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de.wikipedia.org Erzählung – Wikipedia Eine Erzählung (lat.: narratio) ist eine Form der Darstellung. Man versteht darunter die Wiedergabe eines Geschehens in mündlicher oder schriftlicher Form. Deren Ergebnis, eine Geschichte im Sinne des englischen Begriffs story, nennt man Narration. Der Akt des Erzählens wird Narrativität genannt. Das Attribut narrativ wird auch für die Methode verwendet, Sachverhalte und Lehren in Form von stories zu vermitteln. Ein Narrativ bezeichnet in anthropologischer Perspektive und in der Narratologie eine auf Geschichte bezogene Äußerung, die sowohl Inhalt als auch Subtext transportiert und deren Funktion es ist, Erlebtes in bekannte Kategorien zu bringen. [1] Eine Minimaldefinition von Erzählung ist: Jemand erzählt jemand anderem, dass etwas geschehen ist. Wesentlich ist dabei die dynamische Verbindung zwischen dem, was erzählt wird und dem, wie es erzählt wird. Eine Erzählung lässt sich also daran erkennen, dass sie doppelwertig ist. Dies kann auch in zeitlicher Hinsicht formuliert werden. Dann geht es um den interaktiven Zusammenhang zwischen der Zeit, in der das Erzählte spielt, im Verhältnis zu derjenigen Zeit, in der erzählt wird, was geschehen ist. Sind keine Interaktionen zwischen zwei Faktoren dieser Art auszumachen, ist es keine Erzählung. [2] Im Gegensatz zu den Produkten einer wissenschaftlichen Geschichtsschreibung (der Dokumentierung von history) gibt es bei

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Erzählung – Wikipedia

Eine Erzählung (lat.: narratio) ist eine Form der Darstellung. Manversteht darunter die Wiedergabe eines Geschehens in mündlicheroder schriftlicher Form. Deren Ergebnis, eine Geschichte im Sinnedes englischen Begriffs story, nennt man Narration. Der Akt desErzählens wird Narrativität genannt. Das Attribut narrativ wirdauch für die Methode verwendet, Sachverhalte und Lehren in Formvon stories zu vermitteln. Ein Narrativ bezeichnet inanthropologischer Perspektive und in der Narratologie eine aufGeschichte bezogene Äußerung, die sowohl Inhalt als auch Subtexttransportiert und deren Funktion es ist, Erlebtes in bekannteKategorien zu bringen.[1]

Eine Minimaldefinition von Erzählung ist: Jemand erzählt jemandanderem, dass etwas geschehen ist. Wesentlich ist dabei diedynamische Verbindung zwischen dem, was erzählt wird und dem,wie es erzählt wird. Eine Erzählung lässt sich also daran erkennen,dass sie doppelwertig ist. Dies kann auch in zeitlicher Hinsichtformuliert werden. Dann geht es um den interaktivenZusammenhang zwischen der Zeit, in der das Erzählte spielt, imVerhältnis zu derjenigen Zeit, in der erzählt wird, was geschehenist. Sind keine Interaktionen zwischen zwei Faktoren dieser Artauszumachen, ist es keine Erzählung.[2]

Im Gegensatz zu den Produkten einer wissenschaftlichenGeschichtsschreibung (der Dokumentierung von history) gibt es bei

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der Einordnung von Gesagtem bzw. Geschriebenem als„Erzählung“ im Sinne von story eine starke Konnotation zu demBegriff Fiktion, d. h. zu dem Verdacht, das Erzählte sei, auch wennder Erzähler anderes beteuern sollte, (zumindest teilweise) freierfunden. Dementsprechend wird im englischsprachigen RaumLiteratur in fiction und non fiction eingeteilt. Insbesondere vonVertretern der Postmoderne wird die These in Frage gestellt,wonach die „Großen Erzählungen“ der Geschichtswissenschaftdem Anspruch auf „Wahrheit“ eher genügen als sogenannte „kleineErzählungen“, die oft wissenschaftlichen Standards nichtgenügen.[3] Denn in einem Prozess, wo das historische Ereignisvermittelt werden solle, finde notwendig ein Erzählen statt, wobeiman von den Quellen zur historischen Erkenntnis gelange, sei esdass die Quellen bereits erzählten, sei es dass ein Historiker nachnichterzählenden Quellen Geschichte erzähle.[4] Demnach sei nichtnur die „figurative Narrativität“ (d.h. die Produktion literarischerErzählungen), sondern auch die „historische Narrativität“ (d. h. dieProduktion von Werken mit geschichtswissenschaftlichemAnspruch) nicht ohne poetische Elemente vorstellbar.[4] NachMartin Kreiswirth besteht die Ähnlichkeit der beiden Narrative darin,dass sie zeitlich zweiwertig sind. Er nimmt Bezug auf MeirSternberg: Geschichtsschreibung dokumentiere keine Fakten, alsonicht, was „wirklich passiert ist“, sondern stelle einen Diskurs dar,der lediglich beanspruche, Fakten zu dokumentieren. Undandererseits seien Geschichten nicht einfach ein Gewebe ausfreien Erfindungen, sondern ein Diskurs, mit dem beansprucht wird,dass es diese Freiheit des Erfindens gebe. Bei diesem Gegensatzgehe es nicht darum, ob das Erzählte wahr sei oder nicht, sonderndarum, ob das Erzählte Wahrheitswert beanspruchen könnensoll.[2]

