Entwicklungslogische Didaktik nach Feuser am

Beispiel von Autismus

Gliederung● Georg Feuser● Feusers Integrationsverständnis● Entwicklungslogische Didaktik● - Innere Differenzierung● - Kooperation● - Der gemeinsame Gegenstand● Das Baummodell● Das Entwicklungsmodell

● Autismus● Schulzeit-Krisenzeit?! - Bernd Maaß● Es gibt keinen Rest! - Rödler/ Berger/

Jantzen● Das Selbstverständliche ist nicht immer

selbstverständlich – Ernst Wüllenweber

Georg Feuser

● Ist Grund-, Haupt-, Real- und Sonderschullehrer, Sonderschulrektor a.D.

● Seit 1978 Professor für Behindertenpädagogik an der Universität Bremen

● Vertritt in Forschung und Lehre die Bereiche „Behindertenpädagogik, Didaktik, Therapie und Integration bei geistiger Behinderung und schweren Entwicklungsstörungen“

● Kritik am deutschen Schulsystem● Hat integrative Erziehung über 10 Jahre in

Kindergarten- und Schularbeit erprobt und wissenschaftlich begleitet

Feusers Integrationsverständnis

● Das deutsche Schulsystem befindet sich in einem Zustand der Segregation- künstliche Homogenität

● Als integrativ bezeichne ich eine Allgemeine (kindzentrierte und basale) Pädagogik, in der alle Kinder und Schüler in Kooperation miteinander, auf ihrem jeweiligen Entwicklungsniveau, nach Maßgabe ihrer momentanen Wahrnehmungs-, Denk- und Handlungskompetenzen in Orientierung auf die „nächste Zone ihrer Entwicklung, an und mit einem „gemeinsamen Gegenstand“ spielen, lernen und arbeiten.“ (G. Feuser)

Entwicklungslogische Didaktik

● Beeinhaltet● - Innere Differenzierung● - Kooperation● - Der gemeinsame Gegenstand

● ALLE sollen auf eigenem Entwicklungsniveau arbeiten

● In Kooperation miteinander!!● Ohne Ausschluss von Behinderten● Nach Maßgabe ihrer momentanen

Wahrnehmungs-, Denk- und Handlungskompetenzen

● In Orientierung auf die nächste Zone ihrer Entwicklung

● An gemeinsamen Gegenstand

Baummodell

Das Entwicklungsmodell

Schulzeit-Krisenzeit?! Bernd Maaß

- wesentlichen Anteil an der Identitätsbildung hat Schulzeit

- im Alter von 6-18 Jahren erlebt das Kind/der Jugendliche intensive Phasen persönlicher Entwicklung in der Auseinandersetzung mit sich selbst und der Welt

- Wege und Ziele werden neu definiert

- überwiegender Anteil der Kinder und Jugendlichen findet im Interaktionsprozess mit ihrem Bezugsrahmen (Schule, Eltern, Peergroups…) einen Weg und ein Ziel im Bildungsangebot- Paul erlebt kritische Situationen*Leistungsbewertung*Auseinandersetzung mit Lehrkräften*Begegnungen mit Mitschülern *im Zusammenleben mit Eltern

> durchlebt Lernprozesse, die seine kognitiven, sozialen und emotionalen Fähigkeiten erweitern> wird zunehmend selbstkompetenter= Aus kritischen Situationen entstehen keine Krisen

-Für Schülerinnen und Schüler mit Autismus stellt sich der Bildungsverlauf weniger deutlich dar-Sie agieren und reagieren vordringlich aus sich selbst heraus und auf sich selbst bezogen-krisenhafte Situationen und daraus resultierende Krisen sind wiederholt auftretende Ereignisse im Kontext Schule

- Ben > Asperger -Syndrom (AS)

- Über die Grundlagen im Lesen und Rechnen verfügt er schon mit Schuleintritt

- Unterstützung bei der Bewältigung des Schulalltages benötigt er in sozialen und kommunikativen Anforderungsbereichen.

- Erlesen kurzer Texte am Tisch in strukturierter Unterrichtssituation ist kein

Problem!

- Wie aber übersteht Ben Pausen?

Trotz des Interesses sich an den Aktivitäten Anderer zu beteiligen fällt es ihm ohne Hilfe schwer zu verstehen, welchen Anteil er an und in der Begegnung hat, welche Erwartungen an ihn herangetragen werden.

Das Einüben von Handlungsstrategien erhöhen im Laufe der Schulzeit seine Kompetenz, Schule in Gemeinschaft zu erleben.

- Ben erlebt sich zunehmend als „anders“

-suche nach Identität

> Oft Aggressionen und Depressionen in der Pubertät!

- Auswirkungen auf das schulische Leistungsvermögen sind fast zwangsläufig

● In welcher Form könnte man Ben helfen?

- Maria (frühkindlicher Autismus) mit intellektuellen Beeinträchtigungen

- vorschuliches Alter Sonderkindergarten, dann Schule für Geistigbehinderte

- in ausgewählten Bereichen zeigt sie wissen und kompetentes Handeln

- andere Lerninhalte interessieren sie nicht oder sie braucht Hilfe

- mangelnde, missverstandene Kommunikation > Autoaggressionen

- Anpassungskompetenz von autistischen Schülern stark begrenzt

- Schule ist darauf angewiesen frühzeitig mit Eltern, Therapeuten und Medizinern zu kooperieren

- nur im gemeinsamen Handeln lassen sich Wege in und aus Krisen finden

Es gibt keinen Rest!Basale Pädagogik für Menschen mit schwersten

BeeinträchtigungenPeter Rödler/ Ernst Berger/ Wolfgang Jantzen (Hrsg.)

