Energieeffizienz in Deutschland: ER Aktueller Stand … · Um das Erreichen der Ziele zu...

38
HINTERGRUNDPAPIER Energieeffizienz in Deutschland: Aktueller Stand und Fortschritte beim Erreichen der Ziele Mai 2017 Autoren: Léa Dieckhoff, EIFER [email protected] Pauline Raux-Defossez, EIFER [email protected] Kontakt: Julian Risler, DFBEW [email protected] Soutenu par: Soutenu par:

Transcript of Energieeffizienz in Deutschland: ER Aktueller Stand … · Um das Erreichen der Ziele zu...

HIN

TER

GR

UN

DP

AP

IER

Energieeffizienz in Deutschland: Aktueller Stand und Fortschritte beim Erreichen der Ziele Mai 2017

Autoren: Léa Dieckhoff, EIFER [email protected] Pauline Raux-Defossez, EIFER [email protected] Kontakt: Julian Risler, DFBEW [email protected]

Soutenu par: Soutenu par:

Energieeffizienz in Deutschland:

Aktueller Stand und Fortschritte beim Erreichen der Ziele 2

Disclaimer

Der vorliegende Text wurde von externen Experten für das Deutsch-französische Büro für die Energiewende

(DFBEW) verfasst. Das DFBEW stellt den Autoren lediglich eine Plattform zur Veröffentlichung ihres Beitrags zur

Verfügung. Die vertretenen Standpunkte stellen deshalb ausschließlich die Meinung der Autoren dar. Die Ausarbei-

tung erfolgte mit der größtmöglichen Sorgfalt. Das DFBEW übernimmt allerdings keine Gewähr für die Richtigkeit

und Vollständigkeit der Informationen.

Alle textlichen und graphischen Inhalte unterliegen dem deutschen Urheber- und Leistungsschutzrecht. Sie dürfen,

teilweise oder gänzlich, nicht ohne schriftliche Genehmigung seitens des Verfassers und Herausgebers weiterver-

wendet werden. Dies gilt insbesondere für die Vervielfältigung, Bearbeitung, Übersetzung, Verarbeitung, Einspeiche-

rung und Wiedergabe in Datenbanken und anderen elektronischen Medien und Systemen.

Das DFBEW hat keine Kontrolle über die Webseiten, auf die die in diesem Dokument sich befindenden Links führen.

Für den Inhalt, die Benutzung oder die Auswirkungen einer verlinkten Webseite kann das DFBEW keine Verantwor-

tung übernehmen.

Ziel und Kontext des Hintergrundpapiers

Das vorliegende Hintergrundpapier stellt die deutschen Energieeffizienzziele vor und gibt einen Überblick über die

verschiedenen Vorschriften, Strategien und Maßnahmen, mithilfe derer diese erreicht werden sollen. Ferner wird

die Entwicklung des Energieverbrauchs in den privaten Haushalten, in der Industrie, im Sektor Gewerbe, Handel,

Dienstleistungen sowie im Verkehr seit 1990 zusammenfassend dargestellt, um so die verschiedenen Herausforde-

rungen aufzuzeigen, mit denen sich Deutschland beim Umsetzen seiner Ziele konfrontiert sieht. Das Hintergrund-

papier wurde auf Grundlage öffentlicher Daten (Regierungsquellen, offizielle Statistiken) verfasst.

EIFER1 ist ein 2002 von EDF und der Universität Karlsruhe (heute Karlsruher Institut für Technologie – KIT) ge-

gründetes Forschungs- und Entwicklungszentrum. Ein Forschungsteam von EIFER untersucht und analysiert seit

über zehn Jahren die Gesetzgebung zu Umweltschutz und Energie in verschiedenen Ländern Europas und verfolgt

die Umsetzung der deutschen Energiewende.

1 Europäisches Institut für Energieforschung: http://www.eifer.kit.edu/

Energieeffizienz in Deutschland:

Aktueller Stand und Fortschritte beim Erreichen der Ziele 3

Deutscher Primärenergieverbrauch 2015:

317 MtRÖE (13 290 PJ)

Deutscher Endenergieverbrauch 2015:

213 MtRÖE (8 900 PJ), davon:

Verkehr: 63 MtRÖE

Industrie: 62 MtRÖE

Private Haushalte: 55 MtRÖE

Gewerbe, Handel, Dienstleistungen: 33 MtRÖE

Zusammenfassung

Die Energieeffizienz stellt eine der beiden Säulen der deutschen Energiewende dar. Die Bundesregierung formuliert

in ihrer Strategie eine nationale Zielvorgabe zur Reduzierung des Primärenergieverbrauchs sowie spezifische

Zielvorgaben für den Gebäude- und Transportsektor.

Um das Erreichen der Ziele zu ermöglichen, wurden zahlreiche Instrumente eingeführt, flankiert von zielgerichteten

Strategien und Regulierungsinstrumenten. Diese beinhalten unter anderem Programme der Kreditanstalt für

Wiederaufbau (KfW), den Nationalen Aktionsplan Energieeffizienz (NAPE), die Energieeffizienzstrategie Gebäude

(ESG), die Informationskampagne "Deutschland macht's effizient", oder auch die Energieeinsparverordnung (EnEV).

Deutschland hat sich dazu entschieden kein

System mit Energieeinsparzertifikaten einzuführen

und setzt vor allem auf finanzielle Förderung,

Information und Beratung. Die Förderprogramme

legten in erster Linie einen Fokus auf den

Gebäudesektor. Inzwischen werden jedoch auch

vermehrt Programme für andere Sektoren wie

Industrie und Verkehr entwickelt.

Da laut den jährlichen Monitoringberichten das

Erreichen der Ziele der Energiewende gefährdet ist,

wurden 2016 zahlreiche Initiativen eingeleitet, mit denen die aktuelle Tendenz umgekehrt werden soll:

Primärenergieverbrauch (im Vergleich zu 2008):

Ziel: -20 % bis 2020 und -50 % bis 2050. 2015: -7,6 %

Bruttostromverbrauch (im Vergleich zu 2008):

Ziel: -10 % bis 2020 und -25 % bis 2025. 2015: -4,0 %

Primärenergiebedarf von Gebäuden – nicht-erneuerbarer Anteil (im Vergleich zu 2008):

Ziel: -80 % bis 2050. 2015: -15,9 %

Gebäuderelevanter Endenergieverbrauch (im Vergleich zu 2008):

Ziel: -20 % bis 2020. 2015: -11,1 %

Endenergieverbrauch im Transportsektor (im Vergleich zu 2005):

Ziel: -10 % bis 2020 und -40 % bis 2050. 2015: +1,3 %

Es sei darauf hingewiesen, dass auch die von Deutschland angestrebte Reduzierung der Treibhausgasemissionen

(- 40 % bis 2020 und - 80 bis - 95 % bis 2050 im Vergleich zu 1990) mit der Frage der Energieeffizienz zusammenhängt,

auf diesen Aspekt im vorliegenden Text jedoch nicht weiter eingegangen wird.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass Deutschland die Energieeffizienz mit der Veröffentlichung seines

NAPE 2014 zu einem wesentlichen Bestandteil seiner Energiewende erhoben hat und damit zugleich auf die

Anforderungen der Europäischen Union eingeht. Dank zahlreicher Förderprogramme sowohl für Privathaushalte

als auch für Unternehmen oder Kommunen sowie dank einer Verschärfung der gesetzlichen Vorschriften und einer

Erhöhung der entsprechenden Haushaltsausgaben verfügt Deutschland heute über beträchtliche Mittel auf dem

Weg zu seinen für 2020 gesteckten Zielen, deren Erreichen derzeit dennoch schwierig erscheint.

Energieeffizienz in Deutschland:

Aktueller Stand und Fortschritte beim Erreichen der Ziele 4

Inhalt

Ziel und Kontext des Hintergrundpapiers 2

Zusammenfassung 3

I. Einführung in die Thematik der Energieeffizienz 5

I.1. Energieeffizienz: Definitionen 5

I.2. Aktuelle Herausforderungen im Rahmen der Energieeffizienz in Deutschland 6

II. Die deutsche Energieeffizienzpolitik 7

II.1. Die Bundespolitik beeinflussende europäische Bestimmungen 7

II.2. Nationale Ziele für 2020 und 2050 10

II.3. Deutsche Gesetzeslage zur Energieeffizienz 11

II.4. Nationale Energieeffizienzstrategien 14

II.4.1. Nationaler Aktionsplan Energieeffizienz (NAPE) 14

II.4.2. Energieeffizienzstrategie Gebäude (ESG) 16

II.5. Maßnahmen und Gesamtbudget zur Erreichung der Energieeffizienzziele 17

II.5.1. Ordnungsrecht 18

II.5.2. Finanzielle Förderung (direkte Förderung, zinsgünstige Darlehen) 18

II.5.3. Forschung und Entwicklung 19

II.5.4. Information und Beratung 19

II.5.5. Preissteuerung 20

II.5.6. Mengensteuerung 20

III. Entwicklung des Primär- und Endenergieverbrauchs in Deutschland 21

III.1. Primärenergieverbrauch 21

III.2. Endenergieverbrauch 22

III.2.1. Verkehr 22

III.2.2. Industrie 25

III.2.3. Private Haushalte 29

III.2.4. Gewerbe, Handel, Dienstleistungen 32

IV. Fazit und Perspektiven 34

IV.1. Im Hinblick auf die Energieeffizienzziele erreichte Fortschritte 34

IV.2. Neue Märkte durch Energieeffizienz 35

Abkürzungen 36

Websites zum Thema Energieeffizienz 37

Energieeffizienz in Deutschland:

Aktueller Stand und Fortschritte beim Erreichen der Ziele 5

I. Einführung in die Thematik der Energieeffizienz

I.1. Energieeffizienz: Definitionen

Die Thematik Energieeffizienz geht mit einer gewissen Anzahl an Begriffen einher, die folgendermaßen definiert

werden:

Die Primärenergie wird definiert als die Gesamtheit der nicht-umgewandelten Energieprodukte, die direkt

eingesetzt oder importiert werden (zum Beispiel Rohöl, Erdgas, Biomasse, Solar- und Kernenergie)2.

Die Endenergie ist definiert als die Energie, die an den Verbraucher für seinen Endverbrauch geliefert wird

(zum Beispiel Strom oder Wärme, die dem Haushalt in Rechnung gestellt wird)3. Dabei werden die bei der

Erzeugung, Übertragung und Umwandlung der Primärenergie entstehenden Verluste berücksichtigt.

Mithilfe eines Konversionsfaktors wird die Endenergie in Primärenergie umgewandelt, um die

Verbrauchsmengen der verschiedenen Endenergiearten besser vergleichen zu können.

Vom „nicht-erneuerbaren Anteil“ des Primärenergiebedarfs von Gebäuden wird in Deutschland gesprochen,

wenn nur der Anteil der konventionellen Energien am Konversionsfaktor betrachtet wird. So beläuft sich

zum Beispiel entsprechend der Norm DIN V 18599-1, die die Methode zur Berechnung des Energiebedarfs

von Gebäuden in Deutschland bestimmt (Fassung von 2016)4, der Konversionsfaktor von Endenergie in

Primärenergie für die Photovoltaik auf insgesamt 1, bzw. auf 0, wenn lediglich der nicht-erneuerbare Anteil

der Energie berücksichtigt wird. Mithilfe dieser Regel wird die aus erneuerbaren Quellen erzeugte Energie

gegenüber der konventionell erzeugten Energie „begünstigt“. Die deutsche Zielvorgabe zur Reduzierung des

Primärenergieverbrauchs von Gebäuden bis 2050 betrifft somit ausschließlich den nicht-erneuerbaren

Energieanteil.

Die Energieeffizienz kann definiert werden als ein „reduzierter Energieverbrauch bei gleichbleibendem qualitativem

Nutzen“5. Sie betrifft sämtliche Stufen der energetischen Wertschöpfungskette von der Versorgung mit Energie bis

zu ihrer Nutzung durch den Verbraucher. Dabei darf die Energieeffizienz nicht mit der energetischen Suffizienz

verwechselt werden, bei der es darum geht, den Verbrauch zu vermeiden oder zu reduzieren (zum Beispiel durch

Absenken der Heiztemperatur eines Zimmers).

Die Energieintensität stellt die zur Erzeugung eines gewissen Beitrags zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) verbrauchte

Energiemenge dar6. Ihr gegenüber steht die Energieproduktivität (Bruttoinlandsprodukt dividiert durch den

Primärenergieverbrauch).

Zur Messung der Energieeffizienz werden Indikatoren wie die gegenüber einem Referenzwert erzielte

Energieeinsparung, die Energieproduktivität oder auch aggregierte Indikatoren7 herangezogen.

2INSEE, https://www.insee.fr/fr/metadonnees/definition/c1189 (Stand 12.02.2017) 3Ebda. 4 DIN V 18599-1:2016-10, Energetische Bewertung von Gebäuden - Berechnung des Nutz-, End- und Primärenergiebedarfs für Heizung, Kühlung, Lüftung, Trinkwarmwasser und Beleuchtung - Teil 1: Allgemeine Bilanzierungsverfahren, Begriffe, Zonierung und Bewertung der Energieträger, https://www.beuth.de/de/vornorm/din-v-18599-1/257938824 (Stand 21.02.2017) 5De Béthencourt A., Chorin J., Efficacité énergétique : un gisement d’économies, un objectif prioritaire (Energieeffizienz: Einsparungspotenzial, ein vorrangiges Ziel), CESE, 2013, http://www.lecese.fr/sites/default/files/pdf/Avis/2013/2013_01_efficacite_energetique.pdf (Stand 12.02.2017) 6Ebda. 7Wie etwa die im Rahmen des Projektes ODYSSEE-MURE entwickelten Indikatoren: http://www.odyssee-mure.eu/ (Stand 12.02.2017)

Energieeffizienz in Deutschland:

Aktueller Stand und Fortschritte beim Erreichen der Ziele 6

I.2. Aktuelle Herausforderungen im Rahmen der Energieeffizienz in Deutschland

Die Energieeffizienz ist die zweite Säule der deutschen Energiewende und soll gemeinsam mit dem Ausbau der

erneuerbaren Energien für das Erreichen der Energie- und Klimaschutzziele sorgen8.

Bislang standen die erneuerbaren Energien in Deutschland im Vordergrund und ihr Ausbau wurde seit 2000 von der

Bundesregierung gefördert. Mit dem 2014 veröffentlichten Nationalen Aktionsplan Energieeffizienz möchte

Deutschland jetzt auch seine „Efficiency first“-Politik verstärken, die sich am Prinzip orientiert, dass die „grünste“

Energie diejenige ist, die gar nicht verbraucht wird9. Ziel ist es, so wenig Energie wie möglich zu verbrauchen und

den verbleibenden Bedarf vor allem mit erneuerbaren Energien zu decken10

. Bis 2050 soll der deutsche

Primärenergieverbrauch um 50 % im Vergleich zu 2008 gesenkt, der Anteil der erneuerbaren Energien am Brutto-

Endenergieverbrauch auf 60 % ausgebaut sowie die Treibhausgasemissionen um 80 bis 95 % im Vergleich zu 1990

gesenkt werden11

.

