Erfahrungsbericht „Norwegen“ vom 06.04.- 27.04.2010 … · Mein erster Eindruck von den...

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Erfahrungsbericht „Norwegen“ vom 06.04.- 27.04.2010 von Tina Frank Ein erfolgreicher Monat mit viel englischer Sprache und neuen Erfahrungen liegt nun hinter mir. Erst einmal kann ich sagen, dass ich die Zeit in Norwegen sehr genossen habe und mir der Aufenthalt dort ein ganzes Stück Lebenserfahrung gebracht hat. Während dieser Zeit habe ich in zwei Gastfamilien gelebt. Aber warum habe ich mich dafür entschieden? Im Englischunterricht fiel es mir immer schwer einfach drauf los zu reden. Vor Klausuren habe ich mich immer gut vorbereitet, doch nie konnte ich über eine gute Zensur freuen. Mir fehlten die nötigen Vokabeln, um mich gehobener auszudrücken. Alles das gab mir den Antrieb etwas dagegen zu unternehmen. Durch einige Bekannte und Freunde habe ich erfahren, dass ein Auslandsaufenthalt die beste Lösung ist. Meine Erwartungen und Ziele waren die Scheu vor dem Sprechen zu überwinden, mein Vokabular und Grammatik zu verbessern. Erst Freunde haben mich auf das Land Norwegen gebracht, weil sie durch eigene Erfahrungen sagen können wie gut die Menschen dort Englisch sprechen. Ich habe lange darüber nachgedacht ob es nicht besser ist in ein englischsprachiges Land zu reisen. Doch letztendlich entschied ich mich für Norwegen, weil ich schon unbedingt mal in das Land reisen wollte und es mir nichts mehr ausmachte, dass dort eine andere Sprache gesprochen wird. Mein erster Eindruck von den Norwegern war, sie sind alle sehr nett und haben mich mit offenen Armen empfangen. Besonders meine beiden Gastfamilien waren sehr freundlich zu mir. Sie haben mich in ihren norwegischen Alltag integriert und mir immer ihre Hilfe angeboten. Mit der Verständigung war es nicht immer so einfach, da nicht alle Familienmitglieder Englisch sprachen. In beiden Familien konnte die Mutter besser Englisch sprechen als der Vater. Trotzdem haben sich alle bemüht sich mit mir zu unterhalten. Auch wenn es manchmal nur mit „Händen und Füßen“ möglich war. Ich habe mich also richtig wohl in meinem neuen Heim gefühlt. Den besagten Fisch, für den die Norweger so bekannt sind, gab es auch nicht so oft zu essen, worüber ich sehr dankbar war. In Norwegen gibt es aber ein weiteres Nationalgericht, dass bei uns gar nicht bekannt ist, „Schafskopf“. Dabei handelt es wirklich um einen halben Schafskopf, der besonders zubereitet auf einem Teller serviert wird. Darüber war ich ein wenig erschrocken. Ich habe es nicht selber probiert, doch das Gericht soll sehr gut schmecken, wenn man von dem Anblick nicht gestört wird. Zu jedem Essen wird in Norwegen nur Wasser aus dem Wasserhahn getrunken, weil es sehr sauber und gesund ist. Mit meinen beiden Gastmädchen, Petrikka und Maria, habe ich mich nicht gleich auf Anhieb gut verstanden. Ich denke, der Grund dafür war, dass wir am Anfang noch einige Verständigungsschwierigkeiten hatten und drei grundverschiedene Typen sind. Doch nach etwas Zeit lernten wir uns mehr kennen und haben uns immer besser verstanden. Die Partnerschule von der Emil-Possehl-Schule „SLÅTTHAUG VIDEREGÅENDE SKOLE“ in Bergen ist, so wie die Emil- Possehl- Schule, eine Technikschule. Es gibt verschiedene Grundkurse die man belegen kann. Dazu gehören, wie bei uns auch, Bautechnik, Elektrotechnik und Maschinenbau. Weitere Fächer sind Gemeinschaftskunde, Norwegisch, Englisch und Sport. Anders als bei uns ist, dass jedes Jahr zwischen den Fächern gewechselt wird, d.h. im letzten Jahr hatten Maria und Pettrika Mathe und dafür in diesem Jahr Gemeinschaftskunde.

