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Qualifcation Neue Medien, neue Wege der Qualifzierung

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Page 1: eQualification - Neue Medien, neue Wege der …...Mobile Devices), die wachsenden Personalisierungs-möglichkeiten des Digitaldrucks sowie der starke Trend zur Entwicklung innovativer

Qualification Neue Medien neue Wege der Qualifizierung

Impressum

Herausgeber Bundesministerium fuumlr Bildung

und Forschung (BMBF)

Referat Neue Medien in der Bildung

11055 Berlin

Bestellungen schriftlich an den Herausgeber

Postfach 30 02 35

53182 Bonn

oder per

Tel 01805 - 262 302

Fax 01805 - 262 303

(014 Euro Min aus dem deutschen Festnetz)

E-Mail booksbmbfbundde

Internet httpwwwbmbfde

Konzept Projekttraumlger im Deutschen Zentrum fuumlr Luft- und Raumfahrt

Neue Medien in der Bildung

Brigitte Pottkaumlmper

Linder Houmlhe

51147 Koumlln

Redaktion Gestaltung Projekttraumlger im Deutschen Zentrum fuumlr Luft- und Raumfahrt

Oumlffentlichkeitsarbeit

Petra Richter Sebastian Blunk

Linder Houmlhe

51147 Koumlln

Druckerei BMBF Druckerei

Bonn Berlin 2010

Bildnachweis Titel Getty Images innen A Weber PT-DLR

3 Vorwort

Gruszligwort zur Broschuumlre eQualification ndash Neue Medien neue Wege der Qualifizierung

Individuelle Bildungschancen sind der Schluumlssel fuumlr gesellschaftliche und soziale Teilhabe sowie beruf-lichen Erfolg Gleichzeitig sind sie eine unerlaumlssliche Voraussetzung fuumlr wirtschaftliche Entwicklung In-novation und sozialen Wohlstand in unserem Land

Um vor dem Hintergrund der demografischen Ent-wicklung und den Herausforderungen der Globali-sierung auch in Zukunft international wettbewerbs-faumlhig zu sein sind hoch qualifizierte und gut ausge-bildete Fachkraumlfte erforderlich Unser Bildungssystem muss daher auf die Anforderungen des Arbeits-marktes und den notwendigen Qualifizierungsbedarf flexibel reagieren koumlnnen Dazu bedarf es auch eines erheblichen Engagements im Bereich der beruflichen Aus- und Weiterbildung

Digitale Medien bieten vielfaumlltige inhaltliche und technische Einsatzmoumlglichkeiten Sie erlauben eine qualitativ hochwertige zielgruppenspezifische kostenguumlnstige und zeitgemaumlszlige Qualifizierung Sie sind die Grundlage innovativer Lern- und Wissens-bildungsprozesse und ermoumlglichen neue Formen der Kommunikation Kooperation und Vernetzung Mit digitalen Medien kann sich jeder Einzelne kontinu-ierlich dynamisches Wissen aneignen Damit sichern sie die individuelle Beschaumlftigungsfaumlhigkeit und tragen zur berufsbegleitenden lebenslangen Qualifi-zierung bei

Deshalb unterstuumltzt das Bundesministerium fuumlr Bil-dung und Forschung (BMBF) Vorhaben zum Einsatz digitaler Medien in der beruflichen Bildung Unser Ziel ist es Innovationen in der beruflichen Aus- und Weiterbildung voranzutreiben und zu einer neuen Kultur des berufsbegleitenden Lernens und Lehrens beizutragen

Bei der Fachtagung bdquoeQualification ndash Neue Medien neue Wege der Qualifizierungldquo wurden solche vom BMBF gefoumlrderten Projekte einer breiten Oumlffentlich-keit vorgestellt Die erfolgreichen Beispiele zeigen dass das neue Lernen und Lehren in der betrieblichen Praxis sowie in der Aus- und Weiterbildung angekommen ist

Die vorliegende Broschuumlre stellt den Einsatz digitaler Medien in verschiedenen Lehr- und Lernarrange-

Annette Schavan Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung

ments vor Ich wuumlrde mich freuen wenn sich daraus auch in Zukunft ein intensiver Gedankenaustausch uumlber netzgestuumltzte Lehr- und Lernformen entwickelt

Prof Dr Annette Schavan MdBBundesministerin fuumlr Bildung und Forschung

4 InhALtsVerzeIchnIs

Inhalt

Uumlberblick 5

Aufstieg durch Qualifizierung Aufstiegsweiterbildung in der Druck- und Medienindustrie ndash Forschungsprojekt Mediencommunity 20 6

Flexible Learning im Einzelhandel 8

DAWINCI ndash Durchlaumlssigkeit in der Aus- und Weiterbildung in der chemischen Industrie 10Virtuelles Lernen auf der Baustelle ndash Vila-b 12

Beschaumlftigungssicherung durch weiterbildung Live Stream Learning ndash fuumlr mobiles und stationaumlres Lernen in der Aus und Weiterbildung in der Mechatronik 14Rapid eLearning ndash Leicht gestaltbare Lernsoftware in der gewerblich-technischen Ausbildung Kompetenzwerksttt Elektrohandwerk 16

Weiterbildung durch multimediale Lernformen am Beispiel der Zementindustrie 18

Demographischer Wandel Herausforderungen und Chancen 20

Bildung und Qualifizierung in einer alternden Gesellschaft eLearning-Infrastruktur in der Altenpflege (eLiA) 22Entstehung von Communities am Beispiel der Evangelischen Kirche in Deutschland 24Lernkompetenz Schluumlssel zur Qualifizierung fuumlr Aumlltere 26

Digitale Medien und Innovationen im Bildungsbereich Qualifizierung mit System ausbauen ndash Weiterbildung und bdquoeQualificationldquo 28

Aufbau eines Online-Berichtshefts und Kompetenzportfolios in den dualen Ausbildungsberufen 30beroobi ndash Erlebe Berufe online Das interaktive Jugendportal zur Berufswahl 32Erstellung digitaler eLearning-Module durch Auszubildende im Handwerk 34

Literaturhinweise 36

5 UumlBerBLIck

eLearning ndash das Lernen der Zukunft

Bildung ist die Basis fuumlr Innovationen und

gesellschaftliche entwicklung sie ist der schluumlssel fuumlr wohlstand soziale Gerechtigkeit und individuelle Lebenschancen Mit einer er-folgreichen Bildungs- und Forschungspolitik koumlnnen die herausforderungen in unserer glo-balisierten welt gemeistert werden wachstum und Beschaumlftigung koumlnnen auch in

zukunft nur mit gut ausgebildeten und hoch qualifizierten Menschen gesichert werden

Unser Bildungssystem muss auf diese Anforderungen flexibel und zeitnah reagieren koumlnnen Nur eine kontinuierliche und gezielte Weiterbildung von Beschaumlftigten und Arbeitssuchenden in allen Lebens-phasen sichert die individuelle Beschaumlftigungsfaumlhig-keit Digitale Medien bieten hier enorme Potenziale Sie sind die ideale Ergaumlnzung der bisherigen tradier-ten Lehr- und Lernformen Ihre Einsatzmoumlglichkeiten sind vielfaumlltig Sie lassen eine schnelle Anpassung der Inhalte an aktuelle Entwicklungen und Anforderun-gen sowie spezifische Zielgruppen zu Digitale Medien sind das Instrumentarium fuumlr individuelle und passgenaue Lehr- und Lernprozesse und sind daher ideal um berufsbegleitende Qualifizierung an jedem Ort und zu jeder Zeit zu ermoumlglichen

Die Fachtagung bdquoeQualification ndash Neue Medien neue Wege der Qualifizierungldquo zeigte am 89 Juni 2009 in Berlin vielfaumlltige Moumlglichkeiten der medienbasier-ten Qualifizierung In vier Gespraumlchsforen wurden die Themen Aufstieg durch Qualifizierung Beschaumlf-tigungssicherung durch Weiterbildung Bildung und Qualifizierung in einer alternden Gesellschaft und digitale Medien und Innovationen im Bildungs-bereich durch Referenten aus Wissenschaft Hand-werk Industrie und Bildungstraumlgern aus unterschied-lichen Blickwinkeln dargelegt

Liegt das Thema bdquoMedienkompetenz fuumlr das paumldago-gische Fachpersonalldquo von Professor Dr Norbert Neuszlig im Erwartungshorizont des Zuhoumlrers erstaunt auf den ersten Blick das Projekt bdquoInnerbetriebliche Weiterbildung durch multimediale Lehr- und Lern-formen am Beispiel der Zementindustrieldquo Doch gerade dieses Beispiel zeigt deutlich dass Theorie-kenntnisse und Fortbildung auch in einer industriell orientierten Branche inzwischen zur Alltagsroutine

Qualification

geworden sind Angesichts verschaumlrfter Kostenkon-trolle und zunehmender internationaler Konkurrenz wird nach arbeitsplatznahen zeitunabhaumlngigen und moumlglichst kostenguumlnstigen Angeboten der Fortbildung gesucht Die in Deutschland stark indus-triell gepraumlgte chemische Industrie setzt z B darauf dass die medial gepraumlgte Fortbildung anschlussfaumlhig an die bisherigen erworbenen beruflichen Kompe-tenzen und Qualifikationen ist Alle dargestellten Vorhaben verfolgen die Intention einen flexiblen und auch ortsunabhaumlngigen Zugang zu Aus- und Fortbildungsangeboten zu ermoumlglichen

Im Rahmen der Fachtagung bdquoeQualificationldquo wurden vielfaumlltige qualitativ hochwertige und zielgruppen-spezifische Moumlglichkeiten und Methoden der Qualifi-zierung mit digitalen Medien vorgestellt So wird ein Online-Berichtsheft in dualen Berufen erprobt die Evangelische Kirche wird eigene dezentrale Communities im Netz aufbauen und fuumlr Jugendliche an der Schnittstelle zwischen Schule und Beruf entstehen neue Tools zur Berufsorientierung die multimedial und interaktiv verschiedene Ausbildungs-berufe vorstellen

Trotz auszligerordentlicher Anwendungschancen gerade auch durch neue Web 20-basierte Software bleibt die direkte nicht-mediale Kommunikation zwischen den verschiedenen Multiplikatoren unerlaumlsslich Die Fachtagung bdquoeQualificationldquo zeigte eine Fuumllle erfolg-reicher und vielversprechender Projekte in denen sich klassische Lernformen und netzbasierte Koope-ration hervorragend ergaumlnzen Sie trug zur frucht-baren Diskussionen uumlber Wege der Qualifizierung im Zeitalter der digitalen Medien bei die in Zukunft fortgesetzt werden soll

6 AuFstIeG Durch QuALIFIzIerunG

Aufstiegsweiterbildung in der Druck- und Medienindustrie ndash Forschungsprojekt Medien-community 20

Im Projekt bdquoMediencommunity 20ldquo wird ein Lehr-Lernnetzwerk fuumlr die Druck- und Medien-branche aufgebaut Projektpartner sind die Beuth hochschule fuumlr technik Berlin (Projekt-leitung) der zentralfachausschuss Berufsbild-ung Druck und Medien (zFA) in kassel die hochschule Muumlnchen und das MMB-Institut fuumlr Medien- und kompetenzforschung in essen

Mit den Angeboten des Internetportals werden Aus-zubildende und Studierende ebenso angesprochen wie im Beruf stehende Arbeitnehmer-innen Trainer-innen und Freiberufler-innen Ziel ist es mit Social-Software-Unterstuumltzung Online-Lernen zu ermoumlglichen und zur kontinuierlichen Weiter-bildung in vernetzten Lernwelten zu motivieren

In einem Teilprojekt werden eLearning-Module fuumlr verschiedene Bildungsniveaus entwickelt um zu er-proben welche Potenziale digitale Medien zur Unter-stuumltzung struktureller Reformen in der beruflichen Bildung entfalten koumlnnen Dabei soll auch das An-rechnen beruflicher Kompetenzen auf die Weiter-bildung erleichtert werden ndash eine zentrale Forderung des Bologna-Prozesses

Die Druck- und Medienbranche ist mit 172000 Be-schaumlftigten relativ klein Jaumlhrlich schlieszligen 6000 junge Menschen ihre Erstausbildung ab 820 Beschaumlftigte bilden sich als Meister-innen Medien-fachwirte oder Techniker-innen weiter Hinzu kom-men jaumlhrlich 450 Hochschulabsolventen mit bran-chenspezifischem Abschluss Die Quote bei den abge-legten Pruumlfungen in der Erstausbildung ist in dieser Branche mit 35 fast dreimal so hoch wie im Durch-schnitt der Gesamtbevoumllkerung mit einer Ausbil-dungsquote von 12

Die vergleichsweise hohe Ausbildungsquote setzt sich bei der Aufstiegsfortbildung nicht fort Lediglich jede-r siebte Auszubildende schlieszligt eine Fortbildung an und der Anteil an Studierenden ist ebenfalls unterdurchschnittlich Dabei ist die Branche innovationsgetrieben Nicht nur die Digitalisierung und Vernetzung der Produktionsprozesse sondern

auch die crossmedialen Ausgabeformen (Print Web Mobile Devices) die wachsenden Personalisierungs-moumlglichkeiten des Digitaldrucks sowie der starke Trend zur Entwicklung innovativer Dienstleistungen erfor-dert eine staumlndige Lernleistung von den Beschaumlftigten

Im Projekt wird deshalb der Gedanke des bdquoDreifach-Nutzens pro eLearningmodulldquo verfolgt Die Lern-module sollen attraktiv sein fuumlr die taumlgliche Arbeit fuumlr die Vorbereitung auf zentrale Pruumlfungen im Rah-men der formellen Aus- und Weiterbildung und als Modul mit anrechenbaren ECTS-Punkten fuumlr ein Studium Getestet wird dieses Modell derzeit im The-menfeld bdquoGrundlagen der Kalkulation von Druck-erzeugnissenldquo

nutzen fuumlr die taumlgliche Arbeit

bullEine groszlige Zahl Beschaumlftigter will bdquovon der Maschine wegldquo und stattdessen in die Kunden-beratung und in die Preisbildung von Druck-produkten wechseln

nutzen fuumlr die Vorbereitung auf zentrale Pruumlfungen

bullDas Themengebiet wird in der beruflichen Erst-ausbildung gepruumlft im Berufsbild bdquoMedien-gestalterMediengestalterin fuumlr Digital- und Printmedienldquo fuumlr Auszubildende der Fachrich-tung Beratung und Planung bullDas Themengebiet ist zentraler Pruumlfungsstoff aller Meister-innen-Medienfachwirt-innen-pruumlfungen in Deutschland und den Techniker-schulen

nutzen als schnupperstudium bzw zur Anrechnung fuumlr ein studium

bullDas Modul ist an drei Studienstandorten als Pflicht- und in einem Standort als Wahlpflicht-fach integriert Es besteht aus acht Lerneinheiten auf Hochschulniveau mit einem Lernvolumen (Workload) von 150 Stunden (5 ECTS)

Eine Steigerung der Studierendenquote kann aber uumlber die Erleichterung der Anrechenbarkeit von

7 AuFstIeG Durch QuALIFIzIerunG

Vorleistungen allein nicht erreicht werden da das Angebot bereits heute die Nachfrage nach Studien-plaumltzen bei weitem nicht abdecken kann Sowohl die Beuth Hochschule fuumlr Technik Berlin als auch die Hochschule der Medien Stuttgart berichtet von einer bis zu achtfach houmlheren Nachfrage nach Studien-plaumltzen im Bereich Druck- und Medientechnik Es bietet sich darum an uumlber das Zusatzangebot eines Weiterbildungsstudiums mit kumulativ zu absol-vierenden Modulen nachzudenken

Mittelfristig koumlnnte ein komplettes Bachelorstudium unabhaumlngig von einem Hochschulstandort uumlbergreif-end entwickelt werden Im Prozess des lebenslangen Lernens koumlnnten sich die Lernenden dann Baustein fuumlr Baustein und Modul fuumlr Modul qualifizieren bis sie sich durch Kumulation zur Bachelorpruumlfung an einer der anerkennenden Hochschulen anmelden koumlnnen Das waumlre ein Szenario das den Weiterbild-ungswuumlnschen berufstaumltiger Menschen mit familiaumlren Verpflichtungen in der Branche sehr viel mehr entgegenkommen wuumlrde als die bisherigen Praumlsenz-angebote

Die Potenziale digitaler Medien zur Unterstuumltzung struktureller Reformen gehen deutlich uumlber reine eLearning-Angebote hinaus Ein Internet-Branchen-portal wie die Mediencommunity koumlnnte in einem modular strukturierten beruflichen Bildungsverlauf eine wichtige Bruumlckenfunktion einnehmen indem sie die Aufstiegsqualifizierung der Beschaumlftigten durch einschlaumlgige Informationen und Angebote kontinuierlich begleitet

Prof Dr Anne Koumlnig Beuth Hochschule fuumlr Technik Berlin FB I Wirtschafts- und Gesellschaftswissenschaften wwwbeuth-hochschulede

8 AuFstIeG Durch QuALIFIzIerunG

Flexible Learning im Einzelhandel

Der einzelhandel gehoumlrt zu den beschaumlftigungs-und ausbildungsintensivsten Branchen in Deutschland In den vergangenen Jahren wurden alle Ausbildungsstufen neu geordnet sowie Bachelor- und Masterstudiengaumlnge eingefuumlhrt Die in den neuordnungen veran-kerten Pflicht- aber vor allem wahlqualifika-tionen bieten den unternehmen und dem Lerner neue flexible Moumlglichkeiten der Gestalt-ung von Aus- und weiterbildung

Unter bdquoFlexible Learningldquo verstehen wir ein umfass-endes Konzept selbst gesteuerten Lernens das durch entsprechende Lernumgebungen durch institutio-nelle sowie institutionsuumlbergreifende Bedingungen unterstuumltzt werden soll

Projekttraumlger von bdquoFlexible Learning im Einzelhan-delldquo ist die Zentralstelle fuumlr Berufsbildung im Handel e V (zbb) Gemeinsam mit den Projektpartnern wurde uumlberlegt welche Voraussetzungen fuumlr eine nachhaltige Einfuumlhrung flexibler Lernmoumlglichkeiten geschaffen werden muumlssen Daraus wurden insgesamt acht Arbeitspakete abgeleitet

1 Analyse des Bedarfs von Lernern und unternehmen

In einer umfassenden Umfrage von Bildungsper-sonal (Berufsschullehrer Dozenten Hochschul-lehrern etc) und Lernern (von der Berufsvorbe-reitung bis zum Bachelor-Studenten) wurde unter-sucht welche Nutzungsgewohnheiten im Umgang mit den Informationstechnologien bestehen und welche Entwicklungen und An-passungen des Bildungsprozesses nach Meinung der Befragten notwendig sind Auch der Bedarf der befragten Lerner fuumlr die eigene Aus- und Weiterbildung wurde erhoben Die Ergebnisse sind uumlber die Projektwebsite abrufbar (wwwflexible-learningde)

2 recherche bereits vorhandener Lehr- und Lernmaterialien entsprechend den neuen Verordnungen

Basis fuumlr die Einfuumlhrung von Flexible Learning ist der Einsatz zeitgemaumlszliger und bedarfsgerechter

Lehr- und Lernmaterialien Deshalb wurde eine Datenbank als Unterstuumltzung fuumlr das Bildungs-personal und die Lerner erstellt uumlber die ca 400 aktuelle Materialien fuumlr die Aus- und Weiter-bildung im Einzelhandel abrufbar sind Die Datenbank ist ebenfalls uumlber die Projektwebsite oder unter wwwzbbde aufrufbar

3 und 5 entwicklung und erprobung von eLearning-Modulen zu ausgewaumlhlten themen entlang der verschiedenen Aus- und weiterbildungslevel

Um eine vertikale Vernetzung uumlber die einzelnen Ausbildungsstufen von der Berufsvorbereitung bis zum Bachelor zu erreichen werden auszligerdem kompetenz-und handlungsorientierte eLearning-Module zu den Themenschwerpunkten Marke-ting und Warenwirtschaft entwickelt Erprobt werden sie an unterschiedlichen Lernorten (Berufs-kolleg Bildungseinrichtungen des Handels Fach-hochschule und in Handelsunternehmen) ein-gebettet in unterschiedliche Lernszenarien

4 entwicklung eines zertifizierungsmodells

Ein Schwerpunkt bei der Entwicklung der eLear-ning-Module ist auszligerdem die Anrechenbarkeit der Qualifizierung in Form von Teilzertifikaten Ziel ist es ein Zertifizierungsmodell zu entwickeln das die Durchlaumlssigkeit zwischen den einzelnen Qualifizierungsstufen foumlrdert

6 und 7 entwicklung und erprobung eines Qualifizierungskonzeptes fuumlr Ausbilder Dozenten Berufsschullehrer und Fuumlhrungs-kraumlfte mit Personalverantwortung

Um flexibles Lernen zu ermoumlglichen muumlssen Rah-menbedingungen geschaffen werden die die flexible und kreative Nutzung und Weiterentwick-lung der vorhandenen Instrumente ermoumlglichen Wichtigste bdquoRahmenbedingungldquo ist dabei die Akzeptanz und kompetente Anwendung durch das Bildungspersonal Um die Nachhaltigkeit des Projektes und des damit verfolgten Projektansat-zes zu gewaumlhrleisten wird deshalb ein Qualifizier-ungskonzept fuumlr das Bildungspersonal entwickelt und erprobt dessen Schwerpunktthemen Selbst-lernkompetenz eLearning kritisches Denken und Selbstreflexion sein werden

9 AuFstIeG Durch QuALIFIzIerunG

8 entwicklung und etablierung einer kommunikationsplattform als Vernetzungs-instrument aller Bildungsbeteiligten

Ziel ist es mithilfe einer Kommunikationsplattform das selbstorganisierte formelle aber vor allem informelle Lernen zu unterstuumltzen und zu foumlrdern soziale Kontakte mit Gleichgesinnten zu orga-nisieren und den erfolgreichen Abschluss der unterschiedlichen Qualifizierungen sicher zu stellen

Beispiel eLearning-Modul Bachelor ndash Marktforschung

Um selbst gesteuertes und handlungsorientiertes Lernen zu unterstuumltzen und zu foumlrdern wurde ein didaktisches Konzept entwickelt das den Lernenden zu einer aktiven und intensiven Auseinandersetzung mit praxisorientierten Situationen und Sachverhalten herausfordert Im Mittelpunkt der eLearning-Module stehen komplexe betriebliche Lernsituationen die selbststaumlndig geloumlst werden koumlnnen Mithilfe von Zusatzinformationen didaktischen Feedbacks und einem umfassenden Glossar wird der Lernerfolg unterstuumltzt

So geht es beispielsweise in dem Modul Marketing Marktforschung fuumlr das Bachelor-Studium darum welche Rolle Marktforschung fuumlr einen Weinfach-haumlndler spielt Ein kleines inhabergefuumlhrtes Geschaumlft will aus einer 1b-Citylage in das Einkaufscenter am Stadtrand umziehen Der Lernerdie Lernerin muss pruumlfen ob der Haumlndler den Umzug wirklich wagen kann und das neue Geschaumlft ausreichende Chancen am Markt hat In drei Lernsituationen werden die Entwicklung von Einzelhandel und Konsum von City und Umland und die Potenziale des Einkaufs-centers untersucht um eine erste Berechnung des moumlglichen Marktpotenzials vorzunehmen In einem zweiten Schritt wird uumlberlegt wie der Haumlndler sich am Weinmarkt positionieren und welche Zielgruppen er ansprechen muss um am neuen Standort erfolg-reich zu sein Ergaumlnzt wird dies von einer SWOT-Analyse mit der die Staumlrken und Schwaumlchen des Haumlndlers erfasst werden

Die SWOT-Analyse hilft Aussagen zu treffen welche Staumlrken des Haumlndlers weiter ausgebaut werden muumlssen und wie die Schwaumlchen kompensiert werden koumlnnen Im dritten und letzten Schritt stellt der

Gabriele Lehmann Geschaumlftsfuumlhrerin der Zentralstelle fuumlr Berufsbildung im Handel (zbb) wwwflexible-learningde

Lernerdie Lernerin eine Wirtschaftlichkeitsberech-nung sowie eine Best-Case- Worst-Case-Betrachtung an Sie dient als Grundlage um eine abschlieszligende Entscheidung zu treffen ob der Umzug des Weinfach-haumlndlers von der City in das Einkaufscenter am Stadt-rand sinnvoll ist und Aussicht auf Erfolg hat

10 AuFstIeG Durch QuALIFIzIerunG

DAWINCI ndash Durchlaumlssigkeit in der Aus- und Weiter-bildung in der chemischen Industrie

ziel des Projektes DAwIncI ist es am Beispiel der chemischen Industrie ein konzept zur Anschlussfaumlhigkeit beruflicher kompetenzen und Qualifikationen zu entwickeln

Bei DAWINCI steht der Weg von der Berufsvorberei-tung uumlber die duale Ausbildung zum Chemikanten und den Laborberufen bis hin zum Industriemeister Chemie bzw Chemietechniker im Fokus Daruumlber hinaus werden Handlungsempfehlungen fuumlr den Uumlbergang in ein Hochschulstudium und die Aus-bildung zum ersten akademischen Grad (Bachelor) erarbeitet Die ausgewaumlhlten Berufsbilder sind von zentraler Bedeutung fuumlr die Chemiebranche

Aufbauend auf den Erfahrungen und Ergebnisse des Projektes E-Learning in Chemieberufen (ELCH) von 2005 bis 2007 greift das groszlig angelegte Qualifizier-ungs- und Organisationsprojekt DAWINCI uumlber seine Partner in der chemischen Industrie direkt in alltaumlg-liche Bildungsprozesse ein Gemeinsam mit den Un-ternehmen Evonik Bayer Industriepark Wolfgang Provadis dem Verein Chemkom der Universitaumlt Paderborn und dem Lern-medien Spezialisten Creos entstehen in den naumlchsten drei Jahren Strategien und digitale Lerninhalte zur besseren Durchlaumlssig-keit bzw Anschlussfaumlhigkeit von Kompetenzen und Qualifikationen in der Aus-und Weiterbildung Neben dem ausbildungsstaumlrksten Beruf dem Chemikanten geht es um die Laborberufe wie Chemie- Biologie- und Lacklaborant sowie den Industriemeister Chemie und den Chemietechniker Der Bachelor zB im Studiengang Verfahrenstechnik oder Chemie bietet dann die Fortsetzung in den akademischen Bereich

Im Rahmen von DAWINCI analysieren die Partner Berufsbiografien um nicht nur fuumlr idealtypische Karrierewege Loumlsungen anzubieten sondern Bruumlcken auch fuumlr bdquounterbrochene Lernwegeldquo und Querein-steiger zu schaffen Die dafuumlr notwendigen Instru-mente muumlssen die im Berufsalltag erworbenen Leistungen transparent und berufsuumlbergreifend vergleichbar machen um die noumltige Anerkennung von Kompetenzen und Qualifikationen in die Praxis umzusetzen

Mithilfe eines berufsbilduumlbergreifenden Kompetenz-rasters wird es moumlglich Karrierewege zu beschleu-

nigen da einerseits Redundanzen vermieden werden und andererseits vergleichbare Kompeten-zen fuumlr den jeweils angestrebten Abschluss wirksam werden koumlnnen

Um die Anschlussfaumlhigkeit der verschiedenen Qualifi-kationsstufen zu verbessern durchlaumluft das Projekt drei Stufen

1 Identifizierung anschlussrelevanter Lerninhalte

Um anschlussrelevante Lerninhalte zu identifizieren werden die Curricula der Berufe analysiert insbeson-dere im Hinblick auf Uumlberlappungsbereiche und Doppelaufwendungen im beruflichen Aufstieg Auszligerdem werden typische Entwicklungspfade von Beschaumlftigten in den entsprechenden Berufen auf die fuumlr den Aufstieg wesentlichen Qualifikationen hin analysiert Die Kenntnis der bdquoBildungsbiografienldquo hilft das System der Anerkennung und Anrechenbar-keit an die Beduumlrfnisse der Praxis anzupassen Dabei muumlssen z T auch verwandte Kompetenzen aus benachbarten Berufsfeldern erfasst und Uumlbergaumlnge fuumlr die entsprechende Anerkennung im neuen Kon-text definiert werden

2 erarbeitung entsprechender elektro-nischer Lernbausteine und Integration in eine Lehr- und Lernumgebung

Auf der Basis Analyseergebnisse werden von den Pro-jektpartnern elektronische Lernbausteine erarbeitet Jeder Baustein ist horizontal uumlber verschiedene Berufs-bilder sowie vertikal uumlber verschiedene Berufsab-schluumlsse und Fortbildungen differenziert die fuumlr verschieden hohe Qualifikationsniveaus stehen Bei der Umsetzung der Lernmedien werden die Erfahr-ungen aus der erfolgreichen tausendfachen Nutzung der Elch-Module herangezogen Attraktivitaumlt fach-liche Stimmigkeit und Bedienkomfort haben oberste Prioritaumlt um den Einsatz in unterschiedlichsten Lernszenarien des Berufsalltags so leicht wie moumlglich zu gestalten Als Lernumgebung wird eine zu den Bausteinen kompatible virtuelle Plattform genutzt auf der Lernende von unterschiedlichen Standorten und mit unterschiedlichen Kompetenzbiografien fuumlr jeweils eine Ausbildungseinheit zusammengefuumlhrt werden Um moumlglichen Problemen des isolierten

11 AuFstIeG Durch QuALIFIzIerunG

Lernens entgegenzutreten wird die Plattform um kooperative Funktionalitaumlten (bdquoWeb20ldquo-Funktiona-litaumlten sowie ePortfolios) erweitert die die Teilneh-mer in ihrer Zusammenarbeit aktiv unterstuumltzen Lehrende und Ausbildende werden in verschiedenen Nutzungsszenarien eingefuumlhrt um sicherzustellen dass die Inhalte in unterschiedlichen Lernzusammen-haumlngen (on-the-job Classroom-Training verteiltes Lernen etc) genutzt werden koumlnnen

3 kreditierung der Lernbausteine und entwicklung eines rahmens zu deren berufsuumlbergreifenden erfassung und Anrechnung

Die Lernbausteine werden von den Projektpartnern je nach inhaltlicher Bedeutung und absolviertem Level gutgeschrieben Als Erfassungs- und Anrech-nungssystem fuumlr erworbene Credit Points wird auf der Grundlage der analysierten Curricula und Berufs-biografien ein berufsuumlbergreifendes computer-gestuumltztes Kompetenzraster aufgebaut Die individu-ellen Lernerfolge der Teilnehmer werden ndash zusammen mit ihren bereits vorhandenen Kompetenzen ndash in elektronischen Mappen die sowohl die Lernbiografie als auch die Leistungsnachweise (Portfolios) enthalten die zu dem Kompetenzraster kompatibel sind dokumentiert Die im Raster dokumentierten betriebsbezogenen Kompetenzen sollen schlieszliglich hinsichtlich ihrer Anschlussfaumlhigkeit an einen tertiaumlren Bildungsweg auf ihre Relevanz fuumlr ein entsprechendes Hochschul-studium analysiert werden Darauf aufbauend werden Handlungsempfehlungen z B fuumlr einen anschluss-orientierten Studiengang der Fachrichtung Verfahrenstechnik entwickelt Die erarbeiteten Doku-mente Medien und Prozesse werden bereits waumlhrend der Projektlaufzeit in der Praxis der Partner verankert Damit profitieren u a mehr als 5000 Auszubildende direkt von den Projektergebnissen

Die enge Zusammenarbeit mit den Sozialpartnern ermoumlglicht eine rasche Information der Branche sodass zum Ende des Projektes (30042012) interes-sierte Unternehmen die entwickelten Verfahren bzw einzelne Lernmedien oder Softwareinstrumente uumlbernehmen koumlnnen

Dr Steffan Ritzenhoff Creos Lernideen und Beratung GmbH

Die Projektergebnisse kommen allen Beteiligten zugute

bullFuumlr die Lernenden ergibt sich eine dauerhafte Erhoumlhung der Bildungsmobilitaumlt d h eine Ver-einfachung und Verschlankung beruflicher Auf-stiegsqualifizierung durch die Anerkennung der im Arbeitsprozess erworbenen Kompetenzen bullDen Unternehmen steht am Ende eine breite Palette didaktisch erprobter Medien mit hoher Akzeptanz zur Verfuumlgung mit denen sie ihre Mitarbeiter gezielt anhand des Kompetenzras-ters foumlrdern koumlnnen Durch das Kompetenzras-ter entsteht zusaumltzlich ein guter Uumlberblick uumlber das im Unternehmen vorhandene Wissen und ein wirksames Instrument zur Unterstuumltzung fuumlr interne Recruiting-Prozesse bullDie Bildungspolitik geht mit dem Projekt weiter durch die Praxis abgesicherte Schritte auf dem Weg zu einem nationalen Qualifikationsrahmen und einer breiten Verankerung medialer Lern-formen

12 AuFstIeG Durch QuALIFIzIerunG

Virtuelles Lernen auf der Baustelle ndash Vila-b

Das Projekt bdquoVirtuelles Lernen auf der Bau-stelle (Vila-b)ldquo ist ein durch das Bundesminis-terium fuumlr Bildung und Forschung (BMBF) und

den europaumlischen sozialfonds (esF) gefoumlrdertes Forschungsvorhaben Dabei ist neben der Dokumentation von zivil- und bauaufsichtli-chen Verordnungen besonders die aktuelle unternehmens- und weiterbildungsstruktur im handwerk bedeutsam

Ein Groszligteil der Unternehmen des Bauhandwerks ist als Kleinstunternehmen anzusehen dazu sinkt die durchschnittliche Mitarbeiterzahl pro Betrieb stetig Im Zusammenhang mit den aktuellen Weiterbildungs-trends im eher bdquobildungsfernenldquo Handwerk wurde daher ein innovativer Weiterbildungsansatz im Pro-jekt entwickelt worden der auf die Anforderungen der Zielgruppe und der kleinen und mittleren Unter-nehmen (KMU) eingeht verschiedene Lernorte ein-bindet und Lernprozesse mithilfe digitaler Medien unterstuumltzt Das Forschungsvorhaben stellt folgende Fragen in den Mittelpunkt

bullWelche Qualifikationsanforderungen resultieren aus den Arbeitsprozessen in Unternehmen bullWas sind die didaktischen Grundlagen zum Lernen im Arbeitsprozess bullWie kann das Lernen mit digitalen Medien im Arbeitsprozess realisiert und kontinuierlich verankert werden bullWelchen Beitrag leistet das zu entwickelnde Weiterbildungskonzept bei der Kompetenz-entwicklung von Facharbeitern und bei der Unternehmensentwicklung

Der berufswissenschaftliche Forschungsansatz zur Beantwortung dieser Fragen hat das Ziel herauszu-finden was Facharbeiter wissen und koumlnnen muumlssen um Arbeitsprozesse erfolgreich zu bewaumlltigen Zentrales Element sind dabei die Arbeitsprozessana-lysen also die ganzheitliche und mehrdimensionale Betrachtung der Arbeit der Fachkraumlfte mitsamt den vor-und nachgelagerten Prozessen den verwendeten Gegenstaumlnden Werkzeugen und Methoden dieser Arbeit und deren Organisationsformen

Es wird also die gesamte Komplexitaumlt des Arbeitspro-zesses und seine Bedeutung fuumlr das Subjekt erfasst

und analysiert Ziel ist es die inhaltlichen Aspekte beruflicher Arbeit und deren Bedeutung fuumlr die Kompetenzentwicklung des Subjekts von innen heraus zu erschlieszligen

Lernkonzept von Vila-b

Das Lernkonzept im Projekt Vila-b beruht auf dem entwicklungslogischen Lernen dem Blended-Lear-ning-Ansatz und dem virtuellen Lernen

Als zentrales didaktisches Element fuumlr die Aufberei-tung der Lerninhalte wurde der entwicklungslogische Ansatz gewaumlhlt Nach dem Modell von Dreyfus und Dreyfus findet hier eine Kompetenzentwicklung statt die einen Fortschritt vom Novizen der einzelne fach-liche Sachverhalte und moumlglichst allgemeinguumlltige Regeln lernt bis zum Experten der zu intuitiv-pro-blemloumlsendem Handeln aufgrund von Erfahrungs-wissen in der Lage ist abbildet

Nach dem Blended-Learning-Ansatz wird die Fort-bildung im Projekt Vila-b auf drei Lernorte verteilt um die jeweiligen Vorteile zu nutzen In Praumlsenz-veranstaltungen werden die Nutzung des Systems erklaumlrt die fachlichen Inhalte oumlkologischen Bauens vermittelt und Grundlagen fuumlr das soziale Lernen geschaffen Auf der Baustelle also im Arbeitsprozess findet mithilfe von mobilen Geraumlten (Personal Digi-tal Assistant PDA) ein kontextbezogenes problem-loumlsungsorientiertes Lernen durch die Nutzung einer Lernplattform und des dort gesammelten Fach- und Erfahrungswissens statt Als dritter Lernort dient der PC-Arbeitsplatz an dem vertiefende fuumlr die Arbeits-prozesse relevante Lernlektionen und Reflexions-moumlglichkeiten uumlber den eigenen Lernfortschritt stattfinden

Die Verwendung des Blended-Learning-Ansatzes und die Nutzung des PDA auf der Baustelle ermoumlglicht direkt im Arbeitsprozess den mediengestuumltzten Zu-griff auf zahlreiche Informationen der Lernplattform Daruumlber hinaus ermoumlglicht der PDA grafische und kommunikationsgestuumltzte Problemloumlsungsprozesse sodass in Abgrenzung von dem allgemeinen eLear-ning-Begriff und in Anlehnung an die Informations-technik ein (theoretisch noch weiter zu fundierendes) Konzept des bdquovirtuellen Lernensldquo verwendet wird

13 AuFstIeG Durch QuALIFIzIerunG

curriculumentwicklung auf der Basis von kernarbeitsaufgaben

Die Curriculumentwicklung basiert in erster Linie auf den Ergebnissen der genannten Arbeitsprozessan-alysen aber auch auf vorweggenommenen Zielgrup-penanalysen und Sektorbeschreibungen Die doku-mentierten Ergebnisse der Arbeitsprozessanalysen in Form von identifizierten Kernarbeitsaufgaben und Kernkompetenzen werden in Experten-Fach-arbeiter-Workshops validiert bzw korrigiert Aus den Kernkompetenzen heraus werden abschlieszligend arbeitsprozessrelevante Lern- und Arbeitsaufgaben entwickelt welche fuumlr die Vermittlung der Lernin-halte der Fortbildung grundlegend sind Gemaumlszlig des Projektansatzes werden bei der Entwicklung der Lern- und Arbeitsaufgaben aus didaktischer Sicht die Hand-lungsorientierung die Orientierung an realen Arbeitssituationen der entwicklungslogische Ansatz sowie die Verknuumlpfung der drei Lernorte beruumlck-sichtigt

Bisherige ergebnisse und Ausblick

Die bisherigen Ergebnisse des Forschungsprojektes identifizierten einerseits inhaltliche Vorgaben hin-sichtlich der relevanten Themen fuumlr eine Weiter-bildung im oumlkologischen Bausektor und zeigten andererseits Vorteile des Vila-b-Konzeptes fuumlr die Arbeitsorganisation der teilnehmenden KMU auf-gezeigt Gleichzeitig wird der nachhaltige Einsatz des Weiterbildungskonzeptes im Rahmen eines Kompe-tenzzentrums in Verden vorbereitet Aus wissenschaft-licher Perspektive schlieszliglich ist wie die bisherigen projektbezogenen Veroumlffentlich-ungen zeigen die Entwicklung des entwicklungslogischen didaktischen Ansatzes durchaus geeignet um neue Impulse fuumlr die Didaktikdiskussion zu setzen

Prof Dr Georg Spoumlttl Institut Technik und Bildung (ITB) Universitaumlt Bremen wwwitbuni-bremende

14 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Live Stream Learning ndash fuumlr mobiles und stationaumlres Lernen in der Aus- und Weiterbildung in der Mechatronik

Qualifikationsanforderungen entwickeln sich aufgrund wirtschaftsstruktureller Veraumlnder-ungen sowie in Folge von Innovationen kuumlr-zeren Produktzyklen und technologischen neuerungen Dies erfordert eine bedarfsge-rechte weiterentwicklung der Qualifizierung in der beruflichen erstausbildung wie der weiterbildung Die berufliche handlungskom-petenz richtet sich zunehmend an Arbeits-und Geschaumlftsprozessen aus entscheidend wird sein ob wie und wie schnell die Praxis der beruflichen Bildung durch die nutzung der digitalen Medien weiterentwickelt wer-den kann um dem Veraumlnderungsbedarf gerecht zu werden

Das Projekt Live Stream Learning will fuumlr kooperative Lernszenarien in der Aus und Weiterbildung auf dem Gebiet der Mechatronik in Unternehmen und der beruflichen Bildung eine Loumlsung fuumlr arbeitspro-zessorientierte Lernprozesse modellhaft erproben Lern- und Wissensmanagement sollen mit flexiblen Lernmedien verbunden werden Bildungsinhalte in Form von handlungsrelevanten Informationen und Lernhilfen bei der Bearbeitung von Lern- oder Arbeitsaufgaben sollen plattformunabhaumlngig mit Web 20-Technologien und -Diensten verfuumlgbar ge-macht werden um arbeitsplatznahes Lernen oder Problemloumlsen zu unterstuumltzen Die Anwender sollen Zugriff auf Prozesse Verfahren und Beispiele erhalten und sich mit anderen Nutzern austauschen koumlnnen

Die Zielgruppe fuumlr das Vorhaben beginnt bei den Aus-zubildenden der Berufsausbildung zum Mechatroni-ker Anlagen- und Industriemechaniker Die Weiter-bildung ist fuumlr Mitarbeiter bzw Servicepersonal aus Unternehmen die Montagesysteme entwickeln pro-duzieren oder warten bis hin zu Ausbildern und Fachberatern fuumlr mechatronische Systeme geplant

umsetzung

Bildungsinhalte und damit zu verknuumlpfende Web 20-basierte Dienste werden sowohl auf stationaumlren als auch auf mobilen Geraumlten lauffaumlhig sein Als Software werden sowohl lizenzpflichtige Standardanwendun-gen als auch Open -Source-Anwendungen ein-gesetzt

Die Lerninhalte und das Web-Portal Mechatronik koumlnnen herstellerneutral genutzt werden Dies wird dadurch gesichert dass Browser Player Add-Ons etc frei zugaumlnglich bzw mit den in Verbindung von PDA PC oder Notebook erworbenen Standard-Softwarelizenzen nutzbar sind

Geeignete Lerninhalte wie Live-Demonstrationen sollen als Webcasts d h einer fuumlr das Internet entwi-ckelten Form des interaktiven Fernsehens oder RSS-Feed d h als eine Art Nachrichtenticker den der interessierte Leser abonnieren kann abrufbar sein Weiterhin sollen Inhalte in digitalisierter Form z B als PowerPoint oder PDF zu spezifischen Fachthemen abgelegt werden Die Webcasts und RSS lassen sich abonnieren speichern jederzeit abspielen und werden zusaumltzlich mit aktuellen und auch externen Informationen verknuumlpft Die Abonnenten erhalten dadurch die Moumlglichkeit sich zielgerichtet zu neuen Entwicklungen auf dem Fachgebiet zu informieren

Lern- und wissensmanagement mit web 20

Im Projekt werden Lerninhalte als handlungsrelevan-te Informationen und Lernhilfen bei der Bearbeitung konkreter komplexer Aufgaben im Arbeitsprozess bzw im Prozess der praktischen Ausbildung als komplexe Lernaufgabe ausgewaumlhlt Fuumlr die Struktu-rierung informellen Lernens stehen die Interaktion mit anderen Lernenden und der Zugriff auf deren Ex-pertise der Austausch von Erfahrungen und Wissen und die Zusammenarbeit beim Erarbeiten von Infor-mationen Inhalten und Wissen im Vordergrund

15 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Beispiele fuumlr web 20 Funktionen die diesen Ansatz unterstuumltzen sind

bullWeb-casts zur Erklaumlrung von Teilsystemen z B anhand eines animierten Funktionsmodells bullWeblog zum Austausch von Erfahrungen die z B bei der Umsetzung der Lernaufgabe entstehen oder der Reflexion der eigenen Lernpraxis bzw zur Kommunikation zwischen Lernenden dienen bullWikis zur Bereitstellung von Lehr- und Lernma-terialien Anleitungen Leittexten oder ande-ren Wissenssammlungen auch durch gemein-same Erstellung von Inhalten z B FAQ bullLernjournal zur Protokollierung eigener Arbeits-ergebnisse und Reflexion der eigenen Lernpraxis bullSocial Bookmarking zum Aufbau einer Samm-lung von Fachinformationen bullRSS-Feeds zur Bereitstellung aktuellerInformationen in Textform die abonniertwerden koumlnnenbullFile Sharing zum Austausch von Webcasts Dokumenten Bildern u a Lerninhalten

Damit verfolgt das Projekt die Vision auch durch mobiles Lernen das Lernen an Orten die keinen Bezug zum Lerngegenstand haben bis hin zum Lernen in den Lebens- oder Arbeitswelt zu ermoumlglichen Durch die Entwicklung und Erprobung von Web 20-Funktio-nalitaumlten und dem Einsatz digitaler Medien in der beruflichen Bildung gibt es insbesondere die Gele-genheit mobiles Lernen mit Arbeitsprozessen zu verknuumlpfen was somit bedarfs- und problemorien-tiertes Lernen ermoumlglicht Moumlglich sind auch eine Ausweitung des interaktiven Lernens sowie die Ein-beziehung von neu entstehenden Informationen in den Austausch und Lernprozess

Das Projekt will die Verwertung von Web 20-Technolo-gien als neue Lehr-und Lerninfrastrukturen erproben um sie als Komponenten fuumlr arbeitsplatznahes Online-Lernen in Verbindung mit Lern- und Wissensmana-gement einzusetzen Dabei sollen Trainer bzw Fachberater die Rolle eines Moderators uumlbernehmen Andererseits erhalten auch die Anwender die Moumlg-lichkeit ihre eigenen vielfaumlltigen Erfahrungen d h ihre realen Erfahrungen und ihr damit verbundenes Wissen (explizites und implizites Wissen) in Form

Rico Eibisch Saumlchsisches Technologiezentrum gGmbH STZ Saumlchsisches Technologie Zentrum fuumlr Bildung und Innovati-on Zwickau wwwstz-zwickaude

eigener Lerninhalte in das System einzuspeichern wo es anderen Nutzern fuumlr Lernprozesse zur Verfuuml-gung steht Auf diese Weise entsteht unter Verwen-dung bestehender Technologien eine Lern- und Wissensdatenbank die arbeitsplatznahes koopera-tives Lernen unterstuumltzt Es zeigt damit neue Wege einer dienstleistungsorientierten Wissensunterstuumlt-zung ndash nicht zuletzt durch die Lernenden selbst ndash im Rahmen von Bildungsnetzwerken auf

16 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Rapid eLearning ndash leicht gestaltbare Lernsoftware in der gewerblich-technischen Ausbildung Kom-petenzwerksttt Elektrohandwerk

Lern- und Arbeitsaufgaben stellen ein eta-bliertes und in den Betrieben bewaumlhrtes didaktisch-methodisches konzept fuumlr beruf-liches Lernen dar Durch einen moumlglichst hohen Grad an selbststaumlndigkeit bei der Bearbeitung einer komplexen Aufgabenstel-lung werden die Auszubildenden nicht nur in

ihren fachlichen sondern auch in ihren metho-dischen und sozialen kompetenzen gefoumlrdert

Lern- und Arbeitsaufgaben stellen ein etabliertes und in den Betrieben bewaumlhrtes didaktisch-metho-disches Konzept fuumlr berufliches Lernen dar Durch einen moumlglichst hohen Grad an Selbststaumlndigkeit bei der Bearbeitung einer komplexen Aufgabenstel-lung werden die Auszubildenden nicht nur in ihren fachlichen sondern auch in ihren methodischen und sozialen Kompetenzen gefoumlrdert

Um eine Lernsoftware effektiv im Rahmen von Lern- und Arbeitsaufgaben einsetzen zu koumlnnen hat sie bestimmte Anforderungen zu erfuumlllen Sie sollte sich auf berufstypische Arbeitsprozesse beziehen und diese angemessen und klar visualisieren um fuumlr den Auszubildenden deutlich zu machen welche Relevanz die Lern- und Arbeitsaufgabe fuumlr den Aus-bildungsberuf besitzt Auszligerdem sollte sie die zur Bewaumlltigung der Aufgabe relevanten Inhalte und Materialien nachvollziehbar strukturiert bereit-halten Uumlber diese grundsaumltzlichen Anforderungen hinaus bestehen fuumlr eine mediengestuumltzte Ausbildung im gewerblich-technischen Bereich besondere Bedingungen

bullDie Inhalte der Software muumlssen schnell modifi-zierbar sein da die Technologien in vielen gewerblich-technischen Berufen einer hohen Innovationsgeschwindigkeit unterworfen sind bullDie Software muss an die Gegebenheiten des jeweiligen Lernorts angepasst werden koumlnnen da die Lernorte der beruflichen Bildung zum Teil sehr heterogene Bedingungen aufweisen ndash z B durch die zur Verfuumlgung stehende techni-sche Lernumgebung

bullDie Software sollte so offen gestaltet sein dass zusaumltzliche Dateien eingepflegt werden koumlnnen da fuumlr die berufliche Bildung i d R eine Vielzahl von Unterlagen in digitaler Form vorliegt

Vor diesem Hintergrund besteht die uumlbergeordnete Frage darin wie eLearning-Systeme zu entwickeln sind um sie im Rahmen von Lern- und Arbeitsauf-gaben einsetzen zu koumlnnen Eine Antwort darauf bietet der Ansatz des Rapid eLearning

rapid eLearning mit der kompetenzwerksttt

Im Rahmen des BMBFESF-gefoumlrderten Projekts Kom-petenzwerksttt Elektrohandwerk wird derzeit nach dem Ansatz der Kompetenzwerksttt ein Lehr- Lernmedium entwickelt das die Anforderungen des Rapid-eLearnings aufgreift Der Begriff Rapid eLearning steht dabei fuumlr Lernsoftware-Systeme die

bullschnell und ohne hohe medientechnischeKompetenz entwickelt werden koumlnnenbullkostenguumlnstig erstellt werden koumlnnen bulleine geringe Einarbeitungszeit fuumlr den Autor erfordern bulldem Anwender einen einfachen Zuganggewaumlhren undbullmultimediale und interaktive Elemente auf-nehmen koumlnnen

Rapid eLearning-Lernprogramme werden oft mit MS-PowerPoint umgesetzt so auch bei der Kompe-tenzwerksttt-Lernsoftware Die Gruumlnde sind klar hoher Verbreitungsgrad einfache Bedienung und weit reichende Moumlglichkeiten zur Gestaltung Me-dieneinbindung und Verlinkung

Mit PowerPoint lassen sich somit die Anforderungen an Rapid eLearning gut einloumlsen Ein weiterer Vorteil besteht darin dass Ausbilder und Lehrer oft auf einen groszligen Fundus von Folien zuruumlckgreifen koumlnnen die sie im Laufe ihrer Taumltigkeit angefertigt haben Arbeitsblaumltter technische Beschreibungen Diagram-me Erlaumluterungen usw liegen damit bereits in elektronischer Form vor und koumlnnen unkompliziert ausgetauscht bzw eingefuumlgt werden

17 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Die Lernsoftware hat eine Modulstruktur die sich uumlber vier Ebenen erstreckt Auf Ebene 1 befindet sich die Hauptnavigation dieser folgt Ebene 2 mit der Modulnavigation Ebene 3 beinhaltet den Content (Inhalt) und Ebene 4 die Anhaumlnge Jede Hierarchie-ebene wird jeweils durch einzelne Dateien repraumlsen-tiert Mit dem Start der Lernsoftware oumlffnet sich eine Power-Point-Datei (PPT) die alleine der Hauptnaviga-tion dient Von hier aus werden die einzelnen Soft-waremodule angewaumlhlt Mit dem Anwaumlhlen eines Moduls oumlffnet sich die naumlchste Datei und liegt gewiss-ermaszligen auf der Startfolie Die Datei der Ebene 2 dient der Navigation innerhalb eines Moduls So lassen sich hier zunaumlchst die Hauptelemente anwaumlhlen anschlie-szligend innerhalb eines Hauptelements der gewuumlnschte Content Mit Klick auf einen Inhaltsbutton oumlffnet sich eine weitere Datei uumlber den beiden Navigations-dateien Hier findet der Anwender jetzt die gewuumlnsch-ten Inhalte ggf lassen sich von hier ndash dann auf Ebene 4 ndash auch weitere externe Dateien (zB doc pdf) starten Waumlhrend die Dateien der Ebenen 1 und 2 also der Navigation dienen halten die Ebenen 3 und 4 die Contents vor Mit dem bdquoZuruumlckldquo-Button schlieszligt der Anwender die Datei und gelangt so auf die jeweils niedrigere Navigationsebene

Die Realisierung in PowerPoint und die skizzierte Modularisierung und Hierarchisierung der Lernsoft-ware bieten hinsichtlich des Rapid eLearning ent-scheidende Staumlrken So lassen sich ohne gehobene medientechnische Kenntnisse z B das Layout anpassen die Inhalte modifizieren oder ergaumlnzen Updates einspielen Materialien verlinken oder komplette Lern- und Arbeitsaufgaben einschlieszlig-lich aller Materialien und Arbeitsblaumltter ergaumlnzen

Da die Lernsoftware ndash ohne Installation ndash auf einem USB-Stick laumluft liegen alle Daten fuumlr jeden Nutzer ohne Bearbeitungseinschraumlnkungen individuell vor Aumlnderungen Erweiterungen Korrekturen usw finden also einfach innerhalb einer PPT-Datei statt umfangreichere Updates werden durch ein schlichtes Ersetzen von Dateien realisiert

Prof Dr Soumlnke Knutzen Technische Universitaumlt Hamburg-Harburg und Prof Dr Falk Howe Universitaumlt Bremen

Fazit

Insbesondere in der dualen gewerblich-technischen Ausbildung bietet der Ansatz des mediengestuumltzten Lernens viele Vorteile Erste Erprobungen mit Lehrern Ausbildern und Auszubildenden zeigen dass ihnen das Handling der Software keine Probleme bereitet Die Anwender koumlnnen in aller Regel auf Erfahrungen mit PowerPoint zuruumlckgreifen wodurch einerseits keine intensive Einarbeitung in die technische Um-gebung notwendig ist andererseits keine Hemm-schwelle beim Einsatz der Software besteht

Wenn es gelingt den Rapid-eLearning-Ansatz nachhaltig mit den Anforderungen gewerblich-technischer Berufsausbildung zu verknuumlpfen und die Vorteile des mediengestuumltzten Lernens deutlich zu machen kann die berufliche Ausbildung an allen Lernorten bereichert werden Auszubildende besit-zen ein Werkzeug dass praktisches und theoretisches Wissen verbindet und letztlich Lehrer und Ausbilder in ihrer Arbeit unterstuumltzt

18 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Weiterbildung durch multimediale Lernformen am Beispiel der Zementindustrie

Im zuge des technischen und wirtschaftli-chen wandels hat sich die Arbeitswelt in der zementindustrie einschneidend veraumlndert

Anfang dieses Jahrhunderts waren ndash in Verbindung mit konjunkturellen und strukturellen Veraumlnderun-gen sowie der Auslagerung von Funktionen (Outsour-cing) ndash Produktivitaumltssteigerungen mit einem Verlust von Arbeitsplaumltzen verbunden Gleichzeitig wurden durch die Rationalisierung der Zementproduktion schwere heute kaum mehr vermittelbare Taumltigkeiten durch moderne Arbeitsplaumltze mit hohen Anforderun-gen an die berufliche Qualifikation und Weiterbil-dung abgeloumlst Dies betrifft nicht nur Fach- und Fuumlhrungskraumlfte sondern alle Beschaumlftigen Denn mehr als je zuvor ist es heute noumltig die Mitar-beiter hinsichtlich ihrer Kenntnisse Fertigkeiten und ihrem verfahrenstechnischen Wissen weiter-zuqualifizieren Nur mit qualifizierten und motivier-ten Mitarbeitern bleibt ein Unternehmen dauerhaft innovativ und konkurrenzfaumlhig Fuumlr den Mitarbeiter bietet sich durch Weiterbildung die Moumlglichkeit vorhandene Kompetenzen an die fortschreitende Entwicklung anzupassen und die eigene Beschaumlftigungsfaumlhigkeit zu erhalten bzw weiter auszubauen

Die Zementindustrie hat in der Vergangenheit fuumlr einfache manuelle Taumltigkeiten viele un- und ange-lernte Arbeiter beschaumlftigt Heute ist die Beschaumlfti-gungsstruktur in den Zementwerken durch den hohen Automatisierungsgrad bestimmt Rund 40 der Belegschaften sind in der Steuerung und Kontrolle des zentralen Produktionsprozesses beschaumlftigt entweder als Vorarbeiter Meister und Produktionssteuerer auf den zentralen Leitstaumlnden oder als Anlagenkontrolleure bzw Maschinenwaumlrter In den Laborbereichen sind rund 10 der Mitarbeiter taumltig die im Allgemeinen eine Ausbildung als Bau-stoffpruumlfer oder Chemielaborant haben Die uumlbrigen Beschaumlftigten arbeiten vor allem in der Instandhal-tung und haben meist eine Ausbildung zum Anlagen-elektroniker oder Industriemechaniker absolviert Entsprechendes Zement-Know-how erwarben sie weitgehend on the job erwarben Vor dem Hinter-grund der stetig steigenden Anforderungen und der fortschreitenden Rationalisierung gewinnt die systematische und bereichsuumlbergreifende Quali-

fizierung der Beschaumlftigten weiter an Bedeutung Eine wirksame Unterstuumltzung der Weiterentwick-lung erfordert dabei einen passgenauen Zuschnitt der Qualifizierungsangebote auf die betrieblichen Anforderungen sowie die individuellen Beduumlrfnisse jedes einzelnen Mitarbeiters

Lehrbriefe werden in digitale Medien uumlber-fuumlhrt

Neben dem von der IHK anerkannten Industriemei-sterlehrgang bdquoKalkZementldquo dem Produktionssteu-ererlehrgang fuumlr Leitstandfahrer sowie zahlreichen Weiterbildungsseminaren bietet der Verein Deut-scher Zementwerke e V zur Aus- und Weiterbildung der gewerblichen Mitarbeiter insbesondere auch der gering qualifizierten bzw fachfremden Mitarbeiter sogenannte bdquoLehrbriefeldquo an Diese 47 Lehrunterlagen stehen den VDZ-Mitgliedswerken nunmehr seit 2006 sowohl in gedruckter Form als auch digital als PDF-Datei zur Verfuumlgung Thematisch befassen sich die Lehrbriefe mit dem gesamten Zementherstellungs-prozess von der Rohmaterialgewinnung bis hin zur Zementverladung Dabei werden vor allem Bereiche behandelt die sich auf die Produktionsablaumlufe in den Werken beziehen und mit der Taumltigkeit des Produk-tionsmitarbeiters in engem Zusammenhang stehen

Erfahrungen mit dem Einsatz der Lehrbriefe zeigten jedoch dass sie nicht im angestrebten Maszlige in den Werken als Weiterbildungsunterlagen genutzt werden Der kontinuierliche Schichtbetrieb sowie die duumlnne Personaldecke fuumlhrten dazu dass in vielen Unternehmen die personellen und zeitlichen Ressour-cen zur Weiterbildung der Mitarbeiter in Praumlsenzsemi-naren nicht gegeben waren Um den Unternehmen ein effizientes und flexibles Angebot zur Weiterbild-ung ihrer Mitarbeiter anbieten zu koumlnnen mussten aus den bisherigen Erfahrungen drei wesentliche Gesichtspunkte beruumlcksichtigt werden Zum einen muss gewaumlhrleistet sein dass die Vermittlung des Wissens individuell und zeitoptimiert in die inner-betrieblichen Ablaumlufe integriert werden kann Zum andern muumlssen die Unterlagen fortlaufend aktualisiert und erweitert werden ndash dies moumlglichst ohne hohen Personal- Kosten- und Zeitaufwand

19 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Zu guter Letzt muumlssen sie so aufbereitet werden dass sie sowohl didaktisch und inhaltlich als auch gestal-terisch bei der Belegschaft auf hohe Akzeptanz stoszligen

Vor diesem Hintergrund wurde 2007 beschlossen die Lehrbriefe vollstaumlndig zu uumlberarbeiten und den Werken zukuumlnftig in Form digitaler Medien zur Ver-fuumlgung zu stellen Hierzu wurden die bestehenden Unterlagen mit finanzieller Unterstuumltzung des Bundes-ministeriums fuumlr Bildung und Forschung (BMBF) grundlegend uumlberarbeitet didaktisch aufbereitet und als Online-Kurse auf einer neu entwickelten VDZ-Lehrplattform integriert

Die nunmehr zur Verfuumlgung stehenden 50 Online-Kurse des VDZ sollen insbesondere den gewerblichen Mitarbeitern aber auch Neueinsteigern Wissen uumlber Technik Umweltvorsorge Arbeitsschutz und die Ablaumlufe der Zementproduktion von der Rohstoffge-winnung bis zum Versand der Produkte vermitteln

Medienelemente wie Videos und Animationen sind genauso Bestandteil der mediengestuumltzten Bildungs-angebote wie Fragenkataloge und Testaufgaben Eine Kommunikationsplattform rundet das Angebot ab Daruumlber hinaus werden vier Kurse angeboten die den Mitarbeitern im beruflichen Alltag sowie in der oumlffentlichen Diskussion eine Hilfestellung bieten Diese sogenannten Informationsbriefe beinhalten die Themen Nachhaltigkeit Rohstoffgewinnung Ressourceneffizienz und Klimaschutz Sie dienen der Vermittlung von Kenntnissen uumlber die Zement-produktion im Spannungsfeld zwischen oumlkonomi-schen oumlkologischen und sozialen Aspekten

Die Lehrplattform wurde mittlerweile von Mitarbei-tern aus fuumlnf VDZ-Mitgliedswerken und dem For-schungsinstitut erfolgreich getestet optimiert und an die Beduumlrfnisse der Beschaumlftigten in der Zement-industrie sowie verwandter Industrien angepasst Die Plattform steht seit Anfang 2010 allen VDZ-Mit-gliedswerken zur Verfuumlgung

Dr rer nat Stefan Schaumlfer Verein Deutscher Zementwerke e V wwwelearning-vdzde

20 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Demografischer Wandel Herausforderungen und Chancen

Den Folgen des demografischen wandels kann

sich auch die Informations- und kommunika-tionswirtschaft (Itk-wirtschaft) nicht ver-schlieszligen zahlreiche studien belegen einen strukturellen Fachkraumlftemangel der sich bei einem konjunkturaufschwung in den naumlchsten

Jahren weiter verschaumlrfen wird und die inter-nationale wettbewerbsfaumlhigkeit Deutsch-lands schwaumlchen kann

IT 50plus ist eine durch den nationalen Informations-technologie-Gipfel der Bundesregierung initiierte Gemeinschaftsinitiative des Bundesverbands Infor-mationswirtschaft Telekommunikation und neue Medien e V und der Industriegewerkschaft Metall (IG Metall) die vom Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung sowie dem Europaumlischen Sozialfonds gefoumlrdert wird Die Initiative zielt darauf ab die Beschaumlftigungsfaumlhigkeit aumllterer ITK-Fachkraumlfte zu erhalten oder wiederherzustellen um so den Folgen des demografischen Wandels und dem Fachkraumlfte-mangel in der ITK-Branche nachhaltig zu begegnen Das modulare Projekt setzt in verschiedenen Bereichen der Personalentwicklung Arbeitsvermittlung und Netzwerkbildung an und gliedert sich in sieben Teilprojekte

bullarbeitsmarktpolitische Instrumente bullAnpassung der arbeitsprozessorientierten Wei-terbildung (APO IT) an die Zielgruppe Arbeitslose bullIT-Spezialistenqualifizierung im virtuellen Raum bullCoaching-Netzwerke fuumlr Unternehmen bullPersonalentwicklungsstrategien IT 50plus bullEntwicklung aumllterer ITK-Fachkraumlfte zum Mentor und Coach bulleLearning IT 50plus ndash Konzepte undEmpfehlungen

Im Vordergrund stehen Initiativen und Vorhaben um bundesweite Beraternetzwerke fuumlr ITK Unterneh-men und fuumlr ITK-Fachkraumlfte aufzubauen dauerhaft zu unterhalten innovative Personalentwicklungs-modelle und Qualifizierungskonzepte zu erstellen zu pilotieren und als Referenzmodelle zur groszligflauml-chigen Umsetzung in Unternehmen bzw durch IT-Bildungstraumlger zu empfehlen

Itk-spezialistenqualifizierung im virtuellen raum

Im Teilprojekt bdquoITK-Spezialistenqualifizierung im vir-tuellen Raumldquo arbeiten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im virtuellen Unternehmen FuTEx (Future Technologies for Expertise Development) Es soll nachwiesen werden dass eine arbeitsprozess-orientierte Qualifizierung mit anschlieszligender Zertifizierung nach der internationalen Norm DIN EN ISOIEC 17024 auch fuumlr IT-Fachkraumlfte moumlglich ist die eine solche Maszlignahme nicht am Arbeitsplatz absolvieren koumlnnen Dies betrifft vor allem Personen in Arbeitslosigkeit oder Kurzarbeit Gearbeitet gelernt und kommuniziert wird an einem virtuellen Arbeitsplatz uumlber eine webbasierte Arbeits- und Lern-plattform Das innovative Konzept basiert auf der bewaumlhrten Methodik des IT-Weiterbildungssystems APO IT So bearbeiten die FuTEx-Teilnehmer-innen am virtuellen Arbeitsplatz einen realen Projektauftrag wobei sie von Lernprozessbegleitern und Fachberatern unterstuumltzt werden Um das APO IT-Prinzip erfolg-reich in eine virtuelle Arbeitswelt zu uumlbertragen sind folgende fuumlnf Schritte vorgesehen

1 realitaumltsnahe Lernaufgaben

Es muumlssen Bedingungen fuumlr arbeitsprozessorientier-tes Lernen geschaffen werden die einem Lern- und Arbeitsplatz im realen betrieblichen Kontext gleichen Erst bei der unmittelbaren praktischen An-wendung von erlerntem Wissen in Verbindung mit der Loumlsung einer konkreten betrieblichen Arbeits-aufgabe kommt es zu sogenannten bdquoemotionalen Labilisierungssituationenldquo d h zu Verunsicherun-gen und zur Veraumlnderung der Gefuumlhle des Menschen die zur nachhaltigen Herausbildung von Handlungs-kompetenzen bei den Lernenden fuumlhren Wichtigste Voraussetzung ist also bdquoechteldquo IT-Projektaufgaben bereitzustellen die von einem realen Auftraggeber stammen

2 webbasierte Arbeits- und Lernplattform

Um Lern-und Projektteams in einer virtuellen Arbeits-welt zu vernetzen und zu betreuen wird eine web-basierte Arbeits- und Lernplattform eingesetzt Sie muss einfach handhabbar und kompatibel mit allen gaumlngigen PC-Betriebssystemen und Web-Browsern

21 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

sein Die Arbeitsplaumltze ndash zu Hause beim Bildungs-traumlger oder im Unternehmen ndash muumlssen mit einem PC sowie mit Breitband-Internet ausgestattet sein

3 Begleitung durch ein engagiertes Betreuerteam

Die Teilnehmer werden von einem Betreuerteam begleitet und unterstuumltzt Da dies in uumlberwiegendem Maszlige bdquoon distanceldquo d h uumlber elektronische Medien der Arbeits- und Lernplattform geschieht erwachsen besonders hohe Anforderungen an die Betreuer Sie muumlssen ein besonderes Gespuumlr fuumlr die Lernsituation der Teilnehmer entwickeln koumlnnen

4 Auswahl geeigneter teilnehmergruppen

In engem Zusammenwirken mit der Bundesagentur fuumlr Arbeit und deren regionalen Agenturen (Zielgruppe arbeitsuchende ITK-Fachkraumlfte ab dem vollendeten 40 Lebensjahr) sowie mit ITK-Hersteller- und Anwenderunternehmen (Zielgruppe aumlltere ITK-Fachkraumlfte in Kurzarbeit) wird uumlber die bevorstehen-den Pilotmaszlignahmen informiert Die Teilnehmer muumlssen Berufserfahrung in der ITK-Wirtschaft haben und besonders aufgeschlossen gegenuumlber elektroni-schen Medien in der Bildung sein

5 evaluation und transfer in den Markt

Das Qualifizierungskonzept wird ab 2010 auf seine Umsetzbarkeit und spaumltere Uumlbertragbarkeit auf andere Unternehmen gepruumlft Nach erfolgreicher Erprobung umfassender Evaluation und Konzept-optimierung ist es vorgesehen die Ergebnisse Erfahrungen und Best Practices zu veroumlffentlichen Die Ergebnisse werden allen einschlaumlgigen Bildungs-traumlgern zugaumlnglich gemacht um Nachhaltigkeit zu erreichen Ziel ist es den FuTEx-Qualifizierungs-ansatz als marktfaumlhiges Konzept bundesweit zu etablieren

Erfolgskriterien fuumlr die Erprobung des FuTEx-Kon-zepts sind

bulldie Zahl der Arbeit suchenden ITK-Fachkraumlfte die nach Absolvierung einer FuTEx-Qualifizie-rung das Abschlusszertifikat zum IT -Spezialisten nach ISO 17024 erhalten haben

Thomas Mosch Mitglied der Geschaumlftsleitung BITKOM - Bundesverband Informationswirtschaft Telekommunikation und neue Medien eV wwwfutexcorpde und wwwit-50plusorg

bulldie Zahl der Arbeit suchenden ITK-Fachkraumlfte die nach erfolgreichem Abschluss einer FuTEx-Qualifizierung in adaumlquate Arbeit zuruumlckfinden konnten und bulldie Zahl der IT-Fachkraumlfte in Kurzarbeit die nach erfolgreichem Abschluss einer FuTEx-Maszlignahme ihre Handlungskompetenzen fuumlr ein IT-Spezial-istenprofil verbessern oder durch Personenzer-tifizierung nach ISO 17024 aktualisieren d h neu erlangen konnten

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22 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

eLearning-Infrastruktur in der Altenpflege (eLiA)

Das Projekt bdquoeLearning-Infrastruktur in der Altenpflegeldquo ist ein durch das Bundesminis-terium fuumlr Bildung und Forschung und den

europaumlischen sozial-fonds gefoumlrdertes Projekt unter der Leitung des Awo-Bundesverbandes e V in Berlin das in der zeit vom 1112007 bis 31102008 gefoumlrdert wurde

Die Aus- Fort-und Weiterbildungseinrichtungen und die Einrichtungen der Altenpflege verfuumlgten vor Pro-jektstart nicht uumlber eine ausreichende Infrastruktur zum Einsatz elektronischer Medien Daraus leiteten sich folgende Notwendigkeiten bzw Projektziele ab

bullSchaffung einer zentralen Infrastruktur durch den Einsatz einer Kommunikations- und Lern plattform bullErprobung des Einsatzes von bereits erstelltem Inhalt (Content) fuumlr den Bereich der Altenpflege-aus- und -weiterbildung bullSchulung von Teletutoren fuumlr die Betreuung von Lernenden bullSchulung von Administratoren zum adaumlquaten Umgang mit der Kommunikations- und Lern plattform

Ein weiteres wichtiges Ziel war die Nachhaltigkeit des Projekts Dafuumlr sollte eine zentrale (traumlgeruumlbergrei-fende) technische Infrastruktur geschaffen werden So sollten nach Projektende alle interessierten Ein-richtungen die Moumlglichkeit erhalten auf dem Server einen separaten geschuumltzten Zugang fuumlr die Entwick-lung und Erprobung eigener eLearning-Lehr- und Lernszenarien zu bekommen

Um die Entwicklung und Realisierung der Projekt-ziele zu unterstuumltzen wurde ein externer Dienstlei-ster die Qualitus GmbH einbezogen Der Partner stellte die technische Infrastruktur bereit passte die Lernumgebung an die Beduumlrfnisse der Kunden an und leistete Support beim Einsatz der flexiblen Open-Scource-Lernplattform ILIAS Die Struktur auf der Plattform wurde in Abstimmung mit der Projektlei-tung konzipiert und umgesetzt Dabei wurden die Bedarfe im Rahmen des Projekts und die geplante Nachhaltigkeit beruumlcksichtigt

Weiterhin wurde auf der Lernplattform ein soge-nannter oumlffentlicher Bereich eingerichtet Dort sind Informationen zum Projekt zum Download zu finden und News z B uumlber die neuesten Schulungstermine In der Projektlaufzeit wurden von drei Trainer-innen der Qualitus GmbH bundesweit sechs Teletutoren-Schulungen fuumlr insgesamt neunzig Teletutoren und eine Administratorenschulung fuumlr fuumlnfzehn Teilnehmer-innen angeboten

Im Rahmen der Teletutoren-Schulungen erhielten die Teilnehmer-innen geschuumltzte Raumlume in denen sie in ihren Lerngruppen miteinander lernen und zudem auch eigene Lernszenarien entwickeln konnten Die waumlhrend dieser Zeit von ihnen enwick-elten Inhalte konnten spaumlter auch im Echtbetrieb eingesetzt werden Zudem wurden Lehrkraumlfte in die Lage versetzt uumlber die Lernplattform ILIAS Lernen-de zu begleiten und zu beraten

Waumlhrend des gesamten Prozesses wurden die Teilnehmer-innen von erfahrenen Tutor-innen begleitet und unterstuumltzt Die Schulung unterteilte sich dabei in 4 Phasen

KickshyOff PraumlsenzshyPhase 1 (ca 15 Tage)

Online Phase 1

(5 Wochen)

PraumlsenzshyPhase 2

(ca 15 Tage)

Online Phase 2

(5 Wochen)

1 Teil

Inhalte und Ziele

bull Die Plat tform aus Sicht der Lernenden kennenlernen

bull Kennenlernen des kooperativen Arbeitens

bull Grundlagenkenntnisse uumlber eLearing

bull Besonderheiten der Online shyKommunikation

bull Rolle und AUfgaben von Teletutoren

2 Teil

Inhalte und Ziele

bull Die Plat tform aus Sicht der Tutoren kennenlernen

bull Einsatz notwendiger Funktionen

bull Wissen uumlber Betreuunug beim eLearning

bull Praxistransfer Umset zung eines eigenen Praxisprojektes

rsaquorsaquorsaquorsaquo rsaquorsaquorsaquorsaquo rsaquorsaquorsaquorsaquo

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evaluation

Die Schulungen wurden abschlieszligend evaluiert Die Kernaussage ist Alle Teilnehmer-innen waren mit den angebotenen Schulungen sehr zufrieden der Praxisbezug konnte weitestgehend hergestellt wer-den Zur eigenen Lernerfahrung befragt wurden u a folgende Aussagen getroffen

23 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

bdquoDie Schulung war fuumlr mich ein echter Gewinn da ich wirklich auf neuem Terrain viel gelernt habeldquo bdquohellip fuumlhlte ich mich in der Gruppe sehr wohl wobei ich vor allem zu bestimmten Mitgliedern Kontakt hatte Die Gruppenbildung scheint online genauso zu funk-tionieren wie out of cyber spaceldquo bdquoMir haben sich durch dieses Seminar ganz andere Moumlglichkeiten geoumlffnetldquo

Hinsichtlich ihrer spaumlteren Aufgabe als Teletutorin befragt fuumlhlten sich die meisten Teilnehmer-innen gut vorbereitet aufgrund der unterschiedlichen Voraussetzungen der Lernenden im Umgang mit dem Computer und Internet sind in Einzelfaumlllen jedoch noch laumlngere Uumlbungsphasen noumltig Moumlgliche Einsatz-felder wurden uumlberwiegend im Fort- und Weiter-bildungsbereich gesehen eLearning wird als gute Moumlglichkeit gesehen das Angebotsspektrum der Institutionen zu erweitern Als Anwendungsbeispiel wurde die Begleitung von Auszubildenden in Praxis-phasen im Sinne einer kontinuierlichen Arbeits- Kommunikations- und Ruumlckmeldemoumlglichkeit genannt

herausforderungen

Die Schulungsteilnehmer nannten folgende Heraus-forderungen bei der Einfuumlhrung von eLearning

bullfehlende technische Affinitaumlt bei der Zielgruppe bullfehlende technische Ausstattung in den Institu-tionen und Betrieben die Lehrangebote bereit-stellen bullhoher Aufwand fuumlr die Einfuumlhrung des eLear-ning Mehraufwand bei der Umwandlung vor-handener Konzepte in Blended-Learning oder eLearning-Konzepte etc bulleehlende Akzeptanz bei einigen Kolleginnen Kollegen dadurch fehlende Vernetzung bullwenig Lehrkraumlfte die professionell tutoriell begleiten koumlnnen bullfehlende Inhalte fuumlr den Einsatz auf der Lern-plattform

nachhaltigkeit

Nach der Projektfoumlrderung wird das eLearning-Portal durch den bdquoVerein eLearning in der Pflege eVldquo (eLiP) fortgefuumlhrt Alle (Bildungs-)Einrichtun-gen in der Pflege koumlnnen diesem Verein beitreten

Peggy Saszlig AWO-Bundesverband eVwwwelearning-pflegede

Zweck des Vereins ist die Foumlrderung der Berufsbildung durch Bereitstellung der Internetplattform ILIAS (wwwelearning-pflegede) mit inhaltlichen techni-schen und didaktischen Hilfen als Hostingpakete sowie Beratung und Vermittlung von Qualifizie-rungen wie ILIAS-Anwender- Teletutoren- und Autorenschulungen Mitwirkung bei der Erstellung von Lerninhalten die von den Vereinsmitgliedern entwickelt werden Weitere Aufgaben sind die perso-nelle und ideelle Foumlrderung der Entwicklung von Lerninhalten z B durch den gegenseitigen Aus-tausch von Lernmaterialien

Die Vereinsmitgliedschaft bietet den Bildungsanbie-tern einen kostenguumlnstigen Einstieg in das Lehren und Lernen mit den neuen Medien moderne Kom-munikationswege Betreuung waumlhrend Abwesenheits-zeiten sowie die Moumlglichkeit neue und zusaumltzliche Angebote im Bereich eLearningBlended-Learning anzubieten

24 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

Entstehung von Communities am Beispiel der Evangelischen Kirche in Deutschland

Die evangelische kirche in Deutschland (ekD) steht gegenwaumlrtig vor groszligen herausforder-ungen und chancen stichworte sind demo-grafischer wandel Individualisierung bzw Pluralisierung wiederentdeckung des religi-oumlsen veraumlndertes Partizipationsverhalten neue Formen von ehrenamt und Gemeinde Daraus ergibt sich fuumlr die Mitarbeitenden ihr handeln immer wieder zu reflektieren

und neue innovative Praktiken zu erlernen

Das Forschungsprojekt PATONGO (Patterns and Tools for NGOs) untersucht wie Technologien und Partizi-pationsprozesse des Web 20 den Austausch uumlber gute Praktiken foumlrdern und so zu einer Weiterent-wicklung der gesamten vernetzten Organisation beitragen koumlnnen Partner im Projekt sind die Evan-gelische Kirche in Deutschland (EKD) die Fern Uni-versitaumlt in Hagen und das Institut fuumlr Wissensmedien in Tuumlbingen

Die Hypothese des Forschungsvorhabens ist dass ein Austausch von erfolgreichen Praktiken in der EKD helfen kann die Qualitaumlt des Handelns in den Gemeinden und Gliedkirchen zu verbessern Durch Vernetzung und gemeinsame Reflexion uumlber erfolgreiche Praktiken soll eine lokale Praktik auch uumlber Grenzen der einzelnen Kirchengemeinden hin-weg zu einer gemeinsamen Praktik weiterentwickelt werden Zwischen den bisher weitgehend unabhaumlngig agierenden Organisationseinheiten koumlnnte sich dadurch ein Praxisnetzwerk entwickeln

Vor dieser Grundannahme stellen sich im PATONGO-Projekt die folgenden Forschungsfragen die nicht nur fuumlr Kirchen sondern allgemein fuumlr verteilte NGOs von Relevanz sind

bullWelche Prozesse koumlnnen eine effektive und qua-litativ hochwertige Wissenskommunikation zum Zwecke der Weiterentwicklung beruflicher Praktiken unterstuumltzen bullWie kann die Nutzung und die Evolution solcher Prozesse mit Web 20-basierten Werkzeugen unterstuumltzt werden

bullWie koumlnnen die Prozesse und Werkzeuge in groszligen verteilten NGOs eingefuumlhrt werden

Kern des Prozesses ist die effektive und qualitativ hochwertige Diskussion uumlber gute Praktiken Dabei durchlaumluft die Diskussion zu einem konkreten Thema drei Ebenen

bullMitarbeitende kommunizieren miteinander uumlber Wuumlnsche und Ideen die sich aus den lokal anzutreffenden Herausforderungen ergeben bullMitarbeitende reflektieren uumlber gute Praktiken und tauschen diese aus (Storytelling Good Practice) bullMitarbeitende abstrahieren die Beschreibung der guten Praktik zu einem Muster fuumlr Loumlsungen (Pattern) das dann in einem Lexikon guter Praxis auftaucht Das Konzept des Patterns wurde aus den Ingenieurswissenschaften uumlbernommen Dort ist ein Pattern eine Loumlsung zu einem wieder-kehrenden Problem in einem klar umrissenen Kontext Im Gegensatz zu einer Handlungsvor-schrift eroumlffnet ein Pattern dem Praktiker einen Entwurfsraum in dem er seine individuelle Loumlsung fuumlr das Problem entwickelt Fuumlr die EKD bedeutet dies dass ein Pattern den Praktiker gut bei der Uumlbertragung der Loumlsungsidee auf die kon-kreten Umstaumlnde in der Gemeinde unterstuumltzt

Auf allen Ebenen der Diskussion vor allem jedoch bei der Erstellung von Patterns fuumlr das Lexikon guter Praxis koumlnnen Praktiker durch Mentoren die ebenfalls Mitglied der Community sind unterstuumltzt werden Mentoren helfen den Praktikern dabei die zentralen Aussagen ihrer Praktik herauszuarbeiten So koumlnnen Praktiker sicherstellen dass ihre Hand-lungsanregungen in den Patterns auch im beab-sichtigten Sinne verstanden werden

Web 20-Technologien koumlnnen auf allen drei Ebenen den Prozess unterstuumltzen Dazu soll ein Online-Com-munity-System entstehen das Kommunikation Koordination und Kooperation ermoumlglicht und zur Mitarbeit in der Community motiviert Auf der Ebene der Kommunikation stellt das Community-System kommunikative Raumlume zur Verfuumlgung Hier koumlnnen Wuumlnsche geaumluszligert Ideen diskutiert und Erfahrun-gen ausgetauscht werden

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Betrachtet man die Groumlszlige der Zielgruppe von uumlber eine Million haupt-und ehrenamtlich Mitarbeitender in der EKD so ist es offensichtlich dass Fragen der Koordination eine wichtige Rolle einnehmen Prak-tiker muumlssen vom System darin unterstuumltzt werden fuumlr sie interessante Kollegen zu finden und relevante Beitraumlge wahrzunehmen Das Community-System muss Menschen aus ganz Deutschland zusammen-bringen die an semantisch verwandten Praktiken arbeiten So wird ein Austausch uumlber spezifische Prak-tiken auch uumlber Gemeindegrenzen hinaus moumlglich

Fuumlr eine effiziente Kooperation wird das Community-System gemeinsame Arbeitsbereiche bereitstellen die zum einen einen gemeinsamen Informationsraum im Sinne eines Wikis zum Austausch von Patterns bereitstellen und zum anderen die enge Kooperation in einer kleinen Gruppe von Praktikern ermoumlglichen Insbesondere soll das Community-System die Entwick-lung neuer Ideen in einer Ideenwerkstatt und die Zusammenarbeit zwischen einem Autor und einem Mentor bei der Verbesserung von Patterns unter-stuumltzen

In Bezug auf die Motivation zur Teilnahme sollen im PATONGO-Projekt verschiedene Instrumente er-forscht werden von denen an dieser Stelle nur zwei Beispiele genannt werden

bullInwieweit hat die Authentizitaumlt der Praktiker und ihrer Gemeinden eine die Motivation stei-gernde Wirkung bullWelche Rolle spielen Kooperation und Wett-bewerb zwischen den Praktikern als motivie-rende Instrumente in der Community

Erste Prototypen fuumlr den in PATONGO vorgesehenen Prozess und die Web 20-basierten Werkzeuge wurden in den ersten Monaten des Projektes entwi-ckelt und mit Anwendern diskutiert Die Resonanz hierauf war sehr positiv Eine breite Diskussion der Konzepte in der kirchlichen Oumlffentlichkeit begann Ende 2009 Fuumlr Mitte 2010 ist der Start der Community geplant Sowohl der Entwurf als auch die Einfuumlhrung und Nutzung des Prozesses und der Werkzeuge werden evaluiert sodass Ruumlckschluumlsse auf die Wirkung in der EKD gezogen werden koumlnnen die auch fuumlr andere NGOs relevant sein werden

Dr Thies Gundlach Evangelische Kirche in Deutschland Dr Till Schuumlmmer FernUniversitaumlt in Hagen (vlnr) wwwpatongode

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Lernkompetenz Schluumlssel zur Qualifizierungfuumlr Aumlltere

Die Diskussion um das lebenslange Lernen hat konjunktur in Politik wirtschaft und

Forschung Mittelfristig wird jeder dritte Be-schaumlftigte uumlber 50 Jahre alt sein und nur noch

jeder fuumlnfte juumlnger als 30 Jahre Parallel dazu nimmt der Anteil der wissensarbeit zu der Anteil koumlrperlicher und gering qualifizierter taumltigkeiten sinkt Lebenslanges Lernen wird als eine der zentralen strategien angesehen diese sich beschleunigenden Veraumlnderungen der Arbeitswelt zu bewaumlltigen

Einigkeit scheint daruumlber zu bestehen dass der Bedarf an beruflicher Weiterbildung auch fuumlr Beschaumlftigte uumlber 50 Jahren waumlchst Weniger Konsens gibt es in Bezug auf das Wie Wie kommen aumlltere Arbeitnehmer mit dieser Anforderung nach permanentem Dazuler-nen zurecht Wie koumlnnen sie unterstuumltzt werden Bislang werden Beschaumlftigte jenseits des vierzigsten Lebensjahres kaum noch zur Weiterbildung ermun-tert und auf die Lernbeduumlrfnisse dieser Gruppe abgestimmte Angebote sind Mangelware Und Dank der Fruumlhverrentungspolitik fruumlherer Jahre und einer entsprechend jugendzentrierten Arbeitsge-staltung gedieh ein bdquoAnti-Lernklimaldquo in dem sich bei Beschaumlftigten und Unternehmen gleichermaszligen der Eindruck verfestigte Aumlltere koumlnnten und wollten nicht mehr lernen Damit einher gehen unscharfe und falsche Vorstellungen uumlber die Lernfaumlhigkeit Aumllterer Demnach lernen Aumlltere (zu) langsam und schneiden in Weiterbildungsseminaren schlecht ab

Haben nicht wissenschaftliche Untersuchungen wiederholt nachgewiesen dass die kognitive Leis-tungsfaumlhigkeit ndash also alle Prozesse die mit Gedaumlchtnis Lernen und Denken zu tun haben ndash schon mit Mitte Ende Zwanzig nachlassen Schraumlnkt dies nicht auch die Lernfaumlhigkeit ein Tatsaumlchlich lassen zwar viele kognitive Funktionen messbar nach

Damit gehen aber nicht automatisch Einbuszligen in der Faumlhigkeit zum berufsbezogenen Lernen einher Zum einen bauen sich nicht alle kognitiven Funktio-nen ab sondern vornehmlich die als bdquofluide Intelli-genzldquo bezeichneten Sie kommen bei der Loumlsung neuer Aufgaben zum Zuge bei denen nicht auf

fruumlhere Lernerfahrungen zuruumlckgegriffen werden kann bdquoKristalline Intelligenzldquo hingegen kommt bei der Nutzung von Wissen und Erfahrung zum Einsatz und kann Einbuszligen der fluiden Intelligenz aus-gleichen Zweitens fanden fast alle einschlaumlgigen Studien im Labor statt und zielten auf die Auslotung der Grenzen kognitiver Leistungsfaumlhigkeit ab Die Moumlglichkeit zur Kompensation durch Wissen und Bildung entfaumlllt dadurch weitgehend

Lernfaumlhigkeit bleibt erhalten

Beim berufsbezogenen Lernen herrschen solche Ein-schraumlnkungen nicht Lernende koumlnnen ihren Lern-prozess hinsichtlich Lernzielen und Lernzeit (mit) bestimmen und dadurch kognitive Einbuszligen ausgleichen Die Laborbefunde zum Altersabbau betreffen so gesehen nur einen kleinen Ausschnitt des Lernens Aus kognitiver Sicht laumlsst sich also festhalten dass die Lernfaumlhigkeit aumllterer Mitarbeiter waumlhrend ihres gesamten Berufslebens erhalten bleibt

Lernfaumlhigkeit ist aber nicht gleich Lernbereitschaft Diese haumlngt wesentlich von einer spezifischen Lern-kompetenz ab Sie ist nicht auf bestimmte Fachge-biete beschraumlnkt und umfasst die drei Ebenen

bullLernorientierung Die Effizienz des Lernen wird davon beeinflusst ob man Lernen als gestaltbare Aktivitaumlt begreift oder als dozentengesteuerte Anhaumlufung von Faktenwissen auf Vorrat bullLernkontrolle Nachhaltig lernen kann nur wer sich dem eigenen Lernbedarf angemessene Lernziele setzt und den Lernfortschritt im Hin-blick auf diese Ziele fortlaufend uumlberpruumlft bullLerntechniken Sie dienen dazu Wissen lang-fristig im Gedaumlchtnis zu verankern und um-fassen vielfaumlltige Methoden der Visualisierung und Konzeptbildung

Lernkompetenz ist kein Talent sondern eine lern- und trainierbare Fertigkeit Sie kann durch gezielte Personalentwicklung und ein stimmiges betriebliches Umfeld mit foumlrderlichem Lernklima aufgebaut und erhalten werden Umgekehrt kann sie als Folge laumlnger dauernder bdquoLernentwoumlhnungldquo verloren gehen Dies haumlngt nicht zuletzt damit zusammen dass in vielen Unternehmen die Weiterbildungsteil-

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nahme jenseits des vierzigsten Lebensjahres schlag-artig sinkt ndash was Lernentwoumlhnung natuumlrlich foumlrdert Auch herrscht fuumlr Aumlltere vielfach insofern ein unguumln-stiges Lernklima als nicht wenige Personalverant-wortliche Aumllteren nur geringe Lernfaumlhigkeit und Veraumlnderungsbereitschaft zutrauen Derlei Vorbe-halte schlagen sich bei Beschaumlftigten in Zweifeln an ihrer eigenen Lernfaumlhigkeit und an der Trainier-barkeit ihrer Fertigkeiten nieder Ein Mangel an Lernkompetenz erklaumlrt moumlglicherweise auch den vielfach replizierten Befund dass aumlltere Beschaumlftigte im Vergleich zu ihren juumlngeren Kollegen schlechtere Leistungen in der berufsbezogenen Weiterbildung zeigen

Unsere Forschung zeigt dass ndash unabhaumlngig vom Alter ndash Beschaumlftigte mit houmlherer Lernkompetenz einen signifikant houmlheren Lernerfolg angeben als Beschaumlftigter geringerer Kompetenz Bei Beschaumlftig-ten uumlber 50 Jahren faumlllt der Unterschied im Lernerfolg am deutlichsten aus Houmlhere Lernkompetenz geht mit houmlherer Weiterbildungsteilnahme einher um-gekehrt berichteten Beschaumlftigte mit geringerer Lernkompetenz uumlber groumlszligere Schwierigkeiten bei der Planung der eigenen Weiterbildung und houmlheren Unterstuumltzungsbedarf

Unter dem Strich zeigen unsere Untersuchungen dass die Erfassung der Lernkompetenz ein wichtiger Schritt ist im Rahmen von Strategien zur quantitativen und qualitativen Verbesserung der Weiterbildungs-beteiligung aumllterer Beschaumlftigter Dies laumlsst sich zur Konzeption von Lernkompetenz-Workshops nutzen mit denen das Lernverhalten gezielt optimiert werden kann Ansatzpunkt einschlaumlgiger Trainings ist die Lernkontrolle die sich in unseren Untersuchungen als trennscharf zwischen kompetenten und weniger kompetenten Lernern erwies Hoher Lernkontrolle also der Fertigkeit angemessene Lernziele zu setzen und das Lernen im Hinblick auf diese Ziele zu steuern kommt das groumlszligte Gewicht fuumlr den Lernerfolg zu Darin liegt auch der Grund dass vornehmlich auf die Vermittlung von auf Lernstrategien ausgerichtete Trainings und primaumlr auf die Staumlrkung der Lernmo-tivation abzielende Trainings gleichermaszligen zu kurz greifen und nur die integrierte Ansprache beider Ebenen nachhaltiges karriereweites und -langes Lernen gewaumlhrleistet

Prof Dr Christian Stamov-Roszlignagel Jacobs Centre on Lifelong Learning Jacobs University wwwjacobs-universitydedirectory10028

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Qualifizierung mit System ausbauen -Weiterbildung und bdquoeQualificationldquo

Digitale Medien und bdquoeQualificationldquo als die Lernformen des neuen Jahrtausends prokla-miert standen anfangs fuumlr kostenguumlnstiges und effektives Lernen technische Loumlsungen ruumlckten in den Mittelpunkt der Diskussion doch nach dem ersten Boom kam die ernuumlch-terung Die Lerner wuumlrden das Medium nicht akzeptieren der Lernerfolg sei anzuzweifeln der finanzielle Vorteil ebenso

Anstelle der technokratischen Schwerpunktsetzun-gen widmete man sich in der Folgezeit verstaumlrkt den lern- und bildungstheoretischen Aspekten und dem Potenzial multimedialer Lernkonzepte fuumlr eine zukunftsfaumlhige berufliche Kompetenzentwicklung Angesichts der in den letzten Jahren wieder deutli-chen Zuwachsraten des Lernens mit neuen Medien am Arbeitsplatz stellte sich die Frage nach der Bedeu-tung dieser Medien fuumlr die Weiterbildung und nach ihrem Einfluss auf deren soziale und didaktische Zielsetzungen

weiterbildung und soziale selektion

Die Entwicklung von der Industrie zur Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft fuumlhrt auch zu einem Wandel der Organisation in den Unternehmen die auch zu neuen Arbeits- und Organisationskonzepten fuumlhren wobei wir wahrscheinlich erst am Anfang dieses Wandlungsprozesses stehen Die Folge ist dass Weiterbildung und berufliche Qualifizierung gegenwaumlrtig einen Wandlungsprozess durchlaufen der Ziele und Inhalte Umfang sowie Formen Methoden und Orte des Lernens gleichermaszligen erfasst Lernformen und Lernorte werden pluraler und vielfaumlltiger und gehen mit einem quantitativen Zuwachs und einer qualitativen Veraumlnderung der Bedeutung des Lernens im Unternehmen einher

Die Nachfrage nach eLearning-Konzepten und neuen Medien in der Weiterbildung unterliegt durch neue Arbeitsformen wie rechner-und internetgestuumltzte Facharbeit und Dienstleistungen und den daraus resultierenden Kompetenzanspruumlchen einer auszliger-ordentlichen Dynamik Gleichzeitig haben Aufwen-dungen und Teilnehmerzahlen die Weiterbildung

zum groumlszligten Bildungsbereich gemacht Von den Auf-wendungen von 35 Mrd Euro pro Jahr entfallen 167 Mrd auf die Unternehmen incl die des oumlffentlichen Dienstes 138 Mrd auf Einzelpersonen 42 Mrd auf die Bundesagentur fuumlr Arbeit und 04 Mrd auf den Staat Im europaumlischen Vergleich liegt die Teilnahme-quote an der formellen betrieblichen Weiterbildung mit 30 der Erwerbstaumltigen im Jahr 2005 im Mittel-feld Im Vergleich liegt die Teilnahmequote in Frank-reich mit 46 und Tschechien mit 59 houmlher die von Polen mit 21 und Griechenland mit 14 niedriger

Entscheidend fuumlr die oumlkonomische qualifikatorische soziale und personale Funktion der Weiterbildung ist aber die Frage der Teilhabe an Weiterbildung der Wei-terbildungsbeteiligung Hier zeigt sich der stark sozial ausgrenzende Charakter der Weiterbil-dung die Selektivitaumlt und Ungleichheit von Chancen

bull28 der Weiterbildungsteilnehmer haben Hauptschulabschluss 47 einen mittleren Abschluss 59 AbiturFachhochschulreife bull23 sind ohne Berufsausbildung aber 62 mit Hochschulabschluss bull31 sind Arbeiter 68 Beamte bull44 gehoumlren der Gruppe der 19ndash34-Jaumlhrigen an 31 der Gruppe der 50-64 Jaumlhrigen

Qualifizierung mit system und bdquoeQualificationldquo ausbauen

Die Weiterbildungsbeteiligung haumlngt also entschei-dend von der beruflichen Qualifikation und der schulischen Vorbildung ab und verstaumlrkt die im Schulsystem angelegte soziale Selektion In dieser Situation kommen die informelle Weiterbildung und damit die neuen Medien und verschiedenen Formen des eLearnings ins Spiel Die Teilnahme an Compu-terselbstlernprogrammen im Rahmen der informel-len Weiterbildung hat sich zwischen 2003 und 2007 von 8 auf 15 erhoumlht und damit fast verdoppelt In der informellen Weiterbildungskategorie Internet am Arbeitsplatz weist die Statistik eine Steigerung von 7 auf 13 aus Zudem bilden sich mit der Nut-zung von Personal-Computern rechnerintegrierten Arbeitssystemen und dem Intranet zunehmend vir-tuelle Lernorte in Unternehmen heraus Beschaumlftigte nutzen in wachsendem Maszlige multimediale und inter-aktive Bildungsangebote und koumlnnen an

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kooperativen Lehr-Lern-Arrangements teilnehmen Neue Medien und die damit verbundenen Lerntech-nologien wie Tele-Teaching und Tele-Coaching erlei-chtern und foumlrdern das Lernen in der Arbeit und in vernetzten Lernortstrukturen

Die informelle Weiterbildung verzeichnet seit Jahren erhebliche Zuwaumlchse obwohl die Teilnahme der Erwerbstaumltigen hier mit 61 im Jahre 2003 und mit 68 im Jahre 2007 schon annaumlhernd doppelt so hoch liegt wie die an der formellen Weiterbildung Damit ist die informelle Weiterbildung im Sinne von bdquoArbeit als zweite Chanceldquo und als Moumlglichkeit zu sehen der wachsenden Selektion in Weiterbildung und Weiter-bildungsteilnahme zu begegnen Dies ist allerdings kein Selbstlaumlufer denn auch bei der Teilnahme an der informellen Weiterbildung zeigt sich die Abbild-ung und Verlaumlngerung sozialer Ungleichheit Not-wendig ist eine strukturelle und im Weiterbildungs-system abzusichernde Foumlrderung von bildungsbe-nachteiligten Gruppen In diesem Sinne sind abschlieszligend vier Thesen und Optionen formuliert

bullInformelles Lernen wird im Beruf zunehmend wichtiger dabei kommt dem Lernen mithilfe neuer Medien durch die Verdoppelung in den letzten vier Jahren bei computergestuumltzten Selbstlernprogrammen und Internet-Lernen am Arbeitsplatz eine zentrale Rolle zu bullVirtuelle Lernorte verbinden formelle und informelle Weiterbildung diese Lernorte auf informations- und kommunikationstechno-logischer Basis ergaumlnzen die pluralen Lernorte von Qualifizierungsverbuumlnden und Qualifizier-ungsnetzwerken zunehmend bullNeue Medien eroumlffnen lern- und bildungsthe-oretisch verbesserte Zugaumlnge zum bdquolebenslan-gen Lernenldquo und zur bdquoBildung fuumlr alleldquo voraus-gesetzt sie werden didaktisch-methodisch und institutionell eingebettet und sind nicht einsei-tig auf Selbstorganisation und Individualisierung gerichtet bullWeiterbildung ist als vierte und umfassendste Saumlule des Bildungssystems auszubauen und verstaumlrkt gesetzlich zu rahmen wobei das in-formelle Lernen uumlber verbindliche Anerken-nungen als Beitrag zur Chancengleichheit in beruflichen Bildungswegen im Sinne einersbquo bdquozweiten Chanceldquo zu nutzen ist

Prof Dr Peter Dehnbostel Helmut-Schmidt-Universitaumlt Hamburg wwwhsu-hhdedebo

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Aufbau eines Online-Berichtshefts und Kompetenz-portfolios in den dualen Ausbildungsberufen

Die duale Berufsausbildung in Deutschland stellt ein erfolgsmodell dar und genieszligt auch

international hohes Ansehen Mehrere aktu-elle studien zeigen Maumlngel in der Qualitaumlt der dualen beruflichen Ausbildung auf nach einer repraumlsentativen umfrage des Bundesin-stituts fuumlr Berufsbildung (BIBB) kritisieren die Auszubildenden insbesondere die Qualitaumlt der kooperation der Lernorte Betrieb und schule oft ist es den Auszubildenden selbst uumlberlassen erfahrungen aus der betrieblichen und schulischen Ausbildung miteinander zu verknuumlpfen

Bei der mangelnden Abstimmung zwischen den Lern-orten handelt es sich jedoch weniger um ein Problem auf der Ebene der Ausbilder und Berufsschullehrer sondern eher um ein strukturelles Defizit der dualen Berufsausbildung Es mangelt vor allem an systema-tischer Information um ein gegenseitiges Abstimmen in der dualen Ausbildung gewaumlhrleisten zu koumlnnen

Es bedarf geeigneter Instrumente um eine staumlrkere Zusammenarbeit und die Abstimmung zwischen den betrieblichen und schulischen Ausbildern aber auch zwischen dem Auszubildenden und seinem Ausbilder zu ermoumlglichen Gegenwaumlrtig uumlbernimmt ausschlieszlig-lich der papierbasierte Ausbildungsnachweis das sogenannte Berichtsheft diese Funktion Da es sich hierbei um eine zeit- und ortsabhaumlngige Informa-tionsbasis handelt koumlnnen sich Probleme ergeben

Beispielsweise kann der Ausbilder anhand des Ausbildungsnachweises erst nach dem Abschluss eines Ausbildungsturnus feststellen mit welchen Themen sich der Auszubildende auseinanderge-setzt hat In der Folge sind klare und aufeinander abgestimmte Lernprozesse erschwert was nicht selten zu erheblichen Abstimmungsprozessen innerhalb der Ausbildung fuumlhrt

online-Ausbildungsnachweis

Unter dem Titel bdquoBLok ndash Online-Berichtsheft zur Staumlrkung der Lernortkooperationldquo verfolgt das Insti-tut fuumlr Berufspaumldagogik der Technischen Universitaumlt

Dresden das Ziel mit dem Einsatz von Web 20- Technologien die Lernorte der dualen Berufsausbil-dung zu verzahnen Im Rahmen dieses durch das BMBF gefoumlrderten Forschungs- und Entwicklungs-projektes werden bereits bestehende Ressourcen genutzt um das rechtsverbindliche Instrument bdquoBerichtsheftldquo welches in seiner gegenwaumlrtigen Form lediglich als Rechtfertigungsinstrument dient zu einem Qualitaumltsentwicklungsinstrument auf der Grundlage einer geeigneten mediendidaktischen Konzeption auszubauen

Der Schwerpunkt des Projektes liegt in der Entwick-lung Erprobung und Evaluation eines Online-Ausbildungsnachweises auf der technischen Basis eines Weblogs als persoumlnliches Lerntagebuch Dieses Online-Lerntagebuch fuumlhrt der Berufsschuumller regelmaumlszligig und kann von seinem Ausbilder und Berufsschullehrer jederzeit und vor allem unabhaumln-gig vom aktuellen Lernort des Berufsschuumllers einge-sehen werden Auf diese Weise werden die Lernorte der Berufsausbildung im dualen System durch den Online-Ausbildungsnachweis miteinander gekoppelt und so eine gemeinsame Informationsbasis fuumlr die Partner der dualen Berufsausbildung geschaffen Diese Staumlrkung der Lernortkooperation erzeugt eine Transparenz der Ausbildungsinhalte und soll zu einer verbesserten Abstimmung selbiger an den Lernorten fuumlhren

Funktionsbereiche und Potenziale

Der Online-Ausbildungsnachweis verfuumlgt uumlber zwei Funktionsbereiche

bullBerichtsheftfuumlhrung in Form eines Weblogs Wie bei der klassischen Form des Berichtsheftes uumlblich dokumentiert der Auszubildende auch in der online-basierten Form regelmaumlszligig den zeit-lichen und sachlichen Ablauf der Berufsaus-bildung Der Technologie eines Weblog ent-sprechend fuumlhrt der Auszubildende sein Lern-tagebuch als Online-Berichtsheft welches durch die Ausbilder online kommentiert werden kann Durch die Moumlglichkeit von Anmerkungen zu den Eintraumlgen des Auszubildenden werden Feedback-prozesse angeregt und folglich der Dialog zwi-schen Auszubildendem und Ausbilder gestaumlrkt

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bullDarstellung der erworbenen Qualifikationen in Form eines Kompetenzportfolios Neben der Dokumentation des sachlichen und zeitlichen Ablaufes im Berichtsheft ist es dem Auszubildenden moumlglich die dokumentierten Taumltigkeiten zu verschlagworten In Form eines Auswahlmenuumls werden die zu erlangenden Faumlhigkeiten und Fertigkeiten eines Ausbildungs-berufes aufgelistet und von dem Auszubildenden verschlagwortet (sogenanntes Tagging) Anschlieszligend wird durch eine entsprechende Visualisierung (z B in Form einer Tagcloud d h einer Schlagwortwolke) der eigene Entwicklungs-stand dargestellt Die Tagcloud enthaumllt alle bis-her verwendeten Schlagworte Durch die damit erzeugte Transparenz koumlnnen Auszubildende und Ausbilder den Ist-Stand der beruflichen Handlungsfaumlhigkeit einschaumltzen und auch Handlungsbedarfe ableiten In Ergaumlnzung zu der geschlossenen Form des Kompetenzport-folios ist es in der offenen Form vorgesehen aus-bildungsrelevante Dokumente (wie Zertifikate etc) und Erfahrungsberichte abzulegen und so Erfahrungen aus der Ausbildungspraxis zu dokumentieren

Fazit

Das Projekt BLok traumlgt durch die Digitalisierung und Weiterentwicklung des klassischen Berichtsheftes auf Grundlage von Web 20-Technologien zur Ver-zahnung der Lernorte sowie zur Qualitaumltssicherung und -entwicklung in der dualen Berufsausbildung bei BLok unterstuumltzt dabei eine nachhaltige Integ-ration digitaler Medien auf struktureller Ebene in die Berufsausbildungspraxis

Professor Thomas Koumlhler Technische Universitaumlt Dresden wwwblok-onlineorg

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beroobi ndash erlebe Berufe online Das interaktive Jugendportal zur Berufswahl

trotz der vielfaumlltigen Moumlglichkeiten sich Infor-mationen zu beschaffen haben viele Jugend-liche nach wie vor Probleme sich hinsichtlich ihrer beruflichen zukunftsplanung zu orien-tieren oftmals bleibt ihre Ausbildungswahl einseitig und sie nehmen die chancen des derzeitigen Ausbildungs- und Arbeitsmarktes nur bedingt wahr

Das Wissen uumlber die Bandbreite aktueller Ausbildungs-berufe und speziell jener die auch zukuumlnftig Chancen auf dem Arbeitsmarkt bieten ist fuumlr die Berufswahl entscheidend Junge Frauen und Maumlnner mit niedri-geren Schulabschluumlssen sind dabei eine besondere Zielgruppe beroobi ist ein Kunstwort das sich aus Ber-ufs-bi-ld ableitet und bdquoooldquo wurde von Google abgeschaut beroobi bietet den jungen Frauen und Maumlnnern Interaktionsmoumlglichkeiten an die einen attraktiven Einstieg in das Thema Berufswahl ermoumlglichen

Hierfuumlr wird ein interaktives Online-Portal aufgebaut in dessen Mittelpunkt interessante und zukunfts-weisende Ausbildungsberufe fuumlr eine spielerische Erkundung stehen Die Berufsbilder sind multimedial-interaktiv aufbereitet und geben realistische Einblicke in den Berufsalltag Junge Frauen und Maumlnner die bereits in ihrem Beruf arbeiten stellen diese den Nutzern anschaulich vor und lassen sie entdeckend und ausprobierend daran teilhaben Alle wichtigen Aspekte eines Berufs werden aufgegriffen Taumltig-keiten Tagesablaumlufe Erlaumluterungen zu wichtigen Voraussetzungen Erklaumlrungen zu Anforderungen in der Ausbildung sowie das Aufzeigen von Perspek-tiven fuumlr weitere Fortbildungs- und Weiterbildungs-moumlglichkeiten und weiterfuumlhrende Links

Eine leichte und schnelle Orientierung wird dadurch erleichtert dass jedem Berufsbild der gleiche Aufbau und aumlhnliche Interaktionsmoumlglichkeiten zugrunde liegen Bei der Auswahl der Berufe werden bewusst Ausbildungsberufe aus Zukunftsbranchen und Innovationsbereichen (Industrie Handwerk Bau Naturwissenschaften Technik und Informations-technologie) in den Blick genommen

Interaktiver Ansatz mit hohem Akzeptanzwert

Ziel des didaktisch-methodischen Konzepts von beroobi ist es junge Menschen durch neue Ansaumltze zum selbst gesteuerten Entdecken und Ausprobieren im Netz anzuregen und einen persoumlnlichen Bezug zum Thema Berufswahl herzustellen Hierfuumlr setzt das Projekt auf verschiedene Kriterien die in der Umsetzung des Angebots konsequente Beruumlcksich-tigung finden

bullVielseitigkeit Selbststeuerbare Video- und Audiosequenzen Fotoshows und animierte Grafiken bieten anschauliche und vielseitige Formen der Informationsdarstellung Einge-bunden sind diese in eine Flash-Umgebung die auch als Web-Applikation unabhaumlngig von beroobi als Stand-alone-Applikation in eine Web-seite integriert werden koumlnnen bullInteraktion Verschiedene Interaktionstools ermoumlglichen eine direkte und aktive Teilnahm am Angebot Selbsteinschaumltzungen Umfragen und Wissenstests animieren zur spielerischen und entdeckenden Auseinandersetzung mit Inhalten bullIdentifikation Junge Profis aus der Praxis stellen vor Ort ihren Arbeitsplatz und ihr Arbeitsleben vor und lassen die Nutzerinnen und Nutzer uumlber Film und Audio daran teilhaben Der Mix aus Fakten eigenen Erfahrungsberichten und Hinweisen ermoumlglicht Identifikation und Pers-pektivenwechsel bullVerstaumlndlichkeit Das Angebot setzt konsequent auf jugendgerechte Sprache intuitive Benutzer-fuumlhrung und kleine verstaumlndliche Informations-einheiten sodass auch Jugendliche mit weniger Interneterfahrung gut damit zurechtkommen koumlnnen bullAuthentizitaumlt Jedes Berufsbild ist individuell gestaltet und lebt von der Authentizitaumlt seiner realen Hauptperson Dieses unverwechselbare bdquoGesichtldquo sowie auch das Zu-Wort-Kommen von Betriebs-und Unternehmensverantwortlich-en Ausbildungsleitern und anderen bdquoBerufsex-pertenldquo fuumlhren zu einer hohen Akzeptanz bei Jugendlichen

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Das online-Portal beroobide

Die Hauptintention des Online-Portals besteht darin Jugendlichen verschiedene Zugangswege zu den jeweiligen Berufsbildern zu ermoumlglichen sie neu-gierig zu machen und zum bdquoHineinklickenldquo anzu-regen Im Mittelpunkt von wwwberoobide stehen daher die Berufsbilder die uumlber spezifische Beduumlrf-nisparameter ansteuerbar sind Weiterfuumlhrende Informationen zu den Berufen Interviews mit Experten spielerische Wissensabfragen und Links werden den Jugendlichen uumlber eine Informations-rubrik angeboten Ein kleiner Community-Bereich ermoumlglicht weitere Orientierungshilfe Dort steht ein moderiertes Forum fuumlr Fragen und Hinweise bereit eine Merkliste fuumlr das Speichern von Berufs-bildern sowie die Verlinkung auf Freunde und deren Profile Uumlber Features wie bdquoWie steht mir der Berufldquo koumlnnen eigene Fotos hochgeladen werden welches die Nutzerinnen und Nutzer automatisch in verschiedene Arbeitsbekleidungen hineinsetzt und in eine Galerie speichert

zielgruppe

Primaumlre Zielgruppe von beroobi sind Jugendliche der Altersgruppe 14 bis 20 Jahre aller Schulformen die sich im Prozess der Berufsfindung und Berufsorien-tierung befinden Neben Schulabgaumlngern sind des-gleichen all diejenigen angesprochen die bereits eine Berufsausbildung begonnen abgeschlossen oder auch abgebrochen haben und sich weiter bzw neu orientieren moumlchten Wichtige Ansprech-partner sind daher auch paumldagogische Fachkraumlfte die in vielen Faumlllen beroobi bei der jugendlichen Zielgruppe bekannt machen

kooperation und Vernetzung

Das Projekt beroobi versteht sich als bdquoTuumlroumlffnerldquo zu bereits bestehenden Angeboten im Bereich Berufso-rientierungberufliche Bildung und lebt daher von dem vielseitigen Austausch und der Zusammenarbeit mit diesen Dazu zaumlhlen unter anderem vor allem Verbaumlnde Innungen Kammern die Agentur fuumlr Arbeit das Bundesinstitut fuumlr Berufsbildung Schulen Berufsschulen Bildungstraumlger Gewerkschaften so-wie vor allem auch Wirtschaftspartner Betriebe und Unternehmen

Silke Niemann Schulen ans Netz e V wwwberoobide und wwwschulen-ans-netzde

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Erstellung digitaler eLearning-Module durch Aus-zubildende im Handwerk

Das Internet hat uns in ein neues Jahrtausend

gefuumlhrt ein Jahrtausend in dem das wissen der welt raumlumlich und zeitlich unabhaumlngig

verfuumlgbar ist und aus immer groumlszligeren Daten-banken abgerufen werden kann eine solche entwicklung macht auch vor dem system der dualen beruflichen erstausbildung im hand-werk nicht halt und beschaumlftigt seit vielen Jahren die vorausschauende wissenschaft aber auch die Praxis

Im Kern geht es bei den Uumlberlegungen um die Einfuumlhr-ung von eLearning-Szenarien Die Bemuumlhungen zielen hier zum einen auf die oumlkonomische Optimie-rung (beliebiger Einstiegszeitpunkt in Qualifizierungs-maszlignahmen Optimierung der Lehrer-Schuumller-Relation) zum anderen aber auch auf die didaktisch-methodische Optimierung von Bildungsprozessen wie die individuelle Foumlrderung oder Flexibilisierung

Bei allen Bemuumlhungen mit Web 10-gestuumltzten eLear-ning-Szenarien bleiben zahlreiche Fragen ungeklaumlrt Dies gilt besonders fuumlr den Bereich der Lehrlings-ausbildung im Handwerk Aus dem System der dualen Berufsausbildung im Handwerk d h der Kombination von betrieblicher und uumlberbetrieblicher Ausbildung und Unterricht in der Berufsschule sind bisher keine nachhaltigen Ansaumltze bekannt in denen Bildungsprozesse durch internetbasierte eLearning-Konzepte optimiert ergaumlnzt oder gar abgeloumlst werden konnten Bisher kann lediglich auf die Ergebnisse von Modellprojekten zuruumlckgegriffen werden Standar-disierte Konzepte und didaktische Ansaumltze existieren nicht Ganz zu schweigen von einer bildungstheore-tischen Verortung von eLearning-Szenarien in konventionellen Berufsbildungsprozessen

Die Vergangenheit hat gezeigt dass vor allem zwei Problemlagen die Einfuumlhrung von eLearning-Szena-rien erschweren Zum einen gibt es das Problem dass es nicht genuumlgend passgenaue digitale Lern-module fuumlr die verschiedenen Gewerke d h die Berufe im Handwerk und die daraus resultierenden Lerngruppen gibt

Hier zeigt sich die Schwierigkeit dass der produzierte eLearning-Baustein entsprechend der Lerngruppe reduziert und entsprechend der Vorstellung des Lehrers didaktisch eingebunden sein muss Zum an-deren scheitert der Einsatz kommerzieller Loumlsungen auch daran dass nicht die notwendigen Ressourcen vorhanden sind um immer wieder Lernmodule zu erwerben die den jeweils aktuellen Stand der Technik abbilden An dieser Stelle setzt das Forschungsvorhaben Didaktische Parallelitaumlt und Lernortflexibilisierung (DiPaL) an DiPaL kombiniert die klassischen Vorteile des Praumlsenzunterrichts mit den neuen Moumlglichkeiten des Web 20 mit dem Ziel Lernprozesse im Dualen System uumlber selbst produzierte E-Learnings flexibler zu machen

Lerneinheiten selber erstellen

Das Forschungsvorhaben entwickelt und untersucht dazu einen neuen subjektorientierten designbasier-ten didaktisch-methodischen Ansatz zur Lernort-kooperation Mit Hilfe spezieller Software erstellen Schuumllerinnen und Schuumller mit ihren Lehrkraumlften ihre Lerneinheiten selber bereiten sie digital auf und veroumlffentlichen sie im Netz Das Konzept des offenen Klassenzimmers basiert dabei auf der Annahme dass in jeder Schuumllerin und in jedem Schuumller auch eine Lehrerin bzw ein Lehrer steckt Das Ziel besteht darin durch eine geeignete Didaktik genau diesen Rollen-tausch vom Lernenden zum (Lern-) Lehrenden herbei-zufuumlhren Das heiszligt konkret dass die Auszubildenden die Themen des Unterrichts so aufbereiten dass digitale Lernmaterialien (Filme Texte Bilder Grafi-ken) entstehen Die dazu notwendigen Aktivitaumlten der (Lern-) Lehrenden reichen von der Anfertigung einer Handzeichnung die eingescannt wird bis zur schriftlichen Ausarbeitung eines kompletten Dreh-buchs fuumlr die Umsetzung des jeweiligen Themas in einem aufwendigen Lehrfilm Die im Unterricht erzeugten digitalen Lernmaterialien werden an-schlieszligend gemeinsam mit dem Lehrer besprochen und diskutiert ob die produzierten Lernmaterialien fachlich richtig sind Diese Besprechungen sind von groszliger Bedeutung fuumlr den Lernprozess da sich hier zeigt ob das Thema fachlich verstanden wurde

35 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Gleichzeitig hinterfragen die (Lern-) Lehrenden sich selbst und den Prozess der Materialienproduktion Hierbei gilt es z B Alternativen zur gefundenen Loumlsung aufzuzeigen oder die Sprachqualitaumlt zu beurteilen Grundsaumltzlich wird angestrebt dass die (Lern-) Lehrenden in einen kritischen Dialog unter-einander treten Die Diskussion fuumlhrt im Ergebnis zu der Entscheidung ob das produzierte Lernmaterial im Internet veroumlffentlicht wird oder nicht

Fuumlr den Bereich der dualen beruflichen Erstausbil-dung bieten die durch die Auszubildenden erstellten digitalen Lernbausteine ganz besondere Moumlglich-keiten um Ausbildungsstrukturen flexibler zu machen So wird das Forschungsvorhaben empirisch unter-suchen inwieweit die Lernbausteine dazu genutzt werden koumlnnen dass der Auszubildende krankheits-bedingte oder betriebsbedingte Fehlzeiten zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort nachholen kann Daneben erwarten die am Forschungsvorhaben beteiligten Institutionen dass uumlber die Transparenz der Inhalte eine grundsaumltzlich verbesserte Zusam-menarbeit zwischen den Berufsschullehrern und den betrieblichen bzw uumlberbetrieblichen Ausbil-dern realisiert werden kann Auch dies soll empirisch geklaumlrt werden

Neben den Untersuchungen hat das Vorhaben auch verschiedene entwicklungstechnische Ziele

bullEntwicklung von Schemata zur Integration von Programmen zur schnellen Entwicklung von Lernangeboten (Rapid-Authoring-Prozesse) in konventionelle Praumlsenzphasen bullEntwicklung und Implementierung einer Datenbank fuumlr Lehrinhalte (Learning Object Re-pository abgekuumlrzt LOR) fuumlr die Bereitstellung von Bausteinen in einem Bausteinnetzwerk des Handwerks (wwwbaustein-netzwerkde) bullEntwicklung von Organisationsstrukturen fuumlr die engere inhaltliche Zusammenarbeit der Lernorte im dualen System auf der personalen Ebene

Markus Schaumlfer Berufskolleg Maumlrkischer Kreis wwwkfz4mede und wwwdipalde

36 LIterAturhInweIse

weiterfuumlhrende Literatur (Auswahl)

Becker M Spoumlttl G (2008) Berufswissenschaftliche Forschung ndash Ein Arbeitsbuch

fuumlr Studium und Praxis Peter Lang Internationaler Verlag der Wissenschaften

Frankfurt am Main

Beicht U Krewerth A Eberhard V Granato M Viel Licht ndash aber auch Schatten

Qualitaumlt dualer Berufsausbildung in Deutschland aus Sicht der Auszubildenden

BIBB Report 92009

Dehnbostel P (2008) Berufliche Weiterbildung Grundlagen aus arbeitnehmer-

orientierter Sicht Berlin edition sigma

Dreyfus H-L Dreyfus S E (1986) Kuumlnstliche Intelligenz Von den Grenzen der

Denkmaschine und dem Wert der Intuition Reinbek Rowohlt Verlag Hamburg

Grund- und Strukturdaten gushisde 80 [12 09 2009]

Hauptverband der deutschen Bauindustrie Zahlen und Fakten

wwwbauindustriede (Stand Juni 2009)

Howe Falk Berben Thomas (2006) Lern- und Arbeitsaufgaben In Rauner Felix

(Hrsg) Handbuch Berufsbildungsforschung 2 aktualisierte Auflage Bielefeld

Bertelsmann S 383ndash390

Howe Falk Knutzen Soumlnke (2007) Die Kompetenzwerksttt Ein berufswissen-

schaftliches E-Learning-Konzept Goumlttingen Cuvillier

Knutzen Soumlnke Howe Falk E-Learning im Handwerk (2008) In Issing Ludwig

Klimsa Paul (Hrsg) Online-Lernen Weinheim Beltz-Verlag S 133ndash156

Knutzen Soumlnke Howe Falk Rapid E-Learning in der gewerblich-technischen

Ausbildung ndash Gestaltbare Lernsoftware nach dem Konzept der Kompetenz-

werksttt (2008) In Howe Falk Jarosch Juumlrgen Zinke Gert (Hrsg)

Ausbildungskonzepte und Neue Medien in der uumlberbetrieblichen Ausbildung

Bielefeld Bertelsmann-Verlag S 112ndash131

Koumlhler T Neumann J Saupe V Organisation des Online-Lernens In Issing L J

Klimsa P Online-Lernen Ein Handbuch fuumlr das Lernen mit Internet Muumlnchen

Oldenbourg 2008

Payome Thea (2006) Marktuumlbersicht Rapid E-Learning ndash aus PowerPoint-Folien

werden Lernprogramme In Hohenstein Andreas Wilbers Karl (Hg) Handbuch

E-Learning 17 Erg-Lfg Koumlln Dt Wirtschaftsdienst

Scheib T Spoumlttl G Windelband L Qualitaumlt betrieblicher Ausbilder sichern und

entwickeln ndash eine staumlndige Herausforderung In Berufsbildung in Wissenschaft

und Praxis ndash BWP 32008 S 36ndash39

Von Rosenbladt B Bilger F (2007) Weiterbildungsbeteiligung in Deutschland

Eckdaten zum BSW-AES 2007 tns infratest Muumlnchen

ZFA (Hrsg) 2009 Statistik Berufsausbildung und Fortbildung Druck und Medien

20082009 unveroumlffentlichte vorlaumlufige Fassung vom 050509

Diese Druckschrift wird im Rahmen der Oumlffentlichkeitsarbeit vom Bundesministe-

rium fuumlr Bildung und Forschung unentgeltlich abgegeben Sie ist nicht zum gewerb-

lichen Vertrieb bestimmt Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerberinnen

Wahlwerbern oder WahlhelferinnenWahlhelfern waumlhrend eines Wahlkampfes zum

Zweck der Wahlwerbung verwendet werden Dies gilt fuumlr Bundestags- Landtags- und

Kommunalwahlen sowie fuumlr Wahlen zum Europaumlischen Parlament Missbraumluchlich

ist insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen und an Informations-

staumlnden der Parteien sowie das Einlegen Aufdrucken oder Aufkleben partei-

politischer Informationen oder Werbemittel Untersagt ist gleichfalls die Weiter-

gabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung Unabhaumlngig davon wann auf

welchem Weg und in welcher Anzahl diese Schrift der Empfaumlngerindem Empfaumlnger

zugegangen ist darf sie auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden

Wahl nicht in einer Weise verwendet werden die als Parteinahme der Bundes-

regierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden koumlnnte

  • eQualification - Neue13Wege der Qualifizierung
    • Impressum
    • Gruszligwort zur Broschuumlre
    • Inhalt
    • eLearning ndash das Lernen der Zukunft
    • Aufstiegsweiterbildung in der Druck- und Medienindustrie13
    • Flexible Learning im Einzelhandel13
    • DAWINCI ndash Durchlaumlssigkeit in der Aus-und Weiterbildung in der chemischen Industrie13
    • Virtuelles Lernen auf der Baustelle ndash Villa-b13
    • Live Stream Learning ndash fuumlr mobiles und stationaumlres Lernen13
    • Rapid eLearning ndash leicht gestaltbare Lernsoftware13
    • Weiterbildung durch multimediale Lernformen13
    • Demografischer Wandel Herausforderungen und Chancen13
    • eLearning-Infrastruktur in der Altenpflege (eLiA)13
    • Entstehung von Communities am Beispiel der evangelischen 13Kirche in Deutschland
    • Lernkompetenz Schluumlssel zur Qualifizierung fuumlr Aumlltere13
    • Qualifizierung mit System ausbauen - 13Weiterbildung und eQualification
    • Aufbau eines Online-Berichtshefts und Kompetenzportfolios in den dualen Ausbildungsberufen13
    • beroobi ndash erlebe Berufe online Das interaktive Jugendportal zur Berufswahl13
    • Erstellung digitaler eLearning-Module durch Auszubildende im Handwerk13
    • weiterfuumlhrende Literatur (Auswahl)
Page 2: eQualification - Neue Medien, neue Wege der …...Mobile Devices), die wachsenden Personalisierungs-möglichkeiten des Digitaldrucks sowie der starke Trend zur Entwicklung innovativer

Impressum

Herausgeber Bundesministerium fuumlr Bildung

und Forschung (BMBF)

Referat Neue Medien in der Bildung

11055 Berlin

Bestellungen schriftlich an den Herausgeber

Postfach 30 02 35

53182 Bonn

oder per

Tel 01805 - 262 302

Fax 01805 - 262 303

(014 Euro Min aus dem deutschen Festnetz)

E-Mail booksbmbfbundde

Internet httpwwwbmbfde

Konzept Projekttraumlger im Deutschen Zentrum fuumlr Luft- und Raumfahrt

Neue Medien in der Bildung

Brigitte Pottkaumlmper

Linder Houmlhe

51147 Koumlln

Redaktion Gestaltung Projekttraumlger im Deutschen Zentrum fuumlr Luft- und Raumfahrt

Oumlffentlichkeitsarbeit

Petra Richter Sebastian Blunk

Linder Houmlhe

51147 Koumlln

Druckerei BMBF Druckerei

Bonn Berlin 2010

Bildnachweis Titel Getty Images innen A Weber PT-DLR

3 Vorwort

Gruszligwort zur Broschuumlre eQualification ndash Neue Medien neue Wege der Qualifizierung

Individuelle Bildungschancen sind der Schluumlssel fuumlr gesellschaftliche und soziale Teilhabe sowie beruf-lichen Erfolg Gleichzeitig sind sie eine unerlaumlssliche Voraussetzung fuumlr wirtschaftliche Entwicklung In-novation und sozialen Wohlstand in unserem Land

Um vor dem Hintergrund der demografischen Ent-wicklung und den Herausforderungen der Globali-sierung auch in Zukunft international wettbewerbs-faumlhig zu sein sind hoch qualifizierte und gut ausge-bildete Fachkraumlfte erforderlich Unser Bildungssystem muss daher auf die Anforderungen des Arbeits-marktes und den notwendigen Qualifizierungsbedarf flexibel reagieren koumlnnen Dazu bedarf es auch eines erheblichen Engagements im Bereich der beruflichen Aus- und Weiterbildung

Digitale Medien bieten vielfaumlltige inhaltliche und technische Einsatzmoumlglichkeiten Sie erlauben eine qualitativ hochwertige zielgruppenspezifische kostenguumlnstige und zeitgemaumlszlige Qualifizierung Sie sind die Grundlage innovativer Lern- und Wissens-bildungsprozesse und ermoumlglichen neue Formen der Kommunikation Kooperation und Vernetzung Mit digitalen Medien kann sich jeder Einzelne kontinu-ierlich dynamisches Wissen aneignen Damit sichern sie die individuelle Beschaumlftigungsfaumlhigkeit und tragen zur berufsbegleitenden lebenslangen Qualifi-zierung bei

Deshalb unterstuumltzt das Bundesministerium fuumlr Bil-dung und Forschung (BMBF) Vorhaben zum Einsatz digitaler Medien in der beruflichen Bildung Unser Ziel ist es Innovationen in der beruflichen Aus- und Weiterbildung voranzutreiben und zu einer neuen Kultur des berufsbegleitenden Lernens und Lehrens beizutragen

Bei der Fachtagung bdquoeQualification ndash Neue Medien neue Wege der Qualifizierungldquo wurden solche vom BMBF gefoumlrderten Projekte einer breiten Oumlffentlich-keit vorgestellt Die erfolgreichen Beispiele zeigen dass das neue Lernen und Lehren in der betrieblichen Praxis sowie in der Aus- und Weiterbildung angekommen ist

Die vorliegende Broschuumlre stellt den Einsatz digitaler Medien in verschiedenen Lehr- und Lernarrange-

Annette Schavan Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung

ments vor Ich wuumlrde mich freuen wenn sich daraus auch in Zukunft ein intensiver Gedankenaustausch uumlber netzgestuumltzte Lehr- und Lernformen entwickelt

Prof Dr Annette Schavan MdBBundesministerin fuumlr Bildung und Forschung

4 InhALtsVerzeIchnIs

Inhalt

Uumlberblick 5

Aufstieg durch Qualifizierung Aufstiegsweiterbildung in der Druck- und Medienindustrie ndash Forschungsprojekt Mediencommunity 20 6

Flexible Learning im Einzelhandel 8

DAWINCI ndash Durchlaumlssigkeit in der Aus- und Weiterbildung in der chemischen Industrie 10Virtuelles Lernen auf der Baustelle ndash Vila-b 12

Beschaumlftigungssicherung durch weiterbildung Live Stream Learning ndash fuumlr mobiles und stationaumlres Lernen in der Aus und Weiterbildung in der Mechatronik 14Rapid eLearning ndash Leicht gestaltbare Lernsoftware in der gewerblich-technischen Ausbildung Kompetenzwerksttt Elektrohandwerk 16

Weiterbildung durch multimediale Lernformen am Beispiel der Zementindustrie 18

Demographischer Wandel Herausforderungen und Chancen 20

Bildung und Qualifizierung in einer alternden Gesellschaft eLearning-Infrastruktur in der Altenpflege (eLiA) 22Entstehung von Communities am Beispiel der Evangelischen Kirche in Deutschland 24Lernkompetenz Schluumlssel zur Qualifizierung fuumlr Aumlltere 26

Digitale Medien und Innovationen im Bildungsbereich Qualifizierung mit System ausbauen ndash Weiterbildung und bdquoeQualificationldquo 28

Aufbau eines Online-Berichtshefts und Kompetenzportfolios in den dualen Ausbildungsberufen 30beroobi ndash Erlebe Berufe online Das interaktive Jugendportal zur Berufswahl 32Erstellung digitaler eLearning-Module durch Auszubildende im Handwerk 34

Literaturhinweise 36

5 UumlBerBLIck

eLearning ndash das Lernen der Zukunft

Bildung ist die Basis fuumlr Innovationen und

gesellschaftliche entwicklung sie ist der schluumlssel fuumlr wohlstand soziale Gerechtigkeit und individuelle Lebenschancen Mit einer er-folgreichen Bildungs- und Forschungspolitik koumlnnen die herausforderungen in unserer glo-balisierten welt gemeistert werden wachstum und Beschaumlftigung koumlnnen auch in

zukunft nur mit gut ausgebildeten und hoch qualifizierten Menschen gesichert werden

Unser Bildungssystem muss auf diese Anforderungen flexibel und zeitnah reagieren koumlnnen Nur eine kontinuierliche und gezielte Weiterbildung von Beschaumlftigten und Arbeitssuchenden in allen Lebens-phasen sichert die individuelle Beschaumlftigungsfaumlhig-keit Digitale Medien bieten hier enorme Potenziale Sie sind die ideale Ergaumlnzung der bisherigen tradier-ten Lehr- und Lernformen Ihre Einsatzmoumlglichkeiten sind vielfaumlltig Sie lassen eine schnelle Anpassung der Inhalte an aktuelle Entwicklungen und Anforderun-gen sowie spezifische Zielgruppen zu Digitale Medien sind das Instrumentarium fuumlr individuelle und passgenaue Lehr- und Lernprozesse und sind daher ideal um berufsbegleitende Qualifizierung an jedem Ort und zu jeder Zeit zu ermoumlglichen

Die Fachtagung bdquoeQualification ndash Neue Medien neue Wege der Qualifizierungldquo zeigte am 89 Juni 2009 in Berlin vielfaumlltige Moumlglichkeiten der medienbasier-ten Qualifizierung In vier Gespraumlchsforen wurden die Themen Aufstieg durch Qualifizierung Beschaumlf-tigungssicherung durch Weiterbildung Bildung und Qualifizierung in einer alternden Gesellschaft und digitale Medien und Innovationen im Bildungs-bereich durch Referenten aus Wissenschaft Hand-werk Industrie und Bildungstraumlgern aus unterschied-lichen Blickwinkeln dargelegt

Liegt das Thema bdquoMedienkompetenz fuumlr das paumldago-gische Fachpersonalldquo von Professor Dr Norbert Neuszlig im Erwartungshorizont des Zuhoumlrers erstaunt auf den ersten Blick das Projekt bdquoInnerbetriebliche Weiterbildung durch multimediale Lehr- und Lern-formen am Beispiel der Zementindustrieldquo Doch gerade dieses Beispiel zeigt deutlich dass Theorie-kenntnisse und Fortbildung auch in einer industriell orientierten Branche inzwischen zur Alltagsroutine

Qualification

geworden sind Angesichts verschaumlrfter Kostenkon-trolle und zunehmender internationaler Konkurrenz wird nach arbeitsplatznahen zeitunabhaumlngigen und moumlglichst kostenguumlnstigen Angeboten der Fortbildung gesucht Die in Deutschland stark indus-triell gepraumlgte chemische Industrie setzt z B darauf dass die medial gepraumlgte Fortbildung anschlussfaumlhig an die bisherigen erworbenen beruflichen Kompe-tenzen und Qualifikationen ist Alle dargestellten Vorhaben verfolgen die Intention einen flexiblen und auch ortsunabhaumlngigen Zugang zu Aus- und Fortbildungsangeboten zu ermoumlglichen

Im Rahmen der Fachtagung bdquoeQualificationldquo wurden vielfaumlltige qualitativ hochwertige und zielgruppen-spezifische Moumlglichkeiten und Methoden der Qualifi-zierung mit digitalen Medien vorgestellt So wird ein Online-Berichtsheft in dualen Berufen erprobt die Evangelische Kirche wird eigene dezentrale Communities im Netz aufbauen und fuumlr Jugendliche an der Schnittstelle zwischen Schule und Beruf entstehen neue Tools zur Berufsorientierung die multimedial und interaktiv verschiedene Ausbildungs-berufe vorstellen

Trotz auszligerordentlicher Anwendungschancen gerade auch durch neue Web 20-basierte Software bleibt die direkte nicht-mediale Kommunikation zwischen den verschiedenen Multiplikatoren unerlaumlsslich Die Fachtagung bdquoeQualificationldquo zeigte eine Fuumllle erfolg-reicher und vielversprechender Projekte in denen sich klassische Lernformen und netzbasierte Koope-ration hervorragend ergaumlnzen Sie trug zur frucht-baren Diskussionen uumlber Wege der Qualifizierung im Zeitalter der digitalen Medien bei die in Zukunft fortgesetzt werden soll

6 AuFstIeG Durch QuALIFIzIerunG

Aufstiegsweiterbildung in der Druck- und Medienindustrie ndash Forschungsprojekt Medien-community 20

Im Projekt bdquoMediencommunity 20ldquo wird ein Lehr-Lernnetzwerk fuumlr die Druck- und Medien-branche aufgebaut Projektpartner sind die Beuth hochschule fuumlr technik Berlin (Projekt-leitung) der zentralfachausschuss Berufsbild-ung Druck und Medien (zFA) in kassel die hochschule Muumlnchen und das MMB-Institut fuumlr Medien- und kompetenzforschung in essen

Mit den Angeboten des Internetportals werden Aus-zubildende und Studierende ebenso angesprochen wie im Beruf stehende Arbeitnehmer-innen Trainer-innen und Freiberufler-innen Ziel ist es mit Social-Software-Unterstuumltzung Online-Lernen zu ermoumlglichen und zur kontinuierlichen Weiter-bildung in vernetzten Lernwelten zu motivieren

In einem Teilprojekt werden eLearning-Module fuumlr verschiedene Bildungsniveaus entwickelt um zu er-proben welche Potenziale digitale Medien zur Unter-stuumltzung struktureller Reformen in der beruflichen Bildung entfalten koumlnnen Dabei soll auch das An-rechnen beruflicher Kompetenzen auf die Weiter-bildung erleichtert werden ndash eine zentrale Forderung des Bologna-Prozesses

Die Druck- und Medienbranche ist mit 172000 Be-schaumlftigten relativ klein Jaumlhrlich schlieszligen 6000 junge Menschen ihre Erstausbildung ab 820 Beschaumlftigte bilden sich als Meister-innen Medien-fachwirte oder Techniker-innen weiter Hinzu kom-men jaumlhrlich 450 Hochschulabsolventen mit bran-chenspezifischem Abschluss Die Quote bei den abge-legten Pruumlfungen in der Erstausbildung ist in dieser Branche mit 35 fast dreimal so hoch wie im Durch-schnitt der Gesamtbevoumllkerung mit einer Ausbil-dungsquote von 12

Die vergleichsweise hohe Ausbildungsquote setzt sich bei der Aufstiegsfortbildung nicht fort Lediglich jede-r siebte Auszubildende schlieszligt eine Fortbildung an und der Anteil an Studierenden ist ebenfalls unterdurchschnittlich Dabei ist die Branche innovationsgetrieben Nicht nur die Digitalisierung und Vernetzung der Produktionsprozesse sondern

auch die crossmedialen Ausgabeformen (Print Web Mobile Devices) die wachsenden Personalisierungs-moumlglichkeiten des Digitaldrucks sowie der starke Trend zur Entwicklung innovativer Dienstleistungen erfor-dert eine staumlndige Lernleistung von den Beschaumlftigten

Im Projekt wird deshalb der Gedanke des bdquoDreifach-Nutzens pro eLearningmodulldquo verfolgt Die Lern-module sollen attraktiv sein fuumlr die taumlgliche Arbeit fuumlr die Vorbereitung auf zentrale Pruumlfungen im Rah-men der formellen Aus- und Weiterbildung und als Modul mit anrechenbaren ECTS-Punkten fuumlr ein Studium Getestet wird dieses Modell derzeit im The-menfeld bdquoGrundlagen der Kalkulation von Druck-erzeugnissenldquo

nutzen fuumlr die taumlgliche Arbeit

bullEine groszlige Zahl Beschaumlftigter will bdquovon der Maschine wegldquo und stattdessen in die Kunden-beratung und in die Preisbildung von Druck-produkten wechseln

nutzen fuumlr die Vorbereitung auf zentrale Pruumlfungen

bullDas Themengebiet wird in der beruflichen Erst-ausbildung gepruumlft im Berufsbild bdquoMedien-gestalterMediengestalterin fuumlr Digital- und Printmedienldquo fuumlr Auszubildende der Fachrich-tung Beratung und Planung bullDas Themengebiet ist zentraler Pruumlfungsstoff aller Meister-innen-Medienfachwirt-innen-pruumlfungen in Deutschland und den Techniker-schulen

nutzen als schnupperstudium bzw zur Anrechnung fuumlr ein studium

bullDas Modul ist an drei Studienstandorten als Pflicht- und in einem Standort als Wahlpflicht-fach integriert Es besteht aus acht Lerneinheiten auf Hochschulniveau mit einem Lernvolumen (Workload) von 150 Stunden (5 ECTS)

Eine Steigerung der Studierendenquote kann aber uumlber die Erleichterung der Anrechenbarkeit von

7 AuFstIeG Durch QuALIFIzIerunG

Vorleistungen allein nicht erreicht werden da das Angebot bereits heute die Nachfrage nach Studien-plaumltzen bei weitem nicht abdecken kann Sowohl die Beuth Hochschule fuumlr Technik Berlin als auch die Hochschule der Medien Stuttgart berichtet von einer bis zu achtfach houmlheren Nachfrage nach Studien-plaumltzen im Bereich Druck- und Medientechnik Es bietet sich darum an uumlber das Zusatzangebot eines Weiterbildungsstudiums mit kumulativ zu absol-vierenden Modulen nachzudenken

Mittelfristig koumlnnte ein komplettes Bachelorstudium unabhaumlngig von einem Hochschulstandort uumlbergreif-end entwickelt werden Im Prozess des lebenslangen Lernens koumlnnten sich die Lernenden dann Baustein fuumlr Baustein und Modul fuumlr Modul qualifizieren bis sie sich durch Kumulation zur Bachelorpruumlfung an einer der anerkennenden Hochschulen anmelden koumlnnen Das waumlre ein Szenario das den Weiterbild-ungswuumlnschen berufstaumltiger Menschen mit familiaumlren Verpflichtungen in der Branche sehr viel mehr entgegenkommen wuumlrde als die bisherigen Praumlsenz-angebote

Die Potenziale digitaler Medien zur Unterstuumltzung struktureller Reformen gehen deutlich uumlber reine eLearning-Angebote hinaus Ein Internet-Branchen-portal wie die Mediencommunity koumlnnte in einem modular strukturierten beruflichen Bildungsverlauf eine wichtige Bruumlckenfunktion einnehmen indem sie die Aufstiegsqualifizierung der Beschaumlftigten durch einschlaumlgige Informationen und Angebote kontinuierlich begleitet

Prof Dr Anne Koumlnig Beuth Hochschule fuumlr Technik Berlin FB I Wirtschafts- und Gesellschaftswissenschaften wwwbeuth-hochschulede

8 AuFstIeG Durch QuALIFIzIerunG

Flexible Learning im Einzelhandel

Der einzelhandel gehoumlrt zu den beschaumlftigungs-und ausbildungsintensivsten Branchen in Deutschland In den vergangenen Jahren wurden alle Ausbildungsstufen neu geordnet sowie Bachelor- und Masterstudiengaumlnge eingefuumlhrt Die in den neuordnungen veran-kerten Pflicht- aber vor allem wahlqualifika-tionen bieten den unternehmen und dem Lerner neue flexible Moumlglichkeiten der Gestalt-ung von Aus- und weiterbildung

Unter bdquoFlexible Learningldquo verstehen wir ein umfass-endes Konzept selbst gesteuerten Lernens das durch entsprechende Lernumgebungen durch institutio-nelle sowie institutionsuumlbergreifende Bedingungen unterstuumltzt werden soll

Projekttraumlger von bdquoFlexible Learning im Einzelhan-delldquo ist die Zentralstelle fuumlr Berufsbildung im Handel e V (zbb) Gemeinsam mit den Projektpartnern wurde uumlberlegt welche Voraussetzungen fuumlr eine nachhaltige Einfuumlhrung flexibler Lernmoumlglichkeiten geschaffen werden muumlssen Daraus wurden insgesamt acht Arbeitspakete abgeleitet

1 Analyse des Bedarfs von Lernern und unternehmen

In einer umfassenden Umfrage von Bildungsper-sonal (Berufsschullehrer Dozenten Hochschul-lehrern etc) und Lernern (von der Berufsvorbe-reitung bis zum Bachelor-Studenten) wurde unter-sucht welche Nutzungsgewohnheiten im Umgang mit den Informationstechnologien bestehen und welche Entwicklungen und An-passungen des Bildungsprozesses nach Meinung der Befragten notwendig sind Auch der Bedarf der befragten Lerner fuumlr die eigene Aus- und Weiterbildung wurde erhoben Die Ergebnisse sind uumlber die Projektwebsite abrufbar (wwwflexible-learningde)

2 recherche bereits vorhandener Lehr- und Lernmaterialien entsprechend den neuen Verordnungen

Basis fuumlr die Einfuumlhrung von Flexible Learning ist der Einsatz zeitgemaumlszliger und bedarfsgerechter

Lehr- und Lernmaterialien Deshalb wurde eine Datenbank als Unterstuumltzung fuumlr das Bildungs-personal und die Lerner erstellt uumlber die ca 400 aktuelle Materialien fuumlr die Aus- und Weiter-bildung im Einzelhandel abrufbar sind Die Datenbank ist ebenfalls uumlber die Projektwebsite oder unter wwwzbbde aufrufbar

3 und 5 entwicklung und erprobung von eLearning-Modulen zu ausgewaumlhlten themen entlang der verschiedenen Aus- und weiterbildungslevel

Um eine vertikale Vernetzung uumlber die einzelnen Ausbildungsstufen von der Berufsvorbereitung bis zum Bachelor zu erreichen werden auszligerdem kompetenz-und handlungsorientierte eLearning-Module zu den Themenschwerpunkten Marke-ting und Warenwirtschaft entwickelt Erprobt werden sie an unterschiedlichen Lernorten (Berufs-kolleg Bildungseinrichtungen des Handels Fach-hochschule und in Handelsunternehmen) ein-gebettet in unterschiedliche Lernszenarien

4 entwicklung eines zertifizierungsmodells

Ein Schwerpunkt bei der Entwicklung der eLear-ning-Module ist auszligerdem die Anrechenbarkeit der Qualifizierung in Form von Teilzertifikaten Ziel ist es ein Zertifizierungsmodell zu entwickeln das die Durchlaumlssigkeit zwischen den einzelnen Qualifizierungsstufen foumlrdert

6 und 7 entwicklung und erprobung eines Qualifizierungskonzeptes fuumlr Ausbilder Dozenten Berufsschullehrer und Fuumlhrungs-kraumlfte mit Personalverantwortung

Um flexibles Lernen zu ermoumlglichen muumlssen Rah-menbedingungen geschaffen werden die die flexible und kreative Nutzung und Weiterentwick-lung der vorhandenen Instrumente ermoumlglichen Wichtigste bdquoRahmenbedingungldquo ist dabei die Akzeptanz und kompetente Anwendung durch das Bildungspersonal Um die Nachhaltigkeit des Projektes und des damit verfolgten Projektansat-zes zu gewaumlhrleisten wird deshalb ein Qualifizier-ungskonzept fuumlr das Bildungspersonal entwickelt und erprobt dessen Schwerpunktthemen Selbst-lernkompetenz eLearning kritisches Denken und Selbstreflexion sein werden

9 AuFstIeG Durch QuALIFIzIerunG

8 entwicklung und etablierung einer kommunikationsplattform als Vernetzungs-instrument aller Bildungsbeteiligten

Ziel ist es mithilfe einer Kommunikationsplattform das selbstorganisierte formelle aber vor allem informelle Lernen zu unterstuumltzen und zu foumlrdern soziale Kontakte mit Gleichgesinnten zu orga-nisieren und den erfolgreichen Abschluss der unterschiedlichen Qualifizierungen sicher zu stellen

Beispiel eLearning-Modul Bachelor ndash Marktforschung

Um selbst gesteuertes und handlungsorientiertes Lernen zu unterstuumltzen und zu foumlrdern wurde ein didaktisches Konzept entwickelt das den Lernenden zu einer aktiven und intensiven Auseinandersetzung mit praxisorientierten Situationen und Sachverhalten herausfordert Im Mittelpunkt der eLearning-Module stehen komplexe betriebliche Lernsituationen die selbststaumlndig geloumlst werden koumlnnen Mithilfe von Zusatzinformationen didaktischen Feedbacks und einem umfassenden Glossar wird der Lernerfolg unterstuumltzt

So geht es beispielsweise in dem Modul Marketing Marktforschung fuumlr das Bachelor-Studium darum welche Rolle Marktforschung fuumlr einen Weinfach-haumlndler spielt Ein kleines inhabergefuumlhrtes Geschaumlft will aus einer 1b-Citylage in das Einkaufscenter am Stadtrand umziehen Der Lernerdie Lernerin muss pruumlfen ob der Haumlndler den Umzug wirklich wagen kann und das neue Geschaumlft ausreichende Chancen am Markt hat In drei Lernsituationen werden die Entwicklung von Einzelhandel und Konsum von City und Umland und die Potenziale des Einkaufs-centers untersucht um eine erste Berechnung des moumlglichen Marktpotenzials vorzunehmen In einem zweiten Schritt wird uumlberlegt wie der Haumlndler sich am Weinmarkt positionieren und welche Zielgruppen er ansprechen muss um am neuen Standort erfolg-reich zu sein Ergaumlnzt wird dies von einer SWOT-Analyse mit der die Staumlrken und Schwaumlchen des Haumlndlers erfasst werden

Die SWOT-Analyse hilft Aussagen zu treffen welche Staumlrken des Haumlndlers weiter ausgebaut werden muumlssen und wie die Schwaumlchen kompensiert werden koumlnnen Im dritten und letzten Schritt stellt der

Gabriele Lehmann Geschaumlftsfuumlhrerin der Zentralstelle fuumlr Berufsbildung im Handel (zbb) wwwflexible-learningde

Lernerdie Lernerin eine Wirtschaftlichkeitsberech-nung sowie eine Best-Case- Worst-Case-Betrachtung an Sie dient als Grundlage um eine abschlieszligende Entscheidung zu treffen ob der Umzug des Weinfach-haumlndlers von der City in das Einkaufscenter am Stadt-rand sinnvoll ist und Aussicht auf Erfolg hat

10 AuFstIeG Durch QuALIFIzIerunG

DAWINCI ndash Durchlaumlssigkeit in der Aus- und Weiter-bildung in der chemischen Industrie

ziel des Projektes DAwIncI ist es am Beispiel der chemischen Industrie ein konzept zur Anschlussfaumlhigkeit beruflicher kompetenzen und Qualifikationen zu entwickeln

Bei DAWINCI steht der Weg von der Berufsvorberei-tung uumlber die duale Ausbildung zum Chemikanten und den Laborberufen bis hin zum Industriemeister Chemie bzw Chemietechniker im Fokus Daruumlber hinaus werden Handlungsempfehlungen fuumlr den Uumlbergang in ein Hochschulstudium und die Aus-bildung zum ersten akademischen Grad (Bachelor) erarbeitet Die ausgewaumlhlten Berufsbilder sind von zentraler Bedeutung fuumlr die Chemiebranche

Aufbauend auf den Erfahrungen und Ergebnisse des Projektes E-Learning in Chemieberufen (ELCH) von 2005 bis 2007 greift das groszlig angelegte Qualifizier-ungs- und Organisationsprojekt DAWINCI uumlber seine Partner in der chemischen Industrie direkt in alltaumlg-liche Bildungsprozesse ein Gemeinsam mit den Un-ternehmen Evonik Bayer Industriepark Wolfgang Provadis dem Verein Chemkom der Universitaumlt Paderborn und dem Lern-medien Spezialisten Creos entstehen in den naumlchsten drei Jahren Strategien und digitale Lerninhalte zur besseren Durchlaumlssig-keit bzw Anschlussfaumlhigkeit von Kompetenzen und Qualifikationen in der Aus-und Weiterbildung Neben dem ausbildungsstaumlrksten Beruf dem Chemikanten geht es um die Laborberufe wie Chemie- Biologie- und Lacklaborant sowie den Industriemeister Chemie und den Chemietechniker Der Bachelor zB im Studiengang Verfahrenstechnik oder Chemie bietet dann die Fortsetzung in den akademischen Bereich

Im Rahmen von DAWINCI analysieren die Partner Berufsbiografien um nicht nur fuumlr idealtypische Karrierewege Loumlsungen anzubieten sondern Bruumlcken auch fuumlr bdquounterbrochene Lernwegeldquo und Querein-steiger zu schaffen Die dafuumlr notwendigen Instru-mente muumlssen die im Berufsalltag erworbenen Leistungen transparent und berufsuumlbergreifend vergleichbar machen um die noumltige Anerkennung von Kompetenzen und Qualifikationen in die Praxis umzusetzen

Mithilfe eines berufsbilduumlbergreifenden Kompetenz-rasters wird es moumlglich Karrierewege zu beschleu-

nigen da einerseits Redundanzen vermieden werden und andererseits vergleichbare Kompeten-zen fuumlr den jeweils angestrebten Abschluss wirksam werden koumlnnen

Um die Anschlussfaumlhigkeit der verschiedenen Qualifi-kationsstufen zu verbessern durchlaumluft das Projekt drei Stufen

1 Identifizierung anschlussrelevanter Lerninhalte

Um anschlussrelevante Lerninhalte zu identifizieren werden die Curricula der Berufe analysiert insbeson-dere im Hinblick auf Uumlberlappungsbereiche und Doppelaufwendungen im beruflichen Aufstieg Auszligerdem werden typische Entwicklungspfade von Beschaumlftigten in den entsprechenden Berufen auf die fuumlr den Aufstieg wesentlichen Qualifikationen hin analysiert Die Kenntnis der bdquoBildungsbiografienldquo hilft das System der Anerkennung und Anrechenbar-keit an die Beduumlrfnisse der Praxis anzupassen Dabei muumlssen z T auch verwandte Kompetenzen aus benachbarten Berufsfeldern erfasst und Uumlbergaumlnge fuumlr die entsprechende Anerkennung im neuen Kon-text definiert werden

2 erarbeitung entsprechender elektro-nischer Lernbausteine und Integration in eine Lehr- und Lernumgebung

Auf der Basis Analyseergebnisse werden von den Pro-jektpartnern elektronische Lernbausteine erarbeitet Jeder Baustein ist horizontal uumlber verschiedene Berufs-bilder sowie vertikal uumlber verschiedene Berufsab-schluumlsse und Fortbildungen differenziert die fuumlr verschieden hohe Qualifikationsniveaus stehen Bei der Umsetzung der Lernmedien werden die Erfahr-ungen aus der erfolgreichen tausendfachen Nutzung der Elch-Module herangezogen Attraktivitaumlt fach-liche Stimmigkeit und Bedienkomfort haben oberste Prioritaumlt um den Einsatz in unterschiedlichsten Lernszenarien des Berufsalltags so leicht wie moumlglich zu gestalten Als Lernumgebung wird eine zu den Bausteinen kompatible virtuelle Plattform genutzt auf der Lernende von unterschiedlichen Standorten und mit unterschiedlichen Kompetenzbiografien fuumlr jeweils eine Ausbildungseinheit zusammengefuumlhrt werden Um moumlglichen Problemen des isolierten

11 AuFstIeG Durch QuALIFIzIerunG

Lernens entgegenzutreten wird die Plattform um kooperative Funktionalitaumlten (bdquoWeb20ldquo-Funktiona-litaumlten sowie ePortfolios) erweitert die die Teilneh-mer in ihrer Zusammenarbeit aktiv unterstuumltzen Lehrende und Ausbildende werden in verschiedenen Nutzungsszenarien eingefuumlhrt um sicherzustellen dass die Inhalte in unterschiedlichen Lernzusammen-haumlngen (on-the-job Classroom-Training verteiltes Lernen etc) genutzt werden koumlnnen

3 kreditierung der Lernbausteine und entwicklung eines rahmens zu deren berufsuumlbergreifenden erfassung und Anrechnung

Die Lernbausteine werden von den Projektpartnern je nach inhaltlicher Bedeutung und absolviertem Level gutgeschrieben Als Erfassungs- und Anrech-nungssystem fuumlr erworbene Credit Points wird auf der Grundlage der analysierten Curricula und Berufs-biografien ein berufsuumlbergreifendes computer-gestuumltztes Kompetenzraster aufgebaut Die individu-ellen Lernerfolge der Teilnehmer werden ndash zusammen mit ihren bereits vorhandenen Kompetenzen ndash in elektronischen Mappen die sowohl die Lernbiografie als auch die Leistungsnachweise (Portfolios) enthalten die zu dem Kompetenzraster kompatibel sind dokumentiert Die im Raster dokumentierten betriebsbezogenen Kompetenzen sollen schlieszliglich hinsichtlich ihrer Anschlussfaumlhigkeit an einen tertiaumlren Bildungsweg auf ihre Relevanz fuumlr ein entsprechendes Hochschul-studium analysiert werden Darauf aufbauend werden Handlungsempfehlungen z B fuumlr einen anschluss-orientierten Studiengang der Fachrichtung Verfahrenstechnik entwickelt Die erarbeiteten Doku-mente Medien und Prozesse werden bereits waumlhrend der Projektlaufzeit in der Praxis der Partner verankert Damit profitieren u a mehr als 5000 Auszubildende direkt von den Projektergebnissen

Die enge Zusammenarbeit mit den Sozialpartnern ermoumlglicht eine rasche Information der Branche sodass zum Ende des Projektes (30042012) interes-sierte Unternehmen die entwickelten Verfahren bzw einzelne Lernmedien oder Softwareinstrumente uumlbernehmen koumlnnen

Dr Steffan Ritzenhoff Creos Lernideen und Beratung GmbH

Die Projektergebnisse kommen allen Beteiligten zugute

bullFuumlr die Lernenden ergibt sich eine dauerhafte Erhoumlhung der Bildungsmobilitaumlt d h eine Ver-einfachung und Verschlankung beruflicher Auf-stiegsqualifizierung durch die Anerkennung der im Arbeitsprozess erworbenen Kompetenzen bullDen Unternehmen steht am Ende eine breite Palette didaktisch erprobter Medien mit hoher Akzeptanz zur Verfuumlgung mit denen sie ihre Mitarbeiter gezielt anhand des Kompetenzras-ters foumlrdern koumlnnen Durch das Kompetenzras-ter entsteht zusaumltzlich ein guter Uumlberblick uumlber das im Unternehmen vorhandene Wissen und ein wirksames Instrument zur Unterstuumltzung fuumlr interne Recruiting-Prozesse bullDie Bildungspolitik geht mit dem Projekt weiter durch die Praxis abgesicherte Schritte auf dem Weg zu einem nationalen Qualifikationsrahmen und einer breiten Verankerung medialer Lern-formen

12 AuFstIeG Durch QuALIFIzIerunG

Virtuelles Lernen auf der Baustelle ndash Vila-b

Das Projekt bdquoVirtuelles Lernen auf der Bau-stelle (Vila-b)ldquo ist ein durch das Bundesminis-terium fuumlr Bildung und Forschung (BMBF) und

den europaumlischen sozialfonds (esF) gefoumlrdertes Forschungsvorhaben Dabei ist neben der Dokumentation von zivil- und bauaufsichtli-chen Verordnungen besonders die aktuelle unternehmens- und weiterbildungsstruktur im handwerk bedeutsam

Ein Groszligteil der Unternehmen des Bauhandwerks ist als Kleinstunternehmen anzusehen dazu sinkt die durchschnittliche Mitarbeiterzahl pro Betrieb stetig Im Zusammenhang mit den aktuellen Weiterbildungs-trends im eher bdquobildungsfernenldquo Handwerk wurde daher ein innovativer Weiterbildungsansatz im Pro-jekt entwickelt worden der auf die Anforderungen der Zielgruppe und der kleinen und mittleren Unter-nehmen (KMU) eingeht verschiedene Lernorte ein-bindet und Lernprozesse mithilfe digitaler Medien unterstuumltzt Das Forschungsvorhaben stellt folgende Fragen in den Mittelpunkt

bullWelche Qualifikationsanforderungen resultieren aus den Arbeitsprozessen in Unternehmen bullWas sind die didaktischen Grundlagen zum Lernen im Arbeitsprozess bullWie kann das Lernen mit digitalen Medien im Arbeitsprozess realisiert und kontinuierlich verankert werden bullWelchen Beitrag leistet das zu entwickelnde Weiterbildungskonzept bei der Kompetenz-entwicklung von Facharbeitern und bei der Unternehmensentwicklung

Der berufswissenschaftliche Forschungsansatz zur Beantwortung dieser Fragen hat das Ziel herauszu-finden was Facharbeiter wissen und koumlnnen muumlssen um Arbeitsprozesse erfolgreich zu bewaumlltigen Zentrales Element sind dabei die Arbeitsprozessana-lysen also die ganzheitliche und mehrdimensionale Betrachtung der Arbeit der Fachkraumlfte mitsamt den vor-und nachgelagerten Prozessen den verwendeten Gegenstaumlnden Werkzeugen und Methoden dieser Arbeit und deren Organisationsformen

Es wird also die gesamte Komplexitaumlt des Arbeitspro-zesses und seine Bedeutung fuumlr das Subjekt erfasst

und analysiert Ziel ist es die inhaltlichen Aspekte beruflicher Arbeit und deren Bedeutung fuumlr die Kompetenzentwicklung des Subjekts von innen heraus zu erschlieszligen

Lernkonzept von Vila-b

Das Lernkonzept im Projekt Vila-b beruht auf dem entwicklungslogischen Lernen dem Blended-Lear-ning-Ansatz und dem virtuellen Lernen

Als zentrales didaktisches Element fuumlr die Aufberei-tung der Lerninhalte wurde der entwicklungslogische Ansatz gewaumlhlt Nach dem Modell von Dreyfus und Dreyfus findet hier eine Kompetenzentwicklung statt die einen Fortschritt vom Novizen der einzelne fach-liche Sachverhalte und moumlglichst allgemeinguumlltige Regeln lernt bis zum Experten der zu intuitiv-pro-blemloumlsendem Handeln aufgrund von Erfahrungs-wissen in der Lage ist abbildet

Nach dem Blended-Learning-Ansatz wird die Fort-bildung im Projekt Vila-b auf drei Lernorte verteilt um die jeweiligen Vorteile zu nutzen In Praumlsenz-veranstaltungen werden die Nutzung des Systems erklaumlrt die fachlichen Inhalte oumlkologischen Bauens vermittelt und Grundlagen fuumlr das soziale Lernen geschaffen Auf der Baustelle also im Arbeitsprozess findet mithilfe von mobilen Geraumlten (Personal Digi-tal Assistant PDA) ein kontextbezogenes problem-loumlsungsorientiertes Lernen durch die Nutzung einer Lernplattform und des dort gesammelten Fach- und Erfahrungswissens statt Als dritter Lernort dient der PC-Arbeitsplatz an dem vertiefende fuumlr die Arbeits-prozesse relevante Lernlektionen und Reflexions-moumlglichkeiten uumlber den eigenen Lernfortschritt stattfinden

Die Verwendung des Blended-Learning-Ansatzes und die Nutzung des PDA auf der Baustelle ermoumlglicht direkt im Arbeitsprozess den mediengestuumltzten Zu-griff auf zahlreiche Informationen der Lernplattform Daruumlber hinaus ermoumlglicht der PDA grafische und kommunikationsgestuumltzte Problemloumlsungsprozesse sodass in Abgrenzung von dem allgemeinen eLear-ning-Begriff und in Anlehnung an die Informations-technik ein (theoretisch noch weiter zu fundierendes) Konzept des bdquovirtuellen Lernensldquo verwendet wird

13 AuFstIeG Durch QuALIFIzIerunG

curriculumentwicklung auf der Basis von kernarbeitsaufgaben

Die Curriculumentwicklung basiert in erster Linie auf den Ergebnissen der genannten Arbeitsprozessan-alysen aber auch auf vorweggenommenen Zielgrup-penanalysen und Sektorbeschreibungen Die doku-mentierten Ergebnisse der Arbeitsprozessanalysen in Form von identifizierten Kernarbeitsaufgaben und Kernkompetenzen werden in Experten-Fach-arbeiter-Workshops validiert bzw korrigiert Aus den Kernkompetenzen heraus werden abschlieszligend arbeitsprozessrelevante Lern- und Arbeitsaufgaben entwickelt welche fuumlr die Vermittlung der Lernin-halte der Fortbildung grundlegend sind Gemaumlszlig des Projektansatzes werden bei der Entwicklung der Lern- und Arbeitsaufgaben aus didaktischer Sicht die Hand-lungsorientierung die Orientierung an realen Arbeitssituationen der entwicklungslogische Ansatz sowie die Verknuumlpfung der drei Lernorte beruumlck-sichtigt

Bisherige ergebnisse und Ausblick

Die bisherigen Ergebnisse des Forschungsprojektes identifizierten einerseits inhaltliche Vorgaben hin-sichtlich der relevanten Themen fuumlr eine Weiter-bildung im oumlkologischen Bausektor und zeigten andererseits Vorteile des Vila-b-Konzeptes fuumlr die Arbeitsorganisation der teilnehmenden KMU auf-gezeigt Gleichzeitig wird der nachhaltige Einsatz des Weiterbildungskonzeptes im Rahmen eines Kompe-tenzzentrums in Verden vorbereitet Aus wissenschaft-licher Perspektive schlieszliglich ist wie die bisherigen projektbezogenen Veroumlffentlich-ungen zeigen die Entwicklung des entwicklungslogischen didaktischen Ansatzes durchaus geeignet um neue Impulse fuumlr die Didaktikdiskussion zu setzen

Prof Dr Georg Spoumlttl Institut Technik und Bildung (ITB) Universitaumlt Bremen wwwitbuni-bremende

14 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Live Stream Learning ndash fuumlr mobiles und stationaumlres Lernen in der Aus- und Weiterbildung in der Mechatronik

Qualifikationsanforderungen entwickeln sich aufgrund wirtschaftsstruktureller Veraumlnder-ungen sowie in Folge von Innovationen kuumlr-zeren Produktzyklen und technologischen neuerungen Dies erfordert eine bedarfsge-rechte weiterentwicklung der Qualifizierung in der beruflichen erstausbildung wie der weiterbildung Die berufliche handlungskom-petenz richtet sich zunehmend an Arbeits-und Geschaumlftsprozessen aus entscheidend wird sein ob wie und wie schnell die Praxis der beruflichen Bildung durch die nutzung der digitalen Medien weiterentwickelt wer-den kann um dem Veraumlnderungsbedarf gerecht zu werden

Das Projekt Live Stream Learning will fuumlr kooperative Lernszenarien in der Aus und Weiterbildung auf dem Gebiet der Mechatronik in Unternehmen und der beruflichen Bildung eine Loumlsung fuumlr arbeitspro-zessorientierte Lernprozesse modellhaft erproben Lern- und Wissensmanagement sollen mit flexiblen Lernmedien verbunden werden Bildungsinhalte in Form von handlungsrelevanten Informationen und Lernhilfen bei der Bearbeitung von Lern- oder Arbeitsaufgaben sollen plattformunabhaumlngig mit Web 20-Technologien und -Diensten verfuumlgbar ge-macht werden um arbeitsplatznahes Lernen oder Problemloumlsen zu unterstuumltzen Die Anwender sollen Zugriff auf Prozesse Verfahren und Beispiele erhalten und sich mit anderen Nutzern austauschen koumlnnen

Die Zielgruppe fuumlr das Vorhaben beginnt bei den Aus-zubildenden der Berufsausbildung zum Mechatroni-ker Anlagen- und Industriemechaniker Die Weiter-bildung ist fuumlr Mitarbeiter bzw Servicepersonal aus Unternehmen die Montagesysteme entwickeln pro-duzieren oder warten bis hin zu Ausbildern und Fachberatern fuumlr mechatronische Systeme geplant

umsetzung

Bildungsinhalte und damit zu verknuumlpfende Web 20-basierte Dienste werden sowohl auf stationaumlren als auch auf mobilen Geraumlten lauffaumlhig sein Als Software werden sowohl lizenzpflichtige Standardanwendun-gen als auch Open -Source-Anwendungen ein-gesetzt

Die Lerninhalte und das Web-Portal Mechatronik koumlnnen herstellerneutral genutzt werden Dies wird dadurch gesichert dass Browser Player Add-Ons etc frei zugaumlnglich bzw mit den in Verbindung von PDA PC oder Notebook erworbenen Standard-Softwarelizenzen nutzbar sind

Geeignete Lerninhalte wie Live-Demonstrationen sollen als Webcasts d h einer fuumlr das Internet entwi-ckelten Form des interaktiven Fernsehens oder RSS-Feed d h als eine Art Nachrichtenticker den der interessierte Leser abonnieren kann abrufbar sein Weiterhin sollen Inhalte in digitalisierter Form z B als PowerPoint oder PDF zu spezifischen Fachthemen abgelegt werden Die Webcasts und RSS lassen sich abonnieren speichern jederzeit abspielen und werden zusaumltzlich mit aktuellen und auch externen Informationen verknuumlpft Die Abonnenten erhalten dadurch die Moumlglichkeit sich zielgerichtet zu neuen Entwicklungen auf dem Fachgebiet zu informieren

Lern- und wissensmanagement mit web 20

Im Projekt werden Lerninhalte als handlungsrelevan-te Informationen und Lernhilfen bei der Bearbeitung konkreter komplexer Aufgaben im Arbeitsprozess bzw im Prozess der praktischen Ausbildung als komplexe Lernaufgabe ausgewaumlhlt Fuumlr die Struktu-rierung informellen Lernens stehen die Interaktion mit anderen Lernenden und der Zugriff auf deren Ex-pertise der Austausch von Erfahrungen und Wissen und die Zusammenarbeit beim Erarbeiten von Infor-mationen Inhalten und Wissen im Vordergrund

15 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Beispiele fuumlr web 20 Funktionen die diesen Ansatz unterstuumltzen sind

bullWeb-casts zur Erklaumlrung von Teilsystemen z B anhand eines animierten Funktionsmodells bullWeblog zum Austausch von Erfahrungen die z B bei der Umsetzung der Lernaufgabe entstehen oder der Reflexion der eigenen Lernpraxis bzw zur Kommunikation zwischen Lernenden dienen bullWikis zur Bereitstellung von Lehr- und Lernma-terialien Anleitungen Leittexten oder ande-ren Wissenssammlungen auch durch gemein-same Erstellung von Inhalten z B FAQ bullLernjournal zur Protokollierung eigener Arbeits-ergebnisse und Reflexion der eigenen Lernpraxis bullSocial Bookmarking zum Aufbau einer Samm-lung von Fachinformationen bullRSS-Feeds zur Bereitstellung aktuellerInformationen in Textform die abonniertwerden koumlnnenbullFile Sharing zum Austausch von Webcasts Dokumenten Bildern u a Lerninhalten

Damit verfolgt das Projekt die Vision auch durch mobiles Lernen das Lernen an Orten die keinen Bezug zum Lerngegenstand haben bis hin zum Lernen in den Lebens- oder Arbeitswelt zu ermoumlglichen Durch die Entwicklung und Erprobung von Web 20-Funktio-nalitaumlten und dem Einsatz digitaler Medien in der beruflichen Bildung gibt es insbesondere die Gele-genheit mobiles Lernen mit Arbeitsprozessen zu verknuumlpfen was somit bedarfs- und problemorien-tiertes Lernen ermoumlglicht Moumlglich sind auch eine Ausweitung des interaktiven Lernens sowie die Ein-beziehung von neu entstehenden Informationen in den Austausch und Lernprozess

Das Projekt will die Verwertung von Web 20-Technolo-gien als neue Lehr-und Lerninfrastrukturen erproben um sie als Komponenten fuumlr arbeitsplatznahes Online-Lernen in Verbindung mit Lern- und Wissensmana-gement einzusetzen Dabei sollen Trainer bzw Fachberater die Rolle eines Moderators uumlbernehmen Andererseits erhalten auch die Anwender die Moumlg-lichkeit ihre eigenen vielfaumlltigen Erfahrungen d h ihre realen Erfahrungen und ihr damit verbundenes Wissen (explizites und implizites Wissen) in Form

Rico Eibisch Saumlchsisches Technologiezentrum gGmbH STZ Saumlchsisches Technologie Zentrum fuumlr Bildung und Innovati-on Zwickau wwwstz-zwickaude

eigener Lerninhalte in das System einzuspeichern wo es anderen Nutzern fuumlr Lernprozesse zur Verfuuml-gung steht Auf diese Weise entsteht unter Verwen-dung bestehender Technologien eine Lern- und Wissensdatenbank die arbeitsplatznahes koopera-tives Lernen unterstuumltzt Es zeigt damit neue Wege einer dienstleistungsorientierten Wissensunterstuumlt-zung ndash nicht zuletzt durch die Lernenden selbst ndash im Rahmen von Bildungsnetzwerken auf

16 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Rapid eLearning ndash leicht gestaltbare Lernsoftware in der gewerblich-technischen Ausbildung Kom-petenzwerksttt Elektrohandwerk

Lern- und Arbeitsaufgaben stellen ein eta-bliertes und in den Betrieben bewaumlhrtes didaktisch-methodisches konzept fuumlr beruf-liches Lernen dar Durch einen moumlglichst hohen Grad an selbststaumlndigkeit bei der Bearbeitung einer komplexen Aufgabenstel-lung werden die Auszubildenden nicht nur in

ihren fachlichen sondern auch in ihren metho-dischen und sozialen kompetenzen gefoumlrdert

Lern- und Arbeitsaufgaben stellen ein etabliertes und in den Betrieben bewaumlhrtes didaktisch-metho-disches Konzept fuumlr berufliches Lernen dar Durch einen moumlglichst hohen Grad an Selbststaumlndigkeit bei der Bearbeitung einer komplexen Aufgabenstel-lung werden die Auszubildenden nicht nur in ihren fachlichen sondern auch in ihren methodischen und sozialen Kompetenzen gefoumlrdert

Um eine Lernsoftware effektiv im Rahmen von Lern- und Arbeitsaufgaben einsetzen zu koumlnnen hat sie bestimmte Anforderungen zu erfuumlllen Sie sollte sich auf berufstypische Arbeitsprozesse beziehen und diese angemessen und klar visualisieren um fuumlr den Auszubildenden deutlich zu machen welche Relevanz die Lern- und Arbeitsaufgabe fuumlr den Aus-bildungsberuf besitzt Auszligerdem sollte sie die zur Bewaumlltigung der Aufgabe relevanten Inhalte und Materialien nachvollziehbar strukturiert bereit-halten Uumlber diese grundsaumltzlichen Anforderungen hinaus bestehen fuumlr eine mediengestuumltzte Ausbildung im gewerblich-technischen Bereich besondere Bedingungen

bullDie Inhalte der Software muumlssen schnell modifi-zierbar sein da die Technologien in vielen gewerblich-technischen Berufen einer hohen Innovationsgeschwindigkeit unterworfen sind bullDie Software muss an die Gegebenheiten des jeweiligen Lernorts angepasst werden koumlnnen da die Lernorte der beruflichen Bildung zum Teil sehr heterogene Bedingungen aufweisen ndash z B durch die zur Verfuumlgung stehende techni-sche Lernumgebung

bullDie Software sollte so offen gestaltet sein dass zusaumltzliche Dateien eingepflegt werden koumlnnen da fuumlr die berufliche Bildung i d R eine Vielzahl von Unterlagen in digitaler Form vorliegt

Vor diesem Hintergrund besteht die uumlbergeordnete Frage darin wie eLearning-Systeme zu entwickeln sind um sie im Rahmen von Lern- und Arbeitsauf-gaben einsetzen zu koumlnnen Eine Antwort darauf bietet der Ansatz des Rapid eLearning

rapid eLearning mit der kompetenzwerksttt

Im Rahmen des BMBFESF-gefoumlrderten Projekts Kom-petenzwerksttt Elektrohandwerk wird derzeit nach dem Ansatz der Kompetenzwerksttt ein Lehr- Lernmedium entwickelt das die Anforderungen des Rapid-eLearnings aufgreift Der Begriff Rapid eLearning steht dabei fuumlr Lernsoftware-Systeme die

bullschnell und ohne hohe medientechnischeKompetenz entwickelt werden koumlnnenbullkostenguumlnstig erstellt werden koumlnnen bulleine geringe Einarbeitungszeit fuumlr den Autor erfordern bulldem Anwender einen einfachen Zuganggewaumlhren undbullmultimediale und interaktive Elemente auf-nehmen koumlnnen

Rapid eLearning-Lernprogramme werden oft mit MS-PowerPoint umgesetzt so auch bei der Kompe-tenzwerksttt-Lernsoftware Die Gruumlnde sind klar hoher Verbreitungsgrad einfache Bedienung und weit reichende Moumlglichkeiten zur Gestaltung Me-dieneinbindung und Verlinkung

Mit PowerPoint lassen sich somit die Anforderungen an Rapid eLearning gut einloumlsen Ein weiterer Vorteil besteht darin dass Ausbilder und Lehrer oft auf einen groszligen Fundus von Folien zuruumlckgreifen koumlnnen die sie im Laufe ihrer Taumltigkeit angefertigt haben Arbeitsblaumltter technische Beschreibungen Diagram-me Erlaumluterungen usw liegen damit bereits in elektronischer Form vor und koumlnnen unkompliziert ausgetauscht bzw eingefuumlgt werden

17 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Die Lernsoftware hat eine Modulstruktur die sich uumlber vier Ebenen erstreckt Auf Ebene 1 befindet sich die Hauptnavigation dieser folgt Ebene 2 mit der Modulnavigation Ebene 3 beinhaltet den Content (Inhalt) und Ebene 4 die Anhaumlnge Jede Hierarchie-ebene wird jeweils durch einzelne Dateien repraumlsen-tiert Mit dem Start der Lernsoftware oumlffnet sich eine Power-Point-Datei (PPT) die alleine der Hauptnaviga-tion dient Von hier aus werden die einzelnen Soft-waremodule angewaumlhlt Mit dem Anwaumlhlen eines Moduls oumlffnet sich die naumlchste Datei und liegt gewiss-ermaszligen auf der Startfolie Die Datei der Ebene 2 dient der Navigation innerhalb eines Moduls So lassen sich hier zunaumlchst die Hauptelemente anwaumlhlen anschlie-szligend innerhalb eines Hauptelements der gewuumlnschte Content Mit Klick auf einen Inhaltsbutton oumlffnet sich eine weitere Datei uumlber den beiden Navigations-dateien Hier findet der Anwender jetzt die gewuumlnsch-ten Inhalte ggf lassen sich von hier ndash dann auf Ebene 4 ndash auch weitere externe Dateien (zB doc pdf) starten Waumlhrend die Dateien der Ebenen 1 und 2 also der Navigation dienen halten die Ebenen 3 und 4 die Contents vor Mit dem bdquoZuruumlckldquo-Button schlieszligt der Anwender die Datei und gelangt so auf die jeweils niedrigere Navigationsebene

Die Realisierung in PowerPoint und die skizzierte Modularisierung und Hierarchisierung der Lernsoft-ware bieten hinsichtlich des Rapid eLearning ent-scheidende Staumlrken So lassen sich ohne gehobene medientechnische Kenntnisse z B das Layout anpassen die Inhalte modifizieren oder ergaumlnzen Updates einspielen Materialien verlinken oder komplette Lern- und Arbeitsaufgaben einschlieszlig-lich aller Materialien und Arbeitsblaumltter ergaumlnzen

Da die Lernsoftware ndash ohne Installation ndash auf einem USB-Stick laumluft liegen alle Daten fuumlr jeden Nutzer ohne Bearbeitungseinschraumlnkungen individuell vor Aumlnderungen Erweiterungen Korrekturen usw finden also einfach innerhalb einer PPT-Datei statt umfangreichere Updates werden durch ein schlichtes Ersetzen von Dateien realisiert

Prof Dr Soumlnke Knutzen Technische Universitaumlt Hamburg-Harburg und Prof Dr Falk Howe Universitaumlt Bremen

Fazit

Insbesondere in der dualen gewerblich-technischen Ausbildung bietet der Ansatz des mediengestuumltzten Lernens viele Vorteile Erste Erprobungen mit Lehrern Ausbildern und Auszubildenden zeigen dass ihnen das Handling der Software keine Probleme bereitet Die Anwender koumlnnen in aller Regel auf Erfahrungen mit PowerPoint zuruumlckgreifen wodurch einerseits keine intensive Einarbeitung in die technische Um-gebung notwendig ist andererseits keine Hemm-schwelle beim Einsatz der Software besteht

Wenn es gelingt den Rapid-eLearning-Ansatz nachhaltig mit den Anforderungen gewerblich-technischer Berufsausbildung zu verknuumlpfen und die Vorteile des mediengestuumltzten Lernens deutlich zu machen kann die berufliche Ausbildung an allen Lernorten bereichert werden Auszubildende besit-zen ein Werkzeug dass praktisches und theoretisches Wissen verbindet und letztlich Lehrer und Ausbilder in ihrer Arbeit unterstuumltzt

18 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Weiterbildung durch multimediale Lernformen am Beispiel der Zementindustrie

Im zuge des technischen und wirtschaftli-chen wandels hat sich die Arbeitswelt in der zementindustrie einschneidend veraumlndert

Anfang dieses Jahrhunderts waren ndash in Verbindung mit konjunkturellen und strukturellen Veraumlnderun-gen sowie der Auslagerung von Funktionen (Outsour-cing) ndash Produktivitaumltssteigerungen mit einem Verlust von Arbeitsplaumltzen verbunden Gleichzeitig wurden durch die Rationalisierung der Zementproduktion schwere heute kaum mehr vermittelbare Taumltigkeiten durch moderne Arbeitsplaumltze mit hohen Anforderun-gen an die berufliche Qualifikation und Weiterbil-dung abgeloumlst Dies betrifft nicht nur Fach- und Fuumlhrungskraumlfte sondern alle Beschaumlftigen Denn mehr als je zuvor ist es heute noumltig die Mitar-beiter hinsichtlich ihrer Kenntnisse Fertigkeiten und ihrem verfahrenstechnischen Wissen weiter-zuqualifizieren Nur mit qualifizierten und motivier-ten Mitarbeitern bleibt ein Unternehmen dauerhaft innovativ und konkurrenzfaumlhig Fuumlr den Mitarbeiter bietet sich durch Weiterbildung die Moumlglichkeit vorhandene Kompetenzen an die fortschreitende Entwicklung anzupassen und die eigene Beschaumlftigungsfaumlhigkeit zu erhalten bzw weiter auszubauen

Die Zementindustrie hat in der Vergangenheit fuumlr einfache manuelle Taumltigkeiten viele un- und ange-lernte Arbeiter beschaumlftigt Heute ist die Beschaumlfti-gungsstruktur in den Zementwerken durch den hohen Automatisierungsgrad bestimmt Rund 40 der Belegschaften sind in der Steuerung und Kontrolle des zentralen Produktionsprozesses beschaumlftigt entweder als Vorarbeiter Meister und Produktionssteuerer auf den zentralen Leitstaumlnden oder als Anlagenkontrolleure bzw Maschinenwaumlrter In den Laborbereichen sind rund 10 der Mitarbeiter taumltig die im Allgemeinen eine Ausbildung als Bau-stoffpruumlfer oder Chemielaborant haben Die uumlbrigen Beschaumlftigten arbeiten vor allem in der Instandhal-tung und haben meist eine Ausbildung zum Anlagen-elektroniker oder Industriemechaniker absolviert Entsprechendes Zement-Know-how erwarben sie weitgehend on the job erwarben Vor dem Hinter-grund der stetig steigenden Anforderungen und der fortschreitenden Rationalisierung gewinnt die systematische und bereichsuumlbergreifende Quali-

fizierung der Beschaumlftigten weiter an Bedeutung Eine wirksame Unterstuumltzung der Weiterentwick-lung erfordert dabei einen passgenauen Zuschnitt der Qualifizierungsangebote auf die betrieblichen Anforderungen sowie die individuellen Beduumlrfnisse jedes einzelnen Mitarbeiters

Lehrbriefe werden in digitale Medien uumlber-fuumlhrt

Neben dem von der IHK anerkannten Industriemei-sterlehrgang bdquoKalkZementldquo dem Produktionssteu-ererlehrgang fuumlr Leitstandfahrer sowie zahlreichen Weiterbildungsseminaren bietet der Verein Deut-scher Zementwerke e V zur Aus- und Weiterbildung der gewerblichen Mitarbeiter insbesondere auch der gering qualifizierten bzw fachfremden Mitarbeiter sogenannte bdquoLehrbriefeldquo an Diese 47 Lehrunterlagen stehen den VDZ-Mitgliedswerken nunmehr seit 2006 sowohl in gedruckter Form als auch digital als PDF-Datei zur Verfuumlgung Thematisch befassen sich die Lehrbriefe mit dem gesamten Zementherstellungs-prozess von der Rohmaterialgewinnung bis hin zur Zementverladung Dabei werden vor allem Bereiche behandelt die sich auf die Produktionsablaumlufe in den Werken beziehen und mit der Taumltigkeit des Produk-tionsmitarbeiters in engem Zusammenhang stehen

Erfahrungen mit dem Einsatz der Lehrbriefe zeigten jedoch dass sie nicht im angestrebten Maszlige in den Werken als Weiterbildungsunterlagen genutzt werden Der kontinuierliche Schichtbetrieb sowie die duumlnne Personaldecke fuumlhrten dazu dass in vielen Unternehmen die personellen und zeitlichen Ressour-cen zur Weiterbildung der Mitarbeiter in Praumlsenzsemi-naren nicht gegeben waren Um den Unternehmen ein effizientes und flexibles Angebot zur Weiterbild-ung ihrer Mitarbeiter anbieten zu koumlnnen mussten aus den bisherigen Erfahrungen drei wesentliche Gesichtspunkte beruumlcksichtigt werden Zum einen muss gewaumlhrleistet sein dass die Vermittlung des Wissens individuell und zeitoptimiert in die inner-betrieblichen Ablaumlufe integriert werden kann Zum andern muumlssen die Unterlagen fortlaufend aktualisiert und erweitert werden ndash dies moumlglichst ohne hohen Personal- Kosten- und Zeitaufwand

19 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Zu guter Letzt muumlssen sie so aufbereitet werden dass sie sowohl didaktisch und inhaltlich als auch gestal-terisch bei der Belegschaft auf hohe Akzeptanz stoszligen

Vor diesem Hintergrund wurde 2007 beschlossen die Lehrbriefe vollstaumlndig zu uumlberarbeiten und den Werken zukuumlnftig in Form digitaler Medien zur Ver-fuumlgung zu stellen Hierzu wurden die bestehenden Unterlagen mit finanzieller Unterstuumltzung des Bundes-ministeriums fuumlr Bildung und Forschung (BMBF) grundlegend uumlberarbeitet didaktisch aufbereitet und als Online-Kurse auf einer neu entwickelten VDZ-Lehrplattform integriert

Die nunmehr zur Verfuumlgung stehenden 50 Online-Kurse des VDZ sollen insbesondere den gewerblichen Mitarbeitern aber auch Neueinsteigern Wissen uumlber Technik Umweltvorsorge Arbeitsschutz und die Ablaumlufe der Zementproduktion von der Rohstoffge-winnung bis zum Versand der Produkte vermitteln

Medienelemente wie Videos und Animationen sind genauso Bestandteil der mediengestuumltzten Bildungs-angebote wie Fragenkataloge und Testaufgaben Eine Kommunikationsplattform rundet das Angebot ab Daruumlber hinaus werden vier Kurse angeboten die den Mitarbeitern im beruflichen Alltag sowie in der oumlffentlichen Diskussion eine Hilfestellung bieten Diese sogenannten Informationsbriefe beinhalten die Themen Nachhaltigkeit Rohstoffgewinnung Ressourceneffizienz und Klimaschutz Sie dienen der Vermittlung von Kenntnissen uumlber die Zement-produktion im Spannungsfeld zwischen oumlkonomi-schen oumlkologischen und sozialen Aspekten

Die Lehrplattform wurde mittlerweile von Mitarbei-tern aus fuumlnf VDZ-Mitgliedswerken und dem For-schungsinstitut erfolgreich getestet optimiert und an die Beduumlrfnisse der Beschaumlftigten in der Zement-industrie sowie verwandter Industrien angepasst Die Plattform steht seit Anfang 2010 allen VDZ-Mit-gliedswerken zur Verfuumlgung

Dr rer nat Stefan Schaumlfer Verein Deutscher Zementwerke e V wwwelearning-vdzde

20 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Demografischer Wandel Herausforderungen und Chancen

Den Folgen des demografischen wandels kann

sich auch die Informations- und kommunika-tionswirtschaft (Itk-wirtschaft) nicht ver-schlieszligen zahlreiche studien belegen einen strukturellen Fachkraumlftemangel der sich bei einem konjunkturaufschwung in den naumlchsten

Jahren weiter verschaumlrfen wird und die inter-nationale wettbewerbsfaumlhigkeit Deutsch-lands schwaumlchen kann

IT 50plus ist eine durch den nationalen Informations-technologie-Gipfel der Bundesregierung initiierte Gemeinschaftsinitiative des Bundesverbands Infor-mationswirtschaft Telekommunikation und neue Medien e V und der Industriegewerkschaft Metall (IG Metall) die vom Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung sowie dem Europaumlischen Sozialfonds gefoumlrdert wird Die Initiative zielt darauf ab die Beschaumlftigungsfaumlhigkeit aumllterer ITK-Fachkraumlfte zu erhalten oder wiederherzustellen um so den Folgen des demografischen Wandels und dem Fachkraumlfte-mangel in der ITK-Branche nachhaltig zu begegnen Das modulare Projekt setzt in verschiedenen Bereichen der Personalentwicklung Arbeitsvermittlung und Netzwerkbildung an und gliedert sich in sieben Teilprojekte

bullarbeitsmarktpolitische Instrumente bullAnpassung der arbeitsprozessorientierten Wei-terbildung (APO IT) an die Zielgruppe Arbeitslose bullIT-Spezialistenqualifizierung im virtuellen Raum bullCoaching-Netzwerke fuumlr Unternehmen bullPersonalentwicklungsstrategien IT 50plus bullEntwicklung aumllterer ITK-Fachkraumlfte zum Mentor und Coach bulleLearning IT 50plus ndash Konzepte undEmpfehlungen

Im Vordergrund stehen Initiativen und Vorhaben um bundesweite Beraternetzwerke fuumlr ITK Unterneh-men und fuumlr ITK-Fachkraumlfte aufzubauen dauerhaft zu unterhalten innovative Personalentwicklungs-modelle und Qualifizierungskonzepte zu erstellen zu pilotieren und als Referenzmodelle zur groszligflauml-chigen Umsetzung in Unternehmen bzw durch IT-Bildungstraumlger zu empfehlen

Itk-spezialistenqualifizierung im virtuellen raum

Im Teilprojekt bdquoITK-Spezialistenqualifizierung im vir-tuellen Raumldquo arbeiten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im virtuellen Unternehmen FuTEx (Future Technologies for Expertise Development) Es soll nachwiesen werden dass eine arbeitsprozess-orientierte Qualifizierung mit anschlieszligender Zertifizierung nach der internationalen Norm DIN EN ISOIEC 17024 auch fuumlr IT-Fachkraumlfte moumlglich ist die eine solche Maszlignahme nicht am Arbeitsplatz absolvieren koumlnnen Dies betrifft vor allem Personen in Arbeitslosigkeit oder Kurzarbeit Gearbeitet gelernt und kommuniziert wird an einem virtuellen Arbeitsplatz uumlber eine webbasierte Arbeits- und Lern-plattform Das innovative Konzept basiert auf der bewaumlhrten Methodik des IT-Weiterbildungssystems APO IT So bearbeiten die FuTEx-Teilnehmer-innen am virtuellen Arbeitsplatz einen realen Projektauftrag wobei sie von Lernprozessbegleitern und Fachberatern unterstuumltzt werden Um das APO IT-Prinzip erfolg-reich in eine virtuelle Arbeitswelt zu uumlbertragen sind folgende fuumlnf Schritte vorgesehen

1 realitaumltsnahe Lernaufgaben

Es muumlssen Bedingungen fuumlr arbeitsprozessorientier-tes Lernen geschaffen werden die einem Lern- und Arbeitsplatz im realen betrieblichen Kontext gleichen Erst bei der unmittelbaren praktischen An-wendung von erlerntem Wissen in Verbindung mit der Loumlsung einer konkreten betrieblichen Arbeits-aufgabe kommt es zu sogenannten bdquoemotionalen Labilisierungssituationenldquo d h zu Verunsicherun-gen und zur Veraumlnderung der Gefuumlhle des Menschen die zur nachhaltigen Herausbildung von Handlungs-kompetenzen bei den Lernenden fuumlhren Wichtigste Voraussetzung ist also bdquoechteldquo IT-Projektaufgaben bereitzustellen die von einem realen Auftraggeber stammen

2 webbasierte Arbeits- und Lernplattform

Um Lern-und Projektteams in einer virtuellen Arbeits-welt zu vernetzen und zu betreuen wird eine web-basierte Arbeits- und Lernplattform eingesetzt Sie muss einfach handhabbar und kompatibel mit allen gaumlngigen PC-Betriebssystemen und Web-Browsern

21 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

sein Die Arbeitsplaumltze ndash zu Hause beim Bildungs-traumlger oder im Unternehmen ndash muumlssen mit einem PC sowie mit Breitband-Internet ausgestattet sein

3 Begleitung durch ein engagiertes Betreuerteam

Die Teilnehmer werden von einem Betreuerteam begleitet und unterstuumltzt Da dies in uumlberwiegendem Maszlige bdquoon distanceldquo d h uumlber elektronische Medien der Arbeits- und Lernplattform geschieht erwachsen besonders hohe Anforderungen an die Betreuer Sie muumlssen ein besonderes Gespuumlr fuumlr die Lernsituation der Teilnehmer entwickeln koumlnnen

4 Auswahl geeigneter teilnehmergruppen

In engem Zusammenwirken mit der Bundesagentur fuumlr Arbeit und deren regionalen Agenturen (Zielgruppe arbeitsuchende ITK-Fachkraumlfte ab dem vollendeten 40 Lebensjahr) sowie mit ITK-Hersteller- und Anwenderunternehmen (Zielgruppe aumlltere ITK-Fachkraumlfte in Kurzarbeit) wird uumlber die bevorstehen-den Pilotmaszlignahmen informiert Die Teilnehmer muumlssen Berufserfahrung in der ITK-Wirtschaft haben und besonders aufgeschlossen gegenuumlber elektroni-schen Medien in der Bildung sein

5 evaluation und transfer in den Markt

Das Qualifizierungskonzept wird ab 2010 auf seine Umsetzbarkeit und spaumltere Uumlbertragbarkeit auf andere Unternehmen gepruumlft Nach erfolgreicher Erprobung umfassender Evaluation und Konzept-optimierung ist es vorgesehen die Ergebnisse Erfahrungen und Best Practices zu veroumlffentlichen Die Ergebnisse werden allen einschlaumlgigen Bildungs-traumlgern zugaumlnglich gemacht um Nachhaltigkeit zu erreichen Ziel ist es den FuTEx-Qualifizierungs-ansatz als marktfaumlhiges Konzept bundesweit zu etablieren

Erfolgskriterien fuumlr die Erprobung des FuTEx-Kon-zepts sind

bulldie Zahl der Arbeit suchenden ITK-Fachkraumlfte die nach Absolvierung einer FuTEx-Qualifizie-rung das Abschlusszertifikat zum IT -Spezialisten nach ISO 17024 erhalten haben

Thomas Mosch Mitglied der Geschaumlftsleitung BITKOM - Bundesverband Informationswirtschaft Telekommunikation und neue Medien eV wwwfutexcorpde und wwwit-50plusorg

bulldie Zahl der Arbeit suchenden ITK-Fachkraumlfte die nach erfolgreichem Abschluss einer FuTEx-Qualifizierung in adaumlquate Arbeit zuruumlckfinden konnten und bulldie Zahl der IT-Fachkraumlfte in Kurzarbeit die nach erfolgreichem Abschluss einer FuTEx-Maszlignahme ihre Handlungskompetenzen fuumlr ein IT-Spezial-istenprofil verbessern oder durch Personenzer-tifizierung nach ISO 17024 aktualisieren d h neu erlangen konnten

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22 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

eLearning-Infrastruktur in der Altenpflege (eLiA)

Das Projekt bdquoeLearning-Infrastruktur in der Altenpflegeldquo ist ein durch das Bundesminis-terium fuumlr Bildung und Forschung und den

europaumlischen sozial-fonds gefoumlrdertes Projekt unter der Leitung des Awo-Bundesverbandes e V in Berlin das in der zeit vom 1112007 bis 31102008 gefoumlrdert wurde

Die Aus- Fort-und Weiterbildungseinrichtungen und die Einrichtungen der Altenpflege verfuumlgten vor Pro-jektstart nicht uumlber eine ausreichende Infrastruktur zum Einsatz elektronischer Medien Daraus leiteten sich folgende Notwendigkeiten bzw Projektziele ab

bullSchaffung einer zentralen Infrastruktur durch den Einsatz einer Kommunikations- und Lern plattform bullErprobung des Einsatzes von bereits erstelltem Inhalt (Content) fuumlr den Bereich der Altenpflege-aus- und -weiterbildung bullSchulung von Teletutoren fuumlr die Betreuung von Lernenden bullSchulung von Administratoren zum adaumlquaten Umgang mit der Kommunikations- und Lern plattform

Ein weiteres wichtiges Ziel war die Nachhaltigkeit des Projekts Dafuumlr sollte eine zentrale (traumlgeruumlbergrei-fende) technische Infrastruktur geschaffen werden So sollten nach Projektende alle interessierten Ein-richtungen die Moumlglichkeit erhalten auf dem Server einen separaten geschuumltzten Zugang fuumlr die Entwick-lung und Erprobung eigener eLearning-Lehr- und Lernszenarien zu bekommen

Um die Entwicklung und Realisierung der Projekt-ziele zu unterstuumltzen wurde ein externer Dienstlei-ster die Qualitus GmbH einbezogen Der Partner stellte die technische Infrastruktur bereit passte die Lernumgebung an die Beduumlrfnisse der Kunden an und leistete Support beim Einsatz der flexiblen Open-Scource-Lernplattform ILIAS Die Struktur auf der Plattform wurde in Abstimmung mit der Projektlei-tung konzipiert und umgesetzt Dabei wurden die Bedarfe im Rahmen des Projekts und die geplante Nachhaltigkeit beruumlcksichtigt

Weiterhin wurde auf der Lernplattform ein soge-nannter oumlffentlicher Bereich eingerichtet Dort sind Informationen zum Projekt zum Download zu finden und News z B uumlber die neuesten Schulungstermine In der Projektlaufzeit wurden von drei Trainer-innen der Qualitus GmbH bundesweit sechs Teletutoren-Schulungen fuumlr insgesamt neunzig Teletutoren und eine Administratorenschulung fuumlr fuumlnfzehn Teilnehmer-innen angeboten

Im Rahmen der Teletutoren-Schulungen erhielten die Teilnehmer-innen geschuumltzte Raumlume in denen sie in ihren Lerngruppen miteinander lernen und zudem auch eigene Lernszenarien entwickeln konnten Die waumlhrend dieser Zeit von ihnen enwick-elten Inhalte konnten spaumlter auch im Echtbetrieb eingesetzt werden Zudem wurden Lehrkraumlfte in die Lage versetzt uumlber die Lernplattform ILIAS Lernen-de zu begleiten und zu beraten

Waumlhrend des gesamten Prozesses wurden die Teilnehmer-innen von erfahrenen Tutor-innen begleitet und unterstuumltzt Die Schulung unterteilte sich dabei in 4 Phasen

KickshyOff PraumlsenzshyPhase 1 (ca 15 Tage)

Online Phase 1

(5 Wochen)

PraumlsenzshyPhase 2

(ca 15 Tage)

Online Phase 2

(5 Wochen)

1 Teil

Inhalte und Ziele

bull Die Plat tform aus Sicht der Lernenden kennenlernen

bull Kennenlernen des kooperativen Arbeitens

bull Grundlagenkenntnisse uumlber eLearing

bull Besonderheiten der Online shyKommunikation

bull Rolle und AUfgaben von Teletutoren

2 Teil

Inhalte und Ziele

bull Die Plat tform aus Sicht der Tutoren kennenlernen

bull Einsatz notwendiger Funktionen

bull Wissen uumlber Betreuunug beim eLearning

bull Praxistransfer Umset zung eines eigenen Praxisprojektes

rsaquorsaquorsaquorsaquo rsaquorsaquorsaquorsaquo rsaquorsaquorsaquorsaquo

rsaquorsaquorsaquorsaquo

evaluation

Die Schulungen wurden abschlieszligend evaluiert Die Kernaussage ist Alle Teilnehmer-innen waren mit den angebotenen Schulungen sehr zufrieden der Praxisbezug konnte weitestgehend hergestellt wer-den Zur eigenen Lernerfahrung befragt wurden u a folgende Aussagen getroffen

23 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

bdquoDie Schulung war fuumlr mich ein echter Gewinn da ich wirklich auf neuem Terrain viel gelernt habeldquo bdquohellip fuumlhlte ich mich in der Gruppe sehr wohl wobei ich vor allem zu bestimmten Mitgliedern Kontakt hatte Die Gruppenbildung scheint online genauso zu funk-tionieren wie out of cyber spaceldquo bdquoMir haben sich durch dieses Seminar ganz andere Moumlglichkeiten geoumlffnetldquo

Hinsichtlich ihrer spaumlteren Aufgabe als Teletutorin befragt fuumlhlten sich die meisten Teilnehmer-innen gut vorbereitet aufgrund der unterschiedlichen Voraussetzungen der Lernenden im Umgang mit dem Computer und Internet sind in Einzelfaumlllen jedoch noch laumlngere Uumlbungsphasen noumltig Moumlgliche Einsatz-felder wurden uumlberwiegend im Fort- und Weiter-bildungsbereich gesehen eLearning wird als gute Moumlglichkeit gesehen das Angebotsspektrum der Institutionen zu erweitern Als Anwendungsbeispiel wurde die Begleitung von Auszubildenden in Praxis-phasen im Sinne einer kontinuierlichen Arbeits- Kommunikations- und Ruumlckmeldemoumlglichkeit genannt

herausforderungen

Die Schulungsteilnehmer nannten folgende Heraus-forderungen bei der Einfuumlhrung von eLearning

bullfehlende technische Affinitaumlt bei der Zielgruppe bullfehlende technische Ausstattung in den Institu-tionen und Betrieben die Lehrangebote bereit-stellen bullhoher Aufwand fuumlr die Einfuumlhrung des eLear-ning Mehraufwand bei der Umwandlung vor-handener Konzepte in Blended-Learning oder eLearning-Konzepte etc bulleehlende Akzeptanz bei einigen Kolleginnen Kollegen dadurch fehlende Vernetzung bullwenig Lehrkraumlfte die professionell tutoriell begleiten koumlnnen bullfehlende Inhalte fuumlr den Einsatz auf der Lern-plattform

nachhaltigkeit

Nach der Projektfoumlrderung wird das eLearning-Portal durch den bdquoVerein eLearning in der Pflege eVldquo (eLiP) fortgefuumlhrt Alle (Bildungs-)Einrichtun-gen in der Pflege koumlnnen diesem Verein beitreten

Peggy Saszlig AWO-Bundesverband eVwwwelearning-pflegede

Zweck des Vereins ist die Foumlrderung der Berufsbildung durch Bereitstellung der Internetplattform ILIAS (wwwelearning-pflegede) mit inhaltlichen techni-schen und didaktischen Hilfen als Hostingpakete sowie Beratung und Vermittlung von Qualifizie-rungen wie ILIAS-Anwender- Teletutoren- und Autorenschulungen Mitwirkung bei der Erstellung von Lerninhalten die von den Vereinsmitgliedern entwickelt werden Weitere Aufgaben sind die perso-nelle und ideelle Foumlrderung der Entwicklung von Lerninhalten z B durch den gegenseitigen Aus-tausch von Lernmaterialien

Die Vereinsmitgliedschaft bietet den Bildungsanbie-tern einen kostenguumlnstigen Einstieg in das Lehren und Lernen mit den neuen Medien moderne Kom-munikationswege Betreuung waumlhrend Abwesenheits-zeiten sowie die Moumlglichkeit neue und zusaumltzliche Angebote im Bereich eLearningBlended-Learning anzubieten

24 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

Entstehung von Communities am Beispiel der Evangelischen Kirche in Deutschland

Die evangelische kirche in Deutschland (ekD) steht gegenwaumlrtig vor groszligen herausforder-ungen und chancen stichworte sind demo-grafischer wandel Individualisierung bzw Pluralisierung wiederentdeckung des religi-oumlsen veraumlndertes Partizipationsverhalten neue Formen von ehrenamt und Gemeinde Daraus ergibt sich fuumlr die Mitarbeitenden ihr handeln immer wieder zu reflektieren

und neue innovative Praktiken zu erlernen

Das Forschungsprojekt PATONGO (Patterns and Tools for NGOs) untersucht wie Technologien und Partizi-pationsprozesse des Web 20 den Austausch uumlber gute Praktiken foumlrdern und so zu einer Weiterent-wicklung der gesamten vernetzten Organisation beitragen koumlnnen Partner im Projekt sind die Evan-gelische Kirche in Deutschland (EKD) die Fern Uni-versitaumlt in Hagen und das Institut fuumlr Wissensmedien in Tuumlbingen

Die Hypothese des Forschungsvorhabens ist dass ein Austausch von erfolgreichen Praktiken in der EKD helfen kann die Qualitaumlt des Handelns in den Gemeinden und Gliedkirchen zu verbessern Durch Vernetzung und gemeinsame Reflexion uumlber erfolgreiche Praktiken soll eine lokale Praktik auch uumlber Grenzen der einzelnen Kirchengemeinden hin-weg zu einer gemeinsamen Praktik weiterentwickelt werden Zwischen den bisher weitgehend unabhaumlngig agierenden Organisationseinheiten koumlnnte sich dadurch ein Praxisnetzwerk entwickeln

Vor dieser Grundannahme stellen sich im PATONGO-Projekt die folgenden Forschungsfragen die nicht nur fuumlr Kirchen sondern allgemein fuumlr verteilte NGOs von Relevanz sind

bullWelche Prozesse koumlnnen eine effektive und qua-litativ hochwertige Wissenskommunikation zum Zwecke der Weiterentwicklung beruflicher Praktiken unterstuumltzen bullWie kann die Nutzung und die Evolution solcher Prozesse mit Web 20-basierten Werkzeugen unterstuumltzt werden

bullWie koumlnnen die Prozesse und Werkzeuge in groszligen verteilten NGOs eingefuumlhrt werden

Kern des Prozesses ist die effektive und qualitativ hochwertige Diskussion uumlber gute Praktiken Dabei durchlaumluft die Diskussion zu einem konkreten Thema drei Ebenen

bullMitarbeitende kommunizieren miteinander uumlber Wuumlnsche und Ideen die sich aus den lokal anzutreffenden Herausforderungen ergeben bullMitarbeitende reflektieren uumlber gute Praktiken und tauschen diese aus (Storytelling Good Practice) bullMitarbeitende abstrahieren die Beschreibung der guten Praktik zu einem Muster fuumlr Loumlsungen (Pattern) das dann in einem Lexikon guter Praxis auftaucht Das Konzept des Patterns wurde aus den Ingenieurswissenschaften uumlbernommen Dort ist ein Pattern eine Loumlsung zu einem wieder-kehrenden Problem in einem klar umrissenen Kontext Im Gegensatz zu einer Handlungsvor-schrift eroumlffnet ein Pattern dem Praktiker einen Entwurfsraum in dem er seine individuelle Loumlsung fuumlr das Problem entwickelt Fuumlr die EKD bedeutet dies dass ein Pattern den Praktiker gut bei der Uumlbertragung der Loumlsungsidee auf die kon-kreten Umstaumlnde in der Gemeinde unterstuumltzt

Auf allen Ebenen der Diskussion vor allem jedoch bei der Erstellung von Patterns fuumlr das Lexikon guter Praxis koumlnnen Praktiker durch Mentoren die ebenfalls Mitglied der Community sind unterstuumltzt werden Mentoren helfen den Praktikern dabei die zentralen Aussagen ihrer Praktik herauszuarbeiten So koumlnnen Praktiker sicherstellen dass ihre Hand-lungsanregungen in den Patterns auch im beab-sichtigten Sinne verstanden werden

Web 20-Technologien koumlnnen auf allen drei Ebenen den Prozess unterstuumltzen Dazu soll ein Online-Com-munity-System entstehen das Kommunikation Koordination und Kooperation ermoumlglicht und zur Mitarbeit in der Community motiviert Auf der Ebene der Kommunikation stellt das Community-System kommunikative Raumlume zur Verfuumlgung Hier koumlnnen Wuumlnsche geaumluszligert Ideen diskutiert und Erfahrun-gen ausgetauscht werden

25 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

Betrachtet man die Groumlszlige der Zielgruppe von uumlber eine Million haupt-und ehrenamtlich Mitarbeitender in der EKD so ist es offensichtlich dass Fragen der Koordination eine wichtige Rolle einnehmen Prak-tiker muumlssen vom System darin unterstuumltzt werden fuumlr sie interessante Kollegen zu finden und relevante Beitraumlge wahrzunehmen Das Community-System muss Menschen aus ganz Deutschland zusammen-bringen die an semantisch verwandten Praktiken arbeiten So wird ein Austausch uumlber spezifische Prak-tiken auch uumlber Gemeindegrenzen hinaus moumlglich

Fuumlr eine effiziente Kooperation wird das Community-System gemeinsame Arbeitsbereiche bereitstellen die zum einen einen gemeinsamen Informationsraum im Sinne eines Wikis zum Austausch von Patterns bereitstellen und zum anderen die enge Kooperation in einer kleinen Gruppe von Praktikern ermoumlglichen Insbesondere soll das Community-System die Entwick-lung neuer Ideen in einer Ideenwerkstatt und die Zusammenarbeit zwischen einem Autor und einem Mentor bei der Verbesserung von Patterns unter-stuumltzen

In Bezug auf die Motivation zur Teilnahme sollen im PATONGO-Projekt verschiedene Instrumente er-forscht werden von denen an dieser Stelle nur zwei Beispiele genannt werden

bullInwieweit hat die Authentizitaumlt der Praktiker und ihrer Gemeinden eine die Motivation stei-gernde Wirkung bullWelche Rolle spielen Kooperation und Wett-bewerb zwischen den Praktikern als motivie-rende Instrumente in der Community

Erste Prototypen fuumlr den in PATONGO vorgesehenen Prozess und die Web 20-basierten Werkzeuge wurden in den ersten Monaten des Projektes entwi-ckelt und mit Anwendern diskutiert Die Resonanz hierauf war sehr positiv Eine breite Diskussion der Konzepte in der kirchlichen Oumlffentlichkeit begann Ende 2009 Fuumlr Mitte 2010 ist der Start der Community geplant Sowohl der Entwurf als auch die Einfuumlhrung und Nutzung des Prozesses und der Werkzeuge werden evaluiert sodass Ruumlckschluumlsse auf die Wirkung in der EKD gezogen werden koumlnnen die auch fuumlr andere NGOs relevant sein werden

Dr Thies Gundlach Evangelische Kirche in Deutschland Dr Till Schuumlmmer FernUniversitaumlt in Hagen (vlnr) wwwpatongode

26 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

Lernkompetenz Schluumlssel zur Qualifizierungfuumlr Aumlltere

Die Diskussion um das lebenslange Lernen hat konjunktur in Politik wirtschaft und

Forschung Mittelfristig wird jeder dritte Be-schaumlftigte uumlber 50 Jahre alt sein und nur noch

jeder fuumlnfte juumlnger als 30 Jahre Parallel dazu nimmt der Anteil der wissensarbeit zu der Anteil koumlrperlicher und gering qualifizierter taumltigkeiten sinkt Lebenslanges Lernen wird als eine der zentralen strategien angesehen diese sich beschleunigenden Veraumlnderungen der Arbeitswelt zu bewaumlltigen

Einigkeit scheint daruumlber zu bestehen dass der Bedarf an beruflicher Weiterbildung auch fuumlr Beschaumlftigte uumlber 50 Jahren waumlchst Weniger Konsens gibt es in Bezug auf das Wie Wie kommen aumlltere Arbeitnehmer mit dieser Anforderung nach permanentem Dazuler-nen zurecht Wie koumlnnen sie unterstuumltzt werden Bislang werden Beschaumlftigte jenseits des vierzigsten Lebensjahres kaum noch zur Weiterbildung ermun-tert und auf die Lernbeduumlrfnisse dieser Gruppe abgestimmte Angebote sind Mangelware Und Dank der Fruumlhverrentungspolitik fruumlherer Jahre und einer entsprechend jugendzentrierten Arbeitsge-staltung gedieh ein bdquoAnti-Lernklimaldquo in dem sich bei Beschaumlftigten und Unternehmen gleichermaszligen der Eindruck verfestigte Aumlltere koumlnnten und wollten nicht mehr lernen Damit einher gehen unscharfe und falsche Vorstellungen uumlber die Lernfaumlhigkeit Aumllterer Demnach lernen Aumlltere (zu) langsam und schneiden in Weiterbildungsseminaren schlecht ab

Haben nicht wissenschaftliche Untersuchungen wiederholt nachgewiesen dass die kognitive Leis-tungsfaumlhigkeit ndash also alle Prozesse die mit Gedaumlchtnis Lernen und Denken zu tun haben ndash schon mit Mitte Ende Zwanzig nachlassen Schraumlnkt dies nicht auch die Lernfaumlhigkeit ein Tatsaumlchlich lassen zwar viele kognitive Funktionen messbar nach

Damit gehen aber nicht automatisch Einbuszligen in der Faumlhigkeit zum berufsbezogenen Lernen einher Zum einen bauen sich nicht alle kognitiven Funktio-nen ab sondern vornehmlich die als bdquofluide Intelli-genzldquo bezeichneten Sie kommen bei der Loumlsung neuer Aufgaben zum Zuge bei denen nicht auf

fruumlhere Lernerfahrungen zuruumlckgegriffen werden kann bdquoKristalline Intelligenzldquo hingegen kommt bei der Nutzung von Wissen und Erfahrung zum Einsatz und kann Einbuszligen der fluiden Intelligenz aus-gleichen Zweitens fanden fast alle einschlaumlgigen Studien im Labor statt und zielten auf die Auslotung der Grenzen kognitiver Leistungsfaumlhigkeit ab Die Moumlglichkeit zur Kompensation durch Wissen und Bildung entfaumlllt dadurch weitgehend

Lernfaumlhigkeit bleibt erhalten

Beim berufsbezogenen Lernen herrschen solche Ein-schraumlnkungen nicht Lernende koumlnnen ihren Lern-prozess hinsichtlich Lernzielen und Lernzeit (mit) bestimmen und dadurch kognitive Einbuszligen ausgleichen Die Laborbefunde zum Altersabbau betreffen so gesehen nur einen kleinen Ausschnitt des Lernens Aus kognitiver Sicht laumlsst sich also festhalten dass die Lernfaumlhigkeit aumllterer Mitarbeiter waumlhrend ihres gesamten Berufslebens erhalten bleibt

Lernfaumlhigkeit ist aber nicht gleich Lernbereitschaft Diese haumlngt wesentlich von einer spezifischen Lern-kompetenz ab Sie ist nicht auf bestimmte Fachge-biete beschraumlnkt und umfasst die drei Ebenen

bullLernorientierung Die Effizienz des Lernen wird davon beeinflusst ob man Lernen als gestaltbare Aktivitaumlt begreift oder als dozentengesteuerte Anhaumlufung von Faktenwissen auf Vorrat bullLernkontrolle Nachhaltig lernen kann nur wer sich dem eigenen Lernbedarf angemessene Lernziele setzt und den Lernfortschritt im Hin-blick auf diese Ziele fortlaufend uumlberpruumlft bullLerntechniken Sie dienen dazu Wissen lang-fristig im Gedaumlchtnis zu verankern und um-fassen vielfaumlltige Methoden der Visualisierung und Konzeptbildung

Lernkompetenz ist kein Talent sondern eine lern- und trainierbare Fertigkeit Sie kann durch gezielte Personalentwicklung und ein stimmiges betriebliches Umfeld mit foumlrderlichem Lernklima aufgebaut und erhalten werden Umgekehrt kann sie als Folge laumlnger dauernder bdquoLernentwoumlhnungldquo verloren gehen Dies haumlngt nicht zuletzt damit zusammen dass in vielen Unternehmen die Weiterbildungsteil-

27 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

nahme jenseits des vierzigsten Lebensjahres schlag-artig sinkt ndash was Lernentwoumlhnung natuumlrlich foumlrdert Auch herrscht fuumlr Aumlltere vielfach insofern ein unguumln-stiges Lernklima als nicht wenige Personalverant-wortliche Aumllteren nur geringe Lernfaumlhigkeit und Veraumlnderungsbereitschaft zutrauen Derlei Vorbe-halte schlagen sich bei Beschaumlftigten in Zweifeln an ihrer eigenen Lernfaumlhigkeit und an der Trainier-barkeit ihrer Fertigkeiten nieder Ein Mangel an Lernkompetenz erklaumlrt moumlglicherweise auch den vielfach replizierten Befund dass aumlltere Beschaumlftigte im Vergleich zu ihren juumlngeren Kollegen schlechtere Leistungen in der berufsbezogenen Weiterbildung zeigen

Unsere Forschung zeigt dass ndash unabhaumlngig vom Alter ndash Beschaumlftigte mit houmlherer Lernkompetenz einen signifikant houmlheren Lernerfolg angeben als Beschaumlftigter geringerer Kompetenz Bei Beschaumlftig-ten uumlber 50 Jahren faumlllt der Unterschied im Lernerfolg am deutlichsten aus Houmlhere Lernkompetenz geht mit houmlherer Weiterbildungsteilnahme einher um-gekehrt berichteten Beschaumlftigte mit geringerer Lernkompetenz uumlber groumlszligere Schwierigkeiten bei der Planung der eigenen Weiterbildung und houmlheren Unterstuumltzungsbedarf

Unter dem Strich zeigen unsere Untersuchungen dass die Erfassung der Lernkompetenz ein wichtiger Schritt ist im Rahmen von Strategien zur quantitativen und qualitativen Verbesserung der Weiterbildungs-beteiligung aumllterer Beschaumlftigter Dies laumlsst sich zur Konzeption von Lernkompetenz-Workshops nutzen mit denen das Lernverhalten gezielt optimiert werden kann Ansatzpunkt einschlaumlgiger Trainings ist die Lernkontrolle die sich in unseren Untersuchungen als trennscharf zwischen kompetenten und weniger kompetenten Lernern erwies Hoher Lernkontrolle also der Fertigkeit angemessene Lernziele zu setzen und das Lernen im Hinblick auf diese Ziele zu steuern kommt das groumlszligte Gewicht fuumlr den Lernerfolg zu Darin liegt auch der Grund dass vornehmlich auf die Vermittlung von auf Lernstrategien ausgerichtete Trainings und primaumlr auf die Staumlrkung der Lernmo-tivation abzielende Trainings gleichermaszligen zu kurz greifen und nur die integrierte Ansprache beider Ebenen nachhaltiges karriereweites und -langes Lernen gewaumlhrleistet

Prof Dr Christian Stamov-Roszlignagel Jacobs Centre on Lifelong Learning Jacobs University wwwjacobs-universitydedirectory10028

28 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Qualifizierung mit System ausbauen -Weiterbildung und bdquoeQualificationldquo

Digitale Medien und bdquoeQualificationldquo als die Lernformen des neuen Jahrtausends prokla-miert standen anfangs fuumlr kostenguumlnstiges und effektives Lernen technische Loumlsungen ruumlckten in den Mittelpunkt der Diskussion doch nach dem ersten Boom kam die ernuumlch-terung Die Lerner wuumlrden das Medium nicht akzeptieren der Lernerfolg sei anzuzweifeln der finanzielle Vorteil ebenso

Anstelle der technokratischen Schwerpunktsetzun-gen widmete man sich in der Folgezeit verstaumlrkt den lern- und bildungstheoretischen Aspekten und dem Potenzial multimedialer Lernkonzepte fuumlr eine zukunftsfaumlhige berufliche Kompetenzentwicklung Angesichts der in den letzten Jahren wieder deutli-chen Zuwachsraten des Lernens mit neuen Medien am Arbeitsplatz stellte sich die Frage nach der Bedeu-tung dieser Medien fuumlr die Weiterbildung und nach ihrem Einfluss auf deren soziale und didaktische Zielsetzungen

weiterbildung und soziale selektion

Die Entwicklung von der Industrie zur Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft fuumlhrt auch zu einem Wandel der Organisation in den Unternehmen die auch zu neuen Arbeits- und Organisationskonzepten fuumlhren wobei wir wahrscheinlich erst am Anfang dieses Wandlungsprozesses stehen Die Folge ist dass Weiterbildung und berufliche Qualifizierung gegenwaumlrtig einen Wandlungsprozess durchlaufen der Ziele und Inhalte Umfang sowie Formen Methoden und Orte des Lernens gleichermaszligen erfasst Lernformen und Lernorte werden pluraler und vielfaumlltiger und gehen mit einem quantitativen Zuwachs und einer qualitativen Veraumlnderung der Bedeutung des Lernens im Unternehmen einher

Die Nachfrage nach eLearning-Konzepten und neuen Medien in der Weiterbildung unterliegt durch neue Arbeitsformen wie rechner-und internetgestuumltzte Facharbeit und Dienstleistungen und den daraus resultierenden Kompetenzanspruumlchen einer auszliger-ordentlichen Dynamik Gleichzeitig haben Aufwen-dungen und Teilnehmerzahlen die Weiterbildung

zum groumlszligten Bildungsbereich gemacht Von den Auf-wendungen von 35 Mrd Euro pro Jahr entfallen 167 Mrd auf die Unternehmen incl die des oumlffentlichen Dienstes 138 Mrd auf Einzelpersonen 42 Mrd auf die Bundesagentur fuumlr Arbeit und 04 Mrd auf den Staat Im europaumlischen Vergleich liegt die Teilnahme-quote an der formellen betrieblichen Weiterbildung mit 30 der Erwerbstaumltigen im Jahr 2005 im Mittel-feld Im Vergleich liegt die Teilnahmequote in Frank-reich mit 46 und Tschechien mit 59 houmlher die von Polen mit 21 und Griechenland mit 14 niedriger

Entscheidend fuumlr die oumlkonomische qualifikatorische soziale und personale Funktion der Weiterbildung ist aber die Frage der Teilhabe an Weiterbildung der Wei-terbildungsbeteiligung Hier zeigt sich der stark sozial ausgrenzende Charakter der Weiterbil-dung die Selektivitaumlt und Ungleichheit von Chancen

bull28 der Weiterbildungsteilnehmer haben Hauptschulabschluss 47 einen mittleren Abschluss 59 AbiturFachhochschulreife bull23 sind ohne Berufsausbildung aber 62 mit Hochschulabschluss bull31 sind Arbeiter 68 Beamte bull44 gehoumlren der Gruppe der 19ndash34-Jaumlhrigen an 31 der Gruppe der 50-64 Jaumlhrigen

Qualifizierung mit system und bdquoeQualificationldquo ausbauen

Die Weiterbildungsbeteiligung haumlngt also entschei-dend von der beruflichen Qualifikation und der schulischen Vorbildung ab und verstaumlrkt die im Schulsystem angelegte soziale Selektion In dieser Situation kommen die informelle Weiterbildung und damit die neuen Medien und verschiedenen Formen des eLearnings ins Spiel Die Teilnahme an Compu-terselbstlernprogrammen im Rahmen der informel-len Weiterbildung hat sich zwischen 2003 und 2007 von 8 auf 15 erhoumlht und damit fast verdoppelt In der informellen Weiterbildungskategorie Internet am Arbeitsplatz weist die Statistik eine Steigerung von 7 auf 13 aus Zudem bilden sich mit der Nut-zung von Personal-Computern rechnerintegrierten Arbeitssystemen und dem Intranet zunehmend vir-tuelle Lernorte in Unternehmen heraus Beschaumlftigte nutzen in wachsendem Maszlige multimediale und inter-aktive Bildungsangebote und koumlnnen an

29 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

kooperativen Lehr-Lern-Arrangements teilnehmen Neue Medien und die damit verbundenen Lerntech-nologien wie Tele-Teaching und Tele-Coaching erlei-chtern und foumlrdern das Lernen in der Arbeit und in vernetzten Lernortstrukturen

Die informelle Weiterbildung verzeichnet seit Jahren erhebliche Zuwaumlchse obwohl die Teilnahme der Erwerbstaumltigen hier mit 61 im Jahre 2003 und mit 68 im Jahre 2007 schon annaumlhernd doppelt so hoch liegt wie die an der formellen Weiterbildung Damit ist die informelle Weiterbildung im Sinne von bdquoArbeit als zweite Chanceldquo und als Moumlglichkeit zu sehen der wachsenden Selektion in Weiterbildung und Weiter-bildungsteilnahme zu begegnen Dies ist allerdings kein Selbstlaumlufer denn auch bei der Teilnahme an der informellen Weiterbildung zeigt sich die Abbild-ung und Verlaumlngerung sozialer Ungleichheit Not-wendig ist eine strukturelle und im Weiterbildungs-system abzusichernde Foumlrderung von bildungsbe-nachteiligten Gruppen In diesem Sinne sind abschlieszligend vier Thesen und Optionen formuliert

bullInformelles Lernen wird im Beruf zunehmend wichtiger dabei kommt dem Lernen mithilfe neuer Medien durch die Verdoppelung in den letzten vier Jahren bei computergestuumltzten Selbstlernprogrammen und Internet-Lernen am Arbeitsplatz eine zentrale Rolle zu bullVirtuelle Lernorte verbinden formelle und informelle Weiterbildung diese Lernorte auf informations- und kommunikationstechno-logischer Basis ergaumlnzen die pluralen Lernorte von Qualifizierungsverbuumlnden und Qualifizier-ungsnetzwerken zunehmend bullNeue Medien eroumlffnen lern- und bildungsthe-oretisch verbesserte Zugaumlnge zum bdquolebenslan-gen Lernenldquo und zur bdquoBildung fuumlr alleldquo voraus-gesetzt sie werden didaktisch-methodisch und institutionell eingebettet und sind nicht einsei-tig auf Selbstorganisation und Individualisierung gerichtet bullWeiterbildung ist als vierte und umfassendste Saumlule des Bildungssystems auszubauen und verstaumlrkt gesetzlich zu rahmen wobei das in-formelle Lernen uumlber verbindliche Anerken-nungen als Beitrag zur Chancengleichheit in beruflichen Bildungswegen im Sinne einersbquo bdquozweiten Chanceldquo zu nutzen ist

Prof Dr Peter Dehnbostel Helmut-Schmidt-Universitaumlt Hamburg wwwhsu-hhdedebo

30 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Aufbau eines Online-Berichtshefts und Kompetenz-portfolios in den dualen Ausbildungsberufen

Die duale Berufsausbildung in Deutschland stellt ein erfolgsmodell dar und genieszligt auch

international hohes Ansehen Mehrere aktu-elle studien zeigen Maumlngel in der Qualitaumlt der dualen beruflichen Ausbildung auf nach einer repraumlsentativen umfrage des Bundesin-stituts fuumlr Berufsbildung (BIBB) kritisieren die Auszubildenden insbesondere die Qualitaumlt der kooperation der Lernorte Betrieb und schule oft ist es den Auszubildenden selbst uumlberlassen erfahrungen aus der betrieblichen und schulischen Ausbildung miteinander zu verknuumlpfen

Bei der mangelnden Abstimmung zwischen den Lern-orten handelt es sich jedoch weniger um ein Problem auf der Ebene der Ausbilder und Berufsschullehrer sondern eher um ein strukturelles Defizit der dualen Berufsausbildung Es mangelt vor allem an systema-tischer Information um ein gegenseitiges Abstimmen in der dualen Ausbildung gewaumlhrleisten zu koumlnnen

Es bedarf geeigneter Instrumente um eine staumlrkere Zusammenarbeit und die Abstimmung zwischen den betrieblichen und schulischen Ausbildern aber auch zwischen dem Auszubildenden und seinem Ausbilder zu ermoumlglichen Gegenwaumlrtig uumlbernimmt ausschlieszlig-lich der papierbasierte Ausbildungsnachweis das sogenannte Berichtsheft diese Funktion Da es sich hierbei um eine zeit- und ortsabhaumlngige Informa-tionsbasis handelt koumlnnen sich Probleme ergeben

Beispielsweise kann der Ausbilder anhand des Ausbildungsnachweises erst nach dem Abschluss eines Ausbildungsturnus feststellen mit welchen Themen sich der Auszubildende auseinanderge-setzt hat In der Folge sind klare und aufeinander abgestimmte Lernprozesse erschwert was nicht selten zu erheblichen Abstimmungsprozessen innerhalb der Ausbildung fuumlhrt

online-Ausbildungsnachweis

Unter dem Titel bdquoBLok ndash Online-Berichtsheft zur Staumlrkung der Lernortkooperationldquo verfolgt das Insti-tut fuumlr Berufspaumldagogik der Technischen Universitaumlt

Dresden das Ziel mit dem Einsatz von Web 20- Technologien die Lernorte der dualen Berufsausbil-dung zu verzahnen Im Rahmen dieses durch das BMBF gefoumlrderten Forschungs- und Entwicklungs-projektes werden bereits bestehende Ressourcen genutzt um das rechtsverbindliche Instrument bdquoBerichtsheftldquo welches in seiner gegenwaumlrtigen Form lediglich als Rechtfertigungsinstrument dient zu einem Qualitaumltsentwicklungsinstrument auf der Grundlage einer geeigneten mediendidaktischen Konzeption auszubauen

Der Schwerpunkt des Projektes liegt in der Entwick-lung Erprobung und Evaluation eines Online-Ausbildungsnachweises auf der technischen Basis eines Weblogs als persoumlnliches Lerntagebuch Dieses Online-Lerntagebuch fuumlhrt der Berufsschuumller regelmaumlszligig und kann von seinem Ausbilder und Berufsschullehrer jederzeit und vor allem unabhaumln-gig vom aktuellen Lernort des Berufsschuumllers einge-sehen werden Auf diese Weise werden die Lernorte der Berufsausbildung im dualen System durch den Online-Ausbildungsnachweis miteinander gekoppelt und so eine gemeinsame Informationsbasis fuumlr die Partner der dualen Berufsausbildung geschaffen Diese Staumlrkung der Lernortkooperation erzeugt eine Transparenz der Ausbildungsinhalte und soll zu einer verbesserten Abstimmung selbiger an den Lernorten fuumlhren

Funktionsbereiche und Potenziale

Der Online-Ausbildungsnachweis verfuumlgt uumlber zwei Funktionsbereiche

bullBerichtsheftfuumlhrung in Form eines Weblogs Wie bei der klassischen Form des Berichtsheftes uumlblich dokumentiert der Auszubildende auch in der online-basierten Form regelmaumlszligig den zeit-lichen und sachlichen Ablauf der Berufsaus-bildung Der Technologie eines Weblog ent-sprechend fuumlhrt der Auszubildende sein Lern-tagebuch als Online-Berichtsheft welches durch die Ausbilder online kommentiert werden kann Durch die Moumlglichkeit von Anmerkungen zu den Eintraumlgen des Auszubildenden werden Feedback-prozesse angeregt und folglich der Dialog zwi-schen Auszubildendem und Ausbilder gestaumlrkt

31 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

bullDarstellung der erworbenen Qualifikationen in Form eines Kompetenzportfolios Neben der Dokumentation des sachlichen und zeitlichen Ablaufes im Berichtsheft ist es dem Auszubildenden moumlglich die dokumentierten Taumltigkeiten zu verschlagworten In Form eines Auswahlmenuumls werden die zu erlangenden Faumlhigkeiten und Fertigkeiten eines Ausbildungs-berufes aufgelistet und von dem Auszubildenden verschlagwortet (sogenanntes Tagging) Anschlieszligend wird durch eine entsprechende Visualisierung (z B in Form einer Tagcloud d h einer Schlagwortwolke) der eigene Entwicklungs-stand dargestellt Die Tagcloud enthaumllt alle bis-her verwendeten Schlagworte Durch die damit erzeugte Transparenz koumlnnen Auszubildende und Ausbilder den Ist-Stand der beruflichen Handlungsfaumlhigkeit einschaumltzen und auch Handlungsbedarfe ableiten In Ergaumlnzung zu der geschlossenen Form des Kompetenzport-folios ist es in der offenen Form vorgesehen aus-bildungsrelevante Dokumente (wie Zertifikate etc) und Erfahrungsberichte abzulegen und so Erfahrungen aus der Ausbildungspraxis zu dokumentieren

Fazit

Das Projekt BLok traumlgt durch die Digitalisierung und Weiterentwicklung des klassischen Berichtsheftes auf Grundlage von Web 20-Technologien zur Ver-zahnung der Lernorte sowie zur Qualitaumltssicherung und -entwicklung in der dualen Berufsausbildung bei BLok unterstuumltzt dabei eine nachhaltige Integ-ration digitaler Medien auf struktureller Ebene in die Berufsausbildungspraxis

Professor Thomas Koumlhler Technische Universitaumlt Dresden wwwblok-onlineorg

32 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

beroobi ndash erlebe Berufe online Das interaktive Jugendportal zur Berufswahl

trotz der vielfaumlltigen Moumlglichkeiten sich Infor-mationen zu beschaffen haben viele Jugend-liche nach wie vor Probleme sich hinsichtlich ihrer beruflichen zukunftsplanung zu orien-tieren oftmals bleibt ihre Ausbildungswahl einseitig und sie nehmen die chancen des derzeitigen Ausbildungs- und Arbeitsmarktes nur bedingt wahr

Das Wissen uumlber die Bandbreite aktueller Ausbildungs-berufe und speziell jener die auch zukuumlnftig Chancen auf dem Arbeitsmarkt bieten ist fuumlr die Berufswahl entscheidend Junge Frauen und Maumlnner mit niedri-geren Schulabschluumlssen sind dabei eine besondere Zielgruppe beroobi ist ein Kunstwort das sich aus Ber-ufs-bi-ld ableitet und bdquoooldquo wurde von Google abgeschaut beroobi bietet den jungen Frauen und Maumlnnern Interaktionsmoumlglichkeiten an die einen attraktiven Einstieg in das Thema Berufswahl ermoumlglichen

Hierfuumlr wird ein interaktives Online-Portal aufgebaut in dessen Mittelpunkt interessante und zukunfts-weisende Ausbildungsberufe fuumlr eine spielerische Erkundung stehen Die Berufsbilder sind multimedial-interaktiv aufbereitet und geben realistische Einblicke in den Berufsalltag Junge Frauen und Maumlnner die bereits in ihrem Beruf arbeiten stellen diese den Nutzern anschaulich vor und lassen sie entdeckend und ausprobierend daran teilhaben Alle wichtigen Aspekte eines Berufs werden aufgegriffen Taumltig-keiten Tagesablaumlufe Erlaumluterungen zu wichtigen Voraussetzungen Erklaumlrungen zu Anforderungen in der Ausbildung sowie das Aufzeigen von Perspek-tiven fuumlr weitere Fortbildungs- und Weiterbildungs-moumlglichkeiten und weiterfuumlhrende Links

Eine leichte und schnelle Orientierung wird dadurch erleichtert dass jedem Berufsbild der gleiche Aufbau und aumlhnliche Interaktionsmoumlglichkeiten zugrunde liegen Bei der Auswahl der Berufe werden bewusst Ausbildungsberufe aus Zukunftsbranchen und Innovationsbereichen (Industrie Handwerk Bau Naturwissenschaften Technik und Informations-technologie) in den Blick genommen

Interaktiver Ansatz mit hohem Akzeptanzwert

Ziel des didaktisch-methodischen Konzepts von beroobi ist es junge Menschen durch neue Ansaumltze zum selbst gesteuerten Entdecken und Ausprobieren im Netz anzuregen und einen persoumlnlichen Bezug zum Thema Berufswahl herzustellen Hierfuumlr setzt das Projekt auf verschiedene Kriterien die in der Umsetzung des Angebots konsequente Beruumlcksich-tigung finden

bullVielseitigkeit Selbststeuerbare Video- und Audiosequenzen Fotoshows und animierte Grafiken bieten anschauliche und vielseitige Formen der Informationsdarstellung Einge-bunden sind diese in eine Flash-Umgebung die auch als Web-Applikation unabhaumlngig von beroobi als Stand-alone-Applikation in eine Web-seite integriert werden koumlnnen bullInteraktion Verschiedene Interaktionstools ermoumlglichen eine direkte und aktive Teilnahm am Angebot Selbsteinschaumltzungen Umfragen und Wissenstests animieren zur spielerischen und entdeckenden Auseinandersetzung mit Inhalten bullIdentifikation Junge Profis aus der Praxis stellen vor Ort ihren Arbeitsplatz und ihr Arbeitsleben vor und lassen die Nutzerinnen und Nutzer uumlber Film und Audio daran teilhaben Der Mix aus Fakten eigenen Erfahrungsberichten und Hinweisen ermoumlglicht Identifikation und Pers-pektivenwechsel bullVerstaumlndlichkeit Das Angebot setzt konsequent auf jugendgerechte Sprache intuitive Benutzer-fuumlhrung und kleine verstaumlndliche Informations-einheiten sodass auch Jugendliche mit weniger Interneterfahrung gut damit zurechtkommen koumlnnen bullAuthentizitaumlt Jedes Berufsbild ist individuell gestaltet und lebt von der Authentizitaumlt seiner realen Hauptperson Dieses unverwechselbare bdquoGesichtldquo sowie auch das Zu-Wort-Kommen von Betriebs-und Unternehmensverantwortlich-en Ausbildungsleitern und anderen bdquoBerufsex-pertenldquo fuumlhren zu einer hohen Akzeptanz bei Jugendlichen

33 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Das online-Portal beroobide

Die Hauptintention des Online-Portals besteht darin Jugendlichen verschiedene Zugangswege zu den jeweiligen Berufsbildern zu ermoumlglichen sie neu-gierig zu machen und zum bdquoHineinklickenldquo anzu-regen Im Mittelpunkt von wwwberoobide stehen daher die Berufsbilder die uumlber spezifische Beduumlrf-nisparameter ansteuerbar sind Weiterfuumlhrende Informationen zu den Berufen Interviews mit Experten spielerische Wissensabfragen und Links werden den Jugendlichen uumlber eine Informations-rubrik angeboten Ein kleiner Community-Bereich ermoumlglicht weitere Orientierungshilfe Dort steht ein moderiertes Forum fuumlr Fragen und Hinweise bereit eine Merkliste fuumlr das Speichern von Berufs-bildern sowie die Verlinkung auf Freunde und deren Profile Uumlber Features wie bdquoWie steht mir der Berufldquo koumlnnen eigene Fotos hochgeladen werden welches die Nutzerinnen und Nutzer automatisch in verschiedene Arbeitsbekleidungen hineinsetzt und in eine Galerie speichert

zielgruppe

Primaumlre Zielgruppe von beroobi sind Jugendliche der Altersgruppe 14 bis 20 Jahre aller Schulformen die sich im Prozess der Berufsfindung und Berufsorien-tierung befinden Neben Schulabgaumlngern sind des-gleichen all diejenigen angesprochen die bereits eine Berufsausbildung begonnen abgeschlossen oder auch abgebrochen haben und sich weiter bzw neu orientieren moumlchten Wichtige Ansprech-partner sind daher auch paumldagogische Fachkraumlfte die in vielen Faumlllen beroobi bei der jugendlichen Zielgruppe bekannt machen

kooperation und Vernetzung

Das Projekt beroobi versteht sich als bdquoTuumlroumlffnerldquo zu bereits bestehenden Angeboten im Bereich Berufso-rientierungberufliche Bildung und lebt daher von dem vielseitigen Austausch und der Zusammenarbeit mit diesen Dazu zaumlhlen unter anderem vor allem Verbaumlnde Innungen Kammern die Agentur fuumlr Arbeit das Bundesinstitut fuumlr Berufsbildung Schulen Berufsschulen Bildungstraumlger Gewerkschaften so-wie vor allem auch Wirtschaftspartner Betriebe und Unternehmen

Silke Niemann Schulen ans Netz e V wwwberoobide und wwwschulen-ans-netzde

34 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Erstellung digitaler eLearning-Module durch Aus-zubildende im Handwerk

Das Internet hat uns in ein neues Jahrtausend

gefuumlhrt ein Jahrtausend in dem das wissen der welt raumlumlich und zeitlich unabhaumlngig

verfuumlgbar ist und aus immer groumlszligeren Daten-banken abgerufen werden kann eine solche entwicklung macht auch vor dem system der dualen beruflichen erstausbildung im hand-werk nicht halt und beschaumlftigt seit vielen Jahren die vorausschauende wissenschaft aber auch die Praxis

Im Kern geht es bei den Uumlberlegungen um die Einfuumlhr-ung von eLearning-Szenarien Die Bemuumlhungen zielen hier zum einen auf die oumlkonomische Optimie-rung (beliebiger Einstiegszeitpunkt in Qualifizierungs-maszlignahmen Optimierung der Lehrer-Schuumller-Relation) zum anderen aber auch auf die didaktisch-methodische Optimierung von Bildungsprozessen wie die individuelle Foumlrderung oder Flexibilisierung

Bei allen Bemuumlhungen mit Web 10-gestuumltzten eLear-ning-Szenarien bleiben zahlreiche Fragen ungeklaumlrt Dies gilt besonders fuumlr den Bereich der Lehrlings-ausbildung im Handwerk Aus dem System der dualen Berufsausbildung im Handwerk d h der Kombination von betrieblicher und uumlberbetrieblicher Ausbildung und Unterricht in der Berufsschule sind bisher keine nachhaltigen Ansaumltze bekannt in denen Bildungsprozesse durch internetbasierte eLearning-Konzepte optimiert ergaumlnzt oder gar abgeloumlst werden konnten Bisher kann lediglich auf die Ergebnisse von Modellprojekten zuruumlckgegriffen werden Standar-disierte Konzepte und didaktische Ansaumltze existieren nicht Ganz zu schweigen von einer bildungstheore-tischen Verortung von eLearning-Szenarien in konventionellen Berufsbildungsprozessen

Die Vergangenheit hat gezeigt dass vor allem zwei Problemlagen die Einfuumlhrung von eLearning-Szena-rien erschweren Zum einen gibt es das Problem dass es nicht genuumlgend passgenaue digitale Lern-module fuumlr die verschiedenen Gewerke d h die Berufe im Handwerk und die daraus resultierenden Lerngruppen gibt

Hier zeigt sich die Schwierigkeit dass der produzierte eLearning-Baustein entsprechend der Lerngruppe reduziert und entsprechend der Vorstellung des Lehrers didaktisch eingebunden sein muss Zum an-deren scheitert der Einsatz kommerzieller Loumlsungen auch daran dass nicht die notwendigen Ressourcen vorhanden sind um immer wieder Lernmodule zu erwerben die den jeweils aktuellen Stand der Technik abbilden An dieser Stelle setzt das Forschungsvorhaben Didaktische Parallelitaumlt und Lernortflexibilisierung (DiPaL) an DiPaL kombiniert die klassischen Vorteile des Praumlsenzunterrichts mit den neuen Moumlglichkeiten des Web 20 mit dem Ziel Lernprozesse im Dualen System uumlber selbst produzierte E-Learnings flexibler zu machen

Lerneinheiten selber erstellen

Das Forschungsvorhaben entwickelt und untersucht dazu einen neuen subjektorientierten designbasier-ten didaktisch-methodischen Ansatz zur Lernort-kooperation Mit Hilfe spezieller Software erstellen Schuumllerinnen und Schuumller mit ihren Lehrkraumlften ihre Lerneinheiten selber bereiten sie digital auf und veroumlffentlichen sie im Netz Das Konzept des offenen Klassenzimmers basiert dabei auf der Annahme dass in jeder Schuumllerin und in jedem Schuumller auch eine Lehrerin bzw ein Lehrer steckt Das Ziel besteht darin durch eine geeignete Didaktik genau diesen Rollen-tausch vom Lernenden zum (Lern-) Lehrenden herbei-zufuumlhren Das heiszligt konkret dass die Auszubildenden die Themen des Unterrichts so aufbereiten dass digitale Lernmaterialien (Filme Texte Bilder Grafi-ken) entstehen Die dazu notwendigen Aktivitaumlten der (Lern-) Lehrenden reichen von der Anfertigung einer Handzeichnung die eingescannt wird bis zur schriftlichen Ausarbeitung eines kompletten Dreh-buchs fuumlr die Umsetzung des jeweiligen Themas in einem aufwendigen Lehrfilm Die im Unterricht erzeugten digitalen Lernmaterialien werden an-schlieszligend gemeinsam mit dem Lehrer besprochen und diskutiert ob die produzierten Lernmaterialien fachlich richtig sind Diese Besprechungen sind von groszliger Bedeutung fuumlr den Lernprozess da sich hier zeigt ob das Thema fachlich verstanden wurde

35 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Gleichzeitig hinterfragen die (Lern-) Lehrenden sich selbst und den Prozess der Materialienproduktion Hierbei gilt es z B Alternativen zur gefundenen Loumlsung aufzuzeigen oder die Sprachqualitaumlt zu beurteilen Grundsaumltzlich wird angestrebt dass die (Lern-) Lehrenden in einen kritischen Dialog unter-einander treten Die Diskussion fuumlhrt im Ergebnis zu der Entscheidung ob das produzierte Lernmaterial im Internet veroumlffentlicht wird oder nicht

Fuumlr den Bereich der dualen beruflichen Erstausbil-dung bieten die durch die Auszubildenden erstellten digitalen Lernbausteine ganz besondere Moumlglich-keiten um Ausbildungsstrukturen flexibler zu machen So wird das Forschungsvorhaben empirisch unter-suchen inwieweit die Lernbausteine dazu genutzt werden koumlnnen dass der Auszubildende krankheits-bedingte oder betriebsbedingte Fehlzeiten zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort nachholen kann Daneben erwarten die am Forschungsvorhaben beteiligten Institutionen dass uumlber die Transparenz der Inhalte eine grundsaumltzlich verbesserte Zusam-menarbeit zwischen den Berufsschullehrern und den betrieblichen bzw uumlberbetrieblichen Ausbil-dern realisiert werden kann Auch dies soll empirisch geklaumlrt werden

Neben den Untersuchungen hat das Vorhaben auch verschiedene entwicklungstechnische Ziele

bullEntwicklung von Schemata zur Integration von Programmen zur schnellen Entwicklung von Lernangeboten (Rapid-Authoring-Prozesse) in konventionelle Praumlsenzphasen bullEntwicklung und Implementierung einer Datenbank fuumlr Lehrinhalte (Learning Object Re-pository abgekuumlrzt LOR) fuumlr die Bereitstellung von Bausteinen in einem Bausteinnetzwerk des Handwerks (wwwbaustein-netzwerkde) bullEntwicklung von Organisationsstrukturen fuumlr die engere inhaltliche Zusammenarbeit der Lernorte im dualen System auf der personalen Ebene

Markus Schaumlfer Berufskolleg Maumlrkischer Kreis wwwkfz4mede und wwwdipalde

36 LIterAturhInweIse

weiterfuumlhrende Literatur (Auswahl)

Becker M Spoumlttl G (2008) Berufswissenschaftliche Forschung ndash Ein Arbeitsbuch

fuumlr Studium und Praxis Peter Lang Internationaler Verlag der Wissenschaften

Frankfurt am Main

Beicht U Krewerth A Eberhard V Granato M Viel Licht ndash aber auch Schatten

Qualitaumlt dualer Berufsausbildung in Deutschland aus Sicht der Auszubildenden

BIBB Report 92009

Dehnbostel P (2008) Berufliche Weiterbildung Grundlagen aus arbeitnehmer-

orientierter Sicht Berlin edition sigma

Dreyfus H-L Dreyfus S E (1986) Kuumlnstliche Intelligenz Von den Grenzen der

Denkmaschine und dem Wert der Intuition Reinbek Rowohlt Verlag Hamburg

Grund- und Strukturdaten gushisde 80 [12 09 2009]

Hauptverband der deutschen Bauindustrie Zahlen und Fakten

wwwbauindustriede (Stand Juni 2009)

Howe Falk Berben Thomas (2006) Lern- und Arbeitsaufgaben In Rauner Felix

(Hrsg) Handbuch Berufsbildungsforschung 2 aktualisierte Auflage Bielefeld

Bertelsmann S 383ndash390

Howe Falk Knutzen Soumlnke (2007) Die Kompetenzwerksttt Ein berufswissen-

schaftliches E-Learning-Konzept Goumlttingen Cuvillier

Knutzen Soumlnke Howe Falk E-Learning im Handwerk (2008) In Issing Ludwig

Klimsa Paul (Hrsg) Online-Lernen Weinheim Beltz-Verlag S 133ndash156

Knutzen Soumlnke Howe Falk Rapid E-Learning in der gewerblich-technischen

Ausbildung ndash Gestaltbare Lernsoftware nach dem Konzept der Kompetenz-

werksttt (2008) In Howe Falk Jarosch Juumlrgen Zinke Gert (Hrsg)

Ausbildungskonzepte und Neue Medien in der uumlberbetrieblichen Ausbildung

Bielefeld Bertelsmann-Verlag S 112ndash131

Koumlhler T Neumann J Saupe V Organisation des Online-Lernens In Issing L J

Klimsa P Online-Lernen Ein Handbuch fuumlr das Lernen mit Internet Muumlnchen

Oldenbourg 2008

Payome Thea (2006) Marktuumlbersicht Rapid E-Learning ndash aus PowerPoint-Folien

werden Lernprogramme In Hohenstein Andreas Wilbers Karl (Hg) Handbuch

E-Learning 17 Erg-Lfg Koumlln Dt Wirtschaftsdienst

Scheib T Spoumlttl G Windelband L Qualitaumlt betrieblicher Ausbilder sichern und

entwickeln ndash eine staumlndige Herausforderung In Berufsbildung in Wissenschaft

und Praxis ndash BWP 32008 S 36ndash39

Von Rosenbladt B Bilger F (2007) Weiterbildungsbeteiligung in Deutschland

Eckdaten zum BSW-AES 2007 tns infratest Muumlnchen

ZFA (Hrsg) 2009 Statistik Berufsausbildung und Fortbildung Druck und Medien

20082009 unveroumlffentlichte vorlaumlufige Fassung vom 050509

Diese Druckschrift wird im Rahmen der Oumlffentlichkeitsarbeit vom Bundesministe-

rium fuumlr Bildung und Forschung unentgeltlich abgegeben Sie ist nicht zum gewerb-

lichen Vertrieb bestimmt Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerberinnen

Wahlwerbern oder WahlhelferinnenWahlhelfern waumlhrend eines Wahlkampfes zum

Zweck der Wahlwerbung verwendet werden Dies gilt fuumlr Bundestags- Landtags- und

Kommunalwahlen sowie fuumlr Wahlen zum Europaumlischen Parlament Missbraumluchlich

ist insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen und an Informations-

staumlnden der Parteien sowie das Einlegen Aufdrucken oder Aufkleben partei-

politischer Informationen oder Werbemittel Untersagt ist gleichfalls die Weiter-

gabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung Unabhaumlngig davon wann auf

welchem Weg und in welcher Anzahl diese Schrift der Empfaumlngerindem Empfaumlnger

zugegangen ist darf sie auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden

Wahl nicht in einer Weise verwendet werden die als Parteinahme der Bundes-

regierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden koumlnnte

  • eQualification - Neue13Wege der Qualifizierung
    • Impressum
    • Gruszligwort zur Broschuumlre
    • Inhalt
    • eLearning ndash das Lernen der Zukunft
    • Aufstiegsweiterbildung in der Druck- und Medienindustrie13
    • Flexible Learning im Einzelhandel13
    • DAWINCI ndash Durchlaumlssigkeit in der Aus-und Weiterbildung in der chemischen Industrie13
    • Virtuelles Lernen auf der Baustelle ndash Villa-b13
    • Live Stream Learning ndash fuumlr mobiles und stationaumlres Lernen13
    • Rapid eLearning ndash leicht gestaltbare Lernsoftware13
    • Weiterbildung durch multimediale Lernformen13
    • Demografischer Wandel Herausforderungen und Chancen13
    • eLearning-Infrastruktur in der Altenpflege (eLiA)13
    • Entstehung von Communities am Beispiel der evangelischen 13Kirche in Deutschland
    • Lernkompetenz Schluumlssel zur Qualifizierung fuumlr Aumlltere13
    • Qualifizierung mit System ausbauen - 13Weiterbildung und eQualification
    • Aufbau eines Online-Berichtshefts und Kompetenzportfolios in den dualen Ausbildungsberufen13
    • beroobi ndash erlebe Berufe online Das interaktive Jugendportal zur Berufswahl13
    • Erstellung digitaler eLearning-Module durch Auszubildende im Handwerk13
    • weiterfuumlhrende Literatur (Auswahl)
Page 3: eQualification - Neue Medien, neue Wege der …...Mobile Devices), die wachsenden Personalisierungs-möglichkeiten des Digitaldrucks sowie der starke Trend zur Entwicklung innovativer

3 Vorwort

Gruszligwort zur Broschuumlre eQualification ndash Neue Medien neue Wege der Qualifizierung

Individuelle Bildungschancen sind der Schluumlssel fuumlr gesellschaftliche und soziale Teilhabe sowie beruf-lichen Erfolg Gleichzeitig sind sie eine unerlaumlssliche Voraussetzung fuumlr wirtschaftliche Entwicklung In-novation und sozialen Wohlstand in unserem Land

Um vor dem Hintergrund der demografischen Ent-wicklung und den Herausforderungen der Globali-sierung auch in Zukunft international wettbewerbs-faumlhig zu sein sind hoch qualifizierte und gut ausge-bildete Fachkraumlfte erforderlich Unser Bildungssystem muss daher auf die Anforderungen des Arbeits-marktes und den notwendigen Qualifizierungsbedarf flexibel reagieren koumlnnen Dazu bedarf es auch eines erheblichen Engagements im Bereich der beruflichen Aus- und Weiterbildung

Digitale Medien bieten vielfaumlltige inhaltliche und technische Einsatzmoumlglichkeiten Sie erlauben eine qualitativ hochwertige zielgruppenspezifische kostenguumlnstige und zeitgemaumlszlige Qualifizierung Sie sind die Grundlage innovativer Lern- und Wissens-bildungsprozesse und ermoumlglichen neue Formen der Kommunikation Kooperation und Vernetzung Mit digitalen Medien kann sich jeder Einzelne kontinu-ierlich dynamisches Wissen aneignen Damit sichern sie die individuelle Beschaumlftigungsfaumlhigkeit und tragen zur berufsbegleitenden lebenslangen Qualifi-zierung bei

Deshalb unterstuumltzt das Bundesministerium fuumlr Bil-dung und Forschung (BMBF) Vorhaben zum Einsatz digitaler Medien in der beruflichen Bildung Unser Ziel ist es Innovationen in der beruflichen Aus- und Weiterbildung voranzutreiben und zu einer neuen Kultur des berufsbegleitenden Lernens und Lehrens beizutragen

Bei der Fachtagung bdquoeQualification ndash Neue Medien neue Wege der Qualifizierungldquo wurden solche vom BMBF gefoumlrderten Projekte einer breiten Oumlffentlich-keit vorgestellt Die erfolgreichen Beispiele zeigen dass das neue Lernen und Lehren in der betrieblichen Praxis sowie in der Aus- und Weiterbildung angekommen ist

Die vorliegende Broschuumlre stellt den Einsatz digitaler Medien in verschiedenen Lehr- und Lernarrange-

Annette Schavan Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung

ments vor Ich wuumlrde mich freuen wenn sich daraus auch in Zukunft ein intensiver Gedankenaustausch uumlber netzgestuumltzte Lehr- und Lernformen entwickelt

Prof Dr Annette Schavan MdBBundesministerin fuumlr Bildung und Forschung

4 InhALtsVerzeIchnIs

Inhalt

Uumlberblick 5

Aufstieg durch Qualifizierung Aufstiegsweiterbildung in der Druck- und Medienindustrie ndash Forschungsprojekt Mediencommunity 20 6

Flexible Learning im Einzelhandel 8

DAWINCI ndash Durchlaumlssigkeit in der Aus- und Weiterbildung in der chemischen Industrie 10Virtuelles Lernen auf der Baustelle ndash Vila-b 12

Beschaumlftigungssicherung durch weiterbildung Live Stream Learning ndash fuumlr mobiles und stationaumlres Lernen in der Aus und Weiterbildung in der Mechatronik 14Rapid eLearning ndash Leicht gestaltbare Lernsoftware in der gewerblich-technischen Ausbildung Kompetenzwerksttt Elektrohandwerk 16

Weiterbildung durch multimediale Lernformen am Beispiel der Zementindustrie 18

Demographischer Wandel Herausforderungen und Chancen 20

Bildung und Qualifizierung in einer alternden Gesellschaft eLearning-Infrastruktur in der Altenpflege (eLiA) 22Entstehung von Communities am Beispiel der Evangelischen Kirche in Deutschland 24Lernkompetenz Schluumlssel zur Qualifizierung fuumlr Aumlltere 26

Digitale Medien und Innovationen im Bildungsbereich Qualifizierung mit System ausbauen ndash Weiterbildung und bdquoeQualificationldquo 28

Aufbau eines Online-Berichtshefts und Kompetenzportfolios in den dualen Ausbildungsberufen 30beroobi ndash Erlebe Berufe online Das interaktive Jugendportal zur Berufswahl 32Erstellung digitaler eLearning-Module durch Auszubildende im Handwerk 34

Literaturhinweise 36

5 UumlBerBLIck

eLearning ndash das Lernen der Zukunft

Bildung ist die Basis fuumlr Innovationen und

gesellschaftliche entwicklung sie ist der schluumlssel fuumlr wohlstand soziale Gerechtigkeit und individuelle Lebenschancen Mit einer er-folgreichen Bildungs- und Forschungspolitik koumlnnen die herausforderungen in unserer glo-balisierten welt gemeistert werden wachstum und Beschaumlftigung koumlnnen auch in

zukunft nur mit gut ausgebildeten und hoch qualifizierten Menschen gesichert werden

Unser Bildungssystem muss auf diese Anforderungen flexibel und zeitnah reagieren koumlnnen Nur eine kontinuierliche und gezielte Weiterbildung von Beschaumlftigten und Arbeitssuchenden in allen Lebens-phasen sichert die individuelle Beschaumlftigungsfaumlhig-keit Digitale Medien bieten hier enorme Potenziale Sie sind die ideale Ergaumlnzung der bisherigen tradier-ten Lehr- und Lernformen Ihre Einsatzmoumlglichkeiten sind vielfaumlltig Sie lassen eine schnelle Anpassung der Inhalte an aktuelle Entwicklungen und Anforderun-gen sowie spezifische Zielgruppen zu Digitale Medien sind das Instrumentarium fuumlr individuelle und passgenaue Lehr- und Lernprozesse und sind daher ideal um berufsbegleitende Qualifizierung an jedem Ort und zu jeder Zeit zu ermoumlglichen

Die Fachtagung bdquoeQualification ndash Neue Medien neue Wege der Qualifizierungldquo zeigte am 89 Juni 2009 in Berlin vielfaumlltige Moumlglichkeiten der medienbasier-ten Qualifizierung In vier Gespraumlchsforen wurden die Themen Aufstieg durch Qualifizierung Beschaumlf-tigungssicherung durch Weiterbildung Bildung und Qualifizierung in einer alternden Gesellschaft und digitale Medien und Innovationen im Bildungs-bereich durch Referenten aus Wissenschaft Hand-werk Industrie und Bildungstraumlgern aus unterschied-lichen Blickwinkeln dargelegt

Liegt das Thema bdquoMedienkompetenz fuumlr das paumldago-gische Fachpersonalldquo von Professor Dr Norbert Neuszlig im Erwartungshorizont des Zuhoumlrers erstaunt auf den ersten Blick das Projekt bdquoInnerbetriebliche Weiterbildung durch multimediale Lehr- und Lern-formen am Beispiel der Zementindustrieldquo Doch gerade dieses Beispiel zeigt deutlich dass Theorie-kenntnisse und Fortbildung auch in einer industriell orientierten Branche inzwischen zur Alltagsroutine

Qualification

geworden sind Angesichts verschaumlrfter Kostenkon-trolle und zunehmender internationaler Konkurrenz wird nach arbeitsplatznahen zeitunabhaumlngigen und moumlglichst kostenguumlnstigen Angeboten der Fortbildung gesucht Die in Deutschland stark indus-triell gepraumlgte chemische Industrie setzt z B darauf dass die medial gepraumlgte Fortbildung anschlussfaumlhig an die bisherigen erworbenen beruflichen Kompe-tenzen und Qualifikationen ist Alle dargestellten Vorhaben verfolgen die Intention einen flexiblen und auch ortsunabhaumlngigen Zugang zu Aus- und Fortbildungsangeboten zu ermoumlglichen

Im Rahmen der Fachtagung bdquoeQualificationldquo wurden vielfaumlltige qualitativ hochwertige und zielgruppen-spezifische Moumlglichkeiten und Methoden der Qualifi-zierung mit digitalen Medien vorgestellt So wird ein Online-Berichtsheft in dualen Berufen erprobt die Evangelische Kirche wird eigene dezentrale Communities im Netz aufbauen und fuumlr Jugendliche an der Schnittstelle zwischen Schule und Beruf entstehen neue Tools zur Berufsorientierung die multimedial und interaktiv verschiedene Ausbildungs-berufe vorstellen

Trotz auszligerordentlicher Anwendungschancen gerade auch durch neue Web 20-basierte Software bleibt die direkte nicht-mediale Kommunikation zwischen den verschiedenen Multiplikatoren unerlaumlsslich Die Fachtagung bdquoeQualificationldquo zeigte eine Fuumllle erfolg-reicher und vielversprechender Projekte in denen sich klassische Lernformen und netzbasierte Koope-ration hervorragend ergaumlnzen Sie trug zur frucht-baren Diskussionen uumlber Wege der Qualifizierung im Zeitalter der digitalen Medien bei die in Zukunft fortgesetzt werden soll

6 AuFstIeG Durch QuALIFIzIerunG

Aufstiegsweiterbildung in der Druck- und Medienindustrie ndash Forschungsprojekt Medien-community 20

Im Projekt bdquoMediencommunity 20ldquo wird ein Lehr-Lernnetzwerk fuumlr die Druck- und Medien-branche aufgebaut Projektpartner sind die Beuth hochschule fuumlr technik Berlin (Projekt-leitung) der zentralfachausschuss Berufsbild-ung Druck und Medien (zFA) in kassel die hochschule Muumlnchen und das MMB-Institut fuumlr Medien- und kompetenzforschung in essen

Mit den Angeboten des Internetportals werden Aus-zubildende und Studierende ebenso angesprochen wie im Beruf stehende Arbeitnehmer-innen Trainer-innen und Freiberufler-innen Ziel ist es mit Social-Software-Unterstuumltzung Online-Lernen zu ermoumlglichen und zur kontinuierlichen Weiter-bildung in vernetzten Lernwelten zu motivieren

In einem Teilprojekt werden eLearning-Module fuumlr verschiedene Bildungsniveaus entwickelt um zu er-proben welche Potenziale digitale Medien zur Unter-stuumltzung struktureller Reformen in der beruflichen Bildung entfalten koumlnnen Dabei soll auch das An-rechnen beruflicher Kompetenzen auf die Weiter-bildung erleichtert werden ndash eine zentrale Forderung des Bologna-Prozesses

Die Druck- und Medienbranche ist mit 172000 Be-schaumlftigten relativ klein Jaumlhrlich schlieszligen 6000 junge Menschen ihre Erstausbildung ab 820 Beschaumlftigte bilden sich als Meister-innen Medien-fachwirte oder Techniker-innen weiter Hinzu kom-men jaumlhrlich 450 Hochschulabsolventen mit bran-chenspezifischem Abschluss Die Quote bei den abge-legten Pruumlfungen in der Erstausbildung ist in dieser Branche mit 35 fast dreimal so hoch wie im Durch-schnitt der Gesamtbevoumllkerung mit einer Ausbil-dungsquote von 12

Die vergleichsweise hohe Ausbildungsquote setzt sich bei der Aufstiegsfortbildung nicht fort Lediglich jede-r siebte Auszubildende schlieszligt eine Fortbildung an und der Anteil an Studierenden ist ebenfalls unterdurchschnittlich Dabei ist die Branche innovationsgetrieben Nicht nur die Digitalisierung und Vernetzung der Produktionsprozesse sondern

auch die crossmedialen Ausgabeformen (Print Web Mobile Devices) die wachsenden Personalisierungs-moumlglichkeiten des Digitaldrucks sowie der starke Trend zur Entwicklung innovativer Dienstleistungen erfor-dert eine staumlndige Lernleistung von den Beschaumlftigten

Im Projekt wird deshalb der Gedanke des bdquoDreifach-Nutzens pro eLearningmodulldquo verfolgt Die Lern-module sollen attraktiv sein fuumlr die taumlgliche Arbeit fuumlr die Vorbereitung auf zentrale Pruumlfungen im Rah-men der formellen Aus- und Weiterbildung und als Modul mit anrechenbaren ECTS-Punkten fuumlr ein Studium Getestet wird dieses Modell derzeit im The-menfeld bdquoGrundlagen der Kalkulation von Druck-erzeugnissenldquo

nutzen fuumlr die taumlgliche Arbeit

bullEine groszlige Zahl Beschaumlftigter will bdquovon der Maschine wegldquo und stattdessen in die Kunden-beratung und in die Preisbildung von Druck-produkten wechseln

nutzen fuumlr die Vorbereitung auf zentrale Pruumlfungen

bullDas Themengebiet wird in der beruflichen Erst-ausbildung gepruumlft im Berufsbild bdquoMedien-gestalterMediengestalterin fuumlr Digital- und Printmedienldquo fuumlr Auszubildende der Fachrich-tung Beratung und Planung bullDas Themengebiet ist zentraler Pruumlfungsstoff aller Meister-innen-Medienfachwirt-innen-pruumlfungen in Deutschland und den Techniker-schulen

nutzen als schnupperstudium bzw zur Anrechnung fuumlr ein studium

bullDas Modul ist an drei Studienstandorten als Pflicht- und in einem Standort als Wahlpflicht-fach integriert Es besteht aus acht Lerneinheiten auf Hochschulniveau mit einem Lernvolumen (Workload) von 150 Stunden (5 ECTS)

Eine Steigerung der Studierendenquote kann aber uumlber die Erleichterung der Anrechenbarkeit von

7 AuFstIeG Durch QuALIFIzIerunG

Vorleistungen allein nicht erreicht werden da das Angebot bereits heute die Nachfrage nach Studien-plaumltzen bei weitem nicht abdecken kann Sowohl die Beuth Hochschule fuumlr Technik Berlin als auch die Hochschule der Medien Stuttgart berichtet von einer bis zu achtfach houmlheren Nachfrage nach Studien-plaumltzen im Bereich Druck- und Medientechnik Es bietet sich darum an uumlber das Zusatzangebot eines Weiterbildungsstudiums mit kumulativ zu absol-vierenden Modulen nachzudenken

Mittelfristig koumlnnte ein komplettes Bachelorstudium unabhaumlngig von einem Hochschulstandort uumlbergreif-end entwickelt werden Im Prozess des lebenslangen Lernens koumlnnten sich die Lernenden dann Baustein fuumlr Baustein und Modul fuumlr Modul qualifizieren bis sie sich durch Kumulation zur Bachelorpruumlfung an einer der anerkennenden Hochschulen anmelden koumlnnen Das waumlre ein Szenario das den Weiterbild-ungswuumlnschen berufstaumltiger Menschen mit familiaumlren Verpflichtungen in der Branche sehr viel mehr entgegenkommen wuumlrde als die bisherigen Praumlsenz-angebote

Die Potenziale digitaler Medien zur Unterstuumltzung struktureller Reformen gehen deutlich uumlber reine eLearning-Angebote hinaus Ein Internet-Branchen-portal wie die Mediencommunity koumlnnte in einem modular strukturierten beruflichen Bildungsverlauf eine wichtige Bruumlckenfunktion einnehmen indem sie die Aufstiegsqualifizierung der Beschaumlftigten durch einschlaumlgige Informationen und Angebote kontinuierlich begleitet

Prof Dr Anne Koumlnig Beuth Hochschule fuumlr Technik Berlin FB I Wirtschafts- und Gesellschaftswissenschaften wwwbeuth-hochschulede

8 AuFstIeG Durch QuALIFIzIerunG

Flexible Learning im Einzelhandel

Der einzelhandel gehoumlrt zu den beschaumlftigungs-und ausbildungsintensivsten Branchen in Deutschland In den vergangenen Jahren wurden alle Ausbildungsstufen neu geordnet sowie Bachelor- und Masterstudiengaumlnge eingefuumlhrt Die in den neuordnungen veran-kerten Pflicht- aber vor allem wahlqualifika-tionen bieten den unternehmen und dem Lerner neue flexible Moumlglichkeiten der Gestalt-ung von Aus- und weiterbildung

Unter bdquoFlexible Learningldquo verstehen wir ein umfass-endes Konzept selbst gesteuerten Lernens das durch entsprechende Lernumgebungen durch institutio-nelle sowie institutionsuumlbergreifende Bedingungen unterstuumltzt werden soll

Projekttraumlger von bdquoFlexible Learning im Einzelhan-delldquo ist die Zentralstelle fuumlr Berufsbildung im Handel e V (zbb) Gemeinsam mit den Projektpartnern wurde uumlberlegt welche Voraussetzungen fuumlr eine nachhaltige Einfuumlhrung flexibler Lernmoumlglichkeiten geschaffen werden muumlssen Daraus wurden insgesamt acht Arbeitspakete abgeleitet

1 Analyse des Bedarfs von Lernern und unternehmen

In einer umfassenden Umfrage von Bildungsper-sonal (Berufsschullehrer Dozenten Hochschul-lehrern etc) und Lernern (von der Berufsvorbe-reitung bis zum Bachelor-Studenten) wurde unter-sucht welche Nutzungsgewohnheiten im Umgang mit den Informationstechnologien bestehen und welche Entwicklungen und An-passungen des Bildungsprozesses nach Meinung der Befragten notwendig sind Auch der Bedarf der befragten Lerner fuumlr die eigene Aus- und Weiterbildung wurde erhoben Die Ergebnisse sind uumlber die Projektwebsite abrufbar (wwwflexible-learningde)

2 recherche bereits vorhandener Lehr- und Lernmaterialien entsprechend den neuen Verordnungen

Basis fuumlr die Einfuumlhrung von Flexible Learning ist der Einsatz zeitgemaumlszliger und bedarfsgerechter

Lehr- und Lernmaterialien Deshalb wurde eine Datenbank als Unterstuumltzung fuumlr das Bildungs-personal und die Lerner erstellt uumlber die ca 400 aktuelle Materialien fuumlr die Aus- und Weiter-bildung im Einzelhandel abrufbar sind Die Datenbank ist ebenfalls uumlber die Projektwebsite oder unter wwwzbbde aufrufbar

3 und 5 entwicklung und erprobung von eLearning-Modulen zu ausgewaumlhlten themen entlang der verschiedenen Aus- und weiterbildungslevel

Um eine vertikale Vernetzung uumlber die einzelnen Ausbildungsstufen von der Berufsvorbereitung bis zum Bachelor zu erreichen werden auszligerdem kompetenz-und handlungsorientierte eLearning-Module zu den Themenschwerpunkten Marke-ting und Warenwirtschaft entwickelt Erprobt werden sie an unterschiedlichen Lernorten (Berufs-kolleg Bildungseinrichtungen des Handels Fach-hochschule und in Handelsunternehmen) ein-gebettet in unterschiedliche Lernszenarien

4 entwicklung eines zertifizierungsmodells

Ein Schwerpunkt bei der Entwicklung der eLear-ning-Module ist auszligerdem die Anrechenbarkeit der Qualifizierung in Form von Teilzertifikaten Ziel ist es ein Zertifizierungsmodell zu entwickeln das die Durchlaumlssigkeit zwischen den einzelnen Qualifizierungsstufen foumlrdert

6 und 7 entwicklung und erprobung eines Qualifizierungskonzeptes fuumlr Ausbilder Dozenten Berufsschullehrer und Fuumlhrungs-kraumlfte mit Personalverantwortung

Um flexibles Lernen zu ermoumlglichen muumlssen Rah-menbedingungen geschaffen werden die die flexible und kreative Nutzung und Weiterentwick-lung der vorhandenen Instrumente ermoumlglichen Wichtigste bdquoRahmenbedingungldquo ist dabei die Akzeptanz und kompetente Anwendung durch das Bildungspersonal Um die Nachhaltigkeit des Projektes und des damit verfolgten Projektansat-zes zu gewaumlhrleisten wird deshalb ein Qualifizier-ungskonzept fuumlr das Bildungspersonal entwickelt und erprobt dessen Schwerpunktthemen Selbst-lernkompetenz eLearning kritisches Denken und Selbstreflexion sein werden

9 AuFstIeG Durch QuALIFIzIerunG

8 entwicklung und etablierung einer kommunikationsplattform als Vernetzungs-instrument aller Bildungsbeteiligten

Ziel ist es mithilfe einer Kommunikationsplattform das selbstorganisierte formelle aber vor allem informelle Lernen zu unterstuumltzen und zu foumlrdern soziale Kontakte mit Gleichgesinnten zu orga-nisieren und den erfolgreichen Abschluss der unterschiedlichen Qualifizierungen sicher zu stellen

Beispiel eLearning-Modul Bachelor ndash Marktforschung

Um selbst gesteuertes und handlungsorientiertes Lernen zu unterstuumltzen und zu foumlrdern wurde ein didaktisches Konzept entwickelt das den Lernenden zu einer aktiven und intensiven Auseinandersetzung mit praxisorientierten Situationen und Sachverhalten herausfordert Im Mittelpunkt der eLearning-Module stehen komplexe betriebliche Lernsituationen die selbststaumlndig geloumlst werden koumlnnen Mithilfe von Zusatzinformationen didaktischen Feedbacks und einem umfassenden Glossar wird der Lernerfolg unterstuumltzt

So geht es beispielsweise in dem Modul Marketing Marktforschung fuumlr das Bachelor-Studium darum welche Rolle Marktforschung fuumlr einen Weinfach-haumlndler spielt Ein kleines inhabergefuumlhrtes Geschaumlft will aus einer 1b-Citylage in das Einkaufscenter am Stadtrand umziehen Der Lernerdie Lernerin muss pruumlfen ob der Haumlndler den Umzug wirklich wagen kann und das neue Geschaumlft ausreichende Chancen am Markt hat In drei Lernsituationen werden die Entwicklung von Einzelhandel und Konsum von City und Umland und die Potenziale des Einkaufs-centers untersucht um eine erste Berechnung des moumlglichen Marktpotenzials vorzunehmen In einem zweiten Schritt wird uumlberlegt wie der Haumlndler sich am Weinmarkt positionieren und welche Zielgruppen er ansprechen muss um am neuen Standort erfolg-reich zu sein Ergaumlnzt wird dies von einer SWOT-Analyse mit der die Staumlrken und Schwaumlchen des Haumlndlers erfasst werden

Die SWOT-Analyse hilft Aussagen zu treffen welche Staumlrken des Haumlndlers weiter ausgebaut werden muumlssen und wie die Schwaumlchen kompensiert werden koumlnnen Im dritten und letzten Schritt stellt der

Gabriele Lehmann Geschaumlftsfuumlhrerin der Zentralstelle fuumlr Berufsbildung im Handel (zbb) wwwflexible-learningde

Lernerdie Lernerin eine Wirtschaftlichkeitsberech-nung sowie eine Best-Case- Worst-Case-Betrachtung an Sie dient als Grundlage um eine abschlieszligende Entscheidung zu treffen ob der Umzug des Weinfach-haumlndlers von der City in das Einkaufscenter am Stadt-rand sinnvoll ist und Aussicht auf Erfolg hat

10 AuFstIeG Durch QuALIFIzIerunG

DAWINCI ndash Durchlaumlssigkeit in der Aus- und Weiter-bildung in der chemischen Industrie

ziel des Projektes DAwIncI ist es am Beispiel der chemischen Industrie ein konzept zur Anschlussfaumlhigkeit beruflicher kompetenzen und Qualifikationen zu entwickeln

Bei DAWINCI steht der Weg von der Berufsvorberei-tung uumlber die duale Ausbildung zum Chemikanten und den Laborberufen bis hin zum Industriemeister Chemie bzw Chemietechniker im Fokus Daruumlber hinaus werden Handlungsempfehlungen fuumlr den Uumlbergang in ein Hochschulstudium und die Aus-bildung zum ersten akademischen Grad (Bachelor) erarbeitet Die ausgewaumlhlten Berufsbilder sind von zentraler Bedeutung fuumlr die Chemiebranche

Aufbauend auf den Erfahrungen und Ergebnisse des Projektes E-Learning in Chemieberufen (ELCH) von 2005 bis 2007 greift das groszlig angelegte Qualifizier-ungs- und Organisationsprojekt DAWINCI uumlber seine Partner in der chemischen Industrie direkt in alltaumlg-liche Bildungsprozesse ein Gemeinsam mit den Un-ternehmen Evonik Bayer Industriepark Wolfgang Provadis dem Verein Chemkom der Universitaumlt Paderborn und dem Lern-medien Spezialisten Creos entstehen in den naumlchsten drei Jahren Strategien und digitale Lerninhalte zur besseren Durchlaumlssig-keit bzw Anschlussfaumlhigkeit von Kompetenzen und Qualifikationen in der Aus-und Weiterbildung Neben dem ausbildungsstaumlrksten Beruf dem Chemikanten geht es um die Laborberufe wie Chemie- Biologie- und Lacklaborant sowie den Industriemeister Chemie und den Chemietechniker Der Bachelor zB im Studiengang Verfahrenstechnik oder Chemie bietet dann die Fortsetzung in den akademischen Bereich

Im Rahmen von DAWINCI analysieren die Partner Berufsbiografien um nicht nur fuumlr idealtypische Karrierewege Loumlsungen anzubieten sondern Bruumlcken auch fuumlr bdquounterbrochene Lernwegeldquo und Querein-steiger zu schaffen Die dafuumlr notwendigen Instru-mente muumlssen die im Berufsalltag erworbenen Leistungen transparent und berufsuumlbergreifend vergleichbar machen um die noumltige Anerkennung von Kompetenzen und Qualifikationen in die Praxis umzusetzen

Mithilfe eines berufsbilduumlbergreifenden Kompetenz-rasters wird es moumlglich Karrierewege zu beschleu-

nigen da einerseits Redundanzen vermieden werden und andererseits vergleichbare Kompeten-zen fuumlr den jeweils angestrebten Abschluss wirksam werden koumlnnen

Um die Anschlussfaumlhigkeit der verschiedenen Qualifi-kationsstufen zu verbessern durchlaumluft das Projekt drei Stufen

1 Identifizierung anschlussrelevanter Lerninhalte

Um anschlussrelevante Lerninhalte zu identifizieren werden die Curricula der Berufe analysiert insbeson-dere im Hinblick auf Uumlberlappungsbereiche und Doppelaufwendungen im beruflichen Aufstieg Auszligerdem werden typische Entwicklungspfade von Beschaumlftigten in den entsprechenden Berufen auf die fuumlr den Aufstieg wesentlichen Qualifikationen hin analysiert Die Kenntnis der bdquoBildungsbiografienldquo hilft das System der Anerkennung und Anrechenbar-keit an die Beduumlrfnisse der Praxis anzupassen Dabei muumlssen z T auch verwandte Kompetenzen aus benachbarten Berufsfeldern erfasst und Uumlbergaumlnge fuumlr die entsprechende Anerkennung im neuen Kon-text definiert werden

2 erarbeitung entsprechender elektro-nischer Lernbausteine und Integration in eine Lehr- und Lernumgebung

Auf der Basis Analyseergebnisse werden von den Pro-jektpartnern elektronische Lernbausteine erarbeitet Jeder Baustein ist horizontal uumlber verschiedene Berufs-bilder sowie vertikal uumlber verschiedene Berufsab-schluumlsse und Fortbildungen differenziert die fuumlr verschieden hohe Qualifikationsniveaus stehen Bei der Umsetzung der Lernmedien werden die Erfahr-ungen aus der erfolgreichen tausendfachen Nutzung der Elch-Module herangezogen Attraktivitaumlt fach-liche Stimmigkeit und Bedienkomfort haben oberste Prioritaumlt um den Einsatz in unterschiedlichsten Lernszenarien des Berufsalltags so leicht wie moumlglich zu gestalten Als Lernumgebung wird eine zu den Bausteinen kompatible virtuelle Plattform genutzt auf der Lernende von unterschiedlichen Standorten und mit unterschiedlichen Kompetenzbiografien fuumlr jeweils eine Ausbildungseinheit zusammengefuumlhrt werden Um moumlglichen Problemen des isolierten

11 AuFstIeG Durch QuALIFIzIerunG

Lernens entgegenzutreten wird die Plattform um kooperative Funktionalitaumlten (bdquoWeb20ldquo-Funktiona-litaumlten sowie ePortfolios) erweitert die die Teilneh-mer in ihrer Zusammenarbeit aktiv unterstuumltzen Lehrende und Ausbildende werden in verschiedenen Nutzungsszenarien eingefuumlhrt um sicherzustellen dass die Inhalte in unterschiedlichen Lernzusammen-haumlngen (on-the-job Classroom-Training verteiltes Lernen etc) genutzt werden koumlnnen

3 kreditierung der Lernbausteine und entwicklung eines rahmens zu deren berufsuumlbergreifenden erfassung und Anrechnung

Die Lernbausteine werden von den Projektpartnern je nach inhaltlicher Bedeutung und absolviertem Level gutgeschrieben Als Erfassungs- und Anrech-nungssystem fuumlr erworbene Credit Points wird auf der Grundlage der analysierten Curricula und Berufs-biografien ein berufsuumlbergreifendes computer-gestuumltztes Kompetenzraster aufgebaut Die individu-ellen Lernerfolge der Teilnehmer werden ndash zusammen mit ihren bereits vorhandenen Kompetenzen ndash in elektronischen Mappen die sowohl die Lernbiografie als auch die Leistungsnachweise (Portfolios) enthalten die zu dem Kompetenzraster kompatibel sind dokumentiert Die im Raster dokumentierten betriebsbezogenen Kompetenzen sollen schlieszliglich hinsichtlich ihrer Anschlussfaumlhigkeit an einen tertiaumlren Bildungsweg auf ihre Relevanz fuumlr ein entsprechendes Hochschul-studium analysiert werden Darauf aufbauend werden Handlungsempfehlungen z B fuumlr einen anschluss-orientierten Studiengang der Fachrichtung Verfahrenstechnik entwickelt Die erarbeiteten Doku-mente Medien und Prozesse werden bereits waumlhrend der Projektlaufzeit in der Praxis der Partner verankert Damit profitieren u a mehr als 5000 Auszubildende direkt von den Projektergebnissen

Die enge Zusammenarbeit mit den Sozialpartnern ermoumlglicht eine rasche Information der Branche sodass zum Ende des Projektes (30042012) interes-sierte Unternehmen die entwickelten Verfahren bzw einzelne Lernmedien oder Softwareinstrumente uumlbernehmen koumlnnen

Dr Steffan Ritzenhoff Creos Lernideen und Beratung GmbH

Die Projektergebnisse kommen allen Beteiligten zugute

bullFuumlr die Lernenden ergibt sich eine dauerhafte Erhoumlhung der Bildungsmobilitaumlt d h eine Ver-einfachung und Verschlankung beruflicher Auf-stiegsqualifizierung durch die Anerkennung der im Arbeitsprozess erworbenen Kompetenzen bullDen Unternehmen steht am Ende eine breite Palette didaktisch erprobter Medien mit hoher Akzeptanz zur Verfuumlgung mit denen sie ihre Mitarbeiter gezielt anhand des Kompetenzras-ters foumlrdern koumlnnen Durch das Kompetenzras-ter entsteht zusaumltzlich ein guter Uumlberblick uumlber das im Unternehmen vorhandene Wissen und ein wirksames Instrument zur Unterstuumltzung fuumlr interne Recruiting-Prozesse bullDie Bildungspolitik geht mit dem Projekt weiter durch die Praxis abgesicherte Schritte auf dem Weg zu einem nationalen Qualifikationsrahmen und einer breiten Verankerung medialer Lern-formen

12 AuFstIeG Durch QuALIFIzIerunG

Virtuelles Lernen auf der Baustelle ndash Vila-b

Das Projekt bdquoVirtuelles Lernen auf der Bau-stelle (Vila-b)ldquo ist ein durch das Bundesminis-terium fuumlr Bildung und Forschung (BMBF) und

den europaumlischen sozialfonds (esF) gefoumlrdertes Forschungsvorhaben Dabei ist neben der Dokumentation von zivil- und bauaufsichtli-chen Verordnungen besonders die aktuelle unternehmens- und weiterbildungsstruktur im handwerk bedeutsam

Ein Groszligteil der Unternehmen des Bauhandwerks ist als Kleinstunternehmen anzusehen dazu sinkt die durchschnittliche Mitarbeiterzahl pro Betrieb stetig Im Zusammenhang mit den aktuellen Weiterbildungs-trends im eher bdquobildungsfernenldquo Handwerk wurde daher ein innovativer Weiterbildungsansatz im Pro-jekt entwickelt worden der auf die Anforderungen der Zielgruppe und der kleinen und mittleren Unter-nehmen (KMU) eingeht verschiedene Lernorte ein-bindet und Lernprozesse mithilfe digitaler Medien unterstuumltzt Das Forschungsvorhaben stellt folgende Fragen in den Mittelpunkt

bullWelche Qualifikationsanforderungen resultieren aus den Arbeitsprozessen in Unternehmen bullWas sind die didaktischen Grundlagen zum Lernen im Arbeitsprozess bullWie kann das Lernen mit digitalen Medien im Arbeitsprozess realisiert und kontinuierlich verankert werden bullWelchen Beitrag leistet das zu entwickelnde Weiterbildungskonzept bei der Kompetenz-entwicklung von Facharbeitern und bei der Unternehmensentwicklung

Der berufswissenschaftliche Forschungsansatz zur Beantwortung dieser Fragen hat das Ziel herauszu-finden was Facharbeiter wissen und koumlnnen muumlssen um Arbeitsprozesse erfolgreich zu bewaumlltigen Zentrales Element sind dabei die Arbeitsprozessana-lysen also die ganzheitliche und mehrdimensionale Betrachtung der Arbeit der Fachkraumlfte mitsamt den vor-und nachgelagerten Prozessen den verwendeten Gegenstaumlnden Werkzeugen und Methoden dieser Arbeit und deren Organisationsformen

Es wird also die gesamte Komplexitaumlt des Arbeitspro-zesses und seine Bedeutung fuumlr das Subjekt erfasst

und analysiert Ziel ist es die inhaltlichen Aspekte beruflicher Arbeit und deren Bedeutung fuumlr die Kompetenzentwicklung des Subjekts von innen heraus zu erschlieszligen

Lernkonzept von Vila-b

Das Lernkonzept im Projekt Vila-b beruht auf dem entwicklungslogischen Lernen dem Blended-Lear-ning-Ansatz und dem virtuellen Lernen

Als zentrales didaktisches Element fuumlr die Aufberei-tung der Lerninhalte wurde der entwicklungslogische Ansatz gewaumlhlt Nach dem Modell von Dreyfus und Dreyfus findet hier eine Kompetenzentwicklung statt die einen Fortschritt vom Novizen der einzelne fach-liche Sachverhalte und moumlglichst allgemeinguumlltige Regeln lernt bis zum Experten der zu intuitiv-pro-blemloumlsendem Handeln aufgrund von Erfahrungs-wissen in der Lage ist abbildet

Nach dem Blended-Learning-Ansatz wird die Fort-bildung im Projekt Vila-b auf drei Lernorte verteilt um die jeweiligen Vorteile zu nutzen In Praumlsenz-veranstaltungen werden die Nutzung des Systems erklaumlrt die fachlichen Inhalte oumlkologischen Bauens vermittelt und Grundlagen fuumlr das soziale Lernen geschaffen Auf der Baustelle also im Arbeitsprozess findet mithilfe von mobilen Geraumlten (Personal Digi-tal Assistant PDA) ein kontextbezogenes problem-loumlsungsorientiertes Lernen durch die Nutzung einer Lernplattform und des dort gesammelten Fach- und Erfahrungswissens statt Als dritter Lernort dient der PC-Arbeitsplatz an dem vertiefende fuumlr die Arbeits-prozesse relevante Lernlektionen und Reflexions-moumlglichkeiten uumlber den eigenen Lernfortschritt stattfinden

Die Verwendung des Blended-Learning-Ansatzes und die Nutzung des PDA auf der Baustelle ermoumlglicht direkt im Arbeitsprozess den mediengestuumltzten Zu-griff auf zahlreiche Informationen der Lernplattform Daruumlber hinaus ermoumlglicht der PDA grafische und kommunikationsgestuumltzte Problemloumlsungsprozesse sodass in Abgrenzung von dem allgemeinen eLear-ning-Begriff und in Anlehnung an die Informations-technik ein (theoretisch noch weiter zu fundierendes) Konzept des bdquovirtuellen Lernensldquo verwendet wird

13 AuFstIeG Durch QuALIFIzIerunG

curriculumentwicklung auf der Basis von kernarbeitsaufgaben

Die Curriculumentwicklung basiert in erster Linie auf den Ergebnissen der genannten Arbeitsprozessan-alysen aber auch auf vorweggenommenen Zielgrup-penanalysen und Sektorbeschreibungen Die doku-mentierten Ergebnisse der Arbeitsprozessanalysen in Form von identifizierten Kernarbeitsaufgaben und Kernkompetenzen werden in Experten-Fach-arbeiter-Workshops validiert bzw korrigiert Aus den Kernkompetenzen heraus werden abschlieszligend arbeitsprozessrelevante Lern- und Arbeitsaufgaben entwickelt welche fuumlr die Vermittlung der Lernin-halte der Fortbildung grundlegend sind Gemaumlszlig des Projektansatzes werden bei der Entwicklung der Lern- und Arbeitsaufgaben aus didaktischer Sicht die Hand-lungsorientierung die Orientierung an realen Arbeitssituationen der entwicklungslogische Ansatz sowie die Verknuumlpfung der drei Lernorte beruumlck-sichtigt

Bisherige ergebnisse und Ausblick

Die bisherigen Ergebnisse des Forschungsprojektes identifizierten einerseits inhaltliche Vorgaben hin-sichtlich der relevanten Themen fuumlr eine Weiter-bildung im oumlkologischen Bausektor und zeigten andererseits Vorteile des Vila-b-Konzeptes fuumlr die Arbeitsorganisation der teilnehmenden KMU auf-gezeigt Gleichzeitig wird der nachhaltige Einsatz des Weiterbildungskonzeptes im Rahmen eines Kompe-tenzzentrums in Verden vorbereitet Aus wissenschaft-licher Perspektive schlieszliglich ist wie die bisherigen projektbezogenen Veroumlffentlich-ungen zeigen die Entwicklung des entwicklungslogischen didaktischen Ansatzes durchaus geeignet um neue Impulse fuumlr die Didaktikdiskussion zu setzen

Prof Dr Georg Spoumlttl Institut Technik und Bildung (ITB) Universitaumlt Bremen wwwitbuni-bremende

14 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Live Stream Learning ndash fuumlr mobiles und stationaumlres Lernen in der Aus- und Weiterbildung in der Mechatronik

Qualifikationsanforderungen entwickeln sich aufgrund wirtschaftsstruktureller Veraumlnder-ungen sowie in Folge von Innovationen kuumlr-zeren Produktzyklen und technologischen neuerungen Dies erfordert eine bedarfsge-rechte weiterentwicklung der Qualifizierung in der beruflichen erstausbildung wie der weiterbildung Die berufliche handlungskom-petenz richtet sich zunehmend an Arbeits-und Geschaumlftsprozessen aus entscheidend wird sein ob wie und wie schnell die Praxis der beruflichen Bildung durch die nutzung der digitalen Medien weiterentwickelt wer-den kann um dem Veraumlnderungsbedarf gerecht zu werden

Das Projekt Live Stream Learning will fuumlr kooperative Lernszenarien in der Aus und Weiterbildung auf dem Gebiet der Mechatronik in Unternehmen und der beruflichen Bildung eine Loumlsung fuumlr arbeitspro-zessorientierte Lernprozesse modellhaft erproben Lern- und Wissensmanagement sollen mit flexiblen Lernmedien verbunden werden Bildungsinhalte in Form von handlungsrelevanten Informationen und Lernhilfen bei der Bearbeitung von Lern- oder Arbeitsaufgaben sollen plattformunabhaumlngig mit Web 20-Technologien und -Diensten verfuumlgbar ge-macht werden um arbeitsplatznahes Lernen oder Problemloumlsen zu unterstuumltzen Die Anwender sollen Zugriff auf Prozesse Verfahren und Beispiele erhalten und sich mit anderen Nutzern austauschen koumlnnen

Die Zielgruppe fuumlr das Vorhaben beginnt bei den Aus-zubildenden der Berufsausbildung zum Mechatroni-ker Anlagen- und Industriemechaniker Die Weiter-bildung ist fuumlr Mitarbeiter bzw Servicepersonal aus Unternehmen die Montagesysteme entwickeln pro-duzieren oder warten bis hin zu Ausbildern und Fachberatern fuumlr mechatronische Systeme geplant

umsetzung

Bildungsinhalte und damit zu verknuumlpfende Web 20-basierte Dienste werden sowohl auf stationaumlren als auch auf mobilen Geraumlten lauffaumlhig sein Als Software werden sowohl lizenzpflichtige Standardanwendun-gen als auch Open -Source-Anwendungen ein-gesetzt

Die Lerninhalte und das Web-Portal Mechatronik koumlnnen herstellerneutral genutzt werden Dies wird dadurch gesichert dass Browser Player Add-Ons etc frei zugaumlnglich bzw mit den in Verbindung von PDA PC oder Notebook erworbenen Standard-Softwarelizenzen nutzbar sind

Geeignete Lerninhalte wie Live-Demonstrationen sollen als Webcasts d h einer fuumlr das Internet entwi-ckelten Form des interaktiven Fernsehens oder RSS-Feed d h als eine Art Nachrichtenticker den der interessierte Leser abonnieren kann abrufbar sein Weiterhin sollen Inhalte in digitalisierter Form z B als PowerPoint oder PDF zu spezifischen Fachthemen abgelegt werden Die Webcasts und RSS lassen sich abonnieren speichern jederzeit abspielen und werden zusaumltzlich mit aktuellen und auch externen Informationen verknuumlpft Die Abonnenten erhalten dadurch die Moumlglichkeit sich zielgerichtet zu neuen Entwicklungen auf dem Fachgebiet zu informieren

Lern- und wissensmanagement mit web 20

Im Projekt werden Lerninhalte als handlungsrelevan-te Informationen und Lernhilfen bei der Bearbeitung konkreter komplexer Aufgaben im Arbeitsprozess bzw im Prozess der praktischen Ausbildung als komplexe Lernaufgabe ausgewaumlhlt Fuumlr die Struktu-rierung informellen Lernens stehen die Interaktion mit anderen Lernenden und der Zugriff auf deren Ex-pertise der Austausch von Erfahrungen und Wissen und die Zusammenarbeit beim Erarbeiten von Infor-mationen Inhalten und Wissen im Vordergrund

15 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Beispiele fuumlr web 20 Funktionen die diesen Ansatz unterstuumltzen sind

bullWeb-casts zur Erklaumlrung von Teilsystemen z B anhand eines animierten Funktionsmodells bullWeblog zum Austausch von Erfahrungen die z B bei der Umsetzung der Lernaufgabe entstehen oder der Reflexion der eigenen Lernpraxis bzw zur Kommunikation zwischen Lernenden dienen bullWikis zur Bereitstellung von Lehr- und Lernma-terialien Anleitungen Leittexten oder ande-ren Wissenssammlungen auch durch gemein-same Erstellung von Inhalten z B FAQ bullLernjournal zur Protokollierung eigener Arbeits-ergebnisse und Reflexion der eigenen Lernpraxis bullSocial Bookmarking zum Aufbau einer Samm-lung von Fachinformationen bullRSS-Feeds zur Bereitstellung aktuellerInformationen in Textform die abonniertwerden koumlnnenbullFile Sharing zum Austausch von Webcasts Dokumenten Bildern u a Lerninhalten

Damit verfolgt das Projekt die Vision auch durch mobiles Lernen das Lernen an Orten die keinen Bezug zum Lerngegenstand haben bis hin zum Lernen in den Lebens- oder Arbeitswelt zu ermoumlglichen Durch die Entwicklung und Erprobung von Web 20-Funktio-nalitaumlten und dem Einsatz digitaler Medien in der beruflichen Bildung gibt es insbesondere die Gele-genheit mobiles Lernen mit Arbeitsprozessen zu verknuumlpfen was somit bedarfs- und problemorien-tiertes Lernen ermoumlglicht Moumlglich sind auch eine Ausweitung des interaktiven Lernens sowie die Ein-beziehung von neu entstehenden Informationen in den Austausch und Lernprozess

Das Projekt will die Verwertung von Web 20-Technolo-gien als neue Lehr-und Lerninfrastrukturen erproben um sie als Komponenten fuumlr arbeitsplatznahes Online-Lernen in Verbindung mit Lern- und Wissensmana-gement einzusetzen Dabei sollen Trainer bzw Fachberater die Rolle eines Moderators uumlbernehmen Andererseits erhalten auch die Anwender die Moumlg-lichkeit ihre eigenen vielfaumlltigen Erfahrungen d h ihre realen Erfahrungen und ihr damit verbundenes Wissen (explizites und implizites Wissen) in Form

Rico Eibisch Saumlchsisches Technologiezentrum gGmbH STZ Saumlchsisches Technologie Zentrum fuumlr Bildung und Innovati-on Zwickau wwwstz-zwickaude

eigener Lerninhalte in das System einzuspeichern wo es anderen Nutzern fuumlr Lernprozesse zur Verfuuml-gung steht Auf diese Weise entsteht unter Verwen-dung bestehender Technologien eine Lern- und Wissensdatenbank die arbeitsplatznahes koopera-tives Lernen unterstuumltzt Es zeigt damit neue Wege einer dienstleistungsorientierten Wissensunterstuumlt-zung ndash nicht zuletzt durch die Lernenden selbst ndash im Rahmen von Bildungsnetzwerken auf

16 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Rapid eLearning ndash leicht gestaltbare Lernsoftware in der gewerblich-technischen Ausbildung Kom-petenzwerksttt Elektrohandwerk

Lern- und Arbeitsaufgaben stellen ein eta-bliertes und in den Betrieben bewaumlhrtes didaktisch-methodisches konzept fuumlr beruf-liches Lernen dar Durch einen moumlglichst hohen Grad an selbststaumlndigkeit bei der Bearbeitung einer komplexen Aufgabenstel-lung werden die Auszubildenden nicht nur in

ihren fachlichen sondern auch in ihren metho-dischen und sozialen kompetenzen gefoumlrdert

Lern- und Arbeitsaufgaben stellen ein etabliertes und in den Betrieben bewaumlhrtes didaktisch-metho-disches Konzept fuumlr berufliches Lernen dar Durch einen moumlglichst hohen Grad an Selbststaumlndigkeit bei der Bearbeitung einer komplexen Aufgabenstel-lung werden die Auszubildenden nicht nur in ihren fachlichen sondern auch in ihren methodischen und sozialen Kompetenzen gefoumlrdert

Um eine Lernsoftware effektiv im Rahmen von Lern- und Arbeitsaufgaben einsetzen zu koumlnnen hat sie bestimmte Anforderungen zu erfuumlllen Sie sollte sich auf berufstypische Arbeitsprozesse beziehen und diese angemessen und klar visualisieren um fuumlr den Auszubildenden deutlich zu machen welche Relevanz die Lern- und Arbeitsaufgabe fuumlr den Aus-bildungsberuf besitzt Auszligerdem sollte sie die zur Bewaumlltigung der Aufgabe relevanten Inhalte und Materialien nachvollziehbar strukturiert bereit-halten Uumlber diese grundsaumltzlichen Anforderungen hinaus bestehen fuumlr eine mediengestuumltzte Ausbildung im gewerblich-technischen Bereich besondere Bedingungen

bullDie Inhalte der Software muumlssen schnell modifi-zierbar sein da die Technologien in vielen gewerblich-technischen Berufen einer hohen Innovationsgeschwindigkeit unterworfen sind bullDie Software muss an die Gegebenheiten des jeweiligen Lernorts angepasst werden koumlnnen da die Lernorte der beruflichen Bildung zum Teil sehr heterogene Bedingungen aufweisen ndash z B durch die zur Verfuumlgung stehende techni-sche Lernumgebung

bullDie Software sollte so offen gestaltet sein dass zusaumltzliche Dateien eingepflegt werden koumlnnen da fuumlr die berufliche Bildung i d R eine Vielzahl von Unterlagen in digitaler Form vorliegt

Vor diesem Hintergrund besteht die uumlbergeordnete Frage darin wie eLearning-Systeme zu entwickeln sind um sie im Rahmen von Lern- und Arbeitsauf-gaben einsetzen zu koumlnnen Eine Antwort darauf bietet der Ansatz des Rapid eLearning

rapid eLearning mit der kompetenzwerksttt

Im Rahmen des BMBFESF-gefoumlrderten Projekts Kom-petenzwerksttt Elektrohandwerk wird derzeit nach dem Ansatz der Kompetenzwerksttt ein Lehr- Lernmedium entwickelt das die Anforderungen des Rapid-eLearnings aufgreift Der Begriff Rapid eLearning steht dabei fuumlr Lernsoftware-Systeme die

bullschnell und ohne hohe medientechnischeKompetenz entwickelt werden koumlnnenbullkostenguumlnstig erstellt werden koumlnnen bulleine geringe Einarbeitungszeit fuumlr den Autor erfordern bulldem Anwender einen einfachen Zuganggewaumlhren undbullmultimediale und interaktive Elemente auf-nehmen koumlnnen

Rapid eLearning-Lernprogramme werden oft mit MS-PowerPoint umgesetzt so auch bei der Kompe-tenzwerksttt-Lernsoftware Die Gruumlnde sind klar hoher Verbreitungsgrad einfache Bedienung und weit reichende Moumlglichkeiten zur Gestaltung Me-dieneinbindung und Verlinkung

Mit PowerPoint lassen sich somit die Anforderungen an Rapid eLearning gut einloumlsen Ein weiterer Vorteil besteht darin dass Ausbilder und Lehrer oft auf einen groszligen Fundus von Folien zuruumlckgreifen koumlnnen die sie im Laufe ihrer Taumltigkeit angefertigt haben Arbeitsblaumltter technische Beschreibungen Diagram-me Erlaumluterungen usw liegen damit bereits in elektronischer Form vor und koumlnnen unkompliziert ausgetauscht bzw eingefuumlgt werden

17 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Die Lernsoftware hat eine Modulstruktur die sich uumlber vier Ebenen erstreckt Auf Ebene 1 befindet sich die Hauptnavigation dieser folgt Ebene 2 mit der Modulnavigation Ebene 3 beinhaltet den Content (Inhalt) und Ebene 4 die Anhaumlnge Jede Hierarchie-ebene wird jeweils durch einzelne Dateien repraumlsen-tiert Mit dem Start der Lernsoftware oumlffnet sich eine Power-Point-Datei (PPT) die alleine der Hauptnaviga-tion dient Von hier aus werden die einzelnen Soft-waremodule angewaumlhlt Mit dem Anwaumlhlen eines Moduls oumlffnet sich die naumlchste Datei und liegt gewiss-ermaszligen auf der Startfolie Die Datei der Ebene 2 dient der Navigation innerhalb eines Moduls So lassen sich hier zunaumlchst die Hauptelemente anwaumlhlen anschlie-szligend innerhalb eines Hauptelements der gewuumlnschte Content Mit Klick auf einen Inhaltsbutton oumlffnet sich eine weitere Datei uumlber den beiden Navigations-dateien Hier findet der Anwender jetzt die gewuumlnsch-ten Inhalte ggf lassen sich von hier ndash dann auf Ebene 4 ndash auch weitere externe Dateien (zB doc pdf) starten Waumlhrend die Dateien der Ebenen 1 und 2 also der Navigation dienen halten die Ebenen 3 und 4 die Contents vor Mit dem bdquoZuruumlckldquo-Button schlieszligt der Anwender die Datei und gelangt so auf die jeweils niedrigere Navigationsebene

Die Realisierung in PowerPoint und die skizzierte Modularisierung und Hierarchisierung der Lernsoft-ware bieten hinsichtlich des Rapid eLearning ent-scheidende Staumlrken So lassen sich ohne gehobene medientechnische Kenntnisse z B das Layout anpassen die Inhalte modifizieren oder ergaumlnzen Updates einspielen Materialien verlinken oder komplette Lern- und Arbeitsaufgaben einschlieszlig-lich aller Materialien und Arbeitsblaumltter ergaumlnzen

Da die Lernsoftware ndash ohne Installation ndash auf einem USB-Stick laumluft liegen alle Daten fuumlr jeden Nutzer ohne Bearbeitungseinschraumlnkungen individuell vor Aumlnderungen Erweiterungen Korrekturen usw finden also einfach innerhalb einer PPT-Datei statt umfangreichere Updates werden durch ein schlichtes Ersetzen von Dateien realisiert

Prof Dr Soumlnke Knutzen Technische Universitaumlt Hamburg-Harburg und Prof Dr Falk Howe Universitaumlt Bremen

Fazit

Insbesondere in der dualen gewerblich-technischen Ausbildung bietet der Ansatz des mediengestuumltzten Lernens viele Vorteile Erste Erprobungen mit Lehrern Ausbildern und Auszubildenden zeigen dass ihnen das Handling der Software keine Probleme bereitet Die Anwender koumlnnen in aller Regel auf Erfahrungen mit PowerPoint zuruumlckgreifen wodurch einerseits keine intensive Einarbeitung in die technische Um-gebung notwendig ist andererseits keine Hemm-schwelle beim Einsatz der Software besteht

Wenn es gelingt den Rapid-eLearning-Ansatz nachhaltig mit den Anforderungen gewerblich-technischer Berufsausbildung zu verknuumlpfen und die Vorteile des mediengestuumltzten Lernens deutlich zu machen kann die berufliche Ausbildung an allen Lernorten bereichert werden Auszubildende besit-zen ein Werkzeug dass praktisches und theoretisches Wissen verbindet und letztlich Lehrer und Ausbilder in ihrer Arbeit unterstuumltzt

18 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Weiterbildung durch multimediale Lernformen am Beispiel der Zementindustrie

Im zuge des technischen und wirtschaftli-chen wandels hat sich die Arbeitswelt in der zementindustrie einschneidend veraumlndert

Anfang dieses Jahrhunderts waren ndash in Verbindung mit konjunkturellen und strukturellen Veraumlnderun-gen sowie der Auslagerung von Funktionen (Outsour-cing) ndash Produktivitaumltssteigerungen mit einem Verlust von Arbeitsplaumltzen verbunden Gleichzeitig wurden durch die Rationalisierung der Zementproduktion schwere heute kaum mehr vermittelbare Taumltigkeiten durch moderne Arbeitsplaumltze mit hohen Anforderun-gen an die berufliche Qualifikation und Weiterbil-dung abgeloumlst Dies betrifft nicht nur Fach- und Fuumlhrungskraumlfte sondern alle Beschaumlftigen Denn mehr als je zuvor ist es heute noumltig die Mitar-beiter hinsichtlich ihrer Kenntnisse Fertigkeiten und ihrem verfahrenstechnischen Wissen weiter-zuqualifizieren Nur mit qualifizierten und motivier-ten Mitarbeitern bleibt ein Unternehmen dauerhaft innovativ und konkurrenzfaumlhig Fuumlr den Mitarbeiter bietet sich durch Weiterbildung die Moumlglichkeit vorhandene Kompetenzen an die fortschreitende Entwicklung anzupassen und die eigene Beschaumlftigungsfaumlhigkeit zu erhalten bzw weiter auszubauen

Die Zementindustrie hat in der Vergangenheit fuumlr einfache manuelle Taumltigkeiten viele un- und ange-lernte Arbeiter beschaumlftigt Heute ist die Beschaumlfti-gungsstruktur in den Zementwerken durch den hohen Automatisierungsgrad bestimmt Rund 40 der Belegschaften sind in der Steuerung und Kontrolle des zentralen Produktionsprozesses beschaumlftigt entweder als Vorarbeiter Meister und Produktionssteuerer auf den zentralen Leitstaumlnden oder als Anlagenkontrolleure bzw Maschinenwaumlrter In den Laborbereichen sind rund 10 der Mitarbeiter taumltig die im Allgemeinen eine Ausbildung als Bau-stoffpruumlfer oder Chemielaborant haben Die uumlbrigen Beschaumlftigten arbeiten vor allem in der Instandhal-tung und haben meist eine Ausbildung zum Anlagen-elektroniker oder Industriemechaniker absolviert Entsprechendes Zement-Know-how erwarben sie weitgehend on the job erwarben Vor dem Hinter-grund der stetig steigenden Anforderungen und der fortschreitenden Rationalisierung gewinnt die systematische und bereichsuumlbergreifende Quali-

fizierung der Beschaumlftigten weiter an Bedeutung Eine wirksame Unterstuumltzung der Weiterentwick-lung erfordert dabei einen passgenauen Zuschnitt der Qualifizierungsangebote auf die betrieblichen Anforderungen sowie die individuellen Beduumlrfnisse jedes einzelnen Mitarbeiters

Lehrbriefe werden in digitale Medien uumlber-fuumlhrt

Neben dem von der IHK anerkannten Industriemei-sterlehrgang bdquoKalkZementldquo dem Produktionssteu-ererlehrgang fuumlr Leitstandfahrer sowie zahlreichen Weiterbildungsseminaren bietet der Verein Deut-scher Zementwerke e V zur Aus- und Weiterbildung der gewerblichen Mitarbeiter insbesondere auch der gering qualifizierten bzw fachfremden Mitarbeiter sogenannte bdquoLehrbriefeldquo an Diese 47 Lehrunterlagen stehen den VDZ-Mitgliedswerken nunmehr seit 2006 sowohl in gedruckter Form als auch digital als PDF-Datei zur Verfuumlgung Thematisch befassen sich die Lehrbriefe mit dem gesamten Zementherstellungs-prozess von der Rohmaterialgewinnung bis hin zur Zementverladung Dabei werden vor allem Bereiche behandelt die sich auf die Produktionsablaumlufe in den Werken beziehen und mit der Taumltigkeit des Produk-tionsmitarbeiters in engem Zusammenhang stehen

