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Erdbeben 22 ________________________________________________________________________________________________ Baudynamik (VO) Forschungsbereich Strukturdynamik und Risikobewertung von Tragwerken (TU-Wien) R. Heuer Erdbeben – Teil 3 Grundlagen des Eurocode 8 – Teil 1 (EN 1998-1) (Erdbebeneinwirkungen & Regeln für Hochbauten) Begriffe und Kennwerte Verhaltensbeiwert Beiwert, der bei der Bemessung zur Reduzierung der durch lineare Berechnung ermittelten Kräfte verwendet wird, um der nichtlinearen Antwort eines Tragwerks in Abhängigkeit von Baustoff, Tragsystem und dem verwendeten Bemessungsverfahren Rechnung zu tragen. Kapazitätsbemessungsverfahren Bemessungsverfahren, bei dem Teile des Tragsystems ausgewählt und in geeigneter Weise für die Energiedissipation unter großen Verformungen bemessen und konstruktiv durchgebildet werden, während für alle anderen tragenden Teile eine ausreichende Festigkeit vorzusehen ist, damit die gewählten Energiedissipationsmechanismen erhalten bleiben. Dissipatives Tragwerk Tragwerk, das in der Lage ist, durch duktiles hysteretisches Verhalten und/oder auf andere Art und Weise Energie zu dissipieren. Bedeutungsbeiwert Beiwert, der die Folgen eines Tragwerksversagens widerspiegelt. Nichttragendes Bauteil Architektonisches, mechanisches oder elektrisches Bauteil, System und Komponente, welches bei der Erdbebenauslegung entweder aufgrund fehlender Festigkeit oder wegen der Art und Weise seiner Verbindung mit dem Bauwerk nicht als lastabtragendes Bauteil betrachtet wird. Primäre seismische Bauteile Bauteile, die als Teil der Tragstruktur, die der Erdbebeneinwirkung widersteht, betrachtet werden, bei der Berechnung für die Erdbeben-Bemessungssituation modellmäßig erfasst und nach den Regeln von EN 1998 für Erdbebenwiderstand vollständig bemessen und durchkonstruiert werden. Sekundäre seismische Bauteile Bauteile, die nicht als Teil der Tragstruktur, die der Erdbebeneinwirkung widersteht, betrachtet werden und deren Festigkeit und Steifigkeit gegenüber Erdbebeneinwirkungen vernachlässigt werden.

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Erdbeben – Teil 3

Grundlagen des Eurocode 8 – Teil 1 (EN 1998-1)

(Erdbebeneinwirkungen & Regeln für Hochbauten)

Begriffe und Kennwerte Verhaltensbeiwert Beiwert, der bei der Bemessung zur Reduzierung der durch lineare Berechnung ermittelten Kräfte verwendet wird, um der nichtlinearen Antwort eines Tragwerks in Abhängigkeit von Baustoff, Tragsystem und dem verwendeten Bemessungsverfahren Rechnung zu tragen. Kapazitätsbemessungsverfahren Bemessungsverfahren, bei dem Teile des Tragsystems ausgewählt und in geeigneter Weise für die Energiedissipation unter großen Verformungen bemessen und konstruktiv durchgebildet werden, während für alle anderen tragenden Teile eine ausreichende Festigkeit vorzusehen ist, damit die gewählten Energiedissipationsmechanismen erhalten bleiben. Dissipatives Tragwerk Tragwerk, das in der Lage ist, durch duktiles hysteretisches Verhalten und/oder auf andere Art und Weise Energie zu dissipieren. Bedeutungsbeiwert Beiwert, der die Folgen eines Tragwerksversagens widerspiegelt. Nichttragendes Bauteil Architektonisches, mechanisches oder elektrisches Bauteil, System und Komponente, welches bei der Erdbebenauslegung entweder aufgrund fehlender Festigkeit oder wegen der Art und Weise seiner Verbindung mit dem Bauwerk nicht als lastabtragendes Bauteil betrachtet wird. Primäre seismische Bauteile Bauteile, die als Teil der Tragstruktur, die der Erdbebeneinwirkung widersteht, betrachtet werden, bei der Berechnung für die Erdbeben-Bemessungssituation modellmäßig erfasst und nach den Regeln von EN 1998 für Erdbebenwiderstand vollständig bemessen und durchkonstruiert werden. Sekundäre seismische Bauteile Bauteile, die nicht als Teil der Tragstruktur, die der Erdbebeneinwirkung widersteht, betrachtet werden und deren Festigkeit und Steifigkeit gegenüber Erdbebeneinwirkungen vernachlässigt werden.

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elastisches horizontales Bodenbeschleunigungs-Antwortspektrum, auch "elastisches

Antwortspektrum” genannt. Für entspricht die angegebene Spektralbeschleunigung der Bemessungs-Bodenbeschleunigung für Baugrundklasse A multipliziert mit dem Bodenparameter S.

elastisches vertikales Antwortspektrum der Bodenbeschleunigung

elastisches Verschiebungsantwortspektrum

Bemessungsspektrum (für lineare Berechnungen). Für entspricht die angegebene

Spektralbeschleunigung der Bemessungs-Bodenbeschleunigung für Baugrundklasse A multipliziert mit dem Bodenparameter . (D.h.: ).