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Erfahrungsbericht „Norwegen“ vom 06.04.- 27.04.2010 von Tina Frank

Ein erfolgreicher Monat mit viel englischer Sprache und neuen Erfahrungen liegt nun hinter mir. Erst einmal kann ich sagen, dass ich die Zeit in Norwegen sehr genossen habe und mir der Aufenthalt dort ein ganzes Stück Lebenserfahrung gebracht hat. Während dieser Zeit habe ich in zwei Gastfamilien gelebt. Aber warum habe ich mich dafür entschieden? Im Englischunterricht fiel es mir immer schwer einfach drauf los zu reden. Vor Klausuren habe ich mich immer gut vorbereitet, doch nie konnte ich über eine gute Zensur freuen. Mir fehlten die nötigen Vokabeln, um mich gehobener auszudrücken. Alles das gab mir den Antrieb etwas dagegen zu unternehmen. Durch einige Bekannte und Freunde habe ich erfahren, dass ein Auslandsaufenthalt die beste Lösung ist. Meine Erwartungen und Ziele waren die Scheu vor dem Sprechen zu überwinden, mein Vokabular und Grammatik zu verbessern. Erst Freunde haben mich auf das Land Norwegen gebracht, weil sie durch eigene Erfahrungen sagen können wie gut die Menschen dort Englisch sprechen. Ich habe lange darüber nachgedacht ob es nicht besser ist in ein englischsprachiges Land zu reisen. Doch letztendlich entschied ich mich für Norwegen, weil ich schon unbedingt mal in das Land reisen wollte und es mir nichts mehr ausmachte, dass dort eine andere Sprache gesprochen wird.

Mein erster Eindruck von den Norwegern war, sie sind alle sehr nett und haben mich mit offenen Armen empfangen. Besonders meine beiden Gastfamilien waren sehr freundlich zu mir. Sie haben mich in ihren norwegischen Alltag integriert und mir immer ihre Hilfe angeboten. Mit der Verständigung war es nicht immer so einfach, da nicht alle Familienmitglieder Englisch sprachen. In beiden Familien konnte die Mutter besser Englisch sprechen als der Vater. Trotzdem haben sich alle bemüht sich mit mir zu unterhalten. Auch wenn es manchmal nur mit „Händen und Füßen“ möglich war. Ich habe mich also richtig wohl in meinem neuen Heim gefühlt.

Den besagten Fisch, für den die Norweger so bekannt sind, gab es auch nicht so oft zu essen, worüber ich sehr dankbar war. In Norwegen gibt es aber ein weiteres Nationalgericht, dass bei uns gar nicht bekannt ist, „Schafskopf“. Dabei handelt es wirklich um einen halben Schafskopf, der besonders zubereitet auf einem Teller serviert wird. Darüber war ich ein wenig erschrocken. Ich habe es nicht selber probiert, doch das Gericht soll sehr gut schmecken, wenn man von dem Anblick nicht gestört wird. Zu jedem Essen wird in Norwegen nur Wasser aus dem Wasserhahn getrunken, weil es sehr sauber und gesund ist.

Mit meinen beiden Gastmädchen, Petrikka und Maria, habe ich mich nicht gleich auf Anhieb gut verstanden. Ich denke, der Grund dafür war, dass wir am Anfang noch einige Verständigungsschwierigkeiten hatten und drei grundverschiedene Typen sind. Doch nach etwas Zeit lernten wir uns mehr kennen und haben uns immer besser verstanden.

Die Partnerschule von der Emil-Possehl-Schule „SLÅTTHAUG VIDEREGÅENDE SKOLE“ in Bergen ist, so wie die Emil- Possehl- Schule, eine Technikschule. Es gibt verschiedene Grundkurse die man belegen kann. Dazu gehören, wie bei uns auch, Bautechnik, Elektrotechnik und Maschinenbau. Weitere Fächer sind Gemeinschaftskunde, Norwegisch, Englisch und Sport. Anders als bei uns ist, dass jedes Jahr zwischen den Fächern gewechselt wird, d.h. im letzten Jahr hatten Maria und Pettrika Mathe und dafür in diesem Jahr Gemeinschaftskunde.

