EnErgiEwEndE und bürgEr-...

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ENERGIEWENDE UND BÜRGER- BETEILIGUNG: ÖFFENTLICHE AKZEPTANZ VON INFRASTRUKTUR- PROJEKTEN AM BEISPIEL DER „THÜRINGER STROMBRÜCKE“ Kerstin Schnelle, Matthias Voigt Studie erstellt im Auftrag von:

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EnErgiEwEndE und bürgEr-bEtEiligung: ÖffEntlichE AkzEptAnz von infrAstruktur- projEktEn Am bEispiEl dEr

„thüringEr strombrückE“Kerstin Schnelle, Matthias Voigt

StudieerstelltimAuftragvon:

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EnErgiEwEndE und bürgErbEtEiligung: ÖffEntlichE AkzEptAnz von infrAstruktur-projEktEn Am bEispiEl dEr „thüringEr strombrückE“

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inhAlt1 Einleitung...............................................................................................................................32 Methodenteil..........................................................................................................................53 GenesederProzesse.................................................................................................................9

3.1 VerfahrenzurEU-Entscheidung1364............................................................................................10

3.2 GesetzgebungsverfahrenzumEnLAGaufBundesebene....................................................................10

3.3 RaumordnungsverfahrenaufLandesebene....................................................................................11

3.4 PlanfeststellungsverfahrenaufLandesebene.................................................................................12

3.5 dena-NetzstudieIundII............................................................................................................12

3.6 AktivitätenderBürgerinitiativenundderKommunen......................................................................14

3.7 AktivitätenimThüringerLandtag.................................................................................................15

3.8 WesentlicheAkteure..................................................................................................................15

3.9 ChronologischerAblauf..............................................................................................................16

4 DeliberativeBeteiligungsverfahren–effizienterWegzurBeteiligung?...........................................215 DeliberativeQualitätdes380-kV-Netzausbauvorhabens...............................................................24

5.1 DeliberativeQualitätderProzesse................................................................................................24

5.1.1 AktivierungzurBeteiligung........................................................................................................24

5.1.2 MeinungsbildungdurchInformationenunddiskursivenAustauschvonArgumenten.............................26

5.1.3 EinflussnahmeaufdieEntscheidungenindenProzessen..................................................................30

5.2 EinflüsseaufdieAkzeptanz........................................................................................................31

5.3 ZusammenfassungderStärkenundSchwächenderProzesse.............................................................33

6 AlternativeVorgehensweisen/Handlungsempfehlungen...............................................................389 Quellenverzeichnis...................................................................................................................49

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EnErgiEwEndE und bürgErbEtEiligung: ÖffEntlichE AkzEptAnz von infrAstruktur-projEktEn Am bEispiEl dEr „thüringEr strombrückE“

EnErgiEwEndE und bürgErbEtEiligung: ÖffEntlichE AkzEptAnz von infrAstruktur-projEktEn Am bEispiEl dEr „thüringEr strombrückE“

StudieerstelltimAuftragvonGermanwatche.V.,DAKTe.V.,Heinrich-Böll-StiftungThüringen

AutorEn

KerstinSchnelle,MatthiasVoigt

1 EinlEitung

DervomMenschenbeförderteKlimawandelgehörtaktuell

zudengrößtenpolitischenHerausforderungenaufnati-

onalerundinternationalerEbene.Dasbestehendefossile

EnergiesystemgiltalseineHauptursachefürdiesebedroh-

licheEntwicklungundistdamitunvereinbarmitdemBe-

streben,dieinternationalenundnationalenKlimaschutz-

ZielezuerreichenunddieErderwärmungzustoppen.

EineEnergiewendehinzueinerzu100Prozenterneuerba-

renEnergieversorgungisteinerderSchlüsselzumErrei-

chendieserZiele.DieFragelautetheutenichtmehr,ob

dieEnergiewendeeingeleitetwerdensoll,sondernwieund

mitwelcherGeschwindigkeitsieumgesetztwerdenkann.

DiezunehmendeSubstitutionkonventionellfossil-thermisch

erzeugtenStromsdurchStromausErneuerbarenEnergien

(EE)erforderteinenverstärktenStromtransportüberweite

Strecken.Diesliegtandenklimatischenundgeografischen

GegebenheiteninDeutschlandundanderFörderpraxisfür

EE–derStromwirdzugroßenTeilennichtdorterzeugt,wo

erverbrauchtwird.VerstärktwirddieseSituationdurchdieim

VergleichzurkonventionellenEnergieerzeugungvielgrößere

DezentralitätderStromerzeugungausErneuerbarenEnergien.

DiegroßeSchwankungdererzeugtenMengenerneuer-

barenStromsisteindrittesFaktum,daseinenverstärk-

tenStromtransportnotwendigmacht.Unterschiedliche

SchwankungenderjeweilserzeugtenStrommengever-

schiedenerRegionensindauszugleichenoderüberschüs-

sigerStromistzuSpeichernzutransportierenundaus

dieseninZeitenderMindererzeugungwiederzurückzum

Verbrauchsort.LautderBundesnetzagenturistdieses

vermehrteTransportaufkommendurchdasaktuellver-

fügbareStromnetznichtzubewältigen,esbedürfeeines

massivenUm-undAusbaus,wasaucheineVielzahlneuer

TrasseninFormvonFreileitungen,Erd-oderSeeverkabe-

lungbedeutenkann.

AktuelleErfahrungenvonNetzbetreibernzeigen,dassdie

öffentlicheAkzeptanzfürNetzneubau-Vorhabeninden

betroffenenRegioneneinerelevanteGrößeist,dieden

AufwanddesProjektes,diePlanungs-undInvestitionssi-

cherheitunddieGeschwindigkeitdesProjektfortschritts

sehrstarkbeeinflusst.

Eskannnichtgrundsätzlichdavonausgegangenwerden,

dassderNetzneubaudereinzigeWegist.Teilweisegibt

estechnischmachbareundmitBlickaufdieZielsetzung

bessereAlternativen.UnteranderemdurchdenProtest

vonBürgerInnenrückendieseAlternativenindasBlick-

feldvonNetzbetreibernundBehördenundihreRealisier-

barkeitwirdzumTeilerstdeshalbernsthaftgeprüft.

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EnErgiEwEndE und bürgErbEtEiligung: ÖffEntlichE AkzEptAnz von infrAstruktur-projEktEn Am bEispiEl dEr „thüringEr strombrückE“

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Andererseitsgibtesu.a.durchdenderzeitbetriebenen

AusbaudererneuerbarenStromerzeugunganStandorten

fernabderVerbrauchszentren,durchErfordernisseder

NetzstabilitätunddurchdieUmsetzungeineseuropäi-

schenBinnenmarktesSachzwänge,dieeinenNetzneubau

unumgänglichmachen.DochauchgegendieseVorhaben

gibtesWiderstandinderBevölkerung.

DieserProtestkanneinerseitszurUmsetzungvonbesser

akzeptiertenAlternativenzumFreileitungsneubaufüh-

ren.AndererseitswerdenVorhabenverzögert,zudenen

esunterdenaktuellgeltendenRahmenbedingungenund

politischensowiewirtschaftlichenZielsetzungenkeine

Alternativegibt.InbeidenFällenvergehtsehrvielZeit,da

sichdasEngagementderBürgerInnennichtnahtlosindie

formellenPlanungs-undGenehmigungsverfahreneinfügt.

DiesenWiderspruchaufzulösenistAufgabevonPolitik,

GesellschaftundWirtschaft.Ansatzpunktefindensich

inderArtundWeisederBeteiligungs-undEntschei-

dungsprozesseundinKompensationsmodellen,dieeinen

regionalenAusgleichfürdurchdenNetzausbauerfahrene

Nachteileliefernkönnen.

VordiesemHintergrundsolldievorliegendeStudie:

•dieBeteiligungs-undEntscheidungsprozessezur„Thü-

ringerStrombrücke“beschreibenundhinsichtlichihrer

EignungfürdenAkzeptanzaufbauanalysieren,

•alternativeBeteiligungs-undEntscheidungsprozesse,

diemitgrößererWahrscheinlichkeitzuAkzeptanzbei

denBetroffenenführen,identifizierenundbeschreiben,

•SchlussfolgerungenfürnotwendigeElementeinno-

vativerakzeptanzbildenderBeteiligungs-undEnt-

scheidungsprozesseziehenunddaraufaufbauend

HandlungsempfehlungenfürdiePolitikgeben–mit

demZiel,dieöffentlicheAkzeptanzfürInfrastruktur-

Projektezuerhöhen.

NeuegesetzlicheRegelungen:

WährendderBearbeitungdieserStudiesindaufbun-

despolitischerEbeneeineReihevongesetzlichenÄnde-

rungenbeschlossenworden,diedieBeteiligungs-und

EntscheidungsprozessebeiInfrastrukturmaßnahmen

imEnergiebereichbetreffen.DieLösungsansätzeund

Handlungsempfehlungen,diedieseStudiegibt,sind

ausschließlichausderAnalysedertatsächlichenBe-

teiligungs-undEntscheidungsprozessezur„Thüringer

Strombrücke“abgeleitet.

EinigeEmpfehlungenwurdenbereitsvonderaktuellen

Gesetzgebungnachvollzogen.Trotzdemistesange-

bracht,dieAuswirkungenderneuenRegelungeninder

PraxisvordemHintergrundderamBeispielder„Thü-

ringerStrombrücke“identifiziertenProblemstellungen

kritischzuüberprüfen.

ZudenneuenrelevantengesetzlichenRegelungengehören:

•ImEnergiewirtschaftsgesetz(EnWG):

- DieEntwicklungeinesgemeinsamennationalen

NetzentwicklungsplanesdurchdieÜbertragungsnetz-

betreiber,welcherderRegulierungsbehördejährlich

vorzulegenist(EnWG§12b)

- DerNetzentwicklungsplanbasiertaufeinemgemein-

samenSzenario-RahmenmitangemessenenAnnah-

menüberErzeugung,VersorgungundVerbrauchvon

Strom,derjährlichdurchdieÜbertragungsnetzbe-

treiberzuerarbeitenist(EnWG§12a)

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EnErgiEwEndE und bürgErbEtEiligung: ÖffEntlichE AkzEptAnz von infrAstruktur-projEktEn Am bEispiEl dEr „thüringEr strombrückE“

- DieRegulierungsbehördeprüftdenNetzentwick-

lungsplan,veranlasstdieUmweltverträglichkeits-

prüfungundbeteiligtu.a.dieÖffentlichkeit.Sie

bestätigtdiegegebenenfallsgeänderteVersiondes

Netzentwicklungsplans(EnWG§12c)

- DerNetzentwicklungsplanbildetdieGrundlagedes

Bundesbedarfsplanes,dervomGesetzgeberzuver-

abschiedenist,wodurchdieenergiewirtschaftliche

NotwendigkeitfestgestelltwirdunddieVorhabenals

prioritäreingestuftwerden(EnWG§12e).

•ImNetzausbaubeschleunigungsgesetzÜbertragungsnetz

(NABEG):

- FürimBundesbedarfsplanfestgelegteländer-oder

grenzüberschreitendeHöchstspannungsleitungen

werdendurchdieBundesnetzagenturimRahmen

derBundesfachplanungTrassenkorridorefestgelegt

(NABEG§4)

- PrüfungderRaumverträglichkeitdieserTrassenkorri-

dorenachRaumordnungsrechtdurchdieBundesnetz-

agenturundPrüfungetwaigerTrassenalternativen;

DurchführungderBundesfachplanungauchohne

AntragdesVorhabensträgers(NABEG§5)

- ÖffentlicheAntragskonferenzimRahmenderBun-

desfachplanung;UnterrichtungderÖffentlichkeit

durchdieBundesnetzagenturimInternetundinden

örtlichenTageszeitungen,dieimvoraussichtlichen

Trassengebietverbreitetsind;voraussichtlichbetrof-

fenenLänderkönnenVorschlägefürTrassenmachen

(NABEG§7)

- BeteiligungderÖffentlichkeit(Einwendungenund

Erörterungstermine)(NABEG§9,10)

- EntscheidungenderBundesfachplanungsindfürdie

Planfeststellungsverfahrenverbindlich(NABEG§15).

2 mEthodEntEil

AusgangspunktfürdieUntersuchungdes380-kV-Netz-

ausbauvorhabensinThüringenistdieThese,dassPla-

nungs-undGenehmigungsverfahreninVerbindungmit

BeteiligungsprozessenvonhoherdeliberativerQualität

zubesserakzeptiertenEntscheidungenführen.

ZieldervorliegendenUntersuchungistdaherdieBe-

wertungderbisherigenkonkretenProzesserundum

das380-kV-NetzausbauvorhabeninThüringenunddie

AbleitungvonHandlungsempfehlungenfüreineoptima-

lereGestaltungderjeweiligenProzesse.Dazugehören

dierelevanteGesetzgebung,diePlanungs-undGenehmi-

gungsverfahrensowiedieBeteiligungderunterschied-

lichenInteressengruppen.AlsErgebnisderBewertung

sollenStärkenundSchwächendieserProzessemitBlick

aufdiedeliberativeQualitätundaufdieAkzeptanzfür

das380-kV-Netzausbauvorhabenbeschriebenwerden.

DiegenanntenZielewurdenzusammenmitdenAuftraggeberndurchfolgendeuntersuchungsleitendeFragestellungenkonkretisiert:

1.WieistderaktuelleStanddes380-kV-Netzausbauvor-

habens?WelcheEntwicklungengabesseitderersten

Planungsidee(GeneseundStatusQuo)?

2.Weristaufpolitischer,unternehmerischerundzivil-

gesellschaftlicherEbeneandenProzessenumdas

Vorhabenbeteiligtbzw.beteiligtgewesen(Akteure)?

3.WelchedeliberativeQualitätbesaßendieProzessezur

Planung,GenehmigungundBeteiligungimRahmen

des380-kV-Netzausbauvorhabens?

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EnErgiEwEndE und bürgErbEtEiligung: ÖffEntlichE AkzEptAnz von infrAstruktur-projEktEn Am bEispiEl dEr „thüringEr strombrückE“

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4.WiewurdedieAkzeptanzfürdas380-kV-Netzausbau-

vorhabendurchdieProzessederPlanung,Genehmi-

gungundBeteiligungbeeinflusst(Akzeptanz)?

5.WelcheStärkenundSchwächenmitBlickaufdie

AkzeptanzweisendieProzessezurPlanung,Genehmi-

gungundBeteiligungumdasVorhabenauf(Stärken

undSchwächen)?

6.WiekönneninformelledeliberativeBeteiligungspro-

zesseunddemokratischlegitimierteformelleVerfah-

renzurMeinungsbildungundEntscheidungverbunden

werden(formellvs.informell)?

7.WelcheAnregungenfüralternativeAkzeptanzbildungs-

prozesselassensichderwissenschaftlichenForschung

zurdeliberativenBeteiligungunddenpraktischen

Beteiligungsprozessen(bestpractice)entnehmen?Wie

laufendieBeteiligungsprozesseimRahmenvonNetz-

ausbauprojektenbeispielsweiseindenNiederlandenab?

DieStudiewurdealsexplorativeUntersuchungangelegt,

dazudengenanntenFragenbisherwenigeErkenntnisse

vorliegenundeinersterÜberblickgegebenwerdensoll-

te,ausdemherausthesenhafteHandlungsempfehlungen

füreineoptimierteGestaltungderProzessezurPlanung,

GenehmigungundBeteiligungfürNetzausbauvorhaben

abgeleitetwerdenkönnen.

DiezurBeantwortungderFragestellungenerforderliche

DatenerhebungstütztsichzumeinenaufdieAnalyse

verschiedenerTextdokumenteundzumanderenauf

leitfadengestützteInterviewsmitAkteureninnerhalbder

untersuchtenProzesse.

ImEinzelnenwurdenfolgendeMethodenbeiderErarbeitungdernotwendigenErgebnisseangewandt.

Ergebnis Methode

•KlärungdesBegriffesder„deliberativenQualität“

•IdentifikationdeliberativerElementeinnerhalbvon

Beteiligungsprozessen

•AnalysewissenschaftlicherPublikationenausderFor-

schungzumdeliberativenAnsatzundzurBeteiligung

•BeschreibungderGeneseunddesStatusQuodes

380-kV-Netzausbauvorhabens

•AnalysevonPrint-undOnlinemedien

•AnalysederDokumentationdesThüringerLandtags

•leitfadengestützteInterviewsmitVertreterInnenvon

ThüringerBürgerinitiativen,desNetzbetreibers,der

ThüringerLandespolitik,derverfahrensführenden

Behörde,derKommunen

•IdentifikationwichtigerAkteure •AnalysevonPrint-undOnlinemedien

•GesprächemitimEnergiebereichengagiertenPersonen

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EnErgiEwEndE und bürgErbEtEiligung: ÖffEntlichE AkzEptAnz von infrAstruktur-projEktEn Am bEispiEl dEr „thüringEr strombrückE“

Ergebnis Methode

•BeschreibungalternativerpraktischerBeteiligungspro-

zesse(bestpractice)

•InternetrecherchezumkonkretenVorgehenderTen-

neTTSOGmbH–deutschesTochterunternehmendes

niederländischenNetzbetreibersTenneTB.V.

•InterviewmitVertreterInnenderTenneTTSOGmbH

•InterviewmiteinerVertreterinderERMGmbH–Kom-

munikationsagenturderTenneTTSOGmbH

•InterviewmiteinemVertreterderFirmaentera–Her-

stellerderdurchdieTenneTTSOGmbHeingesetzten

Online-Plattform„Beteiligung.Online“

•AnalysevonTextdokumentenzumniederländischen

energytransitionapproach

•LeitfadengestütztesInterviewmiteinerVertreterin

desniederländischenWirtschaftsministeriums

•InterviewmiteinemVertreterderniederländischen

NichtregierungsorganisationenNatuurenMilieu

•BeschreibungderStärkenundSchwächenderProzesse

imRahmendes380-kV-NetzausbauvorhabensmitBlick

aufAkzeptanzunddeliberativeQualitätderBeteiligung

•AnalysederDokumentationdesThüringerLandtags

inkl.desProtokollszurAnhörungimAusschussvom

18.05.2010

•leitfadengestützteInterviewsmiteinerTeilnehmerin

einesErörterungstermins,mitVertreterInnenThü-

ringerBürgerinitiativen,desNetzbetreibers50Hertz,

derThüringerLandespolitik,derverfahrensführenden

BehördeundderKommunen

ÜbersichtderInterviewpartner:

Organisation Name Funktion

BürgerinitiativeSchalkau Dr.MargitHeinz VorsitzendederBürgerinitiativeSchalkau

Interessengemeinschaft„Achtung

Hochspannung“

PeerSchulze SprecherderInteressengemeinschaft

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Organisation Name Funktion

Bürgerin ChristineWill TeilnehmerineinesErörterungsterminsim

RahmendesPlanfeststellungsverfahrens

BundfürUmweltundNaturschutz

Deutschlande.V.(BUND)Landesver-

bandThüringen

Dr.BurkhardVogel Landesgeschäftsführer

ThüringerLandtag,FraktionBÜND-

NIS90/DIEGRÜNEN

DirkAdams SprecherfürWirtschaft,Tourismusund

EnergiesowieInneresundKommunales

ThüringerLandtag,SPD-Fraktion FrankWeber SprecherfürUmweltundEnergie

ThüringerLandtag,FDP-Fraktion HeinzUntermann Stellv.VorsitzenderdesAusschussesfür

Bau,VerkehrundLandesentwicklung

ThüringerLandtag,CDU-Fraktion HenryWorm SprecherfürGleichstellungundEner-

giepolitik

ThüringerLandtag,FraktionDIE

LINKE;StadtGroßbreitenbach

PetraEnders SprecherinfürDemografie,Landes-und

Regionalentwicklung;Bürgermeisterin

ThüringerMinisteriumfürWirtschaft,

ArbeitundTechnologie

Dr.MartinGude AbteilungsleiterEnergiepolitik,Tech-

nologie-undForschungsförderung

50HertzTransmissionGmbH(ehem.

VattenfallEuropeTransmission)

WolfgangNeldner TechnischerGeschäftsführer(bis

31.03.2011)

ThüringerLandesverwaltungsamt DieterGerhardt LeiterdesReferatesRaumordnungsfra-

gen,Infrastruktur,Wirtschaft,Umwelt

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EnErgiEwEndE und bürgErbEtEiligung: ÖffEntlichE AkzEptAnz von infrAstruktur-projEktEn Am bEispiEl dEr „thüringEr strombrückE“

Organisation Name Funktion

ThüringerLandesverwaltungsamt JohannesDonges Stellv.LeiterdesReferatesPlanfest-

stellungsverfahrenfürVerkehrsbau-

maßnahmen

TenneTTSOGmbH JoëlleBouillon Pressesprecherin

TenneTTSOGmbH MartinGroll ReferentPublicAffairs

TenneTTSOGmbH ChristianHübner ReferentPublicAffairs

ERMGmbH Dr.KerstinWinkler-Hartenstein Projektmanagerin

Entera TilmannSchulze-Wolf Gesellschafter

MinistryofEconomicAffairsNetherlands HannekeBrouwer ProgrammeManager

NatuurenMilieu TonSledsens ReferentKlima-undEnergiepolitik

FürdievorliegendeStudiewerdenProzessealsformelldefiniert,wennihrAblaufklardurchGesetzeoderVerordnun-

gengeregeltist.AlleanderenProzesse,alsojene,dieaußerhalbdergesetzlichenbzw.regulativenVorgabeninitiiert

wurden,werdenalsinformellbezeichnet.