Für die Energieeffizienzmaßnahmen bietet sich ein breites Spektrum an Möglichkeiten: Wärmedämmung von

Gebäuden, Steigerung des Wirkungsgrads einer Heizungsanlage oder eines Industrieverfahrens, Reduzierung des

spezifischen Verbrauchs eines Elektrogerätes oder Fahrzeugs12

. Zwar wird vor allem der Gebäudesektor mit

zahlreichen Programmen etwa zur energetischen Sanierung oder zum Austausch von Heizungsanlagen gefördert,

aber auch andere Sektoren wie Transport und Industrie erhalten vermehrt Förderungen von Seiten der

Bundesregierung.

Der Ausbau der Energieeffizienzmaßnahmen stellt einen wachsenden Markt dar, auf dem verschiedenste Akteure,

von Energieversorgungsunternehmen über Anlagenanbieter bis hin zu KMU des Baugewerbes zusammenkommen.

Unternehmen müssen auf diese Entwicklungen insbesondere mit Aus- und Fortbildung ihrer Mitarbeiter reagieren,

falls sie zum Innovationspotenzial der Branche beitragen wollen.

8BMWi, Ein gutes Stück Arbeit. Mehr aus Energie machen - Nationaler Aktionsplan Energieeffizienz, 2014, https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Publikationen/Energie/nationaler-aktionsplan-energieeffizienz-nape.pdf?__blob=publicationFile&v=6 (Stand 12.02.2017) 9 „Energieeffizienz lohnt sich: Denn die sauberste und günstigste Energie ist die, die wir gar nicht erst verbrauchen.“, https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Dossier/energieeffizienz.html (Stand 12.02.2017) 10BMWi, Grünbuch Energieeffizienz. Diskussionspapier des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie, 2016, http://www.devetec.com/fileadmin/user_upload/Unternehmen/Downloads/Gruenbuch-Energieeffizienz_Juni_2016.pdf (Stand 12.02.2017) 11Bundesregierung, Energiekonzept für eine umweltschonende, zuverlässige und bezahlbare Energieversorgung, 2010, https://www.bundesregierung.de/ContentArchiv/DE/Archiv17/_Anlagen/2012/02/energiekonzept-final.pdf?__blob=publicationFile&v=5 (Stand 18.03.2017) 12Irrek W. et al., Definition Energieeffizienz, 2008, http://wupperinst.org/uploads/tx_wupperinst/energieeffizienz_definition.pdf (Stand 12.02.2017)

Energieeffizienz in Deutschland:

Aktueller Stand und Fortschritte beim Erreichen der Ziele 7

II. Die deutsche Energieeffizienzpolitik

II.1. Die Bundespolitik beeinflussende europäische Bestimmungen

2009 verabschiedete die Europäische Union ihr Klima- und Energiepaket 2020. Dieses legt drei große Ziele fest, die

sogenannten „20-20-20-Ziele“:

Reduzierung der Treibhausgasemissionen um 20 Prozent im Vergleich zu 199013

;

20 %-Anteil erneuerbarer Energien am Endenergieverbrauch in der EU14

;

Verbesserung der Energieeffizienz um 20 %15

.

Waren die beiden ersten Ziele bereits 2009 Gegenstand einer eigenen Richtlinie, wurde erst 2012 eine neue Richtlinie

zur Energieeffizienz angenommen, in der die Mittel zum Erreichen des Ziels festgeschrieben wurden. Die Richtlinie

2012/27/EU zur Energieeffizienz hat zum Ziel, einen „gemeinsamen Rahmen für die Maßnahmen zur Förderung von

Energieeffizienz in der Union […]“ zu schaffen. (Art. 1)16

. Die Energieeffizienz wird in der Richtlinie definiert als „das

Verhältnis von Ertrag an Leistung, Dienstleistungen, Waren oder Energie zu Energieeinsatz“ (Art. 2).

Die Mitgliedstaaten werden verpflichtet, nationale Energieeffizienzziele für 2020 festzulegen, die „sich entweder auf

den Primärenergie- oder den Endenergieverbrauch oder auf die Primärenergie- oder Endenergieeinsparungen oder

auf die Energieintensität“ beziehen (Art. 3). Weiterhin müssen sie bis April 2014 einen Nationalen Energieeffizienz-

Aktionsplan übermitteln und diesen anschließend im Dreijahresrhythmus aktualisieren (Art. 24). Zudem sind die

Mitgliedstaaten angehalten, jährlich einen Bericht über die bei der Erfüllung der nationalen Energieeffizienzziele

erreichten Fortschritte vorzulegen (Art. 24). Die Richtlinie legt gewisse Anforderungen fest; bei diesen handelt es sich

um Mindestanforderungen und es bleibt den Mitgliedstaaten überlassen, strengere Maßnahmen zu ergreifen (Art. 1).

Zu diesen Verpflichtungen zählen zum Beispiel:

die Festlegung einer langfristigen Strategie zur Mobilisierung von Investitionen in die Renovierung des

nationalen Bestands an sowohl öffentlichen als auch privaten Wohn- und Geschäftsgebäuden (Art. 4);

die energetische Gebäudesanierung von, ab Januar 2014, jährlich drei Prozent der Gesamtfläche der

Gebäude, die sich im Eigentum der Zentralregierung befinden und von ihr genutzt werden oder die

Mitteilung alternativer Maßnahmen zum Erreichen gleichwertiger Energieeinsparungen (Art. 5);

die Einrichtung eines Energieeffizienzverpflichtungssystems durch die Mitgliedstaaten, mit dem sie

gewährleisten, dass die Energieversorger ein kumuliertes Endenergieeinsparziel für neue

Energieeinsparungen zwischen 2014 und 2020 erreichen, das mindestens 1,5 Prozent des jährlichen

Energieabsatzes an Endkunden entspricht. Sollte kein Verpflichtungssystem eingerichtet werden, so muss

13Entscheidung Nr. 406/2009/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 23. April 2009 über die Anstrengungen der Mitgliedstaaten zur Reduktion ihrer Treibhausgasemissionen mit Blick auf die Erfüllung der Verpflichtungen der Gemeinschaft zur Reduktion der Treibhausgasemissionen bis 2020, http://eur-lex.europa.eu/legal-content/EN/TXT/?uri=CELEX:32009D0406(Stand 12.02.2017) 14Richtlinie 2009/28/CE des Europäischen Parlaments und des Rates vom 23. April 2009 zur Förderung der Nutzung von Energie aus erneuerbaren Quellen und zur Änderung und anschließenden Aufhebung der Richtlinien 2001/77/EG und 2003/30/EG, http://eur-lex.europa.eu/legal-content/EN/TXT/?uri=CELEX:32009L0028(Stand 12.02.2017) 15Klima- und Energiepaket 2020, https://ec.europa.eu/clima/policies/strategies/2020_de(Stand 12.02.2017) 16Richtlinie 2012/27/EU des Europäischen Parlaments und des Rates vom 25. Oktober 2012 zur Energieeffizienz, zur Änderung der Richtlinien 2009/125/EG und 2010/30/EU und zur Aufhebung der Richtlinien 2004/8/EG und 2006/32/EG, http://eur-lex.europa.eu/legal-content/EN/TXT/?qid=1399375464230&uri=CELEX:32012L0027 (Stand 12.02.2017)

Energieeffizienz in Deutschland:

Aktueller Stand und Fortschritte beim Erreichen der Ziele 8

der Mitgliedstaat die Kommission über alternative Maßnahmen zum Erreichen gleichwertiger

Energieeinsparungen informieren (Art. 7);

die Einrichtung von verpflichtenden Energieaudits im Vierjahresrhythmus für Unternehmen, die keine

KMU sind, außer, wenn sie über ein zertifiziertes Energie- oder Umweltmanagementsystem verfügen (Art.

8);

die Bereitstellung von genauen, auf dem tatsächlichen Verbrauch beruhenden, Abrechnungsinformationen

für die Endverbraucher (Art. 10);

die umfassende Bewertung ihres Potenzials durch die Mitgliedstaaten selbst zum Einsatz hocheffizienter

KWK und einer effizienten Fernwärme- und Fernkälteversorgung (Art. 14).

Die Europäische Union hat zudem die Sektorrichtlinie 2010/31/EU über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden

angenommen17

. Diese legt den gemeinsamen Rahmen einer Methode zur Berechnung der Energieeffizienz von

Gebäuden18

(Art. 3 und 5) sowie die Mindestanforderungen hinsichtlich der Energieeffizienz von Neubauten (Art. 4

und 6) und für bestehende Gebäude fest, an denen umfassende Renovierungsmaßnahmen unternommen werden

(Art. 7). Gemäß dieser Richtlinie müssen sämtliche nach 2021 (bzw. 2019 für von Behörden als Eigentümer genutzte

Gebäude) entstandenen Neubauten den Niedrigstenergiegebäude19

- Standards entsprechen (Art. 9). Die Richtlinie

regelt zudem die Energieeffizienzausweise für Gebäude (Art. 11 bis 13) und die regelmäßige Inspektion von Heizungs-

und Klimaanlagen (Art. 14 und 15).

Die Richtlinien 2009/125/EG20

und 2010/30/EU21

geben den Rahmen zur Festlegung von Anforderungen an die

umweltgerechte Gestaltung und Kennzeichnung energieverbrauchsrelevanter Produkte vor.

Am 30. November 2016 schlug die Europäische Kommission im Rahmen ihres als „Winterpaket“ (Winter Energy

Package) bezeichneten Energiepolitikprojektes vor, die verschiedenen Richtlinien zur Energieeffizienz zu

überarbeiten und die Ziele für 2030 auf 30 Prozent Energieeffizienz (statt der ursprünglich geplanten 27%)22

anzuheben. Damit soll das Leitprinzip der zukünftigen Energieunion angewandt werden: „Energy efficiency first“.

Dieses Ziel sollte insbesondere mithilfe einer Überholung der Richtlinie zur Energieeffizienz von Gebäuden und

einer Ausdehnung der Energieeinsparungsverpflichtung für Energieversorger erreicht werden23

.

Im Transportbereich läuft die Energieeffizienzpolitik vor allem auf gesetzliche Bestimmungen zur Regulierung der

Fahrzeugkennwerte in Bezug auf den CO2-Ausstoß von Fahrzeugen (wie beispielsweise die Verordnungen (EG) Nr.

17Richtlinie 2010/31/EU des Europäischen Parlaments und des Rates vom 19. Mai 2010 über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden, http://eur-lex.europa.eu/legal-content/FR/TXT/?uri=celex:32010L0031 (Stand 12.02.2017) 18Unter Berücksichtigung insbesondere der tatsächlichen thermischen Eigenschaften des Gebäudes, der Anlagen für Heizung und Warmwasserberei-tung sowie der Klima-, Kühlungs- und Beleuchtungsanlagen (Anhang I). 19 „Gebäude, das eine sehr hohe […] Gesamtenergieeffizienz aufweist. Der fast bei null liegende oder sehr geringe Energiebedarf sollte zu einem ganz wesentlichen Teil durch Energie aus erneuerbaren Quellen — einschließlich Energie aus erneuerbaren Quellen, die am Standort oder in der Nähe erzeugt wird — gedeckt werden; (Art. 2 der Richtlinie 2010/31/EU). Eine genauere Definition auf Bundesebene zum Niedrigstenergiegebäude ist in Deutschland entsprechend der Verpflichtung des Energieeinsparungsgesetzes in der Ausarbeitung (EnEG §2a). 20Richtlinie 2009/125/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 21. Oktober 2009 zur Schaffung eines Rahmens für die Festlegung von Anforderungen an die umweltgerechte Gestaltung energieverbrauchsrelevanter Produkte, http://eur-lex.europa.eu/legal-content/FR/ALL/?uri=CELEX%3A32009L0125 (Stand 12.02.2017) 21Richtlinie 2010/30/EU des Europäischen Parlaments und des Rates vom 19. Mai 2010 über die Angabe des Verbrauchs an Energie und anderen Ressourcen durch energieverbrauchsrelevante Produkte mittels einheitlicher Etiketten und Produktinformationen, http://eur-lex.europa.eu/legal-content/FR/ALL/?uri=CELEX%3A32010L0030 (Stand 12.02.2017) 22European Commission, Commission proposes new rules for consumer centred clean energy transition https://ec.europa.eu/energy/en/news/commission-proposes-new-rules-consumer-centred-clean-energy-transition (Stand 12.02.2017) 23European Commission, Putting energy efficiency first: consuming better, getting cleaner, 30 November 2016, http://europa.eu/rapid/press-release_MEMO-16-3986_en.htm?locale=en (Stand 12.02.2017)

Energieeffizienz in Deutschland:

Aktueller Stand und Fortschritte beim Erreichen der Ziele 9

443/2009 und (EU) 333/2014 für neue Personenkraftwagen24

, die Verordnungen (EU) Nr. 510/2011 und (EU) Nr. 253/2014

zu neuen leichten Nutzfahrzeugen25

) und auf die Bereitstellung von Informationen über deren Kraftstoffverbrauch

und den CO2-Ausstoß (Richtlinie 1999/94/EG) hinaus26

.

Die gesetzlichen Bestimmungen für die Industrie schließlich betreffen nicht direkt die Energieeffizienz: Das EU-

Emissionshandelssystem (EU-EHS)27

zielt auf eine Reduzierung des direkten Ausstoßes von CO2, N2O sowie von

perfluorierten Kohlenwasserstoffen in Energieerzeugungsanlagen und anderen Verbrennungsanlagen mit

Kapazitäten über 20 MWth sowie in der Luftfahrt ab (und betrifft damit über 11 000 Anlagen und

Fluggesellschaften). Hierzu ist zu bemerken, dass das EU-EHS gerade überarbeitet wird: Das Europäische Parlament

hat am 15. Februar 2017 seine Änderungen angenommen und der Rat am 28. Februar seine allgemeine Orientierung

beschlossen28

. Die Finalisierung der Gesetzesreform durch Parlament, Rat und Europäische Kommission sollte

frühestens im Juni 2017 zu einem gemeinsamen Text führen. In seiner aktuellen Fassung sieht der Entwurf vor, 2018

eine (ab Januar 2019 greifende) Marktstabilitätsreserve einzurichten, um damit dem bestehenden Ungleichgewicht

zwischen Angebot und Nachfrage zu begegnen. Eingefrorene und nicht zugeteilte Zertifikate würden dann in die

Marktstabilitätsreserve einfließen. Der Text sieht zudem eine Reduzierung der Gesamtzahl der Emissionszertifikate

vor29

.