Bodenparameter

Schwingungsdauer eines linearen Einmassenschwingers

Referenz-Spitzenwert der Bodenbeschleunigung für Baugrundklasse

Bemessungswert der Bodenbeschleunigung für Baugrundklasse

Bemessungswert der Bodenbeschleunigung in vertikaler Richtung

Erdbeschleunigung

Verhaltensbeiwert

Bedeutungsbeiwert

Dämpfungs-Korrekturbeiwert

Viskoses Dämpfungsverhältnis (in Prozent)

Auswirkungen infolge der Erdbebeneinwirkung;

Horizontale Erdbebenkraft am Stockwerk i

Gesamterdbebenkraft

Gebäudehöhe ab Fundament oder ab Oberkante eines starren Kellergeschosses

Größere der rechtwinklig zueinander gemessenen Grundrissabmessungen eines Gebäudes ( Kleinere der rechtwinklig ...)

Geschoßhöhe

Masse des Stockwerks

Se(T )T = 0

Sve(T )

SDe(T )

Sd (T ) T = 0

S S(A) = 1

S

T

agR A

ag A

avg

g

q

γ I

η (η = 1 für ξ = 5%)

ξ

EE

Fi

Fb

H

LmaxLmin

h

mi i

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Die Erdbebengefährdung wird in Österreich durch eine Erdbebenzonenkarte dargestellt. Für die präzise Einteilung der Zonenzuordnung existiert in der ÖNORM B 1998-1 das Ortsverzeichnis mit Zonenzuordnung und Referenzbodenbeschleunigung (ÖNORM B 1998 – 1; Tabelle A.1). Untergrundbeschreibung Der Einfluss des Untergrundes spielt ebenfalls eine wesentliche Rolle zur Berücksichtigung der Stärke des möglichen Erdbebens. Die Baugrundklassen sind folgendermaßen definiert:

Baugrundklasse Beschreibung des stratigraphischen Profils

A Fels oder andere felsähnliche geologische Formation, mit höchstens 5 m an der Oberfläche weicherem Material

B Ablagerungen von sehr dichtem Sand, Kies oder sehr steifem Ton, mit einer Dicke von mindestens einigen zehn Metern, gekennzeichnet durch einen allmählichen Anstieg der mechanischen Eigenschaften mit zunehmender Tiefe

C Tiefe Ablagerungen von dichtem oder mitteldichtem Sand, Kies oder steifem Ton; Mit Dicken von einigen zehn bis mehreren hundert Metern

D Ablagerungen von lockerem bis mitteldichtem kohäsionslosem Boden (mit oder ohne einige weiche kohäsive Schichten), oder von vorwiegend weichem bis steifem kohäsivem Boden

E Ein Bodenprofil bestehend aus einer Oberflächen-Alluvialschicht mit Werten nach C oder D und veränderlicher Dicke zwischen etwa 5m bis 20m über steiferem Bodenmaterial mit

S1 Ablagerungen bestehend aus einer mindestens 10 m dicken Schicht weicher Tone oder Schluffe mit hohem Plastizitätsindex und hohem Wassergehalt

S2 Ablagerungen von verflüssigbaren Böden, empfindlichen Tonen oder jedes Anderes Bodenprofil, das nicht in den Klassen A bis E oder S1 enthalten ist.

vs > 800m / s

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Erdbebeneinwirkung

Laut Eurocode EN 1998 müssen die nationalen Territorien von den nationalen Behörden je nach örtlicher seismischer Gefährdung in Erdbebenzonen unterteilt werden. Definitionsgemäß wird die Gefährdung innerhalb jeder Zone als konstant angenommen.

Für die meisten Anwendungsfälle wird die Gefährdung als Funktion eines einzigen Parameters beschrieben, d. h. des Werts der Referenz-Spitzenbodenbeschleunigung für Baugrundklasse A. Dieser kann in Erdbebenzonenkarten festgelegt sein, die in seinem Nationalen Anhang zu finden sind. Zusätzliche Parameter, die für besondere Bauwerkstypen benötigt werden, sind in den einschlägigen Teilen der Reihe EN 1998 aufgeführt. Die Referenz-Spitzenbodenbeschleunigung entspricht der Referenz-Wiederkehrperiode der Erdbebeneinwirkung für die Standsicherheitsbedingung. Dieser Referenz-Wiederkehrperiode wird ein Bedeutungsbeiwert gleich zugewiesen. Für andere Wiederkehrperioden als die Referenz-Wiederkehrperiode ist die Bemessungs-Bodenbeschleunigung für Baugrundklasse A:

, (ÖNORM: ).

In Fällen geringer Seismizität dürfen reduzierte oder vereinfachte Erdbebenauslegungsverfahren für bestimmte Bauwerkstypen oder -kategorien verwendet werden. Die gewählten Bauwerkskategorien, Baugrundklassen und Erdbebenzonen eines Landes, für welche die Vorschriften für geringe Seismizität gelten, können in seinem Nationalen Anhang festgelegt sein.

In Österreich gilt für geringe Seismizität:

, (ÖNORM: ... Bodenprameter).