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Doris Lessing zeigt in ihrem Werk Die Kluft, wie ein Mythos zueinem bestimmten Zeitpunkt in der Geschichte der Menschheit auseiner bestimmten Perspektive als spekulativ wahr nacherzähltwird[5], Rolf Dobelli kritisiert generell die Methode, realeSachverhalte mit Hilfe von „stories“ zu veranschaulichen.[6]

Mit Erzählungen beschäftigen sich verschiedene Geistes- undSozialwissenschaften, darunter die Sprach- undLiteraturwissenschaft, die Kommunikations- undMedienwissenschaft sowie die Qualitative Sozialforschung. Eineinterdisziplinäres Gebiet stellt dabei die Erzähltheorie (Narratologie)dar.

Die Erzählung als Gattung oder Genre derLiteratur[Bearbeiten]

Definitionen[Bearbeiten]

Im weiteren Sinne meint man mit dem erzählerischen Genre dieliterarische Gattung der Epik als ganze. Der Begriff der „Erzählung“kann folglich als Oberbegriff für alle epischen Gattungen – wieRoman, Novelle, Anekdote, Kurzgeschichte, Sage, Märchen,Nacherzählung usw. – einschließlich der Erzählung im engerenSinne gebraucht werden.

Die „Erzählung“ im engeren Sinne stellt ein eigenes, jedoch nichtexakt definiertes Literaturgenre mittlerer Länge dar.Charakteristisch für dasselbe ist, dass in einem Text – der meistkürzer und vor allem weniger „verschachtelt“ ist als gewöhnlich einRoman und nicht die strengen Anforderungen an eine Novelleerfüllt – ein Handlungsverlauf oder eine Entwicklung chronologisch

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und durchgängig aus einer Erzählperspektive vorgestellt wird.Gegenüber der Handlung zeitversetzte Rückblenden werden, wennüberhaupt, direkt in die Handlung eingeführt, z. B. als „Brief“ oderals „Erinnerung“. Im Lehrbuch Deutsche Literaturgeschichte fürhöhere Schulen heißt es über das Genre der Erzählung:

„Dichtungen, die sich in ihrem Gehalt an die Wirklichkeit desLebens anschließen und schlicht und anschaulich eine einfacheBegebenheit darstellen, [sind] Erzählungen; bei heiterer undkomischer Darstellung Schwänke.“

Erzählperspektiven[Bearbeiten]

Es gibt grundsätzlich vier unterschiedliche Erzählperspektiven:

die auktoriale Erzählsituation (allwissender Erzähler),1.

die personale Erzählsituation (Reflektorfigur) und2.

die Ich-Erzählsituation sowie3.

die neutrale Erzählsituation.4.

Erzählmethodik[Bearbeiten]

Das Erzählen als Sprechakt[Bearbeiten]

In der Terminologie von John R. Searle ist Erzählen eine komplexeSprachhandlung, die sich aus Behauptungshandlungenzusammensetzt. Im Gegensatz zu Sprechhandlungen sindSprachhandlungen (und damit auch das Erzählen) auch inschriftlicher Form möglich. Die Gesamtillokution eines Erzähltextes

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enthält die Behauptung, dass etwas sich so, wie es erzählt wurde,ereignet habe.[8] Die im faktualen Erzähl-Text geschilderteGeschichte (im Sinne von story) und damit die Erzählung beziehensich auf etwas außerhalb und vor der Story wirklich Geschehenes.Falls dies nicht der Fall sein sollte, wird die Erzählung als Lügebzw. als auf einem Irrtum beruhend bewertet. Diese Konsequenzbleibt fiktionalen Erzählungen erspart, sofern zwischen Autor undLeser ein Fiktionsvertrag geschlossen wurde. In diesem Fall tritteine „willentliche Aussetzung der Ungläubigkeit“ ein, so dass derLeser bereit ist, die unrealistischen Züge der Geschichte zuakzeptieren.

