Entwicklung und Invasion von Metastrongylus Elongatus der Lunge

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27. AUGUST I929 KLINISCHE WOCHENSCH ENTWICKLUNG UND INVASION V0N METASTRONGYLUS ELONGATUS DER LUNGE. Won ADELE und MICHAEL HOBMAIER, Dorpat. Metastr. elongatus (synonym Ascaris apri, Strong. suis, Strong. paradoxus, Strong. elongatus, Strong. longevaginatus ) lebt als Imago in den Bronchien des Schweines, seltener bei Wiederlcguern oder Einhu]ern. Auch der Mensch kann Ge- legenheitswirt des Parasiten sein. So wurde z. t3. der Parasit erstmalig bei einem 6j~hr. Knaben von DiEsING I845 ge- ~unden. (Zit. nach BRAUN und SnlFERT.) Auch in der Folge- zeit wurde er wiederholt beim Menschen festgestellt. Der Parasit ist ovovivipar. Seine Embryonen k6nnen monatelang in feuchter Umgebung oder Wasser ausdauern, ohne sick welter zu entwickeln. Zu ihrer Weiterentwicklung ist nach unseren Feststellungen ihre Aufnahme durch Lumbricus terrestris notwendig. Durch die vorderen Abschnitte des Verdauungskanales dieses Zwischenwirtes dringt der Embryo in die Wand des Oesophagus, des Vormagens, Magens oder in die Muskelf~cher ein. Von o,25o mm wachsen hier die RIFT. 8. JAHRGANG. Mr. 35 1625 Larven auf o,52omm heran. Dann h~uten sie sich, verbleiben abet=in der alten Larvenhaut. Ein gr0Ber Tell yon ihnen besiedelt in diesem Stadium das Herzgef~13system des Regen- wurmes. An Stelle des bisher knopffSrmigen Endes des Embryo zeigt die Larve ein verjfingtes, zugespitztes, abge- rundetes, mitunter seicht gekerbtes Hinterende. (Bei Meta- strong, brevivaginatus ist die Kerbe tiefer.) Der Endwirt infiziert sich mit den Lungenwtirmern durch Aufnahme ~ des Zwischenwirtes mit diesen Larven. Der In- vasionsweg ist: Hgutung der Larve im Darmkanale des End- wirtes. Vordringen in Mesenteriallymphknoten. Dort neue H~utung. Abwanderung der jetzt mit den ~uBeren Ge- schlechtsmerkmalen der Imagines ausgestatteten jungen Lungenwfirmer auf der Lymphbahn in die Lunge. Der Mensch kann also zum Gelegenheitswirte yon Metastr. elongatus durch Au/nahme yon mit Larven beha/teten Regen- wi~rmern (z. B, mit Salat, schlecht gereinigten Erd]r~ehten, Fallobst) werden. Aus dem angedeuteten biologischen Ver- halten erkl~rt sieh die MSglichkeit wie auch Seltenheit des Vorkommens des Parasiten beim Menschen gegeniiber seiner groBen HXufigkeit beim erdefressenden Schweine. KASUISTISCHE MITTEILUNG. EIN FALL V0N EINHEIMISCHER SPRUE. Won Dr. ELSE SCHERER. Aus der I. Med. Abteilung des St~dtisehen iKrankenhauses Altona (Direktor: ProL Dr. L. LICHTWITZ). Die Ver6ffentlichungen der letzten Jahre haben gezeigt, dab die Sprue durchaus nicht nut in tropischen L~ndern vorkommt, sondern dab auch Leute, die niemals fiber die Grenzen Europas hinausgekommen sind, an typischer Sprue erkranken k6nnen. Nachdem zum ersten Male VAN DER SCHEER in Holland, MENSE und SCHAEFER in Deutschland, BEGG in England fiber Falle yon nicht tropischer Sprue berichteten, sind eine Reihe yon weiteren Arbeiten gefolgt (Hxss THAYSEN, ZADEK und HEGLER u. a.), die erkennen lassen, wie wichtig dieses Krankheitsbild auch fflr den' praktischen Arzt ist. Wir k6nnen heute dem ersten an unserer Klinik beobachteten, yon SCHAEFER ver6ffentlichten Fall yon einheimiscber Sprue einen weiteren zur Seite stellen. Interessant ist, dab es sich um eine bis dahin v611ig darmgesunde Frau handelt, die seit Jahren in unserer Beobachtung gestanden hat. Frau Anni B., 45 Jahre alt. Vater und Bruder an Tbc. gestorben. Erster Krankenhausaufenthalt 1919 wegen schwerer Bronchitis und ausgedehnter Bronchopneumonien. Seit dieser Zeit asthmatische AniMle. i924 Operation wegen Tubargraviditgt, seitdem Sistieren der Menses. 1925 auf der gyngkologischen Abteilung wegen Unterleibs- beschwerden behandelt. 