In Fällen sehr geringer Seismizität ( ) brauchen die Vorschriften der Reihe EN 1998 nicht berücksichtigt zu werden.

Im Anwendungsbereich der Normenreihe EN 1998 wird die Erdbebenbewegung an einem bestimmten Punkt der Erdoberfläche durch ein elastisches Bodenbeschleunigungs-Antwortspektrum dargestellt, im Folgenden elastisches Antwortspektrum genannt. Die horizontale Erdbebeneinwirkung wird durch zwei orthogonale Komponenten beschrieben, die als voneinander unabhängig und zum gleichen Antwortspektrum gehörig betrachtet werden.

Alternativ dazu dürfen Zeitverlaufsdarstellungen der Erdbebenbewegung verwendet werden.

Es kann für bestimmte Tragwerksarten erforderlich sein, sowohl die räumliche als auch die zeitliche Veränderlichkeit der Bodenbewegung zu berücksichtigen (-> Mehrpunktanregung).

agR

γ I = 1

ag = γ I ⋅agR 0,8 ≤ γ I ≤1,4

ag ⋅S = γ I ⋅agR ⋅S ≤ 0,98m / s2 1≤ S ≤1,4

ag ⋅S ≤ 0,49m / s2

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Horizontales elastisches Antwortspektrum Für die Horizontalkomponenten der Erdbebeneinwirkung wird das elastische Antwortspektrum

durch folgende Ausdrücke definiert:

;

Der Wert des Dämpfungs-Korrekturbeiwerts darf durch folgende Formel bestimmt werden: ; … Lehr’sches Dämpfungsmaß ( ).

Elastische Antwortspektren sind in folgenden Fällen heranzuziehen: o Das Bauwerk muss aus bestimmten Gründen immer im elastischen Zustand verbleiben.

o Bauwerke mit Basisisolierung gemäß EN 1998-1, Abschnitt 10 und Anhang A.

Se(T )

0 ≤ T ≤ TB : Se(T ) = ag ⋅S ⋅ 1+TTB

η ⋅2,5 −1( )⎡

⎣⎢

⎦⎥ ag = γ I ⋅agR

TB ≤ T ≤ TC : Se(T ) = ag ⋅S ⋅η ⋅2,5

TC ≤ T ≤ TD : Se(T ) = ag ⋅S ⋅η ⋅2,5 ⋅ TCT

⎡⎣⎢

⎤⎦⎥

TD ≤ T ≤ 4s : Se(T ) = ag ⋅S ⋅η ⋅2,5 ⋅ TC TDT 2

⎡⎣⎢

⎤⎦⎥

η

η = 10 / (5 + ξ ) ≥ 0,55 ξ [%] η = 1 für ξ = 5%

EN 1998-1 : 2004 (D)

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TD als Wert, der den Beginn des Bereichs konstanter Verschiebungen des Spektrums definiert;

S als Bodenparameter;

K als Dämpfungs-Korrekturbeiwert mit dem Referenzwert K = 1 für 5% viskose Dämpfung, siehe (3) in diesem Unterabschnitt.

Bild 3.1: Form des elastischen Antwortspektrums

(2)P Die Werte der Schwingungsdauer TB, TC und TD und des Bodenparameters S zur Beschreibung der Form des elastischen Antwortspektrums hängen von der Baugrundklasse ab.

ANMERKUNG 1: Die TB, TC, TD und S zugewiesenen Werte für jede Baugrundklasse und Spektralform zur Verwendung in einem Land können in seinem nationalen Anhang festgelegt sein . Falls der Einfluss des geologischen Untergrunds nicht berücksichtigt wird (siehe 3.1.2(1)), werden zwei Spektralformen Typ 1 und Typ 2 zur Verwendung empfohlen. Wenn die Erdbeben, die am meisten zu der zum Zweck einer probabilistischen Gefährdungsuntersuchung für den Standort definierten seismischen Gefährdung beitragen, Oberflächenwellenmagnituden Ms haben, die nicht größer als 5,5 sind, so wird die Wahl des Spektrums Typ 2 empfohlen. Für die fünf Baugrundklassen A, B, C, D und E werden die empfohlenen Werte der Parameter S, TB, TC und TD in Tabelle 3.2 für das Spektrum vom Typ 1 und in Tabelle 3.3 für das Spektrum vom Typ 2 gegeben. Bild 3.2 und Bild 3.3 zeigen jeweils die für 5% Dämpfung und auf ag bezogenen Formen der empfohlenen Spektren vom Typ 1 und Typ 2. Wird der geologische Untergrund berücksichtigt, dürfen im nationalen Anhang andere Spektren definiert werden.