Narrativität und „story bias“[Bearbeiten]

Die Herausgeber eines Bibellexikons meinen, Narrativität (d.h. dieVermittlung von Erfahrungen und Lehren mit Hilfe von „stories“) seieine Form, das menschliche Sein zu erschließen. Sie beziehe sichauf die alltägliche Erfahrung, dass wir in Geschichten lebten unddass Erzählungen eine Dynamik zu eigen sei, die uns Menschen insie hineinziehe. Es gehe also nicht nur um die Qualität einesTextes, sondern vor allem darum, dass Erzählen für unsereWelterschließung konstitutiv sei. Denn im Erzählen werde esmöglich, die eigenen Erfahrungen zu versprachlichen, zu ordnenund zu interpretieren, an fremden Welten teilzuhaben undalternative Welten zu entwerfen.[9]

Rolf Dobelli hingegen bewertet die Neigung, alle möglichenSachverhalte in Form von Geschichten zu vermitteln, als Quelleeines „Denkfehlers“, des sogenannten „story bias“. Ein „story bias“liege vor, wenn ein Sprecher oder Schreiber beispielsweise derVersuchung nicht widerstehen könne, die Tatsache, dass die

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Königin eines Landes wenige Tage nach dem Tod ihresEhemannes gestorben sei, mit den Worten wiederzugeben: „DerKönig starb, und dann starb die Königin vor Trauer.“ Der wichtigsteAnreiz, sich so auszudrücken, liege darin, dass so vermittelteBotschaften Lesern oder Hörern länger im Gedächtnis blieben alsBotschaften, in denen Tatsachen möglichst ohne Interpretationenund Wertungen weitergegeben würden. Durch die Erzählung vonGeschichten werde aber in die erzählte Realität „Sinn“„hineinkonstruiert“. Laut Dobelli verdrehen und vereinfachenGeschichten die Wirklichkeit. Sie verdrängen demnach alles, wasnicht so recht hineinpassen wolle.[10] Hingegen wird gerade derKonstrukt-Charakter von Erzählungen von der narrativenPsychologie positiv bewertet.

Siehe auch[Bearbeiten]

Erzählforschung

Erzählsalon

Récit

Storytelling

Literatur[Bearbeiten]

Volker Klotz: Erzählen. Von Homer zu Boccaccio, von Cervanteszu Faulkner, Beck, München 2006, ISBN 978-3-406-54273-2.

Eberhard Lämmert: Bauformen des Erzählens. Metzler, Stuttgart1955, ISBN 3-476-00097-4.

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Alf Mentzer, Ulrich Sonnenschein (Hrsg): Die Welt derGeschichten: Kunst und Technik des Erzählens (Funkkolleg),Fischer, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-596-17730-1.

Franz K. Stanzel: Theorie des Erzählens. 8. Auflage, UTB /Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2008, ISBN978-3-8252-0904-9 (UTB, Band 904) / ISBN 978-3-525-03208-4(Vandenhoeck & Ruprecht).

Weblinks[Bearbeiten]

Wilhelm Grieshaber: Beschreiben – Berichten – Erzählen:synoptischer Überblick (Rehbein 1984)

Peter Engelmann: Langer Abschied von den großenErzählungen

Achim Saupe, Felix Wiedemann: Narration und Narratologie.Erzähltheorien in der Geschichtswissenschaft, Version 1.0, in:Docupedia-Zeitgeschichte, 28. Januar 2015

Einzelnachweise[Bearbeiten]

Hochspringen ↑ Narrativ, Sozial- und Kulturanthropologie,userwikis.fu-berlin.de, Version vom 14. Juni 2011

1.

↑ Hochspringen nach: a b Martin Kreiswirth, Merely Telling Stories?Narrative and Knowledge in the Human Sciences, in: PoeticsToday 21,2 (Summer 2000), S. 293–318.

2.

Hochspringen ↑ Harm-Peer Zimmermann: Über die Würdenarrativer Kulturen. Mythen und Lebensgeschichten im Spiegel

3.