1926 auf der Medizinischen Abteilung wegen eosinophiler 13ron- chitis bei Emphysem, Gewicht 56,2 kg. ]~lutbil4: Ery. 4,18 Mill., W.B. 6IOO, Seg. 52%, Eos. 11%, gas. i%, Mono. 4%, Ly. 3I%. Februar f927 Einlieferung in schwerkrankem Zustande mit hohen, remittierenden Temperaturen. Wieder Bronchitis und t3ron- chopneumonien. Wegen muskul~rer Kreislaufinsu~fizienz energische Herzmittelmedikation. Gewicht 4o, T kg. Milz und Leber o.B. Blutbild: HXmoglobin 5o%, R. ]3.2,5o Mill., F.I. i,o, W.13.73oo, Seg. 58 %, Stab 2 %, Mono. 3 %, ~lberg. 3 %, Eos. 2 %, Lympho. 32 %. 14 Tage spXter: Seg. 5o%, Lympho. 42%, Eos. 8%. 26. IV. bis io. V. 1928 Krankenhausaufenthalt wegen kardialer Beschwerden. ()deme, Kurzluftigkeit, fiber der Pulmo bronchi- tischer ]3efund. Leber 2 Querfinger unter dem Rippenbogen tastbar. 2~Sntgenologisch: leichte Stauungszeichnung in den Lungen, Herz nicht vergr613ert, schlaff. Temperatur normal, keinerlei Stuhl- beschwerden. Blutbild: H~moglobin 72 %, R.Bi 3,66 Mill., F.I. o,98, W.B. 470o, Seg. 52%, Lympho. 40%, Mono. i%, Jug. i%, /Eos. 6%, Zunge damals sehon auffallend glatt. Entlassungsgewicht 50,7 kg, Kreislauf gut kompensiert. Sehr bald nach der Entlassung traten wieder Beschwerden yon I,Zurzluftigkeit auf, die in ihrer St~rke wechselten. Im Sommer 1928 stellten sich zum ersten Male DurchfXlle ein. Auf Grund einer R6nt- gendurchleuchtung wurde aul3erhalb des Krankenhauses an eine Darmgeschwulst gedacht; die vorgenommene Operation zeigte Je- doch, dab nur ausgedehnte abdominelle Verwachsungen, und kein Tumor vorhanden waren. An Leber, Milz und Pankreas war kein pathologischer Befund zu erheben. Nach der Operation trat natfir- lich keinerlei Besserung im Befinden auI. Die DurchfXlle hielten an ; sie entleerte 3--4real tXglich grol3e Mengen eines hellen, schaumigen Stuhls; ffihlte sich augerordentlich elend, und trotzdem sie dauernd ein starkes Hungergeffihl hatte und sehr viet ag, kam sie mehr und mehr yon KrAften. Seit Weihnachten 1928 kamen KrXmpfe in m~tnden und Ffi13en hinzu, die sehr schmerzhaft waren. Da wieder vermehrt Kurzluftigkeitsbeschwerden, bronchitische Erscheinungen mit Fieber aufgetreten waren, da die DurchfMle nicht sistierten, und die Frau so heruutergekommen war, dab sie sich nicht allein anI den FfiBen balten konnte, auch zu schwach war, um allein zu essen, kam sie am 17. IV. 1929 zu uns ins Krankenhaus. Frau B. befand sich bei der Einlieferung in einem hochgradig kachektischen Zustande, wog 43 kg, hatte also 7,7 kg an Gewicht abgenommen; sie war stark ausgetrocknet, die Wangen tier ein- gefallen, die Haut welk, trocken. Atmung erschwert, beschleunigt. Zunge ger6tet, in der Mitre rissig, an den RXndern glatt. Abdomen hochgradig aufgetrieben, flbcrragt welt das Thoraxniveau, flberall lauter tympanitischer Klopfschall. Einzelheiten im Abdomen nicht tastbar. Darmger~usche in mXl3iger Zahl h6rbar. Im Urin geringe Mengen Albumen, Zucker 0, Sediment o.B. Blutzucker 78 rag%; wenige Tage spXter 9o rag%, auch im Laufe des Tages keine Erh6hung, mittags 12 Uhr lO3 rag%. Blutbild: H~moglobin 58%, R.B. 2,42 Mill., F.I. i,i9, W.B. 82oo, Seg. 72%, Lympho. 22% Eos. 1%, Mono. 4%, Plasmazellen 1% ; anfangs kaum, sp~ter sehr deutlich, wenn auch vereinzelt, Poikflocytose und Anisocytose. Inacidit~t des Magens. Pankreasfermente vorhanden. Im Duo- denalsaft kein Bacterium coll. Im Serum keine chinin- und atoxyl- resistenten Lipasen. BluteiweiBbild : o,281% Fibrinogen-E. 2,95o % Alb.-E. 1,944% Glob.-E. 5,I75 % Ges.-E. (Methode Mikro-Kjehldahl nach HowE) Ges.-N. ~ o,89o%. Grundumsatz: O~-Verbrauch pro I Minute 22%1 com. CO 2- Abgabe pro IO Minuten 2125 ccm. Grundumsatz 1625. Abweichung vom statistischen Mittelwert: + 39,I. Am Magendarmkanal r6ntgenologisch, auger einer starken " Luftffillung des Kolons und Verwachsungen der Dfinndarmschlingen am Querkolon, kein gerund. Pat. entleerte auch bei uns, und zwar vorwiegend nachts und in den frfihen Morgenstunden, grol3e Mengen eines graugelben, schillernden, schaumigen, porSs aussehenden, scharf-sauer stinkenden Stuhtes. Im Verlaufe eines Tages werden Mengen bis 21oo g ent- leert (das Gewicht der zugeffihrten Nahrung betrug 23oog), Kontrolle des Gewichtes der zugeffihrten Nahrung und des Stuhles ergaben, dab zwar die Menge des Stuhles betr~tchtlich koch war,