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Bemessungsspektrum für lineare Berechnung Die Fähigkeit eines Tragwerks, Energie hauptsächlich durch das duktile Verhalten seiner Bauteile zu dissipieren, wird durch lineare Berechnungen berücksichtigt. Diese Abminderung wird durch die Einführung eines Verhaltensbeiwerts erzielt. Allgemein:

Stahl- und Stahlverbundbau:

Horizontalkomponenten

;

q

q ≤1,5

1,5≤ q ≤ 2,0

0 ≤ T ≤ TB : Sd (T ) = ag ⋅S ⋅23+ TTB

2,5q

− 23

⎛⎝⎜

⎞⎠⎟

⎣⎢

⎦⎥ ag = γ I ⋅agR

TB ≤ T ≤ TC : Sd (T ) = ag ⋅S ⋅2,5q

TC ≤ T ≤ TD : Sd (T )= ag ⋅S ⋅

2,5q

⋅ TCT

⎡⎣⎢

⎤⎦⎥

≥ β ⋅ag

⎨⎪

⎩⎪⎪

β = 0,2

TD ≤ T : Sd (T )= ag ⋅S ⋅

2,5q

⋅ TC TDT 2

⎡⎣⎢

⎤⎦⎥

≥ β ⋅ag

⎨⎪

⎩⎪⎪

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Vertikalkomponente Für die Werte in vertikaler Richtung sind erfahrungsgemäß für die horizontale

Richtung anzusetzen. Die Vertikalkomponente ist vernachlässigbar, falls . Die Vertikalkomponente ist somit in Österreich grundsätzlich nicht relevant.

________________________________________________________________________________ Falls der Einfluss des geologischen Untergrundes nicht berücksichtigt wird, werden 2 Spektralformen (Typ 1 und Typ 2) zur Verwendung empfohlen. In Österreich sind grundsätzlich nur die Antwortspektren vom Typ 1 anzuwenden.

Parameter zur Beschreibung der empfohlenen Antwortspektren vom Typ 1

Baugrundklasse A 1,00 0,15 0,4 2,0 B 1,20 0,15 0,5 2,0 C 1,15 0,20 0,6 2,0 D 1,35 0,20 0,8 2,0 E 1,40 0,15 0,5 2,0

Mit den angegebenen Spektren ist eine Referenz-Wiederkehrperiode von 475 Jahren mit einer Überschreitungswahrscheinlichkeit von 10 % in 50 Jahren zugeordnet. Im Hochbau werden 4 Bedeutungskategorien unterschieden. Sie werden in Abhängigkeit von den Folgen eines Einsturzes für menschliches Leben, von ihrer Bedeutung für die öffentliche Sicherheit und den Schutz der Bevölkerung unmittelbar nach dem Erdbeben zugeordnet.

Bedeutungskategorie Bauwerke

I Bauwerke mit geringer Bedeutung für die öffentliche Sicherheit z.B.: landwirtschaftliche Bauten

II Gewöhnliche Bauwerke, die nicht unter die anderen Kategorien fallen

III Bauwerke, deren Widerstand gegen Erdbeben wichtig ist im Hinblick auf die mit einem Einsturz verbundenen Folgen, z.B.: Schulen, Versammlungsräume, Einkaufszentren, Sportstadien, usw.

IV Bauwerke, deren Unversehrtheit während Erdbeben von höchster Wichtigkeit für den Schutz der Bevölkerung ist, z.B.: Krankenhäuser, Feuerwachen, Kraftwerke; Einrichtungen für das Katastrophenmanagement, usw.

avg (2 / 3) ⋅agRavg ≤ 0,25g (2,5m / s

2 )

S TB(s) TC (s) TD (s)

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Jeder Bedeutungskategorie ist ein Bedeutungsbeiwert zugeordnet.

Zonengruppe Bedeutungskategorie

I II III IV 0 0,8 1,0 1,0 1,0 1 0,8 1,0 1,0 1,0 2 0,8 1,0 1,1 1,2 3 0,8 1,0 1,4 1,4 4 0,8 1,0 1,4 1,4

Grundlegende Leitprinzipien des Entwurfskonzepts

• konstruktive Einfachheit; • Regelmäßigkeit, Symmetrie und Redundanz; • bidirektionale Beanspruchbarkeit (Widerstand) und Steifigkeit; • Torsionsbeanspruchbarkeit und Torsionssteifigkeit; • Scheibenwirkung der Decken auf Geschoßebene; • ausreichende Gründung.

Kriterien für Regelmäßigkeit im Grundriss Damit ein Gebäude als im Grundriss regelmäßig klassifiziert werden kann, muss es alle in den folgenden Absätzen aufgeführten Bedingungen erfüllen.

• Hinsichtlich der Verteilung der horizontalen Steifigkeit und der Masse muss das Bauwerk im Grundriss ungefähr symmetrisch bezüglich zweier rechtwinklig zueinander stehender Achsen sein.

• Die Grundrissform muss kompakt sein, d.h. jedes Stockwerk muss durch ein konvexes Polygon umrissen sein.

• Die Steifigkeit der Decken in ihrer Ebene muss im Vergleich zur Horizontalsteifigkeit der vertikalen tragenden Bauteile ausreichend groß sein, so dass die Verformung der Decke sich nur unwesentlich auf die Verteilung der Kräfte an die vertikalen tragenden Bauteile auswirkt.

• Die Schlankheit des Gebäudes im Grundriss darf nicht größer als 4 sein, wobei und jeweils die senkrecht zueinander gemessene größte und kleinste Gebäudeabmessung im Grundriss darstellt.