24 Verordnung (EG) Nr. 443/2009 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 23. April 2009 zur Festsetzung von Emissionsnormen für neue Personenkraftwagen im Rahmen des Gesamtkonzepts der Gemeinschaft zur Verringerung der CO2-Emissionen von Personenkraftwagen und leichten Nutzfahrzeugen, http://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=celex:32009R0443 (Stand 12.02.2017) Verordnung (EU) Nr. 333/2014 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 11. März 2014 zur Veränderung der Verordnung (EG) Nr. 443/2009 hinsichtlich der Festlegung der Modalitäten für das Erreichen des Ziels für 2020 zur Verringerung der CO2-Emissionen neuer Personenkraftwagen, http://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=celex%3A32014R0333 (Stand 12.02.2017) 25 Verordnung (EU) Nr. 510/2011 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 11. Mai 2011 zur Festsetzung von Emissionsnormen für neue leichte Nutzfahrzeuge im Rahmen des Gesamtkonzepts der Union zur Verringerung der CO2-Emissionen von Personenkraftwagen und leichten Nutz-fahrzeugen, http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ:L:2011:145:0001:0018:FR:PDF (Stand 12.02.2017) Verordnung (EU) Nr. 253/2014 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 26. Februar 2014 zur Änderung der Verordnung (EU) Nr. 510/2011 zur Festsetzung von Emissionsnormen für neue leichte Nutzfahrzeuge im Rahmen des Gesamtkonzepts der Union zur Verringerung der CO2-Emissionen von Personenkraftwagen und leichten Nutzfahrzeugen, http://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/ALL/?uri=OJ:JOL_2014_084_R_0038_01 (Stand 12.02.2017) 26 Richtlinie 1999/94/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 13. Dezember 1999 über die Bereitstellung von Verbraucherinformatio-nen über den Kraftstoffverbrauch und CO2-Emissionen beim Marketing für neue Personenkraftwagen, http://eur-lex.europa.eu/legal-content/de/TXT/?uri=CELEX%3A31999L0094(Stand 12.02.2017) 27Europäische Kommission, EU-Emissionshandelssystem, https://ec.europa.eu/clima/policies/ets_de (Stand 13.02.2017), eingerichtet durch die Richtlinie 2003/87/CE und geändert insbesondere durch die (EU) Nr. 421/2014 28 Reform des EU-Emissionshandelssystems, http://www.consilium.europa.eu/fr/policies/climate-change/reform-eu-ets/ (Stand 27.03.2017) 29 Richtlinienentwurf des Europäischen Parlaments und des Rates zur Änderung der Richtlinie 2003/87/EG zwecks Verbesserung der Kosteneffizienz von Emissionsminderungsmaßnahmen und zur Förderung von Investitionen zur Verringerung des CO2-Ausstoßes http://www.consilium.europa.eu/de/policies/climate-change/reform-eu-ets/ (Stand 27.03.2017)

Energieeffizienz in Deutschland:

Aktueller Stand und Fortschritte beim Erreichen der Ziele 10

II.2. Nationale Ziele für 2020 und 2050

Die Energieeffizienzziele sind Teil der allgemeinen Ziele der deutschen Energiewende. Sie wurden im 2010

veröffentlichten Energiekonzept für 2020 und 2050 festgelegt und betreffen die Bereiche Energie, Stromverbrauch,

Gebäude und Transport. Die folgende Tabelle bietet einen Überblick der Ziele im Verhältnis zum jeweiligen

Referenzjahr:

Ziele 2020 2050

Energie Primärenergieverbrauch -20% / 2008 -50% / 2008

Endenergieproduktivität (€ Bruttoinlandsprodukt pro Einheit

verbrauchter Endenergie)

+2,1%/Jahr von 2008 bis 2050

Strom Brutto-Endenergieverbrauch -10% / 2008 -25% / 2008

Gebäude Energieverbrauch in Gebäuden -20% des

Endenergieverbrauchs

(Wärme, Warmwasser,

Beleuchtung, Klimaanlagen) /

2008

-80% des

Primärenergiebedarfs (nicht-

erneuerbarer Anteil) / 2008

Gebäudesanierung Nahezu klimaneutraler

Gebäudebestand

Transport Endenergieverbrauch im Verkehrssektor

(einschließlich Luftfahrt)

-10% / 2005 -40% / 2005

Treibhausgas Treibhausgasemissionen > -40% / 1990 -80 bis -95% / 1990

Tabelle 1 - Ziele der Energiewende bezüglich Energieeffizienz und Treibhausgasemissionen30

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) veröffentlicht jährlich einen Monitoringbericht, auf

dessen Grundlage eine Expertenkommission ihre Stellungnahme zu der Frage abgibt, ob das Erreichen der Ziele

realistisch erscheint (Expertenkommission zum Monitoring-Prozess „Energie der Zukunft“). Alle drei Jahre wird

anstelle des Monitoringberichts ein ausführlicher Fortschrittsbericht veröffentlicht.

Hierzu ist anzumerken, dass das Ziel der Reduzierung der Treibhausgasemissionen mit den Zielen zur

Energieeffizienz zusammenhängt, im vorliegenden Papier auf diesen Aspekt jedoch nicht eingegangen wird.

30Bundesregierung, Energiekonzept für eine umweltschonende, zuverlässige und bezahlbare Energieversorgung, 2010, https://www.bundesregierung.de/ContentArchiv/DE/Archiv17/_Anlagen/2012/02/energiekonzept-final.pdf?__blob=publicationFile&v=5 (Stand 18.03.2017)

Energieeffizienz in Deutschland:

Aktueller Stand und Fortschritte beim Erreichen der Ziele 11

II.3. Deutsche Gesetzeslage zur Energieeffizienz

Die europäische Richtlinie 2012/27/EU wurde in Deutschland durch die Veröffentlichung mehrerer Mitteilungen,

Berichte und Gesetzestexte in nationales Recht umgesetzt, darunter insbesondere:

Artikel 3 (nationale Energieeffizienzziele): Im Juni 2013 teilte Deutschland der Kommission sein Richtziel

einer jährlichen Erhöhung der Endenergieproduktivität um 2,1 Prozent im Zeitraum 2008 bis 2020 mit31

.

Artikel 4 (Gebäuderenovierung): Im April 2014 veröffentlichte Deutschland eine langfristige Strategie zur

Mobilisierung von Investitionen zur Sanierung des nationalen Bestands an Wohn- und

Geschäftsgebäuden32

. Dieses erste Dokument wurde 2015 durch die Energieeffizienzstrategie Gebäude

(ESG) ergänzt, die im weiteren Verlauf noch vorgestellt wird.

Artikel 5 (Vorbildcharakter der Gebäude öffentlicher Einrichtungen): 2013 reichte die Bundesregierung eine

erste Mitteilung ein, in der sie von der Möglichkeit Gebrauch macht andere kosteneffiziente Maßnahmen

anstelle der Gebäuderenovierungsverpflichtungen zu ergreifen33

.

Artikel 7 (Energieeffizienzverpflichtungssysteme): Die Bundesrepublik reichte 2013 bei der Europäischen

Kommission eine Mitteilung ein34

, wonach sie alternative Maßnahmen anstelle des

Energieeffizienzverpflichtungssystems zu ergreifen wünschte. Zudem griff sie auf die Möglichkeit zurück,

die Menge der zu erreichenden Einsparungen durch Absenkung des Ziels um 25 % (zum Beispiel durch

Anrechnung von „frühen Energieeffizienzmaßnahmen“, d. h. von ab 2009 ergriffenen Maßnahmen, die zu

weiteren Effekten bis zum Jahr 2020 führen) und durch Ausschluss des Transportbereichs aus der

Berechnung zu reduzieren. Die in dieser ersten Mitteilung genannten Maßnahmen reichten jedoch nicht

aus, um ein äquivalentes Energieeinsparungsvolumen gegenüber den in Artikel 7 genannten Zielvorgaben

zu erreichen.

Artikel 8 (Energieaudits): Das Energiedienstleistungsgesetz (EDL-G)35

wurde dahingehend geändert, dass für

große Unternehmen eine Verpflichtung zur Durchführung von Energieaudits eingeführt wurde. Diese

müssen ihren Energieverbrauch alle vier Jahre durch einen Experten prüfen lassen, dessen Qualifikation

und Berufserfahrung ihm die dazu erforderlichen Kenntnisse verleihen (s. § 8b). Nach Einschätzung der

Bundesregierung sind davon in Deutschland knapp 50 000 Unternehmen betroffen36

. Diese können die

31Mitteilung der Regierung der Bundesrepublik Deutschland an die Europäische Kommission vom 11. Juni 2013, Pilotverfahren 5043/13/ENER, Umsetzung der Richtlinie 2012/27/EU des Europäischen Parlaments und des Rates vom 25. Oktober 2012 zur Energieeffizienz, zur Änderung der Richtlinien 2009/125/EG und 2010/30/EU und zur Aufhebung der Richtlinien 2004/8/EG und 2006/32/EG 32Mitteilung der Regierung der Bundesrepublik Deutschland an die Kommission der Europäischen Union vom 16. April 2014 gemäß Artikel 4 Energie-effizienzrichtlinie 2012/27/EU des Europäischen Parlaments und des Rates vom 25. Oktober 2012, „Bericht über die langfristige Strategie zur Mobili-sierung von Investitionen in die Renovierung des nationalen Gebäudebestands“ 33Mitteilung der Regierung der Bundesrepublik Deutschland an die Europäische Kommission gemäß Artikel 5 der Richtlinie des Europäischen Parla-ments und des Rates vom 25. Oktober 2012 zur Energieeffizienz (2012/27/EU) 34Mitteilung der Regierung der Bundesrepublik Deutschland an die Europäische Kommission gemäß Artikel 7 der Richtlinie des Europäischen Parla-ments und des Rates vom 25. Oktober 2012 zur Energieeffizienz (2012/27/EU), https://ec.europa.eu/energy/sites/ener/files/documents/article7_de_germany.pdf (Stand 13.02.2017) 35Gesetz über Energiedienstleistungen und andere Energieeffizienzmaßnahmen (EDL-G), http://www.gesetze-im-internet.de/edl-g/ (Stand 13.02.2017) 36dena, Energieaudit und Energiemanagement in Unternehmen, https://www.dena.de/themen-projekte/energieeffizienz/unternehmen/energieaudit-und-energiemanagement/ (Stand 13.02.2017)

Energieeffizienz in Deutschland:

Aktueller Stand und Fortschritte beim Erreichen der Ziele 12

Audit-Verpflichtung umgehen, indem sie ein Energiemanagementsystem entsprechend ISO 50001 oder ein

Umweltmanagementsystem entsprechend der Verordnung 1221/2009 implementieren37

.

Artikel 24 (Nationale Energieeffizienz-Aktionspläne, jährliche Berichte über die Fortschritte im Bereich

Energieeffizienz): Im Juni 2014 veröffentlichte die Bundesrepublik ihren ersten Nationalen

Energieeffizienz-Aktionsplan (NEEAP)38

im Rahmen der Europäischen Richtlinie 2012/27/EU. Dieses

Dokument behandelt vor allem den Markt für Energiedienstleistungen. Im Dezember 2014 folgte ein neues

Dokument, der Nationale Aktionsplan Energieeffizienz (NAPE)39

, mit dem weitere

Energieeffizienzmaßnahmen eingeführt wurden. Diese neuere Fassung wird im Folgenden unter dem

Namen „NAPE“ behandelt. Der neueste Plan zur Umsetzung der Richtlinie 2012/27/EU ist der im März 2017

veröffentlichte Nationale Energieeffizienz-Aktionsplan (NEEAP)40

. Er stellt die Fortschritte Deutschlands

hinsichtlich der Ziele der Richtlinie sowie die wichtigsten, zu deren Erreichen ergriffenen Maßnahmen vor.

Die europäische Richtlinie 2010/31/EU von 2010 zur Energieeffizienz von Gebäuden wurde durch die Änderung

verschiedener Gesetzestexte in deutsches Recht umgesetzt:

EnEG (Energieeinsparungsgesetz)41

: Ziel des Gesetzes (dessen erste Fassung im Juli 1976 verabschiedet

wurde) ist die Reduzierung des Energieverbrauchs in Gebäuden mittels Festlegung per Verordnung von

Anforderungen an den Wärmeschutz von Gebäuden (§1) sowie Energieeffizienzanforderungen an

Heizungsanlagen, Warmwasserbereitung, Kühlung, Lüftung und Beleuchtung (§2).

EnEV (Energieeinsparverordnung)42

ist das Äquivalent zur thermischen Regelung (Réglementation

thermique, RT) in Frankreich. Die Energieeinsparverordnung legt einen maximalen Jahres-

Primärenergiebedarf für Neubauten (§3-4) sowie Anforderungen zur Gebäuderenovierung (je nach Umfang

der Sanierung) fest (§9-10). Zudem führt sie eine Verpflichtung zum Austausch von

Konstanttemperaturkesseln, die älter als 30 Jahre sind oder zu Isolierungsmaßnahmen in genau

festgelegten Fällen ein (§9-10). Die jüngste Fassung der Verordnung EnEV trat im Januar 2016 in Kraft. Der

zulässige jährliche Primärenergiehöchstverbrauch für Neubauten wurde darin um 25 Prozent gesenkt, was

einer Verschärfung der energetischen Anforderungen an Neubauten in Deutschland gleichkommt.

EEWärmeG (Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz)43

. Das im Januar 2009 in Kraft getretene Gesetz führt die

Verpflichtung ein, einen Teil des Wärme- bzw. Kühlungsbedarfs durch erneuerbare Energien abzudecken.

Davon betroffen sind über 50 Quadratmeter große Neubauten (§3-4). Die Wahl der Art der erneuerbaren

37Verordnung (EG) n°1221/2009 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 25. November 2009 über die freiwillige Teilnahme von Organisa-tionen an einem Gemeinschaftssystem für Umweltmanagement und Umweltbetriebsprüfung und zur Aufhebung der Verordnung (EG) Nr. 761/2001, sowie der Beschlüsse der Kommission 2001/681/EG und 2006/193/EG, http://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=CELEX%3A32009R1221 (Stand 13.02.2017) 38BMWi, 3. Nationaler Energieeffizienz-Aktionsplan (NEEAP) 2014 der Bundesrepublik Deutschland gemäß der Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Rates vom 25. Oktober 2012 zur Energieeffizienz (2012/27/EU), April 2014, http://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Downloads/M-O/nationaler-energieeffizienz-aktionsplan-2014.html (Stand 13.02.2017) 39BMWi, Ein gutes Stück Arbeit. Mehr aus Energie machen - Nationaler Aktionsplan Energieeffizienz, 2014, https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Publikationen/Energie/nationaler-aktionsplan-energieeffizienz-nape.pdf?__blob=publicationFile&v=6 (Stand 12.02.2017) 40

BMWi, Nationaler Energieeffizienz-Aktionsplan (NEEAP) 2017 der Bundesrepublik Deutschland gemäß der Richtlinie des Europäischen Parlaments

und des Rates vom 25. Oktober 2012 zur Energieeffizienz (2012/27/EU), März 2017, https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Publikationen/Energie/nationaler-aktionsplan-energieeffizienz-neeap.html (Stand 19.04.2017) 41Gesetz zur Einsparung von Energie in Gebäuden (Energieeinsparungsgesetz - EnEG), http://www.gesetze-im-internet.de/eneg/ (Stand 13.02.2017) 42Verordnung über energiesparenden Wärmeschutz und energiesparende Anlagentechnik bei Gebäuden (Energieeinsparverordnung - EnEV), http://www.gesetze-im-internet.de/enev_2007/ (Stand 13.02.2017) 43Gesetz zur Förderung Erneuerbarer Energien im Wärmebereich (Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz - EEWärmeG), http://www.gesetze-im-internet.de/eew_rmeg/ (Stand 13.02.2017)

Energieeffizienz in Deutschland:

Aktueller Stand und Fortschritte beim Erreichen der Ziele 13

Energie ist frei, aber je nach Art sind Mindestanforderungen einzuhalten. So müssen etwa Biomasse oder

Geothermie 50 Prozent des Wärme- und Kühlungsbedarfs abdecken, während die Solarenergie nur 15 %

dieses Bedarfs umfassen muss (§5). Bauherren, die keine erneuerbaren Energien einsetzen möchten,

können auf alternative Maßnahmen, wie zum Beispiel die Abdeckung von 50 % des Wärme- und

Kühlungsbedarfs durch Kraft-Wärme-Kopplung oder die Rückgewinnung von Abwärme (§7)44

zurückgreifen.