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postmodernen Wissens. In: Thomas Hengartner / BrigittaSchmidt-Lauber (Hrsg.): Leben – Erzählen. Beiträge zur Erzähl-und Biographieforschung. Berlin / Hamburg. Dietrich-Reimer-Verlag 2005, S. 119–144 (online; PDF; 6,0 MB)

↑ Hochspringen nach: a b Hee-Jik Noo: Geschichte und Narrativität(PDF; 342 kB) Koreanische Gesellschaft fürGermanistik/Hankuk University of Foreign Studies, Seoul, S.114 + 119

4.

Hochspringen ↑ Susan Watkins, Doris Lessing, ManchesterUniversity Press, Manchester, 2010, ISBN 978-0-7190-7481-3,S. 141

5.

Hochspringen ↑ Rolf Dobelli: „The Story Bias. Warum selbst diewahren Geschichten lügen“, in: Die Kunst des klaren Denkens.52 Denkfehler, die Sie anderen überlassen sollten, München,Carl Hanser, 2011, S. 53–56

6.

Hochspringen ↑ In: Deutsche Literaturgeschichte für höhereSchulen. C.C. Buchners Verlag, Bamberg 1954, S. 430

7.

Hochspringen ↑ Frank Zipfel: Fiktion, Fiktivität, Fiktionalität.Analysen zur Fiktion in der Literatur und zum Fiktionsbegriff inder Literaturwissenschaft. Erich Schmidt, Berlin 2001, S. 60

8.

Hochspringen ↑ Dorothea Erbele-Küster: Narrativität. wibilex.Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet. 2009

9.

Hochspringen ↑ Rolf Dobelli: Die Kunst des klaren Denkens. 52Denkfehler, die Sie anderen überlassen sollten, München, Carl

10.

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Hanser, 2011, S. 53–56

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Erzähltheorie – Wikipedia

Die Erzähltheorie oder Erzählforschung ist eine interdisziplinäreMethode der Geisteswissenschaften, Kulturwissenschaften undSozialwissenschaften, die eine systematische Beschreibung derDarstellungsform eines Erzähltextes anstrebt. Die englischeBezeichnung lautet „narratology“, die französische „narratologie“.Deshalb taucht auch im Deutschen der Begriff Narratologie auf.Die Bezeichnung „Narrativik“ hat sich dagegen nicht allgemeindurchgesetzt.

Ihr Gegenstand ist jede Art des erzählenden Textes, von dererzählenden Literatur (Epik) über Geschichtsschreibung bis hin zuInterviews, Zeitungsartikeln, Spielfilmen oder Witzen. Fächer, indenen die Erzähltheorie eine wichtige Rolle spielt, sindLiteraturwissenschaft, Medienwissenschaft,Geschichtswissenschaft und Soziologie.

Die neuere Erzähltheorie wurde ab 1915 in Ansätzen vomRussischen Formalismus entwickelt und vom Strukturalismus seitden 1950er Jahren weiter ausgearbeitet. Der strukturalistischeAnsatz – mit späteren Ergänzungen – ist bis heute maßgeblich.Wichtige Theoretiker der Narratologie sind Gérard Genette, ClaudeLévi-Strauss, Roland Barthes, Roman Jakobson, Juri Lotman,Tzvetan Todorov und Paul Ricœur. Teilweise wird die Narratologiedurch die Semiotik ergänzt. Kritisiert, aber auch entscheidenderweitert wurde die Erzähltheorie durch den Poststrukturalismus.

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Jüngere Richtungen der Narratologie[Bearbeiten]

2005 vertraten James Phelan und Peter J. Rabinowitz die Ansicht,dass es zwei Arten gibt Erzähltheorie zu betreiben: Einerseitsversucht man grundlegende Prinzipien des Erzählens zubestimmen, dann arbeitet man in der strukturalistischen oderklassischen Erzähltheorie. Das wird vor allem seitens der Vertretervon poststrukturalistischen Ansätzen für altmodisch gehalten, weiles die Werke auf zu leblose Weise betrachte. Diese Richtung istaber noch lebendig und es werden auch weiterhin interessanteArbeiten produziert. Die andere Art sorgt für Bewegung auf demGebiet der Erzähltheorie. Phelan und Rabinowitz haben zumBeispiel mit dem Begriff „theorypractice“ ein Vorgehen bezeichnet,bei dem bestimmte theoretische Hypothesen daran gemessenwerden, was herauskommt, wenn man deren interpretatorischeKonsequenzen dafür einsetzt, die Hypothesen zu prüfen. Zudemwurde das Theoretisieren des Erzählens über die Jahre auf immermehr Felder ausgedehnt und bezieht nunmehr historische,politische und ethische Fragen ein.[1]