γ I

λ = Lmax / LminLmax Lmin

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• Für jedes Geschoß und in jeder Berechnungsrichtung x oder y müssen die tatsächliche Ausmittigkeit und der Torsionsradius r die beiden untenstehenden Bedingungen erfüllen, die für die Berechnungsrichtung y angeschrieben wurden:

,

Abstand zwischen dem Steifigkeitsmittelpunkt und dem Massenmittelpunkt, gemessen in x-Richtung, die senkrecht zur betrachteten Berechnungsrichtung verläuft;

Quadratwurzel des Verhältnisses zwischen der Torsionssteifigkeit und der Horizontalsteifigkeit in y-Richtung (“Torsionsradius”);

Trägheitsradius der Geschoßmasse im Grundriss; z.B.: Rechteck: Kriterien für Regelmäßigkeit im Aufriss

Für einen „regelmäßigen“ Gebäudeaufriss müssen folgende Bedingungen erfüllt sein:

o Sämtliche horizontalen Aussteifungen wie Kerne, tragende Wände oder Rahmen, müssen ohne Unterbrechung von der Gründung bis zur Oberkante des Gebäudes verlaufen, oder, wenn Rücksprünge vorhanden sind, bis zur Oberkante des entsprechenden Gebäudeteils verlaufen.

o Sowohl die Horizontalsteifigkeit als auch die Masse der einzelnen Geschoße müssen konstant sein oder allmählich ohne sprunghafte Änderungen vom Fundament bis zur Spitze des Gebäudes hin abnehmen.

o In Rahmentragwerken sollte das Verhältnis der tatsächlichen Beanspruchbarkeit des Geschoßes zu der laut Berechnung erforderlichen Beanspruchbarkeit nicht unverhältnismäßig stark zwischen den benachbarten Geschoßen variieren.

o Wenn Rücksprünge vorhanden sind, gelten zusätzlich folgende Anforderungen:

§ Bei allmählichen Rücksprüngen muss dennoch die Symmetrie gewahrt werden. Deswegen darf der Rücksprung in jedem Geschoß nicht größer sein als 20 % der vorhergehenden Grundrissabmessung: ;

§ Ein einzelner Rücksprung innerhalb der unteren 15 % der Gesamthöhe des Bauwerks darf nicht größer sein als 50 % der vorhergehenden Grundrissabmessung: .

§ Die Tragkonstruktion des unteren Bereiches sollte so ausgelegt werden, dass sie mindestens 75 % der horizontalen Schubkräfte aufnehmen kann.

§ Für den Fall, dass die Rücksprünge die Symmetrie verletzen, dürfen in jeder Seitenansicht die Summen der Rücksprünge von allen Geschoßen nicht größer sein als 30 % der Grundrissabmessung des ersten Geschoßes oberhalb der Gründung oder oberhalb des Kellergeschoßes: . Die einzelnen Rücksprünge für sich dürfen nicht größer als 10 % der vorhergehenden Abmessung des Grundrisses sein: .

eo

eox ≤ 0,30 ⋅rx rx ≥ ls

eox

rx

rx2 = kT

ky=

kxi ⋅rxi2

i=1

n

∑ + kyi ⋅ryi2

j=1

m

kyij=1

m

ls ls2 = (L2 + B2 ) /12

L1 − L2( ) / L1 ≤ 0,20 L3 + L1( ) / L1 ≤ 0,20

L3 + L1( ) / L1 ≤ 0,50

L − L2( ) / L ≤ 0,30L1 − L2( ) / L ≤ 0,10

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EN 1998-1:2004 + AC:2009 (D)

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a)

0,20

1

21 d�LLL

b) (Rücksprung liegt oberhalb 0,15 H)

0,2013 d

�LLL

c) (Rücksprung liegt unterhalb 0,15 H)

0,5013 d

�LLL

d)

0,302 d

�LLL

0,10

1

21 d�LLL

Bild 4.1 — Kriterien für die Regelmäßigkeit von Gebäuden mit Rücksprüngen

4.2.4 Kombinationsbeiwerte für veränderliche Einwirkungen

(1)P Die Kombinationsbeiwerte \2i (für den quasi-ständigen Wert einer veränderlichen Einwirkung q

i) für die

Auslegung von Hochbauten (siehe 3.2.4) müssen diejenigen sein, die in EN 1990:2002, Anhang A.1 ange-

geben sind.

(2)P Die in 3.2.4(2)P für die Berechnung der Beanspruchungsgrößen infolge Erdbebeneinwirkungen

eingeführten Kombinationsbeiwerte \Ei müssen nach folgender Formel berechnet werden:

\Ei = M � \

2i (4.2)

ANMERKUNG Die M zugewiesenen Werte zur Verwendung in einem Land können in seinem Nationalen Anhang

festgelegt sein. Die empfohlenen Werte für M sind in Tabelle 4.2 aufgeführt.