3 gEnEsE dEr prozEssE

Das380-kV-Netzausbauvorhaben„ThüringerStrombrücke“

istTeilderHalle-Schweinfurt-Südwest-Kuppelleitung,die

wiederuminderEU-Entscheidung13641alsProjektvon

europäischemInteressedefiniertunddurchdasEnergielei-

tungsausbaugesetz(EnLAG)2aufbundesdeutscherEbene

zurInfrastrukturmaßnahmevonhoherPrioritäterklärt

wurde.AufdemGebietThüringenswirddas380-kV-Netz-

ausbauvorhabenindreiBauabschnitteunterteilt:

1.BauabschnittvonLauchstädt(Sachsen-Anhalt)nach

Vieselbach,

1EntscheidungNr.1364/2006/EGdesEuropäischenParlamentsunddesRatesvom6.September2006zurFestlegungvonLeitlinienfürdietranseuropäischenEnergienetzeundzurAufhebungderEntscheidung96/391/EGundderEntscheidungNr.1229/2003/EG.http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ:L:2006:262:0001:0023:DE:PDF(Zugriff:15.07.11)2http://www.bmwi.de/BMWi/Navigation/Service/gesetze,did=300658.html(Zugriff:11.07.11)

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2.BauabschnittvonVieselbachnachAltenfeldund

3.BauabschnittvonAltenfeldnachRedwitz(Bayern).

ZurErlangungdererforderlichenBaugenehmigungen

mussfürjedenderdreiBauabschnittejeweilseinRaum-

ordnungsverfahren(ROV)undeinPlanfeststellungsver-

fahren(PFV)durchgeführtwerden.

DieformellenVerfahrenderGesetzgebungaufEU-und

BundesebenesowiedieformellenPlanungs-undGeneh-

migungsverfahrenaufEbenedesBundeslandeswurden

insbesondereabdemzweitenBauabschnittvoneiner

VielzahlinformellerAktivitätenbegleitet.DasKapitel

beschreibtdieformellenVerfahrenundinformellenPro-

zesse(Kapitel3.1bis3.7)undgibteinenÜberblicküber

diewichtigstenAkteure(Kapitel3.8)unddenchronolo-

gischenAblauf(Kapitel3.9).

3.1 vErfAhrEn zur Eu-EntschEidung 1364

DasStandardverfahren,mitdemdieEUihreEntschei-

dungentrifft,istdasMitentscheidungsverfahren.Dabei

müssendasdirektgewählteEuropäischeParlamentund

derRat,dersichausdenStaats-undRegierungschefs

der27EU-Länderzusammensetzt,dieRechtsvorschrif-

tenderEUgemeinsamverabschieden.DieKommission

hatdieAufgabe,dieRechtsvorschriftenauszuarbeiten

undumzusetzen.DieEU-Rechtsvorschriftenwerdenin

PrimärrechtundSekundärrechtunterteilt.DieVerträge

(Primärrecht)bildendieGrundlagebzw.denRahmenfür

diegesamteTätigkeitderEU.DasSekundärrecht,zudem

Verordnungen,RichtlinienundEntscheidungengehö-

ren,leitetsichvondenindenVerträgenniedergelegten

GrundsätzenundZielsetzungenab.3

EineEU-EntscheidungistfürdenAdressatenkreis,den

siebetrifft(z.B.einEU-LandodereineinzelnesUnter-

nehmen),verbindlichundunmittelbaranwendbar.4Damit

istauchdieEU-EntscheidungNr.13645fürDeutschland

verbindlich.Siewurdeam06.09.2006verabschiedetund

enthältLeitlinienfürdietranseuropäischenEnergienet-

ze.IndiesenLeitlinienistderAusbauderVerbindungs-

leitungvonHallenachSchweinfurtaufgeführt,wodurch

dasProjektalsVorhabenvoneuropäischemInteresse

definiertist.Deutschlandistdamitverpflichtet,dieses

380-kV-Netzausbauvorhabenzügigzurealisieren.

3.2 gEsEtzgEbungsvErfAhrEn zum EnlAg Auf bun-

dEsEbEnE

DieGesetzgebungistinderBundesrepublikDeutschland

AufgabederParlamente–derDeutscheBundestagist

somitdaswichtigsteOrganderLegislative.DadieLänder

imföderalenStaatssystemeinenwesentlichenAnteilan

derStaatsgewalthaben,istderBundesratauchamGe-

setzgebungsverfahrenbeteiligt.ErbekommtalleGesetze

zurAbstimmungvorgelegtundkanninbestimmtenFäl-

len–abhängigvonderArtdesGesetzes–einenEntwurf

auchscheiternlassen.6

Am07.05.2009hatderDeutscheBundestagdasvonder

BundesregierungeingebrachteGesetzzumAusbauder

Energieleitungen(EnLAG)mitdenStimmenvonCDU/

CSU,FDPundSPDgegendieStimmenderFraktionen

BÜNDNIS90/DIEGRÜNENundDIELINKEbeschlossen.

VerkündetwurdedasGesetzam21.08.2009.7

DasEnLAGlegtineinemBedarfsplandiejenigenHöchst-

spannungsnetz-Ausbauvorhaben(380kVundmehr)fest,

diederAnpassung,EntwicklungunddemAusbauder

ÜbertragungsnetzezurEinbindungvonElektrizitätaus

erneuerbarenEnergiequellen,zurInteroperabilitätder

ElektrizitätsnetzeinnerhalbderEuropäischenUnion,zum

AnschlussneuerKraftwerkeoderzurVermeidungstruk-

turellerEngpässeimÜbertragungsnetzdienen.Fürdiese

3http://europa.eu/about-eu/basic-information/decision-making/index_de.htm(Stand:03.07.11)4http://europa.eu/about-eu/basic-information/decision-making/legal-acts/index_de.htm(Stand:03.07.11)5EntscheidungNr.1364/2006/EGdesEuropäischenParlamentsunddesRatesvom6.September2006zurFestlegungvonLeitlinienfürdietranseuropäischenEnergienetzeundzurAufhebungderEntscheidung96/391/EGundderEntscheidungNr.1229/2003/EG6http://www.bundestag.de/bundestag/aufgaben/gesetzgebung/index.html(Stand:03.07.11)7ZudenNeuregelungenimNABEGundEnWGsieheAnmerkungeninderEinleitung

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EnErgiEwEndE und bürgErbEtEiligung: ÖffEntlichE AkzEptAnz von infrAstruktur-projEktEn Am bEispiEl dEr „thüringEr strombrückE“

VorhabenbestehteinvordringlicherBedarf.8DerBedarfs-

planenthältnurVorhaben,dieausderdena-NetzstudieI

alsnotwendighervorgegangenoderaufgrundderEU-

Entscheidung1364umzusetzensind.9Die380-kV-Leitung

durchThüringenistBestandteildesBedarfsplanes.

DesWeiterenstelltdasEnLAGfürdieVorhabenimBe-

darfsplandieenergiewirtschaftlicheNotwendigkeitfür

diePlanfeststellungsverfahrenunddiePlangenehmigung

verbindlichfest.10EineVerweigerungderPlangeneh-

migungaufgrundfehlenderNotwendigkeitdes380-kV-

Netzausbauvorhabensistdamitnichtmöglich,esergibt

sicheinZwangzurUmsetzungdiesesVorhabens.

SowohlfürdieEU-Entscheidung1364alsauchfürdas

EnLAGstütztsichdieRechtfertigungderNotwendigkeit

des380-kV-NetzausbauvorhabensdurchThüringenmaß-

geblichaufdieAngabenderNetzbetreiber,wiesieauch

indiedena-Netzstudieneingeflossensind.

3.3 rAumordnungsvErfAhrEn Auf lAndEsEbEnE

PlanungenundMaßnahmenmiterheblichenüberörtli-

chenAuswirkungenmüsseninderRegeleingestuftes

PlanungsverfahrenbishinzurGenehmigungdurchlaufen,

bevorsierealisiertwerdenkönnen.EineersteStufein

diesemPlanungs-undGenehmigungsverfahrenistdas

Raumordnungsverfahren(ROV).11

DasROVdientderÜberprüfungvonraumbedeutsamen

VorhabenhinsichtlichihrerÜbereinstimmungmitdenEr-

fordernissenderRaumordnungsowiederAbstimmungmit

sonstigenPlanungenundMaßnahmen.DieErfordernisse

derRaumordnungergebensichinsbesondereausLandes-

entwicklungs-undRegionalplänen.DasROVwirdineinem

relativfrühenPlanungsstadiumdurchgeführt,umKon-

flikterechtzeitigzuerkennenundggf.aufeinebessere

Vorhabens-oderStandortalternativehinzuwirken.12

DieÜberprüfungderRaumverträglichkeitvonHöchst-

spannungsleitungen,diebundeslandübergreifendoder

grenzüberschreitendsind,erfolgtnachdenaktuellenRe-

gelungenimNetzausbaubeschleunigungsgesetzÜbertra-

gungsnetze(NABEG)imRahmenderBundesfachplanung

durchdieBundesnetzagentur.DasVerfahrengliedertsich

dabeianalogdemVerfahrenaufLandesebenean.

NebenderverfahrensführendenBehördeunddemAn-

tragsteller(inderRegelderjenige,derdasBauvorhaben

durchführenwill–Vorhabensträger)sindamROVdie

TrägeröffentlicherBelange(TÖB)beteiligt.Zuihnen

gehöreneineReiheweitererÄmter,derenZuständig-

keitsbereichedurchdieBaumaßnahmevoraussichtlich

berührtwerdensowiedieKommunen,dievoraussichtlich

durchdiegeplanteMaßnahmebetroffenseinwerden.

DarüberhinauswerdenjenachweiterenAuswirkungen

derMaßnahmeUmweltverbändeundandereInteressen-

vertretungenbeteiligt.

VorderoffiziellenEröffnungdesROVwirdeineAntrags-

konferenzdurchgeführt,anderdieTÖB,dieKommunen

undderVorhabensträgerteilnehmen.Zielistes,bereits

vordemROVersteBereichezuidentifizieren,indenen

esausraumordnerischerSichtKomplikationengeben

könnte.DieseBereichesinddurchStudienvomVor-

habensträgernäherzuuntersuchen.Eineumfassende

UmweltverträglichkeitsstudiewirdinnerhalbderROV

standardmäßigangefertigt.

DieseUntersuchungenlegtderVorhabensträgerzusam-

menmitdenAntragsdokumentenderverfahrensfüh-

rendenBehördevor.DieseeröffnetdanndasROVund

fordertdieTÖBundVerbändezurStellungnahmeauf.

DieAntragsunterlagenwerdenindenKommunenzur

öffentlichenEinsichtnahmeausgelegtundeskanneine

öffentlicheAnhörungdurchgeführtwerden.

8GesetzzumAusbauvonEnergieleitungen§1(1)9Kuhbier;WuppertalInstitut;WMConsult(Hrsg.):FachlicheBewertungdesUmsetzungsbedarfsderErneuerbare-Energien-RichtliniederEU.UntersuchungimAuftragdesBundesministeriumsfürUmwelt,Natur-schutzundReaktorsicherheit.2010.S.25210GesetzzumAusbauvonEnergieleitungen§1(2)11http://www.ml.niedersachsen.de/live/live.php?navigation_id=1558&article_id=4666&_psmand=7(Stand:03.07.11)12http://gl.berlin-brandenburg.de/vollzug/rov/index.html(Stand:03.07.11)

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EnErgiEwEndE und bürgErbEtEiligung: ÖffEntlichE AkzEptAnz von infrAstruktur-projEktEn Am bEispiEl dEr „thüringEr strombrückE“

12

DieStellungnahmenundErkenntnisseausderAnhörung

fließenindieAbwägungundindielandesplanerische

BeurteilungderverfahrensführendenBehördeein.Sie

enthältinderRegelMaßgaben,unterderenBeachtung

dasVorhabenalsraumverträglicheingeschätztwerden

kann.GegendieselandesplanerischeBegutachtungkön-

nenkeineRechtsmitteleingelegtwerden.

DernächsteSchrittistdasPlanfeststellungsverfahren

(PFV),zudemderVorhabensträgerdetailliertePlanungs-

unterlagenunterBerücksichtigungderMaßgabenaus

demROVerarbeitenmuss.

3.4 plAnfEststEllungsvErfAhrEn Auf lAndEsEbEnE

DasPFVistdasGenehmigungsverfahrenfürgrößere

Infrastrukturvorhaben,dieeineVielzahlöffentlicher

undprivaterInteressenberühren.ImVerfahrenundin

derabschließendenEntscheidung–demPlanfeststel-

lungsbeschluss–findeteineumfassendeAbwägungaller

ArgumenteundBelangestatt.ZieldesVerfahrensistes,

zueinerallseitiggerechtenAbwägungderPlanungen

zukommen.Wichtigdabeiist,dassdiePlanfeststel-

lungsbehördedieplanerischenErwägungendesVorha-

bensträgersnichtdurchabweichendeeigenePlanungs-

überlegungenersetzendarf.Sieistkein„Ersatzplaner“,

sondernkontrolliertnur,obdievomVorhabensträger

vorgesehenePlanungrechtmäßigist.

EinbesonderesMerkmalderPlanfeststellungistdieso

genannte„Konzentrationswirkung“.Dasbedeutet,dass

derPlanfeststellungsbeschlussalleanderen,anundfür

sichnotwendigenGenehmigungenersetzt.Eswirdalso

nureineeinzigeGenehmigungerteilt.Dieswiederum

erfordertdieBeteiligungzahlreicherTÖB(Fachbehörden,

Gemeinden,Verbändeusw.),derenAufgabenbereichebe-

rührtsindunddieihrenSachverstandundihreForderun-

genaufdiesemWeginsVerfahreneinbringenkönnen.13

DerVorhabensträgerreichtdieAntragsunterlagenzu-

sammenmitdendetailliertenPlanungenbeiderverfah-

rensführendenBehördeein,diedasPFVoffizielleröffnet.

DiePlanungsunterlagenwerdendenTÖBundbeteiligten

VerbändenmitderBitteumStellungnahmezugestellt.

ParalleldazuwerdendieUnterlagenindenbetroffenen

KommunenzuröffentlichenEinsichtnahmefürvierWo-

chenausgelegt.Jede/rbetroffeneBürgerInkanneigene

EinwändegegendasVorhabengeltendmachen.

DieStellungnahmenundEinwändewerdenvonder

verfahrensführendenBehördegesammeltunddem

VorhabensträgermitderAufforderungübermittelt,in

ausreichendemMaßeundinfürdenLaienverständlicher

Sprachedaraufzuantworten.DieseAntwortenwerden

wiederumvonderverfahrensführendenBehördegesam-

melt.DurchdieseStellungnahmenundEinwändeerhält

derVorhabensträgersehrkonkreteHinweise,inwelcher

ArterseinePlanungenoptimierensollte,umKonfliktezu

vermeidenbzw.abzumildern.

DieverfahrensführendeBehördekannimAnschluss

daranErörterungsterminedurchführen,indenenalle

VerbändeundbetroffenenBürgerInnennochmalsihre

Stellungnahmenbzw.Einwändevorbringenkönnen,um

vomVorhabensträgerAntwortendaraufzuerhalten.

SollteesdanachzukeinenwesentlichenPlanänderun-

genmehrkommen,wirddasPFVmitdemPlanfeststel-

lungsbeschlussbeendet.DerVorhabensträgererhältbei

positivemBeschlussBaurecht.GegendiesenPlanfeststel-

lungsbeschlusskönnenRechtsmitteleingelegtwerden.

3.5 dEnA-nEtzstudiE i und ii

DieStudie„EnergiewirtschaftlichePlanungfürdieNetz-

integrationvonWindenergieinDeutschlandanLandund

OffshorebiszumJahr2020“(dena-NetzstudieI)wurde

imFebruar2005vorgestellt.SieistnichtimRahmen

13http://www.bezreg-detmold.nrw.de/200_Aufgaben/010_Planung_und_Verkehr/Planfeststellung___Plangenehmigung/Info_zu_Planfeststellungsverfahren/index.php(Zugriff:03.07.11)

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13

EnErgiEwEndE und bürgErbEtEiligung: ÖffEntlichE AkzEptAnz von infrAstruktur-projEktEn Am bEispiEl dEr „thüringEr strombrückE“

derformellenVerfahrenentstanden,hataberfürdiese

wesentlicheGrundlagengeliefert.

DievonderDeutschenEnergie-AgenturGmbH(dena)in

AuftraggegebeneStudieuntersuchtedieAuswirkungen

derfluktuierendenWindenergieeinspeisungundanderer

erneuerbarerEnergienaufdasHöchstspannungsübertra-

gungsnetz.ZentralesZielderStudiewardieEntwicklung

vonStrategienfürdieIntegrationregenerativerEnergie-

trägerindieStromversorgung.14

Finanziertwurdediedena-NetzstudieIanteiligvon

VerbändenundUnternehmenderWindkraftbranche,der

Netzbetreiber,derAnlagenherstellerundderkonventi-

onellenKraftwerksbranchesowiedemBundesministe-

riumfürWirtschaftundArbeit.15Diesewarenübereine

studienbegleitendeProjektsteuerungsgruppeundeinen

FachbeiratindieErarbeitungderStudieeingebunden.

AlleEntscheidungenwurdenimKonsensgetroffen.Zwei

SachverständigehabendieErgebnissederStudiebeglei-

tendgeprüftunddieErkenntnisseingutachterlichen

Stellungnahmenformuliert.16

ImWesentlichenkommtdiedena-NetzstudieIzufolgen-

denErgebnissen:

•„Rund400kmdesvorhandenen380-kV-Verbundnetzes

müssenverstärkt,rund850kmneugebautwerden.

•NetzverstärkungundNetzausbauanLandbis2007:

DreibestehendeNetztrassenabschnitteinThüringen

undinFrankenmüssenaufeinerGesamtlängevon269

kmverstärktwerden.ZweiTrassenabschnittemitder

Längevoninsgesamt5kmmüssenneugebautwerden.

•NetzausbauanLandbis2010:Zusätzlichzudenoben

genanntenMaßnahmenmüssenweitere455kmneue

380-kV-Doppelleitungengebautwerden.Weiterhin

müssen97kmbestehendeTrassenverstärktwerden.

•NetzausbauanLandbis2015:Zusätzlichzudeno.g.

Maßnahmenmüssenweitere390kmneue380-kV-

Doppelleitungengebautwerden,uminsbesondereden

WindstromausderNordseetransportierenzukönnen.

26kmbestehendeTrassensindzuverstärken.“17

Wieschondiedena-NetzstudieIwurdeauchdiedena-

NetzstudieIIvoneinerProjektsteuerungsgruppe

bestehendausBundeswirtschafts-undBundesum-

weltministerium,UnternehmenundVerbändenderWind-

energiebranche,Übertragungsnetzbetreibern,Indust-

rieunternehmenundVerbändenderEnergiewirtschaft

getragenundfinanziert.ImNovember2010nahmensie

dieErgebnisseeinstimmigan.DieErstellungderStudie

wurdewissenschaftlichbegleitet.

