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Erfahrungsbericht Lyon WS 2015/16 und SS 2016 · Freunde doch sehr viel leichter einen anrufen oder...
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Erfahrungsbericht Lyon WS 2015/16 und SS 2016
Vorbereitungen
Nach der Zusage von ChiC ging es gleich an die Arbeit das Erasmus-Jahr in Lyon zu planen.
Ich hatte mich für Lyon Sud beworben und wurde dort auch angenommen. Meine Zusage
aus Lyon erhielt ich Mitte Juni per email. Auf dem Blackboard fand ich alle wichtigen
Informationen und Dokumenten sowie den Link zur Broschüre von Lyon Sud (http://lyon-
sud.univ-lyon1.fr/international/venir-etudier-a-lyon-sud/).
Die Dokumente, welche die Freie Universität benötigt findest du hier: http://www.fu-
berlin.de/studium/international/studium_ausland/erasmus/dokumente/
Bei Fragen stand mir Frau Heller mit Rat und Tat zur Seite. Meine Kurse belegte ich
ursprünglich analog zu den Modulen des 7. und 8. Semesters der Charité. Allerdings wollte
ich mir die Möglichkeit offen lassen die Vorlesungen in Lyon zu besuchen – denn dies wurde
uns Erasmusstudenten empfohlen, um besser sowohl in die Sprache wie auch in den Stoff
eintauchen zu können – und so änderte ich aufgrund von Zeitüberschneidungen meine Kurse
direkt vor Ort. Die Pläne (Planning), welche du auch in Lyon ausgedruckt in die Hand
bekommst, findest du aber oft schon im Internet – man kann sich sehr gut am Vorjahr
orientieren:
Das 4. Studienjahr heißt (D)FASM 1: http://lyon-sud.univ-lyon1.fr/formation/dfasm-1/
Und das 5. Studienjahr ist (D)FASM 2: http://lyon-sud.univ-lyon1.fr/formation/dfasm-2/
Es ist kein Problem ganz bunt aus diesen beiden Jahren Kurse zu belegen, allerdings sollte
man die stages passend zu den Vorlesungen wählen (v.a. wichtig falls du es anrechnen lassen
willst). Viele Erasmus-Studenten haben sich sowohl aus dem 4. (DFASM1) und 5. (DFASM2)
Jahr ihre Kurse zusammengesucht. Ich wählte nur Vorlesungsreihen aus dem 4. Jahr.
Hier eine kurze Auflistung einiger Dokumente, die man mitnehmen sollte oder sich vor
Beginn des Auslandsaufenthaltes darum kümmern sollte:
- Kopie des Personalausweises
- Kopie der Krankenversicherung
- Haftpflichtversicherung (kostenlos beim Hartmannbund)
- Kopie des Impfausweises (Anti Hbs Titer >100 I.E./L)
- aktuelle Immatrikulationsbescheinigung
- Geburtsurkunde (für die CAF)
- mehrere Passfotos
Um mich von den PTM abzumelden sendete ich Frau Jana
Struzena mein unterschriebenes Learning agreement zu.
Uni
Ich habe mich für Lyon-Sud entschieden, da ich aus Vorgängerberichten herausgelesen
hatte, dass dort die Betreuung individueller, flexibler und unkomplizierter sein soll. Meiner
Meinung nach gibt es in diesem Punkt keinen Unterschied zwischen Lyon Est und Sud.
Die wesentlichen drei Unterschiede sind folgende:
1. Stages (=Klinikpraktikum)
Die Franzosen haben in Lyon Est im Wechsel stages ganztags und danach einen
theoretischen Unterrichts-Block (jeweils 6 Wochen). In Lyon Sud geht man durchgehend ins
stage vormittags und hat dann von 14-18h Vorlesungen. Die Franzosen wechseln im 3-
Monats-Rhythmus die Stationen, die Erasmusler im 6 Wochen-Rhythmus. Da die
Vorlesungen nicht anwesenheitspflichtig sind, kannst du auch anstatt 6 Halbtagswochen, 3
Wochen ganztags ins stage gehen – das ist alles sehr flexibel. Die stages können an fast allen
Lyoner Kliniken stattfinden – also auch in Bron (bei Lyon Est), selbst wenn man Student von
Lyon Sud ist. Die Anfahrt fühlt sich dann ungefähr so an, wie wenn man im Franklin U-Kurs
hat – aber in diesen Fällen habe ich immer versucht 3 Wochen ganztags zu machen ☺
Die Kliniken werden dir dabei zugewiesen und die Tauschmöglichkeiten sind in Lyon Sud sehr
begrenzt nur ganz am Anfang in den ersten Septembertagen möglich.