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Am Anfang war es schwierig für mich den Kontakt zu den anderen Schülern der Klasse herzustellen. Genauso wie ich scheuten auch sie sich mich auf Englisch anzusprechen. Doch nach kurzer Zeit kamen viele Mitschüler auf mich zu und unterhielten sich mit mir. Ich war erstaunt, wie gut doch die Norweger Englisch sprechen können. Jeder der mich ansprach, konnte sich flüssig mit mir unterhalten und ich hatte nicht das Gefühl, dass ihnen das Englisch sprechen Schwierigkeiten bereitet. Ich konnte wahrnehmen, dass man in Norwegen viel öfter mit der englischen Sprache konfrontiert wird. Das zeigt sich zum Beispiel, wenn man den Fernseher einschaltet. Viele ausländische Serien und Filme werden nicht in die norwegische Sprache synchronisiert, sondern in englischer Sprache mit norwegischen Untertiteln ausgestrahlt. Aus meiner Sicht sind dadurch die Menschen in Norwegen viel mehr mit der englischen Sprache vertraut und gehen offener damit um.

An meinem ersten Schultag wurde ich von drei Lehrern empfangen. Alle Lehrer hatten ein Lächeln im Gesicht und es kam mir so vor, als hätten sie sich schon wochenlang auf mich gefreut. Das gab mir ein Gefühl hier willkommen zu sein. Der Klassenlehrer von Petrikka und Maria war während meines Aufenthaltes an der Schule mein Ansprechpartner. Einen besseren Lehrer hätte ich nicht bekommen können. Er unterrichtete Bautechnik und obwohl er kein Englisch unterrichtete sprach er ohne Fehler, wie es für mich erschien. Gleich am ersten Tag begleitete er mich zum Busbahnhof, um eine Busfahrkarte für mich zu kaufen. Die Fahrkarte wurde mir von der Schule bezahlt. Zusätzlich erhielten Maria, Petrikka und ich etwas Geld von der Schule, um in Bergen einige Museen und Veranstaltungen zu besuchen. Wir konnten sogar einmal gemeinsam Pizza essen gehen, was in Norwegen nicht so billig ist wie bei uns.

Für die Arbeit in der Schule sowie für die Kommunikation mit den Daheimgebliebenen wurde mir von der Schule ein Laptop zur Verfügung gestellt. Aber nicht nur ich hatte einen Laptop, jeder Schüler erhält hier gegen einen kleinen zu entrichtenden Geldbetrag einen Rechner. Davon war ich sehr beeindruckt. Am Ende der Schulzeit kann der Laptop von den Schülern für einen geringen Betrag käuflich erworben werden (Gesamtkosten ca. 200 €). Der Vorteil dabei war, dass jeder Schüler die Möglichkeit erhält mit einem Laptop zu arbeiten. Doch ein Nachteil ist, dass im Unterricht oft gar nicht richtig zugehört wird, da viele nur auf ihren Laptop starren und bei Facebook chatten.

Die Lehrer sind sehr hilfsbereit und aufgeschlossen gegenüber den Schülern. Es kam mir oft so vor, als wären sie ein guter Freund für die Schüler. Es wird viel gemeinsam unternommen. Schüler und Lehrer arbeiten an vielen gemeinsamen Projekten. Beispielsweise wurde gerade eine kleine Garage auf dem Schulgelände gebaut. Konstruiert und errichtet wurde diese von Lehrern und Schülern gemeinsam.

Der Schultag war für mich aufgeteilt. Einige Stunden habe ich mit der Klasse verbracht und den Rest des Tages habe ich mit Petrikka und Maria an einem CAD- Programm gearbeitet. Einige Erfahrungen hatte ich bereits in meinem letzten Praktikum mit dem CAD – Programm gesammelt, konnte diese aber hier weiter vertiefen. Wir haben Häuser und Gebäude nach unseren Vorstellungen konstruiert.

In den „normalen“ Unterrichtsstunden konnte ich nicht ganz soviel verstehen, da der Unterricht meist auf Norwegisch durchgeführt wurde. Aber dann habe ich mich einfach ein bisschen berieseln lassen oder anhand der Bilder und Präsentationen dem Unterricht versucht zu folgen. Einige Unterrichtseinheiten wurden auf Englisch unterrichtet, damit ich auch etwas davon hatte.

