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Medienmitteilung Ernesto Neto, GaiaMotherTree 30. Juni – 29. Juli 2018, Zürich Hauptbahnhof Die Fondation Beyeler wird vom 30. Juni bis 29. Juli 2018 ein Kunstprojekt des brasilianischen Künstlers Ernesto Neto (geb. 1964 in Rio de Janeiro) im Zürcher Hauptbahnhof präsentieren. Das monumentale Werk GaiaMotherTree, eine aus bunten Baumwollbändern handgeknüpfte, baumartige und farbenfrohe Skulptur wird sich bis hinauf zur 20 Meter hohen Decke der Bahnhofshalle ausbreiten. GaiaMotherTree kann betreten werden, es ist ein Ort der Begegnung, der Interaktion und der Meditation. Ein vielfältiges Veranstaltungsprogramm für Erwachsene und Kinder mit Musik, Meditationen, Workshops, Werkbetrachtungen und Vorträgen findet im Inneren statt. Ernesto Neto gehört zu den bedeutendsten zeitgenössischen Künstlern Brasiliens. Seinem Schaffen wurde nicht zuletzt aufgrund mehrerer Teilnahmen an der Biennale von Venedig und von Ausstellungen in renommierten Museen weltweit grosse Anerkennung zuteil. Seine Werke befinden sich unter anderem in den Sammlungen des Museum of Modern Art und des Solomon R. Guggenheim Museum in New York, der Tate, London, des Centre Pompidou, Paris, und des Hara Museum, Tokio. Netos Kunst ist sowohl vom brasilianischen Neokonkretismus der 1960er-Jahre als auch von Minimal Art, Konzeptkunst und Arte Povera geprägt. Spiritualität, Humanismus und Ökologie sind massgebliche Aspekte in seiner Arbeit. Seit den 1990er-Jahren zeichnen sich seine Werke durch kunstuntypische Materialien und Techniken aus. Charakteristisch für seine Skulpturen sind biomorphe Formen und organische Materialien. Häufig spielen Sinnlichkeit, Transparenz und Gemeinschaftlichkeit eine wichtige Rolle. Die Werke können berührt, betreten, durchquert oder in Bewegung versetzt werden, auch appellieren sie oft an den Geruchssinn. Der Besucher ist eingeladen, sich auf seine Wahrnehmung zu konzentrieren und mit seinem Umfeld und dem Werk zu interagieren. Seit 2013 arbeitet Neto eng mit den Huni Kuin zusammen, einer indigenen Bevölkerungsgruppe, die im brasilianischen Amazonasgebiet nahe der peruanischen Grenze lebt. Ihre Kultur und Bräuche, ihre Sprache, ihr Wissen, ihr Handwerk, ihre Ästhetik, Werte, Weltanschauung und spirituelle Verbindung zur Natur haben Netos Auffassung von der Kunst verändert und sind wesentliche Bestandteile davon geworden. Die Werke, die aus diesem künstlerischen und spirituellen Austausch hervorgehen, laden zum Innehalten und In-sich-Gehen ein, aber auch zur Diskussion und kollektiven Auseinandersetzung mit Themen wie der Beziehung von Mensch und Natur, Fragen der Nachhaltigkeit sowie der Bewahrung und Verbreitung von Wissen aus anderen Kulturen. GaiaMotherTree wurde vollständig von Hand gefertigt. Stoffbänder aus Baumwolle wurden in einer Fingerhäkeltechnik geknüpft und zu einer gigantischen durchsichtigen Skulptur zusammengeknotet. Die Gestalt des Werks erinnert an die Form eines Baums, dessen Krone die Decke der Bahnhofshalle bedecken wird. An der Wurzel des Baums befindet sich ein grosser begehbarer Raum, in dem die Besucher verweilen und sich auf kreisförmig angeordneten Sitzgelegenheiten niederlassen können. Herabhängende tropfenförmige Elemente sind mit duftenden Gewürzen und Saatgut gefüllt. Anlässlich dieses Projekts im öffentlichen Raum sind auch in der Fondation Beyeler Werke von Neto zu sehen. Im zentralen Raum des Museums werden bedeutende, historische Skulpturen der 1980er- und 1990er Jahre gezeigt. Im Park wird Altar for a plant von 2017 präsentiert.