2009 verfasste Ansgar Nünning eine Liste mit 16kontextualistischen und kulturalistischen Richtungen derNarratologie, sofern sie in den Literary and Cultural StudiesAnwendung fänden, und ordnete die Namen einzelner Vertreter zu,manche von ihnen mehreren dieser Richtungen, etwa MonikaFludernik und sich selbst.[2]

2011 geben die vier Herausgeber des Bandes Strange voices innarrative fiction in ihrer Einleitung zu bedenken, dass einerseits dieErweiterung des Feldes narratologischer Studien wertvoll ist,andererseits aber die Gefahr besteht, dass spezifisch literarischen

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Qualitäten zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird. Sie benennenals Tatsache, dass literarische Erzählweisen (Narrative) „excel inthe construction of and playing with the strangeness of the written,narrating voice“ (dt. etwa: „sich auszeichnen in der Konstruktionvon und dem Spiel mit der Fremdartigkeit der geschriebenen,erzählenden Stimme“).[3]

Analysekategorien nach Genette[Bearbeiten]

Die strukturalistische Erzähltheorie nach Genette wurde anliterarischen Texten entwickelt. Ihre Analysekategorien sind daherauch hauptsächlich auf die Epik bezogen. Ein erzählender Textkann nach folgenden Kategorien analysiert werden: Zeit, Modus derErzählung, Stimme des Erzählers.

Zeit[Bearbeiten]

Die Zeitebene einer Erzählung kann nach Genette in dreiKategorien analysiert werden: Ordnung, Dauer und Frequenz.

Ordnung[Bearbeiten]

In vielen erzählenden Texten ist die chronologische Reihenfolge dererzählten Ereignisse (Zeit der Geschichte) nicht identisch mit demsprachlichen Ablauf der Erzählung selbst (Zeit der Erzählung). Esgibt etwa Fälle, in denen der eigentliche Schluss der Handlungganz am Anfang des Textes steht (das wäre eine Prolepse) oder wozum Schluss noch einmal zu einer dramatischen Situationrückgeblendet wird (Analepse). Generell spricht man in allen Fällenvon einer Anachronie. Es gibt verschiedene Formen vonAnachronien:

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Analepse ist eine Rückblende, ein Zeitsprung in dieVergangenheit, für Genette sogar jede nachträgliche Erwähnungeines vergangenen Ereignisses (auch Retrospektion)

wird absichtlich ausgeblendet oder etwas beiseitegelassen,spricht man von einer Paralipse (Lateralauslassung)

Prolepse: Vorausschau, Zeitsprung in die Zukunft (auchAntizipation)

überschneidet sie sich nicht mit der erzählten Zeit, ist es eineexterne Prolepse

verbleibt sie innerhalb der erzählten Zeit, spricht man voneiner internen Prolepse

füllt sie im Voraus eine Lücke aus, ist es eine kompletiveProlepse

wird das gleiche Ereignis später noch einmal erzählt, ist eseine repetitive Prolepse („Vorgriff“)

Achronie ist ein Extremfall der Anachronie; die chronologischeReihenfolge ist nicht rekonstruierbar (auch Syllepse).

Ellipse nennt man eine Auslassung von Ereignissen in derErzählung. Es handelt sich aber nicht um eine Anachronie,sondern um eine Beschleunigung des Erzähltempos.

Dauer[Bearbeiten]

Die Dauer bezieht sich auf das Verhältnis zwischen der Zeitspanne,die das Erzählen im Verhältnis zum Erzählten einnimmt, also das

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Verhältnis von Erzählzeit und erzählter Zeit. Die Beschreibungeines Blitzes, der nur Sekundenbruchteile andauert, kann in einerErzählung mehrere Seiten einnehmen. Man spricht dann von einerzeitdehnenden Erzählweise, da hier der Vorgang viel länger dauertals das erzählte Ereignis. Umgekehrt können in einer ErzählungJahrhunderte in knappen Worten erledigt werden. Dies wäre einFall von starker Zeitraffung.

Wenn das Geschehen und die Erzählung in etwa den gleichenZeitraum einnehmen, spricht man von zeitdeckendem Erzählen(Isochronie). Dies kommt beispielsweise oft bei Dialogen vor; manspricht auch von einer Szene.