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Während meines Aufenthaltes wurden gemeinsame Ausflüge durchgeführt. Wir besichtigten eine riesige Baustelle. Hier sollen später Maschinen hergestellt werden, die das Erdöl vom Meeresboden hochpumpen. Die Baustelle umfasste eine ganze Insel. Hier werden riesige Gebäude und ein Schiffsanlegeplatz entstehen. Die Bauzeit beträgt noch mehrere Jahre.

Ein weiterer Ausflug führte zu den „Golden Mountains“. Auf meinen Wunsch, die Natur noch besser kennenzulernen, fuhr ich mit einigen Schülern und einem Lehrer, der sich in den Bergen auskannte, zu einem bekannten Wanderweg. Der Aufstieg war ziemlich anstrengend, doch auch spannend. Nach einigen Höhenmetern kamen wir in einen dichten Nebel und der Schnee war ca. 1 m hoch. Wir stapften durch den Schnee und folgten den Steinblöcken. Es war ein sehr schöner Ausflug, den ich sehr genossen habe.

Bergen hat eine eigene Architektenschule, die Petrikka, Maria und ich einen Tag besuchten. Beim ersten Anblick sah die Schule sehr verkommen und ungepflegt aus. Wir bekamen eine kleine Führung bei der sich einige Fragen klärten. Im ersten Studienjahr können hier alle Studenten ausprobieren und rumexperimentieren womit sie möchten. Die Studenten haben sich z.B. ein eigenes kleines Haus gebaut, auf dem man in der Pause sitzen kann. An ihrem eigenen Schulgebäude testen sie Wärmedämmungen und andere Dinge. Im zweiten Studienjahr baut jeder Schüler sich seinen eigenen Schreibtisch, auf dem er Zeichnungen anfertigen kann. Der direkte praktische Bezug ist aus meiner Sicht eine gute und interessante Lernweise.

Während eines Schulrundgangs konnte ich erkennen wie vielseitig unsere Partnerschule in Bergen ist. Es gibt hochwertige Maschinen an denen die Schüler arbeiten können. Es wird versucht alle im Unterricht behandelten technischen Themen sofort in die Praxis umzusetzen. Dadurch wird aus meiner Sicht den Schülern der Einstieg in das Berufsleben erleichtert.

In der Schule werden auch Menschen mit Behinderung unterrichtet. Sie werden in den Schulalltag integriert und es gibt keine Berührungsängste. Es gibt zum Beispiel eine Klasse mit behinderten Jugendlichen, die Bilderrahmen aus Holz herstellen. Ziel ist es, diesen Menschen, die in ihrem Leben noch nicht so viele Erfolge hatten, zu zeigen, dass auch sie für etwas gut sind. Es wird ihnen neuer Lebensmut gegeben. Auch in der Schulbibliothek und in der Cafeteria arbeiten Menschen mit Behinderungen. Ich war sehr davon beeindruckt, dass dieses Thema so gut aufgenommen wird.

Für die Schüler in Bergen gibt es viele Möglichkeiten zwischen den Schularten zu wählen. Bergen besitzt beispielsweise eine Farmerschule, an der man zwischen den Hauptfächern Hund, Kleintiere oder Pferde wählen kann. Nach dem Schulabschluss kann dann eine Berufsausbildung zum Landwirt oder zum Tierarzt begonnen werden. Weiterhin gibt es eine Schule für Schiffsinteressierte. Dort wird man auf einen spätere Ausbildung zum Kapitän oder zum Bootsbauer vorbereitet. Durch diese Auswahl kann jeder Schüler seinen Interessen folgen und lernen, was ihm Spaß macht.

Nach der Schule und an den Wochenenden habe ich viel mit den Freunden von Maria und Petrikka unternommen. Beim ersten Bummel durch Bergen war ich etwas enttäuscht. Ich hatte mir die Stadt größer und die Häuser bunter vorgestellt. Von diesen Häusern sah ich auf den ersten Blick nur wenige. Doch nach einigen Tagen und weiteren Rundgängen durch die Stadt kamen wir auch in kleinere, engere Gassen. Hier hatte jedes Haus wirklich eine andere Farbe und sie standen dicht an dicht. Es kam mir so vor, als hätte jedes Haus einen eigenen Charakter, weil jedes etwas Besonderes an sich hatte.