2. Ort
Lyon Est ist deutlich zentraler. Lyon Sud ist in Oullins (10 km zum Hauptbahnhof Part-Dieu).
Die Anbindung an die öffentlichen Verkehrsmittel ist durch die Metro B gut, jedoch fahren
diese nachts nicht durch.
3. Unterrichtsstil
In Lyon Est gibt es neben Vorlesungen wohl auch Seminare. Lyon Sud hat ausschließlich
Vorlesungsveranstaltungen, da diese ab Oktober (wenn die stages beginnen) kaum noch von
Studenten besucht werden, sind diese sehr interaktiv und haben mehr einen
Seminarcharakter. An beiden Unis gibt es ein RONEO-System, d.h. ein französischer Student
schreibt an seinem Laptop während der Vorlesung mit und bekommt die Vorlesungsfolien
vom Professor. In der folgenden Woche kannst du dir dann die ganzen Mitschriften der
letzten Wochen ausgedruckt in der FSI abholen. Für das ganze Jahr kostet dies für Erasmus-
Studenten um die 35 Euro. Die RONEOs werden in Lyon Sud aber auch in die geschlossene
Facebook-Gruppe hochgeladen (Promo des 4. Jahres für das kommende Jahr: FASM1 2016-
2017 Lyon Sud; Schreibe dem Admin einfach eine kurze Nachricht um aufgenommen zu
werden).
Stages
Kittel oder weiße Schuhe brauchst du nicht mitzunehmen. Nur Stethoskop, Reflexhammer,
evtl. Pupillenleuchte. Ein Essen in der Kantine (SELF) kostet 4,05€.
stage „Neurologie“ bei Prof. GONNAUD (Centre Hospitalier Lyon Sud)
Sehr nettes, kleines Team. Es ist gibt keine stationären Patienten, ausschließlich ambulante
Sprechstunden, EEGs, EMGs, Tagesklinik für chronische Schmerzpatienten und neurologische
Konsile auf anderen Stationen. (Lyon Sud hat in dem Sinne keine neurologische Station.) Ich
empfehle euch mit in die Sprechstunden zu gehen und die Konsile mit zu begleiten.
Allgemein war das stage mein entspanntestes.
stage „Gynécologie/Obstrétique“ bei Prof. DORET (Hôpital Femme-Mère Enfant)
Sehr lehrreiches stage mit einem Rotationssystem, sodass man min. eine Woche in Gyn-Op,
Gynäkologische Station, Station für Frauen mit Schwangerschaftskomplikationen und
Wochenbettstation. Jeder Externe geht auch mit in die Sprechstunden der Geburtshilfe –
sowohl mit Hebammen, wie auch mit den Ärzten - und der Gynäkologie (hier lernt man
praktisch am meisten!) Für Erasmus-Studenten sind an der HFME keine „gardes“
vorgesehen. Eine garde geht je nach Krankenhaus 12-24h und man arbeitet in der
Notaufnahme – hier bekommt man Geburten mit. Aber frag einfach deine französischen Co-
Externes, ob du sie in ihrer garde begleiten kannst. Ich empfehle jedem von Herzen in
Frankreich ein Gyn/Geburtshilfe-stage zu machen!
stage „Médecine interne“ bei Prof. DURIEU (Centre Hospitalier Lyon Sud)
Eine Station mit einem sehr breiten internistischen Spektrum von hauptsächlich
internistischen Patienten, bei welchen meist eine Diagnose noch unklar ist. Sehr lehrreich,
was die praktischen klinischen Fertigkeiten betrifft, wie z.B. klinische Untersuchung, EKGs
interpretieren. Sehr gute Möglichkeit um selber gemeinsam mit den Ärzten nach der
Diagnose zu suchen, alle möglichen Differentialdiagnosen zu erwägen,.. Aber auch viele
autoimmunologische Erkrankungen und Mukoviszidose-Patienten (Schwerpunktszentrum)
sind hier stationär.
stage „Cardiologie – Intensivstation“ bei Prof. KIRKORIAN (Hôpital Cardiologique à Bron)
Sehr lehrreiches stage auf einer kardiologischen Intensivstation. Wirklich sehr nettes Team.