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Medienmitteilung

Ernesto Neto, GaiaMotherTree 30. Juni – 29. Juli 2018, Zürich Hauptbahnhof Die Fondation Beyeler wird vom 30. Juni bis 29. Juli 2018 ein Kunstprojekt des brasilianischen Künstlers Ernesto Neto (geb. 1964 in Rio de Janeiro) im Zürcher Hauptbahnhof präsentieren. Das monumentale Werk GaiaMotherTree, eine aus bunten Baumwollbändern handgeknüpfte, baumartige und farbenfrohe Skulptur wird sich bis hinauf zur 20 Meter hohen Decke der Bahnhofshalle ausbreiten. GaiaMotherTree kann betreten werden, es ist ein Ort der Begegnung, der Interaktion und der Meditation. Ein vielfältiges Veranstaltungsprogramm für Erwachsene und Kinder mit Musik, Meditationen, Workshops, Werkbetrachtungen und Vorträgen findet im Inneren statt. Ernesto Neto gehört zu den bedeutendsten zeitgenössischen Künstlern Brasiliens. Seinem Schaffen wurde nicht zuletzt aufgrund mehrerer Teilnahmen an der Biennale von Venedig und von Ausstellungen in renommierten Museen weltweit grosse Anerkennung zuteil. Seine Werke befinden sich unter anderem in den Sammlungen des Museum of Modern Art und des Solomon R. Guggenheim Museum in New York, der Tate, London, des Centre Pompidou, Paris, und des Hara Museum, Tokio. Netos Kunst ist sowohl vom brasilianischen Neokonkretismus der 1960er-Jahre als auch von Minimal Art, Konzeptkunst und Arte Povera geprägt. Spiritualität, Humanismus und Ökologie sind massgebliche Aspekte in seiner Arbeit. Seit den 1990er-Jahren zeichnen sich seine Werke durch kunstuntypische Materialien und Techniken aus. Charakteristisch für seine Skulpturen sind biomorphe Formen und organische Materialien. Häufig spielen Sinnlichkeit, Transparenz und Gemeinschaftlichkeit eine wichtige Rolle. Die Werke können berührt, betreten, durchquert oder in Bewegung versetzt werden, auch appellieren sie oft an den Geruchssinn. Der Besucher ist eingeladen, sich auf seine Wahrnehmung zu konzentrieren und mit seinem Umfeld und dem Werk zu interagieren. Seit 2013 arbeitet Neto eng mit den Huni Kuin zusammen, einer indigenen Bevölkerungsgruppe, die im brasilianischen Amazonasgebiet nahe der peruanischen Grenze lebt. Ihre Kultur und Bräuche, ihre Sprache, ihr Wissen, ihr Handwerk, ihre Ästhetik, Werte, Weltanschauung und spirituelle Verbindung zur Natur haben Netos Auffassung von der Kunst verändert und sind wesentliche Bestandteile davon geworden. Die Werke, die aus diesem künstlerischen und spirituellen Austausch hervorgehen, laden zum Innehalten und In-sich-Gehen ein, aber auch zur Diskussion und kollektiven Auseinandersetzung mit Themen wie der Beziehung von Mensch und Natur, Fragen der Nachhaltigkeit sowie der Bewahrung und Verbreitung von Wissen aus anderen Kulturen. GaiaMotherTree wurde vollständig von Hand gefertigt. Stoffbänder aus Baumwolle wurden in einer Fingerhäkeltechnik geknüpft und zu einer gigantischen durchsichtigen Skulptur zusammengeknotet. Die Gestalt des Werks erinnert an die Form eines Baums, dessen Krone die Decke der Bahnhofshalle bedecken wird. An der Wurzel des Baums befindet sich ein grosser begehbarer Raum, in dem die Besucher verweilen und sich auf kreisförmig angeordneten Sitzgelegenheiten niederlassen können. Herabhängende tropfenförmige Elemente sind mit duftenden Gewürzen und Saatgut gefüllt. Anlässlich dieses Projekts im öffentlichen Raum sind auch in der Fondation Beyeler Werke von Neto zu sehen. Im zentralen Raum des Museums werden bedeutende, historische Skulpturen der 1980er- und 1990er Jahre gezeigt. Im Park wird Altar for a plant von 2017 präsentiert.

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Seit ihrer Gründung 1997 hat die Fondation Beyeler immer wieder Projekte im öffentlichen Raum mit Künstlern wie Jeff Koons, Jenny Holzer, Louise Bourgeois und Thomas Schütte realisiert. Mit GaiaMotherTree von Ernesto Neto wird nun nach den Wrapped Trees des Künstlerpaares Christo und Jeanne-Claude vor genau 20 Jahren erneut ein Projekt umgesetzt, welches spezifisch für diesen Ort, den Hauptbahnhof Zürich, geschaffen wurde und allein von den Dimensionen besonders anspruchsvoll ist. «GaiaMotherTree» wird grosszügig unterstützt durch: Beyeler-Stiftung Hansjörg Wyss, Wyss Foundation Lotteriefonds des Kantons Zürich Beitragsfonds des Finanzdepartements der Stadt Zürich Tarbaca Indigo Foundation Alexander S.C. Rower eBay Max Kohler Stiftung Georg und Bertha Schwyzer-Winiker-Stiftung Mehr als 50 private Donatoren Medienpartner: SonntagsBlick Pressebilder: sind erhältlich unter www.fondationbeyeler.ch/pressebilder Weitere Auskünfte: Silke Kellner-Mergenthaler Head of Communications Tel. + 41 (0)61 645 97 21, [email protected], www.fondationbeyeler.ch Fondation Beyeler, Beyeler Museum AG, Baselstrasse 77, CH-4125 Riehen Öffnungszeiten der Fondation Beyeler: täglich 10.00–18.00 Uhr, mittwochs bis 20.00 Uhr

