Erwin Klein / Judith Wilneder / Christina Wolfgarten … · Fremdsprachendidaktik und die...
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© Erwin Klein, Judith Wilneder, Christina Wolfgarten (GMF Aachen, 2014)
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Erwin Klein / Judith Wilneder / Christina Wolfgarten
Aachen
1 Hörverstehen im Spanischunterricht – Los gitanos en la radio
Die folgenden Ausführungen verfolgen das Ziel, Erkenntnisse der aktuellen
Fremdsprachendidaktik und die methodischen Anforderungen des nordrhein-
westfälischen Kernlehrplans sowie die derzeitigen inhaltlichen Vorgaben des
Zentralabiturs gleichermaßen zu berücksichtigen und in einer Unterrichtsreihe
umzusetzen. Deshalb wird nach einem Überblick über den aktuellen Forschungsstand
und die ministeriellen Vorgaben die funktionale kommunikative Teilkompetenz des
Hörverstehens mit der Thematik Anda-lucía en el siglo XXI: El pueblo gitano: cultura y
situación social verknüpft. Und da bei der Verwendung von Radiosendungen des
öffentlichen Rundfunks sehr häufig mit Podcasts gearbeitet wird, soll auch über die
damit verbundenen technischen und rechtlichen Möglichkeiten und Grenzen
gesprochen werden.
1.1 Die Bedeutung des Hörverstehens in der aktuellen Fachdidaktik
„Wer ‚Kommunikation‘ sagt, meint zumeist Mündlichkeit und damit Hörverstehen.“ Mit
diesem bündigen Satz eröffnet Franz-Joseph Meißner das Kapitel Hörverstehen in dem
von ihm 2010 herausgegebenen lesenswerten Buch Spanisch kompetenzorientiert
unterrichten.1 Und sein Mitherausgeber, Bernd Tesch, bemerkt 2014 unter Verweis auf
Christine Kallenbach in einem Aufsatz in der Zeitschrift Die Neueren Sprachen:
„Manche Lernende, die sich relativ zielsicher auf das vertraute Gleis ‚Lesen plus Schrei- ben‘
in der Fremdsprache einstellen konnten, werden nun auch vermehrt das Prüfungs- niveau
Hören und Sprechen bewältigen müssen. Seit jeher vertreten nicht nur Schülerinnen und
Schüler die Meinung, dass dies im Fremdsprachenunterricht häufig zu kurz komme […]“2
Es geht also offensichtlich darum, die mit der kommunikativen Wende der 1970er Jahre
verbundene Hinwendung zum Lerner und seinen Lernzielen weiterzuentwickeln,3 so
wie dies auch der europäische Referenzrahmen für Sprachen getan hat,4 der die
unterschiedlichen sprachlichen Kompetenzen in sechs Niveau-Stufen von A 1 bis C 2 mit
mehr oder minder eindeutigen Deskriptoren aufgeteilt hat. Diese lingualen
1 Meißner, Franz-Joseph / Tesch, Bernd (Hrsg.) (2010): Spanisch kompetenzorientiert unterrichten. Seelze: Kallmeyer in Verbindung mit Klett. Friedrich Verlag; Zitat S. 72. 2 Tesch, Bernd (2014): „Standards, Bildung, Abitur: Die fortgeführte Fremdsprache vor neuen Herausforderungen.“ In: Die Neueren Sprachen. 3 (2012). Braunschweig: Diesterweg; Zitat S. 24. Siehe auch: Kallenbach, Christine (1996): Subjektive Theorien: Was Schülerinnen und Schüler über Fremdsprachenlernen denken. Tübingen: Narr. 3 Vgl. für die folgenden Ausführungen auch Grünewald, Andreas / Küster, Lutz (Hrsg.) ( 2009): Fachdidaktik Spanisch. Tradition – Innovation – Praxis. Seelze: Kallmeyer in Verbindung mit Klett. Friedrich Verlag, S. 185ff. 4 Vgl.: Europarat (Hrsg.) (2001): Gemeinsamer europäischer Referenzrahmen für Sprachen: lernen, lehren, beurteilen. Berlin und München: Langenscheidt.
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Kompetenzen, die die Lexik, Phonologie, Grammatik und Semantik umfassen, werden
ergänzt durch soziolinguistische und pragmatische sowie durch Diskurs- und
funktionale Kompetenzen.5 Was nun das Hörverstehen anbelangt, so ist festzuhalten,
dass es neben dem Leseverstehen zu den eher rezeptiven Fertigkeiten zählt,
wohingegen monologisches und dialogisches Sprechen sowie Schreiben produktiv sind.
Die fünfte Fertigkeit, das Sprachmitteln, verbindet beide Bereiche.
Im seit dem Schuljahr 2014/15 in Nordrhein-Westfalen verbindlichen Kernlehrplan für
die gymnasiale Oberstufe werden fünf Kompetenzbereiche ausgewiesen und weiter
entfaltet:
die funktionale kommunikative Kompetenz,
die interkulturelle kommunikative Kompetenz,
die Text- und Medienkompetenz,
die Sprachlernkompetenz sowie
die Sprachbewusstheit.6
Das Hörverstehen gehört dabei dem ersteren Bereich an, wenn auch zu bedenken
gegeben wird:
„Kompetenzen werden im Fremdsprachenunterricht nicht einzeln und isoliert erworben,
sondern in wechselnden und thematisch-inhaltlich miteinander verknüpften komplexen
Kontexten. In anspruchsvollen anwendungsbezogenen Lernarrangements, die sich auf die
vielfältigen Lebensbereiche und Kontexte des Faches beziehen, erweitern und vertiefen die
Schülerinnen und Schüler ihre interkulturelle Handlungskompetenz.“7
Und wie wird Hörverstehen eigentlich definiert? – Dazu bemerkt Meißner:
Hörverstehen gilt in psycholinguistischer Sicht als ein Prozess, in dem einlaufende verbal-
lautliche Daten mit einer sinngebenden Aktivität verbunden werden.8
Das Verstehen geschieht, indem das Gehörte in Bruchteilen von Sekunden in zwei sich
ergänzenden Prozessen verarbeitet wird, und zwar in sogenannten bottom up- und top
down-Aktivitäten. Zunächst werden die akustischen Sprachzeichen identifiziert, und
zwar mithilfe eines blitzschnell vor sich gehenden Abgleichs mit dem mentalen Lexikon,
bei dem das Morphem eine wichtige Rolle spielt, weil es eine Diskrimination in Gang
setzt, die zu einer semantischen Identifikation führt und anschließend phonetisch-
phonologische, syntaktische und grammatikalische Schemata abruft und dadurch
letztlich Sinn konstruiert. Dieser top down-Prozess wird als data-driven oder auch
aszendierend charakterisiert, da er sich von der Erkennung von Phonemen über
Morpheme, Lexeme, Kollokationen bis zur Bildung größerer Sinneinheiten steigert.
5 Vgl. Meißner /Tesch, op. cit., S. 17/18. 6 Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen (Hrsg.) (2013): Kernlehrplan für die Sekundarstufe II. Gymnasium / Gesamtschule in Nordrhein-Westfalen. Spanisch. Heft 4707, S. 14. 7 Op. cit., S. 15 8 Meißner, Franz-Joseph (2006): „Linguistische und didaktische Überlegungen zur Entwicklung von Kompetenzaufgaben im Lernbereich Mündlichkeit (Schwerpunkt Hörverstehen).“ In: französisch heute 37. Seelze: Kallmeyer, S. 240-282. Die nachfolgenden Erläuterungen basieren auf Meißner / Tesch, op. cit., S. 74ff.
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Ergänzt wird er durch den so genannten top down-Prozess, der seinerseits concept-
driven und deszendierend ist. Sind z.B. Thema, Kontext und Redeabsicht erkannt, so
wird der Hörvorgang dadurch mit gesteuert, ein Vorgang, der dem Leserverstehen
vergleichbar ist und den sich die Lesedidaktik schon seit langem methodisch durch
lektürevorbereitende Aktivitäten zunutze macht. So nimmt es natürlich nicht wunder,
dass auch die Didaktik des Hörverstehens eine Vielzahl von tareas pre-audición
vorschlägt,9 um den top down-Prozess in Gang zu setzen und dadurch das Hörverstehen
zu erleichtern. Inwiefern diese unterrichtsmethodisch selbstverständlich legitime
Herangehensweise den Hörvorgang in authentischen Situationen vorbereitet, dies steht
auf einem anderen Blatt. Andererseits ist nicht zu leugnen, dass ich einen Kellner beim
Bestellen und Bezahlen in einem Madrider Hotelrestaurant aufgrund meines situativen
und pragmatischen Weltwissens gewiss leichter verstehe als etwa einen argentinischen
Imker, der mir an der Theke der Bar eben dieses Hotels später unvermittelt etwas über
das Bienensterben in der Pampa erzählt. Und dies wahrscheinlich sowohl wegen seines
mir möglicherweise nicht sonderlich geläufigen Akzents als auch wegen der mir völlig
unvertrauten Thematik.10
Wie Meißner in Anlehnung an de Bot ausführt, verläuft der aszendierende
Verarbeitungsprozess in folgenden vier Etappen:
Aktivierung der Höraufmerksamkeit und Übernahme einer Hörerrolle;
Segmentation der cadena hablada;
phonologische Identifikation der einzelnen Morpheme, Lexeme und
syntaktischen Strukturen;
Konstruktion des Gesamtsinns der identifizierten formalen Einheiten im
Verein mit Plausibilitätsproben.11
Der deszendierende Verarbeitungsprozess lässt sich verständlicherweise nicht so klar
und eindeutig gliedern, da er weniger schematisch und zudem wesentlich individueller
abläuft. Dies ist gleichwohl nicht weiter verwunderlich, geht es bei ihm doch im
Wesentlichen um den Abgleich mit dem Weltwissen, und zwar sowohl auf sprachlich-
formaler, textsortenspezifischer als auch auf inhaltlicher Ebene. Die einschlägige
Literatur weist in diesem Zusammenhang auf die Ergänzung der seit Saussures Zeiten in
Bezug auf das sprachliche Zeichen gängige Unterscheidung zwischen signifiant und
signifié hin, und zwar um die so genannte CCP, also die charge culturelle partagée.12
Kulturspezifisch bedeutet z.B. Karwoche in Deutschland nicht das gleiche wie semana
santa in Spanien, und da die jeweiligen Bedeutungen im Kollektivbewusstsein verankert
9 Vgl. z.B. Meißner / Tesch, op. cit., S. 82-84; Grünewald / Küster, op. cit., S. 189-191; Sommerfeld, Kathrin (Hrsg.) (2011): Spanisch Methodik. Handbuch für die Sekundarstufe I und II. Berlin: Cornelsen Skriptor, S. 58-60. 10 Das Bienensterben ist für Argentinien, den fünftwichtigsten Honigproduzenten der Welt, übrigens wirklich ein erhebliches Problem, das durch den exzessiven Anbau von Gensoja noch verstärkt wird. 11 Vgl. Meißner /Tesch, op. cit., S. 76/77. 12 Vgl. z.B.: Jamet, Marie-Christine (2007): À l’écoute du français. La compréhension orale dans le cadre de l’intercompréhension des langues romanes. Tübingen: Gunter Narr Verlag, S. 108. Siehe auch: Galisson, Robert (1991): De la langue à la culture par les mots. Paris: CLE international; hier besonders der vierte Teil: « Accéder à la culture partagée par l’entremise des mots à CCP », S. 109-151.