Zielderdena-NetzstudieIIwarzuuntersuchen,wiedas

StromsysteminDeutschlandbiszumZeitraum2020/25

ausgebautundoptimiertwerdenmuss,umdenneuen

HerausforderungendurchdieIntegrationErneuerbarer

Energiengerechtzuwerdenundgleichzeitigeinesichere

undwirtschaftlicheStromversorgungzugewährleisten.18

Diedena-NetzstudieIIhatverschiedeneVariantenzur

WeiterentwicklungdesStromnetzesinDeutschland

geprüft.Untersuchtwurdendabeidieheuteverfügbaren

undinEntwicklungbefindlichenNetztechnologien,unter

BerücksichtigungvonStandard380-kV-Drehstromfreilei-

tungenüberHochtemperaturleiterseileundHochspan-

nungsgleichstromübertragungbiszuErdkabeln.Darüber

hinauswurdenweiteresystemrelevanteMaßnahmenin

Betrachtgezogen,wiedieErhöhungderLeitungskapa-

zitätendurchTemperaturmonitoring,dieSteuerungder

StromnachfrageundderEinsatzvonStromspeichern.19

14http://m.bmwi.de/BMWimobile/Navigation/Themen/energie,did=354064.html(Stand:19.06.11)15http://www.buerger-fuer-technik.de/body_studie__dena.html(Stand:03.07.11)16dena:ZusammenfassungderwesentlichenErgebnissederStudie„EnergiewirtschaftlichePlanungfürdieNetzintegrationvonWindenergieinDeutschlandanLandundOffshorebiszumJahr2020“(dena-Netzstudie),200517http://m.bmwi.de/BMWimobile/Navigation/Themen/energie,did=354064.html(Zugriff:19.06.11)18http://m.bmwi.de/BMWimobile/Navigation/Themen/energie,did=354044.html(Zugriff:15.03.12)19http://www.dena.de/themen/thema-esd/projekte/projekt/dena-netzstudie-ii/(Zugriff:19.06.11)

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EnErgiEwEndE und bürgErbEtEiligung: ÖffEntlichE AkzEptAnz von infrAstruktur-projEktEn Am bEispiEl dEr „thüringEr strombrückE“

14

WesentlicheErgebnissederdenaIIStudiesind:20

•3.600kmNeubauvonHöchstspannungstrassen,wenn

als380-kV-Freileitungausgeführt–Kosteninkl.An-

schlussderOffshore-Windparks:9,7Mrd.Euro€

•3.500kmNeubauvonHöchstspannungstrassen,wenn

zusätzlichFreileitungsmonitoringeingesetztwird;

baulicheAnpassungvon3.100kmbestehenderFreilei-

tungen–Kosten:9,8Mrd.Euro€€

•1.700kmNeubauvonHöchstspannungstrassen,wenn

mitHochtemperaturseilenausgeführt;Umrüstungvon

5.700kmbestehenderTrassen–Kosten:17Mrd.Euro€

•3.400kmNeubauvonHöchstspannungstrassen,wenn

womöglichErdverkabelungeingesetztwird–Kosten:

22-29Mrd.Euro€€

DieMethode,mitderdieseErgebnisseberechnetwurden,

wurdeu.a.durchWissenschaftlerderTUBerlinkritisiert,

dieimAuftragdesWWFDeutschlanddiedenaNetzstu-

dieIIanalysierten.21FolgendePunktesindinderKritik

wesentlich:

•DieAnnahmeeinerleichtverzögertenUmsetzungder

Ausbauprojekteausderdena-I-Studieisthinfällig(von

460kmnotwendigenwurdenlediglich80kmrealisiert)

•LängerfristigeZielewiedieDekarbonisierungdesElekt-

rizitätssektorswurdennichtberücksichtigt

•ProzessderEnergiewegeplanungweistInformationsa-

symmetriezwischenÜbertragungsnetzbetreibernund

Aufsichtsbehördenauf–Netzbetreiberverfügenüber

dieeigentlichenDatenundführendieModellrechnun-

gendurch,dieswirdderVerantwortungdesStaatesfür

dieGestaltungderInfrastrukturnichtgerecht.

3.6 AktivitätEn dEr bürgErinitiAtivEn und dEr

kommunEn

EinenwesentlichenTeilderinformellenProzessebilden

dieAktivitätenderBürgerInnen,Bürgerinitiativenund

betroffenenKommunen.

NochvordemoffiziellenStartdesROVzumzweitenBau-

abschnittbegannderVorhabensträgerVattenfallEurope

Transmission(heute50Hertz)damit,Veranstaltungen

indenbetroffenenKommunendurchzuführen,umdie

BürgerInnenüberdasbevorstehende380-kV-Netzaus-

bauvorhabenzuinformieren.

AngeregtdurchdieseInformationenunddurchdieimZuge

desROVausgelegtenAntragsunterlagenbildetesicheine

VielzahlvonBürgerinitiativengegendasVorhabensowohl

inThüringenalsauchinBayern.EinTeildieserInitiativen

hatsichländerübergreifendzurInteressengemeinschaft

„AchtungHochspannung“22zusammengeschlossen.

DieBürgerinitiativenunddiebetroffenenKommunen

führtenzahlreicheInformations-undDiskussionsveran-

staltungendurch,umeinebreiteBevölkerungsschicht

zusensibilisierenundteilweisezumProtestgegendas

380-kV-Netzausbauvorhabenzumotivieren.

InderFolgekameszuvielenöffentlichenAktionender

Bürgerinitiativen,indenensieihrenProtestbekundeten

undweitereBürgerInnenfürdasThemasensibilisieren

konnten.DieAktionenunddieArgumentefandennach

undnacheinbreitesMedienecho,wasbisüberdieGren-

zenThüringenshinausreichte.Zusätzlichversuchtendie

Bürgerinitiativen,miteinerVielzahlunterschiedlicher

politischerAkteureineinenDialogzutreten,umauf

diemitdem380-kV-Netzausbauvorhabenverbundenen

Problemeaufmerksamzumachen.EntsprechendeSchrei-

bengingenanBürgermeisterInnenandererKommunen,

20http://www.dena.de/fileadmin/user_upload/Projekte/Erneuerbare/Dokumente/Presseinformation_zur_dena-Netzstudie_II_vom_23.11.2010.pdf(Zugriff:15.03.2012)21Hirschhausen;Wand;Beestermöller:Bewertungderdena-NetzstudieIIunddeseuropäischenInfrastrukturprogramms.201022http://www.achtung-hochspannung.de(Zugriff:15.07.11)

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15

EnErgiEwEndE und bürgErbEtEiligung: ÖffEntlichE AkzEptAnz von infrAstruktur-projEktEn Am bEispiEl dEr „thüringEr strombrückE“

anThüringerLandtagsabgeordnete,andieThüringer

Landesregierung,andasBundesumweltministerium,an

dasBundeswirtschaftsministerium,andenBundespräsi-

dentenundandieverfahrensführendeBehördesowiean

VertreterInnendesNetzbetreibers.

InZusammenarbeitmitvielenbetroffenenKommunen

konntendieBürgerinitiativeneinFachgutachtenzum

380-kV-NetzausbauvorhabeninAuftraggebenundfinan-

zieren.DieseswurdevonHr.Prof.JarassundHr.Prof.

Obermair23erstellt.

3.7 AktivitätEn im thüringEr lAndtAg

AuchdieParteienimThüringerLandtaghabensich

seit2006kontinuierlichmitdemNetzausbauvorhaben

beschäftigt.DasiekeineformellenEinflussmöglichkeiten

aufdiePlanungs-undGenehmigungsverfahrenhaben,

sindauchihreAktivitätenTeilderinformellenProzesse.

DiemeistenAnfragenundAnträgewurdenvonderPartei

DIELINKEsowievonderSPDeingebrachtundsetzten

sichmitderNotwendigkeitderTrasseauseinander,

schlugendiePrüfungvonOptimierungsmöglichkeiten

vor,hinterfragtendenTrassenverlauf,diskutiertendie

energiewirtschaftlicheNotwendigkeitoderforderten

Ausgleichsmaßnahmen.

EinErgebnisderpolitischenAuseinandersetzungwar,

dassderThüringerLandtagdieLandesregierungbe-

auftragte,einGutachtenzurenergiewirtschaftlichen

Notwendigkeit24des380-kV-Netzausbauvorhabenssowie

zutechnischenMöglichkeitenderNetzoptimierungin

Auftragzugeben.MitdenErgebnissenderStudiewurde

versucht,EinflussaufdasGesetzgebungsverfahrendes

BundesfüreinGesetzzurBeschleunigungdesAusbaus

derHöchstspannungsnetzezunehmen.Gefolgtwurde

diesesBestrebenvoneinerForderungandieThüringer

Landesregierung,allejuristischenHandlungsmöglichkei-

tenzurVerhinderungdes380-kV-Netzausbauvorhabens

durchdenThüringerWaldauszuschöpfensowiebeim

BundesverfassungsgerichteinenAntragaufNormenkont-

rollegegendasGesetzzumAusbauvonEnergieleitungen

(EnLAG)anzustreben.

AuchdieformellenPlanungs-undGenehmigungsverfah-

renzumNetzausbauvorhabenselbstwarenvonInteresse.

Sowurdenu.a.dieKriterien,diedemRaumordnungsver-

fahrenzugrundeliegen,inpolitischenDebatten,Anfra-

genundineinerAnhörungerörtert.Hinterfragtwurden

weiterhindieBemühungenderThüringerLandesregie-

rung,sicheinMitspracherechtbeiderEntscheidungzum

Trassenverlaufzusichern.EinaußerordentlichesErgebnis

warderBeschlussunddieDurchführungeineröffentli-

chenAnhörungimAusschussfürWirtschaft,Arbeitund

Technologiezum380-kV-Netzausbauvorhaben.

3.8 wEsEntlichE AktEurE

Diefürdas380-kV-Netzausbauvorhabenrelevanten

ProzesseverlaufenwieobenbeschriebenaufderEU-,der

Bundes-undderLandesebene.ZudenAkteuren,diein

diesenProzesseneinemaßgeblicheRollespielen,gehö-

renfolgendeInstitutionenbzw.Personengruppen:

•DasEuropäischeParlamentundderRatderEuropä-

ischenUnion,diedieEU-Entscheidung1364verab-

schiedethaben,

•AbgeordnetedesBundestages,dieu.a.dasEnLAG

beschlossenhaben,

•VertreterInnendesBundesministeriumsfürUmwelt,

NaturschutzundReaktorsicherheitunddesBundes-

ministeriumsfürWirtschaftundTechnologie(vormals

WirtschaftundArbeit)alsMitgliederderProjektsteu-

23Jarras,L.,Obermayer,G.:Notwendigkeitdergeplanten380kV-VerbindungRaumHalle-RaumSchweinfurt.Wiesbaden200824Säcker,F.J.,Belmans,R.:DierechtlicheBeurteilungder380kV-HöchstspannungsleitungvonLauchstädtnachRedwitz.Berlin2008

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EnErgiEwEndE und bürgErbEtEiligung: ÖffEntlichE AkzEptAnz von infrAstruktur-projEktEn Am bEispiEl dEr „thüringEr strombrückE“

16

erungsgruppefürdiedena-NetzstudienIundIIsowie

alsAdressatenvonDialoganfragenseitensThüringer

BürgerinitiativenundalsAdressatenderAnfragendes

ThüringerLandesverwaltungsamteszurNotwendigkeit

des380-kV-Netzausbauvorhabens,

•VertreterInnenderThüringerLandesregierungimRah-

menderAusarbeitungderEU-Entscheidung1364und

desEnLAG,

•AbgeordnetedesThüringerLandtags,

•VertreterInnendesThüringerLandesverwaltungsamtes

alsfürdieformellenVerfahrenzuständigeBehörde,

•BürgermeisterInnenderbetroffenenKommunen,

•VertreterInnenderBürgerinitiativen,

•VertreterInnendesNetzbetreibers50HertzTransmis-

sionGmbH(vormalsVattenfallEuropeTransmission

GmbH)alsVorhabensträger,

•TrägeröffentlicherBelange(TÖB)alsBeteiligteanden

formellenVerfahreninklusivederUmweltverbände.

3.9 chronologischEr AblAuf

DiefolgendeÜbersichtstelltdiechronologischeAbfolgewesentlicherEreignisseindenformellenundinformellen

Prozessenzum380-kV-NetzausbauvorhabeninThüringengegenüber.GeradebeideninformellenProzessenkann

dieDarstellungnurexemplarischerfolgen,daeskeineumfassendeDokumentationallerAktivitätengibt.Dieersten

Bürgerinitiativenhabensich2006gegründetundeinTeildieserhatsichimJahr2007zurInteressengemeinschaft

„AchtungHochspannung“zusammengeschlossen.Informations-undDiskussionsveranstaltungengabesinunregel-

mäßigenAbständenpraktischwährenddergesamtenLaufzeitderProzesse.OftwardaranauchderVorhabensträger

beteiligt.

Datum FormelleVerfahren InformelleProzesse

17.08.2004 AntragskonferenzROVzum1.Bauabschnitt25

Februar2005 dena-Netzstudie(I)

22.04.2005 EröffnungROVzum1.Bauabschnitt26

17.08.2005 AntragskonferenzROVzum2.Bauabschnitt27

30.12.2005 AbschlussROVzum1.Bauabschnitt28

25PräsentationdesTLVwA„Südwest-KuppelleitungHalle–Schweinfurt.StandderVerfahren“vom24.04.200826ebd.27ebd.28ebd.29ebd.

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17

EnErgiEwEndE und bürgErbEtEiligung: ÖffEntlichE AkzEptAnz von infrAstruktur-projEktEn Am bEispiEl dEr „thüringEr strombrückE“

Datum FormelleVerfahren InformelleProzesse

23.05.2006 AntragskonferenzROVzum3.Bauabschnitt29

24.05.2006 EröffnungROVzum2.Bauabschnitt30

Juni2006 KleineAnfragendurchFrauPetraEnders(DIELIN-

KE)imThüringerLandtagzurPositionderLandes-

regierungzum380-kV-Netzausbauvorhabenund

ihrenEinflussmöglichkeitenaufdiePlanungs-und

Genehmigungsverfahren

06.09.2006 EU-Entscheidung1364

Oktober

2006

KleineAnfragedurchHerrEgonPrimas(CDU)im

ThüringerLandtagzualternativenNetzoptimie-

rungstechnologien

November

2006

MündlicheAnfragedurchFrauSabineDoht(SPD)

imThüringerLandtagzuMöglichkeitenfürErdver-

kabelung

Januar2007 DebatteimThüringerLandtagzum380-kV-Netzaus-

bauvorhaben

Januar2007 ExpertInnengesprächzum380-kV-Netzausbauvor-

habeninThüringen,veranstaltetvonderBundes-

tagsfraktionBündnis90/DieGrünen;Teilnehmende:

Wissenschaftler,VattenfallEuropeTransmission,

BundesverbandWindenergie,LandratIlmkreis,

EnergiepolitischerSprecherBündnis90/DieGrünen

12.02.2007 ZusätzlicheAntragskonferenzROVzum3.

BauabschnittzwecksAufnahmevonTrassenal-

ternativen31

30PräsentationdesTLVwA„Südwest-KuppelleitungHalle–Schweinfurt.StandderVerfahren“vom24.04.200831http://www.thueringen.de/imperia/md/content/tlvwa2/350/rov_380kv/lp_beurteilung.pdf,S.10(Stand:09.06.11)

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EnErgiEwEndE und bürgErbEtEiligung: ÖffEntlichE AkzEptAnz von infrAstruktur-projEktEn Am bEispiEl dEr „thüringEr strombrückE“

18

Datum FormelleVerfahren InformelleProzesse

21.02.2007 AntragderCDU-FraktionimThüringerLandtagzurFest-

stellungderenergiewirtschaftlichenundversorgungssei-

tigenNotwendigkeitdes380-kV-Netzausbauvorhabens

AntwortderLandesregierungvom02.03.2007:

VorhabensträgerbegründetdieNotwendigkeitmit

derAufnahmepflicht(EEG)fürWindstrom,daneben

AnbindungdesPumpspeicherwerkesGoldisthal,wei-

terhinVerbindlichkeitderEU-Entscheidung1364;die

Landesregierungweistdaraufhin,dassdieabschlie-

ßendeenergiewirtschaftlichePrüfungimPFVerfolgt32

02.03.2007 KleineAnfragedurchFrauDagmarBecker(SPD)imThüri-

ngerLandtagzurPrüfungderNotwendigkeitdes380-kV-

NetzausbauvorhabensimROVundzuTrassenalternativen

09.03.2007 EröffnungdesPFVfürden1.Bauabschnitt33

30.03.2007 AbschlussdesROVfürden2.Bauabschnitt34

April2007 PodiumsdiskussionnachAbschlussdesROV2.

Bauabschnitt,moderiertvonFrauIrisGleicke,

parlamentarischeGeschäftsführerinderSPD-Bun-

destagsfraktion;Teilnehmende:VattenfallEurope

Transmission,kommunaleBürgermeisterInnen,

StaatssekretärBundesumweltministerium

April2007 OffenerBriefeinigerBürgerinitiativenanHorst

KöhlerundandereBundespolitiker

Mai2007 AntragderFraktionDIELINKEimThüringerLandtag,

dieStudiederBürgerinitiativenundKommunenzur

Notwendigkeitdes380-kV-Netzausbauvorhabens

finanziellzuunterstützen–abgelehntmitder

Begründung,dassdannauchForderungenanderer

amVerfahrenbeteiligterAkteurenachfinanzieller

Unterstützungstattgegebenwerdenmüsste

32AufgrundderFestschreibungderenergiewirtschaftlichenNotwendigkeitimEnLAGwurdekeineÜberprüfungderNotwendigkeitimPFVdurchgeführt33PräsentationdesTLVwA„Südwest-KuppelleitungHalle–Schweinfurt.StandderVerfahren“vom24.04.200834ebd.

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EnErgiEwEndE und bürgErbEtEiligung: ÖffEntlichE AkzEptAnz von infrAstruktur-projEktEn Am bEispiEl dEr „thüringEr strombrückE“

Datum FormelleVerfahren InformelleProzesse

21.09.2007 DebatteimThüringerLandtag,u.a.zurÜberprü-

fungderNotwendigkeitdes380-kV-Netzausbauvor-

habensundzurfinanziellenUnterstützungdesvon

KommunenundBürgerinitiativen(BI)inAuftrag

gegebenenGutachtens(Jarass-Gutachten)

21.10.2007 Prof.LorenzJarass,Prof.GustavObermair(Verfas-

ser):WissenschaftlichesGutachtenzurNotwendig-

keitdergeplanten380-kV-VerbindungRaumHalle

-RaumSchweinfurt

November

2007

AntragderSPD-FraktionundderFraktionDIELINKE

imThüringerLandtagzurÜberprüfungderNot-

wendigkeitdes380-kV-Netzausbauvorhabensals

ReaktionaufdieErgebnissedesJarass-Gutachtens

undBerücksichtigungderErgebnisseimPFVbzw.

ROV–abgelehnt

November

2007

AlternativantragderCDU-FraktionimThüringer

LandtagzurErstellungeinesunabhängigenGutach-

tenszum380-kV-Netzausbauvorhabens–Beschluss

zurErstellungeinesunabhängigenGutachtens

20.12.2007 AbschlussdesPFVfürden1.Bauabschnitt35

22.01.2008 Prof.LorenzJarass,Prof.GustavObermair(Verfas-

ser):AktualisierteswissenschaftlichesGutachten

zurNotwendigkeitdergeplanten380-kV-Verbin-

dungRaumHalle-RaumSchweinfurt

02.07.2008 AlternativantragderSPD-FraktionimThüringer

LandtagmitdemAuftragandieLandesregierung,

dieErgebnissedesJarass-Gutachtensunddes

Säcker-GutachtensindasGesetzgebungsverfahren

zumEnLAGeinzubringen–abgelehnt

35PräsentationdesTLVwA„Südwest-KuppelleitungHalle–Schweinfurt.StandderVerfahren“vom24.04.2008

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EnErgiEwEndE und bürgErbEtEiligung: ÖffEntlichE AkzEptAnz von infrAstruktur-projEktEn Am bEispiEl dEr „thüringEr strombrückE“

20

Datum FormelleVerfahren InformelleProzesse

03.09.2008 AntragderFraktionDIELINKEimThüringerLand-

tagzurInitiierungeinesThüringerModellprojektes:

„NetzoptimierungvorNetzausbau“undzurAbleh-

nungdesEnLAGdurchdieThüringerLandesregie-

rung–abgelehnt

Oktober

2008

Prof.FranzJürgenSäcker,Prof.RonnieBelmans:

DierechtlicheBeurteilungder380-kV-Höchstspan-

nungsleitungvonLauchstädtnachRedwitz.Und:

DieelektrotechnischenGrundlagenfürdiePlanung

der380-kV-Höchstspannungsleitung(imAuftrag

derThüringerLandesregierung)

18.12.2008 Inbetriebnahmedes1.Freileitungsabschnitts

Halle-Erfurt36

Februar2009 EröffnungdesPFVfürden2.Bauabschnitt37

25.02.2009 AntragderSPD-FraktionimThüringerLandtagmit

demAuftragandieLandesregierung,dieErdverka-

belungimThüringerWaldimEnLAGzuverankern

undweitereErdverkabelungeninThüringenzu

erwirken–abgelehnt

21.08.2009 BeschlussdesEnLAG

26.11.2009 AntragderFraktionDIELINKEimThüringerLand-

tagmitdemAuftragandieLandesregierung,alle

juristischenMittelauszuschöpfen,umdas380-kV-

Netzausbauvorhabenzuverhindern–abgelehnt

20.01.2010 EröffnungdesROVfürden3.Bauabschnitt38

18.05.2010 ÖffentlicheAnhörungzum380-kV-Netzausbauvor-

habenimThüringerLandtag,AusschussfürWirt-

schaft,ArbeitundTechnologie

3650Hertz:InfomappeThüringerStrombrücke.Januar201037http://www.thueringen.de/imperia/md/content/tlvwa2/350/rov_380kv/lp_beurteilung.pdf,S.10(Stand:09.06.11)38a.a.O.,S.11.

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EnErgiEwEndE und bürgErbEtEiligung: ÖffEntlichE AkzEptAnz von infrAstruktur-projEktEn Am bEispiEl dEr „thüringEr strombrückE“

Datum FormelleVerfahren InformelleProzesse

03.11.2010 AntragderFraktionDIELINKEimThüringerLand-

tagmitdemAuftragandieLandesregierung,den

Neubauder380-kV-Leitungzuverhindernund

stattdessenaufdenEinsatzvonHochtemperatur-

seilenhinzuwirken–abgelehnt

30.03.2011 AbschlussdesROVfürden3.Bauabschnitt39

30.03.2011 KleineAnfragedurchHerrFrankWeber(SPD)und

FrauEleonoreMühlbauer(SPD)imThüringerLand-

tagzuAusgleichs-undErsatzmaßnahmeninden

Kommunen

Tabelle1:ChronologischeAbfolgederformellenundinformellenProzessebisMärz2011

4 dElibErAtivE bEtEiligungsvErfAhrEn – EffiziEntEr

wEg zur bEtEiligung?

