Erfahrungsbericht 2011 - Bildungslandschaft · lerinnen und Schüler der 8. Klas-sen aus...

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Erfahrungsbericht 2011

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www.dkjs .de

mit Unterstützung des Sächsischen

Staatsministeriums für Kultus

und Sport

. . . das PLUS für den Erfolg

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Fit für die nächste Klasse

Inhalt

Seite 4 Camp+ ... mehr als SchuleSeite 6 Lernalltag im CampSeite 6 LerngruppenSeite 8 GemeinschaftsprojektSeite 10 Entspannungs- und FreizeitangeboteSeite 11 AbschlussveranstaltungSeite 12 BerufsorientierungSeite 13 Die Begleitung nach dem CampSeite 14 WorkshoptagSeite 15 Kooperation mit SchulenSeite 15 Nicht nur die Jugendlichen lernenSeite 17 Ergebnisse und ErfolgeSeite 18 Was konntest du aus dem Camp für dich mitnehmen?Seite 19 Kontakt und Impressum

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Camp+ fördert mit seinen zwei Bausteinen „Camps in den Winter-ferien“ und „Begleitung danach“ junge Menschen. Durch neue Lern- und Arbeitsmethoden verbessern sie ihre fachlichen Leistungen und stärken so ihr Selbstbewusstsein und ihre sozialen Kompetenzen. Die erarbeiteten Erfolge zeigen, dass Lernen Spaß machen kann.

Um an diese Erfolge anzuknüpfen und die Motivation aufrechtzuer-halten, werden die Teilnehmenden auch nach dem Camp bis zum Schuljahresende begleitet. Damit rücken der Schulabschluss und eine berufliche Ausbildung in greifbare Nähe.

Die Schulen erhalten die Gelegen-heit, sich mit neuen außerschuli-schen Partnern der Jugendhilfe zu vernetzen. Schulen und außerschu-lische Lernorte können so vonein-ander lernen und sich gegenseitig unterstützen – möglichst auch noch nach dem Projektende.

In den Winterferien 2011 fanden parallel drei Camps für die Dauer von jeweils zwölf Tagen statt. Multiprofessionelle Teams aus Lehrkräften, sozialpädagogischen Fachkräften sowie Jugendleiterin-nen und Jugendleitern begleiteten die Jugendlichen. Es durften Schü-lerinnen und Schüler der 8. Klas-sen aus sächsischen Mittelschulen mitfahren, die als versetzungsge-fährdet eingeschätzt wurden oder deren Noten eine Gefährdung der Versetzung nahe legten.

Das Projekt Camp+ wird von der Deutschen Kinder- und Jugendstif-tung in enger Kooperation mit dem Sächsischen Staatsministerium für Kultus und Sport durchgeführt und weiterentwickelt. Gefördert wird das Projekt aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds, des Freistaates Sachsen und mit Unterstützung der Ostsächsischen Sparkasse Dresden, Sparkasse Mittleres Erzgebirge, Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien und Kreissparkasse Aue-Schwarzen-berg.

In diesem Jahr nahmen 149 Schü-lerinnen und Schüler am Camp-programm teil. Ein wesentlicher Grund dafür war, dass ihnen die Teilnahme am Schulunterricht keine Freude mehr bereitete und große Überwindung kostete. Sie empfanden das Lernen in einem oder mehreren Fächern als schwie-rig, hatten selten Lernerfolge und ihre Versetzung war gefährdet. Das hatte negative Auswirkungen auf ihre Lernmotivation. Auch schätzten viele Jugendliche ihr Selbstbewusstsein als sehr gering ein. Nicht nur in schulischen Belangen trauten sie sich sehr wenig zu und waren mit sich selbst unzufrieden.

Die zwölf Tage im Camp boten den Schülerinnen und Schülern reich gefüllte Tage, viel Neues und intensive Erlebnisse. Zahlreiche bewältigte Herausforderungen gaben ihnen neuen Schwung.

Die Begleitung nach dem Camp half ihnen, sich eigene Ziele zu setzen und diese konsequent zu verfolgen. Der Erfolg blieb nicht aus: 84% der Jugendlichen schaff-ten den Sprung in die 9. Klasse.