S. 237

Die Einführung der Integration in die europäische LehrerInnen(aus)bildung --Ewald Feyerer

-(Feuser 2000a, S.222) „Die Realisierung von Integration erfordert von uns auch die Herausbildung von Qualifikationen, sich als Lehrer auch als Forschende zu verstehen und sich Kompetenzen anzueignen, das kontrolliert zu leisten…“

- Mit der Integration von Kindern mit Behinderungen begann für das selektionsorientierte Schulwesen ein umfassendes reformpädagogisches Projekt mit dem Ziel der Humanisierung und Demokratisierung

- der bisher selbstverständliche Lösungsweg, Kinder mit Schwierigkeiten vom gemeinsamen Lernprozess auszuschließen, wurde hinterfragt, die Lösungskompetenz von Sonderschulen massiv angezweifelt.

>eine Schule für alle wurde als Grundlage für ein gemeinsames Spielen, Lernen und Arbeiten aller Kinder als Gegenkonzept

entworfen.

Autismus im Wandel- Übergänge sind Herausforderung- 11.Bundestagung

S. 228 f.

Veränderungen in meinem Leben bespreche ich in meiner Selbsthilfegruppe

Christine, 28 J.

Änderungen in meinem Leben bespreche ich in meiner Selbsthilfegruppe..Es ist in der Tat so, dass sich die größten Änderungen in meinem Leben vollzogen haben, seit ich die Selbsthilfegruppe besuche.

Die Erzählungen und der Rat der anderen Gruppenmitglieder hat mir oft Mut gemacht und mich positiver und weniger ängstlich an Dinge herangehen lassen.

Das beste Beispiel ist z.B. die Arbeit. Ich hätte nie gedacht, dass ich in der Lage sein könnte, eine Arbeitsstelle zu bekommen und sie zu halten - heute habe ich tatsächlich eine Arbeitsstelle und bin sehr glücklich dort.…

- Ich bin nicht mehr so ängstlich wie früher, und verstehe auch vieles besser, nicht zuletzt durch viele gemeinsame Gespräche. Ich habe z.B. gelernt, mich zu unterhalten; auch ein wenig auf andere zuzugehen; ja, auch heute eher meine Stärken als meine Schwächen zu sehen und selbstbewusster zu sein.

Das Selbstverständliche ist nicht immer selbstverständlich

● Handlungen müssen vorher sprachlich angekündigt werden

● Es sollte evtl. 1 Minute vor der Handlung bereits angekündigt werden, was gemacht werden soll

● Was für uns wie Routine erscheint, können Autisten oft nicht direkt nachvollziehen

● Durch überraschend eintretende Handlungen und Interventionen werden Klienten leicht verunsichert und sogar verstört

● Dann schlagen die Personen oft oder lassen sich beispielsweise einfach fallen

● Sprachliche Begleitung ist unbedingt notwendig!!!

Quellen

● http://www.georg-feuser.com/conpresso/_rubric/index.php?rubric=Vita

● https://userpages.uni-koblenz.de/~luetjen/index.htmGeorg Feuser: Integrative Didaktik. In Behindertenpädagogik, 28 Jg., Heft 1_1989. S. 4-48

● http://images.google.de/imgres?imgurl=http%3A%2F%2Fbidok.uibk.ac.at%2Flibrary%2Fpohl-oekosystem-diss03.png&imgrefurl=http%3A%2F%2Fbidok.uibk.ac.at%2Flibrary%2Fpohl-oekosystem-diss.html&h=513&w=604&tbnid=iRPYf8Qi6uV-qM%3A&vet=1&docid=AQqjkP5Cvi7j9M&ei=YlM_WKbRDczUabyeqGg&tbm=isch&iact=rc&uact=3&dur=316&page=0&start=0&ndsp=10&ved=0ahUKEwimitawxNHQAhVMahoKHTwPCg0QMwgeKAEwAQ&bih=515&biw=1138

● http://bidok.uibk.ac.at/library/feuser-didaktik01.png

● Autismus Deutschland e.V. Autismus im Wandel. Übergänge sind Herausforderung. Tagungsbericht. 1000 Auflage. Hamburg: autismus Deutschland e.V. 2006.

● Bundesverband hilfe für das autistische kind. Krise ist immer auch Bewegung. Autismus im Brennpunkt. 750 Auflage. Hamburg. Bundesverband hilfe für das autistische kind 2004.

● Rödler, Peter; Berger, Ernst; Jantzen, Wolfgang (Hrsg.): Es gibt keinen Rest! Basale Pädagogik für Menschen mit schwersten Beeinträchtigungen. Weinheim und Basel: Beltz Verlag 2009.

● Wüllenweber, Ernst (Hrsg.): Einander besser verstehen. Hilfen und Ansätze für Menschen mit geistiger Behinderung, mit Lernbehinderung und bei Austismus. Marburg: Verlag der Bundesvereinigung Lebenshilfe e.V. 2014. (Band 1: Kommunikation und Beziehungsgestaltung).