzeugung mittels solarthermischer Anlagen: ca. 220 GWhth/a.

Das noch nutzbare Potential zur Holznutzung im gesamten Landkreis beträgt ca.

60 GWhth/a.

Die Biogaserzeugung im Landkreis beträgt (inklusive bereits heute genutzter

Menge):

durch Tierexkremente: ca. 153 GWhth/a

durch Energiepflanzen (falls 10% der Anbauflächen verfügbar gemacht werden):

ca. 70 GWhth/a.

Das Biogas kann zur lokalen Strom- und Wärmeerzeugung oder Aufbereitung und

Einspeisung in das Erdgasnetz verwendet werden.

Energie-, Klima- und Umweltschutzbericht der Stadt Rosenheim 9

Jahr 2013

Abbildung 2: Darstellung des Energieverbrauchs und der Potenziale zur Nutzung

erneuerbarer Energien

10 Energie-, Klima- und Umweltschutzbericht der Stadt Rosenheim

Jahr 2013

2. Umsetzung des Konzeptes - Klimaschutzaktivitäten in Rosenheim

Zum 01. Oktober 2013 wurde ein Klimaschutzmanager in Vollzeit eingestellt. Dessen Auf-

gabe ist es, die Umsetzung des Integrierten Energie-, Klima- und Umweltschutzkonzept

Rosenheim 2025 zu koordinieren und zu begleiten. In diesem Kapitel werden bisherige

Aktivitäten und Handlungsfelder kurz dargestellt.

2.1. Öffentlichkeitsarbeit

In einem ersten Schritt wurden die wesentlichen Inhalte und Anliegen des Klimaschutzkon-

zeptes in einen Flyer aufbereitet und der Öffentlichkeit nahe gebracht.

Weitere Informationen unter:

http://www.rosenheim.de/fileadmin/Dokumente/Umweltamt/67_Flyer_Klimaschutz_Ro-

senheim

Präsentationen

Das Klimaschutzkonzept wurde bei kommunalen, gewerblichen, privaten und gemeinnüt-

zigen Verbänden im Rahmen folgender Veranstaltungen vorgestellt.

Industrie- und Handelskammer Rosenheim

Handwerkskammer Rosenheim

Bezirkskaminkehrermeister

Sanitär-Heizung-Klima-Innung Rosenheim

Rosenheimer Solar-Förderverein

Bund Naturschutz, Orts- und Kreisgruppe

Soziale-Stadt-Rosenheim

Passivenergiehauskreis

Sowie weitere Termine in informellem Rahmen

Darüber hinaus wurden alle Aktivitäten und Aktionen durch Pressemeldungen, Flyer oder

Plakate in der Öffentlichkeit beworben.

Energie-, Klima- und Umweltschutzbericht der Stadt Rosenheim 11

Jahr 2013

Ausstellungen

Es wurden mehrere Ausstellungen organisiert:

Ausstellung „Energiewende“ vom Landesamt für Umwelt (vom 27.06. bis 14.07.2014)

in der Stadtbibliothek Rosenheim

Ausstellung „Modernisieren und Sparen“ (vom 26.06. bis 31.07.2014)

im Foyer der Sparkasse und im Foyer der Volkshochschule

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Jahr 2013

2.2. Netzwerkaktivitäten

Rosenheim ist Mitglied der Europäischen Metropolregion München. Im Rahmen die-

ser Mitgliedschaft wurde ein Treffen der regionalen und kommunalen Klimaschutzma-

nager in Rosenheim durchgeführt. Das Treffen mit über 80 Teilnehmern fand am 05.

und 06.06.2014 im Kultur- und Kongresszentrum statt.

Weitere Informationen unter: www.metropolregion-muenchen.eu

Energiezukunft Rosenheim (ezro). Rosenheim ist seit Gründung der Initiative Ener-

giezukunft Rosenheim im Jahr 2012 Mitglied. In diesem Netzwerk existieren verschie-

dene Arbeitsgruppen, u.a. zu den Themen Landwirtschaft, Energie- und Bürgerinitiati-

ven, Kommunen, Gebäude und Gewerbe. Über diese Arbeitsgruppen werden aktiv

Energiethemen eingebracht, Informationen ausgetauscht und konkrete Veranstaltun-

gen und Projekte geplant.

Weitere Informationen unter: www.ezro.de

Mitglieder der Initiative

2.3. Kommunale Liegenschaften und Betriebe

Der Handlungsspielraum der Stadt Rosenheim liegt insbesondere in der Bewirtschaftung

der eigenen Liegenschaften und der Einflussnahme in Kommunalen Betrieben. Dies betrifft

insbesondere:

ZIM – Zentrales Immobilienmanagement der Stadt Rosenheim

Einrichtung eines kommunalen Energiemanagements (KEM)

Die stadteigenen und städtisch genutzten Gebäude bleiben bei Klimaschutzbestrebun-

gen nicht außen vor. Verwaltungsintern kommen dem Zentralen Immobilienmanage-

ment (ZIM) und dem Hochbauamt Schlüsselrollen zu.