Derzeit wird an der Zusammenlegung der Gesetze EnEG und EEWärmeG gearbeitet und ein erster Entwurf des

zukünftigen Gebäudeenergiegesetzes (GEG) wurde Anfang 2017 von den Wirtschafts- und Umweltministerien den

betroffenen Verbänden zur Konsultierung vorgelegt45

.

Die Umsetzung der Richtlinien 2009/125/EG und 2010/30/EU zur umweltgerechten Gestaltung und Kennzeichnung

von energieverbrauchsrelevanten Produkten erfolgte vor allem über das Energieverbrauchsrelevante-Produkte-

Gesetz (EVPG) 46

und die Energieverbrauchskennzeichnungsverordnung (EnVKV) 47

.

Im Transportbereich verpflichtet eine Verordnung zur Energieverbrauchskennzeichnung von Neuwagen48

.

44 Die erneuerbare Wärme ermöglicht die Verbesserung der Primärenergiebilanz des Gebäudes, da der erneuerbare Anteil bei der Umrechnung der Endenergie in Primärenergie nicht berücksichtigt wird. Dies gilt nicht für die Gesamtenergiebilanz. 45Gesetz zur Einsparung von Energie und zur Nutzung Erneuerbarer Energien zur Wärme- und Kälteerzeugung in Gebäuden - Referentenentwurf des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie und des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, http://www.bmub.bund.de/themen/bauen/energieeffizientes-bauen-und-sanieren/details-energieeffizientes-bauen/artikel/gesetz-zur-einsparung-von-energie-und-zur-nutzung-erneuerbarer-energien-zur-waerme-und-kaelteerzeugung-in-gebaeuden/ (Stand 13.02.2017) 46Gesetz über die umweltgerechte Gestaltung energieverbrauchsrelevanter Produkte (Energieverbrauchsrelevante-Produkte-Gesetz - EVPG), http://www.gesetze-im-internet.de/ebpg/BJNR025800008.html (Stand 13.02.2017) 47Verordnung zur Kennzeichnung von energieverbrauchsrelevanten Produkten mit Angaben über den Verbrauch an Energie und an anderen wichti-gen Ressourcen (Energieverbrauchskennzeichnungsverordnung - EnVKV), https://www.gesetze-im-internet.de/envkv/BJNR261600997.html (Stand 13.02.2017) 48Verordnung über Verbraucherinformationen zu Kraftstoffverbrauch, CO2-Emissionen und Stromverbrauch neuer Personenkraftwagen (Pkw-Energieverbrauchskennzeichnungsverordnung - Pkw-EnVKV), https://www.gesetze-im-internet.de/pkw-envkv/BJNR103700004.html (Stand 15.02.2017)

Energieeffizienz in Deutschland:

Aktueller Stand und Fortschritte beim Erreichen der Ziele 14

II.4. Nationale Energieeffizienzstrategien

Im Folgenden werden die beiden wichtigsten deutschen Strategien zur Energieeffizienz vorgestellt: der Nationale

Aktionsplan Energieeffizienz (NAPE) und die Energieeffizienzstrategie Gebäude (ESG). Zu erwähnen ist die Existenz

anderer Dokumente zur Energieeffizienz, auf die hier nicht weiter eingegangen werden soll, so zum Beispiel die

Strategien speziell für den Transportsektor49

und zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen50

.

II.4.1. Nationaler Aktionsplan Energieeffizienz (NAPE)

Der im Dezember 2014 verabschiedete Nationale Aktionsplan Energieeffizienz (NAPE)51

legt die deutsche

Energieeffizienzpolitik fest. Diese stützt sich auf drei Säulen:

Energieeffizienz im Gebäudebereich voranbringen;

Energiesparen als Rendite- und Geschäftsmodell;

Eigenverantwortlichkeit für Energieeffizienz stärken.

Der Nationale Aktionsplan Energieeffizienz (NAPE) führt die bestehenden und noch zu ergreifenden Maßnahmen

zum Erreichen der Zielvorgaben auf und unterteilt sie in drei Bereiche: Haushalte, Industrie/Gewerbe, Handel,

Dienstleistungen (GHD) und Gebäude. Auf den Transportsektor wird nur am Rande eingegangen.

49BMVi, Mobilitäts- und Kraftstoffstrategie, 2013, http://www.bmvi.de/DE/VerkehrUndMobilitaet/DigitalUndMobil/MKStrategie/mobilitaets-und-kraftstoffstrategie_node.html (Stand 13.02.2017) BMVI, Nationaler Strategierahmen über den Aufbau der Infrastruktur für alternative Kraftstoffe als Teil der Umsetzung der Richtlinie 2014/94/EU, 2016, http://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Anlage/MKS/mks-nationaler-strategierahmen-afid.pdf?__blob=publicationFile (Stand 13.02.2017) 50Klimaschutzplan 2050, http://www.klimaschutzplan2050.de/ (Stand 13.02.2017) BMUB, Aktionsprogramm Klimaschutz, 2014, http://www.bmub.bund.de/fileadmin/Daten_BMU/Download_PDF/Aktionsprogramm_Klimaschutz/aktionsprogramm_klimaschutz_2020_broschuere_bf.pdf (Stand 13.02.2017) 51BMWi, Ein gutes Stück Arbeit. Mehr aus Energie machen - Nationaler Aktionsplan Energieeffizienz, 2014, https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Publikationen/Energie/nationaler-aktionsplan-energieeffizienz-nape.pdf?__blob=publicationFile&v=6 (Stand 12.02.2017)

Energieeffizienz in Deutschland:

Aktueller Stand und Fortschritte beim Erreichen der Ziele 15

Abbildung 1 – Wichtigste Maßnahmen des Nationalen Aktionsplans Energieeffizienz von 201452

Unter den im NAPE angekündigten Maßnahmen sind folgende hervorzuheben:

Einrichtung einer steuerlichen Förderung für energetische Gebäudesanierung. Eine Milliarde Euro pro Jahr

waren im Zeitraum 2015-2019 dafür vorgesehen. Diese Maßnahme wurde jedoch, wahrscheinlich als

Konsequenz des Widerstands von Seiten der Bundesländer, am 25. Februar 2015 zurückgenommen53

. 2016

wurde sie durch das Anreizprogramm Energieeffizienz (APEE) ersetzt, die Optimierung der Heizungsanlage

bei Heizungsaustausch oder den Einbau von Lüftungssystemen in Wohngebäuden finanziert (Budget für

den Zeitraum 2016-2020: 830 Mio. Euro)54

.

Einführung eines wettbewerblichen Ausschreibungssystems zur Förderung von Stromeinsparungen (STEP

up!)55

52Ebda. 53Koalition stoppt Steuerbonus für Wärmedämmer, 26.02.2015, http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/energetische-sanierung-koalition-stoppt-steuerbonus-fuer-waermedaemmer-1.2368404 (Stand 13.02.2017) 54BAFA, Anreizprogramm Energieeffizienz (APEE), http://www.bafa.de/DE/Energie/Heizen_mit_Erneuerbaren_Energien/Anreizprogramm_Energieeffizienz/anreizprogramm_energieeffizienz_node.html (Stand 12.02.2017) 55BMWi, STEP up!, http://www.stepup-energieeffizienz.de/ (Stand 12.02.2017)

Energieeffizienz in Deutschland:

Aktueller Stand und Fortschritte beim Erreichen der Ziele 16

Erhöhung des Budgets zur Förderung der Programme zum energieeffizienten Bauen und Sanieren (CO2-

Gebäudesanierungsprogramm)56

Fortentwicklung des Förderprogramms für mit erneuerbaren Energien betriebene Heizungsanlagen

(Marktanreizprogramm – MAP)57

Einrichtung von 500 Energieeffizienznetzwerken58

bis 2020. Diese haben die Vernetzung verschiedener

Unternehmen zum Austausch bewährter Methoden im Bereich Energieeffizienz zum Ziel.

Einrichtung des Pilotprogramms "Einsparzähler", das für Energieeinsparungen (ob bei Strom, Gas, Wärme

oder Kühlung) sorgen soll59

.

Ausbau von Bürgschaften für Energieeinsparcontracting-Finanzierungen60

.

Die bezüglich der im NAPE vorgesehenen Maßnahmen erzielten Fortschritte veröffentlicht das BMWi über den

„NAPE-Meter“61

. Anfang 2017 wurde der Großteil der Initiativen erfolgreich eingeführt. Anschließend muss ihre

Auswirkung auf den Energieverbrauch bis 2020 quantifiziert werden.

Im August 2016 hat das BMWi eine öffentliche Online-Konsultation zu seinem Grünbuch Energieeffizienz62

eingeleitet. Deren Ziel ist die Ausarbeitung einer mittel- bis langfristigen Strategie zur Reduzierung des deutschen

Energieverbrauchs bis 2050. Nach Auswertung der Ergebnisse der Konsultation soll ein Weißbuch mit den

Erkenntnissen und Empfehlungen für eine Energieeffizienzstrategie veröffentlicht werden.

II.4.2. Energieeffizienzstrategie Gebäude (ESG)

Die Ausarbeitung einer Energieeffizienzstrategie Gebäude (ESG)63

war bereits im NAPE angekündigt worden und

wurde im November 2015 abgeschlossen. Die ESG bietet einen Überblick zum aktuellen Stand der Technologien und

zu Kenntnissen im deutschen Gebäudesektor und gibt einen langfristigen Ausblick auf dessen zukünftige

Entwicklung.

Dazu werden drei Szenarien für 2050 und ihre jeweilige Auswirkung auf das Ziel einer 80-prozentigen Reduzierung

des Primärenergiebedarfs (nicht-erneuerbarer Anteil) in Gebäuden im Vergleich zu 2008 untersucht:

Das Referenzszenario (Trendszenario) geht von den bestehenden Maßnahmen (ohne Berücksichtigung der

vom NAPE im Dezember 2014 verabschiedeten neuen Maßnahmen) aus.

Ein „Energieeffizienz“-Szenario zur Erreichung der für 2050 gesteckten Ziele legt einen Schwerpunkt auf

den Ausbau der Energieeffizienz.

Ein „erneuerbare Energien“-Szenario zur Erreichung der Ziele für 2050 legt einen Schwerpunkt auf den

Ausbau der erneuerbaren Energien.

56Bundesregierung, CO2-Gebäudesanierung - Energieeffizient Bauen und Sanieren, https://www.bundesregierung.de/Webs/Breg/DE/Themen/Energiewende/Energiesparen/CO2-Gebaeudesanierung/_node.html (Stand 13.02.2017) 57BMWi, Marktanreizprogramm (MAP), http://www.erneuerbare-energien.de/EE/Navigation/DE/Foerderung/Marktanreizprogramm/marktanreizprogramm.html (Stand 13.02.2017) 58Initiative Energieeffizienz Netzwerke, http://www.effizienznetzwerke.org/ (Stand 13.02.2017) 59BAFA, Einsparzähler (Pilotprogramm), http://www.bafa.de/DE/Energie/Energieeffizienz/Einsparzaehler/einsparzaehler_node.html (Stand 12.02.2017) 60BAFA, Förderung von Beratungen zum Energiespar-Contracting, http://www.bafa.de/DE/Energie/Energieberatung/Contracting_Beratung/contracting_beratung_node.html (Stand 13.02.2017) 61BMWi, NAPE-Meter, http://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Infografiken/Energie/nape-meter.html (Stand 13.02.2017) 62Grünbuch Energieeffizienz, https://www.gruenbuch-energieeffizienz.de/de/startseite/ (Stand 13.02.2017) 63BMWi, Energieeffizienzstrategie Gebäude, 2015, https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Publikationen/Energie/energieeffizienzstrategie-gebaeude.html (Stand 12.02.2017)

Energieeffizienz in Deutschland:

Aktueller Stand und Fortschritte beim Erreichen der Ziele 17

Die ESG geht davon aus, dass Deutschland seine für 2050 geplanten Ziele hinsichtlich des Primärenergiebedarfs von

Gebäuden (875 PJ / 20,9 MtRÖE für 2050) um rund 800 PJ (~19 MtRÖE) verfehlen wird, wenn es dem

Referenzszenario folgt. Die anderen beiden Szenarien verdeutlichen, dass es zwei mögliche Hebel zum Erreichen

dieser Ziele gibt: einerseits Energieeffizienzmaßnahmen, die Energieeinsparungen ermöglichen, andererseits die

Erhöhung des Anteils der erneuerbaren Energien am Energiemix (die das Erreichen des Primärenergieziels

ermöglicht, dank eines günstigen Konversionsfaktors von Endenergie zu Primärenergie). Die ESG spricht

Empfehlungen hinsichtlich der Maßnahmen aus, die für eine Umkehr der Tendenz sorgen könnten, darunter die

vom NAPE eingeführten neuen Maßnahmen. Die ESG wurde auf Grundlage eines vom Wirtschaftsforschungs- und

Beratungsunternehmen Prognos und den Forschungsinstituten ifeu und IWU64

im Auftrag der Bundesstelle für

Energieeffizienz65

verfassten Berichtes erstellt, der zu dem Ergebnis kam, dass die vom NAPE eingeführten neuen

Maßnahmen zum Erreichen einer 74-prozentigen Einsparung des Primärenergiebedarfs von Gebäuden bis 2050 im

Vergleich zu 2008 führen könnten. Damit sei man vom 80-Prozent-Ziel nicht weit entfernt.

II.5. Maßnahmen und Gesamtbudget zur Erreichung der Energieeffizienzziele

Vor dem Hintergrund der Tatsache, dass die deutsche Energiewendepolitik bisher vor allem auf ihre erste Säule – die

erneuerbaren Energien - setzte, leitete die Bundesregierung im Mai 2016 eine umfassende Kampagne zur Förderung

der Energieeffizienz ein66

.

