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A A 1 Auswahl des Leasingobjekts: Der Leasingnehmer sucht das Leasing- objekt bei einem Händler oder Hersteller aus. 2 Leasingvertrag: Der Leasingvertrag wird zwischen Leasinggeber und Leasingnehmer abgeschlossen. 3 Kaufvertrag: Der Leasinggeber schließt mit dem Händler/Hersteller einen Kaufvertrag über das Leasingobjekt (Regelfall) ab oder tritt in einen bereits zuvor zwischen Leasingnehmer und Händler/Hersteller geschlossenen Kaufvertrag ein (Eintrittsmodell). 4 Lieferung des Leasingobjekts: Im Regelfall liefert der Händler/Her- steller das Leasingobjekt direkt an den Leasingnehmer. Bei Übernahme des Leasingobjektes fungiert der Leasingnehmer als Erfüllungsgehilfe des Leasinggebers. 5 Bezahlung des Leasingobjekts: Der Leasinggeber zahlt den Kauf- preis für das gelieferte Leasingobjekt an den Händler/Hersteller und erwirbt Eigentum am Leasingobjekt. 6 Ratenzahlung: Der Leasingnehmer hat für den Gebrauch am Leasing- objekt (meist monatliche) Leasingraten an den Leasinggeber zu zahlen. 7 Mängelhaftung/Gewährleistung: Bei Mängeln am Leasingobjekt während der Gewährleistungs- und/oder Garantiezeit kann der Leasingnehmer wie ein Käufer direkt gegen den Händler/Hersteller vorgehen: Der Leasinggeber hat seine kaufrechtlichen Ansprüche aus dem Kaufvertrag (Nr. 3) mit dem Händler/Hersteller an den Lea- singnehmer übertragen. B Nach Angeben des Bundes deutscher Leasinggesellschaften finan- zierten deutsche Praxen und Kliniken 2009 Medizintechnik für rund 433 Millionen Euro über Leasing. Bilder: Leasing im Mittelstand 2010 des BDL B 21 Management 9/2011 Kurze Innovationszyklen bei medizintechnischen Geräten und erhöhter Wettbewerbsdruck machen den Weg für moderne Finanzierungsformen frei Lieber mal an Leasing denken Geleast werden kann mittlerweile nahezu alles – von der Laboraus- stattung bis zum Bereitschaftsfahr- zeug. Medizintechnikhersteller bieten ihren Kunden in Eigenregie oder mit Partnern verstärkt Leasing- verträge an. Für Krankenhäuser bietet das die Chance, den Geräte- park optimal auf die finanziellen und technischen Gegebenheiten abstimmen zu können. I n einer Erhebung des Deutschen Krankenhaus Instituts (DKI) aus dem Januar 2009 [1] errechnete der Autor Dr. Matthias Offermanns eine Förderungssumme für alle Allgemeinkrankenhäuser ab 50 Bet- ten: insgesamt 3,26 Milliarden Euro an Investitionen aus Pauschalför- dermitteln und ein Bedarf in Höhe von 4,12 Milliarden für Einzelför- derungen. Mit diesen Fördermitteln hätten die Kliniken 2009 eine Ge- samtsumme von 7,38 Milliarden Euro Kostendruck versus technische Ausstattung Welche Summe 2009 tatsächlich von Krankenhäusern in Medizintechnik investiert wurde, darüber gibt das Krankenhausbarometer 2010 des kurzfristig investieren können. Zur Verteilungsabsicht der Fördersumme befragte das DKI 180 Allgemeinkran- kenhäuser: Die Verwendung der In- vestitionsmittel nach Bereichen hängt davon ab, ob Pauschal- oder Einzel- fördermittel verwendet werden. Bei der Verwendung von Pauschal- fördermitteln hätten die Kliniken zu 43 Prozent (1,41 Milliarden Euro) in Medizintechnik investiert. Auch bei der Verwendung von Einzel- fördermitteln spielt der Sektor Medi- zintechnik eine Rolle. 250 Millionen Euro hätten die Krankenhäuser hier eingesetzt. Summiert man nun beide Beträge, ergibt sich eine Summe von 1,66 Milliarden Euro, die Krankenhäu- ser 2009 in medizintechnische Geräte hätten investieren können. So lässt sich schlussfolgern, dass die Medizin- technikbranche aufgrund der Summe und der Dringlichkeit der Investitio- nen von den Aufträgen der Kliniken maßgeblich hätte profitieren können. Robert Hiermann, Geschäftsführer der MLR Mobilien Leasing Regensburg: „Für etablierte Kliniken gibt es bei der Bonitätsprüfung selten Probleme.“ Bild: MLR

Transcript of erhöhter Wettbewerbsdruck machen den Weg ... - ktm-journal.de · Management 23 9/2011 ob sie das...