ObbeiStuttgart21oderbeimBauder380-kV-Trasse

durchThüringen–vieleBürgerInnenwollenzunehmend

anEntscheidungsprozessenaktivbeteiligtwerden,um

sicherzustellen,dassihrePositionindieEntscheidungs-

findungeinfließt.NebendenSachfragen,umdiees

dabeigeht,wirdgeradeauchdieLegitimitäteinesver-

selbstständigtenadministrativenApparatesundpoliti-

scherProzesseinZweifelgezogen,diedurchindividuelle

MachtundEinflussbestimmtsind.HäufigistderProtest

gegenGroßprojekteaucheinProtestgegendieArt,wie

Beschlüssezustandekommen.DieBetroffenenbeurtei-

lendieEntscheidungselbstwieauchdenProzessder

Entscheidungsfindung,alsoauchdasMaßihrerTeilhabe

anderEntscheidungsfindungsowiedasAusmaß,indem

Argumenteausgetauschtwerden,diezählen.

InaktuellenForschungsarbeitenwerdenu.a.folgende

BeweggründefürBürgerbeteiligunggenannt40:

•DieRisikenundderNutzenvoninfrastrukturellen

GroßprojektenfürdieBevölkerungsindungleichver-

teilt.OftmalsträgtdieBevölkerungvorOrtdasRisiko,

währendderNutzenfernabvomStandortliegt.Dies

wirdvondennichtdirektvomProjektprofitierenden

GruppenalsUngleichbehandlungwahrgenommen.

•HäufiggibtesunterFachleutenunterschiedlicheBe-

wertungendesProjektes.AufdieserGrundlagewerden

informierteWertentscheidungenunentbehrlich.

•WeiterhinsehenausderPerspektivevonBetroffenen

Risikenoftandersundexistenzielleraus,alsausder

objektivierendenPerspektivevonWissenschaftlern.

AuchfallenverschiedeneRisiken,dieausSichtder

Betroffenenrelevantsind,durchdasSuchrastervon

Wissenschaftlern.

39http://www.thueringen.de/imperia/md/content/tlvwa2/350/rov_380kv/deckblatt.pdf(Stand:09.06.11)40Renn,O.:Bürgerbeteiligung–AktuellerForschungsstandundFolgerungenfürdiepraktischeUmsetzung.Stuttgart2011

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EnErgiEwEndE und bürgErbEtEiligung: ÖffEntlichE AkzEptAnz von infrAstruktur-projEktEn Am bEispiEl dEr „thüringEr strombrückE“

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•ZudemwollenimmermehrBürgerInnenberatenaber

nichtentmündigtwerden.Siefühlensichdurchprofes-

sionelleExpertenurteileundinstitutionelleEingriffe

paternalistischeingeengt.SiewollenEinflussnehmen

aufdas,wasinihrerKommunepassiertundwehren

sichgegenProzesse,diealsBevormundungwahrge-

nommenwerden.

DemokratieforschersuchenseitJahrennachModellen,

wieBürgerInnenstärkerbeteiligt,Misstrauenverrin-

gertundAkzeptanzvonVeränderungsprojektenerhöht

werdenkönnen.EinemöglicheLösungsindBürgerbetei-

ligungsverfahren,indenenPersonen,diequaAmtoder

MandatkeinenAnspruchaufMitwirkungankollektiven

Entscheidungenhaben,dieMöglichkeiterhalten,di-

rektenoderindirektenEinflussaufdieEntscheidungzu

nehmen.NachNewigundStirlinggibtesfünfGründe,die

beikomplexenPlanungsentscheidungenfüreinestärkere

EinbindungderBürgerInnenindieEntscheidungsfindung

sprechen41:

•DurchEinbezugvonörtlichbetroffenenBevölkerungs-

teilenkanndieWissensbasiserweitertwerden,was

gelegentlichauchzueinerKorrekturdesExpertenwis-

sensführenkann.

•DurchdieBürgerbeteiligungkönnendenjeweiligen

EntscheidungsträgernwichtigeInformationenüberdie

VerteilungderPräferenzenundWertederbetroffenen

Bevölkerungsteilevermitteltwerden.

•DesWeiterenkannBeteiligungalsInstrumentzueinem

fairenAushandelnvonKompromissendienen.

•DurchBürgerbeteiligungkönnenzudemverschiedene

Argumenteeingebrachtundausgetauschtwerden,die

dieBasisfürkollektivbegründeteEntscheidungensind.

•DarüberhinausdientBürgerbeteiligungalseinElement

derGestaltungdereigenenLebenswelt.

„DeliberativeVerfahren“habensichunterverschiede-

nenBürgerbeteiligungsverfahrenalsbesonderserfolg-

versprechenderwiesen.HabermashatGrundlegendes

geleistet,umeinsolchesidealisiertesVerfahrenskonzept

anempirischenUntersuchungenzuprüfenundweiterzu

entwickeln,welchemitgutemGrund„diePolitikinerster

LiniealseineArenavonMachtprozessenbegreifenund

unterGesichtspunkteninteressengeleiteterstrategischer

AuseinandersetzungenodersystemischerSteuerungsleis-

tungenanalysieren.“42ErstelltdasKonzeptderdelibera-

tivenDemokratienichtetwaalsIdealderganzanderen

Wirklichkeitgegenüber,sondernzeigt,dassdieOpera-

tionsweiseeinesrechtsstaatlichverfasstendemokrati-

schenStaatesnichtangemessenempirischbeschrieben

werdenkann,ohnedieGeltungsdimensiondesRechtes

sowiedielegitimierendeKraftderdemokratischenHer-

ausbildungdiesesRechteszuberücksichtigen.

DasaufHabermaszurückgehendeKonzeptbeschreibt

einenProzessderdemokratischenKonsensfindung,die

z.B.inGruppendiskussionenerreichtwerdenkann.

Grundlagehierfürist,dassdieProblematikunterEinbe-

ziehungallerBetroffenenergebnisoffendiskutiertwird.

Zielistalsonicht,einenKompromiss43füreinzulösendes

Problem,d.h.füreinewahrheitsfähigeFragestellungzu

finden,sondernmöglichsteinenKonsens,derdurchdie

DiskussionenverschiedensterArgumenteherbeigeführt

undimAnschlussimbestenFallvonallenBeteiligten

vertretenwird.UmdiesesResultatzuermöglichen,müs-

sendieDiskutierendenformalgleichgestelltsein,mit

gleichenRede-undStimmrechten.

DemdeliberativenDemokratiemodellnachJoshuaCohen

liegenfolgendePrinzipienzugrunde44:

41Zit.nachRenn,O.:Bürgerbeteiligung–AktuellerForschungsstandundFolgerungenfürdiepraktischeUmsetzung.Stuttgart201142Habermas,J.,DeliberativePolitik-einVerfahrensbegriffderDemokratie,inders.,FaktizitätundGeltung,1994,S.349-398,S.34943Kompromissewerdenlediglichdannausgehandelt,wennwiderstreitendeInteressenauszugleichensindundeskeineklareWahr-Falsch-EntscheidungfürdieFragestellunggibt.44Ehrensperger,E.:JoshuaCohen–DeliberationandDemocraticLegitimacy.2007,S.2,http://commonweb.unifr.ch/artsdean/pub/gestens/f/as/files/4610/9723_085803.pdf(Zugriff:11.06.2011)

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EnErgiEwEndE und bürgErbEtEiligung: ÖffEntlichE AkzEptAnz von infrAstruktur-projEktEn Am bEispiEl dEr „thüringEr strombrückE“

1.„IdealeDeliberationistfrei,freivonderAutorität

einerübergeordnetenNorm.

2.IdealeDeliberationistvernünftig,keineandereKraft

außerdiedesbesserenArgumentsbekommtRecht.

ArgumenteverfolgendasZiel,dieanderenMitglieder

vomVorschlagzuüberzeugen.

3.JederTeilnehmerhatdengleichenEinflussinjeder

StufedesdeliberativenProzesses.Jederkannsomit

neueAnliegenundAnsichtenhervorbringenundjeder

StimmekommtdasgleicheGewichtzu.Persönliche

MachtundRessourcenhabenkeinenEinflussaufdie

MitbestimmungsrechteimdeliberativenProzess.

4.IdealeDeliberationzieltaufeinenrationalenKonsens

ab,d.h.eswerdenArgumentegefunden,diealle

TeilnehmerderDeliberationüberzeugen.Gibteskei-

neneinstimmigenKonsens,wirddieDeliberationper

AbstimmungnachMehrheitsprinzipabgeschlossen.“

EntscheidendfürdasdeliberativeDemokratiemodellist

dasdiskursiveNiveaudesProzesses,indemJa-/Nein-

StellungnahmenalleindurchdenzwanglosenZwangdes

besserenArgumentesmotiviertsind.

DurchdeliberativeBeteiligungkann–soentsprechende

Forschungsergebnisse–dieQualitätundLegitimitätvon

EntscheidungenunddamitderenAkzeptanzverbessert

werden.45DieBereitschaftallerBeteiligten„ihreeigenen

Interessenzurückzustellen,wenndiesdemGemeinwohl

bzw.dempolitischenGemeinwesendient“46,werde

erhöht.Diesbedeutetjedochnicht,dassdieBeteiligten

ihreMeinunggarnichterstkundtun.GeradedasOffen-

legenallerrelevantenInformationenunddieStützung

unterschiedlicherMeinungendurchbestmöglicheArgu-

mentesindwichtigfürdasdiskursiveNiveau.

ImRahmendervorliegendenStudiesehendieVerfasser

dieBetrachtungfolgenderDimensionendeliberativer

Qualitätalsbesondersbedeutsaman:

1.SensibilitätfürdasThemaundWunschnachBeteili-

gungindemBürgerInnendieKonsequenzengesell-

schaftlicherProblemlagenfürdieprivateLebenssi-

tuationerkennen,besitzensieselbsteineerhöhte

AufmerksamkeitfürdieseThematikundkönnenauch

andereMenschensensibilisieren.DerWunschnach

BeteiligungistdabeiGrundvoraussetzungfüreineso

einsetzendeAktivierung.DieseAktivierungmussdabei

nichtunbedingtvoneinerPersonoderInstitution

ausgehen,denkbarwäreauch,dasseinebestimmte

InformationodereinErlebnisdenWunschnachBe-

teiligungauslösenunddamiteinbestimmtesHandeln

inGangsetzen.EsistdieAufgabeformalerProzesse,

eineDurchlässigkeitgegenüberdiesenImpulsenaus

informellenProzessenzugewährleisten.

2.MöglichkeitenundFormenderMeinungsbildungauf

derGrundlagevonklarenundfürjedenverständlichen

Informationen,zudenensowohl„Gegenwissen“zu

demöffentlichgenutztenExpertenwissenalsauch

abweichendeInterpretationengehören.Diesermög-

lichtdenAustauschderbestmöglichenArgumente,

setztjedochvoraus,dassdieBeteiligtendieMotivati-

onaufbringen,denSachverhaltzuerschließenundzu

verstehen.

3.DieMöglichkeit,eigeneStandpunkteundMeinungen

indieEntscheidungsfindung„einzuspeisen“.Dasbe-

deuteteineVerzahnungderinformellenundformellen

BeteiligungsmöglichkeitenineinerWeise,dassdie

eigeneStimme(derentsprechendenPersonoderGrup-

pe)gehörtwird,dasspersönlicheBetroffenheitund

moralischeBedenkenvomadministrativenKomplex

odervonExpertennichteinfachwegdefiniertwerden.

45Zit.nachRitzi,C.,Schaal,G.S.:WieBürgerbeteiligungbessergelingt.In:vhwFWS2/März-April201146Ritzi,C.,Schaal,G.S.:WieBürgerbeteiligungbessergelingt.S.2,In:vhwFWS2

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EnErgiEwEndE und bürgErbEtEiligung: ÖffEntlichE AkzEptAnz von infrAstruktur-projEktEn Am bEispiEl dEr „thüringEr strombrückE“

24

4.BerücksichtigungdereingebrachtenMeinungsowie

ÄnderungdesVerfahrensergebnissesdurchdieLernbe-

reitschaftallerBeteiligten(Mitentscheidung).Akteure

derZivilgesellschaftkönnendurchihreArgumenteEin-

fluss,abernichtMachtgewinnen.Dasheißt,dassihre

AnstößedenFilterderinstitutionalisiertenVerfahren

demokratischerMeinungs-undWillensbildungpassie-

renmüssen.IhrEinflussmusssichaufdieBeratungen

demokratischverfassterInstitutionenauswirkenund

informellenBeschlüsseneineautorisierteGestaltan-

nehmen,umpolitischeMachtzuerzeugen.Zentralist

einVerfahren,welcheseserlaubt,dassgute,diskursiv

geprüfteArgumenteimSinneeinergemeinsamen

LernbereitschaftEinflussimRahmendesformellen

Entscheidungsverfahrenserhalten.

5.EigenverantwortlichesHandelnimKontextvon

Gemeinwohlentscheidungenunddemokratischer

Gesetzesverfahren.EigenverantwortlichesHandeln,

imdiskursivenVerfahrenargumentativgeprüft,steht

vorderAufgabediesoweiterentwickeltenStandpunk-

teundPositionenindenoffiziellenrechtstaatlichen

Prozesszuschleusen,ohnediesenzuersetzen.

5 dElibErAtivE QuAlität dEs 380-kv-nEtzAusbAu-

vorhAbEns

ImfolgendenKapitelwirdzumeinendiedeliberative

QualitätderProzesseanhandderKriterien:Aktivierung,

MeinungsbildungdurchInformationunddiskursivenAus-

tauschvonArgumentenundMöglichkeitenderEinfluss-

nahmeaufdieEntscheidungbeschrieben.Zumanderen

wirdderEinflussderProzesseaufdieAkzeptanzbewertet.

DieinBetrachtkommendenProzessewerdengetrennt

nachformellenundinformellenProzessenbewertet.

5.1 dElibErAtivE QuAlität dEr prozEssE

5.1.1 AktiviErung zur bEtEiligung

DieAktivierungdereinzelnenAkteurezurBeteiligunganden

ProzessenimRahmendes380-kV-Netzausbauvorhabenser-

folgtinnerhalbderformellenVerfahrenaufBasisgesetzlicher

Regelungen,diegenaubestimmen,welcherAkteurinwelcher

FormindieVerfahreneinzubindenist.Fürdieinformellen

ProzessebestehenkeinefestenRegelungen,sodassdieAkti-

vierungeinzelnerAkteurezurBeteiligungganzvomAgieren

derInitiatorInnendieserinformellenProzesseabhängt.

5.1.1.1 AktiviErung innErhAlb dEr formEllEn vEr-

fAhrEn

AktivierungindenGesetzgebungsprozessenaufEU-undBundes-Ebene

BeiderAusarbeitungundVerabschiedungvonEU-Ent-

scheidungenwerdendeutscheEU-ParlamentarierInnen,

der/diedeutscheEU-Kommissar/-in,diedeutscheBun-

desregierungdurchdieFachministerimRatderEuropäi-

schenUnionsowiediekonsultiertenVertreterInnenvon

IndustrieundZivilgesellschaftaktiviertundeinbezogen.

ImRahmenderAusarbeitungundVerabschiedungder

EU-Entscheidung1364erfolgtenachKenntnisstandder

AutorenkeineAktivierungvonpotenziellbetroffenen

BürgerInnen,regionaltätigenNichtregierungsorgani-

sationenoderInteressengruppeninThüringen.Inden

geführtenInterviewsundsonstigenverfügbarenQuellen

gabeskeineHinweisedarauf,dassThüringerVertreterIn-

nenderZivilgesellschaftoderandereTeilederThüringer

Öffentlichkeitbzw.derLandtagvonderEU-Kommission

einbezogenwurden.

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EnErgiEwEndE und bürgErbEtEiligung: ÖffEntlichE AkzEptAnz von infrAstruktur-projEktEn Am bEispiEl dEr „thüringEr strombrückE“

AktivierunginRaumordnungsverfahren(ROV)undPlanfeststellungsverfahren(PFV)

DiegesetzlichenBestimmungenzumROVundzumPFV

regelnsehrklar,dassderVorhabensträgeraufdieverfah-

rensführendeBehördezugehtunddamitdieVorbereitung

desVerfahrensinitiiert.AbdiesemZeitpunktübernimmt

dieverfahrensführendeBehördedieAktivierungaller

TrägeröffentlicherBelange(TÖB)undInteressengruppen.

WerzurBeteiligungeingeladenwird,bestimmtdiesezum

einenaufgrundgesetzlicherRegelungenundzumanderen

mitHilfeseiner/ihrerErfahrungenausvorangegangenen

Planungs-undGenehmigungsverfahren.

DieInformationderÖffentlichkeitkannaufmehrerenWe-

gengeschehen:DurchdieBürgermeisterInnenderbetrof-

fenenKommunen,durchdieBekanntgabederVerfahrens-

EröffnungsowiederAnhörungs-bzw.Erörterungstermine

indenAmtsblätternunddurchdieAuslagederPlanungs-

unterlagenindenKommunen.InsbesondereimRahmen

desPFVwirdexplizitzurStellungnahmeaufgefordert.

ObdieBürgermeisterInnenihreGemeindeninformieren,

liegtausschließlichinderenErmessen.ObdieInformati-

onundAktivierungderBürgerInnendurchdieoffiziellen

Veröffentlichungenerreichtwird,hängtdavonab,obdie

BürgerInnendieAmtsblätterlesenoderdielokalebzw.

regionalePresseüberdieseVerfahrenberichtet.

5.1.1.2 AktiviErung innErhAlb dEr informEllEn

prozEssE

DieInterviewsmitVertreterInnenderBürgerinitiativen

machtendeutlich,dassdieInformationenindenAmts-

blätternnurvonsehrwenigenBürgerInnengelesen

undentsprechendeVeröffentlichungeninderPressezu

diesemZeitpunktnichtwahrgenommenwurden.Eine

breiteAktivierungzurBeteiligungerfolgtedahernicht

überdieInformationsmedienderformellenVerfahren.

VielmehrwurdedieAktivierungeinerbreitenÖffent-

lichkeithauptsächlichdurchdasprivateEngagement

sensibilisierterBürgerInnenerreicht.Dieseengagierten

sichtrotzbeschränkterzeitlicherundfinanziellersowie

organisatorischerRessourcen(diemeistenAktivenhaben

keineErfahrungenmitdirekterBeteiligungund/oderEin-

flussnahmeaufPlanungsprozesse).

DieVattenfallEuropeTransmissionGmbHführtesehrfrüh

imVerfahrenInformationsveranstaltungendurch,jedoch

wurdedasAuftretenvonvielenderpotenziellbetroffe-

nenBürgerInnenalskompromisslosundnichtakzeptabel

wahrgenommen.DiesführtezuVorbehaltenundWider-

ständen,waswiederumeinenweiterenTeilderMenschen

zurBeteiligungaktivierte.

MitderGründungvonInitiativenundInteressenge-

meinschaftenprofessionalisiertendieBürgerInnenihre

Informations-undAktivierungsarbeitschrittweiseund

verteiltendenAufwandaufvieleAktive.Dadurchkonn-

teninkurzerZeitsehrvieleMenschenzurBeteiligung

aktiviertwerden.

AbeinergewissenGrößederAktivitätenderBürgerinitiati-

venberichtetenauchdieMedienüberdiese,waswiederum

zueinerweiterenSensibilisierungundEinbeziehungauch

nichtdirektbetroffenerMenscheninThüringenführte.

ParallelzudenBürgerinitiativenundzumindestteilweise

vondiesenangestoßen,setztensichimThüringerLandtag

einzelneAbgeordnetefürdasThemaein.InVerbindung

mitdenöffentlichkeitswirksamenAktionenderBürgerin-

itiativenundderMedienberichterstattungbewirktedies

ausführlicheDebattenundeineAnhörungimLandtag.

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EnErgiEwEndE und bürgErbEtEiligung: ÖffEntlichE AkzEptAnz von infrAstruktur-projEktEn Am bEispiEl dEr „thüringEr strombrückE“

26

5.1.2 mEinungsbildung durch informAtionEn und

diskursivEn AustAusch von ArgumEntEn

EinewirkungsvolleBeteiligungerfordertlautEinschät-

zungderBürgerinitiativeneinehinreichendeKenntnisder

wesentlichenFaktenundZusammenhängerundumdas

380-kV-Netzausbauvorhaben.Nursolässtsichdereigene

Standpunktentwickeln,derdanndurchgutinformierteAr-

gumenteinDiskussionen,AnhörungenoderForderungen

vertretenwerdenkann.DieBeschaffungundVerarbeitung

einerumfassendenMengeanInformationenzum380-kV-

NetzausbauvorhabenbildendafürdieGrundlage.

AuchindenformellenVerfahrenROVundPFVwerden

umfassendeFaktenzumkonkretenNetzausbauvorhaben

zusammengetragen.Diesedienenallerdingsnichtin

ersterLiniederInformationderBürgerInnen,sondern

werdenaufÜbereinstimmungmitlandesplanerischenund

gesetzlichenVorgabengeprüft.