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Ernesto Neto – GaiaMotherTree Michiko Kono, Associate Curator der Fondation Beyeler In der Reihe der Projekte im öffentlichen Raum, die von der Fondation Beyeler seit ihrer Gründung 1997 mit Werken von Künstlern wie Christo und Jeanne-Claude, Louise Bourgeois, Jeff Koons und Jenny Holzer realisiert wurden, bildet GaiaMotherTree von Ernesto Neto einen Höhepunkt. Sowohl für Neto als auch für die Fondation Beyeler stellt es ein grosses und anspruchsvolles Vorhaben dar, dessen Umsetzung insgesamt vier Jahre beansprucht hat. Für die Realisierung von GaiaMotherTree, einem gigantischen Baum, der 20 Meter hoch ist und dessen Krone sich über eine Fläche von 40 x 28 Metern erstreckt, wurden 10 220 Laufmeter Baumwollstoff verwendet. Dieser wurde in Bänder geschnitten, die gefärbt wurden. In wochenlanger Arbeit wurden die Bänder von 10 Mitarbeitern Netos und 17 vom Künstler instruierten Helfern gänzlich von Hand in einer Fingerhäkeltechnik geknüpft und zu einer gigantischen Skulptur zusammengeknotet. Die Produktionszeit von GaiaMotherTree betrug insgesamt drei Monate, und der anschliessende Schiffstransport über den Atlantik nach Europa nahm weitere vier Wochen in Anspruch. Vom Baum herabhängende, tropfenförmige Gegengewichte, die dem Werk seine Form geben und es stabilisieren, sind mit insgesamt 420 Kilogramm gemahlener Gewürze gefüllt: 140 Kilogramm Kurkuma, 140 Kilogramm Gewürznelken, 70 Kilogramm Kreuzkümmel und 70 Kilogramm schwarzer Pfeffer. Das zentrale Gegengewicht birgt 70 Kilogramm Saatgut. Am Ausstellungsort, der prachtvollen, knapp 150 Jahre alten Halle des Hauptbahnhofs Zürich, musste kein einziges Loch gebohrt und kein einziger Nagel eingeschlagen werden, um der Installation Halt zu geben. Die Gegengewichte hängen über die metallischen Deckenbalken der Bahnhofshalle. Unten beschweren 840 Kilogramm Erde das Werk und verankern es rundum im Boden. Das Spiel mit den physikalischen Gesetzen der Schwerkraft und das Streben nach Gleichgewicht sind seit Netos Frühwerk der 1980er-Jahre charakteristisch für sein künstlerisches Schaffen. Neto stellt mit GaiaMotherTree eine Verbindung zur Schöpfungsgeschichte her. Zum einen rekurriert er mit dem Titel auf die griechische Mythologie. Gaia, die personifizierte Erde, entspringt dem Chaos, dem Anfang aller Dinge. Sie gilt als Muttergottheit, die Leben hervorbringt, und zugleich als Todesgottheit, die die Verstorbenen in Empfang nimmt. Neto platziert die «Mutter Erde» gleichsam ins Herz seiner Skulptur. In den Teppich, der sich im begehbaren Innern von GaiaMotherTree befindet, ist eine Weltkarte geknüpft, deren Zentrum der Atlantische Ozean bildet. Zum anderen bezieht sich das Bild des Baums auf die biblische Paradieserzählung und den Baum der Erkenntnis. Auch mit den schlangenartigen Sitzbänken, die im Innern aufgestellt sind, und dem Kopf einer Schlange, dem der Eingangstunnel von GaiaMotherTree nachempfunden ist, deutet Neto auf Adam und Eva und den Sündenfall hin. In dieser parallelen Anlehnung an die mythologische Kosmogonie und die alttestamentarische Genesis klingt Netos Verständnis von einer allen spirituellen Traditionen zugrunde liegenden Universalität an. Neto engagiert sich gegen den allgemeinen Verlust von Spiritualität, der in Zivilisationen, in denen materieller Reichtum überwiegt, verbreitet ist. Einen Gegenpol dazu bildet die spirituelle Verbindung zur Natur, die von den Huni Kuin gepflegt wird, einer indigenen Bevölkerungsgruppe, die im brasilianischen Amazonasgebiet lebt und die Netos künstlerische Praxis stark geprägt hat. Seit 2013 arbeitet er eng mit ihnen zusammen. Ihre Kultur und Bräuche, ihre Sprache, ihr Wissen, ihr Handwerk, ihre Ästhetik, Werte und Weltanschauung sind wesentliche Bestandteile seiner Kunst geworden. In der Auffassung der Huni Kuin spielen die Kollektivität und die Sorge um das gemeinsame Wohl eine entscheidende Rolle. Auf vergleichbare Weise ist Gemeinschaftlichkeit ein Merkmal von Netos Kunst. Mit seinen Werken, die über den Seh-, den Tast-, den Hör- und den Geruchssinn erfahren werden, lädt er den Betrachter zur Partizipation ein. Das Kunstwerk kann berührt, betreten oder in Bewegung versetzt werden. Der Betrachter ist aufgefordert, sich auf seine Wahrnehmung zu konzentrieren und mit seinem Umfeld und dem Werk zu interagieren. GaiaMotherTree bietet einen Ort der Begegnung, der Versammlung, der Diskussion, der Meditation, des Verweilens. Zusätzlich hat Neto im Vorfeld die Möglichkeit geboten, sich einzubringen: Er