Für ausgewählte städtische Liegenschaften soll mit dem Aufbau einer digitalen Erfas-

sung und Übertragung der Energie- und Wasserverbräuche der Start in ein professio-

nelles kommunales Energiemanagement von statten gehen. Mit der praktischen Um-

setzung wurde noch nicht begonnen.

Im weiteren Verlauf werden dann Bau- und Energiestandards sowie Energiekonzepte

entwickelt und in den Aufgabenbereichen Planen, Bauen, Sanieren und Betreiben um-

gesetzt.

Energie-, Klima- und Umweltschutzbericht der Stadt Rosenheim 13

Jahr 2013

Ein ganzheitlicher Ansatz bei Neubau-, Sanierungs- und Unterhaltsmaßnahmen, der

alle wichtigen Lebenszyklusphasen berücksichtigt, ist wichtigster Bestandteil des kom-

munalen Energiemanagements.

Die meisten kommunalen Liegenschaften sind an das Fernwärmenetz der Stadtwerke

angeschlossen, gefolgt von Erdgas.

Das Zentrale Immobilienmanagement und das Hochbauamt betreuen ca. 160 Liegen-

schaften, insbesondere Rathäuser, Schulen, Kindertageseinrichtungen, Sportanlagen

und –hallen, kulturelle und soziale Einrichtungen, Feuerwehrgebäude und Betriebshöfe.

Im Sinne der Umsetzung des Klimaschutzkonzeptes sind in der weiteren Bearbeitung

folgende Standards anzustreben:

Besonderes Augenmerk wird in Zukunft dem Thema Kälte und Klimatisieren gewidmet.

Wo immer möglich wird elektrische Kompressionskälteerzeugung durch Kälte aus

(Fern-)Wärme ersetzt. Ebenso ist es unumgänglich, dass alle städtischen Liegenschaf-

ten bei sinnhafter Nutzung mit Solarwärmekollektoren und Solarstromanlagen ausge-

stattet werden, um von steigenden Energieimporten unabhängiger zu werden. Nur

durch den massiven Ausbau erneuerbarer Energien lassen sich die CO2-Emissionen

dauerhaft spürbar senken.

In diesem Zuge gilt es auch eine Basis zu schaffen, dass bei ohnehin anstehenden

Gebäudesanierungen mit Energiesparmaßnahmen und dem Einsatz von erneuerbaren

Energiequellen gearbeitet wird.

Grundsatz sollte hier werden, erst den Energiebedarf der Gebäude zu minimieren und

den Restbedarf effizient und regenerativ zu decken.

Der Schwerpunkt soll dabei auf dem Passivhaus-Standard, der beim Heizenergiebe-

darf Einsparungen von bis zu 90 % ermöglicht, liegen. Gesetzlich vorgeschrieben ist

die Einhaltung der Energie-Einspar-Verordnung (EnEV), ein höherer und besserer

Standard kann aber jederzeit als Selbstverpflichtung bestimmt werden.

GRWS Wohnungsbau- und Sanierungsgesellschaft der Stadt Rosenheim mbH

Die GRWS hat in Rosenheim ca. 2.000 Wohnungen in Ihrem Eigenbestand. Seit Grün-

dung der Gesellschaft im Jahr 1985 bemüht sich die GRWS intensiv darum, den bau-

lichen Zustand der Wohnanlagen kontinuierlich zu verbessern. So kann man heute da-

von ausgehen, dass infolge fortlaufender Sanierungen einschließlich energetischer

Maßnahmen, Ersatzneubauten, Nachverdichtungen oder Neubauten auf erworbenen

Grundstücken etwa 1.300 Wohnungen einen guten bis sehr guten energetischen Stan-

dard aufweisen. Für die restlichen 700 Wohnungen gibt es einen langfristigen Bewirt-

schaftungsplan, in dem eine energetische Sanierung oder ein Ersatzneubau bis zum

Jahr 2029 vorgesehen ist.

Dies bedeutet, dass im Durchschnitt etwa 50 Wohnungen pro Jahr von der GRWS

energetisch auf den neuesten Stand gebracht werden. Dieses für die GRWS gut be-

wältigbare Volumen hat sich nicht allein aufgrund wirtschaftlicher oder technischer

Überlegungen herauskristallisiert, sondern hängt vor allem auch damit zusammen,

[We-cken Sie das Inte-resse Ih-rer Le-ser mit ei-nem

14 Energie-, Klima- und Umweltschutzbericht der Stadt Rosenheim

Jahr 2013

dass eine Umsetzung von mehr Mietern pro Jahr - beispielsweise für einen Ersatzneu-

bau - innerhalb des Wohnungsbestandes der GRWS nicht abwickelbar ist.

Entsprechend des langfristigen Bewirtschaftungsplanes unseres Wohnungsbestandes

wird aktuell eine neue Wohnanlage an der Finsterwalderstraße im KfW-70- Standard

errichtet, die Fertigstellung und der Erstbezug erfolgt von September bis Ende Novem-

ber 2014. Diese 101 familiengerechten Wohnungen mit einer Gesamtwohnfläche von

7.800 m² ersetzen 84 vorwiegend kleine Wohnungen mit einer Gesamtwohnfläche von

4.600 m². Diese ehemaligen Werkswohnungen aus den 50iger Jahren hatten Holzde-

cken, Ofenheizung, unzureichende Sanitärausstattung, Doppelfenster und unge-

dämmte Ziegel-Außenwände (30 cm). Neben dem energetisch schlechten Zustand hat-

ten die Wohnungen Unzulänglichkeiten in Bezug auf Schall (sowohl innerhalb des Hau-

ses, als auch Straßenlärm von außen) und der barrierefreien Zugänglichkeit.