Erfahrungen mit dem Einsatz der Lehrbriefe zeigten jedoch dass sie nicht im angestrebten Maszlige in den Werken als Weiterbildungsunterlagen genutzt werden Der kontinuierliche Schichtbetrieb sowie die duumlnne Personaldecke fuumlhrten dazu dass in vielen Unternehmen die personellen und zeitlichen Ressour-cen zur Weiterbildung der Mitarbeiter in Praumlsenzsemi-naren nicht gegeben waren Um den Unternehmen ein effizientes und flexibles Angebot zur Weiterbild-ung ihrer Mitarbeiter anbieten zu koumlnnen mussten aus den bisherigen Erfahrungen drei wesentliche Gesichtspunkte beruumlcksichtigt werden Zum einen muss gewaumlhrleistet sein dass die Vermittlung des Wissens individuell und zeitoptimiert in die inner-betrieblichen Ablaumlufe integriert werden kann Zum andern muumlssen die Unterlagen fortlaufend aktualisiert und erweitert werden ndash dies moumlglichst ohne hohen Personal- Kosten- und Zeitaufwand

19 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Zu guter Letzt muumlssen sie so aufbereitet werden dass sie sowohl didaktisch und inhaltlich als auch gestal-terisch bei der Belegschaft auf hohe Akzeptanz stoszligen

Vor diesem Hintergrund wurde 2007 beschlossen die Lehrbriefe vollstaumlndig zu uumlberarbeiten und den Werken zukuumlnftig in Form digitaler Medien zur Ver-fuumlgung zu stellen Hierzu wurden die bestehenden Unterlagen mit finanzieller Unterstuumltzung des Bundes-ministeriums fuumlr Bildung und Forschung (BMBF) grundlegend uumlberarbeitet didaktisch aufbereitet und als Online-Kurse auf einer neu entwickelten VDZ-Lehrplattform integriert

Die nunmehr zur Verfuumlgung stehenden 50 Online-Kurse des VDZ sollen insbesondere den gewerblichen Mitarbeitern aber auch Neueinsteigern Wissen uumlber Technik Umweltvorsorge Arbeitsschutz und die Ablaumlufe der Zementproduktion von der Rohstoffge-winnung bis zum Versand der Produkte vermitteln

Medienelemente wie Videos und Animationen sind genauso Bestandteil der mediengestuumltzten Bildungs-angebote wie Fragenkataloge und Testaufgaben Eine Kommunikationsplattform rundet das Angebot ab Daruumlber hinaus werden vier Kurse angeboten die den Mitarbeitern im beruflichen Alltag sowie in der oumlffentlichen Diskussion eine Hilfestellung bieten Diese sogenannten Informationsbriefe beinhalten die Themen Nachhaltigkeit Rohstoffgewinnung Ressourceneffizienz und Klimaschutz Sie dienen der Vermittlung von Kenntnissen uumlber die Zement-produktion im Spannungsfeld zwischen oumlkonomi-schen oumlkologischen und sozialen Aspekten

Die Lehrplattform wurde mittlerweile von Mitarbei-tern aus fuumlnf VDZ-Mitgliedswerken und dem For-schungsinstitut erfolgreich getestet optimiert und an die Beduumlrfnisse der Beschaumlftigten in der Zement-industrie sowie verwandter Industrien angepasst Die Plattform steht seit Anfang 2010 allen VDZ-Mit-gliedswerken zur Verfuumlgung

Dr rer nat Stefan Schaumlfer Verein Deutscher Zementwerke e V wwwelearning-vdzde

20 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Demografischer Wandel Herausforderungen und Chancen

Den Folgen des demografischen wandels kann

sich auch die Informations- und kommunika-tionswirtschaft (Itk-wirtschaft) nicht ver-schlieszligen zahlreiche studien belegen einen strukturellen Fachkraumlftemangel der sich bei einem konjunkturaufschwung in den naumlchsten

Jahren weiter verschaumlrfen wird und die inter-nationale wettbewerbsfaumlhigkeit Deutsch-lands schwaumlchen kann

IT 50plus ist eine durch den nationalen Informations-technologie-Gipfel der Bundesregierung initiierte Gemeinschaftsinitiative des Bundesverbands Infor-mationswirtschaft Telekommunikation und neue Medien e V und der Industriegewerkschaft Metall (IG Metall) die vom Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung sowie dem Europaumlischen Sozialfonds gefoumlrdert wird Die Initiative zielt darauf ab die Beschaumlftigungsfaumlhigkeit aumllterer ITK-Fachkraumlfte zu erhalten oder wiederherzustellen um so den Folgen des demografischen Wandels und dem Fachkraumlfte-mangel in der ITK-Branche nachhaltig zu begegnen Das modulare Projekt setzt in verschiedenen Bereichen der Personalentwicklung Arbeitsvermittlung und Netzwerkbildung an und gliedert sich in sieben Teilprojekte

bullarbeitsmarktpolitische Instrumente bullAnpassung der arbeitsprozessorientierten Wei-terbildung (APO IT) an die Zielgruppe Arbeitslose bullIT-Spezialistenqualifizierung im virtuellen Raum bullCoaching-Netzwerke fuumlr Unternehmen bullPersonalentwicklungsstrategien IT 50plus bullEntwicklung aumllterer ITK-Fachkraumlfte zum Mentor und Coach bulleLearning IT 50plus ndash Konzepte undEmpfehlungen

Im Vordergrund stehen Initiativen und Vorhaben um bundesweite Beraternetzwerke fuumlr ITK Unterneh-men und fuumlr ITK-Fachkraumlfte aufzubauen dauerhaft zu unterhalten innovative Personalentwicklungs-modelle und Qualifizierungskonzepte zu erstellen zu pilotieren und als Referenzmodelle zur groszligflauml-chigen Umsetzung in Unternehmen bzw durch IT-Bildungstraumlger zu empfehlen

Itk-spezialistenqualifizierung im virtuellen raum

Im Teilprojekt bdquoITK-Spezialistenqualifizierung im vir-tuellen Raumldquo arbeiten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im virtuellen Unternehmen FuTEx (Future Technologies for Expertise Development) Es soll nachwiesen werden dass eine arbeitsprozess-orientierte Qualifizierung mit anschlieszligender Zertifizierung nach der internationalen Norm DIN EN ISOIEC 17024 auch fuumlr IT-Fachkraumlfte moumlglich ist die eine solche Maszlignahme nicht am Arbeitsplatz absolvieren koumlnnen Dies betrifft vor allem Personen in Arbeitslosigkeit oder Kurzarbeit Gearbeitet gelernt und kommuniziert wird an einem virtuellen Arbeitsplatz uumlber eine webbasierte Arbeits- und Lern-plattform Das innovative Konzept basiert auf der bewaumlhrten Methodik des IT-Weiterbildungssystems APO IT So bearbeiten die FuTEx-Teilnehmer-innen am virtuellen Arbeitsplatz einen realen Projektauftrag wobei sie von Lernprozessbegleitern und Fachberatern unterstuumltzt werden Um das APO IT-Prinzip erfolg-reich in eine virtuelle Arbeitswelt zu uumlbertragen sind folgende fuumlnf Schritte vorgesehen

1 realitaumltsnahe Lernaufgaben

Es muumlssen Bedingungen fuumlr arbeitsprozessorientier-tes Lernen geschaffen werden die einem Lern- und Arbeitsplatz im realen betrieblichen Kontext gleichen Erst bei der unmittelbaren praktischen An-wendung von erlerntem Wissen in Verbindung mit der Loumlsung einer konkreten betrieblichen Arbeits-aufgabe kommt es zu sogenannten bdquoemotionalen Labilisierungssituationenldquo d h zu Verunsicherun-gen und zur Veraumlnderung der Gefuumlhle des Menschen die zur nachhaltigen Herausbildung von Handlungs-kompetenzen bei den Lernenden fuumlhren Wichtigste Voraussetzung ist also bdquoechteldquo IT-Projektaufgaben bereitzustellen die von einem realen Auftraggeber stammen

2 webbasierte Arbeits- und Lernplattform

Um Lern-und Projektteams in einer virtuellen Arbeits-welt zu vernetzen und zu betreuen wird eine web-basierte Arbeits- und Lernplattform eingesetzt Sie muss einfach handhabbar und kompatibel mit allen gaumlngigen PC-Betriebssystemen und Web-Browsern

21 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

sein Die Arbeitsplaumltze ndash zu Hause beim Bildungs-traumlger oder im Unternehmen ndash muumlssen mit einem PC sowie mit Breitband-Internet ausgestattet sein

3 Begleitung durch ein engagiertes Betreuerteam

Die Teilnehmer werden von einem Betreuerteam begleitet und unterstuumltzt Da dies in uumlberwiegendem Maszlige bdquoon distanceldquo d h uumlber elektronische Medien der Arbeits- und Lernplattform geschieht erwachsen besonders hohe Anforderungen an die Betreuer Sie muumlssen ein besonderes Gespuumlr fuumlr die Lernsituation der Teilnehmer entwickeln koumlnnen

4 Auswahl geeigneter teilnehmergruppen

In engem Zusammenwirken mit der Bundesagentur fuumlr Arbeit und deren regionalen Agenturen (Zielgruppe arbeitsuchende ITK-Fachkraumlfte ab dem vollendeten 40 Lebensjahr) sowie mit ITK-Hersteller- und Anwenderunternehmen (Zielgruppe aumlltere ITK-Fachkraumlfte in Kurzarbeit) wird uumlber die bevorstehen-den Pilotmaszlignahmen informiert Die Teilnehmer muumlssen Berufserfahrung in der ITK-Wirtschaft haben und besonders aufgeschlossen gegenuumlber elektroni-schen Medien in der Bildung sein

5 evaluation und transfer in den Markt

Das Qualifizierungskonzept wird ab 2010 auf seine Umsetzbarkeit und spaumltere Uumlbertragbarkeit auf andere Unternehmen gepruumlft Nach erfolgreicher Erprobung umfassender Evaluation und Konzept-optimierung ist es vorgesehen die Ergebnisse Erfahrungen und Best Practices zu veroumlffentlichen Die Ergebnisse werden allen einschlaumlgigen Bildungs-traumlgern zugaumlnglich gemacht um Nachhaltigkeit zu erreichen Ziel ist es den FuTEx-Qualifizierungs-ansatz als marktfaumlhiges Konzept bundesweit zu etablieren

Erfolgskriterien fuumlr die Erprobung des FuTEx-Kon-zepts sind

bulldie Zahl der Arbeit suchenden ITK-Fachkraumlfte die nach Absolvierung einer FuTEx-Qualifizie-rung das Abschlusszertifikat zum IT -Spezialisten nach ISO 17024 erhalten haben

Thomas Mosch Mitglied der Geschaumlftsleitung BITKOM - Bundesverband Informationswirtschaft Telekommunikation und neue Medien eV wwwfutexcorpde und wwwit-50plusorg

bulldie Zahl der Arbeit suchenden ITK-Fachkraumlfte die nach erfolgreichem Abschluss einer FuTEx-Qualifizierung in adaumlquate Arbeit zuruumlckfinden konnten und bulldie Zahl der IT-Fachkraumlfte in Kurzarbeit die nach erfolgreichem Abschluss einer FuTEx-Maszlignahme ihre Handlungskompetenzen fuumlr ein IT-Spezial-istenprofil verbessern oder durch Personenzer-tifizierung nach ISO 17024 aktualisieren d h neu erlangen konnten

shy

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22 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

eLearning-Infrastruktur in der Altenpflege (eLiA)

Das Projekt bdquoeLearning-Infrastruktur in der Altenpflegeldquo ist ein durch das Bundesminis-terium fuumlr Bildung und Forschung und den

europaumlischen sozial-fonds gefoumlrdertes Projekt unter der Leitung des Awo-Bundesverbandes e V in Berlin das in der zeit vom 1112007 bis 31102008 gefoumlrdert wurde

Die Aus- Fort-und Weiterbildungseinrichtungen und die Einrichtungen der Altenpflege verfuumlgten vor Pro-jektstart nicht uumlber eine ausreichende Infrastruktur zum Einsatz elektronischer Medien Daraus leiteten sich folgende Notwendigkeiten bzw Projektziele ab

bullSchaffung einer zentralen Infrastruktur durch den Einsatz einer Kommunikations- und Lern plattform bullErprobung des Einsatzes von bereits erstelltem Inhalt (Content) fuumlr den Bereich der Altenpflege-aus- und -weiterbildung bullSchulung von Teletutoren fuumlr die Betreuung von Lernenden bullSchulung von Administratoren zum adaumlquaten Umgang mit der Kommunikations- und Lern plattform

Ein weiteres wichtiges Ziel war die Nachhaltigkeit des Projekts Dafuumlr sollte eine zentrale (traumlgeruumlbergrei-fende) technische Infrastruktur geschaffen werden So sollten nach Projektende alle interessierten Ein-richtungen die Moumlglichkeit erhalten auf dem Server einen separaten geschuumltzten Zugang fuumlr die Entwick-lung und Erprobung eigener eLearning-Lehr- und Lernszenarien zu bekommen

Um die Entwicklung und Realisierung der Projekt-ziele zu unterstuumltzen wurde ein externer Dienstlei-ster die Qualitus GmbH einbezogen Der Partner stellte die technische Infrastruktur bereit passte die Lernumgebung an die Beduumlrfnisse der Kunden an und leistete Support beim Einsatz der flexiblen Open-Scource-Lernplattform ILIAS Die Struktur auf der Plattform wurde in Abstimmung mit der Projektlei-tung konzipiert und umgesetzt Dabei wurden die Bedarfe im Rahmen des Projekts und die geplante Nachhaltigkeit beruumlcksichtigt

Weiterhin wurde auf der Lernplattform ein soge-nannter oumlffentlicher Bereich eingerichtet Dort sind Informationen zum Projekt zum Download zu finden und News z B uumlber die neuesten Schulungstermine In der Projektlaufzeit wurden von drei Trainer-innen der Qualitus GmbH bundesweit sechs Teletutoren-Schulungen fuumlr insgesamt neunzig Teletutoren und eine Administratorenschulung fuumlr fuumlnfzehn Teilnehmer-innen angeboten

Im Rahmen der Teletutoren-Schulungen erhielten die Teilnehmer-innen geschuumltzte Raumlume in denen sie in ihren Lerngruppen miteinander lernen und zudem auch eigene Lernszenarien entwickeln konnten Die waumlhrend dieser Zeit von ihnen enwick-elten Inhalte konnten spaumlter auch im Echtbetrieb eingesetzt werden Zudem wurden Lehrkraumlfte in die Lage versetzt uumlber die Lernplattform ILIAS Lernen-de zu begleiten und zu beraten

Waumlhrend des gesamten Prozesses wurden die Teilnehmer-innen von erfahrenen Tutor-innen begleitet und unterstuumltzt Die Schulung unterteilte sich dabei in 4 Phasen

KickshyOff PraumlsenzshyPhase 1 (ca 15 Tage)

Online Phase 1

(5 Wochen)

PraumlsenzshyPhase 2

(ca 15 Tage)

Online Phase 2

(5 Wochen)

1 Teil

Inhalte und Ziele

bull Die Plat tform aus Sicht der Lernenden kennenlernen

bull Kennenlernen des kooperativen Arbeitens

bull Grundlagenkenntnisse uumlber eLearing

bull Besonderheiten der Online shyKommunikation

bull Rolle und AUfgaben von Teletutoren

2 Teil

Inhalte und Ziele

bull Die Plat tform aus Sicht der Tutoren kennenlernen

bull Einsatz notwendiger Funktionen

bull Wissen uumlber Betreuunug beim eLearning

bull Praxistransfer Umset zung eines eigenen Praxisprojektes

rsaquorsaquorsaquorsaquo rsaquorsaquorsaquorsaquo rsaquorsaquorsaquorsaquo

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evaluation

Die Schulungen wurden abschlieszligend evaluiert Die Kernaussage ist Alle Teilnehmer-innen waren mit den angebotenen Schulungen sehr zufrieden der Praxisbezug konnte weitestgehend hergestellt wer-den Zur eigenen Lernerfahrung befragt wurden u a folgende Aussagen getroffen

23 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

bdquoDie Schulung war fuumlr mich ein echter Gewinn da ich wirklich auf neuem Terrain viel gelernt habeldquo bdquohellip fuumlhlte ich mich in der Gruppe sehr wohl wobei ich vor allem zu bestimmten Mitgliedern Kontakt hatte Die Gruppenbildung scheint online genauso zu funk-tionieren wie out of cyber spaceldquo bdquoMir haben sich durch dieses Seminar ganz andere Moumlglichkeiten geoumlffnetldquo

Hinsichtlich ihrer spaumlteren Aufgabe als Teletutorin befragt fuumlhlten sich die meisten Teilnehmer-innen gut vorbereitet aufgrund der unterschiedlichen Voraussetzungen der Lernenden im Umgang mit dem Computer und Internet sind in Einzelfaumlllen jedoch noch laumlngere Uumlbungsphasen noumltig Moumlgliche Einsatz-felder wurden uumlberwiegend im Fort- und Weiter-bildungsbereich gesehen eLearning wird als gute Moumlglichkeit gesehen das Angebotsspektrum der Institutionen zu erweitern Als Anwendungsbeispiel wurde die Begleitung von Auszubildenden in Praxis-phasen im Sinne einer kontinuierlichen Arbeits- Kommunikations- und Ruumlckmeldemoumlglichkeit genannt

herausforderungen

Die Schulungsteilnehmer nannten folgende Heraus-forderungen bei der Einfuumlhrung von eLearning

bullfehlende technische Affinitaumlt bei der Zielgruppe bullfehlende technische Ausstattung in den Institu-tionen und Betrieben die Lehrangebote bereit-stellen bullhoher Aufwand fuumlr die Einfuumlhrung des eLear-ning Mehraufwand bei der Umwandlung vor-handener Konzepte in Blended-Learning oder eLearning-Konzepte etc bulleehlende Akzeptanz bei einigen Kolleginnen Kollegen dadurch fehlende Vernetzung bullwenig Lehrkraumlfte die professionell tutoriell begleiten koumlnnen bullfehlende Inhalte fuumlr den Einsatz auf der Lern-plattform

nachhaltigkeit

Nach der Projektfoumlrderung wird das eLearning-Portal durch den bdquoVerein eLearning in der Pflege eVldquo (eLiP) fortgefuumlhrt Alle (Bildungs-)Einrichtun-gen in der Pflege koumlnnen diesem Verein beitreten

Peggy Saszlig AWO-Bundesverband eVwwwelearning-pflegede

Zweck des Vereins ist die Foumlrderung der Berufsbildung durch Bereitstellung der Internetplattform ILIAS (wwwelearning-pflegede) mit inhaltlichen techni-schen und didaktischen Hilfen als Hostingpakete sowie Beratung und Vermittlung von Qualifizie-rungen wie ILIAS-Anwender- Teletutoren- und Autorenschulungen Mitwirkung bei der Erstellung von Lerninhalten die von den Vereinsmitgliedern entwickelt werden Weitere Aufgaben sind die perso-nelle und ideelle Foumlrderung der Entwicklung von Lerninhalten z B durch den gegenseitigen Aus-tausch von Lernmaterialien

Die Vereinsmitgliedschaft bietet den Bildungsanbie-tern einen kostenguumlnstigen Einstieg in das Lehren und Lernen mit den neuen Medien moderne Kom-munikationswege Betreuung waumlhrend Abwesenheits-zeiten sowie die Moumlglichkeit neue und zusaumltzliche Angebote im Bereich eLearningBlended-Learning anzubieten

24 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

Entstehung von Communities am Beispiel der Evangelischen Kirche in Deutschland

Die evangelische kirche in Deutschland (ekD) steht gegenwaumlrtig vor groszligen herausforder-ungen und chancen stichworte sind demo-grafischer wandel Individualisierung bzw Pluralisierung wiederentdeckung des religi-oumlsen veraumlndertes Partizipationsverhalten neue Formen von ehrenamt und Gemeinde Daraus ergibt sich fuumlr die Mitarbeitenden ihr handeln immer wieder zu reflektieren

und neue innovative Praktiken zu erlernen

Das Forschungsprojekt PATONGO (Patterns and Tools for NGOs) untersucht wie Technologien und Partizi-pationsprozesse des Web 20 den Austausch uumlber gute Praktiken foumlrdern und so zu einer Weiterent-wicklung der gesamten vernetzten Organisation beitragen koumlnnen Partner im Projekt sind die Evan-gelische Kirche in Deutschland (EKD) die Fern Uni-versitaumlt in Hagen und das Institut fuumlr Wissensmedien in Tuumlbingen

Die Hypothese des Forschungsvorhabens ist dass ein Austausch von erfolgreichen Praktiken in der EKD helfen kann die Qualitaumlt des Handelns in den Gemeinden und Gliedkirchen zu verbessern Durch Vernetzung und gemeinsame Reflexion uumlber erfolgreiche Praktiken soll eine lokale Praktik auch uumlber Grenzen der einzelnen Kirchengemeinden hin-weg zu einer gemeinsamen Praktik weiterentwickelt werden Zwischen den bisher weitgehend unabhaumlngig agierenden Organisationseinheiten koumlnnte sich dadurch ein Praxisnetzwerk entwickeln

Vor dieser Grundannahme stellen sich im PATONGO-Projekt die folgenden Forschungsfragen die nicht nur fuumlr Kirchen sondern allgemein fuumlr verteilte NGOs von Relevanz sind

bullWelche Prozesse koumlnnen eine effektive und qua-litativ hochwertige Wissenskommunikation zum Zwecke der Weiterentwicklung beruflicher Praktiken unterstuumltzen bullWie kann die Nutzung und die Evolution solcher Prozesse mit Web 20-basierten Werkzeugen unterstuumltzt werden

bullWie koumlnnen die Prozesse und Werkzeuge in groszligen verteilten NGOs eingefuumlhrt werden

Kern des Prozesses ist die effektive und qualitativ hochwertige Diskussion uumlber gute Praktiken Dabei durchlaumluft die Diskussion zu einem konkreten Thema drei Ebenen

bullMitarbeitende kommunizieren miteinander uumlber Wuumlnsche und Ideen die sich aus den lokal anzutreffenden Herausforderungen ergeben bullMitarbeitende reflektieren uumlber gute Praktiken und tauschen diese aus (Storytelling Good Practice) bullMitarbeitende abstrahieren die Beschreibung der guten Praktik zu einem Muster fuumlr Loumlsungen (Pattern) das dann in einem Lexikon guter Praxis auftaucht Das Konzept des Patterns wurde aus den Ingenieurswissenschaften uumlbernommen Dort ist ein Pattern eine Loumlsung zu einem wieder-kehrenden Problem in einem klar umrissenen Kontext Im Gegensatz zu einer Handlungsvor-schrift eroumlffnet ein Pattern dem Praktiker einen Entwurfsraum in dem er seine individuelle Loumlsung fuumlr das Problem entwickelt Fuumlr die EKD bedeutet dies dass ein Pattern den Praktiker gut bei der Uumlbertragung der Loumlsungsidee auf die kon-kreten Umstaumlnde in der Gemeinde unterstuumltzt

Auf allen Ebenen der Diskussion vor allem jedoch bei der Erstellung von Patterns fuumlr das Lexikon guter Praxis koumlnnen Praktiker durch Mentoren die ebenfalls Mitglied der Community sind unterstuumltzt werden Mentoren helfen den Praktikern dabei die zentralen Aussagen ihrer Praktik herauszuarbeiten So koumlnnen Praktiker sicherstellen dass ihre Hand-lungsanregungen in den Patterns auch im beab-sichtigten Sinne verstanden werden

Web 20-Technologien koumlnnen auf allen drei Ebenen den Prozess unterstuumltzen Dazu soll ein Online-Com-munity-System entstehen das Kommunikation Koordination und Kooperation ermoumlglicht und zur Mitarbeit in der Community motiviert Auf der Ebene der Kommunikation stellt das Community-System kommunikative Raumlume zur Verfuumlgung Hier koumlnnen Wuumlnsche geaumluszligert Ideen diskutiert und Erfahrun-gen ausgetauscht werden

25 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

Betrachtet man die Groumlszlige der Zielgruppe von uumlber eine Million haupt-und ehrenamtlich Mitarbeitender in der EKD so ist es offensichtlich dass Fragen der Koordination eine wichtige Rolle einnehmen Prak-tiker muumlssen vom System darin unterstuumltzt werden fuumlr sie interessante Kollegen zu finden und relevante Beitraumlge wahrzunehmen Das Community-System muss Menschen aus ganz Deutschland zusammen-bringen die an semantisch verwandten Praktiken arbeiten So wird ein Austausch uumlber spezifische Prak-tiken auch uumlber Gemeindegrenzen hinaus moumlglich

Fuumlr eine effiziente Kooperation wird das Community-System gemeinsame Arbeitsbereiche bereitstellen die zum einen einen gemeinsamen Informationsraum im Sinne eines Wikis zum Austausch von Patterns bereitstellen und zum anderen die enge Kooperation in einer kleinen Gruppe von Praktikern ermoumlglichen Insbesondere soll das Community-System die Entwick-lung neuer Ideen in einer Ideenwerkstatt und die Zusammenarbeit zwischen einem Autor und einem Mentor bei der Verbesserung von Patterns unter-stuumltzen

In Bezug auf die Motivation zur Teilnahme sollen im PATONGO-Projekt verschiedene Instrumente er-forscht werden von denen an dieser Stelle nur zwei Beispiele genannt werden

bullInwieweit hat die Authentizitaumlt der Praktiker und ihrer Gemeinden eine die Motivation stei-gernde Wirkung bullWelche Rolle spielen Kooperation und Wett-bewerb zwischen den Praktikern als motivie-rende Instrumente in der Community

Erste Prototypen fuumlr den in PATONGO vorgesehenen Prozess und die Web 20-basierten Werkzeuge wurden in den ersten Monaten des Projektes entwi-ckelt und mit Anwendern diskutiert Die Resonanz hierauf war sehr positiv Eine breite Diskussion der Konzepte in der kirchlichen Oumlffentlichkeit begann Ende 2009 Fuumlr Mitte 2010 ist der Start der Community geplant Sowohl der Entwurf als auch die Einfuumlhrung und Nutzung des Prozesses und der Werkzeuge werden evaluiert sodass Ruumlckschluumlsse auf die Wirkung in der EKD gezogen werden koumlnnen die auch fuumlr andere NGOs relevant sein werden

Dr Thies Gundlach Evangelische Kirche in Deutschland Dr Till Schuumlmmer FernUniversitaumlt in Hagen (vlnr) wwwpatongode

26 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

Lernkompetenz Schluumlssel zur Qualifizierungfuumlr Aumlltere

Die Diskussion um das lebenslange Lernen hat konjunktur in Politik wirtschaft und

Forschung Mittelfristig wird jeder dritte Be-schaumlftigte uumlber 50 Jahre alt sein und nur noch

jeder fuumlnfte juumlnger als 30 Jahre Parallel dazu nimmt der Anteil der wissensarbeit zu der Anteil koumlrperlicher und gering qualifizierter taumltigkeiten sinkt Lebenslanges Lernen wird als eine der zentralen strategien angesehen diese sich beschleunigenden Veraumlnderungen der Arbeitswelt zu bewaumlltigen

Einigkeit scheint daruumlber zu bestehen dass der Bedarf an beruflicher Weiterbildung auch fuumlr Beschaumlftigte uumlber 50 Jahren waumlchst Weniger Konsens gibt es in Bezug auf das Wie Wie kommen aumlltere Arbeitnehmer mit dieser Anforderung nach permanentem Dazuler-nen zurecht Wie koumlnnen sie unterstuumltzt werden Bislang werden Beschaumlftigte jenseits des vierzigsten Lebensjahres kaum noch zur Weiterbildung ermun-tert und auf die Lernbeduumlrfnisse dieser Gruppe abgestimmte Angebote sind Mangelware Und Dank der Fruumlhverrentungspolitik fruumlherer Jahre und einer entsprechend jugendzentrierten Arbeitsge-staltung gedieh ein bdquoAnti-Lernklimaldquo in dem sich bei Beschaumlftigten und Unternehmen gleichermaszligen der Eindruck verfestigte Aumlltere koumlnnten und wollten nicht mehr lernen Damit einher gehen unscharfe und falsche Vorstellungen uumlber die Lernfaumlhigkeit Aumllterer Demnach lernen Aumlltere (zu) langsam und schneiden in Weiterbildungsseminaren schlecht ab

Haben nicht wissenschaftliche Untersuchungen wiederholt nachgewiesen dass die kognitive Leis-tungsfaumlhigkeit ndash also alle Prozesse die mit Gedaumlchtnis Lernen und Denken zu tun haben ndash schon mit Mitte Ende Zwanzig nachlassen Schraumlnkt dies nicht auch die Lernfaumlhigkeit ein Tatsaumlchlich lassen zwar viele kognitive Funktionen messbar nach

Damit gehen aber nicht automatisch Einbuszligen in der Faumlhigkeit zum berufsbezogenen Lernen einher Zum einen bauen sich nicht alle kognitiven Funktio-nen ab sondern vornehmlich die als bdquofluide Intelli-genzldquo bezeichneten Sie kommen bei der Loumlsung neuer Aufgaben zum Zuge bei denen nicht auf

fruumlhere Lernerfahrungen zuruumlckgegriffen werden kann bdquoKristalline Intelligenzldquo hingegen kommt bei der Nutzung von Wissen und Erfahrung zum Einsatz und kann Einbuszligen der fluiden Intelligenz aus-gleichen Zweitens fanden fast alle einschlaumlgigen Studien im Labor statt und zielten auf die Auslotung der Grenzen kognitiver Leistungsfaumlhigkeit ab Die Moumlglichkeit zur Kompensation durch Wissen und Bildung entfaumlllt dadurch weitgehend

Lernfaumlhigkeit bleibt erhalten

Beim berufsbezogenen Lernen herrschen solche Ein-schraumlnkungen nicht Lernende koumlnnen ihren Lern-prozess hinsichtlich Lernzielen und Lernzeit (mit) bestimmen und dadurch kognitive Einbuszligen ausgleichen Die Laborbefunde zum Altersabbau betreffen so gesehen nur einen kleinen Ausschnitt des Lernens Aus kognitiver Sicht laumlsst sich also festhalten dass die Lernfaumlhigkeit aumllterer Mitarbeiter waumlhrend ihres gesamten Berufslebens erhalten bleibt

Lernfaumlhigkeit ist aber nicht gleich Lernbereitschaft Diese haumlngt wesentlich von einer spezifischen Lern-kompetenz ab Sie ist nicht auf bestimmte Fachge-biete beschraumlnkt und umfasst die drei Ebenen

bullLernorientierung Die Effizienz des Lernen wird davon beeinflusst ob man Lernen als gestaltbare Aktivitaumlt begreift oder als dozentengesteuerte Anhaumlufung von Faktenwissen auf Vorrat bullLernkontrolle Nachhaltig lernen kann nur wer sich dem eigenen Lernbedarf angemessene Lernziele setzt und den Lernfortschritt im Hin-blick auf diese Ziele fortlaufend uumlberpruumlft bullLerntechniken Sie dienen dazu Wissen lang-fristig im Gedaumlchtnis zu verankern und um-fassen vielfaumlltige Methoden der Visualisierung und Konzeptbildung

Lernkompetenz ist kein Talent sondern eine lern- und trainierbare Fertigkeit Sie kann durch gezielte Personalentwicklung und ein stimmiges betriebliches Umfeld mit foumlrderlichem Lernklima aufgebaut und erhalten werden Umgekehrt kann sie als Folge laumlnger dauernder bdquoLernentwoumlhnungldquo verloren gehen Dies haumlngt nicht zuletzt damit zusammen dass in vielen Unternehmen die Weiterbildungsteil-

27 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

nahme jenseits des vierzigsten Lebensjahres schlag-artig sinkt ndash was Lernentwoumlhnung natuumlrlich foumlrdert Auch herrscht fuumlr Aumlltere vielfach insofern ein unguumln-stiges Lernklima als nicht wenige Personalverant-wortliche Aumllteren nur geringe Lernfaumlhigkeit und Veraumlnderungsbereitschaft zutrauen Derlei Vorbe-halte schlagen sich bei Beschaumlftigten in Zweifeln an ihrer eigenen Lernfaumlhigkeit und an der Trainier-barkeit ihrer Fertigkeiten nieder Ein Mangel an Lernkompetenz erklaumlrt moumlglicherweise auch den vielfach replizierten Befund dass aumlltere Beschaumlftigte im Vergleich zu ihren juumlngeren Kollegen schlechtere Leistungen in der berufsbezogenen Weiterbildung zeigen

Unsere Forschung zeigt dass ndash unabhaumlngig vom Alter ndash Beschaumlftigte mit houmlherer Lernkompetenz einen signifikant houmlheren Lernerfolg angeben als Beschaumlftigter geringerer Kompetenz Bei Beschaumlftig-ten uumlber 50 Jahren faumlllt der Unterschied im Lernerfolg am deutlichsten aus Houmlhere Lernkompetenz geht mit houmlherer Weiterbildungsteilnahme einher um-gekehrt berichteten Beschaumlftigte mit geringerer Lernkompetenz uumlber groumlszligere Schwierigkeiten bei der Planung der eigenen Weiterbildung und houmlheren Unterstuumltzungsbedarf

Unter dem Strich zeigen unsere Untersuchungen dass die Erfassung der Lernkompetenz ein wichtiger Schritt ist im Rahmen von Strategien zur quantitativen und qualitativen Verbesserung der Weiterbildungs-beteiligung aumllterer Beschaumlftigter Dies laumlsst sich zur Konzeption von Lernkompetenz-Workshops nutzen mit denen das Lernverhalten gezielt optimiert werden kann Ansatzpunkt einschlaumlgiger Trainings ist die Lernkontrolle die sich in unseren Untersuchungen als trennscharf zwischen kompetenten und weniger kompetenten Lernern erwies Hoher Lernkontrolle also der Fertigkeit angemessene Lernziele zu setzen und das Lernen im Hinblick auf diese Ziele zu steuern kommt das groumlszligte Gewicht fuumlr den Lernerfolg zu Darin liegt auch der Grund dass vornehmlich auf die Vermittlung von auf Lernstrategien ausgerichtete Trainings und primaumlr auf die Staumlrkung der Lernmo-tivation abzielende Trainings gleichermaszligen zu kurz greifen und nur die integrierte Ansprache beider Ebenen nachhaltiges karriereweites und -langes Lernen gewaumlhrleistet

Prof Dr Christian Stamov-Roszlignagel Jacobs Centre on Lifelong Learning Jacobs University wwwjacobs-universitydedirectory10028

28 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Qualifizierung mit System ausbauen -Weiterbildung und bdquoeQualificationldquo

Digitale Medien und bdquoeQualificationldquo als die Lernformen des neuen Jahrtausends prokla-miert standen anfangs fuumlr kostenguumlnstiges und effektives Lernen technische Loumlsungen ruumlckten in den Mittelpunkt der Diskussion doch nach dem ersten Boom kam die ernuumlch-terung Die Lerner wuumlrden das Medium nicht akzeptieren der Lernerfolg sei anzuzweifeln der finanzielle Vorteil ebenso

Anstelle der technokratischen Schwerpunktsetzun-gen widmete man sich in der Folgezeit verstaumlrkt den lern- und bildungstheoretischen Aspekten und dem Potenzial multimedialer Lernkonzepte fuumlr eine zukunftsfaumlhige berufliche Kompetenzentwicklung Angesichts der in den letzten Jahren wieder deutli-chen Zuwachsraten des Lernens mit neuen Medien am Arbeitsplatz stellte sich die Frage nach der Bedeu-tung dieser Medien fuumlr die Weiterbildung und nach ihrem Einfluss auf deren soziale und didaktische Zielsetzungen

weiterbildung und soziale selektion

Die Entwicklung von der Industrie zur Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft fuumlhrt auch zu einem Wandel der Organisation in den Unternehmen die auch zu neuen Arbeits- und Organisationskonzepten fuumlhren wobei wir wahrscheinlich erst am Anfang dieses Wandlungsprozesses stehen Die Folge ist dass Weiterbildung und berufliche Qualifizierung gegenwaumlrtig einen Wandlungsprozess durchlaufen der Ziele und Inhalte Umfang sowie Formen Methoden und Orte des Lernens gleichermaszligen erfasst Lernformen und Lernorte werden pluraler und vielfaumlltiger und gehen mit einem quantitativen Zuwachs und einer qualitativen Veraumlnderung der Bedeutung des Lernens im Unternehmen einher

Die Nachfrage nach eLearning-Konzepten und neuen Medien in der Weiterbildung unterliegt durch neue Arbeitsformen wie rechner-und internetgestuumltzte Facharbeit und Dienstleistungen und den daraus resultierenden Kompetenzanspruumlchen einer auszliger-ordentlichen Dynamik Gleichzeitig haben Aufwen-dungen und Teilnehmerzahlen die Weiterbildung

zum groumlszligten Bildungsbereich gemacht Von den Auf-wendungen von 35 Mrd Euro pro Jahr entfallen 167 Mrd auf die Unternehmen incl die des oumlffentlichen Dienstes 138 Mrd auf Einzelpersonen 42 Mrd auf die Bundesagentur fuumlr Arbeit und 04 Mrd auf den Staat Im europaumlischen Vergleich liegt die Teilnahme-quote an der formellen betrieblichen Weiterbildung mit 30 der Erwerbstaumltigen im Jahr 2005 im Mittel-feld Im Vergleich liegt die Teilnahmequote in Frank-reich mit 46 und Tschechien mit 59 houmlher die von Polen mit 21 und Griechenland mit 14 niedriger

Entscheidend fuumlr die oumlkonomische qualifikatorische soziale und personale Funktion der Weiterbildung ist aber die Frage der Teilhabe an Weiterbildung der Wei-terbildungsbeteiligung Hier zeigt sich der stark sozial ausgrenzende Charakter der Weiterbil-dung die Selektivitaumlt und Ungleichheit von Chancen

bull28 der Weiterbildungsteilnehmer haben Hauptschulabschluss 47 einen mittleren Abschluss 59 AbiturFachhochschulreife bull23 sind ohne Berufsausbildung aber 62 mit Hochschulabschluss bull31 sind Arbeiter 68 Beamte bull44 gehoumlren der Gruppe der 19ndash34-Jaumlhrigen an 31 der Gruppe der 50-64 Jaumlhrigen

Qualifizierung mit system und bdquoeQualificationldquo ausbauen

Die Weiterbildungsbeteiligung haumlngt also entschei-dend von der beruflichen Qualifikation und der schulischen Vorbildung ab und verstaumlrkt die im Schulsystem angelegte soziale Selektion In dieser Situation kommen die informelle Weiterbildung und damit die neuen Medien und verschiedenen Formen des eLearnings ins Spiel Die Teilnahme an Compu-terselbstlernprogrammen im Rahmen der informel-len Weiterbildung hat sich zwischen 2003 und 2007 von 8 auf 15 erhoumlht und damit fast verdoppelt In der informellen Weiterbildungskategorie Internet am Arbeitsplatz weist die Statistik eine Steigerung von 7 auf 13 aus Zudem bilden sich mit der Nut-zung von Personal-Computern rechnerintegrierten Arbeitssystemen und dem Intranet zunehmend vir-tuelle Lernorte in Unternehmen heraus Beschaumlftigte nutzen in wachsendem Maszlige multimediale und inter-aktive Bildungsangebote und koumlnnen an

29 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

kooperativen Lehr-Lern-Arrangements teilnehmen Neue Medien und die damit verbundenen Lerntech-nologien wie Tele-Teaching und Tele-Coaching erlei-chtern und foumlrdern das Lernen in der Arbeit und in vernetzten Lernortstrukturen

Die informelle Weiterbildung verzeichnet seit Jahren erhebliche Zuwaumlchse obwohl die Teilnahme der Erwerbstaumltigen hier mit 61 im Jahre 2003 und mit 68 im Jahre 2007 schon annaumlhernd doppelt so hoch liegt wie die an der formellen Weiterbildung Damit ist die informelle Weiterbildung im Sinne von bdquoArbeit als zweite Chanceldquo und als Moumlglichkeit zu sehen der wachsenden Selektion in Weiterbildung und Weiter-bildungsteilnahme zu begegnen Dies ist allerdings kein Selbstlaumlufer denn auch bei der Teilnahme an der informellen Weiterbildung zeigt sich die Abbild-ung und Verlaumlngerung sozialer Ungleichheit Not-wendig ist eine strukturelle und im Weiterbildungs-system abzusichernde Foumlrderung von bildungsbe-nachteiligten Gruppen In diesem Sinne sind abschlieszligend vier Thesen und Optionen formuliert

bullInformelles Lernen wird im Beruf zunehmend wichtiger dabei kommt dem Lernen mithilfe neuer Medien durch die Verdoppelung in den letzten vier Jahren bei computergestuumltzten Selbstlernprogrammen und Internet-Lernen am Arbeitsplatz eine zentrale Rolle zu bullVirtuelle Lernorte verbinden formelle und informelle Weiterbildung diese Lernorte auf informations- und kommunikationstechno-logischer Basis ergaumlnzen die pluralen Lernorte von Qualifizierungsverbuumlnden und Qualifizier-ungsnetzwerken zunehmend bullNeue Medien eroumlffnen lern- und bildungsthe-oretisch verbesserte Zugaumlnge zum bdquolebenslan-gen Lernenldquo und zur bdquoBildung fuumlr alleldquo voraus-gesetzt sie werden didaktisch-methodisch und institutionell eingebettet und sind nicht einsei-tig auf Selbstorganisation und Individualisierung gerichtet bullWeiterbildung ist als vierte und umfassendste Saumlule des Bildungssystems auszubauen und verstaumlrkt gesetzlich zu rahmen wobei das in-formelle Lernen uumlber verbindliche Anerken-nungen als Beitrag zur Chancengleichheit in beruflichen Bildungswegen im Sinne einersbquo bdquozweiten Chanceldquo zu nutzen ist

Prof Dr Peter Dehnbostel Helmut-Schmidt-Universitaumlt Hamburg wwwhsu-hhdedebo

30 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Aufbau eines Online-Berichtshefts und Kompetenz-portfolios in den dualen Ausbildungsberufen

Die duale Berufsausbildung in Deutschland stellt ein erfolgsmodell dar und genieszligt auch

international hohes Ansehen Mehrere aktu-elle studien zeigen Maumlngel in der Qualitaumlt der dualen beruflichen Ausbildung auf nach einer repraumlsentativen umfrage des Bundesin-stituts fuumlr Berufsbildung (BIBB) kritisieren die Auszubildenden insbesondere die Qualitaumlt der kooperation der Lernorte Betrieb und schule oft ist es den Auszubildenden selbst uumlberlassen erfahrungen aus der betrieblichen und schulischen Ausbildung miteinander zu verknuumlpfen

Bei der mangelnden Abstimmung zwischen den Lern-orten handelt es sich jedoch weniger um ein Problem auf der Ebene der Ausbilder und Berufsschullehrer sondern eher um ein strukturelles Defizit der dualen Berufsausbildung Es mangelt vor allem an systema-tischer Information um ein gegenseitiges Abstimmen in der dualen Ausbildung gewaumlhrleisten zu koumlnnen

Es bedarf geeigneter Instrumente um eine staumlrkere Zusammenarbeit und die Abstimmung zwischen den betrieblichen und schulischen Ausbildern aber auch zwischen dem Auszubildenden und seinem Ausbilder zu ermoumlglichen Gegenwaumlrtig uumlbernimmt ausschlieszlig-lich der papierbasierte Ausbildungsnachweis das sogenannte Berichtsheft diese Funktion Da es sich hierbei um eine zeit- und ortsabhaumlngige Informa-tionsbasis handelt koumlnnen sich Probleme ergeben

Beispielsweise kann der Ausbilder anhand des Ausbildungsnachweises erst nach dem Abschluss eines Ausbildungsturnus feststellen mit welchen Themen sich der Auszubildende auseinanderge-setzt hat In der Folge sind klare und aufeinander abgestimmte Lernprozesse erschwert was nicht selten zu erheblichen Abstimmungsprozessen innerhalb der Ausbildung fuumlhrt

online-Ausbildungsnachweis

Unter dem Titel bdquoBLok ndash Online-Berichtsheft zur Staumlrkung der Lernortkooperationldquo verfolgt das Insti-tut fuumlr Berufspaumldagogik der Technischen Universitaumlt

Dresden das Ziel mit dem Einsatz von Web 20- Technologien die Lernorte der dualen Berufsausbil-dung zu verzahnen Im Rahmen dieses durch das BMBF gefoumlrderten Forschungs- und Entwicklungs-projektes werden bereits bestehende Ressourcen genutzt um das rechtsverbindliche Instrument bdquoBerichtsheftldquo welches in seiner gegenwaumlrtigen Form lediglich als Rechtfertigungsinstrument dient zu einem Qualitaumltsentwicklungsinstrument auf der Grundlage einer geeigneten mediendidaktischen Konzeption auszubauen

Der Schwerpunkt des Projektes liegt in der Entwick-lung Erprobung und Evaluation eines Online-Ausbildungsnachweises auf der technischen Basis eines Weblogs als persoumlnliches Lerntagebuch Dieses Online-Lerntagebuch fuumlhrt der Berufsschuumller regelmaumlszligig und kann von seinem Ausbilder und Berufsschullehrer jederzeit und vor allem unabhaumln-gig vom aktuellen Lernort des Berufsschuumllers einge-sehen werden Auf diese Weise werden die Lernorte der Berufsausbildung im dualen System durch den Online-Ausbildungsnachweis miteinander gekoppelt und so eine gemeinsame Informationsbasis fuumlr die Partner der dualen Berufsausbildung geschaffen Diese Staumlrkung der Lernortkooperation erzeugt eine Transparenz der Ausbildungsinhalte und soll zu einer verbesserten Abstimmung selbiger an den Lernorten fuumlhren

Funktionsbereiche und Potenziale

Der Online-Ausbildungsnachweis verfuumlgt uumlber zwei Funktionsbereiche

bullBerichtsheftfuumlhrung in Form eines Weblogs Wie bei der klassischen Form des Berichtsheftes uumlblich dokumentiert der Auszubildende auch in der online-basierten Form regelmaumlszligig den zeit-lichen und sachlichen Ablauf der Berufsaus-bildung Der Technologie eines Weblog ent-sprechend fuumlhrt der Auszubildende sein Lern-tagebuch als Online-Berichtsheft welches durch die Ausbilder online kommentiert werden kann Durch die Moumlglichkeit von Anmerkungen zu den Eintraumlgen des Auszubildenden werden Feedback-prozesse angeregt und folglich der Dialog zwi-schen Auszubildendem und Ausbilder gestaumlrkt

31 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

bullDarstellung der erworbenen Qualifikationen in Form eines Kompetenzportfolios Neben der Dokumentation des sachlichen und zeitlichen Ablaufes im Berichtsheft ist es dem Auszubildenden moumlglich die dokumentierten Taumltigkeiten zu verschlagworten In Form eines Auswahlmenuumls werden die zu erlangenden Faumlhigkeiten und Fertigkeiten eines Ausbildungs-berufes aufgelistet und von dem Auszubildenden verschlagwortet (sogenanntes Tagging) Anschlieszligend wird durch eine entsprechende Visualisierung (z B in Form einer Tagcloud d h einer Schlagwortwolke) der eigene Entwicklungs-stand dargestellt Die Tagcloud enthaumllt alle bis-her verwendeten Schlagworte Durch die damit erzeugte Transparenz koumlnnen Auszubildende und Ausbilder den Ist-Stand der beruflichen Handlungsfaumlhigkeit einschaumltzen und auch Handlungsbedarfe ableiten In Ergaumlnzung zu der geschlossenen Form des Kompetenzport-folios ist es in der offenen Form vorgesehen aus-bildungsrelevante Dokumente (wie Zertifikate etc) und Erfahrungsberichte abzulegen und so Erfahrungen aus der Ausbildungspraxis zu dokumentieren

Fazit

Das Projekt BLok traumlgt durch die Digitalisierung und Weiterentwicklung des klassischen Berichtsheftes auf Grundlage von Web 20-Technologien zur Ver-zahnung der Lernorte sowie zur Qualitaumltssicherung und -entwicklung in der dualen Berufsausbildung bei BLok unterstuumltzt dabei eine nachhaltige Integ-ration digitaler Medien auf struktureller Ebene in die Berufsausbildungspraxis

Professor Thomas Koumlhler Technische Universitaumlt Dresden wwwblok-onlineorg

32 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

beroobi ndash erlebe Berufe online Das interaktive Jugendportal zur Berufswahl

trotz der vielfaumlltigen Moumlglichkeiten sich Infor-mationen zu beschaffen haben viele Jugend-liche nach wie vor Probleme sich hinsichtlich ihrer beruflichen zukunftsplanung zu orien-tieren oftmals bleibt ihre Ausbildungswahl einseitig und sie nehmen die chancen des derzeitigen Ausbildungs- und Arbeitsmarktes nur bedingt wahr

Das Wissen uumlber die Bandbreite aktueller Ausbildungs-berufe und speziell jener die auch zukuumlnftig Chancen auf dem Arbeitsmarkt bieten ist fuumlr die Berufswahl entscheidend Junge Frauen und Maumlnner mit niedri-geren Schulabschluumlssen sind dabei eine besondere Zielgruppe beroobi ist ein Kunstwort das sich aus Ber-ufs-bi-ld ableitet und bdquoooldquo wurde von Google abgeschaut beroobi bietet den jungen Frauen und Maumlnnern Interaktionsmoumlglichkeiten an die einen attraktiven Einstieg in das Thema Berufswahl ermoumlglichen

Hierfuumlr wird ein interaktives Online-Portal aufgebaut in dessen Mittelpunkt interessante und zukunfts-weisende Ausbildungsberufe fuumlr eine spielerische Erkundung stehen Die Berufsbilder sind multimedial-interaktiv aufbereitet und geben realistische Einblicke in den Berufsalltag Junge Frauen und Maumlnner die bereits in ihrem Beruf arbeiten stellen diese den Nutzern anschaulich vor und lassen sie entdeckend und ausprobierend daran teilhaben Alle wichtigen Aspekte eines Berufs werden aufgegriffen Taumltig-keiten Tagesablaumlufe Erlaumluterungen zu wichtigen Voraussetzungen Erklaumlrungen zu Anforderungen in der Ausbildung sowie das Aufzeigen von Perspek-tiven fuumlr weitere Fortbildungs- und Weiterbildungs-moumlglichkeiten und weiterfuumlhrende Links

Eine leichte und schnelle Orientierung wird dadurch erleichtert dass jedem Berufsbild der gleiche Aufbau und aumlhnliche Interaktionsmoumlglichkeiten zugrunde liegen Bei der Auswahl der Berufe werden bewusst Ausbildungsberufe aus Zukunftsbranchen und Innovationsbereichen (Industrie Handwerk Bau Naturwissenschaften Technik und Informations-technologie) in den Blick genommen

Interaktiver Ansatz mit hohem Akzeptanzwert

Ziel des didaktisch-methodischen Konzepts von beroobi ist es junge Menschen durch neue Ansaumltze zum selbst gesteuerten Entdecken und Ausprobieren im Netz anzuregen und einen persoumlnlichen Bezug zum Thema Berufswahl herzustellen Hierfuumlr setzt das Projekt auf verschiedene Kriterien die in der Umsetzung des Angebots konsequente Beruumlcksich-tigung finden

bullVielseitigkeit Selbststeuerbare Video- und Audiosequenzen Fotoshows und animierte Grafiken bieten anschauliche und vielseitige Formen der Informationsdarstellung Einge-bunden sind diese in eine Flash-Umgebung die auch als Web-Applikation unabhaumlngig von beroobi als Stand-alone-Applikation in eine Web-seite integriert werden koumlnnen bullInteraktion Verschiedene Interaktionstools ermoumlglichen eine direkte und aktive Teilnahm am Angebot Selbsteinschaumltzungen Umfragen und Wissenstests animieren zur spielerischen und entdeckenden Auseinandersetzung mit Inhalten bullIdentifikation Junge Profis aus der Praxis stellen vor Ort ihren Arbeitsplatz und ihr Arbeitsleben vor und lassen die Nutzerinnen und Nutzer uumlber Film und Audio daran teilhaben Der Mix aus Fakten eigenen Erfahrungsberichten und Hinweisen ermoumlglicht Identifikation und Pers-pektivenwechsel bullVerstaumlndlichkeit Das Angebot setzt konsequent auf jugendgerechte Sprache intuitive Benutzer-fuumlhrung und kleine verstaumlndliche Informations-einheiten sodass auch Jugendliche mit weniger Interneterfahrung gut damit zurechtkommen koumlnnen bullAuthentizitaumlt Jedes Berufsbild ist individuell gestaltet und lebt von der Authentizitaumlt seiner realen Hauptperson Dieses unverwechselbare bdquoGesichtldquo sowie auch das Zu-Wort-Kommen von Betriebs-und Unternehmensverantwortlich-en Ausbildungsleitern und anderen bdquoBerufsex-pertenldquo fuumlhren zu einer hohen Akzeptanz bei Jugendlichen

33 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Das online-Portal beroobide

Die Hauptintention des Online-Portals besteht darin Jugendlichen verschiedene Zugangswege zu den jeweiligen Berufsbildern zu ermoumlglichen sie neu-gierig zu machen und zum bdquoHineinklickenldquo anzu-regen Im Mittelpunkt von wwwberoobide stehen daher die Berufsbilder die uumlber spezifische Beduumlrf-nisparameter ansteuerbar sind Weiterfuumlhrende Informationen zu den Berufen Interviews mit Experten spielerische Wissensabfragen und Links werden den Jugendlichen uumlber eine Informations-rubrik angeboten Ein kleiner Community-Bereich ermoumlglicht weitere Orientierungshilfe Dort steht ein moderiertes Forum fuumlr Fragen und Hinweise bereit eine Merkliste fuumlr das Speichern von Berufs-bildern sowie die Verlinkung auf Freunde und deren Profile Uumlber Features wie bdquoWie steht mir der Berufldquo koumlnnen eigene Fotos hochgeladen werden welches die Nutzerinnen und Nutzer automatisch in verschiedene Arbeitsbekleidungen hineinsetzt und in eine Galerie speichert

zielgruppe

Primaumlre Zielgruppe von beroobi sind Jugendliche der Altersgruppe 14 bis 20 Jahre aller Schulformen die sich im Prozess der Berufsfindung und Berufsorien-tierung befinden Neben Schulabgaumlngern sind des-gleichen all diejenigen angesprochen die bereits eine Berufsausbildung begonnen abgeschlossen oder auch abgebrochen haben und sich weiter bzw neu orientieren moumlchten Wichtige Ansprech-partner sind daher auch paumldagogische Fachkraumlfte die in vielen Faumlllen beroobi bei der jugendlichen Zielgruppe bekannt machen

kooperation und Vernetzung

Das Projekt beroobi versteht sich als bdquoTuumlroumlffnerldquo zu bereits bestehenden Angeboten im Bereich Berufso-rientierungberufliche Bildung und lebt daher von dem vielseitigen Austausch und der Zusammenarbeit mit diesen Dazu zaumlhlen unter anderem vor allem Verbaumlnde Innungen Kammern die Agentur fuumlr Arbeit das Bundesinstitut fuumlr Berufsbildung Schulen Berufsschulen Bildungstraumlger Gewerkschaften so-wie vor allem auch Wirtschaftspartner Betriebe und Unternehmen

Silke Niemann Schulen ans Netz e V wwwberoobide und wwwschulen-ans-netzde

34 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Erstellung digitaler eLearning-Module durch Aus-zubildende im Handwerk

Das Internet hat uns in ein neues Jahrtausend

gefuumlhrt ein Jahrtausend in dem das wissen der welt raumlumlich und zeitlich unabhaumlngig

verfuumlgbar ist und aus immer groumlszligeren Daten-banken abgerufen werden kann eine solche entwicklung macht auch vor dem system der dualen beruflichen erstausbildung im hand-werk nicht halt und beschaumlftigt seit vielen Jahren die vorausschauende wissenschaft aber auch die Praxis

Im Kern geht es bei den Uumlberlegungen um die Einfuumlhr-ung von eLearning-Szenarien Die Bemuumlhungen zielen hier zum einen auf die oumlkonomische Optimie-rung (beliebiger Einstiegszeitpunkt in Qualifizierungs-maszlignahmen Optimierung der Lehrer-Schuumller-Relation) zum anderen aber auch auf die didaktisch-methodische Optimierung von Bildungsprozessen wie die individuelle Foumlrderung oder Flexibilisierung

Bei allen Bemuumlhungen mit Web 10-gestuumltzten eLear-ning-Szenarien bleiben zahlreiche Fragen ungeklaumlrt Dies gilt besonders fuumlr den Bereich der Lehrlings-ausbildung im Handwerk Aus dem System der dualen Berufsausbildung im Handwerk d h der Kombination von betrieblicher und uumlberbetrieblicher Ausbildung und Unterricht in der Berufsschule sind bisher keine nachhaltigen Ansaumltze bekannt in denen Bildungsprozesse durch internetbasierte eLearning-Konzepte optimiert ergaumlnzt oder gar abgeloumlst werden konnten Bisher kann lediglich auf die Ergebnisse von Modellprojekten zuruumlckgegriffen werden Standar-disierte Konzepte und didaktische Ansaumltze existieren nicht Ganz zu schweigen von einer bildungstheore-tischen Verortung von eLearning-Szenarien in konventionellen Berufsbildungsprozessen

Die Vergangenheit hat gezeigt dass vor allem zwei Problemlagen die Einfuumlhrung von eLearning-Szena-rien erschweren Zum einen gibt es das Problem dass es nicht genuumlgend passgenaue digitale Lern-module fuumlr die verschiedenen Gewerke d h die Berufe im Handwerk und die daraus resultierenden Lerngruppen gibt

Hier zeigt sich die Schwierigkeit dass der produzierte eLearning-Baustein entsprechend der Lerngruppe reduziert und entsprechend der Vorstellung des Lehrers didaktisch eingebunden sein muss Zum an-deren scheitert der Einsatz kommerzieller Loumlsungen auch daran dass nicht die notwendigen Ressourcen vorhanden sind um immer wieder Lernmodule zu erwerben die den jeweils aktuellen Stand der Technik abbilden An dieser Stelle setzt das Forschungsvorhaben Didaktische Parallelitaumlt und Lernortflexibilisierung (DiPaL) an DiPaL kombiniert die klassischen Vorteile des Praumlsenzunterrichts mit den neuen Moumlglichkeiten des Web 20 mit dem Ziel Lernprozesse im Dualen System uumlber selbst produzierte E-Learnings flexibler zu machen

Lerneinheiten selber erstellen

Das Forschungsvorhaben entwickelt und untersucht dazu einen neuen subjektorientierten designbasier-ten didaktisch-methodischen Ansatz zur Lernort-kooperation Mit Hilfe spezieller Software erstellen Schuumllerinnen und Schuumller mit ihren Lehrkraumlften ihre Lerneinheiten selber bereiten sie digital auf und veroumlffentlichen sie im Netz Das Konzept des offenen Klassenzimmers basiert dabei auf der Annahme dass in jeder Schuumllerin und in jedem Schuumller auch eine Lehrerin bzw ein Lehrer steckt Das Ziel besteht darin durch eine geeignete Didaktik genau diesen Rollen-tausch vom Lernenden zum (Lern-) Lehrenden herbei-zufuumlhren Das heiszligt konkret dass die Auszubildenden die Themen des Unterrichts so aufbereiten dass digitale Lernmaterialien (Filme Texte Bilder Grafi-ken) entstehen Die dazu notwendigen Aktivitaumlten der (Lern-) Lehrenden reichen von der Anfertigung einer Handzeichnung die eingescannt wird bis zur schriftlichen Ausarbeitung eines kompletten Dreh-buchs fuumlr die Umsetzung des jeweiligen Themas in einem aufwendigen Lehrfilm Die im Unterricht erzeugten digitalen Lernmaterialien werden an-schlieszligend gemeinsam mit dem Lehrer besprochen und diskutiert ob die produzierten Lernmaterialien fachlich richtig sind Diese Besprechungen sind von groszliger Bedeutung fuumlr den Lernprozess da sich hier zeigt ob das Thema fachlich verstanden wurde

35 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Gleichzeitig hinterfragen die (Lern-) Lehrenden sich selbst und den Prozess der Materialienproduktion Hierbei gilt es z B Alternativen zur gefundenen Loumlsung aufzuzeigen oder die Sprachqualitaumlt zu beurteilen Grundsaumltzlich wird angestrebt dass die (Lern-) Lehrenden in einen kritischen Dialog unter-einander treten Die Diskussion fuumlhrt im Ergebnis zu der Entscheidung ob das produzierte Lernmaterial im Internet veroumlffentlicht wird oder nicht

Fuumlr den Bereich der dualen beruflichen Erstausbil-dung bieten die durch die Auszubildenden erstellten digitalen Lernbausteine ganz besondere Moumlglich-keiten um Ausbildungsstrukturen flexibler zu machen So wird das Forschungsvorhaben empirisch unter-suchen inwieweit die Lernbausteine dazu genutzt werden koumlnnen dass der Auszubildende krankheits-bedingte oder betriebsbedingte Fehlzeiten zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort nachholen kann Daneben erwarten die am Forschungsvorhaben beteiligten Institutionen dass uumlber die Transparenz der Inhalte eine grundsaumltzlich verbesserte Zusam-menarbeit zwischen den Berufsschullehrern und den betrieblichen bzw uumlberbetrieblichen Ausbil-dern realisiert werden kann Auch dies soll empirisch geklaumlrt werden

Neben den Untersuchungen hat das Vorhaben auch verschiedene entwicklungstechnische Ziele

bullEntwicklung von Schemata zur Integration von Programmen zur schnellen Entwicklung von Lernangeboten (Rapid-Authoring-Prozesse) in konventionelle Praumlsenzphasen bullEntwicklung und Implementierung einer Datenbank fuumlr Lehrinhalte (Learning Object Re-pository abgekuumlrzt LOR) fuumlr die Bereitstellung von Bausteinen in einem Bausteinnetzwerk des Handwerks (wwwbaustein-netzwerkde) bullEntwicklung von Organisationsstrukturen fuumlr die engere inhaltliche Zusammenarbeit der Lernorte im dualen System auf der personalen Ebene

Markus Schaumlfer Berufskolleg Maumlrkischer Kreis wwwkfz4mede und wwwdipalde

36 LIterAturhInweIse

weiterfuumlhrende Literatur (Auswahl)

Becker M Spoumlttl G (2008) Berufswissenschaftliche Forschung ndash Ein Arbeitsbuch

fuumlr Studium und Praxis Peter Lang Internationaler Verlag der Wissenschaften

Frankfurt am Main

Beicht U Krewerth A Eberhard V Granato M Viel Licht ndash aber auch Schatten

Qualitaumlt dualer Berufsausbildung in Deutschland aus Sicht der Auszubildenden

BIBB Report 92009

Dehnbostel P (2008) Berufliche Weiterbildung Grundlagen aus arbeitnehmer-

orientierter Sicht Berlin edition sigma

Dreyfus H-L Dreyfus S E (1986) Kuumlnstliche Intelligenz Von den Grenzen der

Denkmaschine und dem Wert der Intuition Reinbek Rowohlt Verlag Hamburg

Grund- und Strukturdaten gushisde 80 [12 09 2009]

Hauptverband der deutschen Bauindustrie Zahlen und Fakten

wwwbauindustriede (Stand Juni 2009)

Howe Falk Berben Thomas (2006) Lern- und Arbeitsaufgaben In Rauner Felix

(Hrsg) Handbuch Berufsbildungsforschung 2 aktualisierte Auflage Bielefeld

Bertelsmann S 383ndash390

Howe Falk Knutzen Soumlnke (2007) Die Kompetenzwerksttt Ein berufswissen-

schaftliches E-Learning-Konzept Goumlttingen Cuvillier

Knutzen Soumlnke Howe Falk E-Learning im Handwerk (2008) In Issing Ludwig

Klimsa Paul (Hrsg) Online-Lernen Weinheim Beltz-Verlag S 133ndash156

Knutzen Soumlnke Howe Falk Rapid E-Learning in der gewerblich-technischen

Ausbildung ndash Gestaltbare Lernsoftware nach dem Konzept der Kompetenz-

werksttt (2008) In Howe Falk Jarosch Juumlrgen Zinke Gert (Hrsg)

Ausbildungskonzepte und Neue Medien in der uumlberbetrieblichen Ausbildung

Bielefeld Bertelsmann-Verlag S 112ndash131

Koumlhler T Neumann J Saupe V Organisation des Online-Lernens In Issing L J

Klimsa P Online-Lernen Ein Handbuch fuumlr das Lernen mit Internet Muumlnchen

Oldenbourg 2008

Payome Thea (2006) Marktuumlbersicht Rapid E-Learning ndash aus PowerPoint-Folien

werden Lernprogramme In Hohenstein Andreas Wilbers Karl (Hg) Handbuch

E-Learning 17 Erg-Lfg Koumlln Dt Wirtschaftsdienst

Scheib T Spoumlttl G Windelband L Qualitaumlt betrieblicher Ausbilder sichern und

entwickeln ndash eine staumlndige Herausforderung In Berufsbildung in Wissenschaft

und Praxis ndash BWP 32008 S 36ndash39

Von Rosenbladt B Bilger F (2007) Weiterbildungsbeteiligung in Deutschland

Eckdaten zum BSW-AES 2007 tns infratest Muumlnchen

ZFA (Hrsg) 2009 Statistik Berufsausbildung und Fortbildung Druck und Medien

20082009 unveroumlffentlichte vorlaumlufige Fassung vom 050509

Diese Druckschrift wird im Rahmen der Oumlffentlichkeitsarbeit vom Bundesministe-

rium fuumlr Bildung und Forschung unentgeltlich abgegeben Sie ist nicht zum gewerb-

lichen Vertrieb bestimmt Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerberinnen

Wahlwerbern oder WahlhelferinnenWahlhelfern waumlhrend eines Wahlkampfes zum

Zweck der Wahlwerbung verwendet werden Dies gilt fuumlr Bundestags- Landtags- und

Kommunalwahlen sowie fuumlr Wahlen zum Europaumlischen Parlament Missbraumluchlich

ist insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen und an Informations-

staumlnden der Parteien sowie das Einlegen Aufdrucken oder Aufkleben partei-

politischer Informationen oder Werbemittel Untersagt ist gleichfalls die Weiter-

gabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung Unabhaumlngig davon wann auf

welchem Weg und in welcher Anzahl diese Schrift der Empfaumlngerindem Empfaumlnger

zugegangen ist darf sie auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden

Wahl nicht in einer Weise verwendet werden die als Parteinahme der Bundes-

regierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden koumlnnte

  • eQualification - Neue13Wege der Qualifizierung
    • Impressum
    • Gruszligwort zur Broschuumlre
    • Inhalt
    • eLearning ndash das Lernen der Zukunft
    • Aufstiegsweiterbildung in der Druck- und Medienindustrie13
    • Flexible Learning im Einzelhandel13
    • DAWINCI ndash Durchlaumlssigkeit in der Aus-und Weiterbildung in der chemischen Industrie13
    • Virtuelles Lernen auf der Baustelle ndash Villa-b13
    • Live Stream Learning ndash fuumlr mobiles und stationaumlres Lernen13
    • Rapid eLearning ndash leicht gestaltbare Lernsoftware13
    • Weiterbildung durch multimediale Lernformen13
    • Demografischer Wandel Herausforderungen und Chancen13
    • eLearning-Infrastruktur in der Altenpflege (eLiA)13
    • Entstehung von Communities am Beispiel der evangelischen 13Kirche in Deutschland
    • Lernkompetenz Schluumlssel zur Qualifizierung fuumlr Aumlltere13
    • Qualifizierung mit System ausbauen - 13Weiterbildung und eQualification
    • Aufbau eines Online-Berichtshefts und Kompetenzportfolios in den dualen Ausbildungsberufen13
    • beroobi ndash erlebe Berufe online Das interaktive Jugendportal zur Berufswahl13
    • Erstellung digitaler eLearning-Module durch Auszubildende im Handwerk13
    • weiterfuumlhrende Literatur (Auswahl)
Page 4: eQualification - Neue Medien, neue Wege der …...Mobile Devices), die wachsenden Personalisierungs-möglichkeiten des Digitaldrucks sowie der starke Trend zur Entwicklung innovativer

4 InhALtsVerzeIchnIs

Inhalt

Uumlberblick 5

Aufstieg durch Qualifizierung Aufstiegsweiterbildung in der Druck- und Medienindustrie ndash Forschungsprojekt Mediencommunity 20 6

Flexible Learning im Einzelhandel 8

DAWINCI ndash Durchlaumlssigkeit in der Aus- und Weiterbildung in der chemischen Industrie 10Virtuelles Lernen auf der Baustelle ndash Vila-b 12

Beschaumlftigungssicherung durch weiterbildung Live Stream Learning ndash fuumlr mobiles und stationaumlres Lernen in der Aus und Weiterbildung in der Mechatronik 14Rapid eLearning ndash Leicht gestaltbare Lernsoftware in der gewerblich-technischen Ausbildung Kompetenzwerksttt Elektrohandwerk 16

Weiterbildung durch multimediale Lernformen am Beispiel der Zementindustrie 18

Demographischer Wandel Herausforderungen und Chancen 20

Bildung und Qualifizierung in einer alternden Gesellschaft eLearning-Infrastruktur in der Altenpflege (eLiA) 22Entstehung von Communities am Beispiel der Evangelischen Kirche in Deutschland 24Lernkompetenz Schluumlssel zur Qualifizierung fuumlr Aumlltere 26

Digitale Medien und Innovationen im Bildungsbereich Qualifizierung mit System ausbauen ndash Weiterbildung und bdquoeQualificationldquo 28

Aufbau eines Online-Berichtshefts und Kompetenzportfolios in den dualen Ausbildungsberufen 30beroobi ndash Erlebe Berufe online Das interaktive Jugendportal zur Berufswahl 32Erstellung digitaler eLearning-Module durch Auszubildende im Handwerk 34

Literaturhinweise 36

5 UumlBerBLIck

eLearning ndash das Lernen der Zukunft

Bildung ist die Basis fuumlr Innovationen und

gesellschaftliche entwicklung sie ist der schluumlssel fuumlr wohlstand soziale Gerechtigkeit und individuelle Lebenschancen Mit einer er-folgreichen Bildungs- und Forschungspolitik koumlnnen die herausforderungen in unserer glo-balisierten welt gemeistert werden wachstum und Beschaumlftigung koumlnnen auch in

zukunft nur mit gut ausgebildeten und hoch qualifizierten Menschen gesichert werden

Unser Bildungssystem muss auf diese Anforderungen flexibel und zeitnah reagieren koumlnnen Nur eine kontinuierliche und gezielte Weiterbildung von Beschaumlftigten und Arbeitssuchenden in allen Lebens-phasen sichert die individuelle Beschaumlftigungsfaumlhig-keit Digitale Medien bieten hier enorme Potenziale Sie sind die ideale Ergaumlnzung der bisherigen tradier-ten Lehr- und Lernformen Ihre Einsatzmoumlglichkeiten sind vielfaumlltig Sie lassen eine schnelle Anpassung der Inhalte an aktuelle Entwicklungen und Anforderun-gen sowie spezifische Zielgruppen zu Digitale Medien sind das Instrumentarium fuumlr individuelle und passgenaue Lehr- und Lernprozesse und sind daher ideal um berufsbegleitende Qualifizierung an jedem Ort und zu jeder Zeit zu ermoumlglichen

Die Fachtagung bdquoeQualification ndash Neue Medien neue Wege der Qualifizierungldquo zeigte am 89 Juni 2009 in Berlin vielfaumlltige Moumlglichkeiten der medienbasier-ten Qualifizierung In vier Gespraumlchsforen wurden die Themen Aufstieg durch Qualifizierung Beschaumlf-tigungssicherung durch Weiterbildung Bildung und Qualifizierung in einer alternden Gesellschaft und digitale Medien und Innovationen im Bildungs-bereich durch Referenten aus Wissenschaft Hand-werk Industrie und Bildungstraumlgern aus unterschied-lichen Blickwinkeln dargelegt

Liegt das Thema bdquoMedienkompetenz fuumlr das paumldago-gische Fachpersonalldquo von Professor Dr Norbert Neuszlig im Erwartungshorizont des Zuhoumlrers erstaunt auf den ersten Blick das Projekt bdquoInnerbetriebliche Weiterbildung durch multimediale Lehr- und Lern-formen am Beispiel der Zementindustrieldquo Doch gerade dieses Beispiel zeigt deutlich dass Theorie-kenntnisse und Fortbildung auch in einer industriell orientierten Branche inzwischen zur Alltagsroutine

Qualification

geworden sind Angesichts verschaumlrfter Kostenkon-trolle und zunehmender internationaler Konkurrenz wird nach arbeitsplatznahen zeitunabhaumlngigen und moumlglichst kostenguumlnstigen Angeboten der Fortbildung gesucht Die in Deutschland stark indus-triell gepraumlgte chemische Industrie setzt z B darauf dass die medial gepraumlgte Fortbildung anschlussfaumlhig an die bisherigen erworbenen beruflichen Kompe-tenzen und Qualifikationen ist Alle dargestellten Vorhaben verfolgen die Intention einen flexiblen und auch ortsunabhaumlngigen Zugang zu Aus- und Fortbildungsangeboten zu ermoumlglichen

Im Rahmen der Fachtagung bdquoeQualificationldquo wurden vielfaumlltige qualitativ hochwertige und zielgruppen-spezifische Moumlglichkeiten und Methoden der Qualifi-zierung mit digitalen Medien vorgestellt So wird ein Online-Berichtsheft in dualen Berufen erprobt die Evangelische Kirche wird eigene dezentrale Communities im Netz aufbauen und fuumlr Jugendliche an der Schnittstelle zwischen Schule und Beruf entstehen neue Tools zur Berufsorientierung die multimedial und interaktiv verschiedene Ausbildungs-berufe vorstellen

Trotz auszligerordentlicher Anwendungschancen gerade auch durch neue Web 20-basierte Software bleibt die direkte nicht-mediale Kommunikation zwischen den verschiedenen Multiplikatoren unerlaumlsslich Die Fachtagung bdquoeQualificationldquo zeigte eine Fuumllle erfolg-reicher und vielversprechender Projekte in denen sich klassische Lernformen und netzbasierte Koope-ration hervorragend ergaumlnzen Sie trug zur frucht-baren Diskussionen uumlber Wege der Qualifizierung im Zeitalter der digitalen Medien bei die in Zukunft fortgesetzt werden soll

6 AuFstIeG Durch QuALIFIzIerunG

Aufstiegsweiterbildung in der Druck- und Medienindustrie ndash Forschungsprojekt Medien-community 20

Im Projekt bdquoMediencommunity 20ldquo wird ein Lehr-Lernnetzwerk fuumlr die Druck- und Medien-branche aufgebaut Projektpartner sind die Beuth hochschule fuumlr technik Berlin (Projekt-leitung) der zentralfachausschuss Berufsbild-ung Druck und Medien (zFA) in kassel die hochschule Muumlnchen und das MMB-Institut fuumlr Medien- und kompetenzforschung in essen

Mit den Angeboten des Internetportals werden Aus-zubildende und Studierende ebenso angesprochen wie im Beruf stehende Arbeitnehmer-innen Trainer-innen und Freiberufler-innen Ziel ist es mit Social-Software-Unterstuumltzung Online-Lernen zu ermoumlglichen und zur kontinuierlichen Weiter-bildung in vernetzten Lernwelten zu motivieren

In einem Teilprojekt werden eLearning-Module fuumlr verschiedene Bildungsniveaus entwickelt um zu er-proben welche Potenziale digitale Medien zur Unter-stuumltzung struktureller Reformen in der beruflichen Bildung entfalten koumlnnen Dabei soll auch das An-rechnen beruflicher Kompetenzen auf die Weiter-bildung erleichtert werden ndash eine zentrale Forderung des Bologna-Prozesses

Die Druck- und Medienbranche ist mit 172000 Be-schaumlftigten relativ klein Jaumlhrlich schlieszligen 6000 junge Menschen ihre Erstausbildung ab 820 Beschaumlftigte bilden sich als Meister-innen Medien-fachwirte oder Techniker-innen weiter Hinzu kom-men jaumlhrlich 450 Hochschulabsolventen mit bran-chenspezifischem Abschluss Die Quote bei den abge-legten Pruumlfungen in der Erstausbildung ist in dieser Branche mit 35 fast dreimal so hoch wie im Durch-schnitt der Gesamtbevoumllkerung mit einer Ausbil-dungsquote von 12

Die vergleichsweise hohe Ausbildungsquote setzt sich bei der Aufstiegsfortbildung nicht fort Lediglich jede-r siebte Auszubildende schlieszligt eine Fortbildung an und der Anteil an Studierenden ist ebenfalls unterdurchschnittlich Dabei ist die Branche innovationsgetrieben Nicht nur die Digitalisierung und Vernetzung der Produktionsprozesse sondern

auch die crossmedialen Ausgabeformen (Print Web Mobile Devices) die wachsenden Personalisierungs-moumlglichkeiten des Digitaldrucks sowie der starke Trend zur Entwicklung innovativer Dienstleistungen erfor-dert eine staumlndige Lernleistung von den Beschaumlftigten

Im Projekt wird deshalb der Gedanke des bdquoDreifach-Nutzens pro eLearningmodulldquo verfolgt Die Lern-module sollen attraktiv sein fuumlr die taumlgliche Arbeit fuumlr die Vorbereitung auf zentrale Pruumlfungen im Rah-men der formellen Aus- und Weiterbildung und als Modul mit anrechenbaren ECTS-Punkten fuumlr ein Studium Getestet wird dieses Modell derzeit im The-menfeld bdquoGrundlagen der Kalkulation von Druck-erzeugnissenldquo

nutzen fuumlr die taumlgliche Arbeit

bullEine groszlige Zahl Beschaumlftigter will bdquovon der Maschine wegldquo und stattdessen in die Kunden-beratung und in die Preisbildung von Druck-produkten wechseln

nutzen fuumlr die Vorbereitung auf zentrale Pruumlfungen

bullDas Themengebiet wird in der beruflichen Erst-ausbildung gepruumlft im Berufsbild bdquoMedien-gestalterMediengestalterin fuumlr Digital- und Printmedienldquo fuumlr Auszubildende der Fachrich-tung Beratung und Planung bullDas Themengebiet ist zentraler Pruumlfungsstoff aller Meister-innen-Medienfachwirt-innen-pruumlfungen in Deutschland und den Techniker-schulen

nutzen als schnupperstudium bzw zur Anrechnung fuumlr ein studium

bullDas Modul ist an drei Studienstandorten als Pflicht- und in einem Standort als Wahlpflicht-fach integriert Es besteht aus acht Lerneinheiten auf Hochschulniveau mit einem Lernvolumen (Workload) von 150 Stunden (5 ECTS)

Eine Steigerung der Studierendenquote kann aber uumlber die Erleichterung der Anrechenbarkeit von

7 AuFstIeG Durch QuALIFIzIerunG

Vorleistungen allein nicht erreicht werden da das Angebot bereits heute die Nachfrage nach Studien-plaumltzen bei weitem nicht abdecken kann Sowohl die Beuth Hochschule fuumlr Technik Berlin als auch die Hochschule der Medien Stuttgart berichtet von einer bis zu achtfach houmlheren Nachfrage nach Studien-plaumltzen im Bereich Druck- und Medientechnik Es bietet sich darum an uumlber das Zusatzangebot eines Weiterbildungsstudiums mit kumulativ zu absol-vierenden Modulen nachzudenken

Mittelfristig koumlnnte ein komplettes Bachelorstudium unabhaumlngig von einem Hochschulstandort uumlbergreif-end entwickelt werden Im Prozess des lebenslangen Lernens koumlnnten sich die Lernenden dann Baustein fuumlr Baustein und Modul fuumlr Modul qualifizieren bis sie sich durch Kumulation zur Bachelorpruumlfung an einer der anerkennenden Hochschulen anmelden koumlnnen Das waumlre ein Szenario das den Weiterbild-ungswuumlnschen berufstaumltiger Menschen mit familiaumlren Verpflichtungen in der Branche sehr viel mehr entgegenkommen wuumlrde als die bisherigen Praumlsenz-angebote

Die Potenziale digitaler Medien zur Unterstuumltzung struktureller Reformen gehen deutlich uumlber reine eLearning-Angebote hinaus Ein Internet-Branchen-portal wie die Mediencommunity koumlnnte in einem modular strukturierten beruflichen Bildungsverlauf eine wichtige Bruumlckenfunktion einnehmen indem sie die Aufstiegsqualifizierung der Beschaumlftigten durch einschlaumlgige Informationen und Angebote kontinuierlich begleitet

Prof Dr Anne Koumlnig Beuth Hochschule fuumlr Technik Berlin FB I Wirtschafts- und Gesellschaftswissenschaften wwwbeuth-hochschulede

8 AuFstIeG Durch QuALIFIzIerunG

Flexible Learning im Einzelhandel

Der einzelhandel gehoumlrt zu den beschaumlftigungs-und ausbildungsintensivsten Branchen in Deutschland In den vergangenen Jahren wurden alle Ausbildungsstufen neu geordnet sowie Bachelor- und Masterstudiengaumlnge eingefuumlhrt Die in den neuordnungen veran-kerten Pflicht- aber vor allem wahlqualifika-tionen bieten den unternehmen und dem Lerner neue flexible Moumlglichkeiten der Gestalt-ung von Aus- und weiterbildung

Unter bdquoFlexible Learningldquo verstehen wir ein umfass-endes Konzept selbst gesteuerten Lernens das durch entsprechende Lernumgebungen durch institutio-nelle sowie institutionsuumlbergreifende Bedingungen unterstuumltzt werden soll

Projekttraumlger von bdquoFlexible Learning im Einzelhan-delldquo ist die Zentralstelle fuumlr Berufsbildung im Handel e V (zbb) Gemeinsam mit den Projektpartnern wurde uumlberlegt welche Voraussetzungen fuumlr eine nachhaltige Einfuumlhrung flexibler Lernmoumlglichkeiten geschaffen werden muumlssen Daraus wurden insgesamt acht Arbeitspakete abgeleitet

1 Analyse des Bedarfs von Lernern und unternehmen

In einer umfassenden Umfrage von Bildungsper-sonal (Berufsschullehrer Dozenten Hochschul-lehrern etc) und Lernern (von der Berufsvorbe-reitung bis zum Bachelor-Studenten) wurde unter-sucht welche Nutzungsgewohnheiten im Umgang mit den Informationstechnologien bestehen und welche Entwicklungen und An-passungen des Bildungsprozesses nach Meinung der Befragten notwendig sind Auch der Bedarf der befragten Lerner fuumlr die eigene Aus- und Weiterbildung wurde erhoben Die Ergebnisse sind uumlber die Projektwebsite abrufbar (wwwflexible-learningde)

2 recherche bereits vorhandener Lehr- und Lernmaterialien entsprechend den neuen Verordnungen

Basis fuumlr die Einfuumlhrung von Flexible Learning ist der Einsatz zeitgemaumlszliger und bedarfsgerechter

Lehr- und Lernmaterialien Deshalb wurde eine Datenbank als Unterstuumltzung fuumlr das Bildungs-personal und die Lerner erstellt uumlber die ca 400 aktuelle Materialien fuumlr die Aus- und Weiter-bildung im Einzelhandel abrufbar sind Die Datenbank ist ebenfalls uumlber die Projektwebsite oder unter wwwzbbde aufrufbar

3 und 5 entwicklung und erprobung von eLearning-Modulen zu ausgewaumlhlten themen entlang der verschiedenen Aus- und weiterbildungslevel

Um eine vertikale Vernetzung uumlber die einzelnen Ausbildungsstufen von der Berufsvorbereitung bis zum Bachelor zu erreichen werden auszligerdem kompetenz-und handlungsorientierte eLearning-Module zu den Themenschwerpunkten Marke-ting und Warenwirtschaft entwickelt Erprobt werden sie an unterschiedlichen Lernorten (Berufs-kolleg Bildungseinrichtungen des Handels Fach-hochschule und in Handelsunternehmen) ein-gebettet in unterschiedliche Lernszenarien

4 entwicklung eines zertifizierungsmodells

Ein Schwerpunkt bei der Entwicklung der eLear-ning-Module ist auszligerdem die Anrechenbarkeit der Qualifizierung in Form von Teilzertifikaten Ziel ist es ein Zertifizierungsmodell zu entwickeln das die Durchlaumlssigkeit zwischen den einzelnen Qualifizierungsstufen foumlrdert

6 und 7 entwicklung und erprobung eines Qualifizierungskonzeptes fuumlr Ausbilder Dozenten Berufsschullehrer und Fuumlhrungs-kraumlfte mit Personalverantwortung

Um flexibles Lernen zu ermoumlglichen muumlssen Rah-menbedingungen geschaffen werden die die flexible und kreative Nutzung und Weiterentwick-lung der vorhandenen Instrumente ermoumlglichen Wichtigste bdquoRahmenbedingungldquo ist dabei die Akzeptanz und kompetente Anwendung durch das Bildungspersonal Um die Nachhaltigkeit des Projektes und des damit verfolgten Projektansat-zes zu gewaumlhrleisten wird deshalb ein Qualifizier-ungskonzept fuumlr das Bildungspersonal entwickelt und erprobt dessen Schwerpunktthemen Selbst-lernkompetenz eLearning kritisches Denken und Selbstreflexion sein werden

9 AuFstIeG Durch QuALIFIzIerunG

8 entwicklung und etablierung einer kommunikationsplattform als Vernetzungs-instrument aller Bildungsbeteiligten

Ziel ist es mithilfe einer Kommunikationsplattform das selbstorganisierte formelle aber vor allem informelle Lernen zu unterstuumltzen und zu foumlrdern soziale Kontakte mit Gleichgesinnten zu orga-nisieren und den erfolgreichen Abschluss der unterschiedlichen Qualifizierungen sicher zu stellen

Beispiel eLearning-Modul Bachelor ndash Marktforschung

Um selbst gesteuertes und handlungsorientiertes Lernen zu unterstuumltzen und zu foumlrdern wurde ein didaktisches Konzept entwickelt das den Lernenden zu einer aktiven und intensiven Auseinandersetzung mit praxisorientierten Situationen und Sachverhalten herausfordert Im Mittelpunkt der eLearning-Module stehen komplexe betriebliche Lernsituationen die selbststaumlndig geloumlst werden koumlnnen Mithilfe von Zusatzinformationen didaktischen Feedbacks und einem umfassenden Glossar wird der Lernerfolg unterstuumltzt

So geht es beispielsweise in dem Modul Marketing Marktforschung fuumlr das Bachelor-Studium darum welche Rolle Marktforschung fuumlr einen Weinfach-haumlndler spielt Ein kleines inhabergefuumlhrtes Geschaumlft will aus einer 1b-Citylage in das Einkaufscenter am Stadtrand umziehen Der Lernerdie Lernerin muss pruumlfen ob der Haumlndler den Umzug wirklich wagen kann und das neue Geschaumlft ausreichende Chancen am Markt hat In drei Lernsituationen werden die Entwicklung von Einzelhandel und Konsum von City und Umland und die Potenziale des Einkaufs-centers untersucht um eine erste Berechnung des moumlglichen Marktpotenzials vorzunehmen In einem zweiten Schritt wird uumlberlegt wie der Haumlndler sich am Weinmarkt positionieren und welche Zielgruppen er ansprechen muss um am neuen Standort erfolg-reich zu sein Ergaumlnzt wird dies von einer SWOT-Analyse mit der die Staumlrken und Schwaumlchen des Haumlndlers erfasst werden

Die SWOT-Analyse hilft Aussagen zu treffen welche Staumlrken des Haumlndlers weiter ausgebaut werden muumlssen und wie die Schwaumlchen kompensiert werden koumlnnen Im dritten und letzten Schritt stellt der

Gabriele Lehmann Geschaumlftsfuumlhrerin der Zentralstelle fuumlr Berufsbildung im Handel (zbb) wwwflexible-learningde

Lernerdie Lernerin eine Wirtschaftlichkeitsberech-nung sowie eine Best-Case- Worst-Case-Betrachtung an Sie dient als Grundlage um eine abschlieszligende Entscheidung zu treffen ob der Umzug des Weinfach-haumlndlers von der City in das Einkaufscenter am Stadt-rand sinnvoll ist und Aussicht auf Erfolg hat

10 AuFstIeG Durch QuALIFIzIerunG

DAWINCI ndash Durchlaumlssigkeit in der Aus- und Weiter-bildung in der chemischen Industrie

ziel des Projektes DAwIncI ist es am Beispiel der chemischen Industrie ein konzept zur Anschlussfaumlhigkeit beruflicher kompetenzen und Qualifikationen zu entwickeln

Bei DAWINCI steht der Weg von der Berufsvorberei-tung uumlber die duale Ausbildung zum Chemikanten und den Laborberufen bis hin zum Industriemeister Chemie bzw Chemietechniker im Fokus Daruumlber hinaus werden Handlungsempfehlungen fuumlr den Uumlbergang in ein Hochschulstudium und die Aus-bildung zum ersten akademischen Grad (Bachelor) erarbeitet Die ausgewaumlhlten Berufsbilder sind von zentraler Bedeutung fuumlr die Chemiebranche

Aufbauend auf den Erfahrungen und Ergebnisse des Projektes E-Learning in Chemieberufen (ELCH) von 2005 bis 2007 greift das groszlig angelegte Qualifizier-ungs- und Organisationsprojekt DAWINCI uumlber seine Partner in der chemischen Industrie direkt in alltaumlg-liche Bildungsprozesse ein Gemeinsam mit den Un-ternehmen Evonik Bayer Industriepark Wolfgang Provadis dem Verein Chemkom der Universitaumlt Paderborn und dem Lern-medien Spezialisten Creos entstehen in den naumlchsten drei Jahren Strategien und digitale Lerninhalte zur besseren Durchlaumlssig-keit bzw Anschlussfaumlhigkeit von Kompetenzen und Qualifikationen in der Aus-und Weiterbildung Neben dem ausbildungsstaumlrksten Beruf dem Chemikanten geht es um die Laborberufe wie Chemie- Biologie- und Lacklaborant sowie den Industriemeister Chemie und den Chemietechniker Der Bachelor zB im Studiengang Verfahrenstechnik oder Chemie bietet dann die Fortsetzung in den akademischen Bereich

Im Rahmen von DAWINCI analysieren die Partner Berufsbiografien um nicht nur fuumlr idealtypische Karrierewege Loumlsungen anzubieten sondern Bruumlcken auch fuumlr bdquounterbrochene Lernwegeldquo und Querein-steiger zu schaffen Die dafuumlr notwendigen Instru-mente muumlssen die im Berufsalltag erworbenen Leistungen transparent und berufsuumlbergreifend vergleichbar machen um die noumltige Anerkennung von Kompetenzen und Qualifikationen in die Praxis umzusetzen

Mithilfe eines berufsbilduumlbergreifenden Kompetenz-rasters wird es moumlglich Karrierewege zu beschleu-

nigen da einerseits Redundanzen vermieden werden und andererseits vergleichbare Kompeten-zen fuumlr den jeweils angestrebten Abschluss wirksam werden koumlnnen

Um die Anschlussfaumlhigkeit der verschiedenen Qualifi-kationsstufen zu verbessern durchlaumluft das Projekt drei Stufen

1 Identifizierung anschlussrelevanter Lerninhalte

Um anschlussrelevante Lerninhalte zu identifizieren werden die Curricula der Berufe analysiert insbeson-dere im Hinblick auf Uumlberlappungsbereiche und Doppelaufwendungen im beruflichen Aufstieg Auszligerdem werden typische Entwicklungspfade von Beschaumlftigten in den entsprechenden Berufen auf die fuumlr den Aufstieg wesentlichen Qualifikationen hin analysiert Die Kenntnis der bdquoBildungsbiografienldquo hilft das System der Anerkennung und Anrechenbar-keit an die Beduumlrfnisse der Praxis anzupassen Dabei muumlssen z T auch verwandte Kompetenzen aus benachbarten Berufsfeldern erfasst und Uumlbergaumlnge fuumlr die entsprechende Anerkennung im neuen Kon-text definiert werden

2 erarbeitung entsprechender elektro-nischer Lernbausteine und Integration in eine Lehr- und Lernumgebung

Auf der Basis Analyseergebnisse werden von den Pro-jektpartnern elektronische Lernbausteine erarbeitet Jeder Baustein ist horizontal uumlber verschiedene Berufs-bilder sowie vertikal uumlber verschiedene Berufsab-schluumlsse und Fortbildungen differenziert die fuumlr verschieden hohe Qualifikationsniveaus stehen Bei der Umsetzung der Lernmedien werden die Erfahr-ungen aus der erfolgreichen tausendfachen Nutzung der Elch-Module herangezogen Attraktivitaumlt fach-liche Stimmigkeit und Bedienkomfort haben oberste Prioritaumlt um den Einsatz in unterschiedlichsten Lernszenarien des Berufsalltags so leicht wie moumlglich zu gestalten Als Lernumgebung wird eine zu den Bausteinen kompatible virtuelle Plattform genutzt auf der Lernende von unterschiedlichen Standorten und mit unterschiedlichen Kompetenzbiografien fuumlr jeweils eine Ausbildungseinheit zusammengefuumlhrt werden Um moumlglichen Problemen des isolierten

11 AuFstIeG Durch QuALIFIzIerunG

Lernens entgegenzutreten wird die Plattform um kooperative Funktionalitaumlten (bdquoWeb20ldquo-Funktiona-litaumlten sowie ePortfolios) erweitert die die Teilneh-mer in ihrer Zusammenarbeit aktiv unterstuumltzen Lehrende und Ausbildende werden in verschiedenen Nutzungsszenarien eingefuumlhrt um sicherzustellen dass die Inhalte in unterschiedlichen Lernzusammen-haumlngen (on-the-job Classroom-Training verteiltes Lernen etc) genutzt werden koumlnnen

3 kreditierung der Lernbausteine und entwicklung eines rahmens zu deren berufsuumlbergreifenden erfassung und Anrechnung

Die Lernbausteine werden von den Projektpartnern je nach inhaltlicher Bedeutung und absolviertem Level gutgeschrieben Als Erfassungs- und Anrech-nungssystem fuumlr erworbene Credit Points wird auf der Grundlage der analysierten Curricula und Berufs-biografien ein berufsuumlbergreifendes computer-gestuumltztes Kompetenzraster aufgebaut Die individu-ellen Lernerfolge der Teilnehmer werden ndash zusammen mit ihren bereits vorhandenen Kompetenzen ndash in elektronischen Mappen die sowohl die Lernbiografie als auch die Leistungsnachweise (Portfolios) enthalten die zu dem Kompetenzraster kompatibel sind dokumentiert Die im Raster dokumentierten betriebsbezogenen Kompetenzen sollen schlieszliglich hinsichtlich ihrer Anschlussfaumlhigkeit an einen tertiaumlren Bildungsweg auf ihre Relevanz fuumlr ein entsprechendes Hochschul-studium analysiert werden Darauf aufbauend werden Handlungsempfehlungen z B fuumlr einen anschluss-orientierten Studiengang der Fachrichtung Verfahrenstechnik entwickelt Die erarbeiteten Doku-mente Medien und Prozesse werden bereits waumlhrend der Projektlaufzeit in der Praxis der Partner verankert Damit profitieren u a mehr als 5000 Auszubildende direkt von den Projektergebnissen

Die enge Zusammenarbeit mit den Sozialpartnern ermoumlglicht eine rasche Information der Branche sodass zum Ende des Projektes (30042012) interes-sierte Unternehmen die entwickelten Verfahren bzw einzelne Lernmedien oder Softwareinstrumente uumlbernehmen koumlnnen

Dr Steffan Ritzenhoff Creos Lernideen und Beratung GmbH

Die Projektergebnisse kommen allen Beteiligten zugute

bullFuumlr die Lernenden ergibt sich eine dauerhafte Erhoumlhung der Bildungsmobilitaumlt d h eine Ver-einfachung und Verschlankung beruflicher Auf-stiegsqualifizierung durch die Anerkennung der im Arbeitsprozess erworbenen Kompetenzen bullDen Unternehmen steht am Ende eine breite Palette didaktisch erprobter Medien mit hoher Akzeptanz zur Verfuumlgung mit denen sie ihre Mitarbeiter gezielt anhand des Kompetenzras-ters foumlrdern koumlnnen Durch das Kompetenzras-ter entsteht zusaumltzlich ein guter Uumlberblick uumlber das im Unternehmen vorhandene Wissen und ein wirksames Instrument zur Unterstuumltzung fuumlr interne Recruiting-Prozesse bullDie Bildungspolitik geht mit dem Projekt weiter durch die Praxis abgesicherte Schritte auf dem Weg zu einem nationalen Qualifikationsrahmen und einer breiten Verankerung medialer Lern-formen

12 AuFstIeG Durch QuALIFIzIerunG

Virtuelles Lernen auf der Baustelle ndash Vila-b

Das Projekt bdquoVirtuelles Lernen auf der Bau-stelle (Vila-b)ldquo ist ein durch das Bundesminis-terium fuumlr Bildung und Forschung (BMBF) und

den europaumlischen sozialfonds (esF) gefoumlrdertes Forschungsvorhaben Dabei ist neben der Dokumentation von zivil- und bauaufsichtli-chen Verordnungen besonders die aktuelle unternehmens- und weiterbildungsstruktur im handwerk bedeutsam

Ein Groszligteil der Unternehmen des Bauhandwerks ist als Kleinstunternehmen anzusehen dazu sinkt die durchschnittliche Mitarbeiterzahl pro Betrieb stetig Im Zusammenhang mit den aktuellen Weiterbildungs-trends im eher bdquobildungsfernenldquo Handwerk wurde daher ein innovativer Weiterbildungsansatz im Pro-jekt entwickelt worden der auf die Anforderungen der Zielgruppe und der kleinen und mittleren Unter-nehmen (KMU) eingeht verschiedene Lernorte ein-bindet und Lernprozesse mithilfe digitaler Medien unterstuumltzt Das Forschungsvorhaben stellt folgende Fragen in den Mittelpunkt

bullWelche Qualifikationsanforderungen resultieren aus den Arbeitsprozessen in Unternehmen bullWas sind die didaktischen Grundlagen zum Lernen im Arbeitsprozess bullWie kann das Lernen mit digitalen Medien im Arbeitsprozess realisiert und kontinuierlich verankert werden bullWelchen Beitrag leistet das zu entwickelnde Weiterbildungskonzept bei der Kompetenz-entwicklung von Facharbeitern und bei der Unternehmensentwicklung

Der berufswissenschaftliche Forschungsansatz zur Beantwortung dieser Fragen hat das Ziel herauszu-finden was Facharbeiter wissen und koumlnnen muumlssen um Arbeitsprozesse erfolgreich zu bewaumlltigen Zentrales Element sind dabei die Arbeitsprozessana-lysen also die ganzheitliche und mehrdimensionale Betrachtung der Arbeit der Fachkraumlfte mitsamt den vor-und nachgelagerten Prozessen den verwendeten Gegenstaumlnden Werkzeugen und Methoden dieser Arbeit und deren Organisationsformen

Es wird also die gesamte Komplexitaumlt des Arbeitspro-zesses und seine Bedeutung fuumlr das Subjekt erfasst

und analysiert Ziel ist es die inhaltlichen Aspekte beruflicher Arbeit und deren Bedeutung fuumlr die Kompetenzentwicklung des Subjekts von innen heraus zu erschlieszligen

Lernkonzept von Vila-b

Das Lernkonzept im Projekt Vila-b beruht auf dem entwicklungslogischen Lernen dem Blended-Lear-ning-Ansatz und dem virtuellen Lernen

Als zentrales didaktisches Element fuumlr die Aufberei-tung der Lerninhalte wurde der entwicklungslogische Ansatz gewaumlhlt Nach dem Modell von Dreyfus und Dreyfus findet hier eine Kompetenzentwicklung statt die einen Fortschritt vom Novizen der einzelne fach-liche Sachverhalte und moumlglichst allgemeinguumlltige Regeln lernt bis zum Experten der zu intuitiv-pro-blemloumlsendem Handeln aufgrund von Erfahrungs-wissen in der Lage ist abbildet

Nach dem Blended-Learning-Ansatz wird die Fort-bildung im Projekt Vila-b auf drei Lernorte verteilt um die jeweiligen Vorteile zu nutzen In Praumlsenz-veranstaltungen werden die Nutzung des Systems erklaumlrt die fachlichen Inhalte oumlkologischen Bauens vermittelt und Grundlagen fuumlr das soziale Lernen geschaffen Auf der Baustelle also im Arbeitsprozess findet mithilfe von mobilen Geraumlten (Personal Digi-tal Assistant PDA) ein kontextbezogenes problem-loumlsungsorientiertes Lernen durch die Nutzung einer Lernplattform und des dort gesammelten Fach- und Erfahrungswissens statt Als dritter Lernort dient der PC-Arbeitsplatz an dem vertiefende fuumlr die Arbeits-prozesse relevante Lernlektionen und Reflexions-moumlglichkeiten uumlber den eigenen Lernfortschritt stattfinden

Die Verwendung des Blended-Learning-Ansatzes und die Nutzung des PDA auf der Baustelle ermoumlglicht direkt im Arbeitsprozess den mediengestuumltzten Zu-griff auf zahlreiche Informationen der Lernplattform Daruumlber hinaus ermoumlglicht der PDA grafische und kommunikationsgestuumltzte Problemloumlsungsprozesse sodass in Abgrenzung von dem allgemeinen eLear-ning-Begriff und in Anlehnung an die Informations-technik ein (theoretisch noch weiter zu fundierendes) Konzept des bdquovirtuellen Lernensldquo verwendet wird

13 AuFstIeG Durch QuALIFIzIerunG

curriculumentwicklung auf der Basis von kernarbeitsaufgaben

Die Curriculumentwicklung basiert in erster Linie auf den Ergebnissen der genannten Arbeitsprozessan-alysen aber auch auf vorweggenommenen Zielgrup-penanalysen und Sektorbeschreibungen Die doku-mentierten Ergebnisse der Arbeitsprozessanalysen in Form von identifizierten Kernarbeitsaufgaben und Kernkompetenzen werden in Experten-Fach-arbeiter-Workshops validiert bzw korrigiert Aus den Kernkompetenzen heraus werden abschlieszligend arbeitsprozessrelevante Lern- und Arbeitsaufgaben entwickelt welche fuumlr die Vermittlung der Lernin-halte der Fortbildung grundlegend sind Gemaumlszlig des Projektansatzes werden bei der Entwicklung der Lern- und Arbeitsaufgaben aus didaktischer Sicht die Hand-lungsorientierung die Orientierung an realen Arbeitssituationen der entwicklungslogische Ansatz sowie die Verknuumlpfung der drei Lernorte beruumlck-sichtigt

Bisherige ergebnisse und Ausblick

Die bisherigen Ergebnisse des Forschungsprojektes identifizierten einerseits inhaltliche Vorgaben hin-sichtlich der relevanten Themen fuumlr eine Weiter-bildung im oumlkologischen Bausektor und zeigten andererseits Vorteile des Vila-b-Konzeptes fuumlr die Arbeitsorganisation der teilnehmenden KMU auf-gezeigt Gleichzeitig wird der nachhaltige Einsatz des Weiterbildungskonzeptes im Rahmen eines Kompe-tenzzentrums in Verden vorbereitet Aus wissenschaft-licher Perspektive schlieszliglich ist wie die bisherigen projektbezogenen Veroumlffentlich-ungen zeigen die Entwicklung des entwicklungslogischen didaktischen Ansatzes durchaus geeignet um neue Impulse fuumlr die Didaktikdiskussion zu setzen

Prof Dr Georg Spoumlttl Institut Technik und Bildung (ITB) Universitaumlt Bremen wwwitbuni-bremende

14 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Live Stream Learning ndash fuumlr mobiles und stationaumlres Lernen in der Aus- und Weiterbildung in der Mechatronik

Qualifikationsanforderungen entwickeln sich aufgrund wirtschaftsstruktureller Veraumlnder-ungen sowie in Folge von Innovationen kuumlr-zeren Produktzyklen und technologischen neuerungen Dies erfordert eine bedarfsge-rechte weiterentwicklung der Qualifizierung in der beruflichen erstausbildung wie der weiterbildung Die berufliche handlungskom-petenz richtet sich zunehmend an Arbeits-und Geschaumlftsprozessen aus entscheidend wird sein ob wie und wie schnell die Praxis der beruflichen Bildung durch die nutzung der digitalen Medien weiterentwickelt wer-den kann um dem Veraumlnderungsbedarf gerecht zu werden

Das Projekt Live Stream Learning will fuumlr kooperative Lernszenarien in der Aus und Weiterbildung auf dem Gebiet der Mechatronik in Unternehmen und der beruflichen Bildung eine Loumlsung fuumlr arbeitspro-zessorientierte Lernprozesse modellhaft erproben Lern- und Wissensmanagement sollen mit flexiblen Lernmedien verbunden werden Bildungsinhalte in Form von handlungsrelevanten Informationen und Lernhilfen bei der Bearbeitung von Lern- oder Arbeitsaufgaben sollen plattformunabhaumlngig mit Web 20-Technologien und -Diensten verfuumlgbar ge-macht werden um arbeitsplatznahes Lernen oder Problemloumlsen zu unterstuumltzen Die Anwender sollen Zugriff auf Prozesse Verfahren und Beispiele erhalten und sich mit anderen Nutzern austauschen koumlnnen

Die Zielgruppe fuumlr das Vorhaben beginnt bei den Aus-zubildenden der Berufsausbildung zum Mechatroni-ker Anlagen- und Industriemechaniker Die Weiter-bildung ist fuumlr Mitarbeiter bzw Servicepersonal aus Unternehmen die Montagesysteme entwickeln pro-duzieren oder warten bis hin zu Ausbildern und Fachberatern fuumlr mechatronische Systeme geplant

umsetzung

Bildungsinhalte und damit zu verknuumlpfende Web 20-basierte Dienste werden sowohl auf stationaumlren als auch auf mobilen Geraumlten lauffaumlhig sein Als Software werden sowohl lizenzpflichtige Standardanwendun-gen als auch Open -Source-Anwendungen ein-gesetzt

Die Lerninhalte und das Web-Portal Mechatronik koumlnnen herstellerneutral genutzt werden Dies wird dadurch gesichert dass Browser Player Add-Ons etc frei zugaumlnglich bzw mit den in Verbindung von PDA PC oder Notebook erworbenen Standard-Softwarelizenzen nutzbar sind

Geeignete Lerninhalte wie Live-Demonstrationen sollen als Webcasts d h einer fuumlr das Internet entwi-ckelten Form des interaktiven Fernsehens oder RSS-Feed d h als eine Art Nachrichtenticker den der interessierte Leser abonnieren kann abrufbar sein Weiterhin sollen Inhalte in digitalisierter Form z B als PowerPoint oder PDF zu spezifischen Fachthemen abgelegt werden Die Webcasts und RSS lassen sich abonnieren speichern jederzeit abspielen und werden zusaumltzlich mit aktuellen und auch externen Informationen verknuumlpft Die Abonnenten erhalten dadurch die Moumlglichkeit sich zielgerichtet zu neuen Entwicklungen auf dem Fachgebiet zu informieren

Lern- und wissensmanagement mit web 20

Im Projekt werden Lerninhalte als handlungsrelevan-te Informationen und Lernhilfen bei der Bearbeitung konkreter komplexer Aufgaben im Arbeitsprozess bzw im Prozess der praktischen Ausbildung als komplexe Lernaufgabe ausgewaumlhlt Fuumlr die Struktu-rierung informellen Lernens stehen die Interaktion mit anderen Lernenden und der Zugriff auf deren Ex-pertise der Austausch von Erfahrungen und Wissen und die Zusammenarbeit beim Erarbeiten von Infor-mationen Inhalten und Wissen im Vordergrund

15 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Beispiele fuumlr web 20 Funktionen die diesen Ansatz unterstuumltzen sind

bullWeb-casts zur Erklaumlrung von Teilsystemen z B anhand eines animierten Funktionsmodells bullWeblog zum Austausch von Erfahrungen die z B bei der Umsetzung der Lernaufgabe entstehen oder der Reflexion der eigenen Lernpraxis bzw zur Kommunikation zwischen Lernenden dienen bullWikis zur Bereitstellung von Lehr- und Lernma-terialien Anleitungen Leittexten oder ande-ren Wissenssammlungen auch durch gemein-same Erstellung von Inhalten z B FAQ bullLernjournal zur Protokollierung eigener Arbeits-ergebnisse und Reflexion der eigenen Lernpraxis bullSocial Bookmarking zum Aufbau einer Samm-lung von Fachinformationen bullRSS-Feeds zur Bereitstellung aktuellerInformationen in Textform die abonniertwerden koumlnnenbullFile Sharing zum Austausch von Webcasts Dokumenten Bildern u a Lerninhalten

Damit verfolgt das Projekt die Vision auch durch mobiles Lernen das Lernen an Orten die keinen Bezug zum Lerngegenstand haben bis hin zum Lernen in den Lebens- oder Arbeitswelt zu ermoumlglichen Durch die Entwicklung und Erprobung von Web 20-Funktio-nalitaumlten und dem Einsatz digitaler Medien in der beruflichen Bildung gibt es insbesondere die Gele-genheit mobiles Lernen mit Arbeitsprozessen zu verknuumlpfen was somit bedarfs- und problemorien-tiertes Lernen ermoumlglicht Moumlglich sind auch eine Ausweitung des interaktiven Lernens sowie die Ein-beziehung von neu entstehenden Informationen in den Austausch und Lernprozess

Das Projekt will die Verwertung von Web 20-Technolo-gien als neue Lehr-und Lerninfrastrukturen erproben um sie als Komponenten fuumlr arbeitsplatznahes Online-Lernen in Verbindung mit Lern- und Wissensmana-gement einzusetzen Dabei sollen Trainer bzw Fachberater die Rolle eines Moderators uumlbernehmen Andererseits erhalten auch die Anwender die Moumlg-lichkeit ihre eigenen vielfaumlltigen Erfahrungen d h ihre realen Erfahrungen und ihr damit verbundenes Wissen (explizites und implizites Wissen) in Form

Rico Eibisch Saumlchsisches Technologiezentrum gGmbH STZ Saumlchsisches Technologie Zentrum fuumlr Bildung und Innovati-on Zwickau wwwstz-zwickaude

eigener Lerninhalte in das System einzuspeichern wo es anderen Nutzern fuumlr Lernprozesse zur Verfuuml-gung steht Auf diese Weise entsteht unter Verwen-dung bestehender Technologien eine Lern- und Wissensdatenbank die arbeitsplatznahes koopera-tives Lernen unterstuumltzt Es zeigt damit neue Wege einer dienstleistungsorientierten Wissensunterstuumlt-zung ndash nicht zuletzt durch die Lernenden selbst ndash im Rahmen von Bildungsnetzwerken auf

16 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Rapid eLearning ndash leicht gestaltbare Lernsoftware in der gewerblich-technischen Ausbildung Kom-petenzwerksttt Elektrohandwerk

Lern- und Arbeitsaufgaben stellen ein eta-bliertes und in den Betrieben bewaumlhrtes didaktisch-methodisches konzept fuumlr beruf-liches Lernen dar Durch einen moumlglichst hohen Grad an selbststaumlndigkeit bei der Bearbeitung einer komplexen Aufgabenstel-lung werden die Auszubildenden nicht nur in

ihren fachlichen sondern auch in ihren metho-dischen und sozialen kompetenzen gefoumlrdert

Lern- und Arbeitsaufgaben stellen ein etabliertes und in den Betrieben bewaumlhrtes didaktisch-metho-disches Konzept fuumlr berufliches Lernen dar Durch einen moumlglichst hohen Grad an Selbststaumlndigkeit bei der Bearbeitung einer komplexen Aufgabenstel-lung werden die Auszubildenden nicht nur in ihren fachlichen sondern auch in ihren methodischen und sozialen Kompetenzen gefoumlrdert

Um eine Lernsoftware effektiv im Rahmen von Lern- und Arbeitsaufgaben einsetzen zu koumlnnen hat sie bestimmte Anforderungen zu erfuumlllen Sie sollte sich auf berufstypische Arbeitsprozesse beziehen und diese angemessen und klar visualisieren um fuumlr den Auszubildenden deutlich zu machen welche Relevanz die Lern- und Arbeitsaufgabe fuumlr den Aus-bildungsberuf besitzt Auszligerdem sollte sie die zur Bewaumlltigung der Aufgabe relevanten Inhalte und Materialien nachvollziehbar strukturiert bereit-halten Uumlber diese grundsaumltzlichen Anforderungen hinaus bestehen fuumlr eine mediengestuumltzte Ausbildung im gewerblich-technischen Bereich besondere Bedingungen

bullDie Inhalte der Software muumlssen schnell modifi-zierbar sein da die Technologien in vielen gewerblich-technischen Berufen einer hohen Innovationsgeschwindigkeit unterworfen sind bullDie Software muss an die Gegebenheiten des jeweiligen Lernorts angepasst werden koumlnnen da die Lernorte der beruflichen Bildung zum Teil sehr heterogene Bedingungen aufweisen ndash z B durch die zur Verfuumlgung stehende techni-sche Lernumgebung

bullDie Software sollte so offen gestaltet sein dass zusaumltzliche Dateien eingepflegt werden koumlnnen da fuumlr die berufliche Bildung i d R eine Vielzahl von Unterlagen in digitaler Form vorliegt

Vor diesem Hintergrund besteht die uumlbergeordnete Frage darin wie eLearning-Systeme zu entwickeln sind um sie im Rahmen von Lern- und Arbeitsauf-gaben einsetzen zu koumlnnen Eine Antwort darauf bietet der Ansatz des Rapid eLearning

rapid eLearning mit der kompetenzwerksttt

Im Rahmen des BMBFESF-gefoumlrderten Projekts Kom-petenzwerksttt Elektrohandwerk wird derzeit nach dem Ansatz der Kompetenzwerksttt ein Lehr- Lernmedium entwickelt das die Anforderungen des Rapid-eLearnings aufgreift Der Begriff Rapid eLearning steht dabei fuumlr Lernsoftware-Systeme die

bullschnell und ohne hohe medientechnischeKompetenz entwickelt werden koumlnnenbullkostenguumlnstig erstellt werden koumlnnen bulleine geringe Einarbeitungszeit fuumlr den Autor erfordern bulldem Anwender einen einfachen Zuganggewaumlhren undbullmultimediale und interaktive Elemente auf-nehmen koumlnnen

Rapid eLearning-Lernprogramme werden oft mit MS-PowerPoint umgesetzt so auch bei der Kompe-tenzwerksttt-Lernsoftware Die Gruumlnde sind klar hoher Verbreitungsgrad einfache Bedienung und weit reichende Moumlglichkeiten zur Gestaltung Me-dieneinbindung und Verlinkung

Mit PowerPoint lassen sich somit die Anforderungen an Rapid eLearning gut einloumlsen Ein weiterer Vorteil besteht darin dass Ausbilder und Lehrer oft auf einen groszligen Fundus von Folien zuruumlckgreifen koumlnnen die sie im Laufe ihrer Taumltigkeit angefertigt haben Arbeitsblaumltter technische Beschreibungen Diagram-me Erlaumluterungen usw liegen damit bereits in elektronischer Form vor und koumlnnen unkompliziert ausgetauscht bzw eingefuumlgt werden

17 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Die Lernsoftware hat eine Modulstruktur die sich uumlber vier Ebenen erstreckt Auf Ebene 1 befindet sich die Hauptnavigation dieser folgt Ebene 2 mit der Modulnavigation Ebene 3 beinhaltet den Content (Inhalt) und Ebene 4 die Anhaumlnge Jede Hierarchie-ebene wird jeweils durch einzelne Dateien repraumlsen-tiert Mit dem Start der Lernsoftware oumlffnet sich eine Power-Point-Datei (PPT) die alleine der Hauptnaviga-tion dient Von hier aus werden die einzelnen Soft-waremodule angewaumlhlt Mit dem Anwaumlhlen eines Moduls oumlffnet sich die naumlchste Datei und liegt gewiss-ermaszligen auf der Startfolie Die Datei der Ebene 2 dient der Navigation innerhalb eines Moduls So lassen sich hier zunaumlchst die Hauptelemente anwaumlhlen anschlie-szligend innerhalb eines Hauptelements der gewuumlnschte Content Mit Klick auf einen Inhaltsbutton oumlffnet sich eine weitere Datei uumlber den beiden Navigations-dateien Hier findet der Anwender jetzt die gewuumlnsch-ten Inhalte ggf lassen sich von hier ndash dann auf Ebene 4 ndash auch weitere externe Dateien (zB doc pdf) starten Waumlhrend die Dateien der Ebenen 1 und 2 also der Navigation dienen halten die Ebenen 3 und 4 die Contents vor Mit dem bdquoZuruumlckldquo-Button schlieszligt der Anwender die Datei und gelangt so auf die jeweils niedrigere Navigationsebene

Die Realisierung in PowerPoint und die skizzierte Modularisierung und Hierarchisierung der Lernsoft-ware bieten hinsichtlich des Rapid eLearning ent-scheidende Staumlrken So lassen sich ohne gehobene medientechnische Kenntnisse z B das Layout anpassen die Inhalte modifizieren oder ergaumlnzen Updates einspielen Materialien verlinken oder komplette Lern- und Arbeitsaufgaben einschlieszlig-lich aller Materialien und Arbeitsblaumltter ergaumlnzen

Da die Lernsoftware ndash ohne Installation ndash auf einem USB-Stick laumluft liegen alle Daten fuumlr jeden Nutzer ohne Bearbeitungseinschraumlnkungen individuell vor Aumlnderungen Erweiterungen Korrekturen usw finden also einfach innerhalb einer PPT-Datei statt umfangreichere Updates werden durch ein schlichtes Ersetzen von Dateien realisiert

Prof Dr Soumlnke Knutzen Technische Universitaumlt Hamburg-Harburg und Prof Dr Falk Howe Universitaumlt Bremen

Fazit

Insbesondere in der dualen gewerblich-technischen Ausbildung bietet der Ansatz des mediengestuumltzten Lernens viele Vorteile Erste Erprobungen mit Lehrern Ausbildern und Auszubildenden zeigen dass ihnen das Handling der Software keine Probleme bereitet Die Anwender koumlnnen in aller Regel auf Erfahrungen mit PowerPoint zuruumlckgreifen wodurch einerseits keine intensive Einarbeitung in die technische Um-gebung notwendig ist andererseits keine Hemm-schwelle beim Einsatz der Software besteht

Wenn es gelingt den Rapid-eLearning-Ansatz nachhaltig mit den Anforderungen gewerblich-technischer Berufsausbildung zu verknuumlpfen und die Vorteile des mediengestuumltzten Lernens deutlich zu machen kann die berufliche Ausbildung an allen Lernorten bereichert werden Auszubildende besit-zen ein Werkzeug dass praktisches und theoretisches Wissen verbindet und letztlich Lehrer und Ausbilder in ihrer Arbeit unterstuumltzt

18 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Weiterbildung durch multimediale Lernformen am Beispiel der Zementindustrie

Im zuge des technischen und wirtschaftli-chen wandels hat sich die Arbeitswelt in der zementindustrie einschneidend veraumlndert

Anfang dieses Jahrhunderts waren ndash in Verbindung mit konjunkturellen und strukturellen Veraumlnderun-gen sowie der Auslagerung von Funktionen (Outsour-cing) ndash Produktivitaumltssteigerungen mit einem Verlust von Arbeitsplaumltzen verbunden Gleichzeitig wurden durch die Rationalisierung der Zementproduktion schwere heute kaum mehr vermittelbare Taumltigkeiten durch moderne Arbeitsplaumltze mit hohen Anforderun-gen an die berufliche Qualifikation und Weiterbil-dung abgeloumlst Dies betrifft nicht nur Fach- und Fuumlhrungskraumlfte sondern alle Beschaumlftigen Denn mehr als je zuvor ist es heute noumltig die Mitar-beiter hinsichtlich ihrer Kenntnisse Fertigkeiten und ihrem verfahrenstechnischen Wissen weiter-zuqualifizieren Nur mit qualifizierten und motivier-ten Mitarbeitern bleibt ein Unternehmen dauerhaft innovativ und konkurrenzfaumlhig Fuumlr den Mitarbeiter bietet sich durch Weiterbildung die Moumlglichkeit vorhandene Kompetenzen an die fortschreitende Entwicklung anzupassen und die eigene Beschaumlftigungsfaumlhigkeit zu erhalten bzw weiter auszubauen

Die Zementindustrie hat in der Vergangenheit fuumlr einfache manuelle Taumltigkeiten viele un- und ange-lernte Arbeiter beschaumlftigt Heute ist die Beschaumlfti-gungsstruktur in den Zementwerken durch den hohen Automatisierungsgrad bestimmt Rund 40 der Belegschaften sind in der Steuerung und Kontrolle des zentralen Produktionsprozesses beschaumlftigt entweder als Vorarbeiter Meister und Produktionssteuerer auf den zentralen Leitstaumlnden oder als Anlagenkontrolleure bzw Maschinenwaumlrter In den Laborbereichen sind rund 10 der Mitarbeiter taumltig die im Allgemeinen eine Ausbildung als Bau-stoffpruumlfer oder Chemielaborant haben Die uumlbrigen Beschaumlftigten arbeiten vor allem in der Instandhal-tung und haben meist eine Ausbildung zum Anlagen-elektroniker oder Industriemechaniker absolviert Entsprechendes Zement-Know-how erwarben sie weitgehend on the job erwarben Vor dem Hinter-grund der stetig steigenden Anforderungen und der fortschreitenden Rationalisierung gewinnt die systematische und bereichsuumlbergreifende Quali-

fizierung der Beschaumlftigten weiter an Bedeutung Eine wirksame Unterstuumltzung der Weiterentwick-lung erfordert dabei einen passgenauen Zuschnitt der Qualifizierungsangebote auf die betrieblichen Anforderungen sowie die individuellen Beduumlrfnisse jedes einzelnen Mitarbeiters

Lehrbriefe werden in digitale Medien uumlber-fuumlhrt

Neben dem von der IHK anerkannten Industriemei-sterlehrgang bdquoKalkZementldquo dem Produktionssteu-ererlehrgang fuumlr Leitstandfahrer sowie zahlreichen Weiterbildungsseminaren bietet der Verein Deut-scher Zementwerke e V zur Aus- und Weiterbildung der gewerblichen Mitarbeiter insbesondere auch der gering qualifizierten bzw fachfremden Mitarbeiter sogenannte bdquoLehrbriefeldquo an Diese 47 Lehrunterlagen stehen den VDZ-Mitgliedswerken nunmehr seit 2006 sowohl in gedruckter Form als auch digital als PDF-Datei zur Verfuumlgung Thematisch befassen sich die Lehrbriefe mit dem gesamten Zementherstellungs-prozess von der Rohmaterialgewinnung bis hin zur Zementverladung Dabei werden vor allem Bereiche behandelt die sich auf die Produktionsablaumlufe in den Werken beziehen und mit der Taumltigkeit des Produk-tionsmitarbeiters in engem Zusammenhang stehen

Erfahrungen mit dem Einsatz der Lehrbriefe zeigten jedoch dass sie nicht im angestrebten Maszlige in den Werken als Weiterbildungsunterlagen genutzt werden Der kontinuierliche Schichtbetrieb sowie die duumlnne Personaldecke fuumlhrten dazu dass in vielen Unternehmen die personellen und zeitlichen Ressour-cen zur Weiterbildung der Mitarbeiter in Praumlsenzsemi-naren nicht gegeben waren Um den Unternehmen ein effizientes und flexibles Angebot zur Weiterbild-ung ihrer Mitarbeiter anbieten zu koumlnnen mussten aus den bisherigen Erfahrungen drei wesentliche Gesichtspunkte beruumlcksichtigt werden Zum einen muss gewaumlhrleistet sein dass die Vermittlung des Wissens individuell und zeitoptimiert in die inner-betrieblichen Ablaumlufe integriert werden kann Zum andern muumlssen die Unterlagen fortlaufend aktualisiert und erweitert werden ndash dies moumlglichst ohne hohen Personal- Kosten- und Zeitaufwand

19 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Zu guter Letzt muumlssen sie so aufbereitet werden dass sie sowohl didaktisch und inhaltlich als auch gestal-terisch bei der Belegschaft auf hohe Akzeptanz stoszligen

Vor diesem Hintergrund wurde 2007 beschlossen die Lehrbriefe vollstaumlndig zu uumlberarbeiten und den Werken zukuumlnftig in Form digitaler Medien zur Ver-fuumlgung zu stellen Hierzu wurden die bestehenden Unterlagen mit finanzieller Unterstuumltzung des Bundes-ministeriums fuumlr Bildung und Forschung (BMBF) grundlegend uumlberarbeitet didaktisch aufbereitet und als Online-Kurse auf einer neu entwickelten VDZ-Lehrplattform integriert

Die nunmehr zur Verfuumlgung stehenden 50 Online-Kurse des VDZ sollen insbesondere den gewerblichen Mitarbeitern aber auch Neueinsteigern Wissen uumlber Technik Umweltvorsorge Arbeitsschutz und die Ablaumlufe der Zementproduktion von der Rohstoffge-winnung bis zum Versand der Produkte vermitteln

Medienelemente wie Videos und Animationen sind genauso Bestandteil der mediengestuumltzten Bildungs-angebote wie Fragenkataloge und Testaufgaben Eine Kommunikationsplattform rundet das Angebot ab Daruumlber hinaus werden vier Kurse angeboten die den Mitarbeitern im beruflichen Alltag sowie in der oumlffentlichen Diskussion eine Hilfestellung bieten Diese sogenannten Informationsbriefe beinhalten die Themen Nachhaltigkeit Rohstoffgewinnung Ressourceneffizienz und Klimaschutz Sie dienen der Vermittlung von Kenntnissen uumlber die Zement-produktion im Spannungsfeld zwischen oumlkonomi-schen oumlkologischen und sozialen Aspekten

Die Lehrplattform wurde mittlerweile von Mitarbei-tern aus fuumlnf VDZ-Mitgliedswerken und dem For-schungsinstitut erfolgreich getestet optimiert und an die Beduumlrfnisse der Beschaumlftigten in der Zement-industrie sowie verwandter Industrien angepasst Die Plattform steht seit Anfang 2010 allen VDZ-Mit-gliedswerken zur Verfuumlgung

Dr rer nat Stefan Schaumlfer Verein Deutscher Zementwerke e V wwwelearning-vdzde

20 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Demografischer Wandel Herausforderungen und Chancen

Den Folgen des demografischen wandels kann

sich auch die Informations- und kommunika-tionswirtschaft (Itk-wirtschaft) nicht ver-schlieszligen zahlreiche studien belegen einen strukturellen Fachkraumlftemangel der sich bei einem konjunkturaufschwung in den naumlchsten

Jahren weiter verschaumlrfen wird und die inter-nationale wettbewerbsfaumlhigkeit Deutsch-lands schwaumlchen kann

IT 50plus ist eine durch den nationalen Informations-technologie-Gipfel der Bundesregierung initiierte Gemeinschaftsinitiative des Bundesverbands Infor-mationswirtschaft Telekommunikation und neue Medien e V und der Industriegewerkschaft Metall (IG Metall) die vom Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung sowie dem Europaumlischen Sozialfonds gefoumlrdert wird Die Initiative zielt darauf ab die Beschaumlftigungsfaumlhigkeit aumllterer ITK-Fachkraumlfte zu erhalten oder wiederherzustellen um so den Folgen des demografischen Wandels und dem Fachkraumlfte-mangel in der ITK-Branche nachhaltig zu begegnen Das modulare Projekt setzt in verschiedenen Bereichen der Personalentwicklung Arbeitsvermittlung und Netzwerkbildung an und gliedert sich in sieben Teilprojekte

bullarbeitsmarktpolitische Instrumente bullAnpassung der arbeitsprozessorientierten Wei-terbildung (APO IT) an die Zielgruppe Arbeitslose bullIT-Spezialistenqualifizierung im virtuellen Raum bullCoaching-Netzwerke fuumlr Unternehmen bullPersonalentwicklungsstrategien IT 50plus bullEntwicklung aumllterer ITK-Fachkraumlfte zum Mentor und Coach bulleLearning IT 50plus ndash Konzepte undEmpfehlungen

Im Vordergrund stehen Initiativen und Vorhaben um bundesweite Beraternetzwerke fuumlr ITK Unterneh-men und fuumlr ITK-Fachkraumlfte aufzubauen dauerhaft zu unterhalten innovative Personalentwicklungs-modelle und Qualifizierungskonzepte zu erstellen zu pilotieren und als Referenzmodelle zur groszligflauml-chigen Umsetzung in Unternehmen bzw durch IT-Bildungstraumlger zu empfehlen

Itk-spezialistenqualifizierung im virtuellen raum

Im Teilprojekt bdquoITK-Spezialistenqualifizierung im vir-tuellen Raumldquo arbeiten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im virtuellen Unternehmen FuTEx (Future Technologies for Expertise Development) Es soll nachwiesen werden dass eine arbeitsprozess-orientierte Qualifizierung mit anschlieszligender Zertifizierung nach der internationalen Norm DIN EN ISOIEC 17024 auch fuumlr IT-Fachkraumlfte moumlglich ist die eine solche Maszlignahme nicht am Arbeitsplatz absolvieren koumlnnen Dies betrifft vor allem Personen in Arbeitslosigkeit oder Kurzarbeit Gearbeitet gelernt und kommuniziert wird an einem virtuellen Arbeitsplatz uumlber eine webbasierte Arbeits- und Lern-plattform Das innovative Konzept basiert auf der bewaumlhrten Methodik des IT-Weiterbildungssystems APO IT So bearbeiten die FuTEx-Teilnehmer-innen am virtuellen Arbeitsplatz einen realen Projektauftrag wobei sie von Lernprozessbegleitern und Fachberatern unterstuumltzt werden Um das APO IT-Prinzip erfolg-reich in eine virtuelle Arbeitswelt zu uumlbertragen sind folgende fuumlnf Schritte vorgesehen

1 realitaumltsnahe Lernaufgaben

Es muumlssen Bedingungen fuumlr arbeitsprozessorientier-tes Lernen geschaffen werden die einem Lern- und Arbeitsplatz im realen betrieblichen Kontext gleichen Erst bei der unmittelbaren praktischen An-wendung von erlerntem Wissen in Verbindung mit der Loumlsung einer konkreten betrieblichen Arbeits-aufgabe kommt es zu sogenannten bdquoemotionalen Labilisierungssituationenldquo d h zu Verunsicherun-gen und zur Veraumlnderung der Gefuumlhle des Menschen die zur nachhaltigen Herausbildung von Handlungs-kompetenzen bei den Lernenden fuumlhren Wichtigste Voraussetzung ist also bdquoechteldquo IT-Projektaufgaben bereitzustellen die von einem realen Auftraggeber stammen

2 webbasierte Arbeits- und Lernplattform

Um Lern-und Projektteams in einer virtuellen Arbeits-welt zu vernetzen und zu betreuen wird eine web-basierte Arbeits- und Lernplattform eingesetzt Sie muss einfach handhabbar und kompatibel mit allen gaumlngigen PC-Betriebssystemen und Web-Browsern

21 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

sein Die Arbeitsplaumltze ndash zu Hause beim Bildungs-traumlger oder im Unternehmen ndash muumlssen mit einem PC sowie mit Breitband-Internet ausgestattet sein

3 Begleitung durch ein engagiertes Betreuerteam

Die Teilnehmer werden von einem Betreuerteam begleitet und unterstuumltzt Da dies in uumlberwiegendem Maszlige bdquoon distanceldquo d h uumlber elektronische Medien der Arbeits- und Lernplattform geschieht erwachsen besonders hohe Anforderungen an die Betreuer Sie muumlssen ein besonderes Gespuumlr fuumlr die Lernsituation der Teilnehmer entwickeln koumlnnen

4 Auswahl geeigneter teilnehmergruppen

In engem Zusammenwirken mit der Bundesagentur fuumlr Arbeit und deren regionalen Agenturen (Zielgruppe arbeitsuchende ITK-Fachkraumlfte ab dem vollendeten 40 Lebensjahr) sowie mit ITK-Hersteller- und Anwenderunternehmen (Zielgruppe aumlltere ITK-Fachkraumlfte in Kurzarbeit) wird uumlber die bevorstehen-den Pilotmaszlignahmen informiert Die Teilnehmer muumlssen Berufserfahrung in der ITK-Wirtschaft haben und besonders aufgeschlossen gegenuumlber elektroni-schen Medien in der Bildung sein

5 evaluation und transfer in den Markt

Das Qualifizierungskonzept wird ab 2010 auf seine Umsetzbarkeit und spaumltere Uumlbertragbarkeit auf andere Unternehmen gepruumlft Nach erfolgreicher Erprobung umfassender Evaluation und Konzept-optimierung ist es vorgesehen die Ergebnisse Erfahrungen und Best Practices zu veroumlffentlichen Die Ergebnisse werden allen einschlaumlgigen Bildungs-traumlgern zugaumlnglich gemacht um Nachhaltigkeit zu erreichen Ziel ist es den FuTEx-Qualifizierungs-ansatz als marktfaumlhiges Konzept bundesweit zu etablieren

Erfolgskriterien fuumlr die Erprobung des FuTEx-Kon-zepts sind

bulldie Zahl der Arbeit suchenden ITK-Fachkraumlfte die nach Absolvierung einer FuTEx-Qualifizie-rung das Abschlusszertifikat zum IT -Spezialisten nach ISO 17024 erhalten haben

Thomas Mosch Mitglied der Geschaumlftsleitung BITKOM - Bundesverband Informationswirtschaft Telekommunikation und neue Medien eV wwwfutexcorpde und wwwit-50plusorg

bulldie Zahl der Arbeit suchenden ITK-Fachkraumlfte die nach erfolgreichem Abschluss einer FuTEx-Qualifizierung in adaumlquate Arbeit zuruumlckfinden konnten und bulldie Zahl der IT-Fachkraumlfte in Kurzarbeit die nach erfolgreichem Abschluss einer FuTEx-Maszlignahme ihre Handlungskompetenzen fuumlr ein IT-Spezial-istenprofil verbessern oder durch Personenzer-tifizierung nach ISO 17024 aktualisieren d h neu erlangen konnten

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22 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

eLearning-Infrastruktur in der Altenpflege (eLiA)

Das Projekt bdquoeLearning-Infrastruktur in der Altenpflegeldquo ist ein durch das Bundesminis-terium fuumlr Bildung und Forschung und den

europaumlischen sozial-fonds gefoumlrdertes Projekt unter der Leitung des Awo-Bundesverbandes e V in Berlin das in der zeit vom 1112007 bis 31102008 gefoumlrdert wurde

Die Aus- Fort-und Weiterbildungseinrichtungen und die Einrichtungen der Altenpflege verfuumlgten vor Pro-jektstart nicht uumlber eine ausreichende Infrastruktur zum Einsatz elektronischer Medien Daraus leiteten sich folgende Notwendigkeiten bzw Projektziele ab

bullSchaffung einer zentralen Infrastruktur durch den Einsatz einer Kommunikations- und Lern plattform bullErprobung des Einsatzes von bereits erstelltem Inhalt (Content) fuumlr den Bereich der Altenpflege-aus- und -weiterbildung bullSchulung von Teletutoren fuumlr die Betreuung von Lernenden bullSchulung von Administratoren zum adaumlquaten Umgang mit der Kommunikations- und Lern plattform

Ein weiteres wichtiges Ziel war die Nachhaltigkeit des Projekts Dafuumlr sollte eine zentrale (traumlgeruumlbergrei-fende) technische Infrastruktur geschaffen werden So sollten nach Projektende alle interessierten Ein-richtungen die Moumlglichkeit erhalten auf dem Server einen separaten geschuumltzten Zugang fuumlr die Entwick-lung und Erprobung eigener eLearning-Lehr- und Lernszenarien zu bekommen

Um die Entwicklung und Realisierung der Projekt-ziele zu unterstuumltzen wurde ein externer Dienstlei-ster die Qualitus GmbH einbezogen Der Partner stellte die technische Infrastruktur bereit passte die Lernumgebung an die Beduumlrfnisse der Kunden an und leistete Support beim Einsatz der flexiblen Open-Scource-Lernplattform ILIAS Die Struktur auf der Plattform wurde in Abstimmung mit der Projektlei-tung konzipiert und umgesetzt Dabei wurden die Bedarfe im Rahmen des Projekts und die geplante Nachhaltigkeit beruumlcksichtigt

Weiterhin wurde auf der Lernplattform ein soge-nannter oumlffentlicher Bereich eingerichtet Dort sind Informationen zum Projekt zum Download zu finden und News z B uumlber die neuesten Schulungstermine In der Projektlaufzeit wurden von drei Trainer-innen der Qualitus GmbH bundesweit sechs Teletutoren-Schulungen fuumlr insgesamt neunzig Teletutoren und eine Administratorenschulung fuumlr fuumlnfzehn Teilnehmer-innen angeboten

Im Rahmen der Teletutoren-Schulungen erhielten die Teilnehmer-innen geschuumltzte Raumlume in denen sie in ihren Lerngruppen miteinander lernen und zudem auch eigene Lernszenarien entwickeln konnten Die waumlhrend dieser Zeit von ihnen enwick-elten Inhalte konnten spaumlter auch im Echtbetrieb eingesetzt werden Zudem wurden Lehrkraumlfte in die Lage versetzt uumlber die Lernplattform ILIAS Lernen-de zu begleiten und zu beraten

Waumlhrend des gesamten Prozesses wurden die Teilnehmer-innen von erfahrenen Tutor-innen begleitet und unterstuumltzt Die Schulung unterteilte sich dabei in 4 Phasen

KickshyOff PraumlsenzshyPhase 1 (ca 15 Tage)

Online Phase 1

(5 Wochen)

PraumlsenzshyPhase 2

(ca 15 Tage)

Online Phase 2

(5 Wochen)

1 Teil

Inhalte und Ziele

bull Die Plat tform aus Sicht der Lernenden kennenlernen

bull Kennenlernen des kooperativen Arbeitens

bull Grundlagenkenntnisse uumlber eLearing

bull Besonderheiten der Online shyKommunikation

bull Rolle und AUfgaben von Teletutoren

2 Teil

Inhalte und Ziele

bull Die Plat tform aus Sicht der Tutoren kennenlernen

bull Einsatz notwendiger Funktionen

bull Wissen uumlber Betreuunug beim eLearning

bull Praxistransfer Umset zung eines eigenen Praxisprojektes

rsaquorsaquorsaquorsaquo rsaquorsaquorsaquorsaquo rsaquorsaquorsaquorsaquo

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evaluation

Die Schulungen wurden abschlieszligend evaluiert Die Kernaussage ist Alle Teilnehmer-innen waren mit den angebotenen Schulungen sehr zufrieden der Praxisbezug konnte weitestgehend hergestellt wer-den Zur eigenen Lernerfahrung befragt wurden u a folgende Aussagen getroffen

23 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

bdquoDie Schulung war fuumlr mich ein echter Gewinn da ich wirklich auf neuem Terrain viel gelernt habeldquo bdquohellip fuumlhlte ich mich in der Gruppe sehr wohl wobei ich vor allem zu bestimmten Mitgliedern Kontakt hatte Die Gruppenbildung scheint online genauso zu funk-tionieren wie out of cyber spaceldquo bdquoMir haben sich durch dieses Seminar ganz andere Moumlglichkeiten geoumlffnetldquo

Hinsichtlich ihrer spaumlteren Aufgabe als Teletutorin befragt fuumlhlten sich die meisten Teilnehmer-innen gut vorbereitet aufgrund der unterschiedlichen Voraussetzungen der Lernenden im Umgang mit dem Computer und Internet sind in Einzelfaumlllen jedoch noch laumlngere Uumlbungsphasen noumltig Moumlgliche Einsatz-felder wurden uumlberwiegend im Fort- und Weiter-bildungsbereich gesehen eLearning wird als gute Moumlglichkeit gesehen das Angebotsspektrum der Institutionen zu erweitern Als Anwendungsbeispiel wurde die Begleitung von Auszubildenden in Praxis-phasen im Sinne einer kontinuierlichen Arbeits- Kommunikations- und Ruumlckmeldemoumlglichkeit genannt

herausforderungen

Die Schulungsteilnehmer nannten folgende Heraus-forderungen bei der Einfuumlhrung von eLearning

bullfehlende technische Affinitaumlt bei der Zielgruppe bullfehlende technische Ausstattung in den Institu-tionen und Betrieben die Lehrangebote bereit-stellen bullhoher Aufwand fuumlr die Einfuumlhrung des eLear-ning Mehraufwand bei der Umwandlung vor-handener Konzepte in Blended-Learning oder eLearning-Konzepte etc bulleehlende Akzeptanz bei einigen Kolleginnen Kollegen dadurch fehlende Vernetzung bullwenig Lehrkraumlfte die professionell tutoriell begleiten koumlnnen bullfehlende Inhalte fuumlr den Einsatz auf der Lern-plattform

nachhaltigkeit

Nach der Projektfoumlrderung wird das eLearning-Portal durch den bdquoVerein eLearning in der Pflege eVldquo (eLiP) fortgefuumlhrt Alle (Bildungs-)Einrichtun-gen in der Pflege koumlnnen diesem Verein beitreten

Peggy Saszlig AWO-Bundesverband eVwwwelearning-pflegede

Zweck des Vereins ist die Foumlrderung der Berufsbildung durch Bereitstellung der Internetplattform ILIAS (wwwelearning-pflegede) mit inhaltlichen techni-schen und didaktischen Hilfen als Hostingpakete sowie Beratung und Vermittlung von Qualifizie-rungen wie ILIAS-Anwender- Teletutoren- und Autorenschulungen Mitwirkung bei der Erstellung von Lerninhalten die von den Vereinsmitgliedern entwickelt werden Weitere Aufgaben sind die perso-nelle und ideelle Foumlrderung der Entwicklung von Lerninhalten z B durch den gegenseitigen Aus-tausch von Lernmaterialien

Die Vereinsmitgliedschaft bietet den Bildungsanbie-tern einen kostenguumlnstigen Einstieg in das Lehren und Lernen mit den neuen Medien moderne Kom-munikationswege Betreuung waumlhrend Abwesenheits-zeiten sowie die Moumlglichkeit neue und zusaumltzliche Angebote im Bereich eLearningBlended-Learning anzubieten

24 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

Entstehung von Communities am Beispiel der Evangelischen Kirche in Deutschland

Die evangelische kirche in Deutschland (ekD) steht gegenwaumlrtig vor groszligen herausforder-ungen und chancen stichworte sind demo-grafischer wandel Individualisierung bzw Pluralisierung wiederentdeckung des religi-oumlsen veraumlndertes Partizipationsverhalten neue Formen von ehrenamt und Gemeinde Daraus ergibt sich fuumlr die Mitarbeitenden ihr handeln immer wieder zu reflektieren

und neue innovative Praktiken zu erlernen

Das Forschungsprojekt PATONGO (Patterns and Tools for NGOs) untersucht wie Technologien und Partizi-pationsprozesse des Web 20 den Austausch uumlber gute Praktiken foumlrdern und so zu einer Weiterent-wicklung der gesamten vernetzten Organisation beitragen koumlnnen Partner im Projekt sind die Evan-gelische Kirche in Deutschland (EKD) die Fern Uni-versitaumlt in Hagen und das Institut fuumlr Wissensmedien in Tuumlbingen

Die Hypothese des Forschungsvorhabens ist dass ein Austausch von erfolgreichen Praktiken in der EKD helfen kann die Qualitaumlt des Handelns in den Gemeinden und Gliedkirchen zu verbessern Durch Vernetzung und gemeinsame Reflexion uumlber erfolgreiche Praktiken soll eine lokale Praktik auch uumlber Grenzen der einzelnen Kirchengemeinden hin-weg zu einer gemeinsamen Praktik weiterentwickelt werden Zwischen den bisher weitgehend unabhaumlngig agierenden Organisationseinheiten koumlnnte sich dadurch ein Praxisnetzwerk entwickeln

Vor dieser Grundannahme stellen sich im PATONGO-Projekt die folgenden Forschungsfragen die nicht nur fuumlr Kirchen sondern allgemein fuumlr verteilte NGOs von Relevanz sind

bullWelche Prozesse koumlnnen eine effektive und qua-litativ hochwertige Wissenskommunikation zum Zwecke der Weiterentwicklung beruflicher Praktiken unterstuumltzen bullWie kann die Nutzung und die Evolution solcher Prozesse mit Web 20-basierten Werkzeugen unterstuumltzt werden

bullWie koumlnnen die Prozesse und Werkzeuge in groszligen verteilten NGOs eingefuumlhrt werden

Kern des Prozesses ist die effektive und qualitativ hochwertige Diskussion uumlber gute Praktiken Dabei durchlaumluft die Diskussion zu einem konkreten Thema drei Ebenen

bullMitarbeitende kommunizieren miteinander uumlber Wuumlnsche und Ideen die sich aus den lokal anzutreffenden Herausforderungen ergeben bullMitarbeitende reflektieren uumlber gute Praktiken und tauschen diese aus (Storytelling Good Practice) bullMitarbeitende abstrahieren die Beschreibung der guten Praktik zu einem Muster fuumlr Loumlsungen (Pattern) das dann in einem Lexikon guter Praxis auftaucht Das Konzept des Patterns wurde aus den Ingenieurswissenschaften uumlbernommen Dort ist ein Pattern eine Loumlsung zu einem wieder-kehrenden Problem in einem klar umrissenen Kontext Im Gegensatz zu einer Handlungsvor-schrift eroumlffnet ein Pattern dem Praktiker einen Entwurfsraum in dem er seine individuelle Loumlsung fuumlr das Problem entwickelt Fuumlr die EKD bedeutet dies dass ein Pattern den Praktiker gut bei der Uumlbertragung der Loumlsungsidee auf die kon-kreten Umstaumlnde in der Gemeinde unterstuumltzt

Auf allen Ebenen der Diskussion vor allem jedoch bei der Erstellung von Patterns fuumlr das Lexikon guter Praxis koumlnnen Praktiker durch Mentoren die ebenfalls Mitglied der Community sind unterstuumltzt werden Mentoren helfen den Praktikern dabei die zentralen Aussagen ihrer Praktik herauszuarbeiten So koumlnnen Praktiker sicherstellen dass ihre Hand-lungsanregungen in den Patterns auch im beab-sichtigten Sinne verstanden werden

Web 20-Technologien koumlnnen auf allen drei Ebenen den Prozess unterstuumltzen Dazu soll ein Online-Com-munity-System entstehen das Kommunikation Koordination und Kooperation ermoumlglicht und zur Mitarbeit in der Community motiviert Auf der Ebene der Kommunikation stellt das Community-System kommunikative Raumlume zur Verfuumlgung Hier koumlnnen Wuumlnsche geaumluszligert Ideen diskutiert und Erfahrun-gen ausgetauscht werden

25 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

Betrachtet man die Groumlszlige der Zielgruppe von uumlber eine Million haupt-und ehrenamtlich Mitarbeitender in der EKD so ist es offensichtlich dass Fragen der Koordination eine wichtige Rolle einnehmen Prak-tiker muumlssen vom System darin unterstuumltzt werden fuumlr sie interessante Kollegen zu finden und relevante Beitraumlge wahrzunehmen Das Community-System muss Menschen aus ganz Deutschland zusammen-bringen die an semantisch verwandten Praktiken arbeiten So wird ein Austausch uumlber spezifische Prak-tiken auch uumlber Gemeindegrenzen hinaus moumlglich

Fuumlr eine effiziente Kooperation wird das Community-System gemeinsame Arbeitsbereiche bereitstellen die zum einen einen gemeinsamen Informationsraum im Sinne eines Wikis zum Austausch von Patterns bereitstellen und zum anderen die enge Kooperation in einer kleinen Gruppe von Praktikern ermoumlglichen Insbesondere soll das Community-System die Entwick-lung neuer Ideen in einer Ideenwerkstatt und die Zusammenarbeit zwischen einem Autor und einem Mentor bei der Verbesserung von Patterns unter-stuumltzen

In Bezug auf die Motivation zur Teilnahme sollen im PATONGO-Projekt verschiedene Instrumente er-forscht werden von denen an dieser Stelle nur zwei Beispiele genannt werden

bullInwieweit hat die Authentizitaumlt der Praktiker und ihrer Gemeinden eine die Motivation stei-gernde Wirkung bullWelche Rolle spielen Kooperation und Wett-bewerb zwischen den Praktikern als motivie-rende Instrumente in der Community

Erste Prototypen fuumlr den in PATONGO vorgesehenen Prozess und die Web 20-basierten Werkzeuge wurden in den ersten Monaten des Projektes entwi-ckelt und mit Anwendern diskutiert Die Resonanz hierauf war sehr positiv Eine breite Diskussion der Konzepte in der kirchlichen Oumlffentlichkeit begann Ende 2009 Fuumlr Mitte 2010 ist der Start der Community geplant Sowohl der Entwurf als auch die Einfuumlhrung und Nutzung des Prozesses und der Werkzeuge werden evaluiert sodass Ruumlckschluumlsse auf die Wirkung in der EKD gezogen werden koumlnnen die auch fuumlr andere NGOs relevant sein werden

Dr Thies Gundlach Evangelische Kirche in Deutschland Dr Till Schuumlmmer FernUniversitaumlt in Hagen (vlnr) wwwpatongode

26 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

Lernkompetenz Schluumlssel zur Qualifizierungfuumlr Aumlltere

Die Diskussion um das lebenslange Lernen hat konjunktur in Politik wirtschaft und

Forschung Mittelfristig wird jeder dritte Be-schaumlftigte uumlber 50 Jahre alt sein und nur noch

jeder fuumlnfte juumlnger als 30 Jahre Parallel dazu nimmt der Anteil der wissensarbeit zu der Anteil koumlrperlicher und gering qualifizierter taumltigkeiten sinkt Lebenslanges Lernen wird als eine der zentralen strategien angesehen diese sich beschleunigenden Veraumlnderungen der Arbeitswelt zu bewaumlltigen

Einigkeit scheint daruumlber zu bestehen dass der Bedarf an beruflicher Weiterbildung auch fuumlr Beschaumlftigte uumlber 50 Jahren waumlchst Weniger Konsens gibt es in Bezug auf das Wie Wie kommen aumlltere Arbeitnehmer mit dieser Anforderung nach permanentem Dazuler-nen zurecht Wie koumlnnen sie unterstuumltzt werden Bislang werden Beschaumlftigte jenseits des vierzigsten Lebensjahres kaum noch zur Weiterbildung ermun-tert und auf die Lernbeduumlrfnisse dieser Gruppe abgestimmte Angebote sind Mangelware Und Dank der Fruumlhverrentungspolitik fruumlherer Jahre und einer entsprechend jugendzentrierten Arbeitsge-staltung gedieh ein bdquoAnti-Lernklimaldquo in dem sich bei Beschaumlftigten und Unternehmen gleichermaszligen der Eindruck verfestigte Aumlltere koumlnnten und wollten nicht mehr lernen Damit einher gehen unscharfe und falsche Vorstellungen uumlber die Lernfaumlhigkeit Aumllterer Demnach lernen Aumlltere (zu) langsam und schneiden in Weiterbildungsseminaren schlecht ab

Haben nicht wissenschaftliche Untersuchungen wiederholt nachgewiesen dass die kognitive Leis-tungsfaumlhigkeit ndash also alle Prozesse die mit Gedaumlchtnis Lernen und Denken zu tun haben ndash schon mit Mitte Ende Zwanzig nachlassen Schraumlnkt dies nicht auch die Lernfaumlhigkeit ein Tatsaumlchlich lassen zwar viele kognitive Funktionen messbar nach

Damit gehen aber nicht automatisch Einbuszligen in der Faumlhigkeit zum berufsbezogenen Lernen einher Zum einen bauen sich nicht alle kognitiven Funktio-nen ab sondern vornehmlich die als bdquofluide Intelli-genzldquo bezeichneten Sie kommen bei der Loumlsung neuer Aufgaben zum Zuge bei denen nicht auf

fruumlhere Lernerfahrungen zuruumlckgegriffen werden kann bdquoKristalline Intelligenzldquo hingegen kommt bei der Nutzung von Wissen und Erfahrung zum Einsatz und kann Einbuszligen der fluiden Intelligenz aus-gleichen Zweitens fanden fast alle einschlaumlgigen Studien im Labor statt und zielten auf die Auslotung der Grenzen kognitiver Leistungsfaumlhigkeit ab Die Moumlglichkeit zur Kompensation durch Wissen und Bildung entfaumlllt dadurch weitgehend

Lernfaumlhigkeit bleibt erhalten

Beim berufsbezogenen Lernen herrschen solche Ein-schraumlnkungen nicht Lernende koumlnnen ihren Lern-prozess hinsichtlich Lernzielen und Lernzeit (mit) bestimmen und dadurch kognitive Einbuszligen ausgleichen Die Laborbefunde zum Altersabbau betreffen so gesehen nur einen kleinen Ausschnitt des Lernens Aus kognitiver Sicht laumlsst sich also festhalten dass die Lernfaumlhigkeit aumllterer Mitarbeiter waumlhrend ihres gesamten Berufslebens erhalten bleibt

Lernfaumlhigkeit ist aber nicht gleich Lernbereitschaft Diese haumlngt wesentlich von einer spezifischen Lern-kompetenz ab Sie ist nicht auf bestimmte Fachge-biete beschraumlnkt und umfasst die drei Ebenen

bullLernorientierung Die Effizienz des Lernen wird davon beeinflusst ob man Lernen als gestaltbare Aktivitaumlt begreift oder als dozentengesteuerte Anhaumlufung von Faktenwissen auf Vorrat bullLernkontrolle Nachhaltig lernen kann nur wer sich dem eigenen Lernbedarf angemessene Lernziele setzt und den Lernfortschritt im Hin-blick auf diese Ziele fortlaufend uumlberpruumlft bullLerntechniken Sie dienen dazu Wissen lang-fristig im Gedaumlchtnis zu verankern und um-fassen vielfaumlltige Methoden der Visualisierung und Konzeptbildung

Lernkompetenz ist kein Talent sondern eine lern- und trainierbare Fertigkeit Sie kann durch gezielte Personalentwicklung und ein stimmiges betriebliches Umfeld mit foumlrderlichem Lernklima aufgebaut und erhalten werden Umgekehrt kann sie als Folge laumlnger dauernder bdquoLernentwoumlhnungldquo verloren gehen Dies haumlngt nicht zuletzt damit zusammen dass in vielen Unternehmen die Weiterbildungsteil-

27 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

nahme jenseits des vierzigsten Lebensjahres schlag-artig sinkt ndash was Lernentwoumlhnung natuumlrlich foumlrdert Auch herrscht fuumlr Aumlltere vielfach insofern ein unguumln-stiges Lernklima als nicht wenige Personalverant-wortliche Aumllteren nur geringe Lernfaumlhigkeit und Veraumlnderungsbereitschaft zutrauen Derlei Vorbe-halte schlagen sich bei Beschaumlftigten in Zweifeln an ihrer eigenen Lernfaumlhigkeit und an der Trainier-barkeit ihrer Fertigkeiten nieder Ein Mangel an Lernkompetenz erklaumlrt moumlglicherweise auch den vielfach replizierten Befund dass aumlltere Beschaumlftigte im Vergleich zu ihren juumlngeren Kollegen schlechtere Leistungen in der berufsbezogenen Weiterbildung zeigen

Unsere Forschung zeigt dass ndash unabhaumlngig vom Alter ndash Beschaumlftigte mit houmlherer Lernkompetenz einen signifikant houmlheren Lernerfolg angeben als Beschaumlftigter geringerer Kompetenz Bei Beschaumlftig-ten uumlber 50 Jahren faumlllt der Unterschied im Lernerfolg am deutlichsten aus Houmlhere Lernkompetenz geht mit houmlherer Weiterbildungsteilnahme einher um-gekehrt berichteten Beschaumlftigte mit geringerer Lernkompetenz uumlber groumlszligere Schwierigkeiten bei der Planung der eigenen Weiterbildung und houmlheren Unterstuumltzungsbedarf

Unter dem Strich zeigen unsere Untersuchungen dass die Erfassung der Lernkompetenz ein wichtiger Schritt ist im Rahmen von Strategien zur quantitativen und qualitativen Verbesserung der Weiterbildungs-beteiligung aumllterer Beschaumlftigter Dies laumlsst sich zur Konzeption von Lernkompetenz-Workshops nutzen mit denen das Lernverhalten gezielt optimiert werden kann Ansatzpunkt einschlaumlgiger Trainings ist die Lernkontrolle die sich in unseren Untersuchungen als trennscharf zwischen kompetenten und weniger kompetenten Lernern erwies Hoher Lernkontrolle also der Fertigkeit angemessene Lernziele zu setzen und das Lernen im Hinblick auf diese Ziele zu steuern kommt das groumlszligte Gewicht fuumlr den Lernerfolg zu Darin liegt auch der Grund dass vornehmlich auf die Vermittlung von auf Lernstrategien ausgerichtete Trainings und primaumlr auf die Staumlrkung der Lernmo-tivation abzielende Trainings gleichermaszligen zu kurz greifen und nur die integrierte Ansprache beider Ebenen nachhaltiges karriereweites und -langes Lernen gewaumlhrleistet

Prof Dr Christian Stamov-Roszlignagel Jacobs Centre on Lifelong Learning Jacobs University wwwjacobs-universitydedirectory10028

28 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Qualifizierung mit System ausbauen -Weiterbildung und bdquoeQualificationldquo

Digitale Medien und bdquoeQualificationldquo als die Lernformen des neuen Jahrtausends prokla-miert standen anfangs fuumlr kostenguumlnstiges und effektives Lernen technische Loumlsungen ruumlckten in den Mittelpunkt der Diskussion doch nach dem ersten Boom kam die ernuumlch-terung Die Lerner wuumlrden das Medium nicht akzeptieren der Lernerfolg sei anzuzweifeln der finanzielle Vorteil ebenso

Anstelle der technokratischen Schwerpunktsetzun-gen widmete man sich in der Folgezeit verstaumlrkt den lern- und bildungstheoretischen Aspekten und dem Potenzial multimedialer Lernkonzepte fuumlr eine zukunftsfaumlhige berufliche Kompetenzentwicklung Angesichts der in den letzten Jahren wieder deutli-chen Zuwachsraten des Lernens mit neuen Medien am Arbeitsplatz stellte sich die Frage nach der Bedeu-tung dieser Medien fuumlr die Weiterbildung und nach ihrem Einfluss auf deren soziale und didaktische Zielsetzungen

weiterbildung und soziale selektion

Die Entwicklung von der Industrie zur Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft fuumlhrt auch zu einem Wandel der Organisation in den Unternehmen die auch zu neuen Arbeits- und Organisationskonzepten fuumlhren wobei wir wahrscheinlich erst am Anfang dieses Wandlungsprozesses stehen Die Folge ist dass Weiterbildung und berufliche Qualifizierung gegenwaumlrtig einen Wandlungsprozess durchlaufen der Ziele und Inhalte Umfang sowie Formen Methoden und Orte des Lernens gleichermaszligen erfasst Lernformen und Lernorte werden pluraler und vielfaumlltiger und gehen mit einem quantitativen Zuwachs und einer qualitativen Veraumlnderung der Bedeutung des Lernens im Unternehmen einher

Die Nachfrage nach eLearning-Konzepten und neuen Medien in der Weiterbildung unterliegt durch neue Arbeitsformen wie rechner-und internetgestuumltzte Facharbeit und Dienstleistungen und den daraus resultierenden Kompetenzanspruumlchen einer auszliger-ordentlichen Dynamik Gleichzeitig haben Aufwen-dungen und Teilnehmerzahlen die Weiterbildung

zum groumlszligten Bildungsbereich gemacht Von den Auf-wendungen von 35 Mrd Euro pro Jahr entfallen 167 Mrd auf die Unternehmen incl die des oumlffentlichen Dienstes 138 Mrd auf Einzelpersonen 42 Mrd auf die Bundesagentur fuumlr Arbeit und 04 Mrd auf den Staat Im europaumlischen Vergleich liegt die Teilnahme-quote an der formellen betrieblichen Weiterbildung mit 30 der Erwerbstaumltigen im Jahr 2005 im Mittel-feld Im Vergleich liegt die Teilnahmequote in Frank-reich mit 46 und Tschechien mit 59 houmlher die von Polen mit 21 und Griechenland mit 14 niedriger

Entscheidend fuumlr die oumlkonomische qualifikatorische soziale und personale Funktion der Weiterbildung ist aber die Frage der Teilhabe an Weiterbildung der Wei-terbildungsbeteiligung Hier zeigt sich der stark sozial ausgrenzende Charakter der Weiterbil-dung die Selektivitaumlt und Ungleichheit von Chancen

bull28 der Weiterbildungsteilnehmer haben Hauptschulabschluss 47 einen mittleren Abschluss 59 AbiturFachhochschulreife bull23 sind ohne Berufsausbildung aber 62 mit Hochschulabschluss bull31 sind Arbeiter 68 Beamte bull44 gehoumlren der Gruppe der 19ndash34-Jaumlhrigen an 31 der Gruppe der 50-64 Jaumlhrigen

Qualifizierung mit system und bdquoeQualificationldquo ausbauen

Die Weiterbildungsbeteiligung haumlngt also entschei-dend von der beruflichen Qualifikation und der schulischen Vorbildung ab und verstaumlrkt die im Schulsystem angelegte soziale Selektion In dieser Situation kommen die informelle Weiterbildung und damit die neuen Medien und verschiedenen Formen des eLearnings ins Spiel Die Teilnahme an Compu-terselbstlernprogrammen im Rahmen der informel-len Weiterbildung hat sich zwischen 2003 und 2007 von 8 auf 15 erhoumlht und damit fast verdoppelt In der informellen Weiterbildungskategorie Internet am Arbeitsplatz weist die Statistik eine Steigerung von 7 auf 13 aus Zudem bilden sich mit der Nut-zung von Personal-Computern rechnerintegrierten Arbeitssystemen und dem Intranet zunehmend vir-tuelle Lernorte in Unternehmen heraus Beschaumlftigte nutzen in wachsendem Maszlige multimediale und inter-aktive Bildungsangebote und koumlnnen an

29 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

kooperativen Lehr-Lern-Arrangements teilnehmen Neue Medien und die damit verbundenen Lerntech-nologien wie Tele-Teaching und Tele-Coaching erlei-chtern und foumlrdern das Lernen in der Arbeit und in vernetzten Lernortstrukturen

Die informelle Weiterbildung verzeichnet seit Jahren erhebliche Zuwaumlchse obwohl die Teilnahme der Erwerbstaumltigen hier mit 61 im Jahre 2003 und mit 68 im Jahre 2007 schon annaumlhernd doppelt so hoch liegt wie die an der formellen Weiterbildung Damit ist die informelle Weiterbildung im Sinne von bdquoArbeit als zweite Chanceldquo und als Moumlglichkeit zu sehen der wachsenden Selektion in Weiterbildung und Weiter-bildungsteilnahme zu begegnen Dies ist allerdings kein Selbstlaumlufer denn auch bei der Teilnahme an der informellen Weiterbildung zeigt sich die Abbild-ung und Verlaumlngerung sozialer Ungleichheit Not-wendig ist eine strukturelle und im Weiterbildungs-system abzusichernde Foumlrderung von bildungsbe-nachteiligten Gruppen In diesem Sinne sind abschlieszligend vier Thesen und Optionen formuliert

bullInformelles Lernen wird im Beruf zunehmend wichtiger dabei kommt dem Lernen mithilfe neuer Medien durch die Verdoppelung in den letzten vier Jahren bei computergestuumltzten Selbstlernprogrammen und Internet-Lernen am Arbeitsplatz eine zentrale Rolle zu bullVirtuelle Lernorte verbinden formelle und informelle Weiterbildung diese Lernorte auf informations- und kommunikationstechno-logischer Basis ergaumlnzen die pluralen Lernorte von Qualifizierungsverbuumlnden und Qualifizier-ungsnetzwerken zunehmend bullNeue Medien eroumlffnen lern- und bildungsthe-oretisch verbesserte Zugaumlnge zum bdquolebenslan-gen Lernenldquo und zur bdquoBildung fuumlr alleldquo voraus-gesetzt sie werden didaktisch-methodisch und institutionell eingebettet und sind nicht einsei-tig auf Selbstorganisation und Individualisierung gerichtet bullWeiterbildung ist als vierte und umfassendste Saumlule des Bildungssystems auszubauen und verstaumlrkt gesetzlich zu rahmen wobei das in-formelle Lernen uumlber verbindliche Anerken-nungen als Beitrag zur Chancengleichheit in beruflichen Bildungswegen im Sinne einersbquo bdquozweiten Chanceldquo zu nutzen ist

Prof Dr Peter Dehnbostel Helmut-Schmidt-Universitaumlt Hamburg wwwhsu-hhdedebo

30 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Aufbau eines Online-Berichtshefts und Kompetenz-portfolios in den dualen Ausbildungsberufen

Die duale Berufsausbildung in Deutschland stellt ein erfolgsmodell dar und genieszligt auch

international hohes Ansehen Mehrere aktu-elle studien zeigen Maumlngel in der Qualitaumlt der dualen beruflichen Ausbildung auf nach einer repraumlsentativen umfrage des Bundesin-stituts fuumlr Berufsbildung (BIBB) kritisieren die Auszubildenden insbesondere die Qualitaumlt der kooperation der Lernorte Betrieb und schule oft ist es den Auszubildenden selbst uumlberlassen erfahrungen aus der betrieblichen und schulischen Ausbildung miteinander zu verknuumlpfen

Bei der mangelnden Abstimmung zwischen den Lern-orten handelt es sich jedoch weniger um ein Problem auf der Ebene der Ausbilder und Berufsschullehrer sondern eher um ein strukturelles Defizit der dualen Berufsausbildung Es mangelt vor allem an systema-tischer Information um ein gegenseitiges Abstimmen in der dualen Ausbildung gewaumlhrleisten zu koumlnnen

Es bedarf geeigneter Instrumente um eine staumlrkere Zusammenarbeit und die Abstimmung zwischen den betrieblichen und schulischen Ausbildern aber auch zwischen dem Auszubildenden und seinem Ausbilder zu ermoumlglichen Gegenwaumlrtig uumlbernimmt ausschlieszlig-lich der papierbasierte Ausbildungsnachweis das sogenannte Berichtsheft diese Funktion Da es sich hierbei um eine zeit- und ortsabhaumlngige Informa-tionsbasis handelt koumlnnen sich Probleme ergeben

Beispielsweise kann der Ausbilder anhand des Ausbildungsnachweises erst nach dem Abschluss eines Ausbildungsturnus feststellen mit welchen Themen sich der Auszubildende auseinanderge-setzt hat In der Folge sind klare und aufeinander abgestimmte Lernprozesse erschwert was nicht selten zu erheblichen Abstimmungsprozessen innerhalb der Ausbildung fuumlhrt

online-Ausbildungsnachweis

Unter dem Titel bdquoBLok ndash Online-Berichtsheft zur Staumlrkung der Lernortkooperationldquo verfolgt das Insti-tut fuumlr Berufspaumldagogik der Technischen Universitaumlt

Dresden das Ziel mit dem Einsatz von Web 20- Technologien die Lernorte der dualen Berufsausbil-dung zu verzahnen Im Rahmen dieses durch das BMBF gefoumlrderten Forschungs- und Entwicklungs-projektes werden bereits bestehende Ressourcen genutzt um das rechtsverbindliche Instrument bdquoBerichtsheftldquo welches in seiner gegenwaumlrtigen Form lediglich als Rechtfertigungsinstrument dient zu einem Qualitaumltsentwicklungsinstrument auf der Grundlage einer geeigneten mediendidaktischen Konzeption auszubauen

Der Schwerpunkt des Projektes liegt in der Entwick-lung Erprobung und Evaluation eines Online-Ausbildungsnachweises auf der technischen Basis eines Weblogs als persoumlnliches Lerntagebuch Dieses Online-Lerntagebuch fuumlhrt der Berufsschuumller regelmaumlszligig und kann von seinem Ausbilder und Berufsschullehrer jederzeit und vor allem unabhaumln-gig vom aktuellen Lernort des Berufsschuumllers einge-sehen werden Auf diese Weise werden die Lernorte der Berufsausbildung im dualen System durch den Online-Ausbildungsnachweis miteinander gekoppelt und so eine gemeinsame Informationsbasis fuumlr die Partner der dualen Berufsausbildung geschaffen Diese Staumlrkung der Lernortkooperation erzeugt eine Transparenz der Ausbildungsinhalte und soll zu einer verbesserten Abstimmung selbiger an den Lernorten fuumlhren

Funktionsbereiche und Potenziale

Der Online-Ausbildungsnachweis verfuumlgt uumlber zwei Funktionsbereiche

bullBerichtsheftfuumlhrung in Form eines Weblogs Wie bei der klassischen Form des Berichtsheftes uumlblich dokumentiert der Auszubildende auch in der online-basierten Form regelmaumlszligig den zeit-lichen und sachlichen Ablauf der Berufsaus-bildung Der Technologie eines Weblog ent-sprechend fuumlhrt der Auszubildende sein Lern-tagebuch als Online-Berichtsheft welches durch die Ausbilder online kommentiert werden kann Durch die Moumlglichkeit von Anmerkungen zu den Eintraumlgen des Auszubildenden werden Feedback-prozesse angeregt und folglich der Dialog zwi-schen Auszubildendem und Ausbilder gestaumlrkt

31 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

bullDarstellung der erworbenen Qualifikationen in Form eines Kompetenzportfolios Neben der Dokumentation des sachlichen und zeitlichen Ablaufes im Berichtsheft ist es dem Auszubildenden moumlglich die dokumentierten Taumltigkeiten zu verschlagworten In Form eines Auswahlmenuumls werden die zu erlangenden Faumlhigkeiten und Fertigkeiten eines Ausbildungs-berufes aufgelistet und von dem Auszubildenden verschlagwortet (sogenanntes Tagging) Anschlieszligend wird durch eine entsprechende Visualisierung (z B in Form einer Tagcloud d h einer Schlagwortwolke) der eigene Entwicklungs-stand dargestellt Die Tagcloud enthaumllt alle bis-her verwendeten Schlagworte Durch die damit erzeugte Transparenz koumlnnen Auszubildende und Ausbilder den Ist-Stand der beruflichen Handlungsfaumlhigkeit einschaumltzen und auch Handlungsbedarfe ableiten In Ergaumlnzung zu der geschlossenen Form des Kompetenzport-folios ist es in der offenen Form vorgesehen aus-bildungsrelevante Dokumente (wie Zertifikate etc) und Erfahrungsberichte abzulegen und so Erfahrungen aus der Ausbildungspraxis zu dokumentieren

Fazit

Das Projekt BLok traumlgt durch die Digitalisierung und Weiterentwicklung des klassischen Berichtsheftes auf Grundlage von Web 20-Technologien zur Ver-zahnung der Lernorte sowie zur Qualitaumltssicherung und -entwicklung in der dualen Berufsausbildung bei BLok unterstuumltzt dabei eine nachhaltige Integ-ration digitaler Medien auf struktureller Ebene in die Berufsausbildungspraxis

Professor Thomas Koumlhler Technische Universitaumlt Dresden wwwblok-onlineorg

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beroobi ndash erlebe Berufe online Das interaktive Jugendportal zur Berufswahl

trotz der vielfaumlltigen Moumlglichkeiten sich Infor-mationen zu beschaffen haben viele Jugend-liche nach wie vor Probleme sich hinsichtlich ihrer beruflichen zukunftsplanung zu orien-tieren oftmals bleibt ihre Ausbildungswahl einseitig und sie nehmen die chancen des derzeitigen Ausbildungs- und Arbeitsmarktes nur bedingt wahr

Das Wissen uumlber die Bandbreite aktueller Ausbildungs-berufe und speziell jener die auch zukuumlnftig Chancen auf dem Arbeitsmarkt bieten ist fuumlr die Berufswahl entscheidend Junge Frauen und Maumlnner mit niedri-geren Schulabschluumlssen sind dabei eine besondere Zielgruppe beroobi ist ein Kunstwort das sich aus Ber-ufs-bi-ld ableitet und bdquoooldquo wurde von Google abgeschaut beroobi bietet den jungen Frauen und Maumlnnern Interaktionsmoumlglichkeiten an die einen attraktiven Einstieg in das Thema Berufswahl ermoumlglichen

Hierfuumlr wird ein interaktives Online-Portal aufgebaut in dessen Mittelpunkt interessante und zukunfts-weisende Ausbildungsberufe fuumlr eine spielerische Erkundung stehen Die Berufsbilder sind multimedial-interaktiv aufbereitet und geben realistische Einblicke in den Berufsalltag Junge Frauen und Maumlnner die bereits in ihrem Beruf arbeiten stellen diese den Nutzern anschaulich vor und lassen sie entdeckend und ausprobierend daran teilhaben Alle wichtigen Aspekte eines Berufs werden aufgegriffen Taumltig-keiten Tagesablaumlufe Erlaumluterungen zu wichtigen Voraussetzungen Erklaumlrungen zu Anforderungen in der Ausbildung sowie das Aufzeigen von Perspek-tiven fuumlr weitere Fortbildungs- und Weiterbildungs-moumlglichkeiten und weiterfuumlhrende Links

Eine leichte und schnelle Orientierung wird dadurch erleichtert dass jedem Berufsbild der gleiche Aufbau und aumlhnliche Interaktionsmoumlglichkeiten zugrunde liegen Bei der Auswahl der Berufe werden bewusst Ausbildungsberufe aus Zukunftsbranchen und Innovationsbereichen (Industrie Handwerk Bau Naturwissenschaften Technik und Informations-technologie) in den Blick genommen

Interaktiver Ansatz mit hohem Akzeptanzwert

Ziel des didaktisch-methodischen Konzepts von beroobi ist es junge Menschen durch neue Ansaumltze zum selbst gesteuerten Entdecken und Ausprobieren im Netz anzuregen und einen persoumlnlichen Bezug zum Thema Berufswahl herzustellen Hierfuumlr setzt das Projekt auf verschiedene Kriterien die in der Umsetzung des Angebots konsequente Beruumlcksich-tigung finden

bullVielseitigkeit Selbststeuerbare Video- und Audiosequenzen Fotoshows und animierte Grafiken bieten anschauliche und vielseitige Formen der Informationsdarstellung Einge-bunden sind diese in eine Flash-Umgebung die auch als Web-Applikation unabhaumlngig von beroobi als Stand-alone-Applikation in eine Web-seite integriert werden koumlnnen bullInteraktion Verschiedene Interaktionstools ermoumlglichen eine direkte und aktive Teilnahm am Angebot Selbsteinschaumltzungen Umfragen und Wissenstests animieren zur spielerischen und entdeckenden Auseinandersetzung mit Inhalten bullIdentifikation Junge Profis aus der Praxis stellen vor Ort ihren Arbeitsplatz und ihr Arbeitsleben vor und lassen die Nutzerinnen und Nutzer uumlber Film und Audio daran teilhaben Der Mix aus Fakten eigenen Erfahrungsberichten und Hinweisen ermoumlglicht Identifikation und Pers-pektivenwechsel bullVerstaumlndlichkeit Das Angebot setzt konsequent auf jugendgerechte Sprache intuitive Benutzer-fuumlhrung und kleine verstaumlndliche Informations-einheiten sodass auch Jugendliche mit weniger Interneterfahrung gut damit zurechtkommen koumlnnen bullAuthentizitaumlt Jedes Berufsbild ist individuell gestaltet und lebt von der Authentizitaumlt seiner realen Hauptperson Dieses unverwechselbare bdquoGesichtldquo sowie auch das Zu-Wort-Kommen von Betriebs-und Unternehmensverantwortlich-en Ausbildungsleitern und anderen bdquoBerufsex-pertenldquo fuumlhren zu einer hohen Akzeptanz bei Jugendlichen

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Das online-Portal beroobide

Die Hauptintention des Online-Portals besteht darin Jugendlichen verschiedene Zugangswege zu den jeweiligen Berufsbildern zu ermoumlglichen sie neu-gierig zu machen und zum bdquoHineinklickenldquo anzu-regen Im Mittelpunkt von wwwberoobide stehen daher die Berufsbilder die uumlber spezifische Beduumlrf-nisparameter ansteuerbar sind Weiterfuumlhrende Informationen zu den Berufen Interviews mit Experten spielerische Wissensabfragen und Links werden den Jugendlichen uumlber eine Informations-rubrik angeboten Ein kleiner Community-Bereich ermoumlglicht weitere Orientierungshilfe Dort steht ein moderiertes Forum fuumlr Fragen und Hinweise bereit eine Merkliste fuumlr das Speichern von Berufs-bildern sowie die Verlinkung auf Freunde und deren Profile Uumlber Features wie bdquoWie steht mir der Berufldquo koumlnnen eigene Fotos hochgeladen werden welches die Nutzerinnen und Nutzer automatisch in verschiedene Arbeitsbekleidungen hineinsetzt und in eine Galerie speichert

zielgruppe

Primaumlre Zielgruppe von beroobi sind Jugendliche der Altersgruppe 14 bis 20 Jahre aller Schulformen die sich im Prozess der Berufsfindung und Berufsorien-tierung befinden Neben Schulabgaumlngern sind des-gleichen all diejenigen angesprochen die bereits eine Berufsausbildung begonnen abgeschlossen oder auch abgebrochen haben und sich weiter bzw neu orientieren moumlchten Wichtige Ansprech-partner sind daher auch paumldagogische Fachkraumlfte die in vielen Faumlllen beroobi bei der jugendlichen Zielgruppe bekannt machen

kooperation und Vernetzung

Das Projekt beroobi versteht sich als bdquoTuumlroumlffnerldquo zu bereits bestehenden Angeboten im Bereich Berufso-rientierungberufliche Bildung und lebt daher von dem vielseitigen Austausch und der Zusammenarbeit mit diesen Dazu zaumlhlen unter anderem vor allem Verbaumlnde Innungen Kammern die Agentur fuumlr Arbeit das Bundesinstitut fuumlr Berufsbildung Schulen Berufsschulen Bildungstraumlger Gewerkschaften so-wie vor allem auch Wirtschaftspartner Betriebe und Unternehmen

Silke Niemann Schulen ans Netz e V wwwberoobide und wwwschulen-ans-netzde

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Erstellung digitaler eLearning-Module durch Aus-zubildende im Handwerk

Das Internet hat uns in ein neues Jahrtausend

gefuumlhrt ein Jahrtausend in dem das wissen der welt raumlumlich und zeitlich unabhaumlngig

verfuumlgbar ist und aus immer groumlszligeren Daten-banken abgerufen werden kann eine solche entwicklung macht auch vor dem system der dualen beruflichen erstausbildung im hand-werk nicht halt und beschaumlftigt seit vielen Jahren die vorausschauende wissenschaft aber auch die Praxis

Im Kern geht es bei den Uumlberlegungen um die Einfuumlhr-ung von eLearning-Szenarien Die Bemuumlhungen zielen hier zum einen auf die oumlkonomische Optimie-rung (beliebiger Einstiegszeitpunkt in Qualifizierungs-maszlignahmen Optimierung der Lehrer-Schuumller-Relation) zum anderen aber auch auf die didaktisch-methodische Optimierung von Bildungsprozessen wie die individuelle Foumlrderung oder Flexibilisierung

Bei allen Bemuumlhungen mit Web 10-gestuumltzten eLear-ning-Szenarien bleiben zahlreiche Fragen ungeklaumlrt Dies gilt besonders fuumlr den Bereich der Lehrlings-ausbildung im Handwerk Aus dem System der dualen Berufsausbildung im Handwerk d h der Kombination von betrieblicher und uumlberbetrieblicher Ausbildung und Unterricht in der Berufsschule sind bisher keine nachhaltigen Ansaumltze bekannt in denen Bildungsprozesse durch internetbasierte eLearning-Konzepte optimiert ergaumlnzt oder gar abgeloumlst werden konnten Bisher kann lediglich auf die Ergebnisse von Modellprojekten zuruumlckgegriffen werden Standar-disierte Konzepte und didaktische Ansaumltze existieren nicht Ganz zu schweigen von einer bildungstheore-tischen Verortung von eLearning-Szenarien in konventionellen Berufsbildungsprozessen

Die Vergangenheit hat gezeigt dass vor allem zwei Problemlagen die Einfuumlhrung von eLearning-Szena-rien erschweren Zum einen gibt es das Problem dass es nicht genuumlgend passgenaue digitale Lern-module fuumlr die verschiedenen Gewerke d h die Berufe im Handwerk und die daraus resultierenden Lerngruppen gibt

Hier zeigt sich die Schwierigkeit dass der produzierte eLearning-Baustein entsprechend der Lerngruppe reduziert und entsprechend der Vorstellung des Lehrers didaktisch eingebunden sein muss Zum an-deren scheitert der Einsatz kommerzieller Loumlsungen auch daran dass nicht die notwendigen Ressourcen vorhanden sind um immer wieder Lernmodule zu erwerben die den jeweils aktuellen Stand der Technik abbilden An dieser Stelle setzt das Forschungsvorhaben Didaktische Parallelitaumlt und Lernortflexibilisierung (DiPaL) an DiPaL kombiniert die klassischen Vorteile des Praumlsenzunterrichts mit den neuen Moumlglichkeiten des Web 20 mit dem Ziel Lernprozesse im Dualen System uumlber selbst produzierte E-Learnings flexibler zu machen

Lerneinheiten selber erstellen

Das Forschungsvorhaben entwickelt und untersucht dazu einen neuen subjektorientierten designbasier-ten didaktisch-methodischen Ansatz zur Lernort-kooperation Mit Hilfe spezieller Software erstellen Schuumllerinnen und Schuumller mit ihren Lehrkraumlften ihre Lerneinheiten selber bereiten sie digital auf und veroumlffentlichen sie im Netz Das Konzept des offenen Klassenzimmers basiert dabei auf der Annahme dass in jeder Schuumllerin und in jedem Schuumller auch eine Lehrerin bzw ein Lehrer steckt Das Ziel besteht darin durch eine geeignete Didaktik genau diesen Rollen-tausch vom Lernenden zum (Lern-) Lehrenden herbei-zufuumlhren Das heiszligt konkret dass die Auszubildenden die Themen des Unterrichts so aufbereiten dass digitale Lernmaterialien (Filme Texte Bilder Grafi-ken) entstehen Die dazu notwendigen Aktivitaumlten der (Lern-) Lehrenden reichen von der Anfertigung einer Handzeichnung die eingescannt wird bis zur schriftlichen Ausarbeitung eines kompletten Dreh-buchs fuumlr die Umsetzung des jeweiligen Themas in einem aufwendigen Lehrfilm Die im Unterricht erzeugten digitalen Lernmaterialien werden an-schlieszligend gemeinsam mit dem Lehrer besprochen und diskutiert ob die produzierten Lernmaterialien fachlich richtig sind Diese Besprechungen sind von groszliger Bedeutung fuumlr den Lernprozess da sich hier zeigt ob das Thema fachlich verstanden wurde

35 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Gleichzeitig hinterfragen die (Lern-) Lehrenden sich selbst und den Prozess der Materialienproduktion Hierbei gilt es z B Alternativen zur gefundenen Loumlsung aufzuzeigen oder die Sprachqualitaumlt zu beurteilen Grundsaumltzlich wird angestrebt dass die (Lern-) Lehrenden in einen kritischen Dialog unter-einander treten Die Diskussion fuumlhrt im Ergebnis zu der Entscheidung ob das produzierte Lernmaterial im Internet veroumlffentlicht wird oder nicht

Fuumlr den Bereich der dualen beruflichen Erstausbil-dung bieten die durch die Auszubildenden erstellten digitalen Lernbausteine ganz besondere Moumlglich-keiten um Ausbildungsstrukturen flexibler zu machen So wird das Forschungsvorhaben empirisch unter-suchen inwieweit die Lernbausteine dazu genutzt werden koumlnnen dass der Auszubildende krankheits-bedingte oder betriebsbedingte Fehlzeiten zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort nachholen kann Daneben erwarten die am Forschungsvorhaben beteiligten Institutionen dass uumlber die Transparenz der Inhalte eine grundsaumltzlich verbesserte Zusam-menarbeit zwischen den Berufsschullehrern und den betrieblichen bzw uumlberbetrieblichen Ausbil-dern realisiert werden kann Auch dies soll empirisch geklaumlrt werden

Neben den Untersuchungen hat das Vorhaben auch verschiedene entwicklungstechnische Ziele

bullEntwicklung von Schemata zur Integration von Programmen zur schnellen Entwicklung von Lernangeboten (Rapid-Authoring-Prozesse) in konventionelle Praumlsenzphasen bullEntwicklung und Implementierung einer Datenbank fuumlr Lehrinhalte (Learning Object Re-pository abgekuumlrzt LOR) fuumlr die Bereitstellung von Bausteinen in einem Bausteinnetzwerk des Handwerks (wwwbaustein-netzwerkde) bullEntwicklung von Organisationsstrukturen fuumlr die engere inhaltliche Zusammenarbeit der Lernorte im dualen System auf der personalen Ebene

Markus Schaumlfer Berufskolleg Maumlrkischer Kreis wwwkfz4mede und wwwdipalde

36 LIterAturhInweIse

weiterfuumlhrende Literatur (Auswahl)

Becker M Spoumlttl G (2008) Berufswissenschaftliche Forschung ndash Ein Arbeitsbuch

fuumlr Studium und Praxis Peter Lang Internationaler Verlag der Wissenschaften

Frankfurt am Main

Beicht U Krewerth A Eberhard V Granato M Viel Licht ndash aber auch Schatten

Qualitaumlt dualer Berufsausbildung in Deutschland aus Sicht der Auszubildenden

BIBB Report 92009

Dehnbostel P (2008) Berufliche Weiterbildung Grundlagen aus arbeitnehmer-

orientierter Sicht Berlin edition sigma

Dreyfus H-L Dreyfus S E (1986) Kuumlnstliche Intelligenz Von den Grenzen der

Denkmaschine und dem Wert der Intuition Reinbek Rowohlt Verlag Hamburg

Grund- und Strukturdaten gushisde 80 [12 09 2009]

Hauptverband der deutschen Bauindustrie Zahlen und Fakten

wwwbauindustriede (Stand Juni 2009)

Howe Falk Berben Thomas (2006) Lern- und Arbeitsaufgaben In Rauner Felix

(Hrsg) Handbuch Berufsbildungsforschung 2 aktualisierte Auflage Bielefeld

Bertelsmann S 383ndash390

Howe Falk Knutzen Soumlnke (2007) Die Kompetenzwerksttt Ein berufswissen-

schaftliches E-Learning-Konzept Goumlttingen Cuvillier

Knutzen Soumlnke Howe Falk E-Learning im Handwerk (2008) In Issing Ludwig

Klimsa Paul (Hrsg) Online-Lernen Weinheim Beltz-Verlag S 133ndash156

Knutzen Soumlnke Howe Falk Rapid E-Learning in der gewerblich-technischen

Ausbildung ndash Gestaltbare Lernsoftware nach dem Konzept der Kompetenz-

werksttt (2008) In Howe Falk Jarosch Juumlrgen Zinke Gert (Hrsg)

Ausbildungskonzepte und Neue Medien in der uumlberbetrieblichen Ausbildung

Bielefeld Bertelsmann-Verlag S 112ndash131

Koumlhler T Neumann J Saupe V Organisation des Online-Lernens In Issing L J

Klimsa P Online-Lernen Ein Handbuch fuumlr das Lernen mit Internet Muumlnchen

Oldenbourg 2008

Payome Thea (2006) Marktuumlbersicht Rapid E-Learning ndash aus PowerPoint-Folien

werden Lernprogramme In Hohenstein Andreas Wilbers Karl (Hg) Handbuch

E-Learning 17 Erg-Lfg Koumlln Dt Wirtschaftsdienst

Scheib T Spoumlttl G Windelband L Qualitaumlt betrieblicher Ausbilder sichern und

entwickeln ndash eine staumlndige Herausforderung In Berufsbildung in Wissenschaft

und Praxis ndash BWP 32008 S 36ndash39

Von Rosenbladt B Bilger F (2007) Weiterbildungsbeteiligung in Deutschland

Eckdaten zum BSW-AES 2007 tns infratest Muumlnchen

ZFA (Hrsg) 2009 Statistik Berufsausbildung und Fortbildung Druck und Medien

20082009 unveroumlffentlichte vorlaumlufige Fassung vom 050509

Diese Druckschrift wird im Rahmen der Oumlffentlichkeitsarbeit vom Bundesministe-

rium fuumlr Bildung und Forschung unentgeltlich abgegeben Sie ist nicht zum gewerb-

lichen Vertrieb bestimmt Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerberinnen

Wahlwerbern oder WahlhelferinnenWahlhelfern waumlhrend eines Wahlkampfes zum

Zweck der Wahlwerbung verwendet werden Dies gilt fuumlr Bundestags- Landtags- und

Kommunalwahlen sowie fuumlr Wahlen zum Europaumlischen Parlament Missbraumluchlich

ist insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen und an Informations-

staumlnden der Parteien sowie das Einlegen Aufdrucken oder Aufkleben partei-

politischer Informationen oder Werbemittel Untersagt ist gleichfalls die Weiter-

gabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung Unabhaumlngig davon wann auf

welchem Weg und in welcher Anzahl diese Schrift der Empfaumlngerindem Empfaumlnger

zugegangen ist darf sie auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden

Wahl nicht in einer Weise verwendet werden die als Parteinahme der Bundes-

regierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden koumlnnte

  • eQualification - Neue13Wege der Qualifizierung
    • Impressum
    • Gruszligwort zur Broschuumlre
    • Inhalt
    • eLearning ndash das Lernen der Zukunft
    • Aufstiegsweiterbildung in der Druck- und Medienindustrie13
    • Flexible Learning im Einzelhandel13
    • DAWINCI ndash Durchlaumlssigkeit in der Aus-und Weiterbildung in der chemischen Industrie13
    • Virtuelles Lernen auf der Baustelle ndash Villa-b13
    • Live Stream Learning ndash fuumlr mobiles und stationaumlres Lernen13
    • Rapid eLearning ndash leicht gestaltbare Lernsoftware13
    • Weiterbildung durch multimediale Lernformen13
    • Demografischer Wandel Herausforderungen und Chancen13
    • eLearning-Infrastruktur in der Altenpflege (eLiA)13
    • Entstehung von Communities am Beispiel der evangelischen 13Kirche in Deutschland
    • Lernkompetenz Schluumlssel zur Qualifizierung fuumlr Aumlltere13
    • Qualifizierung mit System ausbauen - 13Weiterbildung und eQualification
    • Aufbau eines Online-Berichtshefts und Kompetenzportfolios in den dualen Ausbildungsberufen13
    • beroobi ndash erlebe Berufe online Das interaktive Jugendportal zur Berufswahl13
    • Erstellung digitaler eLearning-Module durch Auszubildende im Handwerk13
    • weiterfuumlhrende Literatur (Auswahl)
Page 5: eQualification - Neue Medien, neue Wege der …...Mobile Devices), die wachsenden Personalisierungs-möglichkeiten des Digitaldrucks sowie der starke Trend zur Entwicklung innovativer

5 UumlBerBLIck

eLearning ndash das Lernen der Zukunft

Bildung ist die Basis fuumlr Innovationen und

gesellschaftliche entwicklung sie ist der schluumlssel fuumlr wohlstand soziale Gerechtigkeit und individuelle Lebenschancen Mit einer er-folgreichen Bildungs- und Forschungspolitik koumlnnen die herausforderungen in unserer glo-balisierten welt gemeistert werden wachstum und Beschaumlftigung koumlnnen auch in

zukunft nur mit gut ausgebildeten und hoch qualifizierten Menschen gesichert werden

Unser Bildungssystem muss auf diese Anforderungen flexibel und zeitnah reagieren koumlnnen Nur eine kontinuierliche und gezielte Weiterbildung von Beschaumlftigten und Arbeitssuchenden in allen Lebens-phasen sichert die individuelle Beschaumlftigungsfaumlhig-keit Digitale Medien bieten hier enorme Potenziale Sie sind die ideale Ergaumlnzung der bisherigen tradier-ten Lehr- und Lernformen Ihre Einsatzmoumlglichkeiten sind vielfaumlltig Sie lassen eine schnelle Anpassung der Inhalte an aktuelle Entwicklungen und Anforderun-gen sowie spezifische Zielgruppen zu Digitale Medien sind das Instrumentarium fuumlr individuelle und passgenaue Lehr- und Lernprozesse und sind daher ideal um berufsbegleitende Qualifizierung an jedem Ort und zu jeder Zeit zu ermoumlglichen

Die Fachtagung bdquoeQualification ndash Neue Medien neue Wege der Qualifizierungldquo zeigte am 89 Juni 2009 in Berlin vielfaumlltige Moumlglichkeiten der medienbasier-ten Qualifizierung In vier Gespraumlchsforen wurden die Themen Aufstieg durch Qualifizierung Beschaumlf-tigungssicherung durch Weiterbildung Bildung und Qualifizierung in einer alternden Gesellschaft und digitale Medien und Innovationen im Bildungs-bereich durch Referenten aus Wissenschaft Hand-werk Industrie und Bildungstraumlgern aus unterschied-lichen Blickwinkeln dargelegt

Liegt das Thema bdquoMedienkompetenz fuumlr das paumldago-gische Fachpersonalldquo von Professor Dr Norbert Neuszlig im Erwartungshorizont des Zuhoumlrers erstaunt auf den ersten Blick das Projekt bdquoInnerbetriebliche Weiterbildung durch multimediale Lehr- und Lern-formen am Beispiel der Zementindustrieldquo Doch gerade dieses Beispiel zeigt deutlich dass Theorie-kenntnisse und Fortbildung auch in einer industriell orientierten Branche inzwischen zur Alltagsroutine

Qualification

geworden sind Angesichts verschaumlrfter Kostenkon-trolle und zunehmender internationaler Konkurrenz wird nach arbeitsplatznahen zeitunabhaumlngigen und moumlglichst kostenguumlnstigen Angeboten der Fortbildung gesucht Die in Deutschland stark indus-triell gepraumlgte chemische Industrie setzt z B darauf dass die medial gepraumlgte Fortbildung anschlussfaumlhig an die bisherigen erworbenen beruflichen Kompe-tenzen und Qualifikationen ist Alle dargestellten Vorhaben verfolgen die Intention einen flexiblen und auch ortsunabhaumlngigen Zugang zu Aus- und Fortbildungsangeboten zu ermoumlglichen

Im Rahmen der Fachtagung bdquoeQualificationldquo wurden vielfaumlltige qualitativ hochwertige und zielgruppen-spezifische Moumlglichkeiten und Methoden der Qualifi-zierung mit digitalen Medien vorgestellt So wird ein Online-Berichtsheft in dualen Berufen erprobt die Evangelische Kirche wird eigene dezentrale Communities im Netz aufbauen und fuumlr Jugendliche an der Schnittstelle zwischen Schule und Beruf entstehen neue Tools zur Berufsorientierung die multimedial und interaktiv verschiedene Ausbildungs-berufe vorstellen

Trotz auszligerordentlicher Anwendungschancen gerade auch durch neue Web 20-basierte Software bleibt die direkte nicht-mediale Kommunikation zwischen den verschiedenen Multiplikatoren unerlaumlsslich Die Fachtagung bdquoeQualificationldquo zeigte eine Fuumllle erfolg-reicher und vielversprechender Projekte in denen sich klassische Lernformen und netzbasierte Koope-ration hervorragend ergaumlnzen Sie trug zur frucht-baren Diskussionen uumlber Wege der Qualifizierung im Zeitalter der digitalen Medien bei die in Zukunft fortgesetzt werden soll

6 AuFstIeG Durch QuALIFIzIerunG

Aufstiegsweiterbildung in der Druck- und Medienindustrie ndash Forschungsprojekt Medien-community 20

Im Projekt bdquoMediencommunity 20ldquo wird ein Lehr-Lernnetzwerk fuumlr die Druck- und Medien-branche aufgebaut Projektpartner sind die Beuth hochschule fuumlr technik Berlin (Projekt-leitung) der zentralfachausschuss Berufsbild-ung Druck und Medien (zFA) in kassel die hochschule Muumlnchen und das MMB-Institut fuumlr Medien- und kompetenzforschung in essen

Mit den Angeboten des Internetportals werden Aus-zubildende und Studierende ebenso angesprochen wie im Beruf stehende Arbeitnehmer-innen Trainer-innen und Freiberufler-innen Ziel ist es mit Social-Software-Unterstuumltzung Online-Lernen zu ermoumlglichen und zur kontinuierlichen Weiter-bildung in vernetzten Lernwelten zu motivieren

In einem Teilprojekt werden eLearning-Module fuumlr verschiedene Bildungsniveaus entwickelt um zu er-proben welche Potenziale digitale Medien zur Unter-stuumltzung struktureller Reformen in der beruflichen Bildung entfalten koumlnnen Dabei soll auch das An-rechnen beruflicher Kompetenzen auf die Weiter-bildung erleichtert werden ndash eine zentrale Forderung des Bologna-Prozesses

Die Druck- und Medienbranche ist mit 172000 Be-schaumlftigten relativ klein Jaumlhrlich schlieszligen 6000 junge Menschen ihre Erstausbildung ab 820 Beschaumlftigte bilden sich als Meister-innen Medien-fachwirte oder Techniker-innen weiter Hinzu kom-men jaumlhrlich 450 Hochschulabsolventen mit bran-chenspezifischem Abschluss Die Quote bei den abge-legten Pruumlfungen in der Erstausbildung ist in dieser Branche mit 35 fast dreimal so hoch wie im Durch-schnitt der Gesamtbevoumllkerung mit einer Ausbil-dungsquote von 12

Die vergleichsweise hohe Ausbildungsquote setzt sich bei der Aufstiegsfortbildung nicht fort Lediglich jede-r siebte Auszubildende schlieszligt eine Fortbildung an und der Anteil an Studierenden ist ebenfalls unterdurchschnittlich Dabei ist die Branche innovationsgetrieben Nicht nur die Digitalisierung und Vernetzung der Produktionsprozesse sondern

auch die crossmedialen Ausgabeformen (Print Web Mobile Devices) die wachsenden Personalisierungs-moumlglichkeiten des Digitaldrucks sowie der starke Trend zur Entwicklung innovativer Dienstleistungen erfor-dert eine staumlndige Lernleistung von den Beschaumlftigten

Im Projekt wird deshalb der Gedanke des bdquoDreifach-Nutzens pro eLearningmodulldquo verfolgt Die Lern-module sollen attraktiv sein fuumlr die taumlgliche Arbeit fuumlr die Vorbereitung auf zentrale Pruumlfungen im Rah-men der formellen Aus- und Weiterbildung und als Modul mit anrechenbaren ECTS-Punkten fuumlr ein Studium Getestet wird dieses Modell derzeit im The-menfeld bdquoGrundlagen der Kalkulation von Druck-erzeugnissenldquo

nutzen fuumlr die taumlgliche Arbeit

bullEine groszlige Zahl Beschaumlftigter will bdquovon der Maschine wegldquo und stattdessen in die Kunden-beratung und in die Preisbildung von Druck-produkten wechseln

nutzen fuumlr die Vorbereitung auf zentrale Pruumlfungen

bullDas Themengebiet wird in der beruflichen Erst-ausbildung gepruumlft im Berufsbild bdquoMedien-gestalterMediengestalterin fuumlr Digital- und Printmedienldquo fuumlr Auszubildende der Fachrich-tung Beratung und Planung bullDas Themengebiet ist zentraler Pruumlfungsstoff aller Meister-innen-Medienfachwirt-innen-pruumlfungen in Deutschland und den Techniker-schulen

nutzen als schnupperstudium bzw zur Anrechnung fuumlr ein studium

bullDas Modul ist an drei Studienstandorten als Pflicht- und in einem Standort als Wahlpflicht-fach integriert Es besteht aus acht Lerneinheiten auf Hochschulniveau mit einem Lernvolumen (Workload) von 150 Stunden (5 ECTS)

Eine Steigerung der Studierendenquote kann aber uumlber die Erleichterung der Anrechenbarkeit von

7 AuFstIeG Durch QuALIFIzIerunG

Vorleistungen allein nicht erreicht werden da das Angebot bereits heute die Nachfrage nach Studien-plaumltzen bei weitem nicht abdecken kann Sowohl die Beuth Hochschule fuumlr Technik Berlin als auch die Hochschule der Medien Stuttgart berichtet von einer bis zu achtfach houmlheren Nachfrage nach Studien-plaumltzen im Bereich Druck- und Medientechnik Es bietet sich darum an uumlber das Zusatzangebot eines Weiterbildungsstudiums mit kumulativ zu absol-vierenden Modulen nachzudenken

Mittelfristig koumlnnte ein komplettes Bachelorstudium unabhaumlngig von einem Hochschulstandort uumlbergreif-end entwickelt werden Im Prozess des lebenslangen Lernens koumlnnten sich die Lernenden dann Baustein fuumlr Baustein und Modul fuumlr Modul qualifizieren bis sie sich durch Kumulation zur Bachelorpruumlfung an einer der anerkennenden Hochschulen anmelden koumlnnen Das waumlre ein Szenario das den Weiterbild-ungswuumlnschen berufstaumltiger Menschen mit familiaumlren Verpflichtungen in der Branche sehr viel mehr entgegenkommen wuumlrde als die bisherigen Praumlsenz-angebote

Die Potenziale digitaler Medien zur Unterstuumltzung struktureller Reformen gehen deutlich uumlber reine eLearning-Angebote hinaus Ein Internet-Branchen-portal wie die Mediencommunity koumlnnte in einem modular strukturierten beruflichen Bildungsverlauf eine wichtige Bruumlckenfunktion einnehmen indem sie die Aufstiegsqualifizierung der Beschaumlftigten durch einschlaumlgige Informationen und Angebote kontinuierlich begleitet

Prof Dr Anne Koumlnig Beuth Hochschule fuumlr Technik Berlin FB I Wirtschafts- und Gesellschaftswissenschaften wwwbeuth-hochschulede

8 AuFstIeG Durch QuALIFIzIerunG

Flexible Learning im Einzelhandel

Der einzelhandel gehoumlrt zu den beschaumlftigungs-und ausbildungsintensivsten Branchen in Deutschland In den vergangenen Jahren wurden alle Ausbildungsstufen neu geordnet sowie Bachelor- und Masterstudiengaumlnge eingefuumlhrt Die in den neuordnungen veran-kerten Pflicht- aber vor allem wahlqualifika-tionen bieten den unternehmen und dem Lerner neue flexible Moumlglichkeiten der Gestalt-ung von Aus- und weiterbildung

Unter bdquoFlexible Learningldquo verstehen wir ein umfass-endes Konzept selbst gesteuerten Lernens das durch entsprechende Lernumgebungen durch institutio-nelle sowie institutionsuumlbergreifende Bedingungen unterstuumltzt werden soll

Projekttraumlger von bdquoFlexible Learning im Einzelhan-delldquo ist die Zentralstelle fuumlr Berufsbildung im Handel e V (zbb) Gemeinsam mit den Projektpartnern wurde uumlberlegt welche Voraussetzungen fuumlr eine nachhaltige Einfuumlhrung flexibler Lernmoumlglichkeiten geschaffen werden muumlssen Daraus wurden insgesamt acht Arbeitspakete abgeleitet

1 Analyse des Bedarfs von Lernern und unternehmen

In einer umfassenden Umfrage von Bildungsper-sonal (Berufsschullehrer Dozenten Hochschul-lehrern etc) und Lernern (von der Berufsvorbe-reitung bis zum Bachelor-Studenten) wurde unter-sucht welche Nutzungsgewohnheiten im Umgang mit den Informationstechnologien bestehen und welche Entwicklungen und An-passungen des Bildungsprozesses nach Meinung der Befragten notwendig sind Auch der Bedarf der befragten Lerner fuumlr die eigene Aus- und Weiterbildung wurde erhoben Die Ergebnisse sind uumlber die Projektwebsite abrufbar (wwwflexible-learningde)

2 recherche bereits vorhandener Lehr- und Lernmaterialien entsprechend den neuen Verordnungen

Basis fuumlr die Einfuumlhrung von Flexible Learning ist der Einsatz zeitgemaumlszliger und bedarfsgerechter

Lehr- und Lernmaterialien Deshalb wurde eine Datenbank als Unterstuumltzung fuumlr das Bildungs-personal und die Lerner erstellt uumlber die ca 400 aktuelle Materialien fuumlr die Aus- und Weiter-bildung im Einzelhandel abrufbar sind Die Datenbank ist ebenfalls uumlber die Projektwebsite oder unter wwwzbbde aufrufbar

3 und 5 entwicklung und erprobung von eLearning-Modulen zu ausgewaumlhlten themen entlang der verschiedenen Aus- und weiterbildungslevel

Um eine vertikale Vernetzung uumlber die einzelnen Ausbildungsstufen von der Berufsvorbereitung bis zum Bachelor zu erreichen werden auszligerdem kompetenz-und handlungsorientierte eLearning-Module zu den Themenschwerpunkten Marke-ting und Warenwirtschaft entwickelt Erprobt werden sie an unterschiedlichen Lernorten (Berufs-kolleg Bildungseinrichtungen des Handels Fach-hochschule und in Handelsunternehmen) ein-gebettet in unterschiedliche Lernszenarien

4 entwicklung eines zertifizierungsmodells

Ein Schwerpunkt bei der Entwicklung der eLear-ning-Module ist auszligerdem die Anrechenbarkeit der Qualifizierung in Form von Teilzertifikaten Ziel ist es ein Zertifizierungsmodell zu entwickeln das die Durchlaumlssigkeit zwischen den einzelnen Qualifizierungsstufen foumlrdert

6 und 7 entwicklung und erprobung eines Qualifizierungskonzeptes fuumlr Ausbilder Dozenten Berufsschullehrer und Fuumlhrungs-kraumlfte mit Personalverantwortung

Um flexibles Lernen zu ermoumlglichen muumlssen Rah-menbedingungen geschaffen werden die die flexible und kreative Nutzung und Weiterentwick-lung der vorhandenen Instrumente ermoumlglichen Wichtigste bdquoRahmenbedingungldquo ist dabei die Akzeptanz und kompetente Anwendung durch das Bildungspersonal Um die Nachhaltigkeit des Projektes und des damit verfolgten Projektansat-zes zu gewaumlhrleisten wird deshalb ein Qualifizier-ungskonzept fuumlr das Bildungspersonal entwickelt und erprobt dessen Schwerpunktthemen Selbst-lernkompetenz eLearning kritisches Denken und Selbstreflexion sein werden

9 AuFstIeG Durch QuALIFIzIerunG

8 entwicklung und etablierung einer kommunikationsplattform als Vernetzungs-instrument aller Bildungsbeteiligten

Ziel ist es mithilfe einer Kommunikationsplattform das selbstorganisierte formelle aber vor allem informelle Lernen zu unterstuumltzen und zu foumlrdern soziale Kontakte mit Gleichgesinnten zu orga-nisieren und den erfolgreichen Abschluss der unterschiedlichen Qualifizierungen sicher zu stellen

Beispiel eLearning-Modul Bachelor ndash Marktforschung

Um selbst gesteuertes und handlungsorientiertes Lernen zu unterstuumltzen und zu foumlrdern wurde ein didaktisches Konzept entwickelt das den Lernenden zu einer aktiven und intensiven Auseinandersetzung mit praxisorientierten Situationen und Sachverhalten herausfordert Im Mittelpunkt der eLearning-Module stehen komplexe betriebliche Lernsituationen die selbststaumlndig geloumlst werden koumlnnen Mithilfe von Zusatzinformationen didaktischen Feedbacks und einem umfassenden Glossar wird der Lernerfolg unterstuumltzt

So geht es beispielsweise in dem Modul Marketing Marktforschung fuumlr das Bachelor-Studium darum welche Rolle Marktforschung fuumlr einen Weinfach-haumlndler spielt Ein kleines inhabergefuumlhrtes Geschaumlft will aus einer 1b-Citylage in das Einkaufscenter am Stadtrand umziehen Der Lernerdie Lernerin muss pruumlfen ob der Haumlndler den Umzug wirklich wagen kann und das neue Geschaumlft ausreichende Chancen am Markt hat In drei Lernsituationen werden die Entwicklung von Einzelhandel und Konsum von City und Umland und die Potenziale des Einkaufs-centers untersucht um eine erste Berechnung des moumlglichen Marktpotenzials vorzunehmen In einem zweiten Schritt wird uumlberlegt wie der Haumlndler sich am Weinmarkt positionieren und welche Zielgruppen er ansprechen muss um am neuen Standort erfolg-reich zu sein Ergaumlnzt wird dies von einer SWOT-Analyse mit der die Staumlrken und Schwaumlchen des Haumlndlers erfasst werden

Die SWOT-Analyse hilft Aussagen zu treffen welche Staumlrken des Haumlndlers weiter ausgebaut werden muumlssen und wie die Schwaumlchen kompensiert werden koumlnnen Im dritten und letzten Schritt stellt der

Gabriele Lehmann Geschaumlftsfuumlhrerin der Zentralstelle fuumlr Berufsbildung im Handel (zbb) wwwflexible-learningde

Lernerdie Lernerin eine Wirtschaftlichkeitsberech-nung sowie eine Best-Case- Worst-Case-Betrachtung an Sie dient als Grundlage um eine abschlieszligende Entscheidung zu treffen ob der Umzug des Weinfach-haumlndlers von der City in das Einkaufscenter am Stadt-rand sinnvoll ist und Aussicht auf Erfolg hat

10 AuFstIeG Durch QuALIFIzIerunG

DAWINCI ndash Durchlaumlssigkeit in der Aus- und Weiter-bildung in der chemischen Industrie

ziel des Projektes DAwIncI ist es am Beispiel der chemischen Industrie ein konzept zur Anschlussfaumlhigkeit beruflicher kompetenzen und Qualifikationen zu entwickeln

Bei DAWINCI steht der Weg von der Berufsvorberei-tung uumlber die duale Ausbildung zum Chemikanten und den Laborberufen bis hin zum Industriemeister Chemie bzw Chemietechniker im Fokus Daruumlber hinaus werden Handlungsempfehlungen fuumlr den Uumlbergang in ein Hochschulstudium und die Aus-bildung zum ersten akademischen Grad (Bachelor) erarbeitet Die ausgewaumlhlten Berufsbilder sind von zentraler Bedeutung fuumlr die Chemiebranche

Aufbauend auf den Erfahrungen und Ergebnisse des Projektes E-Learning in Chemieberufen (ELCH) von 2005 bis 2007 greift das groszlig angelegte Qualifizier-ungs- und Organisationsprojekt DAWINCI uumlber seine Partner in der chemischen Industrie direkt in alltaumlg-liche Bildungsprozesse ein Gemeinsam mit den Un-ternehmen Evonik Bayer Industriepark Wolfgang Provadis dem Verein Chemkom der Universitaumlt Paderborn und dem Lern-medien Spezialisten Creos entstehen in den naumlchsten drei Jahren Strategien und digitale Lerninhalte zur besseren Durchlaumlssig-keit bzw Anschlussfaumlhigkeit von Kompetenzen und Qualifikationen in der Aus-und Weiterbildung Neben dem ausbildungsstaumlrksten Beruf dem Chemikanten geht es um die Laborberufe wie Chemie- Biologie- und Lacklaborant sowie den Industriemeister Chemie und den Chemietechniker Der Bachelor zB im Studiengang Verfahrenstechnik oder Chemie bietet dann die Fortsetzung in den akademischen Bereich

Im Rahmen von DAWINCI analysieren die Partner Berufsbiografien um nicht nur fuumlr idealtypische Karrierewege Loumlsungen anzubieten sondern Bruumlcken auch fuumlr bdquounterbrochene Lernwegeldquo und Querein-steiger zu schaffen Die dafuumlr notwendigen Instru-mente muumlssen die im Berufsalltag erworbenen Leistungen transparent und berufsuumlbergreifend vergleichbar machen um die noumltige Anerkennung von Kompetenzen und Qualifikationen in die Praxis umzusetzen

Mithilfe eines berufsbilduumlbergreifenden Kompetenz-rasters wird es moumlglich Karrierewege zu beschleu-

nigen da einerseits Redundanzen vermieden werden und andererseits vergleichbare Kompeten-zen fuumlr den jeweils angestrebten Abschluss wirksam werden koumlnnen

Um die Anschlussfaumlhigkeit der verschiedenen Qualifi-kationsstufen zu verbessern durchlaumluft das Projekt drei Stufen

1 Identifizierung anschlussrelevanter Lerninhalte

Um anschlussrelevante Lerninhalte zu identifizieren werden die Curricula der Berufe analysiert insbeson-dere im Hinblick auf Uumlberlappungsbereiche und Doppelaufwendungen im beruflichen Aufstieg Auszligerdem werden typische Entwicklungspfade von Beschaumlftigten in den entsprechenden Berufen auf die fuumlr den Aufstieg wesentlichen Qualifikationen hin analysiert Die Kenntnis der bdquoBildungsbiografienldquo hilft das System der Anerkennung und Anrechenbar-keit an die Beduumlrfnisse der Praxis anzupassen Dabei muumlssen z T auch verwandte Kompetenzen aus benachbarten Berufsfeldern erfasst und Uumlbergaumlnge fuumlr die entsprechende Anerkennung im neuen Kon-text definiert werden

2 erarbeitung entsprechender elektro-nischer Lernbausteine und Integration in eine Lehr- und Lernumgebung

Auf der Basis Analyseergebnisse werden von den Pro-jektpartnern elektronische Lernbausteine erarbeitet Jeder Baustein ist horizontal uumlber verschiedene Berufs-bilder sowie vertikal uumlber verschiedene Berufsab-schluumlsse und Fortbildungen differenziert die fuumlr verschieden hohe Qualifikationsniveaus stehen Bei der Umsetzung der Lernmedien werden die Erfahr-ungen aus der erfolgreichen tausendfachen Nutzung der Elch-Module herangezogen Attraktivitaumlt fach-liche Stimmigkeit und Bedienkomfort haben oberste Prioritaumlt um den Einsatz in unterschiedlichsten Lernszenarien des Berufsalltags so leicht wie moumlglich zu gestalten Als Lernumgebung wird eine zu den Bausteinen kompatible virtuelle Plattform genutzt auf der Lernende von unterschiedlichen Standorten und mit unterschiedlichen Kompetenzbiografien fuumlr jeweils eine Ausbildungseinheit zusammengefuumlhrt werden Um moumlglichen Problemen des isolierten

11 AuFstIeG Durch QuALIFIzIerunG

Lernens entgegenzutreten wird die Plattform um kooperative Funktionalitaumlten (bdquoWeb20ldquo-Funktiona-litaumlten sowie ePortfolios) erweitert die die Teilneh-mer in ihrer Zusammenarbeit aktiv unterstuumltzen Lehrende und Ausbildende werden in verschiedenen Nutzungsszenarien eingefuumlhrt um sicherzustellen dass die Inhalte in unterschiedlichen Lernzusammen-haumlngen (on-the-job Classroom-Training verteiltes Lernen etc) genutzt werden koumlnnen

3 kreditierung der Lernbausteine und entwicklung eines rahmens zu deren berufsuumlbergreifenden erfassung und Anrechnung

Die Lernbausteine werden von den Projektpartnern je nach inhaltlicher Bedeutung und absolviertem Level gutgeschrieben Als Erfassungs- und Anrech-nungssystem fuumlr erworbene Credit Points wird auf der Grundlage der analysierten Curricula und Berufs-biografien ein berufsuumlbergreifendes computer-gestuumltztes Kompetenzraster aufgebaut Die individu-ellen Lernerfolge der Teilnehmer werden ndash zusammen mit ihren bereits vorhandenen Kompetenzen ndash in elektronischen Mappen die sowohl die Lernbiografie als auch die Leistungsnachweise (Portfolios) enthalten die zu dem Kompetenzraster kompatibel sind dokumentiert Die im Raster dokumentierten betriebsbezogenen Kompetenzen sollen schlieszliglich hinsichtlich ihrer Anschlussfaumlhigkeit an einen tertiaumlren Bildungsweg auf ihre Relevanz fuumlr ein entsprechendes Hochschul-studium analysiert werden Darauf aufbauend werden Handlungsempfehlungen z B fuumlr einen anschluss-orientierten Studiengang der Fachrichtung Verfahrenstechnik entwickelt Die erarbeiteten Doku-mente Medien und Prozesse werden bereits waumlhrend der Projektlaufzeit in der Praxis der Partner verankert Damit profitieren u a mehr als 5000 Auszubildende direkt von den Projektergebnissen

Die enge Zusammenarbeit mit den Sozialpartnern ermoumlglicht eine rasche Information der Branche sodass zum Ende des Projektes (30042012) interes-sierte Unternehmen die entwickelten Verfahren bzw einzelne Lernmedien oder Softwareinstrumente uumlbernehmen koumlnnen

Dr Steffan Ritzenhoff Creos Lernideen und Beratung GmbH

Die Projektergebnisse kommen allen Beteiligten zugute

bullFuumlr die Lernenden ergibt sich eine dauerhafte Erhoumlhung der Bildungsmobilitaumlt d h eine Ver-einfachung und Verschlankung beruflicher Auf-stiegsqualifizierung durch die Anerkennung der im Arbeitsprozess erworbenen Kompetenzen bullDen Unternehmen steht am Ende eine breite Palette didaktisch erprobter Medien mit hoher Akzeptanz zur Verfuumlgung mit denen sie ihre Mitarbeiter gezielt anhand des Kompetenzras-ters foumlrdern koumlnnen Durch das Kompetenzras-ter entsteht zusaumltzlich ein guter Uumlberblick uumlber das im Unternehmen vorhandene Wissen und ein wirksames Instrument zur Unterstuumltzung fuumlr interne Recruiting-Prozesse bullDie Bildungspolitik geht mit dem Projekt weiter durch die Praxis abgesicherte Schritte auf dem Weg zu einem nationalen Qualifikationsrahmen und einer breiten Verankerung medialer Lern-formen

12 AuFstIeG Durch QuALIFIzIerunG

Virtuelles Lernen auf der Baustelle ndash Vila-b

Das Projekt bdquoVirtuelles Lernen auf der Bau-stelle (Vila-b)ldquo ist ein durch das Bundesminis-terium fuumlr Bildung und Forschung (BMBF) und

den europaumlischen sozialfonds (esF) gefoumlrdertes Forschungsvorhaben Dabei ist neben der Dokumentation von zivil- und bauaufsichtli-chen Verordnungen besonders die aktuelle unternehmens- und weiterbildungsstruktur im handwerk bedeutsam

Ein Groszligteil der Unternehmen des Bauhandwerks ist als Kleinstunternehmen anzusehen dazu sinkt die durchschnittliche Mitarbeiterzahl pro Betrieb stetig Im Zusammenhang mit den aktuellen Weiterbildungs-trends im eher bdquobildungsfernenldquo Handwerk wurde daher ein innovativer Weiterbildungsansatz im Pro-jekt entwickelt worden der auf die Anforderungen der Zielgruppe und der kleinen und mittleren Unter-nehmen (KMU) eingeht verschiedene Lernorte ein-bindet und Lernprozesse mithilfe digitaler Medien unterstuumltzt Das Forschungsvorhaben stellt folgende Fragen in den Mittelpunkt

bullWelche Qualifikationsanforderungen resultieren aus den Arbeitsprozessen in Unternehmen bullWas sind die didaktischen Grundlagen zum Lernen im Arbeitsprozess bullWie kann das Lernen mit digitalen Medien im Arbeitsprozess realisiert und kontinuierlich verankert werden bullWelchen Beitrag leistet das zu entwickelnde Weiterbildungskonzept bei der Kompetenz-entwicklung von Facharbeitern und bei der Unternehmensentwicklung

Der berufswissenschaftliche Forschungsansatz zur Beantwortung dieser Fragen hat das Ziel herauszu-finden was Facharbeiter wissen und koumlnnen muumlssen um Arbeitsprozesse erfolgreich zu bewaumlltigen Zentrales Element sind dabei die Arbeitsprozessana-lysen also die ganzheitliche und mehrdimensionale Betrachtung der Arbeit der Fachkraumlfte mitsamt den vor-und nachgelagerten Prozessen den verwendeten Gegenstaumlnden Werkzeugen und Methoden dieser Arbeit und deren Organisationsformen

Es wird also die gesamte Komplexitaumlt des Arbeitspro-zesses und seine Bedeutung fuumlr das Subjekt erfasst

und analysiert Ziel ist es die inhaltlichen Aspekte beruflicher Arbeit und deren Bedeutung fuumlr die Kompetenzentwicklung des Subjekts von innen heraus zu erschlieszligen

Lernkonzept von Vila-b

Das Lernkonzept im Projekt Vila-b beruht auf dem entwicklungslogischen Lernen dem Blended-Lear-ning-Ansatz und dem virtuellen Lernen

Als zentrales didaktisches Element fuumlr die Aufberei-tung der Lerninhalte wurde der entwicklungslogische Ansatz gewaumlhlt Nach dem Modell von Dreyfus und Dreyfus findet hier eine Kompetenzentwicklung statt die einen Fortschritt vom Novizen der einzelne fach-liche Sachverhalte und moumlglichst allgemeinguumlltige Regeln lernt bis zum Experten der zu intuitiv-pro-blemloumlsendem Handeln aufgrund von Erfahrungs-wissen in der Lage ist abbildet

Nach dem Blended-Learning-Ansatz wird die Fort-bildung im Projekt Vila-b auf drei Lernorte verteilt um die jeweiligen Vorteile zu nutzen In Praumlsenz-veranstaltungen werden die Nutzung des Systems erklaumlrt die fachlichen Inhalte oumlkologischen Bauens vermittelt und Grundlagen fuumlr das soziale Lernen geschaffen Auf der Baustelle also im Arbeitsprozess findet mithilfe von mobilen Geraumlten (Personal Digi-tal Assistant PDA) ein kontextbezogenes problem-loumlsungsorientiertes Lernen durch die Nutzung einer Lernplattform und des dort gesammelten Fach- und Erfahrungswissens statt Als dritter Lernort dient der PC-Arbeitsplatz an dem vertiefende fuumlr die Arbeits-prozesse relevante Lernlektionen und Reflexions-moumlglichkeiten uumlber den eigenen Lernfortschritt stattfinden

Die Verwendung des Blended-Learning-Ansatzes und die Nutzung des PDA auf der Baustelle ermoumlglicht direkt im Arbeitsprozess den mediengestuumltzten Zu-griff auf zahlreiche Informationen der Lernplattform Daruumlber hinaus ermoumlglicht der PDA grafische und kommunikationsgestuumltzte Problemloumlsungsprozesse sodass in Abgrenzung von dem allgemeinen eLear-ning-Begriff und in Anlehnung an die Informations-technik ein (theoretisch noch weiter zu fundierendes) Konzept des bdquovirtuellen Lernensldquo verwendet wird

13 AuFstIeG Durch QuALIFIzIerunG

curriculumentwicklung auf der Basis von kernarbeitsaufgaben

Die Curriculumentwicklung basiert in erster Linie auf den Ergebnissen der genannten Arbeitsprozessan-alysen aber auch auf vorweggenommenen Zielgrup-penanalysen und Sektorbeschreibungen Die doku-mentierten Ergebnisse der Arbeitsprozessanalysen in Form von identifizierten Kernarbeitsaufgaben und Kernkompetenzen werden in Experten-Fach-arbeiter-Workshops validiert bzw korrigiert Aus den Kernkompetenzen heraus werden abschlieszligend arbeitsprozessrelevante Lern- und Arbeitsaufgaben entwickelt welche fuumlr die Vermittlung der Lernin-halte der Fortbildung grundlegend sind Gemaumlszlig des Projektansatzes werden bei der Entwicklung der Lern- und Arbeitsaufgaben aus didaktischer Sicht die Hand-lungsorientierung die Orientierung an realen Arbeitssituationen der entwicklungslogische Ansatz sowie die Verknuumlpfung der drei Lernorte beruumlck-sichtigt

Bisherige ergebnisse und Ausblick

Die bisherigen Ergebnisse des Forschungsprojektes identifizierten einerseits inhaltliche Vorgaben hin-sichtlich der relevanten Themen fuumlr eine Weiter-bildung im oumlkologischen Bausektor und zeigten andererseits Vorteile des Vila-b-Konzeptes fuumlr die Arbeitsorganisation der teilnehmenden KMU auf-gezeigt Gleichzeitig wird der nachhaltige Einsatz des Weiterbildungskonzeptes im Rahmen eines Kompe-tenzzentrums in Verden vorbereitet Aus wissenschaft-licher Perspektive schlieszliglich ist wie die bisherigen projektbezogenen Veroumlffentlich-ungen zeigen die Entwicklung des entwicklungslogischen didaktischen Ansatzes durchaus geeignet um neue Impulse fuumlr die Didaktikdiskussion zu setzen

Prof Dr Georg Spoumlttl Institut Technik und Bildung (ITB) Universitaumlt Bremen wwwitbuni-bremende

14 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Live Stream Learning ndash fuumlr mobiles und stationaumlres Lernen in der Aus- und Weiterbildung in der Mechatronik

Qualifikationsanforderungen entwickeln sich aufgrund wirtschaftsstruktureller Veraumlnder-ungen sowie in Folge von Innovationen kuumlr-zeren Produktzyklen und technologischen neuerungen Dies erfordert eine bedarfsge-rechte weiterentwicklung der Qualifizierung in der beruflichen erstausbildung wie der weiterbildung Die berufliche handlungskom-petenz richtet sich zunehmend an Arbeits-und Geschaumlftsprozessen aus entscheidend wird sein ob wie und wie schnell die Praxis der beruflichen Bildung durch die nutzung der digitalen Medien weiterentwickelt wer-den kann um dem Veraumlnderungsbedarf gerecht zu werden

Das Projekt Live Stream Learning will fuumlr kooperative Lernszenarien in der Aus und Weiterbildung auf dem Gebiet der Mechatronik in Unternehmen und der beruflichen Bildung eine Loumlsung fuumlr arbeitspro-zessorientierte Lernprozesse modellhaft erproben Lern- und Wissensmanagement sollen mit flexiblen Lernmedien verbunden werden Bildungsinhalte in Form von handlungsrelevanten Informationen und Lernhilfen bei der Bearbeitung von Lern- oder Arbeitsaufgaben sollen plattformunabhaumlngig mit Web 20-Technologien und -Diensten verfuumlgbar ge-macht werden um arbeitsplatznahes Lernen oder Problemloumlsen zu unterstuumltzen Die Anwender sollen Zugriff auf Prozesse Verfahren und Beispiele erhalten und sich mit anderen Nutzern austauschen koumlnnen

Die Zielgruppe fuumlr das Vorhaben beginnt bei den Aus-zubildenden der Berufsausbildung zum Mechatroni-ker Anlagen- und Industriemechaniker Die Weiter-bildung ist fuumlr Mitarbeiter bzw Servicepersonal aus Unternehmen die Montagesysteme entwickeln pro-duzieren oder warten bis hin zu Ausbildern und Fachberatern fuumlr mechatronische Systeme geplant

umsetzung

Bildungsinhalte und damit zu verknuumlpfende Web 20-basierte Dienste werden sowohl auf stationaumlren als auch auf mobilen Geraumlten lauffaumlhig sein Als Software werden sowohl lizenzpflichtige Standardanwendun-gen als auch Open -Source-Anwendungen ein-gesetzt

Die Lerninhalte und das Web-Portal Mechatronik koumlnnen herstellerneutral genutzt werden Dies wird dadurch gesichert dass Browser Player Add-Ons etc frei zugaumlnglich bzw mit den in Verbindung von PDA PC oder Notebook erworbenen Standard-Softwarelizenzen nutzbar sind

Geeignete Lerninhalte wie Live-Demonstrationen sollen als Webcasts d h einer fuumlr das Internet entwi-ckelten Form des interaktiven Fernsehens oder RSS-Feed d h als eine Art Nachrichtenticker den der interessierte Leser abonnieren kann abrufbar sein Weiterhin sollen Inhalte in digitalisierter Form z B als PowerPoint oder PDF zu spezifischen Fachthemen abgelegt werden Die Webcasts und RSS lassen sich abonnieren speichern jederzeit abspielen und werden zusaumltzlich mit aktuellen und auch externen Informationen verknuumlpft Die Abonnenten erhalten dadurch die Moumlglichkeit sich zielgerichtet zu neuen Entwicklungen auf dem Fachgebiet zu informieren

Lern- und wissensmanagement mit web 20

Im Projekt werden Lerninhalte als handlungsrelevan-te Informationen und Lernhilfen bei der Bearbeitung konkreter komplexer Aufgaben im Arbeitsprozess bzw im Prozess der praktischen Ausbildung als komplexe Lernaufgabe ausgewaumlhlt Fuumlr die Struktu-rierung informellen Lernens stehen die Interaktion mit anderen Lernenden und der Zugriff auf deren Ex-pertise der Austausch von Erfahrungen und Wissen und die Zusammenarbeit beim Erarbeiten von Infor-mationen Inhalten und Wissen im Vordergrund

15 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Beispiele fuumlr web 20 Funktionen die diesen Ansatz unterstuumltzen sind

bullWeb-casts zur Erklaumlrung von Teilsystemen z B anhand eines animierten Funktionsmodells bullWeblog zum Austausch von Erfahrungen die z B bei der Umsetzung der Lernaufgabe entstehen oder der Reflexion der eigenen Lernpraxis bzw zur Kommunikation zwischen Lernenden dienen bullWikis zur Bereitstellung von Lehr- und Lernma-terialien Anleitungen Leittexten oder ande-ren Wissenssammlungen auch durch gemein-same Erstellung von Inhalten z B FAQ bullLernjournal zur Protokollierung eigener Arbeits-ergebnisse und Reflexion der eigenen Lernpraxis bullSocial Bookmarking zum Aufbau einer Samm-lung von Fachinformationen bullRSS-Feeds zur Bereitstellung aktuellerInformationen in Textform die abonniertwerden koumlnnenbullFile Sharing zum Austausch von Webcasts Dokumenten Bildern u a Lerninhalten

Damit verfolgt das Projekt die Vision auch durch mobiles Lernen das Lernen an Orten die keinen Bezug zum Lerngegenstand haben bis hin zum Lernen in den Lebens- oder Arbeitswelt zu ermoumlglichen Durch die Entwicklung und Erprobung von Web 20-Funktio-nalitaumlten und dem Einsatz digitaler Medien in der beruflichen Bildung gibt es insbesondere die Gele-genheit mobiles Lernen mit Arbeitsprozessen zu verknuumlpfen was somit bedarfs- und problemorien-tiertes Lernen ermoumlglicht Moumlglich sind auch eine Ausweitung des interaktiven Lernens sowie die Ein-beziehung von neu entstehenden Informationen in den Austausch und Lernprozess

Das Projekt will die Verwertung von Web 20-Technolo-gien als neue Lehr-und Lerninfrastrukturen erproben um sie als Komponenten fuumlr arbeitsplatznahes Online-Lernen in Verbindung mit Lern- und Wissensmana-gement einzusetzen Dabei sollen Trainer bzw Fachberater die Rolle eines Moderators uumlbernehmen Andererseits erhalten auch die Anwender die Moumlg-lichkeit ihre eigenen vielfaumlltigen Erfahrungen d h ihre realen Erfahrungen und ihr damit verbundenes Wissen (explizites und implizites Wissen) in Form

Rico Eibisch Saumlchsisches Technologiezentrum gGmbH STZ Saumlchsisches Technologie Zentrum fuumlr Bildung und Innovati-on Zwickau wwwstz-zwickaude

eigener Lerninhalte in das System einzuspeichern wo es anderen Nutzern fuumlr Lernprozesse zur Verfuuml-gung steht Auf diese Weise entsteht unter Verwen-dung bestehender Technologien eine Lern- und Wissensdatenbank die arbeitsplatznahes koopera-tives Lernen unterstuumltzt Es zeigt damit neue Wege einer dienstleistungsorientierten Wissensunterstuumlt-zung ndash nicht zuletzt durch die Lernenden selbst ndash im Rahmen von Bildungsnetzwerken auf

16 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Rapid eLearning ndash leicht gestaltbare Lernsoftware in der gewerblich-technischen Ausbildung Kom-petenzwerksttt Elektrohandwerk

Lern- und Arbeitsaufgaben stellen ein eta-bliertes und in den Betrieben bewaumlhrtes didaktisch-methodisches konzept fuumlr beruf-liches Lernen dar Durch einen moumlglichst hohen Grad an selbststaumlndigkeit bei der Bearbeitung einer komplexen Aufgabenstel-lung werden die Auszubildenden nicht nur in

ihren fachlichen sondern auch in ihren metho-dischen und sozialen kompetenzen gefoumlrdert

Lern- und Arbeitsaufgaben stellen ein etabliertes und in den Betrieben bewaumlhrtes didaktisch-metho-disches Konzept fuumlr berufliches Lernen dar Durch einen moumlglichst hohen Grad an Selbststaumlndigkeit bei der Bearbeitung einer komplexen Aufgabenstel-lung werden die Auszubildenden nicht nur in ihren fachlichen sondern auch in ihren methodischen und sozialen Kompetenzen gefoumlrdert

Um eine Lernsoftware effektiv im Rahmen von Lern- und Arbeitsaufgaben einsetzen zu koumlnnen hat sie bestimmte Anforderungen zu erfuumlllen Sie sollte sich auf berufstypische Arbeitsprozesse beziehen und diese angemessen und klar visualisieren um fuumlr den Auszubildenden deutlich zu machen welche Relevanz die Lern- und Arbeitsaufgabe fuumlr den Aus-bildungsberuf besitzt Auszligerdem sollte sie die zur Bewaumlltigung der Aufgabe relevanten Inhalte und Materialien nachvollziehbar strukturiert bereit-halten Uumlber diese grundsaumltzlichen Anforderungen hinaus bestehen fuumlr eine mediengestuumltzte Ausbildung im gewerblich-technischen Bereich besondere Bedingungen

bullDie Inhalte der Software muumlssen schnell modifi-zierbar sein da die Technologien in vielen gewerblich-technischen Berufen einer hohen Innovationsgeschwindigkeit unterworfen sind bullDie Software muss an die Gegebenheiten des jeweiligen Lernorts angepasst werden koumlnnen da die Lernorte der beruflichen Bildung zum Teil sehr heterogene Bedingungen aufweisen ndash z B durch die zur Verfuumlgung stehende techni-sche Lernumgebung

bullDie Software sollte so offen gestaltet sein dass zusaumltzliche Dateien eingepflegt werden koumlnnen da fuumlr die berufliche Bildung i d R eine Vielzahl von Unterlagen in digitaler Form vorliegt

Vor diesem Hintergrund besteht die uumlbergeordnete Frage darin wie eLearning-Systeme zu entwickeln sind um sie im Rahmen von Lern- und Arbeitsauf-gaben einsetzen zu koumlnnen Eine Antwort darauf bietet der Ansatz des Rapid eLearning

rapid eLearning mit der kompetenzwerksttt

Im Rahmen des BMBFESF-gefoumlrderten Projekts Kom-petenzwerksttt Elektrohandwerk wird derzeit nach dem Ansatz der Kompetenzwerksttt ein Lehr- Lernmedium entwickelt das die Anforderungen des Rapid-eLearnings aufgreift Der Begriff Rapid eLearning steht dabei fuumlr Lernsoftware-Systeme die

bullschnell und ohne hohe medientechnischeKompetenz entwickelt werden koumlnnenbullkostenguumlnstig erstellt werden koumlnnen bulleine geringe Einarbeitungszeit fuumlr den Autor erfordern bulldem Anwender einen einfachen Zuganggewaumlhren undbullmultimediale und interaktive Elemente auf-nehmen koumlnnen

Rapid eLearning-Lernprogramme werden oft mit MS-PowerPoint umgesetzt so auch bei der Kompe-tenzwerksttt-Lernsoftware Die Gruumlnde sind klar hoher Verbreitungsgrad einfache Bedienung und weit reichende Moumlglichkeiten zur Gestaltung Me-dieneinbindung und Verlinkung

Mit PowerPoint lassen sich somit die Anforderungen an Rapid eLearning gut einloumlsen Ein weiterer Vorteil besteht darin dass Ausbilder und Lehrer oft auf einen groszligen Fundus von Folien zuruumlckgreifen koumlnnen die sie im Laufe ihrer Taumltigkeit angefertigt haben Arbeitsblaumltter technische Beschreibungen Diagram-me Erlaumluterungen usw liegen damit bereits in elektronischer Form vor und koumlnnen unkompliziert ausgetauscht bzw eingefuumlgt werden

17 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Die Lernsoftware hat eine Modulstruktur die sich uumlber vier Ebenen erstreckt Auf Ebene 1 befindet sich die Hauptnavigation dieser folgt Ebene 2 mit der Modulnavigation Ebene 3 beinhaltet den Content (Inhalt) und Ebene 4 die Anhaumlnge Jede Hierarchie-ebene wird jeweils durch einzelne Dateien repraumlsen-tiert Mit dem Start der Lernsoftware oumlffnet sich eine Power-Point-Datei (PPT) die alleine der Hauptnaviga-tion dient Von hier aus werden die einzelnen Soft-waremodule angewaumlhlt Mit dem Anwaumlhlen eines Moduls oumlffnet sich die naumlchste Datei und liegt gewiss-ermaszligen auf der Startfolie Die Datei der Ebene 2 dient der Navigation innerhalb eines Moduls So lassen sich hier zunaumlchst die Hauptelemente anwaumlhlen anschlie-szligend innerhalb eines Hauptelements der gewuumlnschte Content Mit Klick auf einen Inhaltsbutton oumlffnet sich eine weitere Datei uumlber den beiden Navigations-dateien Hier findet der Anwender jetzt die gewuumlnsch-ten Inhalte ggf lassen sich von hier ndash dann auf Ebene 4 ndash auch weitere externe Dateien (zB doc pdf) starten Waumlhrend die Dateien der Ebenen 1 und 2 also der Navigation dienen halten die Ebenen 3 und 4 die Contents vor Mit dem bdquoZuruumlckldquo-Button schlieszligt der Anwender die Datei und gelangt so auf die jeweils niedrigere Navigationsebene

Die Realisierung in PowerPoint und die skizzierte Modularisierung und Hierarchisierung der Lernsoft-ware bieten hinsichtlich des Rapid eLearning ent-scheidende Staumlrken So lassen sich ohne gehobene medientechnische Kenntnisse z B das Layout anpassen die Inhalte modifizieren oder ergaumlnzen Updates einspielen Materialien verlinken oder komplette Lern- und Arbeitsaufgaben einschlieszlig-lich aller Materialien und Arbeitsblaumltter ergaumlnzen

Da die Lernsoftware ndash ohne Installation ndash auf einem USB-Stick laumluft liegen alle Daten fuumlr jeden Nutzer ohne Bearbeitungseinschraumlnkungen individuell vor Aumlnderungen Erweiterungen Korrekturen usw finden also einfach innerhalb einer PPT-Datei statt umfangreichere Updates werden durch ein schlichtes Ersetzen von Dateien realisiert

Prof Dr Soumlnke Knutzen Technische Universitaumlt Hamburg-Harburg und Prof Dr Falk Howe Universitaumlt Bremen

Fazit

Insbesondere in der dualen gewerblich-technischen Ausbildung bietet der Ansatz des mediengestuumltzten Lernens viele Vorteile Erste Erprobungen mit Lehrern Ausbildern und Auszubildenden zeigen dass ihnen das Handling der Software keine Probleme bereitet Die Anwender koumlnnen in aller Regel auf Erfahrungen mit PowerPoint zuruumlckgreifen wodurch einerseits keine intensive Einarbeitung in die technische Um-gebung notwendig ist andererseits keine Hemm-schwelle beim Einsatz der Software besteht

Wenn es gelingt den Rapid-eLearning-Ansatz nachhaltig mit den Anforderungen gewerblich-technischer Berufsausbildung zu verknuumlpfen und die Vorteile des mediengestuumltzten Lernens deutlich zu machen kann die berufliche Ausbildung an allen Lernorten bereichert werden Auszubildende besit-zen ein Werkzeug dass praktisches und theoretisches Wissen verbindet und letztlich Lehrer und Ausbilder in ihrer Arbeit unterstuumltzt

18 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Weiterbildung durch multimediale Lernformen am Beispiel der Zementindustrie

Im zuge des technischen und wirtschaftli-chen wandels hat sich die Arbeitswelt in der zementindustrie einschneidend veraumlndert

Anfang dieses Jahrhunderts waren ndash in Verbindung mit konjunkturellen und strukturellen Veraumlnderun-gen sowie der Auslagerung von Funktionen (Outsour-cing) ndash Produktivitaumltssteigerungen mit einem Verlust von Arbeitsplaumltzen verbunden Gleichzeitig wurden durch die Rationalisierung der Zementproduktion schwere heute kaum mehr vermittelbare Taumltigkeiten durch moderne Arbeitsplaumltze mit hohen Anforderun-gen an die berufliche Qualifikation und Weiterbil-dung abgeloumlst Dies betrifft nicht nur Fach- und Fuumlhrungskraumlfte sondern alle Beschaumlftigen Denn mehr als je zuvor ist es heute noumltig die Mitar-beiter hinsichtlich ihrer Kenntnisse Fertigkeiten und ihrem verfahrenstechnischen Wissen weiter-zuqualifizieren Nur mit qualifizierten und motivier-ten Mitarbeitern bleibt ein Unternehmen dauerhaft innovativ und konkurrenzfaumlhig Fuumlr den Mitarbeiter bietet sich durch Weiterbildung die Moumlglichkeit vorhandene Kompetenzen an die fortschreitende Entwicklung anzupassen und die eigene Beschaumlftigungsfaumlhigkeit zu erhalten bzw weiter auszubauen

Die Zementindustrie hat in der Vergangenheit fuumlr einfache manuelle Taumltigkeiten viele un- und ange-lernte Arbeiter beschaumlftigt Heute ist die Beschaumlfti-gungsstruktur in den Zementwerken durch den hohen Automatisierungsgrad bestimmt Rund 40 der Belegschaften sind in der Steuerung und Kontrolle des zentralen Produktionsprozesses beschaumlftigt entweder als Vorarbeiter Meister und Produktionssteuerer auf den zentralen Leitstaumlnden oder als Anlagenkontrolleure bzw Maschinenwaumlrter In den Laborbereichen sind rund 10 der Mitarbeiter taumltig die im Allgemeinen eine Ausbildung als Bau-stoffpruumlfer oder Chemielaborant haben Die uumlbrigen Beschaumlftigten arbeiten vor allem in der Instandhal-tung und haben meist eine Ausbildung zum Anlagen-elektroniker oder Industriemechaniker absolviert Entsprechendes Zement-Know-how erwarben sie weitgehend on the job erwarben Vor dem Hinter-grund der stetig steigenden Anforderungen und der fortschreitenden Rationalisierung gewinnt die systematische und bereichsuumlbergreifende Quali-

fizierung der Beschaumlftigten weiter an Bedeutung Eine wirksame Unterstuumltzung der Weiterentwick-lung erfordert dabei einen passgenauen Zuschnitt der Qualifizierungsangebote auf die betrieblichen Anforderungen sowie die individuellen Beduumlrfnisse jedes einzelnen Mitarbeiters

Lehrbriefe werden in digitale Medien uumlber-fuumlhrt

Neben dem von der IHK anerkannten Industriemei-sterlehrgang bdquoKalkZementldquo dem Produktionssteu-ererlehrgang fuumlr Leitstandfahrer sowie zahlreichen Weiterbildungsseminaren bietet der Verein Deut-scher Zementwerke e V zur Aus- und Weiterbildung der gewerblichen Mitarbeiter insbesondere auch der gering qualifizierten bzw fachfremden Mitarbeiter sogenannte bdquoLehrbriefeldquo an Diese 47 Lehrunterlagen stehen den VDZ-Mitgliedswerken nunmehr seit 2006 sowohl in gedruckter Form als auch digital als PDF-Datei zur Verfuumlgung Thematisch befassen sich die Lehrbriefe mit dem gesamten Zementherstellungs-prozess von der Rohmaterialgewinnung bis hin zur Zementverladung Dabei werden vor allem Bereiche behandelt die sich auf die Produktionsablaumlufe in den Werken beziehen und mit der Taumltigkeit des Produk-tionsmitarbeiters in engem Zusammenhang stehen

Erfahrungen mit dem Einsatz der Lehrbriefe zeigten jedoch dass sie nicht im angestrebten Maszlige in den Werken als Weiterbildungsunterlagen genutzt werden Der kontinuierliche Schichtbetrieb sowie die duumlnne Personaldecke fuumlhrten dazu dass in vielen Unternehmen die personellen und zeitlichen Ressour-cen zur Weiterbildung der Mitarbeiter in Praumlsenzsemi-naren nicht gegeben waren Um den Unternehmen ein effizientes und flexibles Angebot zur Weiterbild-ung ihrer Mitarbeiter anbieten zu koumlnnen mussten aus den bisherigen Erfahrungen drei wesentliche Gesichtspunkte beruumlcksichtigt werden Zum einen muss gewaumlhrleistet sein dass die Vermittlung des Wissens individuell und zeitoptimiert in die inner-betrieblichen Ablaumlufe integriert werden kann Zum andern muumlssen die Unterlagen fortlaufend aktualisiert und erweitert werden ndash dies moumlglichst ohne hohen Personal- Kosten- und Zeitaufwand

19 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Zu guter Letzt muumlssen sie so aufbereitet werden dass sie sowohl didaktisch und inhaltlich als auch gestal-terisch bei der Belegschaft auf hohe Akzeptanz stoszligen

Vor diesem Hintergrund wurde 2007 beschlossen die Lehrbriefe vollstaumlndig zu uumlberarbeiten und den Werken zukuumlnftig in Form digitaler Medien zur Ver-fuumlgung zu stellen Hierzu wurden die bestehenden Unterlagen mit finanzieller Unterstuumltzung des Bundes-ministeriums fuumlr Bildung und Forschung (BMBF) grundlegend uumlberarbeitet didaktisch aufbereitet und als Online-Kurse auf einer neu entwickelten VDZ-Lehrplattform integriert

Die nunmehr zur Verfuumlgung stehenden 50 Online-Kurse des VDZ sollen insbesondere den gewerblichen Mitarbeitern aber auch Neueinsteigern Wissen uumlber Technik Umweltvorsorge Arbeitsschutz und die Ablaumlufe der Zementproduktion von der Rohstoffge-winnung bis zum Versand der Produkte vermitteln

Medienelemente wie Videos und Animationen sind genauso Bestandteil der mediengestuumltzten Bildungs-angebote wie Fragenkataloge und Testaufgaben Eine Kommunikationsplattform rundet das Angebot ab Daruumlber hinaus werden vier Kurse angeboten die den Mitarbeitern im beruflichen Alltag sowie in der oumlffentlichen Diskussion eine Hilfestellung bieten Diese sogenannten Informationsbriefe beinhalten die Themen Nachhaltigkeit Rohstoffgewinnung Ressourceneffizienz und Klimaschutz Sie dienen der Vermittlung von Kenntnissen uumlber die Zement-produktion im Spannungsfeld zwischen oumlkonomi-schen oumlkologischen und sozialen Aspekten

Die Lehrplattform wurde mittlerweile von Mitarbei-tern aus fuumlnf VDZ-Mitgliedswerken und dem For-schungsinstitut erfolgreich getestet optimiert und an die Beduumlrfnisse der Beschaumlftigten in der Zement-industrie sowie verwandter Industrien angepasst Die Plattform steht seit Anfang 2010 allen VDZ-Mit-gliedswerken zur Verfuumlgung

Dr rer nat Stefan Schaumlfer Verein Deutscher Zementwerke e V wwwelearning-vdzde

20 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Demografischer Wandel Herausforderungen und Chancen

Den Folgen des demografischen wandels kann

sich auch die Informations- und kommunika-tionswirtschaft (Itk-wirtschaft) nicht ver-schlieszligen zahlreiche studien belegen einen strukturellen Fachkraumlftemangel der sich bei einem konjunkturaufschwung in den naumlchsten

Jahren weiter verschaumlrfen wird und die inter-nationale wettbewerbsfaumlhigkeit Deutsch-lands schwaumlchen kann

IT 50plus ist eine durch den nationalen Informations-technologie-Gipfel der Bundesregierung initiierte Gemeinschaftsinitiative des Bundesverbands Infor-mationswirtschaft Telekommunikation und neue Medien e V und der Industriegewerkschaft Metall (IG Metall) die vom Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung sowie dem Europaumlischen Sozialfonds gefoumlrdert wird Die Initiative zielt darauf ab die Beschaumlftigungsfaumlhigkeit aumllterer ITK-Fachkraumlfte zu erhalten oder wiederherzustellen um so den Folgen des demografischen Wandels und dem Fachkraumlfte-mangel in der ITK-Branche nachhaltig zu begegnen Das modulare Projekt setzt in verschiedenen Bereichen der Personalentwicklung Arbeitsvermittlung und Netzwerkbildung an und gliedert sich in sieben Teilprojekte

bullarbeitsmarktpolitische Instrumente bullAnpassung der arbeitsprozessorientierten Wei-terbildung (APO IT) an die Zielgruppe Arbeitslose bullIT-Spezialistenqualifizierung im virtuellen Raum bullCoaching-Netzwerke fuumlr Unternehmen bullPersonalentwicklungsstrategien IT 50plus bullEntwicklung aumllterer ITK-Fachkraumlfte zum Mentor und Coach bulleLearning IT 50plus ndash Konzepte undEmpfehlungen

Im Vordergrund stehen Initiativen und Vorhaben um bundesweite Beraternetzwerke fuumlr ITK Unterneh-men und fuumlr ITK-Fachkraumlfte aufzubauen dauerhaft zu unterhalten innovative Personalentwicklungs-modelle und Qualifizierungskonzepte zu erstellen zu pilotieren und als Referenzmodelle zur groszligflauml-chigen Umsetzung in Unternehmen bzw durch IT-Bildungstraumlger zu empfehlen

Itk-spezialistenqualifizierung im virtuellen raum

Im Teilprojekt bdquoITK-Spezialistenqualifizierung im vir-tuellen Raumldquo arbeiten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im virtuellen Unternehmen FuTEx (Future Technologies for Expertise Development) Es soll nachwiesen werden dass eine arbeitsprozess-orientierte Qualifizierung mit anschlieszligender Zertifizierung nach der internationalen Norm DIN EN ISOIEC 17024 auch fuumlr IT-Fachkraumlfte moumlglich ist die eine solche Maszlignahme nicht am Arbeitsplatz absolvieren koumlnnen Dies betrifft vor allem Personen in Arbeitslosigkeit oder Kurzarbeit Gearbeitet gelernt und kommuniziert wird an einem virtuellen Arbeitsplatz uumlber eine webbasierte Arbeits- und Lern-plattform Das innovative Konzept basiert auf der bewaumlhrten Methodik des IT-Weiterbildungssystems APO IT So bearbeiten die FuTEx-Teilnehmer-innen am virtuellen Arbeitsplatz einen realen Projektauftrag wobei sie von Lernprozessbegleitern und Fachberatern unterstuumltzt werden Um das APO IT-Prinzip erfolg-reich in eine virtuelle Arbeitswelt zu uumlbertragen sind folgende fuumlnf Schritte vorgesehen

1 realitaumltsnahe Lernaufgaben

Es muumlssen Bedingungen fuumlr arbeitsprozessorientier-tes Lernen geschaffen werden die einem Lern- und Arbeitsplatz im realen betrieblichen Kontext gleichen Erst bei der unmittelbaren praktischen An-wendung von erlerntem Wissen in Verbindung mit der Loumlsung einer konkreten betrieblichen Arbeits-aufgabe kommt es zu sogenannten bdquoemotionalen Labilisierungssituationenldquo d h zu Verunsicherun-gen und zur Veraumlnderung der Gefuumlhle des Menschen die zur nachhaltigen Herausbildung von Handlungs-kompetenzen bei den Lernenden fuumlhren Wichtigste Voraussetzung ist also bdquoechteldquo IT-Projektaufgaben bereitzustellen die von einem realen Auftraggeber stammen

2 webbasierte Arbeits- und Lernplattform

Um Lern-und Projektteams in einer virtuellen Arbeits-welt zu vernetzen und zu betreuen wird eine web-basierte Arbeits- und Lernplattform eingesetzt Sie muss einfach handhabbar und kompatibel mit allen gaumlngigen PC-Betriebssystemen und Web-Browsern

21 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

sein Die Arbeitsplaumltze ndash zu Hause beim Bildungs-traumlger oder im Unternehmen ndash muumlssen mit einem PC sowie mit Breitband-Internet ausgestattet sein

3 Begleitung durch ein engagiertes Betreuerteam

Die Teilnehmer werden von einem Betreuerteam begleitet und unterstuumltzt Da dies in uumlberwiegendem Maszlige bdquoon distanceldquo d h uumlber elektronische Medien der Arbeits- und Lernplattform geschieht erwachsen besonders hohe Anforderungen an die Betreuer Sie muumlssen ein besonderes Gespuumlr fuumlr die Lernsituation der Teilnehmer entwickeln koumlnnen

4 Auswahl geeigneter teilnehmergruppen

In engem Zusammenwirken mit der Bundesagentur fuumlr Arbeit und deren regionalen Agenturen (Zielgruppe arbeitsuchende ITK-Fachkraumlfte ab dem vollendeten 40 Lebensjahr) sowie mit ITK-Hersteller- und Anwenderunternehmen (Zielgruppe aumlltere ITK-Fachkraumlfte in Kurzarbeit) wird uumlber die bevorstehen-den Pilotmaszlignahmen informiert Die Teilnehmer muumlssen Berufserfahrung in der ITK-Wirtschaft haben und besonders aufgeschlossen gegenuumlber elektroni-schen Medien in der Bildung sein

5 evaluation und transfer in den Markt

Das Qualifizierungskonzept wird ab 2010 auf seine Umsetzbarkeit und spaumltere Uumlbertragbarkeit auf andere Unternehmen gepruumlft Nach erfolgreicher Erprobung umfassender Evaluation und Konzept-optimierung ist es vorgesehen die Ergebnisse Erfahrungen und Best Practices zu veroumlffentlichen Die Ergebnisse werden allen einschlaumlgigen Bildungs-traumlgern zugaumlnglich gemacht um Nachhaltigkeit zu erreichen Ziel ist es den FuTEx-Qualifizierungs-ansatz als marktfaumlhiges Konzept bundesweit zu etablieren

Erfolgskriterien fuumlr die Erprobung des FuTEx-Kon-zepts sind

bulldie Zahl der Arbeit suchenden ITK-Fachkraumlfte die nach Absolvierung einer FuTEx-Qualifizie-rung das Abschlusszertifikat zum IT -Spezialisten nach ISO 17024 erhalten haben

Thomas Mosch Mitglied der Geschaumlftsleitung BITKOM - Bundesverband Informationswirtschaft Telekommunikation und neue Medien eV wwwfutexcorpde und wwwit-50plusorg

bulldie Zahl der Arbeit suchenden ITK-Fachkraumlfte die nach erfolgreichem Abschluss einer FuTEx-Qualifizierung in adaumlquate Arbeit zuruumlckfinden konnten und bulldie Zahl der IT-Fachkraumlfte in Kurzarbeit die nach erfolgreichem Abschluss einer FuTEx-Maszlignahme ihre Handlungskompetenzen fuumlr ein IT-Spezial-istenprofil verbessern oder durch Personenzer-tifizierung nach ISO 17024 aktualisieren d h neu erlangen konnten

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22 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

eLearning-Infrastruktur in der Altenpflege (eLiA)

Das Projekt bdquoeLearning-Infrastruktur in der Altenpflegeldquo ist ein durch das Bundesminis-terium fuumlr Bildung und Forschung und den

europaumlischen sozial-fonds gefoumlrdertes Projekt unter der Leitung des Awo-Bundesverbandes e V in Berlin das in der zeit vom 1112007 bis 31102008 gefoumlrdert wurde

Die Aus- Fort-und Weiterbildungseinrichtungen und die Einrichtungen der Altenpflege verfuumlgten vor Pro-jektstart nicht uumlber eine ausreichende Infrastruktur zum Einsatz elektronischer Medien Daraus leiteten sich folgende Notwendigkeiten bzw Projektziele ab

bullSchaffung einer zentralen Infrastruktur durch den Einsatz einer Kommunikations- und Lern plattform bullErprobung des Einsatzes von bereits erstelltem Inhalt (Content) fuumlr den Bereich der Altenpflege-aus- und -weiterbildung bullSchulung von Teletutoren fuumlr die Betreuung von Lernenden bullSchulung von Administratoren zum adaumlquaten Umgang mit der Kommunikations- und Lern plattform

Ein weiteres wichtiges Ziel war die Nachhaltigkeit des Projekts Dafuumlr sollte eine zentrale (traumlgeruumlbergrei-fende) technische Infrastruktur geschaffen werden So sollten nach Projektende alle interessierten Ein-richtungen die Moumlglichkeit erhalten auf dem Server einen separaten geschuumltzten Zugang fuumlr die Entwick-lung und Erprobung eigener eLearning-Lehr- und Lernszenarien zu bekommen

Um die Entwicklung und Realisierung der Projekt-ziele zu unterstuumltzen wurde ein externer Dienstlei-ster die Qualitus GmbH einbezogen Der Partner stellte die technische Infrastruktur bereit passte die Lernumgebung an die Beduumlrfnisse der Kunden an und leistete Support beim Einsatz der flexiblen Open-Scource-Lernplattform ILIAS Die Struktur auf der Plattform wurde in Abstimmung mit der Projektlei-tung konzipiert und umgesetzt Dabei wurden die Bedarfe im Rahmen des Projekts und die geplante Nachhaltigkeit beruumlcksichtigt

Weiterhin wurde auf der Lernplattform ein soge-nannter oumlffentlicher Bereich eingerichtet Dort sind Informationen zum Projekt zum Download zu finden und News z B uumlber die neuesten Schulungstermine In der Projektlaufzeit wurden von drei Trainer-innen der Qualitus GmbH bundesweit sechs Teletutoren-Schulungen fuumlr insgesamt neunzig Teletutoren und eine Administratorenschulung fuumlr fuumlnfzehn Teilnehmer-innen angeboten

Im Rahmen der Teletutoren-Schulungen erhielten die Teilnehmer-innen geschuumltzte Raumlume in denen sie in ihren Lerngruppen miteinander lernen und zudem auch eigene Lernszenarien entwickeln konnten Die waumlhrend dieser Zeit von ihnen enwick-elten Inhalte konnten spaumlter auch im Echtbetrieb eingesetzt werden Zudem wurden Lehrkraumlfte in die Lage versetzt uumlber die Lernplattform ILIAS Lernen-de zu begleiten und zu beraten

Waumlhrend des gesamten Prozesses wurden die Teilnehmer-innen von erfahrenen Tutor-innen begleitet und unterstuumltzt Die Schulung unterteilte sich dabei in 4 Phasen

KickshyOff PraumlsenzshyPhase 1 (ca 15 Tage)

Online Phase 1

(5 Wochen)

PraumlsenzshyPhase 2

(ca 15 Tage)

Online Phase 2

(5 Wochen)

1 Teil

Inhalte und Ziele

bull Die Plat tform aus Sicht der Lernenden kennenlernen

bull Kennenlernen des kooperativen Arbeitens

bull Grundlagenkenntnisse uumlber eLearing

bull Besonderheiten der Online shyKommunikation

bull Rolle und AUfgaben von Teletutoren

2 Teil

Inhalte und Ziele

bull Die Plat tform aus Sicht der Tutoren kennenlernen

bull Einsatz notwendiger Funktionen

bull Wissen uumlber Betreuunug beim eLearning

bull Praxistransfer Umset zung eines eigenen Praxisprojektes

rsaquorsaquorsaquorsaquo rsaquorsaquorsaquorsaquo rsaquorsaquorsaquorsaquo

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evaluation

Die Schulungen wurden abschlieszligend evaluiert Die Kernaussage ist Alle Teilnehmer-innen waren mit den angebotenen Schulungen sehr zufrieden der Praxisbezug konnte weitestgehend hergestellt wer-den Zur eigenen Lernerfahrung befragt wurden u a folgende Aussagen getroffen

23 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

bdquoDie Schulung war fuumlr mich ein echter Gewinn da ich wirklich auf neuem Terrain viel gelernt habeldquo bdquohellip fuumlhlte ich mich in der Gruppe sehr wohl wobei ich vor allem zu bestimmten Mitgliedern Kontakt hatte Die Gruppenbildung scheint online genauso zu funk-tionieren wie out of cyber spaceldquo bdquoMir haben sich durch dieses Seminar ganz andere Moumlglichkeiten geoumlffnetldquo

Hinsichtlich ihrer spaumlteren Aufgabe als Teletutorin befragt fuumlhlten sich die meisten Teilnehmer-innen gut vorbereitet aufgrund der unterschiedlichen Voraussetzungen der Lernenden im Umgang mit dem Computer und Internet sind in Einzelfaumlllen jedoch noch laumlngere Uumlbungsphasen noumltig Moumlgliche Einsatz-felder wurden uumlberwiegend im Fort- und Weiter-bildungsbereich gesehen eLearning wird als gute Moumlglichkeit gesehen das Angebotsspektrum der Institutionen zu erweitern Als Anwendungsbeispiel wurde die Begleitung von Auszubildenden in Praxis-phasen im Sinne einer kontinuierlichen Arbeits- Kommunikations- und Ruumlckmeldemoumlglichkeit genannt

herausforderungen

Die Schulungsteilnehmer nannten folgende Heraus-forderungen bei der Einfuumlhrung von eLearning

bullfehlende technische Affinitaumlt bei der Zielgruppe bullfehlende technische Ausstattung in den Institu-tionen und Betrieben die Lehrangebote bereit-stellen bullhoher Aufwand fuumlr die Einfuumlhrung des eLear-ning Mehraufwand bei der Umwandlung vor-handener Konzepte in Blended-Learning oder eLearning-Konzepte etc bulleehlende Akzeptanz bei einigen Kolleginnen Kollegen dadurch fehlende Vernetzung bullwenig Lehrkraumlfte die professionell tutoriell begleiten koumlnnen bullfehlende Inhalte fuumlr den Einsatz auf der Lern-plattform

nachhaltigkeit

Nach der Projektfoumlrderung wird das eLearning-Portal durch den bdquoVerein eLearning in der Pflege eVldquo (eLiP) fortgefuumlhrt Alle (Bildungs-)Einrichtun-gen in der Pflege koumlnnen diesem Verein beitreten

Peggy Saszlig AWO-Bundesverband eVwwwelearning-pflegede

Zweck des Vereins ist die Foumlrderung der Berufsbildung durch Bereitstellung der Internetplattform ILIAS (wwwelearning-pflegede) mit inhaltlichen techni-schen und didaktischen Hilfen als Hostingpakete sowie Beratung und Vermittlung von Qualifizie-rungen wie ILIAS-Anwender- Teletutoren- und Autorenschulungen Mitwirkung bei der Erstellung von Lerninhalten die von den Vereinsmitgliedern entwickelt werden Weitere Aufgaben sind die perso-nelle und ideelle Foumlrderung der Entwicklung von Lerninhalten z B durch den gegenseitigen Aus-tausch von Lernmaterialien

Die Vereinsmitgliedschaft bietet den Bildungsanbie-tern einen kostenguumlnstigen Einstieg in das Lehren und Lernen mit den neuen Medien moderne Kom-munikationswege Betreuung waumlhrend Abwesenheits-zeiten sowie die Moumlglichkeit neue und zusaumltzliche Angebote im Bereich eLearningBlended-Learning anzubieten

24 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

Entstehung von Communities am Beispiel der Evangelischen Kirche in Deutschland

Die evangelische kirche in Deutschland (ekD) steht gegenwaumlrtig vor groszligen herausforder-ungen und chancen stichworte sind demo-grafischer wandel Individualisierung bzw Pluralisierung wiederentdeckung des religi-oumlsen veraumlndertes Partizipationsverhalten neue Formen von ehrenamt und Gemeinde Daraus ergibt sich fuumlr die Mitarbeitenden ihr handeln immer wieder zu reflektieren

und neue innovative Praktiken zu erlernen

Das Forschungsprojekt PATONGO (Patterns and Tools for NGOs) untersucht wie Technologien und Partizi-pationsprozesse des Web 20 den Austausch uumlber gute Praktiken foumlrdern und so zu einer Weiterent-wicklung der gesamten vernetzten Organisation beitragen koumlnnen Partner im Projekt sind die Evan-gelische Kirche in Deutschland (EKD) die Fern Uni-versitaumlt in Hagen und das Institut fuumlr Wissensmedien in Tuumlbingen

Die Hypothese des Forschungsvorhabens ist dass ein Austausch von erfolgreichen Praktiken in der EKD helfen kann die Qualitaumlt des Handelns in den Gemeinden und Gliedkirchen zu verbessern Durch Vernetzung und gemeinsame Reflexion uumlber erfolgreiche Praktiken soll eine lokale Praktik auch uumlber Grenzen der einzelnen Kirchengemeinden hin-weg zu einer gemeinsamen Praktik weiterentwickelt werden Zwischen den bisher weitgehend unabhaumlngig agierenden Organisationseinheiten koumlnnte sich dadurch ein Praxisnetzwerk entwickeln

Vor dieser Grundannahme stellen sich im PATONGO-Projekt die folgenden Forschungsfragen die nicht nur fuumlr Kirchen sondern allgemein fuumlr verteilte NGOs von Relevanz sind

bullWelche Prozesse koumlnnen eine effektive und qua-litativ hochwertige Wissenskommunikation zum Zwecke der Weiterentwicklung beruflicher Praktiken unterstuumltzen bullWie kann die Nutzung und die Evolution solcher Prozesse mit Web 20-basierten Werkzeugen unterstuumltzt werden

bullWie koumlnnen die Prozesse und Werkzeuge in groszligen verteilten NGOs eingefuumlhrt werden

Kern des Prozesses ist die effektive und qualitativ hochwertige Diskussion uumlber gute Praktiken Dabei durchlaumluft die Diskussion zu einem konkreten Thema drei Ebenen

bullMitarbeitende kommunizieren miteinander uumlber Wuumlnsche und Ideen die sich aus den lokal anzutreffenden Herausforderungen ergeben bullMitarbeitende reflektieren uumlber gute Praktiken und tauschen diese aus (Storytelling Good Practice) bullMitarbeitende abstrahieren die Beschreibung der guten Praktik zu einem Muster fuumlr Loumlsungen (Pattern) das dann in einem Lexikon guter Praxis auftaucht Das Konzept des Patterns wurde aus den Ingenieurswissenschaften uumlbernommen Dort ist ein Pattern eine Loumlsung zu einem wieder-kehrenden Problem in einem klar umrissenen Kontext Im Gegensatz zu einer Handlungsvor-schrift eroumlffnet ein Pattern dem Praktiker einen Entwurfsraum in dem er seine individuelle Loumlsung fuumlr das Problem entwickelt Fuumlr die EKD bedeutet dies dass ein Pattern den Praktiker gut bei der Uumlbertragung der Loumlsungsidee auf die kon-kreten Umstaumlnde in der Gemeinde unterstuumltzt

Auf allen Ebenen der Diskussion vor allem jedoch bei der Erstellung von Patterns fuumlr das Lexikon guter Praxis koumlnnen Praktiker durch Mentoren die ebenfalls Mitglied der Community sind unterstuumltzt werden Mentoren helfen den Praktikern dabei die zentralen Aussagen ihrer Praktik herauszuarbeiten So koumlnnen Praktiker sicherstellen dass ihre Hand-lungsanregungen in den Patterns auch im beab-sichtigten Sinne verstanden werden

Web 20-Technologien koumlnnen auf allen drei Ebenen den Prozess unterstuumltzen Dazu soll ein Online-Com-munity-System entstehen das Kommunikation Koordination und Kooperation ermoumlglicht und zur Mitarbeit in der Community motiviert Auf der Ebene der Kommunikation stellt das Community-System kommunikative Raumlume zur Verfuumlgung Hier koumlnnen Wuumlnsche geaumluszligert Ideen diskutiert und Erfahrun-gen ausgetauscht werden

25 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

Betrachtet man die Groumlszlige der Zielgruppe von uumlber eine Million haupt-und ehrenamtlich Mitarbeitender in der EKD so ist es offensichtlich dass Fragen der Koordination eine wichtige Rolle einnehmen Prak-tiker muumlssen vom System darin unterstuumltzt werden fuumlr sie interessante Kollegen zu finden und relevante Beitraumlge wahrzunehmen Das Community-System muss Menschen aus ganz Deutschland zusammen-bringen die an semantisch verwandten Praktiken arbeiten So wird ein Austausch uumlber spezifische Prak-tiken auch uumlber Gemeindegrenzen hinaus moumlglich

Fuumlr eine effiziente Kooperation wird das Community-System gemeinsame Arbeitsbereiche bereitstellen die zum einen einen gemeinsamen Informationsraum im Sinne eines Wikis zum Austausch von Patterns bereitstellen und zum anderen die enge Kooperation in einer kleinen Gruppe von Praktikern ermoumlglichen Insbesondere soll das Community-System die Entwick-lung neuer Ideen in einer Ideenwerkstatt und die Zusammenarbeit zwischen einem Autor und einem Mentor bei der Verbesserung von Patterns unter-stuumltzen

In Bezug auf die Motivation zur Teilnahme sollen im PATONGO-Projekt verschiedene Instrumente er-forscht werden von denen an dieser Stelle nur zwei Beispiele genannt werden

bullInwieweit hat die Authentizitaumlt der Praktiker und ihrer Gemeinden eine die Motivation stei-gernde Wirkung bullWelche Rolle spielen Kooperation und Wett-bewerb zwischen den Praktikern als motivie-rende Instrumente in der Community

Erste Prototypen fuumlr den in PATONGO vorgesehenen Prozess und die Web 20-basierten Werkzeuge wurden in den ersten Monaten des Projektes entwi-ckelt und mit Anwendern diskutiert Die Resonanz hierauf war sehr positiv Eine breite Diskussion der Konzepte in der kirchlichen Oumlffentlichkeit begann Ende 2009 Fuumlr Mitte 2010 ist der Start der Community geplant Sowohl der Entwurf als auch die Einfuumlhrung und Nutzung des Prozesses und der Werkzeuge werden evaluiert sodass Ruumlckschluumlsse auf die Wirkung in der EKD gezogen werden koumlnnen die auch fuumlr andere NGOs relevant sein werden

Dr Thies Gundlach Evangelische Kirche in Deutschland Dr Till Schuumlmmer FernUniversitaumlt in Hagen (vlnr) wwwpatongode

26 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

Lernkompetenz Schluumlssel zur Qualifizierungfuumlr Aumlltere

Die Diskussion um das lebenslange Lernen hat konjunktur in Politik wirtschaft und

Forschung Mittelfristig wird jeder dritte Be-schaumlftigte uumlber 50 Jahre alt sein und nur noch

jeder fuumlnfte juumlnger als 30 Jahre Parallel dazu nimmt der Anteil der wissensarbeit zu der Anteil koumlrperlicher und gering qualifizierter taumltigkeiten sinkt Lebenslanges Lernen wird als eine der zentralen strategien angesehen diese sich beschleunigenden Veraumlnderungen der Arbeitswelt zu bewaumlltigen

Einigkeit scheint daruumlber zu bestehen dass der Bedarf an beruflicher Weiterbildung auch fuumlr Beschaumlftigte uumlber 50 Jahren waumlchst Weniger Konsens gibt es in Bezug auf das Wie Wie kommen aumlltere Arbeitnehmer mit dieser Anforderung nach permanentem Dazuler-nen zurecht Wie koumlnnen sie unterstuumltzt werden Bislang werden Beschaumlftigte jenseits des vierzigsten Lebensjahres kaum noch zur Weiterbildung ermun-tert und auf die Lernbeduumlrfnisse dieser Gruppe abgestimmte Angebote sind Mangelware Und Dank der Fruumlhverrentungspolitik fruumlherer Jahre und einer entsprechend jugendzentrierten Arbeitsge-staltung gedieh ein bdquoAnti-Lernklimaldquo in dem sich bei Beschaumlftigten und Unternehmen gleichermaszligen der Eindruck verfestigte Aumlltere koumlnnten und wollten nicht mehr lernen Damit einher gehen unscharfe und falsche Vorstellungen uumlber die Lernfaumlhigkeit Aumllterer Demnach lernen Aumlltere (zu) langsam und schneiden in Weiterbildungsseminaren schlecht ab

Haben nicht wissenschaftliche Untersuchungen wiederholt nachgewiesen dass die kognitive Leis-tungsfaumlhigkeit ndash also alle Prozesse die mit Gedaumlchtnis Lernen und Denken zu tun haben ndash schon mit Mitte Ende Zwanzig nachlassen Schraumlnkt dies nicht auch die Lernfaumlhigkeit ein Tatsaumlchlich lassen zwar viele kognitive Funktionen messbar nach

Damit gehen aber nicht automatisch Einbuszligen in der Faumlhigkeit zum berufsbezogenen Lernen einher Zum einen bauen sich nicht alle kognitiven Funktio-nen ab sondern vornehmlich die als bdquofluide Intelli-genzldquo bezeichneten Sie kommen bei der Loumlsung neuer Aufgaben zum Zuge bei denen nicht auf

fruumlhere Lernerfahrungen zuruumlckgegriffen werden kann bdquoKristalline Intelligenzldquo hingegen kommt bei der Nutzung von Wissen und Erfahrung zum Einsatz und kann Einbuszligen der fluiden Intelligenz aus-gleichen Zweitens fanden fast alle einschlaumlgigen Studien im Labor statt und zielten auf die Auslotung der Grenzen kognitiver Leistungsfaumlhigkeit ab Die Moumlglichkeit zur Kompensation durch Wissen und Bildung entfaumlllt dadurch weitgehend

Lernfaumlhigkeit bleibt erhalten

Beim berufsbezogenen Lernen herrschen solche Ein-schraumlnkungen nicht Lernende koumlnnen ihren Lern-prozess hinsichtlich Lernzielen und Lernzeit (mit) bestimmen und dadurch kognitive Einbuszligen ausgleichen Die Laborbefunde zum Altersabbau betreffen so gesehen nur einen kleinen Ausschnitt des Lernens Aus kognitiver Sicht laumlsst sich also festhalten dass die Lernfaumlhigkeit aumllterer Mitarbeiter waumlhrend ihres gesamten Berufslebens erhalten bleibt

Lernfaumlhigkeit ist aber nicht gleich Lernbereitschaft Diese haumlngt wesentlich von einer spezifischen Lern-kompetenz ab Sie ist nicht auf bestimmte Fachge-biete beschraumlnkt und umfasst die drei Ebenen

bullLernorientierung Die Effizienz des Lernen wird davon beeinflusst ob man Lernen als gestaltbare Aktivitaumlt begreift oder als dozentengesteuerte Anhaumlufung von Faktenwissen auf Vorrat bullLernkontrolle Nachhaltig lernen kann nur wer sich dem eigenen Lernbedarf angemessene Lernziele setzt und den Lernfortschritt im Hin-blick auf diese Ziele fortlaufend uumlberpruumlft bullLerntechniken Sie dienen dazu Wissen lang-fristig im Gedaumlchtnis zu verankern und um-fassen vielfaumlltige Methoden der Visualisierung und Konzeptbildung

Lernkompetenz ist kein Talent sondern eine lern- und trainierbare Fertigkeit Sie kann durch gezielte Personalentwicklung und ein stimmiges betriebliches Umfeld mit foumlrderlichem Lernklima aufgebaut und erhalten werden Umgekehrt kann sie als Folge laumlnger dauernder bdquoLernentwoumlhnungldquo verloren gehen Dies haumlngt nicht zuletzt damit zusammen dass in vielen Unternehmen die Weiterbildungsteil-

27 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

nahme jenseits des vierzigsten Lebensjahres schlag-artig sinkt ndash was Lernentwoumlhnung natuumlrlich foumlrdert Auch herrscht fuumlr Aumlltere vielfach insofern ein unguumln-stiges Lernklima als nicht wenige Personalverant-wortliche Aumllteren nur geringe Lernfaumlhigkeit und Veraumlnderungsbereitschaft zutrauen Derlei Vorbe-halte schlagen sich bei Beschaumlftigten in Zweifeln an ihrer eigenen Lernfaumlhigkeit und an der Trainier-barkeit ihrer Fertigkeiten nieder Ein Mangel an Lernkompetenz erklaumlrt moumlglicherweise auch den vielfach replizierten Befund dass aumlltere Beschaumlftigte im Vergleich zu ihren juumlngeren Kollegen schlechtere Leistungen in der berufsbezogenen Weiterbildung zeigen

Unsere Forschung zeigt dass ndash unabhaumlngig vom Alter ndash Beschaumlftigte mit houmlherer Lernkompetenz einen signifikant houmlheren Lernerfolg angeben als Beschaumlftigter geringerer Kompetenz Bei Beschaumlftig-ten uumlber 50 Jahren faumlllt der Unterschied im Lernerfolg am deutlichsten aus Houmlhere Lernkompetenz geht mit houmlherer Weiterbildungsteilnahme einher um-gekehrt berichteten Beschaumlftigte mit geringerer Lernkompetenz uumlber groumlszligere Schwierigkeiten bei der Planung der eigenen Weiterbildung und houmlheren Unterstuumltzungsbedarf

Unter dem Strich zeigen unsere Untersuchungen dass die Erfassung der Lernkompetenz ein wichtiger Schritt ist im Rahmen von Strategien zur quantitativen und qualitativen Verbesserung der Weiterbildungs-beteiligung aumllterer Beschaumlftigter Dies laumlsst sich zur Konzeption von Lernkompetenz-Workshops nutzen mit denen das Lernverhalten gezielt optimiert werden kann Ansatzpunkt einschlaumlgiger Trainings ist die Lernkontrolle die sich in unseren Untersuchungen als trennscharf zwischen kompetenten und weniger kompetenten Lernern erwies Hoher Lernkontrolle also der Fertigkeit angemessene Lernziele zu setzen und das Lernen im Hinblick auf diese Ziele zu steuern kommt das groumlszligte Gewicht fuumlr den Lernerfolg zu Darin liegt auch der Grund dass vornehmlich auf die Vermittlung von auf Lernstrategien ausgerichtete Trainings und primaumlr auf die Staumlrkung der Lernmo-tivation abzielende Trainings gleichermaszligen zu kurz greifen und nur die integrierte Ansprache beider Ebenen nachhaltiges karriereweites und -langes Lernen gewaumlhrleistet

Prof Dr Christian Stamov-Roszlignagel Jacobs Centre on Lifelong Learning Jacobs University wwwjacobs-universitydedirectory10028

28 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Qualifizierung mit System ausbauen -Weiterbildung und bdquoeQualificationldquo

Digitale Medien und bdquoeQualificationldquo als die Lernformen des neuen Jahrtausends prokla-miert standen anfangs fuumlr kostenguumlnstiges und effektives Lernen technische Loumlsungen ruumlckten in den Mittelpunkt der Diskussion doch nach dem ersten Boom kam die ernuumlch-terung Die Lerner wuumlrden das Medium nicht akzeptieren der Lernerfolg sei anzuzweifeln der finanzielle Vorteil ebenso

Anstelle der technokratischen Schwerpunktsetzun-gen widmete man sich in der Folgezeit verstaumlrkt den lern- und bildungstheoretischen Aspekten und dem Potenzial multimedialer Lernkonzepte fuumlr eine zukunftsfaumlhige berufliche Kompetenzentwicklung Angesichts der in den letzten Jahren wieder deutli-chen Zuwachsraten des Lernens mit neuen Medien am Arbeitsplatz stellte sich die Frage nach der Bedeu-tung dieser Medien fuumlr die Weiterbildung und nach ihrem Einfluss auf deren soziale und didaktische Zielsetzungen

weiterbildung und soziale selektion

Die Entwicklung von der Industrie zur Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft fuumlhrt auch zu einem Wandel der Organisation in den Unternehmen die auch zu neuen Arbeits- und Organisationskonzepten fuumlhren wobei wir wahrscheinlich erst am Anfang dieses Wandlungsprozesses stehen Die Folge ist dass Weiterbildung und berufliche Qualifizierung gegenwaumlrtig einen Wandlungsprozess durchlaufen der Ziele und Inhalte Umfang sowie Formen Methoden und Orte des Lernens gleichermaszligen erfasst Lernformen und Lernorte werden pluraler und vielfaumlltiger und gehen mit einem quantitativen Zuwachs und einer qualitativen Veraumlnderung der Bedeutung des Lernens im Unternehmen einher

Die Nachfrage nach eLearning-Konzepten und neuen Medien in der Weiterbildung unterliegt durch neue Arbeitsformen wie rechner-und internetgestuumltzte Facharbeit und Dienstleistungen und den daraus resultierenden Kompetenzanspruumlchen einer auszliger-ordentlichen Dynamik Gleichzeitig haben Aufwen-dungen und Teilnehmerzahlen die Weiterbildung

zum groumlszligten Bildungsbereich gemacht Von den Auf-wendungen von 35 Mrd Euro pro Jahr entfallen 167 Mrd auf die Unternehmen incl die des oumlffentlichen Dienstes 138 Mrd auf Einzelpersonen 42 Mrd auf die Bundesagentur fuumlr Arbeit und 04 Mrd auf den Staat Im europaumlischen Vergleich liegt die Teilnahme-quote an der formellen betrieblichen Weiterbildung mit 30 der Erwerbstaumltigen im Jahr 2005 im Mittel-feld Im Vergleich liegt die Teilnahmequote in Frank-reich mit 46 und Tschechien mit 59 houmlher die von Polen mit 21 und Griechenland mit 14 niedriger

Entscheidend fuumlr die oumlkonomische qualifikatorische soziale und personale Funktion der Weiterbildung ist aber die Frage der Teilhabe an Weiterbildung der Wei-terbildungsbeteiligung Hier zeigt sich der stark sozial ausgrenzende Charakter der Weiterbil-dung die Selektivitaumlt und Ungleichheit von Chancen

bull28 der Weiterbildungsteilnehmer haben Hauptschulabschluss 47 einen mittleren Abschluss 59 AbiturFachhochschulreife bull23 sind ohne Berufsausbildung aber 62 mit Hochschulabschluss bull31 sind Arbeiter 68 Beamte bull44 gehoumlren der Gruppe der 19ndash34-Jaumlhrigen an 31 der Gruppe der 50-64 Jaumlhrigen

Qualifizierung mit system und bdquoeQualificationldquo ausbauen

Die Weiterbildungsbeteiligung haumlngt also entschei-dend von der beruflichen Qualifikation und der schulischen Vorbildung ab und verstaumlrkt die im Schulsystem angelegte soziale Selektion In dieser Situation kommen die informelle Weiterbildung und damit die neuen Medien und verschiedenen Formen des eLearnings ins Spiel Die Teilnahme an Compu-terselbstlernprogrammen im Rahmen der informel-len Weiterbildung hat sich zwischen 2003 und 2007 von 8 auf 15 erhoumlht und damit fast verdoppelt In der informellen Weiterbildungskategorie Internet am Arbeitsplatz weist die Statistik eine Steigerung von 7 auf 13 aus Zudem bilden sich mit der Nut-zung von Personal-Computern rechnerintegrierten Arbeitssystemen und dem Intranet zunehmend vir-tuelle Lernorte in Unternehmen heraus Beschaumlftigte nutzen in wachsendem Maszlige multimediale und inter-aktive Bildungsangebote und koumlnnen an

29 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

kooperativen Lehr-Lern-Arrangements teilnehmen Neue Medien und die damit verbundenen Lerntech-nologien wie Tele-Teaching und Tele-Coaching erlei-chtern und foumlrdern das Lernen in der Arbeit und in vernetzten Lernortstrukturen

Die informelle Weiterbildung verzeichnet seit Jahren erhebliche Zuwaumlchse obwohl die Teilnahme der Erwerbstaumltigen hier mit 61 im Jahre 2003 und mit 68 im Jahre 2007 schon annaumlhernd doppelt so hoch liegt wie die an der formellen Weiterbildung Damit ist die informelle Weiterbildung im Sinne von bdquoArbeit als zweite Chanceldquo und als Moumlglichkeit zu sehen der wachsenden Selektion in Weiterbildung und Weiter-bildungsteilnahme zu begegnen Dies ist allerdings kein Selbstlaumlufer denn auch bei der Teilnahme an der informellen Weiterbildung zeigt sich die Abbild-ung und Verlaumlngerung sozialer Ungleichheit Not-wendig ist eine strukturelle und im Weiterbildungs-system abzusichernde Foumlrderung von bildungsbe-nachteiligten Gruppen In diesem Sinne sind abschlieszligend vier Thesen und Optionen formuliert

bullInformelles Lernen wird im Beruf zunehmend wichtiger dabei kommt dem Lernen mithilfe neuer Medien durch die Verdoppelung in den letzten vier Jahren bei computergestuumltzten Selbstlernprogrammen und Internet-Lernen am Arbeitsplatz eine zentrale Rolle zu bullVirtuelle Lernorte verbinden formelle und informelle Weiterbildung diese Lernorte auf informations- und kommunikationstechno-logischer Basis ergaumlnzen die pluralen Lernorte von Qualifizierungsverbuumlnden und Qualifizier-ungsnetzwerken zunehmend bullNeue Medien eroumlffnen lern- und bildungsthe-oretisch verbesserte Zugaumlnge zum bdquolebenslan-gen Lernenldquo und zur bdquoBildung fuumlr alleldquo voraus-gesetzt sie werden didaktisch-methodisch und institutionell eingebettet und sind nicht einsei-tig auf Selbstorganisation und Individualisierung gerichtet bullWeiterbildung ist als vierte und umfassendste Saumlule des Bildungssystems auszubauen und verstaumlrkt gesetzlich zu rahmen wobei das in-formelle Lernen uumlber verbindliche Anerken-nungen als Beitrag zur Chancengleichheit in beruflichen Bildungswegen im Sinne einersbquo bdquozweiten Chanceldquo zu nutzen ist

Prof Dr Peter Dehnbostel Helmut-Schmidt-Universitaumlt Hamburg wwwhsu-hhdedebo

30 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Aufbau eines Online-Berichtshefts und Kompetenz-portfolios in den dualen Ausbildungsberufen

Die duale Berufsausbildung in Deutschland stellt ein erfolgsmodell dar und genieszligt auch

international hohes Ansehen Mehrere aktu-elle studien zeigen Maumlngel in der Qualitaumlt der dualen beruflichen Ausbildung auf nach einer repraumlsentativen umfrage des Bundesin-stituts fuumlr Berufsbildung (BIBB) kritisieren die Auszubildenden insbesondere die Qualitaumlt der kooperation der Lernorte Betrieb und schule oft ist es den Auszubildenden selbst uumlberlassen erfahrungen aus der betrieblichen und schulischen Ausbildung miteinander zu verknuumlpfen

Bei der mangelnden Abstimmung zwischen den Lern-orten handelt es sich jedoch weniger um ein Problem auf der Ebene der Ausbilder und Berufsschullehrer sondern eher um ein strukturelles Defizit der dualen Berufsausbildung Es mangelt vor allem an systema-tischer Information um ein gegenseitiges Abstimmen in der dualen Ausbildung gewaumlhrleisten zu koumlnnen

Es bedarf geeigneter Instrumente um eine staumlrkere Zusammenarbeit und die Abstimmung zwischen den betrieblichen und schulischen Ausbildern aber auch zwischen dem Auszubildenden und seinem Ausbilder zu ermoumlglichen Gegenwaumlrtig uumlbernimmt ausschlieszlig-lich der papierbasierte Ausbildungsnachweis das sogenannte Berichtsheft diese Funktion Da es sich hierbei um eine zeit- und ortsabhaumlngige Informa-tionsbasis handelt koumlnnen sich Probleme ergeben

Beispielsweise kann der Ausbilder anhand des Ausbildungsnachweises erst nach dem Abschluss eines Ausbildungsturnus feststellen mit welchen Themen sich der Auszubildende auseinanderge-setzt hat In der Folge sind klare und aufeinander abgestimmte Lernprozesse erschwert was nicht selten zu erheblichen Abstimmungsprozessen innerhalb der Ausbildung fuumlhrt

online-Ausbildungsnachweis

Unter dem Titel bdquoBLok ndash Online-Berichtsheft zur Staumlrkung der Lernortkooperationldquo verfolgt das Insti-tut fuumlr Berufspaumldagogik der Technischen Universitaumlt

Dresden das Ziel mit dem Einsatz von Web 20- Technologien die Lernorte der dualen Berufsausbil-dung zu verzahnen Im Rahmen dieses durch das BMBF gefoumlrderten Forschungs- und Entwicklungs-projektes werden bereits bestehende Ressourcen genutzt um das rechtsverbindliche Instrument bdquoBerichtsheftldquo welches in seiner gegenwaumlrtigen Form lediglich als Rechtfertigungsinstrument dient zu einem Qualitaumltsentwicklungsinstrument auf der Grundlage einer geeigneten mediendidaktischen Konzeption auszubauen

Der Schwerpunkt des Projektes liegt in der Entwick-lung Erprobung und Evaluation eines Online-Ausbildungsnachweises auf der technischen Basis eines Weblogs als persoumlnliches Lerntagebuch Dieses Online-Lerntagebuch fuumlhrt der Berufsschuumller regelmaumlszligig und kann von seinem Ausbilder und Berufsschullehrer jederzeit und vor allem unabhaumln-gig vom aktuellen Lernort des Berufsschuumllers einge-sehen werden Auf diese Weise werden die Lernorte der Berufsausbildung im dualen System durch den Online-Ausbildungsnachweis miteinander gekoppelt und so eine gemeinsame Informationsbasis fuumlr die Partner der dualen Berufsausbildung geschaffen Diese Staumlrkung der Lernortkooperation erzeugt eine Transparenz der Ausbildungsinhalte und soll zu einer verbesserten Abstimmung selbiger an den Lernorten fuumlhren

Funktionsbereiche und Potenziale

Der Online-Ausbildungsnachweis verfuumlgt uumlber zwei Funktionsbereiche

bullBerichtsheftfuumlhrung in Form eines Weblogs Wie bei der klassischen Form des Berichtsheftes uumlblich dokumentiert der Auszubildende auch in der online-basierten Form regelmaumlszligig den zeit-lichen und sachlichen Ablauf der Berufsaus-bildung Der Technologie eines Weblog ent-sprechend fuumlhrt der Auszubildende sein Lern-tagebuch als Online-Berichtsheft welches durch die Ausbilder online kommentiert werden kann Durch die Moumlglichkeit von Anmerkungen zu den Eintraumlgen des Auszubildenden werden Feedback-prozesse angeregt und folglich der Dialog zwi-schen Auszubildendem und Ausbilder gestaumlrkt

31 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

bullDarstellung der erworbenen Qualifikationen in Form eines Kompetenzportfolios Neben der Dokumentation des sachlichen und zeitlichen Ablaufes im Berichtsheft ist es dem Auszubildenden moumlglich die dokumentierten Taumltigkeiten zu verschlagworten In Form eines Auswahlmenuumls werden die zu erlangenden Faumlhigkeiten und Fertigkeiten eines Ausbildungs-berufes aufgelistet und von dem Auszubildenden verschlagwortet (sogenanntes Tagging) Anschlieszligend wird durch eine entsprechende Visualisierung (z B in Form einer Tagcloud d h einer Schlagwortwolke) der eigene Entwicklungs-stand dargestellt Die Tagcloud enthaumllt alle bis-her verwendeten Schlagworte Durch die damit erzeugte Transparenz koumlnnen Auszubildende und Ausbilder den Ist-Stand der beruflichen Handlungsfaumlhigkeit einschaumltzen und auch Handlungsbedarfe ableiten In Ergaumlnzung zu der geschlossenen Form des Kompetenzport-folios ist es in der offenen Form vorgesehen aus-bildungsrelevante Dokumente (wie Zertifikate etc) und Erfahrungsberichte abzulegen und so Erfahrungen aus der Ausbildungspraxis zu dokumentieren

Fazit

Das Projekt BLok traumlgt durch die Digitalisierung und Weiterentwicklung des klassischen Berichtsheftes auf Grundlage von Web 20-Technologien zur Ver-zahnung der Lernorte sowie zur Qualitaumltssicherung und -entwicklung in der dualen Berufsausbildung bei BLok unterstuumltzt dabei eine nachhaltige Integ-ration digitaler Medien auf struktureller Ebene in die Berufsausbildungspraxis

Professor Thomas Koumlhler Technische Universitaumlt Dresden wwwblok-onlineorg

32 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

beroobi ndash erlebe Berufe online Das interaktive Jugendportal zur Berufswahl

trotz der vielfaumlltigen Moumlglichkeiten sich Infor-mationen zu beschaffen haben viele Jugend-liche nach wie vor Probleme sich hinsichtlich ihrer beruflichen zukunftsplanung zu orien-tieren oftmals bleibt ihre Ausbildungswahl einseitig und sie nehmen die chancen des derzeitigen Ausbildungs- und Arbeitsmarktes nur bedingt wahr

Das Wissen uumlber die Bandbreite aktueller Ausbildungs-berufe und speziell jener die auch zukuumlnftig Chancen auf dem Arbeitsmarkt bieten ist fuumlr die Berufswahl entscheidend Junge Frauen und Maumlnner mit niedri-geren Schulabschluumlssen sind dabei eine besondere Zielgruppe beroobi ist ein Kunstwort das sich aus Ber-ufs-bi-ld ableitet und bdquoooldquo wurde von Google abgeschaut beroobi bietet den jungen Frauen und Maumlnnern Interaktionsmoumlglichkeiten an die einen attraktiven Einstieg in das Thema Berufswahl ermoumlglichen

Hierfuumlr wird ein interaktives Online-Portal aufgebaut in dessen Mittelpunkt interessante und zukunfts-weisende Ausbildungsberufe fuumlr eine spielerische Erkundung stehen Die Berufsbilder sind multimedial-interaktiv aufbereitet und geben realistische Einblicke in den Berufsalltag Junge Frauen und Maumlnner die bereits in ihrem Beruf arbeiten stellen diese den Nutzern anschaulich vor und lassen sie entdeckend und ausprobierend daran teilhaben Alle wichtigen Aspekte eines Berufs werden aufgegriffen Taumltig-keiten Tagesablaumlufe Erlaumluterungen zu wichtigen Voraussetzungen Erklaumlrungen zu Anforderungen in der Ausbildung sowie das Aufzeigen von Perspek-tiven fuumlr weitere Fortbildungs- und Weiterbildungs-moumlglichkeiten und weiterfuumlhrende Links

Eine leichte und schnelle Orientierung wird dadurch erleichtert dass jedem Berufsbild der gleiche Aufbau und aumlhnliche Interaktionsmoumlglichkeiten zugrunde liegen Bei der Auswahl der Berufe werden bewusst Ausbildungsberufe aus Zukunftsbranchen und Innovationsbereichen (Industrie Handwerk Bau Naturwissenschaften Technik und Informations-technologie) in den Blick genommen

Interaktiver Ansatz mit hohem Akzeptanzwert

Ziel des didaktisch-methodischen Konzepts von beroobi ist es junge Menschen durch neue Ansaumltze zum selbst gesteuerten Entdecken und Ausprobieren im Netz anzuregen und einen persoumlnlichen Bezug zum Thema Berufswahl herzustellen Hierfuumlr setzt das Projekt auf verschiedene Kriterien die in der Umsetzung des Angebots konsequente Beruumlcksich-tigung finden

bullVielseitigkeit Selbststeuerbare Video- und Audiosequenzen Fotoshows und animierte Grafiken bieten anschauliche und vielseitige Formen der Informationsdarstellung Einge-bunden sind diese in eine Flash-Umgebung die auch als Web-Applikation unabhaumlngig von beroobi als Stand-alone-Applikation in eine Web-seite integriert werden koumlnnen bullInteraktion Verschiedene Interaktionstools ermoumlglichen eine direkte und aktive Teilnahm am Angebot Selbsteinschaumltzungen Umfragen und Wissenstests animieren zur spielerischen und entdeckenden Auseinandersetzung mit Inhalten bullIdentifikation Junge Profis aus der Praxis stellen vor Ort ihren Arbeitsplatz und ihr Arbeitsleben vor und lassen die Nutzerinnen und Nutzer uumlber Film und Audio daran teilhaben Der Mix aus Fakten eigenen Erfahrungsberichten und Hinweisen ermoumlglicht Identifikation und Pers-pektivenwechsel bullVerstaumlndlichkeit Das Angebot setzt konsequent auf jugendgerechte Sprache intuitive Benutzer-fuumlhrung und kleine verstaumlndliche Informations-einheiten sodass auch Jugendliche mit weniger Interneterfahrung gut damit zurechtkommen koumlnnen bullAuthentizitaumlt Jedes Berufsbild ist individuell gestaltet und lebt von der Authentizitaumlt seiner realen Hauptperson Dieses unverwechselbare bdquoGesichtldquo sowie auch das Zu-Wort-Kommen von Betriebs-und Unternehmensverantwortlich-en Ausbildungsleitern und anderen bdquoBerufsex-pertenldquo fuumlhren zu einer hohen Akzeptanz bei Jugendlichen

33 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Das online-Portal beroobide

Die Hauptintention des Online-Portals besteht darin Jugendlichen verschiedene Zugangswege zu den jeweiligen Berufsbildern zu ermoumlglichen sie neu-gierig zu machen und zum bdquoHineinklickenldquo anzu-regen Im Mittelpunkt von wwwberoobide stehen daher die Berufsbilder die uumlber spezifische Beduumlrf-nisparameter ansteuerbar sind Weiterfuumlhrende Informationen zu den Berufen Interviews mit Experten spielerische Wissensabfragen und Links werden den Jugendlichen uumlber eine Informations-rubrik angeboten Ein kleiner Community-Bereich ermoumlglicht weitere Orientierungshilfe Dort steht ein moderiertes Forum fuumlr Fragen und Hinweise bereit eine Merkliste fuumlr das Speichern von Berufs-bildern sowie die Verlinkung auf Freunde und deren Profile Uumlber Features wie bdquoWie steht mir der Berufldquo koumlnnen eigene Fotos hochgeladen werden welches die Nutzerinnen und Nutzer automatisch in verschiedene Arbeitsbekleidungen hineinsetzt und in eine Galerie speichert

zielgruppe

Primaumlre Zielgruppe von beroobi sind Jugendliche der Altersgruppe 14 bis 20 Jahre aller Schulformen die sich im Prozess der Berufsfindung und Berufsorien-tierung befinden Neben Schulabgaumlngern sind des-gleichen all diejenigen angesprochen die bereits eine Berufsausbildung begonnen abgeschlossen oder auch abgebrochen haben und sich weiter bzw neu orientieren moumlchten Wichtige Ansprech-partner sind daher auch paumldagogische Fachkraumlfte die in vielen Faumlllen beroobi bei der jugendlichen Zielgruppe bekannt machen

kooperation und Vernetzung

Das Projekt beroobi versteht sich als bdquoTuumlroumlffnerldquo zu bereits bestehenden Angeboten im Bereich Berufso-rientierungberufliche Bildung und lebt daher von dem vielseitigen Austausch und der Zusammenarbeit mit diesen Dazu zaumlhlen unter anderem vor allem Verbaumlnde Innungen Kammern die Agentur fuumlr Arbeit das Bundesinstitut fuumlr Berufsbildung Schulen Berufsschulen Bildungstraumlger Gewerkschaften so-wie vor allem auch Wirtschaftspartner Betriebe und Unternehmen

Silke Niemann Schulen ans Netz e V wwwberoobide und wwwschulen-ans-netzde

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Erstellung digitaler eLearning-Module durch Aus-zubildende im Handwerk

Das Internet hat uns in ein neues Jahrtausend

gefuumlhrt ein Jahrtausend in dem das wissen der welt raumlumlich und zeitlich unabhaumlngig

verfuumlgbar ist und aus immer groumlszligeren Daten-banken abgerufen werden kann eine solche entwicklung macht auch vor dem system der dualen beruflichen erstausbildung im hand-werk nicht halt und beschaumlftigt seit vielen Jahren die vorausschauende wissenschaft aber auch die Praxis

Im Kern geht es bei den Uumlberlegungen um die Einfuumlhr-ung von eLearning-Szenarien Die Bemuumlhungen zielen hier zum einen auf die oumlkonomische Optimie-rung (beliebiger Einstiegszeitpunkt in Qualifizierungs-maszlignahmen Optimierung der Lehrer-Schuumller-Relation) zum anderen aber auch auf die didaktisch-methodische Optimierung von Bildungsprozessen wie die individuelle Foumlrderung oder Flexibilisierung

Bei allen Bemuumlhungen mit Web 10-gestuumltzten eLear-ning-Szenarien bleiben zahlreiche Fragen ungeklaumlrt Dies gilt besonders fuumlr den Bereich der Lehrlings-ausbildung im Handwerk Aus dem System der dualen Berufsausbildung im Handwerk d h der Kombination von betrieblicher und uumlberbetrieblicher Ausbildung und Unterricht in der Berufsschule sind bisher keine nachhaltigen Ansaumltze bekannt in denen Bildungsprozesse durch internetbasierte eLearning-Konzepte optimiert ergaumlnzt oder gar abgeloumlst werden konnten Bisher kann lediglich auf die Ergebnisse von Modellprojekten zuruumlckgegriffen werden Standar-disierte Konzepte und didaktische Ansaumltze existieren nicht Ganz zu schweigen von einer bildungstheore-tischen Verortung von eLearning-Szenarien in konventionellen Berufsbildungsprozessen

Die Vergangenheit hat gezeigt dass vor allem zwei Problemlagen die Einfuumlhrung von eLearning-Szena-rien erschweren Zum einen gibt es das Problem dass es nicht genuumlgend passgenaue digitale Lern-module fuumlr die verschiedenen Gewerke d h die Berufe im Handwerk und die daraus resultierenden Lerngruppen gibt

Hier zeigt sich die Schwierigkeit dass der produzierte eLearning-Baustein entsprechend der Lerngruppe reduziert und entsprechend der Vorstellung des Lehrers didaktisch eingebunden sein muss Zum an-deren scheitert der Einsatz kommerzieller Loumlsungen auch daran dass nicht die notwendigen Ressourcen vorhanden sind um immer wieder Lernmodule zu erwerben die den jeweils aktuellen Stand der Technik abbilden An dieser Stelle setzt das Forschungsvorhaben Didaktische Parallelitaumlt und Lernortflexibilisierung (DiPaL) an DiPaL kombiniert die klassischen Vorteile des Praumlsenzunterrichts mit den neuen Moumlglichkeiten des Web 20 mit dem Ziel Lernprozesse im Dualen System uumlber selbst produzierte E-Learnings flexibler zu machen

Lerneinheiten selber erstellen

Das Forschungsvorhaben entwickelt und untersucht dazu einen neuen subjektorientierten designbasier-ten didaktisch-methodischen Ansatz zur Lernort-kooperation Mit Hilfe spezieller Software erstellen Schuumllerinnen und Schuumller mit ihren Lehrkraumlften ihre Lerneinheiten selber bereiten sie digital auf und veroumlffentlichen sie im Netz Das Konzept des offenen Klassenzimmers basiert dabei auf der Annahme dass in jeder Schuumllerin und in jedem Schuumller auch eine Lehrerin bzw ein Lehrer steckt Das Ziel besteht darin durch eine geeignete Didaktik genau diesen Rollen-tausch vom Lernenden zum (Lern-) Lehrenden herbei-zufuumlhren Das heiszligt konkret dass die Auszubildenden die Themen des Unterrichts so aufbereiten dass digitale Lernmaterialien (Filme Texte Bilder Grafi-ken) entstehen Die dazu notwendigen Aktivitaumlten der (Lern-) Lehrenden reichen von der Anfertigung einer Handzeichnung die eingescannt wird bis zur schriftlichen Ausarbeitung eines kompletten Dreh-buchs fuumlr die Umsetzung des jeweiligen Themas in einem aufwendigen Lehrfilm Die im Unterricht erzeugten digitalen Lernmaterialien werden an-schlieszligend gemeinsam mit dem Lehrer besprochen und diskutiert ob die produzierten Lernmaterialien fachlich richtig sind Diese Besprechungen sind von groszliger Bedeutung fuumlr den Lernprozess da sich hier zeigt ob das Thema fachlich verstanden wurde

35 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Gleichzeitig hinterfragen die (Lern-) Lehrenden sich selbst und den Prozess der Materialienproduktion Hierbei gilt es z B Alternativen zur gefundenen Loumlsung aufzuzeigen oder die Sprachqualitaumlt zu beurteilen Grundsaumltzlich wird angestrebt dass die (Lern-) Lehrenden in einen kritischen Dialog unter-einander treten Die Diskussion fuumlhrt im Ergebnis zu der Entscheidung ob das produzierte Lernmaterial im Internet veroumlffentlicht wird oder nicht

Fuumlr den Bereich der dualen beruflichen Erstausbil-dung bieten die durch die Auszubildenden erstellten digitalen Lernbausteine ganz besondere Moumlglich-keiten um Ausbildungsstrukturen flexibler zu machen So wird das Forschungsvorhaben empirisch unter-suchen inwieweit die Lernbausteine dazu genutzt werden koumlnnen dass der Auszubildende krankheits-bedingte oder betriebsbedingte Fehlzeiten zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort nachholen kann Daneben erwarten die am Forschungsvorhaben beteiligten Institutionen dass uumlber die Transparenz der Inhalte eine grundsaumltzlich verbesserte Zusam-menarbeit zwischen den Berufsschullehrern und den betrieblichen bzw uumlberbetrieblichen Ausbil-dern realisiert werden kann Auch dies soll empirisch geklaumlrt werden

Neben den Untersuchungen hat das Vorhaben auch verschiedene entwicklungstechnische Ziele

bullEntwicklung von Schemata zur Integration von Programmen zur schnellen Entwicklung von Lernangeboten (Rapid-Authoring-Prozesse) in konventionelle Praumlsenzphasen bullEntwicklung und Implementierung einer Datenbank fuumlr Lehrinhalte (Learning Object Re-pository abgekuumlrzt LOR) fuumlr die Bereitstellung von Bausteinen in einem Bausteinnetzwerk des Handwerks (wwwbaustein-netzwerkde) bullEntwicklung von Organisationsstrukturen fuumlr die engere inhaltliche Zusammenarbeit der Lernorte im dualen System auf der personalen Ebene

Markus Schaumlfer Berufskolleg Maumlrkischer Kreis wwwkfz4mede und wwwdipalde

36 LIterAturhInweIse

weiterfuumlhrende Literatur (Auswahl)

Becker M Spoumlttl G (2008) Berufswissenschaftliche Forschung ndash Ein Arbeitsbuch

fuumlr Studium und Praxis Peter Lang Internationaler Verlag der Wissenschaften

Frankfurt am Main

Beicht U Krewerth A Eberhard V Granato M Viel Licht ndash aber auch Schatten

Qualitaumlt dualer Berufsausbildung in Deutschland aus Sicht der Auszubildenden

BIBB Report 92009

Dehnbostel P (2008) Berufliche Weiterbildung Grundlagen aus arbeitnehmer-

orientierter Sicht Berlin edition sigma

Dreyfus H-L Dreyfus S E (1986) Kuumlnstliche Intelligenz Von den Grenzen der

Denkmaschine und dem Wert der Intuition Reinbek Rowohlt Verlag Hamburg

Grund- und Strukturdaten gushisde 80 [12 09 2009]

Hauptverband der deutschen Bauindustrie Zahlen und Fakten

wwwbauindustriede (Stand Juni 2009)

Howe Falk Berben Thomas (2006) Lern- und Arbeitsaufgaben In Rauner Felix

(Hrsg) Handbuch Berufsbildungsforschung 2 aktualisierte Auflage Bielefeld

Bertelsmann S 383ndash390

Howe Falk Knutzen Soumlnke (2007) Die Kompetenzwerksttt Ein berufswissen-

schaftliches E-Learning-Konzept Goumlttingen Cuvillier

Knutzen Soumlnke Howe Falk E-Learning im Handwerk (2008) In Issing Ludwig

Klimsa Paul (Hrsg) Online-Lernen Weinheim Beltz-Verlag S 133ndash156

Knutzen Soumlnke Howe Falk Rapid E-Learning in der gewerblich-technischen

Ausbildung ndash Gestaltbare Lernsoftware nach dem Konzept der Kompetenz-

werksttt (2008) In Howe Falk Jarosch Juumlrgen Zinke Gert (Hrsg)

Ausbildungskonzepte und Neue Medien in der uumlberbetrieblichen Ausbildung

Bielefeld Bertelsmann-Verlag S 112ndash131

Koumlhler T Neumann J Saupe V Organisation des Online-Lernens In Issing L J

Klimsa P Online-Lernen Ein Handbuch fuumlr das Lernen mit Internet Muumlnchen

Oldenbourg 2008

Payome Thea (2006) Marktuumlbersicht Rapid E-Learning ndash aus PowerPoint-Folien

werden Lernprogramme In Hohenstein Andreas Wilbers Karl (Hg) Handbuch

E-Learning 17 Erg-Lfg Koumlln Dt Wirtschaftsdienst

Scheib T Spoumlttl G Windelband L Qualitaumlt betrieblicher Ausbilder sichern und

entwickeln ndash eine staumlndige Herausforderung In Berufsbildung in Wissenschaft

und Praxis ndash BWP 32008 S 36ndash39

Von Rosenbladt B Bilger F (2007) Weiterbildungsbeteiligung in Deutschland

Eckdaten zum BSW-AES 2007 tns infratest Muumlnchen

ZFA (Hrsg) 2009 Statistik Berufsausbildung und Fortbildung Druck und Medien

20082009 unveroumlffentlichte vorlaumlufige Fassung vom 050509

Diese Druckschrift wird im Rahmen der Oumlffentlichkeitsarbeit vom Bundesministe-

rium fuumlr Bildung und Forschung unentgeltlich abgegeben Sie ist nicht zum gewerb-

lichen Vertrieb bestimmt Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerberinnen

Wahlwerbern oder WahlhelferinnenWahlhelfern waumlhrend eines Wahlkampfes zum

Zweck der Wahlwerbung verwendet werden Dies gilt fuumlr Bundestags- Landtags- und

Kommunalwahlen sowie fuumlr Wahlen zum Europaumlischen Parlament Missbraumluchlich

ist insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen und an Informations-

staumlnden der Parteien sowie das Einlegen Aufdrucken oder Aufkleben partei-

politischer Informationen oder Werbemittel Untersagt ist gleichfalls die Weiter-

gabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung Unabhaumlngig davon wann auf

welchem Weg und in welcher Anzahl diese Schrift der Empfaumlngerindem Empfaumlnger

zugegangen ist darf sie auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden

Wahl nicht in einer Weise verwendet werden die als Parteinahme der Bundes-

regierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden koumlnnte

  • eQualification - Neue13Wege der Qualifizierung
    • Impressum
    • Gruszligwort zur Broschuumlre
    • Inhalt
    • eLearning ndash das Lernen der Zukunft
    • Aufstiegsweiterbildung in der Druck- und Medienindustrie13
    • Flexible Learning im Einzelhandel13
    • DAWINCI ndash Durchlaumlssigkeit in der Aus-und Weiterbildung in der chemischen Industrie13
    • Virtuelles Lernen auf der Baustelle ndash Villa-b13
    • Live Stream Learning ndash fuumlr mobiles und stationaumlres Lernen13
    • Rapid eLearning ndash leicht gestaltbare Lernsoftware13
    • Weiterbildung durch multimediale Lernformen13
    • Demografischer Wandel Herausforderungen und Chancen13
    • eLearning-Infrastruktur in der Altenpflege (eLiA)13
    • Entstehung von Communities am Beispiel der evangelischen 13Kirche in Deutschland
    • Lernkompetenz Schluumlssel zur Qualifizierung fuumlr Aumlltere13
    • Qualifizierung mit System ausbauen - 13Weiterbildung und eQualification
    • Aufbau eines Online-Berichtshefts und Kompetenzportfolios in den dualen Ausbildungsberufen13
    • beroobi ndash erlebe Berufe online Das interaktive Jugendportal zur Berufswahl13
    • Erstellung digitaler eLearning-Module durch Auszubildende im Handwerk13
    • weiterfuumlhrende Literatur (Auswahl)
Page 6: eQualification - Neue Medien, neue Wege der …...Mobile Devices), die wachsenden Personalisierungs-möglichkeiten des Digitaldrucks sowie der starke Trend zur Entwicklung innovativer