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27. AUGUST I929 K L I N I S C H E W O C H E N S C H

ENTWICKLUNG UND INVASION V0N METASTRONGYLUS ELONGATUS DER LUNGE.

Won ADELE u n d MICHAEL HOBMAIER, D o r p a t .

Metastr. elongatus (synonym Ascaris apri, Strong. suis, Strong. paradoxus, Strong. elongatus, Strong. longevaginatus ) l eb t als I m a g o in den B r o n c h i e n des Schweines, se l t ener bei Wiederlcguern oder Einhu]ern. A u c h der Mensch k a n n Ge- legenheitswirt d e s P a r a s i t e n sein. So wurde z. t3. de r P a r a s i t e r s tma l ig b e i e inem 6 j~hr . K n a b e n von DiEsING I845 ge- ~unden. (Zit. n a c h BRAUN u n d SnlFERT.) A u c h in der Folge- zei t wurde er w i e d e r h o l t b e i m M e n s c h e n fes tgeste l l t .

Der P a r a s i t i s t ovov iv ipa r . Seine E m b r y o n e n k 6 n n e n m o n a t e l a n g in f euch t e r U m g e b u n g oder W a s s e r a u s d a u e r n , ohne sick wel te r zu en twicke ln . Zu ih re r W e i t e r e n t w i c k l u n g i s t n a c h u n s e r e n F e s t s t e l l u n g e n ihre A u f n a h m e d u r c h Lumbricus terrestris no twend ig . D u r c h die v o r d e r e n A b s c h n i t t e des V e r d a u u n g s k a n a l e s dieses Zwischenwi r t e s d r i n g t der E m b r y o in die W a n d des Oesophagus , des Vormagens , Magens oder in die Muske l f~cher ein. Von o,25o m m w achsen h ie r die

R I F T . 8. J A H R G A N G . Mr . 35 1625

L a r v e n auf o , 5 2 o m m he ran . D a n n h ~ u t e n sie sich, v e r b l e i b e n a b e t = i n der a l t en L a r v e n h a u t . E i n gr0Ber Tell yon i h n e n bes iede l t in d iesem S t a d i u m das Herzgef~13system des Regen- wurmes . A n S t e l l e des b i she r knop f fS rmigen E n d e s des E m b r y o zeigt die L a r v e ein ver j f ingtes , zugespi tz tes , abge- runde te s , m i t u n t e r se ich t g e k e r b t e s H i n t e r e n d e . (Bei Meta- strong, brevivaginatus i s t die K e r b e tiefer.)