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bat darum, Kerne von Steinobst einzusammeln. Gemeinsam mit diversen Samen von Hülsenfrüchten wie Dicken Bohnen und Kichererbsen sollen sie den zentralen herunterhängenden Tropfen beschweren und für Gegengewicht sorgen, um am Ende der Ausstellung verteilt zu werden. Mit der Verwendung dieses Saatguts als weiteres Symbol des Lebenszyklus weist Neto zugleich auf die rasante Verbreitung von transgenen Samen und deren besorgniserregenden Konsequenzen hin, etwa auf die Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit, die Gefahr des unwiderruflichen Verlusts von genetisch unverändertem Saatgut, die Monopolstellung von Grosskonzernen in der Nahrungsmittelindustrie oder die Bedrohung der Biodiversität. Mit dem begehbaren Innenteil von GaiaMotherTree schafft Neto einen Gemeinschaftsraum, der einen Austausch über Themen wie diese ermöglicht. Am Eröffnungswochenende findet die öffentlich zugängliche Assembleia MotherTree statt, ein Forum des interdisziplinären und interkulturellen Austauschs zwischen Vertretern der Indigenenfamilien Huni Kuin, Yawanawa und Tukano sowie Wissenschaftlern, Forschern, Aktivisten und Künstlern aus aller Welt. Die Veranstaltungsform der assembleia (Portugiesisch für «Generalversammlung») hat ihre Wurzeln nicht nur in der Tradition der Huni Kuin, sondern findet auch im schweizerischen Brauchtum der Landsgemeinde ihre Entsprechung. Zwei Tage lang befassen die Teilnehmer sich mit Themen, die mit der Entwicklung und der Zukunft des Planeten Erde zusammenhängen und die auch im Zentrum von Netos Kunst stehen. Damit soll ein kollektives Bewusstsein für die Bedrohungen, denen die Umwelt ausgesetzt ist, den Umgang damit und deren Bewältigung geweckt werden. Mit GaiaMotherTree greift Neto das kulturhistorisch weitverbreitete Motiv des Baums auf. Als Symbol für Grösse, Kraft, Langlebigkeit, Stabilität oder Fruchtbarkeit, als Sinnbild für Geborgenheit oder Bedrohung erscheint der Baum in sämtlichen Kulturen, im populären Aberglauben, in Märchen, Mythen, Gedichten, religiösen Schriften, in der Philosophie und der Mystik. In der Kunst wurde er in unendlich vielen Werken dargestellt, sei es als Inbegriff der Natur oder als Symbolbild. Gustav Klimt realisierte 1911 im Speisesaal des Palais Stoclet in Brüssel ein Mosaikfries, dessen Hauptmotiv ein Lebensbaum ist. Die stilisierte Darstellung des Baums markierte eine wichtige Etappe auf Piet Mondrians Weg zur gegenstandslosen Malerei und zum Konstruktivismus. Joseph Beuys pflanzte 1982 im Rahmen der Documenta in Kassel die erste der 7000 Eichen und startete so seine ökologisch motivierte Aktion Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung. Giuseppe Penone wiederum ist bekannt für seine Werke, in denen der Baum, den er als perfekte Skulptur bezeichnet, die Grundlage für seine Reflexionen über die Bildhauerei liefert. Interessanterweise entfalten sich bei GaiaMotherTree einige erwähnenswerte Beziehungen zwischen Netos künstlerischem und dem botanischen Baum. Netos Frühwerk Colonia, das er wenige Monate nach seiner ersten Einzelausstellung 1988 schuf und das parallel zur Präsentation von GaiaMotherTree in der Fondation Beyeler in Basel gezeigt wird, besteht aus dünnen, fragilen Nylonstrümpfen, gefüllt mit schweren, harten Bleikügelchen, die als Projektile für Schusswaffen erhältlich sind. Das Weibliche und das Männliche treffen in diesem Werk aufeinander. Wird der gefüllte Strumpf hochgehalten, erinnert er an die Form männlicher Attribute; liegt er am Boden, nimmt die Öffnung eine vulvenartige Gestalt an. Diese männlich-weiblichen Formprinzipien und die Vereinigung beider Geschlechter erlangen in mehreren Werken Netos Anschaulichkeit – eine Entsprechung zu manchen Bäumen wie Obst- oder Magnolienbäumen, die doppelgeschlechtig sind und deren Blüten männliche Staub- und weibliche Fruchtblätter tragen. Ein weiterer Aspekt, der einen Zusammenhang zwischen GaiaMotherTree und der Pflanzenwelt herstellt, ist die Kommunikation unter Bäumen, die wissenschaftlich, etwa an der University of British Columbia in Vancouver, erforscht wird. So wurde ans Licht gebracht, dass das Wurzelgeflecht von Bäumen ein Netzwerk bildet, das dem Austausch von Kohlenstoff, Nährstoffen und Informationen dient. Wird ein Baum beispielsweise von Schädlingen angegriffen, sendet er durch das Wurzelsystem Signale an die anderen Bäume, sodass diese sich mit entsprechenden Abwehrstoffen auf die Bedrohung vorbereiten können. Ist ein Baum geschwächt, führen ihm die anderen durch die Wurzeln Nährstoffe zu. Die dicksten und ältesten Bäume sind am stärksten vernetzt und achten besonders auf das Wohl der Baumgemeinschaft. Die

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Wissenschaftler haben ihnen einen bezeichnenden Namen gegeben: mother tree. In unserer Zivilisation wird Pflanzen kein intentionales Handeln zugeschrieben, während dies für die Huni Kuin hingegen eine Selbstverständlichkeit ist. Ihre Schamanen definieren sich unter anderem über die Fähigkeit, mit Pflanzen zu kommunizieren. Die Verwendung von textilen Materialien ist charakteristisch für Netos Œuvre. Mit anfangs synthetischen und zunehmend natürlichen Geweben schafft er seit Beginn seiner Laufbahn Skulpturen, deren Formen biomorph sind und deren Oberflächen sich durch Fragilität, Elastizität und Transparenz auszeichnen. Mitte der 1990er-Jahre hat er wohlriechende und farbkräftige gemahlene Gewürze in seine Formensprache eingeführt. Mit den Gewürzen verbindet sich – ähnlich wie mit den Textilien – eine gewisse Fragilität wie auch Vergänglichkeit. Ihre Aromen schwinden mit der Zeit, und aufgrund ihrer Konsistenz können sie leicht verfliegen. Trotz der Empfindlichkeit der Materialien sind für Neto der taktile Umgang und das körperliche Erleben seiner Werke wesentlich. Er überträgt dem Betrachter somit ein hohes Mass an Verantwortung und schenkt ihm damit sein Vertrauen. Zugleich beschert er ihm in seinen begehbaren Räumen wie GaiaMotherTree einen Moment des Wohlgefühls. Um es mit den Worten des Künstlers zu sagen: «Take off your shoes and feel free to walk in, lie down, take a nap, dream.»