Eine kleinere Ersatzbaumaßnahme an der Tannenbergstraße ist derzeit in Planung.

Die Ausführung ist von Frühjahr 2015 bis Sommer 2016 vorgesehen. Hier werden 17

barrierefreie Neubauwohnungen im ENEV 2014-Standard mit einer Wohnfläche von

1000 m² entstehen, die 16 kleine Einfachwohnungen mit Ofenheizung und Gemein-

schaftsduschen auf 514 m² Wohnfläche ersetzen.

Im Zuge der energetischen Gebäudesanierungen hat die GRWS bereits eine Vielzahl

von Fotovoltaikanlagen auf Wohngebäuden errichtet, bei denen sich die Dächer hin-

sichtlich Exposition, Neigung und Verschattung eignen. Neben diesen Stromerzeu-

gungsanlagen auf sanierten Wohngebäuden betreibt die GRWS auch Fotovoltaikanla-

gen auf Parkhäusern, die sich im Eigenbestand der GRWS befinden. Die neueste An-

lage wurde im November 2013 auf dem Dach des Parkhauses P9 an der Schönfeld-

straße installiert. Sie produziert 40kWp Strom. Zielsetzung ist, einen Großteil der er-

zeugten Energie im Parkhaus selbst zu nutzen. Die Erfahrungswerte mit dieser Foto-

voltaikanlage decken erst einen sehr kurzen Zeitraum ab. Es zeichnet sich jedoch ab,

dass etwa 20 % des Gesamtenergieverbrauchs des Parkhauses P9 im Jahresdurch-

schnitt durch selbst erzeugten Strom ersetzt werden können.

Solarstromanlage städt. Parkhaus P9 Sanierung Wohnanlage Finsterwalderstraße

Energie-, Klima- und Umweltschutzbericht der Stadt Rosenheim 15

Jahr 2013

Stadtwerke Rosenheim

Zwischenstand zum „Energiekonzept Rosenheim 2025“ der Stadtwerke

Die Stadtwerke Rosenheim lassen ihren Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz regel-

mäßig im Rahmen eines EMAS-Umwelt-Audits von unabhängigen Umweltgutachtern

prüfen. Das vorliegende Kapitel ist ein Auszug aus der diesjährigen Umwelterklärung

der Stadtwerke für das Jahr 2013, die im Oktober 2014 erfolgreich testiert wurde. Sie

erhalten hier einen Überblick, wie stark die Stadtwerke Rosenheim den CO2-Ausstoß

bei der Energieversorgung unserer Stadt gegenüber dem Jahr 1990 senken konnten.

Grundlage für die Klimastrategie der Stadtwerke ist das Energiekonzept 2025 der

Stadtwerke. Dieses formuliert das Ziel, unsere Stadt bis zum Jahr 2025 CO2-neutral

mit Energie zu versorgen und die Hälfte des Wärmebedarfs in der Stadt mit Fernwärme

abzudecken.

Faktor Wärme als Schlüssel zum Klimaschutz

Bei der klimafreundlichen Energieversorgung orientieren sich die Stadtwerke Rosen-

heim nicht am Mainstream der Energiewende: Viele denken bei der CO2-Verminde-

rung vor allem an grünen Strom aus Windrädern oder Solarzellen. So wichtig Erneuer-

bare Energien sind, die meiste Energie verbrauchen wir für Heizwärme. Hier lässt sich

mit Abstand das meiste CO2 sparen. Privathaushalte verbrauchen sogar mehr als drei

Viertel ihrer Energie fürs Heizen und Warmwasser, zieht man den Energieaufwand für

den PKW ab. Trotzdem lassen wir in Deutschland die Abwärme der meisten Großkraft-

werke ungenutzt verpuffen. Die Konsequenz: Wir müssen zusätzliche fossile Rohstoffe

für Heizwärme verfeuern. Hierbei entsteht unnötig CO2, das den Treibhauseffekt ver-

stärkt und unserem Klima schadet.

Diese Verschwendung wollen wir in Rosenheim durchbrechen: Mit ihrem „Energiekon-

zept Rosenheim 2025“ setzen die Stadtwerke darum ganz besonders auf den Faktor

Wärme: durch die kombinierte Produktion von Strom und Wärme, also Kraft-Wärme-

Kopplung (KWK), und den Ausbau unseres Fernwärmenetzes. Die Fernwärme für Ro-

senheim ist dabei gewissermaßen ein Abfallprodukt aus der Stromerzeugung. Denn

die Stadtwerke fangen die Abwärme ihrer Kraftwerke auf und leiten sie ins Rosenhei-

mer Fernwärmenetz.

