Ersatzlebensraum: Waldzustand: Fachkunde: Vertragsnaturschutz · Journal Artengruppe mit relevant...

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LÖBF- Mitteilungen Nr. 4/2006 Landesanstalt für Ökologie, Bodenordnung und Forsten Nordrhein-Westfalen Ersatzlebensraum: Grüner Wall im Westen Waldzustand: Keine Entwarnung Fachkunde: Artenschutzschule Metelen Vertragsnaturschutz: Förderprogramm erfolgreich Historie: Naturschutzgebiet Neandertal Natur und Tourismus

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LÖBF-Mitteilungen Nr. 4/2006

Landesanstalt für Ökologie,Bodenordnung und Forsten Nordrhein-Westfalen

Ersatzlebensraum:Grüner Wall im Westen

Waldzustand:Keine Entwarnung

Fachkunde:ArtenschutzschuleMetelen

Vertragsnaturschutz:Förderprogrammerfolgreich

Historie:NaturschutzgebietNeandertal

Natur und Tourismus

LÖBF-Mitteilungen 4/062

Impressum Aus dem Inhalt

Herausgeber und Verlag:Landesanstalt für Ökologie, Bodenordnung undForsten NRW (LÖBF)Leibnizstraße 10D-45659 Recklinghausen, Telefon: 0 23 61/3 05-0www.loebf.nrw.deab 1.1.2007 www.lanuv.nrw.deRedaktion:Marlies Graner, Bernd Stracke (verantwortlich)

Redaktionsbeirat: Dr. Jürgen Eylert, Horst Frese, Dr. Heiner Klinger, Dr. Bertram Leder, Dr. Joachim Weiss

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Für unverlangt eingesandte Manuskripte sowieBücher für Buchbesprechungen wird keine Haf-tung übernommen. Durch das Einsenden von Fotografien und Zeichnungen stellt der Absenderden Verlag von Ansprüchen Dritter frei. Die Re-daktion behält sich die Kürzung und Bearbeitungvon Beiträgen vor. Veröffentlichungen, die nichtausdrücklich als Stellungnahme der Landesanstaltfür Ökologie, Bodenordnung und Forsten NRW(LÖBF) gekennzeichnet sind, stellen die persön-liche Meinung des Verfassers dar.

ISSN 0947-7578

100% Umweltpapier

Naturerlebnis Langlauf.Foto: M. Wengelinski

LÖBF-Mitteilungen Nr. 4/2006

Landesanstalt für Ökologie,Bodenordnung und Forsten Nordrhein-Westfalen

Ersatzlebensraum:Grüner Wall im Westen

Waldzustand:Keine Entwarnung

Fachkunde:ArtenschutzschuleMetelen

Vertragsnaturschutz:Förderprogrammerfolgreich

Historie:NaturschutzgebietNeandertal

Natur und Tourismus

Sebastian SchöneGrüner Wall im Westen 25

Lutz FalkenriedWaldzustandserhebung 2006 30

Peter Schütz, Renate Gebhardt-Brinkhaus Umsetzung internationaler Artenschutzbestimmungen 34

Jürgen H. Eylert, Thomas LangeFörderprogramm „Artenreiche Feldflur“ – Erfolg auf dem Acker 38

Alexander SobottaAussichtspunktenetzwerk „Eifel-Blicke“ 21

Auf Wanderungen und Exkursionen wird oft nicht mehr nur das direkte Naturerlebnisgesucht. Besucherbetreuung und Besucherlenkung, wie hier im Naturpark Maas-Schwalm-Nette gewinnen weiter an Bedeutung. Foto: G. Hein

Horst FreseTouristische Wanderwegeplanungen und Interessenausgleich 14

Michael RollandRahmenvereinbarung zur Verkehrssicherungspflicht 17

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Natur und TourismusIn der letzten Ausgabe der LÖBF-Mit-teilungen des Jahres werden traditionelldie Ergebnisse der Waldzustandserhebungvorgestellt. Erfreuliches ist dabei von derEiche zu berichten, hier hat der Anteil dergesunden Bäume zugenommen, währendder Anteil der deutlich geschädigten Bäume abgenommen hat.

Das Spannungsfeld Natur und Tourismusist ein weiteres Thema dieses Heftes. Berichtet wird hierzu über die Tagung„Touristische Wanderwegplanungen, freieLandschaft, Wald und Wild“, die in Zu-sammenarbeit von Natur- und Umwelt-schutz-Akademie und Landesbetrieb Waldund Holz NRW veranstaltet wurde, übereine Rahmenvereinbarung zur Verkehrs-sicherungspflicht als Instrument des Interessensausgleichs sowie über das Aussichtspunktenetzwerk „Eifel-Blicke“.

Erinnert wird in dieser Ausgabe derLÖBF-Mitteilungen ferner an das Natur-schutzgebiet Neandertal, das als erstes vor 85 Jahren in Preußen ausgewiesenwurde.

Zum Abschluss noch ein Hinweis in eigenerSache: Im Zuge der von der Landes-regierung Nordrhein-Westfalen eingeleite-ten Verwaltungsmodernisierung werden dieLandesanstalt für Ökologie, Bodenordnungund Forsten (LÖBF) sowie das Landesum-weltamt (LUA) und das Landesamt für Er-nährung und Jagd (LEJ) zum 31. Dezember2006 aufgelöst. Ihre Aufgaben werden in einer neuen Einrichtung gebündelt, in derauch Aufgaben des Verbraucherschutzeswahrgenommen werden. Mit 1. Januar 2007nimmt die neue Behörde, das Landesamt für Natur, Umwelt und VerbraucherschutzNRW (LANUV), die Arbeit auf.

Die Zeitschrift LÖBF-Mitteilungen wirdim LANUV mit dem bewährten Themen-kanon weitergeführt – voraussichtlich unterdem Namen „NaturschutzmitteilungenNRW“. Die Leser-Abonnements bleibendavon unberührt.

Ich hoffe, Sie auch weiterhin zu den Leserinnen und Lesern zählen zu dürfen,und wünsche Ihnen allen ein frohes Weih-nachtsfest sowie viel Glück, Gesundheitund Erfolg für das Jahr 2007.

Dieter SchmaleVertreter des Präsidenten der Landesanstalt für Ökologie,Bodenordnung und Forsten Nordrhein-Westfalen (LÖBF)

Jürgen H. EylertNeozoen: Zugewandert, eingebürgert – was nun? 43

Thomas StinderAal-Besatzdatenmanagement mit ‚Informationssystem Wanderfische‘ 46

Hans-Joachim Dietz85 Jahre Naturschutzgebiet Neandertal 48

Informationsangebote 58

Editorial 3

Journal 4

Buchbesprechungen 52

Natur des Jahres 10

Veranstaltungshinweise 12

Ein stark zerstörter Bunker. Bei der Sprengung durch die Alliierten wurde die Deckestark entstellt. Diese Anlage bietet eine sehr hohe Strukturvielfalt. Foto: S. Schöne

Editorial

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Biodiversität – bessere VernetzungUm die bestehenden Konventionen zur Er-haltung der Biodiversität konsequenterumsetzen zu können, muss das vorhandeneWissen besser vernetzt und effektiver indie Politik eingespeist werden. Zu diesemErgebnis kommt eine Gruppe von inter-national bekannten Experten, die AnfangOktober im Leipziger Umweltforschungs-zentrum (UFZ) verschiedene Optionenund Lösungsansätze zur Gestaltung derSchnittstelle zwischen Wissenschaft undPolitik diskutiert hatten. In ihren Empfeh-lungen fordern sie die Einrichtung einesMechanismus, der sowohl den Austauschzwischen den verschiedenen Arten vonwissenschaftlichem und nicht-wissen-schaftlichem Wissen verbessern als auchdieses Wissen besser auf den Beratungs-bedarf der Politik abstimmen soll.Die Experten kommen zu dem Schluss,dass das Problem des Rückganges der Artenvielfalt im Vergleich zum Klima-wandel wesentlich komplexer sei. So seiendie vielfältigen Querverbindungen zu anderen Umweltproblemen sowie zu wirt-schaftlichen und sozialen Fragen ebensozu berücksichtigen wie die jeweils lokalenAusprägungen des Problems.Deshalb seien auch die relevanten Wissens-bestände sehr viel diverser und schlössenauch ein traditionales, lokal verankertesWissen mit ein. Von daher könnten nichteinfach Erfolgsrezepte und Modelle ausdem Bereich der Klimaforschung und -politik (wie das Modell des IPCC, also des Intergovernmental Panel on ClimateChange) übernommen und direkt auf dasFeld der Biodiversität übertragen werden.Was im Bereich Biodiversität konkret fehle, sei ein geeigneter Mechanismus, umExperten weltweit zu mobilisieren, ihrWissen zu bündeln und Wissenschaftlerund Politiker an einen Tisch zu bringen, soJeff McNeely, einer der Teilnehmer amLeipziger Workshop und wissenschaft-licher Direktor der internationalen Natur-schutzorganisation IUCN. Die Teilnehmer

fordern daher, dass man die Pluralität vonkulturell unterschiedlichen Sichtweisenauf die Biodiversität anerkennen und einenDialog zwischen diesen Wissensformenfördern müsse. Dieser Austausch könnenicht nur zu einem besseren Verständnis,sondern auch zur besseren Entscheidungzum Nutzen der Biodiversität beitragen.

(UFZ)

14 Vereinbarungenzum DatenaustauschWildlebende Pflanzen, Pilze und Tiere inNRW werden von mindestens 40 ehren-amtlichen Arbeitsgruppen kartiert. (vgl.FELDMANN et al. 2003, KRONSHAGE& SCHÜTZ 2004). Zusätzlich werden inüber 50 Zeitschriften artbezogene Datensporadisch veröffentlicht (FELDMANN &KRONSHAGE 2005). Zusammen mit denvon Biologischen Stationen, Kommunenund dem Land NRW erhobenen Art-Datenentsteht so über die Jahre ein Datenpool,der von häufigen bis seltenen Arten, vonwissenschaftlich hoch interessanten bis hinzu gesetzlich geschützten und planungs-relevanten Arten alles, was Flora und Fauna in NRW zu bieten haben umfasst.Die Arbeit mit diesen naturschutzfachlichrelevanten Daten durch eine moderne Datenverarbeitung zu unterstützen ist Zieldes digitalen Fundortkatasters NRW (FOK-NRW). Es wird derzeit in der LÖBF weiterausgebaut und ermöglicht mit kurzer Zugriffszeit landesweite Auswertungen.Datenurheber und Anwender können vondiesem FOK-NRW durch wechselseitigenDatenaustausch profitieren. Doch der Datenaustausch wirft auch Fragen auf, dievorab eindeutiger Regelungen bedürfen –zum Beispiel Fragen zum Datenformat,zum Recht an der Erstveröffentlichung,zur Art der Datenweitergabe etc. DieseFragen konnten bisher zwischen LÖBFund 14 ehrenamtlichen Arbeitsgruppen,die wichtige Zielarten des Artenschutzesbearbeiten, in sogenannten Kooperations-vereinbarungen einvernehmlich geregeltwerden. Eine Übersicht gibt die folgendeTabelle.

Ziel der kommenden Jahre ist es zwischenweiteren Arbeitsgruppen und der LÖBFsolche Vereinbarungen einvernehmlich zuerzielen.Nähere Informationen zu Kooperations-vereinbarungen telefonisch oder unter denMail-Adressen:[email protected] und [email protected]

Coole StadtvögelDass chronischer Stress einen gesundheits-schädlichen Einfluss auf einen Organis-mus haben kann, ist seit längerem bekannt.Tiere, die Städte besiedeln, sind vielenneuen und potenziell stressvollen Situatio-nen ausgesetzt. Sie könnten daher unterden negativen Folgen des Stadtlebens leiden, sofern sie nicht ihre Stressantwortan diese Bedingungen angepasst haben.Wissenschaftler des Max-Planck-Institutsfür Ornithologie in Andechs/Seewiesenhaben jetzt nachgewiesen, dass in der Stadtgeborene Amseln tatsächlich eine gerin-gere hormonelle Stressantwort aufweisenals Amseln aus naturnahen Wäldern. DieseReaktion hat vermutlich eine genetischeBasis und ist das Resultat der urbanen Selektionsfaktoren, denen Stadtamseln aus-gesetzt sind (Ecology 87(8) 2006).

GrenzüberschreitendeUmweltprüfungMit dem Einsatz der Strategischen Um-weltprüfung (SUP) für die Regionalpla-nung beschäftigte sich im Oktober eineKonferenz des Leibniz- Instituts für ökolo-gische Raumentwicklung e.V. (IÖR), diegemeinsam mit dem Regionalen Planungs-verband Oberlausitz-Niederschlesien unddem Lehrstuhl Umweltplanung der Bran-denburgischen Technischen UniversitätCottbus ausgerichtet wurde.Die europäische Richtlinie zur Strategi-schen Umweltprüfung von 2001 (2001/42/EG) schreibt erstmals vor, dass bei Plänenund Programmen (wie z. B. Verkehrs- oderFlächennutzungsplänen) auch erheblicheUmweltauswirkungen auf benachbarteMitgliedstaaten der EU geprüft werdenmüssen. Von solchen grenzüberschreiten-den Umweltauswirkungen ist Deutschlandmit seinen insgesamt neun Nachbarstaatenganz besonders betroffen. Wissenschaftlerdes IÖR, der regionale PlanungsverbandOberlausitz-Niederschlesien und der Lehr-stuhl Umweltplanung der BTU Cottbusbeschäftigen sich daher seit zwei Jahren ineinem Forschungsprojekt mit der Entwick-lung eines transnationalen Prüf- und Ver-fahrenskonzeptes für Sachsen, Polen und

Journal

Artengruppe mit relevant u.A.

Kooperations- wegen

vereinbarung FFH BNatSchG Start

Flora / Rheinland x x 2004Flora / Westfalen x x 2005Orchideen x x 2005Reptilien, Amphibien x x 2006Libellen x x 2005Tagfalter x x 2005Schmetterlinge allg. x x 2006Mollusken x x 2005Flusskrebse x x 2005Spinnen x 2005Stechimmen x 2005Heuschrecken x 2005Laufkäfer x 2006Schwebfliegen 2006

Biodiversitätsforschung: GPS-Messen aufden Elbwiesen bei Steckby dient der Fest-legung und dem Wiederfinden von Unter-suchungsflächen.

Foto: A. Künzelmann/UFZ

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Tschechien. Am Beispiel der östlichstenPlanungsregion Sachsens, Oberlausitz-Niederschlesien, wurden im Rahmen desProjektes Prüfmethoden und Beteiligungs-verfahren für die grenzüberschreitendeSUP entwickelt und erprobt. Diese Regioneignete sich für das Projekt ganz beson-ders, da sie an zwei polnische Regionen(Wojewodschaften) sowie zwei tschechi-sche Regionen (Krajs) angrenzt, welche im Rahmen der SUP für die sächsischeProjektregion beteiligt werden müssen.Das mit EU-Mitteln geförderte Projekt hatin Europa Pilotcharakter.

3000 Flächen fürÖkosystem-ForschungWie wirken sich Eingriffe des Menschen indie Natur speziell auf die Artenvielfaltaus? Welche Konsequenzen haben dieseVeränderungen für die betroffenen Öko-systeme? Und was bedeuten diese Störun-gen in der Summe möglicherweise für diegesamte Biosphäre, auf deren lebenserhal-tende Leistungen wir unabdingbar ange-wiesen sind? Diese und weitere Fragen stehen im Mittelpunkt eines neuen For-schungsprogramms, das die Deutsche For-schungsgemeinschaft (DFG) ins Leben gerufen hat.Es handelt sich dabei um ein Projekt in einer Größenordnung, wie es sie in derBiologie im Einzelverfahren bisher nochnicht gegeben hat. Daran beteiligt ist derLehrstuhl für Tierökologie und Tropenbio-logie der Uni Würzburg unter der Leitungvon Professor Karl Eduard Linsenmair.3000 Untersuchungsflächen für die gene-relle Datenerhebung, 300 Flächen für intensivere, experimentelle Forschung mitzusätzlichen Experimentierflächen in direk-ter Nachbarschaft, 48 Flächen für sehr intensive Forschung – in dieser Größen-ordnung bewegt sich das Projekt, das dieDFG in der ersten Drei-Jahres-Phase mitacht Millionen Euro finanzieren wird.„Es geht darum, die funktionale Rolle der Biodiversität und die Auswirkungenmenschlicher Einflüsse auf verschiedeneÖkosysteme besser zu verstehen“, erklärtKarl Eduard Linsenmair vom Biozentrumder Universität. Fünf Einrichtungen teilensich die Arbeit: Neben Würzburg sind diesdie Universitäten Jena und Ulm und dasMax-Planck-Institut für Biogeochemie Jena; die Federführung liegt bei der Uni-versität Potsdam.In dem Projekt werden die Forschungs-aktivitäten unterschiedlicher ökologischerFachrichtungen gebündelt und Erkennt-nisse aus Modellexperimenten auf denLandschaftsmaßstab übertragen, überprüftund erweitert. Dabei werden die bislangnoch zu stark voneinander isolierten Felder

der Biodiversitäts- mit der Ökosystemfor-schung eng vernetzt; dadurch erst wird esmöglich, Fragen zur funktionalen Bedeu-tung der Vielfalt von Arten und Gemein-schaften im großräumigen und langfristi-gen Kontext komplexer Landschaften zuuntersuchen.

Alleen nicht gefährdenMit einem „dringenden Appell“ an dieobersten Straßenbaubehörden der Länder,durch Gesetze die Entwicklung von Alleenan Straßen nicht „erheblich zu erschweren“,ging im November in der Deutschen Bun-desstiftung Umwelt (DBU) in Osnabrückeine Alleen- Fachtagung zu Ende. Alleen-schutzgemeinschaft (ASG), Stiftung Preu-ßische Schlösser und Gärten Berlin-Bran-denburg (SPSG) und Forschungsgesell-schaft Landschaftsentwicklung und Land-schaftsbau (FLL) machten sich in einerResolution massiv dafür stark, die in den„Empfehlungen zum Schutz vor Unfällenmit Aufprall auf Bäume“ (ESAB) vorge-sehenen Abstandswerte zu verringern. Diesehen für Pflanzungen an Landstraßenmindestens viereinhalb Meter Abstand vonBäumen zum Straßenrand vor, obwohl die angrenzenden Flächen häufig nur bismaximal drei Meter dem jeweiligen Landgehörten. Eigentumsrechtliche Gründewürden dann dazu führen, dass die LänderAlleebäume voraussichtlich kaum nach-pflanzen könnten.Bedenklich sei, dass die ESAB zur Ver-nachlässigung oder gar Verhinderung vonNeu- und Nachpflanzungen führten. Soll-ten die verbindlich umgesetzt werden, seien aufwändige, zeitraubende und kosten-intensive Grundstücksverhandlungen dieFolge. (DBU)

Wildgänse schützenDer Präsident des Rheinischen Landwirt-schafts-Verbandes (RLV), Friedhelm Decker,die Vorsitzenden der Bezirksbauernschaf-ten Düsseldorf und Köln, Harald Benning-hoven und Theo Brauweiler, sowie dieVorsitzenden der Kreisbauernschaften desVerbandes haben ihre Berufskollegengemäß der mit der Landesregierung vonNordrhein-Westfalen am 10. Dezember1986 getroffenen Vereinbarungen aufgeru-fen, überwinternde arktische Wildgänseauch außerhalb der unter Naturschutz ge-stellten Gebiete nicht zu beunruhigen. Dieordnungsgemäße Bewirtschaftung land-und forstwirtschaftlicher Flächen bliebehiervon unberührt. Da sich die Landes-regierung im Gegenzug zum Ersatz derGänsefraßschäden bereit erklärt habe,würden die von der Landwirtschaft im Interesse des Naturschutzes hingenom-menen Schäden ausgeglichen.Der RLV weist darauf hin, dass die Land-wirte entstehende Schäden umgehend beider zuständigen Kreisstelle der Landwirt-schaftskammer Nordrhein-Westfalen an-zeigen sollten. Diese werde sodann diezum Ausgleich durch die Landesregierunganstehenden Schäden feststellen. (RLV)

Bodenbiologie im Zei-chen des Bodenschutzes„Leistungen und Gefährdungen von Boden-organismen in genutzten Böden“ lautetedas Thema einer fachübergreifenden Ta-gung, zu der das Institut für Agrarökologieder Bundesforschungsanstalt für Land-wirtschaft (FAL) in Braunschweig dieKommissionen „Bodenbiologie“ und „Bodenschutz“ der Deutschen Boden-kundlichen Gesellschaft im Septembereingeladen hatte.Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftleraus Deutschland, Österreich und derSchweiz sowie aus Finnland, Rumänienund Schottland stellten ihre aktuellen Arbeiten zu biologisch-bestimmten Boden-

Journal

Im Mittelpunkt der Fachtagung standenAlleen. Foto: P. Schütz

Artische Wildgänse Foto: P. Schütz

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funktionen, dem Klimawandel und Schad-stoffabbau vor. Weitere Schwerpunkte waren funktionell bedeutsame Aspekte derBiodiversität im Boden, Belastung und Regeneration der Biodiversität bei Boden-nutzung sowie Ansätze zur Klassifizierungder Biodiversität, ihrer Leistungen und kri-tischen Grenzen bei Belastung des Bodens.Die Präsentationen und Diskussionen zeig-ten, dass zukünftig verstärkt eine detail-lierte Aufschlüsselung mikrobieller Ge-meinschaften und ihrer Leistungen erfol-gen sollte. Weiterhin wird eine stärkerewissenschaftliche Verknüpfung zwischenLeistungen der Bodentiere und boden-physikalischen Prozessen als erforderlicherachtet. Schließlich sollten bodenbiologi-sche Fragestellungen vermehrt die Haupt-aspekte des Klimawandels einbeziehen,um mögliche Änderungen der Biodiver-sität und damit verknüpfter Funktionenund Leistungen aufzuzeigen. Fazit der Ver-anstaltung ist, dass eine gezielte Auf-klärung biologisch gesteuerter Prozesse eine wesentliche Voraussetzung für dieEntwicklung nachhaltiger Bodennutzungs-systeme ist.

Rekordsommer schädigtBoden dauerhaftHitzerekorde und anhaltende Trockenheitwie in den Sommern 2003 und 2006 lassennicht nur Pflanzen vertrocknen, auch Böden können dauerhaft geschädigt wer-den. Dies stellten Wissenschaftler desGSF-Forschungszentrums für Umwelt undGesundheit fest, die in einem Langzeitver-such die Fähigkeit von Böden untersuchen,das Herbizid Isoproturon abzubauen.„Wir haben seit 1997 vier Böden im Freiland unter Beobachtung“, erklärt Dr.Reiner Schroll (Institut für Bodenökolo-gie), „grundsätzlich ging es dabei um dieFrage, wie sich Isoproturon als Modell-substanz für Pestizide in unterschiedlichenBöden verhält“.Bis zum Sommer 2003 baute einer dieserBöden Isoproturon besonders effektiv ab:die im Boden lebenden Mikroorganismenmineralisierten innerhalb von etwa zweiMonaten bis zu 60 Prozent des aufge-brachten Isoproturons. Nach der Trocken-heit im Sommer 2003 brach die Abbau-kapazität dieses Bodens jedoch dramatischein. Insbesondere in den obersten Zenti-metern fand nur noch ein sehr geringfügi-ger Abbau statt.„Trockenheit und Hitze führten zu tiefgreifenden Veränderungen in der Zusam-mensetzung der mikrobiellen Lebensge-meinschaft, die auch durch langzeitigesWiederanfeuchten des Bodens vor den Untersuchungen nicht rückgängig ge-

macht werden konnten“, erklärt Schrollden drastischen Rückgang. Dabei sankzum einen die absolute Zahl an Mikro-organismen, zum anderen änderte sich die Artenzusammensetzung: Offensicht-lich wurden gerade die Bakterien, die Iso-proturon abbauen, so stark geschädigt,dass sie im Oberboden praktisch ausge-storben waren. Bis heute erholte sich derBoden nicht vollständig: Erneute Unter-suchungen im April 2006 ergaben eine Abbaukapazität von nur 15 Prozent desaufgebrachten Isoproturons. (GSF)

Der Wald reagiert auf den KlimawandelDer Klimawandel wirkt sich bereits deut-lich auf die Wälder der Schweiz aus. Amdiesjährigen „Forum für Wissen“ der Eidg.Forschungsanstalt für Wald, Schnee undLandschaft WSL präsentierten Wissen-schaftler neue Erkenntnisse über bereitssichtbare Effekte der Klimaerwärmung aufWälder in der Schweiz und Europa. Bäumewerden heute beispielsweise früher grünund verlieren ihr Laub oft später. Und imtrockenen Wallis ist aktuell ein Baum-artenwechsel im Gange: Wo bisher Wald-föhren standen, verjüngen sich neuerdingsFlaumeichen. Im Gebirge weichen dieBäume mit zunehmenden Temperaturen inhöhere Lagen aus. Die natürliche Wald-grenze steigt nicht nur in den Alpen, sondern auch in anderen Gebirgsregionenwie dem Ural langsam an. (WSL)

Neue Fischart im RheinBei Elektrobefischungen zu wissenschaft-lichen Untersuchungen im Rahmen derHegeverpflichtung der Rheinfischerei-genossenschaft wurden im Oktober 2006im nordrhein-westfälischen Rheinabschnittbei Königswinter erstmalig eine Kessler-Grundel (Neogobius kessleri) nachgewie-sen. Dabei handelt es sich um eine unauf-fällige, bodenlebende und maximal rund 20 cm groß werdende Kleinfischart, dienatürlicherweise nicht im Rheinsystemvorkommt.Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet derKessler-Grundel sind die Küstengewässerund Flussmündungen im Schwarzen undKaspischen Meer. Die Art tauchte 1994erstmalig in der österreichischen Donauauf, wohin sie wahrscheinlich unbeabsich-tigt mit dem Ballastwasser von Fracht-schiffen verschleppt worden ist. In kürzes-ter Zeit hat sie sich in der Donau ausge-

breitet, wo sie vor allem an naturfernenStandorten wie Blockwurfufern und in Industriehäfen mittlerweile so massenhaftvorkommt, dass negative Auswirkungenauf die heimischen Fischbestände befürch-tet werden. Schon kurze Zeit später tauchtedie Art auch in der deutschen Donau(1999) und im Main auf, so dass es nur eine Frage der Zeit zu sein schien, bis sieauch in den Rhein vordringt. Das nach-gewiesene 12 cm große Exemplar ist nunder Beleg für die offensichtlich bereits erfolgte Besiedlung des Rheins. Mit derKessler-Grundel gehört nun nach der Mar-morgrundel (Proterorhinus marmoratus),die – ebenfalls aus dem Donauraum stam-mend – schon seit einigen Jahren regel-mäßig im Rhein vorkommt, eine zweiteFischart aus der Familie der Grundeln zurNeozoenfauna des Rheins. Es ist zu er-warten, dass sich die Kessler-Grundel im Rhein und seinen Zuflüssen ähnlich expansiv vermehren und ausbreiten wird,wie in der österreichischen Donau.

Kontakt: Dr. Stefan StaasHegebeauftragter der Rheinfischereigenossenschaft NRWRömerhofweg 12 – 50374 ErftstadtTel. 0 22 35 / 68 89 95 – E-Mail:[email protected]

Positive Bilanz Der Verband Deutscher Naturparke undEUROPARC Deutschland ziehen eine positive Bilanz über das erste Jahr derDachmarke „Nationale Naturlandschaf-ten“ und deren erste Kampagne, das Jahrder Naturparke 2006. Vor einem Jahr wur-de in Berlin die neue Dachmarke erstmaligder Öffentlichkeit vorgestellt, mit der sichdie Nationalparke, Naturparke und Bio-sphärenreservate seitdem gemeinsam prä-sentieren. Anlass für das „Jahr der Natur-

Journal

Kessler-Grundel (Neogobius kessleri) ausdem nordrhein-westfälischen Rheinabschnitt.Foto: Rheinfischereigenossenschaft NRW

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parke“ war die Vorstellung des Naturparke-Programms vor 50 Jahren. Schirmherr desJahres der Naturparke ist BundespräsidentHorst Köhler.Das Jahr der Naturparke hat Naturparke alsRegionen für Naturerlebnis, Urlaub undErholung sowie nachhaltige Regionalent-wicklung bundesweit bekannt gemacht.Und es ist gelungen, Kooperationen mitzahlreichen Partnern wie Deutscher Touris-musverband, Deutscher Wanderverband,Naturfreunde Deutschland, Fahrtziel Naturund Viabono zu begründen, die auch in Zukunft weitergeführt werden sollen. Auch die erfolgreiche Einführung der neuenDachmarke Nationale Naturlandschaftenist 2006 gelungen. Nahezu alle der 14 Na-tionalparke, 96 Naturparke und 14 Bio-sphärenreservate beteiligen sich. Durchzahlreiche Veröffentlichungen, Veranstal-tungen und die Website www.nationale-naturlandschaften.de wird deutlich, dass esdurch den neuen Kommunikationsansatzgelingt, diese herausragenden Landschaf-ten Deutschlands mit ihren Erlebnismög-lichkeiten gemeinsam darzustellen und dieUnterstützung der Gesellschaft für die Nationalen Naturlandschaften zu gewinnen.

(U.K.)

30 Jahre NaturparkMaas-Schwalm-NetteMit einem Festakt haben niederländischeund nordrhein-westfälische Naturschützerheute das 30-jährige Bestehen des grenzüberschreitenden Naturparks Maas-Schwalm-Nette gefeiert. An der Veranstal-tung im niederländischen Roermond nahmauch NRW-Umweltminister EckhardUhlenberg teil. „Die Natur kennt keineGrenzen“, so der Minister. „Deswegensind internationale Kooperationen wie diese wichtig, um Natur und Landschaftgemeinsam zu pflegen und zu schützenaber auch Erholungsangebote grenzüber-schreitend abzustimmen.“

Die erste offizielle Vereinbarung für einengemeinsamen Naturpark wurde 1976 ge-schlossen. Ihr gingen bereits einige Jahreinoffizielle grenzüberschreitende Zusam-menarbeit voraus, die mit dem Abkommeneine formale Basis bekam. Wander-, Rad-und Reitwege wurden nun gemeinsam ge-plant und machten einen Ausflug ins Nach-barland zu einer Zeit möglich, in der dieGrenzen noch lange nicht so durchlässigwie heute waren. Um die Besucher des Naturparks zu informieren, wurden dreiNaturparkzentren in Brüggen, Roerdalenund Wachtendonk eingerichtet. Die Aus-stellungen dort und alle anderen Informa-tionen des Naturparks sind seit Jahrenzweisprachig ausgelegt. Die Zusammen-arbeit im Naturpark und die grenzüber-schreitenden touristischen Angebote dien-ten insbesondere in den Anfängen der Kooperation auch der Völkerverständi-gung. „Die gesamte Arbeit war stets voneiner freundschaftlichen Atmosphäre ge-prägt“, so Uhlenberg. „Die Zusammen-arbeit ist gut, trotzdem wollen wir nochbesser werden, und mit der Unterzeich-nung des Änderungsabkommens heutedem neuen Zweckverband auch die Auf-gaben der Beratenden Kommission über-tragen.“ Der Verband wird die projekt-bezogene Arbeit im Naturpark bündelnund intensivieren und so Abstimmungs-wege verkürzen. So wird zum Beispiel diemit dem Abkommen von 1976 eingerich-tete und paritätisch mit sechs niederländi-schen und sechs deutschen Mitgliedern be-setzte Beratende Kommission nicht mehrbenötigt.Der Naturpark Mass-Schwalm-Nette er-streckt sich beiderseits der deutsch-nieder-ländischen Grenze und umfasst Teile derKreise Kleve, Viersen und Heinsberg so-wie der Stadt Mönchengladbach und aufniederländischer Seite Gebiete von elf Gemeinden von Echt-Susteren im Südenbis Venlo im Norden. Auf niederländischerSeite wurden Teile des Naturparks rund umRoerdalen als Nationalpark De Meinwegausgewiesen. In Nordrhein-Westfalen lässtsich die Natur besonders gut in den dreiNaturerlebnisgebieten erkunden.

Petersberger Programmder NaturparkeDer Verband Deutscher Naturparke e.V.(VDN) hat im Rahmen der Festveranstal-tung „50 Jahre Naturparke in Deutsch-land – Rückblick und Perspektiven“ imSeptember 2006 im Gästehaus Petersbergbei Bonn das „Petersberger Programm derNaturparke in Deutschland“ vorgestellt.Bundesumweltminister Sigmar Gabriel,Festredner der Veranstaltung, wertete dasPetersberger Programm der Naturparke als„einen entscheidenden Schritt für die Ent-wicklung der Naturparke und als wichtigenBeitrag zur Schaffung eines globalen Net-zes ökologisch repräsentativer nationalerund regionaler Schutzgebietssysteme ent-sprechend den Beschlüssen im Rahmendes weltweiten Übereinkommens für dieBiologische Vielfalt (CBD).“In den 10 Punkten des Programms betonendie Naturparke, dass sie zukünftig nochstärker als bisher zum Erhalt der biolo-gischen Vielfalt in Deutschland beitragenwerden. Durch ein zielorientiertes Mana-gement soll in den Naturparken eine nach-haltige Regionalentwicklung sowie eineSteigerung der Lebensqualität der Bevöl-kerung erreicht werden. Dazu gehört dieFörderung eines umweltverträglichen Tourismus ebenso wie die Vermarktung regionaler Produkte. Die stärkere Einbe-ziehung in die Arbeit und Marketingkon-zepte der Tourismusorganisationen, Um-weltbildungsangebote für Bewohner undGäste sowie die Gestaltung attraktiver Angebote für Naturerleben sind weiterePunkte des Petersberger Programms.

(VDN)

Datengrundlage zumKormoran verbessernMehr als 160 Wissenschaftler und Vertreterder Fischerei und des Naturschutzes disku-tierten im November zwei Tage intensivauf der Fachtagung „Kormoran über dieBestandsentwicklung des Kormorans unddie Auswirkungen auf Fischbestände unddie Fischerei in Deutschland und Europa.Die Veranstaltung wurde gemeinsam vomBundesamt für Naturschutz (BfN) und demDeutschen Meeresmuseum ausgerichtet. InFachvorträgen wurde das Thema unterjuristischen, ornithologischen, fischerei-wissenschaftlichen und ethischenAspektenbehandelt. Als konkrete Ergebnisse der Tagung wurde von Fischereivertretern undNaturschutzorganisationen beschlossen,die Datengrundlange durch gemeinsameZählungen des Kormoranbestandes, Unter-suchungen zur Nahrungsökologie des Kor-morans und wissenschaftliche Literatur-studien zu verbessern. Trotz kontroverserStandpunkte wurde vereinbart, vergleich-

Journal

Die Niers prägt wesentlich die Landschaftdes Naturparkes Maas-Schwalm-Nette.

Foto: G. Hein

Haus Püllen das Informationszentrum inWachtendonk im Naturpark Maas-Schwalm-Nette. Foto: G. Hein

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bare Veranstaltungen in regelmäßigen Ab-ständen durchzuführen und den konstruk-tiven Dialog zwischen Fischerei und Naturschutz fortzusetzen.

Bei den Tagungsteilnehmern bestand Ein-verständnis darin, dass lokale Manage-mentmaßnahmen nicht geeignet sind, die Entwicklung der Kormoranpopulationnachhaltig zu beeinflussen. Eine Reduk-tion der Kormoranbestände wäre nach An-sicht von Experten nur auf europäischerEbene möglich. Dies wurde von Natur-schutzvertretern mit Verweis auf die euro-päische Gesetzgebung zurückgewiesen. Vondeutscher Fischereiseite wurde eine Reduktion der Kormorane auf 50 Prozentdes heutigen Bestandes gefordert. Eskonnte kein Konsens zwischen der Fische-rei- und Naturschutzseite gefunden wer-den, ob Populationseingriffe in dieserHöhe mit der EU-Vogelschutzrichtlinievereinbar sind und eine entsprechende politische und gesellschaftliche Akzeptanzfinden. Als weiteres Ergebnis der Tagungwurde deutlich, dass der Einfluss von Kor-moranen auf Fischbestände in verschiede-nen Regionen Deutschlands differenziertbetrachtet werden muss. Während Kormo-rane in Teichwirtschaften und kleinen Mit-telgebirgsbächen erhebliche fischereiwirt-schaftliche Schäden anrichten können,sind erhebliche Auswirkungen auf dieFischgemeinschaften in Seen und Küsten-gebieten wissenschaftlich nicht nach-weisbar.

Auf Klimawandel einstellenAuf Einladung des Umweltbundesamtes(UBA) diskutieren im November in Berlinrund 200 Fachleute aus Politik, Wirtschaftund Verwaltung über Klimafolgen und dieAnpassung an Klimaänderungen. „Es isthöchste Zeit, dass wir uns intensiver mitden Folgen des Klimawandels in Deutsch-land befassen. Wir müssen uns heute an-passen, um morgen nicht von seinen wirt-schaftlichen und sozialen Folgen überrollt

zu werden. Hierfür benötigen wir eine ge-meinsame nationale Strategie. Alle wichti-gen Akteure müssen hierfür mit ins Boot“,sagte Bundesumweltminister Sigmar Ga-briel. Er gab auf der Veranstaltung zusam-men mit UBA-Präsident Prof. Dr. AndreasTroge den Startschuss für das neue „Kom-petenzzentrum Klimafolgen und Anpas-sung (KomPass)“ im UBA. KomPass sollFachwissen vernetzen und Entscheidungs-träger in Unternehmen und Verwaltung sowie die Öffentlichkeit informieren. „Wirmüssen wissen, was uns erwartet. Nurdann können wir uns optimal und zu ver-tretbaren Kosten an den Klimawandel an-passen“, so UBA-Präsident Troge.Der Klimawandel macht vor Deutschlandnicht halt. Modellrechnungen des UBAlassen einen Anstieg der Jahresmittel-temperatur bis zum Jahr 2100 im Vergleichzum Zeitraum 1961 bis 1990 um 1,5 bis 3,7 Grad Celsius (°C) erwarten. Als sehrwahrscheinlich gilt eine Erwärmung um 2bis 3°C, die sich saisonal unterschiedlichstark ausprägen wird. Der größte Tempera-turanstieg ist im Winter zu erwarten. Diesommerlichen Niederschläge könnten sich bis zum Jahr 2100 um 30 Prozent ver-ringern.Am stärksten wäre dieser Niederschlags-rückgang im Nordosten und SüdwestenDeutschlands ausgeprägt.

Einrichtung „Biodiver-sitätsexploratorien“Die natürliche Artenvielfalt schrumpft.Das beobachten Biologen weltweit bereitsseit Jahren und haben als Hauptverursacherdieses Rückgangs den Menschen ausge-macht. „Durch die unterschiedlichstenFormen der Landnutzung nimmt die Bio-diversität ab“, weiß Prof. Dr. WolfgangWeisser. „Dabei handelt es sich jedochnicht nur um einen Verlust an Arten undGenen“, so der Professor für TerrestrischeÖkologie von der Friedrich-Schiller-Uni-versität Jena weiter.Vielmehr sei die Biodiversität auch fürzahlreiche bio- und geochemische Prozessewichtig, die in einem Ökosystem ablaufen.So etwa für die Reinigung des Grundwas-sers im Boden oder die Stoffkreisläufebeim Auf- und Abbau von organischemMaterial. „Bisher ist jedoch nicht klar, welche Konsequenzen eine abnehmendeVielfalt an Lebensgemeinschaften auf dieseÖkosystemprozesse hat und wie dies durchdie Bewirtschaftungsintensität beeinflusstwird“, so Weisser. Die meisten der bisheri-gen Forschungsaktivitäten zu diesen The-men haben sich auf einzelne Organismenbeschränkt und fanden zudem in engen räumlichen und zeitlichen Grenzen statt.Um diese Lücke in der ökologischen For-schung in Deutschland zu schließen, wol-

len Weisser und einige Forscherkollegennun eine gemeinsame Forschungsplatt-form schaffen. In einem von der DeutschenForschungsgemeinschaft (DFG) finanzier-tem Großprojekt werden dazu deutsch-landweit drei so genannte „Biodiversitäts-exploratorien“ eingerichtet: Gebiete vonetwa 100 Quadratkilometern Größe, in denen langfristig das Zusammenspiel vonLandnutzung durch den Menschen undÖkosystemprozessen erfasst wird. An demProjekt beteiligen sich Ökologen aus fünfForschungseinrichtungen: Neben Wissen-schaftlern des Instituts für Ökologie derUniversität Jena sind das auch Kollegendes Jenaer Max-Planck-Instituts für Bio-geochemie sowie der Universitäten Pots-dam, Würzburg und Ulm. Die Exploratorien werden im Biosphären-reservat Schorfheide-Chorin (Branden-burg), im Biosphärengebiet SchwäbischeAlb (Baden-Württemberg) und in und umden Nationalpark Hainich (Thüringen) ein-gerichtet und erstrecken sich sowohl überGras- als auch Waldflächen. (idw)

WanderfischprogrammNordrhein-WestfalenUmweltminister Eckhard Uhlenberg hatim November an der Fischkontrollstationan der Sieg in Buisdorf das Wanderfisch-programm für die Jahre 2007 bis 2010 vor-gestellt. Damit geht das 1998 gegründeteProgramm in die letzte Phase, für die dasLand rund 1,2 Millionen Euro zur Verfü-gung stellt. In etwa gleicher Höhe erwartetdas Land zusätzliche Mittel der Europäi-schen Union zur Entwicklung der Fisch-ereigewässer aus dem EU-Finanzinstru-ment zur Ausrichtung der Fischerei (FIAF)und dem Europäischen Fischereifonds(EFF). Ab 2011 soll sich das Wanderfisch-programm dann weitgehend über die imletzten Jahr vom Rheinischen Fischerei-verband von 1880 e.V. gegründete StiftungWasserlauf NRW und Aktivitäten der Fischereiverbände und -genossenschaftentragen.Das Wanderfischprogramm begann imJahr 1998 mit einer bis 2002 dauernden

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Kormorane Foto: P.Schütz

Junge Lachse Foto: G. Feldhaus

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Untersuchungsphase, in der die NRW-Gewässer auf ökologische Engpässe undmögliche Verbesserungen überprüft wur-den. In der Umsetzungsphase der Jahre2003 bis 2006 wurden ersten Maßnahmenin den Bereichen Durchgängigkeit, Habi-tatrestaurierung und Laichgebietsschutzrealisiert. In der nun startenden Selbststän-digkeitsphase von 2007 bis 2010 sollen inausgewählten Gewässern weitere Maßnah-men durchgeführt bzw. abgeschlossenwerden. Zu den Schwerpunktgewässernzählen dabei neben der Sieg als Pilot-gewässer auch Wupper, Dhünn und Eifel-rur für die Wiederansiedlung vor allem vonLachsen. In Lippe, Ems, Weser und demUnterlauf der Ruhr sollen besonders fürAale wieder gute Lebensbedingungen ge-schaffen werden. Konkrete Projekte sindunter anderem der Bau einer Pilotanlagezum Fischabstieg am Wehr Unkelmühle(Sieg), die Einrichtung eines Fischauf-stiegs und eines Besucherzentrums amWehr Duisburg (Ruhr) und eine Durchgän-gigkeitsstudie zum Hauptlauf der Eifelrur,die in Kooperation mit den Niederlandenentstehen wird.