DIN EN 1998-1:2010-12

EN 1998-1:2004 + AC:2009 (D)

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a)

0,20

1

21 d�LLL

b) (Rücksprung liegt oberhalb 0,15 H)

0,2013 d

�LLL

c) (Rücksprung liegt unterhalb 0,15 H)

0,5013 d

�LLL

d)

0,302 d

�LLL

0,10

1

21 d�LLL

Bild 4.1 — Kriterien für die Regelmäßigkeit von Gebäuden mit Rücksprüngen

4.2.4 Kombinationsbeiwerte für veränderliche Einwirkungen

(1)P Die Kombinationsbeiwerte \2i (für den quasi-ständigen Wert einer veränderlichen Einwirkung q

i) für die

Auslegung von Hochbauten (siehe 3.2.4) müssen diejenigen sein, die in EN 1990:2002, Anhang A.1 ange-

geben sind.

(2)P Die in 3.2.4(2)P für die Berechnung der Beanspruchungsgrößen infolge Erdbebeneinwirkungen

eingeführten Kombinationsbeiwerte \Ei müssen nach folgender Formel berechnet werden:

\Ei = M � \

2i (4.2)

ANMERKUNG Die M zugewiesenen Werte zur Verwendung in einem Land können in seinem Nationalen Anhang

festgelegt sein. Die empfohlenen Werte für M sind in Tabelle 4.2 aufgeführt.

DIN EN 1998-1:2010-12

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Berechnungsmethoden Innerhalb eines gewissen Anwendungsbereiches dürfen die Beanspruchungen durch Erdbeben auf der Grundlage eines linear-elastischen Verhaltens eines Tragwerks berechnet werden. Hierbei existieren zwei linear-elastische Berechnungsmethoden, die abhängig von den konstruktiven Eigenschaften des Bauwerks verwendet werden:

• das Vereinfachte Antwortspektrumverfahren, anzuwenden bei Bauwerken die gewissen Bedingungen genügen müssen;

• das Multimodale Antwortspektrumverfahren, welches für alle Arten von Hochbautenanwendbar ist.

Als Alternative zu den linearen Methoden darf auch eine nichtlineare Methode angewendet werden:

• nichtlineare statische (pushover) Berechnung

• nichtlineare Zeitverlaufsberechnung (dynamisch) Die Standardmethode ist das Multimodale Antwortspektrenverfahren. Hier müssen alle durch das Erdbeben angeregten Frequenzen zur Berechnung der Kraft- und Verformungsgrößen des Bauwerks berücksichtig werden. Linear elastische Berechnungen dürfen unter Verwendung von zwei ebenen Modellen, jeweils von einem für jede der beiden horizontalen Hauptrichtungen, durchgeführt werden, wenn die Kriterien für Regelmäßigkeit im Grundriss erfüllt sind. Anderenfalls dürfen zwei ebene Modelle nur dann verwendet werden, wenn alle nachfolgend aufgeführten besondere Regelmäßigkeitbedingungen erfüllt werden. a) Das Bauwerk muss gut verteilte und relativ starre Fassadenteile und Trennwände haben; b) die Höhe des Bauwerks darf nicht überschreiten; c) die Steifigkeit der Decken in ihrer Ebene muss im Vergleich zur horizontalen Steifigkeit der

vertikalen tragenden Bauteile ausreichend groß sein, so dass eine starre Deckenwirkung angenommen werden kann;

d) die Mittelpunkte der horizontalen Steifigkeit und der Masse müssen jeweils näherungsweise auf einer vertikalen Geraden liegen, und es werden in den beiden horizontalen Berechnungsrichtungen die Bedingungen , erfüllt.

Auch für Hochbauten, die alle oben gelisteten Bedingungen mit Ausnahme von d) erfüllen, darf eine linear-elastische Berechnung unter Verwendung von zwei ebenen Modellen, jeweils eines für jede der beiden horizontalen Hauptrichtungen, durchgeführt werden, jedoch sind in diesem Fall alle berechneten Beanspruchungsgrößen infolge Erdbebeneinwirkung mit zu multiplizieren. Hochbauten, die den Kriterien dieses Unterabschnitts nicht genügen, müssen durch Verwendung eines räumlichen Modells berechnet werden.

10m

rx2 > lS

2 + eox2 ry

2 > lS2 + eoy

2

1,25

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Vereinfachtes Antwortsprektrumverfahren Diese Methode darf bei Bauwerken verwendet werden, deren Antwort nicht wesentlich durch Beiträge von höheren Schwingungsformen als die Grundeigenform beeinflusst wird. Dafür sind laut Norm folgende Anforderungen zu erfüllen:

• Der Aufriss erfüllt die Kriterien der Regelmäßigkeit.

• Für die Eigenschwingungsdauer in den beiden Hauptrichtungen gilt

Die resultierende Erdbebengesamtkraft berechnet sich aus dem Produkt des Bemessungsspektrums an der Stelle der Grundperiode mit der Gesamtmasse des Gebäudes

. Die Gesamterdbebenkraft muss in jeder Richtung, in der das Bauwerk untersucht wird, nach folgender Formel berechnet werden:

Korrekturbeiwert, mit , wenn ist und das Bauwerk mehr als 2 Stockwerke hat, sonst

Die Erdbebeneinwirkungsgrößen müssen bestimmt werden, indem am ebenen Modell horizontale Kräfte an allen Stockwerken angebracht werden. Die nachfolgende statische Berechnung liefert die Schnittkräfte und die Verformungen des Bauwerks. Vorteilhaft an diesem Vorgehen ist, dass die Erdbebenbeanspruchung als ein weiterer statischer Lastfall behandelt werden kann. Die Verteilung der Gesamterdbebenkraft auf das Bauwerk erfolgt angenähert zur ersten Eigenform.