16 Energie-, Klima- und Umweltschutzbericht der Stadt Rosenheim

Jahr 2013

Komponenten der Rosenheimer Energieversorgung

Herzstück der Rosenheimer Energieversorgung ist ein flexibles KWK-System aus Müll-

verbrennung, hochmodernen Gasmotoren, Wärmespeichern, Holzvergasern aus eige-

ner Entwicklung und unserem Fernwärmenetz. Die klimafreundliche Fernwärme ver-

drängt dabei den Hausbrand aus fossilen Energieträgern und senkt langfristig den

CO2-Ausstoß unserer Stadt.

Dabei sind nicht nur die neuen Gasmotoren oder die Holzvergaser Hightech: Auch das

Müllheizkraftwerk der Stadtwerke zählt in Sachen Energieeffizienz zu den Top-5-Anla-

gen in Deutschland. 2013 erhielt das Rosenheimer Müllheizkraftwerk einen Energieef-

fizienzfaktor von 0,97. Die Durchschnittswerte für andere Anlagen liegen deutlich nied-

riger mit einem Effizienzwert von 0,65 hierzulande sowie von 0,72 in Europa.

Vier Vorteile des Energiekonzepts der Stadtwerke

Als kommunaler Energieversorger müssen die Stadtwerke mehr tun, als CO2 zu ver-

meiden. Sie sind ebenso für die Versorgungssicherheit in Rosenheim verantwortlich,

also dafür, dass der stark schwankende Ertrag an Ökostrom – bei uns in Oberbayern

vor allem aus Solarzellen – unser Stromnetz nicht aus dem Gleichgewicht bringt. Au-

ßerdem leisten wir als kommunales Unternehmen einen starken wirtschaftlichen Bei-

trag für unser Gemeinwesen. Das Energiekonzept der Stadtwerke ist so angelegt, dass

es all diesen Aufgaben und Zielen gerecht wird.

Weniger CO2 aus Steinkohlenmeilern in Deutschland

Den Löwenanteil bei der CO2-Reduktion leisten die Stadtwerke durch die lokale Erzeu-

gung von Strom und Wärme. Mit jeder Kilowattstunde Strom, die wir in Rosenheim

erzeugen, verdrängen die Stadtwerke Kraftwerkskapazität andernorts. Wie funktioniert

das?

Die wichtigste Voraussetzung für stabile Stromnetze ist ein Gleichgewicht von Erzeu-

gung und Verbrauch, und zwar in jedem Augenblick. Das hat technische Gründe. Elekt-

rische Energie muss in dem Moment erzeugt werden, in dem sie verbraucht wird. Wenn

die Stadtwerke in Rosenheim nun mehr Strom ins Netz einspeisen, aber der Bedarf

gleich bleibt, muss ein anderes Kraftwerk in Deutschland weniger Strom produzieren.

Sonst gibt es eine Überproduktion, die das Gleichgewicht im Stromnetz gefährdet.

Welcher Versorger darf nun wie viel Strom erzeugen? Ökostrom hat immer Vorfahrt bei

der Einspeisung. Strom aus Photovoltaik, Windrädern, Biomasse und Wasserkraft wird

immer zuerst eingespeist. Lediglich den Restbedarf sollen konventionelle Kraftwerke

decken. Hier entscheidet der Marktpreis, wer den Zuschlag erhält.

Mit ihren KWK-Kraftwerken produzieren die Stadtwerke Rosenheim Strom zu etwas

geringeren Kosten als Steinkohlenmeiler. Je mehr Strom also in Rosenheim erzeugt

wird, desto weniger Strom wird in Deutschland aus Steinkohle gewonnen.

Steinkohlenkraftwerke setzen bei der Stromerzeugung besonders viel CO2 frei. Bei der

Stromproduktion in Rosenheim sind es nicht einmal halb so viel CO2 pro erzeugter

Kilowattstunde – die CO2-mindernde Wirkung der Fernwärme noch gar nicht mit ein-

gerechnet.

Das heißt: Eine Kilowattstunde Strom aus Rosenheim belastet unser Klima mit deutlich

weniger CO2 als Strom aus Steinkohle.

Energie-, Klima- und Umweltschutzbericht der Stadt Rosenheim 17

Jahr 2013

Natürlich steigt zunächst unser lokaler CO2-Ausstoß in Rosenheim, je mehr Strom wir

vor Ort selbst erzeugen. Dafür sparen wir aber andernorts in Deutschland beim CO2-

Ausstoß, indem klimaschädliche Kraftwerke weniger Strom erzeugen. Und da wir uns

alle den gleichen Himmel teilen, kommt es also auf die Gesamtrechnung an.

Zusammengefasst: Wir senken den CO2-Ausstoß, indem wir in Rosenheim mehr kli-

mafreundliche Energie erzeugen und andernorts klimaschädlichen Strom aus Stein-

kohle verdrängen.

Weniger CO2 durch fossilen Hausbrand in Rosenheim

Unser Beitrag zum Klimaschutz geht aber noch weiter: Denn die Stadtwerke fangen

die Abwärme ihrer Kraftwerke auf und leiten sie ins Rosenheimer Fernwärmenetz. Die

Fernwärme ersetzt Hunderte Gas- und Ölbrenner in unserer Stadt, deren CO2-Ausstoß

damit komplett entfällt. Denn unsere Fernwärme weist den seltenen Primärenergiefak-

tor Null auf. Das heißt: Für die Erzeugung unserer Fernwärme müssen keine zusätzli-

chen fossilen Brennstoffe verfeuert werden.