Camp+ . . . mehr als Schule:

Ein halbes Jahr Stärken­

training und Motivation

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Lernalltag im Camp

Während der Campzeit wechselten sich Einzel- und Gruppenlernpha-sen mit gemeinsamer Projektarbeit und freier Zeit ab. Durch individu-elle Beratungen und gemeinsame Reflexionen in Gruppengesprächen erhielten die Jugendlichen Anre-gungen, sich selbst zu motivieren sowie schwierige Situationen zu überwinden.

Drei Kernelemente formten in den Camps den Lernalltag:

Lerngruppen – hier stand das fach liche und methodische Lernen im Vordergrund: In Kleingruppen von circa neun Schülerinnen und Schülern wurden die Jugendlichen in den Kernfächern Mathematik, Deutsch und Englisch individuell gefördert. Zusätzlich erarbeiteten und erprobten sie neue Lerntech-niken und entwickelten für sich besonders geeignete Lernstrate-gien.

Die Lerngruppen schätzten die Jugendlichen als sehr hilfreich ein. Als Spitzenreiter erwiesen sich die Mathematikangebote.

Für jede Kleingruppe stand ein multiprofessionelles Team aus drei Fachkräften zur Verfügung. Fragen wie „Wie war das noch mal mit der Bruchrechnung?“ oder „Wie bildet man eigentlich diesen Satz auf Eng-lisch richtig?“ und vor allem „Wie kann ich mir das alles gut merken?“ konnten so umgehend geklärt werden. Durch diese Unterstützung fanden die Schülerinnen und Schü-ler individuell heraus, mit welchen Methoden sie am besten lernen. In Mathematik kann das z.B. ein Lern-plakat sein, welches die Tücken der Bruchrechnung vor Augen führt. Im Fach Englisch vereinfachte eine Lernbox das Lernen von Vokabeln. Auch das Führen von englischen Kooperationsaufgaben bringen Bewegung und gute Lernatmosphäre.

Gesprächen in der Gruppe half, sich das Gelernte besser einzu-prägen. Um den individuellen Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler gerecht werden zu können, standen die Kleinteams in den Camps in ständigem Austausch. Brauchte es in einer Gruppe eine zusätzliche Unterstützung in einem speziellen Fachgebiet, tauschten die Fachkräfte für einzelne Lernein-heiten spontan die Gruppen. Fehlte zwischendurch die Konzentration, brachte ein Auflockerungsspiel oder ein Spaziergang an der fri-schen Luft neue Energie.

Bewährt hat sich auch die Methode „Lernen durch Lehren“. Gelerntes wird besser behalten, wenn es sich Schülerinnen und Schüler gegenseitig erklären und präsen-tieren. Durch das eigenständige Entwickeln von Arbeitsblättern und -materialien, allein, mit einem Partner oder auch in der Klein-gruppe, wurden die Lerninhalte im Kern verstanden und gefestigt. Die Jugendlichen konnten, orientiert am Lehrplan der Jahrgangsstufe, selbst entscheiden, welchen Themen sie sich in welcher Form widmen. Im geschützten Rahmen der Kleingruppe übten sie im Camp Kurzvorträge oder auch andere Prä-sentationsformen zu bestimmten Themen in den Kernfächern und stellten sie den anderen Jugend-lichen vor. Dabei wurden die Lerninhalte eng mit der Arbeit im Gemeinschaftsprojekt verknüpft.

Lernen am Projekt: praktisch und hand-lungsorientiert

Nach dem einführenden Auflockerungsspiel lässt es sich besser lernen.

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Gemeinschaftsprojekt – in einem selbstständig durchgeführten Pro-jekt übernahmen Jugendliche die Verantwortung: von der Planung über die Durchführung bis hin zur Präsentation. Sie brachten ihre Stärken und Fähigkeiten im Team ein und entwickelten Fertigkeiten, die nicht nur für den Schulalltag wichtig sind. Der Erfolg wurde gemeinsam bei der Vorstellung der Ergebnisse gefeiert.

In den Camps gab es fünf ver-schiedene Projektangebote. Ob Theater-, Kreativ- oder Filmprojekt, Survival-, Holz- oder Tanzprojekt, für jeden jungen Menschen war etwas dabei. Die Jugendlichen konnten dabei eigenverantwortlich

und aktiv gestalten. Sie stimmten sich ab, einigten sich über Inhalte und verteilten Aufgaben. Mit Unter-stützung der Campteams wurde gefilmt, gewerkelt und trainiert.