Auf Bundesebene wird das Thema Energieeffizienz vor allem vom BMWi behandelt, aber auch andere Ministerien

befassen sich in geringerem Maße mit der Energieeffizienz, wie das Bundesministerium für Verkehr und digitale

Infrastruktur (BMVI), das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und das Bundesministerium für

Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB). Die Bundesländer setzen die Bundespolitik auf ihrer

Ebene um, aber sie führen auch ergänzende Programme ein, die zum Teil sogar weiter als die bundesweiten

Regelungen gehen. Dies gilt zum Beispiel für Baden-Württemberg mit seinem Gesetz zur erneuerbaren Wärme

(EWärmeG)67

. Das EWärmeG verpflichtet dazu, bei bestehenden Gebäuden, deren Zentralheizungssystem erneuert

oder neu installiert werden muss, 15 % des jährlichen Wärmebedarfs mit erneuerbaren Energien abzudecken (§4).

Die Verpflichtung betrifft Wohn- oder sonstige Gebäude, die vor dem 1. Januar 2009 gebaut wurden und deren

Fläche über 50 Quadratmeter beträgt. Auch Wärmedämmung oder Energieeffizienzmaßnahmen können zur

Einhaltung der Gesetzesvorgaben anerkannt werden.

Das BMWi teilt die politischen Energieeffizienzinstrumente in sechs Kategorien ein68

. Da es in Deutschland keine

Energieeinsparzertifikate gibt, wird der Schwerpunkt auf gesetzliche Regelung, finanzielle Förderung sowie

Information und Beratung gelegt.

64Thamling N. et al., Hintergrundpapier zur Energieeffizienzstrategie Gebäude. Erstellt im Rahmen der Wissenschaftlichen Begleitforschung zur Erar-beitung einer Energieeffizienzstrategie Gebäude, Prognos, ifeu, IWU, 2015, https://www.prognos.com/publikationen/alle-publikationen/607/show/dfd5817959001517113574f6b15fe43c/ (Stand 13.02.2017) 65 Die Bundesstelle für Energieeffizienz wurde innerhalb des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) eingerichtet, das wiederum dem BMWi unterstellt ist. 66BMWi, Gabriel startet Offensive zur Steigerung der Energieeffizienz: „Energieeffizienz ist eine Gemeinschaftsaufgabe“, 12.05.2016, https://www.deutschland-machts-effizient.de/KAENEF/Redaktion/DE/Meldungen/2016/2016-05-12-gabriel-startet-offensive-zu-energieeffizienz.html (Stand 13.02.2017) 67Erneuerbare-Wärme-Gesetz (EWärmeG), https://um.baden-wuerttemberg.de/de/energie/neubau-und-gebaeudesanierung/erneuerbare-waerme-gesetz-2015/ (Stand 13.02.2017) 68BMWi, Grünbuch Energieeffizienz, 2016 https://www.bmwi.de/BMWi/Redaktion/PDF/Publikationen/gruenbuch-energieeffizienz,property=pdf,bereich=bmwi2012,sprache=de,rwb=true.pdf (Stand 13.02.2017)

Energieeffizienz in Deutschland:

Aktueller Stand und Fortschritte beim Erreichen der Ziele 18

II.5.1. Ordnungsrecht

Auf die gesetzlichen Bestimmungen zur Energieeffizienz wird in Teil II.3 eingegangen.

II.5.2. Finanzielle Förderung (direkte Förderung, zinsgünstige Darlehen)

Das Budget für die Energieeffizienz wird hauptsächlich vom BMWi bewilligt. Für den Zeitraum 2016 bis 2020 sollte

das Ministerium öffentliche Mittel in Höhe von über 16 Milliarden Euro für die Energieeffizienz bereitstellen, mit

denen Förder-, Informations- und Beratungsmaßnahmen finanziert werden sollen.

Name des Programmes

und für seine

Durchführung

zuständige Institution

Budget

2016-2020

Ziel Betroffener

Sektor

CO2 Gebäudesanierungs-

programm – KfW

7,9 Mrd. € Finanzierung der Programme der Kreditanstalt für Wiederaufbau

(finanzielle Förderungen und vergünstigte Darlehen):

Programm Energieeffizient Sanieren

Programm Energieeffizient Bauen

Gebäude

Marktanreizprogramm

(MAP) - BAFA und KfW

1,7 Mrd. € Finanzierung der Installation von Solarthermie-Anlagen,

Biomasse-Heizungen, Wärmepumpen oder -netzen (für

Privathaushalte und Unternehmen, finanzielle Förderungen oder

zinsgünstige Darlehen)

Gebäude

Anreizprogramm

Energieeffizienz (APEE)

- BAFA

830 Mio. € Finanzierung der Optimierung von Heizungsanlagen bei

Heizungsaustausch oder Einbau eines Lüftungssystems in

Wohngebäuden (Förderungen)

Gebäude

Programm STEP up! -

VDI/VDE Innovation +

Technik GmbH

830 Mio. € Finanzierung der Ausschreibungen für Stromeffizienzprojekte

(Förderungen)

Unternehmen

Heizungsoptimierung69 -

BAFA

1,9 Mrd. € Finanzierung der Optimierung von Heizungsanlagen und

Warmwasser-Zirkulationspumpen (Förderungen)

Gebäude

Energieeffizienzfonds

des BMWi - wichtigste

Träger: BAFA, KfW

2,7 Mrd. € Insbesondere Förderung von Unternehmensprojekten zur

Entwicklung energieeffizienter und umweltfreundlicher

Produktionsverfahren (Förderungen und zinsgünstige Darlehen

für die Abwärmenutzung in der Industrie70, Förderungen für

hocheffiziente Querschnittstechnologien71)

Industrie

Sonstige Programme 210 Mio. € Sonstige Energieeffizienzmaßnahmen (Finanzierung von

Beratungsmaßnahmen für KMU und Haushalte, Bankbürgschaften

für Contracting)

Industrie, GHD,

Gebäude

Tabelle 2 – Aufteilung des vom BMWi für die Energieeffizienz im Zeitraum 2016-2020 vorgesehenen Budgets72

69BAFA, Heizungsoptimierung, http://www.bafa.de/DE/Energie/Energieeffizienz/Heizungsoptimierung/heizungsoptimierung_node.html (Stand 13.02.2017) 70KfW-Energieeffizienzprogramm - Abwärme, https://www.kfw.de/inlandsfoerderung/Unternehmen/Energie-Umwelt/F%C3%B6rderprodukte/EE-Abw%C3%A4rme-(294)/ (Stand 13.02.2017) 71BAFA, Förderung von Querschnittstechnologien, http://www.bafa.de/DE/Energie/Energieeffizienz/Querschnittstechnologien/querschnittstechnologien_node.html (Stand 13.02.2017) 72Finanzen.net, Wirtschaftsministerium startet Offensive für Energieeffizienz, 12.05.2016, http://www.finanzen.net/nachricht/aktien/Wirtschaftsministerium-startet-Offensive-fuer-Energieeffizienz-4880416 (Stand 13.02.2016) und persön-liche Mitteilung der Pressesprecherin des BMWi zu Fragen der Energiepolitik

Energieeffizienz in Deutschland:

Aktueller Stand und Fortschritte beim Erreichen der Ziele 19

Die meisten der von der Bundesregierung eingeführten Förderprogramme für Energieeffizienzmaßnahmen wenden

sich an den Gebäudesektor. Eines der Programme mit den größten Budgetaufwendungen ist das CO2-

Gebäudesanierungsprogramm. Mit ihm werden die Programme der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW)

zugunsten der Sanierung und des Neubaus von Niedrigenergiegebäuden finanziert (s. untenstehender Fokus 1).

Die für Maßnahmen für den Austausch und die Optimierung von Heizungsanlagen bereitgestellten Mittel sind seit

2016 stetig angestiegen. Dies lässt sich durch große Energieeinsparpotenziale im Wärmesektor erklären, denn

beispielsweise 32 % der Heizungsanlagen sind über 20 Jahre alt73

.

Auch für die Industrie stehen Förderungen bereit, so zum Beispiel der Energieeffizienzfonds des BMWi, mit dem

Projekte zur Abwärmenutzung oder auch hocheffiziente Querschnittstechnologien gefördert werden.

Zusätzlich stellt das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) über eine Milliarde Euro für den

Ausbau der Elektromobilität bereit, um über eine Prämie den Kauf von Elektro- und Hybridfahrzeugen sowie den

Ausbau der Ladeinfrastrukturen zu fördern74

(siehe Fokus 2).

II.5.3. Forschung und Entwicklung

Deutschland setzt bei der Energieeffizienz einen Schwerpunkt auf die Forschung und Entwicklung und so plant das

BMWi, diesem Bereich für den Zeitraum 2016-2020 ein Budget von 1,3 Milliarden Euro zu widmen. Der Anteil der

Energieeffizienz am deutschen Gesamtbudget für Energie-Forschungsprogramme steigt seit zehn Jahren ständig an

(110 Mio. € 2006 gegenüber mehr als 300 Mio. € 2015)75

.

II.5.4. Information und Beratung

Die Bündelung sämtlicher Informationen zur Energieeffizienz ist eines der Hauptziele der großen

Sensibilisierungskampagne „Deutschland macht’s effizient“76

, die im Mai 2016 gestartet wurde. Sie wendet sich

sowohl an Privatpersonen als auch an die Industrie sowie die Kommunen und hat zum Ziel, die Sichtbarkeit der

Förderprogramme zur Energieeffizienz zu steigern und die deutsche Bevölkerung für dieses Thema zu

sensibilisieren. Die Vielfalt der bestehenden Förderprogramme und Informationen kann die Verbraucher verwirren,

obwohl sie eigentlich dafür sorgen sollten, ein möglichst breites Publikum zu erreichen (zahlreiche

Informationskampagnen durch die Deutsche Energieagentur (dena)77

, individuelle Energieberatung78

, Überprüfung

von Heizungsanlagen79

usw.). Im Rahmen der Kampagne „Deutschland macht’s effizient“ hat das BMWi eine

Internetseite und eine Hotline eingerichtet, um den verschiedenen Akteuren den Zugang zu Informationen zu

verschiedenen Themen rund um die Energieeffizienz zu eröffnen.

73BDEW, Wie heizt Deutschland?, 2015, https://www.bdew.de/internet.nsf/res/6F9B1BC993486B78C1257E7300325F33/$file/GA%20GAS_15-001-02_Heizungsmarkt-Brosch%C3%BCre_online.pdf (Stand 13.02.2017) 74BMVI, Minister Dobrindt zur Förderung der Elektromobilität, https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Artikel/G/foerderung-elektromobilitaet.html (Stand 13.02.2017) 75BMWi, Bundesbericht Energieforschung 2016, https://www.ptj.de/lw_resource/datapool/_items/item_6608/bundesbericht-energieforschung-2016.pdf (Stand 13.02.2017) 76BMWi, Kampagne „Deutschland macht’s effizient“, http://www.deutschland-machts-effizient.de (Stand 13.02.2017) 77dena, Energieeffizienz, https://www.dena.de/themen-projekte/energieeffizienz/ (Stand 14.02.2017) 78BAFA, Vor-Ort-Beratung, http://www.bafa.de/DE/Energie/Energieberatung/Vor_Ort_Beratung/vor_ort_beratung_node.html (Stand 14.02.2017) 79Verbraucherzentrale, Heizcheck, https://www.verbraucherzentrale-energieberatung.de/aktion_Heiz-Check.php (Stand 14.02.2017)

Energieeffizienz in Deutschland:

Aktueller Stand und Fortschritte beim Erreichen der Ziele 20

II.5.5. Preissteuerung

Die Steuerung über den Preis umfasst die Energiesteuer80

bzw. die Stromsteuer81

sowie bestimmte Mautsysteme

(wie zum Beispiel die LKW-Maut auf deutschen Autobahnen)82

.

II.5.6. Mengensteuerung

Die Steuerung über Mengen erfolgt in Form von Quoten oder Zertifikaten. Deutschland hat zwar kein System mit

Energieeinsparzertifikaten eingerichtet, muss sich aber nach den Anforderungen des Emissionshandelssystems der

EU richten83

, das die Reduzierung der Treibhausgasemissionen von Unternehmen zum Ziel hat und sich so indirekt

auf deren Energieverbrauch auswirkt.

Fokus 1: Die Programme Energieeffizientes Sanieren und Energieeffizientes Bauen der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW)

Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) ist eine bundeseigene Bank und einer der Hauptakteure der Förderprogramme für

den Ausbau der erneuerbaren Energien und für Energieeffizienzmaßnahmen.

Ihre über das CO2-Gebäudesanierungsprogramm und das Anreizprogramm Energieeffizienz des BMWi finanzierten

Programme haben die Förderung von Renovierungsmaßnahmen sowie von Niedrigenergiegebäuden und der Einrichtung

effizienter Heizungsanlagen zum Ziel. Für den Zeitraum 2016-2020 hat das BMWi für beide Programme insgesamt 8,7

Milliarden Euro ausgewiesen.

Das Programm Energieeffizient Sanieren84 finanziert energetische Komplettsanierungen oder Einzelmaßnahmen. Für

Privathaushalte stehen Kredite mit zinsgünstigen Jahresraten von 0,75 % zur Verfügung. Diese können sich für partielle oder

vollständige Sanierungsarbeiten auf bis zu 50 000 Euro und für Sanierungen, die zum Erreichen des Standards „KfW-

Effizienzhaus“85 führen, auf bis zu 100 000 € belaufen. Außerdem können die Haushalte einen Tilgungszuschuss erhalten, der

sie von der Rückzahlung eines Teils ihres Kredites befreit und je nach erreichtem KfW-Standard zudem eine einmalige

kreditfreie Förderung von bis zu 30 000 Euro beanspruchen.

Im Jahresverlauf 2015 haben insgesamt 237 000 Wohnungen eine Sanierungsförderung durch das Programm

"Energieeffizient Sanieren" (insgesamt 2,3 Mio. Wohnungen für den Zeitraum 2005-2015, bei einem Investitionsvolumen von

52 Mrd. €) erhalten86. Der Großteil der Förderungen betraf partielle Sanierungsarbeiten („Einzelmaßnahmen“) wie etwa den

Austausch einer Heizungsanlage, den Einbau neuer Fenster oder eine Dachdämmung. 2015 wurden fast 10 000 Gebäude

mithilfe einer KfW-Finanzierung komplett renoviert, um einen Niedrigenergiehaus-Standard „KfW-Effizienzhaus“87 zu

erreichen.