Rosenheim musste beim Thema Fernwärme nicht bei Null anfangen. Die Stadtwerke

beliefern seit beinahe sechzig Jahren Haushalte und Unternehmen mit Fernwärme. Als

kommunaler Versorger vertrauen wir auf den Nutzen der Fernwärme und setzen auch

in Zukunft auf diesen Weg. Allein in den vergangenen fünfzehn Jahren haben wir in

unserer 60.000-Einwohner-Stadt die Ausdehnung des Fernwärmenetzes gemessen

an der Leitungslänge fast verdreifacht auf mittlerweile 93 Kilometer. Das beheizte

Raumvolumen wuchs im gleichen Zeitraum um das Zweieinhalbfache auf 1,5 Mio. Ku-

bikmeter. Diesen Ausbau werden wir in den kommenden Jahren fortsetzen.

Ein solches Vorhaben ist ohne umfangreiche Bautätigkeit nicht möglich. Der Ausbau

entlang der Hauptverkehrsadern in Rosenheim ist dabei bereits weit fortgeschritten.

Auch in den kommenden drei bis vier Jahren wird das Fernwärme-Netz sich ausdehnen,

verbunden mit entsprechenden Baustellen, danach zunehmend in den Nebenstraßen.

Nach 2017 geht es vor allem um die Verdichtung des Netzes: Entlang bestehender

Fernwärme-Trassen werden zusätzliche Häuser angeschlossen. Die Netzverdichtung

mit einzelnen Hausanschlüssen wird sich dabei weniger auf den Straßenverkehr aus-

wirken.

Zusammengefasst: Im deutschen Strommarkt senken wir den CO2-Ausstoß durch un-

sere klimafreundliche Stromproduktion. Zusätzlich mindern wir in Rosenheim die CO2-

Belastung durch die Verdrängung von fossilem Hausbrand.

Integration von Sonnen- und Windstrom und Stabilisierung des Stromnetzes

Neben der guten CO2-Bilanz leistet das Kraftwerkssystem der Stadtwerke aber noch

mehr: Es sorgt dafür, dass vor allem Solarstrom aus der Region ins Stromnetz integriert

und unser Stromnetz dadurch stabiler arbeitet.

Seit der Energiewende wird Strom nicht mehr sicher dann produziert, wenn er ge-

braucht wird. Das gesamte Stromversorgungssystem wird in einer Form belastet, für

die es nie ausgelegt wurde. Wenn in Bayern die Sonne scheint oder an der Küste der

Wind weht, produzieren Solarzellen und Windräder erneuerbaren Strom im Überfluss.

Bei Dunkelheit und Flaute hingegen fehlt der Ökostrombeitrag. Das Problem verschärft

sich mit dem Ausbau der Erneuerbaren: Je größer ihr Anteil an der Energieerzeugung,

desto mehr fehlt ihr Beitrag in windstillen oder dunklen Stunden.

18 Energie-, Klima- und Umweltschutzbericht der Stadt Rosenheim

Jahr 2013

Schnelle Lastanpassung von Kraftwerken je nach Wetterlage

Die Herausforderung ist, trotzdem gesicherte Leistung und Netzstabilität zu gewähr-

leisten, und zwar durch intelligente Lastanpassung der übrigen Kraftwerke. Dies soll

klimaschonend und zugleich marktgerecht erreicht werden. Einen wesentlichen Beitrag

leisten hierzu Kraftwerkssysteme wie das der Stadtwerke Rosenheim auf Basis von

Kraft-Wärme-Kopplung und Fernwärme sowie Wärmespeichern. Wie funktioniert das?

Schnellstartfähige Gasmotoren und Wärmespeicher

Der Kraftwerkspark der Stadtwerke ist so flexibel ausgelegt, dass er die zeitweilig nach-

lassende Leistung von Sonnenstrom in der Region ausgleicht oder bei Bedarf die ei-

gene Stromproduktion in sonnenreichen Stunden drosselt. Unsere großen Wasser-

speicher übernehmen in dieser Zeit die Wärmeversorgung. Das heißt: Auch wenn die

Stadtwerke ihre Kraftwerksaggregate herunterfahren, ist die Fernwärmeversorgung

durch die Wärmespeicher gesichert.

Entscheidend ist, dass unsere Kraftwerke sehr schnell auf den wechselnden Bedarf im

Stromnetz reagieren können. Unsere hochmodernen Gasmotoren sind schnellstartfä-

hig und können ihre Leistung innerhalb weniger Minuten ans Netz bringen. Erst im April

2013 haben die Stadtwerke den in seiner Leistungsklasse modernsten Gasmotor welt-

weit in Betrieb genommen – ein Ergebnis der jahrelangen Entwicklungszusammenar-

beit mit dem Hersteller General Electric aus Jenbach.

Das heißt: Der Kraftwerkspark der Stadtwerke produziert erstens klimaschonend Ener-

gie, zweitens gleicht er die schwankende Verfügbarkeit von Sonnenstrom in der Region

aus und erhöht so die Versorgungssicherheit.