A A1 Auswahl des Leasingobjekts: Der Leasingnehmer sucht das Leasing-

objekt bei einem Händler oder Hersteller aus.2 Leasingvertrag: Der Leasingvertrag wird zwischen Leasinggeber und

Leasingnehmer abgeschlossen.3 Kaufvertrag: Der Leasinggeber schließt mit dem Händler/Hersteller

einen Kaufvertrag über das Leasingobjekt (Regelfall) ab oder tritt in einen bereits zuvor zwischen Leasingnehmer und Händler/Hersteller geschlossenen Kaufvertrag ein (Eintrittsmodell).

4 Lieferung des Leasingobjekts: Im Regelfall liefert der Händler/Her-steller das Leasingobjekt direkt an den Leasingnehmer. Bei Übernahme des Leasingobjektes fungiert der Leasing nehmer alsErfüllungsgehilfe des Leasinggebers.

5 Bezahlung des Leasingobjekts: Der Leasinggeber zahlt den Kauf-preis für das gelieferte Leasingobjekt an den Händler/Hersteller und erwirbt Eigentum am Leasingobjekt.

6 Ratenzahlung: Der Leasingnehmer hat für den Gebrauch am Leasing -objekt (meist monatliche) Leasingraten an den Leasinggeber zu zahlen.

7 Mängelhaftung/Gewährleistung: Bei Mängeln am Leasingobjektwährend der Gewährleistungs- und/oder Garantiezeit kann derLeasing nehmer wie ein Käufer direkt gegen den Händler/Herstellervorgehen: Der Leasinggeber hat seine kaufrechtlichen Ansprücheaus dem Kaufvertrag (Nr. 3) mit dem Händler/Hersteller an den Lea-singnehmer übertragen.

B Nach Angeben des Bundes deutscher Leasinggesellschaften finan-zierten deutsche Praxen und Kliniken 2009 Medizintechnik für rund433 Millionen Euro über Leasing. Bilder: Leasing im Mittelstand 2010 des BDLB

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Kurze Innovationszyklen bei medizintechnischen Geräten und erhöhter Wettbewerbsdruck machen den Weg für moderne Finanzierungsformen frei

Lieber mal an Leasing denkenGeleast werden kann mittlerweilenahezu alles – von der Laboraus -stattung bis zum Bereitschaftsfahr-zeug. Medizintechnikhersteller bieten ihren Kunden in Eigenregieoder mit Partnern verstärkt Leasing-verträge an. Für Krankenhäuser bietet das die Chance, den Geräte-park optimal auf die finanziellenund technischen Gegebenheitenabstimmen zu können.

In einer Erhebung des DeutschenKrankenhaus Instituts (DKI) aus

dem Januar 2009 [1] errechnete der Autor Dr. Matthias Offermanns eine Förderungssumme für alle Allgemeinkrankenhäuser ab 50 Bet-ten: insgesamt 3,26 Milliarden Euroan Investitionen aus Pauschalför -dermitteln und ein Bedarf in Höhe von 4,12 Milliarden für Einzelför -derungen. Mit diesen Fördermittelnhätten die Kliniken 2009 eine Ge -samtsumme von 7,38 Milliarden Euro

Kostendruck versus technische Ausstattung

Welche Summe 2009 tatsächlich vonKrankenhäusern in Medizintechnikinvestiert wurde, darüber gibt dasKrankenhausbarometer 2010 des

kurzfristig investieren können. ZurVerteilungsabsicht der Fördersummebefragte das DKI 180 Allgemeinkran-kenhäuser: Die Verwendung der In -vestitionsmittel nach Bereichen hängtdavon ab, ob Pauschal- oder Einzel-fördermittel verwendet werden. Bei der Verwendung von Pauschal-fördermitteln hätten die Kliniken zu 43 Prozent (1,41 Milliarden Euro)in Medizintechnik investiert.Auch bei der Verwendung von Einzel-fördermitteln spielt der Sektor Me di -zintechnik eine Rolle. 250 MillionenEuro hätten die Krankenhäuser hiereingesetzt. Summiert man nun beideBeträge, ergibt sich eine Summe von1,66 Milliarden Euro, die Krankenhäu-ser 2009 in medizintechnische Ge rätehätten investieren können. So lässtsich schlussfolgern, dass die Me dizin -technikbranche aufgrund der Summeund der Dringlichkeit der Investitio-nen von den Aufträgen der Klinikenmaßgeblich hätte pro fitieren können.