Im Jahr 2011 übernimmt dann die StiftungWasserlauf NRW einen Großteil der wei-teren Maßnahmen des Wanderfischpro-gramms. Das Land unterstützt die Stiftungbeim Aufbau des benötigten Grundkapitalsvon mindestens zwei Millionen Euro undhat dazu als Anschub 500.000 Euro aus derFischereiabgabe des Jahres 2006 zur Ver-fügung gestellt. (MUNLV)

Test zur Wiederein-bürgerung des StörsSeit 1996 finanziert das Bundesamt fürNaturschutz (BfN) im Auftrag des Bundes-umweltministeriums Forschungsvorhabenzur Arterhaltung und Wiedereinbürgerungdes Störs in Deutschland. Im Rahmen einesVersuchsbesatzes im Juli im Einzugsgebietder Peene konnten erste wichtige Informa-tionen über das Verhalten von Jungstörennach dem Besatz gewonnen werden. Vonbesonderem Interesse waren das Wander-verhalten der bis zu 50 cm langen Tiere so-wie die Nutzung der verfügbaren Lebens-räume für die Wissenschaftler als Testvor-lauf auf den zukünftigen Erstbesatz imOdergebiet. Dazu wurden die jungen Störemit Sendern ausgestattet. Die Ortungsauf-zeichnungen zeigten neben erstaunlichenWanderleistungen in den Flussgebietenvon bis zu 25 km pro Tag auch, dass es sichhier um echte Individualisten handelt.Mehrfachortungen waren in den vier Monaten so gut wie nie zu dokumentieren,die Tiere verteilten sich in Peene, Peene-strom und Haff. Während sie die Ostseebislang noch meiden, konnten in der Haff-

region die verstreuten Wanderer aufge-spürt werden.Die Arbeiten im Einzugsgebiet der Peenewaren eine methodische Vorübung für dengeplanten Testbesatz mit Stören in derOder. Hier wird das Augenmerk vor allemdarauf liegen, die Wanderung und die Nutzung der Lebensräume in dem großenStrom zu bestimmen, um den im Rahmender deutsch-polnischen Zusammenarbeitim April 2007 beginnenden gezielten Be-satz mit zahlreichen Stören entsprechendvorzubereiten. Unter anderem soll auchder Einfluss der Fischerei auf die Über-lebensrate der Tiere untersucht werden,denn im Herbst erreicht die Fischerei-intensität in der Oder ihren Höhepunkt.

NRW führend bei derForstwirtausbildungWährend im Bundesgebiet die Ausbildun-gen im Beruf Forstwirt sinken, verzeichnetdie Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen einen stetigen Anstieg jungerLeute, die sich für eine Ausbildung imForst entschieden haben. Zurzeit sind es259 Auszubildende. Das Land Nordrhein-Westfalen bietet in seinem LandesbetriebWald und Holz etwa 40 Prozent dieserAusbildungsplätze an, 43 Prozent absol-vieren die Ausbildung in kommunalen Betrieben und die restlichen 17 Prozent inprivaten Forstbetrieben und neuerdingsauch in Unternehmen, die Dienstleistungenin forstlichen Bereichen anbieten.Der Forstwirt ist eine hochqualifizierteFachkraft mit einer umfassenden Bildungin verschiedensten Bereichen. Das Auf-gabengebiet reicht von der Pflanzung un-terschiedlichster Baumarten bis hin zurErnte der Bäume. Das Hauptaufgaben-gebiet liegt nach wie vor in der Produktionvon verkaufsfertigen Holzsortimenten, diedie wichtigste Einnahmequelle für einenForstbetrieb bedeuten.Die Ausbildung zum Forstwirt dauert dreiJahre. Nach der Berufsausbildung sind dieBeschäftigungsfelder neben der klassi-schen Waldarbeit vielfältig. Einsatzmög-

lichkeiten bieten sich bei weiterer Spezia-lisierung und dem Erwerb von Zusatz-qualifikationen beispielsweise auch in der Baumpflege, der hoch mechanisiertenHolzernte, aber auch im Garten- und Land-schaftsbau.Zuständige Stelle für die Berufsausbildungzum Forstwirt ist die Landwirtschafts-kammer Nordrhein-Westfalen. Umfang-reiche Informationen über die Ausbildungfinden interessierte Jugendliche hier.

(LWK NRW)

Bündnis Wahner Heidegewinnt PreisDas Bündnis Wahner Heide e.V. hat denvon ZDF und Deutscher BundesstiftungUmwelt (DBU) ausgeschriebenen Natur-schutzpreis „Mensch und Natur (MUNA)“gewonnen. Der Dach- und Förderverbandüberzeugte die illustre Jury u.a. aus WWF,EURONATUR und ZDF mit seinen er-folgreichen und richtungweisenden Pro-jekten.Das Bündnis erhält den bundesweiten Naturschutzpreis in der Kategorie „Nach-haltigkeit“. Bei den zahlreichen Projektenwie Wahner Heide Karte, Natur- und Kul-turführer, www.wahner-heide.com, Rund-wanderwegnetz, Heide-Kids und Infonetzpunktete der Verband insbesondere mit der naturschutzgerechten Inwertsetzungder Landschaft.Im Unterschied zur historischen Nutzung,die nur aus wald- und landwirtschaftlichenMaßnahmen bestand, kommt heute der Erholungsverkehr hinzu. Hier hätte dasBündnis im wahrsten Sinne des WortesWege aufgezeigt, wie das wertvollste Naturschutzgebiet Nordrhein-Westfalenstrotz seiner Lage im Ballungsraum durchdie Bevölkerung erlebt werden kann, ohnedass sie dabei zerstört wird. Gleichzeitighätte das Bündnis aufgezeigt, wie das Interesse an der Landschaft aufgefangenund finanzielle Rückflüsse in Projekte zum Erhalt der Landschaft erzielt werdenkönnen. (www.wahner-heide.com)

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Forstwirt bei der klassischen Arbeit imWald. Foto: M. Wengelinski

Naturschutzgerechte Inwertsetzung derLandschaft in der Wahner Heide wie hierdurch Beweidung mit Ziegen und Schafen.

Foto: G. Hein

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Die Schleie Fisch des Jahres 2007In Deutschland und in Österreich habender Verband Deutscher Sportfischer (VDSF)und das Österreichische Kuratorium für Fischerei und Gewässerschutz (ÖKF) dieSchleie gemeinsam zum Fisch des Jahres2007 gewählt. Die Schleie – wissenschaft-lich Tinca tinca – ist im größten Teil Europas verbreitet mit Ausnahme vonGriechenland, Schottland und Nordskan-dinavien. In den meisten Bundesländernwird sie als nicht gefährdet eingestuft, ineinigen als potentiell gefährdet.Gefahr droht der Schleie vor allem durchweiteren Fließgewässerausbau und den damit verbundenen Wasserpflanzenrück-gang. Der Verbau von flachen, kraut-reichen Uferzonen wirkt sich besondersnachteilig auf Schleienbestände aus. Vorallem in stehenden Gewässern ist dieÜberdüngung zum Beispiel durch Eintragaus der Landwirtschaft ein zusätzlicherGefährdungsfaktor.Die Schleie ist ein Grundfisch, der lang-sam fließende Gewässer und flache, warmeSeen und Teiche mit dichten Pflanzen-beständen und schlammigem Untergrundvorzieht. Im Norden dringt sie auch in dieBrackwasserbereiche der Ostsee vor. ImAlpenraum trifft man sie bis zu einer Höhevon 1600 Metern über dem Meeresspiegelan. Tagsüber hält sie sich am Grund zwi-schen dichten Pflanzenbeständen auf undwird erst in der Dämmerung aktiv.Schleien sind äußerst anpassungsfähig undzeichnen sich durch ihre große Wider-standsfähigkeit gegen Sauerstoffmangelund saures Wasser aus. Die Schleie ist inder Lage, monatelang zu hungern. BeiTemperaturen von über 28 Grad Celsiusstellt die Schleie die Nahrungsaufnahmeein und fährt den Sauerstoffverbrauch undden Stoffwechsel stark zurück. Bei höherenTemperaturen gräbt sie sich auch imSchlamm ein und fällt in eine Art Hitze-koma. So übersteht sie sogar ein kurz-fristiges Austrocknen ihres Gewässers. ImWinter stellt sie die Nahrungssuche einund zieht sich an die tiefen, schlammigenStellen zurück. Die Schleie ernährt sichvon kleinen Bodentieren aller Art – da-runter Insektenlarven, Schnecken und kleine Muscheln – sowie gelegentlich auchvon Pflanzen. (NABU)

Maskenschnecke Weich-tier des Jahres 2007„Gehäuse bedeckt durchbohrt, gedrücktkugelig, zart, zerbrechlich, durchscheinend,glanzlos, hornbraun, ganz und gar mit un-endlich feinen Höckerchen bedeckt“ – sobeschrieb Emil Adolf Rossmässler, Alt-meister der deutschen Schneckenforscher,die Maskenschnecke (Isognomostoma iso-gnomostomos). Mit ihr wählte der Arbeits-kreis Mollusken NRW eine in Deutschlandbislang nicht gefährdete Schneckenart zum Weichtier des Jahres. Der Schutz ihrer Lebensräume nützt jedoch auch vielen anderen mit ihr zusammenlebenden Tier-arten.Die Maskenschnecke lebt in den Wälderndes Mittelgebirges und der Alpen. Durchihre Bindung an spezielle Lebensräumetritt sie im gesamten Gebiet nur sehr ver-streut auf. Da sie eine feuchte Umgebungbevorzugt, besiedelt sie meistens dieHangfüße der Berge und die Kammlagen.Außer in Deutschland kommt sie auchwestlich im spanischen Pyrenäenvorlandbis östlich nach Russland, südlich im italienischen Alpenvorland über Sloweniennach Ungarn und nördlich bis Lettland vor.Die Maskenschnecke ist ein Zwitter. Wahr-scheinlich wird sie bis zu 5 Jahre alt. Beider Begattung stimuliert sie ihren Partnermit einem 2,2 mm langen Kalkpfeil, der imGenitalsystem gebildet wird. Wie bei derWeinbergschnecke bedingen dabei ver-mutlich abgegebene Pheromone die Ver-nichtung von Fremdspermien vergangenerPaarungen. Die Eiablage wurde Ende Junibis Anfang Juli beobachtet. Ansonsten ist –wie bei vielen anderen einheimischenSchneckenarten – ihre Biologie noch weit-gehend unerforscht. (idw)

Die WaldkieferBaum des Jahres 2007Die Waldkiefer ist der Baum des Jahres2007. Mit der Wahl werde eine bescheideneSchönheit mit zähem Überlebenswillengewürdigt, erklärte das Kuratorium Baumdes Jahres. Die Waldkiefer (Pinus silvestris)werde selbst mit widrigsten Bedingungenfertig und komme gut mit Trockenheit zu-recht, begründete das Gremium seine Kür.Der Baum werde der Klimaerwärmungeher trotzen als andere einheimischeBaumarten, sagte Kuratoriumschef SilviusWodarz.Weltweit gibt es rund 100 Kiefernarten.Keine andere Baumart komme mit so wenig Wasser und Erde aus, erläuterte dasKuratorium. Die ältesten Exemplare sindschon fast 5000 Jahre alt. Die LanglebigenGrannenkiefern stehen in den kaliforni-schen White Mountains. In Deutschlandsind Kiefern die zweithäufigste Baumart.

Sie machen 23 Prozent an der Waldflächeaus, in Brandenburg sogar 72 Prozent.Kiefernwälder sind nach Ansicht derNaturschützer nicht nur für gestressteStadtmenschen Balsam. Die Stärke derBaumart liege vor allem darin, dass sie mit ihrem hohen Lichtbedarf auf Katastro-phenflächen, zum Beispiel nach Wald-bränden, schnell Fuß fasst. Dauerhaft ge-deiht die Kiefer auf trockenen Sandbödenwie in Brandenburg, auf Felsen oder anMoorrändern. Kiefern seien auch Lebens-raum für eine Vielzahl von Insekten, Pilzenund Vögeln. Insekten machten dem Baumaber auch wegen Kahlfraß zu schaffen.

Natur des Jahres

Turmfalke Foto: M. Heng/NABU

Schleie Foto: W. Hauer

Der Turmfalke Vogel des Jahres 2007Der NABU und der Landesbund für Vogel-schutz (LBV), NABU-Partner in Bayern,haben den Turmfalken zum „Vogel desJahres 2007“ gekürt. Der Turmfalke (Falcotinnunculus) ist mit seinen rund 35 Zenti-metern Körpergröße und 75 ZentimeternFlügelspannweite ein kleiner Verwandterdes ersten Jahresvogels überhaupt, dem1971 gewählten Wanderfalken. Im Gegen-satz zum damals vom Aussterben bedroh-ten Wanderfalken ist der Turmfalke keinganz seltener Vogel. Dennoch gehen die Be-standszahlen langsam, aber stetig zurück.Auch wenn er nicht auf der Roten Liste ge-fährdeter Arten steht und die Bestände inmanchen Regionen stabil geblieben sind,hat die Zahl der Turmfalken in einigen Teilen Deutschlands in den vergangenen30 Jahren deutlich abgenommen.Freie Flächen an den Stadt- und Dorfrän-dern würden durch Straßen und Neubautenversiegelt, Nistmöglichkeiten an geeigne-ten Gebäuden bei Sanierungen häufig ver-schlossen und Kirchtürme oftmals vonaußen unzugänglich gemacht. Dem Turm-falken fehle es zunehmend an Nistplätzenund Nahrungsangebot. Denn auch die offenen Landschaften – sein bevorzugtesJagdrevier – würden immer eintöniger.

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Es fehlen zunehmend Hecken, einzelneBäume und Pfähle, die der Vogel als Ansitzfür die Jagd nutzt.Eines der wichtigsten Kennzeichen desTurmfalken ist der Rüttelflug. Dabei spähter mit heftigen Flügelschlägen und breitgefächertem Schwanz in der Luft stehendnach Mäusen, Eidechsen und Insekten, dieer im schnellen Stoßflug geschickt er-beutet. In Deutschland leben knapp 50.000Turmfalken-Paare. Europaweit gibt es etwa350.000 Brutpaare. Der Turmfalke ist da-mit die häufigste Falkenart in Europa.

(NABU)

Ritterwanze ist Insektdes Jahres 2007Das Kuratorium „Insekt des Jahres“ wählte2007 die Ritterwanze zum Insekt des Jahres. Es möchte so auch mit demschlechten Image aufräumen, das denWanzen wegen der blutsaugenden Bett-wanze anhaftet. Zudem zählt diese Tier-gruppe zu den farbenprächtigsten und interessantesten Insekten.In Mitteleuropa sind etwa 1.000 Wanzen-arten bekannt, und nur eine Handvoll sindParasiten wie die unbeliebte Bettwanze.Viele Wanzen leben räuberisch; die meistenernähren sich jedoch von Pflanzensäften.So auch Ritterwanze, Lygaeus equestris,die zu den Bodenwanzen gehört. „Für diejungen Larven sind die Weiße Schwalben-wurz (Vincetoxicum hirundinaria) und dasFrühlings-Adonisröschen (Adonis vernalis)die einzigen Wirtspflanzen. Beides sindgiftige Pflanzen, die nur auf Trockenrasenoder in lichten Wäldern zu finden sind. Sozum Beispiel auf der Insel Rügen sowie in den Mittelgebirgen bis in die unterenZonen der Alpen, erläuterte Professor Holger Dathe vom Deutschen Entomologi-schen Institut und Vorsitzende des Kurato-riums. Die Ritterwanze, die in Österreichhäufiger anzutreffen ist als in Deutschland,ist seltener geworden, aber nicht vom Aus-sterben bedroht.Ritterwanzen sind 8 bis 14 Milimeter großund haben einen länglich-ovalen, leicht ab-

geflachten Körper. Charakteristisch für sieist die schwarze kreuzförmige Zeichnungauf der Rückenoberseite. Sie überwinternals erwachsene Insekten geschützt am Boden, aber auch in unbenutzten Brut-höhlen von Bienen oder an Steilwänden.Sobald die Tage länger werden und dieSonne wärmer wird, verlassen sie ihreWinterquartiere. Nach der Paarung legendie Weibchen nach und nach rund 60 Eierin kleinen Gruppen im Boden ab. Die älteren Larven sind weniger wählerisch bei der Wahl ihrer Nahrung und könnenauch an Löwenzahn gefunden werden. Siesaugen vor allen an unreifen Samen oderreifen, abgefallenen Samen. Ritterwanzenleben in der Regel eine Saison.

Der Elch ist Wildtierdes Jahres 2007Mit dem Elch wählte die Schutzgemein-schaft Deutsches Wild nach dem Wolf unddem Braunbären abermals eine Art zumWildtier des Jahres, die auf natürlichemWege in ihre deutsche Heimat zurückkehrt.Nachdem der Elch seit Kriegsende aus denhiesigen Wäldern verschwunden war, ist ernun wieder in Brandenburg und manchmalin Bayern anzutreffen.Mit einer Kopfrumpflänge von bis zu dreiMetern und einer Schulterhöhe von etwazwei Metern ist der Elch der größte Ver-treter seiner Familie. Sein imposantes Ge-weih kann gute zwei Meter ausladen.Weibliche Tiere sind geweihlos und bis zueinem Fünftel kleiner als ihre männlichenVerwandten. Ein besonderes Merkmal istdie große Oberlippe (Muffel), die demElch hilfreich beim Äsen ist.Meist lebt der Elch als Einzelgänger inlichten Wäldern mit Freiflächen, wo ersich als Wiederkäuer von Wasserpflanzen,Rinde und Blättern, im Winter auch vonZweigen, Sträuchern und dem Grün derNadelbäume ernährt. In der kalten Jahres-zeit bilden Elche gelegentlich lose Grup-pen, die sich jedoch bald wieder auflösen.Nach der Paarung im Herbst ist die Elch-kuh neun Monate trächtig, bevor sie ein biszwei Junge gebärt. Erst vor einer neuenGeburt vertreibt das Weibchen ihr Kalb. Inder freien Natur erreichen Elche oft ein Alter von 15 Jahren.

PuppenkernkeulePilz des Jahres 2007Mit der Puppenkernkeule wählte die Deut-sche Gesellschaft für Mykologie (DGfM)einen Parasiten mit besonderer Heilwir-kung zum Pilz des Jahres 2007. Die Puppen-kernkeule (Cordyceps militaris) gehört zu

der Familie der Schlauchpilze. Verbreitetist der Pilz in der gesamten Nordhemi-sphäre und auch bei uns gerade im Herbsthäufig anzutreffen.Die Sporen des Pilzes töten unterirdisch lebende Schmetterlingslarven, auf denensich Cordyceps ansiedelt. Der orangene,keulenförmige Pilz nährt sich von den abgestorbenen Insektenkörpern und wächstauf einige Zentimeter heran. Auf dieseWeise vermeidet die Puppenkernkeuleauch Schmetterlingsplagen und trägt sozum natürlichen Gleichgewicht im Öko-system bei. „Durch die Pilzkrankheit wirddie Anzahl der Insekten schnell reduziert,es gibt weniger Wirte für den Pilz, der Pilzwird weniger häufig und die Überlebens-chancen der Insekten sind wieder günsti-ger“, so die DGfM.Der Puppenkernkeule werden vielseitigeHeilkräfte nachgesagt, die von der moder-nen Medizin mittlerweile bewiesen wur-den. Er soll nicht nur Lunge und Nierenstärken, sondern auch ein wirksamesAphrodisiakum, also sexuell anregendsein. Auch die tibetischen Yak-Rinder haben dies angeblich erkannt und fressenden Pilz mit Vorliebe in der Paarungszeit.Sportler dagegen sollen die Ausdauer steigernde Wirkung zu schätzen wissenund brühen die befallenen Schmetterlings-larven als Tee auf. Nach dem Sport wirktCordyceps regenerierend und hilft so beimMuskelaufbau.Die Medizin setzt den seltenen Pilz aufverschiedene Weise ein. Die Puppenkern-keule enthält sowohl entzündungshem-mende Polysaccharide, die Tumoren ent-gegenwirken, als auch den Stoff Cordy-cepin, der Bakterien abtötet. Durch seinepositive Beeinflussung der Nebennieren-rinde verringert er außerdem Stresssymp-tome und Depressionen. (NABU)

Natur des Jahres

Ritterwanzen auf einer Blüte des Adonis-röschens. Foto J. Deckert

Puppenkernkeule Foto: DGfM

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Tag der Kräuter-pädagogenNRW hat mit dem 2003 durchgeführten 16tägigen Lehrgang bundesweit die ersteGruppe zertifizierter Kräuterpädagogin-nen und Kräuterpädagogen ausgebildetund zertifiziert. Die Angebote der Kräuter-pädagogen sind inzwischen eine wichtigeBereicherung für die Gastgeberfunktion inNaturregionen. Angeboten werden nebenFührungen, Erlebnisspielen in der Naturoder Märchenerzählungen auch das regio-nale Angebot von Produkten aus Kräuternund Heckenfrüchten. UnterschiedlicheZielgruppenwünsche werden mit verschie-denen Angeboten für Kinder, Familien, Er-wachsenen, Laien und Fachleute erreicht.Die Tagung, die am 20. Januar in der NUAin Recklinghausen stattfindet, dient demMeinungs- und Erfahrungsaustausch so-wie der Weiterverbreitung dieser Idee.

(NUA)Kontakt/Anmeldung: NUA, Horst Frese, Tel. 0 23 61/30 52 25,E-Mail: [email protected],www.nua.nrw.deNeuer Kräuterpädagogen-Zertifikats-lehrgang in Bad Münstereifel, Juli 2007 bis Juni 2008, E-Mail: [email protected]

Wald-TagungNaturgemäße und nachhaltige Waldwirt-schaft darf nicht zu einem Lippenbekennt-nis verkommen – so wird es in der gesell-schaftlichen und politischen Diskussion be-tont. Doch es gibt neue Herausforderungenwie den Klimawandel und die unter ande-

rem der Waldnaturschutz darauf, welcheneuen waldbaulichen Antworten könnenwir geben? Laufen wir Gefahr, dass die tra-ditionell weitsichtige und kostenbewusste,möglichst alle Waldfunktionen umfassendeForstwirtschaft durch das Primat kurzfris-tiger Gewinnmaximierung abgelöst wird?Wie also lässt sich der Nachhaltigkeitspfadauch im Sinne einer globalen Verantwor-tung und damit die Zukunft unserer Wäldersicherstellen?Diese Fragen stehen vor dem Hintergrundeiner Umorganisation- und Privatisierungs-welle der Forstverwaltungen fast allerBundesländer. Sie sind traditionell nebender wirtschaftlichen Förderung des Waldesauch der Gemeinwohlfunktion aller Wäl-der im Sinne der Daseinsvorgsorge für diegesamte Bevölkerung verpflichtet.Zur Tagung, die am 12. bis 14. Januar 2007in Iserlohn stattfindet, laden ein: OFRManfred Kebbel, Natur- und Umwelt-schutzakademie (NUA) Recklinghausen,Dr. Peter Markus, Evangelische AkademieIserlohn und FD Jürgen Oppermann,Forstamt Bielefeld.Informationen und Anmeldung: Ev. Tagungsstätte Haus Ortlohn, Berliner Platz 12, 58638 Iserlohn, Internet: www.kircheundgesellschaft.de/veranstaltungen

Lebendiger RheinWelchen Spielraum hat naturnaher Fluss-lebensraum an Europas meistbefahrenerBinnenwasserstraße? Diese Frage steht imMittelpunkt des NABU-Projektes „Leben-diger Rhein – Fluss der tausend Inseln“. InZusammenarbeit mit der Bundes-Wasser-straßenverwaltung realisierte der NABUim Rahmen des Projektes 15 Modellmaß-nahmen zur Uferrevitalisierung.Die Ergebnisse und Erfahrungen aus fünfJahren Realisierung konkreter Maßnahmenim Spannungsfeld Wasserstraße, Natur-schutz und Hochwasserschutz sollen imRahmen der internationalen Abschluss-tagung „Revitalisierung degradierter Uferdes Rheins – Modelle für die Struktur-verbesserung an Wasserstraßen“ am 7.–8.Februar 2007 im Parkhotel in Mainz dis-kutiert und für die zukünftige Flusspolitikund Verwaltungspraxis nutzbar gemachtwerden. In thematischen Workshops wer-den die verschiedenen Handlungsfelderdifferenziert betrachtet.Ideen und Erfahrungen aus anderen Fluss-gebieten werden einbezogen. Schluss-folgerungen und Empfehlungen sollen Impulse für die weitere Verbesserung ver-bauter Flüsse und insbesondere die Um-setzung der EU-Wasserrahmenrichtlinieliefern. Exkursionen bieten Einblick in dieModellprojekte im Raum Mainz-Bingen.Mit einem Gesamtvolumen von 1.300.000 €ist das NABU-Projekt „Lebendiger Rhein –

Fluss der tausend Inseln“ das größte För-derprojekt der Deutschen BundesstiftungUmwelt im Bereich Naturschutz. DemProjekt kommt mit insgesamt 15 Modell-projekten zwischen Iffezheim und nieder-ländischer Grenze im Hinblick auf die Revitalisierung der großen Flüsse eine her-ausgehobene Bedeutung zu. Die Modell-maßnahmen zeigen exemplarische Ansätzeund Lösungen für die Verbesserung derStrukturqualität des Lebensraumes Fluss.Konkret ließ der NABU Uferbefestigungenabtragen und Strombauelemente ökolo-gisch umgestalten. Nebenrinnen sollenneuen Flusslebensraum außerhalb der Fahr-rinne schaffen. Zudem sind die gemeinsammit vielen weiteren Akteuren durchgeführ-ten Modellprojekte ein wichtiges Instru-ment des „Rheinprogramm 2020“.Finanzielle Unterstützung kommt nebender Deutschen Bundesstiftung Umwelt(DBU) von der Deutschen Umwelthilfe(DUH), der EU (Interreg IIIB), der KurtLange Stiftung und von den Ländern Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalzsowie von Partnern aus der Wirtschaft:Michael Otto Stiftung und Kyocera Mita. Die Tagung richtet sich an Vertreter vonBehörden und Verbänden, Wissenschaftler,Ingenieure und Ökologen.Informationen:NABU-Naturschutzstation Kranenburg,Bahnhofstr. 15, D-47559 Kranenburg, Tel: 0 28 26/9 20 94, Fax 0 28 26/9 20 98,E-Mail:[email protected] Infos: www.lebendiger-rhein.de

Agrarpolitik und Naturschutz„Agrarpolitik und Naturschutz – gibt esneue Chancen?“ So lautet der Titel einerVeranstaltung, die die NNA in Schnever-dingen am 22. März 2007 im Camp Rein-sehlen, 29640 Schneverdingen, durch-führt. Naturschutz spielt sich hauptsäch-lich in der Kulturlandschaft ab. Eine dieNatur schonende Bewirtschaftung vonÄckern oder Grünland kann dabei nur inKooperation mit den Bewirtschaftern er-folgen. Nach der EU-Agrarreform hat sichin der Agrarpolitik beziehungsweise Agrar-gesetzgebung vieles geändert.Die wichtigsten Agrargesetze und Verord-nungen mit Bezug zum Umwelt- und Naturschutz auf Landes- und EU-Ebenewerden ebenso vorgestellt wie die Chan-cen der neuen Bestimmungen für dieLandwirtschaft und den Naturschutz. Zielist es, insbesondere den Aspekt der Land-wirtschaft unter Naturschutzauflagen zubetrachten und dabei die Arbeitsabläufeund Sachzwänge, denen der einzelneLandwirt unterworfen ist, verstehen zu lernen. Weitere Informationen sind unterwww.nna.niedersachsen.de erhältlich.

Veranstaltungshinweise

Infostand der Kräuterpädagogen.Foto: M. Wengelinski

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Wassersport, Tourismusund Naturschutz auf der RuhrWassertourismus boomt, auch auf derRuhr. Eine Chance, Menschen für die Natur im Ruhrtal zu begeistern und eineGefahr, dass sensible Arten aufgrund vonStörungen verloren gehen. In diesemSpannungsfeld sucht die Tagung „Wasser-sport, Tourismus und Naturschutz auf derRuhr“, die die NUA am 16.3.2007 in Reck-linghausen durchführt, nach einem Interes-senausgleich und konkreten Handlungs-ansätzen zwischen Kanusport und -touri-stik einerseits und dem Naturschutz ande-rerseits. Eingeladen sind Wassersportver-eine und Wassersportverbände, Bootsver-leiher und Tourenanbieter, amtlicher undehrenamtlicher Naturschutz, Touristikerund Stadtentwicklung der Ruhrstädte.(NUA)Infos: NUA, Dr. Gertrud Hein, Tel. 0 23 61/3 05-3 39, E-Mail [email protected],www.nua.nrw.de

Renaturierung vonHochmooren und AuenWasserabhängige Landökosysteme zählenzu den Landschaftsbereichen, die den be-deutendsten Beitrag zum guten ökologi-schen und chemischen Zustand der Ge-wässer liefern. Aus ihnen werden die Ge-wässer mit Wasser versorgt, sie durch-fließen sie und nutzen deren ökologischeServiceleistungen zur Reinigung und zurRetention.Zu den wichtigsten wasserabhängigenLandökosystemen in Niedersachsen zählendie Hochmoorbereiche mit all ihren Re-und Degenerationsstadien und die Über-schwemmungsbereiche der Auen mit Au-und Bruchwäldern und Auensümpfen. Die

jetzigen entwässerten Hochmoorbereichebeispielsweise tragen einen erheblichenAnteil an der Phosphatbelastung der Fließ-gewässer und der klimawirksamen Koh-lendioxid- und Methanbelastung. Durchdie Renaturierung und Wiedervernässungder Moore, Au- und Bruchwälder kann einGroßteil der Belastungen vermieden undder Hochwässer zurückgehalten werden.Die Tagung „Renaturierung von Hoch-mooren und Auen“, die am 29. und 30.März 2007 im Camp Reinsehlen, 29640Schneverdingen stattfindet, soll die neues-ten Erkenntnisse in der Hochmoor- undAuenforschung zusammentragen und auf-bauend auf zum Teil alten Ideen Konzeptefür naturschutz- und wasserwirksame Pro-jekte zur Umsetzung der WRRL und desKlimaschutzes entwickeln.Weitere Informationen zur Veranstaltung,unter www.nna.niedersachsen.de.

RegionalkonferenzOberes SauerlandZiel der Tagung von NUA, Stadt Brilonund Briloner Heimatbund ist es, einenÜberblick über die Potenziale an Fundstät-ten historischen Bergbaus, von Fossilienund Geotopen im Oberen Sauerland zu gewinnen sowie Konzeptansätze für dieInwertsetzung zu erörtern. Auch soll einBlick über die Grenze auf die Aktivitätenim Landkreis Waldeck-Frankenberg ge-worfen werden – mit dem Ziel, Zusam-menarbeitsmöglichkeiten zu erforschen.Angesprochen sind Kommunen, Dienst-stellen, Museen, Bildungseinrichtungen,Heimatvereine, Tourismusinstitutionen,Naturschutzvereine im oberen Sauerlandund dem benachbarten Landkreis Wal-deck-Frankenberg. Die Tagung findet stattam 24. März 2007 im Bürgerhaus Brilon.

(NUA)Infos: NUA, Horst Frese, Tel. 0 23 61/3 05-2 25, E-Mail: [email protected],www.nua.nrw.de

FachtagungFledermausschutzDie 8. bundesweite Fachtagung der BAGFledermausschutz im NABU Deutschlandfindet vom 30. März bis 1. April 2007 inDresden statt. Veranstalter sind: NABU,TU Dresden (Institut für Botanik, Lehr-stuhl für Botanik), Akademie der Sächsi-schen Stiftung für Natur und Umwelt unddas Sächsisches Landesamt für Umweltund Geologie. Rahmenthema ist „Fleder-mäuse in der Kulturlandschaft“, als Work-shop-Themen sind vorgesehen: „Einsatzvon Videotechnik“ – „Monitoring von Fledermäusen im Jagdgebiet“ – „Land-schaftszerschneidung und Querungshilfen“.Weitere Infos und Anmeldungen bis 31.1.2007 unter [email protected] oderbei Karl Kugelschafter, Tel. 0 64 62/39 99oder 0 64 62/9128 96. Der Tagungsbeitragbeträgt 35,– €.

Kiesabbau am NiederrheinWie lassen sich Abgrabungen bestmöglichin die räumliche Entwicklung einbinden?Auf der Fachtagung „Kiesabbau am Niederrhein – Quo vadis?“, die die NUAam 1. Februar 2007 zusammen mit, der AKSteine und Erden NRW und dem BUNDNRW durchführt, wird diese Fragestellungmit Fachleuten, Vertretern aus Politik undNaturschutz sowie der Abgrabungsindust-rie Arbeitskreises Steine und Erden er-örtert. Die unterschiedlichen Strategienvon Naturschutz und Abgrabungsindustriewerden dabei zur Sprache kommen. Teil-nehmen werden die umweltpolitischenSprecher der im Landtag vertretenen Par-teien sowie Wirtschaftsministerin ChristaThoben. (NUA)Infos: NUA, Horst Frese, Tel. 0 23 61/3 05-2 25, E-Mail: [email protected],www.nua.nrw.de

Veranstaltungshinweise

Wassersport erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Foto: P. Schütz

Steinbruch im Hochsauerland.Foto: Horst Frese

Großes Mausohr Foto: P.Schütz

14 LÖBF-Mitteilungen 4/06

Infrastrukturmaßnahme zum Wohle derBürger wie Radwege und Bürgersteige alsein Kernelement touristischer Wirtschafts-förderung mit hundertprozentiger regiona-ler Bindung. Der Wandertourismus erhöhedie Wertschöpfung in der umliegenden Region, stärke die kommunalen Steuerein-nahmen und schaffe viele Arbeitsplätze.

Wandern – Therapie gegen NaturentfremdungIm zweiten Teil seines Referats ging Brämer auf das Thema „Wandern als ele-mentares Bedürfnis“ ein. Viele Menschenfühlten eine Sehnsucht nach schöner Natur. Das Naturerlebnis senke Puls undBlutdruck, mindert Muskelverspannungund Hautanfälligkeit, beruhige und ent-spanne. Es mache den Kopf frei, mindereDepressionen und Aggressivität sowieVerspannungen und Ängste. Während das

Leben in der Zivilisation immer mehr zurmentalen Erschöpfung führe, stärke dasNaturerlebnis eine anstrengungslose Auf-merksamkeit durch gleichmäßige An-sprache aller Sinneskapazitäten. Das Wan-dern verbinde die innere und die äußereNatur des Menschen. Es sei die passge-naue Kompensation für die Defizite derHightech-Gesellschaft. Das Kreislauf-system werde gestärkt, Energie ver-braucht, es stärke die Seele. Kurz, Wan-dern sei Therapie angesichts der modernenNaturentfremdung.

VerkehrssicherungspflichtBei immer mehr touristisch orientiertenWanderwegeplanungen zeigen sich Wider-stände vor allem seitens der Grundeigen-tümer und der Jäger. Zum einen gibt es die Besorgnis der Haftung für Unfälle derWanderer im Wald. Hugo Gebhard, Lan-

Anstoß für diese Tagung war die Planung eines überregionalen Qualitäts-Wanderweges „Sauer-

land Höhenflug“ über mehr als 200 Kilo-meter von Meinerzhagen beziehungsweiseAltena über Winterberg bis Korbach (Hessen). Der Planungsablauf zeigte, dassvor allem Interessenkonflikte zwischenTourismus und Waldbauern sowie den Jägern einvernehmlich auszuräumen sind,wenn Planungen gut vorankommen sollen.

Wandern als WirtschaftsfaktorIm ersten Referat beleuchtete Dr. RainerBrämer, Forschungsgruppe Wandern derUniversität Marburg, zunächst „Wandernals Wirtschaftsfaktor“. Deutsche wandern,und sie wandern auch immer mehr. IhrDurchschnittsalter liegt bei 48 Jahren, siesind überdurchschnittlich gebildet undkehren immer häufiger gerne unterwegszum Essen ein. Sie übernachten zumeistnicht mehr in einfachen Herbergen, son-dern in der klassischen Hotellerie. Siewandern immer weniger in großen Grup-pen, vielmehr in kleinen Bekanntenkrei-sen. Sie sind anspruchsvoll, wählen in-zwischen herausragende bundesweit be-kannte Wandermarken aus, stellen den Naturgenuss ganz hoch an. Dazu gehörenvor allem aussichtsreiche und waldreicheStrecken des Mittelgebirges. Schmale Pfade sowie Erd- und Graswege sind dieLieblingswege.Immer mehr Wanderregionen machen sichauf den Weg, nach anerkannten Qualitäts-kriterien ihr Wanderwegenetz zu durch-forsten beziehungsweise zu entwickeln.Der Deutsche Wanderverband, der Dach-verband aller Wandervereine, hat ein Qua-litätssiegel „Wanderbares Deutschland“mit neun Kernkriterien jeweils im 4-Kilo-metertakt herausgegeben. Das DeutscheWanderinstitut bietet ein Qualitätslabel fürPremium-Wanderwege mit 34 Kriterien im Kilometertakt an. Brämer sieht dieSchaffung attraktiver Wanderwege als eine

Natur und TourismusHorst Frese

Touristische Wanderwegeplanungenund InteressenausgleichEin Bericht zur Tagung „Touristische Wanderwegeplanungen, freie Landschaft, Wald und Wild –Besorgnisse, Chancen, Interessenausgleich“

Die Natur- und Umweltschutz-Akademie NRW sowie der Landesbetrieb Wald und Holz NRWveranstalteten im April 2006 eine Fachtagung mit hochaktuellem Inhalt: Touristische Wanderwege-planungen, freie Landschaft, Wald und Wild – Besorgnisse, Chancen, Interessenausgleich. Die Teilnehmer waren vor allem Vertreter aus Kommunen, Tourismusbüros, forstlichen Dienststellen, Naturparken und Wanderverbänden.

Ein besonderes Naturerlebnis stellen die wenigen noch verbliebenen Hochheidegebietedar (hier die Usseler Hochheide auf dem Kahlen Pön). Foto: H. Frese

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desbetrieb Wald und Holz NRW, wies dar-auf hin, dass die Haftung von Grund-eigentümern für Beschädigungen Dritterim Wald keine Gefährdungs-, sondern eineVerschuldenshaftung sei. Maßstab für dasAusmaß der Vorkehrungen sei der beson-nene, nicht überängstliche und auf demGebiet der Forstwirtschaft fachlich be-ratene und gewissenhafte Waldbesitzer.Dieser müsse nach dem jeweiligen Standder Erfahrung und Technik als geeignetund genügend erscheinende Vorkehrungenzur Gefahrenfeststellung treffen.Der Stand der Erfahrung und der Technikergebe sich unter anderem aus der neuenFLL-Baumkontrollrichtlinie. Danach seieine Kontrolle der Bäume je nach Alters-zustand und Örtlichkeit in einem ein-jährigen, zweijährigen oder bisweilen auchdreijährigen Rhythmus ausreichend, aller-dings ergänzt durch zusätzliche Kontrollennach extremen Witterungsverhältnissen. Inden Waldbeständen bestehe keine Ver-kehrssicherungspflicht für waldtypischeGefahren. Auf den Waldwegen sei mit zu-nehmender Anzahl von Wanderern eineVerkehrssicherungspflicht zu bejahen, wo-bei das Ausmaß der Gefahrenprüfung mitder Anzahl der Wanderer steige. Eine ab-solute Gefahrenfreiheit könne aber nichtverlangt werden. Auch auf Wanderwegensei ein gewisses Ausmaß waldtypischerGefahren hinzunehmen.Es sei denkbar, das es bei sehr stark fre-quentierten Wanderwegen Ausgleichsan-sprüche der Waldbesitzer gegenüber denNutznießern der Wanderwege geben könne.