Lokale Wertschöpfung für ein starkes Gemeinwesen

Das Energiekonzept Rosenheim 2025 der Stadtwerke sorgt nicht nur für eine gute

Klimabilanz, es rechnet sich auch für die Bürgerinnen und Bürger sowie für Rosenheim

als Ganzes: Neben stabilen und wettbewerbsfähigen Energiepreisen sichert die lokale

Energieproduktion qualifizierte Arbeitsplätze in Rosenheim. Zusätzlich schafft der

Fernwärmeausbau wirtschaftliche Nachfrage, von der viele Unternehmen in der Re-

gion profitieren. Schließlich kommt die Wertschöpfung der Stadtwerke dem kommuna-

len Haushalt zugute und damit Rosenheim als Gemeinwesen.

Bürgerinnen und Bürger, die lokale Wirtschaft und Rosenheim als Kommune profitieren,

weil lokale Energieerzeugung auch lokale Wertschöpfung bedeutet.

Energie-, Klima- und Umweltschutzbericht der Stadt Rosenheim 19

Jahr 2013

Aktuelle CO2-Bilanz

Die oben stehende Grafik zeigt zweierlei: erstens wie viele Tonnen an CO2-Emissionen

in Deutschland durch die Aktivitäten der Stadtwerke in Rosenheim eingespart werden,

zweitens um wie viel Prozent unser CO2-Ausstoß unter dem Vergleichsjahr 1990 liegt.

Im Jahr 2013 haben wir in Rosenheim etwa 183 Tausend Tonnen CO2 ausgestoßen.

1990 waren es noch 280 Tausend Tonnen. Das entspricht einer CO2-Minderung von

35 Prozent. Bis zum Jahr 2025 wollen wir Rosenheim mit Energie versorgen, ohne

unser Klima mit zusätzlichem CO2 zu belasten.

4%

11%

35%

45%

67%

94%97%

103% 104% 105% 106%

-20%

0%

20%

40%

60%

80%

100%

120%

140%

-50.000

50.000

100.000

150.000

200.000

250.000

300.000

350.000

2009o.Stw.

1990 2000 2009 2013 2015 2020 2025 2030 2035 2040 2045 2050

CO

2-E

ins

paru

ng

CO

2-E

mis

sio

ne

n i

n t

o/a

CO2 ohne Verkehr Minderung gegenüber 1990

20 Energie-, Klima- und Umweltschutzbericht der Stadt Rosenheim

Jahr 2013

2.4. Privat-Haushalte

Private Haushalte haben in der Stadt Rosenheim in Summe den größten Endenergiever-

brauch und sind zudem der Sektor mit den höchsten CO2-Emissionen. Somit liegt natürlich

hier auch das höchste Einsparpotential.

Der Energieverbrauch muss signifikant gesenkt werden, d.h. der effiziente Einsatz der ver-

fügbaren Energie und Energieeinsparungsmaßnahmen haben höchste Priorität. Die Erfah-

rung hat gezeigt, dass es bei den Bürgern ein sehr großes Informationsdefizit und viel Ver-

unsicherung gibt. Diese Lücke zu schließen, ist eine städtische Aufgabe, die im Rahmen

des Klimaschutzmanagements wahrgenommen werden kann. Hierzu fanden/finden fol-

gende Veranstaltungen statt:

Energieberatung

Die Stadt und der Landkreis Rosenheim kooperieren seit Dezember 2013 mit dem Angebot

einer kostenfreien Impulsenergieberatung für die privaten Haushalte. Diese findet regelmä-

ßig jeden 2. Donnerstag im Monat durch unabhängige Energieberater des Vereins Bayern-

Energie e.V. statt.

Im Rahmen einer persönlichen Energie-Beratung durch den Klimaschutzmanager fanden

bislang auch etwa 50 Beratungsgespräche im Rathaus bzw. vor Ort statt.

Energie-, Klima- und Umweltschutzbericht der Stadt Rosenheim 21

Jahr 2013

Durchführung eines „Tags der offenen Heizraumtür“ im Februar 2014

Am 15. Februar 2014 veranstaltete das Umwelt- und Grünflächenamt einen ersten „Tag der

offenen Heizraumtür“. Vier zeitgemäße Heizungsanlagen im Stadtgebiet (Holz-Pellethei-

zung mit thermischem Solarkollektor, Grundwasser-Wärmepumpe mit Fotovoltaik-Anlage,

Mini-Block-Heizkraftwerk mit Pufferspeicher und eine Übergabestation an das Fernwärme-

netz der Stadtwerke Rosenheim) wurden besichtigt.

Um parallel auf das Fahren mit alternativen Treibstoffen aufmerksam zu machen wurde

eine Sammelfahrt mit einem CNG-(Bio-/Erdgas)-Bus organisiert.

Die Stadt Rosenheim hat sich mit dieser Aktion auch beim Wettbewerb „Kommunaler Kli-

maschutz“ beworben.

In der kommenden Heizperiode 2014/15 sind, in Kooperation mit dem Bildungswerk Ro-

senheim energetisch-architektonische Exkursionen und thermografische Spaziergänge

geplant.