, ... Verschiebungen der Massen in der Grundeigenform

Wenn die Grundeigenform durch Horizontalverschiebungen, welche mit der Höhe linear zunehmen, angenähert wird, ergeben sich die Horizontalkräfte zu:

,

... Höhe der Massen über der Ebene, in der die Erdbebeneinwirkung angreift (Fundamentoberkante oder Oberkante des starren Kellergeschosses).

Schließlich müssen die horizontalen Kräfte auf das Aussteifungssystem für Horizontallasten verteilt werden.

T1 T1 ≤4 ⋅TC2,0 s

⎧⎨⎪

⎩⎪

FbSd (T1) T1

m Fb

Fb = Sd (T1) ⋅m ⋅λ

λ λ = 0,85 T1 ≤ 2 ⋅TCλ = 1,0

Fi

Fi = Fbsi ⋅mis j ⋅mj

j∑

si , s j mi , mj

Fi = Fbzi ⋅miz j ⋅mj

j∑

zi , z j mi , mj

Erdbeben 34 ________________________________________________________________________________________________

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Multimodales Antwortspektrenverfahren Diese Art der Berechnung muss bei Hochbauten angewandt werden, welche die Bedingungen zur Anwendung des Vereinfachten Antwortspektrumverfahrens nicht erfüllen. Die Antwort aller Modalformen, die wesentlich zur Gesamtantwort beitragen, muss berücksichtigt werden. Dies ist dann der Fall, wenn gezeigt werden kann, dass

• die Summe der effektiven Modalmassen der berücksichtigten Schwingungsformen mindestens 90% der Gesamtmasse des Bauwerks erreicht

• oder alle Schwingungsformen, deren effektive Modalmassen größer sind als 5% der Gesamtmasse, berücksichtigt wurden.

Wenn ein räumliches Modell verwendet wird, sollten die obigen Bedingungen für jede maßgebende Richtung überprüft werden.

Wenn die in oben angegebenen Bedingungen nicht erfüllt werden können (z. B. in Hochbauten mit einem wesentlichen Beitrag von Torsionsmodalformen), sollte die minimale Anzahl von in einer räumlichen Berechnung zu berücksichtigenden Modalbeiträgen die folgenden Bedingungen erfüllen:

und

k Anzahl der berücksichtigten Modalbeiträge n Anzahl der Geschosse über dem Fundament oder der Oberkante eines starren

Kellergeschosses Periode der Modalform k

Die Kombination der modalen Deformations- und Schnittgrößen der einzelnen Schwingungsformen kann mittels quadratischer Überlagerung der SRSS-Regel erfolgen, wenn die jeweiligen Antworten in 2 benachbarten Modalformen und als voneinander unabhängig betrachtet werden dürfen. Dies ist erfüllt, wenn ihre Perioden „ “ und „ “ ausreichend separiert sind:

Anderenfalls müssen genauere Verfahren für die Kombination der modalen Größtwerte, wie z.B. die Vollständige Quadratische Kombination (CQC) verwendet werden.

k

k ≥ 3⋅ n

Tk ≤ 0,20 s

Tk

i j

Tj ≤ 0,9Ti

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Berücksichtigung von Torsionswirkungen Die Berücksichtigung von Torsionswirkungen ist in Abhängigkeit der Rechenverfahren und den Regelmäßigkeitskriterien (an verschiedenen Stellen im EC8) geregelt. Planmäßige Torsionswirkung Die planmäßigen Torsionsbeanspruchungen ergeben sich bei Bauwerksgrundrissen, bei denen Steifigkeits- und Massenmittelpunkt nicht identisch sind. Dies ist immer dann der Fall, wenn der Gebäudegrundriss nicht doppel-symmetrisch ist.

Massenmittlepunkt : ,

Steifigkeitsmittlepunkt : ,

Zufällige Torsionswirkungen Um Unsicherheiten bezüglich der Lage von Massen und der räumlichen Veränderlichkeit der Erdbebenbewegung abzudecken, muss der berechnete Massenmittelpunkt von jedem Geschoß i um folgende zufällige Ausmittigkeit von seiner planmäßigen Lage in beiden Richtungen verschoben gedacht werden:

zufällige Ausmittigkeit der Geschoßmasse i von ihrer planmäßigen Lage, für alle Geschoße in gleicher Richtung anzusetzen;

Geschoßabmessung senkrecht zur Richtung der Erdbebeneinwirkung. Zufällige Torsionswirkungen im vereinfachten Antwortspektrumverfahren Falls die horizontale Steifigkeit und die Masse im Grundriss symmetrisch verteilt sind, dürfen die zufälligen Torsionswirkungen dadurch berücksichtigt werden, dass die Beanspruchungen in den einzelnen lastabtragenden Bauteilen mit dem nachfolgend definierten Beiwert multipliziert werden:

mit Abstand des betrachteten Bauteils vom Massenmittelpunkt des Gebäudes im Grundriss, gemessen senkrecht zur Richtung der betrachteten Erdbebenwirkung; Abstand zwischen den beiden äußersten Bauteilen, die horizontale Lasten abtragen, gemessen senkrecht zur Richtung der betrachteten Erdbebenwirkung.