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sind, ist die CCP auch mehr als eine bloße Konnotation, die ja individuell geprägt ist. Da
dem so ist, ist es umso wichtiger, interkulturelle Unterschiede zu thematisieren, um die
Schülerinnen und Schüler für das Verständnis und die Teilhabe an der Zielkultur zu
rüsten.13
Wie man also mittels bottom up- und top down-Prozessen von der audición über die
percepción zur comprensión gelangt, das formulieren Grünewald / Tesch wie folgt:
Beide Prozesse laufen gleichzeitig ab und ergänzen sich in der Weise, dass die
Hörerwartungen den Diskriminierungs- und Identifizierungsprozess lenken, indem sie die
Auf- merksamkeit auf bestimmte Inhalte und Diskursverläufe fokussieren, und dass das
auditiv Erfasste auf der Grundlage des linguistischen und pragmatischen Wissens ergänzt
und komplettiert wird. Hörverstehen ist damit ein interaktiver Prozess, bei dem rezeptive
Dekodierungsphasen mit aktiven Phasen der Konstruierens von Bedeutung und des
Interpretierens des Gemeinten abwechseln.14
Was nun das Üben des Hörverstehens anbelangt, gilt es wie eigentlich immer, von
einfachen zu komplexen Aufgaben fortzuschreiten und nicht aus dem Auge zu verlieren,
auch dem signifiant, also dem Bezeichnenden oder, anders ausgedrückt, der lautlich-
materi- ellen Seite des sprachlichen Zeichens zu ihrem Recht zu verhelfen. Denn zumeist
zielen die gängigen Übungen sogleich auf die Inhaltsseite ab, was natürlich
nachvollziehbar ist, da wir Sprache gemeinhin als Transportmedium für Mitteilungen
jeglicher Art auffassen und uns zumindest in nicht-literarischen Kontexten eher selten
oder gar nicht um ihre lautliche Gestalt kümmern. Dies ist zumindest für die
Muttersprache so; die Fremdsprache klingt für uns anfänglich fremd, doch je mehr wir
uns mit ihr beschäftigen, in sie eintauchen, desto vertrauter wird sie uns auch klanglich.
Lernende hören – vornehmlich im Anfängerunterricht – die cadena hablada oftmals
ziemlich ratlos, und damit sie nicht hilflos werden und die Geduld und letztlich auch die
Motivation verlieren, müssen Übungsformate Verwendung finden, die diesem Umstand
Rechnung tragen.
Das klassische Nachsprechen, heute neudeutsch shadowing genannt, gilt als die
unmittelbarste Umsetzung des Gehörten, das nicht zwangsläufig auch verstanden
worden sein muss. Erfolgte das Nachsprechen früher oft im Chor, so plädiert die heutige
Fachdidaktik für das individuelle Nachsprechen, da nicht jeder das Gleiche hört. Gewiss,
das erinnert ein wenig an die Zeiten der Arbeit im Sprachlabor, aber das muss ja nicht
per se nicht schlecht oder antiquiert sein. Die Lernenden hören, um ihr Gedächtnis nicht
zu überfordern, etwa zehn Silben15 und sprechen sie nach; können sie sich auf etwas
Gehörtes keinen Reim machen, hören sie es erneut und schlagen das akustisch
Wahrgenommene, aber inhaltlich nicht Identifizierte im Wörterbuch nach. Dadurch wird
„die linguistische Kompetenz als die Fähigkeit des phonetischen Diskriminierens, des
lexikalischen und grammatikalischen Segmentierens und des Semantisierens des
13
Dass hierbei auch Schemata eine wichtige Rolle spielen, liegt auf der Hand und wird beispielsweise bei Aufgaben vor dem Hörverstehen nutzbar gemacht. 14
Grünewald /Tesch, op. cit., S. 189. 15 Vgl. Meißner / Tesch, op. cit., S. 80.
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Gehörten“ geschult.16 Dieses im Anfängerunterricht sicherlich sinnvolle Übungsformat
kann im Fortgeschrittenenunterricht ergänzt werden durch den Auftrag des
Heraushörens von dialektalen Varietäten, z. B. des Andalusischen wie es in unserem
konkreten Beispiel verwendet wird.
Im Sinne des Strategielernens ist es nach Steveker für das inhaltliche Verstehen
bedeutsam, dass die Schülerinnen und Schüler
„auf der Basis von Vor-/Weltwissen „voraushören“ bzw. intelligent raten“ lernen;
„Stolpersteine überhören“ lernen, „indem sie sich auf Verstandenes konzentrieren und es
zu Sinnzusammenhängen kombinieren";
die „Sinngebung durch akustische und visuelle Elemente“ berücksichtigen;
die „Kontexterschließung, Anwendung von Worterkennungstechniken“ trainieren und
die „Kenntnis von Wortbildungsmechanismen“ anwenden sowie
in Dialogen Floskeln der „Vergewisserung/Nachfrage/Bitte um Wiederholung“ kennen
und benutzen lernen.17
Dass dies beim z.B. Globalverstehen einen anderen Stellenwert hat als beim selektiven
Hören oder beim Detailverstehen, liegt auf der Hand.
2. Eine besondere Textsorte in ihrem medialen Kontext: Ein Radio-
Podcast zum thematischen Kontext la situación social y cultural de los
gitanos en Andalucía im Spanischunterricht
Das folgende Unterrichtsvorhaben beruht auf Audiomaterial aus dem Radio, welches in
Form von Podcasts veröffentlicht wurde. Der Internetnutzer kann es auf seinen PC oder
sein Smartphone herunterladen, sodass es ihm jederzeit und allerorts zur Verfügung
steht. Als Lehrer kann man es in der Schule nutzen und mit einem Laptop oder
Smartphone wiedergeben, welches an ein entsprechendes Endgerät angeschlossen ist,
z.B. einen Beamer oder Lautsprecher.
2.1. Der Begriff Podcast
Ein Podcast ist eine Audio- oder Videodatei, die wie ein klassischer Radio- oder
Fernsehbeitrag redaktionell gestaltet ist und von einem öffentlichen oder privaten
Anbieter meist kostenlos im Internet bereitgestellt wird, sodass der Konsument es wie
oben beschrieben zeitunabhängig nutzen kann.18
Bei dieser Bezeichnung handelt es sich um ein sogenanntes Kofferwort, das sich aus
zwei Begriffen zusammensetzt. An erster Stelle steht das englische Wort pod, übersetzt
„Kapsel“. Diese Bezeichnung verweist auf ein tragbares digitales Abspielgerät , das
audiovisuelle Mediendateien auf geringstem Raum wie in einer Kapsel speichern und
zur Wiedergabe über Lautsprecher oder Kopfhörer bereitstellen kann und das seit 2002
16 Siehe Grünewald / Küster, op. cit., S. 189. 17 Siehe Sommerfeldt, op. cit., S. 59/60. 18 Vgl.: http://wiki.podcast.de oder https://online.gema.de/lipo/produkte/podcast/index.hsp, zuletzt eingesehen am 25. 07.2014.
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serienmäßig produziert und vermarktet wird.19 Der zweite Teil des Begriffs leitet sich
von broadcasting, dem englischen Wort für Rundfunk, ab und meint die Übertragung
von Informationen oder Daten an die Teilnehmer eines Nachrichtennetzes.
2.2. Bezugsmöglichkeiten von Podcasts
Die meisten Internetseiten verfügen heutzutage über integrierte Audio-Player, die man
per Mausklick einschaltet, um den Beitrag zu hören.
Mittlerweile bieten auch immer mehr Blogportale, wie beispielsweise Wordpress, das
rechtlich zulässige Herunterladen von Audio- oder Videodateien in Form vom Podcasts
mithilfe kleiner Software-Module, sogenannter plug-ins, an.20
Die Produktion von Podcasts bei Radio- oder Fernsehsendern folgt in der Regel einem
festgelegten Programmschema. Das heißt, die einzelnen Sendungen erscheinen in
regelmäßigen Abständen zum Bespiel täglich oder wöchentlich. Bei Podcasts, die von
Privatpersonen veröffentlicht werden, liegt meistens keine derartige Struktur zugrunde,
und die Veröffentlichung erfolgt in unregelmäßigen Abständen und häufig nur als
Einzelveröffentlichung oder in kurzfristigen Serien.21
Der Internetnutzer kann sich diese Sendungen mithilfe zuvor installierter Software22
einzeln manuell auf seinen Computer oder sein Smartphone herunterladen. Er kann sich
die Sendungen bestimmter Programme, welche als Audio- oder Videodateien
regelmäßig an einer bestimmten Stelle einer Webseite hinterlegt werden, aber auch
abonnieren, sodass er keine Folge mehr verpasst. Dies ermöglicht z.B. das sogenannte
RSS-Format (Really Simple Syndication).23
Es gibt im Internet darüber hinaus spezielle Podcast-Verzeichnisse, wie z.B. iTunes,
podcast.de, podster.de, podcharts.de oder für den spanischsprachigen Bereich ivoox.com
podcast.es. Sämtliche im Netz vorhandene Podcast werden hier wie in einer Bibliothek
gesammelt, thematisch kategorisiert oder in aktuellen Hitlisten vorsortiert. Solche
Verzeichnisse, die zum Teil auch international angelegt sind, 24 erleichtern das Stöbern
oder auch eine zielgerichtete Recherche.25 Derartige Portale verfügen natürlich auch
immer über eine interne Suchmaschine.
19 Vgl.: http://de.wikipedia.org/wiki/IPod, zuletzt eingesehen am 27.07.2014. 20 siehe: www.podcast.es : ¿Cómo se escucha un podcast?, zuletzt eingesehen am 28.07.2014 21 Vgl.: Sauer (2010), S. 45. 22 Rundfunksender stellen inzwischen meist eine eigene Technik zum Herunterladen ihrer Podcasts bereit, die eine vorinstallierte Software überflüssig machen. Für Smartphones gibt es entsprechende Apps. Ansonsten besteht die Möglichkeit des Abonnements z.B. über itunes, einem Produkt des Unternehmens Apple, das im Internet kostenlos zur Verfügung steht und nach der Installation auf dem Computer zuhause die entsprechenden Dateien auch für die Nutzer von Endgeräten anderer Hersteller bereitstellt. Mit derartigen Programmen kann man die Dateien auch gleich abspielen. Hierzu auch: Dorok (2006), S. 2. 23 eine Technik, die u.a. mit der Browsersoftware von Mozilla Firefox genutzt werden kann und die in dem Moment aktiv wird, in dem auf der entsprechenden Seite, an die das Programm gekoppelt ist, etwas verändert wird. Der Abonnent wird dann sogleich über diese Veränderung informiert. Das RSS-Format ist an einem bestimmten Logo oder Darstellungssymbol zu erkennen: einem kleinen orangen Quadrat mit abgerundeten Ecken und einem weißen Punkt in der linken unteren Ecke, welcher zwei jeweils durch ein Viertel von einem Kreis angedeutete Wellen aussendet; vgl. auch Bernick (2010), S. 153. 24 z.B. podcastpickle.com 25 vgl.: Dorok (2010), S. 2
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2.3. Podcasts versus Facebook & Co.
Mittlerweile bieten übrigens immer mehr Internetportale, bei denen audiovisuelle Daten
veröffentlicht werden, wie z.B. YouTube, Facebook oder Twitter die Möglichkeit an,
bestimmten Kanälen zu folgen, die von Institutionen oder Privatleuten eingerichtet und
gespeist werden, d.h. die dort veröffentlichten Mediendateien im Abonnement zu
beziehen. Im Unterschied zu den an dieser Stelle behandelten Podcasts sind diese
Dateien zwar zum Konsum ad hoc im Internet gedacht, nicht aber zum Herunterladen
auf den eigenen PC.26
Heruntergeladene Podcasts sind demgegenüber auch ohne Internetverbindung
jederzeit offline zu empfangen. Was den Einsatz von Audio- oder Videomaterial im
Unterricht angeht, stellen die Unabhängigkeit vom störungsfreien Funktionieren der zur
Verfügung stehenden Leitungen und die damit einhergehende weitaus größere
Planungssicherheit beim Abspielen zuvor gespeicherter Podcasts natürlich einen
entscheidenden Vorteil dar.
