Epistemische Aktionen Vortrag von Guido Poschta 5.12.2002 Seminar Verteilte Kognition bei Prof....
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Epistemische Aktionen
Vortrag von Guido Poschta
5.12.2002
Seminar Verteilte Kognitionbei Prof. Wandmacher
Fachbereich PsychologieTU Darmstadt
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Gliederung
Einführung
Tetris
Klassisches Verarbeitungsmodell
Vergleich mit erhobenen Daten
Epistemische Aktionen
Ergebnisse
Einordnung und Diskussion
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Quellen
[1] On Distinguishing Epistemic fromPragmatic ActionDavid Kirsh, Paul Maglio © 1994, Dept. of Cognitive Science, University of California, San Diego
[2] Distributed Cognition: Toward a New Foundation for Human-Computer Interaction ResearchJames Hollan, Edwin Hutchins, David Kirsh (UCSD)© 2000 ACM CHI Vol. 7, No. 2
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Bisherige Sichtweisen
• Pragmatische Aktionen:Vor Ausführung planen– Initialzustand {Aktionen} Zielzustand– Bei Planung ständige Verbesserung bzgl. Metrik:
Distanz / Zeit / Energie / Risiko
• Roboterforschung:Aktionen zur Wahrnehmung– Kontrolle des Sichtfelds– Kontrolle der Aufmerksamkeit
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Epistemische Aktionen
• epistemi: Verb, Griechisch: Erkennen• Nach Kirsh & Maglio physische Aktionen• Ziele:
– Gedächtnisspeicher entlasten– Zeit sparen durch weniger Berechnungsschritte– Fehlerwahrscheinlichkeit senken
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Anwendungen im Alltag
• Schlüssel im Schuh• Faden um Finger• Arbeitsplatz vorbereiten
– Arbeitsmittel sortieren– Z.B. Schrauben, Muttern
• Unbekanntes Gelände erkunden
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Epistemische Aktionen: Planung
• Aktionen zur Informationsgewinnung• Veränderter Zustandsraum für die Planung
– Physische Zustände Informationelle Zustände
• Epistemische Aktionen– Bringen u.U. physischen Zustand nicht voran– Verbessern informationellen Zustand
Tetris
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Tetris
• Einfache Metrik: Pragmatische Verbesserung eindeutig erkennbar
• Anforderungen:– Motorische Fähigkeiten
(Tastendruck Veränderung)– Wahrnehmungsfähigkeiten
(Steine & Kontur erkennen)– Räumliches Vorstellungvermögen
(Pack-Problem)
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Annahme
• Bisherige Berichte eingeübter Verhaltens-weisen sind irreführende Vereinfachungen:– Verbesserung durch Zusammenfassung von
Zwischenschritten– Verbesserung durch „vorberechnete
Verhaltensweisen“
• In beiden Fällen Strategie unverändert
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Beobachtungen
• Strategie verändert sich mit der Erfahrung des Spielers
• Informationen früh verfügbar machen• Optimierung auf schnelle Steinerkennung• Externe Tests für mehr Sicherheit
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Versuchsanordnung
• Aufnahme gedrückter Tasten bei Tetris• Versuche zur mentalen Rotation• Expertensystem „RoboTetris“
Klassisches Verarbeitungsmodell
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RoboTetris
• Expertensystem• Spielt Tetris• Aufgebaut nach klassischem Modell der
Verarbeitung: 4 Schritte
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Schritt 1: Selektives Bitmapim Ikonischen Puffer
• Erkennung von Kanten, Ecken etc.– Des Steins– Der Kontur
• Noch keine Symbolerkennung
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Schritt 2: Symbolische Repräsentation
• Beziehung zwischen erkannten Merkmalen
• interne Sammlung wiederkehrender Eigenschaften der Kontur
• Es muß erkennbar sein:– Art des Steins– Orientierung
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Schritt 3: Besten Platz finden
• Vergleich des Steins mit Teilen der Kontur
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Schritt 4: Weg finden
• Minimalen motorischen Plan definieren
Vergleich mit erhobenen Daten
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– Stein nach n Rotationen wieder wie zu Anfang
– Durchschnittlich (n-1)/2 Rotationen notwendig
– zum Beispiel „ “:durchschnittlich 1,5 beobachtet 1,7
• Rotationen beginnen zu früh– „Denkphase“ noch nicht
beendet
• Mehr Rotationen als „notwendig“
t
ROT 1
ROT 2
ROT 3
ROT 4
=
=
Daten passen nicht zu Modell
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Erklärungsversuch
• Kaskadierender Prozess• Pragmatische Aktionen nach jeweils „bester
Abschätzung“ als Zwischenergebnis• KI: „Interleaving Planners“• Ziel: Gefahr des Zeitmangels minimieren
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• Falscher Start zu teuer (75 bis 750 ms) „Interleaving“ schlechte
Strategie für Tetris
• Rotation vor jeglicher Abschätzung– Stein noch nicht voll
sichtbar– Keine Abschätzung
möglich
Spielfeldrand
Daten passen trotzdem nicht
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Schlußfolgerung
• Klassische Theorie kann Daten nicht erklären• Es muß eine neue Theorie her:
Epistemische Aktionen!
Epistemische Aktionen als Erklärung
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Vergleich mentaler Rotation mit physischer Rotation
• Versuch: Sind diese Steine gleich oder Spiegelbilder?