(xM , yM ) xM =∑mi ⋅ xi∑mi

yM =∑mi ⋅ yi∑mi

(xS , yS ) xS =∑ Ixi ⋅ xi∑ Ixi

yS =∑ I yi ⋅ yi∑ I yi

eai = ±0,05 ⋅Li

eai

Li

δ

δ = 1+ 0,6 xLe

x

Le

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Wenn die Berechnung (nach dem vereinfachten Antwortspektrumverfahren) unter Verwendung von zwei ebenen Modellen durchgeführt wird, jeweils von einem für jede horizontale Hauptrichtung, dürfen Torsionswirkungen durch Verdopplung der zufälligen Ausmittigkeit berücksichtigt werden. Alternativ kann die Berücksichtigung durch den Faktor erfolgen, wobei der Faktor 0,6 auf 1,2 zu erhöhen ist. Zufällige Torsionswirkungen in räumlichen Tragwerksmodellen Wird der Berechnung ein räumliches Modell zugrunde gelegt, dürfen die zufälligen Torsionswirkungen bestimmt werden als Umhüllende der Beanspruchungsgrößen, die aus statischen Belastungen stammen, bestehend aus Gruppen von Torsionsmomenten

um die vertikale Achse eines jeden Geschoßes : mit

Torsionsmoment, wirkend auf das Geschoß um seine vertikale Achse; zufällige Ausmittigkeit der Geschoßmasse für alle maßgebenden Richtungen; Horizontalkraft, wirkend auf das Geschoss

eaiδ

Mai

i

Mai = eai ⋅Fi

Mai ieai iFi i

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Kombinationsregel

Die Kombinationen für den Tragsicherheitsnachweis von Einwirkungen für die Bemessungssituationen von Erdbeben ergeben sich nach EN 1990:2010 (Abschnitt 6.4.3.4) wie folgt:

Charakteristischer Wert einer ständigen Einwirkung

Charakteristischer Wert einer nicht maßgebenden veränderlichen Einwirkung

Maßgebender repräsentativer Wert einer Vorspannung Bemessungswert einer Einwirkung infolge Erdbeben Beiwert für quasi-ständige Werte der veränderlichen Einwirkungen

Die Trägheitseffekte der Bemessungs-Erdbebeneinwirkung müssen unter Berücksichtigung der Massen entsprechend aller Gewichtskräfte, die in der folgenden Kombination von Einwirkungen auftreten, berechnet werden:

Die Kombinationsbeiwerte

berücksichtigen die Wahrscheinlichkeit, dass die Lasten während des Erdbebens nicht

überall im Gebäude vorhanden sind. Lt. ÖNORM B 1998-1 gilt in Österreich:

Gk, jj≥1∑ "+ " P "+ " AEd "+ " ψ 2,i ⋅Qk,i

i≥1∑

Gk, j j

Qk,i i

PAEdψ 2,i

Gk, jj≥1∑ "+ " ψ E,i ⋅Qk,i

i≥1∑

ψ E,i =ϕ ⋅ψ 2,i

ψ E,i ⋅Qk,i

ϕ = 1,0

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Empfehlungen für Zahlenwerte für Kombinationsbeiwerte im Hochbau (EN 1990:2010, Tabelle A.1.1)

Einwirkung

Nutzlasten im Hochbau (siehe EN 1991-1-1)

Kategorie A: Wohngebäude 0,7 0,5 0,3 Kategorie B: Bürogebäude 0,7 0,5 0,3 Kategorie C: Versammlungsbereiche 0,7 0,7 0,6 Kategorie D: Verkaufsflächen 0,7 0,7 0,6 Kategorie E: Lagerflächen 1,0 0,9 0,8 Fahrzeugverkehr im Hochbau Kategorie F: Fahrzeuggewicht ≤ 30kN 0,7 0,7 0,6 Kategorie G: 30kN < Fahrzeuggewicht ≤ 160kN

0,7

0,5

0,3

Kategorie H : Dächer 0 0 0 Schneelasten im Hochbau (siehe EN 1991-1-3)

⎯ Finnland, Island, Norwegen, Schweden 0,7 0,5 0,2 ⎯ Für Orte in CEN-Mitgliedsstaaten mit einer Höhe über 1000 m ü. NN 0,7 0,5 0,2 ⎯ Für Orte in CEN-Mitgliedsstaaten mit einer Höhe niedriger als 1000 m ü. NN

0,5 0,2 0 Windlasten im Hochbau (siehe EN 1991-1-4) 0,6 0,2 0 Temperaturanwendungen (ohne Brand) im Hochbau, siehe EN 1991-1-5 0,6 0,5 0

ψ 0 ψ1 ψ 2

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Berechnungskonzept für eine Stahlbauhalle

[H. Friedl, S. Lu, M. Ralbovsky: Erdbebenlasten Eurocode 8. Schriftenreihe Austrian Standards plus GmbH, Wien 2014]