6 AuFstIeG Durch QuALIFIzIerunG

Aufstiegsweiterbildung in der Druck- und Medienindustrie ndash Forschungsprojekt Medien-community 20

Im Projekt bdquoMediencommunity 20ldquo wird ein Lehr-Lernnetzwerk fuumlr die Druck- und Medien-branche aufgebaut Projektpartner sind die Beuth hochschule fuumlr technik Berlin (Projekt-leitung) der zentralfachausschuss Berufsbild-ung Druck und Medien (zFA) in kassel die hochschule Muumlnchen und das MMB-Institut fuumlr Medien- und kompetenzforschung in essen

Mit den Angeboten des Internetportals werden Aus-zubildende und Studierende ebenso angesprochen wie im Beruf stehende Arbeitnehmer-innen Trainer-innen und Freiberufler-innen Ziel ist es mit Social-Software-Unterstuumltzung Online-Lernen zu ermoumlglichen und zur kontinuierlichen Weiter-bildung in vernetzten Lernwelten zu motivieren

In einem Teilprojekt werden eLearning-Module fuumlr verschiedene Bildungsniveaus entwickelt um zu er-proben welche Potenziale digitale Medien zur Unter-stuumltzung struktureller Reformen in der beruflichen Bildung entfalten koumlnnen Dabei soll auch das An-rechnen beruflicher Kompetenzen auf die Weiter-bildung erleichtert werden ndash eine zentrale Forderung des Bologna-Prozesses

Die Druck- und Medienbranche ist mit 172000 Be-schaumlftigten relativ klein Jaumlhrlich schlieszligen 6000 junge Menschen ihre Erstausbildung ab 820 Beschaumlftigte bilden sich als Meister-innen Medien-fachwirte oder Techniker-innen weiter Hinzu kom-men jaumlhrlich 450 Hochschulabsolventen mit bran-chenspezifischem Abschluss Die Quote bei den abge-legten Pruumlfungen in der Erstausbildung ist in dieser Branche mit 35 fast dreimal so hoch wie im Durch-schnitt der Gesamtbevoumllkerung mit einer Ausbil-dungsquote von 12

Die vergleichsweise hohe Ausbildungsquote setzt sich bei der Aufstiegsfortbildung nicht fort Lediglich jede-r siebte Auszubildende schlieszligt eine Fortbildung an und der Anteil an Studierenden ist ebenfalls unterdurchschnittlich Dabei ist die Branche innovationsgetrieben Nicht nur die Digitalisierung und Vernetzung der Produktionsprozesse sondern

auch die crossmedialen Ausgabeformen (Print Web Mobile Devices) die wachsenden Personalisierungs-moumlglichkeiten des Digitaldrucks sowie der starke Trend zur Entwicklung innovativer Dienstleistungen erfor-dert eine staumlndige Lernleistung von den Beschaumlftigten

Im Projekt wird deshalb der Gedanke des bdquoDreifach-Nutzens pro eLearningmodulldquo verfolgt Die Lern-module sollen attraktiv sein fuumlr die taumlgliche Arbeit fuumlr die Vorbereitung auf zentrale Pruumlfungen im Rah-men der formellen Aus- und Weiterbildung und als Modul mit anrechenbaren ECTS-Punkten fuumlr ein Studium Getestet wird dieses Modell derzeit im The-menfeld bdquoGrundlagen der Kalkulation von Druck-erzeugnissenldquo

nutzen fuumlr die taumlgliche Arbeit

bullEine groszlige Zahl Beschaumlftigter will bdquovon der Maschine wegldquo und stattdessen in die Kunden-beratung und in die Preisbildung von Druck-produkten wechseln

nutzen fuumlr die Vorbereitung auf zentrale Pruumlfungen

bullDas Themengebiet wird in der beruflichen Erst-ausbildung gepruumlft im Berufsbild bdquoMedien-gestalterMediengestalterin fuumlr Digital- und Printmedienldquo fuumlr Auszubildende der Fachrich-tung Beratung und Planung bullDas Themengebiet ist zentraler Pruumlfungsstoff aller Meister-innen-Medienfachwirt-innen-pruumlfungen in Deutschland und den Techniker-schulen

nutzen als schnupperstudium bzw zur Anrechnung fuumlr ein studium

bullDas Modul ist an drei Studienstandorten als Pflicht- und in einem Standort als Wahlpflicht-fach integriert Es besteht aus acht Lerneinheiten auf Hochschulniveau mit einem Lernvolumen (Workload) von 150 Stunden (5 ECTS)

Eine Steigerung der Studierendenquote kann aber uumlber die Erleichterung der Anrechenbarkeit von

7 AuFstIeG Durch QuALIFIzIerunG

Vorleistungen allein nicht erreicht werden da das Angebot bereits heute die Nachfrage nach Studien-plaumltzen bei weitem nicht abdecken kann Sowohl die Beuth Hochschule fuumlr Technik Berlin als auch die Hochschule der Medien Stuttgart berichtet von einer bis zu achtfach houmlheren Nachfrage nach Studien-plaumltzen im Bereich Druck- und Medientechnik Es bietet sich darum an uumlber das Zusatzangebot eines Weiterbildungsstudiums mit kumulativ zu absol-vierenden Modulen nachzudenken

Mittelfristig koumlnnte ein komplettes Bachelorstudium unabhaumlngig von einem Hochschulstandort uumlbergreif-end entwickelt werden Im Prozess des lebenslangen Lernens koumlnnten sich die Lernenden dann Baustein fuumlr Baustein und Modul fuumlr Modul qualifizieren bis sie sich durch Kumulation zur Bachelorpruumlfung an einer der anerkennenden Hochschulen anmelden koumlnnen Das waumlre ein Szenario das den Weiterbild-ungswuumlnschen berufstaumltiger Menschen mit familiaumlren Verpflichtungen in der Branche sehr viel mehr entgegenkommen wuumlrde als die bisherigen Praumlsenz-angebote

Die Potenziale digitaler Medien zur Unterstuumltzung struktureller Reformen gehen deutlich uumlber reine eLearning-Angebote hinaus Ein Internet-Branchen-portal wie die Mediencommunity koumlnnte in einem modular strukturierten beruflichen Bildungsverlauf eine wichtige Bruumlckenfunktion einnehmen indem sie die Aufstiegsqualifizierung der Beschaumlftigten durch einschlaumlgige Informationen und Angebote kontinuierlich begleitet

Prof Dr Anne Koumlnig Beuth Hochschule fuumlr Technik Berlin FB I Wirtschafts- und Gesellschaftswissenschaften wwwbeuth-hochschulede

8 AuFstIeG Durch QuALIFIzIerunG

Flexible Learning im Einzelhandel

Der einzelhandel gehoumlrt zu den beschaumlftigungs-und ausbildungsintensivsten Branchen in Deutschland In den vergangenen Jahren wurden alle Ausbildungsstufen neu geordnet sowie Bachelor- und Masterstudiengaumlnge eingefuumlhrt Die in den neuordnungen veran-kerten Pflicht- aber vor allem wahlqualifika-tionen bieten den unternehmen und dem Lerner neue flexible Moumlglichkeiten der Gestalt-ung von Aus- und weiterbildung

Unter bdquoFlexible Learningldquo verstehen wir ein umfass-endes Konzept selbst gesteuerten Lernens das durch entsprechende Lernumgebungen durch institutio-nelle sowie institutionsuumlbergreifende Bedingungen unterstuumltzt werden soll

Projekttraumlger von bdquoFlexible Learning im Einzelhan-delldquo ist die Zentralstelle fuumlr Berufsbildung im Handel e V (zbb) Gemeinsam mit den Projektpartnern wurde uumlberlegt welche Voraussetzungen fuumlr eine nachhaltige Einfuumlhrung flexibler Lernmoumlglichkeiten geschaffen werden muumlssen Daraus wurden insgesamt acht Arbeitspakete abgeleitet

1 Analyse des Bedarfs von Lernern und unternehmen

In einer umfassenden Umfrage von Bildungsper-sonal (Berufsschullehrer Dozenten Hochschul-lehrern etc) und Lernern (von der Berufsvorbe-reitung bis zum Bachelor-Studenten) wurde unter-sucht welche Nutzungsgewohnheiten im Umgang mit den Informationstechnologien bestehen und welche Entwicklungen und An-passungen des Bildungsprozesses nach Meinung der Befragten notwendig sind Auch der Bedarf der befragten Lerner fuumlr die eigene Aus- und Weiterbildung wurde erhoben Die Ergebnisse sind uumlber die Projektwebsite abrufbar (wwwflexible-learningde)

2 recherche bereits vorhandener Lehr- und Lernmaterialien entsprechend den neuen Verordnungen

Basis fuumlr die Einfuumlhrung von Flexible Learning ist der Einsatz zeitgemaumlszliger und bedarfsgerechter

Lehr- und Lernmaterialien Deshalb wurde eine Datenbank als Unterstuumltzung fuumlr das Bildungs-personal und die Lerner erstellt uumlber die ca 400 aktuelle Materialien fuumlr die Aus- und Weiter-bildung im Einzelhandel abrufbar sind Die Datenbank ist ebenfalls uumlber die Projektwebsite oder unter wwwzbbde aufrufbar

3 und 5 entwicklung und erprobung von eLearning-Modulen zu ausgewaumlhlten themen entlang der verschiedenen Aus- und weiterbildungslevel

Um eine vertikale Vernetzung uumlber die einzelnen Ausbildungsstufen von der Berufsvorbereitung bis zum Bachelor zu erreichen werden auszligerdem kompetenz-und handlungsorientierte eLearning-Module zu den Themenschwerpunkten Marke-ting und Warenwirtschaft entwickelt Erprobt werden sie an unterschiedlichen Lernorten (Berufs-kolleg Bildungseinrichtungen des Handels Fach-hochschule und in Handelsunternehmen) ein-gebettet in unterschiedliche Lernszenarien

4 entwicklung eines zertifizierungsmodells

Ein Schwerpunkt bei der Entwicklung der eLear-ning-Module ist auszligerdem die Anrechenbarkeit der Qualifizierung in Form von Teilzertifikaten Ziel ist es ein Zertifizierungsmodell zu entwickeln das die Durchlaumlssigkeit zwischen den einzelnen Qualifizierungsstufen foumlrdert

6 und 7 entwicklung und erprobung eines Qualifizierungskonzeptes fuumlr Ausbilder Dozenten Berufsschullehrer und Fuumlhrungs-kraumlfte mit Personalverantwortung

Um flexibles Lernen zu ermoumlglichen muumlssen Rah-menbedingungen geschaffen werden die die flexible und kreative Nutzung und Weiterentwick-lung der vorhandenen Instrumente ermoumlglichen Wichtigste bdquoRahmenbedingungldquo ist dabei die Akzeptanz und kompetente Anwendung durch das Bildungspersonal Um die Nachhaltigkeit des Projektes und des damit verfolgten Projektansat-zes zu gewaumlhrleisten wird deshalb ein Qualifizier-ungskonzept fuumlr das Bildungspersonal entwickelt und erprobt dessen Schwerpunktthemen Selbst-lernkompetenz eLearning kritisches Denken und Selbstreflexion sein werden

9 AuFstIeG Durch QuALIFIzIerunG

8 entwicklung und etablierung einer kommunikationsplattform als Vernetzungs-instrument aller Bildungsbeteiligten

Ziel ist es mithilfe einer Kommunikationsplattform das selbstorganisierte formelle aber vor allem informelle Lernen zu unterstuumltzen und zu foumlrdern soziale Kontakte mit Gleichgesinnten zu orga-nisieren und den erfolgreichen Abschluss der unterschiedlichen Qualifizierungen sicher zu stellen

Beispiel eLearning-Modul Bachelor ndash Marktforschung

Um selbst gesteuertes und handlungsorientiertes Lernen zu unterstuumltzen und zu foumlrdern wurde ein didaktisches Konzept entwickelt das den Lernenden zu einer aktiven und intensiven Auseinandersetzung mit praxisorientierten Situationen und Sachverhalten herausfordert Im Mittelpunkt der eLearning-Module stehen komplexe betriebliche Lernsituationen die selbststaumlndig geloumlst werden koumlnnen Mithilfe von Zusatzinformationen didaktischen Feedbacks und einem umfassenden Glossar wird der Lernerfolg unterstuumltzt

So geht es beispielsweise in dem Modul Marketing Marktforschung fuumlr das Bachelor-Studium darum welche Rolle Marktforschung fuumlr einen Weinfach-haumlndler spielt Ein kleines inhabergefuumlhrtes Geschaumlft will aus einer 1b-Citylage in das Einkaufscenter am Stadtrand umziehen Der Lernerdie Lernerin muss pruumlfen ob der Haumlndler den Umzug wirklich wagen kann und das neue Geschaumlft ausreichende Chancen am Markt hat In drei Lernsituationen werden die Entwicklung von Einzelhandel und Konsum von City und Umland und die Potenziale des Einkaufs-centers untersucht um eine erste Berechnung des moumlglichen Marktpotenzials vorzunehmen In einem zweiten Schritt wird uumlberlegt wie der Haumlndler sich am Weinmarkt positionieren und welche Zielgruppen er ansprechen muss um am neuen Standort erfolg-reich zu sein Ergaumlnzt wird dies von einer SWOT-Analyse mit der die Staumlrken und Schwaumlchen des Haumlndlers erfasst werden

Die SWOT-Analyse hilft Aussagen zu treffen welche Staumlrken des Haumlndlers weiter ausgebaut werden muumlssen und wie die Schwaumlchen kompensiert werden koumlnnen Im dritten und letzten Schritt stellt der

Gabriele Lehmann Geschaumlftsfuumlhrerin der Zentralstelle fuumlr Berufsbildung im Handel (zbb) wwwflexible-learningde

Lernerdie Lernerin eine Wirtschaftlichkeitsberech-nung sowie eine Best-Case- Worst-Case-Betrachtung an Sie dient als Grundlage um eine abschlieszligende Entscheidung zu treffen ob der Umzug des Weinfach-haumlndlers von der City in das Einkaufscenter am Stadt-rand sinnvoll ist und Aussicht auf Erfolg hat

10 AuFstIeG Durch QuALIFIzIerunG

DAWINCI ndash Durchlaumlssigkeit in der Aus- und Weiter-bildung in der chemischen Industrie

ziel des Projektes DAwIncI ist es am Beispiel der chemischen Industrie ein konzept zur Anschlussfaumlhigkeit beruflicher kompetenzen und Qualifikationen zu entwickeln

Bei DAWINCI steht der Weg von der Berufsvorberei-tung uumlber die duale Ausbildung zum Chemikanten und den Laborberufen bis hin zum Industriemeister Chemie bzw Chemietechniker im Fokus Daruumlber hinaus werden Handlungsempfehlungen fuumlr den Uumlbergang in ein Hochschulstudium und die Aus-bildung zum ersten akademischen Grad (Bachelor) erarbeitet Die ausgewaumlhlten Berufsbilder sind von zentraler Bedeutung fuumlr die Chemiebranche

Aufbauend auf den Erfahrungen und Ergebnisse des Projektes E-Learning in Chemieberufen (ELCH) von 2005 bis 2007 greift das groszlig angelegte Qualifizier-ungs- und Organisationsprojekt DAWINCI uumlber seine Partner in der chemischen Industrie direkt in alltaumlg-liche Bildungsprozesse ein Gemeinsam mit den Un-ternehmen Evonik Bayer Industriepark Wolfgang Provadis dem Verein Chemkom der Universitaumlt Paderborn und dem Lern-medien Spezialisten Creos entstehen in den naumlchsten drei Jahren Strategien und digitale Lerninhalte zur besseren Durchlaumlssig-keit bzw Anschlussfaumlhigkeit von Kompetenzen und Qualifikationen in der Aus-und Weiterbildung Neben dem ausbildungsstaumlrksten Beruf dem Chemikanten geht es um die Laborberufe wie Chemie- Biologie- und Lacklaborant sowie den Industriemeister Chemie und den Chemietechniker Der Bachelor zB im Studiengang Verfahrenstechnik oder Chemie bietet dann die Fortsetzung in den akademischen Bereich

Im Rahmen von DAWINCI analysieren die Partner Berufsbiografien um nicht nur fuumlr idealtypische Karrierewege Loumlsungen anzubieten sondern Bruumlcken auch fuumlr bdquounterbrochene Lernwegeldquo und Querein-steiger zu schaffen Die dafuumlr notwendigen Instru-mente muumlssen die im Berufsalltag erworbenen Leistungen transparent und berufsuumlbergreifend vergleichbar machen um die noumltige Anerkennung von Kompetenzen und Qualifikationen in die Praxis umzusetzen

Mithilfe eines berufsbilduumlbergreifenden Kompetenz-rasters wird es moumlglich Karrierewege zu beschleu-

nigen da einerseits Redundanzen vermieden werden und andererseits vergleichbare Kompeten-zen fuumlr den jeweils angestrebten Abschluss wirksam werden koumlnnen

Um die Anschlussfaumlhigkeit der verschiedenen Qualifi-kationsstufen zu verbessern durchlaumluft das Projekt drei Stufen

1 Identifizierung anschlussrelevanter Lerninhalte

Um anschlussrelevante Lerninhalte zu identifizieren werden die Curricula der Berufe analysiert insbeson-dere im Hinblick auf Uumlberlappungsbereiche und Doppelaufwendungen im beruflichen Aufstieg Auszligerdem werden typische Entwicklungspfade von Beschaumlftigten in den entsprechenden Berufen auf die fuumlr den Aufstieg wesentlichen Qualifikationen hin analysiert Die Kenntnis der bdquoBildungsbiografienldquo hilft das System der Anerkennung und Anrechenbar-keit an die Beduumlrfnisse der Praxis anzupassen Dabei muumlssen z T auch verwandte Kompetenzen aus benachbarten Berufsfeldern erfasst und Uumlbergaumlnge fuumlr die entsprechende Anerkennung im neuen Kon-text definiert werden

2 erarbeitung entsprechender elektro-nischer Lernbausteine und Integration in eine Lehr- und Lernumgebung

Auf der Basis Analyseergebnisse werden von den Pro-jektpartnern elektronische Lernbausteine erarbeitet Jeder Baustein ist horizontal uumlber verschiedene Berufs-bilder sowie vertikal uumlber verschiedene Berufsab-schluumlsse und Fortbildungen differenziert die fuumlr verschieden hohe Qualifikationsniveaus stehen Bei der Umsetzung der Lernmedien werden die Erfahr-ungen aus der erfolgreichen tausendfachen Nutzung der Elch-Module herangezogen Attraktivitaumlt fach-liche Stimmigkeit und Bedienkomfort haben oberste Prioritaumlt um den Einsatz in unterschiedlichsten Lernszenarien des Berufsalltags so leicht wie moumlglich zu gestalten Als Lernumgebung wird eine zu den Bausteinen kompatible virtuelle Plattform genutzt auf der Lernende von unterschiedlichen Standorten und mit unterschiedlichen Kompetenzbiografien fuumlr jeweils eine Ausbildungseinheit zusammengefuumlhrt werden Um moumlglichen Problemen des isolierten

11 AuFstIeG Durch QuALIFIzIerunG

Lernens entgegenzutreten wird die Plattform um kooperative Funktionalitaumlten (bdquoWeb20ldquo-Funktiona-litaumlten sowie ePortfolios) erweitert die die Teilneh-mer in ihrer Zusammenarbeit aktiv unterstuumltzen Lehrende und Ausbildende werden in verschiedenen Nutzungsszenarien eingefuumlhrt um sicherzustellen dass die Inhalte in unterschiedlichen Lernzusammen-haumlngen (on-the-job Classroom-Training verteiltes Lernen etc) genutzt werden koumlnnen

3 kreditierung der Lernbausteine und entwicklung eines rahmens zu deren berufsuumlbergreifenden erfassung und Anrechnung

Die Lernbausteine werden von den Projektpartnern je nach inhaltlicher Bedeutung und absolviertem Level gutgeschrieben Als Erfassungs- und Anrech-nungssystem fuumlr erworbene Credit Points wird auf der Grundlage der analysierten Curricula und Berufs-biografien ein berufsuumlbergreifendes computer-gestuumltztes Kompetenzraster aufgebaut Die individu-ellen Lernerfolge der Teilnehmer werden ndash zusammen mit ihren bereits vorhandenen Kompetenzen ndash in elektronischen Mappen die sowohl die Lernbiografie als auch die Leistungsnachweise (Portfolios) enthalten die zu dem Kompetenzraster kompatibel sind dokumentiert Die im Raster dokumentierten betriebsbezogenen Kompetenzen sollen schlieszliglich hinsichtlich ihrer Anschlussfaumlhigkeit an einen tertiaumlren Bildungsweg auf ihre Relevanz fuumlr ein entsprechendes Hochschul-studium analysiert werden Darauf aufbauend werden Handlungsempfehlungen z B fuumlr einen anschluss-orientierten Studiengang der Fachrichtung Verfahrenstechnik entwickelt Die erarbeiteten Doku-mente Medien und Prozesse werden bereits waumlhrend der Projektlaufzeit in der Praxis der Partner verankert Damit profitieren u a mehr als 5000 Auszubildende direkt von den Projektergebnissen

Die enge Zusammenarbeit mit den Sozialpartnern ermoumlglicht eine rasche Information der Branche sodass zum Ende des Projektes (30042012) interes-sierte Unternehmen die entwickelten Verfahren bzw einzelne Lernmedien oder Softwareinstrumente uumlbernehmen koumlnnen

Dr Steffan Ritzenhoff Creos Lernideen und Beratung GmbH

Die Projektergebnisse kommen allen Beteiligten zugute

bullFuumlr die Lernenden ergibt sich eine dauerhafte Erhoumlhung der Bildungsmobilitaumlt d h eine Ver-einfachung und Verschlankung beruflicher Auf-stiegsqualifizierung durch die Anerkennung der im Arbeitsprozess erworbenen Kompetenzen bullDen Unternehmen steht am Ende eine breite Palette didaktisch erprobter Medien mit hoher Akzeptanz zur Verfuumlgung mit denen sie ihre Mitarbeiter gezielt anhand des Kompetenzras-ters foumlrdern koumlnnen Durch das Kompetenzras-ter entsteht zusaumltzlich ein guter Uumlberblick uumlber das im Unternehmen vorhandene Wissen und ein wirksames Instrument zur Unterstuumltzung fuumlr interne Recruiting-Prozesse bullDie Bildungspolitik geht mit dem Projekt weiter durch die Praxis abgesicherte Schritte auf dem Weg zu einem nationalen Qualifikationsrahmen und einer breiten Verankerung medialer Lern-formen

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Virtuelles Lernen auf der Baustelle ndash Vila-b

Das Projekt bdquoVirtuelles Lernen auf der Bau-stelle (Vila-b)ldquo ist ein durch das Bundesminis-terium fuumlr Bildung und Forschung (BMBF) und

den europaumlischen sozialfonds (esF) gefoumlrdertes Forschungsvorhaben Dabei ist neben der Dokumentation von zivil- und bauaufsichtli-chen Verordnungen besonders die aktuelle unternehmens- und weiterbildungsstruktur im handwerk bedeutsam

Ein Groszligteil der Unternehmen des Bauhandwerks ist als Kleinstunternehmen anzusehen dazu sinkt die durchschnittliche Mitarbeiterzahl pro Betrieb stetig Im Zusammenhang mit den aktuellen Weiterbildungs-trends im eher bdquobildungsfernenldquo Handwerk wurde daher ein innovativer Weiterbildungsansatz im Pro-jekt entwickelt worden der auf die Anforderungen der Zielgruppe und der kleinen und mittleren Unter-nehmen (KMU) eingeht verschiedene Lernorte ein-bindet und Lernprozesse mithilfe digitaler Medien unterstuumltzt Das Forschungsvorhaben stellt folgende Fragen in den Mittelpunkt

bullWelche Qualifikationsanforderungen resultieren aus den Arbeitsprozessen in Unternehmen bullWas sind die didaktischen Grundlagen zum Lernen im Arbeitsprozess bullWie kann das Lernen mit digitalen Medien im Arbeitsprozess realisiert und kontinuierlich verankert werden bullWelchen Beitrag leistet das zu entwickelnde Weiterbildungskonzept bei der Kompetenz-entwicklung von Facharbeitern und bei der Unternehmensentwicklung

Der berufswissenschaftliche Forschungsansatz zur Beantwortung dieser Fragen hat das Ziel herauszu-finden was Facharbeiter wissen und koumlnnen muumlssen um Arbeitsprozesse erfolgreich zu bewaumlltigen Zentrales Element sind dabei die Arbeitsprozessana-lysen also die ganzheitliche und mehrdimensionale Betrachtung der Arbeit der Fachkraumlfte mitsamt den vor-und nachgelagerten Prozessen den verwendeten Gegenstaumlnden Werkzeugen und Methoden dieser Arbeit und deren Organisationsformen

Es wird also die gesamte Komplexitaumlt des Arbeitspro-zesses und seine Bedeutung fuumlr das Subjekt erfasst

und analysiert Ziel ist es die inhaltlichen Aspekte beruflicher Arbeit und deren Bedeutung fuumlr die Kompetenzentwicklung des Subjekts von innen heraus zu erschlieszligen

Lernkonzept von Vila-b

Das Lernkonzept im Projekt Vila-b beruht auf dem entwicklungslogischen Lernen dem Blended-Lear-ning-Ansatz und dem virtuellen Lernen

Als zentrales didaktisches Element fuumlr die Aufberei-tung der Lerninhalte wurde der entwicklungslogische Ansatz gewaumlhlt Nach dem Modell von Dreyfus und Dreyfus findet hier eine Kompetenzentwicklung statt die einen Fortschritt vom Novizen der einzelne fach-liche Sachverhalte und moumlglichst allgemeinguumlltige Regeln lernt bis zum Experten der zu intuitiv-pro-blemloumlsendem Handeln aufgrund von Erfahrungs-wissen in der Lage ist abbildet

Nach dem Blended-Learning-Ansatz wird die Fort-bildung im Projekt Vila-b auf drei Lernorte verteilt um die jeweiligen Vorteile zu nutzen In Praumlsenz-veranstaltungen werden die Nutzung des Systems erklaumlrt die fachlichen Inhalte oumlkologischen Bauens vermittelt und Grundlagen fuumlr das soziale Lernen geschaffen Auf der Baustelle also im Arbeitsprozess findet mithilfe von mobilen Geraumlten (Personal Digi-tal Assistant PDA) ein kontextbezogenes problem-loumlsungsorientiertes Lernen durch die Nutzung einer Lernplattform und des dort gesammelten Fach- und Erfahrungswissens statt Als dritter Lernort dient der PC-Arbeitsplatz an dem vertiefende fuumlr die Arbeits-prozesse relevante Lernlektionen und Reflexions-moumlglichkeiten uumlber den eigenen Lernfortschritt stattfinden

Die Verwendung des Blended-Learning-Ansatzes und die Nutzung des PDA auf der Baustelle ermoumlglicht direkt im Arbeitsprozess den mediengestuumltzten Zu-griff auf zahlreiche Informationen der Lernplattform Daruumlber hinaus ermoumlglicht der PDA grafische und kommunikationsgestuumltzte Problemloumlsungsprozesse sodass in Abgrenzung von dem allgemeinen eLear-ning-Begriff und in Anlehnung an die Informations-technik ein (theoretisch noch weiter zu fundierendes) Konzept des bdquovirtuellen Lernensldquo verwendet wird

13 AuFstIeG Durch QuALIFIzIerunG

curriculumentwicklung auf der Basis von kernarbeitsaufgaben

Die Curriculumentwicklung basiert in erster Linie auf den Ergebnissen der genannten Arbeitsprozessan-alysen aber auch auf vorweggenommenen Zielgrup-penanalysen und Sektorbeschreibungen Die doku-mentierten Ergebnisse der Arbeitsprozessanalysen in Form von identifizierten Kernarbeitsaufgaben und Kernkompetenzen werden in Experten-Fach-arbeiter-Workshops validiert bzw korrigiert Aus den Kernkompetenzen heraus werden abschlieszligend arbeitsprozessrelevante Lern- und Arbeitsaufgaben entwickelt welche fuumlr die Vermittlung der Lernin-halte der Fortbildung grundlegend sind Gemaumlszlig des Projektansatzes werden bei der Entwicklung der Lern- und Arbeitsaufgaben aus didaktischer Sicht die Hand-lungsorientierung die Orientierung an realen Arbeitssituationen der entwicklungslogische Ansatz sowie die Verknuumlpfung der drei Lernorte beruumlck-sichtigt

Bisherige ergebnisse und Ausblick

Die bisherigen Ergebnisse des Forschungsprojektes identifizierten einerseits inhaltliche Vorgaben hin-sichtlich der relevanten Themen fuumlr eine Weiter-bildung im oumlkologischen Bausektor und zeigten andererseits Vorteile des Vila-b-Konzeptes fuumlr die Arbeitsorganisation der teilnehmenden KMU auf-gezeigt Gleichzeitig wird der nachhaltige Einsatz des Weiterbildungskonzeptes im Rahmen eines Kompe-tenzzentrums in Verden vorbereitet Aus wissenschaft-licher Perspektive schlieszliglich ist wie die bisherigen projektbezogenen Veroumlffentlich-ungen zeigen die Entwicklung des entwicklungslogischen didaktischen Ansatzes durchaus geeignet um neue Impulse fuumlr die Didaktikdiskussion zu setzen

Prof Dr Georg Spoumlttl Institut Technik und Bildung (ITB) Universitaumlt Bremen wwwitbuni-bremende

14 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Live Stream Learning ndash fuumlr mobiles und stationaumlres Lernen in der Aus- und Weiterbildung in der Mechatronik

Qualifikationsanforderungen entwickeln sich aufgrund wirtschaftsstruktureller Veraumlnder-ungen sowie in Folge von Innovationen kuumlr-zeren Produktzyklen und technologischen neuerungen Dies erfordert eine bedarfsge-rechte weiterentwicklung der Qualifizierung in der beruflichen erstausbildung wie der weiterbildung Die berufliche handlungskom-petenz richtet sich zunehmend an Arbeits-und Geschaumlftsprozessen aus entscheidend wird sein ob wie und wie schnell die Praxis der beruflichen Bildung durch die nutzung der digitalen Medien weiterentwickelt wer-den kann um dem Veraumlnderungsbedarf gerecht zu werden

Das Projekt Live Stream Learning will fuumlr kooperative Lernszenarien in der Aus und Weiterbildung auf dem Gebiet der Mechatronik in Unternehmen und der beruflichen Bildung eine Loumlsung fuumlr arbeitspro-zessorientierte Lernprozesse modellhaft erproben Lern- und Wissensmanagement sollen mit flexiblen Lernmedien verbunden werden Bildungsinhalte in Form von handlungsrelevanten Informationen und Lernhilfen bei der Bearbeitung von Lern- oder Arbeitsaufgaben sollen plattformunabhaumlngig mit Web 20-Technologien und -Diensten verfuumlgbar ge-macht werden um arbeitsplatznahes Lernen oder Problemloumlsen zu unterstuumltzen Die Anwender sollen Zugriff auf Prozesse Verfahren und Beispiele erhalten und sich mit anderen Nutzern austauschen koumlnnen

Die Zielgruppe fuumlr das Vorhaben beginnt bei den Aus-zubildenden der Berufsausbildung zum Mechatroni-ker Anlagen- und Industriemechaniker Die Weiter-bildung ist fuumlr Mitarbeiter bzw Servicepersonal aus Unternehmen die Montagesysteme entwickeln pro-duzieren oder warten bis hin zu Ausbildern und Fachberatern fuumlr mechatronische Systeme geplant

umsetzung

Bildungsinhalte und damit zu verknuumlpfende Web 20-basierte Dienste werden sowohl auf stationaumlren als auch auf mobilen Geraumlten lauffaumlhig sein Als Software werden sowohl lizenzpflichtige Standardanwendun-gen als auch Open -Source-Anwendungen ein-gesetzt

Die Lerninhalte und das Web-Portal Mechatronik koumlnnen herstellerneutral genutzt werden Dies wird dadurch gesichert dass Browser Player Add-Ons etc frei zugaumlnglich bzw mit den in Verbindung von PDA PC oder Notebook erworbenen Standard-Softwarelizenzen nutzbar sind

Geeignete Lerninhalte wie Live-Demonstrationen sollen als Webcasts d h einer fuumlr das Internet entwi-ckelten Form des interaktiven Fernsehens oder RSS-Feed d h als eine Art Nachrichtenticker den der interessierte Leser abonnieren kann abrufbar sein Weiterhin sollen Inhalte in digitalisierter Form z B als PowerPoint oder PDF zu spezifischen Fachthemen abgelegt werden Die Webcasts und RSS lassen sich abonnieren speichern jederzeit abspielen und werden zusaumltzlich mit aktuellen und auch externen Informationen verknuumlpft Die Abonnenten erhalten dadurch die Moumlglichkeit sich zielgerichtet zu neuen Entwicklungen auf dem Fachgebiet zu informieren

Lern- und wissensmanagement mit web 20

Im Projekt werden Lerninhalte als handlungsrelevan-te Informationen und Lernhilfen bei der Bearbeitung konkreter komplexer Aufgaben im Arbeitsprozess bzw im Prozess der praktischen Ausbildung als komplexe Lernaufgabe ausgewaumlhlt Fuumlr die Struktu-rierung informellen Lernens stehen die Interaktion mit anderen Lernenden und der Zugriff auf deren Ex-pertise der Austausch von Erfahrungen und Wissen und die Zusammenarbeit beim Erarbeiten von Infor-mationen Inhalten und Wissen im Vordergrund

15 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Beispiele fuumlr web 20 Funktionen die diesen Ansatz unterstuumltzen sind

bullWeb-casts zur Erklaumlrung von Teilsystemen z B anhand eines animierten Funktionsmodells bullWeblog zum Austausch von Erfahrungen die z B bei der Umsetzung der Lernaufgabe entstehen oder der Reflexion der eigenen Lernpraxis bzw zur Kommunikation zwischen Lernenden dienen bullWikis zur Bereitstellung von Lehr- und Lernma-terialien Anleitungen Leittexten oder ande-ren Wissenssammlungen auch durch gemein-same Erstellung von Inhalten z B FAQ bullLernjournal zur Protokollierung eigener Arbeits-ergebnisse und Reflexion der eigenen Lernpraxis bullSocial Bookmarking zum Aufbau einer Samm-lung von Fachinformationen bullRSS-Feeds zur Bereitstellung aktuellerInformationen in Textform die abonniertwerden koumlnnenbullFile Sharing zum Austausch von Webcasts Dokumenten Bildern u a Lerninhalten

Damit verfolgt das Projekt die Vision auch durch mobiles Lernen das Lernen an Orten die keinen Bezug zum Lerngegenstand haben bis hin zum Lernen in den Lebens- oder Arbeitswelt zu ermoumlglichen Durch die Entwicklung und Erprobung von Web 20-Funktio-nalitaumlten und dem Einsatz digitaler Medien in der beruflichen Bildung gibt es insbesondere die Gele-genheit mobiles Lernen mit Arbeitsprozessen zu verknuumlpfen was somit bedarfs- und problemorien-tiertes Lernen ermoumlglicht Moumlglich sind auch eine Ausweitung des interaktiven Lernens sowie die Ein-beziehung von neu entstehenden Informationen in den Austausch und Lernprozess

Das Projekt will die Verwertung von Web 20-Technolo-gien als neue Lehr-und Lerninfrastrukturen erproben um sie als Komponenten fuumlr arbeitsplatznahes Online-Lernen in Verbindung mit Lern- und Wissensmana-gement einzusetzen Dabei sollen Trainer bzw Fachberater die Rolle eines Moderators uumlbernehmen Andererseits erhalten auch die Anwender die Moumlg-lichkeit ihre eigenen vielfaumlltigen Erfahrungen d h ihre realen Erfahrungen und ihr damit verbundenes Wissen (explizites und implizites Wissen) in Form

Rico Eibisch Saumlchsisches Technologiezentrum gGmbH STZ Saumlchsisches Technologie Zentrum fuumlr Bildung und Innovati-on Zwickau wwwstz-zwickaude

eigener Lerninhalte in das System einzuspeichern wo es anderen Nutzern fuumlr Lernprozesse zur Verfuuml-gung steht Auf diese Weise entsteht unter Verwen-dung bestehender Technologien eine Lern- und Wissensdatenbank die arbeitsplatznahes koopera-tives Lernen unterstuumltzt Es zeigt damit neue Wege einer dienstleistungsorientierten Wissensunterstuumlt-zung ndash nicht zuletzt durch die Lernenden selbst ndash im Rahmen von Bildungsnetzwerken auf

16 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Rapid eLearning ndash leicht gestaltbare Lernsoftware in der gewerblich-technischen Ausbildung Kom-petenzwerksttt Elektrohandwerk

Lern- und Arbeitsaufgaben stellen ein eta-bliertes und in den Betrieben bewaumlhrtes didaktisch-methodisches konzept fuumlr beruf-liches Lernen dar Durch einen moumlglichst hohen Grad an selbststaumlndigkeit bei der Bearbeitung einer komplexen Aufgabenstel-lung werden die Auszubildenden nicht nur in

ihren fachlichen sondern auch in ihren metho-dischen und sozialen kompetenzen gefoumlrdert

Lern- und Arbeitsaufgaben stellen ein etabliertes und in den Betrieben bewaumlhrtes didaktisch-metho-disches Konzept fuumlr berufliches Lernen dar Durch einen moumlglichst hohen Grad an Selbststaumlndigkeit bei der Bearbeitung einer komplexen Aufgabenstel-lung werden die Auszubildenden nicht nur in ihren fachlichen sondern auch in ihren methodischen und sozialen Kompetenzen gefoumlrdert

Um eine Lernsoftware effektiv im Rahmen von Lern- und Arbeitsaufgaben einsetzen zu koumlnnen hat sie bestimmte Anforderungen zu erfuumlllen Sie sollte sich auf berufstypische Arbeitsprozesse beziehen und diese angemessen und klar visualisieren um fuumlr den Auszubildenden deutlich zu machen welche Relevanz die Lern- und Arbeitsaufgabe fuumlr den Aus-bildungsberuf besitzt Auszligerdem sollte sie die zur Bewaumlltigung der Aufgabe relevanten Inhalte und Materialien nachvollziehbar strukturiert bereit-halten Uumlber diese grundsaumltzlichen Anforderungen hinaus bestehen fuumlr eine mediengestuumltzte Ausbildung im gewerblich-technischen Bereich besondere Bedingungen

bullDie Inhalte der Software muumlssen schnell modifi-zierbar sein da die Technologien in vielen gewerblich-technischen Berufen einer hohen Innovationsgeschwindigkeit unterworfen sind bullDie Software muss an die Gegebenheiten des jeweiligen Lernorts angepasst werden koumlnnen da die Lernorte der beruflichen Bildung zum Teil sehr heterogene Bedingungen aufweisen ndash z B durch die zur Verfuumlgung stehende techni-sche Lernumgebung

bullDie Software sollte so offen gestaltet sein dass zusaumltzliche Dateien eingepflegt werden koumlnnen da fuumlr die berufliche Bildung i d R eine Vielzahl von Unterlagen in digitaler Form vorliegt

Vor diesem Hintergrund besteht die uumlbergeordnete Frage darin wie eLearning-Systeme zu entwickeln sind um sie im Rahmen von Lern- und Arbeitsauf-gaben einsetzen zu koumlnnen Eine Antwort darauf bietet der Ansatz des Rapid eLearning

rapid eLearning mit der kompetenzwerksttt

Im Rahmen des BMBFESF-gefoumlrderten Projekts Kom-petenzwerksttt Elektrohandwerk wird derzeit nach dem Ansatz der Kompetenzwerksttt ein Lehr- Lernmedium entwickelt das die Anforderungen des Rapid-eLearnings aufgreift Der Begriff Rapid eLearning steht dabei fuumlr Lernsoftware-Systeme die

bullschnell und ohne hohe medientechnischeKompetenz entwickelt werden koumlnnenbullkostenguumlnstig erstellt werden koumlnnen bulleine geringe Einarbeitungszeit fuumlr den Autor erfordern bulldem Anwender einen einfachen Zuganggewaumlhren undbullmultimediale und interaktive Elemente auf-nehmen koumlnnen

Rapid eLearning-Lernprogramme werden oft mit MS-PowerPoint umgesetzt so auch bei der Kompe-tenzwerksttt-Lernsoftware Die Gruumlnde sind klar hoher Verbreitungsgrad einfache Bedienung und weit reichende Moumlglichkeiten zur Gestaltung Me-dieneinbindung und Verlinkung

Mit PowerPoint lassen sich somit die Anforderungen an Rapid eLearning gut einloumlsen Ein weiterer Vorteil besteht darin dass Ausbilder und Lehrer oft auf einen groszligen Fundus von Folien zuruumlckgreifen koumlnnen die sie im Laufe ihrer Taumltigkeit angefertigt haben Arbeitsblaumltter technische Beschreibungen Diagram-me Erlaumluterungen usw liegen damit bereits in elektronischer Form vor und koumlnnen unkompliziert ausgetauscht bzw eingefuumlgt werden

17 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Die Lernsoftware hat eine Modulstruktur die sich uumlber vier Ebenen erstreckt Auf Ebene 1 befindet sich die Hauptnavigation dieser folgt Ebene 2 mit der Modulnavigation Ebene 3 beinhaltet den Content (Inhalt) und Ebene 4 die Anhaumlnge Jede Hierarchie-ebene wird jeweils durch einzelne Dateien repraumlsen-tiert Mit dem Start der Lernsoftware oumlffnet sich eine Power-Point-Datei (PPT) die alleine der Hauptnaviga-tion dient Von hier aus werden die einzelnen Soft-waremodule angewaumlhlt Mit dem Anwaumlhlen eines Moduls oumlffnet sich die naumlchste Datei und liegt gewiss-ermaszligen auf der Startfolie Die Datei der Ebene 2 dient der Navigation innerhalb eines Moduls So lassen sich hier zunaumlchst die Hauptelemente anwaumlhlen anschlie-szligend innerhalb eines Hauptelements der gewuumlnschte Content Mit Klick auf einen Inhaltsbutton oumlffnet sich eine weitere Datei uumlber den beiden Navigations-dateien Hier findet der Anwender jetzt die gewuumlnsch-ten Inhalte ggf lassen sich von hier ndash dann auf Ebene 4 ndash auch weitere externe Dateien (zB doc pdf) starten Waumlhrend die Dateien der Ebenen 1 und 2 also der Navigation dienen halten die Ebenen 3 und 4 die Contents vor Mit dem bdquoZuruumlckldquo-Button schlieszligt der Anwender die Datei und gelangt so auf die jeweils niedrigere Navigationsebene

Die Realisierung in PowerPoint und die skizzierte Modularisierung und Hierarchisierung der Lernsoft-ware bieten hinsichtlich des Rapid eLearning ent-scheidende Staumlrken So lassen sich ohne gehobene medientechnische Kenntnisse z B das Layout anpassen die Inhalte modifizieren oder ergaumlnzen Updates einspielen Materialien verlinken oder komplette Lern- und Arbeitsaufgaben einschlieszlig-lich aller Materialien und Arbeitsblaumltter ergaumlnzen

Da die Lernsoftware ndash ohne Installation ndash auf einem USB-Stick laumluft liegen alle Daten fuumlr jeden Nutzer ohne Bearbeitungseinschraumlnkungen individuell vor Aumlnderungen Erweiterungen Korrekturen usw finden also einfach innerhalb einer PPT-Datei statt umfangreichere Updates werden durch ein schlichtes Ersetzen von Dateien realisiert

Prof Dr Soumlnke Knutzen Technische Universitaumlt Hamburg-Harburg und Prof Dr Falk Howe Universitaumlt Bremen

Fazit

Insbesondere in der dualen gewerblich-technischen Ausbildung bietet der Ansatz des mediengestuumltzten Lernens viele Vorteile Erste Erprobungen mit Lehrern Ausbildern und Auszubildenden zeigen dass ihnen das Handling der Software keine Probleme bereitet Die Anwender koumlnnen in aller Regel auf Erfahrungen mit PowerPoint zuruumlckgreifen wodurch einerseits keine intensive Einarbeitung in die technische Um-gebung notwendig ist andererseits keine Hemm-schwelle beim Einsatz der Software besteht

Wenn es gelingt den Rapid-eLearning-Ansatz nachhaltig mit den Anforderungen gewerblich-technischer Berufsausbildung zu verknuumlpfen und die Vorteile des mediengestuumltzten Lernens deutlich zu machen kann die berufliche Ausbildung an allen Lernorten bereichert werden Auszubildende besit-zen ein Werkzeug dass praktisches und theoretisches Wissen verbindet und letztlich Lehrer und Ausbilder in ihrer Arbeit unterstuumltzt

18 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Weiterbildung durch multimediale Lernformen am Beispiel der Zementindustrie

Im zuge des technischen und wirtschaftli-chen wandels hat sich die Arbeitswelt in der zementindustrie einschneidend veraumlndert

Anfang dieses Jahrhunderts waren ndash in Verbindung mit konjunkturellen und strukturellen Veraumlnderun-gen sowie der Auslagerung von Funktionen (Outsour-cing) ndash Produktivitaumltssteigerungen mit einem Verlust von Arbeitsplaumltzen verbunden Gleichzeitig wurden durch die Rationalisierung der Zementproduktion schwere heute kaum mehr vermittelbare Taumltigkeiten durch moderne Arbeitsplaumltze mit hohen Anforderun-gen an die berufliche Qualifikation und Weiterbil-dung abgeloumlst Dies betrifft nicht nur Fach- und Fuumlhrungskraumlfte sondern alle Beschaumlftigen Denn mehr als je zuvor ist es heute noumltig die Mitar-beiter hinsichtlich ihrer Kenntnisse Fertigkeiten und ihrem verfahrenstechnischen Wissen weiter-zuqualifizieren Nur mit qualifizierten und motivier-ten Mitarbeitern bleibt ein Unternehmen dauerhaft innovativ und konkurrenzfaumlhig Fuumlr den Mitarbeiter bietet sich durch Weiterbildung die Moumlglichkeit vorhandene Kompetenzen an die fortschreitende Entwicklung anzupassen und die eigene Beschaumlftigungsfaumlhigkeit zu erhalten bzw weiter auszubauen

Die Zementindustrie hat in der Vergangenheit fuumlr einfache manuelle Taumltigkeiten viele un- und ange-lernte Arbeiter beschaumlftigt Heute ist die Beschaumlfti-gungsstruktur in den Zementwerken durch den hohen Automatisierungsgrad bestimmt Rund 40 der Belegschaften sind in der Steuerung und Kontrolle des zentralen Produktionsprozesses beschaumlftigt entweder als Vorarbeiter Meister und Produktionssteuerer auf den zentralen Leitstaumlnden oder als Anlagenkontrolleure bzw Maschinenwaumlrter In den Laborbereichen sind rund 10 der Mitarbeiter taumltig die im Allgemeinen eine Ausbildung als Bau-stoffpruumlfer oder Chemielaborant haben Die uumlbrigen Beschaumlftigten arbeiten vor allem in der Instandhal-tung und haben meist eine Ausbildung zum Anlagen-elektroniker oder Industriemechaniker absolviert Entsprechendes Zement-Know-how erwarben sie weitgehend on the job erwarben Vor dem Hinter-grund der stetig steigenden Anforderungen und der fortschreitenden Rationalisierung gewinnt die systematische und bereichsuumlbergreifende Quali-

fizierung der Beschaumlftigten weiter an Bedeutung Eine wirksame Unterstuumltzung der Weiterentwick-lung erfordert dabei einen passgenauen Zuschnitt der Qualifizierungsangebote auf die betrieblichen Anforderungen sowie die individuellen Beduumlrfnisse jedes einzelnen Mitarbeiters

Lehrbriefe werden in digitale Medien uumlber-fuumlhrt

Neben dem von der IHK anerkannten Industriemei-sterlehrgang bdquoKalkZementldquo dem Produktionssteu-ererlehrgang fuumlr Leitstandfahrer sowie zahlreichen Weiterbildungsseminaren bietet der Verein Deut-scher Zementwerke e V zur Aus- und Weiterbildung der gewerblichen Mitarbeiter insbesondere auch der gering qualifizierten bzw fachfremden Mitarbeiter sogenannte bdquoLehrbriefeldquo an Diese 47 Lehrunterlagen stehen den VDZ-Mitgliedswerken nunmehr seit 2006 sowohl in gedruckter Form als auch digital als PDF-Datei zur Verfuumlgung Thematisch befassen sich die Lehrbriefe mit dem gesamten Zementherstellungs-prozess von der Rohmaterialgewinnung bis hin zur Zementverladung Dabei werden vor allem Bereiche behandelt die sich auf die Produktionsablaumlufe in den Werken beziehen und mit der Taumltigkeit des Produk-tionsmitarbeiters in engem Zusammenhang stehen

Erfahrungen mit dem Einsatz der Lehrbriefe zeigten jedoch dass sie nicht im angestrebten Maszlige in den Werken als Weiterbildungsunterlagen genutzt werden Der kontinuierliche Schichtbetrieb sowie die duumlnne Personaldecke fuumlhrten dazu dass in vielen Unternehmen die personellen und zeitlichen Ressour-cen zur Weiterbildung der Mitarbeiter in Praumlsenzsemi-naren nicht gegeben waren Um den Unternehmen ein effizientes und flexibles Angebot zur Weiterbild-ung ihrer Mitarbeiter anbieten zu koumlnnen mussten aus den bisherigen Erfahrungen drei wesentliche Gesichtspunkte beruumlcksichtigt werden Zum einen muss gewaumlhrleistet sein dass die Vermittlung des Wissens individuell und zeitoptimiert in die inner-betrieblichen Ablaumlufe integriert werden kann Zum andern muumlssen die Unterlagen fortlaufend aktualisiert und erweitert werden ndash dies moumlglichst ohne hohen Personal- Kosten- und Zeitaufwand

19 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Zu guter Letzt muumlssen sie so aufbereitet werden dass sie sowohl didaktisch und inhaltlich als auch gestal-terisch bei der Belegschaft auf hohe Akzeptanz stoszligen

Vor diesem Hintergrund wurde 2007 beschlossen die Lehrbriefe vollstaumlndig zu uumlberarbeiten und den Werken zukuumlnftig in Form digitaler Medien zur Ver-fuumlgung zu stellen Hierzu wurden die bestehenden Unterlagen mit finanzieller Unterstuumltzung des Bundes-ministeriums fuumlr Bildung und Forschung (BMBF) grundlegend uumlberarbeitet didaktisch aufbereitet und als Online-Kurse auf einer neu entwickelten VDZ-Lehrplattform integriert

Die nunmehr zur Verfuumlgung stehenden 50 Online-Kurse des VDZ sollen insbesondere den gewerblichen Mitarbeitern aber auch Neueinsteigern Wissen uumlber Technik Umweltvorsorge Arbeitsschutz und die Ablaumlufe der Zementproduktion von der Rohstoffge-winnung bis zum Versand der Produkte vermitteln

Medienelemente wie Videos und Animationen sind genauso Bestandteil der mediengestuumltzten Bildungs-angebote wie Fragenkataloge und Testaufgaben Eine Kommunikationsplattform rundet das Angebot ab Daruumlber hinaus werden vier Kurse angeboten die den Mitarbeitern im beruflichen Alltag sowie in der oumlffentlichen Diskussion eine Hilfestellung bieten Diese sogenannten Informationsbriefe beinhalten die Themen Nachhaltigkeit Rohstoffgewinnung Ressourceneffizienz und Klimaschutz Sie dienen der Vermittlung von Kenntnissen uumlber die Zement-produktion im Spannungsfeld zwischen oumlkonomi-schen oumlkologischen und sozialen Aspekten

Die Lehrplattform wurde mittlerweile von Mitarbei-tern aus fuumlnf VDZ-Mitgliedswerken und dem For-schungsinstitut erfolgreich getestet optimiert und an die Beduumlrfnisse der Beschaumlftigten in der Zement-industrie sowie verwandter Industrien angepasst Die Plattform steht seit Anfang 2010 allen VDZ-Mit-gliedswerken zur Verfuumlgung

Dr rer nat Stefan Schaumlfer Verein Deutscher Zementwerke e V wwwelearning-vdzde

20 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Demografischer Wandel Herausforderungen und Chancen

Den Folgen des demografischen wandels kann

sich auch die Informations- und kommunika-tionswirtschaft (Itk-wirtschaft) nicht ver-schlieszligen zahlreiche studien belegen einen strukturellen Fachkraumlftemangel der sich bei einem konjunkturaufschwung in den naumlchsten

Jahren weiter verschaumlrfen wird und die inter-nationale wettbewerbsfaumlhigkeit Deutsch-lands schwaumlchen kann

IT 50plus ist eine durch den nationalen Informations-technologie-Gipfel der Bundesregierung initiierte Gemeinschaftsinitiative des Bundesverbands Infor-mationswirtschaft Telekommunikation und neue Medien e V und der Industriegewerkschaft Metall (IG Metall) die vom Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung sowie dem Europaumlischen Sozialfonds gefoumlrdert wird Die Initiative zielt darauf ab die Beschaumlftigungsfaumlhigkeit aumllterer ITK-Fachkraumlfte zu erhalten oder wiederherzustellen um so den Folgen des demografischen Wandels und dem Fachkraumlfte-mangel in der ITK-Branche nachhaltig zu begegnen Das modulare Projekt setzt in verschiedenen Bereichen der Personalentwicklung Arbeitsvermittlung und Netzwerkbildung an und gliedert sich in sieben Teilprojekte

bullarbeitsmarktpolitische Instrumente bullAnpassung der arbeitsprozessorientierten Wei-terbildung (APO IT) an die Zielgruppe Arbeitslose bullIT-Spezialistenqualifizierung im virtuellen Raum bullCoaching-Netzwerke fuumlr Unternehmen bullPersonalentwicklungsstrategien IT 50plus bullEntwicklung aumllterer ITK-Fachkraumlfte zum Mentor und Coach bulleLearning IT 50plus ndash Konzepte undEmpfehlungen

Im Vordergrund stehen Initiativen und Vorhaben um bundesweite Beraternetzwerke fuumlr ITK Unterneh-men und fuumlr ITK-Fachkraumlfte aufzubauen dauerhaft zu unterhalten innovative Personalentwicklungs-modelle und Qualifizierungskonzepte zu erstellen zu pilotieren und als Referenzmodelle zur groszligflauml-chigen Umsetzung in Unternehmen bzw durch IT-Bildungstraumlger zu empfehlen

Itk-spezialistenqualifizierung im virtuellen raum

Im Teilprojekt bdquoITK-Spezialistenqualifizierung im vir-tuellen Raumldquo arbeiten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im virtuellen Unternehmen FuTEx (Future Technologies for Expertise Development) Es soll nachwiesen werden dass eine arbeitsprozess-orientierte Qualifizierung mit anschlieszligender Zertifizierung nach der internationalen Norm DIN EN ISOIEC 17024 auch fuumlr IT-Fachkraumlfte moumlglich ist die eine solche Maszlignahme nicht am Arbeitsplatz absolvieren koumlnnen Dies betrifft vor allem Personen in Arbeitslosigkeit oder Kurzarbeit Gearbeitet gelernt und kommuniziert wird an einem virtuellen Arbeitsplatz uumlber eine webbasierte Arbeits- und Lern-plattform Das innovative Konzept basiert auf der bewaumlhrten Methodik des IT-Weiterbildungssystems APO IT So bearbeiten die FuTEx-Teilnehmer-innen am virtuellen Arbeitsplatz einen realen Projektauftrag wobei sie von Lernprozessbegleitern und Fachberatern unterstuumltzt werden Um das APO IT-Prinzip erfolg-reich in eine virtuelle Arbeitswelt zu uumlbertragen sind folgende fuumlnf Schritte vorgesehen

1 realitaumltsnahe Lernaufgaben

Es muumlssen Bedingungen fuumlr arbeitsprozessorientier-tes Lernen geschaffen werden die einem Lern- und Arbeitsplatz im realen betrieblichen Kontext gleichen Erst bei der unmittelbaren praktischen An-wendung von erlerntem Wissen in Verbindung mit der Loumlsung einer konkreten betrieblichen Arbeits-aufgabe kommt es zu sogenannten bdquoemotionalen Labilisierungssituationenldquo d h zu Verunsicherun-gen und zur Veraumlnderung der Gefuumlhle des Menschen die zur nachhaltigen Herausbildung von Handlungs-kompetenzen bei den Lernenden fuumlhren Wichtigste Voraussetzung ist also bdquoechteldquo IT-Projektaufgaben bereitzustellen die von einem realen Auftraggeber stammen

2 webbasierte Arbeits- und Lernplattform

Um Lern-und Projektteams in einer virtuellen Arbeits-welt zu vernetzen und zu betreuen wird eine web-basierte Arbeits- und Lernplattform eingesetzt Sie muss einfach handhabbar und kompatibel mit allen gaumlngigen PC-Betriebssystemen und Web-Browsern

21 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

sein Die Arbeitsplaumltze ndash zu Hause beim Bildungs-traumlger oder im Unternehmen ndash muumlssen mit einem PC sowie mit Breitband-Internet ausgestattet sein

3 Begleitung durch ein engagiertes Betreuerteam

Die Teilnehmer werden von einem Betreuerteam begleitet und unterstuumltzt Da dies in uumlberwiegendem Maszlige bdquoon distanceldquo d h uumlber elektronische Medien der Arbeits- und Lernplattform geschieht erwachsen besonders hohe Anforderungen an die Betreuer Sie muumlssen ein besonderes Gespuumlr fuumlr die Lernsituation der Teilnehmer entwickeln koumlnnen

4 Auswahl geeigneter teilnehmergruppen

In engem Zusammenwirken mit der Bundesagentur fuumlr Arbeit und deren regionalen Agenturen (Zielgruppe arbeitsuchende ITK-Fachkraumlfte ab dem vollendeten 40 Lebensjahr) sowie mit ITK-Hersteller- und Anwenderunternehmen (Zielgruppe aumlltere ITK-Fachkraumlfte in Kurzarbeit) wird uumlber die bevorstehen-den Pilotmaszlignahmen informiert Die Teilnehmer muumlssen Berufserfahrung in der ITK-Wirtschaft haben und besonders aufgeschlossen gegenuumlber elektroni-schen Medien in der Bildung sein

5 evaluation und transfer in den Markt

Das Qualifizierungskonzept wird ab 2010 auf seine Umsetzbarkeit und spaumltere Uumlbertragbarkeit auf andere Unternehmen gepruumlft Nach erfolgreicher Erprobung umfassender Evaluation und Konzept-optimierung ist es vorgesehen die Ergebnisse Erfahrungen und Best Practices zu veroumlffentlichen Die Ergebnisse werden allen einschlaumlgigen Bildungs-traumlgern zugaumlnglich gemacht um Nachhaltigkeit zu erreichen Ziel ist es den FuTEx-Qualifizierungs-ansatz als marktfaumlhiges Konzept bundesweit zu etablieren

Erfolgskriterien fuumlr die Erprobung des FuTEx-Kon-zepts sind

bulldie Zahl der Arbeit suchenden ITK-Fachkraumlfte die nach Absolvierung einer FuTEx-Qualifizie-rung das Abschlusszertifikat zum IT -Spezialisten nach ISO 17024 erhalten haben

Thomas Mosch Mitglied der Geschaumlftsleitung BITKOM - Bundesverband Informationswirtschaft Telekommunikation und neue Medien eV wwwfutexcorpde und wwwit-50plusorg

bulldie Zahl der Arbeit suchenden ITK-Fachkraumlfte die nach erfolgreichem Abschluss einer FuTEx-Qualifizierung in adaumlquate Arbeit zuruumlckfinden konnten und bulldie Zahl der IT-Fachkraumlfte in Kurzarbeit die nach erfolgreichem Abschluss einer FuTEx-Maszlignahme ihre Handlungskompetenzen fuumlr ein IT-Spezial-istenprofil verbessern oder durch Personenzer-tifizierung nach ISO 17024 aktualisieren d h neu erlangen konnten

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22 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

eLearning-Infrastruktur in der Altenpflege (eLiA)

Das Projekt bdquoeLearning-Infrastruktur in der Altenpflegeldquo ist ein durch das Bundesminis-terium fuumlr Bildung und Forschung und den

europaumlischen sozial-fonds gefoumlrdertes Projekt unter der Leitung des Awo-Bundesverbandes e V in Berlin das in der zeit vom 1112007 bis 31102008 gefoumlrdert wurde

Die Aus- Fort-und Weiterbildungseinrichtungen und die Einrichtungen der Altenpflege verfuumlgten vor Pro-jektstart nicht uumlber eine ausreichende Infrastruktur zum Einsatz elektronischer Medien Daraus leiteten sich folgende Notwendigkeiten bzw Projektziele ab

bullSchaffung einer zentralen Infrastruktur durch den Einsatz einer Kommunikations- und Lern plattform bullErprobung des Einsatzes von bereits erstelltem Inhalt (Content) fuumlr den Bereich der Altenpflege-aus- und -weiterbildung bullSchulung von Teletutoren fuumlr die Betreuung von Lernenden bullSchulung von Administratoren zum adaumlquaten Umgang mit der Kommunikations- und Lern plattform

Ein weiteres wichtiges Ziel war die Nachhaltigkeit des Projekts Dafuumlr sollte eine zentrale (traumlgeruumlbergrei-fende) technische Infrastruktur geschaffen werden So sollten nach Projektende alle interessierten Ein-richtungen die Moumlglichkeit erhalten auf dem Server einen separaten geschuumltzten Zugang fuumlr die Entwick-lung und Erprobung eigener eLearning-Lehr- und Lernszenarien zu bekommen

Um die Entwicklung und Realisierung der Projekt-ziele zu unterstuumltzen wurde ein externer Dienstlei-ster die Qualitus GmbH einbezogen Der Partner stellte die technische Infrastruktur bereit passte die Lernumgebung an die Beduumlrfnisse der Kunden an und leistete Support beim Einsatz der flexiblen Open-Scource-Lernplattform ILIAS Die Struktur auf der Plattform wurde in Abstimmung mit der Projektlei-tung konzipiert und umgesetzt Dabei wurden die Bedarfe im Rahmen des Projekts und die geplante Nachhaltigkeit beruumlcksichtigt

Weiterhin wurde auf der Lernplattform ein soge-nannter oumlffentlicher Bereich eingerichtet Dort sind Informationen zum Projekt zum Download zu finden und News z B uumlber die neuesten Schulungstermine In der Projektlaufzeit wurden von drei Trainer-innen der Qualitus GmbH bundesweit sechs Teletutoren-Schulungen fuumlr insgesamt neunzig Teletutoren und eine Administratorenschulung fuumlr fuumlnfzehn Teilnehmer-innen angeboten

Im Rahmen der Teletutoren-Schulungen erhielten die Teilnehmer-innen geschuumltzte Raumlume in denen sie in ihren Lerngruppen miteinander lernen und zudem auch eigene Lernszenarien entwickeln konnten Die waumlhrend dieser Zeit von ihnen enwick-elten Inhalte konnten spaumlter auch im Echtbetrieb eingesetzt werden Zudem wurden Lehrkraumlfte in die Lage versetzt uumlber die Lernplattform ILIAS Lernen-de zu begleiten und zu beraten

Waumlhrend des gesamten Prozesses wurden die Teilnehmer-innen von erfahrenen Tutor-innen begleitet und unterstuumltzt Die Schulung unterteilte sich dabei in 4 Phasen

KickshyOff PraumlsenzshyPhase 1 (ca 15 Tage)

Online Phase 1

(5 Wochen)

PraumlsenzshyPhase 2

(ca 15 Tage)

Online Phase 2

(5 Wochen)

1 Teil

Inhalte und Ziele

bull Die Plat tform aus Sicht der Lernenden kennenlernen

bull Kennenlernen des kooperativen Arbeitens

bull Grundlagenkenntnisse uumlber eLearing

bull Besonderheiten der Online shyKommunikation

bull Rolle und AUfgaben von Teletutoren

2 Teil

Inhalte und Ziele

bull Die Plat tform aus Sicht der Tutoren kennenlernen

bull Einsatz notwendiger Funktionen

bull Wissen uumlber Betreuunug beim eLearning

bull Praxistransfer Umset zung eines eigenen Praxisprojektes

rsaquorsaquorsaquorsaquo rsaquorsaquorsaquorsaquo rsaquorsaquorsaquorsaquo

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evaluation

Die Schulungen wurden abschlieszligend evaluiert Die Kernaussage ist Alle Teilnehmer-innen waren mit den angebotenen Schulungen sehr zufrieden der Praxisbezug konnte weitestgehend hergestellt wer-den Zur eigenen Lernerfahrung befragt wurden u a folgende Aussagen getroffen

23 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

bdquoDie Schulung war fuumlr mich ein echter Gewinn da ich wirklich auf neuem Terrain viel gelernt habeldquo bdquohellip fuumlhlte ich mich in der Gruppe sehr wohl wobei ich vor allem zu bestimmten Mitgliedern Kontakt hatte Die Gruppenbildung scheint online genauso zu funk-tionieren wie out of cyber spaceldquo bdquoMir haben sich durch dieses Seminar ganz andere Moumlglichkeiten geoumlffnetldquo

Hinsichtlich ihrer spaumlteren Aufgabe als Teletutorin befragt fuumlhlten sich die meisten Teilnehmer-innen gut vorbereitet aufgrund der unterschiedlichen Voraussetzungen der Lernenden im Umgang mit dem Computer und Internet sind in Einzelfaumlllen jedoch noch laumlngere Uumlbungsphasen noumltig Moumlgliche Einsatz-felder wurden uumlberwiegend im Fort- und Weiter-bildungsbereich gesehen eLearning wird als gute Moumlglichkeit gesehen das Angebotsspektrum der Institutionen zu erweitern Als Anwendungsbeispiel wurde die Begleitung von Auszubildenden in Praxis-phasen im Sinne einer kontinuierlichen Arbeits- Kommunikations- und Ruumlckmeldemoumlglichkeit genannt

herausforderungen

Die Schulungsteilnehmer nannten folgende Heraus-forderungen bei der Einfuumlhrung von eLearning

bullfehlende technische Affinitaumlt bei der Zielgruppe bullfehlende technische Ausstattung in den Institu-tionen und Betrieben die Lehrangebote bereit-stellen bullhoher Aufwand fuumlr die Einfuumlhrung des eLear-ning Mehraufwand bei der Umwandlung vor-handener Konzepte in Blended-Learning oder eLearning-Konzepte etc bulleehlende Akzeptanz bei einigen Kolleginnen Kollegen dadurch fehlende Vernetzung bullwenig Lehrkraumlfte die professionell tutoriell begleiten koumlnnen bullfehlende Inhalte fuumlr den Einsatz auf der Lern-plattform

nachhaltigkeit

Nach der Projektfoumlrderung wird das eLearning-Portal durch den bdquoVerein eLearning in der Pflege eVldquo (eLiP) fortgefuumlhrt Alle (Bildungs-)Einrichtun-gen in der Pflege koumlnnen diesem Verein beitreten

Peggy Saszlig AWO-Bundesverband eVwwwelearning-pflegede

Zweck des Vereins ist die Foumlrderung der Berufsbildung durch Bereitstellung der Internetplattform ILIAS (wwwelearning-pflegede) mit inhaltlichen techni-schen und didaktischen Hilfen als Hostingpakete sowie Beratung und Vermittlung von Qualifizie-rungen wie ILIAS-Anwender- Teletutoren- und Autorenschulungen Mitwirkung bei der Erstellung von Lerninhalten die von den Vereinsmitgliedern entwickelt werden Weitere Aufgaben sind die perso-nelle und ideelle Foumlrderung der Entwicklung von Lerninhalten z B durch den gegenseitigen Aus-tausch von Lernmaterialien

Die Vereinsmitgliedschaft bietet den Bildungsanbie-tern einen kostenguumlnstigen Einstieg in das Lehren und Lernen mit den neuen Medien moderne Kom-munikationswege Betreuung waumlhrend Abwesenheits-zeiten sowie die Moumlglichkeit neue und zusaumltzliche Angebote im Bereich eLearningBlended-Learning anzubieten

24 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

Entstehung von Communities am Beispiel der Evangelischen Kirche in Deutschland

Die evangelische kirche in Deutschland (ekD) steht gegenwaumlrtig vor groszligen herausforder-ungen und chancen stichworte sind demo-grafischer wandel Individualisierung bzw Pluralisierung wiederentdeckung des religi-oumlsen veraumlndertes Partizipationsverhalten neue Formen von ehrenamt und Gemeinde Daraus ergibt sich fuumlr die Mitarbeitenden ihr handeln immer wieder zu reflektieren

und neue innovative Praktiken zu erlernen

Das Forschungsprojekt PATONGO (Patterns and Tools for NGOs) untersucht wie Technologien und Partizi-pationsprozesse des Web 20 den Austausch uumlber gute Praktiken foumlrdern und so zu einer Weiterent-wicklung der gesamten vernetzten Organisation beitragen koumlnnen Partner im Projekt sind die Evan-gelische Kirche in Deutschland (EKD) die Fern Uni-versitaumlt in Hagen und das Institut fuumlr Wissensmedien in Tuumlbingen

Die Hypothese des Forschungsvorhabens ist dass ein Austausch von erfolgreichen Praktiken in der EKD helfen kann die Qualitaumlt des Handelns in den Gemeinden und Gliedkirchen zu verbessern Durch Vernetzung und gemeinsame Reflexion uumlber erfolgreiche Praktiken soll eine lokale Praktik auch uumlber Grenzen der einzelnen Kirchengemeinden hin-weg zu einer gemeinsamen Praktik weiterentwickelt werden Zwischen den bisher weitgehend unabhaumlngig agierenden Organisationseinheiten koumlnnte sich dadurch ein Praxisnetzwerk entwickeln

Vor dieser Grundannahme stellen sich im PATONGO-Projekt die folgenden Forschungsfragen die nicht nur fuumlr Kirchen sondern allgemein fuumlr verteilte NGOs von Relevanz sind

bullWelche Prozesse koumlnnen eine effektive und qua-litativ hochwertige Wissenskommunikation zum Zwecke der Weiterentwicklung beruflicher Praktiken unterstuumltzen bullWie kann die Nutzung und die Evolution solcher Prozesse mit Web 20-basierten Werkzeugen unterstuumltzt werden

bullWie koumlnnen die Prozesse und Werkzeuge in groszligen verteilten NGOs eingefuumlhrt werden

Kern des Prozesses ist die effektive und qualitativ hochwertige Diskussion uumlber gute Praktiken Dabei durchlaumluft die Diskussion zu einem konkreten Thema drei Ebenen

bullMitarbeitende kommunizieren miteinander uumlber Wuumlnsche und Ideen die sich aus den lokal anzutreffenden Herausforderungen ergeben bullMitarbeitende reflektieren uumlber gute Praktiken und tauschen diese aus (Storytelling Good Practice) bullMitarbeitende abstrahieren die Beschreibung der guten Praktik zu einem Muster fuumlr Loumlsungen (Pattern) das dann in einem Lexikon guter Praxis auftaucht Das Konzept des Patterns wurde aus den Ingenieurswissenschaften uumlbernommen Dort ist ein Pattern eine Loumlsung zu einem wieder-kehrenden Problem in einem klar umrissenen Kontext Im Gegensatz zu einer Handlungsvor-schrift eroumlffnet ein Pattern dem Praktiker einen Entwurfsraum in dem er seine individuelle Loumlsung fuumlr das Problem entwickelt Fuumlr die EKD bedeutet dies dass ein Pattern den Praktiker gut bei der Uumlbertragung der Loumlsungsidee auf die kon-kreten Umstaumlnde in der Gemeinde unterstuumltzt

Auf allen Ebenen der Diskussion vor allem jedoch bei der Erstellung von Patterns fuumlr das Lexikon guter Praxis koumlnnen Praktiker durch Mentoren die ebenfalls Mitglied der Community sind unterstuumltzt werden Mentoren helfen den Praktikern dabei die zentralen Aussagen ihrer Praktik herauszuarbeiten So koumlnnen Praktiker sicherstellen dass ihre Hand-lungsanregungen in den Patterns auch im beab-sichtigten Sinne verstanden werden

Web 20-Technologien koumlnnen auf allen drei Ebenen den Prozess unterstuumltzen Dazu soll ein Online-Com-munity-System entstehen das Kommunikation Koordination und Kooperation ermoumlglicht und zur Mitarbeit in der Community motiviert Auf der Ebene der Kommunikation stellt das Community-System kommunikative Raumlume zur Verfuumlgung Hier koumlnnen Wuumlnsche geaumluszligert Ideen diskutiert und Erfahrun-gen ausgetauscht werden

25 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

Betrachtet man die Groumlszlige der Zielgruppe von uumlber eine Million haupt-und ehrenamtlich Mitarbeitender in der EKD so ist es offensichtlich dass Fragen der Koordination eine wichtige Rolle einnehmen Prak-tiker muumlssen vom System darin unterstuumltzt werden fuumlr sie interessante Kollegen zu finden und relevante Beitraumlge wahrzunehmen Das Community-System muss Menschen aus ganz Deutschland zusammen-bringen die an semantisch verwandten Praktiken arbeiten So wird ein Austausch uumlber spezifische Prak-tiken auch uumlber Gemeindegrenzen hinaus moumlglich

Fuumlr eine effiziente Kooperation wird das Community-System gemeinsame Arbeitsbereiche bereitstellen die zum einen einen gemeinsamen Informationsraum im Sinne eines Wikis zum Austausch von Patterns bereitstellen und zum anderen die enge Kooperation in einer kleinen Gruppe von Praktikern ermoumlglichen Insbesondere soll das Community-System die Entwick-lung neuer Ideen in einer Ideenwerkstatt und die Zusammenarbeit zwischen einem Autor und einem Mentor bei der Verbesserung von Patterns unter-stuumltzen

In Bezug auf die Motivation zur Teilnahme sollen im PATONGO-Projekt verschiedene Instrumente er-forscht werden von denen an dieser Stelle nur zwei Beispiele genannt werden

bullInwieweit hat die Authentizitaumlt der Praktiker und ihrer Gemeinden eine die Motivation stei-gernde Wirkung bullWelche Rolle spielen Kooperation und Wett-bewerb zwischen den Praktikern als motivie-rende Instrumente in der Community

Erste Prototypen fuumlr den in PATONGO vorgesehenen Prozess und die Web 20-basierten Werkzeuge wurden in den ersten Monaten des Projektes entwi-ckelt und mit Anwendern diskutiert Die Resonanz hierauf war sehr positiv Eine breite Diskussion der Konzepte in der kirchlichen Oumlffentlichkeit begann Ende 2009 Fuumlr Mitte 2010 ist der Start der Community geplant Sowohl der Entwurf als auch die Einfuumlhrung und Nutzung des Prozesses und der Werkzeuge werden evaluiert sodass Ruumlckschluumlsse auf die Wirkung in der EKD gezogen werden koumlnnen die auch fuumlr andere NGOs relevant sein werden

Dr Thies Gundlach Evangelische Kirche in Deutschland Dr Till Schuumlmmer FernUniversitaumlt in Hagen (vlnr) wwwpatongode

26 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

Lernkompetenz Schluumlssel zur Qualifizierungfuumlr Aumlltere

Die Diskussion um das lebenslange Lernen hat konjunktur in Politik wirtschaft und

Forschung Mittelfristig wird jeder dritte Be-schaumlftigte uumlber 50 Jahre alt sein und nur noch

jeder fuumlnfte juumlnger als 30 Jahre Parallel dazu nimmt der Anteil der wissensarbeit zu der Anteil koumlrperlicher und gering qualifizierter taumltigkeiten sinkt Lebenslanges Lernen wird als eine der zentralen strategien angesehen diese sich beschleunigenden Veraumlnderungen der Arbeitswelt zu bewaumlltigen

Einigkeit scheint daruumlber zu bestehen dass der Bedarf an beruflicher Weiterbildung auch fuumlr Beschaumlftigte uumlber 50 Jahren waumlchst Weniger Konsens gibt es in Bezug auf das Wie Wie kommen aumlltere Arbeitnehmer mit dieser Anforderung nach permanentem Dazuler-nen zurecht Wie koumlnnen sie unterstuumltzt werden Bislang werden Beschaumlftigte jenseits des vierzigsten Lebensjahres kaum noch zur Weiterbildung ermun-tert und auf die Lernbeduumlrfnisse dieser Gruppe abgestimmte Angebote sind Mangelware Und Dank der Fruumlhverrentungspolitik fruumlherer Jahre und einer entsprechend jugendzentrierten Arbeitsge-staltung gedieh ein bdquoAnti-Lernklimaldquo in dem sich bei Beschaumlftigten und Unternehmen gleichermaszligen der Eindruck verfestigte Aumlltere koumlnnten und wollten nicht mehr lernen Damit einher gehen unscharfe und falsche Vorstellungen uumlber die Lernfaumlhigkeit Aumllterer Demnach lernen Aumlltere (zu) langsam und schneiden in Weiterbildungsseminaren schlecht ab

Haben nicht wissenschaftliche Untersuchungen wiederholt nachgewiesen dass die kognitive Leis-tungsfaumlhigkeit ndash also alle Prozesse die mit Gedaumlchtnis Lernen und Denken zu tun haben ndash schon mit Mitte Ende Zwanzig nachlassen Schraumlnkt dies nicht auch die Lernfaumlhigkeit ein Tatsaumlchlich lassen zwar viele kognitive Funktionen messbar nach

Damit gehen aber nicht automatisch Einbuszligen in der Faumlhigkeit zum berufsbezogenen Lernen einher Zum einen bauen sich nicht alle kognitiven Funktio-nen ab sondern vornehmlich die als bdquofluide Intelli-genzldquo bezeichneten Sie kommen bei der Loumlsung neuer Aufgaben zum Zuge bei denen nicht auf

fruumlhere Lernerfahrungen zuruumlckgegriffen werden kann bdquoKristalline Intelligenzldquo hingegen kommt bei der Nutzung von Wissen und Erfahrung zum Einsatz und kann Einbuszligen der fluiden Intelligenz aus-gleichen Zweitens fanden fast alle einschlaumlgigen Studien im Labor statt und zielten auf die Auslotung der Grenzen kognitiver Leistungsfaumlhigkeit ab Die Moumlglichkeit zur Kompensation durch Wissen und Bildung entfaumlllt dadurch weitgehend

Lernfaumlhigkeit bleibt erhalten

Beim berufsbezogenen Lernen herrschen solche Ein-schraumlnkungen nicht Lernende koumlnnen ihren Lern-prozess hinsichtlich Lernzielen und Lernzeit (mit) bestimmen und dadurch kognitive Einbuszligen ausgleichen Die Laborbefunde zum Altersabbau betreffen so gesehen nur einen kleinen Ausschnitt des Lernens Aus kognitiver Sicht laumlsst sich also festhalten dass die Lernfaumlhigkeit aumllterer Mitarbeiter waumlhrend ihres gesamten Berufslebens erhalten bleibt

Lernfaumlhigkeit ist aber nicht gleich Lernbereitschaft Diese haumlngt wesentlich von einer spezifischen Lern-kompetenz ab Sie ist nicht auf bestimmte Fachge-biete beschraumlnkt und umfasst die drei Ebenen

bullLernorientierung Die Effizienz des Lernen wird davon beeinflusst ob man Lernen als gestaltbare Aktivitaumlt begreift oder als dozentengesteuerte Anhaumlufung von Faktenwissen auf Vorrat bullLernkontrolle Nachhaltig lernen kann nur wer sich dem eigenen Lernbedarf angemessene Lernziele setzt und den Lernfortschritt im Hin-blick auf diese Ziele fortlaufend uumlberpruumlft bullLerntechniken Sie dienen dazu Wissen lang-fristig im Gedaumlchtnis zu verankern und um-fassen vielfaumlltige Methoden der Visualisierung und Konzeptbildung

Lernkompetenz ist kein Talent sondern eine lern- und trainierbare Fertigkeit Sie kann durch gezielte Personalentwicklung und ein stimmiges betriebliches Umfeld mit foumlrderlichem Lernklima aufgebaut und erhalten werden Umgekehrt kann sie als Folge laumlnger dauernder bdquoLernentwoumlhnungldquo verloren gehen Dies haumlngt nicht zuletzt damit zusammen dass in vielen Unternehmen die Weiterbildungsteil-

27 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

nahme jenseits des vierzigsten Lebensjahres schlag-artig sinkt ndash was Lernentwoumlhnung natuumlrlich foumlrdert Auch herrscht fuumlr Aumlltere vielfach insofern ein unguumln-stiges Lernklima als nicht wenige Personalverant-wortliche Aumllteren nur geringe Lernfaumlhigkeit und Veraumlnderungsbereitschaft zutrauen Derlei Vorbe-halte schlagen sich bei Beschaumlftigten in Zweifeln an ihrer eigenen Lernfaumlhigkeit und an der Trainier-barkeit ihrer Fertigkeiten nieder Ein Mangel an Lernkompetenz erklaumlrt moumlglicherweise auch den vielfach replizierten Befund dass aumlltere Beschaumlftigte im Vergleich zu ihren juumlngeren Kollegen schlechtere Leistungen in der berufsbezogenen Weiterbildung zeigen

Unsere Forschung zeigt dass ndash unabhaumlngig vom Alter ndash Beschaumlftigte mit houmlherer Lernkompetenz einen signifikant houmlheren Lernerfolg angeben als Beschaumlftigter geringerer Kompetenz Bei Beschaumlftig-ten uumlber 50 Jahren faumlllt der Unterschied im Lernerfolg am deutlichsten aus Houmlhere Lernkompetenz geht mit houmlherer Weiterbildungsteilnahme einher um-gekehrt berichteten Beschaumlftigte mit geringerer Lernkompetenz uumlber groumlszligere Schwierigkeiten bei der Planung der eigenen Weiterbildung und houmlheren Unterstuumltzungsbedarf

Unter dem Strich zeigen unsere Untersuchungen dass die Erfassung der Lernkompetenz ein wichtiger Schritt ist im Rahmen von Strategien zur quantitativen und qualitativen Verbesserung der Weiterbildungs-beteiligung aumllterer Beschaumlftigter Dies laumlsst sich zur Konzeption von Lernkompetenz-Workshops nutzen mit denen das Lernverhalten gezielt optimiert werden kann Ansatzpunkt einschlaumlgiger Trainings ist die Lernkontrolle die sich in unseren Untersuchungen als trennscharf zwischen kompetenten und weniger kompetenten Lernern erwies Hoher Lernkontrolle also der Fertigkeit angemessene Lernziele zu setzen und das Lernen im Hinblick auf diese Ziele zu steuern kommt das groumlszligte Gewicht fuumlr den Lernerfolg zu Darin liegt auch der Grund dass vornehmlich auf die Vermittlung von auf Lernstrategien ausgerichtete Trainings und primaumlr auf die Staumlrkung der Lernmo-tivation abzielende Trainings gleichermaszligen zu kurz greifen und nur die integrierte Ansprache beider Ebenen nachhaltiges karriereweites und -langes Lernen gewaumlhrleistet

Prof Dr Christian Stamov-Roszlignagel Jacobs Centre on Lifelong Learning Jacobs University wwwjacobs-universitydedirectory10028

28 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Qualifizierung mit System ausbauen -Weiterbildung und bdquoeQualificationldquo

Digitale Medien und bdquoeQualificationldquo als die Lernformen des neuen Jahrtausends prokla-miert standen anfangs fuumlr kostenguumlnstiges und effektives Lernen technische Loumlsungen ruumlckten in den Mittelpunkt der Diskussion doch nach dem ersten Boom kam die ernuumlch-terung Die Lerner wuumlrden das Medium nicht akzeptieren der Lernerfolg sei anzuzweifeln der finanzielle Vorteil ebenso

Anstelle der technokratischen Schwerpunktsetzun-gen widmete man sich in der Folgezeit verstaumlrkt den lern- und bildungstheoretischen Aspekten und dem Potenzial multimedialer Lernkonzepte fuumlr eine zukunftsfaumlhige berufliche Kompetenzentwicklung Angesichts der in den letzten Jahren wieder deutli-chen Zuwachsraten des Lernens mit neuen Medien am Arbeitsplatz stellte sich die Frage nach der Bedeu-tung dieser Medien fuumlr die Weiterbildung und nach ihrem Einfluss auf deren soziale und didaktische Zielsetzungen

weiterbildung und soziale selektion

Die Entwicklung von der Industrie zur Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft fuumlhrt auch zu einem Wandel der Organisation in den Unternehmen die auch zu neuen Arbeits- und Organisationskonzepten fuumlhren wobei wir wahrscheinlich erst am Anfang dieses Wandlungsprozesses stehen Die Folge ist dass Weiterbildung und berufliche Qualifizierung gegenwaumlrtig einen Wandlungsprozess durchlaufen der Ziele und Inhalte Umfang sowie Formen Methoden und Orte des Lernens gleichermaszligen erfasst Lernformen und Lernorte werden pluraler und vielfaumlltiger und gehen mit einem quantitativen Zuwachs und einer qualitativen Veraumlnderung der Bedeutung des Lernens im Unternehmen einher

Die Nachfrage nach eLearning-Konzepten und neuen Medien in der Weiterbildung unterliegt durch neue Arbeitsformen wie rechner-und internetgestuumltzte Facharbeit und Dienstleistungen und den daraus resultierenden Kompetenzanspruumlchen einer auszliger-ordentlichen Dynamik Gleichzeitig haben Aufwen-dungen und Teilnehmerzahlen die Weiterbildung

zum groumlszligten Bildungsbereich gemacht Von den Auf-wendungen von 35 Mrd Euro pro Jahr entfallen 167 Mrd auf die Unternehmen incl die des oumlffentlichen Dienstes 138 Mrd auf Einzelpersonen 42 Mrd auf die Bundesagentur fuumlr Arbeit und 04 Mrd auf den Staat Im europaumlischen Vergleich liegt die Teilnahme-quote an der formellen betrieblichen Weiterbildung mit 30 der Erwerbstaumltigen im Jahr 2005 im Mittel-feld Im Vergleich liegt die Teilnahmequote in Frank-reich mit 46 und Tschechien mit 59 houmlher die von Polen mit 21 und Griechenland mit 14 niedriger

Entscheidend fuumlr die oumlkonomische qualifikatorische soziale und personale Funktion der Weiterbildung ist aber die Frage der Teilhabe an Weiterbildung der Wei-terbildungsbeteiligung Hier zeigt sich der stark sozial ausgrenzende Charakter der Weiterbil-dung die Selektivitaumlt und Ungleichheit von Chancen

bull28 der Weiterbildungsteilnehmer haben Hauptschulabschluss 47 einen mittleren Abschluss 59 AbiturFachhochschulreife bull23 sind ohne Berufsausbildung aber 62 mit Hochschulabschluss bull31 sind Arbeiter 68 Beamte bull44 gehoumlren der Gruppe der 19ndash34-Jaumlhrigen an 31 der Gruppe der 50-64 Jaumlhrigen

Qualifizierung mit system und bdquoeQualificationldquo ausbauen

Die Weiterbildungsbeteiligung haumlngt also entschei-dend von der beruflichen Qualifikation und der schulischen Vorbildung ab und verstaumlrkt die im Schulsystem angelegte soziale Selektion In dieser Situation kommen die informelle Weiterbildung und damit die neuen Medien und verschiedenen Formen des eLearnings ins Spiel Die Teilnahme an Compu-terselbstlernprogrammen im Rahmen der informel-len Weiterbildung hat sich zwischen 2003 und 2007 von 8 auf 15 erhoumlht und damit fast verdoppelt In der informellen Weiterbildungskategorie Internet am Arbeitsplatz weist die Statistik eine Steigerung von 7 auf 13 aus Zudem bilden sich mit der Nut-zung von Personal-Computern rechnerintegrierten Arbeitssystemen und dem Intranet zunehmend vir-tuelle Lernorte in Unternehmen heraus Beschaumlftigte nutzen in wachsendem Maszlige multimediale und inter-aktive Bildungsangebote und koumlnnen an

29 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

kooperativen Lehr-Lern-Arrangements teilnehmen Neue Medien und die damit verbundenen Lerntech-nologien wie Tele-Teaching und Tele-Coaching erlei-chtern und foumlrdern das Lernen in der Arbeit und in vernetzten Lernortstrukturen

Die informelle Weiterbildung verzeichnet seit Jahren erhebliche Zuwaumlchse obwohl die Teilnahme der Erwerbstaumltigen hier mit 61 im Jahre 2003 und mit 68 im Jahre 2007 schon annaumlhernd doppelt so hoch liegt wie die an der formellen Weiterbildung Damit ist die informelle Weiterbildung im Sinne von bdquoArbeit als zweite Chanceldquo und als Moumlglichkeit zu sehen der wachsenden Selektion in Weiterbildung und Weiter-bildungsteilnahme zu begegnen Dies ist allerdings kein Selbstlaumlufer denn auch bei der Teilnahme an der informellen Weiterbildung zeigt sich die Abbild-ung und Verlaumlngerung sozialer Ungleichheit Not-wendig ist eine strukturelle und im Weiterbildungs-system abzusichernde Foumlrderung von bildungsbe-nachteiligten Gruppen In diesem Sinne sind abschlieszligend vier Thesen und Optionen formuliert

bullInformelles Lernen wird im Beruf zunehmend wichtiger dabei kommt dem Lernen mithilfe neuer Medien durch die Verdoppelung in den letzten vier Jahren bei computergestuumltzten Selbstlernprogrammen und Internet-Lernen am Arbeitsplatz eine zentrale Rolle zu bullVirtuelle Lernorte verbinden formelle und informelle Weiterbildung diese Lernorte auf informations- und kommunikationstechno-logischer Basis ergaumlnzen die pluralen Lernorte von Qualifizierungsverbuumlnden und Qualifizier-ungsnetzwerken zunehmend bullNeue Medien eroumlffnen lern- und bildungsthe-oretisch verbesserte Zugaumlnge zum bdquolebenslan-gen Lernenldquo und zur bdquoBildung fuumlr alleldquo voraus-gesetzt sie werden didaktisch-methodisch und institutionell eingebettet und sind nicht einsei-tig auf Selbstorganisation und Individualisierung gerichtet bullWeiterbildung ist als vierte und umfassendste Saumlule des Bildungssystems auszubauen und verstaumlrkt gesetzlich zu rahmen wobei das in-formelle Lernen uumlber verbindliche Anerken-nungen als Beitrag zur Chancengleichheit in beruflichen Bildungswegen im Sinne einersbquo bdquozweiten Chanceldquo zu nutzen ist

Prof Dr Peter Dehnbostel Helmut-Schmidt-Universitaumlt Hamburg wwwhsu-hhdedebo

30 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Aufbau eines Online-Berichtshefts und Kompetenz-portfolios in den dualen Ausbildungsberufen

Die duale Berufsausbildung in Deutschland stellt ein erfolgsmodell dar und genieszligt auch

international hohes Ansehen Mehrere aktu-elle studien zeigen Maumlngel in der Qualitaumlt der dualen beruflichen Ausbildung auf nach einer repraumlsentativen umfrage des Bundesin-stituts fuumlr Berufsbildung (BIBB) kritisieren die Auszubildenden insbesondere die Qualitaumlt der kooperation der Lernorte Betrieb und schule oft ist es den Auszubildenden selbst uumlberlassen erfahrungen aus der betrieblichen und schulischen Ausbildung miteinander zu verknuumlpfen

Bei der mangelnden Abstimmung zwischen den Lern-orten handelt es sich jedoch weniger um ein Problem auf der Ebene der Ausbilder und Berufsschullehrer sondern eher um ein strukturelles Defizit der dualen Berufsausbildung Es mangelt vor allem an systema-tischer Information um ein gegenseitiges Abstimmen in der dualen Ausbildung gewaumlhrleisten zu koumlnnen

Es bedarf geeigneter Instrumente um eine staumlrkere Zusammenarbeit und die Abstimmung zwischen den betrieblichen und schulischen Ausbildern aber auch zwischen dem Auszubildenden und seinem Ausbilder zu ermoumlglichen Gegenwaumlrtig uumlbernimmt ausschlieszlig-lich der papierbasierte Ausbildungsnachweis das sogenannte Berichtsheft diese Funktion Da es sich hierbei um eine zeit- und ortsabhaumlngige Informa-tionsbasis handelt koumlnnen sich Probleme ergeben

Beispielsweise kann der Ausbilder anhand des Ausbildungsnachweises erst nach dem Abschluss eines Ausbildungsturnus feststellen mit welchen Themen sich der Auszubildende auseinanderge-setzt hat In der Folge sind klare und aufeinander abgestimmte Lernprozesse erschwert was nicht selten zu erheblichen Abstimmungsprozessen innerhalb der Ausbildung fuumlhrt

online-Ausbildungsnachweis

Unter dem Titel bdquoBLok ndash Online-Berichtsheft zur Staumlrkung der Lernortkooperationldquo verfolgt das Insti-tut fuumlr Berufspaumldagogik der Technischen Universitaumlt

Dresden das Ziel mit dem Einsatz von Web 20- Technologien die Lernorte der dualen Berufsausbil-dung zu verzahnen Im Rahmen dieses durch das BMBF gefoumlrderten Forschungs- und Entwicklungs-projektes werden bereits bestehende Ressourcen genutzt um das rechtsverbindliche Instrument bdquoBerichtsheftldquo welches in seiner gegenwaumlrtigen Form lediglich als Rechtfertigungsinstrument dient zu einem Qualitaumltsentwicklungsinstrument auf der Grundlage einer geeigneten mediendidaktischen Konzeption auszubauen

Der Schwerpunkt des Projektes liegt in der Entwick-lung Erprobung und Evaluation eines Online-Ausbildungsnachweises auf der technischen Basis eines Weblogs als persoumlnliches Lerntagebuch Dieses Online-Lerntagebuch fuumlhrt der Berufsschuumller regelmaumlszligig und kann von seinem Ausbilder und Berufsschullehrer jederzeit und vor allem unabhaumln-gig vom aktuellen Lernort des Berufsschuumllers einge-sehen werden Auf diese Weise werden die Lernorte der Berufsausbildung im dualen System durch den Online-Ausbildungsnachweis miteinander gekoppelt und so eine gemeinsame Informationsbasis fuumlr die Partner der dualen Berufsausbildung geschaffen Diese Staumlrkung der Lernortkooperation erzeugt eine Transparenz der Ausbildungsinhalte und soll zu einer verbesserten Abstimmung selbiger an den Lernorten fuumlhren

Funktionsbereiche und Potenziale

Der Online-Ausbildungsnachweis verfuumlgt uumlber zwei Funktionsbereiche

bullBerichtsheftfuumlhrung in Form eines Weblogs Wie bei der klassischen Form des Berichtsheftes uumlblich dokumentiert der Auszubildende auch in der online-basierten Form regelmaumlszligig den zeit-lichen und sachlichen Ablauf der Berufsaus-bildung Der Technologie eines Weblog ent-sprechend fuumlhrt der Auszubildende sein Lern-tagebuch als Online-Berichtsheft welches durch die Ausbilder online kommentiert werden kann Durch die Moumlglichkeit von Anmerkungen zu den Eintraumlgen des Auszubildenden werden Feedback-prozesse angeregt und folglich der Dialog zwi-schen Auszubildendem und Ausbilder gestaumlrkt

31 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

bullDarstellung der erworbenen Qualifikationen in Form eines Kompetenzportfolios Neben der Dokumentation des sachlichen und zeitlichen Ablaufes im Berichtsheft ist es dem Auszubildenden moumlglich die dokumentierten Taumltigkeiten zu verschlagworten In Form eines Auswahlmenuumls werden die zu erlangenden Faumlhigkeiten und Fertigkeiten eines Ausbildungs-berufes aufgelistet und von dem Auszubildenden verschlagwortet (sogenanntes Tagging) Anschlieszligend wird durch eine entsprechende Visualisierung (z B in Form einer Tagcloud d h einer Schlagwortwolke) der eigene Entwicklungs-stand dargestellt Die Tagcloud enthaumllt alle bis-her verwendeten Schlagworte Durch die damit erzeugte Transparenz koumlnnen Auszubildende und Ausbilder den Ist-Stand der beruflichen Handlungsfaumlhigkeit einschaumltzen und auch Handlungsbedarfe ableiten In Ergaumlnzung zu der geschlossenen Form des Kompetenzport-folios ist es in der offenen Form vorgesehen aus-bildungsrelevante Dokumente (wie Zertifikate etc) und Erfahrungsberichte abzulegen und so Erfahrungen aus der Ausbildungspraxis zu dokumentieren

Fazit

Das Projekt BLok traumlgt durch die Digitalisierung und Weiterentwicklung des klassischen Berichtsheftes auf Grundlage von Web 20-Technologien zur Ver-zahnung der Lernorte sowie zur Qualitaumltssicherung und -entwicklung in der dualen Berufsausbildung bei BLok unterstuumltzt dabei eine nachhaltige Integ-ration digitaler Medien auf struktureller Ebene in die Berufsausbildungspraxis

Professor Thomas Koumlhler Technische Universitaumlt Dresden wwwblok-onlineorg

32 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

beroobi ndash erlebe Berufe online Das interaktive Jugendportal zur Berufswahl

trotz der vielfaumlltigen Moumlglichkeiten sich Infor-mationen zu beschaffen haben viele Jugend-liche nach wie vor Probleme sich hinsichtlich ihrer beruflichen zukunftsplanung zu orien-tieren oftmals bleibt ihre Ausbildungswahl einseitig und sie nehmen die chancen des derzeitigen Ausbildungs- und Arbeitsmarktes nur bedingt wahr

Das Wissen uumlber die Bandbreite aktueller Ausbildungs-berufe und speziell jener die auch zukuumlnftig Chancen auf dem Arbeitsmarkt bieten ist fuumlr die Berufswahl entscheidend Junge Frauen und Maumlnner mit niedri-geren Schulabschluumlssen sind dabei eine besondere Zielgruppe beroobi ist ein Kunstwort das sich aus Ber-ufs-bi-ld ableitet und bdquoooldquo wurde von Google abgeschaut beroobi bietet den jungen Frauen und Maumlnnern Interaktionsmoumlglichkeiten an die einen attraktiven Einstieg in das Thema Berufswahl ermoumlglichen

Hierfuumlr wird ein interaktives Online-Portal aufgebaut in dessen Mittelpunkt interessante und zukunfts-weisende Ausbildungsberufe fuumlr eine spielerische Erkundung stehen Die Berufsbilder sind multimedial-interaktiv aufbereitet und geben realistische Einblicke in den Berufsalltag Junge Frauen und Maumlnner die bereits in ihrem Beruf arbeiten stellen diese den Nutzern anschaulich vor und lassen sie entdeckend und ausprobierend daran teilhaben Alle wichtigen Aspekte eines Berufs werden aufgegriffen Taumltig-keiten Tagesablaumlufe Erlaumluterungen zu wichtigen Voraussetzungen Erklaumlrungen zu Anforderungen in der Ausbildung sowie das Aufzeigen von Perspek-tiven fuumlr weitere Fortbildungs- und Weiterbildungs-moumlglichkeiten und weiterfuumlhrende Links

Eine leichte und schnelle Orientierung wird dadurch erleichtert dass jedem Berufsbild der gleiche Aufbau und aumlhnliche Interaktionsmoumlglichkeiten zugrunde liegen Bei der Auswahl der Berufe werden bewusst Ausbildungsberufe aus Zukunftsbranchen und Innovationsbereichen (Industrie Handwerk Bau Naturwissenschaften Technik und Informations-technologie) in den Blick genommen

Interaktiver Ansatz mit hohem Akzeptanzwert

Ziel des didaktisch-methodischen Konzepts von beroobi ist es junge Menschen durch neue Ansaumltze zum selbst gesteuerten Entdecken und Ausprobieren im Netz anzuregen und einen persoumlnlichen Bezug zum Thema Berufswahl herzustellen Hierfuumlr setzt das Projekt auf verschiedene Kriterien die in der Umsetzung des Angebots konsequente Beruumlcksich-tigung finden

bullVielseitigkeit Selbststeuerbare Video- und Audiosequenzen Fotoshows und animierte Grafiken bieten anschauliche und vielseitige Formen der Informationsdarstellung Einge-bunden sind diese in eine Flash-Umgebung die auch als Web-Applikation unabhaumlngig von beroobi als Stand-alone-Applikation in eine Web-seite integriert werden koumlnnen bullInteraktion Verschiedene Interaktionstools ermoumlglichen eine direkte und aktive Teilnahm am Angebot Selbsteinschaumltzungen Umfragen und Wissenstests animieren zur spielerischen und entdeckenden Auseinandersetzung mit Inhalten bullIdentifikation Junge Profis aus der Praxis stellen vor Ort ihren Arbeitsplatz und ihr Arbeitsleben vor und lassen die Nutzerinnen und Nutzer uumlber Film und Audio daran teilhaben Der Mix aus Fakten eigenen Erfahrungsberichten und Hinweisen ermoumlglicht Identifikation und Pers-pektivenwechsel bullVerstaumlndlichkeit Das Angebot setzt konsequent auf jugendgerechte Sprache intuitive Benutzer-fuumlhrung und kleine verstaumlndliche Informations-einheiten sodass auch Jugendliche mit weniger Interneterfahrung gut damit zurechtkommen koumlnnen bullAuthentizitaumlt Jedes Berufsbild ist individuell gestaltet und lebt von der Authentizitaumlt seiner realen Hauptperson Dieses unverwechselbare bdquoGesichtldquo sowie auch das Zu-Wort-Kommen von Betriebs-und Unternehmensverantwortlich-en Ausbildungsleitern und anderen bdquoBerufsex-pertenldquo fuumlhren zu einer hohen Akzeptanz bei Jugendlichen

33 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Das online-Portal beroobide

Die Hauptintention des Online-Portals besteht darin Jugendlichen verschiedene Zugangswege zu den jeweiligen Berufsbildern zu ermoumlglichen sie neu-gierig zu machen und zum bdquoHineinklickenldquo anzu-regen Im Mittelpunkt von wwwberoobide stehen daher die Berufsbilder die uumlber spezifische Beduumlrf-nisparameter ansteuerbar sind Weiterfuumlhrende Informationen zu den Berufen Interviews mit Experten spielerische Wissensabfragen und Links werden den Jugendlichen uumlber eine Informations-rubrik angeboten Ein kleiner Community-Bereich ermoumlglicht weitere Orientierungshilfe Dort steht ein moderiertes Forum fuumlr Fragen und Hinweise bereit eine Merkliste fuumlr das Speichern von Berufs-bildern sowie die Verlinkung auf Freunde und deren Profile Uumlber Features wie bdquoWie steht mir der Berufldquo koumlnnen eigene Fotos hochgeladen werden welches die Nutzerinnen und Nutzer automatisch in verschiedene Arbeitsbekleidungen hineinsetzt und in eine Galerie speichert

zielgruppe

Primaumlre Zielgruppe von beroobi sind Jugendliche der Altersgruppe 14 bis 20 Jahre aller Schulformen die sich im Prozess der Berufsfindung und Berufsorien-tierung befinden Neben Schulabgaumlngern sind des-gleichen all diejenigen angesprochen die bereits eine Berufsausbildung begonnen abgeschlossen oder auch abgebrochen haben und sich weiter bzw neu orientieren moumlchten Wichtige Ansprech-partner sind daher auch paumldagogische Fachkraumlfte die in vielen Faumlllen beroobi bei der jugendlichen Zielgruppe bekannt machen

kooperation und Vernetzung

Das Projekt beroobi versteht sich als bdquoTuumlroumlffnerldquo zu bereits bestehenden Angeboten im Bereich Berufso-rientierungberufliche Bildung und lebt daher von dem vielseitigen Austausch und der Zusammenarbeit mit diesen Dazu zaumlhlen unter anderem vor allem Verbaumlnde Innungen Kammern die Agentur fuumlr Arbeit das Bundesinstitut fuumlr Berufsbildung Schulen Berufsschulen Bildungstraumlger Gewerkschaften so-wie vor allem auch Wirtschaftspartner Betriebe und Unternehmen

Silke Niemann Schulen ans Netz e V wwwberoobide und wwwschulen-ans-netzde

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Erstellung digitaler eLearning-Module durch Aus-zubildende im Handwerk

Das Internet hat uns in ein neues Jahrtausend

gefuumlhrt ein Jahrtausend in dem das wissen der welt raumlumlich und zeitlich unabhaumlngig

verfuumlgbar ist und aus immer groumlszligeren Daten-banken abgerufen werden kann eine solche entwicklung macht auch vor dem system der dualen beruflichen erstausbildung im hand-werk nicht halt und beschaumlftigt seit vielen Jahren die vorausschauende wissenschaft aber auch die Praxis

Im Kern geht es bei den Uumlberlegungen um die Einfuumlhr-ung von eLearning-Szenarien Die Bemuumlhungen zielen hier zum einen auf die oumlkonomische Optimie-rung (beliebiger Einstiegszeitpunkt in Qualifizierungs-maszlignahmen Optimierung der Lehrer-Schuumller-Relation) zum anderen aber auch auf die didaktisch-methodische Optimierung von Bildungsprozessen wie die individuelle Foumlrderung oder Flexibilisierung

Bei allen Bemuumlhungen mit Web 10-gestuumltzten eLear-ning-Szenarien bleiben zahlreiche Fragen ungeklaumlrt Dies gilt besonders fuumlr den Bereich der Lehrlings-ausbildung im Handwerk Aus dem System der dualen Berufsausbildung im Handwerk d h der Kombination von betrieblicher und uumlberbetrieblicher Ausbildung und Unterricht in der Berufsschule sind bisher keine nachhaltigen Ansaumltze bekannt in denen Bildungsprozesse durch internetbasierte eLearning-Konzepte optimiert ergaumlnzt oder gar abgeloumlst werden konnten Bisher kann lediglich auf die Ergebnisse von Modellprojekten zuruumlckgegriffen werden Standar-disierte Konzepte und didaktische Ansaumltze existieren nicht Ganz zu schweigen von einer bildungstheore-tischen Verortung von eLearning-Szenarien in konventionellen Berufsbildungsprozessen

Die Vergangenheit hat gezeigt dass vor allem zwei Problemlagen die Einfuumlhrung von eLearning-Szena-rien erschweren Zum einen gibt es das Problem dass es nicht genuumlgend passgenaue digitale Lern-module fuumlr die verschiedenen Gewerke d h die Berufe im Handwerk und die daraus resultierenden Lerngruppen gibt

Hier zeigt sich die Schwierigkeit dass der produzierte eLearning-Baustein entsprechend der Lerngruppe reduziert und entsprechend der Vorstellung des Lehrers didaktisch eingebunden sein muss Zum an-deren scheitert der Einsatz kommerzieller Loumlsungen auch daran dass nicht die notwendigen Ressourcen vorhanden sind um immer wieder Lernmodule zu erwerben die den jeweils aktuellen Stand der Technik abbilden An dieser Stelle setzt das Forschungsvorhaben Didaktische Parallelitaumlt und Lernortflexibilisierung (DiPaL) an DiPaL kombiniert die klassischen Vorteile des Praumlsenzunterrichts mit den neuen Moumlglichkeiten des Web 20 mit dem Ziel Lernprozesse im Dualen System uumlber selbst produzierte E-Learnings flexibler zu machen

Lerneinheiten selber erstellen

Das Forschungsvorhaben entwickelt und untersucht dazu einen neuen subjektorientierten designbasier-ten didaktisch-methodischen Ansatz zur Lernort-kooperation Mit Hilfe spezieller Software erstellen Schuumllerinnen und Schuumller mit ihren Lehrkraumlften ihre Lerneinheiten selber bereiten sie digital auf und veroumlffentlichen sie im Netz Das Konzept des offenen Klassenzimmers basiert dabei auf der Annahme dass in jeder Schuumllerin und in jedem Schuumller auch eine Lehrerin bzw ein Lehrer steckt Das Ziel besteht darin durch eine geeignete Didaktik genau diesen Rollen-tausch vom Lernenden zum (Lern-) Lehrenden herbei-zufuumlhren Das heiszligt konkret dass die Auszubildenden die Themen des Unterrichts so aufbereiten dass digitale Lernmaterialien (Filme Texte Bilder Grafi-ken) entstehen Die dazu notwendigen Aktivitaumlten der (Lern-) Lehrenden reichen von der Anfertigung einer Handzeichnung die eingescannt wird bis zur schriftlichen Ausarbeitung eines kompletten Dreh-buchs fuumlr die Umsetzung des jeweiligen Themas in einem aufwendigen Lehrfilm Die im Unterricht erzeugten digitalen Lernmaterialien werden an-schlieszligend gemeinsam mit dem Lehrer besprochen und diskutiert ob die produzierten Lernmaterialien fachlich richtig sind Diese Besprechungen sind von groszliger Bedeutung fuumlr den Lernprozess da sich hier zeigt ob das Thema fachlich verstanden wurde

35 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Gleichzeitig hinterfragen die (Lern-) Lehrenden sich selbst und den Prozess der Materialienproduktion Hierbei gilt es z B Alternativen zur gefundenen Loumlsung aufzuzeigen oder die Sprachqualitaumlt zu beurteilen Grundsaumltzlich wird angestrebt dass die (Lern-) Lehrenden in einen kritischen Dialog unter-einander treten Die Diskussion fuumlhrt im Ergebnis zu der Entscheidung ob das produzierte Lernmaterial im Internet veroumlffentlicht wird oder nicht

Fuumlr den Bereich der dualen beruflichen Erstausbil-dung bieten die durch die Auszubildenden erstellten digitalen Lernbausteine ganz besondere Moumlglich-keiten um Ausbildungsstrukturen flexibler zu machen So wird das Forschungsvorhaben empirisch unter-suchen inwieweit die Lernbausteine dazu genutzt werden koumlnnen dass der Auszubildende krankheits-bedingte oder betriebsbedingte Fehlzeiten zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort nachholen kann Daneben erwarten die am Forschungsvorhaben beteiligten Institutionen dass uumlber die Transparenz der Inhalte eine grundsaumltzlich verbesserte Zusam-menarbeit zwischen den Berufsschullehrern und den betrieblichen bzw uumlberbetrieblichen Ausbil-dern realisiert werden kann Auch dies soll empirisch geklaumlrt werden

Neben den Untersuchungen hat das Vorhaben auch verschiedene entwicklungstechnische Ziele

bullEntwicklung von Schemata zur Integration von Programmen zur schnellen Entwicklung von Lernangeboten (Rapid-Authoring-Prozesse) in konventionelle Praumlsenzphasen bullEntwicklung und Implementierung einer Datenbank fuumlr Lehrinhalte (Learning Object Re-pository abgekuumlrzt LOR) fuumlr die Bereitstellung von Bausteinen in einem Bausteinnetzwerk des Handwerks (wwwbaustein-netzwerkde) bullEntwicklung von Organisationsstrukturen fuumlr die engere inhaltliche Zusammenarbeit der Lernorte im dualen System auf der personalen Ebene

Markus Schaumlfer Berufskolleg Maumlrkischer Kreis wwwkfz4mede und wwwdipalde

36 LIterAturhInweIse

weiterfuumlhrende Literatur (Auswahl)

Becker M Spoumlttl G (2008) Berufswissenschaftliche Forschung ndash Ein Arbeitsbuch

fuumlr Studium und Praxis Peter Lang Internationaler Verlag der Wissenschaften

Frankfurt am Main

Beicht U Krewerth A Eberhard V Granato M Viel Licht ndash aber auch Schatten

Qualitaumlt dualer Berufsausbildung in Deutschland aus Sicht der Auszubildenden

BIBB Report 92009

Dehnbostel P (2008) Berufliche Weiterbildung Grundlagen aus arbeitnehmer-

orientierter Sicht Berlin edition sigma

Dreyfus H-L Dreyfus S E (1986) Kuumlnstliche Intelligenz Von den Grenzen der

Denkmaschine und dem Wert der Intuition Reinbek Rowohlt Verlag Hamburg

Grund- und Strukturdaten gushisde 80 [12 09 2009]

Hauptverband der deutschen Bauindustrie Zahlen und Fakten

wwwbauindustriede (Stand Juni 2009)

Howe Falk Berben Thomas (2006) Lern- und Arbeitsaufgaben In Rauner Felix

(Hrsg) Handbuch Berufsbildungsforschung 2 aktualisierte Auflage Bielefeld

Bertelsmann S 383ndash390

Howe Falk Knutzen Soumlnke (2007) Die Kompetenzwerksttt Ein berufswissen-

schaftliches E-Learning-Konzept Goumlttingen Cuvillier

Knutzen Soumlnke Howe Falk E-Learning im Handwerk (2008) In Issing Ludwig

Klimsa Paul (Hrsg) Online-Lernen Weinheim Beltz-Verlag S 133ndash156

Knutzen Soumlnke Howe Falk Rapid E-Learning in der gewerblich-technischen

Ausbildung ndash Gestaltbare Lernsoftware nach dem Konzept der Kompetenz-

werksttt (2008) In Howe Falk Jarosch Juumlrgen Zinke Gert (Hrsg)

Ausbildungskonzepte und Neue Medien in der uumlberbetrieblichen Ausbildung

Bielefeld Bertelsmann-Verlag S 112ndash131

Koumlhler T Neumann J Saupe V Organisation des Online-Lernens In Issing L J

Klimsa P Online-Lernen Ein Handbuch fuumlr das Lernen mit Internet Muumlnchen

Oldenbourg 2008

Payome Thea (2006) Marktuumlbersicht Rapid E-Learning ndash aus PowerPoint-Folien

werden Lernprogramme In Hohenstein Andreas Wilbers Karl (Hg) Handbuch

E-Learning 17 Erg-Lfg Koumlln Dt Wirtschaftsdienst

Scheib T Spoumlttl G Windelband L Qualitaumlt betrieblicher Ausbilder sichern und

entwickeln ndash eine staumlndige Herausforderung In Berufsbildung in Wissenschaft

und Praxis ndash BWP 32008 S 36ndash39

Von Rosenbladt B Bilger F (2007) Weiterbildungsbeteiligung in Deutschland

Eckdaten zum BSW-AES 2007 tns infratest Muumlnchen

ZFA (Hrsg) 2009 Statistik Berufsausbildung und Fortbildung Druck und Medien

20082009 unveroumlffentlichte vorlaumlufige Fassung vom 050509

Diese Druckschrift wird im Rahmen der Oumlffentlichkeitsarbeit vom Bundesministe-

rium fuumlr Bildung und Forschung unentgeltlich abgegeben Sie ist nicht zum gewerb-

lichen Vertrieb bestimmt Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerberinnen

Wahlwerbern oder WahlhelferinnenWahlhelfern waumlhrend eines Wahlkampfes zum

Zweck der Wahlwerbung verwendet werden Dies gilt fuumlr Bundestags- Landtags- und

Kommunalwahlen sowie fuumlr Wahlen zum Europaumlischen Parlament Missbraumluchlich

ist insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen und an Informations-

staumlnden der Parteien sowie das Einlegen Aufdrucken oder Aufkleben partei-

politischer Informationen oder Werbemittel Untersagt ist gleichfalls die Weiter-

gabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung Unabhaumlngig davon wann auf

welchem Weg und in welcher Anzahl diese Schrift der Empfaumlngerindem Empfaumlnger

zugegangen ist darf sie auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden

Wahl nicht in einer Weise verwendet werden die als Parteinahme der Bundes-

regierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden koumlnnte

  • eQualification - Neue13Wege der Qualifizierung
    • Impressum
    • Gruszligwort zur Broschuumlre
    • Inhalt
    • eLearning ndash das Lernen der Zukunft
    • Aufstiegsweiterbildung in der Druck- und Medienindustrie13
    • Flexible Learning im Einzelhandel13
    • DAWINCI ndash Durchlaumlssigkeit in der Aus-und Weiterbildung in der chemischen Industrie13
    • Virtuelles Lernen auf der Baustelle ndash Villa-b13
    • Live Stream Learning ndash fuumlr mobiles und stationaumlres Lernen13
    • Rapid eLearning ndash leicht gestaltbare Lernsoftware13
    • Weiterbildung durch multimediale Lernformen13
    • Demografischer Wandel Herausforderungen und Chancen13
    • eLearning-Infrastruktur in der Altenpflege (eLiA)13
    • Entstehung von Communities am Beispiel der evangelischen 13Kirche in Deutschland
    • Lernkompetenz Schluumlssel zur Qualifizierung fuumlr Aumlltere13
    • Qualifizierung mit System ausbauen - 13Weiterbildung und eQualification
    • Aufbau eines Online-Berichtshefts und Kompetenzportfolios in den dualen Ausbildungsberufen13
    • beroobi ndash erlebe Berufe online Das interaktive Jugendportal zur Berufswahl13
    • Erstellung digitaler eLearning-Module durch Auszubildende im Handwerk13
    • weiterfuumlhrende Literatur (Auswahl)
Page 7: eQualification - Neue Medien, neue Wege der …...Mobile Devices), die wachsenden Personalisierungs-möglichkeiten des Digitaldrucks sowie der starke Trend zur Entwicklung innovativer

7 AuFstIeG Durch QuALIFIzIerunG

Vorleistungen allein nicht erreicht werden da das Angebot bereits heute die Nachfrage nach Studien-plaumltzen bei weitem nicht abdecken kann Sowohl die Beuth Hochschule fuumlr Technik Berlin als auch die Hochschule der Medien Stuttgart berichtet von einer bis zu achtfach houmlheren Nachfrage nach Studien-plaumltzen im Bereich Druck- und Medientechnik Es bietet sich darum an uumlber das Zusatzangebot eines Weiterbildungsstudiums mit kumulativ zu absol-vierenden Modulen nachzudenken

Mittelfristig koumlnnte ein komplettes Bachelorstudium unabhaumlngig von einem Hochschulstandort uumlbergreif-end entwickelt werden Im Prozess des lebenslangen Lernens koumlnnten sich die Lernenden dann Baustein fuumlr Baustein und Modul fuumlr Modul qualifizieren bis sie sich durch Kumulation zur Bachelorpruumlfung an einer der anerkennenden Hochschulen anmelden koumlnnen Das waumlre ein Szenario das den Weiterbild-ungswuumlnschen berufstaumltiger Menschen mit familiaumlren Verpflichtungen in der Branche sehr viel mehr entgegenkommen wuumlrde als die bisherigen Praumlsenz-angebote

Die Potenziale digitaler Medien zur Unterstuumltzung struktureller Reformen gehen deutlich uumlber reine eLearning-Angebote hinaus Ein Internet-Branchen-portal wie die Mediencommunity koumlnnte in einem modular strukturierten beruflichen Bildungsverlauf eine wichtige Bruumlckenfunktion einnehmen indem sie die Aufstiegsqualifizierung der Beschaumlftigten durch einschlaumlgige Informationen und Angebote kontinuierlich begleitet

Prof Dr Anne Koumlnig Beuth Hochschule fuumlr Technik Berlin FB I Wirtschafts- und Gesellschaftswissenschaften wwwbeuth-hochschulede

8 AuFstIeG Durch QuALIFIzIerunG

Flexible Learning im Einzelhandel

Der einzelhandel gehoumlrt zu den beschaumlftigungs-und ausbildungsintensivsten Branchen in Deutschland In den vergangenen Jahren wurden alle Ausbildungsstufen neu geordnet sowie Bachelor- und Masterstudiengaumlnge eingefuumlhrt Die in den neuordnungen veran-kerten Pflicht- aber vor allem wahlqualifika-tionen bieten den unternehmen und dem Lerner neue flexible Moumlglichkeiten der Gestalt-ung von Aus- und weiterbildung

Unter bdquoFlexible Learningldquo verstehen wir ein umfass-endes Konzept selbst gesteuerten Lernens das durch entsprechende Lernumgebungen durch institutio-nelle sowie institutionsuumlbergreifende Bedingungen unterstuumltzt werden soll

Projekttraumlger von bdquoFlexible Learning im Einzelhan-delldquo ist die Zentralstelle fuumlr Berufsbildung im Handel e V (zbb) Gemeinsam mit den Projektpartnern wurde uumlberlegt welche Voraussetzungen fuumlr eine nachhaltige Einfuumlhrung flexibler Lernmoumlglichkeiten geschaffen werden muumlssen Daraus wurden insgesamt acht Arbeitspakete abgeleitet

1 Analyse des Bedarfs von Lernern und unternehmen

In einer umfassenden Umfrage von Bildungsper-sonal (Berufsschullehrer Dozenten Hochschul-lehrern etc) und Lernern (von der Berufsvorbe-reitung bis zum Bachelor-Studenten) wurde unter-sucht welche Nutzungsgewohnheiten im Umgang mit den Informationstechnologien bestehen und welche Entwicklungen und An-passungen des Bildungsprozesses nach Meinung der Befragten notwendig sind Auch der Bedarf der befragten Lerner fuumlr die eigene Aus- und Weiterbildung wurde erhoben Die Ergebnisse sind uumlber die Projektwebsite abrufbar (wwwflexible-learningde)

2 recherche bereits vorhandener Lehr- und Lernmaterialien entsprechend den neuen Verordnungen

Basis fuumlr die Einfuumlhrung von Flexible Learning ist der Einsatz zeitgemaumlszliger und bedarfsgerechter

Lehr- und Lernmaterialien Deshalb wurde eine Datenbank als Unterstuumltzung fuumlr das Bildungs-personal und die Lerner erstellt uumlber die ca 400 aktuelle Materialien fuumlr die Aus- und Weiter-bildung im Einzelhandel abrufbar sind Die Datenbank ist ebenfalls uumlber die Projektwebsite oder unter wwwzbbde aufrufbar

3 und 5 entwicklung und erprobung von eLearning-Modulen zu ausgewaumlhlten themen entlang der verschiedenen Aus- und weiterbildungslevel

Um eine vertikale Vernetzung uumlber die einzelnen Ausbildungsstufen von der Berufsvorbereitung bis zum Bachelor zu erreichen werden auszligerdem kompetenz-und handlungsorientierte eLearning-Module zu den Themenschwerpunkten Marke-ting und Warenwirtschaft entwickelt Erprobt werden sie an unterschiedlichen Lernorten (Berufs-kolleg Bildungseinrichtungen des Handels Fach-hochschule und in Handelsunternehmen) ein-gebettet in unterschiedliche Lernszenarien

4 entwicklung eines zertifizierungsmodells

Ein Schwerpunkt bei der Entwicklung der eLear-ning-Module ist auszligerdem die Anrechenbarkeit der Qualifizierung in Form von Teilzertifikaten Ziel ist es ein Zertifizierungsmodell zu entwickeln das die Durchlaumlssigkeit zwischen den einzelnen Qualifizierungsstufen foumlrdert

6 und 7 entwicklung und erprobung eines Qualifizierungskonzeptes fuumlr Ausbilder Dozenten Berufsschullehrer und Fuumlhrungs-kraumlfte mit Personalverantwortung

Um flexibles Lernen zu ermoumlglichen muumlssen Rah-menbedingungen geschaffen werden die die flexible und kreative Nutzung und Weiterentwick-lung der vorhandenen Instrumente ermoumlglichen Wichtigste bdquoRahmenbedingungldquo ist dabei die Akzeptanz und kompetente Anwendung durch das Bildungspersonal Um die Nachhaltigkeit des Projektes und des damit verfolgten Projektansat-zes zu gewaumlhrleisten wird deshalb ein Qualifizier-ungskonzept fuumlr das Bildungspersonal entwickelt und erprobt dessen Schwerpunktthemen Selbst-lernkompetenz eLearning kritisches Denken und Selbstreflexion sein werden

9 AuFstIeG Durch QuALIFIzIerunG

8 entwicklung und etablierung einer kommunikationsplattform als Vernetzungs-instrument aller Bildungsbeteiligten

Ziel ist es mithilfe einer Kommunikationsplattform das selbstorganisierte formelle aber vor allem informelle Lernen zu unterstuumltzen und zu foumlrdern soziale Kontakte mit Gleichgesinnten zu orga-nisieren und den erfolgreichen Abschluss der unterschiedlichen Qualifizierungen sicher zu stellen

Beispiel eLearning-Modul Bachelor ndash Marktforschung

Um selbst gesteuertes und handlungsorientiertes Lernen zu unterstuumltzen und zu foumlrdern wurde ein didaktisches Konzept entwickelt das den Lernenden zu einer aktiven und intensiven Auseinandersetzung mit praxisorientierten Situationen und Sachverhalten herausfordert Im Mittelpunkt der eLearning-Module stehen komplexe betriebliche Lernsituationen die selbststaumlndig geloumlst werden koumlnnen Mithilfe von Zusatzinformationen didaktischen Feedbacks und einem umfassenden Glossar wird der Lernerfolg unterstuumltzt

So geht es beispielsweise in dem Modul Marketing Marktforschung fuumlr das Bachelor-Studium darum welche Rolle Marktforschung fuumlr einen Weinfach-haumlndler spielt Ein kleines inhabergefuumlhrtes Geschaumlft will aus einer 1b-Citylage in das Einkaufscenter am Stadtrand umziehen Der Lernerdie Lernerin muss pruumlfen ob der Haumlndler den Umzug wirklich wagen kann und das neue Geschaumlft ausreichende Chancen am Markt hat In drei Lernsituationen werden die Entwicklung von Einzelhandel und Konsum von City und Umland und die Potenziale des Einkaufs-centers untersucht um eine erste Berechnung des moumlglichen Marktpotenzials vorzunehmen In einem zweiten Schritt wird uumlberlegt wie der Haumlndler sich am Weinmarkt positionieren und welche Zielgruppen er ansprechen muss um am neuen Standort erfolg-reich zu sein Ergaumlnzt wird dies von einer SWOT-Analyse mit der die Staumlrken und Schwaumlchen des Haumlndlers erfasst werden

Die SWOT-Analyse hilft Aussagen zu treffen welche Staumlrken des Haumlndlers weiter ausgebaut werden muumlssen und wie die Schwaumlchen kompensiert werden koumlnnen Im dritten und letzten Schritt stellt der

Gabriele Lehmann Geschaumlftsfuumlhrerin der Zentralstelle fuumlr Berufsbildung im Handel (zbb) wwwflexible-learningde

Lernerdie Lernerin eine Wirtschaftlichkeitsberech-nung sowie eine Best-Case- Worst-Case-Betrachtung an Sie dient als Grundlage um eine abschlieszligende Entscheidung zu treffen ob der Umzug des Weinfach-haumlndlers von der City in das Einkaufscenter am Stadt-rand sinnvoll ist und Aussicht auf Erfolg hat

10 AuFstIeG Durch QuALIFIzIerunG

DAWINCI ndash Durchlaumlssigkeit in der Aus- und Weiter-bildung in der chemischen Industrie

ziel des Projektes DAwIncI ist es am Beispiel der chemischen Industrie ein konzept zur Anschlussfaumlhigkeit beruflicher kompetenzen und Qualifikationen zu entwickeln

Bei DAWINCI steht der Weg von der Berufsvorberei-tung uumlber die duale Ausbildung zum Chemikanten und den Laborberufen bis hin zum Industriemeister Chemie bzw Chemietechniker im Fokus Daruumlber hinaus werden Handlungsempfehlungen fuumlr den Uumlbergang in ein Hochschulstudium und die Aus-bildung zum ersten akademischen Grad (Bachelor) erarbeitet Die ausgewaumlhlten Berufsbilder sind von zentraler Bedeutung fuumlr die Chemiebranche

Aufbauend auf den Erfahrungen und Ergebnisse des Projektes E-Learning in Chemieberufen (ELCH) von 2005 bis 2007 greift das groszlig angelegte Qualifizier-ungs- und Organisationsprojekt DAWINCI uumlber seine Partner in der chemischen Industrie direkt in alltaumlg-liche Bildungsprozesse ein Gemeinsam mit den Un-ternehmen Evonik Bayer Industriepark Wolfgang Provadis dem Verein Chemkom der Universitaumlt Paderborn und dem Lern-medien Spezialisten Creos entstehen in den naumlchsten drei Jahren Strategien und digitale Lerninhalte zur besseren Durchlaumlssig-keit bzw Anschlussfaumlhigkeit von Kompetenzen und Qualifikationen in der Aus-und Weiterbildung Neben dem ausbildungsstaumlrksten Beruf dem Chemikanten geht es um die Laborberufe wie Chemie- Biologie- und Lacklaborant sowie den Industriemeister Chemie und den Chemietechniker Der Bachelor zB im Studiengang Verfahrenstechnik oder Chemie bietet dann die Fortsetzung in den akademischen Bereich

Im Rahmen von DAWINCI analysieren die Partner Berufsbiografien um nicht nur fuumlr idealtypische Karrierewege Loumlsungen anzubieten sondern Bruumlcken auch fuumlr bdquounterbrochene Lernwegeldquo und Querein-steiger zu schaffen Die dafuumlr notwendigen Instru-mente muumlssen die im Berufsalltag erworbenen Leistungen transparent und berufsuumlbergreifend vergleichbar machen um die noumltige Anerkennung von Kompetenzen und Qualifikationen in die Praxis umzusetzen

Mithilfe eines berufsbilduumlbergreifenden Kompetenz-rasters wird es moumlglich Karrierewege zu beschleu-

nigen da einerseits Redundanzen vermieden werden und andererseits vergleichbare Kompeten-zen fuumlr den jeweils angestrebten Abschluss wirksam werden koumlnnen

Um die Anschlussfaumlhigkeit der verschiedenen Qualifi-kationsstufen zu verbessern durchlaumluft das Projekt drei Stufen

1 Identifizierung anschlussrelevanter Lerninhalte

Um anschlussrelevante Lerninhalte zu identifizieren werden die Curricula der Berufe analysiert insbeson-dere im Hinblick auf Uumlberlappungsbereiche und Doppelaufwendungen im beruflichen Aufstieg Auszligerdem werden typische Entwicklungspfade von Beschaumlftigten in den entsprechenden Berufen auf die fuumlr den Aufstieg wesentlichen Qualifikationen hin analysiert Die Kenntnis der bdquoBildungsbiografienldquo hilft das System der Anerkennung und Anrechenbar-keit an die Beduumlrfnisse der Praxis anzupassen Dabei muumlssen z T auch verwandte Kompetenzen aus benachbarten Berufsfeldern erfasst und Uumlbergaumlnge fuumlr die entsprechende Anerkennung im neuen Kon-text definiert werden

2 erarbeitung entsprechender elektro-nischer Lernbausteine und Integration in eine Lehr- und Lernumgebung

Auf der Basis Analyseergebnisse werden von den Pro-jektpartnern elektronische Lernbausteine erarbeitet Jeder Baustein ist horizontal uumlber verschiedene Berufs-bilder sowie vertikal uumlber verschiedene Berufsab-schluumlsse und Fortbildungen differenziert die fuumlr verschieden hohe Qualifikationsniveaus stehen Bei der Umsetzung der Lernmedien werden die Erfahr-ungen aus der erfolgreichen tausendfachen Nutzung der Elch-Module herangezogen Attraktivitaumlt fach-liche Stimmigkeit und Bedienkomfort haben oberste Prioritaumlt um den Einsatz in unterschiedlichsten Lernszenarien des Berufsalltags so leicht wie moumlglich zu gestalten Als Lernumgebung wird eine zu den Bausteinen kompatible virtuelle Plattform genutzt auf der Lernende von unterschiedlichen Standorten und mit unterschiedlichen Kompetenzbiografien fuumlr jeweils eine Ausbildungseinheit zusammengefuumlhrt werden Um moumlglichen Problemen des isolierten

11 AuFstIeG Durch QuALIFIzIerunG

Lernens entgegenzutreten wird die Plattform um kooperative Funktionalitaumlten (bdquoWeb20ldquo-Funktiona-litaumlten sowie ePortfolios) erweitert die die Teilneh-mer in ihrer Zusammenarbeit aktiv unterstuumltzen Lehrende und Ausbildende werden in verschiedenen Nutzungsszenarien eingefuumlhrt um sicherzustellen dass die Inhalte in unterschiedlichen Lernzusammen-haumlngen (on-the-job Classroom-Training verteiltes Lernen etc) genutzt werden koumlnnen

3 kreditierung der Lernbausteine und entwicklung eines rahmens zu deren berufsuumlbergreifenden erfassung und Anrechnung

Die Lernbausteine werden von den Projektpartnern je nach inhaltlicher Bedeutung und absolviertem Level gutgeschrieben Als Erfassungs- und Anrech-nungssystem fuumlr erworbene Credit Points wird auf der Grundlage der analysierten Curricula und Berufs-biografien ein berufsuumlbergreifendes computer-gestuumltztes Kompetenzraster aufgebaut Die individu-ellen Lernerfolge der Teilnehmer werden ndash zusammen mit ihren bereits vorhandenen Kompetenzen ndash in elektronischen Mappen die sowohl die Lernbiografie als auch die Leistungsnachweise (Portfolios) enthalten die zu dem Kompetenzraster kompatibel sind dokumentiert Die im Raster dokumentierten betriebsbezogenen Kompetenzen sollen schlieszliglich hinsichtlich ihrer Anschlussfaumlhigkeit an einen tertiaumlren Bildungsweg auf ihre Relevanz fuumlr ein entsprechendes Hochschul-studium analysiert werden Darauf aufbauend werden Handlungsempfehlungen z B fuumlr einen anschluss-orientierten Studiengang der Fachrichtung Verfahrenstechnik entwickelt Die erarbeiteten Doku-mente Medien und Prozesse werden bereits waumlhrend der Projektlaufzeit in der Praxis der Partner verankert Damit profitieren u a mehr als 5000 Auszubildende direkt von den Projektergebnissen

Die enge Zusammenarbeit mit den Sozialpartnern ermoumlglicht eine rasche Information der Branche sodass zum Ende des Projektes (30042012) interes-sierte Unternehmen die entwickelten Verfahren bzw einzelne Lernmedien oder Softwareinstrumente uumlbernehmen koumlnnen

Dr Steffan Ritzenhoff Creos Lernideen und Beratung GmbH

Die Projektergebnisse kommen allen Beteiligten zugute

bullFuumlr die Lernenden ergibt sich eine dauerhafte Erhoumlhung der Bildungsmobilitaumlt d h eine Ver-einfachung und Verschlankung beruflicher Auf-stiegsqualifizierung durch die Anerkennung der im Arbeitsprozess erworbenen Kompetenzen bullDen Unternehmen steht am Ende eine breite Palette didaktisch erprobter Medien mit hoher Akzeptanz zur Verfuumlgung mit denen sie ihre Mitarbeiter gezielt anhand des Kompetenzras-ters foumlrdern koumlnnen Durch das Kompetenzras-ter entsteht zusaumltzlich ein guter Uumlberblick uumlber das im Unternehmen vorhandene Wissen und ein wirksames Instrument zur Unterstuumltzung fuumlr interne Recruiting-Prozesse bullDie Bildungspolitik geht mit dem Projekt weiter durch die Praxis abgesicherte Schritte auf dem Weg zu einem nationalen Qualifikationsrahmen und einer breiten Verankerung medialer Lern-formen

12 AuFstIeG Durch QuALIFIzIerunG

Virtuelles Lernen auf der Baustelle ndash Vila-b

Das Projekt bdquoVirtuelles Lernen auf der Bau-stelle (Vila-b)ldquo ist ein durch das Bundesminis-terium fuumlr Bildung und Forschung (BMBF) und

den europaumlischen sozialfonds (esF) gefoumlrdertes Forschungsvorhaben Dabei ist neben der Dokumentation von zivil- und bauaufsichtli-chen Verordnungen besonders die aktuelle unternehmens- und weiterbildungsstruktur im handwerk bedeutsam

Ein Groszligteil der Unternehmen des Bauhandwerks ist als Kleinstunternehmen anzusehen dazu sinkt die durchschnittliche Mitarbeiterzahl pro Betrieb stetig Im Zusammenhang mit den aktuellen Weiterbildungs-trends im eher bdquobildungsfernenldquo Handwerk wurde daher ein innovativer Weiterbildungsansatz im Pro-jekt entwickelt worden der auf die Anforderungen der Zielgruppe und der kleinen und mittleren Unter-nehmen (KMU) eingeht verschiedene Lernorte ein-bindet und Lernprozesse mithilfe digitaler Medien unterstuumltzt Das Forschungsvorhaben stellt folgende Fragen in den Mittelpunkt

bullWelche Qualifikationsanforderungen resultieren aus den Arbeitsprozessen in Unternehmen bullWas sind die didaktischen Grundlagen zum Lernen im Arbeitsprozess bullWie kann das Lernen mit digitalen Medien im Arbeitsprozess realisiert und kontinuierlich verankert werden bullWelchen Beitrag leistet das zu entwickelnde Weiterbildungskonzept bei der Kompetenz-entwicklung von Facharbeitern und bei der Unternehmensentwicklung

Der berufswissenschaftliche Forschungsansatz zur Beantwortung dieser Fragen hat das Ziel herauszu-finden was Facharbeiter wissen und koumlnnen muumlssen um Arbeitsprozesse erfolgreich zu bewaumlltigen Zentrales Element sind dabei die Arbeitsprozessana-lysen also die ganzheitliche und mehrdimensionale Betrachtung der Arbeit der Fachkraumlfte mitsamt den vor-und nachgelagerten Prozessen den verwendeten Gegenstaumlnden Werkzeugen und Methoden dieser Arbeit und deren Organisationsformen

Es wird also die gesamte Komplexitaumlt des Arbeitspro-zesses und seine Bedeutung fuumlr das Subjekt erfasst

und analysiert Ziel ist es die inhaltlichen Aspekte beruflicher Arbeit und deren Bedeutung fuumlr die Kompetenzentwicklung des Subjekts von innen heraus zu erschlieszligen

Lernkonzept von Vila-b

Das Lernkonzept im Projekt Vila-b beruht auf dem entwicklungslogischen Lernen dem Blended-Lear-ning-Ansatz und dem virtuellen Lernen

Als zentrales didaktisches Element fuumlr die Aufberei-tung der Lerninhalte wurde der entwicklungslogische Ansatz gewaumlhlt Nach dem Modell von Dreyfus und Dreyfus findet hier eine Kompetenzentwicklung statt die einen Fortschritt vom Novizen der einzelne fach-liche Sachverhalte und moumlglichst allgemeinguumlltige Regeln lernt bis zum Experten der zu intuitiv-pro-blemloumlsendem Handeln aufgrund von Erfahrungs-wissen in der Lage ist abbildet

Nach dem Blended-Learning-Ansatz wird die Fort-bildung im Projekt Vila-b auf drei Lernorte verteilt um die jeweiligen Vorteile zu nutzen In Praumlsenz-veranstaltungen werden die Nutzung des Systems erklaumlrt die fachlichen Inhalte oumlkologischen Bauens vermittelt und Grundlagen fuumlr das soziale Lernen geschaffen Auf der Baustelle also im Arbeitsprozess findet mithilfe von mobilen Geraumlten (Personal Digi-tal Assistant PDA) ein kontextbezogenes problem-loumlsungsorientiertes Lernen durch die Nutzung einer Lernplattform und des dort gesammelten Fach- und Erfahrungswissens statt Als dritter Lernort dient der PC-Arbeitsplatz an dem vertiefende fuumlr die Arbeits-prozesse relevante Lernlektionen und Reflexions-moumlglichkeiten uumlber den eigenen Lernfortschritt stattfinden

Die Verwendung des Blended-Learning-Ansatzes und die Nutzung des PDA auf der Baustelle ermoumlglicht direkt im Arbeitsprozess den mediengestuumltzten Zu-griff auf zahlreiche Informationen der Lernplattform Daruumlber hinaus ermoumlglicht der PDA grafische und kommunikationsgestuumltzte Problemloumlsungsprozesse sodass in Abgrenzung von dem allgemeinen eLear-ning-Begriff und in Anlehnung an die Informations-technik ein (theoretisch noch weiter zu fundierendes) Konzept des bdquovirtuellen Lernensldquo verwendet wird

13 AuFstIeG Durch QuALIFIzIerunG

curriculumentwicklung auf der Basis von kernarbeitsaufgaben

Die Curriculumentwicklung basiert in erster Linie auf den Ergebnissen der genannten Arbeitsprozessan-alysen aber auch auf vorweggenommenen Zielgrup-penanalysen und Sektorbeschreibungen Die doku-mentierten Ergebnisse der Arbeitsprozessanalysen in Form von identifizierten Kernarbeitsaufgaben und Kernkompetenzen werden in Experten-Fach-arbeiter-Workshops validiert bzw korrigiert Aus den Kernkompetenzen heraus werden abschlieszligend arbeitsprozessrelevante Lern- und Arbeitsaufgaben entwickelt welche fuumlr die Vermittlung der Lernin-halte der Fortbildung grundlegend sind Gemaumlszlig des Projektansatzes werden bei der Entwicklung der Lern- und Arbeitsaufgaben aus didaktischer Sicht die Hand-lungsorientierung die Orientierung an realen Arbeitssituationen der entwicklungslogische Ansatz sowie die Verknuumlpfung der drei Lernorte beruumlck-sichtigt

Bisherige ergebnisse und Ausblick

Die bisherigen Ergebnisse des Forschungsprojektes identifizierten einerseits inhaltliche Vorgaben hin-sichtlich der relevanten Themen fuumlr eine Weiter-bildung im oumlkologischen Bausektor und zeigten andererseits Vorteile des Vila-b-Konzeptes fuumlr die Arbeitsorganisation der teilnehmenden KMU auf-gezeigt Gleichzeitig wird der nachhaltige Einsatz des Weiterbildungskonzeptes im Rahmen eines Kompe-tenzzentrums in Verden vorbereitet Aus wissenschaft-licher Perspektive schlieszliglich ist wie die bisherigen projektbezogenen Veroumlffentlich-ungen zeigen die Entwicklung des entwicklungslogischen didaktischen Ansatzes durchaus geeignet um neue Impulse fuumlr die Didaktikdiskussion zu setzen

Prof Dr Georg Spoumlttl Institut Technik und Bildung (ITB) Universitaumlt Bremen wwwitbuni-bremende

14 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Live Stream Learning ndash fuumlr mobiles und stationaumlres Lernen in der Aus- und Weiterbildung in der Mechatronik

Qualifikationsanforderungen entwickeln sich aufgrund wirtschaftsstruktureller Veraumlnder-ungen sowie in Folge von Innovationen kuumlr-zeren Produktzyklen und technologischen neuerungen Dies erfordert eine bedarfsge-rechte weiterentwicklung der Qualifizierung in der beruflichen erstausbildung wie der weiterbildung Die berufliche handlungskom-petenz richtet sich zunehmend an Arbeits-und Geschaumlftsprozessen aus entscheidend wird sein ob wie und wie schnell die Praxis der beruflichen Bildung durch die nutzung der digitalen Medien weiterentwickelt wer-den kann um dem Veraumlnderungsbedarf gerecht zu werden

Das Projekt Live Stream Learning will fuumlr kooperative Lernszenarien in der Aus und Weiterbildung auf dem Gebiet der Mechatronik in Unternehmen und der beruflichen Bildung eine Loumlsung fuumlr arbeitspro-zessorientierte Lernprozesse modellhaft erproben Lern- und Wissensmanagement sollen mit flexiblen Lernmedien verbunden werden Bildungsinhalte in Form von handlungsrelevanten Informationen und Lernhilfen bei der Bearbeitung von Lern- oder Arbeitsaufgaben sollen plattformunabhaumlngig mit Web 20-Technologien und -Diensten verfuumlgbar ge-macht werden um arbeitsplatznahes Lernen oder Problemloumlsen zu unterstuumltzen Die Anwender sollen Zugriff auf Prozesse Verfahren und Beispiele erhalten und sich mit anderen Nutzern austauschen koumlnnen

Die Zielgruppe fuumlr das Vorhaben beginnt bei den Aus-zubildenden der Berufsausbildung zum Mechatroni-ker Anlagen- und Industriemechaniker Die Weiter-bildung ist fuumlr Mitarbeiter bzw Servicepersonal aus Unternehmen die Montagesysteme entwickeln pro-duzieren oder warten bis hin zu Ausbildern und Fachberatern fuumlr mechatronische Systeme geplant

umsetzung

Bildungsinhalte und damit zu verknuumlpfende Web 20-basierte Dienste werden sowohl auf stationaumlren als auch auf mobilen Geraumlten lauffaumlhig sein Als Software werden sowohl lizenzpflichtige Standardanwendun-gen als auch Open -Source-Anwendungen ein-gesetzt

Die Lerninhalte und das Web-Portal Mechatronik koumlnnen herstellerneutral genutzt werden Dies wird dadurch gesichert dass Browser Player Add-Ons etc frei zugaumlnglich bzw mit den in Verbindung von PDA PC oder Notebook erworbenen Standard-Softwarelizenzen nutzbar sind

Geeignete Lerninhalte wie Live-Demonstrationen sollen als Webcasts d h einer fuumlr das Internet entwi-ckelten Form des interaktiven Fernsehens oder RSS-Feed d h als eine Art Nachrichtenticker den der interessierte Leser abonnieren kann abrufbar sein Weiterhin sollen Inhalte in digitalisierter Form z B als PowerPoint oder PDF zu spezifischen Fachthemen abgelegt werden Die Webcasts und RSS lassen sich abonnieren speichern jederzeit abspielen und werden zusaumltzlich mit aktuellen und auch externen Informationen verknuumlpft Die Abonnenten erhalten dadurch die Moumlglichkeit sich zielgerichtet zu neuen Entwicklungen auf dem Fachgebiet zu informieren

Lern- und wissensmanagement mit web 20

Im Projekt werden Lerninhalte als handlungsrelevan-te Informationen und Lernhilfen bei der Bearbeitung konkreter komplexer Aufgaben im Arbeitsprozess bzw im Prozess der praktischen Ausbildung als komplexe Lernaufgabe ausgewaumlhlt Fuumlr die Struktu-rierung informellen Lernens stehen die Interaktion mit anderen Lernenden und der Zugriff auf deren Ex-pertise der Austausch von Erfahrungen und Wissen und die Zusammenarbeit beim Erarbeiten von Infor-mationen Inhalten und Wissen im Vordergrund

15 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Beispiele fuumlr web 20 Funktionen die diesen Ansatz unterstuumltzen sind

bullWeb-casts zur Erklaumlrung von Teilsystemen z B anhand eines animierten Funktionsmodells bullWeblog zum Austausch von Erfahrungen die z B bei der Umsetzung der Lernaufgabe entstehen oder der Reflexion der eigenen Lernpraxis bzw zur Kommunikation zwischen Lernenden dienen bullWikis zur Bereitstellung von Lehr- und Lernma-terialien Anleitungen Leittexten oder ande-ren Wissenssammlungen auch durch gemein-same Erstellung von Inhalten z B FAQ bullLernjournal zur Protokollierung eigener Arbeits-ergebnisse und Reflexion der eigenen Lernpraxis bullSocial Bookmarking zum Aufbau einer Samm-lung von Fachinformationen bullRSS-Feeds zur Bereitstellung aktuellerInformationen in Textform die abonniertwerden koumlnnenbullFile Sharing zum Austausch von Webcasts Dokumenten Bildern u a Lerninhalten

Damit verfolgt das Projekt die Vision auch durch mobiles Lernen das Lernen an Orten die keinen Bezug zum Lerngegenstand haben bis hin zum Lernen in den Lebens- oder Arbeitswelt zu ermoumlglichen Durch die Entwicklung und Erprobung von Web 20-Funktio-nalitaumlten und dem Einsatz digitaler Medien in der beruflichen Bildung gibt es insbesondere die Gele-genheit mobiles Lernen mit Arbeitsprozessen zu verknuumlpfen was somit bedarfs- und problemorien-tiertes Lernen ermoumlglicht Moumlglich sind auch eine Ausweitung des interaktiven Lernens sowie die Ein-beziehung von neu entstehenden Informationen in den Austausch und Lernprozess

Das Projekt will die Verwertung von Web 20-Technolo-gien als neue Lehr-und Lerninfrastrukturen erproben um sie als Komponenten fuumlr arbeitsplatznahes Online-Lernen in Verbindung mit Lern- und Wissensmana-gement einzusetzen Dabei sollen Trainer bzw Fachberater die Rolle eines Moderators uumlbernehmen Andererseits erhalten auch die Anwender die Moumlg-lichkeit ihre eigenen vielfaumlltigen Erfahrungen d h ihre realen Erfahrungen und ihr damit verbundenes Wissen (explizites und implizites Wissen) in Form

Rico Eibisch Saumlchsisches Technologiezentrum gGmbH STZ Saumlchsisches Technologie Zentrum fuumlr Bildung und Innovati-on Zwickau wwwstz-zwickaude

eigener Lerninhalte in das System einzuspeichern wo es anderen Nutzern fuumlr Lernprozesse zur Verfuuml-gung steht Auf diese Weise entsteht unter Verwen-dung bestehender Technologien eine Lern- und Wissensdatenbank die arbeitsplatznahes koopera-tives Lernen unterstuumltzt Es zeigt damit neue Wege einer dienstleistungsorientierten Wissensunterstuumlt-zung ndash nicht zuletzt durch die Lernenden selbst ndash im Rahmen von Bildungsnetzwerken auf

16 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Rapid eLearning ndash leicht gestaltbare Lernsoftware in der gewerblich-technischen Ausbildung Kom-petenzwerksttt Elektrohandwerk

Lern- und Arbeitsaufgaben stellen ein eta-bliertes und in den Betrieben bewaumlhrtes didaktisch-methodisches konzept fuumlr beruf-liches Lernen dar Durch einen moumlglichst hohen Grad an selbststaumlndigkeit bei der Bearbeitung einer komplexen Aufgabenstel-lung werden die Auszubildenden nicht nur in

ihren fachlichen sondern auch in ihren metho-dischen und sozialen kompetenzen gefoumlrdert

Lern- und Arbeitsaufgaben stellen ein etabliertes und in den Betrieben bewaumlhrtes didaktisch-metho-disches Konzept fuumlr berufliches Lernen dar Durch einen moumlglichst hohen Grad an Selbststaumlndigkeit bei der Bearbeitung einer komplexen Aufgabenstel-lung werden die Auszubildenden nicht nur in ihren fachlichen sondern auch in ihren methodischen und sozialen Kompetenzen gefoumlrdert

Um eine Lernsoftware effektiv im Rahmen von Lern- und Arbeitsaufgaben einsetzen zu koumlnnen hat sie bestimmte Anforderungen zu erfuumlllen Sie sollte sich auf berufstypische Arbeitsprozesse beziehen und diese angemessen und klar visualisieren um fuumlr den Auszubildenden deutlich zu machen welche Relevanz die Lern- und Arbeitsaufgabe fuumlr den Aus-bildungsberuf besitzt Auszligerdem sollte sie die zur Bewaumlltigung der Aufgabe relevanten Inhalte und Materialien nachvollziehbar strukturiert bereit-halten Uumlber diese grundsaumltzlichen Anforderungen hinaus bestehen fuumlr eine mediengestuumltzte Ausbildung im gewerblich-technischen Bereich besondere Bedingungen

bullDie Inhalte der Software muumlssen schnell modifi-zierbar sein da die Technologien in vielen gewerblich-technischen Berufen einer hohen Innovationsgeschwindigkeit unterworfen sind bullDie Software muss an die Gegebenheiten des jeweiligen Lernorts angepasst werden koumlnnen da die Lernorte der beruflichen Bildung zum Teil sehr heterogene Bedingungen aufweisen ndash z B durch die zur Verfuumlgung stehende techni-sche Lernumgebung

bullDie Software sollte so offen gestaltet sein dass zusaumltzliche Dateien eingepflegt werden koumlnnen da fuumlr die berufliche Bildung i d R eine Vielzahl von Unterlagen in digitaler Form vorliegt

Vor diesem Hintergrund besteht die uumlbergeordnete Frage darin wie eLearning-Systeme zu entwickeln sind um sie im Rahmen von Lern- und Arbeitsauf-gaben einsetzen zu koumlnnen Eine Antwort darauf bietet der Ansatz des Rapid eLearning

rapid eLearning mit der kompetenzwerksttt

Im Rahmen des BMBFESF-gefoumlrderten Projekts Kom-petenzwerksttt Elektrohandwerk wird derzeit nach dem Ansatz der Kompetenzwerksttt ein Lehr- Lernmedium entwickelt das die Anforderungen des Rapid-eLearnings aufgreift Der Begriff Rapid eLearning steht dabei fuumlr Lernsoftware-Systeme die

bullschnell und ohne hohe medientechnischeKompetenz entwickelt werden koumlnnenbullkostenguumlnstig erstellt werden koumlnnen bulleine geringe Einarbeitungszeit fuumlr den Autor erfordern bulldem Anwender einen einfachen Zuganggewaumlhren undbullmultimediale und interaktive Elemente auf-nehmen koumlnnen

Rapid eLearning-Lernprogramme werden oft mit MS-PowerPoint umgesetzt so auch bei der Kompe-tenzwerksttt-Lernsoftware Die Gruumlnde sind klar hoher Verbreitungsgrad einfache Bedienung und weit reichende Moumlglichkeiten zur Gestaltung Me-dieneinbindung und Verlinkung

Mit PowerPoint lassen sich somit die Anforderungen an Rapid eLearning gut einloumlsen Ein weiterer Vorteil besteht darin dass Ausbilder und Lehrer oft auf einen groszligen Fundus von Folien zuruumlckgreifen koumlnnen die sie im Laufe ihrer Taumltigkeit angefertigt haben Arbeitsblaumltter technische Beschreibungen Diagram-me Erlaumluterungen usw liegen damit bereits in elektronischer Form vor und koumlnnen unkompliziert ausgetauscht bzw eingefuumlgt werden

17 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Die Lernsoftware hat eine Modulstruktur die sich uumlber vier Ebenen erstreckt Auf Ebene 1 befindet sich die Hauptnavigation dieser folgt Ebene 2 mit der Modulnavigation Ebene 3 beinhaltet den Content (Inhalt) und Ebene 4 die Anhaumlnge Jede Hierarchie-ebene wird jeweils durch einzelne Dateien repraumlsen-tiert Mit dem Start der Lernsoftware oumlffnet sich eine Power-Point-Datei (PPT) die alleine der Hauptnaviga-tion dient Von hier aus werden die einzelnen Soft-waremodule angewaumlhlt Mit dem Anwaumlhlen eines Moduls oumlffnet sich die naumlchste Datei und liegt gewiss-ermaszligen auf der Startfolie Die Datei der Ebene 2 dient der Navigation innerhalb eines Moduls So lassen sich hier zunaumlchst die Hauptelemente anwaumlhlen anschlie-szligend innerhalb eines Hauptelements der gewuumlnschte Content Mit Klick auf einen Inhaltsbutton oumlffnet sich eine weitere Datei uumlber den beiden Navigations-dateien Hier findet der Anwender jetzt die gewuumlnsch-ten Inhalte ggf lassen sich von hier ndash dann auf Ebene 4 ndash auch weitere externe Dateien (zB doc pdf) starten Waumlhrend die Dateien der Ebenen 1 und 2 also der Navigation dienen halten die Ebenen 3 und 4 die Contents vor Mit dem bdquoZuruumlckldquo-Button schlieszligt der Anwender die Datei und gelangt so auf die jeweils niedrigere Navigationsebene

Die Realisierung in PowerPoint und die skizzierte Modularisierung und Hierarchisierung der Lernsoft-ware bieten hinsichtlich des Rapid eLearning ent-scheidende Staumlrken So lassen sich ohne gehobene medientechnische Kenntnisse z B das Layout anpassen die Inhalte modifizieren oder ergaumlnzen Updates einspielen Materialien verlinken oder komplette Lern- und Arbeitsaufgaben einschlieszlig-lich aller Materialien und Arbeitsblaumltter ergaumlnzen

Da die Lernsoftware ndash ohne Installation ndash auf einem USB-Stick laumluft liegen alle Daten fuumlr jeden Nutzer ohne Bearbeitungseinschraumlnkungen individuell vor Aumlnderungen Erweiterungen Korrekturen usw finden also einfach innerhalb einer PPT-Datei statt umfangreichere Updates werden durch ein schlichtes Ersetzen von Dateien realisiert

Prof Dr Soumlnke Knutzen Technische Universitaumlt Hamburg-Harburg und Prof Dr Falk Howe Universitaumlt Bremen

Fazit

Insbesondere in der dualen gewerblich-technischen Ausbildung bietet der Ansatz des mediengestuumltzten Lernens viele Vorteile Erste Erprobungen mit Lehrern Ausbildern und Auszubildenden zeigen dass ihnen das Handling der Software keine Probleme bereitet Die Anwender koumlnnen in aller Regel auf Erfahrungen mit PowerPoint zuruumlckgreifen wodurch einerseits keine intensive Einarbeitung in die technische Um-gebung notwendig ist andererseits keine Hemm-schwelle beim Einsatz der Software besteht

Wenn es gelingt den Rapid-eLearning-Ansatz nachhaltig mit den Anforderungen gewerblich-technischer Berufsausbildung zu verknuumlpfen und die Vorteile des mediengestuumltzten Lernens deutlich zu machen kann die berufliche Ausbildung an allen Lernorten bereichert werden Auszubildende besit-zen ein Werkzeug dass praktisches und theoretisches Wissen verbindet und letztlich Lehrer und Ausbilder in ihrer Arbeit unterstuumltzt

18 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Weiterbildung durch multimediale Lernformen am Beispiel der Zementindustrie

Im zuge des technischen und wirtschaftli-chen wandels hat sich die Arbeitswelt in der zementindustrie einschneidend veraumlndert

Anfang dieses Jahrhunderts waren ndash in Verbindung mit konjunkturellen und strukturellen Veraumlnderun-gen sowie der Auslagerung von Funktionen (Outsour-cing) ndash Produktivitaumltssteigerungen mit einem Verlust von Arbeitsplaumltzen verbunden Gleichzeitig wurden durch die Rationalisierung der Zementproduktion schwere heute kaum mehr vermittelbare Taumltigkeiten durch moderne Arbeitsplaumltze mit hohen Anforderun-gen an die berufliche Qualifikation und Weiterbil-dung abgeloumlst Dies betrifft nicht nur Fach- und Fuumlhrungskraumlfte sondern alle Beschaumlftigen Denn mehr als je zuvor ist es heute noumltig die Mitar-beiter hinsichtlich ihrer Kenntnisse Fertigkeiten und ihrem verfahrenstechnischen Wissen weiter-zuqualifizieren Nur mit qualifizierten und motivier-ten Mitarbeitern bleibt ein Unternehmen dauerhaft innovativ und konkurrenzfaumlhig Fuumlr den Mitarbeiter bietet sich durch Weiterbildung die Moumlglichkeit vorhandene Kompetenzen an die fortschreitende Entwicklung anzupassen und die eigene Beschaumlftigungsfaumlhigkeit zu erhalten bzw weiter auszubauen

Die Zementindustrie hat in der Vergangenheit fuumlr einfache manuelle Taumltigkeiten viele un- und ange-lernte Arbeiter beschaumlftigt Heute ist die Beschaumlfti-gungsstruktur in den Zementwerken durch den hohen Automatisierungsgrad bestimmt Rund 40 der Belegschaften sind in der Steuerung und Kontrolle des zentralen Produktionsprozesses beschaumlftigt entweder als Vorarbeiter Meister und Produktionssteuerer auf den zentralen Leitstaumlnden oder als Anlagenkontrolleure bzw Maschinenwaumlrter In den Laborbereichen sind rund 10 der Mitarbeiter taumltig die im Allgemeinen eine Ausbildung als Bau-stoffpruumlfer oder Chemielaborant haben Die uumlbrigen Beschaumlftigten arbeiten vor allem in der Instandhal-tung und haben meist eine Ausbildung zum Anlagen-elektroniker oder Industriemechaniker absolviert Entsprechendes Zement-Know-how erwarben sie weitgehend on the job erwarben Vor dem Hinter-grund der stetig steigenden Anforderungen und der fortschreitenden Rationalisierung gewinnt die systematische und bereichsuumlbergreifende Quali-

fizierung der Beschaumlftigten weiter an Bedeutung Eine wirksame Unterstuumltzung der Weiterentwick-lung erfordert dabei einen passgenauen Zuschnitt der Qualifizierungsangebote auf die betrieblichen Anforderungen sowie die individuellen Beduumlrfnisse jedes einzelnen Mitarbeiters

Lehrbriefe werden in digitale Medien uumlber-fuumlhrt

Neben dem von der IHK anerkannten Industriemei-sterlehrgang bdquoKalkZementldquo dem Produktionssteu-ererlehrgang fuumlr Leitstandfahrer sowie zahlreichen Weiterbildungsseminaren bietet der Verein Deut-scher Zementwerke e V zur Aus- und Weiterbildung der gewerblichen Mitarbeiter insbesondere auch der gering qualifizierten bzw fachfremden Mitarbeiter sogenannte bdquoLehrbriefeldquo an Diese 47 Lehrunterlagen stehen den VDZ-Mitgliedswerken nunmehr seit 2006 sowohl in gedruckter Form als auch digital als PDF-Datei zur Verfuumlgung Thematisch befassen sich die Lehrbriefe mit dem gesamten Zementherstellungs-prozess von der Rohmaterialgewinnung bis hin zur Zementverladung Dabei werden vor allem Bereiche behandelt die sich auf die Produktionsablaumlufe in den Werken beziehen und mit der Taumltigkeit des Produk-tionsmitarbeiters in engem Zusammenhang stehen

Erfahrungen mit dem Einsatz der Lehrbriefe zeigten jedoch dass sie nicht im angestrebten Maszlige in den Werken als Weiterbildungsunterlagen genutzt werden Der kontinuierliche Schichtbetrieb sowie die duumlnne Personaldecke fuumlhrten dazu dass in vielen Unternehmen die personellen und zeitlichen Ressour-cen zur Weiterbildung der Mitarbeiter in Praumlsenzsemi-naren nicht gegeben waren Um den Unternehmen ein effizientes und flexibles Angebot zur Weiterbild-ung ihrer Mitarbeiter anbieten zu koumlnnen mussten aus den bisherigen Erfahrungen drei wesentliche Gesichtspunkte beruumlcksichtigt werden Zum einen muss gewaumlhrleistet sein dass die Vermittlung des Wissens individuell und zeitoptimiert in die inner-betrieblichen Ablaumlufe integriert werden kann Zum andern muumlssen die Unterlagen fortlaufend aktualisiert und erweitert werden ndash dies moumlglichst ohne hohen Personal- Kosten- und Zeitaufwand

19 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Zu guter Letzt muumlssen sie so aufbereitet werden dass sie sowohl didaktisch und inhaltlich als auch gestal-terisch bei der Belegschaft auf hohe Akzeptanz stoszligen

Vor diesem Hintergrund wurde 2007 beschlossen die Lehrbriefe vollstaumlndig zu uumlberarbeiten und den Werken zukuumlnftig in Form digitaler Medien zur Ver-fuumlgung zu stellen Hierzu wurden die bestehenden Unterlagen mit finanzieller Unterstuumltzung des Bundes-ministeriums fuumlr Bildung und Forschung (BMBF) grundlegend uumlberarbeitet didaktisch aufbereitet und als Online-Kurse auf einer neu entwickelten VDZ-Lehrplattform integriert

Die nunmehr zur Verfuumlgung stehenden 50 Online-Kurse des VDZ sollen insbesondere den gewerblichen Mitarbeitern aber auch Neueinsteigern Wissen uumlber Technik Umweltvorsorge Arbeitsschutz und die Ablaumlufe der Zementproduktion von der Rohstoffge-winnung bis zum Versand der Produkte vermitteln

Medienelemente wie Videos und Animationen sind genauso Bestandteil der mediengestuumltzten Bildungs-angebote wie Fragenkataloge und Testaufgaben Eine Kommunikationsplattform rundet das Angebot ab Daruumlber hinaus werden vier Kurse angeboten die den Mitarbeitern im beruflichen Alltag sowie in der oumlffentlichen Diskussion eine Hilfestellung bieten Diese sogenannten Informationsbriefe beinhalten die Themen Nachhaltigkeit Rohstoffgewinnung Ressourceneffizienz und Klimaschutz Sie dienen der Vermittlung von Kenntnissen uumlber die Zement-produktion im Spannungsfeld zwischen oumlkonomi-schen oumlkologischen und sozialen Aspekten

Die Lehrplattform wurde mittlerweile von Mitarbei-tern aus fuumlnf VDZ-Mitgliedswerken und dem For-schungsinstitut erfolgreich getestet optimiert und an die Beduumlrfnisse der Beschaumlftigten in der Zement-industrie sowie verwandter Industrien angepasst Die Plattform steht seit Anfang 2010 allen VDZ-Mit-gliedswerken zur Verfuumlgung

Dr rer nat Stefan Schaumlfer Verein Deutscher Zementwerke e V wwwelearning-vdzde

20 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Demografischer Wandel Herausforderungen und Chancen

Den Folgen des demografischen wandels kann

sich auch die Informations- und kommunika-tionswirtschaft (Itk-wirtschaft) nicht ver-schlieszligen zahlreiche studien belegen einen strukturellen Fachkraumlftemangel der sich bei einem konjunkturaufschwung in den naumlchsten

Jahren weiter verschaumlrfen wird und die inter-nationale wettbewerbsfaumlhigkeit Deutsch-lands schwaumlchen kann

IT 50plus ist eine durch den nationalen Informations-technologie-Gipfel der Bundesregierung initiierte Gemeinschaftsinitiative des Bundesverbands Infor-mationswirtschaft Telekommunikation und neue Medien e V und der Industriegewerkschaft Metall (IG Metall) die vom Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung sowie dem Europaumlischen Sozialfonds gefoumlrdert wird Die Initiative zielt darauf ab die Beschaumlftigungsfaumlhigkeit aumllterer ITK-Fachkraumlfte zu erhalten oder wiederherzustellen um so den Folgen des demografischen Wandels und dem Fachkraumlfte-mangel in der ITK-Branche nachhaltig zu begegnen Das modulare Projekt setzt in verschiedenen Bereichen der Personalentwicklung Arbeitsvermittlung und Netzwerkbildung an und gliedert sich in sieben Teilprojekte

bullarbeitsmarktpolitische Instrumente bullAnpassung der arbeitsprozessorientierten Wei-terbildung (APO IT) an die Zielgruppe Arbeitslose bullIT-Spezialistenqualifizierung im virtuellen Raum bullCoaching-Netzwerke fuumlr Unternehmen bullPersonalentwicklungsstrategien IT 50plus bullEntwicklung aumllterer ITK-Fachkraumlfte zum Mentor und Coach bulleLearning IT 50plus ndash Konzepte undEmpfehlungen

Im Vordergrund stehen Initiativen und Vorhaben um bundesweite Beraternetzwerke fuumlr ITK Unterneh-men und fuumlr ITK-Fachkraumlfte aufzubauen dauerhaft zu unterhalten innovative Personalentwicklungs-modelle und Qualifizierungskonzepte zu erstellen zu pilotieren und als Referenzmodelle zur groszligflauml-chigen Umsetzung in Unternehmen bzw durch IT-Bildungstraumlger zu empfehlen

Itk-spezialistenqualifizierung im virtuellen raum

Im Teilprojekt bdquoITK-Spezialistenqualifizierung im vir-tuellen Raumldquo arbeiten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im virtuellen Unternehmen FuTEx (Future Technologies for Expertise Development) Es soll nachwiesen werden dass eine arbeitsprozess-orientierte Qualifizierung mit anschlieszligender Zertifizierung nach der internationalen Norm DIN EN ISOIEC 17024 auch fuumlr IT-Fachkraumlfte moumlglich ist die eine solche Maszlignahme nicht am Arbeitsplatz absolvieren koumlnnen Dies betrifft vor allem Personen in Arbeitslosigkeit oder Kurzarbeit Gearbeitet gelernt und kommuniziert wird an einem virtuellen Arbeitsplatz uumlber eine webbasierte Arbeits- und Lern-plattform Das innovative Konzept basiert auf der bewaumlhrten Methodik des IT-Weiterbildungssystems APO IT So bearbeiten die FuTEx-Teilnehmer-innen am virtuellen Arbeitsplatz einen realen Projektauftrag wobei sie von Lernprozessbegleitern und Fachberatern unterstuumltzt werden Um das APO IT-Prinzip erfolg-reich in eine virtuelle Arbeitswelt zu uumlbertragen sind folgende fuumlnf Schritte vorgesehen

1 realitaumltsnahe Lernaufgaben

Es muumlssen Bedingungen fuumlr arbeitsprozessorientier-tes Lernen geschaffen werden die einem Lern- und Arbeitsplatz im realen betrieblichen Kontext gleichen Erst bei der unmittelbaren praktischen An-wendung von erlerntem Wissen in Verbindung mit der Loumlsung einer konkreten betrieblichen Arbeits-aufgabe kommt es zu sogenannten bdquoemotionalen Labilisierungssituationenldquo d h zu Verunsicherun-gen und zur Veraumlnderung der Gefuumlhle des Menschen die zur nachhaltigen Herausbildung von Handlungs-kompetenzen bei den Lernenden fuumlhren Wichtigste Voraussetzung ist also bdquoechteldquo IT-Projektaufgaben bereitzustellen die von einem realen Auftraggeber stammen

2 webbasierte Arbeits- und Lernplattform

Um Lern-und Projektteams in einer virtuellen Arbeits-welt zu vernetzen und zu betreuen wird eine web-basierte Arbeits- und Lernplattform eingesetzt Sie muss einfach handhabbar und kompatibel mit allen gaumlngigen PC-Betriebssystemen und Web-Browsern

21 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

sein Die Arbeitsplaumltze ndash zu Hause beim Bildungs-traumlger oder im Unternehmen ndash muumlssen mit einem PC sowie mit Breitband-Internet ausgestattet sein

3 Begleitung durch ein engagiertes Betreuerteam

Die Teilnehmer werden von einem Betreuerteam begleitet und unterstuumltzt Da dies in uumlberwiegendem Maszlige bdquoon distanceldquo d h uumlber elektronische Medien der Arbeits- und Lernplattform geschieht erwachsen besonders hohe Anforderungen an die Betreuer Sie muumlssen ein besonderes Gespuumlr fuumlr die Lernsituation der Teilnehmer entwickeln koumlnnen

4 Auswahl geeigneter teilnehmergruppen

In engem Zusammenwirken mit der Bundesagentur fuumlr Arbeit und deren regionalen Agenturen (Zielgruppe arbeitsuchende ITK-Fachkraumlfte ab dem vollendeten 40 Lebensjahr) sowie mit ITK-Hersteller- und Anwenderunternehmen (Zielgruppe aumlltere ITK-Fachkraumlfte in Kurzarbeit) wird uumlber die bevorstehen-den Pilotmaszlignahmen informiert Die Teilnehmer muumlssen Berufserfahrung in der ITK-Wirtschaft haben und besonders aufgeschlossen gegenuumlber elektroni-schen Medien in der Bildung sein

5 evaluation und transfer in den Markt

Das Qualifizierungskonzept wird ab 2010 auf seine Umsetzbarkeit und spaumltere Uumlbertragbarkeit auf andere Unternehmen gepruumlft Nach erfolgreicher Erprobung umfassender Evaluation und Konzept-optimierung ist es vorgesehen die Ergebnisse Erfahrungen und Best Practices zu veroumlffentlichen Die Ergebnisse werden allen einschlaumlgigen Bildungs-traumlgern zugaumlnglich gemacht um Nachhaltigkeit zu erreichen Ziel ist es den FuTEx-Qualifizierungs-ansatz als marktfaumlhiges Konzept bundesweit zu etablieren

Erfolgskriterien fuumlr die Erprobung des FuTEx-Kon-zepts sind

bulldie Zahl der Arbeit suchenden ITK-Fachkraumlfte die nach Absolvierung einer FuTEx-Qualifizie-rung das Abschlusszertifikat zum IT -Spezialisten nach ISO 17024 erhalten haben

Thomas Mosch Mitglied der Geschaumlftsleitung BITKOM - Bundesverband Informationswirtschaft Telekommunikation und neue Medien eV wwwfutexcorpde und wwwit-50plusorg

bulldie Zahl der Arbeit suchenden ITK-Fachkraumlfte die nach erfolgreichem Abschluss einer FuTEx-Qualifizierung in adaumlquate Arbeit zuruumlckfinden konnten und bulldie Zahl der IT-Fachkraumlfte in Kurzarbeit die nach erfolgreichem Abschluss einer FuTEx-Maszlignahme ihre Handlungskompetenzen fuumlr ein IT-Spezial-istenprofil verbessern oder durch Personenzer-tifizierung nach ISO 17024 aktualisieren d h neu erlangen konnten

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22 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

eLearning-Infrastruktur in der Altenpflege (eLiA)

Das Projekt bdquoeLearning-Infrastruktur in der Altenpflegeldquo ist ein durch das Bundesminis-terium fuumlr Bildung und Forschung und den

europaumlischen sozial-fonds gefoumlrdertes Projekt unter der Leitung des Awo-Bundesverbandes e V in Berlin das in der zeit vom 1112007 bis 31102008 gefoumlrdert wurde

Die Aus- Fort-und Weiterbildungseinrichtungen und die Einrichtungen der Altenpflege verfuumlgten vor Pro-jektstart nicht uumlber eine ausreichende Infrastruktur zum Einsatz elektronischer Medien Daraus leiteten sich folgende Notwendigkeiten bzw Projektziele ab

bullSchaffung einer zentralen Infrastruktur durch den Einsatz einer Kommunikations- und Lern plattform bullErprobung des Einsatzes von bereits erstelltem Inhalt (Content) fuumlr den Bereich der Altenpflege-aus- und -weiterbildung bullSchulung von Teletutoren fuumlr die Betreuung von Lernenden bullSchulung von Administratoren zum adaumlquaten Umgang mit der Kommunikations- und Lern plattform

Ein weiteres wichtiges Ziel war die Nachhaltigkeit des Projekts Dafuumlr sollte eine zentrale (traumlgeruumlbergrei-fende) technische Infrastruktur geschaffen werden So sollten nach Projektende alle interessierten Ein-richtungen die Moumlglichkeit erhalten auf dem Server einen separaten geschuumltzten Zugang fuumlr die Entwick-lung und Erprobung eigener eLearning-Lehr- und Lernszenarien zu bekommen

Um die Entwicklung und Realisierung der Projekt-ziele zu unterstuumltzen wurde ein externer Dienstlei-ster die Qualitus GmbH einbezogen Der Partner stellte die technische Infrastruktur bereit passte die Lernumgebung an die Beduumlrfnisse der Kunden an und leistete Support beim Einsatz der flexiblen Open-Scource-Lernplattform ILIAS Die Struktur auf der Plattform wurde in Abstimmung mit der Projektlei-tung konzipiert und umgesetzt Dabei wurden die Bedarfe im Rahmen des Projekts und die geplante Nachhaltigkeit beruumlcksichtigt

Weiterhin wurde auf der Lernplattform ein soge-nannter oumlffentlicher Bereich eingerichtet Dort sind Informationen zum Projekt zum Download zu finden und News z B uumlber die neuesten Schulungstermine In der Projektlaufzeit wurden von drei Trainer-innen der Qualitus GmbH bundesweit sechs Teletutoren-Schulungen fuumlr insgesamt neunzig Teletutoren und eine Administratorenschulung fuumlr fuumlnfzehn Teilnehmer-innen angeboten

Im Rahmen der Teletutoren-Schulungen erhielten die Teilnehmer-innen geschuumltzte Raumlume in denen sie in ihren Lerngruppen miteinander lernen und zudem auch eigene Lernszenarien entwickeln konnten Die waumlhrend dieser Zeit von ihnen enwick-elten Inhalte konnten spaumlter auch im Echtbetrieb eingesetzt werden Zudem wurden Lehrkraumlfte in die Lage versetzt uumlber die Lernplattform ILIAS Lernen-de zu begleiten und zu beraten

Waumlhrend des gesamten Prozesses wurden die Teilnehmer-innen von erfahrenen Tutor-innen begleitet und unterstuumltzt Die Schulung unterteilte sich dabei in 4 Phasen

KickshyOff PraumlsenzshyPhase 1 (ca 15 Tage)

Online Phase 1

(5 Wochen)

PraumlsenzshyPhase 2

(ca 15 Tage)

Online Phase 2

(5 Wochen)

1 Teil

Inhalte und Ziele

bull Die Plat tform aus Sicht der Lernenden kennenlernen

bull Kennenlernen des kooperativen Arbeitens

bull Grundlagenkenntnisse uumlber eLearing

bull Besonderheiten der Online shyKommunikation

bull Rolle und AUfgaben von Teletutoren

2 Teil

Inhalte und Ziele

bull Die Plat tform aus Sicht der Tutoren kennenlernen

bull Einsatz notwendiger Funktionen

bull Wissen uumlber Betreuunug beim eLearning

bull Praxistransfer Umset zung eines eigenen Praxisprojektes

rsaquorsaquorsaquorsaquo rsaquorsaquorsaquorsaquo rsaquorsaquorsaquorsaquo

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evaluation

Die Schulungen wurden abschlieszligend evaluiert Die Kernaussage ist Alle Teilnehmer-innen waren mit den angebotenen Schulungen sehr zufrieden der Praxisbezug konnte weitestgehend hergestellt wer-den Zur eigenen Lernerfahrung befragt wurden u a folgende Aussagen getroffen

23 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

bdquoDie Schulung war fuumlr mich ein echter Gewinn da ich wirklich auf neuem Terrain viel gelernt habeldquo bdquohellip fuumlhlte ich mich in der Gruppe sehr wohl wobei ich vor allem zu bestimmten Mitgliedern Kontakt hatte Die Gruppenbildung scheint online genauso zu funk-tionieren wie out of cyber spaceldquo bdquoMir haben sich durch dieses Seminar ganz andere Moumlglichkeiten geoumlffnetldquo

Hinsichtlich ihrer spaumlteren Aufgabe als Teletutorin befragt fuumlhlten sich die meisten Teilnehmer-innen gut vorbereitet aufgrund der unterschiedlichen Voraussetzungen der Lernenden im Umgang mit dem Computer und Internet sind in Einzelfaumlllen jedoch noch laumlngere Uumlbungsphasen noumltig Moumlgliche Einsatz-felder wurden uumlberwiegend im Fort- und Weiter-bildungsbereich gesehen eLearning wird als gute Moumlglichkeit gesehen das Angebotsspektrum der Institutionen zu erweitern Als Anwendungsbeispiel wurde die Begleitung von Auszubildenden in Praxis-phasen im Sinne einer kontinuierlichen Arbeits- Kommunikations- und Ruumlckmeldemoumlglichkeit genannt

herausforderungen

Die Schulungsteilnehmer nannten folgende Heraus-forderungen bei der Einfuumlhrung von eLearning

bullfehlende technische Affinitaumlt bei der Zielgruppe bullfehlende technische Ausstattung in den Institu-tionen und Betrieben die Lehrangebote bereit-stellen bullhoher Aufwand fuumlr die Einfuumlhrung des eLear-ning Mehraufwand bei der Umwandlung vor-handener Konzepte in Blended-Learning oder eLearning-Konzepte etc bulleehlende Akzeptanz bei einigen Kolleginnen Kollegen dadurch fehlende Vernetzung bullwenig Lehrkraumlfte die professionell tutoriell begleiten koumlnnen bullfehlende Inhalte fuumlr den Einsatz auf der Lern-plattform

nachhaltigkeit

Nach der Projektfoumlrderung wird das eLearning-Portal durch den bdquoVerein eLearning in der Pflege eVldquo (eLiP) fortgefuumlhrt Alle (Bildungs-)Einrichtun-gen in der Pflege koumlnnen diesem Verein beitreten

Peggy Saszlig AWO-Bundesverband eVwwwelearning-pflegede

Zweck des Vereins ist die Foumlrderung der Berufsbildung durch Bereitstellung der Internetplattform ILIAS (wwwelearning-pflegede) mit inhaltlichen techni-schen und didaktischen Hilfen als Hostingpakete sowie Beratung und Vermittlung von Qualifizie-rungen wie ILIAS-Anwender- Teletutoren- und Autorenschulungen Mitwirkung bei der Erstellung von Lerninhalten die von den Vereinsmitgliedern entwickelt werden Weitere Aufgaben sind die perso-nelle und ideelle Foumlrderung der Entwicklung von Lerninhalten z B durch den gegenseitigen Aus-tausch von Lernmaterialien

Die Vereinsmitgliedschaft bietet den Bildungsanbie-tern einen kostenguumlnstigen Einstieg in das Lehren und Lernen mit den neuen Medien moderne Kom-munikationswege Betreuung waumlhrend Abwesenheits-zeiten sowie die Moumlglichkeit neue und zusaumltzliche Angebote im Bereich eLearningBlended-Learning anzubieten

24 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

Entstehung von Communities am Beispiel der Evangelischen Kirche in Deutschland

Die evangelische kirche in Deutschland (ekD) steht gegenwaumlrtig vor groszligen herausforder-ungen und chancen stichworte sind demo-grafischer wandel Individualisierung bzw Pluralisierung wiederentdeckung des religi-oumlsen veraumlndertes Partizipationsverhalten neue Formen von ehrenamt und Gemeinde Daraus ergibt sich fuumlr die Mitarbeitenden ihr handeln immer wieder zu reflektieren

und neue innovative Praktiken zu erlernen

Das Forschungsprojekt PATONGO (Patterns and Tools for NGOs) untersucht wie Technologien und Partizi-pationsprozesse des Web 20 den Austausch uumlber gute Praktiken foumlrdern und so zu einer Weiterent-wicklung der gesamten vernetzten Organisation beitragen koumlnnen Partner im Projekt sind die Evan-gelische Kirche in Deutschland (EKD) die Fern Uni-versitaumlt in Hagen und das Institut fuumlr Wissensmedien in Tuumlbingen

Die Hypothese des Forschungsvorhabens ist dass ein Austausch von erfolgreichen Praktiken in der EKD helfen kann die Qualitaumlt des Handelns in den Gemeinden und Gliedkirchen zu verbessern Durch Vernetzung und gemeinsame Reflexion uumlber erfolgreiche Praktiken soll eine lokale Praktik auch uumlber Grenzen der einzelnen Kirchengemeinden hin-weg zu einer gemeinsamen Praktik weiterentwickelt werden Zwischen den bisher weitgehend unabhaumlngig agierenden Organisationseinheiten koumlnnte sich dadurch ein Praxisnetzwerk entwickeln

Vor dieser Grundannahme stellen sich im PATONGO-Projekt die folgenden Forschungsfragen die nicht nur fuumlr Kirchen sondern allgemein fuumlr verteilte NGOs von Relevanz sind

bullWelche Prozesse koumlnnen eine effektive und qua-litativ hochwertige Wissenskommunikation zum Zwecke der Weiterentwicklung beruflicher Praktiken unterstuumltzen bullWie kann die Nutzung und die Evolution solcher Prozesse mit Web 20-basierten Werkzeugen unterstuumltzt werden

bullWie koumlnnen die Prozesse und Werkzeuge in groszligen verteilten NGOs eingefuumlhrt werden

Kern des Prozesses ist die effektive und qualitativ hochwertige Diskussion uumlber gute Praktiken Dabei durchlaumluft die Diskussion zu einem konkreten Thema drei Ebenen

bullMitarbeitende kommunizieren miteinander uumlber Wuumlnsche und Ideen die sich aus den lokal anzutreffenden Herausforderungen ergeben bullMitarbeitende reflektieren uumlber gute Praktiken und tauschen diese aus (Storytelling Good Practice) bullMitarbeitende abstrahieren die Beschreibung der guten Praktik zu einem Muster fuumlr Loumlsungen (Pattern) das dann in einem Lexikon guter Praxis auftaucht Das Konzept des Patterns wurde aus den Ingenieurswissenschaften uumlbernommen Dort ist ein Pattern eine Loumlsung zu einem wieder-kehrenden Problem in einem klar umrissenen Kontext Im Gegensatz zu einer Handlungsvor-schrift eroumlffnet ein Pattern dem Praktiker einen Entwurfsraum in dem er seine individuelle Loumlsung fuumlr das Problem entwickelt Fuumlr die EKD bedeutet dies dass ein Pattern den Praktiker gut bei der Uumlbertragung der Loumlsungsidee auf die kon-kreten Umstaumlnde in der Gemeinde unterstuumltzt

Auf allen Ebenen der Diskussion vor allem jedoch bei der Erstellung von Patterns fuumlr das Lexikon guter Praxis koumlnnen Praktiker durch Mentoren die ebenfalls Mitglied der Community sind unterstuumltzt werden Mentoren helfen den Praktikern dabei die zentralen Aussagen ihrer Praktik herauszuarbeiten So koumlnnen Praktiker sicherstellen dass ihre Hand-lungsanregungen in den Patterns auch im beab-sichtigten Sinne verstanden werden

Web 20-Technologien koumlnnen auf allen drei Ebenen den Prozess unterstuumltzen Dazu soll ein Online-Com-munity-System entstehen das Kommunikation Koordination und Kooperation ermoumlglicht und zur Mitarbeit in der Community motiviert Auf der Ebene der Kommunikation stellt das Community-System kommunikative Raumlume zur Verfuumlgung Hier koumlnnen Wuumlnsche geaumluszligert Ideen diskutiert und Erfahrun-gen ausgetauscht werden

25 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

Betrachtet man die Groumlszlige der Zielgruppe von uumlber eine Million haupt-und ehrenamtlich Mitarbeitender in der EKD so ist es offensichtlich dass Fragen der Koordination eine wichtige Rolle einnehmen Prak-tiker muumlssen vom System darin unterstuumltzt werden fuumlr sie interessante Kollegen zu finden und relevante Beitraumlge wahrzunehmen Das Community-System muss Menschen aus ganz Deutschland zusammen-bringen die an semantisch verwandten Praktiken arbeiten So wird ein Austausch uumlber spezifische Prak-tiken auch uumlber Gemeindegrenzen hinaus moumlglich

Fuumlr eine effiziente Kooperation wird das Community-System gemeinsame Arbeitsbereiche bereitstellen die zum einen einen gemeinsamen Informationsraum im Sinne eines Wikis zum Austausch von Patterns bereitstellen und zum anderen die enge Kooperation in einer kleinen Gruppe von Praktikern ermoumlglichen Insbesondere soll das Community-System die Entwick-lung neuer Ideen in einer Ideenwerkstatt und die Zusammenarbeit zwischen einem Autor und einem Mentor bei der Verbesserung von Patterns unter-stuumltzen

In Bezug auf die Motivation zur Teilnahme sollen im PATONGO-Projekt verschiedene Instrumente er-forscht werden von denen an dieser Stelle nur zwei Beispiele genannt werden

bullInwieweit hat die Authentizitaumlt der Praktiker und ihrer Gemeinden eine die Motivation stei-gernde Wirkung bullWelche Rolle spielen Kooperation und Wett-bewerb zwischen den Praktikern als motivie-rende Instrumente in der Community

Erste Prototypen fuumlr den in PATONGO vorgesehenen Prozess und die Web 20-basierten Werkzeuge wurden in den ersten Monaten des Projektes entwi-ckelt und mit Anwendern diskutiert Die Resonanz hierauf war sehr positiv Eine breite Diskussion der Konzepte in der kirchlichen Oumlffentlichkeit begann Ende 2009 Fuumlr Mitte 2010 ist der Start der Community geplant Sowohl der Entwurf als auch die Einfuumlhrung und Nutzung des Prozesses und der Werkzeuge werden evaluiert sodass Ruumlckschluumlsse auf die Wirkung in der EKD gezogen werden koumlnnen die auch fuumlr andere NGOs relevant sein werden

Dr Thies Gundlach Evangelische Kirche in Deutschland Dr Till Schuumlmmer FernUniversitaumlt in Hagen (vlnr) wwwpatongode

26 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

Lernkompetenz Schluumlssel zur Qualifizierungfuumlr Aumlltere

Die Diskussion um das lebenslange Lernen hat konjunktur in Politik wirtschaft und

Forschung Mittelfristig wird jeder dritte Be-schaumlftigte uumlber 50 Jahre alt sein und nur noch

jeder fuumlnfte juumlnger als 30 Jahre Parallel dazu nimmt der Anteil der wissensarbeit zu der Anteil koumlrperlicher und gering qualifizierter taumltigkeiten sinkt Lebenslanges Lernen wird als eine der zentralen strategien angesehen diese sich beschleunigenden Veraumlnderungen der Arbeitswelt zu bewaumlltigen

Einigkeit scheint daruumlber zu bestehen dass der Bedarf an beruflicher Weiterbildung auch fuumlr Beschaumlftigte uumlber 50 Jahren waumlchst Weniger Konsens gibt es in Bezug auf das Wie Wie kommen aumlltere Arbeitnehmer mit dieser Anforderung nach permanentem Dazuler-nen zurecht Wie koumlnnen sie unterstuumltzt werden Bislang werden Beschaumlftigte jenseits des vierzigsten Lebensjahres kaum noch zur Weiterbildung ermun-tert und auf die Lernbeduumlrfnisse dieser Gruppe abgestimmte Angebote sind Mangelware Und Dank der Fruumlhverrentungspolitik fruumlherer Jahre und einer entsprechend jugendzentrierten Arbeitsge-staltung gedieh ein bdquoAnti-Lernklimaldquo in dem sich bei Beschaumlftigten und Unternehmen gleichermaszligen der Eindruck verfestigte Aumlltere koumlnnten und wollten nicht mehr lernen Damit einher gehen unscharfe und falsche Vorstellungen uumlber die Lernfaumlhigkeit Aumllterer Demnach lernen Aumlltere (zu) langsam und schneiden in Weiterbildungsseminaren schlecht ab

Haben nicht wissenschaftliche Untersuchungen wiederholt nachgewiesen dass die kognitive Leis-tungsfaumlhigkeit ndash also alle Prozesse die mit Gedaumlchtnis Lernen und Denken zu tun haben ndash schon mit Mitte Ende Zwanzig nachlassen Schraumlnkt dies nicht auch die Lernfaumlhigkeit ein Tatsaumlchlich lassen zwar viele kognitive Funktionen messbar nach

Damit gehen aber nicht automatisch Einbuszligen in der Faumlhigkeit zum berufsbezogenen Lernen einher Zum einen bauen sich nicht alle kognitiven Funktio-nen ab sondern vornehmlich die als bdquofluide Intelli-genzldquo bezeichneten Sie kommen bei der Loumlsung neuer Aufgaben zum Zuge bei denen nicht auf

fruumlhere Lernerfahrungen zuruumlckgegriffen werden kann bdquoKristalline Intelligenzldquo hingegen kommt bei der Nutzung von Wissen und Erfahrung zum Einsatz und kann Einbuszligen der fluiden Intelligenz aus-gleichen Zweitens fanden fast alle einschlaumlgigen Studien im Labor statt und zielten auf die Auslotung der Grenzen kognitiver Leistungsfaumlhigkeit ab Die Moumlglichkeit zur Kompensation durch Wissen und Bildung entfaumlllt dadurch weitgehend

Lernfaumlhigkeit bleibt erhalten

Beim berufsbezogenen Lernen herrschen solche Ein-schraumlnkungen nicht Lernende koumlnnen ihren Lern-prozess hinsichtlich Lernzielen und Lernzeit (mit) bestimmen und dadurch kognitive Einbuszligen ausgleichen Die Laborbefunde zum Altersabbau betreffen so gesehen nur einen kleinen Ausschnitt des Lernens Aus kognitiver Sicht laumlsst sich also festhalten dass die Lernfaumlhigkeit aumllterer Mitarbeiter waumlhrend ihres gesamten Berufslebens erhalten bleibt

Lernfaumlhigkeit ist aber nicht gleich Lernbereitschaft Diese haumlngt wesentlich von einer spezifischen Lern-kompetenz ab Sie ist nicht auf bestimmte Fachge-biete beschraumlnkt und umfasst die drei Ebenen

bullLernorientierung Die Effizienz des Lernen wird davon beeinflusst ob man Lernen als gestaltbare Aktivitaumlt begreift oder als dozentengesteuerte Anhaumlufung von Faktenwissen auf Vorrat bullLernkontrolle Nachhaltig lernen kann nur wer sich dem eigenen Lernbedarf angemessene Lernziele setzt und den Lernfortschritt im Hin-blick auf diese Ziele fortlaufend uumlberpruumlft bullLerntechniken Sie dienen dazu Wissen lang-fristig im Gedaumlchtnis zu verankern und um-fassen vielfaumlltige Methoden der Visualisierung und Konzeptbildung

Lernkompetenz ist kein Talent sondern eine lern- und trainierbare Fertigkeit Sie kann durch gezielte Personalentwicklung und ein stimmiges betriebliches Umfeld mit foumlrderlichem Lernklima aufgebaut und erhalten werden Umgekehrt kann sie als Folge laumlnger dauernder bdquoLernentwoumlhnungldquo verloren gehen Dies haumlngt nicht zuletzt damit zusammen dass in vielen Unternehmen die Weiterbildungsteil-

27 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

nahme jenseits des vierzigsten Lebensjahres schlag-artig sinkt ndash was Lernentwoumlhnung natuumlrlich foumlrdert Auch herrscht fuumlr Aumlltere vielfach insofern ein unguumln-stiges Lernklima als nicht wenige Personalverant-wortliche Aumllteren nur geringe Lernfaumlhigkeit und Veraumlnderungsbereitschaft zutrauen Derlei Vorbe-halte schlagen sich bei Beschaumlftigten in Zweifeln an ihrer eigenen Lernfaumlhigkeit und an der Trainier-barkeit ihrer Fertigkeiten nieder Ein Mangel an Lernkompetenz erklaumlrt moumlglicherweise auch den vielfach replizierten Befund dass aumlltere Beschaumlftigte im Vergleich zu ihren juumlngeren Kollegen schlechtere Leistungen in der berufsbezogenen Weiterbildung zeigen

Unsere Forschung zeigt dass ndash unabhaumlngig vom Alter ndash Beschaumlftigte mit houmlherer Lernkompetenz einen signifikant houmlheren Lernerfolg angeben als Beschaumlftigter geringerer Kompetenz Bei Beschaumlftig-ten uumlber 50 Jahren faumlllt der Unterschied im Lernerfolg am deutlichsten aus Houmlhere Lernkompetenz geht mit houmlherer Weiterbildungsteilnahme einher um-gekehrt berichteten Beschaumlftigte mit geringerer Lernkompetenz uumlber groumlszligere Schwierigkeiten bei der Planung der eigenen Weiterbildung und houmlheren Unterstuumltzungsbedarf

Unter dem Strich zeigen unsere Untersuchungen dass die Erfassung der Lernkompetenz ein wichtiger Schritt ist im Rahmen von Strategien zur quantitativen und qualitativen Verbesserung der Weiterbildungs-beteiligung aumllterer Beschaumlftigter Dies laumlsst sich zur Konzeption von Lernkompetenz-Workshops nutzen mit denen das Lernverhalten gezielt optimiert werden kann Ansatzpunkt einschlaumlgiger Trainings ist die Lernkontrolle die sich in unseren Untersuchungen als trennscharf zwischen kompetenten und weniger kompetenten Lernern erwies Hoher Lernkontrolle also der Fertigkeit angemessene Lernziele zu setzen und das Lernen im Hinblick auf diese Ziele zu steuern kommt das groumlszligte Gewicht fuumlr den Lernerfolg zu Darin liegt auch der Grund dass vornehmlich auf die Vermittlung von auf Lernstrategien ausgerichtete Trainings und primaumlr auf die Staumlrkung der Lernmo-tivation abzielende Trainings gleichermaszligen zu kurz greifen und nur die integrierte Ansprache beider Ebenen nachhaltiges karriereweites und -langes Lernen gewaumlhrleistet

Prof Dr Christian Stamov-Roszlignagel Jacobs Centre on Lifelong Learning Jacobs University wwwjacobs-universitydedirectory10028

28 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Qualifizierung mit System ausbauen -Weiterbildung und bdquoeQualificationldquo

Digitale Medien und bdquoeQualificationldquo als die Lernformen des neuen Jahrtausends prokla-miert standen anfangs fuumlr kostenguumlnstiges und effektives Lernen technische Loumlsungen ruumlckten in den Mittelpunkt der Diskussion doch nach dem ersten Boom kam die ernuumlch-terung Die Lerner wuumlrden das Medium nicht akzeptieren der Lernerfolg sei anzuzweifeln der finanzielle Vorteil ebenso

Anstelle der technokratischen Schwerpunktsetzun-gen widmete man sich in der Folgezeit verstaumlrkt den lern- und bildungstheoretischen Aspekten und dem Potenzial multimedialer Lernkonzepte fuumlr eine zukunftsfaumlhige berufliche Kompetenzentwicklung Angesichts der in den letzten Jahren wieder deutli-chen Zuwachsraten des Lernens mit neuen Medien am Arbeitsplatz stellte sich die Frage nach der Bedeu-tung dieser Medien fuumlr die Weiterbildung und nach ihrem Einfluss auf deren soziale und didaktische Zielsetzungen

weiterbildung und soziale selektion

Die Entwicklung von der Industrie zur Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft fuumlhrt auch zu einem Wandel der Organisation in den Unternehmen die auch zu neuen Arbeits- und Organisationskonzepten fuumlhren wobei wir wahrscheinlich erst am Anfang dieses Wandlungsprozesses stehen Die Folge ist dass Weiterbildung und berufliche Qualifizierung gegenwaumlrtig einen Wandlungsprozess durchlaufen der Ziele und Inhalte Umfang sowie Formen Methoden und Orte des Lernens gleichermaszligen erfasst Lernformen und Lernorte werden pluraler und vielfaumlltiger und gehen mit einem quantitativen Zuwachs und einer qualitativen Veraumlnderung der Bedeutung des Lernens im Unternehmen einher

Die Nachfrage nach eLearning-Konzepten und neuen Medien in der Weiterbildung unterliegt durch neue Arbeitsformen wie rechner-und internetgestuumltzte Facharbeit und Dienstleistungen und den daraus resultierenden Kompetenzanspruumlchen einer auszliger-ordentlichen Dynamik Gleichzeitig haben Aufwen-dungen und Teilnehmerzahlen die Weiterbildung

zum groumlszligten Bildungsbereich gemacht Von den Auf-wendungen von 35 Mrd Euro pro Jahr entfallen 167 Mrd auf die Unternehmen incl die des oumlffentlichen Dienstes 138 Mrd auf Einzelpersonen 42 Mrd auf die Bundesagentur fuumlr Arbeit und 04 Mrd auf den Staat Im europaumlischen Vergleich liegt die Teilnahme-quote an der formellen betrieblichen Weiterbildung mit 30 der Erwerbstaumltigen im Jahr 2005 im Mittel-feld Im Vergleich liegt die Teilnahmequote in Frank-reich mit 46 und Tschechien mit 59 houmlher die von Polen mit 21 und Griechenland mit 14 niedriger

Entscheidend fuumlr die oumlkonomische qualifikatorische soziale und personale Funktion der Weiterbildung ist aber die Frage der Teilhabe an Weiterbildung der Wei-terbildungsbeteiligung Hier zeigt sich der stark sozial ausgrenzende Charakter der Weiterbil-dung die Selektivitaumlt und Ungleichheit von Chancen

bull28 der Weiterbildungsteilnehmer haben Hauptschulabschluss 47 einen mittleren Abschluss 59 AbiturFachhochschulreife bull23 sind ohne Berufsausbildung aber 62 mit Hochschulabschluss bull31 sind Arbeiter 68 Beamte bull44 gehoumlren der Gruppe der 19ndash34-Jaumlhrigen an 31 der Gruppe der 50-64 Jaumlhrigen

Qualifizierung mit system und bdquoeQualificationldquo ausbauen

Die Weiterbildungsbeteiligung haumlngt also entschei-dend von der beruflichen Qualifikation und der schulischen Vorbildung ab und verstaumlrkt die im Schulsystem angelegte soziale Selektion In dieser Situation kommen die informelle Weiterbildung und damit die neuen Medien und verschiedenen Formen des eLearnings ins Spiel Die Teilnahme an Compu-terselbstlernprogrammen im Rahmen der informel-len Weiterbildung hat sich zwischen 2003 und 2007 von 8 auf 15 erhoumlht und damit fast verdoppelt In der informellen Weiterbildungskategorie Internet am Arbeitsplatz weist die Statistik eine Steigerung von 7 auf 13 aus Zudem bilden sich mit der Nut-zung von Personal-Computern rechnerintegrierten Arbeitssystemen und dem Intranet zunehmend vir-tuelle Lernorte in Unternehmen heraus Beschaumlftigte nutzen in wachsendem Maszlige multimediale und inter-aktive Bildungsangebote und koumlnnen an

29 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

kooperativen Lehr-Lern-Arrangements teilnehmen Neue Medien und die damit verbundenen Lerntech-nologien wie Tele-Teaching und Tele-Coaching erlei-chtern und foumlrdern das Lernen in der Arbeit und in vernetzten Lernortstrukturen

Die informelle Weiterbildung verzeichnet seit Jahren erhebliche Zuwaumlchse obwohl die Teilnahme der Erwerbstaumltigen hier mit 61 im Jahre 2003 und mit 68 im Jahre 2007 schon annaumlhernd doppelt so hoch liegt wie die an der formellen Weiterbildung Damit ist die informelle Weiterbildung im Sinne von bdquoArbeit als zweite Chanceldquo und als Moumlglichkeit zu sehen der wachsenden Selektion in Weiterbildung und Weiter-bildungsteilnahme zu begegnen Dies ist allerdings kein Selbstlaumlufer denn auch bei der Teilnahme an der informellen Weiterbildung zeigt sich die Abbild-ung und Verlaumlngerung sozialer Ungleichheit Not-wendig ist eine strukturelle und im Weiterbildungs-system abzusichernde Foumlrderung von bildungsbe-nachteiligten Gruppen In diesem Sinne sind abschlieszligend vier Thesen und Optionen formuliert

bullInformelles Lernen wird im Beruf zunehmend wichtiger dabei kommt dem Lernen mithilfe neuer Medien durch die Verdoppelung in den letzten vier Jahren bei computergestuumltzten Selbstlernprogrammen und Internet-Lernen am Arbeitsplatz eine zentrale Rolle zu bullVirtuelle Lernorte verbinden formelle und informelle Weiterbildung diese Lernorte auf informations- und kommunikationstechno-logischer Basis ergaumlnzen die pluralen Lernorte von Qualifizierungsverbuumlnden und Qualifizier-ungsnetzwerken zunehmend bullNeue Medien eroumlffnen lern- und bildungsthe-oretisch verbesserte Zugaumlnge zum bdquolebenslan-gen Lernenldquo und zur bdquoBildung fuumlr alleldquo voraus-gesetzt sie werden didaktisch-methodisch und institutionell eingebettet und sind nicht einsei-tig auf Selbstorganisation und Individualisierung gerichtet bullWeiterbildung ist als vierte und umfassendste Saumlule des Bildungssystems auszubauen und verstaumlrkt gesetzlich zu rahmen wobei das in-formelle Lernen uumlber verbindliche Anerken-nungen als Beitrag zur Chancengleichheit in beruflichen Bildungswegen im Sinne einersbquo bdquozweiten Chanceldquo zu nutzen ist

Prof Dr Peter Dehnbostel Helmut-Schmidt-Universitaumlt Hamburg wwwhsu-hhdedebo

30 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Aufbau eines Online-Berichtshefts und Kompetenz-portfolios in den dualen Ausbildungsberufen

Die duale Berufsausbildung in Deutschland stellt ein erfolgsmodell dar und genieszligt auch

international hohes Ansehen Mehrere aktu-elle studien zeigen Maumlngel in der Qualitaumlt der dualen beruflichen Ausbildung auf nach einer repraumlsentativen umfrage des Bundesin-stituts fuumlr Berufsbildung (BIBB) kritisieren die Auszubildenden insbesondere die Qualitaumlt der kooperation der Lernorte Betrieb und schule oft ist es den Auszubildenden selbst uumlberlassen erfahrungen aus der betrieblichen und schulischen Ausbildung miteinander zu verknuumlpfen

Bei der mangelnden Abstimmung zwischen den Lern-orten handelt es sich jedoch weniger um ein Problem auf der Ebene der Ausbilder und Berufsschullehrer sondern eher um ein strukturelles Defizit der dualen Berufsausbildung Es mangelt vor allem an systema-tischer Information um ein gegenseitiges Abstimmen in der dualen Ausbildung gewaumlhrleisten zu koumlnnen

Es bedarf geeigneter Instrumente um eine staumlrkere Zusammenarbeit und die Abstimmung zwischen den betrieblichen und schulischen Ausbildern aber auch zwischen dem Auszubildenden und seinem Ausbilder zu ermoumlglichen Gegenwaumlrtig uumlbernimmt ausschlieszlig-lich der papierbasierte Ausbildungsnachweis das sogenannte Berichtsheft diese Funktion Da es sich hierbei um eine zeit- und ortsabhaumlngige Informa-tionsbasis handelt koumlnnen sich Probleme ergeben

Beispielsweise kann der Ausbilder anhand des Ausbildungsnachweises erst nach dem Abschluss eines Ausbildungsturnus feststellen mit welchen Themen sich der Auszubildende auseinanderge-setzt hat In der Folge sind klare und aufeinander abgestimmte Lernprozesse erschwert was nicht selten zu erheblichen Abstimmungsprozessen innerhalb der Ausbildung fuumlhrt

online-Ausbildungsnachweis

Unter dem Titel bdquoBLok ndash Online-Berichtsheft zur Staumlrkung der Lernortkooperationldquo verfolgt das Insti-tut fuumlr Berufspaumldagogik der Technischen Universitaumlt

Dresden das Ziel mit dem Einsatz von Web 20- Technologien die Lernorte der dualen Berufsausbil-dung zu verzahnen Im Rahmen dieses durch das BMBF gefoumlrderten Forschungs- und Entwicklungs-projektes werden bereits bestehende Ressourcen genutzt um das rechtsverbindliche Instrument bdquoBerichtsheftldquo welches in seiner gegenwaumlrtigen Form lediglich als Rechtfertigungsinstrument dient zu einem Qualitaumltsentwicklungsinstrument auf der Grundlage einer geeigneten mediendidaktischen Konzeption auszubauen

Der Schwerpunkt des Projektes liegt in der Entwick-lung Erprobung und Evaluation eines Online-Ausbildungsnachweises auf der technischen Basis eines Weblogs als persoumlnliches Lerntagebuch Dieses Online-Lerntagebuch fuumlhrt der Berufsschuumller regelmaumlszligig und kann von seinem Ausbilder und Berufsschullehrer jederzeit und vor allem unabhaumln-gig vom aktuellen Lernort des Berufsschuumllers einge-sehen werden Auf diese Weise werden die Lernorte der Berufsausbildung im dualen System durch den Online-Ausbildungsnachweis miteinander gekoppelt und so eine gemeinsame Informationsbasis fuumlr die Partner der dualen Berufsausbildung geschaffen Diese Staumlrkung der Lernortkooperation erzeugt eine Transparenz der Ausbildungsinhalte und soll zu einer verbesserten Abstimmung selbiger an den Lernorten fuumlhren

Funktionsbereiche und Potenziale

Der Online-Ausbildungsnachweis verfuumlgt uumlber zwei Funktionsbereiche

bullBerichtsheftfuumlhrung in Form eines Weblogs Wie bei der klassischen Form des Berichtsheftes uumlblich dokumentiert der Auszubildende auch in der online-basierten Form regelmaumlszligig den zeit-lichen und sachlichen Ablauf der Berufsaus-bildung Der Technologie eines Weblog ent-sprechend fuumlhrt der Auszubildende sein Lern-tagebuch als Online-Berichtsheft welches durch die Ausbilder online kommentiert werden kann Durch die Moumlglichkeit von Anmerkungen zu den Eintraumlgen des Auszubildenden werden Feedback-prozesse angeregt und folglich der Dialog zwi-schen Auszubildendem und Ausbilder gestaumlrkt

31 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

bullDarstellung der erworbenen Qualifikationen in Form eines Kompetenzportfolios Neben der Dokumentation des sachlichen und zeitlichen Ablaufes im Berichtsheft ist es dem Auszubildenden moumlglich die dokumentierten Taumltigkeiten zu verschlagworten In Form eines Auswahlmenuumls werden die zu erlangenden Faumlhigkeiten und Fertigkeiten eines Ausbildungs-berufes aufgelistet und von dem Auszubildenden verschlagwortet (sogenanntes Tagging) Anschlieszligend wird durch eine entsprechende Visualisierung (z B in Form einer Tagcloud d h einer Schlagwortwolke) der eigene Entwicklungs-stand dargestellt Die Tagcloud enthaumllt alle bis-her verwendeten Schlagworte Durch die damit erzeugte Transparenz koumlnnen Auszubildende und Ausbilder den Ist-Stand der beruflichen Handlungsfaumlhigkeit einschaumltzen und auch Handlungsbedarfe ableiten In Ergaumlnzung zu der geschlossenen Form des Kompetenzport-folios ist es in der offenen Form vorgesehen aus-bildungsrelevante Dokumente (wie Zertifikate etc) und Erfahrungsberichte abzulegen und so Erfahrungen aus der Ausbildungspraxis zu dokumentieren

Fazit

Das Projekt BLok traumlgt durch die Digitalisierung und Weiterentwicklung des klassischen Berichtsheftes auf Grundlage von Web 20-Technologien zur Ver-zahnung der Lernorte sowie zur Qualitaumltssicherung und -entwicklung in der dualen Berufsausbildung bei BLok unterstuumltzt dabei eine nachhaltige Integ-ration digitaler Medien auf struktureller Ebene in die Berufsausbildungspraxis

Professor Thomas Koumlhler Technische Universitaumlt Dresden wwwblok-onlineorg

32 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

beroobi ndash erlebe Berufe online Das interaktive Jugendportal zur Berufswahl

trotz der vielfaumlltigen Moumlglichkeiten sich Infor-mationen zu beschaffen haben viele Jugend-liche nach wie vor Probleme sich hinsichtlich ihrer beruflichen zukunftsplanung zu orien-tieren oftmals bleibt ihre Ausbildungswahl einseitig und sie nehmen die chancen des derzeitigen Ausbildungs- und Arbeitsmarktes nur bedingt wahr

Das Wissen uumlber die Bandbreite aktueller Ausbildungs-berufe und speziell jener die auch zukuumlnftig Chancen auf dem Arbeitsmarkt bieten ist fuumlr die Berufswahl entscheidend Junge Frauen und Maumlnner mit niedri-geren Schulabschluumlssen sind dabei eine besondere Zielgruppe beroobi ist ein Kunstwort das sich aus Ber-ufs-bi-ld ableitet und bdquoooldquo wurde von Google abgeschaut beroobi bietet den jungen Frauen und Maumlnnern Interaktionsmoumlglichkeiten an die einen attraktiven Einstieg in das Thema Berufswahl ermoumlglichen

Hierfuumlr wird ein interaktives Online-Portal aufgebaut in dessen Mittelpunkt interessante und zukunfts-weisende Ausbildungsberufe fuumlr eine spielerische Erkundung stehen Die Berufsbilder sind multimedial-interaktiv aufbereitet und geben realistische Einblicke in den Berufsalltag Junge Frauen und Maumlnner die bereits in ihrem Beruf arbeiten stellen diese den Nutzern anschaulich vor und lassen sie entdeckend und ausprobierend daran teilhaben Alle wichtigen Aspekte eines Berufs werden aufgegriffen Taumltig-keiten Tagesablaumlufe Erlaumluterungen zu wichtigen Voraussetzungen Erklaumlrungen zu Anforderungen in der Ausbildung sowie das Aufzeigen von Perspek-tiven fuumlr weitere Fortbildungs- und Weiterbildungs-moumlglichkeiten und weiterfuumlhrende Links

Eine leichte und schnelle Orientierung wird dadurch erleichtert dass jedem Berufsbild der gleiche Aufbau und aumlhnliche Interaktionsmoumlglichkeiten zugrunde liegen Bei der Auswahl der Berufe werden bewusst Ausbildungsberufe aus Zukunftsbranchen und Innovationsbereichen (Industrie Handwerk Bau Naturwissenschaften Technik und Informations-technologie) in den Blick genommen

Interaktiver Ansatz mit hohem Akzeptanzwert

Ziel des didaktisch-methodischen Konzepts von beroobi ist es junge Menschen durch neue Ansaumltze zum selbst gesteuerten Entdecken und Ausprobieren im Netz anzuregen und einen persoumlnlichen Bezug zum Thema Berufswahl herzustellen Hierfuumlr setzt das Projekt auf verschiedene Kriterien die in der Umsetzung des Angebots konsequente Beruumlcksich-tigung finden

bullVielseitigkeit Selbststeuerbare Video- und Audiosequenzen Fotoshows und animierte Grafiken bieten anschauliche und vielseitige Formen der Informationsdarstellung Einge-bunden sind diese in eine Flash-Umgebung die auch als Web-Applikation unabhaumlngig von beroobi als Stand-alone-Applikation in eine Web-seite integriert werden koumlnnen bullInteraktion Verschiedene Interaktionstools ermoumlglichen eine direkte und aktive Teilnahm am Angebot Selbsteinschaumltzungen Umfragen und Wissenstests animieren zur spielerischen und entdeckenden Auseinandersetzung mit Inhalten bullIdentifikation Junge Profis aus der Praxis stellen vor Ort ihren Arbeitsplatz und ihr Arbeitsleben vor und lassen die Nutzerinnen und Nutzer uumlber Film und Audio daran teilhaben Der Mix aus Fakten eigenen Erfahrungsberichten und Hinweisen ermoumlglicht Identifikation und Pers-pektivenwechsel bullVerstaumlndlichkeit Das Angebot setzt konsequent auf jugendgerechte Sprache intuitive Benutzer-fuumlhrung und kleine verstaumlndliche Informations-einheiten sodass auch Jugendliche mit weniger Interneterfahrung gut damit zurechtkommen koumlnnen bullAuthentizitaumlt Jedes Berufsbild ist individuell gestaltet und lebt von der Authentizitaumlt seiner realen Hauptperson Dieses unverwechselbare bdquoGesichtldquo sowie auch das Zu-Wort-Kommen von Betriebs-und Unternehmensverantwortlich-en Ausbildungsleitern und anderen bdquoBerufsex-pertenldquo fuumlhren zu einer hohen Akzeptanz bei Jugendlichen

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Das online-Portal beroobide

Die Hauptintention des Online-Portals besteht darin Jugendlichen verschiedene Zugangswege zu den jeweiligen Berufsbildern zu ermoumlglichen sie neu-gierig zu machen und zum bdquoHineinklickenldquo anzu-regen Im Mittelpunkt von wwwberoobide stehen daher die Berufsbilder die uumlber spezifische Beduumlrf-nisparameter ansteuerbar sind Weiterfuumlhrende Informationen zu den Berufen Interviews mit Experten spielerische Wissensabfragen und Links werden den Jugendlichen uumlber eine Informations-rubrik angeboten Ein kleiner Community-Bereich ermoumlglicht weitere Orientierungshilfe Dort steht ein moderiertes Forum fuumlr Fragen und Hinweise bereit eine Merkliste fuumlr das Speichern von Berufs-bildern sowie die Verlinkung auf Freunde und deren Profile Uumlber Features wie bdquoWie steht mir der Berufldquo koumlnnen eigene Fotos hochgeladen werden welches die Nutzerinnen und Nutzer automatisch in verschiedene Arbeitsbekleidungen hineinsetzt und in eine Galerie speichert

zielgruppe

Primaumlre Zielgruppe von beroobi sind Jugendliche der Altersgruppe 14 bis 20 Jahre aller Schulformen die sich im Prozess der Berufsfindung und Berufsorien-tierung befinden Neben Schulabgaumlngern sind des-gleichen all diejenigen angesprochen die bereits eine Berufsausbildung begonnen abgeschlossen oder auch abgebrochen haben und sich weiter bzw neu orientieren moumlchten Wichtige Ansprech-partner sind daher auch paumldagogische Fachkraumlfte die in vielen Faumlllen beroobi bei der jugendlichen Zielgruppe bekannt machen

kooperation und Vernetzung

Das Projekt beroobi versteht sich als bdquoTuumlroumlffnerldquo zu bereits bestehenden Angeboten im Bereich Berufso-rientierungberufliche Bildung und lebt daher von dem vielseitigen Austausch und der Zusammenarbeit mit diesen Dazu zaumlhlen unter anderem vor allem Verbaumlnde Innungen Kammern die Agentur fuumlr Arbeit das Bundesinstitut fuumlr Berufsbildung Schulen Berufsschulen Bildungstraumlger Gewerkschaften so-wie vor allem auch Wirtschaftspartner Betriebe und Unternehmen

Silke Niemann Schulen ans Netz e V wwwberoobide und wwwschulen-ans-netzde

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Erstellung digitaler eLearning-Module durch Aus-zubildende im Handwerk

Das Internet hat uns in ein neues Jahrtausend

gefuumlhrt ein Jahrtausend in dem das wissen der welt raumlumlich und zeitlich unabhaumlngig

verfuumlgbar ist und aus immer groumlszligeren Daten-banken abgerufen werden kann eine solche entwicklung macht auch vor dem system der dualen beruflichen erstausbildung im hand-werk nicht halt und beschaumlftigt seit vielen Jahren die vorausschauende wissenschaft aber auch die Praxis

Im Kern geht es bei den Uumlberlegungen um die Einfuumlhr-ung von eLearning-Szenarien Die Bemuumlhungen zielen hier zum einen auf die oumlkonomische Optimie-rung (beliebiger Einstiegszeitpunkt in Qualifizierungs-maszlignahmen Optimierung der Lehrer-Schuumller-Relation) zum anderen aber auch auf die didaktisch-methodische Optimierung von Bildungsprozessen wie die individuelle Foumlrderung oder Flexibilisierung

Bei allen Bemuumlhungen mit Web 10-gestuumltzten eLear-ning-Szenarien bleiben zahlreiche Fragen ungeklaumlrt Dies gilt besonders fuumlr den Bereich der Lehrlings-ausbildung im Handwerk Aus dem System der dualen Berufsausbildung im Handwerk d h der Kombination von betrieblicher und uumlberbetrieblicher Ausbildung und Unterricht in der Berufsschule sind bisher keine nachhaltigen Ansaumltze bekannt in denen Bildungsprozesse durch internetbasierte eLearning-Konzepte optimiert ergaumlnzt oder gar abgeloumlst werden konnten Bisher kann lediglich auf die Ergebnisse von Modellprojekten zuruumlckgegriffen werden Standar-disierte Konzepte und didaktische Ansaumltze existieren nicht Ganz zu schweigen von einer bildungstheore-tischen Verortung von eLearning-Szenarien in konventionellen Berufsbildungsprozessen

Die Vergangenheit hat gezeigt dass vor allem zwei Problemlagen die Einfuumlhrung von eLearning-Szena-rien erschweren Zum einen gibt es das Problem dass es nicht genuumlgend passgenaue digitale Lern-module fuumlr die verschiedenen Gewerke d h die Berufe im Handwerk und die daraus resultierenden Lerngruppen gibt

Hier zeigt sich die Schwierigkeit dass der produzierte eLearning-Baustein entsprechend der Lerngruppe reduziert und entsprechend der Vorstellung des Lehrers didaktisch eingebunden sein muss Zum an-deren scheitert der Einsatz kommerzieller Loumlsungen auch daran dass nicht die notwendigen Ressourcen vorhanden sind um immer wieder Lernmodule zu erwerben die den jeweils aktuellen Stand der Technik abbilden An dieser Stelle setzt das Forschungsvorhaben Didaktische Parallelitaumlt und Lernortflexibilisierung (DiPaL) an DiPaL kombiniert die klassischen Vorteile des Praumlsenzunterrichts mit den neuen Moumlglichkeiten des Web 20 mit dem Ziel Lernprozesse im Dualen System uumlber selbst produzierte E-Learnings flexibler zu machen

Lerneinheiten selber erstellen

Das Forschungsvorhaben entwickelt und untersucht dazu einen neuen subjektorientierten designbasier-ten didaktisch-methodischen Ansatz zur Lernort-kooperation Mit Hilfe spezieller Software erstellen Schuumllerinnen und Schuumller mit ihren Lehrkraumlften ihre Lerneinheiten selber bereiten sie digital auf und veroumlffentlichen sie im Netz Das Konzept des offenen Klassenzimmers basiert dabei auf der Annahme dass in jeder Schuumllerin und in jedem Schuumller auch eine Lehrerin bzw ein Lehrer steckt Das Ziel besteht darin durch eine geeignete Didaktik genau diesen Rollen-tausch vom Lernenden zum (Lern-) Lehrenden herbei-zufuumlhren Das heiszligt konkret dass die Auszubildenden die Themen des Unterrichts so aufbereiten dass digitale Lernmaterialien (Filme Texte Bilder Grafi-ken) entstehen Die dazu notwendigen Aktivitaumlten der (Lern-) Lehrenden reichen von der Anfertigung einer Handzeichnung die eingescannt wird bis zur schriftlichen Ausarbeitung eines kompletten Dreh-buchs fuumlr die Umsetzung des jeweiligen Themas in einem aufwendigen Lehrfilm Die im Unterricht erzeugten digitalen Lernmaterialien werden an-schlieszligend gemeinsam mit dem Lehrer besprochen und diskutiert ob die produzierten Lernmaterialien fachlich richtig sind Diese Besprechungen sind von groszliger Bedeutung fuumlr den Lernprozess da sich hier zeigt ob das Thema fachlich verstanden wurde

35 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Gleichzeitig hinterfragen die (Lern-) Lehrenden sich selbst und den Prozess der Materialienproduktion Hierbei gilt es z B Alternativen zur gefundenen Loumlsung aufzuzeigen oder die Sprachqualitaumlt zu beurteilen Grundsaumltzlich wird angestrebt dass die (Lern-) Lehrenden in einen kritischen Dialog unter-einander treten Die Diskussion fuumlhrt im Ergebnis zu der Entscheidung ob das produzierte Lernmaterial im Internet veroumlffentlicht wird oder nicht

Fuumlr den Bereich der dualen beruflichen Erstausbil-dung bieten die durch die Auszubildenden erstellten digitalen Lernbausteine ganz besondere Moumlglich-keiten um Ausbildungsstrukturen flexibler zu machen So wird das Forschungsvorhaben empirisch unter-suchen inwieweit die Lernbausteine dazu genutzt werden koumlnnen dass der Auszubildende krankheits-bedingte oder betriebsbedingte Fehlzeiten zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort nachholen kann Daneben erwarten die am Forschungsvorhaben beteiligten Institutionen dass uumlber die Transparenz der Inhalte eine grundsaumltzlich verbesserte Zusam-menarbeit zwischen den Berufsschullehrern und den betrieblichen bzw uumlberbetrieblichen Ausbil-dern realisiert werden kann Auch dies soll empirisch geklaumlrt werden

Neben den Untersuchungen hat das Vorhaben auch verschiedene entwicklungstechnische Ziele

bullEntwicklung von Schemata zur Integration von Programmen zur schnellen Entwicklung von Lernangeboten (Rapid-Authoring-Prozesse) in konventionelle Praumlsenzphasen bullEntwicklung und Implementierung einer Datenbank fuumlr Lehrinhalte (Learning Object Re-pository abgekuumlrzt LOR) fuumlr die Bereitstellung von Bausteinen in einem Bausteinnetzwerk des Handwerks (wwwbaustein-netzwerkde) bullEntwicklung von Organisationsstrukturen fuumlr die engere inhaltliche Zusammenarbeit der Lernorte im dualen System auf der personalen Ebene

Markus Schaumlfer Berufskolleg Maumlrkischer Kreis wwwkfz4mede und wwwdipalde

36 LIterAturhInweIse

weiterfuumlhrende Literatur (Auswahl)

Becker M Spoumlttl G (2008) Berufswissenschaftliche Forschung ndash Ein Arbeitsbuch

fuumlr Studium und Praxis Peter Lang Internationaler Verlag der Wissenschaften

Frankfurt am Main

Beicht U Krewerth A Eberhard V Granato M Viel Licht ndash aber auch Schatten

Qualitaumlt dualer Berufsausbildung in Deutschland aus Sicht der Auszubildenden

BIBB Report 92009

Dehnbostel P (2008) Berufliche Weiterbildung Grundlagen aus arbeitnehmer-

orientierter Sicht Berlin edition sigma

Dreyfus H-L Dreyfus S E (1986) Kuumlnstliche Intelligenz Von den Grenzen der

Denkmaschine und dem Wert der Intuition Reinbek Rowohlt Verlag Hamburg

Grund- und Strukturdaten gushisde 80 [12 09 2009]

Hauptverband der deutschen Bauindustrie Zahlen und Fakten

wwwbauindustriede (Stand Juni 2009)

Howe Falk Berben Thomas (2006) Lern- und Arbeitsaufgaben In Rauner Felix

(Hrsg) Handbuch Berufsbildungsforschung 2 aktualisierte Auflage Bielefeld

Bertelsmann S 383ndash390

Howe Falk Knutzen Soumlnke (2007) Die Kompetenzwerksttt Ein berufswissen-

schaftliches E-Learning-Konzept Goumlttingen Cuvillier

Knutzen Soumlnke Howe Falk E-Learning im Handwerk (2008) In Issing Ludwig

Klimsa Paul (Hrsg) Online-Lernen Weinheim Beltz-Verlag S 133ndash156

Knutzen Soumlnke Howe Falk Rapid E-Learning in der gewerblich-technischen

Ausbildung ndash Gestaltbare Lernsoftware nach dem Konzept der Kompetenz-

werksttt (2008) In Howe Falk Jarosch Juumlrgen Zinke Gert (Hrsg)

Ausbildungskonzepte und Neue Medien in der uumlberbetrieblichen Ausbildung

Bielefeld Bertelsmann-Verlag S 112ndash131

Koumlhler T Neumann J Saupe V Organisation des Online-Lernens In Issing L J

Klimsa P Online-Lernen Ein Handbuch fuumlr das Lernen mit Internet Muumlnchen

Oldenbourg 2008

Payome Thea (2006) Marktuumlbersicht Rapid E-Learning ndash aus PowerPoint-Folien

werden Lernprogramme In Hohenstein Andreas Wilbers Karl (Hg) Handbuch

E-Learning 17 Erg-Lfg Koumlln Dt Wirtschaftsdienst

Scheib T Spoumlttl G Windelband L Qualitaumlt betrieblicher Ausbilder sichern und

entwickeln ndash eine staumlndige Herausforderung In Berufsbildung in Wissenschaft

und Praxis ndash BWP 32008 S 36ndash39

Von Rosenbladt B Bilger F (2007) Weiterbildungsbeteiligung in Deutschland

Eckdaten zum BSW-AES 2007 tns infratest Muumlnchen

ZFA (Hrsg) 2009 Statistik Berufsausbildung und Fortbildung Druck und Medien

20082009 unveroumlffentlichte vorlaumlufige Fassung vom 050509

Diese Druckschrift wird im Rahmen der Oumlffentlichkeitsarbeit vom Bundesministe-

rium fuumlr Bildung und Forschung unentgeltlich abgegeben Sie ist nicht zum gewerb-

lichen Vertrieb bestimmt Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerberinnen

Wahlwerbern oder WahlhelferinnenWahlhelfern waumlhrend eines Wahlkampfes zum

Zweck der Wahlwerbung verwendet werden Dies gilt fuumlr Bundestags- Landtags- und

Kommunalwahlen sowie fuumlr Wahlen zum Europaumlischen Parlament Missbraumluchlich

ist insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen und an Informations-

staumlnden der Parteien sowie das Einlegen Aufdrucken oder Aufkleben partei-

politischer Informationen oder Werbemittel Untersagt ist gleichfalls die Weiter-

gabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung Unabhaumlngig davon wann auf

welchem Weg und in welcher Anzahl diese Schrift der Empfaumlngerindem Empfaumlnger

zugegangen ist darf sie auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden

Wahl nicht in einer Weise verwendet werden die als Parteinahme der Bundes-

regierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden koumlnnte

  • eQualification - Neue13Wege der Qualifizierung
    • Impressum
    • Gruszligwort zur Broschuumlre
    • Inhalt
    • eLearning ndash das Lernen der Zukunft
    • Aufstiegsweiterbildung in der Druck- und Medienindustrie13
    • Flexible Learning im Einzelhandel13
    • DAWINCI ndash Durchlaumlssigkeit in der Aus-und Weiterbildung in der chemischen Industrie13
    • Virtuelles Lernen auf der Baustelle ndash Villa-b13
    • Live Stream Learning ndash fuumlr mobiles und stationaumlres Lernen13
    • Rapid eLearning ndash leicht gestaltbare Lernsoftware13
    • Weiterbildung durch multimediale Lernformen13
    • Demografischer Wandel Herausforderungen und Chancen13
    • eLearning-Infrastruktur in der Altenpflege (eLiA)13
    • Entstehung von Communities am Beispiel der evangelischen 13Kirche in Deutschland
    • Lernkompetenz Schluumlssel zur Qualifizierung fuumlr Aumlltere13
    • Qualifizierung mit System ausbauen - 13Weiterbildung und eQualification
    • Aufbau eines Online-Berichtshefts und Kompetenzportfolios in den dualen Ausbildungsberufen13
    • beroobi ndash erlebe Berufe online Das interaktive Jugendportal zur Berufswahl13
    • Erstellung digitaler eLearning-Module durch Auszubildende im Handwerk13
    • weiterfuumlhrende Literatur (Auswahl)
Page 8: eQualification - Neue Medien, neue Wege der …...Mobile Devices), die wachsenden Personalisierungs-möglichkeiten des Digitaldrucks sowie der starke Trend zur Entwicklung innovativer

8 AuFstIeG Durch QuALIFIzIerunG

Flexible Learning im Einzelhandel

Der einzelhandel gehoumlrt zu den beschaumlftigungs-und ausbildungsintensivsten Branchen in Deutschland In den vergangenen Jahren wurden alle Ausbildungsstufen neu geordnet sowie Bachelor- und Masterstudiengaumlnge eingefuumlhrt Die in den neuordnungen veran-kerten Pflicht- aber vor allem wahlqualifika-tionen bieten den unternehmen und dem Lerner neue flexible Moumlglichkeiten der Gestalt-ung von Aus- und weiterbildung

Unter bdquoFlexible Learningldquo verstehen wir ein umfass-endes Konzept selbst gesteuerten Lernens das durch entsprechende Lernumgebungen durch institutio-nelle sowie institutionsuumlbergreifende Bedingungen unterstuumltzt werden soll

Projekttraumlger von bdquoFlexible Learning im Einzelhan-delldquo ist die Zentralstelle fuumlr Berufsbildung im Handel e V (zbb) Gemeinsam mit den Projektpartnern wurde uumlberlegt welche Voraussetzungen fuumlr eine nachhaltige Einfuumlhrung flexibler Lernmoumlglichkeiten geschaffen werden muumlssen Daraus wurden insgesamt acht Arbeitspakete abgeleitet

1 Analyse des Bedarfs von Lernern und unternehmen

In einer umfassenden Umfrage von Bildungsper-sonal (Berufsschullehrer Dozenten Hochschul-lehrern etc) und Lernern (von der Berufsvorbe-reitung bis zum Bachelor-Studenten) wurde unter-sucht welche Nutzungsgewohnheiten im Umgang mit den Informationstechnologien bestehen und welche Entwicklungen und An-passungen des Bildungsprozesses nach Meinung der Befragten notwendig sind Auch der Bedarf der befragten Lerner fuumlr die eigene Aus- und Weiterbildung wurde erhoben Die Ergebnisse sind uumlber die Projektwebsite abrufbar (wwwflexible-learningde)

2 recherche bereits vorhandener Lehr- und Lernmaterialien entsprechend den neuen Verordnungen

Basis fuumlr die Einfuumlhrung von Flexible Learning ist der Einsatz zeitgemaumlszliger und bedarfsgerechter

Lehr- und Lernmaterialien Deshalb wurde eine Datenbank als Unterstuumltzung fuumlr das Bildungs-personal und die Lerner erstellt uumlber die ca 400 aktuelle Materialien fuumlr die Aus- und Weiter-bildung im Einzelhandel abrufbar sind Die Datenbank ist ebenfalls uumlber die Projektwebsite oder unter wwwzbbde aufrufbar

3 und 5 entwicklung und erprobung von eLearning-Modulen zu ausgewaumlhlten themen entlang der verschiedenen Aus- und weiterbildungslevel

Um eine vertikale Vernetzung uumlber die einzelnen Ausbildungsstufen von der Berufsvorbereitung bis zum Bachelor zu erreichen werden auszligerdem kompetenz-und handlungsorientierte eLearning-Module zu den Themenschwerpunkten Marke-ting und Warenwirtschaft entwickelt Erprobt werden sie an unterschiedlichen Lernorten (Berufs-kolleg Bildungseinrichtungen des Handels Fach-hochschule und in Handelsunternehmen) ein-gebettet in unterschiedliche Lernszenarien

4 entwicklung eines zertifizierungsmodells

Ein Schwerpunkt bei der Entwicklung der eLear-ning-Module ist auszligerdem die Anrechenbarkeit der Qualifizierung in Form von Teilzertifikaten Ziel ist es ein Zertifizierungsmodell zu entwickeln das die Durchlaumlssigkeit zwischen den einzelnen Qualifizierungsstufen foumlrdert

6 und 7 entwicklung und erprobung eines Qualifizierungskonzeptes fuumlr Ausbilder Dozenten Berufsschullehrer und Fuumlhrungs-kraumlfte mit Personalverantwortung

Um flexibles Lernen zu ermoumlglichen muumlssen Rah-menbedingungen geschaffen werden die die flexible und kreative Nutzung und Weiterentwick-lung der vorhandenen Instrumente ermoumlglichen Wichtigste bdquoRahmenbedingungldquo ist dabei die Akzeptanz und kompetente Anwendung durch das Bildungspersonal Um die Nachhaltigkeit des Projektes und des damit verfolgten Projektansat-zes zu gewaumlhrleisten wird deshalb ein Qualifizier-ungskonzept fuumlr das Bildungspersonal entwickelt und erprobt dessen Schwerpunktthemen Selbst-lernkompetenz eLearning kritisches Denken und Selbstreflexion sein werden

9 AuFstIeG Durch QuALIFIzIerunG

8 entwicklung und etablierung einer kommunikationsplattform als Vernetzungs-instrument aller Bildungsbeteiligten

Ziel ist es mithilfe einer Kommunikationsplattform das selbstorganisierte formelle aber vor allem informelle Lernen zu unterstuumltzen und zu foumlrdern soziale Kontakte mit Gleichgesinnten zu orga-nisieren und den erfolgreichen Abschluss der unterschiedlichen Qualifizierungen sicher zu stellen

Beispiel eLearning-Modul Bachelor ndash Marktforschung

Um selbst gesteuertes und handlungsorientiertes Lernen zu unterstuumltzen und zu foumlrdern wurde ein didaktisches Konzept entwickelt das den Lernenden zu einer aktiven und intensiven Auseinandersetzung mit praxisorientierten Situationen und Sachverhalten herausfordert Im Mittelpunkt der eLearning-Module stehen komplexe betriebliche Lernsituationen die selbststaumlndig geloumlst werden koumlnnen Mithilfe von Zusatzinformationen didaktischen Feedbacks und einem umfassenden Glossar wird der Lernerfolg unterstuumltzt

So geht es beispielsweise in dem Modul Marketing Marktforschung fuumlr das Bachelor-Studium darum welche Rolle Marktforschung fuumlr einen Weinfach-haumlndler spielt Ein kleines inhabergefuumlhrtes Geschaumlft will aus einer 1b-Citylage in das Einkaufscenter am Stadtrand umziehen Der Lernerdie Lernerin muss pruumlfen ob der Haumlndler den Umzug wirklich wagen kann und das neue Geschaumlft ausreichende Chancen am Markt hat In drei Lernsituationen werden die Entwicklung von Einzelhandel und Konsum von City und Umland und die Potenziale des Einkaufs-centers untersucht um eine erste Berechnung des moumlglichen Marktpotenzials vorzunehmen In einem zweiten Schritt wird uumlberlegt wie der Haumlndler sich am Weinmarkt positionieren und welche Zielgruppen er ansprechen muss um am neuen Standort erfolg-reich zu sein Ergaumlnzt wird dies von einer SWOT-Analyse mit der die Staumlrken und Schwaumlchen des Haumlndlers erfasst werden

Die SWOT-Analyse hilft Aussagen zu treffen welche Staumlrken des Haumlndlers weiter ausgebaut werden muumlssen und wie die Schwaumlchen kompensiert werden koumlnnen Im dritten und letzten Schritt stellt der

Gabriele Lehmann Geschaumlftsfuumlhrerin der Zentralstelle fuumlr Berufsbildung im Handel (zbb) wwwflexible-learningde

Lernerdie Lernerin eine Wirtschaftlichkeitsberech-nung sowie eine Best-Case- Worst-Case-Betrachtung an Sie dient als Grundlage um eine abschlieszligende Entscheidung zu treffen ob der Umzug des Weinfach-haumlndlers von der City in das Einkaufscenter am Stadt-rand sinnvoll ist und Aussicht auf Erfolg hat

10 AuFstIeG Durch QuALIFIzIerunG

DAWINCI ndash Durchlaumlssigkeit in der Aus- und Weiter-bildung in der chemischen Industrie

ziel des Projektes DAwIncI ist es am Beispiel der chemischen Industrie ein konzept zur Anschlussfaumlhigkeit beruflicher kompetenzen und Qualifikationen zu entwickeln

Bei DAWINCI steht der Weg von der Berufsvorberei-tung uumlber die duale Ausbildung zum Chemikanten und den Laborberufen bis hin zum Industriemeister Chemie bzw Chemietechniker im Fokus Daruumlber hinaus werden Handlungsempfehlungen fuumlr den Uumlbergang in ein Hochschulstudium und die Aus-bildung zum ersten akademischen Grad (Bachelor) erarbeitet Die ausgewaumlhlten Berufsbilder sind von zentraler Bedeutung fuumlr die Chemiebranche

Aufbauend auf den Erfahrungen und Ergebnisse des Projektes E-Learning in Chemieberufen (ELCH) von 2005 bis 2007 greift das groszlig angelegte Qualifizier-ungs- und Organisationsprojekt DAWINCI uumlber seine Partner in der chemischen Industrie direkt in alltaumlg-liche Bildungsprozesse ein Gemeinsam mit den Un-ternehmen Evonik Bayer Industriepark Wolfgang Provadis dem Verein Chemkom der Universitaumlt Paderborn und dem Lern-medien Spezialisten Creos entstehen in den naumlchsten drei Jahren Strategien und digitale Lerninhalte zur besseren Durchlaumlssig-keit bzw Anschlussfaumlhigkeit von Kompetenzen und Qualifikationen in der Aus-und Weiterbildung Neben dem ausbildungsstaumlrksten Beruf dem Chemikanten geht es um die Laborberufe wie Chemie- Biologie- und Lacklaborant sowie den Industriemeister Chemie und den Chemietechniker Der Bachelor zB im Studiengang Verfahrenstechnik oder Chemie bietet dann die Fortsetzung in den akademischen Bereich

Im Rahmen von DAWINCI analysieren die Partner Berufsbiografien um nicht nur fuumlr idealtypische Karrierewege Loumlsungen anzubieten sondern Bruumlcken auch fuumlr bdquounterbrochene Lernwegeldquo und Querein-steiger zu schaffen Die dafuumlr notwendigen Instru-mente muumlssen die im Berufsalltag erworbenen Leistungen transparent und berufsuumlbergreifend vergleichbar machen um die noumltige Anerkennung von Kompetenzen und Qualifikationen in die Praxis umzusetzen

Mithilfe eines berufsbilduumlbergreifenden Kompetenz-rasters wird es moumlglich Karrierewege zu beschleu-

nigen da einerseits Redundanzen vermieden werden und andererseits vergleichbare Kompeten-zen fuumlr den jeweils angestrebten Abschluss wirksam werden koumlnnen

Um die Anschlussfaumlhigkeit der verschiedenen Qualifi-kationsstufen zu verbessern durchlaumluft das Projekt drei Stufen

1 Identifizierung anschlussrelevanter Lerninhalte

Um anschlussrelevante Lerninhalte zu identifizieren werden die Curricula der Berufe analysiert insbeson-dere im Hinblick auf Uumlberlappungsbereiche und Doppelaufwendungen im beruflichen Aufstieg Auszligerdem werden typische Entwicklungspfade von Beschaumlftigten in den entsprechenden Berufen auf die fuumlr den Aufstieg wesentlichen Qualifikationen hin analysiert Die Kenntnis der bdquoBildungsbiografienldquo hilft das System der Anerkennung und Anrechenbar-keit an die Beduumlrfnisse der Praxis anzupassen Dabei muumlssen z T auch verwandte Kompetenzen aus benachbarten Berufsfeldern erfasst und Uumlbergaumlnge fuumlr die entsprechende Anerkennung im neuen Kon-text definiert werden

2 erarbeitung entsprechender elektro-nischer Lernbausteine und Integration in eine Lehr- und Lernumgebung

Auf der Basis Analyseergebnisse werden von den Pro-jektpartnern elektronische Lernbausteine erarbeitet Jeder Baustein ist horizontal uumlber verschiedene Berufs-bilder sowie vertikal uumlber verschiedene Berufsab-schluumlsse und Fortbildungen differenziert die fuumlr verschieden hohe Qualifikationsniveaus stehen Bei der Umsetzung der Lernmedien werden die Erfahr-ungen aus der erfolgreichen tausendfachen Nutzung der Elch-Module herangezogen Attraktivitaumlt fach-liche Stimmigkeit und Bedienkomfort haben oberste Prioritaumlt um den Einsatz in unterschiedlichsten Lernszenarien des Berufsalltags so leicht wie moumlglich zu gestalten Als Lernumgebung wird eine zu den Bausteinen kompatible virtuelle Plattform genutzt auf der Lernende von unterschiedlichen Standorten und mit unterschiedlichen Kompetenzbiografien fuumlr jeweils eine Ausbildungseinheit zusammengefuumlhrt werden Um moumlglichen Problemen des isolierten

11 AuFstIeG Durch QuALIFIzIerunG

Lernens entgegenzutreten wird die Plattform um kooperative Funktionalitaumlten (bdquoWeb20ldquo-Funktiona-litaumlten sowie ePortfolios) erweitert die die Teilneh-mer in ihrer Zusammenarbeit aktiv unterstuumltzen Lehrende und Ausbildende werden in verschiedenen Nutzungsszenarien eingefuumlhrt um sicherzustellen dass die Inhalte in unterschiedlichen Lernzusammen-haumlngen (on-the-job Classroom-Training verteiltes Lernen etc) genutzt werden koumlnnen

3 kreditierung der Lernbausteine und entwicklung eines rahmens zu deren berufsuumlbergreifenden erfassung und Anrechnung

Die Lernbausteine werden von den Projektpartnern je nach inhaltlicher Bedeutung und absolviertem Level gutgeschrieben Als Erfassungs- und Anrech-nungssystem fuumlr erworbene Credit Points wird auf der Grundlage der analysierten Curricula und Berufs-biografien ein berufsuumlbergreifendes computer-gestuumltztes Kompetenzraster aufgebaut Die individu-ellen Lernerfolge der Teilnehmer werden ndash zusammen mit ihren bereits vorhandenen Kompetenzen ndash in elektronischen Mappen die sowohl die Lernbiografie als auch die Leistungsnachweise (Portfolios) enthalten die zu dem Kompetenzraster kompatibel sind dokumentiert Die im Raster dokumentierten betriebsbezogenen Kompetenzen sollen schlieszliglich hinsichtlich ihrer Anschlussfaumlhigkeit an einen tertiaumlren Bildungsweg auf ihre Relevanz fuumlr ein entsprechendes Hochschul-studium analysiert werden Darauf aufbauend werden Handlungsempfehlungen z B fuumlr einen anschluss-orientierten Studiengang der Fachrichtung Verfahrenstechnik entwickelt Die erarbeiteten Doku-mente Medien und Prozesse werden bereits waumlhrend der Projektlaufzeit in der Praxis der Partner verankert Damit profitieren u a mehr als 5000 Auszubildende direkt von den Projektergebnissen

Die enge Zusammenarbeit mit den Sozialpartnern ermoumlglicht eine rasche Information der Branche sodass zum Ende des Projektes (30042012) interes-sierte Unternehmen die entwickelten Verfahren bzw einzelne Lernmedien oder Softwareinstrumente uumlbernehmen koumlnnen

Dr Steffan Ritzenhoff Creos Lernideen und Beratung GmbH

Die Projektergebnisse kommen allen Beteiligten zugute

bullFuumlr die Lernenden ergibt sich eine dauerhafte Erhoumlhung der Bildungsmobilitaumlt d h eine Ver-einfachung und Verschlankung beruflicher Auf-stiegsqualifizierung durch die Anerkennung der im Arbeitsprozess erworbenen Kompetenzen bullDen Unternehmen steht am Ende eine breite Palette didaktisch erprobter Medien mit hoher Akzeptanz zur Verfuumlgung mit denen sie ihre Mitarbeiter gezielt anhand des Kompetenzras-ters foumlrdern koumlnnen Durch das Kompetenzras-ter entsteht zusaumltzlich ein guter Uumlberblick uumlber das im Unternehmen vorhandene Wissen und ein wirksames Instrument zur Unterstuumltzung fuumlr interne Recruiting-Prozesse bullDie Bildungspolitik geht mit dem Projekt weiter durch die Praxis abgesicherte Schritte auf dem Weg zu einem nationalen Qualifikationsrahmen und einer breiten Verankerung medialer Lern-formen

12 AuFstIeG Durch QuALIFIzIerunG

Virtuelles Lernen auf der Baustelle ndash Vila-b

Das Projekt bdquoVirtuelles Lernen auf der Bau-stelle (Vila-b)ldquo ist ein durch das Bundesminis-terium fuumlr Bildung und Forschung (BMBF) und

den europaumlischen sozialfonds (esF) gefoumlrdertes Forschungsvorhaben Dabei ist neben der Dokumentation von zivil- und bauaufsichtli-chen Verordnungen besonders die aktuelle unternehmens- und weiterbildungsstruktur im handwerk bedeutsam

Ein Groszligteil der Unternehmen des Bauhandwerks ist als Kleinstunternehmen anzusehen dazu sinkt die durchschnittliche Mitarbeiterzahl pro Betrieb stetig Im Zusammenhang mit den aktuellen Weiterbildungs-trends im eher bdquobildungsfernenldquo Handwerk wurde daher ein innovativer Weiterbildungsansatz im Pro-jekt entwickelt worden der auf die Anforderungen der Zielgruppe und der kleinen und mittleren Unter-nehmen (KMU) eingeht verschiedene Lernorte ein-bindet und Lernprozesse mithilfe digitaler Medien unterstuumltzt Das Forschungsvorhaben stellt folgende Fragen in den Mittelpunkt

bullWelche Qualifikationsanforderungen resultieren aus den Arbeitsprozessen in Unternehmen bullWas sind die didaktischen Grundlagen zum Lernen im Arbeitsprozess bullWie kann das Lernen mit digitalen Medien im Arbeitsprozess realisiert und kontinuierlich verankert werden bullWelchen Beitrag leistet das zu entwickelnde Weiterbildungskonzept bei der Kompetenz-entwicklung von Facharbeitern und bei der Unternehmensentwicklung

Der berufswissenschaftliche Forschungsansatz zur Beantwortung dieser Fragen hat das Ziel herauszu-finden was Facharbeiter wissen und koumlnnen muumlssen um Arbeitsprozesse erfolgreich zu bewaumlltigen Zentrales Element sind dabei die Arbeitsprozessana-lysen also die ganzheitliche und mehrdimensionale Betrachtung der Arbeit der Fachkraumlfte mitsamt den vor-und nachgelagerten Prozessen den verwendeten Gegenstaumlnden Werkzeugen und Methoden dieser Arbeit und deren Organisationsformen

Es wird also die gesamte Komplexitaumlt des Arbeitspro-zesses und seine Bedeutung fuumlr das Subjekt erfasst

und analysiert Ziel ist es die inhaltlichen Aspekte beruflicher Arbeit und deren Bedeutung fuumlr die Kompetenzentwicklung des Subjekts von innen heraus zu erschlieszligen

Lernkonzept von Vila-b

Das Lernkonzept im Projekt Vila-b beruht auf dem entwicklungslogischen Lernen dem Blended-Lear-ning-Ansatz und dem virtuellen Lernen

Als zentrales didaktisches Element fuumlr die Aufberei-tung der Lerninhalte wurde der entwicklungslogische Ansatz gewaumlhlt Nach dem Modell von Dreyfus und Dreyfus findet hier eine Kompetenzentwicklung statt die einen Fortschritt vom Novizen der einzelne fach-liche Sachverhalte und moumlglichst allgemeinguumlltige Regeln lernt bis zum Experten der zu intuitiv-pro-blemloumlsendem Handeln aufgrund von Erfahrungs-wissen in der Lage ist abbildet

Nach dem Blended-Learning-Ansatz wird die Fort-bildung im Projekt Vila-b auf drei Lernorte verteilt um die jeweiligen Vorteile zu nutzen In Praumlsenz-veranstaltungen werden die Nutzung des Systems erklaumlrt die fachlichen Inhalte oumlkologischen Bauens vermittelt und Grundlagen fuumlr das soziale Lernen geschaffen Auf der Baustelle also im Arbeitsprozess findet mithilfe von mobilen Geraumlten (Personal Digi-tal Assistant PDA) ein kontextbezogenes problem-loumlsungsorientiertes Lernen durch die Nutzung einer Lernplattform und des dort gesammelten Fach- und Erfahrungswissens statt Als dritter Lernort dient der PC-Arbeitsplatz an dem vertiefende fuumlr die Arbeits-prozesse relevante Lernlektionen und Reflexions-moumlglichkeiten uumlber den eigenen Lernfortschritt stattfinden

Die Verwendung des Blended-Learning-Ansatzes und die Nutzung des PDA auf der Baustelle ermoumlglicht direkt im Arbeitsprozess den mediengestuumltzten Zu-griff auf zahlreiche Informationen der Lernplattform Daruumlber hinaus ermoumlglicht der PDA grafische und kommunikationsgestuumltzte Problemloumlsungsprozesse sodass in Abgrenzung von dem allgemeinen eLear-ning-Begriff und in Anlehnung an die Informations-technik ein (theoretisch noch weiter zu fundierendes) Konzept des bdquovirtuellen Lernensldquo verwendet wird

13 AuFstIeG Durch QuALIFIzIerunG

curriculumentwicklung auf der Basis von kernarbeitsaufgaben

Die Curriculumentwicklung basiert in erster Linie auf den Ergebnissen der genannten Arbeitsprozessan-alysen aber auch auf vorweggenommenen Zielgrup-penanalysen und Sektorbeschreibungen Die doku-mentierten Ergebnisse der Arbeitsprozessanalysen in Form von identifizierten Kernarbeitsaufgaben und Kernkompetenzen werden in Experten-Fach-arbeiter-Workshops validiert bzw korrigiert Aus den Kernkompetenzen heraus werden abschlieszligend arbeitsprozessrelevante Lern- und Arbeitsaufgaben entwickelt welche fuumlr die Vermittlung der Lernin-halte der Fortbildung grundlegend sind Gemaumlszlig des Projektansatzes werden bei der Entwicklung der Lern- und Arbeitsaufgaben aus didaktischer Sicht die Hand-lungsorientierung die Orientierung an realen Arbeitssituationen der entwicklungslogische Ansatz sowie die Verknuumlpfung der drei Lernorte beruumlck-sichtigt

Bisherige ergebnisse und Ausblick

Die bisherigen Ergebnisse des Forschungsprojektes identifizierten einerseits inhaltliche Vorgaben hin-sichtlich der relevanten Themen fuumlr eine Weiter-bildung im oumlkologischen Bausektor und zeigten andererseits Vorteile des Vila-b-Konzeptes fuumlr die Arbeitsorganisation der teilnehmenden KMU auf-gezeigt Gleichzeitig wird der nachhaltige Einsatz des Weiterbildungskonzeptes im Rahmen eines Kompe-tenzzentrums in Verden vorbereitet Aus wissenschaft-licher Perspektive schlieszliglich ist wie die bisherigen projektbezogenen Veroumlffentlich-ungen zeigen die Entwicklung des entwicklungslogischen didaktischen Ansatzes durchaus geeignet um neue Impulse fuumlr die Didaktikdiskussion zu setzen

Prof Dr Georg Spoumlttl Institut Technik und Bildung (ITB) Universitaumlt Bremen wwwitbuni-bremende

14 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Live Stream Learning ndash fuumlr mobiles und stationaumlres Lernen in der Aus- und Weiterbildung in der Mechatronik

Qualifikationsanforderungen entwickeln sich aufgrund wirtschaftsstruktureller Veraumlnder-ungen sowie in Folge von Innovationen kuumlr-zeren Produktzyklen und technologischen neuerungen Dies erfordert eine bedarfsge-rechte weiterentwicklung der Qualifizierung in der beruflichen erstausbildung wie der weiterbildung Die berufliche handlungskom-petenz richtet sich zunehmend an Arbeits-und Geschaumlftsprozessen aus entscheidend wird sein ob wie und wie schnell die Praxis der beruflichen Bildung durch die nutzung der digitalen Medien weiterentwickelt wer-den kann um dem Veraumlnderungsbedarf gerecht zu werden

Das Projekt Live Stream Learning will fuumlr kooperative Lernszenarien in der Aus und Weiterbildung auf dem Gebiet der Mechatronik in Unternehmen und der beruflichen Bildung eine Loumlsung fuumlr arbeitspro-zessorientierte Lernprozesse modellhaft erproben Lern- und Wissensmanagement sollen mit flexiblen Lernmedien verbunden werden Bildungsinhalte in Form von handlungsrelevanten Informationen und Lernhilfen bei der Bearbeitung von Lern- oder Arbeitsaufgaben sollen plattformunabhaumlngig mit Web 20-Technologien und -Diensten verfuumlgbar ge-macht werden um arbeitsplatznahes Lernen oder Problemloumlsen zu unterstuumltzen Die Anwender sollen Zugriff auf Prozesse Verfahren und Beispiele erhalten und sich mit anderen Nutzern austauschen koumlnnen

Die Zielgruppe fuumlr das Vorhaben beginnt bei den Aus-zubildenden der Berufsausbildung zum Mechatroni-ker Anlagen- und Industriemechaniker Die Weiter-bildung ist fuumlr Mitarbeiter bzw Servicepersonal aus Unternehmen die Montagesysteme entwickeln pro-duzieren oder warten bis hin zu Ausbildern und Fachberatern fuumlr mechatronische Systeme geplant

umsetzung

Bildungsinhalte und damit zu verknuumlpfende Web 20-basierte Dienste werden sowohl auf stationaumlren als auch auf mobilen Geraumlten lauffaumlhig sein Als Software werden sowohl lizenzpflichtige Standardanwendun-gen als auch Open -Source-Anwendungen ein-gesetzt

Die Lerninhalte und das Web-Portal Mechatronik koumlnnen herstellerneutral genutzt werden Dies wird dadurch gesichert dass Browser Player Add-Ons etc frei zugaumlnglich bzw mit den in Verbindung von PDA PC oder Notebook erworbenen Standard-Softwarelizenzen nutzbar sind

Geeignete Lerninhalte wie Live-Demonstrationen sollen als Webcasts d h einer fuumlr das Internet entwi-ckelten Form des interaktiven Fernsehens oder RSS-Feed d h als eine Art Nachrichtenticker den der interessierte Leser abonnieren kann abrufbar sein Weiterhin sollen Inhalte in digitalisierter Form z B als PowerPoint oder PDF zu spezifischen Fachthemen abgelegt werden Die Webcasts und RSS lassen sich abonnieren speichern jederzeit abspielen und werden zusaumltzlich mit aktuellen und auch externen Informationen verknuumlpft Die Abonnenten erhalten dadurch die Moumlglichkeit sich zielgerichtet zu neuen Entwicklungen auf dem Fachgebiet zu informieren

Lern- und wissensmanagement mit web 20

Im Projekt werden Lerninhalte als handlungsrelevan-te Informationen und Lernhilfen bei der Bearbeitung konkreter komplexer Aufgaben im Arbeitsprozess bzw im Prozess der praktischen Ausbildung als komplexe Lernaufgabe ausgewaumlhlt Fuumlr die Struktu-rierung informellen Lernens stehen die Interaktion mit anderen Lernenden und der Zugriff auf deren Ex-pertise der Austausch von Erfahrungen und Wissen und die Zusammenarbeit beim Erarbeiten von Infor-mationen Inhalten und Wissen im Vordergrund

15 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Beispiele fuumlr web 20 Funktionen die diesen Ansatz unterstuumltzen sind

bullWeb-casts zur Erklaumlrung von Teilsystemen z B anhand eines animierten Funktionsmodells bullWeblog zum Austausch von Erfahrungen die z B bei der Umsetzung der Lernaufgabe entstehen oder der Reflexion der eigenen Lernpraxis bzw zur Kommunikation zwischen Lernenden dienen bullWikis zur Bereitstellung von Lehr- und Lernma-terialien Anleitungen Leittexten oder ande-ren Wissenssammlungen auch durch gemein-same Erstellung von Inhalten z B FAQ bullLernjournal zur Protokollierung eigener Arbeits-ergebnisse und Reflexion der eigenen Lernpraxis bullSocial Bookmarking zum Aufbau einer Samm-lung von Fachinformationen bullRSS-Feeds zur Bereitstellung aktuellerInformationen in Textform die abonniertwerden koumlnnenbullFile Sharing zum Austausch von Webcasts Dokumenten Bildern u a Lerninhalten

Damit verfolgt das Projekt die Vision auch durch mobiles Lernen das Lernen an Orten die keinen Bezug zum Lerngegenstand haben bis hin zum Lernen in den Lebens- oder Arbeitswelt zu ermoumlglichen Durch die Entwicklung und Erprobung von Web 20-Funktio-nalitaumlten und dem Einsatz digitaler Medien in der beruflichen Bildung gibt es insbesondere die Gele-genheit mobiles Lernen mit Arbeitsprozessen zu verknuumlpfen was somit bedarfs- und problemorien-tiertes Lernen ermoumlglicht Moumlglich sind auch eine Ausweitung des interaktiven Lernens sowie die Ein-beziehung von neu entstehenden Informationen in den Austausch und Lernprozess

Das Projekt will die Verwertung von Web 20-Technolo-gien als neue Lehr-und Lerninfrastrukturen erproben um sie als Komponenten fuumlr arbeitsplatznahes Online-Lernen in Verbindung mit Lern- und Wissensmana-gement einzusetzen Dabei sollen Trainer bzw Fachberater die Rolle eines Moderators uumlbernehmen Andererseits erhalten auch die Anwender die Moumlg-lichkeit ihre eigenen vielfaumlltigen Erfahrungen d h ihre realen Erfahrungen und ihr damit verbundenes Wissen (explizites und implizites Wissen) in Form

Rico Eibisch Saumlchsisches Technologiezentrum gGmbH STZ Saumlchsisches Technologie Zentrum fuumlr Bildung und Innovati-on Zwickau wwwstz-zwickaude

eigener Lerninhalte in das System einzuspeichern wo es anderen Nutzern fuumlr Lernprozesse zur Verfuuml-gung steht Auf diese Weise entsteht unter Verwen-dung bestehender Technologien eine Lern- und Wissensdatenbank die arbeitsplatznahes koopera-tives Lernen unterstuumltzt Es zeigt damit neue Wege einer dienstleistungsorientierten Wissensunterstuumlt-zung ndash nicht zuletzt durch die Lernenden selbst ndash im Rahmen von Bildungsnetzwerken auf

16 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Rapid eLearning ndash leicht gestaltbare Lernsoftware in der gewerblich-technischen Ausbildung Kom-petenzwerksttt Elektrohandwerk

Lern- und Arbeitsaufgaben stellen ein eta-bliertes und in den Betrieben bewaumlhrtes didaktisch-methodisches konzept fuumlr beruf-liches Lernen dar Durch einen moumlglichst hohen Grad an selbststaumlndigkeit bei der Bearbeitung einer komplexen Aufgabenstel-lung werden die Auszubildenden nicht nur in

ihren fachlichen sondern auch in ihren metho-dischen und sozialen kompetenzen gefoumlrdert

Lern- und Arbeitsaufgaben stellen ein etabliertes und in den Betrieben bewaumlhrtes didaktisch-metho-disches Konzept fuumlr berufliches Lernen dar Durch einen moumlglichst hohen Grad an Selbststaumlndigkeit bei der Bearbeitung einer komplexen Aufgabenstel-lung werden die Auszubildenden nicht nur in ihren fachlichen sondern auch in ihren methodischen und sozialen Kompetenzen gefoumlrdert

Um eine Lernsoftware effektiv im Rahmen von Lern- und Arbeitsaufgaben einsetzen zu koumlnnen hat sie bestimmte Anforderungen zu erfuumlllen Sie sollte sich auf berufstypische Arbeitsprozesse beziehen und diese angemessen und klar visualisieren um fuumlr den Auszubildenden deutlich zu machen welche Relevanz die Lern- und Arbeitsaufgabe fuumlr den Aus-bildungsberuf besitzt Auszligerdem sollte sie die zur Bewaumlltigung der Aufgabe relevanten Inhalte und Materialien nachvollziehbar strukturiert bereit-halten Uumlber diese grundsaumltzlichen Anforderungen hinaus bestehen fuumlr eine mediengestuumltzte Ausbildung im gewerblich-technischen Bereich besondere Bedingungen

bullDie Inhalte der Software muumlssen schnell modifi-zierbar sein da die Technologien in vielen gewerblich-technischen Berufen einer hohen Innovationsgeschwindigkeit unterworfen sind bullDie Software muss an die Gegebenheiten des jeweiligen Lernorts angepasst werden koumlnnen da die Lernorte der beruflichen Bildung zum Teil sehr heterogene Bedingungen aufweisen ndash z B durch die zur Verfuumlgung stehende techni-sche Lernumgebung

bullDie Software sollte so offen gestaltet sein dass zusaumltzliche Dateien eingepflegt werden koumlnnen da fuumlr die berufliche Bildung i d R eine Vielzahl von Unterlagen in digitaler Form vorliegt

Vor diesem Hintergrund besteht die uumlbergeordnete Frage darin wie eLearning-Systeme zu entwickeln sind um sie im Rahmen von Lern- und Arbeitsauf-gaben einsetzen zu koumlnnen Eine Antwort darauf bietet der Ansatz des Rapid eLearning

rapid eLearning mit der kompetenzwerksttt

Im Rahmen des BMBFESF-gefoumlrderten Projekts Kom-petenzwerksttt Elektrohandwerk wird derzeit nach dem Ansatz der Kompetenzwerksttt ein Lehr- Lernmedium entwickelt das die Anforderungen des Rapid-eLearnings aufgreift Der Begriff Rapid eLearning steht dabei fuumlr Lernsoftware-Systeme die

bullschnell und ohne hohe medientechnischeKompetenz entwickelt werden koumlnnenbullkostenguumlnstig erstellt werden koumlnnen bulleine geringe Einarbeitungszeit fuumlr den Autor erfordern bulldem Anwender einen einfachen Zuganggewaumlhren undbullmultimediale und interaktive Elemente auf-nehmen koumlnnen

Rapid eLearning-Lernprogramme werden oft mit MS-PowerPoint umgesetzt so auch bei der Kompe-tenzwerksttt-Lernsoftware Die Gruumlnde sind klar hoher Verbreitungsgrad einfache Bedienung und weit reichende Moumlglichkeiten zur Gestaltung Me-dieneinbindung und Verlinkung

Mit PowerPoint lassen sich somit die Anforderungen an Rapid eLearning gut einloumlsen Ein weiterer Vorteil besteht darin dass Ausbilder und Lehrer oft auf einen groszligen Fundus von Folien zuruumlckgreifen koumlnnen die sie im Laufe ihrer Taumltigkeit angefertigt haben Arbeitsblaumltter technische Beschreibungen Diagram-me Erlaumluterungen usw liegen damit bereits in elektronischer Form vor und koumlnnen unkompliziert ausgetauscht bzw eingefuumlgt werden

17 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Die Lernsoftware hat eine Modulstruktur die sich uumlber vier Ebenen erstreckt Auf Ebene 1 befindet sich die Hauptnavigation dieser folgt Ebene 2 mit der Modulnavigation Ebene 3 beinhaltet den Content (Inhalt) und Ebene 4 die Anhaumlnge Jede Hierarchie-ebene wird jeweils durch einzelne Dateien repraumlsen-tiert Mit dem Start der Lernsoftware oumlffnet sich eine Power-Point-Datei (PPT) die alleine der Hauptnaviga-tion dient Von hier aus werden die einzelnen Soft-waremodule angewaumlhlt Mit dem Anwaumlhlen eines Moduls oumlffnet sich die naumlchste Datei und liegt gewiss-ermaszligen auf der Startfolie Die Datei der Ebene 2 dient der Navigation innerhalb eines Moduls So lassen sich hier zunaumlchst die Hauptelemente anwaumlhlen anschlie-szligend innerhalb eines Hauptelements der gewuumlnschte Content Mit Klick auf einen Inhaltsbutton oumlffnet sich eine weitere Datei uumlber den beiden Navigations-dateien Hier findet der Anwender jetzt die gewuumlnsch-ten Inhalte ggf lassen sich von hier ndash dann auf Ebene 4 ndash auch weitere externe Dateien (zB doc pdf) starten Waumlhrend die Dateien der Ebenen 1 und 2 also der Navigation dienen halten die Ebenen 3 und 4 die Contents vor Mit dem bdquoZuruumlckldquo-Button schlieszligt der Anwender die Datei und gelangt so auf die jeweils niedrigere Navigationsebene

Die Realisierung in PowerPoint und die skizzierte Modularisierung und Hierarchisierung der Lernsoft-ware bieten hinsichtlich des Rapid eLearning ent-scheidende Staumlrken So lassen sich ohne gehobene medientechnische Kenntnisse z B das Layout anpassen die Inhalte modifizieren oder ergaumlnzen Updates einspielen Materialien verlinken oder komplette Lern- und Arbeitsaufgaben einschlieszlig-lich aller Materialien und Arbeitsblaumltter ergaumlnzen

Da die Lernsoftware ndash ohne Installation ndash auf einem USB-Stick laumluft liegen alle Daten fuumlr jeden Nutzer ohne Bearbeitungseinschraumlnkungen individuell vor Aumlnderungen Erweiterungen Korrekturen usw finden also einfach innerhalb einer PPT-Datei statt umfangreichere Updates werden durch ein schlichtes Ersetzen von Dateien realisiert

Prof Dr Soumlnke Knutzen Technische Universitaumlt Hamburg-Harburg und Prof Dr Falk Howe Universitaumlt Bremen

Fazit

Insbesondere in der dualen gewerblich-technischen Ausbildung bietet der Ansatz des mediengestuumltzten Lernens viele Vorteile Erste Erprobungen mit Lehrern Ausbildern und Auszubildenden zeigen dass ihnen das Handling der Software keine Probleme bereitet Die Anwender koumlnnen in aller Regel auf Erfahrungen mit PowerPoint zuruumlckgreifen wodurch einerseits keine intensive Einarbeitung in die technische Um-gebung notwendig ist andererseits keine Hemm-schwelle beim Einsatz der Software besteht

Wenn es gelingt den Rapid-eLearning-Ansatz nachhaltig mit den Anforderungen gewerblich-technischer Berufsausbildung zu verknuumlpfen und die Vorteile des mediengestuumltzten Lernens deutlich zu machen kann die berufliche Ausbildung an allen Lernorten bereichert werden Auszubildende besit-zen ein Werkzeug dass praktisches und theoretisches Wissen verbindet und letztlich Lehrer und Ausbilder in ihrer Arbeit unterstuumltzt

18 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Weiterbildung durch multimediale Lernformen am Beispiel der Zementindustrie

Im zuge des technischen und wirtschaftli-chen wandels hat sich die Arbeitswelt in der zementindustrie einschneidend veraumlndert

Anfang dieses Jahrhunderts waren ndash in Verbindung mit konjunkturellen und strukturellen Veraumlnderun-gen sowie der Auslagerung von Funktionen (Outsour-cing) ndash Produktivitaumltssteigerungen mit einem Verlust von Arbeitsplaumltzen verbunden Gleichzeitig wurden durch die Rationalisierung der Zementproduktion schwere heute kaum mehr vermittelbare Taumltigkeiten durch moderne Arbeitsplaumltze mit hohen Anforderun-gen an die berufliche Qualifikation und Weiterbil-dung abgeloumlst Dies betrifft nicht nur Fach- und Fuumlhrungskraumlfte sondern alle Beschaumlftigen Denn mehr als je zuvor ist es heute noumltig die Mitar-beiter hinsichtlich ihrer Kenntnisse Fertigkeiten und ihrem verfahrenstechnischen Wissen weiter-zuqualifizieren Nur mit qualifizierten und motivier-ten Mitarbeitern bleibt ein Unternehmen dauerhaft innovativ und konkurrenzfaumlhig Fuumlr den Mitarbeiter bietet sich durch Weiterbildung die Moumlglichkeit vorhandene Kompetenzen an die fortschreitende Entwicklung anzupassen und die eigene Beschaumlftigungsfaumlhigkeit zu erhalten bzw weiter auszubauen

Die Zementindustrie hat in der Vergangenheit fuumlr einfache manuelle Taumltigkeiten viele un- und ange-lernte Arbeiter beschaumlftigt Heute ist die Beschaumlfti-gungsstruktur in den Zementwerken durch den hohen Automatisierungsgrad bestimmt Rund 40 der Belegschaften sind in der Steuerung und Kontrolle des zentralen Produktionsprozesses beschaumlftigt entweder als Vorarbeiter Meister und Produktionssteuerer auf den zentralen Leitstaumlnden oder als Anlagenkontrolleure bzw Maschinenwaumlrter In den Laborbereichen sind rund 10 der Mitarbeiter taumltig die im Allgemeinen eine Ausbildung als Bau-stoffpruumlfer oder Chemielaborant haben Die uumlbrigen Beschaumlftigten arbeiten vor allem in der Instandhal-tung und haben meist eine Ausbildung zum Anlagen-elektroniker oder Industriemechaniker absolviert Entsprechendes Zement-Know-how erwarben sie weitgehend on the job erwarben Vor dem Hinter-grund der stetig steigenden Anforderungen und der fortschreitenden Rationalisierung gewinnt die systematische und bereichsuumlbergreifende Quali-

fizierung der Beschaumlftigten weiter an Bedeutung Eine wirksame Unterstuumltzung der Weiterentwick-lung erfordert dabei einen passgenauen Zuschnitt der Qualifizierungsangebote auf die betrieblichen Anforderungen sowie die individuellen Beduumlrfnisse jedes einzelnen Mitarbeiters

Lehrbriefe werden in digitale Medien uumlber-fuumlhrt

Neben dem von der IHK anerkannten Industriemei-sterlehrgang bdquoKalkZementldquo dem Produktionssteu-ererlehrgang fuumlr Leitstandfahrer sowie zahlreichen Weiterbildungsseminaren bietet der Verein Deut-scher Zementwerke e V zur Aus- und Weiterbildung der gewerblichen Mitarbeiter insbesondere auch der gering qualifizierten bzw fachfremden Mitarbeiter sogenannte bdquoLehrbriefeldquo an Diese 47 Lehrunterlagen stehen den VDZ-Mitgliedswerken nunmehr seit 2006 sowohl in gedruckter Form als auch digital als PDF-Datei zur Verfuumlgung Thematisch befassen sich die Lehrbriefe mit dem gesamten Zementherstellungs-prozess von der Rohmaterialgewinnung bis hin zur Zementverladung Dabei werden vor allem Bereiche behandelt die sich auf die Produktionsablaumlufe in den Werken beziehen und mit der Taumltigkeit des Produk-tionsmitarbeiters in engem Zusammenhang stehen

Erfahrungen mit dem Einsatz der Lehrbriefe zeigten jedoch dass sie nicht im angestrebten Maszlige in den Werken als Weiterbildungsunterlagen genutzt werden Der kontinuierliche Schichtbetrieb sowie die duumlnne Personaldecke fuumlhrten dazu dass in vielen Unternehmen die personellen und zeitlichen Ressour-cen zur Weiterbildung der Mitarbeiter in Praumlsenzsemi-naren nicht gegeben waren Um den Unternehmen ein effizientes und flexibles Angebot zur Weiterbild-ung ihrer Mitarbeiter anbieten zu koumlnnen mussten aus den bisherigen Erfahrungen drei wesentliche Gesichtspunkte beruumlcksichtigt werden Zum einen muss gewaumlhrleistet sein dass die Vermittlung des Wissens individuell und zeitoptimiert in die inner-betrieblichen Ablaumlufe integriert werden kann Zum andern muumlssen die Unterlagen fortlaufend aktualisiert und erweitert werden ndash dies moumlglichst ohne hohen Personal- Kosten- und Zeitaufwand

19 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Zu guter Letzt muumlssen sie so aufbereitet werden dass sie sowohl didaktisch und inhaltlich als auch gestal-terisch bei der Belegschaft auf hohe Akzeptanz stoszligen

Vor diesem Hintergrund wurde 2007 beschlossen die Lehrbriefe vollstaumlndig zu uumlberarbeiten und den Werken zukuumlnftig in Form digitaler Medien zur Ver-fuumlgung zu stellen Hierzu wurden die bestehenden Unterlagen mit finanzieller Unterstuumltzung des Bundes-ministeriums fuumlr Bildung und Forschung (BMBF) grundlegend uumlberarbeitet didaktisch aufbereitet und als Online-Kurse auf einer neu entwickelten VDZ-Lehrplattform integriert

Die nunmehr zur Verfuumlgung stehenden 50 Online-Kurse des VDZ sollen insbesondere den gewerblichen Mitarbeitern aber auch Neueinsteigern Wissen uumlber Technik Umweltvorsorge Arbeitsschutz und die Ablaumlufe der Zementproduktion von der Rohstoffge-winnung bis zum Versand der Produkte vermitteln

Medienelemente wie Videos und Animationen sind genauso Bestandteil der mediengestuumltzten Bildungs-angebote wie Fragenkataloge und Testaufgaben Eine Kommunikationsplattform rundet das Angebot ab Daruumlber hinaus werden vier Kurse angeboten die den Mitarbeitern im beruflichen Alltag sowie in der oumlffentlichen Diskussion eine Hilfestellung bieten Diese sogenannten Informationsbriefe beinhalten die Themen Nachhaltigkeit Rohstoffgewinnung Ressourceneffizienz und Klimaschutz Sie dienen der Vermittlung von Kenntnissen uumlber die Zement-produktion im Spannungsfeld zwischen oumlkonomi-schen oumlkologischen und sozialen Aspekten

Die Lehrplattform wurde mittlerweile von Mitarbei-tern aus fuumlnf VDZ-Mitgliedswerken und dem For-schungsinstitut erfolgreich getestet optimiert und an die Beduumlrfnisse der Beschaumlftigten in der Zement-industrie sowie verwandter Industrien angepasst Die Plattform steht seit Anfang 2010 allen VDZ-Mit-gliedswerken zur Verfuumlgung

Dr rer nat Stefan Schaumlfer Verein Deutscher Zementwerke e V wwwelearning-vdzde

20 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Demografischer Wandel Herausforderungen und Chancen

Den Folgen des demografischen wandels kann

sich auch die Informations- und kommunika-tionswirtschaft (Itk-wirtschaft) nicht ver-schlieszligen zahlreiche studien belegen einen strukturellen Fachkraumlftemangel der sich bei einem konjunkturaufschwung in den naumlchsten

Jahren weiter verschaumlrfen wird und die inter-nationale wettbewerbsfaumlhigkeit Deutsch-lands schwaumlchen kann

IT 50plus ist eine durch den nationalen Informations-technologie-Gipfel der Bundesregierung initiierte Gemeinschaftsinitiative des Bundesverbands Infor-mationswirtschaft Telekommunikation und neue Medien e V und der Industriegewerkschaft Metall (IG Metall) die vom Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung sowie dem Europaumlischen Sozialfonds gefoumlrdert wird Die Initiative zielt darauf ab die Beschaumlftigungsfaumlhigkeit aumllterer ITK-Fachkraumlfte zu erhalten oder wiederherzustellen um so den Folgen des demografischen Wandels und dem Fachkraumlfte-mangel in der ITK-Branche nachhaltig zu begegnen Das modulare Projekt setzt in verschiedenen Bereichen der Personalentwicklung Arbeitsvermittlung und Netzwerkbildung an und gliedert sich in sieben Teilprojekte

bullarbeitsmarktpolitische Instrumente bullAnpassung der arbeitsprozessorientierten Wei-terbildung (APO IT) an die Zielgruppe Arbeitslose bullIT-Spezialistenqualifizierung im virtuellen Raum bullCoaching-Netzwerke fuumlr Unternehmen bullPersonalentwicklungsstrategien IT 50plus bullEntwicklung aumllterer ITK-Fachkraumlfte zum Mentor und Coach bulleLearning IT 50plus ndash Konzepte undEmpfehlungen

Im Vordergrund stehen Initiativen und Vorhaben um bundesweite Beraternetzwerke fuumlr ITK Unterneh-men und fuumlr ITK-Fachkraumlfte aufzubauen dauerhaft zu unterhalten innovative Personalentwicklungs-modelle und Qualifizierungskonzepte zu erstellen zu pilotieren und als Referenzmodelle zur groszligflauml-chigen Umsetzung in Unternehmen bzw durch IT-Bildungstraumlger zu empfehlen

Itk-spezialistenqualifizierung im virtuellen raum

Im Teilprojekt bdquoITK-Spezialistenqualifizierung im vir-tuellen Raumldquo arbeiten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im virtuellen Unternehmen FuTEx (Future Technologies for Expertise Development) Es soll nachwiesen werden dass eine arbeitsprozess-orientierte Qualifizierung mit anschlieszligender Zertifizierung nach der internationalen Norm DIN EN ISOIEC 17024 auch fuumlr IT-Fachkraumlfte moumlglich ist die eine solche Maszlignahme nicht am Arbeitsplatz absolvieren koumlnnen Dies betrifft vor allem Personen in Arbeitslosigkeit oder Kurzarbeit Gearbeitet gelernt und kommuniziert wird an einem virtuellen Arbeitsplatz uumlber eine webbasierte Arbeits- und Lern-plattform Das innovative Konzept basiert auf der bewaumlhrten Methodik des IT-Weiterbildungssystems APO IT So bearbeiten die FuTEx-Teilnehmer-innen am virtuellen Arbeitsplatz einen realen Projektauftrag wobei sie von Lernprozessbegleitern und Fachberatern unterstuumltzt werden Um das APO IT-Prinzip erfolg-reich in eine virtuelle Arbeitswelt zu uumlbertragen sind folgende fuumlnf Schritte vorgesehen

1 realitaumltsnahe Lernaufgaben

Es muumlssen Bedingungen fuumlr arbeitsprozessorientier-tes Lernen geschaffen werden die einem Lern- und Arbeitsplatz im realen betrieblichen Kontext gleichen Erst bei der unmittelbaren praktischen An-wendung von erlerntem Wissen in Verbindung mit der Loumlsung einer konkreten betrieblichen Arbeits-aufgabe kommt es zu sogenannten bdquoemotionalen Labilisierungssituationenldquo d h zu Verunsicherun-gen und zur Veraumlnderung der Gefuumlhle des Menschen die zur nachhaltigen Herausbildung von Handlungs-kompetenzen bei den Lernenden fuumlhren Wichtigste Voraussetzung ist also bdquoechteldquo IT-Projektaufgaben bereitzustellen die von einem realen Auftraggeber stammen

2 webbasierte Arbeits- und Lernplattform

Um Lern-und Projektteams in einer virtuellen Arbeits-welt zu vernetzen und zu betreuen wird eine web-basierte Arbeits- und Lernplattform eingesetzt Sie muss einfach handhabbar und kompatibel mit allen gaumlngigen PC-Betriebssystemen und Web-Browsern

21 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

sein Die Arbeitsplaumltze ndash zu Hause beim Bildungs-traumlger oder im Unternehmen ndash muumlssen mit einem PC sowie mit Breitband-Internet ausgestattet sein

3 Begleitung durch ein engagiertes Betreuerteam

Die Teilnehmer werden von einem Betreuerteam begleitet und unterstuumltzt Da dies in uumlberwiegendem Maszlige bdquoon distanceldquo d h uumlber elektronische Medien der Arbeits- und Lernplattform geschieht erwachsen besonders hohe Anforderungen an die Betreuer Sie muumlssen ein besonderes Gespuumlr fuumlr die Lernsituation der Teilnehmer entwickeln koumlnnen

4 Auswahl geeigneter teilnehmergruppen

In engem Zusammenwirken mit der Bundesagentur fuumlr Arbeit und deren regionalen Agenturen (Zielgruppe arbeitsuchende ITK-Fachkraumlfte ab dem vollendeten 40 Lebensjahr) sowie mit ITK-Hersteller- und Anwenderunternehmen (Zielgruppe aumlltere ITK-Fachkraumlfte in Kurzarbeit) wird uumlber die bevorstehen-den Pilotmaszlignahmen informiert Die Teilnehmer muumlssen Berufserfahrung in der ITK-Wirtschaft haben und besonders aufgeschlossen gegenuumlber elektroni-schen Medien in der Bildung sein

5 evaluation und transfer in den Markt

Das Qualifizierungskonzept wird ab 2010 auf seine Umsetzbarkeit und spaumltere Uumlbertragbarkeit auf andere Unternehmen gepruumlft Nach erfolgreicher Erprobung umfassender Evaluation und Konzept-optimierung ist es vorgesehen die Ergebnisse Erfahrungen und Best Practices zu veroumlffentlichen Die Ergebnisse werden allen einschlaumlgigen Bildungs-traumlgern zugaumlnglich gemacht um Nachhaltigkeit zu erreichen Ziel ist es den FuTEx-Qualifizierungs-ansatz als marktfaumlhiges Konzept bundesweit zu etablieren

Erfolgskriterien fuumlr die Erprobung des FuTEx-Kon-zepts sind

bulldie Zahl der Arbeit suchenden ITK-Fachkraumlfte die nach Absolvierung einer FuTEx-Qualifizie-rung das Abschlusszertifikat zum IT -Spezialisten nach ISO 17024 erhalten haben

Thomas Mosch Mitglied der Geschaumlftsleitung BITKOM - Bundesverband Informationswirtschaft Telekommunikation und neue Medien eV wwwfutexcorpde und wwwit-50plusorg

bulldie Zahl der Arbeit suchenden ITK-Fachkraumlfte die nach erfolgreichem Abschluss einer FuTEx-Qualifizierung in adaumlquate Arbeit zuruumlckfinden konnten und bulldie Zahl der IT-Fachkraumlfte in Kurzarbeit die nach erfolgreichem Abschluss einer FuTEx-Maszlignahme ihre Handlungskompetenzen fuumlr ein IT-Spezial-istenprofil verbessern oder durch Personenzer-tifizierung nach ISO 17024 aktualisieren d h neu erlangen konnten

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22 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

eLearning-Infrastruktur in der Altenpflege (eLiA)

Das Projekt bdquoeLearning-Infrastruktur in der Altenpflegeldquo ist ein durch das Bundesminis-terium fuumlr Bildung und Forschung und den

europaumlischen sozial-fonds gefoumlrdertes Projekt unter der Leitung des Awo-Bundesverbandes e V in Berlin das in der zeit vom 1112007 bis 31102008 gefoumlrdert wurde

Die Aus- Fort-und Weiterbildungseinrichtungen und die Einrichtungen der Altenpflege verfuumlgten vor Pro-jektstart nicht uumlber eine ausreichende Infrastruktur zum Einsatz elektronischer Medien Daraus leiteten sich folgende Notwendigkeiten bzw Projektziele ab

bullSchaffung einer zentralen Infrastruktur durch den Einsatz einer Kommunikations- und Lern plattform bullErprobung des Einsatzes von bereits erstelltem Inhalt (Content) fuumlr den Bereich der Altenpflege-aus- und -weiterbildung bullSchulung von Teletutoren fuumlr die Betreuung von Lernenden bullSchulung von Administratoren zum adaumlquaten Umgang mit der Kommunikations- und Lern plattform

Ein weiteres wichtiges Ziel war die Nachhaltigkeit des Projekts Dafuumlr sollte eine zentrale (traumlgeruumlbergrei-fende) technische Infrastruktur geschaffen werden So sollten nach Projektende alle interessierten Ein-richtungen die Moumlglichkeit erhalten auf dem Server einen separaten geschuumltzten Zugang fuumlr die Entwick-lung und Erprobung eigener eLearning-Lehr- und Lernszenarien zu bekommen

Um die Entwicklung und Realisierung der Projekt-ziele zu unterstuumltzen wurde ein externer Dienstlei-ster die Qualitus GmbH einbezogen Der Partner stellte die technische Infrastruktur bereit passte die Lernumgebung an die Beduumlrfnisse der Kunden an und leistete Support beim Einsatz der flexiblen Open-Scource-Lernplattform ILIAS Die Struktur auf der Plattform wurde in Abstimmung mit der Projektlei-tung konzipiert und umgesetzt Dabei wurden die Bedarfe im Rahmen des Projekts und die geplante Nachhaltigkeit beruumlcksichtigt

Weiterhin wurde auf der Lernplattform ein soge-nannter oumlffentlicher Bereich eingerichtet Dort sind Informationen zum Projekt zum Download zu finden und News z B uumlber die neuesten Schulungstermine In der Projektlaufzeit wurden von drei Trainer-innen der Qualitus GmbH bundesweit sechs Teletutoren-Schulungen fuumlr insgesamt neunzig Teletutoren und eine Administratorenschulung fuumlr fuumlnfzehn Teilnehmer-innen angeboten

Im Rahmen der Teletutoren-Schulungen erhielten die Teilnehmer-innen geschuumltzte Raumlume in denen sie in ihren Lerngruppen miteinander lernen und zudem auch eigene Lernszenarien entwickeln konnten Die waumlhrend dieser Zeit von ihnen enwick-elten Inhalte konnten spaumlter auch im Echtbetrieb eingesetzt werden Zudem wurden Lehrkraumlfte in die Lage versetzt uumlber die Lernplattform ILIAS Lernen-de zu begleiten und zu beraten

Waumlhrend des gesamten Prozesses wurden die Teilnehmer-innen von erfahrenen Tutor-innen begleitet und unterstuumltzt Die Schulung unterteilte sich dabei in 4 Phasen

KickshyOff PraumlsenzshyPhase 1 (ca 15 Tage)

Online Phase 1

(5 Wochen)

PraumlsenzshyPhase 2

(ca 15 Tage)

Online Phase 2

(5 Wochen)

1 Teil

Inhalte und Ziele

bull Die Plat tform aus Sicht der Lernenden kennenlernen

bull Kennenlernen des kooperativen Arbeitens

bull Grundlagenkenntnisse uumlber eLearing

bull Besonderheiten der Online shyKommunikation

bull Rolle und AUfgaben von Teletutoren

2 Teil

Inhalte und Ziele

bull Die Plat tform aus Sicht der Tutoren kennenlernen

bull Einsatz notwendiger Funktionen

bull Wissen uumlber Betreuunug beim eLearning

bull Praxistransfer Umset zung eines eigenen Praxisprojektes

rsaquorsaquorsaquorsaquo rsaquorsaquorsaquorsaquo rsaquorsaquorsaquorsaquo

rsaquorsaquorsaquorsaquo

evaluation

Die Schulungen wurden abschlieszligend evaluiert Die Kernaussage ist Alle Teilnehmer-innen waren mit den angebotenen Schulungen sehr zufrieden der Praxisbezug konnte weitestgehend hergestellt wer-den Zur eigenen Lernerfahrung befragt wurden u a folgende Aussagen getroffen

23 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

bdquoDie Schulung war fuumlr mich ein echter Gewinn da ich wirklich auf neuem Terrain viel gelernt habeldquo bdquohellip fuumlhlte ich mich in der Gruppe sehr wohl wobei ich vor allem zu bestimmten Mitgliedern Kontakt hatte Die Gruppenbildung scheint online genauso zu funk-tionieren wie out of cyber spaceldquo bdquoMir haben sich durch dieses Seminar ganz andere Moumlglichkeiten geoumlffnetldquo

Hinsichtlich ihrer spaumlteren Aufgabe als Teletutorin befragt fuumlhlten sich die meisten Teilnehmer-innen gut vorbereitet aufgrund der unterschiedlichen Voraussetzungen der Lernenden im Umgang mit dem Computer und Internet sind in Einzelfaumlllen jedoch noch laumlngere Uumlbungsphasen noumltig Moumlgliche Einsatz-felder wurden uumlberwiegend im Fort- und Weiter-bildungsbereich gesehen eLearning wird als gute Moumlglichkeit gesehen das Angebotsspektrum der Institutionen zu erweitern Als Anwendungsbeispiel wurde die Begleitung von Auszubildenden in Praxis-phasen im Sinne einer kontinuierlichen Arbeits- Kommunikations- und Ruumlckmeldemoumlglichkeit genannt

herausforderungen

Die Schulungsteilnehmer nannten folgende Heraus-forderungen bei der Einfuumlhrung von eLearning

bullfehlende technische Affinitaumlt bei der Zielgruppe bullfehlende technische Ausstattung in den Institu-tionen und Betrieben die Lehrangebote bereit-stellen bullhoher Aufwand fuumlr die Einfuumlhrung des eLear-ning Mehraufwand bei der Umwandlung vor-handener Konzepte in Blended-Learning oder eLearning-Konzepte etc bulleehlende Akzeptanz bei einigen Kolleginnen Kollegen dadurch fehlende Vernetzung bullwenig Lehrkraumlfte die professionell tutoriell begleiten koumlnnen bullfehlende Inhalte fuumlr den Einsatz auf der Lern-plattform

nachhaltigkeit

Nach der Projektfoumlrderung wird das eLearning-Portal durch den bdquoVerein eLearning in der Pflege eVldquo (eLiP) fortgefuumlhrt Alle (Bildungs-)Einrichtun-gen in der Pflege koumlnnen diesem Verein beitreten

Peggy Saszlig AWO-Bundesverband eVwwwelearning-pflegede

Zweck des Vereins ist die Foumlrderung der Berufsbildung durch Bereitstellung der Internetplattform ILIAS (wwwelearning-pflegede) mit inhaltlichen techni-schen und didaktischen Hilfen als Hostingpakete sowie Beratung und Vermittlung von Qualifizie-rungen wie ILIAS-Anwender- Teletutoren- und Autorenschulungen Mitwirkung bei der Erstellung von Lerninhalten die von den Vereinsmitgliedern entwickelt werden Weitere Aufgaben sind die perso-nelle und ideelle Foumlrderung der Entwicklung von Lerninhalten z B durch den gegenseitigen Aus-tausch von Lernmaterialien

Die Vereinsmitgliedschaft bietet den Bildungsanbie-tern einen kostenguumlnstigen Einstieg in das Lehren und Lernen mit den neuen Medien moderne Kom-munikationswege Betreuung waumlhrend Abwesenheits-zeiten sowie die Moumlglichkeit neue und zusaumltzliche Angebote im Bereich eLearningBlended-Learning anzubieten

24 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

Entstehung von Communities am Beispiel der Evangelischen Kirche in Deutschland

Die evangelische kirche in Deutschland (ekD) steht gegenwaumlrtig vor groszligen herausforder-ungen und chancen stichworte sind demo-grafischer wandel Individualisierung bzw Pluralisierung wiederentdeckung des religi-oumlsen veraumlndertes Partizipationsverhalten neue Formen von ehrenamt und Gemeinde Daraus ergibt sich fuumlr die Mitarbeitenden ihr handeln immer wieder zu reflektieren

und neue innovative Praktiken zu erlernen

Das Forschungsprojekt PATONGO (Patterns and Tools for NGOs) untersucht wie Technologien und Partizi-pationsprozesse des Web 20 den Austausch uumlber gute Praktiken foumlrdern und so zu einer Weiterent-wicklung der gesamten vernetzten Organisation beitragen koumlnnen Partner im Projekt sind die Evan-gelische Kirche in Deutschland (EKD) die Fern Uni-versitaumlt in Hagen und das Institut fuumlr Wissensmedien in Tuumlbingen

Die Hypothese des Forschungsvorhabens ist dass ein Austausch von erfolgreichen Praktiken in der EKD helfen kann die Qualitaumlt des Handelns in den Gemeinden und Gliedkirchen zu verbessern Durch Vernetzung und gemeinsame Reflexion uumlber erfolgreiche Praktiken soll eine lokale Praktik auch uumlber Grenzen der einzelnen Kirchengemeinden hin-weg zu einer gemeinsamen Praktik weiterentwickelt werden Zwischen den bisher weitgehend unabhaumlngig agierenden Organisationseinheiten koumlnnte sich dadurch ein Praxisnetzwerk entwickeln

Vor dieser Grundannahme stellen sich im PATONGO-Projekt die folgenden Forschungsfragen die nicht nur fuumlr Kirchen sondern allgemein fuumlr verteilte NGOs von Relevanz sind

bullWelche Prozesse koumlnnen eine effektive und qua-litativ hochwertige Wissenskommunikation zum Zwecke der Weiterentwicklung beruflicher Praktiken unterstuumltzen bullWie kann die Nutzung und die Evolution solcher Prozesse mit Web 20-basierten Werkzeugen unterstuumltzt werden

bullWie koumlnnen die Prozesse und Werkzeuge in groszligen verteilten NGOs eingefuumlhrt werden

Kern des Prozesses ist die effektive und qualitativ hochwertige Diskussion uumlber gute Praktiken Dabei durchlaumluft die Diskussion zu einem konkreten Thema drei Ebenen

bullMitarbeitende kommunizieren miteinander uumlber Wuumlnsche und Ideen die sich aus den lokal anzutreffenden Herausforderungen ergeben bullMitarbeitende reflektieren uumlber gute Praktiken und tauschen diese aus (Storytelling Good Practice) bullMitarbeitende abstrahieren die Beschreibung der guten Praktik zu einem Muster fuumlr Loumlsungen (Pattern) das dann in einem Lexikon guter Praxis auftaucht Das Konzept des Patterns wurde aus den Ingenieurswissenschaften uumlbernommen Dort ist ein Pattern eine Loumlsung zu einem wieder-kehrenden Problem in einem klar umrissenen Kontext Im Gegensatz zu einer Handlungsvor-schrift eroumlffnet ein Pattern dem Praktiker einen Entwurfsraum in dem er seine individuelle Loumlsung fuumlr das Problem entwickelt Fuumlr die EKD bedeutet dies dass ein Pattern den Praktiker gut bei der Uumlbertragung der Loumlsungsidee auf die kon-kreten Umstaumlnde in der Gemeinde unterstuumltzt

Auf allen Ebenen der Diskussion vor allem jedoch bei der Erstellung von Patterns fuumlr das Lexikon guter Praxis koumlnnen Praktiker durch Mentoren die ebenfalls Mitglied der Community sind unterstuumltzt werden Mentoren helfen den Praktikern dabei die zentralen Aussagen ihrer Praktik herauszuarbeiten So koumlnnen Praktiker sicherstellen dass ihre Hand-lungsanregungen in den Patterns auch im beab-sichtigten Sinne verstanden werden

Web 20-Technologien koumlnnen auf allen drei Ebenen den Prozess unterstuumltzen Dazu soll ein Online-Com-munity-System entstehen das Kommunikation Koordination und Kooperation ermoumlglicht und zur Mitarbeit in der Community motiviert Auf der Ebene der Kommunikation stellt das Community-System kommunikative Raumlume zur Verfuumlgung Hier koumlnnen Wuumlnsche geaumluszligert Ideen diskutiert und Erfahrun-gen ausgetauscht werden

25 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

Betrachtet man die Groumlszlige der Zielgruppe von uumlber eine Million haupt-und ehrenamtlich Mitarbeitender in der EKD so ist es offensichtlich dass Fragen der Koordination eine wichtige Rolle einnehmen Prak-tiker muumlssen vom System darin unterstuumltzt werden fuumlr sie interessante Kollegen zu finden und relevante Beitraumlge wahrzunehmen Das Community-System muss Menschen aus ganz Deutschland zusammen-bringen die an semantisch verwandten Praktiken arbeiten So wird ein Austausch uumlber spezifische Prak-tiken auch uumlber Gemeindegrenzen hinaus moumlglich

Fuumlr eine effiziente Kooperation wird das Community-System gemeinsame Arbeitsbereiche bereitstellen die zum einen einen gemeinsamen Informationsraum im Sinne eines Wikis zum Austausch von Patterns bereitstellen und zum anderen die enge Kooperation in einer kleinen Gruppe von Praktikern ermoumlglichen Insbesondere soll das Community-System die Entwick-lung neuer Ideen in einer Ideenwerkstatt und die Zusammenarbeit zwischen einem Autor und einem Mentor bei der Verbesserung von Patterns unter-stuumltzen

In Bezug auf die Motivation zur Teilnahme sollen im PATONGO-Projekt verschiedene Instrumente er-forscht werden von denen an dieser Stelle nur zwei Beispiele genannt werden

bullInwieweit hat die Authentizitaumlt der Praktiker und ihrer Gemeinden eine die Motivation stei-gernde Wirkung bullWelche Rolle spielen Kooperation und Wett-bewerb zwischen den Praktikern als motivie-rende Instrumente in der Community

Erste Prototypen fuumlr den in PATONGO vorgesehenen Prozess und die Web 20-basierten Werkzeuge wurden in den ersten Monaten des Projektes entwi-ckelt und mit Anwendern diskutiert Die Resonanz hierauf war sehr positiv Eine breite Diskussion der Konzepte in der kirchlichen Oumlffentlichkeit begann Ende 2009 Fuumlr Mitte 2010 ist der Start der Community geplant Sowohl der Entwurf als auch die Einfuumlhrung und Nutzung des Prozesses und der Werkzeuge werden evaluiert sodass Ruumlckschluumlsse auf die Wirkung in der EKD gezogen werden koumlnnen die auch fuumlr andere NGOs relevant sein werden

Dr Thies Gundlach Evangelische Kirche in Deutschland Dr Till Schuumlmmer FernUniversitaumlt in Hagen (vlnr) wwwpatongode

26 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

Lernkompetenz Schluumlssel zur Qualifizierungfuumlr Aumlltere

Die Diskussion um das lebenslange Lernen hat konjunktur in Politik wirtschaft und

Forschung Mittelfristig wird jeder dritte Be-schaumlftigte uumlber 50 Jahre alt sein und nur noch

jeder fuumlnfte juumlnger als 30 Jahre Parallel dazu nimmt der Anteil der wissensarbeit zu der Anteil koumlrperlicher und gering qualifizierter taumltigkeiten sinkt Lebenslanges Lernen wird als eine der zentralen strategien angesehen diese sich beschleunigenden Veraumlnderungen der Arbeitswelt zu bewaumlltigen

Einigkeit scheint daruumlber zu bestehen dass der Bedarf an beruflicher Weiterbildung auch fuumlr Beschaumlftigte uumlber 50 Jahren waumlchst Weniger Konsens gibt es in Bezug auf das Wie Wie kommen aumlltere Arbeitnehmer mit dieser Anforderung nach permanentem Dazuler-nen zurecht Wie koumlnnen sie unterstuumltzt werden Bislang werden Beschaumlftigte jenseits des vierzigsten Lebensjahres kaum noch zur Weiterbildung ermun-tert und auf die Lernbeduumlrfnisse dieser Gruppe abgestimmte Angebote sind Mangelware Und Dank der Fruumlhverrentungspolitik fruumlherer Jahre und einer entsprechend jugendzentrierten Arbeitsge-staltung gedieh ein bdquoAnti-Lernklimaldquo in dem sich bei Beschaumlftigten und Unternehmen gleichermaszligen der Eindruck verfestigte Aumlltere koumlnnten und wollten nicht mehr lernen Damit einher gehen unscharfe und falsche Vorstellungen uumlber die Lernfaumlhigkeit Aumllterer Demnach lernen Aumlltere (zu) langsam und schneiden in Weiterbildungsseminaren schlecht ab

Haben nicht wissenschaftliche Untersuchungen wiederholt nachgewiesen dass die kognitive Leis-tungsfaumlhigkeit ndash also alle Prozesse die mit Gedaumlchtnis Lernen und Denken zu tun haben ndash schon mit Mitte Ende Zwanzig nachlassen Schraumlnkt dies nicht auch die Lernfaumlhigkeit ein Tatsaumlchlich lassen zwar viele kognitive Funktionen messbar nach

Damit gehen aber nicht automatisch Einbuszligen in der Faumlhigkeit zum berufsbezogenen Lernen einher Zum einen bauen sich nicht alle kognitiven Funktio-nen ab sondern vornehmlich die als bdquofluide Intelli-genzldquo bezeichneten Sie kommen bei der Loumlsung neuer Aufgaben zum Zuge bei denen nicht auf

fruumlhere Lernerfahrungen zuruumlckgegriffen werden kann bdquoKristalline Intelligenzldquo hingegen kommt bei der Nutzung von Wissen und Erfahrung zum Einsatz und kann Einbuszligen der fluiden Intelligenz aus-gleichen Zweitens fanden fast alle einschlaumlgigen Studien im Labor statt und zielten auf die Auslotung der Grenzen kognitiver Leistungsfaumlhigkeit ab Die Moumlglichkeit zur Kompensation durch Wissen und Bildung entfaumlllt dadurch weitgehend

Lernfaumlhigkeit bleibt erhalten

Beim berufsbezogenen Lernen herrschen solche Ein-schraumlnkungen nicht Lernende koumlnnen ihren Lern-prozess hinsichtlich Lernzielen und Lernzeit (mit) bestimmen und dadurch kognitive Einbuszligen ausgleichen Die Laborbefunde zum Altersabbau betreffen so gesehen nur einen kleinen Ausschnitt des Lernens Aus kognitiver Sicht laumlsst sich also festhalten dass die Lernfaumlhigkeit aumllterer Mitarbeiter waumlhrend ihres gesamten Berufslebens erhalten bleibt

Lernfaumlhigkeit ist aber nicht gleich Lernbereitschaft Diese haumlngt wesentlich von einer spezifischen Lern-kompetenz ab Sie ist nicht auf bestimmte Fachge-biete beschraumlnkt und umfasst die drei Ebenen

bullLernorientierung Die Effizienz des Lernen wird davon beeinflusst ob man Lernen als gestaltbare Aktivitaumlt begreift oder als dozentengesteuerte Anhaumlufung von Faktenwissen auf Vorrat bullLernkontrolle Nachhaltig lernen kann nur wer sich dem eigenen Lernbedarf angemessene Lernziele setzt und den Lernfortschritt im Hin-blick auf diese Ziele fortlaufend uumlberpruumlft bullLerntechniken Sie dienen dazu Wissen lang-fristig im Gedaumlchtnis zu verankern und um-fassen vielfaumlltige Methoden der Visualisierung und Konzeptbildung

Lernkompetenz ist kein Talent sondern eine lern- und trainierbare Fertigkeit Sie kann durch gezielte Personalentwicklung und ein stimmiges betriebliches Umfeld mit foumlrderlichem Lernklima aufgebaut und erhalten werden Umgekehrt kann sie als Folge laumlnger dauernder bdquoLernentwoumlhnungldquo verloren gehen Dies haumlngt nicht zuletzt damit zusammen dass in vielen Unternehmen die Weiterbildungsteil-

27 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

nahme jenseits des vierzigsten Lebensjahres schlag-artig sinkt ndash was Lernentwoumlhnung natuumlrlich foumlrdert Auch herrscht fuumlr Aumlltere vielfach insofern ein unguumln-stiges Lernklima als nicht wenige Personalverant-wortliche Aumllteren nur geringe Lernfaumlhigkeit und Veraumlnderungsbereitschaft zutrauen Derlei Vorbe-halte schlagen sich bei Beschaumlftigten in Zweifeln an ihrer eigenen Lernfaumlhigkeit und an der Trainier-barkeit ihrer Fertigkeiten nieder Ein Mangel an Lernkompetenz erklaumlrt moumlglicherweise auch den vielfach replizierten Befund dass aumlltere Beschaumlftigte im Vergleich zu ihren juumlngeren Kollegen schlechtere Leistungen in der berufsbezogenen Weiterbildung zeigen

Unsere Forschung zeigt dass ndash unabhaumlngig vom Alter ndash Beschaumlftigte mit houmlherer Lernkompetenz einen signifikant houmlheren Lernerfolg angeben als Beschaumlftigter geringerer Kompetenz Bei Beschaumlftig-ten uumlber 50 Jahren faumlllt der Unterschied im Lernerfolg am deutlichsten aus Houmlhere Lernkompetenz geht mit houmlherer Weiterbildungsteilnahme einher um-gekehrt berichteten Beschaumlftigte mit geringerer Lernkompetenz uumlber groumlszligere Schwierigkeiten bei der Planung der eigenen Weiterbildung und houmlheren Unterstuumltzungsbedarf

Unter dem Strich zeigen unsere Untersuchungen dass die Erfassung der Lernkompetenz ein wichtiger Schritt ist im Rahmen von Strategien zur quantitativen und qualitativen Verbesserung der Weiterbildungs-beteiligung aumllterer Beschaumlftigter Dies laumlsst sich zur Konzeption von Lernkompetenz-Workshops nutzen mit denen das Lernverhalten gezielt optimiert werden kann Ansatzpunkt einschlaumlgiger Trainings ist die Lernkontrolle die sich in unseren Untersuchungen als trennscharf zwischen kompetenten und weniger kompetenten Lernern erwies Hoher Lernkontrolle also der Fertigkeit angemessene Lernziele zu setzen und das Lernen im Hinblick auf diese Ziele zu steuern kommt das groumlszligte Gewicht fuumlr den Lernerfolg zu Darin liegt auch der Grund dass vornehmlich auf die Vermittlung von auf Lernstrategien ausgerichtete Trainings und primaumlr auf die Staumlrkung der Lernmo-tivation abzielende Trainings gleichermaszligen zu kurz greifen und nur die integrierte Ansprache beider Ebenen nachhaltiges karriereweites und -langes Lernen gewaumlhrleistet

Prof Dr Christian Stamov-Roszlignagel Jacobs Centre on Lifelong Learning Jacobs University wwwjacobs-universitydedirectory10028

28 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Qualifizierung mit System ausbauen -Weiterbildung und bdquoeQualificationldquo

Digitale Medien und bdquoeQualificationldquo als die Lernformen des neuen Jahrtausends prokla-miert standen anfangs fuumlr kostenguumlnstiges und effektives Lernen technische Loumlsungen ruumlckten in den Mittelpunkt der Diskussion doch nach dem ersten Boom kam die ernuumlch-terung Die Lerner wuumlrden das Medium nicht akzeptieren der Lernerfolg sei anzuzweifeln der finanzielle Vorteil ebenso

Anstelle der technokratischen Schwerpunktsetzun-gen widmete man sich in der Folgezeit verstaumlrkt den lern- und bildungstheoretischen Aspekten und dem Potenzial multimedialer Lernkonzepte fuumlr eine zukunftsfaumlhige berufliche Kompetenzentwicklung Angesichts der in den letzten Jahren wieder deutli-chen Zuwachsraten des Lernens mit neuen Medien am Arbeitsplatz stellte sich die Frage nach der Bedeu-tung dieser Medien fuumlr die Weiterbildung und nach ihrem Einfluss auf deren soziale und didaktische Zielsetzungen

weiterbildung und soziale selektion

Die Entwicklung von der Industrie zur Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft fuumlhrt auch zu einem Wandel der Organisation in den Unternehmen die auch zu neuen Arbeits- und Organisationskonzepten fuumlhren wobei wir wahrscheinlich erst am Anfang dieses Wandlungsprozesses stehen Die Folge ist dass Weiterbildung und berufliche Qualifizierung gegenwaumlrtig einen Wandlungsprozess durchlaufen der Ziele und Inhalte Umfang sowie Formen Methoden und Orte des Lernens gleichermaszligen erfasst Lernformen und Lernorte werden pluraler und vielfaumlltiger und gehen mit einem quantitativen Zuwachs und einer qualitativen Veraumlnderung der Bedeutung des Lernens im Unternehmen einher

Die Nachfrage nach eLearning-Konzepten und neuen Medien in der Weiterbildung unterliegt durch neue Arbeitsformen wie rechner-und internetgestuumltzte Facharbeit und Dienstleistungen und den daraus resultierenden Kompetenzanspruumlchen einer auszliger-ordentlichen Dynamik Gleichzeitig haben Aufwen-dungen und Teilnehmerzahlen die Weiterbildung

zum groumlszligten Bildungsbereich gemacht Von den Auf-wendungen von 35 Mrd Euro pro Jahr entfallen 167 Mrd auf die Unternehmen incl die des oumlffentlichen Dienstes 138 Mrd auf Einzelpersonen 42 Mrd auf die Bundesagentur fuumlr Arbeit und 04 Mrd auf den Staat Im europaumlischen Vergleich liegt die Teilnahme-quote an der formellen betrieblichen Weiterbildung mit 30 der Erwerbstaumltigen im Jahr 2005 im Mittel-feld Im Vergleich liegt die Teilnahmequote in Frank-reich mit 46 und Tschechien mit 59 houmlher die von Polen mit 21 und Griechenland mit 14 niedriger

Entscheidend fuumlr die oumlkonomische qualifikatorische soziale und personale Funktion der Weiterbildung ist aber die Frage der Teilhabe an Weiterbildung der Wei-terbildungsbeteiligung Hier zeigt sich der stark sozial ausgrenzende Charakter der Weiterbil-dung die Selektivitaumlt und Ungleichheit von Chancen

bull28 der Weiterbildungsteilnehmer haben Hauptschulabschluss 47 einen mittleren Abschluss 59 AbiturFachhochschulreife bull23 sind ohne Berufsausbildung aber 62 mit Hochschulabschluss bull31 sind Arbeiter 68 Beamte bull44 gehoumlren der Gruppe der 19ndash34-Jaumlhrigen an 31 der Gruppe der 50-64 Jaumlhrigen

Qualifizierung mit system und bdquoeQualificationldquo ausbauen

Die Weiterbildungsbeteiligung haumlngt also entschei-dend von der beruflichen Qualifikation und der schulischen Vorbildung ab und verstaumlrkt die im Schulsystem angelegte soziale Selektion In dieser Situation kommen die informelle Weiterbildung und damit die neuen Medien und verschiedenen Formen des eLearnings ins Spiel Die Teilnahme an Compu-terselbstlernprogrammen im Rahmen der informel-len Weiterbildung hat sich zwischen 2003 und 2007 von 8 auf 15 erhoumlht und damit fast verdoppelt In der informellen Weiterbildungskategorie Internet am Arbeitsplatz weist die Statistik eine Steigerung von 7 auf 13 aus Zudem bilden sich mit der Nut-zung von Personal-Computern rechnerintegrierten Arbeitssystemen und dem Intranet zunehmend vir-tuelle Lernorte in Unternehmen heraus Beschaumlftigte nutzen in wachsendem Maszlige multimediale und inter-aktive Bildungsangebote und koumlnnen an

29 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

kooperativen Lehr-Lern-Arrangements teilnehmen Neue Medien und die damit verbundenen Lerntech-nologien wie Tele-Teaching und Tele-Coaching erlei-chtern und foumlrdern das Lernen in der Arbeit und in vernetzten Lernortstrukturen