DassundwiesichderUmgangmitInformationensowie

dieBedeutungdesdiskursivenAustauschesvonArgu-

mentenindenformellenVerfahrenundinformellenPro-

zessenunterscheidet,wirdnachfolgendnähererläutert.

5.1.2.1 informAtion in dEn formEllEn vErfAhrEn

InformationenimRaumordnungsverfahren(ROV)

IndenformellenVerfahrenhatdieverfahrensführen-

deBehördedasgesetzlichverankerteRecht,vonallen

BeteiligtendienotwendigenInformationeneinzufordern.

SiewirdmitdenrelevantenInformationenversorgtund

sammeltdiesezentral,ohnedafürselbsteinengroßen

Beschaffungsaufwandbetreibenzumüssen(Informa-

tionskonzentration).DieamROVBeteiligtenwiederum

habeneineigenesInteressedaran,dieBehördemit

ausreichendInformationenzuversorgen.

DerVorhabensträgerhateineklareMotivationdieerfor-

derlichenInformationenbereitzustellen,dadasvonihm

angeregteVerfahrennursobearbeitetundpositivbeschie-

denwerdenkann.DieTrägeröffentlicherBelange(TÖB)

sinduntergeordneteVerwaltungseinheiten,diederAuffor-

derungderverfahrensführendenBehördezurInformations-

bereitstellungFolgeleisten.DieMotivationderKommunen

undandererInteressenvertretungenwiederUmweltverbän-

despeistsichausderHoffnung,dasVerfahrenmiteigenen

Stellungnahmenzubeeinflussen,umdenSchutzderihnen

wichtigenGüterwiez.B.GesundheitderEinwohner,Natur,

gewerblicheFlächenetc.sicherzustellen.

DieAntrags-undPlanungsunterlagendesVorhabens-

trägerssinddiewesentlichenInformationsträgerund

werdenallenBeteiligtenundderÖffentlichkeitdurchdie

verfahrensführendeBehördezurVerfügunggestellt.

DieeingehendenStellungnahmenkannderVorhabens-

trägerzurOptimierungseinerPlanungenheranziehen.Er

istdazujedochnichtverpflichtet.

DenMitarbeiterInnenderTÖBsowiedesVorhabensträgers

kannaufgrundderSpezialisierungvonBerufswegenviel

SachverstandzurBeurteilungderindasVerfahrenein-

gebrachtenInformationenunterstelltwerden.Zusätzlich

kannsichderVorhabensträgerfehlendenSachverstand

aufgrundausreichenderfinanziellerRessourceneinkaufen.

DieKostenderVerfahrenkönnenspäteraufdieNetznut-

zungsentgelteumgelegtwerden.WederbeimVorhaben-

strägernochbeiderverfahrensführendenBehörde,den

beteiligtenTÖB,KommunenundInteressenverbändengibt

essomitwesentlicheRessourcenrestriktionen.

InformationenimPlanfeststellungsverfahren(PFV)

ÄhnlichwieimROVkonzentriertdieverfahrensführendeBe-

hördeauchimPFVdiealsnotwendigerachtetenInformatio-

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EnErgiEwEndE und bürgErbEtEiligung: ÖffEntlichE AkzEptAnz von infrAstruktur-projEktEn Am bEispiEl dEr „thüringEr strombrückE“

nen.AuchsiehatdasRecht,vomVorhabensträgerrelevante

InformationeningewünschtemUmfangundinallgemein-

verständlicherFormeinzufordern.DieStellungnahmender

TÖBundInteressenvertretungensowiedieEinwändeder

BürgerInnenerhältsieausdenbereitsgeschildertenGrün-

den,ohneselbstBeschaffungsaufwandzubetreiben.

DieverfahrensführendeBehördehatjedochkeineMöglich-

keit,dieAngabendesVorhabensträgers,diedenPlanun-

genzugrundeliegen,mittelsunabhängigerDatenzuüber-

prüfenundistdaheraufdieRichtigkeitundVollständigkeit

derInformationendesVorhabensträgersangewiesen.

DieÖffentlichkeiterhältbiszudenErörterungsterminen

lediglichdiePlanungsunterlagenalsInformationsgrund-

lage.ErstindenErörterungsterminenerfahrendieAn-

wesendendieArgumentedesVorhabensträgersaufihre

Stellungnahmenbzw.Einwände.Allerdingsfindendie

ErörterungstermineerstspätimVerfahrenstatt.

DerVorhabensträgerkanndieStellungnahmenundEin-

wändezurOptimierungseinerPlanungenheranziehen,

eineentsprechendeVerpflichtungbestehtjedochnicht.

5.1.2.2 informAtion in dEn informEllEn prozEssEn

IndeninformellenProzessensinddieQualitätderInfor-

mationen,derenBeschaffungundVerarbeitungdurch

folgendeMerkmalegekennzeichnet:

•esbestehteineInformationsholschuldfürdiesich

Beteiligenden,

•dieInformationensindrelativzudenvorhandenenKennt-

nissensehrumfangreichundteilweisesehrkomplex,

•ExpertenwissenistvongroßerBedeutung,

•zuBeginnderBeteiligunggibtesaufgrundfehlender

VernetzungkeineArbeitsteilungzwischendensichBe-

teiligendenhinsichtlichderInformationsbeschaffung

und -verarbeitung,

•diedurchdieformellenVerfahrenbereitgestelltenInforma-

tionenstammenimWesentlichenvomVorhabensträger,

•zeitlicheundfinanzielleRessourcen,etwafürGegenex-

pertisen,sindbeschränkt.

DieGesamtheitdieserBedingungenerschwertesden

Beteiligten,sichinnerhalbderinformellenProzesse

umfassendundschnellzuinformieren.

Informationsholschuld

DenBürgerInnenwerdendierelevantenInformationen

nichtdirektzugestellt.DiePlanungsunterlagenwerdenin

denKommunenausgelegt,dieBürgerInnenmüssenselbst

aktivwerden,dieseeinzusehen.DieArgumentedesVor-

habensträgersalsReaktionaufeigeneEinwändeerfahren

dieBürgerInnennur,wennsieeinerseitsandenInforma-

tionsveranstaltungenteilnehmen,diesieteilweiseselbst

organisierenoderandererseitszudenAnhörungs-bzw.

Erörterungsterminengehen,dievonderverfahrensfüh-

rendenBehördedurchgeführtwerden.Alledarüberhinaus

notwendigenInformationenwiez.B.dieKenntnisder

EU-Entscheidung1364,desEnLAGundderjeweiligenwirt-

schaftlichenundtechnischenZusammenhängesindnicht

fürdieÖffentlichkeitaufbereitet.DieBürgerInnenmüssen

siedurcheigeneRecherchenauffindenundteilweisefür

einebessereVerständlichkeitaufarbeiten.

UmfangreicheundkomplexeInformationen

Diefürdas380-kV-Netzausbauvorhabenrelevanten

Informationensindsehrvielfältig,teilweisespezifisch

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EnErgiEwEndE und bürgErbEtEiligung: ÖffEntlichE AkzEptAnz von infrAstruktur-projEktEn Am bEispiEl dEr „thüringEr strombrückE“

28

sowiekomplex.GeradedieandenProzessenbeteiligten

BürgerInnen,Kommunal-undLandespolitikerbefassen

sichgrößtenteilsalsLaienmiteinerVielzahlvonThe-

menbereichenwiez.B.:

•denSzenarienzurzukünftigenGestaltungderEnergie-

versorgunginDeutschland(mitundohneBerücksichti-

gungderEuropäischenIntegration),

•denUnternehmensinformationendesVorhabensträgers

50HertzTransmissionGmbH,

•denwirtschaftlichenAspektendesStromnetzausbaus,

•denTechnologievariantenfürStromübertragungwie

Freileitung,Erdverkabelung,Hochtemperaturseile,

Temperaturmonitoring,

•denmöglichengesundheitlichenBeeinträchtigungen

durchelektro-magnetischeFelderbzw.Strahlungen,

•dengesetzlichenGrundlagenfürdasNetzausbauvor-

habenwieEU-Entscheidungen,EnLAG,Eneuerbare-

Energien-Gesetz(EEG)undEnWG,

•denPlanungs-undGenehmigungsverfahrenwieROV

undPFV,

•demVorgehenandererNetzbetreiberbeimStromnetzausbau,

•demTier-,Pflanzen-undLandschaftsschutz,

•derStromnetzstabilitätunddemStromnetzmanagement.

Expertenwissen

VordiesemHintergrundhabendieMeinungenvonFach-

experteneinenhohenStellenwert.DieBürgerinitiativen

undbetroffenenKommunenhabendaher2007ausMan-

gelanverwertbarenInformationeneineeigeneStudie

zurÜberprüfungderNotwendigkeitder380-kV-Leitungin

Auftraggegebenundfinanziert.

ArbeitsteilungbeiderInformationsbearbeitung

DieBürgerInnenwarengeradezuBeginnderProzesse

wenigbisgarnichtorganisiert.Dahergabesauchkeine

wirksameArbeitsteilungzurBeschaffungundVerarbei-

tungvonInformationenundjederbzw.jedeEinzelne

begannsichindiekompletteThematikeinzuarbeiten.Im

VerlaufederProzesseinThüringenwurdenBürgerinitiati-

venundeineInteressengemeinschaftgegründet,wo-

durchdieInformationsarbeitprofessionellerorganisiert

undeffizienterdurchgeführtwerdenkonnte.

VorhabensträgeralsHauptinformationsquelle

DievondenformellenVerfahrenbereitgestellten

InformationensinddiePlanungsunterlagendesVor-

habensträgerssowiedessenAntwortenaufEinwände

undStellungnahmenimRahmenderAnhörungs-oder

Erörterungstermine.HinzukommendieDiskussions-und

Informationsveranstaltungen,indenenderVorhabens-

trägerRedeundAntwortsteht.

VielederBetroffenensowieVertreterderverfahrensfüh-

rendenBehördesindderAnsicht,dassindenVerfahren

zur380-kV-LeitunginThüringenderVorhabensträger

eineungenügendeInformationspolitikbetriebenhabe,

dieÖffentlichkeitteilweisefehlinformiertwurde,ihr

heikleInformationenvorenthaltenodernuraufDruck

derverfahrensführendenBehördebzw.durchkritische

NachfragenderExpertenaufSeitenderBürgerinitiativen

kommuniziertwurden.DieseIntransparenzführtezu

einemmassivenVertrauensverlustbeidenBürgerInnen

gegenüberdemVorhabensträger.

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EnErgiEwEndE und bürgErbEtEiligung: ÖffEntlichE AkzEptAnz von infrAstruktur-projEktEn Am bEispiEl dEr „thüringEr strombrückE“

DieInterviewsmitVertreterInnenderBürgerinitiativen

undderverfahrensführendenBehördeliefernBelegefür

dieAnnahme,dassesfürdieMeinungsbildungunzu-

reichendist,wenndierelevantenInformationenfast

ausschließlichvomVorhabensträgerstammen.Indemun-

abhängigeInformationenbzw.Bewertungenfehlenund

derVorhabensträgerdereinzigeist,demdierelevanten

DateninGänzevorliegen,kannunterUmständenkeine

GlaubwürdigkeitgegenüberseinenInformationenaufge-

bautwerden.DenBürgerInnenfehlenandieserStelledie

Kontrollmöglichkeiten.DiesesausgeprägteInformations-

gefälleverhindert,dassdiebestmöglichenArgumente

ausgetauschtwerdenkönnen.

BeschränktezeitlicheundfinanzielleRessourcen

DasEngagementderBürgerInnenerfolgtinderRegel

zusätzlichzurganznormalenBerufstätigkeitundauf

privaterBasis.FüralleAktivitätenderInformationsbe-

schaffung,-verarbeitungund-verbreitungkönnendaher

imWesentlichennursehrbegrenztezeitlicheundfinan-

zielleMitteleingesetztwerden.Diesstehtimdeutlichen

GegensatzzudenumfangreichenMöglichkeitender

verfahrensführendenBehördeunddesVorhabensträgers.

5.1.2.3 diskursivEr AustAusch von ArgumEntEn in

dEn formEllEn vErfAhrEn

DieformellengesetzgeberischenVerfahrenaufEU-und

BundesebeneberuhenzueinemwichtigenTeilaufeinem

AustauschvonArgumenten,deru.a.durchKonsultatio-

nenvonInteressengruppenundgemeinnützigenOrgani-

sationensowiedurchDebattenrealisiertwird.Ausschlag-

gebendfürdiejeweiligeEntscheidungsfindungsindin

allerRegeldieMehrheitsverhältnisseindenParlamenten.

WiederDiskursimVorfeldderEU-Entscheidung1364

ablief,istdenAutorInnennichtimEinzelnenbekannt.Die

bundespolitischeDebattezumEnLAGwarbegrenzt.Inden

BundestagsdebattenwurdenauchArgumentegegendas

Gesetzangeführt,diedamaligenMehrheitsverhältnisse

sichertenjedochdieVerabschiedungdesGesetzes.Im

BundesratgabeskeinegroßenDebattenundMeinungsdif-

ferenzen,sodassderGesetzesentwurfnichtdemVermitt-

lungsausschussübergebenwurde.DiedamaligeThüringer

LandesregierunghatwederimBundesratnochimeigenen

BundeslanddieDebattezumGesetzesentwurfinitiiert.

DieformellenVerfahrenROVundPFVsindinersterLinie

Prüfverfahren,AufgabederverfahrensführendenBehör-

deistdahernichtdieErarbeitungerfolgversprechender

Planungsalternativen.DiesistHauptaufgabedesVorha-

bensträgers,zudererUnterstützungdurchdieStel-

lungnahmenundEinwändederamVerfahrenbeteiligten

TÖB,Kommunen,VerbändeundBürgerInnenerhält.

EinDiskurs,beidemübermehrereRundenArgumente

ausgetauschtwerden,istinnerhalbderVerfahrennicht

beabsichtigtundkommtauchnichtzustande.Eswird

davonausgegangen,dassderVorhabensträgerallenot-

wendigenSchritteunternimmt,umeinEinvernehmenmit

denbetroffenenBürgerInnenherzustellen.

InnerhalbdesPFVbietenlediglichdieErörterungster-

mineundderenargumentativeVorbereitungdurchden

VorhabensträgerAnsätzefüreineoffeneDebatte.Die

BetroffenenkönnenihreEinwändevorbringenundder

Vorhabensträgermussaufdiesereagieren.Aufdessen

ArgumentekönnendieBetroffenendannwiederumnur

reagieren,wennsiespontanüberdieentsprechenden

Argumenteverfügen–esbleibtdenBürgerInnenkeine

Zeit,sichmitdenÄußerungendesVorhabensträgers

ausführlicherauseinanderzusetzen.Dazukommt,dass

dieArgumentedesVorhabensträgersindenErörte-

rungsterminenvondenBürgerInnenteilweisealszu

technischundunverständlichempfundenwurden.Eine

Konsequenzdarauswar,dasssichdieBürgerinitiativen

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EnErgiEwEndE und bürgErbEtEiligung: ÖffEntlichE AkzEptAnz von infrAstruktur-projEktEn Am bEispiEl dEr „thüringEr strombrückE“

30

indenTerminendurchjuristischeundtechnischeExper-

tenvertretenließen.

DiegrößteKritikderBürgerinitiativenandenformellen

VerfahreninThüringenistjedoch,dassdieÜberprüfung

derNotwendigkeitdes380-kV-Netzausbauvorhabensund

derentsprechendediskursiveAustauschvonArgumenten

verhindertwurden.DurchdiefürallePFVverbindliche

FestschreibungderenergiewirtschaftlichenNotwen-

digkeitimEnLAGwurdediesonstimPFVerforderliche

BegründungderInfrastrukturmaßnahmeüberflüssig.Für

denVorhabensträgerbestanddaherzukeinemZeitpunkt

dieVeranlassung,dieNotwendigkeitdes380-kV-Netzaus-

bausdarzulegenodermitdenBürgerinitiativenzudisku-

tieren,wasdiesejedochbiszumheutigenTageinfordern.

DiedamaligeBundesregierungsowiedieBefürworterdes

EnLAGimBundestaghabenganzbewusstdendiskursiven

AustauschvonArgumentenzudieserFrageunterbunden,

umdieVerfahrenzubeschleunigen.

5.1.2.4 diskursivE ElEmEntE in dEn informEllEn

prozEssEn

DieBürgerinitiativen,einzelneKommunenundLandtags-

abgeordnetehabenversucht,mitdemVorhabensträger,der

Landesregierung,derverfahrensführendenBehördeundmit

denBundesministerienfürWirtschaftundUmweltineinen

Dialogzur380-kV-LeitungdurchThüringenzutreten.

IndenInterviewswurdedeutlich,dassalleDiskursan-

gebotezurprinzipiellenNotwendigkeitderLeitungvom

Vorhabensträger,vonderLandesregierungundvonden

Bundesministerienverweigertwurden.

DieDiskursangebotezualternativenTechnologienfürdie

380-kV-LeitungwurdenvomVorhabensträgerauchsehr

langeverweigert.ErstkurzvorEndedesPFVzumzweiten

BauabschnitträumtederVorhabensträgerineinemErör-

terungsterminunterAnwesenheitderverfahrensführen-

denBehördeein,dassbestimmteAlternativvorschläge

derBürgerinitiativentechnischmachbarseien,waserbis

dahinimmerverneinthatte.

DieDialogezumkonkretenVerlaufder380-kV-Leitung

zwischenVorhabensträger,denTÖBundderbetroffenen

BevölkerungvorOrthabengutfunktioniertundergaben

eineweitgehendeOptimierungdesStreckenverlaufs.

AusSichtdesVorhabensträgershabendieBürgeriniti-

ativenundeinzelneKommunenwieGroßbreitenbach

dendiskursivenAustauschvonArgumentenblockiert,

indemsieargumentierten,dasserstdieNotwendigkeit

der380-kV-Leitungbelegtwerdenmüsse,bevormanan

weiterenGesprächenzuRealisierungsdetailsteilnimmt.

ErschwertwurdederDialoglautAussagedesVorhaben-

strägersauchdurchdieDurchführunggroßformatiger

Diskussionsveranstaltungen,indenennichtankonkreten

ProblemenderStreckenführunggearbeitet,sondernsehr

breitundvielschichtigdiskutiertwordensei.Zumeinen

könnteninsolchenVeranstaltungendieangesprochenen

komplexenSachverhalteniebefriedigendundabschlie-

ßenderklärtunddiskutiertwerden.Zumanderenseien

dieDiskussionenlautVorhabensträgerteilweiseunsach-

lichgeführtworden,dasieauffehlendemFachwissen,

politischemKalküloderideologischenÜberlegungen

aufbauten.

5.1.3 EinflussnAhmE Auf diE EntschEidungEn in dEn

prozEssEn

EinedirekteEinflussnahmederbeteiligtenBürgerInnen,

Verbände,KommunenundLandespolitikerInnenaufdie

Entscheidungen,diefürdas380-kV-Netzausbauvorhaben

relevantsind,gabesnicht.

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31

EnErgiEwEndE und bürgErbEtEiligung: ÖffEntlichE AkzEptAnz von infrAstruktur-projEktEn Am bEispiEl dEr „thüringEr strombrückE“

DieThüringerLandesregierungwarhingegenaufderge-

setzgeberischenEbenederEUunddesBundesinvolviert

undhatesnachAnsichtderVertreterInnenderBürger-

initiativenversäumt,diesenSpielraumzunutzen,um

einefürdieBetroffenenakzeptablereLösunganzustre-

ben.VonErfolgwärendieseBemühungenlautAuskunft

einzelnerLandtagsabgeordneteraufgrundderdamaligen

Mehrheitsverhältnissewahrscheinlichnichtgewesen.

InnerhalbderformellenVerfahrenROVundPFVtrifftal-

leindieverfahrensführendeBehördedieEntscheidungen.

IndeninformellenProzessenselbstwerdenkeinefürdas

NetzausbauvorhabenrelevantenEntscheidungengetrof-

fen,sondernEinflussgeneriert,mitdemaufdieEnt-

scheiderimformellenVerfahreneingewirktwerdensoll.

SokonntenbeteiligteBürgerInnenundInteressengrup-

pendieEntscheidungenzum380-kV-Netzausbauvorha-

benbezüglichdes„Wie“,nichtjedochdes„Ob“durch

ihreStellungnahmenundEinwändebeeinflussen.Diese

WirkungaufdieEntscheidungistdenmeistenBürgerIn-

nenjedochnichtbewusst,daesfürsiepraktischkeine

offizielleReaktiondesVorhabensträgersbzw.derver-

fahrensführendenBehördeaufihreStellungnahmenund

Einwändegab.IndenInterviewsmitVertreterInnender

Bürgerinitiativenwurdedeutlich,dassdieMehrheitder

beteiligtenBürgerInnennichtdasGefühlhat,dassdie

geäußertenMeinungenundBedenkengehörtundinder

Entscheidungberücksichtigtwurden.