Neben der Stationsarbeit, werden zugefaxte EKGs befundet, es besteht die Möglichkeit in
den Herzkatheter mitzugehen, bei perkutanen Klappenimplantationen und
Schrittmacherimplantationen zuzuschauen, … Das war mit eines meiner besten stages auch
wenn die Anfahrt aus Oullins lang war.
stage „Rhumatologie“ bei Prof. TEBIB (Centre Hospitalier Lyon Sud)
Tolles stage, in dem man die Rheumatologie sehr gut in Form von Kursen, der Stationsarbeit,
den rheumatologischen Sprechstunden, in all ihren Facetten kennen lernt. Kniepunktionen
und geschwollene Gelenke kann man danach aus dem ff ☺ Diese praktischen Aufgaben
spielen sich – wie bei fast allen stages – fast ausschließlich am Nachmittag ab.
Jeden Donnerstagnachmittag hat man frei, außer man belegt ein Wahlfach (Optionnel) – was
aber bei Erasmusstudenten eine Rarität darstellt. Ich habe eines an Lyon Est belegt und bin
rein gekommen, da die Franzosen nicht alle Plätze in Anspruch genommen haben. Mein
belegtes Wahlfach „situations critiques en anésthesie / réanimation“ war mit das
lehrreichste Fach in Frankreich, sehr gute Vorlesungen, gute theoretische Fallbeispiele,
Microsimulationen übers Blackboard, praktische Fertigkeiten lernen – wie nähen, intraossäre
Zugänge legen,… - Simualtionen mit Hightec-Puppen in Kleingruppen durchspielen,… Ich
kann nur allen dieses Optionnel wärmstens empfehlen, falls noch Plätze eben frei sind.
Unisport
Sobald du in Lyon an der Uni ankommst, bekommst du die Kontaktdaten für den Unisport.
Schreibe einfach dem Verantwortlichen eine mail ([email protected]), welchen
Unisport du gerne belegen willst – für Erasmus-Studenten kostet dieser nichts. Die
Sportauswahl findest du unter:
http://suaps.univ-lyon1.fr/presentation/secteur-sante/
Ich kann Klettern weiterempfehlen. Man findet in diesem Sport schnell sehr gute Freunde,
Klettergurt wird gestellt nur Kletterschuhe sollte man selbst mitbringen.
Sprachkurs
Für alle Erasmus-Studenten wird ein kostenloser Sprachkurs angeboten – von Niveau A1 bis
B2. Es gibt sowohl welche für Mediziner, wie auch einen allgemeinen für alle Studenten. Sie
sind kostenlos und finden in Lyon Est auf dem Campus Doua statt. Du bekommst die
Einladung zu dem Kurs per email relativ früh von Madame Combe.
Unterkunft
Ich lebte bis Weihnachten in einer WG und kann das wirklich nur allen empfehlen! Bei mir
hat sich es zufällig so ergeben, dass ich mit einer Französin Zimmer tauschen konnte, da sie
in Berlin ein Praktikum gemacht hatte. Nach ihrer Rückkehr bin ich in dir résidence INFANTI
direkt neben der Fakultät in Oullins gezogen (http://www.arpej.fr/residence/residence-
univercity-infanti/?ville=Lyon). Für das Studentenwohnheim musste ich eine „assurence
multirisque d’habitation“, welche ich über meine Bank Crédit agricole machte, abschließen.
Ich empfehle – auch wenn es ein kleiner Papierkrieg ist – die CAF zu beantragen. Je nach
Mietpreis bekommt man teilweise über 100 Euro pro Monat vom französischen Staat. Direkt
im Internet kannst du sie beantragen. Allerdings benötigst du u.a. den Mietvertrag und ein
französisches Konto – ich hatte meines bei der Crédit agricole. In späteren Schritten will die
CAF von dir eine Geburtsurkunde. Bei Fragen bin ich immer persönlich bei denen
vorbeigegangen – aber geh zu Öffnungsbeginn hin, denn ansonsten stehst du in einer
riesigen Schlange! Und möglichst frühzeitig beantragen, denn die CAF gibt es erst ab dem
zweiten Monat.
Neben dem französischen Konto (die EC-Karte heißt dort „Carte Bleue“, kurz CB) habe ich
mir eine französische Handynummer zugelegt. Ich habe mich dazu entschlossen, da die
Handyverträge dort nicht sehr teuer (free mobile: 2€/Monat) sind und die französischen
Freunde doch sehr viel leichter einen anrufen oder SMS verschicken, wenn man eine „06“
besitzt. In dem „Maison de la Presse, 32 Cours de la Liberté, Lyon 3“ findest du einen Free-
Mobile Automaten, an dem du dir eine SIM-Karte ziehen kannst mit Kreditkarte. Du brauchst
dafür keine Carte Bleue.