Robert Hiermann, Geschäftsführer der MLR

Mobilien Leasing Regensburg: „Für etablierte

Kliniken gibt es bei der Bonitätsprüfung

selten Probleme.“ Bild: MLR

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DKI Aufschluss: Die Investitionsför-derung betrug 2009 2,9 MilliardenEuro. Knapp ein Viertel (22 Prozent)der Investitionsmittel ist in denmedizintechnischen Bereich geflos-sen. Das macht bei besagter Gesamt -förderung 638 Millionen Euro fürMedizintechnik.Laut den Angaben des statistischenBundesamts steigt die durchschnitt -liche Bettenauslastung seit 2006 wieder leicht an (77,5 Prozent imJahr 2009), hat aber noch nicht

wieder die Höchstmarke von 1991(84,1 Prozent) erreicht. Parallelsehen sich Ärzte und Pflegeperso-nal immer besser informierten undanspruchsvolleren Patienten gegen-über. Erstklassige technische Aus -stattung wird zum Pro-Argument für die Wahl eines Krankenhauses.Laut Bund deutscher Leasing gesell -schaften (BDL) finanzierten deutschePraxen und Kliniken im Jahre 2009Medizintechnik für rund 433 Millio-nen Euro über Leasing. Im Vergleichzum Vorjahr bedeutet dies einenZuwachs um 8,5 Prozent. Und auchim ersten Quartal 2010 wuchs derLeasingmarkt in diesem Segment.

Medizintechnik im Leasingmarktist unterrepräsentiert

6,1 Prozent mehr Volumen wurde im Vergleich zu 2009 verzeichnet.Doch nach wie vor ist der BereichMedizintechnik im gesamten Lea-singmarkt eher marginal vertreten.Mit Stand Juli 2010 nimmt der Sek-tor gerade mal ein Prozent ein. DieStudie ,Neue Finanzierungsinstru-mente in der Medizintechnik’ [2]unterscheidet hier die Leasingneh-merseite: Demnach sind privateKrankenhäuser, medizinische Ver -sorgungszentren und niedergelas -sene Ärzte offener für Leasing alsöffentliche Institutionen.Letztere äußern noch verstärkt Be -denken und sprechen von budget-rechtlichen Hürden. Doch gerade in öffentlichen Häusern liegt lautIndustrieverband Spectaris durch

den Investitionsstau der größteHandlungsbedarf. In diesem Kon-text gilt es zu beachten, dass Her -steller medizintechnischer Investi -tionsgüter im Inland unter fünf Prozent ihres Umsatzes über moderne Finanzierungsformen wieLeasing generieren.An dieser Stelle lässt sich mutmaßen,dass es sowohl auf Hersteller- alsauch auf Krankenhausseite noch er -heblichen Informationsbedarf zumThema Leasing gibt. Je höher jedochder Anschaffungswert eines neuenGeräts ist, desto größer ist auch dieBereitschaft des Krankenhauses, Leasing oder ein anderes nutzungs-abhängiges Finanzierungsmodell zuwählen. Auch Geräte, die sehr war-tungsintensiv sind oder einen hohenAnteil an Verbrauchsmate rialienhaben, werden aus Gründen derKostensicherheit eher geleast. Diesführt laut Spectaris zu einem ver-stärkten Angebot an modernenBezahlmodellen im Bereich Endo -skopie und Laborausstattung.