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Biografie

Ernesto Neto

Ernesto Neto wurde 1964 in Rio de Janeiro geboren. Von 1994 bis 1997 besuchte er dort die Escola de Artes Visuais do Parque Lage sowie Kurse am Museu de Arte Moderna do Rio de Janeiro. Bereits 1988 wurde ihm in seiner Heimatstadt eine erste Einzelausstellung in der Petite Galerie gewidmet. 1996 wurden seine Werke erstmals auch im Ausland präsentiert. Heute zählt Ernesto Neto zu den bedeutendsten zeitgenössischen Künstlern Brasiliens. Neben mehreren Teilnahmen an der Biennale von Venedig und Ausstellungen in renommierten Museen weltweit haben seine Werke unter anderem Eingang in die Sammlungen des Museum of Modern Art und des Solomon R. Guggenheim Museum in New York, der Tate, London, des Centre Pompidou, Paris, und des Hara Museum, Tokio, gefunden. Netos Kunst ist sowohl vom brasilianischen Neokonkretismus der 1960er-Jahre als auch von Minimal Art, Konzeptkunst und Arte povera geprägt. Spiritualität, Humanismus und Ökologie sind massgebliche Aspekte in seiner Arbeit. Seit den 1990er-Jahren zeichnen sich seine Werke durch kunstuntypische Materialien und Techniken aus. Charakteristisch für seine Skulpturen sind biomorphe Formen und organische Materialien. Häufig spielen Sinnlichkeit, Transparenz und Gemeinschaftlichkeit eine wichtige Rolle. Die Werke können berührt, betreten, durchquert oder in Bewegung versetzt werden und beziehen meist unterschiedliche Sinne mit ein. Durch die Verwendung von wohlriechenden Gewürzen spricht der Künstler neben dem Seh- und dem Tastsinn gezielt auch den Geruchssinn an. Die Besucher sind eingeladen, sich auf ihre Wahrnehmung zu konzentrieren und sich ganz auf ihr Umfeld und das Werk einzulassen. So entsteht eine neue Art der Interaktion, die die Grenzen zwischen Kunstwerk und Betrachter, Organischem und Artifiziellem, aber auch jene zwischen den natürlichen, den spirituellen und den sozialen Welten auslotet und neu definiert. Seit 2013 arbeitet Neto eng mit den Huni Kuin zusammen, einer indigenen Bevölkerungsgruppe, die im brasilianischen Amazonasgebiet nahe der peruanischen Grenze lebt. Ihre Kultur und Bräuche, ihre Kenntnisse und ihre Verbindung zur Natur haben Netos Auffassung von der Kunst verändert und sind wesentliche Bestandteile davon geworden. Die Arbeiten, die aus diesem künstlerischen und spirituellen Austausch hervorgehen, laden zum Innehalten und In-sich-Gehen ein, aber auch zur Diskussion und kollektiven Auseinandersetzung mit Themen wie der Beziehung von Mensch und Natur, Fragen der Nachhaltigkeit sowie der Bewahrung und Verbreitung von Wissen aus anderen Kulturen.

Ausstellungen (Auswahl):

2017 Um Sagrado Lugar (Ein heiliger Ort), 57. Biennale von Venedig, Arsenale, Venedig, Italien

2016 Boa, Museum of Contemporary Art Kiasma, Helsinki, Finnland Rui Ni / Voices of the Forest, KUNSTEN Museum of Modern Art, Aalborg, Dänemark

2015 Ernesto Neto, Kunsthalle Krems, Krems an der Donau, Österreich Aru Kuxipa | Sacred Secret, Thyssen-Bornemisza Art Contemporary (TBA 21), Augarten, Wien, Österreich Haux Haux, Arp Museum Bahnhof Rolandseck, Remagen, Deutschland

2014 Gratitude, Aspen Art Museum, Aspen, Colorado, USA The Body that Carries Me, Museo Guggenheim Bilbao, Bilbao, Spanien

2012 Cuddle on the Tightrope, Nasher Sculpture Center, Dallas, Texas, USA

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2011 O Bicho SusPenso na PaisaGen, Faena Art Center, Buenos Aires, Argentinien

2010 Navedenga, The Museum of Modern Art, New York, USA

2009 Anthropodino, Park Avenue Armory, New York, USA

2006 The Malmö Experience, Malmö Konsthall, Malmö, Schweden Léviathan Thot, 35e Festival d’Automne à Paris, Panthéon, Paris, Frankreich

2002 Ernesto Neto, Kunsthalle Basel, Basel, Schweiz

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Facts & Figures

Ernesto Neto – GaiaMotherTree

• Es ist das grösste und aufwendigste Kunstprojekt der Fondation Beyeler im öffentlichen Raum. • Die Vorbereitungszeit dauerte über vier Jahre. • Die Installation ist 20 Meter hoch und steht auf einer Fläche von 40 x 28 Metern. • Es wurden 10 220 Laufmeter Baumwollstoff verarbeitet. • In wochenlanger Arbeit wurden die Bänder von 27 Personen gänzlich von Hand in einer

Fingerhäkeltechnik zusammengeknüpft. • Kein einziger Nagel wurde verwendet. • Herabhängende Gegengewichte sind mit insgesamt 420 Kilogramm Gewürzen gefüllt: 140 Kilogramm

Kurkuma, 140 Kilogramm Gewürznelke, 70 Kilogramm Kreuzkümmel und 70 Kilogramm schwarzer Pfeffer.

• Das zentrale Gegengewicht enthält 70 Kilogramm Saatgut. • Unten beschweren 840 Kilogramm Erde das Werk und verankern es rundum im Boden.