Die Teilnehmenden eines hauswirt-schaftlichen Projektes probierten sich im Backen und Kochen aus – sowohl nach Anleitung als auch mit selbst entwickelten Rezepten. Richtiges Lesen und das Berech-nen der Zutaten entsprechend der Gruppengröße waren hierbei wichtig für das Erfolgserlebnis.

In der Holzbaugruppe zimmerten die Jugendlichen südamerika-nische Kistentrommeln, soge-nannte Cajóns. Dafür wählten sie

geeignete Materialien aus, teilten ihre Arbeitsschritte in der Gruppe auf und lernten Werkzeuge fachge-recht und sicher zu handhaben. Als alle ihre Cajóns vollendet hatten, komponierten sie ein eigenes Musikstück. Der Text beschrieb den Herstellungsprozess, der erzeugte Rhythmus bekräftigte die dabei erfahrene Motivation. Für dieses Meisterstück erntete die Gruppe anhaltenden Applaus während der Abschlussveranstaltung.

Oft übten die Schülerinnen und Schüler eigenständig bis spät abends, lernten Texte für das selbst geschriebene Theaterstück oder hielten sämtliche Campein-drücke mit der Kamera fest. In

jedem Camp wurde zudem gefeilt und gehämmert, konstruiert und gebaut. Jeder brachte die eigenen Stärken in sein Projekt ein und probierte Neues.

Erfolgreiche Projekte mit positivem Feedback zeigten den Jugendli-chen, dass es sich lohnt, motiviert auf ein Ziel hinzuarbeiten und dass sie in der Lage sind, selbst gesteckte Ziele zu erreichen.

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Entspannungs- und Freizeitange-bote ermöglichten den Teilneh-menden neue Erfahrungen, soziale Kontakte, Freude und Bewegung. Diese Angebote dienten in erster Linie der Erholung und Entspan-nung – schließlich waren Winter-ferien.

Die ausgewählten Camporte boten drinnen wie draußen Möglichkei-ten für aktive Freizeit. Mittags und abends gab es Zeit Sport zu trei-ben, zu spielen oder einfach mal zu faulenzen. Wichtig war, dass die Schülerinnen und Schüler ihre aktive Freizeit mitbestimmten. Auf ihren Wunsch wurden Yogastun-den und Bandproben ermöglicht. Am Wochenende fanden größere Aktionen statt: Einige entspann-ten sich im Schwimmbad, andere probierten sich im Snowboarden. Wer wollte, konnte in einem Hochseilgarten balancieren oder an einem Comicworkshop teilneh-men. Der Besuch eines Zweitliga Fußballspiels beim FC Erzgebirge Aue sorgte bei den Jugendlichen für großen Jubel.

Abschlussveranstaltung

Am letzten Tag stellten die Schü-lerinnen und Schüler ihre Projekt-ergebnisse auf einer Abschluss-veranstaltung einer Vielzahl von Gästen vor.

Zahlreiche angereiste Eltern, Freun-dinnen und Freunde, Lehrerinnen und Lehrer erhielten während dieser Präsentation Einblicke, was die Jugendlichen in zwei erlebnis-reichen Wochen alles geschafft, gelernt und erlebt hatten. Neben diesen wichtigen Besuchern reis-ten auch Vertreter des Sächsischen Staatsministerium für Kultus und Sport sowie der Sparkassen an. Sie überzeugten sich vom pädagogi-schen Format der Camps für diese Zielgruppe und würdigten das Engagement aller Beteiligten.

Zum Abschluss bekamen alle Jugendlichen als Anerkennung ein Zertifikat überreicht, welches die besonderen Leistungen während der Campzeit hervorhebt und gut für zukünftige Bewerbungen geeignet ist.

Prof. Dr. Jürgen Staupe, Staatssekretär des Sächsischen Staatsministeriums für Kultus und Sport, bei der Abschlussveranstaltung in Papstdorf

Dr. Heike Kahl, Geschäftsführerin der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung, in Papstdorf

Zertifikatsübergabe in Papstdorf durch die Campleiterin

Die Idee dahinter: Wer seine Ängste überwindet, Freude daran hat, Neues auszuprobieren und seine eigenen Stärken kennen lernt, schafft es auch im Schul-alltag, schwierige Phasen zu überwinden.