Die informelle Weiterbildung verzeichnet seit Jahren erhebliche Zuwaumlchse obwohl die Teilnahme der Erwerbstaumltigen hier mit 61 im Jahre 2003 und mit 68 im Jahre 2007 schon annaumlhernd doppelt so hoch liegt wie die an der formellen Weiterbildung Damit ist die informelle Weiterbildung im Sinne von bdquoArbeit als zweite Chanceldquo und als Moumlglichkeit zu sehen der wachsenden Selektion in Weiterbildung und Weiter-bildungsteilnahme zu begegnen Dies ist allerdings kein Selbstlaumlufer denn auch bei der Teilnahme an der informellen Weiterbildung zeigt sich die Abbild-ung und Verlaumlngerung sozialer Ungleichheit Not-wendig ist eine strukturelle und im Weiterbildungs-system abzusichernde Foumlrderung von bildungsbe-nachteiligten Gruppen In diesem Sinne sind abschlieszligend vier Thesen und Optionen formuliert

bullInformelles Lernen wird im Beruf zunehmend wichtiger dabei kommt dem Lernen mithilfe neuer Medien durch die Verdoppelung in den letzten vier Jahren bei computergestuumltzten Selbstlernprogrammen und Internet-Lernen am Arbeitsplatz eine zentrale Rolle zu bullVirtuelle Lernorte verbinden formelle und informelle Weiterbildung diese Lernorte auf informations- und kommunikationstechno-logischer Basis ergaumlnzen die pluralen Lernorte von Qualifizierungsverbuumlnden und Qualifizier-ungsnetzwerken zunehmend bullNeue Medien eroumlffnen lern- und bildungsthe-oretisch verbesserte Zugaumlnge zum bdquolebenslan-gen Lernenldquo und zur bdquoBildung fuumlr alleldquo voraus-gesetzt sie werden didaktisch-methodisch und institutionell eingebettet und sind nicht einsei-tig auf Selbstorganisation und Individualisierung gerichtet bullWeiterbildung ist als vierte und umfassendste Saumlule des Bildungssystems auszubauen und verstaumlrkt gesetzlich zu rahmen wobei das in-formelle Lernen uumlber verbindliche Anerken-nungen als Beitrag zur Chancengleichheit in beruflichen Bildungswegen im Sinne einersbquo bdquozweiten Chanceldquo zu nutzen ist

Prof Dr Peter Dehnbostel Helmut-Schmidt-Universitaumlt Hamburg wwwhsu-hhdedebo

30 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Aufbau eines Online-Berichtshefts und Kompetenz-portfolios in den dualen Ausbildungsberufen

Die duale Berufsausbildung in Deutschland stellt ein erfolgsmodell dar und genieszligt auch

international hohes Ansehen Mehrere aktu-elle studien zeigen Maumlngel in der Qualitaumlt der dualen beruflichen Ausbildung auf nach einer repraumlsentativen umfrage des Bundesin-stituts fuumlr Berufsbildung (BIBB) kritisieren die Auszubildenden insbesondere die Qualitaumlt der kooperation der Lernorte Betrieb und schule oft ist es den Auszubildenden selbst uumlberlassen erfahrungen aus der betrieblichen und schulischen Ausbildung miteinander zu verknuumlpfen

Bei der mangelnden Abstimmung zwischen den Lern-orten handelt es sich jedoch weniger um ein Problem auf der Ebene der Ausbilder und Berufsschullehrer sondern eher um ein strukturelles Defizit der dualen Berufsausbildung Es mangelt vor allem an systema-tischer Information um ein gegenseitiges Abstimmen in der dualen Ausbildung gewaumlhrleisten zu koumlnnen

Es bedarf geeigneter Instrumente um eine staumlrkere Zusammenarbeit und die Abstimmung zwischen den betrieblichen und schulischen Ausbildern aber auch zwischen dem Auszubildenden und seinem Ausbilder zu ermoumlglichen Gegenwaumlrtig uumlbernimmt ausschlieszlig-lich der papierbasierte Ausbildungsnachweis das sogenannte Berichtsheft diese Funktion Da es sich hierbei um eine zeit- und ortsabhaumlngige Informa-tionsbasis handelt koumlnnen sich Probleme ergeben

Beispielsweise kann der Ausbilder anhand des Ausbildungsnachweises erst nach dem Abschluss eines Ausbildungsturnus feststellen mit welchen Themen sich der Auszubildende auseinanderge-setzt hat In der Folge sind klare und aufeinander abgestimmte Lernprozesse erschwert was nicht selten zu erheblichen Abstimmungsprozessen innerhalb der Ausbildung fuumlhrt

online-Ausbildungsnachweis

Unter dem Titel bdquoBLok ndash Online-Berichtsheft zur Staumlrkung der Lernortkooperationldquo verfolgt das Insti-tut fuumlr Berufspaumldagogik der Technischen Universitaumlt

Dresden das Ziel mit dem Einsatz von Web 20- Technologien die Lernorte der dualen Berufsausbil-dung zu verzahnen Im Rahmen dieses durch das BMBF gefoumlrderten Forschungs- und Entwicklungs-projektes werden bereits bestehende Ressourcen genutzt um das rechtsverbindliche Instrument bdquoBerichtsheftldquo welches in seiner gegenwaumlrtigen Form lediglich als Rechtfertigungsinstrument dient zu einem Qualitaumltsentwicklungsinstrument auf der Grundlage einer geeigneten mediendidaktischen Konzeption auszubauen

Der Schwerpunkt des Projektes liegt in der Entwick-lung Erprobung und Evaluation eines Online-Ausbildungsnachweises auf der technischen Basis eines Weblogs als persoumlnliches Lerntagebuch Dieses Online-Lerntagebuch fuumlhrt der Berufsschuumller regelmaumlszligig und kann von seinem Ausbilder und Berufsschullehrer jederzeit und vor allem unabhaumln-gig vom aktuellen Lernort des Berufsschuumllers einge-sehen werden Auf diese Weise werden die Lernorte der Berufsausbildung im dualen System durch den Online-Ausbildungsnachweis miteinander gekoppelt und so eine gemeinsame Informationsbasis fuumlr die Partner der dualen Berufsausbildung geschaffen Diese Staumlrkung der Lernortkooperation erzeugt eine Transparenz der Ausbildungsinhalte und soll zu einer verbesserten Abstimmung selbiger an den Lernorten fuumlhren

Funktionsbereiche und Potenziale

Der Online-Ausbildungsnachweis verfuumlgt uumlber zwei Funktionsbereiche

bullBerichtsheftfuumlhrung in Form eines Weblogs Wie bei der klassischen Form des Berichtsheftes uumlblich dokumentiert der Auszubildende auch in der online-basierten Form regelmaumlszligig den zeit-lichen und sachlichen Ablauf der Berufsaus-bildung Der Technologie eines Weblog ent-sprechend fuumlhrt der Auszubildende sein Lern-tagebuch als Online-Berichtsheft welches durch die Ausbilder online kommentiert werden kann Durch die Moumlglichkeit von Anmerkungen zu den Eintraumlgen des Auszubildenden werden Feedback-prozesse angeregt und folglich der Dialog zwi-schen Auszubildendem und Ausbilder gestaumlrkt

31 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

bullDarstellung der erworbenen Qualifikationen in Form eines Kompetenzportfolios Neben der Dokumentation des sachlichen und zeitlichen Ablaufes im Berichtsheft ist es dem Auszubildenden moumlglich die dokumentierten Taumltigkeiten zu verschlagworten In Form eines Auswahlmenuumls werden die zu erlangenden Faumlhigkeiten und Fertigkeiten eines Ausbildungs-berufes aufgelistet und von dem Auszubildenden verschlagwortet (sogenanntes Tagging) Anschlieszligend wird durch eine entsprechende Visualisierung (z B in Form einer Tagcloud d h einer Schlagwortwolke) der eigene Entwicklungs-stand dargestellt Die Tagcloud enthaumllt alle bis-her verwendeten Schlagworte Durch die damit erzeugte Transparenz koumlnnen Auszubildende und Ausbilder den Ist-Stand der beruflichen Handlungsfaumlhigkeit einschaumltzen und auch Handlungsbedarfe ableiten In Ergaumlnzung zu der geschlossenen Form des Kompetenzport-folios ist es in der offenen Form vorgesehen aus-bildungsrelevante Dokumente (wie Zertifikate etc) und Erfahrungsberichte abzulegen und so Erfahrungen aus der Ausbildungspraxis zu dokumentieren

Fazit

Das Projekt BLok traumlgt durch die Digitalisierung und Weiterentwicklung des klassischen Berichtsheftes auf Grundlage von Web 20-Technologien zur Ver-zahnung der Lernorte sowie zur Qualitaumltssicherung und -entwicklung in der dualen Berufsausbildung bei BLok unterstuumltzt dabei eine nachhaltige Integ-ration digitaler Medien auf struktureller Ebene in die Berufsausbildungspraxis

Professor Thomas Koumlhler Technische Universitaumlt Dresden wwwblok-onlineorg

32 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

beroobi ndash erlebe Berufe online Das interaktive Jugendportal zur Berufswahl

trotz der vielfaumlltigen Moumlglichkeiten sich Infor-mationen zu beschaffen haben viele Jugend-liche nach wie vor Probleme sich hinsichtlich ihrer beruflichen zukunftsplanung zu orien-tieren oftmals bleibt ihre Ausbildungswahl einseitig und sie nehmen die chancen des derzeitigen Ausbildungs- und Arbeitsmarktes nur bedingt wahr

Das Wissen uumlber die Bandbreite aktueller Ausbildungs-berufe und speziell jener die auch zukuumlnftig Chancen auf dem Arbeitsmarkt bieten ist fuumlr die Berufswahl entscheidend Junge Frauen und Maumlnner mit niedri-geren Schulabschluumlssen sind dabei eine besondere Zielgruppe beroobi ist ein Kunstwort das sich aus Ber-ufs-bi-ld ableitet und bdquoooldquo wurde von Google abgeschaut beroobi bietet den jungen Frauen und Maumlnnern Interaktionsmoumlglichkeiten an die einen attraktiven Einstieg in das Thema Berufswahl ermoumlglichen

Hierfuumlr wird ein interaktives Online-Portal aufgebaut in dessen Mittelpunkt interessante und zukunfts-weisende Ausbildungsberufe fuumlr eine spielerische Erkundung stehen Die Berufsbilder sind multimedial-interaktiv aufbereitet und geben realistische Einblicke in den Berufsalltag Junge Frauen und Maumlnner die bereits in ihrem Beruf arbeiten stellen diese den Nutzern anschaulich vor und lassen sie entdeckend und ausprobierend daran teilhaben Alle wichtigen Aspekte eines Berufs werden aufgegriffen Taumltig-keiten Tagesablaumlufe Erlaumluterungen zu wichtigen Voraussetzungen Erklaumlrungen zu Anforderungen in der Ausbildung sowie das Aufzeigen von Perspek-tiven fuumlr weitere Fortbildungs- und Weiterbildungs-moumlglichkeiten und weiterfuumlhrende Links

Eine leichte und schnelle Orientierung wird dadurch erleichtert dass jedem Berufsbild der gleiche Aufbau und aumlhnliche Interaktionsmoumlglichkeiten zugrunde liegen Bei der Auswahl der Berufe werden bewusst Ausbildungsberufe aus Zukunftsbranchen und Innovationsbereichen (Industrie Handwerk Bau Naturwissenschaften Technik und Informations-technologie) in den Blick genommen

Interaktiver Ansatz mit hohem Akzeptanzwert

Ziel des didaktisch-methodischen Konzepts von beroobi ist es junge Menschen durch neue Ansaumltze zum selbst gesteuerten Entdecken und Ausprobieren im Netz anzuregen und einen persoumlnlichen Bezug zum Thema Berufswahl herzustellen Hierfuumlr setzt das Projekt auf verschiedene Kriterien die in der Umsetzung des Angebots konsequente Beruumlcksich-tigung finden

bullVielseitigkeit Selbststeuerbare Video- und Audiosequenzen Fotoshows und animierte Grafiken bieten anschauliche und vielseitige Formen der Informationsdarstellung Einge-bunden sind diese in eine Flash-Umgebung die auch als Web-Applikation unabhaumlngig von beroobi als Stand-alone-Applikation in eine Web-seite integriert werden koumlnnen bullInteraktion Verschiedene Interaktionstools ermoumlglichen eine direkte und aktive Teilnahm am Angebot Selbsteinschaumltzungen Umfragen und Wissenstests animieren zur spielerischen und entdeckenden Auseinandersetzung mit Inhalten bullIdentifikation Junge Profis aus der Praxis stellen vor Ort ihren Arbeitsplatz und ihr Arbeitsleben vor und lassen die Nutzerinnen und Nutzer uumlber Film und Audio daran teilhaben Der Mix aus Fakten eigenen Erfahrungsberichten und Hinweisen ermoumlglicht Identifikation und Pers-pektivenwechsel bullVerstaumlndlichkeit Das Angebot setzt konsequent auf jugendgerechte Sprache intuitive Benutzer-fuumlhrung und kleine verstaumlndliche Informations-einheiten sodass auch Jugendliche mit weniger Interneterfahrung gut damit zurechtkommen koumlnnen bullAuthentizitaumlt Jedes Berufsbild ist individuell gestaltet und lebt von der Authentizitaumlt seiner realen Hauptperson Dieses unverwechselbare bdquoGesichtldquo sowie auch das Zu-Wort-Kommen von Betriebs-und Unternehmensverantwortlich-en Ausbildungsleitern und anderen bdquoBerufsex-pertenldquo fuumlhren zu einer hohen Akzeptanz bei Jugendlichen

33 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Das online-Portal beroobide

Die Hauptintention des Online-Portals besteht darin Jugendlichen verschiedene Zugangswege zu den jeweiligen Berufsbildern zu ermoumlglichen sie neu-gierig zu machen und zum bdquoHineinklickenldquo anzu-regen Im Mittelpunkt von wwwberoobide stehen daher die Berufsbilder die uumlber spezifische Beduumlrf-nisparameter ansteuerbar sind Weiterfuumlhrende Informationen zu den Berufen Interviews mit Experten spielerische Wissensabfragen und Links werden den Jugendlichen uumlber eine Informations-rubrik angeboten Ein kleiner Community-Bereich ermoumlglicht weitere Orientierungshilfe Dort steht ein moderiertes Forum fuumlr Fragen und Hinweise bereit eine Merkliste fuumlr das Speichern von Berufs-bildern sowie die Verlinkung auf Freunde und deren Profile Uumlber Features wie bdquoWie steht mir der Berufldquo koumlnnen eigene Fotos hochgeladen werden welches die Nutzerinnen und Nutzer automatisch in verschiedene Arbeitsbekleidungen hineinsetzt und in eine Galerie speichert

zielgruppe

Primaumlre Zielgruppe von beroobi sind Jugendliche der Altersgruppe 14 bis 20 Jahre aller Schulformen die sich im Prozess der Berufsfindung und Berufsorien-tierung befinden Neben Schulabgaumlngern sind des-gleichen all diejenigen angesprochen die bereits eine Berufsausbildung begonnen abgeschlossen oder auch abgebrochen haben und sich weiter bzw neu orientieren moumlchten Wichtige Ansprech-partner sind daher auch paumldagogische Fachkraumlfte die in vielen Faumlllen beroobi bei der jugendlichen Zielgruppe bekannt machen

kooperation und Vernetzung

Das Projekt beroobi versteht sich als bdquoTuumlroumlffnerldquo zu bereits bestehenden Angeboten im Bereich Berufso-rientierungberufliche Bildung und lebt daher von dem vielseitigen Austausch und der Zusammenarbeit mit diesen Dazu zaumlhlen unter anderem vor allem Verbaumlnde Innungen Kammern die Agentur fuumlr Arbeit das Bundesinstitut fuumlr Berufsbildung Schulen Berufsschulen Bildungstraumlger Gewerkschaften so-wie vor allem auch Wirtschaftspartner Betriebe und Unternehmen

Silke Niemann Schulen ans Netz e V wwwberoobide und wwwschulen-ans-netzde

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Erstellung digitaler eLearning-Module durch Aus-zubildende im Handwerk

Das Internet hat uns in ein neues Jahrtausend

gefuumlhrt ein Jahrtausend in dem das wissen der welt raumlumlich und zeitlich unabhaumlngig

verfuumlgbar ist und aus immer groumlszligeren Daten-banken abgerufen werden kann eine solche entwicklung macht auch vor dem system der dualen beruflichen erstausbildung im hand-werk nicht halt und beschaumlftigt seit vielen Jahren die vorausschauende wissenschaft aber auch die Praxis

Im Kern geht es bei den Uumlberlegungen um die Einfuumlhr-ung von eLearning-Szenarien Die Bemuumlhungen zielen hier zum einen auf die oumlkonomische Optimie-rung (beliebiger Einstiegszeitpunkt in Qualifizierungs-maszlignahmen Optimierung der Lehrer-Schuumller-Relation) zum anderen aber auch auf die didaktisch-methodische Optimierung von Bildungsprozessen wie die individuelle Foumlrderung oder Flexibilisierung

Bei allen Bemuumlhungen mit Web 10-gestuumltzten eLear-ning-Szenarien bleiben zahlreiche Fragen ungeklaumlrt Dies gilt besonders fuumlr den Bereich der Lehrlings-ausbildung im Handwerk Aus dem System der dualen Berufsausbildung im Handwerk d h der Kombination von betrieblicher und uumlberbetrieblicher Ausbildung und Unterricht in der Berufsschule sind bisher keine nachhaltigen Ansaumltze bekannt in denen Bildungsprozesse durch internetbasierte eLearning-Konzepte optimiert ergaumlnzt oder gar abgeloumlst werden konnten Bisher kann lediglich auf die Ergebnisse von Modellprojekten zuruumlckgegriffen werden Standar-disierte Konzepte und didaktische Ansaumltze existieren nicht Ganz zu schweigen von einer bildungstheore-tischen Verortung von eLearning-Szenarien in konventionellen Berufsbildungsprozessen

Die Vergangenheit hat gezeigt dass vor allem zwei Problemlagen die Einfuumlhrung von eLearning-Szena-rien erschweren Zum einen gibt es das Problem dass es nicht genuumlgend passgenaue digitale Lern-module fuumlr die verschiedenen Gewerke d h die Berufe im Handwerk und die daraus resultierenden Lerngruppen gibt

Hier zeigt sich die Schwierigkeit dass der produzierte eLearning-Baustein entsprechend der Lerngruppe reduziert und entsprechend der Vorstellung des Lehrers didaktisch eingebunden sein muss Zum an-deren scheitert der Einsatz kommerzieller Loumlsungen auch daran dass nicht die notwendigen Ressourcen vorhanden sind um immer wieder Lernmodule zu erwerben die den jeweils aktuellen Stand der Technik abbilden An dieser Stelle setzt das Forschungsvorhaben Didaktische Parallelitaumlt und Lernortflexibilisierung (DiPaL) an DiPaL kombiniert die klassischen Vorteile des Praumlsenzunterrichts mit den neuen Moumlglichkeiten des Web 20 mit dem Ziel Lernprozesse im Dualen System uumlber selbst produzierte E-Learnings flexibler zu machen

Lerneinheiten selber erstellen

Das Forschungsvorhaben entwickelt und untersucht dazu einen neuen subjektorientierten designbasier-ten didaktisch-methodischen Ansatz zur Lernort-kooperation Mit Hilfe spezieller Software erstellen Schuumllerinnen und Schuumller mit ihren Lehrkraumlften ihre Lerneinheiten selber bereiten sie digital auf und veroumlffentlichen sie im Netz Das Konzept des offenen Klassenzimmers basiert dabei auf der Annahme dass in jeder Schuumllerin und in jedem Schuumller auch eine Lehrerin bzw ein Lehrer steckt Das Ziel besteht darin durch eine geeignete Didaktik genau diesen Rollen-tausch vom Lernenden zum (Lern-) Lehrenden herbei-zufuumlhren Das heiszligt konkret dass die Auszubildenden die Themen des Unterrichts so aufbereiten dass digitale Lernmaterialien (Filme Texte Bilder Grafi-ken) entstehen Die dazu notwendigen Aktivitaumlten der (Lern-) Lehrenden reichen von der Anfertigung einer Handzeichnung die eingescannt wird bis zur schriftlichen Ausarbeitung eines kompletten Dreh-buchs fuumlr die Umsetzung des jeweiligen Themas in einem aufwendigen Lehrfilm Die im Unterricht erzeugten digitalen Lernmaterialien werden an-schlieszligend gemeinsam mit dem Lehrer besprochen und diskutiert ob die produzierten Lernmaterialien fachlich richtig sind Diese Besprechungen sind von groszliger Bedeutung fuumlr den Lernprozess da sich hier zeigt ob das Thema fachlich verstanden wurde

35 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Gleichzeitig hinterfragen die (Lern-) Lehrenden sich selbst und den Prozess der Materialienproduktion Hierbei gilt es z B Alternativen zur gefundenen Loumlsung aufzuzeigen oder die Sprachqualitaumlt zu beurteilen Grundsaumltzlich wird angestrebt dass die (Lern-) Lehrenden in einen kritischen Dialog unter-einander treten Die Diskussion fuumlhrt im Ergebnis zu der Entscheidung ob das produzierte Lernmaterial im Internet veroumlffentlicht wird oder nicht

Fuumlr den Bereich der dualen beruflichen Erstausbil-dung bieten die durch die Auszubildenden erstellten digitalen Lernbausteine ganz besondere Moumlglich-keiten um Ausbildungsstrukturen flexibler zu machen So wird das Forschungsvorhaben empirisch unter-suchen inwieweit die Lernbausteine dazu genutzt werden koumlnnen dass der Auszubildende krankheits-bedingte oder betriebsbedingte Fehlzeiten zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort nachholen kann Daneben erwarten die am Forschungsvorhaben beteiligten Institutionen dass uumlber die Transparenz der Inhalte eine grundsaumltzlich verbesserte Zusam-menarbeit zwischen den Berufsschullehrern und den betrieblichen bzw uumlberbetrieblichen Ausbil-dern realisiert werden kann Auch dies soll empirisch geklaumlrt werden

Neben den Untersuchungen hat das Vorhaben auch verschiedene entwicklungstechnische Ziele

bullEntwicklung von Schemata zur Integration von Programmen zur schnellen Entwicklung von Lernangeboten (Rapid-Authoring-Prozesse) in konventionelle Praumlsenzphasen bullEntwicklung und Implementierung einer Datenbank fuumlr Lehrinhalte (Learning Object Re-pository abgekuumlrzt LOR) fuumlr die Bereitstellung von Bausteinen in einem Bausteinnetzwerk des Handwerks (wwwbaustein-netzwerkde) bullEntwicklung von Organisationsstrukturen fuumlr die engere inhaltliche Zusammenarbeit der Lernorte im dualen System auf der personalen Ebene

Markus Schaumlfer Berufskolleg Maumlrkischer Kreis wwwkfz4mede und wwwdipalde

36 LIterAturhInweIse

weiterfuumlhrende Literatur (Auswahl)

Becker M Spoumlttl G (2008) Berufswissenschaftliche Forschung ndash Ein Arbeitsbuch

fuumlr Studium und Praxis Peter Lang Internationaler Verlag der Wissenschaften

Frankfurt am Main

Beicht U Krewerth A Eberhard V Granato M Viel Licht ndash aber auch Schatten

Qualitaumlt dualer Berufsausbildung in Deutschland aus Sicht der Auszubildenden

BIBB Report 92009

Dehnbostel P (2008) Berufliche Weiterbildung Grundlagen aus arbeitnehmer-

orientierter Sicht Berlin edition sigma

Dreyfus H-L Dreyfus S E (1986) Kuumlnstliche Intelligenz Von den Grenzen der

Denkmaschine und dem Wert der Intuition Reinbek Rowohlt Verlag Hamburg

Grund- und Strukturdaten gushisde 80 [12 09 2009]

Hauptverband der deutschen Bauindustrie Zahlen und Fakten

wwwbauindustriede (Stand Juni 2009)

Howe Falk Berben Thomas (2006) Lern- und Arbeitsaufgaben In Rauner Felix

(Hrsg) Handbuch Berufsbildungsforschung 2 aktualisierte Auflage Bielefeld

Bertelsmann S 383ndash390

Howe Falk Knutzen Soumlnke (2007) Die Kompetenzwerksttt Ein berufswissen-

schaftliches E-Learning-Konzept Goumlttingen Cuvillier

Knutzen Soumlnke Howe Falk E-Learning im Handwerk (2008) In Issing Ludwig

Klimsa Paul (Hrsg) Online-Lernen Weinheim Beltz-Verlag S 133ndash156

Knutzen Soumlnke Howe Falk Rapid E-Learning in der gewerblich-technischen

Ausbildung ndash Gestaltbare Lernsoftware nach dem Konzept der Kompetenz-

werksttt (2008) In Howe Falk Jarosch Juumlrgen Zinke Gert (Hrsg)

Ausbildungskonzepte und Neue Medien in der uumlberbetrieblichen Ausbildung

Bielefeld Bertelsmann-Verlag S 112ndash131

Koumlhler T Neumann J Saupe V Organisation des Online-Lernens In Issing L J

Klimsa P Online-Lernen Ein Handbuch fuumlr das Lernen mit Internet Muumlnchen

Oldenbourg 2008

Payome Thea (2006) Marktuumlbersicht Rapid E-Learning ndash aus PowerPoint-Folien

werden Lernprogramme In Hohenstein Andreas Wilbers Karl (Hg) Handbuch

E-Learning 17 Erg-Lfg Koumlln Dt Wirtschaftsdienst

Scheib T Spoumlttl G Windelband L Qualitaumlt betrieblicher Ausbilder sichern und

entwickeln ndash eine staumlndige Herausforderung In Berufsbildung in Wissenschaft

und Praxis ndash BWP 32008 S 36ndash39

Von Rosenbladt B Bilger F (2007) Weiterbildungsbeteiligung in Deutschland

Eckdaten zum BSW-AES 2007 tns infratest Muumlnchen

ZFA (Hrsg) 2009 Statistik Berufsausbildung und Fortbildung Druck und Medien

20082009 unveroumlffentlichte vorlaumlufige Fassung vom 050509

Diese Druckschrift wird im Rahmen der Oumlffentlichkeitsarbeit vom Bundesministe-

rium fuumlr Bildung und Forschung unentgeltlich abgegeben Sie ist nicht zum gewerb-

lichen Vertrieb bestimmt Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerberinnen

Wahlwerbern oder WahlhelferinnenWahlhelfern waumlhrend eines Wahlkampfes zum

Zweck der Wahlwerbung verwendet werden Dies gilt fuumlr Bundestags- Landtags- und

Kommunalwahlen sowie fuumlr Wahlen zum Europaumlischen Parlament Missbraumluchlich

ist insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen und an Informations-

staumlnden der Parteien sowie das Einlegen Aufdrucken oder Aufkleben partei-

politischer Informationen oder Werbemittel Untersagt ist gleichfalls die Weiter-

gabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung Unabhaumlngig davon wann auf

welchem Weg und in welcher Anzahl diese Schrift der Empfaumlngerindem Empfaumlnger

zugegangen ist darf sie auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden

Wahl nicht in einer Weise verwendet werden die als Parteinahme der Bundes-

regierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden koumlnnte

  • eQualification - Neue13Wege der Qualifizierung
    • Impressum
    • Gruszligwort zur Broschuumlre
    • Inhalt
    • eLearning ndash das Lernen der Zukunft
    • Aufstiegsweiterbildung in der Druck- und Medienindustrie13
    • Flexible Learning im Einzelhandel13
    • DAWINCI ndash Durchlaumlssigkeit in der Aus-und Weiterbildung in der chemischen Industrie13
    • Virtuelles Lernen auf der Baustelle ndash Villa-b13
    • Live Stream Learning ndash fuumlr mobiles und stationaumlres Lernen13
    • Rapid eLearning ndash leicht gestaltbare Lernsoftware13
    • Weiterbildung durch multimediale Lernformen13
    • Demografischer Wandel Herausforderungen und Chancen13
    • eLearning-Infrastruktur in der Altenpflege (eLiA)13
    • Entstehung von Communities am Beispiel der evangelischen 13Kirche in Deutschland
    • Lernkompetenz Schluumlssel zur Qualifizierung fuumlr Aumlltere13
    • Qualifizierung mit System ausbauen - 13Weiterbildung und eQualification
    • Aufbau eines Online-Berichtshefts und Kompetenzportfolios in den dualen Ausbildungsberufen13
    • beroobi ndash erlebe Berufe online Das interaktive Jugendportal zur Berufswahl13
    • Erstellung digitaler eLearning-Module durch Auszubildende im Handwerk13
    • weiterfuumlhrende Literatur (Auswahl)
Page 9: eQualification - Neue Medien, neue Wege der …...Mobile Devices), die wachsenden Personalisierungs-möglichkeiten des Digitaldrucks sowie der starke Trend zur Entwicklung innovativer

9 AuFstIeG Durch QuALIFIzIerunG

8 entwicklung und etablierung einer kommunikationsplattform als Vernetzungs-instrument aller Bildungsbeteiligten

Ziel ist es mithilfe einer Kommunikationsplattform das selbstorganisierte formelle aber vor allem informelle Lernen zu unterstuumltzen und zu foumlrdern soziale Kontakte mit Gleichgesinnten zu orga-nisieren und den erfolgreichen Abschluss der unterschiedlichen Qualifizierungen sicher zu stellen

Beispiel eLearning-Modul Bachelor ndash Marktforschung

Um selbst gesteuertes und handlungsorientiertes Lernen zu unterstuumltzen und zu foumlrdern wurde ein didaktisches Konzept entwickelt das den Lernenden zu einer aktiven und intensiven Auseinandersetzung mit praxisorientierten Situationen und Sachverhalten herausfordert Im Mittelpunkt der eLearning-Module stehen komplexe betriebliche Lernsituationen die selbststaumlndig geloumlst werden koumlnnen Mithilfe von Zusatzinformationen didaktischen Feedbacks und einem umfassenden Glossar wird der Lernerfolg unterstuumltzt

So geht es beispielsweise in dem Modul Marketing Marktforschung fuumlr das Bachelor-Studium darum welche Rolle Marktforschung fuumlr einen Weinfach-haumlndler spielt Ein kleines inhabergefuumlhrtes Geschaumlft will aus einer 1b-Citylage in das Einkaufscenter am Stadtrand umziehen Der Lernerdie Lernerin muss pruumlfen ob der Haumlndler den Umzug wirklich wagen kann und das neue Geschaumlft ausreichende Chancen am Markt hat In drei Lernsituationen werden die Entwicklung von Einzelhandel und Konsum von City und Umland und die Potenziale des Einkaufs-centers untersucht um eine erste Berechnung des moumlglichen Marktpotenzials vorzunehmen In einem zweiten Schritt wird uumlberlegt wie der Haumlndler sich am Weinmarkt positionieren und welche Zielgruppen er ansprechen muss um am neuen Standort erfolg-reich zu sein Ergaumlnzt wird dies von einer SWOT-Analyse mit der die Staumlrken und Schwaumlchen des Haumlndlers erfasst werden

Die SWOT-Analyse hilft Aussagen zu treffen welche Staumlrken des Haumlndlers weiter ausgebaut werden muumlssen und wie die Schwaumlchen kompensiert werden koumlnnen Im dritten und letzten Schritt stellt der

Gabriele Lehmann Geschaumlftsfuumlhrerin der Zentralstelle fuumlr Berufsbildung im Handel (zbb) wwwflexible-learningde

Lernerdie Lernerin eine Wirtschaftlichkeitsberech-nung sowie eine Best-Case- Worst-Case-Betrachtung an Sie dient als Grundlage um eine abschlieszligende Entscheidung zu treffen ob der Umzug des Weinfach-haumlndlers von der City in das Einkaufscenter am Stadt-rand sinnvoll ist und Aussicht auf Erfolg hat

10 AuFstIeG Durch QuALIFIzIerunG

DAWINCI ndash Durchlaumlssigkeit in der Aus- und Weiter-bildung in der chemischen Industrie

ziel des Projektes DAwIncI ist es am Beispiel der chemischen Industrie ein konzept zur Anschlussfaumlhigkeit beruflicher kompetenzen und Qualifikationen zu entwickeln

Bei DAWINCI steht der Weg von der Berufsvorberei-tung uumlber die duale Ausbildung zum Chemikanten und den Laborberufen bis hin zum Industriemeister Chemie bzw Chemietechniker im Fokus Daruumlber hinaus werden Handlungsempfehlungen fuumlr den Uumlbergang in ein Hochschulstudium und die Aus-bildung zum ersten akademischen Grad (Bachelor) erarbeitet Die ausgewaumlhlten Berufsbilder sind von zentraler Bedeutung fuumlr die Chemiebranche

Aufbauend auf den Erfahrungen und Ergebnisse des Projektes E-Learning in Chemieberufen (ELCH) von 2005 bis 2007 greift das groszlig angelegte Qualifizier-ungs- und Organisationsprojekt DAWINCI uumlber seine Partner in der chemischen Industrie direkt in alltaumlg-liche Bildungsprozesse ein Gemeinsam mit den Un-ternehmen Evonik Bayer Industriepark Wolfgang Provadis dem Verein Chemkom der Universitaumlt Paderborn und dem Lern-medien Spezialisten Creos entstehen in den naumlchsten drei Jahren Strategien und digitale Lerninhalte zur besseren Durchlaumlssig-keit bzw Anschlussfaumlhigkeit von Kompetenzen und Qualifikationen in der Aus-und Weiterbildung Neben dem ausbildungsstaumlrksten Beruf dem Chemikanten geht es um die Laborberufe wie Chemie- Biologie- und Lacklaborant sowie den Industriemeister Chemie und den Chemietechniker Der Bachelor zB im Studiengang Verfahrenstechnik oder Chemie bietet dann die Fortsetzung in den akademischen Bereich

Im Rahmen von DAWINCI analysieren die Partner Berufsbiografien um nicht nur fuumlr idealtypische Karrierewege Loumlsungen anzubieten sondern Bruumlcken auch fuumlr bdquounterbrochene Lernwegeldquo und Querein-steiger zu schaffen Die dafuumlr notwendigen Instru-mente muumlssen die im Berufsalltag erworbenen Leistungen transparent und berufsuumlbergreifend vergleichbar machen um die noumltige Anerkennung von Kompetenzen und Qualifikationen in die Praxis umzusetzen

Mithilfe eines berufsbilduumlbergreifenden Kompetenz-rasters wird es moumlglich Karrierewege zu beschleu-

nigen da einerseits Redundanzen vermieden werden und andererseits vergleichbare Kompeten-zen fuumlr den jeweils angestrebten Abschluss wirksam werden koumlnnen

Um die Anschlussfaumlhigkeit der verschiedenen Qualifi-kationsstufen zu verbessern durchlaumluft das Projekt drei Stufen

1 Identifizierung anschlussrelevanter Lerninhalte

Um anschlussrelevante Lerninhalte zu identifizieren werden die Curricula der Berufe analysiert insbeson-dere im Hinblick auf Uumlberlappungsbereiche und Doppelaufwendungen im beruflichen Aufstieg Auszligerdem werden typische Entwicklungspfade von Beschaumlftigten in den entsprechenden Berufen auf die fuumlr den Aufstieg wesentlichen Qualifikationen hin analysiert Die Kenntnis der bdquoBildungsbiografienldquo hilft das System der Anerkennung und Anrechenbar-keit an die Beduumlrfnisse der Praxis anzupassen Dabei muumlssen z T auch verwandte Kompetenzen aus benachbarten Berufsfeldern erfasst und Uumlbergaumlnge fuumlr die entsprechende Anerkennung im neuen Kon-text definiert werden

2 erarbeitung entsprechender elektro-nischer Lernbausteine und Integration in eine Lehr- und Lernumgebung

Auf der Basis Analyseergebnisse werden von den Pro-jektpartnern elektronische Lernbausteine erarbeitet Jeder Baustein ist horizontal uumlber verschiedene Berufs-bilder sowie vertikal uumlber verschiedene Berufsab-schluumlsse und Fortbildungen differenziert die fuumlr verschieden hohe Qualifikationsniveaus stehen Bei der Umsetzung der Lernmedien werden die Erfahr-ungen aus der erfolgreichen tausendfachen Nutzung der Elch-Module herangezogen Attraktivitaumlt fach-liche Stimmigkeit und Bedienkomfort haben oberste Prioritaumlt um den Einsatz in unterschiedlichsten Lernszenarien des Berufsalltags so leicht wie moumlglich zu gestalten Als Lernumgebung wird eine zu den Bausteinen kompatible virtuelle Plattform genutzt auf der Lernende von unterschiedlichen Standorten und mit unterschiedlichen Kompetenzbiografien fuumlr jeweils eine Ausbildungseinheit zusammengefuumlhrt werden Um moumlglichen Problemen des isolierten

11 AuFstIeG Durch QuALIFIzIerunG

Lernens entgegenzutreten wird die Plattform um kooperative Funktionalitaumlten (bdquoWeb20ldquo-Funktiona-litaumlten sowie ePortfolios) erweitert die die Teilneh-mer in ihrer Zusammenarbeit aktiv unterstuumltzen Lehrende und Ausbildende werden in verschiedenen Nutzungsszenarien eingefuumlhrt um sicherzustellen dass die Inhalte in unterschiedlichen Lernzusammen-haumlngen (on-the-job Classroom-Training verteiltes Lernen etc) genutzt werden koumlnnen

3 kreditierung der Lernbausteine und entwicklung eines rahmens zu deren berufsuumlbergreifenden erfassung und Anrechnung

Die Lernbausteine werden von den Projektpartnern je nach inhaltlicher Bedeutung und absolviertem Level gutgeschrieben Als Erfassungs- und Anrech-nungssystem fuumlr erworbene Credit Points wird auf der Grundlage der analysierten Curricula und Berufs-biografien ein berufsuumlbergreifendes computer-gestuumltztes Kompetenzraster aufgebaut Die individu-ellen Lernerfolge der Teilnehmer werden ndash zusammen mit ihren bereits vorhandenen Kompetenzen ndash in elektronischen Mappen die sowohl die Lernbiografie als auch die Leistungsnachweise (Portfolios) enthalten die zu dem Kompetenzraster kompatibel sind dokumentiert Die im Raster dokumentierten betriebsbezogenen Kompetenzen sollen schlieszliglich hinsichtlich ihrer Anschlussfaumlhigkeit an einen tertiaumlren Bildungsweg auf ihre Relevanz fuumlr ein entsprechendes Hochschul-studium analysiert werden Darauf aufbauend werden Handlungsempfehlungen z B fuumlr einen anschluss-orientierten Studiengang der Fachrichtung Verfahrenstechnik entwickelt Die erarbeiteten Doku-mente Medien und Prozesse werden bereits waumlhrend der Projektlaufzeit in der Praxis der Partner verankert Damit profitieren u a mehr als 5000 Auszubildende direkt von den Projektergebnissen

Die enge Zusammenarbeit mit den Sozialpartnern ermoumlglicht eine rasche Information der Branche sodass zum Ende des Projektes (30042012) interes-sierte Unternehmen die entwickelten Verfahren bzw einzelne Lernmedien oder Softwareinstrumente uumlbernehmen koumlnnen

Dr Steffan Ritzenhoff Creos Lernideen und Beratung GmbH

Die Projektergebnisse kommen allen Beteiligten zugute

bullFuumlr die Lernenden ergibt sich eine dauerhafte Erhoumlhung der Bildungsmobilitaumlt d h eine Ver-einfachung und Verschlankung beruflicher Auf-stiegsqualifizierung durch die Anerkennung der im Arbeitsprozess erworbenen Kompetenzen bullDen Unternehmen steht am Ende eine breite Palette didaktisch erprobter Medien mit hoher Akzeptanz zur Verfuumlgung mit denen sie ihre Mitarbeiter gezielt anhand des Kompetenzras-ters foumlrdern koumlnnen Durch das Kompetenzras-ter entsteht zusaumltzlich ein guter Uumlberblick uumlber das im Unternehmen vorhandene Wissen und ein wirksames Instrument zur Unterstuumltzung fuumlr interne Recruiting-Prozesse bullDie Bildungspolitik geht mit dem Projekt weiter durch die Praxis abgesicherte Schritte auf dem Weg zu einem nationalen Qualifikationsrahmen und einer breiten Verankerung medialer Lern-formen

12 AuFstIeG Durch QuALIFIzIerunG

Virtuelles Lernen auf der Baustelle ndash Vila-b

Das Projekt bdquoVirtuelles Lernen auf der Bau-stelle (Vila-b)ldquo ist ein durch das Bundesminis-terium fuumlr Bildung und Forschung (BMBF) und

den europaumlischen sozialfonds (esF) gefoumlrdertes Forschungsvorhaben Dabei ist neben der Dokumentation von zivil- und bauaufsichtli-chen Verordnungen besonders die aktuelle unternehmens- und weiterbildungsstruktur im handwerk bedeutsam

Ein Groszligteil der Unternehmen des Bauhandwerks ist als Kleinstunternehmen anzusehen dazu sinkt die durchschnittliche Mitarbeiterzahl pro Betrieb stetig Im Zusammenhang mit den aktuellen Weiterbildungs-trends im eher bdquobildungsfernenldquo Handwerk wurde daher ein innovativer Weiterbildungsansatz im Pro-jekt entwickelt worden der auf die Anforderungen der Zielgruppe und der kleinen und mittleren Unter-nehmen (KMU) eingeht verschiedene Lernorte ein-bindet und Lernprozesse mithilfe digitaler Medien unterstuumltzt Das Forschungsvorhaben stellt folgende Fragen in den Mittelpunkt

bullWelche Qualifikationsanforderungen resultieren aus den Arbeitsprozessen in Unternehmen bullWas sind die didaktischen Grundlagen zum Lernen im Arbeitsprozess bullWie kann das Lernen mit digitalen Medien im Arbeitsprozess realisiert und kontinuierlich verankert werden bullWelchen Beitrag leistet das zu entwickelnde Weiterbildungskonzept bei der Kompetenz-entwicklung von Facharbeitern und bei der Unternehmensentwicklung

Der berufswissenschaftliche Forschungsansatz zur Beantwortung dieser Fragen hat das Ziel herauszu-finden was Facharbeiter wissen und koumlnnen muumlssen um Arbeitsprozesse erfolgreich zu bewaumlltigen Zentrales Element sind dabei die Arbeitsprozessana-lysen also die ganzheitliche und mehrdimensionale Betrachtung der Arbeit der Fachkraumlfte mitsamt den vor-und nachgelagerten Prozessen den verwendeten Gegenstaumlnden Werkzeugen und Methoden dieser Arbeit und deren Organisationsformen

Es wird also die gesamte Komplexitaumlt des Arbeitspro-zesses und seine Bedeutung fuumlr das Subjekt erfasst

und analysiert Ziel ist es die inhaltlichen Aspekte beruflicher Arbeit und deren Bedeutung fuumlr die Kompetenzentwicklung des Subjekts von innen heraus zu erschlieszligen

Lernkonzept von Vila-b

Das Lernkonzept im Projekt Vila-b beruht auf dem entwicklungslogischen Lernen dem Blended-Lear-ning-Ansatz und dem virtuellen Lernen

Als zentrales didaktisches Element fuumlr die Aufberei-tung der Lerninhalte wurde der entwicklungslogische Ansatz gewaumlhlt Nach dem Modell von Dreyfus und Dreyfus findet hier eine Kompetenzentwicklung statt die einen Fortschritt vom Novizen der einzelne fach-liche Sachverhalte und moumlglichst allgemeinguumlltige Regeln lernt bis zum Experten der zu intuitiv-pro-blemloumlsendem Handeln aufgrund von Erfahrungs-wissen in der Lage ist abbildet

Nach dem Blended-Learning-Ansatz wird die Fort-bildung im Projekt Vila-b auf drei Lernorte verteilt um die jeweiligen Vorteile zu nutzen In Praumlsenz-veranstaltungen werden die Nutzung des Systems erklaumlrt die fachlichen Inhalte oumlkologischen Bauens vermittelt und Grundlagen fuumlr das soziale Lernen geschaffen Auf der Baustelle also im Arbeitsprozess findet mithilfe von mobilen Geraumlten (Personal Digi-tal Assistant PDA) ein kontextbezogenes problem-loumlsungsorientiertes Lernen durch die Nutzung einer Lernplattform und des dort gesammelten Fach- und Erfahrungswissens statt Als dritter Lernort dient der PC-Arbeitsplatz an dem vertiefende fuumlr die Arbeits-prozesse relevante Lernlektionen und Reflexions-moumlglichkeiten uumlber den eigenen Lernfortschritt stattfinden

Die Verwendung des Blended-Learning-Ansatzes und die Nutzung des PDA auf der Baustelle ermoumlglicht direkt im Arbeitsprozess den mediengestuumltzten Zu-griff auf zahlreiche Informationen der Lernplattform Daruumlber hinaus ermoumlglicht der PDA grafische und kommunikationsgestuumltzte Problemloumlsungsprozesse sodass in Abgrenzung von dem allgemeinen eLear-ning-Begriff und in Anlehnung an die Informations-technik ein (theoretisch noch weiter zu fundierendes) Konzept des bdquovirtuellen Lernensldquo verwendet wird

13 AuFstIeG Durch QuALIFIzIerunG

curriculumentwicklung auf der Basis von kernarbeitsaufgaben

Die Curriculumentwicklung basiert in erster Linie auf den Ergebnissen der genannten Arbeitsprozessan-alysen aber auch auf vorweggenommenen Zielgrup-penanalysen und Sektorbeschreibungen Die doku-mentierten Ergebnisse der Arbeitsprozessanalysen in Form von identifizierten Kernarbeitsaufgaben und Kernkompetenzen werden in Experten-Fach-arbeiter-Workshops validiert bzw korrigiert Aus den Kernkompetenzen heraus werden abschlieszligend arbeitsprozessrelevante Lern- und Arbeitsaufgaben entwickelt welche fuumlr die Vermittlung der Lernin-halte der Fortbildung grundlegend sind Gemaumlszlig des Projektansatzes werden bei der Entwicklung der Lern- und Arbeitsaufgaben aus didaktischer Sicht die Hand-lungsorientierung die Orientierung an realen Arbeitssituationen der entwicklungslogische Ansatz sowie die Verknuumlpfung der drei Lernorte beruumlck-sichtigt

Bisherige ergebnisse und Ausblick

Die bisherigen Ergebnisse des Forschungsprojektes identifizierten einerseits inhaltliche Vorgaben hin-sichtlich der relevanten Themen fuumlr eine Weiter-bildung im oumlkologischen Bausektor und zeigten andererseits Vorteile des Vila-b-Konzeptes fuumlr die Arbeitsorganisation der teilnehmenden KMU auf-gezeigt Gleichzeitig wird der nachhaltige Einsatz des Weiterbildungskonzeptes im Rahmen eines Kompe-tenzzentrums in Verden vorbereitet Aus wissenschaft-licher Perspektive schlieszliglich ist wie die bisherigen projektbezogenen Veroumlffentlich-ungen zeigen die Entwicklung des entwicklungslogischen didaktischen Ansatzes durchaus geeignet um neue Impulse fuumlr die Didaktikdiskussion zu setzen

Prof Dr Georg Spoumlttl Institut Technik und Bildung (ITB) Universitaumlt Bremen wwwitbuni-bremende

14 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Live Stream Learning ndash fuumlr mobiles und stationaumlres Lernen in der Aus- und Weiterbildung in der Mechatronik

Qualifikationsanforderungen entwickeln sich aufgrund wirtschaftsstruktureller Veraumlnder-ungen sowie in Folge von Innovationen kuumlr-zeren Produktzyklen und technologischen neuerungen Dies erfordert eine bedarfsge-rechte weiterentwicklung der Qualifizierung in der beruflichen erstausbildung wie der weiterbildung Die berufliche handlungskom-petenz richtet sich zunehmend an Arbeits-und Geschaumlftsprozessen aus entscheidend wird sein ob wie und wie schnell die Praxis der beruflichen Bildung durch die nutzung der digitalen Medien weiterentwickelt wer-den kann um dem Veraumlnderungsbedarf gerecht zu werden

Das Projekt Live Stream Learning will fuumlr kooperative Lernszenarien in der Aus und Weiterbildung auf dem Gebiet der Mechatronik in Unternehmen und der beruflichen Bildung eine Loumlsung fuumlr arbeitspro-zessorientierte Lernprozesse modellhaft erproben Lern- und Wissensmanagement sollen mit flexiblen Lernmedien verbunden werden Bildungsinhalte in Form von handlungsrelevanten Informationen und Lernhilfen bei der Bearbeitung von Lern- oder Arbeitsaufgaben sollen plattformunabhaumlngig mit Web 20-Technologien und -Diensten verfuumlgbar ge-macht werden um arbeitsplatznahes Lernen oder Problemloumlsen zu unterstuumltzen Die Anwender sollen Zugriff auf Prozesse Verfahren und Beispiele erhalten und sich mit anderen Nutzern austauschen koumlnnen

Die Zielgruppe fuumlr das Vorhaben beginnt bei den Aus-zubildenden der Berufsausbildung zum Mechatroni-ker Anlagen- und Industriemechaniker Die Weiter-bildung ist fuumlr Mitarbeiter bzw Servicepersonal aus Unternehmen die Montagesysteme entwickeln pro-duzieren oder warten bis hin zu Ausbildern und Fachberatern fuumlr mechatronische Systeme geplant

umsetzung

Bildungsinhalte und damit zu verknuumlpfende Web 20-basierte Dienste werden sowohl auf stationaumlren als auch auf mobilen Geraumlten lauffaumlhig sein Als Software werden sowohl lizenzpflichtige Standardanwendun-gen als auch Open -Source-Anwendungen ein-gesetzt

Die Lerninhalte und das Web-Portal Mechatronik koumlnnen herstellerneutral genutzt werden Dies wird dadurch gesichert dass Browser Player Add-Ons etc frei zugaumlnglich bzw mit den in Verbindung von PDA PC oder Notebook erworbenen Standard-Softwarelizenzen nutzbar sind

Geeignete Lerninhalte wie Live-Demonstrationen sollen als Webcasts d h einer fuumlr das Internet entwi-ckelten Form des interaktiven Fernsehens oder RSS-Feed d h als eine Art Nachrichtenticker den der interessierte Leser abonnieren kann abrufbar sein Weiterhin sollen Inhalte in digitalisierter Form z B als PowerPoint oder PDF zu spezifischen Fachthemen abgelegt werden Die Webcasts und RSS lassen sich abonnieren speichern jederzeit abspielen und werden zusaumltzlich mit aktuellen und auch externen Informationen verknuumlpft Die Abonnenten erhalten dadurch die Moumlglichkeit sich zielgerichtet zu neuen Entwicklungen auf dem Fachgebiet zu informieren

Lern- und wissensmanagement mit web 20

Im Projekt werden Lerninhalte als handlungsrelevan-te Informationen und Lernhilfen bei der Bearbeitung konkreter komplexer Aufgaben im Arbeitsprozess bzw im Prozess der praktischen Ausbildung als komplexe Lernaufgabe ausgewaumlhlt Fuumlr die Struktu-rierung informellen Lernens stehen die Interaktion mit anderen Lernenden und der Zugriff auf deren Ex-pertise der Austausch von Erfahrungen und Wissen und die Zusammenarbeit beim Erarbeiten von Infor-mationen Inhalten und Wissen im Vordergrund

15 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Beispiele fuumlr web 20 Funktionen die diesen Ansatz unterstuumltzen sind

bullWeb-casts zur Erklaumlrung von Teilsystemen z B anhand eines animierten Funktionsmodells bullWeblog zum Austausch von Erfahrungen die z B bei der Umsetzung der Lernaufgabe entstehen oder der Reflexion der eigenen Lernpraxis bzw zur Kommunikation zwischen Lernenden dienen bullWikis zur Bereitstellung von Lehr- und Lernma-terialien Anleitungen Leittexten oder ande-ren Wissenssammlungen auch durch gemein-same Erstellung von Inhalten z B FAQ bullLernjournal zur Protokollierung eigener Arbeits-ergebnisse und Reflexion der eigenen Lernpraxis bullSocial Bookmarking zum Aufbau einer Samm-lung von Fachinformationen bullRSS-Feeds zur Bereitstellung aktuellerInformationen in Textform die abonniertwerden koumlnnenbullFile Sharing zum Austausch von Webcasts Dokumenten Bildern u a Lerninhalten

Damit verfolgt das Projekt die Vision auch durch mobiles Lernen das Lernen an Orten die keinen Bezug zum Lerngegenstand haben bis hin zum Lernen in den Lebens- oder Arbeitswelt zu ermoumlglichen Durch die Entwicklung und Erprobung von Web 20-Funktio-nalitaumlten und dem Einsatz digitaler Medien in der beruflichen Bildung gibt es insbesondere die Gele-genheit mobiles Lernen mit Arbeitsprozessen zu verknuumlpfen was somit bedarfs- und problemorien-tiertes Lernen ermoumlglicht Moumlglich sind auch eine Ausweitung des interaktiven Lernens sowie die Ein-beziehung von neu entstehenden Informationen in den Austausch und Lernprozess

Das Projekt will die Verwertung von Web 20-Technolo-gien als neue Lehr-und Lerninfrastrukturen erproben um sie als Komponenten fuumlr arbeitsplatznahes Online-Lernen in Verbindung mit Lern- und Wissensmana-gement einzusetzen Dabei sollen Trainer bzw Fachberater die Rolle eines Moderators uumlbernehmen Andererseits erhalten auch die Anwender die Moumlg-lichkeit ihre eigenen vielfaumlltigen Erfahrungen d h ihre realen Erfahrungen und ihr damit verbundenes Wissen (explizites und implizites Wissen) in Form

Rico Eibisch Saumlchsisches Technologiezentrum gGmbH STZ Saumlchsisches Technologie Zentrum fuumlr Bildung und Innovati-on Zwickau wwwstz-zwickaude

eigener Lerninhalte in das System einzuspeichern wo es anderen Nutzern fuumlr Lernprozesse zur Verfuuml-gung steht Auf diese Weise entsteht unter Verwen-dung bestehender Technologien eine Lern- und Wissensdatenbank die arbeitsplatznahes koopera-tives Lernen unterstuumltzt Es zeigt damit neue Wege einer dienstleistungsorientierten Wissensunterstuumlt-zung ndash nicht zuletzt durch die Lernenden selbst ndash im Rahmen von Bildungsnetzwerken auf

16 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Rapid eLearning ndash leicht gestaltbare Lernsoftware in der gewerblich-technischen Ausbildung Kom-petenzwerksttt Elektrohandwerk

Lern- und Arbeitsaufgaben stellen ein eta-bliertes und in den Betrieben bewaumlhrtes didaktisch-methodisches konzept fuumlr beruf-liches Lernen dar Durch einen moumlglichst hohen Grad an selbststaumlndigkeit bei der Bearbeitung einer komplexen Aufgabenstel-lung werden die Auszubildenden nicht nur in

ihren fachlichen sondern auch in ihren metho-dischen und sozialen kompetenzen gefoumlrdert

Lern- und Arbeitsaufgaben stellen ein etabliertes und in den Betrieben bewaumlhrtes didaktisch-metho-disches Konzept fuumlr berufliches Lernen dar Durch einen moumlglichst hohen Grad an Selbststaumlndigkeit bei der Bearbeitung einer komplexen Aufgabenstel-lung werden die Auszubildenden nicht nur in ihren fachlichen sondern auch in ihren methodischen und sozialen Kompetenzen gefoumlrdert

Um eine Lernsoftware effektiv im Rahmen von Lern- und Arbeitsaufgaben einsetzen zu koumlnnen hat sie bestimmte Anforderungen zu erfuumlllen Sie sollte sich auf berufstypische Arbeitsprozesse beziehen und diese angemessen und klar visualisieren um fuumlr den Auszubildenden deutlich zu machen welche Relevanz die Lern- und Arbeitsaufgabe fuumlr den Aus-bildungsberuf besitzt Auszligerdem sollte sie die zur Bewaumlltigung der Aufgabe relevanten Inhalte und Materialien nachvollziehbar strukturiert bereit-halten Uumlber diese grundsaumltzlichen Anforderungen hinaus bestehen fuumlr eine mediengestuumltzte Ausbildung im gewerblich-technischen Bereich besondere Bedingungen

bullDie Inhalte der Software muumlssen schnell modifi-zierbar sein da die Technologien in vielen gewerblich-technischen Berufen einer hohen Innovationsgeschwindigkeit unterworfen sind bullDie Software muss an die Gegebenheiten des jeweiligen Lernorts angepasst werden koumlnnen da die Lernorte der beruflichen Bildung zum Teil sehr heterogene Bedingungen aufweisen ndash z B durch die zur Verfuumlgung stehende techni-sche Lernumgebung

bullDie Software sollte so offen gestaltet sein dass zusaumltzliche Dateien eingepflegt werden koumlnnen da fuumlr die berufliche Bildung i d R eine Vielzahl von Unterlagen in digitaler Form vorliegt

Vor diesem Hintergrund besteht die uumlbergeordnete Frage darin wie eLearning-Systeme zu entwickeln sind um sie im Rahmen von Lern- und Arbeitsauf-gaben einsetzen zu koumlnnen Eine Antwort darauf bietet der Ansatz des Rapid eLearning

rapid eLearning mit der kompetenzwerksttt

Im Rahmen des BMBFESF-gefoumlrderten Projekts Kom-petenzwerksttt Elektrohandwerk wird derzeit nach dem Ansatz der Kompetenzwerksttt ein Lehr- Lernmedium entwickelt das die Anforderungen des Rapid-eLearnings aufgreift Der Begriff Rapid eLearning steht dabei fuumlr Lernsoftware-Systeme die

bullschnell und ohne hohe medientechnischeKompetenz entwickelt werden koumlnnenbullkostenguumlnstig erstellt werden koumlnnen bulleine geringe Einarbeitungszeit fuumlr den Autor erfordern bulldem Anwender einen einfachen Zuganggewaumlhren undbullmultimediale und interaktive Elemente auf-nehmen koumlnnen

Rapid eLearning-Lernprogramme werden oft mit MS-PowerPoint umgesetzt so auch bei der Kompe-tenzwerksttt-Lernsoftware Die Gruumlnde sind klar hoher Verbreitungsgrad einfache Bedienung und weit reichende Moumlglichkeiten zur Gestaltung Me-dieneinbindung und Verlinkung

Mit PowerPoint lassen sich somit die Anforderungen an Rapid eLearning gut einloumlsen Ein weiterer Vorteil besteht darin dass Ausbilder und Lehrer oft auf einen groszligen Fundus von Folien zuruumlckgreifen koumlnnen die sie im Laufe ihrer Taumltigkeit angefertigt haben Arbeitsblaumltter technische Beschreibungen Diagram-me Erlaumluterungen usw liegen damit bereits in elektronischer Form vor und koumlnnen unkompliziert ausgetauscht bzw eingefuumlgt werden

17 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Die Lernsoftware hat eine Modulstruktur die sich uumlber vier Ebenen erstreckt Auf Ebene 1 befindet sich die Hauptnavigation dieser folgt Ebene 2 mit der Modulnavigation Ebene 3 beinhaltet den Content (Inhalt) und Ebene 4 die Anhaumlnge Jede Hierarchie-ebene wird jeweils durch einzelne Dateien repraumlsen-tiert Mit dem Start der Lernsoftware oumlffnet sich eine Power-Point-Datei (PPT) die alleine der Hauptnaviga-tion dient Von hier aus werden die einzelnen Soft-waremodule angewaumlhlt Mit dem Anwaumlhlen eines Moduls oumlffnet sich die naumlchste Datei und liegt gewiss-ermaszligen auf der Startfolie Die Datei der Ebene 2 dient der Navigation innerhalb eines Moduls So lassen sich hier zunaumlchst die Hauptelemente anwaumlhlen anschlie-szligend innerhalb eines Hauptelements der gewuumlnschte Content Mit Klick auf einen Inhaltsbutton oumlffnet sich eine weitere Datei uumlber den beiden Navigations-dateien Hier findet der Anwender jetzt die gewuumlnsch-ten Inhalte ggf lassen sich von hier ndash dann auf Ebene 4 ndash auch weitere externe Dateien (zB doc pdf) starten Waumlhrend die Dateien der Ebenen 1 und 2 also der Navigation dienen halten die Ebenen 3 und 4 die Contents vor Mit dem bdquoZuruumlckldquo-Button schlieszligt der Anwender die Datei und gelangt so auf die jeweils niedrigere Navigationsebene

Die Realisierung in PowerPoint und die skizzierte Modularisierung und Hierarchisierung der Lernsoft-ware bieten hinsichtlich des Rapid eLearning ent-scheidende Staumlrken So lassen sich ohne gehobene medientechnische Kenntnisse z B das Layout anpassen die Inhalte modifizieren oder ergaumlnzen Updates einspielen Materialien verlinken oder komplette Lern- und Arbeitsaufgaben einschlieszlig-lich aller Materialien und Arbeitsblaumltter ergaumlnzen

Da die Lernsoftware ndash ohne Installation ndash auf einem USB-Stick laumluft liegen alle Daten fuumlr jeden Nutzer ohne Bearbeitungseinschraumlnkungen individuell vor Aumlnderungen Erweiterungen Korrekturen usw finden also einfach innerhalb einer PPT-Datei statt umfangreichere Updates werden durch ein schlichtes Ersetzen von Dateien realisiert

Prof Dr Soumlnke Knutzen Technische Universitaumlt Hamburg-Harburg und Prof Dr Falk Howe Universitaumlt Bremen

Fazit

Insbesondere in der dualen gewerblich-technischen Ausbildung bietet der Ansatz des mediengestuumltzten Lernens viele Vorteile Erste Erprobungen mit Lehrern Ausbildern und Auszubildenden zeigen dass ihnen das Handling der Software keine Probleme bereitet Die Anwender koumlnnen in aller Regel auf Erfahrungen mit PowerPoint zuruumlckgreifen wodurch einerseits keine intensive Einarbeitung in die technische Um-gebung notwendig ist andererseits keine Hemm-schwelle beim Einsatz der Software besteht

Wenn es gelingt den Rapid-eLearning-Ansatz nachhaltig mit den Anforderungen gewerblich-technischer Berufsausbildung zu verknuumlpfen und die Vorteile des mediengestuumltzten Lernens deutlich zu machen kann die berufliche Ausbildung an allen Lernorten bereichert werden Auszubildende besit-zen ein Werkzeug dass praktisches und theoretisches Wissen verbindet und letztlich Lehrer und Ausbilder in ihrer Arbeit unterstuumltzt

18 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Weiterbildung durch multimediale Lernformen am Beispiel der Zementindustrie

Im zuge des technischen und wirtschaftli-chen wandels hat sich die Arbeitswelt in der zementindustrie einschneidend veraumlndert

Anfang dieses Jahrhunderts waren ndash in Verbindung mit konjunkturellen und strukturellen Veraumlnderun-gen sowie der Auslagerung von Funktionen (Outsour-cing) ndash Produktivitaumltssteigerungen mit einem Verlust von Arbeitsplaumltzen verbunden Gleichzeitig wurden durch die Rationalisierung der Zementproduktion schwere heute kaum mehr vermittelbare Taumltigkeiten durch moderne Arbeitsplaumltze mit hohen Anforderun-gen an die berufliche Qualifikation und Weiterbil-dung abgeloumlst Dies betrifft nicht nur Fach- und Fuumlhrungskraumlfte sondern alle Beschaumlftigen Denn mehr als je zuvor ist es heute noumltig die Mitar-beiter hinsichtlich ihrer Kenntnisse Fertigkeiten und ihrem verfahrenstechnischen Wissen weiter-zuqualifizieren Nur mit qualifizierten und motivier-ten Mitarbeitern bleibt ein Unternehmen dauerhaft innovativ und konkurrenzfaumlhig Fuumlr den Mitarbeiter bietet sich durch Weiterbildung die Moumlglichkeit vorhandene Kompetenzen an die fortschreitende Entwicklung anzupassen und die eigene Beschaumlftigungsfaumlhigkeit zu erhalten bzw weiter auszubauen

Die Zementindustrie hat in der Vergangenheit fuumlr einfache manuelle Taumltigkeiten viele un- und ange-lernte Arbeiter beschaumlftigt Heute ist die Beschaumlfti-gungsstruktur in den Zementwerken durch den hohen Automatisierungsgrad bestimmt Rund 40 der Belegschaften sind in der Steuerung und Kontrolle des zentralen Produktionsprozesses beschaumlftigt entweder als Vorarbeiter Meister und Produktionssteuerer auf den zentralen Leitstaumlnden oder als Anlagenkontrolleure bzw Maschinenwaumlrter In den Laborbereichen sind rund 10 der Mitarbeiter taumltig die im Allgemeinen eine Ausbildung als Bau-stoffpruumlfer oder Chemielaborant haben Die uumlbrigen Beschaumlftigten arbeiten vor allem in der Instandhal-tung und haben meist eine Ausbildung zum Anlagen-elektroniker oder Industriemechaniker absolviert Entsprechendes Zement-Know-how erwarben sie weitgehend on the job erwarben Vor dem Hinter-grund der stetig steigenden Anforderungen und der fortschreitenden Rationalisierung gewinnt die systematische und bereichsuumlbergreifende Quali-

fizierung der Beschaumlftigten weiter an Bedeutung Eine wirksame Unterstuumltzung der Weiterentwick-lung erfordert dabei einen passgenauen Zuschnitt der Qualifizierungsangebote auf die betrieblichen Anforderungen sowie die individuellen Beduumlrfnisse jedes einzelnen Mitarbeiters

Lehrbriefe werden in digitale Medien uumlber-fuumlhrt

Neben dem von der IHK anerkannten Industriemei-sterlehrgang bdquoKalkZementldquo dem Produktionssteu-ererlehrgang fuumlr Leitstandfahrer sowie zahlreichen Weiterbildungsseminaren bietet der Verein Deut-scher Zementwerke e V zur Aus- und Weiterbildung der gewerblichen Mitarbeiter insbesondere auch der gering qualifizierten bzw fachfremden Mitarbeiter sogenannte bdquoLehrbriefeldquo an Diese 47 Lehrunterlagen stehen den VDZ-Mitgliedswerken nunmehr seit 2006 sowohl in gedruckter Form als auch digital als PDF-Datei zur Verfuumlgung Thematisch befassen sich die Lehrbriefe mit dem gesamten Zementherstellungs-prozess von der Rohmaterialgewinnung bis hin zur Zementverladung Dabei werden vor allem Bereiche behandelt die sich auf die Produktionsablaumlufe in den Werken beziehen und mit der Taumltigkeit des Produk-tionsmitarbeiters in engem Zusammenhang stehen

Erfahrungen mit dem Einsatz der Lehrbriefe zeigten jedoch dass sie nicht im angestrebten Maszlige in den Werken als Weiterbildungsunterlagen genutzt werden Der kontinuierliche Schichtbetrieb sowie die duumlnne Personaldecke fuumlhrten dazu dass in vielen Unternehmen die personellen und zeitlichen Ressour-cen zur Weiterbildung der Mitarbeiter in Praumlsenzsemi-naren nicht gegeben waren Um den Unternehmen ein effizientes und flexibles Angebot zur Weiterbild-ung ihrer Mitarbeiter anbieten zu koumlnnen mussten aus den bisherigen Erfahrungen drei wesentliche Gesichtspunkte beruumlcksichtigt werden Zum einen muss gewaumlhrleistet sein dass die Vermittlung des Wissens individuell und zeitoptimiert in die inner-betrieblichen Ablaumlufe integriert werden kann Zum andern muumlssen die Unterlagen fortlaufend aktualisiert und erweitert werden ndash dies moumlglichst ohne hohen Personal- Kosten- und Zeitaufwand

19 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Zu guter Letzt muumlssen sie so aufbereitet werden dass sie sowohl didaktisch und inhaltlich als auch gestal-terisch bei der Belegschaft auf hohe Akzeptanz stoszligen

Vor diesem Hintergrund wurde 2007 beschlossen die Lehrbriefe vollstaumlndig zu uumlberarbeiten und den Werken zukuumlnftig in Form digitaler Medien zur Ver-fuumlgung zu stellen Hierzu wurden die bestehenden Unterlagen mit finanzieller Unterstuumltzung des Bundes-ministeriums fuumlr Bildung und Forschung (BMBF) grundlegend uumlberarbeitet didaktisch aufbereitet und als Online-Kurse auf einer neu entwickelten VDZ-Lehrplattform integriert

Die nunmehr zur Verfuumlgung stehenden 50 Online-Kurse des VDZ sollen insbesondere den gewerblichen Mitarbeitern aber auch Neueinsteigern Wissen uumlber Technik Umweltvorsorge Arbeitsschutz und die Ablaumlufe der Zementproduktion von der Rohstoffge-winnung bis zum Versand der Produkte vermitteln

Medienelemente wie Videos und Animationen sind genauso Bestandteil der mediengestuumltzten Bildungs-angebote wie Fragenkataloge und Testaufgaben Eine Kommunikationsplattform rundet das Angebot ab Daruumlber hinaus werden vier Kurse angeboten die den Mitarbeitern im beruflichen Alltag sowie in der oumlffentlichen Diskussion eine Hilfestellung bieten Diese sogenannten Informationsbriefe beinhalten die Themen Nachhaltigkeit Rohstoffgewinnung Ressourceneffizienz und Klimaschutz Sie dienen der Vermittlung von Kenntnissen uumlber die Zement-produktion im Spannungsfeld zwischen oumlkonomi-schen oumlkologischen und sozialen Aspekten

Die Lehrplattform wurde mittlerweile von Mitarbei-tern aus fuumlnf VDZ-Mitgliedswerken und dem For-schungsinstitut erfolgreich getestet optimiert und an die Beduumlrfnisse der Beschaumlftigten in der Zement-industrie sowie verwandter Industrien angepasst Die Plattform steht seit Anfang 2010 allen VDZ-Mit-gliedswerken zur Verfuumlgung

Dr rer nat Stefan Schaumlfer Verein Deutscher Zementwerke e V wwwelearning-vdzde

20 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Demografischer Wandel Herausforderungen und Chancen

Den Folgen des demografischen wandels kann

sich auch die Informations- und kommunika-tionswirtschaft (Itk-wirtschaft) nicht ver-schlieszligen zahlreiche studien belegen einen strukturellen Fachkraumlftemangel der sich bei einem konjunkturaufschwung in den naumlchsten

Jahren weiter verschaumlrfen wird und die inter-nationale wettbewerbsfaumlhigkeit Deutsch-lands schwaumlchen kann

IT 50plus ist eine durch den nationalen Informations-technologie-Gipfel der Bundesregierung initiierte Gemeinschaftsinitiative des Bundesverbands Infor-mationswirtschaft Telekommunikation und neue Medien e V und der Industriegewerkschaft Metall (IG Metall) die vom Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung sowie dem Europaumlischen Sozialfonds gefoumlrdert wird Die Initiative zielt darauf ab die Beschaumlftigungsfaumlhigkeit aumllterer ITK-Fachkraumlfte zu erhalten oder wiederherzustellen um so den Folgen des demografischen Wandels und dem Fachkraumlfte-mangel in der ITK-Branche nachhaltig zu begegnen Das modulare Projekt setzt in verschiedenen Bereichen der Personalentwicklung Arbeitsvermittlung und Netzwerkbildung an und gliedert sich in sieben Teilprojekte

bullarbeitsmarktpolitische Instrumente bullAnpassung der arbeitsprozessorientierten Wei-terbildung (APO IT) an die Zielgruppe Arbeitslose bullIT-Spezialistenqualifizierung im virtuellen Raum bullCoaching-Netzwerke fuumlr Unternehmen bullPersonalentwicklungsstrategien IT 50plus bullEntwicklung aumllterer ITK-Fachkraumlfte zum Mentor und Coach bulleLearning IT 50plus ndash Konzepte undEmpfehlungen

Im Vordergrund stehen Initiativen und Vorhaben um bundesweite Beraternetzwerke fuumlr ITK Unterneh-men und fuumlr ITK-Fachkraumlfte aufzubauen dauerhaft zu unterhalten innovative Personalentwicklungs-modelle und Qualifizierungskonzepte zu erstellen zu pilotieren und als Referenzmodelle zur groszligflauml-chigen Umsetzung in Unternehmen bzw durch IT-Bildungstraumlger zu empfehlen

Itk-spezialistenqualifizierung im virtuellen raum

Im Teilprojekt bdquoITK-Spezialistenqualifizierung im vir-tuellen Raumldquo arbeiten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im virtuellen Unternehmen FuTEx (Future Technologies for Expertise Development) Es soll nachwiesen werden dass eine arbeitsprozess-orientierte Qualifizierung mit anschlieszligender Zertifizierung nach der internationalen Norm DIN EN ISOIEC 17024 auch fuumlr IT-Fachkraumlfte moumlglich ist die eine solche Maszlignahme nicht am Arbeitsplatz absolvieren koumlnnen Dies betrifft vor allem Personen in Arbeitslosigkeit oder Kurzarbeit Gearbeitet gelernt und kommuniziert wird an einem virtuellen Arbeitsplatz uumlber eine webbasierte Arbeits- und Lern-plattform Das innovative Konzept basiert auf der bewaumlhrten Methodik des IT-Weiterbildungssystems APO IT So bearbeiten die FuTEx-Teilnehmer-innen am virtuellen Arbeitsplatz einen realen Projektauftrag wobei sie von Lernprozessbegleitern und Fachberatern unterstuumltzt werden Um das APO IT-Prinzip erfolg-reich in eine virtuelle Arbeitswelt zu uumlbertragen sind folgende fuumlnf Schritte vorgesehen

1 realitaumltsnahe Lernaufgaben

Es muumlssen Bedingungen fuumlr arbeitsprozessorientier-tes Lernen geschaffen werden die einem Lern- und Arbeitsplatz im realen betrieblichen Kontext gleichen Erst bei der unmittelbaren praktischen An-wendung von erlerntem Wissen in Verbindung mit der Loumlsung einer konkreten betrieblichen Arbeits-aufgabe kommt es zu sogenannten bdquoemotionalen Labilisierungssituationenldquo d h zu Verunsicherun-gen und zur Veraumlnderung der Gefuumlhle des Menschen die zur nachhaltigen Herausbildung von Handlungs-kompetenzen bei den Lernenden fuumlhren Wichtigste Voraussetzung ist also bdquoechteldquo IT-Projektaufgaben bereitzustellen die von einem realen Auftraggeber stammen

2 webbasierte Arbeits- und Lernplattform

Um Lern-und Projektteams in einer virtuellen Arbeits-welt zu vernetzen und zu betreuen wird eine web-basierte Arbeits- und Lernplattform eingesetzt Sie muss einfach handhabbar und kompatibel mit allen gaumlngigen PC-Betriebssystemen und Web-Browsern

21 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

sein Die Arbeitsplaumltze ndash zu Hause beim Bildungs-traumlger oder im Unternehmen ndash muumlssen mit einem PC sowie mit Breitband-Internet ausgestattet sein

3 Begleitung durch ein engagiertes Betreuerteam

Die Teilnehmer werden von einem Betreuerteam begleitet und unterstuumltzt Da dies in uumlberwiegendem Maszlige bdquoon distanceldquo d h uumlber elektronische Medien der Arbeits- und Lernplattform geschieht erwachsen besonders hohe Anforderungen an die Betreuer Sie muumlssen ein besonderes Gespuumlr fuumlr die Lernsituation der Teilnehmer entwickeln koumlnnen

4 Auswahl geeigneter teilnehmergruppen

In engem Zusammenwirken mit der Bundesagentur fuumlr Arbeit und deren regionalen Agenturen (Zielgruppe arbeitsuchende ITK-Fachkraumlfte ab dem vollendeten 40 Lebensjahr) sowie mit ITK-Hersteller- und Anwenderunternehmen (Zielgruppe aumlltere ITK-Fachkraumlfte in Kurzarbeit) wird uumlber die bevorstehen-den Pilotmaszlignahmen informiert Die Teilnehmer muumlssen Berufserfahrung in der ITK-Wirtschaft haben und besonders aufgeschlossen gegenuumlber elektroni-schen Medien in der Bildung sein

5 evaluation und transfer in den Markt

Das Qualifizierungskonzept wird ab 2010 auf seine Umsetzbarkeit und spaumltere Uumlbertragbarkeit auf andere Unternehmen gepruumlft Nach erfolgreicher Erprobung umfassender Evaluation und Konzept-optimierung ist es vorgesehen die Ergebnisse Erfahrungen und Best Practices zu veroumlffentlichen Die Ergebnisse werden allen einschlaumlgigen Bildungs-traumlgern zugaumlnglich gemacht um Nachhaltigkeit zu erreichen Ziel ist es den FuTEx-Qualifizierungs-ansatz als marktfaumlhiges Konzept bundesweit zu etablieren

Erfolgskriterien fuumlr die Erprobung des FuTEx-Kon-zepts sind

bulldie Zahl der Arbeit suchenden ITK-Fachkraumlfte die nach Absolvierung einer FuTEx-Qualifizie-rung das Abschlusszertifikat zum IT -Spezialisten nach ISO 17024 erhalten haben

Thomas Mosch Mitglied der Geschaumlftsleitung BITKOM - Bundesverband Informationswirtschaft Telekommunikation und neue Medien eV wwwfutexcorpde und wwwit-50plusorg

bulldie Zahl der Arbeit suchenden ITK-Fachkraumlfte die nach erfolgreichem Abschluss einer FuTEx-Qualifizierung in adaumlquate Arbeit zuruumlckfinden konnten und bulldie Zahl der IT-Fachkraumlfte in Kurzarbeit die nach erfolgreichem Abschluss einer FuTEx-Maszlignahme ihre Handlungskompetenzen fuumlr ein IT-Spezial-istenprofil verbessern oder durch Personenzer-tifizierung nach ISO 17024 aktualisieren d h neu erlangen konnten

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22 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

eLearning-Infrastruktur in der Altenpflege (eLiA)

Das Projekt bdquoeLearning-Infrastruktur in der Altenpflegeldquo ist ein durch das Bundesminis-terium fuumlr Bildung und Forschung und den

europaumlischen sozial-fonds gefoumlrdertes Projekt unter der Leitung des Awo-Bundesverbandes e V in Berlin das in der zeit vom 1112007 bis 31102008 gefoumlrdert wurde

Die Aus- Fort-und Weiterbildungseinrichtungen und die Einrichtungen der Altenpflege verfuumlgten vor Pro-jektstart nicht uumlber eine ausreichende Infrastruktur zum Einsatz elektronischer Medien Daraus leiteten sich folgende Notwendigkeiten bzw Projektziele ab

bullSchaffung einer zentralen Infrastruktur durch den Einsatz einer Kommunikations- und Lern plattform bullErprobung des Einsatzes von bereits erstelltem Inhalt (Content) fuumlr den Bereich der Altenpflege-aus- und -weiterbildung bullSchulung von Teletutoren fuumlr die Betreuung von Lernenden bullSchulung von Administratoren zum adaumlquaten Umgang mit der Kommunikations- und Lern plattform

Ein weiteres wichtiges Ziel war die Nachhaltigkeit des Projekts Dafuumlr sollte eine zentrale (traumlgeruumlbergrei-fende) technische Infrastruktur geschaffen werden So sollten nach Projektende alle interessierten Ein-richtungen die Moumlglichkeit erhalten auf dem Server einen separaten geschuumltzten Zugang fuumlr die Entwick-lung und Erprobung eigener eLearning-Lehr- und Lernszenarien zu bekommen

Um die Entwicklung und Realisierung der Projekt-ziele zu unterstuumltzen wurde ein externer Dienstlei-ster die Qualitus GmbH einbezogen Der Partner stellte die technische Infrastruktur bereit passte die Lernumgebung an die Beduumlrfnisse der Kunden an und leistete Support beim Einsatz der flexiblen Open-Scource-Lernplattform ILIAS Die Struktur auf der Plattform wurde in Abstimmung mit der Projektlei-tung konzipiert und umgesetzt Dabei wurden die Bedarfe im Rahmen des Projekts und die geplante Nachhaltigkeit beruumlcksichtigt

Weiterhin wurde auf der Lernplattform ein soge-nannter oumlffentlicher Bereich eingerichtet Dort sind Informationen zum Projekt zum Download zu finden und News z B uumlber die neuesten Schulungstermine In der Projektlaufzeit wurden von drei Trainer-innen der Qualitus GmbH bundesweit sechs Teletutoren-Schulungen fuumlr insgesamt neunzig Teletutoren und eine Administratorenschulung fuumlr fuumlnfzehn Teilnehmer-innen angeboten

Im Rahmen der Teletutoren-Schulungen erhielten die Teilnehmer-innen geschuumltzte Raumlume in denen sie in ihren Lerngruppen miteinander lernen und zudem auch eigene Lernszenarien entwickeln konnten Die waumlhrend dieser Zeit von ihnen enwick-elten Inhalte konnten spaumlter auch im Echtbetrieb eingesetzt werden Zudem wurden Lehrkraumlfte in die Lage versetzt uumlber die Lernplattform ILIAS Lernen-de zu begleiten und zu beraten

Waumlhrend des gesamten Prozesses wurden die Teilnehmer-innen von erfahrenen Tutor-innen begleitet und unterstuumltzt Die Schulung unterteilte sich dabei in 4 Phasen

KickshyOff PraumlsenzshyPhase 1 (ca 15 Tage)

Online Phase 1

(5 Wochen)

PraumlsenzshyPhase 2

(ca 15 Tage)

Online Phase 2

(5 Wochen)

1 Teil

Inhalte und Ziele

bull Die Plat tform aus Sicht der Lernenden kennenlernen

bull Kennenlernen des kooperativen Arbeitens

bull Grundlagenkenntnisse uumlber eLearing

bull Besonderheiten der Online shyKommunikation

bull Rolle und AUfgaben von Teletutoren

2 Teil

Inhalte und Ziele

bull Die Plat tform aus Sicht der Tutoren kennenlernen

bull Einsatz notwendiger Funktionen

bull Wissen uumlber Betreuunug beim eLearning

bull Praxistransfer Umset zung eines eigenen Praxisprojektes

rsaquorsaquorsaquorsaquo rsaquorsaquorsaquorsaquo rsaquorsaquorsaquorsaquo

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evaluation

Die Schulungen wurden abschlieszligend evaluiert Die Kernaussage ist Alle Teilnehmer-innen waren mit den angebotenen Schulungen sehr zufrieden der Praxisbezug konnte weitestgehend hergestellt wer-den Zur eigenen Lernerfahrung befragt wurden u a folgende Aussagen getroffen

23 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

bdquoDie Schulung war fuumlr mich ein echter Gewinn da ich wirklich auf neuem Terrain viel gelernt habeldquo bdquohellip fuumlhlte ich mich in der Gruppe sehr wohl wobei ich vor allem zu bestimmten Mitgliedern Kontakt hatte Die Gruppenbildung scheint online genauso zu funk-tionieren wie out of cyber spaceldquo bdquoMir haben sich durch dieses Seminar ganz andere Moumlglichkeiten geoumlffnetldquo

Hinsichtlich ihrer spaumlteren Aufgabe als Teletutorin befragt fuumlhlten sich die meisten Teilnehmer-innen gut vorbereitet aufgrund der unterschiedlichen Voraussetzungen der Lernenden im Umgang mit dem Computer und Internet sind in Einzelfaumlllen jedoch noch laumlngere Uumlbungsphasen noumltig Moumlgliche Einsatz-felder wurden uumlberwiegend im Fort- und Weiter-bildungsbereich gesehen eLearning wird als gute Moumlglichkeit gesehen das Angebotsspektrum der Institutionen zu erweitern Als Anwendungsbeispiel wurde die Begleitung von Auszubildenden in Praxis-phasen im Sinne einer kontinuierlichen Arbeits- Kommunikations- und Ruumlckmeldemoumlglichkeit genannt

herausforderungen

Die Schulungsteilnehmer nannten folgende Heraus-forderungen bei der Einfuumlhrung von eLearning

bullfehlende technische Affinitaumlt bei der Zielgruppe bullfehlende technische Ausstattung in den Institu-tionen und Betrieben die Lehrangebote bereit-stellen bullhoher Aufwand fuumlr die Einfuumlhrung des eLear-ning Mehraufwand bei der Umwandlung vor-handener Konzepte in Blended-Learning oder eLearning-Konzepte etc bulleehlende Akzeptanz bei einigen Kolleginnen Kollegen dadurch fehlende Vernetzung bullwenig Lehrkraumlfte die professionell tutoriell begleiten koumlnnen bullfehlende Inhalte fuumlr den Einsatz auf der Lern-plattform

nachhaltigkeit

Nach der Projektfoumlrderung wird das eLearning-Portal durch den bdquoVerein eLearning in der Pflege eVldquo (eLiP) fortgefuumlhrt Alle (Bildungs-)Einrichtun-gen in der Pflege koumlnnen diesem Verein beitreten

Peggy Saszlig AWO-Bundesverband eVwwwelearning-pflegede

Zweck des Vereins ist die Foumlrderung der Berufsbildung durch Bereitstellung der Internetplattform ILIAS (wwwelearning-pflegede) mit inhaltlichen techni-schen und didaktischen Hilfen als Hostingpakete sowie Beratung und Vermittlung von Qualifizie-rungen wie ILIAS-Anwender- Teletutoren- und Autorenschulungen Mitwirkung bei der Erstellung von Lerninhalten die von den Vereinsmitgliedern entwickelt werden Weitere Aufgaben sind die perso-nelle und ideelle Foumlrderung der Entwicklung von Lerninhalten z B durch den gegenseitigen Aus-tausch von Lernmaterialien

Die Vereinsmitgliedschaft bietet den Bildungsanbie-tern einen kostenguumlnstigen Einstieg in das Lehren und Lernen mit den neuen Medien moderne Kom-munikationswege Betreuung waumlhrend Abwesenheits-zeiten sowie die Moumlglichkeit neue und zusaumltzliche Angebote im Bereich eLearningBlended-Learning anzubieten

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Entstehung von Communities am Beispiel der Evangelischen Kirche in Deutschland

Die evangelische kirche in Deutschland (ekD) steht gegenwaumlrtig vor groszligen herausforder-ungen und chancen stichworte sind demo-grafischer wandel Individualisierung bzw Pluralisierung wiederentdeckung des religi-oumlsen veraumlndertes Partizipationsverhalten neue Formen von ehrenamt und Gemeinde Daraus ergibt sich fuumlr die Mitarbeitenden ihr handeln immer wieder zu reflektieren

und neue innovative Praktiken zu erlernen

Das Forschungsprojekt PATONGO (Patterns and Tools for NGOs) untersucht wie Technologien und Partizi-pationsprozesse des Web 20 den Austausch uumlber gute Praktiken foumlrdern und so zu einer Weiterent-wicklung der gesamten vernetzten Organisation beitragen koumlnnen Partner im Projekt sind die Evan-gelische Kirche in Deutschland (EKD) die Fern Uni-versitaumlt in Hagen und das Institut fuumlr Wissensmedien in Tuumlbingen

Die Hypothese des Forschungsvorhabens ist dass ein Austausch von erfolgreichen Praktiken in der EKD helfen kann die Qualitaumlt des Handelns in den Gemeinden und Gliedkirchen zu verbessern Durch Vernetzung und gemeinsame Reflexion uumlber erfolgreiche Praktiken soll eine lokale Praktik auch uumlber Grenzen der einzelnen Kirchengemeinden hin-weg zu einer gemeinsamen Praktik weiterentwickelt werden Zwischen den bisher weitgehend unabhaumlngig agierenden Organisationseinheiten koumlnnte sich dadurch ein Praxisnetzwerk entwickeln

Vor dieser Grundannahme stellen sich im PATONGO-Projekt die folgenden Forschungsfragen die nicht nur fuumlr Kirchen sondern allgemein fuumlr verteilte NGOs von Relevanz sind

bullWelche Prozesse koumlnnen eine effektive und qua-litativ hochwertige Wissenskommunikation zum Zwecke der Weiterentwicklung beruflicher Praktiken unterstuumltzen bullWie kann die Nutzung und die Evolution solcher Prozesse mit Web 20-basierten Werkzeugen unterstuumltzt werden

bullWie koumlnnen die Prozesse und Werkzeuge in groszligen verteilten NGOs eingefuumlhrt werden

Kern des Prozesses ist die effektive und qualitativ hochwertige Diskussion uumlber gute Praktiken Dabei durchlaumluft die Diskussion zu einem konkreten Thema drei Ebenen

bullMitarbeitende kommunizieren miteinander uumlber Wuumlnsche und Ideen die sich aus den lokal anzutreffenden Herausforderungen ergeben bullMitarbeitende reflektieren uumlber gute Praktiken und tauschen diese aus (Storytelling Good Practice) bullMitarbeitende abstrahieren die Beschreibung der guten Praktik zu einem Muster fuumlr Loumlsungen (Pattern) das dann in einem Lexikon guter Praxis auftaucht Das Konzept des Patterns wurde aus den Ingenieurswissenschaften uumlbernommen Dort ist ein Pattern eine Loumlsung zu einem wieder-kehrenden Problem in einem klar umrissenen Kontext Im Gegensatz zu einer Handlungsvor-schrift eroumlffnet ein Pattern dem Praktiker einen Entwurfsraum in dem er seine individuelle Loumlsung fuumlr das Problem entwickelt Fuumlr die EKD bedeutet dies dass ein Pattern den Praktiker gut bei der Uumlbertragung der Loumlsungsidee auf die kon-kreten Umstaumlnde in der Gemeinde unterstuumltzt

Auf allen Ebenen der Diskussion vor allem jedoch bei der Erstellung von Patterns fuumlr das Lexikon guter Praxis koumlnnen Praktiker durch Mentoren die ebenfalls Mitglied der Community sind unterstuumltzt werden Mentoren helfen den Praktikern dabei die zentralen Aussagen ihrer Praktik herauszuarbeiten So koumlnnen Praktiker sicherstellen dass ihre Hand-lungsanregungen in den Patterns auch im beab-sichtigten Sinne verstanden werden

Web 20-Technologien koumlnnen auf allen drei Ebenen den Prozess unterstuumltzen Dazu soll ein Online-Com-munity-System entstehen das Kommunikation Koordination und Kooperation ermoumlglicht und zur Mitarbeit in der Community motiviert Auf der Ebene der Kommunikation stellt das Community-System kommunikative Raumlume zur Verfuumlgung Hier koumlnnen Wuumlnsche geaumluszligert Ideen diskutiert und Erfahrun-gen ausgetauscht werden

25 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

Betrachtet man die Groumlszlige der Zielgruppe von uumlber eine Million haupt-und ehrenamtlich Mitarbeitender in der EKD so ist es offensichtlich dass Fragen der Koordination eine wichtige Rolle einnehmen Prak-tiker muumlssen vom System darin unterstuumltzt werden fuumlr sie interessante Kollegen zu finden und relevante Beitraumlge wahrzunehmen Das Community-System muss Menschen aus ganz Deutschland zusammen-bringen die an semantisch verwandten Praktiken arbeiten So wird ein Austausch uumlber spezifische Prak-tiken auch uumlber Gemeindegrenzen hinaus moumlglich

Fuumlr eine effiziente Kooperation wird das Community-System gemeinsame Arbeitsbereiche bereitstellen die zum einen einen gemeinsamen Informationsraum im Sinne eines Wikis zum Austausch von Patterns bereitstellen und zum anderen die enge Kooperation in einer kleinen Gruppe von Praktikern ermoumlglichen Insbesondere soll das Community-System die Entwick-lung neuer Ideen in einer Ideenwerkstatt und die Zusammenarbeit zwischen einem Autor und einem Mentor bei der Verbesserung von Patterns unter-stuumltzen

In Bezug auf die Motivation zur Teilnahme sollen im PATONGO-Projekt verschiedene Instrumente er-forscht werden von denen an dieser Stelle nur zwei Beispiele genannt werden

bullInwieweit hat die Authentizitaumlt der Praktiker und ihrer Gemeinden eine die Motivation stei-gernde Wirkung bullWelche Rolle spielen Kooperation und Wett-bewerb zwischen den Praktikern als motivie-rende Instrumente in der Community

Erste Prototypen fuumlr den in PATONGO vorgesehenen Prozess und die Web 20-basierten Werkzeuge wurden in den ersten Monaten des Projektes entwi-ckelt und mit Anwendern diskutiert Die Resonanz hierauf war sehr positiv Eine breite Diskussion der Konzepte in der kirchlichen Oumlffentlichkeit begann Ende 2009 Fuumlr Mitte 2010 ist der Start der Community geplant Sowohl der Entwurf als auch die Einfuumlhrung und Nutzung des Prozesses und der Werkzeuge werden evaluiert sodass Ruumlckschluumlsse auf die Wirkung in der EKD gezogen werden koumlnnen die auch fuumlr andere NGOs relevant sein werden

Dr Thies Gundlach Evangelische Kirche in Deutschland Dr Till Schuumlmmer FernUniversitaumlt in Hagen (vlnr) wwwpatongode

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Lernkompetenz Schluumlssel zur Qualifizierungfuumlr Aumlltere

Die Diskussion um das lebenslange Lernen hat konjunktur in Politik wirtschaft und

Forschung Mittelfristig wird jeder dritte Be-schaumlftigte uumlber 50 Jahre alt sein und nur noch

jeder fuumlnfte juumlnger als 30 Jahre Parallel dazu nimmt der Anteil der wissensarbeit zu der Anteil koumlrperlicher und gering qualifizierter taumltigkeiten sinkt Lebenslanges Lernen wird als eine der zentralen strategien angesehen diese sich beschleunigenden Veraumlnderungen der Arbeitswelt zu bewaumlltigen

Einigkeit scheint daruumlber zu bestehen dass der Bedarf an beruflicher Weiterbildung auch fuumlr Beschaumlftigte uumlber 50 Jahren waumlchst Weniger Konsens gibt es in Bezug auf das Wie Wie kommen aumlltere Arbeitnehmer mit dieser Anforderung nach permanentem Dazuler-nen zurecht Wie koumlnnen sie unterstuumltzt werden Bislang werden Beschaumlftigte jenseits des vierzigsten Lebensjahres kaum noch zur Weiterbildung ermun-tert und auf die Lernbeduumlrfnisse dieser Gruppe abgestimmte Angebote sind Mangelware Und Dank der Fruumlhverrentungspolitik fruumlherer Jahre und einer entsprechend jugendzentrierten Arbeitsge-staltung gedieh ein bdquoAnti-Lernklimaldquo in dem sich bei Beschaumlftigten und Unternehmen gleichermaszligen der Eindruck verfestigte Aumlltere koumlnnten und wollten nicht mehr lernen Damit einher gehen unscharfe und falsche Vorstellungen uumlber die Lernfaumlhigkeit Aumllterer Demnach lernen Aumlltere (zu) langsam und schneiden in Weiterbildungsseminaren schlecht ab

Haben nicht wissenschaftliche Untersuchungen wiederholt nachgewiesen dass die kognitive Leis-tungsfaumlhigkeit ndash also alle Prozesse die mit Gedaumlchtnis Lernen und Denken zu tun haben ndash schon mit Mitte Ende Zwanzig nachlassen Schraumlnkt dies nicht auch die Lernfaumlhigkeit ein Tatsaumlchlich lassen zwar viele kognitive Funktionen messbar nach

Damit gehen aber nicht automatisch Einbuszligen in der Faumlhigkeit zum berufsbezogenen Lernen einher Zum einen bauen sich nicht alle kognitiven Funktio-nen ab sondern vornehmlich die als bdquofluide Intelli-genzldquo bezeichneten Sie kommen bei der Loumlsung neuer Aufgaben zum Zuge bei denen nicht auf

fruumlhere Lernerfahrungen zuruumlckgegriffen werden kann bdquoKristalline Intelligenzldquo hingegen kommt bei der Nutzung von Wissen und Erfahrung zum Einsatz und kann Einbuszligen der fluiden Intelligenz aus-gleichen Zweitens fanden fast alle einschlaumlgigen Studien im Labor statt und zielten auf die Auslotung der Grenzen kognitiver Leistungsfaumlhigkeit ab Die Moumlglichkeit zur Kompensation durch Wissen und Bildung entfaumlllt dadurch weitgehend

Lernfaumlhigkeit bleibt erhalten

Beim berufsbezogenen Lernen herrschen solche Ein-schraumlnkungen nicht Lernende koumlnnen ihren Lern-prozess hinsichtlich Lernzielen und Lernzeit (mit) bestimmen und dadurch kognitive Einbuszligen ausgleichen Die Laborbefunde zum Altersabbau betreffen so gesehen nur einen kleinen Ausschnitt des Lernens Aus kognitiver Sicht laumlsst sich also festhalten dass die Lernfaumlhigkeit aumllterer Mitarbeiter waumlhrend ihres gesamten Berufslebens erhalten bleibt

Lernfaumlhigkeit ist aber nicht gleich Lernbereitschaft Diese haumlngt wesentlich von einer spezifischen Lern-kompetenz ab Sie ist nicht auf bestimmte Fachge-biete beschraumlnkt und umfasst die drei Ebenen

bullLernorientierung Die Effizienz des Lernen wird davon beeinflusst ob man Lernen als gestaltbare Aktivitaumlt begreift oder als dozentengesteuerte Anhaumlufung von Faktenwissen auf Vorrat bullLernkontrolle Nachhaltig lernen kann nur wer sich dem eigenen Lernbedarf angemessene Lernziele setzt und den Lernfortschritt im Hin-blick auf diese Ziele fortlaufend uumlberpruumlft bullLerntechniken Sie dienen dazu Wissen lang-fristig im Gedaumlchtnis zu verankern und um-fassen vielfaumlltige Methoden der Visualisierung und Konzeptbildung

Lernkompetenz ist kein Talent sondern eine lern- und trainierbare Fertigkeit Sie kann durch gezielte Personalentwicklung und ein stimmiges betriebliches Umfeld mit foumlrderlichem Lernklima aufgebaut und erhalten werden Umgekehrt kann sie als Folge laumlnger dauernder bdquoLernentwoumlhnungldquo verloren gehen Dies haumlngt nicht zuletzt damit zusammen dass in vielen Unternehmen die Weiterbildungsteil-

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nahme jenseits des vierzigsten Lebensjahres schlag-artig sinkt ndash was Lernentwoumlhnung natuumlrlich foumlrdert Auch herrscht fuumlr Aumlltere vielfach insofern ein unguumln-stiges Lernklima als nicht wenige Personalverant-wortliche Aumllteren nur geringe Lernfaumlhigkeit und Veraumlnderungsbereitschaft zutrauen Derlei Vorbe-halte schlagen sich bei Beschaumlftigten in Zweifeln an ihrer eigenen Lernfaumlhigkeit und an der Trainier-barkeit ihrer Fertigkeiten nieder Ein Mangel an Lernkompetenz erklaumlrt moumlglicherweise auch den vielfach replizierten Befund dass aumlltere Beschaumlftigte im Vergleich zu ihren juumlngeren Kollegen schlechtere Leistungen in der berufsbezogenen Weiterbildung zeigen

Unsere Forschung zeigt dass ndash unabhaumlngig vom Alter ndash Beschaumlftigte mit houmlherer Lernkompetenz einen signifikant houmlheren Lernerfolg angeben als Beschaumlftigter geringerer Kompetenz Bei Beschaumlftig-ten uumlber 50 Jahren faumlllt der Unterschied im Lernerfolg am deutlichsten aus Houmlhere Lernkompetenz geht mit houmlherer Weiterbildungsteilnahme einher um-gekehrt berichteten Beschaumlftigte mit geringerer Lernkompetenz uumlber groumlszligere Schwierigkeiten bei der Planung der eigenen Weiterbildung und houmlheren Unterstuumltzungsbedarf

Unter dem Strich zeigen unsere Untersuchungen dass die Erfassung der Lernkompetenz ein wichtiger Schritt ist im Rahmen von Strategien zur quantitativen und qualitativen Verbesserung der Weiterbildungs-beteiligung aumllterer Beschaumlftigter Dies laumlsst sich zur Konzeption von Lernkompetenz-Workshops nutzen mit denen das Lernverhalten gezielt optimiert werden kann Ansatzpunkt einschlaumlgiger Trainings ist die Lernkontrolle die sich in unseren Untersuchungen als trennscharf zwischen kompetenten und weniger kompetenten Lernern erwies Hoher Lernkontrolle also der Fertigkeit angemessene Lernziele zu setzen und das Lernen im Hinblick auf diese Ziele zu steuern kommt das groumlszligte Gewicht fuumlr den Lernerfolg zu Darin liegt auch der Grund dass vornehmlich auf die Vermittlung von auf Lernstrategien ausgerichtete Trainings und primaumlr auf die Staumlrkung der Lernmo-tivation abzielende Trainings gleichermaszligen zu kurz greifen und nur die integrierte Ansprache beider Ebenen nachhaltiges karriereweites und -langes Lernen gewaumlhrleistet

Prof Dr Christian Stamov-Roszlignagel Jacobs Centre on Lifelong Learning Jacobs University wwwjacobs-universitydedirectory10028

28 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Qualifizierung mit System ausbauen -Weiterbildung und bdquoeQualificationldquo

Digitale Medien und bdquoeQualificationldquo als die Lernformen des neuen Jahrtausends prokla-miert standen anfangs fuumlr kostenguumlnstiges und effektives Lernen technische Loumlsungen ruumlckten in den Mittelpunkt der Diskussion doch nach dem ersten Boom kam die ernuumlch-terung Die Lerner wuumlrden das Medium nicht akzeptieren der Lernerfolg sei anzuzweifeln der finanzielle Vorteil ebenso

Anstelle der technokratischen Schwerpunktsetzun-gen widmete man sich in der Folgezeit verstaumlrkt den lern- und bildungstheoretischen Aspekten und dem Potenzial multimedialer Lernkonzepte fuumlr eine zukunftsfaumlhige berufliche Kompetenzentwicklung Angesichts der in den letzten Jahren wieder deutli-chen Zuwachsraten des Lernens mit neuen Medien am Arbeitsplatz stellte sich die Frage nach der Bedeu-tung dieser Medien fuumlr die Weiterbildung und nach ihrem Einfluss auf deren soziale und didaktische Zielsetzungen

weiterbildung und soziale selektion

Die Entwicklung von der Industrie zur Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft fuumlhrt auch zu einem Wandel der Organisation in den Unternehmen die auch zu neuen Arbeits- und Organisationskonzepten fuumlhren wobei wir wahrscheinlich erst am Anfang dieses Wandlungsprozesses stehen Die Folge ist dass Weiterbildung und berufliche Qualifizierung gegenwaumlrtig einen Wandlungsprozess durchlaufen der Ziele und Inhalte Umfang sowie Formen Methoden und Orte des Lernens gleichermaszligen erfasst Lernformen und Lernorte werden pluraler und vielfaumlltiger und gehen mit einem quantitativen Zuwachs und einer qualitativen Veraumlnderung der Bedeutung des Lernens im Unternehmen einher

Die Nachfrage nach eLearning-Konzepten und neuen Medien in der Weiterbildung unterliegt durch neue Arbeitsformen wie rechner-und internetgestuumltzte Facharbeit und Dienstleistungen und den daraus resultierenden Kompetenzanspruumlchen einer auszliger-ordentlichen Dynamik Gleichzeitig haben Aufwen-dungen und Teilnehmerzahlen die Weiterbildung

zum groumlszligten Bildungsbereich gemacht Von den Auf-wendungen von 35 Mrd Euro pro Jahr entfallen 167 Mrd auf die Unternehmen incl die des oumlffentlichen Dienstes 138 Mrd auf Einzelpersonen 42 Mrd auf die Bundesagentur fuumlr Arbeit und 04 Mrd auf den Staat Im europaumlischen Vergleich liegt die Teilnahme-quote an der formellen betrieblichen Weiterbildung mit 30 der Erwerbstaumltigen im Jahr 2005 im Mittel-feld Im Vergleich liegt die Teilnahmequote in Frank-reich mit 46 und Tschechien mit 59 houmlher die von Polen mit 21 und Griechenland mit 14 niedriger

Entscheidend fuumlr die oumlkonomische qualifikatorische soziale und personale Funktion der Weiterbildung ist aber die Frage der Teilhabe an Weiterbildung der Wei-terbildungsbeteiligung Hier zeigt sich der stark sozial ausgrenzende Charakter der Weiterbil-dung die Selektivitaumlt und Ungleichheit von Chancen

bull28 der Weiterbildungsteilnehmer haben Hauptschulabschluss 47 einen mittleren Abschluss 59 AbiturFachhochschulreife bull23 sind ohne Berufsausbildung aber 62 mit Hochschulabschluss bull31 sind Arbeiter 68 Beamte bull44 gehoumlren der Gruppe der 19ndash34-Jaumlhrigen an 31 der Gruppe der 50-64 Jaumlhrigen

Qualifizierung mit system und bdquoeQualificationldquo ausbauen

Die Weiterbildungsbeteiligung haumlngt also entschei-dend von der beruflichen Qualifikation und der schulischen Vorbildung ab und verstaumlrkt die im Schulsystem angelegte soziale Selektion In dieser Situation kommen die informelle Weiterbildung und damit die neuen Medien und verschiedenen Formen des eLearnings ins Spiel Die Teilnahme an Compu-terselbstlernprogrammen im Rahmen der informel-len Weiterbildung hat sich zwischen 2003 und 2007 von 8 auf 15 erhoumlht und damit fast verdoppelt In der informellen Weiterbildungskategorie Internet am Arbeitsplatz weist die Statistik eine Steigerung von 7 auf 13 aus Zudem bilden sich mit der Nut-zung von Personal-Computern rechnerintegrierten Arbeitssystemen und dem Intranet zunehmend vir-tuelle Lernorte in Unternehmen heraus Beschaumlftigte nutzen in wachsendem Maszlige multimediale und inter-aktive Bildungsangebote und koumlnnen an

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kooperativen Lehr-Lern-Arrangements teilnehmen Neue Medien und die damit verbundenen Lerntech-nologien wie Tele-Teaching und Tele-Coaching erlei-chtern und foumlrdern das Lernen in der Arbeit und in vernetzten Lernortstrukturen

Die informelle Weiterbildung verzeichnet seit Jahren erhebliche Zuwaumlchse obwohl die Teilnahme der Erwerbstaumltigen hier mit 61 im Jahre 2003 und mit 68 im Jahre 2007 schon annaumlhernd doppelt so hoch liegt wie die an der formellen Weiterbildung Damit ist die informelle Weiterbildung im Sinne von bdquoArbeit als zweite Chanceldquo und als Moumlglichkeit zu sehen der wachsenden Selektion in Weiterbildung und Weiter-bildungsteilnahme zu begegnen Dies ist allerdings kein Selbstlaumlufer denn auch bei der Teilnahme an der informellen Weiterbildung zeigt sich die Abbild-ung und Verlaumlngerung sozialer Ungleichheit Not-wendig ist eine strukturelle und im Weiterbildungs-system abzusichernde Foumlrderung von bildungsbe-nachteiligten Gruppen In diesem Sinne sind abschlieszligend vier Thesen und Optionen formuliert

bullInformelles Lernen wird im Beruf zunehmend wichtiger dabei kommt dem Lernen mithilfe neuer Medien durch die Verdoppelung in den letzten vier Jahren bei computergestuumltzten Selbstlernprogrammen und Internet-Lernen am Arbeitsplatz eine zentrale Rolle zu bullVirtuelle Lernorte verbinden formelle und informelle Weiterbildung diese Lernorte auf informations- und kommunikationstechno-logischer Basis ergaumlnzen die pluralen Lernorte von Qualifizierungsverbuumlnden und Qualifizier-ungsnetzwerken zunehmend bullNeue Medien eroumlffnen lern- und bildungsthe-oretisch verbesserte Zugaumlnge zum bdquolebenslan-gen Lernenldquo und zur bdquoBildung fuumlr alleldquo voraus-gesetzt sie werden didaktisch-methodisch und institutionell eingebettet und sind nicht einsei-tig auf Selbstorganisation und Individualisierung gerichtet bullWeiterbildung ist als vierte und umfassendste Saumlule des Bildungssystems auszubauen und verstaumlrkt gesetzlich zu rahmen wobei das in-formelle Lernen uumlber verbindliche Anerken-nungen als Beitrag zur Chancengleichheit in beruflichen Bildungswegen im Sinne einersbquo bdquozweiten Chanceldquo zu nutzen ist

Prof Dr Peter Dehnbostel Helmut-Schmidt-Universitaumlt Hamburg wwwhsu-hhdedebo

30 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Aufbau eines Online-Berichtshefts und Kompetenz-portfolios in den dualen Ausbildungsberufen

Die duale Berufsausbildung in Deutschland stellt ein erfolgsmodell dar und genieszligt auch

international hohes Ansehen Mehrere aktu-elle studien zeigen Maumlngel in der Qualitaumlt der dualen beruflichen Ausbildung auf nach einer repraumlsentativen umfrage des Bundesin-stituts fuumlr Berufsbildung (BIBB) kritisieren die Auszubildenden insbesondere die Qualitaumlt der kooperation der Lernorte Betrieb und schule oft ist es den Auszubildenden selbst uumlberlassen erfahrungen aus der betrieblichen und schulischen Ausbildung miteinander zu verknuumlpfen

Bei der mangelnden Abstimmung zwischen den Lern-orten handelt es sich jedoch weniger um ein Problem auf der Ebene der Ausbilder und Berufsschullehrer sondern eher um ein strukturelles Defizit der dualen Berufsausbildung Es mangelt vor allem an systema-tischer Information um ein gegenseitiges Abstimmen in der dualen Ausbildung gewaumlhrleisten zu koumlnnen

Es bedarf geeigneter Instrumente um eine staumlrkere Zusammenarbeit und die Abstimmung zwischen den betrieblichen und schulischen Ausbildern aber auch zwischen dem Auszubildenden und seinem Ausbilder zu ermoumlglichen Gegenwaumlrtig uumlbernimmt ausschlieszlig-lich der papierbasierte Ausbildungsnachweis das sogenannte Berichtsheft diese Funktion Da es sich hierbei um eine zeit- und ortsabhaumlngige Informa-tionsbasis handelt koumlnnen sich Probleme ergeben

Beispielsweise kann der Ausbilder anhand des Ausbildungsnachweises erst nach dem Abschluss eines Ausbildungsturnus feststellen mit welchen Themen sich der Auszubildende auseinanderge-setzt hat In der Folge sind klare und aufeinander abgestimmte Lernprozesse erschwert was nicht selten zu erheblichen Abstimmungsprozessen innerhalb der Ausbildung fuumlhrt

online-Ausbildungsnachweis

Unter dem Titel bdquoBLok ndash Online-Berichtsheft zur Staumlrkung der Lernortkooperationldquo verfolgt das Insti-tut fuumlr Berufspaumldagogik der Technischen Universitaumlt

Dresden das Ziel mit dem Einsatz von Web 20- Technologien die Lernorte der dualen Berufsausbil-dung zu verzahnen Im Rahmen dieses durch das BMBF gefoumlrderten Forschungs- und Entwicklungs-projektes werden bereits bestehende Ressourcen genutzt um das rechtsverbindliche Instrument bdquoBerichtsheftldquo welches in seiner gegenwaumlrtigen Form lediglich als Rechtfertigungsinstrument dient zu einem Qualitaumltsentwicklungsinstrument auf der Grundlage einer geeigneten mediendidaktischen Konzeption auszubauen

Der Schwerpunkt des Projektes liegt in der Entwick-lung Erprobung und Evaluation eines Online-Ausbildungsnachweises auf der technischen Basis eines Weblogs als persoumlnliches Lerntagebuch Dieses Online-Lerntagebuch fuumlhrt der Berufsschuumller regelmaumlszligig und kann von seinem Ausbilder und Berufsschullehrer jederzeit und vor allem unabhaumln-gig vom aktuellen Lernort des Berufsschuumllers einge-sehen werden Auf diese Weise werden die Lernorte der Berufsausbildung im dualen System durch den Online-Ausbildungsnachweis miteinander gekoppelt und so eine gemeinsame Informationsbasis fuumlr die Partner der dualen Berufsausbildung geschaffen Diese Staumlrkung der Lernortkooperation erzeugt eine Transparenz der Ausbildungsinhalte und soll zu einer verbesserten Abstimmung selbiger an den Lernorten fuumlhren

Funktionsbereiche und Potenziale

Der Online-Ausbildungsnachweis verfuumlgt uumlber zwei Funktionsbereiche

bullBerichtsheftfuumlhrung in Form eines Weblogs Wie bei der klassischen Form des Berichtsheftes uumlblich dokumentiert der Auszubildende auch in der online-basierten Form regelmaumlszligig den zeit-lichen und sachlichen Ablauf der Berufsaus-bildung Der Technologie eines Weblog ent-sprechend fuumlhrt der Auszubildende sein Lern-tagebuch als Online-Berichtsheft welches durch die Ausbilder online kommentiert werden kann Durch die Moumlglichkeit von Anmerkungen zu den Eintraumlgen des Auszubildenden werden Feedback-prozesse angeregt und folglich der Dialog zwi-schen Auszubildendem und Ausbilder gestaumlrkt

31 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

bullDarstellung der erworbenen Qualifikationen in Form eines Kompetenzportfolios Neben der Dokumentation des sachlichen und zeitlichen Ablaufes im Berichtsheft ist es dem Auszubildenden moumlglich die dokumentierten Taumltigkeiten zu verschlagworten In Form eines Auswahlmenuumls werden die zu erlangenden Faumlhigkeiten und Fertigkeiten eines Ausbildungs-berufes aufgelistet und von dem Auszubildenden verschlagwortet (sogenanntes Tagging) Anschlieszligend wird durch eine entsprechende Visualisierung (z B in Form einer Tagcloud d h einer Schlagwortwolke) der eigene Entwicklungs-stand dargestellt Die Tagcloud enthaumllt alle bis-her verwendeten Schlagworte Durch die damit erzeugte Transparenz koumlnnen Auszubildende und Ausbilder den Ist-Stand der beruflichen Handlungsfaumlhigkeit einschaumltzen und auch Handlungsbedarfe ableiten In Ergaumlnzung zu der geschlossenen Form des Kompetenzport-folios ist es in der offenen Form vorgesehen aus-bildungsrelevante Dokumente (wie Zertifikate etc) und Erfahrungsberichte abzulegen und so Erfahrungen aus der Ausbildungspraxis zu dokumentieren

Fazit

Das Projekt BLok traumlgt durch die Digitalisierung und Weiterentwicklung des klassischen Berichtsheftes auf Grundlage von Web 20-Technologien zur Ver-zahnung der Lernorte sowie zur Qualitaumltssicherung und -entwicklung in der dualen Berufsausbildung bei BLok unterstuumltzt dabei eine nachhaltige Integ-ration digitaler Medien auf struktureller Ebene in die Berufsausbildungspraxis

Professor Thomas Koumlhler Technische Universitaumlt Dresden wwwblok-onlineorg

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beroobi ndash erlebe Berufe online Das interaktive Jugendportal zur Berufswahl

trotz der vielfaumlltigen Moumlglichkeiten sich Infor-mationen zu beschaffen haben viele Jugend-liche nach wie vor Probleme sich hinsichtlich ihrer beruflichen zukunftsplanung zu orien-tieren oftmals bleibt ihre Ausbildungswahl einseitig und sie nehmen die chancen des derzeitigen Ausbildungs- und Arbeitsmarktes nur bedingt wahr

Das Wissen uumlber die Bandbreite aktueller Ausbildungs-berufe und speziell jener die auch zukuumlnftig Chancen auf dem Arbeitsmarkt bieten ist fuumlr die Berufswahl entscheidend Junge Frauen und Maumlnner mit niedri-geren Schulabschluumlssen sind dabei eine besondere Zielgruppe beroobi ist ein Kunstwort das sich aus Ber-ufs-bi-ld ableitet und bdquoooldquo wurde von Google abgeschaut beroobi bietet den jungen Frauen und Maumlnnern Interaktionsmoumlglichkeiten an die einen attraktiven Einstieg in das Thema Berufswahl ermoumlglichen

Hierfuumlr wird ein interaktives Online-Portal aufgebaut in dessen Mittelpunkt interessante und zukunfts-weisende Ausbildungsberufe fuumlr eine spielerische Erkundung stehen Die Berufsbilder sind multimedial-interaktiv aufbereitet und geben realistische Einblicke in den Berufsalltag Junge Frauen und Maumlnner die bereits in ihrem Beruf arbeiten stellen diese den Nutzern anschaulich vor und lassen sie entdeckend und ausprobierend daran teilhaben Alle wichtigen Aspekte eines Berufs werden aufgegriffen Taumltig-keiten Tagesablaumlufe Erlaumluterungen zu wichtigen Voraussetzungen Erklaumlrungen zu Anforderungen in der Ausbildung sowie das Aufzeigen von Perspek-tiven fuumlr weitere Fortbildungs- und Weiterbildungs-moumlglichkeiten und weiterfuumlhrende Links

Eine leichte und schnelle Orientierung wird dadurch erleichtert dass jedem Berufsbild der gleiche Aufbau und aumlhnliche Interaktionsmoumlglichkeiten zugrunde liegen Bei der Auswahl der Berufe werden bewusst Ausbildungsberufe aus Zukunftsbranchen und Innovationsbereichen (Industrie Handwerk Bau Naturwissenschaften Technik und Informations-technologie) in den Blick genommen

Interaktiver Ansatz mit hohem Akzeptanzwert

Ziel des didaktisch-methodischen Konzepts von beroobi ist es junge Menschen durch neue Ansaumltze zum selbst gesteuerten Entdecken und Ausprobieren im Netz anzuregen und einen persoumlnlichen Bezug zum Thema Berufswahl herzustellen Hierfuumlr setzt das Projekt auf verschiedene Kriterien die in der Umsetzung des Angebots konsequente Beruumlcksich-tigung finden

bullVielseitigkeit Selbststeuerbare Video- und Audiosequenzen Fotoshows und animierte Grafiken bieten anschauliche und vielseitige Formen der Informationsdarstellung Einge-bunden sind diese in eine Flash-Umgebung die auch als Web-Applikation unabhaumlngig von beroobi als Stand-alone-Applikation in eine Web-seite integriert werden koumlnnen bullInteraktion Verschiedene Interaktionstools ermoumlglichen eine direkte und aktive Teilnahm am Angebot Selbsteinschaumltzungen Umfragen und Wissenstests animieren zur spielerischen und entdeckenden Auseinandersetzung mit Inhalten bullIdentifikation Junge Profis aus der Praxis stellen vor Ort ihren Arbeitsplatz und ihr Arbeitsleben vor und lassen die Nutzerinnen und Nutzer uumlber Film und Audio daran teilhaben Der Mix aus Fakten eigenen Erfahrungsberichten und Hinweisen ermoumlglicht Identifikation und Pers-pektivenwechsel bullVerstaumlndlichkeit Das Angebot setzt konsequent auf jugendgerechte Sprache intuitive Benutzer-fuumlhrung und kleine verstaumlndliche Informations-einheiten sodass auch Jugendliche mit weniger Interneterfahrung gut damit zurechtkommen koumlnnen bullAuthentizitaumlt Jedes Berufsbild ist individuell gestaltet und lebt von der Authentizitaumlt seiner realen Hauptperson Dieses unverwechselbare bdquoGesichtldquo sowie auch das Zu-Wort-Kommen von Betriebs-und Unternehmensverantwortlich-en Ausbildungsleitern und anderen bdquoBerufsex-pertenldquo fuumlhren zu einer hohen Akzeptanz bei Jugendlichen

33 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Das online-Portal beroobide

Die Hauptintention des Online-Portals besteht darin Jugendlichen verschiedene Zugangswege zu den jeweiligen Berufsbildern zu ermoumlglichen sie neu-gierig zu machen und zum bdquoHineinklickenldquo anzu-regen Im Mittelpunkt von wwwberoobide stehen daher die Berufsbilder die uumlber spezifische Beduumlrf-nisparameter ansteuerbar sind Weiterfuumlhrende Informationen zu den Berufen Interviews mit Experten spielerische Wissensabfragen und Links werden den Jugendlichen uumlber eine Informations-rubrik angeboten Ein kleiner Community-Bereich ermoumlglicht weitere Orientierungshilfe Dort steht ein moderiertes Forum fuumlr Fragen und Hinweise bereit eine Merkliste fuumlr das Speichern von Berufs-bildern sowie die Verlinkung auf Freunde und deren Profile Uumlber Features wie bdquoWie steht mir der Berufldquo koumlnnen eigene Fotos hochgeladen werden welches die Nutzerinnen und Nutzer automatisch in verschiedene Arbeitsbekleidungen hineinsetzt und in eine Galerie speichert

zielgruppe

Primaumlre Zielgruppe von beroobi sind Jugendliche der Altersgruppe 14 bis 20 Jahre aller Schulformen die sich im Prozess der Berufsfindung und Berufsorien-tierung befinden Neben Schulabgaumlngern sind des-gleichen all diejenigen angesprochen die bereits eine Berufsausbildung begonnen abgeschlossen oder auch abgebrochen haben und sich weiter bzw neu orientieren moumlchten Wichtige Ansprech-partner sind daher auch paumldagogische Fachkraumlfte die in vielen Faumlllen beroobi bei der jugendlichen Zielgruppe bekannt machen

kooperation und Vernetzung

Das Projekt beroobi versteht sich als bdquoTuumlroumlffnerldquo zu bereits bestehenden Angeboten im Bereich Berufso-rientierungberufliche Bildung und lebt daher von dem vielseitigen Austausch und der Zusammenarbeit mit diesen Dazu zaumlhlen unter anderem vor allem Verbaumlnde Innungen Kammern die Agentur fuumlr Arbeit das Bundesinstitut fuumlr Berufsbildung Schulen Berufsschulen Bildungstraumlger Gewerkschaften so-wie vor allem auch Wirtschaftspartner Betriebe und Unternehmen

Silke Niemann Schulen ans Netz e V wwwberoobide und wwwschulen-ans-netzde

34 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Erstellung digitaler eLearning-Module durch Aus-zubildende im Handwerk

Das Internet hat uns in ein neues Jahrtausend

gefuumlhrt ein Jahrtausend in dem das wissen der welt raumlumlich und zeitlich unabhaumlngig

verfuumlgbar ist und aus immer groumlszligeren Daten-banken abgerufen werden kann eine solche entwicklung macht auch vor dem system der dualen beruflichen erstausbildung im hand-werk nicht halt und beschaumlftigt seit vielen Jahren die vorausschauende wissenschaft aber auch die Praxis

Im Kern geht es bei den Uumlberlegungen um die Einfuumlhr-ung von eLearning-Szenarien Die Bemuumlhungen zielen hier zum einen auf die oumlkonomische Optimie-rung (beliebiger Einstiegszeitpunkt in Qualifizierungs-maszlignahmen Optimierung der Lehrer-Schuumller-Relation) zum anderen aber auch auf die didaktisch-methodische Optimierung von Bildungsprozessen wie die individuelle Foumlrderung oder Flexibilisierung

Bei allen Bemuumlhungen mit Web 10-gestuumltzten eLear-ning-Szenarien bleiben zahlreiche Fragen ungeklaumlrt Dies gilt besonders fuumlr den Bereich der Lehrlings-ausbildung im Handwerk Aus dem System der dualen Berufsausbildung im Handwerk d h der Kombination von betrieblicher und uumlberbetrieblicher Ausbildung und Unterricht in der Berufsschule sind bisher keine nachhaltigen Ansaumltze bekannt in denen Bildungsprozesse durch internetbasierte eLearning-Konzepte optimiert ergaumlnzt oder gar abgeloumlst werden konnten Bisher kann lediglich auf die Ergebnisse von Modellprojekten zuruumlckgegriffen werden Standar-disierte Konzepte und didaktische Ansaumltze existieren nicht Ganz zu schweigen von einer bildungstheore-tischen Verortung von eLearning-Szenarien in konventionellen Berufsbildungsprozessen

Die Vergangenheit hat gezeigt dass vor allem zwei Problemlagen die Einfuumlhrung von eLearning-Szena-rien erschweren Zum einen gibt es das Problem dass es nicht genuumlgend passgenaue digitale Lern-module fuumlr die verschiedenen Gewerke d h die Berufe im Handwerk und die daraus resultierenden Lerngruppen gibt

Hier zeigt sich die Schwierigkeit dass der produzierte eLearning-Baustein entsprechend der Lerngruppe reduziert und entsprechend der Vorstellung des Lehrers didaktisch eingebunden sein muss Zum an-deren scheitert der Einsatz kommerzieller Loumlsungen auch daran dass nicht die notwendigen Ressourcen vorhanden sind um immer wieder Lernmodule zu erwerben die den jeweils aktuellen Stand der Technik abbilden An dieser Stelle setzt das Forschungsvorhaben Didaktische Parallelitaumlt und Lernortflexibilisierung (DiPaL) an DiPaL kombiniert die klassischen Vorteile des Praumlsenzunterrichts mit den neuen Moumlglichkeiten des Web 20 mit dem Ziel Lernprozesse im Dualen System uumlber selbst produzierte E-Learnings flexibler zu machen

Lerneinheiten selber erstellen

Das Forschungsvorhaben entwickelt und untersucht dazu einen neuen subjektorientierten designbasier-ten didaktisch-methodischen Ansatz zur Lernort-kooperation Mit Hilfe spezieller Software erstellen Schuumllerinnen und Schuumller mit ihren Lehrkraumlften ihre Lerneinheiten selber bereiten sie digital auf und veroumlffentlichen sie im Netz Das Konzept des offenen Klassenzimmers basiert dabei auf der Annahme dass in jeder Schuumllerin und in jedem Schuumller auch eine Lehrerin bzw ein Lehrer steckt Das Ziel besteht darin durch eine geeignete Didaktik genau diesen Rollen-tausch vom Lernenden zum (Lern-) Lehrenden herbei-zufuumlhren Das heiszligt konkret dass die Auszubildenden die Themen des Unterrichts so aufbereiten dass digitale Lernmaterialien (Filme Texte Bilder Grafi-ken) entstehen Die dazu notwendigen Aktivitaumlten der (Lern-) Lehrenden reichen von der Anfertigung einer Handzeichnung die eingescannt wird bis zur schriftlichen Ausarbeitung eines kompletten Dreh-buchs fuumlr die Umsetzung des jeweiligen Themas in einem aufwendigen Lehrfilm Die im Unterricht erzeugten digitalen Lernmaterialien werden an-schlieszligend gemeinsam mit dem Lehrer besprochen und diskutiert ob die produzierten Lernmaterialien fachlich richtig sind Diese Besprechungen sind von groszliger Bedeutung fuumlr den Lernprozess da sich hier zeigt ob das Thema fachlich verstanden wurde

35 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Gleichzeitig hinterfragen die (Lern-) Lehrenden sich selbst und den Prozess der Materialienproduktion Hierbei gilt es z B Alternativen zur gefundenen Loumlsung aufzuzeigen oder die Sprachqualitaumlt zu beurteilen Grundsaumltzlich wird angestrebt dass die (Lern-) Lehrenden in einen kritischen Dialog unter-einander treten Die Diskussion fuumlhrt im Ergebnis zu der Entscheidung ob das produzierte Lernmaterial im Internet veroumlffentlicht wird oder nicht

Fuumlr den Bereich der dualen beruflichen Erstausbil-dung bieten die durch die Auszubildenden erstellten digitalen Lernbausteine ganz besondere Moumlglich-keiten um Ausbildungsstrukturen flexibler zu machen So wird das Forschungsvorhaben empirisch unter-suchen inwieweit die Lernbausteine dazu genutzt werden koumlnnen dass der Auszubildende krankheits-bedingte oder betriebsbedingte Fehlzeiten zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort nachholen kann Daneben erwarten die am Forschungsvorhaben beteiligten Institutionen dass uumlber die Transparenz der Inhalte eine grundsaumltzlich verbesserte Zusam-menarbeit zwischen den Berufsschullehrern und den betrieblichen bzw uumlberbetrieblichen Ausbil-dern realisiert werden kann Auch dies soll empirisch geklaumlrt werden

Neben den Untersuchungen hat das Vorhaben auch verschiedene entwicklungstechnische Ziele

bullEntwicklung von Schemata zur Integration von Programmen zur schnellen Entwicklung von Lernangeboten (Rapid-Authoring-Prozesse) in konventionelle Praumlsenzphasen bullEntwicklung und Implementierung einer Datenbank fuumlr Lehrinhalte (Learning Object Re-pository abgekuumlrzt LOR) fuumlr die Bereitstellung von Bausteinen in einem Bausteinnetzwerk des Handwerks (wwwbaustein-netzwerkde) bullEntwicklung von Organisationsstrukturen fuumlr die engere inhaltliche Zusammenarbeit der Lernorte im dualen System auf der personalen Ebene

Markus Schaumlfer Berufskolleg Maumlrkischer Kreis wwwkfz4mede und wwwdipalde

36 LIterAturhInweIse

weiterfuumlhrende Literatur (Auswahl)

Becker M Spoumlttl G (2008) Berufswissenschaftliche Forschung ndash Ein Arbeitsbuch

fuumlr Studium und Praxis Peter Lang Internationaler Verlag der Wissenschaften

Frankfurt am Main

Beicht U Krewerth A Eberhard V Granato M Viel Licht ndash aber auch Schatten

Qualitaumlt dualer Berufsausbildung in Deutschland aus Sicht der Auszubildenden

BIBB Report 92009

Dehnbostel P (2008) Berufliche Weiterbildung Grundlagen aus arbeitnehmer-

orientierter Sicht Berlin edition sigma

Dreyfus H-L Dreyfus S E (1986) Kuumlnstliche Intelligenz Von den Grenzen der

Denkmaschine und dem Wert der Intuition Reinbek Rowohlt Verlag Hamburg

Grund- und Strukturdaten gushisde 80 [12 09 2009]

Hauptverband der deutschen Bauindustrie Zahlen und Fakten

wwwbauindustriede (Stand Juni 2009)

Howe Falk Berben Thomas (2006) Lern- und Arbeitsaufgaben In Rauner Felix

(Hrsg) Handbuch Berufsbildungsforschung 2 aktualisierte Auflage Bielefeld

Bertelsmann S 383ndash390

Howe Falk Knutzen Soumlnke (2007) Die Kompetenzwerksttt Ein berufswissen-

schaftliches E-Learning-Konzept Goumlttingen Cuvillier

Knutzen Soumlnke Howe Falk E-Learning im Handwerk (2008) In Issing Ludwig

Klimsa Paul (Hrsg) Online-Lernen Weinheim Beltz-Verlag S 133ndash156

Knutzen Soumlnke Howe Falk Rapid E-Learning in der gewerblich-technischen

Ausbildung ndash Gestaltbare Lernsoftware nach dem Konzept der Kompetenz-

werksttt (2008) In Howe Falk Jarosch Juumlrgen Zinke Gert (Hrsg)

Ausbildungskonzepte und Neue Medien in der uumlberbetrieblichen Ausbildung

Bielefeld Bertelsmann-Verlag S 112ndash131

Koumlhler T Neumann J Saupe V Organisation des Online-Lernens In Issing L J

Klimsa P Online-Lernen Ein Handbuch fuumlr das Lernen mit Internet Muumlnchen

Oldenbourg 2008

Payome Thea (2006) Marktuumlbersicht Rapid E-Learning ndash aus PowerPoint-Folien

werden Lernprogramme In Hohenstein Andreas Wilbers Karl (Hg) Handbuch

E-Learning 17 Erg-Lfg Koumlln Dt Wirtschaftsdienst

Scheib T Spoumlttl G Windelband L Qualitaumlt betrieblicher Ausbilder sichern und

entwickeln ndash eine staumlndige Herausforderung In Berufsbildung in Wissenschaft

und Praxis ndash BWP 32008 S 36ndash39

Von Rosenbladt B Bilger F (2007) Weiterbildungsbeteiligung in Deutschland

Eckdaten zum BSW-AES 2007 tns infratest Muumlnchen

ZFA (Hrsg) 2009 Statistik Berufsausbildung und Fortbildung Druck und Medien

20082009 unveroumlffentlichte vorlaumlufige Fassung vom 050509

Diese Druckschrift wird im Rahmen der Oumlffentlichkeitsarbeit vom Bundesministe-

rium fuumlr Bildung und Forschung unentgeltlich abgegeben Sie ist nicht zum gewerb-

lichen Vertrieb bestimmt Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerberinnen

Wahlwerbern oder WahlhelferinnenWahlhelfern waumlhrend eines Wahlkampfes zum

Zweck der Wahlwerbung verwendet werden Dies gilt fuumlr Bundestags- Landtags- und

Kommunalwahlen sowie fuumlr Wahlen zum Europaumlischen Parlament Missbraumluchlich

ist insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen und an Informations-

staumlnden der Parteien sowie das Einlegen Aufdrucken oder Aufkleben partei-

politischer Informationen oder Werbemittel Untersagt ist gleichfalls die Weiter-

gabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung Unabhaumlngig davon wann auf

welchem Weg und in welcher Anzahl diese Schrift der Empfaumlngerindem Empfaumlnger

zugegangen ist darf sie auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden

Wahl nicht in einer Weise verwendet werden die als Parteinahme der Bundes-

regierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden koumlnnte

  • eQualification - Neue13Wege der Qualifizierung
    • Impressum
    • Gruszligwort zur Broschuumlre
    • Inhalt
    • eLearning ndash das Lernen der Zukunft
    • Aufstiegsweiterbildung in der Druck- und Medienindustrie13
    • Flexible Learning im Einzelhandel13
    • DAWINCI ndash Durchlaumlssigkeit in der Aus-und Weiterbildung in der chemischen Industrie13
    • Virtuelles Lernen auf der Baustelle ndash Villa-b13
    • Live Stream Learning ndash fuumlr mobiles und stationaumlres Lernen13
    • Rapid eLearning ndash leicht gestaltbare Lernsoftware13
    • Weiterbildung durch multimediale Lernformen13
    • Demografischer Wandel Herausforderungen und Chancen13
    • eLearning-Infrastruktur in der Altenpflege (eLiA)13
    • Entstehung von Communities am Beispiel der evangelischen 13Kirche in Deutschland
    • Lernkompetenz Schluumlssel zur Qualifizierung fuumlr Aumlltere13
    • Qualifizierung mit System ausbauen - 13Weiterbildung und eQualification
    • Aufbau eines Online-Berichtshefts und Kompetenzportfolios in den dualen Ausbildungsberufen13
    • beroobi ndash erlebe Berufe online Das interaktive Jugendportal zur Berufswahl13
    • Erstellung digitaler eLearning-Module durch Auszubildende im Handwerk13
    • weiterfuumlhrende Literatur (Auswahl)
Page 10: eQualification - Neue Medien, neue Wege der …...Mobile Devices), die wachsenden Personalisierungs-möglichkeiten des Digitaldrucks sowie der starke Trend zur Entwicklung innovativer

10 AuFstIeG Durch QuALIFIzIerunG

DAWINCI ndash Durchlaumlssigkeit in der Aus- und Weiter-bildung in der chemischen Industrie

ziel des Projektes DAwIncI ist es am Beispiel der chemischen Industrie ein konzept zur Anschlussfaumlhigkeit beruflicher kompetenzen und Qualifikationen zu entwickeln

Bei DAWINCI steht der Weg von der Berufsvorberei-tung uumlber die duale Ausbildung zum Chemikanten und den Laborberufen bis hin zum Industriemeister Chemie bzw Chemietechniker im Fokus Daruumlber hinaus werden Handlungsempfehlungen fuumlr den Uumlbergang in ein Hochschulstudium und die Aus-bildung zum ersten akademischen Grad (Bachelor) erarbeitet Die ausgewaumlhlten Berufsbilder sind von zentraler Bedeutung fuumlr die Chemiebranche

Aufbauend auf den Erfahrungen und Ergebnisse des Projektes E-Learning in Chemieberufen (ELCH) von 2005 bis 2007 greift das groszlig angelegte Qualifizier-ungs- und Organisationsprojekt DAWINCI uumlber seine Partner in der chemischen Industrie direkt in alltaumlg-liche Bildungsprozesse ein Gemeinsam mit den Un-ternehmen Evonik Bayer Industriepark Wolfgang Provadis dem Verein Chemkom der Universitaumlt Paderborn und dem Lern-medien Spezialisten Creos entstehen in den naumlchsten drei Jahren Strategien und digitale Lerninhalte zur besseren Durchlaumlssig-keit bzw Anschlussfaumlhigkeit von Kompetenzen und Qualifikationen in der Aus-und Weiterbildung Neben dem ausbildungsstaumlrksten Beruf dem Chemikanten geht es um die Laborberufe wie Chemie- Biologie- und Lacklaborant sowie den Industriemeister Chemie und den Chemietechniker Der Bachelor zB im Studiengang Verfahrenstechnik oder Chemie bietet dann die Fortsetzung in den akademischen Bereich

Im Rahmen von DAWINCI analysieren die Partner Berufsbiografien um nicht nur fuumlr idealtypische Karrierewege Loumlsungen anzubieten sondern Bruumlcken auch fuumlr bdquounterbrochene Lernwegeldquo und Querein-steiger zu schaffen Die dafuumlr notwendigen Instru-mente muumlssen die im Berufsalltag erworbenen Leistungen transparent und berufsuumlbergreifend vergleichbar machen um die noumltige Anerkennung von Kompetenzen und Qualifikationen in die Praxis umzusetzen

Mithilfe eines berufsbilduumlbergreifenden Kompetenz-rasters wird es moumlglich Karrierewege zu beschleu-

nigen da einerseits Redundanzen vermieden werden und andererseits vergleichbare Kompeten-zen fuumlr den jeweils angestrebten Abschluss wirksam werden koumlnnen

Um die Anschlussfaumlhigkeit der verschiedenen Qualifi-kationsstufen zu verbessern durchlaumluft das Projekt drei Stufen

1 Identifizierung anschlussrelevanter Lerninhalte

Um anschlussrelevante Lerninhalte zu identifizieren werden die Curricula der Berufe analysiert insbeson-dere im Hinblick auf Uumlberlappungsbereiche und Doppelaufwendungen im beruflichen Aufstieg Auszligerdem werden typische Entwicklungspfade von Beschaumlftigten in den entsprechenden Berufen auf die fuumlr den Aufstieg wesentlichen Qualifikationen hin analysiert Die Kenntnis der bdquoBildungsbiografienldquo hilft das System der Anerkennung und Anrechenbar-keit an die Beduumlrfnisse der Praxis anzupassen Dabei muumlssen z T auch verwandte Kompetenzen aus benachbarten Berufsfeldern erfasst und Uumlbergaumlnge fuumlr die entsprechende Anerkennung im neuen Kon-text definiert werden

2 erarbeitung entsprechender elektro-nischer Lernbausteine und Integration in eine Lehr- und Lernumgebung

Auf der Basis Analyseergebnisse werden von den Pro-jektpartnern elektronische Lernbausteine erarbeitet Jeder Baustein ist horizontal uumlber verschiedene Berufs-bilder sowie vertikal uumlber verschiedene Berufsab-schluumlsse und Fortbildungen differenziert die fuumlr verschieden hohe Qualifikationsniveaus stehen Bei der Umsetzung der Lernmedien werden die Erfahr-ungen aus der erfolgreichen tausendfachen Nutzung der Elch-Module herangezogen Attraktivitaumlt fach-liche Stimmigkeit und Bedienkomfort haben oberste Prioritaumlt um den Einsatz in unterschiedlichsten Lernszenarien des Berufsalltags so leicht wie moumlglich zu gestalten Als Lernumgebung wird eine zu den Bausteinen kompatible virtuelle Plattform genutzt auf der Lernende von unterschiedlichen Standorten und mit unterschiedlichen Kompetenzbiografien fuumlr jeweils eine Ausbildungseinheit zusammengefuumlhrt werden Um moumlglichen Problemen des isolierten

11 AuFstIeG Durch QuALIFIzIerunG

Lernens entgegenzutreten wird die Plattform um kooperative Funktionalitaumlten (bdquoWeb20ldquo-Funktiona-litaumlten sowie ePortfolios) erweitert die die Teilneh-mer in ihrer Zusammenarbeit aktiv unterstuumltzen Lehrende und Ausbildende werden in verschiedenen Nutzungsszenarien eingefuumlhrt um sicherzustellen dass die Inhalte in unterschiedlichen Lernzusammen-haumlngen (on-the-job Classroom-Training verteiltes Lernen etc) genutzt werden koumlnnen

3 kreditierung der Lernbausteine und entwicklung eines rahmens zu deren berufsuumlbergreifenden erfassung und Anrechnung

Die Lernbausteine werden von den Projektpartnern je nach inhaltlicher Bedeutung und absolviertem Level gutgeschrieben Als Erfassungs- und Anrech-nungssystem fuumlr erworbene Credit Points wird auf der Grundlage der analysierten Curricula und Berufs-biografien ein berufsuumlbergreifendes computer-gestuumltztes Kompetenzraster aufgebaut Die individu-ellen Lernerfolge der Teilnehmer werden ndash zusammen mit ihren bereits vorhandenen Kompetenzen ndash in elektronischen Mappen die sowohl die Lernbiografie als auch die Leistungsnachweise (Portfolios) enthalten die zu dem Kompetenzraster kompatibel sind dokumentiert Die im Raster dokumentierten betriebsbezogenen Kompetenzen sollen schlieszliglich hinsichtlich ihrer Anschlussfaumlhigkeit an einen tertiaumlren Bildungsweg auf ihre Relevanz fuumlr ein entsprechendes Hochschul-studium analysiert werden Darauf aufbauend werden Handlungsempfehlungen z B fuumlr einen anschluss-orientierten Studiengang der Fachrichtung Verfahrenstechnik entwickelt Die erarbeiteten Doku-mente Medien und Prozesse werden bereits waumlhrend der Projektlaufzeit in der Praxis der Partner verankert Damit profitieren u a mehr als 5000 Auszubildende direkt von den Projektergebnissen

Die enge Zusammenarbeit mit den Sozialpartnern ermoumlglicht eine rasche Information der Branche sodass zum Ende des Projektes (30042012) interes-sierte Unternehmen die entwickelten Verfahren bzw einzelne Lernmedien oder Softwareinstrumente uumlbernehmen koumlnnen

Dr Steffan Ritzenhoff Creos Lernideen und Beratung GmbH

Die Projektergebnisse kommen allen Beteiligten zugute

bullFuumlr die Lernenden ergibt sich eine dauerhafte Erhoumlhung der Bildungsmobilitaumlt d h eine Ver-einfachung und Verschlankung beruflicher Auf-stiegsqualifizierung durch die Anerkennung der im Arbeitsprozess erworbenen Kompetenzen bullDen Unternehmen steht am Ende eine breite Palette didaktisch erprobter Medien mit hoher Akzeptanz zur Verfuumlgung mit denen sie ihre Mitarbeiter gezielt anhand des Kompetenzras-ters foumlrdern koumlnnen Durch das Kompetenzras-ter entsteht zusaumltzlich ein guter Uumlberblick uumlber das im Unternehmen vorhandene Wissen und ein wirksames Instrument zur Unterstuumltzung fuumlr interne Recruiting-Prozesse bullDie Bildungspolitik geht mit dem Projekt weiter durch die Praxis abgesicherte Schritte auf dem Weg zu einem nationalen Qualifikationsrahmen und einer breiten Verankerung medialer Lern-formen

12 AuFstIeG Durch QuALIFIzIerunG

Virtuelles Lernen auf der Baustelle ndash Vila-b

Das Projekt bdquoVirtuelles Lernen auf der Bau-stelle (Vila-b)ldquo ist ein durch das Bundesminis-terium fuumlr Bildung und Forschung (BMBF) und

den europaumlischen sozialfonds (esF) gefoumlrdertes Forschungsvorhaben Dabei ist neben der Dokumentation von zivil- und bauaufsichtli-chen Verordnungen besonders die aktuelle unternehmens- und weiterbildungsstruktur im handwerk bedeutsam

Ein Groszligteil der Unternehmen des Bauhandwerks ist als Kleinstunternehmen anzusehen dazu sinkt die durchschnittliche Mitarbeiterzahl pro Betrieb stetig Im Zusammenhang mit den aktuellen Weiterbildungs-trends im eher bdquobildungsfernenldquo Handwerk wurde daher ein innovativer Weiterbildungsansatz im Pro-jekt entwickelt worden der auf die Anforderungen der Zielgruppe und der kleinen und mittleren Unter-nehmen (KMU) eingeht verschiedene Lernorte ein-bindet und Lernprozesse mithilfe digitaler Medien unterstuumltzt Das Forschungsvorhaben stellt folgende Fragen in den Mittelpunkt

bullWelche Qualifikationsanforderungen resultieren aus den Arbeitsprozessen in Unternehmen bullWas sind die didaktischen Grundlagen zum Lernen im Arbeitsprozess bullWie kann das Lernen mit digitalen Medien im Arbeitsprozess realisiert und kontinuierlich verankert werden bullWelchen Beitrag leistet das zu entwickelnde Weiterbildungskonzept bei der Kompetenz-entwicklung von Facharbeitern und bei der Unternehmensentwicklung

Der berufswissenschaftliche Forschungsansatz zur Beantwortung dieser Fragen hat das Ziel herauszu-finden was Facharbeiter wissen und koumlnnen muumlssen um Arbeitsprozesse erfolgreich zu bewaumlltigen Zentrales Element sind dabei die Arbeitsprozessana-lysen also die ganzheitliche und mehrdimensionale Betrachtung der Arbeit der Fachkraumlfte mitsamt den vor-und nachgelagerten Prozessen den verwendeten Gegenstaumlnden Werkzeugen und Methoden dieser Arbeit und deren Organisationsformen

Es wird also die gesamte Komplexitaumlt des Arbeitspro-zesses und seine Bedeutung fuumlr das Subjekt erfasst

und analysiert Ziel ist es die inhaltlichen Aspekte beruflicher Arbeit und deren Bedeutung fuumlr die Kompetenzentwicklung des Subjekts von innen heraus zu erschlieszligen

Lernkonzept von Vila-b

Das Lernkonzept im Projekt Vila-b beruht auf dem entwicklungslogischen Lernen dem Blended-Lear-ning-Ansatz und dem virtuellen Lernen

Als zentrales didaktisches Element fuumlr die Aufberei-tung der Lerninhalte wurde der entwicklungslogische Ansatz gewaumlhlt Nach dem Modell von Dreyfus und Dreyfus findet hier eine Kompetenzentwicklung statt die einen Fortschritt vom Novizen der einzelne fach-liche Sachverhalte und moumlglichst allgemeinguumlltige Regeln lernt bis zum Experten der zu intuitiv-pro-blemloumlsendem Handeln aufgrund von Erfahrungs-wissen in der Lage ist abbildet

Nach dem Blended-Learning-Ansatz wird die Fort-bildung im Projekt Vila-b auf drei Lernorte verteilt um die jeweiligen Vorteile zu nutzen In Praumlsenz-veranstaltungen werden die Nutzung des Systems erklaumlrt die fachlichen Inhalte oumlkologischen Bauens vermittelt und Grundlagen fuumlr das soziale Lernen geschaffen Auf der Baustelle also im Arbeitsprozess findet mithilfe von mobilen Geraumlten (Personal Digi-tal Assistant PDA) ein kontextbezogenes problem-loumlsungsorientiertes Lernen durch die Nutzung einer Lernplattform und des dort gesammelten Fach- und Erfahrungswissens statt Als dritter Lernort dient der PC-Arbeitsplatz an dem vertiefende fuumlr die Arbeits-prozesse relevante Lernlektionen und Reflexions-moumlglichkeiten uumlber den eigenen Lernfortschritt stattfinden

Die Verwendung des Blended-Learning-Ansatzes und die Nutzung des PDA auf der Baustelle ermoumlglicht direkt im Arbeitsprozess den mediengestuumltzten Zu-griff auf zahlreiche Informationen der Lernplattform Daruumlber hinaus ermoumlglicht der PDA grafische und kommunikationsgestuumltzte Problemloumlsungsprozesse sodass in Abgrenzung von dem allgemeinen eLear-ning-Begriff und in Anlehnung an die Informations-technik ein (theoretisch noch weiter zu fundierendes) Konzept des bdquovirtuellen Lernensldquo verwendet wird

13 AuFstIeG Durch QuALIFIzIerunG

curriculumentwicklung auf der Basis von kernarbeitsaufgaben

Die Curriculumentwicklung basiert in erster Linie auf den Ergebnissen der genannten Arbeitsprozessan-alysen aber auch auf vorweggenommenen Zielgrup-penanalysen und Sektorbeschreibungen Die doku-mentierten Ergebnisse der Arbeitsprozessanalysen in Form von identifizierten Kernarbeitsaufgaben und Kernkompetenzen werden in Experten-Fach-arbeiter-Workshops validiert bzw korrigiert Aus den Kernkompetenzen heraus werden abschlieszligend arbeitsprozessrelevante Lern- und Arbeitsaufgaben entwickelt welche fuumlr die Vermittlung der Lernin-halte der Fortbildung grundlegend sind Gemaumlszlig des Projektansatzes werden bei der Entwicklung der Lern- und Arbeitsaufgaben aus didaktischer Sicht die Hand-lungsorientierung die Orientierung an realen Arbeitssituationen der entwicklungslogische Ansatz sowie die Verknuumlpfung der drei Lernorte beruumlck-sichtigt

Bisherige ergebnisse und Ausblick

Die bisherigen Ergebnisse des Forschungsprojektes identifizierten einerseits inhaltliche Vorgaben hin-sichtlich der relevanten Themen fuumlr eine Weiter-bildung im oumlkologischen Bausektor und zeigten andererseits Vorteile des Vila-b-Konzeptes fuumlr die Arbeitsorganisation der teilnehmenden KMU auf-gezeigt Gleichzeitig wird der nachhaltige Einsatz des Weiterbildungskonzeptes im Rahmen eines Kompe-tenzzentrums in Verden vorbereitet Aus wissenschaft-licher Perspektive schlieszliglich ist wie die bisherigen projektbezogenen Veroumlffentlich-ungen zeigen die Entwicklung des entwicklungslogischen didaktischen Ansatzes durchaus geeignet um neue Impulse fuumlr die Didaktikdiskussion zu setzen

Prof Dr Georg Spoumlttl Institut Technik und Bildung (ITB) Universitaumlt Bremen wwwitbuni-bremende

14 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Live Stream Learning ndash fuumlr mobiles und stationaumlres Lernen in der Aus- und Weiterbildung in der Mechatronik

Qualifikationsanforderungen entwickeln sich aufgrund wirtschaftsstruktureller Veraumlnder-ungen sowie in Folge von Innovationen kuumlr-zeren Produktzyklen und technologischen neuerungen Dies erfordert eine bedarfsge-rechte weiterentwicklung der Qualifizierung in der beruflichen erstausbildung wie der weiterbildung Die berufliche handlungskom-petenz richtet sich zunehmend an Arbeits-und Geschaumlftsprozessen aus entscheidend wird sein ob wie und wie schnell die Praxis der beruflichen Bildung durch die nutzung der digitalen Medien weiterentwickelt wer-den kann um dem Veraumlnderungsbedarf gerecht zu werden

Das Projekt Live Stream Learning will fuumlr kooperative Lernszenarien in der Aus und Weiterbildung auf dem Gebiet der Mechatronik in Unternehmen und der beruflichen Bildung eine Loumlsung fuumlr arbeitspro-zessorientierte Lernprozesse modellhaft erproben Lern- und Wissensmanagement sollen mit flexiblen Lernmedien verbunden werden Bildungsinhalte in Form von handlungsrelevanten Informationen und Lernhilfen bei der Bearbeitung von Lern- oder Arbeitsaufgaben sollen plattformunabhaumlngig mit Web 20-Technologien und -Diensten verfuumlgbar ge-macht werden um arbeitsplatznahes Lernen oder Problemloumlsen zu unterstuumltzen Die Anwender sollen Zugriff auf Prozesse Verfahren und Beispiele erhalten und sich mit anderen Nutzern austauschen koumlnnen

Die Zielgruppe fuumlr das Vorhaben beginnt bei den Aus-zubildenden der Berufsausbildung zum Mechatroni-ker Anlagen- und Industriemechaniker Die Weiter-bildung ist fuumlr Mitarbeiter bzw Servicepersonal aus Unternehmen die Montagesysteme entwickeln pro-duzieren oder warten bis hin zu Ausbildern und Fachberatern fuumlr mechatronische Systeme geplant

umsetzung

Bildungsinhalte und damit zu verknuumlpfende Web 20-basierte Dienste werden sowohl auf stationaumlren als auch auf mobilen Geraumlten lauffaumlhig sein Als Software werden sowohl lizenzpflichtige Standardanwendun-gen als auch Open -Source-Anwendungen ein-gesetzt

Die Lerninhalte und das Web-Portal Mechatronik koumlnnen herstellerneutral genutzt werden Dies wird dadurch gesichert dass Browser Player Add-Ons etc frei zugaumlnglich bzw mit den in Verbindung von PDA PC oder Notebook erworbenen Standard-Softwarelizenzen nutzbar sind

Geeignete Lerninhalte wie Live-Demonstrationen sollen als Webcasts d h einer fuumlr das Internet entwi-ckelten Form des interaktiven Fernsehens oder RSS-Feed d h als eine Art Nachrichtenticker den der interessierte Leser abonnieren kann abrufbar sein Weiterhin sollen Inhalte in digitalisierter Form z B als PowerPoint oder PDF zu spezifischen Fachthemen abgelegt werden Die Webcasts und RSS lassen sich abonnieren speichern jederzeit abspielen und werden zusaumltzlich mit aktuellen und auch externen Informationen verknuumlpft Die Abonnenten erhalten dadurch die Moumlglichkeit sich zielgerichtet zu neuen Entwicklungen auf dem Fachgebiet zu informieren

Lern- und wissensmanagement mit web 20

Im Projekt werden Lerninhalte als handlungsrelevan-te Informationen und Lernhilfen bei der Bearbeitung konkreter komplexer Aufgaben im Arbeitsprozess bzw im Prozess der praktischen Ausbildung als komplexe Lernaufgabe ausgewaumlhlt Fuumlr die Struktu-rierung informellen Lernens stehen die Interaktion mit anderen Lernenden und der Zugriff auf deren Ex-pertise der Austausch von Erfahrungen und Wissen und die Zusammenarbeit beim Erarbeiten von Infor-mationen Inhalten und Wissen im Vordergrund

15 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Beispiele fuumlr web 20 Funktionen die diesen Ansatz unterstuumltzen sind

bullWeb-casts zur Erklaumlrung von Teilsystemen z B anhand eines animierten Funktionsmodells bullWeblog zum Austausch von Erfahrungen die z B bei der Umsetzung der Lernaufgabe entstehen oder der Reflexion der eigenen Lernpraxis bzw zur Kommunikation zwischen Lernenden dienen bullWikis zur Bereitstellung von Lehr- und Lernma-terialien Anleitungen Leittexten oder ande-ren Wissenssammlungen auch durch gemein-same Erstellung von Inhalten z B FAQ bullLernjournal zur Protokollierung eigener Arbeits-ergebnisse und Reflexion der eigenen Lernpraxis bullSocial Bookmarking zum Aufbau einer Samm-lung von Fachinformationen bullRSS-Feeds zur Bereitstellung aktuellerInformationen in Textform die abonniertwerden koumlnnenbullFile Sharing zum Austausch von Webcasts Dokumenten Bildern u a Lerninhalten

Damit verfolgt das Projekt die Vision auch durch mobiles Lernen das Lernen an Orten die keinen Bezug zum Lerngegenstand haben bis hin zum Lernen in den Lebens- oder Arbeitswelt zu ermoumlglichen Durch die Entwicklung und Erprobung von Web 20-Funktio-nalitaumlten und dem Einsatz digitaler Medien in der beruflichen Bildung gibt es insbesondere die Gele-genheit mobiles Lernen mit Arbeitsprozessen zu verknuumlpfen was somit bedarfs- und problemorien-tiertes Lernen ermoumlglicht Moumlglich sind auch eine Ausweitung des interaktiven Lernens sowie die Ein-beziehung von neu entstehenden Informationen in den Austausch und Lernprozess

Das Projekt will die Verwertung von Web 20-Technolo-gien als neue Lehr-und Lerninfrastrukturen erproben um sie als Komponenten fuumlr arbeitsplatznahes Online-Lernen in Verbindung mit Lern- und Wissensmana-gement einzusetzen Dabei sollen Trainer bzw Fachberater die Rolle eines Moderators uumlbernehmen Andererseits erhalten auch die Anwender die Moumlg-lichkeit ihre eigenen vielfaumlltigen Erfahrungen d h ihre realen Erfahrungen und ihr damit verbundenes Wissen (explizites und implizites Wissen) in Form

Rico Eibisch Saumlchsisches Technologiezentrum gGmbH STZ Saumlchsisches Technologie Zentrum fuumlr Bildung und Innovati-on Zwickau wwwstz-zwickaude

eigener Lerninhalte in das System einzuspeichern wo es anderen Nutzern fuumlr Lernprozesse zur Verfuuml-gung steht Auf diese Weise entsteht unter Verwen-dung bestehender Technologien eine Lern- und Wissensdatenbank die arbeitsplatznahes koopera-tives Lernen unterstuumltzt Es zeigt damit neue Wege einer dienstleistungsorientierten Wissensunterstuumlt-zung ndash nicht zuletzt durch die Lernenden selbst ndash im Rahmen von Bildungsnetzwerken auf

16 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Rapid eLearning ndash leicht gestaltbare Lernsoftware in der gewerblich-technischen Ausbildung Kom-petenzwerksttt Elektrohandwerk

Lern- und Arbeitsaufgaben stellen ein eta-bliertes und in den Betrieben bewaumlhrtes didaktisch-methodisches konzept fuumlr beruf-liches Lernen dar Durch einen moumlglichst hohen Grad an selbststaumlndigkeit bei der Bearbeitung einer komplexen Aufgabenstel-lung werden die Auszubildenden nicht nur in

ihren fachlichen sondern auch in ihren metho-dischen und sozialen kompetenzen gefoumlrdert

Lern- und Arbeitsaufgaben stellen ein etabliertes und in den Betrieben bewaumlhrtes didaktisch-metho-disches Konzept fuumlr berufliches Lernen dar Durch einen moumlglichst hohen Grad an Selbststaumlndigkeit bei der Bearbeitung einer komplexen Aufgabenstel-lung werden die Auszubildenden nicht nur in ihren fachlichen sondern auch in ihren methodischen und sozialen Kompetenzen gefoumlrdert

Um eine Lernsoftware effektiv im Rahmen von Lern- und Arbeitsaufgaben einsetzen zu koumlnnen hat sie bestimmte Anforderungen zu erfuumlllen Sie sollte sich auf berufstypische Arbeitsprozesse beziehen und diese angemessen und klar visualisieren um fuumlr den Auszubildenden deutlich zu machen welche Relevanz die Lern- und Arbeitsaufgabe fuumlr den Aus-bildungsberuf besitzt Auszligerdem sollte sie die zur Bewaumlltigung der Aufgabe relevanten Inhalte und Materialien nachvollziehbar strukturiert bereit-halten Uumlber diese grundsaumltzlichen Anforderungen hinaus bestehen fuumlr eine mediengestuumltzte Ausbildung im gewerblich-technischen Bereich besondere Bedingungen

bullDie Inhalte der Software muumlssen schnell modifi-zierbar sein da die Technologien in vielen gewerblich-technischen Berufen einer hohen Innovationsgeschwindigkeit unterworfen sind bullDie Software muss an die Gegebenheiten des jeweiligen Lernorts angepasst werden koumlnnen da die Lernorte der beruflichen Bildung zum Teil sehr heterogene Bedingungen aufweisen ndash z B durch die zur Verfuumlgung stehende techni-sche Lernumgebung

bullDie Software sollte so offen gestaltet sein dass zusaumltzliche Dateien eingepflegt werden koumlnnen da fuumlr die berufliche Bildung i d R eine Vielzahl von Unterlagen in digitaler Form vorliegt

Vor diesem Hintergrund besteht die uumlbergeordnete Frage darin wie eLearning-Systeme zu entwickeln sind um sie im Rahmen von Lern- und Arbeitsauf-gaben einsetzen zu koumlnnen Eine Antwort darauf bietet der Ansatz des Rapid eLearning

rapid eLearning mit der kompetenzwerksttt

Im Rahmen des BMBFESF-gefoumlrderten Projekts Kom-petenzwerksttt Elektrohandwerk wird derzeit nach dem Ansatz der Kompetenzwerksttt ein Lehr- Lernmedium entwickelt das die Anforderungen des Rapid-eLearnings aufgreift Der Begriff Rapid eLearning steht dabei fuumlr Lernsoftware-Systeme die

bullschnell und ohne hohe medientechnischeKompetenz entwickelt werden koumlnnenbullkostenguumlnstig erstellt werden koumlnnen bulleine geringe Einarbeitungszeit fuumlr den Autor erfordern bulldem Anwender einen einfachen Zuganggewaumlhren undbullmultimediale und interaktive Elemente auf-nehmen koumlnnen

Rapid eLearning-Lernprogramme werden oft mit MS-PowerPoint umgesetzt so auch bei der Kompe-tenzwerksttt-Lernsoftware Die Gruumlnde sind klar hoher Verbreitungsgrad einfache Bedienung und weit reichende Moumlglichkeiten zur Gestaltung Me-dieneinbindung und Verlinkung

Mit PowerPoint lassen sich somit die Anforderungen an Rapid eLearning gut einloumlsen Ein weiterer Vorteil besteht darin dass Ausbilder und Lehrer oft auf einen groszligen Fundus von Folien zuruumlckgreifen koumlnnen die sie im Laufe ihrer Taumltigkeit angefertigt haben Arbeitsblaumltter technische Beschreibungen Diagram-me Erlaumluterungen usw liegen damit bereits in elektronischer Form vor und koumlnnen unkompliziert ausgetauscht bzw eingefuumlgt werden

17 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Die Lernsoftware hat eine Modulstruktur die sich uumlber vier Ebenen erstreckt Auf Ebene 1 befindet sich die Hauptnavigation dieser folgt Ebene 2 mit der Modulnavigation Ebene 3 beinhaltet den Content (Inhalt) und Ebene 4 die Anhaumlnge Jede Hierarchie-ebene wird jeweils durch einzelne Dateien repraumlsen-tiert Mit dem Start der Lernsoftware oumlffnet sich eine Power-Point-Datei (PPT) die alleine der Hauptnaviga-tion dient Von hier aus werden die einzelnen Soft-waremodule angewaumlhlt Mit dem Anwaumlhlen eines Moduls oumlffnet sich die naumlchste Datei und liegt gewiss-ermaszligen auf der Startfolie Die Datei der Ebene 2 dient der Navigation innerhalb eines Moduls So lassen sich hier zunaumlchst die Hauptelemente anwaumlhlen anschlie-szligend innerhalb eines Hauptelements der gewuumlnschte Content Mit Klick auf einen Inhaltsbutton oumlffnet sich eine weitere Datei uumlber den beiden Navigations-dateien Hier findet der Anwender jetzt die gewuumlnsch-ten Inhalte ggf lassen sich von hier ndash dann auf Ebene 4 ndash auch weitere externe Dateien (zB doc pdf) starten Waumlhrend die Dateien der Ebenen 1 und 2 also der Navigation dienen halten die Ebenen 3 und 4 die Contents vor Mit dem bdquoZuruumlckldquo-Button schlieszligt der Anwender die Datei und gelangt so auf die jeweils niedrigere Navigationsebene

Die Realisierung in PowerPoint und die skizzierte Modularisierung und Hierarchisierung der Lernsoft-ware bieten hinsichtlich des Rapid eLearning ent-scheidende Staumlrken So lassen sich ohne gehobene medientechnische Kenntnisse z B das Layout anpassen die Inhalte modifizieren oder ergaumlnzen Updates einspielen Materialien verlinken oder komplette Lern- und Arbeitsaufgaben einschlieszlig-lich aller Materialien und Arbeitsblaumltter ergaumlnzen

Da die Lernsoftware ndash ohne Installation ndash auf einem USB-Stick laumluft liegen alle Daten fuumlr jeden Nutzer ohne Bearbeitungseinschraumlnkungen individuell vor Aumlnderungen Erweiterungen Korrekturen usw finden also einfach innerhalb einer PPT-Datei statt umfangreichere Updates werden durch ein schlichtes Ersetzen von Dateien realisiert

Prof Dr Soumlnke Knutzen Technische Universitaumlt Hamburg-Harburg und Prof Dr Falk Howe Universitaumlt Bremen

Fazit

Insbesondere in der dualen gewerblich-technischen Ausbildung bietet der Ansatz des mediengestuumltzten Lernens viele Vorteile Erste Erprobungen mit Lehrern Ausbildern und Auszubildenden zeigen dass ihnen das Handling der Software keine Probleme bereitet Die Anwender koumlnnen in aller Regel auf Erfahrungen mit PowerPoint zuruumlckgreifen wodurch einerseits keine intensive Einarbeitung in die technische Um-gebung notwendig ist andererseits keine Hemm-schwelle beim Einsatz der Software besteht

Wenn es gelingt den Rapid-eLearning-Ansatz nachhaltig mit den Anforderungen gewerblich-technischer Berufsausbildung zu verknuumlpfen und die Vorteile des mediengestuumltzten Lernens deutlich zu machen kann die berufliche Ausbildung an allen Lernorten bereichert werden Auszubildende besit-zen ein Werkzeug dass praktisches und theoretisches Wissen verbindet und letztlich Lehrer und Ausbilder in ihrer Arbeit unterstuumltzt

18 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Weiterbildung durch multimediale Lernformen am Beispiel der Zementindustrie

Im zuge des technischen und wirtschaftli-chen wandels hat sich die Arbeitswelt in der zementindustrie einschneidend veraumlndert

Anfang dieses Jahrhunderts waren ndash in Verbindung mit konjunkturellen und strukturellen Veraumlnderun-gen sowie der Auslagerung von Funktionen (Outsour-cing) ndash Produktivitaumltssteigerungen mit einem Verlust von Arbeitsplaumltzen verbunden Gleichzeitig wurden durch die Rationalisierung der Zementproduktion schwere heute kaum mehr vermittelbare Taumltigkeiten durch moderne Arbeitsplaumltze mit hohen Anforderun-gen an die berufliche Qualifikation und Weiterbil-dung abgeloumlst Dies betrifft nicht nur Fach- und Fuumlhrungskraumlfte sondern alle Beschaumlftigen Denn mehr als je zuvor ist es heute noumltig die Mitar-beiter hinsichtlich ihrer Kenntnisse Fertigkeiten und ihrem verfahrenstechnischen Wissen weiter-zuqualifizieren Nur mit qualifizierten und motivier-ten Mitarbeitern bleibt ein Unternehmen dauerhaft innovativ und konkurrenzfaumlhig Fuumlr den Mitarbeiter bietet sich durch Weiterbildung die Moumlglichkeit vorhandene Kompetenzen an die fortschreitende Entwicklung anzupassen und die eigene Beschaumlftigungsfaumlhigkeit zu erhalten bzw weiter auszubauen

Die Zementindustrie hat in der Vergangenheit fuumlr einfache manuelle Taumltigkeiten viele un- und ange-lernte Arbeiter beschaumlftigt Heute ist die Beschaumlfti-gungsstruktur in den Zementwerken durch den hohen Automatisierungsgrad bestimmt Rund 40 der Belegschaften sind in der Steuerung und Kontrolle des zentralen Produktionsprozesses beschaumlftigt entweder als Vorarbeiter Meister und Produktionssteuerer auf den zentralen Leitstaumlnden oder als Anlagenkontrolleure bzw Maschinenwaumlrter In den Laborbereichen sind rund 10 der Mitarbeiter taumltig die im Allgemeinen eine Ausbildung als Bau-stoffpruumlfer oder Chemielaborant haben Die uumlbrigen Beschaumlftigten arbeiten vor allem in der Instandhal-tung und haben meist eine Ausbildung zum Anlagen-elektroniker oder Industriemechaniker absolviert Entsprechendes Zement-Know-how erwarben sie weitgehend on the job erwarben Vor dem Hinter-grund der stetig steigenden Anforderungen und der fortschreitenden Rationalisierung gewinnt die systematische und bereichsuumlbergreifende Quali-

fizierung der Beschaumlftigten weiter an Bedeutung Eine wirksame Unterstuumltzung der Weiterentwick-lung erfordert dabei einen passgenauen Zuschnitt der Qualifizierungsangebote auf die betrieblichen Anforderungen sowie die individuellen Beduumlrfnisse jedes einzelnen Mitarbeiters

Lehrbriefe werden in digitale Medien uumlber-fuumlhrt

Neben dem von der IHK anerkannten Industriemei-sterlehrgang bdquoKalkZementldquo dem Produktionssteu-ererlehrgang fuumlr Leitstandfahrer sowie zahlreichen Weiterbildungsseminaren bietet der Verein Deut-scher Zementwerke e V zur Aus- und Weiterbildung der gewerblichen Mitarbeiter insbesondere auch der gering qualifizierten bzw fachfremden Mitarbeiter sogenannte bdquoLehrbriefeldquo an Diese 47 Lehrunterlagen stehen den VDZ-Mitgliedswerken nunmehr seit 2006 sowohl in gedruckter Form als auch digital als PDF-Datei zur Verfuumlgung Thematisch befassen sich die Lehrbriefe mit dem gesamten Zementherstellungs-prozess von der Rohmaterialgewinnung bis hin zur Zementverladung Dabei werden vor allem Bereiche behandelt die sich auf die Produktionsablaumlufe in den Werken beziehen und mit der Taumltigkeit des Produk-tionsmitarbeiters in engem Zusammenhang stehen

Erfahrungen mit dem Einsatz der Lehrbriefe zeigten jedoch dass sie nicht im angestrebten Maszlige in den Werken als Weiterbildungsunterlagen genutzt werden Der kontinuierliche Schichtbetrieb sowie die duumlnne Personaldecke fuumlhrten dazu dass in vielen Unternehmen die personellen und zeitlichen Ressour-cen zur Weiterbildung der Mitarbeiter in Praumlsenzsemi-naren nicht gegeben waren Um den Unternehmen ein effizientes und flexibles Angebot zur Weiterbild-ung ihrer Mitarbeiter anbieten zu koumlnnen mussten aus den bisherigen Erfahrungen drei wesentliche Gesichtspunkte beruumlcksichtigt werden Zum einen muss gewaumlhrleistet sein dass die Vermittlung des Wissens individuell und zeitoptimiert in die inner-betrieblichen Ablaumlufe integriert werden kann Zum andern muumlssen die Unterlagen fortlaufend aktualisiert und erweitert werden ndash dies moumlglichst ohne hohen Personal- Kosten- und Zeitaufwand

19 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Zu guter Letzt muumlssen sie so aufbereitet werden dass sie sowohl didaktisch und inhaltlich als auch gestal-terisch bei der Belegschaft auf hohe Akzeptanz stoszligen

Vor diesem Hintergrund wurde 2007 beschlossen die Lehrbriefe vollstaumlndig zu uumlberarbeiten und den Werken zukuumlnftig in Form digitaler Medien zur Ver-fuumlgung zu stellen Hierzu wurden die bestehenden Unterlagen mit finanzieller Unterstuumltzung des Bundes-ministeriums fuumlr Bildung und Forschung (BMBF) grundlegend uumlberarbeitet didaktisch aufbereitet und als Online-Kurse auf einer neu entwickelten VDZ-Lehrplattform integriert

Die nunmehr zur Verfuumlgung stehenden 50 Online-Kurse des VDZ sollen insbesondere den gewerblichen Mitarbeitern aber auch Neueinsteigern Wissen uumlber Technik Umweltvorsorge Arbeitsschutz und die Ablaumlufe der Zementproduktion von der Rohstoffge-winnung bis zum Versand der Produkte vermitteln

Medienelemente wie Videos und Animationen sind genauso Bestandteil der mediengestuumltzten Bildungs-angebote wie Fragenkataloge und Testaufgaben Eine Kommunikationsplattform rundet das Angebot ab Daruumlber hinaus werden vier Kurse angeboten die den Mitarbeitern im beruflichen Alltag sowie in der oumlffentlichen Diskussion eine Hilfestellung bieten Diese sogenannten Informationsbriefe beinhalten die Themen Nachhaltigkeit Rohstoffgewinnung Ressourceneffizienz und Klimaschutz Sie dienen der Vermittlung von Kenntnissen uumlber die Zement-produktion im Spannungsfeld zwischen oumlkonomi-schen oumlkologischen und sozialen Aspekten

Die Lehrplattform wurde mittlerweile von Mitarbei-tern aus fuumlnf VDZ-Mitgliedswerken und dem For-schungsinstitut erfolgreich getestet optimiert und an die Beduumlrfnisse der Beschaumlftigten in der Zement-industrie sowie verwandter Industrien angepasst Die Plattform steht seit Anfang 2010 allen VDZ-Mit-gliedswerken zur Verfuumlgung

Dr rer nat Stefan Schaumlfer Verein Deutscher Zementwerke e V wwwelearning-vdzde

20 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Demografischer Wandel Herausforderungen und Chancen

Den Folgen des demografischen wandels kann

sich auch die Informations- und kommunika-tionswirtschaft (Itk-wirtschaft) nicht ver-schlieszligen zahlreiche studien belegen einen strukturellen Fachkraumlftemangel der sich bei einem konjunkturaufschwung in den naumlchsten

Jahren weiter verschaumlrfen wird und die inter-nationale wettbewerbsfaumlhigkeit Deutsch-lands schwaumlchen kann

IT 50plus ist eine durch den nationalen Informations-technologie-Gipfel der Bundesregierung initiierte Gemeinschaftsinitiative des Bundesverbands Infor-mationswirtschaft Telekommunikation und neue Medien e V und der Industriegewerkschaft Metall (IG Metall) die vom Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung sowie dem Europaumlischen Sozialfonds gefoumlrdert wird Die Initiative zielt darauf ab die Beschaumlftigungsfaumlhigkeit aumllterer ITK-Fachkraumlfte zu erhalten oder wiederherzustellen um so den Folgen des demografischen Wandels und dem Fachkraumlfte-mangel in der ITK-Branche nachhaltig zu begegnen Das modulare Projekt setzt in verschiedenen Bereichen der Personalentwicklung Arbeitsvermittlung und Netzwerkbildung an und gliedert sich in sieben Teilprojekte

bullarbeitsmarktpolitische Instrumente bullAnpassung der arbeitsprozessorientierten Wei-terbildung (APO IT) an die Zielgruppe Arbeitslose bullIT-Spezialistenqualifizierung im virtuellen Raum bullCoaching-Netzwerke fuumlr Unternehmen bullPersonalentwicklungsstrategien IT 50plus bullEntwicklung aumllterer ITK-Fachkraumlfte zum Mentor und Coach bulleLearning IT 50plus ndash Konzepte undEmpfehlungen

Im Vordergrund stehen Initiativen und Vorhaben um bundesweite Beraternetzwerke fuumlr ITK Unterneh-men und fuumlr ITK-Fachkraumlfte aufzubauen dauerhaft zu unterhalten innovative Personalentwicklungs-modelle und Qualifizierungskonzepte zu erstellen zu pilotieren und als Referenzmodelle zur groszligflauml-chigen Umsetzung in Unternehmen bzw durch IT-Bildungstraumlger zu empfehlen

Itk-spezialistenqualifizierung im virtuellen raum

Im Teilprojekt bdquoITK-Spezialistenqualifizierung im vir-tuellen Raumldquo arbeiten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im virtuellen Unternehmen FuTEx (Future Technologies for Expertise Development) Es soll nachwiesen werden dass eine arbeitsprozess-orientierte Qualifizierung mit anschlieszligender Zertifizierung nach der internationalen Norm DIN EN ISOIEC 17024 auch fuumlr IT-Fachkraumlfte moumlglich ist die eine solche Maszlignahme nicht am Arbeitsplatz absolvieren koumlnnen Dies betrifft vor allem Personen in Arbeitslosigkeit oder Kurzarbeit Gearbeitet gelernt und kommuniziert wird an einem virtuellen Arbeitsplatz uumlber eine webbasierte Arbeits- und Lern-plattform Das innovative Konzept basiert auf der bewaumlhrten Methodik des IT-Weiterbildungssystems APO IT So bearbeiten die FuTEx-Teilnehmer-innen am virtuellen Arbeitsplatz einen realen Projektauftrag wobei sie von Lernprozessbegleitern und Fachberatern unterstuumltzt werden Um das APO IT-Prinzip erfolg-reich in eine virtuelle Arbeitswelt zu uumlbertragen sind folgende fuumlnf Schritte vorgesehen

1 realitaumltsnahe Lernaufgaben

Es muumlssen Bedingungen fuumlr arbeitsprozessorientier-tes Lernen geschaffen werden die einem Lern- und Arbeitsplatz im realen betrieblichen Kontext gleichen Erst bei der unmittelbaren praktischen An-wendung von erlerntem Wissen in Verbindung mit der Loumlsung einer konkreten betrieblichen Arbeits-aufgabe kommt es zu sogenannten bdquoemotionalen Labilisierungssituationenldquo d h zu Verunsicherun-gen und zur Veraumlnderung der Gefuumlhle des Menschen die zur nachhaltigen Herausbildung von Handlungs-kompetenzen bei den Lernenden fuumlhren Wichtigste Voraussetzung ist also bdquoechteldquo IT-Projektaufgaben bereitzustellen die von einem realen Auftraggeber stammen

2 webbasierte Arbeits- und Lernplattform

Um Lern-und Projektteams in einer virtuellen Arbeits-welt zu vernetzen und zu betreuen wird eine web-basierte Arbeits- und Lernplattform eingesetzt Sie muss einfach handhabbar und kompatibel mit allen gaumlngigen PC-Betriebssystemen und Web-Browsern

21 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

sein Die Arbeitsplaumltze ndash zu Hause beim Bildungs-traumlger oder im Unternehmen ndash muumlssen mit einem PC sowie mit Breitband-Internet ausgestattet sein

3 Begleitung durch ein engagiertes Betreuerteam

Die Teilnehmer werden von einem Betreuerteam begleitet und unterstuumltzt Da dies in uumlberwiegendem Maszlige bdquoon distanceldquo d h uumlber elektronische Medien der Arbeits- und Lernplattform geschieht erwachsen besonders hohe Anforderungen an die Betreuer Sie muumlssen ein besonderes Gespuumlr fuumlr die Lernsituation der Teilnehmer entwickeln koumlnnen

4 Auswahl geeigneter teilnehmergruppen

In engem Zusammenwirken mit der Bundesagentur fuumlr Arbeit und deren regionalen Agenturen (Zielgruppe arbeitsuchende ITK-Fachkraumlfte ab dem vollendeten 40 Lebensjahr) sowie mit ITK-Hersteller- und Anwenderunternehmen (Zielgruppe aumlltere ITK-Fachkraumlfte in Kurzarbeit) wird uumlber die bevorstehen-den Pilotmaszlignahmen informiert Die Teilnehmer muumlssen Berufserfahrung in der ITK-Wirtschaft haben und besonders aufgeschlossen gegenuumlber elektroni-schen Medien in der Bildung sein

5 evaluation und transfer in den Markt

Das Qualifizierungskonzept wird ab 2010 auf seine Umsetzbarkeit und spaumltere Uumlbertragbarkeit auf andere Unternehmen gepruumlft Nach erfolgreicher Erprobung umfassender Evaluation und Konzept-optimierung ist es vorgesehen die Ergebnisse Erfahrungen und Best Practices zu veroumlffentlichen Die Ergebnisse werden allen einschlaumlgigen Bildungs-traumlgern zugaumlnglich gemacht um Nachhaltigkeit zu erreichen Ziel ist es den FuTEx-Qualifizierungs-ansatz als marktfaumlhiges Konzept bundesweit zu etablieren

Erfolgskriterien fuumlr die Erprobung des FuTEx-Kon-zepts sind

bulldie Zahl der Arbeit suchenden ITK-Fachkraumlfte die nach Absolvierung einer FuTEx-Qualifizie-rung das Abschlusszertifikat zum IT -Spezialisten nach ISO 17024 erhalten haben

Thomas Mosch Mitglied der Geschaumlftsleitung BITKOM - Bundesverband Informationswirtschaft Telekommunikation und neue Medien eV wwwfutexcorpde und wwwit-50plusorg

bulldie Zahl der Arbeit suchenden ITK-Fachkraumlfte die nach erfolgreichem Abschluss einer FuTEx-Qualifizierung in adaumlquate Arbeit zuruumlckfinden konnten und bulldie Zahl der IT-Fachkraumlfte in Kurzarbeit die nach erfolgreichem Abschluss einer FuTEx-Maszlignahme ihre Handlungskompetenzen fuumlr ein IT-Spezial-istenprofil verbessern oder durch Personenzer-tifizierung nach ISO 17024 aktualisieren d h neu erlangen konnten

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22 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

eLearning-Infrastruktur in der Altenpflege (eLiA)

Das Projekt bdquoeLearning-Infrastruktur in der Altenpflegeldquo ist ein durch das Bundesminis-terium fuumlr Bildung und Forschung und den

europaumlischen sozial-fonds gefoumlrdertes Projekt unter der Leitung des Awo-Bundesverbandes e V in Berlin das in der zeit vom 1112007 bis 31102008 gefoumlrdert wurde

Die Aus- Fort-und Weiterbildungseinrichtungen und die Einrichtungen der Altenpflege verfuumlgten vor Pro-jektstart nicht uumlber eine ausreichende Infrastruktur zum Einsatz elektronischer Medien Daraus leiteten sich folgende Notwendigkeiten bzw Projektziele ab

bullSchaffung einer zentralen Infrastruktur durch den Einsatz einer Kommunikations- und Lern plattform bullErprobung des Einsatzes von bereits erstelltem Inhalt (Content) fuumlr den Bereich der Altenpflege-aus- und -weiterbildung bullSchulung von Teletutoren fuumlr die Betreuung von Lernenden bullSchulung von Administratoren zum adaumlquaten Umgang mit der Kommunikations- und Lern plattform

Ein weiteres wichtiges Ziel war die Nachhaltigkeit des Projekts Dafuumlr sollte eine zentrale (traumlgeruumlbergrei-fende) technische Infrastruktur geschaffen werden So sollten nach Projektende alle interessierten Ein-richtungen die Moumlglichkeit erhalten auf dem Server einen separaten geschuumltzten Zugang fuumlr die Entwick-lung und Erprobung eigener eLearning-Lehr- und Lernszenarien zu bekommen

Um die Entwicklung und Realisierung der Projekt-ziele zu unterstuumltzen wurde ein externer Dienstlei-ster die Qualitus GmbH einbezogen Der Partner stellte die technische Infrastruktur bereit passte die Lernumgebung an die Beduumlrfnisse der Kunden an und leistete Support beim Einsatz der flexiblen Open-Scource-Lernplattform ILIAS Die Struktur auf der Plattform wurde in Abstimmung mit der Projektlei-tung konzipiert und umgesetzt Dabei wurden die Bedarfe im Rahmen des Projekts und die geplante Nachhaltigkeit beruumlcksichtigt

Weiterhin wurde auf der Lernplattform ein soge-nannter oumlffentlicher Bereich eingerichtet Dort sind Informationen zum Projekt zum Download zu finden und News z B uumlber die neuesten Schulungstermine In der Projektlaufzeit wurden von drei Trainer-innen der Qualitus GmbH bundesweit sechs Teletutoren-Schulungen fuumlr insgesamt neunzig Teletutoren und eine Administratorenschulung fuumlr fuumlnfzehn Teilnehmer-innen angeboten

Im Rahmen der Teletutoren-Schulungen erhielten die Teilnehmer-innen geschuumltzte Raumlume in denen sie in ihren Lerngruppen miteinander lernen und zudem auch eigene Lernszenarien entwickeln konnten Die waumlhrend dieser Zeit von ihnen enwick-elten Inhalte konnten spaumlter auch im Echtbetrieb eingesetzt werden Zudem wurden Lehrkraumlfte in die Lage versetzt uumlber die Lernplattform ILIAS Lernen-de zu begleiten und zu beraten

Waumlhrend des gesamten Prozesses wurden die Teilnehmer-innen von erfahrenen Tutor-innen begleitet und unterstuumltzt Die Schulung unterteilte sich dabei in 4 Phasen

KickshyOff PraumlsenzshyPhase 1 (ca 15 Tage)

Online Phase 1

(5 Wochen)

PraumlsenzshyPhase 2

(ca 15 Tage)

Online Phase 2

(5 Wochen)

1 Teil

Inhalte und Ziele

bull Die Plat tform aus Sicht der Lernenden kennenlernen

bull Kennenlernen des kooperativen Arbeitens

bull Grundlagenkenntnisse uumlber eLearing

bull Besonderheiten der Online shyKommunikation

bull Rolle und AUfgaben von Teletutoren

2 Teil

Inhalte und Ziele

bull Die Plat tform aus Sicht der Tutoren kennenlernen

bull Einsatz notwendiger Funktionen

bull Wissen uumlber Betreuunug beim eLearning

bull Praxistransfer Umset zung eines eigenen Praxisprojektes

rsaquorsaquorsaquorsaquo rsaquorsaquorsaquorsaquo rsaquorsaquorsaquorsaquo

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evaluation

Die Schulungen wurden abschlieszligend evaluiert Die Kernaussage ist Alle Teilnehmer-innen waren mit den angebotenen Schulungen sehr zufrieden der Praxisbezug konnte weitestgehend hergestellt wer-den Zur eigenen Lernerfahrung befragt wurden u a folgende Aussagen getroffen

23 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

bdquoDie Schulung war fuumlr mich ein echter Gewinn da ich wirklich auf neuem Terrain viel gelernt habeldquo bdquohellip fuumlhlte ich mich in der Gruppe sehr wohl wobei ich vor allem zu bestimmten Mitgliedern Kontakt hatte Die Gruppenbildung scheint online genauso zu funk-tionieren wie out of cyber spaceldquo bdquoMir haben sich durch dieses Seminar ganz andere Moumlglichkeiten geoumlffnetldquo

Hinsichtlich ihrer spaumlteren Aufgabe als Teletutorin befragt fuumlhlten sich die meisten Teilnehmer-innen gut vorbereitet aufgrund der unterschiedlichen Voraussetzungen der Lernenden im Umgang mit dem Computer und Internet sind in Einzelfaumlllen jedoch noch laumlngere Uumlbungsphasen noumltig Moumlgliche Einsatz-felder wurden uumlberwiegend im Fort- und Weiter-bildungsbereich gesehen eLearning wird als gute Moumlglichkeit gesehen das Angebotsspektrum der Institutionen zu erweitern Als Anwendungsbeispiel wurde die Begleitung von Auszubildenden in Praxis-phasen im Sinne einer kontinuierlichen Arbeits- Kommunikations- und Ruumlckmeldemoumlglichkeit genannt

herausforderungen

Die Schulungsteilnehmer nannten folgende Heraus-forderungen bei der Einfuumlhrung von eLearning

bullfehlende technische Affinitaumlt bei der Zielgruppe bullfehlende technische Ausstattung in den Institu-tionen und Betrieben die Lehrangebote bereit-stellen bullhoher Aufwand fuumlr die Einfuumlhrung des eLear-ning Mehraufwand bei der Umwandlung vor-handener Konzepte in Blended-Learning oder eLearning-Konzepte etc bulleehlende Akzeptanz bei einigen Kolleginnen Kollegen dadurch fehlende Vernetzung bullwenig Lehrkraumlfte die professionell tutoriell begleiten koumlnnen bullfehlende Inhalte fuumlr den Einsatz auf der Lern-plattform

nachhaltigkeit

Nach der Projektfoumlrderung wird das eLearning-Portal durch den bdquoVerein eLearning in der Pflege eVldquo (eLiP) fortgefuumlhrt Alle (Bildungs-)Einrichtun-gen in der Pflege koumlnnen diesem Verein beitreten

Peggy Saszlig AWO-Bundesverband eVwwwelearning-pflegede

Zweck des Vereins ist die Foumlrderung der Berufsbildung durch Bereitstellung der Internetplattform ILIAS (wwwelearning-pflegede) mit inhaltlichen techni-schen und didaktischen Hilfen als Hostingpakete sowie Beratung und Vermittlung von Qualifizie-rungen wie ILIAS-Anwender- Teletutoren- und Autorenschulungen Mitwirkung bei der Erstellung von Lerninhalten die von den Vereinsmitgliedern entwickelt werden Weitere Aufgaben sind die perso-nelle und ideelle Foumlrderung der Entwicklung von Lerninhalten z B durch den gegenseitigen Aus-tausch von Lernmaterialien

Die Vereinsmitgliedschaft bietet den Bildungsanbie-tern einen kostenguumlnstigen Einstieg in das Lehren und Lernen mit den neuen Medien moderne Kom-munikationswege Betreuung waumlhrend Abwesenheits-zeiten sowie die Moumlglichkeit neue und zusaumltzliche Angebote im Bereich eLearningBlended-Learning anzubieten

24 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

Entstehung von Communities am Beispiel der Evangelischen Kirche in Deutschland

Die evangelische kirche in Deutschland (ekD) steht gegenwaumlrtig vor groszligen herausforder-ungen und chancen stichworte sind demo-grafischer wandel Individualisierung bzw Pluralisierung wiederentdeckung des religi-oumlsen veraumlndertes Partizipationsverhalten neue Formen von ehrenamt und Gemeinde Daraus ergibt sich fuumlr die Mitarbeitenden ihr handeln immer wieder zu reflektieren

und neue innovative Praktiken zu erlernen

Das Forschungsprojekt PATONGO (Patterns and Tools for NGOs) untersucht wie Technologien und Partizi-pationsprozesse des Web 20 den Austausch uumlber gute Praktiken foumlrdern und so zu einer Weiterent-wicklung der gesamten vernetzten Organisation beitragen koumlnnen Partner im Projekt sind die Evan-gelische Kirche in Deutschland (EKD) die Fern Uni-versitaumlt in Hagen und das Institut fuumlr Wissensmedien in Tuumlbingen

Die Hypothese des Forschungsvorhabens ist dass ein Austausch von erfolgreichen Praktiken in der EKD helfen kann die Qualitaumlt des Handelns in den Gemeinden und Gliedkirchen zu verbessern Durch Vernetzung und gemeinsame Reflexion uumlber erfolgreiche Praktiken soll eine lokale Praktik auch uumlber Grenzen der einzelnen Kirchengemeinden hin-weg zu einer gemeinsamen Praktik weiterentwickelt werden Zwischen den bisher weitgehend unabhaumlngig agierenden Organisationseinheiten koumlnnte sich dadurch ein Praxisnetzwerk entwickeln

Vor dieser Grundannahme stellen sich im PATONGO-Projekt die folgenden Forschungsfragen die nicht nur fuumlr Kirchen sondern allgemein fuumlr verteilte NGOs von Relevanz sind

bullWelche Prozesse koumlnnen eine effektive und qua-litativ hochwertige Wissenskommunikation zum Zwecke der Weiterentwicklung beruflicher Praktiken unterstuumltzen bullWie kann die Nutzung und die Evolution solcher Prozesse mit Web 20-basierten Werkzeugen unterstuumltzt werden

bullWie koumlnnen die Prozesse und Werkzeuge in groszligen verteilten NGOs eingefuumlhrt werden

Kern des Prozesses ist die effektive und qualitativ hochwertige Diskussion uumlber gute Praktiken Dabei durchlaumluft die Diskussion zu einem konkreten Thema drei Ebenen

bullMitarbeitende kommunizieren miteinander uumlber Wuumlnsche und Ideen die sich aus den lokal anzutreffenden Herausforderungen ergeben bullMitarbeitende reflektieren uumlber gute Praktiken und tauschen diese aus (Storytelling Good Practice) bullMitarbeitende abstrahieren die Beschreibung der guten Praktik zu einem Muster fuumlr Loumlsungen (Pattern) das dann in einem Lexikon guter Praxis auftaucht Das Konzept des Patterns wurde aus den Ingenieurswissenschaften uumlbernommen Dort ist ein Pattern eine Loumlsung zu einem wieder-kehrenden Problem in einem klar umrissenen Kontext Im Gegensatz zu einer Handlungsvor-schrift eroumlffnet ein Pattern dem Praktiker einen Entwurfsraum in dem er seine individuelle Loumlsung fuumlr das Problem entwickelt Fuumlr die EKD bedeutet dies dass ein Pattern den Praktiker gut bei der Uumlbertragung der Loumlsungsidee auf die kon-kreten Umstaumlnde in der Gemeinde unterstuumltzt

Auf allen Ebenen der Diskussion vor allem jedoch bei der Erstellung von Patterns fuumlr das Lexikon guter Praxis koumlnnen Praktiker durch Mentoren die ebenfalls Mitglied der Community sind unterstuumltzt werden Mentoren helfen den Praktikern dabei die zentralen Aussagen ihrer Praktik herauszuarbeiten So koumlnnen Praktiker sicherstellen dass ihre Hand-lungsanregungen in den Patterns auch im beab-sichtigten Sinne verstanden werden

Web 20-Technologien koumlnnen auf allen drei Ebenen den Prozess unterstuumltzen Dazu soll ein Online-Com-munity-System entstehen das Kommunikation Koordination und Kooperation ermoumlglicht und zur Mitarbeit in der Community motiviert Auf der Ebene der Kommunikation stellt das Community-System kommunikative Raumlume zur Verfuumlgung Hier koumlnnen Wuumlnsche geaumluszligert Ideen diskutiert und Erfahrun-gen ausgetauscht werden

25 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

Betrachtet man die Groumlszlige der Zielgruppe von uumlber eine Million haupt-und ehrenamtlich Mitarbeitender in der EKD so ist es offensichtlich dass Fragen der Koordination eine wichtige Rolle einnehmen Prak-tiker muumlssen vom System darin unterstuumltzt werden fuumlr sie interessante Kollegen zu finden und relevante Beitraumlge wahrzunehmen Das Community-System muss Menschen aus ganz Deutschland zusammen-bringen die an semantisch verwandten Praktiken arbeiten So wird ein Austausch uumlber spezifische Prak-tiken auch uumlber Gemeindegrenzen hinaus moumlglich

Fuumlr eine effiziente Kooperation wird das Community-System gemeinsame Arbeitsbereiche bereitstellen die zum einen einen gemeinsamen Informationsraum im Sinne eines Wikis zum Austausch von Patterns bereitstellen und zum anderen die enge Kooperation in einer kleinen Gruppe von Praktikern ermoumlglichen Insbesondere soll das Community-System die Entwick-lung neuer Ideen in einer Ideenwerkstatt und die Zusammenarbeit zwischen einem Autor und einem Mentor bei der Verbesserung von Patterns unter-stuumltzen

In Bezug auf die Motivation zur Teilnahme sollen im PATONGO-Projekt verschiedene Instrumente er-forscht werden von denen an dieser Stelle nur zwei Beispiele genannt werden

bullInwieweit hat die Authentizitaumlt der Praktiker und ihrer Gemeinden eine die Motivation stei-gernde Wirkung bullWelche Rolle spielen Kooperation und Wett-bewerb zwischen den Praktikern als motivie-rende Instrumente in der Community

Erste Prototypen fuumlr den in PATONGO vorgesehenen Prozess und die Web 20-basierten Werkzeuge wurden in den ersten Monaten des Projektes entwi-ckelt und mit Anwendern diskutiert Die Resonanz hierauf war sehr positiv Eine breite Diskussion der Konzepte in der kirchlichen Oumlffentlichkeit begann Ende 2009 Fuumlr Mitte 2010 ist der Start der Community geplant Sowohl der Entwurf als auch die Einfuumlhrung und Nutzung des Prozesses und der Werkzeuge werden evaluiert sodass Ruumlckschluumlsse auf die Wirkung in der EKD gezogen werden koumlnnen die auch fuumlr andere NGOs relevant sein werden

Dr Thies Gundlach Evangelische Kirche in Deutschland Dr Till Schuumlmmer FernUniversitaumlt in Hagen (vlnr) wwwpatongode

26 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

Lernkompetenz Schluumlssel zur Qualifizierungfuumlr Aumlltere

Die Diskussion um das lebenslange Lernen hat konjunktur in Politik wirtschaft und

Forschung Mittelfristig wird jeder dritte Be-schaumlftigte uumlber 50 Jahre alt sein und nur noch

jeder fuumlnfte juumlnger als 30 Jahre Parallel dazu nimmt der Anteil der wissensarbeit zu der Anteil koumlrperlicher und gering qualifizierter taumltigkeiten sinkt Lebenslanges Lernen wird als eine der zentralen strategien angesehen diese sich beschleunigenden Veraumlnderungen der Arbeitswelt zu bewaumlltigen

Einigkeit scheint daruumlber zu bestehen dass der Bedarf an beruflicher Weiterbildung auch fuumlr Beschaumlftigte uumlber 50 Jahren waumlchst Weniger Konsens gibt es in Bezug auf das Wie Wie kommen aumlltere Arbeitnehmer mit dieser Anforderung nach permanentem Dazuler-nen zurecht Wie koumlnnen sie unterstuumltzt werden Bislang werden Beschaumlftigte jenseits des vierzigsten Lebensjahres kaum noch zur Weiterbildung ermun-tert und auf die Lernbeduumlrfnisse dieser Gruppe abgestimmte Angebote sind Mangelware Und Dank der Fruumlhverrentungspolitik fruumlherer Jahre und einer entsprechend jugendzentrierten Arbeitsge-staltung gedieh ein bdquoAnti-Lernklimaldquo in dem sich bei Beschaumlftigten und Unternehmen gleichermaszligen der Eindruck verfestigte Aumlltere koumlnnten und wollten nicht mehr lernen Damit einher gehen unscharfe und falsche Vorstellungen uumlber die Lernfaumlhigkeit Aumllterer Demnach lernen Aumlltere (zu) langsam und schneiden in Weiterbildungsseminaren schlecht ab

Haben nicht wissenschaftliche Untersuchungen wiederholt nachgewiesen dass die kognitive Leis-tungsfaumlhigkeit ndash also alle Prozesse die mit Gedaumlchtnis Lernen und Denken zu tun haben ndash schon mit Mitte Ende Zwanzig nachlassen Schraumlnkt dies nicht auch die Lernfaumlhigkeit ein Tatsaumlchlich lassen zwar viele kognitive Funktionen messbar nach

Damit gehen aber nicht automatisch Einbuszligen in der Faumlhigkeit zum berufsbezogenen Lernen einher Zum einen bauen sich nicht alle kognitiven Funktio-nen ab sondern vornehmlich die als bdquofluide Intelli-genzldquo bezeichneten Sie kommen bei der Loumlsung neuer Aufgaben zum Zuge bei denen nicht auf

fruumlhere Lernerfahrungen zuruumlckgegriffen werden kann bdquoKristalline Intelligenzldquo hingegen kommt bei der Nutzung von Wissen und Erfahrung zum Einsatz und kann Einbuszligen der fluiden Intelligenz aus-gleichen Zweitens fanden fast alle einschlaumlgigen Studien im Labor statt und zielten auf die Auslotung der Grenzen kognitiver Leistungsfaumlhigkeit ab Die Moumlglichkeit zur Kompensation durch Wissen und Bildung entfaumlllt dadurch weitgehend

Lernfaumlhigkeit bleibt erhalten

Beim berufsbezogenen Lernen herrschen solche Ein-schraumlnkungen nicht Lernende koumlnnen ihren Lern-prozess hinsichtlich Lernzielen und Lernzeit (mit) bestimmen und dadurch kognitive Einbuszligen ausgleichen Die Laborbefunde zum Altersabbau betreffen so gesehen nur einen kleinen Ausschnitt des Lernens Aus kognitiver Sicht laumlsst sich also festhalten dass die Lernfaumlhigkeit aumllterer Mitarbeiter waumlhrend ihres gesamten Berufslebens erhalten bleibt

Lernfaumlhigkeit ist aber nicht gleich Lernbereitschaft Diese haumlngt wesentlich von einer spezifischen Lern-kompetenz ab Sie ist nicht auf bestimmte Fachge-biete beschraumlnkt und umfasst die drei Ebenen

bullLernorientierung Die Effizienz des Lernen wird davon beeinflusst ob man Lernen als gestaltbare Aktivitaumlt begreift oder als dozentengesteuerte Anhaumlufung von Faktenwissen auf Vorrat bullLernkontrolle Nachhaltig lernen kann nur wer sich dem eigenen Lernbedarf angemessene Lernziele setzt und den Lernfortschritt im Hin-blick auf diese Ziele fortlaufend uumlberpruumlft bullLerntechniken Sie dienen dazu Wissen lang-fristig im Gedaumlchtnis zu verankern und um-fassen vielfaumlltige Methoden der Visualisierung und Konzeptbildung

Lernkompetenz ist kein Talent sondern eine lern- und trainierbare Fertigkeit Sie kann durch gezielte Personalentwicklung und ein stimmiges betriebliches Umfeld mit foumlrderlichem Lernklima aufgebaut und erhalten werden Umgekehrt kann sie als Folge laumlnger dauernder bdquoLernentwoumlhnungldquo verloren gehen Dies haumlngt nicht zuletzt damit zusammen dass in vielen Unternehmen die Weiterbildungsteil-

27 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

nahme jenseits des vierzigsten Lebensjahres schlag-artig sinkt ndash was Lernentwoumlhnung natuumlrlich foumlrdert Auch herrscht fuumlr Aumlltere vielfach insofern ein unguumln-stiges Lernklima als nicht wenige Personalverant-wortliche Aumllteren nur geringe Lernfaumlhigkeit und Veraumlnderungsbereitschaft zutrauen Derlei Vorbe-halte schlagen sich bei Beschaumlftigten in Zweifeln an ihrer eigenen Lernfaumlhigkeit und an der Trainier-barkeit ihrer Fertigkeiten nieder Ein Mangel an Lernkompetenz erklaumlrt moumlglicherweise auch den vielfach replizierten Befund dass aumlltere Beschaumlftigte im Vergleich zu ihren juumlngeren Kollegen schlechtere Leistungen in der berufsbezogenen Weiterbildung zeigen

Unsere Forschung zeigt dass ndash unabhaumlngig vom Alter ndash Beschaumlftigte mit houmlherer Lernkompetenz einen signifikant houmlheren Lernerfolg angeben als Beschaumlftigter geringerer Kompetenz Bei Beschaumlftig-ten uumlber 50 Jahren faumlllt der Unterschied im Lernerfolg am deutlichsten aus Houmlhere Lernkompetenz geht mit houmlherer Weiterbildungsteilnahme einher um-gekehrt berichteten Beschaumlftigte mit geringerer Lernkompetenz uumlber groumlszligere Schwierigkeiten bei der Planung der eigenen Weiterbildung und houmlheren Unterstuumltzungsbedarf

Unter dem Strich zeigen unsere Untersuchungen dass die Erfassung der Lernkompetenz ein wichtiger Schritt ist im Rahmen von Strategien zur quantitativen und qualitativen Verbesserung der Weiterbildungs-beteiligung aumllterer Beschaumlftigter Dies laumlsst sich zur Konzeption von Lernkompetenz-Workshops nutzen mit denen das Lernverhalten gezielt optimiert werden kann Ansatzpunkt einschlaumlgiger Trainings ist die Lernkontrolle die sich in unseren Untersuchungen als trennscharf zwischen kompetenten und weniger kompetenten Lernern erwies Hoher Lernkontrolle also der Fertigkeit angemessene Lernziele zu setzen und das Lernen im Hinblick auf diese Ziele zu steuern kommt das groumlszligte Gewicht fuumlr den Lernerfolg zu Darin liegt auch der Grund dass vornehmlich auf die Vermittlung von auf Lernstrategien ausgerichtete Trainings und primaumlr auf die Staumlrkung der Lernmo-tivation abzielende Trainings gleichermaszligen zu kurz greifen und nur die integrierte Ansprache beider Ebenen nachhaltiges karriereweites und -langes Lernen gewaumlhrleistet

Prof Dr Christian Stamov-Roszlignagel Jacobs Centre on Lifelong Learning Jacobs University wwwjacobs-universitydedirectory10028

28 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Qualifizierung mit System ausbauen -Weiterbildung und bdquoeQualificationldquo

Digitale Medien und bdquoeQualificationldquo als die Lernformen des neuen Jahrtausends prokla-miert standen anfangs fuumlr kostenguumlnstiges und effektives Lernen technische Loumlsungen ruumlckten in den Mittelpunkt der Diskussion doch nach dem ersten Boom kam die ernuumlch-terung Die Lerner wuumlrden das Medium nicht akzeptieren der Lernerfolg sei anzuzweifeln der finanzielle Vorteil ebenso

Anstelle der technokratischen Schwerpunktsetzun-gen widmete man sich in der Folgezeit verstaumlrkt den lern- und bildungstheoretischen Aspekten und dem Potenzial multimedialer Lernkonzepte fuumlr eine zukunftsfaumlhige berufliche Kompetenzentwicklung Angesichts der in den letzten Jahren wieder deutli-chen Zuwachsraten des Lernens mit neuen Medien am Arbeitsplatz stellte sich die Frage nach der Bedeu-tung dieser Medien fuumlr die Weiterbildung und nach ihrem Einfluss auf deren soziale und didaktische Zielsetzungen

weiterbildung und soziale selektion

Die Entwicklung von der Industrie zur Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft fuumlhrt auch zu einem Wandel der Organisation in den Unternehmen die auch zu neuen Arbeits- und Organisationskonzepten fuumlhren wobei wir wahrscheinlich erst am Anfang dieses Wandlungsprozesses stehen Die Folge ist dass Weiterbildung und berufliche Qualifizierung gegenwaumlrtig einen Wandlungsprozess durchlaufen der Ziele und Inhalte Umfang sowie Formen Methoden und Orte des Lernens gleichermaszligen erfasst Lernformen und Lernorte werden pluraler und vielfaumlltiger und gehen mit einem quantitativen Zuwachs und einer qualitativen Veraumlnderung der Bedeutung des Lernens im Unternehmen einher

Die Nachfrage nach eLearning-Konzepten und neuen Medien in der Weiterbildung unterliegt durch neue Arbeitsformen wie rechner-und internetgestuumltzte Facharbeit und Dienstleistungen und den daraus resultierenden Kompetenzanspruumlchen einer auszliger-ordentlichen Dynamik Gleichzeitig haben Aufwen-dungen und Teilnehmerzahlen die Weiterbildung

zum groumlszligten Bildungsbereich gemacht Von den Auf-wendungen von 35 Mrd Euro pro Jahr entfallen 167 Mrd auf die Unternehmen incl die des oumlffentlichen Dienstes 138 Mrd auf Einzelpersonen 42 Mrd auf die Bundesagentur fuumlr Arbeit und 04 Mrd auf den Staat Im europaumlischen Vergleich liegt die Teilnahme-quote an der formellen betrieblichen Weiterbildung mit 30 der Erwerbstaumltigen im Jahr 2005 im Mittel-feld Im Vergleich liegt die Teilnahmequote in Frank-reich mit 46 und Tschechien mit 59 houmlher die von Polen mit 21 und Griechenland mit 14 niedriger

Entscheidend fuumlr die oumlkonomische qualifikatorische soziale und personale Funktion der Weiterbildung ist aber die Frage der Teilhabe an Weiterbildung der Wei-terbildungsbeteiligung Hier zeigt sich der stark sozial ausgrenzende Charakter der Weiterbil-dung die Selektivitaumlt und Ungleichheit von Chancen

bull28 der Weiterbildungsteilnehmer haben Hauptschulabschluss 47 einen mittleren Abschluss 59 AbiturFachhochschulreife bull23 sind ohne Berufsausbildung aber 62 mit Hochschulabschluss bull31 sind Arbeiter 68 Beamte bull44 gehoumlren der Gruppe der 19ndash34-Jaumlhrigen an 31 der Gruppe der 50-64 Jaumlhrigen

Qualifizierung mit system und bdquoeQualificationldquo ausbauen

Die Weiterbildungsbeteiligung haumlngt also entschei-dend von der beruflichen Qualifikation und der schulischen Vorbildung ab und verstaumlrkt die im Schulsystem angelegte soziale Selektion In dieser Situation kommen die informelle Weiterbildung und damit die neuen Medien und verschiedenen Formen des eLearnings ins Spiel Die Teilnahme an Compu-terselbstlernprogrammen im Rahmen der informel-len Weiterbildung hat sich zwischen 2003 und 2007 von 8 auf 15 erhoumlht und damit fast verdoppelt In der informellen Weiterbildungskategorie Internet am Arbeitsplatz weist die Statistik eine Steigerung von 7 auf 13 aus Zudem bilden sich mit der Nut-zung von Personal-Computern rechnerintegrierten Arbeitssystemen und dem Intranet zunehmend vir-tuelle Lernorte in Unternehmen heraus Beschaumlftigte nutzen in wachsendem Maszlige multimediale und inter-aktive Bildungsangebote und koumlnnen an

29 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

kooperativen Lehr-Lern-Arrangements teilnehmen Neue Medien und die damit verbundenen Lerntech-nologien wie Tele-Teaching und Tele-Coaching erlei-chtern und foumlrdern das Lernen in der Arbeit und in vernetzten Lernortstrukturen

Die informelle Weiterbildung verzeichnet seit Jahren erhebliche Zuwaumlchse obwohl die Teilnahme der Erwerbstaumltigen hier mit 61 im Jahre 2003 und mit 68 im Jahre 2007 schon annaumlhernd doppelt so hoch liegt wie die an der formellen Weiterbildung Damit ist die informelle Weiterbildung im Sinne von bdquoArbeit als zweite Chanceldquo und als Moumlglichkeit zu sehen der wachsenden Selektion in Weiterbildung und Weiter-bildungsteilnahme zu begegnen Dies ist allerdings kein Selbstlaumlufer denn auch bei der Teilnahme an der informellen Weiterbildung zeigt sich die Abbild-ung und Verlaumlngerung sozialer Ungleichheit Not-wendig ist eine strukturelle und im Weiterbildungs-system abzusichernde Foumlrderung von bildungsbe-nachteiligten Gruppen In diesem Sinne sind abschlieszligend vier Thesen und Optionen formuliert

bullInformelles Lernen wird im Beruf zunehmend wichtiger dabei kommt dem Lernen mithilfe neuer Medien durch die Verdoppelung in den letzten vier Jahren bei computergestuumltzten Selbstlernprogrammen und Internet-Lernen am Arbeitsplatz eine zentrale Rolle zu bullVirtuelle Lernorte verbinden formelle und informelle Weiterbildung diese Lernorte auf informations- und kommunikationstechno-logischer Basis ergaumlnzen die pluralen Lernorte von Qualifizierungsverbuumlnden und Qualifizier-ungsnetzwerken zunehmend bullNeue Medien eroumlffnen lern- und bildungsthe-oretisch verbesserte Zugaumlnge zum bdquolebenslan-gen Lernenldquo und zur bdquoBildung fuumlr alleldquo voraus-gesetzt sie werden didaktisch-methodisch und institutionell eingebettet und sind nicht einsei-tig auf Selbstorganisation und Individualisierung gerichtet bullWeiterbildung ist als vierte und umfassendste Saumlule des Bildungssystems auszubauen und verstaumlrkt gesetzlich zu rahmen wobei das in-formelle Lernen uumlber verbindliche Anerken-nungen als Beitrag zur Chancengleichheit in beruflichen Bildungswegen im Sinne einersbquo bdquozweiten Chanceldquo zu nutzen ist

Prof Dr Peter Dehnbostel Helmut-Schmidt-Universitaumlt Hamburg wwwhsu-hhdedebo

30 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Aufbau eines Online-Berichtshefts und Kompetenz-portfolios in den dualen Ausbildungsberufen

Die duale Berufsausbildung in Deutschland stellt ein erfolgsmodell dar und genieszligt auch

international hohes Ansehen Mehrere aktu-elle studien zeigen Maumlngel in der Qualitaumlt der dualen beruflichen Ausbildung auf nach einer repraumlsentativen umfrage des Bundesin-stituts fuumlr Berufsbildung (BIBB) kritisieren die Auszubildenden insbesondere die Qualitaumlt der kooperation der Lernorte Betrieb und schule oft ist es den Auszubildenden selbst uumlberlassen erfahrungen aus der betrieblichen und schulischen Ausbildung miteinander zu verknuumlpfen

Bei der mangelnden Abstimmung zwischen den Lern-orten handelt es sich jedoch weniger um ein Problem auf der Ebene der Ausbilder und Berufsschullehrer sondern eher um ein strukturelles Defizit der dualen Berufsausbildung Es mangelt vor allem an systema-tischer Information um ein gegenseitiges Abstimmen in der dualen Ausbildung gewaumlhrleisten zu koumlnnen

Es bedarf geeigneter Instrumente um eine staumlrkere Zusammenarbeit und die Abstimmung zwischen den betrieblichen und schulischen Ausbildern aber auch zwischen dem Auszubildenden und seinem Ausbilder zu ermoumlglichen Gegenwaumlrtig uumlbernimmt ausschlieszlig-lich der papierbasierte Ausbildungsnachweis das sogenannte Berichtsheft diese Funktion Da es sich hierbei um eine zeit- und ortsabhaumlngige Informa-tionsbasis handelt koumlnnen sich Probleme ergeben

Beispielsweise kann der Ausbilder anhand des Ausbildungsnachweises erst nach dem Abschluss eines Ausbildungsturnus feststellen mit welchen Themen sich der Auszubildende auseinanderge-setzt hat In der Folge sind klare und aufeinander abgestimmte Lernprozesse erschwert was nicht selten zu erheblichen Abstimmungsprozessen innerhalb der Ausbildung fuumlhrt

online-Ausbildungsnachweis

Unter dem Titel bdquoBLok ndash Online-Berichtsheft zur Staumlrkung der Lernortkooperationldquo verfolgt das Insti-tut fuumlr Berufspaumldagogik der Technischen Universitaumlt

Dresden das Ziel mit dem Einsatz von Web 20- Technologien die Lernorte der dualen Berufsausbil-dung zu verzahnen Im Rahmen dieses durch das BMBF gefoumlrderten Forschungs- und Entwicklungs-projektes werden bereits bestehende Ressourcen genutzt um das rechtsverbindliche Instrument bdquoBerichtsheftldquo welches in seiner gegenwaumlrtigen Form lediglich als Rechtfertigungsinstrument dient zu einem Qualitaumltsentwicklungsinstrument auf der Grundlage einer geeigneten mediendidaktischen Konzeption auszubauen

Der Schwerpunkt des Projektes liegt in der Entwick-lung Erprobung und Evaluation eines Online-Ausbildungsnachweises auf der technischen Basis eines Weblogs als persoumlnliches Lerntagebuch Dieses Online-Lerntagebuch fuumlhrt der Berufsschuumller regelmaumlszligig und kann von seinem Ausbilder und Berufsschullehrer jederzeit und vor allem unabhaumln-gig vom aktuellen Lernort des Berufsschuumllers einge-sehen werden Auf diese Weise werden die Lernorte der Berufsausbildung im dualen System durch den Online-Ausbildungsnachweis miteinander gekoppelt und so eine gemeinsame Informationsbasis fuumlr die Partner der dualen Berufsausbildung geschaffen Diese Staumlrkung der Lernortkooperation erzeugt eine Transparenz der Ausbildungsinhalte und soll zu einer verbesserten Abstimmung selbiger an den Lernorten fuumlhren

Funktionsbereiche und Potenziale

Der Online-Ausbildungsnachweis verfuumlgt uumlber zwei Funktionsbereiche

bullBerichtsheftfuumlhrung in Form eines Weblogs Wie bei der klassischen Form des Berichtsheftes uumlblich dokumentiert der Auszubildende auch in der online-basierten Form regelmaumlszligig den zeit-lichen und sachlichen Ablauf der Berufsaus-bildung Der Technologie eines Weblog ent-sprechend fuumlhrt der Auszubildende sein Lern-tagebuch als Online-Berichtsheft welches durch die Ausbilder online kommentiert werden kann Durch die Moumlglichkeit von Anmerkungen zu den Eintraumlgen des Auszubildenden werden Feedback-prozesse angeregt und folglich der Dialog zwi-schen Auszubildendem und Ausbilder gestaumlrkt

31 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

bullDarstellung der erworbenen Qualifikationen in Form eines Kompetenzportfolios Neben der Dokumentation des sachlichen und zeitlichen Ablaufes im Berichtsheft ist es dem Auszubildenden moumlglich die dokumentierten Taumltigkeiten zu verschlagworten In Form eines Auswahlmenuumls werden die zu erlangenden Faumlhigkeiten und Fertigkeiten eines Ausbildungs-berufes aufgelistet und von dem Auszubildenden verschlagwortet (sogenanntes Tagging) Anschlieszligend wird durch eine entsprechende Visualisierung (z B in Form einer Tagcloud d h einer Schlagwortwolke) der eigene Entwicklungs-stand dargestellt Die Tagcloud enthaumllt alle bis-her verwendeten Schlagworte Durch die damit erzeugte Transparenz koumlnnen Auszubildende und Ausbilder den Ist-Stand der beruflichen Handlungsfaumlhigkeit einschaumltzen und auch Handlungsbedarfe ableiten In Ergaumlnzung zu der geschlossenen Form des Kompetenzport-folios ist es in der offenen Form vorgesehen aus-bildungsrelevante Dokumente (wie Zertifikate etc) und Erfahrungsberichte abzulegen und so Erfahrungen aus der Ausbildungspraxis zu dokumentieren

Fazit

Das Projekt BLok traumlgt durch die Digitalisierung und Weiterentwicklung des klassischen Berichtsheftes auf Grundlage von Web 20-Technologien zur Ver-zahnung der Lernorte sowie zur Qualitaumltssicherung und -entwicklung in der dualen Berufsausbildung bei BLok unterstuumltzt dabei eine nachhaltige Integ-ration digitaler Medien auf struktureller Ebene in die Berufsausbildungspraxis

Professor Thomas Koumlhler Technische Universitaumlt Dresden wwwblok-onlineorg

32 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

beroobi ndash erlebe Berufe online Das interaktive Jugendportal zur Berufswahl

trotz der vielfaumlltigen Moumlglichkeiten sich Infor-mationen zu beschaffen haben viele Jugend-liche nach wie vor Probleme sich hinsichtlich ihrer beruflichen zukunftsplanung zu orien-tieren oftmals bleibt ihre Ausbildungswahl einseitig und sie nehmen die chancen des derzeitigen Ausbildungs- und Arbeitsmarktes nur bedingt wahr

Das Wissen uumlber die Bandbreite aktueller Ausbildungs-berufe und speziell jener die auch zukuumlnftig Chancen auf dem Arbeitsmarkt bieten ist fuumlr die Berufswahl entscheidend Junge Frauen und Maumlnner mit niedri-geren Schulabschluumlssen sind dabei eine besondere Zielgruppe beroobi ist ein Kunstwort das sich aus Ber-ufs-bi-ld ableitet und bdquoooldquo wurde von Google abgeschaut beroobi bietet den jungen Frauen und Maumlnnern Interaktionsmoumlglichkeiten an die einen attraktiven Einstieg in das Thema Berufswahl ermoumlglichen

Hierfuumlr wird ein interaktives Online-Portal aufgebaut in dessen Mittelpunkt interessante und zukunfts-weisende Ausbildungsberufe fuumlr eine spielerische Erkundung stehen Die Berufsbilder sind multimedial-interaktiv aufbereitet und geben realistische Einblicke in den Berufsalltag Junge Frauen und Maumlnner die bereits in ihrem Beruf arbeiten stellen diese den Nutzern anschaulich vor und lassen sie entdeckend und ausprobierend daran teilhaben Alle wichtigen Aspekte eines Berufs werden aufgegriffen Taumltig-keiten Tagesablaumlufe Erlaumluterungen zu wichtigen Voraussetzungen Erklaumlrungen zu Anforderungen in der Ausbildung sowie das Aufzeigen von Perspek-tiven fuumlr weitere Fortbildungs- und Weiterbildungs-moumlglichkeiten und weiterfuumlhrende Links

Eine leichte und schnelle Orientierung wird dadurch erleichtert dass jedem Berufsbild der gleiche Aufbau und aumlhnliche Interaktionsmoumlglichkeiten zugrunde liegen Bei der Auswahl der Berufe werden bewusst Ausbildungsberufe aus Zukunftsbranchen und Innovationsbereichen (Industrie Handwerk Bau Naturwissenschaften Technik und Informations-technologie) in den Blick genommen

Interaktiver Ansatz mit hohem Akzeptanzwert

Ziel des didaktisch-methodischen Konzepts von beroobi ist es junge Menschen durch neue Ansaumltze zum selbst gesteuerten Entdecken und Ausprobieren im Netz anzuregen und einen persoumlnlichen Bezug zum Thema Berufswahl herzustellen Hierfuumlr setzt das Projekt auf verschiedene Kriterien die in der Umsetzung des Angebots konsequente Beruumlcksich-tigung finden

bullVielseitigkeit Selbststeuerbare Video- und Audiosequenzen Fotoshows und animierte Grafiken bieten anschauliche und vielseitige Formen der Informationsdarstellung Einge-bunden sind diese in eine Flash-Umgebung die auch als Web-Applikation unabhaumlngig von beroobi als Stand-alone-Applikation in eine Web-seite integriert werden koumlnnen bullInteraktion Verschiedene Interaktionstools ermoumlglichen eine direkte und aktive Teilnahm am Angebot Selbsteinschaumltzungen Umfragen und Wissenstests animieren zur spielerischen und entdeckenden Auseinandersetzung mit Inhalten bullIdentifikation Junge Profis aus der Praxis stellen vor Ort ihren Arbeitsplatz und ihr Arbeitsleben vor und lassen die Nutzerinnen und Nutzer uumlber Film und Audio daran teilhaben Der Mix aus Fakten eigenen Erfahrungsberichten und Hinweisen ermoumlglicht Identifikation und Pers-pektivenwechsel bullVerstaumlndlichkeit Das Angebot setzt konsequent auf jugendgerechte Sprache intuitive Benutzer-fuumlhrung und kleine verstaumlndliche Informations-einheiten sodass auch Jugendliche mit weniger Interneterfahrung gut damit zurechtkommen koumlnnen bullAuthentizitaumlt Jedes Berufsbild ist individuell gestaltet und lebt von der Authentizitaumlt seiner realen Hauptperson Dieses unverwechselbare bdquoGesichtldquo sowie auch das Zu-Wort-Kommen von Betriebs-und Unternehmensverantwortlich-en Ausbildungsleitern und anderen bdquoBerufsex-pertenldquo fuumlhren zu einer hohen Akzeptanz bei Jugendlichen

33 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Das online-Portal beroobide

Die Hauptintention des Online-Portals besteht darin Jugendlichen verschiedene Zugangswege zu den jeweiligen Berufsbildern zu ermoumlglichen sie neu-gierig zu machen und zum bdquoHineinklickenldquo anzu-regen Im Mittelpunkt von wwwberoobide stehen daher die Berufsbilder die uumlber spezifische Beduumlrf-nisparameter ansteuerbar sind Weiterfuumlhrende Informationen zu den Berufen Interviews mit Experten spielerische Wissensabfragen und Links werden den Jugendlichen uumlber eine Informations-rubrik angeboten Ein kleiner Community-Bereich ermoumlglicht weitere Orientierungshilfe Dort steht ein moderiertes Forum fuumlr Fragen und Hinweise bereit eine Merkliste fuumlr das Speichern von Berufs-bildern sowie die Verlinkung auf Freunde und deren Profile Uumlber Features wie bdquoWie steht mir der Berufldquo koumlnnen eigene Fotos hochgeladen werden welches die Nutzerinnen und Nutzer automatisch in verschiedene Arbeitsbekleidungen hineinsetzt und in eine Galerie speichert

zielgruppe

Primaumlre Zielgruppe von beroobi sind Jugendliche der Altersgruppe 14 bis 20 Jahre aller Schulformen die sich im Prozess der Berufsfindung und Berufsorien-tierung befinden Neben Schulabgaumlngern sind des-gleichen all diejenigen angesprochen die bereits eine Berufsausbildung begonnen abgeschlossen oder auch abgebrochen haben und sich weiter bzw neu orientieren moumlchten Wichtige Ansprech-partner sind daher auch paumldagogische Fachkraumlfte die in vielen Faumlllen beroobi bei der jugendlichen Zielgruppe bekannt machen

kooperation und Vernetzung

Das Projekt beroobi versteht sich als bdquoTuumlroumlffnerldquo zu bereits bestehenden Angeboten im Bereich Berufso-rientierungberufliche Bildung und lebt daher von dem vielseitigen Austausch und der Zusammenarbeit mit diesen Dazu zaumlhlen unter anderem vor allem Verbaumlnde Innungen Kammern die Agentur fuumlr Arbeit das Bundesinstitut fuumlr Berufsbildung Schulen Berufsschulen Bildungstraumlger Gewerkschaften so-wie vor allem auch Wirtschaftspartner Betriebe und Unternehmen

Silke Niemann Schulen ans Netz e V wwwberoobide und wwwschulen-ans-netzde

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Erstellung digitaler eLearning-Module durch Aus-zubildende im Handwerk

Das Internet hat uns in ein neues Jahrtausend

gefuumlhrt ein Jahrtausend in dem das wissen der welt raumlumlich und zeitlich unabhaumlngig

verfuumlgbar ist und aus immer groumlszligeren Daten-banken abgerufen werden kann eine solche entwicklung macht auch vor dem system der dualen beruflichen erstausbildung im hand-werk nicht halt und beschaumlftigt seit vielen Jahren die vorausschauende wissenschaft aber auch die Praxis

Im Kern geht es bei den Uumlberlegungen um die Einfuumlhr-ung von eLearning-Szenarien Die Bemuumlhungen zielen hier zum einen auf die oumlkonomische Optimie-rung (beliebiger Einstiegszeitpunkt in Qualifizierungs-maszlignahmen Optimierung der Lehrer-Schuumller-Relation) zum anderen aber auch auf die didaktisch-methodische Optimierung von Bildungsprozessen wie die individuelle Foumlrderung oder Flexibilisierung

Bei allen Bemuumlhungen mit Web 10-gestuumltzten eLear-ning-Szenarien bleiben zahlreiche Fragen ungeklaumlrt Dies gilt besonders fuumlr den Bereich der Lehrlings-ausbildung im Handwerk Aus dem System der dualen Berufsausbildung im Handwerk d h der Kombination von betrieblicher und uumlberbetrieblicher Ausbildung und Unterricht in der Berufsschule sind bisher keine nachhaltigen Ansaumltze bekannt in denen Bildungsprozesse durch internetbasierte eLearning-Konzepte optimiert ergaumlnzt oder gar abgeloumlst werden konnten Bisher kann lediglich auf die Ergebnisse von Modellprojekten zuruumlckgegriffen werden Standar-disierte Konzepte und didaktische Ansaumltze existieren nicht Ganz zu schweigen von einer bildungstheore-tischen Verortung von eLearning-Szenarien in konventionellen Berufsbildungsprozessen

Die Vergangenheit hat gezeigt dass vor allem zwei Problemlagen die Einfuumlhrung von eLearning-Szena-rien erschweren Zum einen gibt es das Problem dass es nicht genuumlgend passgenaue digitale Lern-module fuumlr die verschiedenen Gewerke d h die Berufe im Handwerk und die daraus resultierenden Lerngruppen gibt

Hier zeigt sich die Schwierigkeit dass der produzierte eLearning-Baustein entsprechend der Lerngruppe reduziert und entsprechend der Vorstellung des Lehrers didaktisch eingebunden sein muss Zum an-deren scheitert der Einsatz kommerzieller Loumlsungen auch daran dass nicht die notwendigen Ressourcen vorhanden sind um immer wieder Lernmodule zu erwerben die den jeweils aktuellen Stand der Technik abbilden An dieser Stelle setzt das Forschungsvorhaben Didaktische Parallelitaumlt und Lernortflexibilisierung (DiPaL) an DiPaL kombiniert die klassischen Vorteile des Praumlsenzunterrichts mit den neuen Moumlglichkeiten des Web 20 mit dem Ziel Lernprozesse im Dualen System uumlber selbst produzierte E-Learnings flexibler zu machen

Lerneinheiten selber erstellen

Das Forschungsvorhaben entwickelt und untersucht dazu einen neuen subjektorientierten designbasier-ten didaktisch-methodischen Ansatz zur Lernort-kooperation Mit Hilfe spezieller Software erstellen Schuumllerinnen und Schuumller mit ihren Lehrkraumlften ihre Lerneinheiten selber bereiten sie digital auf und veroumlffentlichen sie im Netz Das Konzept des offenen Klassenzimmers basiert dabei auf der Annahme dass in jeder Schuumllerin und in jedem Schuumller auch eine Lehrerin bzw ein Lehrer steckt Das Ziel besteht darin durch eine geeignete Didaktik genau diesen Rollen-tausch vom Lernenden zum (Lern-) Lehrenden herbei-zufuumlhren Das heiszligt konkret dass die Auszubildenden die Themen des Unterrichts so aufbereiten dass digitale Lernmaterialien (Filme Texte Bilder Grafi-ken) entstehen Die dazu notwendigen Aktivitaumlten der (Lern-) Lehrenden reichen von der Anfertigung einer Handzeichnung die eingescannt wird bis zur schriftlichen Ausarbeitung eines kompletten Dreh-buchs fuumlr die Umsetzung des jeweiligen Themas in einem aufwendigen Lehrfilm Die im Unterricht erzeugten digitalen Lernmaterialien werden an-schlieszligend gemeinsam mit dem Lehrer besprochen und diskutiert ob die produzierten Lernmaterialien fachlich richtig sind Diese Besprechungen sind von groszliger Bedeutung fuumlr den Lernprozess da sich hier zeigt ob das Thema fachlich verstanden wurde

35 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Gleichzeitig hinterfragen die (Lern-) Lehrenden sich selbst und den Prozess der Materialienproduktion Hierbei gilt es z B Alternativen zur gefundenen Loumlsung aufzuzeigen oder die Sprachqualitaumlt zu beurteilen Grundsaumltzlich wird angestrebt dass die (Lern-) Lehrenden in einen kritischen Dialog unter-einander treten Die Diskussion fuumlhrt im Ergebnis zu der Entscheidung ob das produzierte Lernmaterial im Internet veroumlffentlicht wird oder nicht

Fuumlr den Bereich der dualen beruflichen Erstausbil-dung bieten die durch die Auszubildenden erstellten digitalen Lernbausteine ganz besondere Moumlglich-keiten um Ausbildungsstrukturen flexibler zu machen So wird das Forschungsvorhaben empirisch unter-suchen inwieweit die Lernbausteine dazu genutzt werden koumlnnen dass der Auszubildende krankheits-bedingte oder betriebsbedingte Fehlzeiten zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort nachholen kann Daneben erwarten die am Forschungsvorhaben beteiligten Institutionen dass uumlber die Transparenz der Inhalte eine grundsaumltzlich verbesserte Zusam-menarbeit zwischen den Berufsschullehrern und den betrieblichen bzw uumlberbetrieblichen Ausbil-dern realisiert werden kann Auch dies soll empirisch geklaumlrt werden

Neben den Untersuchungen hat das Vorhaben auch verschiedene entwicklungstechnische Ziele

bullEntwicklung von Schemata zur Integration von Programmen zur schnellen Entwicklung von Lernangeboten (Rapid-Authoring-Prozesse) in konventionelle Praumlsenzphasen bullEntwicklung und Implementierung einer Datenbank fuumlr Lehrinhalte (Learning Object Re-pository abgekuumlrzt LOR) fuumlr die Bereitstellung von Bausteinen in einem Bausteinnetzwerk des Handwerks (wwwbaustein-netzwerkde) bullEntwicklung von Organisationsstrukturen fuumlr die engere inhaltliche Zusammenarbeit der Lernorte im dualen System auf der personalen Ebene

Markus Schaumlfer Berufskolleg Maumlrkischer Kreis wwwkfz4mede und wwwdipalde

36 LIterAturhInweIse

weiterfuumlhrende Literatur (Auswahl)

Becker M Spoumlttl G (2008) Berufswissenschaftliche Forschung ndash Ein Arbeitsbuch

fuumlr Studium und Praxis Peter Lang Internationaler Verlag der Wissenschaften

Frankfurt am Main

Beicht U Krewerth A Eberhard V Granato M Viel Licht ndash aber auch Schatten

Qualitaumlt dualer Berufsausbildung in Deutschland aus Sicht der Auszubildenden

BIBB Report 92009

Dehnbostel P (2008) Berufliche Weiterbildung Grundlagen aus arbeitnehmer-

orientierter Sicht Berlin edition sigma

Dreyfus H-L Dreyfus S E (1986) Kuumlnstliche Intelligenz Von den Grenzen der

Denkmaschine und dem Wert der Intuition Reinbek Rowohlt Verlag Hamburg

Grund- und Strukturdaten gushisde 80 [12 09 2009]

Hauptverband der deutschen Bauindustrie Zahlen und Fakten

wwwbauindustriede (Stand Juni 2009)

Howe Falk Berben Thomas (2006) Lern- und Arbeitsaufgaben In Rauner Felix

(Hrsg) Handbuch Berufsbildungsforschung 2 aktualisierte Auflage Bielefeld

Bertelsmann S 383ndash390

Howe Falk Knutzen Soumlnke (2007) Die Kompetenzwerksttt Ein berufswissen-

schaftliches E-Learning-Konzept Goumlttingen Cuvillier

Knutzen Soumlnke Howe Falk E-Learning im Handwerk (2008) In Issing Ludwig

Klimsa Paul (Hrsg) Online-Lernen Weinheim Beltz-Verlag S 133ndash156

Knutzen Soumlnke Howe Falk Rapid E-Learning in der gewerblich-technischen

Ausbildung ndash Gestaltbare Lernsoftware nach dem Konzept der Kompetenz-

werksttt (2008) In Howe Falk Jarosch Juumlrgen Zinke Gert (Hrsg)

Ausbildungskonzepte und Neue Medien in der uumlberbetrieblichen Ausbildung

Bielefeld Bertelsmann-Verlag S 112ndash131

Koumlhler T Neumann J Saupe V Organisation des Online-Lernens In Issing L J

Klimsa P Online-Lernen Ein Handbuch fuumlr das Lernen mit Internet Muumlnchen

Oldenbourg 2008

Payome Thea (2006) Marktuumlbersicht Rapid E-Learning ndash aus PowerPoint-Folien

werden Lernprogramme In Hohenstein Andreas Wilbers Karl (Hg) Handbuch

E-Learning 17 Erg-Lfg Koumlln Dt Wirtschaftsdienst

Scheib T Spoumlttl G Windelband L Qualitaumlt betrieblicher Ausbilder sichern und

entwickeln ndash eine staumlndige Herausforderung In Berufsbildung in Wissenschaft

und Praxis ndash BWP 32008 S 36ndash39

Von Rosenbladt B Bilger F (2007) Weiterbildungsbeteiligung in Deutschland

Eckdaten zum BSW-AES 2007 tns infratest Muumlnchen

ZFA (Hrsg) 2009 Statistik Berufsausbildung und Fortbildung Druck und Medien

20082009 unveroumlffentlichte vorlaumlufige Fassung vom 050509

Diese Druckschrift wird im Rahmen der Oumlffentlichkeitsarbeit vom Bundesministe-

rium fuumlr Bildung und Forschung unentgeltlich abgegeben Sie ist nicht zum gewerb-

lichen Vertrieb bestimmt Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerberinnen

Wahlwerbern oder WahlhelferinnenWahlhelfern waumlhrend eines Wahlkampfes zum

Zweck der Wahlwerbung verwendet werden Dies gilt fuumlr Bundestags- Landtags- und

Kommunalwahlen sowie fuumlr Wahlen zum Europaumlischen Parlament Missbraumluchlich

ist insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen und an Informations-

staumlnden der Parteien sowie das Einlegen Aufdrucken oder Aufkleben partei-

politischer Informationen oder Werbemittel Untersagt ist gleichfalls die Weiter-

gabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung Unabhaumlngig davon wann auf

welchem Weg und in welcher Anzahl diese Schrift der Empfaumlngerindem Empfaumlnger

zugegangen ist darf sie auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden

Wahl nicht in einer Weise verwendet werden die als Parteinahme der Bundes-

regierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden koumlnnte

  • eQualification - Neue13Wege der Qualifizierung
    • Impressum
    • Gruszligwort zur Broschuumlre
    • Inhalt
    • eLearning ndash das Lernen der Zukunft
    • Aufstiegsweiterbildung in der Druck- und Medienindustrie13
    • Flexible Learning im Einzelhandel13
    • DAWINCI ndash Durchlaumlssigkeit in der Aus-und Weiterbildung in der chemischen Industrie13
    • Virtuelles Lernen auf der Baustelle ndash Villa-b13
    • Live Stream Learning ndash fuumlr mobiles und stationaumlres Lernen13
    • Rapid eLearning ndash leicht gestaltbare Lernsoftware13
    • Weiterbildung durch multimediale Lernformen13
    • Demografischer Wandel Herausforderungen und Chancen13
    • eLearning-Infrastruktur in der Altenpflege (eLiA)13
    • Entstehung von Communities am Beispiel der evangelischen 13Kirche in Deutschland
    • Lernkompetenz Schluumlssel zur Qualifizierung fuumlr Aumlltere13
    • Qualifizierung mit System ausbauen - 13Weiterbildung und eQualification
    • Aufbau eines Online-Berichtshefts und Kompetenzportfolios in den dualen Ausbildungsberufen13
    • beroobi ndash erlebe Berufe online Das interaktive Jugendportal zur Berufswahl13
    • Erstellung digitaler eLearning-Module durch Auszubildende im Handwerk13
    • weiterfuumlhrende Literatur (Auswahl)
Page 11: eQualification - Neue Medien, neue Wege der …...Mobile Devices), die wachsenden Personalisierungs-möglichkeiten des Digitaldrucks sowie der starke Trend zur Entwicklung innovativer

11 AuFstIeG Durch QuALIFIzIerunG

Lernens entgegenzutreten wird die Plattform um kooperative Funktionalitaumlten (bdquoWeb20ldquo-Funktiona-litaumlten sowie ePortfolios) erweitert die die Teilneh-mer in ihrer Zusammenarbeit aktiv unterstuumltzen Lehrende und Ausbildende werden in verschiedenen Nutzungsszenarien eingefuumlhrt um sicherzustellen dass die Inhalte in unterschiedlichen Lernzusammen-haumlngen (on-the-job Classroom-Training verteiltes Lernen etc) genutzt werden koumlnnen

3 kreditierung der Lernbausteine und entwicklung eines rahmens zu deren berufsuumlbergreifenden erfassung und Anrechnung

Die Lernbausteine werden von den Projektpartnern je nach inhaltlicher Bedeutung und absolviertem Level gutgeschrieben Als Erfassungs- und Anrech-nungssystem fuumlr erworbene Credit Points wird auf der Grundlage der analysierten Curricula und Berufs-biografien ein berufsuumlbergreifendes computer-gestuumltztes Kompetenzraster aufgebaut Die individu-ellen Lernerfolge der Teilnehmer werden ndash zusammen mit ihren bereits vorhandenen Kompetenzen ndash in elektronischen Mappen die sowohl die Lernbiografie als auch die Leistungsnachweise (Portfolios) enthalten die zu dem Kompetenzraster kompatibel sind dokumentiert Die im Raster dokumentierten betriebsbezogenen Kompetenzen sollen schlieszliglich hinsichtlich ihrer Anschlussfaumlhigkeit an einen tertiaumlren Bildungsweg auf ihre Relevanz fuumlr ein entsprechendes Hochschul-studium analysiert werden Darauf aufbauend werden Handlungsempfehlungen z B fuumlr einen anschluss-orientierten Studiengang der Fachrichtung Verfahrenstechnik entwickelt Die erarbeiteten Doku-mente Medien und Prozesse werden bereits waumlhrend der Projektlaufzeit in der Praxis der Partner verankert Damit profitieren u a mehr als 5000 Auszubildende direkt von den Projektergebnissen

Die enge Zusammenarbeit mit den Sozialpartnern ermoumlglicht eine rasche Information der Branche sodass zum Ende des Projektes (30042012) interes-sierte Unternehmen die entwickelten Verfahren bzw einzelne Lernmedien oder Softwareinstrumente uumlbernehmen koumlnnen

Dr Steffan Ritzenhoff Creos Lernideen und Beratung GmbH

Die Projektergebnisse kommen allen Beteiligten zugute

bullFuumlr die Lernenden ergibt sich eine dauerhafte Erhoumlhung der Bildungsmobilitaumlt d h eine Ver-einfachung und Verschlankung beruflicher Auf-stiegsqualifizierung durch die Anerkennung der im Arbeitsprozess erworbenen Kompetenzen bullDen Unternehmen steht am Ende eine breite Palette didaktisch erprobter Medien mit hoher Akzeptanz zur Verfuumlgung mit denen sie ihre Mitarbeiter gezielt anhand des Kompetenzras-ters foumlrdern koumlnnen Durch das Kompetenzras-ter entsteht zusaumltzlich ein guter Uumlberblick uumlber das im Unternehmen vorhandene Wissen und ein wirksames Instrument zur Unterstuumltzung fuumlr interne Recruiting-Prozesse bullDie Bildungspolitik geht mit dem Projekt weiter durch die Praxis abgesicherte Schritte auf dem Weg zu einem nationalen Qualifikationsrahmen und einer breiten Verankerung medialer Lern-formen

12 AuFstIeG Durch QuALIFIzIerunG

Virtuelles Lernen auf der Baustelle ndash Vila-b

Das Projekt bdquoVirtuelles Lernen auf der Bau-stelle (Vila-b)ldquo ist ein durch das Bundesminis-terium fuumlr Bildung und Forschung (BMBF) und

den europaumlischen sozialfonds (esF) gefoumlrdertes Forschungsvorhaben Dabei ist neben der Dokumentation von zivil- und bauaufsichtli-chen Verordnungen besonders die aktuelle unternehmens- und weiterbildungsstruktur im handwerk bedeutsam

Ein Groszligteil der Unternehmen des Bauhandwerks ist als Kleinstunternehmen anzusehen dazu sinkt die durchschnittliche Mitarbeiterzahl pro Betrieb stetig Im Zusammenhang mit den aktuellen Weiterbildungs-trends im eher bdquobildungsfernenldquo Handwerk wurde daher ein innovativer Weiterbildungsansatz im Pro-jekt entwickelt worden der auf die Anforderungen der Zielgruppe und der kleinen und mittleren Unter-nehmen (KMU) eingeht verschiedene Lernorte ein-bindet und Lernprozesse mithilfe digitaler Medien unterstuumltzt Das Forschungsvorhaben stellt folgende Fragen in den Mittelpunkt

bullWelche Qualifikationsanforderungen resultieren aus den Arbeitsprozessen in Unternehmen bullWas sind die didaktischen Grundlagen zum Lernen im Arbeitsprozess bullWie kann das Lernen mit digitalen Medien im Arbeitsprozess realisiert und kontinuierlich verankert werden bullWelchen Beitrag leistet das zu entwickelnde Weiterbildungskonzept bei der Kompetenz-entwicklung von Facharbeitern und bei der Unternehmensentwicklung

Der berufswissenschaftliche Forschungsansatz zur Beantwortung dieser Fragen hat das Ziel herauszu-finden was Facharbeiter wissen und koumlnnen muumlssen um Arbeitsprozesse erfolgreich zu bewaumlltigen Zentrales Element sind dabei die Arbeitsprozessana-lysen also die ganzheitliche und mehrdimensionale Betrachtung der Arbeit der Fachkraumlfte mitsamt den vor-und nachgelagerten Prozessen den verwendeten Gegenstaumlnden Werkzeugen und Methoden dieser Arbeit und deren Organisationsformen

Es wird also die gesamte Komplexitaumlt des Arbeitspro-zesses und seine Bedeutung fuumlr das Subjekt erfasst

und analysiert Ziel ist es die inhaltlichen Aspekte beruflicher Arbeit und deren Bedeutung fuumlr die Kompetenzentwicklung des Subjekts von innen heraus zu erschlieszligen

Lernkonzept von Vila-b

Das Lernkonzept im Projekt Vila-b beruht auf dem entwicklungslogischen Lernen dem Blended-Lear-ning-Ansatz und dem virtuellen Lernen

Als zentrales didaktisches Element fuumlr die Aufberei-tung der Lerninhalte wurde der entwicklungslogische Ansatz gewaumlhlt Nach dem Modell von Dreyfus und Dreyfus findet hier eine Kompetenzentwicklung statt die einen Fortschritt vom Novizen der einzelne fach-liche Sachverhalte und moumlglichst allgemeinguumlltige Regeln lernt bis zum Experten der zu intuitiv-pro-blemloumlsendem Handeln aufgrund von Erfahrungs-wissen in der Lage ist abbildet

Nach dem Blended-Learning-Ansatz wird die Fort-bildung im Projekt Vila-b auf drei Lernorte verteilt um die jeweiligen Vorteile zu nutzen In Praumlsenz-veranstaltungen werden die Nutzung des Systems erklaumlrt die fachlichen Inhalte oumlkologischen Bauens vermittelt und Grundlagen fuumlr das soziale Lernen geschaffen Auf der Baustelle also im Arbeitsprozess findet mithilfe von mobilen Geraumlten (Personal Digi-tal Assistant PDA) ein kontextbezogenes problem-loumlsungsorientiertes Lernen durch die Nutzung einer Lernplattform und des dort gesammelten Fach- und Erfahrungswissens statt Als dritter Lernort dient der PC-Arbeitsplatz an dem vertiefende fuumlr die Arbeits-prozesse relevante Lernlektionen und Reflexions-moumlglichkeiten uumlber den eigenen Lernfortschritt stattfinden

Die Verwendung des Blended-Learning-Ansatzes und die Nutzung des PDA auf der Baustelle ermoumlglicht direkt im Arbeitsprozess den mediengestuumltzten Zu-griff auf zahlreiche Informationen der Lernplattform Daruumlber hinaus ermoumlglicht der PDA grafische und kommunikationsgestuumltzte Problemloumlsungsprozesse sodass in Abgrenzung von dem allgemeinen eLear-ning-Begriff und in Anlehnung an die Informations-technik ein (theoretisch noch weiter zu fundierendes) Konzept des bdquovirtuellen Lernensldquo verwendet wird

13 AuFstIeG Durch QuALIFIzIerunG

curriculumentwicklung auf der Basis von kernarbeitsaufgaben

Die Curriculumentwicklung basiert in erster Linie auf den Ergebnissen der genannten Arbeitsprozessan-alysen aber auch auf vorweggenommenen Zielgrup-penanalysen und Sektorbeschreibungen Die doku-mentierten Ergebnisse der Arbeitsprozessanalysen in Form von identifizierten Kernarbeitsaufgaben und Kernkompetenzen werden in Experten-Fach-arbeiter-Workshops validiert bzw korrigiert Aus den Kernkompetenzen heraus werden abschlieszligend arbeitsprozessrelevante Lern- und Arbeitsaufgaben entwickelt welche fuumlr die Vermittlung der Lernin-halte der Fortbildung grundlegend sind Gemaumlszlig des Projektansatzes werden bei der Entwicklung der Lern- und Arbeitsaufgaben aus didaktischer Sicht die Hand-lungsorientierung die Orientierung an realen Arbeitssituationen der entwicklungslogische Ansatz sowie die Verknuumlpfung der drei Lernorte beruumlck-sichtigt

Bisherige ergebnisse und Ausblick

Die bisherigen Ergebnisse des Forschungsprojektes identifizierten einerseits inhaltliche Vorgaben hin-sichtlich der relevanten Themen fuumlr eine Weiter-bildung im oumlkologischen Bausektor und zeigten andererseits Vorteile des Vila-b-Konzeptes fuumlr die Arbeitsorganisation der teilnehmenden KMU auf-gezeigt Gleichzeitig wird der nachhaltige Einsatz des Weiterbildungskonzeptes im Rahmen eines Kompe-tenzzentrums in Verden vorbereitet Aus wissenschaft-licher Perspektive schlieszliglich ist wie die bisherigen projektbezogenen Veroumlffentlich-ungen zeigen die Entwicklung des entwicklungslogischen didaktischen Ansatzes durchaus geeignet um neue Impulse fuumlr die Didaktikdiskussion zu setzen

Prof Dr Georg Spoumlttl Institut Technik und Bildung (ITB) Universitaumlt Bremen wwwitbuni-bremende

14 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Live Stream Learning ndash fuumlr mobiles und stationaumlres Lernen in der Aus- und Weiterbildung in der Mechatronik

Qualifikationsanforderungen entwickeln sich aufgrund wirtschaftsstruktureller Veraumlnder-ungen sowie in Folge von Innovationen kuumlr-zeren Produktzyklen und technologischen neuerungen Dies erfordert eine bedarfsge-rechte weiterentwicklung der Qualifizierung in der beruflichen erstausbildung wie der weiterbildung Die berufliche handlungskom-petenz richtet sich zunehmend an Arbeits-und Geschaumlftsprozessen aus entscheidend wird sein ob wie und wie schnell die Praxis der beruflichen Bildung durch die nutzung der digitalen Medien weiterentwickelt wer-den kann um dem Veraumlnderungsbedarf gerecht zu werden

Das Projekt Live Stream Learning will fuumlr kooperative Lernszenarien in der Aus und Weiterbildung auf dem Gebiet der Mechatronik in Unternehmen und der beruflichen Bildung eine Loumlsung fuumlr arbeitspro-zessorientierte Lernprozesse modellhaft erproben Lern- und Wissensmanagement sollen mit flexiblen Lernmedien verbunden werden Bildungsinhalte in Form von handlungsrelevanten Informationen und Lernhilfen bei der Bearbeitung von Lern- oder Arbeitsaufgaben sollen plattformunabhaumlngig mit Web 20-Technologien und -Diensten verfuumlgbar ge-macht werden um arbeitsplatznahes Lernen oder Problemloumlsen zu unterstuumltzen Die Anwender sollen Zugriff auf Prozesse Verfahren und Beispiele erhalten und sich mit anderen Nutzern austauschen koumlnnen

Die Zielgruppe fuumlr das Vorhaben beginnt bei den Aus-zubildenden der Berufsausbildung zum Mechatroni-ker Anlagen- und Industriemechaniker Die Weiter-bildung ist fuumlr Mitarbeiter bzw Servicepersonal aus Unternehmen die Montagesysteme entwickeln pro-duzieren oder warten bis hin zu Ausbildern und Fachberatern fuumlr mechatronische Systeme geplant

umsetzung

Bildungsinhalte und damit zu verknuumlpfende Web 20-basierte Dienste werden sowohl auf stationaumlren als auch auf mobilen Geraumlten lauffaumlhig sein Als Software werden sowohl lizenzpflichtige Standardanwendun-gen als auch Open -Source-Anwendungen ein-gesetzt

Die Lerninhalte und das Web-Portal Mechatronik koumlnnen herstellerneutral genutzt werden Dies wird dadurch gesichert dass Browser Player Add-Ons etc frei zugaumlnglich bzw mit den in Verbindung von PDA PC oder Notebook erworbenen Standard-Softwarelizenzen nutzbar sind

Geeignete Lerninhalte wie Live-Demonstrationen sollen als Webcasts d h einer fuumlr das Internet entwi-ckelten Form des interaktiven Fernsehens oder RSS-Feed d h als eine Art Nachrichtenticker den der interessierte Leser abonnieren kann abrufbar sein Weiterhin sollen Inhalte in digitalisierter Form z B als PowerPoint oder PDF zu spezifischen Fachthemen abgelegt werden Die Webcasts und RSS lassen sich abonnieren speichern jederzeit abspielen und werden zusaumltzlich mit aktuellen und auch externen Informationen verknuumlpft Die Abonnenten erhalten dadurch die Moumlglichkeit sich zielgerichtet zu neuen Entwicklungen auf dem Fachgebiet zu informieren

Lern- und wissensmanagement mit web 20

Im Projekt werden Lerninhalte als handlungsrelevan-te Informationen und Lernhilfen bei der Bearbeitung konkreter komplexer Aufgaben im Arbeitsprozess bzw im Prozess der praktischen Ausbildung als komplexe Lernaufgabe ausgewaumlhlt Fuumlr die Struktu-rierung informellen Lernens stehen die Interaktion mit anderen Lernenden und der Zugriff auf deren Ex-pertise der Austausch von Erfahrungen und Wissen und die Zusammenarbeit beim Erarbeiten von Infor-mationen Inhalten und Wissen im Vordergrund

15 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Beispiele fuumlr web 20 Funktionen die diesen Ansatz unterstuumltzen sind

bullWeb-casts zur Erklaumlrung von Teilsystemen z B anhand eines animierten Funktionsmodells bullWeblog zum Austausch von Erfahrungen die z B bei der Umsetzung der Lernaufgabe entstehen oder der Reflexion der eigenen Lernpraxis bzw zur Kommunikation zwischen Lernenden dienen bullWikis zur Bereitstellung von Lehr- und Lernma-terialien Anleitungen Leittexten oder ande-ren Wissenssammlungen auch durch gemein-same Erstellung von Inhalten z B FAQ bullLernjournal zur Protokollierung eigener Arbeits-ergebnisse und Reflexion der eigenen Lernpraxis bullSocial Bookmarking zum Aufbau einer Samm-lung von Fachinformationen bullRSS-Feeds zur Bereitstellung aktuellerInformationen in Textform die abonniertwerden koumlnnenbullFile Sharing zum Austausch von Webcasts Dokumenten Bildern u a Lerninhalten

Damit verfolgt das Projekt die Vision auch durch mobiles Lernen das Lernen an Orten die keinen Bezug zum Lerngegenstand haben bis hin zum Lernen in den Lebens- oder Arbeitswelt zu ermoumlglichen Durch die Entwicklung und Erprobung von Web 20-Funktio-nalitaumlten und dem Einsatz digitaler Medien in der beruflichen Bildung gibt es insbesondere die Gele-genheit mobiles Lernen mit Arbeitsprozessen zu verknuumlpfen was somit bedarfs- und problemorien-tiertes Lernen ermoumlglicht Moumlglich sind auch eine Ausweitung des interaktiven Lernens sowie die Ein-beziehung von neu entstehenden Informationen in den Austausch und Lernprozess

Das Projekt will die Verwertung von Web 20-Technolo-gien als neue Lehr-und Lerninfrastrukturen erproben um sie als Komponenten fuumlr arbeitsplatznahes Online-Lernen in Verbindung mit Lern- und Wissensmana-gement einzusetzen Dabei sollen Trainer bzw Fachberater die Rolle eines Moderators uumlbernehmen Andererseits erhalten auch die Anwender die Moumlg-lichkeit ihre eigenen vielfaumlltigen Erfahrungen d h ihre realen Erfahrungen und ihr damit verbundenes Wissen (explizites und implizites Wissen) in Form

Rico Eibisch Saumlchsisches Technologiezentrum gGmbH STZ Saumlchsisches Technologie Zentrum fuumlr Bildung und Innovati-on Zwickau wwwstz-zwickaude

eigener Lerninhalte in das System einzuspeichern wo es anderen Nutzern fuumlr Lernprozesse zur Verfuuml-gung steht Auf diese Weise entsteht unter Verwen-dung bestehender Technologien eine Lern- und Wissensdatenbank die arbeitsplatznahes koopera-tives Lernen unterstuumltzt Es zeigt damit neue Wege einer dienstleistungsorientierten Wissensunterstuumlt-zung ndash nicht zuletzt durch die Lernenden selbst ndash im Rahmen von Bildungsnetzwerken auf

16 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Rapid eLearning ndash leicht gestaltbare Lernsoftware in der gewerblich-technischen Ausbildung Kom-petenzwerksttt Elektrohandwerk

Lern- und Arbeitsaufgaben stellen ein eta-bliertes und in den Betrieben bewaumlhrtes didaktisch-methodisches konzept fuumlr beruf-liches Lernen dar Durch einen moumlglichst hohen Grad an selbststaumlndigkeit bei der Bearbeitung einer komplexen Aufgabenstel-lung werden die Auszubildenden nicht nur in

ihren fachlichen sondern auch in ihren metho-dischen und sozialen kompetenzen gefoumlrdert

Lern- und Arbeitsaufgaben stellen ein etabliertes und in den Betrieben bewaumlhrtes didaktisch-metho-disches Konzept fuumlr berufliches Lernen dar Durch einen moumlglichst hohen Grad an Selbststaumlndigkeit bei der Bearbeitung einer komplexen Aufgabenstel-lung werden die Auszubildenden nicht nur in ihren fachlichen sondern auch in ihren methodischen und sozialen Kompetenzen gefoumlrdert

Um eine Lernsoftware effektiv im Rahmen von Lern- und Arbeitsaufgaben einsetzen zu koumlnnen hat sie bestimmte Anforderungen zu erfuumlllen Sie sollte sich auf berufstypische Arbeitsprozesse beziehen und diese angemessen und klar visualisieren um fuumlr den Auszubildenden deutlich zu machen welche Relevanz die Lern- und Arbeitsaufgabe fuumlr den Aus-bildungsberuf besitzt Auszligerdem sollte sie die zur Bewaumlltigung der Aufgabe relevanten Inhalte und Materialien nachvollziehbar strukturiert bereit-halten Uumlber diese grundsaumltzlichen Anforderungen hinaus bestehen fuumlr eine mediengestuumltzte Ausbildung im gewerblich-technischen Bereich besondere Bedingungen

bullDie Inhalte der Software muumlssen schnell modifi-zierbar sein da die Technologien in vielen gewerblich-technischen Berufen einer hohen Innovationsgeschwindigkeit unterworfen sind bullDie Software muss an die Gegebenheiten des jeweiligen Lernorts angepasst werden koumlnnen da die Lernorte der beruflichen Bildung zum Teil sehr heterogene Bedingungen aufweisen ndash z B durch die zur Verfuumlgung stehende techni-sche Lernumgebung

bullDie Software sollte so offen gestaltet sein dass zusaumltzliche Dateien eingepflegt werden koumlnnen da fuumlr die berufliche Bildung i d R eine Vielzahl von Unterlagen in digitaler Form vorliegt

Vor diesem Hintergrund besteht die uumlbergeordnete Frage darin wie eLearning-Systeme zu entwickeln sind um sie im Rahmen von Lern- und Arbeitsauf-gaben einsetzen zu koumlnnen Eine Antwort darauf bietet der Ansatz des Rapid eLearning

rapid eLearning mit der kompetenzwerksttt

Im Rahmen des BMBFESF-gefoumlrderten Projekts Kom-petenzwerksttt Elektrohandwerk wird derzeit nach dem Ansatz der Kompetenzwerksttt ein Lehr- Lernmedium entwickelt das die Anforderungen des Rapid-eLearnings aufgreift Der Begriff Rapid eLearning steht dabei fuumlr Lernsoftware-Systeme die

bullschnell und ohne hohe medientechnischeKompetenz entwickelt werden koumlnnenbullkostenguumlnstig erstellt werden koumlnnen bulleine geringe Einarbeitungszeit fuumlr den Autor erfordern bulldem Anwender einen einfachen Zuganggewaumlhren undbullmultimediale und interaktive Elemente auf-nehmen koumlnnen

Rapid eLearning-Lernprogramme werden oft mit MS-PowerPoint umgesetzt so auch bei der Kompe-tenzwerksttt-Lernsoftware Die Gruumlnde sind klar hoher Verbreitungsgrad einfache Bedienung und weit reichende Moumlglichkeiten zur Gestaltung Me-dieneinbindung und Verlinkung

Mit PowerPoint lassen sich somit die Anforderungen an Rapid eLearning gut einloumlsen Ein weiterer Vorteil besteht darin dass Ausbilder und Lehrer oft auf einen groszligen Fundus von Folien zuruumlckgreifen koumlnnen die sie im Laufe ihrer Taumltigkeit angefertigt haben Arbeitsblaumltter technische Beschreibungen Diagram-me Erlaumluterungen usw liegen damit bereits in elektronischer Form vor und koumlnnen unkompliziert ausgetauscht bzw eingefuumlgt werden

17 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Die Lernsoftware hat eine Modulstruktur die sich uumlber vier Ebenen erstreckt Auf Ebene 1 befindet sich die Hauptnavigation dieser folgt Ebene 2 mit der Modulnavigation Ebene 3 beinhaltet den Content (Inhalt) und Ebene 4 die Anhaumlnge Jede Hierarchie-ebene wird jeweils durch einzelne Dateien repraumlsen-tiert Mit dem Start der Lernsoftware oumlffnet sich eine Power-Point-Datei (PPT) die alleine der Hauptnaviga-tion dient Von hier aus werden die einzelnen Soft-waremodule angewaumlhlt Mit dem Anwaumlhlen eines Moduls oumlffnet sich die naumlchste Datei und liegt gewiss-ermaszligen auf der Startfolie Die Datei der Ebene 2 dient der Navigation innerhalb eines Moduls So lassen sich hier zunaumlchst die Hauptelemente anwaumlhlen anschlie-szligend innerhalb eines Hauptelements der gewuumlnschte Content Mit Klick auf einen Inhaltsbutton oumlffnet sich eine weitere Datei uumlber den beiden Navigations-dateien Hier findet der Anwender jetzt die gewuumlnsch-ten Inhalte ggf lassen sich von hier ndash dann auf Ebene 4 ndash auch weitere externe Dateien (zB doc pdf) starten Waumlhrend die Dateien der Ebenen 1 und 2 also der Navigation dienen halten die Ebenen 3 und 4 die Contents vor Mit dem bdquoZuruumlckldquo-Button schlieszligt der Anwender die Datei und gelangt so auf die jeweils niedrigere Navigationsebene

Die Realisierung in PowerPoint und die skizzierte Modularisierung und Hierarchisierung der Lernsoft-ware bieten hinsichtlich des Rapid eLearning ent-scheidende Staumlrken So lassen sich ohne gehobene medientechnische Kenntnisse z B das Layout anpassen die Inhalte modifizieren oder ergaumlnzen Updates einspielen Materialien verlinken oder komplette Lern- und Arbeitsaufgaben einschlieszlig-lich aller Materialien und Arbeitsblaumltter ergaumlnzen

Da die Lernsoftware ndash ohne Installation ndash auf einem USB-Stick laumluft liegen alle Daten fuumlr jeden Nutzer ohne Bearbeitungseinschraumlnkungen individuell vor Aumlnderungen Erweiterungen Korrekturen usw finden also einfach innerhalb einer PPT-Datei statt umfangreichere Updates werden durch ein schlichtes Ersetzen von Dateien realisiert

Prof Dr Soumlnke Knutzen Technische Universitaumlt Hamburg-Harburg und Prof Dr Falk Howe Universitaumlt Bremen

Fazit

Insbesondere in der dualen gewerblich-technischen Ausbildung bietet der Ansatz des mediengestuumltzten Lernens viele Vorteile Erste Erprobungen mit Lehrern Ausbildern und Auszubildenden zeigen dass ihnen das Handling der Software keine Probleme bereitet Die Anwender koumlnnen in aller Regel auf Erfahrungen mit PowerPoint zuruumlckgreifen wodurch einerseits keine intensive Einarbeitung in die technische Um-gebung notwendig ist andererseits keine Hemm-schwelle beim Einsatz der Software besteht

Wenn es gelingt den Rapid-eLearning-Ansatz nachhaltig mit den Anforderungen gewerblich-technischer Berufsausbildung zu verknuumlpfen und die Vorteile des mediengestuumltzten Lernens deutlich zu machen kann die berufliche Ausbildung an allen Lernorten bereichert werden Auszubildende besit-zen ein Werkzeug dass praktisches und theoretisches Wissen verbindet und letztlich Lehrer und Ausbilder in ihrer Arbeit unterstuumltzt

18 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Weiterbildung durch multimediale Lernformen am Beispiel der Zementindustrie

Im zuge des technischen und wirtschaftli-chen wandels hat sich die Arbeitswelt in der zementindustrie einschneidend veraumlndert

Anfang dieses Jahrhunderts waren ndash in Verbindung mit konjunkturellen und strukturellen Veraumlnderun-gen sowie der Auslagerung von Funktionen (Outsour-cing) ndash Produktivitaumltssteigerungen mit einem Verlust von Arbeitsplaumltzen verbunden Gleichzeitig wurden durch die Rationalisierung der Zementproduktion schwere heute kaum mehr vermittelbare Taumltigkeiten durch moderne Arbeitsplaumltze mit hohen Anforderun-gen an die berufliche Qualifikation und Weiterbil-dung abgeloumlst Dies betrifft nicht nur Fach- und Fuumlhrungskraumlfte sondern alle Beschaumlftigen Denn mehr als je zuvor ist es heute noumltig die Mitar-beiter hinsichtlich ihrer Kenntnisse Fertigkeiten und ihrem verfahrenstechnischen Wissen weiter-zuqualifizieren Nur mit qualifizierten und motivier-ten Mitarbeitern bleibt ein Unternehmen dauerhaft innovativ und konkurrenzfaumlhig Fuumlr den Mitarbeiter bietet sich durch Weiterbildung die Moumlglichkeit vorhandene Kompetenzen an die fortschreitende Entwicklung anzupassen und die eigene Beschaumlftigungsfaumlhigkeit zu erhalten bzw weiter auszubauen

Die Zementindustrie hat in der Vergangenheit fuumlr einfache manuelle Taumltigkeiten viele un- und ange-lernte Arbeiter beschaumlftigt Heute ist die Beschaumlfti-gungsstruktur in den Zementwerken durch den hohen Automatisierungsgrad bestimmt Rund 40 der Belegschaften sind in der Steuerung und Kontrolle des zentralen Produktionsprozesses beschaumlftigt entweder als Vorarbeiter Meister und Produktionssteuerer auf den zentralen Leitstaumlnden oder als Anlagenkontrolleure bzw Maschinenwaumlrter In den Laborbereichen sind rund 10 der Mitarbeiter taumltig die im Allgemeinen eine Ausbildung als Bau-stoffpruumlfer oder Chemielaborant haben Die uumlbrigen Beschaumlftigten arbeiten vor allem in der Instandhal-tung und haben meist eine Ausbildung zum Anlagen-elektroniker oder Industriemechaniker absolviert Entsprechendes Zement-Know-how erwarben sie weitgehend on the job erwarben Vor dem Hinter-grund der stetig steigenden Anforderungen und der fortschreitenden Rationalisierung gewinnt die systematische und bereichsuumlbergreifende Quali-

fizierung der Beschaumlftigten weiter an Bedeutung Eine wirksame Unterstuumltzung der Weiterentwick-lung erfordert dabei einen passgenauen Zuschnitt der Qualifizierungsangebote auf die betrieblichen Anforderungen sowie die individuellen Beduumlrfnisse jedes einzelnen Mitarbeiters

Lehrbriefe werden in digitale Medien uumlber-fuumlhrt

Neben dem von der IHK anerkannten Industriemei-sterlehrgang bdquoKalkZementldquo dem Produktionssteu-ererlehrgang fuumlr Leitstandfahrer sowie zahlreichen Weiterbildungsseminaren bietet der Verein Deut-scher Zementwerke e V zur Aus- und Weiterbildung der gewerblichen Mitarbeiter insbesondere auch der gering qualifizierten bzw fachfremden Mitarbeiter sogenannte bdquoLehrbriefeldquo an Diese 47 Lehrunterlagen stehen den VDZ-Mitgliedswerken nunmehr seit 2006 sowohl in gedruckter Form als auch digital als PDF-Datei zur Verfuumlgung Thematisch befassen sich die Lehrbriefe mit dem gesamten Zementherstellungs-prozess von der Rohmaterialgewinnung bis hin zur Zementverladung Dabei werden vor allem Bereiche behandelt die sich auf die Produktionsablaumlufe in den Werken beziehen und mit der Taumltigkeit des Produk-tionsmitarbeiters in engem Zusammenhang stehen

Erfahrungen mit dem Einsatz der Lehrbriefe zeigten jedoch dass sie nicht im angestrebten Maszlige in den Werken als Weiterbildungsunterlagen genutzt werden Der kontinuierliche Schichtbetrieb sowie die duumlnne Personaldecke fuumlhrten dazu dass in vielen Unternehmen die personellen und zeitlichen Ressour-cen zur Weiterbildung der Mitarbeiter in Praumlsenzsemi-naren nicht gegeben waren Um den Unternehmen ein effizientes und flexibles Angebot zur Weiterbild-ung ihrer Mitarbeiter anbieten zu koumlnnen mussten aus den bisherigen Erfahrungen drei wesentliche Gesichtspunkte beruumlcksichtigt werden Zum einen muss gewaumlhrleistet sein dass die Vermittlung des Wissens individuell und zeitoptimiert in die inner-betrieblichen Ablaumlufe integriert werden kann Zum andern muumlssen die Unterlagen fortlaufend aktualisiert und erweitert werden ndash dies moumlglichst ohne hohen Personal- Kosten- und Zeitaufwand

19 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Zu guter Letzt muumlssen sie so aufbereitet werden dass sie sowohl didaktisch und inhaltlich als auch gestal-terisch bei der Belegschaft auf hohe Akzeptanz stoszligen

Vor diesem Hintergrund wurde 2007 beschlossen die Lehrbriefe vollstaumlndig zu uumlberarbeiten und den Werken zukuumlnftig in Form digitaler Medien zur Ver-fuumlgung zu stellen Hierzu wurden die bestehenden Unterlagen mit finanzieller Unterstuumltzung des Bundes-ministeriums fuumlr Bildung und Forschung (BMBF) grundlegend uumlberarbeitet didaktisch aufbereitet und als Online-Kurse auf einer neu entwickelten VDZ-Lehrplattform integriert

Die nunmehr zur Verfuumlgung stehenden 50 Online-Kurse des VDZ sollen insbesondere den gewerblichen Mitarbeitern aber auch Neueinsteigern Wissen uumlber Technik Umweltvorsorge Arbeitsschutz und die Ablaumlufe der Zementproduktion von der Rohstoffge-winnung bis zum Versand der Produkte vermitteln

Medienelemente wie Videos und Animationen sind genauso Bestandteil der mediengestuumltzten Bildungs-angebote wie Fragenkataloge und Testaufgaben Eine Kommunikationsplattform rundet das Angebot ab Daruumlber hinaus werden vier Kurse angeboten die den Mitarbeitern im beruflichen Alltag sowie in der oumlffentlichen Diskussion eine Hilfestellung bieten Diese sogenannten Informationsbriefe beinhalten die Themen Nachhaltigkeit Rohstoffgewinnung Ressourceneffizienz und Klimaschutz Sie dienen der Vermittlung von Kenntnissen uumlber die Zement-produktion im Spannungsfeld zwischen oumlkonomi-schen oumlkologischen und sozialen Aspekten

Die Lehrplattform wurde mittlerweile von Mitarbei-tern aus fuumlnf VDZ-Mitgliedswerken und dem For-schungsinstitut erfolgreich getestet optimiert und an die Beduumlrfnisse der Beschaumlftigten in der Zement-industrie sowie verwandter Industrien angepasst Die Plattform steht seit Anfang 2010 allen VDZ-Mit-gliedswerken zur Verfuumlgung

Dr rer nat Stefan Schaumlfer Verein Deutscher Zementwerke e V wwwelearning-vdzde

20 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Demografischer Wandel Herausforderungen und Chancen

Den Folgen des demografischen wandels kann

sich auch die Informations- und kommunika-tionswirtschaft (Itk-wirtschaft) nicht ver-schlieszligen zahlreiche studien belegen einen strukturellen Fachkraumlftemangel der sich bei einem konjunkturaufschwung in den naumlchsten

Jahren weiter verschaumlrfen wird und die inter-nationale wettbewerbsfaumlhigkeit Deutsch-lands schwaumlchen kann

IT 50plus ist eine durch den nationalen Informations-technologie-Gipfel der Bundesregierung initiierte Gemeinschaftsinitiative des Bundesverbands Infor-mationswirtschaft Telekommunikation und neue Medien e V und der Industriegewerkschaft Metall (IG Metall) die vom Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung sowie dem Europaumlischen Sozialfonds gefoumlrdert wird Die Initiative zielt darauf ab die Beschaumlftigungsfaumlhigkeit aumllterer ITK-Fachkraumlfte zu erhalten oder wiederherzustellen um so den Folgen des demografischen Wandels und dem Fachkraumlfte-mangel in der ITK-Branche nachhaltig zu begegnen Das modulare Projekt setzt in verschiedenen Bereichen der Personalentwicklung Arbeitsvermittlung und Netzwerkbildung an und gliedert sich in sieben Teilprojekte

bullarbeitsmarktpolitische Instrumente bullAnpassung der arbeitsprozessorientierten Wei-terbildung (APO IT) an die Zielgruppe Arbeitslose bullIT-Spezialistenqualifizierung im virtuellen Raum bullCoaching-Netzwerke fuumlr Unternehmen bullPersonalentwicklungsstrategien IT 50plus bullEntwicklung aumllterer ITK-Fachkraumlfte zum Mentor und Coach bulleLearning IT 50plus ndash Konzepte undEmpfehlungen

Im Vordergrund stehen Initiativen und Vorhaben um bundesweite Beraternetzwerke fuumlr ITK Unterneh-men und fuumlr ITK-Fachkraumlfte aufzubauen dauerhaft zu unterhalten innovative Personalentwicklungs-modelle und Qualifizierungskonzepte zu erstellen zu pilotieren und als Referenzmodelle zur groszligflauml-chigen Umsetzung in Unternehmen bzw durch IT-Bildungstraumlger zu empfehlen

Itk-spezialistenqualifizierung im virtuellen raum

Im Teilprojekt bdquoITK-Spezialistenqualifizierung im vir-tuellen Raumldquo arbeiten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im virtuellen Unternehmen FuTEx (Future Technologies for Expertise Development) Es soll nachwiesen werden dass eine arbeitsprozess-orientierte Qualifizierung mit anschlieszligender Zertifizierung nach der internationalen Norm DIN EN ISOIEC 17024 auch fuumlr IT-Fachkraumlfte moumlglich ist die eine solche Maszlignahme nicht am Arbeitsplatz absolvieren koumlnnen Dies betrifft vor allem Personen in Arbeitslosigkeit oder Kurzarbeit Gearbeitet gelernt und kommuniziert wird an einem virtuellen Arbeitsplatz uumlber eine webbasierte Arbeits- und Lern-plattform Das innovative Konzept basiert auf der bewaumlhrten Methodik des IT-Weiterbildungssystems APO IT So bearbeiten die FuTEx-Teilnehmer-innen am virtuellen Arbeitsplatz einen realen Projektauftrag wobei sie von Lernprozessbegleitern und Fachberatern unterstuumltzt werden Um das APO IT-Prinzip erfolg-reich in eine virtuelle Arbeitswelt zu uumlbertragen sind folgende fuumlnf Schritte vorgesehen

1 realitaumltsnahe Lernaufgaben

Es muumlssen Bedingungen fuumlr arbeitsprozessorientier-tes Lernen geschaffen werden die einem Lern- und Arbeitsplatz im realen betrieblichen Kontext gleichen Erst bei der unmittelbaren praktischen An-wendung von erlerntem Wissen in Verbindung mit der Loumlsung einer konkreten betrieblichen Arbeits-aufgabe kommt es zu sogenannten bdquoemotionalen Labilisierungssituationenldquo d h zu Verunsicherun-gen und zur Veraumlnderung der Gefuumlhle des Menschen die zur nachhaltigen Herausbildung von Handlungs-kompetenzen bei den Lernenden fuumlhren Wichtigste Voraussetzung ist also bdquoechteldquo IT-Projektaufgaben bereitzustellen die von einem realen Auftraggeber stammen

2 webbasierte Arbeits- und Lernplattform

Um Lern-und Projektteams in einer virtuellen Arbeits-welt zu vernetzen und zu betreuen wird eine web-basierte Arbeits- und Lernplattform eingesetzt Sie muss einfach handhabbar und kompatibel mit allen gaumlngigen PC-Betriebssystemen und Web-Browsern

21 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

sein Die Arbeitsplaumltze ndash zu Hause beim Bildungs-traumlger oder im Unternehmen ndash muumlssen mit einem PC sowie mit Breitband-Internet ausgestattet sein

3 Begleitung durch ein engagiertes Betreuerteam

Die Teilnehmer werden von einem Betreuerteam begleitet und unterstuumltzt Da dies in uumlberwiegendem Maszlige bdquoon distanceldquo d h uumlber elektronische Medien der Arbeits- und Lernplattform geschieht erwachsen besonders hohe Anforderungen an die Betreuer Sie muumlssen ein besonderes Gespuumlr fuumlr die Lernsituation der Teilnehmer entwickeln koumlnnen

4 Auswahl geeigneter teilnehmergruppen

In engem Zusammenwirken mit der Bundesagentur fuumlr Arbeit und deren regionalen Agenturen (Zielgruppe arbeitsuchende ITK-Fachkraumlfte ab dem vollendeten 40 Lebensjahr) sowie mit ITK-Hersteller- und Anwenderunternehmen (Zielgruppe aumlltere ITK-Fachkraumlfte in Kurzarbeit) wird uumlber die bevorstehen-den Pilotmaszlignahmen informiert Die Teilnehmer muumlssen Berufserfahrung in der ITK-Wirtschaft haben und besonders aufgeschlossen gegenuumlber elektroni-schen Medien in der Bildung sein

5 evaluation und transfer in den Markt

Das Qualifizierungskonzept wird ab 2010 auf seine Umsetzbarkeit und spaumltere Uumlbertragbarkeit auf andere Unternehmen gepruumlft Nach erfolgreicher Erprobung umfassender Evaluation und Konzept-optimierung ist es vorgesehen die Ergebnisse Erfahrungen und Best Practices zu veroumlffentlichen Die Ergebnisse werden allen einschlaumlgigen Bildungs-traumlgern zugaumlnglich gemacht um Nachhaltigkeit zu erreichen Ziel ist es den FuTEx-Qualifizierungs-ansatz als marktfaumlhiges Konzept bundesweit zu etablieren

Erfolgskriterien fuumlr die Erprobung des FuTEx-Kon-zepts sind

bulldie Zahl der Arbeit suchenden ITK-Fachkraumlfte die nach Absolvierung einer FuTEx-Qualifizie-rung das Abschlusszertifikat zum IT -Spezialisten nach ISO 17024 erhalten haben

Thomas Mosch Mitglied der Geschaumlftsleitung BITKOM - Bundesverband Informationswirtschaft Telekommunikation und neue Medien eV wwwfutexcorpde und wwwit-50plusorg

bulldie Zahl der Arbeit suchenden ITK-Fachkraumlfte die nach erfolgreichem Abschluss einer FuTEx-Qualifizierung in adaumlquate Arbeit zuruumlckfinden konnten und bulldie Zahl der IT-Fachkraumlfte in Kurzarbeit die nach erfolgreichem Abschluss einer FuTEx-Maszlignahme ihre Handlungskompetenzen fuumlr ein IT-Spezial-istenprofil verbessern oder durch Personenzer-tifizierung nach ISO 17024 aktualisieren d h neu erlangen konnten

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22 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

eLearning-Infrastruktur in der Altenpflege (eLiA)

Das Projekt bdquoeLearning-Infrastruktur in der Altenpflegeldquo ist ein durch das Bundesminis-terium fuumlr Bildung und Forschung und den

europaumlischen sozial-fonds gefoumlrdertes Projekt unter der Leitung des Awo-Bundesverbandes e V in Berlin das in der zeit vom 1112007 bis 31102008 gefoumlrdert wurde

Die Aus- Fort-und Weiterbildungseinrichtungen und die Einrichtungen der Altenpflege verfuumlgten vor Pro-jektstart nicht uumlber eine ausreichende Infrastruktur zum Einsatz elektronischer Medien Daraus leiteten sich folgende Notwendigkeiten bzw Projektziele ab

bullSchaffung einer zentralen Infrastruktur durch den Einsatz einer Kommunikations- und Lern plattform bullErprobung des Einsatzes von bereits erstelltem Inhalt (Content) fuumlr den Bereich der Altenpflege-aus- und -weiterbildung bullSchulung von Teletutoren fuumlr die Betreuung von Lernenden bullSchulung von Administratoren zum adaumlquaten Umgang mit der Kommunikations- und Lern plattform

Ein weiteres wichtiges Ziel war die Nachhaltigkeit des Projekts Dafuumlr sollte eine zentrale (traumlgeruumlbergrei-fende) technische Infrastruktur geschaffen werden So sollten nach Projektende alle interessierten Ein-richtungen die Moumlglichkeit erhalten auf dem Server einen separaten geschuumltzten Zugang fuumlr die Entwick-lung und Erprobung eigener eLearning-Lehr- und Lernszenarien zu bekommen

Um die Entwicklung und Realisierung der Projekt-ziele zu unterstuumltzen wurde ein externer Dienstlei-ster die Qualitus GmbH einbezogen Der Partner stellte die technische Infrastruktur bereit passte die Lernumgebung an die Beduumlrfnisse der Kunden an und leistete Support beim Einsatz der flexiblen Open-Scource-Lernplattform ILIAS Die Struktur auf der Plattform wurde in Abstimmung mit der Projektlei-tung konzipiert und umgesetzt Dabei wurden die Bedarfe im Rahmen des Projekts und die geplante Nachhaltigkeit beruumlcksichtigt

Weiterhin wurde auf der Lernplattform ein soge-nannter oumlffentlicher Bereich eingerichtet Dort sind Informationen zum Projekt zum Download zu finden und News z B uumlber die neuesten Schulungstermine In der Projektlaufzeit wurden von drei Trainer-innen der Qualitus GmbH bundesweit sechs Teletutoren-Schulungen fuumlr insgesamt neunzig Teletutoren und eine Administratorenschulung fuumlr fuumlnfzehn Teilnehmer-innen angeboten

Im Rahmen der Teletutoren-Schulungen erhielten die Teilnehmer-innen geschuumltzte Raumlume in denen sie in ihren Lerngruppen miteinander lernen und zudem auch eigene Lernszenarien entwickeln konnten Die waumlhrend dieser Zeit von ihnen enwick-elten Inhalte konnten spaumlter auch im Echtbetrieb eingesetzt werden Zudem wurden Lehrkraumlfte in die Lage versetzt uumlber die Lernplattform ILIAS Lernen-de zu begleiten und zu beraten

Waumlhrend des gesamten Prozesses wurden die Teilnehmer-innen von erfahrenen Tutor-innen begleitet und unterstuumltzt Die Schulung unterteilte sich dabei in 4 Phasen

KickshyOff PraumlsenzshyPhase 1 (ca 15 Tage)

Online Phase 1

(5 Wochen)

PraumlsenzshyPhase 2

(ca 15 Tage)

Online Phase 2

(5 Wochen)

1 Teil

Inhalte und Ziele

bull Die Plat tform aus Sicht der Lernenden kennenlernen

bull Kennenlernen des kooperativen Arbeitens

bull Grundlagenkenntnisse uumlber eLearing

bull Besonderheiten der Online shyKommunikation

bull Rolle und AUfgaben von Teletutoren

2 Teil

Inhalte und Ziele

bull Die Plat tform aus Sicht der Tutoren kennenlernen

bull Einsatz notwendiger Funktionen

bull Wissen uumlber Betreuunug beim eLearning

bull Praxistransfer Umset zung eines eigenen Praxisprojektes

rsaquorsaquorsaquorsaquo rsaquorsaquorsaquorsaquo rsaquorsaquorsaquorsaquo

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evaluation

Die Schulungen wurden abschlieszligend evaluiert Die Kernaussage ist Alle Teilnehmer-innen waren mit den angebotenen Schulungen sehr zufrieden der Praxisbezug konnte weitestgehend hergestellt wer-den Zur eigenen Lernerfahrung befragt wurden u a folgende Aussagen getroffen

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bdquoDie Schulung war fuumlr mich ein echter Gewinn da ich wirklich auf neuem Terrain viel gelernt habeldquo bdquohellip fuumlhlte ich mich in der Gruppe sehr wohl wobei ich vor allem zu bestimmten Mitgliedern Kontakt hatte Die Gruppenbildung scheint online genauso zu funk-tionieren wie out of cyber spaceldquo bdquoMir haben sich durch dieses Seminar ganz andere Moumlglichkeiten geoumlffnetldquo

Hinsichtlich ihrer spaumlteren Aufgabe als Teletutorin befragt fuumlhlten sich die meisten Teilnehmer-innen gut vorbereitet aufgrund der unterschiedlichen Voraussetzungen der Lernenden im Umgang mit dem Computer und Internet sind in Einzelfaumlllen jedoch noch laumlngere Uumlbungsphasen noumltig Moumlgliche Einsatz-felder wurden uumlberwiegend im Fort- und Weiter-bildungsbereich gesehen eLearning wird als gute Moumlglichkeit gesehen das Angebotsspektrum der Institutionen zu erweitern Als Anwendungsbeispiel wurde die Begleitung von Auszubildenden in Praxis-phasen im Sinne einer kontinuierlichen Arbeits- Kommunikations- und Ruumlckmeldemoumlglichkeit genannt

herausforderungen

Die Schulungsteilnehmer nannten folgende Heraus-forderungen bei der Einfuumlhrung von eLearning

bullfehlende technische Affinitaumlt bei der Zielgruppe bullfehlende technische Ausstattung in den Institu-tionen und Betrieben die Lehrangebote bereit-stellen bullhoher Aufwand fuumlr die Einfuumlhrung des eLear-ning Mehraufwand bei der Umwandlung vor-handener Konzepte in Blended-Learning oder eLearning-Konzepte etc bulleehlende Akzeptanz bei einigen Kolleginnen Kollegen dadurch fehlende Vernetzung bullwenig Lehrkraumlfte die professionell tutoriell begleiten koumlnnen bullfehlende Inhalte fuumlr den Einsatz auf der Lern-plattform

nachhaltigkeit

Nach der Projektfoumlrderung wird das eLearning-Portal durch den bdquoVerein eLearning in der Pflege eVldquo (eLiP) fortgefuumlhrt Alle (Bildungs-)Einrichtun-gen in der Pflege koumlnnen diesem Verein beitreten

Peggy Saszlig AWO-Bundesverband eVwwwelearning-pflegede

Zweck des Vereins ist die Foumlrderung der Berufsbildung durch Bereitstellung der Internetplattform ILIAS (wwwelearning-pflegede) mit inhaltlichen techni-schen und didaktischen Hilfen als Hostingpakete sowie Beratung und Vermittlung von Qualifizie-rungen wie ILIAS-Anwender- Teletutoren- und Autorenschulungen Mitwirkung bei der Erstellung von Lerninhalten die von den Vereinsmitgliedern entwickelt werden Weitere Aufgaben sind die perso-nelle und ideelle Foumlrderung der Entwicklung von Lerninhalten z B durch den gegenseitigen Aus-tausch von Lernmaterialien

Die Vereinsmitgliedschaft bietet den Bildungsanbie-tern einen kostenguumlnstigen Einstieg in das Lehren und Lernen mit den neuen Medien moderne Kom-munikationswege Betreuung waumlhrend Abwesenheits-zeiten sowie die Moumlglichkeit neue und zusaumltzliche Angebote im Bereich eLearningBlended-Learning anzubieten

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Entstehung von Communities am Beispiel der Evangelischen Kirche in Deutschland

Die evangelische kirche in Deutschland (ekD) steht gegenwaumlrtig vor groszligen herausforder-ungen und chancen stichworte sind demo-grafischer wandel Individualisierung bzw Pluralisierung wiederentdeckung des religi-oumlsen veraumlndertes Partizipationsverhalten neue Formen von ehrenamt und Gemeinde Daraus ergibt sich fuumlr die Mitarbeitenden ihr handeln immer wieder zu reflektieren

und neue innovative Praktiken zu erlernen

Das Forschungsprojekt PATONGO (Patterns and Tools for NGOs) untersucht wie Technologien und Partizi-pationsprozesse des Web 20 den Austausch uumlber gute Praktiken foumlrdern und so zu einer Weiterent-wicklung der gesamten vernetzten Organisation beitragen koumlnnen Partner im Projekt sind die Evan-gelische Kirche in Deutschland (EKD) die Fern Uni-versitaumlt in Hagen und das Institut fuumlr Wissensmedien in Tuumlbingen

Die Hypothese des Forschungsvorhabens ist dass ein Austausch von erfolgreichen Praktiken in der EKD helfen kann die Qualitaumlt des Handelns in den Gemeinden und Gliedkirchen zu verbessern Durch Vernetzung und gemeinsame Reflexion uumlber erfolgreiche Praktiken soll eine lokale Praktik auch uumlber Grenzen der einzelnen Kirchengemeinden hin-weg zu einer gemeinsamen Praktik weiterentwickelt werden Zwischen den bisher weitgehend unabhaumlngig agierenden Organisationseinheiten koumlnnte sich dadurch ein Praxisnetzwerk entwickeln

Vor dieser Grundannahme stellen sich im PATONGO-Projekt die folgenden Forschungsfragen die nicht nur fuumlr Kirchen sondern allgemein fuumlr verteilte NGOs von Relevanz sind

bullWelche Prozesse koumlnnen eine effektive und qua-litativ hochwertige Wissenskommunikation zum Zwecke der Weiterentwicklung beruflicher Praktiken unterstuumltzen bullWie kann die Nutzung und die Evolution solcher Prozesse mit Web 20-basierten Werkzeugen unterstuumltzt werden

bullWie koumlnnen die Prozesse und Werkzeuge in groszligen verteilten NGOs eingefuumlhrt werden

Kern des Prozesses ist die effektive und qualitativ hochwertige Diskussion uumlber gute Praktiken Dabei durchlaumluft die Diskussion zu einem konkreten Thema drei Ebenen

bullMitarbeitende kommunizieren miteinander uumlber Wuumlnsche und Ideen die sich aus den lokal anzutreffenden Herausforderungen ergeben bullMitarbeitende reflektieren uumlber gute Praktiken und tauschen diese aus (Storytelling Good Practice) bullMitarbeitende abstrahieren die Beschreibung der guten Praktik zu einem Muster fuumlr Loumlsungen (Pattern) das dann in einem Lexikon guter Praxis auftaucht Das Konzept des Patterns wurde aus den Ingenieurswissenschaften uumlbernommen Dort ist ein Pattern eine Loumlsung zu einem wieder-kehrenden Problem in einem klar umrissenen Kontext Im Gegensatz zu einer Handlungsvor-schrift eroumlffnet ein Pattern dem Praktiker einen Entwurfsraum in dem er seine individuelle Loumlsung fuumlr das Problem entwickelt Fuumlr die EKD bedeutet dies dass ein Pattern den Praktiker gut bei der Uumlbertragung der Loumlsungsidee auf die kon-kreten Umstaumlnde in der Gemeinde unterstuumltzt

Auf allen Ebenen der Diskussion vor allem jedoch bei der Erstellung von Patterns fuumlr das Lexikon guter Praxis koumlnnen Praktiker durch Mentoren die ebenfalls Mitglied der Community sind unterstuumltzt werden Mentoren helfen den Praktikern dabei die zentralen Aussagen ihrer Praktik herauszuarbeiten So koumlnnen Praktiker sicherstellen dass ihre Hand-lungsanregungen in den Patterns auch im beab-sichtigten Sinne verstanden werden

Web 20-Technologien koumlnnen auf allen drei Ebenen den Prozess unterstuumltzen Dazu soll ein Online-Com-munity-System entstehen das Kommunikation Koordination und Kooperation ermoumlglicht und zur Mitarbeit in der Community motiviert Auf der Ebene der Kommunikation stellt das Community-System kommunikative Raumlume zur Verfuumlgung Hier koumlnnen Wuumlnsche geaumluszligert Ideen diskutiert und Erfahrun-gen ausgetauscht werden

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Betrachtet man die Groumlszlige der Zielgruppe von uumlber eine Million haupt-und ehrenamtlich Mitarbeitender in der EKD so ist es offensichtlich dass Fragen der Koordination eine wichtige Rolle einnehmen Prak-tiker muumlssen vom System darin unterstuumltzt werden fuumlr sie interessante Kollegen zu finden und relevante Beitraumlge wahrzunehmen Das Community-System muss Menschen aus ganz Deutschland zusammen-bringen die an semantisch verwandten Praktiken arbeiten So wird ein Austausch uumlber spezifische Prak-tiken auch uumlber Gemeindegrenzen hinaus moumlglich

Fuumlr eine effiziente Kooperation wird das Community-System gemeinsame Arbeitsbereiche bereitstellen die zum einen einen gemeinsamen Informationsraum im Sinne eines Wikis zum Austausch von Patterns bereitstellen und zum anderen die enge Kooperation in einer kleinen Gruppe von Praktikern ermoumlglichen Insbesondere soll das Community-System die Entwick-lung neuer Ideen in einer Ideenwerkstatt und die Zusammenarbeit zwischen einem Autor und einem Mentor bei der Verbesserung von Patterns unter-stuumltzen

In Bezug auf die Motivation zur Teilnahme sollen im PATONGO-Projekt verschiedene Instrumente er-forscht werden von denen an dieser Stelle nur zwei Beispiele genannt werden

bullInwieweit hat die Authentizitaumlt der Praktiker und ihrer Gemeinden eine die Motivation stei-gernde Wirkung bullWelche Rolle spielen Kooperation und Wett-bewerb zwischen den Praktikern als motivie-rende Instrumente in der Community

Erste Prototypen fuumlr den in PATONGO vorgesehenen Prozess und die Web 20-basierten Werkzeuge wurden in den ersten Monaten des Projektes entwi-ckelt und mit Anwendern diskutiert Die Resonanz hierauf war sehr positiv Eine breite Diskussion der Konzepte in der kirchlichen Oumlffentlichkeit begann Ende 2009 Fuumlr Mitte 2010 ist der Start der Community geplant Sowohl der Entwurf als auch die Einfuumlhrung und Nutzung des Prozesses und der Werkzeuge werden evaluiert sodass Ruumlckschluumlsse auf die Wirkung in der EKD gezogen werden koumlnnen die auch fuumlr andere NGOs relevant sein werden

Dr Thies Gundlach Evangelische Kirche in Deutschland Dr Till Schuumlmmer FernUniversitaumlt in Hagen (vlnr) wwwpatongode

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Lernkompetenz Schluumlssel zur Qualifizierungfuumlr Aumlltere

Die Diskussion um das lebenslange Lernen hat konjunktur in Politik wirtschaft und

Forschung Mittelfristig wird jeder dritte Be-schaumlftigte uumlber 50 Jahre alt sein und nur noch

jeder fuumlnfte juumlnger als 30 Jahre Parallel dazu nimmt der Anteil der wissensarbeit zu der Anteil koumlrperlicher und gering qualifizierter taumltigkeiten sinkt Lebenslanges Lernen wird als eine der zentralen strategien angesehen diese sich beschleunigenden Veraumlnderungen der Arbeitswelt zu bewaumlltigen

Einigkeit scheint daruumlber zu bestehen dass der Bedarf an beruflicher Weiterbildung auch fuumlr Beschaumlftigte uumlber 50 Jahren waumlchst Weniger Konsens gibt es in Bezug auf das Wie Wie kommen aumlltere Arbeitnehmer mit dieser Anforderung nach permanentem Dazuler-nen zurecht Wie koumlnnen sie unterstuumltzt werden Bislang werden Beschaumlftigte jenseits des vierzigsten Lebensjahres kaum noch zur Weiterbildung ermun-tert und auf die Lernbeduumlrfnisse dieser Gruppe abgestimmte Angebote sind Mangelware Und Dank der Fruumlhverrentungspolitik fruumlherer Jahre und einer entsprechend jugendzentrierten Arbeitsge-staltung gedieh ein bdquoAnti-Lernklimaldquo in dem sich bei Beschaumlftigten und Unternehmen gleichermaszligen der Eindruck verfestigte Aumlltere koumlnnten und wollten nicht mehr lernen Damit einher gehen unscharfe und falsche Vorstellungen uumlber die Lernfaumlhigkeit Aumllterer Demnach lernen Aumlltere (zu) langsam und schneiden in Weiterbildungsseminaren schlecht ab

Haben nicht wissenschaftliche Untersuchungen wiederholt nachgewiesen dass die kognitive Leis-tungsfaumlhigkeit ndash also alle Prozesse die mit Gedaumlchtnis Lernen und Denken zu tun haben ndash schon mit Mitte Ende Zwanzig nachlassen Schraumlnkt dies nicht auch die Lernfaumlhigkeit ein Tatsaumlchlich lassen zwar viele kognitive Funktionen messbar nach

Damit gehen aber nicht automatisch Einbuszligen in der Faumlhigkeit zum berufsbezogenen Lernen einher Zum einen bauen sich nicht alle kognitiven Funktio-nen ab sondern vornehmlich die als bdquofluide Intelli-genzldquo bezeichneten Sie kommen bei der Loumlsung neuer Aufgaben zum Zuge bei denen nicht auf

fruumlhere Lernerfahrungen zuruumlckgegriffen werden kann bdquoKristalline Intelligenzldquo hingegen kommt bei der Nutzung von Wissen und Erfahrung zum Einsatz und kann Einbuszligen der fluiden Intelligenz aus-gleichen Zweitens fanden fast alle einschlaumlgigen Studien im Labor statt und zielten auf die Auslotung der Grenzen kognitiver Leistungsfaumlhigkeit ab Die Moumlglichkeit zur Kompensation durch Wissen und Bildung entfaumlllt dadurch weitgehend

Lernfaumlhigkeit bleibt erhalten

Beim berufsbezogenen Lernen herrschen solche Ein-schraumlnkungen nicht Lernende koumlnnen ihren Lern-prozess hinsichtlich Lernzielen und Lernzeit (mit) bestimmen und dadurch kognitive Einbuszligen ausgleichen Die Laborbefunde zum Altersabbau betreffen so gesehen nur einen kleinen Ausschnitt des Lernens Aus kognitiver Sicht laumlsst sich also festhalten dass die Lernfaumlhigkeit aumllterer Mitarbeiter waumlhrend ihres gesamten Berufslebens erhalten bleibt

Lernfaumlhigkeit ist aber nicht gleich Lernbereitschaft Diese haumlngt wesentlich von einer spezifischen Lern-kompetenz ab Sie ist nicht auf bestimmte Fachge-biete beschraumlnkt und umfasst die drei Ebenen

bullLernorientierung Die Effizienz des Lernen wird davon beeinflusst ob man Lernen als gestaltbare Aktivitaumlt begreift oder als dozentengesteuerte Anhaumlufung von Faktenwissen auf Vorrat bullLernkontrolle Nachhaltig lernen kann nur wer sich dem eigenen Lernbedarf angemessene Lernziele setzt und den Lernfortschritt im Hin-blick auf diese Ziele fortlaufend uumlberpruumlft bullLerntechniken Sie dienen dazu Wissen lang-fristig im Gedaumlchtnis zu verankern und um-fassen vielfaumlltige Methoden der Visualisierung und Konzeptbildung

Lernkompetenz ist kein Talent sondern eine lern- und trainierbare Fertigkeit Sie kann durch gezielte Personalentwicklung und ein stimmiges betriebliches Umfeld mit foumlrderlichem Lernklima aufgebaut und erhalten werden Umgekehrt kann sie als Folge laumlnger dauernder bdquoLernentwoumlhnungldquo verloren gehen Dies haumlngt nicht zuletzt damit zusammen dass in vielen Unternehmen die Weiterbildungsteil-

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nahme jenseits des vierzigsten Lebensjahres schlag-artig sinkt ndash was Lernentwoumlhnung natuumlrlich foumlrdert Auch herrscht fuumlr Aumlltere vielfach insofern ein unguumln-stiges Lernklima als nicht wenige Personalverant-wortliche Aumllteren nur geringe Lernfaumlhigkeit und Veraumlnderungsbereitschaft zutrauen Derlei Vorbe-halte schlagen sich bei Beschaumlftigten in Zweifeln an ihrer eigenen Lernfaumlhigkeit und an der Trainier-barkeit ihrer Fertigkeiten nieder Ein Mangel an Lernkompetenz erklaumlrt moumlglicherweise auch den vielfach replizierten Befund dass aumlltere Beschaumlftigte im Vergleich zu ihren juumlngeren Kollegen schlechtere Leistungen in der berufsbezogenen Weiterbildung zeigen

Unsere Forschung zeigt dass ndash unabhaumlngig vom Alter ndash Beschaumlftigte mit houmlherer Lernkompetenz einen signifikant houmlheren Lernerfolg angeben als Beschaumlftigter geringerer Kompetenz Bei Beschaumlftig-ten uumlber 50 Jahren faumlllt der Unterschied im Lernerfolg am deutlichsten aus Houmlhere Lernkompetenz geht mit houmlherer Weiterbildungsteilnahme einher um-gekehrt berichteten Beschaumlftigte mit geringerer Lernkompetenz uumlber groumlszligere Schwierigkeiten bei der Planung der eigenen Weiterbildung und houmlheren Unterstuumltzungsbedarf

Unter dem Strich zeigen unsere Untersuchungen dass die Erfassung der Lernkompetenz ein wichtiger Schritt ist im Rahmen von Strategien zur quantitativen und qualitativen Verbesserung der Weiterbildungs-beteiligung aumllterer Beschaumlftigter Dies laumlsst sich zur Konzeption von Lernkompetenz-Workshops nutzen mit denen das Lernverhalten gezielt optimiert werden kann Ansatzpunkt einschlaumlgiger Trainings ist die Lernkontrolle die sich in unseren Untersuchungen als trennscharf zwischen kompetenten und weniger kompetenten Lernern erwies Hoher Lernkontrolle also der Fertigkeit angemessene Lernziele zu setzen und das Lernen im Hinblick auf diese Ziele zu steuern kommt das groumlszligte Gewicht fuumlr den Lernerfolg zu Darin liegt auch der Grund dass vornehmlich auf die Vermittlung von auf Lernstrategien ausgerichtete Trainings und primaumlr auf die Staumlrkung der Lernmo-tivation abzielende Trainings gleichermaszligen zu kurz greifen und nur die integrierte Ansprache beider Ebenen nachhaltiges karriereweites und -langes Lernen gewaumlhrleistet

Prof Dr Christian Stamov-Roszlignagel Jacobs Centre on Lifelong Learning Jacobs University wwwjacobs-universitydedirectory10028

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Qualifizierung mit System ausbauen -Weiterbildung und bdquoeQualificationldquo

Digitale Medien und bdquoeQualificationldquo als die Lernformen des neuen Jahrtausends prokla-miert standen anfangs fuumlr kostenguumlnstiges und effektives Lernen technische Loumlsungen ruumlckten in den Mittelpunkt der Diskussion doch nach dem ersten Boom kam die ernuumlch-terung Die Lerner wuumlrden das Medium nicht akzeptieren der Lernerfolg sei anzuzweifeln der finanzielle Vorteil ebenso

Anstelle der technokratischen Schwerpunktsetzun-gen widmete man sich in der Folgezeit verstaumlrkt den lern- und bildungstheoretischen Aspekten und dem Potenzial multimedialer Lernkonzepte fuumlr eine zukunftsfaumlhige berufliche Kompetenzentwicklung Angesichts der in den letzten Jahren wieder deutli-chen Zuwachsraten des Lernens mit neuen Medien am Arbeitsplatz stellte sich die Frage nach der Bedeu-tung dieser Medien fuumlr die Weiterbildung und nach ihrem Einfluss auf deren soziale und didaktische Zielsetzungen

weiterbildung und soziale selektion

Die Entwicklung von der Industrie zur Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft fuumlhrt auch zu einem Wandel der Organisation in den Unternehmen die auch zu neuen Arbeits- und Organisationskonzepten fuumlhren wobei wir wahrscheinlich erst am Anfang dieses Wandlungsprozesses stehen Die Folge ist dass Weiterbildung und berufliche Qualifizierung gegenwaumlrtig einen Wandlungsprozess durchlaufen der Ziele und Inhalte Umfang sowie Formen Methoden und Orte des Lernens gleichermaszligen erfasst Lernformen und Lernorte werden pluraler und vielfaumlltiger und gehen mit einem quantitativen Zuwachs und einer qualitativen Veraumlnderung der Bedeutung des Lernens im Unternehmen einher

Die Nachfrage nach eLearning-Konzepten und neuen Medien in der Weiterbildung unterliegt durch neue Arbeitsformen wie rechner-und internetgestuumltzte Facharbeit und Dienstleistungen und den daraus resultierenden Kompetenzanspruumlchen einer auszliger-ordentlichen Dynamik Gleichzeitig haben Aufwen-dungen und Teilnehmerzahlen die Weiterbildung

zum groumlszligten Bildungsbereich gemacht Von den Auf-wendungen von 35 Mrd Euro pro Jahr entfallen 167 Mrd auf die Unternehmen incl die des oumlffentlichen Dienstes 138 Mrd auf Einzelpersonen 42 Mrd auf die Bundesagentur fuumlr Arbeit und 04 Mrd auf den Staat Im europaumlischen Vergleich liegt die Teilnahme-quote an der formellen betrieblichen Weiterbildung mit 30 der Erwerbstaumltigen im Jahr 2005 im Mittel-feld Im Vergleich liegt die Teilnahmequote in Frank-reich mit 46 und Tschechien mit 59 houmlher die von Polen mit 21 und Griechenland mit 14 niedriger

Entscheidend fuumlr die oumlkonomische qualifikatorische soziale und personale Funktion der Weiterbildung ist aber die Frage der Teilhabe an Weiterbildung der Wei-terbildungsbeteiligung Hier zeigt sich der stark sozial ausgrenzende Charakter der Weiterbil-dung die Selektivitaumlt und Ungleichheit von Chancen

bull28 der Weiterbildungsteilnehmer haben Hauptschulabschluss 47 einen mittleren Abschluss 59 AbiturFachhochschulreife bull23 sind ohne Berufsausbildung aber 62 mit Hochschulabschluss bull31 sind Arbeiter 68 Beamte bull44 gehoumlren der Gruppe der 19ndash34-Jaumlhrigen an 31 der Gruppe der 50-64 Jaumlhrigen

Qualifizierung mit system und bdquoeQualificationldquo ausbauen

Die Weiterbildungsbeteiligung haumlngt also entschei-dend von der beruflichen Qualifikation und der schulischen Vorbildung ab und verstaumlrkt die im Schulsystem angelegte soziale Selektion In dieser Situation kommen die informelle Weiterbildung und damit die neuen Medien und verschiedenen Formen des eLearnings ins Spiel Die Teilnahme an Compu-terselbstlernprogrammen im Rahmen der informel-len Weiterbildung hat sich zwischen 2003 und 2007 von 8 auf 15 erhoumlht und damit fast verdoppelt In der informellen Weiterbildungskategorie Internet am Arbeitsplatz weist die Statistik eine Steigerung von 7 auf 13 aus Zudem bilden sich mit der Nut-zung von Personal-Computern rechnerintegrierten Arbeitssystemen und dem Intranet zunehmend vir-tuelle Lernorte in Unternehmen heraus Beschaumlftigte nutzen in wachsendem Maszlige multimediale und inter-aktive Bildungsangebote und koumlnnen an

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kooperativen Lehr-Lern-Arrangements teilnehmen Neue Medien und die damit verbundenen Lerntech-nologien wie Tele-Teaching und Tele-Coaching erlei-chtern und foumlrdern das Lernen in der Arbeit und in vernetzten Lernortstrukturen

Die informelle Weiterbildung verzeichnet seit Jahren erhebliche Zuwaumlchse obwohl die Teilnahme der Erwerbstaumltigen hier mit 61 im Jahre 2003 und mit 68 im Jahre 2007 schon annaumlhernd doppelt so hoch liegt wie die an der formellen Weiterbildung Damit ist die informelle Weiterbildung im Sinne von bdquoArbeit als zweite Chanceldquo und als Moumlglichkeit zu sehen der wachsenden Selektion in Weiterbildung und Weiter-bildungsteilnahme zu begegnen Dies ist allerdings kein Selbstlaumlufer denn auch bei der Teilnahme an der informellen Weiterbildung zeigt sich die Abbild-ung und Verlaumlngerung sozialer Ungleichheit Not-wendig ist eine strukturelle und im Weiterbildungs-system abzusichernde Foumlrderung von bildungsbe-nachteiligten Gruppen In diesem Sinne sind abschlieszligend vier Thesen und Optionen formuliert

bullInformelles Lernen wird im Beruf zunehmend wichtiger dabei kommt dem Lernen mithilfe neuer Medien durch die Verdoppelung in den letzten vier Jahren bei computergestuumltzten Selbstlernprogrammen und Internet-Lernen am Arbeitsplatz eine zentrale Rolle zu bullVirtuelle Lernorte verbinden formelle und informelle Weiterbildung diese Lernorte auf informations- und kommunikationstechno-logischer Basis ergaumlnzen die pluralen Lernorte von Qualifizierungsverbuumlnden und Qualifizier-ungsnetzwerken zunehmend bullNeue Medien eroumlffnen lern- und bildungsthe-oretisch verbesserte Zugaumlnge zum bdquolebenslan-gen Lernenldquo und zur bdquoBildung fuumlr alleldquo voraus-gesetzt sie werden didaktisch-methodisch und institutionell eingebettet und sind nicht einsei-tig auf Selbstorganisation und Individualisierung gerichtet bullWeiterbildung ist als vierte und umfassendste Saumlule des Bildungssystems auszubauen und verstaumlrkt gesetzlich zu rahmen wobei das in-formelle Lernen uumlber verbindliche Anerken-nungen als Beitrag zur Chancengleichheit in beruflichen Bildungswegen im Sinne einersbquo bdquozweiten Chanceldquo zu nutzen ist

Prof Dr Peter Dehnbostel Helmut-Schmidt-Universitaumlt Hamburg wwwhsu-hhdedebo

30 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Aufbau eines Online-Berichtshefts und Kompetenz-portfolios in den dualen Ausbildungsberufen

Die duale Berufsausbildung in Deutschland stellt ein erfolgsmodell dar und genieszligt auch

international hohes Ansehen Mehrere aktu-elle studien zeigen Maumlngel in der Qualitaumlt der dualen beruflichen Ausbildung auf nach einer repraumlsentativen umfrage des Bundesin-stituts fuumlr Berufsbildung (BIBB) kritisieren die Auszubildenden insbesondere die Qualitaumlt der kooperation der Lernorte Betrieb und schule oft ist es den Auszubildenden selbst uumlberlassen erfahrungen aus der betrieblichen und schulischen Ausbildung miteinander zu verknuumlpfen

Bei der mangelnden Abstimmung zwischen den Lern-orten handelt es sich jedoch weniger um ein Problem auf der Ebene der Ausbilder und Berufsschullehrer sondern eher um ein strukturelles Defizit der dualen Berufsausbildung Es mangelt vor allem an systema-tischer Information um ein gegenseitiges Abstimmen in der dualen Ausbildung gewaumlhrleisten zu koumlnnen

Es bedarf geeigneter Instrumente um eine staumlrkere Zusammenarbeit und die Abstimmung zwischen den betrieblichen und schulischen Ausbildern aber auch zwischen dem Auszubildenden und seinem Ausbilder zu ermoumlglichen Gegenwaumlrtig uumlbernimmt ausschlieszlig-lich der papierbasierte Ausbildungsnachweis das sogenannte Berichtsheft diese Funktion Da es sich hierbei um eine zeit- und ortsabhaumlngige Informa-tionsbasis handelt koumlnnen sich Probleme ergeben

Beispielsweise kann der Ausbilder anhand des Ausbildungsnachweises erst nach dem Abschluss eines Ausbildungsturnus feststellen mit welchen Themen sich der Auszubildende auseinanderge-setzt hat In der Folge sind klare und aufeinander abgestimmte Lernprozesse erschwert was nicht selten zu erheblichen Abstimmungsprozessen innerhalb der Ausbildung fuumlhrt

online-Ausbildungsnachweis

Unter dem Titel bdquoBLok ndash Online-Berichtsheft zur Staumlrkung der Lernortkooperationldquo verfolgt das Insti-tut fuumlr Berufspaumldagogik der Technischen Universitaumlt

Dresden das Ziel mit dem Einsatz von Web 20- Technologien die Lernorte der dualen Berufsausbil-dung zu verzahnen Im Rahmen dieses durch das BMBF gefoumlrderten Forschungs- und Entwicklungs-projektes werden bereits bestehende Ressourcen genutzt um das rechtsverbindliche Instrument bdquoBerichtsheftldquo welches in seiner gegenwaumlrtigen Form lediglich als Rechtfertigungsinstrument dient zu einem Qualitaumltsentwicklungsinstrument auf der Grundlage einer geeigneten mediendidaktischen Konzeption auszubauen

Der Schwerpunkt des Projektes liegt in der Entwick-lung Erprobung und Evaluation eines Online-Ausbildungsnachweises auf der technischen Basis eines Weblogs als persoumlnliches Lerntagebuch Dieses Online-Lerntagebuch fuumlhrt der Berufsschuumller regelmaumlszligig und kann von seinem Ausbilder und Berufsschullehrer jederzeit und vor allem unabhaumln-gig vom aktuellen Lernort des Berufsschuumllers einge-sehen werden Auf diese Weise werden die Lernorte der Berufsausbildung im dualen System durch den Online-Ausbildungsnachweis miteinander gekoppelt und so eine gemeinsame Informationsbasis fuumlr die Partner der dualen Berufsausbildung geschaffen Diese Staumlrkung der Lernortkooperation erzeugt eine Transparenz der Ausbildungsinhalte und soll zu einer verbesserten Abstimmung selbiger an den Lernorten fuumlhren

