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Energiewälder – Holz von schnellwachsenden Baumarten Holzenergie – so funktioniert‘s In Kooperation mit: Centrales Agrar-Rohstoff Marketing- und Energie-Netzwerk

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Energiewälder –Holz von schnellwachsenden Baum arten

Holzenergie – so funktioniert‘s

In Kooperation mit:

Centrales Agrar-Rohstoff Marketing- und Energie-Netzwerk

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Unter den Begriffen Energiewald, Agrarholz oder Kurzumtriebsplantage ist eine Bewirtschaftungsform landwirtschaftlicher Flächen zu verstehen, die nach dem Prinzip „Einmal pflanzen, mehrmals ernten“ funktioniert. Dieses Prinzip wurde in der Niederwaldwirtschaft schon um 1.000 v. Chr. zur Brenn-holzgewinnung genutzt. Damals wurde das Holz im Abstand von zehn bis 30 Jahren geerntet.

Heutige Energieholz- oder Kurzumtriebsplantagen intensivieren diese Metho-de durch wesentlich kürzere Ernteabstände, meist zwischen drei und zehn Jahren, mit dem Ziel, Holzhackschnitzel zu erzeugen.

Energiewälder –Holz von schnellwachsenden Baum arten

Holzenergie – so funktioniert‘s

Geeignete BaumartenViele heimische und eingebürgerte Baumarten eignen sich für den An-bau in Kurzumtriebsplantagen. Bal-sampappel, Aspe und Weide sowie Robinie, Schwarz- und Grauerle kön-nen in Frage kommen. Alle Arten ha-ben ein hohes Stockaustriebsvermö-gen. Nach der Ernte entwickeln sich aus dem verbliebenen Stock schnell neue Triebe.

Bei der Pappel und der Weide ist es von Vorteil, dass sie kostengünstig aus Stecklingen, etwa 20 cm langen einjährigen, im Winter geschnittenen Trieben, angezogen werden können. Dieses vegetativ vermehrte Pflanzgut

gewährleistet die identische Weiter-gabe der gezüchteten Eigenschaften der Mutterpflanzen. Andere Baumar-ten müssen dagegen erst aus Samen zu bewurzelten Pflanzen angezogen werden.

Art- und SortenwahlDie besten Wuchsleistungen zeigen in Deutschland Pappeln und Wei-den. Verschiedene Kreuzungen der Balsampappel (Populus Trichocarpa, P. maximowiczii) und der Schwarz-pappeln (P. nigra; P. deltoides) ver-fügen über gute Zuwachsleistungen mit jährlich zehn bis zwölf Tonnen pro Hektar und Jahr absolut trocke-

ner Biomasse (atro). Diese Menge entspricht einem Energiegehalt von 5.000 bis 6.000 Litern Heizöl oder einem Volumenzuwachs von ca. 30 Kubikmetern pro Jahr.

Roterle und Korbweide können etwa sieben Tonnen Trockensubstanz pro Jahr und Hektar erzeugen (Wuchs-leistungen nach Angaben der Baye-rischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF)).

Das Bayerische Amt für Forstliche Saat- und Pflanzenzucht (ASP) be-treibt Sortenprüffelder und informiert

Abb.1: Pappeln verfügen über ein hohes Stockaustriebsvermögen

über Ertragsleistungen von Pappel-sorten. Baumschulen dürfen im In-teresse von Landwirten nur geprüfte und zugelassene Sorten auf dem Markt anbieten. Verwendet ein Land-wirt Steckholzmaterial beispielsweise ausländischer, nicht geprüfte Sorten, besteht ein hohes Risiko von Ertrags-minderung und Ausfällen durch Pilz-befall.

Da in Deutschland seit über 30 Jah-ren keine Forstpflanzenzüchtung für Pappel mehr betrieben wurde, ist die Auswahl an leistungsfähigen Ener-gieholzsorten gering. Erst seit 2008 wurden wieder Züchtungsarbeiten z. B. im Rahmen des Projekts FAST-WOOD aufgenommen.

Anlegen eines Energiewal-des, StandortanforderungenFür den Kurzumtrieb geeignete Flä-chen zeichnen sich durch eine gute Wasserversorgung aus. Lehmige, schwach saure Böden sind ideal, bei einer jährlichen Niederschlagsmen-ge ab 700 mm.

Um eine Stecklingskultur erfolg-reich anzubauen, sollte die vorge-sehene Fläche im Herbst gepflügt und im Frühjahr geeggt werden. Auch die einmalige Spritzung ei-nes Totalherbizids (unter Beachtung der Anwendungsbestimmungen) ist von Vorteil, um den Bäumen ihre Jugendentwicklung – frei von Konkurrenzdruck – zu erleichtern. (Achtung: Ausnahmegenehmigung nach dem Pflanzenschutzgesetz er-forderlich.)