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Berufsorientierung

Zur beruflichen Orientierung trug unter anderem die Arbeit in den Kleingruppen mit bewerbungsrele-vanten Themen bei: Gemeinsame Recherchen zu verschiedenen Berufsbildern und damit ver-bundenen Arbeitsbedingungen unterstützten die Jugendlichen beim Abgleich ihres Bildes vom Wunschberuf mit der Realität.Vor Ort – in Bäckerei, Hotel, Theater und VW-Werk – fragten sie nach, probierten Tätigkeiten aus und informierten sich über Einstel-lungsbedingungen.

Die Begleitung nach dem Camp

„Woher wissen die Teams in den Camps, in welchen Bereichen die einzelnen Schülerinnen und Schüler Unterstützung wünschen?“ „Wie kann der Schwung aus den Camps bis zum Schuljahresende erhalten werden?“ „Was passiert, wenn es Streit mit Freunden, Eltern, Lehrern und Lehre-rinnen gibt oder der neue Mathestoff trotz der Teilnahme am Camp einfach nicht in den Kopf gehen will?“

Um die Jugendlichen gut auf die Camps vorzubereiten und sie nach der Camp-Zeit dabei zu unterstüt-zen, schwierige Situationen zu überwinden, standen jeder Schü-lerin und jedem Schüler je eine Lehrkraft aus der Schule sowie eine sozialpädagogische Fachkraft mit Erfahrung in der Jugendhilfe zur Seite. Diese begleiteten sie über den gesamten Projektzeit-raum.

In Form einer Bildungsvereinba-rung handelten die Pädagoginnen und Pädagogen mit den Jugend-lichen Ziele aus und legten die notwendigen Schritte fest.

Viele der Begleitungsteams reisten in die Camps, um mit den Jugend-lichen Camp-Abschlussgespräche zu führen. Sie werteten gemein-sam aus, welche Ziele im Camp bereits erreicht wurden und welche neuen Vorhaben sie in den nächsten Wochen angehen möchten. Bis zum Schuljahresende trafen sich die Begleitungsteams regelmäßig mit ihren Jugendlichen zwei- bis viermal pro Monat, um jeweils den aktuellen Stand der Zielerreichung zu überprüfen und neue Vereinbarungen zu treffen. Gemeinsam überlegten sie, was zu tun ist, wenn Schwierigkeiten auftreten und wie solche Situa-tionen zu meistern sind, wenn kein Begleitungsteam mehr zur Verfügung steht. Das konnte z.B.

Gemeinsames Kochen im Gourmetrestaurant

Im Rahmen der Projektarbeit konnten die Jugendlichen hand-werkliche, technische oder haus-wirtschaftliche Tätigkeiten aus-probieren und dabei ihre eigenen Stärken und Interessen erkennen. Besonders spannend war für einige das gemeinsame Kochen im Hotel beim 4-Sterne-Koch.

Beruf Bäckermeisterin – eine Schülerin macht sich schlau.

Eine Schülerin trägt die nächsten Ziele in ihre Bildungsvereinbarung ein.

Um Hilfe bitten bedeutet Verantwortung für das eigene Lernen zu übernehmen.

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das Wahrnehmen von Ganztags-angeboten an der Schule oder der Hausaufgabenhilfe im Jugendhaus sein. Auch Familienangehörige boten ihre Unterstützung an.

Die externe Evaluation des Ins-tituts Univation (mehr hierzu im Kapitel „Ergebnisse und Erfolge“) belegt, dass die Begleitungsteams vielfältige Methoden individueller Förderung für ihre Arbeit erfolg-reich nutzten. Nicht nur Instru-mente wie Bildungsvereinbarung, Netzwerkkarte oder Lernplan empfanden sie als hilfreich. Sie boten den Jugendlichen auch Pro-jektlernen an, arbeiteten mit ihnen in Kleingruppen oder initiierten Lernpatenschaften.

Auch Schülerinnen und Schüler, die nicht am Campprogramm teil-nahmen, profitierten davon. Eine pädagogische Fachkraft gab zu diesem Thema an: „Ich nutze seit meiner Teilnahme an den Camps verstärkt Zielvereinbarungen,

Feedbacks, Partner- und Gruppen-arbeit, mündliche Vorträge …“

Workshoptag

Im April bzw. Mai trafen sich Schü-lerinnen und Schüler eines jeden Camps mit ihren Begleitungsteams sowie einigen Campmitarbeite-rinnen und Campmitarbeitern zu einem Workshoptag. Lernme-thoden wurden aufgefrischt und Erfolge reflektiert. Die Jugendlichen erarbeiteten neue Lernplakate und erprobten ihr strategisches Geschick im Team mit Hilfe des „100 Minuten-Spiels“. Mit den im Camp gewonnenen Freundinnen und Freunden noch einmal einen Tag zu gestalten und gemeinsam das bereits Erreichte zu feiern, motivierte für die noch bevorste-henden Ziele.