2.4. Die rechtliche Seite des Podcast-Einsatzes im Unterricht
Das Herunterladen von Dateien, die bei Facebook oder YouTube veröffentlichte werden,
ist rechtlich grundsätzlich nicht zulässig. Deswegen findet man auf den Seiten dieser
Anbieter auch keine mitgelieferte Funktion für einen Download der dort vorhandenen
Dateien.
Podcasts dagegen dürfen zur privaten Nutzung heruntergeladen werden. Etwas anderes
als eine ausschließlich private Nutzung ist es jedoch, diese Beiträge im Klassenraum
abzuspielen. Und obwohl der Gesetzgeber in den letzten Jahrzehnten immer wieder
bestätigt hat, dass die Wiedergabe von Tonträgern im Unterricht einer Klasse als nicht-
öffentlich anzusehen ist und damit urheberrechtsfrei,27 sodass eine gekaufte CD oder
DVD also im Klassenraum abgespielt werden darf, verhält es sich im Falle des Abspielen
von Podcasts anders. Denn hier geht es rechtlich nicht nur um das Abspielen der Dateien
im Klassenraum, sondern auch um ihre Aufzeichnung. Wenn die Lehrkraft zuhause oder
in der Schule ein Podcast auf einen Tonträger lädt, handelt es sich dabei, genau wie bei
einer selbst gebrannten CD, um eine digitale Vervielfältigung von Audio- oder
Videodateien, die nicht rein privat, sondern zu Unterrichtszwecken genutzt werden soll.
In diesem Falle wird es rechtlich kompliziert.
Die Internetplattform Lehrer-Online hat sich daher schon 2006 mit der Frage
auseinandergesetzt, ob und inwiefern man Podcasts im Unterricht verwenden darf oder
nicht, und ist zu folgendem Ergebnis gekommen:
Beim Abspeichern einzelner Podcast-Folgen oder einem Abonnement entstehen Vervielfältigungen, die
nach den Vorschriften über den Unterrichtsgebrauch zu beurteilen sind. Wichtigste Einschränkung ist
hier, dass nur kleine Teile eines Werkes oder Werke geringen Umfangs genutzt werden dürfen. Die
Einhaltung dieser Beschränkung ist aus technischen Gründen bei Podcasts schwierig.
26 Hierzu findet man im Netz zwar auch entsprechende Software. Diese ist jedoch nicht genauso leicht zugänglich wie die Software zum Herunterladen von Podcasts. Außerdem bewegt man sich damit in einer rechtlichen Grau- bzw. verbotenen Zone. 27 siehe §15 Absatz 3 UrhG, vgl auch Artikel der Rechtsredaktion von Lehrer-online: http://www.lo-recht.de/fall-des-monats-06-06.php (zuletzt eingesehen am 29.07.2014)
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In diesem Zusammenhang ist allerdings auch zu beachten, dass die in den Nutzungsbedingungen
vorgesehene Beschränkung auf den privaten Gebrauch vielfach nur dazu dienen dürfte eine
kommerzielle Verwertung der Podcasts zu unterbinden und an den Fall des Einsatzes von Podcasts im
schulischen Bereich vom Anbieter gar nicht gedacht wurde. Daher empfiehlt sich bei längeren
Podcasts eine Nachfrage beim Anbieter, ob er die Speicherung auf den Computersystemen der Schule
gestattet.
Unproblematisch ist dagegen der bloße Abruf eines Podcasts durch die Lehrkraft selbst ebenso wie der
bloße Abruf durch die Schülerinnen und Schüler. (…) Um rechtliche Untersicherheiten zu vermeiden,
ist daher (…) zu raten, sich möglichst auf den Abruf eines Podcasts im Unterricht zu beschränken, das
heißt die MP3-Dateien des Podcasts weder einzeln zu speichern noch per Podcatcher zu abonnieren -
es sei denn, die Nutzungsbedingungen eines Podcasts gestatten ausdrücklich speziell schulische
Nutzung oder nichtkommerzielle Nutzung insgesamt.28
Im Rahmen des Zitatrechts ist die Verwertung kleinerer Ausschnitte genau wie bei
Textteilen aus Zeitungen und Büchern zwar zulässig, aber wie lang darf im Zweifelsfall
ein solches Zitat sein?29 An dieser Stelle stößt die rechtschaffene Lehrkraft erneut auf
Unwägbarkeiten, und Unbehagen stellt sich ein. Das sicherste ist letztendlich, sich die
ausdrückliche Genehmigung des Urhebers einzuholen, bevor man Podcasts in der Schule
abspielt.
Da unserem heutigen Unterrichtsvorschlag ein Radiobeitrag des spanischen Senders
RNE (Radio Nacional Española) zugrunde liegt, haben wir und konsequenterweise mit
diesem Anliegen auch per E-Mail an den spanischen Rundfunk gewandt.30
2.5. Möglichkeiten und Schwierigkeiten beim Konsumieren von Podcasts
Podcasting steht nicht in einem Verdrängungswettbewerb zum klassischen Rundfunk
und Fernsehen, sondern macht dieses zeitlich und räumlich flexibler, wie die breite
Angebotspalette zahlreicher offizieller Sendeanstalten beweist.
Außerdem stellen Podcasts, genau wie Weblogs, im Gegensatz zu den geläufigen
Massenmedien ein sehr experimentell ausgerichtetes Instrument dar, mit dem immer
neue Themenfelder oder Schwerpunkte erschlossen und sehr individuell ausgerichtet,
arrangiert und geprägt werden können. Radiosender bieten dahingehend teilweise
schon ein Zusatzangebot an Podcastingproduktionen an, welche gar nicht im Rundfunk,
sondern ausschließlich im Internet veröffentlicht werden.31 Auf diese Weise werden
auch ausgefallenere Sparten abgedeckt und Nischen für Randthemen geschaffen. Hinzu
kommt eine riesige und ständig wachsende Dimension privat erstellter Aufnahmen.
Podcasts, die nicht von offiziellen Institutionen, sondern von Privatpersonen
veröffentlicht werden, zeichnen sich meistens durch eine unkonventionelle Sprache und
inhaltliche Subjektivität aus. Sie sind in der Regel von persönlichen Interessen und
28 Siehe: http://www.lo-recht.de/fall-des-monats-06-06.php (zuletzt eingesehen am 29.07.2014) 29 siehe § 51 Urheberrecht, weiterführend: http://www.internetrecht-rostock.de/zitatrecht.htm (zuletzt eingesehen am 29.07.2014) 30Auf der Webseite des spanischen Rundfunks und Fernsehens rtve.es wird dem Nutzer ein entsprechendes Formular zur Verfügung gestellt. 31 Solche Angebote findet man z.B. über die Webseite http://www.radio.de (zuletzt eingesehen am 30.07.2014)
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Bedürfnissen geprägt. 32 Hier ist gerade im Zusammenhang mit einer möglichen
Nutzung für Unterrichtszwecke auch zu beachten, dass oftmals eine eher geringe
Aufnahmequalität vorliegt, teilweise auch mangelnde inhaltliche Relevanz oder gröbere
sprachliche Verstöße, die eventuell einer Klärung bedürfen.33
Insgesamt verändert sich auf diese Weise allmählich die Medienlandschaft. Im Zuge
eines gesellschaftlichen Wandels, der den Einzelpersonen zunehmende Flexibilität und
Mobilität abverlangt, kommt es zur Entwicklung des Web 2.0, in dem die Konsumenten
ihre passive Rolle allmählich aufgeben und immer aktiver an der Weiterentwicklung von
Informationsübertragung und öffentlicher Kommunikation mitwirken.
Was zunächst unspektakulär klingt, könnte Teil einer Medienrevolution sein, die uns weg vom Diktat der
Rundfunkanstalten und Musikindustrie führt und letztlich eine Demokratisierung des auditiven
Publikationsbetriebes heraufbeschwört.34
Fülle und Vielfalt machen das Podcast-Angebot im Internet allerdings sehr
unübersichtlich. Dieser Umstand verlangt vom Konsumenten ein selbstständiges und
zielgerichtetes Verhalten bei der Recherche und Auswahl vorhandener Beiträge. Anders
als der Radiohörer, der beispielweise zum Frühstück einfach auf einen Knopf drückt,
sich danach allenfalls noch einen bestimmten Sender aussucht und der Dinge harrt, die
ihm präsentiert werden, oder als der TV-Löwe, der sich nach dem Tagwerk in einen
Sessel fläzt, um sich anschließend vom dargebotenen Fernsehprogramm berieseln zu
lassen und dessen einzige Gestaltungsmöglichkeit des Abendprogramms darin besteht,
die Fernbedienung zu betätigen, muss sich der sogenannte Client von Podcasts sein
Programm selbst im Internet zusammensuchen und auf seinem Endgerät individuell
sortieren.
Dieses aktive Hörverhalten erfordert ein hohes Maß an Eigeninitiative und
Durchhaltevermögen, und gerade ein eher unerfahrener Internetnutzer ist mit dieser
Anforderung schnell überfordert. Zwar helfen die bereits erwähnten Verzeichnisse bei
der Recherche, dennoch kostet dieser Arbeitsprozess Mühe und verschlingt in jedem
Falle enorm viel Zeit. 35
2.6. Das Aufbereitung und Abrufen von Podcasts für Unterrichtszwecke
Podcasts sind in der Regel von sehr unterschiedlicher Länge. Da in der Schule nur
begrenzt Unterrichtszeit zur Verfügung steht, und das Aufnahmevermögen der
Schülerinnen und Schüler nicht überlastet werden sollte, verbietet es sich praktisch von
selbst, z.B. eine Radiosendung von 30 Minuten Länge in der Klasse an einem Stück zu
hören.
Man könnte sich also darauf beschränken, nur sehr kurze Podcasts für den Unterricht
auszusuchen. Bei der Recherche sind Dateigröße oder die Beitragslänge sehr einfach zu
32 Vgl. Bernick (2010), S. 154. 33 Vgl. Sauer (2010), S. 33. 34 van Aaken 2005, S. 9 35 Bei einer zusammenfassenden Betrachtung des sozialen Hintergrunds der Podcast-Nutzer spiegelt sich dieser relativ hohe Anspruch wider: der Großteil der Podcast-Nutzer verfügt über einen hohen Bildungsabschluss, studiert und/oder ist erwerbstätig oder selbstständig. Hierzu genauer: Sauer (2010), S. 42 und S. 48 f..
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überblickende und leicht filterbare Auswahlkriterien, was die Suche nach geeigneten
Podcasts durchaus erleichtern oder zumindest abkürzen kann. Und bei vielen Themen
wird man durchaus fündig.
Eine andere Möglichkeit besteht darin, die Sendung zu portionieren, sodass sie in einer
Folge kleinerer Abschnitte im Unterricht rezipiert wird.
Gegebenenfalls verwertet man den Beitrag auch nicht in seiner vollen Länge, sondern
nur einen kleineren Ausschnitt daraus. Um sich ein zeitraubendes, stressiges und
unprofessionell wirkendes „Spulen“ oder jedenfalls die Suche nach der passenden
Einsatzstelle zu ersparen, bietet es sich an, die ausgewählte Datei vorher entsprechend
zurechtzuschneiden. Das kann man mit analogem Audiomaterial ähnlich machen, wie
mit Text auf Papier. Früher hatte man Tonbänder, die mit der Schere geschnitten
wurden, heute wird das digital erledigt. Das entsprechende Werkzeug hierfür ist eine
Software zur Bearbeitung von Audio- oder Videodateien. Hier ist die Auswahl groß. Es
gibt sehr professionelle und trotzdem benutzerfreundliche Programme, die allerdings
auch recht kostspielig sein können.36 Daneben sind aber auch recht günstige und
kostenlose Programme auf dem Markt, die für unseren Bedarf völlig ausreichen.37 An
dieser Stelle sei besonders das frei zugängliche Programm Audacity erwähnt,38 das im
Wesentlichen genauso viele Möglichkeiten bietet wie andere professionelle Programme
und relativ leicht zu verstehen und zu bedienen ist. Man kann damit zum Beispiel den
ausgewählten Arbeitsbereich ein- und auszoomen, schneiden, kopieren, einfügen,
Pausen künstlich einschieben, Beiträge ein- oder ausblenden, das Abspieltempo
verändern, sodass auch der Hörtext schneller oder langsamer wird, die Lautstärke
erhöhen oder vermindern, um ein von der ursprünglichen Aufnahmequalität sehr leises
Podcast für das Abspielen in einem größeren Klassenraum tauglich zu machen, damit
der Beitrag auch auf den hinteren Plätzen problemlos wahrgenommen werden kann,
usw..