NebendenStellungnahmenundEinwändenalsTeilder

formellenVerfahrenermöglichtegeradederProtestder

BürgerInnenundInteressenvertretungenaußerhalbdieses

formellenRahmenseineweitereEinflussnahmeaufdie

ErgebnissederformellenVerfahren.DurchdieInforma-

tions-undMedienarbeitderBürgerinitiativen,Interessen-

vertretungenundVerbändebliebenvieleAktiveengagiert

undderProtestgegendasNetzausbauvorhabensichtbar

–wasteilweisezueinerverändertenKooperationsbereit-

schaftdesVorhabensträgersführteunddamitAlternativen

zuursprünglichenPlanungenermöglichte.

5.2 EinflüssE Auf diE AkzEptAnz

Das380-kV-NetzausbauvorhabeninThüringenisteine

InfrastrukturmaßnahmemitzahlreichenEingriffenin

dasLandschaftsbild,dieNaturundindiepersönliche

LebensumgebungvielerMenschen.Daheristesnicht

verwunderlich,dassdieAkzeptanzfürsolcheinProjekt

–insbesonderebeidendirektBetroffenen–ehergering

ist.Saloppformuliertkönntemansagen,dassniemand

riesigeStrommasteninseinemGartenhabenmöchte.

Diesenot-in-my-backyard-Auffassung(NIMBY)vieler

BürgerInnenbestätigenVertreterInnenderBürgerin-

itiativen,desVorhabensträgersundniederländischer

Nichtregierungsorganisationen,dieimBereichdesNetz-

ausbausaktivsind.

DiegeringeAkzeptanzistjedochkeineallgemeingültige

ProblematikdesNetzausbauvorhabens.DasThüringer

Landesverwaltungsamt(TLVwA)alsverfahrensführende

BehördesowiederVorhabensträger50HertzTransmission

GmbHbestätigen,dassdiePlanungs-undGenehmi-

gungsverfahrenfürdenerstenBauabschnittvonLauch-

städtnachVieselbachohnegroßeProtesteinkurzerZeit

abgeschlossenwerdenkonnten.DieAntragskonferenz

desROVwurdeam17.08.2004durchgeführtunddasPFV

wurdeam20.12.2007abgeschlossen.

DassgroßeInfrastruktur-Maßnahmeninjüngster

VergangenheitzunehmendaufwenigAkzeptanzund

großeProtestestoßen,erklärteinVertreterdesTLVwA

miteinergesellschaftlichenVertrauenskrise,diedas

VerhältniszwischenBevölkerung,PolitikundWirtschaft

erschüttert.EinwachsenderTeilderBevölkerungseider

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EnErgiEwEndE und bürgErbEtEiligung: ÖffEntlichE AkzEptAnz von infrAstruktur-projEktEn Am bEispiEl dEr „thüringEr strombrückE“

32

Meinung,dassBürgerinteressennichtmehrausreichend

inexistierendenrechtsstaatlichenVerfahrenvertreten

werdenwürden.VonWirtschaftsunternehmenwerde

misstrauischangenommen,dasssieihreEigeninteressen

bedenkenlosdemSchutzöffentlicherGüterüberordnen.

DiezahlreichenSkandaleundBeispielefürdieProfitgier

undfehlendesozialeVerantwortungeinzelnerUnterneh-

menmögendafüreineUrsachesein.

AusdiesenÜberlegungenherausstelltsichfürdenVer-

treterdesTLVwAnichtdieFrage,wiesichdieAkzeptanz

vonNetzausbauvorhabensteigernlässt.DieAkzeptanz-

förderungsetzevielfrüheranundesseivielmehrzu

klären,inwieweitundunterwelchenBedingungendie

Gesellschaftbereitsei,weitereInfrastruktur-Projekte

mitzutragen.EinewesentlicheVoraussetzungdafür

könntentransparenteDebattensein,indenenüberdie

Zielsetzungen,diemitdenjeweiligenInfrastruktur-Maß-

nahmenverfolgtwerden,diskutiertwirdunddarüber,

obdiesefürdieGesellschaftnotwendigoderzumindest

akzeptabelsind.

AmBeispieldes380-kV-NetzausbauvorhabensinThürin-

genlässtsicherkennen,dassdieZielederInfrastruktur-

MaßnahmegegenüberderBevölkerungnichtausreichend

geklärtwurdenundeinmalvorgegeben,aufkeinegroße

AkzeptanzbeiderbetroffenenBevölkerungstießen.Die

ungeklärteNotwendigkeitder380-kV-Leitungistneben

dernot-in-my-backyard-ProblematikdasgrößteHinder-

nisfürdieAkzeptanzdes380-kV-Netzausbauprojektes.

DabeilehnendieBürgerinitiativenundbetroffenen

KommunendenUmbaudesEnergiesystemshinzueiner

verstärktenNutzungErneuerbarerEnergiennichtab.

Sievermutennur,dassdieLeitungnichtausschließlich

diesemZieldienensollbzw.garnichtnotwendigsei,um

dasZielzuerreichen.

DieProzesseumdas380-kV-NetzausbauprojektinThü-

ringenkonntendiegeforderteTransparenznachEindruck

vielerBürgerInnen,Bürgerinitiativen,Landespolitiker

undVertreterderUmweltverbändebishernichtherstel-

len.DarüberhinaushabensiewederfürGlaubwürdigkeit

undVertrauenzwischendenbeteiligtenInteressengrup-

pennochfüreinenechtendiskursivenAustauschvonAr-

gumentengesorgt.DiegrundsätzlicheAkzeptanzwurde

dahernichtwesentlichgesteigert.

AndersverhältessichmitderlokalenOptimierungdes

StreckenverlaufsunddereingesetztenTechnologieder

380-kV-Leitung.HierwurdensehrvieleStellungnahmen

undEinwändeinderPlanungberücksichtigtunddadurch

Konfliktebefriedet.Zusammenfassendlässtsichfest-

halten,dassdiePlanungs-undAbstimmungsprozesse

zumNetzausbauvorhabenwenigpositiveWirkungaufdie

grundsätzlicheAkzeptanzdesInfrastruktur-Projektes

hatten.BeiderlokalenOptimierungderPlanungenaber

zumgrößtenTeilbestehendeKonfliktebefriedetwerden

konntenundteilweiseeineAkzeptanzfürdas„Wie“des

Projektserreichtwurde.

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EnErgiEwEndE und bürgErbEtEiligung: ÖffEntlichE AkzEptAnz von infrAstruktur-projEktEn Am bEispiEl dEr „thüringEr strombrückE“

5.3 zusAmmEnfAssung dEr stärkEn und schwächEn dEr prozEssE

DeliberativeDimension

Stärke Schwäche

FormelleVerfahren

Akti

vier

ung

zur

Bete

iligu

ng

EU-Entscheidungen•KonsultationvonVertreterInnenderZivilge-

sellschaftdurchdieEU-Kommissionenwäh-

rendderVorbereitungeinerEU-Entscheidung

Bundesgesetzgebung

ROV/PFV•KlaregesetzlicheRegelungen,diefestlegen,

welcherAkteurinwelcherFormeinzubindenist

•VerfahrensführendeBehördeübernimmt

AktivierungderTÖBundInteressengruppen

imROVundPFV

EU-Entscheidungen•KeineklarenRegelungen,werwanndurchdieEU-

Kommissionzukonsultierenist

Bundesgesetzgebung

ROV/PFV•InformationderÖffentlichkeitimRahmendesROV

undPFVausschließlichdurchAnzeigeinAmts-

blättern,AuslagederPlanungsunterlageninden

Kommunenund–sehrspätimVerfahren–durch

Anhörungstermine

•RelativzumUmfangderPlanungsunterlagenwenig

ZeitfürEinsicht(mehralszehnAktenordnerDa-

tenumfang)

•AufErörterungstermineundMöglichkeitender

BeteiligungwirdzwingendnurinAmtsblättern

hingewiesen,diekaumvonderBevölkerungge-

lesenwerden.InwieferndieMedienberichterstat-

tungentsprechendeInformationenliefert,kann

nichtsichergesagtwerden,dadieseEntscheidung

redaktionellenÜberlegungenunterliegt.

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EnErgiEwEndE und bürgErbEtEiligung: ÖffEntlichE AkzEptAnz von infrAstruktur-projEktEn Am bEispiEl dEr „thüringEr strombrückE“

34

DeliberativeDimension

Stärke Schwäche

InformelleProzesse

Akti

vier

ung

zur

Bete

iligu

ng

•KeineklarenRegelungenzurbreitenAktivierung

•Vielprivates,zeitlichesundfinanziellesEngage-

mentnotwendig,umbreitzuaktivieren

•KeinebestehendenOrganisationsstrukturenundda-

durchkeinewirksameArbeitsteilungzwischenden

engagiertenBürgerInnenzuBeginnderProzesse

DeliberativeDimension

Stärke Schwäche

FormelleVerfahren

Mei

nung

sbild

ung

durc

hIn

form

atio

n

EU-Entscheidungen

Bundesgesetzgebung

ROV/PFV•Antragskonferenzfindetausreichendzeitig

statt,umdenInformationsbedarfzubestimmen

•VerfahrensführendeBehördekonzentriert

allenotwendigenInformationen

•TLVwAhatdasRecht,relevanteInformati-

oneningewünschtemUmfangundallge-

meinverständlichvomVorhabensträger

einzufordern

EU-Entscheidungen

BundesgesetzgebungDurchdasEnLAGkonnten„Gutachtenkriege“nicht

vermiedenwerden.47BürgerinitiativenundKom-

munensuchteneinenWeg,docheinGutachtenzur

Notwendigkeiterstellenzulassen,Landesregierung

zogmiteigenemGutachtennach

ROV/PFV•InformationenstammenzumGroßteilvomVorha-

bensträgerundwerdennichtimmerüberprüft

PlanungsunterlagenwerdenerstmitdemStartdes

ROVbzw.PFVveröffentlicht.

47UrsprünglicheIntentionderBundesregierung,umdieVerfahrenzubeschleunigen–sieheauchAnhangzurdetailliertenBewertungderProzesse

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EnErgiEwEndE und bürgErbEtEiligung: ÖffEntlichE AkzEptAnz von infrAstruktur-projEktEn Am bEispiEl dEr „thüringEr strombrückE“

DeliberativeDimension

Stärke Schwäche

InformelleProzesse

Mei

nung

sbild

ung

durc

hIn

form

atio

n

•TLVwAhatRolledes„Moderators“zwischen

BeteiligtenundVorhabensträgerübernommen

•DieimRahmendesPFVausgelegtenPla-

nungsunterlagenenthieltenAngabenzum

konkretenVerlaufderTrasse.

•Vorhabensträgerlieferteaufentsprechende

NachfragenindenErörterungs-undAnhö-

rungsterminenweitereInformationen

•DiebetroffenenKommunenhabenein

ExpertengutachteninAuftraggegebenund

sichselbstsachkundiggemacht

•InformationenzumNetzausbauvorhabensindsehr

vielfältigundsehrkomplex

•BeschränktezeitlicheundfinanzielleRessourcen

derBürgerInnenzurInformationsbeschaffungund

-aufarbeitung

•BürgerInnenundKommunenmüssenStudieselbst

finanzieren

•Informationenteilweisezufachspezifisch,umsie

alsLaievollständigzuverstehen,Einschätzungen

vonExpertensindnotwendig

•InformationspolitikdesVorhabensträgersunzu-

reichend,d.h.teilweiseFehlinformationensowie

FreigabeeinigerInformationennuraufDruckder

ÖffentlichkeitoderdesTLVwA

45Zit.nachRitzi,C.,Schaal,G.S.:WieBürgerbeteiligungbessergelingt.In:vhwFWS2/März-April201146Ritzi,C.,Schaal,G.S.:WieBürgerbeteiligungbessergelingt.S.2,In:vhwFWS2

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EnErgiEwEndE und bürgErbEtEiligung: ÖffEntlichE AkzEptAnz von infrAstruktur-projEktEn Am bEispiEl dEr „thüringEr strombrückE“

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DeliberativeDimension

Stärke Schwäche

FormelleVerfahren

Mei

nung

sbild

ung

durc

hdi

skur

sive

nAu

stau

sch

von

Argu

men

ten

EU-Entscheidungen

Bundesgesetzgebung

ROV/PFV•ErörterungsterminesindguterAnsatzfürar-

gumentativenAustausch,daBetroffeneund

VorhabensträgerindirektenAustauschtreten

•WesentlichePlanänderungendurchStel-

lungnahmen,EinwändeoderErörterungs-

termineführenzueinerumfangreichen

ÜberarbeitungderPlanungenundzueinem

neuenPFVinklusiveAuslege-undErörte-

rungszyklus

•VorhabensträgernimmtEinwändeernst

EU-Entscheidungen

Bundesgesetzgebung•DurchgesetzlicheFestschreibungderNotwendig-

keitimEnLAGistderdiskursiveAustauschvon

ArgumentenzurFragestellungderNotwendigkeit

unterdrücktworden

ROV/PFV•ImROVundPFVkeinDiskursgeplant,dadiesPrüf-

verfahrensind,lediglichAustauschvonArgumen-

tenimDialogüberTLVwA

•ArgumentedesVorhabenträgersaufdieeinge-

reichtenStellungnahmenundEinwändewerden

erstinErörterungsterminenbekanntgegeben

•KommunenhabenihreMöglichkeitenimPFVnicht

genutzt

•ImROVgibteskeinendirektenAustauschzwischen

VorhabensträgerundBedenkenträgern

•ImPFVgibteskeinendirektenAustauschzwischen

VorhabensträgerundBedenkenträgern.Argumen-

tekönnennurwährenddesErörterungstermins

ausgetauschtwerden

•ErörterungsterminefindenrelativspätimVerfah-

renstatt

•FürdenAustauschzwischendenBeteiligtenist

offiziellkeinModeratorfestgelegt

•DieErörterungsterminewarenvondenBürgerIn-

nennurschlechtbesucht

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37

EnErgiEwEndE und bürgErbEtEiligung: ÖffEntlichE AkzEptAnz von infrAstruktur-projEktEn Am bEispiEl dEr „thüringEr strombrückE“

DeliberativeDimension

Stärke Schwäche

InformelleProzesse

Mei

nung

sbild

ung

durc

hdi

skur

sive

nAu

stau

sch

von

Argu

men

ten

•DerDialogmitdenBürgerInnenhatnütz-

licheErgebnissefürdasgesamteProjekt

hervorgebracht.

•DievondenbetroffenenBürgerInnenund

KommuneninAuftraggegebeneStudiehat

nebendenEinschätzungenzurNotwendig-

keitderTrasseauchdieAnwendungvon

Alternativ-TechnologienzurErtüchtigung

bestehenderLeitungenbefördert.

•DurchdasBürgerengagementwurdenDebat-

tenimThüringerLandtagalsauchimBundes-

tagangeregtunddieProblemedes380-kV-

Netzausbauvorhabensöffentlichgemacht.

•ImLaufedesGesamtprozesseshatsichein

gegenseitigesVerständniszwischenVorha-

bensträgerundBürgerinitiativenentwickelt.

DieAtmosphärederAuseinandersetzungen

wurdedadurchzunehmendsachlicher.

•IndirektkonntenallebeteiligtenBürgerIn-

nenundInteressengruppendieEntschei-

dungeninderWeisebeeinflussen,alsdass

sierelevanteInformationenwieStellung-

nahmen,EinwändeundGutachtenindie

formellenVerfahreneingebrachthaben.

•KlaregesetzlicheRegelungenfürZeitpunkt,

FormundAusmaßderBeteiligungundfürden

UmgangmitdenBeteiligungsergebnissen

•BürgerinitiativenhabenMöglichkeitenzur

Stellungnahmegenutzt

•GegenseitigeVorwürfeunkonstruktivenVerhaltens

beiallenBeteiligten,vorallemindenfrühenPha-

senderProzesse

•DiskurswirdvonbeidenSeitenblockiert.Vor-

habensträgerhieltInformationenzurückund

Betroffeneschätzenihnalsunehrlichein.Vorha-

bensträgerbewerteteinenTeilderEinwändeals

uninformiertoderideologischgeprägt

•LandesregierungundLandesministerienver-

weigerteneineDiskussionüberdieprinzipielle

NotwendigkeitdesNetzausbauvorhabens

•ErstdurchdieBeteiligungvonFachexperten

konntendieBürgerinitiativenindenErörterungs-

terminenaufAugenhöhemitdemVorhabensträ-

gerzutechnischenAspektender380-kV-Leitung

argumentieren.

•Vorhabensträgerbzw.Bürgerinitiativenhabenun-

terschiedlichguteZugängezuöffentlichenMedien

•GroßeDiskussionsveranstaltungenwarenfürden

diskursivenAustauschvonArgumentenunge-

eignet,konkreteProblemstellungenlassensich

dadurchnichtbearbeiten

•AufdergesetzgeberischenEbenederEUunddes

BundeswurdendieMöglichkeiten,diedieThüringer

Landesregierunghatte,nichtvollausgeschöpft.

•BürgerInnennahmendurchfehlendeRückkopp-

lungvomVorhabensträgerundTLVwAnichtwahr,

wieihreStellungnahmenundVorschlägeimVer-

fahrenberücksichtigtwurden

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EnErgiEwEndE und bürgErbEtEiligung: ÖffEntlichE AkzEptAnz von infrAstruktur-projEktEn Am bEispiEl dEr „thüringEr strombrückE“

38

6 AltErnAtivE vorgEhEnswEisEn / hAndlungsEmp-

fEhlungEn

IndiesemKapitelwerdenHandlungsempfehlungenund

Umsetzungsideenformuliert,diehauptsächlichauf

ErkenntnissenderAutorInnenbasieren,diesiedurchdie

geführtenInterviewserlangenkonnten.DesWeiteren

wurdenSchlussfolgerungenausderLiteraturrecherche

zurdeliberativenBeteiligungundausdenimRahmender

best-practice-AnalysegeführtenGesprächenmitVertrete-

rInnendesniederländischenWirtschaftsministeriumsund

einerniederländischenUmweltorganisationhinzugezogen.

DieHandlungsempfehlungenfolgeneinemzweigliedri-

genAufbau:ZuerstwirdinKürzedasjeweiligeProblem

dargestellt,dasindenProzessenzumThüringer380-kV-

Netzausbauvorhabenaufgetretenist.Danachwirddie

entsprechendeHandlungsempfehlunggegebenundwo

möglichdurchkonkreteUmsetzungsideenuntersetzt.

Grundlagenfürden380-kV-Netzausbau

GrundlegendeEntscheidungenzum380-kV-Netzausbauwer-

densowohlaufEU-alsauchaufnationalstaatlicherEbene

getroffen.Dievonkonkreten380-kV-Netzausbauprojekten

betroffenenBürgerInnenwollenzumindestverstehen,wa-

rumdieseMaßnahmennotwendigsind.BeiallenGrundla-

genentscheidungenzumAusbausinddaherdieNotwendig-

keitunddiemitdenMaßnahmenverfolgtenZielsetzungen

aufderBasistransparenterDatendarzulegen.

FürDeutschlandistvordiesemHintergrundeinplausib-

lesundvoneinerbreitenBevölkerungsmehrheitgetra-

genesEnergiekonzeptnotwendig,dasdieEU-Zielezum

Energiesystemintegriertundausdemnachvollziehbar

dieVorgabenfürdeninnerdeutschen380-kV-Netzausbau

abgeleitetwerden.AufgrunddieserVorgabensollteein

Bundes-Netzplanerstelltwerden,derdetailliertbe-

schreibt,zwischenwelchenNetzknotenpunktenStrecken

neugebaut,erweitertoderertüchtigtwerdensollen.

DasEnergiekonzeptwurdeimKontextderEnergie-wendevonderBundesregierungbereitsvorgelegt.EinentsprechenderNetzentwicklungsplanwirdderzeitvondenÜbertragungsnetzbetreibernerarbeitet.

WelcheTrassenfürdieseVerbindungengeeignetsind,

sollteaufBundeslandebeneunterZuhilfenahmedes

Know-howderRegionalenPlanungsgemeinschaften

herausgearbeitetundentschiedenwerden.Hierist

insbesonderevonBedeutung,dassVorschlägefürTras-

senalternativennichtalleinvomVorhabensträgerindie

Verfahreneingespeistwerdenkönnen,sondernauchvon

derLandesregierung.SollteesaufgrundverteilterZu-

ständigkeitenbeibundeslandüberschreitendenProjekten

zuVerzögerungenkommen,mussnachAblaufeinerFrist

eineübergeordneteBundesbehördedasVerfahrenfürdie

FestlegungderPlanungskorridoreansichziehen.

DieaktuelleGesetzgebungverlagertentgegendieserEmpfehlungbeibundeslandübergreifendenNetzaus-bauvorhabendieraumordnerischeKompetenzaufdieBundesnetzagentur,diewiederumdieLandesbehördenindieVerfahreneinbindet.EinVorschlagsrechtfürbetroffeneBundesländerbezüglichalternativerTras-senkorridoreistmittlerweileimNetzausbaubeschleu-nigungsgesetzÜbertragungsnetze(NABEG)verankert.DesWeiterenkannauchdieRaumverträglichkeitein-zelnerTrassenkorridoreohneeinenkonkretenAntragdesNetzbetreibersgeprüftwerden.