Denn die Einrichtung von Wanderwegenkönne bei sehr stark frequentierten Wan-derwegen nach seiner persönlichen Beur-teilung als Maßnahme i. S. des § 7 Abs. 3Landschaftsgesetz NRW angesehen wer-den. Primär sei an eine vertragliche Rege-lung zwischen den betroffenen Waldbesit-zern und den Belegenheitsgemeinden übereine Verkehrssicherungspflichts-Haftungs-übernahme als Ausgleichsmaßnahme zudenken. Eventuell könne auch ein diesbe-züglich verbindlicher Beschluss des Ratesder Belegenheitsgemeinde zugunsten derWaldbesitzer schon ausreichend sein.

Haftungsfreistellungsvertragals InteressenausgleichMichael Rolland, Vorsitzender der Len-kungsgruppe „Sauerland Höhenflug“, stellteeine Rahmenvereinbarung zur Haftungs-freistellung der Grundeigentümer bei An-sprüchen wegen Verletzung der Verkehrs-sicherungspflicht vor. Sie wurde zwischendem Waldbauernverband NRW e. V. undden Kreisen und Kommunen geschlossen,die die touristischen Wanderwege „Sauer-land Höhenflug“ und „Sauerland Wald-route“ planen (s. S. 18).

Frühzeitige AbstimmungDer zweite Teil der Tagung betraf den Interessensausgleich zwischen Wander-wegeplanern und den Ansprüchen vonWildtieren sowie den Interessen von Jagd-pächtern. Dr. Michael Petrak, Leiter derLÖBF-Forschungsstelle Wildschadenver-hütung der Landesanstalt für Ökologie Bodenordnung und Forsten, stellte die be-währten Prinzipien für einen dauerhaftenInteressenausgleich auf der Basis einer

sorgfältigen Analyse der Ausgangssituationund einer gemeinsamen Zielformulierungam Beispiel der Eifel vor. Folgende Ele-mente sah er dabei als wichtig an: die Ent-wicklung von Lösungen einschließlich derErfolgsindikatoren, die Ableitung der Maß-nahmen und die Vermittlung der Lösungensowie ein begleitendes Controlling.Er stellte zunächst die vitalen Ansprüchevon Tieren dar. So gehe es vor allem umungestörte Nahrungsaufnahme, ungestörteRuhephasen, Körperpflege, Schutz gegenWitterung. Beim Rotwild bedeutet diesbeispielsweise Fluchtabstände von 300Metern, bei Rehen von 150 Metern. Wür-den Wanderwege auch im Rückzugsraumdes Wildes einschließlich bevorzugterWintereinstandsflächen zum Beispiel anSüdhängen, geplant, so sei dies nicht zuakzeptieren. Wichtig sei, dass Interessen-konkurrenten, wie Naturschutz oder Jagd,ganz frühzeitig in die Wanderwegeplanun-gen einbezogen würden. Es gebe dann pla-nerisch häufig Möglichkeiten, den Interes-senkonflikt zu entzerren, wie die Pilot-projekte der Forschungsstelle unter ande-rem im Raum Winterberg (Sauerland) oderMonschau-Elsenborn (Eifel) zeigen. Ent-scheidend ist stets die Einsicht, dass in unserer dicht besiedelten KulturlandschaftRücksichtnahme auf die Natur alle verbin-den muss und dass der Ausgleich unter-schiedlicher menschlicher Interessen beigutem Willen aller zu finden ist.

Gut markierte WanderwegeHelmut Seitel, Bundesfachwart für Natur-schutz im Deutschen Wanderverband(DWV), erklärte, sein Verband habe imRahmen der Kampagne „WanderbaresDeutschland“ eine „Qualitätsoffensive

Natur und Tourismus

Der Gipfel des Kahlen Pön (Willingen/Medebach) wird Wanderern auf dem „SauerlandHöhenflug“ sowie dem Naturrundweg „Kahler Pön“ die erhofften weiten Aussichten in waldreicher Umgebung bieten. Foto: H. Frese

Aussichtstürme wie der am LIFE-Natur-weg „Nuhnewiesen“ (Hallenberg) habensowohl Bedeutung als Attraktion wie auchfür die Besucherlenkung.

Foto: Biologische Station Hochsauerlandkreis

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Wandern“ eingeleitet, dazu Gütesiegel undQualitätskriterien für Wanderwege undGastgeber eingeführt. Ziel sei es, einen attraktiven Wandertourismus in Deutsch-land zu schaffen. Er wies auf die zentraleBedeutung gut markierter Wanderwege fürdie Lenkung der Wanderer hin. Sie stellensowohl Naturerlebnis als auch Naturver-träglichkeit sicher und bilden damit wich-tige Voraussetzungen für den sanften Tourismus, sportliche Aktivitäten, Ge-sundheit, Erholung und Erleben von Natur.Wenn die Markierung immer höhere An-forderungen mit sich bringe und auch imtouristischen Interesse läge, so müsse derehrenamtliche Einsatz auch finanziell unterstützt werden. Gerade die Mitglieds-vereine des DWV gewährleisten auch dieNachhaltigkeit der Unterhaltung der Wan-derwege. Seitel erteilte den Forderungennach Einführung einer Waldmaut für Wan-derer eine klare Absage.SGV-Hauptgeschäftsführer Benno Wolf-gang Ecker wies in diesem Zusammen-hang darauf hin, der Sauerländische Ge-birgsverein (SGV) überprüfe sein Wander-wegenetz derzeit auf Qualität vor Quan-tität – auch mit dem Ziele der Reduzierung.Für den SGV sei die Einrichtung der Sauerland Waldroute und des SauerlandHöhenfluges auf lange Zeit die letzte Planung neuer touristisch orientierter undbeworbener Fernwanderwege. Im vomSGV markierten Wanderwegenetz (derzeitrd. 34.000 km) befänden sich ausreichendMöglichkeiten der touristischen Bewer-bung.

Landesforsten Dienstleisterund ModeratorMartin Grünebaum, Kommunikation undMarketing von Landesforsten Rheinland-Pfalz, berichtete von den vielfältigen natur-schonenden Aktivitäten, das Erholungs-interesse der Menschen durch passendeAngebote des Walderlebens zu befriedi-gen. Er berichtete zunächst zum Vergleichüber die betont touristische Ausrichtung

eines Privatforstbetriebs in Kanada mit25.000 Hektar: Zur bemerkenswerten Ein-nahmesituation trägt der Holzverkauf lediglich 16 Prozent bei, den Löwenanteilliefern: Blockhausbau 11 Prozent, Um-weltbildung 14 Prozent, Waldwipfelpfad 8 Prozent, Sommertourismus 11 Prozent,Wintertourismus 9 Prozent, und Verpach-tungen für Camper 17 Prozent. Bei den Be-suchern wird u.a. auch auf dem Wege derSozialkontrolle durch Stammgäste – dieEinhaltung der Regeln wie z. B. Abfallbe-seitigung und Feuerhandhabung konse-quent durchgesetzt.Landesforsten Rheinland-Pfalz bietet ver-stärkt Produkte in gesellschaftlich nach-gefragten Leistungsbereichen – wie zumBeispiel Naturerlebnisse an. Einerseits bedarfswirtschaftlich, durch die politischgewollte Unterstützung der touristischenInfrastruktur (z. B. nutzerspezifische Wege-konzepte), andererseits erwerbswirtschaft-lich gegen Entgelt und häufig auch in Zu-sammenarbeit mit Partnern als waldbe-zogene Dienstleistungen. Dabei wird ver-sucht, den stärker werdenden Besucher-strom durch besonders geeignete Produkteund im Bedarfsfall durch Regeln sinnvollzu lenken. Inzwischen gibt es eine Reihevon Angebotsbeispielen: Sommerbiathlon,Mountainbiking, Forstexkursion per Heiß-luftballon, Kindergeburtstage mit demFörster im Wald, Schulklassenfahrten,Waldkonzerte, Mal-Mit-Landschaftsmale-rei, Finnenbahn auf Hackschnitzelbasis,Teamtraining im Wald usw. (siehe auchwww.walderlebnis-rlp.de) .Konflikte mit Naturschutz, Jagd oderForstinteressen sind häufig durch unzu-reichende Kommunikation unnötig ver-schärft. Landesforsten bietet an, hier dieRolle der Moderation auf den verschiede-nen Konfliktebenen zu übernehmen. DieseInteressenkonflikte ergeben sich fallweiseauch zwischen Erholungsaktivitäten aufgleicher Fläche. Grünebaum vertritt dieAuffassung, dass durch geeignete Planungund frühzeitige Kommunikation in Verbin-dung mit komfortablen Angeboten eine

wirksame Besucherlenkung gelingen kann,die somit in vielen Fällen zur Entschärfungder Probleme beiträgt.

Das Ganze stärkenDr. Stefan Türk, stellvertretender Instituts-leiter des Instituts für Natursport und Öko-logie an der Deutschen SporthochschuleKöln, stellte die Bedeutung attraktiver undnachfrageorientierte Wegekonzepte herausund machte Anmerkungen zum Aufbaumoderner Beschilderungskonzepte. DasBeispiel Naturpark Südschwarzwald machedeutlich, dass eine Förderung von Erholungund wirtschaftlicher Rentabilität durchausin Einklang zu bringen sei mit den Aufga-ben des Naturschutzes und anderen Wald-schutzinteressen. Die modernen Konzeptezielen darauf, dass die Waldeigentümer imSchulterschluss mit den weiteren Nutzer-gruppen von Wald, wie beispielsweise Naturschutz, Jagd und Natursport, ihr ge-meinsames Interesse an ein und derselbenSache nutzen, um das System Wald alsGanzes zu stärken. Nur so werde eine dauerhafte Grundlage geschaffen werden,um Wald als Lebensraum für Tiere undPflanzen ebenso gewinnbringend pflegenund bewirtschaften zu können wie als Erholungsquelle für den Menschen.

Natur und Tourismus

ZusammenfassungImmer mehr Regionen erkennen diewirtschaftliche Bedeutung des Wander-tourismus und der Einrichtung von Qua-litätswanderwegen als dessen Rückgrat.Die Planung neuer Wege führt mehr undmehr zu Interessenkonflikten mit Wal-deigentümern und Jagdpächtern. Strate-gien des Interessenausgleichs sind alsogeboten. Der Königsweg kann liegenzum einen in der Konzentration auf we-niger, aber dafür zertifizierter Wander-wege, zum anderen in der größtmögli-chen Einbeziehung der Grundeigentü-mer in die zu erwartende Wertschöpfungsowie in einer größtmöglichen Haf-tungsübernahme bei der Verkehrssicher-heitspflicht. Die frühzeitige Einbindungder Vertreter konkurrierender Interessenist für die Akzeptanzerreichung wichtig.Dies gewährleistet auch die Berücksich-tigung solcher fachlichen Argumente,die den Wanderwegplanern nicht vonvorne herein bekannt sein müssen, wie zum Beispiel Erkenntnisse über vitale Ansprüche von Wildtieren, so etwa Fluchtabstände von Rotwild.

Anschrift des VerfassersHorst FreseNatur- und Umweltschutz-Akademie NRWSiemensstr. 545659 RecklinghausenE-Mail: [email protected]

Der Lohn des Wanderers nach langem Aufstieg: Weitblick. Foto: H. Frese

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Natur und Tourismus

auch die Übernahme der dem Grundstück-eigentümer gegebenenfalls entstehendenKosten der Rechtsverteidigung. Für denFall der eigenen Inanspruchnahme ver-zichten die Kommunen auf die Geltend-machung von Regressansprüchen gegenden Grundeigentümer. Die Haftungsüber-nahme führt für die Kommunen nach Erklärung ihrer Versicherungsträger zukeiner Erhöhung der Versicherungsgebühr.Zur Erreichung der Akzeptanz der Wege-planungen war die frühzeitige Beteiligungdes Waldbauernverbandes ganz wichtig.

Sie soll die Erreichung des Ziels ab-sichern, diese Wanderwege als hoch-wertige, zertifizierte Qualitätswan-

derwege, erlebnis- und abwechslungs-reich, zu entwickeln. Qualität geht vorQuantität, der Wandertourismus wird da-durch auch gelenkt, größere Waldgebietewerden ruhig gestellt. Die Rahmenverein-barung stellt eine flächendeckende Grund-lage und Richtschnur für Einzelverträgezwischen Kommunen und Waldbauern dar.Sie umfasst Regelungen zur Verkehrs-sicherungspflicht, Haftungs- und Wege-unterhaltungsfragen im Zusammenhangmit der Erstellung und Unterhaltung vonWanderwegeeinrichtungen.Diese Vereinbarung ist vom Waldbauern-verband unterschrieben worden, auch vonder größten Anzahl der Kreise und Kom-munen. Sie stellt die Grundeigentümer fürden Fall ihrer Inanspruchnahme wegenSchäden Dritter von allen Ansprüchen frei,die nicht auf vom Grundeigentümer selbstinitiierte Maßnahmen zurückzuführensind. Die Haftungsfreistellung umfasst

Michael Rolland

Rahmenvereinbarung zurVerkehrssicherungspflichtEin Instrument des Interessenausgleichs

Waldbauernverband NRW e.V. und die Kreise und Kommunen, die den Sauerland Höhenflug und dieSauerland Waldroute planen, haben eine Rahmenvereinbarung zur Verkehrssicherungspflicht erarbeitet.

Die Rahmenvereinbarung sowie Ausfüh-rungen dazu in einer Anlage zur Verein-barung, werden auf den Seiten 18 bis 20vorgestellt.

Anschrift des VerfassersKreisdirektor Michael RollandVorsitzender der Lenkungsgruppe Sauerland Höhenflug Märkischer KreisHeedfelder Str. 4558509 Lüdenscheid

Baumbestandene Wanderwege wie diesen außergewöhnlichen Hohlweg auf der Trassedes geplanten Sauerland Höhenflug (Düdinghausen) erlebt der Wanderer als Naturge-nuss, sieht jedoch der Grundeigentümer unter dem Aspekt der Verkehrssicherungspflicht.

Foto: H. Frese

Übersichtliche Wegeschilder stellen dasRückgrat jeder Wandererlenkung dar.

Foto: H. Frese

18 LÖBF-Mitteilungen 4/06

Natur und Tourismus

R a h m e n v e r e i n b a r u n g

zwischendem Waldbauernverband Nordrhein-Westfalen e.V.

(Waldbauernverband NRW) und

dem Hochsauerlandkreis, dem Märkischen Kreis, den Kreisen Olpe und Soest, den Städten Altena, Arnsberg, Attendorn, Balve, Brilon, Hallenberg, Hemer, Iserlohn, Marsberg, Medebach, Meinerzhagen, Meschede, Neuenrade,

Plettenberg, Rüthen, Schmallenberg, Sundern und Warstein sowie den Gemeinden Bestwig, Eslohe, Finnentrop, Herscheid und Möhnesee

überVerkehrssicherungspflichten, Haftungs- und Unterhaltungsfragen

sowie die Errichtung von Wanderwegeeinrichtungen

an den Wanderwegen „Sauerland Höhenflug“, „Sauerland Waldroute“ und

„Sauerland Extratouren“

Der Hochsauerlandkreis, der Märkische Kreis, der Kreis Olpe und der Kreis Soest planen die Ausweisung der überregionalen Wanderstrecken „Sauerland Höhenflug“ von Meinerzhagen nach Korbach und „Sauerland Waldroute“ von Marsberg über Arnsberg nach Iserlohn. Zur Umsetzung bedienen sie sich der Naturparke Ebbegebirge und Arnsberger Wald. Des Weiteren istzur Anbindung dieser Premium-Wanderwege an andere Wandernetze in den kommenden Jahren die Ausweisung von Zugangs-wegen sowie darüber hinaus zur Ergänzung des Streckennetzes für Naherholungssuchende die Ausweisung von wenigen ausge-wählten Rundwanderwegen im Premiumformat („Sauerland Extratouren“) angedacht.

Zur Vermeidung von Beeinträchtigungen des Waldes und zur Wahrung der Rechte und Interessen der von der Ausweisung dieser Wanderwege betroffenen Grundstückseigentümer schließen der Waldbauernverband NRW, der Hochsauerlandkreis, derMärkische Kreis, die Kreise Olpe und Soest und die kreisangehörigen Städte und Gemeinden, durch deren Stadt-/Gemeindege-biet die Wanderstrecken des „Sauerland Höhenflugs“, der „Sauerland Waldroute“ und – zukünftig – der „Sauerland Extratouren“ führen werden, die nachfolgende Rahmenvereinbarung.

Soweit die Wanderwege „Sauerland Höhenflug“, „Sauerland Waldroute“ bzw. „Sauerland Extratouren“ und die vom Sauer-ländischen Gebirgsverein e.V. (SGV) betreuten Wanderwege einander teilweise überlappen, wird auf diesen Teilstücken der Wanderstrecke die Verkehrssicherungspflicht an den bereits vorhandenen Wanderwegeeinrichtungen nach Maßgabe dieser Vereinbarung geregelt. Der SGV ist insoweit nicht verkehrssicherungspflichtig.

Zur Regelung der Verkehrssicherungspflichten, Haftungs- und Unterhaltungsfragen und Errichtung von Wanderwegeeinrichtun-gen an den als Wanderwege „Sauerland Höhenflug“ und „Sauerland Waldroute“ ausgewiesenen bzw. „Sauerland Extratouren“auszuweisenden Grundstücken bzw. Grundstücksflächen schließen der Waldbauernverband NRW, der Hochsauerlandkreis, derMärkische Kreis, die Kreise Olpe und Soest, die Städte Altena, Arnsberg, Attendorn, Balve, Brilon, Hallenberg, Hemer, Iserlohn,Marsberg, Medebach, Meinerzhagen, Meschede, Neuenrade, Plettenberg, Rüthen, Schmallenberg, Sundern und Warstein sowiedie Gemeinden Bestwig, Eslohe, Finnentrop, Herscheid und Möhnesee folgende

R a h m e n v e r e i n b a r u n g

1. Die an den Wanderwegen erforderliche Verkehrssicherung obliegt auch an den von dieser Regelung umfassten Waldwegengrundsätzlich dem Grundeigentümer nur im Rahmen der gesetzlichen Regelungen. Durch die infolge der Ausweisung als Wanderweg zu erwartende erhöhte Frequentierung der Wege werden keine weiteren als die bisher notwendigen Verkehrs-sicherungsmaßnahmen des Grundeigentümers erforderlich.

2. Ungeachtet dessen stellt die Stadt bzw. Gemeinde, in deren Stadt-/Gemeinde-gebiet der jeweilige Abschnitt des Wanderweg-es gelegen ist, den Grundeigentümer für den Fall der Inanspruchnahme wegen Schäden Dritter von allen Ansprüchen frei, dienicht auf vom Grundeigentümer selbst initiierte Maßnahmen zurückzuführen sind. Von der Haftungsfreistellung umfasst sindinsbesondere sämtliche Ansprüche aus Schadensfällen, die auf die Beschaffenheit der Wege oder den Zustand des Waldes bzw.des Baumbestandes zurückzuführen sind. Vom Grundeigentümer initiierte Maßnahmen im Sinne dieser Vorschrift sind nur dievom Grundeigentümer selbst geschaffenen Gefahrenlagen (Rodungs- und Fällarbeiten, Jagdausübung sowie Hindernisse odersonstige mögliche Gefahrenquellen wie etwa defekte Brücken, Stege, Geländer oder Absperrungen).

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Natur und Tourismus

Die Haftungsfreistellung umfasst auch die Übernahme der dem Grundstückseigentümer gegebenenfalls entstehenden Kostender Rechtsverteidigung. Für den Fall der eigenen Inanspruchnahme verzichtet die Stadt bzw. Gemeinde auf die Geltendmachung von Rückgriffs-ansprüchen gegen den Grundeigentümer oder dessen Beauftragte. Bei der Inanspruchnahme der Stadt bzw. Gemeinde inSchadensfällen, die auf vom Eigentümer selbst initiierte Maßnahmen nach Maßgabe des Absatzes 1 Satz 3 zurückzuführensind, ist der Rückgriff auf den Eigentümer nicht ausgeschlossen.

3. Für an einzelnen Punkten des „Sauerland Höhenflugs“, der „Sauerland Waldroute“ und der „Sauerland Extratouren“ vor-handene bzw. noch einzurichtende Wanderwegeeinrichtungen wie Ruhebänke, Schutzhütten, Aussichtspunkte oder Anzeige-tafeln übernimmt die Stadt bzw. Gemeinde, in deren Stadt-/Gemeinde-gebiet die jeweilige Einrichtung gelegen ist, die Pflege und Unterhaltung sowie die Verkehrssicherungspflicht. Gleiches gilt für das unmittelbare Umfeld der Einrichtung sowie deren Zuwegung zum eigentlichen Wanderweg und für Parkplätze, soweit diese zur Anbindung des „Sauerland Höhenflugs“, der „Sauerland Waldroute“ und der „Sauerland Extratouren“ ausdrücklich angelegt wurden. Die Städte und Gemeinden dürfen sich zur Erfüllung dieser Pflichten Dritter bedienen.

4. Über die Errichtung von Wanderwegeeinrichtungen sowie die Regelung der Verkehrssicherungspflichten werden die Städteund Gemeinden mit den Eigentümern der betroffenen Grundstücke jeweils gesonderte Vereinbarungen treffen. Diese Vereinbarungen enthalten Regelungen zu folgenden Aspekten:

Gestattung der Errichtung von Wanderwegeeinrichtungen (sofern die Errichtung einer derartigen Einrichtung auf demGrundstück geplant ist)

Übernahme der Verkehrssicherungspflichten für Wanderwegeeinrichtungen durch die Stadt bzw. Gemeinde

Verzicht der Stadt bzw. Gemeinde auf die Geltendmachung von Regressforderungen für den Fall der Beschädigung vonWanderwegeeinrichtungen

Verpflichtung der Stadt bzw. Gemeinde zur Entfernung der Wanderwegeeinrichtung auf Wunsch des Eigentümers beiforstwirtschaftlichen Erfordernissen

Möglichkeit der Vereinbarung von Entschädigungszahlungen / Entgelten

Freistellung des Eigentümers von Schadensersatzansprüchen Dritter nach Maßgabe der Ziffer 2 Absatz 1 dieser Rah-menvereinbarung

5. Die Abfallbeseitigung auf den als Wanderweg ausgewiesenen sowie den unmittelbar angrenzenden Grundstücken bzw.Grundstücksteilen richtet sich nach den gesetzlichen Regelungen. Der Grundstückseigentümer ist nicht zur Beseitigung dervon Wanderern hinterlassenen Abfälle verpflichtet. Diese Freistellung gilt auch für den Fall einer gesetzlichen Zuständig-keitsänderung.

6. Alle Veranstaltungen, die der Forstbehörde nach § 2 Absatz 4 Satz 1 des Forstgesetzes für das Land Nordrhein-Westfalen(Landesforstgesetz – LFoG –) anzuzeigen sind, bedürfen der vorherigen Genehmigung des Grundstückseigentümers. Die Städte und Gemeinden weisen bei Kenntnisnahme von Veranstaltungen Dritter im Rahmen ihrer Möglichkeiten auf dieRechte der Eigentümer hin.

7. Der Grundstückseigentümer ist berechtigt, Teile des Wanderwegs im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen zu sperrenbzw. umzuleiten.

8. Die Kommunen werden eventuelle Veränderungen der abgesprochenen Wegeführung nur nach Absprache mit den be-troffenen Eigentümern vornehmen.

9. Die vertragschließenden Städte und Gemeinden benennen dem Waldbauernverband NRW einen Ansprechpartner für dieDurchführung dieser Rahmenvereinbarung.

10. Diese Vereinbarung gilt zunächst bis zum 31.12.2006. Sie verlängert sich jeweils um ein Jahr, wenn sie nicht von einem der Vertragspartner mit einer Frist von drei Monaten zum Ende eines Jahres gekündigt wird.

(Unterschriften)

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Natur und Tourismus

Anlagezur Rahmenvereinbarung zwischen dem Waldbauernverband Nordrhein-Westfalen (e.V.) und dem Hochsauerlandkreis,dem Märkischen Kreis, den Kreisen Olpe und Soest und einzelnen südwestfälischen Städten und Gemeinden über Ver-kehrssicherungspflichten, Haftungs- und Unterhaltungsfragen sowie die Errichtung von Wanderwegeeinrichtungen anden Wanderwegen „Sauerland Höhenflug“, „Sauerland Waldroute“ und „Sauerland Extratouren“

(Rahmenvereinbarung) sowie

zum Muster einer Vereinbarung zwischen einer Kommune und einem Grundstückseigentümer wegen der Erstellung be-sonderer, dem Wanderverkehr dienender Einrichtungen auf einem Privatgrundstück (Individualvereinbarung)

zur Erläuterung des Haftungsumfangs von privaten Grundstückseigentümern

(vgl. Ziffer 2 Abs. 1 Rahmenvereinbarung und § 4 Abs. 1 Individualvereinbarung):

Der Waldeigentümer haftet nach Ausweisung der Wanderwege nicht

wenn ein Wanderer im Wald von herabstürzenden Ästen verletzt wird.

bei Unfällen von Wanderern, die auf die Beschaffenheit der Wanderwege selbst zurückzuführen sind (z.B. versteckte Baum-wurzeln, Schlaglöcher, Fahrspuren, sonstige Bodenunebenheiten). Hierbei ist gleichgültig, worauf der Wegezustand zurück-zuführen ist, d.h. die Haftungsfreistellung gilt auch, wenn sich ein Wanderer in einer von einem Waldbauern durch ein forst-wirtschaftliches Fahrzeug bzw. eine forstwirtschaftliche Maschine erzeugten tiefen Fahrspur o.ä. verletzt.

wenn sich ein Wanderer bei der Nutzung der neuen, von den Kommunen noch einzurichtenden Wanderwegeeinrichtungen(neue Schutzhütten, Bankgruppen, Wegetafeln) verletzt.

bei Unglücksfällen, die auf die Durchführung forstwirtschaftlicher Arbeiten im Wald zurückzuführen sind, es sei denn, derWaldbauer beachtet die forstwirtschaftliche Praxis nicht. Dies gilt sowohl für die Durchführung der Arbeiten selbst (d.h. daseigentliche Baumfällen) als auch für das anschließende Lagern des geschlagenen Holzes im Wald.

bei Unglücksfällen bei der Ausübung der Jagd, wenn alle einschlägigen Sicherheitsstandards eingehalten werden.

Der Landesgrenzen überschreitende Naturweg „Kahler Pön“ ist als eine der Sauerland Extratouren– mit Anschluss an den Sauerland Höhenflug – geplant. Er wurde vom Naturschutzzentrum – Biologische Station – des HSK mit Mitteln des LIFE-Programms der EU entwickelt. Das Bild zeigtden Eröffnungsakt bei der Portaltafel in Medebach-Düdinghausen am 28.10.06 durch den NRW-Umweltminister Eckhard Uhlenberg, den Vorsitzenden des VNV Johannes Schröder, den hessischenUmweltminister Wilhelm Dietzel und den 1. Kreisbeigeordneten des Landkreises Waldeck-Franken-berg, Otto Wilke. Foto: U. Schiefner

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Natur und Tourismus

oder ermöglichen einen Panoramablick in spektakuläre und repräsentative Land-schaftsausschnitte der Eifel wie Wacholder-heiden, Flurheckenstrukturen und Fluss-täler. Viele „Eifel-Blicke“ richten den Fokusvon außen auf den Nationalpark Eifel,zwei der „Eifel-Blicke“ befinden sichselbst innerhalb dieses Schutzgebietes.Neben dem subjektiven ästhetischen Land-schaftserlebnis bietet der Panoramablickfür Wanderer und Radfahrer auch die Mög-lichkeit zur Orientierung und Positions-bestimmung. Im Sinne der touristischenAngebotsvernetzung ermöglichen Blick-beziehungen zusätzlich den Verweis aufweitere Sehenswürdigkeiten und Einrich-tungen im Umfeld.

Qualitätsmerkmaleder AussichtspunkteDie Erhebung der Aussichtsstandorte er-folgte in der Projektvorbereitung mit einemdafür entwickelten Kriterienkatalog. Zuden wesentlichen, für die Auswahl relevan-ten Merkmalen gehörten neben der attrak-tiven Aus- und Fernsicht mit weitem Sicht-fenster und interessanten Blickzielen auchdie allgemeine touristische Einbindung. Soflossen in die Bewertung beispielsweiseauch die Lage an gekennzeichneten Wan-derwegen und Radrouten, die Anbindungan andere Sehenswürdigkeiten und gastro-nomische Angebote sowie die Zugänglich-keit für Menschen mit Behinderung ein.

Damit besondere Fernsichten zu-künftig mehr als nur ein Symbol in der Wanderkarte sind, hat der

Naturpark Nordeifel e.V. das Gesamtkon-zept „Eifel-Blicke“ entwickelt, welchesbis Herbst 2006 gemeinsam mit dem Rur-eifel Tourismus e.V. in der nordrhein-west-fälischen Eifel umgesetzt wurde.

„Eifel-Blicke“ in dernordrhein-westfälischen EifelDamit werden diese Orte als Angebote für Wandertourismus, Naturerlebnis undNaturbildung aufgewertet und als attrak-tive Ausflugsziele in der Naturerlebnis-region Eifel vermarktet. Eine profilbil-dende gemeinsame Gestaltungslinie machtdie „Eifel-Blicke“ zu einer Marke imLandschaftstourismus der Region.Insgesamt 45 „Eifel-Blicke“ waren Be-standteil des Projektes in den Kreisen Eus-kirchen, Aachen und Düren. Das Projektwurde unterstützt durch das Land Nord-rhein-Westfalen und die Europäische Union im Rahmen des Ziel 2-Programms.

Aussichtspunkte und LandschaftserlebnisAn Aussichtspunkten stellt sich die Land-schaft im Überblick, als Panorama dar.Einzelne Elemente und besondere Eigen-heiten der Landschaft fügen sich zu einemGesamtbild zusammen. Das Landschafts-bild wird sinnlich wahrgenommen. Daspersönliche „Erleben“ der Aussicht ist ab-hängig von der individuellen Stimmung,der jeweiligen Wahrnehmung und denOrtskenntnissen des Betrachters.Aussichtspunkte eignen sich sehr gut, die„Vielfalt, Eigenart und Schönheit“ derLandschaft zu erfassen und bieten sichdeshalb besonders als Standorte der Natur-bildung an. Zahlreiche „Eifel-Blicke“ lie-gen selbst in bedeutenden Schutzgebieten

Alexander Sobotta

Aussichtspunktenetzwerk„Eifel-Blicke“Herausragende Fernsichten in der Wander- und Naturerlebnisinfrastruktur

Auf Grund ihres Charakters als Mittelgebirge besitzt die Eifel zahlreiche Aussichtspunkte mit weitenFernblicken über die Umgebung. Hier haben Wanderer und Naturinteressierte die Möglichkeit, die Landschaft „als Ganzes“ zu erleben und zu erfassen. Verfahren zur Ermittlung des Erlebnispotentialseiner Landschaft stufen den Wert von Aussichten allgemein sehr hoch ein. Entsprechend beliebt sindAussichtsstandorte bei Wanderern, Radfahrern und Naturinteressierten für Rast und Orientierung.

Wo immer möglich erfolgte die Einrichtung einer stufenlosen Zuwegung zum Aussichts-punkt sowie die pultförmige, mit dem Rollstuhl unterfahrbare Ausführung der Informa-tionstafeln. Foto: Naturpark Nordeifel e.V.

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Natur und Tourismus

Aussichtspunkte wurden weiterhin nur indas Projekt aufgenommen, wenn die lang-fristige Pflege und Unterhaltung von Stand-orten und Ausstattungselementen sowiedas Freihalten von Sichtschneisen gewähr-leistet werden konnte. Die Unterhaltungs-und Pflegeaufgaben werden in der Regelvon den insgesamt 15 beteiligten Kommu-nen übernommen, diese Maßnahmen wer-den aber auch von Ortsvereinen und Orts-gruppen des Eifelvereins unterstützt.

Ausstattung der„Eifel-Blicke“-StandorteDen örtlichen Voraussetzungen entspre-chend wurden die Aussichtspunkte mitverschiedenen ausgewählten infrastruktu-rellen Elementen versehen, welche sichharmonisch in die Umgebung einfügen.Dadurch wurde eine Überausstattung mitRücksicht auf das Landschaftsbild und mitdem Ziel der Minimierung des Unterhal-tungsaufwandes vermieden.

InformationselementeOrtsunkundigen Besuchern erschließensich die vor Ort erlebbaren, natürlichenund kulturellen Besonderheiten im Blick-feld nicht von selbst. Die „Eifel-Blicke“bieten gewissermaßen als Service für denerholungssuchenden und naturinteressier-ten Gast die Interpretation der landschaft-

lichen Eigenarten und deren Darstellungmit geeigneten Medien.Erklärende Informationselemente wie„Panoramatafeln“, „Landschaftsrahmen“und „Blick-Trichter“ im einheitlichen „Eifel-Blicke“-Design stellen interessanteEinzelobjekte und räumliche Zusammen-hänge im Blickfeld auf unterhaltsame Weise in den Vordergrund. Auch Himmels-richtungen, Entfernungen und Meeres-höhen sowie die jeweils sichtbaren,nächstgelegenen „Eifel-Blicke“ sind dar-gestellt. Blickbeziehungen werden auf diese Weise im landschaftlichen Gesamt-kontext inszeniert.

„Eifel-Sitz“Als besondere Sitzgelegenheit und vonweitem erkennbares Markenzeichen der„Eifel-Blicke“ wurde der „Eifel-Sitz“ ent-worfen. Er hat die Form eines liegenden„E“ und lädt mit seiner als Picknicktischverwendbaren Armlehne zum Verweilenund zum Genuss der Aussicht ein. Herge-stellt aus massiven, unbehandelten Eichen-und Douglasienbohlen aus heimischemAnbau, vereint er innovatives und origi-nelles Design und die sichtbaren Eigen-schaften von Holz als Naturprodukt.

ZielwegweisungDie „Eifel-Blicke“ liegen häufig nicht un-mittelbar an den umgebenden Wander- und

Radrouten. Auf Grund der Attraktivität derAussichtspunkte nehmen Wanderer undRadfahrer jedoch angemessene Umwegefür einen Besuch in Kauf. Die „Eifel-Blicke“ wurden deshalb durch eine Ziel-wegweisung an das umliegende Routen-system sowie an nahe gelegene Wander-parkplätze angebunden. Die Gestaltungder Wegweiser entspricht dem grafischenGesamtprofil der Maßnahme.

ÖffentlichkeitsarbeitInternetpräsenz www.eifel-blicke.deZentrales Marketing-Instrument der „Eifel-Blicke“ ist die Internetpräsenz www.eifel-blicke.de. Sie soll zu einem Besuch in derEifel animieren und bietet neben spek-takulären Panoramabildern viele weitereInformationen zu Standort und Blickzielensowie für die Planung von Ausflug und Ur-laub. Sie vernetzt das Angebot „Aussichts-punkte“ mit dem touristischen Gesamt-angebot in der Eifel. So finden Nutzer zujedem „Eifel-Blick“ Angaben zur Anreisesowie zu Unterkünften, Einkehrmöglich-keiten und weiteren Sehenswürdigkeitenin der Umgebung. Wanderer erfahren, welche Wanderwege am Aussichtspunktentlang führen, Radfahrern werden ent-sprechende Fahrradrouten angezeigt. Fürweitere Auskünfte sind die Kontaktdatender nächstgelegenen Tourist-Informationangegeben.

Der Eifel-Blick „Kalvarienberg“ bei Blankenheim-Alendorf liegt in einem der größten zusammenhängenden WacholdergebieteDeutschlands (NSG „Lampertstal und Alendorfer Kalktriften“). Foto: Naturpark Nordeifel e.V.

Vom Eifel-Blick „Feuerwachturm“ bei Schleiden-Wolfgarten bietet sich ein 360°-Rundumblick über die Waldflächen des Kermeters,einem „Herzstück“ des Nationalparks Eifel. Foto: Naturpark Nordeifel e.V.

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Natur und Tourismus

Spezielle Technik macht Rundblicke vonbis zu 360° über die Eifellandschaft mög-lich. Die Flash-Animation erlaubt demNutzer die eigenständige Navigation imPanorama. Per Mausklick im Bild könnenInformationen zu Sehenswürdigkeiten imBlickbereich angezeigt werden. Bei eini-gen Panoramen stehen interessante Zoom-möglichkeiten auf Einzelobjekte zur Ver-fügung. Die Monschauer Altstadt präsen-tiert sich dem Betrachter sowohl mit einerTagansicht als auch hell erleuchtet in derNacht. Besonders spektakulär ist die Mög-lichkeit, jeweils zum nächsten, im Bildsichtbaren Aussichtspunkt zu „springen“.Auf diese Weise „surft“ man regelrechtüber die Eifelhöhen.

Broschüre „Eifel-Blicke“In kompakter Form wurden die für einenBesuch wichtigen Informationen auch ineiner Broschüre für den Rucksack zusam-

mengefasst. Sie enthält neben Panorama-bildern und Kurzbeschreibungen jedes„Eifel-Blicks“ auch Angaben zum touris-tischen Angebot im Umfeld sowie dieAdresse der jeweils nächsten Tourist-Information. Auf einer Übersichtskartesind alle Standort dargestellt. Die Bro-schüre ist bei den Verkehrsämtern erhält-lich und steht auf der Internetpräsenz alsDownload zur Verfügung.

Barrierefreies NaturerlebnisDer Naturpark Nordeifel e.V. hat mit demGesamtkonzept „Eifel barrierefrei“ (sieheauch www.eifel-barrierefrei.de) eine Stra-tegie zur Entwicklung des Angebotes zumNatur- und Landschaftserlebnis in der Eifel für Menschen mit Behinderung er-arbeitet und mit zahlreichen Maßnahmenumgesetzt. Danach wird eine Berücksich-tigung der sog. Barrierefreiheit bei den Naturerlebnismöglichkeiten zu einer ge-

steigerten Nachfrage in der gesamten wei-teren touristischen Servicekette, insbeson-dere Gastronomie und Unterkünfte, führenund damit Impulse für die Entwicklung des barrierefreien Tourismus in der Eifelsetzen. Dies soll Menschen mit Behinde-rung die gleichberechtigte Teilhabe amNatur- und Landschaftserlebnis ermög-lichen und gleichzeitig zur Erschließungeiner großen, bislang in der Eifel jedochnoch wenig berücksichtigten touristischenZielgruppe beitragen. Auch im Rahmendes Projektes „Eifel-Blicke“ wurde dieBarrierefreiheit deshalb als Querschnitts-thema im Rahmen der Möglichkeitenberücksichtigt.So ist rund ein Drittel der Aussichtspunktefür Rollstuhlfahrer und in ihrer Mobilitäteingeschränkte Menschen zugänglich undnutzbar. Um dies zu erreichen, wurden ge-zielt Standorte mit nahe gelegenen Park-möglichkeiten ausgewählt. Einige „Eifel-Blicke“ wurden durch einen geringfügigenAusbau mit Schotter nivelliert und mit einer stufenlosen Zuwegung versehen. DieInformationstafeln wurden in der Regelpultförmig und somit auch für Rollstuhl-fahrer und kleine Menschen bequem lesbareingerichtet.Auf der Internetpräsenz und in der Bro-schüre finden Menschen mit Behinderungdetaillierte Informationen zur Zugänglich-keit der „Eifel-Blicke“.

PerspektivenBedingt durch den Förderrahmen wurdenbislang nur in der nordrhein-westfälischenEifel „Eifel-Blicke“ eingerichtet. Das Pro-jekt ist für eine räumliche Weiterentwick-lung offen und, wie bei der technischenUmsetzung der Internetpräsenz, bewusstdarauf ausgelegt. Eine Umsetzung auch imrheinland-pfälzischen und belgischen Teildes Deutsch-Belgischen Naturparks sowiein der südlich angrenzenden Eifel bietetsich auf Grund des vernetzenden Charak-ters für das Natur- und Landschaftserlebnisan. Auf diese Weise können die „Eifel-Blicke“ zu einem eifelweiten Aussichts-punkte-Netzwerk mit entsprechendem tou-ristischen Mehrwert ausgebaut werden.

Im Blickfeld am Eifel-Blick „Schöne Aussicht“ bei Simmerath-Einruhr liegen das Tal der oberen Rur vor der Mündung in den Ober-see sowie die Wald- und Offenlandflächen im Nationalpark Eifel. Foto: Naturpark Nordeifel e.V.

Den örtlichen Voraussetzungen entsprechend wurden die Aussichtspunkte mit ver-schiedenen Ausstattungselementen versehen. Informationstafeln erläutern die Aussicht,der „E“-förmige „Eifel-Sitz“ lädt zur Rast ein. Foto: Naturpark Nordeifel e.V.

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Natur und Tourismus

Zu den Produktideen für den Tourismusgehören unter anderem eine Wanderroute„Eifel-Blicke-Trail“ als möglicher Sub-markenweg des geplanten Premiumwan-derweges „Eifelsteig“ und eine „Eifel-Blicke-Route“ als vergleichbares Fahr-radangebot.Auch weitere inhaltliche Ergänzungen desAussichtspunkteangebotes sind denkbar.So bieten sich interessante Möglichkeitenzur Beobachtung von Tieren und Lebens-

räumen. Eine entsprechende Darstellungund Anbindung an Exkursionen, Natur-erlebnisprogramme und ähnliche Ange-bote wird zur Zeit entwickelt.Das Gesamtprodukt „Eifel-Blicke“ hatsich konzeptionell und in Bezug auf dietechnische Realisierung bewährt. Das Aussichtspunktenetzwerk eignet sich des-halb mit seinen Teilmodulen auch für eineEinrichtung in anderen Mittelgebirgs-regionen.