Extreme Formen sind die Ellipse und die Pause. Bei der Ellipsewird - meist Unwichtiges - im Erzählen weggelassen: die Erzählungsteht still während das Geschehen weiter geht, so dass derEindruck eines „Zeitsprungs“ entsteht. Die Pause hingegenbezeichnet den Stillstand der Handlung, während die Erzählungfortläuft, indem beispielsweise Abschweifungen oder nicht für dieHandlung relevante Betrachtungen vorgenommen werden.

Frequenz[Bearbeiten]

Singulativ: Was einmal geschieht, wird einmal erzählt.

Repetitiv: Was einmal geschieht, wird mehrmals erzählt. Z. B.wenn ein Geschehen aus der Sicht verschiedener Personendargestellt wird oder bei Wiederholungen.

Iterativ: Was mehrmals geschieht, wird einmal erzählt. Z. B.„Wie jeden Morgen um sechs stellte er sich nach dem

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Aufstehen unter die Dusche...“

Modus[Bearbeiten]

Der Grad an Mittelbarkeit und der Perspektivierung des Erzählten.

Distanz / Mittelbarkeit[Bearbeiten]

Narrativ: Mit Distanz (mittelbar, haple diegesis, telling)Erzählte Rede (Bewusstseinsbericht, erzählte Rede)

Transponierte Rede: steht, was den Grad an Distanz bzw.Mittelbarkeit betrifft, zwischen der dramatischen und dernarrativen Rede. Die transponierte Rede umfasst die indirekteRede und die erlebte Rede.

Dramatisch: Ohne Distanz (unmittelbar, mimesis, showing)direkte autonome Figurenrede (ohne verbum dicendi)

direkte Figurenrede (mit verbum dicendi, z. B. „sagte er...“)

Bewusstseinsstrom

Gedankenzitat (mit verbum credendi, z. B. „dachte ich...“)

Innerer Monolog

Fokalisierung (nach Genette)[Bearbeiten]

Hauptartikel: Fokalisierung

Nullfokalisierung: Der Erzähler weiß mehr als die Figur.

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(Erzähler > Figur)

Interne Fokalisierung: Der Erzähler weiß genauso viel wie dieFigur. (Erzähler = Figur)

Externe Fokalisierung: Der Erzähler weiß weniger als die Figur.(Erzähler < Figur)

Stimme / Erzähler[Bearbeiten]

Frage: Wer spricht eigentlich?

Zeit der Narration[Bearbeiten]

unter dem "Blickwinkel der relationalen Zeitposition" (derErzählung) wird folgendermaßen unterschieden:

spätere Narration: die klassische Position der Erzählung inVergangenheitsform

frühere Narration: prädiktive Erzählung, im Allgemeinen imFutur, kann aber auch im Präsens vorgetragen werden

gleichzeitige Narration: Erzählung im Präsens, begleitet dieHandlung simultan

eingeschobene Narration: zwischen die Momente der Handlungeingeschoben

Person (Homodiegetisch / Heterodiegetisch)[Bearbeiten]

Die Kategorie 'Person' beschreibt die Positionierung des Erzählers

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relativ zur erzählten Welt. (Autor ≠ Erzähler!)

Homodiegetisch: Der Erzähler ist Teil der Diegese (der erzähltenWelt). (Neuere Erzähltheorien gehen davon aus, dass derErzähler die erzählte Welt nur mit Hilfe der Wahrnehmung einerFigur in der erzählten Welt vermittelt, er verschmilzt nicht mitdieser Person.)

Heterodiegetisch: Der Erzähler ist kein Teil der Diegese.(Neuere Erzähltheorien gehen davon aus, dass der Erzählergrundsätzlich als vermittelnde Instanz zwischen Erzähltext(inklusive erzählter Welt) und Rezipient des Textes ist. Er wirdnur explizit oder implizit dargestellt.)

Autodiegetisch: Der (homodiegetische) Erzähler ist zugleich dieHauptfigur, der Erzähler erzählt gewissermaßen seine eigeneGeschichte. (Analog zur Theorie des homodiegetischenErzählers geht man in der neueren Erzähltheorie davon aus,dass Erzähler und Figur nicht verschmelzen können, weil siezwei unterschiedliche Bewusstseinsstufen bezüglich derExistenz des Erzähltextes haben: die Figuren wissen nicht, dasssie Teil einer Erzählung des Erzählers sind. Der Erzähler kannalso nie der Protagonist seiner eigenen Geschichte sein. Wenneine Figur seine/ihre eigene Geschichte aus der Rückschauerzählt, hat er/sie als Erzähler mindestens eine andere Haltungzu den erzählten Handlungen, als er/sie im Moment derHandlungen hatte.)