Der E n d w i r t in f iz ie r t s ich m i t den L u n g e n w t i r m e r n d u r c h A u f n a h m e ~ des Zwischenwi r t e s m i t d iesen L a r v e n . Der In - vas ionsweg is t : H g u t u n g der L a r v e i m D a r m k a n a l e des E n d - wir tes . V o r d r i n g e n in M e s e n t e r i a l l y m p h k n o t e n . D o r t neue H ~ u t u n g . A b w a n d e r u n g de r j e t z t m i t den ~uBeren Ge- s c h l e c h t s m e r k m a l e n de r I m a g i n e s a u s g e s t a t t e t e n j u n g e n L u n g e n w f i r m e r au f de r L y m p h b a h n in die L u n g e .

Der Mensch kann also zum Gelegenheitswirte yon Metastr. elongatus durch Au/nahme yon mit Larven beha/teten Regen- wi~rmern (z. B, mit Salat, schlecht gereinigten Erd]r~ehten, Fallobst) werden. Aus d e m a n g e d e u t e t e n b io logischen Ver- h a l t e n e rk l~ r t s ieh die MSgl ichkei t wie a u c h S e l t e n h e i t des V o r k o m m e n s des P a r a s i t e n be im M e n s c h e n gegeni iber se iner groBen HXufigkei t b e i m e rdef ressenden Schweine.

K A S U I S T I S C H E M I T T E I L U N G .

EIN FALL V0N EINHEIMISCHER SPRUE. Won

Dr. ELSE SCHERER. Aus der I. Med. Abteilung des St~dtisehen iKrankenhauses Altona

(Direktor: ProL Dr. L. LICHTWITZ).

Die Ver6ffentlichungen der letzten Jahre haben gezeigt, dab die Sprue durchaus nicht nu t in tropischen L~ndern vorkommt, sondern dab auch Leute, die niemals fiber die Grenzen Europas hinausgekommen sind, an typischer Sprue erkranken k6nnen.

Nachdem zum ersten Male VAN DER SCHEER in Holland, MENSE und SCHAEFER in Deutschland, BEGG in England fiber Falle yon nicht tropischer Sprue berichteten, sind eine Reihe yon weiteren Arbei ten gefolgt (Hxss THAYSEN, ZADEK und HEGLER u. a.), die erkennen lassen, wie wichtig dieses Krankhei tsbi ld auch fflr den ' prakt ischen Arzt ist.

Wir k6nnen heute dem ersten an unserer Klinik beobachteten, yon SCHAEFER ver6ffentl ichten Fall yon einheimiscber Sprue einen weiteren zur Seite stellen. In teressant ist, dab es sich um eine bis dahin v611ig darmgesunde Frau handelt , die seit Jahren in unserer Beobachtung gestanden hat.

Frau Anni B., 45 Jahre alt. Vater und Bruder an Tbc. gestorben. Erster Krankenhausaufen tha l t 1919 wegen schwerer Bronchitis und ausgedehnter Bronchopneumonien. Seit dieser Zeit as thmat ische AniMle.

i924 Operation wegen Tubargravidi tgt , seitdem Sistieren der Menses.

1925 auf der gyngkologischen Abtei lung wegen Unterleibs- beschwerden behandelt .

1926 auf der Medizinischen Abteilung wegen eosinophiler 13ron- chitis bei Emphysem, Gewicht 56,2 kg. ]~lutbil4: Ery. 4,18 Mill., W.B. 6IOO, Seg. 52%, Eos. 11%, gas. i%, Mono. 4%, Ly. 3 I%.

Februar f927 Einlieferung in schwerkrankem Zustande mit hohen, remit t ierenden Temperaturen. Wieder Bronchitis und t3ron- chopneumonien. Wegen muskul~rer Kreislaufinsu~fizienz energische Herzmit telmedikat ion. Gewicht 4o, T kg. Milz und Leber o .B. Blutbild: HXmoglobin 5o%, R. ]3.2,5o Mill., F.I. i,o, W.13.73oo, Seg. 58 %, Stab 2 %, Mono. 3 %, ~lberg. 3 %, Eos. 2 %, Lympho. 32 %. 14 Tage spXter: Seg. 5o%, Lympho. 42%, Eos. 8%.

26. IV. bis io. V. 1928 Krankenhausaufentha l t wegen kardialer Beschwerden. ()deme, Kurzluftigkeit, fiber der Pulmo bronchi- tischer ]3efund. Leber 2 Querfinger unter dem Rippenbogen tastbar . 2~Sntgenologisch: leichte Stauungszeichnung in den Lungen, Herz nicht vergr613ert, schlaff. Temperatur normal, keinerlei Stuhl- beschwerden. Blutbild: H~moglobin 72 %, R.Bi 3,66 Mill., F.I. o,98, W.B. 470o, Seg. 52%, Lympho. 40%, Mono. i%, Jug. i% , /Eos. 6%, Zunge damals sehon auffallend glatt. Entlassungsgewicht 50,7 kg, Kreislauf gut kompensiert.