Anschrift des VerfassersDipl.-Geogr. Alexander SobottaNaturpark Nordeifel e.V.im Deutsch-Belgischen NaturparkSteinfelder Str. 853947 NettersheimE-Mail: [email protected]: www.naturpark-eifel.de, www.eifel-blicke.de

Auch Blickbeziehungen zu Einzelobjekten werden inszeniert. Im Mittelpunkt der Aussicht vom Eifel-Blick „Königsberg“ aus liegt dasKloster Steinfeld, eines der bedeutendsten klösterlichen Denkmäler im Rheinland. Foto: Naturpark Nordeifel e.V.

ZusammenfassungDer Naturpark Nordeifel e.V. hat dasAussichtspunktenetzwerk „Eifel-Blicke“entwickelt und umgesetzt. Insgesamt 45„Eifel-Blicke“ wurden anhand von Qualitätsmerkmalen für das Projekt aus-gewählt. Die Aussichtsstandorte wurdenentsprechend ihrer Bedeutung für denLandschaftstourismus und das Natur-erlebnis aufgewertet. Informations-elemente erläutern Besuchern Einzel-objekte und landschaftliche Zusammen-hänge im Blickbereich. Eine technischaufwändige Internetpräsenz stellt alle„Eifel-Blicke“ mit animierten Pano-ramabildern und Zusatzinformationendar. Auch eine Broschüre wurde erstellt.Besondere Berücksichtigung fand diesog. Barrierefreiheit, wodurch auchMenschen mit Behinderung der Besuchvon Aussichtspunkten in der Eifel er-möglicht wurde. Das Gesamtkonzept ist für eine räumliche und inhaltliche Erweiterung offen und bietet sich auchzur Umsetzung in anderen Regionen an.

Screenshot der Startseite von www.eifel-blicke.de.

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Ersatzlebensräume

Natur erobert KampfanlagenDurch die Sprengung blieben mehr oderminder stark zerstörte Anlagen zurück, diejahrzehntelang kaum genutzt wurden.Hierdurch konnten sich verschiedene undzum Teil gefährdete Tier- und Pflanzen-arten ansiedeln. Die ehemaligen Kampf-anlagen entwickelten sich zu einem Er-satzlebensraum in einer Landschaft, diedurch immer intensivere Land- und Forst-wirtschaft gekennzeichnet ist. Besondersdie Bunkerruinen sind geprägt von einerVielzahl unterschiedlicher Lebensräumeund Strukturen auf engstem Raum und haben Ähnlichkeiten mit Höhlen- undFelsbiotopen. Insekten, Amphibien, Rep-tilien, Vögeln und Säugetieren bietet dasGewirr aus kleinen trockenen und feuchtenHöhlungen, schattigen Spalten, schrägensonnigen Wänden und kleinen Wasser-ansammlungen Schutz und Möglichkeitzur ungestörten Nahrungssuche und Fort-pflanzung.

Die Bedeutung der ehemaligen Verteidi-gungsanlagen für den Naturschutz wurdevon der Fachwelt erst spät erkannt und ge-würdigt. Ab den 80er Jahren wurden zu-nehmend einzelne Nachweise zur Bedeu-tung gesprengter Bunker für geschützteTierarten erbracht und zusammengetragen(z.B. BRAUN 1986, FUßER 1987, HAAG &HELB 1993). Die Aussagen aktuellerUntersuchungen sind hingegen deutlicherals je zuvor: Die meisten Anlagen werdenim Jahresverlauf von Arten der FFH-Richt-linie aufgesucht (ÖKO-LOG 2005, BÜTTNER

& TRINZEN 2006).

Wehranlagen als wichtigerLebensraum …… für FledermäuseFledermäuse nutzen als Ersatz für natür-liche Höhlen nicht nur Bergwerksstollen,sondern auch militärische Bauwerke wieBunker (vgl. z. B. EHRENTRAUT 2004). Sie

Ab 1937 setzte für den Aufbau einerVerteidigungslinie entlang der ehe-maligen westdeutschen Reichs-

grenze eine enorme Dynamik ein. Zwi-schen Kleve und Basel wurden in wenigenJahren etwa 17.000 betonierte Kampf-stände hochgezogen. Wo natürliche Hin-dernisse fehlten und ein Panzerangriff zuerwarten war, wurden vorgelagert zudemvier- bis fünfreihige in Beton gegossenePanzersperren errichtet, die so genannteHöckerlinie. Zusammen mit den weiter im Hinterland gelegenen Flak-Stellungender Luftverteidigungszone West bildetensie die Westbefestigung des DeutschenReiches, den so genannten Westwall. NachEnde des Zweiten Weltkriegs sprengtendie Alliierten über 90 Prozent der Wehr-anlagen (GROß et al. 1998).

Sebastian Schöne

Grüner Wall im WestenLebensraum Denkmal entlang dem ehemaligen Westwall

Der BUND startete 2004 das Projekt „Grüner Wall im Westen“. Ziel ist es, die Relikte der einstigen Verteidigungslinie vor dem Abriss zu retten und im Sinne des Natur- und Denkmalschutzes zu sichern und zu entwickeln. Hierfür wurden die Bunker im Kreis Euskirchen erfasst und ein Konzept zum künftigen Umgang mit den Wehrbauten erarbeitet.

Abb. 1: Eine 630 km lange Verteidigungs-linie erstreckte sich vom Niederrhein biszum Hochrhein. Quelle: wikipedia.de

Im Laufe der Jahrzehnte hat sich hier eine kleinflächige Wildnis entwickelt.Foto: S. Schöne

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finden dort ein günstiges frostfreies Mikro-klima für ihre Winterquartiere, geeigneteSpalten und Ritzen zum Festhalten undinsgesamt recht störungsarme Unter-schlupfmöglichkeiten. Auch wenn amWestwall keine großen Tunnelsysteme angelegt und fast alle Bunker gesprengtwurden, konnte bei Untersuchungen in derEifel nachgewiesen werden, dass übersJahr mehr als die Hälfte der untersuchtenBunker mit Fledermäusen belegt sind(KÖRBER 2005) und gut 40% als Überwin-terungsquartier genutzt werden (KÖRBER

& TRINZEN 2004). Das erfasste Artenspek-trum von zehn Arten (s. Tab. 1) (THIES et al.2005, KÖRBER et al. 2006) zeigt, dass Fledermäuse die Kriegsbauten intensivund vielfältig nutzen. Ehemalige West-wallbunker sind somit bedeutende Fleder-mausquartiere und ersetzen den Mangel anunterirdischen Hohlräumen.

… für WildkatzenDurch systematische Untersuchungenkonnte in den letzten Jahren immer mehrdie Bedeutung der Bunkeranlagen fürWildkatzen in der Eifel belegt werden. Diescheuen Waldbewohner suchen gerntrockene, besonnte Plätze auf. FehlendeBaumhöhlen in den strukturarmen Fich-tenforsten der westdeutschen Mittelge-birge veranlassen sie, auf Bunker auszu-weichen. Die Wehrbauten werden nichtnur ganzjährig als Tagesruheplatz ange-nommen, sie dienen auch als Wurfplatzund als Ort für die Aufzucht der Jungen.Bei stichprobenartigen Untersuchungenwiesen BÜTTNER & TRINZEN (2006) in 20von 101 begangenen Anlagen Wildkatzennach. Die Besiedlung höherer Lagenscheint erst durch das Vorhandensein der

Bunker möglich zu werden. Untersuchun-gen zeigen, dass Wildkatzen bei schlechtenWitterungsverhältnissen, insbesondere instrengen Wintern, regelmäßig Bunker auf-suchen und diese unter Umständen tage-lang nicht verlassen (BÜTTNER & TRINZEN

2004, 2006; TRINZEN 2006).

… und für PflanzenEs liegen bislang kaum systematische, son-dern eher nur sporadische Untersuchungenvon Einzelanlagen oder Abschnitten desWestwalls vor (z. B. BRAUN 1986, HAAG &HELB 1993, OSTERMANN 2005). Die Bota-niker konnten zwar nur wenige seltene odergefährdete Arten nachweisen. Dennoch lässt sich feststellen: Dadurch, dass vieleAnlagen sich selbst überlassen blieben,kam es zu einer ungestörten Vegetations-entwicklung, was in unserer intensiv ge-nutzten Kulturlandschaft selten gewordenund per se schützenswert ist. Die hierdurchentstandene Strukturvielfalt wirkt sich wie-derum unmittelbar auf den Faunenreichtumaus, wie HAAG & HELB (1993) nachweisenkonnten. Die Bedeutung der Verteidigungs-linie als Standort für Moose und Flechtenwurde erst Anfang dieses Jahrhundertsdurch Untersuchungen in Rheinland-Pfalzbelegt. So entdeckte RÖLLER (2004) imPfälzer Wald einige Moosarten der RotenListe ausschließlich auf Westwallanlagen.

DenkmalschutzAbgesehen von der Bedeutung für den Na-turschutz stellen die Westwallanlagen ausSicht der Geschichtswissenschaft und desDenkmalschutzes einen sehr bedeutendenund weltweit einmaligen Bauwerkskom-plex dar. Der Denkmalwert des Westwallsist zum einen in seiner bau- und militärge-schichtlichen Dimension begründet. Zumanderen besteht er in dessen propagandisti-scher Ausnutzung durch die Nationalsozia-

Für Fledermäuse wie das Braune Langohr dienen die Bunker als Nahrungsraum und Unterschlupf. Foto: D. Nill

Die Wildkatze sucht die Bunker aus ver-schiedenen Gründen gern auf: zum einenwegen der hohen Mäusedichte (Mäuse findenin Spalten und unter Platten hervorragendeUnterschlüpfe), zum anderen, weil sie dortwitterungsgeschützte Ruhe- und Wurfplätzefinden. Foto: M. Demmerle

Deutscher Name Wissenschaftliche Anhang RL NRW RL DBezeichnung FFH-/ Vs-RL (1999) (1998)

Wildkatze Felis silvestris IV 1 2

Braunes Langohr Plecotus auritus IV 3 V

Zwergfledermaus Pipistrellus pipistrellus IV N N

Großes Mausohr Myotis myotis II/IV 2 3

Fransenfledermaus Myotis nattereri IV 3 3

Bartfledermaus spec. Myotis brandtii/mystacinus IV 2/3 2/3

Wimperfledermaus Myotis emarginatus II/IV R 1

Wasserfledermaus Myotis daubentoni IV 3 N

Teichfledermaus Myotis dasycneme II/IV I G

Breitflügelfledermaus Eptesicus serotinus IV 3 V

Mopsfledermaus Barbastella barbastellus II/IV 1 1

Geburtshelferkröte Alytes obstricans IV V 3

Uhu Bubo bubo I 3 3

Tab. 1: Übersicht über seltene und gefährdete Tierarten, die in oder an Bunkern nach-gewiesen werden konnten (BÜTTNER & TRINZEN 2006, KÖRBER et al. 2006). Kategorie 1:vom Aussterben bedroht, 2: stark gefährdet, 3: gefährdet, I: gefährdete wandernde Art.R: selten, G: Gefährdung anzunehmen, V: Vorwarnliste, N: nicht gefährdet.

Ersatzlebensräume

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listen: Wie nur wenige andere Befestigun-gen ist der Westwall mit Mythen behaftet.Als Zeitzeuge militärgeschichtlichen Fes-tungsbaus des 20. Jahrhunderts, als Mahn-mal für den Größenwahn des menschen-verachtenden Dritten Reiches und seineExpansionspolitik sowie als ehemals pro-pagandistisches Werkzeug haben die Re-likte des Westwalls aus Sicht des Denk-malschutzes einen unschätzbaren Wert, dernicht nur mit Büchern oder Bildern ver-mittelt werden sollte (WEGENER 2005).

Bunker werden abgerissenAls Eigentümerin der Westwallrelikte istdie Bundesrepublik Deutschland gesetzlichverpflichtet, die Verkehrssicherheit zu

gewährleisten. Da die zerstörten Kriegs-bauten ein Gefahrenpotenzial bergen, er-gibt sich aus Sicht des Bundes ein Problemder Verkehrssicherung. Infolgedessen wer-den seit den 70er Jahren nach und nachBunker übererdet oder durch Totalzer-kleinerung vollständig beseitigt. In NRWließen die Bundesbehörden in den 90er Jah-ren und noch Anfang dieses Jahrhundertsjährlich bis zu 40 Anlagen „sichern“ unddamit wichtige Ersatzlebensräume für immer vernichten, trotz zunehmender Kri-tik durch die Öffentlichkeit (z.B. MAINTZ

2002). Während andernorts in Deutschlandmit erheblichem Aufwand Biotopverbund-systeme neu geschaffen werden, wurde inden letzten Jahrzehnten an der Westgrenzeein intaktes Korridorsystem mit Ausgabenin Millionenhöhe beseitigt.

BUND startet Projekt „Grüner Wall im Westen“Mit dem Ziel, die Relikte des Westwallsdauerhaft zu sichern und zu entwickeln,startete der Landesverband Nordrhein-Westfalen des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland 2004 eine Initia-tive zur Rettung der ehemaligen Verteidi-gungslinie.Als wichtigen Erfolg konnte der BUND imFrühjahr 2005 in Abstimmung mit demstaatlichen Natur- und Denkmalschutz einzweijähriges Abriss-Moratorium erwirken.Die Zeit wurde genutzt, um die verbliebe-nen Westwallrelikte im Kreis Euskirchen

zu erfassen und ein Konzept für den künf-tigen Umgang zu erarbeiten.

Erfassung der Westwallanlagen im Kreis Euskirchen

Mit Unterstützung des Rheinischen Amtsfür Bodendenkmalpflege wurde die Zahlder einst im Kreis Euskirchen errichtetenAnlagen ermittelt. Vor Ort wurde an-schließend der aktuelle Erhaltungszustanderfasst. Bei einem Großteil der noch er-kennbaren Anlagen wurde zudem die Relevanz für den Naturschutz beurteilt. Dader Wert aufgrund der insgesamt nur stich-probenartigen Untersuchung lediglich ge-schätzt und nur vereinzelt mit konkretenNachweisen belegt werden konnte, wirdvon naturschutzfachlichem Potenzial ge-sprochen. Wesentliche Kriterien für ein hohes Potenzial sind Strukturvielfalt und Standortdiversität. Je vielfältiger dieStandortfaktoren und die Strukturen, destogrößer ist in der Regel das naturschutz-fachliche Potenzial. Eine Ausnahme bildendie unzerstörten und meist strukturarmenBunker, die ein wichtiges Überwinterungs-quartier für Fledermäuse darstellen.Anlagen mit vielfältigen Standortfaktorenzeichnen sich durch einen Untergrund aus,der von nährstoffarm bis nährstoffreich,von sehr flachgründig bis tiefgründig undvon trockenwarm bis feuchtschattig odergar nass reicht. Ein strukturreicher Bunkerhat viele Hohlräume, Spalten und Ritzen.Die Wände liegen quer übereinander,

Abb. 2: Im südlichen Kreis Euskirchen wurden zwei nahe beieinander liegende Verteidigungslinien entlang der Grenze zu Belgien er-richtet (grün). Blau gekennzeichnet sind die Anlagen, die im heutigen Kreis Aachen lagen. Quelle: Rhein. Amt f. Bodendenkmalpflege

Noch in den 90er Jahren stand hier einBunker. Foto: S. Schöne

Ersatzlebensräume

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manche Bereiche sind überdacht, anderenach oben hin offen. Er ist reich an Alt- undTotholz, eventuell in manchen Bereichenbesonnt und krautreich oder stark ver-buscht.

ErgebnisseIm Kreis Euskirchen wurden einst 917 Anlagen errichtet, von denen bislang 837(91%) untersucht werden konnten.

ErhaltungszustandAn 689 Anlagen (82%) wurden erheblicheVerkehrssicherungsmaßnahmen durchge-führt:– 427 Anlagen (51%) wurden zerkleinert

und eingeebnet,– 102 Anlagen (12%) wahrscheinlich be-

seitigt,– 160 Anlagen (19%) übererdet, angeerdet

oder zertrümmert.

Lediglich 148 Anlagen (18%) sind zu-mindest noch als Ruine erkennbar:– 37 sind komplett erhalten,– 42 teilweise zerstört,– 69 stark zerstört.

Vom Bollwerk zum Biotop?Bei 113 noch erkennbaren einschließlichübererdeten Anlagen wurde das natur-schutzfachliche Potenzial untersucht. 42Anlagen (37%) hatten ein sehr hohes Potenzial. Weitere 25 Anlagen (22%) wur-den aufgrund der strukturellen Vorausset-zungen als hoch eingestuft. Bei 15 Anlagen(13%) waren die Strukturen weniger viel-fältig und die Störeinflüsse so groß, dassdas Potenzial unter derzeitigen Bedingun-gen mit mittel bewertet wurde. GeringesPotenzial hatten 18 Bauten. Hierbei han-delte es sich meist um Anlagen, die auf-grund ihrer geringen Ausdehnung und ihrer Bauweise kaum die strukturellen Vor-aussetzungen für die Besiedlung durch viele oder gefährdete Arten bieten können(z.B. Flak-Stellungen oder MG-Scharten-stände). 13 Anlagen wurden noch intensivgenutzt (z.B. als Wasserwerk, Schuppen)oder sie sind überbaut, so dass sie gegen-wärtig für den Naturschutz nicht in Fragekommen („begrenzte Eignung“).Aufgrund ihrer sehr hohen Standortdiver-sität und Strukturvielfalt haben insbeson-dere gesprengte Bunker ein hohes natur-schutzfachliches Potenzial. Diese aus Sichtdes Bundes „gefährlichen“ Anlagen sindfür viele Tierarten deutlich interessanterals komplett erhaltene, zertrümmerte oderübererdete Anlagen.Bei der Erfassung zeigte sich außerdem,dass auch übererdete Anlagen naturschutz-fachlich interessant sein können. Da diese„Hügel“ oftmals nicht genutzt werden,konnte sich auch dort eine kleinflächige„Wildnis“ etablieren. Schließlich werden diezugeschütteten Hohlräume durch grabendeSäuger wie Dachse oder durch Erosion frei-gelegt und von weiteren Tierarten wieder-

besiedelt (z. B. Marder, Wildkatze). Den-noch steht eindeutig fest: Da die übererde-ten Anlagen die fels- und höhlenähnlichenStrukturen mit ihrer typischen Standort-diversität weitgehend verloren haben, sindsie aus Sicht des Naturschutzes deutlich un-interessanter (vgl. ÖKO-LOG 2005, BÜTTNER

& TRINZEN 2006).

BeeinträchtigungenProblematisch ist die häufige Ablagerungvon Müll. Neben Grün- und Bauabfällenwurden in Bunkern z. B. Stacheldraht undSondermüll gefunden. Dies kann zur Ge-fährdung dort lebender Tiere und damit zurEntwertung naturschutzfachlich interes-santer Standorte führen. Auch die teils intensive Nutzung der Bunker durch Neu-gierige, Militariasammler oder „Aben-teurer“ kann sich negativ auswirken. Ins-besondere Bunker in der Nähe von Wegenund Siedlungen werden regelmäßig auf-gesucht, wodurch störungsempfindlicheArten vertrieben werden.

FolgerungenEnorm viele Anlagen wurden bereits be-seitigt. Mit jedem weiteren Abriss gehtnicht nur der eigentliche Charakter derehemaligen Verteidigungslinie verloren, eswerden auch wertvolle Sekundärlebens-räume mit einer bedeutsamen Korridor-funktion unwiederbringlich zerstört.Aufgrund ihres Potenzials für den Natur-schutz sollten alle noch erkennbaren Bun-ker, die nicht intensiv genutzt werden, ge-schützt werden. Anlagen, die nicht alshochwertig betrachtet wurden, solltendurch gezielte Artenschutzmaßnahmen

Anzahl der Naturschutz-Anlagen potenzial

42 Sehr hoch

25 Hoch

15 Mittel

18 Gering

13 Begrenzte Eignung

Tab. 2: Naturschutzfachliches Potenzialbei noch erkennbaren einschließlich über-erdeten Anlagen.

Ein teilweise zerstörter Bunker. Die Sprengkraft reichte nicht aus, um die Decke komplettzu zerstören. Der vordere Bereich bietet noch Wind- und Wetterschutz, während die Anlage hinten nach oben hin offen ist. Foto: S. Schöne

Ganze Dachssippen errichten in über-erdeten Anlagen ihre Dachsburgen, dieJahrzehnte lang bewohnt und erweitertwerden. Foto: S. Schöne

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optimiert werden. Mit der Entfernung vonMüll, mit einer Einzäunung und einer regelmäßigen Kontrolle könnte das Poten-zial deutlich gesteigert werden. Maßnah-men der Verkehrssicherung sollten sich inZukunft auf die unmittelbare Beseitigungvon Gefahrenquellen beschränken. Ist diesim Einzelfall nicht möglich, sollte eineEinzäunung als maximale Alternative ge-prüft werden. Für einen optimalen Schutzwäre es außerdem erstrebenswert, für alleBunker eine umgebende Pufferzone einzu-richten.Um Konflikte mit den Interessen des Naturschutzes zu vermeiden, sollte bei einer touristischen Planung auf weniger interessante übererdete Anlagen ausge-wichen werden. Abgesehen davon, dassdas Betreten der Bunker, die von Fleder-mäusen als Winter- oder Paarungsquartiergenutzt werden, gesetzlich verboten ist,sollten die Anlagen generell nicht aufge-sucht werden. Führungen sollten nur vor(und nicht innerhalb von) ausgewähltenAnlagen stattfinden. Abseits von Wegengelegene Bunker sollten nicht touristischerschlossen werden.Zu einigen Bereichen sind aufgrund des geringen Kenntnisstandes noch systema-tische Untersuchungen erforderlich. Diesbetrifft insbesondere die Bedeutung derBunker für den Biotopverbund, aber auchfür Tiergruppen wie zum Beispiel Insekten.Um sie langfristig zu erhalten, sollte zu-dem eruiert werden, die Anlagen in das Eigentum einer Stiftung oder von Gebiets-körperschaften, insbesondere dem Land,zu überführen.Nicht berücksichtigt wurde bei der Unter-suchung die Höckerlinie. Aufgrund ihrerlinearen Struktur trägt sie stark zur Ver-netzung von Biotopen bei und sollte daherunbedingt in eine Biotopverbundplanungeinbezogen werden.

FazitSelten treten beim Naturschutz so wenigeKonflikte mit Landnutzern auf wie amBeispiel des ehemaligen Westwalls. Undselten gibt es so viele Synergieeffekte zwi-schen Naturschutz und Denkmalschutz.Diese einmalige Chance sollte nicht vertanwerden. Bund und Land sind aufgefordert,Verantwortung für das nationale Erbe zuübernehmen und die Gesamtheit des West-walls im Sinne des Natur- und Denkmal-schutzes zu erhalten.

LiteraturBRAUN, A. (1986): Ein Beitrag zur ökologischenFunktion der Westwall-Bunkerruinen. Mitt. d.Bad. Landesvereins f. Naturkunde u. Natur-schutz. N.F. 14 (1): 207–229.BÜTTNER, I. & TRINZEN, M. (2004): „Natur-denkmal Westwall“. Zur Bedeutung von Bun-keranlagen des Westwalls für den Naturschutz.Fortifikation, Fachblatt Studienkreis Interfeste.V. 18: 110–116.

BÜTTNER, I. & TRINZEN, M. (2006): Zur Bedeu-tung von Bunkeranlagen des Westwalls für denNaturschutz. Endbericht. Biolog. Station imKreis Euskirchen.HAAG, M. & HELB, H.-W. (1993): Zur Bedeu-tung von Bunker-Ruinen für den Arten- undBiotopschutz; Mitt. Dt. Ges. f. Allg. Angew.Entomologie 8: 383–386.EHRENTRAUT, C. (2004): Zweckentfremdet.Ausgediente Bunker werden zum Fledermaus-quartier. Naturmagazin Berlin-Brandenburg 4(2): 42.FUßER, A. (1987): Bunker und Stollen: Schand-fleck oder Öko-Nische? Zeitungsserie für die„Rheinpfalz“.http://www.andreas-fusser.de/archiv/westwall.htm.GROß, M.; ROHDE, H.; ROLF, R. & WEGENER, W.(Landschaftsverband Rheinland) (1998): DerWestwall. Vom Denkmalwert des Unerfreu-lichen. Führer zu archäologischen Denkmälerndes Rheinlandes, Bd. 2. Köln.KÖRBER, H. (Biolog. Station im Kreis Dürene.V.) (2005): Erfassung von Fledermäusen aufdem Truppenübungsplatz Vogelsang. I. A. d.LÖBF NRW (unveröff.).KÖRBER, H., KÖRBER, H. & THIES, M. (2006):Fledermäuse in Bunkern des Nationalparks Eifel. In: BUND NRW (Hrsg.): Dokum. der Tagung vom 16.9.2006 (in Vorb.).MAINTZ, C. (2002): Burgen der Neuzeit. Maga-zin „Der Spiegel“ (47) vom 18.11.2002.ÖKO-LOG (2005): Zur Nutzung ehemaliger um-gestalteter Westwallbunker durch wild lebendeSäugetiere in Rheinland-Pfalz. Exkursions-begleiter. Gutachten i. A. d. Landes Rheinland-Pfalz (LUWG). Unveröff. Manuskript.OSTERMANN, G. (2005): Floristisch-vegeta-tionskundliche und landschaftsökologische Be-deutung der Westwallanlagen. Vortragsmanu-skript zum Symposium fortis 2005 am 12. 3.2005 in Trier (unveröff.).RÖLLER, O. (2004): Westwall-Bunker sindwichtige Lebensräume für seltene Moose – vor-läufige Artenliste der an Westwall-Bunkern typischen Moospflanzen. Pollichia-Kurier 20(2): 14–15.THIES, M., KÖRBER, H. & H. (2005): Fleder-mausquartiere in Bunkern – Bedeutung undSchutz. In: BUND NRW (Hrsg.): Dokum. d. Tagung vom 10. 6. 2005: 5–6.http://www.gruenerwallimwesten.de.

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ZusammenfassungDie Bunker des ehemaligen Westwallshaben sich in den vergangenen 60 Jahrenzu einem Ersatzlebensraum für gefähr-dete Tier- und Pflanzenarten entwickelt.Verschiedene Arten der FFH-Richtliniekonnten nachgewiesen werden. Dennochwurden die Anlagen in der Vergangen-heit systematisch geschleift. Um die Sekundärlebensräume zu erhalten, hatder BUND das Projekt „Grüner Wall im Westen“ initiiert. Bisheriger Schwer-punkt war die Ermittlung der Zahl derverbliebenen Bunker im Kreis Euskir-chen und deren Relevanz für den Natur-schutz. Rund 80% der einst errichtetenAnlagen wurden in den letzten Jahrenaus Gründen der Verkehrssicherheit be-seitigt. Auffallend war bei den meistenverbliebenen Bunkerruinen die Struk-turvielfalt, mit der sie sich als Insel-biotop von der Umgebung abheben.Mehr als die Hälfte haben ein hohes oder sehr hohes naturschutzfachlichesPotenzial. Alle Anlagen, die keiner Nutzung unterliegen, sollten geschütztund optimiert werden.

Anschrift des VerfassersSebastian SchöneBUND NRW e.V.Merowingerstr. 8840225 DüsseldorfE-Mail: [email protected]: www.gruenerwallimwesten.de

Im Bereich der Höckerlinie, wie hier in Hellenthal-Hollerath, findet oft keine Land-nutzung statt. Foto: F. Thewes

Ersatzlebensräume

30 LÖBF-Mitteilungen 4/06

Waldzustandserhebung

Parallel dazu ist die Anzahl der deutlichgeschädigten Bäume leicht gestiegen. Siehat um 2 Prozentpunkte zugenommen undbeträgt nun 27 Prozent.Die Ergebnisse der Waldzustandserhebungwerden zusammen mit den Daten zurBodenzustandserhebung und den Aus-wertungen von Dauerbeobachtungsflächeninterpretiert. Gerade die oft langsamenVeränderungen der Waldökosysteme lassensich, wie im Folgenden, durch vergleichendeDarstellungen recht anschaulich verdeut-lichen.Obwohl sich bei den gesunden Bäumen inden letzten drei Vorjahren eine leichte Er-holung eingestellt hat, kann man doch imlangjährigen Trend erkennen, dass dieschadfreie Fläche insgesamt kontinuierlichabgenommen hat.Bei den deutlich geschädigten Bäumenkann man feststellen, dass sie sich seit1999 mit leichten Schwankungen um etwa

Die Klassifizierung erfolgt gemäßder nachstehenden bundesweit ein-heitlichen Tabelle. Unter Einbe-

ziehung von Vergilbungsstufen entstehendaraus die kombinierten Schadstufen. Inden folgenden Grafiken werden die Schad-stufen zur besseren Übersicht gruppiertund in Ampelfarben dargestellt.

HauptergebnisseDas Kronenmonitoring 2006 zeigt erneut,dass der Gesundheitszustand des Waldesweiterhin angespannt ist. Die Fläche dergesunden Bäume hat ihr bisheriges Tiefst-maß erreicht. Im Vergleich zum Vorjahr istsie um 5 Prozentpunkte auf 25 Prozent ge-fallen. Damit ist nur noch ein Viertel allerBäume ohne Schadmerkmale (vgl. Abb. 1).

Lutz Falkenried

Waldzustandserhebung 2006Monitoring zur Vitalität der Baumkronen in NRW

Die Ergebnisse der Waldzustandserhebung 2006 machen deutlich, dass Klimaerwärmung und Schadstoffeinträge weiterhin eine hohe Stressbelastung für unsere Wälder in Nordrhein-Westfalen bedeuten, die sich auch am Zustand der Baumkronen der Waldbäume auswirkt. Fehlende oder vergilbte und vertrocknete Nadeln oder Blätter geben Auskunft über die Vitalität der Bäume. Vielfältige Kronen-Merkmale an rund 10.000 Stichprobe-Bäumen in NRW wurden im Juli und August 2006 erneut zum Monitoring des Kronenzustandes erhoben.

Durch Zersetzung alter Stämme entsteht Raum für junge Bäume. Foto: L. Falkenried

Sch

ad

-

stu

fe Nadel-/

Blatt-

verlust

( % )

Bezeich-

nung /

Schadmerk-

male

Gruppie-

rung /

Schad-

merkmale

0 0-10 ohne ohne

1 11-25 schwach schwach

2 26-60 mittelstark

3 61-99 stark

4 100 abgestorben

deutlich

geschädigt

(Stufen 2-4)

Tab.1: Relative Kronenverlichtung in Stufen

Schadstufen WZE 2006 -zusammengefasst über alle Baumarten

und Altersbereiche-

schwache

Schäden

48%

deutliche

Schäden

27%

ohne

Schäden

25%

Abb. 1: Prozentuale Schadstufenverteilungfür die Summe aller Baumarten in NRW.

Alle Baumarten

Waldzustandserfassung 2006

10,1

9,0

10,4

15,9

9,9

10,3

12,4

11,0

16,3

15,8

14,2

14,3

20,6

21,3

23,9

29,6

26,8

24,0

24,2

28,9

24,8

26,6

30,7

26,2

29,7

28,7

28,4

28,9

29,2

30,5

34,0

33,4

36,3

36,6

38,9

33,0

42,5

36,2

38,4

43,1

49,2

42,4

44,8

47,8

59,2

64,8

59,9

55,4

61,7

60,8

58,4

58,5

49,7

50,8

49,5

49,1

40,5

45,7

33,6

34,2

34,8

32,9

26,6

28,7

30,4

25,4

0% 10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

1984

1985

1986

1987 ¹)

1988

1989

1990

1991

1992

1993

1994

1995

1996 ²)

1997

1998

1999

2000

2001

2002

2003

2004

2005

2006

Jah

r

Fläche in %Schadstufen 2 bis 4Schadstufe 1Schadstufe 0

1) nur bedingt mit den übrigen

Jahren vergleichbar

2) kein Landesergebnis

Abb. 2: Entwicklung des Kronenzustandesin NRW von 1984 bis 2006 in Prozent.

31LÖBF-Mitteilungen 4/06

Waldzustandserhebung25 Prozent manifestiert haben. Dabei sind2000 und 2004 sogar Spitzenwerte bis ca.30 Prozent erreicht worden.Da sich der Kronenzustand bei den ver-schiedenen Baumarten sehr unterschied-lich entwickelt hat, ist eine summarischeBetrachtungsweise allein nicht ausreichend.Die Hauptbaumarten werden deshalb imFolgenden noch einmal getrennt betrachtet.

Ergebnisse zu den wichtigsten Baumarten:

EicheDie Eiche hat sich in diesem Jahr erfreulicherholt (vgl. Abb. 3). Die Fläche der deut-lich geschädigten Bäume ist um 10 Pro-zent-Punkte zurückgegangen. Hierbei hat

es nicht nur eine Klassenverschiebung hinzu den mittleren Schäden gegeben, sondernauch die ungeschädigten Bäume habensich um fast 7 Prozent-Punkte gebessert.Damit hat die Eiche etwa das Schadniveauvon 2002 erreicht.Trotzdem ist mit 32 Prozent etwa ein Drit-tel aller Eichen deutlich geschädigt. Daranhaben sicherlich auch die Periode derlangjährigen Vorschädigungen und daspermanente Auftreten der Insekten der Eichenfraßgesellschaften ihren Anteil.

BucheDie Buche konnte die Verbesserung der Eiche nicht in gleicher Weise mitmachen.Zwar sind auch bei ihr Erholungen zu be-obachten, jedoch nur in geringerem Um-fang (vgl. Abb. 3).

Bei den deutlichen Schäden hat sich dieBuche aber nur um 1 Prozentpunkt auf 34Prozent verbessert. Damit sind, wie bei derEiche, etwa ein Drittel aller Buchen deut-lich geschädigt.Die Fruktifikation hat einen wichtigen Ein-fluss auf die Blattmasse der Bäume. 2004hat bei der Buche eine Vollmast stattgefun-den, bei der die Mehrzahl der Bäume mitBucheckern überladen gewesen ist. 2006stellte sich die Fruktifikation bei der Buchesehr uneinheitlich dar. In den Beständengab es Bäume mit allen Fruktifikations-stufen nebeneinander. Dabei konnte eineBuche ohne Fruchtanhang neben einer anderen stehen, die voll mit Bucheckernbesetzt war. Dazwischen gab es alle Über-gangsformen.Weiterhin war bei den Buchenblättern häufiger „Schiffchenbildung“ zu beobach-ten gewesen. Hierbei handelt es sich umein leichtes Zusammenfalten der Blätter,das vermutlich seine Ursache in derTrockenheit während der Stichproben-erhebung hat.Der Buchenspringrüssler kann als Dauer-schädling in der Buche betrachtet werden.In 2006 hielt sich sein Auftreten in Grenzen.

FichteDie gravierendste Verschlechterung desBenadelungszustandes ist 2006 bei derFichte zu beobachten. Mit einem großen10-prozentigen Sprung ist die Fläche derunbeeinträchtigten Bäume auf 27,6 Pro-zent (vgl. Abb. 4) gefallen. Das ist derschlechteste Wert der Fichte seit Beginndes Kronenmonitorings. Ebenso haben diedeutlich geschädigten Bäume mit 26,2Prozent ihr bisheriges Maximum erreicht.Die Fichte hat in diesem Jahr besondersunter der Trockenheit gelitten. Der Was-sermangel war 2006 zwar nicht so lang anhaltend wie im „Jahrhundertsommer“2003, aber die ausgeprägte Trockenheit in

Lichter Eichenmischwald in Westfalen. Foto: L. Falkenried Buchenzweig mit frischen Bucheckern. Foto: L. Falkenried

Eiche

0% 10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

1984

1985

1986

1987

1988

1989

1990

1991

1992

1993

1994

1995

1996

1997

1998

1999

2000

2001

2002

2003

2004

2005

2006

Jah

r

Fläche in %

Schadstufen 2 bis 4

Schadstufe 1

Schadstufe 0

Buche

0% 10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

1984

1985

1986

1987

1988

1989

1990

1991

1992

1993

1994

1995

1996

1997

1998

1999

2000

2001

2002

2003

2004

2005

2006

Jah

r

Fläche in %

Schadstufen 2 bis 4

Schadstufe 1

Schadstufe 0

Abb. 3: Prozentuale Entwicklung der Kronenschäden bei Eichen und Buchen von 1984bis 2006.

32 LÖBF-Mitteilungen 4/06

Waldzustandserhebung

den Monaten Juli/August hat der Fichte zu schaffen gemacht. Als flach wurzelndeBaumart reagiert sie besonders schnell aufWassermangel bereits in den oberen Bo-denschichten.Der Befall mit Borkenkäfern ist lokal teil-weise heftig gewesen, jedoch meist aufkleiner Fläche. Insgesamt war die Käfersi-tuation zum Erhebungszeitpunkt nicht un-gewöhnlich brisant.Abb. 4 gibt Auskunft über die Entwicklungder Kronenschäden bei Fichten im Verlaufder letzten drei Jahre. Dabei lässt sich diekontinuierliche Verschlechterung gut er-kennen. 2004 lag das Maximum der Ver-lustprozente noch bei gerade etwas mehrals 10 Prozent und damit an der Grenzezwischen den Schadstufen 0 und 1. 2005war schon eine ausgeprägte Rechtsver-schiebung des Maximums zu verzeichnen,womit sich die höchsten Verlustprozente

Kiefer. Großflächig waren bei einzelnenBäumen gebrochene, in der Krone verblie-bene, braune Äste zu erkennen.

Unterschiede zwischen jungen und alten BäumenAuch im langjährigen Trend sind jüngereBäume weniger geschädigt als alte (vgl.Abb. 6). Bei den über 60-jährigen Bäumengeht der Anteil der ungeschädigten rapidezurück. Betrachtet man das mittlere Schad-prozent, kann man feststellen, dass es kon-tinuierlich mit der Altersklasse zunimmt.

Aus abgefallenen Fichtenzapfen wächst neuer Wald. Foto: L. Falkenried

Verteilung der Nadel-/Blattverluste Vergleich Fichte 2004 bis 2006

0

2

4

6

8

10

12

14

16

18

20

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90 95 100

Verlustprozente

ufi

gk

eit

in

Pro

ze

nt

2004

2005

2006

Abb. 4: Prozentuale Entwicklung der Kronenschäden bei Fichten von 2004 bis 2006.

bereits in der Schadstufe 1 befanden. 2006nahmen darüber hinaus noch die Häufig-keiten zu. Es waren bei einer gegebenenVerlusthöhe also noch mehr Bäume ge-schädigt.

KieferDie Kiefer zeigt zwei gegenläufige Ergeb-nisse. Auf der einen Seite haben die gesun-den Bäume leicht zugenommen. Auf deranderen Seite sind aber auch die deutlichenSchäden um fast 6 Prozentpunkte auf 17,5Prozent angestiegen (vgl. Abb. 5).Insgesamt zeigt die Kiefer unter denHauptbaumarten die geringsten deutlichenSchäden. Mit 62 Prozent ist ihr Anteil an den schwachen Schäden jedoch amstärksten ausgeprägt.Auffallend waren die weit verbreitetenKronenschäden durch Schneebruch in der

Fichte

0% 10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

1984

1985

1986

1987

1988

1989

1990

1991

1992

1993

1994

1995

1996

1997

1998

1999

2000

2001

2002

2003

2004

2005

2006

Jah

r

Fläche in %

Schadstufen 2 bis 4Schadstufe 1Schadstufe 0

Kiefer

0% 10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

1984

1985

1986

1987

1988

1989

1990

1991

1992

1993

1994

1995

1996

1997

1998

1999

2000

2001

2002

2003

2004

2005

2006

Jah

r

Fläche in %

Schadstufen 2 bis 4

Schadstufe 1

Schadstufe 0

Abb. 5: Prozentuale Entwicklung der Kronenschäden bei Fichten und Kiefernvon 1984 bis 2006.

33LÖBF-Mitteilungen 4/06

Waldzustandserhebung

Als Fazit ergibt sich daraus, dass die Bäume mit zunehmendem Alter auch zunehmend geschädigt sind. Hier bietet

sich die Chance, durch vermehrte Holz-nutzung die älteren Bestände in stabile und gesündere Wälder umzuwandeln.

Anschrift des Verfassers:Lutz FalkenriedLÖBF-NRWDezernat: Waldinventuren und waldkundliche UntersuchungenLeibnizstraße 1045659 RecklinghausenE-Mail: [email protected]

ZusammenfassungBei der Eiche konnte eine erfreulicheVerbesserung festgestellt werden. Es hatsowohl der Anteil der gesunden Bäumezu- als auch der Anteil der deutlich ge-schädigten abgenommen.Die Buche hat sich nur geringfügig er-holt. Es ist immer noch ein Drittel allerBuchen deutlich geschädigt.Die Fichte hat sich im Vergleich zumVorjahr gravierend verschlechtert. Es sinddie schlechtesten Benadelungsprozenteseit Beginn des Kronenmonitorings fest-gestellt worden. Mehr als ein Viertel aller Fichten sind deutlich geschädigt.Das ist der bisherige Maximalwert.Obwohl die Anzahl deutlich geschädigterBäume in diesem Jahr gestiegen ist, hatdie Kiefer immer noch die geringstenSchadprozente bei den Hauptbaumarten.Der Anteil der schwachen Schäden istbei ihr am stärksten ausgeprägt.

Abb. 6: Gegenüberstellung von alten (über 60-jährig) und jungen (bis 60-jährig) Bäumen 1986 bis 2006 anhand des Blattverlustprozentes.