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An einem Nachmittag fuhren wir mit der Bahn auf den Berg „Floien“. Von oben konnten wir ganz Bergen überblicken. Es war ein wunderschöner Moment. Ich konnte die Schiffe am Hafen anlegen sehen, die vielen Häuser, die dicht an dicht stehen und die sieben Berge, die um Bergen verteilt sind.

An den Wochenenden bin ich mit Maria und Petrikka zu ihren Ferienhäusern gefahren. Sie liegen beide auf verschiedenen Inseln. Die Namen der Inseln konnte ich mir leider nicht merken. Das Ferienhaus von Petrikkas Familie ist noch ziemlich neu. Ihr Vater hat es fast alleine gebaut. Ich war überwältigt von der Größe und der Lage des Hauses. Die Insel ist nur sehr klein und die Häuser sind überall verstreut. Das Haus hat einen großen Balkon, von dem man direkt aufs Meer sehen kann. Die Terrasse ist noch nicht ganz fertig, doch Petrikka hat mir erzählt das dort noch ein großer Barbecueplatz entstehen soll. Im Haus ist es sehr gemütlich, da alles aus Holz ist und es kleine nette Zimmer gibt. Am Meer war es atemberaubend. Das Wasser schlug hoch aufschäumend gegen die Steine und man hatte einen weiten Blick über das Meer.

Am letzten Wochenende meines Norwegenaufenthaltes besuchten wir mit Marias Familie ihr Ferienhaus. Es ist ein kleines rotes Haus, von dem man direkt auf das Wasser zwischen den Bergen sehen kann. Es hat mir noch besser gefallen als das Haus von Petrikka, weil es so klein und gemütlich ist. Die Zimmer sind winzig, aber immer noch groß genug für ein Bett. Im Wohnzimmer ist ein Kamin, mit dem das Haus beheizt wird. Durch das große Fenster hat man einen wunderschönen Blick auf das Wasser. An einem Tag nahmen wir uns Angeln und los ging es mit einem kleinen Boot auf den Fjord. Maria fuhr uns an eine Stelle, wo sie der Meinung war, schon viele Fische gefangen zu haben. Doch am Anfang hatten wir nicht ganz so viel Erfolg. Nach einiger Zeit hatte Maria ein riesigen Fisch an der Angel. Man merkte es daran, dass die Angel sich durchbog beim Hochholen des Fisches. Ich hatte vorher so etwas noch nie gesehen. Das musste ein unglaublicher Fisch sein. Kurz bevor er an der Oberfläche war, riss er den Haken ab und schwamm davon. Maria meinte der Fisch war ca. sechs Kilo schwer. Es blieb aber nicht der einzige Fisch der angebissen hat. Wir angelten noch etwas kleinere Fische, die für mich bereits sehr groß erschienen. Der größte war vier Kilo schwer. Doch an meiner Angel bewegte sich nie etwas. Ich bekam keinen einzigen Fisch und war sehr enttäuscht. Sehr gern hätte ich auch davon erzählt, welch großen Fisch ich gefangen habe. Trotzdem freute ich mich über die anderen Erfolge.

Auf der Terrasse des Ferienhauses gibt es einen kleinen „Whirlpool“. Dabei handelt es sich um ein Becken aus Holz in dem das Wasser durch Feuerholz erwärmt wird. Abends als es dunkel war hatte das Wasser ca. 40°C. Das Gefühl im warmen Wasser zu sitzen und dabei in den Himmel zu schauen und den Mond zu sehen, war einfach wunderbar. Viele Familien in Norwegen haben ihr eigenes Ferienhaus. Oft sind es sogar zwei. Ein Sommerhaus und eins direkt an einem Skigebiet, wo man den Winter verbringen kann. Die Natur in Bergen ist sehr schön. Es ist nicht weit zu den Bergen und für einen tollen Ausflug ist die Natur gibt es viele Möglichkeiten. Die Fjorde, die sich zwischen die Berge drängeln, sehen gigantisch aus.