[Bearbeiten]

Der extradiegetische Erzähler ist der Erzähler, der die äußerste

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Handlung (Rahmenerzählung, wenn es eine Binnenerzählung gibt;diegetische bzw. intradiegetische Erzählung bei Genette) erzählt.Kommt in dieser Erzählung wieder ein Erzähler vor, so handelt essich um einen intradiegetischen Erzähler, das, was er erzählt, isteine metadiegetische Erzählung (Binnenerzählung). Einmetadiegetischer Erzähler erzählt eine metametadiegetischeErzählung usw.

Weitere Ansätze[Bearbeiten]

Es gibt einige weitere Ansätze der Erzähltheorie, die mehr oderweniger in sich geschlossene Modelle bilden.

Das Typologische Modell der Erzählsituationen nach Franz K.Stanzel unterscheidet

Auktoriale Erzählsituation: Es gibt einen allwissendenErzähler, welcher sich jedoch nicht neutral zur Handlungverhält und sich immer wieder kommentierend undbewertend in die Handlung einmischt.

Personale Erzählsituation: Erzählung aus Sicht einerbestimmten Figur.

Ich-Erzählsituation: Es wird in der ersten Person erzählt.

Mise en abyme, zurückgehend auf André Gide

Unzuverlässiges bzw. unglaubwürdiges Erzählen (sieheUnzuverlässiges Erzählen)

Weitere Ansätze ergeben sich durch eine Kombination der

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klassischen Narratologie mit anderen Disziplinen, Medien undGenres, sowie der Beeinflussung durch post-strukturalistischesGedankengut. Beispiele hierfür sind die feministische Narratologie,die kognitive Narratologie oder die linguistische Narratologie. Dieneuen Ansätze sind nur zum Teil gut ausgearbeitet, bieten aber einweites Feld für weitere Theorien.

Erzählschema[Bearbeiten]

Unter dem Erzählschema versteht man allgemein die Struktur derlinearen Abfolge (oder sequenzielle Struktur) der Elemente einerErzählung auf der Ebene der Ereignisse und Handlungen (histoire).Neben der histoire-Ebene gibt es die Ebene des discours, das istdie konkrete sprachliche Ausgestaltung des Textes (z. B. durchrhetorische Stilmittel). Bei der Analyse des Erzählschemas wird sienicht berücksichtigt.

Wenn man ein Erzählschema analysiert, geht man folgendermaßenvor. Zunächst untersucht man, in welcher Abfolge die Ereignisse inder Erzählung (discours) erzählt werden und ordnet sie linearabstrahiert von da zu einem Schema:

Ein Mord geschieht – die Polizei untersucht den Fall und stehtvor einem Rätsel – der Detektiv wird beauftragt – dieHauptverdächtige flirtet mit dem Detektiv – ein weitererVerdächtiger wird befragt – usw.

Diese Abfolge kann man weiter abstrahieren:

Verbrechen – Suche nach dem Täter – (mehrfacheFehlschläge) – Verhaftung.

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Damit erhält man – ein sehr simples Schema des Kriminalromans.

Vergleicht man beispielsweise mehrere Erzählungen eines Autors(oder auch mehrerer Autoren), kann man feststellen, ob der Aufbauder Erzählung auf der Ebene des discours immer gleich verläuft, obdie Abfolge variiert etc. In der Literatur sind bestimmteErzählschemata so erfolgreich, dass sie von vielen Autorenübernommen werden, z. B. der Bildungsroman, die Kurzgeschichte,die Novelle. Natürlich gibt es hier im Einzelfall wiederumAbweichungen vom Schema, oder es werden neue Schemataentwickelt.

Das konventionellste Schema eines erzählenden Textes wird imSchulunterricht gelehrt: Es besteht aus einer Exposition, in der diehandelnden Figuren vorgestellt werden, einem Hauptteil, in dem dieHandlung entwickelt wird und der mit einem dramatischenHöhepunkt (Klimax, bei komischen Erzählungen Pointe) endet,gefolgt von einem Schluss. Das Schema stammt eigentlich aus derDramenanalyse, geht in Ansätzen auf Aristoteles zurück und findetsich ausformuliert erst bei Gustav Freytag (1863).

siehe Funktion (Systemtheorie), Fabel, Plot, Aktant(Literaturwissenschaft) und Motiv (Literatur)

Raummodell nach Juri M. Lotman[Bearbeiten]

→ Siehe: Juri Michailowitsch Lotman

Fiktionalität/Faktualität[Bearbeiten]

Es ist schwierig eine klare Unterscheidung zwischen fiktionalen und

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faktualen Texten zu finden. Einerseits wird in vielen faktualenTextsorten mit Techniken gearbeitet, die als charakteristisch fürfiktionale Literatur gelten (z. B. in Reportagen,Geschichtsschreibung). Andererseits beziehen sich die meistenfiktionalen Texte auf Orte, Zeiten und Sachverhalte der Wirklichkeit,d.h. die Fiktion besteht fast ausschließlich aus fiktionalisiertemRealem.