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Ernesto Neto spricht über… …seine Installation GaiaMotherTree im Hauptbahnhof Zürich: «GaiaMotherTree ist eine Hommage an Mutter Erde als ein Ort, der uns pflegt und unsere Beziehungen nährt. Die Installation möchte Passanten für einen Augenblick innehalten lassen und einen Samen in ihrem Inneren säen. Es ist ein Ort zum Sein, zum Atmen, zum Träumen. Wir sollen uns lebendig fühlen und erkennen, wie göttlich es ist, am Leben zu sein. So ist es ein Ort, um diese Freude zu teilen – um Ideen und Träume zu teilen, zu denken, zu meditieren, sogar um zu tanzen. Es ist ein Ort zum Sein, um unsere eigene Spiritualität zu fühlen, in Verbindung mit der Natur und unseren Mitmenschen.» «Ein Bahnhof ist ein interessanter Ort, denn an einem Bahnhof kommen wir immer entweder an oder wir brechen auf – es ist ein Ort des ‹irgendwohin Gehens› und des ‹von irgendwoher Kommens›. Unsere Gedanken sind entweder in der Zukunft oder in der Vergangenheit. Wir verbringen kaum Zeit damit, uns bewusst zu werden, dass wir tatsächlich am Bahnhof sind. Ich mag diese Vorstellung des ‹Dazwischen›. Vielleicht kann GaiaMotherTree diesen Raum füllen.» …die tiefere Bedeutung seiner begehbaren Skulpturen: «Es geht darum, Freiheit zu geben, aber auch darum, die Wahrnehmung der Menschen so zu schulen, dass wirkliches ‹frei sein› auch heisst, Verantwortung für unsere Entscheidungen und unsere Handlungen auf diesem Planeten zu übernehmen – sozial wie auch ökologisch. Meine begehbaren Skulpturen sind nicht nur Treffpunkte, sie sind auch eine Erinnerung daran, dass es wichtig ist, vorsichtig vorzugehen und behutsam miteinander zu sein. Wenn man nicht behutsam mit sich selbst und den anderen ist, können Dinge reissen, herunterfallen oder zerbrechen. Indem wir aufmerksamer mit unseren Handlungen und den Auswirkungen auf andere umgehen, können wir hoffentlich eine grössere Ausgeglichenheit und Rücksichtnahme in unserer Gesellschaft erreichen. Es beginnt in uns selbst.» «Es ist wichtig, langsamer zu werden, zu atmen und in unser Inneres zu fühlen. Menschen haben in ihrem hastigen, kompetitiven Alltag selten die Möglichkeit dazu. Ich möchte den Besuchern ermöglichen, ihre Angst zu verlieren, um sich auf sich selbst konzentrieren zu können, in diesem einen Moment. Ich möchte, dass sie sich ihrer Existenz bewusst werden, dass sie mit ihren Händen, ihrem Hirn und ihrem Herzen fühlen – und dass sie von dort aus auch die anderen und die Poesie des Lebendigseins fühlen!» …die Einladung zu berühren: «In einer idealen Welt wäre alles ertastbar. Aber unsere Welt ist nicht so. Normalerweise werden Dinge, die als wertvoll erachtet werden, unberührbar, unantastbar – Kunst mit eingeschlossen. Aber aufgrund ihres Wohlstands, ihrem gesellschaftlichen Status, ihrer Macht oder aus anderen Gründen sind sogar Menschen unantastbar geworden. Ich weiss nicht, ob so etwas wirklich gesund ist für eine Gesellschaft. Das heisst, der taktile Aspekt meines Werkes kann verstanden werden als eine Kritik dieser Unantastbarkeit.»

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…die Erfahrung des Geruchs: «Die olfaktorischen Eindrücke vertiefen die Erfahrung einer Skulptur, steigern das Bewusstsein für sich selbst und für die Umgebung, den Lebensraum – Planet Erde. Aber ich war nicht auf der Suche nach Geruch; es waren die Gewürze die mich packten – mit ihren Farben, ihrer Textur, ihrem Duft… ihrem Geist.» …das Ausziehen der Schuhe: «Die Wirkung des Ausziehens der Schuhe hat einen rituellen wie auch praktischen Aspekt: Wir halten an und fühlen, ob wir wirklich eintreten wollen. Wenn wir die Schuhe ausziehen, gibt es uns Behaglichkeit und verbindet uns stärker mit dem Boden, auf den wir treten. Diese sofortige Beziehung mit Mutter Erde macht uns unsere eigene Existenz stärker bewusst.»

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Rahmenprogramm: Ernesto Neto, GaiaMotherTree 29. Juni bis 29. Juli 2018, Hauptbahnhof Zürich Das monumentale Werk GaiaMotherTree kann betreten werden, es ist ein Ort der Begegnung, der Interaktion und der Meditation. Ein vielfältiges Veranstaltungsprogramm für Erwachsene und Kinder mit Musik, Workshops, Führungen und Vorträgen findet im Inneren statt.

Konzerte / Performances

Freitag, 29. Juni 20.00–22.00 Uhr

Eröffnungszeremonie

Samstag, 30. Juni / Sonntag, 1. Juli 12.00–15.00 Uhr im Hauptbahnhof Zürich Ab 15.30 Uhr weitere Veranstaltungen im Oncurating Project Space Ausstellungstrasse 16 (Sihlqai 55) 8005 Zürich http://oncurating-space.org/

Assembleia MotherTree Die öffentlich zugängliche Assembleia MotherTree ist ein Forum des interdisziplinären und interkulturellen Austauschs zwischen Vertretern der Indigenenfamilien Huni Kuin, Yawanawa und Tukano sowie Wissenschaftlern, Forschern, Aktivisten und Künstlern aus aller Welt. Die Teilnehmer befassen sich mit Themen, die mit der Entwicklung und der Zukunft des Planeten Erde zusammenhängen und die auch im Zentrum von Netos Kunst stehen. Organisiert von Damian Christinger und Daniela Zyman, in Zusammenarbeit mit dem Museum für Gestaltung.

Dienstag, 10. Juli 16.30 Uhr / 17.30 Uhr / 18.30 Uhr

Jodelchor Mellingen Beim Jodeln verbindet sich der Mensch mit der Natur, den Pflanzen, Tieren, dem Boden. Kurze Sets mit urtümlichem Naturjodel werden von 25 Sänger/innen dargeboten. https://www.jodelchor-mellingen.ch

Dienstag, 17. Juli 15.00 Uhr / 17.00 Uhr / 19.00 Uhr

Svetlana Spajic Traditionelle serbische Sängerin, Performerin, Pädagogin, kulturelle Aktivistin und Übersetzerin. Neben ihren Performances und Aufnahmen traditioneller serbischer Musik hat Svetlana Spajic mit bedeutenden Persönlichkeiten im Kunstbereich zusammengearbeitet, darunter Marina Abramović und Robert Wilson.