• Mentale Rotation:800-1200 ms bei 90°
• Physische Rotation:100 ms bei 90° = =|
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Spielfeldrand
Frühe Rotation zur Erkennung
• Stein anfangs nur teilweise sichtbar
• Rotation zeigt versteckte Teile des Steins
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Frühe Rotation zur Erkennung (Forts.)
• bei eindeutiger Position des Steins weniger Rotationen (unbewusst)
• Mehr Rotationen bei unbekannter Art von Stein
• Pragmatische Rotation zu diesem Zeitpunkt nicht möglich
• Aktion muß also epistemisch sein
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Aufwand mentaler Rotation und Bilderzeugung sparen
• In Schritt 3: Vergleich des Steins mit der Kontur
• Mentale Repräsentation– des Steins – von Teilen der Kontur
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Suche mit von Orientierung unabhängiger Repräsentation
• Spieler hat Repräsentation des Steins in allen Drehungen
• sucht dafür einmal die Kontur ab
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Rotation zur Erstellung einer solchen Repräsentation
• Aktivierung einer Menge von Repräsentationen des Steins
• In dieser Menge sind Bilder seiner Orientierungen vorbereitet
• Je mehr Bilder des Steins physisch gezeigt werden, desto schneller kann Spieler die Aktivierung erreichen
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Suche ohne eine solche Repräsentation
• Spieler hat nur Repräsentation einer Drehrichtung des Steins
• Sucht für jede Drehrichtung die Kontur ab
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Speicheraufwand bei dieser Suche
• Aktueller Konturteil• Liste schon getesteter Konturteile• Position des aktuellen Teils innerhalb der
Kontur • Bild des gedrehten Steins
– muß regelmäßig aufgefrischt werden
– oder physisch sichtbar sein
Einfacher, gedrehte Steine physisch zu sehen
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Rotation zur Erkennung von Steinen
• 3 Stufen der Erkennung:1. Einfache Eigenschaften finden
• Linien, Ecken, Farben
2. Orientierungs-spezifische Eigenschaften extrahieren
3. Strukturierte Mengen solcher Eigenschaften identifizieren und speichern
• Experten dabei effizienter
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Rotation zur Erkennung von Steinen (Bsp.)
IkonischerSpeicher
0 1
0
1
(1,0)
(1,1) ...
Entscheidungsbaumohne Rotation
(1,0)
(1,0)
...ROT
Entscheidungsbaummit Rotation
Vorsicht: Entspricht nichtder Abbildung 12 bei Kirsh & Maglio
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Rotation zur Erkennung von Steinen (Forts.)
• Optimalität des Entscheidungsbaums:– Informativste Frage zuerst stellen– Minimale Anzahl von Merkmalen abfragen
• Rotation kann Anzahl verschiedener abgefragter Merkmale verringern
• Rotation kann weniger Fragen nötig machen
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Hypothese: Enge Bindung der Aufmerksamkeit an Aktionen
• Aufmerksamkeitsmechanismen könnten eng an Aktionen wie Rotation gebunden sein
• Bindung der Aufmerksamkeit an Aktionen bei Sakkaden bereits bekannt
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Rotation, um besten Platz zu finden
• Alternative zur Suche im Arbeitsgedächtnis:Suche als Wahrnehmungsprozess
• Stein während Wahrnehmung mit Konturteilen vergleichen
• Entweder, oder:– Stein mental rotieren (nicht bekannt, ob das
Ikonischen Puffer beeinflusst)– Stein in rotierter Form wahrnehmen
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Verschiebung alsepistemische Aktion
• Spaltenposition eines Steins prüfen
• Oft angewendet, wenn Stein von weit oben herunterfällt
3 Schritte
Ergebnisse
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• Jetzt in jeder Verarbeitungsphase Zusatzinformationen aus Aussenwelt
• Tetris: keine Nebenbedingungen bei Veränderung
Neues Verarbeitungsmodell
• Zuvor streng hierarchisch
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Auswirkungen auf KI-Planer
• Kosten-Nutzen-Modell: Aktionen zu bestimmtem Zeitpunkt mehr oder weniger nützlich
• Aber: Passt im Detail nicht, weil Nutzen hier abhängig von internem Zustand des Agierenden
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Auswirkungen auf Verhaltensstudien
• Neue Frage: Wie kann der Beobachtete das Problem durch Aktionen vereinfachen?
• Bisherige Studien verwehren dem Beobachteten Veränderung der Umgebung
• Gut angepasster Agierender: Balance zwischen interner und externer Berechnung
Einordnung und Diskussion
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Relevante Punkte aus Artikel „Distributed Cognition“
• Funktionen des Raums: Berechnung vereinfachen
• Arbeitsmittel werden zeitweise Teil des kognitiven Systems
• Grenzen der Analyse erweitern• Ethnographie der verteilten Kognition:
Automatisierte Aufnahme von Interaktionen• Grundprinzip: Abladen von kognitivem
Aufwand in die Umgebung
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Fragen
• Farben der Steine nicht berücksichtigt– z.B. bei früher Rotation zur Erkennung
• Rotation kann auf Fehler zurückzuführen sein– 1,7 Rotationen statt 1,5 trotzdem interessant?
• Epistemische Aktionen immer auf die Umwelt gerichtet?
• Gegenbeispiele:– Bildhafte Vorstellung– Stichwort für Sachverhalt
Vielen Dank für das Interesse
Folien etc. auf
http://www.poschta.de/guido/uni