Funktionsbereiche und Potenziale

Der Online-Ausbildungsnachweis verfuumlgt uumlber zwei Funktionsbereiche

bullBerichtsheftfuumlhrung in Form eines Weblogs Wie bei der klassischen Form des Berichtsheftes uumlblich dokumentiert der Auszubildende auch in der online-basierten Form regelmaumlszligig den zeit-lichen und sachlichen Ablauf der Berufsaus-bildung Der Technologie eines Weblog ent-sprechend fuumlhrt der Auszubildende sein Lern-tagebuch als Online-Berichtsheft welches durch die Ausbilder online kommentiert werden kann Durch die Moumlglichkeit von Anmerkungen zu den Eintraumlgen des Auszubildenden werden Feedback-prozesse angeregt und folglich der Dialog zwi-schen Auszubildendem und Ausbilder gestaumlrkt

31 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

bullDarstellung der erworbenen Qualifikationen in Form eines Kompetenzportfolios Neben der Dokumentation des sachlichen und zeitlichen Ablaufes im Berichtsheft ist es dem Auszubildenden moumlglich die dokumentierten Taumltigkeiten zu verschlagworten In Form eines Auswahlmenuumls werden die zu erlangenden Faumlhigkeiten und Fertigkeiten eines Ausbildungs-berufes aufgelistet und von dem Auszubildenden verschlagwortet (sogenanntes Tagging) Anschlieszligend wird durch eine entsprechende Visualisierung (z B in Form einer Tagcloud d h einer Schlagwortwolke) der eigene Entwicklungs-stand dargestellt Die Tagcloud enthaumllt alle bis-her verwendeten Schlagworte Durch die damit erzeugte Transparenz koumlnnen Auszubildende und Ausbilder den Ist-Stand der beruflichen Handlungsfaumlhigkeit einschaumltzen und auch Handlungsbedarfe ableiten In Ergaumlnzung zu der geschlossenen Form des Kompetenzport-folios ist es in der offenen Form vorgesehen aus-bildungsrelevante Dokumente (wie Zertifikate etc) und Erfahrungsberichte abzulegen und so Erfahrungen aus der Ausbildungspraxis zu dokumentieren

Fazit

Das Projekt BLok traumlgt durch die Digitalisierung und Weiterentwicklung des klassischen Berichtsheftes auf Grundlage von Web 20-Technologien zur Ver-zahnung der Lernorte sowie zur Qualitaumltssicherung und -entwicklung in der dualen Berufsausbildung bei BLok unterstuumltzt dabei eine nachhaltige Integ-ration digitaler Medien auf struktureller Ebene in die Berufsausbildungspraxis

Professor Thomas Koumlhler Technische Universitaumlt Dresden wwwblok-onlineorg

32 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

beroobi ndash erlebe Berufe online Das interaktive Jugendportal zur Berufswahl

trotz der vielfaumlltigen Moumlglichkeiten sich Infor-mationen zu beschaffen haben viele Jugend-liche nach wie vor Probleme sich hinsichtlich ihrer beruflichen zukunftsplanung zu orien-tieren oftmals bleibt ihre Ausbildungswahl einseitig und sie nehmen die chancen des derzeitigen Ausbildungs- und Arbeitsmarktes nur bedingt wahr

Das Wissen uumlber die Bandbreite aktueller Ausbildungs-berufe und speziell jener die auch zukuumlnftig Chancen auf dem Arbeitsmarkt bieten ist fuumlr die Berufswahl entscheidend Junge Frauen und Maumlnner mit niedri-geren Schulabschluumlssen sind dabei eine besondere Zielgruppe beroobi ist ein Kunstwort das sich aus Ber-ufs-bi-ld ableitet und bdquoooldquo wurde von Google abgeschaut beroobi bietet den jungen Frauen und Maumlnnern Interaktionsmoumlglichkeiten an die einen attraktiven Einstieg in das Thema Berufswahl ermoumlglichen

Hierfuumlr wird ein interaktives Online-Portal aufgebaut in dessen Mittelpunkt interessante und zukunfts-weisende Ausbildungsberufe fuumlr eine spielerische Erkundung stehen Die Berufsbilder sind multimedial-interaktiv aufbereitet und geben realistische Einblicke in den Berufsalltag Junge Frauen und Maumlnner die bereits in ihrem Beruf arbeiten stellen diese den Nutzern anschaulich vor und lassen sie entdeckend und ausprobierend daran teilhaben Alle wichtigen Aspekte eines Berufs werden aufgegriffen Taumltig-keiten Tagesablaumlufe Erlaumluterungen zu wichtigen Voraussetzungen Erklaumlrungen zu Anforderungen in der Ausbildung sowie das Aufzeigen von Perspek-tiven fuumlr weitere Fortbildungs- und Weiterbildungs-moumlglichkeiten und weiterfuumlhrende Links

Eine leichte und schnelle Orientierung wird dadurch erleichtert dass jedem Berufsbild der gleiche Aufbau und aumlhnliche Interaktionsmoumlglichkeiten zugrunde liegen Bei der Auswahl der Berufe werden bewusst Ausbildungsberufe aus Zukunftsbranchen und Innovationsbereichen (Industrie Handwerk Bau Naturwissenschaften Technik und Informations-technologie) in den Blick genommen

Interaktiver Ansatz mit hohem Akzeptanzwert

Ziel des didaktisch-methodischen Konzepts von beroobi ist es junge Menschen durch neue Ansaumltze zum selbst gesteuerten Entdecken und Ausprobieren im Netz anzuregen und einen persoumlnlichen Bezug zum Thema Berufswahl herzustellen Hierfuumlr setzt das Projekt auf verschiedene Kriterien die in der Umsetzung des Angebots konsequente Beruumlcksich-tigung finden

bullVielseitigkeit Selbststeuerbare Video- und Audiosequenzen Fotoshows und animierte Grafiken bieten anschauliche und vielseitige Formen der Informationsdarstellung Einge-bunden sind diese in eine Flash-Umgebung die auch als Web-Applikation unabhaumlngig von beroobi als Stand-alone-Applikation in eine Web-seite integriert werden koumlnnen bullInteraktion Verschiedene Interaktionstools ermoumlglichen eine direkte und aktive Teilnahm am Angebot Selbsteinschaumltzungen Umfragen und Wissenstests animieren zur spielerischen und entdeckenden Auseinandersetzung mit Inhalten bullIdentifikation Junge Profis aus der Praxis stellen vor Ort ihren Arbeitsplatz und ihr Arbeitsleben vor und lassen die Nutzerinnen und Nutzer uumlber Film und Audio daran teilhaben Der Mix aus Fakten eigenen Erfahrungsberichten und Hinweisen ermoumlglicht Identifikation und Pers-pektivenwechsel bullVerstaumlndlichkeit Das Angebot setzt konsequent auf jugendgerechte Sprache intuitive Benutzer-fuumlhrung und kleine verstaumlndliche Informations-einheiten sodass auch Jugendliche mit weniger Interneterfahrung gut damit zurechtkommen koumlnnen bullAuthentizitaumlt Jedes Berufsbild ist individuell gestaltet und lebt von der Authentizitaumlt seiner realen Hauptperson Dieses unverwechselbare bdquoGesichtldquo sowie auch das Zu-Wort-Kommen von Betriebs-und Unternehmensverantwortlich-en Ausbildungsleitern und anderen bdquoBerufsex-pertenldquo fuumlhren zu einer hohen Akzeptanz bei Jugendlichen

33 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Das online-Portal beroobide

Die Hauptintention des Online-Portals besteht darin Jugendlichen verschiedene Zugangswege zu den jeweiligen Berufsbildern zu ermoumlglichen sie neu-gierig zu machen und zum bdquoHineinklickenldquo anzu-regen Im Mittelpunkt von wwwberoobide stehen daher die Berufsbilder die uumlber spezifische Beduumlrf-nisparameter ansteuerbar sind Weiterfuumlhrende Informationen zu den Berufen Interviews mit Experten spielerische Wissensabfragen und Links werden den Jugendlichen uumlber eine Informations-rubrik angeboten Ein kleiner Community-Bereich ermoumlglicht weitere Orientierungshilfe Dort steht ein moderiertes Forum fuumlr Fragen und Hinweise bereit eine Merkliste fuumlr das Speichern von Berufs-bildern sowie die Verlinkung auf Freunde und deren Profile Uumlber Features wie bdquoWie steht mir der Berufldquo koumlnnen eigene Fotos hochgeladen werden welches die Nutzerinnen und Nutzer automatisch in verschiedene Arbeitsbekleidungen hineinsetzt und in eine Galerie speichert

zielgruppe

Primaumlre Zielgruppe von beroobi sind Jugendliche der Altersgruppe 14 bis 20 Jahre aller Schulformen die sich im Prozess der Berufsfindung und Berufsorien-tierung befinden Neben Schulabgaumlngern sind des-gleichen all diejenigen angesprochen die bereits eine Berufsausbildung begonnen abgeschlossen oder auch abgebrochen haben und sich weiter bzw neu orientieren moumlchten Wichtige Ansprech-partner sind daher auch paumldagogische Fachkraumlfte die in vielen Faumlllen beroobi bei der jugendlichen Zielgruppe bekannt machen

kooperation und Vernetzung

Das Projekt beroobi versteht sich als bdquoTuumlroumlffnerldquo zu bereits bestehenden Angeboten im Bereich Berufso-rientierungberufliche Bildung und lebt daher von dem vielseitigen Austausch und der Zusammenarbeit mit diesen Dazu zaumlhlen unter anderem vor allem Verbaumlnde Innungen Kammern die Agentur fuumlr Arbeit das Bundesinstitut fuumlr Berufsbildung Schulen Berufsschulen Bildungstraumlger Gewerkschaften so-wie vor allem auch Wirtschaftspartner Betriebe und Unternehmen

Silke Niemann Schulen ans Netz e V wwwberoobide und wwwschulen-ans-netzde

34 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Erstellung digitaler eLearning-Module durch Aus-zubildende im Handwerk

Das Internet hat uns in ein neues Jahrtausend

gefuumlhrt ein Jahrtausend in dem das wissen der welt raumlumlich und zeitlich unabhaumlngig

verfuumlgbar ist und aus immer groumlszligeren Daten-banken abgerufen werden kann eine solche entwicklung macht auch vor dem system der dualen beruflichen erstausbildung im hand-werk nicht halt und beschaumlftigt seit vielen Jahren die vorausschauende wissenschaft aber auch die Praxis

Im Kern geht es bei den Uumlberlegungen um die Einfuumlhr-ung von eLearning-Szenarien Die Bemuumlhungen zielen hier zum einen auf die oumlkonomische Optimie-rung (beliebiger Einstiegszeitpunkt in Qualifizierungs-maszlignahmen Optimierung der Lehrer-Schuumller-Relation) zum anderen aber auch auf die didaktisch-methodische Optimierung von Bildungsprozessen wie die individuelle Foumlrderung oder Flexibilisierung

Bei allen Bemuumlhungen mit Web 10-gestuumltzten eLear-ning-Szenarien bleiben zahlreiche Fragen ungeklaumlrt Dies gilt besonders fuumlr den Bereich der Lehrlings-ausbildung im Handwerk Aus dem System der dualen Berufsausbildung im Handwerk d h der Kombination von betrieblicher und uumlberbetrieblicher Ausbildung und Unterricht in der Berufsschule sind bisher keine nachhaltigen Ansaumltze bekannt in denen Bildungsprozesse durch internetbasierte eLearning-Konzepte optimiert ergaumlnzt oder gar abgeloumlst werden konnten Bisher kann lediglich auf die Ergebnisse von Modellprojekten zuruumlckgegriffen werden Standar-disierte Konzepte und didaktische Ansaumltze existieren nicht Ganz zu schweigen von einer bildungstheore-tischen Verortung von eLearning-Szenarien in konventionellen Berufsbildungsprozessen

Die Vergangenheit hat gezeigt dass vor allem zwei Problemlagen die Einfuumlhrung von eLearning-Szena-rien erschweren Zum einen gibt es das Problem dass es nicht genuumlgend passgenaue digitale Lern-module fuumlr die verschiedenen Gewerke d h die Berufe im Handwerk und die daraus resultierenden Lerngruppen gibt

Hier zeigt sich die Schwierigkeit dass der produzierte eLearning-Baustein entsprechend der Lerngruppe reduziert und entsprechend der Vorstellung des Lehrers didaktisch eingebunden sein muss Zum an-deren scheitert der Einsatz kommerzieller Loumlsungen auch daran dass nicht die notwendigen Ressourcen vorhanden sind um immer wieder Lernmodule zu erwerben die den jeweils aktuellen Stand der Technik abbilden An dieser Stelle setzt das Forschungsvorhaben Didaktische Parallelitaumlt und Lernortflexibilisierung (DiPaL) an DiPaL kombiniert die klassischen Vorteile des Praumlsenzunterrichts mit den neuen Moumlglichkeiten des Web 20 mit dem Ziel Lernprozesse im Dualen System uumlber selbst produzierte E-Learnings flexibler zu machen

Lerneinheiten selber erstellen

Das Forschungsvorhaben entwickelt und untersucht dazu einen neuen subjektorientierten designbasier-ten didaktisch-methodischen Ansatz zur Lernort-kooperation Mit Hilfe spezieller Software erstellen Schuumllerinnen und Schuumller mit ihren Lehrkraumlften ihre Lerneinheiten selber bereiten sie digital auf und veroumlffentlichen sie im Netz Das Konzept des offenen Klassenzimmers basiert dabei auf der Annahme dass in jeder Schuumllerin und in jedem Schuumller auch eine Lehrerin bzw ein Lehrer steckt Das Ziel besteht darin durch eine geeignete Didaktik genau diesen Rollen-tausch vom Lernenden zum (Lern-) Lehrenden herbei-zufuumlhren Das heiszligt konkret dass die Auszubildenden die Themen des Unterrichts so aufbereiten dass digitale Lernmaterialien (Filme Texte Bilder Grafi-ken) entstehen Die dazu notwendigen Aktivitaumlten der (Lern-) Lehrenden reichen von der Anfertigung einer Handzeichnung die eingescannt wird bis zur schriftlichen Ausarbeitung eines kompletten Dreh-buchs fuumlr die Umsetzung des jeweiligen Themas in einem aufwendigen Lehrfilm Die im Unterricht erzeugten digitalen Lernmaterialien werden an-schlieszligend gemeinsam mit dem Lehrer besprochen und diskutiert ob die produzierten Lernmaterialien fachlich richtig sind Diese Besprechungen sind von groszliger Bedeutung fuumlr den Lernprozess da sich hier zeigt ob das Thema fachlich verstanden wurde

35 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Gleichzeitig hinterfragen die (Lern-) Lehrenden sich selbst und den Prozess der Materialienproduktion Hierbei gilt es z B Alternativen zur gefundenen Loumlsung aufzuzeigen oder die Sprachqualitaumlt zu beurteilen Grundsaumltzlich wird angestrebt dass die (Lern-) Lehrenden in einen kritischen Dialog unter-einander treten Die Diskussion fuumlhrt im Ergebnis zu der Entscheidung ob das produzierte Lernmaterial im Internet veroumlffentlicht wird oder nicht

Fuumlr den Bereich der dualen beruflichen Erstausbil-dung bieten die durch die Auszubildenden erstellten digitalen Lernbausteine ganz besondere Moumlglich-keiten um Ausbildungsstrukturen flexibler zu machen So wird das Forschungsvorhaben empirisch unter-suchen inwieweit die Lernbausteine dazu genutzt werden koumlnnen dass der Auszubildende krankheits-bedingte oder betriebsbedingte Fehlzeiten zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort nachholen kann Daneben erwarten die am Forschungsvorhaben beteiligten Institutionen dass uumlber die Transparenz der Inhalte eine grundsaumltzlich verbesserte Zusam-menarbeit zwischen den Berufsschullehrern und den betrieblichen bzw uumlberbetrieblichen Ausbil-dern realisiert werden kann Auch dies soll empirisch geklaumlrt werden

Neben den Untersuchungen hat das Vorhaben auch verschiedene entwicklungstechnische Ziele

bullEntwicklung von Schemata zur Integration von Programmen zur schnellen Entwicklung von Lernangeboten (Rapid-Authoring-Prozesse) in konventionelle Praumlsenzphasen bullEntwicklung und Implementierung einer Datenbank fuumlr Lehrinhalte (Learning Object Re-pository abgekuumlrzt LOR) fuumlr die Bereitstellung von Bausteinen in einem Bausteinnetzwerk des Handwerks (wwwbaustein-netzwerkde) bullEntwicklung von Organisationsstrukturen fuumlr die engere inhaltliche Zusammenarbeit der Lernorte im dualen System auf der personalen Ebene

Markus Schaumlfer Berufskolleg Maumlrkischer Kreis wwwkfz4mede und wwwdipalde

36 LIterAturhInweIse

weiterfuumlhrende Literatur (Auswahl)

Becker M Spoumlttl G (2008) Berufswissenschaftliche Forschung ndash Ein Arbeitsbuch

fuumlr Studium und Praxis Peter Lang Internationaler Verlag der Wissenschaften

Frankfurt am Main

Beicht U Krewerth A Eberhard V Granato M Viel Licht ndash aber auch Schatten

Qualitaumlt dualer Berufsausbildung in Deutschland aus Sicht der Auszubildenden

BIBB Report 92009

Dehnbostel P (2008) Berufliche Weiterbildung Grundlagen aus arbeitnehmer-

orientierter Sicht Berlin edition sigma

Dreyfus H-L Dreyfus S E (1986) Kuumlnstliche Intelligenz Von den Grenzen der

Denkmaschine und dem Wert der Intuition Reinbek Rowohlt Verlag Hamburg

Grund- und Strukturdaten gushisde 80 [12 09 2009]

Hauptverband der deutschen Bauindustrie Zahlen und Fakten

wwwbauindustriede (Stand Juni 2009)

Howe Falk Berben Thomas (2006) Lern- und Arbeitsaufgaben In Rauner Felix

(Hrsg) Handbuch Berufsbildungsforschung 2 aktualisierte Auflage Bielefeld

Bertelsmann S 383ndash390

Howe Falk Knutzen Soumlnke (2007) Die Kompetenzwerksttt Ein berufswissen-

schaftliches E-Learning-Konzept Goumlttingen Cuvillier

Knutzen Soumlnke Howe Falk E-Learning im Handwerk (2008) In Issing Ludwig

Klimsa Paul (Hrsg) Online-Lernen Weinheim Beltz-Verlag S 133ndash156

Knutzen Soumlnke Howe Falk Rapid E-Learning in der gewerblich-technischen

Ausbildung ndash Gestaltbare Lernsoftware nach dem Konzept der Kompetenz-

werksttt (2008) In Howe Falk Jarosch Juumlrgen Zinke Gert (Hrsg)

Ausbildungskonzepte und Neue Medien in der uumlberbetrieblichen Ausbildung

Bielefeld Bertelsmann-Verlag S 112ndash131

Koumlhler T Neumann J Saupe V Organisation des Online-Lernens In Issing L J

Klimsa P Online-Lernen Ein Handbuch fuumlr das Lernen mit Internet Muumlnchen

Oldenbourg 2008

Payome Thea (2006) Marktuumlbersicht Rapid E-Learning ndash aus PowerPoint-Folien

werden Lernprogramme In Hohenstein Andreas Wilbers Karl (Hg) Handbuch

E-Learning 17 Erg-Lfg Koumlln Dt Wirtschaftsdienst

Scheib T Spoumlttl G Windelband L Qualitaumlt betrieblicher Ausbilder sichern und

entwickeln ndash eine staumlndige Herausforderung In Berufsbildung in Wissenschaft

und Praxis ndash BWP 32008 S 36ndash39

Von Rosenbladt B Bilger F (2007) Weiterbildungsbeteiligung in Deutschland

Eckdaten zum BSW-AES 2007 tns infratest Muumlnchen

ZFA (Hrsg) 2009 Statistik Berufsausbildung und Fortbildung Druck und Medien

20082009 unveroumlffentlichte vorlaumlufige Fassung vom 050509

Diese Druckschrift wird im Rahmen der Oumlffentlichkeitsarbeit vom Bundesministe-

rium fuumlr Bildung und Forschung unentgeltlich abgegeben Sie ist nicht zum gewerb-

lichen Vertrieb bestimmt Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerberinnen

Wahlwerbern oder WahlhelferinnenWahlhelfern waumlhrend eines Wahlkampfes zum

Zweck der Wahlwerbung verwendet werden Dies gilt fuumlr Bundestags- Landtags- und

Kommunalwahlen sowie fuumlr Wahlen zum Europaumlischen Parlament Missbraumluchlich

ist insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen und an Informations-

staumlnden der Parteien sowie das Einlegen Aufdrucken oder Aufkleben partei-

politischer Informationen oder Werbemittel Untersagt ist gleichfalls die Weiter-

gabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung Unabhaumlngig davon wann auf

welchem Weg und in welcher Anzahl diese Schrift der Empfaumlngerindem Empfaumlnger

zugegangen ist darf sie auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden

Wahl nicht in einer Weise verwendet werden die als Parteinahme der Bundes-

regierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden koumlnnte

  • eQualification - Neue13Wege der Qualifizierung
    • Impressum
    • Gruszligwort zur Broschuumlre
    • Inhalt
    • eLearning ndash das Lernen der Zukunft
    • Aufstiegsweiterbildung in der Druck- und Medienindustrie13
    • Flexible Learning im Einzelhandel13
    • DAWINCI ndash Durchlaumlssigkeit in der Aus-und Weiterbildung in der chemischen Industrie13
    • Virtuelles Lernen auf der Baustelle ndash Villa-b13
    • Live Stream Learning ndash fuumlr mobiles und stationaumlres Lernen13
    • Rapid eLearning ndash leicht gestaltbare Lernsoftware13
    • Weiterbildung durch multimediale Lernformen13
    • Demografischer Wandel Herausforderungen und Chancen13
    • eLearning-Infrastruktur in der Altenpflege (eLiA)13
    • Entstehung von Communities am Beispiel der evangelischen 13Kirche in Deutschland
    • Lernkompetenz Schluumlssel zur Qualifizierung fuumlr Aumlltere13
    • Qualifizierung mit System ausbauen - 13Weiterbildung und eQualification
    • Aufbau eines Online-Berichtshefts und Kompetenzportfolios in den dualen Ausbildungsberufen13
    • beroobi ndash erlebe Berufe online Das interaktive Jugendportal zur Berufswahl13
    • Erstellung digitaler eLearning-Module durch Auszubildende im Handwerk13
    • weiterfuumlhrende Literatur (Auswahl)
Page 12: eQualification - Neue Medien, neue Wege der …...Mobile Devices), die wachsenden Personalisierungs-möglichkeiten des Digitaldrucks sowie der starke Trend zur Entwicklung innovativer

12 AuFstIeG Durch QuALIFIzIerunG

Virtuelles Lernen auf der Baustelle ndash Vila-b

Das Projekt bdquoVirtuelles Lernen auf der Bau-stelle (Vila-b)ldquo ist ein durch das Bundesminis-terium fuumlr Bildung und Forschung (BMBF) und

den europaumlischen sozialfonds (esF) gefoumlrdertes Forschungsvorhaben Dabei ist neben der Dokumentation von zivil- und bauaufsichtli-chen Verordnungen besonders die aktuelle unternehmens- und weiterbildungsstruktur im handwerk bedeutsam

Ein Groszligteil der Unternehmen des Bauhandwerks ist als Kleinstunternehmen anzusehen dazu sinkt die durchschnittliche Mitarbeiterzahl pro Betrieb stetig Im Zusammenhang mit den aktuellen Weiterbildungs-trends im eher bdquobildungsfernenldquo Handwerk wurde daher ein innovativer Weiterbildungsansatz im Pro-jekt entwickelt worden der auf die Anforderungen der Zielgruppe und der kleinen und mittleren Unter-nehmen (KMU) eingeht verschiedene Lernorte ein-bindet und Lernprozesse mithilfe digitaler Medien unterstuumltzt Das Forschungsvorhaben stellt folgende Fragen in den Mittelpunkt

bullWelche Qualifikationsanforderungen resultieren aus den Arbeitsprozessen in Unternehmen bullWas sind die didaktischen Grundlagen zum Lernen im Arbeitsprozess bullWie kann das Lernen mit digitalen Medien im Arbeitsprozess realisiert und kontinuierlich verankert werden bullWelchen Beitrag leistet das zu entwickelnde Weiterbildungskonzept bei der Kompetenz-entwicklung von Facharbeitern und bei der Unternehmensentwicklung

Der berufswissenschaftliche Forschungsansatz zur Beantwortung dieser Fragen hat das Ziel herauszu-finden was Facharbeiter wissen und koumlnnen muumlssen um Arbeitsprozesse erfolgreich zu bewaumlltigen Zentrales Element sind dabei die Arbeitsprozessana-lysen also die ganzheitliche und mehrdimensionale Betrachtung der Arbeit der Fachkraumlfte mitsamt den vor-und nachgelagerten Prozessen den verwendeten Gegenstaumlnden Werkzeugen und Methoden dieser Arbeit und deren Organisationsformen

Es wird also die gesamte Komplexitaumlt des Arbeitspro-zesses und seine Bedeutung fuumlr das Subjekt erfasst

und analysiert Ziel ist es die inhaltlichen Aspekte beruflicher Arbeit und deren Bedeutung fuumlr die Kompetenzentwicklung des Subjekts von innen heraus zu erschlieszligen

Lernkonzept von Vila-b

Das Lernkonzept im Projekt Vila-b beruht auf dem entwicklungslogischen Lernen dem Blended-Lear-ning-Ansatz und dem virtuellen Lernen

Als zentrales didaktisches Element fuumlr die Aufberei-tung der Lerninhalte wurde der entwicklungslogische Ansatz gewaumlhlt Nach dem Modell von Dreyfus und Dreyfus findet hier eine Kompetenzentwicklung statt die einen Fortschritt vom Novizen der einzelne fach-liche Sachverhalte und moumlglichst allgemeinguumlltige Regeln lernt bis zum Experten der zu intuitiv-pro-blemloumlsendem Handeln aufgrund von Erfahrungs-wissen in der Lage ist abbildet

Nach dem Blended-Learning-Ansatz wird die Fort-bildung im Projekt Vila-b auf drei Lernorte verteilt um die jeweiligen Vorteile zu nutzen In Praumlsenz-veranstaltungen werden die Nutzung des Systems erklaumlrt die fachlichen Inhalte oumlkologischen Bauens vermittelt und Grundlagen fuumlr das soziale Lernen geschaffen Auf der Baustelle also im Arbeitsprozess findet mithilfe von mobilen Geraumlten (Personal Digi-tal Assistant PDA) ein kontextbezogenes problem-loumlsungsorientiertes Lernen durch die Nutzung einer Lernplattform und des dort gesammelten Fach- und Erfahrungswissens statt Als dritter Lernort dient der PC-Arbeitsplatz an dem vertiefende fuumlr die Arbeits-prozesse relevante Lernlektionen und Reflexions-moumlglichkeiten uumlber den eigenen Lernfortschritt stattfinden

Die Verwendung des Blended-Learning-Ansatzes und die Nutzung des PDA auf der Baustelle ermoumlglicht direkt im Arbeitsprozess den mediengestuumltzten Zu-griff auf zahlreiche Informationen der Lernplattform Daruumlber hinaus ermoumlglicht der PDA grafische und kommunikationsgestuumltzte Problemloumlsungsprozesse sodass in Abgrenzung von dem allgemeinen eLear-ning-Begriff und in Anlehnung an die Informations-technik ein (theoretisch noch weiter zu fundierendes) Konzept des bdquovirtuellen Lernensldquo verwendet wird

13 AuFstIeG Durch QuALIFIzIerunG

curriculumentwicklung auf der Basis von kernarbeitsaufgaben

Die Curriculumentwicklung basiert in erster Linie auf den Ergebnissen der genannten Arbeitsprozessan-alysen aber auch auf vorweggenommenen Zielgrup-penanalysen und Sektorbeschreibungen Die doku-mentierten Ergebnisse der Arbeitsprozessanalysen in Form von identifizierten Kernarbeitsaufgaben und Kernkompetenzen werden in Experten-Fach-arbeiter-Workshops validiert bzw korrigiert Aus den Kernkompetenzen heraus werden abschlieszligend arbeitsprozessrelevante Lern- und Arbeitsaufgaben entwickelt welche fuumlr die Vermittlung der Lernin-halte der Fortbildung grundlegend sind Gemaumlszlig des Projektansatzes werden bei der Entwicklung der Lern- und Arbeitsaufgaben aus didaktischer Sicht die Hand-lungsorientierung die Orientierung an realen Arbeitssituationen der entwicklungslogische Ansatz sowie die Verknuumlpfung der drei Lernorte beruumlck-sichtigt

Bisherige ergebnisse und Ausblick

Die bisherigen Ergebnisse des Forschungsprojektes identifizierten einerseits inhaltliche Vorgaben hin-sichtlich der relevanten Themen fuumlr eine Weiter-bildung im oumlkologischen Bausektor und zeigten andererseits Vorteile des Vila-b-Konzeptes fuumlr die Arbeitsorganisation der teilnehmenden KMU auf-gezeigt Gleichzeitig wird der nachhaltige Einsatz des Weiterbildungskonzeptes im Rahmen eines Kompe-tenzzentrums in Verden vorbereitet Aus wissenschaft-licher Perspektive schlieszliglich ist wie die bisherigen projektbezogenen Veroumlffentlich-ungen zeigen die Entwicklung des entwicklungslogischen didaktischen Ansatzes durchaus geeignet um neue Impulse fuumlr die Didaktikdiskussion zu setzen

Prof Dr Georg Spoumlttl Institut Technik und Bildung (ITB) Universitaumlt Bremen wwwitbuni-bremende

14 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Live Stream Learning ndash fuumlr mobiles und stationaumlres Lernen in der Aus- und Weiterbildung in der Mechatronik

Qualifikationsanforderungen entwickeln sich aufgrund wirtschaftsstruktureller Veraumlnder-ungen sowie in Folge von Innovationen kuumlr-zeren Produktzyklen und technologischen neuerungen Dies erfordert eine bedarfsge-rechte weiterentwicklung der Qualifizierung in der beruflichen erstausbildung wie der weiterbildung Die berufliche handlungskom-petenz richtet sich zunehmend an Arbeits-und Geschaumlftsprozessen aus entscheidend wird sein ob wie und wie schnell die Praxis der beruflichen Bildung durch die nutzung der digitalen Medien weiterentwickelt wer-den kann um dem Veraumlnderungsbedarf gerecht zu werden

Das Projekt Live Stream Learning will fuumlr kooperative Lernszenarien in der Aus und Weiterbildung auf dem Gebiet der Mechatronik in Unternehmen und der beruflichen Bildung eine Loumlsung fuumlr arbeitspro-zessorientierte Lernprozesse modellhaft erproben Lern- und Wissensmanagement sollen mit flexiblen Lernmedien verbunden werden Bildungsinhalte in Form von handlungsrelevanten Informationen und Lernhilfen bei der Bearbeitung von Lern- oder Arbeitsaufgaben sollen plattformunabhaumlngig mit Web 20-Technologien und -Diensten verfuumlgbar ge-macht werden um arbeitsplatznahes Lernen oder Problemloumlsen zu unterstuumltzen Die Anwender sollen Zugriff auf Prozesse Verfahren und Beispiele erhalten und sich mit anderen Nutzern austauschen koumlnnen

Die Zielgruppe fuumlr das Vorhaben beginnt bei den Aus-zubildenden der Berufsausbildung zum Mechatroni-ker Anlagen- und Industriemechaniker Die Weiter-bildung ist fuumlr Mitarbeiter bzw Servicepersonal aus Unternehmen die Montagesysteme entwickeln pro-duzieren oder warten bis hin zu Ausbildern und Fachberatern fuumlr mechatronische Systeme geplant

umsetzung

Bildungsinhalte und damit zu verknuumlpfende Web 20-basierte Dienste werden sowohl auf stationaumlren als auch auf mobilen Geraumlten lauffaumlhig sein Als Software werden sowohl lizenzpflichtige Standardanwendun-gen als auch Open -Source-Anwendungen ein-gesetzt

Die Lerninhalte und das Web-Portal Mechatronik koumlnnen herstellerneutral genutzt werden Dies wird dadurch gesichert dass Browser Player Add-Ons etc frei zugaumlnglich bzw mit den in Verbindung von PDA PC oder Notebook erworbenen Standard-Softwarelizenzen nutzbar sind

Geeignete Lerninhalte wie Live-Demonstrationen sollen als Webcasts d h einer fuumlr das Internet entwi-ckelten Form des interaktiven Fernsehens oder RSS-Feed d h als eine Art Nachrichtenticker den der interessierte Leser abonnieren kann abrufbar sein Weiterhin sollen Inhalte in digitalisierter Form z B als PowerPoint oder PDF zu spezifischen Fachthemen abgelegt werden Die Webcasts und RSS lassen sich abonnieren speichern jederzeit abspielen und werden zusaumltzlich mit aktuellen und auch externen Informationen verknuumlpft Die Abonnenten erhalten dadurch die Moumlglichkeit sich zielgerichtet zu neuen Entwicklungen auf dem Fachgebiet zu informieren

Lern- und wissensmanagement mit web 20

Im Projekt werden Lerninhalte als handlungsrelevan-te Informationen und Lernhilfen bei der Bearbeitung konkreter komplexer Aufgaben im Arbeitsprozess bzw im Prozess der praktischen Ausbildung als komplexe Lernaufgabe ausgewaumlhlt Fuumlr die Struktu-rierung informellen Lernens stehen die Interaktion mit anderen Lernenden und der Zugriff auf deren Ex-pertise der Austausch von Erfahrungen und Wissen und die Zusammenarbeit beim Erarbeiten von Infor-mationen Inhalten und Wissen im Vordergrund

15 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Beispiele fuumlr web 20 Funktionen die diesen Ansatz unterstuumltzen sind

bullWeb-casts zur Erklaumlrung von Teilsystemen z B anhand eines animierten Funktionsmodells bullWeblog zum Austausch von Erfahrungen die z B bei der Umsetzung der Lernaufgabe entstehen oder der Reflexion der eigenen Lernpraxis bzw zur Kommunikation zwischen Lernenden dienen bullWikis zur Bereitstellung von Lehr- und Lernma-terialien Anleitungen Leittexten oder ande-ren Wissenssammlungen auch durch gemein-same Erstellung von Inhalten z B FAQ bullLernjournal zur Protokollierung eigener Arbeits-ergebnisse und Reflexion der eigenen Lernpraxis bullSocial Bookmarking zum Aufbau einer Samm-lung von Fachinformationen bullRSS-Feeds zur Bereitstellung aktuellerInformationen in Textform die abonniertwerden koumlnnenbullFile Sharing zum Austausch von Webcasts Dokumenten Bildern u a Lerninhalten

Damit verfolgt das Projekt die Vision auch durch mobiles Lernen das Lernen an Orten die keinen Bezug zum Lerngegenstand haben bis hin zum Lernen in den Lebens- oder Arbeitswelt zu ermoumlglichen Durch die Entwicklung und Erprobung von Web 20-Funktio-nalitaumlten und dem Einsatz digitaler Medien in der beruflichen Bildung gibt es insbesondere die Gele-genheit mobiles Lernen mit Arbeitsprozessen zu verknuumlpfen was somit bedarfs- und problemorien-tiertes Lernen ermoumlglicht Moumlglich sind auch eine Ausweitung des interaktiven Lernens sowie die Ein-beziehung von neu entstehenden Informationen in den Austausch und Lernprozess

Das Projekt will die Verwertung von Web 20-Technolo-gien als neue Lehr-und Lerninfrastrukturen erproben um sie als Komponenten fuumlr arbeitsplatznahes Online-Lernen in Verbindung mit Lern- und Wissensmana-gement einzusetzen Dabei sollen Trainer bzw Fachberater die Rolle eines Moderators uumlbernehmen Andererseits erhalten auch die Anwender die Moumlg-lichkeit ihre eigenen vielfaumlltigen Erfahrungen d h ihre realen Erfahrungen und ihr damit verbundenes Wissen (explizites und implizites Wissen) in Form

Rico Eibisch Saumlchsisches Technologiezentrum gGmbH STZ Saumlchsisches Technologie Zentrum fuumlr Bildung und Innovati-on Zwickau wwwstz-zwickaude

eigener Lerninhalte in das System einzuspeichern wo es anderen Nutzern fuumlr Lernprozesse zur Verfuuml-gung steht Auf diese Weise entsteht unter Verwen-dung bestehender Technologien eine Lern- und Wissensdatenbank die arbeitsplatznahes koopera-tives Lernen unterstuumltzt Es zeigt damit neue Wege einer dienstleistungsorientierten Wissensunterstuumlt-zung ndash nicht zuletzt durch die Lernenden selbst ndash im Rahmen von Bildungsnetzwerken auf

16 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Rapid eLearning ndash leicht gestaltbare Lernsoftware in der gewerblich-technischen Ausbildung Kom-petenzwerksttt Elektrohandwerk

Lern- und Arbeitsaufgaben stellen ein eta-bliertes und in den Betrieben bewaumlhrtes didaktisch-methodisches konzept fuumlr beruf-liches Lernen dar Durch einen moumlglichst hohen Grad an selbststaumlndigkeit bei der Bearbeitung einer komplexen Aufgabenstel-lung werden die Auszubildenden nicht nur in

ihren fachlichen sondern auch in ihren metho-dischen und sozialen kompetenzen gefoumlrdert

Lern- und Arbeitsaufgaben stellen ein etabliertes und in den Betrieben bewaumlhrtes didaktisch-metho-disches Konzept fuumlr berufliches Lernen dar Durch einen moumlglichst hohen Grad an Selbststaumlndigkeit bei der Bearbeitung einer komplexen Aufgabenstel-lung werden die Auszubildenden nicht nur in ihren fachlichen sondern auch in ihren methodischen und sozialen Kompetenzen gefoumlrdert

Um eine Lernsoftware effektiv im Rahmen von Lern- und Arbeitsaufgaben einsetzen zu koumlnnen hat sie bestimmte Anforderungen zu erfuumlllen Sie sollte sich auf berufstypische Arbeitsprozesse beziehen und diese angemessen und klar visualisieren um fuumlr den Auszubildenden deutlich zu machen welche Relevanz die Lern- und Arbeitsaufgabe fuumlr den Aus-bildungsberuf besitzt Auszligerdem sollte sie die zur Bewaumlltigung der Aufgabe relevanten Inhalte und Materialien nachvollziehbar strukturiert bereit-halten Uumlber diese grundsaumltzlichen Anforderungen hinaus bestehen fuumlr eine mediengestuumltzte Ausbildung im gewerblich-technischen Bereich besondere Bedingungen

bullDie Inhalte der Software muumlssen schnell modifi-zierbar sein da die Technologien in vielen gewerblich-technischen Berufen einer hohen Innovationsgeschwindigkeit unterworfen sind bullDie Software muss an die Gegebenheiten des jeweiligen Lernorts angepasst werden koumlnnen da die Lernorte der beruflichen Bildung zum Teil sehr heterogene Bedingungen aufweisen ndash z B durch die zur Verfuumlgung stehende techni-sche Lernumgebung

bullDie Software sollte so offen gestaltet sein dass zusaumltzliche Dateien eingepflegt werden koumlnnen da fuumlr die berufliche Bildung i d R eine Vielzahl von Unterlagen in digitaler Form vorliegt

Vor diesem Hintergrund besteht die uumlbergeordnete Frage darin wie eLearning-Systeme zu entwickeln sind um sie im Rahmen von Lern- und Arbeitsauf-gaben einsetzen zu koumlnnen Eine Antwort darauf bietet der Ansatz des Rapid eLearning

rapid eLearning mit der kompetenzwerksttt

Im Rahmen des BMBFESF-gefoumlrderten Projekts Kom-petenzwerksttt Elektrohandwerk wird derzeit nach dem Ansatz der Kompetenzwerksttt ein Lehr- Lernmedium entwickelt das die Anforderungen des Rapid-eLearnings aufgreift Der Begriff Rapid eLearning steht dabei fuumlr Lernsoftware-Systeme die

bullschnell und ohne hohe medientechnischeKompetenz entwickelt werden koumlnnenbullkostenguumlnstig erstellt werden koumlnnen bulleine geringe Einarbeitungszeit fuumlr den Autor erfordern bulldem Anwender einen einfachen Zuganggewaumlhren undbullmultimediale und interaktive Elemente auf-nehmen koumlnnen

Rapid eLearning-Lernprogramme werden oft mit MS-PowerPoint umgesetzt so auch bei der Kompe-tenzwerksttt-Lernsoftware Die Gruumlnde sind klar hoher Verbreitungsgrad einfache Bedienung und weit reichende Moumlglichkeiten zur Gestaltung Me-dieneinbindung und Verlinkung

Mit PowerPoint lassen sich somit die Anforderungen an Rapid eLearning gut einloumlsen Ein weiterer Vorteil besteht darin dass Ausbilder und Lehrer oft auf einen groszligen Fundus von Folien zuruumlckgreifen koumlnnen die sie im Laufe ihrer Taumltigkeit angefertigt haben Arbeitsblaumltter technische Beschreibungen Diagram-me Erlaumluterungen usw liegen damit bereits in elektronischer Form vor und koumlnnen unkompliziert ausgetauscht bzw eingefuumlgt werden

17 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Die Lernsoftware hat eine Modulstruktur die sich uumlber vier Ebenen erstreckt Auf Ebene 1 befindet sich die Hauptnavigation dieser folgt Ebene 2 mit der Modulnavigation Ebene 3 beinhaltet den Content (Inhalt) und Ebene 4 die Anhaumlnge Jede Hierarchie-ebene wird jeweils durch einzelne Dateien repraumlsen-tiert Mit dem Start der Lernsoftware oumlffnet sich eine Power-Point-Datei (PPT) die alleine der Hauptnaviga-tion dient Von hier aus werden die einzelnen Soft-waremodule angewaumlhlt Mit dem Anwaumlhlen eines Moduls oumlffnet sich die naumlchste Datei und liegt gewiss-ermaszligen auf der Startfolie Die Datei der Ebene 2 dient der Navigation innerhalb eines Moduls So lassen sich hier zunaumlchst die Hauptelemente anwaumlhlen anschlie-szligend innerhalb eines Hauptelements der gewuumlnschte Content Mit Klick auf einen Inhaltsbutton oumlffnet sich eine weitere Datei uumlber den beiden Navigations-dateien Hier findet der Anwender jetzt die gewuumlnsch-ten Inhalte ggf lassen sich von hier ndash dann auf Ebene 4 ndash auch weitere externe Dateien (zB doc pdf) starten Waumlhrend die Dateien der Ebenen 1 und 2 also der Navigation dienen halten die Ebenen 3 und 4 die Contents vor Mit dem bdquoZuruumlckldquo-Button schlieszligt der Anwender die Datei und gelangt so auf die jeweils niedrigere Navigationsebene

Die Realisierung in PowerPoint und die skizzierte Modularisierung und Hierarchisierung der Lernsoft-ware bieten hinsichtlich des Rapid eLearning ent-scheidende Staumlrken So lassen sich ohne gehobene medientechnische Kenntnisse z B das Layout anpassen die Inhalte modifizieren oder ergaumlnzen Updates einspielen Materialien verlinken oder komplette Lern- und Arbeitsaufgaben einschlieszlig-lich aller Materialien und Arbeitsblaumltter ergaumlnzen

Da die Lernsoftware ndash ohne Installation ndash auf einem USB-Stick laumluft liegen alle Daten fuumlr jeden Nutzer ohne Bearbeitungseinschraumlnkungen individuell vor Aumlnderungen Erweiterungen Korrekturen usw finden also einfach innerhalb einer PPT-Datei statt umfangreichere Updates werden durch ein schlichtes Ersetzen von Dateien realisiert

Prof Dr Soumlnke Knutzen Technische Universitaumlt Hamburg-Harburg und Prof Dr Falk Howe Universitaumlt Bremen

Fazit

Insbesondere in der dualen gewerblich-technischen Ausbildung bietet der Ansatz des mediengestuumltzten Lernens viele Vorteile Erste Erprobungen mit Lehrern Ausbildern und Auszubildenden zeigen dass ihnen das Handling der Software keine Probleme bereitet Die Anwender koumlnnen in aller Regel auf Erfahrungen mit PowerPoint zuruumlckgreifen wodurch einerseits keine intensive Einarbeitung in die technische Um-gebung notwendig ist andererseits keine Hemm-schwelle beim Einsatz der Software besteht

Wenn es gelingt den Rapid-eLearning-Ansatz nachhaltig mit den Anforderungen gewerblich-technischer Berufsausbildung zu verknuumlpfen und die Vorteile des mediengestuumltzten Lernens deutlich zu machen kann die berufliche Ausbildung an allen Lernorten bereichert werden Auszubildende besit-zen ein Werkzeug dass praktisches und theoretisches Wissen verbindet und letztlich Lehrer und Ausbilder in ihrer Arbeit unterstuumltzt

18 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Weiterbildung durch multimediale Lernformen am Beispiel der Zementindustrie

Im zuge des technischen und wirtschaftli-chen wandels hat sich die Arbeitswelt in der zementindustrie einschneidend veraumlndert

Anfang dieses Jahrhunderts waren ndash in Verbindung mit konjunkturellen und strukturellen Veraumlnderun-gen sowie der Auslagerung von Funktionen (Outsour-cing) ndash Produktivitaumltssteigerungen mit einem Verlust von Arbeitsplaumltzen verbunden Gleichzeitig wurden durch die Rationalisierung der Zementproduktion schwere heute kaum mehr vermittelbare Taumltigkeiten durch moderne Arbeitsplaumltze mit hohen Anforderun-gen an die berufliche Qualifikation und Weiterbil-dung abgeloumlst Dies betrifft nicht nur Fach- und Fuumlhrungskraumlfte sondern alle Beschaumlftigen Denn mehr als je zuvor ist es heute noumltig die Mitar-beiter hinsichtlich ihrer Kenntnisse Fertigkeiten und ihrem verfahrenstechnischen Wissen weiter-zuqualifizieren Nur mit qualifizierten und motivier-ten Mitarbeitern bleibt ein Unternehmen dauerhaft innovativ und konkurrenzfaumlhig Fuumlr den Mitarbeiter bietet sich durch Weiterbildung die Moumlglichkeit vorhandene Kompetenzen an die fortschreitende Entwicklung anzupassen und die eigene Beschaumlftigungsfaumlhigkeit zu erhalten bzw weiter auszubauen

Die Zementindustrie hat in der Vergangenheit fuumlr einfache manuelle Taumltigkeiten viele un- und ange-lernte Arbeiter beschaumlftigt Heute ist die Beschaumlfti-gungsstruktur in den Zementwerken durch den hohen Automatisierungsgrad bestimmt Rund 40 der Belegschaften sind in der Steuerung und Kontrolle des zentralen Produktionsprozesses beschaumlftigt entweder als Vorarbeiter Meister und Produktionssteuerer auf den zentralen Leitstaumlnden oder als Anlagenkontrolleure bzw Maschinenwaumlrter In den Laborbereichen sind rund 10 der Mitarbeiter taumltig die im Allgemeinen eine Ausbildung als Bau-stoffpruumlfer oder Chemielaborant haben Die uumlbrigen Beschaumlftigten arbeiten vor allem in der Instandhal-tung und haben meist eine Ausbildung zum Anlagen-elektroniker oder Industriemechaniker absolviert Entsprechendes Zement-Know-how erwarben sie weitgehend on the job erwarben Vor dem Hinter-grund der stetig steigenden Anforderungen und der fortschreitenden Rationalisierung gewinnt die systematische und bereichsuumlbergreifende Quali-

fizierung der Beschaumlftigten weiter an Bedeutung Eine wirksame Unterstuumltzung der Weiterentwick-lung erfordert dabei einen passgenauen Zuschnitt der Qualifizierungsangebote auf die betrieblichen Anforderungen sowie die individuellen Beduumlrfnisse jedes einzelnen Mitarbeiters

Lehrbriefe werden in digitale Medien uumlber-fuumlhrt

Neben dem von der IHK anerkannten Industriemei-sterlehrgang bdquoKalkZementldquo dem Produktionssteu-ererlehrgang fuumlr Leitstandfahrer sowie zahlreichen Weiterbildungsseminaren bietet der Verein Deut-scher Zementwerke e V zur Aus- und Weiterbildung der gewerblichen Mitarbeiter insbesondere auch der gering qualifizierten bzw fachfremden Mitarbeiter sogenannte bdquoLehrbriefeldquo an Diese 47 Lehrunterlagen stehen den VDZ-Mitgliedswerken nunmehr seit 2006 sowohl in gedruckter Form als auch digital als PDF-Datei zur Verfuumlgung Thematisch befassen sich die Lehrbriefe mit dem gesamten Zementherstellungs-prozess von der Rohmaterialgewinnung bis hin zur Zementverladung Dabei werden vor allem Bereiche behandelt die sich auf die Produktionsablaumlufe in den Werken beziehen und mit der Taumltigkeit des Produk-tionsmitarbeiters in engem Zusammenhang stehen

Erfahrungen mit dem Einsatz der Lehrbriefe zeigten jedoch dass sie nicht im angestrebten Maszlige in den Werken als Weiterbildungsunterlagen genutzt werden Der kontinuierliche Schichtbetrieb sowie die duumlnne Personaldecke fuumlhrten dazu dass in vielen Unternehmen die personellen und zeitlichen Ressour-cen zur Weiterbildung der Mitarbeiter in Praumlsenzsemi-naren nicht gegeben waren Um den Unternehmen ein effizientes und flexibles Angebot zur Weiterbild-ung ihrer Mitarbeiter anbieten zu koumlnnen mussten aus den bisherigen Erfahrungen drei wesentliche Gesichtspunkte beruumlcksichtigt werden Zum einen muss gewaumlhrleistet sein dass die Vermittlung des Wissens individuell und zeitoptimiert in die inner-betrieblichen Ablaumlufe integriert werden kann Zum andern muumlssen die Unterlagen fortlaufend aktualisiert und erweitert werden ndash dies moumlglichst ohne hohen Personal- Kosten- und Zeitaufwand

19 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Zu guter Letzt muumlssen sie so aufbereitet werden dass sie sowohl didaktisch und inhaltlich als auch gestal-terisch bei der Belegschaft auf hohe Akzeptanz stoszligen

Vor diesem Hintergrund wurde 2007 beschlossen die Lehrbriefe vollstaumlndig zu uumlberarbeiten und den Werken zukuumlnftig in Form digitaler Medien zur Ver-fuumlgung zu stellen Hierzu wurden die bestehenden Unterlagen mit finanzieller Unterstuumltzung des Bundes-ministeriums fuumlr Bildung und Forschung (BMBF) grundlegend uumlberarbeitet didaktisch aufbereitet und als Online-Kurse auf einer neu entwickelten VDZ-Lehrplattform integriert

Die nunmehr zur Verfuumlgung stehenden 50 Online-Kurse des VDZ sollen insbesondere den gewerblichen Mitarbeitern aber auch Neueinsteigern Wissen uumlber Technik Umweltvorsorge Arbeitsschutz und die Ablaumlufe der Zementproduktion von der Rohstoffge-winnung bis zum Versand der Produkte vermitteln

Medienelemente wie Videos und Animationen sind genauso Bestandteil der mediengestuumltzten Bildungs-angebote wie Fragenkataloge und Testaufgaben Eine Kommunikationsplattform rundet das Angebot ab Daruumlber hinaus werden vier Kurse angeboten die den Mitarbeitern im beruflichen Alltag sowie in der oumlffentlichen Diskussion eine Hilfestellung bieten Diese sogenannten Informationsbriefe beinhalten die Themen Nachhaltigkeit Rohstoffgewinnung Ressourceneffizienz und Klimaschutz Sie dienen der Vermittlung von Kenntnissen uumlber die Zement-produktion im Spannungsfeld zwischen oumlkonomi-schen oumlkologischen und sozialen Aspekten

Die Lehrplattform wurde mittlerweile von Mitarbei-tern aus fuumlnf VDZ-Mitgliedswerken und dem For-schungsinstitut erfolgreich getestet optimiert und an die Beduumlrfnisse der Beschaumlftigten in der Zement-industrie sowie verwandter Industrien angepasst Die Plattform steht seit Anfang 2010 allen VDZ-Mit-gliedswerken zur Verfuumlgung

Dr rer nat Stefan Schaumlfer Verein Deutscher Zementwerke e V wwwelearning-vdzde

20 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Demografischer Wandel Herausforderungen und Chancen

Den Folgen des demografischen wandels kann

sich auch die Informations- und kommunika-tionswirtschaft (Itk-wirtschaft) nicht ver-schlieszligen zahlreiche studien belegen einen strukturellen Fachkraumlftemangel der sich bei einem konjunkturaufschwung in den naumlchsten

Jahren weiter verschaumlrfen wird und die inter-nationale wettbewerbsfaumlhigkeit Deutsch-lands schwaumlchen kann

IT 50plus ist eine durch den nationalen Informations-technologie-Gipfel der Bundesregierung initiierte Gemeinschaftsinitiative des Bundesverbands Infor-mationswirtschaft Telekommunikation und neue Medien e V und der Industriegewerkschaft Metall (IG Metall) die vom Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung sowie dem Europaumlischen Sozialfonds gefoumlrdert wird Die Initiative zielt darauf ab die Beschaumlftigungsfaumlhigkeit aumllterer ITK-Fachkraumlfte zu erhalten oder wiederherzustellen um so den Folgen des demografischen Wandels und dem Fachkraumlfte-mangel in der ITK-Branche nachhaltig zu begegnen Das modulare Projekt setzt in verschiedenen Bereichen der Personalentwicklung Arbeitsvermittlung und Netzwerkbildung an und gliedert sich in sieben Teilprojekte

bullarbeitsmarktpolitische Instrumente bullAnpassung der arbeitsprozessorientierten Wei-terbildung (APO IT) an die Zielgruppe Arbeitslose bullIT-Spezialistenqualifizierung im virtuellen Raum bullCoaching-Netzwerke fuumlr Unternehmen bullPersonalentwicklungsstrategien IT 50plus bullEntwicklung aumllterer ITK-Fachkraumlfte zum Mentor und Coach bulleLearning IT 50plus ndash Konzepte undEmpfehlungen

Im Vordergrund stehen Initiativen und Vorhaben um bundesweite Beraternetzwerke fuumlr ITK Unterneh-men und fuumlr ITK-Fachkraumlfte aufzubauen dauerhaft zu unterhalten innovative Personalentwicklungs-modelle und Qualifizierungskonzepte zu erstellen zu pilotieren und als Referenzmodelle zur groszligflauml-chigen Umsetzung in Unternehmen bzw durch IT-Bildungstraumlger zu empfehlen

Itk-spezialistenqualifizierung im virtuellen raum

Im Teilprojekt bdquoITK-Spezialistenqualifizierung im vir-tuellen Raumldquo arbeiten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im virtuellen Unternehmen FuTEx (Future Technologies for Expertise Development) Es soll nachwiesen werden dass eine arbeitsprozess-orientierte Qualifizierung mit anschlieszligender Zertifizierung nach der internationalen Norm DIN EN ISOIEC 17024 auch fuumlr IT-Fachkraumlfte moumlglich ist die eine solche Maszlignahme nicht am Arbeitsplatz absolvieren koumlnnen Dies betrifft vor allem Personen in Arbeitslosigkeit oder Kurzarbeit Gearbeitet gelernt und kommuniziert wird an einem virtuellen Arbeitsplatz uumlber eine webbasierte Arbeits- und Lern-plattform Das innovative Konzept basiert auf der bewaumlhrten Methodik des IT-Weiterbildungssystems APO IT So bearbeiten die FuTEx-Teilnehmer-innen am virtuellen Arbeitsplatz einen realen Projektauftrag wobei sie von Lernprozessbegleitern und Fachberatern unterstuumltzt werden Um das APO IT-Prinzip erfolg-reich in eine virtuelle Arbeitswelt zu uumlbertragen sind folgende fuumlnf Schritte vorgesehen

1 realitaumltsnahe Lernaufgaben

Es muumlssen Bedingungen fuumlr arbeitsprozessorientier-tes Lernen geschaffen werden die einem Lern- und Arbeitsplatz im realen betrieblichen Kontext gleichen Erst bei der unmittelbaren praktischen An-wendung von erlerntem Wissen in Verbindung mit der Loumlsung einer konkreten betrieblichen Arbeits-aufgabe kommt es zu sogenannten bdquoemotionalen Labilisierungssituationenldquo d h zu Verunsicherun-gen und zur Veraumlnderung der Gefuumlhle des Menschen die zur nachhaltigen Herausbildung von Handlungs-kompetenzen bei den Lernenden fuumlhren Wichtigste Voraussetzung ist also bdquoechteldquo IT-Projektaufgaben bereitzustellen die von einem realen Auftraggeber stammen

2 webbasierte Arbeits- und Lernplattform

Um Lern-und Projektteams in einer virtuellen Arbeits-welt zu vernetzen und zu betreuen wird eine web-basierte Arbeits- und Lernplattform eingesetzt Sie muss einfach handhabbar und kompatibel mit allen gaumlngigen PC-Betriebssystemen und Web-Browsern

21 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

sein Die Arbeitsplaumltze ndash zu Hause beim Bildungs-traumlger oder im Unternehmen ndash muumlssen mit einem PC sowie mit Breitband-Internet ausgestattet sein

3 Begleitung durch ein engagiertes Betreuerteam

Die Teilnehmer werden von einem Betreuerteam begleitet und unterstuumltzt Da dies in uumlberwiegendem Maszlige bdquoon distanceldquo d h uumlber elektronische Medien der Arbeits- und Lernplattform geschieht erwachsen besonders hohe Anforderungen an die Betreuer Sie muumlssen ein besonderes Gespuumlr fuumlr die Lernsituation der Teilnehmer entwickeln koumlnnen

4 Auswahl geeigneter teilnehmergruppen

In engem Zusammenwirken mit der Bundesagentur fuumlr Arbeit und deren regionalen Agenturen (Zielgruppe arbeitsuchende ITK-Fachkraumlfte ab dem vollendeten 40 Lebensjahr) sowie mit ITK-Hersteller- und Anwenderunternehmen (Zielgruppe aumlltere ITK-Fachkraumlfte in Kurzarbeit) wird uumlber die bevorstehen-den Pilotmaszlignahmen informiert Die Teilnehmer muumlssen Berufserfahrung in der ITK-Wirtschaft haben und besonders aufgeschlossen gegenuumlber elektroni-schen Medien in der Bildung sein

5 evaluation und transfer in den Markt

Das Qualifizierungskonzept wird ab 2010 auf seine Umsetzbarkeit und spaumltere Uumlbertragbarkeit auf andere Unternehmen gepruumlft Nach erfolgreicher Erprobung umfassender Evaluation und Konzept-optimierung ist es vorgesehen die Ergebnisse Erfahrungen und Best Practices zu veroumlffentlichen Die Ergebnisse werden allen einschlaumlgigen Bildungs-traumlgern zugaumlnglich gemacht um Nachhaltigkeit zu erreichen Ziel ist es den FuTEx-Qualifizierungs-ansatz als marktfaumlhiges Konzept bundesweit zu etablieren

Erfolgskriterien fuumlr die Erprobung des FuTEx-Kon-zepts sind

bulldie Zahl der Arbeit suchenden ITK-Fachkraumlfte die nach Absolvierung einer FuTEx-Qualifizie-rung das Abschlusszertifikat zum IT -Spezialisten nach ISO 17024 erhalten haben

Thomas Mosch Mitglied der Geschaumlftsleitung BITKOM - Bundesverband Informationswirtschaft Telekommunikation und neue Medien eV wwwfutexcorpde und wwwit-50plusorg

bulldie Zahl der Arbeit suchenden ITK-Fachkraumlfte die nach erfolgreichem Abschluss einer FuTEx-Qualifizierung in adaumlquate Arbeit zuruumlckfinden konnten und bulldie Zahl der IT-Fachkraumlfte in Kurzarbeit die nach erfolgreichem Abschluss einer FuTEx-Maszlignahme ihre Handlungskompetenzen fuumlr ein IT-Spezial-istenprofil verbessern oder durch Personenzer-tifizierung nach ISO 17024 aktualisieren d h neu erlangen konnten

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22 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

eLearning-Infrastruktur in der Altenpflege (eLiA)

Das Projekt bdquoeLearning-Infrastruktur in der Altenpflegeldquo ist ein durch das Bundesminis-terium fuumlr Bildung und Forschung und den

europaumlischen sozial-fonds gefoumlrdertes Projekt unter der Leitung des Awo-Bundesverbandes e V in Berlin das in der zeit vom 1112007 bis 31102008 gefoumlrdert wurde

Die Aus- Fort-und Weiterbildungseinrichtungen und die Einrichtungen der Altenpflege verfuumlgten vor Pro-jektstart nicht uumlber eine ausreichende Infrastruktur zum Einsatz elektronischer Medien Daraus leiteten sich folgende Notwendigkeiten bzw Projektziele ab

bullSchaffung einer zentralen Infrastruktur durch den Einsatz einer Kommunikations- und Lern plattform bullErprobung des Einsatzes von bereits erstelltem Inhalt (Content) fuumlr den Bereich der Altenpflege-aus- und -weiterbildung bullSchulung von Teletutoren fuumlr die Betreuung von Lernenden bullSchulung von Administratoren zum adaumlquaten Umgang mit der Kommunikations- und Lern plattform

Ein weiteres wichtiges Ziel war die Nachhaltigkeit des Projekts Dafuumlr sollte eine zentrale (traumlgeruumlbergrei-fende) technische Infrastruktur geschaffen werden So sollten nach Projektende alle interessierten Ein-richtungen die Moumlglichkeit erhalten auf dem Server einen separaten geschuumltzten Zugang fuumlr die Entwick-lung und Erprobung eigener eLearning-Lehr- und Lernszenarien zu bekommen

Um die Entwicklung und Realisierung der Projekt-ziele zu unterstuumltzen wurde ein externer Dienstlei-ster die Qualitus GmbH einbezogen Der Partner stellte die technische Infrastruktur bereit passte die Lernumgebung an die Beduumlrfnisse der Kunden an und leistete Support beim Einsatz der flexiblen Open-Scource-Lernplattform ILIAS Die Struktur auf der Plattform wurde in Abstimmung mit der Projektlei-tung konzipiert und umgesetzt Dabei wurden die Bedarfe im Rahmen des Projekts und die geplante Nachhaltigkeit beruumlcksichtigt

Weiterhin wurde auf der Lernplattform ein soge-nannter oumlffentlicher Bereich eingerichtet Dort sind Informationen zum Projekt zum Download zu finden und News z B uumlber die neuesten Schulungstermine In der Projektlaufzeit wurden von drei Trainer-innen der Qualitus GmbH bundesweit sechs Teletutoren-Schulungen fuumlr insgesamt neunzig Teletutoren und eine Administratorenschulung fuumlr fuumlnfzehn Teilnehmer-innen angeboten

Im Rahmen der Teletutoren-Schulungen erhielten die Teilnehmer-innen geschuumltzte Raumlume in denen sie in ihren Lerngruppen miteinander lernen und zudem auch eigene Lernszenarien entwickeln konnten Die waumlhrend dieser Zeit von ihnen enwick-elten Inhalte konnten spaumlter auch im Echtbetrieb eingesetzt werden Zudem wurden Lehrkraumlfte in die Lage versetzt uumlber die Lernplattform ILIAS Lernen-de zu begleiten und zu beraten

Waumlhrend des gesamten Prozesses wurden die Teilnehmer-innen von erfahrenen Tutor-innen begleitet und unterstuumltzt Die Schulung unterteilte sich dabei in 4 Phasen

KickshyOff PraumlsenzshyPhase 1 (ca 15 Tage)

Online Phase 1

(5 Wochen)

PraumlsenzshyPhase 2

(ca 15 Tage)

Online Phase 2

(5 Wochen)

1 Teil

Inhalte und Ziele

bull Die Plat tform aus Sicht der Lernenden kennenlernen

bull Kennenlernen des kooperativen Arbeitens

bull Grundlagenkenntnisse uumlber eLearing

bull Besonderheiten der Online shyKommunikation

bull Rolle und AUfgaben von Teletutoren

2 Teil

Inhalte und Ziele

bull Die Plat tform aus Sicht der Tutoren kennenlernen

bull Einsatz notwendiger Funktionen

bull Wissen uumlber Betreuunug beim eLearning

bull Praxistransfer Umset zung eines eigenen Praxisprojektes

rsaquorsaquorsaquorsaquo rsaquorsaquorsaquorsaquo rsaquorsaquorsaquorsaquo

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evaluation

Die Schulungen wurden abschlieszligend evaluiert Die Kernaussage ist Alle Teilnehmer-innen waren mit den angebotenen Schulungen sehr zufrieden der Praxisbezug konnte weitestgehend hergestellt wer-den Zur eigenen Lernerfahrung befragt wurden u a folgende Aussagen getroffen

23 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

bdquoDie Schulung war fuumlr mich ein echter Gewinn da ich wirklich auf neuem Terrain viel gelernt habeldquo bdquohellip fuumlhlte ich mich in der Gruppe sehr wohl wobei ich vor allem zu bestimmten Mitgliedern Kontakt hatte Die Gruppenbildung scheint online genauso zu funk-tionieren wie out of cyber spaceldquo bdquoMir haben sich durch dieses Seminar ganz andere Moumlglichkeiten geoumlffnetldquo

Hinsichtlich ihrer spaumlteren Aufgabe als Teletutorin befragt fuumlhlten sich die meisten Teilnehmer-innen gut vorbereitet aufgrund der unterschiedlichen Voraussetzungen der Lernenden im Umgang mit dem Computer und Internet sind in Einzelfaumlllen jedoch noch laumlngere Uumlbungsphasen noumltig Moumlgliche Einsatz-felder wurden uumlberwiegend im Fort- und Weiter-bildungsbereich gesehen eLearning wird als gute Moumlglichkeit gesehen das Angebotsspektrum der Institutionen zu erweitern Als Anwendungsbeispiel wurde die Begleitung von Auszubildenden in Praxis-phasen im Sinne einer kontinuierlichen Arbeits- Kommunikations- und Ruumlckmeldemoumlglichkeit genannt

herausforderungen

Die Schulungsteilnehmer nannten folgende Heraus-forderungen bei der Einfuumlhrung von eLearning

bullfehlende technische Affinitaumlt bei der Zielgruppe bullfehlende technische Ausstattung in den Institu-tionen und Betrieben die Lehrangebote bereit-stellen bullhoher Aufwand fuumlr die Einfuumlhrung des eLear-ning Mehraufwand bei der Umwandlung vor-handener Konzepte in Blended-Learning oder eLearning-Konzepte etc bulleehlende Akzeptanz bei einigen Kolleginnen Kollegen dadurch fehlende Vernetzung bullwenig Lehrkraumlfte die professionell tutoriell begleiten koumlnnen bullfehlende Inhalte fuumlr den Einsatz auf der Lern-plattform

nachhaltigkeit

Nach der Projektfoumlrderung wird das eLearning-Portal durch den bdquoVerein eLearning in der Pflege eVldquo (eLiP) fortgefuumlhrt Alle (Bildungs-)Einrichtun-gen in der Pflege koumlnnen diesem Verein beitreten

Peggy Saszlig AWO-Bundesverband eVwwwelearning-pflegede

Zweck des Vereins ist die Foumlrderung der Berufsbildung durch Bereitstellung der Internetplattform ILIAS (wwwelearning-pflegede) mit inhaltlichen techni-schen und didaktischen Hilfen als Hostingpakete sowie Beratung und Vermittlung von Qualifizie-rungen wie ILIAS-Anwender- Teletutoren- und Autorenschulungen Mitwirkung bei der Erstellung von Lerninhalten die von den Vereinsmitgliedern entwickelt werden Weitere Aufgaben sind die perso-nelle und ideelle Foumlrderung der Entwicklung von Lerninhalten z B durch den gegenseitigen Aus-tausch von Lernmaterialien

Die Vereinsmitgliedschaft bietet den Bildungsanbie-tern einen kostenguumlnstigen Einstieg in das Lehren und Lernen mit den neuen Medien moderne Kom-munikationswege Betreuung waumlhrend Abwesenheits-zeiten sowie die Moumlglichkeit neue und zusaumltzliche Angebote im Bereich eLearningBlended-Learning anzubieten

24 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

Entstehung von Communities am Beispiel der Evangelischen Kirche in Deutschland

Die evangelische kirche in Deutschland (ekD) steht gegenwaumlrtig vor groszligen herausforder-ungen und chancen stichworte sind demo-grafischer wandel Individualisierung bzw Pluralisierung wiederentdeckung des religi-oumlsen veraumlndertes Partizipationsverhalten neue Formen von ehrenamt und Gemeinde Daraus ergibt sich fuumlr die Mitarbeitenden ihr handeln immer wieder zu reflektieren

und neue innovative Praktiken zu erlernen

Das Forschungsprojekt PATONGO (Patterns and Tools for NGOs) untersucht wie Technologien und Partizi-pationsprozesse des Web 20 den Austausch uumlber gute Praktiken foumlrdern und so zu einer Weiterent-wicklung der gesamten vernetzten Organisation beitragen koumlnnen Partner im Projekt sind die Evan-gelische Kirche in Deutschland (EKD) die Fern Uni-versitaumlt in Hagen und das Institut fuumlr Wissensmedien in Tuumlbingen

Die Hypothese des Forschungsvorhabens ist dass ein Austausch von erfolgreichen Praktiken in der EKD helfen kann die Qualitaumlt des Handelns in den Gemeinden und Gliedkirchen zu verbessern Durch Vernetzung und gemeinsame Reflexion uumlber erfolgreiche Praktiken soll eine lokale Praktik auch uumlber Grenzen der einzelnen Kirchengemeinden hin-weg zu einer gemeinsamen Praktik weiterentwickelt werden Zwischen den bisher weitgehend unabhaumlngig agierenden Organisationseinheiten koumlnnte sich dadurch ein Praxisnetzwerk entwickeln

Vor dieser Grundannahme stellen sich im PATONGO-Projekt die folgenden Forschungsfragen die nicht nur fuumlr Kirchen sondern allgemein fuumlr verteilte NGOs von Relevanz sind

bullWelche Prozesse koumlnnen eine effektive und qua-litativ hochwertige Wissenskommunikation zum Zwecke der Weiterentwicklung beruflicher Praktiken unterstuumltzen bullWie kann die Nutzung und die Evolution solcher Prozesse mit Web 20-basierten Werkzeugen unterstuumltzt werden

bullWie koumlnnen die Prozesse und Werkzeuge in groszligen verteilten NGOs eingefuumlhrt werden

Kern des Prozesses ist die effektive und qualitativ hochwertige Diskussion uumlber gute Praktiken Dabei durchlaumluft die Diskussion zu einem konkreten Thema drei Ebenen

bullMitarbeitende kommunizieren miteinander uumlber Wuumlnsche und Ideen die sich aus den lokal anzutreffenden Herausforderungen ergeben bullMitarbeitende reflektieren uumlber gute Praktiken und tauschen diese aus (Storytelling Good Practice) bullMitarbeitende abstrahieren die Beschreibung der guten Praktik zu einem Muster fuumlr Loumlsungen (Pattern) das dann in einem Lexikon guter Praxis auftaucht Das Konzept des Patterns wurde aus den Ingenieurswissenschaften uumlbernommen Dort ist ein Pattern eine Loumlsung zu einem wieder-kehrenden Problem in einem klar umrissenen Kontext Im Gegensatz zu einer Handlungsvor-schrift eroumlffnet ein Pattern dem Praktiker einen Entwurfsraum in dem er seine individuelle Loumlsung fuumlr das Problem entwickelt Fuumlr die EKD bedeutet dies dass ein Pattern den Praktiker gut bei der Uumlbertragung der Loumlsungsidee auf die kon-kreten Umstaumlnde in der Gemeinde unterstuumltzt

Auf allen Ebenen der Diskussion vor allem jedoch bei der Erstellung von Patterns fuumlr das Lexikon guter Praxis koumlnnen Praktiker durch Mentoren die ebenfalls Mitglied der Community sind unterstuumltzt werden Mentoren helfen den Praktikern dabei die zentralen Aussagen ihrer Praktik herauszuarbeiten So koumlnnen Praktiker sicherstellen dass ihre Hand-lungsanregungen in den Patterns auch im beab-sichtigten Sinne verstanden werden

Web 20-Technologien koumlnnen auf allen drei Ebenen den Prozess unterstuumltzen Dazu soll ein Online-Com-munity-System entstehen das Kommunikation Koordination und Kooperation ermoumlglicht und zur Mitarbeit in der Community motiviert Auf der Ebene der Kommunikation stellt das Community-System kommunikative Raumlume zur Verfuumlgung Hier koumlnnen Wuumlnsche geaumluszligert Ideen diskutiert und Erfahrun-gen ausgetauscht werden

25 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

Betrachtet man die Groumlszlige der Zielgruppe von uumlber eine Million haupt-und ehrenamtlich Mitarbeitender in der EKD so ist es offensichtlich dass Fragen der Koordination eine wichtige Rolle einnehmen Prak-tiker muumlssen vom System darin unterstuumltzt werden fuumlr sie interessante Kollegen zu finden und relevante Beitraumlge wahrzunehmen Das Community-System muss Menschen aus ganz Deutschland zusammen-bringen die an semantisch verwandten Praktiken arbeiten So wird ein Austausch uumlber spezifische Prak-tiken auch uumlber Gemeindegrenzen hinaus moumlglich

Fuumlr eine effiziente Kooperation wird das Community-System gemeinsame Arbeitsbereiche bereitstellen die zum einen einen gemeinsamen Informationsraum im Sinne eines Wikis zum Austausch von Patterns bereitstellen und zum anderen die enge Kooperation in einer kleinen Gruppe von Praktikern ermoumlglichen Insbesondere soll das Community-System die Entwick-lung neuer Ideen in einer Ideenwerkstatt und die Zusammenarbeit zwischen einem Autor und einem Mentor bei der Verbesserung von Patterns unter-stuumltzen

In Bezug auf die Motivation zur Teilnahme sollen im PATONGO-Projekt verschiedene Instrumente er-forscht werden von denen an dieser Stelle nur zwei Beispiele genannt werden

bullInwieweit hat die Authentizitaumlt der Praktiker und ihrer Gemeinden eine die Motivation stei-gernde Wirkung bullWelche Rolle spielen Kooperation und Wett-bewerb zwischen den Praktikern als motivie-rende Instrumente in der Community

Erste Prototypen fuumlr den in PATONGO vorgesehenen Prozess und die Web 20-basierten Werkzeuge wurden in den ersten Monaten des Projektes entwi-ckelt und mit Anwendern diskutiert Die Resonanz hierauf war sehr positiv Eine breite Diskussion der Konzepte in der kirchlichen Oumlffentlichkeit begann Ende 2009 Fuumlr Mitte 2010 ist der Start der Community geplant Sowohl der Entwurf als auch die Einfuumlhrung und Nutzung des Prozesses und der Werkzeuge werden evaluiert sodass Ruumlckschluumlsse auf die Wirkung in der EKD gezogen werden koumlnnen die auch fuumlr andere NGOs relevant sein werden

Dr Thies Gundlach Evangelische Kirche in Deutschland Dr Till Schuumlmmer FernUniversitaumlt in Hagen (vlnr) wwwpatongode

26 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

Lernkompetenz Schluumlssel zur Qualifizierungfuumlr Aumlltere

Die Diskussion um das lebenslange Lernen hat konjunktur in Politik wirtschaft und

Forschung Mittelfristig wird jeder dritte Be-schaumlftigte uumlber 50 Jahre alt sein und nur noch

jeder fuumlnfte juumlnger als 30 Jahre Parallel dazu nimmt der Anteil der wissensarbeit zu der Anteil koumlrperlicher und gering qualifizierter taumltigkeiten sinkt Lebenslanges Lernen wird als eine der zentralen strategien angesehen diese sich beschleunigenden Veraumlnderungen der Arbeitswelt zu bewaumlltigen

Einigkeit scheint daruumlber zu bestehen dass der Bedarf an beruflicher Weiterbildung auch fuumlr Beschaumlftigte uumlber 50 Jahren waumlchst Weniger Konsens gibt es in Bezug auf das Wie Wie kommen aumlltere Arbeitnehmer mit dieser Anforderung nach permanentem Dazuler-nen zurecht Wie koumlnnen sie unterstuumltzt werden Bislang werden Beschaumlftigte jenseits des vierzigsten Lebensjahres kaum noch zur Weiterbildung ermun-tert und auf die Lernbeduumlrfnisse dieser Gruppe abgestimmte Angebote sind Mangelware Und Dank der Fruumlhverrentungspolitik fruumlherer Jahre und einer entsprechend jugendzentrierten Arbeitsge-staltung gedieh ein bdquoAnti-Lernklimaldquo in dem sich bei Beschaumlftigten und Unternehmen gleichermaszligen der Eindruck verfestigte Aumlltere koumlnnten und wollten nicht mehr lernen Damit einher gehen unscharfe und falsche Vorstellungen uumlber die Lernfaumlhigkeit Aumllterer Demnach lernen Aumlltere (zu) langsam und schneiden in Weiterbildungsseminaren schlecht ab

Haben nicht wissenschaftliche Untersuchungen wiederholt nachgewiesen dass die kognitive Leis-tungsfaumlhigkeit ndash also alle Prozesse die mit Gedaumlchtnis Lernen und Denken zu tun haben ndash schon mit Mitte Ende Zwanzig nachlassen Schraumlnkt dies nicht auch die Lernfaumlhigkeit ein Tatsaumlchlich lassen zwar viele kognitive Funktionen messbar nach

Damit gehen aber nicht automatisch Einbuszligen in der Faumlhigkeit zum berufsbezogenen Lernen einher Zum einen bauen sich nicht alle kognitiven Funktio-nen ab sondern vornehmlich die als bdquofluide Intelli-genzldquo bezeichneten Sie kommen bei der Loumlsung neuer Aufgaben zum Zuge bei denen nicht auf

fruumlhere Lernerfahrungen zuruumlckgegriffen werden kann bdquoKristalline Intelligenzldquo hingegen kommt bei der Nutzung von Wissen und Erfahrung zum Einsatz und kann Einbuszligen der fluiden Intelligenz aus-gleichen Zweitens fanden fast alle einschlaumlgigen Studien im Labor statt und zielten auf die Auslotung der Grenzen kognitiver Leistungsfaumlhigkeit ab Die Moumlglichkeit zur Kompensation durch Wissen und Bildung entfaumlllt dadurch weitgehend

Lernfaumlhigkeit bleibt erhalten

Beim berufsbezogenen Lernen herrschen solche Ein-schraumlnkungen nicht Lernende koumlnnen ihren Lern-prozess hinsichtlich Lernzielen und Lernzeit (mit) bestimmen und dadurch kognitive Einbuszligen ausgleichen Die Laborbefunde zum Altersabbau betreffen so gesehen nur einen kleinen Ausschnitt des Lernens Aus kognitiver Sicht laumlsst sich also festhalten dass die Lernfaumlhigkeit aumllterer Mitarbeiter waumlhrend ihres gesamten Berufslebens erhalten bleibt

Lernfaumlhigkeit ist aber nicht gleich Lernbereitschaft Diese haumlngt wesentlich von einer spezifischen Lern-kompetenz ab Sie ist nicht auf bestimmte Fachge-biete beschraumlnkt und umfasst die drei Ebenen

bullLernorientierung Die Effizienz des Lernen wird davon beeinflusst ob man Lernen als gestaltbare Aktivitaumlt begreift oder als dozentengesteuerte Anhaumlufung von Faktenwissen auf Vorrat bullLernkontrolle Nachhaltig lernen kann nur wer sich dem eigenen Lernbedarf angemessene Lernziele setzt und den Lernfortschritt im Hin-blick auf diese Ziele fortlaufend uumlberpruumlft bullLerntechniken Sie dienen dazu Wissen lang-fristig im Gedaumlchtnis zu verankern und um-fassen vielfaumlltige Methoden der Visualisierung und Konzeptbildung

Lernkompetenz ist kein Talent sondern eine lern- und trainierbare Fertigkeit Sie kann durch gezielte Personalentwicklung und ein stimmiges betriebliches Umfeld mit foumlrderlichem Lernklima aufgebaut und erhalten werden Umgekehrt kann sie als Folge laumlnger dauernder bdquoLernentwoumlhnungldquo verloren gehen Dies haumlngt nicht zuletzt damit zusammen dass in vielen Unternehmen die Weiterbildungsteil-

27 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

nahme jenseits des vierzigsten Lebensjahres schlag-artig sinkt ndash was Lernentwoumlhnung natuumlrlich foumlrdert Auch herrscht fuumlr Aumlltere vielfach insofern ein unguumln-stiges Lernklima als nicht wenige Personalverant-wortliche Aumllteren nur geringe Lernfaumlhigkeit und Veraumlnderungsbereitschaft zutrauen Derlei Vorbe-halte schlagen sich bei Beschaumlftigten in Zweifeln an ihrer eigenen Lernfaumlhigkeit und an der Trainier-barkeit ihrer Fertigkeiten nieder Ein Mangel an Lernkompetenz erklaumlrt moumlglicherweise auch den vielfach replizierten Befund dass aumlltere Beschaumlftigte im Vergleich zu ihren juumlngeren Kollegen schlechtere Leistungen in der berufsbezogenen Weiterbildung zeigen

Unsere Forschung zeigt dass ndash unabhaumlngig vom Alter ndash Beschaumlftigte mit houmlherer Lernkompetenz einen signifikant houmlheren Lernerfolg angeben als Beschaumlftigter geringerer Kompetenz Bei Beschaumlftig-ten uumlber 50 Jahren faumlllt der Unterschied im Lernerfolg am deutlichsten aus Houmlhere Lernkompetenz geht mit houmlherer Weiterbildungsteilnahme einher um-gekehrt berichteten Beschaumlftigte mit geringerer Lernkompetenz uumlber groumlszligere Schwierigkeiten bei der Planung der eigenen Weiterbildung und houmlheren Unterstuumltzungsbedarf

Unter dem Strich zeigen unsere Untersuchungen dass die Erfassung der Lernkompetenz ein wichtiger Schritt ist im Rahmen von Strategien zur quantitativen und qualitativen Verbesserung der Weiterbildungs-beteiligung aumllterer Beschaumlftigter Dies laumlsst sich zur Konzeption von Lernkompetenz-Workshops nutzen mit denen das Lernverhalten gezielt optimiert werden kann Ansatzpunkt einschlaumlgiger Trainings ist die Lernkontrolle die sich in unseren Untersuchungen als trennscharf zwischen kompetenten und weniger kompetenten Lernern erwies Hoher Lernkontrolle also der Fertigkeit angemessene Lernziele zu setzen und das Lernen im Hinblick auf diese Ziele zu steuern kommt das groumlszligte Gewicht fuumlr den Lernerfolg zu Darin liegt auch der Grund dass vornehmlich auf die Vermittlung von auf Lernstrategien ausgerichtete Trainings und primaumlr auf die Staumlrkung der Lernmo-tivation abzielende Trainings gleichermaszligen zu kurz greifen und nur die integrierte Ansprache beider Ebenen nachhaltiges karriereweites und -langes Lernen gewaumlhrleistet

Prof Dr Christian Stamov-Roszlignagel Jacobs Centre on Lifelong Learning Jacobs University wwwjacobs-universitydedirectory10028

28 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Qualifizierung mit System ausbauen -Weiterbildung und bdquoeQualificationldquo

Digitale Medien und bdquoeQualificationldquo als die Lernformen des neuen Jahrtausends prokla-miert standen anfangs fuumlr kostenguumlnstiges und effektives Lernen technische Loumlsungen ruumlckten in den Mittelpunkt der Diskussion doch nach dem ersten Boom kam die ernuumlch-terung Die Lerner wuumlrden das Medium nicht akzeptieren der Lernerfolg sei anzuzweifeln der finanzielle Vorteil ebenso

Anstelle der technokratischen Schwerpunktsetzun-gen widmete man sich in der Folgezeit verstaumlrkt den lern- und bildungstheoretischen Aspekten und dem Potenzial multimedialer Lernkonzepte fuumlr eine zukunftsfaumlhige berufliche Kompetenzentwicklung Angesichts der in den letzten Jahren wieder deutli-chen Zuwachsraten des Lernens mit neuen Medien am Arbeitsplatz stellte sich die Frage nach der Bedeu-tung dieser Medien fuumlr die Weiterbildung und nach ihrem Einfluss auf deren soziale und didaktische Zielsetzungen

weiterbildung und soziale selektion

Die Entwicklung von der Industrie zur Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft fuumlhrt auch zu einem Wandel der Organisation in den Unternehmen die auch zu neuen Arbeits- und Organisationskonzepten fuumlhren wobei wir wahrscheinlich erst am Anfang dieses Wandlungsprozesses stehen Die Folge ist dass Weiterbildung und berufliche Qualifizierung gegenwaumlrtig einen Wandlungsprozess durchlaufen der Ziele und Inhalte Umfang sowie Formen Methoden und Orte des Lernens gleichermaszligen erfasst Lernformen und Lernorte werden pluraler und vielfaumlltiger und gehen mit einem quantitativen Zuwachs und einer qualitativen Veraumlnderung der Bedeutung des Lernens im Unternehmen einher

Die Nachfrage nach eLearning-Konzepten und neuen Medien in der Weiterbildung unterliegt durch neue Arbeitsformen wie rechner-und internetgestuumltzte Facharbeit und Dienstleistungen und den daraus resultierenden Kompetenzanspruumlchen einer auszliger-ordentlichen Dynamik Gleichzeitig haben Aufwen-dungen und Teilnehmerzahlen die Weiterbildung

zum groumlszligten Bildungsbereich gemacht Von den Auf-wendungen von 35 Mrd Euro pro Jahr entfallen 167 Mrd auf die Unternehmen incl die des oumlffentlichen Dienstes 138 Mrd auf Einzelpersonen 42 Mrd auf die Bundesagentur fuumlr Arbeit und 04 Mrd auf den Staat Im europaumlischen Vergleich liegt die Teilnahme-quote an der formellen betrieblichen Weiterbildung mit 30 der Erwerbstaumltigen im Jahr 2005 im Mittel-feld Im Vergleich liegt die Teilnahmequote in Frank-reich mit 46 und Tschechien mit 59 houmlher die von Polen mit 21 und Griechenland mit 14 niedriger

Entscheidend fuumlr die oumlkonomische qualifikatorische soziale und personale Funktion der Weiterbildung ist aber die Frage der Teilhabe an Weiterbildung der Wei-terbildungsbeteiligung Hier zeigt sich der stark sozial ausgrenzende Charakter der Weiterbil-dung die Selektivitaumlt und Ungleichheit von Chancen

bull28 der Weiterbildungsteilnehmer haben Hauptschulabschluss 47 einen mittleren Abschluss 59 AbiturFachhochschulreife bull23 sind ohne Berufsausbildung aber 62 mit Hochschulabschluss bull31 sind Arbeiter 68 Beamte bull44 gehoumlren der Gruppe der 19ndash34-Jaumlhrigen an 31 der Gruppe der 50-64 Jaumlhrigen

Qualifizierung mit system und bdquoeQualificationldquo ausbauen

Die Weiterbildungsbeteiligung haumlngt also entschei-dend von der beruflichen Qualifikation und der schulischen Vorbildung ab und verstaumlrkt die im Schulsystem angelegte soziale Selektion In dieser Situation kommen die informelle Weiterbildung und damit die neuen Medien und verschiedenen Formen des eLearnings ins Spiel Die Teilnahme an Compu-terselbstlernprogrammen im Rahmen der informel-len Weiterbildung hat sich zwischen 2003 und 2007 von 8 auf 15 erhoumlht und damit fast verdoppelt In der informellen Weiterbildungskategorie Internet am Arbeitsplatz weist die Statistik eine Steigerung von 7 auf 13 aus Zudem bilden sich mit der Nut-zung von Personal-Computern rechnerintegrierten Arbeitssystemen und dem Intranet zunehmend vir-tuelle Lernorte in Unternehmen heraus Beschaumlftigte nutzen in wachsendem Maszlige multimediale und inter-aktive Bildungsangebote und koumlnnen an

29 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

kooperativen Lehr-Lern-Arrangements teilnehmen Neue Medien und die damit verbundenen Lerntech-nologien wie Tele-Teaching und Tele-Coaching erlei-chtern und foumlrdern das Lernen in der Arbeit und in vernetzten Lernortstrukturen

Die informelle Weiterbildung verzeichnet seit Jahren erhebliche Zuwaumlchse obwohl die Teilnahme der Erwerbstaumltigen hier mit 61 im Jahre 2003 und mit 68 im Jahre 2007 schon annaumlhernd doppelt so hoch liegt wie die an der formellen Weiterbildung Damit ist die informelle Weiterbildung im Sinne von bdquoArbeit als zweite Chanceldquo und als Moumlglichkeit zu sehen der wachsenden Selektion in Weiterbildung und Weiter-bildungsteilnahme zu begegnen Dies ist allerdings kein Selbstlaumlufer denn auch bei der Teilnahme an der informellen Weiterbildung zeigt sich die Abbild-ung und Verlaumlngerung sozialer Ungleichheit Not-wendig ist eine strukturelle und im Weiterbildungs-system abzusichernde Foumlrderung von bildungsbe-nachteiligten Gruppen In diesem Sinne sind abschlieszligend vier Thesen und Optionen formuliert

bullInformelles Lernen wird im Beruf zunehmend wichtiger dabei kommt dem Lernen mithilfe neuer Medien durch die Verdoppelung in den letzten vier Jahren bei computergestuumltzten Selbstlernprogrammen und Internet-Lernen am Arbeitsplatz eine zentrale Rolle zu bullVirtuelle Lernorte verbinden formelle und informelle Weiterbildung diese Lernorte auf informations- und kommunikationstechno-logischer Basis ergaumlnzen die pluralen Lernorte von Qualifizierungsverbuumlnden und Qualifizier-ungsnetzwerken zunehmend bullNeue Medien eroumlffnen lern- und bildungsthe-oretisch verbesserte Zugaumlnge zum bdquolebenslan-gen Lernenldquo und zur bdquoBildung fuumlr alleldquo voraus-gesetzt sie werden didaktisch-methodisch und institutionell eingebettet und sind nicht einsei-tig auf Selbstorganisation und Individualisierung gerichtet bullWeiterbildung ist als vierte und umfassendste Saumlule des Bildungssystems auszubauen und verstaumlrkt gesetzlich zu rahmen wobei das in-formelle Lernen uumlber verbindliche Anerken-nungen als Beitrag zur Chancengleichheit in beruflichen Bildungswegen im Sinne einersbquo bdquozweiten Chanceldquo zu nutzen ist

Prof Dr Peter Dehnbostel Helmut-Schmidt-Universitaumlt Hamburg wwwhsu-hhdedebo

30 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Aufbau eines Online-Berichtshefts und Kompetenz-portfolios in den dualen Ausbildungsberufen

Die duale Berufsausbildung in Deutschland stellt ein erfolgsmodell dar und genieszligt auch

international hohes Ansehen Mehrere aktu-elle studien zeigen Maumlngel in der Qualitaumlt der dualen beruflichen Ausbildung auf nach einer repraumlsentativen umfrage des Bundesin-stituts fuumlr Berufsbildung (BIBB) kritisieren die Auszubildenden insbesondere die Qualitaumlt der kooperation der Lernorte Betrieb und schule oft ist es den Auszubildenden selbst uumlberlassen erfahrungen aus der betrieblichen und schulischen Ausbildung miteinander zu verknuumlpfen

Bei der mangelnden Abstimmung zwischen den Lern-orten handelt es sich jedoch weniger um ein Problem auf der Ebene der Ausbilder und Berufsschullehrer sondern eher um ein strukturelles Defizit der dualen Berufsausbildung Es mangelt vor allem an systema-tischer Information um ein gegenseitiges Abstimmen in der dualen Ausbildung gewaumlhrleisten zu koumlnnen

Es bedarf geeigneter Instrumente um eine staumlrkere Zusammenarbeit und die Abstimmung zwischen den betrieblichen und schulischen Ausbildern aber auch zwischen dem Auszubildenden und seinem Ausbilder zu ermoumlglichen Gegenwaumlrtig uumlbernimmt ausschlieszlig-lich der papierbasierte Ausbildungsnachweis das sogenannte Berichtsheft diese Funktion Da es sich hierbei um eine zeit- und ortsabhaumlngige Informa-tionsbasis handelt koumlnnen sich Probleme ergeben

Beispielsweise kann der Ausbilder anhand des Ausbildungsnachweises erst nach dem Abschluss eines Ausbildungsturnus feststellen mit welchen Themen sich der Auszubildende auseinanderge-setzt hat In der Folge sind klare und aufeinander abgestimmte Lernprozesse erschwert was nicht selten zu erheblichen Abstimmungsprozessen innerhalb der Ausbildung fuumlhrt

online-Ausbildungsnachweis

Unter dem Titel bdquoBLok ndash Online-Berichtsheft zur Staumlrkung der Lernortkooperationldquo verfolgt das Insti-tut fuumlr Berufspaumldagogik der Technischen Universitaumlt

Dresden das Ziel mit dem Einsatz von Web 20- Technologien die Lernorte der dualen Berufsausbil-dung zu verzahnen Im Rahmen dieses durch das BMBF gefoumlrderten Forschungs- und Entwicklungs-projektes werden bereits bestehende Ressourcen genutzt um das rechtsverbindliche Instrument bdquoBerichtsheftldquo welches in seiner gegenwaumlrtigen Form lediglich als Rechtfertigungsinstrument dient zu einem Qualitaumltsentwicklungsinstrument auf der Grundlage einer geeigneten mediendidaktischen Konzeption auszubauen

Der Schwerpunkt des Projektes liegt in der Entwick-lung Erprobung und Evaluation eines Online-Ausbildungsnachweises auf der technischen Basis eines Weblogs als persoumlnliches Lerntagebuch Dieses Online-Lerntagebuch fuumlhrt der Berufsschuumller regelmaumlszligig und kann von seinem Ausbilder und Berufsschullehrer jederzeit und vor allem unabhaumln-gig vom aktuellen Lernort des Berufsschuumllers einge-sehen werden Auf diese Weise werden die Lernorte der Berufsausbildung im dualen System durch den Online-Ausbildungsnachweis miteinander gekoppelt und so eine gemeinsame Informationsbasis fuumlr die Partner der dualen Berufsausbildung geschaffen Diese Staumlrkung der Lernortkooperation erzeugt eine Transparenz der Ausbildungsinhalte und soll zu einer verbesserten Abstimmung selbiger an den Lernorten fuumlhren

Funktionsbereiche und Potenziale

Der Online-Ausbildungsnachweis verfuumlgt uumlber zwei Funktionsbereiche

bullBerichtsheftfuumlhrung in Form eines Weblogs Wie bei der klassischen Form des Berichtsheftes uumlblich dokumentiert der Auszubildende auch in der online-basierten Form regelmaumlszligig den zeit-lichen und sachlichen Ablauf der Berufsaus-bildung Der Technologie eines Weblog ent-sprechend fuumlhrt der Auszubildende sein Lern-tagebuch als Online-Berichtsheft welches durch die Ausbilder online kommentiert werden kann Durch die Moumlglichkeit von Anmerkungen zu den Eintraumlgen des Auszubildenden werden Feedback-prozesse angeregt und folglich der Dialog zwi-schen Auszubildendem und Ausbilder gestaumlrkt

31 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

bullDarstellung der erworbenen Qualifikationen in Form eines Kompetenzportfolios Neben der Dokumentation des sachlichen und zeitlichen Ablaufes im Berichtsheft ist es dem Auszubildenden moumlglich die dokumentierten Taumltigkeiten zu verschlagworten In Form eines Auswahlmenuumls werden die zu erlangenden Faumlhigkeiten und Fertigkeiten eines Ausbildungs-berufes aufgelistet und von dem Auszubildenden verschlagwortet (sogenanntes Tagging) Anschlieszligend wird durch eine entsprechende Visualisierung (z B in Form einer Tagcloud d h einer Schlagwortwolke) der eigene Entwicklungs-stand dargestellt Die Tagcloud enthaumllt alle bis-her verwendeten Schlagworte Durch die damit erzeugte Transparenz koumlnnen Auszubildende und Ausbilder den Ist-Stand der beruflichen Handlungsfaumlhigkeit einschaumltzen und auch Handlungsbedarfe ableiten In Ergaumlnzung zu der geschlossenen Form des Kompetenzport-folios ist es in der offenen Form vorgesehen aus-bildungsrelevante Dokumente (wie Zertifikate etc) und Erfahrungsberichte abzulegen und so Erfahrungen aus der Ausbildungspraxis zu dokumentieren

Fazit

Das Projekt BLok traumlgt durch die Digitalisierung und Weiterentwicklung des klassischen Berichtsheftes auf Grundlage von Web 20-Technologien zur Ver-zahnung der Lernorte sowie zur Qualitaumltssicherung und -entwicklung in der dualen Berufsausbildung bei BLok unterstuumltzt dabei eine nachhaltige Integ-ration digitaler Medien auf struktureller Ebene in die Berufsausbildungspraxis

Professor Thomas Koumlhler Technische Universitaumlt Dresden wwwblok-onlineorg

32 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

beroobi ndash erlebe Berufe online Das interaktive Jugendportal zur Berufswahl

trotz der vielfaumlltigen Moumlglichkeiten sich Infor-mationen zu beschaffen haben viele Jugend-liche nach wie vor Probleme sich hinsichtlich ihrer beruflichen zukunftsplanung zu orien-tieren oftmals bleibt ihre Ausbildungswahl einseitig und sie nehmen die chancen des derzeitigen Ausbildungs- und Arbeitsmarktes nur bedingt wahr

Das Wissen uumlber die Bandbreite aktueller Ausbildungs-berufe und speziell jener die auch zukuumlnftig Chancen auf dem Arbeitsmarkt bieten ist fuumlr die Berufswahl entscheidend Junge Frauen und Maumlnner mit niedri-geren Schulabschluumlssen sind dabei eine besondere Zielgruppe beroobi ist ein Kunstwort das sich aus Ber-ufs-bi-ld ableitet und bdquoooldquo wurde von Google abgeschaut beroobi bietet den jungen Frauen und Maumlnnern Interaktionsmoumlglichkeiten an die einen attraktiven Einstieg in das Thema Berufswahl ermoumlglichen

Hierfuumlr wird ein interaktives Online-Portal aufgebaut in dessen Mittelpunkt interessante und zukunfts-weisende Ausbildungsberufe fuumlr eine spielerische Erkundung stehen Die Berufsbilder sind multimedial-interaktiv aufbereitet und geben realistische Einblicke in den Berufsalltag Junge Frauen und Maumlnner die bereits in ihrem Beruf arbeiten stellen diese den Nutzern anschaulich vor und lassen sie entdeckend und ausprobierend daran teilhaben Alle wichtigen Aspekte eines Berufs werden aufgegriffen Taumltig-keiten Tagesablaumlufe Erlaumluterungen zu wichtigen Voraussetzungen Erklaumlrungen zu Anforderungen in der Ausbildung sowie das Aufzeigen von Perspek-tiven fuumlr weitere Fortbildungs- und Weiterbildungs-moumlglichkeiten und weiterfuumlhrende Links

Eine leichte und schnelle Orientierung wird dadurch erleichtert dass jedem Berufsbild der gleiche Aufbau und aumlhnliche Interaktionsmoumlglichkeiten zugrunde liegen Bei der Auswahl der Berufe werden bewusst Ausbildungsberufe aus Zukunftsbranchen und Innovationsbereichen (Industrie Handwerk Bau Naturwissenschaften Technik und Informations-technologie) in den Blick genommen

Interaktiver Ansatz mit hohem Akzeptanzwert

Ziel des didaktisch-methodischen Konzepts von beroobi ist es junge Menschen durch neue Ansaumltze zum selbst gesteuerten Entdecken und Ausprobieren im Netz anzuregen und einen persoumlnlichen Bezug zum Thema Berufswahl herzustellen Hierfuumlr setzt das Projekt auf verschiedene Kriterien die in der Umsetzung des Angebots konsequente Beruumlcksich-tigung finden

bullVielseitigkeit Selbststeuerbare Video- und Audiosequenzen Fotoshows und animierte Grafiken bieten anschauliche und vielseitige Formen der Informationsdarstellung Einge-bunden sind diese in eine Flash-Umgebung die auch als Web-Applikation unabhaumlngig von beroobi als Stand-alone-Applikation in eine Web-seite integriert werden koumlnnen bullInteraktion Verschiedene Interaktionstools ermoumlglichen eine direkte und aktive Teilnahm am Angebot Selbsteinschaumltzungen Umfragen und Wissenstests animieren zur spielerischen und entdeckenden Auseinandersetzung mit Inhalten bullIdentifikation Junge Profis aus der Praxis stellen vor Ort ihren Arbeitsplatz und ihr Arbeitsleben vor und lassen die Nutzerinnen und Nutzer uumlber Film und Audio daran teilhaben Der Mix aus Fakten eigenen Erfahrungsberichten und Hinweisen ermoumlglicht Identifikation und Pers-pektivenwechsel bullVerstaumlndlichkeit Das Angebot setzt konsequent auf jugendgerechte Sprache intuitive Benutzer-fuumlhrung und kleine verstaumlndliche Informations-einheiten sodass auch Jugendliche mit weniger Interneterfahrung gut damit zurechtkommen koumlnnen bullAuthentizitaumlt Jedes Berufsbild ist individuell gestaltet und lebt von der Authentizitaumlt seiner realen Hauptperson Dieses unverwechselbare bdquoGesichtldquo sowie auch das Zu-Wort-Kommen von Betriebs-und Unternehmensverantwortlich-en Ausbildungsleitern und anderen bdquoBerufsex-pertenldquo fuumlhren zu einer hohen Akzeptanz bei Jugendlichen

33 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Das online-Portal beroobide

Die Hauptintention des Online-Portals besteht darin Jugendlichen verschiedene Zugangswege zu den jeweiligen Berufsbildern zu ermoumlglichen sie neu-gierig zu machen und zum bdquoHineinklickenldquo anzu-regen Im Mittelpunkt von wwwberoobide stehen daher die Berufsbilder die uumlber spezifische Beduumlrf-nisparameter ansteuerbar sind Weiterfuumlhrende Informationen zu den Berufen Interviews mit Experten spielerische Wissensabfragen und Links werden den Jugendlichen uumlber eine Informations-rubrik angeboten Ein kleiner Community-Bereich ermoumlglicht weitere Orientierungshilfe Dort steht ein moderiertes Forum fuumlr Fragen und Hinweise bereit eine Merkliste fuumlr das Speichern von Berufs-bildern sowie die Verlinkung auf Freunde und deren Profile Uumlber Features wie bdquoWie steht mir der Berufldquo koumlnnen eigene Fotos hochgeladen werden welches die Nutzerinnen und Nutzer automatisch in verschiedene Arbeitsbekleidungen hineinsetzt und in eine Galerie speichert

zielgruppe

Primaumlre Zielgruppe von beroobi sind Jugendliche der Altersgruppe 14 bis 20 Jahre aller Schulformen die sich im Prozess der Berufsfindung und Berufsorien-tierung befinden Neben Schulabgaumlngern sind des-gleichen all diejenigen angesprochen die bereits eine Berufsausbildung begonnen abgeschlossen oder auch abgebrochen haben und sich weiter bzw neu orientieren moumlchten Wichtige Ansprech-partner sind daher auch paumldagogische Fachkraumlfte die in vielen Faumlllen beroobi bei der jugendlichen Zielgruppe bekannt machen

kooperation und Vernetzung

Das Projekt beroobi versteht sich als bdquoTuumlroumlffnerldquo zu bereits bestehenden Angeboten im Bereich Berufso-rientierungberufliche Bildung und lebt daher von dem vielseitigen Austausch und der Zusammenarbeit mit diesen Dazu zaumlhlen unter anderem vor allem Verbaumlnde Innungen Kammern die Agentur fuumlr Arbeit das Bundesinstitut fuumlr Berufsbildung Schulen Berufsschulen Bildungstraumlger Gewerkschaften so-wie vor allem auch Wirtschaftspartner Betriebe und Unternehmen

Silke Niemann Schulen ans Netz e V wwwberoobide und wwwschulen-ans-netzde

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Erstellung digitaler eLearning-Module durch Aus-zubildende im Handwerk

Das Internet hat uns in ein neues Jahrtausend

gefuumlhrt ein Jahrtausend in dem das wissen der welt raumlumlich und zeitlich unabhaumlngig

verfuumlgbar ist und aus immer groumlszligeren Daten-banken abgerufen werden kann eine solche entwicklung macht auch vor dem system der dualen beruflichen erstausbildung im hand-werk nicht halt und beschaumlftigt seit vielen Jahren die vorausschauende wissenschaft aber auch die Praxis

Im Kern geht es bei den Uumlberlegungen um die Einfuumlhr-ung von eLearning-Szenarien Die Bemuumlhungen zielen hier zum einen auf die oumlkonomische Optimie-rung (beliebiger Einstiegszeitpunkt in Qualifizierungs-maszlignahmen Optimierung der Lehrer-Schuumller-Relation) zum anderen aber auch auf die didaktisch-methodische Optimierung von Bildungsprozessen wie die individuelle Foumlrderung oder Flexibilisierung

Bei allen Bemuumlhungen mit Web 10-gestuumltzten eLear-ning-Szenarien bleiben zahlreiche Fragen ungeklaumlrt Dies gilt besonders fuumlr den Bereich der Lehrlings-ausbildung im Handwerk Aus dem System der dualen Berufsausbildung im Handwerk d h der Kombination von betrieblicher und uumlberbetrieblicher Ausbildung und Unterricht in der Berufsschule sind bisher keine nachhaltigen Ansaumltze bekannt in denen Bildungsprozesse durch internetbasierte eLearning-Konzepte optimiert ergaumlnzt oder gar abgeloumlst werden konnten Bisher kann lediglich auf die Ergebnisse von Modellprojekten zuruumlckgegriffen werden Standar-disierte Konzepte und didaktische Ansaumltze existieren nicht Ganz zu schweigen von einer bildungstheore-tischen Verortung von eLearning-Szenarien in konventionellen Berufsbildungsprozessen

Die Vergangenheit hat gezeigt dass vor allem zwei Problemlagen die Einfuumlhrung von eLearning-Szena-rien erschweren Zum einen gibt es das Problem dass es nicht genuumlgend passgenaue digitale Lern-module fuumlr die verschiedenen Gewerke d h die Berufe im Handwerk und die daraus resultierenden Lerngruppen gibt

Hier zeigt sich die Schwierigkeit dass der produzierte eLearning-Baustein entsprechend der Lerngruppe reduziert und entsprechend der Vorstellung des Lehrers didaktisch eingebunden sein muss Zum an-deren scheitert der Einsatz kommerzieller Loumlsungen auch daran dass nicht die notwendigen Ressourcen vorhanden sind um immer wieder Lernmodule zu erwerben die den jeweils aktuellen Stand der Technik abbilden An dieser Stelle setzt das Forschungsvorhaben Didaktische Parallelitaumlt und Lernortflexibilisierung (DiPaL) an DiPaL kombiniert die klassischen Vorteile des Praumlsenzunterrichts mit den neuen Moumlglichkeiten des Web 20 mit dem Ziel Lernprozesse im Dualen System uumlber selbst produzierte E-Learnings flexibler zu machen

Lerneinheiten selber erstellen

Das Forschungsvorhaben entwickelt und untersucht dazu einen neuen subjektorientierten designbasier-ten didaktisch-methodischen Ansatz zur Lernort-kooperation Mit Hilfe spezieller Software erstellen Schuumllerinnen und Schuumller mit ihren Lehrkraumlften ihre Lerneinheiten selber bereiten sie digital auf und veroumlffentlichen sie im Netz Das Konzept des offenen Klassenzimmers basiert dabei auf der Annahme dass in jeder Schuumllerin und in jedem Schuumller auch eine Lehrerin bzw ein Lehrer steckt Das Ziel besteht darin durch eine geeignete Didaktik genau diesen Rollen-tausch vom Lernenden zum (Lern-) Lehrenden herbei-zufuumlhren Das heiszligt konkret dass die Auszubildenden die Themen des Unterrichts so aufbereiten dass digitale Lernmaterialien (Filme Texte Bilder Grafi-ken) entstehen Die dazu notwendigen Aktivitaumlten der (Lern-) Lehrenden reichen von der Anfertigung einer Handzeichnung die eingescannt wird bis zur schriftlichen Ausarbeitung eines kompletten Dreh-buchs fuumlr die Umsetzung des jeweiligen Themas in einem aufwendigen Lehrfilm Die im Unterricht erzeugten digitalen Lernmaterialien werden an-schlieszligend gemeinsam mit dem Lehrer besprochen und diskutiert ob die produzierten Lernmaterialien fachlich richtig sind Diese Besprechungen sind von groszliger Bedeutung fuumlr den Lernprozess da sich hier zeigt ob das Thema fachlich verstanden wurde

35 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Gleichzeitig hinterfragen die (Lern-) Lehrenden sich selbst und den Prozess der Materialienproduktion Hierbei gilt es z B Alternativen zur gefundenen Loumlsung aufzuzeigen oder die Sprachqualitaumlt zu beurteilen Grundsaumltzlich wird angestrebt dass die (Lern-) Lehrenden in einen kritischen Dialog unter-einander treten Die Diskussion fuumlhrt im Ergebnis zu der Entscheidung ob das produzierte Lernmaterial im Internet veroumlffentlicht wird oder nicht

Fuumlr den Bereich der dualen beruflichen Erstausbil-dung bieten die durch die Auszubildenden erstellten digitalen Lernbausteine ganz besondere Moumlglich-keiten um Ausbildungsstrukturen flexibler zu machen So wird das Forschungsvorhaben empirisch unter-suchen inwieweit die Lernbausteine dazu genutzt werden koumlnnen dass der Auszubildende krankheits-bedingte oder betriebsbedingte Fehlzeiten zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort nachholen kann Daneben erwarten die am Forschungsvorhaben beteiligten Institutionen dass uumlber die Transparenz der Inhalte eine grundsaumltzlich verbesserte Zusam-menarbeit zwischen den Berufsschullehrern und den betrieblichen bzw uumlberbetrieblichen Ausbil-dern realisiert werden kann Auch dies soll empirisch geklaumlrt werden

Neben den Untersuchungen hat das Vorhaben auch verschiedene entwicklungstechnische Ziele

bullEntwicklung von Schemata zur Integration von Programmen zur schnellen Entwicklung von Lernangeboten (Rapid-Authoring-Prozesse) in konventionelle Praumlsenzphasen bullEntwicklung und Implementierung einer Datenbank fuumlr Lehrinhalte (Learning Object Re-pository abgekuumlrzt LOR) fuumlr die Bereitstellung von Bausteinen in einem Bausteinnetzwerk des Handwerks (wwwbaustein-netzwerkde) bullEntwicklung von Organisationsstrukturen fuumlr die engere inhaltliche Zusammenarbeit der Lernorte im dualen System auf der personalen Ebene

Markus Schaumlfer Berufskolleg Maumlrkischer Kreis wwwkfz4mede und wwwdipalde

36 LIterAturhInweIse

weiterfuumlhrende Literatur (Auswahl)

Becker M Spoumlttl G (2008) Berufswissenschaftliche Forschung ndash Ein Arbeitsbuch

fuumlr Studium und Praxis Peter Lang Internationaler Verlag der Wissenschaften

Frankfurt am Main

Beicht U Krewerth A Eberhard V Granato M Viel Licht ndash aber auch Schatten

Qualitaumlt dualer Berufsausbildung in Deutschland aus Sicht der Auszubildenden

BIBB Report 92009

Dehnbostel P (2008) Berufliche Weiterbildung Grundlagen aus arbeitnehmer-

orientierter Sicht Berlin edition sigma

Dreyfus H-L Dreyfus S E (1986) Kuumlnstliche Intelligenz Von den Grenzen der

Denkmaschine und dem Wert der Intuition Reinbek Rowohlt Verlag Hamburg

Grund- und Strukturdaten gushisde 80 [12 09 2009]

Hauptverband der deutschen Bauindustrie Zahlen und Fakten

wwwbauindustriede (Stand Juni 2009)

Howe Falk Berben Thomas (2006) Lern- und Arbeitsaufgaben In Rauner Felix

(Hrsg) Handbuch Berufsbildungsforschung 2 aktualisierte Auflage Bielefeld

Bertelsmann S 383ndash390

Howe Falk Knutzen Soumlnke (2007) Die Kompetenzwerksttt Ein berufswissen-

schaftliches E-Learning-Konzept Goumlttingen Cuvillier

Knutzen Soumlnke Howe Falk E-Learning im Handwerk (2008) In Issing Ludwig

Klimsa Paul (Hrsg) Online-Lernen Weinheim Beltz-Verlag S 133ndash156

Knutzen Soumlnke Howe Falk Rapid E-Learning in der gewerblich-technischen

Ausbildung ndash Gestaltbare Lernsoftware nach dem Konzept der Kompetenz-

werksttt (2008) In Howe Falk Jarosch Juumlrgen Zinke Gert (Hrsg)

Ausbildungskonzepte und Neue Medien in der uumlberbetrieblichen Ausbildung

Bielefeld Bertelsmann-Verlag S 112ndash131

Koumlhler T Neumann J Saupe V Organisation des Online-Lernens In Issing L J

Klimsa P Online-Lernen Ein Handbuch fuumlr das Lernen mit Internet Muumlnchen

Oldenbourg 2008

Payome Thea (2006) Marktuumlbersicht Rapid E-Learning ndash aus PowerPoint-Folien

werden Lernprogramme In Hohenstein Andreas Wilbers Karl (Hg) Handbuch

E-Learning 17 Erg-Lfg Koumlln Dt Wirtschaftsdienst

Scheib T Spoumlttl G Windelband L Qualitaumlt betrieblicher Ausbilder sichern und

entwickeln ndash eine staumlndige Herausforderung In Berufsbildung in Wissenschaft

und Praxis ndash BWP 32008 S 36ndash39

Von Rosenbladt B Bilger F (2007) Weiterbildungsbeteiligung in Deutschland

Eckdaten zum BSW-AES 2007 tns infratest Muumlnchen

ZFA (Hrsg) 2009 Statistik Berufsausbildung und Fortbildung Druck und Medien

20082009 unveroumlffentlichte vorlaumlufige Fassung vom 050509

Diese Druckschrift wird im Rahmen der Oumlffentlichkeitsarbeit vom Bundesministe-

rium fuumlr Bildung und Forschung unentgeltlich abgegeben Sie ist nicht zum gewerb-

lichen Vertrieb bestimmt Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerberinnen

Wahlwerbern oder WahlhelferinnenWahlhelfern waumlhrend eines Wahlkampfes zum

Zweck der Wahlwerbung verwendet werden Dies gilt fuumlr Bundestags- Landtags- und

Kommunalwahlen sowie fuumlr Wahlen zum Europaumlischen Parlament Missbraumluchlich

ist insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen und an Informations-

staumlnden der Parteien sowie das Einlegen Aufdrucken oder Aufkleben partei-

politischer Informationen oder Werbemittel Untersagt ist gleichfalls die Weiter-

gabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung Unabhaumlngig davon wann auf

welchem Weg und in welcher Anzahl diese Schrift der Empfaumlngerindem Empfaumlnger

zugegangen ist darf sie auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden

Wahl nicht in einer Weise verwendet werden die als Parteinahme der Bundes-

regierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden koumlnnte

  • eQualification - Neue13Wege der Qualifizierung
    • Impressum
    • Gruszligwort zur Broschuumlre
    • Inhalt
    • eLearning ndash das Lernen der Zukunft
    • Aufstiegsweiterbildung in der Druck- und Medienindustrie13
    • Flexible Learning im Einzelhandel13
    • DAWINCI ndash Durchlaumlssigkeit in der Aus-und Weiterbildung in der chemischen Industrie13
    • Virtuelles Lernen auf der Baustelle ndash Villa-b13
    • Live Stream Learning ndash fuumlr mobiles und stationaumlres Lernen13
    • Rapid eLearning ndash leicht gestaltbare Lernsoftware13
    • Weiterbildung durch multimediale Lernformen13
    • Demografischer Wandel Herausforderungen und Chancen13
    • eLearning-Infrastruktur in der Altenpflege (eLiA)13
    • Entstehung von Communities am Beispiel der evangelischen 13Kirche in Deutschland
    • Lernkompetenz Schluumlssel zur Qualifizierung fuumlr Aumlltere13
    • Qualifizierung mit System ausbauen - 13Weiterbildung und eQualification
    • Aufbau eines Online-Berichtshefts und Kompetenzportfolios in den dualen Ausbildungsberufen13
    • beroobi ndash erlebe Berufe online Das interaktive Jugendportal zur Berufswahl13
    • Erstellung digitaler eLearning-Module durch Auszubildende im Handwerk13
    • weiterfuumlhrende Literatur (Auswahl)
Page 13: eQualification - Neue Medien, neue Wege der …...Mobile Devices), die wachsenden Personalisierungs-möglichkeiten des Digitaldrucks sowie der starke Trend zur Entwicklung innovativer

13 AuFstIeG Durch QuALIFIzIerunG

curriculumentwicklung auf der Basis von kernarbeitsaufgaben

Die Curriculumentwicklung basiert in erster Linie auf den Ergebnissen der genannten Arbeitsprozessan-alysen aber auch auf vorweggenommenen Zielgrup-penanalysen und Sektorbeschreibungen Die doku-mentierten Ergebnisse der Arbeitsprozessanalysen in Form von identifizierten Kernarbeitsaufgaben und Kernkompetenzen werden in Experten-Fach-arbeiter-Workshops validiert bzw korrigiert Aus den Kernkompetenzen heraus werden abschlieszligend arbeitsprozessrelevante Lern- und Arbeitsaufgaben entwickelt welche fuumlr die Vermittlung der Lernin-halte der Fortbildung grundlegend sind Gemaumlszlig des Projektansatzes werden bei der Entwicklung der Lern- und Arbeitsaufgaben aus didaktischer Sicht die Hand-lungsorientierung die Orientierung an realen Arbeitssituationen der entwicklungslogische Ansatz sowie die Verknuumlpfung der drei Lernorte beruumlck-sichtigt

Bisherige ergebnisse und Ausblick

Die bisherigen Ergebnisse des Forschungsprojektes identifizierten einerseits inhaltliche Vorgaben hin-sichtlich der relevanten Themen fuumlr eine Weiter-bildung im oumlkologischen Bausektor und zeigten andererseits Vorteile des Vila-b-Konzeptes fuumlr die Arbeitsorganisation der teilnehmenden KMU auf-gezeigt Gleichzeitig wird der nachhaltige Einsatz des Weiterbildungskonzeptes im Rahmen eines Kompe-tenzzentrums in Verden vorbereitet Aus wissenschaft-licher Perspektive schlieszliglich ist wie die bisherigen projektbezogenen Veroumlffentlich-ungen zeigen die Entwicklung des entwicklungslogischen didaktischen Ansatzes durchaus geeignet um neue Impulse fuumlr die Didaktikdiskussion zu setzen

Prof Dr Georg Spoumlttl Institut Technik und Bildung (ITB) Universitaumlt Bremen wwwitbuni-bremende

14 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Live Stream Learning ndash fuumlr mobiles und stationaumlres Lernen in der Aus- und Weiterbildung in der Mechatronik

Qualifikationsanforderungen entwickeln sich aufgrund wirtschaftsstruktureller Veraumlnder-ungen sowie in Folge von Innovationen kuumlr-zeren Produktzyklen und technologischen neuerungen Dies erfordert eine bedarfsge-rechte weiterentwicklung der Qualifizierung in der beruflichen erstausbildung wie der weiterbildung Die berufliche handlungskom-petenz richtet sich zunehmend an Arbeits-und Geschaumlftsprozessen aus entscheidend wird sein ob wie und wie schnell die Praxis der beruflichen Bildung durch die nutzung der digitalen Medien weiterentwickelt wer-den kann um dem Veraumlnderungsbedarf gerecht zu werden

Das Projekt Live Stream Learning will fuumlr kooperative Lernszenarien in der Aus und Weiterbildung auf dem Gebiet der Mechatronik in Unternehmen und der beruflichen Bildung eine Loumlsung fuumlr arbeitspro-zessorientierte Lernprozesse modellhaft erproben Lern- und Wissensmanagement sollen mit flexiblen Lernmedien verbunden werden Bildungsinhalte in Form von handlungsrelevanten Informationen und Lernhilfen bei der Bearbeitung von Lern- oder Arbeitsaufgaben sollen plattformunabhaumlngig mit Web 20-Technologien und -Diensten verfuumlgbar ge-macht werden um arbeitsplatznahes Lernen oder Problemloumlsen zu unterstuumltzen Die Anwender sollen Zugriff auf Prozesse Verfahren und Beispiele erhalten und sich mit anderen Nutzern austauschen koumlnnen

Die Zielgruppe fuumlr das Vorhaben beginnt bei den Aus-zubildenden der Berufsausbildung zum Mechatroni-ker Anlagen- und Industriemechaniker Die Weiter-bildung ist fuumlr Mitarbeiter bzw Servicepersonal aus Unternehmen die Montagesysteme entwickeln pro-duzieren oder warten bis hin zu Ausbildern und Fachberatern fuumlr mechatronische Systeme geplant

umsetzung

Bildungsinhalte und damit zu verknuumlpfende Web 20-basierte Dienste werden sowohl auf stationaumlren als auch auf mobilen Geraumlten lauffaumlhig sein Als Software werden sowohl lizenzpflichtige Standardanwendun-gen als auch Open -Source-Anwendungen ein-gesetzt

Die Lerninhalte und das Web-Portal Mechatronik koumlnnen herstellerneutral genutzt werden Dies wird dadurch gesichert dass Browser Player Add-Ons etc frei zugaumlnglich bzw mit den in Verbindung von PDA PC oder Notebook erworbenen Standard-Softwarelizenzen nutzbar sind

Geeignete Lerninhalte wie Live-Demonstrationen sollen als Webcasts d h einer fuumlr das Internet entwi-ckelten Form des interaktiven Fernsehens oder RSS-Feed d h als eine Art Nachrichtenticker den der interessierte Leser abonnieren kann abrufbar sein Weiterhin sollen Inhalte in digitalisierter Form z B als PowerPoint oder PDF zu spezifischen Fachthemen abgelegt werden Die Webcasts und RSS lassen sich abonnieren speichern jederzeit abspielen und werden zusaumltzlich mit aktuellen und auch externen Informationen verknuumlpft Die Abonnenten erhalten dadurch die Moumlglichkeit sich zielgerichtet zu neuen Entwicklungen auf dem Fachgebiet zu informieren

Lern- und wissensmanagement mit web 20

Im Projekt werden Lerninhalte als handlungsrelevan-te Informationen und Lernhilfen bei der Bearbeitung konkreter komplexer Aufgaben im Arbeitsprozess bzw im Prozess der praktischen Ausbildung als komplexe Lernaufgabe ausgewaumlhlt Fuumlr die Struktu-rierung informellen Lernens stehen die Interaktion mit anderen Lernenden und der Zugriff auf deren Ex-pertise der Austausch von Erfahrungen und Wissen und die Zusammenarbeit beim Erarbeiten von Infor-mationen Inhalten und Wissen im Vordergrund

15 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Beispiele fuumlr web 20 Funktionen die diesen Ansatz unterstuumltzen sind

bullWeb-casts zur Erklaumlrung von Teilsystemen z B anhand eines animierten Funktionsmodells bullWeblog zum Austausch von Erfahrungen die z B bei der Umsetzung der Lernaufgabe entstehen oder der Reflexion der eigenen Lernpraxis bzw zur Kommunikation zwischen Lernenden dienen bullWikis zur Bereitstellung von Lehr- und Lernma-terialien Anleitungen Leittexten oder ande-ren Wissenssammlungen auch durch gemein-same Erstellung von Inhalten z B FAQ bullLernjournal zur Protokollierung eigener Arbeits-ergebnisse und Reflexion der eigenen Lernpraxis bullSocial Bookmarking zum Aufbau einer Samm-lung von Fachinformationen bullRSS-Feeds zur Bereitstellung aktuellerInformationen in Textform die abonniertwerden koumlnnenbullFile Sharing zum Austausch von Webcasts Dokumenten Bildern u a Lerninhalten

Damit verfolgt das Projekt die Vision auch durch mobiles Lernen das Lernen an Orten die keinen Bezug zum Lerngegenstand haben bis hin zum Lernen in den Lebens- oder Arbeitswelt zu ermoumlglichen Durch die Entwicklung und Erprobung von Web 20-Funktio-nalitaumlten und dem Einsatz digitaler Medien in der beruflichen Bildung gibt es insbesondere die Gele-genheit mobiles Lernen mit Arbeitsprozessen zu verknuumlpfen was somit bedarfs- und problemorien-tiertes Lernen ermoumlglicht Moumlglich sind auch eine Ausweitung des interaktiven Lernens sowie die Ein-beziehung von neu entstehenden Informationen in den Austausch und Lernprozess

Das Projekt will die Verwertung von Web 20-Technolo-gien als neue Lehr-und Lerninfrastrukturen erproben um sie als Komponenten fuumlr arbeitsplatznahes Online-Lernen in Verbindung mit Lern- und Wissensmana-gement einzusetzen Dabei sollen Trainer bzw Fachberater die Rolle eines Moderators uumlbernehmen Andererseits erhalten auch die Anwender die Moumlg-lichkeit ihre eigenen vielfaumlltigen Erfahrungen d h ihre realen Erfahrungen und ihr damit verbundenes Wissen (explizites und implizites Wissen) in Form

Rico Eibisch Saumlchsisches Technologiezentrum gGmbH STZ Saumlchsisches Technologie Zentrum fuumlr Bildung und Innovati-on Zwickau wwwstz-zwickaude

eigener Lerninhalte in das System einzuspeichern wo es anderen Nutzern fuumlr Lernprozesse zur Verfuuml-gung steht Auf diese Weise entsteht unter Verwen-dung bestehender Technologien eine Lern- und Wissensdatenbank die arbeitsplatznahes koopera-tives Lernen unterstuumltzt Es zeigt damit neue Wege einer dienstleistungsorientierten Wissensunterstuumlt-zung ndash nicht zuletzt durch die Lernenden selbst ndash im Rahmen von Bildungsnetzwerken auf

16 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Rapid eLearning ndash leicht gestaltbare Lernsoftware in der gewerblich-technischen Ausbildung Kom-petenzwerksttt Elektrohandwerk

Lern- und Arbeitsaufgaben stellen ein eta-bliertes und in den Betrieben bewaumlhrtes didaktisch-methodisches konzept fuumlr beruf-liches Lernen dar Durch einen moumlglichst hohen Grad an selbststaumlndigkeit bei der Bearbeitung einer komplexen Aufgabenstel-lung werden die Auszubildenden nicht nur in

ihren fachlichen sondern auch in ihren metho-dischen und sozialen kompetenzen gefoumlrdert

Lern- und Arbeitsaufgaben stellen ein etabliertes und in den Betrieben bewaumlhrtes didaktisch-metho-disches Konzept fuumlr berufliches Lernen dar Durch einen moumlglichst hohen Grad an Selbststaumlndigkeit bei der Bearbeitung einer komplexen Aufgabenstel-lung werden die Auszubildenden nicht nur in ihren fachlichen sondern auch in ihren methodischen und sozialen Kompetenzen gefoumlrdert

Um eine Lernsoftware effektiv im Rahmen von Lern- und Arbeitsaufgaben einsetzen zu koumlnnen hat sie bestimmte Anforderungen zu erfuumlllen Sie sollte sich auf berufstypische Arbeitsprozesse beziehen und diese angemessen und klar visualisieren um fuumlr den Auszubildenden deutlich zu machen welche Relevanz die Lern- und Arbeitsaufgabe fuumlr den Aus-bildungsberuf besitzt Auszligerdem sollte sie die zur Bewaumlltigung der Aufgabe relevanten Inhalte und Materialien nachvollziehbar strukturiert bereit-halten Uumlber diese grundsaumltzlichen Anforderungen hinaus bestehen fuumlr eine mediengestuumltzte Ausbildung im gewerblich-technischen Bereich besondere Bedingungen

bullDie Inhalte der Software muumlssen schnell modifi-zierbar sein da die Technologien in vielen gewerblich-technischen Berufen einer hohen Innovationsgeschwindigkeit unterworfen sind bullDie Software muss an die Gegebenheiten des jeweiligen Lernorts angepasst werden koumlnnen da die Lernorte der beruflichen Bildung zum Teil sehr heterogene Bedingungen aufweisen ndash z B durch die zur Verfuumlgung stehende techni-sche Lernumgebung

bullDie Software sollte so offen gestaltet sein dass zusaumltzliche Dateien eingepflegt werden koumlnnen da fuumlr die berufliche Bildung i d R eine Vielzahl von Unterlagen in digitaler Form vorliegt

Vor diesem Hintergrund besteht die uumlbergeordnete Frage darin wie eLearning-Systeme zu entwickeln sind um sie im Rahmen von Lern- und Arbeitsauf-gaben einsetzen zu koumlnnen Eine Antwort darauf bietet der Ansatz des Rapid eLearning

rapid eLearning mit der kompetenzwerksttt

Im Rahmen des BMBFESF-gefoumlrderten Projekts Kom-petenzwerksttt Elektrohandwerk wird derzeit nach dem Ansatz der Kompetenzwerksttt ein Lehr- Lernmedium entwickelt das die Anforderungen des Rapid-eLearnings aufgreift Der Begriff Rapid eLearning steht dabei fuumlr Lernsoftware-Systeme die

bullschnell und ohne hohe medientechnischeKompetenz entwickelt werden koumlnnenbullkostenguumlnstig erstellt werden koumlnnen bulleine geringe Einarbeitungszeit fuumlr den Autor erfordern bulldem Anwender einen einfachen Zuganggewaumlhren undbullmultimediale und interaktive Elemente auf-nehmen koumlnnen

Rapid eLearning-Lernprogramme werden oft mit MS-PowerPoint umgesetzt so auch bei der Kompe-tenzwerksttt-Lernsoftware Die Gruumlnde sind klar hoher Verbreitungsgrad einfache Bedienung und weit reichende Moumlglichkeiten zur Gestaltung Me-dieneinbindung und Verlinkung

Mit PowerPoint lassen sich somit die Anforderungen an Rapid eLearning gut einloumlsen Ein weiterer Vorteil besteht darin dass Ausbilder und Lehrer oft auf einen groszligen Fundus von Folien zuruumlckgreifen koumlnnen die sie im Laufe ihrer Taumltigkeit angefertigt haben Arbeitsblaumltter technische Beschreibungen Diagram-me Erlaumluterungen usw liegen damit bereits in elektronischer Form vor und koumlnnen unkompliziert ausgetauscht bzw eingefuumlgt werden

17 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Die Lernsoftware hat eine Modulstruktur die sich uumlber vier Ebenen erstreckt Auf Ebene 1 befindet sich die Hauptnavigation dieser folgt Ebene 2 mit der Modulnavigation Ebene 3 beinhaltet den Content (Inhalt) und Ebene 4 die Anhaumlnge Jede Hierarchie-ebene wird jeweils durch einzelne Dateien repraumlsen-tiert Mit dem Start der Lernsoftware oumlffnet sich eine Power-Point-Datei (PPT) die alleine der Hauptnaviga-tion dient Von hier aus werden die einzelnen Soft-waremodule angewaumlhlt Mit dem Anwaumlhlen eines Moduls oumlffnet sich die naumlchste Datei und liegt gewiss-ermaszligen auf der Startfolie Die Datei der Ebene 2 dient der Navigation innerhalb eines Moduls So lassen sich hier zunaumlchst die Hauptelemente anwaumlhlen anschlie-szligend innerhalb eines Hauptelements der gewuumlnschte Content Mit Klick auf einen Inhaltsbutton oumlffnet sich eine weitere Datei uumlber den beiden Navigations-dateien Hier findet der Anwender jetzt die gewuumlnsch-ten Inhalte ggf lassen sich von hier ndash dann auf Ebene 4 ndash auch weitere externe Dateien (zB doc pdf) starten Waumlhrend die Dateien der Ebenen 1 und 2 also der Navigation dienen halten die Ebenen 3 und 4 die Contents vor Mit dem bdquoZuruumlckldquo-Button schlieszligt der Anwender die Datei und gelangt so auf die jeweils niedrigere Navigationsebene

Die Realisierung in PowerPoint und die skizzierte Modularisierung und Hierarchisierung der Lernsoft-ware bieten hinsichtlich des Rapid eLearning ent-scheidende Staumlrken So lassen sich ohne gehobene medientechnische Kenntnisse z B das Layout anpassen die Inhalte modifizieren oder ergaumlnzen Updates einspielen Materialien verlinken oder komplette Lern- und Arbeitsaufgaben einschlieszlig-lich aller Materialien und Arbeitsblaumltter ergaumlnzen

Da die Lernsoftware ndash ohne Installation ndash auf einem USB-Stick laumluft liegen alle Daten fuumlr jeden Nutzer ohne Bearbeitungseinschraumlnkungen individuell vor Aumlnderungen Erweiterungen Korrekturen usw finden also einfach innerhalb einer PPT-Datei statt umfangreichere Updates werden durch ein schlichtes Ersetzen von Dateien realisiert

Prof Dr Soumlnke Knutzen Technische Universitaumlt Hamburg-Harburg und Prof Dr Falk Howe Universitaumlt Bremen

Fazit

Insbesondere in der dualen gewerblich-technischen Ausbildung bietet der Ansatz des mediengestuumltzten Lernens viele Vorteile Erste Erprobungen mit Lehrern Ausbildern und Auszubildenden zeigen dass ihnen das Handling der Software keine Probleme bereitet Die Anwender koumlnnen in aller Regel auf Erfahrungen mit PowerPoint zuruumlckgreifen wodurch einerseits keine intensive Einarbeitung in die technische Um-gebung notwendig ist andererseits keine Hemm-schwelle beim Einsatz der Software besteht

Wenn es gelingt den Rapid-eLearning-Ansatz nachhaltig mit den Anforderungen gewerblich-technischer Berufsausbildung zu verknuumlpfen und die Vorteile des mediengestuumltzten Lernens deutlich zu machen kann die berufliche Ausbildung an allen Lernorten bereichert werden Auszubildende besit-zen ein Werkzeug dass praktisches und theoretisches Wissen verbindet und letztlich Lehrer und Ausbilder in ihrer Arbeit unterstuumltzt

18 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Weiterbildung durch multimediale Lernformen am Beispiel der Zementindustrie

Im zuge des technischen und wirtschaftli-chen wandels hat sich die Arbeitswelt in der zementindustrie einschneidend veraumlndert

Anfang dieses Jahrhunderts waren ndash in Verbindung mit konjunkturellen und strukturellen Veraumlnderun-gen sowie der Auslagerung von Funktionen (Outsour-cing) ndash Produktivitaumltssteigerungen mit einem Verlust von Arbeitsplaumltzen verbunden Gleichzeitig wurden durch die Rationalisierung der Zementproduktion schwere heute kaum mehr vermittelbare Taumltigkeiten durch moderne Arbeitsplaumltze mit hohen Anforderun-gen an die berufliche Qualifikation und Weiterbil-dung abgeloumlst Dies betrifft nicht nur Fach- und Fuumlhrungskraumlfte sondern alle Beschaumlftigen Denn mehr als je zuvor ist es heute noumltig die Mitar-beiter hinsichtlich ihrer Kenntnisse Fertigkeiten und ihrem verfahrenstechnischen Wissen weiter-zuqualifizieren Nur mit qualifizierten und motivier-ten Mitarbeitern bleibt ein Unternehmen dauerhaft innovativ und konkurrenzfaumlhig Fuumlr den Mitarbeiter bietet sich durch Weiterbildung die Moumlglichkeit vorhandene Kompetenzen an die fortschreitende Entwicklung anzupassen und die eigene Beschaumlftigungsfaumlhigkeit zu erhalten bzw weiter auszubauen

Die Zementindustrie hat in der Vergangenheit fuumlr einfache manuelle Taumltigkeiten viele un- und ange-lernte Arbeiter beschaumlftigt Heute ist die Beschaumlfti-gungsstruktur in den Zementwerken durch den hohen Automatisierungsgrad bestimmt Rund 40 der Belegschaften sind in der Steuerung und Kontrolle des zentralen Produktionsprozesses beschaumlftigt entweder als Vorarbeiter Meister und Produktionssteuerer auf den zentralen Leitstaumlnden oder als Anlagenkontrolleure bzw Maschinenwaumlrter In den Laborbereichen sind rund 10 der Mitarbeiter taumltig die im Allgemeinen eine Ausbildung als Bau-stoffpruumlfer oder Chemielaborant haben Die uumlbrigen Beschaumlftigten arbeiten vor allem in der Instandhal-tung und haben meist eine Ausbildung zum Anlagen-elektroniker oder Industriemechaniker absolviert Entsprechendes Zement-Know-how erwarben sie weitgehend on the job erwarben Vor dem Hinter-grund der stetig steigenden Anforderungen und der fortschreitenden Rationalisierung gewinnt die systematische und bereichsuumlbergreifende Quali-

fizierung der Beschaumlftigten weiter an Bedeutung Eine wirksame Unterstuumltzung der Weiterentwick-lung erfordert dabei einen passgenauen Zuschnitt der Qualifizierungsangebote auf die betrieblichen Anforderungen sowie die individuellen Beduumlrfnisse jedes einzelnen Mitarbeiters

Lehrbriefe werden in digitale Medien uumlber-fuumlhrt

Neben dem von der IHK anerkannten Industriemei-sterlehrgang bdquoKalkZementldquo dem Produktionssteu-ererlehrgang fuumlr Leitstandfahrer sowie zahlreichen Weiterbildungsseminaren bietet der Verein Deut-scher Zementwerke e V zur Aus- und Weiterbildung der gewerblichen Mitarbeiter insbesondere auch der gering qualifizierten bzw fachfremden Mitarbeiter sogenannte bdquoLehrbriefeldquo an Diese 47 Lehrunterlagen stehen den VDZ-Mitgliedswerken nunmehr seit 2006 sowohl in gedruckter Form als auch digital als PDF-Datei zur Verfuumlgung Thematisch befassen sich die Lehrbriefe mit dem gesamten Zementherstellungs-prozess von der Rohmaterialgewinnung bis hin zur Zementverladung Dabei werden vor allem Bereiche behandelt die sich auf die Produktionsablaumlufe in den Werken beziehen und mit der Taumltigkeit des Produk-tionsmitarbeiters in engem Zusammenhang stehen

Erfahrungen mit dem Einsatz der Lehrbriefe zeigten jedoch dass sie nicht im angestrebten Maszlige in den Werken als Weiterbildungsunterlagen genutzt werden Der kontinuierliche Schichtbetrieb sowie die duumlnne Personaldecke fuumlhrten dazu dass in vielen Unternehmen die personellen und zeitlichen Ressour-cen zur Weiterbildung der Mitarbeiter in Praumlsenzsemi-naren nicht gegeben waren Um den Unternehmen ein effizientes und flexibles Angebot zur Weiterbild-ung ihrer Mitarbeiter anbieten zu koumlnnen mussten aus den bisherigen Erfahrungen drei wesentliche Gesichtspunkte beruumlcksichtigt werden Zum einen muss gewaumlhrleistet sein dass die Vermittlung des Wissens individuell und zeitoptimiert in die inner-betrieblichen Ablaumlufe integriert werden kann Zum andern muumlssen die Unterlagen fortlaufend aktualisiert und erweitert werden ndash dies moumlglichst ohne hohen Personal- Kosten- und Zeitaufwand

19 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Zu guter Letzt muumlssen sie so aufbereitet werden dass sie sowohl didaktisch und inhaltlich als auch gestal-terisch bei der Belegschaft auf hohe Akzeptanz stoszligen

Vor diesem Hintergrund wurde 2007 beschlossen die Lehrbriefe vollstaumlndig zu uumlberarbeiten und den Werken zukuumlnftig in Form digitaler Medien zur Ver-fuumlgung zu stellen Hierzu wurden die bestehenden Unterlagen mit finanzieller Unterstuumltzung des Bundes-ministeriums fuumlr Bildung und Forschung (BMBF) grundlegend uumlberarbeitet didaktisch aufbereitet und als Online-Kurse auf einer neu entwickelten VDZ-Lehrplattform integriert

Die nunmehr zur Verfuumlgung stehenden 50 Online-Kurse des VDZ sollen insbesondere den gewerblichen Mitarbeitern aber auch Neueinsteigern Wissen uumlber Technik Umweltvorsorge Arbeitsschutz und die Ablaumlufe der Zementproduktion von der Rohstoffge-winnung bis zum Versand der Produkte vermitteln

Medienelemente wie Videos und Animationen sind genauso Bestandteil der mediengestuumltzten Bildungs-angebote wie Fragenkataloge und Testaufgaben Eine Kommunikationsplattform rundet das Angebot ab Daruumlber hinaus werden vier Kurse angeboten die den Mitarbeitern im beruflichen Alltag sowie in der oumlffentlichen Diskussion eine Hilfestellung bieten Diese sogenannten Informationsbriefe beinhalten die Themen Nachhaltigkeit Rohstoffgewinnung Ressourceneffizienz und Klimaschutz Sie dienen der Vermittlung von Kenntnissen uumlber die Zement-produktion im Spannungsfeld zwischen oumlkonomi-schen oumlkologischen und sozialen Aspekten

Die Lehrplattform wurde mittlerweile von Mitarbei-tern aus fuumlnf VDZ-Mitgliedswerken und dem For-schungsinstitut erfolgreich getestet optimiert und an die Beduumlrfnisse der Beschaumlftigten in der Zement-industrie sowie verwandter Industrien angepasst Die Plattform steht seit Anfang 2010 allen VDZ-Mit-gliedswerken zur Verfuumlgung

Dr rer nat Stefan Schaumlfer Verein Deutscher Zementwerke e V wwwelearning-vdzde

20 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Demografischer Wandel Herausforderungen und Chancen

Den Folgen des demografischen wandels kann

sich auch die Informations- und kommunika-tionswirtschaft (Itk-wirtschaft) nicht ver-schlieszligen zahlreiche studien belegen einen strukturellen Fachkraumlftemangel der sich bei einem konjunkturaufschwung in den naumlchsten

Jahren weiter verschaumlrfen wird und die inter-nationale wettbewerbsfaumlhigkeit Deutsch-lands schwaumlchen kann

IT 50plus ist eine durch den nationalen Informations-technologie-Gipfel der Bundesregierung initiierte Gemeinschaftsinitiative des Bundesverbands Infor-mationswirtschaft Telekommunikation und neue Medien e V und der Industriegewerkschaft Metall (IG Metall) die vom Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung sowie dem Europaumlischen Sozialfonds gefoumlrdert wird Die Initiative zielt darauf ab die Beschaumlftigungsfaumlhigkeit aumllterer ITK-Fachkraumlfte zu erhalten oder wiederherzustellen um so den Folgen des demografischen Wandels und dem Fachkraumlfte-mangel in der ITK-Branche nachhaltig zu begegnen Das modulare Projekt setzt in verschiedenen Bereichen der Personalentwicklung Arbeitsvermittlung und Netzwerkbildung an und gliedert sich in sieben Teilprojekte

bullarbeitsmarktpolitische Instrumente bullAnpassung der arbeitsprozessorientierten Wei-terbildung (APO IT) an die Zielgruppe Arbeitslose bullIT-Spezialistenqualifizierung im virtuellen Raum bullCoaching-Netzwerke fuumlr Unternehmen bullPersonalentwicklungsstrategien IT 50plus bullEntwicklung aumllterer ITK-Fachkraumlfte zum Mentor und Coach bulleLearning IT 50plus ndash Konzepte undEmpfehlungen

Im Vordergrund stehen Initiativen und Vorhaben um bundesweite Beraternetzwerke fuumlr ITK Unterneh-men und fuumlr ITK-Fachkraumlfte aufzubauen dauerhaft zu unterhalten innovative Personalentwicklungs-modelle und Qualifizierungskonzepte zu erstellen zu pilotieren und als Referenzmodelle zur groszligflauml-chigen Umsetzung in Unternehmen bzw durch IT-Bildungstraumlger zu empfehlen

Itk-spezialistenqualifizierung im virtuellen raum

Im Teilprojekt bdquoITK-Spezialistenqualifizierung im vir-tuellen Raumldquo arbeiten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im virtuellen Unternehmen FuTEx (Future Technologies for Expertise Development) Es soll nachwiesen werden dass eine arbeitsprozess-orientierte Qualifizierung mit anschlieszligender Zertifizierung nach der internationalen Norm DIN EN ISOIEC 17024 auch fuumlr IT-Fachkraumlfte moumlglich ist die eine solche Maszlignahme nicht am Arbeitsplatz absolvieren koumlnnen Dies betrifft vor allem Personen in Arbeitslosigkeit oder Kurzarbeit Gearbeitet gelernt und kommuniziert wird an einem virtuellen Arbeitsplatz uumlber eine webbasierte Arbeits- und Lern-plattform Das innovative Konzept basiert auf der bewaumlhrten Methodik des IT-Weiterbildungssystems APO IT So bearbeiten die FuTEx-Teilnehmer-innen am virtuellen Arbeitsplatz einen realen Projektauftrag wobei sie von Lernprozessbegleitern und Fachberatern unterstuumltzt werden Um das APO IT-Prinzip erfolg-reich in eine virtuelle Arbeitswelt zu uumlbertragen sind folgende fuumlnf Schritte vorgesehen

1 realitaumltsnahe Lernaufgaben

Es muumlssen Bedingungen fuumlr arbeitsprozessorientier-tes Lernen geschaffen werden die einem Lern- und Arbeitsplatz im realen betrieblichen Kontext gleichen Erst bei der unmittelbaren praktischen An-wendung von erlerntem Wissen in Verbindung mit der Loumlsung einer konkreten betrieblichen Arbeits-aufgabe kommt es zu sogenannten bdquoemotionalen Labilisierungssituationenldquo d h zu Verunsicherun-gen und zur Veraumlnderung der Gefuumlhle des Menschen die zur nachhaltigen Herausbildung von Handlungs-kompetenzen bei den Lernenden fuumlhren Wichtigste Voraussetzung ist also bdquoechteldquo IT-Projektaufgaben bereitzustellen die von einem realen Auftraggeber stammen

2 webbasierte Arbeits- und Lernplattform

Um Lern-und Projektteams in einer virtuellen Arbeits-welt zu vernetzen und zu betreuen wird eine web-basierte Arbeits- und Lernplattform eingesetzt Sie muss einfach handhabbar und kompatibel mit allen gaumlngigen PC-Betriebssystemen und Web-Browsern

21 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

sein Die Arbeitsplaumltze ndash zu Hause beim Bildungs-traumlger oder im Unternehmen ndash muumlssen mit einem PC sowie mit Breitband-Internet ausgestattet sein

3 Begleitung durch ein engagiertes Betreuerteam

Die Teilnehmer werden von einem Betreuerteam begleitet und unterstuumltzt Da dies in uumlberwiegendem Maszlige bdquoon distanceldquo d h uumlber elektronische Medien der Arbeits- und Lernplattform geschieht erwachsen besonders hohe Anforderungen an die Betreuer Sie muumlssen ein besonderes Gespuumlr fuumlr die Lernsituation der Teilnehmer entwickeln koumlnnen

4 Auswahl geeigneter teilnehmergruppen

In engem Zusammenwirken mit der Bundesagentur fuumlr Arbeit und deren regionalen Agenturen (Zielgruppe arbeitsuchende ITK-Fachkraumlfte ab dem vollendeten 40 Lebensjahr) sowie mit ITK-Hersteller- und Anwenderunternehmen (Zielgruppe aumlltere ITK-Fachkraumlfte in Kurzarbeit) wird uumlber die bevorstehen-den Pilotmaszlignahmen informiert Die Teilnehmer muumlssen Berufserfahrung in der ITK-Wirtschaft haben und besonders aufgeschlossen gegenuumlber elektroni-schen Medien in der Bildung sein

5 evaluation und transfer in den Markt

Das Qualifizierungskonzept wird ab 2010 auf seine Umsetzbarkeit und spaumltere Uumlbertragbarkeit auf andere Unternehmen gepruumlft Nach erfolgreicher Erprobung umfassender Evaluation und Konzept-optimierung ist es vorgesehen die Ergebnisse Erfahrungen und Best Practices zu veroumlffentlichen Die Ergebnisse werden allen einschlaumlgigen Bildungs-traumlgern zugaumlnglich gemacht um Nachhaltigkeit zu erreichen Ziel ist es den FuTEx-Qualifizierungs-ansatz als marktfaumlhiges Konzept bundesweit zu etablieren

Erfolgskriterien fuumlr die Erprobung des FuTEx-Kon-zepts sind

bulldie Zahl der Arbeit suchenden ITK-Fachkraumlfte die nach Absolvierung einer FuTEx-Qualifizie-rung das Abschlusszertifikat zum IT -Spezialisten nach ISO 17024 erhalten haben

Thomas Mosch Mitglied der Geschaumlftsleitung BITKOM - Bundesverband Informationswirtschaft Telekommunikation und neue Medien eV wwwfutexcorpde und wwwit-50plusorg

bulldie Zahl der Arbeit suchenden ITK-Fachkraumlfte die nach erfolgreichem Abschluss einer FuTEx-Qualifizierung in adaumlquate Arbeit zuruumlckfinden konnten und bulldie Zahl der IT-Fachkraumlfte in Kurzarbeit die nach erfolgreichem Abschluss einer FuTEx-Maszlignahme ihre Handlungskompetenzen fuumlr ein IT-Spezial-istenprofil verbessern oder durch Personenzer-tifizierung nach ISO 17024 aktualisieren d h neu erlangen konnten

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22 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

eLearning-Infrastruktur in der Altenpflege (eLiA)

Das Projekt bdquoeLearning-Infrastruktur in der Altenpflegeldquo ist ein durch das Bundesminis-terium fuumlr Bildung und Forschung und den

europaumlischen sozial-fonds gefoumlrdertes Projekt unter der Leitung des Awo-Bundesverbandes e V in Berlin das in der zeit vom 1112007 bis 31102008 gefoumlrdert wurde

Die Aus- Fort-und Weiterbildungseinrichtungen und die Einrichtungen der Altenpflege verfuumlgten vor Pro-jektstart nicht uumlber eine ausreichende Infrastruktur zum Einsatz elektronischer Medien Daraus leiteten sich folgende Notwendigkeiten bzw Projektziele ab

bullSchaffung einer zentralen Infrastruktur durch den Einsatz einer Kommunikations- und Lern plattform bullErprobung des Einsatzes von bereits erstelltem Inhalt (Content) fuumlr den Bereich der Altenpflege-aus- und -weiterbildung bullSchulung von Teletutoren fuumlr die Betreuung von Lernenden bullSchulung von Administratoren zum adaumlquaten Umgang mit der Kommunikations- und Lern plattform

Ein weiteres wichtiges Ziel war die Nachhaltigkeit des Projekts Dafuumlr sollte eine zentrale (traumlgeruumlbergrei-fende) technische Infrastruktur geschaffen werden So sollten nach Projektende alle interessierten Ein-richtungen die Moumlglichkeit erhalten auf dem Server einen separaten geschuumltzten Zugang fuumlr die Entwick-lung und Erprobung eigener eLearning-Lehr- und Lernszenarien zu bekommen

Um die Entwicklung und Realisierung der Projekt-ziele zu unterstuumltzen wurde ein externer Dienstlei-ster die Qualitus GmbH einbezogen Der Partner stellte die technische Infrastruktur bereit passte die Lernumgebung an die Beduumlrfnisse der Kunden an und leistete Support beim Einsatz der flexiblen Open-Scource-Lernplattform ILIAS Die Struktur auf der Plattform wurde in Abstimmung mit der Projektlei-tung konzipiert und umgesetzt Dabei wurden die Bedarfe im Rahmen des Projekts und die geplante Nachhaltigkeit beruumlcksichtigt

Weiterhin wurde auf der Lernplattform ein soge-nannter oumlffentlicher Bereich eingerichtet Dort sind Informationen zum Projekt zum Download zu finden und News z B uumlber die neuesten Schulungstermine In der Projektlaufzeit wurden von drei Trainer-innen der Qualitus GmbH bundesweit sechs Teletutoren-Schulungen fuumlr insgesamt neunzig Teletutoren und eine Administratorenschulung fuumlr fuumlnfzehn Teilnehmer-innen angeboten

Im Rahmen der Teletutoren-Schulungen erhielten die Teilnehmer-innen geschuumltzte Raumlume in denen sie in ihren Lerngruppen miteinander lernen und zudem auch eigene Lernszenarien entwickeln konnten Die waumlhrend dieser Zeit von ihnen enwick-elten Inhalte konnten spaumlter auch im Echtbetrieb eingesetzt werden Zudem wurden Lehrkraumlfte in die Lage versetzt uumlber die Lernplattform ILIAS Lernen-de zu begleiten und zu beraten

Waumlhrend des gesamten Prozesses wurden die Teilnehmer-innen von erfahrenen Tutor-innen begleitet und unterstuumltzt Die Schulung unterteilte sich dabei in 4 Phasen

KickshyOff PraumlsenzshyPhase 1 (ca 15 Tage)

Online Phase 1

(5 Wochen)

PraumlsenzshyPhase 2

(ca 15 Tage)

Online Phase 2

(5 Wochen)

1 Teil

Inhalte und Ziele

bull Die Plat tform aus Sicht der Lernenden kennenlernen

bull Kennenlernen des kooperativen Arbeitens

bull Grundlagenkenntnisse uumlber eLearing

bull Besonderheiten der Online shyKommunikation

bull Rolle und AUfgaben von Teletutoren

2 Teil

Inhalte und Ziele

bull Die Plat tform aus Sicht der Tutoren kennenlernen

bull Einsatz notwendiger Funktionen

bull Wissen uumlber Betreuunug beim eLearning

bull Praxistransfer Umset zung eines eigenen Praxisprojektes

rsaquorsaquorsaquorsaquo rsaquorsaquorsaquorsaquo rsaquorsaquorsaquorsaquo

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evaluation

Die Schulungen wurden abschlieszligend evaluiert Die Kernaussage ist Alle Teilnehmer-innen waren mit den angebotenen Schulungen sehr zufrieden der Praxisbezug konnte weitestgehend hergestellt wer-den Zur eigenen Lernerfahrung befragt wurden u a folgende Aussagen getroffen

23 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

bdquoDie Schulung war fuumlr mich ein echter Gewinn da ich wirklich auf neuem Terrain viel gelernt habeldquo bdquohellip fuumlhlte ich mich in der Gruppe sehr wohl wobei ich vor allem zu bestimmten Mitgliedern Kontakt hatte Die Gruppenbildung scheint online genauso zu funk-tionieren wie out of cyber spaceldquo bdquoMir haben sich durch dieses Seminar ganz andere Moumlglichkeiten geoumlffnetldquo

Hinsichtlich ihrer spaumlteren Aufgabe als Teletutorin befragt fuumlhlten sich die meisten Teilnehmer-innen gut vorbereitet aufgrund der unterschiedlichen Voraussetzungen der Lernenden im Umgang mit dem Computer und Internet sind in Einzelfaumlllen jedoch noch laumlngere Uumlbungsphasen noumltig Moumlgliche Einsatz-felder wurden uumlberwiegend im Fort- und Weiter-bildungsbereich gesehen eLearning wird als gute Moumlglichkeit gesehen das Angebotsspektrum der Institutionen zu erweitern Als Anwendungsbeispiel wurde die Begleitung von Auszubildenden in Praxis-phasen im Sinne einer kontinuierlichen Arbeits- Kommunikations- und Ruumlckmeldemoumlglichkeit genannt

herausforderungen

Die Schulungsteilnehmer nannten folgende Heraus-forderungen bei der Einfuumlhrung von eLearning

bullfehlende technische Affinitaumlt bei der Zielgruppe bullfehlende technische Ausstattung in den Institu-tionen und Betrieben die Lehrangebote bereit-stellen bullhoher Aufwand fuumlr die Einfuumlhrung des eLear-ning Mehraufwand bei der Umwandlung vor-handener Konzepte in Blended-Learning oder eLearning-Konzepte etc bulleehlende Akzeptanz bei einigen Kolleginnen Kollegen dadurch fehlende Vernetzung bullwenig Lehrkraumlfte die professionell tutoriell begleiten koumlnnen bullfehlende Inhalte fuumlr den Einsatz auf der Lern-plattform

nachhaltigkeit

Nach der Projektfoumlrderung wird das eLearning-Portal durch den bdquoVerein eLearning in der Pflege eVldquo (eLiP) fortgefuumlhrt Alle (Bildungs-)Einrichtun-gen in der Pflege koumlnnen diesem Verein beitreten

Peggy Saszlig AWO-Bundesverband eVwwwelearning-pflegede

Zweck des Vereins ist die Foumlrderung der Berufsbildung durch Bereitstellung der Internetplattform ILIAS (wwwelearning-pflegede) mit inhaltlichen techni-schen und didaktischen Hilfen als Hostingpakete sowie Beratung und Vermittlung von Qualifizie-rungen wie ILIAS-Anwender- Teletutoren- und Autorenschulungen Mitwirkung bei der Erstellung von Lerninhalten die von den Vereinsmitgliedern entwickelt werden Weitere Aufgaben sind die perso-nelle und ideelle Foumlrderung der Entwicklung von Lerninhalten z B durch den gegenseitigen Aus-tausch von Lernmaterialien

Die Vereinsmitgliedschaft bietet den Bildungsanbie-tern einen kostenguumlnstigen Einstieg in das Lehren und Lernen mit den neuen Medien moderne Kom-munikationswege Betreuung waumlhrend Abwesenheits-zeiten sowie die Moumlglichkeit neue und zusaumltzliche Angebote im Bereich eLearningBlended-Learning anzubieten

24 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

Entstehung von Communities am Beispiel der Evangelischen Kirche in Deutschland

Die evangelische kirche in Deutschland (ekD) steht gegenwaumlrtig vor groszligen herausforder-ungen und chancen stichworte sind demo-grafischer wandel Individualisierung bzw Pluralisierung wiederentdeckung des religi-oumlsen veraumlndertes Partizipationsverhalten neue Formen von ehrenamt und Gemeinde Daraus ergibt sich fuumlr die Mitarbeitenden ihr handeln immer wieder zu reflektieren

und neue innovative Praktiken zu erlernen

Das Forschungsprojekt PATONGO (Patterns and Tools for NGOs) untersucht wie Technologien und Partizi-pationsprozesse des Web 20 den Austausch uumlber gute Praktiken foumlrdern und so zu einer Weiterent-wicklung der gesamten vernetzten Organisation beitragen koumlnnen Partner im Projekt sind die Evan-gelische Kirche in Deutschland (EKD) die Fern Uni-versitaumlt in Hagen und das Institut fuumlr Wissensmedien in Tuumlbingen

Die Hypothese des Forschungsvorhabens ist dass ein Austausch von erfolgreichen Praktiken in der EKD helfen kann die Qualitaumlt des Handelns in den Gemeinden und Gliedkirchen zu verbessern Durch Vernetzung und gemeinsame Reflexion uumlber erfolgreiche Praktiken soll eine lokale Praktik auch uumlber Grenzen der einzelnen Kirchengemeinden hin-weg zu einer gemeinsamen Praktik weiterentwickelt werden Zwischen den bisher weitgehend unabhaumlngig agierenden Organisationseinheiten koumlnnte sich dadurch ein Praxisnetzwerk entwickeln

Vor dieser Grundannahme stellen sich im PATONGO-Projekt die folgenden Forschungsfragen die nicht nur fuumlr Kirchen sondern allgemein fuumlr verteilte NGOs von Relevanz sind

bullWelche Prozesse koumlnnen eine effektive und qua-litativ hochwertige Wissenskommunikation zum Zwecke der Weiterentwicklung beruflicher Praktiken unterstuumltzen bullWie kann die Nutzung und die Evolution solcher Prozesse mit Web 20-basierten Werkzeugen unterstuumltzt werden

bullWie koumlnnen die Prozesse und Werkzeuge in groszligen verteilten NGOs eingefuumlhrt werden

Kern des Prozesses ist die effektive und qualitativ hochwertige Diskussion uumlber gute Praktiken Dabei durchlaumluft die Diskussion zu einem konkreten Thema drei Ebenen

bullMitarbeitende kommunizieren miteinander uumlber Wuumlnsche und Ideen die sich aus den lokal anzutreffenden Herausforderungen ergeben bullMitarbeitende reflektieren uumlber gute Praktiken und tauschen diese aus (Storytelling Good Practice) bullMitarbeitende abstrahieren die Beschreibung der guten Praktik zu einem Muster fuumlr Loumlsungen (Pattern) das dann in einem Lexikon guter Praxis auftaucht Das Konzept des Patterns wurde aus den Ingenieurswissenschaften uumlbernommen Dort ist ein Pattern eine Loumlsung zu einem wieder-kehrenden Problem in einem klar umrissenen Kontext Im Gegensatz zu einer Handlungsvor-schrift eroumlffnet ein Pattern dem Praktiker einen Entwurfsraum in dem er seine individuelle Loumlsung fuumlr das Problem entwickelt Fuumlr die EKD bedeutet dies dass ein Pattern den Praktiker gut bei der Uumlbertragung der Loumlsungsidee auf die kon-kreten Umstaumlnde in der Gemeinde unterstuumltzt

Auf allen Ebenen der Diskussion vor allem jedoch bei der Erstellung von Patterns fuumlr das Lexikon guter Praxis koumlnnen Praktiker durch Mentoren die ebenfalls Mitglied der Community sind unterstuumltzt werden Mentoren helfen den Praktikern dabei die zentralen Aussagen ihrer Praktik herauszuarbeiten So koumlnnen Praktiker sicherstellen dass ihre Hand-lungsanregungen in den Patterns auch im beab-sichtigten Sinne verstanden werden

Web 20-Technologien koumlnnen auf allen drei Ebenen den Prozess unterstuumltzen Dazu soll ein Online-Com-munity-System entstehen das Kommunikation Koordination und Kooperation ermoumlglicht und zur Mitarbeit in der Community motiviert Auf der Ebene der Kommunikation stellt das Community-System kommunikative Raumlume zur Verfuumlgung Hier koumlnnen Wuumlnsche geaumluszligert Ideen diskutiert und Erfahrun-gen ausgetauscht werden

25 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

Betrachtet man die Groumlszlige der Zielgruppe von uumlber eine Million haupt-und ehrenamtlich Mitarbeitender in der EKD so ist es offensichtlich dass Fragen der Koordination eine wichtige Rolle einnehmen Prak-tiker muumlssen vom System darin unterstuumltzt werden fuumlr sie interessante Kollegen zu finden und relevante Beitraumlge wahrzunehmen Das Community-System muss Menschen aus ganz Deutschland zusammen-bringen die an semantisch verwandten Praktiken arbeiten So wird ein Austausch uumlber spezifische Prak-tiken auch uumlber Gemeindegrenzen hinaus moumlglich

Fuumlr eine effiziente Kooperation wird das Community-System gemeinsame Arbeitsbereiche bereitstellen die zum einen einen gemeinsamen Informationsraum im Sinne eines Wikis zum Austausch von Patterns bereitstellen und zum anderen die enge Kooperation in einer kleinen Gruppe von Praktikern ermoumlglichen Insbesondere soll das Community-System die Entwick-lung neuer Ideen in einer Ideenwerkstatt und die Zusammenarbeit zwischen einem Autor und einem Mentor bei der Verbesserung von Patterns unter-stuumltzen

In Bezug auf die Motivation zur Teilnahme sollen im PATONGO-Projekt verschiedene Instrumente er-forscht werden von denen an dieser Stelle nur zwei Beispiele genannt werden

bullInwieweit hat die Authentizitaumlt der Praktiker und ihrer Gemeinden eine die Motivation stei-gernde Wirkung bullWelche Rolle spielen Kooperation und Wett-bewerb zwischen den Praktikern als motivie-rende Instrumente in der Community

Erste Prototypen fuumlr den in PATONGO vorgesehenen Prozess und die Web 20-basierten Werkzeuge wurden in den ersten Monaten des Projektes entwi-ckelt und mit Anwendern diskutiert Die Resonanz hierauf war sehr positiv Eine breite Diskussion der Konzepte in der kirchlichen Oumlffentlichkeit begann Ende 2009 Fuumlr Mitte 2010 ist der Start der Community geplant Sowohl der Entwurf als auch die Einfuumlhrung und Nutzung des Prozesses und der Werkzeuge werden evaluiert sodass Ruumlckschluumlsse auf die Wirkung in der EKD gezogen werden koumlnnen die auch fuumlr andere NGOs relevant sein werden

Dr Thies Gundlach Evangelische Kirche in Deutschland Dr Till Schuumlmmer FernUniversitaumlt in Hagen (vlnr) wwwpatongode

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Lernkompetenz Schluumlssel zur Qualifizierungfuumlr Aumlltere

Die Diskussion um das lebenslange Lernen hat konjunktur in Politik wirtschaft und

Forschung Mittelfristig wird jeder dritte Be-schaumlftigte uumlber 50 Jahre alt sein und nur noch

jeder fuumlnfte juumlnger als 30 Jahre Parallel dazu nimmt der Anteil der wissensarbeit zu der Anteil koumlrperlicher und gering qualifizierter taumltigkeiten sinkt Lebenslanges Lernen wird als eine der zentralen strategien angesehen diese sich beschleunigenden Veraumlnderungen der Arbeitswelt zu bewaumlltigen

Einigkeit scheint daruumlber zu bestehen dass der Bedarf an beruflicher Weiterbildung auch fuumlr Beschaumlftigte uumlber 50 Jahren waumlchst Weniger Konsens gibt es in Bezug auf das Wie Wie kommen aumlltere Arbeitnehmer mit dieser Anforderung nach permanentem Dazuler-nen zurecht Wie koumlnnen sie unterstuumltzt werden Bislang werden Beschaumlftigte jenseits des vierzigsten Lebensjahres kaum noch zur Weiterbildung ermun-tert und auf die Lernbeduumlrfnisse dieser Gruppe abgestimmte Angebote sind Mangelware Und Dank der Fruumlhverrentungspolitik fruumlherer Jahre und einer entsprechend jugendzentrierten Arbeitsge-staltung gedieh ein bdquoAnti-Lernklimaldquo in dem sich bei Beschaumlftigten und Unternehmen gleichermaszligen der Eindruck verfestigte Aumlltere koumlnnten und wollten nicht mehr lernen Damit einher gehen unscharfe und falsche Vorstellungen uumlber die Lernfaumlhigkeit Aumllterer Demnach lernen Aumlltere (zu) langsam und schneiden in Weiterbildungsseminaren schlecht ab

Haben nicht wissenschaftliche Untersuchungen wiederholt nachgewiesen dass die kognitive Leis-tungsfaumlhigkeit ndash also alle Prozesse die mit Gedaumlchtnis Lernen und Denken zu tun haben ndash schon mit Mitte Ende Zwanzig nachlassen Schraumlnkt dies nicht auch die Lernfaumlhigkeit ein Tatsaumlchlich lassen zwar viele kognitive Funktionen messbar nach

Damit gehen aber nicht automatisch Einbuszligen in der Faumlhigkeit zum berufsbezogenen Lernen einher Zum einen bauen sich nicht alle kognitiven Funktio-nen ab sondern vornehmlich die als bdquofluide Intelli-genzldquo bezeichneten Sie kommen bei der Loumlsung neuer Aufgaben zum Zuge bei denen nicht auf

fruumlhere Lernerfahrungen zuruumlckgegriffen werden kann bdquoKristalline Intelligenzldquo hingegen kommt bei der Nutzung von Wissen und Erfahrung zum Einsatz und kann Einbuszligen der fluiden Intelligenz aus-gleichen Zweitens fanden fast alle einschlaumlgigen Studien im Labor statt und zielten auf die Auslotung der Grenzen kognitiver Leistungsfaumlhigkeit ab Die Moumlglichkeit zur Kompensation durch Wissen und Bildung entfaumlllt dadurch weitgehend

Lernfaumlhigkeit bleibt erhalten

Beim berufsbezogenen Lernen herrschen solche Ein-schraumlnkungen nicht Lernende koumlnnen ihren Lern-prozess hinsichtlich Lernzielen und Lernzeit (mit) bestimmen und dadurch kognitive Einbuszligen ausgleichen Die Laborbefunde zum Altersabbau betreffen so gesehen nur einen kleinen Ausschnitt des Lernens Aus kognitiver Sicht laumlsst sich also festhalten dass die Lernfaumlhigkeit aumllterer Mitarbeiter waumlhrend ihres gesamten Berufslebens erhalten bleibt

Lernfaumlhigkeit ist aber nicht gleich Lernbereitschaft Diese haumlngt wesentlich von einer spezifischen Lern-kompetenz ab Sie ist nicht auf bestimmte Fachge-biete beschraumlnkt und umfasst die drei Ebenen

bullLernorientierung Die Effizienz des Lernen wird davon beeinflusst ob man Lernen als gestaltbare Aktivitaumlt begreift oder als dozentengesteuerte Anhaumlufung von Faktenwissen auf Vorrat bullLernkontrolle Nachhaltig lernen kann nur wer sich dem eigenen Lernbedarf angemessene Lernziele setzt und den Lernfortschritt im Hin-blick auf diese Ziele fortlaufend uumlberpruumlft bullLerntechniken Sie dienen dazu Wissen lang-fristig im Gedaumlchtnis zu verankern und um-fassen vielfaumlltige Methoden der Visualisierung und Konzeptbildung

Lernkompetenz ist kein Talent sondern eine lern- und trainierbare Fertigkeit Sie kann durch gezielte Personalentwicklung und ein stimmiges betriebliches Umfeld mit foumlrderlichem Lernklima aufgebaut und erhalten werden Umgekehrt kann sie als Folge laumlnger dauernder bdquoLernentwoumlhnungldquo verloren gehen Dies haumlngt nicht zuletzt damit zusammen dass in vielen Unternehmen die Weiterbildungsteil-

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nahme jenseits des vierzigsten Lebensjahres schlag-artig sinkt ndash was Lernentwoumlhnung natuumlrlich foumlrdert Auch herrscht fuumlr Aumlltere vielfach insofern ein unguumln-stiges Lernklima als nicht wenige Personalverant-wortliche Aumllteren nur geringe Lernfaumlhigkeit und Veraumlnderungsbereitschaft zutrauen Derlei Vorbe-halte schlagen sich bei Beschaumlftigten in Zweifeln an ihrer eigenen Lernfaumlhigkeit und an der Trainier-barkeit ihrer Fertigkeiten nieder Ein Mangel an Lernkompetenz erklaumlrt moumlglicherweise auch den vielfach replizierten Befund dass aumlltere Beschaumlftigte im Vergleich zu ihren juumlngeren Kollegen schlechtere Leistungen in der berufsbezogenen Weiterbildung zeigen

Unsere Forschung zeigt dass ndash unabhaumlngig vom Alter ndash Beschaumlftigte mit houmlherer Lernkompetenz einen signifikant houmlheren Lernerfolg angeben als Beschaumlftigter geringerer Kompetenz Bei Beschaumlftig-ten uumlber 50 Jahren faumlllt der Unterschied im Lernerfolg am deutlichsten aus Houmlhere Lernkompetenz geht mit houmlherer Weiterbildungsteilnahme einher um-gekehrt berichteten Beschaumlftigte mit geringerer Lernkompetenz uumlber groumlszligere Schwierigkeiten bei der Planung der eigenen Weiterbildung und houmlheren Unterstuumltzungsbedarf

Unter dem Strich zeigen unsere Untersuchungen dass die Erfassung der Lernkompetenz ein wichtiger Schritt ist im Rahmen von Strategien zur quantitativen und qualitativen Verbesserung der Weiterbildungs-beteiligung aumllterer Beschaumlftigter Dies laumlsst sich zur Konzeption von Lernkompetenz-Workshops nutzen mit denen das Lernverhalten gezielt optimiert werden kann Ansatzpunkt einschlaumlgiger Trainings ist die Lernkontrolle die sich in unseren Untersuchungen als trennscharf zwischen kompetenten und weniger kompetenten Lernern erwies Hoher Lernkontrolle also der Fertigkeit angemessene Lernziele zu setzen und das Lernen im Hinblick auf diese Ziele zu steuern kommt das groumlszligte Gewicht fuumlr den Lernerfolg zu Darin liegt auch der Grund dass vornehmlich auf die Vermittlung von auf Lernstrategien ausgerichtete Trainings und primaumlr auf die Staumlrkung der Lernmo-tivation abzielende Trainings gleichermaszligen zu kurz greifen und nur die integrierte Ansprache beider Ebenen nachhaltiges karriereweites und -langes Lernen gewaumlhrleistet

Prof Dr Christian Stamov-Roszlignagel Jacobs Centre on Lifelong Learning Jacobs University wwwjacobs-universitydedirectory10028

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Qualifizierung mit System ausbauen -Weiterbildung und bdquoeQualificationldquo

Digitale Medien und bdquoeQualificationldquo als die Lernformen des neuen Jahrtausends prokla-miert standen anfangs fuumlr kostenguumlnstiges und effektives Lernen technische Loumlsungen ruumlckten in den Mittelpunkt der Diskussion doch nach dem ersten Boom kam die ernuumlch-terung Die Lerner wuumlrden das Medium nicht akzeptieren der Lernerfolg sei anzuzweifeln der finanzielle Vorteil ebenso

Anstelle der technokratischen Schwerpunktsetzun-gen widmete man sich in der Folgezeit verstaumlrkt den lern- und bildungstheoretischen Aspekten und dem Potenzial multimedialer Lernkonzepte fuumlr eine zukunftsfaumlhige berufliche Kompetenzentwicklung Angesichts der in den letzten Jahren wieder deutli-chen Zuwachsraten des Lernens mit neuen Medien am Arbeitsplatz stellte sich die Frage nach der Bedeu-tung dieser Medien fuumlr die Weiterbildung und nach ihrem Einfluss auf deren soziale und didaktische Zielsetzungen

weiterbildung und soziale selektion

Die Entwicklung von der Industrie zur Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft fuumlhrt auch zu einem Wandel der Organisation in den Unternehmen die auch zu neuen Arbeits- und Organisationskonzepten fuumlhren wobei wir wahrscheinlich erst am Anfang dieses Wandlungsprozesses stehen Die Folge ist dass Weiterbildung und berufliche Qualifizierung gegenwaumlrtig einen Wandlungsprozess durchlaufen der Ziele und Inhalte Umfang sowie Formen Methoden und Orte des Lernens gleichermaszligen erfasst Lernformen und Lernorte werden pluraler und vielfaumlltiger und gehen mit einem quantitativen Zuwachs und einer qualitativen Veraumlnderung der Bedeutung des Lernens im Unternehmen einher

Die Nachfrage nach eLearning-Konzepten und neuen Medien in der Weiterbildung unterliegt durch neue Arbeitsformen wie rechner-und internetgestuumltzte Facharbeit und Dienstleistungen und den daraus resultierenden Kompetenzanspruumlchen einer auszliger-ordentlichen Dynamik Gleichzeitig haben Aufwen-dungen und Teilnehmerzahlen die Weiterbildung

zum groumlszligten Bildungsbereich gemacht Von den Auf-wendungen von 35 Mrd Euro pro Jahr entfallen 167 Mrd auf die Unternehmen incl die des oumlffentlichen Dienstes 138 Mrd auf Einzelpersonen 42 Mrd auf die Bundesagentur fuumlr Arbeit und 04 Mrd auf den Staat Im europaumlischen Vergleich liegt die Teilnahme-quote an der formellen betrieblichen Weiterbildung mit 30 der Erwerbstaumltigen im Jahr 2005 im Mittel-feld Im Vergleich liegt die Teilnahmequote in Frank-reich mit 46 und Tschechien mit 59 houmlher die von Polen mit 21 und Griechenland mit 14 niedriger

Entscheidend fuumlr die oumlkonomische qualifikatorische soziale und personale Funktion der Weiterbildung ist aber die Frage der Teilhabe an Weiterbildung der Wei-terbildungsbeteiligung Hier zeigt sich der stark sozial ausgrenzende Charakter der Weiterbil-dung die Selektivitaumlt und Ungleichheit von Chancen

bull28 der Weiterbildungsteilnehmer haben Hauptschulabschluss 47 einen mittleren Abschluss 59 AbiturFachhochschulreife bull23 sind ohne Berufsausbildung aber 62 mit Hochschulabschluss bull31 sind Arbeiter 68 Beamte bull44 gehoumlren der Gruppe der 19ndash34-Jaumlhrigen an 31 der Gruppe der 50-64 Jaumlhrigen

Qualifizierung mit system und bdquoeQualificationldquo ausbauen

Die Weiterbildungsbeteiligung haumlngt also entschei-dend von der beruflichen Qualifikation und der schulischen Vorbildung ab und verstaumlrkt die im Schulsystem angelegte soziale Selektion In dieser Situation kommen die informelle Weiterbildung und damit die neuen Medien und verschiedenen Formen des eLearnings ins Spiel Die Teilnahme an Compu-terselbstlernprogrammen im Rahmen der informel-len Weiterbildung hat sich zwischen 2003 und 2007 von 8 auf 15 erhoumlht und damit fast verdoppelt In der informellen Weiterbildungskategorie Internet am Arbeitsplatz weist die Statistik eine Steigerung von 7 auf 13 aus Zudem bilden sich mit der Nut-zung von Personal-Computern rechnerintegrierten Arbeitssystemen und dem Intranet zunehmend vir-tuelle Lernorte in Unternehmen heraus Beschaumlftigte nutzen in wachsendem Maszlige multimediale und inter-aktive Bildungsangebote und koumlnnen an

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kooperativen Lehr-Lern-Arrangements teilnehmen Neue Medien und die damit verbundenen Lerntech-nologien wie Tele-Teaching und Tele-Coaching erlei-chtern und foumlrdern das Lernen in der Arbeit und in vernetzten Lernortstrukturen

Die informelle Weiterbildung verzeichnet seit Jahren erhebliche Zuwaumlchse obwohl die Teilnahme der Erwerbstaumltigen hier mit 61 im Jahre 2003 und mit 68 im Jahre 2007 schon annaumlhernd doppelt so hoch liegt wie die an der formellen Weiterbildung Damit ist die informelle Weiterbildung im Sinne von bdquoArbeit als zweite Chanceldquo und als Moumlglichkeit zu sehen der wachsenden Selektion in Weiterbildung und Weiter-bildungsteilnahme zu begegnen Dies ist allerdings kein Selbstlaumlufer denn auch bei der Teilnahme an der informellen Weiterbildung zeigt sich die Abbild-ung und Verlaumlngerung sozialer Ungleichheit Not-wendig ist eine strukturelle und im Weiterbildungs-system abzusichernde Foumlrderung von bildungsbe-nachteiligten Gruppen In diesem Sinne sind abschlieszligend vier Thesen und Optionen formuliert

bullInformelles Lernen wird im Beruf zunehmend wichtiger dabei kommt dem Lernen mithilfe neuer Medien durch die Verdoppelung in den letzten vier Jahren bei computergestuumltzten Selbstlernprogrammen und Internet-Lernen am Arbeitsplatz eine zentrale Rolle zu bullVirtuelle Lernorte verbinden formelle und informelle Weiterbildung diese Lernorte auf informations- und kommunikationstechno-logischer Basis ergaumlnzen die pluralen Lernorte von Qualifizierungsverbuumlnden und Qualifizier-ungsnetzwerken zunehmend bullNeue Medien eroumlffnen lern- und bildungsthe-oretisch verbesserte Zugaumlnge zum bdquolebenslan-gen Lernenldquo und zur bdquoBildung fuumlr alleldquo voraus-gesetzt sie werden didaktisch-methodisch und institutionell eingebettet und sind nicht einsei-tig auf Selbstorganisation und Individualisierung gerichtet bullWeiterbildung ist als vierte und umfassendste Saumlule des Bildungssystems auszubauen und verstaumlrkt gesetzlich zu rahmen wobei das in-formelle Lernen uumlber verbindliche Anerken-nungen als Beitrag zur Chancengleichheit in beruflichen Bildungswegen im Sinne einersbquo bdquozweiten Chanceldquo zu nutzen ist

Prof Dr Peter Dehnbostel Helmut-Schmidt-Universitaumlt Hamburg wwwhsu-hhdedebo

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Aufbau eines Online-Berichtshefts und Kompetenz-portfolios in den dualen Ausbildungsberufen

Die duale Berufsausbildung in Deutschland stellt ein erfolgsmodell dar und genieszligt auch

international hohes Ansehen Mehrere aktu-elle studien zeigen Maumlngel in der Qualitaumlt der dualen beruflichen Ausbildung auf nach einer repraumlsentativen umfrage des Bundesin-stituts fuumlr Berufsbildung (BIBB) kritisieren die Auszubildenden insbesondere die Qualitaumlt der kooperation der Lernorte Betrieb und schule oft ist es den Auszubildenden selbst uumlberlassen erfahrungen aus der betrieblichen und schulischen Ausbildung miteinander zu verknuumlpfen

Bei der mangelnden Abstimmung zwischen den Lern-orten handelt es sich jedoch weniger um ein Problem auf der Ebene der Ausbilder und Berufsschullehrer sondern eher um ein strukturelles Defizit der dualen Berufsausbildung Es mangelt vor allem an systema-tischer Information um ein gegenseitiges Abstimmen in der dualen Ausbildung gewaumlhrleisten zu koumlnnen

Es bedarf geeigneter Instrumente um eine staumlrkere Zusammenarbeit und die Abstimmung zwischen den betrieblichen und schulischen Ausbildern aber auch zwischen dem Auszubildenden und seinem Ausbilder zu ermoumlglichen Gegenwaumlrtig uumlbernimmt ausschlieszlig-lich der papierbasierte Ausbildungsnachweis das sogenannte Berichtsheft diese Funktion Da es sich hierbei um eine zeit- und ortsabhaumlngige Informa-tionsbasis handelt koumlnnen sich Probleme ergeben

Beispielsweise kann der Ausbilder anhand des Ausbildungsnachweises erst nach dem Abschluss eines Ausbildungsturnus feststellen mit welchen Themen sich der Auszubildende auseinanderge-setzt hat In der Folge sind klare und aufeinander abgestimmte Lernprozesse erschwert was nicht selten zu erheblichen Abstimmungsprozessen innerhalb der Ausbildung fuumlhrt

online-Ausbildungsnachweis

Unter dem Titel bdquoBLok ndash Online-Berichtsheft zur Staumlrkung der Lernortkooperationldquo verfolgt das Insti-tut fuumlr Berufspaumldagogik der Technischen Universitaumlt

Dresden das Ziel mit dem Einsatz von Web 20- Technologien die Lernorte der dualen Berufsausbil-dung zu verzahnen Im Rahmen dieses durch das BMBF gefoumlrderten Forschungs- und Entwicklungs-projektes werden bereits bestehende Ressourcen genutzt um das rechtsverbindliche Instrument bdquoBerichtsheftldquo welches in seiner gegenwaumlrtigen Form lediglich als Rechtfertigungsinstrument dient zu einem Qualitaumltsentwicklungsinstrument auf der Grundlage einer geeigneten mediendidaktischen Konzeption auszubauen

Der Schwerpunkt des Projektes liegt in der Entwick-lung Erprobung und Evaluation eines Online-Ausbildungsnachweises auf der technischen Basis eines Weblogs als persoumlnliches Lerntagebuch Dieses Online-Lerntagebuch fuumlhrt der Berufsschuumller regelmaumlszligig und kann von seinem Ausbilder und Berufsschullehrer jederzeit und vor allem unabhaumln-gig vom aktuellen Lernort des Berufsschuumllers einge-sehen werden Auf diese Weise werden die Lernorte der Berufsausbildung im dualen System durch den Online-Ausbildungsnachweis miteinander gekoppelt und so eine gemeinsame Informationsbasis fuumlr die Partner der dualen Berufsausbildung geschaffen Diese Staumlrkung der Lernortkooperation erzeugt eine Transparenz der Ausbildungsinhalte und soll zu einer verbesserten Abstimmung selbiger an den Lernorten fuumlhren

Funktionsbereiche und Potenziale

Der Online-Ausbildungsnachweis verfuumlgt uumlber zwei Funktionsbereiche

bullBerichtsheftfuumlhrung in Form eines Weblogs Wie bei der klassischen Form des Berichtsheftes uumlblich dokumentiert der Auszubildende auch in der online-basierten Form regelmaumlszligig den zeit-lichen und sachlichen Ablauf der Berufsaus-bildung Der Technologie eines Weblog ent-sprechend fuumlhrt der Auszubildende sein Lern-tagebuch als Online-Berichtsheft welches durch die Ausbilder online kommentiert werden kann Durch die Moumlglichkeit von Anmerkungen zu den Eintraumlgen des Auszubildenden werden Feedback-prozesse angeregt und folglich der Dialog zwi-schen Auszubildendem und Ausbilder gestaumlrkt

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bullDarstellung der erworbenen Qualifikationen in Form eines Kompetenzportfolios Neben der Dokumentation des sachlichen und zeitlichen Ablaufes im Berichtsheft ist es dem Auszubildenden moumlglich die dokumentierten Taumltigkeiten zu verschlagworten In Form eines Auswahlmenuumls werden die zu erlangenden Faumlhigkeiten und Fertigkeiten eines Ausbildungs-berufes aufgelistet und von dem Auszubildenden verschlagwortet (sogenanntes Tagging) Anschlieszligend wird durch eine entsprechende Visualisierung (z B in Form einer Tagcloud d h einer Schlagwortwolke) der eigene Entwicklungs-stand dargestellt Die Tagcloud enthaumllt alle bis-her verwendeten Schlagworte Durch die damit erzeugte Transparenz koumlnnen Auszubildende und Ausbilder den Ist-Stand der beruflichen Handlungsfaumlhigkeit einschaumltzen und auch Handlungsbedarfe ableiten In Ergaumlnzung zu der geschlossenen Form des Kompetenzport-folios ist es in der offenen Form vorgesehen aus-bildungsrelevante Dokumente (wie Zertifikate etc) und Erfahrungsberichte abzulegen und so Erfahrungen aus der Ausbildungspraxis zu dokumentieren

Fazit

Das Projekt BLok traumlgt durch die Digitalisierung und Weiterentwicklung des klassischen Berichtsheftes auf Grundlage von Web 20-Technologien zur Ver-zahnung der Lernorte sowie zur Qualitaumltssicherung und -entwicklung in der dualen Berufsausbildung bei BLok unterstuumltzt dabei eine nachhaltige Integ-ration digitaler Medien auf struktureller Ebene in die Berufsausbildungspraxis

Professor Thomas Koumlhler Technische Universitaumlt Dresden wwwblok-onlineorg

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beroobi ndash erlebe Berufe online Das interaktive Jugendportal zur Berufswahl

trotz der vielfaumlltigen Moumlglichkeiten sich Infor-mationen zu beschaffen haben viele Jugend-liche nach wie vor Probleme sich hinsichtlich ihrer beruflichen zukunftsplanung zu orien-tieren oftmals bleibt ihre Ausbildungswahl einseitig und sie nehmen die chancen des derzeitigen Ausbildungs- und Arbeitsmarktes nur bedingt wahr

Das Wissen uumlber die Bandbreite aktueller Ausbildungs-berufe und speziell jener die auch zukuumlnftig Chancen auf dem Arbeitsmarkt bieten ist fuumlr die Berufswahl entscheidend Junge Frauen und Maumlnner mit niedri-geren Schulabschluumlssen sind dabei eine besondere Zielgruppe beroobi ist ein Kunstwort das sich aus Ber-ufs-bi-ld ableitet und bdquoooldquo wurde von Google abgeschaut beroobi bietet den jungen Frauen und Maumlnnern Interaktionsmoumlglichkeiten an die einen attraktiven Einstieg in das Thema Berufswahl ermoumlglichen

Hierfuumlr wird ein interaktives Online-Portal aufgebaut in dessen Mittelpunkt interessante und zukunfts-weisende Ausbildungsberufe fuumlr eine spielerische Erkundung stehen Die Berufsbilder sind multimedial-interaktiv aufbereitet und geben realistische Einblicke in den Berufsalltag Junge Frauen und Maumlnner die bereits in ihrem Beruf arbeiten stellen diese den Nutzern anschaulich vor und lassen sie entdeckend und ausprobierend daran teilhaben Alle wichtigen Aspekte eines Berufs werden aufgegriffen Taumltig-keiten Tagesablaumlufe Erlaumluterungen zu wichtigen Voraussetzungen Erklaumlrungen zu Anforderungen in der Ausbildung sowie das Aufzeigen von Perspek-tiven fuumlr weitere Fortbildungs- und Weiterbildungs-moumlglichkeiten und weiterfuumlhrende Links

Eine leichte und schnelle Orientierung wird dadurch erleichtert dass jedem Berufsbild der gleiche Aufbau und aumlhnliche Interaktionsmoumlglichkeiten zugrunde liegen Bei der Auswahl der Berufe werden bewusst Ausbildungsberufe aus Zukunftsbranchen und Innovationsbereichen (Industrie Handwerk Bau Naturwissenschaften Technik und Informations-technologie) in den Blick genommen

Interaktiver Ansatz mit hohem Akzeptanzwert

Ziel des didaktisch-methodischen Konzepts von beroobi ist es junge Menschen durch neue Ansaumltze zum selbst gesteuerten Entdecken und Ausprobieren im Netz anzuregen und einen persoumlnlichen Bezug zum Thema Berufswahl herzustellen Hierfuumlr setzt das Projekt auf verschiedene Kriterien die in der Umsetzung des Angebots konsequente Beruumlcksich-tigung finden

bullVielseitigkeit Selbststeuerbare Video- und Audiosequenzen Fotoshows und animierte Grafiken bieten anschauliche und vielseitige Formen der Informationsdarstellung Einge-bunden sind diese in eine Flash-Umgebung die auch als Web-Applikation unabhaumlngig von beroobi als Stand-alone-Applikation in eine Web-seite integriert werden koumlnnen bullInteraktion Verschiedene Interaktionstools ermoumlglichen eine direkte und aktive Teilnahm am Angebot Selbsteinschaumltzungen Umfragen und Wissenstests animieren zur spielerischen und entdeckenden Auseinandersetzung mit Inhalten bullIdentifikation Junge Profis aus der Praxis stellen vor Ort ihren Arbeitsplatz und ihr Arbeitsleben vor und lassen die Nutzerinnen und Nutzer uumlber Film und Audio daran teilhaben Der Mix aus Fakten eigenen Erfahrungsberichten und Hinweisen ermoumlglicht Identifikation und Pers-pektivenwechsel bullVerstaumlndlichkeit Das Angebot setzt konsequent auf jugendgerechte Sprache intuitive Benutzer-fuumlhrung und kleine verstaumlndliche Informations-einheiten sodass auch Jugendliche mit weniger Interneterfahrung gut damit zurechtkommen koumlnnen bullAuthentizitaumlt Jedes Berufsbild ist individuell gestaltet und lebt von der Authentizitaumlt seiner realen Hauptperson Dieses unverwechselbare bdquoGesichtldquo sowie auch das Zu-Wort-Kommen von Betriebs-und Unternehmensverantwortlich-en Ausbildungsleitern und anderen bdquoBerufsex-pertenldquo fuumlhren zu einer hohen Akzeptanz bei Jugendlichen

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Das online-Portal beroobide

Die Hauptintention des Online-Portals besteht darin Jugendlichen verschiedene Zugangswege zu den jeweiligen Berufsbildern zu ermoumlglichen sie neu-gierig zu machen und zum bdquoHineinklickenldquo anzu-regen Im Mittelpunkt von wwwberoobide stehen daher die Berufsbilder die uumlber spezifische Beduumlrf-nisparameter ansteuerbar sind Weiterfuumlhrende Informationen zu den Berufen Interviews mit Experten spielerische Wissensabfragen und Links werden den Jugendlichen uumlber eine Informations-rubrik angeboten Ein kleiner Community-Bereich ermoumlglicht weitere Orientierungshilfe Dort steht ein moderiertes Forum fuumlr Fragen und Hinweise bereit eine Merkliste fuumlr das Speichern von Berufs-bildern sowie die Verlinkung auf Freunde und deren Profile Uumlber Features wie bdquoWie steht mir der Berufldquo koumlnnen eigene Fotos hochgeladen werden welches die Nutzerinnen und Nutzer automatisch in verschiedene Arbeitsbekleidungen hineinsetzt und in eine Galerie speichert

zielgruppe

Primaumlre Zielgruppe von beroobi sind Jugendliche der Altersgruppe 14 bis 20 Jahre aller Schulformen die sich im Prozess der Berufsfindung und Berufsorien-tierung befinden Neben Schulabgaumlngern sind des-gleichen all diejenigen angesprochen die bereits eine Berufsausbildung begonnen abgeschlossen oder auch abgebrochen haben und sich weiter bzw neu orientieren moumlchten Wichtige Ansprech-partner sind daher auch paumldagogische Fachkraumlfte die in vielen Faumlllen beroobi bei der jugendlichen Zielgruppe bekannt machen

kooperation und Vernetzung

Das Projekt beroobi versteht sich als bdquoTuumlroumlffnerldquo zu bereits bestehenden Angeboten im Bereich Berufso-rientierungberufliche Bildung und lebt daher von dem vielseitigen Austausch und der Zusammenarbeit mit diesen Dazu zaumlhlen unter anderem vor allem Verbaumlnde Innungen Kammern die Agentur fuumlr Arbeit das Bundesinstitut fuumlr Berufsbildung Schulen Berufsschulen Bildungstraumlger Gewerkschaften so-wie vor allem auch Wirtschaftspartner Betriebe und Unternehmen

Silke Niemann Schulen ans Netz e V wwwberoobide und wwwschulen-ans-netzde

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Erstellung digitaler eLearning-Module durch Aus-zubildende im Handwerk

Das Internet hat uns in ein neues Jahrtausend

gefuumlhrt ein Jahrtausend in dem das wissen der welt raumlumlich und zeitlich unabhaumlngig

verfuumlgbar ist und aus immer groumlszligeren Daten-banken abgerufen werden kann eine solche entwicklung macht auch vor dem system der dualen beruflichen erstausbildung im hand-werk nicht halt und beschaumlftigt seit vielen Jahren die vorausschauende wissenschaft aber auch die Praxis

Im Kern geht es bei den Uumlberlegungen um die Einfuumlhr-ung von eLearning-Szenarien Die Bemuumlhungen zielen hier zum einen auf die oumlkonomische Optimie-rung (beliebiger Einstiegszeitpunkt in Qualifizierungs-maszlignahmen Optimierung der Lehrer-Schuumller-Relation) zum anderen aber auch auf die didaktisch-methodische Optimierung von Bildungsprozessen wie die individuelle Foumlrderung oder Flexibilisierung

Bei allen Bemuumlhungen mit Web 10-gestuumltzten eLear-ning-Szenarien bleiben zahlreiche Fragen ungeklaumlrt Dies gilt besonders fuumlr den Bereich der Lehrlings-ausbildung im Handwerk Aus dem System der dualen Berufsausbildung im Handwerk d h der Kombination von betrieblicher und uumlberbetrieblicher Ausbildung und Unterricht in der Berufsschule sind bisher keine nachhaltigen Ansaumltze bekannt in denen Bildungsprozesse durch internetbasierte eLearning-Konzepte optimiert ergaumlnzt oder gar abgeloumlst werden konnten Bisher kann lediglich auf die Ergebnisse von Modellprojekten zuruumlckgegriffen werden Standar-disierte Konzepte und didaktische Ansaumltze existieren nicht Ganz zu schweigen von einer bildungstheore-tischen Verortung von eLearning-Szenarien in konventionellen Berufsbildungsprozessen

Die Vergangenheit hat gezeigt dass vor allem zwei Problemlagen die Einfuumlhrung von eLearning-Szena-rien erschweren Zum einen gibt es das Problem dass es nicht genuumlgend passgenaue digitale Lern-module fuumlr die verschiedenen Gewerke d h die Berufe im Handwerk und die daraus resultierenden Lerngruppen gibt

Hier zeigt sich die Schwierigkeit dass der produzierte eLearning-Baustein entsprechend der Lerngruppe reduziert und entsprechend der Vorstellung des Lehrers didaktisch eingebunden sein muss Zum an-deren scheitert der Einsatz kommerzieller Loumlsungen auch daran dass nicht die notwendigen Ressourcen vorhanden sind um immer wieder Lernmodule zu erwerben die den jeweils aktuellen Stand der Technik abbilden An dieser Stelle setzt das Forschungsvorhaben Didaktische Parallelitaumlt und Lernortflexibilisierung (DiPaL) an DiPaL kombiniert die klassischen Vorteile des Praumlsenzunterrichts mit den neuen Moumlglichkeiten des Web 20 mit dem Ziel Lernprozesse im Dualen System uumlber selbst produzierte E-Learnings flexibler zu machen

Lerneinheiten selber erstellen

Das Forschungsvorhaben entwickelt und untersucht dazu einen neuen subjektorientierten designbasier-ten didaktisch-methodischen Ansatz zur Lernort-kooperation Mit Hilfe spezieller Software erstellen Schuumllerinnen und Schuumller mit ihren Lehrkraumlften ihre Lerneinheiten selber bereiten sie digital auf und veroumlffentlichen sie im Netz Das Konzept des offenen Klassenzimmers basiert dabei auf der Annahme dass in jeder Schuumllerin und in jedem Schuumller auch eine Lehrerin bzw ein Lehrer steckt Das Ziel besteht darin durch eine geeignete Didaktik genau diesen Rollen-tausch vom Lernenden zum (Lern-) Lehrenden herbei-zufuumlhren Das heiszligt konkret dass die Auszubildenden die Themen des Unterrichts so aufbereiten dass digitale Lernmaterialien (Filme Texte Bilder Grafi-ken) entstehen Die dazu notwendigen Aktivitaumlten der (Lern-) Lehrenden reichen von der Anfertigung einer Handzeichnung die eingescannt wird bis zur schriftlichen Ausarbeitung eines kompletten Dreh-buchs fuumlr die Umsetzung des jeweiligen Themas in einem aufwendigen Lehrfilm Die im Unterricht erzeugten digitalen Lernmaterialien werden an-schlieszligend gemeinsam mit dem Lehrer besprochen und diskutiert ob die produzierten Lernmaterialien fachlich richtig sind Diese Besprechungen sind von groszliger Bedeutung fuumlr den Lernprozess da sich hier zeigt ob das Thema fachlich verstanden wurde

35 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Gleichzeitig hinterfragen die (Lern-) Lehrenden sich selbst und den Prozess der Materialienproduktion Hierbei gilt es z B Alternativen zur gefundenen Loumlsung aufzuzeigen oder die Sprachqualitaumlt zu beurteilen Grundsaumltzlich wird angestrebt dass die (Lern-) Lehrenden in einen kritischen Dialog unter-einander treten Die Diskussion fuumlhrt im Ergebnis zu der Entscheidung ob das produzierte Lernmaterial im Internet veroumlffentlicht wird oder nicht

Fuumlr den Bereich der dualen beruflichen Erstausbil-dung bieten die durch die Auszubildenden erstellten digitalen Lernbausteine ganz besondere Moumlglich-keiten um Ausbildungsstrukturen flexibler zu machen So wird das Forschungsvorhaben empirisch unter-suchen inwieweit die Lernbausteine dazu genutzt werden koumlnnen dass der Auszubildende krankheits-bedingte oder betriebsbedingte Fehlzeiten zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort nachholen kann Daneben erwarten die am Forschungsvorhaben beteiligten Institutionen dass uumlber die Transparenz der Inhalte eine grundsaumltzlich verbesserte Zusam-menarbeit zwischen den Berufsschullehrern und den betrieblichen bzw uumlberbetrieblichen Ausbil-dern realisiert werden kann Auch dies soll empirisch geklaumlrt werden

Neben den Untersuchungen hat das Vorhaben auch verschiedene entwicklungstechnische Ziele

bullEntwicklung von Schemata zur Integration von Programmen zur schnellen Entwicklung von Lernangeboten (Rapid-Authoring-Prozesse) in konventionelle Praumlsenzphasen bullEntwicklung und Implementierung einer Datenbank fuumlr Lehrinhalte (Learning Object Re-pository abgekuumlrzt LOR) fuumlr die Bereitstellung von Bausteinen in einem Bausteinnetzwerk des Handwerks (wwwbaustein-netzwerkde) bullEntwicklung von Organisationsstrukturen fuumlr die engere inhaltliche Zusammenarbeit der Lernorte im dualen System auf der personalen Ebene

Markus Schaumlfer Berufskolleg Maumlrkischer Kreis wwwkfz4mede und wwwdipalde

36 LIterAturhInweIse

weiterfuumlhrende Literatur (Auswahl)

Becker M Spoumlttl G (2008) Berufswissenschaftliche Forschung ndash Ein Arbeitsbuch

fuumlr Studium und Praxis Peter Lang Internationaler Verlag der Wissenschaften

Frankfurt am Main

Beicht U Krewerth A Eberhard V Granato M Viel Licht ndash aber auch Schatten

Qualitaumlt dualer Berufsausbildung in Deutschland aus Sicht der Auszubildenden

BIBB Report 92009

Dehnbostel P (2008) Berufliche Weiterbildung Grundlagen aus arbeitnehmer-

orientierter Sicht Berlin edition sigma

Dreyfus H-L Dreyfus S E (1986) Kuumlnstliche Intelligenz Von den Grenzen der

Denkmaschine und dem Wert der Intuition Reinbek Rowohlt Verlag Hamburg

Grund- und Strukturdaten gushisde 80 [12 09 2009]

Hauptverband der deutschen Bauindustrie Zahlen und Fakten

wwwbauindustriede (Stand Juni 2009)

Howe Falk Berben Thomas (2006) Lern- und Arbeitsaufgaben In Rauner Felix

(Hrsg) Handbuch Berufsbildungsforschung 2 aktualisierte Auflage Bielefeld

Bertelsmann S 383ndash390

Howe Falk Knutzen Soumlnke (2007) Die Kompetenzwerksttt Ein berufswissen-

schaftliches E-Learning-Konzept Goumlttingen Cuvillier

Knutzen Soumlnke Howe Falk E-Learning im Handwerk (2008) In Issing Ludwig

Klimsa Paul (Hrsg) Online-Lernen Weinheim Beltz-Verlag S 133ndash156

Knutzen Soumlnke Howe Falk Rapid E-Learning in der gewerblich-technischen

Ausbildung ndash Gestaltbare Lernsoftware nach dem Konzept der Kompetenz-

werksttt (2008) In Howe Falk Jarosch Juumlrgen Zinke Gert (Hrsg)

Ausbildungskonzepte und Neue Medien in der uumlberbetrieblichen Ausbildung

Bielefeld Bertelsmann-Verlag S 112ndash131

Koumlhler T Neumann J Saupe V Organisation des Online-Lernens In Issing L J

Klimsa P Online-Lernen Ein Handbuch fuumlr das Lernen mit Internet Muumlnchen

Oldenbourg 2008

Payome Thea (2006) Marktuumlbersicht Rapid E-Learning ndash aus PowerPoint-Folien

werden Lernprogramme In Hohenstein Andreas Wilbers Karl (Hg) Handbuch

E-Learning 17 Erg-Lfg Koumlln Dt Wirtschaftsdienst

Scheib T Spoumlttl G Windelband L Qualitaumlt betrieblicher Ausbilder sichern und

entwickeln ndash eine staumlndige Herausforderung In Berufsbildung in Wissenschaft

und Praxis ndash BWP 32008 S 36ndash39

Von Rosenbladt B Bilger F (2007) Weiterbildungsbeteiligung in Deutschland

Eckdaten zum BSW-AES 2007 tns infratest Muumlnchen

ZFA (Hrsg) 2009 Statistik Berufsausbildung und Fortbildung Druck und Medien

20082009 unveroumlffentlichte vorlaumlufige Fassung vom 050509

Diese Druckschrift wird im Rahmen der Oumlffentlichkeitsarbeit vom Bundesministe-

rium fuumlr Bildung und Forschung unentgeltlich abgegeben Sie ist nicht zum gewerb-

lichen Vertrieb bestimmt Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerberinnen

Wahlwerbern oder WahlhelferinnenWahlhelfern waumlhrend eines Wahlkampfes zum

Zweck der Wahlwerbung verwendet werden Dies gilt fuumlr Bundestags- Landtags- und

Kommunalwahlen sowie fuumlr Wahlen zum Europaumlischen Parlament Missbraumluchlich

ist insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen und an Informations-

staumlnden der Parteien sowie das Einlegen Aufdrucken oder Aufkleben partei-

politischer Informationen oder Werbemittel Untersagt ist gleichfalls die Weiter-

gabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung Unabhaumlngig davon wann auf

welchem Weg und in welcher Anzahl diese Schrift der Empfaumlngerindem Empfaumlnger

zugegangen ist darf sie auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden

Wahl nicht in einer Weise verwendet werden die als Parteinahme der Bundes-

regierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden koumlnnte

  • eQualification - Neue13Wege der Qualifizierung
    • Impressum
    • Gruszligwort zur Broschuumlre
    • Inhalt
    • eLearning ndash das Lernen der Zukunft
    • Aufstiegsweiterbildung in der Druck- und Medienindustrie13
    • Flexible Learning im Einzelhandel13
    • DAWINCI ndash Durchlaumlssigkeit in der Aus-und Weiterbildung in der chemischen Industrie13
    • Virtuelles Lernen auf der Baustelle ndash Villa-b13
    • Live Stream Learning ndash fuumlr mobiles und stationaumlres Lernen13
    • Rapid eLearning ndash leicht gestaltbare Lernsoftware13
    • Weiterbildung durch multimediale Lernformen13
    • Demografischer Wandel Herausforderungen und Chancen13
    • eLearning-Infrastruktur in der Altenpflege (eLiA)13
    • Entstehung von Communities am Beispiel der evangelischen 13Kirche in Deutschland
    • Lernkompetenz Schluumlssel zur Qualifizierung fuumlr Aumlltere13
    • Qualifizierung mit System ausbauen - 13Weiterbildung und eQualification
    • Aufbau eines Online-Berichtshefts und Kompetenzportfolios in den dualen Ausbildungsberufen13
    • beroobi ndash erlebe Berufe online Das interaktive Jugendportal zur Berufswahl13
    • Erstellung digitaler eLearning-Module durch Auszubildende im Handwerk13
    • weiterfuumlhrende Literatur (Auswahl)
Page 14: eQualification - Neue Medien, neue Wege der …...Mobile Devices), die wachsenden Personalisierungs-möglichkeiten des Digitaldrucks sowie der starke Trend zur Entwicklung innovativer

14 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Live Stream Learning ndash fuumlr mobiles und stationaumlres Lernen in der Aus- und Weiterbildung in der Mechatronik

Qualifikationsanforderungen entwickeln sich aufgrund wirtschaftsstruktureller Veraumlnder-ungen sowie in Folge von Innovationen kuumlr-zeren Produktzyklen und technologischen neuerungen Dies erfordert eine bedarfsge-rechte weiterentwicklung der Qualifizierung in der beruflichen erstausbildung wie der weiterbildung Die berufliche handlungskom-petenz richtet sich zunehmend an Arbeits-und Geschaumlftsprozessen aus entscheidend wird sein ob wie und wie schnell die Praxis der beruflichen Bildung durch die nutzung der digitalen Medien weiterentwickelt wer-den kann um dem Veraumlnderungsbedarf gerecht zu werden

Das Projekt Live Stream Learning will fuumlr kooperative Lernszenarien in der Aus und Weiterbildung auf dem Gebiet der Mechatronik in Unternehmen und der beruflichen Bildung eine Loumlsung fuumlr arbeitspro-zessorientierte Lernprozesse modellhaft erproben Lern- und Wissensmanagement sollen mit flexiblen Lernmedien verbunden werden Bildungsinhalte in Form von handlungsrelevanten Informationen und Lernhilfen bei der Bearbeitung von Lern- oder Arbeitsaufgaben sollen plattformunabhaumlngig mit Web 20-Technologien und -Diensten verfuumlgbar ge-macht werden um arbeitsplatznahes Lernen oder Problemloumlsen zu unterstuumltzen Die Anwender sollen Zugriff auf Prozesse Verfahren und Beispiele erhalten und sich mit anderen Nutzern austauschen koumlnnen

Die Zielgruppe fuumlr das Vorhaben beginnt bei den Aus-zubildenden der Berufsausbildung zum Mechatroni-ker Anlagen- und Industriemechaniker Die Weiter-bildung ist fuumlr Mitarbeiter bzw Servicepersonal aus Unternehmen die Montagesysteme entwickeln pro-duzieren oder warten bis hin zu Ausbildern und Fachberatern fuumlr mechatronische Systeme geplant

umsetzung

Bildungsinhalte und damit zu verknuumlpfende Web 20-basierte Dienste werden sowohl auf stationaumlren als auch auf mobilen Geraumlten lauffaumlhig sein Als Software werden sowohl lizenzpflichtige Standardanwendun-gen als auch Open -Source-Anwendungen ein-gesetzt

Die Lerninhalte und das Web-Portal Mechatronik koumlnnen herstellerneutral genutzt werden Dies wird dadurch gesichert dass Browser Player Add-Ons etc frei zugaumlnglich bzw mit den in Verbindung von PDA PC oder Notebook erworbenen Standard-Softwarelizenzen nutzbar sind

Geeignete Lerninhalte wie Live-Demonstrationen sollen als Webcasts d h einer fuumlr das Internet entwi-ckelten Form des interaktiven Fernsehens oder RSS-Feed d h als eine Art Nachrichtenticker den der interessierte Leser abonnieren kann abrufbar sein Weiterhin sollen Inhalte in digitalisierter Form z B als PowerPoint oder PDF zu spezifischen Fachthemen abgelegt werden Die Webcasts und RSS lassen sich abonnieren speichern jederzeit abspielen und werden zusaumltzlich mit aktuellen und auch externen Informationen verknuumlpft Die Abonnenten erhalten dadurch die Moumlglichkeit sich zielgerichtet zu neuen Entwicklungen auf dem Fachgebiet zu informieren

Lern- und wissensmanagement mit web 20

Im Projekt werden Lerninhalte als handlungsrelevan-te Informationen und Lernhilfen bei der Bearbeitung konkreter komplexer Aufgaben im Arbeitsprozess bzw im Prozess der praktischen Ausbildung als komplexe Lernaufgabe ausgewaumlhlt Fuumlr die Struktu-rierung informellen Lernens stehen die Interaktion mit anderen Lernenden und der Zugriff auf deren Ex-pertise der Austausch von Erfahrungen und Wissen und die Zusammenarbeit beim Erarbeiten von Infor-mationen Inhalten und Wissen im Vordergrund

15 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Beispiele fuumlr web 20 Funktionen die diesen Ansatz unterstuumltzen sind

bullWeb-casts zur Erklaumlrung von Teilsystemen z B anhand eines animierten Funktionsmodells bullWeblog zum Austausch von Erfahrungen die z B bei der Umsetzung der Lernaufgabe entstehen oder der Reflexion der eigenen Lernpraxis bzw zur Kommunikation zwischen Lernenden dienen bullWikis zur Bereitstellung von Lehr- und Lernma-terialien Anleitungen Leittexten oder ande-ren Wissenssammlungen auch durch gemein-same Erstellung von Inhalten z B FAQ bullLernjournal zur Protokollierung eigener Arbeits-ergebnisse und Reflexion der eigenen Lernpraxis bullSocial Bookmarking zum Aufbau einer Samm-lung von Fachinformationen bullRSS-Feeds zur Bereitstellung aktuellerInformationen in Textform die abonniertwerden koumlnnenbullFile Sharing zum Austausch von Webcasts Dokumenten Bildern u a Lerninhalten

Damit verfolgt das Projekt die Vision auch durch mobiles Lernen das Lernen an Orten die keinen Bezug zum Lerngegenstand haben bis hin zum Lernen in den Lebens- oder Arbeitswelt zu ermoumlglichen Durch die Entwicklung und Erprobung von Web 20-Funktio-nalitaumlten und dem Einsatz digitaler Medien in der beruflichen Bildung gibt es insbesondere die Gele-genheit mobiles Lernen mit Arbeitsprozessen zu verknuumlpfen was somit bedarfs- und problemorien-tiertes Lernen ermoumlglicht Moumlglich sind auch eine Ausweitung des interaktiven Lernens sowie die Ein-beziehung von neu entstehenden Informationen in den Austausch und Lernprozess

Das Projekt will die Verwertung von Web 20-Technolo-gien als neue Lehr-und Lerninfrastrukturen erproben um sie als Komponenten fuumlr arbeitsplatznahes Online-Lernen in Verbindung mit Lern- und Wissensmana-gement einzusetzen Dabei sollen Trainer bzw Fachberater die Rolle eines Moderators uumlbernehmen Andererseits erhalten auch die Anwender die Moumlg-lichkeit ihre eigenen vielfaumlltigen Erfahrungen d h ihre realen Erfahrungen und ihr damit verbundenes Wissen (explizites und implizites Wissen) in Form

Rico Eibisch Saumlchsisches Technologiezentrum gGmbH STZ Saumlchsisches Technologie Zentrum fuumlr Bildung und Innovati-on Zwickau wwwstz-zwickaude

eigener Lerninhalte in das System einzuspeichern wo es anderen Nutzern fuumlr Lernprozesse zur Verfuuml-gung steht Auf diese Weise entsteht unter Verwen-dung bestehender Technologien eine Lern- und Wissensdatenbank die arbeitsplatznahes koopera-tives Lernen unterstuumltzt Es zeigt damit neue Wege einer dienstleistungsorientierten Wissensunterstuumlt-zung ndash nicht zuletzt durch die Lernenden selbst ndash im Rahmen von Bildungsnetzwerken auf

16 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Rapid eLearning ndash leicht gestaltbare Lernsoftware in der gewerblich-technischen Ausbildung Kom-petenzwerksttt Elektrohandwerk

Lern- und Arbeitsaufgaben stellen ein eta-bliertes und in den Betrieben bewaumlhrtes didaktisch-methodisches konzept fuumlr beruf-liches Lernen dar Durch einen moumlglichst hohen Grad an selbststaumlndigkeit bei der Bearbeitung einer komplexen Aufgabenstel-lung werden die Auszubildenden nicht nur in

ihren fachlichen sondern auch in ihren metho-dischen und sozialen kompetenzen gefoumlrdert

Lern- und Arbeitsaufgaben stellen ein etabliertes und in den Betrieben bewaumlhrtes didaktisch-metho-disches Konzept fuumlr berufliches Lernen dar Durch einen moumlglichst hohen Grad an Selbststaumlndigkeit bei der Bearbeitung einer komplexen Aufgabenstel-lung werden die Auszubildenden nicht nur in ihren fachlichen sondern auch in ihren methodischen und sozialen Kompetenzen gefoumlrdert

Um eine Lernsoftware effektiv im Rahmen von Lern- und Arbeitsaufgaben einsetzen zu koumlnnen hat sie bestimmte Anforderungen zu erfuumlllen Sie sollte sich auf berufstypische Arbeitsprozesse beziehen und diese angemessen und klar visualisieren um fuumlr den Auszubildenden deutlich zu machen welche Relevanz die Lern- und Arbeitsaufgabe fuumlr den Aus-bildungsberuf besitzt Auszligerdem sollte sie die zur Bewaumlltigung der Aufgabe relevanten Inhalte und Materialien nachvollziehbar strukturiert bereit-halten Uumlber diese grundsaumltzlichen Anforderungen hinaus bestehen fuumlr eine mediengestuumltzte Ausbildung im gewerblich-technischen Bereich besondere Bedingungen

bullDie Inhalte der Software muumlssen schnell modifi-zierbar sein da die Technologien in vielen gewerblich-technischen Berufen einer hohen Innovationsgeschwindigkeit unterworfen sind bullDie Software muss an die Gegebenheiten des jeweiligen Lernorts angepasst werden koumlnnen da die Lernorte der beruflichen Bildung zum Teil sehr heterogene Bedingungen aufweisen ndash z B durch die zur Verfuumlgung stehende techni-sche Lernumgebung

bullDie Software sollte so offen gestaltet sein dass zusaumltzliche Dateien eingepflegt werden koumlnnen da fuumlr die berufliche Bildung i d R eine Vielzahl von Unterlagen in digitaler Form vorliegt

Vor diesem Hintergrund besteht die uumlbergeordnete Frage darin wie eLearning-Systeme zu entwickeln sind um sie im Rahmen von Lern- und Arbeitsauf-gaben einsetzen zu koumlnnen Eine Antwort darauf bietet der Ansatz des Rapid eLearning

rapid eLearning mit der kompetenzwerksttt

Im Rahmen des BMBFESF-gefoumlrderten Projekts Kom-petenzwerksttt Elektrohandwerk wird derzeit nach dem Ansatz der Kompetenzwerksttt ein Lehr- Lernmedium entwickelt das die Anforderungen des Rapid-eLearnings aufgreift Der Begriff Rapid eLearning steht dabei fuumlr Lernsoftware-Systeme die

bullschnell und ohne hohe medientechnischeKompetenz entwickelt werden koumlnnenbullkostenguumlnstig erstellt werden koumlnnen bulleine geringe Einarbeitungszeit fuumlr den Autor erfordern bulldem Anwender einen einfachen Zuganggewaumlhren undbullmultimediale und interaktive Elemente auf-nehmen koumlnnen

Rapid eLearning-Lernprogramme werden oft mit MS-PowerPoint umgesetzt so auch bei der Kompe-tenzwerksttt-Lernsoftware Die Gruumlnde sind klar hoher Verbreitungsgrad einfache Bedienung und weit reichende Moumlglichkeiten zur Gestaltung Me-dieneinbindung und Verlinkung

Mit PowerPoint lassen sich somit die Anforderungen an Rapid eLearning gut einloumlsen Ein weiterer Vorteil besteht darin dass Ausbilder und Lehrer oft auf einen groszligen Fundus von Folien zuruumlckgreifen koumlnnen die sie im Laufe ihrer Taumltigkeit angefertigt haben Arbeitsblaumltter technische Beschreibungen Diagram-me Erlaumluterungen usw liegen damit bereits in elektronischer Form vor und koumlnnen unkompliziert ausgetauscht bzw eingefuumlgt werden

17 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Die Lernsoftware hat eine Modulstruktur die sich uumlber vier Ebenen erstreckt Auf Ebene 1 befindet sich die Hauptnavigation dieser folgt Ebene 2 mit der Modulnavigation Ebene 3 beinhaltet den Content (Inhalt) und Ebene 4 die Anhaumlnge Jede Hierarchie-ebene wird jeweils durch einzelne Dateien repraumlsen-tiert Mit dem Start der Lernsoftware oumlffnet sich eine Power-Point-Datei (PPT) die alleine der Hauptnaviga-tion dient Von hier aus werden die einzelnen Soft-waremodule angewaumlhlt Mit dem Anwaumlhlen eines Moduls oumlffnet sich die naumlchste Datei und liegt gewiss-ermaszligen auf der Startfolie Die Datei der Ebene 2 dient der Navigation innerhalb eines Moduls So lassen sich hier zunaumlchst die Hauptelemente anwaumlhlen anschlie-szligend innerhalb eines Hauptelements der gewuumlnschte Content Mit Klick auf einen Inhaltsbutton oumlffnet sich eine weitere Datei uumlber den beiden Navigations-dateien Hier findet der Anwender jetzt die gewuumlnsch-ten Inhalte ggf lassen sich von hier ndash dann auf Ebene 4 ndash auch weitere externe Dateien (zB doc pdf) starten Waumlhrend die Dateien der Ebenen 1 und 2 also der Navigation dienen halten die Ebenen 3 und 4 die Contents vor Mit dem bdquoZuruumlckldquo-Button schlieszligt der Anwender die Datei und gelangt so auf die jeweils niedrigere Navigationsebene

Die Realisierung in PowerPoint und die skizzierte Modularisierung und Hierarchisierung der Lernsoft-ware bieten hinsichtlich des Rapid eLearning ent-scheidende Staumlrken So lassen sich ohne gehobene medientechnische Kenntnisse z B das Layout anpassen die Inhalte modifizieren oder ergaumlnzen Updates einspielen Materialien verlinken oder komplette Lern- und Arbeitsaufgaben einschlieszlig-lich aller Materialien und Arbeitsblaumltter ergaumlnzen

Da die Lernsoftware ndash ohne Installation ndash auf einem USB-Stick laumluft liegen alle Daten fuumlr jeden Nutzer ohne Bearbeitungseinschraumlnkungen individuell vor Aumlnderungen Erweiterungen Korrekturen usw finden also einfach innerhalb einer PPT-Datei statt umfangreichere Updates werden durch ein schlichtes Ersetzen von Dateien realisiert

Prof Dr Soumlnke Knutzen Technische Universitaumlt Hamburg-Harburg und Prof Dr Falk Howe Universitaumlt Bremen

Fazit

Insbesondere in der dualen gewerblich-technischen Ausbildung bietet der Ansatz des mediengestuumltzten Lernens viele Vorteile Erste Erprobungen mit Lehrern Ausbildern und Auszubildenden zeigen dass ihnen das Handling der Software keine Probleme bereitet Die Anwender koumlnnen in aller Regel auf Erfahrungen mit PowerPoint zuruumlckgreifen wodurch einerseits keine intensive Einarbeitung in die technische Um-gebung notwendig ist andererseits keine Hemm-schwelle beim Einsatz der Software besteht

Wenn es gelingt den Rapid-eLearning-Ansatz nachhaltig mit den Anforderungen gewerblich-technischer Berufsausbildung zu verknuumlpfen und die Vorteile des mediengestuumltzten Lernens deutlich zu machen kann die berufliche Ausbildung an allen Lernorten bereichert werden Auszubildende besit-zen ein Werkzeug dass praktisches und theoretisches Wissen verbindet und letztlich Lehrer und Ausbilder in ihrer Arbeit unterstuumltzt

18 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Weiterbildung durch multimediale Lernformen am Beispiel der Zementindustrie

Im zuge des technischen und wirtschaftli-chen wandels hat sich die Arbeitswelt in der zementindustrie einschneidend veraumlndert

Anfang dieses Jahrhunderts waren ndash in Verbindung mit konjunkturellen und strukturellen Veraumlnderun-gen sowie der Auslagerung von Funktionen (Outsour-cing) ndash Produktivitaumltssteigerungen mit einem Verlust von Arbeitsplaumltzen verbunden Gleichzeitig wurden durch die Rationalisierung der Zementproduktion schwere heute kaum mehr vermittelbare Taumltigkeiten durch moderne Arbeitsplaumltze mit hohen Anforderun-gen an die berufliche Qualifikation und Weiterbil-dung abgeloumlst Dies betrifft nicht nur Fach- und Fuumlhrungskraumlfte sondern alle Beschaumlftigen Denn mehr als je zuvor ist es heute noumltig die Mitar-beiter hinsichtlich ihrer Kenntnisse Fertigkeiten und ihrem verfahrenstechnischen Wissen weiter-zuqualifizieren Nur mit qualifizierten und motivier-ten Mitarbeitern bleibt ein Unternehmen dauerhaft innovativ und konkurrenzfaumlhig Fuumlr den Mitarbeiter bietet sich durch Weiterbildung die Moumlglichkeit vorhandene Kompetenzen an die fortschreitende Entwicklung anzupassen und die eigene Beschaumlftigungsfaumlhigkeit zu erhalten bzw weiter auszubauen

Die Zementindustrie hat in der Vergangenheit fuumlr einfache manuelle Taumltigkeiten viele un- und ange-lernte Arbeiter beschaumlftigt Heute ist die Beschaumlfti-gungsstruktur in den Zementwerken durch den hohen Automatisierungsgrad bestimmt Rund 40 der Belegschaften sind in der Steuerung und Kontrolle des zentralen Produktionsprozesses beschaumlftigt entweder als Vorarbeiter Meister und Produktionssteuerer auf den zentralen Leitstaumlnden oder als Anlagenkontrolleure bzw Maschinenwaumlrter In den Laborbereichen sind rund 10 der Mitarbeiter taumltig die im Allgemeinen eine Ausbildung als Bau-stoffpruumlfer oder Chemielaborant haben Die uumlbrigen Beschaumlftigten arbeiten vor allem in der Instandhal-tung und haben meist eine Ausbildung zum Anlagen-elektroniker oder Industriemechaniker absolviert Entsprechendes Zement-Know-how erwarben sie weitgehend on the job erwarben Vor dem Hinter-grund der stetig steigenden Anforderungen und der fortschreitenden Rationalisierung gewinnt die systematische und bereichsuumlbergreifende Quali-

fizierung der Beschaumlftigten weiter an Bedeutung Eine wirksame Unterstuumltzung der Weiterentwick-lung erfordert dabei einen passgenauen Zuschnitt der Qualifizierungsangebote auf die betrieblichen Anforderungen sowie die individuellen Beduumlrfnisse jedes einzelnen Mitarbeiters

Lehrbriefe werden in digitale Medien uumlber-fuumlhrt

Neben dem von der IHK anerkannten Industriemei-sterlehrgang bdquoKalkZementldquo dem Produktionssteu-ererlehrgang fuumlr Leitstandfahrer sowie zahlreichen Weiterbildungsseminaren bietet der Verein Deut-scher Zementwerke e V zur Aus- und Weiterbildung der gewerblichen Mitarbeiter insbesondere auch der gering qualifizierten bzw fachfremden Mitarbeiter sogenannte bdquoLehrbriefeldquo an Diese 47 Lehrunterlagen stehen den VDZ-Mitgliedswerken nunmehr seit 2006 sowohl in gedruckter Form als auch digital als PDF-Datei zur Verfuumlgung Thematisch befassen sich die Lehrbriefe mit dem gesamten Zementherstellungs-prozess von der Rohmaterialgewinnung bis hin zur Zementverladung Dabei werden vor allem Bereiche behandelt die sich auf die Produktionsablaumlufe in den Werken beziehen und mit der Taumltigkeit des Produk-tionsmitarbeiters in engem Zusammenhang stehen

Erfahrungen mit dem Einsatz der Lehrbriefe zeigten jedoch dass sie nicht im angestrebten Maszlige in den Werken als Weiterbildungsunterlagen genutzt werden Der kontinuierliche Schichtbetrieb sowie die duumlnne Personaldecke fuumlhrten dazu dass in vielen Unternehmen die personellen und zeitlichen Ressour-cen zur Weiterbildung der Mitarbeiter in Praumlsenzsemi-naren nicht gegeben waren Um den Unternehmen ein effizientes und flexibles Angebot zur Weiterbild-ung ihrer Mitarbeiter anbieten zu koumlnnen mussten aus den bisherigen Erfahrungen drei wesentliche Gesichtspunkte beruumlcksichtigt werden Zum einen muss gewaumlhrleistet sein dass die Vermittlung des Wissens individuell und zeitoptimiert in die inner-betrieblichen Ablaumlufe integriert werden kann Zum andern muumlssen die Unterlagen fortlaufend aktualisiert und erweitert werden ndash dies moumlglichst ohne hohen Personal- Kosten- und Zeitaufwand

19 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Zu guter Letzt muumlssen sie so aufbereitet werden dass sie sowohl didaktisch und inhaltlich als auch gestal-terisch bei der Belegschaft auf hohe Akzeptanz stoszligen

Vor diesem Hintergrund wurde 2007 beschlossen die Lehrbriefe vollstaumlndig zu uumlberarbeiten und den Werken zukuumlnftig in Form digitaler Medien zur Ver-fuumlgung zu stellen Hierzu wurden die bestehenden Unterlagen mit finanzieller Unterstuumltzung des Bundes-ministeriums fuumlr Bildung und Forschung (BMBF) grundlegend uumlberarbeitet didaktisch aufbereitet und als Online-Kurse auf einer neu entwickelten VDZ-Lehrplattform integriert

Die nunmehr zur Verfuumlgung stehenden 50 Online-Kurse des VDZ sollen insbesondere den gewerblichen Mitarbeitern aber auch Neueinsteigern Wissen uumlber Technik Umweltvorsorge Arbeitsschutz und die Ablaumlufe der Zementproduktion von der Rohstoffge-winnung bis zum Versand der Produkte vermitteln

Medienelemente wie Videos und Animationen sind genauso Bestandteil der mediengestuumltzten Bildungs-angebote wie Fragenkataloge und Testaufgaben Eine Kommunikationsplattform rundet das Angebot ab Daruumlber hinaus werden vier Kurse angeboten die den Mitarbeitern im beruflichen Alltag sowie in der oumlffentlichen Diskussion eine Hilfestellung bieten Diese sogenannten Informationsbriefe beinhalten die Themen Nachhaltigkeit Rohstoffgewinnung Ressourceneffizienz und Klimaschutz Sie dienen der Vermittlung von Kenntnissen uumlber die Zement-produktion im Spannungsfeld zwischen oumlkonomi-schen oumlkologischen und sozialen Aspekten

Die Lehrplattform wurde mittlerweile von Mitarbei-tern aus fuumlnf VDZ-Mitgliedswerken und dem For-schungsinstitut erfolgreich getestet optimiert und an die Beduumlrfnisse der Beschaumlftigten in der Zement-industrie sowie verwandter Industrien angepasst Die Plattform steht seit Anfang 2010 allen VDZ-Mit-gliedswerken zur Verfuumlgung

Dr rer nat Stefan Schaumlfer Verein Deutscher Zementwerke e V wwwelearning-vdzde

20 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Demografischer Wandel Herausforderungen und Chancen

Den Folgen des demografischen wandels kann

sich auch die Informations- und kommunika-tionswirtschaft (Itk-wirtschaft) nicht ver-schlieszligen zahlreiche studien belegen einen strukturellen Fachkraumlftemangel der sich bei einem konjunkturaufschwung in den naumlchsten

Jahren weiter verschaumlrfen wird und die inter-nationale wettbewerbsfaumlhigkeit Deutsch-lands schwaumlchen kann

IT 50plus ist eine durch den nationalen Informations-technologie-Gipfel der Bundesregierung initiierte Gemeinschaftsinitiative des Bundesverbands Infor-mationswirtschaft Telekommunikation und neue Medien e V und der Industriegewerkschaft Metall (IG Metall) die vom Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung sowie dem Europaumlischen Sozialfonds gefoumlrdert wird Die Initiative zielt darauf ab die Beschaumlftigungsfaumlhigkeit aumllterer ITK-Fachkraumlfte zu erhalten oder wiederherzustellen um so den Folgen des demografischen Wandels und dem Fachkraumlfte-mangel in der ITK-Branche nachhaltig zu begegnen Das modulare Projekt setzt in verschiedenen Bereichen der Personalentwicklung Arbeitsvermittlung und Netzwerkbildung an und gliedert sich in sieben Teilprojekte

bullarbeitsmarktpolitische Instrumente bullAnpassung der arbeitsprozessorientierten Wei-terbildung (APO IT) an die Zielgruppe Arbeitslose bullIT-Spezialistenqualifizierung im virtuellen Raum bullCoaching-Netzwerke fuumlr Unternehmen bullPersonalentwicklungsstrategien IT 50plus bullEntwicklung aumllterer ITK-Fachkraumlfte zum Mentor und Coach bulleLearning IT 50plus ndash Konzepte undEmpfehlungen

Im Vordergrund stehen Initiativen und Vorhaben um bundesweite Beraternetzwerke fuumlr ITK Unterneh-men und fuumlr ITK-Fachkraumlfte aufzubauen dauerhaft zu unterhalten innovative Personalentwicklungs-modelle und Qualifizierungskonzepte zu erstellen zu pilotieren und als Referenzmodelle zur groszligflauml-chigen Umsetzung in Unternehmen bzw durch IT-Bildungstraumlger zu empfehlen

Itk-spezialistenqualifizierung im virtuellen raum

Im Teilprojekt bdquoITK-Spezialistenqualifizierung im vir-tuellen Raumldquo arbeiten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im virtuellen Unternehmen FuTEx (Future Technologies for Expertise Development) Es soll nachwiesen werden dass eine arbeitsprozess-orientierte Qualifizierung mit anschlieszligender Zertifizierung nach der internationalen Norm DIN EN ISOIEC 17024 auch fuumlr IT-Fachkraumlfte moumlglich ist die eine solche Maszlignahme nicht am Arbeitsplatz absolvieren koumlnnen Dies betrifft vor allem Personen in Arbeitslosigkeit oder Kurzarbeit Gearbeitet gelernt und kommuniziert wird an einem virtuellen Arbeitsplatz uumlber eine webbasierte Arbeits- und Lern-plattform Das innovative Konzept basiert auf der bewaumlhrten Methodik des IT-Weiterbildungssystems APO IT So bearbeiten die FuTEx-Teilnehmer-innen am virtuellen Arbeitsplatz einen realen Projektauftrag wobei sie von Lernprozessbegleitern und Fachberatern unterstuumltzt werden Um das APO IT-Prinzip erfolg-reich in eine virtuelle Arbeitswelt zu uumlbertragen sind folgende fuumlnf Schritte vorgesehen

1 realitaumltsnahe Lernaufgaben

Es muumlssen Bedingungen fuumlr arbeitsprozessorientier-tes Lernen geschaffen werden die einem Lern- und Arbeitsplatz im realen betrieblichen Kontext gleichen Erst bei der unmittelbaren praktischen An-wendung von erlerntem Wissen in Verbindung mit der Loumlsung einer konkreten betrieblichen Arbeits-aufgabe kommt es zu sogenannten bdquoemotionalen Labilisierungssituationenldquo d h zu Verunsicherun-gen und zur Veraumlnderung der Gefuumlhle des Menschen die zur nachhaltigen Herausbildung von Handlungs-kompetenzen bei den Lernenden fuumlhren Wichtigste Voraussetzung ist also bdquoechteldquo IT-Projektaufgaben bereitzustellen die von einem realen Auftraggeber stammen

2 webbasierte Arbeits- und Lernplattform

Um Lern-und Projektteams in einer virtuellen Arbeits-welt zu vernetzen und zu betreuen wird eine web-basierte Arbeits- und Lernplattform eingesetzt Sie muss einfach handhabbar und kompatibel mit allen gaumlngigen PC-Betriebssystemen und Web-Browsern

21 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

sein Die Arbeitsplaumltze ndash zu Hause beim Bildungs-traumlger oder im Unternehmen ndash muumlssen mit einem PC sowie mit Breitband-Internet ausgestattet sein

3 Begleitung durch ein engagiertes Betreuerteam

Die Teilnehmer werden von einem Betreuerteam begleitet und unterstuumltzt Da dies in uumlberwiegendem Maszlige bdquoon distanceldquo d h uumlber elektronische Medien der Arbeits- und Lernplattform geschieht erwachsen besonders hohe Anforderungen an die Betreuer Sie muumlssen ein besonderes Gespuumlr fuumlr die Lernsituation der Teilnehmer entwickeln koumlnnen

4 Auswahl geeigneter teilnehmergruppen

In engem Zusammenwirken mit der Bundesagentur fuumlr Arbeit und deren regionalen Agenturen (Zielgruppe arbeitsuchende ITK-Fachkraumlfte ab dem vollendeten 40 Lebensjahr) sowie mit ITK-Hersteller- und Anwenderunternehmen (Zielgruppe aumlltere ITK-Fachkraumlfte in Kurzarbeit) wird uumlber die bevorstehen-den Pilotmaszlignahmen informiert Die Teilnehmer muumlssen Berufserfahrung in der ITK-Wirtschaft haben und besonders aufgeschlossen gegenuumlber elektroni-schen Medien in der Bildung sein

5 evaluation und transfer in den Markt

Das Qualifizierungskonzept wird ab 2010 auf seine Umsetzbarkeit und spaumltere Uumlbertragbarkeit auf andere Unternehmen gepruumlft Nach erfolgreicher Erprobung umfassender Evaluation und Konzept-optimierung ist es vorgesehen die Ergebnisse Erfahrungen und Best Practices zu veroumlffentlichen Die Ergebnisse werden allen einschlaumlgigen Bildungs-traumlgern zugaumlnglich gemacht um Nachhaltigkeit zu erreichen Ziel ist es den FuTEx-Qualifizierungs-ansatz als marktfaumlhiges Konzept bundesweit zu etablieren

Erfolgskriterien fuumlr die Erprobung des FuTEx-Kon-zepts sind

bulldie Zahl der Arbeit suchenden ITK-Fachkraumlfte die nach Absolvierung einer FuTEx-Qualifizie-rung das Abschlusszertifikat zum IT -Spezialisten nach ISO 17024 erhalten haben

Thomas Mosch Mitglied der Geschaumlftsleitung BITKOM - Bundesverband Informationswirtschaft Telekommunikation und neue Medien eV wwwfutexcorpde und wwwit-50plusorg

bulldie Zahl der Arbeit suchenden ITK-Fachkraumlfte die nach erfolgreichem Abschluss einer FuTEx-Qualifizierung in adaumlquate Arbeit zuruumlckfinden konnten und bulldie Zahl der IT-Fachkraumlfte in Kurzarbeit die nach erfolgreichem Abschluss einer FuTEx-Maszlignahme ihre Handlungskompetenzen fuumlr ein IT-Spezial-istenprofil verbessern oder durch Personenzer-tifizierung nach ISO 17024 aktualisieren d h neu erlangen konnten

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22 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

eLearning-Infrastruktur in der Altenpflege (eLiA)

Das Projekt bdquoeLearning-Infrastruktur in der Altenpflegeldquo ist ein durch das Bundesminis-terium fuumlr Bildung und Forschung und den

europaumlischen sozial-fonds gefoumlrdertes Projekt unter der Leitung des Awo-Bundesverbandes e V in Berlin das in der zeit vom 1112007 bis 31102008 gefoumlrdert wurde

Die Aus- Fort-und Weiterbildungseinrichtungen und die Einrichtungen der Altenpflege verfuumlgten vor Pro-jektstart nicht uumlber eine ausreichende Infrastruktur zum Einsatz elektronischer Medien Daraus leiteten sich folgende Notwendigkeiten bzw Projektziele ab

bullSchaffung einer zentralen Infrastruktur durch den Einsatz einer Kommunikations- und Lern plattform bullErprobung des Einsatzes von bereits erstelltem Inhalt (Content) fuumlr den Bereich der Altenpflege-aus- und -weiterbildung bullSchulung von Teletutoren fuumlr die Betreuung von Lernenden bullSchulung von Administratoren zum adaumlquaten Umgang mit der Kommunikations- und Lern plattform

Ein weiteres wichtiges Ziel war die Nachhaltigkeit des Projekts Dafuumlr sollte eine zentrale (traumlgeruumlbergrei-fende) technische Infrastruktur geschaffen werden So sollten nach Projektende alle interessierten Ein-richtungen die Moumlglichkeit erhalten auf dem Server einen separaten geschuumltzten Zugang fuumlr die Entwick-lung und Erprobung eigener eLearning-Lehr- und Lernszenarien zu bekommen

Um die Entwicklung und Realisierung der Projekt-ziele zu unterstuumltzen wurde ein externer Dienstlei-ster die Qualitus GmbH einbezogen Der Partner stellte die technische Infrastruktur bereit passte die Lernumgebung an die Beduumlrfnisse der Kunden an und leistete Support beim Einsatz der flexiblen Open-Scource-Lernplattform ILIAS Die Struktur auf der Plattform wurde in Abstimmung mit der Projektlei-tung konzipiert und umgesetzt Dabei wurden die Bedarfe im Rahmen des Projekts und die geplante Nachhaltigkeit beruumlcksichtigt

Weiterhin wurde auf der Lernplattform ein soge-nannter oumlffentlicher Bereich eingerichtet Dort sind Informationen zum Projekt zum Download zu finden und News z B uumlber die neuesten Schulungstermine In der Projektlaufzeit wurden von drei Trainer-innen der Qualitus GmbH bundesweit sechs Teletutoren-Schulungen fuumlr insgesamt neunzig Teletutoren und eine Administratorenschulung fuumlr fuumlnfzehn Teilnehmer-innen angeboten

Im Rahmen der Teletutoren-Schulungen erhielten die Teilnehmer-innen geschuumltzte Raumlume in denen sie in ihren Lerngruppen miteinander lernen und zudem auch eigene Lernszenarien entwickeln konnten Die waumlhrend dieser Zeit von ihnen enwick-elten Inhalte konnten spaumlter auch im Echtbetrieb eingesetzt werden Zudem wurden Lehrkraumlfte in die Lage versetzt uumlber die Lernplattform ILIAS Lernen-de zu begleiten und zu beraten

Waumlhrend des gesamten Prozesses wurden die Teilnehmer-innen von erfahrenen Tutor-innen begleitet und unterstuumltzt Die Schulung unterteilte sich dabei in 4 Phasen

KickshyOff PraumlsenzshyPhase 1 (ca 15 Tage)

Online Phase 1

(5 Wochen)

PraumlsenzshyPhase 2

(ca 15 Tage)

Online Phase 2

(5 Wochen)

1 Teil

Inhalte und Ziele

bull Die Plat tform aus Sicht der Lernenden kennenlernen

bull Kennenlernen des kooperativen Arbeitens

bull Grundlagenkenntnisse uumlber eLearing

bull Besonderheiten der Online shyKommunikation

bull Rolle und AUfgaben von Teletutoren

2 Teil

Inhalte und Ziele

bull Die Plat tform aus Sicht der Tutoren kennenlernen

bull Einsatz notwendiger Funktionen

bull Wissen uumlber Betreuunug beim eLearning

bull Praxistransfer Umset zung eines eigenen Praxisprojektes

rsaquorsaquorsaquorsaquo rsaquorsaquorsaquorsaquo rsaquorsaquorsaquorsaquo

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evaluation

Die Schulungen wurden abschlieszligend evaluiert Die Kernaussage ist Alle Teilnehmer-innen waren mit den angebotenen Schulungen sehr zufrieden der Praxisbezug konnte weitestgehend hergestellt wer-den Zur eigenen Lernerfahrung befragt wurden u a folgende Aussagen getroffen

23 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

bdquoDie Schulung war fuumlr mich ein echter Gewinn da ich wirklich auf neuem Terrain viel gelernt habeldquo bdquohellip fuumlhlte ich mich in der Gruppe sehr wohl wobei ich vor allem zu bestimmten Mitgliedern Kontakt hatte Die Gruppenbildung scheint online genauso zu funk-tionieren wie out of cyber spaceldquo bdquoMir haben sich durch dieses Seminar ganz andere Moumlglichkeiten geoumlffnetldquo

Hinsichtlich ihrer spaumlteren Aufgabe als Teletutorin befragt fuumlhlten sich die meisten Teilnehmer-innen gut vorbereitet aufgrund der unterschiedlichen Voraussetzungen der Lernenden im Umgang mit dem Computer und Internet sind in Einzelfaumlllen jedoch noch laumlngere Uumlbungsphasen noumltig Moumlgliche Einsatz-felder wurden uumlberwiegend im Fort- und Weiter-bildungsbereich gesehen eLearning wird als gute Moumlglichkeit gesehen das Angebotsspektrum der Institutionen zu erweitern Als Anwendungsbeispiel wurde die Begleitung von Auszubildenden in Praxis-phasen im Sinne einer kontinuierlichen Arbeits- Kommunikations- und Ruumlckmeldemoumlglichkeit genannt

herausforderungen

Die Schulungsteilnehmer nannten folgende Heraus-forderungen bei der Einfuumlhrung von eLearning

bullfehlende technische Affinitaumlt bei der Zielgruppe bullfehlende technische Ausstattung in den Institu-tionen und Betrieben die Lehrangebote bereit-stellen bullhoher Aufwand fuumlr die Einfuumlhrung des eLear-ning Mehraufwand bei der Umwandlung vor-handener Konzepte in Blended-Learning oder eLearning-Konzepte etc bulleehlende Akzeptanz bei einigen Kolleginnen Kollegen dadurch fehlende Vernetzung bullwenig Lehrkraumlfte die professionell tutoriell begleiten koumlnnen bullfehlende Inhalte fuumlr den Einsatz auf der Lern-plattform

nachhaltigkeit

Nach der Projektfoumlrderung wird das eLearning-Portal durch den bdquoVerein eLearning in der Pflege eVldquo (eLiP) fortgefuumlhrt Alle (Bildungs-)Einrichtun-gen in der Pflege koumlnnen diesem Verein beitreten

Peggy Saszlig AWO-Bundesverband eVwwwelearning-pflegede

Zweck des Vereins ist die Foumlrderung der Berufsbildung durch Bereitstellung der Internetplattform ILIAS (wwwelearning-pflegede) mit inhaltlichen techni-schen und didaktischen Hilfen als Hostingpakete sowie Beratung und Vermittlung von Qualifizie-rungen wie ILIAS-Anwender- Teletutoren- und Autorenschulungen Mitwirkung bei der Erstellung von Lerninhalten die von den Vereinsmitgliedern entwickelt werden Weitere Aufgaben sind die perso-nelle und ideelle Foumlrderung der Entwicklung von Lerninhalten z B durch den gegenseitigen Aus-tausch von Lernmaterialien

Die Vereinsmitgliedschaft bietet den Bildungsanbie-tern einen kostenguumlnstigen Einstieg in das Lehren und Lernen mit den neuen Medien moderne Kom-munikationswege Betreuung waumlhrend Abwesenheits-zeiten sowie die Moumlglichkeit neue und zusaumltzliche Angebote im Bereich eLearningBlended-Learning anzubieten

24 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

Entstehung von Communities am Beispiel der Evangelischen Kirche in Deutschland

Die evangelische kirche in Deutschland (ekD) steht gegenwaumlrtig vor groszligen herausforder-ungen und chancen stichworte sind demo-grafischer wandel Individualisierung bzw Pluralisierung wiederentdeckung des religi-oumlsen veraumlndertes Partizipationsverhalten neue Formen von ehrenamt und Gemeinde Daraus ergibt sich fuumlr die Mitarbeitenden ihr handeln immer wieder zu reflektieren

und neue innovative Praktiken zu erlernen

Das Forschungsprojekt PATONGO (Patterns and Tools for NGOs) untersucht wie Technologien und Partizi-pationsprozesse des Web 20 den Austausch uumlber gute Praktiken foumlrdern und so zu einer Weiterent-wicklung der gesamten vernetzten Organisation beitragen koumlnnen Partner im Projekt sind die Evan-gelische Kirche in Deutschland (EKD) die Fern Uni-versitaumlt in Hagen und das Institut fuumlr Wissensmedien in Tuumlbingen

Die Hypothese des Forschungsvorhabens ist dass ein Austausch von erfolgreichen Praktiken in der EKD helfen kann die Qualitaumlt des Handelns in den Gemeinden und Gliedkirchen zu verbessern Durch Vernetzung und gemeinsame Reflexion uumlber erfolgreiche Praktiken soll eine lokale Praktik auch uumlber Grenzen der einzelnen Kirchengemeinden hin-weg zu einer gemeinsamen Praktik weiterentwickelt werden Zwischen den bisher weitgehend unabhaumlngig agierenden Organisationseinheiten koumlnnte sich dadurch ein Praxisnetzwerk entwickeln

Vor dieser Grundannahme stellen sich im PATONGO-Projekt die folgenden Forschungsfragen die nicht nur fuumlr Kirchen sondern allgemein fuumlr verteilte NGOs von Relevanz sind

bullWelche Prozesse koumlnnen eine effektive und qua-litativ hochwertige Wissenskommunikation zum Zwecke der Weiterentwicklung beruflicher Praktiken unterstuumltzen bullWie kann die Nutzung und die Evolution solcher Prozesse mit Web 20-basierten Werkzeugen unterstuumltzt werden

bullWie koumlnnen die Prozesse und Werkzeuge in groszligen verteilten NGOs eingefuumlhrt werden

Kern des Prozesses ist die effektive und qualitativ hochwertige Diskussion uumlber gute Praktiken Dabei durchlaumluft die Diskussion zu einem konkreten Thema drei Ebenen

bullMitarbeitende kommunizieren miteinander uumlber Wuumlnsche und Ideen die sich aus den lokal anzutreffenden Herausforderungen ergeben bullMitarbeitende reflektieren uumlber gute Praktiken und tauschen diese aus (Storytelling Good Practice) bullMitarbeitende abstrahieren die Beschreibung der guten Praktik zu einem Muster fuumlr Loumlsungen (Pattern) das dann in einem Lexikon guter Praxis auftaucht Das Konzept des Patterns wurde aus den Ingenieurswissenschaften uumlbernommen Dort ist ein Pattern eine Loumlsung zu einem wieder-kehrenden Problem in einem klar umrissenen Kontext Im Gegensatz zu einer Handlungsvor-schrift eroumlffnet ein Pattern dem Praktiker einen Entwurfsraum in dem er seine individuelle Loumlsung fuumlr das Problem entwickelt Fuumlr die EKD bedeutet dies dass ein Pattern den Praktiker gut bei der Uumlbertragung der Loumlsungsidee auf die kon-kreten Umstaumlnde in der Gemeinde unterstuumltzt

Auf allen Ebenen der Diskussion vor allem jedoch bei der Erstellung von Patterns fuumlr das Lexikon guter Praxis koumlnnen Praktiker durch Mentoren die ebenfalls Mitglied der Community sind unterstuumltzt werden Mentoren helfen den Praktikern dabei die zentralen Aussagen ihrer Praktik herauszuarbeiten So koumlnnen Praktiker sicherstellen dass ihre Hand-lungsanregungen in den Patterns auch im beab-sichtigten Sinne verstanden werden

Web 20-Technologien koumlnnen auf allen drei Ebenen den Prozess unterstuumltzen Dazu soll ein Online-Com-munity-System entstehen das Kommunikation Koordination und Kooperation ermoumlglicht und zur Mitarbeit in der Community motiviert Auf der Ebene der Kommunikation stellt das Community-System kommunikative Raumlume zur Verfuumlgung Hier koumlnnen Wuumlnsche geaumluszligert Ideen diskutiert und Erfahrun-gen ausgetauscht werden

25 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

Betrachtet man die Groumlszlige der Zielgruppe von uumlber eine Million haupt-und ehrenamtlich Mitarbeitender in der EKD so ist es offensichtlich dass Fragen der Koordination eine wichtige Rolle einnehmen Prak-tiker muumlssen vom System darin unterstuumltzt werden fuumlr sie interessante Kollegen zu finden und relevante Beitraumlge wahrzunehmen Das Community-System muss Menschen aus ganz Deutschland zusammen-bringen die an semantisch verwandten Praktiken arbeiten So wird ein Austausch uumlber spezifische Prak-tiken auch uumlber Gemeindegrenzen hinaus moumlglich

Fuumlr eine effiziente Kooperation wird das Community-System gemeinsame Arbeitsbereiche bereitstellen die zum einen einen gemeinsamen Informationsraum im Sinne eines Wikis zum Austausch von Patterns bereitstellen und zum anderen die enge Kooperation in einer kleinen Gruppe von Praktikern ermoumlglichen Insbesondere soll das Community-System die Entwick-lung neuer Ideen in einer Ideenwerkstatt und die Zusammenarbeit zwischen einem Autor und einem Mentor bei der Verbesserung von Patterns unter-stuumltzen

In Bezug auf die Motivation zur Teilnahme sollen im PATONGO-Projekt verschiedene Instrumente er-forscht werden von denen an dieser Stelle nur zwei Beispiele genannt werden

bullInwieweit hat die Authentizitaumlt der Praktiker und ihrer Gemeinden eine die Motivation stei-gernde Wirkung bullWelche Rolle spielen Kooperation und Wett-bewerb zwischen den Praktikern als motivie-rende Instrumente in der Community

Erste Prototypen fuumlr den in PATONGO vorgesehenen Prozess und die Web 20-basierten Werkzeuge wurden in den ersten Monaten des Projektes entwi-ckelt und mit Anwendern diskutiert Die Resonanz hierauf war sehr positiv Eine breite Diskussion der Konzepte in der kirchlichen Oumlffentlichkeit begann Ende 2009 Fuumlr Mitte 2010 ist der Start der Community geplant Sowohl der Entwurf als auch die Einfuumlhrung und Nutzung des Prozesses und der Werkzeuge werden evaluiert sodass Ruumlckschluumlsse auf die Wirkung in der EKD gezogen werden koumlnnen die auch fuumlr andere NGOs relevant sein werden

Dr Thies Gundlach Evangelische Kirche in Deutschland Dr Till Schuumlmmer FernUniversitaumlt in Hagen (vlnr) wwwpatongode

26 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

Lernkompetenz Schluumlssel zur Qualifizierungfuumlr Aumlltere

Die Diskussion um das lebenslange Lernen hat konjunktur in Politik wirtschaft und

Forschung Mittelfristig wird jeder dritte Be-schaumlftigte uumlber 50 Jahre alt sein und nur noch

jeder fuumlnfte juumlnger als 30 Jahre Parallel dazu nimmt der Anteil der wissensarbeit zu der Anteil koumlrperlicher und gering qualifizierter taumltigkeiten sinkt Lebenslanges Lernen wird als eine der zentralen strategien angesehen diese sich beschleunigenden Veraumlnderungen der Arbeitswelt zu bewaumlltigen

Einigkeit scheint daruumlber zu bestehen dass der Bedarf an beruflicher Weiterbildung auch fuumlr Beschaumlftigte uumlber 50 Jahren waumlchst Weniger Konsens gibt es in Bezug auf das Wie Wie kommen aumlltere Arbeitnehmer mit dieser Anforderung nach permanentem Dazuler-nen zurecht Wie koumlnnen sie unterstuumltzt werden Bislang werden Beschaumlftigte jenseits des vierzigsten Lebensjahres kaum noch zur Weiterbildung ermun-tert und auf die Lernbeduumlrfnisse dieser Gruppe abgestimmte Angebote sind Mangelware Und Dank der Fruumlhverrentungspolitik fruumlherer Jahre und einer entsprechend jugendzentrierten Arbeitsge-staltung gedieh ein bdquoAnti-Lernklimaldquo in dem sich bei Beschaumlftigten und Unternehmen gleichermaszligen der Eindruck verfestigte Aumlltere koumlnnten und wollten nicht mehr lernen Damit einher gehen unscharfe und falsche Vorstellungen uumlber die Lernfaumlhigkeit Aumllterer Demnach lernen Aumlltere (zu) langsam und schneiden in Weiterbildungsseminaren schlecht ab

Haben nicht wissenschaftliche Untersuchungen wiederholt nachgewiesen dass die kognitive Leis-tungsfaumlhigkeit ndash also alle Prozesse die mit Gedaumlchtnis Lernen und Denken zu tun haben ndash schon mit Mitte Ende Zwanzig nachlassen Schraumlnkt dies nicht auch die Lernfaumlhigkeit ein Tatsaumlchlich lassen zwar viele kognitive Funktionen messbar nach

Damit gehen aber nicht automatisch Einbuszligen in der Faumlhigkeit zum berufsbezogenen Lernen einher Zum einen bauen sich nicht alle kognitiven Funktio-nen ab sondern vornehmlich die als bdquofluide Intelli-genzldquo bezeichneten Sie kommen bei der Loumlsung neuer Aufgaben zum Zuge bei denen nicht auf

fruumlhere Lernerfahrungen zuruumlckgegriffen werden kann bdquoKristalline Intelligenzldquo hingegen kommt bei der Nutzung von Wissen und Erfahrung zum Einsatz und kann Einbuszligen der fluiden Intelligenz aus-gleichen Zweitens fanden fast alle einschlaumlgigen Studien im Labor statt und zielten auf die Auslotung der Grenzen kognitiver Leistungsfaumlhigkeit ab Die Moumlglichkeit zur Kompensation durch Wissen und Bildung entfaumlllt dadurch weitgehend

Lernfaumlhigkeit bleibt erhalten

Beim berufsbezogenen Lernen herrschen solche Ein-schraumlnkungen nicht Lernende koumlnnen ihren Lern-prozess hinsichtlich Lernzielen und Lernzeit (mit) bestimmen und dadurch kognitive Einbuszligen ausgleichen Die Laborbefunde zum Altersabbau betreffen so gesehen nur einen kleinen Ausschnitt des Lernens Aus kognitiver Sicht laumlsst sich also festhalten dass die Lernfaumlhigkeit aumllterer Mitarbeiter waumlhrend ihres gesamten Berufslebens erhalten bleibt

Lernfaumlhigkeit ist aber nicht gleich Lernbereitschaft Diese haumlngt wesentlich von einer spezifischen Lern-kompetenz ab Sie ist nicht auf bestimmte Fachge-biete beschraumlnkt und umfasst die drei Ebenen

bullLernorientierung Die Effizienz des Lernen wird davon beeinflusst ob man Lernen als gestaltbare Aktivitaumlt begreift oder als dozentengesteuerte Anhaumlufung von Faktenwissen auf Vorrat bullLernkontrolle Nachhaltig lernen kann nur wer sich dem eigenen Lernbedarf angemessene Lernziele setzt und den Lernfortschritt im Hin-blick auf diese Ziele fortlaufend uumlberpruumlft bullLerntechniken Sie dienen dazu Wissen lang-fristig im Gedaumlchtnis zu verankern und um-fassen vielfaumlltige Methoden der Visualisierung und Konzeptbildung

Lernkompetenz ist kein Talent sondern eine lern- und trainierbare Fertigkeit Sie kann durch gezielte Personalentwicklung und ein stimmiges betriebliches Umfeld mit foumlrderlichem Lernklima aufgebaut und erhalten werden Umgekehrt kann sie als Folge laumlnger dauernder bdquoLernentwoumlhnungldquo verloren gehen Dies haumlngt nicht zuletzt damit zusammen dass in vielen Unternehmen die Weiterbildungsteil-

27 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

nahme jenseits des vierzigsten Lebensjahres schlag-artig sinkt ndash was Lernentwoumlhnung natuumlrlich foumlrdert Auch herrscht fuumlr Aumlltere vielfach insofern ein unguumln-stiges Lernklima als nicht wenige Personalverant-wortliche Aumllteren nur geringe Lernfaumlhigkeit und Veraumlnderungsbereitschaft zutrauen Derlei Vorbe-halte schlagen sich bei Beschaumlftigten in Zweifeln an ihrer eigenen Lernfaumlhigkeit und an der Trainier-barkeit ihrer Fertigkeiten nieder Ein Mangel an Lernkompetenz erklaumlrt moumlglicherweise auch den vielfach replizierten Befund dass aumlltere Beschaumlftigte im Vergleich zu ihren juumlngeren Kollegen schlechtere Leistungen in der berufsbezogenen Weiterbildung zeigen

Unsere Forschung zeigt dass ndash unabhaumlngig vom Alter ndash Beschaumlftigte mit houmlherer Lernkompetenz einen signifikant houmlheren Lernerfolg angeben als Beschaumlftigter geringerer Kompetenz Bei Beschaumlftig-ten uumlber 50 Jahren faumlllt der Unterschied im Lernerfolg am deutlichsten aus Houmlhere Lernkompetenz geht mit houmlherer Weiterbildungsteilnahme einher um-gekehrt berichteten Beschaumlftigte mit geringerer Lernkompetenz uumlber groumlszligere Schwierigkeiten bei der Planung der eigenen Weiterbildung und houmlheren Unterstuumltzungsbedarf

Unter dem Strich zeigen unsere Untersuchungen dass die Erfassung der Lernkompetenz ein wichtiger Schritt ist im Rahmen von Strategien zur quantitativen und qualitativen Verbesserung der Weiterbildungs-beteiligung aumllterer Beschaumlftigter Dies laumlsst sich zur Konzeption von Lernkompetenz-Workshops nutzen mit denen das Lernverhalten gezielt optimiert werden kann Ansatzpunkt einschlaumlgiger Trainings ist die Lernkontrolle die sich in unseren Untersuchungen als trennscharf zwischen kompetenten und weniger kompetenten Lernern erwies Hoher Lernkontrolle also der Fertigkeit angemessene Lernziele zu setzen und das Lernen im Hinblick auf diese Ziele zu steuern kommt das groumlszligte Gewicht fuumlr den Lernerfolg zu Darin liegt auch der Grund dass vornehmlich auf die Vermittlung von auf Lernstrategien ausgerichtete Trainings und primaumlr auf die Staumlrkung der Lernmo-tivation abzielende Trainings gleichermaszligen zu kurz greifen und nur die integrierte Ansprache beider Ebenen nachhaltiges karriereweites und -langes Lernen gewaumlhrleistet

Prof Dr Christian Stamov-Roszlignagel Jacobs Centre on Lifelong Learning Jacobs University wwwjacobs-universitydedirectory10028

28 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Qualifizierung mit System ausbauen -Weiterbildung und bdquoeQualificationldquo

Digitale Medien und bdquoeQualificationldquo als die Lernformen des neuen Jahrtausends prokla-miert standen anfangs fuumlr kostenguumlnstiges und effektives Lernen technische Loumlsungen ruumlckten in den Mittelpunkt der Diskussion doch nach dem ersten Boom kam die ernuumlch-terung Die Lerner wuumlrden das Medium nicht akzeptieren der Lernerfolg sei anzuzweifeln der finanzielle Vorteil ebenso

Anstelle der technokratischen Schwerpunktsetzun-gen widmete man sich in der Folgezeit verstaumlrkt den lern- und bildungstheoretischen Aspekten und dem Potenzial multimedialer Lernkonzepte fuumlr eine zukunftsfaumlhige berufliche Kompetenzentwicklung Angesichts der in den letzten Jahren wieder deutli-chen Zuwachsraten des Lernens mit neuen Medien am Arbeitsplatz stellte sich die Frage nach der Bedeu-tung dieser Medien fuumlr die Weiterbildung und nach ihrem Einfluss auf deren soziale und didaktische Zielsetzungen

weiterbildung und soziale selektion

Die Entwicklung von der Industrie zur Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft fuumlhrt auch zu einem Wandel der Organisation in den Unternehmen die auch zu neuen Arbeits- und Organisationskonzepten fuumlhren wobei wir wahrscheinlich erst am Anfang dieses Wandlungsprozesses stehen Die Folge ist dass Weiterbildung und berufliche Qualifizierung gegenwaumlrtig einen Wandlungsprozess durchlaufen der Ziele und Inhalte Umfang sowie Formen Methoden und Orte des Lernens gleichermaszligen erfasst Lernformen und Lernorte werden pluraler und vielfaumlltiger und gehen mit einem quantitativen Zuwachs und einer qualitativen Veraumlnderung der Bedeutung des Lernens im Unternehmen einher

Die Nachfrage nach eLearning-Konzepten und neuen Medien in der Weiterbildung unterliegt durch neue Arbeitsformen wie rechner-und internetgestuumltzte Facharbeit und Dienstleistungen und den daraus resultierenden Kompetenzanspruumlchen einer auszliger-ordentlichen Dynamik Gleichzeitig haben Aufwen-dungen und Teilnehmerzahlen die Weiterbildung

zum groumlszligten Bildungsbereich gemacht Von den Auf-wendungen von 35 Mrd Euro pro Jahr entfallen 167 Mrd auf die Unternehmen incl die des oumlffentlichen Dienstes 138 Mrd auf Einzelpersonen 42 Mrd auf die Bundesagentur fuumlr Arbeit und 04 Mrd auf den Staat Im europaumlischen Vergleich liegt die Teilnahme-quote an der formellen betrieblichen Weiterbildung mit 30 der Erwerbstaumltigen im Jahr 2005 im Mittel-feld Im Vergleich liegt die Teilnahmequote in Frank-reich mit 46 und Tschechien mit 59 houmlher die von Polen mit 21 und Griechenland mit 14 niedriger

Entscheidend fuumlr die oumlkonomische qualifikatorische soziale und personale Funktion der Weiterbildung ist aber die Frage der Teilhabe an Weiterbildung der Wei-terbildungsbeteiligung Hier zeigt sich der stark sozial ausgrenzende Charakter der Weiterbil-dung die Selektivitaumlt und Ungleichheit von Chancen

bull28 der Weiterbildungsteilnehmer haben Hauptschulabschluss 47 einen mittleren Abschluss 59 AbiturFachhochschulreife bull23 sind ohne Berufsausbildung aber 62 mit Hochschulabschluss bull31 sind Arbeiter 68 Beamte bull44 gehoumlren der Gruppe der 19ndash34-Jaumlhrigen an 31 der Gruppe der 50-64 Jaumlhrigen

Qualifizierung mit system und bdquoeQualificationldquo ausbauen

Die Weiterbildungsbeteiligung haumlngt also entschei-dend von der beruflichen Qualifikation und der schulischen Vorbildung ab und verstaumlrkt die im Schulsystem angelegte soziale Selektion In dieser Situation kommen die informelle Weiterbildung und damit die neuen Medien und verschiedenen Formen des eLearnings ins Spiel Die Teilnahme an Compu-terselbstlernprogrammen im Rahmen der informel-len Weiterbildung hat sich zwischen 2003 und 2007 von 8 auf 15 erhoumlht und damit fast verdoppelt In der informellen Weiterbildungskategorie Internet am Arbeitsplatz weist die Statistik eine Steigerung von 7 auf 13 aus Zudem bilden sich mit der Nut-zung von Personal-Computern rechnerintegrierten Arbeitssystemen und dem Intranet zunehmend vir-tuelle Lernorte in Unternehmen heraus Beschaumlftigte nutzen in wachsendem Maszlige multimediale und inter-aktive Bildungsangebote und koumlnnen an

29 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

kooperativen Lehr-Lern-Arrangements teilnehmen Neue Medien und die damit verbundenen Lerntech-nologien wie Tele-Teaching und Tele-Coaching erlei-chtern und foumlrdern das Lernen in der Arbeit und in vernetzten Lernortstrukturen

Die informelle Weiterbildung verzeichnet seit Jahren erhebliche Zuwaumlchse obwohl die Teilnahme der Erwerbstaumltigen hier mit 61 im Jahre 2003 und mit 68 im Jahre 2007 schon annaumlhernd doppelt so hoch liegt wie die an der formellen Weiterbildung Damit ist die informelle Weiterbildung im Sinne von bdquoArbeit als zweite Chanceldquo und als Moumlglichkeit zu sehen der wachsenden Selektion in Weiterbildung und Weiter-bildungsteilnahme zu begegnen Dies ist allerdings kein Selbstlaumlufer denn auch bei der Teilnahme an der informellen Weiterbildung zeigt sich die Abbild-ung und Verlaumlngerung sozialer Ungleichheit Not-wendig ist eine strukturelle und im Weiterbildungs-system abzusichernde Foumlrderung von bildungsbe-nachteiligten Gruppen In diesem Sinne sind abschlieszligend vier Thesen und Optionen formuliert

bullInformelles Lernen wird im Beruf zunehmend wichtiger dabei kommt dem Lernen mithilfe neuer Medien durch die Verdoppelung in den letzten vier Jahren bei computergestuumltzten Selbstlernprogrammen und Internet-Lernen am Arbeitsplatz eine zentrale Rolle zu bullVirtuelle Lernorte verbinden formelle und informelle Weiterbildung diese Lernorte auf informations- und kommunikationstechno-logischer Basis ergaumlnzen die pluralen Lernorte von Qualifizierungsverbuumlnden und Qualifizier-ungsnetzwerken zunehmend bullNeue Medien eroumlffnen lern- und bildungsthe-oretisch verbesserte Zugaumlnge zum bdquolebenslan-gen Lernenldquo und zur bdquoBildung fuumlr alleldquo voraus-gesetzt sie werden didaktisch-methodisch und institutionell eingebettet und sind nicht einsei-tig auf Selbstorganisation und Individualisierung gerichtet bullWeiterbildung ist als vierte und umfassendste Saumlule des Bildungssystems auszubauen und verstaumlrkt gesetzlich zu rahmen wobei das in-formelle Lernen uumlber verbindliche Anerken-nungen als Beitrag zur Chancengleichheit in beruflichen Bildungswegen im Sinne einersbquo bdquozweiten Chanceldquo zu nutzen ist

Prof Dr Peter Dehnbostel Helmut-Schmidt-Universitaumlt Hamburg wwwhsu-hhdedebo

30 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Aufbau eines Online-Berichtshefts und Kompetenz-portfolios in den dualen Ausbildungsberufen

Die duale Berufsausbildung in Deutschland stellt ein erfolgsmodell dar und genieszligt auch

international hohes Ansehen Mehrere aktu-elle studien zeigen Maumlngel in der Qualitaumlt der dualen beruflichen Ausbildung auf nach einer repraumlsentativen umfrage des Bundesin-stituts fuumlr Berufsbildung (BIBB) kritisieren die Auszubildenden insbesondere die Qualitaumlt der kooperation der Lernorte Betrieb und schule oft ist es den Auszubildenden selbst uumlberlassen erfahrungen aus der betrieblichen und schulischen Ausbildung miteinander zu verknuumlpfen

Bei der mangelnden Abstimmung zwischen den Lern-orten handelt es sich jedoch weniger um ein Problem auf der Ebene der Ausbilder und Berufsschullehrer sondern eher um ein strukturelles Defizit der dualen Berufsausbildung Es mangelt vor allem an systema-tischer Information um ein gegenseitiges Abstimmen in der dualen Ausbildung gewaumlhrleisten zu koumlnnen

Es bedarf geeigneter Instrumente um eine staumlrkere Zusammenarbeit und die Abstimmung zwischen den betrieblichen und schulischen Ausbildern aber auch zwischen dem Auszubildenden und seinem Ausbilder zu ermoumlglichen Gegenwaumlrtig uumlbernimmt ausschlieszlig-lich der papierbasierte Ausbildungsnachweis das sogenannte Berichtsheft diese Funktion Da es sich hierbei um eine zeit- und ortsabhaumlngige Informa-tionsbasis handelt koumlnnen sich Probleme ergeben

Beispielsweise kann der Ausbilder anhand des Ausbildungsnachweises erst nach dem Abschluss eines Ausbildungsturnus feststellen mit welchen Themen sich der Auszubildende auseinanderge-setzt hat In der Folge sind klare und aufeinander abgestimmte Lernprozesse erschwert was nicht selten zu erheblichen Abstimmungsprozessen innerhalb der Ausbildung fuumlhrt

online-Ausbildungsnachweis

Unter dem Titel bdquoBLok ndash Online-Berichtsheft zur Staumlrkung der Lernortkooperationldquo verfolgt das Insti-tut fuumlr Berufspaumldagogik der Technischen Universitaumlt

Dresden das Ziel mit dem Einsatz von Web 20- Technologien die Lernorte der dualen Berufsausbil-dung zu verzahnen Im Rahmen dieses durch das BMBF gefoumlrderten Forschungs- und Entwicklungs-projektes werden bereits bestehende Ressourcen genutzt um das rechtsverbindliche Instrument bdquoBerichtsheftldquo welches in seiner gegenwaumlrtigen Form lediglich als Rechtfertigungsinstrument dient zu einem Qualitaumltsentwicklungsinstrument auf der Grundlage einer geeigneten mediendidaktischen Konzeption auszubauen

Der Schwerpunkt des Projektes liegt in der Entwick-lung Erprobung und Evaluation eines Online-Ausbildungsnachweises auf der technischen Basis eines Weblogs als persoumlnliches Lerntagebuch Dieses Online-Lerntagebuch fuumlhrt der Berufsschuumller regelmaumlszligig und kann von seinem Ausbilder und Berufsschullehrer jederzeit und vor allem unabhaumln-gig vom aktuellen Lernort des Berufsschuumllers einge-sehen werden Auf diese Weise werden die Lernorte der Berufsausbildung im dualen System durch den Online-Ausbildungsnachweis miteinander gekoppelt und so eine gemeinsame Informationsbasis fuumlr die Partner der dualen Berufsausbildung geschaffen Diese Staumlrkung der Lernortkooperation erzeugt eine Transparenz der Ausbildungsinhalte und soll zu einer verbesserten Abstimmung selbiger an den Lernorten fuumlhren

Funktionsbereiche und Potenziale

Der Online-Ausbildungsnachweis verfuumlgt uumlber zwei Funktionsbereiche

bullBerichtsheftfuumlhrung in Form eines Weblogs Wie bei der klassischen Form des Berichtsheftes uumlblich dokumentiert der Auszubildende auch in der online-basierten Form regelmaumlszligig den zeit-lichen und sachlichen Ablauf der Berufsaus-bildung Der Technologie eines Weblog ent-sprechend fuumlhrt der Auszubildende sein Lern-tagebuch als Online-Berichtsheft welches durch die Ausbilder online kommentiert werden kann Durch die Moumlglichkeit von Anmerkungen zu den Eintraumlgen des Auszubildenden werden Feedback-prozesse angeregt und folglich der Dialog zwi-schen Auszubildendem und Ausbilder gestaumlrkt

31 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

bullDarstellung der erworbenen Qualifikationen in Form eines Kompetenzportfolios Neben der Dokumentation des sachlichen und zeitlichen Ablaufes im Berichtsheft ist es dem Auszubildenden moumlglich die dokumentierten Taumltigkeiten zu verschlagworten In Form eines Auswahlmenuumls werden die zu erlangenden Faumlhigkeiten und Fertigkeiten eines Ausbildungs-berufes aufgelistet und von dem Auszubildenden verschlagwortet (sogenanntes Tagging) Anschlieszligend wird durch eine entsprechende Visualisierung (z B in Form einer Tagcloud d h einer Schlagwortwolke) der eigene Entwicklungs-stand dargestellt Die Tagcloud enthaumllt alle bis-her verwendeten Schlagworte Durch die damit erzeugte Transparenz koumlnnen Auszubildende und Ausbilder den Ist-Stand der beruflichen Handlungsfaumlhigkeit einschaumltzen und auch Handlungsbedarfe ableiten In Ergaumlnzung zu der geschlossenen Form des Kompetenzport-folios ist es in der offenen Form vorgesehen aus-bildungsrelevante Dokumente (wie Zertifikate etc) und Erfahrungsberichte abzulegen und so Erfahrungen aus der Ausbildungspraxis zu dokumentieren

Fazit

Das Projekt BLok traumlgt durch die Digitalisierung und Weiterentwicklung des klassischen Berichtsheftes auf Grundlage von Web 20-Technologien zur Ver-zahnung der Lernorte sowie zur Qualitaumltssicherung und -entwicklung in der dualen Berufsausbildung bei BLok unterstuumltzt dabei eine nachhaltige Integ-ration digitaler Medien auf struktureller Ebene in die Berufsausbildungspraxis

Professor Thomas Koumlhler Technische Universitaumlt Dresden wwwblok-onlineorg

32 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

beroobi ndash erlebe Berufe online Das interaktive Jugendportal zur Berufswahl

trotz der vielfaumlltigen Moumlglichkeiten sich Infor-mationen zu beschaffen haben viele Jugend-liche nach wie vor Probleme sich hinsichtlich ihrer beruflichen zukunftsplanung zu orien-tieren oftmals bleibt ihre Ausbildungswahl einseitig und sie nehmen die chancen des derzeitigen Ausbildungs- und Arbeitsmarktes nur bedingt wahr

Das Wissen uumlber die Bandbreite aktueller Ausbildungs-berufe und speziell jener die auch zukuumlnftig Chancen auf dem Arbeitsmarkt bieten ist fuumlr die Berufswahl entscheidend Junge Frauen und Maumlnner mit niedri-geren Schulabschluumlssen sind dabei eine besondere Zielgruppe beroobi ist ein Kunstwort das sich aus Ber-ufs-bi-ld ableitet und bdquoooldquo wurde von Google abgeschaut beroobi bietet den jungen Frauen und Maumlnnern Interaktionsmoumlglichkeiten an die einen attraktiven Einstieg in das Thema Berufswahl ermoumlglichen

Hierfuumlr wird ein interaktives Online-Portal aufgebaut in dessen Mittelpunkt interessante und zukunfts-weisende Ausbildungsberufe fuumlr eine spielerische Erkundung stehen Die Berufsbilder sind multimedial-interaktiv aufbereitet und geben realistische Einblicke in den Berufsalltag Junge Frauen und Maumlnner die bereits in ihrem Beruf arbeiten stellen diese den Nutzern anschaulich vor und lassen sie entdeckend und ausprobierend daran teilhaben Alle wichtigen Aspekte eines Berufs werden aufgegriffen Taumltig-keiten Tagesablaumlufe Erlaumluterungen zu wichtigen Voraussetzungen Erklaumlrungen zu Anforderungen in der Ausbildung sowie das Aufzeigen von Perspek-tiven fuumlr weitere Fortbildungs- und Weiterbildungs-moumlglichkeiten und weiterfuumlhrende Links

Eine leichte und schnelle Orientierung wird dadurch erleichtert dass jedem Berufsbild der gleiche Aufbau und aumlhnliche Interaktionsmoumlglichkeiten zugrunde liegen Bei der Auswahl der Berufe werden bewusst Ausbildungsberufe aus Zukunftsbranchen und Innovationsbereichen (Industrie Handwerk Bau Naturwissenschaften Technik und Informations-technologie) in den Blick genommen

Interaktiver Ansatz mit hohem Akzeptanzwert

Ziel des didaktisch-methodischen Konzepts von beroobi ist es junge Menschen durch neue Ansaumltze zum selbst gesteuerten Entdecken und Ausprobieren im Netz anzuregen und einen persoumlnlichen Bezug zum Thema Berufswahl herzustellen Hierfuumlr setzt das Projekt auf verschiedene Kriterien die in der Umsetzung des Angebots konsequente Beruumlcksich-tigung finden

bullVielseitigkeit Selbststeuerbare Video- und Audiosequenzen Fotoshows und animierte Grafiken bieten anschauliche und vielseitige Formen der Informationsdarstellung Einge-bunden sind diese in eine Flash-Umgebung die auch als Web-Applikation unabhaumlngig von beroobi als Stand-alone-Applikation in eine Web-seite integriert werden koumlnnen bullInteraktion Verschiedene Interaktionstools ermoumlglichen eine direkte und aktive Teilnahm am Angebot Selbsteinschaumltzungen Umfragen und Wissenstests animieren zur spielerischen und entdeckenden Auseinandersetzung mit Inhalten bullIdentifikation Junge Profis aus der Praxis stellen vor Ort ihren Arbeitsplatz und ihr Arbeitsleben vor und lassen die Nutzerinnen und Nutzer uumlber Film und Audio daran teilhaben Der Mix aus Fakten eigenen Erfahrungsberichten und Hinweisen ermoumlglicht Identifikation und Pers-pektivenwechsel bullVerstaumlndlichkeit Das Angebot setzt konsequent auf jugendgerechte Sprache intuitive Benutzer-fuumlhrung und kleine verstaumlndliche Informations-einheiten sodass auch Jugendliche mit weniger Interneterfahrung gut damit zurechtkommen koumlnnen bullAuthentizitaumlt Jedes Berufsbild ist individuell gestaltet und lebt von der Authentizitaumlt seiner realen Hauptperson Dieses unverwechselbare bdquoGesichtldquo sowie auch das Zu-Wort-Kommen von Betriebs-und Unternehmensverantwortlich-en Ausbildungsleitern und anderen bdquoBerufsex-pertenldquo fuumlhren zu einer hohen Akzeptanz bei Jugendlichen

33 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Das online-Portal beroobide

Die Hauptintention des Online-Portals besteht darin Jugendlichen verschiedene Zugangswege zu den jeweiligen Berufsbildern zu ermoumlglichen sie neu-gierig zu machen und zum bdquoHineinklickenldquo anzu-regen Im Mittelpunkt von wwwberoobide stehen daher die Berufsbilder die uumlber spezifische Beduumlrf-nisparameter ansteuerbar sind Weiterfuumlhrende Informationen zu den Berufen Interviews mit Experten spielerische Wissensabfragen und Links werden den Jugendlichen uumlber eine Informations-rubrik angeboten Ein kleiner Community-Bereich ermoumlglicht weitere Orientierungshilfe Dort steht ein moderiertes Forum fuumlr Fragen und Hinweise bereit eine Merkliste fuumlr das Speichern von Berufs-bildern sowie die Verlinkung auf Freunde und deren Profile Uumlber Features wie bdquoWie steht mir der Berufldquo koumlnnen eigene Fotos hochgeladen werden welches die Nutzerinnen und Nutzer automatisch in verschiedene Arbeitsbekleidungen hineinsetzt und in eine Galerie speichert

zielgruppe

Primaumlre Zielgruppe von beroobi sind Jugendliche der Altersgruppe 14 bis 20 Jahre aller Schulformen die sich im Prozess der Berufsfindung und Berufsorien-tierung befinden Neben Schulabgaumlngern sind des-gleichen all diejenigen angesprochen die bereits eine Berufsausbildung begonnen abgeschlossen oder auch abgebrochen haben und sich weiter bzw neu orientieren moumlchten Wichtige Ansprech-partner sind daher auch paumldagogische Fachkraumlfte die in vielen Faumlllen beroobi bei der jugendlichen Zielgruppe bekannt machen

kooperation und Vernetzung

Das Projekt beroobi versteht sich als bdquoTuumlroumlffnerldquo zu bereits bestehenden Angeboten im Bereich Berufso-rientierungberufliche Bildung und lebt daher von dem vielseitigen Austausch und der Zusammenarbeit mit diesen Dazu zaumlhlen unter anderem vor allem Verbaumlnde Innungen Kammern die Agentur fuumlr Arbeit das Bundesinstitut fuumlr Berufsbildung Schulen Berufsschulen Bildungstraumlger Gewerkschaften so-wie vor allem auch Wirtschaftspartner Betriebe und Unternehmen

Silke Niemann Schulen ans Netz e V wwwberoobide und wwwschulen-ans-netzde

34 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Erstellung digitaler eLearning-Module durch Aus-zubildende im Handwerk

Das Internet hat uns in ein neues Jahrtausend

gefuumlhrt ein Jahrtausend in dem das wissen der welt raumlumlich und zeitlich unabhaumlngig

verfuumlgbar ist und aus immer groumlszligeren Daten-banken abgerufen werden kann eine solche entwicklung macht auch vor dem system der dualen beruflichen erstausbildung im hand-werk nicht halt und beschaumlftigt seit vielen Jahren die vorausschauende wissenschaft aber auch die Praxis

Im Kern geht es bei den Uumlberlegungen um die Einfuumlhr-ung von eLearning-Szenarien Die Bemuumlhungen zielen hier zum einen auf die oumlkonomische Optimie-rung (beliebiger Einstiegszeitpunkt in Qualifizierungs-maszlignahmen Optimierung der Lehrer-Schuumller-Relation) zum anderen aber auch auf die didaktisch-methodische Optimierung von Bildungsprozessen wie die individuelle Foumlrderung oder Flexibilisierung

Bei allen Bemuumlhungen mit Web 10-gestuumltzten eLear-ning-Szenarien bleiben zahlreiche Fragen ungeklaumlrt Dies gilt besonders fuumlr den Bereich der Lehrlings-ausbildung im Handwerk Aus dem System der dualen Berufsausbildung im Handwerk d h der Kombination von betrieblicher und uumlberbetrieblicher Ausbildung und Unterricht in der Berufsschule sind bisher keine nachhaltigen Ansaumltze bekannt in denen Bildungsprozesse durch internetbasierte eLearning-Konzepte optimiert ergaumlnzt oder gar abgeloumlst werden konnten Bisher kann lediglich auf die Ergebnisse von Modellprojekten zuruumlckgegriffen werden Standar-disierte Konzepte und didaktische Ansaumltze existieren nicht Ganz zu schweigen von einer bildungstheore-tischen Verortung von eLearning-Szenarien in konventionellen Berufsbildungsprozessen

Die Vergangenheit hat gezeigt dass vor allem zwei Problemlagen die Einfuumlhrung von eLearning-Szena-rien erschweren Zum einen gibt es das Problem dass es nicht genuumlgend passgenaue digitale Lern-module fuumlr die verschiedenen Gewerke d h die Berufe im Handwerk und die daraus resultierenden Lerngruppen gibt

Hier zeigt sich die Schwierigkeit dass der produzierte eLearning-Baustein entsprechend der Lerngruppe reduziert und entsprechend der Vorstellung des Lehrers didaktisch eingebunden sein muss Zum an-deren scheitert der Einsatz kommerzieller Loumlsungen auch daran dass nicht die notwendigen Ressourcen vorhanden sind um immer wieder Lernmodule zu erwerben die den jeweils aktuellen Stand der Technik abbilden An dieser Stelle setzt das Forschungsvorhaben Didaktische Parallelitaumlt und Lernortflexibilisierung (DiPaL) an DiPaL kombiniert die klassischen Vorteile des Praumlsenzunterrichts mit den neuen Moumlglichkeiten des Web 20 mit dem Ziel Lernprozesse im Dualen System uumlber selbst produzierte E-Learnings flexibler zu machen

Lerneinheiten selber erstellen

Das Forschungsvorhaben entwickelt und untersucht dazu einen neuen subjektorientierten designbasier-ten didaktisch-methodischen Ansatz zur Lernort-kooperation Mit Hilfe spezieller Software erstellen Schuumllerinnen und Schuumller mit ihren Lehrkraumlften ihre Lerneinheiten selber bereiten sie digital auf und veroumlffentlichen sie im Netz Das Konzept des offenen Klassenzimmers basiert dabei auf der Annahme dass in jeder Schuumllerin und in jedem Schuumller auch eine Lehrerin bzw ein Lehrer steckt Das Ziel besteht darin durch eine geeignete Didaktik genau diesen Rollen-tausch vom Lernenden zum (Lern-) Lehrenden herbei-zufuumlhren Das heiszligt konkret dass die Auszubildenden die Themen des Unterrichts so aufbereiten dass digitale Lernmaterialien (Filme Texte Bilder Grafi-ken) entstehen Die dazu notwendigen Aktivitaumlten der (Lern-) Lehrenden reichen von der Anfertigung einer Handzeichnung die eingescannt wird bis zur schriftlichen Ausarbeitung eines kompletten Dreh-buchs fuumlr die Umsetzung des jeweiligen Themas in einem aufwendigen Lehrfilm Die im Unterricht erzeugten digitalen Lernmaterialien werden an-schlieszligend gemeinsam mit dem Lehrer besprochen und diskutiert ob die produzierten Lernmaterialien fachlich richtig sind Diese Besprechungen sind von groszliger Bedeutung fuumlr den Lernprozess da sich hier zeigt ob das Thema fachlich verstanden wurde

35 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Gleichzeitig hinterfragen die (Lern-) Lehrenden sich selbst und den Prozess der Materialienproduktion Hierbei gilt es z B Alternativen zur gefundenen Loumlsung aufzuzeigen oder die Sprachqualitaumlt zu beurteilen Grundsaumltzlich wird angestrebt dass die (Lern-) Lehrenden in einen kritischen Dialog unter-einander treten Die Diskussion fuumlhrt im Ergebnis zu der Entscheidung ob das produzierte Lernmaterial im Internet veroumlffentlicht wird oder nicht

Fuumlr den Bereich der dualen beruflichen Erstausbil-dung bieten die durch die Auszubildenden erstellten digitalen Lernbausteine ganz besondere Moumlglich-keiten um Ausbildungsstrukturen flexibler zu machen So wird das Forschungsvorhaben empirisch unter-suchen inwieweit die Lernbausteine dazu genutzt werden koumlnnen dass der Auszubildende krankheits-bedingte oder betriebsbedingte Fehlzeiten zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort nachholen kann Daneben erwarten die am Forschungsvorhaben beteiligten Institutionen dass uumlber die Transparenz der Inhalte eine grundsaumltzlich verbesserte Zusam-menarbeit zwischen den Berufsschullehrern und den betrieblichen bzw uumlberbetrieblichen Ausbil-dern realisiert werden kann Auch dies soll empirisch geklaumlrt werden

Neben den Untersuchungen hat das Vorhaben auch verschiedene entwicklungstechnische Ziele

bullEntwicklung von Schemata zur Integration von Programmen zur schnellen Entwicklung von Lernangeboten (Rapid-Authoring-Prozesse) in konventionelle Praumlsenzphasen bullEntwicklung und Implementierung einer Datenbank fuumlr Lehrinhalte (Learning Object Re-pository abgekuumlrzt LOR) fuumlr die Bereitstellung von Bausteinen in einem Bausteinnetzwerk des Handwerks (wwwbaustein-netzwerkde) bullEntwicklung von Organisationsstrukturen fuumlr die engere inhaltliche Zusammenarbeit der Lernorte im dualen System auf der personalen Ebene

Markus Schaumlfer Berufskolleg Maumlrkischer Kreis wwwkfz4mede und wwwdipalde

36 LIterAturhInweIse

weiterfuumlhrende Literatur (Auswahl)

Becker M Spoumlttl G (2008) Berufswissenschaftliche Forschung ndash Ein Arbeitsbuch

fuumlr Studium und Praxis Peter Lang Internationaler Verlag der Wissenschaften

Frankfurt am Main

Beicht U Krewerth A Eberhard V Granato M Viel Licht ndash aber auch Schatten

Qualitaumlt dualer Berufsausbildung in Deutschland aus Sicht der Auszubildenden

BIBB Report 92009

Dehnbostel P (2008) Berufliche Weiterbildung Grundlagen aus arbeitnehmer-

orientierter Sicht Berlin edition sigma

Dreyfus H-L Dreyfus S E (1986) Kuumlnstliche Intelligenz Von den Grenzen der

Denkmaschine und dem Wert der Intuition Reinbek Rowohlt Verlag Hamburg

Grund- und Strukturdaten gushisde 80 [12 09 2009]

Hauptverband der deutschen Bauindustrie Zahlen und Fakten

wwwbauindustriede (Stand Juni 2009)

Howe Falk Berben Thomas (2006) Lern- und Arbeitsaufgaben In Rauner Felix

(Hrsg) Handbuch Berufsbildungsforschung 2 aktualisierte Auflage Bielefeld

Bertelsmann S 383ndash390

Howe Falk Knutzen Soumlnke (2007) Die Kompetenzwerksttt Ein berufswissen-

schaftliches E-Learning-Konzept Goumlttingen Cuvillier

Knutzen Soumlnke Howe Falk E-Learning im Handwerk (2008) In Issing Ludwig

Klimsa Paul (Hrsg) Online-Lernen Weinheim Beltz-Verlag S 133ndash156

Knutzen Soumlnke Howe Falk Rapid E-Learning in der gewerblich-technischen

Ausbildung ndash Gestaltbare Lernsoftware nach dem Konzept der Kompetenz-

werksttt (2008) In Howe Falk Jarosch Juumlrgen Zinke Gert (Hrsg)

Ausbildungskonzepte und Neue Medien in der uumlberbetrieblichen Ausbildung

Bielefeld Bertelsmann-Verlag S 112ndash131

Koumlhler T Neumann J Saupe V Organisation des Online-Lernens In Issing L J

Klimsa P Online-Lernen Ein Handbuch fuumlr das Lernen mit Internet Muumlnchen

Oldenbourg 2008

Payome Thea (2006) Marktuumlbersicht Rapid E-Learning ndash aus PowerPoint-Folien

werden Lernprogramme In Hohenstein Andreas Wilbers Karl (Hg) Handbuch

E-Learning 17 Erg-Lfg Koumlln Dt Wirtschaftsdienst

Scheib T Spoumlttl G Windelband L Qualitaumlt betrieblicher Ausbilder sichern und

entwickeln ndash eine staumlndige Herausforderung In Berufsbildung in Wissenschaft

und Praxis ndash BWP 32008 S 36ndash39

Von Rosenbladt B Bilger F (2007) Weiterbildungsbeteiligung in Deutschland

Eckdaten zum BSW-AES 2007 tns infratest Muumlnchen

ZFA (Hrsg) 2009 Statistik Berufsausbildung und Fortbildung Druck und Medien

20082009 unveroumlffentlichte vorlaumlufige Fassung vom 050509

Diese Druckschrift wird im Rahmen der Oumlffentlichkeitsarbeit vom Bundesministe-

rium fuumlr Bildung und Forschung unentgeltlich abgegeben Sie ist nicht zum gewerb-

lichen Vertrieb bestimmt Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerberinnen

Wahlwerbern oder WahlhelferinnenWahlhelfern waumlhrend eines Wahlkampfes zum

Zweck der Wahlwerbung verwendet werden Dies gilt fuumlr Bundestags- Landtags- und

Kommunalwahlen sowie fuumlr Wahlen zum Europaumlischen Parlament Missbraumluchlich

ist insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen und an Informations-

staumlnden der Parteien sowie das Einlegen Aufdrucken oder Aufkleben partei-

politischer Informationen oder Werbemittel Untersagt ist gleichfalls die Weiter-

gabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung Unabhaumlngig davon wann auf

welchem Weg und in welcher Anzahl diese Schrift der Empfaumlngerindem Empfaumlnger

zugegangen ist darf sie auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden

Wahl nicht in einer Weise verwendet werden die als Parteinahme der Bundes-

regierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden koumlnnte

  • eQualification - Neue13Wege der Qualifizierung
    • Impressum
    • Gruszligwort zur Broschuumlre
    • Inhalt
    • eLearning ndash das Lernen der Zukunft
    • Aufstiegsweiterbildung in der Druck- und Medienindustrie13
    • Flexible Learning im Einzelhandel13
    • DAWINCI ndash Durchlaumlssigkeit in der Aus-und Weiterbildung in der chemischen Industrie13
    • Virtuelles Lernen auf der Baustelle ndash Villa-b13
    • Live Stream Learning ndash fuumlr mobiles und stationaumlres Lernen13
    • Rapid eLearning ndash leicht gestaltbare Lernsoftware13
    • Weiterbildung durch multimediale Lernformen13
    • Demografischer Wandel Herausforderungen und Chancen13
    • eLearning-Infrastruktur in der Altenpflege (eLiA)13
    • Entstehung von Communities am Beispiel der evangelischen 13Kirche in Deutschland
    • Lernkompetenz Schluumlssel zur Qualifizierung fuumlr Aumlltere13
    • Qualifizierung mit System ausbauen - 13Weiterbildung und eQualification
    • Aufbau eines Online-Berichtshefts und Kompetenzportfolios in den dualen Ausbildungsberufen13
    • beroobi ndash erlebe Berufe online Das interaktive Jugendportal zur Berufswahl13
    • Erstellung digitaler eLearning-Module durch Auszubildende im Handwerk13
    • weiterfuumlhrende Literatur (Auswahl)
Page 15: eQualification - Neue Medien, neue Wege der …...Mobile Devices), die wachsenden Personalisierungs-möglichkeiten des Digitaldrucks sowie der starke Trend zur Entwicklung innovativer

15 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Beispiele fuumlr web 20 Funktionen die diesen Ansatz unterstuumltzen sind

bullWeb-casts zur Erklaumlrung von Teilsystemen z B anhand eines animierten Funktionsmodells bullWeblog zum Austausch von Erfahrungen die z B bei der Umsetzung der Lernaufgabe entstehen oder der Reflexion der eigenen Lernpraxis bzw zur Kommunikation zwischen Lernenden dienen bullWikis zur Bereitstellung von Lehr- und Lernma-terialien Anleitungen Leittexten oder ande-ren Wissenssammlungen auch durch gemein-same Erstellung von Inhalten z B FAQ bullLernjournal zur Protokollierung eigener Arbeits-ergebnisse und Reflexion der eigenen Lernpraxis bullSocial Bookmarking zum Aufbau einer Samm-lung von Fachinformationen bullRSS-Feeds zur Bereitstellung aktuellerInformationen in Textform die abonniertwerden koumlnnenbullFile Sharing zum Austausch von Webcasts Dokumenten Bildern u a Lerninhalten

Damit verfolgt das Projekt die Vision auch durch mobiles Lernen das Lernen an Orten die keinen Bezug zum Lerngegenstand haben bis hin zum Lernen in den Lebens- oder Arbeitswelt zu ermoumlglichen Durch die Entwicklung und Erprobung von Web 20-Funktio-nalitaumlten und dem Einsatz digitaler Medien in der beruflichen Bildung gibt es insbesondere die Gele-genheit mobiles Lernen mit Arbeitsprozessen zu verknuumlpfen was somit bedarfs- und problemorien-tiertes Lernen ermoumlglicht Moumlglich sind auch eine Ausweitung des interaktiven Lernens sowie die Ein-beziehung von neu entstehenden Informationen in den Austausch und Lernprozess

Das Projekt will die Verwertung von Web 20-Technolo-gien als neue Lehr-und Lerninfrastrukturen erproben um sie als Komponenten fuumlr arbeitsplatznahes Online-Lernen in Verbindung mit Lern- und Wissensmana-gement einzusetzen Dabei sollen Trainer bzw Fachberater die Rolle eines Moderators uumlbernehmen Andererseits erhalten auch die Anwender die Moumlg-lichkeit ihre eigenen vielfaumlltigen Erfahrungen d h ihre realen Erfahrungen und ihr damit verbundenes Wissen (explizites und implizites Wissen) in Form

Rico Eibisch Saumlchsisches Technologiezentrum gGmbH STZ Saumlchsisches Technologie Zentrum fuumlr Bildung und Innovati-on Zwickau wwwstz-zwickaude

eigener Lerninhalte in das System einzuspeichern wo es anderen Nutzern fuumlr Lernprozesse zur Verfuuml-gung steht Auf diese Weise entsteht unter Verwen-dung bestehender Technologien eine Lern- und Wissensdatenbank die arbeitsplatznahes koopera-tives Lernen unterstuumltzt Es zeigt damit neue Wege einer dienstleistungsorientierten Wissensunterstuumlt-zung ndash nicht zuletzt durch die Lernenden selbst ndash im Rahmen von Bildungsnetzwerken auf

16 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Rapid eLearning ndash leicht gestaltbare Lernsoftware in der gewerblich-technischen Ausbildung Kom-petenzwerksttt Elektrohandwerk

Lern- und Arbeitsaufgaben stellen ein eta-bliertes und in den Betrieben bewaumlhrtes didaktisch-methodisches konzept fuumlr beruf-liches Lernen dar Durch einen moumlglichst hohen Grad an selbststaumlndigkeit bei der Bearbeitung einer komplexen Aufgabenstel-lung werden die Auszubildenden nicht nur in

ihren fachlichen sondern auch in ihren metho-dischen und sozialen kompetenzen gefoumlrdert

Lern- und Arbeitsaufgaben stellen ein etabliertes und in den Betrieben bewaumlhrtes didaktisch-metho-disches Konzept fuumlr berufliches Lernen dar Durch einen moumlglichst hohen Grad an Selbststaumlndigkeit bei der Bearbeitung einer komplexen Aufgabenstel-lung werden die Auszubildenden nicht nur in ihren fachlichen sondern auch in ihren methodischen und sozialen Kompetenzen gefoumlrdert

Um eine Lernsoftware effektiv im Rahmen von Lern- und Arbeitsaufgaben einsetzen zu koumlnnen hat sie bestimmte Anforderungen zu erfuumlllen Sie sollte sich auf berufstypische Arbeitsprozesse beziehen und diese angemessen und klar visualisieren um fuumlr den Auszubildenden deutlich zu machen welche Relevanz die Lern- und Arbeitsaufgabe fuumlr den Aus-bildungsberuf besitzt Auszligerdem sollte sie die zur Bewaumlltigung der Aufgabe relevanten Inhalte und Materialien nachvollziehbar strukturiert bereit-halten Uumlber diese grundsaumltzlichen Anforderungen hinaus bestehen fuumlr eine mediengestuumltzte Ausbildung im gewerblich-technischen Bereich besondere Bedingungen

bullDie Inhalte der Software muumlssen schnell modifi-zierbar sein da die Technologien in vielen gewerblich-technischen Berufen einer hohen Innovationsgeschwindigkeit unterworfen sind bullDie Software muss an die Gegebenheiten des jeweiligen Lernorts angepasst werden koumlnnen da die Lernorte der beruflichen Bildung zum Teil sehr heterogene Bedingungen aufweisen ndash z B durch die zur Verfuumlgung stehende techni-sche Lernumgebung

bullDie Software sollte so offen gestaltet sein dass zusaumltzliche Dateien eingepflegt werden koumlnnen da fuumlr die berufliche Bildung i d R eine Vielzahl von Unterlagen in digitaler Form vorliegt

Vor diesem Hintergrund besteht die uumlbergeordnete Frage darin wie eLearning-Systeme zu entwickeln sind um sie im Rahmen von Lern- und Arbeitsauf-gaben einsetzen zu koumlnnen Eine Antwort darauf bietet der Ansatz des Rapid eLearning

rapid eLearning mit der kompetenzwerksttt

Im Rahmen des BMBFESF-gefoumlrderten Projekts Kom-petenzwerksttt Elektrohandwerk wird derzeit nach dem Ansatz der Kompetenzwerksttt ein Lehr- Lernmedium entwickelt das die Anforderungen des Rapid-eLearnings aufgreift Der Begriff Rapid eLearning steht dabei fuumlr Lernsoftware-Systeme die

bullschnell und ohne hohe medientechnischeKompetenz entwickelt werden koumlnnenbullkostenguumlnstig erstellt werden koumlnnen bulleine geringe Einarbeitungszeit fuumlr den Autor erfordern bulldem Anwender einen einfachen Zuganggewaumlhren undbullmultimediale und interaktive Elemente auf-nehmen koumlnnen

Rapid eLearning-Lernprogramme werden oft mit MS-PowerPoint umgesetzt so auch bei der Kompe-tenzwerksttt-Lernsoftware Die Gruumlnde sind klar hoher Verbreitungsgrad einfache Bedienung und weit reichende Moumlglichkeiten zur Gestaltung Me-dieneinbindung und Verlinkung

Mit PowerPoint lassen sich somit die Anforderungen an Rapid eLearning gut einloumlsen Ein weiterer Vorteil besteht darin dass Ausbilder und Lehrer oft auf einen groszligen Fundus von Folien zuruumlckgreifen koumlnnen die sie im Laufe ihrer Taumltigkeit angefertigt haben Arbeitsblaumltter technische Beschreibungen Diagram-me Erlaumluterungen usw liegen damit bereits in elektronischer Form vor und koumlnnen unkompliziert ausgetauscht bzw eingefuumlgt werden

17 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Die Lernsoftware hat eine Modulstruktur die sich uumlber vier Ebenen erstreckt Auf Ebene 1 befindet sich die Hauptnavigation dieser folgt Ebene 2 mit der Modulnavigation Ebene 3 beinhaltet den Content (Inhalt) und Ebene 4 die Anhaumlnge Jede Hierarchie-ebene wird jeweils durch einzelne Dateien repraumlsen-tiert Mit dem Start der Lernsoftware oumlffnet sich eine Power-Point-Datei (PPT) die alleine der Hauptnaviga-tion dient Von hier aus werden die einzelnen Soft-waremodule angewaumlhlt Mit dem Anwaumlhlen eines Moduls oumlffnet sich die naumlchste Datei und liegt gewiss-ermaszligen auf der Startfolie Die Datei der Ebene 2 dient der Navigation innerhalb eines Moduls So lassen sich hier zunaumlchst die Hauptelemente anwaumlhlen anschlie-szligend innerhalb eines Hauptelements der gewuumlnschte Content Mit Klick auf einen Inhaltsbutton oumlffnet sich eine weitere Datei uumlber den beiden Navigations-dateien Hier findet der Anwender jetzt die gewuumlnsch-ten Inhalte ggf lassen sich von hier ndash dann auf Ebene 4 ndash auch weitere externe Dateien (zB doc pdf) starten Waumlhrend die Dateien der Ebenen 1 und 2 also der Navigation dienen halten die Ebenen 3 und 4 die Contents vor Mit dem bdquoZuruumlckldquo-Button schlieszligt der Anwender die Datei und gelangt so auf die jeweils niedrigere Navigationsebene

Die Realisierung in PowerPoint und die skizzierte Modularisierung und Hierarchisierung der Lernsoft-ware bieten hinsichtlich des Rapid eLearning ent-scheidende Staumlrken So lassen sich ohne gehobene medientechnische Kenntnisse z B das Layout anpassen die Inhalte modifizieren oder ergaumlnzen Updates einspielen Materialien verlinken oder komplette Lern- und Arbeitsaufgaben einschlieszlig-lich aller Materialien und Arbeitsblaumltter ergaumlnzen

Da die Lernsoftware ndash ohne Installation ndash auf einem USB-Stick laumluft liegen alle Daten fuumlr jeden Nutzer ohne Bearbeitungseinschraumlnkungen individuell vor Aumlnderungen Erweiterungen Korrekturen usw finden also einfach innerhalb einer PPT-Datei statt umfangreichere Updates werden durch ein schlichtes Ersetzen von Dateien realisiert

Prof Dr Soumlnke Knutzen Technische Universitaumlt Hamburg-Harburg und Prof Dr Falk Howe Universitaumlt Bremen

Fazit

Insbesondere in der dualen gewerblich-technischen Ausbildung bietet der Ansatz des mediengestuumltzten Lernens viele Vorteile Erste Erprobungen mit Lehrern Ausbildern und Auszubildenden zeigen dass ihnen das Handling der Software keine Probleme bereitet Die Anwender koumlnnen in aller Regel auf Erfahrungen mit PowerPoint zuruumlckgreifen wodurch einerseits keine intensive Einarbeitung in die technische Um-gebung notwendig ist andererseits keine Hemm-schwelle beim Einsatz der Software besteht

Wenn es gelingt den Rapid-eLearning-Ansatz nachhaltig mit den Anforderungen gewerblich-technischer Berufsausbildung zu verknuumlpfen und die Vorteile des mediengestuumltzten Lernens deutlich zu machen kann die berufliche Ausbildung an allen Lernorten bereichert werden Auszubildende besit-zen ein Werkzeug dass praktisches und theoretisches Wissen verbindet und letztlich Lehrer und Ausbilder in ihrer Arbeit unterstuumltzt

18 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Weiterbildung durch multimediale Lernformen am Beispiel der Zementindustrie

Im zuge des technischen und wirtschaftli-chen wandels hat sich die Arbeitswelt in der zementindustrie einschneidend veraumlndert

Anfang dieses Jahrhunderts waren ndash in Verbindung mit konjunkturellen und strukturellen Veraumlnderun-gen sowie der Auslagerung von Funktionen (Outsour-cing) ndash Produktivitaumltssteigerungen mit einem Verlust von Arbeitsplaumltzen verbunden Gleichzeitig wurden durch die Rationalisierung der Zementproduktion schwere heute kaum mehr vermittelbare Taumltigkeiten durch moderne Arbeitsplaumltze mit hohen Anforderun-gen an die berufliche Qualifikation und Weiterbil-dung abgeloumlst Dies betrifft nicht nur Fach- und Fuumlhrungskraumlfte sondern alle Beschaumlftigen Denn mehr als je zuvor ist es heute noumltig die Mitar-beiter hinsichtlich ihrer Kenntnisse Fertigkeiten und ihrem verfahrenstechnischen Wissen weiter-zuqualifizieren Nur mit qualifizierten und motivier-ten Mitarbeitern bleibt ein Unternehmen dauerhaft innovativ und konkurrenzfaumlhig Fuumlr den Mitarbeiter bietet sich durch Weiterbildung die Moumlglichkeit vorhandene Kompetenzen an die fortschreitende Entwicklung anzupassen und die eigene Beschaumlftigungsfaumlhigkeit zu erhalten bzw weiter auszubauen

Die Zementindustrie hat in der Vergangenheit fuumlr einfache manuelle Taumltigkeiten viele un- und ange-lernte Arbeiter beschaumlftigt Heute ist die Beschaumlfti-gungsstruktur in den Zementwerken durch den hohen Automatisierungsgrad bestimmt Rund 40 der Belegschaften sind in der Steuerung und Kontrolle des zentralen Produktionsprozesses beschaumlftigt entweder als Vorarbeiter Meister und Produktionssteuerer auf den zentralen Leitstaumlnden oder als Anlagenkontrolleure bzw Maschinenwaumlrter In den Laborbereichen sind rund 10 der Mitarbeiter taumltig die im Allgemeinen eine Ausbildung als Bau-stoffpruumlfer oder Chemielaborant haben Die uumlbrigen Beschaumlftigten arbeiten vor allem in der Instandhal-tung und haben meist eine Ausbildung zum Anlagen-elektroniker oder Industriemechaniker absolviert Entsprechendes Zement-Know-how erwarben sie weitgehend on the job erwarben Vor dem Hinter-grund der stetig steigenden Anforderungen und der fortschreitenden Rationalisierung gewinnt die systematische und bereichsuumlbergreifende Quali-

fizierung der Beschaumlftigten weiter an Bedeutung Eine wirksame Unterstuumltzung der Weiterentwick-lung erfordert dabei einen passgenauen Zuschnitt der Qualifizierungsangebote auf die betrieblichen Anforderungen sowie die individuellen Beduumlrfnisse jedes einzelnen Mitarbeiters

Lehrbriefe werden in digitale Medien uumlber-fuumlhrt

Neben dem von der IHK anerkannten Industriemei-sterlehrgang bdquoKalkZementldquo dem Produktionssteu-ererlehrgang fuumlr Leitstandfahrer sowie zahlreichen Weiterbildungsseminaren bietet der Verein Deut-scher Zementwerke e V zur Aus- und Weiterbildung der gewerblichen Mitarbeiter insbesondere auch der gering qualifizierten bzw fachfremden Mitarbeiter sogenannte bdquoLehrbriefeldquo an Diese 47 Lehrunterlagen stehen den VDZ-Mitgliedswerken nunmehr seit 2006 sowohl in gedruckter Form als auch digital als PDF-Datei zur Verfuumlgung Thematisch befassen sich die Lehrbriefe mit dem gesamten Zementherstellungs-prozess von der Rohmaterialgewinnung bis hin zur Zementverladung Dabei werden vor allem Bereiche behandelt die sich auf die Produktionsablaumlufe in den Werken beziehen und mit der Taumltigkeit des Produk-tionsmitarbeiters in engem Zusammenhang stehen

Erfahrungen mit dem Einsatz der Lehrbriefe zeigten jedoch dass sie nicht im angestrebten Maszlige in den Werken als Weiterbildungsunterlagen genutzt werden Der kontinuierliche Schichtbetrieb sowie die duumlnne Personaldecke fuumlhrten dazu dass in vielen Unternehmen die personellen und zeitlichen Ressour-cen zur Weiterbildung der Mitarbeiter in Praumlsenzsemi-naren nicht gegeben waren Um den Unternehmen ein effizientes und flexibles Angebot zur Weiterbild-ung ihrer Mitarbeiter anbieten zu koumlnnen mussten aus den bisherigen Erfahrungen drei wesentliche Gesichtspunkte beruumlcksichtigt werden Zum einen muss gewaumlhrleistet sein dass die Vermittlung des Wissens individuell und zeitoptimiert in die inner-betrieblichen Ablaumlufe integriert werden kann Zum andern muumlssen die Unterlagen fortlaufend aktualisiert und erweitert werden ndash dies moumlglichst ohne hohen Personal- Kosten- und Zeitaufwand

19 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Zu guter Letzt muumlssen sie so aufbereitet werden dass sie sowohl didaktisch und inhaltlich als auch gestal-terisch bei der Belegschaft auf hohe Akzeptanz stoszligen

Vor diesem Hintergrund wurde 2007 beschlossen die Lehrbriefe vollstaumlndig zu uumlberarbeiten und den Werken zukuumlnftig in Form digitaler Medien zur Ver-fuumlgung zu stellen Hierzu wurden die bestehenden Unterlagen mit finanzieller Unterstuumltzung des Bundes-ministeriums fuumlr Bildung und Forschung (BMBF) grundlegend uumlberarbeitet didaktisch aufbereitet und als Online-Kurse auf einer neu entwickelten VDZ-Lehrplattform integriert

Die nunmehr zur Verfuumlgung stehenden 50 Online-Kurse des VDZ sollen insbesondere den gewerblichen Mitarbeitern aber auch Neueinsteigern Wissen uumlber Technik Umweltvorsorge Arbeitsschutz und die Ablaumlufe der Zementproduktion von der Rohstoffge-winnung bis zum Versand der Produkte vermitteln