Durch Schneebruch geschädigte Kiefern. Foto: L. Falkenried

0

10

20

30

40

50

60

%

1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006

Fichte % des mittleren Blattverlustes

jung (bis 60) alt (über 60)

0

10

20

30

40

50

60

%

1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006

Kiefer % des mittleren Blattverlustes

jung (bis 60) alt (über 60)

0

10

20

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40

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60

%

1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006

Eiche

% des mittleren Blattverlustes

jung (bis 60) alt (über 60)

0

10

20

30

40

50

60

%

1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006

Buche % des mittleren Blattverlustes

jung (bis 60) alt (über 60)

34 LÖBF-Mitteilungen 4/06

Artenschutzschule

sätze 3 bis 5 des CITES ein sog. „Wa-shingtoner Artenschutzzentrum“ (vgl.BEIKE & SCHÜTZ 2006).

Räumlich angeschlossen an das „Washing-toner Artenschutzzentrum“ betreibt dieLÖBF seit dem 5. November 2005 – unterstützt durch eine Förderung der DBU(Deutsche Bundesstiftung Umwelt, Osna-brück) – noch die Artenschutzschule. Sieunterstützt Vollzugsbehörden durch Bera-tung und Fortbildung im internationalenArtenschutzrecht. Beide Einrichtungen,Auffangzentrum und Artenschutzschulewaren bis Ende 2004 Teil des 1980 am

Standort Metelen (Krs. Steinfurt) gegrün-deten „Biologischen Instituts Metelen e.V.“(B.I.M.), das wegen Einstellung der Förde-rung 2004 aufgelöst werden musste.Im folgenden werden Ziele und Arbeits-weise der Artenschutzschule erläutert undeine erste Bilanz der Veranstaltungen ge-zogen.

Licht ins Dunkel des Artenschutzrecht-DschungelsDas Programm der Artenschutzschule spezialisiert sich auf die Umsetzung inter-

Die LÖBF betreibt seit Ende 2004die Auffangstation für behördlichbeschlagnahmte Tiere. Bei diesen

Tieren handelt es sich vornehmlich um Exemplare der nach CITES (“Conventionon international trade in endangered spe-cies of wild flora and fauna” – im deutsch-sprachigen Raum kurz als “WashingtonerArtenschutzübereinkommen” (=WA) be-kannt) geschützten Arten. Die Möglich-keit, beschlagnahmte Tiere für die Zeit des Beschlagnahmeverfahrens artgerechtunterzubringen ist eine wesentliche Vor-aussetzung dafür, dass u.a. die 54 Kreiseund Kreisfreien Städte in Nordrhein-West-falen internationales Artenschutz- und Tier-schutzrecht umsetzen können. Die Auf-fangstation ist im Sinne von Art. VIII, Ab-

Peter Schütz, Renate Gebhardt-Brinkhaus

Umsetzung internationalerArtenschutzbestimmungenZiele, Arbeitsweise und erste Bilanz der LÖBF-Artenschutzschule in Metelen

Der Vollzug des Artenschutzrechts ist die erforderliche Voraussetzung für den Schutz gefährdeter Artenvor Bedrohung durch weltweiten kommerziellen Handel. Das LÖBF-Artenschutzzentrum unterstütztdurch die Unterbringung beschlagnahmter „CITES-Arten“ und durch die kontinuierliche fachliche Beratung die Artenschutz-Vollzugsbehörden in Nordrhein-Westfalen. In der Artenschutzschule wird fürVeterinär- und Landschaftsbehörden, Zoll und Polizei, Bürger und Institutionen, die sich Haltung, Zuchtund Handel geschützter Arten widmen, Licht in den Dschungel aus Artenschutz-Übereinkommen, -Gesetzen und -Verordnungen auf nationaler und internationaler Ebene gebracht.

7%

10%

22%

13%

48%

ULB/Umweltamt

Veterinäramt

Zoo

Auffangstation

Sonstige (Zoll, Polizei, Richter/Staatsanwälte,Zoohandlungen, Jäger, Fischer)

Abb. 1: Teilnehmende Institutionen an denCITES-Tagungen an der ArtenschutzschuleMetelen 2006.Statistik: R. Gebhardt-Brinkhaus/ÖKODATA

Demonstration von CITES-Arten, ggf. auch lebender Exemplare wie hier einer tropischenSpinne, ist Gegenstand von Bestimmungsübungen an der Artenschutzschule Metelen.

Foto: P. Schütz

35LÖBF-Mitteilungen 4/06

Artenschutzschulenationalen Artenschutzrechts in Nord-rhein-Westfalen. Die LÖBF fokussiert als neue Trägerin der Artenschutzschuledie Arbeit auf die juristisch-fachliche Be-ratung der CITES-Vollzugsbehörden inNordrhein-Westfalen. Abb. 1 stellt die Zu-sammensetzung der 2006 an Veranstaltungteilgenommenen Behörden und weiterenInstitutionen dar. Diese Spezialisierungfindet ihre Berechtigung beziehungsweiseNotwendigkeit in dem großen Bedarf nachFortbildung im nationalen wie internatio-nale Artenschutz. Der Grund für diesenBedarf ergibt sich aus drei Faktoren:1. komplexe Rechtslage: Gesetze und

Verordnungen aus den Bereichen Artenschutz, Tierschutz, Tierseuchen-schutz, Tierhaltung sowie nicht zuletztJagd und Fischerei auf nationaler, inter-nationaler und auch der Länder-Ebeneüberlagern sich.

2. Schwierige Art-Ansprache: die hoheZahl der handelsrelevanten Arten (fast30.000 weltweit), und die oft nah beieinander liegenden Bestimmungs-merkmale der im Handel auftretendenCITES-Anhangs-Arten erschweren diesichere Artansprache.

3. Komplexe Ansprache des Rechts-status einer Art: nomenklatorischeÄnderungen, Umstufung von Arten inden Anhängen des CITES und/oder der EU-Artenschutzverordnungen er-schweren die eindeutige Zuweisung einer Art zu ihrem aktuellen Rechts-status.

Zusätzlich erfordert die normale Personal-fluktuation, die in den Kommunalverwal-tung natürlich auch den Artenschutzvoll-zug betrifft, ein kontinuierliches Bera-tungs- und Fortbildungsangebot.Schwerpunkt der Schulungen 2006 war dieVermittelung der Rechtsgrundlagen. DieBasis hierfür bildet das 1973 weltweit von144 Staaten in Washington vereinbarte Dokument „CITES“. Es unterbindet (An-hang 1) oder regelt (Anhänge 2 und 3) denweltweiten Handel mit geschützten Arten.Auf Ebene der EU wird das WA durch diein Teilen schärferen Regelungen der EG-Artenschutzverordnung (EG Nr. 338/97vom 6.12.1996) umgesetzt, auf nationalerEbene in Deutschland durch das Bundes-naturschutzgesetz (BNatSchG) und dieBundesartenschutzverordnung (BArtSchV).Besitz- und Vermarktungsverbote mit Aus-nahmen, für die der Tierhalter in der Nach-weispflicht steht, können gravierende be-hördliche Maßnahmen wie die Beschlag-nahme und Einziehung von Exemplarenund auch eine Strafverfolgung nach sichziehen. Dies gilt nicht nur für lebende odertote Tiere oder Pflanzen von geschütztenArten, sondern auch für ihre Teile oder ausihnen hergestellte Erzeugnisse.Doch damit nicht genug. Weitere europäi-sche Regelungen wie die EG-Vogelschutz-richtlinie, die Flora-Fauna-Habitat-Richt-

linie (hier besonders relevant die AnhängeIV und V) sowie die nationalen Regelun-gen zu Jagd und Fischerei sind zu berück-sichtigen. Nicht zuletzt greifen in diesesSystem aus Gesetzen und Verordnungendie besonderen haltungsrelevanten Rege-lungen ein; bei kommerziellen Tierhaltun-gen insbesondere § 11 Tierschutzgesetzund bei Tierhaltungen mit Publikumsver-kehr auch die Zoorichtlinie. Überlagertwerden diese gesetzlichen Vorgaben wei-terhin zum Beispiel von Verordnungenzum Schutze vor ansteckenden Krankhei-ten (z.B. der Psittakose-Verordnung, Ge-flügelpest-Verordnung). Kurzum: wenigeRechtsbereiche sind so komplex wie dierechtlichen Grundlagen des Artenschutz-vollzuges.

Spezialisierung auf Zielgruppen und ThemenThema: ArtenschutzrechtRechtliche Grundlagen des Artenschutz-vollzuges möglichst praxisnah zu ver-mitteln hat daher oberste Priorität für die LÖBF-Artenschutzschule. Ein Arten-schutzzentrum, bestehend aus Auffang-station und Artenschutzschule, ausgerech-net in Nordrhein-Westfalen zu betreibenmacht Sinn: 18 Millionen Einwohner, mindestens drei sogenannte Urlauberflug-häfen, allen voran der Düsseldorfer Rhein-Ruhr-Flughafen, sowie traditionelle Tier-börsen (z.B. die Reptilienbörse in Hamm)ziehen einen erheblichen Informationsbe-darf nach sich.Seit Dezember 2005 bietet die Arten-schutzschule mindestens einmal pro Monat gezielte Schulungen zu den recht-lichen Grundlagen des Artenschutzvoll-zuges an (siehe Foto 1). Die rechtlichenThemen rund um das WA werden dabeikombiniert mit Übungen zur Artbestim-mung sogenannter Exoten.Die Spezialisierung auf die Themen Arten-schutzrecht, Artansprache (s.u.) und Hal-tung zieht die Adressierung spezifischerZielgruppen nach sich. Abb. 1 zeigt, dasszwischen 60 Prozent und 70 Prozent der

Teilnehmer seit Anfang 2006 aus Mitarbei-terinnen und Mitarbeitern der Artenschutz-Vollzugsbehörden bestehen. Mit knapp 50Prozent stellen die Unteren Landschafts-behörden/Umweltämter der Kreise undKreisfreien Städte den Hauptanteil (vgl.Abb. 1). Der weit überwiegende Teil derTeilnehmer stammt aus Nordrhein-West-falen, gefolgt von Niedersachsen und Hessen (Abb. 2).

Nachgefragt werden die angebotenen Themen von – Unteren Landschaftsbehörden bezie-

hungsweise Umweltämtern, weil siedie Meldebescheinigungen für die ge-schützten Arten ausstellen und ver-walten. Ihnen obliegt grundsätzlich dieDurchsetzung des Artenschutzrechts,bis hin zur Beschlagnahmung im Fallemutmaßlicher Verstöße.

– Veterinären beziehungsweise Tierärz-ten, weil sie für den Tierschutz, insbe-

81%

12%

5%

1%1%

NRW Niedersachsen

Hessen Rheinland-Pfalz

Niederlande

Abb. 2: Herkunft der Teilnehmer an denCITES-Tagungen an der ArtenschutzschuleMetelen 2006.Statistik: R. Gebhardt-Brinkhaus/ÖKODATA

Foto 1: „Full house“ in der Artenschutzschule: besonders gefragt waren im Schulungs-jahr 2006 Seminare zu Rechtsgrundlagen bei den WA-Vollzugsbehörden.

Foto: P. Schütz

36 LÖBF-Mitteilungen 4/06

Artenschutzschulesondere die Tiergesundheit und damitfür fast alle Aspekte der Tierhaltung zuständig sind. Als Veterinärbehördenarbeiten sie eng mit den Landschafts-behörden bei der Durchsetzung des Tier-und Artenschutzrechts zusammen.

– Zoologischen Gärten und Wildparks,weil sie durch Publikumsverkehr undHaltung der Zoorichtlinie unterliegen,sowie alle Regelungen des WA und derEU-VO beachten müssen.

– Auffangstationen, weil ihr Service diezwingende Voraussetzung für die Um-setzung des Artenschutzrechtes ist. Ohnesie müssten im Zweifelsfall beschlag-nahmte Tiere beim Halter verbleiben.

– Zoll, weil er die Importe überwacht undgegebenenfalls bei unzureichenden oderfehlenden Dokumenten, insbesonderean den EU-Außengrenzen (Häfen, Flug-häfen) umgehend beschlagnahmt und indie Auffangstationen vermitteln muss.

– Polizei, weil sie in Notfällen einschrei-tet um zum Beispiel mittels Hausdurch-suchung gestohlene, geschmuggelte, illegal gehaltene und gegebenenfalls sogar entwichene Tiere in Gewahrsamnehmen und an die Auffangstationenweitervermitteln muss.

– Richter und Staatsanwälten, weil siedie Entscheidungen über den Verbleibder beschlagnahmten Tiere fällen müs-sen, gegebenenfalls Bußgelder und Strafen verhängen.

– Zoofachhandlungen, weil sie von denHandelsbeschränkungen und Kontrol-len des WA unmittelbar betroffen sindund über einen Sachkundenachweis fürHaltung und Handel mit geschützten Arten verfügen müssen.

– Jagdausübungsberechtigten, weil un-genehmigt gehaltene oder gehandeltejagdbare und zugleich streng geschützteArten wie Greifvögel, aber auch zu-gleich Arten des Anh. IV der FFH-RL.wie zum Beispiel Luchs, Wildkatze, Eu-ropäischer Biber oder Fischotter sowieeinheimische Muschel-, Krebs- undNutzfischarten Gegenstand von Be-schlagnahmeverfahren werden können.

Die großen Urlaubs-Flughäfen in Nord-rhein-Westfalen ziehen eine weitere Ziel-gruppe, die sogenannten fernreisenden Urlauber nach Nordrhein-Westfalen.Durch fachliche Schulung ist diese Gruppenicht in ausreichendem Masse erreichbar,wohl aber über Event-Veranstaltungen mit einem ausgeprägten „Edutainment“-Charakter (vgl. in GLANDT et al. 2003: kostenlose Erlebnisveranstaltung „Reiseund Artenschutz“).In eine ähnliche Kategorie fallen Schul-klassen, die ebenfalls mit reinen Fachver-anstaltungen nicht erreichbar sind, aber inihren Familien bekanntlich gute Multipli-katoren sind. Diese eher „diffusen“ Ziel-

gruppen zu erreichen kann eine wichtigeZukunftsaufgabe der Artenschutzschulesein.

Thema: ArtenkenntnisFoto 2 zeigt praktische „Bestimmungs-übungen“. Sie zielen auf das zweite grund-legende Hemmnis bei der Umsetzung desArtenschutzrechtes ab, der mangelndenÜbung in der Artansprache. Besonders die wechselnden Modeerscheinungen, die immer ausgefallenere exotische Arten be-treffen, erfordern vom Vollzugspersonalein kontinuierliches Auffrischen ihrer Artenkenntnis. Dabei geht es nicht nur um die spektakulären großen Arten – wiezum Beispiel den derzeit in den USAin Mode gekommenen Albino-Formengroßer Würge-Schlangen (z.B. Albino-Abgottschlangen) – sondern vor allemauch um die viel größere Zahl exotischerInsekten und tropischer Groß-Spinnen(vgl. Foto auf Seite 34), die immer wiederohne die notwendigen Papiere in den Handel gelangen oder auf Tauschbörsenoder in privater Haltung auffallen.

Thema: artgerechte HaltungZusätzlich zur Kenntnis der Rechtsvor-schriften und der Ansprache ist eine pro-funde Kenntnis der sog. „artgerechten Hal-tung“ erforderlich. Was für jeden Haltergilt, gilt insbesondere für die Händler. Besonders in rechtlicher Hinsicht brisantist dabei der Handel mit CITES Anhang 1beziehungsweise EU-ArtSchVAnhang A –Arten. Sie dürfen nur unter ganz bestimm-ten Voraussetzungen gehandelt werden.Hierzu zählen die für relativ hohe Preiseim Zoofachhandel als Nachzuchten erhält-

lichen Landschildkröten (z.B. zweijährige„Griechen“ Testudo hermanni boettgeri).Aber auch der Umgang mit zunehmend alsNachzuchten im Handel präsenten Artender Flora-Fauna-Habitat Richtlinie wiezum Beispiel aktuell in der Vorweih-nachtszeit 2006 Äskulapnattern (Elaphelongissima) in Duisburg oder EuropäischeSumpfschildkröten (Emys orbicularis) inMülheim an der Ruhr erfordert profundeartenschutzrechtliche Spezialkenntnisse.Neben eindeutigen Herkunftsnachweisenist ein Sachkundenachweis des Händlers,in der Regel des Zoofachhändlers, gem. § 11 Tierschutzgesetz erforderlich. Er be-legt nicht nur die Gewährleistung einer art-gerechten Haltung durch den Händler, son-dern auch die Fähigkeit einer entsprechendfachkundigen Beratung der Kundschaft.Sachkundenachweise gemäß § 11 Tier-SchG können derzeit zum Beispiel organi-siert vom BNA (Bundesverband für fach-gerechten Natur- und Artenschutz e.V.) fürSäugetiere, Vögel, Reptilien, Amphibienund Fische in Süddeutschland (vgl. HIRT2006) oder speziell für den Sektor Terraris-tik organisiert von der DGHT (DeutscheGesellschaft für Herpetologie und Terra-rienkunde) erworben werden. Vor dem Hintergrund der sich teilweiseüberlagernden nationalen und internatio-nalen Regelungen des Artenschutzrechts,der nationalen Tierschutzgesetzgebungund der primär nur dem „Fachmann“ mög-lichen Artansprache werden zunehmend„Vereinfachungen“ im Artenschutzvollzugdiskutiert (SCHMIDBAUER 2006).

Foto 2: Bei Bestimmungsübungen könnendie Referenten auch eigenes Anschauungs-material demonstrieren.Foto: R. Gebhardt-Brinkhaus/ÖKODATA

Foto 3: Urlaubsmitbringsel schlecht infor-mierter Fernreisetouristen wie zum Bei-spiel Elfenbeinschnitzereien sind häufigGrund für Ärger am Flughafen-Zoll.

Foto: P. Schütz

37LÖBF-Mitteilungen 4/06

Artenschutzschule

Bundesweit neuBundesweit neu ist im LÖBF-Artenschutz-zentrum die Entwicklung eines exklusivenBeratungs- und Schulungsbetriebes für denkommunalen Artenschutz-Vollzug in einereigenen Artenschutzschule mit räumlichangeschlossener Auffangstation für be-schlagnahmte WA-Arten. Hier bietet sichein hohes Potential für praktische Übungenund Vorführungen in Tierhäusern der Auf-fangstation. Verfahrens-bedingt wechselndabei die Demonstrations-Möglichkeitenund mit ihnen die Themen und Übungs-möglichkeiten für Artansprachen.

2006 hat es sich zudem als besonders vor-teilhaft herausgestellt, Mitarbeiterinnenund Mitarbeiter der kommunalen WA-Vollzugsbehörden mit Vertretern vonZoos, anerkannten Züchtern und privatenHaltern zu einschlägigen Fachseminarenzusammenzubringen. Die so entstehenden

„kurzen Dienstwege“ ermöglichten bei-spielsweise am 5.September 2006 die Ver-mittelung von 50 beschlagnahmten tropi-schen Vogelspinnen an einen speziali-sierten Halter mit entsprechendem Sach-kundenachweis.Das WA-Artenschutzzentrum in Metelenentwickelt sich damit zu einem Kommu-nikationszentrum für den internationalenArtenschutz. Es ist damit prädestiniert, die notwendigen Kontakte zwischen „Par-teien“ zu knüpfen, die sich von Gesetzes-wegen auch in Interessenkonflikten ge-genüberstehen können. Voraussetzung fürden kontinuierlichen Aufbau eines solchenKontakt-Netzwerkes, in dem insbesonderefachliches Know-how ausgetauscht wird,ist die Dauerhaftigkeit des Bildungsange-botes, da insbesondere das Personal in den Vollzugsbehörden regelmäßigwechselt. Mit diesem Profil kann das WA-Artenschutzzentrum zu einem bundesweit

Anschrift der Verfasser:Peter SchützLÖBF NRWDezernat: Artenschutz/VogelschutzwarteLeibnizstrasse 1045659 RecklinghausenE-Mail: [email protected]

Renate Gebhardt-BrinkhausÖKODATABlitzkuhlenstr. 2145659 Recklinghausen E-Mail:[email protected]

ZusammenfassungSeit 2004 betreibt die LÖBF das „Wa-shingtoner Artenschutzzentrum“. Es be-steht aus einer Auffangstation und einerArtenschutzschule. Durch den Betriebder Auffangstation unterstützt die LÖBFdie Artenschutz-Vollzugsbehörden inNordrhein-Westfalen durch Un-terbringung und Vermittlung beschlag-nahmter Exemplare der nach CITES undEU-VO 338/97 geschützten Arten. Seit2005 erfolgt in der Artenschutzschuleauch Beratung und Fortbildung in natio-nalem und internationalem Artenschutz-recht. Aufgrund des großen Schulungs-bedarfs auf diesem Sektor wurden 2006monatliche Fachseminare zum Themen-komplex „CITES“ durchgeführt. Ziel-gruppe sind primär die 54 WA-Vollzugs-behörden in Nordrhein-Westfalen.Wahrgenommen wurde das Angebotdarüber hinaus von Veterinären, Polizei,Zoll in Nordrhein-Westfalen und darü-ber hinaus von entsprechenden Stellenbenachbarter Bundesländer und der Nie-derlande.

einzigartigem Kommunikationszentrumfür Fragen des Internationalen Arten-schutzes werden.

LiteraturBEIKE, S. & SCHÜTZ, P. (2006): Washing-toner Artenschutzzentrum im nordrhein-westfälischen Metelen. LÖBF-Mitteilungen 2,S. 36–38.GLANDT, D., KRONSHAGE, A. & BROCK-MANN, I. (2003): Multidisziplinäre Umwelt-bildung im Artenschutz- Ansatz und erste Er-gebnisse der Bundesweiten Artenschutzschuledes Biologischen Institutes Metelen. Natur und Artenschutz. Metelener Schriftenreihe für Naturschutz, 11. S. 4–11HIRT, J. (2006): Sachkunde im Zoofachhan-del – Realität oder Wunschdenken. BNA-aktuell 1+2 2006, S. 31–42.SCHMIDBAUER, B. (2006): BNA fordert Entbürokratisierung beim Tier- und Arten-schutzvollzug. BNA-aktuell 1+2 2006, S. 3–6.

Beratungs- und Fortbildungsangebote 2006:

I) 15. Dezember 2005: LÖBF Artenschutz-Zentrum: Vorbild für den Aufbau von WA-Zentren im EU-Beitrittsland Türkei (Teil des Twinning-Programmes der EU) – Demonstrations- und Diskussions-Veranstaltung für delegierte Vollzugs-beamte der Türkei –

II) 22. Februar 2006: Umsetzung des Washingtoner Artenschutzübereinkommensin NRW (Rechtsgrundlagen) – Grundlagenseminar für WA-Vollzugsbehörden –

III) 2. Mai: Unterbringung heimisch-hilfloser und nach CITES geschützter Arten – Fachseminar für WA-Vollzugsbehörden und Auffangstationen –

IV) 30. Mai: Rechtsgrundlagen des WA und Bestimmungsübungen (Papageien,Reptilien allg.) – Grundlagenseminar für WA-Vollzugsbehörden –

V) 16. August: Artenschutz im Zoo: Umsetzung der Zoorichtlinie – Grundlagen-seminar für WA-Vollzugsbehörden und Auffangstationen mit Publikumsverkehr –

VI) 5. September: Besondere Tierarten: Fledermäuse, tropische Spinnen und Reptilien – Spezialseminar für WA-Vollzugsbehörden, Halter und Züchter –

VII) 26. September: Umsetzung der Bestimmungen des WA in Zoo-Fachhand-lungen – Grundlagenseminar für WA-Vollzugsbehörden und Zoo-Fachhändler –

VIII) 25. Oktober: Umsetzung des Washingtoner Artenschutzübereinkommens in NRW (Rechtsgrundlagen) – Auf vielfachen Wunsch: Wiederholung des Grundlagenseminars vom 22. Februar –

IX) 7. November: Finanzierungskonzepte für Auffangstationen: Sponsoring und die „hohe Schule“: Fundraising – Praxisseminar für Auffangstationen und verwandte Institutionen (incl. Biologischer Stationen) –

X) 22. November: Rechtsgrundlagen des WA mit authentischen Übungen zu Beschlagnahme-Fällen – Grundlagen- und Trainingsseminar für WA-Vollzugs-behörden –

XI) 7. Dezember: Neueste Forschungsergebnisse im Internationalen Artenschutz– Spezialseminar –

Hinweise zum Programm 2007 können per E-Mail bei den Verfassern erfragt werden.

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Artenreiche Feldflur

Rebhuhns gab zugleich den Anstoß zur Bereitstellung von Fördermitteln seitensMURL/MUNLV in Höhe von jährlich maximal 500.000 DM beziehungsweise250.000 € für das 1996 aufgelegte Förder-programm „Artenreiche Feldflur“. Zielwar und ist die Aufwertung der Agrarland-schaft als Lebensraum des Rebhuhns undanderer, nicht dem Jagdrecht unterliegen-der Tierarten. Die Maßnahmen sollten sichpositiv auf den Artenreichtum in der Feld-flur auswirken und sich nicht auf spezielleHegemaßnahmen für das Rebhuhn be-schränken. Darüber hinaus sollte hiermitein Impuls gesetzt werden für eine Koope-ration „vor Ort“ von Jagd, Naturschutz undLandwirtschaft im Vertragsnaturschutz auf Ackerstandorten. Die Bejagungsoptionwurde eingesetzt zur Stärkung der Motiva-tion und des Engagements der Jägerschaftfür die Lebensraumverbesserung im Nie-derwildrevier.

FörderungswürdigeMaßnahmenDer Katalog förderungswürdiger Maßnah-men (siehe Kasten) wurde in Abstimmungder Forschungsstelle für Jagdkunde undWildschadenverhütung (FJW) mit der Vogelschutzwarte der LÖBF erstellt. Hier-bei wurden u.a. Erfahrungen aus den seitEnde der 1980er beziehungsweise Anfangder 1990er Jahre laufenden Rebhuhn-For-schungsprojekten in Zülpich/Kreis Eus-kirchen und im Kreis Wesel berücksichtigt.Das Maßnahmenpaket wurde im Jahre2003 ergänzt um die Anlage von Kombi-streifen. Dieser Baustein wurde aus demProjekt „Hilfe für den Hasen“ übernom-men, das auf Anregung des MUNLV undunter fachlicher Betreuung der FJW seit2001 in Bedburg und Erftstadt (Erftkreis)und in Hamminkeln (Kreis Wesel) um-gesetzt wird.

Das Schicksal dieses einstigen Kultur-folgers vom bedeutenden Jagdwildzur Rote-Liste-Art in Nordrhein-

Westfalen (1986 Kategorie 3 „gefährdet“;1997 Kategorie 2 „stark gefährdet“; GRO &WOG 1997) und zum Objekt jährlicher Be-standserfassungen wurde bereits mehrfachbeschrieben (z.B. EYLERT 2003).

Anlass, ZielsetzungDie „Düsseldorfer Vereinbarung“ von 1989zwischen dem Ministerium für Umwelt,Raumordnung und Landwirtschaft desLandes Nordrhein-Westfalen (MURL;heute: Ministerium für Umwelt und Natur-schutz, Landwirtschaft und Verbraucher-schutz/MUNLV), den nach § 29 Bundes-naturschutzgesetz anerkannten Verbändenund dem Landesjagdverband Nordrhein-Westfalen (LJV NW) beinhaltete unter anderem einen Verzicht auf die Bejagungdes Rebhuhns in Nordrhein-Westfalen. Mitden bilateralen Folgeverträgen von 1993,1996 und 2002 zwischen MURL/MUNLVund LJV NW wurde eine an verschiedeneVoraussetzungen gebundene Option auf eine Bejagung des Rebhuhns in jährlichneu festgelegten Kreisen beziehungsweiseGemeinden geschaffen. Die Gebietsaus-wahl orientiert(e) sich wesentlich an den Ergebnissen der jährlichen Rebhuhn-Bestandserfassungen. Die hiermit doku-mentierte kritische Bestandssituation des

Jürgen H. Eylert, Thomas Lange

Förderprogramm „ArtenreicheFeldflur“ – Erfolg auf dem AckerDer Niedergang und die kritische Bestandssituation vieler Arten der agrarisch genutzten Offenland-lebensräume in Deutschland wurden in den zurückliegenden zwei bis drei Jahrzehnten u.a. in Roten Listen und lokalen oder regionalen Avifaunen vielfach und eindrücklich dokumentiert. Das Rebhuhn(Perdix perdix), bei der ländlichen Bevölkerung früher allgemein bekannt unter dem Synonym „Feldhuhn“, gilt als ein Charaktervogel und Bioindikator für eine naturnahe bäuerliche Kulturlandschaft.

Das Rebhuhn gilt als ein Bioindikator für eine naturnahe bäuerliche Kulturlandschaft.Foto: H. Glader

Kombistreifen Foto: T. Lange

39LÖBF-Mitteilungen 4/06

Artenreiche Feldflur

Die Maßnahmen sind nur dann förde-rungsfähig, wenn sie in der festgelegtenGebietskulisse (siehe unten) auf Acker-flächen durchgeführt werden und wenn der Bewirtschafter für die betreffendenFlächen keine anderweitige Förderungdurch öffentliche Mittel erhält (Ausschlussvon Doppelförderung).

Die bei Vertragsabschlüssen zu beachten-den Rahmenbedingungen und Auflagensowie die mit den einzelnen Maßnahmenbeabsichtigten Effekte wurden bereits be-schrieben (z.B. EYLERT et al. 1999). Hiersei deshalb lediglich auf einige grundsätz-liche Aspekte hingewiesen. Das Förder-programm „Artenreiche Feldflur“ solltesich durch ein möglichst unbürokratisches„Design“ auszeichnen, insbesondere zu-gunsten der Akzeptanz bei den Landwir-ten, auf die es als potenzielle Vertragsneh-mer letztlich und entscheidend ankommt.Die förderungswürdigen Maßnahmen(außer Anlage von Hecken und Feldgehöl-zen) sind primär auf die Leitart Rebhuhnabgestellt. Sie rekrutieren sich aus jahr-zehntelangen praktischen einschlägigenErfahrungen mit dieser Art, und sie sind fokussiert auf die als essentiell erkanntenDefizite im Lebensraum der Feldhühner in Nordrhein-Westfalen: Mit der Unterpar-zellierung großer Getreideschläge durchStilllegungsstreifen wird der Grenzlinien-anteil in der Feldflur und damit das Nist-platzangebot für das Rebhuhn erhöht.Hiermit werden zudem mikroklimatischgünstige, trocken-warm-sonnige Standorte

geschaffen, die als Kleinlebensräume füreine Vielzahl von Wirbellosen auch die Lebens- beziehungsweise Aufwuchsbe-dingungen für die Rebhuhnküken verbes-sern. Hauptziel des Überhaltes von Zwi-schenfruchtflächen bis Ende Februar istdie Schaffung von Deckung zur Minde-rung der zum Teil erheblichen Verluste imWinter durch Prädatoren. Beim Überhaltvon Stoppelbrache fördert leichtes Grub-bern das Keimen von Ausfallgetreide undWildkrautsämereien. Stoppeln, auflaufen-des Ausfallgetreide und keimende Wild-kräuter bieten Deckung und Nahrung unteranderem für Niederwild und Kleinvögel.Der Verzicht auf das Tiefpflügen schütztBaue des Feldhamsters (Cricetus cricetus)vor Beschädigungen, und Ausfallgetreideist als Wintervorrat verfügbar. VerschiedeneInsektenarten finden in den Hohlräumender Stoppeln ein Überwinterungsquartier.Kombistreifen bieten neben den rand-lichen Stilllegungsstreifen mit den zentra-len, bis zu drei Jahre nicht bewirtschaftetenBrachestreifen ein ganzjähriges Angebotan Nahrung sowie Brut- und Winter-deckung für eine Vielzahl von Offenland-arten. Hecken mit ihren nicht zu bepflan-zenden Saumzonen dienen als gliederndeund zugleich vernetzende Strukturen in derAgrarlandschaft. Im Laufe der Jahre ge-winnen sie an Wert als (Teil-)Lebensraummit vielfältigen, spezifischen Funktionen(Nahrung, Deckung, Stätten für Reproduk-tion und Überwinterung, Schlafplätze,Singwarten, Ansitzwarten) für Wirbellose,Amphibien, Reptilien, Vögel und Säuge-tiere.Mit der bei den Maßnahmen „Kombi-streifen“, „Zwischenfrucht“ und „Stoppel-brache“ vorgenommenen Kontingentie-rung der förderfähigen Fläche auf maximalzwei Hektar je Betrieb sollte im Hinblickauf die nur sehr begrenzt verfügbaren Fördermittel eine Beteiligung möglichstvieler landwirtschaftlicher Betriebe an diesem Programm ermöglicht (sozialeKomponente) und zugleich eine mosaik-artige Verteilung dieser Strukturelementein der Feldlandschaft erreicht werden.

Förderungswürdige MaßnahmenAnlage von Stilllegungsstreifen(Schwarzbrache oder begrünte Streifen)Unterparzellierung von mindestens 3 ha großen Getreideschlägen durch ca. 3 m breite „schwarze“ oder sich selbst überlassene oder dünn eingesäte (z.B. Waldstaudenroggen, verschiedene Kohlarten, Senf, Ölrettich) Streifen in einem Abstand von ca. 60 m.Ausgleichsvergütung: 0,10 € je m2.

Anlage von KombistreifenUnterparzellierung von mindestens 3 ha großen Getreideschlägen durch 12 bis 15 m breite, mit ein- und mehrjährigen Deckungs- und Äsungspflanzendünn eingesäte Streifen mit ein- oder beidseitig angrenzenden, ca. 3 m breiten,nicht eingesäten Randstreifen, in einem Abstand von ca. 100 m.Ausgleichsvergütung: 0,15 € je m2 im 1. Jahr, ggf. im 2. und 3. Jahr 0,10 € je m2

(max. 2 ha je Betrieb).

Überhalt von ZwischenfruchtflächenEinsaat abgeernteter Getreideflächen mit Ölrettich oder Ackersenf bis zum 15. September und Überhalt der Zwischenfrucht bis zum 28. Februar. Ausgleichsvergütung: 125 € je ha (max. 2 ha je Betrieb).

Überhalt von StoppelbracheAbgeerntete Getreidefelder werden bis zum 28. Februar als „Stoppelbrache“ belassen, wobei die Höhe der Stoppeln 20 cm nicht unterschreiten sollte.Ausgleichsvergütung: 100 € je ha (max. 2 ha je Betrieb).

Hecken, FeldholzinselnAuf Dauer anzulegende, 3-zeilig bzw. 3-stufig aufgebaute Gehölze (Baum-,Strauch-, Krautschicht) unter Verwendung bodenständiger Pflanzen.Ausgleichsvergütung: Einmalige Duldungsentschädigung (Grundeigentümer): 70 % des vom Gutachterausschuss festgelegten Verkehrswertes. Anlage einschließlich Entwicklungs- und Fertigstellungspflege in den ersten drei Jahren: 1,50 € je m2 Pflanzfläche. Nachbesserung in den ersten drei Jahren,wenn Ausfälle von mehr als 50 % der Pflanzenzahl aufgetreten sind: 1,50 € je m2 Pflanzfläche.

Stilllegungsstreifen Foto: T. Lange Stoppelbrache Foto: T. Lange

40 LÖBF-Mitteilungen 4/06

Artenreiche FeldflurGebietskulisseAnfänglich wurde die Abgrenzung der Ge-bietskulisse von der FJW im Wesentlichenauf der Grundlage des Datenmaterials ausden jährlichen Erhebungen zum Rebhuhn-vorkommen vorgenommen. Diese Förder-kulisse war auf Gebiete mit einem noch relativ guten Rebhuhnvorkommen inNordrhein-Westfalen verdichtet (60 Ge-meinden/Städte). Leitgedanke war dabei,gezielt diese Vorkommen zu stützen, vonhier aus eine Wiederausbreitung des Reb-huhns zu begünstigen und damit einer weiteren Verinselung der Vorkommen ent-gegen zu wirken. Zunehmender Bekanntheitsgrad des För-derprogramms bei der Jägerschaft und ins-besondere bei der Landwirtschaft sowiedie hohe Akzeptanz der Programminhaltebei Ackerbaubetrieben führten in den Folgejahren zu einer Vielzahl von Anträ-gen auf Ausweitung der Förderkulisse. DieFJW prüfte und bewertete die in Betrachtkommenden Gemeinden unter bestimmtenAspekten (z.B. Eignung als Rebhuhn-Lebensraum; Bestandssituation des Reb-huhns im Gebiet; Aussicht auf das Zu-standekommen von Bewirtschaftungsver-trägen) und berichtete hierzu mit einemVotum an das MUNLV. Auf dieser Basiswurde die Gebietskulisse in den Jahren 1998,1999, 2000 und 2005 sukzessive auf 85Städte und Gemeinden erweitert (Abb. 1).Entsprechend der Rebhuhnverbreitung inNordrhein-Westfalen dominieren in derFörderkulisse die agrarisch geprägten Tieflandbereiche in Höhenlagen unter 200 m ü. NN mit relativ geringen Wald-flächenanteilen sowie überdurchschnitt-

lich hohen Anteilen Ackerland. Eine Aus-nahme bildet die Medebacher Bucht (Ge-meinden Hallenberg und Medebach), dieauf Anregung des Naturschutzzentrums –Biologische Station – Hochsauerlandkreise.V. nachträglich in die Förderkulisse auf-genommen wurde. Hiermit sollte zum Er-halt der dort noch relativ kleinparzelliertenFeldlandschaft sowie des exponierten Reb-huhnvorkommens und anderer Feldvögelin Höhenlagen über 400 m ü. NN im Regenschatten des Rothaargebirges bei-getragen werden.

Organisation, UmsetzungNach ursprünglichem Konzept sollten Vertreter der Jägerschaft sowie der nach § 29 Bundesnaturschutzgesetz anerkanntenVerbände einschließlich der in der Landes-gemeinschaft für Naturschutz und UmweltNW e.V. (LNU) zusammengeschlossenenVereinigungen bei den Landwirten vor Ort für die Durchführung der Maßnahmen

werben. Mit der all-mählichen Etablie-rung des Pro-gramms ging dieÖffentlichkeitsarbeitaber zunehmend aufdie für die Vertrags-abschlüsse zuständi-gen Ämter für Agrar-ordnung (ÄfAO)über. Von diesenwurden in Eigen-initiative örtliche In-formationsveranstal-tungen durchge-führt, Pressemittei-lungen für die ört-lichen Tageszeitun-gen, die regionalenlandwirtschaftlichenFachblätter und dieJagdpresse erstelltund vorjährige Ver-tragspartner direktkontaktiert.Erklärt sich ein Be-wirtschafter bereit,eine oder mehrereMaßnahmen durch-

zuführen, wird zwischen ihm und dem zu-ständigen AfAO als Bewilligungsbehördeein Vertrag abgeschlossen, und zwar für jede Maßnahme ein separater. Die Bewirt-schaftungsverträge beginnen jeweils am 1. September eines Jahres und haben eine Laufzeit von sechs (Zwischenfrucht,Stoppelbrache) beziehungsweise zwölfMonaten (Stilllegungsstreifen, Kombistrei-fen, Hecke, Feldgehölz). Die Einhaltungdes Vertrages wird von dem AfAO am Ende der Laufzeit des Vertrages vor Ortüberprüft, möglichst gemeinsam mit demBewirtschafter. Anhand des Vertrages unddes Feststellungsvermerkes setzt das AfAOdie Ausgleichsvergütung fest und über-weist sie direkt an den Bewirtschafter. Bei Hecken und Feldgehölzen beinhaltetder Vertrag auch die Duldung des Grund-eigentümers zur Durchführung dieser Maß-nahmen.Die fachliche Betreuung des Förder-programms liegt bei der LÖBF-FJW.

VertragsstatistikDie vom MURL beziehungsweise MUNLVbereitgestellten Fördermittel wurden außerim Jahr 1997 (später Anlauf des Förder-programms vor Ort) verausgabt, soweit esdie logistischen Rahmenbedingungen (Zu-weisung von Kontingenten nach geschätz-tem Bedarf an die sieben beteiligten ÄfAOund ggf. kurzfristige Umschichtung nachaktuellem Bedarf) zuließen. Bei der seitEnde der 1990er Jahre gegebenen Nach-frage hätte auch ein weitaus größeres Volumen an Fördermitteln in Vertrags-abschlüsse umgesetzt werden können.Mitteleinsatz, Vertragsabschlüsse und ge-förderte Vertragsflächen in den einzelnenJahren sind in Tabelle 1 zusammengefasst.Über die Verteilung der Maßnahmen nachFördervolumen informiert Abbildung 2.Die Dominanz der Vertragsart „Zwischen-frucht“ konnte im intensiven Dialog mit

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Abb. 1: Gebietskulisse des Förderprogramms „Artenreiche Feld-flur“; Stand: 2005.

Zwischenfruchtfläche Foto: T. Lange

Rohrweihe Foto: H. Glader

41LÖBF-Mitteilungen 4/06

Artenreiche Feldflurgleichsvergütungen aus der Sicht landwirt-schaftlicher Betriebe mit unterschied-lichen agrarstrukturellen Rahmenbedin-gungen (z.B. Produktionszweige, Frucht-folgen); im Zusammenhang damit auchNiederschläge (Bodenfeuchte) und andereWitterungsfaktoren (siehe auch EYLERTet al. 1999). Umsetzungsdefizite sind zuverzeichnen im Ruhrgebiet sowie in denRäumen Aachen, Neuss und Paderborn.Die weitaus meisten Vertragsabschlüsseentfallen auf das Münsterland und das süd-liche Rheinland.