80Energiesteuergesetz (EnergieStG), http://www.gesetze-im-internet.de/energiestg/BJNR153410006.html (Stand 13.02.2017) 81Stromsteuergesetz (StromStG), http://www.gesetze-im-internet.de/stromstg/BJNR037810999.html (Stand 13.02.2017) 82BMVI, Lkw-Maut - Gesetz und Verordnungen, http://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Artikel/G/lkw-maut-gesetze-und-verordnungen.html (Stand 13.02.2017) 83Europäische Kommission, EU-Emissionshandelssystem, http://ec.europa.eu/clima/policies/ets_fr (Stand 13.02.2017) 84KfW, Förderprodukte für Bestandsimmobilien, https://www.kfw.de/inlandsfoerderung/Privatpersonen/Bestandsimmobilie/F%C3%B6rderprodukte/F%C3%B6rderprodukte-f%C3%BCr-Bestandsimmobilien.html (Stand 13.02.2017) 85 Es existieren verschiedene „KfW-Effizienzhaus“-Standards: KfW-Effizienzhaus 40, 40 Plus, 55, 70, 85, 100 und 115. Die Zahl nach dem Wort „KfW-Effizienzhaus“ steht für das Anforderungsniveau im Vergleich zur geltenden EnEV. So hat zum Beispiel ein Gebäude, das dem Standard „KfW-Effizienzhaus 55“ entspricht, einen Primärenergiebedarf von 55% des in der EnEV geforderten Wertes, d. h. einen um 45% reduzierten Bedarf. 86Diefenbach N et al., Monitoring der KfW-Programme „Energieeffizient Sanieren“ und „Energieeffizient Bauen“ 2015, IWU, Fraunhofer IFAM, 2016 https://www.kfw.de/PDF/Download-Center/Konzernthemen/Research/PDF-Dokumente-alle-Evaluationen/Monitoringbericht_EBS_2015.pdf (Stand 13.02.2017) 87KfW, KfW-Förderreport 2015 Auswertung - Kurzfassung, 2016, https://www.dena.de/fileadmin/dena/Dokumente/Presse___Medien/dena-KfW-Foerderreport2015-Analyse.pdf (Stand 15.02.2017)

Energieeffizienz in Deutschland:

Aktueller Stand und Fortschritte beim Erreichen der Ziele 21

Das Programm Energieeffizient Bauen88 finanziert den Bau oder Kauf von Wohnungen, die einem der Niedrigenergiehaus-

Standards „KfW-Effizienzhaus“ entsprechen. Privathaushalte können einen Kredit mit zinsgünstigen Jahresraten von 1,21 %

und einem Kreditvolumen von bis zu 100 000 Euro pro Wohnung beanspruchen und zudem den Tilgungszuschuss nutzen.

Im Jahresverlauf 2015 wurden 142 000 Wohnungen durch das Programm "Energieeffizient Bauen" (insgesamt 876 000

Wohnungen für den Zeitraum 2006-2015, bei einem Investitionsvolumen von 169 Mrd. Euro) unterstützt89.

Beide Programme können zudem mit einer zusätzlichen Förderung, dem „Zuschuss Baubegleitung“, kombiniert werden,

wenn die Privathaushalte für die Planung und Betreuung ihrer Bau- oder Renovierungsmaßnahmen einen

Energieeffizienzexperten hinzuziehen.

III. Entwicklung des Primär- und Endenergieverbrauchs in Deutsch-

land

III.1. Primärenergieverbrauch

2015 belief sich der deutsche Primärenergieverbrauch auf 317 MtRÖE (13 290 PJ).

Zwischen 1990 und 2015 ging der Primärenergieverbrauch um zehn Prozent zurück. Die deutsche Wiedervereinigung

hat zu einem Rückgang bei der Kohlenutzung (-35 % im Zeitraum 1990-2000) geführt, der durch Gas (+30%) und

Kernenergie (+11%) ausgeglichen wurde. Der Anteil der erneuerbaren Energien stieg seit Anfang der 2000-er Jahre

stark an (+300% zwischen 2000 und 2015).

88KfW, Förderprodukte für Ihren Neubau, https://www.kfw.de/inlandsfoerderung/Privatpersonen/Neubau/F%C3%B6rderprodukte/F%C3%B6rderprodukte-PB-Neubau (Stand 15.02.2017) 89Diefenbach N et al., Monitoring der KfW-Programme „Energieeffizient Sanieren“ und „Energieeffizient Bauen“ 2015, IWU, Fraunhofer IFAM, 2016 https://www.kfw.de/PDF/Download-Center/Konzernthemen/Research/PDF-Dokumente-alle-Evaluationen/Monitoringbericht_EBS_2015.pdf (Stand 13.02.2017)

Energieeffizienz in Deutschland:

Aktueller Stand und Fortschritte beim Erreichen der Ziele 22

Abbildung 2 - Entwicklung des Primärenergieverbrauchs nach Energieträgern in Deutschland90

III.2. Endenergieverbrauch

Der deutsche Endenergieverbrauch belief sich 2015 auf 213 MtRÖE (8 900 PJ), die sich folgendermaßen aufteilten:

Verkehr: 63 MtRÖE

Industrie: 62 MtRÖE

Private Haushalte: 55 MtRÖE

Gewerbe, Handel, Dienstleistungen (GHD): 33 MtRÖE

Kam noch 1990 die größte Nachfrage nach Endenergie von der Industrie (31% des Endenergieverbrauchs), so nimmt

heute der Transport diese Stellung ein (30% des Endverbrauchs 2015).

In den folgenden Abschnitten werden die Entwicklung und die Struktur des Endenergiebedarfs der verschiedenen

Sektoren untersucht.

III.2.1. Verkehr

Der Endenergieverbrauch im Verkehr stieg zwischen 1990 und 2000 um 15 Prozent an. Zwischen 2000 und 2015 ging

er um fünf Prozent zurück.

2015 belief sich der Endenergieverbrauch im Verkehr auf 63 MtRÖE (2 630 PJ). Diesel und Benzin spielen dabei weiter

eine vorherrschende Rolle. Aufgrund der Verpflichtung zur Beimischung von Biokraftstoffen in die an Tankstellen

verkauften Kraftstoffe ist deren Anteil in den letzten Jahren leicht angestiegen91

.

90BMWi, Energiedaten, http://www.bmwi.de/Navigation/DE/Themen/energiedaten.html (Stand 15.02.2017)

Energieeffizienz in Deutschland:

Aktueller Stand und Fortschritte beim Erreichen der Ziele 23

Sonstige Erdölprodukte: hauptsächlich Flugturbinenkraftstoff

Abbildung 3 – Entwicklung des Endenergieverbrauchs pro Energieträger im Verkehrssektor92

Fokus 2: Elektro- und Wasserstoffmobilität

Deutschland hat sich ein Ziel von einer Million Elektroautos bis 202093 gesetzt (bei einer Gesamtzahl von 45 Millionen

Privatfahrzeugen 201694). 2016 waren rund 25 500 private Elektrofahrzeuge in Betrieb (gegenüber 1 600 im Jahr 2010)95. Der

Ausbau der Elektromobilität wird auf verschiedene Arten gefördert. Die wichtigsten Förderinstrumente sind:

- Das Elektromobilitätsgesetz96, das am 12. Juni 2015 in Kraft getreten ist und die Einrichtung gewisser Vorteile für

Elektrofahrzeuge ermöglicht (zum Beispiel spezielle Parkplätze).

- Für zwischen Mai 2016 und 2019 gekaufte Elektrofahrzeuge hat die Bundesregierung einen Umweltbonus eingerichtet. Das

BAFA gewährt einen Bonus von 2 000 Euro pro Elektrofahrzeug und von 1 500 Euro pro Plug-In-Hybridfahrzeug (vorausgesetzt,

der Netto-Grundpreis des Fahrzeugs beträgt nicht mehr als 60 000 €)97, der durch eine finanzielle Beteiligung der

Automobilindustrie ergänzt wird (Gesamtnettoförderung von ~4 000 € pro Elektrofahrzeug und ~3 000 € pro Hybridfahrzeug).

91Gemäß des Biokraftstoffquotengesetzes, mit dem die Richtlinie 2009/28/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 23. April 2009 zur Förderung der Nutzung von Energie aus erneuerbaren Quellen umgesetzt wird. 92BMWi, Energiedaten, http://www.bmwi.de/Navigation/DE/Themen/energiedaten.html (Stand 15.02.2017) 93BMVI, Nationaler Strategierahmen über den Aufbau der Infrastruktur für alternative Kraftstoffe als Teil der Umsetzung der Richtlinie 2014/94/EU, 2016, http://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Anlage/MKS/mks-nationaler-strategierahmen-afid.pdf?__blob=publicationFile (Stand 13.02.2017) 94Destatis, https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/Wirtschaftsbereiche/TransportVerkehr/UnternehmenInfrastrukturFahrzeugbestand/Tabellen/Fahrzeugbestand.html (Stand 15.02.2017) 95KBA, Jahresbilanz des Fahrzeugbestands am 1. Januar 2016, http://www.kba.de/DE/Statistik/Fahrzeuge/Bestand/b_jahresbilanz.html;jsessionid=BF4CF8AC89739E420DB6FB6B1C1D6E65.live11291?nn=644526 (Stand 15.02.2017) 96Gesetz zur Bevorrechtigung der Verwendung elektrisch betriebener Fahrzeuge (Elektromobilitätsgesetz - EmoG), http://www.gesetze-im-internet.de/emog/BJNR089800015.html (Stand 15.02.2017) 97BAFA, Elektromobilität (Umweltbonus), http://www.bafa.de/DE/Energie/Energieeffizienz/Elektromobilitaet/elektromobilitaet_node.html (Stand 15.02.2017)

Energieeffizienz in Deutschland:

Aktueller Stand und Fortschritte beim Erreichen der Ziele 24

Der Bund hat für diese Maßnahme ein Budget von 600 Millionen Euro bereitgestellt98. Die wichtigsten deutschen, französischen,

asiatischen und amerikanischen Elektrofahrzeughersteller nehmen an der Initiative teil und somit steht die Prämie für deren

Fahrzeuge zur Verfügung. Ende März 2017 waren rund 15 300 Förderanträge eingereicht worden (44% davon für

Hybridfahrzeuge), davon rund 70 Prozent für Fahrzeuge der Marken BMW, Renault, Audi und Volkswagen99.

- Zudem fördert die Bundesregierung die Elektromobilität auch über Steuerbefreiungen. So sind zwischen Mai 2011 und Dezember

2020 angemeldete Elektrofahrzeuge für zehn Jahre von der Kraftfahrzeugsteuer befreit (§3d Kraftfahrzeugsteuergesetz)100. Diese

Dauer betrug zuvor fünf Jahre, wurde aber 2016 verdoppelt. Darüber hinaus bestehen andere Steuerbefreiungen, wie etwa zur

Begünstigung von Elektro-Dienstwagen101.

- Schließlich hat die Bundesregierung 2016 für den Zeitraum 2017-2020 ein Förderprogramm in Höhe von 300 Millionen Euro

verabschiedet, um den Ausbau von Ladeinfrastrukturen zu beschleunigen102. Ende 2015 waren rund 5 800 Ladestationen

installiert worden103.

Zahlreiche weitere Initiativen dienen ebenfalls der Förderung des Ausbaus der Elektromobilität: Programme für Hybridbusse,

Elektrifizierung des staatlichen Fahrzeugparks, Initiativen von Bundesländern und Kommunen, Forschung104.

Die Wasserstoffmobilität ist noch sehr schwach entwickelt: rund 200 Fahrzeuge (die meisten im Rahmen eines Pilotprogramms) und

21 Ladestationen waren 2016 in Betrieb105. 2007 hat das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVi) in

Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) und dem Bundesministerium für Umwelt,

Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) sowie dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) ein bundesweites

Innovationsprogramm zu diesem Thema gestartet. Die Laufzeit dieser öffentlich-privaten Partnerschaft mit Forschern und

Industrievertretern war ursprünglich bis 2016 geplant und wurde um 10 Jahre verlängert106.

98Schaufenster Elektromobilität, Eckpunkte für den rechtlichen Rahmen der Elektromobilität - Überblick und Handlungserwägungen der Begleit- und Wirkungsforschung zum Schaufenster-Programm Elektromobilität, 2017, http://schaufenster-elektromobilitaet.org/media/media/documents/dokumente_der_begleit__und_wirkungsforschung/EP34_Rechtlicher_Rahmen.pdf (Stand 15.02.2017) 99BAFA, Elektromobilität (Umweltbonus) Zwischenbilanz zum Antragstand vom 31. März 2017, https://www.bafa.de/SharedDocs/Downloads/DE/Energie/emob_zwischenbilanz.pdf?__blob=publicationFile&v=6 (Stand 04.04.2017) 100Kraftfahrzeugsteuergesetz, http://www.gesetze-im-internet.de/kraftstg/BJNR005090927.html (Stand 15.02.2017) 101Schaufenster Elektromobilität, Eckpunkte für den rechtlichen Rahmen der Elektromobilität - Überblick und Handlungserwägungen der Begleit- und Wirkungsforschung zum Schaufenster-Programm Elektromobilität, 2017, http://schaufenster-elektromobilitaet.org/media/media/documents/dokumente_der_begleit__und_wirkungsforschung/EP34_Rechtlicher_Rahmen.pdf (Stand 15.02.2017) 102Ebda. 103BMVI, Nationaler Strategierahmen über den Aufbau der Infrastruktur für alternative Kraftstoffe als Teil der Umsetzung der Richtlinie 2014/94/EU, 2016, http://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Anlage/MKS/mks-nationaler-strategierahmen-afid.pdf?__blob=publicationFile (Stand 13.02.2017) 104Schaufenster Elektromobilität, Eckpunkte für den rechtlichen Rahmen der Elektromobilität - Überblick und Handlungserwägungen der Begleit- und Wirkungsforschung zum Schaufenster-Programm Elektromobilität, 2017, http://schaufenster-elektromobilitaet.org/media/media/documents/dokumente_der_begleit__und_wirkungsforschung/EP34_Rechtlicher_Rahmen.pdf (Stand 15.02.2017) 105BMVI, Nationaler Strategierahmen über den Aufbau der Infrastruktur für alternative Kraftstoffe als Teil der Umsetzung der Richtlinie 2014/94/EU, 2016, http://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Anlage/MKS/mks-nationaler-strategierahmen-afid.pdf?__blob=publicationFile (Stand 13.02.2017) 106BMVI, Bundeskabinett verabschiedet NIP II, http://www.bmvi.de/DE/Themen/Mobilitaet/Elektromobilitaet/Nationales-Innovationsprogramm-NIP/nationales-innovationsprogramm-nip.html (Stand 15.02.2017)

Energieeffizienz in Deutschland:

Aktueller Stand und Fortschritte beim Erreichen der Ziele 25

III.2.2. Industrie

Zwischen 1990 und 2000 ging der Endenergieverbrauch in der Industrie um 19 % zurück. Zwischen 2000 und 2015

dagegen stieg er um 6 % an. Der Rückgang seit 1990 geht vor allem auf den Braunkohle- und Erdölanteil zurück,

während der Einfluss der erneuerbaren Energien auf den Endenergieverbrauch erst in letzter Zeit zunimmt.

2015 belief sich der Endenergieverbrauch in der Industrie auf 62 MtRÖE (2 590 PJ).