Wichtig ist, darauf zu achten, dass die fertig bearbeitete Datei im mp3 Format auf CD,
Stick, Smartphone oder mp3-Player abgespeichert wird, damit sie extern abgespielt
werden kann. Außerdem muss man wissen, dass nicht alle tragbaren Abspielgeräte, die
in den Schulen zur Verfügung stehen, das mp3-Format von einer CD lesen können. Das
ist im Vorfeld zu prüfen. Die meisten mp3-tauglichen Geräte haben übrigens auch einen
Eingang für einen Stick. Das ist ein relativ sicheres Erkennungszeichen für mp3-
Tauglichkeit. Steht kein entsprechendes Gerät zur Verfügung, welches das mp3-Format
liest, braucht man eine Aufnahme im Audio-Format. Diese Dateien sind wesentlich
größer und werden von jedem Endgerät erkannt. Man kann die bearbeiteten Hörtexte
mit der oben beschriebenen Software auch in solche Audioformate durch
36 Wie z.B. das Programm Premiere von der Firma Adobe oder Camtasia 37 Wir haben unsere Audiodateien mit dem Nero Wave Editor bearbeitet, weil uns die farbige und sehr deutliche Darstellung bei der Arbeit sehr entgegenkam. Hierbei kommt es zuweilen auf eine schnelle Reaktionsfähigkeit an, die ein ungeübter Laie nicht unbedingt hat. 38 Man kann es sich im Internet herunterladen und auf dem eigenen Rechner installieren. Um sich vor Viren zu schützen, sollte man darauf achten, dass man nur Software von „sicheren“, d.h. geprüften Anbietern übernimmt, die bei der google-Suche z.B. mit einem grünen Punkt gekennzeichnet sind. Chip.de ist beispielsweise ein sehr bekannter sicherer Softwareanbieter.
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entsprechendes Abspeichern konvertieren39 und damit sicherstellen, dass man auch mit
älteren Geräten darauf zugreifen kann.
Die bis hierhin dargestellten Möglichkeiten der Manipulation des Originalmaterials zu
dessen Aufbereitung für den Unterricht fallen aus rechtlicher Sicht wiederum unter die
Bestimmungen „Schutz des Urheberrechts“. Daher sollte man sich auch hierfür zur
Sicherheit eine Genehmigung beim Autor oder dem entsprechenden Rundfunksender
einholen. Private Autoren geben ihre Einwilligung erfahrungsgemäß übrigens gerne und
zügig. Öffentliche Einrichtungen reagieren oft langsamer.
Insgesamt ist auch zu sagen, dass gerade die Auseinandersetzung mit der unbekannten
Technik, die Arbeit mit einer neuen Textsorte und einem relativ unbekannten Medium
anfänglich sehr verunsichernd sein kann und in jedem Falle viel Zeit raubt. Doch wenn
erst einmal zwei bis drei Beiträge bearbeitet sind, stellt sich Routine ein. Dann geht es
am Ende schneller, einen Hörbeitrag zu bearbeiten als sich am Kopierer einzureihen.
Und wenn man zudem die praktischen und didaktischen Möglichkeiten betrachtet, die
dieses Medium birgt, lohnt sich die Mühe doch.40
2.7. Podcasts hören im Spanischunterricht
Man kann Podcasts im Unterricht hören oder auch zusammen mit den Schülern
produzieren. Auf die zweite Einsatzmöglichkeit, die sicherlich große Möglichkeiten für
die Unterrichtsentwicklung bereitstellt, aber auch deutliche Nachteile hat, 41 möchten
wir an dieser Stelle nicht eingehen. Unser Anliegen ist vielmehr, Gebrauch und Nutzen
von Podcasts im Zusammenhang mit einer Förderung des Hörverstehens zu
untersuchen.
2.7.1. Das Potenzial beim Einsatz von Podcasts als Materialgrundlage für die
Schulung des Hörverstehens
Zunächst ist festzuhalten, dass unsere Schülerinnen und Schüler in ihrer Freizeit sehr
viel Musik und Radiosendungen hören. 42 Über einen längeren Zeitraum hinweg war der
mp3-Player ihr ständiger Begleiter. Er wird mittlerweile durch das Smartphone ersetzt,
eine noch sehr viel kompaktere Variante der Ausstattung mit modernen Informations-
und Kommunikationsmitteln. Die Verwendung von entsprechenden Medien kommt also
den Nutzungsgewohnheiten der Jugendlichen entgegen und wird somit von diesen auch
eher als sinnfällig wahrgenommen und angenommen.
Da die Audiodateien von Podcasts, anders als bei traditionellen Radiosendungen, die im
Übrigen nicht ohne weiteres mitgeschnitten werden dürfen,43 fest gespeichert vorliegen,
kann man sie wiederholt hören und nach Belieben vor- oder zurückspulen, was für die
Lerner vor allem in Einzel- oder Gruppenarbeitsphasen von großem praktischen Nutzen
sein kann.
39 Gängige Audioformate sind z.B.: wav-Dateien, aac-Dateien oder M4a –Dateien. 40 Vgl. auch Bernick (2010), S. 159. 41 Hierzu weiterführend: Bernick, S. 156 ff.. 42 Vgl. Geerkens (2005), S. 24. 43 vgl: http://transpatent.com/gesetze/urhg11.html#51(zuletzt eingesehen am 10.08.2014)
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Die meisten im Handel erhältlichen Hörtexte, welche z.B. als Sonderhefte zum Training
des Hörverstehens oder als Bestandteil eines Lehrwerks extra für den
Spanischunterricht produziert werden, orientieren sich an der Schriftsprache und liegen
zusätzlich – anders als authentische Hörtexte normalerweise – als Transkription in
wortgetreuer Ausführung vor. Ganz abgesehen von Hintergrundgeräuschen werden
Varietäten und Register, sprachliche und aussprachebedingte Ungenauigkeiten
herausgefiltert oder gar nicht erst produziert. Wenn im Unterricht das Hörverstehen nur
mit diesen Materialien geschult wird, liegt es nahe, dass die Lernenden in dem Moment
scheitern, in dem sie mit authentischem Material konfrontiert werden, da hier nämlich
unterschiedliche Sprechweisen, -geschwindigkeiten, Intonationen, Sprachrhythmen, etc.,
die das Verstehen erschweren, auftauchen. 44
Im Unterschied zu solchen künstlichen Hörtexten bieten Podcasts eine Sprache, die in
der zielsprachlichen Kultur wirklich gesprochen wird. Das mag zwar zunächst eine
Schwierigkeit für die Lernenden darstellen. Mit zunehmendem Einsatz solcher
„Echtsprache“ gewöhnen sie sich aber daran und lernen, entsprechend damit
umzugehen. Während Lehrwerkstexte, genau wie im Schriftlichen auch, dazu verleiten,
jedes Wort verstehen zu wollen, müssen Schülerinnen und Schüler, die mit Podcasts
arbeiten, zum Beispiel sehr viel eher auf Diskriminierungsstrategien zurückgreifen, mit
denen sie Hintergrundmusik oder Nebengeräusche ausblenden und einzelne Worte oder
ganze Satzteile zugunsten eines umfassenderen inhaltlichen Verständnisses überhören.
Außerdem werden sie erkennen, dass es in der gesprochenen Sprache viele Floskeln
gibt, die man bald automatisch mithört, ohne sich darauf konzentrieren zu müssen.
Häufig ist die echte gesprochene Sprache auch eine spontane Handlung, das heißt
unvorbereitet und ungeplant. Der Sprecher formuliert seine Gedanken beim Sprechen
selbst. So kommt es zu häufigen Redundanzen und Umschreibungen, die das Zuhören
wiederum erleichtern, weil die Informationsdichte einfach geringer ist als in
schriftlichen Texten. Das ist vor allem so in Situationen dialogischen Sprechens, z.B. in
Interviews, in denen sich zwei oder mehrere Sprecher miteinander unterhalten und
jeder dabei ja auch erst seinem Gegenüber folgen muss, um die Kommunikation
weiterzuführen. In jedem Falle dient der Einsatz von Podcasts der gezielten
Vorbereitung einer tatsächlichen realen Kommunikationssituation im
spanischsprachigen Kontext.
2.8. Die Auswahl der Materialgrundlage für ein konkretes Unterrichtsarrange-
ment im thematischen Kontext la situación social y cultural de los gitanos en
Andalucía
Neben der Datenbanken itunes45 und vor allen ivoox46 stellt vor allem die Mediathek der
spanischen Rundfunk- und Fernsehanstalten ein überaus reichhaltiges Podcast-Angebot
zur Verfügung. 47
44 Vgl. auch Sauer (2010), S.95. 45 online abrufbar unter: http://www.apple.com/de/itunes/?cid=wwa-de-kwg-music-itu (zuletzt eingesehen am 31.08.20149, vgl. auch Kapitel 2.2.. 46 online abrufbar unter: http://www.ivoox.com (zuletzt eingesehen am 31.08.2014), vgl. auch Kapitel 2.2.. 47
Zu finden unter: www.rtve.es; Verlinkung unter dem Botton: a la carta (zuletzt geprüft am 02.09.2014).
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Der Radiobeitrag mit dem Titel El día nacional del pueblo gitano, der die
Materialgrundlage für das im Folgenden dargestellte Unterrichtsvorhaben liefert,
stammt von dem spanischen Sender RNE (Radio Naciol Española) und erschien am 05.
April 2013 in der Programmschiene Radio Exterior in der Sendung Gitanos, die einmal
wöchentlich ausgestrahlt wird.
2.8.1. Kriterien für die Auswahl und Bearbeitung der Materialgrundlage des
Hörtextes zum Thema der gitanos
Das Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung in München hat im
Zusammenhang mit dem Paradigmenwechsel hin zur Kompetenzorientierung und der
nachfolgenden Implementation in die Lehrpläne und in den Fremdsprachenunterricht
eine empfehlenswerte Handreichung mit dem Titel Sprachen leben entwickelt, die uns
an dieser Stelle sinnvoll zur Darstellung der Auswahlkriterien geeigneter Hörtexte für
das von uns vorgestellte Unterrichtsvorhaben erscheint.48
Die technische Qualität
Da es sich bei dem von uns ausgewählten Podcast um eine Aufnahme handelt, die von
der renommiertesten spanischen Rundfunkanstalt produziert wurde, ist davon
auszugehen, dass sie von professionellen Tontechnikern mit modernster
Aufnahmetechnik durchgeführt wurde. Im Gegensatz zu vielen Amateursendungen liegt
hier eine sehr gute Tonqualität ohne Hintergrundgeräusche vor, die die Aufmerksamkeit
der Zuhörer ablenken, das Verstehen erschweren und dazu beitragen könnten, dass die
Schülerinnen und Schüler frustriert reagieren. Beim Abspielen im Klassenraum sollte
der Lehrer oder die Lehrerin dennoch darauf achten, dass sie ein Abspielgerät benutzt,
das leistungsstark genug ist, um eine für den Klassenraum angemessene Laustärke zu
erzeugen. Vor allen Dingen ist jedoch wichtig, dass man darauf achtet, dass der
Datenträger mit der Tonaufnahme (CD, Stick, Smartphone, etc.) mit dem Endgerät
kompatibel ist (CD-Player, Boxen), vor allem wenn die Aufnahme im mp3-Format
vorliegt, und nicht in einem Audioformat, so dass ältere CD-Player unter Umständen
nicht darauf zugreifen können.49
Der Umfang
Die von uns ausgewählte Radiosendung hatte ursprünglich eine Länge von etwas mehr
als 50 Minuten, welche wir aus didaktischen Gründen in fünf unterschiedliche Einheiten
portioniert und auf insgesamt knapp 13 Minuten gekürzt haben. Die ausgewählten
Teilstücke sind jetzt zwischen einer Minute und 21 Sekunden und vier Minuten lang.