Medienelemente wie Videos und Animationen sind genauso Bestandteil der mediengestuumltzten Bildungs-angebote wie Fragenkataloge und Testaufgaben Eine Kommunikationsplattform rundet das Angebot ab Daruumlber hinaus werden vier Kurse angeboten die den Mitarbeitern im beruflichen Alltag sowie in der oumlffentlichen Diskussion eine Hilfestellung bieten Diese sogenannten Informationsbriefe beinhalten die Themen Nachhaltigkeit Rohstoffgewinnung Ressourceneffizienz und Klimaschutz Sie dienen der Vermittlung von Kenntnissen uumlber die Zement-produktion im Spannungsfeld zwischen oumlkonomi-schen oumlkologischen und sozialen Aspekten

Die Lehrplattform wurde mittlerweile von Mitarbei-tern aus fuumlnf VDZ-Mitgliedswerken und dem For-schungsinstitut erfolgreich getestet optimiert und an die Beduumlrfnisse der Beschaumlftigten in der Zement-industrie sowie verwandter Industrien angepasst Die Plattform steht seit Anfang 2010 allen VDZ-Mit-gliedswerken zur Verfuumlgung

Dr rer nat Stefan Schaumlfer Verein Deutscher Zementwerke e V wwwelearning-vdzde

20 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Demografischer Wandel Herausforderungen und Chancen

Den Folgen des demografischen wandels kann

sich auch die Informations- und kommunika-tionswirtschaft (Itk-wirtschaft) nicht ver-schlieszligen zahlreiche studien belegen einen strukturellen Fachkraumlftemangel der sich bei einem konjunkturaufschwung in den naumlchsten

Jahren weiter verschaumlrfen wird und die inter-nationale wettbewerbsfaumlhigkeit Deutsch-lands schwaumlchen kann

IT 50plus ist eine durch den nationalen Informations-technologie-Gipfel der Bundesregierung initiierte Gemeinschaftsinitiative des Bundesverbands Infor-mationswirtschaft Telekommunikation und neue Medien e V und der Industriegewerkschaft Metall (IG Metall) die vom Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung sowie dem Europaumlischen Sozialfonds gefoumlrdert wird Die Initiative zielt darauf ab die Beschaumlftigungsfaumlhigkeit aumllterer ITK-Fachkraumlfte zu erhalten oder wiederherzustellen um so den Folgen des demografischen Wandels und dem Fachkraumlfte-mangel in der ITK-Branche nachhaltig zu begegnen Das modulare Projekt setzt in verschiedenen Bereichen der Personalentwicklung Arbeitsvermittlung und Netzwerkbildung an und gliedert sich in sieben Teilprojekte

bullarbeitsmarktpolitische Instrumente bullAnpassung der arbeitsprozessorientierten Wei-terbildung (APO IT) an die Zielgruppe Arbeitslose bullIT-Spezialistenqualifizierung im virtuellen Raum bullCoaching-Netzwerke fuumlr Unternehmen bullPersonalentwicklungsstrategien IT 50plus bullEntwicklung aumllterer ITK-Fachkraumlfte zum Mentor und Coach bulleLearning IT 50plus ndash Konzepte undEmpfehlungen

Im Vordergrund stehen Initiativen und Vorhaben um bundesweite Beraternetzwerke fuumlr ITK Unterneh-men und fuumlr ITK-Fachkraumlfte aufzubauen dauerhaft zu unterhalten innovative Personalentwicklungs-modelle und Qualifizierungskonzepte zu erstellen zu pilotieren und als Referenzmodelle zur groszligflauml-chigen Umsetzung in Unternehmen bzw durch IT-Bildungstraumlger zu empfehlen

Itk-spezialistenqualifizierung im virtuellen raum

Im Teilprojekt bdquoITK-Spezialistenqualifizierung im vir-tuellen Raumldquo arbeiten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im virtuellen Unternehmen FuTEx (Future Technologies for Expertise Development) Es soll nachwiesen werden dass eine arbeitsprozess-orientierte Qualifizierung mit anschlieszligender Zertifizierung nach der internationalen Norm DIN EN ISOIEC 17024 auch fuumlr IT-Fachkraumlfte moumlglich ist die eine solche Maszlignahme nicht am Arbeitsplatz absolvieren koumlnnen Dies betrifft vor allem Personen in Arbeitslosigkeit oder Kurzarbeit Gearbeitet gelernt und kommuniziert wird an einem virtuellen Arbeitsplatz uumlber eine webbasierte Arbeits- und Lern-plattform Das innovative Konzept basiert auf der bewaumlhrten Methodik des IT-Weiterbildungssystems APO IT So bearbeiten die FuTEx-Teilnehmer-innen am virtuellen Arbeitsplatz einen realen Projektauftrag wobei sie von Lernprozessbegleitern und Fachberatern unterstuumltzt werden Um das APO IT-Prinzip erfolg-reich in eine virtuelle Arbeitswelt zu uumlbertragen sind folgende fuumlnf Schritte vorgesehen

1 realitaumltsnahe Lernaufgaben

Es muumlssen Bedingungen fuumlr arbeitsprozessorientier-tes Lernen geschaffen werden die einem Lern- und Arbeitsplatz im realen betrieblichen Kontext gleichen Erst bei der unmittelbaren praktischen An-wendung von erlerntem Wissen in Verbindung mit der Loumlsung einer konkreten betrieblichen Arbeits-aufgabe kommt es zu sogenannten bdquoemotionalen Labilisierungssituationenldquo d h zu Verunsicherun-gen und zur Veraumlnderung der Gefuumlhle des Menschen die zur nachhaltigen Herausbildung von Handlungs-kompetenzen bei den Lernenden fuumlhren Wichtigste Voraussetzung ist also bdquoechteldquo IT-Projektaufgaben bereitzustellen die von einem realen Auftraggeber stammen

2 webbasierte Arbeits- und Lernplattform

Um Lern-und Projektteams in einer virtuellen Arbeits-welt zu vernetzen und zu betreuen wird eine web-basierte Arbeits- und Lernplattform eingesetzt Sie muss einfach handhabbar und kompatibel mit allen gaumlngigen PC-Betriebssystemen und Web-Browsern

21 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

sein Die Arbeitsplaumltze ndash zu Hause beim Bildungs-traumlger oder im Unternehmen ndash muumlssen mit einem PC sowie mit Breitband-Internet ausgestattet sein

3 Begleitung durch ein engagiertes Betreuerteam

Die Teilnehmer werden von einem Betreuerteam begleitet und unterstuumltzt Da dies in uumlberwiegendem Maszlige bdquoon distanceldquo d h uumlber elektronische Medien der Arbeits- und Lernplattform geschieht erwachsen besonders hohe Anforderungen an die Betreuer Sie muumlssen ein besonderes Gespuumlr fuumlr die Lernsituation der Teilnehmer entwickeln koumlnnen

4 Auswahl geeigneter teilnehmergruppen

In engem Zusammenwirken mit der Bundesagentur fuumlr Arbeit und deren regionalen Agenturen (Zielgruppe arbeitsuchende ITK-Fachkraumlfte ab dem vollendeten 40 Lebensjahr) sowie mit ITK-Hersteller- und Anwenderunternehmen (Zielgruppe aumlltere ITK-Fachkraumlfte in Kurzarbeit) wird uumlber die bevorstehen-den Pilotmaszlignahmen informiert Die Teilnehmer muumlssen Berufserfahrung in der ITK-Wirtschaft haben und besonders aufgeschlossen gegenuumlber elektroni-schen Medien in der Bildung sein

5 evaluation und transfer in den Markt

Das Qualifizierungskonzept wird ab 2010 auf seine Umsetzbarkeit und spaumltere Uumlbertragbarkeit auf andere Unternehmen gepruumlft Nach erfolgreicher Erprobung umfassender Evaluation und Konzept-optimierung ist es vorgesehen die Ergebnisse Erfahrungen und Best Practices zu veroumlffentlichen Die Ergebnisse werden allen einschlaumlgigen Bildungs-traumlgern zugaumlnglich gemacht um Nachhaltigkeit zu erreichen Ziel ist es den FuTEx-Qualifizierungs-ansatz als marktfaumlhiges Konzept bundesweit zu etablieren

Erfolgskriterien fuumlr die Erprobung des FuTEx-Kon-zepts sind

bulldie Zahl der Arbeit suchenden ITK-Fachkraumlfte die nach Absolvierung einer FuTEx-Qualifizie-rung das Abschlusszertifikat zum IT -Spezialisten nach ISO 17024 erhalten haben

Thomas Mosch Mitglied der Geschaumlftsleitung BITKOM - Bundesverband Informationswirtschaft Telekommunikation und neue Medien eV wwwfutexcorpde und wwwit-50plusorg

bulldie Zahl der Arbeit suchenden ITK-Fachkraumlfte die nach erfolgreichem Abschluss einer FuTEx-Qualifizierung in adaumlquate Arbeit zuruumlckfinden konnten und bulldie Zahl der IT-Fachkraumlfte in Kurzarbeit die nach erfolgreichem Abschluss einer FuTEx-Maszlignahme ihre Handlungskompetenzen fuumlr ein IT-Spezial-istenprofil verbessern oder durch Personenzer-tifizierung nach ISO 17024 aktualisieren d h neu erlangen konnten

shy

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22 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

eLearning-Infrastruktur in der Altenpflege (eLiA)

Das Projekt bdquoeLearning-Infrastruktur in der Altenpflegeldquo ist ein durch das Bundesminis-terium fuumlr Bildung und Forschung und den

europaumlischen sozial-fonds gefoumlrdertes Projekt unter der Leitung des Awo-Bundesverbandes e V in Berlin das in der zeit vom 1112007 bis 31102008 gefoumlrdert wurde

Die Aus- Fort-und Weiterbildungseinrichtungen und die Einrichtungen der Altenpflege verfuumlgten vor Pro-jektstart nicht uumlber eine ausreichende Infrastruktur zum Einsatz elektronischer Medien Daraus leiteten sich folgende Notwendigkeiten bzw Projektziele ab

bullSchaffung einer zentralen Infrastruktur durch den Einsatz einer Kommunikations- und Lern plattform bullErprobung des Einsatzes von bereits erstelltem Inhalt (Content) fuumlr den Bereich der Altenpflege-aus- und -weiterbildung bullSchulung von Teletutoren fuumlr die Betreuung von Lernenden bullSchulung von Administratoren zum adaumlquaten Umgang mit der Kommunikations- und Lern plattform

Ein weiteres wichtiges Ziel war die Nachhaltigkeit des Projekts Dafuumlr sollte eine zentrale (traumlgeruumlbergrei-fende) technische Infrastruktur geschaffen werden So sollten nach Projektende alle interessierten Ein-richtungen die Moumlglichkeit erhalten auf dem Server einen separaten geschuumltzten Zugang fuumlr die Entwick-lung und Erprobung eigener eLearning-Lehr- und Lernszenarien zu bekommen

Um die Entwicklung und Realisierung der Projekt-ziele zu unterstuumltzen wurde ein externer Dienstlei-ster die Qualitus GmbH einbezogen Der Partner stellte die technische Infrastruktur bereit passte die Lernumgebung an die Beduumlrfnisse der Kunden an und leistete Support beim Einsatz der flexiblen Open-Scource-Lernplattform ILIAS Die Struktur auf der Plattform wurde in Abstimmung mit der Projektlei-tung konzipiert und umgesetzt Dabei wurden die Bedarfe im Rahmen des Projekts und die geplante Nachhaltigkeit beruumlcksichtigt

Weiterhin wurde auf der Lernplattform ein soge-nannter oumlffentlicher Bereich eingerichtet Dort sind Informationen zum Projekt zum Download zu finden und News z B uumlber die neuesten Schulungstermine In der Projektlaufzeit wurden von drei Trainer-innen der Qualitus GmbH bundesweit sechs Teletutoren-Schulungen fuumlr insgesamt neunzig Teletutoren und eine Administratorenschulung fuumlr fuumlnfzehn Teilnehmer-innen angeboten

Im Rahmen der Teletutoren-Schulungen erhielten die Teilnehmer-innen geschuumltzte Raumlume in denen sie in ihren Lerngruppen miteinander lernen und zudem auch eigene Lernszenarien entwickeln konnten Die waumlhrend dieser Zeit von ihnen enwick-elten Inhalte konnten spaumlter auch im Echtbetrieb eingesetzt werden Zudem wurden Lehrkraumlfte in die Lage versetzt uumlber die Lernplattform ILIAS Lernen-de zu begleiten und zu beraten

Waumlhrend des gesamten Prozesses wurden die Teilnehmer-innen von erfahrenen Tutor-innen begleitet und unterstuumltzt Die Schulung unterteilte sich dabei in 4 Phasen

KickshyOff PraumlsenzshyPhase 1 (ca 15 Tage)

Online Phase 1

(5 Wochen)

PraumlsenzshyPhase 2

(ca 15 Tage)

Online Phase 2

(5 Wochen)

1 Teil

Inhalte und Ziele

bull Die Plat tform aus Sicht der Lernenden kennenlernen

bull Kennenlernen des kooperativen Arbeitens

bull Grundlagenkenntnisse uumlber eLearing

bull Besonderheiten der Online shyKommunikation

bull Rolle und AUfgaben von Teletutoren

2 Teil

Inhalte und Ziele

bull Die Plat tform aus Sicht der Tutoren kennenlernen

bull Einsatz notwendiger Funktionen

bull Wissen uumlber Betreuunug beim eLearning

bull Praxistransfer Umset zung eines eigenen Praxisprojektes

rsaquorsaquorsaquorsaquo rsaquorsaquorsaquorsaquo rsaquorsaquorsaquorsaquo

rsaquorsaquorsaquorsaquo

evaluation

Die Schulungen wurden abschlieszligend evaluiert Die Kernaussage ist Alle Teilnehmer-innen waren mit den angebotenen Schulungen sehr zufrieden der Praxisbezug konnte weitestgehend hergestellt wer-den Zur eigenen Lernerfahrung befragt wurden u a folgende Aussagen getroffen

23 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

bdquoDie Schulung war fuumlr mich ein echter Gewinn da ich wirklich auf neuem Terrain viel gelernt habeldquo bdquohellip fuumlhlte ich mich in der Gruppe sehr wohl wobei ich vor allem zu bestimmten Mitgliedern Kontakt hatte Die Gruppenbildung scheint online genauso zu funk-tionieren wie out of cyber spaceldquo bdquoMir haben sich durch dieses Seminar ganz andere Moumlglichkeiten geoumlffnetldquo

Hinsichtlich ihrer spaumlteren Aufgabe als Teletutorin befragt fuumlhlten sich die meisten Teilnehmer-innen gut vorbereitet aufgrund der unterschiedlichen Voraussetzungen der Lernenden im Umgang mit dem Computer und Internet sind in Einzelfaumlllen jedoch noch laumlngere Uumlbungsphasen noumltig Moumlgliche Einsatz-felder wurden uumlberwiegend im Fort- und Weiter-bildungsbereich gesehen eLearning wird als gute Moumlglichkeit gesehen das Angebotsspektrum der Institutionen zu erweitern Als Anwendungsbeispiel wurde die Begleitung von Auszubildenden in Praxis-phasen im Sinne einer kontinuierlichen Arbeits- Kommunikations- und Ruumlckmeldemoumlglichkeit genannt

herausforderungen

Die Schulungsteilnehmer nannten folgende Heraus-forderungen bei der Einfuumlhrung von eLearning

bullfehlende technische Affinitaumlt bei der Zielgruppe bullfehlende technische Ausstattung in den Institu-tionen und Betrieben die Lehrangebote bereit-stellen bullhoher Aufwand fuumlr die Einfuumlhrung des eLear-ning Mehraufwand bei der Umwandlung vor-handener Konzepte in Blended-Learning oder eLearning-Konzepte etc bulleehlende Akzeptanz bei einigen Kolleginnen Kollegen dadurch fehlende Vernetzung bullwenig Lehrkraumlfte die professionell tutoriell begleiten koumlnnen bullfehlende Inhalte fuumlr den Einsatz auf der Lern-plattform

nachhaltigkeit

Nach der Projektfoumlrderung wird das eLearning-Portal durch den bdquoVerein eLearning in der Pflege eVldquo (eLiP) fortgefuumlhrt Alle (Bildungs-)Einrichtun-gen in der Pflege koumlnnen diesem Verein beitreten

Peggy Saszlig AWO-Bundesverband eVwwwelearning-pflegede

Zweck des Vereins ist die Foumlrderung der Berufsbildung durch Bereitstellung der Internetplattform ILIAS (wwwelearning-pflegede) mit inhaltlichen techni-schen und didaktischen Hilfen als Hostingpakete sowie Beratung und Vermittlung von Qualifizie-rungen wie ILIAS-Anwender- Teletutoren- und Autorenschulungen Mitwirkung bei der Erstellung von Lerninhalten die von den Vereinsmitgliedern entwickelt werden Weitere Aufgaben sind die perso-nelle und ideelle Foumlrderung der Entwicklung von Lerninhalten z B durch den gegenseitigen Aus-tausch von Lernmaterialien

Die Vereinsmitgliedschaft bietet den Bildungsanbie-tern einen kostenguumlnstigen Einstieg in das Lehren und Lernen mit den neuen Medien moderne Kom-munikationswege Betreuung waumlhrend Abwesenheits-zeiten sowie die Moumlglichkeit neue und zusaumltzliche Angebote im Bereich eLearningBlended-Learning anzubieten

24 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

Entstehung von Communities am Beispiel der Evangelischen Kirche in Deutschland

Die evangelische kirche in Deutschland (ekD) steht gegenwaumlrtig vor groszligen herausforder-ungen und chancen stichworte sind demo-grafischer wandel Individualisierung bzw Pluralisierung wiederentdeckung des religi-oumlsen veraumlndertes Partizipationsverhalten neue Formen von ehrenamt und Gemeinde Daraus ergibt sich fuumlr die Mitarbeitenden ihr handeln immer wieder zu reflektieren

und neue innovative Praktiken zu erlernen

Das Forschungsprojekt PATONGO (Patterns and Tools for NGOs) untersucht wie Technologien und Partizi-pationsprozesse des Web 20 den Austausch uumlber gute Praktiken foumlrdern und so zu einer Weiterent-wicklung der gesamten vernetzten Organisation beitragen koumlnnen Partner im Projekt sind die Evan-gelische Kirche in Deutschland (EKD) die Fern Uni-versitaumlt in Hagen und das Institut fuumlr Wissensmedien in Tuumlbingen

Die Hypothese des Forschungsvorhabens ist dass ein Austausch von erfolgreichen Praktiken in der EKD helfen kann die Qualitaumlt des Handelns in den Gemeinden und Gliedkirchen zu verbessern Durch Vernetzung und gemeinsame Reflexion uumlber erfolgreiche Praktiken soll eine lokale Praktik auch uumlber Grenzen der einzelnen Kirchengemeinden hin-weg zu einer gemeinsamen Praktik weiterentwickelt werden Zwischen den bisher weitgehend unabhaumlngig agierenden Organisationseinheiten koumlnnte sich dadurch ein Praxisnetzwerk entwickeln

Vor dieser Grundannahme stellen sich im PATONGO-Projekt die folgenden Forschungsfragen die nicht nur fuumlr Kirchen sondern allgemein fuumlr verteilte NGOs von Relevanz sind

bullWelche Prozesse koumlnnen eine effektive und qua-litativ hochwertige Wissenskommunikation zum Zwecke der Weiterentwicklung beruflicher Praktiken unterstuumltzen bullWie kann die Nutzung und die Evolution solcher Prozesse mit Web 20-basierten Werkzeugen unterstuumltzt werden

bullWie koumlnnen die Prozesse und Werkzeuge in groszligen verteilten NGOs eingefuumlhrt werden

Kern des Prozesses ist die effektive und qualitativ hochwertige Diskussion uumlber gute Praktiken Dabei durchlaumluft die Diskussion zu einem konkreten Thema drei Ebenen

bullMitarbeitende kommunizieren miteinander uumlber Wuumlnsche und Ideen die sich aus den lokal anzutreffenden Herausforderungen ergeben bullMitarbeitende reflektieren uumlber gute Praktiken und tauschen diese aus (Storytelling Good Practice) bullMitarbeitende abstrahieren die Beschreibung der guten Praktik zu einem Muster fuumlr Loumlsungen (Pattern) das dann in einem Lexikon guter Praxis auftaucht Das Konzept des Patterns wurde aus den Ingenieurswissenschaften uumlbernommen Dort ist ein Pattern eine Loumlsung zu einem wieder-kehrenden Problem in einem klar umrissenen Kontext Im Gegensatz zu einer Handlungsvor-schrift eroumlffnet ein Pattern dem Praktiker einen Entwurfsraum in dem er seine individuelle Loumlsung fuumlr das Problem entwickelt Fuumlr die EKD bedeutet dies dass ein Pattern den Praktiker gut bei der Uumlbertragung der Loumlsungsidee auf die kon-kreten Umstaumlnde in der Gemeinde unterstuumltzt

Auf allen Ebenen der Diskussion vor allem jedoch bei der Erstellung von Patterns fuumlr das Lexikon guter Praxis koumlnnen Praktiker durch Mentoren die ebenfalls Mitglied der Community sind unterstuumltzt werden Mentoren helfen den Praktikern dabei die zentralen Aussagen ihrer Praktik herauszuarbeiten So koumlnnen Praktiker sicherstellen dass ihre Hand-lungsanregungen in den Patterns auch im beab-sichtigten Sinne verstanden werden

Web 20-Technologien koumlnnen auf allen drei Ebenen den Prozess unterstuumltzen Dazu soll ein Online-Com-munity-System entstehen das Kommunikation Koordination und Kooperation ermoumlglicht und zur Mitarbeit in der Community motiviert Auf der Ebene der Kommunikation stellt das Community-System kommunikative Raumlume zur Verfuumlgung Hier koumlnnen Wuumlnsche geaumluszligert Ideen diskutiert und Erfahrun-gen ausgetauscht werden

25 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

Betrachtet man die Groumlszlige der Zielgruppe von uumlber eine Million haupt-und ehrenamtlich Mitarbeitender in der EKD so ist es offensichtlich dass Fragen der Koordination eine wichtige Rolle einnehmen Prak-tiker muumlssen vom System darin unterstuumltzt werden fuumlr sie interessante Kollegen zu finden und relevante Beitraumlge wahrzunehmen Das Community-System muss Menschen aus ganz Deutschland zusammen-bringen die an semantisch verwandten Praktiken arbeiten So wird ein Austausch uumlber spezifische Prak-tiken auch uumlber Gemeindegrenzen hinaus moumlglich

Fuumlr eine effiziente Kooperation wird das Community-System gemeinsame Arbeitsbereiche bereitstellen die zum einen einen gemeinsamen Informationsraum im Sinne eines Wikis zum Austausch von Patterns bereitstellen und zum anderen die enge Kooperation in einer kleinen Gruppe von Praktikern ermoumlglichen Insbesondere soll das Community-System die Entwick-lung neuer Ideen in einer Ideenwerkstatt und die Zusammenarbeit zwischen einem Autor und einem Mentor bei der Verbesserung von Patterns unter-stuumltzen

In Bezug auf die Motivation zur Teilnahme sollen im PATONGO-Projekt verschiedene Instrumente er-forscht werden von denen an dieser Stelle nur zwei Beispiele genannt werden

bullInwieweit hat die Authentizitaumlt der Praktiker und ihrer Gemeinden eine die Motivation stei-gernde Wirkung bullWelche Rolle spielen Kooperation und Wett-bewerb zwischen den Praktikern als motivie-rende Instrumente in der Community

Erste Prototypen fuumlr den in PATONGO vorgesehenen Prozess und die Web 20-basierten Werkzeuge wurden in den ersten Monaten des Projektes entwi-ckelt und mit Anwendern diskutiert Die Resonanz hierauf war sehr positiv Eine breite Diskussion der Konzepte in der kirchlichen Oumlffentlichkeit begann Ende 2009 Fuumlr Mitte 2010 ist der Start der Community geplant Sowohl der Entwurf als auch die Einfuumlhrung und Nutzung des Prozesses und der Werkzeuge werden evaluiert sodass Ruumlckschluumlsse auf die Wirkung in der EKD gezogen werden koumlnnen die auch fuumlr andere NGOs relevant sein werden

Dr Thies Gundlach Evangelische Kirche in Deutschland Dr Till Schuumlmmer FernUniversitaumlt in Hagen (vlnr) wwwpatongode

26 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

Lernkompetenz Schluumlssel zur Qualifizierungfuumlr Aumlltere

Die Diskussion um das lebenslange Lernen hat konjunktur in Politik wirtschaft und

Forschung Mittelfristig wird jeder dritte Be-schaumlftigte uumlber 50 Jahre alt sein und nur noch

jeder fuumlnfte juumlnger als 30 Jahre Parallel dazu nimmt der Anteil der wissensarbeit zu der Anteil koumlrperlicher und gering qualifizierter taumltigkeiten sinkt Lebenslanges Lernen wird als eine der zentralen strategien angesehen diese sich beschleunigenden Veraumlnderungen der Arbeitswelt zu bewaumlltigen

Einigkeit scheint daruumlber zu bestehen dass der Bedarf an beruflicher Weiterbildung auch fuumlr Beschaumlftigte uumlber 50 Jahren waumlchst Weniger Konsens gibt es in Bezug auf das Wie Wie kommen aumlltere Arbeitnehmer mit dieser Anforderung nach permanentem Dazuler-nen zurecht Wie koumlnnen sie unterstuumltzt werden Bislang werden Beschaumlftigte jenseits des vierzigsten Lebensjahres kaum noch zur Weiterbildung ermun-tert und auf die Lernbeduumlrfnisse dieser Gruppe abgestimmte Angebote sind Mangelware Und Dank der Fruumlhverrentungspolitik fruumlherer Jahre und einer entsprechend jugendzentrierten Arbeitsge-staltung gedieh ein bdquoAnti-Lernklimaldquo in dem sich bei Beschaumlftigten und Unternehmen gleichermaszligen der Eindruck verfestigte Aumlltere koumlnnten und wollten nicht mehr lernen Damit einher gehen unscharfe und falsche Vorstellungen uumlber die Lernfaumlhigkeit Aumllterer Demnach lernen Aumlltere (zu) langsam und schneiden in Weiterbildungsseminaren schlecht ab

Haben nicht wissenschaftliche Untersuchungen wiederholt nachgewiesen dass die kognitive Leis-tungsfaumlhigkeit ndash also alle Prozesse die mit Gedaumlchtnis Lernen und Denken zu tun haben ndash schon mit Mitte Ende Zwanzig nachlassen Schraumlnkt dies nicht auch die Lernfaumlhigkeit ein Tatsaumlchlich lassen zwar viele kognitive Funktionen messbar nach

Damit gehen aber nicht automatisch Einbuszligen in der Faumlhigkeit zum berufsbezogenen Lernen einher Zum einen bauen sich nicht alle kognitiven Funktio-nen ab sondern vornehmlich die als bdquofluide Intelli-genzldquo bezeichneten Sie kommen bei der Loumlsung neuer Aufgaben zum Zuge bei denen nicht auf

fruumlhere Lernerfahrungen zuruumlckgegriffen werden kann bdquoKristalline Intelligenzldquo hingegen kommt bei der Nutzung von Wissen und Erfahrung zum Einsatz und kann Einbuszligen der fluiden Intelligenz aus-gleichen Zweitens fanden fast alle einschlaumlgigen Studien im Labor statt und zielten auf die Auslotung der Grenzen kognitiver Leistungsfaumlhigkeit ab Die Moumlglichkeit zur Kompensation durch Wissen und Bildung entfaumlllt dadurch weitgehend

Lernfaumlhigkeit bleibt erhalten

Beim berufsbezogenen Lernen herrschen solche Ein-schraumlnkungen nicht Lernende koumlnnen ihren Lern-prozess hinsichtlich Lernzielen und Lernzeit (mit) bestimmen und dadurch kognitive Einbuszligen ausgleichen Die Laborbefunde zum Altersabbau betreffen so gesehen nur einen kleinen Ausschnitt des Lernens Aus kognitiver Sicht laumlsst sich also festhalten dass die Lernfaumlhigkeit aumllterer Mitarbeiter waumlhrend ihres gesamten Berufslebens erhalten bleibt

Lernfaumlhigkeit ist aber nicht gleich Lernbereitschaft Diese haumlngt wesentlich von einer spezifischen Lern-kompetenz ab Sie ist nicht auf bestimmte Fachge-biete beschraumlnkt und umfasst die drei Ebenen

bullLernorientierung Die Effizienz des Lernen wird davon beeinflusst ob man Lernen als gestaltbare Aktivitaumlt begreift oder als dozentengesteuerte Anhaumlufung von Faktenwissen auf Vorrat bullLernkontrolle Nachhaltig lernen kann nur wer sich dem eigenen Lernbedarf angemessene Lernziele setzt und den Lernfortschritt im Hin-blick auf diese Ziele fortlaufend uumlberpruumlft bullLerntechniken Sie dienen dazu Wissen lang-fristig im Gedaumlchtnis zu verankern und um-fassen vielfaumlltige Methoden der Visualisierung und Konzeptbildung

Lernkompetenz ist kein Talent sondern eine lern- und trainierbare Fertigkeit Sie kann durch gezielte Personalentwicklung und ein stimmiges betriebliches Umfeld mit foumlrderlichem Lernklima aufgebaut und erhalten werden Umgekehrt kann sie als Folge laumlnger dauernder bdquoLernentwoumlhnungldquo verloren gehen Dies haumlngt nicht zuletzt damit zusammen dass in vielen Unternehmen die Weiterbildungsteil-

27 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

nahme jenseits des vierzigsten Lebensjahres schlag-artig sinkt ndash was Lernentwoumlhnung natuumlrlich foumlrdert Auch herrscht fuumlr Aumlltere vielfach insofern ein unguumln-stiges Lernklima als nicht wenige Personalverant-wortliche Aumllteren nur geringe Lernfaumlhigkeit und Veraumlnderungsbereitschaft zutrauen Derlei Vorbe-halte schlagen sich bei Beschaumlftigten in Zweifeln an ihrer eigenen Lernfaumlhigkeit und an der Trainier-barkeit ihrer Fertigkeiten nieder Ein Mangel an Lernkompetenz erklaumlrt moumlglicherweise auch den vielfach replizierten Befund dass aumlltere Beschaumlftigte im Vergleich zu ihren juumlngeren Kollegen schlechtere Leistungen in der berufsbezogenen Weiterbildung zeigen

Unsere Forschung zeigt dass ndash unabhaumlngig vom Alter ndash Beschaumlftigte mit houmlherer Lernkompetenz einen signifikant houmlheren Lernerfolg angeben als Beschaumlftigter geringerer Kompetenz Bei Beschaumlftig-ten uumlber 50 Jahren faumlllt der Unterschied im Lernerfolg am deutlichsten aus Houmlhere Lernkompetenz geht mit houmlherer Weiterbildungsteilnahme einher um-gekehrt berichteten Beschaumlftigte mit geringerer Lernkompetenz uumlber groumlszligere Schwierigkeiten bei der Planung der eigenen Weiterbildung und houmlheren Unterstuumltzungsbedarf

Unter dem Strich zeigen unsere Untersuchungen dass die Erfassung der Lernkompetenz ein wichtiger Schritt ist im Rahmen von Strategien zur quantitativen und qualitativen Verbesserung der Weiterbildungs-beteiligung aumllterer Beschaumlftigter Dies laumlsst sich zur Konzeption von Lernkompetenz-Workshops nutzen mit denen das Lernverhalten gezielt optimiert werden kann Ansatzpunkt einschlaumlgiger Trainings ist die Lernkontrolle die sich in unseren Untersuchungen als trennscharf zwischen kompetenten und weniger kompetenten Lernern erwies Hoher Lernkontrolle also der Fertigkeit angemessene Lernziele zu setzen und das Lernen im Hinblick auf diese Ziele zu steuern kommt das groumlszligte Gewicht fuumlr den Lernerfolg zu Darin liegt auch der Grund dass vornehmlich auf die Vermittlung von auf Lernstrategien ausgerichtete Trainings und primaumlr auf die Staumlrkung der Lernmo-tivation abzielende Trainings gleichermaszligen zu kurz greifen und nur die integrierte Ansprache beider Ebenen nachhaltiges karriereweites und -langes Lernen gewaumlhrleistet

Prof Dr Christian Stamov-Roszlignagel Jacobs Centre on Lifelong Learning Jacobs University wwwjacobs-universitydedirectory10028

28 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Qualifizierung mit System ausbauen -Weiterbildung und bdquoeQualificationldquo

Digitale Medien und bdquoeQualificationldquo als die Lernformen des neuen Jahrtausends prokla-miert standen anfangs fuumlr kostenguumlnstiges und effektives Lernen technische Loumlsungen ruumlckten in den Mittelpunkt der Diskussion doch nach dem ersten Boom kam die ernuumlch-terung Die Lerner wuumlrden das Medium nicht akzeptieren der Lernerfolg sei anzuzweifeln der finanzielle Vorteil ebenso

Anstelle der technokratischen Schwerpunktsetzun-gen widmete man sich in der Folgezeit verstaumlrkt den lern- und bildungstheoretischen Aspekten und dem Potenzial multimedialer Lernkonzepte fuumlr eine zukunftsfaumlhige berufliche Kompetenzentwicklung Angesichts der in den letzten Jahren wieder deutli-chen Zuwachsraten des Lernens mit neuen Medien am Arbeitsplatz stellte sich die Frage nach der Bedeu-tung dieser Medien fuumlr die Weiterbildung und nach ihrem Einfluss auf deren soziale und didaktische Zielsetzungen

weiterbildung und soziale selektion

Die Entwicklung von der Industrie zur Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft fuumlhrt auch zu einem Wandel der Organisation in den Unternehmen die auch zu neuen Arbeits- und Organisationskonzepten fuumlhren wobei wir wahrscheinlich erst am Anfang dieses Wandlungsprozesses stehen Die Folge ist dass Weiterbildung und berufliche Qualifizierung gegenwaumlrtig einen Wandlungsprozess durchlaufen der Ziele und Inhalte Umfang sowie Formen Methoden und Orte des Lernens gleichermaszligen erfasst Lernformen und Lernorte werden pluraler und vielfaumlltiger und gehen mit einem quantitativen Zuwachs und einer qualitativen Veraumlnderung der Bedeutung des Lernens im Unternehmen einher

Die Nachfrage nach eLearning-Konzepten und neuen Medien in der Weiterbildung unterliegt durch neue Arbeitsformen wie rechner-und internetgestuumltzte Facharbeit und Dienstleistungen und den daraus resultierenden Kompetenzanspruumlchen einer auszliger-ordentlichen Dynamik Gleichzeitig haben Aufwen-dungen und Teilnehmerzahlen die Weiterbildung

zum groumlszligten Bildungsbereich gemacht Von den Auf-wendungen von 35 Mrd Euro pro Jahr entfallen 167 Mrd auf die Unternehmen incl die des oumlffentlichen Dienstes 138 Mrd auf Einzelpersonen 42 Mrd auf die Bundesagentur fuumlr Arbeit und 04 Mrd auf den Staat Im europaumlischen Vergleich liegt die Teilnahme-quote an der formellen betrieblichen Weiterbildung mit 30 der Erwerbstaumltigen im Jahr 2005 im Mittel-feld Im Vergleich liegt die Teilnahmequote in Frank-reich mit 46 und Tschechien mit 59 houmlher die von Polen mit 21 und Griechenland mit 14 niedriger

Entscheidend fuumlr die oumlkonomische qualifikatorische soziale und personale Funktion der Weiterbildung ist aber die Frage der Teilhabe an Weiterbildung der Wei-terbildungsbeteiligung Hier zeigt sich der stark sozial ausgrenzende Charakter der Weiterbil-dung die Selektivitaumlt und Ungleichheit von Chancen

bull28 der Weiterbildungsteilnehmer haben Hauptschulabschluss 47 einen mittleren Abschluss 59 AbiturFachhochschulreife bull23 sind ohne Berufsausbildung aber 62 mit Hochschulabschluss bull31 sind Arbeiter 68 Beamte bull44 gehoumlren der Gruppe der 19ndash34-Jaumlhrigen an 31 der Gruppe der 50-64 Jaumlhrigen

Qualifizierung mit system und bdquoeQualificationldquo ausbauen

Die Weiterbildungsbeteiligung haumlngt also entschei-dend von der beruflichen Qualifikation und der schulischen Vorbildung ab und verstaumlrkt die im Schulsystem angelegte soziale Selektion In dieser Situation kommen die informelle Weiterbildung und damit die neuen Medien und verschiedenen Formen des eLearnings ins Spiel Die Teilnahme an Compu-terselbstlernprogrammen im Rahmen der informel-len Weiterbildung hat sich zwischen 2003 und 2007 von 8 auf 15 erhoumlht und damit fast verdoppelt In der informellen Weiterbildungskategorie Internet am Arbeitsplatz weist die Statistik eine Steigerung von 7 auf 13 aus Zudem bilden sich mit der Nut-zung von Personal-Computern rechnerintegrierten Arbeitssystemen und dem Intranet zunehmend vir-tuelle Lernorte in Unternehmen heraus Beschaumlftigte nutzen in wachsendem Maszlige multimediale und inter-aktive Bildungsangebote und koumlnnen an

29 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

kooperativen Lehr-Lern-Arrangements teilnehmen Neue Medien und die damit verbundenen Lerntech-nologien wie Tele-Teaching und Tele-Coaching erlei-chtern und foumlrdern das Lernen in der Arbeit und in vernetzten Lernortstrukturen

Die informelle Weiterbildung verzeichnet seit Jahren erhebliche Zuwaumlchse obwohl die Teilnahme der Erwerbstaumltigen hier mit 61 im Jahre 2003 und mit 68 im Jahre 2007 schon annaumlhernd doppelt so hoch liegt wie die an der formellen Weiterbildung Damit ist die informelle Weiterbildung im Sinne von bdquoArbeit als zweite Chanceldquo und als Moumlglichkeit zu sehen der wachsenden Selektion in Weiterbildung und Weiter-bildungsteilnahme zu begegnen Dies ist allerdings kein Selbstlaumlufer denn auch bei der Teilnahme an der informellen Weiterbildung zeigt sich die Abbild-ung und Verlaumlngerung sozialer Ungleichheit Not-wendig ist eine strukturelle und im Weiterbildungs-system abzusichernde Foumlrderung von bildungsbe-nachteiligten Gruppen In diesem Sinne sind abschlieszligend vier Thesen und Optionen formuliert

bullInformelles Lernen wird im Beruf zunehmend wichtiger dabei kommt dem Lernen mithilfe neuer Medien durch die Verdoppelung in den letzten vier Jahren bei computergestuumltzten Selbstlernprogrammen und Internet-Lernen am Arbeitsplatz eine zentrale Rolle zu bullVirtuelle Lernorte verbinden formelle und informelle Weiterbildung diese Lernorte auf informations- und kommunikationstechno-logischer Basis ergaumlnzen die pluralen Lernorte von Qualifizierungsverbuumlnden und Qualifizier-ungsnetzwerken zunehmend bullNeue Medien eroumlffnen lern- und bildungsthe-oretisch verbesserte Zugaumlnge zum bdquolebenslan-gen Lernenldquo und zur bdquoBildung fuumlr alleldquo voraus-gesetzt sie werden didaktisch-methodisch und institutionell eingebettet und sind nicht einsei-tig auf Selbstorganisation und Individualisierung gerichtet bullWeiterbildung ist als vierte und umfassendste Saumlule des Bildungssystems auszubauen und verstaumlrkt gesetzlich zu rahmen wobei das in-formelle Lernen uumlber verbindliche Anerken-nungen als Beitrag zur Chancengleichheit in beruflichen Bildungswegen im Sinne einersbquo bdquozweiten Chanceldquo zu nutzen ist

Prof Dr Peter Dehnbostel Helmut-Schmidt-Universitaumlt Hamburg wwwhsu-hhdedebo

30 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Aufbau eines Online-Berichtshefts und Kompetenz-portfolios in den dualen Ausbildungsberufen

Die duale Berufsausbildung in Deutschland stellt ein erfolgsmodell dar und genieszligt auch

international hohes Ansehen Mehrere aktu-elle studien zeigen Maumlngel in der Qualitaumlt der dualen beruflichen Ausbildung auf nach einer repraumlsentativen umfrage des Bundesin-stituts fuumlr Berufsbildung (BIBB) kritisieren die Auszubildenden insbesondere die Qualitaumlt der kooperation der Lernorte Betrieb und schule oft ist es den Auszubildenden selbst uumlberlassen erfahrungen aus der betrieblichen und schulischen Ausbildung miteinander zu verknuumlpfen

Bei der mangelnden Abstimmung zwischen den Lern-orten handelt es sich jedoch weniger um ein Problem auf der Ebene der Ausbilder und Berufsschullehrer sondern eher um ein strukturelles Defizit der dualen Berufsausbildung Es mangelt vor allem an systema-tischer Information um ein gegenseitiges Abstimmen in der dualen Ausbildung gewaumlhrleisten zu koumlnnen

Es bedarf geeigneter Instrumente um eine staumlrkere Zusammenarbeit und die Abstimmung zwischen den betrieblichen und schulischen Ausbildern aber auch zwischen dem Auszubildenden und seinem Ausbilder zu ermoumlglichen Gegenwaumlrtig uumlbernimmt ausschlieszlig-lich der papierbasierte Ausbildungsnachweis das sogenannte Berichtsheft diese Funktion Da es sich hierbei um eine zeit- und ortsabhaumlngige Informa-tionsbasis handelt koumlnnen sich Probleme ergeben

Beispielsweise kann der Ausbilder anhand des Ausbildungsnachweises erst nach dem Abschluss eines Ausbildungsturnus feststellen mit welchen Themen sich der Auszubildende auseinanderge-setzt hat In der Folge sind klare und aufeinander abgestimmte Lernprozesse erschwert was nicht selten zu erheblichen Abstimmungsprozessen innerhalb der Ausbildung fuumlhrt

online-Ausbildungsnachweis

Unter dem Titel bdquoBLok ndash Online-Berichtsheft zur Staumlrkung der Lernortkooperationldquo verfolgt das Insti-tut fuumlr Berufspaumldagogik der Technischen Universitaumlt

Dresden das Ziel mit dem Einsatz von Web 20- Technologien die Lernorte der dualen Berufsausbil-dung zu verzahnen Im Rahmen dieses durch das BMBF gefoumlrderten Forschungs- und Entwicklungs-projektes werden bereits bestehende Ressourcen genutzt um das rechtsverbindliche Instrument bdquoBerichtsheftldquo welches in seiner gegenwaumlrtigen Form lediglich als Rechtfertigungsinstrument dient zu einem Qualitaumltsentwicklungsinstrument auf der Grundlage einer geeigneten mediendidaktischen Konzeption auszubauen

Der Schwerpunkt des Projektes liegt in der Entwick-lung Erprobung und Evaluation eines Online-Ausbildungsnachweises auf der technischen Basis eines Weblogs als persoumlnliches Lerntagebuch Dieses Online-Lerntagebuch fuumlhrt der Berufsschuumller regelmaumlszligig und kann von seinem Ausbilder und Berufsschullehrer jederzeit und vor allem unabhaumln-gig vom aktuellen Lernort des Berufsschuumllers einge-sehen werden Auf diese Weise werden die Lernorte der Berufsausbildung im dualen System durch den Online-Ausbildungsnachweis miteinander gekoppelt und so eine gemeinsame Informationsbasis fuumlr die Partner der dualen Berufsausbildung geschaffen Diese Staumlrkung der Lernortkooperation erzeugt eine Transparenz der Ausbildungsinhalte und soll zu einer verbesserten Abstimmung selbiger an den Lernorten fuumlhren

Funktionsbereiche und Potenziale

Der Online-Ausbildungsnachweis verfuumlgt uumlber zwei Funktionsbereiche

bullBerichtsheftfuumlhrung in Form eines Weblogs Wie bei der klassischen Form des Berichtsheftes uumlblich dokumentiert der Auszubildende auch in der online-basierten Form regelmaumlszligig den zeit-lichen und sachlichen Ablauf der Berufsaus-bildung Der Technologie eines Weblog ent-sprechend fuumlhrt der Auszubildende sein Lern-tagebuch als Online-Berichtsheft welches durch die Ausbilder online kommentiert werden kann Durch die Moumlglichkeit von Anmerkungen zu den Eintraumlgen des Auszubildenden werden Feedback-prozesse angeregt und folglich der Dialog zwi-schen Auszubildendem und Ausbilder gestaumlrkt

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bullDarstellung der erworbenen Qualifikationen in Form eines Kompetenzportfolios Neben der Dokumentation des sachlichen und zeitlichen Ablaufes im Berichtsheft ist es dem Auszubildenden moumlglich die dokumentierten Taumltigkeiten zu verschlagworten In Form eines Auswahlmenuumls werden die zu erlangenden Faumlhigkeiten und Fertigkeiten eines Ausbildungs-berufes aufgelistet und von dem Auszubildenden verschlagwortet (sogenanntes Tagging) Anschlieszligend wird durch eine entsprechende Visualisierung (z B in Form einer Tagcloud d h einer Schlagwortwolke) der eigene Entwicklungs-stand dargestellt Die Tagcloud enthaumllt alle bis-her verwendeten Schlagworte Durch die damit erzeugte Transparenz koumlnnen Auszubildende und Ausbilder den Ist-Stand der beruflichen Handlungsfaumlhigkeit einschaumltzen und auch Handlungsbedarfe ableiten In Ergaumlnzung zu der geschlossenen Form des Kompetenzport-folios ist es in der offenen Form vorgesehen aus-bildungsrelevante Dokumente (wie Zertifikate etc) und Erfahrungsberichte abzulegen und so Erfahrungen aus der Ausbildungspraxis zu dokumentieren

Fazit

Das Projekt BLok traumlgt durch die Digitalisierung und Weiterentwicklung des klassischen Berichtsheftes auf Grundlage von Web 20-Technologien zur Ver-zahnung der Lernorte sowie zur Qualitaumltssicherung und -entwicklung in der dualen Berufsausbildung bei BLok unterstuumltzt dabei eine nachhaltige Integ-ration digitaler Medien auf struktureller Ebene in die Berufsausbildungspraxis

Professor Thomas Koumlhler Technische Universitaumlt Dresden wwwblok-onlineorg

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beroobi ndash erlebe Berufe online Das interaktive Jugendportal zur Berufswahl

trotz der vielfaumlltigen Moumlglichkeiten sich Infor-mationen zu beschaffen haben viele Jugend-liche nach wie vor Probleme sich hinsichtlich ihrer beruflichen zukunftsplanung zu orien-tieren oftmals bleibt ihre Ausbildungswahl einseitig und sie nehmen die chancen des derzeitigen Ausbildungs- und Arbeitsmarktes nur bedingt wahr

Das Wissen uumlber die Bandbreite aktueller Ausbildungs-berufe und speziell jener die auch zukuumlnftig Chancen auf dem Arbeitsmarkt bieten ist fuumlr die Berufswahl entscheidend Junge Frauen und Maumlnner mit niedri-geren Schulabschluumlssen sind dabei eine besondere Zielgruppe beroobi ist ein Kunstwort das sich aus Ber-ufs-bi-ld ableitet und bdquoooldquo wurde von Google abgeschaut beroobi bietet den jungen Frauen und Maumlnnern Interaktionsmoumlglichkeiten an die einen attraktiven Einstieg in das Thema Berufswahl ermoumlglichen

Hierfuumlr wird ein interaktives Online-Portal aufgebaut in dessen Mittelpunkt interessante und zukunfts-weisende Ausbildungsberufe fuumlr eine spielerische Erkundung stehen Die Berufsbilder sind multimedial-interaktiv aufbereitet und geben realistische Einblicke in den Berufsalltag Junge Frauen und Maumlnner die bereits in ihrem Beruf arbeiten stellen diese den Nutzern anschaulich vor und lassen sie entdeckend und ausprobierend daran teilhaben Alle wichtigen Aspekte eines Berufs werden aufgegriffen Taumltig-keiten Tagesablaumlufe Erlaumluterungen zu wichtigen Voraussetzungen Erklaumlrungen zu Anforderungen in der Ausbildung sowie das Aufzeigen von Perspek-tiven fuumlr weitere Fortbildungs- und Weiterbildungs-moumlglichkeiten und weiterfuumlhrende Links

Eine leichte und schnelle Orientierung wird dadurch erleichtert dass jedem Berufsbild der gleiche Aufbau und aumlhnliche Interaktionsmoumlglichkeiten zugrunde liegen Bei der Auswahl der Berufe werden bewusst Ausbildungsberufe aus Zukunftsbranchen und Innovationsbereichen (Industrie Handwerk Bau Naturwissenschaften Technik und Informations-technologie) in den Blick genommen

Interaktiver Ansatz mit hohem Akzeptanzwert

Ziel des didaktisch-methodischen Konzepts von beroobi ist es junge Menschen durch neue Ansaumltze zum selbst gesteuerten Entdecken und Ausprobieren im Netz anzuregen und einen persoumlnlichen Bezug zum Thema Berufswahl herzustellen Hierfuumlr setzt das Projekt auf verschiedene Kriterien die in der Umsetzung des Angebots konsequente Beruumlcksich-tigung finden

bullVielseitigkeit Selbststeuerbare Video- und Audiosequenzen Fotoshows und animierte Grafiken bieten anschauliche und vielseitige Formen der Informationsdarstellung Einge-bunden sind diese in eine Flash-Umgebung die auch als Web-Applikation unabhaumlngig von beroobi als Stand-alone-Applikation in eine Web-seite integriert werden koumlnnen bullInteraktion Verschiedene Interaktionstools ermoumlglichen eine direkte und aktive Teilnahm am Angebot Selbsteinschaumltzungen Umfragen und Wissenstests animieren zur spielerischen und entdeckenden Auseinandersetzung mit Inhalten bullIdentifikation Junge Profis aus der Praxis stellen vor Ort ihren Arbeitsplatz und ihr Arbeitsleben vor und lassen die Nutzerinnen und Nutzer uumlber Film und Audio daran teilhaben Der Mix aus Fakten eigenen Erfahrungsberichten und Hinweisen ermoumlglicht Identifikation und Pers-pektivenwechsel bullVerstaumlndlichkeit Das Angebot setzt konsequent auf jugendgerechte Sprache intuitive Benutzer-fuumlhrung und kleine verstaumlndliche Informations-einheiten sodass auch Jugendliche mit weniger Interneterfahrung gut damit zurechtkommen koumlnnen bullAuthentizitaumlt Jedes Berufsbild ist individuell gestaltet und lebt von der Authentizitaumlt seiner realen Hauptperson Dieses unverwechselbare bdquoGesichtldquo sowie auch das Zu-Wort-Kommen von Betriebs-und Unternehmensverantwortlich-en Ausbildungsleitern und anderen bdquoBerufsex-pertenldquo fuumlhren zu einer hohen Akzeptanz bei Jugendlichen

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Das online-Portal beroobide

Die Hauptintention des Online-Portals besteht darin Jugendlichen verschiedene Zugangswege zu den jeweiligen Berufsbildern zu ermoumlglichen sie neu-gierig zu machen und zum bdquoHineinklickenldquo anzu-regen Im Mittelpunkt von wwwberoobide stehen daher die Berufsbilder die uumlber spezifische Beduumlrf-nisparameter ansteuerbar sind Weiterfuumlhrende Informationen zu den Berufen Interviews mit Experten spielerische Wissensabfragen und Links werden den Jugendlichen uumlber eine Informations-rubrik angeboten Ein kleiner Community-Bereich ermoumlglicht weitere Orientierungshilfe Dort steht ein moderiertes Forum fuumlr Fragen und Hinweise bereit eine Merkliste fuumlr das Speichern von Berufs-bildern sowie die Verlinkung auf Freunde und deren Profile Uumlber Features wie bdquoWie steht mir der Berufldquo koumlnnen eigene Fotos hochgeladen werden welches die Nutzerinnen und Nutzer automatisch in verschiedene Arbeitsbekleidungen hineinsetzt und in eine Galerie speichert

zielgruppe

Primaumlre Zielgruppe von beroobi sind Jugendliche der Altersgruppe 14 bis 20 Jahre aller Schulformen die sich im Prozess der Berufsfindung und Berufsorien-tierung befinden Neben Schulabgaumlngern sind des-gleichen all diejenigen angesprochen die bereits eine Berufsausbildung begonnen abgeschlossen oder auch abgebrochen haben und sich weiter bzw neu orientieren moumlchten Wichtige Ansprech-partner sind daher auch paumldagogische Fachkraumlfte die in vielen Faumlllen beroobi bei der jugendlichen Zielgruppe bekannt machen

kooperation und Vernetzung

Das Projekt beroobi versteht sich als bdquoTuumlroumlffnerldquo zu bereits bestehenden Angeboten im Bereich Berufso-rientierungberufliche Bildung und lebt daher von dem vielseitigen Austausch und der Zusammenarbeit mit diesen Dazu zaumlhlen unter anderem vor allem Verbaumlnde Innungen Kammern die Agentur fuumlr Arbeit das Bundesinstitut fuumlr Berufsbildung Schulen Berufsschulen Bildungstraumlger Gewerkschaften so-wie vor allem auch Wirtschaftspartner Betriebe und Unternehmen

Silke Niemann Schulen ans Netz e V wwwberoobide und wwwschulen-ans-netzde

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Erstellung digitaler eLearning-Module durch Aus-zubildende im Handwerk

Das Internet hat uns in ein neues Jahrtausend

gefuumlhrt ein Jahrtausend in dem das wissen der welt raumlumlich und zeitlich unabhaumlngig

verfuumlgbar ist und aus immer groumlszligeren Daten-banken abgerufen werden kann eine solche entwicklung macht auch vor dem system der dualen beruflichen erstausbildung im hand-werk nicht halt und beschaumlftigt seit vielen Jahren die vorausschauende wissenschaft aber auch die Praxis

Im Kern geht es bei den Uumlberlegungen um die Einfuumlhr-ung von eLearning-Szenarien Die Bemuumlhungen zielen hier zum einen auf die oumlkonomische Optimie-rung (beliebiger Einstiegszeitpunkt in Qualifizierungs-maszlignahmen Optimierung der Lehrer-Schuumller-Relation) zum anderen aber auch auf die didaktisch-methodische Optimierung von Bildungsprozessen wie die individuelle Foumlrderung oder Flexibilisierung

Bei allen Bemuumlhungen mit Web 10-gestuumltzten eLear-ning-Szenarien bleiben zahlreiche Fragen ungeklaumlrt Dies gilt besonders fuumlr den Bereich der Lehrlings-ausbildung im Handwerk Aus dem System der dualen Berufsausbildung im Handwerk d h der Kombination von betrieblicher und uumlberbetrieblicher Ausbildung und Unterricht in der Berufsschule sind bisher keine nachhaltigen Ansaumltze bekannt in denen Bildungsprozesse durch internetbasierte eLearning-Konzepte optimiert ergaumlnzt oder gar abgeloumlst werden konnten Bisher kann lediglich auf die Ergebnisse von Modellprojekten zuruumlckgegriffen werden Standar-disierte Konzepte und didaktische Ansaumltze existieren nicht Ganz zu schweigen von einer bildungstheore-tischen Verortung von eLearning-Szenarien in konventionellen Berufsbildungsprozessen

Die Vergangenheit hat gezeigt dass vor allem zwei Problemlagen die Einfuumlhrung von eLearning-Szena-rien erschweren Zum einen gibt es das Problem dass es nicht genuumlgend passgenaue digitale Lern-module fuumlr die verschiedenen Gewerke d h die Berufe im Handwerk und die daraus resultierenden Lerngruppen gibt

Hier zeigt sich die Schwierigkeit dass der produzierte eLearning-Baustein entsprechend der Lerngruppe reduziert und entsprechend der Vorstellung des Lehrers didaktisch eingebunden sein muss Zum an-deren scheitert der Einsatz kommerzieller Loumlsungen auch daran dass nicht die notwendigen Ressourcen vorhanden sind um immer wieder Lernmodule zu erwerben die den jeweils aktuellen Stand der Technik abbilden An dieser Stelle setzt das Forschungsvorhaben Didaktische Parallelitaumlt und Lernortflexibilisierung (DiPaL) an DiPaL kombiniert die klassischen Vorteile des Praumlsenzunterrichts mit den neuen Moumlglichkeiten des Web 20 mit dem Ziel Lernprozesse im Dualen System uumlber selbst produzierte E-Learnings flexibler zu machen

Lerneinheiten selber erstellen

Das Forschungsvorhaben entwickelt und untersucht dazu einen neuen subjektorientierten designbasier-ten didaktisch-methodischen Ansatz zur Lernort-kooperation Mit Hilfe spezieller Software erstellen Schuumllerinnen und Schuumller mit ihren Lehrkraumlften ihre Lerneinheiten selber bereiten sie digital auf und veroumlffentlichen sie im Netz Das Konzept des offenen Klassenzimmers basiert dabei auf der Annahme dass in jeder Schuumllerin und in jedem Schuumller auch eine Lehrerin bzw ein Lehrer steckt Das Ziel besteht darin durch eine geeignete Didaktik genau diesen Rollen-tausch vom Lernenden zum (Lern-) Lehrenden herbei-zufuumlhren Das heiszligt konkret dass die Auszubildenden die Themen des Unterrichts so aufbereiten dass digitale Lernmaterialien (Filme Texte Bilder Grafi-ken) entstehen Die dazu notwendigen Aktivitaumlten der (Lern-) Lehrenden reichen von der Anfertigung einer Handzeichnung die eingescannt wird bis zur schriftlichen Ausarbeitung eines kompletten Dreh-buchs fuumlr die Umsetzung des jeweiligen Themas in einem aufwendigen Lehrfilm Die im Unterricht erzeugten digitalen Lernmaterialien werden an-schlieszligend gemeinsam mit dem Lehrer besprochen und diskutiert ob die produzierten Lernmaterialien fachlich richtig sind Diese Besprechungen sind von groszliger Bedeutung fuumlr den Lernprozess da sich hier zeigt ob das Thema fachlich verstanden wurde

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Gleichzeitig hinterfragen die (Lern-) Lehrenden sich selbst und den Prozess der Materialienproduktion Hierbei gilt es z B Alternativen zur gefundenen Loumlsung aufzuzeigen oder die Sprachqualitaumlt zu beurteilen Grundsaumltzlich wird angestrebt dass die (Lern-) Lehrenden in einen kritischen Dialog unter-einander treten Die Diskussion fuumlhrt im Ergebnis zu der Entscheidung ob das produzierte Lernmaterial im Internet veroumlffentlicht wird oder nicht

Fuumlr den Bereich der dualen beruflichen Erstausbil-dung bieten die durch die Auszubildenden erstellten digitalen Lernbausteine ganz besondere Moumlglich-keiten um Ausbildungsstrukturen flexibler zu machen So wird das Forschungsvorhaben empirisch unter-suchen inwieweit die Lernbausteine dazu genutzt werden koumlnnen dass der Auszubildende krankheits-bedingte oder betriebsbedingte Fehlzeiten zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort nachholen kann Daneben erwarten die am Forschungsvorhaben beteiligten Institutionen dass uumlber die Transparenz der Inhalte eine grundsaumltzlich verbesserte Zusam-menarbeit zwischen den Berufsschullehrern und den betrieblichen bzw uumlberbetrieblichen Ausbil-dern realisiert werden kann Auch dies soll empirisch geklaumlrt werden

Neben den Untersuchungen hat das Vorhaben auch verschiedene entwicklungstechnische Ziele

bullEntwicklung von Schemata zur Integration von Programmen zur schnellen Entwicklung von Lernangeboten (Rapid-Authoring-Prozesse) in konventionelle Praumlsenzphasen bullEntwicklung und Implementierung einer Datenbank fuumlr Lehrinhalte (Learning Object Re-pository abgekuumlrzt LOR) fuumlr die Bereitstellung von Bausteinen in einem Bausteinnetzwerk des Handwerks (wwwbaustein-netzwerkde) bullEntwicklung von Organisationsstrukturen fuumlr die engere inhaltliche Zusammenarbeit der Lernorte im dualen System auf der personalen Ebene

Markus Schaumlfer Berufskolleg Maumlrkischer Kreis wwwkfz4mede und wwwdipalde

36 LIterAturhInweIse

weiterfuumlhrende Literatur (Auswahl)

Becker M Spoumlttl G (2008) Berufswissenschaftliche Forschung ndash Ein Arbeitsbuch

fuumlr Studium und Praxis Peter Lang Internationaler Verlag der Wissenschaften

Frankfurt am Main

Beicht U Krewerth A Eberhard V Granato M Viel Licht ndash aber auch Schatten

Qualitaumlt dualer Berufsausbildung in Deutschland aus Sicht der Auszubildenden

BIBB Report 92009

Dehnbostel P (2008) Berufliche Weiterbildung Grundlagen aus arbeitnehmer-

orientierter Sicht Berlin edition sigma

Dreyfus H-L Dreyfus S E (1986) Kuumlnstliche Intelligenz Von den Grenzen der

Denkmaschine und dem Wert der Intuition Reinbek Rowohlt Verlag Hamburg

Grund- und Strukturdaten gushisde 80 [12 09 2009]

Hauptverband der deutschen Bauindustrie Zahlen und Fakten

wwwbauindustriede (Stand Juni 2009)

Howe Falk Berben Thomas (2006) Lern- und Arbeitsaufgaben In Rauner Felix

(Hrsg) Handbuch Berufsbildungsforschung 2 aktualisierte Auflage Bielefeld

Bertelsmann S 383ndash390

Howe Falk Knutzen Soumlnke (2007) Die Kompetenzwerksttt Ein berufswissen-

schaftliches E-Learning-Konzept Goumlttingen Cuvillier

Knutzen Soumlnke Howe Falk E-Learning im Handwerk (2008) In Issing Ludwig

Klimsa Paul (Hrsg) Online-Lernen Weinheim Beltz-Verlag S 133ndash156

Knutzen Soumlnke Howe Falk Rapid E-Learning in der gewerblich-technischen

Ausbildung ndash Gestaltbare Lernsoftware nach dem Konzept der Kompetenz-

werksttt (2008) In Howe Falk Jarosch Juumlrgen Zinke Gert (Hrsg)

Ausbildungskonzepte und Neue Medien in der uumlberbetrieblichen Ausbildung

Bielefeld Bertelsmann-Verlag S 112ndash131

Koumlhler T Neumann J Saupe V Organisation des Online-Lernens In Issing L J

Klimsa P Online-Lernen Ein Handbuch fuumlr das Lernen mit Internet Muumlnchen

Oldenbourg 2008

Payome Thea (2006) Marktuumlbersicht Rapid E-Learning ndash aus PowerPoint-Folien

werden Lernprogramme In Hohenstein Andreas Wilbers Karl (Hg) Handbuch

E-Learning 17 Erg-Lfg Koumlln Dt Wirtschaftsdienst

Scheib T Spoumlttl G Windelband L Qualitaumlt betrieblicher Ausbilder sichern und

entwickeln ndash eine staumlndige Herausforderung In Berufsbildung in Wissenschaft

und Praxis ndash BWP 32008 S 36ndash39

Von Rosenbladt B Bilger F (2007) Weiterbildungsbeteiligung in Deutschland

Eckdaten zum BSW-AES 2007 tns infratest Muumlnchen

ZFA (Hrsg) 2009 Statistik Berufsausbildung und Fortbildung Druck und Medien

20082009 unveroumlffentlichte vorlaumlufige Fassung vom 050509

Diese Druckschrift wird im Rahmen der Oumlffentlichkeitsarbeit vom Bundesministe-

rium fuumlr Bildung und Forschung unentgeltlich abgegeben Sie ist nicht zum gewerb-

lichen Vertrieb bestimmt Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerberinnen

Wahlwerbern oder WahlhelferinnenWahlhelfern waumlhrend eines Wahlkampfes zum

Zweck der Wahlwerbung verwendet werden Dies gilt fuumlr Bundestags- Landtags- und

Kommunalwahlen sowie fuumlr Wahlen zum Europaumlischen Parlament Missbraumluchlich

ist insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen und an Informations-

staumlnden der Parteien sowie das Einlegen Aufdrucken oder Aufkleben partei-

politischer Informationen oder Werbemittel Untersagt ist gleichfalls die Weiter-

gabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung Unabhaumlngig davon wann auf

welchem Weg und in welcher Anzahl diese Schrift der Empfaumlngerindem Empfaumlnger

zugegangen ist darf sie auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden

Wahl nicht in einer Weise verwendet werden die als Parteinahme der Bundes-

regierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden koumlnnte

  • eQualification - Neue13Wege der Qualifizierung
    • Impressum
    • Gruszligwort zur Broschuumlre
    • Inhalt
    • eLearning ndash das Lernen der Zukunft
    • Aufstiegsweiterbildung in der Druck- und Medienindustrie13
    • Flexible Learning im Einzelhandel13
    • DAWINCI ndash Durchlaumlssigkeit in der Aus-und Weiterbildung in der chemischen Industrie13
    • Virtuelles Lernen auf der Baustelle ndash Villa-b13
    • Live Stream Learning ndash fuumlr mobiles und stationaumlres Lernen13
    • Rapid eLearning ndash leicht gestaltbare Lernsoftware13
    • Weiterbildung durch multimediale Lernformen13
    • Demografischer Wandel Herausforderungen und Chancen13
    • eLearning-Infrastruktur in der Altenpflege (eLiA)13
    • Entstehung von Communities am Beispiel der evangelischen 13Kirche in Deutschland
    • Lernkompetenz Schluumlssel zur Qualifizierung fuumlr Aumlltere13
    • Qualifizierung mit System ausbauen - 13Weiterbildung und eQualification
    • Aufbau eines Online-Berichtshefts und Kompetenzportfolios in den dualen Ausbildungsberufen13
    • beroobi ndash erlebe Berufe online Das interaktive Jugendportal zur Berufswahl13
    • Erstellung digitaler eLearning-Module durch Auszubildende im Handwerk13
    • weiterfuumlhrende Literatur (Auswahl)
Page 16: eQualification - Neue Medien, neue Wege der …...Mobile Devices), die wachsenden Personalisierungs-möglichkeiten des Digitaldrucks sowie der starke Trend zur Entwicklung innovativer

16 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Rapid eLearning ndash leicht gestaltbare Lernsoftware in der gewerblich-technischen Ausbildung Kom-petenzwerksttt Elektrohandwerk

Lern- und Arbeitsaufgaben stellen ein eta-bliertes und in den Betrieben bewaumlhrtes didaktisch-methodisches konzept fuumlr beruf-liches Lernen dar Durch einen moumlglichst hohen Grad an selbststaumlndigkeit bei der Bearbeitung einer komplexen Aufgabenstel-lung werden die Auszubildenden nicht nur in

ihren fachlichen sondern auch in ihren metho-dischen und sozialen kompetenzen gefoumlrdert

Lern- und Arbeitsaufgaben stellen ein etabliertes und in den Betrieben bewaumlhrtes didaktisch-metho-disches Konzept fuumlr berufliches Lernen dar Durch einen moumlglichst hohen Grad an Selbststaumlndigkeit bei der Bearbeitung einer komplexen Aufgabenstel-lung werden die Auszubildenden nicht nur in ihren fachlichen sondern auch in ihren methodischen und sozialen Kompetenzen gefoumlrdert

Um eine Lernsoftware effektiv im Rahmen von Lern- und Arbeitsaufgaben einsetzen zu koumlnnen hat sie bestimmte Anforderungen zu erfuumlllen Sie sollte sich auf berufstypische Arbeitsprozesse beziehen und diese angemessen und klar visualisieren um fuumlr den Auszubildenden deutlich zu machen welche Relevanz die Lern- und Arbeitsaufgabe fuumlr den Aus-bildungsberuf besitzt Auszligerdem sollte sie die zur Bewaumlltigung der Aufgabe relevanten Inhalte und Materialien nachvollziehbar strukturiert bereit-halten Uumlber diese grundsaumltzlichen Anforderungen hinaus bestehen fuumlr eine mediengestuumltzte Ausbildung im gewerblich-technischen Bereich besondere Bedingungen

bullDie Inhalte der Software muumlssen schnell modifi-zierbar sein da die Technologien in vielen gewerblich-technischen Berufen einer hohen Innovationsgeschwindigkeit unterworfen sind bullDie Software muss an die Gegebenheiten des jeweiligen Lernorts angepasst werden koumlnnen da die Lernorte der beruflichen Bildung zum Teil sehr heterogene Bedingungen aufweisen ndash z B durch die zur Verfuumlgung stehende techni-sche Lernumgebung

bullDie Software sollte so offen gestaltet sein dass zusaumltzliche Dateien eingepflegt werden koumlnnen da fuumlr die berufliche Bildung i d R eine Vielzahl von Unterlagen in digitaler Form vorliegt

Vor diesem Hintergrund besteht die uumlbergeordnete Frage darin wie eLearning-Systeme zu entwickeln sind um sie im Rahmen von Lern- und Arbeitsauf-gaben einsetzen zu koumlnnen Eine Antwort darauf bietet der Ansatz des Rapid eLearning

rapid eLearning mit der kompetenzwerksttt

Im Rahmen des BMBFESF-gefoumlrderten Projekts Kom-petenzwerksttt Elektrohandwerk wird derzeit nach dem Ansatz der Kompetenzwerksttt ein Lehr- Lernmedium entwickelt das die Anforderungen des Rapid-eLearnings aufgreift Der Begriff Rapid eLearning steht dabei fuumlr Lernsoftware-Systeme die

bullschnell und ohne hohe medientechnischeKompetenz entwickelt werden koumlnnenbullkostenguumlnstig erstellt werden koumlnnen bulleine geringe Einarbeitungszeit fuumlr den Autor erfordern bulldem Anwender einen einfachen Zuganggewaumlhren undbullmultimediale und interaktive Elemente auf-nehmen koumlnnen

Rapid eLearning-Lernprogramme werden oft mit MS-PowerPoint umgesetzt so auch bei der Kompe-tenzwerksttt-Lernsoftware Die Gruumlnde sind klar hoher Verbreitungsgrad einfache Bedienung und weit reichende Moumlglichkeiten zur Gestaltung Me-dieneinbindung und Verlinkung

Mit PowerPoint lassen sich somit die Anforderungen an Rapid eLearning gut einloumlsen Ein weiterer Vorteil besteht darin dass Ausbilder und Lehrer oft auf einen groszligen Fundus von Folien zuruumlckgreifen koumlnnen die sie im Laufe ihrer Taumltigkeit angefertigt haben Arbeitsblaumltter technische Beschreibungen Diagram-me Erlaumluterungen usw liegen damit bereits in elektronischer Form vor und koumlnnen unkompliziert ausgetauscht bzw eingefuumlgt werden

17 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Die Lernsoftware hat eine Modulstruktur die sich uumlber vier Ebenen erstreckt Auf Ebene 1 befindet sich die Hauptnavigation dieser folgt Ebene 2 mit der Modulnavigation Ebene 3 beinhaltet den Content (Inhalt) und Ebene 4 die Anhaumlnge Jede Hierarchie-ebene wird jeweils durch einzelne Dateien repraumlsen-tiert Mit dem Start der Lernsoftware oumlffnet sich eine Power-Point-Datei (PPT) die alleine der Hauptnaviga-tion dient Von hier aus werden die einzelnen Soft-waremodule angewaumlhlt Mit dem Anwaumlhlen eines Moduls oumlffnet sich die naumlchste Datei und liegt gewiss-ermaszligen auf der Startfolie Die Datei der Ebene 2 dient der Navigation innerhalb eines Moduls So lassen sich hier zunaumlchst die Hauptelemente anwaumlhlen anschlie-szligend innerhalb eines Hauptelements der gewuumlnschte Content Mit Klick auf einen Inhaltsbutton oumlffnet sich eine weitere Datei uumlber den beiden Navigations-dateien Hier findet der Anwender jetzt die gewuumlnsch-ten Inhalte ggf lassen sich von hier ndash dann auf Ebene 4 ndash auch weitere externe Dateien (zB doc pdf) starten Waumlhrend die Dateien der Ebenen 1 und 2 also der Navigation dienen halten die Ebenen 3 und 4 die Contents vor Mit dem bdquoZuruumlckldquo-Button schlieszligt der Anwender die Datei und gelangt so auf die jeweils niedrigere Navigationsebene

Die Realisierung in PowerPoint und die skizzierte Modularisierung und Hierarchisierung der Lernsoft-ware bieten hinsichtlich des Rapid eLearning ent-scheidende Staumlrken So lassen sich ohne gehobene medientechnische Kenntnisse z B das Layout anpassen die Inhalte modifizieren oder ergaumlnzen Updates einspielen Materialien verlinken oder komplette Lern- und Arbeitsaufgaben einschlieszlig-lich aller Materialien und Arbeitsblaumltter ergaumlnzen

Da die Lernsoftware ndash ohne Installation ndash auf einem USB-Stick laumluft liegen alle Daten fuumlr jeden Nutzer ohne Bearbeitungseinschraumlnkungen individuell vor Aumlnderungen Erweiterungen Korrekturen usw finden also einfach innerhalb einer PPT-Datei statt umfangreichere Updates werden durch ein schlichtes Ersetzen von Dateien realisiert

Prof Dr Soumlnke Knutzen Technische Universitaumlt Hamburg-Harburg und Prof Dr Falk Howe Universitaumlt Bremen

Fazit

Insbesondere in der dualen gewerblich-technischen Ausbildung bietet der Ansatz des mediengestuumltzten Lernens viele Vorteile Erste Erprobungen mit Lehrern Ausbildern und Auszubildenden zeigen dass ihnen das Handling der Software keine Probleme bereitet Die Anwender koumlnnen in aller Regel auf Erfahrungen mit PowerPoint zuruumlckgreifen wodurch einerseits keine intensive Einarbeitung in die technische Um-gebung notwendig ist andererseits keine Hemm-schwelle beim Einsatz der Software besteht

Wenn es gelingt den Rapid-eLearning-Ansatz nachhaltig mit den Anforderungen gewerblich-technischer Berufsausbildung zu verknuumlpfen und die Vorteile des mediengestuumltzten Lernens deutlich zu machen kann die berufliche Ausbildung an allen Lernorten bereichert werden Auszubildende besit-zen ein Werkzeug dass praktisches und theoretisches Wissen verbindet und letztlich Lehrer und Ausbilder in ihrer Arbeit unterstuumltzt

18 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Weiterbildung durch multimediale Lernformen am Beispiel der Zementindustrie

Im zuge des technischen und wirtschaftli-chen wandels hat sich die Arbeitswelt in der zementindustrie einschneidend veraumlndert

Anfang dieses Jahrhunderts waren ndash in Verbindung mit konjunkturellen und strukturellen Veraumlnderun-gen sowie der Auslagerung von Funktionen (Outsour-cing) ndash Produktivitaumltssteigerungen mit einem Verlust von Arbeitsplaumltzen verbunden Gleichzeitig wurden durch die Rationalisierung der Zementproduktion schwere heute kaum mehr vermittelbare Taumltigkeiten durch moderne Arbeitsplaumltze mit hohen Anforderun-gen an die berufliche Qualifikation und Weiterbil-dung abgeloumlst Dies betrifft nicht nur Fach- und Fuumlhrungskraumlfte sondern alle Beschaumlftigen Denn mehr als je zuvor ist es heute noumltig die Mitar-beiter hinsichtlich ihrer Kenntnisse Fertigkeiten und ihrem verfahrenstechnischen Wissen weiter-zuqualifizieren Nur mit qualifizierten und motivier-ten Mitarbeitern bleibt ein Unternehmen dauerhaft innovativ und konkurrenzfaumlhig Fuumlr den Mitarbeiter bietet sich durch Weiterbildung die Moumlglichkeit vorhandene Kompetenzen an die fortschreitende Entwicklung anzupassen und die eigene Beschaumlftigungsfaumlhigkeit zu erhalten bzw weiter auszubauen

Die Zementindustrie hat in der Vergangenheit fuumlr einfache manuelle Taumltigkeiten viele un- und ange-lernte Arbeiter beschaumlftigt Heute ist die Beschaumlfti-gungsstruktur in den Zementwerken durch den hohen Automatisierungsgrad bestimmt Rund 40 der Belegschaften sind in der Steuerung und Kontrolle des zentralen Produktionsprozesses beschaumlftigt entweder als Vorarbeiter Meister und Produktionssteuerer auf den zentralen Leitstaumlnden oder als Anlagenkontrolleure bzw Maschinenwaumlrter In den Laborbereichen sind rund 10 der Mitarbeiter taumltig die im Allgemeinen eine Ausbildung als Bau-stoffpruumlfer oder Chemielaborant haben Die uumlbrigen Beschaumlftigten arbeiten vor allem in der Instandhal-tung und haben meist eine Ausbildung zum Anlagen-elektroniker oder Industriemechaniker absolviert Entsprechendes Zement-Know-how erwarben sie weitgehend on the job erwarben Vor dem Hinter-grund der stetig steigenden Anforderungen und der fortschreitenden Rationalisierung gewinnt die systematische und bereichsuumlbergreifende Quali-

fizierung der Beschaumlftigten weiter an Bedeutung Eine wirksame Unterstuumltzung der Weiterentwick-lung erfordert dabei einen passgenauen Zuschnitt der Qualifizierungsangebote auf die betrieblichen Anforderungen sowie die individuellen Beduumlrfnisse jedes einzelnen Mitarbeiters

Lehrbriefe werden in digitale Medien uumlber-fuumlhrt

Neben dem von der IHK anerkannten Industriemei-sterlehrgang bdquoKalkZementldquo dem Produktionssteu-ererlehrgang fuumlr Leitstandfahrer sowie zahlreichen Weiterbildungsseminaren bietet der Verein Deut-scher Zementwerke e V zur Aus- und Weiterbildung der gewerblichen Mitarbeiter insbesondere auch der gering qualifizierten bzw fachfremden Mitarbeiter sogenannte bdquoLehrbriefeldquo an Diese 47 Lehrunterlagen stehen den VDZ-Mitgliedswerken nunmehr seit 2006 sowohl in gedruckter Form als auch digital als PDF-Datei zur Verfuumlgung Thematisch befassen sich die Lehrbriefe mit dem gesamten Zementherstellungs-prozess von der Rohmaterialgewinnung bis hin zur Zementverladung Dabei werden vor allem Bereiche behandelt die sich auf die Produktionsablaumlufe in den Werken beziehen und mit der Taumltigkeit des Produk-tionsmitarbeiters in engem Zusammenhang stehen

Erfahrungen mit dem Einsatz der Lehrbriefe zeigten jedoch dass sie nicht im angestrebten Maszlige in den Werken als Weiterbildungsunterlagen genutzt werden Der kontinuierliche Schichtbetrieb sowie die duumlnne Personaldecke fuumlhrten dazu dass in vielen Unternehmen die personellen und zeitlichen Ressour-cen zur Weiterbildung der Mitarbeiter in Praumlsenzsemi-naren nicht gegeben waren Um den Unternehmen ein effizientes und flexibles Angebot zur Weiterbild-ung ihrer Mitarbeiter anbieten zu koumlnnen mussten aus den bisherigen Erfahrungen drei wesentliche Gesichtspunkte beruumlcksichtigt werden Zum einen muss gewaumlhrleistet sein dass die Vermittlung des Wissens individuell und zeitoptimiert in die inner-betrieblichen Ablaumlufe integriert werden kann Zum andern muumlssen die Unterlagen fortlaufend aktualisiert und erweitert werden ndash dies moumlglichst ohne hohen Personal- Kosten- und Zeitaufwand

19 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Zu guter Letzt muumlssen sie so aufbereitet werden dass sie sowohl didaktisch und inhaltlich als auch gestal-terisch bei der Belegschaft auf hohe Akzeptanz stoszligen

Vor diesem Hintergrund wurde 2007 beschlossen die Lehrbriefe vollstaumlndig zu uumlberarbeiten und den Werken zukuumlnftig in Form digitaler Medien zur Ver-fuumlgung zu stellen Hierzu wurden die bestehenden Unterlagen mit finanzieller Unterstuumltzung des Bundes-ministeriums fuumlr Bildung und Forschung (BMBF) grundlegend uumlberarbeitet didaktisch aufbereitet und als Online-Kurse auf einer neu entwickelten VDZ-Lehrplattform integriert

Die nunmehr zur Verfuumlgung stehenden 50 Online-Kurse des VDZ sollen insbesondere den gewerblichen Mitarbeitern aber auch Neueinsteigern Wissen uumlber Technik Umweltvorsorge Arbeitsschutz und die Ablaumlufe der Zementproduktion von der Rohstoffge-winnung bis zum Versand der Produkte vermitteln

Medienelemente wie Videos und Animationen sind genauso Bestandteil der mediengestuumltzten Bildungs-angebote wie Fragenkataloge und Testaufgaben Eine Kommunikationsplattform rundet das Angebot ab Daruumlber hinaus werden vier Kurse angeboten die den Mitarbeitern im beruflichen Alltag sowie in der oumlffentlichen Diskussion eine Hilfestellung bieten Diese sogenannten Informationsbriefe beinhalten die Themen Nachhaltigkeit Rohstoffgewinnung Ressourceneffizienz und Klimaschutz Sie dienen der Vermittlung von Kenntnissen uumlber die Zement-produktion im Spannungsfeld zwischen oumlkonomi-schen oumlkologischen und sozialen Aspekten

Die Lehrplattform wurde mittlerweile von Mitarbei-tern aus fuumlnf VDZ-Mitgliedswerken und dem For-schungsinstitut erfolgreich getestet optimiert und an die Beduumlrfnisse der Beschaumlftigten in der Zement-industrie sowie verwandter Industrien angepasst Die Plattform steht seit Anfang 2010 allen VDZ-Mit-gliedswerken zur Verfuumlgung

Dr rer nat Stefan Schaumlfer Verein Deutscher Zementwerke e V wwwelearning-vdzde

20 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Demografischer Wandel Herausforderungen und Chancen

Den Folgen des demografischen wandels kann

sich auch die Informations- und kommunika-tionswirtschaft (Itk-wirtschaft) nicht ver-schlieszligen zahlreiche studien belegen einen strukturellen Fachkraumlftemangel der sich bei einem konjunkturaufschwung in den naumlchsten

Jahren weiter verschaumlrfen wird und die inter-nationale wettbewerbsfaumlhigkeit Deutsch-lands schwaumlchen kann

IT 50plus ist eine durch den nationalen Informations-technologie-Gipfel der Bundesregierung initiierte Gemeinschaftsinitiative des Bundesverbands Infor-mationswirtschaft Telekommunikation und neue Medien e V und der Industriegewerkschaft Metall (IG Metall) die vom Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung sowie dem Europaumlischen Sozialfonds gefoumlrdert wird Die Initiative zielt darauf ab die Beschaumlftigungsfaumlhigkeit aumllterer ITK-Fachkraumlfte zu erhalten oder wiederherzustellen um so den Folgen des demografischen Wandels und dem Fachkraumlfte-mangel in der ITK-Branche nachhaltig zu begegnen Das modulare Projekt setzt in verschiedenen Bereichen der Personalentwicklung Arbeitsvermittlung und Netzwerkbildung an und gliedert sich in sieben Teilprojekte

bullarbeitsmarktpolitische Instrumente bullAnpassung der arbeitsprozessorientierten Wei-terbildung (APO IT) an die Zielgruppe Arbeitslose bullIT-Spezialistenqualifizierung im virtuellen Raum bullCoaching-Netzwerke fuumlr Unternehmen bullPersonalentwicklungsstrategien IT 50plus bullEntwicklung aumllterer ITK-Fachkraumlfte zum Mentor und Coach bulleLearning IT 50plus ndash Konzepte undEmpfehlungen

Im Vordergrund stehen Initiativen und Vorhaben um bundesweite Beraternetzwerke fuumlr ITK Unterneh-men und fuumlr ITK-Fachkraumlfte aufzubauen dauerhaft zu unterhalten innovative Personalentwicklungs-modelle und Qualifizierungskonzepte zu erstellen zu pilotieren und als Referenzmodelle zur groszligflauml-chigen Umsetzung in Unternehmen bzw durch IT-Bildungstraumlger zu empfehlen

Itk-spezialistenqualifizierung im virtuellen raum

Im Teilprojekt bdquoITK-Spezialistenqualifizierung im vir-tuellen Raumldquo arbeiten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im virtuellen Unternehmen FuTEx (Future Technologies for Expertise Development) Es soll nachwiesen werden dass eine arbeitsprozess-orientierte Qualifizierung mit anschlieszligender Zertifizierung nach der internationalen Norm DIN EN ISOIEC 17024 auch fuumlr IT-Fachkraumlfte moumlglich ist die eine solche Maszlignahme nicht am Arbeitsplatz absolvieren koumlnnen Dies betrifft vor allem Personen in Arbeitslosigkeit oder Kurzarbeit Gearbeitet gelernt und kommuniziert wird an einem virtuellen Arbeitsplatz uumlber eine webbasierte Arbeits- und Lern-plattform Das innovative Konzept basiert auf der bewaumlhrten Methodik des IT-Weiterbildungssystems APO IT So bearbeiten die FuTEx-Teilnehmer-innen am virtuellen Arbeitsplatz einen realen Projektauftrag wobei sie von Lernprozessbegleitern und Fachberatern unterstuumltzt werden Um das APO IT-Prinzip erfolg-reich in eine virtuelle Arbeitswelt zu uumlbertragen sind folgende fuumlnf Schritte vorgesehen

1 realitaumltsnahe Lernaufgaben

Es muumlssen Bedingungen fuumlr arbeitsprozessorientier-tes Lernen geschaffen werden die einem Lern- und Arbeitsplatz im realen betrieblichen Kontext gleichen Erst bei der unmittelbaren praktischen An-wendung von erlerntem Wissen in Verbindung mit der Loumlsung einer konkreten betrieblichen Arbeits-aufgabe kommt es zu sogenannten bdquoemotionalen Labilisierungssituationenldquo d h zu Verunsicherun-gen und zur Veraumlnderung der Gefuumlhle des Menschen die zur nachhaltigen Herausbildung von Handlungs-kompetenzen bei den Lernenden fuumlhren Wichtigste Voraussetzung ist also bdquoechteldquo IT-Projektaufgaben bereitzustellen die von einem realen Auftraggeber stammen

2 webbasierte Arbeits- und Lernplattform

Um Lern-und Projektteams in einer virtuellen Arbeits-welt zu vernetzen und zu betreuen wird eine web-basierte Arbeits- und Lernplattform eingesetzt Sie muss einfach handhabbar und kompatibel mit allen gaumlngigen PC-Betriebssystemen und Web-Browsern

21 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

sein Die Arbeitsplaumltze ndash zu Hause beim Bildungs-traumlger oder im Unternehmen ndash muumlssen mit einem PC sowie mit Breitband-Internet ausgestattet sein

3 Begleitung durch ein engagiertes Betreuerteam

Die Teilnehmer werden von einem Betreuerteam begleitet und unterstuumltzt Da dies in uumlberwiegendem Maszlige bdquoon distanceldquo d h uumlber elektronische Medien der Arbeits- und Lernplattform geschieht erwachsen besonders hohe Anforderungen an die Betreuer Sie muumlssen ein besonderes Gespuumlr fuumlr die Lernsituation der Teilnehmer entwickeln koumlnnen

4 Auswahl geeigneter teilnehmergruppen

In engem Zusammenwirken mit der Bundesagentur fuumlr Arbeit und deren regionalen Agenturen (Zielgruppe arbeitsuchende ITK-Fachkraumlfte ab dem vollendeten 40 Lebensjahr) sowie mit ITK-Hersteller- und Anwenderunternehmen (Zielgruppe aumlltere ITK-Fachkraumlfte in Kurzarbeit) wird uumlber die bevorstehen-den Pilotmaszlignahmen informiert Die Teilnehmer muumlssen Berufserfahrung in der ITK-Wirtschaft haben und besonders aufgeschlossen gegenuumlber elektroni-schen Medien in der Bildung sein

5 evaluation und transfer in den Markt

Das Qualifizierungskonzept wird ab 2010 auf seine Umsetzbarkeit und spaumltere Uumlbertragbarkeit auf andere Unternehmen gepruumlft Nach erfolgreicher Erprobung umfassender Evaluation und Konzept-optimierung ist es vorgesehen die Ergebnisse Erfahrungen und Best Practices zu veroumlffentlichen Die Ergebnisse werden allen einschlaumlgigen Bildungs-traumlgern zugaumlnglich gemacht um Nachhaltigkeit zu erreichen Ziel ist es den FuTEx-Qualifizierungs-ansatz als marktfaumlhiges Konzept bundesweit zu etablieren

Erfolgskriterien fuumlr die Erprobung des FuTEx-Kon-zepts sind

bulldie Zahl der Arbeit suchenden ITK-Fachkraumlfte die nach Absolvierung einer FuTEx-Qualifizie-rung das Abschlusszertifikat zum IT -Spezialisten nach ISO 17024 erhalten haben

Thomas Mosch Mitglied der Geschaumlftsleitung BITKOM - Bundesverband Informationswirtschaft Telekommunikation und neue Medien eV wwwfutexcorpde und wwwit-50plusorg

bulldie Zahl der Arbeit suchenden ITK-Fachkraumlfte die nach erfolgreichem Abschluss einer FuTEx-Qualifizierung in adaumlquate Arbeit zuruumlckfinden konnten und bulldie Zahl der IT-Fachkraumlfte in Kurzarbeit die nach erfolgreichem Abschluss einer FuTEx-Maszlignahme ihre Handlungskompetenzen fuumlr ein IT-Spezial-istenprofil verbessern oder durch Personenzer-tifizierung nach ISO 17024 aktualisieren d h neu erlangen konnten

shy

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22 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

eLearning-Infrastruktur in der Altenpflege (eLiA)

Das Projekt bdquoeLearning-Infrastruktur in der Altenpflegeldquo ist ein durch das Bundesminis-terium fuumlr Bildung und Forschung und den

europaumlischen sozial-fonds gefoumlrdertes Projekt unter der Leitung des Awo-Bundesverbandes e V in Berlin das in der zeit vom 1112007 bis 31102008 gefoumlrdert wurde

Die Aus- Fort-und Weiterbildungseinrichtungen und die Einrichtungen der Altenpflege verfuumlgten vor Pro-jektstart nicht uumlber eine ausreichende Infrastruktur zum Einsatz elektronischer Medien Daraus leiteten sich folgende Notwendigkeiten bzw Projektziele ab

bullSchaffung einer zentralen Infrastruktur durch den Einsatz einer Kommunikations- und Lern plattform bullErprobung des Einsatzes von bereits erstelltem Inhalt (Content) fuumlr den Bereich der Altenpflege-aus- und -weiterbildung bullSchulung von Teletutoren fuumlr die Betreuung von Lernenden bullSchulung von Administratoren zum adaumlquaten Umgang mit der Kommunikations- und Lern plattform

Ein weiteres wichtiges Ziel war die Nachhaltigkeit des Projekts Dafuumlr sollte eine zentrale (traumlgeruumlbergrei-fende) technische Infrastruktur geschaffen werden So sollten nach Projektende alle interessierten Ein-richtungen die Moumlglichkeit erhalten auf dem Server einen separaten geschuumltzten Zugang fuumlr die Entwick-lung und Erprobung eigener eLearning-Lehr- und Lernszenarien zu bekommen

Um die Entwicklung und Realisierung der Projekt-ziele zu unterstuumltzen wurde ein externer Dienstlei-ster die Qualitus GmbH einbezogen Der Partner stellte die technische Infrastruktur bereit passte die Lernumgebung an die Beduumlrfnisse der Kunden an und leistete Support beim Einsatz der flexiblen Open-Scource-Lernplattform ILIAS Die Struktur auf der Plattform wurde in Abstimmung mit der Projektlei-tung konzipiert und umgesetzt Dabei wurden die Bedarfe im Rahmen des Projekts und die geplante Nachhaltigkeit beruumlcksichtigt

Weiterhin wurde auf der Lernplattform ein soge-nannter oumlffentlicher Bereich eingerichtet Dort sind Informationen zum Projekt zum Download zu finden und News z B uumlber die neuesten Schulungstermine In der Projektlaufzeit wurden von drei Trainer-innen der Qualitus GmbH bundesweit sechs Teletutoren-Schulungen fuumlr insgesamt neunzig Teletutoren und eine Administratorenschulung fuumlr fuumlnfzehn Teilnehmer-innen angeboten

Im Rahmen der Teletutoren-Schulungen erhielten die Teilnehmer-innen geschuumltzte Raumlume in denen sie in ihren Lerngruppen miteinander lernen und zudem auch eigene Lernszenarien entwickeln konnten Die waumlhrend dieser Zeit von ihnen enwick-elten Inhalte konnten spaumlter auch im Echtbetrieb eingesetzt werden Zudem wurden Lehrkraumlfte in die Lage versetzt uumlber die Lernplattform ILIAS Lernen-de zu begleiten und zu beraten

Waumlhrend des gesamten Prozesses wurden die Teilnehmer-innen von erfahrenen Tutor-innen begleitet und unterstuumltzt Die Schulung unterteilte sich dabei in 4 Phasen

KickshyOff PraumlsenzshyPhase 1 (ca 15 Tage)

Online Phase 1

(5 Wochen)

PraumlsenzshyPhase 2

(ca 15 Tage)

Online Phase 2

(5 Wochen)

1 Teil

Inhalte und Ziele

bull Die Plat tform aus Sicht der Lernenden kennenlernen

bull Kennenlernen des kooperativen Arbeitens

bull Grundlagenkenntnisse uumlber eLearing

bull Besonderheiten der Online shyKommunikation

bull Rolle und AUfgaben von Teletutoren

2 Teil

Inhalte und Ziele

bull Die Plat tform aus Sicht der Tutoren kennenlernen

bull Einsatz notwendiger Funktionen

bull Wissen uumlber Betreuunug beim eLearning

bull Praxistransfer Umset zung eines eigenen Praxisprojektes

rsaquorsaquorsaquorsaquo rsaquorsaquorsaquorsaquo rsaquorsaquorsaquorsaquo

rsaquorsaquorsaquorsaquo

evaluation

Die Schulungen wurden abschlieszligend evaluiert Die Kernaussage ist Alle Teilnehmer-innen waren mit den angebotenen Schulungen sehr zufrieden der Praxisbezug konnte weitestgehend hergestellt wer-den Zur eigenen Lernerfahrung befragt wurden u a folgende Aussagen getroffen

23 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

bdquoDie Schulung war fuumlr mich ein echter Gewinn da ich wirklich auf neuem Terrain viel gelernt habeldquo bdquohellip fuumlhlte ich mich in der Gruppe sehr wohl wobei ich vor allem zu bestimmten Mitgliedern Kontakt hatte Die Gruppenbildung scheint online genauso zu funk-tionieren wie out of cyber spaceldquo bdquoMir haben sich durch dieses Seminar ganz andere Moumlglichkeiten geoumlffnetldquo

Hinsichtlich ihrer spaumlteren Aufgabe als Teletutorin befragt fuumlhlten sich die meisten Teilnehmer-innen gut vorbereitet aufgrund der unterschiedlichen Voraussetzungen der Lernenden im Umgang mit dem Computer und Internet sind in Einzelfaumlllen jedoch noch laumlngere Uumlbungsphasen noumltig Moumlgliche Einsatz-felder wurden uumlberwiegend im Fort- und Weiter-bildungsbereich gesehen eLearning wird als gute Moumlglichkeit gesehen das Angebotsspektrum der Institutionen zu erweitern Als Anwendungsbeispiel wurde die Begleitung von Auszubildenden in Praxis-phasen im Sinne einer kontinuierlichen Arbeits- Kommunikations- und Ruumlckmeldemoumlglichkeit genannt

herausforderungen

Die Schulungsteilnehmer nannten folgende Heraus-forderungen bei der Einfuumlhrung von eLearning

bullfehlende technische Affinitaumlt bei der Zielgruppe bullfehlende technische Ausstattung in den Institu-tionen und Betrieben die Lehrangebote bereit-stellen bullhoher Aufwand fuumlr die Einfuumlhrung des eLear-ning Mehraufwand bei der Umwandlung vor-handener Konzepte in Blended-Learning oder eLearning-Konzepte etc bulleehlende Akzeptanz bei einigen Kolleginnen Kollegen dadurch fehlende Vernetzung bullwenig Lehrkraumlfte die professionell tutoriell begleiten koumlnnen bullfehlende Inhalte fuumlr den Einsatz auf der Lern-plattform

nachhaltigkeit

Nach der Projektfoumlrderung wird das eLearning-Portal durch den bdquoVerein eLearning in der Pflege eVldquo (eLiP) fortgefuumlhrt Alle (Bildungs-)Einrichtun-gen in der Pflege koumlnnen diesem Verein beitreten

Peggy Saszlig AWO-Bundesverband eVwwwelearning-pflegede

Zweck des Vereins ist die Foumlrderung der Berufsbildung durch Bereitstellung der Internetplattform ILIAS (wwwelearning-pflegede) mit inhaltlichen techni-schen und didaktischen Hilfen als Hostingpakete sowie Beratung und Vermittlung von Qualifizie-rungen wie ILIAS-Anwender- Teletutoren- und Autorenschulungen Mitwirkung bei der Erstellung von Lerninhalten die von den Vereinsmitgliedern entwickelt werden Weitere Aufgaben sind die perso-nelle und ideelle Foumlrderung der Entwicklung von Lerninhalten z B durch den gegenseitigen Aus-tausch von Lernmaterialien

Die Vereinsmitgliedschaft bietet den Bildungsanbie-tern einen kostenguumlnstigen Einstieg in das Lehren und Lernen mit den neuen Medien moderne Kom-munikationswege Betreuung waumlhrend Abwesenheits-zeiten sowie die Moumlglichkeit neue und zusaumltzliche Angebote im Bereich eLearningBlended-Learning anzubieten

24 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

Entstehung von Communities am Beispiel der Evangelischen Kirche in Deutschland

Die evangelische kirche in Deutschland (ekD) steht gegenwaumlrtig vor groszligen herausforder-ungen und chancen stichworte sind demo-grafischer wandel Individualisierung bzw Pluralisierung wiederentdeckung des religi-oumlsen veraumlndertes Partizipationsverhalten neue Formen von ehrenamt und Gemeinde Daraus ergibt sich fuumlr die Mitarbeitenden ihr handeln immer wieder zu reflektieren

und neue innovative Praktiken zu erlernen

Das Forschungsprojekt PATONGO (Patterns and Tools for NGOs) untersucht wie Technologien und Partizi-pationsprozesse des Web 20 den Austausch uumlber gute Praktiken foumlrdern und so zu einer Weiterent-wicklung der gesamten vernetzten Organisation beitragen koumlnnen Partner im Projekt sind die Evan-gelische Kirche in Deutschland (EKD) die Fern Uni-versitaumlt in Hagen und das Institut fuumlr Wissensmedien in Tuumlbingen

Die Hypothese des Forschungsvorhabens ist dass ein Austausch von erfolgreichen Praktiken in der EKD helfen kann die Qualitaumlt des Handelns in den Gemeinden und Gliedkirchen zu verbessern Durch Vernetzung und gemeinsame Reflexion uumlber erfolgreiche Praktiken soll eine lokale Praktik auch uumlber Grenzen der einzelnen Kirchengemeinden hin-weg zu einer gemeinsamen Praktik weiterentwickelt werden Zwischen den bisher weitgehend unabhaumlngig agierenden Organisationseinheiten koumlnnte sich dadurch ein Praxisnetzwerk entwickeln

Vor dieser Grundannahme stellen sich im PATONGO-Projekt die folgenden Forschungsfragen die nicht nur fuumlr Kirchen sondern allgemein fuumlr verteilte NGOs von Relevanz sind

bullWelche Prozesse koumlnnen eine effektive und qua-litativ hochwertige Wissenskommunikation zum Zwecke der Weiterentwicklung beruflicher Praktiken unterstuumltzen bullWie kann die Nutzung und die Evolution solcher Prozesse mit Web 20-basierten Werkzeugen unterstuumltzt werden

bullWie koumlnnen die Prozesse und Werkzeuge in groszligen verteilten NGOs eingefuumlhrt werden

Kern des Prozesses ist die effektive und qualitativ hochwertige Diskussion uumlber gute Praktiken Dabei durchlaumluft die Diskussion zu einem konkreten Thema drei Ebenen

bullMitarbeitende kommunizieren miteinander uumlber Wuumlnsche und Ideen die sich aus den lokal anzutreffenden Herausforderungen ergeben bullMitarbeitende reflektieren uumlber gute Praktiken und tauschen diese aus (Storytelling Good Practice) bullMitarbeitende abstrahieren die Beschreibung der guten Praktik zu einem Muster fuumlr Loumlsungen (Pattern) das dann in einem Lexikon guter Praxis auftaucht Das Konzept des Patterns wurde aus den Ingenieurswissenschaften uumlbernommen Dort ist ein Pattern eine Loumlsung zu einem wieder-kehrenden Problem in einem klar umrissenen Kontext Im Gegensatz zu einer Handlungsvor-schrift eroumlffnet ein Pattern dem Praktiker einen Entwurfsraum in dem er seine individuelle Loumlsung fuumlr das Problem entwickelt Fuumlr die EKD bedeutet dies dass ein Pattern den Praktiker gut bei der Uumlbertragung der Loumlsungsidee auf die kon-kreten Umstaumlnde in der Gemeinde unterstuumltzt

Auf allen Ebenen der Diskussion vor allem jedoch bei der Erstellung von Patterns fuumlr das Lexikon guter Praxis koumlnnen Praktiker durch Mentoren die ebenfalls Mitglied der Community sind unterstuumltzt werden Mentoren helfen den Praktikern dabei die zentralen Aussagen ihrer Praktik herauszuarbeiten So koumlnnen Praktiker sicherstellen dass ihre Hand-lungsanregungen in den Patterns auch im beab-sichtigten Sinne verstanden werden

Web 20-Technologien koumlnnen auf allen drei Ebenen den Prozess unterstuumltzen Dazu soll ein Online-Com-munity-System entstehen das Kommunikation Koordination und Kooperation ermoumlglicht und zur Mitarbeit in der Community motiviert Auf der Ebene der Kommunikation stellt das Community-System kommunikative Raumlume zur Verfuumlgung Hier koumlnnen Wuumlnsche geaumluszligert Ideen diskutiert und Erfahrun-gen ausgetauscht werden

25 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

Betrachtet man die Groumlszlige der Zielgruppe von uumlber eine Million haupt-und ehrenamtlich Mitarbeitender in der EKD so ist es offensichtlich dass Fragen der Koordination eine wichtige Rolle einnehmen Prak-tiker muumlssen vom System darin unterstuumltzt werden fuumlr sie interessante Kollegen zu finden und relevante Beitraumlge wahrzunehmen Das Community-System muss Menschen aus ganz Deutschland zusammen-bringen die an semantisch verwandten Praktiken arbeiten So wird ein Austausch uumlber spezifische Prak-tiken auch uumlber Gemeindegrenzen hinaus moumlglich

Fuumlr eine effiziente Kooperation wird das Community-System gemeinsame Arbeitsbereiche bereitstellen die zum einen einen gemeinsamen Informationsraum im Sinne eines Wikis zum Austausch von Patterns bereitstellen und zum anderen die enge Kooperation in einer kleinen Gruppe von Praktikern ermoumlglichen Insbesondere soll das Community-System die Entwick-lung neuer Ideen in einer Ideenwerkstatt und die Zusammenarbeit zwischen einem Autor und einem Mentor bei der Verbesserung von Patterns unter-stuumltzen

In Bezug auf die Motivation zur Teilnahme sollen im PATONGO-Projekt verschiedene Instrumente er-forscht werden von denen an dieser Stelle nur zwei Beispiele genannt werden

bullInwieweit hat die Authentizitaumlt der Praktiker und ihrer Gemeinden eine die Motivation stei-gernde Wirkung bullWelche Rolle spielen Kooperation und Wett-bewerb zwischen den Praktikern als motivie-rende Instrumente in der Community

Erste Prototypen fuumlr den in PATONGO vorgesehenen Prozess und die Web 20-basierten Werkzeuge wurden in den ersten Monaten des Projektes entwi-ckelt und mit Anwendern diskutiert Die Resonanz hierauf war sehr positiv Eine breite Diskussion der Konzepte in der kirchlichen Oumlffentlichkeit begann Ende 2009 Fuumlr Mitte 2010 ist der Start der Community geplant Sowohl der Entwurf als auch die Einfuumlhrung und Nutzung des Prozesses und der Werkzeuge werden evaluiert sodass Ruumlckschluumlsse auf die Wirkung in der EKD gezogen werden koumlnnen die auch fuumlr andere NGOs relevant sein werden

Dr Thies Gundlach Evangelische Kirche in Deutschland Dr Till Schuumlmmer FernUniversitaumlt in Hagen (vlnr) wwwpatongode

26 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

Lernkompetenz Schluumlssel zur Qualifizierungfuumlr Aumlltere

Die Diskussion um das lebenslange Lernen hat konjunktur in Politik wirtschaft und

Forschung Mittelfristig wird jeder dritte Be-schaumlftigte uumlber 50 Jahre alt sein und nur noch

jeder fuumlnfte juumlnger als 30 Jahre Parallel dazu nimmt der Anteil der wissensarbeit zu der Anteil koumlrperlicher und gering qualifizierter taumltigkeiten sinkt Lebenslanges Lernen wird als eine der zentralen strategien angesehen diese sich beschleunigenden Veraumlnderungen der Arbeitswelt zu bewaumlltigen

Einigkeit scheint daruumlber zu bestehen dass der Bedarf an beruflicher Weiterbildung auch fuumlr Beschaumlftigte uumlber 50 Jahren waumlchst Weniger Konsens gibt es in Bezug auf das Wie Wie kommen aumlltere Arbeitnehmer mit dieser Anforderung nach permanentem Dazuler-nen zurecht Wie koumlnnen sie unterstuumltzt werden Bislang werden Beschaumlftigte jenseits des vierzigsten Lebensjahres kaum noch zur Weiterbildung ermun-tert und auf die Lernbeduumlrfnisse dieser Gruppe abgestimmte Angebote sind Mangelware Und Dank der Fruumlhverrentungspolitik fruumlherer Jahre und einer entsprechend jugendzentrierten Arbeitsge-staltung gedieh ein bdquoAnti-Lernklimaldquo in dem sich bei Beschaumlftigten und Unternehmen gleichermaszligen der Eindruck verfestigte Aumlltere koumlnnten und wollten nicht mehr lernen Damit einher gehen unscharfe und falsche Vorstellungen uumlber die Lernfaumlhigkeit Aumllterer Demnach lernen Aumlltere (zu) langsam und schneiden in Weiterbildungsseminaren schlecht ab

Haben nicht wissenschaftliche Untersuchungen wiederholt nachgewiesen dass die kognitive Leis-tungsfaumlhigkeit ndash also alle Prozesse die mit Gedaumlchtnis Lernen und Denken zu tun haben ndash schon mit Mitte Ende Zwanzig nachlassen Schraumlnkt dies nicht auch die Lernfaumlhigkeit ein Tatsaumlchlich lassen zwar viele kognitive Funktionen messbar nach

Damit gehen aber nicht automatisch Einbuszligen in der Faumlhigkeit zum berufsbezogenen Lernen einher Zum einen bauen sich nicht alle kognitiven Funktio-nen ab sondern vornehmlich die als bdquofluide Intelli-genzldquo bezeichneten Sie kommen bei der Loumlsung neuer Aufgaben zum Zuge bei denen nicht auf

fruumlhere Lernerfahrungen zuruumlckgegriffen werden kann bdquoKristalline Intelligenzldquo hingegen kommt bei der Nutzung von Wissen und Erfahrung zum Einsatz und kann Einbuszligen der fluiden Intelligenz aus-gleichen Zweitens fanden fast alle einschlaumlgigen Studien im Labor statt und zielten auf die Auslotung der Grenzen kognitiver Leistungsfaumlhigkeit ab Die Moumlglichkeit zur Kompensation durch Wissen und Bildung entfaumlllt dadurch weitgehend

Lernfaumlhigkeit bleibt erhalten

Beim berufsbezogenen Lernen herrschen solche Ein-schraumlnkungen nicht Lernende koumlnnen ihren Lern-prozess hinsichtlich Lernzielen und Lernzeit (mit) bestimmen und dadurch kognitive Einbuszligen ausgleichen Die Laborbefunde zum Altersabbau betreffen so gesehen nur einen kleinen Ausschnitt des Lernens Aus kognitiver Sicht laumlsst sich also festhalten dass die Lernfaumlhigkeit aumllterer Mitarbeiter waumlhrend ihres gesamten Berufslebens erhalten bleibt

Lernfaumlhigkeit ist aber nicht gleich Lernbereitschaft Diese haumlngt wesentlich von einer spezifischen Lern-kompetenz ab Sie ist nicht auf bestimmte Fachge-biete beschraumlnkt und umfasst die drei Ebenen

bullLernorientierung Die Effizienz des Lernen wird davon beeinflusst ob man Lernen als gestaltbare Aktivitaumlt begreift oder als dozentengesteuerte Anhaumlufung von Faktenwissen auf Vorrat bullLernkontrolle Nachhaltig lernen kann nur wer sich dem eigenen Lernbedarf angemessene Lernziele setzt und den Lernfortschritt im Hin-blick auf diese Ziele fortlaufend uumlberpruumlft bullLerntechniken Sie dienen dazu Wissen lang-fristig im Gedaumlchtnis zu verankern und um-fassen vielfaumlltige Methoden der Visualisierung und Konzeptbildung

Lernkompetenz ist kein Talent sondern eine lern- und trainierbare Fertigkeit Sie kann durch gezielte Personalentwicklung und ein stimmiges betriebliches Umfeld mit foumlrderlichem Lernklima aufgebaut und erhalten werden Umgekehrt kann sie als Folge laumlnger dauernder bdquoLernentwoumlhnungldquo verloren gehen Dies haumlngt nicht zuletzt damit zusammen dass in vielen Unternehmen die Weiterbildungsteil-

27 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

nahme jenseits des vierzigsten Lebensjahres schlag-artig sinkt ndash was Lernentwoumlhnung natuumlrlich foumlrdert Auch herrscht fuumlr Aumlltere vielfach insofern ein unguumln-stiges Lernklima als nicht wenige Personalverant-wortliche Aumllteren nur geringe Lernfaumlhigkeit und Veraumlnderungsbereitschaft zutrauen Derlei Vorbe-halte schlagen sich bei Beschaumlftigten in Zweifeln an ihrer eigenen Lernfaumlhigkeit und an der Trainier-barkeit ihrer Fertigkeiten nieder Ein Mangel an Lernkompetenz erklaumlrt moumlglicherweise auch den vielfach replizierten Befund dass aumlltere Beschaumlftigte im Vergleich zu ihren juumlngeren Kollegen schlechtere Leistungen in der berufsbezogenen Weiterbildung zeigen

Unsere Forschung zeigt dass ndash unabhaumlngig vom Alter ndash Beschaumlftigte mit houmlherer Lernkompetenz einen signifikant houmlheren Lernerfolg angeben als Beschaumlftigter geringerer Kompetenz Bei Beschaumlftig-ten uumlber 50 Jahren faumlllt der Unterschied im Lernerfolg am deutlichsten aus Houmlhere Lernkompetenz geht mit houmlherer Weiterbildungsteilnahme einher um-gekehrt berichteten Beschaumlftigte mit geringerer Lernkompetenz uumlber groumlszligere Schwierigkeiten bei der Planung der eigenen Weiterbildung und houmlheren Unterstuumltzungsbedarf

Unter dem Strich zeigen unsere Untersuchungen dass die Erfassung der Lernkompetenz ein wichtiger Schritt ist im Rahmen von Strategien zur quantitativen und qualitativen Verbesserung der Weiterbildungs-beteiligung aumllterer Beschaumlftigter Dies laumlsst sich zur Konzeption von Lernkompetenz-Workshops nutzen mit denen das Lernverhalten gezielt optimiert werden kann Ansatzpunkt einschlaumlgiger Trainings ist die Lernkontrolle die sich in unseren Untersuchungen als trennscharf zwischen kompetenten und weniger kompetenten Lernern erwies Hoher Lernkontrolle also der Fertigkeit angemessene Lernziele zu setzen und das Lernen im Hinblick auf diese Ziele zu steuern kommt das groumlszligte Gewicht fuumlr den Lernerfolg zu Darin liegt auch der Grund dass vornehmlich auf die Vermittlung von auf Lernstrategien ausgerichtete Trainings und primaumlr auf die Staumlrkung der Lernmo-tivation abzielende Trainings gleichermaszligen zu kurz greifen und nur die integrierte Ansprache beider Ebenen nachhaltiges karriereweites und -langes Lernen gewaumlhrleistet

Prof Dr Christian Stamov-Roszlignagel Jacobs Centre on Lifelong Learning Jacobs University wwwjacobs-universitydedirectory10028

28 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Qualifizierung mit System ausbauen -Weiterbildung und bdquoeQualificationldquo

Digitale Medien und bdquoeQualificationldquo als die Lernformen des neuen Jahrtausends prokla-miert standen anfangs fuumlr kostenguumlnstiges und effektives Lernen technische Loumlsungen ruumlckten in den Mittelpunkt der Diskussion doch nach dem ersten Boom kam die ernuumlch-terung Die Lerner wuumlrden das Medium nicht akzeptieren der Lernerfolg sei anzuzweifeln der finanzielle Vorteil ebenso

Anstelle der technokratischen Schwerpunktsetzun-gen widmete man sich in der Folgezeit verstaumlrkt den lern- und bildungstheoretischen Aspekten und dem Potenzial multimedialer Lernkonzepte fuumlr eine zukunftsfaumlhige berufliche Kompetenzentwicklung Angesichts der in den letzten Jahren wieder deutli-chen Zuwachsraten des Lernens mit neuen Medien am Arbeitsplatz stellte sich die Frage nach der Bedeu-tung dieser Medien fuumlr die Weiterbildung und nach ihrem Einfluss auf deren soziale und didaktische Zielsetzungen

weiterbildung und soziale selektion

Die Entwicklung von der Industrie zur Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft fuumlhrt auch zu einem Wandel der Organisation in den Unternehmen die auch zu neuen Arbeits- und Organisationskonzepten fuumlhren wobei wir wahrscheinlich erst am Anfang dieses Wandlungsprozesses stehen Die Folge ist dass Weiterbildung und berufliche Qualifizierung gegenwaumlrtig einen Wandlungsprozess durchlaufen der Ziele und Inhalte Umfang sowie Formen Methoden und Orte des Lernens gleichermaszligen erfasst Lernformen und Lernorte werden pluraler und vielfaumlltiger und gehen mit einem quantitativen Zuwachs und einer qualitativen Veraumlnderung der Bedeutung des Lernens im Unternehmen einher

Die Nachfrage nach eLearning-Konzepten und neuen Medien in der Weiterbildung unterliegt durch neue Arbeitsformen wie rechner-und internetgestuumltzte Facharbeit und Dienstleistungen und den daraus resultierenden Kompetenzanspruumlchen einer auszliger-ordentlichen Dynamik Gleichzeitig haben Aufwen-dungen und Teilnehmerzahlen die Weiterbildung

zum groumlszligten Bildungsbereich gemacht Von den Auf-wendungen von 35 Mrd Euro pro Jahr entfallen 167 Mrd auf die Unternehmen incl die des oumlffentlichen Dienstes 138 Mrd auf Einzelpersonen 42 Mrd auf die Bundesagentur fuumlr Arbeit und 04 Mrd auf den Staat Im europaumlischen Vergleich liegt die Teilnahme-quote an der formellen betrieblichen Weiterbildung mit 30 der Erwerbstaumltigen im Jahr 2005 im Mittel-feld Im Vergleich liegt die Teilnahmequote in Frank-reich mit 46 und Tschechien mit 59 houmlher die von Polen mit 21 und Griechenland mit 14 niedriger

Entscheidend fuumlr die oumlkonomische qualifikatorische soziale und personale Funktion der Weiterbildung ist aber die Frage der Teilhabe an Weiterbildung der Wei-terbildungsbeteiligung Hier zeigt sich der stark sozial ausgrenzende Charakter der Weiterbil-dung die Selektivitaumlt und Ungleichheit von Chancen

bull28 der Weiterbildungsteilnehmer haben Hauptschulabschluss 47 einen mittleren Abschluss 59 AbiturFachhochschulreife bull23 sind ohne Berufsausbildung aber 62 mit Hochschulabschluss bull31 sind Arbeiter 68 Beamte bull44 gehoumlren der Gruppe der 19ndash34-Jaumlhrigen an 31 der Gruppe der 50-64 Jaumlhrigen

Qualifizierung mit system und bdquoeQualificationldquo ausbauen

Die Weiterbildungsbeteiligung haumlngt also entschei-dend von der beruflichen Qualifikation und der schulischen Vorbildung ab und verstaumlrkt die im Schulsystem angelegte soziale Selektion In dieser Situation kommen die informelle Weiterbildung und damit die neuen Medien und verschiedenen Formen des eLearnings ins Spiel Die Teilnahme an Compu-terselbstlernprogrammen im Rahmen der informel-len Weiterbildung hat sich zwischen 2003 und 2007 von 8 auf 15 erhoumlht und damit fast verdoppelt In der informellen Weiterbildungskategorie Internet am Arbeitsplatz weist die Statistik eine Steigerung von 7 auf 13 aus Zudem bilden sich mit der Nut-zung von Personal-Computern rechnerintegrierten Arbeitssystemen und dem Intranet zunehmend vir-tuelle Lernorte in Unternehmen heraus Beschaumlftigte nutzen in wachsendem Maszlige multimediale und inter-aktive Bildungsangebote und koumlnnen an

29 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

kooperativen Lehr-Lern-Arrangements teilnehmen Neue Medien und die damit verbundenen Lerntech-nologien wie Tele-Teaching und Tele-Coaching erlei-chtern und foumlrdern das Lernen in der Arbeit und in vernetzten Lernortstrukturen

Die informelle Weiterbildung verzeichnet seit Jahren erhebliche Zuwaumlchse obwohl die Teilnahme der Erwerbstaumltigen hier mit 61 im Jahre 2003 und mit 68 im Jahre 2007 schon annaumlhernd doppelt so hoch liegt wie die an der formellen Weiterbildung Damit ist die informelle Weiterbildung im Sinne von bdquoArbeit als zweite Chanceldquo und als Moumlglichkeit zu sehen der wachsenden Selektion in Weiterbildung und Weiter-bildungsteilnahme zu begegnen Dies ist allerdings kein Selbstlaumlufer denn auch bei der Teilnahme an der informellen Weiterbildung zeigt sich die Abbild-ung und Verlaumlngerung sozialer Ungleichheit Not-wendig ist eine strukturelle und im Weiterbildungs-system abzusichernde Foumlrderung von bildungsbe-nachteiligten Gruppen In diesem Sinne sind abschlieszligend vier Thesen und Optionen formuliert

bullInformelles Lernen wird im Beruf zunehmend wichtiger dabei kommt dem Lernen mithilfe neuer Medien durch die Verdoppelung in den letzten vier Jahren bei computergestuumltzten Selbstlernprogrammen und Internet-Lernen am Arbeitsplatz eine zentrale Rolle zu bullVirtuelle Lernorte verbinden formelle und informelle Weiterbildung diese Lernorte auf informations- und kommunikationstechno-logischer Basis ergaumlnzen die pluralen Lernorte von Qualifizierungsverbuumlnden und Qualifizier-ungsnetzwerken zunehmend bullNeue Medien eroumlffnen lern- und bildungsthe-oretisch verbesserte Zugaumlnge zum bdquolebenslan-gen Lernenldquo und zur bdquoBildung fuumlr alleldquo voraus-gesetzt sie werden didaktisch-methodisch und institutionell eingebettet und sind nicht einsei-tig auf Selbstorganisation und Individualisierung gerichtet bullWeiterbildung ist als vierte und umfassendste Saumlule des Bildungssystems auszubauen und verstaumlrkt gesetzlich zu rahmen wobei das in-formelle Lernen uumlber verbindliche Anerken-nungen als Beitrag zur Chancengleichheit in beruflichen Bildungswegen im Sinne einersbquo bdquozweiten Chanceldquo zu nutzen ist

Prof Dr Peter Dehnbostel Helmut-Schmidt-Universitaumlt Hamburg wwwhsu-hhdedebo

30 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Aufbau eines Online-Berichtshefts und Kompetenz-portfolios in den dualen Ausbildungsberufen

Die duale Berufsausbildung in Deutschland stellt ein erfolgsmodell dar und genieszligt auch

international hohes Ansehen Mehrere aktu-elle studien zeigen Maumlngel in der Qualitaumlt der dualen beruflichen Ausbildung auf nach einer repraumlsentativen umfrage des Bundesin-stituts fuumlr Berufsbildung (BIBB) kritisieren die Auszubildenden insbesondere die Qualitaumlt der kooperation der Lernorte Betrieb und schule oft ist es den Auszubildenden selbst uumlberlassen erfahrungen aus der betrieblichen und schulischen Ausbildung miteinander zu verknuumlpfen

Bei der mangelnden Abstimmung zwischen den Lern-orten handelt es sich jedoch weniger um ein Problem auf der Ebene der Ausbilder und Berufsschullehrer sondern eher um ein strukturelles Defizit der dualen Berufsausbildung Es mangelt vor allem an systema-tischer Information um ein gegenseitiges Abstimmen in der dualen Ausbildung gewaumlhrleisten zu koumlnnen

Es bedarf geeigneter Instrumente um eine staumlrkere Zusammenarbeit und die Abstimmung zwischen den betrieblichen und schulischen Ausbildern aber auch zwischen dem Auszubildenden und seinem Ausbilder zu ermoumlglichen Gegenwaumlrtig uumlbernimmt ausschlieszlig-lich der papierbasierte Ausbildungsnachweis das sogenannte Berichtsheft diese Funktion Da es sich hierbei um eine zeit- und ortsabhaumlngige Informa-tionsbasis handelt koumlnnen sich Probleme ergeben

Beispielsweise kann der Ausbilder anhand des Ausbildungsnachweises erst nach dem Abschluss eines Ausbildungsturnus feststellen mit welchen Themen sich der Auszubildende auseinanderge-setzt hat In der Folge sind klare und aufeinander abgestimmte Lernprozesse erschwert was nicht selten zu erheblichen Abstimmungsprozessen innerhalb der Ausbildung fuumlhrt

online-Ausbildungsnachweis

Unter dem Titel bdquoBLok ndash Online-Berichtsheft zur Staumlrkung der Lernortkooperationldquo verfolgt das Insti-tut fuumlr Berufspaumldagogik der Technischen Universitaumlt

Dresden das Ziel mit dem Einsatz von Web 20- Technologien die Lernorte der dualen Berufsausbil-dung zu verzahnen Im Rahmen dieses durch das BMBF gefoumlrderten Forschungs- und Entwicklungs-projektes werden bereits bestehende Ressourcen genutzt um das rechtsverbindliche Instrument bdquoBerichtsheftldquo welches in seiner gegenwaumlrtigen Form lediglich als Rechtfertigungsinstrument dient zu einem Qualitaumltsentwicklungsinstrument auf der Grundlage einer geeigneten mediendidaktischen Konzeption auszubauen

Der Schwerpunkt des Projektes liegt in der Entwick-lung Erprobung und Evaluation eines Online-Ausbildungsnachweises auf der technischen Basis eines Weblogs als persoumlnliches Lerntagebuch Dieses Online-Lerntagebuch fuumlhrt der Berufsschuumller regelmaumlszligig und kann von seinem Ausbilder und Berufsschullehrer jederzeit und vor allem unabhaumln-gig vom aktuellen Lernort des Berufsschuumllers einge-sehen werden Auf diese Weise werden die Lernorte der Berufsausbildung im dualen System durch den Online-Ausbildungsnachweis miteinander gekoppelt und so eine gemeinsame Informationsbasis fuumlr die Partner der dualen Berufsausbildung geschaffen Diese Staumlrkung der Lernortkooperation erzeugt eine Transparenz der Ausbildungsinhalte und soll zu einer verbesserten Abstimmung selbiger an den Lernorten fuumlhren

Funktionsbereiche und Potenziale

Der Online-Ausbildungsnachweis verfuumlgt uumlber zwei Funktionsbereiche

bullBerichtsheftfuumlhrung in Form eines Weblogs Wie bei der klassischen Form des Berichtsheftes uumlblich dokumentiert der Auszubildende auch in der online-basierten Form regelmaumlszligig den zeit-lichen und sachlichen Ablauf der Berufsaus-bildung Der Technologie eines Weblog ent-sprechend fuumlhrt der Auszubildende sein Lern-tagebuch als Online-Berichtsheft welches durch die Ausbilder online kommentiert werden kann Durch die Moumlglichkeit von Anmerkungen zu den Eintraumlgen des Auszubildenden werden Feedback-prozesse angeregt und folglich der Dialog zwi-schen Auszubildendem und Ausbilder gestaumlrkt

31 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

bullDarstellung der erworbenen Qualifikationen in Form eines Kompetenzportfolios Neben der Dokumentation des sachlichen und zeitlichen Ablaufes im Berichtsheft ist es dem Auszubildenden moumlglich die dokumentierten Taumltigkeiten zu verschlagworten In Form eines Auswahlmenuumls werden die zu erlangenden Faumlhigkeiten und Fertigkeiten eines Ausbildungs-berufes aufgelistet und von dem Auszubildenden verschlagwortet (sogenanntes Tagging) Anschlieszligend wird durch eine entsprechende Visualisierung (z B in Form einer Tagcloud d h einer Schlagwortwolke) der eigene Entwicklungs-stand dargestellt Die Tagcloud enthaumllt alle bis-her verwendeten Schlagworte Durch die damit erzeugte Transparenz koumlnnen Auszubildende und Ausbilder den Ist-Stand der beruflichen Handlungsfaumlhigkeit einschaumltzen und auch Handlungsbedarfe ableiten In Ergaumlnzung zu der geschlossenen Form des Kompetenzport-folios ist es in der offenen Form vorgesehen aus-bildungsrelevante Dokumente (wie Zertifikate etc) und Erfahrungsberichte abzulegen und so Erfahrungen aus der Ausbildungspraxis zu dokumentieren

Fazit

Das Projekt BLok traumlgt durch die Digitalisierung und Weiterentwicklung des klassischen Berichtsheftes auf Grundlage von Web 20-Technologien zur Ver-zahnung der Lernorte sowie zur Qualitaumltssicherung und -entwicklung in der dualen Berufsausbildung bei BLok unterstuumltzt dabei eine nachhaltige Integ-ration digitaler Medien auf struktureller Ebene in die Berufsausbildungspraxis

Professor Thomas Koumlhler Technische Universitaumlt Dresden wwwblok-onlineorg

32 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

beroobi ndash erlebe Berufe online Das interaktive Jugendportal zur Berufswahl

trotz der vielfaumlltigen Moumlglichkeiten sich Infor-mationen zu beschaffen haben viele Jugend-liche nach wie vor Probleme sich hinsichtlich ihrer beruflichen zukunftsplanung zu orien-tieren oftmals bleibt ihre Ausbildungswahl einseitig und sie nehmen die chancen des derzeitigen Ausbildungs- und Arbeitsmarktes nur bedingt wahr

Das Wissen uumlber die Bandbreite aktueller Ausbildungs-berufe und speziell jener die auch zukuumlnftig Chancen auf dem Arbeitsmarkt bieten ist fuumlr die Berufswahl entscheidend Junge Frauen und Maumlnner mit niedri-geren Schulabschluumlssen sind dabei eine besondere Zielgruppe beroobi ist ein Kunstwort das sich aus Ber-ufs-bi-ld ableitet und bdquoooldquo wurde von Google abgeschaut beroobi bietet den jungen Frauen und Maumlnnern Interaktionsmoumlglichkeiten an die einen attraktiven Einstieg in das Thema Berufswahl ermoumlglichen

Hierfuumlr wird ein interaktives Online-Portal aufgebaut in dessen Mittelpunkt interessante und zukunfts-weisende Ausbildungsberufe fuumlr eine spielerische Erkundung stehen Die Berufsbilder sind multimedial-interaktiv aufbereitet und geben realistische Einblicke in den Berufsalltag Junge Frauen und Maumlnner die bereits in ihrem Beruf arbeiten stellen diese den Nutzern anschaulich vor und lassen sie entdeckend und ausprobierend daran teilhaben Alle wichtigen Aspekte eines Berufs werden aufgegriffen Taumltig-keiten Tagesablaumlufe Erlaumluterungen zu wichtigen Voraussetzungen Erklaumlrungen zu Anforderungen in der Ausbildung sowie das Aufzeigen von Perspek-tiven fuumlr weitere Fortbildungs- und Weiterbildungs-moumlglichkeiten und weiterfuumlhrende Links

Eine leichte und schnelle Orientierung wird dadurch erleichtert dass jedem Berufsbild der gleiche Aufbau und aumlhnliche Interaktionsmoumlglichkeiten zugrunde liegen Bei der Auswahl der Berufe werden bewusst Ausbildungsberufe aus Zukunftsbranchen und Innovationsbereichen (Industrie Handwerk Bau Naturwissenschaften Technik und Informations-technologie) in den Blick genommen

Interaktiver Ansatz mit hohem Akzeptanzwert

Ziel des didaktisch-methodischen Konzepts von beroobi ist es junge Menschen durch neue Ansaumltze zum selbst gesteuerten Entdecken und Ausprobieren im Netz anzuregen und einen persoumlnlichen Bezug zum Thema Berufswahl herzustellen Hierfuumlr setzt das Projekt auf verschiedene Kriterien die in der Umsetzung des Angebots konsequente Beruumlcksich-tigung finden

bullVielseitigkeit Selbststeuerbare Video- und Audiosequenzen Fotoshows und animierte Grafiken bieten anschauliche und vielseitige Formen der Informationsdarstellung Einge-bunden sind diese in eine Flash-Umgebung die auch als Web-Applikation unabhaumlngig von beroobi als Stand-alone-Applikation in eine Web-seite integriert werden koumlnnen bullInteraktion Verschiedene Interaktionstools ermoumlglichen eine direkte und aktive Teilnahm am Angebot Selbsteinschaumltzungen Umfragen und Wissenstests animieren zur spielerischen und entdeckenden Auseinandersetzung mit Inhalten bullIdentifikation Junge Profis aus der Praxis stellen vor Ort ihren Arbeitsplatz und ihr Arbeitsleben vor und lassen die Nutzerinnen und Nutzer uumlber Film und Audio daran teilhaben Der Mix aus Fakten eigenen Erfahrungsberichten und Hinweisen ermoumlglicht Identifikation und Pers-pektivenwechsel bullVerstaumlndlichkeit Das Angebot setzt konsequent auf jugendgerechte Sprache intuitive Benutzer-fuumlhrung und kleine verstaumlndliche Informations-einheiten sodass auch Jugendliche mit weniger Interneterfahrung gut damit zurechtkommen koumlnnen bullAuthentizitaumlt Jedes Berufsbild ist individuell gestaltet und lebt von der Authentizitaumlt seiner realen Hauptperson Dieses unverwechselbare bdquoGesichtldquo sowie auch das Zu-Wort-Kommen von Betriebs-und Unternehmensverantwortlich-en Ausbildungsleitern und anderen bdquoBerufsex-pertenldquo fuumlhren zu einer hohen Akzeptanz bei Jugendlichen

33 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Das online-Portal beroobide

Die Hauptintention des Online-Portals besteht darin Jugendlichen verschiedene Zugangswege zu den jeweiligen Berufsbildern zu ermoumlglichen sie neu-gierig zu machen und zum bdquoHineinklickenldquo anzu-regen Im Mittelpunkt von wwwberoobide stehen daher die Berufsbilder die uumlber spezifische Beduumlrf-nisparameter ansteuerbar sind Weiterfuumlhrende Informationen zu den Berufen Interviews mit Experten spielerische Wissensabfragen und Links werden den Jugendlichen uumlber eine Informations-rubrik angeboten Ein kleiner Community-Bereich ermoumlglicht weitere Orientierungshilfe Dort steht ein moderiertes Forum fuumlr Fragen und Hinweise bereit eine Merkliste fuumlr das Speichern von Berufs-bildern sowie die Verlinkung auf Freunde und deren Profile Uumlber Features wie bdquoWie steht mir der Berufldquo koumlnnen eigene Fotos hochgeladen werden welches die Nutzerinnen und Nutzer automatisch in verschiedene Arbeitsbekleidungen hineinsetzt und in eine Galerie speichert

zielgruppe

Primaumlre Zielgruppe von beroobi sind Jugendliche der Altersgruppe 14 bis 20 Jahre aller Schulformen die sich im Prozess der Berufsfindung und Berufsorien-tierung befinden Neben Schulabgaumlngern sind des-gleichen all diejenigen angesprochen die bereits eine Berufsausbildung begonnen abgeschlossen oder auch abgebrochen haben und sich weiter bzw neu orientieren moumlchten Wichtige Ansprech-partner sind daher auch paumldagogische Fachkraumlfte die in vielen Faumlllen beroobi bei der jugendlichen Zielgruppe bekannt machen

kooperation und Vernetzung

Das Projekt beroobi versteht sich als bdquoTuumlroumlffnerldquo zu bereits bestehenden Angeboten im Bereich Berufso-rientierungberufliche Bildung und lebt daher von dem vielseitigen Austausch und der Zusammenarbeit mit diesen Dazu zaumlhlen unter anderem vor allem Verbaumlnde Innungen Kammern die Agentur fuumlr Arbeit das Bundesinstitut fuumlr Berufsbildung Schulen Berufsschulen Bildungstraumlger Gewerkschaften so-wie vor allem auch Wirtschaftspartner Betriebe und Unternehmen

Silke Niemann Schulen ans Netz e V wwwberoobide und wwwschulen-ans-netzde

34 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Erstellung digitaler eLearning-Module durch Aus-zubildende im Handwerk

Das Internet hat uns in ein neues Jahrtausend

gefuumlhrt ein Jahrtausend in dem das wissen der welt raumlumlich und zeitlich unabhaumlngig

verfuumlgbar ist und aus immer groumlszligeren Daten-banken abgerufen werden kann eine solche entwicklung macht auch vor dem system der dualen beruflichen erstausbildung im hand-werk nicht halt und beschaumlftigt seit vielen Jahren die vorausschauende wissenschaft aber auch die Praxis

Im Kern geht es bei den Uumlberlegungen um die Einfuumlhr-ung von eLearning-Szenarien Die Bemuumlhungen zielen hier zum einen auf die oumlkonomische Optimie-rung (beliebiger Einstiegszeitpunkt in Qualifizierungs-maszlignahmen Optimierung der Lehrer-Schuumller-Relation) zum anderen aber auch auf die didaktisch-methodische Optimierung von Bildungsprozessen wie die individuelle Foumlrderung oder Flexibilisierung

Bei allen Bemuumlhungen mit Web 10-gestuumltzten eLear-ning-Szenarien bleiben zahlreiche Fragen ungeklaumlrt Dies gilt besonders fuumlr den Bereich der Lehrlings-ausbildung im Handwerk Aus dem System der dualen Berufsausbildung im Handwerk d h der Kombination von betrieblicher und uumlberbetrieblicher Ausbildung und Unterricht in der Berufsschule sind bisher keine nachhaltigen Ansaumltze bekannt in denen Bildungsprozesse durch internetbasierte eLearning-Konzepte optimiert ergaumlnzt oder gar abgeloumlst werden konnten Bisher kann lediglich auf die Ergebnisse von Modellprojekten zuruumlckgegriffen werden Standar-disierte Konzepte und didaktische Ansaumltze existieren nicht Ganz zu schweigen von einer bildungstheore-tischen Verortung von eLearning-Szenarien in konventionellen Berufsbildungsprozessen

Die Vergangenheit hat gezeigt dass vor allem zwei Problemlagen die Einfuumlhrung von eLearning-Szena-rien erschweren Zum einen gibt es das Problem dass es nicht genuumlgend passgenaue digitale Lern-module fuumlr die verschiedenen Gewerke d h die Berufe im Handwerk und die daraus resultierenden Lerngruppen gibt

Hier zeigt sich die Schwierigkeit dass der produzierte eLearning-Baustein entsprechend der Lerngruppe reduziert und entsprechend der Vorstellung des Lehrers didaktisch eingebunden sein muss Zum an-deren scheitert der Einsatz kommerzieller Loumlsungen auch daran dass nicht die notwendigen Ressourcen vorhanden sind um immer wieder Lernmodule zu erwerben die den jeweils aktuellen Stand der Technik abbilden An dieser Stelle setzt das Forschungsvorhaben Didaktische Parallelitaumlt und Lernortflexibilisierung (DiPaL) an DiPaL kombiniert die klassischen Vorteile des Praumlsenzunterrichts mit den neuen Moumlglichkeiten des Web 20 mit dem Ziel Lernprozesse im Dualen System uumlber selbst produzierte E-Learnings flexibler zu machen

Lerneinheiten selber erstellen

Das Forschungsvorhaben entwickelt und untersucht dazu einen neuen subjektorientierten designbasier-ten didaktisch-methodischen Ansatz zur Lernort-kooperation Mit Hilfe spezieller Software erstellen Schuumllerinnen und Schuumller mit ihren Lehrkraumlften ihre Lerneinheiten selber bereiten sie digital auf und veroumlffentlichen sie im Netz Das Konzept des offenen Klassenzimmers basiert dabei auf der Annahme dass in jeder Schuumllerin und in jedem Schuumller auch eine Lehrerin bzw ein Lehrer steckt Das Ziel besteht darin durch eine geeignete Didaktik genau diesen Rollen-tausch vom Lernenden zum (Lern-) Lehrenden herbei-zufuumlhren Das heiszligt konkret dass die Auszubildenden die Themen des Unterrichts so aufbereiten dass digitale Lernmaterialien (Filme Texte Bilder Grafi-ken) entstehen Die dazu notwendigen Aktivitaumlten der (Lern-) Lehrenden reichen von der Anfertigung einer Handzeichnung die eingescannt wird bis zur schriftlichen Ausarbeitung eines kompletten Dreh-buchs fuumlr die Umsetzung des jeweiligen Themas in einem aufwendigen Lehrfilm Die im Unterricht erzeugten digitalen Lernmaterialien werden an-schlieszligend gemeinsam mit dem Lehrer besprochen und diskutiert ob die produzierten Lernmaterialien fachlich richtig sind Diese Besprechungen sind von groszliger Bedeutung fuumlr den Lernprozess da sich hier zeigt ob das Thema fachlich verstanden wurde

35 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Gleichzeitig hinterfragen die (Lern-) Lehrenden sich selbst und den Prozess der Materialienproduktion Hierbei gilt es z B Alternativen zur gefundenen Loumlsung aufzuzeigen oder die Sprachqualitaumlt zu beurteilen Grundsaumltzlich wird angestrebt dass die (Lern-) Lehrenden in einen kritischen Dialog unter-einander treten Die Diskussion fuumlhrt im Ergebnis zu der Entscheidung ob das produzierte Lernmaterial im Internet veroumlffentlicht wird oder nicht

Fuumlr den Bereich der dualen beruflichen Erstausbil-dung bieten die durch die Auszubildenden erstellten digitalen Lernbausteine ganz besondere Moumlglich-keiten um Ausbildungsstrukturen flexibler zu machen So wird das Forschungsvorhaben empirisch unter-suchen inwieweit die Lernbausteine dazu genutzt werden koumlnnen dass der Auszubildende krankheits-bedingte oder betriebsbedingte Fehlzeiten zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort nachholen kann Daneben erwarten die am Forschungsvorhaben beteiligten Institutionen dass uumlber die Transparenz der Inhalte eine grundsaumltzlich verbesserte Zusam-menarbeit zwischen den Berufsschullehrern und den betrieblichen bzw uumlberbetrieblichen Ausbil-dern realisiert werden kann Auch dies soll empirisch geklaumlrt werden

Neben den Untersuchungen hat das Vorhaben auch verschiedene entwicklungstechnische Ziele

bullEntwicklung von Schemata zur Integration von Programmen zur schnellen Entwicklung von Lernangeboten (Rapid-Authoring-Prozesse) in konventionelle Praumlsenzphasen bullEntwicklung und Implementierung einer Datenbank fuumlr Lehrinhalte (Learning Object Re-pository abgekuumlrzt LOR) fuumlr die Bereitstellung von Bausteinen in einem Bausteinnetzwerk des Handwerks (wwwbaustein-netzwerkde) bullEntwicklung von Organisationsstrukturen fuumlr die engere inhaltliche Zusammenarbeit der Lernorte im dualen System auf der personalen Ebene

Markus Schaumlfer Berufskolleg Maumlrkischer Kreis wwwkfz4mede und wwwdipalde

36 LIterAturhInweIse

weiterfuumlhrende Literatur (Auswahl)

Becker M Spoumlttl G (2008) Berufswissenschaftliche Forschung ndash Ein Arbeitsbuch

fuumlr Studium und Praxis Peter Lang Internationaler Verlag der Wissenschaften

Frankfurt am Main

Beicht U Krewerth A Eberhard V Granato M Viel Licht ndash aber auch Schatten

Qualitaumlt dualer Berufsausbildung in Deutschland aus Sicht der Auszubildenden

BIBB Report 92009

Dehnbostel P (2008) Berufliche Weiterbildung Grundlagen aus arbeitnehmer-

orientierter Sicht Berlin edition sigma

Dreyfus H-L Dreyfus S E (1986) Kuumlnstliche Intelligenz Von den Grenzen der

Denkmaschine und dem Wert der Intuition Reinbek Rowohlt Verlag Hamburg

Grund- und Strukturdaten gushisde 80 [12 09 2009]

Hauptverband der deutschen Bauindustrie Zahlen und Fakten

wwwbauindustriede (Stand Juni 2009)

Howe Falk Berben Thomas (2006) Lern- und Arbeitsaufgaben In Rauner Felix

(Hrsg) Handbuch Berufsbildungsforschung 2 aktualisierte Auflage Bielefeld

Bertelsmann S 383ndash390

Howe Falk Knutzen Soumlnke (2007) Die Kompetenzwerksttt Ein berufswissen-

schaftliches E-Learning-Konzept Goumlttingen Cuvillier

Knutzen Soumlnke Howe Falk E-Learning im Handwerk (2008) In Issing Ludwig

Klimsa Paul (Hrsg) Online-Lernen Weinheim Beltz-Verlag S 133ndash156

Knutzen Soumlnke Howe Falk Rapid E-Learning in der gewerblich-technischen

Ausbildung ndash Gestaltbare Lernsoftware nach dem Konzept der Kompetenz-

werksttt (2008) In Howe Falk Jarosch Juumlrgen Zinke Gert (Hrsg)

Ausbildungskonzepte und Neue Medien in der uumlberbetrieblichen Ausbildung

Bielefeld Bertelsmann-Verlag S 112ndash131

Koumlhler T Neumann J Saupe V Organisation des Online-Lernens In Issing L J

Klimsa P Online-Lernen Ein Handbuch fuumlr das Lernen mit Internet Muumlnchen

Oldenbourg 2008

Payome Thea (2006) Marktuumlbersicht Rapid E-Learning ndash aus PowerPoint-Folien

werden Lernprogramme In Hohenstein Andreas Wilbers Karl (Hg) Handbuch

E-Learning 17 Erg-Lfg Koumlln Dt Wirtschaftsdienst

Scheib T Spoumlttl G Windelband L Qualitaumlt betrieblicher Ausbilder sichern und

entwickeln ndash eine staumlndige Herausforderung In Berufsbildung in Wissenschaft

und Praxis ndash BWP 32008 S 36ndash39

Von Rosenbladt B Bilger F (2007) Weiterbildungsbeteiligung in Deutschland

Eckdaten zum BSW-AES 2007 tns infratest Muumlnchen

ZFA (Hrsg) 2009 Statistik Berufsausbildung und Fortbildung Druck und Medien

20082009 unveroumlffentlichte vorlaumlufige Fassung vom 050509

Diese Druckschrift wird im Rahmen der Oumlffentlichkeitsarbeit vom Bundesministe-

rium fuumlr Bildung und Forschung unentgeltlich abgegeben Sie ist nicht zum gewerb-

lichen Vertrieb bestimmt Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerberinnen

Wahlwerbern oder WahlhelferinnenWahlhelfern waumlhrend eines Wahlkampfes zum

Zweck der Wahlwerbung verwendet werden Dies gilt fuumlr Bundestags- Landtags- und

Kommunalwahlen sowie fuumlr Wahlen zum Europaumlischen Parlament Missbraumluchlich

ist insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen und an Informations-

staumlnden der Parteien sowie das Einlegen Aufdrucken oder Aufkleben partei-

politischer Informationen oder Werbemittel Untersagt ist gleichfalls die Weiter-

gabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung Unabhaumlngig davon wann auf

welchem Weg und in welcher Anzahl diese Schrift der Empfaumlngerindem Empfaumlnger

zugegangen ist darf sie auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden

Wahl nicht in einer Weise verwendet werden die als Parteinahme der Bundes-

regierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden koumlnnte

  • eQualification - Neue13Wege der Qualifizierung
    • Impressum
    • Gruszligwort zur Broschuumlre
    • Inhalt
    • eLearning ndash das Lernen der Zukunft
    • Aufstiegsweiterbildung in der Druck- und Medienindustrie13
    • Flexible Learning im Einzelhandel13
    • DAWINCI ndash Durchlaumlssigkeit in der Aus-und Weiterbildung in der chemischen Industrie13
    • Virtuelles Lernen auf der Baustelle ndash Villa-b13
    • Live Stream Learning ndash fuumlr mobiles und stationaumlres Lernen13
    • Rapid eLearning ndash leicht gestaltbare Lernsoftware13
    • Weiterbildung durch multimediale Lernformen13
    • Demografischer Wandel Herausforderungen und Chancen13
    • eLearning-Infrastruktur in der Altenpflege (eLiA)13
    • Entstehung von Communities am Beispiel der evangelischen 13Kirche in Deutschland
    • Lernkompetenz Schluumlssel zur Qualifizierung fuumlr Aumlltere13
    • Qualifizierung mit System ausbauen - 13Weiterbildung und eQualification
    • Aufbau eines Online-Berichtshefts und Kompetenzportfolios in den dualen Ausbildungsberufen13
    • beroobi ndash erlebe Berufe online Das interaktive Jugendportal zur Berufswahl13
    • Erstellung digitaler eLearning-Module durch Auszubildende im Handwerk13
    • weiterfuumlhrende Literatur (Auswahl)
Page 17: eQualification - Neue Medien, neue Wege der …...Mobile Devices), die wachsenden Personalisierungs-möglichkeiten des Digitaldrucks sowie der starke Trend zur Entwicklung innovativer

17 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Die Lernsoftware hat eine Modulstruktur die sich uumlber vier Ebenen erstreckt Auf Ebene 1 befindet sich die Hauptnavigation dieser folgt Ebene 2 mit der Modulnavigation Ebene 3 beinhaltet den Content (Inhalt) und Ebene 4 die Anhaumlnge Jede Hierarchie-ebene wird jeweils durch einzelne Dateien repraumlsen-tiert Mit dem Start der Lernsoftware oumlffnet sich eine Power-Point-Datei (PPT) die alleine der Hauptnaviga-tion dient Von hier aus werden die einzelnen Soft-waremodule angewaumlhlt Mit dem Anwaumlhlen eines Moduls oumlffnet sich die naumlchste Datei und liegt gewiss-ermaszligen auf der Startfolie Die Datei der Ebene 2 dient der Navigation innerhalb eines Moduls So lassen sich hier zunaumlchst die Hauptelemente anwaumlhlen anschlie-szligend innerhalb eines Hauptelements der gewuumlnschte Content Mit Klick auf einen Inhaltsbutton oumlffnet sich eine weitere Datei uumlber den beiden Navigations-dateien Hier findet der Anwender jetzt die gewuumlnsch-ten Inhalte ggf lassen sich von hier ndash dann auf Ebene 4 ndash auch weitere externe Dateien (zB doc pdf) starten Waumlhrend die Dateien der Ebenen 1 und 2 also der Navigation dienen halten die Ebenen 3 und 4 die Contents vor Mit dem bdquoZuruumlckldquo-Button schlieszligt der Anwender die Datei und gelangt so auf die jeweils niedrigere Navigationsebene

Die Realisierung in PowerPoint und die skizzierte Modularisierung und Hierarchisierung der Lernsoft-ware bieten hinsichtlich des Rapid eLearning ent-scheidende Staumlrken So lassen sich ohne gehobene medientechnische Kenntnisse z B das Layout anpassen die Inhalte modifizieren oder ergaumlnzen Updates einspielen Materialien verlinken oder komplette Lern- und Arbeitsaufgaben einschlieszlig-lich aller Materialien und Arbeitsblaumltter ergaumlnzen

Da die Lernsoftware ndash ohne Installation ndash auf einem USB-Stick laumluft liegen alle Daten fuumlr jeden Nutzer ohne Bearbeitungseinschraumlnkungen individuell vor Aumlnderungen Erweiterungen Korrekturen usw finden also einfach innerhalb einer PPT-Datei statt umfangreichere Updates werden durch ein schlichtes Ersetzen von Dateien realisiert

Prof Dr Soumlnke Knutzen Technische Universitaumlt Hamburg-Harburg und Prof Dr Falk Howe Universitaumlt Bremen

Fazit

Insbesondere in der dualen gewerblich-technischen Ausbildung bietet der Ansatz des mediengestuumltzten Lernens viele Vorteile Erste Erprobungen mit Lehrern Ausbildern und Auszubildenden zeigen dass ihnen das Handling der Software keine Probleme bereitet Die Anwender koumlnnen in aller Regel auf Erfahrungen mit PowerPoint zuruumlckgreifen wodurch einerseits keine intensive Einarbeitung in die technische Um-gebung notwendig ist andererseits keine Hemm-schwelle beim Einsatz der Software besteht

Wenn es gelingt den Rapid-eLearning-Ansatz nachhaltig mit den Anforderungen gewerblich-technischer Berufsausbildung zu verknuumlpfen und die Vorteile des mediengestuumltzten Lernens deutlich zu machen kann die berufliche Ausbildung an allen Lernorten bereichert werden Auszubildende besit-zen ein Werkzeug dass praktisches und theoretisches Wissen verbindet und letztlich Lehrer und Ausbilder in ihrer Arbeit unterstuumltzt

18 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Weiterbildung durch multimediale Lernformen am Beispiel der Zementindustrie

Im zuge des technischen und wirtschaftli-chen wandels hat sich die Arbeitswelt in der zementindustrie einschneidend veraumlndert

Anfang dieses Jahrhunderts waren ndash in Verbindung mit konjunkturellen und strukturellen Veraumlnderun-gen sowie der Auslagerung von Funktionen (Outsour-cing) ndash Produktivitaumltssteigerungen mit einem Verlust von Arbeitsplaumltzen verbunden Gleichzeitig wurden durch die Rationalisierung der Zementproduktion schwere heute kaum mehr vermittelbare Taumltigkeiten durch moderne Arbeitsplaumltze mit hohen Anforderun-gen an die berufliche Qualifikation und Weiterbil-dung abgeloumlst Dies betrifft nicht nur Fach- und Fuumlhrungskraumlfte sondern alle Beschaumlftigen Denn mehr als je zuvor ist es heute noumltig die Mitar-beiter hinsichtlich ihrer Kenntnisse Fertigkeiten und ihrem verfahrenstechnischen Wissen weiter-zuqualifizieren Nur mit qualifizierten und motivier-ten Mitarbeitern bleibt ein Unternehmen dauerhaft innovativ und konkurrenzfaumlhig Fuumlr den Mitarbeiter bietet sich durch Weiterbildung die Moumlglichkeit vorhandene Kompetenzen an die fortschreitende Entwicklung anzupassen und die eigene Beschaumlftigungsfaumlhigkeit zu erhalten bzw weiter auszubauen

Die Zementindustrie hat in der Vergangenheit fuumlr einfache manuelle Taumltigkeiten viele un- und ange-lernte Arbeiter beschaumlftigt Heute ist die Beschaumlfti-gungsstruktur in den Zementwerken durch den hohen Automatisierungsgrad bestimmt Rund 40 der Belegschaften sind in der Steuerung und Kontrolle des zentralen Produktionsprozesses beschaumlftigt entweder als Vorarbeiter Meister und Produktionssteuerer auf den zentralen Leitstaumlnden oder als Anlagenkontrolleure bzw Maschinenwaumlrter In den Laborbereichen sind rund 10 der Mitarbeiter taumltig die im Allgemeinen eine Ausbildung als Bau-stoffpruumlfer oder Chemielaborant haben Die uumlbrigen Beschaumlftigten arbeiten vor allem in der Instandhal-tung und haben meist eine Ausbildung zum Anlagen-elektroniker oder Industriemechaniker absolviert Entsprechendes Zement-Know-how erwarben sie weitgehend on the job erwarben Vor dem Hinter-grund der stetig steigenden Anforderungen und der fortschreitenden Rationalisierung gewinnt die systematische und bereichsuumlbergreifende Quali-

fizierung der Beschaumlftigten weiter an Bedeutung Eine wirksame Unterstuumltzung der Weiterentwick-lung erfordert dabei einen passgenauen Zuschnitt der Qualifizierungsangebote auf die betrieblichen Anforderungen sowie die individuellen Beduumlrfnisse jedes einzelnen Mitarbeiters

Lehrbriefe werden in digitale Medien uumlber-fuumlhrt

Neben dem von der IHK anerkannten Industriemei-sterlehrgang bdquoKalkZementldquo dem Produktionssteu-ererlehrgang fuumlr Leitstandfahrer sowie zahlreichen Weiterbildungsseminaren bietet der Verein Deut-scher Zementwerke e V zur Aus- und Weiterbildung der gewerblichen Mitarbeiter insbesondere auch der gering qualifizierten bzw fachfremden Mitarbeiter sogenannte bdquoLehrbriefeldquo an Diese 47 Lehrunterlagen stehen den VDZ-Mitgliedswerken nunmehr seit 2006 sowohl in gedruckter Form als auch digital als PDF-Datei zur Verfuumlgung Thematisch befassen sich die Lehrbriefe mit dem gesamten Zementherstellungs-prozess von der Rohmaterialgewinnung bis hin zur Zementverladung Dabei werden vor allem Bereiche behandelt die sich auf die Produktionsablaumlufe in den Werken beziehen und mit der Taumltigkeit des Produk-tionsmitarbeiters in engem Zusammenhang stehen

Erfahrungen mit dem Einsatz der Lehrbriefe zeigten jedoch dass sie nicht im angestrebten Maszlige in den Werken als Weiterbildungsunterlagen genutzt werden Der kontinuierliche Schichtbetrieb sowie die duumlnne Personaldecke fuumlhrten dazu dass in vielen Unternehmen die personellen und zeitlichen Ressour-cen zur Weiterbildung der Mitarbeiter in Praumlsenzsemi-naren nicht gegeben waren Um den Unternehmen ein effizientes und flexibles Angebot zur Weiterbild-ung ihrer Mitarbeiter anbieten zu koumlnnen mussten aus den bisherigen Erfahrungen drei wesentliche Gesichtspunkte beruumlcksichtigt werden Zum einen muss gewaumlhrleistet sein dass die Vermittlung des Wissens individuell und zeitoptimiert in die inner-betrieblichen Ablaumlufe integriert werden kann Zum andern muumlssen die Unterlagen fortlaufend aktualisiert und erweitert werden ndash dies moumlglichst ohne hohen Personal- Kosten- und Zeitaufwand

19 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Zu guter Letzt muumlssen sie so aufbereitet werden dass sie sowohl didaktisch und inhaltlich als auch gestal-terisch bei der Belegschaft auf hohe Akzeptanz stoszligen

Vor diesem Hintergrund wurde 2007 beschlossen die Lehrbriefe vollstaumlndig zu uumlberarbeiten und den Werken zukuumlnftig in Form digitaler Medien zur Ver-fuumlgung zu stellen Hierzu wurden die bestehenden Unterlagen mit finanzieller Unterstuumltzung des Bundes-ministeriums fuumlr Bildung und Forschung (BMBF) grundlegend uumlberarbeitet didaktisch aufbereitet und als Online-Kurse auf einer neu entwickelten VDZ-Lehrplattform integriert

Die nunmehr zur Verfuumlgung stehenden 50 Online-Kurse des VDZ sollen insbesondere den gewerblichen Mitarbeitern aber auch Neueinsteigern Wissen uumlber Technik Umweltvorsorge Arbeitsschutz und die Ablaumlufe der Zementproduktion von der Rohstoffge-winnung bis zum Versand der Produkte vermitteln

Medienelemente wie Videos und Animationen sind genauso Bestandteil der mediengestuumltzten Bildungs-angebote wie Fragenkataloge und Testaufgaben Eine Kommunikationsplattform rundet das Angebot ab Daruumlber hinaus werden vier Kurse angeboten die den Mitarbeitern im beruflichen Alltag sowie in der oumlffentlichen Diskussion eine Hilfestellung bieten Diese sogenannten Informationsbriefe beinhalten die Themen Nachhaltigkeit Rohstoffgewinnung Ressourceneffizienz und Klimaschutz Sie dienen der Vermittlung von Kenntnissen uumlber die Zement-produktion im Spannungsfeld zwischen oumlkonomi-schen oumlkologischen und sozialen Aspekten

Die Lehrplattform wurde mittlerweile von Mitarbei-tern aus fuumlnf VDZ-Mitgliedswerken und dem For-schungsinstitut erfolgreich getestet optimiert und an die Beduumlrfnisse der Beschaumlftigten in der Zement-industrie sowie verwandter Industrien angepasst Die Plattform steht seit Anfang 2010 allen VDZ-Mit-gliedswerken zur Verfuumlgung

Dr rer nat Stefan Schaumlfer Verein Deutscher Zementwerke e V wwwelearning-vdzde

20 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Demografischer Wandel Herausforderungen und Chancen

Den Folgen des demografischen wandels kann

sich auch die Informations- und kommunika-tionswirtschaft (Itk-wirtschaft) nicht ver-schlieszligen zahlreiche studien belegen einen strukturellen Fachkraumlftemangel der sich bei einem konjunkturaufschwung in den naumlchsten

Jahren weiter verschaumlrfen wird und die inter-nationale wettbewerbsfaumlhigkeit Deutsch-lands schwaumlchen kann

IT 50plus ist eine durch den nationalen Informations-technologie-Gipfel der Bundesregierung initiierte Gemeinschaftsinitiative des Bundesverbands Infor-mationswirtschaft Telekommunikation und neue Medien e V und der Industriegewerkschaft Metall (IG Metall) die vom Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung sowie dem Europaumlischen Sozialfonds gefoumlrdert wird Die Initiative zielt darauf ab die Beschaumlftigungsfaumlhigkeit aumllterer ITK-Fachkraumlfte zu erhalten oder wiederherzustellen um so den Folgen des demografischen Wandels und dem Fachkraumlfte-mangel in der ITK-Branche nachhaltig zu begegnen Das modulare Projekt setzt in verschiedenen Bereichen der Personalentwicklung Arbeitsvermittlung und Netzwerkbildung an und gliedert sich in sieben Teilprojekte

bullarbeitsmarktpolitische Instrumente bullAnpassung der arbeitsprozessorientierten Wei-terbildung (APO IT) an die Zielgruppe Arbeitslose bullIT-Spezialistenqualifizierung im virtuellen Raum bullCoaching-Netzwerke fuumlr Unternehmen bullPersonalentwicklungsstrategien IT 50plus bullEntwicklung aumllterer ITK-Fachkraumlfte zum Mentor und Coach bulleLearning IT 50plus ndash Konzepte undEmpfehlungen

Im Vordergrund stehen Initiativen und Vorhaben um bundesweite Beraternetzwerke fuumlr ITK Unterneh-men und fuumlr ITK-Fachkraumlfte aufzubauen dauerhaft zu unterhalten innovative Personalentwicklungs-modelle und Qualifizierungskonzepte zu erstellen zu pilotieren und als Referenzmodelle zur groszligflauml-chigen Umsetzung in Unternehmen bzw durch IT-Bildungstraumlger zu empfehlen

Itk-spezialistenqualifizierung im virtuellen raum

Im Teilprojekt bdquoITK-Spezialistenqualifizierung im vir-tuellen Raumldquo arbeiten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im virtuellen Unternehmen FuTEx (Future Technologies for Expertise Development) Es soll nachwiesen werden dass eine arbeitsprozess-orientierte Qualifizierung mit anschlieszligender Zertifizierung nach der internationalen Norm DIN EN ISOIEC 17024 auch fuumlr IT-Fachkraumlfte moumlglich ist die eine solche Maszlignahme nicht am Arbeitsplatz absolvieren koumlnnen Dies betrifft vor allem Personen in Arbeitslosigkeit oder Kurzarbeit Gearbeitet gelernt und kommuniziert wird an einem virtuellen Arbeitsplatz uumlber eine webbasierte Arbeits- und Lern-plattform Das innovative Konzept basiert auf der bewaumlhrten Methodik des IT-Weiterbildungssystems APO IT So bearbeiten die FuTEx-Teilnehmer-innen am virtuellen Arbeitsplatz einen realen Projektauftrag wobei sie von Lernprozessbegleitern und Fachberatern unterstuumltzt werden Um das APO IT-Prinzip erfolg-reich in eine virtuelle Arbeitswelt zu uumlbertragen sind folgende fuumlnf Schritte vorgesehen

1 realitaumltsnahe Lernaufgaben

Es muumlssen Bedingungen fuumlr arbeitsprozessorientier-tes Lernen geschaffen werden die einem Lern- und Arbeitsplatz im realen betrieblichen Kontext gleichen Erst bei der unmittelbaren praktischen An-wendung von erlerntem Wissen in Verbindung mit der Loumlsung einer konkreten betrieblichen Arbeits-aufgabe kommt es zu sogenannten bdquoemotionalen Labilisierungssituationenldquo d h zu Verunsicherun-gen und zur Veraumlnderung der Gefuumlhle des Menschen die zur nachhaltigen Herausbildung von Handlungs-kompetenzen bei den Lernenden fuumlhren Wichtigste Voraussetzung ist also bdquoechteldquo IT-Projektaufgaben bereitzustellen die von einem realen Auftraggeber stammen

2 webbasierte Arbeits- und Lernplattform

Um Lern-und Projektteams in einer virtuellen Arbeits-welt zu vernetzen und zu betreuen wird eine web-basierte Arbeits- und Lernplattform eingesetzt Sie muss einfach handhabbar und kompatibel mit allen gaumlngigen PC-Betriebssystemen und Web-Browsern

21 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

sein Die Arbeitsplaumltze ndash zu Hause beim Bildungs-traumlger oder im Unternehmen ndash muumlssen mit einem PC sowie mit Breitband-Internet ausgestattet sein

3 Begleitung durch ein engagiertes Betreuerteam

Die Teilnehmer werden von einem Betreuerteam begleitet und unterstuumltzt Da dies in uumlberwiegendem Maszlige bdquoon distanceldquo d h uumlber elektronische Medien der Arbeits- und Lernplattform geschieht erwachsen besonders hohe Anforderungen an die Betreuer Sie muumlssen ein besonderes Gespuumlr fuumlr die Lernsituation der Teilnehmer entwickeln koumlnnen

4 Auswahl geeigneter teilnehmergruppen

In engem Zusammenwirken mit der Bundesagentur fuumlr Arbeit und deren regionalen Agenturen (Zielgruppe arbeitsuchende ITK-Fachkraumlfte ab dem vollendeten 40 Lebensjahr) sowie mit ITK-Hersteller- und Anwenderunternehmen (Zielgruppe aumlltere ITK-Fachkraumlfte in Kurzarbeit) wird uumlber die bevorstehen-den Pilotmaszlignahmen informiert Die Teilnehmer muumlssen Berufserfahrung in der ITK-Wirtschaft haben und besonders aufgeschlossen gegenuumlber elektroni-schen Medien in der Bildung sein

5 evaluation und transfer in den Markt

Das Qualifizierungskonzept wird ab 2010 auf seine Umsetzbarkeit und spaumltere Uumlbertragbarkeit auf andere Unternehmen gepruumlft Nach erfolgreicher Erprobung umfassender Evaluation und Konzept-optimierung ist es vorgesehen die Ergebnisse Erfahrungen und Best Practices zu veroumlffentlichen Die Ergebnisse werden allen einschlaumlgigen Bildungs-traumlgern zugaumlnglich gemacht um Nachhaltigkeit zu erreichen Ziel ist es den FuTEx-Qualifizierungs-ansatz als marktfaumlhiges Konzept bundesweit zu etablieren

Erfolgskriterien fuumlr die Erprobung des FuTEx-Kon-zepts sind

bulldie Zahl der Arbeit suchenden ITK-Fachkraumlfte die nach Absolvierung einer FuTEx-Qualifizie-rung das Abschlusszertifikat zum IT -Spezialisten nach ISO 17024 erhalten haben

Thomas Mosch Mitglied der Geschaumlftsleitung BITKOM - Bundesverband Informationswirtschaft Telekommunikation und neue Medien eV wwwfutexcorpde und wwwit-50plusorg

bulldie Zahl der Arbeit suchenden ITK-Fachkraumlfte die nach erfolgreichem Abschluss einer FuTEx-Qualifizierung in adaumlquate Arbeit zuruumlckfinden konnten und bulldie Zahl der IT-Fachkraumlfte in Kurzarbeit die nach erfolgreichem Abschluss einer FuTEx-Maszlignahme ihre Handlungskompetenzen fuumlr ein IT-Spezial-istenprofil verbessern oder durch Personenzer-tifizierung nach ISO 17024 aktualisieren d h neu erlangen konnten

shy

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22 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

eLearning-Infrastruktur in der Altenpflege (eLiA)

Das Projekt bdquoeLearning-Infrastruktur in der Altenpflegeldquo ist ein durch das Bundesminis-terium fuumlr Bildung und Forschung und den

europaumlischen sozial-fonds gefoumlrdertes Projekt unter der Leitung des Awo-Bundesverbandes e V in Berlin das in der zeit vom 1112007 bis 31102008 gefoumlrdert wurde

Die Aus- Fort-und Weiterbildungseinrichtungen und die Einrichtungen der Altenpflege verfuumlgten vor Pro-jektstart nicht uumlber eine ausreichende Infrastruktur zum Einsatz elektronischer Medien Daraus leiteten sich folgende Notwendigkeiten bzw Projektziele ab

bullSchaffung einer zentralen Infrastruktur durch den Einsatz einer Kommunikations- und Lern plattform bullErprobung des Einsatzes von bereits erstelltem Inhalt (Content) fuumlr den Bereich der Altenpflege-aus- und -weiterbildung bullSchulung von Teletutoren fuumlr die Betreuung von Lernenden bullSchulung von Administratoren zum adaumlquaten Umgang mit der Kommunikations- und Lern plattform

Ein weiteres wichtiges Ziel war die Nachhaltigkeit des Projekts Dafuumlr sollte eine zentrale (traumlgeruumlbergrei-fende) technische Infrastruktur geschaffen werden So sollten nach Projektende alle interessierten Ein-richtungen die Moumlglichkeit erhalten auf dem Server einen separaten geschuumltzten Zugang fuumlr die Entwick-lung und Erprobung eigener eLearning-Lehr- und Lernszenarien zu bekommen

Um die Entwicklung und Realisierung der Projekt-ziele zu unterstuumltzen wurde ein externer Dienstlei-ster die Qualitus GmbH einbezogen Der Partner stellte die technische Infrastruktur bereit passte die Lernumgebung an die Beduumlrfnisse der Kunden an und leistete Support beim Einsatz der flexiblen Open-Scource-Lernplattform ILIAS Die Struktur auf der Plattform wurde in Abstimmung mit der Projektlei-tung konzipiert und umgesetzt Dabei wurden die Bedarfe im Rahmen des Projekts und die geplante Nachhaltigkeit beruumlcksichtigt

Weiterhin wurde auf der Lernplattform ein soge-nannter oumlffentlicher Bereich eingerichtet Dort sind Informationen zum Projekt zum Download zu finden und News z B uumlber die neuesten Schulungstermine In der Projektlaufzeit wurden von drei Trainer-innen der Qualitus GmbH bundesweit sechs Teletutoren-Schulungen fuumlr insgesamt neunzig Teletutoren und eine Administratorenschulung fuumlr fuumlnfzehn Teilnehmer-innen angeboten

Im Rahmen der Teletutoren-Schulungen erhielten die Teilnehmer-innen geschuumltzte Raumlume in denen sie in ihren Lerngruppen miteinander lernen und zudem auch eigene Lernszenarien entwickeln konnten Die waumlhrend dieser Zeit von ihnen enwick-elten Inhalte konnten spaumlter auch im Echtbetrieb eingesetzt werden Zudem wurden Lehrkraumlfte in die Lage versetzt uumlber die Lernplattform ILIAS Lernen-de zu begleiten und zu beraten

Waumlhrend des gesamten Prozesses wurden die Teilnehmer-innen von erfahrenen Tutor-innen begleitet und unterstuumltzt Die Schulung unterteilte sich dabei in 4 Phasen

KickshyOff PraumlsenzshyPhase 1 (ca 15 Tage)

Online Phase 1

(5 Wochen)

PraumlsenzshyPhase 2

(ca 15 Tage)

Online Phase 2

(5 Wochen)

1 Teil

Inhalte und Ziele

bull Die Plat tform aus Sicht der Lernenden kennenlernen

bull Kennenlernen des kooperativen Arbeitens

bull Grundlagenkenntnisse uumlber eLearing

bull Besonderheiten der Online shyKommunikation

bull Rolle und AUfgaben von Teletutoren

2 Teil

Inhalte und Ziele

bull Die Plat tform aus Sicht der Tutoren kennenlernen

bull Einsatz notwendiger Funktionen

bull Wissen uumlber Betreuunug beim eLearning

bull Praxistransfer Umset zung eines eigenen Praxisprojektes

rsaquorsaquorsaquorsaquo rsaquorsaquorsaquorsaquo rsaquorsaquorsaquorsaquo

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evaluation

Die Schulungen wurden abschlieszligend evaluiert Die Kernaussage ist Alle Teilnehmer-innen waren mit den angebotenen Schulungen sehr zufrieden der Praxisbezug konnte weitestgehend hergestellt wer-den Zur eigenen Lernerfahrung befragt wurden u a folgende Aussagen getroffen

23 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

bdquoDie Schulung war fuumlr mich ein echter Gewinn da ich wirklich auf neuem Terrain viel gelernt habeldquo bdquohellip fuumlhlte ich mich in der Gruppe sehr wohl wobei ich vor allem zu bestimmten Mitgliedern Kontakt hatte Die Gruppenbildung scheint online genauso zu funk-tionieren wie out of cyber spaceldquo bdquoMir haben sich durch dieses Seminar ganz andere Moumlglichkeiten geoumlffnetldquo

Hinsichtlich ihrer spaumlteren Aufgabe als Teletutorin befragt fuumlhlten sich die meisten Teilnehmer-innen gut vorbereitet aufgrund der unterschiedlichen Voraussetzungen der Lernenden im Umgang mit dem Computer und Internet sind in Einzelfaumlllen jedoch noch laumlngere Uumlbungsphasen noumltig Moumlgliche Einsatz-felder wurden uumlberwiegend im Fort- und Weiter-bildungsbereich gesehen eLearning wird als gute Moumlglichkeit gesehen das Angebotsspektrum der Institutionen zu erweitern Als Anwendungsbeispiel wurde die Begleitung von Auszubildenden in Praxis-phasen im Sinne einer kontinuierlichen Arbeits- Kommunikations- und Ruumlckmeldemoumlglichkeit genannt

herausforderungen

Die Schulungsteilnehmer nannten folgende Heraus-forderungen bei der Einfuumlhrung von eLearning

bullfehlende technische Affinitaumlt bei der Zielgruppe bullfehlende technische Ausstattung in den Institu-tionen und Betrieben die Lehrangebote bereit-stellen bullhoher Aufwand fuumlr die Einfuumlhrung des eLear-ning Mehraufwand bei der Umwandlung vor-handener Konzepte in Blended-Learning oder eLearning-Konzepte etc bulleehlende Akzeptanz bei einigen Kolleginnen Kollegen dadurch fehlende Vernetzung bullwenig Lehrkraumlfte die professionell tutoriell begleiten koumlnnen bullfehlende Inhalte fuumlr den Einsatz auf der Lern-plattform

nachhaltigkeit

Nach der Projektfoumlrderung wird das eLearning-Portal durch den bdquoVerein eLearning in der Pflege eVldquo (eLiP) fortgefuumlhrt Alle (Bildungs-)Einrichtun-gen in der Pflege koumlnnen diesem Verein beitreten

Peggy Saszlig AWO-Bundesverband eVwwwelearning-pflegede

Zweck des Vereins ist die Foumlrderung der Berufsbildung durch Bereitstellung der Internetplattform ILIAS (wwwelearning-pflegede) mit inhaltlichen techni-schen und didaktischen Hilfen als Hostingpakete sowie Beratung und Vermittlung von Qualifizie-rungen wie ILIAS-Anwender- Teletutoren- und Autorenschulungen Mitwirkung bei der Erstellung von Lerninhalten die von den Vereinsmitgliedern entwickelt werden Weitere Aufgaben sind die perso-nelle und ideelle Foumlrderung der Entwicklung von Lerninhalten z B durch den gegenseitigen Aus-tausch von Lernmaterialien

Die Vereinsmitgliedschaft bietet den Bildungsanbie-tern einen kostenguumlnstigen Einstieg in das Lehren und Lernen mit den neuen Medien moderne Kom-munikationswege Betreuung waumlhrend Abwesenheits-zeiten sowie die Moumlglichkeit neue und zusaumltzliche Angebote im Bereich eLearningBlended-Learning anzubieten

24 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

Entstehung von Communities am Beispiel der Evangelischen Kirche in Deutschland

Die evangelische kirche in Deutschland (ekD) steht gegenwaumlrtig vor groszligen herausforder-ungen und chancen stichworte sind demo-grafischer wandel Individualisierung bzw Pluralisierung wiederentdeckung des religi-oumlsen veraumlndertes Partizipationsverhalten neue Formen von ehrenamt und Gemeinde Daraus ergibt sich fuumlr die Mitarbeitenden ihr handeln immer wieder zu reflektieren

und neue innovative Praktiken zu erlernen

Das Forschungsprojekt PATONGO (Patterns and Tools for NGOs) untersucht wie Technologien und Partizi-pationsprozesse des Web 20 den Austausch uumlber gute Praktiken foumlrdern und so zu einer Weiterent-wicklung der gesamten vernetzten Organisation beitragen koumlnnen Partner im Projekt sind die Evan-gelische Kirche in Deutschland (EKD) die Fern Uni-versitaumlt in Hagen und das Institut fuumlr Wissensmedien in Tuumlbingen

Die Hypothese des Forschungsvorhabens ist dass ein Austausch von erfolgreichen Praktiken in der EKD helfen kann die Qualitaumlt des Handelns in den Gemeinden und Gliedkirchen zu verbessern Durch Vernetzung und gemeinsame Reflexion uumlber erfolgreiche Praktiken soll eine lokale Praktik auch uumlber Grenzen der einzelnen Kirchengemeinden hin-weg zu einer gemeinsamen Praktik weiterentwickelt werden Zwischen den bisher weitgehend unabhaumlngig agierenden Organisationseinheiten koumlnnte sich dadurch ein Praxisnetzwerk entwickeln

Vor dieser Grundannahme stellen sich im PATONGO-Projekt die folgenden Forschungsfragen die nicht nur fuumlr Kirchen sondern allgemein fuumlr verteilte NGOs von Relevanz sind

bullWelche Prozesse koumlnnen eine effektive und qua-litativ hochwertige Wissenskommunikation zum Zwecke der Weiterentwicklung beruflicher Praktiken unterstuumltzen bullWie kann die Nutzung und die Evolution solcher Prozesse mit Web 20-basierten Werkzeugen unterstuumltzt werden

bullWie koumlnnen die Prozesse und Werkzeuge in groszligen verteilten NGOs eingefuumlhrt werden

Kern des Prozesses ist die effektive und qualitativ hochwertige Diskussion uumlber gute Praktiken Dabei durchlaumluft die Diskussion zu einem konkreten Thema drei Ebenen

bullMitarbeitende kommunizieren miteinander uumlber Wuumlnsche und Ideen die sich aus den lokal anzutreffenden Herausforderungen ergeben bullMitarbeitende reflektieren uumlber gute Praktiken und tauschen diese aus (Storytelling Good Practice) bullMitarbeitende abstrahieren die Beschreibung der guten Praktik zu einem Muster fuumlr Loumlsungen (Pattern) das dann in einem Lexikon guter Praxis auftaucht Das Konzept des Patterns wurde aus den Ingenieurswissenschaften uumlbernommen Dort ist ein Pattern eine Loumlsung zu einem wieder-kehrenden Problem in einem klar umrissenen Kontext Im Gegensatz zu einer Handlungsvor-schrift eroumlffnet ein Pattern dem Praktiker einen Entwurfsraum in dem er seine individuelle Loumlsung fuumlr das Problem entwickelt Fuumlr die EKD bedeutet dies dass ein Pattern den Praktiker gut bei der Uumlbertragung der Loumlsungsidee auf die kon-kreten Umstaumlnde in der Gemeinde unterstuumltzt

Auf allen Ebenen der Diskussion vor allem jedoch bei der Erstellung von Patterns fuumlr das Lexikon guter Praxis koumlnnen Praktiker durch Mentoren die ebenfalls Mitglied der Community sind unterstuumltzt werden Mentoren helfen den Praktikern dabei die zentralen Aussagen ihrer Praktik herauszuarbeiten So koumlnnen Praktiker sicherstellen dass ihre Hand-lungsanregungen in den Patterns auch im beab-sichtigten Sinne verstanden werden

Web 20-Technologien koumlnnen auf allen drei Ebenen den Prozess unterstuumltzen Dazu soll ein Online-Com-munity-System entstehen das Kommunikation Koordination und Kooperation ermoumlglicht und zur Mitarbeit in der Community motiviert Auf der Ebene der Kommunikation stellt das Community-System kommunikative Raumlume zur Verfuumlgung Hier koumlnnen Wuumlnsche geaumluszligert Ideen diskutiert und Erfahrun-gen ausgetauscht werden

25 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

Betrachtet man die Groumlszlige der Zielgruppe von uumlber eine Million haupt-und ehrenamtlich Mitarbeitender in der EKD so ist es offensichtlich dass Fragen der Koordination eine wichtige Rolle einnehmen Prak-tiker muumlssen vom System darin unterstuumltzt werden fuumlr sie interessante Kollegen zu finden und relevante Beitraumlge wahrzunehmen Das Community-System muss Menschen aus ganz Deutschland zusammen-bringen die an semantisch verwandten Praktiken arbeiten So wird ein Austausch uumlber spezifische Prak-tiken auch uumlber Gemeindegrenzen hinaus moumlglich

Fuumlr eine effiziente Kooperation wird das Community-System gemeinsame Arbeitsbereiche bereitstellen die zum einen einen gemeinsamen Informationsraum im Sinne eines Wikis zum Austausch von Patterns bereitstellen und zum anderen die enge Kooperation in einer kleinen Gruppe von Praktikern ermoumlglichen Insbesondere soll das Community-System die Entwick-lung neuer Ideen in einer Ideenwerkstatt und die Zusammenarbeit zwischen einem Autor und einem Mentor bei der Verbesserung von Patterns unter-stuumltzen

In Bezug auf die Motivation zur Teilnahme sollen im PATONGO-Projekt verschiedene Instrumente er-forscht werden von denen an dieser Stelle nur zwei Beispiele genannt werden

bullInwieweit hat die Authentizitaumlt der Praktiker und ihrer Gemeinden eine die Motivation stei-gernde Wirkung bullWelche Rolle spielen Kooperation und Wett-bewerb zwischen den Praktikern als motivie-rende Instrumente in der Community

Erste Prototypen fuumlr den in PATONGO vorgesehenen Prozess und die Web 20-basierten Werkzeuge wurden in den ersten Monaten des Projektes entwi-ckelt und mit Anwendern diskutiert Die Resonanz hierauf war sehr positiv Eine breite Diskussion der Konzepte in der kirchlichen Oumlffentlichkeit begann Ende 2009 Fuumlr Mitte 2010 ist der Start der Community geplant Sowohl der Entwurf als auch die Einfuumlhrung und Nutzung des Prozesses und der Werkzeuge werden evaluiert sodass Ruumlckschluumlsse auf die Wirkung in der EKD gezogen werden koumlnnen die auch fuumlr andere NGOs relevant sein werden

Dr Thies Gundlach Evangelische Kirche in Deutschland Dr Till Schuumlmmer FernUniversitaumlt in Hagen (vlnr) wwwpatongode

26 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

Lernkompetenz Schluumlssel zur Qualifizierungfuumlr Aumlltere

Die Diskussion um das lebenslange Lernen hat konjunktur in Politik wirtschaft und

Forschung Mittelfristig wird jeder dritte Be-schaumlftigte uumlber 50 Jahre alt sein und nur noch

jeder fuumlnfte juumlnger als 30 Jahre Parallel dazu nimmt der Anteil der wissensarbeit zu der Anteil koumlrperlicher und gering qualifizierter taumltigkeiten sinkt Lebenslanges Lernen wird als eine der zentralen strategien angesehen diese sich beschleunigenden Veraumlnderungen der Arbeitswelt zu bewaumlltigen

Einigkeit scheint daruumlber zu bestehen dass der Bedarf an beruflicher Weiterbildung auch fuumlr Beschaumlftigte uumlber 50 Jahren waumlchst Weniger Konsens gibt es in Bezug auf das Wie Wie kommen aumlltere Arbeitnehmer mit dieser Anforderung nach permanentem Dazuler-nen zurecht Wie koumlnnen sie unterstuumltzt werden Bislang werden Beschaumlftigte jenseits des vierzigsten Lebensjahres kaum noch zur Weiterbildung ermun-tert und auf die Lernbeduumlrfnisse dieser Gruppe abgestimmte Angebote sind Mangelware Und Dank der Fruumlhverrentungspolitik fruumlherer Jahre und einer entsprechend jugendzentrierten Arbeitsge-staltung gedieh ein bdquoAnti-Lernklimaldquo in dem sich bei Beschaumlftigten und Unternehmen gleichermaszligen der Eindruck verfestigte Aumlltere koumlnnten und wollten nicht mehr lernen Damit einher gehen unscharfe und falsche Vorstellungen uumlber die Lernfaumlhigkeit Aumllterer Demnach lernen Aumlltere (zu) langsam und schneiden in Weiterbildungsseminaren schlecht ab

Haben nicht wissenschaftliche Untersuchungen wiederholt nachgewiesen dass die kognitive Leis-tungsfaumlhigkeit ndash also alle Prozesse die mit Gedaumlchtnis Lernen und Denken zu tun haben ndash schon mit Mitte Ende Zwanzig nachlassen Schraumlnkt dies nicht auch die Lernfaumlhigkeit ein Tatsaumlchlich lassen zwar viele kognitive Funktionen messbar nach

Damit gehen aber nicht automatisch Einbuszligen in der Faumlhigkeit zum berufsbezogenen Lernen einher Zum einen bauen sich nicht alle kognitiven Funktio-nen ab sondern vornehmlich die als bdquofluide Intelli-genzldquo bezeichneten Sie kommen bei der Loumlsung neuer Aufgaben zum Zuge bei denen nicht auf

fruumlhere Lernerfahrungen zuruumlckgegriffen werden kann bdquoKristalline Intelligenzldquo hingegen kommt bei der Nutzung von Wissen und Erfahrung zum Einsatz und kann Einbuszligen der fluiden Intelligenz aus-gleichen Zweitens fanden fast alle einschlaumlgigen Studien im Labor statt und zielten auf die Auslotung der Grenzen kognitiver Leistungsfaumlhigkeit ab Die Moumlglichkeit zur Kompensation durch Wissen und Bildung entfaumlllt dadurch weitgehend

Lernfaumlhigkeit bleibt erhalten

Beim berufsbezogenen Lernen herrschen solche Ein-schraumlnkungen nicht Lernende koumlnnen ihren Lern-prozess hinsichtlich Lernzielen und Lernzeit (mit) bestimmen und dadurch kognitive Einbuszligen ausgleichen Die Laborbefunde zum Altersabbau betreffen so gesehen nur einen kleinen Ausschnitt des Lernens Aus kognitiver Sicht laumlsst sich also festhalten dass die Lernfaumlhigkeit aumllterer Mitarbeiter waumlhrend ihres gesamten Berufslebens erhalten bleibt

Lernfaumlhigkeit ist aber nicht gleich Lernbereitschaft Diese haumlngt wesentlich von einer spezifischen Lern-kompetenz ab Sie ist nicht auf bestimmte Fachge-biete beschraumlnkt und umfasst die drei Ebenen

bullLernorientierung Die Effizienz des Lernen wird davon beeinflusst ob man Lernen als gestaltbare Aktivitaumlt begreift oder als dozentengesteuerte Anhaumlufung von Faktenwissen auf Vorrat bullLernkontrolle Nachhaltig lernen kann nur wer sich dem eigenen Lernbedarf angemessene Lernziele setzt und den Lernfortschritt im Hin-blick auf diese Ziele fortlaufend uumlberpruumlft bullLerntechniken Sie dienen dazu Wissen lang-fristig im Gedaumlchtnis zu verankern und um-fassen vielfaumlltige Methoden der Visualisierung und Konzeptbildung

Lernkompetenz ist kein Talent sondern eine lern- und trainierbare Fertigkeit Sie kann durch gezielte Personalentwicklung und ein stimmiges betriebliches Umfeld mit foumlrderlichem Lernklima aufgebaut und erhalten werden Umgekehrt kann sie als Folge laumlnger dauernder bdquoLernentwoumlhnungldquo verloren gehen Dies haumlngt nicht zuletzt damit zusammen dass in vielen Unternehmen die Weiterbildungsteil-

27 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

nahme jenseits des vierzigsten Lebensjahres schlag-artig sinkt ndash was Lernentwoumlhnung natuumlrlich foumlrdert Auch herrscht fuumlr Aumlltere vielfach insofern ein unguumln-stiges Lernklima als nicht wenige Personalverant-wortliche Aumllteren nur geringe Lernfaumlhigkeit und Veraumlnderungsbereitschaft zutrauen Derlei Vorbe-halte schlagen sich bei Beschaumlftigten in Zweifeln an ihrer eigenen Lernfaumlhigkeit und an der Trainier-barkeit ihrer Fertigkeiten nieder Ein Mangel an Lernkompetenz erklaumlrt moumlglicherweise auch den vielfach replizierten Befund dass aumlltere Beschaumlftigte im Vergleich zu ihren juumlngeren Kollegen schlechtere Leistungen in der berufsbezogenen Weiterbildung zeigen

Unsere Forschung zeigt dass ndash unabhaumlngig vom Alter ndash Beschaumlftigte mit houmlherer Lernkompetenz einen signifikant houmlheren Lernerfolg angeben als Beschaumlftigter geringerer Kompetenz Bei Beschaumlftig-ten uumlber 50 Jahren faumlllt der Unterschied im Lernerfolg am deutlichsten aus Houmlhere Lernkompetenz geht mit houmlherer Weiterbildungsteilnahme einher um-gekehrt berichteten Beschaumlftigte mit geringerer Lernkompetenz uumlber groumlszligere Schwierigkeiten bei der Planung der eigenen Weiterbildung und houmlheren Unterstuumltzungsbedarf

Unter dem Strich zeigen unsere Untersuchungen dass die Erfassung der Lernkompetenz ein wichtiger Schritt ist im Rahmen von Strategien zur quantitativen und qualitativen Verbesserung der Weiterbildungs-beteiligung aumllterer Beschaumlftigter Dies laumlsst sich zur Konzeption von Lernkompetenz-Workshops nutzen mit denen das Lernverhalten gezielt optimiert werden kann Ansatzpunkt einschlaumlgiger Trainings ist die Lernkontrolle die sich in unseren Untersuchungen als trennscharf zwischen kompetenten und weniger kompetenten Lernern erwies Hoher Lernkontrolle also der Fertigkeit angemessene Lernziele zu setzen und das Lernen im Hinblick auf diese Ziele zu steuern kommt das groumlszligte Gewicht fuumlr den Lernerfolg zu Darin liegt auch der Grund dass vornehmlich auf die Vermittlung von auf Lernstrategien ausgerichtete Trainings und primaumlr auf die Staumlrkung der Lernmo-tivation abzielende Trainings gleichermaszligen zu kurz greifen und nur die integrierte Ansprache beider Ebenen nachhaltiges karriereweites und -langes Lernen gewaumlhrleistet

Prof Dr Christian Stamov-Roszlignagel Jacobs Centre on Lifelong Learning Jacobs University wwwjacobs-universitydedirectory10028

28 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Qualifizierung mit System ausbauen -Weiterbildung und bdquoeQualificationldquo

Digitale Medien und bdquoeQualificationldquo als die Lernformen des neuen Jahrtausends prokla-miert standen anfangs fuumlr kostenguumlnstiges und effektives Lernen technische Loumlsungen ruumlckten in den Mittelpunkt der Diskussion doch nach dem ersten Boom kam die ernuumlch-terung Die Lerner wuumlrden das Medium nicht akzeptieren der Lernerfolg sei anzuzweifeln der finanzielle Vorteil ebenso

Anstelle der technokratischen Schwerpunktsetzun-gen widmete man sich in der Folgezeit verstaumlrkt den lern- und bildungstheoretischen Aspekten und dem Potenzial multimedialer Lernkonzepte fuumlr eine zukunftsfaumlhige berufliche Kompetenzentwicklung Angesichts der in den letzten Jahren wieder deutli-chen Zuwachsraten des Lernens mit neuen Medien am Arbeitsplatz stellte sich die Frage nach der Bedeu-tung dieser Medien fuumlr die Weiterbildung und nach ihrem Einfluss auf deren soziale und didaktische Zielsetzungen

weiterbildung und soziale selektion

Die Entwicklung von der Industrie zur Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft fuumlhrt auch zu einem Wandel der Organisation in den Unternehmen die auch zu neuen Arbeits- und Organisationskonzepten fuumlhren wobei wir wahrscheinlich erst am Anfang dieses Wandlungsprozesses stehen Die Folge ist dass Weiterbildung und berufliche Qualifizierung gegenwaumlrtig einen Wandlungsprozess durchlaufen der Ziele und Inhalte Umfang sowie Formen Methoden und Orte des Lernens gleichermaszligen erfasst Lernformen und Lernorte werden pluraler und vielfaumlltiger und gehen mit einem quantitativen Zuwachs und einer qualitativen Veraumlnderung der Bedeutung des Lernens im Unternehmen einher

Die Nachfrage nach eLearning-Konzepten und neuen Medien in der Weiterbildung unterliegt durch neue Arbeitsformen wie rechner-und internetgestuumltzte Facharbeit und Dienstleistungen und den daraus resultierenden Kompetenzanspruumlchen einer auszliger-ordentlichen Dynamik Gleichzeitig haben Aufwen-dungen und Teilnehmerzahlen die Weiterbildung

zum groumlszligten Bildungsbereich gemacht Von den Auf-wendungen von 35 Mrd Euro pro Jahr entfallen 167 Mrd auf die Unternehmen incl die des oumlffentlichen Dienstes 138 Mrd auf Einzelpersonen 42 Mrd auf die Bundesagentur fuumlr Arbeit und 04 Mrd auf den Staat Im europaumlischen Vergleich liegt die Teilnahme-quote an der formellen betrieblichen Weiterbildung mit 30 der Erwerbstaumltigen im Jahr 2005 im Mittel-feld Im Vergleich liegt die Teilnahmequote in Frank-reich mit 46 und Tschechien mit 59 houmlher die von Polen mit 21 und Griechenland mit 14 niedriger

Entscheidend fuumlr die oumlkonomische qualifikatorische soziale und personale Funktion der Weiterbildung ist aber die Frage der Teilhabe an Weiterbildung der Wei-terbildungsbeteiligung Hier zeigt sich der stark sozial ausgrenzende Charakter der Weiterbil-dung die Selektivitaumlt und Ungleichheit von Chancen

bull28 der Weiterbildungsteilnehmer haben Hauptschulabschluss 47 einen mittleren Abschluss 59 AbiturFachhochschulreife bull23 sind ohne Berufsausbildung aber 62 mit Hochschulabschluss bull31 sind Arbeiter 68 Beamte bull44 gehoumlren der Gruppe der 19ndash34-Jaumlhrigen an 31 der Gruppe der 50-64 Jaumlhrigen

Qualifizierung mit system und bdquoeQualificationldquo ausbauen

Die Weiterbildungsbeteiligung haumlngt also entschei-dend von der beruflichen Qualifikation und der schulischen Vorbildung ab und verstaumlrkt die im Schulsystem angelegte soziale Selektion In dieser Situation kommen die informelle Weiterbildung und damit die neuen Medien und verschiedenen Formen des eLearnings ins Spiel Die Teilnahme an Compu-terselbstlernprogrammen im Rahmen der informel-len Weiterbildung hat sich zwischen 2003 und 2007 von 8 auf 15 erhoumlht und damit fast verdoppelt In der informellen Weiterbildungskategorie Internet am Arbeitsplatz weist die Statistik eine Steigerung von 7 auf 13 aus Zudem bilden sich mit der Nut-zung von Personal-Computern rechnerintegrierten Arbeitssystemen und dem Intranet zunehmend vir-tuelle Lernorte in Unternehmen heraus Beschaumlftigte nutzen in wachsendem Maszlige multimediale und inter-aktive Bildungsangebote und koumlnnen an

29 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

kooperativen Lehr-Lern-Arrangements teilnehmen Neue Medien und die damit verbundenen Lerntech-nologien wie Tele-Teaching und Tele-Coaching erlei-chtern und foumlrdern das Lernen in der Arbeit und in vernetzten Lernortstrukturen

Die informelle Weiterbildung verzeichnet seit Jahren erhebliche Zuwaumlchse obwohl die Teilnahme der Erwerbstaumltigen hier mit 61 im Jahre 2003 und mit 68 im Jahre 2007 schon annaumlhernd doppelt so hoch liegt wie die an der formellen Weiterbildung Damit ist die informelle Weiterbildung im Sinne von bdquoArbeit als zweite Chanceldquo und als Moumlglichkeit zu sehen der wachsenden Selektion in Weiterbildung und Weiter-bildungsteilnahme zu begegnen Dies ist allerdings kein Selbstlaumlufer denn auch bei der Teilnahme an der informellen Weiterbildung zeigt sich die Abbild-ung und Verlaumlngerung sozialer Ungleichheit Not-wendig ist eine strukturelle und im Weiterbildungs-system abzusichernde Foumlrderung von bildungsbe-nachteiligten Gruppen In diesem Sinne sind abschlieszligend vier Thesen und Optionen formuliert

bullInformelles Lernen wird im Beruf zunehmend wichtiger dabei kommt dem Lernen mithilfe neuer Medien durch die Verdoppelung in den letzten vier Jahren bei computergestuumltzten Selbstlernprogrammen und Internet-Lernen am Arbeitsplatz eine zentrale Rolle zu bullVirtuelle Lernorte verbinden formelle und informelle Weiterbildung diese Lernorte auf informations- und kommunikationstechno-logischer Basis ergaumlnzen die pluralen Lernorte von Qualifizierungsverbuumlnden und Qualifizier-ungsnetzwerken zunehmend bullNeue Medien eroumlffnen lern- und bildungsthe-oretisch verbesserte Zugaumlnge zum bdquolebenslan-gen Lernenldquo und zur bdquoBildung fuumlr alleldquo voraus-gesetzt sie werden didaktisch-methodisch und institutionell eingebettet und sind nicht einsei-tig auf Selbstorganisation und Individualisierung gerichtet bullWeiterbildung ist als vierte und umfassendste Saumlule des Bildungssystems auszubauen und verstaumlrkt gesetzlich zu rahmen wobei das in-formelle Lernen uumlber verbindliche Anerken-nungen als Beitrag zur Chancengleichheit in beruflichen Bildungswegen im Sinne einersbquo bdquozweiten Chanceldquo zu nutzen ist

Prof Dr Peter Dehnbostel Helmut-Schmidt-Universitaumlt Hamburg wwwhsu-hhdedebo

30 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Aufbau eines Online-Berichtshefts und Kompetenz-portfolios in den dualen Ausbildungsberufen

Die duale Berufsausbildung in Deutschland stellt ein erfolgsmodell dar und genieszligt auch

international hohes Ansehen Mehrere aktu-elle studien zeigen Maumlngel in der Qualitaumlt der dualen beruflichen Ausbildung auf nach einer repraumlsentativen umfrage des Bundesin-stituts fuumlr Berufsbildung (BIBB) kritisieren die Auszubildenden insbesondere die Qualitaumlt der kooperation der Lernorte Betrieb und schule oft ist es den Auszubildenden selbst uumlberlassen erfahrungen aus der betrieblichen und schulischen Ausbildung miteinander zu verknuumlpfen

Bei der mangelnden Abstimmung zwischen den Lern-orten handelt es sich jedoch weniger um ein Problem auf der Ebene der Ausbilder und Berufsschullehrer sondern eher um ein strukturelles Defizit der dualen Berufsausbildung Es mangelt vor allem an systema-tischer Information um ein gegenseitiges Abstimmen in der dualen Ausbildung gewaumlhrleisten zu koumlnnen

Es bedarf geeigneter Instrumente um eine staumlrkere Zusammenarbeit und die Abstimmung zwischen den betrieblichen und schulischen Ausbildern aber auch zwischen dem Auszubildenden und seinem Ausbilder zu ermoumlglichen Gegenwaumlrtig uumlbernimmt ausschlieszlig-lich der papierbasierte Ausbildungsnachweis das sogenannte Berichtsheft diese Funktion Da es sich hierbei um eine zeit- und ortsabhaumlngige Informa-tionsbasis handelt koumlnnen sich Probleme ergeben

Beispielsweise kann der Ausbilder anhand des Ausbildungsnachweises erst nach dem Abschluss eines Ausbildungsturnus feststellen mit welchen Themen sich der Auszubildende auseinanderge-setzt hat In der Folge sind klare und aufeinander abgestimmte Lernprozesse erschwert was nicht selten zu erheblichen Abstimmungsprozessen innerhalb der Ausbildung fuumlhrt

online-Ausbildungsnachweis

Unter dem Titel bdquoBLok ndash Online-Berichtsheft zur Staumlrkung der Lernortkooperationldquo verfolgt das Insti-tut fuumlr Berufspaumldagogik der Technischen Universitaumlt

Dresden das Ziel mit dem Einsatz von Web 20- Technologien die Lernorte der dualen Berufsausbil-dung zu verzahnen Im Rahmen dieses durch das BMBF gefoumlrderten Forschungs- und Entwicklungs-projektes werden bereits bestehende Ressourcen genutzt um das rechtsverbindliche Instrument bdquoBerichtsheftldquo welches in seiner gegenwaumlrtigen Form lediglich als Rechtfertigungsinstrument dient zu einem Qualitaumltsentwicklungsinstrument auf der Grundlage einer geeigneten mediendidaktischen Konzeption auszubauen

Der Schwerpunkt des Projektes liegt in der Entwick-lung Erprobung und Evaluation eines Online-Ausbildungsnachweises auf der technischen Basis eines Weblogs als persoumlnliches Lerntagebuch Dieses Online-Lerntagebuch fuumlhrt der Berufsschuumller regelmaumlszligig und kann von seinem Ausbilder und Berufsschullehrer jederzeit und vor allem unabhaumln-gig vom aktuellen Lernort des Berufsschuumllers einge-sehen werden Auf diese Weise werden die Lernorte der Berufsausbildung im dualen System durch den Online-Ausbildungsnachweis miteinander gekoppelt und so eine gemeinsame Informationsbasis fuumlr die Partner der dualen Berufsausbildung geschaffen Diese Staumlrkung der Lernortkooperation erzeugt eine Transparenz der Ausbildungsinhalte und soll zu einer verbesserten Abstimmung selbiger an den Lernorten fuumlhren

Funktionsbereiche und Potenziale

Der Online-Ausbildungsnachweis verfuumlgt uumlber zwei Funktionsbereiche

bullBerichtsheftfuumlhrung in Form eines Weblogs Wie bei der klassischen Form des Berichtsheftes uumlblich dokumentiert der Auszubildende auch in der online-basierten Form regelmaumlszligig den zeit-lichen und sachlichen Ablauf der Berufsaus-bildung Der Technologie eines Weblog ent-sprechend fuumlhrt der Auszubildende sein Lern-tagebuch als Online-Berichtsheft welches durch die Ausbilder online kommentiert werden kann Durch die Moumlglichkeit von Anmerkungen zu den Eintraumlgen des Auszubildenden werden Feedback-prozesse angeregt und folglich der Dialog zwi-schen Auszubildendem und Ausbilder gestaumlrkt

31 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

bullDarstellung der erworbenen Qualifikationen in Form eines Kompetenzportfolios Neben der Dokumentation des sachlichen und zeitlichen Ablaufes im Berichtsheft ist es dem Auszubildenden moumlglich die dokumentierten Taumltigkeiten zu verschlagworten In Form eines Auswahlmenuumls werden die zu erlangenden Faumlhigkeiten und Fertigkeiten eines Ausbildungs-berufes aufgelistet und von dem Auszubildenden verschlagwortet (sogenanntes Tagging) Anschlieszligend wird durch eine entsprechende Visualisierung (z B in Form einer Tagcloud d h einer Schlagwortwolke) der eigene Entwicklungs-stand dargestellt Die Tagcloud enthaumllt alle bis-her verwendeten Schlagworte Durch die damit erzeugte Transparenz koumlnnen Auszubildende und Ausbilder den Ist-Stand der beruflichen Handlungsfaumlhigkeit einschaumltzen und auch Handlungsbedarfe ableiten In Ergaumlnzung zu der geschlossenen Form des Kompetenzport-folios ist es in der offenen Form vorgesehen aus-bildungsrelevante Dokumente (wie Zertifikate etc) und Erfahrungsberichte abzulegen und so Erfahrungen aus der Ausbildungspraxis zu dokumentieren

Fazit

Das Projekt BLok traumlgt durch die Digitalisierung und Weiterentwicklung des klassischen Berichtsheftes auf Grundlage von Web 20-Technologien zur Ver-zahnung der Lernorte sowie zur Qualitaumltssicherung und -entwicklung in der dualen Berufsausbildung bei BLok unterstuumltzt dabei eine nachhaltige Integ-ration digitaler Medien auf struktureller Ebene in die Berufsausbildungspraxis

Professor Thomas Koumlhler Technische Universitaumlt Dresden wwwblok-onlineorg

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beroobi ndash erlebe Berufe online Das interaktive Jugendportal zur Berufswahl

trotz der vielfaumlltigen Moumlglichkeiten sich Infor-mationen zu beschaffen haben viele Jugend-liche nach wie vor Probleme sich hinsichtlich ihrer beruflichen zukunftsplanung zu orien-tieren oftmals bleibt ihre Ausbildungswahl einseitig und sie nehmen die chancen des derzeitigen Ausbildungs- und Arbeitsmarktes nur bedingt wahr

Das Wissen uumlber die Bandbreite aktueller Ausbildungs-berufe und speziell jener die auch zukuumlnftig Chancen auf dem Arbeitsmarkt bieten ist fuumlr die Berufswahl entscheidend Junge Frauen und Maumlnner mit niedri-geren Schulabschluumlssen sind dabei eine besondere Zielgruppe beroobi ist ein Kunstwort das sich aus Ber-ufs-bi-ld ableitet und bdquoooldquo wurde von Google abgeschaut beroobi bietet den jungen Frauen und Maumlnnern Interaktionsmoumlglichkeiten an die einen attraktiven Einstieg in das Thema Berufswahl ermoumlglichen

Hierfuumlr wird ein interaktives Online-Portal aufgebaut in dessen Mittelpunkt interessante und zukunfts-weisende Ausbildungsberufe fuumlr eine spielerische Erkundung stehen Die Berufsbilder sind multimedial-interaktiv aufbereitet und geben realistische Einblicke in den Berufsalltag Junge Frauen und Maumlnner die bereits in ihrem Beruf arbeiten stellen diese den Nutzern anschaulich vor und lassen sie entdeckend und ausprobierend daran teilhaben Alle wichtigen Aspekte eines Berufs werden aufgegriffen Taumltig-keiten Tagesablaumlufe Erlaumluterungen zu wichtigen Voraussetzungen Erklaumlrungen zu Anforderungen in der Ausbildung sowie das Aufzeigen von Perspek-tiven fuumlr weitere Fortbildungs- und Weiterbildungs-moumlglichkeiten und weiterfuumlhrende Links

Eine leichte und schnelle Orientierung wird dadurch erleichtert dass jedem Berufsbild der gleiche Aufbau und aumlhnliche Interaktionsmoumlglichkeiten zugrunde liegen Bei der Auswahl der Berufe werden bewusst Ausbildungsberufe aus Zukunftsbranchen und Innovationsbereichen (Industrie Handwerk Bau Naturwissenschaften Technik und Informations-technologie) in den Blick genommen

Interaktiver Ansatz mit hohem Akzeptanzwert

Ziel des didaktisch-methodischen Konzepts von beroobi ist es junge Menschen durch neue Ansaumltze zum selbst gesteuerten Entdecken und Ausprobieren im Netz anzuregen und einen persoumlnlichen Bezug zum Thema Berufswahl herzustellen Hierfuumlr setzt das Projekt auf verschiedene Kriterien die in der Umsetzung des Angebots konsequente Beruumlcksich-tigung finden

bullVielseitigkeit Selbststeuerbare Video- und Audiosequenzen Fotoshows und animierte Grafiken bieten anschauliche und vielseitige Formen der Informationsdarstellung Einge-bunden sind diese in eine Flash-Umgebung die auch als Web-Applikation unabhaumlngig von beroobi als Stand-alone-Applikation in eine Web-seite integriert werden koumlnnen bullInteraktion Verschiedene Interaktionstools ermoumlglichen eine direkte und aktive Teilnahm am Angebot Selbsteinschaumltzungen Umfragen und Wissenstests animieren zur spielerischen und entdeckenden Auseinandersetzung mit Inhalten bullIdentifikation Junge Profis aus der Praxis stellen vor Ort ihren Arbeitsplatz und ihr Arbeitsleben vor und lassen die Nutzerinnen und Nutzer uumlber Film und Audio daran teilhaben Der Mix aus Fakten eigenen Erfahrungsberichten und Hinweisen ermoumlglicht Identifikation und Pers-pektivenwechsel bullVerstaumlndlichkeit Das Angebot setzt konsequent auf jugendgerechte Sprache intuitive Benutzer-fuumlhrung und kleine verstaumlndliche Informations-einheiten sodass auch Jugendliche mit weniger Interneterfahrung gut damit zurechtkommen koumlnnen bullAuthentizitaumlt Jedes Berufsbild ist individuell gestaltet und lebt von der Authentizitaumlt seiner realen Hauptperson Dieses unverwechselbare bdquoGesichtldquo sowie auch das Zu-Wort-Kommen von Betriebs-und Unternehmensverantwortlich-en Ausbildungsleitern und anderen bdquoBerufsex-pertenldquo fuumlhren zu einer hohen Akzeptanz bei Jugendlichen

33 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Das online-Portal beroobide

Die Hauptintention des Online-Portals besteht darin Jugendlichen verschiedene Zugangswege zu den jeweiligen Berufsbildern zu ermoumlglichen sie neu-gierig zu machen und zum bdquoHineinklickenldquo anzu-regen Im Mittelpunkt von wwwberoobide stehen daher die Berufsbilder die uumlber spezifische Beduumlrf-nisparameter ansteuerbar sind Weiterfuumlhrende Informationen zu den Berufen Interviews mit Experten spielerische Wissensabfragen und Links werden den Jugendlichen uumlber eine Informations-rubrik angeboten Ein kleiner Community-Bereich ermoumlglicht weitere Orientierungshilfe Dort steht ein moderiertes Forum fuumlr Fragen und Hinweise bereit eine Merkliste fuumlr das Speichern von Berufs-bildern sowie die Verlinkung auf Freunde und deren Profile Uumlber Features wie bdquoWie steht mir der Berufldquo koumlnnen eigene Fotos hochgeladen werden welches die Nutzerinnen und Nutzer automatisch in verschiedene Arbeitsbekleidungen hineinsetzt und in eine Galerie speichert

zielgruppe

Primaumlre Zielgruppe von beroobi sind Jugendliche der Altersgruppe 14 bis 20 Jahre aller Schulformen die sich im Prozess der Berufsfindung und Berufsorien-tierung befinden Neben Schulabgaumlngern sind des-gleichen all diejenigen angesprochen die bereits eine Berufsausbildung begonnen abgeschlossen oder auch abgebrochen haben und sich weiter bzw neu orientieren moumlchten Wichtige Ansprech-partner sind daher auch paumldagogische Fachkraumlfte die in vielen Faumlllen beroobi bei der jugendlichen Zielgruppe bekannt machen

kooperation und Vernetzung

Das Projekt beroobi versteht sich als bdquoTuumlroumlffnerldquo zu bereits bestehenden Angeboten im Bereich Berufso-rientierungberufliche Bildung und lebt daher von dem vielseitigen Austausch und der Zusammenarbeit mit diesen Dazu zaumlhlen unter anderem vor allem Verbaumlnde Innungen Kammern die Agentur fuumlr Arbeit das Bundesinstitut fuumlr Berufsbildung Schulen Berufsschulen Bildungstraumlger Gewerkschaften so-wie vor allem auch Wirtschaftspartner Betriebe und Unternehmen

Silke Niemann Schulen ans Netz e V wwwberoobide und wwwschulen-ans-netzde

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Erstellung digitaler eLearning-Module durch Aus-zubildende im Handwerk

Das Internet hat uns in ein neues Jahrtausend

gefuumlhrt ein Jahrtausend in dem das wissen der welt raumlumlich und zeitlich unabhaumlngig

verfuumlgbar ist und aus immer groumlszligeren Daten-banken abgerufen werden kann eine solche entwicklung macht auch vor dem system der dualen beruflichen erstausbildung im hand-werk nicht halt und beschaumlftigt seit vielen Jahren die vorausschauende wissenschaft aber auch die Praxis

Im Kern geht es bei den Uumlberlegungen um die Einfuumlhr-ung von eLearning-Szenarien Die Bemuumlhungen zielen hier zum einen auf die oumlkonomische Optimie-rung (beliebiger Einstiegszeitpunkt in Qualifizierungs-maszlignahmen Optimierung der Lehrer-Schuumller-Relation) zum anderen aber auch auf die didaktisch-methodische Optimierung von Bildungsprozessen wie die individuelle Foumlrderung oder Flexibilisierung

Bei allen Bemuumlhungen mit Web 10-gestuumltzten eLear-ning-Szenarien bleiben zahlreiche Fragen ungeklaumlrt Dies gilt besonders fuumlr den Bereich der Lehrlings-ausbildung im Handwerk Aus dem System der dualen Berufsausbildung im Handwerk d h der Kombination von betrieblicher und uumlberbetrieblicher Ausbildung und Unterricht in der Berufsschule sind bisher keine nachhaltigen Ansaumltze bekannt in denen Bildungsprozesse durch internetbasierte eLearning-Konzepte optimiert ergaumlnzt oder gar abgeloumlst werden konnten Bisher kann lediglich auf die Ergebnisse von Modellprojekten zuruumlckgegriffen werden Standar-disierte Konzepte und didaktische Ansaumltze existieren nicht Ganz zu schweigen von einer bildungstheore-tischen Verortung von eLearning-Szenarien in konventionellen Berufsbildungsprozessen

Die Vergangenheit hat gezeigt dass vor allem zwei Problemlagen die Einfuumlhrung von eLearning-Szena-rien erschweren Zum einen gibt es das Problem dass es nicht genuumlgend passgenaue digitale Lern-module fuumlr die verschiedenen Gewerke d h die Berufe im Handwerk und die daraus resultierenden Lerngruppen gibt

Hier zeigt sich die Schwierigkeit dass der produzierte eLearning-Baustein entsprechend der Lerngruppe reduziert und entsprechend der Vorstellung des Lehrers didaktisch eingebunden sein muss Zum an-deren scheitert der Einsatz kommerzieller Loumlsungen auch daran dass nicht die notwendigen Ressourcen vorhanden sind um immer wieder Lernmodule zu erwerben die den jeweils aktuellen Stand der Technik abbilden An dieser Stelle setzt das Forschungsvorhaben Didaktische Parallelitaumlt und Lernortflexibilisierung (DiPaL) an DiPaL kombiniert die klassischen Vorteile des Praumlsenzunterrichts mit den neuen Moumlglichkeiten des Web 20 mit dem Ziel Lernprozesse im Dualen System uumlber selbst produzierte E-Learnings flexibler zu machen

Lerneinheiten selber erstellen

Das Forschungsvorhaben entwickelt und untersucht dazu einen neuen subjektorientierten designbasier-ten didaktisch-methodischen Ansatz zur Lernort-kooperation Mit Hilfe spezieller Software erstellen Schuumllerinnen und Schuumller mit ihren Lehrkraumlften ihre Lerneinheiten selber bereiten sie digital auf und veroumlffentlichen sie im Netz Das Konzept des offenen Klassenzimmers basiert dabei auf der Annahme dass in jeder Schuumllerin und in jedem Schuumller auch eine Lehrerin bzw ein Lehrer steckt Das Ziel besteht darin durch eine geeignete Didaktik genau diesen Rollen-tausch vom Lernenden zum (Lern-) Lehrenden herbei-zufuumlhren Das heiszligt konkret dass die Auszubildenden die Themen des Unterrichts so aufbereiten dass digitale Lernmaterialien (Filme Texte Bilder Grafi-ken) entstehen Die dazu notwendigen Aktivitaumlten der (Lern-) Lehrenden reichen von der Anfertigung einer Handzeichnung die eingescannt wird bis zur schriftlichen Ausarbeitung eines kompletten Dreh-buchs fuumlr die Umsetzung des jeweiligen Themas in einem aufwendigen Lehrfilm Die im Unterricht erzeugten digitalen Lernmaterialien werden an-schlieszligend gemeinsam mit dem Lehrer besprochen und diskutiert ob die produzierten Lernmaterialien fachlich richtig sind Diese Besprechungen sind von groszliger Bedeutung fuumlr den Lernprozess da sich hier zeigt ob das Thema fachlich verstanden wurde

35 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Gleichzeitig hinterfragen die (Lern-) Lehrenden sich selbst und den Prozess der Materialienproduktion Hierbei gilt es z B Alternativen zur gefundenen Loumlsung aufzuzeigen oder die Sprachqualitaumlt zu beurteilen Grundsaumltzlich wird angestrebt dass die (Lern-) Lehrenden in einen kritischen Dialog unter-einander treten Die Diskussion fuumlhrt im Ergebnis zu der Entscheidung ob das produzierte Lernmaterial im Internet veroumlffentlicht wird oder nicht

Fuumlr den Bereich der dualen beruflichen Erstausbil-dung bieten die durch die Auszubildenden erstellten digitalen Lernbausteine ganz besondere Moumlglich-keiten um Ausbildungsstrukturen flexibler zu machen So wird das Forschungsvorhaben empirisch unter-suchen inwieweit die Lernbausteine dazu genutzt werden koumlnnen dass der Auszubildende krankheits-bedingte oder betriebsbedingte Fehlzeiten zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort nachholen kann Daneben erwarten die am Forschungsvorhaben beteiligten Institutionen dass uumlber die Transparenz der Inhalte eine grundsaumltzlich verbesserte Zusam-menarbeit zwischen den Berufsschullehrern und den betrieblichen bzw uumlberbetrieblichen Ausbil-dern realisiert werden kann Auch dies soll empirisch geklaumlrt werden

Neben den Untersuchungen hat das Vorhaben auch verschiedene entwicklungstechnische Ziele

bullEntwicklung von Schemata zur Integration von Programmen zur schnellen Entwicklung von Lernangeboten (Rapid-Authoring-Prozesse) in konventionelle Praumlsenzphasen bullEntwicklung und Implementierung einer Datenbank fuumlr Lehrinhalte (Learning Object Re-pository abgekuumlrzt LOR) fuumlr die Bereitstellung von Bausteinen in einem Bausteinnetzwerk des Handwerks (wwwbaustein-netzwerkde) bullEntwicklung von Organisationsstrukturen fuumlr die engere inhaltliche Zusammenarbeit der Lernorte im dualen System auf der personalen Ebene

Markus Schaumlfer Berufskolleg Maumlrkischer Kreis wwwkfz4mede und wwwdipalde

36 LIterAturhInweIse

weiterfuumlhrende Literatur (Auswahl)

Becker M Spoumlttl G (2008) Berufswissenschaftliche Forschung ndash Ein Arbeitsbuch

fuumlr Studium und Praxis Peter Lang Internationaler Verlag der Wissenschaften

Frankfurt am Main

Beicht U Krewerth A Eberhard V Granato M Viel Licht ndash aber auch Schatten

Qualitaumlt dualer Berufsausbildung in Deutschland aus Sicht der Auszubildenden

BIBB Report 92009

Dehnbostel P (2008) Berufliche Weiterbildung Grundlagen aus arbeitnehmer-

orientierter Sicht Berlin edition sigma

Dreyfus H-L Dreyfus S E (1986) Kuumlnstliche Intelligenz Von den Grenzen der

Denkmaschine und dem Wert der Intuition Reinbek Rowohlt Verlag Hamburg

Grund- und Strukturdaten gushisde 80 [12 09 2009]

Hauptverband der deutschen Bauindustrie Zahlen und Fakten

wwwbauindustriede (Stand Juni 2009)

Howe Falk Berben Thomas (2006) Lern- und Arbeitsaufgaben In Rauner Felix

(Hrsg) Handbuch Berufsbildungsforschung 2 aktualisierte Auflage Bielefeld

Bertelsmann S 383ndash390

Howe Falk Knutzen Soumlnke (2007) Die Kompetenzwerksttt Ein berufswissen-

schaftliches E-Learning-Konzept Goumlttingen Cuvillier

Knutzen Soumlnke Howe Falk E-Learning im Handwerk (2008) In Issing Ludwig

Klimsa Paul (Hrsg) Online-Lernen Weinheim Beltz-Verlag S 133ndash156

Knutzen Soumlnke Howe Falk Rapid E-Learning in der gewerblich-technischen

Ausbildung ndash Gestaltbare Lernsoftware nach dem Konzept der Kompetenz-

werksttt (2008) In Howe Falk Jarosch Juumlrgen Zinke Gert (Hrsg)

Ausbildungskonzepte und Neue Medien in der uumlberbetrieblichen Ausbildung

Bielefeld Bertelsmann-Verlag S 112ndash131

Koumlhler T Neumann J Saupe V Organisation des Online-Lernens In Issing L J

Klimsa P Online-Lernen Ein Handbuch fuumlr das Lernen mit Internet Muumlnchen

Oldenbourg 2008

Payome Thea (2006) Marktuumlbersicht Rapid E-Learning ndash aus PowerPoint-Folien

werden Lernprogramme In Hohenstein Andreas Wilbers Karl (Hg) Handbuch

E-Learning 17 Erg-Lfg Koumlln Dt Wirtschaftsdienst

Scheib T Spoumlttl G Windelband L Qualitaumlt betrieblicher Ausbilder sichern und

entwickeln ndash eine staumlndige Herausforderung In Berufsbildung in Wissenschaft

und Praxis ndash BWP 32008 S 36ndash39

Von Rosenbladt B Bilger F (2007) Weiterbildungsbeteiligung in Deutschland

Eckdaten zum BSW-AES 2007 tns infratest Muumlnchen

ZFA (Hrsg) 2009 Statistik Berufsausbildung und Fortbildung Druck und Medien

20082009 unveroumlffentlichte vorlaumlufige Fassung vom 050509

Diese Druckschrift wird im Rahmen der Oumlffentlichkeitsarbeit vom Bundesministe-

rium fuumlr Bildung und Forschung unentgeltlich abgegeben Sie ist nicht zum gewerb-

lichen Vertrieb bestimmt Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerberinnen

Wahlwerbern oder WahlhelferinnenWahlhelfern waumlhrend eines Wahlkampfes zum

Zweck der Wahlwerbung verwendet werden Dies gilt fuumlr Bundestags- Landtags- und

Kommunalwahlen sowie fuumlr Wahlen zum Europaumlischen Parlament Missbraumluchlich

ist insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen und an Informations-

staumlnden der Parteien sowie das Einlegen Aufdrucken oder Aufkleben partei-

politischer Informationen oder Werbemittel Untersagt ist gleichfalls die Weiter-

gabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung Unabhaumlngig davon wann auf

welchem Weg und in welcher Anzahl diese Schrift der Empfaumlngerindem Empfaumlnger

zugegangen ist darf sie auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden

Wahl nicht in einer Weise verwendet werden die als Parteinahme der Bundes-

regierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden koumlnnte

  • eQualification - Neue13Wege der Qualifizierung
    • Impressum
    • Gruszligwort zur Broschuumlre
    • Inhalt
    • eLearning ndash das Lernen der Zukunft
    • Aufstiegsweiterbildung in der Druck- und Medienindustrie13
    • Flexible Learning im Einzelhandel13
    • DAWINCI ndash Durchlaumlssigkeit in der Aus-und Weiterbildung in der chemischen Industrie13
    • Virtuelles Lernen auf der Baustelle ndash Villa-b13
    • Live Stream Learning ndash fuumlr mobiles und stationaumlres Lernen13
    • Rapid eLearning ndash leicht gestaltbare Lernsoftware13
    • Weiterbildung durch multimediale Lernformen13
    • Demografischer Wandel Herausforderungen und Chancen13
    • eLearning-Infrastruktur in der Altenpflege (eLiA)13
    • Entstehung von Communities am Beispiel der evangelischen 13Kirche in Deutschland
    • Lernkompetenz Schluumlssel zur Qualifizierung fuumlr Aumlltere13
    • Qualifizierung mit System ausbauen - 13Weiterbildung und eQualification
    • Aufbau eines Online-Berichtshefts und Kompetenzportfolios in den dualen Ausbildungsberufen13
    • beroobi ndash erlebe Berufe online Das interaktive Jugendportal zur Berufswahl13
    • Erstellung digitaler eLearning-Module durch Auszubildende im Handwerk13
    • weiterfuumlhrende Literatur (Auswahl)
Page 18: eQualification - Neue Medien, neue Wege der …...Mobile Devices), die wachsenden Personalisierungs-möglichkeiten des Digitaldrucks sowie der starke Trend zur Entwicklung innovativer

18 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Weiterbildung durch multimediale Lernformen am Beispiel der Zementindustrie

Im zuge des technischen und wirtschaftli-chen wandels hat sich die Arbeitswelt in der zementindustrie einschneidend veraumlndert

Anfang dieses Jahrhunderts waren ndash in Verbindung mit konjunkturellen und strukturellen Veraumlnderun-gen sowie der Auslagerung von Funktionen (Outsour-cing) ndash Produktivitaumltssteigerungen mit einem Verlust von Arbeitsplaumltzen verbunden Gleichzeitig wurden durch die Rationalisierung der Zementproduktion schwere heute kaum mehr vermittelbare Taumltigkeiten durch moderne Arbeitsplaumltze mit hohen Anforderun-gen an die berufliche Qualifikation und Weiterbil-dung abgeloumlst Dies betrifft nicht nur Fach- und Fuumlhrungskraumlfte sondern alle Beschaumlftigen Denn mehr als je zuvor ist es heute noumltig die Mitar-beiter hinsichtlich ihrer Kenntnisse Fertigkeiten und ihrem verfahrenstechnischen Wissen weiter-zuqualifizieren Nur mit qualifizierten und motivier-ten Mitarbeitern bleibt ein Unternehmen dauerhaft innovativ und konkurrenzfaumlhig Fuumlr den Mitarbeiter bietet sich durch Weiterbildung die Moumlglichkeit vorhandene Kompetenzen an die fortschreitende Entwicklung anzupassen und die eigene Beschaumlftigungsfaumlhigkeit zu erhalten bzw weiter auszubauen

Die Zementindustrie hat in der Vergangenheit fuumlr einfache manuelle Taumltigkeiten viele un- und ange-lernte Arbeiter beschaumlftigt Heute ist die Beschaumlfti-gungsstruktur in den Zementwerken durch den hohen Automatisierungsgrad bestimmt Rund 40 der Belegschaften sind in der Steuerung und Kontrolle des zentralen Produktionsprozesses beschaumlftigt entweder als Vorarbeiter Meister und Produktionssteuerer auf den zentralen Leitstaumlnden oder als Anlagenkontrolleure bzw Maschinenwaumlrter In den Laborbereichen sind rund 10 der Mitarbeiter taumltig die im Allgemeinen eine Ausbildung als Bau-stoffpruumlfer oder Chemielaborant haben Die uumlbrigen Beschaumlftigten arbeiten vor allem in der Instandhal-tung und haben meist eine Ausbildung zum Anlagen-elektroniker oder Industriemechaniker absolviert Entsprechendes Zement-Know-how erwarben sie weitgehend on the job erwarben Vor dem Hinter-grund der stetig steigenden Anforderungen und der fortschreitenden Rationalisierung gewinnt die systematische und bereichsuumlbergreifende Quali-

fizierung der Beschaumlftigten weiter an Bedeutung Eine wirksame Unterstuumltzung der Weiterentwick-lung erfordert dabei einen passgenauen Zuschnitt der Qualifizierungsangebote auf die betrieblichen Anforderungen sowie die individuellen Beduumlrfnisse jedes einzelnen Mitarbeiters

Lehrbriefe werden in digitale Medien uumlber-fuumlhrt

Neben dem von der IHK anerkannten Industriemei-sterlehrgang bdquoKalkZementldquo dem Produktionssteu-ererlehrgang fuumlr Leitstandfahrer sowie zahlreichen Weiterbildungsseminaren bietet der Verein Deut-scher Zementwerke e V zur Aus- und Weiterbildung der gewerblichen Mitarbeiter insbesondere auch der gering qualifizierten bzw fachfremden Mitarbeiter sogenannte bdquoLehrbriefeldquo an Diese 47 Lehrunterlagen stehen den VDZ-Mitgliedswerken nunmehr seit 2006 sowohl in gedruckter Form als auch digital als PDF-Datei zur Verfuumlgung Thematisch befassen sich die Lehrbriefe mit dem gesamten Zementherstellungs-prozess von der Rohmaterialgewinnung bis hin zur Zementverladung Dabei werden vor allem Bereiche behandelt die sich auf die Produktionsablaumlufe in den Werken beziehen und mit der Taumltigkeit des Produk-tionsmitarbeiters in engem Zusammenhang stehen

Erfahrungen mit dem Einsatz der Lehrbriefe zeigten jedoch dass sie nicht im angestrebten Maszlige in den Werken als Weiterbildungsunterlagen genutzt werden Der kontinuierliche Schichtbetrieb sowie die duumlnne Personaldecke fuumlhrten dazu dass in vielen Unternehmen die personellen und zeitlichen Ressour-cen zur Weiterbildung der Mitarbeiter in Praumlsenzsemi-naren nicht gegeben waren Um den Unternehmen ein effizientes und flexibles Angebot zur Weiterbild-ung ihrer Mitarbeiter anbieten zu koumlnnen mussten aus den bisherigen Erfahrungen drei wesentliche Gesichtspunkte beruumlcksichtigt werden Zum einen muss gewaumlhrleistet sein dass die Vermittlung des Wissens individuell und zeitoptimiert in die inner-betrieblichen Ablaumlufe integriert werden kann Zum andern muumlssen die Unterlagen fortlaufend aktualisiert und erweitert werden ndash dies moumlglichst ohne hohen Personal- Kosten- und Zeitaufwand

19 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Zu guter Letzt muumlssen sie so aufbereitet werden dass sie sowohl didaktisch und inhaltlich als auch gestal-terisch bei der Belegschaft auf hohe Akzeptanz stoszligen

Vor diesem Hintergrund wurde 2007 beschlossen die Lehrbriefe vollstaumlndig zu uumlberarbeiten und den Werken zukuumlnftig in Form digitaler Medien zur Ver-fuumlgung zu stellen Hierzu wurden die bestehenden Unterlagen mit finanzieller Unterstuumltzung des Bundes-ministeriums fuumlr Bildung und Forschung (BMBF) grundlegend uumlberarbeitet didaktisch aufbereitet und als Online-Kurse auf einer neu entwickelten VDZ-Lehrplattform integriert

Die nunmehr zur Verfuumlgung stehenden 50 Online-Kurse des VDZ sollen insbesondere den gewerblichen Mitarbeitern aber auch Neueinsteigern Wissen uumlber Technik Umweltvorsorge Arbeitsschutz und die Ablaumlufe der Zementproduktion von der Rohstoffge-winnung bis zum Versand der Produkte vermitteln

Medienelemente wie Videos und Animationen sind genauso Bestandteil der mediengestuumltzten Bildungs-angebote wie Fragenkataloge und Testaufgaben Eine Kommunikationsplattform rundet das Angebot ab Daruumlber hinaus werden vier Kurse angeboten die den Mitarbeitern im beruflichen Alltag sowie in der oumlffentlichen Diskussion eine Hilfestellung bieten Diese sogenannten Informationsbriefe beinhalten die Themen Nachhaltigkeit Rohstoffgewinnung Ressourceneffizienz und Klimaschutz Sie dienen der Vermittlung von Kenntnissen uumlber die Zement-produktion im Spannungsfeld zwischen oumlkonomi-schen oumlkologischen und sozialen Aspekten

Die Lehrplattform wurde mittlerweile von Mitarbei-tern aus fuumlnf VDZ-Mitgliedswerken und dem For-schungsinstitut erfolgreich getestet optimiert und an die Beduumlrfnisse der Beschaumlftigten in der Zement-industrie sowie verwandter Industrien angepasst Die Plattform steht seit Anfang 2010 allen VDZ-Mit-gliedswerken zur Verfuumlgung

Dr rer nat Stefan Schaumlfer Verein Deutscher Zementwerke e V wwwelearning-vdzde

20 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Demografischer Wandel Herausforderungen und Chancen

Den Folgen des demografischen wandels kann

sich auch die Informations- und kommunika-tionswirtschaft (Itk-wirtschaft) nicht ver-schlieszligen zahlreiche studien belegen einen strukturellen Fachkraumlftemangel der sich bei einem konjunkturaufschwung in den naumlchsten

Jahren weiter verschaumlrfen wird und die inter-nationale wettbewerbsfaumlhigkeit Deutsch-lands schwaumlchen kann

IT 50plus ist eine durch den nationalen Informations-technologie-Gipfel der Bundesregierung initiierte Gemeinschaftsinitiative des Bundesverbands Infor-mationswirtschaft Telekommunikation und neue Medien e V und der Industriegewerkschaft Metall (IG Metall) die vom Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung sowie dem Europaumlischen Sozialfonds gefoumlrdert wird Die Initiative zielt darauf ab die Beschaumlftigungsfaumlhigkeit aumllterer ITK-Fachkraumlfte zu erhalten oder wiederherzustellen um so den Folgen des demografischen Wandels und dem Fachkraumlfte-mangel in der ITK-Branche nachhaltig zu begegnen Das modulare Projekt setzt in verschiedenen Bereichen der Personalentwicklung Arbeitsvermittlung und Netzwerkbildung an und gliedert sich in sieben Teilprojekte

bullarbeitsmarktpolitische Instrumente bullAnpassung der arbeitsprozessorientierten Wei-terbildung (APO IT) an die Zielgruppe Arbeitslose bullIT-Spezialistenqualifizierung im virtuellen Raum bullCoaching-Netzwerke fuumlr Unternehmen bullPersonalentwicklungsstrategien IT 50plus bullEntwicklung aumllterer ITK-Fachkraumlfte zum Mentor und Coach bulleLearning IT 50plus ndash Konzepte undEmpfehlungen

Im Vordergrund stehen Initiativen und Vorhaben um bundesweite Beraternetzwerke fuumlr ITK Unterneh-men und fuumlr ITK-Fachkraumlfte aufzubauen dauerhaft zu unterhalten innovative Personalentwicklungs-modelle und Qualifizierungskonzepte zu erstellen zu pilotieren und als Referenzmodelle zur groszligflauml-chigen Umsetzung in Unternehmen bzw durch IT-Bildungstraumlger zu empfehlen

Itk-spezialistenqualifizierung im virtuellen raum

Im Teilprojekt bdquoITK-Spezialistenqualifizierung im vir-tuellen Raumldquo arbeiten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im virtuellen Unternehmen FuTEx (Future Technologies for Expertise Development) Es soll nachwiesen werden dass eine arbeitsprozess-orientierte Qualifizierung mit anschlieszligender Zertifizierung nach der internationalen Norm DIN EN ISOIEC 17024 auch fuumlr IT-Fachkraumlfte moumlglich ist die eine solche Maszlignahme nicht am Arbeitsplatz absolvieren koumlnnen Dies betrifft vor allem Personen in Arbeitslosigkeit oder Kurzarbeit Gearbeitet gelernt und kommuniziert wird an einem virtuellen Arbeitsplatz uumlber eine webbasierte Arbeits- und Lern-plattform Das innovative Konzept basiert auf der bewaumlhrten Methodik des IT-Weiterbildungssystems APO IT So bearbeiten die FuTEx-Teilnehmer-innen am virtuellen Arbeitsplatz einen realen Projektauftrag wobei sie von Lernprozessbegleitern und Fachberatern unterstuumltzt werden Um das APO IT-Prinzip erfolg-reich in eine virtuelle Arbeitswelt zu uumlbertragen sind folgende fuumlnf Schritte vorgesehen

1 realitaumltsnahe Lernaufgaben

Es muumlssen Bedingungen fuumlr arbeitsprozessorientier-tes Lernen geschaffen werden die einem Lern- und Arbeitsplatz im realen betrieblichen Kontext gleichen Erst bei der unmittelbaren praktischen An-wendung von erlerntem Wissen in Verbindung mit der Loumlsung einer konkreten betrieblichen Arbeits-aufgabe kommt es zu sogenannten bdquoemotionalen Labilisierungssituationenldquo d h zu Verunsicherun-gen und zur Veraumlnderung der Gefuumlhle des Menschen die zur nachhaltigen Herausbildung von Handlungs-kompetenzen bei den Lernenden fuumlhren Wichtigste Voraussetzung ist also bdquoechteldquo IT-Projektaufgaben bereitzustellen die von einem realen Auftraggeber stammen

2 webbasierte Arbeits- und Lernplattform

Um Lern-und Projektteams in einer virtuellen Arbeits-welt zu vernetzen und zu betreuen wird eine web-basierte Arbeits- und Lernplattform eingesetzt Sie muss einfach handhabbar und kompatibel mit allen gaumlngigen PC-Betriebssystemen und Web-Browsern

21 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

sein Die Arbeitsplaumltze ndash zu Hause beim Bildungs-traumlger oder im Unternehmen ndash muumlssen mit einem PC sowie mit Breitband-Internet ausgestattet sein

3 Begleitung durch ein engagiertes Betreuerteam

Die Teilnehmer werden von einem Betreuerteam begleitet und unterstuumltzt Da dies in uumlberwiegendem Maszlige bdquoon distanceldquo d h uumlber elektronische Medien der Arbeits- und Lernplattform geschieht erwachsen besonders hohe Anforderungen an die Betreuer Sie muumlssen ein besonderes Gespuumlr fuumlr die Lernsituation der Teilnehmer entwickeln koumlnnen

4 Auswahl geeigneter teilnehmergruppen

In engem Zusammenwirken mit der Bundesagentur fuumlr Arbeit und deren regionalen Agenturen (Zielgruppe arbeitsuchende ITK-Fachkraumlfte ab dem vollendeten 40 Lebensjahr) sowie mit ITK-Hersteller- und Anwenderunternehmen (Zielgruppe aumlltere ITK-Fachkraumlfte in Kurzarbeit) wird uumlber die bevorstehen-den Pilotmaszlignahmen informiert Die Teilnehmer muumlssen Berufserfahrung in der ITK-Wirtschaft haben und besonders aufgeschlossen gegenuumlber elektroni-schen Medien in der Bildung sein

5 evaluation und transfer in den Markt

Das Qualifizierungskonzept wird ab 2010 auf seine Umsetzbarkeit und spaumltere Uumlbertragbarkeit auf andere Unternehmen gepruumlft Nach erfolgreicher Erprobung umfassender Evaluation und Konzept-optimierung ist es vorgesehen die Ergebnisse Erfahrungen und Best Practices zu veroumlffentlichen Die Ergebnisse werden allen einschlaumlgigen Bildungs-traumlgern zugaumlnglich gemacht um Nachhaltigkeit zu erreichen Ziel ist es den FuTEx-Qualifizierungs-ansatz als marktfaumlhiges Konzept bundesweit zu etablieren

Erfolgskriterien fuumlr die Erprobung des FuTEx-Kon-zepts sind

bulldie Zahl der Arbeit suchenden ITK-Fachkraumlfte die nach Absolvierung einer FuTEx-Qualifizie-rung das Abschlusszertifikat zum IT -Spezialisten nach ISO 17024 erhalten haben

Thomas Mosch Mitglied der Geschaumlftsleitung BITKOM - Bundesverband Informationswirtschaft Telekommunikation und neue Medien eV wwwfutexcorpde und wwwit-50plusorg

bulldie Zahl der Arbeit suchenden ITK-Fachkraumlfte die nach erfolgreichem Abschluss einer FuTEx-Qualifizierung in adaumlquate Arbeit zuruumlckfinden konnten und bulldie Zahl der IT-Fachkraumlfte in Kurzarbeit die nach erfolgreichem Abschluss einer FuTEx-Maszlignahme ihre Handlungskompetenzen fuumlr ein IT-Spezial-istenprofil verbessern oder durch Personenzer-tifizierung nach ISO 17024 aktualisieren d h neu erlangen konnten

shy

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22 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

eLearning-Infrastruktur in der Altenpflege (eLiA)

Das Projekt bdquoeLearning-Infrastruktur in der Altenpflegeldquo ist ein durch das Bundesminis-terium fuumlr Bildung und Forschung und den

europaumlischen sozial-fonds gefoumlrdertes Projekt unter der Leitung des Awo-Bundesverbandes e V in Berlin das in der zeit vom 1112007 bis 31102008 gefoumlrdert wurde

Die Aus- Fort-und Weiterbildungseinrichtungen und die Einrichtungen der Altenpflege verfuumlgten vor Pro-jektstart nicht uumlber eine ausreichende Infrastruktur zum Einsatz elektronischer Medien Daraus leiteten sich folgende Notwendigkeiten bzw Projektziele ab

bullSchaffung einer zentralen Infrastruktur durch den Einsatz einer Kommunikations- und Lern plattform bullErprobung des Einsatzes von bereits erstelltem Inhalt (Content) fuumlr den Bereich der Altenpflege-aus- und -weiterbildung bullSchulung von Teletutoren fuumlr die Betreuung von Lernenden bullSchulung von Administratoren zum adaumlquaten Umgang mit der Kommunikations- und Lern plattform

Ein weiteres wichtiges Ziel war die Nachhaltigkeit des Projekts Dafuumlr sollte eine zentrale (traumlgeruumlbergrei-fende) technische Infrastruktur geschaffen werden So sollten nach Projektende alle interessierten Ein-richtungen die Moumlglichkeit erhalten auf dem Server einen separaten geschuumltzten Zugang fuumlr die Entwick-lung und Erprobung eigener eLearning-Lehr- und Lernszenarien zu bekommen

Um die Entwicklung und Realisierung der Projekt-ziele zu unterstuumltzen wurde ein externer Dienstlei-ster die Qualitus GmbH einbezogen Der Partner stellte die technische Infrastruktur bereit passte die Lernumgebung an die Beduumlrfnisse der Kunden an und leistete Support beim Einsatz der flexiblen Open-Scource-Lernplattform ILIAS Die Struktur auf der Plattform wurde in Abstimmung mit der Projektlei-tung konzipiert und umgesetzt Dabei wurden die Bedarfe im Rahmen des Projekts und die geplante Nachhaltigkeit beruumlcksichtigt

Weiterhin wurde auf der Lernplattform ein soge-nannter oumlffentlicher Bereich eingerichtet Dort sind Informationen zum Projekt zum Download zu finden und News z B uumlber die neuesten Schulungstermine In der Projektlaufzeit wurden von drei Trainer-innen der Qualitus GmbH bundesweit sechs Teletutoren-Schulungen fuumlr insgesamt neunzig Teletutoren und eine Administratorenschulung fuumlr fuumlnfzehn Teilnehmer-innen angeboten

Im Rahmen der Teletutoren-Schulungen erhielten die Teilnehmer-innen geschuumltzte Raumlume in denen sie in ihren Lerngruppen miteinander lernen und zudem auch eigene Lernszenarien entwickeln konnten Die waumlhrend dieser Zeit von ihnen enwick-elten Inhalte konnten spaumlter auch im Echtbetrieb eingesetzt werden Zudem wurden Lehrkraumlfte in die Lage versetzt uumlber die Lernplattform ILIAS Lernen-de zu begleiten und zu beraten

Waumlhrend des gesamten Prozesses wurden die Teilnehmer-innen von erfahrenen Tutor-innen begleitet und unterstuumltzt Die Schulung unterteilte sich dabei in 4 Phasen

KickshyOff PraumlsenzshyPhase 1 (ca 15 Tage)

Online Phase 1

(5 Wochen)

PraumlsenzshyPhase 2

(ca 15 Tage)

Online Phase 2

(5 Wochen)

1 Teil

Inhalte und Ziele

bull Die Plat tform aus Sicht der Lernenden kennenlernen

bull Kennenlernen des kooperativen Arbeitens

bull Grundlagenkenntnisse uumlber eLearing

bull Besonderheiten der Online shyKommunikation

bull Rolle und AUfgaben von Teletutoren

2 Teil

Inhalte und Ziele

bull Die Plat tform aus Sicht der Tutoren kennenlernen

bull Einsatz notwendiger Funktionen

bull Wissen uumlber Betreuunug beim eLearning

bull Praxistransfer Umset zung eines eigenen Praxisprojektes

rsaquorsaquorsaquorsaquo rsaquorsaquorsaquorsaquo rsaquorsaquorsaquorsaquo

rsaquorsaquorsaquorsaquo

evaluation

Die Schulungen wurden abschlieszligend evaluiert Die Kernaussage ist Alle Teilnehmer-innen waren mit den angebotenen Schulungen sehr zufrieden der Praxisbezug konnte weitestgehend hergestellt wer-den Zur eigenen Lernerfahrung befragt wurden u a folgende Aussagen getroffen

23 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

bdquoDie Schulung war fuumlr mich ein echter Gewinn da ich wirklich auf neuem Terrain viel gelernt habeldquo bdquohellip fuumlhlte ich mich in der Gruppe sehr wohl wobei ich vor allem zu bestimmten Mitgliedern Kontakt hatte Die Gruppenbildung scheint online genauso zu funk-tionieren wie out of cyber spaceldquo bdquoMir haben sich durch dieses Seminar ganz andere Moumlglichkeiten geoumlffnetldquo

Hinsichtlich ihrer spaumlteren Aufgabe als Teletutorin befragt fuumlhlten sich die meisten Teilnehmer-innen gut vorbereitet aufgrund der unterschiedlichen Voraussetzungen der Lernenden im Umgang mit dem Computer und Internet sind in Einzelfaumlllen jedoch noch laumlngere Uumlbungsphasen noumltig Moumlgliche Einsatz-felder wurden uumlberwiegend im Fort- und Weiter-bildungsbereich gesehen eLearning wird als gute Moumlglichkeit gesehen das Angebotsspektrum der Institutionen zu erweitern Als Anwendungsbeispiel wurde die Begleitung von Auszubildenden in Praxis-phasen im Sinne einer kontinuierlichen Arbeits- Kommunikations- und Ruumlckmeldemoumlglichkeit genannt

herausforderungen

Die Schulungsteilnehmer nannten folgende Heraus-forderungen bei der Einfuumlhrung von eLearning

bullfehlende technische Affinitaumlt bei der Zielgruppe bullfehlende technische Ausstattung in den Institu-tionen und Betrieben die Lehrangebote bereit-stellen bullhoher Aufwand fuumlr die Einfuumlhrung des eLear-ning Mehraufwand bei der Umwandlung vor-handener Konzepte in Blended-Learning oder eLearning-Konzepte etc bulleehlende Akzeptanz bei einigen Kolleginnen Kollegen dadurch fehlende Vernetzung bullwenig Lehrkraumlfte die professionell tutoriell begleiten koumlnnen bullfehlende Inhalte fuumlr den Einsatz auf der Lern-plattform

nachhaltigkeit

Nach der Projektfoumlrderung wird das eLearning-Portal durch den bdquoVerein eLearning in der Pflege eVldquo (eLiP) fortgefuumlhrt Alle (Bildungs-)Einrichtun-gen in der Pflege koumlnnen diesem Verein beitreten

Peggy Saszlig AWO-Bundesverband eVwwwelearning-pflegede

Zweck des Vereins ist die Foumlrderung der Berufsbildung durch Bereitstellung der Internetplattform ILIAS (wwwelearning-pflegede) mit inhaltlichen techni-schen und didaktischen Hilfen als Hostingpakete sowie Beratung und Vermittlung von Qualifizie-rungen wie ILIAS-Anwender- Teletutoren- und Autorenschulungen Mitwirkung bei der Erstellung von Lerninhalten die von den Vereinsmitgliedern entwickelt werden Weitere Aufgaben sind die perso-nelle und ideelle Foumlrderung der Entwicklung von Lerninhalten z B durch den gegenseitigen Aus-tausch von Lernmaterialien

Die Vereinsmitgliedschaft bietet den Bildungsanbie-tern einen kostenguumlnstigen Einstieg in das Lehren und Lernen mit den neuen Medien moderne Kom-munikationswege Betreuung waumlhrend Abwesenheits-zeiten sowie die Moumlglichkeit neue und zusaumltzliche Angebote im Bereich eLearningBlended-Learning anzubieten

24 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

Entstehung von Communities am Beispiel der Evangelischen Kirche in Deutschland

Die evangelische kirche in Deutschland (ekD) steht gegenwaumlrtig vor groszligen herausforder-ungen und chancen stichworte sind demo-grafischer wandel Individualisierung bzw Pluralisierung wiederentdeckung des religi-oumlsen veraumlndertes Partizipationsverhalten neue Formen von ehrenamt und Gemeinde Daraus ergibt sich fuumlr die Mitarbeitenden ihr handeln immer wieder zu reflektieren

und neue innovative Praktiken zu erlernen

Das Forschungsprojekt PATONGO (Patterns and Tools for NGOs) untersucht wie Technologien und Partizi-pationsprozesse des Web 20 den Austausch uumlber gute Praktiken foumlrdern und so zu einer Weiterent-wicklung der gesamten vernetzten Organisation beitragen koumlnnen Partner im Projekt sind die Evan-gelische Kirche in Deutschland (EKD) die Fern Uni-versitaumlt in Hagen und das Institut fuumlr Wissensmedien in Tuumlbingen

Die Hypothese des Forschungsvorhabens ist dass ein Austausch von erfolgreichen Praktiken in der EKD helfen kann die Qualitaumlt des Handelns in den Gemeinden und Gliedkirchen zu verbessern Durch Vernetzung und gemeinsame Reflexion uumlber erfolgreiche Praktiken soll eine lokale Praktik auch uumlber Grenzen der einzelnen Kirchengemeinden hin-weg zu einer gemeinsamen Praktik weiterentwickelt werden Zwischen den bisher weitgehend unabhaumlngig agierenden Organisationseinheiten koumlnnte sich dadurch ein Praxisnetzwerk entwickeln

Vor dieser Grundannahme stellen sich im PATONGO-Projekt die folgenden Forschungsfragen die nicht nur fuumlr Kirchen sondern allgemein fuumlr verteilte NGOs von Relevanz sind

bullWelche Prozesse koumlnnen eine effektive und qua-litativ hochwertige Wissenskommunikation zum Zwecke der Weiterentwicklung beruflicher Praktiken unterstuumltzen bullWie kann die Nutzung und die Evolution solcher Prozesse mit Web 20-basierten Werkzeugen unterstuumltzt werden

bullWie koumlnnen die Prozesse und Werkzeuge in groszligen verteilten NGOs eingefuumlhrt werden

Kern des Prozesses ist die effektive und qualitativ hochwertige Diskussion uumlber gute Praktiken Dabei durchlaumluft die Diskussion zu einem konkreten Thema drei Ebenen

bullMitarbeitende kommunizieren miteinander uumlber Wuumlnsche und Ideen die sich aus den lokal anzutreffenden Herausforderungen ergeben bullMitarbeitende reflektieren uumlber gute Praktiken und tauschen diese aus (Storytelling Good Practice) bullMitarbeitende abstrahieren die Beschreibung der guten Praktik zu einem Muster fuumlr Loumlsungen (Pattern) das dann in einem Lexikon guter Praxis auftaucht Das Konzept des Patterns wurde aus den Ingenieurswissenschaften uumlbernommen Dort ist ein Pattern eine Loumlsung zu einem wieder-kehrenden Problem in einem klar umrissenen Kontext Im Gegensatz zu einer Handlungsvor-schrift eroumlffnet ein Pattern dem Praktiker einen Entwurfsraum in dem er seine individuelle Loumlsung fuumlr das Problem entwickelt Fuumlr die EKD bedeutet dies dass ein Pattern den Praktiker gut bei der Uumlbertragung der Loumlsungsidee auf die kon-kreten Umstaumlnde in der Gemeinde unterstuumltzt

Auf allen Ebenen der Diskussion vor allem jedoch bei der Erstellung von Patterns fuumlr das Lexikon guter Praxis koumlnnen Praktiker durch Mentoren die ebenfalls Mitglied der Community sind unterstuumltzt werden Mentoren helfen den Praktikern dabei die zentralen Aussagen ihrer Praktik herauszuarbeiten So koumlnnen Praktiker sicherstellen dass ihre Hand-lungsanregungen in den Patterns auch im beab-sichtigten Sinne verstanden werden

Web 20-Technologien koumlnnen auf allen drei Ebenen den Prozess unterstuumltzen Dazu soll ein Online-Com-munity-System entstehen das Kommunikation Koordination und Kooperation ermoumlglicht und zur Mitarbeit in der Community motiviert Auf der Ebene der Kommunikation stellt das Community-System kommunikative Raumlume zur Verfuumlgung Hier koumlnnen Wuumlnsche geaumluszligert Ideen diskutiert und Erfahrun-gen ausgetauscht werden

25 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

Betrachtet man die Groumlszlige der Zielgruppe von uumlber eine Million haupt-und ehrenamtlich Mitarbeitender in der EKD so ist es offensichtlich dass Fragen der Koordination eine wichtige Rolle einnehmen Prak-tiker muumlssen vom System darin unterstuumltzt werden fuumlr sie interessante Kollegen zu finden und relevante Beitraumlge wahrzunehmen Das Community-System muss Menschen aus ganz Deutschland zusammen-bringen die an semantisch verwandten Praktiken arbeiten So wird ein Austausch uumlber spezifische Prak-tiken auch uumlber Gemeindegrenzen hinaus moumlglich

Fuumlr eine effiziente Kooperation wird das Community-System gemeinsame Arbeitsbereiche bereitstellen die zum einen einen gemeinsamen Informationsraum im Sinne eines Wikis zum Austausch von Patterns bereitstellen und zum anderen die enge Kooperation in einer kleinen Gruppe von Praktikern ermoumlglichen Insbesondere soll das Community-System die Entwick-lung neuer Ideen in einer Ideenwerkstatt und die Zusammenarbeit zwischen einem Autor und einem Mentor bei der Verbesserung von Patterns unter-stuumltzen

In Bezug auf die Motivation zur Teilnahme sollen im PATONGO-Projekt verschiedene Instrumente er-forscht werden von denen an dieser Stelle nur zwei Beispiele genannt werden

bullInwieweit hat die Authentizitaumlt der Praktiker und ihrer Gemeinden eine die Motivation stei-gernde Wirkung bullWelche Rolle spielen Kooperation und Wett-bewerb zwischen den Praktikern als motivie-rende Instrumente in der Community

Erste Prototypen fuumlr den in PATONGO vorgesehenen Prozess und die Web 20-basierten Werkzeuge wurden in den ersten Monaten des Projektes entwi-ckelt und mit Anwendern diskutiert Die Resonanz hierauf war sehr positiv Eine breite Diskussion der Konzepte in der kirchlichen Oumlffentlichkeit begann Ende 2009 Fuumlr Mitte 2010 ist der Start der Community geplant Sowohl der Entwurf als auch die Einfuumlhrung und Nutzung des Prozesses und der Werkzeuge werden evaluiert sodass Ruumlckschluumlsse auf die Wirkung in der EKD gezogen werden koumlnnen die auch fuumlr andere NGOs relevant sein werden

Dr Thies Gundlach Evangelische Kirche in Deutschland Dr Till Schuumlmmer FernUniversitaumlt in Hagen (vlnr) wwwpatongode

26 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

Lernkompetenz Schluumlssel zur Qualifizierungfuumlr Aumlltere

Die Diskussion um das lebenslange Lernen hat konjunktur in Politik wirtschaft und

Forschung Mittelfristig wird jeder dritte Be-schaumlftigte uumlber 50 Jahre alt sein und nur noch

jeder fuumlnfte juumlnger als 30 Jahre Parallel dazu nimmt der Anteil der wissensarbeit zu der Anteil koumlrperlicher und gering qualifizierter taumltigkeiten sinkt Lebenslanges Lernen wird als eine der zentralen strategien angesehen diese sich beschleunigenden Veraumlnderungen der Arbeitswelt zu bewaumlltigen

Einigkeit scheint daruumlber zu bestehen dass der Bedarf an beruflicher Weiterbildung auch fuumlr Beschaumlftigte uumlber 50 Jahren waumlchst Weniger Konsens gibt es in Bezug auf das Wie Wie kommen aumlltere Arbeitnehmer mit dieser Anforderung nach permanentem Dazuler-nen zurecht Wie koumlnnen sie unterstuumltzt werden Bislang werden Beschaumlftigte jenseits des vierzigsten Lebensjahres kaum noch zur Weiterbildung ermun-tert und auf die Lernbeduumlrfnisse dieser Gruppe abgestimmte Angebote sind Mangelware Und Dank der Fruumlhverrentungspolitik fruumlherer Jahre und einer entsprechend jugendzentrierten Arbeitsge-staltung gedieh ein bdquoAnti-Lernklimaldquo in dem sich bei Beschaumlftigten und Unternehmen gleichermaszligen der Eindruck verfestigte Aumlltere koumlnnten und wollten nicht mehr lernen Damit einher gehen unscharfe und falsche Vorstellungen uumlber die Lernfaumlhigkeit Aumllterer Demnach lernen Aumlltere (zu) langsam und schneiden in Weiterbildungsseminaren schlecht ab

Haben nicht wissenschaftliche Untersuchungen wiederholt nachgewiesen dass die kognitive Leis-tungsfaumlhigkeit ndash also alle Prozesse die mit Gedaumlchtnis Lernen und Denken zu tun haben ndash schon mit Mitte Ende Zwanzig nachlassen Schraumlnkt dies nicht auch die Lernfaumlhigkeit ein Tatsaumlchlich lassen zwar viele kognitive Funktionen messbar nach

Damit gehen aber nicht automatisch Einbuszligen in der Faumlhigkeit zum berufsbezogenen Lernen einher Zum einen bauen sich nicht alle kognitiven Funktio-nen ab sondern vornehmlich die als bdquofluide Intelli-genzldquo bezeichneten Sie kommen bei der Loumlsung neuer Aufgaben zum Zuge bei denen nicht auf

fruumlhere Lernerfahrungen zuruumlckgegriffen werden kann bdquoKristalline Intelligenzldquo hingegen kommt bei der Nutzung von Wissen und Erfahrung zum Einsatz und kann Einbuszligen der fluiden Intelligenz aus-gleichen Zweitens fanden fast alle einschlaumlgigen Studien im Labor statt und zielten auf die Auslotung der Grenzen kognitiver Leistungsfaumlhigkeit ab Die Moumlglichkeit zur Kompensation durch Wissen und Bildung entfaumlllt dadurch weitgehend

Lernfaumlhigkeit bleibt erhalten

Beim berufsbezogenen Lernen herrschen solche Ein-schraumlnkungen nicht Lernende koumlnnen ihren Lern-prozess hinsichtlich Lernzielen und Lernzeit (mit) bestimmen und dadurch kognitive Einbuszligen ausgleichen Die Laborbefunde zum Altersabbau betreffen so gesehen nur einen kleinen Ausschnitt des Lernens Aus kognitiver Sicht laumlsst sich also festhalten dass die Lernfaumlhigkeit aumllterer Mitarbeiter waumlhrend ihres gesamten Berufslebens erhalten bleibt

Lernfaumlhigkeit ist aber nicht gleich Lernbereitschaft Diese haumlngt wesentlich von einer spezifischen Lern-kompetenz ab Sie ist nicht auf bestimmte Fachge-biete beschraumlnkt und umfasst die drei Ebenen

bullLernorientierung Die Effizienz des Lernen wird davon beeinflusst ob man Lernen als gestaltbare Aktivitaumlt begreift oder als dozentengesteuerte Anhaumlufung von Faktenwissen auf Vorrat bullLernkontrolle Nachhaltig lernen kann nur wer sich dem eigenen Lernbedarf angemessene Lernziele setzt und den Lernfortschritt im Hin-blick auf diese Ziele fortlaufend uumlberpruumlft bullLerntechniken Sie dienen dazu Wissen lang-fristig im Gedaumlchtnis zu verankern und um-fassen vielfaumlltige Methoden der Visualisierung und Konzeptbildung

Lernkompetenz ist kein Talent sondern eine lern- und trainierbare Fertigkeit Sie kann durch gezielte Personalentwicklung und ein stimmiges betriebliches Umfeld mit foumlrderlichem Lernklima aufgebaut und erhalten werden Umgekehrt kann sie als Folge laumlnger dauernder bdquoLernentwoumlhnungldquo verloren gehen Dies haumlngt nicht zuletzt damit zusammen dass in vielen Unternehmen die Weiterbildungsteil-

27 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

nahme jenseits des vierzigsten Lebensjahres schlag-artig sinkt ndash was Lernentwoumlhnung natuumlrlich foumlrdert Auch herrscht fuumlr Aumlltere vielfach insofern ein unguumln-stiges Lernklima als nicht wenige Personalverant-wortliche Aumllteren nur geringe Lernfaumlhigkeit und Veraumlnderungsbereitschaft zutrauen Derlei Vorbe-halte schlagen sich bei Beschaumlftigten in Zweifeln an ihrer eigenen Lernfaumlhigkeit und an der Trainier-barkeit ihrer Fertigkeiten nieder Ein Mangel an Lernkompetenz erklaumlrt moumlglicherweise auch den vielfach replizierten Befund dass aumlltere Beschaumlftigte im Vergleich zu ihren juumlngeren Kollegen schlechtere Leistungen in der berufsbezogenen Weiterbildung zeigen

Unsere Forschung zeigt dass ndash unabhaumlngig vom Alter ndash Beschaumlftigte mit houmlherer Lernkompetenz einen signifikant houmlheren Lernerfolg angeben als Beschaumlftigter geringerer Kompetenz Bei Beschaumlftig-ten uumlber 50 Jahren faumlllt der Unterschied im Lernerfolg am deutlichsten aus Houmlhere Lernkompetenz geht mit houmlherer Weiterbildungsteilnahme einher um-gekehrt berichteten Beschaumlftigte mit geringerer Lernkompetenz uumlber groumlszligere Schwierigkeiten bei der Planung der eigenen Weiterbildung und houmlheren Unterstuumltzungsbedarf

Unter dem Strich zeigen unsere Untersuchungen dass die Erfassung der Lernkompetenz ein wichtiger Schritt ist im Rahmen von Strategien zur quantitativen und qualitativen Verbesserung der Weiterbildungs-beteiligung aumllterer Beschaumlftigter Dies laumlsst sich zur Konzeption von Lernkompetenz-Workshops nutzen mit denen das Lernverhalten gezielt optimiert werden kann Ansatzpunkt einschlaumlgiger Trainings ist die Lernkontrolle die sich in unseren Untersuchungen als trennscharf zwischen kompetenten und weniger kompetenten Lernern erwies Hoher Lernkontrolle also der Fertigkeit angemessene Lernziele zu setzen und das Lernen im Hinblick auf diese Ziele zu steuern kommt das groumlszligte Gewicht fuumlr den Lernerfolg zu Darin liegt auch der Grund dass vornehmlich auf die Vermittlung von auf Lernstrategien ausgerichtete Trainings und primaumlr auf die Staumlrkung der Lernmo-tivation abzielende Trainings gleichermaszligen zu kurz greifen und nur die integrierte Ansprache beider Ebenen nachhaltiges karriereweites und -langes Lernen gewaumlhrleistet

Prof Dr Christian Stamov-Roszlignagel Jacobs Centre on Lifelong Learning Jacobs University wwwjacobs-universitydedirectory10028

28 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Qualifizierung mit System ausbauen -Weiterbildung und bdquoeQualificationldquo

Digitale Medien und bdquoeQualificationldquo als die Lernformen des neuen Jahrtausends prokla-miert standen anfangs fuumlr kostenguumlnstiges und effektives Lernen technische Loumlsungen ruumlckten in den Mittelpunkt der Diskussion doch nach dem ersten Boom kam die ernuumlch-terung Die Lerner wuumlrden das Medium nicht akzeptieren der Lernerfolg sei anzuzweifeln der finanzielle Vorteil ebenso

Anstelle der technokratischen Schwerpunktsetzun-gen widmete man sich in der Folgezeit verstaumlrkt den lern- und bildungstheoretischen Aspekten und dem Potenzial multimedialer Lernkonzepte fuumlr eine zukunftsfaumlhige berufliche Kompetenzentwicklung Angesichts der in den letzten Jahren wieder deutli-chen Zuwachsraten des Lernens mit neuen Medien am Arbeitsplatz stellte sich die Frage nach der Bedeu-tung dieser Medien fuumlr die Weiterbildung und nach ihrem Einfluss auf deren soziale und didaktische Zielsetzungen

weiterbildung und soziale selektion

Die Entwicklung von der Industrie zur Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft fuumlhrt auch zu einem Wandel der Organisation in den Unternehmen die auch zu neuen Arbeits- und Organisationskonzepten fuumlhren wobei wir wahrscheinlich erst am Anfang dieses Wandlungsprozesses stehen Die Folge ist dass Weiterbildung und berufliche Qualifizierung gegenwaumlrtig einen Wandlungsprozess durchlaufen der Ziele und Inhalte Umfang sowie Formen Methoden und Orte des Lernens gleichermaszligen erfasst Lernformen und Lernorte werden pluraler und vielfaumlltiger und gehen mit einem quantitativen Zuwachs und einer qualitativen Veraumlnderung der Bedeutung des Lernens im Unternehmen einher

Die Nachfrage nach eLearning-Konzepten und neuen Medien in der Weiterbildung unterliegt durch neue Arbeitsformen wie rechner-und internetgestuumltzte Facharbeit und Dienstleistungen und den daraus resultierenden Kompetenzanspruumlchen einer auszliger-ordentlichen Dynamik Gleichzeitig haben Aufwen-dungen und Teilnehmerzahlen die Weiterbildung

zum groumlszligten Bildungsbereich gemacht Von den Auf-wendungen von 35 Mrd Euro pro Jahr entfallen 167 Mrd auf die Unternehmen incl die des oumlffentlichen Dienstes 138 Mrd auf Einzelpersonen 42 Mrd auf die Bundesagentur fuumlr Arbeit und 04 Mrd auf den Staat Im europaumlischen Vergleich liegt die Teilnahme-quote an der formellen betrieblichen Weiterbildung mit 30 der Erwerbstaumltigen im Jahr 2005 im Mittel-feld Im Vergleich liegt die Teilnahmequote in Frank-reich mit 46 und Tschechien mit 59 houmlher die von Polen mit 21 und Griechenland mit 14 niedriger

Entscheidend fuumlr die oumlkonomische qualifikatorische soziale und personale Funktion der Weiterbildung ist aber die Frage der Teilhabe an Weiterbildung der Wei-terbildungsbeteiligung Hier zeigt sich der stark sozial ausgrenzende Charakter der Weiterbil-dung die Selektivitaumlt und Ungleichheit von Chancen

bull28 der Weiterbildungsteilnehmer haben Hauptschulabschluss 47 einen mittleren Abschluss 59 AbiturFachhochschulreife bull23 sind ohne Berufsausbildung aber 62 mit Hochschulabschluss bull31 sind Arbeiter 68 Beamte bull44 gehoumlren der Gruppe der 19ndash34-Jaumlhrigen an 31 der Gruppe der 50-64 Jaumlhrigen

Qualifizierung mit system und bdquoeQualificationldquo ausbauen

Die Weiterbildungsbeteiligung haumlngt also entschei-dend von der beruflichen Qualifikation und der schulischen Vorbildung ab und verstaumlrkt die im Schulsystem angelegte soziale Selektion In dieser Situation kommen die informelle Weiterbildung und damit die neuen Medien und verschiedenen Formen des eLearnings ins Spiel Die Teilnahme an Compu-terselbstlernprogrammen im Rahmen der informel-len Weiterbildung hat sich zwischen 2003 und 2007 von 8 auf 15 erhoumlht und damit fast verdoppelt In der informellen Weiterbildungskategorie Internet am Arbeitsplatz weist die Statistik eine Steigerung von 7 auf 13 aus Zudem bilden sich mit der Nut-zung von Personal-Computern rechnerintegrierten Arbeitssystemen und dem Intranet zunehmend vir-tuelle Lernorte in Unternehmen heraus Beschaumlftigte nutzen in wachsendem Maszlige multimediale und inter-aktive Bildungsangebote und koumlnnen an

29 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

kooperativen Lehr-Lern-Arrangements teilnehmen Neue Medien und die damit verbundenen Lerntech-nologien wie Tele-Teaching und Tele-Coaching erlei-chtern und foumlrdern das Lernen in der Arbeit und in vernetzten Lernortstrukturen

Die informelle Weiterbildung verzeichnet seit Jahren erhebliche Zuwaumlchse obwohl die Teilnahme der Erwerbstaumltigen hier mit 61 im Jahre 2003 und mit 68 im Jahre 2007 schon annaumlhernd doppelt so hoch liegt wie die an der formellen Weiterbildung Damit ist die informelle Weiterbildung im Sinne von bdquoArbeit als zweite Chanceldquo und als Moumlglichkeit zu sehen der wachsenden Selektion in Weiterbildung und Weiter-bildungsteilnahme zu begegnen Dies ist allerdings kein Selbstlaumlufer denn auch bei der Teilnahme an der informellen Weiterbildung zeigt sich die Abbild-ung und Verlaumlngerung sozialer Ungleichheit Not-wendig ist eine strukturelle und im Weiterbildungs-system abzusichernde Foumlrderung von bildungsbe-nachteiligten Gruppen In diesem Sinne sind abschlieszligend vier Thesen und Optionen formuliert

bullInformelles Lernen wird im Beruf zunehmend wichtiger dabei kommt dem Lernen mithilfe neuer Medien durch die Verdoppelung in den letzten vier Jahren bei computergestuumltzten Selbstlernprogrammen und Internet-Lernen am Arbeitsplatz eine zentrale Rolle zu bullVirtuelle Lernorte verbinden formelle und informelle Weiterbildung diese Lernorte auf informations- und kommunikationstechno-logischer Basis ergaumlnzen die pluralen Lernorte von Qualifizierungsverbuumlnden und Qualifizier-ungsnetzwerken zunehmend bullNeue Medien eroumlffnen lern- und bildungsthe-oretisch verbesserte Zugaumlnge zum bdquolebenslan-gen Lernenldquo und zur bdquoBildung fuumlr alleldquo voraus-gesetzt sie werden didaktisch-methodisch und institutionell eingebettet und sind nicht einsei-tig auf Selbstorganisation und Individualisierung gerichtet bullWeiterbildung ist als vierte und umfassendste Saumlule des Bildungssystems auszubauen und verstaumlrkt gesetzlich zu rahmen wobei das in-formelle Lernen uumlber verbindliche Anerken-nungen als Beitrag zur Chancengleichheit in beruflichen Bildungswegen im Sinne einersbquo bdquozweiten Chanceldquo zu nutzen ist

Prof Dr Peter Dehnbostel Helmut-Schmidt-Universitaumlt Hamburg wwwhsu-hhdedebo

30 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Aufbau eines Online-Berichtshefts und Kompetenz-portfolios in den dualen Ausbildungsberufen

Die duale Berufsausbildung in Deutschland stellt ein erfolgsmodell dar und genieszligt auch

international hohes Ansehen Mehrere aktu-elle studien zeigen Maumlngel in der Qualitaumlt der dualen beruflichen Ausbildung auf nach einer repraumlsentativen umfrage des Bundesin-stituts fuumlr Berufsbildung (BIBB) kritisieren die Auszubildenden insbesondere die Qualitaumlt der kooperation der Lernorte Betrieb und schule oft ist es den Auszubildenden selbst uumlberlassen erfahrungen aus der betrieblichen und schulischen Ausbildung miteinander zu verknuumlpfen

Bei der mangelnden Abstimmung zwischen den Lern-orten handelt es sich jedoch weniger um ein Problem auf der Ebene der Ausbilder und Berufsschullehrer sondern eher um ein strukturelles Defizit der dualen Berufsausbildung Es mangelt vor allem an systema-tischer Information um ein gegenseitiges Abstimmen in der dualen Ausbildung gewaumlhrleisten zu koumlnnen

Es bedarf geeigneter Instrumente um eine staumlrkere Zusammenarbeit und die Abstimmung zwischen den betrieblichen und schulischen Ausbildern aber auch zwischen dem Auszubildenden und seinem Ausbilder zu ermoumlglichen Gegenwaumlrtig uumlbernimmt ausschlieszlig-lich der papierbasierte Ausbildungsnachweis das sogenannte Berichtsheft diese Funktion Da es sich hierbei um eine zeit- und ortsabhaumlngige Informa-tionsbasis handelt koumlnnen sich Probleme ergeben

Beispielsweise kann der Ausbilder anhand des Ausbildungsnachweises erst nach dem Abschluss eines Ausbildungsturnus feststellen mit welchen Themen sich der Auszubildende auseinanderge-setzt hat In der Folge sind klare und aufeinander abgestimmte Lernprozesse erschwert was nicht selten zu erheblichen Abstimmungsprozessen innerhalb der Ausbildung fuumlhrt

online-Ausbildungsnachweis

Unter dem Titel bdquoBLok ndash Online-Berichtsheft zur Staumlrkung der Lernortkooperationldquo verfolgt das Insti-tut fuumlr Berufspaumldagogik der Technischen Universitaumlt

Dresden das Ziel mit dem Einsatz von Web 20- Technologien die Lernorte der dualen Berufsausbil-dung zu verzahnen Im Rahmen dieses durch das BMBF gefoumlrderten Forschungs- und Entwicklungs-projektes werden bereits bestehende Ressourcen genutzt um das rechtsverbindliche Instrument bdquoBerichtsheftldquo welches in seiner gegenwaumlrtigen Form lediglich als Rechtfertigungsinstrument dient zu einem Qualitaumltsentwicklungsinstrument auf der Grundlage einer geeigneten mediendidaktischen Konzeption auszubauen

Der Schwerpunkt des Projektes liegt in der Entwick-lung Erprobung und Evaluation eines Online-Ausbildungsnachweises auf der technischen Basis eines Weblogs als persoumlnliches Lerntagebuch Dieses Online-Lerntagebuch fuumlhrt der Berufsschuumller regelmaumlszligig und kann von seinem Ausbilder und Berufsschullehrer jederzeit und vor allem unabhaumln-gig vom aktuellen Lernort des Berufsschuumllers einge-sehen werden Auf diese Weise werden die Lernorte der Berufsausbildung im dualen System durch den Online-Ausbildungsnachweis miteinander gekoppelt und so eine gemeinsame Informationsbasis fuumlr die Partner der dualen Berufsausbildung geschaffen Diese Staumlrkung der Lernortkooperation erzeugt eine Transparenz der Ausbildungsinhalte und soll zu einer verbesserten Abstimmung selbiger an den Lernorten fuumlhren

Funktionsbereiche und Potenziale

Der Online-Ausbildungsnachweis verfuumlgt uumlber zwei Funktionsbereiche

bullBerichtsheftfuumlhrung in Form eines Weblogs Wie bei der klassischen Form des Berichtsheftes uumlblich dokumentiert der Auszubildende auch in der online-basierten Form regelmaumlszligig den zeit-lichen und sachlichen Ablauf der Berufsaus-bildung Der Technologie eines Weblog ent-sprechend fuumlhrt der Auszubildende sein Lern-tagebuch als Online-Berichtsheft welches durch die Ausbilder online kommentiert werden kann Durch die Moumlglichkeit von Anmerkungen zu den Eintraumlgen des Auszubildenden werden Feedback-prozesse angeregt und folglich der Dialog zwi-schen Auszubildendem und Ausbilder gestaumlrkt

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bullDarstellung der erworbenen Qualifikationen in Form eines Kompetenzportfolios Neben der Dokumentation des sachlichen und zeitlichen Ablaufes im Berichtsheft ist es dem Auszubildenden moumlglich die dokumentierten Taumltigkeiten zu verschlagworten In Form eines Auswahlmenuumls werden die zu erlangenden Faumlhigkeiten und Fertigkeiten eines Ausbildungs-berufes aufgelistet und von dem Auszubildenden verschlagwortet (sogenanntes Tagging) Anschlieszligend wird durch eine entsprechende Visualisierung (z B in Form einer Tagcloud d h einer Schlagwortwolke) der eigene Entwicklungs-stand dargestellt Die Tagcloud enthaumllt alle bis-her verwendeten Schlagworte Durch die damit erzeugte Transparenz koumlnnen Auszubildende und Ausbilder den Ist-Stand der beruflichen Handlungsfaumlhigkeit einschaumltzen und auch Handlungsbedarfe ableiten In Ergaumlnzung zu der geschlossenen Form des Kompetenzport-folios ist es in der offenen Form vorgesehen aus-bildungsrelevante Dokumente (wie Zertifikate etc) und Erfahrungsberichte abzulegen und so Erfahrungen aus der Ausbildungspraxis zu dokumentieren

Fazit

Das Projekt BLok traumlgt durch die Digitalisierung und Weiterentwicklung des klassischen Berichtsheftes auf Grundlage von Web 20-Technologien zur Ver-zahnung der Lernorte sowie zur Qualitaumltssicherung und -entwicklung in der dualen Berufsausbildung bei BLok unterstuumltzt dabei eine nachhaltige Integ-ration digitaler Medien auf struktureller Ebene in die Berufsausbildungspraxis

Professor Thomas Koumlhler Technische Universitaumlt Dresden wwwblok-onlineorg

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beroobi ndash erlebe Berufe online Das interaktive Jugendportal zur Berufswahl

trotz der vielfaumlltigen Moumlglichkeiten sich Infor-mationen zu beschaffen haben viele Jugend-liche nach wie vor Probleme sich hinsichtlich ihrer beruflichen zukunftsplanung zu orien-tieren oftmals bleibt ihre Ausbildungswahl einseitig und sie nehmen die chancen des derzeitigen Ausbildungs- und Arbeitsmarktes nur bedingt wahr

Das Wissen uumlber die Bandbreite aktueller Ausbildungs-berufe und speziell jener die auch zukuumlnftig Chancen auf dem Arbeitsmarkt bieten ist fuumlr die Berufswahl entscheidend Junge Frauen und Maumlnner mit niedri-geren Schulabschluumlssen sind dabei eine besondere Zielgruppe beroobi ist ein Kunstwort das sich aus Ber-ufs-bi-ld ableitet und bdquoooldquo wurde von Google abgeschaut beroobi bietet den jungen Frauen und Maumlnnern Interaktionsmoumlglichkeiten an die einen attraktiven Einstieg in das Thema Berufswahl ermoumlglichen

Hierfuumlr wird ein interaktives Online-Portal aufgebaut in dessen Mittelpunkt interessante und zukunfts-weisende Ausbildungsberufe fuumlr eine spielerische Erkundung stehen Die Berufsbilder sind multimedial-interaktiv aufbereitet und geben realistische Einblicke in den Berufsalltag Junge Frauen und Maumlnner die bereits in ihrem Beruf arbeiten stellen diese den Nutzern anschaulich vor und lassen sie entdeckend und ausprobierend daran teilhaben Alle wichtigen Aspekte eines Berufs werden aufgegriffen Taumltig-keiten Tagesablaumlufe Erlaumluterungen zu wichtigen Voraussetzungen Erklaumlrungen zu Anforderungen in der Ausbildung sowie das Aufzeigen von Perspek-tiven fuumlr weitere Fortbildungs- und Weiterbildungs-moumlglichkeiten und weiterfuumlhrende Links

Eine leichte und schnelle Orientierung wird dadurch erleichtert dass jedem Berufsbild der gleiche Aufbau und aumlhnliche Interaktionsmoumlglichkeiten zugrunde liegen Bei der Auswahl der Berufe werden bewusst Ausbildungsberufe aus Zukunftsbranchen und Innovationsbereichen (Industrie Handwerk Bau Naturwissenschaften Technik und Informations-technologie) in den Blick genommen

Interaktiver Ansatz mit hohem Akzeptanzwert

Ziel des didaktisch-methodischen Konzepts von beroobi ist es junge Menschen durch neue Ansaumltze zum selbst gesteuerten Entdecken und Ausprobieren im Netz anzuregen und einen persoumlnlichen Bezug zum Thema Berufswahl herzustellen Hierfuumlr setzt das Projekt auf verschiedene Kriterien die in der Umsetzung des Angebots konsequente Beruumlcksich-tigung finden

bullVielseitigkeit Selbststeuerbare Video- und Audiosequenzen Fotoshows und animierte Grafiken bieten anschauliche und vielseitige Formen der Informationsdarstellung Einge-bunden sind diese in eine Flash-Umgebung die auch als Web-Applikation unabhaumlngig von beroobi als Stand-alone-Applikation in eine Web-seite integriert werden koumlnnen bullInteraktion Verschiedene Interaktionstools ermoumlglichen eine direkte und aktive Teilnahm am Angebot Selbsteinschaumltzungen Umfragen und Wissenstests animieren zur spielerischen und entdeckenden Auseinandersetzung mit Inhalten bullIdentifikation Junge Profis aus der Praxis stellen vor Ort ihren Arbeitsplatz und ihr Arbeitsleben vor und lassen die Nutzerinnen und Nutzer uumlber Film und Audio daran teilhaben Der Mix aus Fakten eigenen Erfahrungsberichten und Hinweisen ermoumlglicht Identifikation und Pers-pektivenwechsel bullVerstaumlndlichkeit Das Angebot setzt konsequent auf jugendgerechte Sprache intuitive Benutzer-fuumlhrung und kleine verstaumlndliche Informations-einheiten sodass auch Jugendliche mit weniger Interneterfahrung gut damit zurechtkommen koumlnnen bullAuthentizitaumlt Jedes Berufsbild ist individuell gestaltet und lebt von der Authentizitaumlt seiner realen Hauptperson Dieses unverwechselbare bdquoGesichtldquo sowie auch das Zu-Wort-Kommen von Betriebs-und Unternehmensverantwortlich-en Ausbildungsleitern und anderen bdquoBerufsex-pertenldquo fuumlhren zu einer hohen Akzeptanz bei Jugendlichen

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Das online-Portal beroobide

Die Hauptintention des Online-Portals besteht darin Jugendlichen verschiedene Zugangswege zu den jeweiligen Berufsbildern zu ermoumlglichen sie neu-gierig zu machen und zum bdquoHineinklickenldquo anzu-regen Im Mittelpunkt von wwwberoobide stehen daher die Berufsbilder die uumlber spezifische Beduumlrf-nisparameter ansteuerbar sind Weiterfuumlhrende Informationen zu den Berufen Interviews mit Experten spielerische Wissensabfragen und Links werden den Jugendlichen uumlber eine Informations-rubrik angeboten Ein kleiner Community-Bereich ermoumlglicht weitere Orientierungshilfe Dort steht ein moderiertes Forum fuumlr Fragen und Hinweise bereit eine Merkliste fuumlr das Speichern von Berufs-bildern sowie die Verlinkung auf Freunde und deren Profile Uumlber Features wie bdquoWie steht mir der Berufldquo koumlnnen eigene Fotos hochgeladen werden welches die Nutzerinnen und Nutzer automatisch in verschiedene Arbeitsbekleidungen hineinsetzt und in eine Galerie speichert

zielgruppe

Primaumlre Zielgruppe von beroobi sind Jugendliche der Altersgruppe 14 bis 20 Jahre aller Schulformen die sich im Prozess der Berufsfindung und Berufsorien-tierung befinden Neben Schulabgaumlngern sind des-gleichen all diejenigen angesprochen die bereits eine Berufsausbildung begonnen abgeschlossen oder auch abgebrochen haben und sich weiter bzw neu orientieren moumlchten Wichtige Ansprech-partner sind daher auch paumldagogische Fachkraumlfte die in vielen Faumlllen beroobi bei der jugendlichen Zielgruppe bekannt machen

kooperation und Vernetzung

Das Projekt beroobi versteht sich als bdquoTuumlroumlffnerldquo zu bereits bestehenden Angeboten im Bereich Berufso-rientierungberufliche Bildung und lebt daher von dem vielseitigen Austausch und der Zusammenarbeit mit diesen Dazu zaumlhlen unter anderem vor allem Verbaumlnde Innungen Kammern die Agentur fuumlr Arbeit das Bundesinstitut fuumlr Berufsbildung Schulen Berufsschulen Bildungstraumlger Gewerkschaften so-wie vor allem auch Wirtschaftspartner Betriebe und Unternehmen

Silke Niemann Schulen ans Netz e V wwwberoobide und wwwschulen-ans-netzde

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Erstellung digitaler eLearning-Module durch Aus-zubildende im Handwerk

Das Internet hat uns in ein neues Jahrtausend

gefuumlhrt ein Jahrtausend in dem das wissen der welt raumlumlich und zeitlich unabhaumlngig

verfuumlgbar ist und aus immer groumlszligeren Daten-banken abgerufen werden kann eine solche entwicklung macht auch vor dem system der dualen beruflichen erstausbildung im hand-werk nicht halt und beschaumlftigt seit vielen Jahren die vorausschauende wissenschaft aber auch die Praxis

Im Kern geht es bei den Uumlberlegungen um die Einfuumlhr-ung von eLearning-Szenarien Die Bemuumlhungen zielen hier zum einen auf die oumlkonomische Optimie-rung (beliebiger Einstiegszeitpunkt in Qualifizierungs-maszlignahmen Optimierung der Lehrer-Schuumller-Relation) zum anderen aber auch auf die didaktisch-methodische Optimierung von Bildungsprozessen wie die individuelle Foumlrderung oder Flexibilisierung

Bei allen Bemuumlhungen mit Web 10-gestuumltzten eLear-ning-Szenarien bleiben zahlreiche Fragen ungeklaumlrt Dies gilt besonders fuumlr den Bereich der Lehrlings-ausbildung im Handwerk Aus dem System der dualen Berufsausbildung im Handwerk d h der Kombination von betrieblicher und uumlberbetrieblicher Ausbildung und Unterricht in der Berufsschule sind bisher keine nachhaltigen Ansaumltze bekannt in denen Bildungsprozesse durch internetbasierte eLearning-Konzepte optimiert ergaumlnzt oder gar abgeloumlst werden konnten Bisher kann lediglich auf die Ergebnisse von Modellprojekten zuruumlckgegriffen werden Standar-disierte Konzepte und didaktische Ansaumltze existieren nicht Ganz zu schweigen von einer bildungstheore-tischen Verortung von eLearning-Szenarien in konventionellen Berufsbildungsprozessen

Die Vergangenheit hat gezeigt dass vor allem zwei Problemlagen die Einfuumlhrung von eLearning-Szena-rien erschweren Zum einen gibt es das Problem dass es nicht genuumlgend passgenaue digitale Lern-module fuumlr die verschiedenen Gewerke d h die Berufe im Handwerk und die daraus resultierenden Lerngruppen gibt

Hier zeigt sich die Schwierigkeit dass der produzierte eLearning-Baustein entsprechend der Lerngruppe reduziert und entsprechend der Vorstellung des Lehrers didaktisch eingebunden sein muss Zum an-deren scheitert der Einsatz kommerzieller Loumlsungen auch daran dass nicht die notwendigen Ressourcen vorhanden sind um immer wieder Lernmodule zu erwerben die den jeweils aktuellen Stand der Technik abbilden An dieser Stelle setzt das Forschungsvorhaben Didaktische Parallelitaumlt und Lernortflexibilisierung (DiPaL) an DiPaL kombiniert die klassischen Vorteile des Praumlsenzunterrichts mit den neuen Moumlglichkeiten des Web 20 mit dem Ziel Lernprozesse im Dualen System uumlber selbst produzierte E-Learnings flexibler zu machen

Lerneinheiten selber erstellen

Das Forschungsvorhaben entwickelt und untersucht dazu einen neuen subjektorientierten designbasier-ten didaktisch-methodischen Ansatz zur Lernort-kooperation Mit Hilfe spezieller Software erstellen Schuumllerinnen und Schuumller mit ihren Lehrkraumlften ihre Lerneinheiten selber bereiten sie digital auf und veroumlffentlichen sie im Netz Das Konzept des offenen Klassenzimmers basiert dabei auf der Annahme dass in jeder Schuumllerin und in jedem Schuumller auch eine Lehrerin bzw ein Lehrer steckt Das Ziel besteht darin durch eine geeignete Didaktik genau diesen Rollen-tausch vom Lernenden zum (Lern-) Lehrenden herbei-zufuumlhren Das heiszligt konkret dass die Auszubildenden die Themen des Unterrichts so aufbereiten dass digitale Lernmaterialien (Filme Texte Bilder Grafi-ken) entstehen Die dazu notwendigen Aktivitaumlten der (Lern-) Lehrenden reichen von der Anfertigung einer Handzeichnung die eingescannt wird bis zur schriftlichen Ausarbeitung eines kompletten Dreh-buchs fuumlr die Umsetzung des jeweiligen Themas in einem aufwendigen Lehrfilm Die im Unterricht erzeugten digitalen Lernmaterialien werden an-schlieszligend gemeinsam mit dem Lehrer besprochen und diskutiert ob die produzierten Lernmaterialien fachlich richtig sind Diese Besprechungen sind von groszliger Bedeutung fuumlr den Lernprozess da sich hier zeigt ob das Thema fachlich verstanden wurde

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Gleichzeitig hinterfragen die (Lern-) Lehrenden sich selbst und den Prozess der Materialienproduktion Hierbei gilt es z B Alternativen zur gefundenen Loumlsung aufzuzeigen oder die Sprachqualitaumlt zu beurteilen Grundsaumltzlich wird angestrebt dass die (Lern-) Lehrenden in einen kritischen Dialog unter-einander treten Die Diskussion fuumlhrt im Ergebnis zu der Entscheidung ob das produzierte Lernmaterial im Internet veroumlffentlicht wird oder nicht

Fuumlr den Bereich der dualen beruflichen Erstausbil-dung bieten die durch die Auszubildenden erstellten digitalen Lernbausteine ganz besondere Moumlglich-keiten um Ausbildungsstrukturen flexibler zu machen So wird das Forschungsvorhaben empirisch unter-suchen inwieweit die Lernbausteine dazu genutzt werden koumlnnen dass der Auszubildende krankheits-bedingte oder betriebsbedingte Fehlzeiten zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort nachholen kann Daneben erwarten die am Forschungsvorhaben beteiligten Institutionen dass uumlber die Transparenz der Inhalte eine grundsaumltzlich verbesserte Zusam-menarbeit zwischen den Berufsschullehrern und den betrieblichen bzw uumlberbetrieblichen Ausbil-dern realisiert werden kann Auch dies soll empirisch geklaumlrt werden

Neben den Untersuchungen hat das Vorhaben auch verschiedene entwicklungstechnische Ziele

bullEntwicklung von Schemata zur Integration von Programmen zur schnellen Entwicklung von Lernangeboten (Rapid-Authoring-Prozesse) in konventionelle Praumlsenzphasen bullEntwicklung und Implementierung einer Datenbank fuumlr Lehrinhalte (Learning Object Re-pository abgekuumlrzt LOR) fuumlr die Bereitstellung von Bausteinen in einem Bausteinnetzwerk des Handwerks (wwwbaustein-netzwerkde) bullEntwicklung von Organisationsstrukturen fuumlr die engere inhaltliche Zusammenarbeit der Lernorte im dualen System auf der personalen Ebene

Markus Schaumlfer Berufskolleg Maumlrkischer Kreis wwwkfz4mede und wwwdipalde

36 LIterAturhInweIse

weiterfuumlhrende Literatur (Auswahl)

Becker M Spoumlttl G (2008) Berufswissenschaftliche Forschung ndash Ein Arbeitsbuch

fuumlr Studium und Praxis Peter Lang Internationaler Verlag der Wissenschaften

Frankfurt am Main

Beicht U Krewerth A Eberhard V Granato M Viel Licht ndash aber auch Schatten

Qualitaumlt dualer Berufsausbildung in Deutschland aus Sicht der Auszubildenden

BIBB Report 92009

Dehnbostel P (2008) Berufliche Weiterbildung Grundlagen aus arbeitnehmer-

orientierter Sicht Berlin edition sigma

Dreyfus H-L Dreyfus S E (1986) Kuumlnstliche Intelligenz Von den Grenzen der

Denkmaschine und dem Wert der Intuition Reinbek Rowohlt Verlag Hamburg

Grund- und Strukturdaten gushisde 80 [12 09 2009]

Hauptverband der deutschen Bauindustrie Zahlen und Fakten

wwwbauindustriede (Stand Juni 2009)

Howe Falk Berben Thomas (2006) Lern- und Arbeitsaufgaben In Rauner Felix

(Hrsg) Handbuch Berufsbildungsforschung 2 aktualisierte Auflage Bielefeld

Bertelsmann S 383ndash390

Howe Falk Knutzen Soumlnke (2007) Die Kompetenzwerksttt Ein berufswissen-

schaftliches E-Learning-Konzept Goumlttingen Cuvillier

Knutzen Soumlnke Howe Falk E-Learning im Handwerk (2008) In Issing Ludwig

Klimsa Paul (Hrsg) Online-Lernen Weinheim Beltz-Verlag S 133ndash156

Knutzen Soumlnke Howe Falk Rapid E-Learning in der gewerblich-technischen

Ausbildung ndash Gestaltbare Lernsoftware nach dem Konzept der Kompetenz-

werksttt (2008) In Howe Falk Jarosch Juumlrgen Zinke Gert (Hrsg)

Ausbildungskonzepte und Neue Medien in der uumlberbetrieblichen Ausbildung

Bielefeld Bertelsmann-Verlag S 112ndash131

Koumlhler T Neumann J Saupe V Organisation des Online-Lernens In Issing L J

Klimsa P Online-Lernen Ein Handbuch fuumlr das Lernen mit Internet Muumlnchen

Oldenbourg 2008

Payome Thea (2006) Marktuumlbersicht Rapid E-Learning ndash aus PowerPoint-Folien

werden Lernprogramme In Hohenstein Andreas Wilbers Karl (Hg) Handbuch

E-Learning 17 Erg-Lfg Koumlln Dt Wirtschaftsdienst

Scheib T Spoumlttl G Windelband L Qualitaumlt betrieblicher Ausbilder sichern und

entwickeln ndash eine staumlndige Herausforderung In Berufsbildung in Wissenschaft

und Praxis ndash BWP 32008 S 36ndash39

Von Rosenbladt B Bilger F (2007) Weiterbildungsbeteiligung in Deutschland

Eckdaten zum BSW-AES 2007 tns infratest Muumlnchen

ZFA (Hrsg) 2009 Statistik Berufsausbildung und Fortbildung Druck und Medien

20082009 unveroumlffentlichte vorlaumlufige Fassung vom 050509

Diese Druckschrift wird im Rahmen der Oumlffentlichkeitsarbeit vom Bundesministe-

rium fuumlr Bildung und Forschung unentgeltlich abgegeben Sie ist nicht zum gewerb-

lichen Vertrieb bestimmt Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerberinnen

Wahlwerbern oder WahlhelferinnenWahlhelfern waumlhrend eines Wahlkampfes zum

Zweck der Wahlwerbung verwendet werden Dies gilt fuumlr Bundestags- Landtags- und

Kommunalwahlen sowie fuumlr Wahlen zum Europaumlischen Parlament Missbraumluchlich

ist insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen und an Informations-

staumlnden der Parteien sowie das Einlegen Aufdrucken oder Aufkleben partei-

politischer Informationen oder Werbemittel Untersagt ist gleichfalls die Weiter-

gabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung Unabhaumlngig davon wann auf

welchem Weg und in welcher Anzahl diese Schrift der Empfaumlngerindem Empfaumlnger

zugegangen ist darf sie auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden

Wahl nicht in einer Weise verwendet werden die als Parteinahme der Bundes-

regierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden koumlnnte

  • eQualification - Neue13Wege der Qualifizierung
    • Impressum
    • Gruszligwort zur Broschuumlre
    • Inhalt
    • eLearning ndash das Lernen der Zukunft
    • Aufstiegsweiterbildung in der Druck- und Medienindustrie13
    • Flexible Learning im Einzelhandel13
    • DAWINCI ndash Durchlaumlssigkeit in der Aus-und Weiterbildung in der chemischen Industrie13
    • Virtuelles Lernen auf der Baustelle ndash Villa-b13
    • Live Stream Learning ndash fuumlr mobiles und stationaumlres Lernen13
    • Rapid eLearning ndash leicht gestaltbare Lernsoftware13
    • Weiterbildung durch multimediale Lernformen13
    • Demografischer Wandel Herausforderungen und Chancen13
    • eLearning-Infrastruktur in der Altenpflege (eLiA)13
    • Entstehung von Communities am Beispiel der evangelischen 13Kirche in Deutschland
    • Lernkompetenz Schluumlssel zur Qualifizierung fuumlr Aumlltere13
    • Qualifizierung mit System ausbauen - 13Weiterbildung und eQualification
    • Aufbau eines Online-Berichtshefts und Kompetenzportfolios in den dualen Ausbildungsberufen13
    • beroobi ndash erlebe Berufe online Das interaktive Jugendportal zur Berufswahl13
    • Erstellung digitaler eLearning-Module durch Auszubildende im Handwerk13
    • weiterfuumlhrende Literatur (Auswahl)
Page 19: eQualification - Neue Medien, neue Wege der …...Mobile Devices), die wachsenden Personalisierungs-möglichkeiten des Digitaldrucks sowie der starke Trend zur Entwicklung innovativer

19 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Zu guter Letzt muumlssen sie so aufbereitet werden dass sie sowohl didaktisch und inhaltlich als auch gestal-terisch bei der Belegschaft auf hohe Akzeptanz stoszligen

Vor diesem Hintergrund wurde 2007 beschlossen die Lehrbriefe vollstaumlndig zu uumlberarbeiten und den Werken zukuumlnftig in Form digitaler Medien zur Ver-fuumlgung zu stellen Hierzu wurden die bestehenden Unterlagen mit finanzieller Unterstuumltzung des Bundes-ministeriums fuumlr Bildung und Forschung (BMBF) grundlegend uumlberarbeitet didaktisch aufbereitet und als Online-Kurse auf einer neu entwickelten VDZ-Lehrplattform integriert

Die nunmehr zur Verfuumlgung stehenden 50 Online-Kurse des VDZ sollen insbesondere den gewerblichen Mitarbeitern aber auch Neueinsteigern Wissen uumlber Technik Umweltvorsorge Arbeitsschutz und die Ablaumlufe der Zementproduktion von der Rohstoffge-winnung bis zum Versand der Produkte vermitteln

Medienelemente wie Videos und Animationen sind genauso Bestandteil der mediengestuumltzten Bildungs-angebote wie Fragenkataloge und Testaufgaben Eine Kommunikationsplattform rundet das Angebot ab Daruumlber hinaus werden vier Kurse angeboten die den Mitarbeitern im beruflichen Alltag sowie in der oumlffentlichen Diskussion eine Hilfestellung bieten Diese sogenannten Informationsbriefe beinhalten die Themen Nachhaltigkeit Rohstoffgewinnung Ressourceneffizienz und Klimaschutz Sie dienen der Vermittlung von Kenntnissen uumlber die Zement-produktion im Spannungsfeld zwischen oumlkonomi-schen oumlkologischen und sozialen Aspekten

Die Lehrplattform wurde mittlerweile von Mitarbei-tern aus fuumlnf VDZ-Mitgliedswerken und dem For-schungsinstitut erfolgreich getestet optimiert und an die Beduumlrfnisse der Beschaumlftigten in der Zement-industrie sowie verwandter Industrien angepasst Die Plattform steht seit Anfang 2010 allen VDZ-Mit-gliedswerken zur Verfuumlgung

Dr rer nat Stefan Schaumlfer Verein Deutscher Zementwerke e V wwwelearning-vdzde

20 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Demografischer Wandel Herausforderungen und Chancen

Den Folgen des demografischen wandels kann

sich auch die Informations- und kommunika-tionswirtschaft (Itk-wirtschaft) nicht ver-schlieszligen zahlreiche studien belegen einen strukturellen Fachkraumlftemangel der sich bei einem konjunkturaufschwung in den naumlchsten

Jahren weiter verschaumlrfen wird und die inter-nationale wettbewerbsfaumlhigkeit Deutsch-lands schwaumlchen kann

IT 50plus ist eine durch den nationalen Informations-technologie-Gipfel der Bundesregierung initiierte Gemeinschaftsinitiative des Bundesverbands Infor-mationswirtschaft Telekommunikation und neue Medien e V und der Industriegewerkschaft Metall (IG Metall) die vom Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung sowie dem Europaumlischen Sozialfonds gefoumlrdert wird Die Initiative zielt darauf ab die Beschaumlftigungsfaumlhigkeit aumllterer ITK-Fachkraumlfte zu erhalten oder wiederherzustellen um so den Folgen des demografischen Wandels und dem Fachkraumlfte-mangel in der ITK-Branche nachhaltig zu begegnen Das modulare Projekt setzt in verschiedenen Bereichen der Personalentwicklung Arbeitsvermittlung und Netzwerkbildung an und gliedert sich in sieben Teilprojekte

bullarbeitsmarktpolitische Instrumente bullAnpassung der arbeitsprozessorientierten Wei-terbildung (APO IT) an die Zielgruppe Arbeitslose bullIT-Spezialistenqualifizierung im virtuellen Raum bullCoaching-Netzwerke fuumlr Unternehmen bullPersonalentwicklungsstrategien IT 50plus bullEntwicklung aumllterer ITK-Fachkraumlfte zum Mentor und Coach bulleLearning IT 50plus ndash Konzepte undEmpfehlungen

Im Vordergrund stehen Initiativen und Vorhaben um bundesweite Beraternetzwerke fuumlr ITK Unterneh-men und fuumlr ITK-Fachkraumlfte aufzubauen dauerhaft zu unterhalten innovative Personalentwicklungs-modelle und Qualifizierungskonzepte zu erstellen zu pilotieren und als Referenzmodelle zur groszligflauml-chigen Umsetzung in Unternehmen bzw durch IT-Bildungstraumlger zu empfehlen

Itk-spezialistenqualifizierung im virtuellen raum

Im Teilprojekt bdquoITK-Spezialistenqualifizierung im vir-tuellen Raumldquo arbeiten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im virtuellen Unternehmen FuTEx (Future Technologies for Expertise Development) Es soll nachwiesen werden dass eine arbeitsprozess-orientierte Qualifizierung mit anschlieszligender Zertifizierung nach der internationalen Norm DIN EN ISOIEC 17024 auch fuumlr IT-Fachkraumlfte moumlglich ist die eine solche Maszlignahme nicht am Arbeitsplatz absolvieren koumlnnen Dies betrifft vor allem Personen in Arbeitslosigkeit oder Kurzarbeit Gearbeitet gelernt und kommuniziert wird an einem virtuellen Arbeitsplatz uumlber eine webbasierte Arbeits- und Lern-plattform Das innovative Konzept basiert auf der bewaumlhrten Methodik des IT-Weiterbildungssystems APO IT So bearbeiten die FuTEx-Teilnehmer-innen am virtuellen Arbeitsplatz einen realen Projektauftrag wobei sie von Lernprozessbegleitern und Fachberatern unterstuumltzt werden Um das APO IT-Prinzip erfolg-reich in eine virtuelle Arbeitswelt zu uumlbertragen sind folgende fuumlnf Schritte vorgesehen

1 realitaumltsnahe Lernaufgaben

Es muumlssen Bedingungen fuumlr arbeitsprozessorientier-tes Lernen geschaffen werden die einem Lern- und Arbeitsplatz im realen betrieblichen Kontext gleichen Erst bei der unmittelbaren praktischen An-wendung von erlerntem Wissen in Verbindung mit der Loumlsung einer konkreten betrieblichen Arbeits-aufgabe kommt es zu sogenannten bdquoemotionalen Labilisierungssituationenldquo d h zu Verunsicherun-gen und zur Veraumlnderung der Gefuumlhle des Menschen die zur nachhaltigen Herausbildung von Handlungs-kompetenzen bei den Lernenden fuumlhren Wichtigste Voraussetzung ist also bdquoechteldquo IT-Projektaufgaben bereitzustellen die von einem realen Auftraggeber stammen

2 webbasierte Arbeits- und Lernplattform

Um Lern-und Projektteams in einer virtuellen Arbeits-welt zu vernetzen und zu betreuen wird eine web-basierte Arbeits- und Lernplattform eingesetzt Sie muss einfach handhabbar und kompatibel mit allen gaumlngigen PC-Betriebssystemen und Web-Browsern

21 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

sein Die Arbeitsplaumltze ndash zu Hause beim Bildungs-traumlger oder im Unternehmen ndash muumlssen mit einem PC sowie mit Breitband-Internet ausgestattet sein

3 Begleitung durch ein engagiertes Betreuerteam

Die Teilnehmer werden von einem Betreuerteam begleitet und unterstuumltzt Da dies in uumlberwiegendem Maszlige bdquoon distanceldquo d h uumlber elektronische Medien der Arbeits- und Lernplattform geschieht erwachsen besonders hohe Anforderungen an die Betreuer Sie muumlssen ein besonderes Gespuumlr fuumlr die Lernsituation der Teilnehmer entwickeln koumlnnen

4 Auswahl geeigneter teilnehmergruppen

In engem Zusammenwirken mit der Bundesagentur fuumlr Arbeit und deren regionalen Agenturen (Zielgruppe arbeitsuchende ITK-Fachkraumlfte ab dem vollendeten 40 Lebensjahr) sowie mit ITK-Hersteller- und Anwenderunternehmen (Zielgruppe aumlltere ITK-Fachkraumlfte in Kurzarbeit) wird uumlber die bevorstehen-den Pilotmaszlignahmen informiert Die Teilnehmer muumlssen Berufserfahrung in der ITK-Wirtschaft haben und besonders aufgeschlossen gegenuumlber elektroni-schen Medien in der Bildung sein

5 evaluation und transfer in den Markt

Das Qualifizierungskonzept wird ab 2010 auf seine Umsetzbarkeit und spaumltere Uumlbertragbarkeit auf andere Unternehmen gepruumlft Nach erfolgreicher Erprobung umfassender Evaluation und Konzept-optimierung ist es vorgesehen die Ergebnisse Erfahrungen und Best Practices zu veroumlffentlichen Die Ergebnisse werden allen einschlaumlgigen Bildungs-traumlgern zugaumlnglich gemacht um Nachhaltigkeit zu erreichen Ziel ist es den FuTEx-Qualifizierungs-ansatz als marktfaumlhiges Konzept bundesweit zu etablieren

Erfolgskriterien fuumlr die Erprobung des FuTEx-Kon-zepts sind

bulldie Zahl der Arbeit suchenden ITK-Fachkraumlfte die nach Absolvierung einer FuTEx-Qualifizie-rung das Abschlusszertifikat zum IT -Spezialisten nach ISO 17024 erhalten haben

Thomas Mosch Mitglied der Geschaumlftsleitung BITKOM - Bundesverband Informationswirtschaft Telekommunikation und neue Medien eV wwwfutexcorpde und wwwit-50plusorg

bulldie Zahl der Arbeit suchenden ITK-Fachkraumlfte die nach erfolgreichem Abschluss einer FuTEx-Qualifizierung in adaumlquate Arbeit zuruumlckfinden konnten und bulldie Zahl der IT-Fachkraumlfte in Kurzarbeit die nach erfolgreichem Abschluss einer FuTEx-Maszlignahme ihre Handlungskompetenzen fuumlr ein IT-Spezial-istenprofil verbessern oder durch Personenzer-tifizierung nach ISO 17024 aktualisieren d h neu erlangen konnten

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22 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

eLearning-Infrastruktur in der Altenpflege (eLiA)

Das Projekt bdquoeLearning-Infrastruktur in der Altenpflegeldquo ist ein durch das Bundesminis-terium fuumlr Bildung und Forschung und den

europaumlischen sozial-fonds gefoumlrdertes Projekt unter der Leitung des Awo-Bundesverbandes e V in Berlin das in der zeit vom 1112007 bis 31102008 gefoumlrdert wurde

Die Aus- Fort-und Weiterbildungseinrichtungen und die Einrichtungen der Altenpflege verfuumlgten vor Pro-jektstart nicht uumlber eine ausreichende Infrastruktur zum Einsatz elektronischer Medien Daraus leiteten sich folgende Notwendigkeiten bzw Projektziele ab

bullSchaffung einer zentralen Infrastruktur durch den Einsatz einer Kommunikations- und Lern plattform bullErprobung des Einsatzes von bereits erstelltem Inhalt (Content) fuumlr den Bereich der Altenpflege-aus- und -weiterbildung bullSchulung von Teletutoren fuumlr die Betreuung von Lernenden bullSchulung von Administratoren zum adaumlquaten Umgang mit der Kommunikations- und Lern plattform

Ein weiteres wichtiges Ziel war die Nachhaltigkeit des Projekts Dafuumlr sollte eine zentrale (traumlgeruumlbergrei-fende) technische Infrastruktur geschaffen werden So sollten nach Projektende alle interessierten Ein-richtungen die Moumlglichkeit erhalten auf dem Server einen separaten geschuumltzten Zugang fuumlr die Entwick-lung und Erprobung eigener eLearning-Lehr- und Lernszenarien zu bekommen

Um die Entwicklung und Realisierung der Projekt-ziele zu unterstuumltzen wurde ein externer Dienstlei-ster die Qualitus GmbH einbezogen Der Partner stellte die technische Infrastruktur bereit passte die Lernumgebung an die Beduumlrfnisse der Kunden an und leistete Support beim Einsatz der flexiblen Open-Scource-Lernplattform ILIAS Die Struktur auf der Plattform wurde in Abstimmung mit der Projektlei-tung konzipiert und umgesetzt Dabei wurden die Bedarfe im Rahmen des Projekts und die geplante Nachhaltigkeit beruumlcksichtigt

Weiterhin wurde auf der Lernplattform ein soge-nannter oumlffentlicher Bereich eingerichtet Dort sind Informationen zum Projekt zum Download zu finden und News z B uumlber die neuesten Schulungstermine In der Projektlaufzeit wurden von drei Trainer-innen der Qualitus GmbH bundesweit sechs Teletutoren-Schulungen fuumlr insgesamt neunzig Teletutoren und eine Administratorenschulung fuumlr fuumlnfzehn Teilnehmer-innen angeboten

Im Rahmen der Teletutoren-Schulungen erhielten die Teilnehmer-innen geschuumltzte Raumlume in denen sie in ihren Lerngruppen miteinander lernen und zudem auch eigene Lernszenarien entwickeln konnten Die waumlhrend dieser Zeit von ihnen enwick-elten Inhalte konnten spaumlter auch im Echtbetrieb eingesetzt werden Zudem wurden Lehrkraumlfte in die Lage versetzt uumlber die Lernplattform ILIAS Lernen-de zu begleiten und zu beraten

Waumlhrend des gesamten Prozesses wurden die Teilnehmer-innen von erfahrenen Tutor-innen begleitet und unterstuumltzt Die Schulung unterteilte sich dabei in 4 Phasen

KickshyOff PraumlsenzshyPhase 1 (ca 15 Tage)

Online Phase 1

(5 Wochen)

PraumlsenzshyPhase 2

(ca 15 Tage)

Online Phase 2

(5 Wochen)

1 Teil

Inhalte und Ziele

bull Die Plat tform aus Sicht der Lernenden kennenlernen

bull Kennenlernen des kooperativen Arbeitens

bull Grundlagenkenntnisse uumlber eLearing

bull Besonderheiten der Online shyKommunikation

bull Rolle und AUfgaben von Teletutoren

2 Teil

Inhalte und Ziele

bull Die Plat tform aus Sicht der Tutoren kennenlernen

bull Einsatz notwendiger Funktionen

bull Wissen uumlber Betreuunug beim eLearning

bull Praxistransfer Umset zung eines eigenen Praxisprojektes

rsaquorsaquorsaquorsaquo rsaquorsaquorsaquorsaquo rsaquorsaquorsaquorsaquo

rsaquorsaquorsaquorsaquo

evaluation

Die Schulungen wurden abschlieszligend evaluiert Die Kernaussage ist Alle Teilnehmer-innen waren mit den angebotenen Schulungen sehr zufrieden der Praxisbezug konnte weitestgehend hergestellt wer-den Zur eigenen Lernerfahrung befragt wurden u a folgende Aussagen getroffen

23 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

bdquoDie Schulung war fuumlr mich ein echter Gewinn da ich wirklich auf neuem Terrain viel gelernt habeldquo bdquohellip fuumlhlte ich mich in der Gruppe sehr wohl wobei ich vor allem zu bestimmten Mitgliedern Kontakt hatte Die Gruppenbildung scheint online genauso zu funk-tionieren wie out of cyber spaceldquo bdquoMir haben sich durch dieses Seminar ganz andere Moumlglichkeiten geoumlffnetldquo

Hinsichtlich ihrer spaumlteren Aufgabe als Teletutorin befragt fuumlhlten sich die meisten Teilnehmer-innen gut vorbereitet aufgrund der unterschiedlichen Voraussetzungen der Lernenden im Umgang mit dem Computer und Internet sind in Einzelfaumlllen jedoch noch laumlngere Uumlbungsphasen noumltig Moumlgliche Einsatz-felder wurden uumlberwiegend im Fort- und Weiter-bildungsbereich gesehen eLearning wird als gute Moumlglichkeit gesehen das Angebotsspektrum der Institutionen zu erweitern Als Anwendungsbeispiel wurde die Begleitung von Auszubildenden in Praxis-phasen im Sinne einer kontinuierlichen Arbeits- Kommunikations- und Ruumlckmeldemoumlglichkeit genannt

herausforderungen

Die Schulungsteilnehmer nannten folgende Heraus-forderungen bei der Einfuumlhrung von eLearning

bullfehlende technische Affinitaumlt bei der Zielgruppe bullfehlende technische Ausstattung in den Institu-tionen und Betrieben die Lehrangebote bereit-stellen bullhoher Aufwand fuumlr die Einfuumlhrung des eLear-ning Mehraufwand bei der Umwandlung vor-handener Konzepte in Blended-Learning oder eLearning-Konzepte etc bulleehlende Akzeptanz bei einigen Kolleginnen Kollegen dadurch fehlende Vernetzung bullwenig Lehrkraumlfte die professionell tutoriell begleiten koumlnnen bullfehlende Inhalte fuumlr den Einsatz auf der Lern-plattform

nachhaltigkeit

Nach der Projektfoumlrderung wird das eLearning-Portal durch den bdquoVerein eLearning in der Pflege eVldquo (eLiP) fortgefuumlhrt Alle (Bildungs-)Einrichtun-gen in der Pflege koumlnnen diesem Verein beitreten