Leasing bläht Anlage vermögennicht unnötig auf

Was aber macht Leasing überhauptzur lohnenden Alternative gegen-über herkömmlichem Kauf und Kredit? Für Leasing spricht vor allem die Tatsache, dass Leasing die Liquidität schont, da das Eigen-kapital in der Regel unangetastetbleibt. Es fallen Raten für den Leasingvertrag an, die sich gege -benenfalls als günstiger erweisen als die Aufwendungen für eineFremd finanzierung.Bei gut kalkulierter Berechnung sind sie darüber hinaus als Betriebs -aus gaben gänzlich absetzbar undverschaffen Klinikbetreiben so einen steuerlichen Vorteil.Ein weiterer, gerade in Zeiten vonBasel II nicht unerheblicher Vorteilbesteht darin, dass Leasing wederdie Unternehmensbilanz belastetnoch das Anlagevermögen unnötigaufbläht. Nicht das Eigentum amWirtschaftsgut, sondern dessen Nut-zung bringt Erträge. Leasing verbrei-tert zudem die Finanzierungsbasiseines Wirtschaftsbetriebs und mini-miert so die Abhängigkeit von Bank-instituten. Zudem prüft eine guteLeasinggesellschaft ein Unterneh-

Verwendung der Investitionsmittel im Jahr 2009. Bild: Krankenhaus Barometer 2010 des DKI

1 Dr. Matthias Offermanns: Kran-kenhaus Trends, Erhebung 2009,Kurzfristige Investitionsmaßnah-men der Krankenhäuser im Jahr2009

2 Methodik der Studie ,Neue Finan-zierungsinstrumente in der Medi-zintechnik‘ des Deutschen Indus-trieverbands für optische, medi -zinische und mechatronischeTechnologien e. V. (Spectaris):über 30 Experteninterviews mitHerstellern, Finanzdienstleistern,Großhändlern, Krankenhäusern.

3 Der Leasingnehmer trägt beimVollamortisationsvertrag über dieVertragslaufzeit alle Kosten wiebeispielsweise für die Anschaf-fung und Refinanzierung sowieeinen Gewinnanteil des Leasing-gebers. Mit Beendigung des Lea-singvertrags ist das Leasingobjektvollständig bezahlt. Dieser Ver-tragstyp eignet sich für alle Wirt-schaftsgüter, die ohne Restwertdurch Leasing finanziert werdensollen.

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ob sie das Gerät zu diesem Restwertkauft, der Leasinggesellschaft zurückgibt und/oder ein neues Gerät least.

Leasing als Finanzierungstrend

Laut bereits erwähnter Spectaris- Studie aus dem Jahr 2007 zeichnetsich ein Wandel bei der Nutzung von Finanzierungsinstrumenten fürMedizintechnik ab. So waren früherder Erwerb über Eigen- und Förder-mittel oder die Finanzierung überdie Hausbank des Kranken hausesgängig. Heute zeichnet sich Leasingals Finanzierungstrend ab. Nutzungs -abhängige Modelle werden verstärktangeboten. Zunehmend findet auchFinanzierung über spezialisierte An -bieter statt. Dabei wird zwischenindirektem Leasing via Finanzinstitutund direktem Leasing mit dem Her-steller oder einer Konzerntochterunterschieden. Am häufigsten ent-scheiden sich Klinikbetriebe für indi-rektes Leasing mit Vollamortisation[3]. Im Fazit der Studie erwarten dieAutoren ein beschleunigtes Wachs-tum für Leasing im Finanzierungsmixdeutscher Krankenhäuser.

Technisch immer auf dem neuesten Stand

Medizingeräteleasing bietet Kran-kenhäusern neben der Schonung des Eigenkapitals weitere Vorteile:Technisch sind sie immer auf demneuesten Stand, weil sie nach Ab-lauf des Leasingvertrags ein neuesGerät bestellen können. Auch dieKalkulation gestaltet sich einfacherals bei einem gekauften Gerät. Denn im Gegensatz zum klassischenBank kredit, bei dem sich Kreditrah-men und Zinskonditionen ständigändern, fällt beim Leasing jedenMonat eine feste Rate an. Somitkann der Verantwortliche direkt vergleichen, ob die Einnahmen, die er mit einem Gerät erzielt, dieKosten rechtfertigen.Abgesehen von der reinen Finan -zierungsform profitiert das Kran -kenhausmanagement bei Wahl des richtigen Leasingpartners schließlichauch von zusätzlicher Beratungs-kompetenz hinsichtlich wirtschaft -licher und steuerlicher Vorteile. Leasinggesellschaften sichern güns -tige Beschaffung und Schonung derfinanziellen Ressourcen.