Fazit, AusblickTrotz der knappen finanziellen Ausstat-tung konnte mit dem Förderprogramm„Artenreiche Feldflur“ mancherorts einesubstantielle Anreicherung der Landschaftmit Strukturelementen erzielt werden, dieauf Ackerstandorten sonst sehr selten ge-worden sind oder gänzlich fehlen (Abb. 3).Aufgrund mangelnder finanzieller bezie-hungsweise personeller Ressourcen warenErfolgskontrollen zum Förderprogramm„Artenreiche Feldflur“, beispielsweise an-hand faunistischer Kartierungen in Gebie-ten mit und ohne Vertragsabschlüssen je-doch nicht möglich. Inwieweit die seit einigen Jahren in manchen Bereichen vonNRW, besonders im südlichen Rheinlandfestzustellende Konsolidierung des Reb-huhnvorkommens Ergebnis des Förder-programms „Artenreiche Feldflur“ ist,bleibt deshalb offen.Zur Nutzung von Vertragsflächen durchverschiedene Spezies liegen zufällige Be-obachtungen vor, z.B. auf selbstbegrüntenStilllegungsstreifen brütende Rebhühner,Wachteln (Coturnix coturnix) und Feld-lerchen (Alauda arvensis) sowie Baue desFeldhamsters; Brut der Rohrweihe (Circusaeruginosus) mit vier ausgeflogenen Jung-

Jahr zugewiesene vertraglich Anzahl Vertragsfläche Mittel (€) gebundene Mittel (€) Verträge ges. ges. (ha)

1997 250.000 180.922 665 777

1998 250.000 221.566 834 1.052

1999 250.000 253.151 938 1.145

2000 250.000 228.330 888 1.151

2001 250.000 240.237 840 1.174

20021 — — — —

2003 250.000 238.686 661 918

2004 250.000 248.988 635 893

20052 150.000 149.794 197 247

2006 200.000 197.350 347 438

Tab. 1: Eckdaten zum Förderprogramm „Artenreiche Feldflur“. 1 Programm nicht an-geboten, 2 Einschränkung wegen haushaltswirtschaftlicher Sperre.

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1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006

Tau

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Eu

ro

Zwischenfrucht StoppelbracheStilllegungsstreifen Hecken/FeldholzinselnKombistreifen ( 2003 neu eingeführt )

Abb. 2: Verteilung der Maßnahmen nach ihrem Fördervolumen. Im Jahr 2002 wurde das Programm unterbrochen.

Abb. 3: Beispielhaft: Strukturvielfalt in der Feldflur.

interessierten Landwirten und aufklären-der Werbung für die Wertigkeit der ande-ren angebotenen Maßnahmen schrittweisereduziert werden, ab dem Jahre 2003 auchdurch eine Reduktion der Ausgleichsver-gütung von 150 € auf 125 € je Hektar.Hinzu kommt die erfreulich große Reso-nanz des 2003 neu angebotenen Bausteins„Kombistreifen“, womit allerdings ein be-trächtlicher Anteil der Fördermittel gebun-den und so die Anzahl möglicher Vertrags-abschlüsse reduziert wurde. Gegenüberder Anlage von Hecken und Feldgehölzenbesteht bei den Landwirten – abgesehenvon Einzelfällen – offenbar eine erheblicheZurückhaltung, wahrscheinlich weil dieseAnpflanzungen nach § 47 Landschafts-gesetz NW dauerhaft zu schützen sind.Wie bei einem großräumig im Land an-gebotenen Vertragsnaturschutz-Programmkaum anders zu erwarten, unterscheidetsich das Vertragsaufkommen regional. Zu den diesbezüglichen Ursachen wurden keine gezielten Untersuchungen angestellt.Als wesentliche Faktoren kommen in Betracht: Art und Umfang der Öffentlich-keitsarbeit für dieses Programm ein-schließlich der beratenden, begleitenden

Betreuung der Vertragsnehmer durch dieeinzelnen ÄfAO; Eignung der gefördertenMaßnahmen und Attraktivität der Aus-

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Artenreiche Feldflur

vögeln auf einem Kombistreifen; durch-ziehende, Nahrung suchende Kleinvogel-trupps auf Stoppelbrachen. Stilllegungsstreifen („Schwarzbrache“), imFörderprogramm „Artenreiche Feldflur“seit 10 Jahren angeboten, werden neuer-dings als eine Schutzmaßnahme für denKiebitz (Vanellus vanellus) propagiert, derin Nordrhein-Westfalen ein fast reinerAckerbrüter geworden ist (z.B. GRÜNE-BERG & SCHIELZETH 2005). Zur Habi-tatverbesserung für die weiterhin starkrückläufige Feldlerche werden der Erhaltvon Stoppeläckern sowie die Anlage von Brachestreifen inmitten bewirtschaf-teter Flächen vorgeschlagen (WAHL et al.2004). Stoppelfelder und Brachflächen,die auch im Winter Nahrung bieten, helfenauch der in Nordrhein-Westfalen vom Aus-sterben bedrohten Grauammer (Emberizacalandra) (siehe HÖLKER & KLÄHR2004).Das „kleine“ Förderprogramm „ArtenreicheFeldflur“ hat sich im Laufe seiner zehn-jährigen Geschichte, gemessen an der Zahlder Vertragsabschlüsse, zum erfolgreichs-ten Programm des Vertragsnaturschutzesin Nordrhein-Westfalen auf intensiv ge-nutzten Ackerstandorten entwickelt. Diehierfür ausschlaggebende Akzeptanz beider Landwirtschaft wurde begünstigtdurch ein Minimum an Reglementierungund vertraglichen Auflagen (z.B. betref-fend Düngung und Pflanzenschutz auf denVertragsflächen), Flexibilität für die Be-triebe bei nur einjährigen Vertragslaufzei-ten, die in der landwirtschaftlichen Praxisvertraute Zwischenfrucht (allerdings nichtÜberhalt bis Ende Februar) als Programm-bestandteil, der auch den Weg ebnet zumAbschluss von Verträgen zu anderen för-derungswürdigen Maßnahmen, die Ämterfür Agrarordnung als bewährte und denAkteuren im ländlichen Raum vertrauteVertragspartner mit gebündelten Zustän-digkeiten beim Einwerben der Verträge,

der Kontrolle der Vertragsflächen und derjährlichen (!) Auszahlung der Ausgleichs-vergütungen sowie die im Vergleich zu denEU-kofinanzierten Maßnahmen des Ver-tragsnaturschutzes insgesamt unbürokra-tische Vertragsabwicklung. Für das Jahr 2007 ist eine Überführung desFörderprogramms „Artenreiche Feldflur“in stark modifizierter Form in das Paket802 „Extensive Ackernutzung in festgeleg-ten Förderkulissen“ der neuen Rahmen-richtlinie Vertragsnaturschutz vorgesehen.Die oben genannten Vorzüge des Förder-programms in seiner bisherigen Formwären damit hinfällig und ein erfolgreicherVertragsnaturschutz auf Ackerstandortenin Nordrhein-Westfalen zumindest in Frage gestellt. Für diese vom Naturschutzbisher weitgehend vernachlässigten Flächenbesteht dringender Handlungsbedarf. WerErfolg will, sollte sich am Machbaren orientieren. Inhalte und Organisation desFörderprogramms „Artenreiche Feldflur“ermöglichten bei der Zielgruppe Landwirt-schaft eine hohe Akzeptanz und sie bietenJagd und Naturschutz einen gemeinsamenNenner für zielorientierte Zweckbündnisse.

LiteraturEYLERT, J., 2003: Rebhuhn-Monitoring inNRW. LÖBF-Mitt. 28, Nr. 2/2003: 52–56.EYLERT, J., BLÄSER, H.W., CASPERS-MEIER, W., DJENANIAN, R., DORFF, R.,KOCH, E., LANGE, T., MARGENBURG, K.& C. STOCKMANNS, 1999: Förderprogramm„Artenreiche Feldflur“. Zwischenbilanz ausSicht der LÖBF/LAfAO. LÖBF-Jahresbericht1998: 45–56. RecklinghausenGRO (Gesellschaft Rheinischer Ornithologen)& WOG (Westfälische Ornithologen-Gesell-schaft), 1997: Rote Liste der gefährdetenVogelarten Nordrhein-Westfalens. Charadrius33, H. 2: 69–116.

Anschrift der VerfasserDr. Jürgen H. EylertLÖBF NRWDezernat Forschungsstelle für Jagdkunde und WildschadenverhütungPützchens Chaussee 22853229 BonnE-Mail: [email protected]

Thomas LangeAmt für Agrarordnung CoesfeldLeisweg 1248653 CoesfeldE-Mail: [email protected]

ZusammenfassungZur Lebensraumverbesserung für das in NRW stark gefährdete Rebhuhn und andere, nicht dem Jagdrecht unter-liegende Tierarten der ackerbaulich genutzten Offenlandschaft wurde 1996das Förderprogramm „Artenreiche Feld-flur“ aufgelegt. Inhalte, Gebietskulisseund Organisation werden beschrieben.Vorrangige Gründe für den Erfolg diesesVertragsnaturschutzprogramms warenAkzeptanz fördernde Bedingungen, z.B.ein Minimum an Reglementierung undvertraglichen Auflagen, betrieblicheFlexibilität mit nur einjährigen Vertrags-laufzeiten, Zwischenfrucht als ein Pro-grammbaustein sowie die relativ un-bürokratische Vertragsabwicklung mitgebündelter Zuständigkeit der Ämter fürAgrarordnung.Die vorgesehene Überführung des För-derprogramms „Artenreiche Feldflur“ instark modifizierter Form in die neuenRahmenrichtlinien Vertragsnaturschutzstellt den zukünftigen Erfolg des drin-gend notwendigen Vertragsnaturschut-zes auf Ackerstandorten in NRW in Frage.

GRÜNEBERG, C. & H. SCHIELZETH, 2005(erschienen 2006): Verbreitung, Bestand undHabitatwahl des Kiebitzes Vanellus vanellus inNordrhein-Westfalen: Ergebnisse einer landes-weiten Erfassung 2003/2004. Charadrius 41, H. 4: 178–190.HÖLKER, M. & S. KLÄHR, 2004 (erschie-nen 2005): Bestandsentwicklung, Bruterfolg, Habitat und Nestlingsnahrung der Grauammer Miliaria calandra in der ackerbaulich intensivgenutzten Feldlandschaft der Hellwegbörde,Nordrhein-Westfalen. Charadrius 40, H. 3: 133–151.WAHL, J., DOER, D., PETERSKEIT, F. & N. ANTHES, 2004 (erschienen 2005): Drasti-scher Bestandsrückgang der Feldlerche Alaudaarvensis in Münster (Westfalen) von 1977 bis 2004. Charadrius 40, H. 2: 57–67.

Kiebitz Foto: H. Glader

Feldhecke Foto: J. Eylert

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Neozoen

Deutschland und Mitteleuropa tiergeo-graphisch gebietsfremde, inzwischen aberetablierte Faunenelemente. Diese Aussagehätte auch dann noch ihre Gültigkeit, führteSchöller aus, wenn man sich in dieser Hinsicht bei der zeitlichen Abgrenzung auf einen anderen Zeitpunkt als das Jahr1492 verständigen würde – festgemacht an dem (welt-)historischen Ereignis derEntdeckung Amerikas durch ChristophKolumbus. Dieses Datum markiert viel-leicht die Geburtsstunde der erst in jüngster Zeit so überaus deutlich geworde-nen Globalisierung der politischen, wirt-schaftlichen und kulturellen Beziehungen.Damit einhergehend komme es offenbar zu einer gewissen, vielleicht irreversiblenErosion der historisch gewachsenen, unsvertrauten Zuordnung von Arten zu tier-geographischen Regionen und zu Faunen-typen, so Schöller.Die gebietsfremden Tierarten bewegensich hier aber nicht in einem rechtsfreien

Raum, denn Naturschutz- und Jagdgesetzeauf Bundes- und Landesebene sowie imSinne dieser Gesetze vorgenommene Be-griffsdefinitionen weisen diesen Artenihren Status in unserem Rechtssystem zuund damit auch die gesetzgeberische undadministrative Zuständigkeit für diese Tiere.Die Gänse und die Raubsäuger unterliegendem Jagdrecht (Anmerkung: Die Nilganssoll demnächst mit der neuen Landesjagd-zeitenverordnung in Nordrhein-Westfalenzur jagdbaren Art erklärt werden), die beiden Nager dem Naturschutzrecht, dasihnen keinen besonderen Schutz zubilligt.Den Wildarten hingegen kommen einigePrivilegien zu, wie die auf die Jagdaus-übungsberechtigten beschränkte Befugniszur Nachstellung, die Hegepflicht sowieJagd- und Schonzeiten.Schöller sprach abschließend das sowohlin der Öffentlichkeit als auch in der Fach-welt keineswegs geschlossene Meinungs-bild im Hinblick auf den Umgang mit

In vielen Bereichen unseres Lebens undin vielen unterschiedlichen Lebensräu-

men treffen wir auf sogenannte Neubürgerin der Pflanzen- sowie in der Tierwelt. Aussehr unterschiedlichen Gründen setzen wiruns mit der Frage auseinander, wie undwoher diese Arten zu uns gelangt sind, wiees um ihr derzeitiges Vorkommen hierzu-lande bestellt ist, welche Bedeutung undKonsequenzen diese „Neobiota“ schonjetzt oder vielleicht in der Zukunft haben,sei es unmittelbar für uns Menschen, zumBeispiel in gesundheitlicher, in land-,forst- oder anderer wirtschaftlicher Hin-sicht, als auch in naturschutzfachlicheroder in jagdlicher Hinsicht – so der Leiterder Abt. Waldökologie, Forsten und Jagdder LÖBF, Wolfgang Schöller in seinerEröffnungsrede.

Globalisierung und ArtenbilanzenUm zu diesem vielschichtigen Fragen- undThemenkomplex Antworten geben zu kön-nen, sind möglichst viele Informationenzusammenzuführen, beispielsweise Ergeb-nisse wissenschaftlicher Untersuchungen,bei Behörden geführte statistische Datenund Erfahrungen aus der Praxis unmittel-bar zu den betreffenden Arten und zu ihrer Rolle in den Ökosystemen, erläuterteSchöller.Das zusammenzuführende Wissen sollteals Beitrag zur Meinungsbildung und alsEntscheidungshilfe dienen für die Men-schen, die zum Beispiel in ihrem alltäg-lichen oder in ihrem beruflichen Lebenoder speziell in ihrer jagdlichen Praxis mit„neuen“ Tierarten zu tun haben sowie fürden fachpolitischen und gesetzgeberischenBereich im Hinblick auf einen etwaigenHandlungsbedarf im zukünftigen Umgangmit diesen Arten. Im Fokus des diesjähri-gen Bonner Jägertages standen die ArtenGraugans, Kanadagans und Nilgans,Waschbär und Marderhund, Bisam undNutria. Diese Arten sind in Nordrhein-Westfalen, die meisten darüber hinaus in

Jürgen H. Eylert

Neozoen: Zugewandert, eingebürgert – was nun?Aktuelles Thema von globaler Dimension auf dem Bonner Jägertag 2006

Seit 1978 veranstaltet das Dezernat Forschungsstelle für Jagdkunde und Wildschadenverhütung (FJW) der LÖBF alljährlich den Bonner Jägertag. Unter dem Leitthema „Neozoen: Zugewandert, eingebürgert –was nun?“ wurden den rund 150 Teilnehmern des diesjährigen Bonner Jägertags, der am 19. September 2006stattgefunden hat, Informationen und Diskussionen zu einem aktuellen Thema geboten, das in seinen globalen Bezügen in Zukunft eher noch an Bedeutung gewinnen wird, nicht nur in Nordrhein-Westfalen.

Im Fokus des diesjährigen Bonner Jägertages stand unter anderem der Nutria.Foto: P. Schütz

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Neozoen

Neozoen an. Das Spektrum reiche von demBestreben Faunenfremdlinge zurückzu-drängen oder gänzlich zu eliminieren überihre Tolerierung, ihre Erhaltung und För-derung als Bereicherung der Artenvielfaltin unserer Kulturlandschaft bis hin zurEinstufung als gefährdete Arten und ihrerAufnahme in Rote Listen.Ministerialrat Heimo van Elsbergen, Leiterdes Referates Waldökologie, Waldbau,Biologische Produktion, Jagd und Fische-rei im Ministerium für Umwelt und Natur-schutz, Landwirtschaft und Verbraucher-schutz des Landes Nordrhein-Westfalen(MUNLV), bilanzierte das Kommen undGehen jagdlich relevanter Arten in Nord-rhein-Westfalen im Vergleich der 1960erJahre mit der aktuellen Situation. Dem-nach seien beispielsweise Rebhuhn, Krick-ente, Bekassine, Brachvogel, Turteltaubeund Raufußhühner zu den Verlierern zuzählen. Diesen seien als Rückkehrer Luchs,Kolkrabe und Kormoran sowie als Neu-bürger Mink, Marderhund, Waschbär, ver-schiedene Gänse- und Entenarten, Türken-taube, Nutria und Bisam auf der Habenseitegegenüberzustellen. Unsere belebte Um-welt befinde sich somit gewissermaßen ineinem ökologischen Fließgleichgewicht,und es sei zu fragen, wie sich die „neuen“Arten in unsere Biozönosen einnischen undob eine jagdliche Nutzung der Gewinner-arten vertretbar oder sogar geboten sei.

Rechtliche AspekteDie Ausführungen von Gerhard Adams,Bundesministerium für Umwelt, Natur-schutz und Reaktorsicherheit, waren fokus-siert auf das Phänomen invasiver gebiets-fremder Arten, die andere Arten, Habitateoder Ökosysteme gefährden, auf die Viel-falt der Ausbreitungswege gebietsfremderArten in die freie Landschaft, auf die breitePalette der vom Auftreten von Neozoenbetroffenen Sektoren, auf die Typen öko-logischer Schäden als Kriterien für Inva-sivität, wie zum Beispiel erhöhter Präda-

tions- und Parasitierungsdruck, die Kon-kurrenz um Lebensraum und Ressourcen(z.B. Marderhund/Fuchs?), auf die Verän-derung ökologischer Kreisläufe oder dieVeränderungen der genetischen Vielfaltheimischer Arten durch Einkreuzen vonGenen fremdländischer Arten oder Her-künfte sowie auf die internationalen undnationalen Regelungen und Instrumen-tarien zum Umgang mit Neozoen, insbe-sondere Art. 8 h (Guiding Principles) derKonvention über die biologische Vielfalt(CBD), die europäische Strategie zu inva-siven gebietsfremden Arten und die Emp-fehlungen Nr. 57 und 77 der Berner Kon-vention sowie das Bundesnaturschutz-gesetz.Dabei setze die Berner Konvention als „eine gute Leitlinie für eine moderne nationale Artenschutzpolitik in Bezug aufgebietsfremde Arten“ insbesondere aufAufklärung, Prävention und Monitoringmit dem Ziel einer Früherkennung inva-siver Arten, so Adams.Gemäß Bundesnaturschutzgesetz ist dasAussetzen invasiver Arten nicht zulässig;Land- und Forstwirtschaft sind von dieserGenehmigungspflicht befreit. Als Haupt-problem in diesem Kontext sieht Adamsallerdings das unbeabsichtigte und langeZeit unbemerkte Einbringen von Wirbel-losen in neue Lebensräume. Zugunsten der Entwicklung und Umsetzung einer nationalen Strategie gegenüber (invasiven)gebietsfremden Arten sieht er einen Reformbedarf bei den Begrifflichkeiten„heimisch“ und „gebietsfremd“ im Bundes-naturschutzgesetz (§ 10 Abs. 2 Nr. 5; § 10Abs. 2 Nr. 6) und außerhalb des Natur-schutzrechts (z.B. § 28, Abs. 3 und 4 Bundesjagdgesetz) zugunsten von Ein-deutigkeit und Kompatibilität.

Neozoen in DeutschlandAn diese Aspekte knüpfte Olaf Geiter vomInstitut für Vogelforschung in Wilhelms-haven mit einer Bestandsaufnahme und

Bewertung von Neozoen in Deutschlandan. Neben den in Deutschland mittlerweilein über 1.300 Arten nachgewiesenen Neo-zoen dürfte eine erhebliche Dunkelzifferan kleinen, unscheinbaren, schwer be-stimmbaren und übersehenen Arten, ins-besondere Wirbellosen einzukalkulierensein. Bei den sogenannten etablierten Neo-zoen, die ihren Bestand aus eigener Kraftüber einen längeren Zeitraum (mindestens25 Jahre) und über mindestens 3 Genera-tionen erhalten und die damit nach demBundesnaturschutzgesetz als heimischeArten gelten, ist der Anteil der meist un-absichtlich und unbemerkt eingeschlepp-ten Wirbellosen besonders groß.Von besonderem Interesse waren die Hin-weise auf das gehäufte Auftreten von Neo-zoen in urban geprägten Lebensräumen sowie auf die infolge ihrer nacheiszeit-lichen Geschichte relativ robuste, konkur-renzstarke mitteleuropäische Fauna undFlora im Vergleich zu anderen Ökosyste-men, so dass hier gegenüber „neuen Neo-zoen“ durchaus Vorsicht, aber kein Aktio-nismus geboten sei.Neben der Verteilung der Neozoen nachTaxa (Wirbeltiere 23%, Insekten 48%, andere Gliedertiere 13%, Weichtiere 7%,Sonstige 9%) wurde das erstmalige Auf-treten beziehungsweise die erstmalige Registrierung von Neozoen in Deutsch-land pro Dekade im 19. und 20. Jahrhun-dert absolut (in den 1990er Jahren ca. 290 Arten) und kumulativ (bis zu den 1990erJahren circa 950 Arten) sowie die Herkunftder in Deutschland vorkommenden Neo-zoen nach Kontinenten aufgeschlüsselt(Asien 27%, Nordamerika 25%, Afrika17%, Europa 15%, Südamerika 12%,Ozeanien 4%). Für letztere spielen offen-bar der Umfang von Waren- und Perso-nentransporten sowie die Ähnlichkeit derUmweltbedingungen zwischen Deutsch-land und den Herkunftsgebieten eine wesentliche Rolle.

Ein Blick auf Nordrhein-WestfalenGeiter berichtete anschließend über die seit1997 auch in Nordrhein-Westfalen durch-geführten Untersuchungen zur Ökologie

Bonner Jägertag 2006Neozoen: Zugewandert, eingebürgert – Was nun?

Neozoen – RD Gerhard Adams,Rechtliche Aspekte und Artenschutz Bundesministerium für Umwelt

Bestandsaufnahme und Bewertung Olaf Geiter,ausgewählter Neozoen in Deutschland Institut für Vogelforschung,unter besonderer Berücksichtigung von NRW Wilhelmshaven

Neozoen in NRW – Dr. Jürgen Eylert,Geschichte und aktuelle Verbreitung LÖBF NRW

Grundlagen und Praxis der Gänsebejagung Helmut Landree, Petershagen

Der Marderhund – Habitat- und Nahrungswahl Dipl.-Biol.’in Astrid Sutor,eines erfolgreichen Neozoon Universität Freiburg

Bekämpfung von Nutria und Bisam in einer Dipl.-Biol.’in Annette Kehl,Biberschutzzone – Erfahrungen vom Niederrhein Bezirksregierung Düsseldorf

Waschbär – Dr. Ulf Hohmann, ForschungsanstaltÜberlebensstrategien und Verbreitung für Waldökologie und Forstwirtschaft

Rheinland-Pfalz, Trippstadt

Waschbären in NRW: besonders häufig inOstwestfalen anzutreffen. Foto: P. Schütz

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Neozoen

von Kanadagänsen, insbesondere zumWanderungs- und Ansiedlungsverhalten,auf der Grundlage von inzwischen mehrals 100.000 Ringfundmeldungen im Rah-men einer Studie der Universität Rostock(Institut für Biodiversitätsforschung, All-gemeine und Spezielle Zoologie) im Auf-trag des Umweltbundesamtes.Für einige jagdlich relevante Neozoenwurden ihre Ausbreitungswege nach Nord-rhein-Westfalen und ihre dortige (aktuelle)Bestandssituation skizziert (Eylert). DieGraugans wurde hier in den 1960er und1970er Jahren durch die FJW eingebürgert,wo sie bei günstigen Lebensbedingungen(z.B. Zunahme künstlicher Wasserflächen;sehr gutes Nahrungsangebot auf landwirt-schaftlich intensiv genutzten Flächen;Häufung milder Winter mit verringerterZugtendenz und geringeren jagdlichenVerlusten auf den Zugwegen?) inzwischenmit nahezu 1.000 Brutpaaren und mindes-tens 3.000 noch nicht geschlechtsreifenNichtbrütern vorkommt. Die hiesigenBrutansiedlungen der aus Nordamerikastammenden Kanadagans – im Rheinlandseit den 1970er, in Westfalen seit Anfangder 1980er Jahre – gehen im wesentlichenauf „hängengebliebene“ Wintergäste ausSkandinavien (Aussetzungen in Schwedenund in Norwegen in der 1. Hälfte des 20.Jahrhunderts) sowie auf Gefangenschafts-flüchtlinge zurück. Diese Art ist in Nord-rhein-Westfalen inzwischen mit etwa 500Brutpaaren und mindestens ebenso vielenNichtbrütern vertreten, wobei sie am unte-ren Niederrhein und an der Weser (noch)fehlt, anderenorts aber auch zusammen mitder Graugans brütet und gelegentlich mitdieser hybridisiert. Die aus dem subtropi-schen Afrika stammende, im 17./18. Jahr-

hundert in verschiedenen Teilen Europaseingeführte Nilgans brütet in Nordrhein-Westfalen seit 1986, insbesondere am unteren Niederrhein, mit bereits nahezu1.000 Brutpaaren. Die rasante Bestands-entwicklung und Arealausweitung inNordrhein-Westfalen wird mutmaßlich ge-fördert durch die exponentielle Zunahmeder Vorkommen in den Niederlanden.Nachdem in den 1930er Jahren am Ederseein Hessen einige Waschbären ausgesetztwurden, wanderte die Art in den erstenNachkriegsjahren in die östlichen Landes-teile von Nordrhein-Westfalen ein. Nacheiner sprunghaften Vervielfachung derJagdstrecke (analog Bestandsentwick-lung?) in den 1990er Jahren ist das Weser-bergland landesweit offenbar weiterhinVorkommensschwerpunkt, während dieübrigen Landesteile noch spärlich be-siedelt sind.Von dem aus Asien stammenden, in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts in der Ukraineund der westlichen Sowjetunion ausge-setzten Marderhund gibt es aus der Jagd-streckenstatistik in Nordrhein-Westfalenseit Mitte der 1980er Jahre nahezu jährlichNachweise in geringer Zahl. TatsächlicheVerbreitung und Bestandssituation der Artdort lassen sich derzeit kaum abschätzen.Zersplitterte Zuständigkeiten in der Be-kämpfung von Bisam und Nutria, wech-selnde Bekämpfungsintensitäten und man-gelnde Bündelung in der Dokumentationder erlegten Tiere erschweren eine Ein-schätzung der Verbreitung und Bestands-situation dieser Arten in Nordrhein-West-falen erheblich. Nach der Jagdstrecken-statistik werden inzwischen mehr Nutriasals Bisame erlegt, davon etwa 90 Prozentim Einzugsbereich des Rheins und seinerNebenflüsse.Zur Rolle der hier behandelten Neozoen inunseren Ökosystemen liegen bisher keinebelastbaren Untersuchungsergebnisse vor.Die dem Jagdrecht und damit der Hege-pflicht unterliegenden Gänse verursachenmancherorts wirtschaftliche Schäden (Land-wirtschaft, Badegewässer). Die als aggres-siv geltende Nilgans bleibt zu beobach-ten hinsichtlich etwaiger problematischerKonkurrenzsituationen mit einheimischen(Wasservogel-)Arten. Nutria und Bisamsind für die öffentliche Sicherheit (Deich-bzw. Hochwasserschutz), als Schilfdezi-mierer mancherorts auch aus Naturschutz-sicht ein Problem.Gerade am Niederrhein ist eine „Bekämp-fung“ von Nutria und Bisam in der dortausgewiesenen Biberschutzzone eine be-sonders heikle Angelegenheit, wie AnnetteKehl von der Bezirksregierung Düsseldorfals höhere Landschaftsbehörde berichtete.So soll beim Nutria auf Fallen für den Tot-fang verzichtet und ein Abschuss nur anLand vorgenommen und der Bisamfangauf die Zeit vom 1. Oktober bis zum 14.Mai eingeschränkt werden. Darüber hin-

ZusammenfassungBeim Bonner Jägertag 2006 der LÖBF-Forschungsstelle für Jagd und Wild-schadenverhütung wurden grundsätz-liche Aspekte zur Neozoen-Problematiksowie am Beispiel einiger in Nordrhein-Westfalen inzwischen etablierter Arten(Graugans, Kanadagans, Nilgans, Wasch-bär, Marderhund, Bisam, Nutria) ihreHerkunftswege, ihre Verbreitung und Be-standssituation in Nordrhein-Westfalensowie Erfahrungen zu ihrer wirtschaft-lichen Bedeutung und ökologischenRolle in unserer Kulturlandschaft undihren Biozönosen erörtert. Empfohlenwurde das Monitoring von Neozoen,nicht Aktionismus. Vorbeugende Be-standsbegrenzung der hier behandeltenArten, unter anderem mit jagdlichenMitteln, kann auch im Interesse des Naturschutzes liegen, zur Vermeidungproblematischer Konkurrenzsituationenmit einheimischen Arten oder einer Ver-drängung gefährdeter einheimischer Arten. Das Thema Neobiota wird in Zu-kunft nicht nur in Nordrhein-Westfaleneher noch an Bedeutung gewinnen.

Anschrift des VerfassersDr. Jürgen H. EylertLÖBF NRWDezernat Forschungsstelle für Jagdkunde und WildschadenverhütungPützchens Chaussee 22853229 BonnE-Mail: [email protected]

aus kommen technische Lösungen zumGewässerschutz in Betracht.Nach Telemetriestudien und Magenanaly-sen an dem in Südbrandenburg sehr häufi-gen Marderhund ist dieser als opportunisti-scher Allesfresser einzustufen (A. Sutor).Besondere Relevanz im Artenschutz könneihm als potentieller Prädator für Boden-brüter wie z.B. Kiebitz und Großtrappe zu-kommen; eine Verdrängung heimischer,ökologisch „ähnlicher“ Arten wie Dachsund Fuchs sei bisher nicht belegt.Erfahrungen und Empfehlungen aus derPraxis der Bejagung von Graugänsen – alsBeitrag zur Reduzierung von Schädendurch Fraß, Tritt und Verkotung – wurdenvon Helmut Landree aus Petershagen vor-gestellt. Dabei geht es neben der Effizienzder Eingriffe um das Vermeiden vonStörungen wie Bejagung an Äsungs-flächen, möglichst nicht in Naturschutz-gebieten sowie an Schlaf- und Ruhe-gewässern sowie um tierschutzrelevanteAspekte, etwa Munition, Schussentfer-nung, kein Schuss in geschlossene Flüge,ggf. Nachsuchen mit Hund.

Beringte Kanadagans als Untersuchungs-objekt. Foto: J. Eylert

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denen Vorgaben für Art und Umfang deraufzunehmenden Parameter andererseits,begründet ist. Als Konsequenz wurde des-halb von der Rheinfischereigenossenschaftparallel zur Entwicklung des Software-moduls ein Fragebogen entworfen, der die besetzenden Institutionen bei der Dokumentation ihrer Aal-Besatzmaßnah-men unterstützen soll.

Projektidee und EntwicklungDie Menge der bereits vorhandenen und innaher Zukunft zu erwartenden Besatzmel-dungen sowie die Anforderungen an dieAuswertungen erfordern für die Aal-Be-satzinformationen ein datenbankbasiertesDatenmanagement. Mit dem ‚Informa-tionssystem Wanderfische‘ existiert inNRW bereits ein geeignetes und erprobtesWerkzeug zur Verwaltung von Wanderfisch-daten, so dass es nahe lag Synergieeffektezu nutzen und diese Anwendung für dasAal-Programm weiterzuentwickeln um siezunächst im Rahmen des FIAF-Projektesdurch die Rheinfischereigenossenschaftund später dann auch für die Erstellungvon Aal-Managementplänen auf Landes-ebene durch die LÖBF einzusetzen. DieVorteile dieses Vorgehens sind leicht nach-vollziehbar: Zum einen die Nutzung vor-handenen „know-hows“ von einer in derPraxis bewährten Software und dadurch einemerkliche Reduzierung der Entwicklungs-kosten sowie zum anderen die Möglichkeitwanderfischprogrammübergreifende Aus-wertungen durchführen zu können.Der Entwicklung des Aal-Besatzmodulsging eine eingehende Systemanalyse mitBiologen der RFG und der LÖBF voraus,in der die Besonderheiten des Aalpro-gramms herausgearbeitet und in einenPflichtenheft (vgl. STINDER & BEECK

Aufgrund der in den vergangenenJahren dramatisch zurückgegange-nen Aufstiegszahlen des Glasaals

an den europäischen Küsten hat die Euro-päische Union (EU) einen Aal-Aktions-plan beschlossen. Im Einzugsgebiet desRheins in NRW ist zur Zeit die Rhein-fischereigenossenschaft (RFG) im Rahmeneines laufenden FIAF-Projektes (Finanz-instrument zur Ausrichtung der Fischerei)mit der Entwicklung eines einzugsbezoge-nen Managementplans für den Aal an derUmsetzung der EU-Vorgaben beteiligt.Auf Landesebene ist ebenfalls die Erstel-lung von einzugsgebietsbezogenen Aal-Managementplänen, voraussichtlich unterLeitung der LÖBF, vorgesehen. Ziel ist es,die langfristige Stützung des Aalbestandesin den Gewässern Nordrhein-Westfalenszu erreichen.

DatenbasisGrundlage für die Aufstellung der Aal-Managementpläne ist eine breite Daten-basis, die sich aus einer möglichst um-fassenden Registrierung des Umfangs, derUmstände und der regionalen Verteilungvon Aal-Besatzmaßnahmen in NRW ergibt(vgl. Abb. 1, 2). Ziel ist, nicht nur aktuelleund zukünftige, sondern auch tunlichstviele Besatzdaten vergangener Jahre fürAuswertungen hinsichtlich der Aal-Besatz-planung vorzuhalten. Datenlieferanten sinddabei alle besetzenden Institutionen, unteranderem Forschungseinrichtungen, Fische-reigenossenschaften und Angelvereine.Erste Recherchen zeigten allerdings, dasdie Menge und Qualität des Daten-materials von früheren Besatzkampagnenoft sehr unzureichend ist, was in einer bislang fehlenden Aufzeichnungspflichteinerseits, beziehungsweise nicht vorhan-

InformationssystemWanderfischeThomas Stinder

Aal-Besatzdatenmanagement mit‚InformationssystemWanderfische‘Modul für die Besatzdatenverwaltung des nordrhein-westfälischen Aalprogramms in ISWAN integriert

Zur Verwaltung der im Wanderfischprogramm des Landes NRW und im Programm Lachs 2000 der Internationalen Kommission zum Schutz des Rheins (IKSR) anfallenden Besatzdaten wurde Ende der 1990er-Jahre von Terracom Datentechnik im Auftrag der LÖBF das ‚FachinformationssystemLachs 2000‘ entwickelt (vgl. STINDER 2001). Dieses ist mittlerweile als Modul ‚Lachs 2020-Besatz‘ in das umfassende ‚Informationssystem Wanderfische‘ (ISWAN) integriert, dessen modulare Strukturund Funktionalität so angelegt ist, dass damit Daten beliebiger Wanderfischprogramme – auch außerhalbdes Rheineinzugsgebietes – verwaltet und bei Bedarf auch programmübergreifend ausgewertet werdenkönnen (vgl. STINDER, MELLMANN, FELDHAUS & INGENDAHL 2005).

Abb. 1: Aal-Besatz im Rhein.Foto: Dr. Staas, RFG

Abb. 2: Aal-Besatz im Rhein mit dem Kescher. Foto: Dr. Staas, RFG

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2006) als Basis für die Realisierung derSoftware spezifiziert wurden. So mussteunter anderem neben Aal-typischen Be-satzhabitaten, Herkünften, Qualitäten undEntwicklungsstadien auch eine Längen-Ge-wichts-Regressionsrechnung vorgesehenwerden, mit der die beim Aal-Besatz häu-fig nur als Gesamtgewicht vorliegendenMengenangaben in Stückzahlen umzu-rechnen sind. Eine vollständige Neuerungstellte die Entwicklung des GIS-Modulsdar, mit der Besatzstreckenpunkte einesJahres kartographisch dargestellt werdenkönnen.

ProdukteigenschaftenMit der Realisierung als ISWAN-Modul ist die praxiserprobte, einfach und intuitivzu bedienende Benutzeroberfläche des ‚Informationssystems Wanderfische‘ (vgl.STINDER 2001, 2005; STINDER,MELLMANN, FELDHAUS, & INGEN-DAHL 2005) nun auch für das Aal-Besatz-datenmanagement verfügbar (vgl. Abb. 3).Zentrales Programmelement ist die Maske‚Aalprogramm-Besatz’, in der auf einerBildschirmseite die Daten jeweils einesBesatzereignisses angezeigt und gegebe-nenfalls auch geändert oder fortgeschrie-ben werden können (vgl. Abb. 4). Zudemsind hier über die Menüs ‚Listen‘ und ‚Re-ports‘ auf „Knopf-Druck“ Auswertungenzur Ausgabe auf dem Monitor oderDrucker abrufbar. Mit Blick auf die Erstel-lung der Aal-Managementpläne wurdeninsgesamt 3 Listen und 10 Berichte imple-mentiert, unter anderem zur Dokumenta-tion von Besatzereignissen, zur Darstel-lung von Besatzmaßnahmen eines Jahresunter verschiedenen Aspekten oder zur Berechnung von Blankaaläquivalenten beziehungsweise deren Summen. Zudembesteht, wie beim Modul ‚Lachs 2020-Besatz’, die Möglichkeit, die Aal-Besatz-daten eines beliebigen Jahreszeitraums ineine Excel-Datei zu exportieren, so dassauch Fachanwender ohne Datenbank-

kenntnisse individuelle Auswertungenvornehmen können. Das mittels ArcGIS der Fa. ESRI realisier-te GIS-Modul wird über das Menü ‚Kar-ten‘ aufgerufen und erlaubt die bei den Besatzmaßnahmen vor Ort ermittelten An-fangs- und Endpunkte von Besatzstreckenanhand der dort aufgenommenen Rechts-und Hochwerte in Karten zu visualisieren.Diese geben dann einen präzisen Über-blick über die regionale Verteilung vonAal-Besatzmaßnahmen in einem zuvor be-stimmten Jahr. Zur Erhöhung der Aussage-kraft kann die Darstellung der Besatz-streckenpunkte um zusätzliche Angaben,wie zum Beispiel der besetzten Stückzahloder dem Besatzdatum ergänzt und mit be-liebigen anderen Geodaten, wie zum Bei-spiel dem nordrhein-westfälischen Ge-wässernetz oder politischen Grenzen, ver-knüpft werden.ISWAN in der aktuellen Version 3.0 wurdein zwei Varianten ausgeliefert: Zum einenals Einzelplatz- beziehungsweise Arbeits-gruppenversion ausschließlich für die Aal-Besatzdatenverwaltung zum Einsatz beider RFG und zum anderen als server-basiertes Produkt mit den Modulen desLachs- und Aalprogramms für die Nutzungdurch die LÖBF. Mehrere Erweiterungenvon ISWAN sind in naher Zukunft geplant.Größte Priorität wird dabei zur Zeit demModul ‚ISWAN-Web‘ zugeschrieben, dasden an den Wanderfischprogrammen be-teiligten Institutionen einen Datenzugriffvia Internet ermöglichen soll.

LiteraturSTINDER, T. (2001): InformationssystemLachs 2000. Datenbankbasiertes Datenmanage-ment des Programms zur Wiedereinbürgerungdes Lachses im Rhein und seiner Nebenflüsseder IKSR. – LÖBF-Mitteilungen, 2/01, 84–89;Recklinghausen.STINDER, T. (2005): Dezentrale EDV-gestützteBesatzdatenerfassung für IS LACHS 2000. –

InformationssystemWanderfische

ZusammenfassungIm Hinblick auf die in den vergangenenJahren drastisch zurückgegangenen Auf-stiegszahlen des Glasaals sollen Aal-Managementpläne zur langfristigenStützung des Aal-Bestandes in NRW er-arbeitet werden. Datengrundlage dafürbilden durchgeführte Besatzmaßnah-men, zu deren Verwaltung die Daten-bank ‚Aalprogramm-Besatz‘ entwickeltund als Modul in das ‚Informations-system Wanderfische‘ integriert wurde.Zur Unterstützung der Planungsarbeitenwurden mehr als zehn, auf „Knopf-Druck“ abrufbare Auswertungen pro-grammiert, wie zum Beispiel die Aus-gabe von Aal-Besatzereignissen einesJahres unter verschiedenen fachlichenGesichtspunkten. Zudem erlaubt dieSoftware Aal-Besatzkampagnen jahres-bezogen in Karten darzustellen und sodie regionale Verteilung von Besatz-maßnahmen zu visualisieren.

Anschrift des AutorsDr. Thomas StinderTerraCom DatentechnikIngenieurbüro für Angewandte InformatikBraukkamp 1148249 DülmenE-Mail: [email protected]

LÖBF-Mitteilungen, 02/05, 41–44; Reckling-hausen.STINDER, T., MELLMANN, W., FELDHAUS,G. & INGENDAHL, D. (2005): Informations-system Wanderfische. Poster und Abstract. – 5. Internationales Rheinsymposium Fischwan-derung, 2.–4. Nov. 2005 in Bonn; Bundesminis-terium für Umwelt, Naturschutz und Reaktor-sicherheit & Ministerium für Umwelt und Naturschutz NRW.STINDER, T. & BEECK, P. (2006): Pflichten-heft Aal-Besatzdatenbank und ISWAN ModulAal-Besatz. – Version 1.3, 36 S., div. Abb. u.Tab.; Dülmen. [Unveröff.].