Peggy Saszlig AWO-Bundesverband eVwwwelearning-pflegede

Zweck des Vereins ist die Foumlrderung der Berufsbildung durch Bereitstellung der Internetplattform ILIAS (wwwelearning-pflegede) mit inhaltlichen techni-schen und didaktischen Hilfen als Hostingpakete sowie Beratung und Vermittlung von Qualifizie-rungen wie ILIAS-Anwender- Teletutoren- und Autorenschulungen Mitwirkung bei der Erstellung von Lerninhalten die von den Vereinsmitgliedern entwickelt werden Weitere Aufgaben sind die perso-nelle und ideelle Foumlrderung der Entwicklung von Lerninhalten z B durch den gegenseitigen Aus-tausch von Lernmaterialien

Die Vereinsmitgliedschaft bietet den Bildungsanbie-tern einen kostenguumlnstigen Einstieg in das Lehren und Lernen mit den neuen Medien moderne Kom-munikationswege Betreuung waumlhrend Abwesenheits-zeiten sowie die Moumlglichkeit neue und zusaumltzliche Angebote im Bereich eLearningBlended-Learning anzubieten

24 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

Entstehung von Communities am Beispiel der Evangelischen Kirche in Deutschland

Die evangelische kirche in Deutschland (ekD) steht gegenwaumlrtig vor groszligen herausforder-ungen und chancen stichworte sind demo-grafischer wandel Individualisierung bzw Pluralisierung wiederentdeckung des religi-oumlsen veraumlndertes Partizipationsverhalten neue Formen von ehrenamt und Gemeinde Daraus ergibt sich fuumlr die Mitarbeitenden ihr handeln immer wieder zu reflektieren

und neue innovative Praktiken zu erlernen

Das Forschungsprojekt PATONGO (Patterns and Tools for NGOs) untersucht wie Technologien und Partizi-pationsprozesse des Web 20 den Austausch uumlber gute Praktiken foumlrdern und so zu einer Weiterent-wicklung der gesamten vernetzten Organisation beitragen koumlnnen Partner im Projekt sind die Evan-gelische Kirche in Deutschland (EKD) die Fern Uni-versitaumlt in Hagen und das Institut fuumlr Wissensmedien in Tuumlbingen

Die Hypothese des Forschungsvorhabens ist dass ein Austausch von erfolgreichen Praktiken in der EKD helfen kann die Qualitaumlt des Handelns in den Gemeinden und Gliedkirchen zu verbessern Durch Vernetzung und gemeinsame Reflexion uumlber erfolgreiche Praktiken soll eine lokale Praktik auch uumlber Grenzen der einzelnen Kirchengemeinden hin-weg zu einer gemeinsamen Praktik weiterentwickelt werden Zwischen den bisher weitgehend unabhaumlngig agierenden Organisationseinheiten koumlnnte sich dadurch ein Praxisnetzwerk entwickeln

Vor dieser Grundannahme stellen sich im PATONGO-Projekt die folgenden Forschungsfragen die nicht nur fuumlr Kirchen sondern allgemein fuumlr verteilte NGOs von Relevanz sind

bullWelche Prozesse koumlnnen eine effektive und qua-litativ hochwertige Wissenskommunikation zum Zwecke der Weiterentwicklung beruflicher Praktiken unterstuumltzen bullWie kann die Nutzung und die Evolution solcher Prozesse mit Web 20-basierten Werkzeugen unterstuumltzt werden

bullWie koumlnnen die Prozesse und Werkzeuge in groszligen verteilten NGOs eingefuumlhrt werden

Kern des Prozesses ist die effektive und qualitativ hochwertige Diskussion uumlber gute Praktiken Dabei durchlaumluft die Diskussion zu einem konkreten Thema drei Ebenen

bullMitarbeitende kommunizieren miteinander uumlber Wuumlnsche und Ideen die sich aus den lokal anzutreffenden Herausforderungen ergeben bullMitarbeitende reflektieren uumlber gute Praktiken und tauschen diese aus (Storytelling Good Practice) bullMitarbeitende abstrahieren die Beschreibung der guten Praktik zu einem Muster fuumlr Loumlsungen (Pattern) das dann in einem Lexikon guter Praxis auftaucht Das Konzept des Patterns wurde aus den Ingenieurswissenschaften uumlbernommen Dort ist ein Pattern eine Loumlsung zu einem wieder-kehrenden Problem in einem klar umrissenen Kontext Im Gegensatz zu einer Handlungsvor-schrift eroumlffnet ein Pattern dem Praktiker einen Entwurfsraum in dem er seine individuelle Loumlsung fuumlr das Problem entwickelt Fuumlr die EKD bedeutet dies dass ein Pattern den Praktiker gut bei der Uumlbertragung der Loumlsungsidee auf die kon-kreten Umstaumlnde in der Gemeinde unterstuumltzt

Auf allen Ebenen der Diskussion vor allem jedoch bei der Erstellung von Patterns fuumlr das Lexikon guter Praxis koumlnnen Praktiker durch Mentoren die ebenfalls Mitglied der Community sind unterstuumltzt werden Mentoren helfen den Praktikern dabei die zentralen Aussagen ihrer Praktik herauszuarbeiten So koumlnnen Praktiker sicherstellen dass ihre Hand-lungsanregungen in den Patterns auch im beab-sichtigten Sinne verstanden werden

Web 20-Technologien koumlnnen auf allen drei Ebenen den Prozess unterstuumltzen Dazu soll ein Online-Com-munity-System entstehen das Kommunikation Koordination und Kooperation ermoumlglicht und zur Mitarbeit in der Community motiviert Auf der Ebene der Kommunikation stellt das Community-System kommunikative Raumlume zur Verfuumlgung Hier koumlnnen Wuumlnsche geaumluszligert Ideen diskutiert und Erfahrun-gen ausgetauscht werden

25 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

Betrachtet man die Groumlszlige der Zielgruppe von uumlber eine Million haupt-und ehrenamtlich Mitarbeitender in der EKD so ist es offensichtlich dass Fragen der Koordination eine wichtige Rolle einnehmen Prak-tiker muumlssen vom System darin unterstuumltzt werden fuumlr sie interessante Kollegen zu finden und relevante Beitraumlge wahrzunehmen Das Community-System muss Menschen aus ganz Deutschland zusammen-bringen die an semantisch verwandten Praktiken arbeiten So wird ein Austausch uumlber spezifische Prak-tiken auch uumlber Gemeindegrenzen hinaus moumlglich

Fuumlr eine effiziente Kooperation wird das Community-System gemeinsame Arbeitsbereiche bereitstellen die zum einen einen gemeinsamen Informationsraum im Sinne eines Wikis zum Austausch von Patterns bereitstellen und zum anderen die enge Kooperation in einer kleinen Gruppe von Praktikern ermoumlglichen Insbesondere soll das Community-System die Entwick-lung neuer Ideen in einer Ideenwerkstatt und die Zusammenarbeit zwischen einem Autor und einem Mentor bei der Verbesserung von Patterns unter-stuumltzen

In Bezug auf die Motivation zur Teilnahme sollen im PATONGO-Projekt verschiedene Instrumente er-forscht werden von denen an dieser Stelle nur zwei Beispiele genannt werden

bullInwieweit hat die Authentizitaumlt der Praktiker und ihrer Gemeinden eine die Motivation stei-gernde Wirkung bullWelche Rolle spielen Kooperation und Wett-bewerb zwischen den Praktikern als motivie-rende Instrumente in der Community

Erste Prototypen fuumlr den in PATONGO vorgesehenen Prozess und die Web 20-basierten Werkzeuge wurden in den ersten Monaten des Projektes entwi-ckelt und mit Anwendern diskutiert Die Resonanz hierauf war sehr positiv Eine breite Diskussion der Konzepte in der kirchlichen Oumlffentlichkeit begann Ende 2009 Fuumlr Mitte 2010 ist der Start der Community geplant Sowohl der Entwurf als auch die Einfuumlhrung und Nutzung des Prozesses und der Werkzeuge werden evaluiert sodass Ruumlckschluumlsse auf die Wirkung in der EKD gezogen werden koumlnnen die auch fuumlr andere NGOs relevant sein werden

Dr Thies Gundlach Evangelische Kirche in Deutschland Dr Till Schuumlmmer FernUniversitaumlt in Hagen (vlnr) wwwpatongode

26 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

Lernkompetenz Schluumlssel zur Qualifizierungfuumlr Aumlltere

Die Diskussion um das lebenslange Lernen hat konjunktur in Politik wirtschaft und

Forschung Mittelfristig wird jeder dritte Be-schaumlftigte uumlber 50 Jahre alt sein und nur noch

jeder fuumlnfte juumlnger als 30 Jahre Parallel dazu nimmt der Anteil der wissensarbeit zu der Anteil koumlrperlicher und gering qualifizierter taumltigkeiten sinkt Lebenslanges Lernen wird als eine der zentralen strategien angesehen diese sich beschleunigenden Veraumlnderungen der Arbeitswelt zu bewaumlltigen

Einigkeit scheint daruumlber zu bestehen dass der Bedarf an beruflicher Weiterbildung auch fuumlr Beschaumlftigte uumlber 50 Jahren waumlchst Weniger Konsens gibt es in Bezug auf das Wie Wie kommen aumlltere Arbeitnehmer mit dieser Anforderung nach permanentem Dazuler-nen zurecht Wie koumlnnen sie unterstuumltzt werden Bislang werden Beschaumlftigte jenseits des vierzigsten Lebensjahres kaum noch zur Weiterbildung ermun-tert und auf die Lernbeduumlrfnisse dieser Gruppe abgestimmte Angebote sind Mangelware Und Dank der Fruumlhverrentungspolitik fruumlherer Jahre und einer entsprechend jugendzentrierten Arbeitsge-staltung gedieh ein bdquoAnti-Lernklimaldquo in dem sich bei Beschaumlftigten und Unternehmen gleichermaszligen der Eindruck verfestigte Aumlltere koumlnnten und wollten nicht mehr lernen Damit einher gehen unscharfe und falsche Vorstellungen uumlber die Lernfaumlhigkeit Aumllterer Demnach lernen Aumlltere (zu) langsam und schneiden in Weiterbildungsseminaren schlecht ab

Haben nicht wissenschaftliche Untersuchungen wiederholt nachgewiesen dass die kognitive Leis-tungsfaumlhigkeit ndash also alle Prozesse die mit Gedaumlchtnis Lernen und Denken zu tun haben ndash schon mit Mitte Ende Zwanzig nachlassen Schraumlnkt dies nicht auch die Lernfaumlhigkeit ein Tatsaumlchlich lassen zwar viele kognitive Funktionen messbar nach

Damit gehen aber nicht automatisch Einbuszligen in der Faumlhigkeit zum berufsbezogenen Lernen einher Zum einen bauen sich nicht alle kognitiven Funktio-nen ab sondern vornehmlich die als bdquofluide Intelli-genzldquo bezeichneten Sie kommen bei der Loumlsung neuer Aufgaben zum Zuge bei denen nicht auf

fruumlhere Lernerfahrungen zuruumlckgegriffen werden kann bdquoKristalline Intelligenzldquo hingegen kommt bei der Nutzung von Wissen und Erfahrung zum Einsatz und kann Einbuszligen der fluiden Intelligenz aus-gleichen Zweitens fanden fast alle einschlaumlgigen Studien im Labor statt und zielten auf die Auslotung der Grenzen kognitiver Leistungsfaumlhigkeit ab Die Moumlglichkeit zur Kompensation durch Wissen und Bildung entfaumlllt dadurch weitgehend

Lernfaumlhigkeit bleibt erhalten

Beim berufsbezogenen Lernen herrschen solche Ein-schraumlnkungen nicht Lernende koumlnnen ihren Lern-prozess hinsichtlich Lernzielen und Lernzeit (mit) bestimmen und dadurch kognitive Einbuszligen ausgleichen Die Laborbefunde zum Altersabbau betreffen so gesehen nur einen kleinen Ausschnitt des Lernens Aus kognitiver Sicht laumlsst sich also festhalten dass die Lernfaumlhigkeit aumllterer Mitarbeiter waumlhrend ihres gesamten Berufslebens erhalten bleibt

Lernfaumlhigkeit ist aber nicht gleich Lernbereitschaft Diese haumlngt wesentlich von einer spezifischen Lern-kompetenz ab Sie ist nicht auf bestimmte Fachge-biete beschraumlnkt und umfasst die drei Ebenen

bullLernorientierung Die Effizienz des Lernen wird davon beeinflusst ob man Lernen als gestaltbare Aktivitaumlt begreift oder als dozentengesteuerte Anhaumlufung von Faktenwissen auf Vorrat bullLernkontrolle Nachhaltig lernen kann nur wer sich dem eigenen Lernbedarf angemessene Lernziele setzt und den Lernfortschritt im Hin-blick auf diese Ziele fortlaufend uumlberpruumlft bullLerntechniken Sie dienen dazu Wissen lang-fristig im Gedaumlchtnis zu verankern und um-fassen vielfaumlltige Methoden der Visualisierung und Konzeptbildung

Lernkompetenz ist kein Talent sondern eine lern- und trainierbare Fertigkeit Sie kann durch gezielte Personalentwicklung und ein stimmiges betriebliches Umfeld mit foumlrderlichem Lernklima aufgebaut und erhalten werden Umgekehrt kann sie als Folge laumlnger dauernder bdquoLernentwoumlhnungldquo verloren gehen Dies haumlngt nicht zuletzt damit zusammen dass in vielen Unternehmen die Weiterbildungsteil-

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nahme jenseits des vierzigsten Lebensjahres schlag-artig sinkt ndash was Lernentwoumlhnung natuumlrlich foumlrdert Auch herrscht fuumlr Aumlltere vielfach insofern ein unguumln-stiges Lernklima als nicht wenige Personalverant-wortliche Aumllteren nur geringe Lernfaumlhigkeit und Veraumlnderungsbereitschaft zutrauen Derlei Vorbe-halte schlagen sich bei Beschaumlftigten in Zweifeln an ihrer eigenen Lernfaumlhigkeit und an der Trainier-barkeit ihrer Fertigkeiten nieder Ein Mangel an Lernkompetenz erklaumlrt moumlglicherweise auch den vielfach replizierten Befund dass aumlltere Beschaumlftigte im Vergleich zu ihren juumlngeren Kollegen schlechtere Leistungen in der berufsbezogenen Weiterbildung zeigen

Unsere Forschung zeigt dass ndash unabhaumlngig vom Alter ndash Beschaumlftigte mit houmlherer Lernkompetenz einen signifikant houmlheren Lernerfolg angeben als Beschaumlftigter geringerer Kompetenz Bei Beschaumlftig-ten uumlber 50 Jahren faumlllt der Unterschied im Lernerfolg am deutlichsten aus Houmlhere Lernkompetenz geht mit houmlherer Weiterbildungsteilnahme einher um-gekehrt berichteten Beschaumlftigte mit geringerer Lernkompetenz uumlber groumlszligere Schwierigkeiten bei der Planung der eigenen Weiterbildung und houmlheren Unterstuumltzungsbedarf

Unter dem Strich zeigen unsere Untersuchungen dass die Erfassung der Lernkompetenz ein wichtiger Schritt ist im Rahmen von Strategien zur quantitativen und qualitativen Verbesserung der Weiterbildungs-beteiligung aumllterer Beschaumlftigter Dies laumlsst sich zur Konzeption von Lernkompetenz-Workshops nutzen mit denen das Lernverhalten gezielt optimiert werden kann Ansatzpunkt einschlaumlgiger Trainings ist die Lernkontrolle die sich in unseren Untersuchungen als trennscharf zwischen kompetenten und weniger kompetenten Lernern erwies Hoher Lernkontrolle also der Fertigkeit angemessene Lernziele zu setzen und das Lernen im Hinblick auf diese Ziele zu steuern kommt das groumlszligte Gewicht fuumlr den Lernerfolg zu Darin liegt auch der Grund dass vornehmlich auf die Vermittlung von auf Lernstrategien ausgerichtete Trainings und primaumlr auf die Staumlrkung der Lernmo-tivation abzielende Trainings gleichermaszligen zu kurz greifen und nur die integrierte Ansprache beider Ebenen nachhaltiges karriereweites und -langes Lernen gewaumlhrleistet

Prof Dr Christian Stamov-Roszlignagel Jacobs Centre on Lifelong Learning Jacobs University wwwjacobs-universitydedirectory10028

28 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Qualifizierung mit System ausbauen -Weiterbildung und bdquoeQualificationldquo

Digitale Medien und bdquoeQualificationldquo als die Lernformen des neuen Jahrtausends prokla-miert standen anfangs fuumlr kostenguumlnstiges und effektives Lernen technische Loumlsungen ruumlckten in den Mittelpunkt der Diskussion doch nach dem ersten Boom kam die ernuumlch-terung Die Lerner wuumlrden das Medium nicht akzeptieren der Lernerfolg sei anzuzweifeln der finanzielle Vorteil ebenso

Anstelle der technokratischen Schwerpunktsetzun-gen widmete man sich in der Folgezeit verstaumlrkt den lern- und bildungstheoretischen Aspekten und dem Potenzial multimedialer Lernkonzepte fuumlr eine zukunftsfaumlhige berufliche Kompetenzentwicklung Angesichts der in den letzten Jahren wieder deutli-chen Zuwachsraten des Lernens mit neuen Medien am Arbeitsplatz stellte sich die Frage nach der Bedeu-tung dieser Medien fuumlr die Weiterbildung und nach ihrem Einfluss auf deren soziale und didaktische Zielsetzungen

weiterbildung und soziale selektion

Die Entwicklung von der Industrie zur Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft fuumlhrt auch zu einem Wandel der Organisation in den Unternehmen die auch zu neuen Arbeits- und Organisationskonzepten fuumlhren wobei wir wahrscheinlich erst am Anfang dieses Wandlungsprozesses stehen Die Folge ist dass Weiterbildung und berufliche Qualifizierung gegenwaumlrtig einen Wandlungsprozess durchlaufen der Ziele und Inhalte Umfang sowie Formen Methoden und Orte des Lernens gleichermaszligen erfasst Lernformen und Lernorte werden pluraler und vielfaumlltiger und gehen mit einem quantitativen Zuwachs und einer qualitativen Veraumlnderung der Bedeutung des Lernens im Unternehmen einher

Die Nachfrage nach eLearning-Konzepten und neuen Medien in der Weiterbildung unterliegt durch neue Arbeitsformen wie rechner-und internetgestuumltzte Facharbeit und Dienstleistungen und den daraus resultierenden Kompetenzanspruumlchen einer auszliger-ordentlichen Dynamik Gleichzeitig haben Aufwen-dungen und Teilnehmerzahlen die Weiterbildung

zum groumlszligten Bildungsbereich gemacht Von den Auf-wendungen von 35 Mrd Euro pro Jahr entfallen 167 Mrd auf die Unternehmen incl die des oumlffentlichen Dienstes 138 Mrd auf Einzelpersonen 42 Mrd auf die Bundesagentur fuumlr Arbeit und 04 Mrd auf den Staat Im europaumlischen Vergleich liegt die Teilnahme-quote an der formellen betrieblichen Weiterbildung mit 30 der Erwerbstaumltigen im Jahr 2005 im Mittel-feld Im Vergleich liegt die Teilnahmequote in Frank-reich mit 46 und Tschechien mit 59 houmlher die von Polen mit 21 und Griechenland mit 14 niedriger

Entscheidend fuumlr die oumlkonomische qualifikatorische soziale und personale Funktion der Weiterbildung ist aber die Frage der Teilhabe an Weiterbildung der Wei-terbildungsbeteiligung Hier zeigt sich der stark sozial ausgrenzende Charakter der Weiterbil-dung die Selektivitaumlt und Ungleichheit von Chancen

bull28 der Weiterbildungsteilnehmer haben Hauptschulabschluss 47 einen mittleren Abschluss 59 AbiturFachhochschulreife bull23 sind ohne Berufsausbildung aber 62 mit Hochschulabschluss bull31 sind Arbeiter 68 Beamte bull44 gehoumlren der Gruppe der 19ndash34-Jaumlhrigen an 31 der Gruppe der 50-64 Jaumlhrigen

Qualifizierung mit system und bdquoeQualificationldquo ausbauen

Die Weiterbildungsbeteiligung haumlngt also entschei-dend von der beruflichen Qualifikation und der schulischen Vorbildung ab und verstaumlrkt die im Schulsystem angelegte soziale Selektion In dieser Situation kommen die informelle Weiterbildung und damit die neuen Medien und verschiedenen Formen des eLearnings ins Spiel Die Teilnahme an Compu-terselbstlernprogrammen im Rahmen der informel-len Weiterbildung hat sich zwischen 2003 und 2007 von 8 auf 15 erhoumlht und damit fast verdoppelt In der informellen Weiterbildungskategorie Internet am Arbeitsplatz weist die Statistik eine Steigerung von 7 auf 13 aus Zudem bilden sich mit der Nut-zung von Personal-Computern rechnerintegrierten Arbeitssystemen und dem Intranet zunehmend vir-tuelle Lernorte in Unternehmen heraus Beschaumlftigte nutzen in wachsendem Maszlige multimediale und inter-aktive Bildungsangebote und koumlnnen an

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kooperativen Lehr-Lern-Arrangements teilnehmen Neue Medien und die damit verbundenen Lerntech-nologien wie Tele-Teaching und Tele-Coaching erlei-chtern und foumlrdern das Lernen in der Arbeit und in vernetzten Lernortstrukturen

Die informelle Weiterbildung verzeichnet seit Jahren erhebliche Zuwaumlchse obwohl die Teilnahme der Erwerbstaumltigen hier mit 61 im Jahre 2003 und mit 68 im Jahre 2007 schon annaumlhernd doppelt so hoch liegt wie die an der formellen Weiterbildung Damit ist die informelle Weiterbildung im Sinne von bdquoArbeit als zweite Chanceldquo und als Moumlglichkeit zu sehen der wachsenden Selektion in Weiterbildung und Weiter-bildungsteilnahme zu begegnen Dies ist allerdings kein Selbstlaumlufer denn auch bei der Teilnahme an der informellen Weiterbildung zeigt sich die Abbild-ung und Verlaumlngerung sozialer Ungleichheit Not-wendig ist eine strukturelle und im Weiterbildungs-system abzusichernde Foumlrderung von bildungsbe-nachteiligten Gruppen In diesem Sinne sind abschlieszligend vier Thesen und Optionen formuliert

bullInformelles Lernen wird im Beruf zunehmend wichtiger dabei kommt dem Lernen mithilfe neuer Medien durch die Verdoppelung in den letzten vier Jahren bei computergestuumltzten Selbstlernprogrammen und Internet-Lernen am Arbeitsplatz eine zentrale Rolle zu bullVirtuelle Lernorte verbinden formelle und informelle Weiterbildung diese Lernorte auf informations- und kommunikationstechno-logischer Basis ergaumlnzen die pluralen Lernorte von Qualifizierungsverbuumlnden und Qualifizier-ungsnetzwerken zunehmend bullNeue Medien eroumlffnen lern- und bildungsthe-oretisch verbesserte Zugaumlnge zum bdquolebenslan-gen Lernenldquo und zur bdquoBildung fuumlr alleldquo voraus-gesetzt sie werden didaktisch-methodisch und institutionell eingebettet und sind nicht einsei-tig auf Selbstorganisation und Individualisierung gerichtet bullWeiterbildung ist als vierte und umfassendste Saumlule des Bildungssystems auszubauen und verstaumlrkt gesetzlich zu rahmen wobei das in-formelle Lernen uumlber verbindliche Anerken-nungen als Beitrag zur Chancengleichheit in beruflichen Bildungswegen im Sinne einersbquo bdquozweiten Chanceldquo zu nutzen ist

Prof Dr Peter Dehnbostel Helmut-Schmidt-Universitaumlt Hamburg wwwhsu-hhdedebo

30 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Aufbau eines Online-Berichtshefts und Kompetenz-portfolios in den dualen Ausbildungsberufen

Die duale Berufsausbildung in Deutschland stellt ein erfolgsmodell dar und genieszligt auch

international hohes Ansehen Mehrere aktu-elle studien zeigen Maumlngel in der Qualitaumlt der dualen beruflichen Ausbildung auf nach einer repraumlsentativen umfrage des Bundesin-stituts fuumlr Berufsbildung (BIBB) kritisieren die Auszubildenden insbesondere die Qualitaumlt der kooperation der Lernorte Betrieb und schule oft ist es den Auszubildenden selbst uumlberlassen erfahrungen aus der betrieblichen und schulischen Ausbildung miteinander zu verknuumlpfen

Bei der mangelnden Abstimmung zwischen den Lern-orten handelt es sich jedoch weniger um ein Problem auf der Ebene der Ausbilder und Berufsschullehrer sondern eher um ein strukturelles Defizit der dualen Berufsausbildung Es mangelt vor allem an systema-tischer Information um ein gegenseitiges Abstimmen in der dualen Ausbildung gewaumlhrleisten zu koumlnnen

Es bedarf geeigneter Instrumente um eine staumlrkere Zusammenarbeit und die Abstimmung zwischen den betrieblichen und schulischen Ausbildern aber auch zwischen dem Auszubildenden und seinem Ausbilder zu ermoumlglichen Gegenwaumlrtig uumlbernimmt ausschlieszlig-lich der papierbasierte Ausbildungsnachweis das sogenannte Berichtsheft diese Funktion Da es sich hierbei um eine zeit- und ortsabhaumlngige Informa-tionsbasis handelt koumlnnen sich Probleme ergeben

Beispielsweise kann der Ausbilder anhand des Ausbildungsnachweises erst nach dem Abschluss eines Ausbildungsturnus feststellen mit welchen Themen sich der Auszubildende auseinanderge-setzt hat In der Folge sind klare und aufeinander abgestimmte Lernprozesse erschwert was nicht selten zu erheblichen Abstimmungsprozessen innerhalb der Ausbildung fuumlhrt

online-Ausbildungsnachweis

Unter dem Titel bdquoBLok ndash Online-Berichtsheft zur Staumlrkung der Lernortkooperationldquo verfolgt das Insti-tut fuumlr Berufspaumldagogik der Technischen Universitaumlt

Dresden das Ziel mit dem Einsatz von Web 20- Technologien die Lernorte der dualen Berufsausbil-dung zu verzahnen Im Rahmen dieses durch das BMBF gefoumlrderten Forschungs- und Entwicklungs-projektes werden bereits bestehende Ressourcen genutzt um das rechtsverbindliche Instrument bdquoBerichtsheftldquo welches in seiner gegenwaumlrtigen Form lediglich als Rechtfertigungsinstrument dient zu einem Qualitaumltsentwicklungsinstrument auf der Grundlage einer geeigneten mediendidaktischen Konzeption auszubauen

Der Schwerpunkt des Projektes liegt in der Entwick-lung Erprobung und Evaluation eines Online-Ausbildungsnachweises auf der technischen Basis eines Weblogs als persoumlnliches Lerntagebuch Dieses Online-Lerntagebuch fuumlhrt der Berufsschuumller regelmaumlszligig und kann von seinem Ausbilder und Berufsschullehrer jederzeit und vor allem unabhaumln-gig vom aktuellen Lernort des Berufsschuumllers einge-sehen werden Auf diese Weise werden die Lernorte der Berufsausbildung im dualen System durch den Online-Ausbildungsnachweis miteinander gekoppelt und so eine gemeinsame Informationsbasis fuumlr die Partner der dualen Berufsausbildung geschaffen Diese Staumlrkung der Lernortkooperation erzeugt eine Transparenz der Ausbildungsinhalte und soll zu einer verbesserten Abstimmung selbiger an den Lernorten fuumlhren

Funktionsbereiche und Potenziale

Der Online-Ausbildungsnachweis verfuumlgt uumlber zwei Funktionsbereiche

bullBerichtsheftfuumlhrung in Form eines Weblogs Wie bei der klassischen Form des Berichtsheftes uumlblich dokumentiert der Auszubildende auch in der online-basierten Form regelmaumlszligig den zeit-lichen und sachlichen Ablauf der Berufsaus-bildung Der Technologie eines Weblog ent-sprechend fuumlhrt der Auszubildende sein Lern-tagebuch als Online-Berichtsheft welches durch die Ausbilder online kommentiert werden kann Durch die Moumlglichkeit von Anmerkungen zu den Eintraumlgen des Auszubildenden werden Feedback-prozesse angeregt und folglich der Dialog zwi-schen Auszubildendem und Ausbilder gestaumlrkt

31 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

bullDarstellung der erworbenen Qualifikationen in Form eines Kompetenzportfolios Neben der Dokumentation des sachlichen und zeitlichen Ablaufes im Berichtsheft ist es dem Auszubildenden moumlglich die dokumentierten Taumltigkeiten zu verschlagworten In Form eines Auswahlmenuumls werden die zu erlangenden Faumlhigkeiten und Fertigkeiten eines Ausbildungs-berufes aufgelistet und von dem Auszubildenden verschlagwortet (sogenanntes Tagging) Anschlieszligend wird durch eine entsprechende Visualisierung (z B in Form einer Tagcloud d h einer Schlagwortwolke) der eigene Entwicklungs-stand dargestellt Die Tagcloud enthaumllt alle bis-her verwendeten Schlagworte Durch die damit erzeugte Transparenz koumlnnen Auszubildende und Ausbilder den Ist-Stand der beruflichen Handlungsfaumlhigkeit einschaumltzen und auch Handlungsbedarfe ableiten In Ergaumlnzung zu der geschlossenen Form des Kompetenzport-folios ist es in der offenen Form vorgesehen aus-bildungsrelevante Dokumente (wie Zertifikate etc) und Erfahrungsberichte abzulegen und so Erfahrungen aus der Ausbildungspraxis zu dokumentieren

Fazit

Das Projekt BLok traumlgt durch die Digitalisierung und Weiterentwicklung des klassischen Berichtsheftes auf Grundlage von Web 20-Technologien zur Ver-zahnung der Lernorte sowie zur Qualitaumltssicherung und -entwicklung in der dualen Berufsausbildung bei BLok unterstuumltzt dabei eine nachhaltige Integ-ration digitaler Medien auf struktureller Ebene in die Berufsausbildungspraxis

Professor Thomas Koumlhler Technische Universitaumlt Dresden wwwblok-onlineorg

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beroobi ndash erlebe Berufe online Das interaktive Jugendportal zur Berufswahl

trotz der vielfaumlltigen Moumlglichkeiten sich Infor-mationen zu beschaffen haben viele Jugend-liche nach wie vor Probleme sich hinsichtlich ihrer beruflichen zukunftsplanung zu orien-tieren oftmals bleibt ihre Ausbildungswahl einseitig und sie nehmen die chancen des derzeitigen Ausbildungs- und Arbeitsmarktes nur bedingt wahr

Das Wissen uumlber die Bandbreite aktueller Ausbildungs-berufe und speziell jener die auch zukuumlnftig Chancen auf dem Arbeitsmarkt bieten ist fuumlr die Berufswahl entscheidend Junge Frauen und Maumlnner mit niedri-geren Schulabschluumlssen sind dabei eine besondere Zielgruppe beroobi ist ein Kunstwort das sich aus Ber-ufs-bi-ld ableitet und bdquoooldquo wurde von Google abgeschaut beroobi bietet den jungen Frauen und Maumlnnern Interaktionsmoumlglichkeiten an die einen attraktiven Einstieg in das Thema Berufswahl ermoumlglichen

Hierfuumlr wird ein interaktives Online-Portal aufgebaut in dessen Mittelpunkt interessante und zukunfts-weisende Ausbildungsberufe fuumlr eine spielerische Erkundung stehen Die Berufsbilder sind multimedial-interaktiv aufbereitet und geben realistische Einblicke in den Berufsalltag Junge Frauen und Maumlnner die bereits in ihrem Beruf arbeiten stellen diese den Nutzern anschaulich vor und lassen sie entdeckend und ausprobierend daran teilhaben Alle wichtigen Aspekte eines Berufs werden aufgegriffen Taumltig-keiten Tagesablaumlufe Erlaumluterungen zu wichtigen Voraussetzungen Erklaumlrungen zu Anforderungen in der Ausbildung sowie das Aufzeigen von Perspek-tiven fuumlr weitere Fortbildungs- und Weiterbildungs-moumlglichkeiten und weiterfuumlhrende Links

Eine leichte und schnelle Orientierung wird dadurch erleichtert dass jedem Berufsbild der gleiche Aufbau und aumlhnliche Interaktionsmoumlglichkeiten zugrunde liegen Bei der Auswahl der Berufe werden bewusst Ausbildungsberufe aus Zukunftsbranchen und Innovationsbereichen (Industrie Handwerk Bau Naturwissenschaften Technik und Informations-technologie) in den Blick genommen

Interaktiver Ansatz mit hohem Akzeptanzwert

Ziel des didaktisch-methodischen Konzepts von beroobi ist es junge Menschen durch neue Ansaumltze zum selbst gesteuerten Entdecken und Ausprobieren im Netz anzuregen und einen persoumlnlichen Bezug zum Thema Berufswahl herzustellen Hierfuumlr setzt das Projekt auf verschiedene Kriterien die in der Umsetzung des Angebots konsequente Beruumlcksich-tigung finden

bullVielseitigkeit Selbststeuerbare Video- und Audiosequenzen Fotoshows und animierte Grafiken bieten anschauliche und vielseitige Formen der Informationsdarstellung Einge-bunden sind diese in eine Flash-Umgebung die auch als Web-Applikation unabhaumlngig von beroobi als Stand-alone-Applikation in eine Web-seite integriert werden koumlnnen bullInteraktion Verschiedene Interaktionstools ermoumlglichen eine direkte und aktive Teilnahm am Angebot Selbsteinschaumltzungen Umfragen und Wissenstests animieren zur spielerischen und entdeckenden Auseinandersetzung mit Inhalten bullIdentifikation Junge Profis aus der Praxis stellen vor Ort ihren Arbeitsplatz und ihr Arbeitsleben vor und lassen die Nutzerinnen und Nutzer uumlber Film und Audio daran teilhaben Der Mix aus Fakten eigenen Erfahrungsberichten und Hinweisen ermoumlglicht Identifikation und Pers-pektivenwechsel bullVerstaumlndlichkeit Das Angebot setzt konsequent auf jugendgerechte Sprache intuitive Benutzer-fuumlhrung und kleine verstaumlndliche Informations-einheiten sodass auch Jugendliche mit weniger Interneterfahrung gut damit zurechtkommen koumlnnen bullAuthentizitaumlt Jedes Berufsbild ist individuell gestaltet und lebt von der Authentizitaumlt seiner realen Hauptperson Dieses unverwechselbare bdquoGesichtldquo sowie auch das Zu-Wort-Kommen von Betriebs-und Unternehmensverantwortlich-en Ausbildungsleitern und anderen bdquoBerufsex-pertenldquo fuumlhren zu einer hohen Akzeptanz bei Jugendlichen

33 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Das online-Portal beroobide

Die Hauptintention des Online-Portals besteht darin Jugendlichen verschiedene Zugangswege zu den jeweiligen Berufsbildern zu ermoumlglichen sie neu-gierig zu machen und zum bdquoHineinklickenldquo anzu-regen Im Mittelpunkt von wwwberoobide stehen daher die Berufsbilder die uumlber spezifische Beduumlrf-nisparameter ansteuerbar sind Weiterfuumlhrende Informationen zu den Berufen Interviews mit Experten spielerische Wissensabfragen und Links werden den Jugendlichen uumlber eine Informations-rubrik angeboten Ein kleiner Community-Bereich ermoumlglicht weitere Orientierungshilfe Dort steht ein moderiertes Forum fuumlr Fragen und Hinweise bereit eine Merkliste fuumlr das Speichern von Berufs-bildern sowie die Verlinkung auf Freunde und deren Profile Uumlber Features wie bdquoWie steht mir der Berufldquo koumlnnen eigene Fotos hochgeladen werden welches die Nutzerinnen und Nutzer automatisch in verschiedene Arbeitsbekleidungen hineinsetzt und in eine Galerie speichert

zielgruppe

Primaumlre Zielgruppe von beroobi sind Jugendliche der Altersgruppe 14 bis 20 Jahre aller Schulformen die sich im Prozess der Berufsfindung und Berufsorien-tierung befinden Neben Schulabgaumlngern sind des-gleichen all diejenigen angesprochen die bereits eine Berufsausbildung begonnen abgeschlossen oder auch abgebrochen haben und sich weiter bzw neu orientieren moumlchten Wichtige Ansprech-partner sind daher auch paumldagogische Fachkraumlfte die in vielen Faumlllen beroobi bei der jugendlichen Zielgruppe bekannt machen

kooperation und Vernetzung

Das Projekt beroobi versteht sich als bdquoTuumlroumlffnerldquo zu bereits bestehenden Angeboten im Bereich Berufso-rientierungberufliche Bildung und lebt daher von dem vielseitigen Austausch und der Zusammenarbeit mit diesen Dazu zaumlhlen unter anderem vor allem Verbaumlnde Innungen Kammern die Agentur fuumlr Arbeit das Bundesinstitut fuumlr Berufsbildung Schulen Berufsschulen Bildungstraumlger Gewerkschaften so-wie vor allem auch Wirtschaftspartner Betriebe und Unternehmen

Silke Niemann Schulen ans Netz e V wwwberoobide und wwwschulen-ans-netzde

34 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Erstellung digitaler eLearning-Module durch Aus-zubildende im Handwerk

Das Internet hat uns in ein neues Jahrtausend

gefuumlhrt ein Jahrtausend in dem das wissen der welt raumlumlich und zeitlich unabhaumlngig

verfuumlgbar ist und aus immer groumlszligeren Daten-banken abgerufen werden kann eine solche entwicklung macht auch vor dem system der dualen beruflichen erstausbildung im hand-werk nicht halt und beschaumlftigt seit vielen Jahren die vorausschauende wissenschaft aber auch die Praxis

Im Kern geht es bei den Uumlberlegungen um die Einfuumlhr-ung von eLearning-Szenarien Die Bemuumlhungen zielen hier zum einen auf die oumlkonomische Optimie-rung (beliebiger Einstiegszeitpunkt in Qualifizierungs-maszlignahmen Optimierung der Lehrer-Schuumller-Relation) zum anderen aber auch auf die didaktisch-methodische Optimierung von Bildungsprozessen wie die individuelle Foumlrderung oder Flexibilisierung

Bei allen Bemuumlhungen mit Web 10-gestuumltzten eLear-ning-Szenarien bleiben zahlreiche Fragen ungeklaumlrt Dies gilt besonders fuumlr den Bereich der Lehrlings-ausbildung im Handwerk Aus dem System der dualen Berufsausbildung im Handwerk d h der Kombination von betrieblicher und uumlberbetrieblicher Ausbildung und Unterricht in der Berufsschule sind bisher keine nachhaltigen Ansaumltze bekannt in denen Bildungsprozesse durch internetbasierte eLearning-Konzepte optimiert ergaumlnzt oder gar abgeloumlst werden konnten Bisher kann lediglich auf die Ergebnisse von Modellprojekten zuruumlckgegriffen werden Standar-disierte Konzepte und didaktische Ansaumltze existieren nicht Ganz zu schweigen von einer bildungstheore-tischen Verortung von eLearning-Szenarien in konventionellen Berufsbildungsprozessen

Die Vergangenheit hat gezeigt dass vor allem zwei Problemlagen die Einfuumlhrung von eLearning-Szena-rien erschweren Zum einen gibt es das Problem dass es nicht genuumlgend passgenaue digitale Lern-module fuumlr die verschiedenen Gewerke d h die Berufe im Handwerk und die daraus resultierenden Lerngruppen gibt

Hier zeigt sich die Schwierigkeit dass der produzierte eLearning-Baustein entsprechend der Lerngruppe reduziert und entsprechend der Vorstellung des Lehrers didaktisch eingebunden sein muss Zum an-deren scheitert der Einsatz kommerzieller Loumlsungen auch daran dass nicht die notwendigen Ressourcen vorhanden sind um immer wieder Lernmodule zu erwerben die den jeweils aktuellen Stand der Technik abbilden An dieser Stelle setzt das Forschungsvorhaben Didaktische Parallelitaumlt und Lernortflexibilisierung (DiPaL) an DiPaL kombiniert die klassischen Vorteile des Praumlsenzunterrichts mit den neuen Moumlglichkeiten des Web 20 mit dem Ziel Lernprozesse im Dualen System uumlber selbst produzierte E-Learnings flexibler zu machen

Lerneinheiten selber erstellen

Das Forschungsvorhaben entwickelt und untersucht dazu einen neuen subjektorientierten designbasier-ten didaktisch-methodischen Ansatz zur Lernort-kooperation Mit Hilfe spezieller Software erstellen Schuumllerinnen und Schuumller mit ihren Lehrkraumlften ihre Lerneinheiten selber bereiten sie digital auf und veroumlffentlichen sie im Netz Das Konzept des offenen Klassenzimmers basiert dabei auf der Annahme dass in jeder Schuumllerin und in jedem Schuumller auch eine Lehrerin bzw ein Lehrer steckt Das Ziel besteht darin durch eine geeignete Didaktik genau diesen Rollen-tausch vom Lernenden zum (Lern-) Lehrenden herbei-zufuumlhren Das heiszligt konkret dass die Auszubildenden die Themen des Unterrichts so aufbereiten dass digitale Lernmaterialien (Filme Texte Bilder Grafi-ken) entstehen Die dazu notwendigen Aktivitaumlten der (Lern-) Lehrenden reichen von der Anfertigung einer Handzeichnung die eingescannt wird bis zur schriftlichen Ausarbeitung eines kompletten Dreh-buchs fuumlr die Umsetzung des jeweiligen Themas in einem aufwendigen Lehrfilm Die im Unterricht erzeugten digitalen Lernmaterialien werden an-schlieszligend gemeinsam mit dem Lehrer besprochen und diskutiert ob die produzierten Lernmaterialien fachlich richtig sind Diese Besprechungen sind von groszliger Bedeutung fuumlr den Lernprozess da sich hier zeigt ob das Thema fachlich verstanden wurde

35 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Gleichzeitig hinterfragen die (Lern-) Lehrenden sich selbst und den Prozess der Materialienproduktion Hierbei gilt es z B Alternativen zur gefundenen Loumlsung aufzuzeigen oder die Sprachqualitaumlt zu beurteilen Grundsaumltzlich wird angestrebt dass die (Lern-) Lehrenden in einen kritischen Dialog unter-einander treten Die Diskussion fuumlhrt im Ergebnis zu der Entscheidung ob das produzierte Lernmaterial im Internet veroumlffentlicht wird oder nicht

Fuumlr den Bereich der dualen beruflichen Erstausbil-dung bieten die durch die Auszubildenden erstellten digitalen Lernbausteine ganz besondere Moumlglich-keiten um Ausbildungsstrukturen flexibler zu machen So wird das Forschungsvorhaben empirisch unter-suchen inwieweit die Lernbausteine dazu genutzt werden koumlnnen dass der Auszubildende krankheits-bedingte oder betriebsbedingte Fehlzeiten zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort nachholen kann Daneben erwarten die am Forschungsvorhaben beteiligten Institutionen dass uumlber die Transparenz der Inhalte eine grundsaumltzlich verbesserte Zusam-menarbeit zwischen den Berufsschullehrern und den betrieblichen bzw uumlberbetrieblichen Ausbil-dern realisiert werden kann Auch dies soll empirisch geklaumlrt werden

Neben den Untersuchungen hat das Vorhaben auch verschiedene entwicklungstechnische Ziele

bullEntwicklung von Schemata zur Integration von Programmen zur schnellen Entwicklung von Lernangeboten (Rapid-Authoring-Prozesse) in konventionelle Praumlsenzphasen bullEntwicklung und Implementierung einer Datenbank fuumlr Lehrinhalte (Learning Object Re-pository abgekuumlrzt LOR) fuumlr die Bereitstellung von Bausteinen in einem Bausteinnetzwerk des Handwerks (wwwbaustein-netzwerkde) bullEntwicklung von Organisationsstrukturen fuumlr die engere inhaltliche Zusammenarbeit der Lernorte im dualen System auf der personalen Ebene

Markus Schaumlfer Berufskolleg Maumlrkischer Kreis wwwkfz4mede und wwwdipalde

36 LIterAturhInweIse

weiterfuumlhrende Literatur (Auswahl)

Becker M Spoumlttl G (2008) Berufswissenschaftliche Forschung ndash Ein Arbeitsbuch

fuumlr Studium und Praxis Peter Lang Internationaler Verlag der Wissenschaften

Frankfurt am Main

Beicht U Krewerth A Eberhard V Granato M Viel Licht ndash aber auch Schatten

Qualitaumlt dualer Berufsausbildung in Deutschland aus Sicht der Auszubildenden

BIBB Report 92009

Dehnbostel P (2008) Berufliche Weiterbildung Grundlagen aus arbeitnehmer-

orientierter Sicht Berlin edition sigma

Dreyfus H-L Dreyfus S E (1986) Kuumlnstliche Intelligenz Von den Grenzen der

Denkmaschine und dem Wert der Intuition Reinbek Rowohlt Verlag Hamburg

Grund- und Strukturdaten gushisde 80 [12 09 2009]

Hauptverband der deutschen Bauindustrie Zahlen und Fakten

wwwbauindustriede (Stand Juni 2009)

Howe Falk Berben Thomas (2006) Lern- und Arbeitsaufgaben In Rauner Felix

(Hrsg) Handbuch Berufsbildungsforschung 2 aktualisierte Auflage Bielefeld

Bertelsmann S 383ndash390

Howe Falk Knutzen Soumlnke (2007) Die Kompetenzwerksttt Ein berufswissen-

schaftliches E-Learning-Konzept Goumlttingen Cuvillier

Knutzen Soumlnke Howe Falk E-Learning im Handwerk (2008) In Issing Ludwig

Klimsa Paul (Hrsg) Online-Lernen Weinheim Beltz-Verlag S 133ndash156

Knutzen Soumlnke Howe Falk Rapid E-Learning in der gewerblich-technischen

Ausbildung ndash Gestaltbare Lernsoftware nach dem Konzept der Kompetenz-

werksttt (2008) In Howe Falk Jarosch Juumlrgen Zinke Gert (Hrsg)

Ausbildungskonzepte und Neue Medien in der uumlberbetrieblichen Ausbildung

Bielefeld Bertelsmann-Verlag S 112ndash131

Koumlhler T Neumann J Saupe V Organisation des Online-Lernens In Issing L J

Klimsa P Online-Lernen Ein Handbuch fuumlr das Lernen mit Internet Muumlnchen

Oldenbourg 2008

Payome Thea (2006) Marktuumlbersicht Rapid E-Learning ndash aus PowerPoint-Folien

werden Lernprogramme In Hohenstein Andreas Wilbers Karl (Hg) Handbuch

E-Learning 17 Erg-Lfg Koumlln Dt Wirtschaftsdienst

Scheib T Spoumlttl G Windelband L Qualitaumlt betrieblicher Ausbilder sichern und

entwickeln ndash eine staumlndige Herausforderung In Berufsbildung in Wissenschaft

und Praxis ndash BWP 32008 S 36ndash39

Von Rosenbladt B Bilger F (2007) Weiterbildungsbeteiligung in Deutschland

Eckdaten zum BSW-AES 2007 tns infratest Muumlnchen

ZFA (Hrsg) 2009 Statistik Berufsausbildung und Fortbildung Druck und Medien

20082009 unveroumlffentlichte vorlaumlufige Fassung vom 050509

Diese Druckschrift wird im Rahmen der Oumlffentlichkeitsarbeit vom Bundesministe-

rium fuumlr Bildung und Forschung unentgeltlich abgegeben Sie ist nicht zum gewerb-

lichen Vertrieb bestimmt Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerberinnen

Wahlwerbern oder WahlhelferinnenWahlhelfern waumlhrend eines Wahlkampfes zum

Zweck der Wahlwerbung verwendet werden Dies gilt fuumlr Bundestags- Landtags- und

Kommunalwahlen sowie fuumlr Wahlen zum Europaumlischen Parlament Missbraumluchlich

ist insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen und an Informations-

staumlnden der Parteien sowie das Einlegen Aufdrucken oder Aufkleben partei-

politischer Informationen oder Werbemittel Untersagt ist gleichfalls die Weiter-

gabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung Unabhaumlngig davon wann auf

welchem Weg und in welcher Anzahl diese Schrift der Empfaumlngerindem Empfaumlnger

zugegangen ist darf sie auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden

Wahl nicht in einer Weise verwendet werden die als Parteinahme der Bundes-

regierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden koumlnnte

  • eQualification - Neue13Wege der Qualifizierung
    • Impressum
    • Gruszligwort zur Broschuumlre
    • Inhalt
    • eLearning ndash das Lernen der Zukunft
    • Aufstiegsweiterbildung in der Druck- und Medienindustrie13
    • Flexible Learning im Einzelhandel13
    • DAWINCI ndash Durchlaumlssigkeit in der Aus-und Weiterbildung in der chemischen Industrie13
    • Virtuelles Lernen auf der Baustelle ndash Villa-b13
    • Live Stream Learning ndash fuumlr mobiles und stationaumlres Lernen13
    • Rapid eLearning ndash leicht gestaltbare Lernsoftware13
    • Weiterbildung durch multimediale Lernformen13
    • Demografischer Wandel Herausforderungen und Chancen13
    • eLearning-Infrastruktur in der Altenpflege (eLiA)13
    • Entstehung von Communities am Beispiel der evangelischen 13Kirche in Deutschland
    • Lernkompetenz Schluumlssel zur Qualifizierung fuumlr Aumlltere13
    • Qualifizierung mit System ausbauen - 13Weiterbildung und eQualification
    • Aufbau eines Online-Berichtshefts und Kompetenzportfolios in den dualen Ausbildungsberufen13
    • beroobi ndash erlebe Berufe online Das interaktive Jugendportal zur Berufswahl13
    • Erstellung digitaler eLearning-Module durch Auszubildende im Handwerk13
    • weiterfuumlhrende Literatur (Auswahl)
Page 20: eQualification - Neue Medien, neue Wege der …...Mobile Devices), die wachsenden Personalisierungs-möglichkeiten des Digitaldrucks sowie der starke Trend zur Entwicklung innovativer

20 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

Demografischer Wandel Herausforderungen und Chancen

Den Folgen des demografischen wandels kann

sich auch die Informations- und kommunika-tionswirtschaft (Itk-wirtschaft) nicht ver-schlieszligen zahlreiche studien belegen einen strukturellen Fachkraumlftemangel der sich bei einem konjunkturaufschwung in den naumlchsten

Jahren weiter verschaumlrfen wird und die inter-nationale wettbewerbsfaumlhigkeit Deutsch-lands schwaumlchen kann

IT 50plus ist eine durch den nationalen Informations-technologie-Gipfel der Bundesregierung initiierte Gemeinschaftsinitiative des Bundesverbands Infor-mationswirtschaft Telekommunikation und neue Medien e V und der Industriegewerkschaft Metall (IG Metall) die vom Bundesministerium fuumlr Bildung und Forschung sowie dem Europaumlischen Sozialfonds gefoumlrdert wird Die Initiative zielt darauf ab die Beschaumlftigungsfaumlhigkeit aumllterer ITK-Fachkraumlfte zu erhalten oder wiederherzustellen um so den Folgen des demografischen Wandels und dem Fachkraumlfte-mangel in der ITK-Branche nachhaltig zu begegnen Das modulare Projekt setzt in verschiedenen Bereichen der Personalentwicklung Arbeitsvermittlung und Netzwerkbildung an und gliedert sich in sieben Teilprojekte

bullarbeitsmarktpolitische Instrumente bullAnpassung der arbeitsprozessorientierten Wei-terbildung (APO IT) an die Zielgruppe Arbeitslose bullIT-Spezialistenqualifizierung im virtuellen Raum bullCoaching-Netzwerke fuumlr Unternehmen bullPersonalentwicklungsstrategien IT 50plus bullEntwicklung aumllterer ITK-Fachkraumlfte zum Mentor und Coach bulleLearning IT 50plus ndash Konzepte undEmpfehlungen

Im Vordergrund stehen Initiativen und Vorhaben um bundesweite Beraternetzwerke fuumlr ITK Unterneh-men und fuumlr ITK-Fachkraumlfte aufzubauen dauerhaft zu unterhalten innovative Personalentwicklungs-modelle und Qualifizierungskonzepte zu erstellen zu pilotieren und als Referenzmodelle zur groszligflauml-chigen Umsetzung in Unternehmen bzw durch IT-Bildungstraumlger zu empfehlen

Itk-spezialistenqualifizierung im virtuellen raum

Im Teilprojekt bdquoITK-Spezialistenqualifizierung im vir-tuellen Raumldquo arbeiten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im virtuellen Unternehmen FuTEx (Future Technologies for Expertise Development) Es soll nachwiesen werden dass eine arbeitsprozess-orientierte Qualifizierung mit anschlieszligender Zertifizierung nach der internationalen Norm DIN EN ISOIEC 17024 auch fuumlr IT-Fachkraumlfte moumlglich ist die eine solche Maszlignahme nicht am Arbeitsplatz absolvieren koumlnnen Dies betrifft vor allem Personen in Arbeitslosigkeit oder Kurzarbeit Gearbeitet gelernt und kommuniziert wird an einem virtuellen Arbeitsplatz uumlber eine webbasierte Arbeits- und Lern-plattform Das innovative Konzept basiert auf der bewaumlhrten Methodik des IT-Weiterbildungssystems APO IT So bearbeiten die FuTEx-Teilnehmer-innen am virtuellen Arbeitsplatz einen realen Projektauftrag wobei sie von Lernprozessbegleitern und Fachberatern unterstuumltzt werden Um das APO IT-Prinzip erfolg-reich in eine virtuelle Arbeitswelt zu uumlbertragen sind folgende fuumlnf Schritte vorgesehen

1 realitaumltsnahe Lernaufgaben

Es muumlssen Bedingungen fuumlr arbeitsprozessorientier-tes Lernen geschaffen werden die einem Lern- und Arbeitsplatz im realen betrieblichen Kontext gleichen Erst bei der unmittelbaren praktischen An-wendung von erlerntem Wissen in Verbindung mit der Loumlsung einer konkreten betrieblichen Arbeits-aufgabe kommt es zu sogenannten bdquoemotionalen Labilisierungssituationenldquo d h zu Verunsicherun-gen und zur Veraumlnderung der Gefuumlhle des Menschen die zur nachhaltigen Herausbildung von Handlungs-kompetenzen bei den Lernenden fuumlhren Wichtigste Voraussetzung ist also bdquoechteldquo IT-Projektaufgaben bereitzustellen die von einem realen Auftraggeber stammen

2 webbasierte Arbeits- und Lernplattform

Um Lern-und Projektteams in einer virtuellen Arbeits-welt zu vernetzen und zu betreuen wird eine web-basierte Arbeits- und Lernplattform eingesetzt Sie muss einfach handhabbar und kompatibel mit allen gaumlngigen PC-Betriebssystemen und Web-Browsern

21 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

sein Die Arbeitsplaumltze ndash zu Hause beim Bildungs-traumlger oder im Unternehmen ndash muumlssen mit einem PC sowie mit Breitband-Internet ausgestattet sein

3 Begleitung durch ein engagiertes Betreuerteam

Die Teilnehmer werden von einem Betreuerteam begleitet und unterstuumltzt Da dies in uumlberwiegendem Maszlige bdquoon distanceldquo d h uumlber elektronische Medien der Arbeits- und Lernplattform geschieht erwachsen besonders hohe Anforderungen an die Betreuer Sie muumlssen ein besonderes Gespuumlr fuumlr die Lernsituation der Teilnehmer entwickeln koumlnnen

4 Auswahl geeigneter teilnehmergruppen

In engem Zusammenwirken mit der Bundesagentur fuumlr Arbeit und deren regionalen Agenturen (Zielgruppe arbeitsuchende ITK-Fachkraumlfte ab dem vollendeten 40 Lebensjahr) sowie mit ITK-Hersteller- und Anwenderunternehmen (Zielgruppe aumlltere ITK-Fachkraumlfte in Kurzarbeit) wird uumlber die bevorstehen-den Pilotmaszlignahmen informiert Die Teilnehmer muumlssen Berufserfahrung in der ITK-Wirtschaft haben und besonders aufgeschlossen gegenuumlber elektroni-schen Medien in der Bildung sein

5 evaluation und transfer in den Markt

Das Qualifizierungskonzept wird ab 2010 auf seine Umsetzbarkeit und spaumltere Uumlbertragbarkeit auf andere Unternehmen gepruumlft Nach erfolgreicher Erprobung umfassender Evaluation und Konzept-optimierung ist es vorgesehen die Ergebnisse Erfahrungen und Best Practices zu veroumlffentlichen Die Ergebnisse werden allen einschlaumlgigen Bildungs-traumlgern zugaumlnglich gemacht um Nachhaltigkeit zu erreichen Ziel ist es den FuTEx-Qualifizierungs-ansatz als marktfaumlhiges Konzept bundesweit zu etablieren

Erfolgskriterien fuumlr die Erprobung des FuTEx-Kon-zepts sind

bulldie Zahl der Arbeit suchenden ITK-Fachkraumlfte die nach Absolvierung einer FuTEx-Qualifizie-rung das Abschlusszertifikat zum IT -Spezialisten nach ISO 17024 erhalten haben

Thomas Mosch Mitglied der Geschaumlftsleitung BITKOM - Bundesverband Informationswirtschaft Telekommunikation und neue Medien eV wwwfutexcorpde und wwwit-50plusorg

bulldie Zahl der Arbeit suchenden ITK-Fachkraumlfte die nach erfolgreichem Abschluss einer FuTEx-Qualifizierung in adaumlquate Arbeit zuruumlckfinden konnten und bulldie Zahl der IT-Fachkraumlfte in Kurzarbeit die nach erfolgreichem Abschluss einer FuTEx-Maszlignahme ihre Handlungskompetenzen fuumlr ein IT-Spezial-istenprofil verbessern oder durch Personenzer-tifizierung nach ISO 17024 aktualisieren d h neu erlangen konnten

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22 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

eLearning-Infrastruktur in der Altenpflege (eLiA)

Das Projekt bdquoeLearning-Infrastruktur in der Altenpflegeldquo ist ein durch das Bundesminis-terium fuumlr Bildung und Forschung und den

europaumlischen sozial-fonds gefoumlrdertes Projekt unter der Leitung des Awo-Bundesverbandes e V in Berlin das in der zeit vom 1112007 bis 31102008 gefoumlrdert wurde

Die Aus- Fort-und Weiterbildungseinrichtungen und die Einrichtungen der Altenpflege verfuumlgten vor Pro-jektstart nicht uumlber eine ausreichende Infrastruktur zum Einsatz elektronischer Medien Daraus leiteten sich folgende Notwendigkeiten bzw Projektziele ab

bullSchaffung einer zentralen Infrastruktur durch den Einsatz einer Kommunikations- und Lern plattform bullErprobung des Einsatzes von bereits erstelltem Inhalt (Content) fuumlr den Bereich der Altenpflege-aus- und -weiterbildung bullSchulung von Teletutoren fuumlr die Betreuung von Lernenden bullSchulung von Administratoren zum adaumlquaten Umgang mit der Kommunikations- und Lern plattform

Ein weiteres wichtiges Ziel war die Nachhaltigkeit des Projekts Dafuumlr sollte eine zentrale (traumlgeruumlbergrei-fende) technische Infrastruktur geschaffen werden So sollten nach Projektende alle interessierten Ein-richtungen die Moumlglichkeit erhalten auf dem Server einen separaten geschuumltzten Zugang fuumlr die Entwick-lung und Erprobung eigener eLearning-Lehr- und Lernszenarien zu bekommen

Um die Entwicklung und Realisierung der Projekt-ziele zu unterstuumltzen wurde ein externer Dienstlei-ster die Qualitus GmbH einbezogen Der Partner stellte die technische Infrastruktur bereit passte die Lernumgebung an die Beduumlrfnisse der Kunden an und leistete Support beim Einsatz der flexiblen Open-Scource-Lernplattform ILIAS Die Struktur auf der Plattform wurde in Abstimmung mit der Projektlei-tung konzipiert und umgesetzt Dabei wurden die Bedarfe im Rahmen des Projekts und die geplante Nachhaltigkeit beruumlcksichtigt

Weiterhin wurde auf der Lernplattform ein soge-nannter oumlffentlicher Bereich eingerichtet Dort sind Informationen zum Projekt zum Download zu finden und News z B uumlber die neuesten Schulungstermine In der Projektlaufzeit wurden von drei Trainer-innen der Qualitus GmbH bundesweit sechs Teletutoren-Schulungen fuumlr insgesamt neunzig Teletutoren und eine Administratorenschulung fuumlr fuumlnfzehn Teilnehmer-innen angeboten

Im Rahmen der Teletutoren-Schulungen erhielten die Teilnehmer-innen geschuumltzte Raumlume in denen sie in ihren Lerngruppen miteinander lernen und zudem auch eigene Lernszenarien entwickeln konnten Die waumlhrend dieser Zeit von ihnen enwick-elten Inhalte konnten spaumlter auch im Echtbetrieb eingesetzt werden Zudem wurden Lehrkraumlfte in die Lage versetzt uumlber die Lernplattform ILIAS Lernen-de zu begleiten und zu beraten

Waumlhrend des gesamten Prozesses wurden die Teilnehmer-innen von erfahrenen Tutor-innen begleitet und unterstuumltzt Die Schulung unterteilte sich dabei in 4 Phasen

KickshyOff PraumlsenzshyPhase 1 (ca 15 Tage)

Online Phase 1

(5 Wochen)

PraumlsenzshyPhase 2

(ca 15 Tage)

Online Phase 2

(5 Wochen)

1 Teil

Inhalte und Ziele

bull Die Plat tform aus Sicht der Lernenden kennenlernen

bull Kennenlernen des kooperativen Arbeitens

bull Grundlagenkenntnisse uumlber eLearing

bull Besonderheiten der Online shyKommunikation

bull Rolle und AUfgaben von Teletutoren

2 Teil

Inhalte und Ziele

bull Die Plat tform aus Sicht der Tutoren kennenlernen

bull Einsatz notwendiger Funktionen

bull Wissen uumlber Betreuunug beim eLearning

bull Praxistransfer Umset zung eines eigenen Praxisprojektes

rsaquorsaquorsaquorsaquo rsaquorsaquorsaquorsaquo rsaquorsaquorsaquorsaquo

rsaquorsaquorsaquorsaquo

evaluation

Die Schulungen wurden abschlieszligend evaluiert Die Kernaussage ist Alle Teilnehmer-innen waren mit den angebotenen Schulungen sehr zufrieden der Praxisbezug konnte weitestgehend hergestellt wer-den Zur eigenen Lernerfahrung befragt wurden u a folgende Aussagen getroffen

23 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

bdquoDie Schulung war fuumlr mich ein echter Gewinn da ich wirklich auf neuem Terrain viel gelernt habeldquo bdquohellip fuumlhlte ich mich in der Gruppe sehr wohl wobei ich vor allem zu bestimmten Mitgliedern Kontakt hatte Die Gruppenbildung scheint online genauso zu funk-tionieren wie out of cyber spaceldquo bdquoMir haben sich durch dieses Seminar ganz andere Moumlglichkeiten geoumlffnetldquo

Hinsichtlich ihrer spaumlteren Aufgabe als Teletutorin befragt fuumlhlten sich die meisten Teilnehmer-innen gut vorbereitet aufgrund der unterschiedlichen Voraussetzungen der Lernenden im Umgang mit dem Computer und Internet sind in Einzelfaumlllen jedoch noch laumlngere Uumlbungsphasen noumltig Moumlgliche Einsatz-felder wurden uumlberwiegend im Fort- und Weiter-bildungsbereich gesehen eLearning wird als gute Moumlglichkeit gesehen das Angebotsspektrum der Institutionen zu erweitern Als Anwendungsbeispiel wurde die Begleitung von Auszubildenden in Praxis-phasen im Sinne einer kontinuierlichen Arbeits- Kommunikations- und Ruumlckmeldemoumlglichkeit genannt

herausforderungen

Die Schulungsteilnehmer nannten folgende Heraus-forderungen bei der Einfuumlhrung von eLearning

bullfehlende technische Affinitaumlt bei der Zielgruppe bullfehlende technische Ausstattung in den Institu-tionen und Betrieben die Lehrangebote bereit-stellen bullhoher Aufwand fuumlr die Einfuumlhrung des eLear-ning Mehraufwand bei der Umwandlung vor-handener Konzepte in Blended-Learning oder eLearning-Konzepte etc bulleehlende Akzeptanz bei einigen Kolleginnen Kollegen dadurch fehlende Vernetzung bullwenig Lehrkraumlfte die professionell tutoriell begleiten koumlnnen bullfehlende Inhalte fuumlr den Einsatz auf der Lern-plattform

nachhaltigkeit

Nach der Projektfoumlrderung wird das eLearning-Portal durch den bdquoVerein eLearning in der Pflege eVldquo (eLiP) fortgefuumlhrt Alle (Bildungs-)Einrichtun-gen in der Pflege koumlnnen diesem Verein beitreten

Peggy Saszlig AWO-Bundesverband eVwwwelearning-pflegede

Zweck des Vereins ist die Foumlrderung der Berufsbildung durch Bereitstellung der Internetplattform ILIAS (wwwelearning-pflegede) mit inhaltlichen techni-schen und didaktischen Hilfen als Hostingpakete sowie Beratung und Vermittlung von Qualifizie-rungen wie ILIAS-Anwender- Teletutoren- und Autorenschulungen Mitwirkung bei der Erstellung von Lerninhalten die von den Vereinsmitgliedern entwickelt werden Weitere Aufgaben sind die perso-nelle und ideelle Foumlrderung der Entwicklung von Lerninhalten z B durch den gegenseitigen Aus-tausch von Lernmaterialien

Die Vereinsmitgliedschaft bietet den Bildungsanbie-tern einen kostenguumlnstigen Einstieg in das Lehren und Lernen mit den neuen Medien moderne Kom-munikationswege Betreuung waumlhrend Abwesenheits-zeiten sowie die Moumlglichkeit neue und zusaumltzliche Angebote im Bereich eLearningBlended-Learning anzubieten

24 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

Entstehung von Communities am Beispiel der Evangelischen Kirche in Deutschland

Die evangelische kirche in Deutschland (ekD) steht gegenwaumlrtig vor groszligen herausforder-ungen und chancen stichworte sind demo-grafischer wandel Individualisierung bzw Pluralisierung wiederentdeckung des religi-oumlsen veraumlndertes Partizipationsverhalten neue Formen von ehrenamt und Gemeinde Daraus ergibt sich fuumlr die Mitarbeitenden ihr handeln immer wieder zu reflektieren

und neue innovative Praktiken zu erlernen

Das Forschungsprojekt PATONGO (Patterns and Tools for NGOs) untersucht wie Technologien und Partizi-pationsprozesse des Web 20 den Austausch uumlber gute Praktiken foumlrdern und so zu einer Weiterent-wicklung der gesamten vernetzten Organisation beitragen koumlnnen Partner im Projekt sind die Evan-gelische Kirche in Deutschland (EKD) die Fern Uni-versitaumlt in Hagen und das Institut fuumlr Wissensmedien in Tuumlbingen

Die Hypothese des Forschungsvorhabens ist dass ein Austausch von erfolgreichen Praktiken in der EKD helfen kann die Qualitaumlt des Handelns in den Gemeinden und Gliedkirchen zu verbessern Durch Vernetzung und gemeinsame Reflexion uumlber erfolgreiche Praktiken soll eine lokale Praktik auch uumlber Grenzen der einzelnen Kirchengemeinden hin-weg zu einer gemeinsamen Praktik weiterentwickelt werden Zwischen den bisher weitgehend unabhaumlngig agierenden Organisationseinheiten koumlnnte sich dadurch ein Praxisnetzwerk entwickeln

Vor dieser Grundannahme stellen sich im PATONGO-Projekt die folgenden Forschungsfragen die nicht nur fuumlr Kirchen sondern allgemein fuumlr verteilte NGOs von Relevanz sind

bullWelche Prozesse koumlnnen eine effektive und qua-litativ hochwertige Wissenskommunikation zum Zwecke der Weiterentwicklung beruflicher Praktiken unterstuumltzen bullWie kann die Nutzung und die Evolution solcher Prozesse mit Web 20-basierten Werkzeugen unterstuumltzt werden

bullWie koumlnnen die Prozesse und Werkzeuge in groszligen verteilten NGOs eingefuumlhrt werden

Kern des Prozesses ist die effektive und qualitativ hochwertige Diskussion uumlber gute Praktiken Dabei durchlaumluft die Diskussion zu einem konkreten Thema drei Ebenen

bullMitarbeitende kommunizieren miteinander uumlber Wuumlnsche und Ideen die sich aus den lokal anzutreffenden Herausforderungen ergeben bullMitarbeitende reflektieren uumlber gute Praktiken und tauschen diese aus (Storytelling Good Practice) bullMitarbeitende abstrahieren die Beschreibung der guten Praktik zu einem Muster fuumlr Loumlsungen (Pattern) das dann in einem Lexikon guter Praxis auftaucht Das Konzept des Patterns wurde aus den Ingenieurswissenschaften uumlbernommen Dort ist ein Pattern eine Loumlsung zu einem wieder-kehrenden Problem in einem klar umrissenen Kontext Im Gegensatz zu einer Handlungsvor-schrift eroumlffnet ein Pattern dem Praktiker einen Entwurfsraum in dem er seine individuelle Loumlsung fuumlr das Problem entwickelt Fuumlr die EKD bedeutet dies dass ein Pattern den Praktiker gut bei der Uumlbertragung der Loumlsungsidee auf die kon-kreten Umstaumlnde in der Gemeinde unterstuumltzt

Auf allen Ebenen der Diskussion vor allem jedoch bei der Erstellung von Patterns fuumlr das Lexikon guter Praxis koumlnnen Praktiker durch Mentoren die ebenfalls Mitglied der Community sind unterstuumltzt werden Mentoren helfen den Praktikern dabei die zentralen Aussagen ihrer Praktik herauszuarbeiten So koumlnnen Praktiker sicherstellen dass ihre Hand-lungsanregungen in den Patterns auch im beab-sichtigten Sinne verstanden werden

Web 20-Technologien koumlnnen auf allen drei Ebenen den Prozess unterstuumltzen Dazu soll ein Online-Com-munity-System entstehen das Kommunikation Koordination und Kooperation ermoumlglicht und zur Mitarbeit in der Community motiviert Auf der Ebene der Kommunikation stellt das Community-System kommunikative Raumlume zur Verfuumlgung Hier koumlnnen Wuumlnsche geaumluszligert Ideen diskutiert und Erfahrun-gen ausgetauscht werden

25 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

Betrachtet man die Groumlszlige der Zielgruppe von uumlber eine Million haupt-und ehrenamtlich Mitarbeitender in der EKD so ist es offensichtlich dass Fragen der Koordination eine wichtige Rolle einnehmen Prak-tiker muumlssen vom System darin unterstuumltzt werden fuumlr sie interessante Kollegen zu finden und relevante Beitraumlge wahrzunehmen Das Community-System muss Menschen aus ganz Deutschland zusammen-bringen die an semantisch verwandten Praktiken arbeiten So wird ein Austausch uumlber spezifische Prak-tiken auch uumlber Gemeindegrenzen hinaus moumlglich

Fuumlr eine effiziente Kooperation wird das Community-System gemeinsame Arbeitsbereiche bereitstellen die zum einen einen gemeinsamen Informationsraum im Sinne eines Wikis zum Austausch von Patterns bereitstellen und zum anderen die enge Kooperation in einer kleinen Gruppe von Praktikern ermoumlglichen Insbesondere soll das Community-System die Entwick-lung neuer Ideen in einer Ideenwerkstatt und die Zusammenarbeit zwischen einem Autor und einem Mentor bei der Verbesserung von Patterns unter-stuumltzen

In Bezug auf die Motivation zur Teilnahme sollen im PATONGO-Projekt verschiedene Instrumente er-forscht werden von denen an dieser Stelle nur zwei Beispiele genannt werden

bullInwieweit hat die Authentizitaumlt der Praktiker und ihrer Gemeinden eine die Motivation stei-gernde Wirkung bullWelche Rolle spielen Kooperation und Wett-bewerb zwischen den Praktikern als motivie-rende Instrumente in der Community

Erste Prototypen fuumlr den in PATONGO vorgesehenen Prozess und die Web 20-basierten Werkzeuge wurden in den ersten Monaten des Projektes entwi-ckelt und mit Anwendern diskutiert Die Resonanz hierauf war sehr positiv Eine breite Diskussion der Konzepte in der kirchlichen Oumlffentlichkeit begann Ende 2009 Fuumlr Mitte 2010 ist der Start der Community geplant Sowohl der Entwurf als auch die Einfuumlhrung und Nutzung des Prozesses und der Werkzeuge werden evaluiert sodass Ruumlckschluumlsse auf die Wirkung in der EKD gezogen werden koumlnnen die auch fuumlr andere NGOs relevant sein werden

Dr Thies Gundlach Evangelische Kirche in Deutschland Dr Till Schuumlmmer FernUniversitaumlt in Hagen (vlnr) wwwpatongode

26 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

Lernkompetenz Schluumlssel zur Qualifizierungfuumlr Aumlltere

Die Diskussion um das lebenslange Lernen hat konjunktur in Politik wirtschaft und

Forschung Mittelfristig wird jeder dritte Be-schaumlftigte uumlber 50 Jahre alt sein und nur noch

jeder fuumlnfte juumlnger als 30 Jahre Parallel dazu nimmt der Anteil der wissensarbeit zu der Anteil koumlrperlicher und gering qualifizierter taumltigkeiten sinkt Lebenslanges Lernen wird als eine der zentralen strategien angesehen diese sich beschleunigenden Veraumlnderungen der Arbeitswelt zu bewaumlltigen

Einigkeit scheint daruumlber zu bestehen dass der Bedarf an beruflicher Weiterbildung auch fuumlr Beschaumlftigte uumlber 50 Jahren waumlchst Weniger Konsens gibt es in Bezug auf das Wie Wie kommen aumlltere Arbeitnehmer mit dieser Anforderung nach permanentem Dazuler-nen zurecht Wie koumlnnen sie unterstuumltzt werden Bislang werden Beschaumlftigte jenseits des vierzigsten Lebensjahres kaum noch zur Weiterbildung ermun-tert und auf die Lernbeduumlrfnisse dieser Gruppe abgestimmte Angebote sind Mangelware Und Dank der Fruumlhverrentungspolitik fruumlherer Jahre und einer entsprechend jugendzentrierten Arbeitsge-staltung gedieh ein bdquoAnti-Lernklimaldquo in dem sich bei Beschaumlftigten und Unternehmen gleichermaszligen der Eindruck verfestigte Aumlltere koumlnnten und wollten nicht mehr lernen Damit einher gehen unscharfe und falsche Vorstellungen uumlber die Lernfaumlhigkeit Aumllterer Demnach lernen Aumlltere (zu) langsam und schneiden in Weiterbildungsseminaren schlecht ab

Haben nicht wissenschaftliche Untersuchungen wiederholt nachgewiesen dass die kognitive Leis-tungsfaumlhigkeit ndash also alle Prozesse die mit Gedaumlchtnis Lernen und Denken zu tun haben ndash schon mit Mitte Ende Zwanzig nachlassen Schraumlnkt dies nicht auch die Lernfaumlhigkeit ein Tatsaumlchlich lassen zwar viele kognitive Funktionen messbar nach

Damit gehen aber nicht automatisch Einbuszligen in der Faumlhigkeit zum berufsbezogenen Lernen einher Zum einen bauen sich nicht alle kognitiven Funktio-nen ab sondern vornehmlich die als bdquofluide Intelli-genzldquo bezeichneten Sie kommen bei der Loumlsung neuer Aufgaben zum Zuge bei denen nicht auf

fruumlhere Lernerfahrungen zuruumlckgegriffen werden kann bdquoKristalline Intelligenzldquo hingegen kommt bei der Nutzung von Wissen und Erfahrung zum Einsatz und kann Einbuszligen der fluiden Intelligenz aus-gleichen Zweitens fanden fast alle einschlaumlgigen Studien im Labor statt und zielten auf die Auslotung der Grenzen kognitiver Leistungsfaumlhigkeit ab Die Moumlglichkeit zur Kompensation durch Wissen und Bildung entfaumlllt dadurch weitgehend

Lernfaumlhigkeit bleibt erhalten

Beim berufsbezogenen Lernen herrschen solche Ein-schraumlnkungen nicht Lernende koumlnnen ihren Lern-prozess hinsichtlich Lernzielen und Lernzeit (mit) bestimmen und dadurch kognitive Einbuszligen ausgleichen Die Laborbefunde zum Altersabbau betreffen so gesehen nur einen kleinen Ausschnitt des Lernens Aus kognitiver Sicht laumlsst sich also festhalten dass die Lernfaumlhigkeit aumllterer Mitarbeiter waumlhrend ihres gesamten Berufslebens erhalten bleibt

Lernfaumlhigkeit ist aber nicht gleich Lernbereitschaft Diese haumlngt wesentlich von einer spezifischen Lern-kompetenz ab Sie ist nicht auf bestimmte Fachge-biete beschraumlnkt und umfasst die drei Ebenen

bullLernorientierung Die Effizienz des Lernen wird davon beeinflusst ob man Lernen als gestaltbare Aktivitaumlt begreift oder als dozentengesteuerte Anhaumlufung von Faktenwissen auf Vorrat bullLernkontrolle Nachhaltig lernen kann nur wer sich dem eigenen Lernbedarf angemessene Lernziele setzt und den Lernfortschritt im Hin-blick auf diese Ziele fortlaufend uumlberpruumlft bullLerntechniken Sie dienen dazu Wissen lang-fristig im Gedaumlchtnis zu verankern und um-fassen vielfaumlltige Methoden der Visualisierung und Konzeptbildung

Lernkompetenz ist kein Talent sondern eine lern- und trainierbare Fertigkeit Sie kann durch gezielte Personalentwicklung und ein stimmiges betriebliches Umfeld mit foumlrderlichem Lernklima aufgebaut und erhalten werden Umgekehrt kann sie als Folge laumlnger dauernder bdquoLernentwoumlhnungldquo verloren gehen Dies haumlngt nicht zuletzt damit zusammen dass in vielen Unternehmen die Weiterbildungsteil-

27 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

nahme jenseits des vierzigsten Lebensjahres schlag-artig sinkt ndash was Lernentwoumlhnung natuumlrlich foumlrdert Auch herrscht fuumlr Aumlltere vielfach insofern ein unguumln-stiges Lernklima als nicht wenige Personalverant-wortliche Aumllteren nur geringe Lernfaumlhigkeit und Veraumlnderungsbereitschaft zutrauen Derlei Vorbe-halte schlagen sich bei Beschaumlftigten in Zweifeln an ihrer eigenen Lernfaumlhigkeit und an der Trainier-barkeit ihrer Fertigkeiten nieder Ein Mangel an Lernkompetenz erklaumlrt moumlglicherweise auch den vielfach replizierten Befund dass aumlltere Beschaumlftigte im Vergleich zu ihren juumlngeren Kollegen schlechtere Leistungen in der berufsbezogenen Weiterbildung zeigen

Unsere Forschung zeigt dass ndash unabhaumlngig vom Alter ndash Beschaumlftigte mit houmlherer Lernkompetenz einen signifikant houmlheren Lernerfolg angeben als Beschaumlftigter geringerer Kompetenz Bei Beschaumlftig-ten uumlber 50 Jahren faumlllt der Unterschied im Lernerfolg am deutlichsten aus Houmlhere Lernkompetenz geht mit houmlherer Weiterbildungsteilnahme einher um-gekehrt berichteten Beschaumlftigte mit geringerer Lernkompetenz uumlber groumlszligere Schwierigkeiten bei der Planung der eigenen Weiterbildung und houmlheren Unterstuumltzungsbedarf

Unter dem Strich zeigen unsere Untersuchungen dass die Erfassung der Lernkompetenz ein wichtiger Schritt ist im Rahmen von Strategien zur quantitativen und qualitativen Verbesserung der Weiterbildungs-beteiligung aumllterer Beschaumlftigter Dies laumlsst sich zur Konzeption von Lernkompetenz-Workshops nutzen mit denen das Lernverhalten gezielt optimiert werden kann Ansatzpunkt einschlaumlgiger Trainings ist die Lernkontrolle die sich in unseren Untersuchungen als trennscharf zwischen kompetenten und weniger kompetenten Lernern erwies Hoher Lernkontrolle also der Fertigkeit angemessene Lernziele zu setzen und das Lernen im Hinblick auf diese Ziele zu steuern kommt das groumlszligte Gewicht fuumlr den Lernerfolg zu Darin liegt auch der Grund dass vornehmlich auf die Vermittlung von auf Lernstrategien ausgerichtete Trainings und primaumlr auf die Staumlrkung der Lernmo-tivation abzielende Trainings gleichermaszligen zu kurz greifen und nur die integrierte Ansprache beider Ebenen nachhaltiges karriereweites und -langes Lernen gewaumlhrleistet

Prof Dr Christian Stamov-Roszlignagel Jacobs Centre on Lifelong Learning Jacobs University wwwjacobs-universitydedirectory10028

28 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Qualifizierung mit System ausbauen -Weiterbildung und bdquoeQualificationldquo

Digitale Medien und bdquoeQualificationldquo als die Lernformen des neuen Jahrtausends prokla-miert standen anfangs fuumlr kostenguumlnstiges und effektives Lernen technische Loumlsungen ruumlckten in den Mittelpunkt der Diskussion doch nach dem ersten Boom kam die ernuumlch-terung Die Lerner wuumlrden das Medium nicht akzeptieren der Lernerfolg sei anzuzweifeln der finanzielle Vorteil ebenso

Anstelle der technokratischen Schwerpunktsetzun-gen widmete man sich in der Folgezeit verstaumlrkt den lern- und bildungstheoretischen Aspekten und dem Potenzial multimedialer Lernkonzepte fuumlr eine zukunftsfaumlhige berufliche Kompetenzentwicklung Angesichts der in den letzten Jahren wieder deutli-chen Zuwachsraten des Lernens mit neuen Medien am Arbeitsplatz stellte sich die Frage nach der Bedeu-tung dieser Medien fuumlr die Weiterbildung und nach ihrem Einfluss auf deren soziale und didaktische Zielsetzungen

weiterbildung und soziale selektion

Die Entwicklung von der Industrie zur Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft fuumlhrt auch zu einem Wandel der Organisation in den Unternehmen die auch zu neuen Arbeits- und Organisationskonzepten fuumlhren wobei wir wahrscheinlich erst am Anfang dieses Wandlungsprozesses stehen Die Folge ist dass Weiterbildung und berufliche Qualifizierung gegenwaumlrtig einen Wandlungsprozess durchlaufen der Ziele und Inhalte Umfang sowie Formen Methoden und Orte des Lernens gleichermaszligen erfasst Lernformen und Lernorte werden pluraler und vielfaumlltiger und gehen mit einem quantitativen Zuwachs und einer qualitativen Veraumlnderung der Bedeutung des Lernens im Unternehmen einher

Die Nachfrage nach eLearning-Konzepten und neuen Medien in der Weiterbildung unterliegt durch neue Arbeitsformen wie rechner-und internetgestuumltzte Facharbeit und Dienstleistungen und den daraus resultierenden Kompetenzanspruumlchen einer auszliger-ordentlichen Dynamik Gleichzeitig haben Aufwen-dungen und Teilnehmerzahlen die Weiterbildung

zum groumlszligten Bildungsbereich gemacht Von den Auf-wendungen von 35 Mrd Euro pro Jahr entfallen 167 Mrd auf die Unternehmen incl die des oumlffentlichen Dienstes 138 Mrd auf Einzelpersonen 42 Mrd auf die Bundesagentur fuumlr Arbeit und 04 Mrd auf den Staat Im europaumlischen Vergleich liegt die Teilnahme-quote an der formellen betrieblichen Weiterbildung mit 30 der Erwerbstaumltigen im Jahr 2005 im Mittel-feld Im Vergleich liegt die Teilnahmequote in Frank-reich mit 46 und Tschechien mit 59 houmlher die von Polen mit 21 und Griechenland mit 14 niedriger

Entscheidend fuumlr die oumlkonomische qualifikatorische soziale und personale Funktion der Weiterbildung ist aber die Frage der Teilhabe an Weiterbildung der Wei-terbildungsbeteiligung Hier zeigt sich der stark sozial ausgrenzende Charakter der Weiterbil-dung die Selektivitaumlt und Ungleichheit von Chancen

bull28 der Weiterbildungsteilnehmer haben Hauptschulabschluss 47 einen mittleren Abschluss 59 AbiturFachhochschulreife bull23 sind ohne Berufsausbildung aber 62 mit Hochschulabschluss bull31 sind Arbeiter 68 Beamte bull44 gehoumlren der Gruppe der 19ndash34-Jaumlhrigen an 31 der Gruppe der 50-64 Jaumlhrigen

Qualifizierung mit system und bdquoeQualificationldquo ausbauen

Die Weiterbildungsbeteiligung haumlngt also entschei-dend von der beruflichen Qualifikation und der schulischen Vorbildung ab und verstaumlrkt die im Schulsystem angelegte soziale Selektion In dieser Situation kommen die informelle Weiterbildung und damit die neuen Medien und verschiedenen Formen des eLearnings ins Spiel Die Teilnahme an Compu-terselbstlernprogrammen im Rahmen der informel-len Weiterbildung hat sich zwischen 2003 und 2007 von 8 auf 15 erhoumlht und damit fast verdoppelt In der informellen Weiterbildungskategorie Internet am Arbeitsplatz weist die Statistik eine Steigerung von 7 auf 13 aus Zudem bilden sich mit der Nut-zung von Personal-Computern rechnerintegrierten Arbeitssystemen und dem Intranet zunehmend vir-tuelle Lernorte in Unternehmen heraus Beschaumlftigte nutzen in wachsendem Maszlige multimediale und inter-aktive Bildungsangebote und koumlnnen an

29 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

kooperativen Lehr-Lern-Arrangements teilnehmen Neue Medien und die damit verbundenen Lerntech-nologien wie Tele-Teaching und Tele-Coaching erlei-chtern und foumlrdern das Lernen in der Arbeit und in vernetzten Lernortstrukturen

Die informelle Weiterbildung verzeichnet seit Jahren erhebliche Zuwaumlchse obwohl die Teilnahme der Erwerbstaumltigen hier mit 61 im Jahre 2003 und mit 68 im Jahre 2007 schon annaumlhernd doppelt so hoch liegt wie die an der formellen Weiterbildung Damit ist die informelle Weiterbildung im Sinne von bdquoArbeit als zweite Chanceldquo und als Moumlglichkeit zu sehen der wachsenden Selektion in Weiterbildung und Weiter-bildungsteilnahme zu begegnen Dies ist allerdings kein Selbstlaumlufer denn auch bei der Teilnahme an der informellen Weiterbildung zeigt sich die Abbild-ung und Verlaumlngerung sozialer Ungleichheit Not-wendig ist eine strukturelle und im Weiterbildungs-system abzusichernde Foumlrderung von bildungsbe-nachteiligten Gruppen In diesem Sinne sind abschlieszligend vier Thesen und Optionen formuliert

bullInformelles Lernen wird im Beruf zunehmend wichtiger dabei kommt dem Lernen mithilfe neuer Medien durch die Verdoppelung in den letzten vier Jahren bei computergestuumltzten Selbstlernprogrammen und Internet-Lernen am Arbeitsplatz eine zentrale Rolle zu bullVirtuelle Lernorte verbinden formelle und informelle Weiterbildung diese Lernorte auf informations- und kommunikationstechno-logischer Basis ergaumlnzen die pluralen Lernorte von Qualifizierungsverbuumlnden und Qualifizier-ungsnetzwerken zunehmend bullNeue Medien eroumlffnen lern- und bildungsthe-oretisch verbesserte Zugaumlnge zum bdquolebenslan-gen Lernenldquo und zur bdquoBildung fuumlr alleldquo voraus-gesetzt sie werden didaktisch-methodisch und institutionell eingebettet und sind nicht einsei-tig auf Selbstorganisation und Individualisierung gerichtet bullWeiterbildung ist als vierte und umfassendste Saumlule des Bildungssystems auszubauen und verstaumlrkt gesetzlich zu rahmen wobei das in-formelle Lernen uumlber verbindliche Anerken-nungen als Beitrag zur Chancengleichheit in beruflichen Bildungswegen im Sinne einersbquo bdquozweiten Chanceldquo zu nutzen ist

Prof Dr Peter Dehnbostel Helmut-Schmidt-Universitaumlt Hamburg wwwhsu-hhdedebo

30 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Aufbau eines Online-Berichtshefts und Kompetenz-portfolios in den dualen Ausbildungsberufen

Die duale Berufsausbildung in Deutschland stellt ein erfolgsmodell dar und genieszligt auch

international hohes Ansehen Mehrere aktu-elle studien zeigen Maumlngel in der Qualitaumlt der dualen beruflichen Ausbildung auf nach einer repraumlsentativen umfrage des Bundesin-stituts fuumlr Berufsbildung (BIBB) kritisieren die Auszubildenden insbesondere die Qualitaumlt der kooperation der Lernorte Betrieb und schule oft ist es den Auszubildenden selbst uumlberlassen erfahrungen aus der betrieblichen und schulischen Ausbildung miteinander zu verknuumlpfen

Bei der mangelnden Abstimmung zwischen den Lern-orten handelt es sich jedoch weniger um ein Problem auf der Ebene der Ausbilder und Berufsschullehrer sondern eher um ein strukturelles Defizit der dualen Berufsausbildung Es mangelt vor allem an systema-tischer Information um ein gegenseitiges Abstimmen in der dualen Ausbildung gewaumlhrleisten zu koumlnnen

Es bedarf geeigneter Instrumente um eine staumlrkere Zusammenarbeit und die Abstimmung zwischen den betrieblichen und schulischen Ausbildern aber auch zwischen dem Auszubildenden und seinem Ausbilder zu ermoumlglichen Gegenwaumlrtig uumlbernimmt ausschlieszlig-lich der papierbasierte Ausbildungsnachweis das sogenannte Berichtsheft diese Funktion Da es sich hierbei um eine zeit- und ortsabhaumlngige Informa-tionsbasis handelt koumlnnen sich Probleme ergeben

Beispielsweise kann der Ausbilder anhand des Ausbildungsnachweises erst nach dem Abschluss eines Ausbildungsturnus feststellen mit welchen Themen sich der Auszubildende auseinanderge-setzt hat In der Folge sind klare und aufeinander abgestimmte Lernprozesse erschwert was nicht selten zu erheblichen Abstimmungsprozessen innerhalb der Ausbildung fuumlhrt

online-Ausbildungsnachweis

Unter dem Titel bdquoBLok ndash Online-Berichtsheft zur Staumlrkung der Lernortkooperationldquo verfolgt das Insti-tut fuumlr Berufspaumldagogik der Technischen Universitaumlt

Dresden das Ziel mit dem Einsatz von Web 20- Technologien die Lernorte der dualen Berufsausbil-dung zu verzahnen Im Rahmen dieses durch das BMBF gefoumlrderten Forschungs- und Entwicklungs-projektes werden bereits bestehende Ressourcen genutzt um das rechtsverbindliche Instrument bdquoBerichtsheftldquo welches in seiner gegenwaumlrtigen Form lediglich als Rechtfertigungsinstrument dient zu einem Qualitaumltsentwicklungsinstrument auf der Grundlage einer geeigneten mediendidaktischen Konzeption auszubauen

Der Schwerpunkt des Projektes liegt in der Entwick-lung Erprobung und Evaluation eines Online-Ausbildungsnachweises auf der technischen Basis eines Weblogs als persoumlnliches Lerntagebuch Dieses Online-Lerntagebuch fuumlhrt der Berufsschuumller regelmaumlszligig und kann von seinem Ausbilder und Berufsschullehrer jederzeit und vor allem unabhaumln-gig vom aktuellen Lernort des Berufsschuumllers einge-sehen werden Auf diese Weise werden die Lernorte der Berufsausbildung im dualen System durch den Online-Ausbildungsnachweis miteinander gekoppelt und so eine gemeinsame Informationsbasis fuumlr die Partner der dualen Berufsausbildung geschaffen Diese Staumlrkung der Lernortkooperation erzeugt eine Transparenz der Ausbildungsinhalte und soll zu einer verbesserten Abstimmung selbiger an den Lernorten fuumlhren

Funktionsbereiche und Potenziale

Der Online-Ausbildungsnachweis verfuumlgt uumlber zwei Funktionsbereiche

bullBerichtsheftfuumlhrung in Form eines Weblogs Wie bei der klassischen Form des Berichtsheftes uumlblich dokumentiert der Auszubildende auch in der online-basierten Form regelmaumlszligig den zeit-lichen und sachlichen Ablauf der Berufsaus-bildung Der Technologie eines Weblog ent-sprechend fuumlhrt der Auszubildende sein Lern-tagebuch als Online-Berichtsheft welches durch die Ausbilder online kommentiert werden kann Durch die Moumlglichkeit von Anmerkungen zu den Eintraumlgen des Auszubildenden werden Feedback-prozesse angeregt und folglich der Dialog zwi-schen Auszubildendem und Ausbilder gestaumlrkt

31 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

bullDarstellung der erworbenen Qualifikationen in Form eines Kompetenzportfolios Neben der Dokumentation des sachlichen und zeitlichen Ablaufes im Berichtsheft ist es dem Auszubildenden moumlglich die dokumentierten Taumltigkeiten zu verschlagworten In Form eines Auswahlmenuumls werden die zu erlangenden Faumlhigkeiten und Fertigkeiten eines Ausbildungs-berufes aufgelistet und von dem Auszubildenden verschlagwortet (sogenanntes Tagging) Anschlieszligend wird durch eine entsprechende Visualisierung (z B in Form einer Tagcloud d h einer Schlagwortwolke) der eigene Entwicklungs-stand dargestellt Die Tagcloud enthaumllt alle bis-her verwendeten Schlagworte Durch die damit erzeugte Transparenz koumlnnen Auszubildende und Ausbilder den Ist-Stand der beruflichen Handlungsfaumlhigkeit einschaumltzen und auch Handlungsbedarfe ableiten In Ergaumlnzung zu der geschlossenen Form des Kompetenzport-folios ist es in der offenen Form vorgesehen aus-bildungsrelevante Dokumente (wie Zertifikate etc) und Erfahrungsberichte abzulegen und so Erfahrungen aus der Ausbildungspraxis zu dokumentieren

Fazit

Das Projekt BLok traumlgt durch die Digitalisierung und Weiterentwicklung des klassischen Berichtsheftes auf Grundlage von Web 20-Technologien zur Ver-zahnung der Lernorte sowie zur Qualitaumltssicherung und -entwicklung in der dualen Berufsausbildung bei BLok unterstuumltzt dabei eine nachhaltige Integ-ration digitaler Medien auf struktureller Ebene in die Berufsausbildungspraxis

Professor Thomas Koumlhler Technische Universitaumlt Dresden wwwblok-onlineorg

32 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

beroobi ndash erlebe Berufe online Das interaktive Jugendportal zur Berufswahl

trotz der vielfaumlltigen Moumlglichkeiten sich Infor-mationen zu beschaffen haben viele Jugend-liche nach wie vor Probleme sich hinsichtlich ihrer beruflichen zukunftsplanung zu orien-tieren oftmals bleibt ihre Ausbildungswahl einseitig und sie nehmen die chancen des derzeitigen Ausbildungs- und Arbeitsmarktes nur bedingt wahr

Das Wissen uumlber die Bandbreite aktueller Ausbildungs-berufe und speziell jener die auch zukuumlnftig Chancen auf dem Arbeitsmarkt bieten ist fuumlr die Berufswahl entscheidend Junge Frauen und Maumlnner mit niedri-geren Schulabschluumlssen sind dabei eine besondere Zielgruppe beroobi ist ein Kunstwort das sich aus Ber-ufs-bi-ld ableitet und bdquoooldquo wurde von Google abgeschaut beroobi bietet den jungen Frauen und Maumlnnern Interaktionsmoumlglichkeiten an die einen attraktiven Einstieg in das Thema Berufswahl ermoumlglichen

Hierfuumlr wird ein interaktives Online-Portal aufgebaut in dessen Mittelpunkt interessante und zukunfts-weisende Ausbildungsberufe fuumlr eine spielerische Erkundung stehen Die Berufsbilder sind multimedial-interaktiv aufbereitet und geben realistische Einblicke in den Berufsalltag Junge Frauen und Maumlnner die bereits in ihrem Beruf arbeiten stellen diese den Nutzern anschaulich vor und lassen sie entdeckend und ausprobierend daran teilhaben Alle wichtigen Aspekte eines Berufs werden aufgegriffen Taumltig-keiten Tagesablaumlufe Erlaumluterungen zu wichtigen Voraussetzungen Erklaumlrungen zu Anforderungen in der Ausbildung sowie das Aufzeigen von Perspek-tiven fuumlr weitere Fortbildungs- und Weiterbildungs-moumlglichkeiten und weiterfuumlhrende Links

Eine leichte und schnelle Orientierung wird dadurch erleichtert dass jedem Berufsbild der gleiche Aufbau und aumlhnliche Interaktionsmoumlglichkeiten zugrunde liegen Bei der Auswahl der Berufe werden bewusst Ausbildungsberufe aus Zukunftsbranchen und Innovationsbereichen (Industrie Handwerk Bau Naturwissenschaften Technik und Informations-technologie) in den Blick genommen

Interaktiver Ansatz mit hohem Akzeptanzwert

Ziel des didaktisch-methodischen Konzepts von beroobi ist es junge Menschen durch neue Ansaumltze zum selbst gesteuerten Entdecken und Ausprobieren im Netz anzuregen und einen persoumlnlichen Bezug zum Thema Berufswahl herzustellen Hierfuumlr setzt das Projekt auf verschiedene Kriterien die in der Umsetzung des Angebots konsequente Beruumlcksich-tigung finden

bullVielseitigkeit Selbststeuerbare Video- und Audiosequenzen Fotoshows und animierte Grafiken bieten anschauliche und vielseitige Formen der Informationsdarstellung Einge-bunden sind diese in eine Flash-Umgebung die auch als Web-Applikation unabhaumlngig von beroobi als Stand-alone-Applikation in eine Web-seite integriert werden koumlnnen bullInteraktion Verschiedene Interaktionstools ermoumlglichen eine direkte und aktive Teilnahm am Angebot Selbsteinschaumltzungen Umfragen und Wissenstests animieren zur spielerischen und entdeckenden Auseinandersetzung mit Inhalten bullIdentifikation Junge Profis aus der Praxis stellen vor Ort ihren Arbeitsplatz und ihr Arbeitsleben vor und lassen die Nutzerinnen und Nutzer uumlber Film und Audio daran teilhaben Der Mix aus Fakten eigenen Erfahrungsberichten und Hinweisen ermoumlglicht Identifikation und Pers-pektivenwechsel bullVerstaumlndlichkeit Das Angebot setzt konsequent auf jugendgerechte Sprache intuitive Benutzer-fuumlhrung und kleine verstaumlndliche Informations-einheiten sodass auch Jugendliche mit weniger Interneterfahrung gut damit zurechtkommen koumlnnen bullAuthentizitaumlt Jedes Berufsbild ist individuell gestaltet und lebt von der Authentizitaumlt seiner realen Hauptperson Dieses unverwechselbare bdquoGesichtldquo sowie auch das Zu-Wort-Kommen von Betriebs-und Unternehmensverantwortlich-en Ausbildungsleitern und anderen bdquoBerufsex-pertenldquo fuumlhren zu einer hohen Akzeptanz bei Jugendlichen

33 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Das online-Portal beroobide

Die Hauptintention des Online-Portals besteht darin Jugendlichen verschiedene Zugangswege zu den jeweiligen Berufsbildern zu ermoumlglichen sie neu-gierig zu machen und zum bdquoHineinklickenldquo anzu-regen Im Mittelpunkt von wwwberoobide stehen daher die Berufsbilder die uumlber spezifische Beduumlrf-nisparameter ansteuerbar sind Weiterfuumlhrende Informationen zu den Berufen Interviews mit Experten spielerische Wissensabfragen und Links werden den Jugendlichen uumlber eine Informations-rubrik angeboten Ein kleiner Community-Bereich ermoumlglicht weitere Orientierungshilfe Dort steht ein moderiertes Forum fuumlr Fragen und Hinweise bereit eine Merkliste fuumlr das Speichern von Berufs-bildern sowie die Verlinkung auf Freunde und deren Profile Uumlber Features wie bdquoWie steht mir der Berufldquo koumlnnen eigene Fotos hochgeladen werden welches die Nutzerinnen und Nutzer automatisch in verschiedene Arbeitsbekleidungen hineinsetzt und in eine Galerie speichert

zielgruppe

Primaumlre Zielgruppe von beroobi sind Jugendliche der Altersgruppe 14 bis 20 Jahre aller Schulformen die sich im Prozess der Berufsfindung und Berufsorien-tierung befinden Neben Schulabgaumlngern sind des-gleichen all diejenigen angesprochen die bereits eine Berufsausbildung begonnen abgeschlossen oder auch abgebrochen haben und sich weiter bzw neu orientieren moumlchten Wichtige Ansprech-partner sind daher auch paumldagogische Fachkraumlfte die in vielen Faumlllen beroobi bei der jugendlichen Zielgruppe bekannt machen

kooperation und Vernetzung

Das Projekt beroobi versteht sich als bdquoTuumlroumlffnerldquo zu bereits bestehenden Angeboten im Bereich Berufso-rientierungberufliche Bildung und lebt daher von dem vielseitigen Austausch und der Zusammenarbeit mit diesen Dazu zaumlhlen unter anderem vor allem Verbaumlnde Innungen Kammern die Agentur fuumlr Arbeit das Bundesinstitut fuumlr Berufsbildung Schulen Berufsschulen Bildungstraumlger Gewerkschaften so-wie vor allem auch Wirtschaftspartner Betriebe und Unternehmen

Silke Niemann Schulen ans Netz e V wwwberoobide und wwwschulen-ans-netzde

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Erstellung digitaler eLearning-Module durch Aus-zubildende im Handwerk

Das Internet hat uns in ein neues Jahrtausend

gefuumlhrt ein Jahrtausend in dem das wissen der welt raumlumlich und zeitlich unabhaumlngig

verfuumlgbar ist und aus immer groumlszligeren Daten-banken abgerufen werden kann eine solche entwicklung macht auch vor dem system der dualen beruflichen erstausbildung im hand-werk nicht halt und beschaumlftigt seit vielen Jahren die vorausschauende wissenschaft aber auch die Praxis

Im Kern geht es bei den Uumlberlegungen um die Einfuumlhr-ung von eLearning-Szenarien Die Bemuumlhungen zielen hier zum einen auf die oumlkonomische Optimie-rung (beliebiger Einstiegszeitpunkt in Qualifizierungs-maszlignahmen Optimierung der Lehrer-Schuumller-Relation) zum anderen aber auch auf die didaktisch-methodische Optimierung von Bildungsprozessen wie die individuelle Foumlrderung oder Flexibilisierung

Bei allen Bemuumlhungen mit Web 10-gestuumltzten eLear-ning-Szenarien bleiben zahlreiche Fragen ungeklaumlrt Dies gilt besonders fuumlr den Bereich der Lehrlings-ausbildung im Handwerk Aus dem System der dualen Berufsausbildung im Handwerk d h der Kombination von betrieblicher und uumlberbetrieblicher Ausbildung und Unterricht in der Berufsschule sind bisher keine nachhaltigen Ansaumltze bekannt in denen Bildungsprozesse durch internetbasierte eLearning-Konzepte optimiert ergaumlnzt oder gar abgeloumlst werden konnten Bisher kann lediglich auf die Ergebnisse von Modellprojekten zuruumlckgegriffen werden Standar-disierte Konzepte und didaktische Ansaumltze existieren nicht Ganz zu schweigen von einer bildungstheore-tischen Verortung von eLearning-Szenarien in konventionellen Berufsbildungsprozessen

Die Vergangenheit hat gezeigt dass vor allem zwei Problemlagen die Einfuumlhrung von eLearning-Szena-rien erschweren Zum einen gibt es das Problem dass es nicht genuumlgend passgenaue digitale Lern-module fuumlr die verschiedenen Gewerke d h die Berufe im Handwerk und die daraus resultierenden Lerngruppen gibt

Hier zeigt sich die Schwierigkeit dass der produzierte eLearning-Baustein entsprechend der Lerngruppe reduziert und entsprechend der Vorstellung des Lehrers didaktisch eingebunden sein muss Zum an-deren scheitert der Einsatz kommerzieller Loumlsungen auch daran dass nicht die notwendigen Ressourcen vorhanden sind um immer wieder Lernmodule zu erwerben die den jeweils aktuellen Stand der Technik abbilden An dieser Stelle setzt das Forschungsvorhaben Didaktische Parallelitaumlt und Lernortflexibilisierung (DiPaL) an DiPaL kombiniert die klassischen Vorteile des Praumlsenzunterrichts mit den neuen Moumlglichkeiten des Web 20 mit dem Ziel Lernprozesse im Dualen System uumlber selbst produzierte E-Learnings flexibler zu machen

Lerneinheiten selber erstellen

Das Forschungsvorhaben entwickelt und untersucht dazu einen neuen subjektorientierten designbasier-ten didaktisch-methodischen Ansatz zur Lernort-kooperation Mit Hilfe spezieller Software erstellen Schuumllerinnen und Schuumller mit ihren Lehrkraumlften ihre Lerneinheiten selber bereiten sie digital auf und veroumlffentlichen sie im Netz Das Konzept des offenen Klassenzimmers basiert dabei auf der Annahme dass in jeder Schuumllerin und in jedem Schuumller auch eine Lehrerin bzw ein Lehrer steckt Das Ziel besteht darin durch eine geeignete Didaktik genau diesen Rollen-tausch vom Lernenden zum (Lern-) Lehrenden herbei-zufuumlhren Das heiszligt konkret dass die Auszubildenden die Themen des Unterrichts so aufbereiten dass digitale Lernmaterialien (Filme Texte Bilder Grafi-ken) entstehen Die dazu notwendigen Aktivitaumlten der (Lern-) Lehrenden reichen von der Anfertigung einer Handzeichnung die eingescannt wird bis zur schriftlichen Ausarbeitung eines kompletten Dreh-buchs fuumlr die Umsetzung des jeweiligen Themas in einem aufwendigen Lehrfilm Die im Unterricht erzeugten digitalen Lernmaterialien werden an-schlieszligend gemeinsam mit dem Lehrer besprochen und diskutiert ob die produzierten Lernmaterialien fachlich richtig sind Diese Besprechungen sind von groszliger Bedeutung fuumlr den Lernprozess da sich hier zeigt ob das Thema fachlich verstanden wurde

35 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Gleichzeitig hinterfragen die (Lern-) Lehrenden sich selbst und den Prozess der Materialienproduktion Hierbei gilt es z B Alternativen zur gefundenen Loumlsung aufzuzeigen oder die Sprachqualitaumlt zu beurteilen Grundsaumltzlich wird angestrebt dass die (Lern-) Lehrenden in einen kritischen Dialog unter-einander treten Die Diskussion fuumlhrt im Ergebnis zu der Entscheidung ob das produzierte Lernmaterial im Internet veroumlffentlicht wird oder nicht

Fuumlr den Bereich der dualen beruflichen Erstausbil-dung bieten die durch die Auszubildenden erstellten digitalen Lernbausteine ganz besondere Moumlglich-keiten um Ausbildungsstrukturen flexibler zu machen So wird das Forschungsvorhaben empirisch unter-suchen inwieweit die Lernbausteine dazu genutzt werden koumlnnen dass der Auszubildende krankheits-bedingte oder betriebsbedingte Fehlzeiten zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort nachholen kann Daneben erwarten die am Forschungsvorhaben beteiligten Institutionen dass uumlber die Transparenz der Inhalte eine grundsaumltzlich verbesserte Zusam-menarbeit zwischen den Berufsschullehrern und den betrieblichen bzw uumlberbetrieblichen Ausbil-dern realisiert werden kann Auch dies soll empirisch geklaumlrt werden

Neben den Untersuchungen hat das Vorhaben auch verschiedene entwicklungstechnische Ziele

bullEntwicklung von Schemata zur Integration von Programmen zur schnellen Entwicklung von Lernangeboten (Rapid-Authoring-Prozesse) in konventionelle Praumlsenzphasen bullEntwicklung und Implementierung einer Datenbank fuumlr Lehrinhalte (Learning Object Re-pository abgekuumlrzt LOR) fuumlr die Bereitstellung von Bausteinen in einem Bausteinnetzwerk des Handwerks (wwwbaustein-netzwerkde) bullEntwicklung von Organisationsstrukturen fuumlr die engere inhaltliche Zusammenarbeit der Lernorte im dualen System auf der personalen Ebene

Markus Schaumlfer Berufskolleg Maumlrkischer Kreis wwwkfz4mede und wwwdipalde

36 LIterAturhInweIse

weiterfuumlhrende Literatur (Auswahl)

Becker M Spoumlttl G (2008) Berufswissenschaftliche Forschung ndash Ein Arbeitsbuch

fuumlr Studium und Praxis Peter Lang Internationaler Verlag der Wissenschaften

Frankfurt am Main

Beicht U Krewerth A Eberhard V Granato M Viel Licht ndash aber auch Schatten

Qualitaumlt dualer Berufsausbildung in Deutschland aus Sicht der Auszubildenden

BIBB Report 92009

Dehnbostel P (2008) Berufliche Weiterbildung Grundlagen aus arbeitnehmer-

orientierter Sicht Berlin edition sigma

Dreyfus H-L Dreyfus S E (1986) Kuumlnstliche Intelligenz Von den Grenzen der

Denkmaschine und dem Wert der Intuition Reinbek Rowohlt Verlag Hamburg

Grund- und Strukturdaten gushisde 80 [12 09 2009]

Hauptverband der deutschen Bauindustrie Zahlen und Fakten

wwwbauindustriede (Stand Juni 2009)

Howe Falk Berben Thomas (2006) Lern- und Arbeitsaufgaben In Rauner Felix

(Hrsg) Handbuch Berufsbildungsforschung 2 aktualisierte Auflage Bielefeld

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schaftliches E-Learning-Konzept Goumlttingen Cuvillier

Knutzen Soumlnke Howe Falk E-Learning im Handwerk (2008) In Issing Ludwig

Klimsa Paul (Hrsg) Online-Lernen Weinheim Beltz-Verlag S 133ndash156

Knutzen Soumlnke Howe Falk Rapid E-Learning in der gewerblich-technischen

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werksttt (2008) In Howe Falk Jarosch Juumlrgen Zinke Gert (Hrsg)

Ausbildungskonzepte und Neue Medien in der uumlberbetrieblichen Ausbildung

Bielefeld Bertelsmann-Verlag S 112ndash131

Koumlhler T Neumann J Saupe V Organisation des Online-Lernens In Issing L J

Klimsa P Online-Lernen Ein Handbuch fuumlr das Lernen mit Internet Muumlnchen

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Payome Thea (2006) Marktuumlbersicht Rapid E-Learning ndash aus PowerPoint-Folien

werden Lernprogramme In Hohenstein Andreas Wilbers Karl (Hg) Handbuch

E-Learning 17 Erg-Lfg Koumlln Dt Wirtschaftsdienst

Scheib T Spoumlttl G Windelband L Qualitaumlt betrieblicher Ausbilder sichern und

entwickeln ndash eine staumlndige Herausforderung In Berufsbildung in Wissenschaft

und Praxis ndash BWP 32008 S 36ndash39

Von Rosenbladt B Bilger F (2007) Weiterbildungsbeteiligung in Deutschland

Eckdaten zum BSW-AES 2007 tns infratest Muumlnchen

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20082009 unveroumlffentlichte vorlaumlufige Fassung vom 050509

Diese Druckschrift wird im Rahmen der Oumlffentlichkeitsarbeit vom Bundesministe-

rium fuumlr Bildung und Forschung unentgeltlich abgegeben Sie ist nicht zum gewerb-

lichen Vertrieb bestimmt Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerberinnen

Wahlwerbern oder WahlhelferinnenWahlhelfern waumlhrend eines Wahlkampfes zum

Zweck der Wahlwerbung verwendet werden Dies gilt fuumlr Bundestags- Landtags- und

Kommunalwahlen sowie fuumlr Wahlen zum Europaumlischen Parlament Missbraumluchlich

ist insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen und an Informations-

staumlnden der Parteien sowie das Einlegen Aufdrucken oder Aufkleben partei-

politischer Informationen oder Werbemittel Untersagt ist gleichfalls die Weiter-

gabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung Unabhaumlngig davon wann auf

welchem Weg und in welcher Anzahl diese Schrift der Empfaumlngerindem Empfaumlnger

zugegangen ist darf sie auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden

Wahl nicht in einer Weise verwendet werden die als Parteinahme der Bundes-

regierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden koumlnnte

  • eQualification - Neue13Wege der Qualifizierung
    • Impressum
    • Gruszligwort zur Broschuumlre
    • Inhalt
    • eLearning ndash das Lernen der Zukunft
    • Aufstiegsweiterbildung in der Druck- und Medienindustrie13
    • Flexible Learning im Einzelhandel13
    • DAWINCI ndash Durchlaumlssigkeit in der Aus-und Weiterbildung in der chemischen Industrie13
    • Virtuelles Lernen auf der Baustelle ndash Villa-b13
    • Live Stream Learning ndash fuumlr mobiles und stationaumlres Lernen13
    • Rapid eLearning ndash leicht gestaltbare Lernsoftware13
    • Weiterbildung durch multimediale Lernformen13
    • Demografischer Wandel Herausforderungen und Chancen13
    • eLearning-Infrastruktur in der Altenpflege (eLiA)13
    • Entstehung von Communities am Beispiel der evangelischen 13Kirche in Deutschland
    • Lernkompetenz Schluumlssel zur Qualifizierung fuumlr Aumlltere13
    • Qualifizierung mit System ausbauen - 13Weiterbildung und eQualification
    • Aufbau eines Online-Berichtshefts und Kompetenzportfolios in den dualen Ausbildungsberufen13
    • beroobi ndash erlebe Berufe online Das interaktive Jugendportal zur Berufswahl13
    • Erstellung digitaler eLearning-Module durch Auszubildende im Handwerk13
    • weiterfuumlhrende Literatur (Auswahl)
Page 21: eQualification - Neue Medien, neue Wege der …...Mobile Devices), die wachsenden Personalisierungs-möglichkeiten des Digitaldrucks sowie der starke Trend zur Entwicklung innovativer

21 BeschaumlFtIGunGssIcherunG Durch weIterBILDunG

sein Die Arbeitsplaumltze ndash zu Hause beim Bildungs-traumlger oder im Unternehmen ndash muumlssen mit einem PC sowie mit Breitband-Internet ausgestattet sein

3 Begleitung durch ein engagiertes Betreuerteam

Die Teilnehmer werden von einem Betreuerteam begleitet und unterstuumltzt Da dies in uumlberwiegendem Maszlige bdquoon distanceldquo d h uumlber elektronische Medien der Arbeits- und Lernplattform geschieht erwachsen besonders hohe Anforderungen an die Betreuer Sie muumlssen ein besonderes Gespuumlr fuumlr die Lernsituation der Teilnehmer entwickeln koumlnnen

4 Auswahl geeigneter teilnehmergruppen

In engem Zusammenwirken mit der Bundesagentur fuumlr Arbeit und deren regionalen Agenturen (Zielgruppe arbeitsuchende ITK-Fachkraumlfte ab dem vollendeten 40 Lebensjahr) sowie mit ITK-Hersteller- und Anwenderunternehmen (Zielgruppe aumlltere ITK-Fachkraumlfte in Kurzarbeit) wird uumlber die bevorstehen-den Pilotmaszlignahmen informiert Die Teilnehmer muumlssen Berufserfahrung in der ITK-Wirtschaft haben und besonders aufgeschlossen gegenuumlber elektroni-schen Medien in der Bildung sein

5 evaluation und transfer in den Markt

Das Qualifizierungskonzept wird ab 2010 auf seine Umsetzbarkeit und spaumltere Uumlbertragbarkeit auf andere Unternehmen gepruumlft Nach erfolgreicher Erprobung umfassender Evaluation und Konzept-optimierung ist es vorgesehen die Ergebnisse Erfahrungen und Best Practices zu veroumlffentlichen Die Ergebnisse werden allen einschlaumlgigen Bildungs-traumlgern zugaumlnglich gemacht um Nachhaltigkeit zu erreichen Ziel ist es den FuTEx-Qualifizierungs-ansatz als marktfaumlhiges Konzept bundesweit zu etablieren

Erfolgskriterien fuumlr die Erprobung des FuTEx-Kon-zepts sind

bulldie Zahl der Arbeit suchenden ITK-Fachkraumlfte die nach Absolvierung einer FuTEx-Qualifizie-rung das Abschlusszertifikat zum IT -Spezialisten nach ISO 17024 erhalten haben

Thomas Mosch Mitglied der Geschaumlftsleitung BITKOM - Bundesverband Informationswirtschaft Telekommunikation und neue Medien eV wwwfutexcorpde und wwwit-50plusorg

bulldie Zahl der Arbeit suchenden ITK-Fachkraumlfte die nach erfolgreichem Abschluss einer FuTEx-Qualifizierung in adaumlquate Arbeit zuruumlckfinden konnten und bulldie Zahl der IT-Fachkraumlfte in Kurzarbeit die nach erfolgreichem Abschluss einer FuTEx-Maszlignahme ihre Handlungskompetenzen fuumlr ein IT-Spezial-istenprofil verbessern oder durch Personenzer-tifizierung nach ISO 17024 aktualisieren d h neu erlangen konnten

shy

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22 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

eLearning-Infrastruktur in der Altenpflege (eLiA)

Das Projekt bdquoeLearning-Infrastruktur in der Altenpflegeldquo ist ein durch das Bundesminis-terium fuumlr Bildung und Forschung und den

europaumlischen sozial-fonds gefoumlrdertes Projekt unter der Leitung des Awo-Bundesverbandes e V in Berlin das in der zeit vom 1112007 bis 31102008 gefoumlrdert wurde

Die Aus- Fort-und Weiterbildungseinrichtungen und die Einrichtungen der Altenpflege verfuumlgten vor Pro-jektstart nicht uumlber eine ausreichende Infrastruktur zum Einsatz elektronischer Medien Daraus leiteten sich folgende Notwendigkeiten bzw Projektziele ab

bullSchaffung einer zentralen Infrastruktur durch den Einsatz einer Kommunikations- und Lern plattform bullErprobung des Einsatzes von bereits erstelltem Inhalt (Content) fuumlr den Bereich der Altenpflege-aus- und -weiterbildung bullSchulung von Teletutoren fuumlr die Betreuung von Lernenden bullSchulung von Administratoren zum adaumlquaten Umgang mit der Kommunikations- und Lern plattform

Ein weiteres wichtiges Ziel war die Nachhaltigkeit des Projekts Dafuumlr sollte eine zentrale (traumlgeruumlbergrei-fende) technische Infrastruktur geschaffen werden So sollten nach Projektende alle interessierten Ein-richtungen die Moumlglichkeit erhalten auf dem Server einen separaten geschuumltzten Zugang fuumlr die Entwick-lung und Erprobung eigener eLearning-Lehr- und Lernszenarien zu bekommen

Um die Entwicklung und Realisierung der Projekt-ziele zu unterstuumltzen wurde ein externer Dienstlei-ster die Qualitus GmbH einbezogen Der Partner stellte die technische Infrastruktur bereit passte die Lernumgebung an die Beduumlrfnisse der Kunden an und leistete Support beim Einsatz der flexiblen Open-Scource-Lernplattform ILIAS Die Struktur auf der Plattform wurde in Abstimmung mit der Projektlei-tung konzipiert und umgesetzt Dabei wurden die Bedarfe im Rahmen des Projekts und die geplante Nachhaltigkeit beruumlcksichtigt

Weiterhin wurde auf der Lernplattform ein soge-nannter oumlffentlicher Bereich eingerichtet Dort sind Informationen zum Projekt zum Download zu finden und News z B uumlber die neuesten Schulungstermine In der Projektlaufzeit wurden von drei Trainer-innen der Qualitus GmbH bundesweit sechs Teletutoren-Schulungen fuumlr insgesamt neunzig Teletutoren und eine Administratorenschulung fuumlr fuumlnfzehn Teilnehmer-innen angeboten

Im Rahmen der Teletutoren-Schulungen erhielten die Teilnehmer-innen geschuumltzte Raumlume in denen sie in ihren Lerngruppen miteinander lernen und zudem auch eigene Lernszenarien entwickeln konnten Die waumlhrend dieser Zeit von ihnen enwick-elten Inhalte konnten spaumlter auch im Echtbetrieb eingesetzt werden Zudem wurden Lehrkraumlfte in die Lage versetzt uumlber die Lernplattform ILIAS Lernen-de zu begleiten und zu beraten

Waumlhrend des gesamten Prozesses wurden die Teilnehmer-innen von erfahrenen Tutor-innen begleitet und unterstuumltzt Die Schulung unterteilte sich dabei in 4 Phasen

KickshyOff PraumlsenzshyPhase 1 (ca 15 Tage)

Online Phase 1

(5 Wochen)

PraumlsenzshyPhase 2

(ca 15 Tage)

Online Phase 2

(5 Wochen)

1 Teil

Inhalte und Ziele

bull Die Plat tform aus Sicht der Lernenden kennenlernen

bull Kennenlernen des kooperativen Arbeitens

bull Grundlagenkenntnisse uumlber eLearing

bull Besonderheiten der Online shyKommunikation

bull Rolle und AUfgaben von Teletutoren

2 Teil

Inhalte und Ziele

bull Die Plat tform aus Sicht der Tutoren kennenlernen

bull Einsatz notwendiger Funktionen

bull Wissen uumlber Betreuunug beim eLearning

bull Praxistransfer Umset zung eines eigenen Praxisprojektes

rsaquorsaquorsaquorsaquo rsaquorsaquorsaquorsaquo rsaquorsaquorsaquorsaquo

rsaquorsaquorsaquorsaquo

evaluation

Die Schulungen wurden abschlieszligend evaluiert Die Kernaussage ist Alle Teilnehmer-innen waren mit den angebotenen Schulungen sehr zufrieden der Praxisbezug konnte weitestgehend hergestellt wer-den Zur eigenen Lernerfahrung befragt wurden u a folgende Aussagen getroffen

23 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

bdquoDie Schulung war fuumlr mich ein echter Gewinn da ich wirklich auf neuem Terrain viel gelernt habeldquo bdquohellip fuumlhlte ich mich in der Gruppe sehr wohl wobei ich vor allem zu bestimmten Mitgliedern Kontakt hatte Die Gruppenbildung scheint online genauso zu funk-tionieren wie out of cyber spaceldquo bdquoMir haben sich durch dieses Seminar ganz andere Moumlglichkeiten geoumlffnetldquo

Hinsichtlich ihrer spaumlteren Aufgabe als Teletutorin befragt fuumlhlten sich die meisten Teilnehmer-innen gut vorbereitet aufgrund der unterschiedlichen Voraussetzungen der Lernenden im Umgang mit dem Computer und Internet sind in Einzelfaumlllen jedoch noch laumlngere Uumlbungsphasen noumltig Moumlgliche Einsatz-felder wurden uumlberwiegend im Fort- und Weiter-bildungsbereich gesehen eLearning wird als gute Moumlglichkeit gesehen das Angebotsspektrum der Institutionen zu erweitern Als Anwendungsbeispiel wurde die Begleitung von Auszubildenden in Praxis-phasen im Sinne einer kontinuierlichen Arbeits- Kommunikations- und Ruumlckmeldemoumlglichkeit genannt

herausforderungen

Die Schulungsteilnehmer nannten folgende Heraus-forderungen bei der Einfuumlhrung von eLearning

bullfehlende technische Affinitaumlt bei der Zielgruppe bullfehlende technische Ausstattung in den Institu-tionen und Betrieben die Lehrangebote bereit-stellen bullhoher Aufwand fuumlr die Einfuumlhrung des eLear-ning Mehraufwand bei der Umwandlung vor-handener Konzepte in Blended-Learning oder eLearning-Konzepte etc bulleehlende Akzeptanz bei einigen Kolleginnen Kollegen dadurch fehlende Vernetzung bullwenig Lehrkraumlfte die professionell tutoriell begleiten koumlnnen bullfehlende Inhalte fuumlr den Einsatz auf der Lern-plattform

nachhaltigkeit

Nach der Projektfoumlrderung wird das eLearning-Portal durch den bdquoVerein eLearning in der Pflege eVldquo (eLiP) fortgefuumlhrt Alle (Bildungs-)Einrichtun-gen in der Pflege koumlnnen diesem Verein beitreten

Peggy Saszlig AWO-Bundesverband eVwwwelearning-pflegede

Zweck des Vereins ist die Foumlrderung der Berufsbildung durch Bereitstellung der Internetplattform ILIAS (wwwelearning-pflegede) mit inhaltlichen techni-schen und didaktischen Hilfen als Hostingpakete sowie Beratung und Vermittlung von Qualifizie-rungen wie ILIAS-Anwender- Teletutoren- und Autorenschulungen Mitwirkung bei der Erstellung von Lerninhalten die von den Vereinsmitgliedern entwickelt werden Weitere Aufgaben sind die perso-nelle und ideelle Foumlrderung der Entwicklung von Lerninhalten z B durch den gegenseitigen Aus-tausch von Lernmaterialien

Die Vereinsmitgliedschaft bietet den Bildungsanbie-tern einen kostenguumlnstigen Einstieg in das Lehren und Lernen mit den neuen Medien moderne Kom-munikationswege Betreuung waumlhrend Abwesenheits-zeiten sowie die Moumlglichkeit neue und zusaumltzliche Angebote im Bereich eLearningBlended-Learning anzubieten

24 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

Entstehung von Communities am Beispiel der Evangelischen Kirche in Deutschland

Die evangelische kirche in Deutschland (ekD) steht gegenwaumlrtig vor groszligen herausforder-ungen und chancen stichworte sind demo-grafischer wandel Individualisierung bzw Pluralisierung wiederentdeckung des religi-oumlsen veraumlndertes Partizipationsverhalten neue Formen von ehrenamt und Gemeinde Daraus ergibt sich fuumlr die Mitarbeitenden ihr handeln immer wieder zu reflektieren

und neue innovative Praktiken zu erlernen

Das Forschungsprojekt PATONGO (Patterns and Tools for NGOs) untersucht wie Technologien und Partizi-pationsprozesse des Web 20 den Austausch uumlber gute Praktiken foumlrdern und so zu einer Weiterent-wicklung der gesamten vernetzten Organisation beitragen koumlnnen Partner im Projekt sind die Evan-gelische Kirche in Deutschland (EKD) die Fern Uni-versitaumlt in Hagen und das Institut fuumlr Wissensmedien in Tuumlbingen

Die Hypothese des Forschungsvorhabens ist dass ein Austausch von erfolgreichen Praktiken in der EKD helfen kann die Qualitaumlt des Handelns in den Gemeinden und Gliedkirchen zu verbessern Durch Vernetzung und gemeinsame Reflexion uumlber erfolgreiche Praktiken soll eine lokale Praktik auch uumlber Grenzen der einzelnen Kirchengemeinden hin-weg zu einer gemeinsamen Praktik weiterentwickelt werden Zwischen den bisher weitgehend unabhaumlngig agierenden Organisationseinheiten koumlnnte sich dadurch ein Praxisnetzwerk entwickeln

Vor dieser Grundannahme stellen sich im PATONGO-Projekt die folgenden Forschungsfragen die nicht nur fuumlr Kirchen sondern allgemein fuumlr verteilte NGOs von Relevanz sind

bullWelche Prozesse koumlnnen eine effektive und qua-litativ hochwertige Wissenskommunikation zum Zwecke der Weiterentwicklung beruflicher Praktiken unterstuumltzen bullWie kann die Nutzung und die Evolution solcher Prozesse mit Web 20-basierten Werkzeugen unterstuumltzt werden

bullWie koumlnnen die Prozesse und Werkzeuge in groszligen verteilten NGOs eingefuumlhrt werden

Kern des Prozesses ist die effektive und qualitativ hochwertige Diskussion uumlber gute Praktiken Dabei durchlaumluft die Diskussion zu einem konkreten Thema drei Ebenen

bullMitarbeitende kommunizieren miteinander uumlber Wuumlnsche und Ideen die sich aus den lokal anzutreffenden Herausforderungen ergeben bullMitarbeitende reflektieren uumlber gute Praktiken und tauschen diese aus (Storytelling Good Practice) bullMitarbeitende abstrahieren die Beschreibung der guten Praktik zu einem Muster fuumlr Loumlsungen (Pattern) das dann in einem Lexikon guter Praxis auftaucht Das Konzept des Patterns wurde aus den Ingenieurswissenschaften uumlbernommen Dort ist ein Pattern eine Loumlsung zu einem wieder-kehrenden Problem in einem klar umrissenen Kontext Im Gegensatz zu einer Handlungsvor-schrift eroumlffnet ein Pattern dem Praktiker einen Entwurfsraum in dem er seine individuelle Loumlsung fuumlr das Problem entwickelt Fuumlr die EKD bedeutet dies dass ein Pattern den Praktiker gut bei der Uumlbertragung der Loumlsungsidee auf die kon-kreten Umstaumlnde in der Gemeinde unterstuumltzt

Auf allen Ebenen der Diskussion vor allem jedoch bei der Erstellung von Patterns fuumlr das Lexikon guter Praxis koumlnnen Praktiker durch Mentoren die ebenfalls Mitglied der Community sind unterstuumltzt werden Mentoren helfen den Praktikern dabei die zentralen Aussagen ihrer Praktik herauszuarbeiten So koumlnnen Praktiker sicherstellen dass ihre Hand-lungsanregungen in den Patterns auch im beab-sichtigten Sinne verstanden werden

Web 20-Technologien koumlnnen auf allen drei Ebenen den Prozess unterstuumltzen Dazu soll ein Online-Com-munity-System entstehen das Kommunikation Koordination und Kooperation ermoumlglicht und zur Mitarbeit in der Community motiviert Auf der Ebene der Kommunikation stellt das Community-System kommunikative Raumlume zur Verfuumlgung Hier koumlnnen Wuumlnsche geaumluszligert Ideen diskutiert und Erfahrun-gen ausgetauscht werden

25 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

Betrachtet man die Groumlszlige der Zielgruppe von uumlber eine Million haupt-und ehrenamtlich Mitarbeitender in der EKD so ist es offensichtlich dass Fragen der Koordination eine wichtige Rolle einnehmen Prak-tiker muumlssen vom System darin unterstuumltzt werden fuumlr sie interessante Kollegen zu finden und relevante Beitraumlge wahrzunehmen Das Community-System muss Menschen aus ganz Deutschland zusammen-bringen die an semantisch verwandten Praktiken arbeiten So wird ein Austausch uumlber spezifische Prak-tiken auch uumlber Gemeindegrenzen hinaus moumlglich

Fuumlr eine effiziente Kooperation wird das Community-System gemeinsame Arbeitsbereiche bereitstellen die zum einen einen gemeinsamen Informationsraum im Sinne eines Wikis zum Austausch von Patterns bereitstellen und zum anderen die enge Kooperation in einer kleinen Gruppe von Praktikern ermoumlglichen Insbesondere soll das Community-System die Entwick-lung neuer Ideen in einer Ideenwerkstatt und die Zusammenarbeit zwischen einem Autor und einem Mentor bei der Verbesserung von Patterns unter-stuumltzen

In Bezug auf die Motivation zur Teilnahme sollen im PATONGO-Projekt verschiedene Instrumente er-forscht werden von denen an dieser Stelle nur zwei Beispiele genannt werden

bullInwieweit hat die Authentizitaumlt der Praktiker und ihrer Gemeinden eine die Motivation stei-gernde Wirkung bullWelche Rolle spielen Kooperation und Wett-bewerb zwischen den Praktikern als motivie-rende Instrumente in der Community

Erste Prototypen fuumlr den in PATONGO vorgesehenen Prozess und die Web 20-basierten Werkzeuge wurden in den ersten Monaten des Projektes entwi-ckelt und mit Anwendern diskutiert Die Resonanz hierauf war sehr positiv Eine breite Diskussion der Konzepte in der kirchlichen Oumlffentlichkeit begann Ende 2009 Fuumlr Mitte 2010 ist der Start der Community geplant Sowohl der Entwurf als auch die Einfuumlhrung und Nutzung des Prozesses und der Werkzeuge werden evaluiert sodass Ruumlckschluumlsse auf die Wirkung in der EKD gezogen werden koumlnnen die auch fuumlr andere NGOs relevant sein werden

Dr Thies Gundlach Evangelische Kirche in Deutschland Dr Till Schuumlmmer FernUniversitaumlt in Hagen (vlnr) wwwpatongode

26 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

Lernkompetenz Schluumlssel zur Qualifizierungfuumlr Aumlltere

Die Diskussion um das lebenslange Lernen hat konjunktur in Politik wirtschaft und

Forschung Mittelfristig wird jeder dritte Be-schaumlftigte uumlber 50 Jahre alt sein und nur noch

jeder fuumlnfte juumlnger als 30 Jahre Parallel dazu nimmt der Anteil der wissensarbeit zu der Anteil koumlrperlicher und gering qualifizierter taumltigkeiten sinkt Lebenslanges Lernen wird als eine der zentralen strategien angesehen diese sich beschleunigenden Veraumlnderungen der Arbeitswelt zu bewaumlltigen

Einigkeit scheint daruumlber zu bestehen dass der Bedarf an beruflicher Weiterbildung auch fuumlr Beschaumlftigte uumlber 50 Jahren waumlchst Weniger Konsens gibt es in Bezug auf das Wie Wie kommen aumlltere Arbeitnehmer mit dieser Anforderung nach permanentem Dazuler-nen zurecht Wie koumlnnen sie unterstuumltzt werden Bislang werden Beschaumlftigte jenseits des vierzigsten Lebensjahres kaum noch zur Weiterbildung ermun-tert und auf die Lernbeduumlrfnisse dieser Gruppe abgestimmte Angebote sind Mangelware Und Dank der Fruumlhverrentungspolitik fruumlherer Jahre und einer entsprechend jugendzentrierten Arbeitsge-staltung gedieh ein bdquoAnti-Lernklimaldquo in dem sich bei Beschaumlftigten und Unternehmen gleichermaszligen der Eindruck verfestigte Aumlltere koumlnnten und wollten nicht mehr lernen Damit einher gehen unscharfe und falsche Vorstellungen uumlber die Lernfaumlhigkeit Aumllterer Demnach lernen Aumlltere (zu) langsam und schneiden in Weiterbildungsseminaren schlecht ab

Haben nicht wissenschaftliche Untersuchungen wiederholt nachgewiesen dass die kognitive Leis-tungsfaumlhigkeit ndash also alle Prozesse die mit Gedaumlchtnis Lernen und Denken zu tun haben ndash schon mit Mitte Ende Zwanzig nachlassen Schraumlnkt dies nicht auch die Lernfaumlhigkeit ein Tatsaumlchlich lassen zwar viele kognitive Funktionen messbar nach

Damit gehen aber nicht automatisch Einbuszligen in der Faumlhigkeit zum berufsbezogenen Lernen einher Zum einen bauen sich nicht alle kognitiven Funktio-nen ab sondern vornehmlich die als bdquofluide Intelli-genzldquo bezeichneten Sie kommen bei der Loumlsung neuer Aufgaben zum Zuge bei denen nicht auf

fruumlhere Lernerfahrungen zuruumlckgegriffen werden kann bdquoKristalline Intelligenzldquo hingegen kommt bei der Nutzung von Wissen und Erfahrung zum Einsatz und kann Einbuszligen der fluiden Intelligenz aus-gleichen Zweitens fanden fast alle einschlaumlgigen Studien im Labor statt und zielten auf die Auslotung der Grenzen kognitiver Leistungsfaumlhigkeit ab Die Moumlglichkeit zur Kompensation durch Wissen und Bildung entfaumlllt dadurch weitgehend

Lernfaumlhigkeit bleibt erhalten

Beim berufsbezogenen Lernen herrschen solche Ein-schraumlnkungen nicht Lernende koumlnnen ihren Lern-prozess hinsichtlich Lernzielen und Lernzeit (mit) bestimmen und dadurch kognitive Einbuszligen ausgleichen Die Laborbefunde zum Altersabbau betreffen so gesehen nur einen kleinen Ausschnitt des Lernens Aus kognitiver Sicht laumlsst sich also festhalten dass die Lernfaumlhigkeit aumllterer Mitarbeiter waumlhrend ihres gesamten Berufslebens erhalten bleibt

Lernfaumlhigkeit ist aber nicht gleich Lernbereitschaft Diese haumlngt wesentlich von einer spezifischen Lern-kompetenz ab Sie ist nicht auf bestimmte Fachge-biete beschraumlnkt und umfasst die drei Ebenen

bullLernorientierung Die Effizienz des Lernen wird davon beeinflusst ob man Lernen als gestaltbare Aktivitaumlt begreift oder als dozentengesteuerte Anhaumlufung von Faktenwissen auf Vorrat bullLernkontrolle Nachhaltig lernen kann nur wer sich dem eigenen Lernbedarf angemessene Lernziele setzt und den Lernfortschritt im Hin-blick auf diese Ziele fortlaufend uumlberpruumlft bullLerntechniken Sie dienen dazu Wissen lang-fristig im Gedaumlchtnis zu verankern und um-fassen vielfaumlltige Methoden der Visualisierung und Konzeptbildung

Lernkompetenz ist kein Talent sondern eine lern- und trainierbare Fertigkeit Sie kann durch gezielte Personalentwicklung und ein stimmiges betriebliches Umfeld mit foumlrderlichem Lernklima aufgebaut und erhalten werden Umgekehrt kann sie als Folge laumlnger dauernder bdquoLernentwoumlhnungldquo verloren gehen Dies haumlngt nicht zuletzt damit zusammen dass in vielen Unternehmen die Weiterbildungsteil-

27 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

nahme jenseits des vierzigsten Lebensjahres schlag-artig sinkt ndash was Lernentwoumlhnung natuumlrlich foumlrdert Auch herrscht fuumlr Aumlltere vielfach insofern ein unguumln-stiges Lernklima als nicht wenige Personalverant-wortliche Aumllteren nur geringe Lernfaumlhigkeit und Veraumlnderungsbereitschaft zutrauen Derlei Vorbe-halte schlagen sich bei Beschaumlftigten in Zweifeln an ihrer eigenen Lernfaumlhigkeit und an der Trainier-barkeit ihrer Fertigkeiten nieder Ein Mangel an Lernkompetenz erklaumlrt moumlglicherweise auch den vielfach replizierten Befund dass aumlltere Beschaumlftigte im Vergleich zu ihren juumlngeren Kollegen schlechtere Leistungen in der berufsbezogenen Weiterbildung zeigen

Unsere Forschung zeigt dass ndash unabhaumlngig vom Alter ndash Beschaumlftigte mit houmlherer Lernkompetenz einen signifikant houmlheren Lernerfolg angeben als Beschaumlftigter geringerer Kompetenz Bei Beschaumlftig-ten uumlber 50 Jahren faumlllt der Unterschied im Lernerfolg am deutlichsten aus Houmlhere Lernkompetenz geht mit houmlherer Weiterbildungsteilnahme einher um-gekehrt berichteten Beschaumlftigte mit geringerer Lernkompetenz uumlber groumlszligere Schwierigkeiten bei der Planung der eigenen Weiterbildung und houmlheren Unterstuumltzungsbedarf

Unter dem Strich zeigen unsere Untersuchungen dass die Erfassung der Lernkompetenz ein wichtiger Schritt ist im Rahmen von Strategien zur quantitativen und qualitativen Verbesserung der Weiterbildungs-beteiligung aumllterer Beschaumlftigter Dies laumlsst sich zur Konzeption von Lernkompetenz-Workshops nutzen mit denen das Lernverhalten gezielt optimiert werden kann Ansatzpunkt einschlaumlgiger Trainings ist die Lernkontrolle die sich in unseren Untersuchungen als trennscharf zwischen kompetenten und weniger kompetenten Lernern erwies Hoher Lernkontrolle also der Fertigkeit angemessene Lernziele zu setzen und das Lernen im Hinblick auf diese Ziele zu steuern kommt das groumlszligte Gewicht fuumlr den Lernerfolg zu Darin liegt auch der Grund dass vornehmlich auf die Vermittlung von auf Lernstrategien ausgerichtete Trainings und primaumlr auf die Staumlrkung der Lernmo-tivation abzielende Trainings gleichermaszligen zu kurz greifen und nur die integrierte Ansprache beider Ebenen nachhaltiges karriereweites und -langes Lernen gewaumlhrleistet

Prof Dr Christian Stamov-Roszlignagel Jacobs Centre on Lifelong Learning Jacobs University wwwjacobs-universitydedirectory10028

28 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Qualifizierung mit System ausbauen -Weiterbildung und bdquoeQualificationldquo

Digitale Medien und bdquoeQualificationldquo als die Lernformen des neuen Jahrtausends prokla-miert standen anfangs fuumlr kostenguumlnstiges und effektives Lernen technische Loumlsungen ruumlckten in den Mittelpunkt der Diskussion doch nach dem ersten Boom kam die ernuumlch-terung Die Lerner wuumlrden das Medium nicht akzeptieren der Lernerfolg sei anzuzweifeln der finanzielle Vorteil ebenso

Anstelle der technokratischen Schwerpunktsetzun-gen widmete man sich in der Folgezeit verstaumlrkt den lern- und bildungstheoretischen Aspekten und dem Potenzial multimedialer Lernkonzepte fuumlr eine zukunftsfaumlhige berufliche Kompetenzentwicklung Angesichts der in den letzten Jahren wieder deutli-chen Zuwachsraten des Lernens mit neuen Medien am Arbeitsplatz stellte sich die Frage nach der Bedeu-tung dieser Medien fuumlr die Weiterbildung und nach ihrem Einfluss auf deren soziale und didaktische Zielsetzungen

weiterbildung und soziale selektion

Die Entwicklung von der Industrie zur Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft fuumlhrt auch zu einem Wandel der Organisation in den Unternehmen die auch zu neuen Arbeits- und Organisationskonzepten fuumlhren wobei wir wahrscheinlich erst am Anfang dieses Wandlungsprozesses stehen Die Folge ist dass Weiterbildung und berufliche Qualifizierung gegenwaumlrtig einen Wandlungsprozess durchlaufen der Ziele und Inhalte Umfang sowie Formen Methoden und Orte des Lernens gleichermaszligen erfasst Lernformen und Lernorte werden pluraler und vielfaumlltiger und gehen mit einem quantitativen Zuwachs und einer qualitativen Veraumlnderung der Bedeutung des Lernens im Unternehmen einher

Die Nachfrage nach eLearning-Konzepten und neuen Medien in der Weiterbildung unterliegt durch neue Arbeitsformen wie rechner-und internetgestuumltzte Facharbeit und Dienstleistungen und den daraus resultierenden Kompetenzanspruumlchen einer auszliger-ordentlichen Dynamik Gleichzeitig haben Aufwen-dungen und Teilnehmerzahlen die Weiterbildung

zum groumlszligten Bildungsbereich gemacht Von den Auf-wendungen von 35 Mrd Euro pro Jahr entfallen 167 Mrd auf die Unternehmen incl die des oumlffentlichen Dienstes 138 Mrd auf Einzelpersonen 42 Mrd auf die Bundesagentur fuumlr Arbeit und 04 Mrd auf den Staat Im europaumlischen Vergleich liegt die Teilnahme-quote an der formellen betrieblichen Weiterbildung mit 30 der Erwerbstaumltigen im Jahr 2005 im Mittel-feld Im Vergleich liegt die Teilnahmequote in Frank-reich mit 46 und Tschechien mit 59 houmlher die von Polen mit 21 und Griechenland mit 14 niedriger

Entscheidend fuumlr die oumlkonomische qualifikatorische soziale und personale Funktion der Weiterbildung ist aber die Frage der Teilhabe an Weiterbildung der Wei-terbildungsbeteiligung Hier zeigt sich der stark sozial ausgrenzende Charakter der Weiterbil-dung die Selektivitaumlt und Ungleichheit von Chancen

bull28 der Weiterbildungsteilnehmer haben Hauptschulabschluss 47 einen mittleren Abschluss 59 AbiturFachhochschulreife bull23 sind ohne Berufsausbildung aber 62 mit Hochschulabschluss bull31 sind Arbeiter 68 Beamte bull44 gehoumlren der Gruppe der 19ndash34-Jaumlhrigen an 31 der Gruppe der 50-64 Jaumlhrigen

Qualifizierung mit system und bdquoeQualificationldquo ausbauen

Die Weiterbildungsbeteiligung haumlngt also entschei-dend von der beruflichen Qualifikation und der schulischen Vorbildung ab und verstaumlrkt die im Schulsystem angelegte soziale Selektion In dieser Situation kommen die informelle Weiterbildung und damit die neuen Medien und verschiedenen Formen des eLearnings ins Spiel Die Teilnahme an Compu-terselbstlernprogrammen im Rahmen der informel-len Weiterbildung hat sich zwischen 2003 und 2007 von 8 auf 15 erhoumlht und damit fast verdoppelt In der informellen Weiterbildungskategorie Internet am Arbeitsplatz weist die Statistik eine Steigerung von 7 auf 13 aus Zudem bilden sich mit der Nut-zung von Personal-Computern rechnerintegrierten Arbeitssystemen und dem Intranet zunehmend vir-tuelle Lernorte in Unternehmen heraus Beschaumlftigte nutzen in wachsendem Maszlige multimediale und inter-aktive Bildungsangebote und koumlnnen an

29 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

kooperativen Lehr-Lern-Arrangements teilnehmen Neue Medien und die damit verbundenen Lerntech-nologien wie Tele-Teaching und Tele-Coaching erlei-chtern und foumlrdern das Lernen in der Arbeit und in vernetzten Lernortstrukturen

Die informelle Weiterbildung verzeichnet seit Jahren erhebliche Zuwaumlchse obwohl die Teilnahme der Erwerbstaumltigen hier mit 61 im Jahre 2003 und mit 68 im Jahre 2007 schon annaumlhernd doppelt so hoch liegt wie die an der formellen Weiterbildung Damit ist die informelle Weiterbildung im Sinne von bdquoArbeit als zweite Chanceldquo und als Moumlglichkeit zu sehen der wachsenden Selektion in Weiterbildung und Weiter-bildungsteilnahme zu begegnen Dies ist allerdings kein Selbstlaumlufer denn auch bei der Teilnahme an der informellen Weiterbildung zeigt sich die Abbild-ung und Verlaumlngerung sozialer Ungleichheit Not-wendig ist eine strukturelle und im Weiterbildungs-system abzusichernde Foumlrderung von bildungsbe-nachteiligten Gruppen In diesem Sinne sind abschlieszligend vier Thesen und Optionen formuliert

bullInformelles Lernen wird im Beruf zunehmend wichtiger dabei kommt dem Lernen mithilfe neuer Medien durch die Verdoppelung in den letzten vier Jahren bei computergestuumltzten Selbstlernprogrammen und Internet-Lernen am Arbeitsplatz eine zentrale Rolle zu bullVirtuelle Lernorte verbinden formelle und informelle Weiterbildung diese Lernorte auf informations- und kommunikationstechno-logischer Basis ergaumlnzen die pluralen Lernorte von Qualifizierungsverbuumlnden und Qualifizier-ungsnetzwerken zunehmend bullNeue Medien eroumlffnen lern- und bildungsthe-oretisch verbesserte Zugaumlnge zum bdquolebenslan-gen Lernenldquo und zur bdquoBildung fuumlr alleldquo voraus-gesetzt sie werden didaktisch-methodisch und institutionell eingebettet und sind nicht einsei-tig auf Selbstorganisation und Individualisierung gerichtet bullWeiterbildung ist als vierte und umfassendste Saumlule des Bildungssystems auszubauen und verstaumlrkt gesetzlich zu rahmen wobei das in-formelle Lernen uumlber verbindliche Anerken-nungen als Beitrag zur Chancengleichheit in beruflichen Bildungswegen im Sinne einersbquo bdquozweiten Chanceldquo zu nutzen ist

Prof Dr Peter Dehnbostel Helmut-Schmidt-Universitaumlt Hamburg wwwhsu-hhdedebo

30 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Aufbau eines Online-Berichtshefts und Kompetenz-portfolios in den dualen Ausbildungsberufen

Die duale Berufsausbildung in Deutschland stellt ein erfolgsmodell dar und genieszligt auch

international hohes Ansehen Mehrere aktu-elle studien zeigen Maumlngel in der Qualitaumlt der dualen beruflichen Ausbildung auf nach einer repraumlsentativen umfrage des Bundesin-stituts fuumlr Berufsbildung (BIBB) kritisieren die Auszubildenden insbesondere die Qualitaumlt der kooperation der Lernorte Betrieb und schule oft ist es den Auszubildenden selbst uumlberlassen erfahrungen aus der betrieblichen und schulischen Ausbildung miteinander zu verknuumlpfen

Bei der mangelnden Abstimmung zwischen den Lern-orten handelt es sich jedoch weniger um ein Problem auf der Ebene der Ausbilder und Berufsschullehrer sondern eher um ein strukturelles Defizit der dualen Berufsausbildung Es mangelt vor allem an systema-tischer Information um ein gegenseitiges Abstimmen in der dualen Ausbildung gewaumlhrleisten zu koumlnnen

Es bedarf geeigneter Instrumente um eine staumlrkere Zusammenarbeit und die Abstimmung zwischen den betrieblichen und schulischen Ausbildern aber auch zwischen dem Auszubildenden und seinem Ausbilder zu ermoumlglichen Gegenwaumlrtig uumlbernimmt ausschlieszlig-lich der papierbasierte Ausbildungsnachweis das sogenannte Berichtsheft diese Funktion Da es sich hierbei um eine zeit- und ortsabhaumlngige Informa-tionsbasis handelt koumlnnen sich Probleme ergeben

Beispielsweise kann der Ausbilder anhand des Ausbildungsnachweises erst nach dem Abschluss eines Ausbildungsturnus feststellen mit welchen Themen sich der Auszubildende auseinanderge-setzt hat In der Folge sind klare und aufeinander abgestimmte Lernprozesse erschwert was nicht selten zu erheblichen Abstimmungsprozessen innerhalb der Ausbildung fuumlhrt

online-Ausbildungsnachweis

Unter dem Titel bdquoBLok ndash Online-Berichtsheft zur Staumlrkung der Lernortkooperationldquo verfolgt das Insti-tut fuumlr Berufspaumldagogik der Technischen Universitaumlt

Dresden das Ziel mit dem Einsatz von Web 20- Technologien die Lernorte der dualen Berufsausbil-dung zu verzahnen Im Rahmen dieses durch das BMBF gefoumlrderten Forschungs- und Entwicklungs-projektes werden bereits bestehende Ressourcen genutzt um das rechtsverbindliche Instrument bdquoBerichtsheftldquo welches in seiner gegenwaumlrtigen Form lediglich als Rechtfertigungsinstrument dient zu einem Qualitaumltsentwicklungsinstrument auf der Grundlage einer geeigneten mediendidaktischen Konzeption auszubauen

Der Schwerpunkt des Projektes liegt in der Entwick-lung Erprobung und Evaluation eines Online-Ausbildungsnachweises auf der technischen Basis eines Weblogs als persoumlnliches Lerntagebuch Dieses Online-Lerntagebuch fuumlhrt der Berufsschuumller regelmaumlszligig und kann von seinem Ausbilder und Berufsschullehrer jederzeit und vor allem unabhaumln-gig vom aktuellen Lernort des Berufsschuumllers einge-sehen werden Auf diese Weise werden die Lernorte der Berufsausbildung im dualen System durch den Online-Ausbildungsnachweis miteinander gekoppelt und so eine gemeinsame Informationsbasis fuumlr die Partner der dualen Berufsausbildung geschaffen Diese Staumlrkung der Lernortkooperation erzeugt eine Transparenz der Ausbildungsinhalte und soll zu einer verbesserten Abstimmung selbiger an den Lernorten fuumlhren

Funktionsbereiche und Potenziale

Der Online-Ausbildungsnachweis verfuumlgt uumlber zwei Funktionsbereiche

bullBerichtsheftfuumlhrung in Form eines Weblogs Wie bei der klassischen Form des Berichtsheftes uumlblich dokumentiert der Auszubildende auch in der online-basierten Form regelmaumlszligig den zeit-lichen und sachlichen Ablauf der Berufsaus-bildung Der Technologie eines Weblog ent-sprechend fuumlhrt der Auszubildende sein Lern-tagebuch als Online-Berichtsheft welches durch die Ausbilder online kommentiert werden kann Durch die Moumlglichkeit von Anmerkungen zu den Eintraumlgen des Auszubildenden werden Feedback-prozesse angeregt und folglich der Dialog zwi-schen Auszubildendem und Ausbilder gestaumlrkt

31 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

bullDarstellung der erworbenen Qualifikationen in Form eines Kompetenzportfolios Neben der Dokumentation des sachlichen und zeitlichen Ablaufes im Berichtsheft ist es dem Auszubildenden moumlglich die dokumentierten Taumltigkeiten zu verschlagworten In Form eines Auswahlmenuumls werden die zu erlangenden Faumlhigkeiten und Fertigkeiten eines Ausbildungs-berufes aufgelistet und von dem Auszubildenden verschlagwortet (sogenanntes Tagging) Anschlieszligend wird durch eine entsprechende Visualisierung (z B in Form einer Tagcloud d h einer Schlagwortwolke) der eigene Entwicklungs-stand dargestellt Die Tagcloud enthaumllt alle bis-her verwendeten Schlagworte Durch die damit erzeugte Transparenz koumlnnen Auszubildende und Ausbilder den Ist-Stand der beruflichen Handlungsfaumlhigkeit einschaumltzen und auch Handlungsbedarfe ableiten In Ergaumlnzung zu der geschlossenen Form des Kompetenzport-folios ist es in der offenen Form vorgesehen aus-bildungsrelevante Dokumente (wie Zertifikate etc) und Erfahrungsberichte abzulegen und so Erfahrungen aus der Ausbildungspraxis zu dokumentieren

Fazit

Das Projekt BLok traumlgt durch die Digitalisierung und Weiterentwicklung des klassischen Berichtsheftes auf Grundlage von Web 20-Technologien zur Ver-zahnung der Lernorte sowie zur Qualitaumltssicherung und -entwicklung in der dualen Berufsausbildung bei BLok unterstuumltzt dabei eine nachhaltige Integ-ration digitaler Medien auf struktureller Ebene in die Berufsausbildungspraxis

Professor Thomas Koumlhler Technische Universitaumlt Dresden wwwblok-onlineorg

32 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

beroobi ndash erlebe Berufe online Das interaktive Jugendportal zur Berufswahl

trotz der vielfaumlltigen Moumlglichkeiten sich Infor-mationen zu beschaffen haben viele Jugend-liche nach wie vor Probleme sich hinsichtlich ihrer beruflichen zukunftsplanung zu orien-tieren oftmals bleibt ihre Ausbildungswahl einseitig und sie nehmen die chancen des derzeitigen Ausbildungs- und Arbeitsmarktes nur bedingt wahr

Das Wissen uumlber die Bandbreite aktueller Ausbildungs-berufe und speziell jener die auch zukuumlnftig Chancen auf dem Arbeitsmarkt bieten ist fuumlr die Berufswahl entscheidend Junge Frauen und Maumlnner mit niedri-geren Schulabschluumlssen sind dabei eine besondere Zielgruppe beroobi ist ein Kunstwort das sich aus Ber-ufs-bi-ld ableitet und bdquoooldquo wurde von Google abgeschaut beroobi bietet den jungen Frauen und Maumlnnern Interaktionsmoumlglichkeiten an die einen attraktiven Einstieg in das Thema Berufswahl ermoumlglichen

Hierfuumlr wird ein interaktives Online-Portal aufgebaut in dessen Mittelpunkt interessante und zukunfts-weisende Ausbildungsberufe fuumlr eine spielerische Erkundung stehen Die Berufsbilder sind multimedial-interaktiv aufbereitet und geben realistische Einblicke in den Berufsalltag Junge Frauen und Maumlnner die bereits in ihrem Beruf arbeiten stellen diese den Nutzern anschaulich vor und lassen sie entdeckend und ausprobierend daran teilhaben Alle wichtigen Aspekte eines Berufs werden aufgegriffen Taumltig-keiten Tagesablaumlufe Erlaumluterungen zu wichtigen Voraussetzungen Erklaumlrungen zu Anforderungen in der Ausbildung sowie das Aufzeigen von Perspek-tiven fuumlr weitere Fortbildungs- und Weiterbildungs-moumlglichkeiten und weiterfuumlhrende Links

Eine leichte und schnelle Orientierung wird dadurch erleichtert dass jedem Berufsbild der gleiche Aufbau und aumlhnliche Interaktionsmoumlglichkeiten zugrunde liegen Bei der Auswahl der Berufe werden bewusst Ausbildungsberufe aus Zukunftsbranchen und Innovationsbereichen (Industrie Handwerk Bau Naturwissenschaften Technik und Informations-technologie) in den Blick genommen

Interaktiver Ansatz mit hohem Akzeptanzwert

Ziel des didaktisch-methodischen Konzepts von beroobi ist es junge Menschen durch neue Ansaumltze zum selbst gesteuerten Entdecken und Ausprobieren im Netz anzuregen und einen persoumlnlichen Bezug zum Thema Berufswahl herzustellen Hierfuumlr setzt das Projekt auf verschiedene Kriterien die in der Umsetzung des Angebots konsequente Beruumlcksich-tigung finden

bullVielseitigkeit Selbststeuerbare Video- und Audiosequenzen Fotoshows und animierte Grafiken bieten anschauliche und vielseitige Formen der Informationsdarstellung Einge-bunden sind diese in eine Flash-Umgebung die auch als Web-Applikation unabhaumlngig von beroobi als Stand-alone-Applikation in eine Web-seite integriert werden koumlnnen bullInteraktion Verschiedene Interaktionstools ermoumlglichen eine direkte und aktive Teilnahm am Angebot Selbsteinschaumltzungen Umfragen und Wissenstests animieren zur spielerischen und entdeckenden Auseinandersetzung mit Inhalten bullIdentifikation Junge Profis aus der Praxis stellen vor Ort ihren Arbeitsplatz und ihr Arbeitsleben vor und lassen die Nutzerinnen und Nutzer uumlber Film und Audio daran teilhaben Der Mix aus Fakten eigenen Erfahrungsberichten und Hinweisen ermoumlglicht Identifikation und Pers-pektivenwechsel bullVerstaumlndlichkeit Das Angebot setzt konsequent auf jugendgerechte Sprache intuitive Benutzer-fuumlhrung und kleine verstaumlndliche Informations-einheiten sodass auch Jugendliche mit weniger Interneterfahrung gut damit zurechtkommen koumlnnen bullAuthentizitaumlt Jedes Berufsbild ist individuell gestaltet und lebt von der Authentizitaumlt seiner realen Hauptperson Dieses unverwechselbare bdquoGesichtldquo sowie auch das Zu-Wort-Kommen von Betriebs-und Unternehmensverantwortlich-en Ausbildungsleitern und anderen bdquoBerufsex-pertenldquo fuumlhren zu einer hohen Akzeptanz bei Jugendlichen

33 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Das online-Portal beroobide

Die Hauptintention des Online-Portals besteht darin Jugendlichen verschiedene Zugangswege zu den jeweiligen Berufsbildern zu ermoumlglichen sie neu-gierig zu machen und zum bdquoHineinklickenldquo anzu-regen Im Mittelpunkt von wwwberoobide stehen daher die Berufsbilder die uumlber spezifische Beduumlrf-nisparameter ansteuerbar sind Weiterfuumlhrende Informationen zu den Berufen Interviews mit Experten spielerische Wissensabfragen und Links werden den Jugendlichen uumlber eine Informations-rubrik angeboten Ein kleiner Community-Bereich ermoumlglicht weitere Orientierungshilfe Dort steht ein moderiertes Forum fuumlr Fragen und Hinweise bereit eine Merkliste fuumlr das Speichern von Berufs-bildern sowie die Verlinkung auf Freunde und deren Profile Uumlber Features wie bdquoWie steht mir der Berufldquo koumlnnen eigene Fotos hochgeladen werden welches die Nutzerinnen und Nutzer automatisch in verschiedene Arbeitsbekleidungen hineinsetzt und in eine Galerie speichert

zielgruppe

Primaumlre Zielgruppe von beroobi sind Jugendliche der Altersgruppe 14 bis 20 Jahre aller Schulformen die sich im Prozess der Berufsfindung und Berufsorien-tierung befinden Neben Schulabgaumlngern sind des-gleichen all diejenigen angesprochen die bereits eine Berufsausbildung begonnen abgeschlossen oder auch abgebrochen haben und sich weiter bzw neu orientieren moumlchten Wichtige Ansprech-partner sind daher auch paumldagogische Fachkraumlfte die in vielen Faumlllen beroobi bei der jugendlichen Zielgruppe bekannt machen

kooperation und Vernetzung

Das Projekt beroobi versteht sich als bdquoTuumlroumlffnerldquo zu bereits bestehenden Angeboten im Bereich Berufso-rientierungberufliche Bildung und lebt daher von dem vielseitigen Austausch und der Zusammenarbeit mit diesen Dazu zaumlhlen unter anderem vor allem Verbaumlnde Innungen Kammern die Agentur fuumlr Arbeit das Bundesinstitut fuumlr Berufsbildung Schulen Berufsschulen Bildungstraumlger Gewerkschaften so-wie vor allem auch Wirtschaftspartner Betriebe und Unternehmen

Silke Niemann Schulen ans Netz e V wwwberoobide und wwwschulen-ans-netzde

34 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Erstellung digitaler eLearning-Module durch Aus-zubildende im Handwerk

Das Internet hat uns in ein neues Jahrtausend

gefuumlhrt ein Jahrtausend in dem das wissen der welt raumlumlich und zeitlich unabhaumlngig

verfuumlgbar ist und aus immer groumlszligeren Daten-banken abgerufen werden kann eine solche entwicklung macht auch vor dem system der dualen beruflichen erstausbildung im hand-werk nicht halt und beschaumlftigt seit vielen Jahren die vorausschauende wissenschaft aber auch die Praxis

Im Kern geht es bei den Uumlberlegungen um die Einfuumlhr-ung von eLearning-Szenarien Die Bemuumlhungen zielen hier zum einen auf die oumlkonomische Optimie-rung (beliebiger Einstiegszeitpunkt in Qualifizierungs-maszlignahmen Optimierung der Lehrer-Schuumller-Relation) zum anderen aber auch auf die didaktisch-methodische Optimierung von Bildungsprozessen wie die individuelle Foumlrderung oder Flexibilisierung

Bei allen Bemuumlhungen mit Web 10-gestuumltzten eLear-ning-Szenarien bleiben zahlreiche Fragen ungeklaumlrt Dies gilt besonders fuumlr den Bereich der Lehrlings-ausbildung im Handwerk Aus dem System der dualen Berufsausbildung im Handwerk d h der Kombination von betrieblicher und uumlberbetrieblicher Ausbildung und Unterricht in der Berufsschule sind bisher keine nachhaltigen Ansaumltze bekannt in denen Bildungsprozesse durch internetbasierte eLearning-Konzepte optimiert ergaumlnzt oder gar abgeloumlst werden konnten Bisher kann lediglich auf die Ergebnisse von Modellprojekten zuruumlckgegriffen werden Standar-disierte Konzepte und didaktische Ansaumltze existieren nicht Ganz zu schweigen von einer bildungstheore-tischen Verortung von eLearning-Szenarien in konventionellen Berufsbildungsprozessen

Die Vergangenheit hat gezeigt dass vor allem zwei Problemlagen die Einfuumlhrung von eLearning-Szena-rien erschweren Zum einen gibt es das Problem dass es nicht genuumlgend passgenaue digitale Lern-module fuumlr die verschiedenen Gewerke d h die Berufe im Handwerk und die daraus resultierenden Lerngruppen gibt

Hier zeigt sich die Schwierigkeit dass der produzierte eLearning-Baustein entsprechend der Lerngruppe reduziert und entsprechend der Vorstellung des Lehrers didaktisch eingebunden sein muss Zum an-deren scheitert der Einsatz kommerzieller Loumlsungen auch daran dass nicht die notwendigen Ressourcen vorhanden sind um immer wieder Lernmodule zu erwerben die den jeweils aktuellen Stand der Technik abbilden An dieser Stelle setzt das Forschungsvorhaben Didaktische Parallelitaumlt und Lernortflexibilisierung (DiPaL) an DiPaL kombiniert die klassischen Vorteile des Praumlsenzunterrichts mit den neuen Moumlglichkeiten des Web 20 mit dem Ziel Lernprozesse im Dualen System uumlber selbst produzierte E-Learnings flexibler zu machen

Lerneinheiten selber erstellen

Das Forschungsvorhaben entwickelt und untersucht dazu einen neuen subjektorientierten designbasier-ten didaktisch-methodischen Ansatz zur Lernort-kooperation Mit Hilfe spezieller Software erstellen Schuumllerinnen und Schuumller mit ihren Lehrkraumlften ihre Lerneinheiten selber bereiten sie digital auf und veroumlffentlichen sie im Netz Das Konzept des offenen Klassenzimmers basiert dabei auf der Annahme dass in jeder Schuumllerin und in jedem Schuumller auch eine Lehrerin bzw ein Lehrer steckt Das Ziel besteht darin durch eine geeignete Didaktik genau diesen Rollen-tausch vom Lernenden zum (Lern-) Lehrenden herbei-zufuumlhren Das heiszligt konkret dass die Auszubildenden die Themen des Unterrichts so aufbereiten dass digitale Lernmaterialien (Filme Texte Bilder Grafi-ken) entstehen Die dazu notwendigen Aktivitaumlten der (Lern-) Lehrenden reichen von der Anfertigung einer Handzeichnung die eingescannt wird bis zur schriftlichen Ausarbeitung eines kompletten Dreh-buchs fuumlr die Umsetzung des jeweiligen Themas in einem aufwendigen Lehrfilm Die im Unterricht erzeugten digitalen Lernmaterialien werden an-schlieszligend gemeinsam mit dem Lehrer besprochen und diskutiert ob die produzierten Lernmaterialien fachlich richtig sind Diese Besprechungen sind von groszliger Bedeutung fuumlr den Lernprozess da sich hier zeigt ob das Thema fachlich verstanden wurde

35 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Gleichzeitig hinterfragen die (Lern-) Lehrenden sich selbst und den Prozess der Materialienproduktion Hierbei gilt es z B Alternativen zur gefundenen Loumlsung aufzuzeigen oder die Sprachqualitaumlt zu beurteilen Grundsaumltzlich wird angestrebt dass die (Lern-) Lehrenden in einen kritischen Dialog unter-einander treten Die Diskussion fuumlhrt im Ergebnis zu der Entscheidung ob das produzierte Lernmaterial im Internet veroumlffentlicht wird oder nicht

Fuumlr den Bereich der dualen beruflichen Erstausbil-dung bieten die durch die Auszubildenden erstellten digitalen Lernbausteine ganz besondere Moumlglich-keiten um Ausbildungsstrukturen flexibler zu machen So wird das Forschungsvorhaben empirisch unter-suchen inwieweit die Lernbausteine dazu genutzt werden koumlnnen dass der Auszubildende krankheits-bedingte oder betriebsbedingte Fehlzeiten zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort nachholen kann Daneben erwarten die am Forschungsvorhaben beteiligten Institutionen dass uumlber die Transparenz der Inhalte eine grundsaumltzlich verbesserte Zusam-menarbeit zwischen den Berufsschullehrern und den betrieblichen bzw uumlberbetrieblichen Ausbil-dern realisiert werden kann Auch dies soll empirisch geklaumlrt werden

Neben den Untersuchungen hat das Vorhaben auch verschiedene entwicklungstechnische Ziele

bullEntwicklung von Schemata zur Integration von Programmen zur schnellen Entwicklung von Lernangeboten (Rapid-Authoring-Prozesse) in konventionelle Praumlsenzphasen bullEntwicklung und Implementierung einer Datenbank fuumlr Lehrinhalte (Learning Object Re-pository abgekuumlrzt LOR) fuumlr die Bereitstellung von Bausteinen in einem Bausteinnetzwerk des Handwerks (wwwbaustein-netzwerkde) bullEntwicklung von Organisationsstrukturen fuumlr die engere inhaltliche Zusammenarbeit der Lernorte im dualen System auf der personalen Ebene

Markus Schaumlfer Berufskolleg Maumlrkischer Kreis wwwkfz4mede und wwwdipalde

36 LIterAturhInweIse

weiterfuumlhrende Literatur (Auswahl)

Becker M Spoumlttl G (2008) Berufswissenschaftliche Forschung ndash Ein Arbeitsbuch

fuumlr Studium und Praxis Peter Lang Internationaler Verlag der Wissenschaften

Frankfurt am Main

Beicht U Krewerth A Eberhard V Granato M Viel Licht ndash aber auch Schatten

Qualitaumlt dualer Berufsausbildung in Deutschland aus Sicht der Auszubildenden

BIBB Report 92009

Dehnbostel P (2008) Berufliche Weiterbildung Grundlagen aus arbeitnehmer-

orientierter Sicht Berlin edition sigma

Dreyfus H-L Dreyfus S E (1986) Kuumlnstliche Intelligenz Von den Grenzen der

Denkmaschine und dem Wert der Intuition Reinbek Rowohlt Verlag Hamburg

Grund- und Strukturdaten gushisde 80 [12 09 2009]

Hauptverband der deutschen Bauindustrie Zahlen und Fakten

wwwbauindustriede (Stand Juni 2009)

Howe Falk Berben Thomas (2006) Lern- und Arbeitsaufgaben In Rauner Felix

(Hrsg) Handbuch Berufsbildungsforschung 2 aktualisierte Auflage Bielefeld

Bertelsmann S 383ndash390

Howe Falk Knutzen Soumlnke (2007) Die Kompetenzwerksttt Ein berufswissen-

schaftliches E-Learning-Konzept Goumlttingen Cuvillier

Knutzen Soumlnke Howe Falk E-Learning im Handwerk (2008) In Issing Ludwig

Klimsa Paul (Hrsg) Online-Lernen Weinheim Beltz-Verlag S 133ndash156

Knutzen Soumlnke Howe Falk Rapid E-Learning in der gewerblich-technischen

Ausbildung ndash Gestaltbare Lernsoftware nach dem Konzept der Kompetenz-

werksttt (2008) In Howe Falk Jarosch Juumlrgen Zinke Gert (Hrsg)

Ausbildungskonzepte und Neue Medien in der uumlberbetrieblichen Ausbildung

Bielefeld Bertelsmann-Verlag S 112ndash131

Koumlhler T Neumann J Saupe V Organisation des Online-Lernens In Issing L J

Klimsa P Online-Lernen Ein Handbuch fuumlr das Lernen mit Internet Muumlnchen

Oldenbourg 2008

Payome Thea (2006) Marktuumlbersicht Rapid E-Learning ndash aus PowerPoint-Folien

werden Lernprogramme In Hohenstein Andreas Wilbers Karl (Hg) Handbuch

E-Learning 17 Erg-Lfg Koumlln Dt Wirtschaftsdienst

Scheib T Spoumlttl G Windelband L Qualitaumlt betrieblicher Ausbilder sichern und

entwickeln ndash eine staumlndige Herausforderung In Berufsbildung in Wissenschaft

und Praxis ndash BWP 32008 S 36ndash39

Von Rosenbladt B Bilger F (2007) Weiterbildungsbeteiligung in Deutschland

Eckdaten zum BSW-AES 2007 tns infratest Muumlnchen

ZFA (Hrsg) 2009 Statistik Berufsausbildung und Fortbildung Druck und Medien

20082009 unveroumlffentlichte vorlaumlufige Fassung vom 050509

Diese Druckschrift wird im Rahmen der Oumlffentlichkeitsarbeit vom Bundesministe-

rium fuumlr Bildung und Forschung unentgeltlich abgegeben Sie ist nicht zum gewerb-

lichen Vertrieb bestimmt Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerberinnen

Wahlwerbern oder WahlhelferinnenWahlhelfern waumlhrend eines Wahlkampfes zum

Zweck der Wahlwerbung verwendet werden Dies gilt fuumlr Bundestags- Landtags- und

Kommunalwahlen sowie fuumlr Wahlen zum Europaumlischen Parlament Missbraumluchlich

ist insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen und an Informations-

staumlnden der Parteien sowie das Einlegen Aufdrucken oder Aufkleben partei-

politischer Informationen oder Werbemittel Untersagt ist gleichfalls die Weiter-

gabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung Unabhaumlngig davon wann auf

welchem Weg und in welcher Anzahl diese Schrift der Empfaumlngerindem Empfaumlnger

zugegangen ist darf sie auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden

Wahl nicht in einer Weise verwendet werden die als Parteinahme der Bundes-

regierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden koumlnnte

  • eQualification - Neue13Wege der Qualifizierung
    • Impressum
    • Gruszligwort zur Broschuumlre
    • Inhalt
    • eLearning ndash das Lernen der Zukunft
    • Aufstiegsweiterbildung in der Druck- und Medienindustrie13
    • Flexible Learning im Einzelhandel13
    • DAWINCI ndash Durchlaumlssigkeit in der Aus-und Weiterbildung in der chemischen Industrie13
    • Virtuelles Lernen auf der Baustelle ndash Villa-b13
    • Live Stream Learning ndash fuumlr mobiles und stationaumlres Lernen13
    • Rapid eLearning ndash leicht gestaltbare Lernsoftware13
    • Weiterbildung durch multimediale Lernformen13
    • Demografischer Wandel Herausforderungen und Chancen13
    • eLearning-Infrastruktur in der Altenpflege (eLiA)13
    • Entstehung von Communities am Beispiel der evangelischen 13Kirche in Deutschland
    • Lernkompetenz Schluumlssel zur Qualifizierung fuumlr Aumlltere13
    • Qualifizierung mit System ausbauen - 13Weiterbildung und eQualification
    • Aufbau eines Online-Berichtshefts und Kompetenzportfolios in den dualen Ausbildungsberufen13
    • beroobi ndash erlebe Berufe online Das interaktive Jugendportal zur Berufswahl13
    • Erstellung digitaler eLearning-Module durch Auszubildende im Handwerk13
    • weiterfuumlhrende Literatur (Auswahl)
Page 22: eQualification - Neue Medien, neue Wege der …...Mobile Devices), die wachsenden Personalisierungs-möglichkeiten des Digitaldrucks sowie der starke Trend zur Entwicklung innovativer

shy

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22 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

eLearning-Infrastruktur in der Altenpflege (eLiA)

Das Projekt bdquoeLearning-Infrastruktur in der Altenpflegeldquo ist ein durch das Bundesminis-terium fuumlr Bildung und Forschung und den

europaumlischen sozial-fonds gefoumlrdertes Projekt unter der Leitung des Awo-Bundesverbandes e V in Berlin das in der zeit vom 1112007 bis 31102008 gefoumlrdert wurde

Die Aus- Fort-und Weiterbildungseinrichtungen und die Einrichtungen der Altenpflege verfuumlgten vor Pro-jektstart nicht uumlber eine ausreichende Infrastruktur zum Einsatz elektronischer Medien Daraus leiteten sich folgende Notwendigkeiten bzw Projektziele ab

bullSchaffung einer zentralen Infrastruktur durch den Einsatz einer Kommunikations- und Lern plattform bullErprobung des Einsatzes von bereits erstelltem Inhalt (Content) fuumlr den Bereich der Altenpflege-aus- und -weiterbildung bullSchulung von Teletutoren fuumlr die Betreuung von Lernenden bullSchulung von Administratoren zum adaumlquaten Umgang mit der Kommunikations- und Lern plattform

Ein weiteres wichtiges Ziel war die Nachhaltigkeit des Projekts Dafuumlr sollte eine zentrale (traumlgeruumlbergrei-fende) technische Infrastruktur geschaffen werden So sollten nach Projektende alle interessierten Ein-richtungen die Moumlglichkeit erhalten auf dem Server einen separaten geschuumltzten Zugang fuumlr die Entwick-lung und Erprobung eigener eLearning-Lehr- und Lernszenarien zu bekommen

Um die Entwicklung und Realisierung der Projekt-ziele zu unterstuumltzen wurde ein externer Dienstlei-ster die Qualitus GmbH einbezogen Der Partner stellte die technische Infrastruktur bereit passte die Lernumgebung an die Beduumlrfnisse der Kunden an und leistete Support beim Einsatz der flexiblen Open-Scource-Lernplattform ILIAS Die Struktur auf der Plattform wurde in Abstimmung mit der Projektlei-tung konzipiert und umgesetzt Dabei wurden die Bedarfe im Rahmen des Projekts und die geplante Nachhaltigkeit beruumlcksichtigt

Weiterhin wurde auf der Lernplattform ein soge-nannter oumlffentlicher Bereich eingerichtet Dort sind Informationen zum Projekt zum Download zu finden und News z B uumlber die neuesten Schulungstermine In der Projektlaufzeit wurden von drei Trainer-innen der Qualitus GmbH bundesweit sechs Teletutoren-Schulungen fuumlr insgesamt neunzig Teletutoren und eine Administratorenschulung fuumlr fuumlnfzehn Teilnehmer-innen angeboten

Im Rahmen der Teletutoren-Schulungen erhielten die Teilnehmer-innen geschuumltzte Raumlume in denen sie in ihren Lerngruppen miteinander lernen und zudem auch eigene Lernszenarien entwickeln konnten Die waumlhrend dieser Zeit von ihnen enwick-elten Inhalte konnten spaumlter auch im Echtbetrieb eingesetzt werden Zudem wurden Lehrkraumlfte in die Lage versetzt uumlber die Lernplattform ILIAS Lernen-de zu begleiten und zu beraten

Waumlhrend des gesamten Prozesses wurden die Teilnehmer-innen von erfahrenen Tutor-innen begleitet und unterstuumltzt Die Schulung unterteilte sich dabei in 4 Phasen

KickshyOff PraumlsenzshyPhase 1 (ca 15 Tage)

Online Phase 1

(5 Wochen)

PraumlsenzshyPhase 2

(ca 15 Tage)

Online Phase 2

(5 Wochen)

1 Teil

Inhalte und Ziele

bull Die Plat tform aus Sicht der Lernenden kennenlernen

bull Kennenlernen des kooperativen Arbeitens

bull Grundlagenkenntnisse uumlber eLearing

bull Besonderheiten der Online shyKommunikation

bull Rolle und AUfgaben von Teletutoren

2 Teil

Inhalte und Ziele

bull Die Plat tform aus Sicht der Tutoren kennenlernen

bull Einsatz notwendiger Funktionen

bull Wissen uumlber Betreuunug beim eLearning

bull Praxistransfer Umset zung eines eigenen Praxisprojektes

rsaquorsaquorsaquorsaquo rsaquorsaquorsaquorsaquo rsaquorsaquorsaquorsaquo

rsaquorsaquorsaquorsaquo

evaluation

Die Schulungen wurden abschlieszligend evaluiert Die Kernaussage ist Alle Teilnehmer-innen waren mit den angebotenen Schulungen sehr zufrieden der Praxisbezug konnte weitestgehend hergestellt wer-den Zur eigenen Lernerfahrung befragt wurden u a folgende Aussagen getroffen

23 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

bdquoDie Schulung war fuumlr mich ein echter Gewinn da ich wirklich auf neuem Terrain viel gelernt habeldquo bdquohellip fuumlhlte ich mich in der Gruppe sehr wohl wobei ich vor allem zu bestimmten Mitgliedern Kontakt hatte Die Gruppenbildung scheint online genauso zu funk-tionieren wie out of cyber spaceldquo bdquoMir haben sich durch dieses Seminar ganz andere Moumlglichkeiten geoumlffnetldquo

Hinsichtlich ihrer spaumlteren Aufgabe als Teletutorin befragt fuumlhlten sich die meisten Teilnehmer-innen gut vorbereitet aufgrund der unterschiedlichen Voraussetzungen der Lernenden im Umgang mit dem Computer und Internet sind in Einzelfaumlllen jedoch noch laumlngere Uumlbungsphasen noumltig Moumlgliche Einsatz-felder wurden uumlberwiegend im Fort- und Weiter-bildungsbereich gesehen eLearning wird als gute Moumlglichkeit gesehen das Angebotsspektrum der Institutionen zu erweitern Als Anwendungsbeispiel wurde die Begleitung von Auszubildenden in Praxis-phasen im Sinne einer kontinuierlichen Arbeits- Kommunikations- und Ruumlckmeldemoumlglichkeit genannt

herausforderungen

Die Schulungsteilnehmer nannten folgende Heraus-forderungen bei der Einfuumlhrung von eLearning

bullfehlende technische Affinitaumlt bei der Zielgruppe bullfehlende technische Ausstattung in den Institu-tionen und Betrieben die Lehrangebote bereit-stellen bullhoher Aufwand fuumlr die Einfuumlhrung des eLear-ning Mehraufwand bei der Umwandlung vor-handener Konzepte in Blended-Learning oder eLearning-Konzepte etc bulleehlende Akzeptanz bei einigen Kolleginnen Kollegen dadurch fehlende Vernetzung bullwenig Lehrkraumlfte die professionell tutoriell begleiten koumlnnen bullfehlende Inhalte fuumlr den Einsatz auf der Lern-plattform

nachhaltigkeit

Nach der Projektfoumlrderung wird das eLearning-Portal durch den bdquoVerein eLearning in der Pflege eVldquo (eLiP) fortgefuumlhrt Alle (Bildungs-)Einrichtun-gen in der Pflege koumlnnen diesem Verein beitreten

Peggy Saszlig AWO-Bundesverband eVwwwelearning-pflegede

Zweck des Vereins ist die Foumlrderung der Berufsbildung durch Bereitstellung der Internetplattform ILIAS (wwwelearning-pflegede) mit inhaltlichen techni-schen und didaktischen Hilfen als Hostingpakete sowie Beratung und Vermittlung von Qualifizie-rungen wie ILIAS-Anwender- Teletutoren- und Autorenschulungen Mitwirkung bei der Erstellung von Lerninhalten die von den Vereinsmitgliedern entwickelt werden Weitere Aufgaben sind die perso-nelle und ideelle Foumlrderung der Entwicklung von Lerninhalten z B durch den gegenseitigen Aus-tausch von Lernmaterialien

Die Vereinsmitgliedschaft bietet den Bildungsanbie-tern einen kostenguumlnstigen Einstieg in das Lehren und Lernen mit den neuen Medien moderne Kom-munikationswege Betreuung waumlhrend Abwesenheits-zeiten sowie die Moumlglichkeit neue und zusaumltzliche Angebote im Bereich eLearningBlended-Learning anzubieten

24 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

Entstehung von Communities am Beispiel der Evangelischen Kirche in Deutschland

Die evangelische kirche in Deutschland (ekD) steht gegenwaumlrtig vor groszligen herausforder-ungen und chancen stichworte sind demo-grafischer wandel Individualisierung bzw Pluralisierung wiederentdeckung des religi-oumlsen veraumlndertes Partizipationsverhalten neue Formen von ehrenamt und Gemeinde Daraus ergibt sich fuumlr die Mitarbeitenden ihr handeln immer wieder zu reflektieren

und neue innovative Praktiken zu erlernen

Das Forschungsprojekt PATONGO (Patterns and Tools for NGOs) untersucht wie Technologien und Partizi-pationsprozesse des Web 20 den Austausch uumlber gute Praktiken foumlrdern und so zu einer Weiterent-wicklung der gesamten vernetzten Organisation beitragen koumlnnen Partner im Projekt sind die Evan-gelische Kirche in Deutschland (EKD) die Fern Uni-versitaumlt in Hagen und das Institut fuumlr Wissensmedien in Tuumlbingen

Die Hypothese des Forschungsvorhabens ist dass ein Austausch von erfolgreichen Praktiken in der EKD helfen kann die Qualitaumlt des Handelns in den Gemeinden und Gliedkirchen zu verbessern Durch Vernetzung und gemeinsame Reflexion uumlber erfolgreiche Praktiken soll eine lokale Praktik auch uumlber Grenzen der einzelnen Kirchengemeinden hin-weg zu einer gemeinsamen Praktik weiterentwickelt werden Zwischen den bisher weitgehend unabhaumlngig agierenden Organisationseinheiten koumlnnte sich dadurch ein Praxisnetzwerk entwickeln

Vor dieser Grundannahme stellen sich im PATONGO-Projekt die folgenden Forschungsfragen die nicht nur fuumlr Kirchen sondern allgemein fuumlr verteilte NGOs von Relevanz sind

bullWelche Prozesse koumlnnen eine effektive und qua-litativ hochwertige Wissenskommunikation zum Zwecke der Weiterentwicklung beruflicher Praktiken unterstuumltzen bullWie kann die Nutzung und die Evolution solcher Prozesse mit Web 20-basierten Werkzeugen unterstuumltzt werden

bullWie koumlnnen die Prozesse und Werkzeuge in groszligen verteilten NGOs eingefuumlhrt werden

Kern des Prozesses ist die effektive und qualitativ hochwertige Diskussion uumlber gute Praktiken Dabei durchlaumluft die Diskussion zu einem konkreten Thema drei Ebenen

bullMitarbeitende kommunizieren miteinander uumlber Wuumlnsche und Ideen die sich aus den lokal anzutreffenden Herausforderungen ergeben bullMitarbeitende reflektieren uumlber gute Praktiken und tauschen diese aus (Storytelling Good Practice) bullMitarbeitende abstrahieren die Beschreibung der guten Praktik zu einem Muster fuumlr Loumlsungen (Pattern) das dann in einem Lexikon guter Praxis auftaucht Das Konzept des Patterns wurde aus den Ingenieurswissenschaften uumlbernommen Dort ist ein Pattern eine Loumlsung zu einem wieder-kehrenden Problem in einem klar umrissenen Kontext Im Gegensatz zu einer Handlungsvor-schrift eroumlffnet ein Pattern dem Praktiker einen Entwurfsraum in dem er seine individuelle Loumlsung fuumlr das Problem entwickelt Fuumlr die EKD bedeutet dies dass ein Pattern den Praktiker gut bei der Uumlbertragung der Loumlsungsidee auf die kon-kreten Umstaumlnde in der Gemeinde unterstuumltzt

Auf allen Ebenen der Diskussion vor allem jedoch bei der Erstellung von Patterns fuumlr das Lexikon guter Praxis koumlnnen Praktiker durch Mentoren die ebenfalls Mitglied der Community sind unterstuumltzt werden Mentoren helfen den Praktikern dabei die zentralen Aussagen ihrer Praktik herauszuarbeiten So koumlnnen Praktiker sicherstellen dass ihre Hand-lungsanregungen in den Patterns auch im beab-sichtigten Sinne verstanden werden

Web 20-Technologien koumlnnen auf allen drei Ebenen den Prozess unterstuumltzen Dazu soll ein Online-Com-munity-System entstehen das Kommunikation Koordination und Kooperation ermoumlglicht und zur Mitarbeit in der Community motiviert Auf der Ebene der Kommunikation stellt das Community-System kommunikative Raumlume zur Verfuumlgung Hier koumlnnen Wuumlnsche geaumluszligert Ideen diskutiert und Erfahrun-gen ausgetauscht werden

25 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

Betrachtet man die Groumlszlige der Zielgruppe von uumlber eine Million haupt-und ehrenamtlich Mitarbeitender in der EKD so ist es offensichtlich dass Fragen der Koordination eine wichtige Rolle einnehmen Prak-tiker muumlssen vom System darin unterstuumltzt werden fuumlr sie interessante Kollegen zu finden und relevante Beitraumlge wahrzunehmen Das Community-System muss Menschen aus ganz Deutschland zusammen-bringen die an semantisch verwandten Praktiken arbeiten So wird ein Austausch uumlber spezifische Prak-tiken auch uumlber Gemeindegrenzen hinaus moumlglich

Fuumlr eine effiziente Kooperation wird das Community-System gemeinsame Arbeitsbereiche bereitstellen die zum einen einen gemeinsamen Informationsraum im Sinne eines Wikis zum Austausch von Patterns bereitstellen und zum anderen die enge Kooperation in einer kleinen Gruppe von Praktikern ermoumlglichen Insbesondere soll das Community-System die Entwick-lung neuer Ideen in einer Ideenwerkstatt und die Zusammenarbeit zwischen einem Autor und einem Mentor bei der Verbesserung von Patterns unter-stuumltzen

In Bezug auf die Motivation zur Teilnahme sollen im PATONGO-Projekt verschiedene Instrumente er-forscht werden von denen an dieser Stelle nur zwei Beispiele genannt werden

bullInwieweit hat die Authentizitaumlt der Praktiker und ihrer Gemeinden eine die Motivation stei-gernde Wirkung bullWelche Rolle spielen Kooperation und Wett-bewerb zwischen den Praktikern als motivie-rende Instrumente in der Community

Erste Prototypen fuumlr den in PATONGO vorgesehenen Prozess und die Web 20-basierten Werkzeuge wurden in den ersten Monaten des Projektes entwi-ckelt und mit Anwendern diskutiert Die Resonanz hierauf war sehr positiv Eine breite Diskussion der Konzepte in der kirchlichen Oumlffentlichkeit begann Ende 2009 Fuumlr Mitte 2010 ist der Start der Community geplant Sowohl der Entwurf als auch die Einfuumlhrung und Nutzung des Prozesses und der Werkzeuge werden evaluiert sodass Ruumlckschluumlsse auf die Wirkung in der EKD gezogen werden koumlnnen die auch fuumlr andere NGOs relevant sein werden

Dr Thies Gundlach Evangelische Kirche in Deutschland Dr Till Schuumlmmer FernUniversitaumlt in Hagen (vlnr) wwwpatongode

26 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

Lernkompetenz Schluumlssel zur Qualifizierungfuumlr Aumlltere

Die Diskussion um das lebenslange Lernen hat konjunktur in Politik wirtschaft und

Forschung Mittelfristig wird jeder dritte Be-schaumlftigte uumlber 50 Jahre alt sein und nur noch

jeder fuumlnfte juumlnger als 30 Jahre Parallel dazu nimmt der Anteil der wissensarbeit zu der Anteil koumlrperlicher und gering qualifizierter taumltigkeiten sinkt Lebenslanges Lernen wird als eine der zentralen strategien angesehen diese sich beschleunigenden Veraumlnderungen der Arbeitswelt zu bewaumlltigen

Einigkeit scheint daruumlber zu bestehen dass der Bedarf an beruflicher Weiterbildung auch fuumlr Beschaumlftigte uumlber 50 Jahren waumlchst Weniger Konsens gibt es in Bezug auf das Wie Wie kommen aumlltere Arbeitnehmer mit dieser Anforderung nach permanentem Dazuler-nen zurecht Wie koumlnnen sie unterstuumltzt werden Bislang werden Beschaumlftigte jenseits des vierzigsten Lebensjahres kaum noch zur Weiterbildung ermun-tert und auf die Lernbeduumlrfnisse dieser Gruppe abgestimmte Angebote sind Mangelware Und Dank der Fruumlhverrentungspolitik fruumlherer Jahre und einer entsprechend jugendzentrierten Arbeitsge-staltung gedieh ein bdquoAnti-Lernklimaldquo in dem sich bei Beschaumlftigten und Unternehmen gleichermaszligen der Eindruck verfestigte Aumlltere koumlnnten und wollten nicht mehr lernen Damit einher gehen unscharfe und falsche Vorstellungen uumlber die Lernfaumlhigkeit Aumllterer Demnach lernen Aumlltere (zu) langsam und schneiden in Weiterbildungsseminaren schlecht ab

Haben nicht wissenschaftliche Untersuchungen wiederholt nachgewiesen dass die kognitive Leis-tungsfaumlhigkeit ndash also alle Prozesse die mit Gedaumlchtnis Lernen und Denken zu tun haben ndash schon mit Mitte Ende Zwanzig nachlassen Schraumlnkt dies nicht auch die Lernfaumlhigkeit ein Tatsaumlchlich lassen zwar viele kognitive Funktionen messbar nach

Damit gehen aber nicht automatisch Einbuszligen in der Faumlhigkeit zum berufsbezogenen Lernen einher Zum einen bauen sich nicht alle kognitiven Funktio-nen ab sondern vornehmlich die als bdquofluide Intelli-genzldquo bezeichneten Sie kommen bei der Loumlsung neuer Aufgaben zum Zuge bei denen nicht auf

fruumlhere Lernerfahrungen zuruumlckgegriffen werden kann bdquoKristalline Intelligenzldquo hingegen kommt bei der Nutzung von Wissen und Erfahrung zum Einsatz und kann Einbuszligen der fluiden Intelligenz aus-gleichen Zweitens fanden fast alle einschlaumlgigen Studien im Labor statt und zielten auf die Auslotung der Grenzen kognitiver Leistungsfaumlhigkeit ab Die Moumlglichkeit zur Kompensation durch Wissen und Bildung entfaumlllt dadurch weitgehend

Lernfaumlhigkeit bleibt erhalten

Beim berufsbezogenen Lernen herrschen solche Ein-schraumlnkungen nicht Lernende koumlnnen ihren Lern-prozess hinsichtlich Lernzielen und Lernzeit (mit) bestimmen und dadurch kognitive Einbuszligen ausgleichen Die Laborbefunde zum Altersabbau betreffen so gesehen nur einen kleinen Ausschnitt des Lernens Aus kognitiver Sicht laumlsst sich also festhalten dass die Lernfaumlhigkeit aumllterer Mitarbeiter waumlhrend ihres gesamten Berufslebens erhalten bleibt

Lernfaumlhigkeit ist aber nicht gleich Lernbereitschaft Diese haumlngt wesentlich von einer spezifischen Lern-kompetenz ab Sie ist nicht auf bestimmte Fachge-biete beschraumlnkt und umfasst die drei Ebenen

bullLernorientierung Die Effizienz des Lernen wird davon beeinflusst ob man Lernen als gestaltbare Aktivitaumlt begreift oder als dozentengesteuerte Anhaumlufung von Faktenwissen auf Vorrat bullLernkontrolle Nachhaltig lernen kann nur wer sich dem eigenen Lernbedarf angemessene Lernziele setzt und den Lernfortschritt im Hin-blick auf diese Ziele fortlaufend uumlberpruumlft bullLerntechniken Sie dienen dazu Wissen lang-fristig im Gedaumlchtnis zu verankern und um-fassen vielfaumlltige Methoden der Visualisierung und Konzeptbildung

Lernkompetenz ist kein Talent sondern eine lern- und trainierbare Fertigkeit Sie kann durch gezielte Personalentwicklung und ein stimmiges betriebliches Umfeld mit foumlrderlichem Lernklima aufgebaut und erhalten werden Umgekehrt kann sie als Folge laumlnger dauernder bdquoLernentwoumlhnungldquo verloren gehen Dies haumlngt nicht zuletzt damit zusammen dass in vielen Unternehmen die Weiterbildungsteil-

27 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

nahme jenseits des vierzigsten Lebensjahres schlag-artig sinkt ndash was Lernentwoumlhnung natuumlrlich foumlrdert Auch herrscht fuumlr Aumlltere vielfach insofern ein unguumln-stiges Lernklima als nicht wenige Personalverant-wortliche Aumllteren nur geringe Lernfaumlhigkeit und Veraumlnderungsbereitschaft zutrauen Derlei Vorbe-halte schlagen sich bei Beschaumlftigten in Zweifeln an ihrer eigenen Lernfaumlhigkeit und an der Trainier-barkeit ihrer Fertigkeiten nieder Ein Mangel an Lernkompetenz erklaumlrt moumlglicherweise auch den vielfach replizierten Befund dass aumlltere Beschaumlftigte im Vergleich zu ihren juumlngeren Kollegen schlechtere Leistungen in der berufsbezogenen Weiterbildung zeigen

Unsere Forschung zeigt dass ndash unabhaumlngig vom Alter ndash Beschaumlftigte mit houmlherer Lernkompetenz einen signifikant houmlheren Lernerfolg angeben als Beschaumlftigter geringerer Kompetenz Bei Beschaumlftig-ten uumlber 50 Jahren faumlllt der Unterschied im Lernerfolg am deutlichsten aus Houmlhere Lernkompetenz geht mit houmlherer Weiterbildungsteilnahme einher um-gekehrt berichteten Beschaumlftigte mit geringerer Lernkompetenz uumlber groumlszligere Schwierigkeiten bei der Planung der eigenen Weiterbildung und houmlheren Unterstuumltzungsbedarf

Unter dem Strich zeigen unsere Untersuchungen dass die Erfassung der Lernkompetenz ein wichtiger Schritt ist im Rahmen von Strategien zur quantitativen und qualitativen Verbesserung der Weiterbildungs-beteiligung aumllterer Beschaumlftigter Dies laumlsst sich zur Konzeption von Lernkompetenz-Workshops nutzen mit denen das Lernverhalten gezielt optimiert werden kann Ansatzpunkt einschlaumlgiger Trainings ist die Lernkontrolle die sich in unseren Untersuchungen als trennscharf zwischen kompetenten und weniger kompetenten Lernern erwies Hoher Lernkontrolle also der Fertigkeit angemessene Lernziele zu setzen und das Lernen im Hinblick auf diese Ziele zu steuern kommt das groumlszligte Gewicht fuumlr den Lernerfolg zu Darin liegt auch der Grund dass vornehmlich auf die Vermittlung von auf Lernstrategien ausgerichtete Trainings und primaumlr auf die Staumlrkung der Lernmo-tivation abzielende Trainings gleichermaszligen zu kurz greifen und nur die integrierte Ansprache beider Ebenen nachhaltiges karriereweites und -langes Lernen gewaumlhrleistet

Prof Dr Christian Stamov-Roszlignagel Jacobs Centre on Lifelong Learning Jacobs University wwwjacobs-universitydedirectory10028

28 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Qualifizierung mit System ausbauen -Weiterbildung und bdquoeQualificationldquo

Digitale Medien und bdquoeQualificationldquo als die Lernformen des neuen Jahrtausends prokla-miert standen anfangs fuumlr kostenguumlnstiges und effektives Lernen technische Loumlsungen ruumlckten in den Mittelpunkt der Diskussion doch nach dem ersten Boom kam die ernuumlch-terung Die Lerner wuumlrden das Medium nicht akzeptieren der Lernerfolg sei anzuzweifeln der finanzielle Vorteil ebenso

Anstelle der technokratischen Schwerpunktsetzun-gen widmete man sich in der Folgezeit verstaumlrkt den lern- und bildungstheoretischen Aspekten und dem Potenzial multimedialer Lernkonzepte fuumlr eine zukunftsfaumlhige berufliche Kompetenzentwicklung Angesichts der in den letzten Jahren wieder deutli-chen Zuwachsraten des Lernens mit neuen Medien am Arbeitsplatz stellte sich die Frage nach der Bedeu-tung dieser Medien fuumlr die Weiterbildung und nach ihrem Einfluss auf deren soziale und didaktische Zielsetzungen

weiterbildung und soziale selektion

Die Entwicklung von der Industrie zur Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft fuumlhrt auch zu einem Wandel der Organisation in den Unternehmen die auch zu neuen Arbeits- und Organisationskonzepten fuumlhren wobei wir wahrscheinlich erst am Anfang dieses Wandlungsprozesses stehen Die Folge ist dass Weiterbildung und berufliche Qualifizierung gegenwaumlrtig einen Wandlungsprozess durchlaufen der Ziele und Inhalte Umfang sowie Formen Methoden und Orte des Lernens gleichermaszligen erfasst Lernformen und Lernorte werden pluraler und vielfaumlltiger und gehen mit einem quantitativen Zuwachs und einer qualitativen Veraumlnderung der Bedeutung des Lernens im Unternehmen einher

Die Nachfrage nach eLearning-Konzepten und neuen Medien in der Weiterbildung unterliegt durch neue Arbeitsformen wie rechner-und internetgestuumltzte Facharbeit und Dienstleistungen und den daraus resultierenden Kompetenzanspruumlchen einer auszliger-ordentlichen Dynamik Gleichzeitig haben Aufwen-dungen und Teilnehmerzahlen die Weiterbildung

zum groumlszligten Bildungsbereich gemacht Von den Auf-wendungen von 35 Mrd Euro pro Jahr entfallen 167 Mrd auf die Unternehmen incl die des oumlffentlichen Dienstes 138 Mrd auf Einzelpersonen 42 Mrd auf die Bundesagentur fuumlr Arbeit und 04 Mrd auf den Staat Im europaumlischen Vergleich liegt die Teilnahme-quote an der formellen betrieblichen Weiterbildung mit 30 der Erwerbstaumltigen im Jahr 2005 im Mittel-feld Im Vergleich liegt die Teilnahmequote in Frank-reich mit 46 und Tschechien mit 59 houmlher die von Polen mit 21 und Griechenland mit 14 niedriger

Entscheidend fuumlr die oumlkonomische qualifikatorische soziale und personale Funktion der Weiterbildung ist aber die Frage der Teilhabe an Weiterbildung der Wei-terbildungsbeteiligung Hier zeigt sich der stark sozial ausgrenzende Charakter der Weiterbil-dung die Selektivitaumlt und Ungleichheit von Chancen

bull28 der Weiterbildungsteilnehmer haben Hauptschulabschluss 47 einen mittleren Abschluss 59 AbiturFachhochschulreife bull23 sind ohne Berufsausbildung aber 62 mit Hochschulabschluss bull31 sind Arbeiter 68 Beamte bull44 gehoumlren der Gruppe der 19ndash34-Jaumlhrigen an 31 der Gruppe der 50-64 Jaumlhrigen

Qualifizierung mit system und bdquoeQualificationldquo ausbauen

Die Weiterbildungsbeteiligung haumlngt also entschei-dend von der beruflichen Qualifikation und der schulischen Vorbildung ab und verstaumlrkt die im Schulsystem angelegte soziale Selektion In dieser Situation kommen die informelle Weiterbildung und damit die neuen Medien und verschiedenen Formen des eLearnings ins Spiel Die Teilnahme an Compu-terselbstlernprogrammen im Rahmen der informel-len Weiterbildung hat sich zwischen 2003 und 2007 von 8 auf 15 erhoumlht und damit fast verdoppelt In der informellen Weiterbildungskategorie Internet am Arbeitsplatz weist die Statistik eine Steigerung von 7 auf 13 aus Zudem bilden sich mit der Nut-zung von Personal-Computern rechnerintegrierten Arbeitssystemen und dem Intranet zunehmend vir-tuelle Lernorte in Unternehmen heraus Beschaumlftigte nutzen in wachsendem Maszlige multimediale und inter-aktive Bildungsangebote und koumlnnen an

29 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

kooperativen Lehr-Lern-Arrangements teilnehmen Neue Medien und die damit verbundenen Lerntech-nologien wie Tele-Teaching und Tele-Coaching erlei-chtern und foumlrdern das Lernen in der Arbeit und in vernetzten Lernortstrukturen

Die informelle Weiterbildung verzeichnet seit Jahren erhebliche Zuwaumlchse obwohl die Teilnahme der Erwerbstaumltigen hier mit 61 im Jahre 2003 und mit 68 im Jahre 2007 schon annaumlhernd doppelt so hoch liegt wie die an der formellen Weiterbildung Damit ist die informelle Weiterbildung im Sinne von bdquoArbeit als zweite Chanceldquo und als Moumlglichkeit zu sehen der wachsenden Selektion in Weiterbildung und Weiter-bildungsteilnahme zu begegnen Dies ist allerdings kein Selbstlaumlufer denn auch bei der Teilnahme an der informellen Weiterbildung zeigt sich die Abbild-ung und Verlaumlngerung sozialer Ungleichheit Not-wendig ist eine strukturelle und im Weiterbildungs-system abzusichernde Foumlrderung von bildungsbe-nachteiligten Gruppen In diesem Sinne sind abschlieszligend vier Thesen und Optionen formuliert

bullInformelles Lernen wird im Beruf zunehmend wichtiger dabei kommt dem Lernen mithilfe neuer Medien durch die Verdoppelung in den letzten vier Jahren bei computergestuumltzten Selbstlernprogrammen und Internet-Lernen am Arbeitsplatz eine zentrale Rolle zu bullVirtuelle Lernorte verbinden formelle und informelle Weiterbildung diese Lernorte auf informations- und kommunikationstechno-logischer Basis ergaumlnzen die pluralen Lernorte von Qualifizierungsverbuumlnden und Qualifizier-ungsnetzwerken zunehmend bullNeue Medien eroumlffnen lern- und bildungsthe-oretisch verbesserte Zugaumlnge zum bdquolebenslan-gen Lernenldquo und zur bdquoBildung fuumlr alleldquo voraus-gesetzt sie werden didaktisch-methodisch und institutionell eingebettet und sind nicht einsei-tig auf Selbstorganisation und Individualisierung gerichtet bullWeiterbildung ist als vierte und umfassendste Saumlule des Bildungssystems auszubauen und verstaumlrkt gesetzlich zu rahmen wobei das in-formelle Lernen uumlber verbindliche Anerken-nungen als Beitrag zur Chancengleichheit in beruflichen Bildungswegen im Sinne einersbquo bdquozweiten Chanceldquo zu nutzen ist

Prof Dr Peter Dehnbostel Helmut-Schmidt-Universitaumlt Hamburg wwwhsu-hhdedebo

30 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Aufbau eines Online-Berichtshefts und Kompetenz-portfolios in den dualen Ausbildungsberufen

Die duale Berufsausbildung in Deutschland stellt ein erfolgsmodell dar und genieszligt auch

international hohes Ansehen Mehrere aktu-elle studien zeigen Maumlngel in der Qualitaumlt der dualen beruflichen Ausbildung auf nach einer repraumlsentativen umfrage des Bundesin-stituts fuumlr Berufsbildung (BIBB) kritisieren die Auszubildenden insbesondere die Qualitaumlt der kooperation der Lernorte Betrieb und schule oft ist es den Auszubildenden selbst uumlberlassen erfahrungen aus der betrieblichen und schulischen Ausbildung miteinander zu verknuumlpfen

Bei der mangelnden Abstimmung zwischen den Lern-orten handelt es sich jedoch weniger um ein Problem auf der Ebene der Ausbilder und Berufsschullehrer sondern eher um ein strukturelles Defizit der dualen Berufsausbildung Es mangelt vor allem an systema-tischer Information um ein gegenseitiges Abstimmen in der dualen Ausbildung gewaumlhrleisten zu koumlnnen

Es bedarf geeigneter Instrumente um eine staumlrkere Zusammenarbeit und die Abstimmung zwischen den betrieblichen und schulischen Ausbildern aber auch zwischen dem Auszubildenden und seinem Ausbilder zu ermoumlglichen Gegenwaumlrtig uumlbernimmt ausschlieszlig-lich der papierbasierte Ausbildungsnachweis das sogenannte Berichtsheft diese Funktion Da es sich hierbei um eine zeit- und ortsabhaumlngige Informa-tionsbasis handelt koumlnnen sich Probleme ergeben

Beispielsweise kann der Ausbilder anhand des Ausbildungsnachweises erst nach dem Abschluss eines Ausbildungsturnus feststellen mit welchen Themen sich der Auszubildende auseinanderge-setzt hat In der Folge sind klare und aufeinander abgestimmte Lernprozesse erschwert was nicht selten zu erheblichen Abstimmungsprozessen innerhalb der Ausbildung fuumlhrt

online-Ausbildungsnachweis

Unter dem Titel bdquoBLok ndash Online-Berichtsheft zur Staumlrkung der Lernortkooperationldquo verfolgt das Insti-tut fuumlr Berufspaumldagogik der Technischen Universitaumlt

Dresden das Ziel mit dem Einsatz von Web 20- Technologien die Lernorte der dualen Berufsausbil-dung zu verzahnen Im Rahmen dieses durch das BMBF gefoumlrderten Forschungs- und Entwicklungs-projektes werden bereits bestehende Ressourcen genutzt um das rechtsverbindliche Instrument bdquoBerichtsheftldquo welches in seiner gegenwaumlrtigen Form lediglich als Rechtfertigungsinstrument dient zu einem Qualitaumltsentwicklungsinstrument auf der Grundlage einer geeigneten mediendidaktischen Konzeption auszubauen

Der Schwerpunkt des Projektes liegt in der Entwick-lung Erprobung und Evaluation eines Online-Ausbildungsnachweises auf der technischen Basis eines Weblogs als persoumlnliches Lerntagebuch Dieses Online-Lerntagebuch fuumlhrt der Berufsschuumller regelmaumlszligig und kann von seinem Ausbilder und Berufsschullehrer jederzeit und vor allem unabhaumln-gig vom aktuellen Lernort des Berufsschuumllers einge-sehen werden Auf diese Weise werden die Lernorte der Berufsausbildung im dualen System durch den Online-Ausbildungsnachweis miteinander gekoppelt und so eine gemeinsame Informationsbasis fuumlr die Partner der dualen Berufsausbildung geschaffen Diese Staumlrkung der Lernortkooperation erzeugt eine Transparenz der Ausbildungsinhalte und soll zu einer verbesserten Abstimmung selbiger an den Lernorten fuumlhren

Funktionsbereiche und Potenziale

Der Online-Ausbildungsnachweis verfuumlgt uumlber zwei Funktionsbereiche

bullBerichtsheftfuumlhrung in Form eines Weblogs Wie bei der klassischen Form des Berichtsheftes uumlblich dokumentiert der Auszubildende auch in der online-basierten Form regelmaumlszligig den zeit-lichen und sachlichen Ablauf der Berufsaus-bildung Der Technologie eines Weblog ent-sprechend fuumlhrt der Auszubildende sein Lern-tagebuch als Online-Berichtsheft welches durch die Ausbilder online kommentiert werden kann Durch die Moumlglichkeit von Anmerkungen zu den Eintraumlgen des Auszubildenden werden Feedback-prozesse angeregt und folglich der Dialog zwi-schen Auszubildendem und Ausbilder gestaumlrkt

31 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

bullDarstellung der erworbenen Qualifikationen in Form eines Kompetenzportfolios Neben der Dokumentation des sachlichen und zeitlichen Ablaufes im Berichtsheft ist es dem Auszubildenden moumlglich die dokumentierten Taumltigkeiten zu verschlagworten In Form eines Auswahlmenuumls werden die zu erlangenden Faumlhigkeiten und Fertigkeiten eines Ausbildungs-berufes aufgelistet und von dem Auszubildenden verschlagwortet (sogenanntes Tagging) Anschlieszligend wird durch eine entsprechende Visualisierung (z B in Form einer Tagcloud d h einer Schlagwortwolke) der eigene Entwicklungs-stand dargestellt Die Tagcloud enthaumllt alle bis-her verwendeten Schlagworte Durch die damit erzeugte Transparenz koumlnnen Auszubildende und Ausbilder den Ist-Stand der beruflichen Handlungsfaumlhigkeit einschaumltzen und auch Handlungsbedarfe ableiten In Ergaumlnzung zu der geschlossenen Form des Kompetenzport-folios ist es in der offenen Form vorgesehen aus-bildungsrelevante Dokumente (wie Zertifikate etc) und Erfahrungsberichte abzulegen und so Erfahrungen aus der Ausbildungspraxis zu dokumentieren

Fazit

Das Projekt BLok traumlgt durch die Digitalisierung und Weiterentwicklung des klassischen Berichtsheftes auf Grundlage von Web 20-Technologien zur Ver-zahnung der Lernorte sowie zur Qualitaumltssicherung und -entwicklung in der dualen Berufsausbildung bei BLok unterstuumltzt dabei eine nachhaltige Integ-ration digitaler Medien auf struktureller Ebene in die Berufsausbildungspraxis

Professor Thomas Koumlhler Technische Universitaumlt Dresden wwwblok-onlineorg

32 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

beroobi ndash erlebe Berufe online Das interaktive Jugendportal zur Berufswahl

trotz der vielfaumlltigen Moumlglichkeiten sich Infor-mationen zu beschaffen haben viele Jugend-liche nach wie vor Probleme sich hinsichtlich ihrer beruflichen zukunftsplanung zu orien-tieren oftmals bleibt ihre Ausbildungswahl einseitig und sie nehmen die chancen des derzeitigen Ausbildungs- und Arbeitsmarktes nur bedingt wahr

Das Wissen uumlber die Bandbreite aktueller Ausbildungs-berufe und speziell jener die auch zukuumlnftig Chancen auf dem Arbeitsmarkt bieten ist fuumlr die Berufswahl entscheidend Junge Frauen und Maumlnner mit niedri-geren Schulabschluumlssen sind dabei eine besondere Zielgruppe beroobi ist ein Kunstwort das sich aus Ber-ufs-bi-ld ableitet und bdquoooldquo wurde von Google abgeschaut beroobi bietet den jungen Frauen und Maumlnnern Interaktionsmoumlglichkeiten an die einen attraktiven Einstieg in das Thema Berufswahl ermoumlglichen

Hierfuumlr wird ein interaktives Online-Portal aufgebaut in dessen Mittelpunkt interessante und zukunfts-weisende Ausbildungsberufe fuumlr eine spielerische Erkundung stehen Die Berufsbilder sind multimedial-interaktiv aufbereitet und geben realistische Einblicke in den Berufsalltag Junge Frauen und Maumlnner die bereits in ihrem Beruf arbeiten stellen diese den Nutzern anschaulich vor und lassen sie entdeckend und ausprobierend daran teilhaben Alle wichtigen Aspekte eines Berufs werden aufgegriffen Taumltig-keiten Tagesablaumlufe Erlaumluterungen zu wichtigen Voraussetzungen Erklaumlrungen zu Anforderungen in der Ausbildung sowie das Aufzeigen von Perspek-tiven fuumlr weitere Fortbildungs- und Weiterbildungs-moumlglichkeiten und weiterfuumlhrende Links

Eine leichte und schnelle Orientierung wird dadurch erleichtert dass jedem Berufsbild der gleiche Aufbau und aumlhnliche Interaktionsmoumlglichkeiten zugrunde liegen Bei der Auswahl der Berufe werden bewusst Ausbildungsberufe aus Zukunftsbranchen und Innovationsbereichen (Industrie Handwerk Bau Naturwissenschaften Technik und Informations-technologie) in den Blick genommen

Interaktiver Ansatz mit hohem Akzeptanzwert

Ziel des didaktisch-methodischen Konzepts von beroobi ist es junge Menschen durch neue Ansaumltze zum selbst gesteuerten Entdecken und Ausprobieren im Netz anzuregen und einen persoumlnlichen Bezug zum Thema Berufswahl herzustellen Hierfuumlr setzt das Projekt auf verschiedene Kriterien die in der Umsetzung des Angebots konsequente Beruumlcksich-tigung finden

bullVielseitigkeit Selbststeuerbare Video- und Audiosequenzen Fotoshows und animierte Grafiken bieten anschauliche und vielseitige Formen der Informationsdarstellung Einge-bunden sind diese in eine Flash-Umgebung die auch als Web-Applikation unabhaumlngig von beroobi als Stand-alone-Applikation in eine Web-seite integriert werden koumlnnen bullInteraktion Verschiedene Interaktionstools ermoumlglichen eine direkte und aktive Teilnahm am Angebot Selbsteinschaumltzungen Umfragen und Wissenstests animieren zur spielerischen und entdeckenden Auseinandersetzung mit Inhalten bullIdentifikation Junge Profis aus der Praxis stellen vor Ort ihren Arbeitsplatz und ihr Arbeitsleben vor und lassen die Nutzerinnen und Nutzer uumlber Film und Audio daran teilhaben Der Mix aus Fakten eigenen Erfahrungsberichten und Hinweisen ermoumlglicht Identifikation und Pers-pektivenwechsel bullVerstaumlndlichkeit Das Angebot setzt konsequent auf jugendgerechte Sprache intuitive Benutzer-fuumlhrung und kleine verstaumlndliche Informations-einheiten sodass auch Jugendliche mit weniger Interneterfahrung gut damit zurechtkommen koumlnnen bullAuthentizitaumlt Jedes Berufsbild ist individuell gestaltet und lebt von der Authentizitaumlt seiner realen Hauptperson Dieses unverwechselbare bdquoGesichtldquo sowie auch das Zu-Wort-Kommen von Betriebs-und Unternehmensverantwortlich-en Ausbildungsleitern und anderen bdquoBerufsex-pertenldquo fuumlhren zu einer hohen Akzeptanz bei Jugendlichen

33 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Das online-Portal beroobide

Die Hauptintention des Online-Portals besteht darin Jugendlichen verschiedene Zugangswege zu den jeweiligen Berufsbildern zu ermoumlglichen sie neu-gierig zu machen und zum bdquoHineinklickenldquo anzu-regen Im Mittelpunkt von wwwberoobide stehen daher die Berufsbilder die uumlber spezifische Beduumlrf-nisparameter ansteuerbar sind Weiterfuumlhrende Informationen zu den Berufen Interviews mit Experten spielerische Wissensabfragen und Links werden den Jugendlichen uumlber eine Informations-rubrik angeboten Ein kleiner Community-Bereich ermoumlglicht weitere Orientierungshilfe Dort steht ein moderiertes Forum fuumlr Fragen und Hinweise bereit eine Merkliste fuumlr das Speichern von Berufs-bildern sowie die Verlinkung auf Freunde und deren Profile Uumlber Features wie bdquoWie steht mir der Berufldquo koumlnnen eigene Fotos hochgeladen werden welches die Nutzerinnen und Nutzer automatisch in verschiedene Arbeitsbekleidungen hineinsetzt und in eine Galerie speichert

zielgruppe

Primaumlre Zielgruppe von beroobi sind Jugendliche der Altersgruppe 14 bis 20 Jahre aller Schulformen die sich im Prozess der Berufsfindung und Berufsorien-tierung befinden Neben Schulabgaumlngern sind des-gleichen all diejenigen angesprochen die bereits eine Berufsausbildung begonnen abgeschlossen oder auch abgebrochen haben und sich weiter bzw neu orientieren moumlchten Wichtige Ansprech-partner sind daher auch paumldagogische Fachkraumlfte die in vielen Faumlllen beroobi bei der jugendlichen Zielgruppe bekannt machen

kooperation und Vernetzung

Das Projekt beroobi versteht sich als bdquoTuumlroumlffnerldquo zu bereits bestehenden Angeboten im Bereich Berufso-rientierungberufliche Bildung und lebt daher von dem vielseitigen Austausch und der Zusammenarbeit mit diesen Dazu zaumlhlen unter anderem vor allem Verbaumlnde Innungen Kammern die Agentur fuumlr Arbeit das Bundesinstitut fuumlr Berufsbildung Schulen Berufsschulen Bildungstraumlger Gewerkschaften so-wie vor allem auch Wirtschaftspartner Betriebe und Unternehmen

Silke Niemann Schulen ans Netz e V wwwberoobide und wwwschulen-ans-netzde

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Erstellung digitaler eLearning-Module durch Aus-zubildende im Handwerk

Das Internet hat uns in ein neues Jahrtausend

gefuumlhrt ein Jahrtausend in dem das wissen der welt raumlumlich und zeitlich unabhaumlngig

verfuumlgbar ist und aus immer groumlszligeren Daten-banken abgerufen werden kann eine solche entwicklung macht auch vor dem system der dualen beruflichen erstausbildung im hand-werk nicht halt und beschaumlftigt seit vielen Jahren die vorausschauende wissenschaft aber auch die Praxis

Im Kern geht es bei den Uumlberlegungen um die Einfuumlhr-ung von eLearning-Szenarien Die Bemuumlhungen zielen hier zum einen auf die oumlkonomische Optimie-rung (beliebiger Einstiegszeitpunkt in Qualifizierungs-maszlignahmen Optimierung der Lehrer-Schuumller-Relation) zum anderen aber auch auf die didaktisch-methodische Optimierung von Bildungsprozessen wie die individuelle Foumlrderung oder Flexibilisierung

Bei allen Bemuumlhungen mit Web 10-gestuumltzten eLear-ning-Szenarien bleiben zahlreiche Fragen ungeklaumlrt Dies gilt besonders fuumlr den Bereich der Lehrlings-ausbildung im Handwerk Aus dem System der dualen Berufsausbildung im Handwerk d h der Kombination von betrieblicher und uumlberbetrieblicher Ausbildung und Unterricht in der Berufsschule sind bisher keine nachhaltigen Ansaumltze bekannt in denen Bildungsprozesse durch internetbasierte eLearning-Konzepte optimiert ergaumlnzt oder gar abgeloumlst werden konnten Bisher kann lediglich auf die Ergebnisse von Modellprojekten zuruumlckgegriffen werden Standar-disierte Konzepte und didaktische Ansaumltze existieren nicht Ganz zu schweigen von einer bildungstheore-tischen Verortung von eLearning-Szenarien in konventionellen Berufsbildungsprozessen

Die Vergangenheit hat gezeigt dass vor allem zwei Problemlagen die Einfuumlhrung von eLearning-Szena-rien erschweren Zum einen gibt es das Problem dass es nicht genuumlgend passgenaue digitale Lern-module fuumlr die verschiedenen Gewerke d h die Berufe im Handwerk und die daraus resultierenden Lerngruppen gibt

Hier zeigt sich die Schwierigkeit dass der produzierte eLearning-Baustein entsprechend der Lerngruppe reduziert und entsprechend der Vorstellung des Lehrers didaktisch eingebunden sein muss Zum an-deren scheitert der Einsatz kommerzieller Loumlsungen auch daran dass nicht die notwendigen Ressourcen vorhanden sind um immer wieder Lernmodule zu erwerben die den jeweils aktuellen Stand der Technik abbilden An dieser Stelle setzt das Forschungsvorhaben Didaktische Parallelitaumlt und Lernortflexibilisierung (DiPaL) an DiPaL kombiniert die klassischen Vorteile des Praumlsenzunterrichts mit den neuen Moumlglichkeiten des Web 20 mit dem Ziel Lernprozesse im Dualen System uumlber selbst produzierte E-Learnings flexibler zu machen

Lerneinheiten selber erstellen

Das Forschungsvorhaben entwickelt und untersucht dazu einen neuen subjektorientierten designbasier-ten didaktisch-methodischen Ansatz zur Lernort-kooperation Mit Hilfe spezieller Software erstellen Schuumllerinnen und Schuumller mit ihren Lehrkraumlften ihre Lerneinheiten selber bereiten sie digital auf und veroumlffentlichen sie im Netz Das Konzept des offenen Klassenzimmers basiert dabei auf der Annahme dass in jeder Schuumllerin und in jedem Schuumller auch eine Lehrerin bzw ein Lehrer steckt Das Ziel besteht darin durch eine geeignete Didaktik genau diesen Rollen-tausch vom Lernenden zum (Lern-) Lehrenden herbei-zufuumlhren Das heiszligt konkret dass die Auszubildenden die Themen des Unterrichts so aufbereiten dass digitale Lernmaterialien (Filme Texte Bilder Grafi-ken) entstehen Die dazu notwendigen Aktivitaumlten der (Lern-) Lehrenden reichen von der Anfertigung einer Handzeichnung die eingescannt wird bis zur schriftlichen Ausarbeitung eines kompletten Dreh-buchs fuumlr die Umsetzung des jeweiligen Themas in einem aufwendigen Lehrfilm Die im Unterricht erzeugten digitalen Lernmaterialien werden an-schlieszligend gemeinsam mit dem Lehrer besprochen und diskutiert ob die produzierten Lernmaterialien fachlich richtig sind Diese Besprechungen sind von groszliger Bedeutung fuumlr den Lernprozess da sich hier zeigt ob das Thema fachlich verstanden wurde

35 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Gleichzeitig hinterfragen die (Lern-) Lehrenden sich selbst und den Prozess der Materialienproduktion Hierbei gilt es z B Alternativen zur gefundenen Loumlsung aufzuzeigen oder die Sprachqualitaumlt zu beurteilen Grundsaumltzlich wird angestrebt dass die (Lern-) Lehrenden in einen kritischen Dialog unter-einander treten Die Diskussion fuumlhrt im Ergebnis zu der Entscheidung ob das produzierte Lernmaterial im Internet veroumlffentlicht wird oder nicht

Fuumlr den Bereich der dualen beruflichen Erstausbil-dung bieten die durch die Auszubildenden erstellten digitalen Lernbausteine ganz besondere Moumlglich-keiten um Ausbildungsstrukturen flexibler zu machen So wird das Forschungsvorhaben empirisch unter-suchen inwieweit die Lernbausteine dazu genutzt werden koumlnnen dass der Auszubildende krankheits-bedingte oder betriebsbedingte Fehlzeiten zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort nachholen kann Daneben erwarten die am Forschungsvorhaben beteiligten Institutionen dass uumlber die Transparenz der Inhalte eine grundsaumltzlich verbesserte Zusam-menarbeit zwischen den Berufsschullehrern und den betrieblichen bzw uumlberbetrieblichen Ausbil-dern realisiert werden kann Auch dies soll empirisch geklaumlrt werden

Neben den Untersuchungen hat das Vorhaben auch verschiedene entwicklungstechnische Ziele

bullEntwicklung von Schemata zur Integration von Programmen zur schnellen Entwicklung von Lernangeboten (Rapid-Authoring-Prozesse) in konventionelle Praumlsenzphasen bullEntwicklung und Implementierung einer Datenbank fuumlr Lehrinhalte (Learning Object Re-pository abgekuumlrzt LOR) fuumlr die Bereitstellung von Bausteinen in einem Bausteinnetzwerk des Handwerks (wwwbaustein-netzwerkde) bullEntwicklung von Organisationsstrukturen fuumlr die engere inhaltliche Zusammenarbeit der Lernorte im dualen System auf der personalen Ebene

Markus Schaumlfer Berufskolleg Maumlrkischer Kreis wwwkfz4mede und wwwdipalde

36 LIterAturhInweIse

weiterfuumlhrende Literatur (Auswahl)

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Frankfurt am Main

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werksttt (2008) In Howe Falk Jarosch Juumlrgen Zinke Gert (Hrsg)

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werden Lernprogramme In Hohenstein Andreas Wilbers Karl (Hg) Handbuch

E-Learning 17 Erg-Lfg Koumlln Dt Wirtschaftsdienst

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20082009 unveroumlffentlichte vorlaumlufige Fassung vom 050509

Diese Druckschrift wird im Rahmen der Oumlffentlichkeitsarbeit vom Bundesministe-

rium fuumlr Bildung und Forschung unentgeltlich abgegeben Sie ist nicht zum gewerb-

lichen Vertrieb bestimmt Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerberinnen

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Zweck der Wahlwerbung verwendet werden Dies gilt fuumlr Bundestags- Landtags- und

Kommunalwahlen sowie fuumlr Wahlen zum Europaumlischen Parlament Missbraumluchlich

ist insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen und an Informations-

staumlnden der Parteien sowie das Einlegen Aufdrucken oder Aufkleben partei-

politischer Informationen oder Werbemittel Untersagt ist gleichfalls die Weiter-

gabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung Unabhaumlngig davon wann auf

welchem Weg und in welcher Anzahl diese Schrift der Empfaumlngerindem Empfaumlnger

zugegangen ist darf sie auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden

Wahl nicht in einer Weise verwendet werden die als Parteinahme der Bundes-

regierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden koumlnnte

  • eQualification - Neue13Wege der Qualifizierung
    • Impressum
    • Gruszligwort zur Broschuumlre
    • Inhalt
    • eLearning ndash das Lernen der Zukunft
    • Aufstiegsweiterbildung in der Druck- und Medienindustrie13
    • Flexible Learning im Einzelhandel13
    • DAWINCI ndash Durchlaumlssigkeit in der Aus-und Weiterbildung in der chemischen Industrie13
    • Virtuelles Lernen auf der Baustelle ndash Villa-b13
    • Live Stream Learning ndash fuumlr mobiles und stationaumlres Lernen13
    • Rapid eLearning ndash leicht gestaltbare Lernsoftware13
    • Weiterbildung durch multimediale Lernformen13
    • Demografischer Wandel Herausforderungen und Chancen13
    • eLearning-Infrastruktur in der Altenpflege (eLiA)13
    • Entstehung von Communities am Beispiel der evangelischen 13Kirche in Deutschland
    • Lernkompetenz Schluumlssel zur Qualifizierung fuumlr Aumlltere13
    • Qualifizierung mit System ausbauen - 13Weiterbildung und eQualification
    • Aufbau eines Online-Berichtshefts und Kompetenzportfolios in den dualen Ausbildungsberufen13
    • beroobi ndash erlebe Berufe online Das interaktive Jugendportal zur Berufswahl13
    • Erstellung digitaler eLearning-Module durch Auszubildende im Handwerk13
    • weiterfuumlhrende Literatur (Auswahl)
Page 23: eQualification - Neue Medien, neue Wege der …...Mobile Devices), die wachsenden Personalisierungs-möglichkeiten des Digitaldrucks sowie der starke Trend zur Entwicklung innovativer

23 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

bdquoDie Schulung war fuumlr mich ein echter Gewinn da ich wirklich auf neuem Terrain viel gelernt habeldquo bdquohellip fuumlhlte ich mich in der Gruppe sehr wohl wobei ich vor allem zu bestimmten Mitgliedern Kontakt hatte Die Gruppenbildung scheint online genauso zu funk-tionieren wie out of cyber spaceldquo bdquoMir haben sich durch dieses Seminar ganz andere Moumlglichkeiten geoumlffnetldquo

Hinsichtlich ihrer spaumlteren Aufgabe als Teletutorin befragt fuumlhlten sich die meisten Teilnehmer-innen gut vorbereitet aufgrund der unterschiedlichen Voraussetzungen der Lernenden im Umgang mit dem Computer und Internet sind in Einzelfaumlllen jedoch noch laumlngere Uumlbungsphasen noumltig Moumlgliche Einsatz-felder wurden uumlberwiegend im Fort- und Weiter-bildungsbereich gesehen eLearning wird als gute Moumlglichkeit gesehen das Angebotsspektrum der Institutionen zu erweitern Als Anwendungsbeispiel wurde die Begleitung von Auszubildenden in Praxis-phasen im Sinne einer kontinuierlichen Arbeits- Kommunikations- und Ruumlckmeldemoumlglichkeit genannt

herausforderungen

Die Schulungsteilnehmer nannten folgende Heraus-forderungen bei der Einfuumlhrung von eLearning

bullfehlende technische Affinitaumlt bei der Zielgruppe bullfehlende technische Ausstattung in den Institu-tionen und Betrieben die Lehrangebote bereit-stellen bullhoher Aufwand fuumlr die Einfuumlhrung des eLear-ning Mehraufwand bei der Umwandlung vor-handener Konzepte in Blended-Learning oder eLearning-Konzepte etc bulleehlende Akzeptanz bei einigen Kolleginnen Kollegen dadurch fehlende Vernetzung bullwenig Lehrkraumlfte die professionell tutoriell begleiten koumlnnen bullfehlende Inhalte fuumlr den Einsatz auf der Lern-plattform

nachhaltigkeit

Nach der Projektfoumlrderung wird das eLearning-Portal durch den bdquoVerein eLearning in der Pflege eVldquo (eLiP) fortgefuumlhrt Alle (Bildungs-)Einrichtun-gen in der Pflege koumlnnen diesem Verein beitreten

Peggy Saszlig AWO-Bundesverband eVwwwelearning-pflegede

Zweck des Vereins ist die Foumlrderung der Berufsbildung durch Bereitstellung der Internetplattform ILIAS (wwwelearning-pflegede) mit inhaltlichen techni-schen und didaktischen Hilfen als Hostingpakete sowie Beratung und Vermittlung von Qualifizie-rungen wie ILIAS-Anwender- Teletutoren- und Autorenschulungen Mitwirkung bei der Erstellung von Lerninhalten die von den Vereinsmitgliedern entwickelt werden Weitere Aufgaben sind die perso-nelle und ideelle Foumlrderung der Entwicklung von Lerninhalten z B durch den gegenseitigen Aus-tausch von Lernmaterialien

Die Vereinsmitgliedschaft bietet den Bildungsanbie-tern einen kostenguumlnstigen Einstieg in das Lehren und Lernen mit den neuen Medien moderne Kom-munikationswege Betreuung waumlhrend Abwesenheits-zeiten sowie die Moumlglichkeit neue und zusaumltzliche Angebote im Bereich eLearningBlended-Learning anzubieten

24 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

Entstehung von Communities am Beispiel der Evangelischen Kirche in Deutschland

Die evangelische kirche in Deutschland (ekD) steht gegenwaumlrtig vor groszligen herausforder-ungen und chancen stichworte sind demo-grafischer wandel Individualisierung bzw Pluralisierung wiederentdeckung des religi-oumlsen veraumlndertes Partizipationsverhalten neue Formen von ehrenamt und Gemeinde Daraus ergibt sich fuumlr die Mitarbeitenden ihr handeln immer wieder zu reflektieren

und neue innovative Praktiken zu erlernen

Das Forschungsprojekt PATONGO (Patterns and Tools for NGOs) untersucht wie Technologien und Partizi-pationsprozesse des Web 20 den Austausch uumlber gute Praktiken foumlrdern und so zu einer Weiterent-wicklung der gesamten vernetzten Organisation beitragen koumlnnen Partner im Projekt sind die Evan-gelische Kirche in Deutschland (EKD) die Fern Uni-versitaumlt in Hagen und das Institut fuumlr Wissensmedien in Tuumlbingen

Die Hypothese des Forschungsvorhabens ist dass ein Austausch von erfolgreichen Praktiken in der EKD helfen kann die Qualitaumlt des Handelns in den Gemeinden und Gliedkirchen zu verbessern Durch Vernetzung und gemeinsame Reflexion uumlber erfolgreiche Praktiken soll eine lokale Praktik auch uumlber Grenzen der einzelnen Kirchengemeinden hin-weg zu einer gemeinsamen Praktik weiterentwickelt werden Zwischen den bisher weitgehend unabhaumlngig agierenden Organisationseinheiten koumlnnte sich dadurch ein Praxisnetzwerk entwickeln

Vor dieser Grundannahme stellen sich im PATONGO-Projekt die folgenden Forschungsfragen die nicht nur fuumlr Kirchen sondern allgemein fuumlr verteilte NGOs von Relevanz sind

bullWelche Prozesse koumlnnen eine effektive und qua-litativ hochwertige Wissenskommunikation zum Zwecke der Weiterentwicklung beruflicher Praktiken unterstuumltzen bullWie kann die Nutzung und die Evolution solcher Prozesse mit Web 20-basierten Werkzeugen unterstuumltzt werden

bullWie koumlnnen die Prozesse und Werkzeuge in groszligen verteilten NGOs eingefuumlhrt werden

Kern des Prozesses ist die effektive und qualitativ hochwertige Diskussion uumlber gute Praktiken Dabei durchlaumluft die Diskussion zu einem konkreten Thema drei Ebenen

bullMitarbeitende kommunizieren miteinander uumlber Wuumlnsche und Ideen die sich aus den lokal anzutreffenden Herausforderungen ergeben bullMitarbeitende reflektieren uumlber gute Praktiken und tauschen diese aus (Storytelling Good Practice) bullMitarbeitende abstrahieren die Beschreibung der guten Praktik zu einem Muster fuumlr Loumlsungen (Pattern) das dann in einem Lexikon guter Praxis auftaucht Das Konzept des Patterns wurde aus den Ingenieurswissenschaften uumlbernommen Dort ist ein Pattern eine Loumlsung zu einem wieder-kehrenden Problem in einem klar umrissenen Kontext Im Gegensatz zu einer Handlungsvor-schrift eroumlffnet ein Pattern dem Praktiker einen Entwurfsraum in dem er seine individuelle Loumlsung fuumlr das Problem entwickelt Fuumlr die EKD bedeutet dies dass ein Pattern den Praktiker gut bei der Uumlbertragung der Loumlsungsidee auf die kon-kreten Umstaumlnde in der Gemeinde unterstuumltzt

Auf allen Ebenen der Diskussion vor allem jedoch bei der Erstellung von Patterns fuumlr das Lexikon guter Praxis koumlnnen Praktiker durch Mentoren die ebenfalls Mitglied der Community sind unterstuumltzt werden Mentoren helfen den Praktikern dabei die zentralen Aussagen ihrer Praktik herauszuarbeiten So koumlnnen Praktiker sicherstellen dass ihre Hand-lungsanregungen in den Patterns auch im beab-sichtigten Sinne verstanden werden

Web 20-Technologien koumlnnen auf allen drei Ebenen den Prozess unterstuumltzen Dazu soll ein Online-Com-munity-System entstehen das Kommunikation Koordination und Kooperation ermoumlglicht und zur Mitarbeit in der Community motiviert Auf der Ebene der Kommunikation stellt das Community-System kommunikative Raumlume zur Verfuumlgung Hier koumlnnen Wuumlnsche geaumluszligert Ideen diskutiert und Erfahrun-gen ausgetauscht werden

25 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

Betrachtet man die Groumlszlige der Zielgruppe von uumlber eine Million haupt-und ehrenamtlich Mitarbeitender in der EKD so ist es offensichtlich dass Fragen der Koordination eine wichtige Rolle einnehmen Prak-tiker muumlssen vom System darin unterstuumltzt werden fuumlr sie interessante Kollegen zu finden und relevante Beitraumlge wahrzunehmen Das Community-System muss Menschen aus ganz Deutschland zusammen-bringen die an semantisch verwandten Praktiken arbeiten So wird ein Austausch uumlber spezifische Prak-tiken auch uumlber Gemeindegrenzen hinaus moumlglich

Fuumlr eine effiziente Kooperation wird das Community-System gemeinsame Arbeitsbereiche bereitstellen die zum einen einen gemeinsamen Informationsraum im Sinne eines Wikis zum Austausch von Patterns bereitstellen und zum anderen die enge Kooperation in einer kleinen Gruppe von Praktikern ermoumlglichen Insbesondere soll das Community-System die Entwick-lung neuer Ideen in einer Ideenwerkstatt und die Zusammenarbeit zwischen einem Autor und einem Mentor bei der Verbesserung von Patterns unter-stuumltzen

In Bezug auf die Motivation zur Teilnahme sollen im PATONGO-Projekt verschiedene Instrumente er-forscht werden von denen an dieser Stelle nur zwei Beispiele genannt werden

bullInwieweit hat die Authentizitaumlt der Praktiker und ihrer Gemeinden eine die Motivation stei-gernde Wirkung bullWelche Rolle spielen Kooperation und Wett-bewerb zwischen den Praktikern als motivie-rende Instrumente in der Community

Erste Prototypen fuumlr den in PATONGO vorgesehenen Prozess und die Web 20-basierten Werkzeuge wurden in den ersten Monaten des Projektes entwi-ckelt und mit Anwendern diskutiert Die Resonanz hierauf war sehr positiv Eine breite Diskussion der Konzepte in der kirchlichen Oumlffentlichkeit begann Ende 2009 Fuumlr Mitte 2010 ist der Start der Community geplant Sowohl der Entwurf als auch die Einfuumlhrung und Nutzung des Prozesses und der Werkzeuge werden evaluiert sodass Ruumlckschluumlsse auf die Wirkung in der EKD gezogen werden koumlnnen die auch fuumlr andere NGOs relevant sein werden

Dr Thies Gundlach Evangelische Kirche in Deutschland Dr Till Schuumlmmer FernUniversitaumlt in Hagen (vlnr) wwwpatongode

26 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

Lernkompetenz Schluumlssel zur Qualifizierungfuumlr Aumlltere

Die Diskussion um das lebenslange Lernen hat konjunktur in Politik wirtschaft und

Forschung Mittelfristig wird jeder dritte Be-schaumlftigte uumlber 50 Jahre alt sein und nur noch

jeder fuumlnfte juumlnger als 30 Jahre Parallel dazu nimmt der Anteil der wissensarbeit zu der Anteil koumlrperlicher und gering qualifizierter taumltigkeiten sinkt Lebenslanges Lernen wird als eine der zentralen strategien angesehen diese sich beschleunigenden Veraumlnderungen der Arbeitswelt zu bewaumlltigen

Einigkeit scheint daruumlber zu bestehen dass der Bedarf an beruflicher Weiterbildung auch fuumlr Beschaumlftigte uumlber 50 Jahren waumlchst Weniger Konsens gibt es in Bezug auf das Wie Wie kommen aumlltere Arbeitnehmer mit dieser Anforderung nach permanentem Dazuler-nen zurecht Wie koumlnnen sie unterstuumltzt werden Bislang werden Beschaumlftigte jenseits des vierzigsten Lebensjahres kaum noch zur Weiterbildung ermun-tert und auf die Lernbeduumlrfnisse dieser Gruppe abgestimmte Angebote sind Mangelware Und Dank der Fruumlhverrentungspolitik fruumlherer Jahre und einer entsprechend jugendzentrierten Arbeitsge-staltung gedieh ein bdquoAnti-Lernklimaldquo in dem sich bei Beschaumlftigten und Unternehmen gleichermaszligen der Eindruck verfestigte Aumlltere koumlnnten und wollten nicht mehr lernen Damit einher gehen unscharfe und falsche Vorstellungen uumlber die Lernfaumlhigkeit Aumllterer Demnach lernen Aumlltere (zu) langsam und schneiden in Weiterbildungsseminaren schlecht ab

Haben nicht wissenschaftliche Untersuchungen wiederholt nachgewiesen dass die kognitive Leis-tungsfaumlhigkeit ndash also alle Prozesse die mit Gedaumlchtnis Lernen und Denken zu tun haben ndash schon mit Mitte Ende Zwanzig nachlassen Schraumlnkt dies nicht auch die Lernfaumlhigkeit ein Tatsaumlchlich lassen zwar viele kognitive Funktionen messbar nach

Damit gehen aber nicht automatisch Einbuszligen in der Faumlhigkeit zum berufsbezogenen Lernen einher Zum einen bauen sich nicht alle kognitiven Funktio-nen ab sondern vornehmlich die als bdquofluide Intelli-genzldquo bezeichneten Sie kommen bei der Loumlsung neuer Aufgaben zum Zuge bei denen nicht auf

fruumlhere Lernerfahrungen zuruumlckgegriffen werden kann bdquoKristalline Intelligenzldquo hingegen kommt bei der Nutzung von Wissen und Erfahrung zum Einsatz und kann Einbuszligen der fluiden Intelligenz aus-gleichen Zweitens fanden fast alle einschlaumlgigen Studien im Labor statt und zielten auf die Auslotung der Grenzen kognitiver Leistungsfaumlhigkeit ab Die Moumlglichkeit zur Kompensation durch Wissen und Bildung entfaumlllt dadurch weitgehend

Lernfaumlhigkeit bleibt erhalten

Beim berufsbezogenen Lernen herrschen solche Ein-schraumlnkungen nicht Lernende koumlnnen ihren Lern-prozess hinsichtlich Lernzielen und Lernzeit (mit) bestimmen und dadurch kognitive Einbuszligen ausgleichen Die Laborbefunde zum Altersabbau betreffen so gesehen nur einen kleinen Ausschnitt des Lernens Aus kognitiver Sicht laumlsst sich also festhalten dass die Lernfaumlhigkeit aumllterer Mitarbeiter waumlhrend ihres gesamten Berufslebens erhalten bleibt

Lernfaumlhigkeit ist aber nicht gleich Lernbereitschaft Diese haumlngt wesentlich von einer spezifischen Lern-kompetenz ab Sie ist nicht auf bestimmte Fachge-biete beschraumlnkt und umfasst die drei Ebenen

bullLernorientierung Die Effizienz des Lernen wird davon beeinflusst ob man Lernen als gestaltbare Aktivitaumlt begreift oder als dozentengesteuerte Anhaumlufung von Faktenwissen auf Vorrat bullLernkontrolle Nachhaltig lernen kann nur wer sich dem eigenen Lernbedarf angemessene Lernziele setzt und den Lernfortschritt im Hin-blick auf diese Ziele fortlaufend uumlberpruumlft bullLerntechniken Sie dienen dazu Wissen lang-fristig im Gedaumlchtnis zu verankern und um-fassen vielfaumlltige Methoden der Visualisierung und Konzeptbildung

Lernkompetenz ist kein Talent sondern eine lern- und trainierbare Fertigkeit Sie kann durch gezielte Personalentwicklung und ein stimmiges betriebliches Umfeld mit foumlrderlichem Lernklima aufgebaut und erhalten werden Umgekehrt kann sie als Folge laumlnger dauernder bdquoLernentwoumlhnungldquo verloren gehen Dies haumlngt nicht zuletzt damit zusammen dass in vielen Unternehmen die Weiterbildungsteil-

27 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

nahme jenseits des vierzigsten Lebensjahres schlag-artig sinkt ndash was Lernentwoumlhnung natuumlrlich foumlrdert Auch herrscht fuumlr Aumlltere vielfach insofern ein unguumln-stiges Lernklima als nicht wenige Personalverant-wortliche Aumllteren nur geringe Lernfaumlhigkeit und Veraumlnderungsbereitschaft zutrauen Derlei Vorbe-halte schlagen sich bei Beschaumlftigten in Zweifeln an ihrer eigenen Lernfaumlhigkeit und an der Trainier-barkeit ihrer Fertigkeiten nieder Ein Mangel an Lernkompetenz erklaumlrt moumlglicherweise auch den vielfach replizierten Befund dass aumlltere Beschaumlftigte im Vergleich zu ihren juumlngeren Kollegen schlechtere Leistungen in der berufsbezogenen Weiterbildung zeigen

Unsere Forschung zeigt dass ndash unabhaumlngig vom Alter ndash Beschaumlftigte mit houmlherer Lernkompetenz einen signifikant houmlheren Lernerfolg angeben als Beschaumlftigter geringerer Kompetenz Bei Beschaumlftig-ten uumlber 50 Jahren faumlllt der Unterschied im Lernerfolg am deutlichsten aus Houmlhere Lernkompetenz geht mit houmlherer Weiterbildungsteilnahme einher um-gekehrt berichteten Beschaumlftigte mit geringerer Lernkompetenz uumlber groumlszligere Schwierigkeiten bei der Planung der eigenen Weiterbildung und houmlheren Unterstuumltzungsbedarf

Unter dem Strich zeigen unsere Untersuchungen dass die Erfassung der Lernkompetenz ein wichtiger Schritt ist im Rahmen von Strategien zur quantitativen und qualitativen Verbesserung der Weiterbildungs-beteiligung aumllterer Beschaumlftigter Dies laumlsst sich zur Konzeption von Lernkompetenz-Workshops nutzen mit denen das Lernverhalten gezielt optimiert werden kann Ansatzpunkt einschlaumlgiger Trainings ist die Lernkontrolle die sich in unseren Untersuchungen als trennscharf zwischen kompetenten und weniger kompetenten Lernern erwies Hoher Lernkontrolle also der Fertigkeit angemessene Lernziele zu setzen und das Lernen im Hinblick auf diese Ziele zu steuern kommt das groumlszligte Gewicht fuumlr den Lernerfolg zu Darin liegt auch der Grund dass vornehmlich auf die Vermittlung von auf Lernstrategien ausgerichtete Trainings und primaumlr auf die Staumlrkung der Lernmo-tivation abzielende Trainings gleichermaszligen zu kurz greifen und nur die integrierte Ansprache beider Ebenen nachhaltiges karriereweites und -langes Lernen gewaumlhrleistet

Prof Dr Christian Stamov-Roszlignagel Jacobs Centre on Lifelong Learning Jacobs University wwwjacobs-universitydedirectory10028

28 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Qualifizierung mit System ausbauen -Weiterbildung und bdquoeQualificationldquo

Digitale Medien und bdquoeQualificationldquo als die Lernformen des neuen Jahrtausends prokla-miert standen anfangs fuumlr kostenguumlnstiges und effektives Lernen technische Loumlsungen ruumlckten in den Mittelpunkt der Diskussion doch nach dem ersten Boom kam die ernuumlch-terung Die Lerner wuumlrden das Medium nicht akzeptieren der Lernerfolg sei anzuzweifeln der finanzielle Vorteil ebenso

Anstelle der technokratischen Schwerpunktsetzun-gen widmete man sich in der Folgezeit verstaumlrkt den lern- und bildungstheoretischen Aspekten und dem Potenzial multimedialer Lernkonzepte fuumlr eine zukunftsfaumlhige berufliche Kompetenzentwicklung Angesichts der in den letzten Jahren wieder deutli-chen Zuwachsraten des Lernens mit neuen Medien am Arbeitsplatz stellte sich die Frage nach der Bedeu-tung dieser Medien fuumlr die Weiterbildung und nach ihrem Einfluss auf deren soziale und didaktische Zielsetzungen

weiterbildung und soziale selektion

Die Entwicklung von der Industrie zur Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft fuumlhrt auch zu einem Wandel der Organisation in den Unternehmen die auch zu neuen Arbeits- und Organisationskonzepten fuumlhren wobei wir wahrscheinlich erst am Anfang dieses Wandlungsprozesses stehen Die Folge ist dass Weiterbildung und berufliche Qualifizierung gegenwaumlrtig einen Wandlungsprozess durchlaufen der Ziele und Inhalte Umfang sowie Formen Methoden und Orte des Lernens gleichermaszligen erfasst Lernformen und Lernorte werden pluraler und vielfaumlltiger und gehen mit einem quantitativen Zuwachs und einer qualitativen Veraumlnderung der Bedeutung des Lernens im Unternehmen einher

Die Nachfrage nach eLearning-Konzepten und neuen Medien in der Weiterbildung unterliegt durch neue Arbeitsformen wie rechner-und internetgestuumltzte Facharbeit und Dienstleistungen und den daraus resultierenden Kompetenzanspruumlchen einer auszliger-ordentlichen Dynamik Gleichzeitig haben Aufwen-dungen und Teilnehmerzahlen die Weiterbildung

zum groumlszligten Bildungsbereich gemacht Von den Auf-wendungen von 35 Mrd Euro pro Jahr entfallen 167 Mrd auf die Unternehmen incl die des oumlffentlichen Dienstes 138 Mrd auf Einzelpersonen 42 Mrd auf die Bundesagentur fuumlr Arbeit und 04 Mrd auf den Staat Im europaumlischen Vergleich liegt die Teilnahme-quote an der formellen betrieblichen Weiterbildung mit 30 der Erwerbstaumltigen im Jahr 2005 im Mittel-feld Im Vergleich liegt die Teilnahmequote in Frank-reich mit 46 und Tschechien mit 59 houmlher die von Polen mit 21 und Griechenland mit 14 niedriger

Entscheidend fuumlr die oumlkonomische qualifikatorische soziale und personale Funktion der Weiterbildung ist aber die Frage der Teilhabe an Weiterbildung der Wei-terbildungsbeteiligung Hier zeigt sich der stark sozial ausgrenzende Charakter der Weiterbil-dung die Selektivitaumlt und Ungleichheit von Chancen

bull28 der Weiterbildungsteilnehmer haben Hauptschulabschluss 47 einen mittleren Abschluss 59 AbiturFachhochschulreife bull23 sind ohne Berufsausbildung aber 62 mit Hochschulabschluss bull31 sind Arbeiter 68 Beamte bull44 gehoumlren der Gruppe der 19ndash34-Jaumlhrigen an 31 der Gruppe der 50-64 Jaumlhrigen

Qualifizierung mit system und bdquoeQualificationldquo ausbauen

Die Weiterbildungsbeteiligung haumlngt also entschei-dend von der beruflichen Qualifikation und der schulischen Vorbildung ab und verstaumlrkt die im Schulsystem angelegte soziale Selektion In dieser Situation kommen die informelle Weiterbildung und damit die neuen Medien und verschiedenen Formen des eLearnings ins Spiel Die Teilnahme an Compu-terselbstlernprogrammen im Rahmen der informel-len Weiterbildung hat sich zwischen 2003 und 2007 von 8 auf 15 erhoumlht und damit fast verdoppelt In der informellen Weiterbildungskategorie Internet am Arbeitsplatz weist die Statistik eine Steigerung von 7 auf 13 aus Zudem bilden sich mit der Nut-zung von Personal-Computern rechnerintegrierten Arbeitssystemen und dem Intranet zunehmend vir-tuelle Lernorte in Unternehmen heraus Beschaumlftigte nutzen in wachsendem Maszlige multimediale und inter-aktive Bildungsangebote und koumlnnen an

29 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

kooperativen Lehr-Lern-Arrangements teilnehmen Neue Medien und die damit verbundenen Lerntech-nologien wie Tele-Teaching und Tele-Coaching erlei-chtern und foumlrdern das Lernen in der Arbeit und in vernetzten Lernortstrukturen

Die informelle Weiterbildung verzeichnet seit Jahren erhebliche Zuwaumlchse obwohl die Teilnahme der Erwerbstaumltigen hier mit 61 im Jahre 2003 und mit 68 im Jahre 2007 schon annaumlhernd doppelt so hoch liegt wie die an der formellen Weiterbildung Damit ist die informelle Weiterbildung im Sinne von bdquoArbeit als zweite Chanceldquo und als Moumlglichkeit zu sehen der wachsenden Selektion in Weiterbildung und Weiter-bildungsteilnahme zu begegnen Dies ist allerdings kein Selbstlaumlufer denn auch bei der Teilnahme an der informellen Weiterbildung zeigt sich die Abbild-ung und Verlaumlngerung sozialer Ungleichheit Not-wendig ist eine strukturelle und im Weiterbildungs-system abzusichernde Foumlrderung von bildungsbe-nachteiligten Gruppen In diesem Sinne sind abschlieszligend vier Thesen und Optionen formuliert

bullInformelles Lernen wird im Beruf zunehmend wichtiger dabei kommt dem Lernen mithilfe neuer Medien durch die Verdoppelung in den letzten vier Jahren bei computergestuumltzten Selbstlernprogrammen und Internet-Lernen am Arbeitsplatz eine zentrale Rolle zu bullVirtuelle Lernorte verbinden formelle und informelle Weiterbildung diese Lernorte auf informations- und kommunikationstechno-logischer Basis ergaumlnzen die pluralen Lernorte von Qualifizierungsverbuumlnden und Qualifizier-ungsnetzwerken zunehmend bullNeue Medien eroumlffnen lern- und bildungsthe-oretisch verbesserte Zugaumlnge zum bdquolebenslan-gen Lernenldquo und zur bdquoBildung fuumlr alleldquo voraus-gesetzt sie werden didaktisch-methodisch und institutionell eingebettet und sind nicht einsei-tig auf Selbstorganisation und Individualisierung gerichtet bullWeiterbildung ist als vierte und umfassendste Saumlule des Bildungssystems auszubauen und verstaumlrkt gesetzlich zu rahmen wobei das in-formelle Lernen uumlber verbindliche Anerken-nungen als Beitrag zur Chancengleichheit in beruflichen Bildungswegen im Sinne einersbquo bdquozweiten Chanceldquo zu nutzen ist

Prof Dr Peter Dehnbostel Helmut-Schmidt-Universitaumlt Hamburg wwwhsu-hhdedebo

30 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Aufbau eines Online-Berichtshefts und Kompetenz-portfolios in den dualen Ausbildungsberufen

Die duale Berufsausbildung in Deutschland stellt ein erfolgsmodell dar und genieszligt auch

international hohes Ansehen Mehrere aktu-elle studien zeigen Maumlngel in der Qualitaumlt der dualen beruflichen Ausbildung auf nach einer repraumlsentativen umfrage des Bundesin-stituts fuumlr Berufsbildung (BIBB) kritisieren die Auszubildenden insbesondere die Qualitaumlt der kooperation der Lernorte Betrieb und schule oft ist es den Auszubildenden selbst uumlberlassen erfahrungen aus der betrieblichen und schulischen Ausbildung miteinander zu verknuumlpfen

Bei der mangelnden Abstimmung zwischen den Lern-orten handelt es sich jedoch weniger um ein Problem auf der Ebene der Ausbilder und Berufsschullehrer sondern eher um ein strukturelles Defizit der dualen Berufsausbildung Es mangelt vor allem an systema-tischer Information um ein gegenseitiges Abstimmen in der dualen Ausbildung gewaumlhrleisten zu koumlnnen

Es bedarf geeigneter Instrumente um eine staumlrkere Zusammenarbeit und die Abstimmung zwischen den betrieblichen und schulischen Ausbildern aber auch zwischen dem Auszubildenden und seinem Ausbilder zu ermoumlglichen Gegenwaumlrtig uumlbernimmt ausschlieszlig-lich der papierbasierte Ausbildungsnachweis das sogenannte Berichtsheft diese Funktion Da es sich hierbei um eine zeit- und ortsabhaumlngige Informa-tionsbasis handelt koumlnnen sich Probleme ergeben

Beispielsweise kann der Ausbilder anhand des Ausbildungsnachweises erst nach dem Abschluss eines Ausbildungsturnus feststellen mit welchen Themen sich der Auszubildende auseinanderge-setzt hat In der Folge sind klare und aufeinander abgestimmte Lernprozesse erschwert was nicht selten zu erheblichen Abstimmungsprozessen innerhalb der Ausbildung fuumlhrt

online-Ausbildungsnachweis

Unter dem Titel bdquoBLok ndash Online-Berichtsheft zur Staumlrkung der Lernortkooperationldquo verfolgt das Insti-tut fuumlr Berufspaumldagogik der Technischen Universitaumlt

Dresden das Ziel mit dem Einsatz von Web 20- Technologien die Lernorte der dualen Berufsausbil-dung zu verzahnen Im Rahmen dieses durch das BMBF gefoumlrderten Forschungs- und Entwicklungs-projektes werden bereits bestehende Ressourcen genutzt um das rechtsverbindliche Instrument bdquoBerichtsheftldquo welches in seiner gegenwaumlrtigen Form lediglich als Rechtfertigungsinstrument dient zu einem Qualitaumltsentwicklungsinstrument auf der Grundlage einer geeigneten mediendidaktischen Konzeption auszubauen

Der Schwerpunkt des Projektes liegt in der Entwick-lung Erprobung und Evaluation eines Online-Ausbildungsnachweises auf der technischen Basis eines Weblogs als persoumlnliches Lerntagebuch Dieses Online-Lerntagebuch fuumlhrt der Berufsschuumller regelmaumlszligig und kann von seinem Ausbilder und Berufsschullehrer jederzeit und vor allem unabhaumln-gig vom aktuellen Lernort des Berufsschuumllers einge-sehen werden Auf diese Weise werden die Lernorte der Berufsausbildung im dualen System durch den Online-Ausbildungsnachweis miteinander gekoppelt und so eine gemeinsame Informationsbasis fuumlr die Partner der dualen Berufsausbildung geschaffen Diese Staumlrkung der Lernortkooperation erzeugt eine Transparenz der Ausbildungsinhalte und soll zu einer verbesserten Abstimmung selbiger an den Lernorten fuumlhren

Funktionsbereiche und Potenziale

Der Online-Ausbildungsnachweis verfuumlgt uumlber zwei Funktionsbereiche

bullBerichtsheftfuumlhrung in Form eines Weblogs Wie bei der klassischen Form des Berichtsheftes uumlblich dokumentiert der Auszubildende auch in der online-basierten Form regelmaumlszligig den zeit-lichen und sachlichen Ablauf der Berufsaus-bildung Der Technologie eines Weblog ent-sprechend fuumlhrt der Auszubildende sein Lern-tagebuch als Online-Berichtsheft welches durch die Ausbilder online kommentiert werden kann Durch die Moumlglichkeit von Anmerkungen zu den Eintraumlgen des Auszubildenden werden Feedback-prozesse angeregt und folglich der Dialog zwi-schen Auszubildendem und Ausbilder gestaumlrkt

31 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

bullDarstellung der erworbenen Qualifikationen in Form eines Kompetenzportfolios Neben der Dokumentation des sachlichen und zeitlichen Ablaufes im Berichtsheft ist es dem Auszubildenden moumlglich die dokumentierten Taumltigkeiten zu verschlagworten In Form eines Auswahlmenuumls werden die zu erlangenden Faumlhigkeiten und Fertigkeiten eines Ausbildungs-berufes aufgelistet und von dem Auszubildenden verschlagwortet (sogenanntes Tagging) Anschlieszligend wird durch eine entsprechende Visualisierung (z B in Form einer Tagcloud d h einer Schlagwortwolke) der eigene Entwicklungs-stand dargestellt Die Tagcloud enthaumllt alle bis-her verwendeten Schlagworte Durch die damit erzeugte Transparenz koumlnnen Auszubildende und Ausbilder den Ist-Stand der beruflichen Handlungsfaumlhigkeit einschaumltzen und auch Handlungsbedarfe ableiten In Ergaumlnzung zu der geschlossenen Form des Kompetenzport-folios ist es in der offenen Form vorgesehen aus-bildungsrelevante Dokumente (wie Zertifikate etc) und Erfahrungsberichte abzulegen und so Erfahrungen aus der Ausbildungspraxis zu dokumentieren

Fazit

Das Projekt BLok traumlgt durch die Digitalisierung und Weiterentwicklung des klassischen Berichtsheftes auf Grundlage von Web 20-Technologien zur Ver-zahnung der Lernorte sowie zur Qualitaumltssicherung und -entwicklung in der dualen Berufsausbildung bei BLok unterstuumltzt dabei eine nachhaltige Integ-ration digitaler Medien auf struktureller Ebene in die Berufsausbildungspraxis

Professor Thomas Koumlhler Technische Universitaumlt Dresden wwwblok-onlineorg

32 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

beroobi ndash erlebe Berufe online Das interaktive Jugendportal zur Berufswahl

trotz der vielfaumlltigen Moumlglichkeiten sich Infor-mationen zu beschaffen haben viele Jugend-liche nach wie vor Probleme sich hinsichtlich ihrer beruflichen zukunftsplanung zu orien-tieren oftmals bleibt ihre Ausbildungswahl einseitig und sie nehmen die chancen des derzeitigen Ausbildungs- und Arbeitsmarktes nur bedingt wahr

Das Wissen uumlber die Bandbreite aktueller Ausbildungs-berufe und speziell jener die auch zukuumlnftig Chancen auf dem Arbeitsmarkt bieten ist fuumlr die Berufswahl entscheidend Junge Frauen und Maumlnner mit niedri-geren Schulabschluumlssen sind dabei eine besondere Zielgruppe beroobi ist ein Kunstwort das sich aus Ber-ufs-bi-ld ableitet und bdquoooldquo wurde von Google abgeschaut beroobi bietet den jungen Frauen und Maumlnnern Interaktionsmoumlglichkeiten an die einen attraktiven Einstieg in das Thema Berufswahl ermoumlglichen

Hierfuumlr wird ein interaktives Online-Portal aufgebaut in dessen Mittelpunkt interessante und zukunfts-weisende Ausbildungsberufe fuumlr eine spielerische Erkundung stehen Die Berufsbilder sind multimedial-interaktiv aufbereitet und geben realistische Einblicke in den Berufsalltag Junge Frauen und Maumlnner die bereits in ihrem Beruf arbeiten stellen diese den Nutzern anschaulich vor und lassen sie entdeckend und ausprobierend daran teilhaben Alle wichtigen Aspekte eines Berufs werden aufgegriffen Taumltig-keiten Tagesablaumlufe Erlaumluterungen zu wichtigen Voraussetzungen Erklaumlrungen zu Anforderungen in der Ausbildung sowie das Aufzeigen von Perspek-tiven fuumlr weitere Fortbildungs- und Weiterbildungs-moumlglichkeiten und weiterfuumlhrende Links

Eine leichte und schnelle Orientierung wird dadurch erleichtert dass jedem Berufsbild der gleiche Aufbau und aumlhnliche Interaktionsmoumlglichkeiten zugrunde liegen Bei der Auswahl der Berufe werden bewusst Ausbildungsberufe aus Zukunftsbranchen und Innovationsbereichen (Industrie Handwerk Bau Naturwissenschaften Technik und Informations-technologie) in den Blick genommen

Interaktiver Ansatz mit hohem Akzeptanzwert

Ziel des didaktisch-methodischen Konzepts von beroobi ist es junge Menschen durch neue Ansaumltze zum selbst gesteuerten Entdecken und Ausprobieren im Netz anzuregen und einen persoumlnlichen Bezug zum Thema Berufswahl herzustellen Hierfuumlr setzt das Projekt auf verschiedene Kriterien die in der Umsetzung des Angebots konsequente Beruumlcksich-tigung finden

bullVielseitigkeit Selbststeuerbare Video- und Audiosequenzen Fotoshows und animierte Grafiken bieten anschauliche und vielseitige Formen der Informationsdarstellung Einge-bunden sind diese in eine Flash-Umgebung die auch als Web-Applikation unabhaumlngig von beroobi als Stand-alone-Applikation in eine Web-seite integriert werden koumlnnen bullInteraktion Verschiedene Interaktionstools ermoumlglichen eine direkte und aktive Teilnahm am Angebot Selbsteinschaumltzungen Umfragen und Wissenstests animieren zur spielerischen und entdeckenden Auseinandersetzung mit Inhalten bullIdentifikation Junge Profis aus der Praxis stellen vor Ort ihren Arbeitsplatz und ihr Arbeitsleben vor und lassen die Nutzerinnen und Nutzer uumlber Film und Audio daran teilhaben Der Mix aus Fakten eigenen Erfahrungsberichten und Hinweisen ermoumlglicht Identifikation und Pers-pektivenwechsel bullVerstaumlndlichkeit Das Angebot setzt konsequent auf jugendgerechte Sprache intuitive Benutzer-fuumlhrung und kleine verstaumlndliche Informations-einheiten sodass auch Jugendliche mit weniger Interneterfahrung gut damit zurechtkommen koumlnnen bullAuthentizitaumlt Jedes Berufsbild ist individuell gestaltet und lebt von der Authentizitaumlt seiner realen Hauptperson Dieses unverwechselbare bdquoGesichtldquo sowie auch das Zu-Wort-Kommen von Betriebs-und Unternehmensverantwortlich-en Ausbildungsleitern und anderen bdquoBerufsex-pertenldquo fuumlhren zu einer hohen Akzeptanz bei Jugendlichen

33 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Das online-Portal beroobide

Die Hauptintention des Online-Portals besteht darin Jugendlichen verschiedene Zugangswege zu den jeweiligen Berufsbildern zu ermoumlglichen sie neu-gierig zu machen und zum bdquoHineinklickenldquo anzu-regen Im Mittelpunkt von wwwberoobide stehen daher die Berufsbilder die uumlber spezifische Beduumlrf-nisparameter ansteuerbar sind Weiterfuumlhrende Informationen zu den Berufen Interviews mit Experten spielerische Wissensabfragen und Links werden den Jugendlichen uumlber eine Informations-rubrik angeboten Ein kleiner Community-Bereich ermoumlglicht weitere Orientierungshilfe Dort steht ein moderiertes Forum fuumlr Fragen und Hinweise bereit eine Merkliste fuumlr das Speichern von Berufs-bildern sowie die Verlinkung auf Freunde und deren Profile Uumlber Features wie bdquoWie steht mir der Berufldquo koumlnnen eigene Fotos hochgeladen werden welches die Nutzerinnen und Nutzer automatisch in verschiedene Arbeitsbekleidungen hineinsetzt und in eine Galerie speichert

zielgruppe

Primaumlre Zielgruppe von beroobi sind Jugendliche der Altersgruppe 14 bis 20 Jahre aller Schulformen die sich im Prozess der Berufsfindung und Berufsorien-tierung befinden Neben Schulabgaumlngern sind des-gleichen all diejenigen angesprochen die bereits eine Berufsausbildung begonnen abgeschlossen oder auch abgebrochen haben und sich weiter bzw neu orientieren moumlchten Wichtige Ansprech-partner sind daher auch paumldagogische Fachkraumlfte die in vielen Faumlllen beroobi bei der jugendlichen Zielgruppe bekannt machen

kooperation und Vernetzung

Das Projekt beroobi versteht sich als bdquoTuumlroumlffnerldquo zu bereits bestehenden Angeboten im Bereich Berufso-rientierungberufliche Bildung und lebt daher von dem vielseitigen Austausch und der Zusammenarbeit mit diesen Dazu zaumlhlen unter anderem vor allem Verbaumlnde Innungen Kammern die Agentur fuumlr Arbeit das Bundesinstitut fuumlr Berufsbildung Schulen Berufsschulen Bildungstraumlger Gewerkschaften so-wie vor allem auch Wirtschaftspartner Betriebe und Unternehmen

Silke Niemann Schulen ans Netz e V wwwberoobide und wwwschulen-ans-netzde

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Erstellung digitaler eLearning-Module durch Aus-zubildende im Handwerk

Das Internet hat uns in ein neues Jahrtausend

gefuumlhrt ein Jahrtausend in dem das wissen der welt raumlumlich und zeitlich unabhaumlngig

verfuumlgbar ist und aus immer groumlszligeren Daten-banken abgerufen werden kann eine solche entwicklung macht auch vor dem system der dualen beruflichen erstausbildung im hand-werk nicht halt und beschaumlftigt seit vielen Jahren die vorausschauende wissenschaft aber auch die Praxis

Im Kern geht es bei den Uumlberlegungen um die Einfuumlhr-ung von eLearning-Szenarien Die Bemuumlhungen zielen hier zum einen auf die oumlkonomische Optimie-rung (beliebiger Einstiegszeitpunkt in Qualifizierungs-maszlignahmen Optimierung der Lehrer-Schuumller-Relation) zum anderen aber auch auf die didaktisch-methodische Optimierung von Bildungsprozessen wie die individuelle Foumlrderung oder Flexibilisierung

Bei allen Bemuumlhungen mit Web 10-gestuumltzten eLear-ning-Szenarien bleiben zahlreiche Fragen ungeklaumlrt Dies gilt besonders fuumlr den Bereich der Lehrlings-ausbildung im Handwerk Aus dem System der dualen Berufsausbildung im Handwerk d h der Kombination von betrieblicher und uumlberbetrieblicher Ausbildung und Unterricht in der Berufsschule sind bisher keine nachhaltigen Ansaumltze bekannt in denen Bildungsprozesse durch internetbasierte eLearning-Konzepte optimiert ergaumlnzt oder gar abgeloumlst werden konnten Bisher kann lediglich auf die Ergebnisse von Modellprojekten zuruumlckgegriffen werden Standar-disierte Konzepte und didaktische Ansaumltze existieren nicht Ganz zu schweigen von einer bildungstheore-tischen Verortung von eLearning-Szenarien in konventionellen Berufsbildungsprozessen

Die Vergangenheit hat gezeigt dass vor allem zwei Problemlagen die Einfuumlhrung von eLearning-Szena-rien erschweren Zum einen gibt es das Problem dass es nicht genuumlgend passgenaue digitale Lern-module fuumlr die verschiedenen Gewerke d h die Berufe im Handwerk und die daraus resultierenden Lerngruppen gibt

Hier zeigt sich die Schwierigkeit dass der produzierte eLearning-Baustein entsprechend der Lerngruppe reduziert und entsprechend der Vorstellung des Lehrers didaktisch eingebunden sein muss Zum an-deren scheitert der Einsatz kommerzieller Loumlsungen auch daran dass nicht die notwendigen Ressourcen vorhanden sind um immer wieder Lernmodule zu erwerben die den jeweils aktuellen Stand der Technik abbilden An dieser Stelle setzt das Forschungsvorhaben Didaktische Parallelitaumlt und Lernortflexibilisierung (DiPaL) an DiPaL kombiniert die klassischen Vorteile des Praumlsenzunterrichts mit den neuen Moumlglichkeiten des Web 20 mit dem Ziel Lernprozesse im Dualen System uumlber selbst produzierte E-Learnings flexibler zu machen

Lerneinheiten selber erstellen

Das Forschungsvorhaben entwickelt und untersucht dazu einen neuen subjektorientierten designbasier-ten didaktisch-methodischen Ansatz zur Lernort-kooperation Mit Hilfe spezieller Software erstellen Schuumllerinnen und Schuumller mit ihren Lehrkraumlften ihre Lerneinheiten selber bereiten sie digital auf und veroumlffentlichen sie im Netz Das Konzept des offenen Klassenzimmers basiert dabei auf der Annahme dass in jeder Schuumllerin und in jedem Schuumller auch eine Lehrerin bzw ein Lehrer steckt Das Ziel besteht darin durch eine geeignete Didaktik genau diesen Rollen-tausch vom Lernenden zum (Lern-) Lehrenden herbei-zufuumlhren Das heiszligt konkret dass die Auszubildenden die Themen des Unterrichts so aufbereiten dass digitale Lernmaterialien (Filme Texte Bilder Grafi-ken) entstehen Die dazu notwendigen Aktivitaumlten der (Lern-) Lehrenden reichen von der Anfertigung einer Handzeichnung die eingescannt wird bis zur schriftlichen Ausarbeitung eines kompletten Dreh-buchs fuumlr die Umsetzung des jeweiligen Themas in einem aufwendigen Lehrfilm Die im Unterricht erzeugten digitalen Lernmaterialien werden an-schlieszligend gemeinsam mit dem Lehrer besprochen und diskutiert ob die produzierten Lernmaterialien fachlich richtig sind Diese Besprechungen sind von groszliger Bedeutung fuumlr den Lernprozess da sich hier zeigt ob das Thema fachlich verstanden wurde

35 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Gleichzeitig hinterfragen die (Lern-) Lehrenden sich selbst und den Prozess der Materialienproduktion Hierbei gilt es z B Alternativen zur gefundenen Loumlsung aufzuzeigen oder die Sprachqualitaumlt zu beurteilen Grundsaumltzlich wird angestrebt dass die (Lern-) Lehrenden in einen kritischen Dialog unter-einander treten Die Diskussion fuumlhrt im Ergebnis zu der Entscheidung ob das produzierte Lernmaterial im Internet veroumlffentlicht wird oder nicht

Fuumlr den Bereich der dualen beruflichen Erstausbil-dung bieten die durch die Auszubildenden erstellten digitalen Lernbausteine ganz besondere Moumlglich-keiten um Ausbildungsstrukturen flexibler zu machen So wird das Forschungsvorhaben empirisch unter-suchen inwieweit die Lernbausteine dazu genutzt werden koumlnnen dass der Auszubildende krankheits-bedingte oder betriebsbedingte Fehlzeiten zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort nachholen kann Daneben erwarten die am Forschungsvorhaben beteiligten Institutionen dass uumlber die Transparenz der Inhalte eine grundsaumltzlich verbesserte Zusam-menarbeit zwischen den Berufsschullehrern und den betrieblichen bzw uumlberbetrieblichen Ausbil-dern realisiert werden kann Auch dies soll empirisch geklaumlrt werden

Neben den Untersuchungen hat das Vorhaben auch verschiedene entwicklungstechnische Ziele

bullEntwicklung von Schemata zur Integration von Programmen zur schnellen Entwicklung von Lernangeboten (Rapid-Authoring-Prozesse) in konventionelle Praumlsenzphasen bullEntwicklung und Implementierung einer Datenbank fuumlr Lehrinhalte (Learning Object Re-pository abgekuumlrzt LOR) fuumlr die Bereitstellung von Bausteinen in einem Bausteinnetzwerk des Handwerks (wwwbaustein-netzwerkde) bullEntwicklung von Organisationsstrukturen fuumlr die engere inhaltliche Zusammenarbeit der Lernorte im dualen System auf der personalen Ebene

Markus Schaumlfer Berufskolleg Maumlrkischer Kreis wwwkfz4mede und wwwdipalde

36 LIterAturhInweIse

weiterfuumlhrende Literatur (Auswahl)

Becker M Spoumlttl G (2008) Berufswissenschaftliche Forschung ndash Ein Arbeitsbuch

fuumlr Studium und Praxis Peter Lang Internationaler Verlag der Wissenschaften

Frankfurt am Main

Beicht U Krewerth A Eberhard V Granato M Viel Licht ndash aber auch Schatten

Qualitaumlt dualer Berufsausbildung in Deutschland aus Sicht der Auszubildenden

BIBB Report 92009

Dehnbostel P (2008) Berufliche Weiterbildung Grundlagen aus arbeitnehmer-

orientierter Sicht Berlin edition sigma

Dreyfus H-L Dreyfus S E (1986) Kuumlnstliche Intelligenz Von den Grenzen der

Denkmaschine und dem Wert der Intuition Reinbek Rowohlt Verlag Hamburg

Grund- und Strukturdaten gushisde 80 [12 09 2009]

Hauptverband der deutschen Bauindustrie Zahlen und Fakten

wwwbauindustriede (Stand Juni 2009)

Howe Falk Berben Thomas (2006) Lern- und Arbeitsaufgaben In Rauner Felix

(Hrsg) Handbuch Berufsbildungsforschung 2 aktualisierte Auflage Bielefeld

Bertelsmann S 383ndash390

Howe Falk Knutzen Soumlnke (2007) Die Kompetenzwerksttt Ein berufswissen-

schaftliches E-Learning-Konzept Goumlttingen Cuvillier

Knutzen Soumlnke Howe Falk E-Learning im Handwerk (2008) In Issing Ludwig

Klimsa Paul (Hrsg) Online-Lernen Weinheim Beltz-Verlag S 133ndash156

Knutzen Soumlnke Howe Falk Rapid E-Learning in der gewerblich-technischen

Ausbildung ndash Gestaltbare Lernsoftware nach dem Konzept der Kompetenz-

werksttt (2008) In Howe Falk Jarosch Juumlrgen Zinke Gert (Hrsg)

Ausbildungskonzepte und Neue Medien in der uumlberbetrieblichen Ausbildung

Bielefeld Bertelsmann-Verlag S 112ndash131

Koumlhler T Neumann J Saupe V Organisation des Online-Lernens In Issing L J

Klimsa P Online-Lernen Ein Handbuch fuumlr das Lernen mit Internet Muumlnchen

Oldenbourg 2008

Payome Thea (2006) Marktuumlbersicht Rapid E-Learning ndash aus PowerPoint-Folien

werden Lernprogramme In Hohenstein Andreas Wilbers Karl (Hg) Handbuch

E-Learning 17 Erg-Lfg Koumlln Dt Wirtschaftsdienst

Scheib T Spoumlttl G Windelband L Qualitaumlt betrieblicher Ausbilder sichern und

entwickeln ndash eine staumlndige Herausforderung In Berufsbildung in Wissenschaft

und Praxis ndash BWP 32008 S 36ndash39

Von Rosenbladt B Bilger F (2007) Weiterbildungsbeteiligung in Deutschland

Eckdaten zum BSW-AES 2007 tns infratest Muumlnchen

ZFA (Hrsg) 2009 Statistik Berufsausbildung und Fortbildung Druck und Medien

20082009 unveroumlffentlichte vorlaumlufige Fassung vom 050509

Diese Druckschrift wird im Rahmen der Oumlffentlichkeitsarbeit vom Bundesministe-

rium fuumlr Bildung und Forschung unentgeltlich abgegeben Sie ist nicht zum gewerb-

lichen Vertrieb bestimmt Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerberinnen

Wahlwerbern oder WahlhelferinnenWahlhelfern waumlhrend eines Wahlkampfes zum

Zweck der Wahlwerbung verwendet werden Dies gilt fuumlr Bundestags- Landtags- und

Kommunalwahlen sowie fuumlr Wahlen zum Europaumlischen Parlament Missbraumluchlich

ist insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen und an Informations-

staumlnden der Parteien sowie das Einlegen Aufdrucken oder Aufkleben partei-

politischer Informationen oder Werbemittel Untersagt ist gleichfalls die Weiter-

gabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung Unabhaumlngig davon wann auf

welchem Weg und in welcher Anzahl diese Schrift der Empfaumlngerindem Empfaumlnger

zugegangen ist darf sie auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden

Wahl nicht in einer Weise verwendet werden die als Parteinahme der Bundes-

regierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden koumlnnte

  • eQualification - Neue13Wege der Qualifizierung
    • Impressum
    • Gruszligwort zur Broschuumlre
    • Inhalt
    • eLearning ndash das Lernen der Zukunft
    • Aufstiegsweiterbildung in der Druck- und Medienindustrie13
    • Flexible Learning im Einzelhandel13
    • DAWINCI ndash Durchlaumlssigkeit in der Aus-und Weiterbildung in der chemischen Industrie13
    • Virtuelles Lernen auf der Baustelle ndash Villa-b13
    • Live Stream Learning ndash fuumlr mobiles und stationaumlres Lernen13
    • Rapid eLearning ndash leicht gestaltbare Lernsoftware13
    • Weiterbildung durch multimediale Lernformen13
    • Demografischer Wandel Herausforderungen und Chancen13
    • eLearning-Infrastruktur in der Altenpflege (eLiA)13
    • Entstehung von Communities am Beispiel der evangelischen 13Kirche in Deutschland
    • Lernkompetenz Schluumlssel zur Qualifizierung fuumlr Aumlltere13
    • Qualifizierung mit System ausbauen - 13Weiterbildung und eQualification
    • Aufbau eines Online-Berichtshefts und Kompetenzportfolios in den dualen Ausbildungsberufen13
    • beroobi ndash erlebe Berufe online Das interaktive Jugendportal zur Berufswahl13
    • Erstellung digitaler eLearning-Module durch Auszubildende im Handwerk13
    • weiterfuumlhrende Literatur (Auswahl)
Page 24: eQualification - Neue Medien, neue Wege der …...Mobile Devices), die wachsenden Personalisierungs-möglichkeiten des Digitaldrucks sowie der starke Trend zur Entwicklung innovativer

24 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

Entstehung von Communities am Beispiel der Evangelischen Kirche in Deutschland

Die evangelische kirche in Deutschland (ekD) steht gegenwaumlrtig vor groszligen herausforder-ungen und chancen stichworte sind demo-grafischer wandel Individualisierung bzw Pluralisierung wiederentdeckung des religi-oumlsen veraumlndertes Partizipationsverhalten neue Formen von ehrenamt und Gemeinde Daraus ergibt sich fuumlr die Mitarbeitenden ihr handeln immer wieder zu reflektieren

und neue innovative Praktiken zu erlernen

Das Forschungsprojekt PATONGO (Patterns and Tools for NGOs) untersucht wie Technologien und Partizi-pationsprozesse des Web 20 den Austausch uumlber gute Praktiken foumlrdern und so zu einer Weiterent-wicklung der gesamten vernetzten Organisation beitragen koumlnnen Partner im Projekt sind die Evan-gelische Kirche in Deutschland (EKD) die Fern Uni-versitaumlt in Hagen und das Institut fuumlr Wissensmedien in Tuumlbingen

Die Hypothese des Forschungsvorhabens ist dass ein Austausch von erfolgreichen Praktiken in der EKD helfen kann die Qualitaumlt des Handelns in den Gemeinden und Gliedkirchen zu verbessern Durch Vernetzung und gemeinsame Reflexion uumlber erfolgreiche Praktiken soll eine lokale Praktik auch uumlber Grenzen der einzelnen Kirchengemeinden hin-weg zu einer gemeinsamen Praktik weiterentwickelt werden Zwischen den bisher weitgehend unabhaumlngig agierenden Organisationseinheiten koumlnnte sich dadurch ein Praxisnetzwerk entwickeln

Vor dieser Grundannahme stellen sich im PATONGO-Projekt die folgenden Forschungsfragen die nicht nur fuumlr Kirchen sondern allgemein fuumlr verteilte NGOs von Relevanz sind

bullWelche Prozesse koumlnnen eine effektive und qua-litativ hochwertige Wissenskommunikation zum Zwecke der Weiterentwicklung beruflicher Praktiken unterstuumltzen bullWie kann die Nutzung und die Evolution solcher Prozesse mit Web 20-basierten Werkzeugen unterstuumltzt werden

bullWie koumlnnen die Prozesse und Werkzeuge in groszligen verteilten NGOs eingefuumlhrt werden

Kern des Prozesses ist die effektive und qualitativ hochwertige Diskussion uumlber gute Praktiken Dabei durchlaumluft die Diskussion zu einem konkreten Thema drei Ebenen

bullMitarbeitende kommunizieren miteinander uumlber Wuumlnsche und Ideen die sich aus den lokal anzutreffenden Herausforderungen ergeben bullMitarbeitende reflektieren uumlber gute Praktiken und tauschen diese aus (Storytelling Good Practice) bullMitarbeitende abstrahieren die Beschreibung der guten Praktik zu einem Muster fuumlr Loumlsungen (Pattern) das dann in einem Lexikon guter Praxis auftaucht Das Konzept des Patterns wurde aus den Ingenieurswissenschaften uumlbernommen Dort ist ein Pattern eine Loumlsung zu einem wieder-kehrenden Problem in einem klar umrissenen Kontext Im Gegensatz zu einer Handlungsvor-schrift eroumlffnet ein Pattern dem Praktiker einen Entwurfsraum in dem er seine individuelle Loumlsung fuumlr das Problem entwickelt Fuumlr die EKD bedeutet dies dass ein Pattern den Praktiker gut bei der Uumlbertragung der Loumlsungsidee auf die kon-kreten Umstaumlnde in der Gemeinde unterstuumltzt

Auf allen Ebenen der Diskussion vor allem jedoch bei der Erstellung von Patterns fuumlr das Lexikon guter Praxis koumlnnen Praktiker durch Mentoren die ebenfalls Mitglied der Community sind unterstuumltzt werden Mentoren helfen den Praktikern dabei die zentralen Aussagen ihrer Praktik herauszuarbeiten So koumlnnen Praktiker sicherstellen dass ihre Hand-lungsanregungen in den Patterns auch im beab-sichtigten Sinne verstanden werden

Web 20-Technologien koumlnnen auf allen drei Ebenen den Prozess unterstuumltzen Dazu soll ein Online-Com-munity-System entstehen das Kommunikation Koordination und Kooperation ermoumlglicht und zur Mitarbeit in der Community motiviert Auf der Ebene der Kommunikation stellt das Community-System kommunikative Raumlume zur Verfuumlgung Hier koumlnnen Wuumlnsche geaumluszligert Ideen diskutiert und Erfahrun-gen ausgetauscht werden

25 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

Betrachtet man die Groumlszlige der Zielgruppe von uumlber eine Million haupt-und ehrenamtlich Mitarbeitender in der EKD so ist es offensichtlich dass Fragen der Koordination eine wichtige Rolle einnehmen Prak-tiker muumlssen vom System darin unterstuumltzt werden fuumlr sie interessante Kollegen zu finden und relevante Beitraumlge wahrzunehmen Das Community-System muss Menschen aus ganz Deutschland zusammen-bringen die an semantisch verwandten Praktiken arbeiten So wird ein Austausch uumlber spezifische Prak-tiken auch uumlber Gemeindegrenzen hinaus moumlglich

Fuumlr eine effiziente Kooperation wird das Community-System gemeinsame Arbeitsbereiche bereitstellen die zum einen einen gemeinsamen Informationsraum im Sinne eines Wikis zum Austausch von Patterns bereitstellen und zum anderen die enge Kooperation in einer kleinen Gruppe von Praktikern ermoumlglichen Insbesondere soll das Community-System die Entwick-lung neuer Ideen in einer Ideenwerkstatt und die Zusammenarbeit zwischen einem Autor und einem Mentor bei der Verbesserung von Patterns unter-stuumltzen

In Bezug auf die Motivation zur Teilnahme sollen im PATONGO-Projekt verschiedene Instrumente er-forscht werden von denen an dieser Stelle nur zwei Beispiele genannt werden

bullInwieweit hat die Authentizitaumlt der Praktiker und ihrer Gemeinden eine die Motivation stei-gernde Wirkung bullWelche Rolle spielen Kooperation und Wett-bewerb zwischen den Praktikern als motivie-rende Instrumente in der Community

Erste Prototypen fuumlr den in PATONGO vorgesehenen Prozess und die Web 20-basierten Werkzeuge wurden in den ersten Monaten des Projektes entwi-ckelt und mit Anwendern diskutiert Die Resonanz hierauf war sehr positiv Eine breite Diskussion der Konzepte in der kirchlichen Oumlffentlichkeit begann Ende 2009 Fuumlr Mitte 2010 ist der Start der Community geplant Sowohl der Entwurf als auch die Einfuumlhrung und Nutzung des Prozesses und der Werkzeuge werden evaluiert sodass Ruumlckschluumlsse auf die Wirkung in der EKD gezogen werden koumlnnen die auch fuumlr andere NGOs relevant sein werden

Dr Thies Gundlach Evangelische Kirche in Deutschland Dr Till Schuumlmmer FernUniversitaumlt in Hagen (vlnr) wwwpatongode

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Lernkompetenz Schluumlssel zur Qualifizierungfuumlr Aumlltere

Die Diskussion um das lebenslange Lernen hat konjunktur in Politik wirtschaft und

Forschung Mittelfristig wird jeder dritte Be-schaumlftigte uumlber 50 Jahre alt sein und nur noch

jeder fuumlnfte juumlnger als 30 Jahre Parallel dazu nimmt der Anteil der wissensarbeit zu der Anteil koumlrperlicher und gering qualifizierter taumltigkeiten sinkt Lebenslanges Lernen wird als eine der zentralen strategien angesehen diese sich beschleunigenden Veraumlnderungen der Arbeitswelt zu bewaumlltigen

Einigkeit scheint daruumlber zu bestehen dass der Bedarf an beruflicher Weiterbildung auch fuumlr Beschaumlftigte uumlber 50 Jahren waumlchst Weniger Konsens gibt es in Bezug auf das Wie Wie kommen aumlltere Arbeitnehmer mit dieser Anforderung nach permanentem Dazuler-nen zurecht Wie koumlnnen sie unterstuumltzt werden Bislang werden Beschaumlftigte jenseits des vierzigsten Lebensjahres kaum noch zur Weiterbildung ermun-tert und auf die Lernbeduumlrfnisse dieser Gruppe abgestimmte Angebote sind Mangelware Und Dank der Fruumlhverrentungspolitik fruumlherer Jahre und einer entsprechend jugendzentrierten Arbeitsge-staltung gedieh ein bdquoAnti-Lernklimaldquo in dem sich bei Beschaumlftigten und Unternehmen gleichermaszligen der Eindruck verfestigte Aumlltere koumlnnten und wollten nicht mehr lernen Damit einher gehen unscharfe und falsche Vorstellungen uumlber die Lernfaumlhigkeit Aumllterer Demnach lernen Aumlltere (zu) langsam und schneiden in Weiterbildungsseminaren schlecht ab

Haben nicht wissenschaftliche Untersuchungen wiederholt nachgewiesen dass die kognitive Leis-tungsfaumlhigkeit ndash also alle Prozesse die mit Gedaumlchtnis Lernen und Denken zu tun haben ndash schon mit Mitte Ende Zwanzig nachlassen Schraumlnkt dies nicht auch die Lernfaumlhigkeit ein Tatsaumlchlich lassen zwar viele kognitive Funktionen messbar nach

Damit gehen aber nicht automatisch Einbuszligen in der Faumlhigkeit zum berufsbezogenen Lernen einher Zum einen bauen sich nicht alle kognitiven Funktio-nen ab sondern vornehmlich die als bdquofluide Intelli-genzldquo bezeichneten Sie kommen bei der Loumlsung neuer Aufgaben zum Zuge bei denen nicht auf

fruumlhere Lernerfahrungen zuruumlckgegriffen werden kann bdquoKristalline Intelligenzldquo hingegen kommt bei der Nutzung von Wissen und Erfahrung zum Einsatz und kann Einbuszligen der fluiden Intelligenz aus-gleichen Zweitens fanden fast alle einschlaumlgigen Studien im Labor statt und zielten auf die Auslotung der Grenzen kognitiver Leistungsfaumlhigkeit ab Die Moumlglichkeit zur Kompensation durch Wissen und Bildung entfaumlllt dadurch weitgehend

Lernfaumlhigkeit bleibt erhalten

Beim berufsbezogenen Lernen herrschen solche Ein-schraumlnkungen nicht Lernende koumlnnen ihren Lern-prozess hinsichtlich Lernzielen und Lernzeit (mit) bestimmen und dadurch kognitive Einbuszligen ausgleichen Die Laborbefunde zum Altersabbau betreffen so gesehen nur einen kleinen Ausschnitt des Lernens Aus kognitiver Sicht laumlsst sich also festhalten dass die Lernfaumlhigkeit aumllterer Mitarbeiter waumlhrend ihres gesamten Berufslebens erhalten bleibt

Lernfaumlhigkeit ist aber nicht gleich Lernbereitschaft Diese haumlngt wesentlich von einer spezifischen Lern-kompetenz ab Sie ist nicht auf bestimmte Fachge-biete beschraumlnkt und umfasst die drei Ebenen

bullLernorientierung Die Effizienz des Lernen wird davon beeinflusst ob man Lernen als gestaltbare Aktivitaumlt begreift oder als dozentengesteuerte Anhaumlufung von Faktenwissen auf Vorrat bullLernkontrolle Nachhaltig lernen kann nur wer sich dem eigenen Lernbedarf angemessene Lernziele setzt und den Lernfortschritt im Hin-blick auf diese Ziele fortlaufend uumlberpruumlft bullLerntechniken Sie dienen dazu Wissen lang-fristig im Gedaumlchtnis zu verankern und um-fassen vielfaumlltige Methoden der Visualisierung und Konzeptbildung

Lernkompetenz ist kein Talent sondern eine lern- und trainierbare Fertigkeit Sie kann durch gezielte Personalentwicklung und ein stimmiges betriebliches Umfeld mit foumlrderlichem Lernklima aufgebaut und erhalten werden Umgekehrt kann sie als Folge laumlnger dauernder bdquoLernentwoumlhnungldquo verloren gehen Dies haumlngt nicht zuletzt damit zusammen dass in vielen Unternehmen die Weiterbildungsteil-

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nahme jenseits des vierzigsten Lebensjahres schlag-artig sinkt ndash was Lernentwoumlhnung natuumlrlich foumlrdert Auch herrscht fuumlr Aumlltere vielfach insofern ein unguumln-stiges Lernklima als nicht wenige Personalverant-wortliche Aumllteren nur geringe Lernfaumlhigkeit und Veraumlnderungsbereitschaft zutrauen Derlei Vorbe-halte schlagen sich bei Beschaumlftigten in Zweifeln an ihrer eigenen Lernfaumlhigkeit und an der Trainier-barkeit ihrer Fertigkeiten nieder Ein Mangel an Lernkompetenz erklaumlrt moumlglicherweise auch den vielfach replizierten Befund dass aumlltere Beschaumlftigte im Vergleich zu ihren juumlngeren Kollegen schlechtere Leistungen in der berufsbezogenen Weiterbildung zeigen

Unsere Forschung zeigt dass ndash unabhaumlngig vom Alter ndash Beschaumlftigte mit houmlherer Lernkompetenz einen signifikant houmlheren Lernerfolg angeben als Beschaumlftigter geringerer Kompetenz Bei Beschaumlftig-ten uumlber 50 Jahren faumlllt der Unterschied im Lernerfolg am deutlichsten aus Houmlhere Lernkompetenz geht mit houmlherer Weiterbildungsteilnahme einher um-gekehrt berichteten Beschaumlftigte mit geringerer Lernkompetenz uumlber groumlszligere Schwierigkeiten bei der Planung der eigenen Weiterbildung und houmlheren Unterstuumltzungsbedarf

Unter dem Strich zeigen unsere Untersuchungen dass die Erfassung der Lernkompetenz ein wichtiger Schritt ist im Rahmen von Strategien zur quantitativen und qualitativen Verbesserung der Weiterbildungs-beteiligung aumllterer Beschaumlftigter Dies laumlsst sich zur Konzeption von Lernkompetenz-Workshops nutzen mit denen das Lernverhalten gezielt optimiert werden kann Ansatzpunkt einschlaumlgiger Trainings ist die Lernkontrolle die sich in unseren Untersuchungen als trennscharf zwischen kompetenten und weniger kompetenten Lernern erwies Hoher Lernkontrolle also der Fertigkeit angemessene Lernziele zu setzen und das Lernen im Hinblick auf diese Ziele zu steuern kommt das groumlszligte Gewicht fuumlr den Lernerfolg zu Darin liegt auch der Grund dass vornehmlich auf die Vermittlung von auf Lernstrategien ausgerichtete Trainings und primaumlr auf die Staumlrkung der Lernmo-tivation abzielende Trainings gleichermaszligen zu kurz greifen und nur die integrierte Ansprache beider Ebenen nachhaltiges karriereweites und -langes Lernen gewaumlhrleistet

Prof Dr Christian Stamov-Roszlignagel Jacobs Centre on Lifelong Learning Jacobs University wwwjacobs-universitydedirectory10028

28 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Qualifizierung mit System ausbauen -Weiterbildung und bdquoeQualificationldquo

Digitale Medien und bdquoeQualificationldquo als die Lernformen des neuen Jahrtausends prokla-miert standen anfangs fuumlr kostenguumlnstiges und effektives Lernen technische Loumlsungen ruumlckten in den Mittelpunkt der Diskussion doch nach dem ersten Boom kam die ernuumlch-terung Die Lerner wuumlrden das Medium nicht akzeptieren der Lernerfolg sei anzuzweifeln der finanzielle Vorteil ebenso

Anstelle der technokratischen Schwerpunktsetzun-gen widmete man sich in der Folgezeit verstaumlrkt den lern- und bildungstheoretischen Aspekten und dem Potenzial multimedialer Lernkonzepte fuumlr eine zukunftsfaumlhige berufliche Kompetenzentwicklung Angesichts der in den letzten Jahren wieder deutli-chen Zuwachsraten des Lernens mit neuen Medien am Arbeitsplatz stellte sich die Frage nach der Bedeu-tung dieser Medien fuumlr die Weiterbildung und nach ihrem Einfluss auf deren soziale und didaktische Zielsetzungen

weiterbildung und soziale selektion

Die Entwicklung von der Industrie zur Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft fuumlhrt auch zu einem Wandel der Organisation in den Unternehmen die auch zu neuen Arbeits- und Organisationskonzepten fuumlhren wobei wir wahrscheinlich erst am Anfang dieses Wandlungsprozesses stehen Die Folge ist dass Weiterbildung und berufliche Qualifizierung gegenwaumlrtig einen Wandlungsprozess durchlaufen der Ziele und Inhalte Umfang sowie Formen Methoden und Orte des Lernens gleichermaszligen erfasst Lernformen und Lernorte werden pluraler und vielfaumlltiger und gehen mit einem quantitativen Zuwachs und einer qualitativen Veraumlnderung der Bedeutung des Lernens im Unternehmen einher

Die Nachfrage nach eLearning-Konzepten und neuen Medien in der Weiterbildung unterliegt durch neue Arbeitsformen wie rechner-und internetgestuumltzte Facharbeit und Dienstleistungen und den daraus resultierenden Kompetenzanspruumlchen einer auszliger-ordentlichen Dynamik Gleichzeitig haben Aufwen-dungen und Teilnehmerzahlen die Weiterbildung

zum groumlszligten Bildungsbereich gemacht Von den Auf-wendungen von 35 Mrd Euro pro Jahr entfallen 167 Mrd auf die Unternehmen incl die des oumlffentlichen Dienstes 138 Mrd auf Einzelpersonen 42 Mrd auf die Bundesagentur fuumlr Arbeit und 04 Mrd auf den Staat Im europaumlischen Vergleich liegt die Teilnahme-quote an der formellen betrieblichen Weiterbildung mit 30 der Erwerbstaumltigen im Jahr 2005 im Mittel-feld Im Vergleich liegt die Teilnahmequote in Frank-reich mit 46 und Tschechien mit 59 houmlher die von Polen mit 21 und Griechenland mit 14 niedriger

Entscheidend fuumlr die oumlkonomische qualifikatorische soziale und personale Funktion der Weiterbildung ist aber die Frage der Teilhabe an Weiterbildung der Wei-terbildungsbeteiligung Hier zeigt sich der stark sozial ausgrenzende Charakter der Weiterbil-dung die Selektivitaumlt und Ungleichheit von Chancen

bull28 der Weiterbildungsteilnehmer haben Hauptschulabschluss 47 einen mittleren Abschluss 59 AbiturFachhochschulreife bull23 sind ohne Berufsausbildung aber 62 mit Hochschulabschluss bull31 sind Arbeiter 68 Beamte bull44 gehoumlren der Gruppe der 19ndash34-Jaumlhrigen an 31 der Gruppe der 50-64 Jaumlhrigen

Qualifizierung mit system und bdquoeQualificationldquo ausbauen

Die Weiterbildungsbeteiligung haumlngt also entschei-dend von der beruflichen Qualifikation und der schulischen Vorbildung ab und verstaumlrkt die im Schulsystem angelegte soziale Selektion In dieser Situation kommen die informelle Weiterbildung und damit die neuen Medien und verschiedenen Formen des eLearnings ins Spiel Die Teilnahme an Compu-terselbstlernprogrammen im Rahmen der informel-len Weiterbildung hat sich zwischen 2003 und 2007 von 8 auf 15 erhoumlht und damit fast verdoppelt In der informellen Weiterbildungskategorie Internet am Arbeitsplatz weist die Statistik eine Steigerung von 7 auf 13 aus Zudem bilden sich mit der Nut-zung von Personal-Computern rechnerintegrierten Arbeitssystemen und dem Intranet zunehmend vir-tuelle Lernorte in Unternehmen heraus Beschaumlftigte nutzen in wachsendem Maszlige multimediale und inter-aktive Bildungsangebote und koumlnnen an

29 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

kooperativen Lehr-Lern-Arrangements teilnehmen Neue Medien und die damit verbundenen Lerntech-nologien wie Tele-Teaching und Tele-Coaching erlei-chtern und foumlrdern das Lernen in der Arbeit und in vernetzten Lernortstrukturen

Die informelle Weiterbildung verzeichnet seit Jahren erhebliche Zuwaumlchse obwohl die Teilnahme der Erwerbstaumltigen hier mit 61 im Jahre 2003 und mit 68 im Jahre 2007 schon annaumlhernd doppelt so hoch liegt wie die an der formellen Weiterbildung Damit ist die informelle Weiterbildung im Sinne von bdquoArbeit als zweite Chanceldquo und als Moumlglichkeit zu sehen der wachsenden Selektion in Weiterbildung und Weiter-bildungsteilnahme zu begegnen Dies ist allerdings kein Selbstlaumlufer denn auch bei der Teilnahme an der informellen Weiterbildung zeigt sich die Abbild-ung und Verlaumlngerung sozialer Ungleichheit Not-wendig ist eine strukturelle und im Weiterbildungs-system abzusichernde Foumlrderung von bildungsbe-nachteiligten Gruppen In diesem Sinne sind abschlieszligend vier Thesen und Optionen formuliert

bullInformelles Lernen wird im Beruf zunehmend wichtiger dabei kommt dem Lernen mithilfe neuer Medien durch die Verdoppelung in den letzten vier Jahren bei computergestuumltzten Selbstlernprogrammen und Internet-Lernen am Arbeitsplatz eine zentrale Rolle zu bullVirtuelle Lernorte verbinden formelle und informelle Weiterbildung diese Lernorte auf informations- und kommunikationstechno-logischer Basis ergaumlnzen die pluralen Lernorte von Qualifizierungsverbuumlnden und Qualifizier-ungsnetzwerken zunehmend bullNeue Medien eroumlffnen lern- und bildungsthe-oretisch verbesserte Zugaumlnge zum bdquolebenslan-gen Lernenldquo und zur bdquoBildung fuumlr alleldquo voraus-gesetzt sie werden didaktisch-methodisch und institutionell eingebettet und sind nicht einsei-tig auf Selbstorganisation und Individualisierung gerichtet bullWeiterbildung ist als vierte und umfassendste Saumlule des Bildungssystems auszubauen und verstaumlrkt gesetzlich zu rahmen wobei das in-formelle Lernen uumlber verbindliche Anerken-nungen als Beitrag zur Chancengleichheit in beruflichen Bildungswegen im Sinne einersbquo bdquozweiten Chanceldquo zu nutzen ist

Prof Dr Peter Dehnbostel Helmut-Schmidt-Universitaumlt Hamburg wwwhsu-hhdedebo

30 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Aufbau eines Online-Berichtshefts und Kompetenz-portfolios in den dualen Ausbildungsberufen

Die duale Berufsausbildung in Deutschland stellt ein erfolgsmodell dar und genieszligt auch

international hohes Ansehen Mehrere aktu-elle studien zeigen Maumlngel in der Qualitaumlt der dualen beruflichen Ausbildung auf nach einer repraumlsentativen umfrage des Bundesin-stituts fuumlr Berufsbildung (BIBB) kritisieren die Auszubildenden insbesondere die Qualitaumlt der kooperation der Lernorte Betrieb und schule oft ist es den Auszubildenden selbst uumlberlassen erfahrungen aus der betrieblichen und schulischen Ausbildung miteinander zu verknuumlpfen

Bei der mangelnden Abstimmung zwischen den Lern-orten handelt es sich jedoch weniger um ein Problem auf der Ebene der Ausbilder und Berufsschullehrer sondern eher um ein strukturelles Defizit der dualen Berufsausbildung Es mangelt vor allem an systema-tischer Information um ein gegenseitiges Abstimmen in der dualen Ausbildung gewaumlhrleisten zu koumlnnen

Es bedarf geeigneter Instrumente um eine staumlrkere Zusammenarbeit und die Abstimmung zwischen den betrieblichen und schulischen Ausbildern aber auch zwischen dem Auszubildenden und seinem Ausbilder zu ermoumlglichen Gegenwaumlrtig uumlbernimmt ausschlieszlig-lich der papierbasierte Ausbildungsnachweis das sogenannte Berichtsheft diese Funktion Da es sich hierbei um eine zeit- und ortsabhaumlngige Informa-tionsbasis handelt koumlnnen sich Probleme ergeben

Beispielsweise kann der Ausbilder anhand des Ausbildungsnachweises erst nach dem Abschluss eines Ausbildungsturnus feststellen mit welchen Themen sich der Auszubildende auseinanderge-setzt hat In der Folge sind klare und aufeinander abgestimmte Lernprozesse erschwert was nicht selten zu erheblichen Abstimmungsprozessen innerhalb der Ausbildung fuumlhrt

online-Ausbildungsnachweis

Unter dem Titel bdquoBLok ndash Online-Berichtsheft zur Staumlrkung der Lernortkooperationldquo verfolgt das Insti-tut fuumlr Berufspaumldagogik der Technischen Universitaumlt

Dresden das Ziel mit dem Einsatz von Web 20- Technologien die Lernorte der dualen Berufsausbil-dung zu verzahnen Im Rahmen dieses durch das BMBF gefoumlrderten Forschungs- und Entwicklungs-projektes werden bereits bestehende Ressourcen genutzt um das rechtsverbindliche Instrument bdquoBerichtsheftldquo welches in seiner gegenwaumlrtigen Form lediglich als Rechtfertigungsinstrument dient zu einem Qualitaumltsentwicklungsinstrument auf der Grundlage einer geeigneten mediendidaktischen Konzeption auszubauen

Der Schwerpunkt des Projektes liegt in der Entwick-lung Erprobung und Evaluation eines Online-Ausbildungsnachweises auf der technischen Basis eines Weblogs als persoumlnliches Lerntagebuch Dieses Online-Lerntagebuch fuumlhrt der Berufsschuumller regelmaumlszligig und kann von seinem Ausbilder und Berufsschullehrer jederzeit und vor allem unabhaumln-gig vom aktuellen Lernort des Berufsschuumllers einge-sehen werden Auf diese Weise werden die Lernorte der Berufsausbildung im dualen System durch den Online-Ausbildungsnachweis miteinander gekoppelt und so eine gemeinsame Informationsbasis fuumlr die Partner der dualen Berufsausbildung geschaffen Diese Staumlrkung der Lernortkooperation erzeugt eine Transparenz der Ausbildungsinhalte und soll zu einer verbesserten Abstimmung selbiger an den Lernorten fuumlhren

Funktionsbereiche und Potenziale

Der Online-Ausbildungsnachweis verfuumlgt uumlber zwei Funktionsbereiche

bullBerichtsheftfuumlhrung in Form eines Weblogs Wie bei der klassischen Form des Berichtsheftes uumlblich dokumentiert der Auszubildende auch in der online-basierten Form regelmaumlszligig den zeit-lichen und sachlichen Ablauf der Berufsaus-bildung Der Technologie eines Weblog ent-sprechend fuumlhrt der Auszubildende sein Lern-tagebuch als Online-Berichtsheft welches durch die Ausbilder online kommentiert werden kann Durch die Moumlglichkeit von Anmerkungen zu den Eintraumlgen des Auszubildenden werden Feedback-prozesse angeregt und folglich der Dialog zwi-schen Auszubildendem und Ausbilder gestaumlrkt

31 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

bullDarstellung der erworbenen Qualifikationen in Form eines Kompetenzportfolios Neben der Dokumentation des sachlichen und zeitlichen Ablaufes im Berichtsheft ist es dem Auszubildenden moumlglich die dokumentierten Taumltigkeiten zu verschlagworten In Form eines Auswahlmenuumls werden die zu erlangenden Faumlhigkeiten und Fertigkeiten eines Ausbildungs-berufes aufgelistet und von dem Auszubildenden verschlagwortet (sogenanntes Tagging) Anschlieszligend wird durch eine entsprechende Visualisierung (z B in Form einer Tagcloud d h einer Schlagwortwolke) der eigene Entwicklungs-stand dargestellt Die Tagcloud enthaumllt alle bis-her verwendeten Schlagworte Durch die damit erzeugte Transparenz koumlnnen Auszubildende und Ausbilder den Ist-Stand der beruflichen Handlungsfaumlhigkeit einschaumltzen und auch Handlungsbedarfe ableiten In Ergaumlnzung zu der geschlossenen Form des Kompetenzport-folios ist es in der offenen Form vorgesehen aus-bildungsrelevante Dokumente (wie Zertifikate etc) und Erfahrungsberichte abzulegen und so Erfahrungen aus der Ausbildungspraxis zu dokumentieren

Fazit

Das Projekt BLok traumlgt durch die Digitalisierung und Weiterentwicklung des klassischen Berichtsheftes auf Grundlage von Web 20-Technologien zur Ver-zahnung der Lernorte sowie zur Qualitaumltssicherung und -entwicklung in der dualen Berufsausbildung bei BLok unterstuumltzt dabei eine nachhaltige Integ-ration digitaler Medien auf struktureller Ebene in die Berufsausbildungspraxis

Professor Thomas Koumlhler Technische Universitaumlt Dresden wwwblok-onlineorg

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beroobi ndash erlebe Berufe online Das interaktive Jugendportal zur Berufswahl

trotz der vielfaumlltigen Moumlglichkeiten sich Infor-mationen zu beschaffen haben viele Jugend-liche nach wie vor Probleme sich hinsichtlich ihrer beruflichen zukunftsplanung zu orien-tieren oftmals bleibt ihre Ausbildungswahl einseitig und sie nehmen die chancen des derzeitigen Ausbildungs- und Arbeitsmarktes nur bedingt wahr

Das Wissen uumlber die Bandbreite aktueller Ausbildungs-berufe und speziell jener die auch zukuumlnftig Chancen auf dem Arbeitsmarkt bieten ist fuumlr die Berufswahl entscheidend Junge Frauen und Maumlnner mit niedri-geren Schulabschluumlssen sind dabei eine besondere Zielgruppe beroobi ist ein Kunstwort das sich aus Ber-ufs-bi-ld ableitet und bdquoooldquo wurde von Google abgeschaut beroobi bietet den jungen Frauen und Maumlnnern Interaktionsmoumlglichkeiten an die einen attraktiven Einstieg in das Thema Berufswahl ermoumlglichen

Hierfuumlr wird ein interaktives Online-Portal aufgebaut in dessen Mittelpunkt interessante und zukunfts-weisende Ausbildungsberufe fuumlr eine spielerische Erkundung stehen Die Berufsbilder sind multimedial-interaktiv aufbereitet und geben realistische Einblicke in den Berufsalltag Junge Frauen und Maumlnner die bereits in ihrem Beruf arbeiten stellen diese den Nutzern anschaulich vor und lassen sie entdeckend und ausprobierend daran teilhaben Alle wichtigen Aspekte eines Berufs werden aufgegriffen Taumltig-keiten Tagesablaumlufe Erlaumluterungen zu wichtigen Voraussetzungen Erklaumlrungen zu Anforderungen in der Ausbildung sowie das Aufzeigen von Perspek-tiven fuumlr weitere Fortbildungs- und Weiterbildungs-moumlglichkeiten und weiterfuumlhrende Links

Eine leichte und schnelle Orientierung wird dadurch erleichtert dass jedem Berufsbild der gleiche Aufbau und aumlhnliche Interaktionsmoumlglichkeiten zugrunde liegen Bei der Auswahl der Berufe werden bewusst Ausbildungsberufe aus Zukunftsbranchen und Innovationsbereichen (Industrie Handwerk Bau Naturwissenschaften Technik und Informations-technologie) in den Blick genommen