Abbildung 4 – Entwicklung des Endenergieverbrauchs pro Energieträger in der Industrie107

Die größte Menge an Energie wird in industriellen Prozessen verbraucht: 2015 wurde 65% der Endenergie in der

Industrie für thermische Energie und 23% für mechanische Energie verwendet, die daher die wichtigsten Felder für

die Verbesserung der Energieeffizienz darstellen.

107BMWi, Energiedaten, http://www.bmwi.de/Navigation/DE/Themen/energiedaten.html (Stand 15.02.2017)

Energieeffizienz in Deutschland:

Aktueller Stand und Fortschritte beim Erreichen der Ziele 26

Abbildung 5 – Entwicklung des Endenergieverbrauchs in der Industrie nach Anwendungsbereichen und Energieträgern108

Rund 70 Prozent des Endenergieverbrauchs der Industrie entfallen auf die energieintensiven Industrien (Chemie:

23%, Metallurgie: 25%).

108Ebda.

Energieeffizienz in Deutschland:

Aktueller Stand und Fortschritte beim Erreichen der Ziele 27

Abbildung 6 - Aufteilung des Endenergieverbrauchs 2014 nach Industriezweigen109

Die Energieproduktivität der gesamten Industrie ist seit 1990 angestiegen.

Abbildung 7 – Entwicklung der Endenergieproduktivität der deutschen Industrie110

109AGEB, Energiebilanz der Bundesrepublik Deutschland 2014, http://www.ag-energiebilanzen.de/7-0-Bilanzen-1990-2014.html (Stand 16.02.2017)

Energieeffizienz in Deutschland:

Aktueller Stand und Fortschritte beim Erreichen der Ziele 28

Fokus 3: Energieeffizienz in der Industrie

Verschiedene Studien wurden zu den Energieeinsparpotenzialen in der Industrie durchgeführt111. Insbesondere in den industriellen

Prozessen werden große Energiemengen verbraucht: Optimierung des Anlagenbetriebs, Abwärmenutzung, Einsatz hocheffizienter

Querschnittstechnologien sind potenzielle Hebel für Energieeinsparungen. Dabei haben wirtschaftliche Aspekte Vorrang und die

Industrie ist oftmals nicht bereit, in neue Maschinen zu investieren, wenn sich die Amortisationszeit über einen zu langen Zeitraum

erstreckt.

Die Universität Stuttgart hat ein „Institut für Energieeffizienz in der Produktion“ eingerichtet. Dessen halbjährlich veröffentlichter

Energieeffizienz-Index (EEI)112 baut auf eine Befragung mehrerer Hundert Unternehmen zu ihrer Bereitschaft auf, in die

Energieeffizienz zu investieren. Der Index zeigt, dass sich das Ansehen der Energieeffizienz bei der Industrie über das Jahr 2016

hinweg verschlechtert hat. Für rund die Hälfte der Unternehmen stellt die Energieeffizienz kein Verkaufsargument dar und ist auch

nicht Teil der Marketingstrategie des Unternehmens. Die jüngste Kampagne der Bundesregierung zur Förderung der Energieeffizienz

hat zu zwei neuen Programmen geführt: Eines dient der finanziellen Förderung der Abwärmenutzung113, das andere der Einführung

hocheffizienter Querschnittstechnologien bzw. der Optimierung bestehender Anlagen114.

Die dena organisiert jährlich einen Wettbewerb zur Auszeichnung „vorbildhafter“ Unternehmen, die Energieeffizienzmaßnahmen

ergriffen haben (der sogenannte Energy Efficiency Award)115. Die Initiative wird vom BMWi als für die Energie zuständigem

Ministerium finanziert und unter den Gewinnerunternehmen wurden 2016 Preisgelder in Höhe von insgesamt 30 000 Euro

vergeben116. Die dena führt zudem eine Datenbank, die Projekte mit beispielhaften Methoden erfasst. Unter anderem wurde ein

Projekt von Volkswagen in Kassel aufgenommen117. Das Unternehmen hatte in einen Steam-Rankine-Cycle-Anlage investiert, der die

Abwärme verwertet. Nach Angaben der dena hat das Unternehmen 768 000 Euro investiert und spart somit den Einkauf von

jährlich 4,8 GWh Endenergie ein. Die Rentabilität der Investition wurde mithilfe eines vereinfachten Verfahrens berechnet:

Ausgehend von einem Abzinsungssatz von 15 %, von einer 20-jährigen Laufzeit der Investition und einem Gaspreis zu

Projektbeginn von 3 c€/kWh118 (durch die Abwärme ersetzte Energie) wird die Amortisierung der Investition nach sieben Jahren

erreicht (Beispiel einer förder- und kreditfreien Finanzierung). Ein anderes von der dena als vorbildhaft bezeichnetes Projekt stammt

vom Automobilzulieferer PMG119. Das Unternehmen hat 142 000 Euro in die Optimierung seiner Beleuchtungsanlage investiert und

110AGEB, Ausgewählte Effizienzindikatoren zur Energiebilanz Deutschland 1990-2015, 2016, http://www.ag-energiebilanzen.de/38-0-Effizienzindikatoren.html (Stand 16.02.2017) 111Fleiter T. et al., Energieverbrauch und CO2-Emissionen industrieller Prozesstechnologien - Einsparpotenziale, Hemmnisse und Instrumente, Fraun-hofer ISI, 2013, http://www.isi.fraunhofer.de/isi-wAssets/docs/x/de/publikationen/Umweltforschungsplan_FKZ-370946130.pdf (Stand 16.02.2017) Bauernhansl T. et al., Energieeffizienz in Deutschland. Ausgewählte Ergebnisse einer Analyse von mehr als 250 Veröffentlichungen, Universität Stuttgart (EEP), 2013 Prognos, Endbericht: Energieeffizienz in der Industrie - Eine makroskopische Analyse der Effizienzentwicklung unter besonderer Berücksichtigung der Rolle des Maschinen- und Anlagenbaus, 2009, https://www.prognos.com/uploads/tx_atwpubdb/091015_Prognos_VDMA_Studie_Energieeffizienz_Industrie.pdf (Stand 13.02.2017) Blesl M. et al., Energieeffizienz in der Industrie, Springer Vieweg, 2013 112EEP, Der Energieeffizienz-Index der deutschen Industrie, http://www.eep.uni-stuttgart.de/eei/ (Stand 16.02.2017) 113KfW-Energieeffizienzprogramm - Abwärme, https://www.kfw.de/inlandsfoerderung/Unternehmen/Energie-Umwelt/F%C3%B6rderprodukte/EE-Abw%C3%A4rme-(294)/ (Stand 13.02.2017) 114BAFA, Förderung von Querschnittstechnologien, http://www.bafa.de/DE/Energie/Energieeffizienz/Querschnittstechnologien/querschnittstechnologien_node.html (Stand 13.02.2017) 115dena, Energy Efficiency Award, https://industrie-energieeffizienz.de/themen/energy-efficiency-award/ (Stand 15.02.2017) 116dena, Referenzprojekte / Best-Practise-Datenbank, https://industrie-energieeffizienz.de/energiekosten-senken/referenzprojekte-best-practice/dena-referenzprojekte/ (Stand 13.02.2017) 117dena, Projekt: Abwärmeverstromung und Wärmerückgewinnung in einem Prozess, https://industrie-energieeffizienz.de/energiekosten-senken/referenzprojekte-best-practice/dena-referenzprojek-te/?tx_referenzdb_referenzdbitem%5bproject%5d=287&tx_referenzdb_referenzdbitem%5baction%5d=show&tx_referenzdb_referenzdbitem%5bcontroller%5d=Project (Stand 15.02.2017) 118Statista, Gaspreise für Gewerbe- und Industriekunden in Deutschland in den Jahren 2006 bis 2016, https://de.statista.com/statistik/daten/studie/168528/umfrage/gaspreise-fuer-gewerbe--und-industriekunden-seit-2006/ (Stand 29.03.2017) 119dena, Projekt: Beleuchtungsoptimierung mit hocheffizienten Reflektoren, https://industrie-energieeffizienz.de/energiekosten-senken/referenzprojekte-best-practice/dena-referenzprojek-

Energieeffizienz in Deutschland:

Aktueller Stand und Fortschritte beim Erreichen der Ziele 29

spart dadurch nach Angaben der dena 970 MWh Endenergie pro Jahr ein. Ausgehend von denselben Berechnungsgrundlagen wie

oben und von einem Strompreis zu Projektbeginn von 14 ct/kWh120 ist die Amortisierung der Investition bereits nach einem Jahr

erreicht.

Die Energieeffizienz-Netzwerke121 schließlich haben die Vernetzung verschiedener Unternehmen zu einem Best-Practice-Austausch

bewährter Methoden im Bereich Energieeffizienz zum Ziel. Anfang 2017 existierten bereits über 100 Netzwerke, Ziel sind 500

solcher Netzwerke bis 2020.

III.2.3. Private Haushalte

Der deutsche Wohnungsbestand umfasst 18,6 Millionen Immobilien mit rund 40,5 Millionen Wohnungen, davon 23

Millionen Mietwohnungen (57 %). 63 % der Wohngebäude wurden vor 1978 gebaut (Jahr des Inkrafttretens der

ersten Wärmeschutzverordnung)122

.

Der Endenergieverbrauch der privaten Haushalte stieg zwischen 1990 und 2000 um acht Prozent an. Zwischen 2000

und 2015 dagegen ging er um elf Prozent zurück. Zwischen 1990 und 2015 nahm der Kohleverbrauch ab, die

Gasnachfrage nahm zu. Vor allem der Erdölanteil sank zwischen 2000 und 2015, während die Anteile der

erneuerbaren Energien und der Fernwärme anstiegen.

Abbildung 8 – Entwicklung des Endenergieverbrauchs der privaten Haushalte pro Energieträger123

te/?tx_referenzdb_referenzdbitem[project]=24&tx_referenzdb_referenzdbitem[action]=show&tx_referenzdb_referenzdbitem[controller]=Project (Stand 15.02.2017) 120 Statista, Strompreise für Gewerbe- und Industriekunden in Deutschland in den Jahren 2006 bis 2016, https://de.statista.com/statistik/daten/studie/154902/umfrage/strompreise-fuer-industrie-und-gewerbe-seit-2006/ (Stand 29.03.2017) 121Initiative Energieeffizienz Netzwerke, http://www.effizienznetzwerke.org/ (Stand 13.02.2017) 122dena, Der dena-Gebäudereport 2015 - Statistiken und Analysen zur Energieeffizienz im Gebäudebestand, 2015 123BMWi, Energiedaten, http://www.bmwi.de/Navigation/DE/Themen/energiedaten.html (Stand 15.02.2017)

Energieeffizienz in Deutschland:

Aktueller Stand und Fortschritte beim Erreichen der Ziele 30

2015 belief sich der Endenergieverbrauch der privaten Haushalte auf 55 MtRÖE (2 300 PJ). Über zwei Drittel des

Endenergieverbrauchs dieses Sektors entfielen auf die Raumwärme, an zweiter Stelle folgt die

Warmwasserbereitung.

Sonstige Prozesswärme: Kochen, Bügeln...; Sonstige Prozesskälte: Kühlschrank u.ä....; Mechanische Energie: Lüftung...; IKT: Computer, Telefon..

Abbildung 9 – Endenergieverbrauch der Haushalte nach Anwendungsbereichen und Energieträgern124

Der vorrangig zum Heizen verwendete Brennstoff ist Erdgas (~20 Millionen Wohnungen), gefolgt von Heizöl

(~10,7 Millionen Wohnungen)125

. In Deutschland sind 32 % der Heizungsanlagen über 20 Jahre und 17 % über 25 Jahre

alt126

. Insbesondere der Austausch von alten Ölheizungen birgt ein enormes Einsparpotenzial. In Neubauten wird

vor allem mit Erdgas geheizt (~50% der neuen Wohnungen werden mit Erdgas geheizt), gefolgt von Fernwärme und

Wärmepumpen (jeweils 21%), deren Anteil seit 2000 ansteigt.

124Ebda. 125AG Energiebilanzen, Energieverbrauch in Deutschland - Daten für das 1.-4. Quartal 2016, 2016, http://www.ag-energiebilanzen.de/ (Stand 15.02.2017) 126BDEW, Wie heizt Deutschland?, 2015, https://www.bdew.de/internet.nsf/res/6F9B1BC993486B78C1257E7300325F33/$file/GA%20GAS_15-001-02_Heizungsmarkt-Brosch%C3%BCre_online.pdf (Stand 15.02.2017)

Energieeffizienz in Deutschland:

Aktueller Stand und Fortschritte beim Erreichen der Ziele 31

Fokus 4: Ausbau der Wärmepumpen in Deutschland

Wärmepumpen haben im letzten Jahrzehnt stark an Bedeutung gewonnen: Die Zahl der installierten Geräte stieg zwischen 2005

und 2015 um das 2,5-fache an. Angesichts der günstigen Entwicklung des Konversionsfaktors von Endenergie in Primärenergie –

nicht-erneuerbarer Anteil – für Strom (dieser ist von 2,6 in der EnEV 2009 auf 2,0 in der Fassung von 2014 und dann 2016 auf 1,8 in

der EnEV 2014/2016 gesunken) bieten die vor allem in Neubauten installierten Wärmepumpen eine interessante Lösung, um auf

die wachsenden Ansprüche der Energieeinsparverordnung zu reagieren.

2015 waren knapp 905 000 Wärmepumpen in Deutschland installiert (sämtliche Gebäudearten). Die Verbreitung von Sole-Wasser-

Wärmepumpen und Luft-Wasser-Wärmepumpen ist in den letzten zehn Jahren angestiegen, deren Installation vom BAFA im

Rahmen des Marktanreizprogramms (MAP) und des Anreizprogramms Energieeffizienz (APEE) gefördert wird127.

Abbildung 10 - Anzahl der in Deutschland installierten Wärmepumpen (sämtliche Gebäudearten und Industrien)128

2013 war Deutschland der zweitgrößte europäische Markt für Luft-Wasser-Wärmepumpen sowie für Wasser-Wasser- und

geothermische Wärmepumpen129.

127BAFA, Wärmepumpen, http://www.bafa.de/DE/Energie/Heizen_mit_Erneuerbaren_Energien/Waermepumpen/waermepumpen_node.html (Stand 15.02.2017) 128 BMWi, Erneuerbare Energien in Zahlen - Nationale und internationale Entwicklung im Jahr 2015, 2016 https://www.erneuerbare-energien.de/EE/Redaktion/DE/Downloads/erneuerbare-energien-in-zahlen-2015.pdf?__blob=publicationFile&v=6 (Stand 15.02.2017) 129EurObserv’ER, Wärmepumpen-Barometer 2015, 2015, http://www.eurobserv-er.org/barometre-pompes-a-chaleur-2015/ (Stand 15.02.2017)

Energieeffizienz in Deutschland:

Aktueller Stand und Fortschritte beim Erreichen der Ziele 32

III.2.4. Gewerbe, Handel, Dienstleistungen

Zwischen 1990 und 2015 ist der Endenergieverbrauch im GHD Sektor um 20 % zurückgegangen. Kohle wird

überhaupt nicht mehr verbraucht und auch die Nachfrage nach Erdöl ging stark zurück.