Öffis und Züge
Alle Verbindungen findest du unter http://www.tcl.fr/ . 10 Einzeltickets kosten zwischen 13-
14€ und eine Monatskarte kostet ca. 30 €. Das System der velov (Fahrräder) ist dort weit
verbreitet. Mit der tcl-Karte kostet dies glaube ich 15€ pro Jahr und du kannst dann ein Rad
immer 1h verwenden. Da ich mein eigenes Rad nach Lyon mitgenommen hatte, weil ich
somit auch viele Radtouren in der Umgebung unternehmen konnte, habe ich relativ wenig
die Öffis und velovs verwendet.
So kommst du zur Uni vom Hauptbahnhof (Part-Dieu): Métro B bis Endstation Gare d’Oullins;
von dort Bus 88 bis U.F.R. Faculté de médecine.
Leider gibt es vom Flughafen Saint- Exupery nur den Rhône-express zum Hauptbahnhof. Die
Buslinie, welche bis zum Flughafen führte, wurde leider gestrichen. Somit kostet diese
Strecke aktuell 13,20€.
Ich habe mir eine carte jeune bei der SNCF besorgt (50€), da ich relativ viel mit dem Zug
gereist bin.
Sehenswertes
Über Lyon wirst du wahrscheinlich schon viel gelesen haben. Mit seinen 2 Flüssen, welche an
der Confluence zusammenfließen, und den vielen Parks (Parc de la tête d’or, Parc Gerland,…)
findet man immer schöne Plätze, um sich mit Freunden zu treffen, Rad zu fahren, joggen zu
gehen,… Zu den beiden schönsten Vierteln zählen meiner Meinung nach das Vieux Lyon mit
seinen Traboules (traut euch einfach Türen aufzustoßen ☺) und das Croix rousse mit den
vielen Treppen. Neben den touristischen Attraktionen wie der Fouvière und dem
Amphitheater, kann man aber auch jeden Mittwoch- und Freitagmittag kostenlos Musik im
Keller des Opernhauses anhören. Für 16€ habe ich mir in Lyon einen Pass Culture mit
Freunden besorgt. Damit kannst du dir an 4 verschiedenen Orten (z.B. Auditorium, maison
de la danse, Oper,…) jeweils ein Spektakel anschauen. Für das Auditorium, welches ein
großer Konzertsaal ist, kann man direkt vor Ort für 20€ sich eine 5er Karte besorgen. Viele
Museen sind kostenlos mit der Studentenkarte – wie z.B. die Confluence, in welcher du aber
auch einfach in den Aufzug steigen kannst, bis zum Dach hoch fährst und dir Lyon von oben
kostenlos anschauen kannst.
Schöne Ausflüge, die man um Lyon unternehmen kann sind…
- Mittelalterliches Dorf um Lyon: Pérouges
- Wandern in den Mont d’or oder in der Auvergne (bei Clermont-Ferrand (Puy de
dôme, Volvic…) oder z.B. Puy en Velay)
- Kanu fahren, klettern in dem Tal der Ardèche
- Schöne Städte: Annecy, Avignon, Bordeaux (Dune du pilat), Paris, ...
- Am Mittelmeer: Cote d’azure, Camargue, Wanderung bei Cassis
Im Winter kannst du in den französischen Alpen prima Ski fahren. Ski Mania bietet
preiswerte und gute Angebote für eintägige oder auch mehrtägige Trips in die Alpen mit
Bussen an. Meine Skier habe ich mir bei „Loca Ski“ geliehen und war dort sehr zufrieden.
Abreise
Ich kann dir wirklich empfehlen, dir unbedingt vor deiner endgültigen Abreise aus Frankreich
von der französischen Uni alle Dokumente ausstellen zu lassen. Diesen Papieren von
Deutschland aus hinterher zu rennen dauert leider meist sehr, sehr lange.
Fazit
In Lyon kannst du eine
wunderschöne Zeit
verbringen. Für
organisatorische Probleme
werden sich immer
Lösungen und sogar bei
den belegten Kursen wirst
du dir in der Regel alles
validieren lassen können
☺. Ich wünsche dir eine
genauso tolle Zeit mit
vielen Unternehmungen,
netten Menschen in einer
auch kulturell
interessanten Stadt!