Abb. 3: Startmaske des ‚Informationssystems Wanderfische‘.Screenshot: Stinder

Abb. 4: Formular ‚Aalprogramm-Besatz‘.Screenshot: Stinder

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Naturschutzgeschichte

In vielen Liedern pries er Gott, der sichihm besonders in der Schönheit der Naturzeigte. Ein Bezug seiner Liedertexte zurNatur des Düsseltales ist nachvollziehbar.(Neander lebte von 1674 bis 1679 in Düs-seldorf.) (ACKERMANN 2005)Das „Gesteins“ war ursprünglich durch-setzt von Höhlen, auch Tropfsteinhöhlen,die alle mit dem Kalkabbau verschwanden.Es bestand vom Düsseltal aus wegen derSteilheit der Kalkwände kaum Zugang.Die Höhlen und Felsformen trugen Namenwie Engelskammer, Teufelskammer, Pre-digtstuhl, Feldhofer Kirche (Fundstelle desNeandertalers) und Rabenstein. Die nebendem Fundort der Skelettknochen des Neandertalers bekannteste Höhle war dieLeuchtenburg, die Teil oder Synonym der Neanderhöhle war. Unter dem Felsüber-hang hielt Neander Gottesdienste eignerArt ab. Gut 100 Jahre später feierten Düs-seldorfer Künstler hier ausgelassen Feste(KAHRS 1942).Ende des 18. Jahrhunderts verfasste Fried-rich Leopold Graf zu Stolberg (1750–

1819) teilweise in Briefform mehrbändigeReiseberichte, so vor allem über seine Rei-sen in Deutschland, der Schweiz, Italienund Sizilien. Im ersten Band von 1791(STOLLBERG 1791) schwärmt er vom Ge-steins: „Die Klippe, welche der Rabensteinheißet, scheinet mir nicht minder schön alsunsere liebe vaterländische Rosstrappe imHarz.“Einer, der das Gesteins auch noch in seinerursprünglichen Gestalt erleben konnte,war der Hofrat Johann Heinrich Bongard(1779–1857) aus Erkrath. Mit der Hingabeeines Naturschützers lässt er sich überWasser, Pflanzen, Vogelwelt und Fischeaus. Er verwandte als einer der ersten dieBezeichnung Neandertal und bezieht dabeidie umgebende Landschaft entlang derDüssel und des Mettmanner Baches mitein (BONGARD 1835).Die ursprüngliche Gestalt des Neandertals,vor allem des Gesteins, haben eine Viel-zahl von Malern in Öl auf Leinwänden undHolz, als Aquarelle und Stiche festgehal-ten. Hanna Eggerath (EGGERATH 1996) hat

Vor 150 Jahren fanden Steinbruch-arbeiter im Tal der Düssel zwischenErkrath und Mettmann Skelettteile.

Nach längeren, teils kuriosen Disputen er-wiesen sich die Knochen als Nachweis einer Gattung des homo sapiens, die vor etwa 30.000 Jahren ausgestorben ist. Dieses Ereignis hat im Jahr 2006 einegroße Beachtung gefunden. In diesem Zu-sammenhang soll nicht übersehen werden,dass im gleichen Jahr das Naturschutzge-biet Neandertal vor 85 Jahren ausgewiesenwurde. Das Gebiet ist eng mit der Fund-stelle des „Neandertalers“ verbunden. Eshandelt sich gleichzeitig um das ältesteNaturschutzgebiet in Preußen, das auf derGrundlage des damals geltenden Polizei-rechts Rechtskraft erlangte. Wie es dazukam, dem soll im folgenden Beitrag nach-gegangen werden.

Das alte Neandertal bis 1900Das „Gesteins“ oder „Hunskliff“ hieß dasNeandertal noch vor knapp 200 Jahren.Das war jene Bank aus Riffkalk, die kurzunterhalb des Zusammenflusses mit demMettmanner Bach von der Düssel durch-fräst wird. In der Hügellandschaft des Niederbergischen, der Fastebene mit deneingeschnittenen Bachtälern erwartetekaum jemand eine solche Felsbarriere von ästhetischer Einmaligkeit. Hier fand der Theologe und Kirchenlieddichter JoachimNeander (1650–1680) die innere Ruhe undGlaubensbestätigung, die ihn zur Kompo-sition bekannter und eingängiger Kirchen-lieder, wie „Lobe den Herren“, inspirierte.

Hans-Joachim Dietz

85 Jahre Naturschutzgebiet NeandertalErstes Naturschutzgebiet in Preußen

Das heutige Naturschutzgebiet Neandertal liegt im Kreis Mettmann, in den Städten Erkrath, Haan und Mettmann. Im Folgenden wird die Entstehungsgeschichte des im August 2006 85 Jahre rechtsgültig bestehenden Naturschutzgebietes dargestellt.

Gedenkstein „Rabenstein“ an der Fundstelle des Neandertalers. Foto: W. Koch

Historischer Stich der Neanderhöhle.Quelle: ACKERMANN (2005)

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Naturschutzgeschichte

darüber sorgfältig recherchierte Einzel-heiten zusammengetragen.

Das zerstörte NeandertalDer Elberfelder RealgymnasialprofessorDr. Carl Fuhlrott (1804–1877) bedauerte,dass die aufregende Felsenlandschaft desGesteins nicht von Bestand war. Er berich-tete 1869 über die Höhlen im Neandertalund deren Zerstörung durch den industriellbetriebenen Kalkabbau (FUHLROTT 1869).Fuhlrott hatte die 1856 von Arbeitern imKalkbruch aufgefundenen menschlichenSkelettteile erhalten und identifiziert. Die

Richtigkeit seiner anfänglichen Vermutungund die von ihm vorgenommene Einord-nung des Neandertalers in die Evolu-tionsgeschichte der Menschen bestätigtensich erst nach dem Tode Fuhlrotts. DerFund und seine Benennung als „Neander-taler“ machten das Neandertal und damitC. Fuhlrott weltweit bekannt.Die Industrialisierung der Region begannmit dem intensiven Kalkabbau ab 1835.Sie erhielt ab etwa 1840 die wesentlichenImpulse durch Bau und Inbetriebnahmeder ersten westdeutschen EisenbahnlinieDüsseldorf – Erkrath – Vohwinkel – Elber-feld, ergänzt um die Linie Gerresheim –Mettmann – Wichlinghausen durch dasNeandertal 1879. Der Bedarf an Kalk fürBauzwecke, Landwirtschaft, für die ent-stehende Eisenverhüttung im weiterenRuhrgebiet und nicht zuletzt für die Glas-verhüttung in Gerresheim und die chemi-sche Industrie wuchs gewaltig. Das brachtewachsenden Wohlstand. Erholungsverkehrbegann sich zu entwickeln, der sich vor allem auf das unberührte Neandertal ent-lang des Mettmanner Bachtales und desDüsseltales aufwärts verteilte. Die Bevöl-kerung aus Düsseldorf und den Städten imWuppertal suchte hier Naturerleben undEntspannung.

Das Neandertal nach dem 1. WeltkriegDie Entstehung des NaturschutzgebietesNeandertal wäre ohne einen der ersten Naturschutzbeauftragten, der für die Stadtund den Kreis Düsseldorf-Mettmann ein-gesetzt war, nicht denkbar gewesen. Ober-studienrat Dr. Richard Rein (1883–1956)war Initiator und Vorkämpfer.Die im Versailler Vertrag auferlegten Reparationsleistungen in Form von Kohle-lieferungen führten zu einer Brennstoffnot(MEUSER 1996). Eine Holzfirma beabsich-

tigte, Großeinschläge im Waldbestand desDüsseltales vorzunehmen, insbesonderevom alten Museum Bach aufwärts bis zurWinkelsmühle. Dies führte zu Protestendes damaligen Landschaftskomitees fürNaturdenkmalpflege auf dem rechten Nie-derrhein, dessen Leiter Dr. Rein, der Staat-liche Kommissar für Naturschutz, war.

Am 28. November 1920 gründeten ange-sehene Bürger der Städte Düsseldorf, Elberfeld und Barmen sowie der Gemein-den und Ämter Erkrath, Gruiten und Mett-mann den Naturschutzverein e.V. Nean-dertal mit dem Ziel, die Naturschönheitendes Neandertals zu schützen. Der Vereinverpflichtete sich in seiner Satzung „dieLiebe für die Naturschönheiten seines Auf-gabengebietes wachzuhalten, das Land-schaftsbild zu schützen, gefährdete Gegen-stände von künstlerischem und wissen-schaftlichem Wert zu erhalten und damitauch mittelbar auf die Gesundung und dieWohlfahrt des Volkes einzuwirken.“

Ein Werbeausschuss wurde eingesetzt, dersich die Geldeinwerbung zwecks Siche-rung und Ankauf von Waldungen sowieder Waldpflege zur Aufgabe gemacht hatte(BAK Seite 226). Der Naturschutzvereinfinanzierte mit dem Spendenaufkommenden Ankauf von Grundflächen für das Museum und das Wildgehege.

Die Jahreskonferenz für Naturdenkmal-pflege vom 3. und 4. Dezember 1920 kamdarüber hinaus zu der Empfehlung, denWaldbestand auf der Grundlage von § 34Feld- und Forstpolizeigesetz in der Fas-sung vom August/Juli 1920 zu schützen.Diese Mitteilung ging am 7. Dezember 1920an den Regierungspräsidenten in Düssel-dorf. Der reagierte sofort und berichteteam 16. Juni 1921 an die Staatliche Stellefür Naturdenkmalpflege in Preußen (BAKSeite 223). Am 9. August 1921 erfolgte die Anordnung zur Schutzgebietserklärungdurch die Reichsministerien für Wissen-schaft, Kunst und Volksbildung wie fürLandwirtschaft, Domänen und Forsten.Die Anordnung wurde im Amtsblatt derRegierung zu Düsseldorf am 27. August1921 veröffentlicht. Zwei Tage später wurdedie Polizeiverordnung für das 6 Quadrat-kilometer große Schutzgebiet veröffent-licht, sie trat am 28. August 1921 in Kraft.In dem Gebiet stand jedes Holzfällen unterdem Genehmigungsvorbehalt der Kreis-polizeibehörde. Genehmigungen bedurfteneines Forstwirtschafts- beziehungsweiseHauungsplanes, der von einem Forstsach-verständigen aufgestellt sein musste. Alleanderen Nutzungen blieben freigestellt.Zuwiderhandlungen konnten mit Geld-strafen zwischen 50 und 150 Mark, ersatz-weise Haft, geahndet werden. (Reg. Düs-seldorf 1921)

Im ersten Nachrichtenblatt der StaatlichenStelle für Naturdenkmalpflege in Preußenvom April 1924 (Staatliche Stelle für Natur-schutz in Preußen 1924) ist rückwirkend

Historischer Stich des Neanderstuhles.Quelle: ACKERMANN (2005)

Das ausgeräumte Neandertal auf einer historischen Postkarte. Im Hintergrund der Rabenstein. Quelle: ACKERMANN (2005)

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Naturschutzgeschichte

dokumentiert, dass das erste öffentlich-rechtlich festgesetzte Naturschutzgebietim damaligen Preußen das Neandertal war,ein halbes Jahr vor der Lüneburger Heide(5. 1. 1922) und fast zwei Jahre vor Unter-schutzstellung des Siebengebirges (2. 2.1923).Schon ein Jahr später wurde ein Geneh-migungsvorbehalt für das Anlegen vonSchutt- und Abraumhalden, das Anbringenvon Anschriften, Abbildungen, insbeson-dere von Reklameschildern als regelungs-bedürftig angesehen. Das nahm man in eine neue Verordnung auf. Am 3. August1933 wird der erweiterte Gebietsschutzrechtskräftig. Die Gebietsabgrenzung bliebgegenüber der von 1921 unverändert.(Reg. Düsseldorf 1933)In der Folge reifte die Idee, an der Düsselvon der Einmündung des Mettmanner Baches bis zur Winkelsmühle ein Frei-lichtmuseum mit Wildgehege zu errichten.Dr. Rein entwarf dazu die Pläne und stellte1935 einen Förderantrag an die Regierung.Die Planung fand nicht ganz die erwarteteZustimmung. Der Reichs- und PreußischeMinister für Wissenschaft, Erziehung undVolksbildung bewilligte mit Erlass vom 5. März 1935 nur eine Förderung von 3000Mark für die Errichtung eines vorgeschicht-lichen Heimatmuseums und eines Wildge-heges. Die Anlage der Schauhöhlen wurdejedoch abgelehnt. (BAK Seiten 205f)1937 war das Tiergehege eingegattert und mit Tieren besetzt. Das Museum des Naturschutzvereins wurde erst am 3. März1938 eröffnet, ein Jahr nach seiner Fertig-stellung. Es hatte länger andauernde Aus-einandersetzungen mit einer NS-Prüfungs-kommission über die Präsentation der rassischen Herkunft des germanischenMenschen gegeben (MEUSER 1996). Diebis dahin im Mettmanner Stadtmuseumzwischengelagerten Knochenfunde wur-den jetzt hier ausgestellt.Um 1940 lebten 40 Tiere (Wisente, Elche,Wildpferde, Rot- und Damwild) im Ge-hege, das war der Höchstbestand. Im Krieg

nahm die Tierzahl ab durch Wilddiebe-reien, vernässte Weiden und Leberegel-befall sowie durch die Überlassung ver-bleibender Tiere an Zoologische Gärten.Ende des 2. Weltkrieges war das Gehegeohne Besatz. (Verwaltung des KreisesDüsseldorf-Mettmann 1935)

Das Neandertal nach dem 2. Weltkrieg bis 1975Nach dem Krieg gab es eine gewisseRechtsunsicherheit über die Fortgeltungdes Reichsnaturschutzgesetzes von 1935.Ungeachtet dessen hat die Kreisverwal-tung Düsseldorf-Mettmann gleich nachihrem Umzug von Düsseldorf nach Mett-mann mit der einstweiligen Sicherstellungvon Landschafts- und Naturschutzgebietenin und um das Neandertal begonnen. Dieendgültige Unterschutzstellung des Natur-schutzgebietes Neandertal nach demReichsnaturschutzgesetz erfolgte durchdie Verordnung vom 6. Dezember 1954,mit der die bestehende Verordnung nachdem Feld- und Forstpolizeigesetz aus demJahr 1933 aufgehoben wurde. Das Natur-schutzgebiet wurde auf 137 Hektar, alsoden weitestgehend schutzwürdigen Be-reich, eingegrenzt. Die bestehenden Nut-zungen blieben freigestellt, alle neuen Nutzungen einschließlich des Betretens

des Gebietes außerhalb der Wege, des Lärmens, Zeltens, Parkens von Wagen und Krafträdern u.a. waren verboten.(Bez.Reg. Düsseldorf 1955)Die Kreisverwaltung begann gemeinsammit den Städten Mettmann und Erkrath so-wie dem Amt Gruiten die Voraussetzungenfür eine größerräumige Erschließung alsErholungsgebiet zu schaffen. Der Land-schaftsplaner Dr. Orth aus Bensberg beiKöln wurde mit der Planung beauftragt. Ermachte 1961 Vorschläge für die Vermeh-rung der Parkplätze, den Ausbau von Fuß-und Radwegen, für Ruheplätze und An-pflanzungen.Zwischenzeitlich war mit dem Umbau undder Erneuerung des Museums begonnenworden. 1962 stand es der Öffentlichkeitwieder zur Verfügung. Das Wildgehege,das schon Ende 1951 mit den so genanntenHeckrindern aus dem Wuppertaler Zoowiederbesetzt worden war, konnte er-weitert werden. 1963 wurden Teilflächendräniert. Auf Empfehlung von Prof. Dr.Lutz Heck (Zoologischer Garten Berlin),Dr. Heinz Heck (Tierpark München Hella-brunn) sowie dessen Neffen und Nach-folger Lutz Heck wurde der Besatz an Wisenten, Wildpferden (Tarpane) und Dam-hirschen erhöht. Museum und Gehege nahmen insgesamt 18,25 Hektar ein, davonstanden 4,5 Hektar im Besitz des Natur-schutzvereins Neandertal (MEUSER 1996).In den 60er Jahren gab es grundsätzlichePlanungen zur Neugestaltung und Neu-organisation des Naturschutzgebietes. Mandachte zunächst an die Gründung einesNaturparks und ließ hierzu eine Denk-schrift von Landschaftsarchitekt MartinEhlers aus Hamburg erarbeiten, die 1964vorgelegt wurde (EHLERS 1964). Ungeach-tet dieser Überlegungen verfestigte sichdie Auffassung, die Verantwortung für dasSchutzgebiet und das großräumigere Er-holungsgebiet einem Zweckverband zuüberantworten. Eine Naturparkgründungverfolgte man nicht weiter. Der Zweckver-band wurde 1968 vom Kreis Mettmann mitden Städten Düsseldorf und Wuppertal,

Historisches Foto des Wildgeheges. Quelle: REIN (1937) Der Erstbesatz des Wildgeheges. Quelle: REIN (1937)

Die Düssel schlängelt sich durch das Tal.Foto: H.-J. Dietz

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NaturschutzgeschichteErkrath, Haan und Mettmann sowie demNaturschutzverein Neandertal gegründet.

Das Neandertal heuteMit dem Landschaftsgesetz in Nordrhein-Westfalen ist auch das NaturschutzgebietNeandertal auf eine neue Rechtsgrundlagegestellt worden. Die Schutzgebietsverord-nung war jetzt eine Satzung des Kreises.Die letzte Fassung ist vom 1. 6. 2000. DasNaturschutzgebiet hat heute eine Größevon 257 Hektar. Die Erweiterung erfolgtedurch Flächenerwerb des Kreises Mett-mann als Unterer Landschaftsbehörde.Nach dem Landschaftsplan, der die Ver-ordnung des Regierungspräsidenten ab-gelöst hat, sind die bestehenden ordnungs-gemäßen Nutzungen freigestellt, es wirdjedoch auf die Pfleglichkeit der Nutzungverwiesen, naturnahe Waldwirtschaft istein Gebot. Jede Nutzungsänderung ist genehmigungspflichtig. Das Betreten undBefahren des Gebietes ist außerhalb derdafür vorgesehenen Wege und Straßen ver-boten.Im Jahr 2002 wurde die europäische Gartenschau EUROGA 2002 eröffnet, diesich von der Maas in Holland bis in das Neandertal erstreckte. Das Gartenschau-konzept – im damaligen nordrhein-westfä-lischen Städtebauministerium entwickelt –ging von der Herausstellung landschaft-licher und kultureller Schwerpunkte in dieser grenzüberschreitenden Region undderen Verbindung durch Radwege aus. Ein bedeutender Schwerpunkt war das Neandertal.Im April 2003 legte die Biologische StationUrdenbacher Kämpe ein ökologischesGutachten (Biol. Stat. Urdenbacher Kämpe2003) vor, das wegen des großen Be-sucheraufkommens zur EUROGA-Präsen-tation in Auftrag gegeben worden war. Das Optimierungskonzept ergab sich auchaus der Verpflichtung zur Einhaltung derEuropäischen Habitat-Richtlinie, nach derdas Naturschutzgebiet Neandertal 2001 beider Europäischen Union als FFH-Gebietgemeldet worden war. Das Schutzgebiet ist seitdem Teil im Europäischen Biotop-verbund.

Das Gutachten macht Vorschläge zur Ge-bietsarrondierung, zur naturverträglichenBesucherlenkung, zur ökologischen Auf-wertung schutzwürdiger Bereiche und zurNeugestaltung des Wildgeheges.Der Wildbestand im Gehege – inzwischenauf Wisente, Heckrinder und Tarpane be-schränkt – wurde im Besatz drastisch reduziert, in den gegatterten Flächen wur-den Heckenstreifen ausgewiesen und ge-pflanzt. Ziel ist es, dadurch den Gehege-charakter aufzuheben und dem Wild durchVerbuschung der Flächen ein naturnäheresUmfeld zu geben. Die Fehler der Vergan-genheit sollen so beseitigt und das Gehegeder Natur zurückgegeben werden. Die An-zahl der öffentlich zugänglichen Wege sollreduziert werden, um auch so die Ruhe-zonen und die naturbelassenen Flächen-anteile zu vergrößern.

LiteraturACKERMANN, H.: Joachim Neander. Sein Leben,seine Lieder, sein Tal. 3. veränd. und erw. Aufl.Düsseldorf 2005Bezirksregierung Düsseldorf: Amtsblatt der Bezirksregierung Düsseldorf v. August 9.1955Nr. 36, S. 137/138Biologische Station Urdenbacher Kämpe e.V.:Konzept zur ökologischen Aufwertung und Besucherlenkung im Neandertal, Monheim/Rhein 2003BONGARD, J.H.: Wanderung zur Neanderhöhle.Eine topografische Skizze von Erkrath an derDüssel, Düsseldorf 1835Bundesarchiv Koblenz (BAK) B 245, Reichs-stelle für Naturschutz, Zentralstelle für Natur-schutz und Landschaftspflege, Bundesanstaltfür Naturschutz und LandschaftspflegeEGGERATH, H.: Im Gesteins. Das ursprünglicheNeandertal in Bildern des 19. Jahrhunderts mitFotos von Anton Rose. Bergische ForschungenBd. 24, Köln 1996EHLERS, M.: Naturpark Neandertal. Eine Denk-schrift zur Entwicklung der Landschaft, Ham-burg 1964FUHLROTT, C.: Die Höhlen und Grotten inRheinland – Westfalen, S. 60ff; Iserlohn o.J.(1869)KAHRS, E.: Vom Naturschutzgebiet Neandertal.In: Natur am Niederrhein, 18. Jahrg. Heft 1, S. 1ff, 1942

ZusammenfassungVor der Unterschutzstellung war das Gebiet Lebens- und teils intensiv ge-nutzter Wirtschaftsraum. Hier wurdendie Skelettteile des Neandertalers, deshomo sapiens neanderthalensis, gefun-den. Namensgeber war der Theologeund Kirchenlieddichter Joachim Neander.Verantwortungsvolle Bürger setztensich für die Erhaltung des Gebietes ein,als nach dem ersten Weltkrieg Abhol-zungen drohten. Ihnen ist die Unter-schutzstellung als Naturschutzgebiet zuverdanken.Anfangs standen Heimatschutz und Kul-turanliegen als Schutzgründe an ersterStelle. Konkurrierende Landnutzungenblieben bis zum 2. Weltkrieg nahezu un-beschränkt möglich. Ökologische Werteentstanden später in den aufgegebenen,der Sukzession überlassenen Kalk-brüchen. Durch umsichtige Planungenund Maßnahmen sowie die Neuabgren-zung des Schutzgebietes konnte die Naturvielfalt des Schutzgebietes erheb-lich gesteigert werden. So entwickeltesich das Naturschutzgebiet, das heutezum europäischen Biotopverbund ge-mäß der Habitatrichtlinie (FFH) gehört,das gleichzeitig ein viel besuchtes Er-holungsgebiet ist und in dem sich Schutzder Natur, Freizeitbetätigung und Bil-dungserlebnisse harmonisch miteinanderverbinden.

Anschrift des VerfassersDr. Hans-Joachim DietzKattendahler Str. 3240699 ErkrathVorsitzender des Fördervereins der Stiftung Naturschutzgeschichte,Schloss Drachenburg53639 KönigswinterE-Mail: [email protected]

Landschaftskunst im Neandertal.Foto: H.-J. Dietz

MEUSER, W.: Geschichte Bestand und Entwick-lung des eiszeitlichen Wildgeheges. Unveröff.Redemanuskript 1996STOLBERG, F. L., Graf zu: Reise in Deutschland,der Schweiz; Italien und Sizilien, 1. Bd. S. 19 ff.o.O und J. (1791)Staatliche Stelle für Naturschutz in Preußen:Nachrichtenblatt der Staatlichen Stelle für Naturschutz in Preußen Nr. 1, 1. Jahrg. 1924Regierung zu Düsseldorf : Amtsblatt der Regie-rung zu Düsseldorf v. 27.8.1921, S. 357 undSonderblatt zum Amtsblatt v. 29.8.1921, S. 363Regierung zu Düsseldorf: Amtsblatt der Regie-rung zu Düsseldorf v. Dezember 8. 1933, S. 257/258REIN, R.: Aus dem „Eiszeitlichen Wildgehege“.In: Der Naturforscher, 13. Jahrg., S. 277ff,1936/37Verwaltung des Kreises Düsseldorf-Mettmann:Berichte über die Verwaltung des Kreises Düsseldorf-Mettmann 1935, S. 80f

Wisente im Wildgehege. Foto: H.-J. Dietz

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Niederwälderunter der Lupe„Niederwälder (Stockausschlagswälder)sind Zentren einer besonders hohen Arten-vielfalt in unserer Kulturlandschaft. Pflan-zen-, Pilz- und Tierarten der Wälder unddes Offenlandes treffen hier kleinräumigaufeinander, da Wald- und Offenland-Phasen in einem dynamischen, zeitlich undräumlich eng verzahnten System peri-odisch einander abwechseln. Typische Arten der Niederwälder wie Haselhuhn,Schlingnatter, Wachtelweizen-Schecken-falter oder Brauner Eichenzipfelfalter stehen heute jedoch weit oben auf den Roten Listen der Bundesländer. Einer derGründe ist naheliegend: der Anteil derStockausschlagwälder am gesamten Waldhat stark abgenommen; in NRW beträgtder Anteil ausschlagfähiger Niederwälderam Gesamtwald nur noch rund 0,7% (5800 ha).Das Buch basiert auf umfangreichenGeländearbeiten, die teils im Auftrage derLÖBF, größtenteils aber ehrenamtlich er-folgten. So entstand eine Zusammenstel-lung kulturhistorischer, bodenkundlicherund vor allem biologischer Arbeiten vonüber 20 Autoren, die Ihresgleichen sucht.Aufschlussreich ist ein Beitrag zur Analysedes Zusammenhangs von Niederwaldnut-zung und Bodendevastierung. Eine weitereBesonderheit: das Original-Tabellenmate-rial wird auf einer beigefügten Daten-CDmitgeliefert.Damit dokumentiert das Buch in einzig-artiger Weise den meist verkannten hohenWert der Stockausschlagwälder für die Erhaltung und Entwicklung der kultur-historisch gewachsenen, biologischen Viel-falt in NRW und zeigt auch neue, aktuelleund zukunftssichere Nutzungsmöglich-keiten dieser Wälder auf.LÖBF, die Biologischen Stationen Ober-berg und Rothaargebirge sowie der Arbeitskreis Historischer Hauberg Felling-hausen geben das Buch in der LÖBF-Schriftenreihe Anfang 2007 zusammen mitdem Martina Galunder-Verlag heraus.Das Buch kann zum Preis von 29,95 € beimMartina Galunder-Verlag, Alte Ziegelei 22,51588 Nümbrecht, Tel. 0 22 93/90 98 73,Fax 0 22 93/90 98 74, vorbestellt werden(nach Erscheinen 44 €).

Brutvögelin DeutschlandMit dem im Dezember 2004 erschienenenPilotatlas „Brutvögel in Deutschland“ istder Startschuss für ein bisher einzigartigesund zugleich ehrgeiziges Projekt, nämlicheinen gesamtdeutschen Brutvogelatlas biszum Ende des laufenden Jahrzehntes zu erstellen, gefallen. Damit konnte die „Stif-

tung Vogelmonitoring Deutschland“ einerst im September 2004 gegebenes Ver-sprechen einhalten, noch vor Jahresendedie Kartierungsunterlagen für die ab 2005geplante Brutvogelkartierung zu erstellen,einhalten.Der Pilotatlas, der die aktuelle Brutver-breitung von 12 Arten aufzeigt und Kartie-rungsunterlagen enthält, geht über die Landeskoordinatoren allen Kartierern alsArbeitsmaterial kostenlos zu. Jeder andereInteressent kann den Miniatlas sofort überden DDA-Schriftenversand, bei ReginaKronbach, Tel./Fax. 0 37 22/91819, E-Mail:[email protected], gegen eine Schutz-gebühr von 7,00 € zzgl. 2,00 € Porto/Ver-sand beziehen.

Tier- und Pflanzenweltin Siegen-WittgensteinNaturschutzbund Deutschland – Kreis-verband Siegen-Wittgenstein und Biolo-gische Station Rothaargebirge (2005):Beiträge zur Tier- und Pflanzenwelt desKreises Siegen-Wittgenstein. Band 8,Sammelband, Selbstverlag Siegen, Preis15,50 €.Die von der Biologischen Station Rothaar-gebirge und dem NABU-KreisverbandSiegen-Wittgenstein herausgegebenen„Beiträge zur Tier- und Pflanzenwelt desKreises Siegen-Wittgenstein“ vermittelnder interessierten Öffentlichkeit gut ver-ständliche, fundierte Informationen überdie heimischen Tiere, Pflanzen und deren Lebensräume.Band 8 ist der 4. Sammelband, welcher indieser Reihe erschienen ist. Der aktuelleSammelband enthält ausschließlich faunis-tische Beiträge aus dem Raum Siegen-

Wittgenstein, ein Artikel hat südwestfäli-schen Bezug: Es wird über das Vorkom-men des Hirschkäfers berichtet. ZweiBeiträge befassen sich mit der Spinnenfau-na diverser Naturschutzgebiete. Darüberhinaus stellt ein Artikel Nachweise seltenerLibellenarten zusammen. Der Sammel-band enthält außerdem ein Verzeichnis einiger südwestfälischer Stechimmenfami-lien. Das Gros der Beiträge befasst sich mitornithologischen Themen. Darunter sind 2 Brutvogelsiedlungsdichte-Untersuchun-gen, Ergebnisse einer 20-jährigen Habicht-Bestandserfassung, die Dokumentation desstarken Seidenschwanz-Einfluges im Win-ter 2004/ 2005 sowie jeweils ein ornitholo-gischer Sammelbericht für das Siegerlandund für Wittgenstein. Beide decken die Beobachtungsjahre 2001 bis 2004 ab. Diverse sw-Abbildungen und Fotos lockernden Sammelband auf. Auch wenn dieserSammelband einen vornehmlich regiona-len Bezug hat, so wird dem Leser/ der Leserin der überregionale Bezug vielerdieser Beiträge spätestens beim Lesendeutlich.Wer an den übrigen Bänden dieser Reiheinteressiert ist, findet unter anderem Infor-mationen unter www.biostationrothaar-gebirge.de. Die Bände 2 bis 7 können mitt-lerweile zu deutlich reduzierten Preisen erworben werden. Band 1 ist leider ver-griffen und nur noch als Kopie erhältlich.Bezug: NABU – Kreisverband Siegen-Wittgenstein, Helga Düben, Am Buchholz 1,57319 Bad Berleburg, Tel. 0 27 51/5512,E-mail: [email protected]. OderBiologische Station Rothaargebirge – Ver-ein zur Förderung der Zusammenarbeitzwischen Naturschutz und Landwirtschaftim Kreis Siegen-Wittgenstein e.V., Haupt-mühle 5, 57339 Erndtebrück, Tel.0 27 53/5 98-3 30, E-mail: [email protected].

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53LÖBF-Mitteilungen 4/06

Berichte zum VogelschutzBerichte zum Vogelschutz; Jahresbericht2005, Heft Nr. 42 (2005); 192 S.. Heraus-geber: Deutscher Rat für Vogelschutz(DRV), Naturschutzbund Deutschland(NABU), www.drv-web.de; ISSN 0944-5730 R.Die neuste Ausgabe der „Berichte zum Vogelschutz“ beinhaltet zwölf Artikel, diedie aktuelle Bandbreite des Vogelschutzesvon der Geflügelpest über illegale Greif-vogelverfolgung bis hin zu bundesdeut-schen Schutzprogrammen widerspiegelt.Vom Herbst 2005 bis zum Frühjahr 2006spielte die Vogelgrippe in den Medien einegroße Rolle. Mit den kontroversen und zu-gleich konstruktiven Beiträgen von K. Steiofund W. Fiedler wurde das Thema auf-gegriffen. Von den rund 500 in Europa brütenden oder überwinternden Vogelartenbefinden sich mehr als 200 Arten in einem„ungünstigen Erhaltungszustand“. Anlassgenug für A. Hirschfeld und A. Heyd, in einem Bericht die „Jagdbedingte Morta-lität von Zugvögeln in Europa“ zu unter-suchen. Ergänzend zum vorgenannten Bei-trag fasst K. Kreiser die „Vogeljagd in Europa: Der aktuelle Stand der Diskussionauf EU-Ebene“ zusammen.Zur Situation der illegalen Greifvogelver-folgung am Beispiel Nordrhein-Westfalenszeigen die Autoren A. Hegemann und H. Knüwer, dass trotz des gesetzlichenSchutzes die Nachstellung der Greifvögelein weit verbreitetes Problem darstellt. Regelmäßig unter den Artenschutzthementaucht der Kormoran in den letzten Jahrenverstärkt auf. T. Heinicke’s Beitrag umfas-st die „Situation des Kormorans in Mecklenburg-Vorpommern“. Anlass warenunter anderem die massiven Eingriffe indrei Brutkolonien des Landes, die zur Tötung mehrerer Tausend Vögel zur Zeitder Brut und Jungenaufzucht führten. DieListe prioritärer Arten für den Vogelschutzin Deutschland stellt M. Nipkow vor. Ins-besondere beim Rotmilan (etwa 60% desweltweiten Bestandes brüten in Deutsch-land) liegt eine hohe Verantwortlichkeit fürdie Arterhaltung vor.In einem Kurzbeitrag wird „Das Kriterien-system der nächsten Roten Liste der Brut-vogel Deutschlands“ von P. Südbeck u.a.vorgestellt. Dieses gilt als Grundlage fürdie neue Rote Liste der BrutvögelDeutschlands, die 2007 publiziert werdensoll. Während einer Fachtagung in der Alfred Toepfer Akademie für Naturschutzwurden die Ergebnisse von Vogelschutz-programmen (= Artenhilfsprogrammen) inDeutschland bilanziert und die für Erfolgeentscheidenden Faktoren ermittelt (P.Boye u.a.). Die Experten messen dem klas-sischen Vogelschutz mit seinem Instru-mentarium für direkte Hilfsmaßnahmenund Maßnahmen zum Lebensraumschutz

auch künftig eine hohe Bedeutung bei. Abschließend berichtet U.Westphal über den„Super-Airbus im Mühlenberger Loch – Wie Europas größtes Süßwasserwatt zumIndustriegebiet wurde“. Informationen ausWorld Birdwatch 2004 von D. Guickingsowie der „Bericht des Präsidenten desDeutschen Rates für Vogelschutz für dasJahr 2004“ runden das Themenheft ab.Bezugsadresse: Landesbund für Vogelschutz(LBV), Eisvogelweg 1, 91161 Hilpolt-stein. E-Mail: [email protected]. 11,80 €.

M. Jöbges

BlickpunktNaturnutzungErdmann, K.-H., Schell, C.: Zukunfts-faktor Natur – Blickpunkt Naturnut-zung. BfN, 2005. 310 S., ISBN 3-7843-3852-6, 14 €.Bedingt durch fortschreitende Industriali-sierung und Bevölkerungswachstum ist dieNutzung der Natur durch den Menschen in den letzten zwei Jahrhunderten immerintensiver geworden. Mittlerweile hat sieein Ausmaß angenommen, dass nicht nurÖkosysteme und Arten, sondern auch dasmenschliche Leben selbst gefährdet oderzumindest beeinträchtigt. Daneben gibt esaber auch zahlreiche Beispiele für eineverträgliche Naturnutzung, an welche moderne, nachhaltige Nutzungskonzepteanknüpfen können.Die vorliegende Veröffentlichung desBundesamtes für Naturschutz (BfN) ist eine Sammlung von 16 Beiträgen, die sichaus unterschiedlichen Perspektiven mit dermenschlichen Naturnutzung beschäftigen.Die Themenpalette reicht von der histori-schen Entwicklung der Naturnutzung unddes Naturschutzes über aktuelle Fach-themen wie Agrobiodiversität, Kulturland-schaftspflege, Bewertung gebietsfremderArten, Windkraftnutzung, Umweltpsycho-logie und Naturschutzmarketing bis zurtechnologischen Nutzung der biologischenVielfalt (Bionik). Darüber hinaus werdenspezifische Aspekte von Naturnutzung undNaturschutz in Entwicklungsländern vor-gestellt.Ziel dieser Zusammenstellung ist es, aktuelle Probleme und Aufgabenfelder imNaturschutz aufzuzeigen und Lösungs-ansätze bzw. -strategien vorzustellen. DieFragestellung lautet: „Wie soll eine nach-haltige Naturnutzung aussehen und wiekann sie etabliert werden?“ Dabei soll dasBuch dazu anregen, das Thema nicht nur aus ökologisch-naturwissenschaftlicherSicht, sondern auch einmal in einem ge-sellschaftsbezogenen oder ökonomischenKontext zu betrachten.Der Band bietet für alle, die am Themen-kreis Naturschutz / Biodiversität / nachhal-tige Nutzung interessiert sind, einen breitgefächerten Einblick in gegenwärtige

Fachdiskussionen. Jede(r) dürfte darin einige interessante Beiträge sowie Denk-anstöße und Anregungen für die Natur-schutzarbeit finden. G. Noeke-Börth

Rote Liste derWebspinnen NRWKreuels, M., S. Buchholz (2006): Ökolo-gie, Verbreitung und Gefährdungsstatusder Webspinnen Nordrhein-Westfalens.Wolf u. Kreuels, 128 S., ISBN 3-937455-07-8, 47 €.Die vorliegende Arbeit (deutsch/englisch)stellt eine erste Überarbeitung der RotenListe der Webspinnen (Arachnida: Araneae)in Nordrhein-Westfalen dar.Für die Ermittlung der Gefährdungskate-gorien wurden erstmals die neuen Vor-gaben des Bundesamtes für Naturschutzberücksichtigt. Im Bundesland Nordrhein-Westfalen konnten insgesamt 677 Web-spinnenarten aus 37 Familien nachgewiesenwerden. 44 Arten wurden seit 1999 neu indie Liste aufgenommen. Ein Gefährdungs-status konnte für 133 Arten ermittelt werden.Neben der Gefährdungseinschätzung wurdefür jede Art eine detaillierte ökologischeBeschreibung vorgenommen. Ergänzendzu den Angaben zum Mikrohabitat (Stra-tum, Feuchtigkeits- und Lichtverhältnisse)sind Habitate sowie autökologische Be-sonderheiten angeführt.Desweiteren finden sich Informationen zurglobalen sowie nordrhein-westfälischenVerbreitung einer jeden Art. Als weitereErgänzung wurden die englischen unddeutschen Namen der Spinnenarten, sofernsie existieren, zusammengetragen.Bestelladresse: Verlag Wolf u. Kreuels,Auf dem Stift 15, 48329 Havixbeck, Tel. 0 25 07/9879 51, Fax 0 25 07/9 87 53 89,E-Mail: [email protected].

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54 LÖBF-Mitteilungen 4/06

Baustein fürLandesherpetofaunaArbeitskreis Herpetofauna Kreis Borken(2005): Amphibien und Reptilien im KreisBorken. – Herausgeber: Biologische Stati-on Zwillbrock e.V., Vreden. 156 Seitenplus 16 Farbtafeln im Anhang. ISBN: 3-926211-14-8. Preis 9,– € plus Porto &Verpackung über Biologische StationZwillbrock e.V., Zwillbrock 10, 48691Vreden oder www.BSZwillbrock.deDie detaillierte Auswertung und Darstel-lung der Amphibien- und Reptilienpopula-tionen auf der Fläche eines großen Kreisesist eine mühevolle Arbeit, die nur durchdas ehrenamtliche Engagement Vieler undin Teamarbeit leistbar ist. Sie ist aber heute für die regionale, zeitgemäße Natur-schutzarbeit unverzichtbar. Schön, dassdiese wertvolle Arbeit an dieser regionalenHerpetofauna, initiiert und koordiniertdurch die Biologische Station Zwillbrock,nun in gedruckter Fassung vorliegt. Somitist ein weiterer und wichtiger Bausteinauch für die Erstellung der geplanten Landesherpetofauna von Nordhein-West-falen vorhanden.Der Schwerpunkt der Kartierungsarbeitenin diesem Projekt lag in den Jahren 1997bis 2002, die durch ältere Daten (1993–1996) aus dem Landesarbeitskreis ergänztund durch Aufnahme von weiteren wich-tigen Einzeldaten bis zum Jahr 2005 –während der „Auswertungs- und Schreib-phase“ – dann weiter aktualisiert wurde.Diese Kartierung, die „neben“ dem Art-nachweis, der auf der Ebene der Quadran-ten einer Topographischen Karte (MTB-Q)zeitgemäß auf der Hintergrundfläche desKreises Borken dokumentiert wird, liefertauch mannigfaltige Einblicke in die spezi-fischen Land- und Wasserlebensräume der

Borkener Lurche und Kriechtiere und stelltzudem Überblicke über den gesamten Naturraum und die Kulturlandschaften desKreises vor.