2015 belief sich der Endenergieverbrauch im GHD Sektor auf 33 MtRÖE (1 380 PJ).

Abbildung 11 – Entwicklung des Endenergieverbrauchs im Sektor Gewerbe, Handel, Dienstleistungen nach Energieträgern130

Wie im Sektor der privaten Haushalte ist beim GHD Sektor der Endenergieverbrauch vor allem auf die Raumwärme

zurückzuführen. Auf diese entfällt knapp die Hälfte des Verbrauchs. Bei den Energieträgern nimmt der für

Beleuchtung und verschiedene Prozesse genutzte Strom einen großen Anteil ein, gefolgt vom Gas, das vor allem zu

Heizzwecken eingesetzt wird.

130BMWi, Energiedaten, http://www.bmwi.de/Navigation/DE/Themen/energiedaten.html (Stand 15.02.2017)

Energieeffizienz in Deutschland:

Aktueller Stand und Fortschritte beim Erreichen der Ziele 33

Sonstige Prozesswärme: Kochen...; Prozesskälte: Kühlung...; Mechanische Energie: Transport, Maschinen...

Abbildung 12 - Endenergieverbrauch im Sektor Gewerbe, Handel, Dienstleistungen nach Anwendungsbereichen und Energieträ-gern131

131Ebda.

Energieeffizienz in Deutschland:

Aktueller Stand und Fortschritte beim Erreichen der Ziele 34

IV. Fazit und Perspektiven

IV.1. Im Hinblick auf die Energieeffizienzziele erreichte Fortschritte

Die folgende Tabelle zeigt den Stand 2015 auf und fasst somit die Fortschritte zusammen, die in Deutschland bei den

jährlich im Monitoringbericht zum Voranschreiten der Energiewende aufgezeigten Energieeffizienzzielen erreicht

werden.

Ziele 2015 2020 2050

Primärenergieverbrauch -7,6% / 2008 -20% / 2008 -50% / 2008

Endenergieproduktivität +1,1% / Jahr von

2008 bis 2015132

+2,1%/Jahr von 2008 bis 2050

Bruttostromverbrauch -4,0% / 2008 -10% / 2008 -25% / 2008

Endenergieverbrauch in Gebäuden -11,1% / 2008 -20% / 2008 -

Primärenergiebedarf in Gebäuden

(nicht-erneuerbarer Anteil)

-15,9% / 2008 - -80% / 2008

Endenergieverbrauch im

Verkehrssektor (einschl. Luftfahrt)

+1,3% / 2005 -10% / 2005 -40% / 2005

Treibhausgasemissionen -27,2% / 1990 > -40% / 1990 -80 à -95% / 1990

Tabelle 3: Deutschlands Fortschritte beim Erfüllen seiner Ziele ggü. den jeweiligen Referenzjahren bezüglich Energieeffizienz, Stand 2015133

Nach dem zum letzten Energiewende-Monitoringbericht veröffentlichten Expertenbericht134

von 2016 erscheint das

Erreichen der Ziele bis 2020 beim aktuellen Tempo gefährdet und zusätzliche – teilweise 2016 eingeleitete –

Bemühungen werden als notwendig erachtet.

Im Gebäudesektor liegt die effizienteste Maßnahme zur Korrektur dieser Tendenz in der energetischen Sanierung

des Gebäudebestands. Die Sanierungsquote liegt bei 1 Prozent für Einfamilienhäuser und 1,3 Prozent für

Mehrfamilienhäuser135

und damit noch deutlich unter den von der Bundesregierung vorgegebenen Zielen (2% pro

Jahr). Die aktuelle Bundesregierung setzt vor allem auf die Motivierung der Gebäudeeigentümer durch finanzielle

Förderung und Beratung. Allerdings sieht sich diese Strategie mit zwei wesentlichen Problemen konfrontiert:

dem hohen Mieteranteil (57% der Wohnungen)136

. Die Wohnungseigentümer stehen oft einem Dilemma

gegenüber: Sie zögern, ihre nicht eigengenutzten Wohnungen zu sanieren, weil sie befürchten, die

132

Mit Witterungskorrektur 133BMWi, Fünfter Monitoring-Bericht „Energie der Zukunft“, 2016, http://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Artikel/Energie/monitoring-prozess.html (Stand 12.02.2017) 134Löschel A. et al., Stellungnahme zum fünften Monitoring-Bericht der Bundesregierung für das Berichtsjahr 2015, Expertenkommission zum Monito-ring-Prozess „Energie der Zukunft“, 2016, http://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Downloads/V/fuenfter-monitoring-bericht-energie-der-zukunft-stellungnahme.pdf?__blob=publicationFile&v=5 (Stand 16.02.2017) 135BMWi, Energieeffizienzstrategie Gebäude, 2015, https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Artikel/Energie/energieeffizienzstrategie-gebaeude.html (Stand 12.02.2017) 136Destatis, Wohnen, https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/EinkommenKonsumLebensbedingungen/Wohnen/Wohnen.html (Stand 16.02.2017)

Energieeffizienz in Deutschland:

Aktueller Stand und Fortschritte beim Erreichen der Ziele 35

entstehenden Kosten nicht über die Mieteinnahmen finanzieren zu können137

. In Deutschland sind

Mieterhöhungen infolge von Sanierungsmaßnahmen gesetzlich begrenzt und dürfen elf Prozent der

Renovierungskosten nicht überschreiten (§ 559 Bürgerliches Gesetzbuch138

).

dem Alter der Eigentümer. Die Hälfte der Eigentümer von vor 1990 gebauten Immobilien sind über 60 Jahre

alt139

und schrecken aufgrund des erheblichen Zeitraums zum Erreichen der Wirtschaftlichkeit von

energetischen Gebäudesanierungsmaßnahmen, wie etwa zur Wärmedämmung, vor diesen zurück.

Auch die Rentabilität von Sanierungen wird diskutiert. Sie ist stark von den zu ihrer Berechnung herangezogenen

Hypothesen abhängig (zum Beispiel: Abzinsungssatz, Laufzeit der Investition, Preis der eingesparten Energie,

gleichzeitige Durchführung der Sanierung mit anderen Baumaßnahmen usw.).

IV.2. Neue Märkte durch Energieeffizienz

Die Energieeffizienz trägt zum Entstehen neuer Märkte und Industriesektoren bei: Wärmedämmung,

Wärmepumpen, Haustechnik, Hausbau usw. So ist Deutschland beispielsweise das europäische Land mit den

meisten Wärmepumpenherstellern140

. 2011 wurde eine Initiative für Energieeffizienzunternehmen namens

DENEFF141

ins Leben gerufen. Diese veröffentlicht jedes Jahr einen Bericht zu den Fortschritten der

Energieeffizienzbranche142

. 2015 erzielte diese einen Umsatz von 135 Milliarden Euro (+10% im Vergleich zu 2014).

Auch neue Geschäftsmodelle, wie etwa das Energieeinsparcontracting oder die Energieberatung, nahmen an

Bedeutung zu.

137Renz I., Hacke U., Einflussfaktoren auf die Sanierung im deutschen Wohngebäudebestand. Ergebnisse einer qualitativen Studie zu Sanierungsanrei-zen und -hemmnissen privater und institutioneller Eigentümer, IWU, 2016, https://www.kfw.de/PDF/Download-Center/Konzernthemen/Research/PDF-Dokumente-alle-Evaluationen/Einflussfaktoren-auf-die-Sanierung-im-deutschen-Wohngeb%C3%A4udebestand_2016.pdf (Stand 20.02.2017) 138Bürgerliches Gesetzbuch, http://www.gesetze-im-internet.de/bgb/ (Stand 20.02.2017) 139dena, Der dena-Gebäudereport 2015 - Statistiken und Analysen zur Energieeffizienz im Gebäudebestand, 2015 140 EHPA (European Heat Pump Association), Heat pump manufacturers in Europe, http://www.targetmap.com/viewer.aspx?reportId=18792 (Stand 16.02.2017) 141DENEFF, http://www.deneff.org/ (Stand 16.02.2017) 142 DENEFF, PwC, Branchenmonitor Energieeffizienz 2016, http://www.deneff.org/fileadmin/user_upload/Branchenmonitor2016.pdf (Stand 16.02.2017)

Energieeffizienz in Deutschland:

Aktueller Stand und Fortschritte beim Erreichen der Ziele 36

Abkürzungen

APEE Anreizprogramm Energieeffizienz

BAFA Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle

BBSR Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung

BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft

BfEE Bundesstelle für Energieeffizienz

BIP Bruttoinlandsprodukt

BMBF Bundesministerium für Bildung und Forschung

BMVI Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur

BMWi Bundesministerium für Wirtschaft und Energie

dena Deutsche Energie-Agentur

DENEFF Deutsche Unternehmensinitiative Energieeffizienz

EDL-G Energiedienstleistungsgesetz

EEWärmeG Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz

EnEG Energieeinsparungsgesetz

EnEV Energieeinsparverordnung

ESG Energieeffizienzstrategie Gebäude

EU-EHS EU-Emissionshandelssystem

GHD Gewerbe, Handel, Dienstleistungen

IKT Informations- und Kommunikationstechnik

KfW Kreditanstalt für Wiederaufbau

KMU Kleine und mittlere Unternehmen

KWK Kraft-Wärme-Kopplung

MAP Marktanreizprogramm

MTRÖE

NAPE

Mio. Tonnen Rohöleinheiten Nationaler Aktionsplan Energieeffizienz

PJ Petajoule

UBA Umweltbundesamt

Energieeffizienz in Deutschland:

Aktueller Stand und Fortschritte beim Erreichen der Ziele 37

Websites zum Thema Energieeffizienz

Agora Energiewende: https://www.agora-energiewende.de

Allianz für Gebäude-Energie-Effizienz (geea): http://www.geea.info/index.php

Beratung zur Energieeffizienz:

Verbraucherzentrale: https://www.verbraucherzentrale-energieberatung.de/aktion_Heiz-Check.php

Energieeffizienz-Experten: https://www.energie-effizienz-experten.de/die-energieeffizienz-experten-fuer-

foerderprogramme-des-bundes/

Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA): http://www.bafa.de/

Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi):

Energieeffizienz: http://www.bmwi.de/Navigation/DE/Themen/energieeffizienz.html und

https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Dossier/energieeffizienz.html

Energiewende: https://www.bmwi.de/Navigation/DE/Themen/energiewende.html

Monitoring der Energiewende: http://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Artikel/Energie/monitoring-

prozess.html

Plattform Energieeffizienz: https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Artikel/Energie/plattform-

energieeffizienz.html

Informationskampagne „Deutschland macht’s effizient“: http://www.deutschland-machts-

effizient.de/KAENEF/Navigation/DE/Home/home.html

Grünbuch Energieeffizienz: https://www.gruenbuch-energieeffizienz.de/de/startseite/

NAPE-Meter: http://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Infografiken/Energie/nape-meter.html

Förderdatenbank: http://www.foerderdatenbank.de/

Bundesstelle für Energieeffizienz (BfEE): http://www.bfee-online.de/bfee/

Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB):

Energieeffizienz: http://www.bmub.bund.de/themen/klima-energie/energieeffizienz/

Klimaschutzplan 2050: http://www.klimaschutzplan2050.de/

Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. (BDEW):

https://www.bdew.de/internet.nsf/id/energieeffizienz-de

Deutsche Energie-Agentur (dena):

Thema Energieeffizienz: https://www.dena.de/themen-projekte/energieeffizienz/

Thema Energieeffizienz in Kommunen: http://www.energieeffizientekommune.de/startseite/

Thema Energieeffizienz in Unternehmen: http://industrie-energieeffizienz.de/

Thema Energieeffizienz in Privathaushalten (Strom): https://stromeffizienz.de/

Thema Energieeffizienz in Gebäuden: https://www.zukunft-haus.info/startseite.html

Thema Energieeffizienz im Transport: https://www.pkw-label.de/

Deutsche Unternehmensinitiative Energieeffizienz (DENEFF): http://www.deneff.org/

Dialogplattform Energieeffizienz: http://www.effizienzwende.de/

Effizienznetzwerke: http://www.effizienznetzwerke.org/

Effizienzwende: http://www.effizienzwende.de/

Europäische Kommission: http://ec.europa.eu/energy/en/topics/energy-efficiency

Forschung/Studien:

Coalition for Energy Savings: http://energycoalition.eu/

Ecofys: http://www.ecofys.com/en/expertise/energy-policies/

Enerdata: https://ww.enerdata.net/

Energieeffizienz in Deutschland:

Aktueller Stand und Fortschritte beim Erreichen der Ziele 38

Energy Efficiency Financial Institutions Group: http://www.eefig.eu/

Energy Efficiency Watch: http://www.energy-efficiency-watch.org/

European Commission Joint Research Centre: http://iet.jrc.ec.europa.eu/energyefficiency/

European Environment Agency: http://www.eea.europa.eu/themes/energy

Fraunhofer IBP: https://www.ibp.fraunhofer.de/

Fraunhofer ISI: http://www.isi.fraunhofer.de/isi-de/x/projekte/energieeffizienz-in-deutschland_uba_ei.php

Fraunhofer IWES: http://www.iwes.fraunhofer.de/

ifeu Heidelberg: https://www.ifeu.de/?bereich=ene&seite=energieeffizienz

Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR): http://www.bbsr.bund.de

International Energy Agency: http://www.iea.org/topics/energyefficiency/

IWU: http://www.iwu.de/downloads/fachtagungen/energieeffizienz-im-gebaeudebestand/

ODYSSEE-MURE: http://www.odyssee-mure.eu/

Öko-Institut: https://www.oeko.de/forschung-beratung/themen/energie-und-klima/

Prognos: https://www.prognos.com/publikationen/

Universität Stuttgart - Institut für Energieeffizienz in der Produktion (EEP): http://www.eep.uni-

stuttgart.de/

World Energy Council indicators: https://www.worldenergy.org/data/efficiency-indicators/

Gesetzestexte:

Online-Texte: https://www.gesetze-im-internet.de/

Energieeinsparverordnung (EnEV): http://www.enev-online.de/

Kreditanstalt für Wiederaufbau: https://www.kfw.de/inlandsfoerderung/Unternehmen/Energie-

Umwelt/Energieeffizienz/

Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz: http://www.mittelstand-energiewende.de/

Nationale Plattform Elektromobilität: http://nationale-plattform-elektromobilitaet.de/

Schaufenster Elektromobilität: http://schaufenster-elektromobilitaet.org/de/content/index.html

Statistiken:

AG Energiebilanzen: http://www.ag-energiebilanzen.de/

BMWi - Energiedaten: http://www.bmwi.de/Navigation/DE/Themen/energiedaten.html

Destatis: https://www.destatis.de/DE/Startseite.html

Eurostat : http://ec.europa.eu/eurostat/de/web/energy

Umweltbundesamt (UBA): https://www.umweltbundesamt.de/themen/klima-energie