Robert Hiermann

Kontakt

MLR Mobilien Leasing RegensburgVerwaltungs GmbHTurlweg 2993138 LappersdorfTel.: 09 41 / 28 00-47 73Fax: 09 41 / 28 00-47 [email protected]

Verteilung der Pauschalfördermittel in Höhe von 3,26 Milliarden Euro

men separiert von Entwicklungsten-denzen einer gesamten Branche.Eine Bonitätsprüfung führen Lea -sing anbieter ebenso durch wie dieHausbank. Entscheidet sich ein Krankenhaus -manager für die Anschaffung einesneuen Geräts, tritt die MLR MobilienLeasing Regensburg in den Kauf -vertrag zwischen Her steller undAbnehmer ein. Statt den Kaufpreisdirekt an den Händler zu zahlen,entrichtet der Arzt eine monatlicheRate an die Leasingfirma.Die MLR Mobilien Leasing Regensburgkauft zum Beispiel in Absprache mitdem Krankenhausmanager das ent-sprechende Gerät und übernimmtdie Vertragsverhandlungen mit demAnbieter. Klinikärzte nutzen das Ge -rät nach Bedarf, ohne dass sie dieInvestitionssumme aufbringen müs-sen. Fällig wird einzig die monat lichefeste Leasingrate. Nach Ablauf derLaufzeit – bei medizinischen Groß ge -räten gesetzlich festgelegt sind maxi - mal 86 bis 96 Monate – be steht einRestwert, der sich nach dem dann gül-tigen Marktwert oder Restbuchwertrichtet. Anschließend kann sich dieKrankenhausleitung entscheiden,

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24 Medizintechnik

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In den vergangenen Jahren ist dieZahl der Patienten in den Notauf-nahmen deutscher Kliniken um rund 16 Prozent gestiegen. Opti-mierte Arbeitsabläufe spielen des-halb eine wichtige Rolle, um diePatienten adäquat versorgen zukönnen. Zur Diagnose ließ es sichbisher allerdings nicht umgehen,Proben an ein Labor zu versenden.Um Verzögerungen zu verhindernund Kosten zu sparen, wurde dasKonzept des Point-of-Care-Testings(Poct) entwickelt, das auf einerraschen, patienten nahen Labor -diagnostik noch direkt in der Not-aufnahme basiert.

In der Fachwelt ist das Poct-Konzeptnach wie vor umstritten – und doch

hat es sich in der Notaufnahme desKlinikums Frankfurt (Oder) bereitsseit zwei Jahren bewährt. „In meh -reren Fällen konnte erst durch dasPoct innerhalb weniger Minuten dierichtige Diagnose gestellt und deut-lich schneller agiert werden“, be -richtet Dr. Petra Wilke, Chefärztinder zentralen Notaufnahme im Klinikum Frankfurt (Oder).Auch Prof. Dr. Wilfried von Eiff, Professor für Krankenhausmanage-ment an der Universität Münster und Leiter des Centrum für Kranken-hausmanagement, kennt die Vor -

Erste Ergebnisse binnen weniger Minuten

Teil des Poct-Konzepts ist das Ana ly -se gerät AQT90 Flex der Radio meterGmbH. Es misst laut Hersteller kar-diale sowie Gerinnungs- und Infek -tionsmarker in einer ein zi gen Probe.Mischen und Nachweis er fol genautomatisch, es ist keine zeitauf wen -dige Probenvorbereitung erforder-lich. So lassen sich bestimmte Labor-parameter wie der Troponinspiegeloder auch das erhöhte D-Dimer bin-nen weniger Minuten ermitteln.Die Ergebnisse bestimmen die Be -handlungsdringlichkeit der Patienten.So können zum Beispiel die WerteTroponin zur Analyse einer kardialenIschämie sowie NT-ProBNP zum Aus-schluss einer Herzinsuffizienz inner-halb von 20 Minuten festgestellt wer-den, was zuvor etwa 45 bis 70 Minu-ten dauerte. „Da durch lässt sichschnell eine zielgerichtete Behand-lung von Risiko patienten einleiten“,betont Dr. Petra Wilke.Die Relevanz des Poct-Konzepts zeigtsich an einem Fallbeispiel: Ein 83-Jäh -riger wurde vom Ret tungs dienst mitdem Verdacht auf eine Norovirus-In -fektion in die Notaufnahme ein ge -liefert. Alle Symptome deu teten da -rauf hin. Die routine mäßige Analysedurch den AQT90 Flex er gab abereinen stark erhöhten Troponinwertund folglich die Diagnose Herzinfarkt.Der Patient wurde daraufhin derHerzkatheter-Intervention zugeführt.