Aber auch diese Ausschnitte waren nach dem ersten Schneiden für einen sinnvollen
Einsatz im Unterricht teilweise noch zu lang. Daher wurden sie noch weiter gekürzt und
an einer Stelle aus zwei weiter voneinander entfernt liegenden Aussagen auch wieder
neu zusammengeschnitten. So sind wir schließlich auf ein Maß gekommen, dass uns von
48 ISB Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung München (2011): Sprachen leben - Kompetenzorientierte Aufgaben in den modernen Fremdsprachen, Berlin: Cornelsen, S. 15 ff. 49
vgl. Kapitel 2.6.
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der sprachlichen und inhaltlichen Dichte her angemessen erschien z.B. für einen Kurs
mit Spanisch als neu einsetzender Fremdsprache im zweiten Jahr der
Qualifikationsphase oder für einen Kurs mit Spanisch als fortgeführter Fremdsprache im
ersten Jahr der Qualifikationsphase.
Gleichzeitig entsprach unsere Materialgrundlage dann in etwa den Empfehlungen des
ISB, die eine Länge von zwei bis vier Minuten nahelegen. Darüber hinaus sollte ein
Hörtext auch nicht kürzer als 30 Sekunden sein, damit sich der Zuhörer an Stimme,
Klangbild und Sprache gewöhnen sowie auf den Inhalt des Gesagten einstellen kann.50
Die inhaltliche und sprachlich-stilistische Eignung
Das Radioprogramm der RNE richtet sich, abgesehen von speziellen Programmen für
Kinder und Jugendliche,51 in erster Linie an ein erwachsenes Publikum genau wie auch
der Beitrag, der unserem Unterrichtsvorhaben zugrunde liegt. Demnach ist die von uns
gewählte und adaptierte Materialvorlage aus Gründen der Motivation, des
Lebensweltbezugs und der inhaltlichen Komplexität unserer Auffassung nach
ausschließlich für die Qualifikationsstufe geeignet.
Der Beitrag weist schon in seiner ursprünglichen Version trotz seiner beträchtlichen
Länge eine sehr klare und einfache Gliederung auf: Einem einführenden Moderationsteil
folgen mehrere sich anschließende Interviews. Diese Aufteilung bietet sich für ein
didaktisches Vorgehen an, das zunächst eine klärende Phase im Klassenraum vorsieht,
sozusagen als Einstiegsplateau, um den Lernenden ausreichend Gelegenheit anzubieten,
sich mit dem genaueren Thema und dem Medium vertraut zu machen. Anschließend
setzen sie sich in arbeitsteiliger Gruppenarbeit gezielt mit den einzelnen Interviews, die
je an einen bestimmten Ort und einen unterschiedlichen Gesprächsteilnehmer bzw.
Interviewpartner gekoppelt sind.
Auf diese Weise erreicht man in methodischer Hinsicht eine Progression von einem
stärker gelenkten Verfahren hin zu einem selbstständigeren Arbeiten der Schülerinnen
und Schüler. Außerdem wird der Unterricht so abwechslungsreicher und sicherlich auch
motivierender.
In Bezug auf die Textvorlage ist außerdem anzumerken, dass es sich bei der
einführenden Moderation um einen authentischen, indirekt und ohne Sichtkontakt
übertragenen, nicht spontanen sondern redaktionell vorbereiteten monologischen
Sprechakt handelt. Dies führt zu dem höchst möglichen Schwierigkeitsgrad für den
Rezipienten in der anschließenden kommunikativen Situation des Hörens.52 Anders
verhält es sich bei den nachfolgenden Interviews. Hierbei handelt es sich zwar ebenso
um authentische, indirekt übertragene Sprechakte, die aber spontan und dialogisch
durchgeführt werden, und an denen zwei bis maximal drei Sprecher teilnehmen.
50
vgl. ISB Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung München (2011): Sprachen leben - Kompetenzorientierte Aufgaben in den modernen Fremdsprachen, Berlin: Cornelsen, S. 16. Vgl. auch: Borgwardt, Ulf (1993): „Hörverstehen.“ In: Kompendium Fremdsprachenunterricht. Ismaning: Hueber, S. 112. 51 zu finden beispielsweise unter: http://www.rtve.es/infantil (zuletzt eigesehen am 10.08.2014) 52 Vgl. Einteilung von Adelheid Schuman (1995): „Übungen Zum Hörverstehen.“ In: Handbuch Fremdspra-chenunterricht. Tübingen und Basel: A. Francke Verlag, S. 244.
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Dadurch kommt es zu Denkpausen, inhaltlichen und sprachlichen Redundanzen, dem
Einsatz typischer Gesprächs- und Überbrückungsfloskeln sowie Nachfragen und
Abschweifungen, die den inhaltlich-gedanklichen sowie den Sprachfluss verlangsamen
und leichter verständlich machen.53 Insofern legt auch der Markiertheitsgrad der
kommunikativen Situation, welche sich aus den unterschiedlich gearteten Ausschnitten
des Hörbeitrags ergeben, die von uns gewählte didaktische Aufteilung des Hörprozesses
in eine anfängliche Arbeitsphase im Plenum und eine nachfolgendere offenere
Unterrichtsgestaltung nahe.
Auch die sprachlich-stilistische Beschaffenheit der einzelnen Ausschnitte des
Hörbeitrags ist unterschiedlich. Die Moderation, vor allem der in die Sendung
einführende Teil, beruht wahrscheinlich auf einem schriftlich ausformulierten,
zumindest aber stichpunktartig abgefassten Manuskript und verfügt über ein klares
Konzept mit zielgerichteter Gedankenführung. Der Sprachstil ist gehoben, ähnlich der
den Schülerinnen und Schülern geläufigen Schriftsprache, enthält allerdings unbekannte
Lexeme. Die Aussprache ist dialektfrei, der Sprachfluss angenehm, nicht hektisch,
unregelmäßig oder übermäßig schnell. Aufgrund dessen sollte der Hörtext Schülerinnen
und Schüler in Kursen der Qualifikationsstufe sprachlich nicht überfordern und
zumindest auf der Ebene der Informationsentnahme bearbeitet werden können.
Schwieriger wird es allerdings sein, aus der Stimmlage, dem immer wieder
durchscheinenden Pathos und der gegebenen Wortwahl herauszuarbeiten, dass die
Redakteure und Radiosprecher sich sehr eng verbunden zu den von ihnen übermittelten
Inhalten fühlen, äußerst positiv dazu stehen und den Zuhörer dahingehend beeinflussen.
Hierbei spielt es natürlich eine Rolle, dass es sich bei der Sendung gitanos um eine
Produktion handelt, die von gitanos für gitanos gemacht wird und die erst seit gut
anderthalb Jahren im spanischen Radio existiert. Diese Sendung ist also auch für die
Redakteure und Sprecher eine wertvolle soziale und politische Errungenschaft, die noch
relativ jung ist, sich gerade etabliert und dementsprechend eine besondere inhaltliche
und emotionale Qualität hat. 54 Insgesamt ist daher festzuhalten, dass der erste Teil des
Beitrags weniger auf sprachlicher als auf thematischer und interkultureller Ebene eine
Herausforderung für die Schülerinnen und Schüler darstellt.
Die nachfolgende Unterrichtsgestaltung ergibt sich dann aus der unterschiedlichen
Beschaffenheit der drei ausgewählten Interviews und basiert auf einer Aufteilung der
Schülerinnen und Schüler in drei oder sechs Gruppen,55 die arbeitsteilig zu einem
gemeinsamen komplexen Ergebnis kommen sollen. Die einzelnen Gruppen erhalten
dafür je ein Interview, das aus der entsprechenden Radiosendung herausgeschnitten
wurde und das die konkrete Durchführung der Festlichkeiten zum día del pueblo gitano
jeweils in Granada, Écija oder Barcelona thematisiert.
Durch die Zuteilung von Hörtextvorlagen mit unterschiedlichem Markiertheitsgrad
entsteht die Möglichkeit der Binnendifferenzierung: Das erste Interview (Granada) ist
53 Vgl. auch Borgwardt, S. 112. 54 vgl.Porras Soto, Sebastián, La cultura gitana en RNR cumple cincuenta programas, artículo publicado en la revista de la Unión Romaní en Barcelona, el 11 de noviembre 2013, einzusehen im Internet unter: http://www.unionromani.org/notis/2013/noti2013-11-11b.htm (zuletzt geprüft am 12.08.2014). 55
Bei sechs Gruppen ist Bildung von je drei Kotrollgruppen vorgesehen.
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unseres Erachtens am einfachsten aufgrund seiner relativ geringen Informationsdichte
und des eher geringen Sprechtempos. Eine Schwierigkeit besteht in der starken
dialektalen Sprachfärbung und der Unterdrückung von Wortendungen, auch wenn die
Lernenden zum angegebenen Zeitpunkt bereits mit den Besonderheiten des
Andalusischen vertraut sein sollten. Im Vergleich wurde dieses Interview als das am
leichtesten zu bewältigende eingestuft.
Text zwei (Écija) ist am schwierigsten, weil das Sprechtempo der Interviewpartnerin
sehr hoch und die im Diskurs enthaltene Information sehr dicht ist. Der Sprachfluss
verläuft äußerst zügig und ohne auffällige Wiederholungen und Redundanzen. Zudem ist
eine deutliche dialektale Färbung zu erkennen, bei der Konsonanten und Wortendungen
verschluckt werden.
Text drei weist ein eher langsames Sprechtempo ohne dialektale Färbung auf. Das
Sprechtempo ist normal, im Sprachfluss fallen Redundanzen auf, wobei der politisch
geprägte, intellektuell anmutende Sprachstil eher gehoben ist und der Schriftsprache, an
welche die SuS gewöhnt sind, am ehesten entspricht. Dieser Hörtext ist insgesamt am
längsten, und auch die Informationsfülle ist verhältnismäßig hoch.
Authentizität
Aus den oben genannten Gründen lag uns viel daran, dass unserem Projekt zum
Hörverstehen authentisches Material zugrunde liegt. Der besondere Reiz gerade dieser
Sendung lag vor allem in seiner in doppelter Hinsicht bedeutungsvollen Authentizität. So
ist es für den Spanischunterricht und für die Lernenden zunächst wichtig, dass das
vorliegende Material für ein originär spanischsprachiges Publikum und nicht für den
Fremdsprachenunterricht produziert ist. Interkulturell ist es besonders aufgrund der
bereits erwähnten Tatsache interessant, dass es sich um einen Beitrag handelt, der nicht
nur für eine spanischsprachige Zielgruppe bestimmt ist, sondern der von gitanos
gestaltet wird und an eine Zuhörerschaft wendet, die vielleicht nicht ausschließlich aus
gitanos besteht, diese so aber doch vorrangig anspricht.