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Kooperation mit Schulen

In diesem Jahr beteiligten sich 54 sächsische Mittelschulen. Für das Gelingen des Projekts war das Interesse und Engagement der Schulen ausschlaggebend. Bereits mit der Anmeldung der Schülerin-nen und Schüler trug jede Schule viele wichtige Informationen zusammen. Sie stellte außerdem eine Lehrkraft für die Begleitung nach dem Camp zur Verfügung. Darüber hinaus erforderte das Projekt Interesse und vor allem zusätzliche Zeit, mit Kolleginnen und Kollegen innerhalb der Schule sowie Partnern und Partnerinnen außerhalb der Schule zusammen-zuarbeiten. Dabei konnten sich die Begleitungsteams bei den monatlichen schulübergreifenden Teamberatungen Unterstützung und vielfältige Anregungen für ihre Arbeit mitnehmen.

Die professionsübergreifende Arbeit im Team, sowohl im

Begleitungsteam als auch im Campteam, wurde als methodische Bereicherung und erfolgreiche Unterstützung erlebt. Sie sorgte für Entlastung und für wertvollen Erfahrungsaustausch. Zudem gab es eine Vielzahl methodischer Anregungen und neue Impulse für die eigene Arbeit.

Nicht nur die Jugendlichen lernen

Um alle am Projekt Beteiligten intensiv auf ihre Aufgaben vorzu-bereiten, wurden mehrere Treffen mit unterschiedlichen Fortbil-dungsinhalten angeboten.

Für die im Camp-Mitarbeitenden war es wichtig zu klären:„Wie können die Jugendlichen individuell bei der Erreichung ihrer selbst gesteckten Ziele unterstützt werden?“ „Wie können Projektarbeit und Lern-gruppengestaltung an die Bedarfe und Interessen der Jugendlichen angepasst werden?“

Mittelschule Neukirchen im Erzgebirge

Ganz wie im Camp: gemeinsam motivieren sich die Jugendlichen zum Durchhalten in der Schule.

Zeigen, was schon geschafft wurde und was die neuen Vorhaben sind.

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„Welche Methoden der Konfliktlö-sung und welche Lernstrategien sind hilfreich?“

Dazu gab es z.B. Workshops zum Umgang mit ADHS, Konfliktlösung, Motivationstechniken, Gruppen-dynamik, Gesprächsführung und Beratung. Ebenso wichtig war es, sich darüber zu verständigen, wie die Zusammenarbeit gestaltet werden soll. Bei einem Vorberei-tungswochenende am Camport erarbeiteten die Campteams, wel-che Regeln ihr Camp braucht oder welche materielle Ausstattung für das Camp benötigt wird.

Für die Begleitungsteams stand vor allem die Gestaltung der multipro-fessionellen Zusammenarbeit im Mittelpunkt der Fortbildungen.

Darüber hinaus gab es Workshop-angebote zu Motivationstechniken und individueller Förderung sowie Angebote zu den Fragen:„Wie funktioniert die Arbeit mit der Bildungsvereinbarung?“

„Wie gestaltet man individuelle Beratungsgespräche?“ „Welche Methoden sind hilfreich, um persönliche Ressourcen im Umfeld der Jugendlichen, aber auch insti-tutionelle Ressourcen rund um die Schulen offen zu legen?“

Neben den Fortbildungsangeboten erlebten die am Projekt Beteiligten vor allem das aktive Zusammen-spiel der verschiedenen Professio-nen als persönliche und berufliche Bereicherung. Voneinander lernen und gemeinsam an einem Strang ziehen sind wichtige Grundlagen für den Erfolg. „Nur als Team schafft man es!“ – diese Erfahrung teilen viele Begleitungsteams. Im Rahmen der externen Evaluation gaben die Fachkräfte an, vor allem Einblicke in das methodische Vorgehen von Kolleginnen und Kollegen anderer Professionen bekommen zu haben.