Pflanzung und PflegeDie Stecklinge werden im Winter in Mutterquartieren von amtlich regist-rierten und überprüften Baumschulen geerntet und im Kühlhaus gelagert. Zwischen Ende Februar und Ende April kann gepflanzt werden. Die Stecklinge werden bodeneben einge-setzt, maximal ein bis zwei Zentimeter sollten sie über der Bodenoberflä-che herausschauen. Die Anzahl der Pflanzen pro Hektar richtet sich nach der geplanten Umtriebsdauer. Je kür-zer diese ist, desto mehrStecklinge müssen gesetzt werden.

Nach Angaben der LWF werden etwa 5.000 bis 6.000 Pflanzen pro Hekt-ar bei einer Umtriebszeit von ca. fünf Jahren benötigt. Soll erst nach sieben bis acht Jahren geerntet werden, rei-chen auch 4.000 Stecklinge aus.

Es wird empfohlen, stets mehrere Pappelsorten blockweise gemischt anzubauen, um Risiken zu minimie-ren. Damit wird eine bei Bedarf er-forderliche Nachbesserung bzw. der Ersatz nicht zufriedenstellender Sor-ten erleichtert.

Aktuelle Sortenempfehlungen stellt das Bayerisches Amt für Forstliche Saat- und Pflanzenzucht (ASP) im In-ternet bereit.

DüngungBalsampapeln erfordern, wie Unter-suchungen der LWF an 16-jährigen Beständen gezeigt haben, keine Dün-gung. Lediglich die Weide reagiert auf Stickstoffgaben mit signifikanten Mehrerträgen.

BewirtschaftungIm Anlagejahr sollte eine intensive Unkraut-unterdrückung erfol-gen, insbesondere, nachdem das Totalher-bizid seine Wirksamkeit verliert. Auch mecha-nisch kann durch re-gelmäßiges Ausmähen die Begleitvegetation eingedämmt werden.

Später beschatten die großen Pappelblätter

den Boden gut und dämmen das Unkrautwachstum ein.

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Abb.3: KUP-Fläche nach der vollme-chanisierten Ernte

Abb.4: Geerntetes Energieholz kann vor der Weiterverarbeitung zur Trocknung zwischengelagert werden

Abb.2: Über den Winter im Kühlhaus gelagerte Pappelstecklinge

Energiewald-ErnteDie Ernte erfolgt in der vegetations-freien Zeit. Von Vorteil sind Frostperi-oden, um Bodenschäden zu vermei-den.

Feldhäcksler, die über einen spezi-ellen Erntevorsatz verfügen, führen mit ihrer mähenden Fälltechnik alle Arbeitsschritte in einem einphasigen Verfahren durch. Sie eignen sich gut bei einem Ernteintervall von drei bis vier Jahren. Die so gewonnenen Hackschnitzel haben aber einen Wassergehalt von über 50 Prozent und müssen vor Verwendung ge-trocknet werden.

Bei längeren Erntezyklen ist eine mo-tormanuelle Ernte gängige Praxis. Das Vorkonzentrieren, Rücken und Hacken kann dabei auf verschiede-ne Trägerfahrzeuge verteilt und zeit-

Tab.1: Beispielhafte Anlagekosten einer Kurzumtriebsplantage (* LWF-Merkblatt 19)

Maßnahme Anlagekosten/ha (Euro)*Totalherbizid Ausbringung 15,-

Mittel 21,-

Pflügen 80,-

Kreiseleggen 41,-

Vorauflaufmittel Ausbringung 15,-

Mittel 52,-

5.000 Stecklinge à 0,20 Euro

1.000,-

Abstecken 500,-

Summe 1.724,-

Für individuelle Kalkulationen steht auf der Internetseite http://www.lwf.bayern.de ein Deckungsbeitrags-rechner für KUP-Hackschnitzel bereit.

RodungDie Nutzungsdauer der KUP liegt zwischen 25 und 30 Jahren. Danach kann die Rodung mit einer Tieffräse erfolgen. Nach einem zweimaligen Fräsvorgang ist die Wiederaufnah-me der landwirtschaftlichen Nut-zung problemlos möglich. Allerdings können – je nach Rekultivierungsziel – Kosten zwischen 500 und 5.000 Euro pro Hektar hierfür anfallen.

Weitere InfosBayerisches Amt für Forstliche Saat- und Pflanzenzucht (ASP), Forstamts-platz 1, 83317 Teisendorf, Tel.: 08666 9883-0, E-Mail: [email protected] (http://www.asp.bayern.de).Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF), Hans-Carl-von-Carlowitz-Platz 1, 85354 Freising, Tel.: 08161 71-480, E-Mail: [email protected] (http://www.lwf.bay-ern.de)

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lich entkoppelt werden. Fällzangen, Energieholz-Fällsammelköpfe oder Harvesteraggregate kommen eben-falls bei längeren Erntezyklen zum Einsatz. Bei beiden Methoden macht es Sinn, das Holz als Stamm trocknen zu lassen und später zu Hackschnit-zeln zu verarbeiten.