Interaktiver Ansatz mit hohem Akzeptanzwert

Ziel des didaktisch-methodischen Konzepts von beroobi ist es junge Menschen durch neue Ansaumltze zum selbst gesteuerten Entdecken und Ausprobieren im Netz anzuregen und einen persoumlnlichen Bezug zum Thema Berufswahl herzustellen Hierfuumlr setzt das Projekt auf verschiedene Kriterien die in der Umsetzung des Angebots konsequente Beruumlcksich-tigung finden

bullVielseitigkeit Selbststeuerbare Video- und Audiosequenzen Fotoshows und animierte Grafiken bieten anschauliche und vielseitige Formen der Informationsdarstellung Einge-bunden sind diese in eine Flash-Umgebung die auch als Web-Applikation unabhaumlngig von beroobi als Stand-alone-Applikation in eine Web-seite integriert werden koumlnnen bullInteraktion Verschiedene Interaktionstools ermoumlglichen eine direkte und aktive Teilnahm am Angebot Selbsteinschaumltzungen Umfragen und Wissenstests animieren zur spielerischen und entdeckenden Auseinandersetzung mit Inhalten bullIdentifikation Junge Profis aus der Praxis stellen vor Ort ihren Arbeitsplatz und ihr Arbeitsleben vor und lassen die Nutzerinnen und Nutzer uumlber Film und Audio daran teilhaben Der Mix aus Fakten eigenen Erfahrungsberichten und Hinweisen ermoumlglicht Identifikation und Pers-pektivenwechsel bullVerstaumlndlichkeit Das Angebot setzt konsequent auf jugendgerechte Sprache intuitive Benutzer-fuumlhrung und kleine verstaumlndliche Informations-einheiten sodass auch Jugendliche mit weniger Interneterfahrung gut damit zurechtkommen koumlnnen bullAuthentizitaumlt Jedes Berufsbild ist individuell gestaltet und lebt von der Authentizitaumlt seiner realen Hauptperson Dieses unverwechselbare bdquoGesichtldquo sowie auch das Zu-Wort-Kommen von Betriebs-und Unternehmensverantwortlich-en Ausbildungsleitern und anderen bdquoBerufsex-pertenldquo fuumlhren zu einer hohen Akzeptanz bei Jugendlichen

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Das online-Portal beroobide

Die Hauptintention des Online-Portals besteht darin Jugendlichen verschiedene Zugangswege zu den jeweiligen Berufsbildern zu ermoumlglichen sie neu-gierig zu machen und zum bdquoHineinklickenldquo anzu-regen Im Mittelpunkt von wwwberoobide stehen daher die Berufsbilder die uumlber spezifische Beduumlrf-nisparameter ansteuerbar sind Weiterfuumlhrende Informationen zu den Berufen Interviews mit Experten spielerische Wissensabfragen und Links werden den Jugendlichen uumlber eine Informations-rubrik angeboten Ein kleiner Community-Bereich ermoumlglicht weitere Orientierungshilfe Dort steht ein moderiertes Forum fuumlr Fragen und Hinweise bereit eine Merkliste fuumlr das Speichern von Berufs-bildern sowie die Verlinkung auf Freunde und deren Profile Uumlber Features wie bdquoWie steht mir der Berufldquo koumlnnen eigene Fotos hochgeladen werden welches die Nutzerinnen und Nutzer automatisch in verschiedene Arbeitsbekleidungen hineinsetzt und in eine Galerie speichert

zielgruppe

Primaumlre Zielgruppe von beroobi sind Jugendliche der Altersgruppe 14 bis 20 Jahre aller Schulformen die sich im Prozess der Berufsfindung und Berufsorien-tierung befinden Neben Schulabgaumlngern sind des-gleichen all diejenigen angesprochen die bereits eine Berufsausbildung begonnen abgeschlossen oder auch abgebrochen haben und sich weiter bzw neu orientieren moumlchten Wichtige Ansprech-partner sind daher auch paumldagogische Fachkraumlfte die in vielen Faumlllen beroobi bei der jugendlichen Zielgruppe bekannt machen

kooperation und Vernetzung

Das Projekt beroobi versteht sich als bdquoTuumlroumlffnerldquo zu bereits bestehenden Angeboten im Bereich Berufso-rientierungberufliche Bildung und lebt daher von dem vielseitigen Austausch und der Zusammenarbeit mit diesen Dazu zaumlhlen unter anderem vor allem Verbaumlnde Innungen Kammern die Agentur fuumlr Arbeit das Bundesinstitut fuumlr Berufsbildung Schulen Berufsschulen Bildungstraumlger Gewerkschaften so-wie vor allem auch Wirtschaftspartner Betriebe und Unternehmen

Silke Niemann Schulen ans Netz e V wwwberoobide und wwwschulen-ans-netzde

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Erstellung digitaler eLearning-Module durch Aus-zubildende im Handwerk

Das Internet hat uns in ein neues Jahrtausend

gefuumlhrt ein Jahrtausend in dem das wissen der welt raumlumlich und zeitlich unabhaumlngig

verfuumlgbar ist und aus immer groumlszligeren Daten-banken abgerufen werden kann eine solche entwicklung macht auch vor dem system der dualen beruflichen erstausbildung im hand-werk nicht halt und beschaumlftigt seit vielen Jahren die vorausschauende wissenschaft aber auch die Praxis

Im Kern geht es bei den Uumlberlegungen um die Einfuumlhr-ung von eLearning-Szenarien Die Bemuumlhungen zielen hier zum einen auf die oumlkonomische Optimie-rung (beliebiger Einstiegszeitpunkt in Qualifizierungs-maszlignahmen Optimierung der Lehrer-Schuumller-Relation) zum anderen aber auch auf die didaktisch-methodische Optimierung von Bildungsprozessen wie die individuelle Foumlrderung oder Flexibilisierung

Bei allen Bemuumlhungen mit Web 10-gestuumltzten eLear-ning-Szenarien bleiben zahlreiche Fragen ungeklaumlrt Dies gilt besonders fuumlr den Bereich der Lehrlings-ausbildung im Handwerk Aus dem System der dualen Berufsausbildung im Handwerk d h der Kombination von betrieblicher und uumlberbetrieblicher Ausbildung und Unterricht in der Berufsschule sind bisher keine nachhaltigen Ansaumltze bekannt in denen Bildungsprozesse durch internetbasierte eLearning-Konzepte optimiert ergaumlnzt oder gar abgeloumlst werden konnten Bisher kann lediglich auf die Ergebnisse von Modellprojekten zuruumlckgegriffen werden Standar-disierte Konzepte und didaktische Ansaumltze existieren nicht Ganz zu schweigen von einer bildungstheore-tischen Verortung von eLearning-Szenarien in konventionellen Berufsbildungsprozessen

Die Vergangenheit hat gezeigt dass vor allem zwei Problemlagen die Einfuumlhrung von eLearning-Szena-rien erschweren Zum einen gibt es das Problem dass es nicht genuumlgend passgenaue digitale Lern-module fuumlr die verschiedenen Gewerke d h die Berufe im Handwerk und die daraus resultierenden Lerngruppen gibt

Hier zeigt sich die Schwierigkeit dass der produzierte eLearning-Baustein entsprechend der Lerngruppe reduziert und entsprechend der Vorstellung des Lehrers didaktisch eingebunden sein muss Zum an-deren scheitert der Einsatz kommerzieller Loumlsungen auch daran dass nicht die notwendigen Ressourcen vorhanden sind um immer wieder Lernmodule zu erwerben die den jeweils aktuellen Stand der Technik abbilden An dieser Stelle setzt das Forschungsvorhaben Didaktische Parallelitaumlt und Lernortflexibilisierung (DiPaL) an DiPaL kombiniert die klassischen Vorteile des Praumlsenzunterrichts mit den neuen Moumlglichkeiten des Web 20 mit dem Ziel Lernprozesse im Dualen System uumlber selbst produzierte E-Learnings flexibler zu machen

Lerneinheiten selber erstellen

Das Forschungsvorhaben entwickelt und untersucht dazu einen neuen subjektorientierten designbasier-ten didaktisch-methodischen Ansatz zur Lernort-kooperation Mit Hilfe spezieller Software erstellen Schuumllerinnen und Schuumller mit ihren Lehrkraumlften ihre Lerneinheiten selber bereiten sie digital auf und veroumlffentlichen sie im Netz Das Konzept des offenen Klassenzimmers basiert dabei auf der Annahme dass in jeder Schuumllerin und in jedem Schuumller auch eine Lehrerin bzw ein Lehrer steckt Das Ziel besteht darin durch eine geeignete Didaktik genau diesen Rollen-tausch vom Lernenden zum (Lern-) Lehrenden herbei-zufuumlhren Das heiszligt konkret dass die Auszubildenden die Themen des Unterrichts so aufbereiten dass digitale Lernmaterialien (Filme Texte Bilder Grafi-ken) entstehen Die dazu notwendigen Aktivitaumlten der (Lern-) Lehrenden reichen von der Anfertigung einer Handzeichnung die eingescannt wird bis zur schriftlichen Ausarbeitung eines kompletten Dreh-buchs fuumlr die Umsetzung des jeweiligen Themas in einem aufwendigen Lehrfilm Die im Unterricht erzeugten digitalen Lernmaterialien werden an-schlieszligend gemeinsam mit dem Lehrer besprochen und diskutiert ob die produzierten Lernmaterialien fachlich richtig sind Diese Besprechungen sind von groszliger Bedeutung fuumlr den Lernprozess da sich hier zeigt ob das Thema fachlich verstanden wurde

35 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Gleichzeitig hinterfragen die (Lern-) Lehrenden sich selbst und den Prozess der Materialienproduktion Hierbei gilt es z B Alternativen zur gefundenen Loumlsung aufzuzeigen oder die Sprachqualitaumlt zu beurteilen Grundsaumltzlich wird angestrebt dass die (Lern-) Lehrenden in einen kritischen Dialog unter-einander treten Die Diskussion fuumlhrt im Ergebnis zu der Entscheidung ob das produzierte Lernmaterial im Internet veroumlffentlicht wird oder nicht

Fuumlr den Bereich der dualen beruflichen Erstausbil-dung bieten die durch die Auszubildenden erstellten digitalen Lernbausteine ganz besondere Moumlglich-keiten um Ausbildungsstrukturen flexibler zu machen So wird das Forschungsvorhaben empirisch unter-suchen inwieweit die Lernbausteine dazu genutzt werden koumlnnen dass der Auszubildende krankheits-bedingte oder betriebsbedingte Fehlzeiten zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort nachholen kann Daneben erwarten die am Forschungsvorhaben beteiligten Institutionen dass uumlber die Transparenz der Inhalte eine grundsaumltzlich verbesserte Zusam-menarbeit zwischen den Berufsschullehrern und den betrieblichen bzw uumlberbetrieblichen Ausbil-dern realisiert werden kann Auch dies soll empirisch geklaumlrt werden

Neben den Untersuchungen hat das Vorhaben auch verschiedene entwicklungstechnische Ziele

bullEntwicklung von Schemata zur Integration von Programmen zur schnellen Entwicklung von Lernangeboten (Rapid-Authoring-Prozesse) in konventionelle Praumlsenzphasen bullEntwicklung und Implementierung einer Datenbank fuumlr Lehrinhalte (Learning Object Re-pository abgekuumlrzt LOR) fuumlr die Bereitstellung von Bausteinen in einem Bausteinnetzwerk des Handwerks (wwwbaustein-netzwerkde) bullEntwicklung von Organisationsstrukturen fuumlr die engere inhaltliche Zusammenarbeit der Lernorte im dualen System auf der personalen Ebene

Markus Schaumlfer Berufskolleg Maumlrkischer Kreis wwwkfz4mede und wwwdipalde

36 LIterAturhInweIse

weiterfuumlhrende Literatur (Auswahl)

Becker M Spoumlttl G (2008) Berufswissenschaftliche Forschung ndash Ein Arbeitsbuch

fuumlr Studium und Praxis Peter Lang Internationaler Verlag der Wissenschaften

Frankfurt am Main

Beicht U Krewerth A Eberhard V Granato M Viel Licht ndash aber auch Schatten

Qualitaumlt dualer Berufsausbildung in Deutschland aus Sicht der Auszubildenden

BIBB Report 92009

Dehnbostel P (2008) Berufliche Weiterbildung Grundlagen aus arbeitnehmer-

orientierter Sicht Berlin edition sigma

Dreyfus H-L Dreyfus S E (1986) Kuumlnstliche Intelligenz Von den Grenzen der

Denkmaschine und dem Wert der Intuition Reinbek Rowohlt Verlag Hamburg

Grund- und Strukturdaten gushisde 80 [12 09 2009]

Hauptverband der deutschen Bauindustrie Zahlen und Fakten

wwwbauindustriede (Stand Juni 2009)

Howe Falk Berben Thomas (2006) Lern- und Arbeitsaufgaben In Rauner Felix

(Hrsg) Handbuch Berufsbildungsforschung 2 aktualisierte Auflage Bielefeld

Bertelsmann S 383ndash390

Howe Falk Knutzen Soumlnke (2007) Die Kompetenzwerksttt Ein berufswissen-

schaftliches E-Learning-Konzept Goumlttingen Cuvillier

Knutzen Soumlnke Howe Falk E-Learning im Handwerk (2008) In Issing Ludwig

Klimsa Paul (Hrsg) Online-Lernen Weinheim Beltz-Verlag S 133ndash156

Knutzen Soumlnke Howe Falk Rapid E-Learning in der gewerblich-technischen

Ausbildung ndash Gestaltbare Lernsoftware nach dem Konzept der Kompetenz-

werksttt (2008) In Howe Falk Jarosch Juumlrgen Zinke Gert (Hrsg)

Ausbildungskonzepte und Neue Medien in der uumlberbetrieblichen Ausbildung

Bielefeld Bertelsmann-Verlag S 112ndash131

Koumlhler T Neumann J Saupe V Organisation des Online-Lernens In Issing L J

Klimsa P Online-Lernen Ein Handbuch fuumlr das Lernen mit Internet Muumlnchen

Oldenbourg 2008

Payome Thea (2006) Marktuumlbersicht Rapid E-Learning ndash aus PowerPoint-Folien

werden Lernprogramme In Hohenstein Andreas Wilbers Karl (Hg) Handbuch

E-Learning 17 Erg-Lfg Koumlln Dt Wirtschaftsdienst

Scheib T Spoumlttl G Windelband L Qualitaumlt betrieblicher Ausbilder sichern und

entwickeln ndash eine staumlndige Herausforderung In Berufsbildung in Wissenschaft

und Praxis ndash BWP 32008 S 36ndash39

Von Rosenbladt B Bilger F (2007) Weiterbildungsbeteiligung in Deutschland

Eckdaten zum BSW-AES 2007 tns infratest Muumlnchen

ZFA (Hrsg) 2009 Statistik Berufsausbildung und Fortbildung Druck und Medien

20082009 unveroumlffentlichte vorlaumlufige Fassung vom 050509

Diese Druckschrift wird im Rahmen der Oumlffentlichkeitsarbeit vom Bundesministe-

rium fuumlr Bildung und Forschung unentgeltlich abgegeben Sie ist nicht zum gewerb-

lichen Vertrieb bestimmt Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerberinnen

Wahlwerbern oder WahlhelferinnenWahlhelfern waumlhrend eines Wahlkampfes zum

Zweck der Wahlwerbung verwendet werden Dies gilt fuumlr Bundestags- Landtags- und

Kommunalwahlen sowie fuumlr Wahlen zum Europaumlischen Parlament Missbraumluchlich

ist insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen und an Informations-

staumlnden der Parteien sowie das Einlegen Aufdrucken oder Aufkleben partei-

politischer Informationen oder Werbemittel Untersagt ist gleichfalls die Weiter-

gabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung Unabhaumlngig davon wann auf

welchem Weg und in welcher Anzahl diese Schrift der Empfaumlngerindem Empfaumlnger

zugegangen ist darf sie auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden

Wahl nicht in einer Weise verwendet werden die als Parteinahme der Bundes-

regierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden koumlnnte

  • eQualification - Neue13Wege der Qualifizierung
    • Impressum
    • Gruszligwort zur Broschuumlre
    • Inhalt
    • eLearning ndash das Lernen der Zukunft
    • Aufstiegsweiterbildung in der Druck- und Medienindustrie13
    • Flexible Learning im Einzelhandel13
    • DAWINCI ndash Durchlaumlssigkeit in der Aus-und Weiterbildung in der chemischen Industrie13
    • Virtuelles Lernen auf der Baustelle ndash Villa-b13
    • Live Stream Learning ndash fuumlr mobiles und stationaumlres Lernen13
    • Rapid eLearning ndash leicht gestaltbare Lernsoftware13
    • Weiterbildung durch multimediale Lernformen13
    • Demografischer Wandel Herausforderungen und Chancen13
    • eLearning-Infrastruktur in der Altenpflege (eLiA)13
    • Entstehung von Communities am Beispiel der evangelischen 13Kirche in Deutschland
    • Lernkompetenz Schluumlssel zur Qualifizierung fuumlr Aumlltere13
    • Qualifizierung mit System ausbauen - 13Weiterbildung und eQualification
    • Aufbau eines Online-Berichtshefts und Kompetenzportfolios in den dualen Ausbildungsberufen13
    • beroobi ndash erlebe Berufe online Das interaktive Jugendportal zur Berufswahl13
    • Erstellung digitaler eLearning-Module durch Auszubildende im Handwerk13
    • weiterfuumlhrende Literatur (Auswahl)
Page 25: eQualification - Neue Medien, neue Wege der …...Mobile Devices), die wachsenden Personalisierungs-möglichkeiten des Digitaldrucks sowie der starke Trend zur Entwicklung innovativer

25 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

Betrachtet man die Groumlszlige der Zielgruppe von uumlber eine Million haupt-und ehrenamtlich Mitarbeitender in der EKD so ist es offensichtlich dass Fragen der Koordination eine wichtige Rolle einnehmen Prak-tiker muumlssen vom System darin unterstuumltzt werden fuumlr sie interessante Kollegen zu finden und relevante Beitraumlge wahrzunehmen Das Community-System muss Menschen aus ganz Deutschland zusammen-bringen die an semantisch verwandten Praktiken arbeiten So wird ein Austausch uumlber spezifische Prak-tiken auch uumlber Gemeindegrenzen hinaus moumlglich

Fuumlr eine effiziente Kooperation wird das Community-System gemeinsame Arbeitsbereiche bereitstellen die zum einen einen gemeinsamen Informationsraum im Sinne eines Wikis zum Austausch von Patterns bereitstellen und zum anderen die enge Kooperation in einer kleinen Gruppe von Praktikern ermoumlglichen Insbesondere soll das Community-System die Entwick-lung neuer Ideen in einer Ideenwerkstatt und die Zusammenarbeit zwischen einem Autor und einem Mentor bei der Verbesserung von Patterns unter-stuumltzen

In Bezug auf die Motivation zur Teilnahme sollen im PATONGO-Projekt verschiedene Instrumente er-forscht werden von denen an dieser Stelle nur zwei Beispiele genannt werden

bullInwieweit hat die Authentizitaumlt der Praktiker und ihrer Gemeinden eine die Motivation stei-gernde Wirkung bullWelche Rolle spielen Kooperation und Wett-bewerb zwischen den Praktikern als motivie-rende Instrumente in der Community

Erste Prototypen fuumlr den in PATONGO vorgesehenen Prozess und die Web 20-basierten Werkzeuge wurden in den ersten Monaten des Projektes entwi-ckelt und mit Anwendern diskutiert Die Resonanz hierauf war sehr positiv Eine breite Diskussion der Konzepte in der kirchlichen Oumlffentlichkeit begann Ende 2009 Fuumlr Mitte 2010 ist der Start der Community geplant Sowohl der Entwurf als auch die Einfuumlhrung und Nutzung des Prozesses und der Werkzeuge werden evaluiert sodass Ruumlckschluumlsse auf die Wirkung in der EKD gezogen werden koumlnnen die auch fuumlr andere NGOs relevant sein werden

Dr Thies Gundlach Evangelische Kirche in Deutschland Dr Till Schuumlmmer FernUniversitaumlt in Hagen (vlnr) wwwpatongode

26 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

Lernkompetenz Schluumlssel zur Qualifizierungfuumlr Aumlltere

Die Diskussion um das lebenslange Lernen hat konjunktur in Politik wirtschaft und

Forschung Mittelfristig wird jeder dritte Be-schaumlftigte uumlber 50 Jahre alt sein und nur noch

jeder fuumlnfte juumlnger als 30 Jahre Parallel dazu nimmt der Anteil der wissensarbeit zu der Anteil koumlrperlicher und gering qualifizierter taumltigkeiten sinkt Lebenslanges Lernen wird als eine der zentralen strategien angesehen diese sich beschleunigenden Veraumlnderungen der Arbeitswelt zu bewaumlltigen

Einigkeit scheint daruumlber zu bestehen dass der Bedarf an beruflicher Weiterbildung auch fuumlr Beschaumlftigte uumlber 50 Jahren waumlchst Weniger Konsens gibt es in Bezug auf das Wie Wie kommen aumlltere Arbeitnehmer mit dieser Anforderung nach permanentem Dazuler-nen zurecht Wie koumlnnen sie unterstuumltzt werden Bislang werden Beschaumlftigte jenseits des vierzigsten Lebensjahres kaum noch zur Weiterbildung ermun-tert und auf die Lernbeduumlrfnisse dieser Gruppe abgestimmte Angebote sind Mangelware Und Dank der Fruumlhverrentungspolitik fruumlherer Jahre und einer entsprechend jugendzentrierten Arbeitsge-staltung gedieh ein bdquoAnti-Lernklimaldquo in dem sich bei Beschaumlftigten und Unternehmen gleichermaszligen der Eindruck verfestigte Aumlltere koumlnnten und wollten nicht mehr lernen Damit einher gehen unscharfe und falsche Vorstellungen uumlber die Lernfaumlhigkeit Aumllterer Demnach lernen Aumlltere (zu) langsam und schneiden in Weiterbildungsseminaren schlecht ab

Haben nicht wissenschaftliche Untersuchungen wiederholt nachgewiesen dass die kognitive Leis-tungsfaumlhigkeit ndash also alle Prozesse die mit Gedaumlchtnis Lernen und Denken zu tun haben ndash schon mit Mitte Ende Zwanzig nachlassen Schraumlnkt dies nicht auch die Lernfaumlhigkeit ein Tatsaumlchlich lassen zwar viele kognitive Funktionen messbar nach

Damit gehen aber nicht automatisch Einbuszligen in der Faumlhigkeit zum berufsbezogenen Lernen einher Zum einen bauen sich nicht alle kognitiven Funktio-nen ab sondern vornehmlich die als bdquofluide Intelli-genzldquo bezeichneten Sie kommen bei der Loumlsung neuer Aufgaben zum Zuge bei denen nicht auf

fruumlhere Lernerfahrungen zuruumlckgegriffen werden kann bdquoKristalline Intelligenzldquo hingegen kommt bei der Nutzung von Wissen und Erfahrung zum Einsatz und kann Einbuszligen der fluiden Intelligenz aus-gleichen Zweitens fanden fast alle einschlaumlgigen Studien im Labor statt und zielten auf die Auslotung der Grenzen kognitiver Leistungsfaumlhigkeit ab Die Moumlglichkeit zur Kompensation durch Wissen und Bildung entfaumlllt dadurch weitgehend

Lernfaumlhigkeit bleibt erhalten

Beim berufsbezogenen Lernen herrschen solche Ein-schraumlnkungen nicht Lernende koumlnnen ihren Lern-prozess hinsichtlich Lernzielen und Lernzeit (mit) bestimmen und dadurch kognitive Einbuszligen ausgleichen Die Laborbefunde zum Altersabbau betreffen so gesehen nur einen kleinen Ausschnitt des Lernens Aus kognitiver Sicht laumlsst sich also festhalten dass die Lernfaumlhigkeit aumllterer Mitarbeiter waumlhrend ihres gesamten Berufslebens erhalten bleibt

Lernfaumlhigkeit ist aber nicht gleich Lernbereitschaft Diese haumlngt wesentlich von einer spezifischen Lern-kompetenz ab Sie ist nicht auf bestimmte Fachge-biete beschraumlnkt und umfasst die drei Ebenen

bullLernorientierung Die Effizienz des Lernen wird davon beeinflusst ob man Lernen als gestaltbare Aktivitaumlt begreift oder als dozentengesteuerte Anhaumlufung von Faktenwissen auf Vorrat bullLernkontrolle Nachhaltig lernen kann nur wer sich dem eigenen Lernbedarf angemessene Lernziele setzt und den Lernfortschritt im Hin-blick auf diese Ziele fortlaufend uumlberpruumlft bullLerntechniken Sie dienen dazu Wissen lang-fristig im Gedaumlchtnis zu verankern und um-fassen vielfaumlltige Methoden der Visualisierung und Konzeptbildung

Lernkompetenz ist kein Talent sondern eine lern- und trainierbare Fertigkeit Sie kann durch gezielte Personalentwicklung und ein stimmiges betriebliches Umfeld mit foumlrderlichem Lernklima aufgebaut und erhalten werden Umgekehrt kann sie als Folge laumlnger dauernder bdquoLernentwoumlhnungldquo verloren gehen Dies haumlngt nicht zuletzt damit zusammen dass in vielen Unternehmen die Weiterbildungsteil-

27 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

nahme jenseits des vierzigsten Lebensjahres schlag-artig sinkt ndash was Lernentwoumlhnung natuumlrlich foumlrdert Auch herrscht fuumlr Aumlltere vielfach insofern ein unguumln-stiges Lernklima als nicht wenige Personalverant-wortliche Aumllteren nur geringe Lernfaumlhigkeit und Veraumlnderungsbereitschaft zutrauen Derlei Vorbe-halte schlagen sich bei Beschaumlftigten in Zweifeln an ihrer eigenen Lernfaumlhigkeit und an der Trainier-barkeit ihrer Fertigkeiten nieder Ein Mangel an Lernkompetenz erklaumlrt moumlglicherweise auch den vielfach replizierten Befund dass aumlltere Beschaumlftigte im Vergleich zu ihren juumlngeren Kollegen schlechtere Leistungen in der berufsbezogenen Weiterbildung zeigen

Unsere Forschung zeigt dass ndash unabhaumlngig vom Alter ndash Beschaumlftigte mit houmlherer Lernkompetenz einen signifikant houmlheren Lernerfolg angeben als Beschaumlftigter geringerer Kompetenz Bei Beschaumlftig-ten uumlber 50 Jahren faumlllt der Unterschied im Lernerfolg am deutlichsten aus Houmlhere Lernkompetenz geht mit houmlherer Weiterbildungsteilnahme einher um-gekehrt berichteten Beschaumlftigte mit geringerer Lernkompetenz uumlber groumlszligere Schwierigkeiten bei der Planung der eigenen Weiterbildung und houmlheren Unterstuumltzungsbedarf

Unter dem Strich zeigen unsere Untersuchungen dass die Erfassung der Lernkompetenz ein wichtiger Schritt ist im Rahmen von Strategien zur quantitativen und qualitativen Verbesserung der Weiterbildungs-beteiligung aumllterer Beschaumlftigter Dies laumlsst sich zur Konzeption von Lernkompetenz-Workshops nutzen mit denen das Lernverhalten gezielt optimiert werden kann Ansatzpunkt einschlaumlgiger Trainings ist die Lernkontrolle die sich in unseren Untersuchungen als trennscharf zwischen kompetenten und weniger kompetenten Lernern erwies Hoher Lernkontrolle also der Fertigkeit angemessene Lernziele zu setzen und das Lernen im Hinblick auf diese Ziele zu steuern kommt das groumlszligte Gewicht fuumlr den Lernerfolg zu Darin liegt auch der Grund dass vornehmlich auf die Vermittlung von auf Lernstrategien ausgerichtete Trainings und primaumlr auf die Staumlrkung der Lernmo-tivation abzielende Trainings gleichermaszligen zu kurz greifen und nur die integrierte Ansprache beider Ebenen nachhaltiges karriereweites und -langes Lernen gewaumlhrleistet

Prof Dr Christian Stamov-Roszlignagel Jacobs Centre on Lifelong Learning Jacobs University wwwjacobs-universitydedirectory10028

28 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Qualifizierung mit System ausbauen -Weiterbildung und bdquoeQualificationldquo

Digitale Medien und bdquoeQualificationldquo als die Lernformen des neuen Jahrtausends prokla-miert standen anfangs fuumlr kostenguumlnstiges und effektives Lernen technische Loumlsungen ruumlckten in den Mittelpunkt der Diskussion doch nach dem ersten Boom kam die ernuumlch-terung Die Lerner wuumlrden das Medium nicht akzeptieren der Lernerfolg sei anzuzweifeln der finanzielle Vorteil ebenso

Anstelle der technokratischen Schwerpunktsetzun-gen widmete man sich in der Folgezeit verstaumlrkt den lern- und bildungstheoretischen Aspekten und dem Potenzial multimedialer Lernkonzepte fuumlr eine zukunftsfaumlhige berufliche Kompetenzentwicklung Angesichts der in den letzten Jahren wieder deutli-chen Zuwachsraten des Lernens mit neuen Medien am Arbeitsplatz stellte sich die Frage nach der Bedeu-tung dieser Medien fuumlr die Weiterbildung und nach ihrem Einfluss auf deren soziale und didaktische Zielsetzungen

weiterbildung und soziale selektion

Die Entwicklung von der Industrie zur Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft fuumlhrt auch zu einem Wandel der Organisation in den Unternehmen die auch zu neuen Arbeits- und Organisationskonzepten fuumlhren wobei wir wahrscheinlich erst am Anfang dieses Wandlungsprozesses stehen Die Folge ist dass Weiterbildung und berufliche Qualifizierung gegenwaumlrtig einen Wandlungsprozess durchlaufen der Ziele und Inhalte Umfang sowie Formen Methoden und Orte des Lernens gleichermaszligen erfasst Lernformen und Lernorte werden pluraler und vielfaumlltiger und gehen mit einem quantitativen Zuwachs und einer qualitativen Veraumlnderung der Bedeutung des Lernens im Unternehmen einher

Die Nachfrage nach eLearning-Konzepten und neuen Medien in der Weiterbildung unterliegt durch neue Arbeitsformen wie rechner-und internetgestuumltzte Facharbeit und Dienstleistungen und den daraus resultierenden Kompetenzanspruumlchen einer auszliger-ordentlichen Dynamik Gleichzeitig haben Aufwen-dungen und Teilnehmerzahlen die Weiterbildung

zum groumlszligten Bildungsbereich gemacht Von den Auf-wendungen von 35 Mrd Euro pro Jahr entfallen 167 Mrd auf die Unternehmen incl die des oumlffentlichen Dienstes 138 Mrd auf Einzelpersonen 42 Mrd auf die Bundesagentur fuumlr Arbeit und 04 Mrd auf den Staat Im europaumlischen Vergleich liegt die Teilnahme-quote an der formellen betrieblichen Weiterbildung mit 30 der Erwerbstaumltigen im Jahr 2005 im Mittel-feld Im Vergleich liegt die Teilnahmequote in Frank-reich mit 46 und Tschechien mit 59 houmlher die von Polen mit 21 und Griechenland mit 14 niedriger

Entscheidend fuumlr die oumlkonomische qualifikatorische soziale und personale Funktion der Weiterbildung ist aber die Frage der Teilhabe an Weiterbildung der Wei-terbildungsbeteiligung Hier zeigt sich der stark sozial ausgrenzende Charakter der Weiterbil-dung die Selektivitaumlt und Ungleichheit von Chancen

bull28 der Weiterbildungsteilnehmer haben Hauptschulabschluss 47 einen mittleren Abschluss 59 AbiturFachhochschulreife bull23 sind ohne Berufsausbildung aber 62 mit Hochschulabschluss bull31 sind Arbeiter 68 Beamte bull44 gehoumlren der Gruppe der 19ndash34-Jaumlhrigen an 31 der Gruppe der 50-64 Jaumlhrigen

Qualifizierung mit system und bdquoeQualificationldquo ausbauen

Die Weiterbildungsbeteiligung haumlngt also entschei-dend von der beruflichen Qualifikation und der schulischen Vorbildung ab und verstaumlrkt die im Schulsystem angelegte soziale Selektion In dieser Situation kommen die informelle Weiterbildung und damit die neuen Medien und verschiedenen Formen des eLearnings ins Spiel Die Teilnahme an Compu-terselbstlernprogrammen im Rahmen der informel-len Weiterbildung hat sich zwischen 2003 und 2007 von 8 auf 15 erhoumlht und damit fast verdoppelt In der informellen Weiterbildungskategorie Internet am Arbeitsplatz weist die Statistik eine Steigerung von 7 auf 13 aus Zudem bilden sich mit der Nut-zung von Personal-Computern rechnerintegrierten Arbeitssystemen und dem Intranet zunehmend vir-tuelle Lernorte in Unternehmen heraus Beschaumlftigte nutzen in wachsendem Maszlige multimediale und inter-aktive Bildungsangebote und koumlnnen an

29 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

kooperativen Lehr-Lern-Arrangements teilnehmen Neue Medien und die damit verbundenen Lerntech-nologien wie Tele-Teaching und Tele-Coaching erlei-chtern und foumlrdern das Lernen in der Arbeit und in vernetzten Lernortstrukturen

Die informelle Weiterbildung verzeichnet seit Jahren erhebliche Zuwaumlchse obwohl die Teilnahme der Erwerbstaumltigen hier mit 61 im Jahre 2003 und mit 68 im Jahre 2007 schon annaumlhernd doppelt so hoch liegt wie die an der formellen Weiterbildung Damit ist die informelle Weiterbildung im Sinne von bdquoArbeit als zweite Chanceldquo und als Moumlglichkeit zu sehen der wachsenden Selektion in Weiterbildung und Weiter-bildungsteilnahme zu begegnen Dies ist allerdings kein Selbstlaumlufer denn auch bei der Teilnahme an der informellen Weiterbildung zeigt sich die Abbild-ung und Verlaumlngerung sozialer Ungleichheit Not-wendig ist eine strukturelle und im Weiterbildungs-system abzusichernde Foumlrderung von bildungsbe-nachteiligten Gruppen In diesem Sinne sind abschlieszligend vier Thesen und Optionen formuliert

bullInformelles Lernen wird im Beruf zunehmend wichtiger dabei kommt dem Lernen mithilfe neuer Medien durch die Verdoppelung in den letzten vier Jahren bei computergestuumltzten Selbstlernprogrammen und Internet-Lernen am Arbeitsplatz eine zentrale Rolle zu bullVirtuelle Lernorte verbinden formelle und informelle Weiterbildung diese Lernorte auf informations- und kommunikationstechno-logischer Basis ergaumlnzen die pluralen Lernorte von Qualifizierungsverbuumlnden und Qualifizier-ungsnetzwerken zunehmend bullNeue Medien eroumlffnen lern- und bildungsthe-oretisch verbesserte Zugaumlnge zum bdquolebenslan-gen Lernenldquo und zur bdquoBildung fuumlr alleldquo voraus-gesetzt sie werden didaktisch-methodisch und institutionell eingebettet und sind nicht einsei-tig auf Selbstorganisation und Individualisierung gerichtet bullWeiterbildung ist als vierte und umfassendste Saumlule des Bildungssystems auszubauen und verstaumlrkt gesetzlich zu rahmen wobei das in-formelle Lernen uumlber verbindliche Anerken-nungen als Beitrag zur Chancengleichheit in beruflichen Bildungswegen im Sinne einersbquo bdquozweiten Chanceldquo zu nutzen ist

Prof Dr Peter Dehnbostel Helmut-Schmidt-Universitaumlt Hamburg wwwhsu-hhdedebo

30 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Aufbau eines Online-Berichtshefts und Kompetenz-portfolios in den dualen Ausbildungsberufen

Die duale Berufsausbildung in Deutschland stellt ein erfolgsmodell dar und genieszligt auch

international hohes Ansehen Mehrere aktu-elle studien zeigen Maumlngel in der Qualitaumlt der dualen beruflichen Ausbildung auf nach einer repraumlsentativen umfrage des Bundesin-stituts fuumlr Berufsbildung (BIBB) kritisieren die Auszubildenden insbesondere die Qualitaumlt der kooperation der Lernorte Betrieb und schule oft ist es den Auszubildenden selbst uumlberlassen erfahrungen aus der betrieblichen und schulischen Ausbildung miteinander zu verknuumlpfen

Bei der mangelnden Abstimmung zwischen den Lern-orten handelt es sich jedoch weniger um ein Problem auf der Ebene der Ausbilder und Berufsschullehrer sondern eher um ein strukturelles Defizit der dualen Berufsausbildung Es mangelt vor allem an systema-tischer Information um ein gegenseitiges Abstimmen in der dualen Ausbildung gewaumlhrleisten zu koumlnnen

Es bedarf geeigneter Instrumente um eine staumlrkere Zusammenarbeit und die Abstimmung zwischen den betrieblichen und schulischen Ausbildern aber auch zwischen dem Auszubildenden und seinem Ausbilder zu ermoumlglichen Gegenwaumlrtig uumlbernimmt ausschlieszlig-lich der papierbasierte Ausbildungsnachweis das sogenannte Berichtsheft diese Funktion Da es sich hierbei um eine zeit- und ortsabhaumlngige Informa-tionsbasis handelt koumlnnen sich Probleme ergeben

Beispielsweise kann der Ausbilder anhand des Ausbildungsnachweises erst nach dem Abschluss eines Ausbildungsturnus feststellen mit welchen Themen sich der Auszubildende auseinanderge-setzt hat In der Folge sind klare und aufeinander abgestimmte Lernprozesse erschwert was nicht selten zu erheblichen Abstimmungsprozessen innerhalb der Ausbildung fuumlhrt

online-Ausbildungsnachweis

Unter dem Titel bdquoBLok ndash Online-Berichtsheft zur Staumlrkung der Lernortkooperationldquo verfolgt das Insti-tut fuumlr Berufspaumldagogik der Technischen Universitaumlt

Dresden das Ziel mit dem Einsatz von Web 20- Technologien die Lernorte der dualen Berufsausbil-dung zu verzahnen Im Rahmen dieses durch das BMBF gefoumlrderten Forschungs- und Entwicklungs-projektes werden bereits bestehende Ressourcen genutzt um das rechtsverbindliche Instrument bdquoBerichtsheftldquo welches in seiner gegenwaumlrtigen Form lediglich als Rechtfertigungsinstrument dient zu einem Qualitaumltsentwicklungsinstrument auf der Grundlage einer geeigneten mediendidaktischen Konzeption auszubauen

Der Schwerpunkt des Projektes liegt in der Entwick-lung Erprobung und Evaluation eines Online-Ausbildungsnachweises auf der technischen Basis eines Weblogs als persoumlnliches Lerntagebuch Dieses Online-Lerntagebuch fuumlhrt der Berufsschuumller regelmaumlszligig und kann von seinem Ausbilder und Berufsschullehrer jederzeit und vor allem unabhaumln-gig vom aktuellen Lernort des Berufsschuumllers einge-sehen werden Auf diese Weise werden die Lernorte der Berufsausbildung im dualen System durch den Online-Ausbildungsnachweis miteinander gekoppelt und so eine gemeinsame Informationsbasis fuumlr die Partner der dualen Berufsausbildung geschaffen Diese Staumlrkung der Lernortkooperation erzeugt eine Transparenz der Ausbildungsinhalte und soll zu einer verbesserten Abstimmung selbiger an den Lernorten fuumlhren

Funktionsbereiche und Potenziale

Der Online-Ausbildungsnachweis verfuumlgt uumlber zwei Funktionsbereiche

bullBerichtsheftfuumlhrung in Form eines Weblogs Wie bei der klassischen Form des Berichtsheftes uumlblich dokumentiert der Auszubildende auch in der online-basierten Form regelmaumlszligig den zeit-lichen und sachlichen Ablauf der Berufsaus-bildung Der Technologie eines Weblog ent-sprechend fuumlhrt der Auszubildende sein Lern-tagebuch als Online-Berichtsheft welches durch die Ausbilder online kommentiert werden kann Durch die Moumlglichkeit von Anmerkungen zu den Eintraumlgen des Auszubildenden werden Feedback-prozesse angeregt und folglich der Dialog zwi-schen Auszubildendem und Ausbilder gestaumlrkt

31 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

bullDarstellung der erworbenen Qualifikationen in Form eines Kompetenzportfolios Neben der Dokumentation des sachlichen und zeitlichen Ablaufes im Berichtsheft ist es dem Auszubildenden moumlglich die dokumentierten Taumltigkeiten zu verschlagworten In Form eines Auswahlmenuumls werden die zu erlangenden Faumlhigkeiten und Fertigkeiten eines Ausbildungs-berufes aufgelistet und von dem Auszubildenden verschlagwortet (sogenanntes Tagging) Anschlieszligend wird durch eine entsprechende Visualisierung (z B in Form einer Tagcloud d h einer Schlagwortwolke) der eigene Entwicklungs-stand dargestellt Die Tagcloud enthaumllt alle bis-her verwendeten Schlagworte Durch die damit erzeugte Transparenz koumlnnen Auszubildende und Ausbilder den Ist-Stand der beruflichen Handlungsfaumlhigkeit einschaumltzen und auch Handlungsbedarfe ableiten In Ergaumlnzung zu der geschlossenen Form des Kompetenzport-folios ist es in der offenen Form vorgesehen aus-bildungsrelevante Dokumente (wie Zertifikate etc) und Erfahrungsberichte abzulegen und so Erfahrungen aus der Ausbildungspraxis zu dokumentieren

Fazit

Das Projekt BLok traumlgt durch die Digitalisierung und Weiterentwicklung des klassischen Berichtsheftes auf Grundlage von Web 20-Technologien zur Ver-zahnung der Lernorte sowie zur Qualitaumltssicherung und -entwicklung in der dualen Berufsausbildung bei BLok unterstuumltzt dabei eine nachhaltige Integ-ration digitaler Medien auf struktureller Ebene in die Berufsausbildungspraxis

Professor Thomas Koumlhler Technische Universitaumlt Dresden wwwblok-onlineorg

32 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

beroobi ndash erlebe Berufe online Das interaktive Jugendportal zur Berufswahl

trotz der vielfaumlltigen Moumlglichkeiten sich Infor-mationen zu beschaffen haben viele Jugend-liche nach wie vor Probleme sich hinsichtlich ihrer beruflichen zukunftsplanung zu orien-tieren oftmals bleibt ihre Ausbildungswahl einseitig und sie nehmen die chancen des derzeitigen Ausbildungs- und Arbeitsmarktes nur bedingt wahr

Das Wissen uumlber die Bandbreite aktueller Ausbildungs-berufe und speziell jener die auch zukuumlnftig Chancen auf dem Arbeitsmarkt bieten ist fuumlr die Berufswahl entscheidend Junge Frauen und Maumlnner mit niedri-geren Schulabschluumlssen sind dabei eine besondere Zielgruppe beroobi ist ein Kunstwort das sich aus Ber-ufs-bi-ld ableitet und bdquoooldquo wurde von Google abgeschaut beroobi bietet den jungen Frauen und Maumlnnern Interaktionsmoumlglichkeiten an die einen attraktiven Einstieg in das Thema Berufswahl ermoumlglichen

Hierfuumlr wird ein interaktives Online-Portal aufgebaut in dessen Mittelpunkt interessante und zukunfts-weisende Ausbildungsberufe fuumlr eine spielerische Erkundung stehen Die Berufsbilder sind multimedial-interaktiv aufbereitet und geben realistische Einblicke in den Berufsalltag Junge Frauen und Maumlnner die bereits in ihrem Beruf arbeiten stellen diese den Nutzern anschaulich vor und lassen sie entdeckend und ausprobierend daran teilhaben Alle wichtigen Aspekte eines Berufs werden aufgegriffen Taumltig-keiten Tagesablaumlufe Erlaumluterungen zu wichtigen Voraussetzungen Erklaumlrungen zu Anforderungen in der Ausbildung sowie das Aufzeigen von Perspek-tiven fuumlr weitere Fortbildungs- und Weiterbildungs-moumlglichkeiten und weiterfuumlhrende Links

Eine leichte und schnelle Orientierung wird dadurch erleichtert dass jedem Berufsbild der gleiche Aufbau und aumlhnliche Interaktionsmoumlglichkeiten zugrunde liegen Bei der Auswahl der Berufe werden bewusst Ausbildungsberufe aus Zukunftsbranchen und Innovationsbereichen (Industrie Handwerk Bau Naturwissenschaften Technik und Informations-technologie) in den Blick genommen

Interaktiver Ansatz mit hohem Akzeptanzwert

Ziel des didaktisch-methodischen Konzepts von beroobi ist es junge Menschen durch neue Ansaumltze zum selbst gesteuerten Entdecken und Ausprobieren im Netz anzuregen und einen persoumlnlichen Bezug zum Thema Berufswahl herzustellen Hierfuumlr setzt das Projekt auf verschiedene Kriterien die in der Umsetzung des Angebots konsequente Beruumlcksich-tigung finden

bullVielseitigkeit Selbststeuerbare Video- und Audiosequenzen Fotoshows und animierte Grafiken bieten anschauliche und vielseitige Formen der Informationsdarstellung Einge-bunden sind diese in eine Flash-Umgebung die auch als Web-Applikation unabhaumlngig von beroobi als Stand-alone-Applikation in eine Web-seite integriert werden koumlnnen bullInteraktion Verschiedene Interaktionstools ermoumlglichen eine direkte und aktive Teilnahm am Angebot Selbsteinschaumltzungen Umfragen und Wissenstests animieren zur spielerischen und entdeckenden Auseinandersetzung mit Inhalten bullIdentifikation Junge Profis aus der Praxis stellen vor Ort ihren Arbeitsplatz und ihr Arbeitsleben vor und lassen die Nutzerinnen und Nutzer uumlber Film und Audio daran teilhaben Der Mix aus Fakten eigenen Erfahrungsberichten und Hinweisen ermoumlglicht Identifikation und Pers-pektivenwechsel bullVerstaumlndlichkeit Das Angebot setzt konsequent auf jugendgerechte Sprache intuitive Benutzer-fuumlhrung und kleine verstaumlndliche Informations-einheiten sodass auch Jugendliche mit weniger Interneterfahrung gut damit zurechtkommen koumlnnen bullAuthentizitaumlt Jedes Berufsbild ist individuell gestaltet und lebt von der Authentizitaumlt seiner realen Hauptperson Dieses unverwechselbare bdquoGesichtldquo sowie auch das Zu-Wort-Kommen von Betriebs-und Unternehmensverantwortlich-en Ausbildungsleitern und anderen bdquoBerufsex-pertenldquo fuumlhren zu einer hohen Akzeptanz bei Jugendlichen

33 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Das online-Portal beroobide

Die Hauptintention des Online-Portals besteht darin Jugendlichen verschiedene Zugangswege zu den jeweiligen Berufsbildern zu ermoumlglichen sie neu-gierig zu machen und zum bdquoHineinklickenldquo anzu-regen Im Mittelpunkt von wwwberoobide stehen daher die Berufsbilder die uumlber spezifische Beduumlrf-nisparameter ansteuerbar sind Weiterfuumlhrende Informationen zu den Berufen Interviews mit Experten spielerische Wissensabfragen und Links werden den Jugendlichen uumlber eine Informations-rubrik angeboten Ein kleiner Community-Bereich ermoumlglicht weitere Orientierungshilfe Dort steht ein moderiertes Forum fuumlr Fragen und Hinweise bereit eine Merkliste fuumlr das Speichern von Berufs-bildern sowie die Verlinkung auf Freunde und deren Profile Uumlber Features wie bdquoWie steht mir der Berufldquo koumlnnen eigene Fotos hochgeladen werden welches die Nutzerinnen und Nutzer automatisch in verschiedene Arbeitsbekleidungen hineinsetzt und in eine Galerie speichert

zielgruppe

Primaumlre Zielgruppe von beroobi sind Jugendliche der Altersgruppe 14 bis 20 Jahre aller Schulformen die sich im Prozess der Berufsfindung und Berufsorien-tierung befinden Neben Schulabgaumlngern sind des-gleichen all diejenigen angesprochen die bereits eine Berufsausbildung begonnen abgeschlossen oder auch abgebrochen haben und sich weiter bzw neu orientieren moumlchten Wichtige Ansprech-partner sind daher auch paumldagogische Fachkraumlfte die in vielen Faumlllen beroobi bei der jugendlichen Zielgruppe bekannt machen

kooperation und Vernetzung

Das Projekt beroobi versteht sich als bdquoTuumlroumlffnerldquo zu bereits bestehenden Angeboten im Bereich Berufso-rientierungberufliche Bildung und lebt daher von dem vielseitigen Austausch und der Zusammenarbeit mit diesen Dazu zaumlhlen unter anderem vor allem Verbaumlnde Innungen Kammern die Agentur fuumlr Arbeit das Bundesinstitut fuumlr Berufsbildung Schulen Berufsschulen Bildungstraumlger Gewerkschaften so-wie vor allem auch Wirtschaftspartner Betriebe und Unternehmen

Silke Niemann Schulen ans Netz e V wwwberoobide und wwwschulen-ans-netzde

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Erstellung digitaler eLearning-Module durch Aus-zubildende im Handwerk

Das Internet hat uns in ein neues Jahrtausend

gefuumlhrt ein Jahrtausend in dem das wissen der welt raumlumlich und zeitlich unabhaumlngig

verfuumlgbar ist und aus immer groumlszligeren Daten-banken abgerufen werden kann eine solche entwicklung macht auch vor dem system der dualen beruflichen erstausbildung im hand-werk nicht halt und beschaumlftigt seit vielen Jahren die vorausschauende wissenschaft aber auch die Praxis

Im Kern geht es bei den Uumlberlegungen um die Einfuumlhr-ung von eLearning-Szenarien Die Bemuumlhungen zielen hier zum einen auf die oumlkonomische Optimie-rung (beliebiger Einstiegszeitpunkt in Qualifizierungs-maszlignahmen Optimierung der Lehrer-Schuumller-Relation) zum anderen aber auch auf die didaktisch-methodische Optimierung von Bildungsprozessen wie die individuelle Foumlrderung oder Flexibilisierung

Bei allen Bemuumlhungen mit Web 10-gestuumltzten eLear-ning-Szenarien bleiben zahlreiche Fragen ungeklaumlrt Dies gilt besonders fuumlr den Bereich der Lehrlings-ausbildung im Handwerk Aus dem System der dualen Berufsausbildung im Handwerk d h der Kombination von betrieblicher und uumlberbetrieblicher Ausbildung und Unterricht in der Berufsschule sind bisher keine nachhaltigen Ansaumltze bekannt in denen Bildungsprozesse durch internetbasierte eLearning-Konzepte optimiert ergaumlnzt oder gar abgeloumlst werden konnten Bisher kann lediglich auf die Ergebnisse von Modellprojekten zuruumlckgegriffen werden Standar-disierte Konzepte und didaktische Ansaumltze existieren nicht Ganz zu schweigen von einer bildungstheore-tischen Verortung von eLearning-Szenarien in konventionellen Berufsbildungsprozessen

Die Vergangenheit hat gezeigt dass vor allem zwei Problemlagen die Einfuumlhrung von eLearning-Szena-rien erschweren Zum einen gibt es das Problem dass es nicht genuumlgend passgenaue digitale Lern-module fuumlr die verschiedenen Gewerke d h die Berufe im Handwerk und die daraus resultierenden Lerngruppen gibt

Hier zeigt sich die Schwierigkeit dass der produzierte eLearning-Baustein entsprechend der Lerngruppe reduziert und entsprechend der Vorstellung des Lehrers didaktisch eingebunden sein muss Zum an-deren scheitert der Einsatz kommerzieller Loumlsungen auch daran dass nicht die notwendigen Ressourcen vorhanden sind um immer wieder Lernmodule zu erwerben die den jeweils aktuellen Stand der Technik abbilden An dieser Stelle setzt das Forschungsvorhaben Didaktische Parallelitaumlt und Lernortflexibilisierung (DiPaL) an DiPaL kombiniert die klassischen Vorteile des Praumlsenzunterrichts mit den neuen Moumlglichkeiten des Web 20 mit dem Ziel Lernprozesse im Dualen System uumlber selbst produzierte E-Learnings flexibler zu machen

Lerneinheiten selber erstellen

Das Forschungsvorhaben entwickelt und untersucht dazu einen neuen subjektorientierten designbasier-ten didaktisch-methodischen Ansatz zur Lernort-kooperation Mit Hilfe spezieller Software erstellen Schuumllerinnen und Schuumller mit ihren Lehrkraumlften ihre Lerneinheiten selber bereiten sie digital auf und veroumlffentlichen sie im Netz Das Konzept des offenen Klassenzimmers basiert dabei auf der Annahme dass in jeder Schuumllerin und in jedem Schuumller auch eine Lehrerin bzw ein Lehrer steckt Das Ziel besteht darin durch eine geeignete Didaktik genau diesen Rollen-tausch vom Lernenden zum (Lern-) Lehrenden herbei-zufuumlhren Das heiszligt konkret dass die Auszubildenden die Themen des Unterrichts so aufbereiten dass digitale Lernmaterialien (Filme Texte Bilder Grafi-ken) entstehen Die dazu notwendigen Aktivitaumlten der (Lern-) Lehrenden reichen von der Anfertigung einer Handzeichnung die eingescannt wird bis zur schriftlichen Ausarbeitung eines kompletten Dreh-buchs fuumlr die Umsetzung des jeweiligen Themas in einem aufwendigen Lehrfilm Die im Unterricht erzeugten digitalen Lernmaterialien werden an-schlieszligend gemeinsam mit dem Lehrer besprochen und diskutiert ob die produzierten Lernmaterialien fachlich richtig sind Diese Besprechungen sind von groszliger Bedeutung fuumlr den Lernprozess da sich hier zeigt ob das Thema fachlich verstanden wurde

35 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Gleichzeitig hinterfragen die (Lern-) Lehrenden sich selbst und den Prozess der Materialienproduktion Hierbei gilt es z B Alternativen zur gefundenen Loumlsung aufzuzeigen oder die Sprachqualitaumlt zu beurteilen Grundsaumltzlich wird angestrebt dass die (Lern-) Lehrenden in einen kritischen Dialog unter-einander treten Die Diskussion fuumlhrt im Ergebnis zu der Entscheidung ob das produzierte Lernmaterial im Internet veroumlffentlicht wird oder nicht

Fuumlr den Bereich der dualen beruflichen Erstausbil-dung bieten die durch die Auszubildenden erstellten digitalen Lernbausteine ganz besondere Moumlglich-keiten um Ausbildungsstrukturen flexibler zu machen So wird das Forschungsvorhaben empirisch unter-suchen inwieweit die Lernbausteine dazu genutzt werden koumlnnen dass der Auszubildende krankheits-bedingte oder betriebsbedingte Fehlzeiten zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort nachholen kann Daneben erwarten die am Forschungsvorhaben beteiligten Institutionen dass uumlber die Transparenz der Inhalte eine grundsaumltzlich verbesserte Zusam-menarbeit zwischen den Berufsschullehrern und den betrieblichen bzw uumlberbetrieblichen Ausbil-dern realisiert werden kann Auch dies soll empirisch geklaumlrt werden

Neben den Untersuchungen hat das Vorhaben auch verschiedene entwicklungstechnische Ziele

bullEntwicklung von Schemata zur Integration von Programmen zur schnellen Entwicklung von Lernangeboten (Rapid-Authoring-Prozesse) in konventionelle Praumlsenzphasen bullEntwicklung und Implementierung einer Datenbank fuumlr Lehrinhalte (Learning Object Re-pository abgekuumlrzt LOR) fuumlr die Bereitstellung von Bausteinen in einem Bausteinnetzwerk des Handwerks (wwwbaustein-netzwerkde) bullEntwicklung von Organisationsstrukturen fuumlr die engere inhaltliche Zusammenarbeit der Lernorte im dualen System auf der personalen Ebene

Markus Schaumlfer Berufskolleg Maumlrkischer Kreis wwwkfz4mede und wwwdipalde

36 LIterAturhInweIse

weiterfuumlhrende Literatur (Auswahl)

Becker M Spoumlttl G (2008) Berufswissenschaftliche Forschung ndash Ein Arbeitsbuch

fuumlr Studium und Praxis Peter Lang Internationaler Verlag der Wissenschaften

Frankfurt am Main

Beicht U Krewerth A Eberhard V Granato M Viel Licht ndash aber auch Schatten

Qualitaumlt dualer Berufsausbildung in Deutschland aus Sicht der Auszubildenden

BIBB Report 92009

Dehnbostel P (2008) Berufliche Weiterbildung Grundlagen aus arbeitnehmer-

orientierter Sicht Berlin edition sigma

Dreyfus H-L Dreyfus S E (1986) Kuumlnstliche Intelligenz Von den Grenzen der

Denkmaschine und dem Wert der Intuition Reinbek Rowohlt Verlag Hamburg

Grund- und Strukturdaten gushisde 80 [12 09 2009]

Hauptverband der deutschen Bauindustrie Zahlen und Fakten

wwwbauindustriede (Stand Juni 2009)

Howe Falk Berben Thomas (2006) Lern- und Arbeitsaufgaben In Rauner Felix

(Hrsg) Handbuch Berufsbildungsforschung 2 aktualisierte Auflage Bielefeld

Bertelsmann S 383ndash390

Howe Falk Knutzen Soumlnke (2007) Die Kompetenzwerksttt Ein berufswissen-

schaftliches E-Learning-Konzept Goumlttingen Cuvillier

Knutzen Soumlnke Howe Falk E-Learning im Handwerk (2008) In Issing Ludwig

Klimsa Paul (Hrsg) Online-Lernen Weinheim Beltz-Verlag S 133ndash156

Knutzen Soumlnke Howe Falk Rapid E-Learning in der gewerblich-technischen

Ausbildung ndash Gestaltbare Lernsoftware nach dem Konzept der Kompetenz-

werksttt (2008) In Howe Falk Jarosch Juumlrgen Zinke Gert (Hrsg)

Ausbildungskonzepte und Neue Medien in der uumlberbetrieblichen Ausbildung

Bielefeld Bertelsmann-Verlag S 112ndash131

Koumlhler T Neumann J Saupe V Organisation des Online-Lernens In Issing L J

Klimsa P Online-Lernen Ein Handbuch fuumlr das Lernen mit Internet Muumlnchen

Oldenbourg 2008

Payome Thea (2006) Marktuumlbersicht Rapid E-Learning ndash aus PowerPoint-Folien

werden Lernprogramme In Hohenstein Andreas Wilbers Karl (Hg) Handbuch

E-Learning 17 Erg-Lfg Koumlln Dt Wirtschaftsdienst

Scheib T Spoumlttl G Windelband L Qualitaumlt betrieblicher Ausbilder sichern und

entwickeln ndash eine staumlndige Herausforderung In Berufsbildung in Wissenschaft

und Praxis ndash BWP 32008 S 36ndash39

Von Rosenbladt B Bilger F (2007) Weiterbildungsbeteiligung in Deutschland

Eckdaten zum BSW-AES 2007 tns infratest Muumlnchen

ZFA (Hrsg) 2009 Statistik Berufsausbildung und Fortbildung Druck und Medien

20082009 unveroumlffentlichte vorlaumlufige Fassung vom 050509

Diese Druckschrift wird im Rahmen der Oumlffentlichkeitsarbeit vom Bundesministe-

rium fuumlr Bildung und Forschung unentgeltlich abgegeben Sie ist nicht zum gewerb-

lichen Vertrieb bestimmt Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerberinnen

Wahlwerbern oder WahlhelferinnenWahlhelfern waumlhrend eines Wahlkampfes zum

Zweck der Wahlwerbung verwendet werden Dies gilt fuumlr Bundestags- Landtags- und

Kommunalwahlen sowie fuumlr Wahlen zum Europaumlischen Parlament Missbraumluchlich

ist insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen und an Informations-

staumlnden der Parteien sowie das Einlegen Aufdrucken oder Aufkleben partei-

politischer Informationen oder Werbemittel Untersagt ist gleichfalls die Weiter-

gabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung Unabhaumlngig davon wann auf

welchem Weg und in welcher Anzahl diese Schrift der Empfaumlngerindem Empfaumlnger

zugegangen ist darf sie auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden

Wahl nicht in einer Weise verwendet werden die als Parteinahme der Bundes-

regierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden koumlnnte

  • eQualification - Neue13Wege der Qualifizierung
    • Impressum
    • Gruszligwort zur Broschuumlre
    • Inhalt
    • eLearning ndash das Lernen der Zukunft
    • Aufstiegsweiterbildung in der Druck- und Medienindustrie13
    • Flexible Learning im Einzelhandel13
    • DAWINCI ndash Durchlaumlssigkeit in der Aus-und Weiterbildung in der chemischen Industrie13
    • Virtuelles Lernen auf der Baustelle ndash Villa-b13
    • Live Stream Learning ndash fuumlr mobiles und stationaumlres Lernen13
    • Rapid eLearning ndash leicht gestaltbare Lernsoftware13
    • Weiterbildung durch multimediale Lernformen13
    • Demografischer Wandel Herausforderungen und Chancen13
    • eLearning-Infrastruktur in der Altenpflege (eLiA)13
    • Entstehung von Communities am Beispiel der evangelischen 13Kirche in Deutschland
    • Lernkompetenz Schluumlssel zur Qualifizierung fuumlr Aumlltere13
    • Qualifizierung mit System ausbauen - 13Weiterbildung und eQualification
    • Aufbau eines Online-Berichtshefts und Kompetenzportfolios in den dualen Ausbildungsberufen13
    • beroobi ndash erlebe Berufe online Das interaktive Jugendportal zur Berufswahl13
    • Erstellung digitaler eLearning-Module durch Auszubildende im Handwerk13
    • weiterfuumlhrende Literatur (Auswahl)
Page 26: eQualification - Neue Medien, neue Wege der …...Mobile Devices), die wachsenden Personalisierungs-möglichkeiten des Digitaldrucks sowie der starke Trend zur Entwicklung innovativer

26 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

Lernkompetenz Schluumlssel zur Qualifizierungfuumlr Aumlltere

Die Diskussion um das lebenslange Lernen hat konjunktur in Politik wirtschaft und

Forschung Mittelfristig wird jeder dritte Be-schaumlftigte uumlber 50 Jahre alt sein und nur noch

jeder fuumlnfte juumlnger als 30 Jahre Parallel dazu nimmt der Anteil der wissensarbeit zu der Anteil koumlrperlicher und gering qualifizierter taumltigkeiten sinkt Lebenslanges Lernen wird als eine der zentralen strategien angesehen diese sich beschleunigenden Veraumlnderungen der Arbeitswelt zu bewaumlltigen

Einigkeit scheint daruumlber zu bestehen dass der Bedarf an beruflicher Weiterbildung auch fuumlr Beschaumlftigte uumlber 50 Jahren waumlchst Weniger Konsens gibt es in Bezug auf das Wie Wie kommen aumlltere Arbeitnehmer mit dieser Anforderung nach permanentem Dazuler-nen zurecht Wie koumlnnen sie unterstuumltzt werden Bislang werden Beschaumlftigte jenseits des vierzigsten Lebensjahres kaum noch zur Weiterbildung ermun-tert und auf die Lernbeduumlrfnisse dieser Gruppe abgestimmte Angebote sind Mangelware Und Dank der Fruumlhverrentungspolitik fruumlherer Jahre und einer entsprechend jugendzentrierten Arbeitsge-staltung gedieh ein bdquoAnti-Lernklimaldquo in dem sich bei Beschaumlftigten und Unternehmen gleichermaszligen der Eindruck verfestigte Aumlltere koumlnnten und wollten nicht mehr lernen Damit einher gehen unscharfe und falsche Vorstellungen uumlber die Lernfaumlhigkeit Aumllterer Demnach lernen Aumlltere (zu) langsam und schneiden in Weiterbildungsseminaren schlecht ab

Haben nicht wissenschaftliche Untersuchungen wiederholt nachgewiesen dass die kognitive Leis-tungsfaumlhigkeit ndash also alle Prozesse die mit Gedaumlchtnis Lernen und Denken zu tun haben ndash schon mit Mitte Ende Zwanzig nachlassen Schraumlnkt dies nicht auch die Lernfaumlhigkeit ein Tatsaumlchlich lassen zwar viele kognitive Funktionen messbar nach

Damit gehen aber nicht automatisch Einbuszligen in der Faumlhigkeit zum berufsbezogenen Lernen einher Zum einen bauen sich nicht alle kognitiven Funktio-nen ab sondern vornehmlich die als bdquofluide Intelli-genzldquo bezeichneten Sie kommen bei der Loumlsung neuer Aufgaben zum Zuge bei denen nicht auf

fruumlhere Lernerfahrungen zuruumlckgegriffen werden kann bdquoKristalline Intelligenzldquo hingegen kommt bei der Nutzung von Wissen und Erfahrung zum Einsatz und kann Einbuszligen der fluiden Intelligenz aus-gleichen Zweitens fanden fast alle einschlaumlgigen Studien im Labor statt und zielten auf die Auslotung der Grenzen kognitiver Leistungsfaumlhigkeit ab Die Moumlglichkeit zur Kompensation durch Wissen und Bildung entfaumlllt dadurch weitgehend

Lernfaumlhigkeit bleibt erhalten

Beim berufsbezogenen Lernen herrschen solche Ein-schraumlnkungen nicht Lernende koumlnnen ihren Lern-prozess hinsichtlich Lernzielen und Lernzeit (mit) bestimmen und dadurch kognitive Einbuszligen ausgleichen Die Laborbefunde zum Altersabbau betreffen so gesehen nur einen kleinen Ausschnitt des Lernens Aus kognitiver Sicht laumlsst sich also festhalten dass die Lernfaumlhigkeit aumllterer Mitarbeiter waumlhrend ihres gesamten Berufslebens erhalten bleibt

Lernfaumlhigkeit ist aber nicht gleich Lernbereitschaft Diese haumlngt wesentlich von einer spezifischen Lern-kompetenz ab Sie ist nicht auf bestimmte Fachge-biete beschraumlnkt und umfasst die drei Ebenen

bullLernorientierung Die Effizienz des Lernen wird davon beeinflusst ob man Lernen als gestaltbare Aktivitaumlt begreift oder als dozentengesteuerte Anhaumlufung von Faktenwissen auf Vorrat bullLernkontrolle Nachhaltig lernen kann nur wer sich dem eigenen Lernbedarf angemessene Lernziele setzt und den Lernfortschritt im Hin-blick auf diese Ziele fortlaufend uumlberpruumlft bullLerntechniken Sie dienen dazu Wissen lang-fristig im Gedaumlchtnis zu verankern und um-fassen vielfaumlltige Methoden der Visualisierung und Konzeptbildung

Lernkompetenz ist kein Talent sondern eine lern- und trainierbare Fertigkeit Sie kann durch gezielte Personalentwicklung und ein stimmiges betriebliches Umfeld mit foumlrderlichem Lernklima aufgebaut und erhalten werden Umgekehrt kann sie als Folge laumlnger dauernder bdquoLernentwoumlhnungldquo verloren gehen Dies haumlngt nicht zuletzt damit zusammen dass in vielen Unternehmen die Weiterbildungsteil-

27 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

nahme jenseits des vierzigsten Lebensjahres schlag-artig sinkt ndash was Lernentwoumlhnung natuumlrlich foumlrdert Auch herrscht fuumlr Aumlltere vielfach insofern ein unguumln-stiges Lernklima als nicht wenige Personalverant-wortliche Aumllteren nur geringe Lernfaumlhigkeit und Veraumlnderungsbereitschaft zutrauen Derlei Vorbe-halte schlagen sich bei Beschaumlftigten in Zweifeln an ihrer eigenen Lernfaumlhigkeit und an der Trainier-barkeit ihrer Fertigkeiten nieder Ein Mangel an Lernkompetenz erklaumlrt moumlglicherweise auch den vielfach replizierten Befund dass aumlltere Beschaumlftigte im Vergleich zu ihren juumlngeren Kollegen schlechtere Leistungen in der berufsbezogenen Weiterbildung zeigen

Unsere Forschung zeigt dass ndash unabhaumlngig vom Alter ndash Beschaumlftigte mit houmlherer Lernkompetenz einen signifikant houmlheren Lernerfolg angeben als Beschaumlftigter geringerer Kompetenz Bei Beschaumlftig-ten uumlber 50 Jahren faumlllt der Unterschied im Lernerfolg am deutlichsten aus Houmlhere Lernkompetenz geht mit houmlherer Weiterbildungsteilnahme einher um-gekehrt berichteten Beschaumlftigte mit geringerer Lernkompetenz uumlber groumlszligere Schwierigkeiten bei der Planung der eigenen Weiterbildung und houmlheren Unterstuumltzungsbedarf

Unter dem Strich zeigen unsere Untersuchungen dass die Erfassung der Lernkompetenz ein wichtiger Schritt ist im Rahmen von Strategien zur quantitativen und qualitativen Verbesserung der Weiterbildungs-beteiligung aumllterer Beschaumlftigter Dies laumlsst sich zur Konzeption von Lernkompetenz-Workshops nutzen mit denen das Lernverhalten gezielt optimiert werden kann Ansatzpunkt einschlaumlgiger Trainings ist die Lernkontrolle die sich in unseren Untersuchungen als trennscharf zwischen kompetenten und weniger kompetenten Lernern erwies Hoher Lernkontrolle also der Fertigkeit angemessene Lernziele zu setzen und das Lernen im Hinblick auf diese Ziele zu steuern kommt das groumlszligte Gewicht fuumlr den Lernerfolg zu Darin liegt auch der Grund dass vornehmlich auf die Vermittlung von auf Lernstrategien ausgerichtete Trainings und primaumlr auf die Staumlrkung der Lernmo-tivation abzielende Trainings gleichermaszligen zu kurz greifen und nur die integrierte Ansprache beider Ebenen nachhaltiges karriereweites und -langes Lernen gewaumlhrleistet

Prof Dr Christian Stamov-Roszlignagel Jacobs Centre on Lifelong Learning Jacobs University wwwjacobs-universitydedirectory10028

28 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Qualifizierung mit System ausbauen -Weiterbildung und bdquoeQualificationldquo

Digitale Medien und bdquoeQualificationldquo als die Lernformen des neuen Jahrtausends prokla-miert standen anfangs fuumlr kostenguumlnstiges und effektives Lernen technische Loumlsungen ruumlckten in den Mittelpunkt der Diskussion doch nach dem ersten Boom kam die ernuumlch-terung Die Lerner wuumlrden das Medium nicht akzeptieren der Lernerfolg sei anzuzweifeln der finanzielle Vorteil ebenso

Anstelle der technokratischen Schwerpunktsetzun-gen widmete man sich in der Folgezeit verstaumlrkt den lern- und bildungstheoretischen Aspekten und dem Potenzial multimedialer Lernkonzepte fuumlr eine zukunftsfaumlhige berufliche Kompetenzentwicklung Angesichts der in den letzten Jahren wieder deutli-chen Zuwachsraten des Lernens mit neuen Medien am Arbeitsplatz stellte sich die Frage nach der Bedeu-tung dieser Medien fuumlr die Weiterbildung und nach ihrem Einfluss auf deren soziale und didaktische Zielsetzungen

weiterbildung und soziale selektion

Die Entwicklung von der Industrie zur Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft fuumlhrt auch zu einem Wandel der Organisation in den Unternehmen die auch zu neuen Arbeits- und Organisationskonzepten fuumlhren wobei wir wahrscheinlich erst am Anfang dieses Wandlungsprozesses stehen Die Folge ist dass Weiterbildung und berufliche Qualifizierung gegenwaumlrtig einen Wandlungsprozess durchlaufen der Ziele und Inhalte Umfang sowie Formen Methoden und Orte des Lernens gleichermaszligen erfasst Lernformen und Lernorte werden pluraler und vielfaumlltiger und gehen mit einem quantitativen Zuwachs und einer qualitativen Veraumlnderung der Bedeutung des Lernens im Unternehmen einher

Die Nachfrage nach eLearning-Konzepten und neuen Medien in der Weiterbildung unterliegt durch neue Arbeitsformen wie rechner-und internetgestuumltzte Facharbeit und Dienstleistungen und den daraus resultierenden Kompetenzanspruumlchen einer auszliger-ordentlichen Dynamik Gleichzeitig haben Aufwen-dungen und Teilnehmerzahlen die Weiterbildung

zum groumlszligten Bildungsbereich gemacht Von den Auf-wendungen von 35 Mrd Euro pro Jahr entfallen 167 Mrd auf die Unternehmen incl die des oumlffentlichen Dienstes 138 Mrd auf Einzelpersonen 42 Mrd auf die Bundesagentur fuumlr Arbeit und 04 Mrd auf den Staat Im europaumlischen Vergleich liegt die Teilnahme-quote an der formellen betrieblichen Weiterbildung mit 30 der Erwerbstaumltigen im Jahr 2005 im Mittel-feld Im Vergleich liegt die Teilnahmequote in Frank-reich mit 46 und Tschechien mit 59 houmlher die von Polen mit 21 und Griechenland mit 14 niedriger

Entscheidend fuumlr die oumlkonomische qualifikatorische soziale und personale Funktion der Weiterbildung ist aber die Frage der Teilhabe an Weiterbildung der Wei-terbildungsbeteiligung Hier zeigt sich der stark sozial ausgrenzende Charakter der Weiterbil-dung die Selektivitaumlt und Ungleichheit von Chancen

bull28 der Weiterbildungsteilnehmer haben Hauptschulabschluss 47 einen mittleren Abschluss 59 AbiturFachhochschulreife bull23 sind ohne Berufsausbildung aber 62 mit Hochschulabschluss bull31 sind Arbeiter 68 Beamte bull44 gehoumlren der Gruppe der 19ndash34-Jaumlhrigen an 31 der Gruppe der 50-64 Jaumlhrigen

Qualifizierung mit system und bdquoeQualificationldquo ausbauen

Die Weiterbildungsbeteiligung haumlngt also entschei-dend von der beruflichen Qualifikation und der schulischen Vorbildung ab und verstaumlrkt die im Schulsystem angelegte soziale Selektion In dieser Situation kommen die informelle Weiterbildung und damit die neuen Medien und verschiedenen Formen des eLearnings ins Spiel Die Teilnahme an Compu-terselbstlernprogrammen im Rahmen der informel-len Weiterbildung hat sich zwischen 2003 und 2007 von 8 auf 15 erhoumlht und damit fast verdoppelt In der informellen Weiterbildungskategorie Internet am Arbeitsplatz weist die Statistik eine Steigerung von 7 auf 13 aus Zudem bilden sich mit der Nut-zung von Personal-Computern rechnerintegrierten Arbeitssystemen und dem Intranet zunehmend vir-tuelle Lernorte in Unternehmen heraus Beschaumlftigte nutzen in wachsendem Maszlige multimediale und inter-aktive Bildungsangebote und koumlnnen an

29 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

kooperativen Lehr-Lern-Arrangements teilnehmen Neue Medien und die damit verbundenen Lerntech-nologien wie Tele-Teaching und Tele-Coaching erlei-chtern und foumlrdern das Lernen in der Arbeit und in vernetzten Lernortstrukturen

Die informelle Weiterbildung verzeichnet seit Jahren erhebliche Zuwaumlchse obwohl die Teilnahme der Erwerbstaumltigen hier mit 61 im Jahre 2003 und mit 68 im Jahre 2007 schon annaumlhernd doppelt so hoch liegt wie die an der formellen Weiterbildung Damit ist die informelle Weiterbildung im Sinne von bdquoArbeit als zweite Chanceldquo und als Moumlglichkeit zu sehen der wachsenden Selektion in Weiterbildung und Weiter-bildungsteilnahme zu begegnen Dies ist allerdings kein Selbstlaumlufer denn auch bei der Teilnahme an der informellen Weiterbildung zeigt sich die Abbild-ung und Verlaumlngerung sozialer Ungleichheit Not-wendig ist eine strukturelle und im Weiterbildungs-system abzusichernde Foumlrderung von bildungsbe-nachteiligten Gruppen In diesem Sinne sind abschlieszligend vier Thesen und Optionen formuliert

bullInformelles Lernen wird im Beruf zunehmend wichtiger dabei kommt dem Lernen mithilfe neuer Medien durch die Verdoppelung in den letzten vier Jahren bei computergestuumltzten Selbstlernprogrammen und Internet-Lernen am Arbeitsplatz eine zentrale Rolle zu bullVirtuelle Lernorte verbinden formelle und informelle Weiterbildung diese Lernorte auf informations- und kommunikationstechno-logischer Basis ergaumlnzen die pluralen Lernorte von Qualifizierungsverbuumlnden und Qualifizier-ungsnetzwerken zunehmend bullNeue Medien eroumlffnen lern- und bildungsthe-oretisch verbesserte Zugaumlnge zum bdquolebenslan-gen Lernenldquo und zur bdquoBildung fuumlr alleldquo voraus-gesetzt sie werden didaktisch-methodisch und institutionell eingebettet und sind nicht einsei-tig auf Selbstorganisation und Individualisierung gerichtet bullWeiterbildung ist als vierte und umfassendste Saumlule des Bildungssystems auszubauen und verstaumlrkt gesetzlich zu rahmen wobei das in-formelle Lernen uumlber verbindliche Anerken-nungen als Beitrag zur Chancengleichheit in beruflichen Bildungswegen im Sinne einersbquo bdquozweiten Chanceldquo zu nutzen ist

Prof Dr Peter Dehnbostel Helmut-Schmidt-Universitaumlt Hamburg wwwhsu-hhdedebo

30 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Aufbau eines Online-Berichtshefts und Kompetenz-portfolios in den dualen Ausbildungsberufen

Die duale Berufsausbildung in Deutschland stellt ein erfolgsmodell dar und genieszligt auch

international hohes Ansehen Mehrere aktu-elle studien zeigen Maumlngel in der Qualitaumlt der dualen beruflichen Ausbildung auf nach einer repraumlsentativen umfrage des Bundesin-stituts fuumlr Berufsbildung (BIBB) kritisieren die Auszubildenden insbesondere die Qualitaumlt der kooperation der Lernorte Betrieb und schule oft ist es den Auszubildenden selbst uumlberlassen erfahrungen aus der betrieblichen und schulischen Ausbildung miteinander zu verknuumlpfen

Bei der mangelnden Abstimmung zwischen den Lern-orten handelt es sich jedoch weniger um ein Problem auf der Ebene der Ausbilder und Berufsschullehrer sondern eher um ein strukturelles Defizit der dualen Berufsausbildung Es mangelt vor allem an systema-tischer Information um ein gegenseitiges Abstimmen in der dualen Ausbildung gewaumlhrleisten zu koumlnnen

Es bedarf geeigneter Instrumente um eine staumlrkere Zusammenarbeit und die Abstimmung zwischen den betrieblichen und schulischen Ausbildern aber auch zwischen dem Auszubildenden und seinem Ausbilder zu ermoumlglichen Gegenwaumlrtig uumlbernimmt ausschlieszlig-lich der papierbasierte Ausbildungsnachweis das sogenannte Berichtsheft diese Funktion Da es sich hierbei um eine zeit- und ortsabhaumlngige Informa-tionsbasis handelt koumlnnen sich Probleme ergeben

Beispielsweise kann der Ausbilder anhand des Ausbildungsnachweises erst nach dem Abschluss eines Ausbildungsturnus feststellen mit welchen Themen sich der Auszubildende auseinanderge-setzt hat In der Folge sind klare und aufeinander abgestimmte Lernprozesse erschwert was nicht selten zu erheblichen Abstimmungsprozessen innerhalb der Ausbildung fuumlhrt

online-Ausbildungsnachweis

Unter dem Titel bdquoBLok ndash Online-Berichtsheft zur Staumlrkung der Lernortkooperationldquo verfolgt das Insti-tut fuumlr Berufspaumldagogik der Technischen Universitaumlt

Dresden das Ziel mit dem Einsatz von Web 20- Technologien die Lernorte der dualen Berufsausbil-dung zu verzahnen Im Rahmen dieses durch das BMBF gefoumlrderten Forschungs- und Entwicklungs-projektes werden bereits bestehende Ressourcen genutzt um das rechtsverbindliche Instrument bdquoBerichtsheftldquo welches in seiner gegenwaumlrtigen Form lediglich als Rechtfertigungsinstrument dient zu einem Qualitaumltsentwicklungsinstrument auf der Grundlage einer geeigneten mediendidaktischen Konzeption auszubauen

Der Schwerpunkt des Projektes liegt in der Entwick-lung Erprobung und Evaluation eines Online-Ausbildungsnachweises auf der technischen Basis eines Weblogs als persoumlnliches Lerntagebuch Dieses Online-Lerntagebuch fuumlhrt der Berufsschuumller regelmaumlszligig und kann von seinem Ausbilder und Berufsschullehrer jederzeit und vor allem unabhaumln-gig vom aktuellen Lernort des Berufsschuumllers einge-sehen werden Auf diese Weise werden die Lernorte der Berufsausbildung im dualen System durch den Online-Ausbildungsnachweis miteinander gekoppelt und so eine gemeinsame Informationsbasis fuumlr die Partner der dualen Berufsausbildung geschaffen Diese Staumlrkung der Lernortkooperation erzeugt eine Transparenz der Ausbildungsinhalte und soll zu einer verbesserten Abstimmung selbiger an den Lernorten fuumlhren

Funktionsbereiche und Potenziale

Der Online-Ausbildungsnachweis verfuumlgt uumlber zwei Funktionsbereiche

bullBerichtsheftfuumlhrung in Form eines Weblogs Wie bei der klassischen Form des Berichtsheftes uumlblich dokumentiert der Auszubildende auch in der online-basierten Form regelmaumlszligig den zeit-lichen und sachlichen Ablauf der Berufsaus-bildung Der Technologie eines Weblog ent-sprechend fuumlhrt der Auszubildende sein Lern-tagebuch als Online-Berichtsheft welches durch die Ausbilder online kommentiert werden kann Durch die Moumlglichkeit von Anmerkungen zu den Eintraumlgen des Auszubildenden werden Feedback-prozesse angeregt und folglich der Dialog zwi-schen Auszubildendem und Ausbilder gestaumlrkt

31 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

bullDarstellung der erworbenen Qualifikationen in Form eines Kompetenzportfolios Neben der Dokumentation des sachlichen und zeitlichen Ablaufes im Berichtsheft ist es dem Auszubildenden moumlglich die dokumentierten Taumltigkeiten zu verschlagworten In Form eines Auswahlmenuumls werden die zu erlangenden Faumlhigkeiten und Fertigkeiten eines Ausbildungs-berufes aufgelistet und von dem Auszubildenden verschlagwortet (sogenanntes Tagging) Anschlieszligend wird durch eine entsprechende Visualisierung (z B in Form einer Tagcloud d h einer Schlagwortwolke) der eigene Entwicklungs-stand dargestellt Die Tagcloud enthaumllt alle bis-her verwendeten Schlagworte Durch die damit erzeugte Transparenz koumlnnen Auszubildende und Ausbilder den Ist-Stand der beruflichen Handlungsfaumlhigkeit einschaumltzen und auch Handlungsbedarfe ableiten In Ergaumlnzung zu der geschlossenen Form des Kompetenzport-folios ist es in der offenen Form vorgesehen aus-bildungsrelevante Dokumente (wie Zertifikate etc) und Erfahrungsberichte abzulegen und so Erfahrungen aus der Ausbildungspraxis zu dokumentieren

Fazit

Das Projekt BLok traumlgt durch die Digitalisierung und Weiterentwicklung des klassischen Berichtsheftes auf Grundlage von Web 20-Technologien zur Ver-zahnung der Lernorte sowie zur Qualitaumltssicherung und -entwicklung in der dualen Berufsausbildung bei BLok unterstuumltzt dabei eine nachhaltige Integ-ration digitaler Medien auf struktureller Ebene in die Berufsausbildungspraxis

Professor Thomas Koumlhler Technische Universitaumlt Dresden wwwblok-onlineorg

32 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

beroobi ndash erlebe Berufe online Das interaktive Jugendportal zur Berufswahl

trotz der vielfaumlltigen Moumlglichkeiten sich Infor-mationen zu beschaffen haben viele Jugend-liche nach wie vor Probleme sich hinsichtlich ihrer beruflichen zukunftsplanung zu orien-tieren oftmals bleibt ihre Ausbildungswahl einseitig und sie nehmen die chancen des derzeitigen Ausbildungs- und Arbeitsmarktes nur bedingt wahr

Das Wissen uumlber die Bandbreite aktueller Ausbildungs-berufe und speziell jener die auch zukuumlnftig Chancen auf dem Arbeitsmarkt bieten ist fuumlr die Berufswahl entscheidend Junge Frauen und Maumlnner mit niedri-geren Schulabschluumlssen sind dabei eine besondere Zielgruppe beroobi ist ein Kunstwort das sich aus Ber-ufs-bi-ld ableitet und bdquoooldquo wurde von Google abgeschaut beroobi bietet den jungen Frauen und Maumlnnern Interaktionsmoumlglichkeiten an die einen attraktiven Einstieg in das Thema Berufswahl ermoumlglichen

Hierfuumlr wird ein interaktives Online-Portal aufgebaut in dessen Mittelpunkt interessante und zukunfts-weisende Ausbildungsberufe fuumlr eine spielerische Erkundung stehen Die Berufsbilder sind multimedial-interaktiv aufbereitet und geben realistische Einblicke in den Berufsalltag Junge Frauen und Maumlnner die bereits in ihrem Beruf arbeiten stellen diese den Nutzern anschaulich vor und lassen sie entdeckend und ausprobierend daran teilhaben Alle wichtigen Aspekte eines Berufs werden aufgegriffen Taumltig-keiten Tagesablaumlufe Erlaumluterungen zu wichtigen Voraussetzungen Erklaumlrungen zu Anforderungen in der Ausbildung sowie das Aufzeigen von Perspek-tiven fuumlr weitere Fortbildungs- und Weiterbildungs-moumlglichkeiten und weiterfuumlhrende Links

Eine leichte und schnelle Orientierung wird dadurch erleichtert dass jedem Berufsbild der gleiche Aufbau und aumlhnliche Interaktionsmoumlglichkeiten zugrunde liegen Bei der Auswahl der Berufe werden bewusst Ausbildungsberufe aus Zukunftsbranchen und Innovationsbereichen (Industrie Handwerk Bau Naturwissenschaften Technik und Informations-technologie) in den Blick genommen

Interaktiver Ansatz mit hohem Akzeptanzwert

Ziel des didaktisch-methodischen Konzepts von beroobi ist es junge Menschen durch neue Ansaumltze zum selbst gesteuerten Entdecken und Ausprobieren im Netz anzuregen und einen persoumlnlichen Bezug zum Thema Berufswahl herzustellen Hierfuumlr setzt das Projekt auf verschiedene Kriterien die in der Umsetzung des Angebots konsequente Beruumlcksich-tigung finden

bullVielseitigkeit Selbststeuerbare Video- und Audiosequenzen Fotoshows und animierte Grafiken bieten anschauliche und vielseitige Formen der Informationsdarstellung Einge-bunden sind diese in eine Flash-Umgebung die auch als Web-Applikation unabhaumlngig von beroobi als Stand-alone-Applikation in eine Web-seite integriert werden koumlnnen bullInteraktion Verschiedene Interaktionstools ermoumlglichen eine direkte und aktive Teilnahm am Angebot Selbsteinschaumltzungen Umfragen und Wissenstests animieren zur spielerischen und entdeckenden Auseinandersetzung mit Inhalten bullIdentifikation Junge Profis aus der Praxis stellen vor Ort ihren Arbeitsplatz und ihr Arbeitsleben vor und lassen die Nutzerinnen und Nutzer uumlber Film und Audio daran teilhaben Der Mix aus Fakten eigenen Erfahrungsberichten und Hinweisen ermoumlglicht Identifikation und Pers-pektivenwechsel bullVerstaumlndlichkeit Das Angebot setzt konsequent auf jugendgerechte Sprache intuitive Benutzer-fuumlhrung und kleine verstaumlndliche Informations-einheiten sodass auch Jugendliche mit weniger Interneterfahrung gut damit zurechtkommen koumlnnen bullAuthentizitaumlt Jedes Berufsbild ist individuell gestaltet und lebt von der Authentizitaumlt seiner realen Hauptperson Dieses unverwechselbare bdquoGesichtldquo sowie auch das Zu-Wort-Kommen von Betriebs-und Unternehmensverantwortlich-en Ausbildungsleitern und anderen bdquoBerufsex-pertenldquo fuumlhren zu einer hohen Akzeptanz bei Jugendlichen

33 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Das online-Portal beroobide

Die Hauptintention des Online-Portals besteht darin Jugendlichen verschiedene Zugangswege zu den jeweiligen Berufsbildern zu ermoumlglichen sie neu-gierig zu machen und zum bdquoHineinklickenldquo anzu-regen Im Mittelpunkt von wwwberoobide stehen daher die Berufsbilder die uumlber spezifische Beduumlrf-nisparameter ansteuerbar sind Weiterfuumlhrende Informationen zu den Berufen Interviews mit Experten spielerische Wissensabfragen und Links werden den Jugendlichen uumlber eine Informations-rubrik angeboten Ein kleiner Community-Bereich ermoumlglicht weitere Orientierungshilfe Dort steht ein moderiertes Forum fuumlr Fragen und Hinweise bereit eine Merkliste fuumlr das Speichern von Berufs-bildern sowie die Verlinkung auf Freunde und deren Profile Uumlber Features wie bdquoWie steht mir der Berufldquo koumlnnen eigene Fotos hochgeladen werden welches die Nutzerinnen und Nutzer automatisch in verschiedene Arbeitsbekleidungen hineinsetzt und in eine Galerie speichert

zielgruppe

Primaumlre Zielgruppe von beroobi sind Jugendliche der Altersgruppe 14 bis 20 Jahre aller Schulformen die sich im Prozess der Berufsfindung und Berufsorien-tierung befinden Neben Schulabgaumlngern sind des-gleichen all diejenigen angesprochen die bereits eine Berufsausbildung begonnen abgeschlossen oder auch abgebrochen haben und sich weiter bzw neu orientieren moumlchten Wichtige Ansprech-partner sind daher auch paumldagogische Fachkraumlfte die in vielen Faumlllen beroobi bei der jugendlichen Zielgruppe bekannt machen

kooperation und Vernetzung

Das Projekt beroobi versteht sich als bdquoTuumlroumlffnerldquo zu bereits bestehenden Angeboten im Bereich Berufso-rientierungberufliche Bildung und lebt daher von dem vielseitigen Austausch und der Zusammenarbeit mit diesen Dazu zaumlhlen unter anderem vor allem Verbaumlnde Innungen Kammern die Agentur fuumlr Arbeit das Bundesinstitut fuumlr Berufsbildung Schulen Berufsschulen Bildungstraumlger Gewerkschaften so-wie vor allem auch Wirtschaftspartner Betriebe und Unternehmen

Silke Niemann Schulen ans Netz e V wwwberoobide und wwwschulen-ans-netzde

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Erstellung digitaler eLearning-Module durch Aus-zubildende im Handwerk

Das Internet hat uns in ein neues Jahrtausend

gefuumlhrt ein Jahrtausend in dem das wissen der welt raumlumlich und zeitlich unabhaumlngig

verfuumlgbar ist und aus immer groumlszligeren Daten-banken abgerufen werden kann eine solche entwicklung macht auch vor dem system der dualen beruflichen erstausbildung im hand-werk nicht halt und beschaumlftigt seit vielen Jahren die vorausschauende wissenschaft aber auch die Praxis

Im Kern geht es bei den Uumlberlegungen um die Einfuumlhr-ung von eLearning-Szenarien Die Bemuumlhungen zielen hier zum einen auf die oumlkonomische Optimie-rung (beliebiger Einstiegszeitpunkt in Qualifizierungs-maszlignahmen Optimierung der Lehrer-Schuumller-Relation) zum anderen aber auch auf die didaktisch-methodische Optimierung von Bildungsprozessen wie die individuelle Foumlrderung oder Flexibilisierung

Bei allen Bemuumlhungen mit Web 10-gestuumltzten eLear-ning-Szenarien bleiben zahlreiche Fragen ungeklaumlrt Dies gilt besonders fuumlr den Bereich der Lehrlings-ausbildung im Handwerk Aus dem System der dualen Berufsausbildung im Handwerk d h der Kombination von betrieblicher und uumlberbetrieblicher Ausbildung und Unterricht in der Berufsschule sind bisher keine nachhaltigen Ansaumltze bekannt in denen Bildungsprozesse durch internetbasierte eLearning-Konzepte optimiert ergaumlnzt oder gar abgeloumlst werden konnten Bisher kann lediglich auf die Ergebnisse von Modellprojekten zuruumlckgegriffen werden Standar-disierte Konzepte und didaktische Ansaumltze existieren nicht Ganz zu schweigen von einer bildungstheore-tischen Verortung von eLearning-Szenarien in konventionellen Berufsbildungsprozessen

Die Vergangenheit hat gezeigt dass vor allem zwei Problemlagen die Einfuumlhrung von eLearning-Szena-rien erschweren Zum einen gibt es das Problem dass es nicht genuumlgend passgenaue digitale Lern-module fuumlr die verschiedenen Gewerke d h die Berufe im Handwerk und die daraus resultierenden Lerngruppen gibt

Hier zeigt sich die Schwierigkeit dass der produzierte eLearning-Baustein entsprechend der Lerngruppe reduziert und entsprechend der Vorstellung des Lehrers didaktisch eingebunden sein muss Zum an-deren scheitert der Einsatz kommerzieller Loumlsungen auch daran dass nicht die notwendigen Ressourcen vorhanden sind um immer wieder Lernmodule zu erwerben die den jeweils aktuellen Stand der Technik abbilden An dieser Stelle setzt das Forschungsvorhaben Didaktische Parallelitaumlt und Lernortflexibilisierung (DiPaL) an DiPaL kombiniert die klassischen Vorteile des Praumlsenzunterrichts mit den neuen Moumlglichkeiten des Web 20 mit dem Ziel Lernprozesse im Dualen System uumlber selbst produzierte E-Learnings flexibler zu machen

Lerneinheiten selber erstellen

Das Forschungsvorhaben entwickelt und untersucht dazu einen neuen subjektorientierten designbasier-ten didaktisch-methodischen Ansatz zur Lernort-kooperation Mit Hilfe spezieller Software erstellen Schuumllerinnen und Schuumller mit ihren Lehrkraumlften ihre Lerneinheiten selber bereiten sie digital auf und veroumlffentlichen sie im Netz Das Konzept des offenen Klassenzimmers basiert dabei auf der Annahme dass in jeder Schuumllerin und in jedem Schuumller auch eine Lehrerin bzw ein Lehrer steckt Das Ziel besteht darin durch eine geeignete Didaktik genau diesen Rollen-tausch vom Lernenden zum (Lern-) Lehrenden herbei-zufuumlhren Das heiszligt konkret dass die Auszubildenden die Themen des Unterrichts so aufbereiten dass digitale Lernmaterialien (Filme Texte Bilder Grafi-ken) entstehen Die dazu notwendigen Aktivitaumlten der (Lern-) Lehrenden reichen von der Anfertigung einer Handzeichnung die eingescannt wird bis zur schriftlichen Ausarbeitung eines kompletten Dreh-buchs fuumlr die Umsetzung des jeweiligen Themas in einem aufwendigen Lehrfilm Die im Unterricht erzeugten digitalen Lernmaterialien werden an-schlieszligend gemeinsam mit dem Lehrer besprochen und diskutiert ob die produzierten Lernmaterialien fachlich richtig sind Diese Besprechungen sind von groszliger Bedeutung fuumlr den Lernprozess da sich hier zeigt ob das Thema fachlich verstanden wurde

35 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Gleichzeitig hinterfragen die (Lern-) Lehrenden sich selbst und den Prozess der Materialienproduktion Hierbei gilt es z B Alternativen zur gefundenen Loumlsung aufzuzeigen oder die Sprachqualitaumlt zu beurteilen Grundsaumltzlich wird angestrebt dass die (Lern-) Lehrenden in einen kritischen Dialog unter-einander treten Die Diskussion fuumlhrt im Ergebnis zu der Entscheidung ob das produzierte Lernmaterial im Internet veroumlffentlicht wird oder nicht

Fuumlr den Bereich der dualen beruflichen Erstausbil-dung bieten die durch die Auszubildenden erstellten digitalen Lernbausteine ganz besondere Moumlglich-keiten um Ausbildungsstrukturen flexibler zu machen So wird das Forschungsvorhaben empirisch unter-suchen inwieweit die Lernbausteine dazu genutzt werden koumlnnen dass der Auszubildende krankheits-bedingte oder betriebsbedingte Fehlzeiten zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort nachholen kann Daneben erwarten die am Forschungsvorhaben beteiligten Institutionen dass uumlber die Transparenz der Inhalte eine grundsaumltzlich verbesserte Zusam-menarbeit zwischen den Berufsschullehrern und den betrieblichen bzw uumlberbetrieblichen Ausbil-dern realisiert werden kann Auch dies soll empirisch geklaumlrt werden

Neben den Untersuchungen hat das Vorhaben auch verschiedene entwicklungstechnische Ziele

bullEntwicklung von Schemata zur Integration von Programmen zur schnellen Entwicklung von Lernangeboten (Rapid-Authoring-Prozesse) in konventionelle Praumlsenzphasen bullEntwicklung und Implementierung einer Datenbank fuumlr Lehrinhalte (Learning Object Re-pository abgekuumlrzt LOR) fuumlr die Bereitstellung von Bausteinen in einem Bausteinnetzwerk des Handwerks (wwwbaustein-netzwerkde) bullEntwicklung von Organisationsstrukturen fuumlr die engere inhaltliche Zusammenarbeit der Lernorte im dualen System auf der personalen Ebene

Markus Schaumlfer Berufskolleg Maumlrkischer Kreis wwwkfz4mede und wwwdipalde

36 LIterAturhInweIse

weiterfuumlhrende Literatur (Auswahl)

Becker M Spoumlttl G (2008) Berufswissenschaftliche Forschung ndash Ein Arbeitsbuch

fuumlr Studium und Praxis Peter Lang Internationaler Verlag der Wissenschaften

Frankfurt am Main

Beicht U Krewerth A Eberhard V Granato M Viel Licht ndash aber auch Schatten

Qualitaumlt dualer Berufsausbildung in Deutschland aus Sicht der Auszubildenden

BIBB Report 92009

Dehnbostel P (2008) Berufliche Weiterbildung Grundlagen aus arbeitnehmer-

orientierter Sicht Berlin edition sigma

Dreyfus H-L Dreyfus S E (1986) Kuumlnstliche Intelligenz Von den Grenzen der

Denkmaschine und dem Wert der Intuition Reinbek Rowohlt Verlag Hamburg

Grund- und Strukturdaten gushisde 80 [12 09 2009]

Hauptverband der deutschen Bauindustrie Zahlen und Fakten

wwwbauindustriede (Stand Juni 2009)

Howe Falk Berben Thomas (2006) Lern- und Arbeitsaufgaben In Rauner Felix

(Hrsg) Handbuch Berufsbildungsforschung 2 aktualisierte Auflage Bielefeld

Bertelsmann S 383ndash390

Howe Falk Knutzen Soumlnke (2007) Die Kompetenzwerksttt Ein berufswissen-

schaftliches E-Learning-Konzept Goumlttingen Cuvillier

Knutzen Soumlnke Howe Falk E-Learning im Handwerk (2008) In Issing Ludwig

Klimsa Paul (Hrsg) Online-Lernen Weinheim Beltz-Verlag S 133ndash156

Knutzen Soumlnke Howe Falk Rapid E-Learning in der gewerblich-technischen

Ausbildung ndash Gestaltbare Lernsoftware nach dem Konzept der Kompetenz-

werksttt (2008) In Howe Falk Jarosch Juumlrgen Zinke Gert (Hrsg)

Ausbildungskonzepte und Neue Medien in der uumlberbetrieblichen Ausbildung

Bielefeld Bertelsmann-Verlag S 112ndash131

Koumlhler T Neumann J Saupe V Organisation des Online-Lernens In Issing L J

Klimsa P Online-Lernen Ein Handbuch fuumlr das Lernen mit Internet Muumlnchen

Oldenbourg 2008

Payome Thea (2006) Marktuumlbersicht Rapid E-Learning ndash aus PowerPoint-Folien

werden Lernprogramme In Hohenstein Andreas Wilbers Karl (Hg) Handbuch

E-Learning 17 Erg-Lfg Koumlln Dt Wirtschaftsdienst

Scheib T Spoumlttl G Windelband L Qualitaumlt betrieblicher Ausbilder sichern und

entwickeln ndash eine staumlndige Herausforderung In Berufsbildung in Wissenschaft

und Praxis ndash BWP 32008 S 36ndash39

Von Rosenbladt B Bilger F (2007) Weiterbildungsbeteiligung in Deutschland

Eckdaten zum BSW-AES 2007 tns infratest Muumlnchen

ZFA (Hrsg) 2009 Statistik Berufsausbildung und Fortbildung Druck und Medien

20082009 unveroumlffentlichte vorlaumlufige Fassung vom 050509

Diese Druckschrift wird im Rahmen der Oumlffentlichkeitsarbeit vom Bundesministe-

rium fuumlr Bildung und Forschung unentgeltlich abgegeben Sie ist nicht zum gewerb-

lichen Vertrieb bestimmt Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerberinnen

Wahlwerbern oder WahlhelferinnenWahlhelfern waumlhrend eines Wahlkampfes zum

Zweck der Wahlwerbung verwendet werden Dies gilt fuumlr Bundestags- Landtags- und

Kommunalwahlen sowie fuumlr Wahlen zum Europaumlischen Parlament Missbraumluchlich

ist insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen und an Informations-

staumlnden der Parteien sowie das Einlegen Aufdrucken oder Aufkleben partei-

politischer Informationen oder Werbemittel Untersagt ist gleichfalls die Weiter-

gabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung Unabhaumlngig davon wann auf

welchem Weg und in welcher Anzahl diese Schrift der Empfaumlngerindem Empfaumlnger

zugegangen ist darf sie auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden

Wahl nicht in einer Weise verwendet werden die als Parteinahme der Bundes-

regierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden koumlnnte

  • eQualification - Neue13Wege der Qualifizierung
    • Impressum
    • Gruszligwort zur Broschuumlre
    • Inhalt
    • eLearning ndash das Lernen der Zukunft
    • Aufstiegsweiterbildung in der Druck- und Medienindustrie13
    • Flexible Learning im Einzelhandel13
    • DAWINCI ndash Durchlaumlssigkeit in der Aus-und Weiterbildung in der chemischen Industrie13
    • Virtuelles Lernen auf der Baustelle ndash Villa-b13
    • Live Stream Learning ndash fuumlr mobiles und stationaumlres Lernen13
    • Rapid eLearning ndash leicht gestaltbare Lernsoftware13
    • Weiterbildung durch multimediale Lernformen13
    • Demografischer Wandel Herausforderungen und Chancen13
    • eLearning-Infrastruktur in der Altenpflege (eLiA)13
    • Entstehung von Communities am Beispiel der evangelischen 13Kirche in Deutschland
    • Lernkompetenz Schluumlssel zur Qualifizierung fuumlr Aumlltere13
    • Qualifizierung mit System ausbauen - 13Weiterbildung und eQualification
    • Aufbau eines Online-Berichtshefts und Kompetenzportfolios in den dualen Ausbildungsberufen13
    • beroobi ndash erlebe Berufe online Das interaktive Jugendportal zur Berufswahl13
    • Erstellung digitaler eLearning-Module durch Auszubildende im Handwerk13
    • weiterfuumlhrende Literatur (Auswahl)
Page 27: eQualification - Neue Medien, neue Wege der …...Mobile Devices), die wachsenden Personalisierungs-möglichkeiten des Digitaldrucks sowie der starke Trend zur Entwicklung innovativer

27 BILDunG unD QuALIFIzIerunG In eIner ALternDen GeseLLschAFt

nahme jenseits des vierzigsten Lebensjahres schlag-artig sinkt ndash was Lernentwoumlhnung natuumlrlich foumlrdert Auch herrscht fuumlr Aumlltere vielfach insofern ein unguumln-stiges Lernklima als nicht wenige Personalverant-wortliche Aumllteren nur geringe Lernfaumlhigkeit und Veraumlnderungsbereitschaft zutrauen Derlei Vorbe-halte schlagen sich bei Beschaumlftigten in Zweifeln an ihrer eigenen Lernfaumlhigkeit und an der Trainier-barkeit ihrer Fertigkeiten nieder Ein Mangel an Lernkompetenz erklaumlrt moumlglicherweise auch den vielfach replizierten Befund dass aumlltere Beschaumlftigte im Vergleich zu ihren juumlngeren Kollegen schlechtere Leistungen in der berufsbezogenen Weiterbildung zeigen

Unsere Forschung zeigt dass ndash unabhaumlngig vom Alter ndash Beschaumlftigte mit houmlherer Lernkompetenz einen signifikant houmlheren Lernerfolg angeben als Beschaumlftigter geringerer Kompetenz Bei Beschaumlftig-ten uumlber 50 Jahren faumlllt der Unterschied im Lernerfolg am deutlichsten aus Houmlhere Lernkompetenz geht mit houmlherer Weiterbildungsteilnahme einher um-gekehrt berichteten Beschaumlftigte mit geringerer Lernkompetenz uumlber groumlszligere Schwierigkeiten bei der Planung der eigenen Weiterbildung und houmlheren Unterstuumltzungsbedarf

Unter dem Strich zeigen unsere Untersuchungen dass die Erfassung der Lernkompetenz ein wichtiger Schritt ist im Rahmen von Strategien zur quantitativen und qualitativen Verbesserung der Weiterbildungs-beteiligung aumllterer Beschaumlftigter Dies laumlsst sich zur Konzeption von Lernkompetenz-Workshops nutzen mit denen das Lernverhalten gezielt optimiert werden kann Ansatzpunkt einschlaumlgiger Trainings ist die Lernkontrolle die sich in unseren Untersuchungen als trennscharf zwischen kompetenten und weniger kompetenten Lernern erwies Hoher Lernkontrolle also der Fertigkeit angemessene Lernziele zu setzen und das Lernen im Hinblick auf diese Ziele zu steuern kommt das groumlszligte Gewicht fuumlr den Lernerfolg zu Darin liegt auch der Grund dass vornehmlich auf die Vermittlung von auf Lernstrategien ausgerichtete Trainings und primaumlr auf die Staumlrkung der Lernmo-tivation abzielende Trainings gleichermaszligen zu kurz greifen und nur die integrierte Ansprache beider Ebenen nachhaltiges karriereweites und -langes Lernen gewaumlhrleistet

Prof Dr Christian Stamov-Roszlignagel Jacobs Centre on Lifelong Learning Jacobs University wwwjacobs-universitydedirectory10028

28 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Qualifizierung mit System ausbauen -Weiterbildung und bdquoeQualificationldquo

Digitale Medien und bdquoeQualificationldquo als die Lernformen des neuen Jahrtausends prokla-miert standen anfangs fuumlr kostenguumlnstiges und effektives Lernen technische Loumlsungen ruumlckten in den Mittelpunkt der Diskussion doch nach dem ersten Boom kam die ernuumlch-terung Die Lerner wuumlrden das Medium nicht akzeptieren der Lernerfolg sei anzuzweifeln der finanzielle Vorteil ebenso

Anstelle der technokratischen Schwerpunktsetzun-gen widmete man sich in der Folgezeit verstaumlrkt den lern- und bildungstheoretischen Aspekten und dem Potenzial multimedialer Lernkonzepte fuumlr eine zukunftsfaumlhige berufliche Kompetenzentwicklung Angesichts der in den letzten Jahren wieder deutli-chen Zuwachsraten des Lernens mit neuen Medien am Arbeitsplatz stellte sich die Frage nach der Bedeu-tung dieser Medien fuumlr die Weiterbildung und nach ihrem Einfluss auf deren soziale und didaktische Zielsetzungen

weiterbildung und soziale selektion

Die Entwicklung von der Industrie zur Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft fuumlhrt auch zu einem Wandel der Organisation in den Unternehmen die auch zu neuen Arbeits- und Organisationskonzepten fuumlhren wobei wir wahrscheinlich erst am Anfang dieses Wandlungsprozesses stehen Die Folge ist dass Weiterbildung und berufliche Qualifizierung gegenwaumlrtig einen Wandlungsprozess durchlaufen der Ziele und Inhalte Umfang sowie Formen Methoden und Orte des Lernens gleichermaszligen erfasst Lernformen und Lernorte werden pluraler und vielfaumlltiger und gehen mit einem quantitativen Zuwachs und einer qualitativen Veraumlnderung der Bedeutung des Lernens im Unternehmen einher

Die Nachfrage nach eLearning-Konzepten und neuen Medien in der Weiterbildung unterliegt durch neue Arbeitsformen wie rechner-und internetgestuumltzte Facharbeit und Dienstleistungen und den daraus resultierenden Kompetenzanspruumlchen einer auszliger-ordentlichen Dynamik Gleichzeitig haben Aufwen-dungen und Teilnehmerzahlen die Weiterbildung

zum groumlszligten Bildungsbereich gemacht Von den Auf-wendungen von 35 Mrd Euro pro Jahr entfallen 167 Mrd auf die Unternehmen incl die des oumlffentlichen Dienstes 138 Mrd auf Einzelpersonen 42 Mrd auf die Bundesagentur fuumlr Arbeit und 04 Mrd auf den Staat Im europaumlischen Vergleich liegt die Teilnahme-quote an der formellen betrieblichen Weiterbildung mit 30 der Erwerbstaumltigen im Jahr 2005 im Mittel-feld Im Vergleich liegt die Teilnahmequote in Frank-reich mit 46 und Tschechien mit 59 houmlher die von Polen mit 21 und Griechenland mit 14 niedriger

Entscheidend fuumlr die oumlkonomische qualifikatorische soziale und personale Funktion der Weiterbildung ist aber die Frage der Teilhabe an Weiterbildung der Wei-terbildungsbeteiligung Hier zeigt sich der stark sozial ausgrenzende Charakter der Weiterbil-dung die Selektivitaumlt und Ungleichheit von Chancen

bull28 der Weiterbildungsteilnehmer haben Hauptschulabschluss 47 einen mittleren Abschluss 59 AbiturFachhochschulreife bull23 sind ohne Berufsausbildung aber 62 mit Hochschulabschluss bull31 sind Arbeiter 68 Beamte bull44 gehoumlren der Gruppe der 19ndash34-Jaumlhrigen an 31 der Gruppe der 50-64 Jaumlhrigen

Qualifizierung mit system und bdquoeQualificationldquo ausbauen

Die Weiterbildungsbeteiligung haumlngt also entschei-dend von der beruflichen Qualifikation und der schulischen Vorbildung ab und verstaumlrkt die im Schulsystem angelegte soziale Selektion In dieser Situation kommen die informelle Weiterbildung und damit die neuen Medien und verschiedenen Formen des eLearnings ins Spiel Die Teilnahme an Compu-terselbstlernprogrammen im Rahmen der informel-len Weiterbildung hat sich zwischen 2003 und 2007 von 8 auf 15 erhoumlht und damit fast verdoppelt In der informellen Weiterbildungskategorie Internet am Arbeitsplatz weist die Statistik eine Steigerung von 7 auf 13 aus Zudem bilden sich mit der Nut-zung von Personal-Computern rechnerintegrierten Arbeitssystemen und dem Intranet zunehmend vir-tuelle Lernorte in Unternehmen heraus Beschaumlftigte nutzen in wachsendem Maszlige multimediale und inter-aktive Bildungsangebote und koumlnnen an

29 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

kooperativen Lehr-Lern-Arrangements teilnehmen Neue Medien und die damit verbundenen Lerntech-nologien wie Tele-Teaching und Tele-Coaching erlei-chtern und foumlrdern das Lernen in der Arbeit und in vernetzten Lernortstrukturen

Die informelle Weiterbildung verzeichnet seit Jahren erhebliche Zuwaumlchse obwohl die Teilnahme der Erwerbstaumltigen hier mit 61 im Jahre 2003 und mit 68 im Jahre 2007 schon annaumlhernd doppelt so hoch liegt wie die an der formellen Weiterbildung Damit ist die informelle Weiterbildung im Sinne von bdquoArbeit als zweite Chanceldquo und als Moumlglichkeit zu sehen der wachsenden Selektion in Weiterbildung und Weiter-bildungsteilnahme zu begegnen Dies ist allerdings kein Selbstlaumlufer denn auch bei der Teilnahme an der informellen Weiterbildung zeigt sich die Abbild-ung und Verlaumlngerung sozialer Ungleichheit Not-wendig ist eine strukturelle und im Weiterbildungs-system abzusichernde Foumlrderung von bildungsbe-nachteiligten Gruppen In diesem Sinne sind abschlieszligend vier Thesen und Optionen formuliert

bullInformelles Lernen wird im Beruf zunehmend wichtiger dabei kommt dem Lernen mithilfe neuer Medien durch die Verdoppelung in den letzten vier Jahren bei computergestuumltzten Selbstlernprogrammen und Internet-Lernen am Arbeitsplatz eine zentrale Rolle zu bullVirtuelle Lernorte verbinden formelle und informelle Weiterbildung diese Lernorte auf informations- und kommunikationstechno-logischer Basis ergaumlnzen die pluralen Lernorte von Qualifizierungsverbuumlnden und Qualifizier-ungsnetzwerken zunehmend bullNeue Medien eroumlffnen lern- und bildungsthe-oretisch verbesserte Zugaumlnge zum bdquolebenslan-gen Lernenldquo und zur bdquoBildung fuumlr alleldquo voraus-gesetzt sie werden didaktisch-methodisch und institutionell eingebettet und sind nicht einsei-tig auf Selbstorganisation und Individualisierung gerichtet bullWeiterbildung ist als vierte und umfassendste Saumlule des Bildungssystems auszubauen und verstaumlrkt gesetzlich zu rahmen wobei das in-formelle Lernen uumlber verbindliche Anerken-nungen als Beitrag zur Chancengleichheit in beruflichen Bildungswegen im Sinne einersbquo bdquozweiten Chanceldquo zu nutzen ist

Prof Dr Peter Dehnbostel Helmut-Schmidt-Universitaumlt Hamburg wwwhsu-hhdedebo

30 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Aufbau eines Online-Berichtshefts und Kompetenz-portfolios in den dualen Ausbildungsberufen

Die duale Berufsausbildung in Deutschland stellt ein erfolgsmodell dar und genieszligt auch

international hohes Ansehen Mehrere aktu-elle studien zeigen Maumlngel in der Qualitaumlt der dualen beruflichen Ausbildung auf nach einer repraumlsentativen umfrage des Bundesin-stituts fuumlr Berufsbildung (BIBB) kritisieren die Auszubildenden insbesondere die Qualitaumlt der kooperation der Lernorte Betrieb und schule oft ist es den Auszubildenden selbst uumlberlassen erfahrungen aus der betrieblichen und schulischen Ausbildung miteinander zu verknuumlpfen

Bei der mangelnden Abstimmung zwischen den Lern-orten handelt es sich jedoch weniger um ein Problem auf der Ebene der Ausbilder und Berufsschullehrer sondern eher um ein strukturelles Defizit der dualen Berufsausbildung Es mangelt vor allem an systema-tischer Information um ein gegenseitiges Abstimmen in der dualen Ausbildung gewaumlhrleisten zu koumlnnen

Es bedarf geeigneter Instrumente um eine staumlrkere Zusammenarbeit und die Abstimmung zwischen den betrieblichen und schulischen Ausbildern aber auch zwischen dem Auszubildenden und seinem Ausbilder zu ermoumlglichen Gegenwaumlrtig uumlbernimmt ausschlieszlig-lich der papierbasierte Ausbildungsnachweis das sogenannte Berichtsheft diese Funktion Da es sich hierbei um eine zeit- und ortsabhaumlngige Informa-tionsbasis handelt koumlnnen sich Probleme ergeben

Beispielsweise kann der Ausbilder anhand des Ausbildungsnachweises erst nach dem Abschluss eines Ausbildungsturnus feststellen mit welchen Themen sich der Auszubildende auseinanderge-setzt hat In der Folge sind klare und aufeinander abgestimmte Lernprozesse erschwert was nicht selten zu erheblichen Abstimmungsprozessen innerhalb der Ausbildung fuumlhrt

online-Ausbildungsnachweis

Unter dem Titel bdquoBLok ndash Online-Berichtsheft zur Staumlrkung der Lernortkooperationldquo verfolgt das Insti-tut fuumlr Berufspaumldagogik der Technischen Universitaumlt

Dresden das Ziel mit dem Einsatz von Web 20- Technologien die Lernorte der dualen Berufsausbil-dung zu verzahnen Im Rahmen dieses durch das BMBF gefoumlrderten Forschungs- und Entwicklungs-projektes werden bereits bestehende Ressourcen genutzt um das rechtsverbindliche Instrument bdquoBerichtsheftldquo welches in seiner gegenwaumlrtigen Form lediglich als Rechtfertigungsinstrument dient zu einem Qualitaumltsentwicklungsinstrument auf der Grundlage einer geeigneten mediendidaktischen Konzeption auszubauen

Der Schwerpunkt des Projektes liegt in der Entwick-lung Erprobung und Evaluation eines Online-Ausbildungsnachweises auf der technischen Basis eines Weblogs als persoumlnliches Lerntagebuch Dieses Online-Lerntagebuch fuumlhrt der Berufsschuumller regelmaumlszligig und kann von seinem Ausbilder und Berufsschullehrer jederzeit und vor allem unabhaumln-gig vom aktuellen Lernort des Berufsschuumllers einge-sehen werden Auf diese Weise werden die Lernorte der Berufsausbildung im dualen System durch den Online-Ausbildungsnachweis miteinander gekoppelt und so eine gemeinsame Informationsbasis fuumlr die Partner der dualen Berufsausbildung geschaffen Diese Staumlrkung der Lernortkooperation erzeugt eine Transparenz der Ausbildungsinhalte und soll zu einer verbesserten Abstimmung selbiger an den Lernorten fuumlhren

Funktionsbereiche und Potenziale

Der Online-Ausbildungsnachweis verfuumlgt uumlber zwei Funktionsbereiche

bullBerichtsheftfuumlhrung in Form eines Weblogs Wie bei der klassischen Form des Berichtsheftes uumlblich dokumentiert der Auszubildende auch in der online-basierten Form regelmaumlszligig den zeit-lichen und sachlichen Ablauf der Berufsaus-bildung Der Technologie eines Weblog ent-sprechend fuumlhrt der Auszubildende sein Lern-tagebuch als Online-Berichtsheft welches durch die Ausbilder online kommentiert werden kann Durch die Moumlglichkeit von Anmerkungen zu den Eintraumlgen des Auszubildenden werden Feedback-prozesse angeregt und folglich der Dialog zwi-schen Auszubildendem und Ausbilder gestaumlrkt

31 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

bullDarstellung der erworbenen Qualifikationen in Form eines Kompetenzportfolios Neben der Dokumentation des sachlichen und zeitlichen Ablaufes im Berichtsheft ist es dem Auszubildenden moumlglich die dokumentierten Taumltigkeiten zu verschlagworten In Form eines Auswahlmenuumls werden die zu erlangenden Faumlhigkeiten und Fertigkeiten eines Ausbildungs-berufes aufgelistet und von dem Auszubildenden verschlagwortet (sogenanntes Tagging) Anschlieszligend wird durch eine entsprechende Visualisierung (z B in Form einer Tagcloud d h einer Schlagwortwolke) der eigene Entwicklungs-stand dargestellt Die Tagcloud enthaumllt alle bis-her verwendeten Schlagworte Durch die damit erzeugte Transparenz koumlnnen Auszubildende und Ausbilder den Ist-Stand der beruflichen Handlungsfaumlhigkeit einschaumltzen und auch Handlungsbedarfe ableiten In Ergaumlnzung zu der geschlossenen Form des Kompetenzport-folios ist es in der offenen Form vorgesehen aus-bildungsrelevante Dokumente (wie Zertifikate etc) und Erfahrungsberichte abzulegen und so Erfahrungen aus der Ausbildungspraxis zu dokumentieren

Fazit

Das Projekt BLok traumlgt durch die Digitalisierung und Weiterentwicklung des klassischen Berichtsheftes auf Grundlage von Web 20-Technologien zur Ver-zahnung der Lernorte sowie zur Qualitaumltssicherung und -entwicklung in der dualen Berufsausbildung bei BLok unterstuumltzt dabei eine nachhaltige Integ-ration digitaler Medien auf struktureller Ebene in die Berufsausbildungspraxis

Professor Thomas Koumlhler Technische Universitaumlt Dresden wwwblok-onlineorg

32 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

beroobi ndash erlebe Berufe online Das interaktive Jugendportal zur Berufswahl

trotz der vielfaumlltigen Moumlglichkeiten sich Infor-mationen zu beschaffen haben viele Jugend-liche nach wie vor Probleme sich hinsichtlich ihrer beruflichen zukunftsplanung zu orien-tieren oftmals bleibt ihre Ausbildungswahl einseitig und sie nehmen die chancen des derzeitigen Ausbildungs- und Arbeitsmarktes nur bedingt wahr

Das Wissen uumlber die Bandbreite aktueller Ausbildungs-berufe und speziell jener die auch zukuumlnftig Chancen auf dem Arbeitsmarkt bieten ist fuumlr die Berufswahl entscheidend Junge Frauen und Maumlnner mit niedri-geren Schulabschluumlssen sind dabei eine besondere Zielgruppe beroobi ist ein Kunstwort das sich aus Ber-ufs-bi-ld ableitet und bdquoooldquo wurde von Google abgeschaut beroobi bietet den jungen Frauen und Maumlnnern Interaktionsmoumlglichkeiten an die einen attraktiven Einstieg in das Thema Berufswahl ermoumlglichen

Hierfuumlr wird ein interaktives Online-Portal aufgebaut in dessen Mittelpunkt interessante und zukunfts-weisende Ausbildungsberufe fuumlr eine spielerische Erkundung stehen Die Berufsbilder sind multimedial-interaktiv aufbereitet und geben realistische Einblicke in den Berufsalltag Junge Frauen und Maumlnner die bereits in ihrem Beruf arbeiten stellen diese den Nutzern anschaulich vor und lassen sie entdeckend und ausprobierend daran teilhaben Alle wichtigen Aspekte eines Berufs werden aufgegriffen Taumltig-keiten Tagesablaumlufe Erlaumluterungen zu wichtigen Voraussetzungen Erklaumlrungen zu Anforderungen in der Ausbildung sowie das Aufzeigen von Perspek-tiven fuumlr weitere Fortbildungs- und Weiterbildungs-moumlglichkeiten und weiterfuumlhrende Links

Eine leichte und schnelle Orientierung wird dadurch erleichtert dass jedem Berufsbild der gleiche Aufbau und aumlhnliche Interaktionsmoumlglichkeiten zugrunde liegen Bei der Auswahl der Berufe werden bewusst Ausbildungsberufe aus Zukunftsbranchen und Innovationsbereichen (Industrie Handwerk Bau Naturwissenschaften Technik und Informations-technologie) in den Blick genommen

Interaktiver Ansatz mit hohem Akzeptanzwert

Ziel des didaktisch-methodischen Konzepts von beroobi ist es junge Menschen durch neue Ansaumltze zum selbst gesteuerten Entdecken und Ausprobieren im Netz anzuregen und einen persoumlnlichen Bezug zum Thema Berufswahl herzustellen Hierfuumlr setzt das Projekt auf verschiedene Kriterien die in der Umsetzung des Angebots konsequente Beruumlcksich-tigung finden

bullVielseitigkeit Selbststeuerbare Video- und Audiosequenzen Fotoshows und animierte Grafiken bieten anschauliche und vielseitige Formen der Informationsdarstellung Einge-bunden sind diese in eine Flash-Umgebung die auch als Web-Applikation unabhaumlngig von beroobi als Stand-alone-Applikation in eine Web-seite integriert werden koumlnnen bullInteraktion Verschiedene Interaktionstools ermoumlglichen eine direkte und aktive Teilnahm am Angebot Selbsteinschaumltzungen Umfragen und Wissenstests animieren zur spielerischen und entdeckenden Auseinandersetzung mit Inhalten bullIdentifikation Junge Profis aus der Praxis stellen vor Ort ihren Arbeitsplatz und ihr Arbeitsleben vor und lassen die Nutzerinnen und Nutzer uumlber Film und Audio daran teilhaben Der Mix aus Fakten eigenen Erfahrungsberichten und Hinweisen ermoumlglicht Identifikation und Pers-pektivenwechsel bullVerstaumlndlichkeit Das Angebot setzt konsequent auf jugendgerechte Sprache intuitive Benutzer-fuumlhrung und kleine verstaumlndliche Informations-einheiten sodass auch Jugendliche mit weniger Interneterfahrung gut damit zurechtkommen koumlnnen bullAuthentizitaumlt Jedes Berufsbild ist individuell gestaltet und lebt von der Authentizitaumlt seiner realen Hauptperson Dieses unverwechselbare bdquoGesichtldquo sowie auch das Zu-Wort-Kommen von Betriebs-und Unternehmensverantwortlich-en Ausbildungsleitern und anderen bdquoBerufsex-pertenldquo fuumlhren zu einer hohen Akzeptanz bei Jugendlichen

33 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Das online-Portal beroobide

Die Hauptintention des Online-Portals besteht darin Jugendlichen verschiedene Zugangswege zu den jeweiligen Berufsbildern zu ermoumlglichen sie neu-gierig zu machen und zum bdquoHineinklickenldquo anzu-regen Im Mittelpunkt von wwwberoobide stehen daher die Berufsbilder die uumlber spezifische Beduumlrf-nisparameter ansteuerbar sind Weiterfuumlhrende Informationen zu den Berufen Interviews mit Experten spielerische Wissensabfragen und Links werden den Jugendlichen uumlber eine Informations-rubrik angeboten Ein kleiner Community-Bereich ermoumlglicht weitere Orientierungshilfe Dort steht ein moderiertes Forum fuumlr Fragen und Hinweise bereit eine Merkliste fuumlr das Speichern von Berufs-bildern sowie die Verlinkung auf Freunde und deren Profile Uumlber Features wie bdquoWie steht mir der Berufldquo koumlnnen eigene Fotos hochgeladen werden welches die Nutzerinnen und Nutzer automatisch in verschiedene Arbeitsbekleidungen hineinsetzt und in eine Galerie speichert

zielgruppe

Primaumlre Zielgruppe von beroobi sind Jugendliche der Altersgruppe 14 bis 20 Jahre aller Schulformen die sich im Prozess der Berufsfindung und Berufsorien-tierung befinden Neben Schulabgaumlngern sind des-gleichen all diejenigen angesprochen die bereits eine Berufsausbildung begonnen abgeschlossen oder auch abgebrochen haben und sich weiter bzw neu orientieren moumlchten Wichtige Ansprech-partner sind daher auch paumldagogische Fachkraumlfte die in vielen Faumlllen beroobi bei der jugendlichen Zielgruppe bekannt machen

kooperation und Vernetzung

Das Projekt beroobi versteht sich als bdquoTuumlroumlffnerldquo zu bereits bestehenden Angeboten im Bereich Berufso-rientierungberufliche Bildung und lebt daher von dem vielseitigen Austausch und der Zusammenarbeit mit diesen Dazu zaumlhlen unter anderem vor allem Verbaumlnde Innungen Kammern die Agentur fuumlr Arbeit das Bundesinstitut fuumlr Berufsbildung Schulen Berufsschulen Bildungstraumlger Gewerkschaften so-wie vor allem auch Wirtschaftspartner Betriebe und Unternehmen

Silke Niemann Schulen ans Netz e V wwwberoobide und wwwschulen-ans-netzde

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Erstellung digitaler eLearning-Module durch Aus-zubildende im Handwerk

Das Internet hat uns in ein neues Jahrtausend

gefuumlhrt ein Jahrtausend in dem das wissen der welt raumlumlich und zeitlich unabhaumlngig

verfuumlgbar ist und aus immer groumlszligeren Daten-banken abgerufen werden kann eine solche entwicklung macht auch vor dem system der dualen beruflichen erstausbildung im hand-werk nicht halt und beschaumlftigt seit vielen Jahren die vorausschauende wissenschaft aber auch die Praxis

Im Kern geht es bei den Uumlberlegungen um die Einfuumlhr-ung von eLearning-Szenarien Die Bemuumlhungen zielen hier zum einen auf die oumlkonomische Optimie-rung (beliebiger Einstiegszeitpunkt in Qualifizierungs-maszlignahmen Optimierung der Lehrer-Schuumller-Relation) zum anderen aber auch auf die didaktisch-methodische Optimierung von Bildungsprozessen wie die individuelle Foumlrderung oder Flexibilisierung

Bei allen Bemuumlhungen mit Web 10-gestuumltzten eLear-ning-Szenarien bleiben zahlreiche Fragen ungeklaumlrt Dies gilt besonders fuumlr den Bereich der Lehrlings-ausbildung im Handwerk Aus dem System der dualen Berufsausbildung im Handwerk d h der Kombination von betrieblicher und uumlberbetrieblicher Ausbildung und Unterricht in der Berufsschule sind bisher keine nachhaltigen Ansaumltze bekannt in denen Bildungsprozesse durch internetbasierte eLearning-Konzepte optimiert ergaumlnzt oder gar abgeloumlst werden konnten Bisher kann lediglich auf die Ergebnisse von Modellprojekten zuruumlckgegriffen werden Standar-disierte Konzepte und didaktische Ansaumltze existieren nicht Ganz zu schweigen von einer bildungstheore-tischen Verortung von eLearning-Szenarien in konventionellen Berufsbildungsprozessen

Die Vergangenheit hat gezeigt dass vor allem zwei Problemlagen die Einfuumlhrung von eLearning-Szena-rien erschweren Zum einen gibt es das Problem dass es nicht genuumlgend passgenaue digitale Lern-module fuumlr die verschiedenen Gewerke d h die Berufe im Handwerk und die daraus resultierenden Lerngruppen gibt

Hier zeigt sich die Schwierigkeit dass der produzierte eLearning-Baustein entsprechend der Lerngruppe reduziert und entsprechend der Vorstellung des Lehrers didaktisch eingebunden sein muss Zum an-deren scheitert der Einsatz kommerzieller Loumlsungen auch daran dass nicht die notwendigen Ressourcen vorhanden sind um immer wieder Lernmodule zu erwerben die den jeweils aktuellen Stand der Technik abbilden An dieser Stelle setzt das Forschungsvorhaben Didaktische Parallelitaumlt und Lernortflexibilisierung (DiPaL) an DiPaL kombiniert die klassischen Vorteile des Praumlsenzunterrichts mit den neuen Moumlglichkeiten des Web 20 mit dem Ziel Lernprozesse im Dualen System uumlber selbst produzierte E-Learnings flexibler zu machen

Lerneinheiten selber erstellen

Das Forschungsvorhaben entwickelt und untersucht dazu einen neuen subjektorientierten designbasier-ten didaktisch-methodischen Ansatz zur Lernort-kooperation Mit Hilfe spezieller Software erstellen Schuumllerinnen und Schuumller mit ihren Lehrkraumlften ihre Lerneinheiten selber bereiten sie digital auf und veroumlffentlichen sie im Netz Das Konzept des offenen Klassenzimmers basiert dabei auf der Annahme dass in jeder Schuumllerin und in jedem Schuumller auch eine Lehrerin bzw ein Lehrer steckt Das Ziel besteht darin durch eine geeignete Didaktik genau diesen Rollen-tausch vom Lernenden zum (Lern-) Lehrenden herbei-zufuumlhren Das heiszligt konkret dass die Auszubildenden die Themen des Unterrichts so aufbereiten dass digitale Lernmaterialien (Filme Texte Bilder Grafi-ken) entstehen Die dazu notwendigen Aktivitaumlten der (Lern-) Lehrenden reichen von der Anfertigung einer Handzeichnung die eingescannt wird bis zur schriftlichen Ausarbeitung eines kompletten Dreh-buchs fuumlr die Umsetzung des jeweiligen Themas in einem aufwendigen Lehrfilm Die im Unterricht erzeugten digitalen Lernmaterialien werden an-schlieszligend gemeinsam mit dem Lehrer besprochen und diskutiert ob die produzierten Lernmaterialien fachlich richtig sind Diese Besprechungen sind von groszliger Bedeutung fuumlr den Lernprozess da sich hier zeigt ob das Thema fachlich verstanden wurde

35 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Gleichzeitig hinterfragen die (Lern-) Lehrenden sich selbst und den Prozess der Materialienproduktion Hierbei gilt es z B Alternativen zur gefundenen Loumlsung aufzuzeigen oder die Sprachqualitaumlt zu beurteilen Grundsaumltzlich wird angestrebt dass die (Lern-) Lehrenden in einen kritischen Dialog unter-einander treten Die Diskussion fuumlhrt im Ergebnis zu der Entscheidung ob das produzierte Lernmaterial im Internet veroumlffentlicht wird oder nicht

Fuumlr den Bereich der dualen beruflichen Erstausbil-dung bieten die durch die Auszubildenden erstellten digitalen Lernbausteine ganz besondere Moumlglich-keiten um Ausbildungsstrukturen flexibler zu machen So wird das Forschungsvorhaben empirisch unter-suchen inwieweit die Lernbausteine dazu genutzt werden koumlnnen dass der Auszubildende krankheits-bedingte oder betriebsbedingte Fehlzeiten zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort nachholen kann Daneben erwarten die am Forschungsvorhaben beteiligten Institutionen dass uumlber die Transparenz der Inhalte eine grundsaumltzlich verbesserte Zusam-menarbeit zwischen den Berufsschullehrern und den betrieblichen bzw uumlberbetrieblichen Ausbil-dern realisiert werden kann Auch dies soll empirisch geklaumlrt werden

Neben den Untersuchungen hat das Vorhaben auch verschiedene entwicklungstechnische Ziele

bullEntwicklung von Schemata zur Integration von Programmen zur schnellen Entwicklung von Lernangeboten (Rapid-Authoring-Prozesse) in konventionelle Praumlsenzphasen bullEntwicklung und Implementierung einer Datenbank fuumlr Lehrinhalte (Learning Object Re-pository abgekuumlrzt LOR) fuumlr die Bereitstellung von Bausteinen in einem Bausteinnetzwerk des Handwerks (wwwbaustein-netzwerkde) bullEntwicklung von Organisationsstrukturen fuumlr die engere inhaltliche Zusammenarbeit der Lernorte im dualen System auf der personalen Ebene

Markus Schaumlfer Berufskolleg Maumlrkischer Kreis wwwkfz4mede und wwwdipalde

36 LIterAturhInweIse

weiterfuumlhrende Literatur (Auswahl)

Becker M Spoumlttl G (2008) Berufswissenschaftliche Forschung ndash Ein Arbeitsbuch

fuumlr Studium und Praxis Peter Lang Internationaler Verlag der Wissenschaften

Frankfurt am Main

Beicht U Krewerth A Eberhard V Granato M Viel Licht ndash aber auch Schatten

Qualitaumlt dualer Berufsausbildung in Deutschland aus Sicht der Auszubildenden

BIBB Report 92009

Dehnbostel P (2008) Berufliche Weiterbildung Grundlagen aus arbeitnehmer-

orientierter Sicht Berlin edition sigma

Dreyfus H-L Dreyfus S E (1986) Kuumlnstliche Intelligenz Von den Grenzen der

Denkmaschine und dem Wert der Intuition Reinbek Rowohlt Verlag Hamburg

Grund- und Strukturdaten gushisde 80 [12 09 2009]

Hauptverband der deutschen Bauindustrie Zahlen und Fakten

wwwbauindustriede (Stand Juni 2009)

Howe Falk Berben Thomas (2006) Lern- und Arbeitsaufgaben In Rauner Felix

(Hrsg) Handbuch Berufsbildungsforschung 2 aktualisierte Auflage Bielefeld

Bertelsmann S 383ndash390

Howe Falk Knutzen Soumlnke (2007) Die Kompetenzwerksttt Ein berufswissen-

schaftliches E-Learning-Konzept Goumlttingen Cuvillier

Knutzen Soumlnke Howe Falk E-Learning im Handwerk (2008) In Issing Ludwig

Klimsa Paul (Hrsg) Online-Lernen Weinheim Beltz-Verlag S 133ndash156

Knutzen Soumlnke Howe Falk Rapid E-Learning in der gewerblich-technischen

Ausbildung ndash Gestaltbare Lernsoftware nach dem Konzept der Kompetenz-

werksttt (2008) In Howe Falk Jarosch Juumlrgen Zinke Gert (Hrsg)

Ausbildungskonzepte und Neue Medien in der uumlberbetrieblichen Ausbildung

Bielefeld Bertelsmann-Verlag S 112ndash131

Koumlhler T Neumann J Saupe V Organisation des Online-Lernens In Issing L J

Klimsa P Online-Lernen Ein Handbuch fuumlr das Lernen mit Internet Muumlnchen

Oldenbourg 2008

Payome Thea (2006) Marktuumlbersicht Rapid E-Learning ndash aus PowerPoint-Folien

werden Lernprogramme In Hohenstein Andreas Wilbers Karl (Hg) Handbuch

E-Learning 17 Erg-Lfg Koumlln Dt Wirtschaftsdienst

Scheib T Spoumlttl G Windelband L Qualitaumlt betrieblicher Ausbilder sichern und

entwickeln ndash eine staumlndige Herausforderung In Berufsbildung in Wissenschaft

und Praxis ndash BWP 32008 S 36ndash39

Von Rosenbladt B Bilger F (2007) Weiterbildungsbeteiligung in Deutschland

Eckdaten zum BSW-AES 2007 tns infratest Muumlnchen

ZFA (Hrsg) 2009 Statistik Berufsausbildung und Fortbildung Druck und Medien

20082009 unveroumlffentlichte vorlaumlufige Fassung vom 050509

Diese Druckschrift wird im Rahmen der Oumlffentlichkeitsarbeit vom Bundesministe-

rium fuumlr Bildung und Forschung unentgeltlich abgegeben Sie ist nicht zum gewerb-

lichen Vertrieb bestimmt Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerberinnen

Wahlwerbern oder WahlhelferinnenWahlhelfern waumlhrend eines Wahlkampfes zum

Zweck der Wahlwerbung verwendet werden Dies gilt fuumlr Bundestags- Landtags- und

Kommunalwahlen sowie fuumlr Wahlen zum Europaumlischen Parlament Missbraumluchlich

ist insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen und an Informations-

staumlnden der Parteien sowie das Einlegen Aufdrucken oder Aufkleben partei-

politischer Informationen oder Werbemittel Untersagt ist gleichfalls die Weiter-

gabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung Unabhaumlngig davon wann auf

welchem Weg und in welcher Anzahl diese Schrift der Empfaumlngerindem Empfaumlnger

zugegangen ist darf sie auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden

Wahl nicht in einer Weise verwendet werden die als Parteinahme der Bundes-

regierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden koumlnnte

  • eQualification - Neue13Wege der Qualifizierung
    • Impressum
    • Gruszligwort zur Broschuumlre
    • Inhalt
    • eLearning ndash das Lernen der Zukunft
    • Aufstiegsweiterbildung in der Druck- und Medienindustrie13
    • Flexible Learning im Einzelhandel13
    • DAWINCI ndash Durchlaumlssigkeit in der Aus-und Weiterbildung in der chemischen Industrie13
    • Virtuelles Lernen auf der Baustelle ndash Villa-b13
    • Live Stream Learning ndash fuumlr mobiles und stationaumlres Lernen13
    • Rapid eLearning ndash leicht gestaltbare Lernsoftware13
    • Weiterbildung durch multimediale Lernformen13
    • Demografischer Wandel Herausforderungen und Chancen13
    • eLearning-Infrastruktur in der Altenpflege (eLiA)13
    • Entstehung von Communities am Beispiel der evangelischen 13Kirche in Deutschland
    • Lernkompetenz Schluumlssel zur Qualifizierung fuumlr Aumlltere13
    • Qualifizierung mit System ausbauen - 13Weiterbildung und eQualification
    • Aufbau eines Online-Berichtshefts und Kompetenzportfolios in den dualen Ausbildungsberufen13
    • beroobi ndash erlebe Berufe online Das interaktive Jugendportal zur Berufswahl13
    • Erstellung digitaler eLearning-Module durch Auszubildende im Handwerk13
    • weiterfuumlhrende Literatur (Auswahl)
Page 28: eQualification - Neue Medien, neue Wege der …...Mobile Devices), die wachsenden Personalisierungs-möglichkeiten des Digitaldrucks sowie der starke Trend zur Entwicklung innovativer

28 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Qualifizierung mit System ausbauen -Weiterbildung und bdquoeQualificationldquo

Digitale Medien und bdquoeQualificationldquo als die Lernformen des neuen Jahrtausends prokla-miert standen anfangs fuumlr kostenguumlnstiges und effektives Lernen technische Loumlsungen ruumlckten in den Mittelpunkt der Diskussion doch nach dem ersten Boom kam die ernuumlch-terung Die Lerner wuumlrden das Medium nicht akzeptieren der Lernerfolg sei anzuzweifeln der finanzielle Vorteil ebenso

Anstelle der technokratischen Schwerpunktsetzun-gen widmete man sich in der Folgezeit verstaumlrkt den lern- und bildungstheoretischen Aspekten und dem Potenzial multimedialer Lernkonzepte fuumlr eine zukunftsfaumlhige berufliche Kompetenzentwicklung Angesichts der in den letzten Jahren wieder deutli-chen Zuwachsraten des Lernens mit neuen Medien am Arbeitsplatz stellte sich die Frage nach der Bedeu-tung dieser Medien fuumlr die Weiterbildung und nach ihrem Einfluss auf deren soziale und didaktische Zielsetzungen

weiterbildung und soziale selektion

Die Entwicklung von der Industrie zur Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft fuumlhrt auch zu einem Wandel der Organisation in den Unternehmen die auch zu neuen Arbeits- und Organisationskonzepten fuumlhren wobei wir wahrscheinlich erst am Anfang dieses Wandlungsprozesses stehen Die Folge ist dass Weiterbildung und berufliche Qualifizierung gegenwaumlrtig einen Wandlungsprozess durchlaufen der Ziele und Inhalte Umfang sowie Formen Methoden und Orte des Lernens gleichermaszligen erfasst Lernformen und Lernorte werden pluraler und vielfaumlltiger und gehen mit einem quantitativen Zuwachs und einer qualitativen Veraumlnderung der Bedeutung des Lernens im Unternehmen einher

Die Nachfrage nach eLearning-Konzepten und neuen Medien in der Weiterbildung unterliegt durch neue Arbeitsformen wie rechner-und internetgestuumltzte Facharbeit und Dienstleistungen und den daraus resultierenden Kompetenzanspruumlchen einer auszliger-ordentlichen Dynamik Gleichzeitig haben Aufwen-dungen und Teilnehmerzahlen die Weiterbildung

zum groumlszligten Bildungsbereich gemacht Von den Auf-wendungen von 35 Mrd Euro pro Jahr entfallen 167 Mrd auf die Unternehmen incl die des oumlffentlichen Dienstes 138 Mrd auf Einzelpersonen 42 Mrd auf die Bundesagentur fuumlr Arbeit und 04 Mrd auf den Staat Im europaumlischen Vergleich liegt die Teilnahme-quote an der formellen betrieblichen Weiterbildung mit 30 der Erwerbstaumltigen im Jahr 2005 im Mittel-feld Im Vergleich liegt die Teilnahmequote in Frank-reich mit 46 und Tschechien mit 59 houmlher die von Polen mit 21 und Griechenland mit 14 niedriger

Entscheidend fuumlr die oumlkonomische qualifikatorische soziale und personale Funktion der Weiterbildung ist aber die Frage der Teilhabe an Weiterbildung der Wei-terbildungsbeteiligung Hier zeigt sich der stark sozial ausgrenzende Charakter der Weiterbil-dung die Selektivitaumlt und Ungleichheit von Chancen

bull28 der Weiterbildungsteilnehmer haben Hauptschulabschluss 47 einen mittleren Abschluss 59 AbiturFachhochschulreife bull23 sind ohne Berufsausbildung aber 62 mit Hochschulabschluss bull31 sind Arbeiter 68 Beamte bull44 gehoumlren der Gruppe der 19ndash34-Jaumlhrigen an 31 der Gruppe der 50-64 Jaumlhrigen

Qualifizierung mit system und bdquoeQualificationldquo ausbauen

Die Weiterbildungsbeteiligung haumlngt also entschei-dend von der beruflichen Qualifikation und der schulischen Vorbildung ab und verstaumlrkt die im Schulsystem angelegte soziale Selektion In dieser Situation kommen die informelle Weiterbildung und damit die neuen Medien und verschiedenen Formen des eLearnings ins Spiel Die Teilnahme an Compu-terselbstlernprogrammen im Rahmen der informel-len Weiterbildung hat sich zwischen 2003 und 2007 von 8 auf 15 erhoumlht und damit fast verdoppelt In der informellen Weiterbildungskategorie Internet am Arbeitsplatz weist die Statistik eine Steigerung von 7 auf 13 aus Zudem bilden sich mit der Nut-zung von Personal-Computern rechnerintegrierten Arbeitssystemen und dem Intranet zunehmend vir-tuelle Lernorte in Unternehmen heraus Beschaumlftigte nutzen in wachsendem Maszlige multimediale und inter-aktive Bildungsangebote und koumlnnen an

29 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

kooperativen Lehr-Lern-Arrangements teilnehmen Neue Medien und die damit verbundenen Lerntech-nologien wie Tele-Teaching und Tele-Coaching erlei-chtern und foumlrdern das Lernen in der Arbeit und in vernetzten Lernortstrukturen

Die informelle Weiterbildung verzeichnet seit Jahren erhebliche Zuwaumlchse obwohl die Teilnahme der Erwerbstaumltigen hier mit 61 im Jahre 2003 und mit 68 im Jahre 2007 schon annaumlhernd doppelt so hoch liegt wie die an der formellen Weiterbildung Damit ist die informelle Weiterbildung im Sinne von bdquoArbeit als zweite Chanceldquo und als Moumlglichkeit zu sehen der wachsenden Selektion in Weiterbildung und Weiter-bildungsteilnahme zu begegnen Dies ist allerdings kein Selbstlaumlufer denn auch bei der Teilnahme an der informellen Weiterbildung zeigt sich die Abbild-ung und Verlaumlngerung sozialer Ungleichheit Not-wendig ist eine strukturelle und im Weiterbildungs-system abzusichernde Foumlrderung von bildungsbe-nachteiligten Gruppen In diesem Sinne sind abschlieszligend vier Thesen und Optionen formuliert

bullInformelles Lernen wird im Beruf zunehmend wichtiger dabei kommt dem Lernen mithilfe neuer Medien durch die Verdoppelung in den letzten vier Jahren bei computergestuumltzten Selbstlernprogrammen und Internet-Lernen am Arbeitsplatz eine zentrale Rolle zu bullVirtuelle Lernorte verbinden formelle und informelle Weiterbildung diese Lernorte auf informations- und kommunikationstechno-logischer Basis ergaumlnzen die pluralen Lernorte von Qualifizierungsverbuumlnden und Qualifizier-ungsnetzwerken zunehmend bullNeue Medien eroumlffnen lern- und bildungsthe-oretisch verbesserte Zugaumlnge zum bdquolebenslan-gen Lernenldquo und zur bdquoBildung fuumlr alleldquo voraus-gesetzt sie werden didaktisch-methodisch und institutionell eingebettet und sind nicht einsei-tig auf Selbstorganisation und Individualisierung gerichtet bullWeiterbildung ist als vierte und umfassendste Saumlule des Bildungssystems auszubauen und verstaumlrkt gesetzlich zu rahmen wobei das in-formelle Lernen uumlber verbindliche Anerken-nungen als Beitrag zur Chancengleichheit in beruflichen Bildungswegen im Sinne einersbquo bdquozweiten Chanceldquo zu nutzen ist

Prof Dr Peter Dehnbostel Helmut-Schmidt-Universitaumlt Hamburg wwwhsu-hhdedebo

30 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Aufbau eines Online-Berichtshefts und Kompetenz-portfolios in den dualen Ausbildungsberufen

Die duale Berufsausbildung in Deutschland stellt ein erfolgsmodell dar und genieszligt auch

international hohes Ansehen Mehrere aktu-elle studien zeigen Maumlngel in der Qualitaumlt der dualen beruflichen Ausbildung auf nach einer repraumlsentativen umfrage des Bundesin-stituts fuumlr Berufsbildung (BIBB) kritisieren die Auszubildenden insbesondere die Qualitaumlt der kooperation der Lernorte Betrieb und schule oft ist es den Auszubildenden selbst uumlberlassen erfahrungen aus der betrieblichen und schulischen Ausbildung miteinander zu verknuumlpfen

Bei der mangelnden Abstimmung zwischen den Lern-orten handelt es sich jedoch weniger um ein Problem auf der Ebene der Ausbilder und Berufsschullehrer sondern eher um ein strukturelles Defizit der dualen Berufsausbildung Es mangelt vor allem an systema-tischer Information um ein gegenseitiges Abstimmen in der dualen Ausbildung gewaumlhrleisten zu koumlnnen

Es bedarf geeigneter Instrumente um eine staumlrkere Zusammenarbeit und die Abstimmung zwischen den betrieblichen und schulischen Ausbildern aber auch zwischen dem Auszubildenden und seinem Ausbilder zu ermoumlglichen Gegenwaumlrtig uumlbernimmt ausschlieszlig-lich der papierbasierte Ausbildungsnachweis das sogenannte Berichtsheft diese Funktion Da es sich hierbei um eine zeit- und ortsabhaumlngige Informa-tionsbasis handelt koumlnnen sich Probleme ergeben

Beispielsweise kann der Ausbilder anhand des Ausbildungsnachweises erst nach dem Abschluss eines Ausbildungsturnus feststellen mit welchen Themen sich der Auszubildende auseinanderge-setzt hat In der Folge sind klare und aufeinander abgestimmte Lernprozesse erschwert was nicht selten zu erheblichen Abstimmungsprozessen innerhalb der Ausbildung fuumlhrt

online-Ausbildungsnachweis

Unter dem Titel bdquoBLok ndash Online-Berichtsheft zur Staumlrkung der Lernortkooperationldquo verfolgt das Insti-tut fuumlr Berufspaumldagogik der Technischen Universitaumlt

Dresden das Ziel mit dem Einsatz von Web 20- Technologien die Lernorte der dualen Berufsausbil-dung zu verzahnen Im Rahmen dieses durch das BMBF gefoumlrderten Forschungs- und Entwicklungs-projektes werden bereits bestehende Ressourcen genutzt um das rechtsverbindliche Instrument bdquoBerichtsheftldquo welches in seiner gegenwaumlrtigen Form lediglich als Rechtfertigungsinstrument dient zu einem Qualitaumltsentwicklungsinstrument auf der Grundlage einer geeigneten mediendidaktischen Konzeption auszubauen

Der Schwerpunkt des Projektes liegt in der Entwick-lung Erprobung und Evaluation eines Online-Ausbildungsnachweises auf der technischen Basis eines Weblogs als persoumlnliches Lerntagebuch Dieses Online-Lerntagebuch fuumlhrt der Berufsschuumller regelmaumlszligig und kann von seinem Ausbilder und Berufsschullehrer jederzeit und vor allem unabhaumln-gig vom aktuellen Lernort des Berufsschuumllers einge-sehen werden Auf diese Weise werden die Lernorte der Berufsausbildung im dualen System durch den Online-Ausbildungsnachweis miteinander gekoppelt und so eine gemeinsame Informationsbasis fuumlr die Partner der dualen Berufsausbildung geschaffen Diese Staumlrkung der Lernortkooperation erzeugt eine Transparenz der Ausbildungsinhalte und soll zu einer verbesserten Abstimmung selbiger an den Lernorten fuumlhren

Funktionsbereiche und Potenziale

Der Online-Ausbildungsnachweis verfuumlgt uumlber zwei Funktionsbereiche

bullBerichtsheftfuumlhrung in Form eines Weblogs Wie bei der klassischen Form des Berichtsheftes uumlblich dokumentiert der Auszubildende auch in der online-basierten Form regelmaumlszligig den zeit-lichen und sachlichen Ablauf der Berufsaus-bildung Der Technologie eines Weblog ent-sprechend fuumlhrt der Auszubildende sein Lern-tagebuch als Online-Berichtsheft welches durch die Ausbilder online kommentiert werden kann Durch die Moumlglichkeit von Anmerkungen zu den Eintraumlgen des Auszubildenden werden Feedback-prozesse angeregt und folglich der Dialog zwi-schen Auszubildendem und Ausbilder gestaumlrkt

31 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

bullDarstellung der erworbenen Qualifikationen in Form eines Kompetenzportfolios Neben der Dokumentation des sachlichen und zeitlichen Ablaufes im Berichtsheft ist es dem Auszubildenden moumlglich die dokumentierten Taumltigkeiten zu verschlagworten In Form eines Auswahlmenuumls werden die zu erlangenden Faumlhigkeiten und Fertigkeiten eines Ausbildungs-berufes aufgelistet und von dem Auszubildenden verschlagwortet (sogenanntes Tagging) Anschlieszligend wird durch eine entsprechende Visualisierung (z B in Form einer Tagcloud d h einer Schlagwortwolke) der eigene Entwicklungs-stand dargestellt Die Tagcloud enthaumllt alle bis-her verwendeten Schlagworte Durch die damit erzeugte Transparenz koumlnnen Auszubildende und Ausbilder den Ist-Stand der beruflichen Handlungsfaumlhigkeit einschaumltzen und auch Handlungsbedarfe ableiten In Ergaumlnzung zu der geschlossenen Form des Kompetenzport-folios ist es in der offenen Form vorgesehen aus-bildungsrelevante Dokumente (wie Zertifikate etc) und Erfahrungsberichte abzulegen und so Erfahrungen aus der Ausbildungspraxis zu dokumentieren

Fazit

Das Projekt BLok traumlgt durch die Digitalisierung und Weiterentwicklung des klassischen Berichtsheftes auf Grundlage von Web 20-Technologien zur Ver-zahnung der Lernorte sowie zur Qualitaumltssicherung und -entwicklung in der dualen Berufsausbildung bei BLok unterstuumltzt dabei eine nachhaltige Integ-ration digitaler Medien auf struktureller Ebene in die Berufsausbildungspraxis

Professor Thomas Koumlhler Technische Universitaumlt Dresden wwwblok-onlineorg

32 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

beroobi ndash erlebe Berufe online Das interaktive Jugendportal zur Berufswahl

trotz der vielfaumlltigen Moumlglichkeiten sich Infor-mationen zu beschaffen haben viele Jugend-liche nach wie vor Probleme sich hinsichtlich ihrer beruflichen zukunftsplanung zu orien-tieren oftmals bleibt ihre Ausbildungswahl einseitig und sie nehmen die chancen des derzeitigen Ausbildungs- und Arbeitsmarktes nur bedingt wahr

Das Wissen uumlber die Bandbreite aktueller Ausbildungs-berufe und speziell jener die auch zukuumlnftig Chancen auf dem Arbeitsmarkt bieten ist fuumlr die Berufswahl entscheidend Junge Frauen und Maumlnner mit niedri-geren Schulabschluumlssen sind dabei eine besondere Zielgruppe beroobi ist ein Kunstwort das sich aus Ber-ufs-bi-ld ableitet und bdquoooldquo wurde von Google abgeschaut beroobi bietet den jungen Frauen und Maumlnnern Interaktionsmoumlglichkeiten an die einen attraktiven Einstieg in das Thema Berufswahl ermoumlglichen

Hierfuumlr wird ein interaktives Online-Portal aufgebaut in dessen Mittelpunkt interessante und zukunfts-weisende Ausbildungsberufe fuumlr eine spielerische Erkundung stehen Die Berufsbilder sind multimedial-interaktiv aufbereitet und geben realistische Einblicke in den Berufsalltag Junge Frauen und Maumlnner die bereits in ihrem Beruf arbeiten stellen diese den Nutzern anschaulich vor und lassen sie entdeckend und ausprobierend daran teilhaben Alle wichtigen Aspekte eines Berufs werden aufgegriffen Taumltig-keiten Tagesablaumlufe Erlaumluterungen zu wichtigen Voraussetzungen Erklaumlrungen zu Anforderungen in der Ausbildung sowie das Aufzeigen von Perspek-tiven fuumlr weitere Fortbildungs- und Weiterbildungs-moumlglichkeiten und weiterfuumlhrende Links

Eine leichte und schnelle Orientierung wird dadurch erleichtert dass jedem Berufsbild der gleiche Aufbau und aumlhnliche Interaktionsmoumlglichkeiten zugrunde liegen Bei der Auswahl der Berufe werden bewusst Ausbildungsberufe aus Zukunftsbranchen und Innovationsbereichen (Industrie Handwerk Bau Naturwissenschaften Technik und Informations-technologie) in den Blick genommen

Interaktiver Ansatz mit hohem Akzeptanzwert

Ziel des didaktisch-methodischen Konzepts von beroobi ist es junge Menschen durch neue Ansaumltze zum selbst gesteuerten Entdecken und Ausprobieren im Netz anzuregen und einen persoumlnlichen Bezug zum Thema Berufswahl herzustellen Hierfuumlr setzt das Projekt auf verschiedene Kriterien die in der Umsetzung des Angebots konsequente Beruumlcksich-tigung finden

bullVielseitigkeit Selbststeuerbare Video- und Audiosequenzen Fotoshows und animierte Grafiken bieten anschauliche und vielseitige Formen der Informationsdarstellung Einge-bunden sind diese in eine Flash-Umgebung die auch als Web-Applikation unabhaumlngig von beroobi als Stand-alone-Applikation in eine Web-seite integriert werden koumlnnen bullInteraktion Verschiedene Interaktionstools ermoumlglichen eine direkte und aktive Teilnahm am Angebot Selbsteinschaumltzungen Umfragen und Wissenstests animieren zur spielerischen und entdeckenden Auseinandersetzung mit Inhalten bullIdentifikation Junge Profis aus der Praxis stellen vor Ort ihren Arbeitsplatz und ihr Arbeitsleben vor und lassen die Nutzerinnen und Nutzer uumlber Film und Audio daran teilhaben Der Mix aus Fakten eigenen Erfahrungsberichten und Hinweisen ermoumlglicht Identifikation und Pers-pektivenwechsel bullVerstaumlndlichkeit Das Angebot setzt konsequent auf jugendgerechte Sprache intuitive Benutzer-fuumlhrung und kleine verstaumlndliche Informations-einheiten sodass auch Jugendliche mit weniger Interneterfahrung gut damit zurechtkommen koumlnnen bullAuthentizitaumlt Jedes Berufsbild ist individuell gestaltet und lebt von der Authentizitaumlt seiner realen Hauptperson Dieses unverwechselbare bdquoGesichtldquo sowie auch das Zu-Wort-Kommen von Betriebs-und Unternehmensverantwortlich-en Ausbildungsleitern und anderen bdquoBerufsex-pertenldquo fuumlhren zu einer hohen Akzeptanz bei Jugendlichen

33 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Das online-Portal beroobide

Die Hauptintention des Online-Portals besteht darin Jugendlichen verschiedene Zugangswege zu den jeweiligen Berufsbildern zu ermoumlglichen sie neu-gierig zu machen und zum bdquoHineinklickenldquo anzu-regen Im Mittelpunkt von wwwberoobide stehen daher die Berufsbilder die uumlber spezifische Beduumlrf-nisparameter ansteuerbar sind Weiterfuumlhrende Informationen zu den Berufen Interviews mit Experten spielerische Wissensabfragen und Links werden den Jugendlichen uumlber eine Informations-rubrik angeboten Ein kleiner Community-Bereich ermoumlglicht weitere Orientierungshilfe Dort steht ein moderiertes Forum fuumlr Fragen und Hinweise bereit eine Merkliste fuumlr das Speichern von Berufs-bildern sowie die Verlinkung auf Freunde und deren Profile Uumlber Features wie bdquoWie steht mir der Berufldquo koumlnnen eigene Fotos hochgeladen werden welches die Nutzerinnen und Nutzer automatisch in verschiedene Arbeitsbekleidungen hineinsetzt und in eine Galerie speichert

zielgruppe

Primaumlre Zielgruppe von beroobi sind Jugendliche der Altersgruppe 14 bis 20 Jahre aller Schulformen die sich im Prozess der Berufsfindung und Berufsorien-tierung befinden Neben Schulabgaumlngern sind des-gleichen all diejenigen angesprochen die bereits eine Berufsausbildung begonnen abgeschlossen oder auch abgebrochen haben und sich weiter bzw neu orientieren moumlchten Wichtige Ansprech-partner sind daher auch paumldagogische Fachkraumlfte die in vielen Faumlllen beroobi bei der jugendlichen Zielgruppe bekannt machen

kooperation und Vernetzung

Das Projekt beroobi versteht sich als bdquoTuumlroumlffnerldquo zu bereits bestehenden Angeboten im Bereich Berufso-rientierungberufliche Bildung und lebt daher von dem vielseitigen Austausch und der Zusammenarbeit mit diesen Dazu zaumlhlen unter anderem vor allem Verbaumlnde Innungen Kammern die Agentur fuumlr Arbeit das Bundesinstitut fuumlr Berufsbildung Schulen Berufsschulen Bildungstraumlger Gewerkschaften so-wie vor allem auch Wirtschaftspartner Betriebe und Unternehmen

Silke Niemann Schulen ans Netz e V wwwberoobide und wwwschulen-ans-netzde

34 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Erstellung digitaler eLearning-Module durch Aus-zubildende im Handwerk

Das Internet hat uns in ein neues Jahrtausend

gefuumlhrt ein Jahrtausend in dem das wissen der welt raumlumlich und zeitlich unabhaumlngig

verfuumlgbar ist und aus immer groumlszligeren Daten-banken abgerufen werden kann eine solche entwicklung macht auch vor dem system der dualen beruflichen erstausbildung im hand-werk nicht halt und beschaumlftigt seit vielen Jahren die vorausschauende wissenschaft aber auch die Praxis

Im Kern geht es bei den Uumlberlegungen um die Einfuumlhr-ung von eLearning-Szenarien Die Bemuumlhungen zielen hier zum einen auf die oumlkonomische Optimie-rung (beliebiger Einstiegszeitpunkt in Qualifizierungs-maszlignahmen Optimierung der Lehrer-Schuumller-Relation) zum anderen aber auch auf die didaktisch-methodische Optimierung von Bildungsprozessen wie die individuelle Foumlrderung oder Flexibilisierung

Bei allen Bemuumlhungen mit Web 10-gestuumltzten eLear-ning-Szenarien bleiben zahlreiche Fragen ungeklaumlrt Dies gilt besonders fuumlr den Bereich der Lehrlings-ausbildung im Handwerk Aus dem System der dualen Berufsausbildung im Handwerk d h der Kombination von betrieblicher und uumlberbetrieblicher Ausbildung und Unterricht in der Berufsschule sind bisher keine nachhaltigen Ansaumltze bekannt in denen Bildungsprozesse durch internetbasierte eLearning-Konzepte optimiert ergaumlnzt oder gar abgeloumlst werden konnten Bisher kann lediglich auf die Ergebnisse von Modellprojekten zuruumlckgegriffen werden Standar-disierte Konzepte und didaktische Ansaumltze existieren nicht Ganz zu schweigen von einer bildungstheore-tischen Verortung von eLearning-Szenarien in konventionellen Berufsbildungsprozessen

Die Vergangenheit hat gezeigt dass vor allem zwei Problemlagen die Einfuumlhrung von eLearning-Szena-rien erschweren Zum einen gibt es das Problem dass es nicht genuumlgend passgenaue digitale Lern-module fuumlr die verschiedenen Gewerke d h die Berufe im Handwerk und die daraus resultierenden Lerngruppen gibt

Hier zeigt sich die Schwierigkeit dass der produzierte eLearning-Baustein entsprechend der Lerngruppe reduziert und entsprechend der Vorstellung des Lehrers didaktisch eingebunden sein muss Zum an-deren scheitert der Einsatz kommerzieller Loumlsungen auch daran dass nicht die notwendigen Ressourcen vorhanden sind um immer wieder Lernmodule zu erwerben die den jeweils aktuellen Stand der Technik abbilden An dieser Stelle setzt das Forschungsvorhaben Didaktische Parallelitaumlt und Lernortflexibilisierung (DiPaL) an DiPaL kombiniert die klassischen Vorteile des Praumlsenzunterrichts mit den neuen Moumlglichkeiten des Web 20 mit dem Ziel Lernprozesse im Dualen System uumlber selbst produzierte E-Learnings flexibler zu machen

Lerneinheiten selber erstellen

Das Forschungsvorhaben entwickelt und untersucht dazu einen neuen subjektorientierten designbasier-ten didaktisch-methodischen Ansatz zur Lernort-kooperation Mit Hilfe spezieller Software erstellen Schuumllerinnen und Schuumller mit ihren Lehrkraumlften ihre Lerneinheiten selber bereiten sie digital auf und veroumlffentlichen sie im Netz Das Konzept des offenen Klassenzimmers basiert dabei auf der Annahme dass in jeder Schuumllerin und in jedem Schuumller auch eine Lehrerin bzw ein Lehrer steckt Das Ziel besteht darin durch eine geeignete Didaktik genau diesen Rollen-tausch vom Lernenden zum (Lern-) Lehrenden herbei-zufuumlhren Das heiszligt konkret dass die Auszubildenden die Themen des Unterrichts so aufbereiten dass digitale Lernmaterialien (Filme Texte Bilder Grafi-ken) entstehen Die dazu notwendigen Aktivitaumlten der (Lern-) Lehrenden reichen von der Anfertigung einer Handzeichnung die eingescannt wird bis zur schriftlichen Ausarbeitung eines kompletten Dreh-buchs fuumlr die Umsetzung des jeweiligen Themas in einem aufwendigen Lehrfilm Die im Unterricht erzeugten digitalen Lernmaterialien werden an-schlieszligend gemeinsam mit dem Lehrer besprochen und diskutiert ob die produzierten Lernmaterialien fachlich richtig sind Diese Besprechungen sind von groszliger Bedeutung fuumlr den Lernprozess da sich hier zeigt ob das Thema fachlich verstanden wurde

35 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Gleichzeitig hinterfragen die (Lern-) Lehrenden sich selbst und den Prozess der Materialienproduktion Hierbei gilt es z B Alternativen zur gefundenen Loumlsung aufzuzeigen oder die Sprachqualitaumlt zu beurteilen Grundsaumltzlich wird angestrebt dass die (Lern-) Lehrenden in einen kritischen Dialog unter-einander treten Die Diskussion fuumlhrt im Ergebnis zu der Entscheidung ob das produzierte Lernmaterial im Internet veroumlffentlicht wird oder nicht

Fuumlr den Bereich der dualen beruflichen Erstausbil-dung bieten die durch die Auszubildenden erstellten digitalen Lernbausteine ganz besondere Moumlglich-keiten um Ausbildungsstrukturen flexibler zu machen So wird das Forschungsvorhaben empirisch unter-suchen inwieweit die Lernbausteine dazu genutzt werden koumlnnen dass der Auszubildende krankheits-bedingte oder betriebsbedingte Fehlzeiten zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort nachholen kann Daneben erwarten die am Forschungsvorhaben beteiligten Institutionen dass uumlber die Transparenz der Inhalte eine grundsaumltzlich verbesserte Zusam-menarbeit zwischen den Berufsschullehrern und den betrieblichen bzw uumlberbetrieblichen Ausbil-dern realisiert werden kann Auch dies soll empirisch geklaumlrt werden

Neben den Untersuchungen hat das Vorhaben auch verschiedene entwicklungstechnische Ziele

bullEntwicklung von Schemata zur Integration von Programmen zur schnellen Entwicklung von Lernangeboten (Rapid-Authoring-Prozesse) in konventionelle Praumlsenzphasen bullEntwicklung und Implementierung einer Datenbank fuumlr Lehrinhalte (Learning Object Re-pository abgekuumlrzt LOR) fuumlr die Bereitstellung von Bausteinen in einem Bausteinnetzwerk des Handwerks (wwwbaustein-netzwerkde) bullEntwicklung von Organisationsstrukturen fuumlr die engere inhaltliche Zusammenarbeit der Lernorte im dualen System auf der personalen Ebene

Markus Schaumlfer Berufskolleg Maumlrkischer Kreis wwwkfz4mede und wwwdipalde

36 LIterAturhInweIse

weiterfuumlhrende Literatur (Auswahl)

Becker M Spoumlttl G (2008) Berufswissenschaftliche Forschung ndash Ein Arbeitsbuch

fuumlr Studium und Praxis Peter Lang Internationaler Verlag der Wissenschaften

Frankfurt am Main

Beicht U Krewerth A Eberhard V Granato M Viel Licht ndash aber auch Schatten

Qualitaumlt dualer Berufsausbildung in Deutschland aus Sicht der Auszubildenden

BIBB Report 92009

Dehnbostel P (2008) Berufliche Weiterbildung Grundlagen aus arbeitnehmer-

orientierter Sicht Berlin edition sigma

Dreyfus H-L Dreyfus S E (1986) Kuumlnstliche Intelligenz Von den Grenzen der

Denkmaschine und dem Wert der Intuition Reinbek Rowohlt Verlag Hamburg

Grund- und Strukturdaten gushisde 80 [12 09 2009]

Hauptverband der deutschen Bauindustrie Zahlen und Fakten

wwwbauindustriede (Stand Juni 2009)

Howe Falk Berben Thomas (2006) Lern- und Arbeitsaufgaben In Rauner Felix

(Hrsg) Handbuch Berufsbildungsforschung 2 aktualisierte Auflage Bielefeld

Bertelsmann S 383ndash390

Howe Falk Knutzen Soumlnke (2007) Die Kompetenzwerksttt Ein berufswissen-

schaftliches E-Learning-Konzept Goumlttingen Cuvillier

Knutzen Soumlnke Howe Falk E-Learning im Handwerk (2008) In Issing Ludwig

Klimsa Paul (Hrsg) Online-Lernen Weinheim Beltz-Verlag S 133ndash156

Knutzen Soumlnke Howe Falk Rapid E-Learning in der gewerblich-technischen

Ausbildung ndash Gestaltbare Lernsoftware nach dem Konzept der Kompetenz-

werksttt (2008) In Howe Falk Jarosch Juumlrgen Zinke Gert (Hrsg)

Ausbildungskonzepte und Neue Medien in der uumlberbetrieblichen Ausbildung

Bielefeld Bertelsmann-Verlag S 112ndash131

Koumlhler T Neumann J Saupe V Organisation des Online-Lernens In Issing L J

Klimsa P Online-Lernen Ein Handbuch fuumlr das Lernen mit Internet Muumlnchen

Oldenbourg 2008

Payome Thea (2006) Marktuumlbersicht Rapid E-Learning ndash aus PowerPoint-Folien

werden Lernprogramme In Hohenstein Andreas Wilbers Karl (Hg) Handbuch

E-Learning 17 Erg-Lfg Koumlln Dt Wirtschaftsdienst

Scheib T Spoumlttl G Windelband L Qualitaumlt betrieblicher Ausbilder sichern und

entwickeln ndash eine staumlndige Herausforderung In Berufsbildung in Wissenschaft

und Praxis ndash BWP 32008 S 36ndash39

Von Rosenbladt B Bilger F (2007) Weiterbildungsbeteiligung in Deutschland

Eckdaten zum BSW-AES 2007 tns infratest Muumlnchen

ZFA (Hrsg) 2009 Statistik Berufsausbildung und Fortbildung Druck und Medien

20082009 unveroumlffentlichte vorlaumlufige Fassung vom 050509

Diese Druckschrift wird im Rahmen der Oumlffentlichkeitsarbeit vom Bundesministe-

rium fuumlr Bildung und Forschung unentgeltlich abgegeben Sie ist nicht zum gewerb-

lichen Vertrieb bestimmt Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerberinnen

Wahlwerbern oder WahlhelferinnenWahlhelfern waumlhrend eines Wahlkampfes zum

Zweck der Wahlwerbung verwendet werden Dies gilt fuumlr Bundestags- Landtags- und

Kommunalwahlen sowie fuumlr Wahlen zum Europaumlischen Parlament Missbraumluchlich

ist insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen und an Informations-

staumlnden der Parteien sowie das Einlegen Aufdrucken oder Aufkleben partei-

politischer Informationen oder Werbemittel Untersagt ist gleichfalls die Weiter-

gabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung Unabhaumlngig davon wann auf

welchem Weg und in welcher Anzahl diese Schrift der Empfaumlngerindem Empfaumlnger

zugegangen ist darf sie auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden

Wahl nicht in einer Weise verwendet werden die als Parteinahme der Bundes-

regierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden koumlnnte

  • eQualification - Neue13Wege der Qualifizierung
    • Impressum
    • Gruszligwort zur Broschuumlre
    • Inhalt
    • eLearning ndash das Lernen der Zukunft
    • Aufstiegsweiterbildung in der Druck- und Medienindustrie13
    • Flexible Learning im Einzelhandel13
    • DAWINCI ndash Durchlaumlssigkeit in der Aus-und Weiterbildung in der chemischen Industrie13
    • Virtuelles Lernen auf der Baustelle ndash Villa-b13
    • Live Stream Learning ndash fuumlr mobiles und stationaumlres Lernen13
    • Rapid eLearning ndash leicht gestaltbare Lernsoftware13
    • Weiterbildung durch multimediale Lernformen13
    • Demografischer Wandel Herausforderungen und Chancen13
    • eLearning-Infrastruktur in der Altenpflege (eLiA)13
    • Entstehung von Communities am Beispiel der evangelischen 13Kirche in Deutschland
    • Lernkompetenz Schluumlssel zur Qualifizierung fuumlr Aumlltere13
    • Qualifizierung mit System ausbauen - 13Weiterbildung und eQualification
    • Aufbau eines Online-Berichtshefts und Kompetenzportfolios in den dualen Ausbildungsberufen13
    • beroobi ndash erlebe Berufe online Das interaktive Jugendportal zur Berufswahl13
    • Erstellung digitaler eLearning-Module durch Auszubildende im Handwerk13
    • weiterfuumlhrende Literatur (Auswahl)
Page 29: eQualification - Neue Medien, neue Wege der …...Mobile Devices), die wachsenden Personalisierungs-möglichkeiten des Digitaldrucks sowie der starke Trend zur Entwicklung innovativer

29 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

kooperativen Lehr-Lern-Arrangements teilnehmen Neue Medien und die damit verbundenen Lerntech-nologien wie Tele-Teaching und Tele-Coaching erlei-chtern und foumlrdern das Lernen in der Arbeit und in vernetzten Lernortstrukturen

Die informelle Weiterbildung verzeichnet seit Jahren erhebliche Zuwaumlchse obwohl die Teilnahme der Erwerbstaumltigen hier mit 61 im Jahre 2003 und mit 68 im Jahre 2007 schon annaumlhernd doppelt so hoch liegt wie die an der formellen Weiterbildung Damit ist die informelle Weiterbildung im Sinne von bdquoArbeit als zweite Chanceldquo und als Moumlglichkeit zu sehen der wachsenden Selektion in Weiterbildung und Weiter-bildungsteilnahme zu begegnen Dies ist allerdings kein Selbstlaumlufer denn auch bei der Teilnahme an der informellen Weiterbildung zeigt sich die Abbild-ung und Verlaumlngerung sozialer Ungleichheit Not-wendig ist eine strukturelle und im Weiterbildungs-system abzusichernde Foumlrderung von bildungsbe-nachteiligten Gruppen In diesem Sinne sind abschlieszligend vier Thesen und Optionen formuliert

bullInformelles Lernen wird im Beruf zunehmend wichtiger dabei kommt dem Lernen mithilfe neuer Medien durch die Verdoppelung in den letzten vier Jahren bei computergestuumltzten Selbstlernprogrammen und Internet-Lernen am Arbeitsplatz eine zentrale Rolle zu bullVirtuelle Lernorte verbinden formelle und informelle Weiterbildung diese Lernorte auf informations- und kommunikationstechno-logischer Basis ergaumlnzen die pluralen Lernorte von Qualifizierungsverbuumlnden und Qualifizier-ungsnetzwerken zunehmend bullNeue Medien eroumlffnen lern- und bildungsthe-oretisch verbesserte Zugaumlnge zum bdquolebenslan-gen Lernenldquo und zur bdquoBildung fuumlr alleldquo voraus-gesetzt sie werden didaktisch-methodisch und institutionell eingebettet und sind nicht einsei-tig auf Selbstorganisation und Individualisierung gerichtet bullWeiterbildung ist als vierte und umfassendste Saumlule des Bildungssystems auszubauen und verstaumlrkt gesetzlich zu rahmen wobei das in-formelle Lernen uumlber verbindliche Anerken-nungen als Beitrag zur Chancengleichheit in beruflichen Bildungswegen im Sinne einersbquo bdquozweiten Chanceldquo zu nutzen ist

Prof Dr Peter Dehnbostel Helmut-Schmidt-Universitaumlt Hamburg wwwhsu-hhdedebo

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Aufbau eines Online-Berichtshefts und Kompetenz-portfolios in den dualen Ausbildungsberufen

Die duale Berufsausbildung in Deutschland stellt ein erfolgsmodell dar und genieszligt auch

international hohes Ansehen Mehrere aktu-elle studien zeigen Maumlngel in der Qualitaumlt der dualen beruflichen Ausbildung auf nach einer repraumlsentativen umfrage des Bundesin-stituts fuumlr Berufsbildung (BIBB) kritisieren die Auszubildenden insbesondere die Qualitaumlt der kooperation der Lernorte Betrieb und schule oft ist es den Auszubildenden selbst uumlberlassen erfahrungen aus der betrieblichen und schulischen Ausbildung miteinander zu verknuumlpfen

Bei der mangelnden Abstimmung zwischen den Lern-orten handelt es sich jedoch weniger um ein Problem auf der Ebene der Ausbilder und Berufsschullehrer sondern eher um ein strukturelles Defizit der dualen Berufsausbildung Es mangelt vor allem an systema-tischer Information um ein gegenseitiges Abstimmen in der dualen Ausbildung gewaumlhrleisten zu koumlnnen

Es bedarf geeigneter Instrumente um eine staumlrkere Zusammenarbeit und die Abstimmung zwischen den betrieblichen und schulischen Ausbildern aber auch zwischen dem Auszubildenden und seinem Ausbilder zu ermoumlglichen Gegenwaumlrtig uumlbernimmt ausschlieszlig-lich der papierbasierte Ausbildungsnachweis das sogenannte Berichtsheft diese Funktion Da es sich hierbei um eine zeit- und ortsabhaumlngige Informa-tionsbasis handelt koumlnnen sich Probleme ergeben

Beispielsweise kann der Ausbilder anhand des Ausbildungsnachweises erst nach dem Abschluss eines Ausbildungsturnus feststellen mit welchen Themen sich der Auszubildende auseinanderge-setzt hat In der Folge sind klare und aufeinander abgestimmte Lernprozesse erschwert was nicht selten zu erheblichen Abstimmungsprozessen innerhalb der Ausbildung fuumlhrt

online-Ausbildungsnachweis

Unter dem Titel bdquoBLok ndash Online-Berichtsheft zur Staumlrkung der Lernortkooperationldquo verfolgt das Insti-tut fuumlr Berufspaumldagogik der Technischen Universitaumlt

Dresden das Ziel mit dem Einsatz von Web 20- Technologien die Lernorte der dualen Berufsausbil-dung zu verzahnen Im Rahmen dieses durch das BMBF gefoumlrderten Forschungs- und Entwicklungs-projektes werden bereits bestehende Ressourcen genutzt um das rechtsverbindliche Instrument bdquoBerichtsheftldquo welches in seiner gegenwaumlrtigen Form lediglich als Rechtfertigungsinstrument dient zu einem Qualitaumltsentwicklungsinstrument auf der Grundlage einer geeigneten mediendidaktischen Konzeption auszubauen

Der Schwerpunkt des Projektes liegt in der Entwick-lung Erprobung und Evaluation eines Online-Ausbildungsnachweises auf der technischen Basis eines Weblogs als persoumlnliches Lerntagebuch Dieses Online-Lerntagebuch fuumlhrt der Berufsschuumller regelmaumlszligig und kann von seinem Ausbilder und Berufsschullehrer jederzeit und vor allem unabhaumln-gig vom aktuellen Lernort des Berufsschuumllers einge-sehen werden Auf diese Weise werden die Lernorte der Berufsausbildung im dualen System durch den Online-Ausbildungsnachweis miteinander gekoppelt und so eine gemeinsame Informationsbasis fuumlr die Partner der dualen Berufsausbildung geschaffen Diese Staumlrkung der Lernortkooperation erzeugt eine Transparenz der Ausbildungsinhalte und soll zu einer verbesserten Abstimmung selbiger an den Lernorten fuumlhren

Funktionsbereiche und Potenziale

Der Online-Ausbildungsnachweis verfuumlgt uumlber zwei Funktionsbereiche

bullBerichtsheftfuumlhrung in Form eines Weblogs Wie bei der klassischen Form des Berichtsheftes uumlblich dokumentiert der Auszubildende auch in der online-basierten Form regelmaumlszligig den zeit-lichen und sachlichen Ablauf der Berufsaus-bildung Der Technologie eines Weblog ent-sprechend fuumlhrt der Auszubildende sein Lern-tagebuch als Online-Berichtsheft welches durch die Ausbilder online kommentiert werden kann Durch die Moumlglichkeit von Anmerkungen zu den Eintraumlgen des Auszubildenden werden Feedback-prozesse angeregt und folglich der Dialog zwi-schen Auszubildendem und Ausbilder gestaumlrkt

31 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

bullDarstellung der erworbenen Qualifikationen in Form eines Kompetenzportfolios Neben der Dokumentation des sachlichen und zeitlichen Ablaufes im Berichtsheft ist es dem Auszubildenden moumlglich die dokumentierten Taumltigkeiten zu verschlagworten In Form eines Auswahlmenuumls werden die zu erlangenden Faumlhigkeiten und Fertigkeiten eines Ausbildungs-berufes aufgelistet und von dem Auszubildenden verschlagwortet (sogenanntes Tagging) Anschlieszligend wird durch eine entsprechende Visualisierung (z B in Form einer Tagcloud d h einer Schlagwortwolke) der eigene Entwicklungs-stand dargestellt Die Tagcloud enthaumllt alle bis-her verwendeten Schlagworte Durch die damit erzeugte Transparenz koumlnnen Auszubildende und Ausbilder den Ist-Stand der beruflichen Handlungsfaumlhigkeit einschaumltzen und auch Handlungsbedarfe ableiten In Ergaumlnzung zu der geschlossenen Form des Kompetenzport-folios ist es in der offenen Form vorgesehen aus-bildungsrelevante Dokumente (wie Zertifikate etc) und Erfahrungsberichte abzulegen und so Erfahrungen aus der Ausbildungspraxis zu dokumentieren

Fazit

Das Projekt BLok traumlgt durch die Digitalisierung und Weiterentwicklung des klassischen Berichtsheftes auf Grundlage von Web 20-Technologien zur Ver-zahnung der Lernorte sowie zur Qualitaumltssicherung und -entwicklung in der dualen Berufsausbildung bei BLok unterstuumltzt dabei eine nachhaltige Integ-ration digitaler Medien auf struktureller Ebene in die Berufsausbildungspraxis

Professor Thomas Koumlhler Technische Universitaumlt Dresden wwwblok-onlineorg

32 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

beroobi ndash erlebe Berufe online Das interaktive Jugendportal zur Berufswahl

trotz der vielfaumlltigen Moumlglichkeiten sich Infor-mationen zu beschaffen haben viele Jugend-liche nach wie vor Probleme sich hinsichtlich ihrer beruflichen zukunftsplanung zu orien-tieren oftmals bleibt ihre Ausbildungswahl einseitig und sie nehmen die chancen des derzeitigen Ausbildungs- und Arbeitsmarktes nur bedingt wahr

Das Wissen uumlber die Bandbreite aktueller Ausbildungs-berufe und speziell jener die auch zukuumlnftig Chancen auf dem Arbeitsmarkt bieten ist fuumlr die Berufswahl entscheidend Junge Frauen und Maumlnner mit niedri-geren Schulabschluumlssen sind dabei eine besondere Zielgruppe beroobi ist ein Kunstwort das sich aus Ber-ufs-bi-ld ableitet und bdquoooldquo wurde von Google abgeschaut beroobi bietet den jungen Frauen und Maumlnnern Interaktionsmoumlglichkeiten an die einen attraktiven Einstieg in das Thema Berufswahl ermoumlglichen

Hierfuumlr wird ein interaktives Online-Portal aufgebaut in dessen Mittelpunkt interessante und zukunfts-weisende Ausbildungsberufe fuumlr eine spielerische Erkundung stehen Die Berufsbilder sind multimedial-interaktiv aufbereitet und geben realistische Einblicke in den Berufsalltag Junge Frauen und Maumlnner die bereits in ihrem Beruf arbeiten stellen diese den Nutzern anschaulich vor und lassen sie entdeckend und ausprobierend daran teilhaben Alle wichtigen Aspekte eines Berufs werden aufgegriffen Taumltig-keiten Tagesablaumlufe Erlaumluterungen zu wichtigen Voraussetzungen Erklaumlrungen zu Anforderungen in der Ausbildung sowie das Aufzeigen von Perspek-tiven fuumlr weitere Fortbildungs- und Weiterbildungs-moumlglichkeiten und weiterfuumlhrende Links

Eine leichte und schnelle Orientierung wird dadurch erleichtert dass jedem Berufsbild der gleiche Aufbau und aumlhnliche Interaktionsmoumlglichkeiten zugrunde liegen Bei der Auswahl der Berufe werden bewusst Ausbildungsberufe aus Zukunftsbranchen und Innovationsbereichen (Industrie Handwerk Bau Naturwissenschaften Technik und Informations-technologie) in den Blick genommen

Interaktiver Ansatz mit hohem Akzeptanzwert

Ziel des didaktisch-methodischen Konzepts von beroobi ist es junge Menschen durch neue Ansaumltze zum selbst gesteuerten Entdecken und Ausprobieren im Netz anzuregen und einen persoumlnlichen Bezug zum Thema Berufswahl herzustellen Hierfuumlr setzt das Projekt auf verschiedene Kriterien die in der Umsetzung des Angebots konsequente Beruumlcksich-tigung finden

bullVielseitigkeit Selbststeuerbare Video- und Audiosequenzen Fotoshows und animierte Grafiken bieten anschauliche und vielseitige Formen der Informationsdarstellung Einge-bunden sind diese in eine Flash-Umgebung die auch als Web-Applikation unabhaumlngig von beroobi als Stand-alone-Applikation in eine Web-seite integriert werden koumlnnen bullInteraktion Verschiedene Interaktionstools ermoumlglichen eine direkte und aktive Teilnahm am Angebot Selbsteinschaumltzungen Umfragen und Wissenstests animieren zur spielerischen und entdeckenden Auseinandersetzung mit Inhalten bullIdentifikation Junge Profis aus der Praxis stellen vor Ort ihren Arbeitsplatz und ihr Arbeitsleben vor und lassen die Nutzerinnen und Nutzer uumlber Film und Audio daran teilhaben Der Mix aus Fakten eigenen Erfahrungsberichten und Hinweisen ermoumlglicht Identifikation und Pers-pektivenwechsel bullVerstaumlndlichkeit Das Angebot setzt konsequent auf jugendgerechte Sprache intuitive Benutzer-fuumlhrung und kleine verstaumlndliche Informations-einheiten sodass auch Jugendliche mit weniger Interneterfahrung gut damit zurechtkommen koumlnnen bullAuthentizitaumlt Jedes Berufsbild ist individuell gestaltet und lebt von der Authentizitaumlt seiner realen Hauptperson Dieses unverwechselbare bdquoGesichtldquo sowie auch das Zu-Wort-Kommen von Betriebs-und Unternehmensverantwortlich-en Ausbildungsleitern und anderen bdquoBerufsex-pertenldquo fuumlhren zu einer hohen Akzeptanz bei Jugendlichen

33 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Das online-Portal beroobide

Die Hauptintention des Online-Portals besteht darin Jugendlichen verschiedene Zugangswege zu den jeweiligen Berufsbildern zu ermoumlglichen sie neu-gierig zu machen und zum bdquoHineinklickenldquo anzu-regen Im Mittelpunkt von wwwberoobide stehen daher die Berufsbilder die uumlber spezifische Beduumlrf-nisparameter ansteuerbar sind Weiterfuumlhrende Informationen zu den Berufen Interviews mit Experten spielerische Wissensabfragen und Links werden den Jugendlichen uumlber eine Informations-rubrik angeboten Ein kleiner Community-Bereich ermoumlglicht weitere Orientierungshilfe Dort steht ein moderiertes Forum fuumlr Fragen und Hinweise bereit eine Merkliste fuumlr das Speichern von Berufs-bildern sowie die Verlinkung auf Freunde und deren Profile Uumlber Features wie bdquoWie steht mir der Berufldquo koumlnnen eigene Fotos hochgeladen werden welches die Nutzerinnen und Nutzer automatisch in verschiedene Arbeitsbekleidungen hineinsetzt und in eine Galerie speichert

zielgruppe

Primaumlre Zielgruppe von beroobi sind Jugendliche der Altersgruppe 14 bis 20 Jahre aller Schulformen die sich im Prozess der Berufsfindung und Berufsorien-tierung befinden Neben Schulabgaumlngern sind des-gleichen all diejenigen angesprochen die bereits eine Berufsausbildung begonnen abgeschlossen oder auch abgebrochen haben und sich weiter bzw neu orientieren moumlchten Wichtige Ansprech-partner sind daher auch paumldagogische Fachkraumlfte die in vielen Faumlllen beroobi bei der jugendlichen Zielgruppe bekannt machen

kooperation und Vernetzung

Das Projekt beroobi versteht sich als bdquoTuumlroumlffnerldquo zu bereits bestehenden Angeboten im Bereich Berufso-rientierungberufliche Bildung und lebt daher von dem vielseitigen Austausch und der Zusammenarbeit mit diesen Dazu zaumlhlen unter anderem vor allem Verbaumlnde Innungen Kammern die Agentur fuumlr Arbeit das Bundesinstitut fuumlr Berufsbildung Schulen Berufsschulen Bildungstraumlger Gewerkschaften so-wie vor allem auch Wirtschaftspartner Betriebe und Unternehmen

Silke Niemann Schulen ans Netz e V wwwberoobide und wwwschulen-ans-netzde

34 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Erstellung digitaler eLearning-Module durch Aus-zubildende im Handwerk

Das Internet hat uns in ein neues Jahrtausend

gefuumlhrt ein Jahrtausend in dem das wissen der welt raumlumlich und zeitlich unabhaumlngig

verfuumlgbar ist und aus immer groumlszligeren Daten-banken abgerufen werden kann eine solche entwicklung macht auch vor dem system der dualen beruflichen erstausbildung im hand-werk nicht halt und beschaumlftigt seit vielen Jahren die vorausschauende wissenschaft aber auch die Praxis

Im Kern geht es bei den Uumlberlegungen um die Einfuumlhr-ung von eLearning-Szenarien Die Bemuumlhungen zielen hier zum einen auf die oumlkonomische Optimie-rung (beliebiger Einstiegszeitpunkt in Qualifizierungs-maszlignahmen Optimierung der Lehrer-Schuumller-Relation) zum anderen aber auch auf die didaktisch-methodische Optimierung von Bildungsprozessen wie die individuelle Foumlrderung oder Flexibilisierung

Bei allen Bemuumlhungen mit Web 10-gestuumltzten eLear-ning-Szenarien bleiben zahlreiche Fragen ungeklaumlrt Dies gilt besonders fuumlr den Bereich der Lehrlings-ausbildung im Handwerk Aus dem System der dualen Berufsausbildung im Handwerk d h der Kombination von betrieblicher und uumlberbetrieblicher Ausbildung und Unterricht in der Berufsschule sind bisher keine nachhaltigen Ansaumltze bekannt in denen Bildungsprozesse durch internetbasierte eLearning-Konzepte optimiert ergaumlnzt oder gar abgeloumlst werden konnten Bisher kann lediglich auf die Ergebnisse von Modellprojekten zuruumlckgegriffen werden Standar-disierte Konzepte und didaktische Ansaumltze existieren nicht Ganz zu schweigen von einer bildungstheore-tischen Verortung von eLearning-Szenarien in konventionellen Berufsbildungsprozessen

Die Vergangenheit hat gezeigt dass vor allem zwei Problemlagen die Einfuumlhrung von eLearning-Szena-rien erschweren Zum einen gibt es das Problem dass es nicht genuumlgend passgenaue digitale Lern-module fuumlr die verschiedenen Gewerke d h die Berufe im Handwerk und die daraus resultierenden Lerngruppen gibt

Hier zeigt sich die Schwierigkeit dass der produzierte eLearning-Baustein entsprechend der Lerngruppe reduziert und entsprechend der Vorstellung des Lehrers didaktisch eingebunden sein muss Zum an-deren scheitert der Einsatz kommerzieller Loumlsungen auch daran dass nicht die notwendigen Ressourcen vorhanden sind um immer wieder Lernmodule zu erwerben die den jeweils aktuellen Stand der Technik abbilden An dieser Stelle setzt das Forschungsvorhaben Didaktische Parallelitaumlt und Lernortflexibilisierung (DiPaL) an DiPaL kombiniert die klassischen Vorteile des Praumlsenzunterrichts mit den neuen Moumlglichkeiten des Web 20 mit dem Ziel Lernprozesse im Dualen System uumlber selbst produzierte E-Learnings flexibler zu machen

Lerneinheiten selber erstellen

Das Forschungsvorhaben entwickelt und untersucht dazu einen neuen subjektorientierten designbasier-ten didaktisch-methodischen Ansatz zur Lernort-kooperation Mit Hilfe spezieller Software erstellen Schuumllerinnen und Schuumller mit ihren Lehrkraumlften ihre Lerneinheiten selber bereiten sie digital auf und veroumlffentlichen sie im Netz Das Konzept des offenen Klassenzimmers basiert dabei auf der Annahme dass in jeder Schuumllerin und in jedem Schuumller auch eine Lehrerin bzw ein Lehrer steckt Das Ziel besteht darin durch eine geeignete Didaktik genau diesen Rollen-tausch vom Lernenden zum (Lern-) Lehrenden herbei-zufuumlhren Das heiszligt konkret dass die Auszubildenden die Themen des Unterrichts so aufbereiten dass digitale Lernmaterialien (Filme Texte Bilder Grafi-ken) entstehen Die dazu notwendigen Aktivitaumlten der (Lern-) Lehrenden reichen von der Anfertigung einer Handzeichnung die eingescannt wird bis zur schriftlichen Ausarbeitung eines kompletten Dreh-buchs fuumlr die Umsetzung des jeweiligen Themas in einem aufwendigen Lehrfilm Die im Unterricht erzeugten digitalen Lernmaterialien werden an-schlieszligend gemeinsam mit dem Lehrer besprochen und diskutiert ob die produzierten Lernmaterialien fachlich richtig sind Diese Besprechungen sind von groszliger Bedeutung fuumlr den Lernprozess da sich hier zeigt ob das Thema fachlich verstanden wurde

35 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Gleichzeitig hinterfragen die (Lern-) Lehrenden sich selbst und den Prozess der Materialienproduktion Hierbei gilt es z B Alternativen zur gefundenen Loumlsung aufzuzeigen oder die Sprachqualitaumlt zu beurteilen Grundsaumltzlich wird angestrebt dass die (Lern-) Lehrenden in einen kritischen Dialog unter-einander treten Die Diskussion fuumlhrt im Ergebnis zu der Entscheidung ob das produzierte Lernmaterial im Internet veroumlffentlicht wird oder nicht

Fuumlr den Bereich der dualen beruflichen Erstausbil-dung bieten die durch die Auszubildenden erstellten digitalen Lernbausteine ganz besondere Moumlglich-keiten um Ausbildungsstrukturen flexibler zu machen So wird das Forschungsvorhaben empirisch unter-suchen inwieweit die Lernbausteine dazu genutzt werden koumlnnen dass der Auszubildende krankheits-bedingte oder betriebsbedingte Fehlzeiten zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort nachholen kann Daneben erwarten die am Forschungsvorhaben beteiligten Institutionen dass uumlber die Transparenz der Inhalte eine grundsaumltzlich verbesserte Zusam-menarbeit zwischen den Berufsschullehrern und den betrieblichen bzw uumlberbetrieblichen Ausbil-dern realisiert werden kann Auch dies soll empirisch geklaumlrt werden

Neben den Untersuchungen hat das Vorhaben auch verschiedene entwicklungstechnische Ziele

bullEntwicklung von Schemata zur Integration von Programmen zur schnellen Entwicklung von Lernangeboten (Rapid-Authoring-Prozesse) in konventionelle Praumlsenzphasen bullEntwicklung und Implementierung einer Datenbank fuumlr Lehrinhalte (Learning Object Re-pository abgekuumlrzt LOR) fuumlr die Bereitstellung von Bausteinen in einem Bausteinnetzwerk des Handwerks (wwwbaustein-netzwerkde) bullEntwicklung von Organisationsstrukturen fuumlr die engere inhaltliche Zusammenarbeit der Lernorte im dualen System auf der personalen Ebene

Markus Schaumlfer Berufskolleg Maumlrkischer Kreis wwwkfz4mede und wwwdipalde

36 LIterAturhInweIse

weiterfuumlhrende Literatur (Auswahl)

Becker M Spoumlttl G (2008) Berufswissenschaftliche Forschung ndash Ein Arbeitsbuch

fuumlr Studium und Praxis Peter Lang Internationaler Verlag der Wissenschaften

Frankfurt am Main

Beicht U Krewerth A Eberhard V Granato M Viel Licht ndash aber auch Schatten

Qualitaumlt dualer Berufsausbildung in Deutschland aus Sicht der Auszubildenden

BIBB Report 92009

Dehnbostel P (2008) Berufliche Weiterbildung Grundlagen aus arbeitnehmer-

orientierter Sicht Berlin edition sigma

Dreyfus H-L Dreyfus S E (1986) Kuumlnstliche Intelligenz Von den Grenzen der

Denkmaschine und dem Wert der Intuition Reinbek Rowohlt Verlag Hamburg

Grund- und Strukturdaten gushisde 80 [12 09 2009]

Hauptverband der deutschen Bauindustrie Zahlen und Fakten

wwwbauindustriede (Stand Juni 2009)

Howe Falk Berben Thomas (2006) Lern- und Arbeitsaufgaben In Rauner Felix

(Hrsg) Handbuch Berufsbildungsforschung 2 aktualisierte Auflage Bielefeld

Bertelsmann S 383ndash390

Howe Falk Knutzen Soumlnke (2007) Die Kompetenzwerksttt Ein berufswissen-

schaftliches E-Learning-Konzept Goumlttingen Cuvillier

Knutzen Soumlnke Howe Falk E-Learning im Handwerk (2008) In Issing Ludwig

Klimsa Paul (Hrsg) Online-Lernen Weinheim Beltz-Verlag S 133ndash156

Knutzen Soumlnke Howe Falk Rapid E-Learning in der gewerblich-technischen

Ausbildung ndash Gestaltbare Lernsoftware nach dem Konzept der Kompetenz-

werksttt (2008) In Howe Falk Jarosch Juumlrgen Zinke Gert (Hrsg)

Ausbildungskonzepte und Neue Medien in der uumlberbetrieblichen Ausbildung

Bielefeld Bertelsmann-Verlag S 112ndash131

Koumlhler T Neumann J Saupe V Organisation des Online-Lernens In Issing L J

Klimsa P Online-Lernen Ein Handbuch fuumlr das Lernen mit Internet Muumlnchen

Oldenbourg 2008

Payome Thea (2006) Marktuumlbersicht Rapid E-Learning ndash aus PowerPoint-Folien

werden Lernprogramme In Hohenstein Andreas Wilbers Karl (Hg) Handbuch

E-Learning 17 Erg-Lfg Koumlln Dt Wirtschaftsdienst

Scheib T Spoumlttl G Windelband L Qualitaumlt betrieblicher Ausbilder sichern und

entwickeln ndash eine staumlndige Herausforderung In Berufsbildung in Wissenschaft

und Praxis ndash BWP 32008 S 36ndash39

Von Rosenbladt B Bilger F (2007) Weiterbildungsbeteiligung in Deutschland

Eckdaten zum BSW-AES 2007 tns infratest Muumlnchen

ZFA (Hrsg) 2009 Statistik Berufsausbildung und Fortbildung Druck und Medien

20082009 unveroumlffentlichte vorlaumlufige Fassung vom 050509

Diese Druckschrift wird im Rahmen der Oumlffentlichkeitsarbeit vom Bundesministe-

rium fuumlr Bildung und Forschung unentgeltlich abgegeben Sie ist nicht zum gewerb-

lichen Vertrieb bestimmt Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerberinnen

Wahlwerbern oder WahlhelferinnenWahlhelfern waumlhrend eines Wahlkampfes zum

Zweck der Wahlwerbung verwendet werden Dies gilt fuumlr Bundestags- Landtags- und

Kommunalwahlen sowie fuumlr Wahlen zum Europaumlischen Parlament Missbraumluchlich

ist insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen und an Informations-

staumlnden der Parteien sowie das Einlegen Aufdrucken oder Aufkleben partei-

politischer Informationen oder Werbemittel Untersagt ist gleichfalls die Weiter-

gabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung Unabhaumlngig davon wann auf

welchem Weg und in welcher Anzahl diese Schrift der Empfaumlngerindem Empfaumlnger

zugegangen ist darf sie auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden

Wahl nicht in einer Weise verwendet werden die als Parteinahme der Bundes-

regierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden koumlnnte

  • eQualification - Neue13Wege der Qualifizierung
    • Impressum
    • Gruszligwort zur Broschuumlre
    • Inhalt
    • eLearning ndash das Lernen der Zukunft
    • Aufstiegsweiterbildung in der Druck- und Medienindustrie13
    • Flexible Learning im Einzelhandel13
    • DAWINCI ndash Durchlaumlssigkeit in der Aus-und Weiterbildung in der chemischen Industrie13
    • Virtuelles Lernen auf der Baustelle ndash Villa-b13
    • Live Stream Learning ndash fuumlr mobiles und stationaumlres Lernen13
    • Rapid eLearning ndash leicht gestaltbare Lernsoftware13
    • Weiterbildung durch multimediale Lernformen13
    • Demografischer Wandel Herausforderungen und Chancen13
    • eLearning-Infrastruktur in der Altenpflege (eLiA)13
    • Entstehung von Communities am Beispiel der evangelischen 13Kirche in Deutschland
    • Lernkompetenz Schluumlssel zur Qualifizierung fuumlr Aumlltere13
    • Qualifizierung mit System ausbauen - 13Weiterbildung und eQualification
    • Aufbau eines Online-Berichtshefts und Kompetenzportfolios in den dualen Ausbildungsberufen13
    • beroobi ndash erlebe Berufe online Das interaktive Jugendportal zur Berufswahl13
    • Erstellung digitaler eLearning-Module durch Auszubildende im Handwerk13
    • weiterfuumlhrende Literatur (Auswahl)
Page 30: eQualification - Neue Medien, neue Wege der …...Mobile Devices), die wachsenden Personalisierungs-möglichkeiten des Digitaldrucks sowie der starke Trend zur Entwicklung innovativer

30 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Aufbau eines Online-Berichtshefts und Kompetenz-portfolios in den dualen Ausbildungsberufen

Die duale Berufsausbildung in Deutschland stellt ein erfolgsmodell dar und genieszligt auch

international hohes Ansehen Mehrere aktu-elle studien zeigen Maumlngel in der Qualitaumlt der dualen beruflichen Ausbildung auf nach einer repraumlsentativen umfrage des Bundesin-stituts fuumlr Berufsbildung (BIBB) kritisieren die Auszubildenden insbesondere die Qualitaumlt der kooperation der Lernorte Betrieb und schule oft ist es den Auszubildenden selbst uumlberlassen erfahrungen aus der betrieblichen und schulischen Ausbildung miteinander zu verknuumlpfen

Bei der mangelnden Abstimmung zwischen den Lern-orten handelt es sich jedoch weniger um ein Problem auf der Ebene der Ausbilder und Berufsschullehrer sondern eher um ein strukturelles Defizit der dualen Berufsausbildung Es mangelt vor allem an systema-tischer Information um ein gegenseitiges Abstimmen in der dualen Ausbildung gewaumlhrleisten zu koumlnnen

Es bedarf geeigneter Instrumente um eine staumlrkere Zusammenarbeit und die Abstimmung zwischen den betrieblichen und schulischen Ausbildern aber auch zwischen dem Auszubildenden und seinem Ausbilder zu ermoumlglichen Gegenwaumlrtig uumlbernimmt ausschlieszlig-lich der papierbasierte Ausbildungsnachweis das sogenannte Berichtsheft diese Funktion Da es sich hierbei um eine zeit- und ortsabhaumlngige Informa-tionsbasis handelt koumlnnen sich Probleme ergeben

Beispielsweise kann der Ausbilder anhand des Ausbildungsnachweises erst nach dem Abschluss eines Ausbildungsturnus feststellen mit welchen Themen sich der Auszubildende auseinanderge-setzt hat In der Folge sind klare und aufeinander abgestimmte Lernprozesse erschwert was nicht selten zu erheblichen Abstimmungsprozessen innerhalb der Ausbildung fuumlhrt

online-Ausbildungsnachweis

Unter dem Titel bdquoBLok ndash Online-Berichtsheft zur Staumlrkung der Lernortkooperationldquo verfolgt das Insti-tut fuumlr Berufspaumldagogik der Technischen Universitaumlt

Dresden das Ziel mit dem Einsatz von Web 20- Technologien die Lernorte der dualen Berufsausbil-dung zu verzahnen Im Rahmen dieses durch das BMBF gefoumlrderten Forschungs- und Entwicklungs-projektes werden bereits bestehende Ressourcen genutzt um das rechtsverbindliche Instrument bdquoBerichtsheftldquo welches in seiner gegenwaumlrtigen Form lediglich als Rechtfertigungsinstrument dient zu einem Qualitaumltsentwicklungsinstrument auf der Grundlage einer geeigneten mediendidaktischen Konzeption auszubauen

Der Schwerpunkt des Projektes liegt in der Entwick-lung Erprobung und Evaluation eines Online-Ausbildungsnachweises auf der technischen Basis eines Weblogs als persoumlnliches Lerntagebuch Dieses Online-Lerntagebuch fuumlhrt der Berufsschuumller regelmaumlszligig und kann von seinem Ausbilder und Berufsschullehrer jederzeit und vor allem unabhaumln-gig vom aktuellen Lernort des Berufsschuumllers einge-sehen werden Auf diese Weise werden die Lernorte der Berufsausbildung im dualen System durch den Online-Ausbildungsnachweis miteinander gekoppelt und so eine gemeinsame Informationsbasis fuumlr die Partner der dualen Berufsausbildung geschaffen Diese Staumlrkung der Lernortkooperation erzeugt eine Transparenz der Ausbildungsinhalte und soll zu einer verbesserten Abstimmung selbiger an den Lernorten fuumlhren

Funktionsbereiche und Potenziale

Der Online-Ausbildungsnachweis verfuumlgt uumlber zwei Funktionsbereiche

bullBerichtsheftfuumlhrung in Form eines Weblogs Wie bei der klassischen Form des Berichtsheftes uumlblich dokumentiert der Auszubildende auch in der online-basierten Form regelmaumlszligig den zeit-lichen und sachlichen Ablauf der Berufsaus-bildung Der Technologie eines Weblog ent-sprechend fuumlhrt der Auszubildende sein Lern-tagebuch als Online-Berichtsheft welches durch die Ausbilder online kommentiert werden kann Durch die Moumlglichkeit von Anmerkungen zu den Eintraumlgen des Auszubildenden werden Feedback-prozesse angeregt und folglich der Dialog zwi-schen Auszubildendem und Ausbilder gestaumlrkt

31 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

bullDarstellung der erworbenen Qualifikationen in Form eines Kompetenzportfolios Neben der Dokumentation des sachlichen und zeitlichen Ablaufes im Berichtsheft ist es dem Auszubildenden moumlglich die dokumentierten Taumltigkeiten zu verschlagworten In Form eines Auswahlmenuumls werden die zu erlangenden Faumlhigkeiten und Fertigkeiten eines Ausbildungs-berufes aufgelistet und von dem Auszubildenden verschlagwortet (sogenanntes Tagging) Anschlieszligend wird durch eine entsprechende Visualisierung (z B in Form einer Tagcloud d h einer Schlagwortwolke) der eigene Entwicklungs-stand dargestellt Die Tagcloud enthaumllt alle bis-her verwendeten Schlagworte Durch die damit erzeugte Transparenz koumlnnen Auszubildende und Ausbilder den Ist-Stand der beruflichen Handlungsfaumlhigkeit einschaumltzen und auch Handlungsbedarfe ableiten In Ergaumlnzung zu der geschlossenen Form des Kompetenzport-folios ist es in der offenen Form vorgesehen aus-bildungsrelevante Dokumente (wie Zertifikate etc) und Erfahrungsberichte abzulegen und so Erfahrungen aus der Ausbildungspraxis zu dokumentieren

Fazit

Das Projekt BLok traumlgt durch die Digitalisierung und Weiterentwicklung des klassischen Berichtsheftes auf Grundlage von Web 20-Technologien zur Ver-zahnung der Lernorte sowie zur Qualitaumltssicherung und -entwicklung in der dualen Berufsausbildung bei BLok unterstuumltzt dabei eine nachhaltige Integ-ration digitaler Medien auf struktureller Ebene in die Berufsausbildungspraxis

Professor Thomas Koumlhler Technische Universitaumlt Dresden wwwblok-onlineorg

32 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

beroobi ndash erlebe Berufe online Das interaktive Jugendportal zur Berufswahl

trotz der vielfaumlltigen Moumlglichkeiten sich Infor-mationen zu beschaffen haben viele Jugend-liche nach wie vor Probleme sich hinsichtlich ihrer beruflichen zukunftsplanung zu orien-tieren oftmals bleibt ihre Ausbildungswahl einseitig und sie nehmen die chancen des derzeitigen Ausbildungs- und Arbeitsmarktes nur bedingt wahr

Das Wissen uumlber die Bandbreite aktueller Ausbildungs-berufe und speziell jener die auch zukuumlnftig Chancen auf dem Arbeitsmarkt bieten ist fuumlr die Berufswahl entscheidend Junge Frauen und Maumlnner mit niedri-geren Schulabschluumlssen sind dabei eine besondere Zielgruppe beroobi ist ein Kunstwort das sich aus Ber-ufs-bi-ld ableitet und bdquoooldquo wurde von Google abgeschaut beroobi bietet den jungen Frauen und Maumlnnern Interaktionsmoumlglichkeiten an die einen attraktiven Einstieg in das Thema Berufswahl ermoumlglichen

Hierfuumlr wird ein interaktives Online-Portal aufgebaut in dessen Mittelpunkt interessante und zukunfts-weisende Ausbildungsberufe fuumlr eine spielerische Erkundung stehen Die Berufsbilder sind multimedial-interaktiv aufbereitet und geben realistische Einblicke in den Berufsalltag Junge Frauen und Maumlnner die bereits in ihrem Beruf arbeiten stellen diese den Nutzern anschaulich vor und lassen sie entdeckend und ausprobierend daran teilhaben Alle wichtigen Aspekte eines Berufs werden aufgegriffen Taumltig-keiten Tagesablaumlufe Erlaumluterungen zu wichtigen Voraussetzungen Erklaumlrungen zu Anforderungen in der Ausbildung sowie das Aufzeigen von Perspek-tiven fuumlr weitere Fortbildungs- und Weiterbildungs-moumlglichkeiten und weiterfuumlhrende Links

Eine leichte und schnelle Orientierung wird dadurch erleichtert dass jedem Berufsbild der gleiche Aufbau und aumlhnliche Interaktionsmoumlglichkeiten zugrunde liegen Bei der Auswahl der Berufe werden bewusst Ausbildungsberufe aus Zukunftsbranchen und Innovationsbereichen (Industrie Handwerk Bau Naturwissenschaften Technik und Informations-technologie) in den Blick genommen

Interaktiver Ansatz mit hohem Akzeptanzwert

Ziel des didaktisch-methodischen Konzepts von beroobi ist es junge Menschen durch neue Ansaumltze zum selbst gesteuerten Entdecken und Ausprobieren im Netz anzuregen und einen persoumlnlichen Bezug zum Thema Berufswahl herzustellen Hierfuumlr setzt das Projekt auf verschiedene Kriterien die in der Umsetzung des Angebots konsequente Beruumlcksich-tigung finden

bullVielseitigkeit Selbststeuerbare Video- und Audiosequenzen Fotoshows und animierte Grafiken bieten anschauliche und vielseitige Formen der Informationsdarstellung Einge-bunden sind diese in eine Flash-Umgebung die auch als Web-Applikation unabhaumlngig von beroobi als Stand-alone-Applikation in eine Web-seite integriert werden koumlnnen bullInteraktion Verschiedene Interaktionstools ermoumlglichen eine direkte und aktive Teilnahm am Angebot Selbsteinschaumltzungen Umfragen und Wissenstests animieren zur spielerischen und entdeckenden Auseinandersetzung mit Inhalten bullIdentifikation Junge Profis aus der Praxis stellen vor Ort ihren Arbeitsplatz und ihr Arbeitsleben vor und lassen die Nutzerinnen und Nutzer uumlber Film und Audio daran teilhaben Der Mix aus Fakten eigenen Erfahrungsberichten und Hinweisen ermoumlglicht Identifikation und Pers-pektivenwechsel bullVerstaumlndlichkeit Das Angebot setzt konsequent auf jugendgerechte Sprache intuitive Benutzer-fuumlhrung und kleine verstaumlndliche Informations-einheiten sodass auch Jugendliche mit weniger Interneterfahrung gut damit zurechtkommen koumlnnen bullAuthentizitaumlt Jedes Berufsbild ist individuell gestaltet und lebt von der Authentizitaumlt seiner realen Hauptperson Dieses unverwechselbare bdquoGesichtldquo sowie auch das Zu-Wort-Kommen von Betriebs-und Unternehmensverantwortlich-en Ausbildungsleitern und anderen bdquoBerufsex-pertenldquo fuumlhren zu einer hohen Akzeptanz bei Jugendlichen

33 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Das online-Portal beroobide

Die Hauptintention des Online-Portals besteht darin Jugendlichen verschiedene Zugangswege zu den jeweiligen Berufsbildern zu ermoumlglichen sie neu-gierig zu machen und zum bdquoHineinklickenldquo anzu-regen Im Mittelpunkt von wwwberoobide stehen daher die Berufsbilder die uumlber spezifische Beduumlrf-nisparameter ansteuerbar sind Weiterfuumlhrende Informationen zu den Berufen Interviews mit Experten spielerische Wissensabfragen und Links werden den Jugendlichen uumlber eine Informations-rubrik angeboten Ein kleiner Community-Bereich ermoumlglicht weitere Orientierungshilfe Dort steht ein moderiertes Forum fuumlr Fragen und Hinweise bereit eine Merkliste fuumlr das Speichern von Berufs-bildern sowie die Verlinkung auf Freunde und deren Profile Uumlber Features wie bdquoWie steht mir der Berufldquo koumlnnen eigene Fotos hochgeladen werden welches die Nutzerinnen und Nutzer automatisch in verschiedene Arbeitsbekleidungen hineinsetzt und in eine Galerie speichert

zielgruppe

Primaumlre Zielgruppe von beroobi sind Jugendliche der Altersgruppe 14 bis 20 Jahre aller Schulformen die sich im Prozess der Berufsfindung und Berufsorien-tierung befinden Neben Schulabgaumlngern sind des-gleichen all diejenigen angesprochen die bereits eine Berufsausbildung begonnen abgeschlossen oder auch abgebrochen haben und sich weiter bzw neu orientieren moumlchten Wichtige Ansprech-partner sind daher auch paumldagogische Fachkraumlfte die in vielen Faumlllen beroobi bei der jugendlichen Zielgruppe bekannt machen

kooperation und Vernetzung

Das Projekt beroobi versteht sich als bdquoTuumlroumlffnerldquo zu bereits bestehenden Angeboten im Bereich Berufso-rientierungberufliche Bildung und lebt daher von dem vielseitigen Austausch und der Zusammenarbeit mit diesen Dazu zaumlhlen unter anderem vor allem Verbaumlnde Innungen Kammern die Agentur fuumlr Arbeit das Bundesinstitut fuumlr Berufsbildung Schulen Berufsschulen Bildungstraumlger Gewerkschaften so-wie vor allem auch Wirtschaftspartner Betriebe und Unternehmen

Silke Niemann Schulen ans Netz e V wwwberoobide und wwwschulen-ans-netzde

34 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Erstellung digitaler eLearning-Module durch Aus-zubildende im Handwerk

Das Internet hat uns in ein neues Jahrtausend

gefuumlhrt ein Jahrtausend in dem das wissen der welt raumlumlich und zeitlich unabhaumlngig

verfuumlgbar ist und aus immer groumlszligeren Daten-banken abgerufen werden kann eine solche entwicklung macht auch vor dem system der dualen beruflichen erstausbildung im hand-werk nicht halt und beschaumlftigt seit vielen Jahren die vorausschauende wissenschaft aber auch die Praxis

Im Kern geht es bei den Uumlberlegungen um die Einfuumlhr-ung von eLearning-Szenarien Die Bemuumlhungen zielen hier zum einen auf die oumlkonomische Optimie-rung (beliebiger Einstiegszeitpunkt in Qualifizierungs-maszlignahmen Optimierung der Lehrer-Schuumller-Relation) zum anderen aber auch auf die didaktisch-methodische Optimierung von Bildungsprozessen wie die individuelle Foumlrderung oder Flexibilisierung

Bei allen Bemuumlhungen mit Web 10-gestuumltzten eLear-ning-Szenarien bleiben zahlreiche Fragen ungeklaumlrt Dies gilt besonders fuumlr den Bereich der Lehrlings-ausbildung im Handwerk Aus dem System der dualen Berufsausbildung im Handwerk d h der Kombination von betrieblicher und uumlberbetrieblicher Ausbildung und Unterricht in der Berufsschule sind bisher keine nachhaltigen Ansaumltze bekannt in denen Bildungsprozesse durch internetbasierte eLearning-Konzepte optimiert ergaumlnzt oder gar abgeloumlst werden konnten Bisher kann lediglich auf die Ergebnisse von Modellprojekten zuruumlckgegriffen werden Standar-disierte Konzepte und didaktische Ansaumltze existieren nicht Ganz zu schweigen von einer bildungstheore-tischen Verortung von eLearning-Szenarien in konventionellen Berufsbildungsprozessen

Die Vergangenheit hat gezeigt dass vor allem zwei Problemlagen die Einfuumlhrung von eLearning-Szena-rien erschweren Zum einen gibt es das Problem dass es nicht genuumlgend passgenaue digitale Lern-module fuumlr die verschiedenen Gewerke d h die Berufe im Handwerk und die daraus resultierenden Lerngruppen gibt

Hier zeigt sich die Schwierigkeit dass der produzierte eLearning-Baustein entsprechend der Lerngruppe reduziert und entsprechend der Vorstellung des Lehrers didaktisch eingebunden sein muss Zum an-deren scheitert der Einsatz kommerzieller Loumlsungen auch daran dass nicht die notwendigen Ressourcen vorhanden sind um immer wieder Lernmodule zu erwerben die den jeweils aktuellen Stand der Technik abbilden An dieser Stelle setzt das Forschungsvorhaben Didaktische Parallelitaumlt und Lernortflexibilisierung (DiPaL) an DiPaL kombiniert die klassischen Vorteile des Praumlsenzunterrichts mit den neuen Moumlglichkeiten des Web 20 mit dem Ziel Lernprozesse im Dualen System uumlber selbst produzierte E-Learnings flexibler zu machen

Lerneinheiten selber erstellen

Das Forschungsvorhaben entwickelt und untersucht dazu einen neuen subjektorientierten designbasier-ten didaktisch-methodischen Ansatz zur Lernort-kooperation Mit Hilfe spezieller Software erstellen Schuumllerinnen und Schuumller mit ihren Lehrkraumlften ihre Lerneinheiten selber bereiten sie digital auf und veroumlffentlichen sie im Netz Das Konzept des offenen Klassenzimmers basiert dabei auf der Annahme dass in jeder Schuumllerin und in jedem Schuumller auch eine Lehrerin bzw ein Lehrer steckt Das Ziel besteht darin durch eine geeignete Didaktik genau diesen Rollen-tausch vom Lernenden zum (Lern-) Lehrenden herbei-zufuumlhren Das heiszligt konkret dass die Auszubildenden die Themen des Unterrichts so aufbereiten dass digitale Lernmaterialien (Filme Texte Bilder Grafi-ken) entstehen Die dazu notwendigen Aktivitaumlten der (Lern-) Lehrenden reichen von der Anfertigung einer Handzeichnung die eingescannt wird bis zur schriftlichen Ausarbeitung eines kompletten Dreh-buchs fuumlr die Umsetzung des jeweiligen Themas in einem aufwendigen Lehrfilm Die im Unterricht erzeugten digitalen Lernmaterialien werden an-schlieszligend gemeinsam mit dem Lehrer besprochen und diskutiert ob die produzierten Lernmaterialien fachlich richtig sind Diese Besprechungen sind von groszliger Bedeutung fuumlr den Lernprozess da sich hier zeigt ob das Thema fachlich verstanden wurde

35 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Gleichzeitig hinterfragen die (Lern-) Lehrenden sich selbst und den Prozess der Materialienproduktion Hierbei gilt es z B Alternativen zur gefundenen Loumlsung aufzuzeigen oder die Sprachqualitaumlt zu beurteilen Grundsaumltzlich wird angestrebt dass die (Lern-) Lehrenden in einen kritischen Dialog unter-einander treten Die Diskussion fuumlhrt im Ergebnis zu der Entscheidung ob das produzierte Lernmaterial im Internet veroumlffentlicht wird oder nicht

Fuumlr den Bereich der dualen beruflichen Erstausbil-dung bieten die durch die Auszubildenden erstellten digitalen Lernbausteine ganz besondere Moumlglich-keiten um Ausbildungsstrukturen flexibler zu machen So wird das Forschungsvorhaben empirisch unter-suchen inwieweit die Lernbausteine dazu genutzt werden koumlnnen dass der Auszubildende krankheits-bedingte oder betriebsbedingte Fehlzeiten zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort nachholen kann Daneben erwarten die am Forschungsvorhaben beteiligten Institutionen dass uumlber die Transparenz der Inhalte eine grundsaumltzlich verbesserte Zusam-menarbeit zwischen den Berufsschullehrern und den betrieblichen bzw uumlberbetrieblichen Ausbil-dern realisiert werden kann Auch dies soll empirisch geklaumlrt werden

Neben den Untersuchungen hat das Vorhaben auch verschiedene entwicklungstechnische Ziele

bullEntwicklung von Schemata zur Integration von Programmen zur schnellen Entwicklung von Lernangeboten (Rapid-Authoring-Prozesse) in konventionelle Praumlsenzphasen bullEntwicklung und Implementierung einer Datenbank fuumlr Lehrinhalte (Learning Object Re-pository abgekuumlrzt LOR) fuumlr die Bereitstellung von Bausteinen in einem Bausteinnetzwerk des Handwerks (wwwbaustein-netzwerkde) bullEntwicklung von Organisationsstrukturen fuumlr die engere inhaltliche Zusammenarbeit der Lernorte im dualen System auf der personalen Ebene

Markus Schaumlfer Berufskolleg Maumlrkischer Kreis wwwkfz4mede und wwwdipalde

36 LIterAturhInweIse

weiterfuumlhrende Literatur (Auswahl)

Becker M Spoumlttl G (2008) Berufswissenschaftliche Forschung ndash Ein Arbeitsbuch

fuumlr Studium und Praxis Peter Lang Internationaler Verlag der Wissenschaften

Frankfurt am Main

Beicht U Krewerth A Eberhard V Granato M Viel Licht ndash aber auch Schatten

Qualitaumlt dualer Berufsausbildung in Deutschland aus Sicht der Auszubildenden

BIBB Report 92009

Dehnbostel P (2008) Berufliche Weiterbildung Grundlagen aus arbeitnehmer-

orientierter Sicht Berlin edition sigma

Dreyfus H-L Dreyfus S E (1986) Kuumlnstliche Intelligenz Von den Grenzen der

Denkmaschine und dem Wert der Intuition Reinbek Rowohlt Verlag Hamburg

Grund- und Strukturdaten gushisde 80 [12 09 2009]

Hauptverband der deutschen Bauindustrie Zahlen und Fakten

wwwbauindustriede (Stand Juni 2009)

Howe Falk Berben Thomas (2006) Lern- und Arbeitsaufgaben In Rauner Felix

(Hrsg) Handbuch Berufsbildungsforschung 2 aktualisierte Auflage Bielefeld

Bertelsmann S 383ndash390

Howe Falk Knutzen Soumlnke (2007) Die Kompetenzwerksttt Ein berufswissen-

schaftliches E-Learning-Konzept Goumlttingen Cuvillier

Knutzen Soumlnke Howe Falk E-Learning im Handwerk (2008) In Issing Ludwig

Klimsa Paul (Hrsg) Online-Lernen Weinheim Beltz-Verlag S 133ndash156

Knutzen Soumlnke Howe Falk Rapid E-Learning in der gewerblich-technischen

Ausbildung ndash Gestaltbare Lernsoftware nach dem Konzept der Kompetenz-

werksttt (2008) In Howe Falk Jarosch Juumlrgen Zinke Gert (Hrsg)

Ausbildungskonzepte und Neue Medien in der uumlberbetrieblichen Ausbildung

Bielefeld Bertelsmann-Verlag S 112ndash131

Koumlhler T Neumann J Saupe V Organisation des Online-Lernens In Issing L J

Klimsa P Online-Lernen Ein Handbuch fuumlr das Lernen mit Internet Muumlnchen

Oldenbourg 2008

Payome Thea (2006) Marktuumlbersicht Rapid E-Learning ndash aus PowerPoint-Folien

werden Lernprogramme In Hohenstein Andreas Wilbers Karl (Hg) Handbuch

E-Learning 17 Erg-Lfg Koumlln Dt Wirtschaftsdienst

Scheib T Spoumlttl G Windelband L Qualitaumlt betrieblicher Ausbilder sichern und

entwickeln ndash eine staumlndige Herausforderung In Berufsbildung in Wissenschaft

und Praxis ndash BWP 32008 S 36ndash39

Von Rosenbladt B Bilger F (2007) Weiterbildungsbeteiligung in Deutschland

Eckdaten zum BSW-AES 2007 tns infratest Muumlnchen

ZFA (Hrsg) 2009 Statistik Berufsausbildung und Fortbildung Druck und Medien

20082009 unveroumlffentlichte vorlaumlufige Fassung vom 050509

Diese Druckschrift wird im Rahmen der Oumlffentlichkeitsarbeit vom Bundesministe-

rium fuumlr Bildung und Forschung unentgeltlich abgegeben Sie ist nicht zum gewerb-

lichen Vertrieb bestimmt Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerberinnen

Wahlwerbern oder WahlhelferinnenWahlhelfern waumlhrend eines Wahlkampfes zum

Zweck der Wahlwerbung verwendet werden Dies gilt fuumlr Bundestags- Landtags- und

Kommunalwahlen sowie fuumlr Wahlen zum Europaumlischen Parlament Missbraumluchlich

ist insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen und an Informations-

staumlnden der Parteien sowie das Einlegen Aufdrucken oder Aufkleben partei-

politischer Informationen oder Werbemittel Untersagt ist gleichfalls die Weiter-

gabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung Unabhaumlngig davon wann auf

welchem Weg und in welcher Anzahl diese Schrift der Empfaumlngerindem Empfaumlnger

zugegangen ist darf sie auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden

Wahl nicht in einer Weise verwendet werden die als Parteinahme der Bundes-

regierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden koumlnnte

  • eQualification - Neue13Wege der Qualifizierung
    • Impressum
    • Gruszligwort zur Broschuumlre
    • Inhalt
    • eLearning ndash das Lernen der Zukunft
    • Aufstiegsweiterbildung in der Druck- und Medienindustrie13
    • Flexible Learning im Einzelhandel13
    • DAWINCI ndash Durchlaumlssigkeit in der Aus-und Weiterbildung in der chemischen Industrie13
    • Virtuelles Lernen auf der Baustelle ndash Villa-b13
    • Live Stream Learning ndash fuumlr mobiles und stationaumlres Lernen13
    • Rapid eLearning ndash leicht gestaltbare Lernsoftware13
    • Weiterbildung durch multimediale Lernformen13
    • Demografischer Wandel Herausforderungen und Chancen13
    • eLearning-Infrastruktur in der Altenpflege (eLiA)13
    • Entstehung von Communities am Beispiel der evangelischen 13Kirche in Deutschland
    • Lernkompetenz Schluumlssel zur Qualifizierung fuumlr Aumlltere13
    • Qualifizierung mit System ausbauen - 13Weiterbildung und eQualification
    • Aufbau eines Online-Berichtshefts und Kompetenzportfolios in den dualen Ausbildungsberufen13
    • beroobi ndash erlebe Berufe online Das interaktive Jugendportal zur Berufswahl13
    • Erstellung digitaler eLearning-Module durch Auszubildende im Handwerk13
    • weiterfuumlhrende Literatur (Auswahl)
Page 31: eQualification - Neue Medien, neue Wege der …...Mobile Devices), die wachsenden Personalisierungs-möglichkeiten des Digitaldrucks sowie der starke Trend zur Entwicklung innovativer

31 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

bullDarstellung der erworbenen Qualifikationen in Form eines Kompetenzportfolios Neben der Dokumentation des sachlichen und zeitlichen Ablaufes im Berichtsheft ist es dem Auszubildenden moumlglich die dokumentierten Taumltigkeiten zu verschlagworten In Form eines Auswahlmenuumls werden die zu erlangenden Faumlhigkeiten und Fertigkeiten eines Ausbildungs-berufes aufgelistet und von dem Auszubildenden verschlagwortet (sogenanntes Tagging) Anschlieszligend wird durch eine entsprechende Visualisierung (z B in Form einer Tagcloud d h einer Schlagwortwolke) der eigene Entwicklungs-stand dargestellt Die Tagcloud enthaumllt alle bis-her verwendeten Schlagworte Durch die damit erzeugte Transparenz koumlnnen Auszubildende und Ausbilder den Ist-Stand der beruflichen Handlungsfaumlhigkeit einschaumltzen und auch Handlungsbedarfe ableiten In Ergaumlnzung zu der geschlossenen Form des Kompetenzport-folios ist es in der offenen Form vorgesehen aus-bildungsrelevante Dokumente (wie Zertifikate etc) und Erfahrungsberichte abzulegen und so Erfahrungen aus der Ausbildungspraxis zu dokumentieren

Fazit

Das Projekt BLok traumlgt durch die Digitalisierung und Weiterentwicklung des klassischen Berichtsheftes auf Grundlage von Web 20-Technologien zur Ver-zahnung der Lernorte sowie zur Qualitaumltssicherung und -entwicklung in der dualen Berufsausbildung bei BLok unterstuumltzt dabei eine nachhaltige Integ-ration digitaler Medien auf struktureller Ebene in die Berufsausbildungspraxis

Professor Thomas Koumlhler Technische Universitaumlt Dresden wwwblok-onlineorg

32 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

beroobi ndash erlebe Berufe online Das interaktive Jugendportal zur Berufswahl

trotz der vielfaumlltigen Moumlglichkeiten sich Infor-mationen zu beschaffen haben viele Jugend-liche nach wie vor Probleme sich hinsichtlich ihrer beruflichen zukunftsplanung zu orien-tieren oftmals bleibt ihre Ausbildungswahl einseitig und sie nehmen die chancen des derzeitigen Ausbildungs- und Arbeitsmarktes nur bedingt wahr

Das Wissen uumlber die Bandbreite aktueller Ausbildungs-berufe und speziell jener die auch zukuumlnftig Chancen auf dem Arbeitsmarkt bieten ist fuumlr die Berufswahl entscheidend Junge Frauen und Maumlnner mit niedri-geren Schulabschluumlssen sind dabei eine besondere Zielgruppe beroobi ist ein Kunstwort das sich aus Ber-ufs-bi-ld ableitet und bdquoooldquo wurde von Google abgeschaut beroobi bietet den jungen Frauen und Maumlnnern Interaktionsmoumlglichkeiten an die einen attraktiven Einstieg in das Thema Berufswahl ermoumlglichen

Hierfuumlr wird ein interaktives Online-Portal aufgebaut in dessen Mittelpunkt interessante und zukunfts-weisende Ausbildungsberufe fuumlr eine spielerische Erkundung stehen Die Berufsbilder sind multimedial-interaktiv aufbereitet und geben realistische Einblicke in den Berufsalltag Junge Frauen und Maumlnner die bereits in ihrem Beruf arbeiten stellen diese den Nutzern anschaulich vor und lassen sie entdeckend und ausprobierend daran teilhaben Alle wichtigen Aspekte eines Berufs werden aufgegriffen Taumltig-keiten Tagesablaumlufe Erlaumluterungen zu wichtigen Voraussetzungen Erklaumlrungen zu Anforderungen in der Ausbildung sowie das Aufzeigen von Perspek-tiven fuumlr weitere Fortbildungs- und Weiterbildungs-moumlglichkeiten und weiterfuumlhrende Links

Eine leichte und schnelle Orientierung wird dadurch erleichtert dass jedem Berufsbild der gleiche Aufbau und aumlhnliche Interaktionsmoumlglichkeiten zugrunde liegen Bei der Auswahl der Berufe werden bewusst Ausbildungsberufe aus Zukunftsbranchen und Innovationsbereichen (Industrie Handwerk Bau Naturwissenschaften Technik und Informations-technologie) in den Blick genommen

Interaktiver Ansatz mit hohem Akzeptanzwert

Ziel des didaktisch-methodischen Konzepts von beroobi ist es junge Menschen durch neue Ansaumltze zum selbst gesteuerten Entdecken und Ausprobieren im Netz anzuregen und einen persoumlnlichen Bezug zum Thema Berufswahl herzustellen Hierfuumlr setzt das Projekt auf verschiedene Kriterien die in der Umsetzung des Angebots konsequente Beruumlcksich-tigung finden

bullVielseitigkeit Selbststeuerbare Video- und Audiosequenzen Fotoshows und animierte Grafiken bieten anschauliche und vielseitige Formen der Informationsdarstellung Einge-bunden sind diese in eine Flash-Umgebung die auch als Web-Applikation unabhaumlngig von beroobi als Stand-alone-Applikation in eine Web-seite integriert werden koumlnnen bullInteraktion Verschiedene Interaktionstools ermoumlglichen eine direkte und aktive Teilnahm am Angebot Selbsteinschaumltzungen Umfragen und Wissenstests animieren zur spielerischen und entdeckenden Auseinandersetzung mit Inhalten bullIdentifikation Junge Profis aus der Praxis stellen vor Ort ihren Arbeitsplatz und ihr Arbeitsleben vor und lassen die Nutzerinnen und Nutzer uumlber Film und Audio daran teilhaben Der Mix aus Fakten eigenen Erfahrungsberichten und Hinweisen ermoumlglicht Identifikation und Pers-pektivenwechsel bullVerstaumlndlichkeit Das Angebot setzt konsequent auf jugendgerechte Sprache intuitive Benutzer-fuumlhrung und kleine verstaumlndliche Informations-einheiten sodass auch Jugendliche mit weniger Interneterfahrung gut damit zurechtkommen koumlnnen bullAuthentizitaumlt Jedes Berufsbild ist individuell gestaltet und lebt von der Authentizitaumlt seiner realen Hauptperson Dieses unverwechselbare bdquoGesichtldquo sowie auch das Zu-Wort-Kommen von Betriebs-und Unternehmensverantwortlich-en Ausbildungsleitern und anderen bdquoBerufsex-pertenldquo fuumlhren zu einer hohen Akzeptanz bei Jugendlichen

33 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Das online-Portal beroobide

Die Hauptintention des Online-Portals besteht darin Jugendlichen verschiedene Zugangswege zu den jeweiligen Berufsbildern zu ermoumlglichen sie neu-gierig zu machen und zum bdquoHineinklickenldquo anzu-regen Im Mittelpunkt von wwwberoobide stehen daher die Berufsbilder die uumlber spezifische Beduumlrf-nisparameter ansteuerbar sind Weiterfuumlhrende Informationen zu den Berufen Interviews mit Experten spielerische Wissensabfragen und Links werden den Jugendlichen uumlber eine Informations-rubrik angeboten Ein kleiner Community-Bereich ermoumlglicht weitere Orientierungshilfe Dort steht ein moderiertes Forum fuumlr Fragen und Hinweise bereit eine Merkliste fuumlr das Speichern von Berufs-bildern sowie die Verlinkung auf Freunde und deren Profile Uumlber Features wie bdquoWie steht mir der Berufldquo koumlnnen eigene Fotos hochgeladen werden welches die Nutzerinnen und Nutzer automatisch in verschiedene Arbeitsbekleidungen hineinsetzt und in eine Galerie speichert

zielgruppe

Primaumlre Zielgruppe von beroobi sind Jugendliche der Altersgruppe 14 bis 20 Jahre aller Schulformen die sich im Prozess der Berufsfindung und Berufsorien-tierung befinden Neben Schulabgaumlngern sind des-gleichen all diejenigen angesprochen die bereits eine Berufsausbildung begonnen abgeschlossen oder auch abgebrochen haben und sich weiter bzw neu orientieren moumlchten Wichtige Ansprech-partner sind daher auch paumldagogische Fachkraumlfte die in vielen Faumlllen beroobi bei der jugendlichen Zielgruppe bekannt machen

kooperation und Vernetzung

Das Projekt beroobi versteht sich als bdquoTuumlroumlffnerldquo zu bereits bestehenden Angeboten im Bereich Berufso-rientierungberufliche Bildung und lebt daher von dem vielseitigen Austausch und der Zusammenarbeit mit diesen Dazu zaumlhlen unter anderem vor allem Verbaumlnde Innungen Kammern die Agentur fuumlr Arbeit das Bundesinstitut fuumlr Berufsbildung Schulen Berufsschulen Bildungstraumlger Gewerkschaften so-wie vor allem auch Wirtschaftspartner Betriebe und Unternehmen

Silke Niemann Schulen ans Netz e V wwwberoobide und wwwschulen-ans-netzde

34 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Erstellung digitaler eLearning-Module durch Aus-zubildende im Handwerk

Das Internet hat uns in ein neues Jahrtausend

gefuumlhrt ein Jahrtausend in dem das wissen der welt raumlumlich und zeitlich unabhaumlngig

verfuumlgbar ist und aus immer groumlszligeren Daten-banken abgerufen werden kann eine solche entwicklung macht auch vor dem system der dualen beruflichen erstausbildung im hand-werk nicht halt und beschaumlftigt seit vielen Jahren die vorausschauende wissenschaft aber auch die Praxis

Im Kern geht es bei den Uumlberlegungen um die Einfuumlhr-ung von eLearning-Szenarien Die Bemuumlhungen zielen hier zum einen auf die oumlkonomische Optimie-rung (beliebiger Einstiegszeitpunkt in Qualifizierungs-maszlignahmen Optimierung der Lehrer-Schuumller-Relation) zum anderen aber auch auf die didaktisch-methodische Optimierung von Bildungsprozessen wie die individuelle Foumlrderung oder Flexibilisierung

Bei allen Bemuumlhungen mit Web 10-gestuumltzten eLear-ning-Szenarien bleiben zahlreiche Fragen ungeklaumlrt Dies gilt besonders fuumlr den Bereich der Lehrlings-ausbildung im Handwerk Aus dem System der dualen Berufsausbildung im Handwerk d h der Kombination von betrieblicher und uumlberbetrieblicher Ausbildung und Unterricht in der Berufsschule sind bisher keine nachhaltigen Ansaumltze bekannt in denen Bildungsprozesse durch internetbasierte eLearning-Konzepte optimiert ergaumlnzt oder gar abgeloumlst werden konnten Bisher kann lediglich auf die Ergebnisse von Modellprojekten zuruumlckgegriffen werden Standar-disierte Konzepte und didaktische Ansaumltze existieren nicht Ganz zu schweigen von einer bildungstheore-tischen Verortung von eLearning-Szenarien in konventionellen Berufsbildungsprozessen

Die Vergangenheit hat gezeigt dass vor allem zwei Problemlagen die Einfuumlhrung von eLearning-Szena-rien erschweren Zum einen gibt es das Problem dass es nicht genuumlgend passgenaue digitale Lern-module fuumlr die verschiedenen Gewerke d h die Berufe im Handwerk und die daraus resultierenden Lerngruppen gibt

Hier zeigt sich die Schwierigkeit dass der produzierte eLearning-Baustein entsprechend der Lerngruppe reduziert und entsprechend der Vorstellung des Lehrers didaktisch eingebunden sein muss Zum an-deren scheitert der Einsatz kommerzieller Loumlsungen auch daran dass nicht die notwendigen Ressourcen vorhanden sind um immer wieder Lernmodule zu erwerben die den jeweils aktuellen Stand der Technik abbilden An dieser Stelle setzt das Forschungsvorhaben Didaktische Parallelitaumlt und Lernortflexibilisierung (DiPaL) an DiPaL kombiniert die klassischen Vorteile des Praumlsenzunterrichts mit den neuen Moumlglichkeiten des Web 20 mit dem Ziel Lernprozesse im Dualen System uumlber selbst produzierte E-Learnings flexibler zu machen

Lerneinheiten selber erstellen

Das Forschungsvorhaben entwickelt und untersucht dazu einen neuen subjektorientierten designbasier-ten didaktisch-methodischen Ansatz zur Lernort-kooperation Mit Hilfe spezieller Software erstellen Schuumllerinnen und Schuumller mit ihren Lehrkraumlften ihre Lerneinheiten selber bereiten sie digital auf und veroumlffentlichen sie im Netz Das Konzept des offenen Klassenzimmers basiert dabei auf der Annahme dass in jeder Schuumllerin und in jedem Schuumller auch eine Lehrerin bzw ein Lehrer steckt Das Ziel besteht darin durch eine geeignete Didaktik genau diesen Rollen-tausch vom Lernenden zum (Lern-) Lehrenden herbei-zufuumlhren Das heiszligt konkret dass die Auszubildenden die Themen des Unterrichts so aufbereiten dass digitale Lernmaterialien (Filme Texte Bilder Grafi-ken) entstehen Die dazu notwendigen Aktivitaumlten der (Lern-) Lehrenden reichen von der Anfertigung einer Handzeichnung die eingescannt wird bis zur schriftlichen Ausarbeitung eines kompletten Dreh-buchs fuumlr die Umsetzung des jeweiligen Themas in einem aufwendigen Lehrfilm Die im Unterricht erzeugten digitalen Lernmaterialien werden an-schlieszligend gemeinsam mit dem Lehrer besprochen und diskutiert ob die produzierten Lernmaterialien fachlich richtig sind Diese Besprechungen sind von groszliger Bedeutung fuumlr den Lernprozess da sich hier zeigt ob das Thema fachlich verstanden wurde

35 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Gleichzeitig hinterfragen die (Lern-) Lehrenden sich selbst und den Prozess der Materialienproduktion Hierbei gilt es z B Alternativen zur gefundenen Loumlsung aufzuzeigen oder die Sprachqualitaumlt zu beurteilen Grundsaumltzlich wird angestrebt dass die (Lern-) Lehrenden in einen kritischen Dialog unter-einander treten Die Diskussion fuumlhrt im Ergebnis zu der Entscheidung ob das produzierte Lernmaterial im Internet veroumlffentlicht wird oder nicht

Fuumlr den Bereich der dualen beruflichen Erstausbil-dung bieten die durch die Auszubildenden erstellten digitalen Lernbausteine ganz besondere Moumlglich-keiten um Ausbildungsstrukturen flexibler zu machen So wird das Forschungsvorhaben empirisch unter-suchen inwieweit die Lernbausteine dazu genutzt werden koumlnnen dass der Auszubildende krankheits-bedingte oder betriebsbedingte Fehlzeiten zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort nachholen kann Daneben erwarten die am Forschungsvorhaben beteiligten Institutionen dass uumlber die Transparenz der Inhalte eine grundsaumltzlich verbesserte Zusam-menarbeit zwischen den Berufsschullehrern und den betrieblichen bzw uumlberbetrieblichen Ausbil-dern realisiert werden kann Auch dies soll empirisch geklaumlrt werden

Neben den Untersuchungen hat das Vorhaben auch verschiedene entwicklungstechnische Ziele

bullEntwicklung von Schemata zur Integration von Programmen zur schnellen Entwicklung von Lernangeboten (Rapid-Authoring-Prozesse) in konventionelle Praumlsenzphasen bullEntwicklung und Implementierung einer Datenbank fuumlr Lehrinhalte (Learning Object Re-pository abgekuumlrzt LOR) fuumlr die Bereitstellung von Bausteinen in einem Bausteinnetzwerk des Handwerks (wwwbaustein-netzwerkde) bullEntwicklung von Organisationsstrukturen fuumlr die engere inhaltliche Zusammenarbeit der Lernorte im dualen System auf der personalen Ebene

Markus Schaumlfer Berufskolleg Maumlrkischer Kreis wwwkfz4mede und wwwdipalde

36 LIterAturhInweIse

weiterfuumlhrende Literatur (Auswahl)

Becker M Spoumlttl G (2008) Berufswissenschaftliche Forschung ndash Ein Arbeitsbuch

fuumlr Studium und Praxis Peter Lang Internationaler Verlag der Wissenschaften

Frankfurt am Main

Beicht U Krewerth A Eberhard V Granato M Viel Licht ndash aber auch Schatten

Qualitaumlt dualer Berufsausbildung in Deutschland aus Sicht der Auszubildenden

BIBB Report 92009

Dehnbostel P (2008) Berufliche Weiterbildung Grundlagen aus arbeitnehmer-

orientierter Sicht Berlin edition sigma

Dreyfus H-L Dreyfus S E (1986) Kuumlnstliche Intelligenz Von den Grenzen der

Denkmaschine und dem Wert der Intuition Reinbek Rowohlt Verlag Hamburg

Grund- und Strukturdaten gushisde 80 [12 09 2009]

Hauptverband der deutschen Bauindustrie Zahlen und Fakten

wwwbauindustriede (Stand Juni 2009)

Howe Falk Berben Thomas (2006) Lern- und Arbeitsaufgaben In Rauner Felix

(Hrsg) Handbuch Berufsbildungsforschung 2 aktualisierte Auflage Bielefeld

Bertelsmann S 383ndash390

Howe Falk Knutzen Soumlnke (2007) Die Kompetenzwerksttt Ein berufswissen-

schaftliches E-Learning-Konzept Goumlttingen Cuvillier

Knutzen Soumlnke Howe Falk E-Learning im Handwerk (2008) In Issing Ludwig

Klimsa Paul (Hrsg) Online-Lernen Weinheim Beltz-Verlag S 133ndash156

Knutzen Soumlnke Howe Falk Rapid E-Learning in der gewerblich-technischen

Ausbildung ndash Gestaltbare Lernsoftware nach dem Konzept der Kompetenz-

werksttt (2008) In Howe Falk Jarosch Juumlrgen Zinke Gert (Hrsg)

Ausbildungskonzepte und Neue Medien in der uumlberbetrieblichen Ausbildung

Bielefeld Bertelsmann-Verlag S 112ndash131

Koumlhler T Neumann J Saupe V Organisation des Online-Lernens In Issing L J

Klimsa P Online-Lernen Ein Handbuch fuumlr das Lernen mit Internet Muumlnchen

Oldenbourg 2008

Payome Thea (2006) Marktuumlbersicht Rapid E-Learning ndash aus PowerPoint-Folien

werden Lernprogramme In Hohenstein Andreas Wilbers Karl (Hg) Handbuch

E-Learning 17 Erg-Lfg Koumlln Dt Wirtschaftsdienst

Scheib T Spoumlttl G Windelband L Qualitaumlt betrieblicher Ausbilder sichern und

entwickeln ndash eine staumlndige Herausforderung In Berufsbildung in Wissenschaft

und Praxis ndash BWP 32008 S 36ndash39

Von Rosenbladt B Bilger F (2007) Weiterbildungsbeteiligung in Deutschland

Eckdaten zum BSW-AES 2007 tns infratest Muumlnchen

ZFA (Hrsg) 2009 Statistik Berufsausbildung und Fortbildung Druck und Medien

20082009 unveroumlffentlichte vorlaumlufige Fassung vom 050509

Diese Druckschrift wird im Rahmen der Oumlffentlichkeitsarbeit vom Bundesministe-

rium fuumlr Bildung und Forschung unentgeltlich abgegeben Sie ist nicht zum gewerb-

lichen Vertrieb bestimmt Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerberinnen

Wahlwerbern oder WahlhelferinnenWahlhelfern waumlhrend eines Wahlkampfes zum

Zweck der Wahlwerbung verwendet werden Dies gilt fuumlr Bundestags- Landtags- und

Kommunalwahlen sowie fuumlr Wahlen zum Europaumlischen Parlament Missbraumluchlich

ist insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen und an Informations-

staumlnden der Parteien sowie das Einlegen Aufdrucken oder Aufkleben partei-

politischer Informationen oder Werbemittel Untersagt ist gleichfalls die Weiter-

gabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung Unabhaumlngig davon wann auf

welchem Weg und in welcher Anzahl diese Schrift der Empfaumlngerindem Empfaumlnger

zugegangen ist darf sie auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden

Wahl nicht in einer Weise verwendet werden die als Parteinahme der Bundes-

regierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden koumlnnte

  • eQualification - Neue13Wege der Qualifizierung
    • Impressum
    • Gruszligwort zur Broschuumlre
    • Inhalt
    • eLearning ndash das Lernen der Zukunft
    • Aufstiegsweiterbildung in der Druck- und Medienindustrie13
    • Flexible Learning im Einzelhandel13
    • DAWINCI ndash Durchlaumlssigkeit in der Aus-und Weiterbildung in der chemischen Industrie13
    • Virtuelles Lernen auf der Baustelle ndash Villa-b13
    • Live Stream Learning ndash fuumlr mobiles und stationaumlres Lernen13
    • Rapid eLearning ndash leicht gestaltbare Lernsoftware13
    • Weiterbildung durch multimediale Lernformen13
    • Demografischer Wandel Herausforderungen und Chancen13
    • eLearning-Infrastruktur in der Altenpflege (eLiA)13
    • Entstehung von Communities am Beispiel der evangelischen 13Kirche in Deutschland
    • Lernkompetenz Schluumlssel zur Qualifizierung fuumlr Aumlltere13
    • Qualifizierung mit System ausbauen - 13Weiterbildung und eQualification
    • Aufbau eines Online-Berichtshefts und Kompetenzportfolios in den dualen Ausbildungsberufen13
    • beroobi ndash erlebe Berufe online Das interaktive Jugendportal zur Berufswahl13
    • Erstellung digitaler eLearning-Module durch Auszubildende im Handwerk13
    • weiterfuumlhrende Literatur (Auswahl)
Page 32: eQualification - Neue Medien, neue Wege der …...Mobile Devices), die wachsenden Personalisierungs-möglichkeiten des Digitaldrucks sowie der starke Trend zur Entwicklung innovativer

32 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

beroobi ndash erlebe Berufe online Das interaktive Jugendportal zur Berufswahl

trotz der vielfaumlltigen Moumlglichkeiten sich Infor-mationen zu beschaffen haben viele Jugend-liche nach wie vor Probleme sich hinsichtlich ihrer beruflichen zukunftsplanung zu orien-tieren oftmals bleibt ihre Ausbildungswahl einseitig und sie nehmen die chancen des derzeitigen Ausbildungs- und Arbeitsmarktes nur bedingt wahr

Das Wissen uumlber die Bandbreite aktueller Ausbildungs-berufe und speziell jener die auch zukuumlnftig Chancen auf dem Arbeitsmarkt bieten ist fuumlr die Berufswahl entscheidend Junge Frauen und Maumlnner mit niedri-geren Schulabschluumlssen sind dabei eine besondere Zielgruppe beroobi ist ein Kunstwort das sich aus Ber-ufs-bi-ld ableitet und bdquoooldquo wurde von Google abgeschaut beroobi bietet den jungen Frauen und Maumlnnern Interaktionsmoumlglichkeiten an die einen attraktiven Einstieg in das Thema Berufswahl ermoumlglichen

Hierfuumlr wird ein interaktives Online-Portal aufgebaut in dessen Mittelpunkt interessante und zukunfts-weisende Ausbildungsberufe fuumlr eine spielerische Erkundung stehen Die Berufsbilder sind multimedial-interaktiv aufbereitet und geben realistische Einblicke in den Berufsalltag Junge Frauen und Maumlnner die bereits in ihrem Beruf arbeiten stellen diese den Nutzern anschaulich vor und lassen sie entdeckend und ausprobierend daran teilhaben Alle wichtigen Aspekte eines Berufs werden aufgegriffen Taumltig-keiten Tagesablaumlufe Erlaumluterungen zu wichtigen Voraussetzungen Erklaumlrungen zu Anforderungen in der Ausbildung sowie das Aufzeigen von Perspek-tiven fuumlr weitere Fortbildungs- und Weiterbildungs-moumlglichkeiten und weiterfuumlhrende Links

Eine leichte und schnelle Orientierung wird dadurch erleichtert dass jedem Berufsbild der gleiche Aufbau und aumlhnliche Interaktionsmoumlglichkeiten zugrunde liegen Bei der Auswahl der Berufe werden bewusst Ausbildungsberufe aus Zukunftsbranchen und Innovationsbereichen (Industrie Handwerk Bau Naturwissenschaften Technik und Informations-technologie) in den Blick genommen

Interaktiver Ansatz mit hohem Akzeptanzwert

Ziel des didaktisch-methodischen Konzepts von beroobi ist es junge Menschen durch neue Ansaumltze zum selbst gesteuerten Entdecken und Ausprobieren im Netz anzuregen und einen persoumlnlichen Bezug zum Thema Berufswahl herzustellen Hierfuumlr setzt das Projekt auf verschiedene Kriterien die in der Umsetzung des Angebots konsequente Beruumlcksich-tigung finden

bullVielseitigkeit Selbststeuerbare Video- und Audiosequenzen Fotoshows und animierte Grafiken bieten anschauliche und vielseitige Formen der Informationsdarstellung Einge-bunden sind diese in eine Flash-Umgebung die auch als Web-Applikation unabhaumlngig von beroobi als Stand-alone-Applikation in eine Web-seite integriert werden koumlnnen bullInteraktion Verschiedene Interaktionstools ermoumlglichen eine direkte und aktive Teilnahm am Angebot Selbsteinschaumltzungen Umfragen und Wissenstests animieren zur spielerischen und entdeckenden Auseinandersetzung mit Inhalten bullIdentifikation Junge Profis aus der Praxis stellen vor Ort ihren Arbeitsplatz und ihr Arbeitsleben vor und lassen die Nutzerinnen und Nutzer uumlber Film und Audio daran teilhaben Der Mix aus Fakten eigenen Erfahrungsberichten und Hinweisen ermoumlglicht Identifikation und Pers-pektivenwechsel bullVerstaumlndlichkeit Das Angebot setzt konsequent auf jugendgerechte Sprache intuitive Benutzer-fuumlhrung und kleine verstaumlndliche Informations-einheiten sodass auch Jugendliche mit weniger Interneterfahrung gut damit zurechtkommen koumlnnen bullAuthentizitaumlt Jedes Berufsbild ist individuell gestaltet und lebt von der Authentizitaumlt seiner realen Hauptperson Dieses unverwechselbare bdquoGesichtldquo sowie auch das Zu-Wort-Kommen von Betriebs-und Unternehmensverantwortlich-en Ausbildungsleitern und anderen bdquoBerufsex-pertenldquo fuumlhren zu einer hohen Akzeptanz bei Jugendlichen

33 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Das online-Portal beroobide

Die Hauptintention des Online-Portals besteht darin Jugendlichen verschiedene Zugangswege zu den jeweiligen Berufsbildern zu ermoumlglichen sie neu-gierig zu machen und zum bdquoHineinklickenldquo anzu-regen Im Mittelpunkt von wwwberoobide stehen daher die Berufsbilder die uumlber spezifische Beduumlrf-nisparameter ansteuerbar sind Weiterfuumlhrende Informationen zu den Berufen Interviews mit Experten spielerische Wissensabfragen und Links werden den Jugendlichen uumlber eine Informations-rubrik angeboten Ein kleiner Community-Bereich ermoumlglicht weitere Orientierungshilfe Dort steht ein moderiertes Forum fuumlr Fragen und Hinweise bereit eine Merkliste fuumlr das Speichern von Berufs-bildern sowie die Verlinkung auf Freunde und deren Profile Uumlber Features wie bdquoWie steht mir der Berufldquo koumlnnen eigene Fotos hochgeladen werden welches die Nutzerinnen und Nutzer automatisch in verschiedene Arbeitsbekleidungen hineinsetzt und in eine Galerie speichert

zielgruppe

Primaumlre Zielgruppe von beroobi sind Jugendliche der Altersgruppe 14 bis 20 Jahre aller Schulformen die sich im Prozess der Berufsfindung und Berufsorien-tierung befinden Neben Schulabgaumlngern sind des-gleichen all diejenigen angesprochen die bereits eine Berufsausbildung begonnen abgeschlossen oder auch abgebrochen haben und sich weiter bzw neu orientieren moumlchten Wichtige Ansprech-partner sind daher auch paumldagogische Fachkraumlfte die in vielen Faumlllen beroobi bei der jugendlichen Zielgruppe bekannt machen

kooperation und Vernetzung

Das Projekt beroobi versteht sich als bdquoTuumlroumlffnerldquo zu bereits bestehenden Angeboten im Bereich Berufso-rientierungberufliche Bildung und lebt daher von dem vielseitigen Austausch und der Zusammenarbeit mit diesen Dazu zaumlhlen unter anderem vor allem Verbaumlnde Innungen Kammern die Agentur fuumlr Arbeit das Bundesinstitut fuumlr Berufsbildung Schulen Berufsschulen Bildungstraumlger Gewerkschaften so-wie vor allem auch Wirtschaftspartner Betriebe und Unternehmen

Silke Niemann Schulen ans Netz e V wwwberoobide und wwwschulen-ans-netzde

34 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Erstellung digitaler eLearning-Module durch Aus-zubildende im Handwerk

Das Internet hat uns in ein neues Jahrtausend

gefuumlhrt ein Jahrtausend in dem das wissen der welt raumlumlich und zeitlich unabhaumlngig

verfuumlgbar ist und aus immer groumlszligeren Daten-banken abgerufen werden kann eine solche entwicklung macht auch vor dem system der dualen beruflichen erstausbildung im hand-werk nicht halt und beschaumlftigt seit vielen Jahren die vorausschauende wissenschaft aber auch die Praxis

Im Kern geht es bei den Uumlberlegungen um die Einfuumlhr-ung von eLearning-Szenarien Die Bemuumlhungen zielen hier zum einen auf die oumlkonomische Optimie-rung (beliebiger Einstiegszeitpunkt in Qualifizierungs-maszlignahmen Optimierung der Lehrer-Schuumller-Relation) zum anderen aber auch auf die didaktisch-methodische Optimierung von Bildungsprozessen wie die individuelle Foumlrderung oder Flexibilisierung

Bei allen Bemuumlhungen mit Web 10-gestuumltzten eLear-ning-Szenarien bleiben zahlreiche Fragen ungeklaumlrt Dies gilt besonders fuumlr den Bereich der Lehrlings-ausbildung im Handwerk Aus dem System der dualen Berufsausbildung im Handwerk d h der Kombination von betrieblicher und uumlberbetrieblicher Ausbildung und Unterricht in der Berufsschule sind bisher keine nachhaltigen Ansaumltze bekannt in denen Bildungsprozesse durch internetbasierte eLearning-Konzepte optimiert ergaumlnzt oder gar abgeloumlst werden konnten Bisher kann lediglich auf die Ergebnisse von Modellprojekten zuruumlckgegriffen werden Standar-disierte Konzepte und didaktische Ansaumltze existieren nicht Ganz zu schweigen von einer bildungstheore-tischen Verortung von eLearning-Szenarien in konventionellen Berufsbildungsprozessen

Die Vergangenheit hat gezeigt dass vor allem zwei Problemlagen die Einfuumlhrung von eLearning-Szena-rien erschweren Zum einen gibt es das Problem dass es nicht genuumlgend passgenaue digitale Lern-module fuumlr die verschiedenen Gewerke d h die Berufe im Handwerk und die daraus resultierenden Lerngruppen gibt

Hier zeigt sich die Schwierigkeit dass der produzierte eLearning-Baustein entsprechend der Lerngruppe reduziert und entsprechend der Vorstellung des Lehrers didaktisch eingebunden sein muss Zum an-deren scheitert der Einsatz kommerzieller Loumlsungen auch daran dass nicht die notwendigen Ressourcen vorhanden sind um immer wieder Lernmodule zu erwerben die den jeweils aktuellen Stand der Technik abbilden An dieser Stelle setzt das Forschungsvorhaben Didaktische Parallelitaumlt und Lernortflexibilisierung (DiPaL) an DiPaL kombiniert die klassischen Vorteile des Praumlsenzunterrichts mit den neuen Moumlglichkeiten des Web 20 mit dem Ziel Lernprozesse im Dualen System uumlber selbst produzierte E-Learnings flexibler zu machen

Lerneinheiten selber erstellen

Das Forschungsvorhaben entwickelt und untersucht dazu einen neuen subjektorientierten designbasier-ten didaktisch-methodischen Ansatz zur Lernort-kooperation Mit Hilfe spezieller Software erstellen Schuumllerinnen und Schuumller mit ihren Lehrkraumlften ihre Lerneinheiten selber bereiten sie digital auf und veroumlffentlichen sie im Netz Das Konzept des offenen Klassenzimmers basiert dabei auf der Annahme dass in jeder Schuumllerin und in jedem Schuumller auch eine Lehrerin bzw ein Lehrer steckt Das Ziel besteht darin durch eine geeignete Didaktik genau diesen Rollen-tausch vom Lernenden zum (Lern-) Lehrenden herbei-zufuumlhren Das heiszligt konkret dass die Auszubildenden die Themen des Unterrichts so aufbereiten dass digitale Lernmaterialien (Filme Texte Bilder Grafi-ken) entstehen Die dazu notwendigen Aktivitaumlten der (Lern-) Lehrenden reichen von der Anfertigung einer Handzeichnung die eingescannt wird bis zur schriftlichen Ausarbeitung eines kompletten Dreh-buchs fuumlr die Umsetzung des jeweiligen Themas in einem aufwendigen Lehrfilm Die im Unterricht erzeugten digitalen Lernmaterialien werden an-schlieszligend gemeinsam mit dem Lehrer besprochen und diskutiert ob die produzierten Lernmaterialien fachlich richtig sind Diese Besprechungen sind von groszliger Bedeutung fuumlr den Lernprozess da sich hier zeigt ob das Thema fachlich verstanden wurde

35 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Gleichzeitig hinterfragen die (Lern-) Lehrenden sich selbst und den Prozess der Materialienproduktion Hierbei gilt es z B Alternativen zur gefundenen Loumlsung aufzuzeigen oder die Sprachqualitaumlt zu beurteilen Grundsaumltzlich wird angestrebt dass die (Lern-) Lehrenden in einen kritischen Dialog unter-einander treten Die Diskussion fuumlhrt im Ergebnis zu der Entscheidung ob das produzierte Lernmaterial im Internet veroumlffentlicht wird oder nicht

Fuumlr den Bereich der dualen beruflichen Erstausbil-dung bieten die durch die Auszubildenden erstellten digitalen Lernbausteine ganz besondere Moumlglich-keiten um Ausbildungsstrukturen flexibler zu machen So wird das Forschungsvorhaben empirisch unter-suchen inwieweit die Lernbausteine dazu genutzt werden koumlnnen dass der Auszubildende krankheits-bedingte oder betriebsbedingte Fehlzeiten zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort nachholen kann Daneben erwarten die am Forschungsvorhaben beteiligten Institutionen dass uumlber die Transparenz der Inhalte eine grundsaumltzlich verbesserte Zusam-menarbeit zwischen den Berufsschullehrern und den betrieblichen bzw uumlberbetrieblichen Ausbil-dern realisiert werden kann Auch dies soll empirisch geklaumlrt werden

Neben den Untersuchungen hat das Vorhaben auch verschiedene entwicklungstechnische Ziele

bullEntwicklung von Schemata zur Integration von Programmen zur schnellen Entwicklung von Lernangeboten (Rapid-Authoring-Prozesse) in konventionelle Praumlsenzphasen bullEntwicklung und Implementierung einer Datenbank fuumlr Lehrinhalte (Learning Object Re-pository abgekuumlrzt LOR) fuumlr die Bereitstellung von Bausteinen in einem Bausteinnetzwerk des Handwerks (wwwbaustein-netzwerkde) bullEntwicklung von Organisationsstrukturen fuumlr die engere inhaltliche Zusammenarbeit der Lernorte im dualen System auf der personalen Ebene

Markus Schaumlfer Berufskolleg Maumlrkischer Kreis wwwkfz4mede und wwwdipalde

36 LIterAturhInweIse

weiterfuumlhrende Literatur (Auswahl)

Becker M Spoumlttl G (2008) Berufswissenschaftliche Forschung ndash Ein Arbeitsbuch

fuumlr Studium und Praxis Peter Lang Internationaler Verlag der Wissenschaften

Frankfurt am Main

Beicht U Krewerth A Eberhard V Granato M Viel Licht ndash aber auch Schatten

Qualitaumlt dualer Berufsausbildung in Deutschland aus Sicht der Auszubildenden

BIBB Report 92009

Dehnbostel P (2008) Berufliche Weiterbildung Grundlagen aus arbeitnehmer-

orientierter Sicht Berlin edition sigma

Dreyfus H-L Dreyfus S E (1986) Kuumlnstliche Intelligenz Von den Grenzen der

Denkmaschine und dem Wert der Intuition Reinbek Rowohlt Verlag Hamburg

Grund- und Strukturdaten gushisde 80 [12 09 2009]

Hauptverband der deutschen Bauindustrie Zahlen und Fakten

wwwbauindustriede (Stand Juni 2009)

Howe Falk Berben Thomas (2006) Lern- und Arbeitsaufgaben In Rauner Felix

(Hrsg) Handbuch Berufsbildungsforschung 2 aktualisierte Auflage Bielefeld

Bertelsmann S 383ndash390

Howe Falk Knutzen Soumlnke (2007) Die Kompetenzwerksttt Ein berufswissen-

schaftliches E-Learning-Konzept Goumlttingen Cuvillier

Knutzen Soumlnke Howe Falk E-Learning im Handwerk (2008) In Issing Ludwig

Klimsa Paul (Hrsg) Online-Lernen Weinheim Beltz-Verlag S 133ndash156

Knutzen Soumlnke Howe Falk Rapid E-Learning in der gewerblich-technischen

Ausbildung ndash Gestaltbare Lernsoftware nach dem Konzept der Kompetenz-

werksttt (2008) In Howe Falk Jarosch Juumlrgen Zinke Gert (Hrsg)

Ausbildungskonzepte und Neue Medien in der uumlberbetrieblichen Ausbildung

Bielefeld Bertelsmann-Verlag S 112ndash131

Koumlhler T Neumann J Saupe V Organisation des Online-Lernens In Issing L J

Klimsa P Online-Lernen Ein Handbuch fuumlr das Lernen mit Internet Muumlnchen

Oldenbourg 2008

Payome Thea (2006) Marktuumlbersicht Rapid E-Learning ndash aus PowerPoint-Folien

werden Lernprogramme In Hohenstein Andreas Wilbers Karl (Hg) Handbuch

E-Learning 17 Erg-Lfg Koumlln Dt Wirtschaftsdienst

Scheib T Spoumlttl G Windelband L Qualitaumlt betrieblicher Ausbilder sichern und

entwickeln ndash eine staumlndige Herausforderung In Berufsbildung in Wissenschaft

und Praxis ndash BWP 32008 S 36ndash39

Von Rosenbladt B Bilger F (2007) Weiterbildungsbeteiligung in Deutschland

Eckdaten zum BSW-AES 2007 tns infratest Muumlnchen

ZFA (Hrsg) 2009 Statistik Berufsausbildung und Fortbildung Druck und Medien

20082009 unveroumlffentlichte vorlaumlufige Fassung vom 050509

Diese Druckschrift wird im Rahmen der Oumlffentlichkeitsarbeit vom Bundesministe-

rium fuumlr Bildung und Forschung unentgeltlich abgegeben Sie ist nicht zum gewerb-

lichen Vertrieb bestimmt Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerberinnen

Wahlwerbern oder WahlhelferinnenWahlhelfern waumlhrend eines Wahlkampfes zum

Zweck der Wahlwerbung verwendet werden Dies gilt fuumlr Bundestags- Landtags- und

Kommunalwahlen sowie fuumlr Wahlen zum Europaumlischen Parlament Missbraumluchlich

ist insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen und an Informations-

staumlnden der Parteien sowie das Einlegen Aufdrucken oder Aufkleben partei-

politischer Informationen oder Werbemittel Untersagt ist gleichfalls die Weiter-

gabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung Unabhaumlngig davon wann auf

welchem Weg und in welcher Anzahl diese Schrift der Empfaumlngerindem Empfaumlnger

zugegangen ist darf sie auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden

Wahl nicht in einer Weise verwendet werden die als Parteinahme der Bundes-

regierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden koumlnnte

  • eQualification - Neue13Wege der Qualifizierung
    • Impressum
    • Gruszligwort zur Broschuumlre
    • Inhalt
    • eLearning ndash das Lernen der Zukunft
    • Aufstiegsweiterbildung in der Druck- und Medienindustrie13
    • Flexible Learning im Einzelhandel13
    • DAWINCI ndash Durchlaumlssigkeit in der Aus-und Weiterbildung in der chemischen Industrie13
    • Virtuelles Lernen auf der Baustelle ndash Villa-b13
    • Live Stream Learning ndash fuumlr mobiles und stationaumlres Lernen13
    • Rapid eLearning ndash leicht gestaltbare Lernsoftware13
    • Weiterbildung durch multimediale Lernformen13
    • Demografischer Wandel Herausforderungen und Chancen13
    • eLearning-Infrastruktur in der Altenpflege (eLiA)13
    • Entstehung von Communities am Beispiel der evangelischen 13Kirche in Deutschland
    • Lernkompetenz Schluumlssel zur Qualifizierung fuumlr Aumlltere13
    • Qualifizierung mit System ausbauen - 13Weiterbildung und eQualification
    • Aufbau eines Online-Berichtshefts und Kompetenzportfolios in den dualen Ausbildungsberufen13
    • beroobi ndash erlebe Berufe online Das interaktive Jugendportal zur Berufswahl13
    • Erstellung digitaler eLearning-Module durch Auszubildende im Handwerk13
    • weiterfuumlhrende Literatur (Auswahl)
Page 33: eQualification - Neue Medien, neue Wege der …...Mobile Devices), die wachsenden Personalisierungs-möglichkeiten des Digitaldrucks sowie der starke Trend zur Entwicklung innovativer

33 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Das online-Portal beroobide

Die Hauptintention des Online-Portals besteht darin Jugendlichen verschiedene Zugangswege zu den jeweiligen Berufsbildern zu ermoumlglichen sie neu-gierig zu machen und zum bdquoHineinklickenldquo anzu-regen Im Mittelpunkt von wwwberoobide stehen daher die Berufsbilder die uumlber spezifische Beduumlrf-nisparameter ansteuerbar sind Weiterfuumlhrende Informationen zu den Berufen Interviews mit Experten spielerische Wissensabfragen und Links werden den Jugendlichen uumlber eine Informations-rubrik angeboten Ein kleiner Community-Bereich ermoumlglicht weitere Orientierungshilfe Dort steht ein moderiertes Forum fuumlr Fragen und Hinweise bereit eine Merkliste fuumlr das Speichern von Berufs-bildern sowie die Verlinkung auf Freunde und deren Profile Uumlber Features wie bdquoWie steht mir der Berufldquo koumlnnen eigene Fotos hochgeladen werden welches die Nutzerinnen und Nutzer automatisch in verschiedene Arbeitsbekleidungen hineinsetzt und in eine Galerie speichert

zielgruppe

Primaumlre Zielgruppe von beroobi sind Jugendliche der Altersgruppe 14 bis 20 Jahre aller Schulformen die sich im Prozess der Berufsfindung und Berufsorien-tierung befinden Neben Schulabgaumlngern sind des-gleichen all diejenigen angesprochen die bereits eine Berufsausbildung begonnen abgeschlossen oder auch abgebrochen haben und sich weiter bzw neu orientieren moumlchten Wichtige Ansprech-partner sind daher auch paumldagogische Fachkraumlfte die in vielen Faumlllen beroobi bei der jugendlichen Zielgruppe bekannt machen

kooperation und Vernetzung

Das Projekt beroobi versteht sich als bdquoTuumlroumlffnerldquo zu bereits bestehenden Angeboten im Bereich Berufso-rientierungberufliche Bildung und lebt daher von dem vielseitigen Austausch und der Zusammenarbeit mit diesen Dazu zaumlhlen unter anderem vor allem Verbaumlnde Innungen Kammern die Agentur fuumlr Arbeit das Bundesinstitut fuumlr Berufsbildung Schulen Berufsschulen Bildungstraumlger Gewerkschaften so-wie vor allem auch Wirtschaftspartner Betriebe und Unternehmen

Silke Niemann Schulen ans Netz e V wwwberoobide und wwwschulen-ans-netzde

34 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Erstellung digitaler eLearning-Module durch Aus-zubildende im Handwerk

Das Internet hat uns in ein neues Jahrtausend

gefuumlhrt ein Jahrtausend in dem das wissen der welt raumlumlich und zeitlich unabhaumlngig

verfuumlgbar ist und aus immer groumlszligeren Daten-banken abgerufen werden kann eine solche entwicklung macht auch vor dem system der dualen beruflichen erstausbildung im hand-werk nicht halt und beschaumlftigt seit vielen Jahren die vorausschauende wissenschaft aber auch die Praxis

Im Kern geht es bei den Uumlberlegungen um die Einfuumlhr-ung von eLearning-Szenarien Die Bemuumlhungen zielen hier zum einen auf die oumlkonomische Optimie-rung (beliebiger Einstiegszeitpunkt in Qualifizierungs-maszlignahmen Optimierung der Lehrer-Schuumller-Relation) zum anderen aber auch auf die didaktisch-methodische Optimierung von Bildungsprozessen wie die individuelle Foumlrderung oder Flexibilisierung

Bei allen Bemuumlhungen mit Web 10-gestuumltzten eLear-ning-Szenarien bleiben zahlreiche Fragen ungeklaumlrt Dies gilt besonders fuumlr den Bereich der Lehrlings-ausbildung im Handwerk Aus dem System der dualen Berufsausbildung im Handwerk d h der Kombination von betrieblicher und uumlberbetrieblicher Ausbildung und Unterricht in der Berufsschule sind bisher keine nachhaltigen Ansaumltze bekannt in denen Bildungsprozesse durch internetbasierte eLearning-Konzepte optimiert ergaumlnzt oder gar abgeloumlst werden konnten Bisher kann lediglich auf die Ergebnisse von Modellprojekten zuruumlckgegriffen werden Standar-disierte Konzepte und didaktische Ansaumltze existieren nicht Ganz zu schweigen von einer bildungstheore-tischen Verortung von eLearning-Szenarien in konventionellen Berufsbildungsprozessen

Die Vergangenheit hat gezeigt dass vor allem zwei Problemlagen die Einfuumlhrung von eLearning-Szena-rien erschweren Zum einen gibt es das Problem dass es nicht genuumlgend passgenaue digitale Lern-module fuumlr die verschiedenen Gewerke d h die Berufe im Handwerk und die daraus resultierenden Lerngruppen gibt

Hier zeigt sich die Schwierigkeit dass der produzierte eLearning-Baustein entsprechend der Lerngruppe reduziert und entsprechend der Vorstellung des Lehrers didaktisch eingebunden sein muss Zum an-deren scheitert der Einsatz kommerzieller Loumlsungen auch daran dass nicht die notwendigen Ressourcen vorhanden sind um immer wieder Lernmodule zu erwerben die den jeweils aktuellen Stand der Technik abbilden An dieser Stelle setzt das Forschungsvorhaben Didaktische Parallelitaumlt und Lernortflexibilisierung (DiPaL) an DiPaL kombiniert die klassischen Vorteile des Praumlsenzunterrichts mit den neuen Moumlglichkeiten des Web 20 mit dem Ziel Lernprozesse im Dualen System uumlber selbst produzierte E-Learnings flexibler zu machen

Lerneinheiten selber erstellen

Das Forschungsvorhaben entwickelt und untersucht dazu einen neuen subjektorientierten designbasier-ten didaktisch-methodischen Ansatz zur Lernort-kooperation Mit Hilfe spezieller Software erstellen Schuumllerinnen und Schuumller mit ihren Lehrkraumlften ihre Lerneinheiten selber bereiten sie digital auf und veroumlffentlichen sie im Netz Das Konzept des offenen Klassenzimmers basiert dabei auf der Annahme dass in jeder Schuumllerin und in jedem Schuumller auch eine Lehrerin bzw ein Lehrer steckt Das Ziel besteht darin durch eine geeignete Didaktik genau diesen Rollen-tausch vom Lernenden zum (Lern-) Lehrenden herbei-zufuumlhren Das heiszligt konkret dass die Auszubildenden die Themen des Unterrichts so aufbereiten dass digitale Lernmaterialien (Filme Texte Bilder Grafi-ken) entstehen Die dazu notwendigen Aktivitaumlten der (Lern-) Lehrenden reichen von der Anfertigung einer Handzeichnung die eingescannt wird bis zur schriftlichen Ausarbeitung eines kompletten Dreh-buchs fuumlr die Umsetzung des jeweiligen Themas in einem aufwendigen Lehrfilm Die im Unterricht erzeugten digitalen Lernmaterialien werden an-schlieszligend gemeinsam mit dem Lehrer besprochen und diskutiert ob die produzierten Lernmaterialien fachlich richtig sind Diese Besprechungen sind von groszliger Bedeutung fuumlr den Lernprozess da sich hier zeigt ob das Thema fachlich verstanden wurde

35 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Gleichzeitig hinterfragen die (Lern-) Lehrenden sich selbst und den Prozess der Materialienproduktion Hierbei gilt es z B Alternativen zur gefundenen Loumlsung aufzuzeigen oder die Sprachqualitaumlt zu beurteilen Grundsaumltzlich wird angestrebt dass die (Lern-) Lehrenden in einen kritischen Dialog unter-einander treten Die Diskussion fuumlhrt im Ergebnis zu der Entscheidung ob das produzierte Lernmaterial im Internet veroumlffentlicht wird oder nicht

Fuumlr den Bereich der dualen beruflichen Erstausbil-dung bieten die durch die Auszubildenden erstellten digitalen Lernbausteine ganz besondere Moumlglich-keiten um Ausbildungsstrukturen flexibler zu machen So wird das Forschungsvorhaben empirisch unter-suchen inwieweit die Lernbausteine dazu genutzt werden koumlnnen dass der Auszubildende krankheits-bedingte oder betriebsbedingte Fehlzeiten zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort nachholen kann Daneben erwarten die am Forschungsvorhaben beteiligten Institutionen dass uumlber die Transparenz der Inhalte eine grundsaumltzlich verbesserte Zusam-menarbeit zwischen den Berufsschullehrern und den betrieblichen bzw uumlberbetrieblichen Ausbil-dern realisiert werden kann Auch dies soll empirisch geklaumlrt werden

Neben den Untersuchungen hat das Vorhaben auch verschiedene entwicklungstechnische Ziele

bullEntwicklung von Schemata zur Integration von Programmen zur schnellen Entwicklung von Lernangeboten (Rapid-Authoring-Prozesse) in konventionelle Praumlsenzphasen bullEntwicklung und Implementierung einer Datenbank fuumlr Lehrinhalte (Learning Object Re-pository abgekuumlrzt LOR) fuumlr die Bereitstellung von Bausteinen in einem Bausteinnetzwerk des Handwerks (wwwbaustein-netzwerkde) bullEntwicklung von Organisationsstrukturen fuumlr die engere inhaltliche Zusammenarbeit der Lernorte im dualen System auf der personalen Ebene

Markus Schaumlfer Berufskolleg Maumlrkischer Kreis wwwkfz4mede und wwwdipalde

36 LIterAturhInweIse

weiterfuumlhrende Literatur (Auswahl)

Becker M Spoumlttl G (2008) Berufswissenschaftliche Forschung ndash Ein Arbeitsbuch

fuumlr Studium und Praxis Peter Lang Internationaler Verlag der Wissenschaften

Frankfurt am Main

Beicht U Krewerth A Eberhard V Granato M Viel Licht ndash aber auch Schatten

Qualitaumlt dualer Berufsausbildung in Deutschland aus Sicht der Auszubildenden

BIBB Report 92009

Dehnbostel P (2008) Berufliche Weiterbildung Grundlagen aus arbeitnehmer-

orientierter Sicht Berlin edition sigma

Dreyfus H-L Dreyfus S E (1986) Kuumlnstliche Intelligenz Von den Grenzen der

Denkmaschine und dem Wert der Intuition Reinbek Rowohlt Verlag Hamburg

Grund- und Strukturdaten gushisde 80 [12 09 2009]

Hauptverband der deutschen Bauindustrie Zahlen und Fakten

wwwbauindustriede (Stand Juni 2009)

Howe Falk Berben Thomas (2006) Lern- und Arbeitsaufgaben In Rauner Felix

(Hrsg) Handbuch Berufsbildungsforschung 2 aktualisierte Auflage Bielefeld

Bertelsmann S 383ndash390

Howe Falk Knutzen Soumlnke (2007) Die Kompetenzwerksttt Ein berufswissen-

schaftliches E-Learning-Konzept Goumlttingen Cuvillier

Knutzen Soumlnke Howe Falk E-Learning im Handwerk (2008) In Issing Ludwig

Klimsa Paul (Hrsg) Online-Lernen Weinheim Beltz-Verlag S 133ndash156

Knutzen Soumlnke Howe Falk Rapid E-Learning in der gewerblich-technischen

Ausbildung ndash Gestaltbare Lernsoftware nach dem Konzept der Kompetenz-

werksttt (2008) In Howe Falk Jarosch Juumlrgen Zinke Gert (Hrsg)

Ausbildungskonzepte und Neue Medien in der uumlberbetrieblichen Ausbildung

Bielefeld Bertelsmann-Verlag S 112ndash131

Koumlhler T Neumann J Saupe V Organisation des Online-Lernens In Issing L J

Klimsa P Online-Lernen Ein Handbuch fuumlr das Lernen mit Internet Muumlnchen

Oldenbourg 2008

Payome Thea (2006) Marktuumlbersicht Rapid E-Learning ndash aus PowerPoint-Folien

werden Lernprogramme In Hohenstein Andreas Wilbers Karl (Hg) Handbuch

E-Learning 17 Erg-Lfg Koumlln Dt Wirtschaftsdienst

Scheib T Spoumlttl G Windelband L Qualitaumlt betrieblicher Ausbilder sichern und

entwickeln ndash eine staumlndige Herausforderung In Berufsbildung in Wissenschaft

und Praxis ndash BWP 32008 S 36ndash39

Von Rosenbladt B Bilger F (2007) Weiterbildungsbeteiligung in Deutschland

Eckdaten zum BSW-AES 2007 tns infratest Muumlnchen

ZFA (Hrsg) 2009 Statistik Berufsausbildung und Fortbildung Druck und Medien

20082009 unveroumlffentlichte vorlaumlufige Fassung vom 050509

Diese Druckschrift wird im Rahmen der Oumlffentlichkeitsarbeit vom Bundesministe-

rium fuumlr Bildung und Forschung unentgeltlich abgegeben Sie ist nicht zum gewerb-

lichen Vertrieb bestimmt Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerberinnen

Wahlwerbern oder WahlhelferinnenWahlhelfern waumlhrend eines Wahlkampfes zum

Zweck der Wahlwerbung verwendet werden Dies gilt fuumlr Bundestags- Landtags- und

Kommunalwahlen sowie fuumlr Wahlen zum Europaumlischen Parlament Missbraumluchlich

ist insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen und an Informations-

staumlnden der Parteien sowie das Einlegen Aufdrucken oder Aufkleben partei-

politischer Informationen oder Werbemittel Untersagt ist gleichfalls die Weiter-

gabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung Unabhaumlngig davon wann auf

welchem Weg und in welcher Anzahl diese Schrift der Empfaumlngerindem Empfaumlnger

zugegangen ist darf sie auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden

Wahl nicht in einer Weise verwendet werden die als Parteinahme der Bundes-

regierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden koumlnnte

  • eQualification - Neue13Wege der Qualifizierung
    • Impressum
    • Gruszligwort zur Broschuumlre
    • Inhalt
    • eLearning ndash das Lernen der Zukunft
    • Aufstiegsweiterbildung in der Druck- und Medienindustrie13
    • Flexible Learning im Einzelhandel13
    • DAWINCI ndash Durchlaumlssigkeit in der Aus-und Weiterbildung in der chemischen Industrie13
    • Virtuelles Lernen auf der Baustelle ndash Villa-b13
    • Live Stream Learning ndash fuumlr mobiles und stationaumlres Lernen13
    • Rapid eLearning ndash leicht gestaltbare Lernsoftware13
    • Weiterbildung durch multimediale Lernformen13
    • Demografischer Wandel Herausforderungen und Chancen13
    • eLearning-Infrastruktur in der Altenpflege (eLiA)13
    • Entstehung von Communities am Beispiel der evangelischen 13Kirche in Deutschland
    • Lernkompetenz Schluumlssel zur Qualifizierung fuumlr Aumlltere13
    • Qualifizierung mit System ausbauen - 13Weiterbildung und eQualification
    • Aufbau eines Online-Berichtshefts und Kompetenzportfolios in den dualen Ausbildungsberufen13
    • beroobi ndash erlebe Berufe online Das interaktive Jugendportal zur Berufswahl13
    • Erstellung digitaler eLearning-Module durch Auszubildende im Handwerk13
    • weiterfuumlhrende Literatur (Auswahl)
Page 34: eQualification - Neue Medien, neue Wege der …...Mobile Devices), die wachsenden Personalisierungs-möglichkeiten des Digitaldrucks sowie der starke Trend zur Entwicklung innovativer

34 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Erstellung digitaler eLearning-Module durch Aus-zubildende im Handwerk

Das Internet hat uns in ein neues Jahrtausend

gefuumlhrt ein Jahrtausend in dem das wissen der welt raumlumlich und zeitlich unabhaumlngig

verfuumlgbar ist und aus immer groumlszligeren Daten-banken abgerufen werden kann eine solche entwicklung macht auch vor dem system der dualen beruflichen erstausbildung im hand-werk nicht halt und beschaumlftigt seit vielen Jahren die vorausschauende wissenschaft aber auch die Praxis

Im Kern geht es bei den Uumlberlegungen um die Einfuumlhr-ung von eLearning-Szenarien Die Bemuumlhungen zielen hier zum einen auf die oumlkonomische Optimie-rung (beliebiger Einstiegszeitpunkt in Qualifizierungs-maszlignahmen Optimierung der Lehrer-Schuumller-Relation) zum anderen aber auch auf die didaktisch-methodische Optimierung von Bildungsprozessen wie die individuelle Foumlrderung oder Flexibilisierung

Bei allen Bemuumlhungen mit Web 10-gestuumltzten eLear-ning-Szenarien bleiben zahlreiche Fragen ungeklaumlrt Dies gilt besonders fuumlr den Bereich der Lehrlings-ausbildung im Handwerk Aus dem System der dualen Berufsausbildung im Handwerk d h der Kombination von betrieblicher und uumlberbetrieblicher Ausbildung und Unterricht in der Berufsschule sind bisher keine nachhaltigen Ansaumltze bekannt in denen Bildungsprozesse durch internetbasierte eLearning-Konzepte optimiert ergaumlnzt oder gar abgeloumlst werden konnten Bisher kann lediglich auf die Ergebnisse von Modellprojekten zuruumlckgegriffen werden Standar-disierte Konzepte und didaktische Ansaumltze existieren nicht Ganz zu schweigen von einer bildungstheore-tischen Verortung von eLearning-Szenarien in konventionellen Berufsbildungsprozessen

Die Vergangenheit hat gezeigt dass vor allem zwei Problemlagen die Einfuumlhrung von eLearning-Szena-rien erschweren Zum einen gibt es das Problem dass es nicht genuumlgend passgenaue digitale Lern-module fuumlr die verschiedenen Gewerke d h die Berufe im Handwerk und die daraus resultierenden Lerngruppen gibt

Hier zeigt sich die Schwierigkeit dass der produzierte eLearning-Baustein entsprechend der Lerngruppe reduziert und entsprechend der Vorstellung des Lehrers didaktisch eingebunden sein muss Zum an-deren scheitert der Einsatz kommerzieller Loumlsungen auch daran dass nicht die notwendigen Ressourcen vorhanden sind um immer wieder Lernmodule zu erwerben die den jeweils aktuellen Stand der Technik abbilden An dieser Stelle setzt das Forschungsvorhaben Didaktische Parallelitaumlt und Lernortflexibilisierung (DiPaL) an DiPaL kombiniert die klassischen Vorteile des Praumlsenzunterrichts mit den neuen Moumlglichkeiten des Web 20 mit dem Ziel Lernprozesse im Dualen System uumlber selbst produzierte E-Learnings flexibler zu machen

Lerneinheiten selber erstellen

Das Forschungsvorhaben entwickelt und untersucht dazu einen neuen subjektorientierten designbasier-ten didaktisch-methodischen Ansatz zur Lernort-kooperation Mit Hilfe spezieller Software erstellen Schuumllerinnen und Schuumller mit ihren Lehrkraumlften ihre Lerneinheiten selber bereiten sie digital auf und veroumlffentlichen sie im Netz Das Konzept des offenen Klassenzimmers basiert dabei auf der Annahme dass in jeder Schuumllerin und in jedem Schuumller auch eine Lehrerin bzw ein Lehrer steckt Das Ziel besteht darin durch eine geeignete Didaktik genau diesen Rollen-tausch vom Lernenden zum (Lern-) Lehrenden herbei-zufuumlhren Das heiszligt konkret dass die Auszubildenden die Themen des Unterrichts so aufbereiten dass digitale Lernmaterialien (Filme Texte Bilder Grafi-ken) entstehen Die dazu notwendigen Aktivitaumlten der (Lern-) Lehrenden reichen von der Anfertigung einer Handzeichnung die eingescannt wird bis zur schriftlichen Ausarbeitung eines kompletten Dreh-buchs fuumlr die Umsetzung des jeweiligen Themas in einem aufwendigen Lehrfilm Die im Unterricht erzeugten digitalen Lernmaterialien werden an-schlieszligend gemeinsam mit dem Lehrer besprochen und diskutiert ob die produzierten Lernmaterialien fachlich richtig sind Diese Besprechungen sind von groszliger Bedeutung fuumlr den Lernprozess da sich hier zeigt ob das Thema fachlich verstanden wurde

35 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Gleichzeitig hinterfragen die (Lern-) Lehrenden sich selbst und den Prozess der Materialienproduktion Hierbei gilt es z B Alternativen zur gefundenen Loumlsung aufzuzeigen oder die Sprachqualitaumlt zu beurteilen Grundsaumltzlich wird angestrebt dass die (Lern-) Lehrenden in einen kritischen Dialog unter-einander treten Die Diskussion fuumlhrt im Ergebnis zu der Entscheidung ob das produzierte Lernmaterial im Internet veroumlffentlicht wird oder nicht

Fuumlr den Bereich der dualen beruflichen Erstausbil-dung bieten die durch die Auszubildenden erstellten digitalen Lernbausteine ganz besondere Moumlglich-keiten um Ausbildungsstrukturen flexibler zu machen So wird das Forschungsvorhaben empirisch unter-suchen inwieweit die Lernbausteine dazu genutzt werden koumlnnen dass der Auszubildende krankheits-bedingte oder betriebsbedingte Fehlzeiten zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort nachholen kann Daneben erwarten die am Forschungsvorhaben beteiligten Institutionen dass uumlber die Transparenz der Inhalte eine grundsaumltzlich verbesserte Zusam-menarbeit zwischen den Berufsschullehrern und den betrieblichen bzw uumlberbetrieblichen Ausbil-dern realisiert werden kann Auch dies soll empirisch geklaumlrt werden

Neben den Untersuchungen hat das Vorhaben auch verschiedene entwicklungstechnische Ziele

bullEntwicklung von Schemata zur Integration von Programmen zur schnellen Entwicklung von Lernangeboten (Rapid-Authoring-Prozesse) in konventionelle Praumlsenzphasen bullEntwicklung und Implementierung einer Datenbank fuumlr Lehrinhalte (Learning Object Re-pository abgekuumlrzt LOR) fuumlr die Bereitstellung von Bausteinen in einem Bausteinnetzwerk des Handwerks (wwwbaustein-netzwerkde) bullEntwicklung von Organisationsstrukturen fuumlr die engere inhaltliche Zusammenarbeit der Lernorte im dualen System auf der personalen Ebene

Markus Schaumlfer Berufskolleg Maumlrkischer Kreis wwwkfz4mede und wwwdipalde

36 LIterAturhInweIse

weiterfuumlhrende Literatur (Auswahl)

Becker M Spoumlttl G (2008) Berufswissenschaftliche Forschung ndash Ein Arbeitsbuch

fuumlr Studium und Praxis Peter Lang Internationaler Verlag der Wissenschaften

Frankfurt am Main

Beicht U Krewerth A Eberhard V Granato M Viel Licht ndash aber auch Schatten

Qualitaumlt dualer Berufsausbildung in Deutschland aus Sicht der Auszubildenden

BIBB Report 92009

Dehnbostel P (2008) Berufliche Weiterbildung Grundlagen aus arbeitnehmer-

orientierter Sicht Berlin edition sigma

Dreyfus H-L Dreyfus S E (1986) Kuumlnstliche Intelligenz Von den Grenzen der

Denkmaschine und dem Wert der Intuition Reinbek Rowohlt Verlag Hamburg

Grund- und Strukturdaten gushisde 80 [12 09 2009]

Hauptverband der deutschen Bauindustrie Zahlen und Fakten

wwwbauindustriede (Stand Juni 2009)

Howe Falk Berben Thomas (2006) Lern- und Arbeitsaufgaben In Rauner Felix

(Hrsg) Handbuch Berufsbildungsforschung 2 aktualisierte Auflage Bielefeld

Bertelsmann S 383ndash390

Howe Falk Knutzen Soumlnke (2007) Die Kompetenzwerksttt Ein berufswissen-

schaftliches E-Learning-Konzept Goumlttingen Cuvillier

Knutzen Soumlnke Howe Falk E-Learning im Handwerk (2008) In Issing Ludwig

Klimsa Paul (Hrsg) Online-Lernen Weinheim Beltz-Verlag S 133ndash156

Knutzen Soumlnke Howe Falk Rapid E-Learning in der gewerblich-technischen

Ausbildung ndash Gestaltbare Lernsoftware nach dem Konzept der Kompetenz-

werksttt (2008) In Howe Falk Jarosch Juumlrgen Zinke Gert (Hrsg)

Ausbildungskonzepte und Neue Medien in der uumlberbetrieblichen Ausbildung

Bielefeld Bertelsmann-Verlag S 112ndash131

Koumlhler T Neumann J Saupe V Organisation des Online-Lernens In Issing L J

Klimsa P Online-Lernen Ein Handbuch fuumlr das Lernen mit Internet Muumlnchen

Oldenbourg 2008

Payome Thea (2006) Marktuumlbersicht Rapid E-Learning ndash aus PowerPoint-Folien

werden Lernprogramme In Hohenstein Andreas Wilbers Karl (Hg) Handbuch

E-Learning 17 Erg-Lfg Koumlln Dt Wirtschaftsdienst

Scheib T Spoumlttl G Windelband L Qualitaumlt betrieblicher Ausbilder sichern und

entwickeln ndash eine staumlndige Herausforderung In Berufsbildung in Wissenschaft

und Praxis ndash BWP 32008 S 36ndash39

Von Rosenbladt B Bilger F (2007) Weiterbildungsbeteiligung in Deutschland

Eckdaten zum BSW-AES 2007 tns infratest Muumlnchen

ZFA (Hrsg) 2009 Statistik Berufsausbildung und Fortbildung Druck und Medien

20082009 unveroumlffentlichte vorlaumlufige Fassung vom 050509

Diese Druckschrift wird im Rahmen der Oumlffentlichkeitsarbeit vom Bundesministe-

rium fuumlr Bildung und Forschung unentgeltlich abgegeben Sie ist nicht zum gewerb-

lichen Vertrieb bestimmt Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerberinnen

Wahlwerbern oder WahlhelferinnenWahlhelfern waumlhrend eines Wahlkampfes zum

Zweck der Wahlwerbung verwendet werden Dies gilt fuumlr Bundestags- Landtags- und

Kommunalwahlen sowie fuumlr Wahlen zum Europaumlischen Parlament Missbraumluchlich

ist insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen und an Informations-

staumlnden der Parteien sowie das Einlegen Aufdrucken oder Aufkleben partei-

politischer Informationen oder Werbemittel Untersagt ist gleichfalls die Weiter-

gabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung Unabhaumlngig davon wann auf

welchem Weg und in welcher Anzahl diese Schrift der Empfaumlngerindem Empfaumlnger

zugegangen ist darf sie auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden

Wahl nicht in einer Weise verwendet werden die als Parteinahme der Bundes-

regierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden koumlnnte

  • eQualification - Neue13Wege der Qualifizierung
    • Impressum
    • Gruszligwort zur Broschuumlre
    • Inhalt
    • eLearning ndash das Lernen der Zukunft
    • Aufstiegsweiterbildung in der Druck- und Medienindustrie13
    • Flexible Learning im Einzelhandel13
    • DAWINCI ndash Durchlaumlssigkeit in der Aus-und Weiterbildung in der chemischen Industrie13
    • Virtuelles Lernen auf der Baustelle ndash Villa-b13
    • Live Stream Learning ndash fuumlr mobiles und stationaumlres Lernen13
    • Rapid eLearning ndash leicht gestaltbare Lernsoftware13
    • Weiterbildung durch multimediale Lernformen13
    • Demografischer Wandel Herausforderungen und Chancen13
    • eLearning-Infrastruktur in der Altenpflege (eLiA)13
    • Entstehung von Communities am Beispiel der evangelischen 13Kirche in Deutschland
    • Lernkompetenz Schluumlssel zur Qualifizierung fuumlr Aumlltere13
    • Qualifizierung mit System ausbauen - 13Weiterbildung und eQualification
    • Aufbau eines Online-Berichtshefts und Kompetenzportfolios in den dualen Ausbildungsberufen13
    • beroobi ndash erlebe Berufe online Das interaktive Jugendportal zur Berufswahl13
    • Erstellung digitaler eLearning-Module durch Auszubildende im Handwerk13
    • weiterfuumlhrende Literatur (Auswahl)
Page 35: eQualification - Neue Medien, neue Wege der …...Mobile Devices), die wachsenden Personalisierungs-möglichkeiten des Digitaldrucks sowie der starke Trend zur Entwicklung innovativer

35 DIGItALe MeDIen unD InnoVAtIonen IM BILDunGsBereIch

Gleichzeitig hinterfragen die (Lern-) Lehrenden sich selbst und den Prozess der Materialienproduktion Hierbei gilt es z B Alternativen zur gefundenen Loumlsung aufzuzeigen oder die Sprachqualitaumlt zu beurteilen Grundsaumltzlich wird angestrebt dass die (Lern-) Lehrenden in einen kritischen Dialog unter-einander treten Die Diskussion fuumlhrt im Ergebnis zu der Entscheidung ob das produzierte Lernmaterial im Internet veroumlffentlicht wird oder nicht

Fuumlr den Bereich der dualen beruflichen Erstausbil-dung bieten die durch die Auszubildenden erstellten digitalen Lernbausteine ganz besondere Moumlglich-keiten um Ausbildungsstrukturen flexibler zu machen So wird das Forschungsvorhaben empirisch unter-suchen inwieweit die Lernbausteine dazu genutzt werden koumlnnen dass der Auszubildende krankheits-bedingte oder betriebsbedingte Fehlzeiten zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort nachholen kann Daneben erwarten die am Forschungsvorhaben beteiligten Institutionen dass uumlber die Transparenz der Inhalte eine grundsaumltzlich verbesserte Zusam-menarbeit zwischen den Berufsschullehrern und den betrieblichen bzw uumlberbetrieblichen Ausbil-dern realisiert werden kann Auch dies soll empirisch geklaumlrt werden

Neben den Untersuchungen hat das Vorhaben auch verschiedene entwicklungstechnische Ziele

bullEntwicklung von Schemata zur Integration von Programmen zur schnellen Entwicklung von Lernangeboten (Rapid-Authoring-Prozesse) in konventionelle Praumlsenzphasen bullEntwicklung und Implementierung einer Datenbank fuumlr Lehrinhalte (Learning Object Re-pository abgekuumlrzt LOR) fuumlr die Bereitstellung von Bausteinen in einem Bausteinnetzwerk des Handwerks (wwwbaustein-netzwerkde) bullEntwicklung von Organisationsstrukturen fuumlr die engere inhaltliche Zusammenarbeit der Lernorte im dualen System auf der personalen Ebene

Markus Schaumlfer Berufskolleg Maumlrkischer Kreis wwwkfz4mede und wwwdipalde

36 LIterAturhInweIse

weiterfuumlhrende Literatur (Auswahl)

Becker M Spoumlttl G (2008) Berufswissenschaftliche Forschung ndash Ein Arbeitsbuch

fuumlr Studium und Praxis Peter Lang Internationaler Verlag der Wissenschaften

Frankfurt am Main

Beicht U Krewerth A Eberhard V Granato M Viel Licht ndash aber auch Schatten

Qualitaumlt dualer Berufsausbildung in Deutschland aus Sicht der Auszubildenden

BIBB Report 92009

Dehnbostel P (2008) Berufliche Weiterbildung Grundlagen aus arbeitnehmer-

orientierter Sicht Berlin edition sigma

Dreyfus H-L Dreyfus S E (1986) Kuumlnstliche Intelligenz Von den Grenzen der

Denkmaschine und dem Wert der Intuition Reinbek Rowohlt Verlag Hamburg

Grund- und Strukturdaten gushisde 80 [12 09 2009]

Hauptverband der deutschen Bauindustrie Zahlen und Fakten

wwwbauindustriede (Stand Juni 2009)

Howe Falk Berben Thomas (2006) Lern- und Arbeitsaufgaben In Rauner Felix

(Hrsg) Handbuch Berufsbildungsforschung 2 aktualisierte Auflage Bielefeld

Bertelsmann S 383ndash390

Howe Falk Knutzen Soumlnke (2007) Die Kompetenzwerksttt Ein berufswissen-

schaftliches E-Learning-Konzept Goumlttingen Cuvillier

Knutzen Soumlnke Howe Falk E-Learning im Handwerk (2008) In Issing Ludwig

Klimsa Paul (Hrsg) Online-Lernen Weinheim Beltz-Verlag S 133ndash156

Knutzen Soumlnke Howe Falk Rapid E-Learning in der gewerblich-technischen

Ausbildung ndash Gestaltbare Lernsoftware nach dem Konzept der Kompetenz-

werksttt (2008) In Howe Falk Jarosch Juumlrgen Zinke Gert (Hrsg)

Ausbildungskonzepte und Neue Medien in der uumlberbetrieblichen Ausbildung

Bielefeld Bertelsmann-Verlag S 112ndash131

Koumlhler T Neumann J Saupe V Organisation des Online-Lernens In Issing L J

Klimsa P Online-Lernen Ein Handbuch fuumlr das Lernen mit Internet Muumlnchen

Oldenbourg 2008

Payome Thea (2006) Marktuumlbersicht Rapid E-Learning ndash aus PowerPoint-Folien

werden Lernprogramme In Hohenstein Andreas Wilbers Karl (Hg) Handbuch

E-Learning 17 Erg-Lfg Koumlln Dt Wirtschaftsdienst

Scheib T Spoumlttl G Windelband L Qualitaumlt betrieblicher Ausbilder sichern und

entwickeln ndash eine staumlndige Herausforderung In Berufsbildung in Wissenschaft

und Praxis ndash BWP 32008 S 36ndash39

Von Rosenbladt B Bilger F (2007) Weiterbildungsbeteiligung in Deutschland

Eckdaten zum BSW-AES 2007 tns infratest Muumlnchen

ZFA (Hrsg) 2009 Statistik Berufsausbildung und Fortbildung Druck und Medien

20082009 unveroumlffentlichte vorlaumlufige Fassung vom 050509

Diese Druckschrift wird im Rahmen der Oumlffentlichkeitsarbeit vom Bundesministe-

rium fuumlr Bildung und Forschung unentgeltlich abgegeben Sie ist nicht zum gewerb-

lichen Vertrieb bestimmt Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerberinnen

Wahlwerbern oder WahlhelferinnenWahlhelfern waumlhrend eines Wahlkampfes zum

Zweck der Wahlwerbung verwendet werden Dies gilt fuumlr Bundestags- Landtags- und

Kommunalwahlen sowie fuumlr Wahlen zum Europaumlischen Parlament Missbraumluchlich

ist insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen und an Informations-

staumlnden der Parteien sowie das Einlegen Aufdrucken oder Aufkleben partei-

politischer Informationen oder Werbemittel Untersagt ist gleichfalls die Weiter-

gabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung Unabhaumlngig davon wann auf

welchem Weg und in welcher Anzahl diese Schrift der Empfaumlngerindem Empfaumlnger

zugegangen ist darf sie auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden

Wahl nicht in einer Weise verwendet werden die als Parteinahme der Bundes-

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    • Aufbau eines Online-Berichtshefts und Kompetenzportfolios in den dualen Ausbildungsberufen13
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Becker M Spoumlttl G (2008) Berufswissenschaftliche Forschung ndash Ein Arbeitsbuch

fuumlr Studium und Praxis Peter Lang Internationaler Verlag der Wissenschaften

Frankfurt am Main

Beicht U Krewerth A Eberhard V Granato M Viel Licht ndash aber auch Schatten

Qualitaumlt dualer Berufsausbildung in Deutschland aus Sicht der Auszubildenden

BIBB Report 92009

Dehnbostel P (2008) Berufliche Weiterbildung Grundlagen aus arbeitnehmer-

orientierter Sicht Berlin edition sigma

Dreyfus H-L Dreyfus S E (1986) Kuumlnstliche Intelligenz Von den Grenzen der

Denkmaschine und dem Wert der Intuition Reinbek Rowohlt Verlag Hamburg

Grund- und Strukturdaten gushisde 80 [12 09 2009]

Hauptverband der deutschen Bauindustrie Zahlen und Fakten

wwwbauindustriede (Stand Juni 2009)

Howe Falk Berben Thomas (2006) Lern- und Arbeitsaufgaben In Rauner Felix

(Hrsg) Handbuch Berufsbildungsforschung 2 aktualisierte Auflage Bielefeld

Bertelsmann S 383ndash390

Howe Falk Knutzen Soumlnke (2007) Die Kompetenzwerksttt Ein berufswissen-

schaftliches E-Learning-Konzept Goumlttingen Cuvillier

Knutzen Soumlnke Howe Falk E-Learning im Handwerk (2008) In Issing Ludwig

Klimsa Paul (Hrsg) Online-Lernen Weinheim Beltz-Verlag S 133ndash156

Knutzen Soumlnke Howe Falk Rapid E-Learning in der gewerblich-technischen

Ausbildung ndash Gestaltbare Lernsoftware nach dem Konzept der Kompetenz-

werksttt (2008) In Howe Falk Jarosch Juumlrgen Zinke Gert (Hrsg)

Ausbildungskonzepte und Neue Medien in der uumlberbetrieblichen Ausbildung

Bielefeld Bertelsmann-Verlag S 112ndash131

Koumlhler T Neumann J Saupe V Organisation des Online-Lernens In Issing L J

Klimsa P Online-Lernen Ein Handbuch fuumlr das Lernen mit Internet Muumlnchen

Oldenbourg 2008

Payome Thea (2006) Marktuumlbersicht Rapid E-Learning ndash aus PowerPoint-Folien

werden Lernprogramme In Hohenstein Andreas Wilbers Karl (Hg) Handbuch

E-Learning 17 Erg-Lfg Koumlln Dt Wirtschaftsdienst

Scheib T Spoumlttl G Windelband L Qualitaumlt betrieblicher Ausbilder sichern und

entwickeln ndash eine staumlndige Herausforderung In Berufsbildung in Wissenschaft

und Praxis ndash BWP 32008 S 36ndash39

Von Rosenbladt B Bilger F (2007) Weiterbildungsbeteiligung in Deutschland

Eckdaten zum BSW-AES 2007 tns infratest Muumlnchen

ZFA (Hrsg) 2009 Statistik Berufsausbildung und Fortbildung Druck und Medien

20082009 unveroumlffentlichte vorlaumlufige Fassung vom 050509

Diese Druckschrift wird im Rahmen der Oumlffentlichkeitsarbeit vom Bundesministe-

rium fuumlr Bildung und Forschung unentgeltlich abgegeben Sie ist nicht zum gewerb-

lichen Vertrieb bestimmt Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerberinnen

Wahlwerbern oder WahlhelferinnenWahlhelfern waumlhrend eines Wahlkampfes zum

Zweck der Wahlwerbung verwendet werden Dies gilt fuumlr Bundestags- Landtags- und

Kommunalwahlen sowie fuumlr Wahlen zum Europaumlischen Parlament Missbraumluchlich

ist insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen und an Informations-

staumlnden der Parteien sowie das Einlegen Aufdrucken oder Aufkleben partei-

politischer Informationen oder Werbemittel Untersagt ist gleichfalls die Weiter-

gabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung Unabhaumlngig davon wann auf

welchem Weg und in welcher Anzahl diese Schrift der Empfaumlngerindem Empfaumlnger

zugegangen ist darf sie auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden

Wahl nicht in einer Weise verwendet werden die als Parteinahme der Bundes-

regierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden koumlnnte

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    • eLearning-Infrastruktur in der Altenpflege (eLiA)13
    • Entstehung von Communities am Beispiel der evangelischen 13Kirche in Deutschland
    • Lernkompetenz Schluumlssel zur Qualifizierung fuumlr Aumlltere13
    • Qualifizierung mit System ausbauen - 13Weiterbildung und eQualification
    • Aufbau eines Online-Berichtshefts und Kompetenzportfolios in den dualen Ausbildungsberufen13
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Diese Druckschrift wird im Rahmen der Oumlffentlichkeitsarbeit vom Bundesministe-

rium fuumlr Bildung und Forschung unentgeltlich abgegeben Sie ist nicht zum gewerb-

lichen Vertrieb bestimmt Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerberinnen

Wahlwerbern oder WahlhelferinnenWahlhelfern waumlhrend eines Wahlkampfes zum

Zweck der Wahlwerbung verwendet werden Dies gilt fuumlr Bundestags- Landtags- und

Kommunalwahlen sowie fuumlr Wahlen zum Europaumlischen Parlament Missbraumluchlich

ist insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen und an Informations-

staumlnden der Parteien sowie das Einlegen Aufdrucken oder Aufkleben partei-

politischer Informationen oder Werbemittel Untersagt ist gleichfalls die Weiter-

gabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung Unabhaumlngig davon wann auf

welchem Weg und in welcher Anzahl diese Schrift der Empfaumlngerindem Empfaumlnger

zugegangen ist darf sie auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden

Wahl nicht in einer Weise verwendet werden die als Parteinahme der Bundes-

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