Sehr bald nach der Ent lassung t ra ten wieder Beschwerden yon I,Zurzluftigkeit auf, die in ihrer St~rke wechselten. Im Sommer 1928

stellten sich zum ersten Male DurchfXlle ein. Auf Grund einer R6nt- gendurchleuchtung wurde aul3erhalb des Krankenhauses an eine Darmgeschwulst gedacht; die vorgenommene Operation zeigte Je- doch, dab nur ausgedehnte abdominelle Verwachsungen, und kein Tumor vorhanden waren. An Leber, Milz und Pankreas war kein pathologischer Befund zu erheben. Nach der Operation t r a t natfir- lich keinerlei Besserung im Befinden auI. Die DurchfXlle hielten an ; sie entleerte 3--4real tXglich grol3e Mengen eines hellen, schaumigen Stuhls; ffihlte sich augerordentl ich elend, und t ro tzdem sie dauernd ein starkes Hungergeffihl ha t te und sehr viet ag, kam sie mehr und mehr yon KrAften. Seit Weihnachten 1928 kamen KrXmpfe in m~tnden und Ffi13en hinzu, die sehr schmerzhaft waren. Da wieder vermehr t Kurzluftigkeitsbeschwerden, bronchitische Erscheinungen mit Fieber aufgetreten waren, da die DurchfMle nicht sistierten, und die Frau so heruutergekommen war, dab sie sich nicht allein anI den FfiBen bal ten konnte, auch zu schwach war, um allein zu essen, kam sie am 17. IV. 1929 zu uns ins Krankenhaus.

Frau B. befand sich bei der Einlieferung in einem hochgradig kachektischen Zustande, wog 43 kg, ha t te also 7,7 kg an Gewicht abgenommen; sie war s tark ausgetrocknet, die Wangen tier ein- gefallen, die Haut welk, trocken. Atmung erschwert, beschleunigt. Zunge ger6tet, in der Mitre rissig, an den RXndern glatt. Abdomen hochgradig aufgetrieben, flbcrragt welt das Thoraxniveau, flberall lauter tympani t ischer Klopfschall. Einzelheiten im Abdomen nicht tastbar . Darmger~usche in mXl3iger Zahl h6rbar. Im Urin geringe Mengen Albumen, Zucker 0, Sediment o .B. Blutzucker 78 rag%; wenige Tage spXter 9o rag%, auch im Laufe des Tages keine Erh6hung, mit tags 12 Uhr lO 3 rag%. Blutbild: H~moglobin 58%, R.B. 2,42 Mill., F.I. i , i9 , W.B. 82oo, Seg. 72%, Lympho. 22% Eos. 1%, Mono. 4%, Plasmazellen 1% ; anfangs kaum, sp~ter sehr deutlich, wenn auch vereinzelt, Poikflocytose und Anisocytose. Inacidi t~t des Magens. Pankreasfermente vorhanden. Im Duo- denalsaft kein Bacterium coll. Im Serum keine chinin- und atoxyl- resistenten Lipasen. BluteiweiBbild :

o,281% Fibrinogen-E. 2,95o % Alb.-E. 1,944% Glob.-E. 5,I75 % Ges.-E. (Methode Mikro-Kjehldahl nach HowE) Ges.-N. ~ o,89o%.

Grundumsatz: O~-Verbrauch pro I Minute 22%1 com. CO 2- Abgabe pro IO Minuten 2125 ccm. Grundumsatz 1625. Abweichung vom statist ischen Mittelwert: + 39,I.

Am Magendarmkanal r6ntgenologisch, auger einer s tarken " Luftffillung des Kolons und Verwachsungen der Dfinndarmschlingen

am Querkolon, kein gerund. Pat. entleerte auch bei uns, und zwar vorwiegend nachts und

in den frfihen Morgenstunden, grol3e Mengen eines graugelben, schillernden, schaumigen, porSs aussehenden, scharf-sauer s t inkenden Stuhtes. Im Verlaufe eines Tages werden Mengen bis 21oo g ent- leert (das Gewicht der zugeffihrten Nahrung betrug 23oog), Kontrolle des Gewichtes der zugeffihrten Nahrung und des Stuhles ergaben, dab zwar die Menge des Stuhles betr~tchtlich koch war,