Während des Arbeitsprozesses ist uns allerdings aufgefallen, dass sich Einschränkungen
in der Authentizität nicht nur durch die künstliche Situation der Rezeption im
Klassenraum ergeben, sondern vielmehr auch durch die gesamte technische
Bearbeitung des Hörbeitrags an sich, wie oben bereits beschrieben, und auch durch die
anschließende didaktische Aufbereitung. Vor allem aus der drastischen Kürzung von 50
auf 13 Minuten Gesamtmaterial, was zudem nicht von allen Lernern gleichermaßen
bearbeitet wird, ergibt sich freilich eine deutliche Veränderung des eigentlichen
Radiobeitrags, selbst wenn wir uns darum bemüht haben, die Grundaussage
beizubehalten und trotz unserer Bearbeitung möglichst originalgetreu
weiterzuvermitteln. Das gesamte Material stammt daher, wie bereits erwähnt, aus einer
einzigen Sendung und wurde nicht aus mehreren unterschiedlichen Sendungen
zusammengesetzt. Dennoch erhält man durch die Bearbeitung ein ganz neues Ergebnis
mit einem inhaltlichen Schwerpunkt, der von uns zwar nicht völlig verändert, so aber
doch praktisch „entkernt“ und weitestgehend offengelegt wurde, so dass der Beitrag
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einerseits für unsere Schülerinnen und Schüler sprachlich und inhaltlich zu erfassen und
zumutbar ist und er andererseits in den Rahmen der gängigen Unterrichtseinheiten an
Schulen passt.
Man kann dem entgegenhalten, dass dieses Verfahren genauso mit schriftlichen Texten
seit Jahren seine Anwendung findet. Aber so üblich und sinnvoll diese Maßnahmen für
Unterrichtszwecke sein mögen und so zufrieden man auch mit dem jeweiligen Ergebnis
sein kann, letztendlich stellt sich doch immer die Frage, inwiefern dieses Material nach
seiner Bearbeitung immer noch wirklich authentisch ist, und wie tragfähig eine
Argumentation ist, die dazu neigt, andere Hörtexte, die zu konkreten
Unterrichtszwecken unter Mitwirkung von Muttersprachlern selbst produziert wurden,
aufgrund fehlender Authentizität grundsätzlich zu verwerfen. Anzumerken wäre an
dieser Stelle vor allem, dass außerhalb des Angebots in den Lehrwerken, welches im
Fach Spanisch weder besonders groß und vielseitig ist noch durchgehend authentisches
Material anbietet, die Möglichkeiten für Fremdsprachenlehrer insgesamt doch eher
begrenzt sind, wirklich geeignetes authentisches Audiomaterial aufzutun und zu
beziehen. Denn wer hält schon eine spontane Unterhaltung im Bekanntenkreis, auf der
Straße, o.ä. auf einem Tonträger fest und stellt diese Aufnahme nachher öffentlich zur
Verwendung bereit? Sobald aber die Absicht dahinter steht, dieses für den
Fremdsprachenunterricht aufzuzeichnen und anzubieten, ist es ja kein authentisches
Material mehr. Produktionen solcher Art kann man in unterschiedlicher Qualität
übrigens auch im Internet finden.56 Diese Beobachtung gilt aufgrund des hohen
inhaltlichen und sprachlichen Anspruchs, den Radiobeiträge ja oft haben, wohl noch in
höherem Maße für den Anfängerunterricht als für den Unterricht mit fortgeschrittenen
Fremdsprachenlernern. Aber auch hier wird die Auswahl schnell dünn, will man
ausschließlich auf Radio-Podcasts und private Internetblogs zurückgreifen.
56 Im Internet ist zunehmend eine Vielzahl von kommerziellen Portalen und privaten Weblogs zu finden, die in sehr unterschiedlicher Qualität Sprachlernprogramme oder einzelne auditiven Materialien für den Fremdsprachenerwerb anbieten, vgl. z.B. : audiria.com; veintemundos.com; eledelengua.com; podcastsinspanish.com; lengalia.com; notesinspanish.com; newsinslowspanish.com u.v.m. Ergiebig und vielseitig ist außerdem die Webseite von YouTube, auf der auch sehr viel unterschiedliches authentisches Material angeboten wird. Hierzu weiterführend: Sauer (2010), S. 41.
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3. Überblick über die längerfristigen Unterrichtszusammenhänge
1.Doppel- stunde
Thema: ¿Qué significa gitano para ti? - erstes Orientierungswissen zur Geschichte und Kultur der gitanos in Spanien und Reflexion der eigenen Vorstellungen
Material/Methoden: -verschiedene Bildimpulse -Erstellen einer Mind-Map ¿Qué significa gitano para ti? - drei Definitionen ¿Qué es un gitano?: Wikipedia, Frageportal, RAE -expositorischer Grundlagentext
Schwerpunkte: -Abfrage von Vorwissen und Einstellungen - Vergleich der Definitionen mit den eigenen Ergebnissen -Beurteilung der verwendeten Quellen, Schulung des kritischen Umgangs mit verschiedenen Nachschlagemöglichkeiten
2.Doppel- stunde
Thema: El flamenco y el romancero gitano – Analyse des Einflusses der gitanos auf die Kultur Andalusiens
Material/Methoden: - Text: z.B. La influencia de la cultura gitana en Andalucía http://www.unionromani.org/ftp/admesp05.asc -Arbeit mit zwei Textbeispielen (z.B. Darstellung der gitanos, Charakteristika des flamenco gitano und des romanerco gitano) o Camarón - soy gitano o Lorca- preciosa y el aire
Schwerpunkte: -Thematisierung des Einflusses der gitanos auf die Kultur Andalusiens -Sprachmittlung -analytisches Vorgehen
3.Doppel- stunde
Thema: La situación actual de los gitanos en España – Analyse der aktuellen Lebenssituation der gitanos in Spanien unter besonderer Berücksichtigung von Andalusien
Material/Methoden: - zwei Bildimpulse: Welches Bild repräsentiert eher die aktuelle Situation der gitanos in Spanien? -Gruppenpuzzle: la situación actual de los gitanos - Text zur Situation in Deutschland
Schwerpunkte: - die aktuellen Lebensbedingungen der gitanos in Spanien, sowie Probleme und Gründe - Vergleich mit der aktuellen Situation in Deutschland (Sprachmittlung) -Recherche zur Situation am eigenen Wohnort, Vergleich mit eigenen Erfahrungen
4.Doppel- stunde
Thema: ¿Qué piensan los españoles de los gitanos? - exemplarische Analyse der Einstellungen der Spanier zu den gitanos anhand von Einträgen in einem Online Forum
Material/Methoden: -Werbespot: gitanos con palabra (https://www.youtube.com/watch?v=5El1NOSHv_o ) -Einträge in einem Online Forum ( Buch Nuevos Enfoques S.53 ff.) -Interview mit Juan de Dios Ramírez-Heredia, presidente de la Unión Romaní Española: Sería bueno que los payos se hicieran un poco gitanos
Schwerpunkte: -exemplarische Analyse der Einstellungen der Spanier zu den gitanos (Vergleich der positive und negativen Eigenschaften) - Herausarbeitung möglicher Gründe für die Diskrepanz in der Wahrnehmung
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5. und 6. Doppel-stunde
siehe S. 20 ff
7. Doppel- stunde
Thema: La situación de las gitanas - Frauenpower zwischen Familientradition, Berufsleben und aktiver Teilnahme am öffentlichen Leben - Meinungsbildung über das Radio (mögliches Vertiefungsthema)
Material/Methoden: RNE: http://goo.gl/qyMgLm oder evtl. auch : http://goo.gl/bR5P4G
Schwerpunkte: Rezeption von weiteren Hörtexten, Interkulturelles Lernen zum Themenschwerpunkt Frauen in Spanien mit besonderer Berücksichtigung der gitanas Mündliche Textproduktion (Talkshow/Fishbowl)
8. Doppel- stunde
Thema: El futuro de los gitanos en Europa – Bestandsaufnahme und Diskussion der Zukunftsperspektiven jugendlicher gitanos
Material/Methoden: -Werbespot (Secretariado Gitano https://www.youtube.com/watch?v=JOZEU8oT6vs ) - testimonios: Gruppenpuzzle -Zitat von Juan de Dios Ramírez-Heredia
Schwerpunkte: - Herausarbeiten und Klassifizieren der Zukunftsaussichten der gitanos - Beurteilung der Zukunftsaussichten und Aufstellen der Bedingungsfaktoren -Rückblick auf den Beginn der Sequenz
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4 . Didaktische Umsetzung: Arbeitsblätter zum Unterrichtsvorhaben
gitanos en la radio
material de base: http://www.rtve.es/alacarta/audios/gitanos/gitanos-dia-
internacional-del-pueblo-gitano-05-04-13/2488248
4.1 La moderación introductora a la emisión
fuente: http://www.ahoragranada.com/noticia/la-ceremonia-del-rio-en-imagenes
1. Antes de escuchar:
En clase:
a. Describid la foto.
b. Haced suposiciones en cuanto al contexto de esta foto:
p.ej.: ¿Quiénes son estas personas?
¿Qué estarán haciendo y por qué?
2. Comprensión global al escuchar: Encontrar un título
Trabajo individual:
Lee las siguientes tareas y escucha la primera parte de la emisión radiofónica.
a. El contenido del programa se refiere a la siguiente fecha:
a) 04-04
b) 08-08
c) 08-04
d) 04-08
b. ¿Qué título se podría poner a este programa?
a) El día internacional del pueblo Gitano
b) La ceremonia del río
c) La conmemoración del racismo y del odio nazi
d) El éxodo gitano y su dimensión mundial
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3. Comprensión detallada de lo escuchado: Ordenar la información transmitida
a. Trabajo individual:
Pon las siguientes frases clave en el orden cronológico de la moderación:
A la memoria de las víctimas de persecuciones y asesinatos los gitanos ponen velas y
flores en la superficie de los ríos y rezan.
La ceremonia del río es un evento de mucha importancia para el pueblo gitano.
Los pétalos flotantes representan el fuerte sentido de libertad típico de los gitanos.
En todo el mundo se reúnen los gitanos en las orillas de los ríos.
Este día hace referencia al primer congreso gitano en el año 1971.
La ceremonia del río es un acto en recuerdo de la historia y a los antepasados gitanos.
b. Trabajo en pareja:
Comparad vuestros resultados. Después debéis comprobar si son correctos al
escuchar la moderación de nuevo.
4. Interpretación de lo escuchado: Explicar la elección de los ejemplos ofrecidos
a. Trabajo en pareja:
Apuntad los ríos y los países que se mencionan al final de la moderación.
b. Marcad los países mencionados en el mapamundi que encontráis en la
siguiente página. Para orientaros mejor podéis utilizar el diccionario bilingüe, un atlas, el
ordenador y/o el móvil
c. Expresad posibles razones por las que los autores de esta emisión radiofónica
eligen justamente estos lugares para hacer hincapié en la dimensión mundial de la
ceremonia del río.
5. Después de escuchar: Análisis del lenguaje utilizado
Examina el lenguaje utilizado por los moderadores en los siguientes ejemplos y explica su
función:
recordar el aniversario
inocentes víctimas
elevar una oración
los seres queridos
el devenir del pueblo gitano con la libertad
6. Tarea especial: Polizón
Encuentra una palabra en cada línea que no encaja con las otras tres:
venerar / festejar /celebrar / felicitar
el acto/ la ceremonia / el cumpleaños / el aniversario
encontrarse / abandonar / reunirse / congregar
los márgenes / las orillas / los bordes / las fronteras
abandonar / conmemorar / recordar / perpetuar
el memorial /la memoria / el homenaje / la conmemoración
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www.geoensino.net
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4.2 La presentación del contexto histórico y político -
1. Antes de escuchar: Un mapa mental del concepto de la familia gitana
a. trabajo en pareja:
Leed las fichas, buscad una estructura que tenga sentido y ordenad las fichas según
corresponda a vuestras ideas. También podéis rellenar más fichas e integrarlas en
vuestro mapa mental.
b. en clase:
Presentad, comentad y comparad vuestros resultados.
c. en clase:
El concepto de la familia es fundamental para la sociedad gitana desde siempre
hasta hoy en día. Pero seguramente existen más elementos culturales o políticos
que son importantes para la supervivencia del pueblo gitano. Nombrad algunos
posibles factores. Pensad y debatid.