Aber auch hier gibt es Menschen, die ihre schöne Natur nicht achten. Oft haben wir am Waldrand und auf den Straßen Müll liegen sehen. Er wird einfach zur Seite geschmissen. Ich hatte das Gefühl, viele wissen gar nicht, was sie damit anrichten.

Während meines Aufenthaltes habe ich einiges über das Land Norwegen erfahren. Es gibt viele Immigranten, die vor allem in Bergen und in Oslo leben. In Oslo sind die Hälfte der Einwohner Immigranten. Sie kommen nach Norwegen, weil hier gute Arbeitsbedingungen herrschen und sie von den Norwegern unterstützt werden. Den Einheimischen gefällt diese

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Herangehensweise des Staates nicht so gut. Es sei in Ordnung, wenn das Land Einwanderer unterstützte, aber es seien einfach zu viele. Der Grund ist, dass es kein Limit für die Anzahl der Einwanderer vorhanden ist.

Mir ist aufgefallen, dass der soziale Lebensstandard in Norwegen besser ist. Für Jugendliche werden viele Freizeitmöglichkeiten angeboten. In jedem Stadtviertel gibt es ein „Freizeithaus“, in dem z.B. Tischtennis, Spiele und andere Aktivitäten gespielt werden können. An einem Nachmittag waren wir in einer Sporthalle, wo es eine große Skatebahn, ein Trampolin, eine Kletterwand und Computer, mit denen man ins Internet gehen konnte, gab. Der Eintritt ist kostenlos und man konnte solange bleiben, wie man möchte. Meiner Meinung nach ist dies eine Chance, auch den Jugendlichen etwas zu bieten, die sich nicht ganz so viel leisten können. Außerdem werden die Kids dazu bewegt nicht nur zu Hause rumzusitzen.

In jedem Stadtteil gibt es ein kleines Krankenhaus. Hier werden kleinere Verletzung oder Erkrankung behandelt. Erst, wenn es sich um schwerwiegendere Erkrankung handelt, werden die Patienten in eine größere Klinik gebracht, die dann auch weiter entfernt sein kann.

Die Lebenshaltungskosten in Norwegen sind sehr hoch. Dafür verdient ein Arbeitnehmer mehr als in Deutschland. Petrikka verdient bei ihrem Nebenjob in einem Blumenladen umgerechnet ca. 15- 20 Euro pro Stunde. Nimmt ein Elternteil an einer Aus- oder Weiterbildung teil und verdient in dieser Zeit kein Geld, dann bekommen die Kinder über die Schule ein wenig „Taschengeld“. Somit werden auch die Familien, die nicht so viel Geld haben, durch den Staat unterstützt.

Zusammenfassend hat mich die Natur, das Schulsystem und die Jugendarbeit sehr beeindruckt.

Abschießend kann ich sagen, dass ich durch den Aufenthalt in Norwegen viel gelernt habe. Ich hoffe, dass noch viele Schüler der Emil-Possehl-Schule diese Möglichkeit des Schüleraustausches nutzen. Ich kann es jedem weiter empfehlen. Es ist nicht so wichtig in ein englischsprachiges Land zu reisen, um seine Englischkenntnisse zu erweitern. Schon die drei Wochen haben mir geholfen, die Scheu im Sprechen zu überwinden und neue Wörter anzuwenden. Die Norweger sind sehr aufgeschlossene und freundliche Menschen, die jederzeit bereit sind, einem zur Seite zu stehen. Bei dieser Reise habe ich neue Freunde in einem anderen Land gefunden. Ich habe gelernt stark zu bleiben und auf mich selbst gestellt zu sein. Dennoch war es schön wieder zu Hause anzukommen und die Erlebnisse mit meiner Familie und meinen Freunden zu teilen.

Im Anschluss an meinen Aufenthalt in Norwegen waren Maria und Petrikka für 10 Tage bei mir zu Gast. Ich hoffe, es hat ihnen genauso gut gefallen wie mir.

Ich danke der Emil-Possehl-Schule, dem Förderverein „Europaschulen“ und meinen Eltern, die mir diese Reise ermöglicht haben.

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Ferienhaus von Petrikkas Familie

Wanderung auf die „Golden Mountains“

Maria und Petrikka am Flughafen

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Natur von Norwegen

Blick auf Bergen von „Floien“