Point-of-Care-Testing erhöht die Diagnosesicherheit, spart Zeit und Ressourcen

Mehr Sicherheit für Notfallpatienten

Teil des Poct-Konzepts ist die Vor-Ort-Analyse von

Laborparametern, die zur weiteren Behandlung

der Notfallpatienten ausschlaggebend sind. Bild: Radiometer

Dr. Petra Wilke, Chefärztin der zentralen

Notaufnahme im Klinikum Frankfurt (Oder):

„Die Ergebnisse des AQT90 Flex liegen

bereits nach 20 Minuten vor. Dadurch lässt

sich schnell eine ziel gerichtete Behandlung

von Risiko patienten einleiten.“ Bild: Dr. Petra Wilke

Der AQT90 Flex liefert innerhalb

von 20 Minuten Ergebnisse. Bild: Radiometer

züge des Konzepts: „Das Problembei der Analyse durch externe Labore liegt vor allem darin, dass die Bearbeitungszeiten stark variie-ren. Ob ein Ergebnis nach 60 odergar erst nach 90 Minuten vorliegt, ist besonders auch von der Tages-zeit abhängig. In der Folge ist eskaum möglich, die Notaufnahmeeffizient zu organisieren und dieweitere Patientenbehandlung sinnvoll zu planen.“Da es immer wieder einmal vor-kommt, dass sich die Verdachts -diagnose nicht bestätigt, ist es wich-tig, noch vor Ort eine Diagnostikdurchführen zu können. So kanneine falsche Erstbehandlung ver -mieden werden.

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Prof. Dr. Wilfried von Eiff, Professor

für Krankenhausmanagement an der

Universität Münster: „Das Problem

bei der Analyse durch ein externes

Labor liegt vor allem auch darin,

dass die Bearbeitungszeiten stark

variieren und als Konsequenz die

Not aufnahme wenig effizient organi-

siert werden kann.“ Bild: Prof. Dr. von Eiff

Kontakt

Radiometer GmbHLinsellesstraße 14247877 WillichTel.: 0 21 54 / 8 18-0Fax: 0 21 54 / 8 18-1 [email protected]

Klinikum Frankfurt (Oder) GmbHMüllroser Chaussee 715236 Frankfurt (Oder)Tel.: 03 35 / 5 48-0Fax: 03 35 / 5 48-20 [email protected]

CKM Centrum für KrankenhausmanagementRöntgenstraße 948149 MünsterTel.: 02 51 / 83-3 14 40Fax: 02 51 / 83-3 14 [email protected]

25Medizintechnik

Die Diagnosestellung zu optimieren und damit dieadäquate Versorgung der Patienten zu ermöglichen,ist das Ziel des Poct-Konzepts. Ferner dient die rascheAnalyse auch der Prozessoptimierung und damit derKosteneinsparung.

Sofortanalyse spart begrenzte Ressourcen und verringert den Aufwand

„Durch eine zügige Primär diagnos tik können vorhan -dene und teilweise limitierte Ressourcen gespartwerden“, erklärt die Chefärztin Dr. Wilke. So lässt es sich dank der schnellen Unter suchungsergebnissevor Ort zum Beispiel umgehen, ein langwieriges CT- oder MRT-Verfahren durchzu führen.Zudem kann eine Fehlbelegung und eine zu langeVerweildauer der Patienten in der überfüllten Not-aufnahme dank der Sofort diagnostik vermiedenwerden. Darüber hinaus ermöglicht das Analyse -gerät die Parallelbestimmung meh rerer Parameterin kurzer Folge, was die Anzahl der Ergebnisse ineinem festgelegten Zeitraum erhöht. ■

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38 Special Facility Management

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Augsburger Klinikum setzt auf elektronische Unterstützung bei der Generalsanierung während des laufenden Betriebs

Jederzeit einen Plan vom Ganzen

Um- und Neubaumaßnahmen in der Größenordnung von hundertenMillionen Euro sind entsprechendkomplex, zeit- und ressourceninten-siv. Damit alle Beteiligten jederzeitwissen, was zu tun ist und was be -reits erledigt wurde, hat sich das Klinikum Augsburg einer eigens andieses Megaprojekt angepasstenSoftware bedient.