Grundwasser-Wärmepumpe Holzpellets Heizungsanlage

e

Grundwasserwärmepumpe

Übergabestation an das Fernwärmenetz der SWRO

e

Grundwasserwärmepumpe

Mini-Blockheizkraftwerk

22 Energie-, Klima- und Umweltschutzbericht der Stadt Rosenheim

Jahr 2013

2.5. Gewerbe-Handel-Dienstleister (GHD)

Rosenheim hat keine Schwerindustrie, dafür aber eine Vielzahl an Betrieben des produ-

zierenden Gewerbes, des Handwerks, des Handels und eine breite Palette an Dienstleis-

tungsunternehmen. Dieser Sektor ist energetisch von sehr heterogenen Akteuren geprägt.

Im Jahre 2010 trugen die Unternehmen in Rosenheim (inklusive öffentlicher Gebäude)

etwa 18 % zum energiebedingten CO2-Ausstoß bei.

Die unterschiedlichen energetischen Anwendungen sind vielfältig. Der Stromverbrauch

beispielsweise dieser Gruppen im GHD-Sektor wird in acht spezifischen Anwendungen

aufgeteilt: Beleuchtung, mechanische Energie, Warmwasser, Prozesswärme, Prozess-

kälte, Klimakälte, Licht-und-Kraft und Raumheizung.

Mit einer Fragebogenaktion wurden die 50 größten Strom- und Wärmeverbraucher im

Stadtgebiet Rosenheim angeschrieben. In Kooperation mit der Industrie- und Handelskam-

mer konnten so einige best-practice-Beispiele eruiert werden.

Im Rahmen der ezro entstand ein Arbeitskreis Energie für Gewerbebetriebe. Gemeinsam

mit der Industrie- und Handelskammer werden in diesem Gremium verschiedene Aktionen

und Veranstaltungen (Vorträge, Workshops, Exkursionen) zu den unterschiedlichsten The-

men angeboten.

Grundsätzlich ist für die nahe Zukunft ein Forum angedacht das den Titel trägt „Zukunfts-

fähige Unternehmen“.

Ziel dieses Netzwerkes soll eine Erarbeitung von Grundsätzen zu nachhaltigem und zu-kunftsfähigem Wirtschaften, die Beachtung der Stoffkreisläufe vom Einkauf über den Ver-kauf bis hin zur Entsorgung, der zeitgemäße Umgang mit Personalressourcen, hohe Energieeffizienz und Nutzung regenerativer Energien, die Einstellung auf den demografi-schen Wandel, Konzepte zur Behebung des Fachkräftemangels sowie geänderte famili-äre Aufstellungen sein.

Themenfelder:

Einsatz regenerativer Energien

Beleuchtung „LED“

„Moderne betriebliche Mobilität“ (Carsharing, ÖPNV, Shuttle, Betriebsflotte,…)

Druckluft

Kälte/Klimatisieren aus (Ab-)Wärme aus dem Netz der Stadtwerke oder sonstig verfüg-bare Wärme

Gesundheit (Bewegung, Sport und Ernährung)

Wertstoffliches Trennen, Abfallbehandlung

Energie-, Klima- und Umweltschutzbericht der Stadt Rosenheim 23

Jahr 2013

2.6. Verkehr und Mobilität

Wie im Energie-, Klima- und Umweltschutzkonzept (EKU) der Stadt Rosenheim aufgezeigt

trägt der Verkehrsbereich in Rosenheim zu etwa einem Drittel zu den klimarelevanten

Emissionen bei.

Der Hauptanteil der verkehrsbedingten CO2-Emissionen wird durch den motorisierten Indi-

vidualverkehr (MIV) verursacht. Deutliche höhere Anstrengungen als in der Vergangenheit

sind in diesem Bereich nötig, um die entsprechend notwendige Wirkung zu erzielen. Laut

dem Integrierten Energie-, Klima- und Umweltschutzkonzept müssen bis 2025 insgesamt

ca. 60 Mio. PKW-Kilometer vermieden werden, wenn das Einsparungsziel erreicht werden

soll.

Ein erster wichtiger Schritt neben dem EKU ist mit dem Verkehrsentwicklungsplan (VEP)

in die Wege geleitet worden. In diesem sind sich ändernde Randbedingungen berücksich-

tigt.

Einige Maßnahmen aus dem EKU sind:

- Erstellung eines Radverkehrskonzept

- Erstellung eines Fußverkehrskonzept

- Wegweisung im Fuß- und Radverkehr optimieren

- Aufbau und Unterstützung eines attraktiven Car-Sharing-Angebotes

- Neuausrichtung des Parkraum-Managements

- Förderung des ÖPNV

- Ausbau und Förderung des Anruf-Sammel-Taxis

Da auch die Stadtverwaltung mit einem eigenen Fuhrpark direkten Einfluss auf die Emis-

sionen hat, kann sie mit geeigneten Maßnahmen direkt agieren. So wird künftig bei der

Beschaffung von städtischen Dienstfahrzeugen immer geprüft, ob der Einsatz eines

elektrisch betriebenen Fahrzeugs möglich ist (Grundsatzbeschluss des Umweltausschus-

ses vom 20. Mai 2014).