Freitag, 20. Juli 15.00 Uhr / 17.00 Uhr / 19.00 Uhr

Jil Gnawa Tiefe Melodien, packende Rhythmen und kraftvolle Lieder: Mit Jil Gnawas’ mystischen Klängen tauchen wir ein in die bunte Welt von Tagnawite – eine rhythmusbetonte Musik vererbt von der marokkanischen Volksgruppe Gnawa. http://www.jilgnawa.com/

Dienstag, 24. Juli 17.00 Uhr / 18.00 Uhr / 19.00 Uhr

Orna Ralston Magie der Stimme mit der Basler Musikerin, die bei einer neuseeländischen Schamanin in die Lehre ging. So lernte sie, mit Stimme, Trommel und Klang eine Brücke zur geistigen Welt zu bauen. Heute praktiziert Orna Ralston als schamanische Therapeutin und intoniert mit kraftvoller Stimme jüdische Psalmen. Sie hat eine Verbindung zur Tradition ihrer eigenen Ahninnen geknüpft und stiftet an zu einem europäischen Schamanismus. https://www.ornaralston.ch

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Freitag, 27. Juli 15.00 Uhr / 17.00 Uhr / 19.00 Uhr

Brasilianische Klänge mit Fabio Freire Drei Musiker spielen in- und ausserhalb von GaiaMotherTree auf traditionellen Perkussionsinstrumenten, darunter Surdo, Pandeiro (Maranhão), Caixa, Timba, Atabaque, Djembe, Agogô und Caxixi. http://www.fabiofreire.ch/

Vorträge / Lesungen

Mittwoch, 4. Juli 19.00 Uhr

Vortrag von Jeremy Narby Jeremy Narby studierte Geschichte an der University of Kent in Canterbury und erlangte ein Doktorat in Anthropologie an der Stanford University. Während der letzten 28 Jahre hat er mit der Schweizer NGO «Nouvelle Planète» Projekte für Menschen aus Amazonien koordiniert, dazu gehörten Landtitel, bilinguale Bildung und nachhaltige Forstwirtschaft. Er hat verschiedene Bücher veröffentlicht, u. a. The Cosmic Serpent. DNA and the Origins of Knowledge (1998) und Intelligence in Nature. An Inquiry into Knowledge (2005). Er war zudem mit Francis Huxley Co-Autor von Shamans through Time. 500 Years on the Path to Knowledge (2001).

Mittwoch, 18. Juli 19.00 Uhr

Vortrag von Maurice Maggi Der Schweizer Landschaftsgärtner und Koch Maurice Maggi spricht über seine Projekte im öffentlichen Raum, die um die Verbindung von Natur und Mensch kreisen. Dazu zählen die 1984 entstandenen Blumen Graffiti im öffentlichen Raum der Stadt Zürich, das Basis Lager Binz von 2008, ein essbares Siedlungskonzept in Zürich aus dem Jahr 2012, Grünplanungskonzepte in verschiedenen Städten sowie das 2014 veröffentlichte Kochbuch Essbare Stadt. http://maurice-maggi.ch/news/

Sonntag, 22. Juli 16.00 Uhr

Mythen und Märchen: Lesung mit Elisa Hilty Überall auf der Welt, wo Bäume wachsen, ranken sich Mythen und Geschichten um diese duldsamen Begleiter und Freunde des Menschen. Mal gibt es im Wurzelreich eine Parallelwelt zu entdecken, mal ragen die Äste eines Baumriesen weit in den Himmel und ermöglichen den Aufstieg in lichte Sphären. Elisa Hilty ist professionelle Märchenerzählerin und gibt ihre Kunst in Ausbildungskursen weiter. Die Geschichten, die sie erzählt, stammen aus aller Welt. Sie richten sich mindestens so sehr an Erwachsene wie an Kinder. http://favola.ch/

Mittwoch, 25. Juli 19.00 Uhr

Vortrag von Peter Fux Leben, Tod und Wirklichkeit in den alten Kulturen des Andenraums. Kult der Ahnen: Wo haben die Ahnen ihren Sitz, was tun sie, und wie beeinflussen sie die Menschen? Eine archäologische Zeit- und Geistreise in die Anden. Peter Fux ist Archäologe und Kurator für die Kunst Alt-Amerikas im Museum Rietberg in Zürich.

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Regelmässig, 30. Juni–29. Juli

Täglich von Montag bis Sonntag 12.00–12.30 Uhr

Kunstvermittlung / Werkbetrachtung Einführung in die Installation GaiaMotherTree. Studierende des Studiengangs Master Art Education der ZHdK werden ab dem 2. Juli täglich um 12 Uhr öffentliche Werkbetrachtungen anbieten. https://www.zhdk.ch/en/news/1541

Samstags 14.00–16.30 Uhr

Workshop Knüpf-Handwerk Knüpf- und Makramee-Workshop für Kinder, Familien und Erwachsene, angeboten vom trend- und umweltbewussten Zürcher Atelier Anna & Juan, das ausschliesslich mit natürlichen Färbemitteln arbeitet. Die Workshops legen den Fokus auf die Erfahrung, die eigenen Hände zu benutzen und etwas zum Mitnehmen zu kreieren. Die Teilnahme ist begrenzt, keine Voranmeldung möglich. Man kann aber auch gerne beim Workshop zuschauen. http://www.annajuan.ch

Täglich von Montag bis Freitag 7.00 Uhr / 7.30 Uhr (jeweils 20 Minuten) Sonntags 10.00 Uhr (ca. 1 Stunde)

Meditation Drop-in-Meditation im Kunstwerk, um sich mit der Kunst, der Natur, mit unseren Mitmenschen sowie mit sich selbst zu verbinden. Auf eine kurze Einführung folgen eine Meditation unter Anleitung und stilles Zusammensitzen. Am Sonntagmorgen finden längere Meditation-Specials mit einem Zen-Mönch, einem Gong-Meister, mit Mantra Singing und vielem mehr statt. Organisiert in Zusammenarbeit mit MIND IN Studio: https://www.mind-in.studio

Mittwochs 11.00–16.00 Uhr

Art Lab @ GaiaMotherTree Das Art Lab der Fondation Beyeler bietet für junge Menschen ein partizipatives Programm, bei dem man sich in ungezwungener Atmosphäre über Themen rund um GaiaMotherTree austauschen und gestalterisch auseinandersetzen kann. In der Beschäftigung mit philosophischen und poetischen Fragen entsteht eine stetig wachsende «Enzyklopädie» aus Wissen, Ideen und Gedanken von verschiedenen Teilnehmern, die – ähnlich wie das Book of Healing der Huni Kuin – auch das Wissen unserer Gesellschaft sammelt, vermittelt und so gleichzeitig Zeugnis von unserer Kultur ablegt. https://www.fondationbeyeler.ch/blog/art-lab/