Insgesamt 270 Beteiligte aus Klinik,Industrie, Handwerk, Architektur-

und Ingenieurbüros modernisierteninnerhalb von fünf Jahren den kom-pletten medizinischen Bereich im Klinikum Augsburg. Das KlinikumAugsburg Süd im Stadtteil Haun -stetten erscheint nach den um -fassenden Sanierungsmaßnahmenwie neu. Die gesamte Diagnostik mit Ope -rationstrakt, Intensivstation undNotaufnahme des 30 Jahre altenKrankenhauses mussten auf denneuesten Stand der Technik ge-

bau des Zentral-OPs unter an de remsechs Operationssäle in Aufbautenauf das Dach des Gebäudes verlegt.Die gesamte Sanierung der Stand -orte in den Stadtteilen Kriegshaberund Haunstetten wird 2020 kom-plett abgeschlossen sein. Ins gesamtkostet sie etwa 350 Millionen Euro.

Jederzeit Zugriff auf alle benötigten Daten

„Weil die Baumaßnahmen so kom-plex sind, benötigten wir ein Kon-zept, das die Planungen der Archi-tekten, Statiker und Fachplaner zentral miteinander verknüpft und die Informationen automatischverwaltet“, berichtet Klaus Beek-mann, Bereichsleiter des FacilityManagements. Zur leichteren Ko -ordination wurde daher ein spe -zielles Programm, ein virtueller Projektraum, verwendet. Ziel da-bei war es, die Prozesse während des Baus zu vereinfachen und allenVerantwort lichen einen schnellenZugriff auf die relevanten Daten zu ermöglichen.„Bei einem Bauvorhaben solcherGröße kommt es vor allem daraufan, dass alle Beteiligten jederzeit indie zentrale Verwaltung ein bezogen

bracht und etwa 69 Patienten -zimmer runderneuert werden – bei laufendem Klinikbetrieb.In einem weiteren Abschnitt derGeneralsanierung des Klinikumswurden in Vorbereitung auf den Um -

Rund 69 Patientenzimmer wurden bei laufendem Klinikbetrieb erneuert. In Vorbereitung

auf den Umbau des Zentral-OPs wurden unter anderem sechs Operationssäle übergangsweise

in Aufbauten auf das Dach des Gebäudes verlegt. Bild: Klinikum Augsburg/Ulrich Wirth

Die Datenverwaltung lief über einen virtuellen Projektraum ab. Architekten, Statiker

und Fachplaner hatten so jederzeit Zugriff auf den aktuellen Stand der Dokumente.

Bild: Klinikum Augsburg/Ulrich Wirth

39Special Facility Management

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werden und auf die be nötigtenDaten zugreifen können“, erklärtStefan Finkenzeller, Ge schäfts -führer der PMG ProjektraumManagement GmbH. Unter seinerLeitung ent wickelte ein IT-Spe -zialistenteam des Unternehmensdas Programm eProjectCare. Fürden Augsburger Klinikbau wur-den zusätzliche An forde rungenberücksichtigt.Zur Einrichtung des virtuellen Projektraums nutzte Finkenzellerdie bereits vorhandene Daten -managementstruktur des Klini-kums und die CAD-Systeme derBau abteilung als Vorlage. „Bei fast 300 Benutzern ist es für einen rei bungslosen Ablauf wichtig, dass das Programm un -kom pliziert ge staltet ist und esjeder einzelne intuitiv bedienenkann“, er klärt Stefan Finkenzel-ler. „Da wir eProjectCare in dasbestehende System des Klini-kums integriert haben, war keine zusätzliche Hard- oder Software notwendig.“ Da durch ließen sich auch umständ liche und zeitraubende Schulungen für das Programm vermeiden.

Datenzugang von jedem PC aus

Alle am Bauprojekt arbeitendenGewerke und Verantwortlichenerhielten ein Kennwort und einenindividuellen Benutzernamen. Sokonnten sich die Architekten, Pla-ner und Prüfer von ihren eigenenPCs aus jederzeit dezentral über

die geplanten Maßnahmen und denaktuellen Stand austauschen. Be -nötigt wurden dafür lediglich einInternetzugang und ein gängigerBrowser. Auch das Klinikpersonalwurde so in den Fortgang der Bauprozesse und in die Planungeneingebunden.Koordiniert werden mussten Bauar-beiten an unterschiedlichen Stellen:Die Patientenzimmer wurden neueingerichtet, daneben wurde dieIntensivstation mit modernen Gerät-schaften ausgestattet. Zudem galtes, die Fassade des Klinikums kom-plett zu renovieren und mit Voll -wärmeschutz zu versehen.Im April 2011 begann der Neubauder Kinderklinik Augsburg und desMutter-Kind-Zentrums Schwaben mit 148 Betten. Bereits abgeschlos-sen ist der Bau einer neuen Be -triebs-Kindertagesstätte für rund100 Kinder ab dem Säuglingsalter.Nach Ab schluss des Neubaus eineszusätz lichen Operationsbereichs mit sechs Räumen werden außer-dem die bisher 19 stationären OP-Säle modernisiert.