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2. Al escuchar: Chequeo
a. trabajo individual:
Escucha el podcast y apunta después entre tres y seis componentes que atribuyan
a la continuación de la supervivencia del pueblo gitano. Los resultados se reunen
en la pizarra.
b. en clase:
Escuchad la moderación otra vez y marcad las soluciones correctas en la pizarra. Si
hace falta, completad la lista añadiendo más aspectos.
3. Comprensión detallada
Trabajo individual y después en clase:
Escuchad la moderación por tercera vez y completad estos elementos básicos que
hemos fijado por más información concreta que se menciona en la radio.
4. Después de escuchar: Análisis de los elementos de la bandera gitana
a. En clase:
Describid la bandera gitana en detalle
b. en parejas y después en clase:
Analizad los diferentes elementos que aparecen en la bandera gitana (colores y
objeto).
5. Comentario de texto: El himno gitano
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4.3 El acto conmemorativo en diferentes lugares de España
1. Escuchad la emisión de radio. Completad la información sobre vuestra persona.
http://www.arraezeditores.com/index.php?apart=at&id=137 : Shortcut de http://www.youtube.com/watch?v=M8Sc2XdSSsY
Sendung des Spanischen Fernsehens (rtve.es) am 27.11.2013
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w.ru
tlish.m
erton.sch
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itter.jpg
2. Escuchad otra vez y resumid en dos o tres frases el contenido.
(normalmente en Twitter tenéis sólo 140 signos).
3. Ahora os toca a vosotros hacer publicidad para la ceremonia del río en vuestra
ciudad. Confeccionad un cartel con la información sobre el programa de la
celebración del día del pueblo gitano. Para hacer esto escuchad bien la emisión.
4. Mirad los carteles de los otros grupos. Tomad apuntes sobre el programa en estas
ciudades. OJO: No debéis hacer preguntas, sólo podéis utilizar la información de los
carteles.
5. Ahora trabajad en parejas y comparad vuestros apuntes. Elegid una ciudad (Granada,
Écija o Barcelona) para pasar el día del pueblo gitano. Escribid un corto artículo de
periódico anunciando y haciendo publicidad para el programa. Mencionad las
características destacadas de la celebración en “vuestra” ciudad.
6. Queréis visitar una de las mencionadas ciudades con el fin de participar en la
ceremonia del río el 8 de abril 2015. Planificáis una excursión en clase / en grupos de
cuatro o seis personas de las cuales no todas prefieren ir al mismo destino. Discutid
los argumentos a favor de los diferentes lugares y poneos de acuerdo sobre un
destino en común.
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5. Anmerkungen und Lösungen zur didaktischen Umsetzung
5.1 La ceremonia del río - Ermittlung von Eckdaten und Aussageintention eines
Radiobeitrags
1. Einführung mit Foto ceremonia del río:
a) Plenum: Beschreibung und Hypothesenbildung,
b) Überleitung von Hypothesen zu Radiosendung
2. Globalverstehen: Auswahl eines Programmtitels
AA: zum ersten Hördurchgang:
1. El contenido del programa se refiere a la siguiente fecha:
a) 04-04
b) 08-08
c) 08-04
d) 04-08
2. Qué título se podría dar a este programa?
a) El día internacional del pueblo gitano
b) La ceremonia del río
c) La conmemoración del racismo y del odio nazi
d) El éxodo gitano y su dimensión mundial
> den Möglichkeiten werden verschiedene Farben zugeordnet
3. Kontrolle im zweiten Hördurchgang im Plenum, rebobinar y controlar:
a) Datum auf Zuruf (notfalls erste drei Sekunden erneut abspielen)
b) SuS halten an der Stelle, an der sie den von ihnen gewählten Titel bestätigt
sehen, einen Stift in der entsprechenden Farbe hoch. Dies dient als Zeichen,
die Wiedergabe anzuhalten und gemeinsam zu überprüfen, inwiefern eine
nachvollziehbare Begründung hierfür vorliegt.
3. Detailverstehen: Dritter Hördurchgang mit Vorgabe ungeordneter frases
clave:
a) SuS lesen frases clave, evtl. Semantisierung
b) dritter Hördurchgang: SuS sortieren frases clave und bringen diese so in die
chronologische Reihenfolge des Textes (Hören im Plenum, Notieren in EA)
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La ceremonia del río es un evento de mucha importancia para el pueblo gitano.
En todo el mundo se reúnen los gitanos en las orillas de los ríos.
Este día hace referencia al primer congreso gitano en el año 1971.
La ceremonia del río es un acto en recuerdo de la historia y a los antepasados
gitanos.
A la memoria de las víctimas de persecuciones y asesinatos los gitanos ponen
velas y flores en la superficie de los ríos y rezan.
Los pétalos flotantes representan el fuerte sentido de libertad típico de los
gitanos.
c) SuS gleichen ihre Ergebnisse in PA ab und erhalten zur Kontrolle den Hörtext
(Smartphones oder MP3-Player, Kopfhörer, alternativ: Computerraum)
4. Interpretation der Aussageabsicht anhand der im Radiobeitrag gewählten Beispiele
a) SuS notieren in PA Flüsse und Länder, die am Ende des Hörtextes genannt werden, um die
weltweite Bedeutung der Zeremonie zu verdeutlichen:
Ganges - Indien
Donau - Balkan
Seine - Frankreich
Jordan - Israel
Río de la Plata - Argentinien
b) SuS tragen Orte in eine vorgegebene Weltkarte (AB) ein und überprüfen dies. (Mögliche
Hilfsmittel: Atlanten, Computerraum, Smartphones).
c) Expresad posibles razones por las que los autores de esta emisión radiofónica eligen
justamente estos lugares para hacer hincapié en la dimensión mundial de la ceremonia
del río.
Mögliche Lösungen:
- Ganges/Indien: Ursprungsland aller gitanos, ceremonia del río erinnert an
hinduistisches Begräbnisritual
- Donau/Balkan: Länder mit höchstem Bevölkerungsanteil von Sinti und
Roma und deutlichen sozialen Spannungen diesbezüglich
Pogrome (Bulgarien, Nazideutschland, etc.)
- Seine/Frankreich: deutliche Präsenz von Sinti und Roma in Paris und
Südfrankreich, wichtige Kultorte in Frankreich: Saintes Maries
de la Mer; Vorfälle von Rassendiskrimination gegenüber den
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Sinti und Roma in der jüngsten Vergangenheit (Juli 2010:
Sarkozy verkündet Deportation von mehreren Tausend Roma,
Folge: Ghettoisierung, Ausweisung, Verstoß gegen geltendes
EU-Recht mit den entsprechenden Reaktionen)
- Jordan/Israel: Solidarität mit dem jüdischen Volk, das auch lange Zeit kein
festes Heimatland hatte und in der Welt verstreut war und
ebenfalls immer wieder zahlreichen Verfolgungen und
Pogromen ausgesetzt war. Bestehende kulturelle Gemein-
samkeiten durch z.B. eine hohe gemeinsame Präsenz im Balkan
(Gipsy - Klezmer-Musik)
- Río de la Plata/ Zufluchtsort für Flüchtlinge während des zweiten Weltkriegs:
Argentinien hohe Präsenz von Sinti und Roma in Argentinien
d) Gemeinsame Besprechung und Sicherung der Ergebnisse aus c) tabellarisch an der Tafel.
5. Analyse der Funktion der verwendeten Sprache
Examina el lenguaje utilizado por los moderadores en los siguientes ejemplos y explica su
función posible.
Recordar el aniversario:
Besondere Hervorhebung durch semantische „Tautologie“ des Erinnerns.
Mögliche Funktion: unterstreicht den Gedächtnischarakter und die hohe Bedeutung
des Tages, der als Tradition gefestigt werden soll, dies vor allen Dingen, weil es hier
um eine relativ neue Entwicklung geht, in der die gitanos als politische Gemeinschaft
auftreten, um ihre Interessen wahrzunehmen und durchzusetzen.
Inocentes víctimas:
Kombination von Unschuld und Opfer steigert den Opfercharakter und das ihnen
widerfahrende Schicksal, verdeutlicht eine besondere Tragik.
Mögliche Funktion: Eindeutige Parteinahme der Moderatoren für die gitanos zu
Beeinflussung der Hörermeinung
Elevar una oración:
Metapher: aufsteigen lassen, nach oben, zu Gott, sakral anmutend; gehobener,
ungebräuchlicher Sprachstil.
Mögliche Funktion: steigert den religiösen Charakter der Zeremonie und den
Respekt, den der Sprecher davor hat, bzw. den Zuhörern vermitteln will.
Los seres queridos:
Sprache von Todesanzeigen, Synonym für Familienangehörige, gehobener, transzendental-
philosophischer Sprachstil.
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Mögliche Funktion: bringt Respekt und enge Verbundenheit der gitanos zu ihren
Familien zum Ausdruck; Familie, ebenso wie Freiheit als charakteristischer Begriff im
Wertekanon der Sinti und Roma.
El devenir del pueblo gitano con la libertad:
intellektueller, gehobener Sprachstil, der sich auf die Entwicklung und das Werden des
Volkes der gitanos in philosophisch-anthropologischer Hinsicht bezieht.
Mögliche Funktion: soll den ausgeprägten Freiheitssinn der Sinti und Roma als
charakteristisches Merkmal in den Vordergrund rücken und auch auf ihre Zähigkeit
und Beharrlichkeit im Hinblick auf die Aufrechterhaltung ihrer persönlichen und
kulturellen Freiheit in einem zukünftigen würde- und respektvollen sozialen
Miteinander hinweisen.
6. Wortschatzarbeit
Geeignet z.B. als Hausaufgabe oder zur Binnendifferenzierung:
Encuentra una palabra en cada línea que no encaja con las otras tres dentro del contexto de
la emisión radiofónica:
venerar / festejar /celebrar / felicitar
el acto/ la ceremonia / el cumpleaños / el aniversario
encontrarse / abandonar / reunirse / congregar
los márgenes / las orillas / los bordes / las fronteras
abandonar / conmemorar / recordar / perpetuar
el memorial /la memoria / el homenaje / la conmemoración
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5.2 El día del pueblo gitano im historisch-politischen Kontext - Integriertes
Hörverstehen zur Entschlüsselung von Symbolen des Selbstverständnisses del
pueblo gitano
1. Einführung zum Konzept der familia gitana
a) Mindmapping/Strukturlegetechnik: La familia gitana mit vorgefertigter Grundstruktur und
20 Zuordnungskärtchen (Individualisierung: verschiedene Versionen, auch leere Kärtchen)
b) Abgleich: Tafel/Folie/Smartboard
c) Impuls: El concepto de la familia es fundamental para la sociedad gitana desde siempre
hasta hoy en día. Pero, claro está, existen más elementos culturales o políticos que son
importantes para la supervivencia del pueblo gitano. Nombrad algunos posibles factores.
Mögliche Lösungen:
- El arte de supervivencia económica (profesiones heredadas de generación en
generación que hacen falta p.ej. con animales, oficios artesanales, comerciantes,
artistas)
- Capacidad de adaptación (en los referentes países de acogida
- Solidaridad interna (ayuda mutua en la familia p.ej. con dinero, en el cuidado de la
casa y la crianza de los hijos, hospitalidad)
- Evtl.: politische Aktivität, soziale Vereinigungen und Zusammenschlüsse, etc.(eher
unwahrscheinlich für SuS)
2. Globalverstehen zur Überprüfung der eigenen Hypothesen
Erster Hördurchgang zur Überprüfung der Hypothesen
a) Escuchad el podcast y apuntad después aparte de la característica estructura familiar
entre tres y cinco componentes que atribuyen a la continuación de la supervivencia del
pueblo gitano.