Das Buch gliedert sich in die bewährteDarstellung der Kapitel über die Kartie-rung selbst, enthält die regional-faunisti-sche Einordnung dieser Kartierung aus derSicht der Landschaftsbehörde und gehtüber zu den Landschaftsraum- und Lebens-raumvorstellungen dieser Tierwelt. Da-nach werden spezifische Artenschutzpro-jekte in diesem Raum vorgestellt. Durchdie Grenzlage des Kreises, im Ländereckzwischen den Niederlanden und Nieder-sachsen gelegen, wird auch der (herpetolo-gische) Blick über diese Grenzen vorge-stellt und selbstverständlich nehmen danndie Artkapitel den größten Druckraum desWerkes ein. Hier werden die 16 heimi-schen Arten mit ihren Kennzeichen und ihrer Verbreitung im Kreisgebiet vorge-stellt. Jedes Kapitel enthält die oben er-wähnte Karte mit der Darstellung der Funde im Rastersystem, zeitlich gestaffeltaufbereitet und neben dieser „Grundkarte“wird eine gleich geartete Karte zugefügt,die die Verbreitung der jeweiligen Art aufder NRW-Landesebene vorstellt. So dassder Betrachter sofort von der regionalenVerbreitung der Art einen Überblick aufdie großräumige Verteilung der Artvor-kommen auf Landesebene erhält und dar-aus die erfolgten Rückschlüsse in den Texten nachvollziehen kann.

Die Artkapitel, die von verschiedenen„Artbearbeitern“ fachlich gut und exaktbearbeitet wurden, behandeln ferner dieBiologie der Art, die mit vielen Beobach-tungen aus dem Kreis Borken die regiona-len Besonderheiten (vor allem phänologi-sche Daten) widerspiegeln. Die spezifi-schen Kartierungsergebnisse werden auchzur Grundlage bei der Darstellung der regionalen Bestandsituation bei den ein-zelnen Arten herangezogen. Am Ende derjeweiligen Artkapitel werden die spezifi-schen Schutzmöglichkeiten aufgezeigt undmit den Angaben zu den Gefährdungenschließt diese Bearbeitung ab. Im Art-kapitel der Wasserfrosch-Gruppe werdenzusätzliche Ergebnisse dargestellt, die im Rahmen spezifischer Projektstudien er-arbeitet wurden und das Fehlen des See-frosches und von reinen Beständen desKleinen Wasserfrosches für diesen Raumaufgezeigt. Das vorletzte Kapitel fasst dieausgesetzten und verschleppten Arten, dieim Borkener Raum gefunden wurden, dar-unter auch eine Alligator-Schnappschild-kröte. Die verwendete Literatur und einGlossar schließen diese Textkapitel ab.

Das Buch ist mit einem 16seiten Farbtafel-satz im Anhang ausgestattet, das die Bor-kener Amphibien- und Reptilienartendurch schöne Tier- und Habitatfotos –durchweg in guter Qualität – fasst und diewohl aus Kostengründen nicht in den

jeweiligen Artkapiteln untergebracht wer-den konnten. Zusätzlich wurden eine Reihe von s/w Fotos vor allem in den An-fangskapiteln eingearbeitet, einige davonin seitenangepasster Größe, andere leidernur in der Größe eines Passbildes.Generell umspannt das Werk eine zeit-gemäße Regionalfauna, für die man denMitarbeitern des „Arbeitskreis Herpetofa-una“, den weiteren Kartieren des KreisesBorken und dem Redaktionsteam, die dannalles „zusammengefügt“ haben, für dasvorliegende Grundlagenwerk danken. Da-mit ist eine solide Handlungsgrundlage ge-schaffen worden um den Schutz und dieZukunft der Lurche und Kriechtiere imKreis Borken fortzuschreiben und weiterzu gestalten. A. Geiger

Basiswerk der ÖkologieTrepl, Ludwig (2005): Allgemeine Öko-logie – Band 1: Organismus und Um-welt. Peter Lang GmbH – EuropäischerVerlag der Wissenschaften. Frankfurtam Main. 540 S. ISBN 3-631-53474-4.Dieser erste von insgesamt drei Bändender „Allgemeinen Ökologie“ behandeltden einzelnen Organismus in seinen Um-weltbeziehungen, also das Gebiet der Autökologie. Die beiden noch folgendenBände werden sich klassischerweise zumeinen mit der Ökologie der Populationen,zum anderen mit der Synökologie beschäf-tigen. Das dreibändige Werk möchte Basis-wissen vermitteln. Zentrales Interesse istweniger die Vermittlung biologischer Details als vielmehr das Verstehen derÖkologie als ganzes. Darum wird auf einenpraktischen Anwendungsbezug verzichtet.Stattdessen wird großes Gewicht auf dieDiskussion von Grundbegriffen sowie deren systematische Einordnung in dieBiologie gelegt.Der erste vorliegende Band geht auf denEinzelorganismus in seinen Außenbezie-hungen ein. Dazu gehört die Produktions-ökologie, die sich mit der Selbsterzeugungdes Organismus in Wechselwirkung mitseiner Umwelt befasst. Ausführlich wer-den die Umweltfaktoren besprochen: wiebegrenzen sie die Existenzmöglichkeitender Lebewesen? Wie werden diese durchdie Umweltfaktoren beeinflusst? WelcheAnpassungsformen an unterschiedlicheUmwelten bilden die Organismen aus?Wie eingangs schon erwähnt wird vielWert auf die Diskussion einzelner Begriffesowie auf die systematische Herleitung derAufgabengebiete der Ökologie aus demBegriff des Organismus gelegt. Der Autorverzichtet zu guter Letzt auch nicht auf einen 50 Seiten schweren Anhang, der sichnoch einmal mit dem Begriff des Organis-mus sowie der Definition von Leben ansich auseinandersetzt.

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55LÖBF-Mitteilungen 4/06

Professor Trepl ist Inhaber des LehrstuhlsLandschaftsökologie an der TU München.Das Werk ist hervorgegangen aus einerVorlesung vor Studenten aus dem BereichUmwelt- und Naturschutz. Insofern richtetsich das Buch an Studenten höherer Fach-semester sowie Wissenschaftler der Biolo-gie, der Landschafts- und Umweltplanung,der Forst- und Agrarwissenschaften undder Geographie. Wer einen Bezug zur Praxis erwartet, wird enttäuscht. Ebenfallsderjenige, der mit einer „kurzweiligen Fei-erabendlektüre“ sein Wissen auf den neue-sten Stand bringen möchte. Gemäß seinemMotto, „ein Buch für Studenten und Wis-senschaftler sollte sich von einem Kinder-buch auch äußerlich unterscheiden“, ver-zichtet der Autor fast gänzlich auf„Bildchenschmuck“, um „das sich ausbrei-tende Analphabetentum nicht auch noch zu fördern“ (Originalzitate des Autors ausder Einleitung). Schade – ich halte dieÖkologie eigentlich für eine sehr spannendeWissenschaft, die gerade durch ihre Praxis-nähe fasziniert, und nicht für ein knochen-trockenes Theoriegebäude. Außerdem liegtmeiner Ansicht nach kein Widerspruch in dem Anliegen, wissenschaftlich und zugleich für den Leser fesselnd sowie für den Außenstehenden verständlich zuschreiben. C. Seidenstücker

Umweltdatenaus DeutschlandUmweltbundesamt (Hrsg.): Daten zurUmwelt 2005 – Der Zustand der Umweltin Deutschland. Erich Schmidt Verlag 8. Ausgabe 2005, 352 Seiten, über 300Abbildung und 160 Tabellen, Buch mitCD-ROM, kartoniert, ISBN 3 503 090576,46,80 €.

Das Buch: „Daten zur Umwelt 2005“ bie-tet die umfassende Umweltdatensamm-lung für ganz Deutschland. Wer sich überTrends, Ziele, Maßnahmen und den ökolo-gischen Strukturwandel informieren will,wird hier fündig.Eine vorausschauende Umweltpolitikkommt ohne aktuelle und zuverlässige Daten nicht aus. Erst eine umfassende Gesamtschau auf den Zustand der Umweltin Deutschland und Prognosen zur voraus-sichtlichen Entwicklung ermöglichen es,den Stand zu den nationalen und den inter-national vereinbarten Umweltzielen zu bilanzieren. Erst wenn man weiß, woherUmweltbelastungen maßgeblich kommen,wird eine Einschätzung möglich, wiewirksam die Umweltpolitik war.„Daten zur Umwelt 2005“ erscheint mit einer Neuerung: Der Bericht orientiert sichin Anlehnung an das 6. Europäische Um-weltaktionsprogramm am zu schützendenGut und ist daher in die Kapitel Klima;Umwelt, Gesundheit und Lebensqualität;Umweltmedien und Ökosysteme sowieNachhaltige Nutzung natürlicher Ressour-cen und Bewirtschaftung von Abfällen ge-gliedert. So werden diese Umweltaspektegemeinsam betrachtet und die politischenAnstrengungen für eine nachhaltige Ent-wicklung der natürlichen Lebensgrund-lagen besser abgebildet.Der Bericht zeigt die Umweltgefährdun-gen durch die verschiedenen wirtschaft-lichen Sektoren und die Instrumente undMaßnahmen der betroffenen sektoralenPolitiken für einen umsichtigen Umgangmit den natürlichen Ressourcen zumSchutz der globalen Ökosysteme und dermenschlichen Gesundheit auf. Außerdemgibt er Hinweise zur Gesundheit und Lebensqualität, beschreibt die Qualität vonUmweltmedien und Ökosystemen undzeigt, dass nachhaltige Nutzung natür-licher Ressourcen und Bewirtschaftungvon Abfällen die Umwelt entlastet.Für einen noch besseren Überblick liegt„Daten zur Umwelt 2005“ eine CD-ROMmit ungekürzten Zeitreihen und weiterenZusatzinformationen bei.

Natura 2000in DeutschlandBalzer, S. und Ssymank, A. (Bearb.):Natura 2000 in Deutschland. BfN 2005.CD-ROM, ISBN 3-7843-3914-X, 20,– €.Diese CD-ROM stellt die aktuelle Situationdes europäischen SchutzgebietssystemsNatura 2000 in Deutschland dar und infor-miert über weitere Arbeiten beziehungs-weise Umsetzungsschritte zur Erfüllung derRichtlinien. Sie liefert einen inhaltlichenÜberblick über die deutsche Meldung vonGebieten nach den beiden europäischenRichtlinien, Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie

(FFH-Richtlinie, 92/43/EWG) sowie Vo-gelschutzrichtlinie (79/409/EWG). Nebenzahlreichen statistischen Angaben werdenalle Natura 2000-Gebiete kurz beschriebenund in einer Übersichtskarte dargestellt. Die CD-ROM enthält Kurzsteckbriefe zuallen in Deutschland aktuell vorkommen-den Arten des Anhangs II und Lebens-raumtypen des Anhangs I der FFH-Richt-linie. Zahlreiche Abbildungen zu den Ar-ten und Lebensraumtypen veranschauli-chen die Beschreibungen. VerschiedeneAngaben, z. B. zur räumlichen Verteilungder Meldung in Deutschland und zur Ver-breitung der Arten und Lebensraumtypenin der EU werden in Diagrammen, Tabel-len und Karten wiedergegeben.Mit dieser CD-ROM wird erstmals ein ge-samtdeutscher Überblick über den Beitragzum europäischen Netz Natura 2000 unddie Umsetzung der Naturschutz-Richtlini-en der Europäischen Union gegeben.

Gewässerflora erobertDonau zurückKohler, A. & Link, F.-G. (Hrsg., 2005):Donau, der europäische Fluss – Auen-entwicklung und Wasserpflanzen alsBioindikatoren. Mit Beiträgen von nam-haften Experten aus Wissenschaft undAdministration. Beiträge der Akademiefür Natur- und Umweltschutz Baden-Württemberg, Bd. 40, Wiss. Verlagsges.Stuttgart, 196 S., ISBN 3-8047-2197-4, 29,– €.Nur ein grenzübergreifender Dialog er-möglicht eine nachhaltige Bewirtschaf-tung des Ökosystems Donau und die Er-haltung der biologischen Vielfalt dieseseuropäischen Flusses.Wie kein anderer Fluss Europas fließt dieDonau durch Staaten mit unterschiedlichenwirtschaftlichen, gesellschaftlichen undpolitischen Bedingungen. Wegen der differenzierten Voraussetzungen und den verschiedenartigen Gewässernutzun-gen kommt der integrierten Gewässer-schutzpolitik am gesamten Donaulauf imSinne einer Naturbewahrung ohne Gren-zen eine Schlüsselaufgabe zu. Die Gewäs-serflora der Donau nimmt dabei auch nachder EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL)als Bioindikator eine neue Rolle ein. EinGrundlagenwerk dokumentiert erstmalsdie Wasserpflanzen der baden-württem-bergischen Donau ebenso wie deren Be-deutung als Bioindikatoren für die Ge-wässerentwicklung.Diese Schlussfolgerungen waren unter anderem das Resultat des 3. internationalenDonaukolloquiums der Akademie für Natur- und Umweltschutz Baden-Würt-temberg sowie der Universität Hohenheim,deren Fachbeiträge und Ergebnisse jetzt inBand 40 der Beiträge der Akademie für

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56 LÖBF-Mitteilungen 4/06

Natur- und Umweltschutz mit dem Titel„Donau, der europäische Fluss – Auenent-wicklung und Wasserpflanzen als Bio-indikatoren“ veröffentlicht wurden.Die Wasserpflanzen als Stiefkinder im Ge-wässerschutz spielen nach der WRRL eineneue Rolle beim Gewässer-Monitoring.Am Beispiel der Donau zeichnet der Banddie Notwendigkeit der Auenrevitalisierungund die ökologische Bedeutung der Was-serpflanzen auf. Die von der Umweltaka-demie herausgegebene Publikation doku-mentiert die Bestandserhebungen an derbaden-württembergischen Donau ebensowie die internationale Forschungsarbeitzur Erfassung der untergetauchten undschwimmenden Gewässerflora sowie derUfervegetation. Gerade die untergetauch-ten Arten, Schwimmblattpflanzen oder frei im Wasser schwebende Pflanzen bzw.sogenannte Wasserschweber stellen nachDarlegung von Prof. Dr. Alexander Kohler,Leiter der internationalen Forschungs-gruppe für den baden-württembergischenDonauabschnitt, wichtige Elemente undGewässerbausteine dar, die vor allem imBereich der Uferzonen vorkommen. Siehaben einen entscheidenden Einfluss aufdie biologische Struktur der Gewässer.Wasserpflanzen formen nach Darlegungder Gewässerexperten die Lebensraum-strukturen für tierische aber auch weiterepflanzliche Organismen. Sie spielen vorallem für den Nährstoffhaushalt eine wesentliche Rolle. Da die gesamte baden-württembergische Donau als europäischbedeutsamer Lebensraum nach der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie festgestellt wurde,lassen sich nun viel gezieltere Wege zurBewahrung des Naturerbes und zur Ent-wicklung nach der Europäischen Wasser-rahmenrichtlinie finden. So geht es Fritz-Gerhard Link von der Umweltakademie v.a. um die floristischen Kostbarkeiten

und die Verletzlichkeit der Gewässernaturan der Donau – Naturerbe schätzen und sanieren. Der Akademie-Band listet alleerfassten Wasserpflanzen auf und enthältein umfassendes Glossar der einschlägigenFachbegriffe der Gewässerökologie.Vor allem bei der Behebung von Fehlernwie Flussbegradigungen gibt es, so einzentrales Ergebnis der Publikaton, aucham Donau-Oberlauf noch viel zu tun. Das gilt gerade auch für das Donaudelta im Schwarzen Meer, das als eine der schönsten Landschaften Europas von derUNESCO 1991 zum Weltkulturerbe er-klärt wurde. Mehr denn je ist deshalb ein durchgängiger Schutz der Donau vonder Quelle bis zur Mündung nötig. Dievielfachen gerade in Baden-Württembergvon Land und Kommunen ausgehendenSchritte zur Renaturierung der Donaubrauchen Nachahmer. Nur ein grenzüber-greifender Dialog ermöglicht eine nach-haltige Bewirtschaftung des ÖkosystemsDonau und die Erhaltung der biologischenVielfalt dieses europäischen Flusses, soder Tenor der Dokumentation.

A. Michenfelder

SpielräumeBund Deutscher LandschaftsArchitek-ten BDLA (Hrsg.) (2005): Spielräume –Zeitgenössische deutsche Landschafts-architektur. Birkhäuser Verl., 160 S.,ISBN 3-7643-7206-0, 49,50 €.„Spielräume“ heißt das aktuelle Buch zuzeitgenössischer deutscher Landschafts-architektur, herausgegeben vom bdla undsoeben erschienen im renommierten Birk-häuser Verlag für Architektur Basel • Boston • Berlin. Es ist die inzwischen dritte Dokumentation der Ergebnisse desWettbewerbs Deutscher Landschaftsarchi-tektur-Preis nach „Event Landschaft“(2003) und „Neu verorten“ (2001).Strukturelle Veränderungen eröffnenSpielräume – dies gilt auch für Land-schaftsarchitekten, die gegenwärtig vorvielschichtigen Fragen, damit aber auchvor neuen Chancen stehen. Wie können regionale Neuordnungen die Qualität derLebensräume verbessern? Wie lässt sichdie Identität der städtischen Peripheriestärken? Welche Rolle vermag die Land-schaftsarchitektur in der Standortkonkur-renz der Städte einzunehmen? Welche ge-stalterischen Lösungen sind für neu ent-standene Flächen infolge landwirtschaft-lichen Wandels vorstellbar? – „Gerade ein Berufsverband, der auf sein 100stes Jubiläum (2013) zugeht, benötigt aufgrundeines wachsenden Aufgabenspektrumspermanent neue Impulse“, schreibt AdrianHoppenstedt, Präsident bdla, in seinemVorwort.Das Buch ist ein Impulsgeber. Impulse lie-fern namhafte Autoren in ihren Essays,

Gottfried Hansjakob im Interview, dieWettbewerbssieger und -teilnehmer in denumfangreichen Projektdokumentationen.Entstanden ist ein 160 Seiten umfassendes,großzügig ausgestattetes und reich bebil-dertes Buch; zwischen den Buchdeckeln –anspruchsvoll gestaltet – ein Panorama derzeitgenössischen Themen der Freiraum-und Landschaftsplanung, versehen mit einer Brise Vision.

Vom Heimatschutz zur UmweltbewegungLeh, A.: Zwischen Heimatschutz undUmweltbewegung. Die Professionalisie-rung des Naturschutzes in Nordrhein-Westfalen – 1945–1975. Campus-Verlag2006, 484 S., ISBN 3-593-38022-6, 39,90 €.Seit Mai 2006 liegt die erste Zusammen-fassung der Naturschutzgeschichte Nord-rhein-Westfalens gedruckt vor. Auf über200 Seiten wird die Institutionengeschichteabgehandelt. Die zweite Hälfte des Buches,ebenfalls mehr als 200 Seiten, enthält In-terviews mit rheinischen und westfälischenBezirksbeauftragten für Naturschutz.Die Arbeit wurde gefördert mit Mitteln desMUNLV NRW. Der Förderverein der Stif-tung Naturschutzgeschichte hat das Institutfür Geschichte und Biografie der Fern-universität Hagen mit der Durchführungbeauftragt. Die sorgfältige Bearbeitung lagin den Händen von Almut Leh.Almut Leh ist Historikerin mit der Vertie-fung Biografie, spezialisiert auf „oral history“. Das verspricht: hier wird Historienicht spröde abgehandelt, hier erwartet denLeser eine lebhafte Schilderung, die sichvon den Anfängen des Naturschutzes imDeutschland des 19. Jahrhunderts bis in diejüngere und jüngste Vergangenheit desnordrhein-westfälischen Naturschutzes er-streckt.

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57LÖBF-Mitteilungen 4/06

Fünf der sechs interviewten Naturschutz-beauftragten leben zwar in fortgeschritte-nerem Alter, erfreuen sich jedoch guter Ge-sundheit und aktiver Teilhabe am Natur-schutzgeschehen. Friedrich Kötter, frühe-rer Bezirksbeauftragter für Naturschutz,erst in Münster und später Arnsberg, ver-starb Anfang 2005. Almut Leh hat dieNachforschungen mit Engagement undFeingefühl vorgenommen. Ihr Buch gibtAufschluss über die Sozialstruktur der Naturschutzbeauftragten, sie eröffnet Ein-blicke in deren Lebensläufe, sie zeigt, wieder ehrenamtliche Naturschutz praktiziertund verwirklicht wurde.Der Leser erfährt Einzelheiten über dieEntstehung des staatlichen Naturschutzesund die Rolle der ehrenamtlichen Natur-schutzbeauftragten sowie die Reorganisa-tion der Naturschutzverwaltung nach dem2. Weltkrieg bis zur Ablösung der ehren-amtlichen Naturschutzbeauftragten im Jahr1975.Die älteren Naturschützer werden sich anvieles erinnern, die jüngeren können sicherEiniges dazulernen, vielleicht auch überNordrhein-Westfalen hinaus. Naturschutzist eben nicht nur Länderangelegenheit.

H.-J. Dietz

Schweine in derLandschaftspflegeNeugebauer, K. R., Beinlich, B., Poschlod,P. (Hg.): Schweine in der Landschafts-pflege – Geschichte, Ökologie, Praxis.NNA-Berichte 18. 2005, Heft 2. 260 S.,ISSN 0935-1450, 10 €.Die extensive Beweidung mit Rindern,Schafen oder Ziegen gewinnt in der Land-schaftspflege zunehmend an Bedeutung.Die Einsatzmöglichkeiten von Haus-

schweinen wurden dagegen bisher nichtüberprüft. Dabei dürfte sich gerade dieseTierart für den Erhalt gestörter Lebens-räume (Auen- und Feuchtgrünland, Acker-brachen und Truppenübungsplätze) beson-ders eignen. Durch die Wühltätigkeit derTiere werden ständig neue Nischen und Ausgangsstadien der Sukzession ge-schaffen.Der vorliegende NNA-Bericht stellt dieErgebnisse eines vom BMBF gefördertenForschungsvorhabens „Schweinefreiland-haltung im Rahmen der Landschaftspflege“und einer NNA-Fachtagung „Landschafts-pflege mit Weideschweinen?!“ vor. DieBeiträge informieren über die Erkenntnis-se bezüglich des Einsatzes dieser Tiere inder Landschaftspflege und die Folgen fürden Arten- und Landschaftsschutz. Auchdie betriebswirtschaftliche Seite und dietierhygienischen Aspekte der Freilandhal-tung von Schweinen werden angespro-chen. Ausführliche Hinweise für die Praxisder extensiven Schweinefreilandhaltungrunden das Heft ab.

NaturräumeThüringensHiekel, W., Fritzlar, F., Nöllert, A., Wes-thus, W. (2004): Die NaturräumeThüringens. Naturschutzreport 21,Thüringer Landesanstalt für Umweltund Geologie (Hrsg.), Jena. 384 S., ISSN0863-2448, 15,00 €.Thüringen, das Land in der Mitte Deutsch-lands, besitzt eine äußerst vielfältige Natur-ausstattung. Mit Band 21 der in zwang-loser Folge erscheinenden Schriftenreihe„Naturschutzreport“ liegt ein hervorragen-der und reich illustrierter Überblick überdie naturräumlichen Verhältnisse inThüringen vor. Landschaftsplanung undLandesentwicklung müssen sich vor alleman naturräumlichen Einheiten und wenigeran administrativen Vorgaben orientieren.Hierfür sind fundierte Grundlagen nötig,die in diesem Band in Form der ausführli-chen Charakterisierung sämtlicher Na-turräume Thüringens beispielhaft darge-stellt sind. Nach einem kurzen Geleitwortfolgt zunächst ein allgemeiner Überblicküber Oberflächengestalt, Geologie, Böden, Klimabedingungen, Wasserhaushalt, Vege-tation, geschichtliche Entwicklung undLebensräume des Landes. Interessant sindhier, neben den Übersichtskarten zu geolo-gischen Verhältnissen, jährlichen Nieder-schlagssummen und Durchschnittstempe-raturen, insbesondere auch konkrete Zah-len zur Veränderung der Flächennutzung inden letzten 10 Jahren sowie eine Karte zurFließgewässergüte im Land.Im Haupteil des Buches schließt sich eineausführliche Darstellung der einzelnen Naturräume Thüringens an. Die Grobglie-

derung unterscheidet sieben Großräume(Mittelgebirge, Buntsandstein-Hügellän-der, Muschelkalk-Gebiete, Balsaltkuppen-land, Ackerhügelländer, Auen und Niede-rungen sowie Zechsteingürtel), die sich aufeiner feineren Skala in insgesamt 45 Un-tereinheiten unterteilen lassen. SämtlicheNaturräume werden auf jeweils 5 bis 15Seiten einzeln beschrieben, dabei einemklaren und einheitlichen Schema folgend(Lage, Flächennutzung, Oberflächenfor-men, Geologie, Böden, Gewässer, Klimasowie Biotope und deren Arten). Nicht nurdie fundierten Texte – die Autoren arbeitenan der Thüringer Landesanstalt für Um-welt und Geologie und damit an der Quelleder Daten – sind hervorzuheben, sondernauch die reiche Bebilderung. Sehr schön istzum Beispiel das Überblicks-Luftbild fürjeden vorgestellten Naturraum, aber auchdie weiteren, qualitativ durchweg sehrhochwertigen Farbabbildungen von typi-schen Landschaften oder Faunen- und Florenelementen. Eine leider etwas kurzeZusammenfassung der allgemeinen natur-schutzfachlichen Zielvorstellungen sowieein ausführliches Literaturverzeichnis run-den diese insgesamt sehr gut gelungeneZusammenstellung ab.Konkretere Zielvorstellungen für die Siche-rung und Entwicklung der NaturräumeThüringens werden auf einer demnächsterscheinenden Begleit-CD veröffentlicht,zusammen mit einer Vielzahl weiterer Daten und Abbildungen. Wie die Verfasserselbst anmerken, kann der vorliegendeBand als kleine Landeskunde von Thürin-gen angesehen werden. Diesem Urteilkann ich mich nur anschließen. Die An-schaffung des informativen und qualitativäußerst hochwertigen Werkes kann allenInteressierten nur wärmstens empfohlenwerden, zumal der Preis mit 15,– € ausge-sprochen günstig ist. Ich freue mich auf diebald erscheinende Begleit-CD. A. Kwet

Buchbesprechungen

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Kalender BaumlebenBäume sind vielfältig. Auch wenn bei unsin Europa im Vergleich zu den Tropen nursehr wenige Baumarten vorkommen, sohaben doch auch diese Arten unterschied-liche Merkmale ausgebildet, um in ihrerUmgebung möglichst gut zu wachsen undzu überleben:So beispielsweise der Weißdorn, der trotzseiner Kleinwüchsigkeit doch Hundertevon Jahren alt werden kann. Genauso dieaußerordentlichen Fähigkeiten der Linde,auch nach Ausbruch von Ästen wieder neuauszutreiben und damit zum Teil mehr als500 oder sogar 1000 Jahre zu bestehen.Oder auch die im Alter noch reaktions-fähige Buche. Der Baumkalender ist für alle, die sich für Bäume begeistern können,Bäume mögen, Gefallen an Bäumen finden.Weitere Informationen zu den Bildern finden Sie auch unter www.baumleben.deDer Kalender ist beim Arbus-Verlag er-hältlich (www.arbus.de) und kostet 10,– €.

Trinkwasser – Lebensmittel Nr. 1Die wenigsten wissen, dass in Deutschlandrund zwei Drittel des Trinkwassers demGrundwasser entnommen werden. Somitist Grundwasser die wichtigste Ressourcefür unser Trinkwasser. Noch weniger istbekannt, dass das Grundwasser Lebens-raum für eine Vielzahl verschiedener, hochspezialisierter Organismengruppen ist, diein einem sensiblen biologischen Gleichge-wicht zueinander stehen.Die Broschüre „Lebensraum Grundwas-ser“ gibt einen kompakten Überblick überdiese geheimnisvolle Welt, die sich in eini-

gen wichtigen Kennzeichen von den Öko-systemen der Erdoberfläche unterscheidet,beispielsweise durch ihre hohe Sensibilitätgegenüber Veränderungen ihrer Lebensbe-dingungen. Ebenso stellt sie einzelne Or-ganismen sowie biotische Stoffumset-zungen im Grundwasser vor. Wie reagiertdie Grundwasserbiologie auf anthropoge-ne Einflüsse und wie könnte ein biologi-sches Indikatorsystem aussehen? Auch aufdiese Fragen finden Sie in der BroschüreAntworten.Die Broschüre richtet sich an alle, die sichmit weitergehenden Aspekten der Grund-wasserbiologie auseinander setzen möch-ten. Sie eignet sich auch für den Unterrichtan weiterführenden Schulen (Sekundar-stufe II).Die 32-seitige Broschüre ist für 3 € zzgl.Porto bei der Vereinigung Deutscher Ge-wässerschutz e. V. (VDG), KönigswintererStr. 829, 53227 Bonn zu beziehen. Tel. 0228– 37 50 07, Fax 0228 – 37 55 15, E-Mail:[email protected], Internet www.vdg-on-line.de. R. Berg

Fische in Bächen und Flüssen„Sich wohl fühlen wie ein Fisch im Wasser“ – für die Fische selbst gilt dieseRedensart vielfach nicht mehr. UnsereBäche und Flüsse wurden durch Gewässer-ausbau, Abwassereinleitungen und andereEingriffe so stark verändert, dass vieleFischarten keine ausreichenden Lebens-bedingungen finden und ihre Vorkommengefährdet, einige Arten sogar ausgestorbensind. Doch inzwischen greifen die Maß-nahmen, mit denen dieser Entwicklung gegengesteuert wird – der Lachs beispiels-weise ist in viele Gewässer zurückgekehrt.Auf 60 Seiten bietet die neue Broschüre Informationen darüber, welche AnsprücheFische an ihren Lebensraum stellen, aberauch welche Beeinträchtigungen und Ge-fährdungen wie beispielsweise Begradi-gung und Aufstau den Fischen das Leben

erschweren. Darüber hinaus werden Mög-lichkeiten und Maßnahmen vorgestellt, diedazu beitragen, die Lebenssituation vonFischen in Fließgewässern zu verbessern.Steckbriefe 17 typischer einheimischerFischarten mit Angaben zum Lebensraum,zur Lebensweise und zu Vorkommen undGefährdung runden die Broschüre ab.„Fische in Bächen und Flüssen“ richtetsich an diejenigen, die fundierte, gut ver-ständliche Informationen über die Zusam-menhänge von Arten- und Gewässerschutzam Beispiel der Fische erhalten möchtenund spricht darüber hinaus alle an, denenGewässer- und Naturschutz ein Anliegenist. Sie eignet sich auch für den Unterrichtan weiterführenden Schulen.Die Broschüre können Sie gegen eineSchutzgebühr von 3,50 € bestellen bei derVereinigung Deutscher Gewässerschutz e.V.(VDG), Königswinterer Str. 829, 53227Bonn, Tel. 02 28/3750 07 oder bei [email protected].

LÖLF-AntiquariatAus der Schriftenreihe der ehemaligenLandesanstalt für Ökologie, Landschafts-entwicklung und Forstplanung (LÖLF)NRW bieten sind noch einige ältere Bändezu deutlichen reduzierten Preisen erhält-lich: Band 7 „Florenliste von NRW“ (2. Aufl. 1988), Band 10 „Schwermetall-belastung von Böden und Kulturpflanzenin NRW“ (1985) und Band 11 „Alternati-ver und Konventioneller Landbau – Ver-gleichsuntersuchungen von Ackerflächenauf Lößstandorten im Rheinland“ (1989)sind für 3 € zuzügl. Versand erhältlich bei:LÖBF NRW, Pressestelle, Leibnizstr. 10,45659 Recklinghausen, Tel. 0 23 61/3 05-5 76 o. -5 59 oder per E-Mail bei [email protected].

AgrarwendeEin Verbundprojekt der sozial-ökologi-schen Forschung gefördert durch das Bun-desministerium für Bildung und For-schung (BMBF) präsentiert Ergebnisse zuden Auswirkungen der Agrarwende.Das Projekt „Von der Agrarwende zur Kon-sumwende?“ untersuchte von 2002 bis2005, inwieweit die Agrarwende von einerentsprechenden Veränderung des Ernäh-rungsverhaltens der Konsumenten gestütztwird, welche Faktoren diesen Zusammen-hang beeinflussen und wie er optimiertwerden kann. Zu diesem Zweck wurden dieEffekte der im Rahmen der Agrarwende er-griffenen Maßnahmen entlang der Akteurs-kette (Erzeugung, Verarbeitung, Handel,Ernährungsberatung, Verbraucher) unter-sucht, unter dem Gesichtspunkt der Nach-haltigkeit bewertet und entsprechende Ge-

Informationsangebote

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staltungsempfehlungen zur Überwindungder identifizierten Hemmnisse erarbeitet.Empirisch stützte sich das Projekt auf re-gionale und großstädtische Fallstudien so-wie auf bundesweite Erhebungen. Die Ko-ordination des Gesamtprojekts lag bei derMünchener Projektgruppe für Sozialfor-schung (MPS). Zentrale Ergebnisse desVerbundprojekts „Von der Agrarwende zurKonsumwende?“ sind in einer Broschürezusammengefasst, die bei der MünchnerProjektgruppe für Sozialforschung (MPS)bestellt werden kann. Ansprechpartner: Prof. Dr. Karl-WernerBrand & Astrid Engel, Münchner Projekt-gruppe für Sozialforschung, Dachauerstr.189, 80637 München, Tel.: 089-155760/14839713, E-Mail: [email protected]. Nähere Informationen gibtes auch im Internet unter der Projekt-Homepage: www.konsumwende.de (mitdownload-Texten der einzelnen Teilpro-jekte).

Reptil des JahresVom Jahre 2006 an stellt die Deutsche Ge-sellschaft für Herpetologie und Terrarien-kunde e.V. (DGHT) jeweils eine mittel-europäische Reptilien- bzw. Amphibienartdes Jahres vor. Die Bestandsentwicklungvon Amphibien und Reptilien gilt als idealer Indikator für den Zustand unsererKulturlandschaft. Die DGHT stellt „DieWaldeidechse – Reptil des Jahres 2006“ in einer Aktionsbroschüre vor.Zum Thema „Die Waldeidechse Zootoca vi-vipara: Evolution, Ausbreitungsgeschichte,Ökologie und Schutz der erfolgreichstenReptilienart der Welt“ hat im Novemberein internationales Symposium der DGHT-AG Feldherpetologie, des NABU Bun-desfachausschusses Feldherpetologie, der

DGHT-AG Lacertiden, des ZoologischesForschungsmuseums Alexander Koenig(ZFMK) sowie des Instituts für Ökologieund Evolutionsbiologie (IFOE), UniversitätBremen im Museum Alexander Koenig inBonn stattgefunden. Themenschwerpunkte:Stammes- und Ausbreitungsgeschichte,Populationsgenetik, Fortpflanzungsbio-logie, Temperaturansprüche, Verhaltens-physiologie, Populationsökologie und Ver-halten, Lebensräume, Verbreitung, Schutz.Beiträge, Poster unter: www.amphibien-schutz.de/tagungen/tagung_aktuell.htmKontaktadresse: DGHT-Geschäftsstelle,Postfach 1421, Wormersdorfer Str. 46–48,D-53351 Rheinbach; Tel. 0 22 25/70 33 33;Fax 0 22 25/70 33 33; E-Mail: [email protected];Web: www.dght.de.

Kalender Vogel-Impressionen 2007Zwölf exzellente Motive von heimischenVogelarten – gezeichnet von dem bekann-ten Künstler Christopher Schmidt – beglei-ten den Betrachter durch das Jahr. Der neueNaturkalender „Vogel-Impressionen 2007“erfreut jeden Monat mit einem neuen Motiv von populären und seltenen Vogel-arten nicht nur das Ornithologenherz. Bekannte Arten wie Amsel, Bachstelzeund Elster geben sich ein Stelldichein mit selteneren Exemplaren wie Schwarz-kehlchen, Odinshühnchen, Blauracke undvielen mehr. Neben ausreichend Platz zumEintragen von Terminen bietet dieser Kalender Ihnen das ganz persönliche Vogelparadies für Zuhause. „Vogel-Im-pressionen 2007“ kommt darüber hinaus in ganz neuem Gewand daher: Das Hoch-format mit praktischer Ringbindung über-zeugt genauso wie der edle, strukturierteKarton, der die Aquarell-Motive erst

richtig zur Geltung bringt. Fast könnte manmeinen, das Original vor sich zu haben.Der Kalender „Vogel-Impressionen 2007“mit 12 Aquarelldrucken von ChristopherSchmidt ist zum Preis von 14,80 € beimNABU Hamburg erhältlich.NABU Hamburg, Osterstr. 58, 20259 Hamburg, Tel. 0 40/69 70 89-13, Fax -19, E-Mail: [email protected]

Kalender BaumkronenNach einjähriger Unterbrechung greift derNationalpark Hainich seine Kalenderreihein neuer Form im Jahr 2007 wieder auf.Der neue Kalender ist dem inzwischen vontausenden Gästen besuchten Baumkronen-pfad gewidmet.Aus den „Baumkronen im NationalparkHainich“ heraus erlebt der Betrachter faszinierende und ungewöhnliche Blickehinein in den Lauburwald mit seinenStrukturen. Dieses Bauwerk vereint Naturund Technik in einer schonenden und rück-sichtsvollen Weise und wird jährlich vontausenden Gästen besucht. So setzt es heuteden Umweltbildungsauftrag des National-parks für die breite Öffentlichkeit um undstellt gleichzeitig auch für die Forschungin dem artenreichsten, aber weitgehend unbekannten Ökosystem eine bedeutendeGrundlage dar.Der Kalender erscheint ganzformatig (42 x59,4 cm) zum Preis von 13,50 € + 5,50 €Versand. Das letzte Blatt des Kalenders be-steht aus 12 Postkarten der Monatsmotive.Bestellung über: Nationalparkverwaltung,Bei der Marktkirche 9, 99947 Bad Langen-salza, [email protected] oderTel. 0 36 03/3 9070.

Informationsangebote

Die LÖBF ist die Einrichtung des Lan-des Nordrhein-Westfalen für den Grünen Um-weltschutz. Ihre Kernaufgabe ist der Natur-schutz. Sie bietet neben wissenschaftlicherGrundlagenarbeit auch interdisziplinär erarbei-tete Lösungskonzepte für Landnutzungen an.

Sie gliedert sich in fünf Abteilungen:

• Serviceleistungen

•Mensch und Umwelt

• Ökologie, Naturschutz und Landschaftspflege

•Waldökologie, Forsten und Jagd

• Fischerei und Gewässerökologie

Sie hat ihren Sitz in Recklinghausen mitAußenstellen in Arnsberg (Forstgenbank/Wald-arbeitsschule), Kirchhundem (Fischerei und Gewässerökologie), Bonn (Forschungsstelle fürJagdkunde und Wildschadenverhütung) undMetelen (Washingtoner Artenschutzzentrum),

untersteht dem Ministerium für Umweltund Naturschutz, Landwirtschaft und Verbrau-cherschutz (MUNLV) NRW,

nimmt in den Aufgabenbereichen Ökolo-gie, Naturschutz, Landschaftspflege, Forsten,Fischerei und Jagd Stabsfunktion für das Minis-terium wahr,

beschäftigt ca. 320 Mitarbeiterinnenund Mitarbeiter mit speziellen Ausbildungenfür die vielfältigen Fachgebiete der einzelnenAbteilungen sowie im allgemeinen Verwal-tungsdienst und in der Datenverarbeitung.

Sie publiziert wissenschaftlicheGrundlagen in den LÖBF-Mitteilungen, in derLÖBF-Schriftenreihe und im Internet unterwww.loebf.nrw.de.

Sie informiert den Bürger über Inter-net, Infotelefon, Pressemitteilungen und Aus-stellungen.

Sie erfasst Grundlagendaten für den Bio-top- und Artenschutz, die Landschaftsplanung,den Waldbau, die Jagd und die Fischerei,

entwickelt landesweite und regionaleökologische Leitbilder und Fachkonzepte,

Landesanstalt für Ökologie,Bodenordnung und Forsten Nordrhein-Westfalen

Postfach 1010 5245610 RecklinghausenLeibnizstraße 1045659 RecklinghausenTel.: 0 23 61/3 05-0Fax: 0 23 61/3 05-7 00Internet: www.loebf.nrw.deab 1.1.2007 www.lanuv.nrw.de

überprüft die Effizienz des Förderpro-gramms „Vertragsnaturschutz“ und der Natur-schutz- und Landschaftspflegemaßnahmen.

Sie setzt sich mit Fragen des ökologi-schen Waldbaus und moderner Waldbehand-lungsmethoden auseinander,

führt diese Arbeiten durch wissenschaftlicheBegleitung zu einem Höchstmaß an praktischerNutzanwendung,

sichert Genressourcen als Grundlage fürökologisch stabile Wälder.

Sie erarbeitet ökologisch ausgerichte-te Bewirtschaftungsmaßnahmen von Fischenund Wild sowie entsprechende Schutzmaßnah-men,

befasst sich mit der Verhütung von Wild-schäden,

untersucht Fische auf Krankheiten undFremdstoffe u. a. mit dem Ziel der Vermehrungund Wiedereinbürgerung bedrohter und ausge-storbener Arten.

Die NUA ist als Bildungseinrichtung desLandes bei der LÖBF eingerichtet und arbeitetin einem Kooperationsmodell eng mit den aner-kannten Naturschutzverbänden (BUND, LNU,NABU) zusammen,

veranstaltet Tagungen, Seminare, Lehr-gänge und Kampagnen für unterschiedlicheZielgruppen mit dem Ziel der Zusammen-führung von Interessengruppen und der nach-haltigen Entwicklung des Landes,

bildet fort durch Publikationen, Ausstel-lungen, Poster, Dia-Serien und Informations-blätter. Lumbricus – der Umweltbus – dientvor allem Schulklassen als rollendes Klassen-zimmer und mobile Umweltstation.

Nr. 4/200631. Jahrgang

LÖBF-Mitteilungen

Landesanstalt für Ökologie,Bodenordnung und ForstenNordrhein-Westfalen

K 2840 F