Automatisierte Struktur vereinfacht die Kommunikation

Mehr als 20 GB an Informationenenthält die digitale Verwaltung die -ser Baumaßnahmen insgesamt, da -runter Dokumente, Bilder, Bau pläneund Architektenentwürfe. Ein On -line-Viewer ermöglicht es, die Datei-en, Planbestände und CAD-Layer zubetrachten, ohne das Bearbeitungs-programm auf den PC installieren zu

müssen. Um Ausfälle auf ein Mini-mum zu reduzieren, die Sicherheitder hinterlegten Daten zu ge währ -leisten und die Hardware des Klini-kums zu entlasten, befindet sich derServer, auf dem die Infor matio nenliegen, in einem zentralen Re chen -zentrum im Süden Deutschlands.„Bei Projekten im Klinikbereich istein hoher Sicherheitsstandard be -sonders wichtig“, erklärt Stefan Finkenzeller. „Allein die Tatsache,dass sich im gleichen Netzwerk so -wohl personenbezogene Daten alsauch die Gesundheitsakten der Pa -tienten befinden, verlangt höchsteDiskretion.“Über den Projektraum kann der Bauverantwortliche Klaus Beekmanndie Verwaltung der Sanierungsmaß-nahmen adminis trieren, auf kurz -fristige Änderungen reagieren undden Zugang der einzelnen Benutzerregeln. „So erhalten die Beteiligtengezielt eine Übersicht über die Infor-

Klaus Beekmann, Bereichsleiter des Facilitiy

Managements im Klinikum Augsburg:

„Weil die Baumaßnahmen so komplex

sind, benötigten wir ein Konzept, das die

Planungen der Architekten, Statiker und

Fachplaner zentral miteinander verknüpft und

die Informationen automatisch verwaltet.“

Bild: Klinikum Augsburg/Ulrich Wirth

Stefan Finkenzeller, PMG-Geschäftsführer

und Entwickler des Projektraums:

„Bei fast 300 Benutzern ist es wichtig,

dass das Programm unkompliziert ist und

es jeder einzelne intuitiv bedienen kann.“

Bild: PMG Projektraum Management GmbH

40 Special Facility Management

Kontakt

mationen, die für sie wichtig sind.Auch werden sie ständig über Neuig -keiten und den aktuellen Zeitplaninformiert“, erklärt Klaus Beekmann.

Bestandsdokumentation fürs Qualitätsmanagement

Die automatisierte Verwaltungs-struktur sorgt dafür, dass die Kom-munikation zwischen den Beteilig-ten vereinfacht wird und Fehler inden Abläufen vermieden werden. Mittels des Programms lässt sichzudem die Bestandsdokumentationleichter organisieren, die vor allemfür das Qualitätsmanagement vonBedeutung ist. „Nach Abschluss allerBaumaßnahmen werden die gesam-ten Daten und Protokolle in eineForm exportiert, die unabhängig vonder Software funktioniert“, erklärtStefan Finkenzeller. Somit stehendem Klinikum die relevanten Infor-mationen des Projekts auch nachEnde der Generalsanierung zeitlichunbefristet zur Verfügung. ■

Über das Programm können alle am Projekt Beteiligten von jedem PC aus, der Zugang zum

Internetserver hat, via Benutzername und Kennwort auf die hinterlegten Daten zugreifen.

Bild: PMG Projektraum Management GmbH

Radiologie

TECHNIK & IT-SYSTEME

Ausgabe 2011

Titelstory: Weltweit erstes volldigitales Breitband-MRT-System

Branchentrends:

Technische und wirtschaftliche Tipps zur digitalen Radiologie

• Mit PACS und Teleradiologie

die Effizienz erhöhen

• Spracherkennung

als Pflichtprogramm

• Verbesserte Brustdiagnostik

durch digitale Geräte

• Mobile C-Bögen versus

fest installierter Hybrid-OP

Das Nachschlagewerk für alle Verantwortlichen in der Radiologie

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