Didakt. Bemerkung: wichtig, dass der Text von den SuS ganz gehört wird, keine Notizen
während des Hörens, sondern erst danach aus dem Gedächtnis – Gedächtnistraining als
Teilkompetenztraining; Zwang zum Globalen Hören und Aufgabe des Strebens nach
Vollständigkeit, Strategievermittlung
Mögliche Lösungen werden an der Tafel gesammelt:
- Asociaciones gitanas
- El congreso de Londres el 8 de abril 1971(Binnendifferenzierung: wenn SuS das
zugehörige Datum nicht angeben, notieren sie es beim 2. Hören)
- La bandera gitana
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- Esfuerzo hacia el reconocimiento de parte de Naciones Unidas
- El himno gitano
b) Abgleich: Zweites Hören: Umkreisen der richtigen Lösungen, evtl. Hinzufügen (z.B. Auch
des Datums der Londoner Konferenz)
3. Detailverstehen: Zuordnung von konkreten Informationen zu den
wesentlichen inhaltlichen Aspekten
Dritter Hördurchgang: beim Hören halten die SUS ergänzende Informationen zu den bereits
gefundenen Items an der Tafel fest:
AA: Completad estos elementos básicos que hemos fijado con más información concreta que
se menciona en la radio.
Lösungen:
- Asociaciones gitanas – en la segunda mitad del siglo XX
- El congreso de Londres el 8 de abril 1971 – momento muy importante para el
proceso político del pueblo gitano
- La bandera gitana –de color verde y azul
- Esfuerzo hacia el reconocimiento de parte de las Naciones Unidas (ONU) – se
consiguió algunos años más tarde
- El himno gitano – se lama Gelem Gelem
Weiteres Vorgehen nicht mehr basierend auf Hörverstehen, sondern Konkretisierung der
Thematik mithilfe von bildlichen und schriftlichen Materialien (entsprechend der im KLP
geforderten Vorgehensweise und der in der fachdidaktischen Literatur verankerten
integrierten Herangehensweise)
4. La bandera gitana: Analyse der im Hörtext auftauchenden Farbsymbolik
(Hörverstehen in Kombination mit Bildmaterial, bzw. Realien)
a) erster Zugriff mit Bild oder am besten einer echten Fahne
b) Deutung der Symbolik:
Farbe grün: Boden, Gras, Hoffnung, Verbundenheit der gitanos mit der Erde,
Fruchtbarkeit
Farbe blau: Himmel, Freiheit, Ungebundenheit, Selbstständigkeit, Traum
(Romantik)
Rad: rollende Bewegung zwischen Himmel und Erde: gitanos als „fahrendes
Volk“, Nomandentum, Freiheitsideal; evtl.: Bezug zum Ursprungsland
© Erwin Klein, Judith Wilneder, Christina Wolfgarten (GMF Aachen, 2014)
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der gitanos durch die Ähnlichkeit mit der Fahne Indiens, die auch das
Rad in der Mitte trägt als Symbol für Gerechtigkeit; Wiedergeburt
(>Hinduismus)
Farbe rot: Vitalität, Kampf, Leidenschaft, Liebe, Blut
5. El himno gitano
Eingabe des Textes der Hymne Gelem Gelem (Original und spanische Übersetzung)
Klassische Textarbeit, die sich an den drei traditionellen Textanalyseschritten orientiert
a) Informationsaufnahme
b) Informationsverarbeitung: Analytisch herauszuarbeiten wären Bezüge zu folgenden
Aspekten
- Nomadentum, Exil, Heimatlosigkeit
- Identitätssuche
- Leidensweg
- Hunger, Armut
- Verfolgung, Ausrottungsversuche
- Überlebensdrang, -strategien
- Familienzusammenhalt
- Politische Dimension: Lied endet mit Aufruf
c) Informationsbewertung / Kommentar: Reflexion der Bedeutung politischer Symbole und
Einrichtungen. (Fahne, Hymne, Anerkennung durch die UNO)
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5.3 Los actos conmemorativos durante el día del pueblo gitano en diferentes
lugares españoles - Hörverstehen als Ausgangspunkt für handlungsorientiertes
Arbeiten
Die folgende Unterrichtsgestaltung basiert auf einer Aufteilung der SuS in drei oder sechs
Gruppen (bei sechs Gruppen: Bildung von drei Kotrollgruppen), die arbeitsteilig zu einem
gemeinsamen komplexen Ergebnis kommen sollen. Die einzelnen Gruppen erhalten dafür je
einen Ausschnitt in Form von einem Interview aus der entsprechenden Radiosendung, der
die konkrete Durchführung der Festlichkeiten zum día del pueblo gitano in Granada, Écija
und Barcelona thematisiert.
Hier besteht die Möglichkeit der Binnendifferenzierung durch Zuteilung von
Hörtextvorlagen mit unterschiedlichem Markiertheitsgrad an die entsprechenden Gruppen:
Text eins (Granada) ist unseres Erachtens am einfachsten aufgrund seiner relativ geringen
Informationsdichte und des eher geringen Sprechtempos. Eine Schwierigkeit besteht in der
starken dialektalen Sprachfärbung und der Unterdrückung von Wortendungen. Die SuS sind
bereits mit den entsprechenden Besonderheiten des andalusischen Dialekts vertraut.
Text zwei (Écija) ist am schwierigsten, weil das Sprechtempo der Interviewpartnerin sehr
hoch und die im Diskurs enthaltene Information sehr dicht ist. Der Sprachfluss verläuft
äußerst zügig und ohne auffällige Wiederholungen und Redundanzen. Zudem ist eine
deutliche dialektale Färbung zu erkennen, bei der Konsonanten und Wortendungen
verschluckt werden.
Text drei weist ein eher langsames Sprechtempo ohne dialektale Färbung auf. Das
Sprechtempo ist normal, im Sprachfluss fallen Redundanzen auf, wobei der politisch
geprägte, intellektuell anmutende Sprachstil eher gehoben ist und der Schriftsprache, an
welche die SuS gewöhnt sind, am ehesten entspricht. Dieser Hörtext ist insgesamt am
längsten und somit auch die Informationsfülle verhältnismäßig hoch.
1. Selektives Hörverstehen: Erstellung eines Eintrags für die Programmkolumne einer
Rundfunkzeitschrift oder bei Twitter
Dieser erste Vorschlag für die arbeitsteilige Gruppenarbeit erfordert neben dem Ausschnitt
des Hörbeitrags entweder zu Granada, Écija oder Barcelona eine weitere vorgegebene
Materialgrundlage, nämlich das Foto des Interviewpartners, der zu dem jeweiligen
Hörausschnitt passt.
a) Die SuS finden zunächst eine passende Bildunterschrift (zum Foto des
Interviewpartners in einer der o.g. Städte), welche folgende Angaben enthalten
sollte: nombre y apellido, función y ciudad.
b) Für die Inhaltsangabe in der Programmzeitschrift/beiTwitter fassen sie Hauptaussage
ihres Hörausschnitts in zwei bis drei Sätzen inhaltlich zusammen. Bild mit
© Erwin Klein, Judith Wilneder, Christina Wolfgarten (GMF Aachen, 2014)
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Bildunterschrift und informativer Programmkolumne werden auf einem Blatt (DinA
5) festgehalten und zunächst beiseitegelegt.
2. Detailverstehen: Plakatgestaltung und Museumsrundgang
a) Die SuS gestalten ein Werbeplakat (DinA2/DinA1) mit Einzelheiten zu den
Programmpunkten des Festaktes in Ihrer Stadt. Dabei vollziehen sie einen
Perspektivwechsel, da sie sich in die Rolle der Person hineinversetzen müssen,
welche mit der Organisation der Veranstaltung betraut ist. Das zuvor erstellte
Informationsblatt kann in die Plakate integriert oder aber bei der Aufhängung der
Plakate entsprechend daneben gehängt werden. Dies erleichtert den SuS den
schnellen Überblick über die wesentlichen Informationen beim anschließenden
„Museumsrundgang“.
b) Bei dem „Museumsrundgang“ gehen die SuS einzeln im Raum herum. Sie können sich
still Notizen machen, dürfen sich aber noch nicht austauschen. Neben den Plakaten
steht auch kein Vertreter aus den jeweiligen Gruppen, der Erklärungen abgibt. Diese
Situation entspricht eher der Realität auf der Straße und ist damit authentischer.
3. Vertiefende Informationsverarbeitung und -bewertung durch das Verfassen eines
Plädoyers und das Verhandeln eines gemeinsamen Zielortes
Die SuS finden sich Zweiergruppen zusammen.
a) Sie einigen sich auf eine der drei Städte aus dem Hörbeitrag, in der die ceremonia del
río stattfindet.
b) Anschließend verfassen sie ein schriftliches Plädoyer, mit dem sie z.B. in der
Tagespresse Werbung für die Teilnahme an den Veranstaltungen zum día del pueblo
gitano machen. Hierbei ist es auch wichtig, dass sie auf die Besonderheiten
hinweisen, die im Zusammenhang mit der ceremonia del río an dem von ihnen
gewählten spezifischen Ort stehen. Hierzu versetzen sie sich in den jeweiligen
Interviewpartner aus dem Hörausschnitt hinein und nehmen Bezug auf das
entsprechende Programm und seine politische Funktion. Da die Auswahl des Partners
und/oder der Stadt bei den SuS selbst liegen kann, entsteht auch hier Raum für
binnendifferenzierende Maßnahmen.
Sicherlich gibt es diverse Möglichkeiten zur Sicherung, Evaluation und Weiterführung
dieses Schreibauftrags, welche wir an dieser Stelle jedoch nicht mehr ausführen, da
es hier nicht mehr um unser Kernanliegen, nämlich die didaktische Aufbereitung und
Bearbeitung von Materialien zum Hörverstehen geht.
© Erwin Klein, Judith Wilneder, Christina Wolfgarten (GMF Aachen, 2014)
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c) Abschließend steht allerdings noch eine Aufgabe, die die Sprechkompetenz stärker
fokussiert, welche aus fachdidaktischer Sicht ja in engerem Verhältnis zum
Hörverstehen steht als das Schreiben.
Die Partnergruppen tun sich mit jeweils einer anderen Partnergruppe zusammen, die
sich in ihrem Plädoyer für eine andere Stadt entschieden hat. Sollten zu viele
Gruppen den gleichen Ort gewählt haben, werden unterschiedliche Orte zugewiesen.
Anschließend handeln beide Gruppen untereinander aus, zu welchem Ort eine
gemeinsame imaginäre Reise am 8. April des nächsten Jahres gehen soll, um an der
ceremonia del río teilzunehmen.
Zur Umsetzung eines entsprechenden methodischen Arrangements kommen hier
mehrere Varianten in Frage:
- Erst GA im geschützten Raum, Aushandeln eines gemeinsamen Ergebnisses,
Präsentation durch ein ausgewähltes Gruppenmitglied des Ergebnisses im Plenum
als Ein-Minuten-Vortrag
- Erst GA im geschützten Raum, Aushandeln eines gemeinsamen Ergebnisses,
Vorbereiten eines entsprechenden Rollenspiels (Diskussion) und dessen
Präsentation im Plenum
- Keine GA im geschützten Raum, sondern direkte Konfrontation beider
Partnergruppen im Plenum (Dikussion und Aushandeln eines gemeinsamen
Ergebnisses)
© Erwin Klein, Judith Wilneder, Christina Wolfgarten (GMF Aachen, 2014)
41
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