Denkbarwäreauch,dassdiegrundsätzlichgeeigneten

Korridorefürdie380-kV-Verbindungenalleindurchdie

PlanungsbehördendesBundeslandeserarbeitetwerden

unddieLandesregierungalsVorhabensträgerinimROV

auftritt.GrundlagedafürsolltedervondenNetzbetrei-

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39

EnErgiEwEndE und bürgErbEtEiligung: ÖffEntlichE AkzEptAnz von infrAstruktur-projEktEn Am bEispiEl dEr „thüringEr strombrückE“

bernangemeldeteBedarffürNetzausbausein.Sobald

möglicheKorridoreaufgrundlandesplanerischerÜber-

legungenfestgelegtsind,wirdderNetzbetreiberfürdie

konkreteTrassierungimRahmendesPFVhinzugezogen.

BeiderFestlegungderkonkretenStreckenmussder

jeweilsaktuelleStandderTechnologiezurKapazitätsaus-

weitungbestehenderLeitungenberücksichtigtwerden.

FürdenNeubauvonStreckenmüssentechnologisch

undwirtschaftlichmachbareAlternativenwiez.B.

GleichstromübertragungoderErdverkabelungebenso

wieMöglichkeitenderBündelungvonInfrastrukturmaß-

nahmenBerücksichtigungfinden.Zielmussessein,die

zusätzlicheBelastungfürMenschundNatursogeringwie

möglichzuhalten.DasEnergiekonzeptundderBundes-

NetzplansinddurchentsprechendeBeschlüssedes

BundestagesundBundesratszulegitimieren.Essollten

Zyklenverbindlichvereinbartwerden,indenenEnergie-

konzeptundBundes-NetzplaneinerRevisionunterzogen

werden,umsiehinsichtlichderneuestentechnologi-

schenEntwicklungenanzupassen.

DieaktuellenRegelungenimNABEGsehenmittlerweile

vor,dassderNetz-Bedarfsplan,deraufdemNetzentwick-

lungsplanderÜbertragungsnetzbetreiberbasiert,vom

GesetzgeberverabschiedetundineinemZyklusvondrei

Jahrenangepasstwird.

AktivierungzurBeteiligung

Problem:

DieBürgerInneninThüringenhabenvondenÜberlegun-

genaufEU-undBundesebenezum380-kV-Netzausbau

nichtserfahren.

ImZugederkonkretenPlanungs-undGenehmigungs-

verfahrenerhältdieÖffentlichkeitersteInformationen

zurInfrastrukturmaßnahmeerstdurchdieAnzeigeder

EröffnungdesROVunddesPFVinAmtsblättern,durch

dieAuslagederPlanungsunterlagenindenKommunen

unddurchdieAnhörungs-bzw.Erörterungstermine.

DieseInformationsmedienwerdennichtvonallenTeilen

derBevölkerunggenutzt.ZudemerfolgtdieInformation

erstnach(!)ErstellungderPlanungsunterlagendurch

denVorhabensträger.Voneinerentsprechendenzuverläs-

sigenBerichterstattungindenlokalenbzw.regionalen

Medienkannnichtunbedingtausgegangenwerden,da

dieseredaktionellenÜberlegungenunterliegt.

Handlungsempfehlung:

BeiPlanungenzum380-kV-NetzausbauaufEU-und

BundesebenemussesverbindlicheineVorabinformation

derBürgerInnenindenpotenziellbetroffenenRegionen

geben.InteressenvertreterInnenderZivilgesellschaftaus

denbetroffenenRegionenmüsseninnerhalbdesPla-

nungsprozesseszurBeteiligunginformiertwerden.Auf

EU-EbenekanndasInstrumentderKonsultationwährend

derErarbeitungvonEntwürfenvonEU-Rechtsvorschrif-

tendazugenutztwerden.

DieklarengesetzlichenRegelungen,welcherAkteur

wannundinwelcherFormindieformellenVerfahren

ROVundPFVeinzubindenist,solltenbeibehaltenund

ergänztwerden.DieFederführungdesVerfahrenssollte

wiebisherinderHandeinerBehördeliegen,diefürdie

AktivierungallerInteressengruppenzuständigist.Für

dieseAktivierungmüssenzusätzlichzudenbestehenden

InformationsmedienandereKommunikationsmittelwie

AnzeigeninTageszeitungen,Hinweiseaufkommunalen

InformationsportalenimInternet,MeldungenundBei-

trägeimLandesradio/Landes-TVeingesetztwerden.

DieaktuellenRegelungenimNABEGsehenzumindestbeibundeslandübergreifendenNetzausbauvorhaben

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EnErgiEwEndE und bürgErbEtEiligung: ÖffEntlichE AkzEptAnz von infrAstruktur-projEktEn Am bEispiEl dEr „thüringEr strombrückE“

40

einebreiteInformationderÖffentlichkeitmittelsInternetundlokaler/regionalerMedienvor.

SpätestensnachderAntragskonferenzzumROVund

damitnochvordemeigentlichenBeginndesROVmuss

dasbreiteInformierenderÖffentlichkeiteinsetzen,um

denBürgerInnenausreichendZeitzugeben,Argumente

zuprüfensowiesichzuorganisierenundweitereBevöl-

kerungsgruppenzurBeteiligungzuaktivieren.Diesließe

sichdurchentsprechendeverbindlicheVorgabenfürdie

BürgermeisterInnenrealisieren,diealsVertretungder

betroffenenKommunenanderAntragskonferenzteil-

nehmen.Siekönnenzusammenmitderverfahrensfüh-

rendenBehördedieBevölkerungihrerGemeindenüber

diebevorstehendeInfrastrukturmaßnahmeundüberdie

BeteiligungsmöglichkeitenimPlanungs-undGenehmi-

gungsverfahreninformierenunddieSelbstorganisation

vonBürgerinitiativenunterstützen.GeradederVersuch,

diePlanungs-undGenehmigungsverfahrenzubeschleu-

nigen,indemdieBürgerInnenerstsehrspätindiePro-

zesseeinbezogenwerden,isthöchstwahrscheinlichzum

Scheiternverurteilt,dadieVorhabenspätermitallen

Mittelnverzögertwerden(Proteste,Rechtsstreitigkeiten

etc.).EinefrühzeitigeernsthafteBeteiligungdürfte

hingegenProtesteundStreitigkeitenzueinemspäteren

Zeitpunkt,zudembereitsvielZeitundAufwandindie

Planunggeflossensind,sehrstarkreduzieren.Zumeinen

ließesichdadurchwahrscheinlichdieAkzeptanzder

BürgerInnen–sowohlfürdasVerfahrenalsauchfürdas

Planungsergebnis–steigernalsauchunnützerPlanungs-

aufwandvermeiden.

MeinungsbildungdurchInformation

Problem:

DennichtformellandenVerfahrenROVundPFVBeteiligten

stehtwenigZeitzurVerfügung,umsichindiesehrumfang-

reichenundkomplexenPlanungsunterlagenundHinter-

grundinformationeneinzuarbeiten.Zudembehindernauch

diebegrenztenfinanziellenRessourcenundderoftmalsnicht

vorhandeneSachverstanddieInformationserschließung.

EinweitererdieInformationsbeschaffungerschwerender

UmstandisteineetwaigeunzureichendeInformations-

politikdesVorhabensträgers.Fehlendebzw.falsche

InformationenverursacheneinengroßenÜberprüfungs-

aufwandbeiBürgerinitiativenundanderenInteressen-

gruppenundbergendasRisiko,denVorhabensträger

unglaubwürdigerscheinenzulassen.

Handlungsempfehlung:

AusgehendvondenErfahrungeninThüringen,scheint

einewesentlicheGrundlagefüreinkonstruktivesund

effizientesPlanungs-undGenehmigungsverfahrendie

ausführlicheInformationallerBeteiligtenüberSinnund

ZweckdesNetzausbau-VorhabenssowieüberdenAblauf

undFortschrittderformellenVerfahrenzusein.Dafür

reicheneinmaligeInformationsveranstaltungenoder

BekanntmachungeninAmtsblätternnichtaus.

VielmehrsolltenumfangreicheInformationsangebote

zumindestimInternetundeventuellinDokumentations-

zentrenindenbetroffenenRegionenrealisiertwerden,

indenengeschultesPersonalwährendarbeitnehmer-

freundlicherÖffnungszeitenAuskunftgebenkann.Die

InformationensolltenregelmäßigdemneuenEntwick-

lungs-undKenntnisstandangepasstwerden.

ImInternetsowiefürdieDokumentationszentrenaber

auchfürsonstigeInformationsveranstaltungenmüssendie

Fachinformationen,zumBeispieldurchExpertInnen,redakti-

onellderartaufgearbeitetwerden,dassdieseauchvonLaien

verstandenundnachvollzogenwerdenkönnen.DieseSchritte

würdendieTransparenzdesVorhabenswesentlicherhöhen.

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EnErgiEwEndE und bürgErbEtEiligung: ÖffEntlichE AkzEptAnz von infrAstruktur-projEktEn Am bEispiEl dEr „thüringEr strombrückE“

VonderverfahrensführendenBehördekönnteflankierend

zumVerfahreneineArtReaderimInternetzusammenge-

stelltwerden,derallePro-undKontra-Argumentezum

Infrastrukturprojektaufzeigtundregelmäßigaktuali-

siert.DashättedenVorteil,dassnichterstamEndeder

VerfahrenallewesentlichenEinwändeundStellungnah-

menimRahmendesBeschlussesderverfahrensführen-

denBehördeveröffentlichtwerden.

AufaufeinereigensfürdasInfrastrukturprojektgeschaffe-

nenInternetseite,könnteeineständigeEinsichtnahmein

allewesentlichenInformationenundDokumentedesVer-

fahrensermöglichtwerden.GuteErfahrungenhatdiesbe-

züglichdasLandNiedersachsengemacht,woderNetzbetrei-

berTenneTTSOGmbHunddieverfahrensführendeBehörde

dieOnline-Plattform„Beteiligung.Online“einsetzen.

EineweitereMöglichkeitbestehtdarin,dassderVorha-

bensträgereinenbestimmtenGeldbetragzurVerfügung

stellt,mitdemBürgerInnenundKommunenselbstGut-

achterbeauftragenkönnen,umsichdaserforderlicheEx-

pertenwisseneinzukaufen.DabeikönnenQualifikations-

kriterienandieAuswahldesExpertengestelltwerden.

AlternativdazukönntenallebeteiligtenInteressen-

gruppenExpertenineinegemeinsameGutachtergruppe

entsenden,diedanndieerforderlichenInformationen

erarbeitet.DamitwärendieErgebnissederGutachtenfür

alleBeteiligtenglaubhaftundakzeptabel.

Zudemisteswichtig,dieKompetenzenderverfahrens-

führendenBehördesozustärken,dasssieallenotwen-

digenInformationenvomVorhabensträgerabfordern

kann–entwederinFormstrengererAnforderungenan

dieQualitätderAntragsdokumenteoderwährenddes

laufendenVerfahrens.Diessolltenu.a.folgendeInfor-

mationensein:

•dieBegründungderNotwendigkeitderMaßnahme

inklusivederDaten,aufdenendieBegründungbasiert,

z.B.aktuellerundzukünftigerÜbertragungsbedarf

undBedeutungfürdieLeitungskapazität,Regelungder

Netzstabilität,EU-Energie-Binnenmarkt,

•möglicheAlternativenzumLeitungsneubau,derenVor-

undNachteileundtechnischenPotenziale,

•dieKostenfürden380-kV-Leitungsneubauunddie

WirtschaftlichkeitsrechnungenfürallemöglichenAlter-

nativen,z.B.auchdesAusbausbestehenderNetze,

•diePlanungsunterlagen.

Zubeachtenist,dassderVorhabensträgereinwirtschaft-

lichesEigeninteresseamErgebnisderVerfahrenhatoder

zumindesthabenkönnte.DaherbestehtdieMöglichkeit,

dassseineDaten–berechtigtodernichtberechtigt–als

tendenziöswahrgenommenwerden.IndenNiederlan-

denwirdausdiesemGrundvonderverfahrensführenden

Behörde,diezumWirtschaftsministeriumgehört,die

ÜberprüfungallerwesentlichenAngabendesVorhabens-

trägersdurchunabhängigeExpertenangestoßen.Dieses

VorgehenließesichauchfürDeutschlandübernehmen.

ZurbesserenInformationgehörtauch,dassdieHinter-

gründeundgrundlegendenEntscheidungen,Gesetze,

ProtokollevonEU-Kommission,Bundesrats-undBundes-

tags-Debattenzugängiggemachtwerden,dadieBürge-

rInnenzuBeginnihrerBeteiligungnormalerweisenicht

wissen,welcheInformationenrelevantsind.

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EnErgiEwEndE und bürgErbEtEiligung: ÖffEntlichE AkzEptAnz von infrAstruktur-projEktEn Am bEispiEl dEr „thüringEr strombrückE“

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MeinungsbildungdurchdiskursivenAustauschvonArgumenten

Problem:

FürdieEbenederGesetzgebungkannfestgehaltenwer-

den,dassdiedamaligeThüringerLandesregierungimGe-

setzgebungsverfahrenzumEnergieleitungsausbaugesetz

(EnLAG)eineernsthafteDebattezurgeplantenStrecke

aufThüringerGebietnurunzureichendeingeforderthat.

AufderEbenederformellenVerfahrengilt,dassdie

Planungs-undGenehmigungsverfahren(ROVundPFV)

bishernichtaufeinenechtenAustauschvonArgumen-

tenundInformationenmitdemZielderErarbeitung

optimalerEntscheidungsalternativenabzielen.Esfindet

lediglicheinindirekterAustauschvonArgumentenüber

dieverfahrensführendeBehördestatt.DieAntwortendes

VorhabensträgersaufdieStellungsnahmenundEinwände

zumgeplantenVorhabenerfahrendieBetroffenenerstin

denErörterungsterminen.NurfindendieseTerminesehr

spätimVerfahrenstattundsindzeitlichstarkbegrenzt.

Handlungsempfehlung:

DieNotwendigkeitdesNeubausganzbestimmter380-kV-

Leitungensolltenichtgesetzlichfestgeschriebenwerden,

sonderndurchdenNetzbetreiberimPFVbegründetwer-

denundsomitindieErörterungeinfließen.AmBeispiel

Thüringenszeigtsich,dassdiebeabsichtigteBeschleuni-

gungderVerfahrendurchdiegesetzlicheFestschreibung

derenergiewirtschaftlichenNotwendigkeitderLeitung

nichterreichtwerdenkonnte.

DieLandesregierungsolltedieMöglichkeithaben,inlau-

fendenformellenVerfahrenwieROVundPFValternative

Trassenverläufevorzuschlagen,diederVorhabensträger

aufMachbarkeitzuuntersuchenhat.

Weiterhinistwichtig,diebetroffeneBevölkerungdirekt

nachderAntragskonferenzzumROVindasVerfahren

einzubinden.SokönnenFragen,VorbehalteundWider-

sprüchenochvorBeginnderkonkretenPlanungsarbeiten

durchdenVorhabensträgererkanntunddurchseineDe-

tailuntersuchungenbeantwortetbzw.indenPlanungen

berücksichtigtwerden.DieserübrigtspätereKorrekturen.

BeidiesersehrfrühenEinbindungderÖffentlichkeitist

jedochzubeachten,dassdenBürgerInnenundInter-

essengemeinschaftenausreichendZeitgegebenwird,

sichindieMaterieeinzuarbeiten,umdannsachlich

begründeteFragenaufzuwerfenbzw.Stellungnahmen

undEinwändeeinzubringen.Nurwennzumeinenauf

dieseBedenkenernsthaft–argumentativbzw.inder

Planung–eingegangenwird,kannerstenseingewisses

VertrauenindenProzessentstehenundkönnenzweitens

sonstlangwierigeProblemeinderAnfangsphaseausdem

Weggeräumtwerden.Sokannetwanebenderersten

AntragskonferenzeinezweiteAntragskonferenzsinnvoll

sein,inderexplizitdieBürgermeisterInnenderbetroffe-

nenKommunenzusammenmitVertreterInneneventuell

bereitsgegründeterBürgerinitiativenihregemeinsam

erarbeitetenFragestellungenundBedenkendemVorha-

bensträgerübermitteln,aufdiedieserinseinenDetail-

untersuchungeneingeht.

DiesefrüheInformationderBürgerInnenundIntegration

derwesentlichenBedenkenließensichdurchentsprechen-

deVerpflichtungenfürdieBürgermeisterInnenderbetrof-

fenenKommunenerreichen,dadieseanderAntragskon-

ferenzbeteiligtsindundStellungnahmenderKommunen

indasROVeinbringenkönnen.DieaktuellenRegelungen

desROVmüsstenentsprechendangepasstwerden,sodass

sieauchStellungnahmenundEinwändezulassen,diesich

nichtaufKriterienderRaumverträglichkeitbeziehen.Die

verfahrensführendeBehördehättedanndieAufgabe,die-

seEinwändeundStellungnahmenzusortierenundmüsste

vomVorhabensträgerverlangenkönnen,dieProblemstel-

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43

EnErgiEwEndE und bürgErbEtEiligung: ÖffEntlichE AkzEptAnz von infrAstruktur-projEktEn Am bEispiEl dEr „thüringEr strombrückE“

lungen,dienichtunterdieRaumverträglichkeitsprüfung

fallen,direktmitdenBetroffenenzuklären.Einentspre-

chenderErfolgs-bzw.Fortschrittsberichtkönntezusätzlich

zurabschließendenlandesplanerischenBegutachtungan

dasfolgendePFVübergebenwerden.ImPFVkönntedie

verfahrensführendeBehördedieangesprochenenProb-

lemeunddieeventuellerarbeitetenLösungenimAbwä-

gungsprozessberücksichtigen.

DiezukünftigeEinbeziehungderBetroffenensollteins-

besondereineinemfrühenStadiumweitüberdiebishe-

rigeInformationsbeteiligunghinausgehen.EineSteige-

rungdesdiskursivenNiveauszwischenallenBeteiligten

bieteteinesehrguteMöglichkeit,zurSteigerungder

AkzeptanzdesVorhabensalsauchzueinemeffizienteren

Planungsgeschehenzugelangen.

DiskursmöglichkeitensolltenfrühzeitigimVerfahrenge-

schaffenwerden.DieBürgerInnenunddieVertreterInnen

ausdenBürgerinitiativensindalsDiskurspartnersowohl

vomVorhabensträgeralsauchvonderverfahrensfüh-

rendenBehördeanzuerkennen.Eswärevorstellbar,dass

sichfürdieDauereinesVerfahrensfesteArbeits-bzw.

Abstimmungsgruppenbilden,dieausVertreterInnen

desNetzbetreibers,derBürgerinitiativenundKommu-

nensowiederverfahrensführendenBehördezusammen

gesetztsind.IndiesenRundenkanneineListerelevanter

Fragestellungenerstelltundaktualisiert,Argumenteaus-

getauschtundInformations-bzw.Dialogveranstaltungen

geplantwerden.DieErgebnissederArbeits-bzw.Abstim-

mungstreffenkönnendokumentiertundeinerVielzahl

weitererBeteiligterundInteressentenzurVerfügung

gestelltwerden.DieVertreterInnenderBürgerinitiativen

könnendieArbeitsergebnissesowiedasweitereVorgehen

jeweilsmitihrenMitgliedernseparatabstimmen.

DieverfahrensführendeBehördekönnteindiesemZusam-

menhangdieRolleeinesModeratorseinnehmen,dabeiihr

dieformellenProzesseangesiedeltsind,ihrdieentsprechen-

denUnterlagenzumVerfahrenvorliegenundsieKontaktzum

VorhabensträgersowiezudenanderenamVerfahrenbeteilig-

tenGruppenhat.Somitkönntenhierinformelleundformelle

Aktivitätenzusammenlaufen.Denkbarwäreaucheinexterner

Moderator,derindasVerfahreneinbezogenwird.

ZureffizientenZielerreichungsolltederVorhabens-

trägermehrZeitindieVorplanungsphaseinvestieren,

ummöglicheAlternativenfüreinzelneAbschnittedes

Trassen-bzw.StreckenverlaufsaufBasisdesAustauschs

mitdenBetroffenenzuentwickelnundaufEignungzu

untersuchen.Sokannauchsichergestelltwerden,dass

dieörtlichstarkverschiedenenAnforderungenoptimal

erfülltwerden.AuchimPFVkönnteeseineArtAntrags-

konferenzgeben,diehauptsächlichdazudient,erste

PlanungsideenzumVorhabenauchandiebetroffenen

MenschenzukommunizierenundderenVorbehalte,Fra-

genundAnregungenzusammeln,sodassderVorhaben-

strägerdiesedurchgesonderteUntersuchungenbeant-

wortenundinseinenauszuarbeitendenDetailplanungen

berücksichtigenkann.Alternativdazukönntedieverfah-

rensführendeBehördemehrere„RundeTische“,ähnlich

denScoping-Terminen48durchführen,indenenBedenken

undFragestellungenfrühzeitiggeäußertwerdenkönnen.