Die Teilnahme an allen Veranstaltungen ist kostenlos, keine Anmeldung erforderlich. Pressebilder: sind verfügbar unter www.fondationbeyeler.ch/pressebilder Auskunft: Silke Kellner-Mergenthaler Head of Communications Tel. + 41 (0)61 645 97 21, [email protected], www.fondationbeyeler.ch Fondation Beyeler, Beyeler Museum AG, Baselstrasse 77, CH-4125 Riehen Öffnungszeiten Fondation Beyeler: täglich 10.00–18.00 Uhr, mittwochs bis 20.00 Uhr

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Öffentliche Förderer

Hauptpartner

Stiftungen und Gönner

Partner, Stiftungen und Gönner 2017 / 2018

Partner

BEYELER-STIFTUNGHANSJÖRG WYSS, WYSS FOUNDATION

ALEXANDER S. C. ROWER AMERICAN FRIENDS OF FOUNDATION BEYELERANNETTA GRISARD ARS RHENIAART MENTOR FOUNDATION LUCERNEAVINA STIFTUNGDR. CHRISTOPH M. MÜLLER UND SIBYLLA M. MÜLLER ERNST GÖHNER STIFTUNGFONDATION COROMANDELFREUNDE DER FONDATION BEYELER

GEORG UND BERTHA SCHWYZER-WINIKER-STIFTUNGIRMA MERK STIFTUNG LUMA FOUNDATIONL. + TH. LA ROCHE STIFTUNGMAX KOHLER STIFTUNGSIMONE UND PETER FORCART-STAEHELINSTEVEN A. AND ALEXANDRA M. COHEN FOUNDATIONTARBACA INDIGO FOUNDATIONWALTER HAEFNER STIFTUNG

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Sponsoren und Förderer / Sponsors et soutiens institutionnels / Sponsors and supporters

Gaia Circle

BEYELER-STIFTUNG

TARBACA INDIGO FOUNDATION

ALEXANDER S. C. ROWERHANSJÖRG WYSS

WYSS FOUNDATION

ERICA STIFTUNG

Kanton ZürichLotteriefonds

GEORG UND BERTHA

SCHWYZER-WINIKER

STIFTUNG

GEORG UND BERTHA

SCHWYZER-WINIKER

STIFTUNG

GEORG UND BERTHA

SCHWYZER-WINIKER

STIFTUNG

GEORG UND BERTHA

SCHWYZER-WINIKER

STIFTUNG

GEORG UND BERTHA

SCHWYZER-WINIKER

STIFTUNG

GEORG UND BERTHA

SCHWYZER-WINIKER

STIFTUNG

MASTER ART EDUCATION CURATORIAL STUDIES, ZÜRCHER HOCHSCHULE DER KÜNSTE

Ernesto Neto: GaiaMotherTree

Partner / Partnenaires / Partners Medienpartner / Partenaire média / Media Partner

Patronatskomitee / Comité de patronage / Committee of Patrons

Gaia Benefactors

Tree Patrons

Sowie zahlreiche Gönner die ungenannt bleiben möchten / Ainsi que de nombreux donateurs qui souhaitent rester anonymes / As well as numerous patrons who prefer to remain anonymous

ULLA DREYFUS-BESTEY SCHWEIZROBERT & PAULA FENTENER VAN VLISSINGEN

FORTES D’ALOIA & GABRIELFAMILIE GRISARDFRANCES REYNOLDS

TANYA BONAKDAR GALLERYRENATO & VANIA BROMFMANLESLIE & BRAD BUCHERBURGER COLLECTION, HONG KONGBRUNO CHIOMENTOMARIANA & ADAM CLAYTONCARLA COMELLIREGULA & BEAT CURTIPIERRE & CHRISTINA DE LABOUCHEREMARIANNE DENZFLORENCE DRAKE DEL CASTILLO-BALLRICHARD EDWARDSRUTH & WILLIAM EHRLICH

CARYL & ISRAEL ENGLANDERMARA & MARCIO FAINZILIBERJAN & CHRISTINE FISCHERGALERÍA ELVIRA GONZÁLEZ GALERIA ESTAÇÃOCLEUSA GARFINKELTRUDIE GÖTZMAX HETZLERURSULA HODELROBERTA & MICHAEL JOSEPHMARLIES KORNFELDTOMIO KOYAMAVIVIAN LANDAU-WIPF & BEAT WIPF

FONDATION HUBERT LOOSER, ZÜRICHMARTIN Z. MARGULIESFERNANDA FEITOSA & HEITOR MARTINSCAROLINA OVERMEER & LUIZ PASTORESAMANTHA & ERNST PFENNINGERSAMIA SAOUMA-HETZLERROBERT & ANNA MARIE SHAPIROJERRY SPEYER & KATHERINE FARLEYISAAC & CARITO SREDNIIVANA & THOMAS STÄMPFLIMICHAEL STERNBERGSTEFAN VILSMEIERSUSANNE VON MEISS

DR. JACQUELINE BURCKHARDTPIERRE & CHRISTINA DE LABOUCHEREJAN & CHRISTINE FISCHERTRUDIE GÖTZFAMILIE GRISARDGITTI HUG & MARTIN BÖLSTERLI

VIVIAN LANDAU-WIPF & BEAT WIPFDR. CHRISTOPH M. MÜLLER & SIBYLLA M. MÜLLER ANDRÉ NAUERPROF. DR. PETER NOBELMICHAEL RINGIER

CONRAD P. & CAROLE SCHWYZERDR. ULI & DR. RITA SIGGSUSANNE VON MEISSDR. THOMAS WAGNER