24 Energie-, Klima- und Umweltschutzbericht der Stadt Rosenheim

Jahr 2013

3. Entwicklung des Energieverbrauchs und der Emissionen seit 2009

In diesem Kapitel wird die Entwicklung von Energieverbrauch und CO2-Emissionen in der

Stadt Rosenheim anhand der verfügbaren Daten und Statistiken dargestellt. Diese Daten

werden mit den Szenariobetrachtungen, die im Rahmen des Integrierten Energie- und Kli-

maschutzkonzeptes erarbeitet wurden, verglichen und der Trend der letzten Jahre aufge-

zeigt.

Ausgangssituation

Im Jahr 2009 1 betrugen die energiebedingten CO2-Emissionen der Stadt Rosenheim

knapp 450.000 Tonnen CO2 bzw. ohne Berücksichtigung des Verkehrs2 ca. 334.000 Ton-

nen CO2.

Zielvereinbarung Stadt Rosenheim 2025

Im Rahmen des integrierten Energie-, Klima- und Umweltschutzkonzepts Rosenheim 2025

wurde als Zielsetzung eine Reduktion der energiebedingten CO2-Emissionen (inklusive

Verkehr) um mindestens 40% bis zum Jahr 2025 vom Stadtrat einstimmig beschlossen.

Ohne Berücksichtigung des Verkehrssektors bedeutet dies einen Rückgang der energie-

bedingten CO2-Emissionen (Strom und Wärme) um ca. 56% zwischen 2009 und 2025.Ab-

bildung 3 zeigt eine Gegenüberstellung der CO2-Emissionsquellen nach Energieträgern für

das Jahr 2009 und der Zielsetzung für das im Jahr 2025. Bis 2025 sollen v.a. Stromimporte

nach Rosenheim durch die Stromeigenerzeugung aus Solarstrom auf allen geeigneten

Flächen, Erdgas und Biomasse (Holzvergaser) vermieden werden.

Abbildung 3: Vergleich der CO2-Emissionen im Jahr 2009 gegenüber der Zielset-zung im Jahr 2025 nach Emissionsquelle (Ohne Verkehr)

1 Bezugsjahr des Integrierten Energie-, Klima- und Umweltschutzkonzepts Rosenheim 2025

2 Der Verkehr wurde im Rahmen des integrierten Energie-, Klima- und Umweltschutzkonzept der Stadt Rosenheim 2025 nur oberflächlich behandelt, da detaillierte Untersuchungen zum Verkehrsbereich parallel bzw. im Anschluss der Konzepterstellung erfolgten. Informationen zum Verkehr werden im Rahmen der Erstellung Verkehrsentwicklungsplans vorgestellt.

Energie-, Klima- und Umweltschutzbericht der Stadt Rosenheim 25

Jahr 2013

Ausblick

Bis zum Jahr 2025 die CO2-Emissionen um 40 % zu senken verlangt viel Anstrengung von

allen Seiten. In einem breiten Netzwerk wird die Stadt deshalb weiterhin Klimaschutzmaß-

nahmen umsetzen. Bei konsequenter Handlung werden diese auch entsprechend fruchten.

Die gesteckten Ziele können nur erreicht werden, wenn die bereits eingeleiteten Maßnah-

men motiviert umgesetzt werden und beständig neu entwickelte dazukommen.

Auf Grund steigender Energiebezugspreise müssen die Energiemengen und damit die

Kosten weiter gesenkt werden.

Aus der Erfahrung weiß man, dass nicht fortgesetzte Bemühungen stets zu steigenden

Verbrauchswerten führen, allein zur Haltung des Status Quo und des Kostenniveaus sind

ständige Aktivitäten und ein verstärktes Umweltengagement notwendig.

Bei der Einführung neuer Standards sollten die Folgekosten bereits im Planungsstadium

ermittelt werden. Dabei müssen alle Möglichkeiten aus den Handlungsfeldern der energie-

politischen Leitziele der Stadt Rosenheim ausgeschöpft werden:

- Effizienzsteigerung/Verbrauchsreduzierung als Schwerpunktaufgabe

- Optimierung der Gebäudehülle/ -technik, z.B. über die heutigen Anforderungen der

EnEV dämmen und sanieren, BhkW/KWK in jedem Einzelfall prüfen

- Betriebsoptimierung mit Einhaltung von Inspektionen und Wartungen

- Einhaltung von Inspektionen und Wartungen

- Verstärkte Verwendung von erneuerbaren Energien, in Rosenheim insbesondere So-

larthermie, Biomasse und oberflächennahe Geothermie

- Massiver Ausbau der Solarthermie und der Fotovoltaik auf allen geeigneten Dachflä-

chen und Fassaden

- Nutzerverhalten verändern, Schulungen, Informationen

- Hausmeisterseminare

- Attraktivierung des Verkehrs zu Fuß, per Fahrrad, ÖPNV

- Verringerung des motorisierten Individualverkehrs

- Ausbau der Carsharing-Angebote

Als Klimaschutzkommune ist es unser Ziel, jedes Jahr weiter in die CO2-Reduktion zu in-

vestieren.