Alle am Projekt Beteiligten reflek -tierten und werteten ihre Erlebnisse und gesammelten

Erfahrungen gemeinsam aus. So haben nicht ausschließlich die Jugendlichen, sondern auch Pä dagoginnen und Pädagogen sowie die Projektleitung viel von-einander gelernt.

Ergebnisse und Erfolge

Das Projekt Camp+ wurde über den gesamten Zeitraum extern durch das Institut Univation aus Köln wissenschaftlich begleitet. In diesem Jahr wurden Befragungen und strukturierte Interviews mit den Begleitpersonen sowie den Schulleitungen durchgeführt. Individuelle Förderung gelingt mit zusätzlichen externen Unterstüt-zungsangeboten für Schülerinnen und Schüler besonders gut: 2011 nutzten mehr als 60% der Beglei-tungsteams solche Angebote. Rund einem Drittel von ihnen gelang es, Kontakte zu neuen Einrichtungen aufzubauen und aktiv zu nutzen. Jugendfreizeiteinrichtungen, Ämter, Bildungsträger und eine Hoch-schule gehörten dazu.

Ein Großteil der befragten Fach-kräfte halten die Nutzung der Ange-bote von Camp+ durch die Schüler für zielführend zur Verbesserung• der schulischen Leistung

(85,7%)• der sozialen Kompetenz

(87,5%) sowie• ihres Zutrauens zu sich selbst

(87,5%).

84% der teilnehmenden Jugend-lichen schafften in diesem Jahr den Sprung in die nächste Klasse. Doch auch jene Schülerinnen und Schüler, die in diesem Jahr die Versetzung leider nicht geschafft haben, profitieren von zahlreichen positiven Erfahrungen, Anregun-gen, neuen Lernstrategien, Freun-dinnen und Freunden und deutlich mehr Selbstvertrauen.

Diese positiven Ergebnisse zeigen, wie wichtig die Camps für alle Teilnehmenden waren.

Regionale Teamberatung: Die Begleitungsteams beraten mit ihrem Regionalkoordinator die Weiterbegleitung der Schülerinnen und Schüler nach dem Camp. Die berufsbezogene Netzwerkkarte war eine wertvolle

Hilfestellung für die Begleitungsteams.

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Impressum:Herausgeberin: Deutsche Kinder- und Jugendstiftung gemeinnützige GmbH, 2011

Fotos: DKJS

Autorinnen und Autoren: Enrico Damme, Ivonne Fichte-Schnabel, Sabine Heimann, Bettina Lewitzka

Layout: Pralle Sonne

Kontakt und Informationen:Projektbüro Camp+Deutsche Kinder- und Jugendstiftung, Regionalstelle SachsenBautzner Straße 22 HH01099 DresdenTel.: 0351/32015644E-Mail: [email protected]

Camp+ ist ein Projekt der Deutschen Kinder- und Jugendstiftungmit Unterstützung des Sächsischen Staatsministeriums für Kultus und Sport. Das Projekt wird gefördert aus Mittelndes Europäischen Sozialfonds, des Freistaates Sachsen und mit Unterstützung der Ostsächsischen Sparkasse Dresden, Sparkasse Mittleres Erzgebirge, Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien und Kreissparkasse Aue-Schwarzenberg.

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Was konntest du aus dem Camp für dich mitnehmen?

„... habe meine Schüchternheit verloren.“„Zum Beispiel die Projektzeiten, das sind immer die schönsten Erlebnisse!“ „Erfahrungen, Lernmethoden,

Freunde, Erlebnisse, meinen Freund.“„Wie ich Englisch im Kopf behalte. Habe einen neuen Beruf kennen gelernt und ich werde meine Freunde vermissen.“„Dass man mit einer positiven Einstellung

ran gehen soll und nicht mit einer schlechten.“„Jetzt bin ich motivierter zu lernen und will mehr aus meinem Leben machen (beruflichen).“

„Wenn doch Schule genau so wäre, wäre das Leben als Schüler cool.“„Ich danke euch für die schöne Zeit, dass ich so viele nette Leute

kennengelernt habe und dass mir viele neue Lerntechniken beigebracht wurden.“„Dass es im Team arbeiten viel mehr Spaß macht als alleine.“„Man kann am Lernen auch Spaß haben.“

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