Vielfältige MöglichkeitenDa die Energiebereitstellung durch Nachwachsende Rohstoffe, insbe-sondere Holz seit Jahren einen stei-genden Zuspruch erhält, erschließt sich auch auf landwirtschaftlichen Flächen eine interessante Möglich-keit, im regionalen Maßstab zur Ressourcenschonung beizutragen. In Form von Holzhackschnitzeln, Scheitholz oder sogar als Holzpellets können KUP zur Wärmegewinnung beitragen und die starke Nachfrage nach dem Energieholzsortiment aus der Forstwirtschaft entspannen hel-fen.

RechtlichesDas Bundeswaldgesetz (BWaldG) und das Waldgesetz für Bayern (Bay-WaldG) bilden die Rechtsgrundlage für die Anlage von Kurzumtriebsplan-tagen. Sie sind seit 2010 kein Wald im Sinne des Waldgesetzes, sondern bleiben landwirtschaftliche Flächen, wenn sie als KUP genutzt, also regel-mäßig beerntet werden. Ein Umtrieb darf längstens 20 Jahre dauern, an-dernfalls entsteht automatisch Wald, der nur mit amtlicher Rodungsgeneh-migung wieder in landwirtschaftliche Nutzfläche umgewandelt werden dürfte.Wie eine Erstaufforstung unterliegt die Anlage eines Energiewaldes da-her der Erlaubnispflicht, in Bayern durch das zuständige Amt für Ernäh-rung, Landwirtschaft und Forsten. Dieses prüft im Einvernehmen mit der Kreisverwaltungsbehörde nach-barrechtliche sowie Naturschutz- und Landschaftspflegeaspekte.

Der Vertrieb von Stecklingen der Bal-sampappel (nicht Weide) unterliegt außerdem dem Forstvermehrungsge-setz (FoVG). Der Anbau zugelassener und geprüf-ter Kone hat den Vorteil, dass diese Klone in Deutschland auf Wüchsig-keit und Schädlingsbefall getestet wurden.

Ökologische BewertungDa es sich bei KUP um extensive Dauerkulturen handelt, wirkt sich diese Bewirtschaftungsform ökolo-gisch positiv aus. Organisches Ma-terial kann sich anreichern und das Bodenleben fördern, oberirdisch entwickelt sich ein Rückzugsraum für viele Tiere. Reduzierter Herbizidein-satz, verlängerte Bodenruhe und hö-herer Erosionsschutz im Vergleich zur ackerbaulichen Nutzung wirken sich positiv auf die Flächen aus. Beach-tenswert ist, dass es durch den hohen Wasserbedarf der Plantage zu einer Verringerung der Grundwasserneu-bildung kommen kann.

Förderung

Für die Anlage einer KUP gibt es in Bayern derzeit kein Geld vom Staat. Andere Bundesländer jedoch bieten bis Ende 2018 nach den Förder-grundsätzen des GAK-Rahmenplans eine einzelbetriebliche Anbauförde-rung. In jedem Fall sollten die Rege-lungen des jeweiligen Bundeslandes aktuell abgefragt werden.Die Beihilfefähigkeit des Betriebsprä-mie für landwirtschaftliche Flächen bleibt erhalten.

Wirtschaftliche ÜberlegungenWer Energieholz anbaut, um es in der eigenen Holzheizung zu verbren-nen, kann auf seiner Fläche eine hohe Wertschöpfung erzielen, denn immerhin wächst der Energieinhalt von rund 5.000 Liter Heizöl pro Hek-tar und Jahr nach.Wird Energieholz für die Vermark-tung produziert, müssen sich KUP mit Deckungsbeiträgen einjähriger Ackerkulturen messen lassen. Erlös-seitig stellen die zu erwartenden Er-träge sowie die Preisentwicklung bei Hackschnitzeln über einen Zeitraum von 20 Jahren schwer zu prognos-tizierende Kalkulationsgrößen dar. Auf der Seite der Produktionskosten werden die Kosten für die Anlage und Pflege der KUP (siehe Tab.1), der Rekultivierung, sowie der Ernte- und Transportvorgänge über die gesam-te Nutzungszeit abgezinst und in die Kalkulation eingebracht. Je nach ver-fügbarem Ernteverfahren können die Kostenansätze für letztere zwischen 30 und 80 Euro pro Tonne Hackgut (atro) stark schwanken. Insbesondere auf leichten, grund-wasserbeeinflussten Standorten, so-wie ungünstig gelegenen Flächen beweisen KUP bereits heute ihre Vor-züglichkeit.

Preis pro Steckling (lt. Befra-gung S. Hauk*)

Minimum: 11 Cent

Maximum: 50 Cent

Mittelwert: 22 Cent

Tab. 2: Preisangaben (*Quelle: Wissenschaftszentrum Straubing)

Herausgeber: C.A.R.M.E.N. e.V., Centrales Agrar-Rohstoff Marke-ting- und Energie-NetzwerkSchulgasse 18 • 94315 StraubingTel.: 09421 960 300 • Fax -333 E-Mail: [email protected]: www.carmen-ev.deV.i.S.d.P.: Edmund LangerText und Konzeption: C.A.R.M.E.N. e.V.Bildnachweis: C.A.R.M.E.N. e.V. Stand: September 2015