DesWeiterenkönntefürTrassen-Abschnitten,gegen

diesichderBürgerInnen-Protestrichtet,derkonkrete

StreckenverlaufsiterativdurchwiederkehrendeVor-Ort-

TerminezusammenmitdenFachleutenderTÖBundden

betroffenenBürgerInnenerarbeitetwerden.

GrundsätzlichsolltederVorhabensträgerverbindlich

dazuangehaltenwerden,beiProblemen,dieinden

StellungnahmenundEinwändenderInteressengruppen

undBürgerInnendeutlichwerden,aufdieBetroffenen

zuzugehen,umLösungsmöglichkeiten–wennerforder-

lichauchinGemeinschaftsarbeit–zuentwickeln.Der

48InRaumordnungsverfahrenwerdeninScoping-TerminendieThemenfelderabgesteckt,zudenenderVorhabensträgergesonderteUntersuchungendurchzufüh-renhat.DieDokumentationderErgebnisseistTeilderAntragsunterlagen.

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EnErgiEwEndE und bürgErbEtEiligung: ÖffEntlichE AkzEptAnz von infrAstruktur-projEktEn Am bEispiEl dEr „thüringEr strombrückE“

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verfahrensführendenBehördekönntedieKompetenzzu-

gesprochenwerden,diesendirektenAustauschzwischen

VorhabensträgerundBetroffeneneinzufordernundRe-

chenschaftüberdieerarbeitetenLösungenzuverlangen.

SomitkönntedieverfahrensführendeBehördesicher-

stellen,dassalleplausiblenEinwändeundStellungnah-

meninerforderlichemMaßedurchdenVorhabensträger

bearbeitetundinseinePlanungenintegriertoderdurch

zufriedenstellendeBegründungenabgewiesenwurden.

UnbedingtzuvermeidensindgroßeVeranstaltungen

ohneklaresKonzeptundModeration,indenenVorha-

bensträger,BürgerInnenausverschiedenenGemeinden

undPolitikermitunterschiedlichemFachwissenzusam-

menkommenundihreteilweisestarkunterschiedlichen

Anforderungenartikulieren.Dasistkeinzielorientiertes

ArbeitenundkannaufgrundderKomplexitätundVer-

schiedenheitderangerissenenThemenkreisenurzu

unbefriedigendenErgebnissenführen.

Zusätzlichsollteversuchtwerden,Dialogveranstaltun-

gen,wieBürgerabendeundMediationsverfahren,einzu-

beziehenundbesseraufdieformellenVerfahrenabzu-

stimmen,sodassfürdieformellenVerfahrennotwendige

ErgebnisserechtzeitigausdeninformellenProzessen

vorliegenundEntscheidungensomiterstnachEinbezie-

hungallervorliegendenArgumentegefälltwerden.Dies

giltauchfürAnhörungenimLandtag.Diesezeitliche

AbstimmungderProzessekönnteerleichtertwerden,

wenndieVertreterInnenderBürgerinitiativenganz

explizitaufbestimmteFristenderformellenVerfahren

hingewiesenwerdenundihnendargelegtwird,welche

ErgebnisseimIdealfallbiswannindieformellenVerfah-

reneinzuspeisensind.InbegründetenAusnahmefällen

kannesnotwendigwerden,dieFristenzuverlängern.

DenbestehendenEntscheidungsspielraumdazusolltedie

verfahrensführendeBehördeausnutzen.

Bei380-kV-NetzausbauprojekteninNiedersachsenwird

dieSoftware„Beteiligung.Online“eingesetzt,mitderdie

verfahrensführendeBehördealleInformationsunterlagen

undArgumente(StellungnahmenundEinwände)zentral

imInternetzurVerfügungstellt.Denkbaristauch,dassein

diskursiverAustauschvonArgumentenmittelseinersolchen

Online-Plattformorganisiertoderzumindestdokumentiert

wird.MöglicherweiseließesichaucheineOnline-Befragung

überdiesePlattformdurchführen,umFeedbackderBetrof-

fenenzumjeweiligenPlanungsstandzuerfassen.Alleam

ProzessBeteiligtekönntendieseklarstrukturierteOnline-

DokumentationderDebattenutzen,umgezieltaneinzelnen

ProblemstellungenzuarbeitenundneueArgumenteund

Lösungsvorschlägeeinzubringen.

FüralleEmpfehlungenzurbesserenVerknüpfungder

informellenProzessemitdenAbläufenundFristender

formellenVerfahrengilt,dassjeglicheFormderBürger-

beteiligungundhierinsbesonderedieArtundWeise,wie

derenErgebnisseindieformellenVerfahrenzuintegrie-

rensindbzw.integriertwerdenkönnen,durchklarege-

setzlicheVorgabenfürdieformellenVerfahrenzuregeln

ist.Wirddiesnichtgetan,kannesderverfahrensführen-

denBehördeu.U.unmöglichsein,bestimmteErgebnisse

informellerBeteiligungtrotzgutenWillensimformellen

Verfahrenzuberücksichtigen.

ZurVerdeutlichungseihiernochmalsdaraufhingewie-

sen,dassdieKommunenihreEinflussmöglichkeitenauf

dasROVnichtgenutzthaben,weilsiesichinihrenStel-

lungnahmennichtaufraumwirksameKriterienbezogen

(NäheressieheAnhangA).

EtablierungeinesRahmenprozesses

DiebisherbeschriebenenHandlungsempfehlungenerfor-

dernteilweiseeineÄnderungderbestehendenformalen

VerfahrenROVundPFV,wasmitdemNachteilverbunden

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EnErgiEwEndE und bürgErbEtEiligung: ÖffEntlichE AkzEptAnz von infrAstruktur-projEktEn Am bEispiEl dEr „thüringEr strombrückE“

seinkann,dasserprobteVerfahren„verschlimmbes-

sert“werden.EineAlternativeohnediesennachteiligen

EffektkönntedieEtablierungeineszusätzlichenRah-

menprozessessein.DieserRahmenprozesssollteexplizit

dieformellenVerfahrenmitdeninformellenProzessen

verzahnenundmitseinenDetailsgesetzlichfestgelegt

werden.DamitkönntendiebisherigenRegelungenzu

denformellenVerfahrenbestehenbleiben.

IndiesemRahmenprozesssolltenfolgendeErgebnisse

realisiertwerden:

•diebreiteInformationderÖffentlichkeitundzielge-

richteteSchaffungvonBeteiligungsmöglichkeitenvor

demeigentlichenStartderformellenVerfahren,

•dieDokumentation,redaktionelleAufbereitungund

BereitstellungallerrelevantenInformationen,

•derAufbauunddiePflegederKontaktezwischenVor-

habensträger,verfahrensführenderBehörde,Vertrete-

rInnenderKommunenundBürgerinitiativen,Interes-

sengemeinschaftensowieinteressiertenBürgerInnen,

•dieOrganisationvonInformations-undDialogveran-

staltungen,indenenaufdieVerständlichkeitdesVer-

fahrensundklareRegelnfüreineBeteiligungensowie

aufdenzeitlichenundinhaltlichenAbgleichmitden

ErfordernissenderformellenVerfahrengeachtetwird,

•dieHebungdesdiskursivenNiveausdurchtransparent

dokumentierteAntworten(etwaimInternet)aufrelevante

FragenundExpertisenzubesondersumstrittenenPunkten,

•dieOrganisationundfaireModerationvonDebatten

zwischenVertreterInnendesVorhabensträgers,der

Landesregierung,derKommunen,BürgerInnenund

Interessengemeinschaften,

•dieÖffentlichkeits-undMedienarbeit,

•dieUnterstützungderErstellungzusätzlicherInforma-

tionen,z.B.durchdieOrganisationparitätischbesetz-

terExpertengruppenoderdieunabhängigeÜberprü-

fungderAngabendesVorhabensträgers.

EinflussnahmeaufdieEntscheidung

Problem:

ImFalldesThüringer380-kV-Netzausbauprojektes

waren/sindmindestensfolgendeEntscheidungenvon

wesentlicherBedeutung:

•EU-Entscheidung1364,

•VerabschiedungdesEnLAG,

•AbwägungsentscheidungenindenROVzum2.und3.

Bauabschnitt,

•dieEntscheidungenindenPFVdes2.und3.Bauabschnitts.

FüralldieseEntscheidungenisteswesentlich,dasssie

imRahmenderdemokratischlegitimiertenProzesse

gefälltwurdenbzw.werden.EinzelneInitiativen,Bürger-

InnenoderInteressengruppenhabensinnvollerweise

keinendirektenDurchgriffaufdasEntscheidungsergeb-

nis.SiesolltensichjedochdurchEinwändeundStellung-

nahmenanderEntscheidungsvorbereitungbeteiligen

könnenunddavonausgehenkönnen,dassihreArgumen-

teundInformationenernsthaftverarbeitetwerden.

AufgrunddesfehlendenFeedbacksaufihreEinwändein

denformellenVerfahrenhattenvieleBetroffenenicht

dasGefühl,dassihreMeinungberücksichtigtwirdund

sichBeteiligunglohnt.

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EnErgiEwEndE und bürgErbEtEiligung: ÖffEntlichE AkzEptAnz von infrAstruktur-projEktEn Am bEispiEl dEr „thüringEr strombrückE“

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InBezugaufdieEinflussmöglichkeitenderdamaligenLan-

desregierung,schätzendiemeistenInterviewpartnerInnen

dasEngagementbeiderAusgestaltungdesEnLAGsowie

derEntwicklungmöglicherTrassenalternativenimROVund

derWahlderLeitungstechnologieimPFValsunzureichend

ein.DiedamaligeLandesregierunghättedieihrzurVerfü-

gungstehendenMittel,die380-kV-Leitungmehranden

BedürfnissendesLandesundderBetroffenenauszurich-

ten,nichteingesetzt.DieseEinschätzungwirdauchvon

einigeninterviewtenLandtagsabgeordnetengeteilt.

Handlungsempfehlung:

DieVertreterInnenderBürgerinitiativenäußertenauf

dieFragenachderMitbestimmungdieAnsicht,dassdie

imMomentgültigenEntscheidungswegeinderGesetzge-

bungrichtigundsinnvollsind.Siefordernkeineformel-

lenMitentscheidungsrechteaufEU-bzw.Bundesebene.

SiewollenihreInteressenauchnichtdurchVolksent-

scheidedurchsetzen,sondernverlangeneinensachlich

geführtenundergebnisoffenenDiskurs,indemsieden

Eindruckbekommen,dassihreArgumenteernsthaft

geprüftundinErwägunggezogenwerden.

Dazuistesunbedingterforderlich,dassfürdieBür-

gerInnentransparentwird,dassihreStellungnahmen,

EinwändeundVorschlägewichtigfürdieformellen

Verfahrensind,dasssie(soweitessichnichtumDoppe-

lungenhandelt)PunktfürPunktvomVorhabensträger

bearbeitetwerdenundzusammenmitdenAntwortendes

VorhabensträgersindieAbwägungderverfahrensfüh-

rendenBehördeeinfließenunddies–etwaimInternet

–dokumentiertwird.DenBürgerInnenmüssendievom

VorhabensträgerverfasstenAntwortenaufihreStellung-

nahmenundEinwändezurVerfügunggestelltwerden

undzwar–dasistentscheidendfürdenEindruck,ernst

genommenzuwerden–nichterstindenAnhörungs-

bzw.Erörterungsterminen,sondernsofrühwiemöglich.

DieskannbeispielsweisemitOnline-Plattformenähnlich

derbereitsbeschriebenenLösungerreichtwerden.

DarüberhinaussolltederVorhabensträgersoklarwie

möglichkommunizieren,welchePlanänderungener

aufgrundvonBürgerInnen-Vorschlägendurchgeführt

hatundwelcheArgumentedabeiberücksichtigtwurden.

SolcheinVorgehenstelltsicher,dassdieMenschenrea-

lisieren,dassihreIdeenundBedenkenaufdieEntschei-

dungzumNetzausbauEinflusshaben.FürdenVorhaben-

strägerbedeutetes,dassdievonihmvorgenommenen

PlanungsänderungenvondenBürgerInnenauchgewür-

digtwerdenkönnen.

FürdieLandesregierunggilt,dasssieihrenEinflussspiel-

raummaximalimSinneeinergemeinwohlorientierten

Entscheidungausnutzensollte.AusdenAnmerkungen

derInterviewpartner,wasdieLandesregierunghätte

tunkönnen,lassensichAnregungenfüreinzukünftiges

Agierenableiten.

•DieLandesregierungsolltesichvonAnfanganmöglichst

klarzum380-kV-Netzausbauvorhabenpositionieren.

•DieLandesregierungsolltesichbeiderBundesregie-

rungdafürverwenden,dassdieErarbeitungeiner–

oderbessernoch–mehrererakzeptablerAlternativen

derTrassenführungvonvornehereinmitdenRegionen

abgestimmtwird,bevordieNotwendigkeitdesAusbaus

einerganzkonkreten380-kV-VerbindungimEnLAG

bzw.ineinemzukünftigenBundes-Netzplanfestge-

schriebenwird.

•DieLandesregierungsolltesichdafüreinsetzen,dassdie

MöglichkeitenfürErdverkabelung,großzügigeAbstands-

regelungeninSiedlungsgebietenundBündelungvonIn-

frastrukturen–wosinnvoll–,maximalausgenutztwerden.

DazusolltebundesweitdieMöglichkeitgeschaffenwerden.

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EnErgiEwEndE und bürgErbEtEiligung: ÖffEntlichE AkzEptAnz von infrAstruktur-projEktEn Am bEispiEl dEr „thüringEr strombrückE“

•DieLandesregierunghätteThüringenzurTechnologie-

ModellregionfürinnovativeTechnologienwieHoch-

temperaturseileundTemperaturmonitoringmachen

können;siesolltenunzumindestdieErforschungund

EntwicklungvoneffektivenundsmartenNetztechnolo-

gienforcieren.

•DieLandesregierungsollteüberdenBundesratdasEr-

stelleneinesandieZieledesneuenEnergiekonzeptes

angepasstenBundesnetzplanes(aufdemWegzu100

ProzentErneuerbarenEnergienbisMittedesJahrhun-

derts)vorantreiben.

•DieLandesregierungsollteeineigenesEnergiekon-

zeptundeineentsprechendeStrategieentwickelnund

VorgabendazuinderLandesentwicklungs-undRegi-

onalplanungfestschreiben,diewiederumdenBewer-

tungsrahmenfürdieAbwägungimROVbilden.Diese

PlanungenkönnenbeispielsweisedieStärkungder

dezentralenEnergieerzeugung,-verteilungund-spei-

cherungvorsehenundsomitdenDruckzurRealisie-

rungvongroßenüberregionalenNetzausbauvorhaben

reduzieren.

Akzeptanz

Problem:

DerNeubaueiner380-kV-LeitungdurchThüringenwird

ausverschiedenenGründenvonTeilenderBürgerinitia-

tivenundBürgerInnennichtakzeptiert:Nebendereher

vonEigeninteressengeprägtennot-in-my-backyard-

Problematik,liegendieUrsacheninderwillkürlich

anmutendenFestschreibungderNotwendigkeitdes

LeitungsausbausinderEU-Entscheidung1364sowieim

EnLAG,imVerhaltendesVorhabensträgers,inderGe-

staltungderPlanungs-undGenehmigungsverfahrenund

indemfürdieBetroffenennichterkennbarendirekten

NutzenderLeitung.DerZusammenhangmitdemvon

vielenBürgerInnenunterstütztenZieleinerklimagerech-

tenEnergieversorgungundeinesmassivenAusbausder

ErneuerbarenEnergienwirdvonvielenBürgerInnenals

nichtnachgewiesenbetrachtet.

Handlungsempfehlungen:

DiegrundsätzlichenZiele,diemitderInfrastrukturmaß-

nahmeverfolgtwerdensollen,müssenvonAnfangan

transparentkommuniziertwerden.Dieswirdnichtden

ProtestderdirektBetroffenenzumVerschwindenbrin-

gen.DennochwürdeesdieAkzeptanzfürdieMaßnahme

erhöhen,wennderBezugzuZielsetzungendeutlich

würde,dievonweitenTeilenderBevölkerungakzep-

tiertsind.Sowürdeein380-kV-Netzausbauvorhaben

aufgrößereAkzeptanzstoßen,wenndessenBedeutung

imRahmeneinerStrategiezumAusbaueinerganzauf

ErneuerbarenEnergienberuhendenEnergiestruktur

nachvollziehbarundglaubhaftdargelegtwürde.

DiegrundlegendenInformationen,aufdenendieEnt-

scheidungzurNotwendigkeiteinerkonkretenVerbin-

dungberuht,müssentransparentundglaubwürdigsein.

Studienwiediedena-Netzstudien,diebislangfürdie

NetzausbauplanunggrundlegendwarenundderenDa-

tengrundlagennichttransparentundoffensind,wirken

interessengeleitetundnichtglaubwürdig–waswiederum

nichtakzeptanzförderndist.

InsbesonderedievomVorhabensträgergeliefertenInfor-

mationenmüssenvoneinerunabhängigenStelleüberprüft

werden,umderenRichtigkeitzubestätigen.Unabhängige

undtransparentaufbereiteteInformationensindeine

GrundvoraussetzungfürdasVertrauenindenVorhabens-

trägerundindieformellenVerfahren.Sokönnensichdie

informellBeteiligteneinefundierteMeinungbildenund

ihrRechtaufBeteiligungausüben–diesschafftAkzeptanz

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EnErgiEwEndE und bürgErbEtEiligung: ÖffEntlichE AkzEptAnz von infrAstruktur-projEktEn Am bEispiEl dEr „thüringEr strombrückE“

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fürdieformellenVerfahrenundetwasmehrVertrauenin

dieabschließendgefälltenEntscheidungen.

DarüberhinausmussderDialogmitdenbetroffenen

Menschenernsthaftgewolltundgesuchtwerden.DieAr-

gumentederBürgerInnenundInteressengemeinschaften

sindernstzunehmenundentwederindenPlanungenzu

berücksichtigenoderdurchGegenargumentebegründet

zuentkräften.EinhohesMaßandiskursiverQualität

führtzugegenseitigerAchtungundteilweisemVerständ-

nisundfördertdieAkzeptanzfürdasVerfahren.

Das380-kV-Netzausbauvorhabenmusseinendirekten

NutzenfürdiebetroffenenBürgerInnenundKommunen

haben.Denkbarist,dassderGesetzgebernebenden

heuteschonangewendetenAusgleichsmaßnahmenfür

denNaturschutzinZukunftauchsozialeAusgleichsmaß-

nahmengestattet.Dieskönnteeinerseitsbedeuten,dass

ausGründenderGesundheitsvorsorgezumBeispieldie

VerlegungeinesKindergartensinderNäheeiner380-kV-

Leitungfinanziertwird;andererseitskönntederAusbau

dezentralerErneuerbarerEnergienindenbetroffenen

DörferndenZusammenhangmitderEnergiewendeof-

fensichtlichmachen.AndereIdeengehenindieRichtung

einerkontinuierlichenBeteiligungderbetroffenenKom-

munenandenErträgenderLeitung.DenKommunenund

BürgerInnenkönnteetwadieMöglichkeiteingeräumt

werden,sichwiebeieinerBürgersolaranlageauchanden

Investitionenfüreine380-kV-Leitung–unddamitauch

andenEinnahmen–zubeteiligen.

DieInfrastrukturbündelungkanneineweitereMöglich-

keitsein,dieAkzeptanz,zumindestteilweise,zustei-

gern.Infrastrukturbündelungkannbedeuten,dassAuto-

bahn-,ICE-undStromtrassenengbeieinanderverlaufen.

FürdiedirektbetroffeneRegionistdieseinsehrgroßer

Eingriffundkönntedorteherakzeptanzminderndwirken.

DiesemNachteilstehenjedochwichtigeVorteilegegen-

über:HäufigwurdenfürdasersteInfrastrukturprojekt

relativwenigdichtbesiedelteRegionenausgewählt.

WichtigeNaturregionenwerdennichtdurchverschiedene

Streckenimmerwieder,sonderneinmaldurchschnitten.

StrommastenamRandederAutobahnwirkenweniger

störendalsmitteninunberührterNatur.DieNaturbe-

lastungendurchdenBauderInfrastrukturlassensich

räumlichbündeln.WerdendieeinzelnenInfrastruktur-

maßnahmenintelligentmiteinanderverbunden,kann

esSynergieeffektegeben.Sokönntenz.B.Bahntunnel

vonAnfangansogeplantwerden,dasssieauch380-kV-

Leitungenaufnehmenkönnen.DieseintelligenteBün-

delungerforderteinevorausschauendePlanung,sodass

späternotwendigwerdendeEntwicklungenschonheute

indieBeschlüssezurPlanfeststellungeinfließenkönnen.

BeijederneuenInfrastrukturmaßnahmesolltezumin-

destgeprüftwerden,obinZukunftdieNotwendigkeit

einerInfrastrukturbündelungbestehenkönnte.Wirddies

bejaht,istdieMaßnahmesozuplanen,dassmaximale

Synergieeffektedurchdiespätere„intelligente“Bünde-

lungentstehen.

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EnErgiEwEndE und bürgErbEtEiligung: ÖffEntlichE AkzEptAnz von infrAstruktur-projEktEn Am bEispiEl dEr „thüringEr strombrückE“

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