Fiktionssignale sind alle Merkmale, die die Fiktionalität einesWerkes anzeigen, sprich alle Merkmale, durch die sich fiktionaleTexte als solche zu erkennen geben. Der Gebrauch vonFiktionssignalen unterliegt historischem Wandel und ist durchKonventionen bedingt (Kontrakt des inszenierten Diskurses).

Formale Fiktionssignale beschreiben das Wissen des Lesers umdie Hintergründe der Entstehungssituation der Erzählung, derRezeption und der Kommunikationssituation, sie sind daherkontextuell. Durch die Gattungsangabe (z. B. Roman) kann einFiktionsvertrag mit dem Leser entstehen.

Textinterne Fiktionssignale betreffen die innere Ordnung undOrganisation des Textes, beispielsweise Zeit, Erzählsituation, dasVerhältnis A-N-P (Autor - Narrateur/Erzähler - Protagonist).

In der Autobiographie gibt es eine spezifische Übereinkunftzwischen Verfasser und Leser, den autobiographischen Pakt (nachPhilippe Leujeune). Die Identität von Autor, Erzähler undProtagonist (A=N=P) garantiert dem Leser den faktualen Status desTextes. Der Autor bürgt mit seinem Eigennamen, nicht fürExaktheit, sondern für aufrichtiges Bemühen („Bitte glaube mir!“).

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Soziokulturelle Funktion des Erzählens[Bearbeiten]

In der Biosoziologie, einem Teilbereich der Soziologie, wird vonmanchen Forschern die These vertreten, dass die Geschichte desMenschen mit der Erfindung des Erzählens beginnt. Es gibt keineMöglichkeit, diese Hypothese empirisch zu belegen; vielmehr istdamit gemeint, dass das Menschsein sich zentral über die Fähigkeitdes Erzählens definiert (siehe Anthropologie).

So geht man in der Soziologie davon aus, dass in vielen Völkernder Urzeit - ebenso wie bei manchen noch heute existierendenStämmen, die keine Schrift kennen - der Erzähler eine wichtigesoziale Funktion hat. Ein Erzähler trägt die Mythen, Genealogien,Märchen und Sagen eines Volkes mündlich weiter. Dadurch bildeter das soziale Gedächtnis seines Stammes.

Weiterführende Artikel hierzu: Mündliche Überlieferung, Oralität

Kritik an der Narratologie[Bearbeiten]

1990 gelangte Christine Brooke-Rose zu der Einschätzung, dassNarratologie selbst kaum mehr als Geschichtenerzählen sei (wiealles Benennenwollen), auch wenn es als eine gute Geschichteanzusehen sei. Narratologie werde aber dann trivial, wenn sie sichdarauf verlegt, Gesetzmäßigkeiten von universaler Gültigkeitzusammentragen zu wollen. Interessant sei es immerhin, wenn sichanalytisches Interesse wegwende von Text als Objekt (mit'inhärenten' Strukturen) und hin zum Leser, von dem angenommenwird, das er diese Strukturen internalisiert habe und gelernt habesie zu erkennen. Narratologische Forscher würden allerdings denEindruck machen, sie selbst hätten die Erfahrung dringend nötig,

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was passiert, wenn sie einen Text nicht ohne Hindernisseverstehen. Sehr nützlich sei Narratologie gewesen, um einzelneMechanismen von Sprache und Text genauer zu bestimmen, aberDiskussionen über narratologische Phänomene seien in derSelbstbezüglichkeit stecken geblieben, ähnlich wie der"postmoderne" Roman. Jede Phase habe eben die Rhetorik, die sieverdiene, resümiert Brooke-Rose.[4]

Siehe auch[Bearbeiten]

Erzählperspektive

Erzählverhalten

Erzählhaltung

Erzähltechnik

point-of-view

Intertextualitätstheorie

Hermeneutik

Textinterpretation

Narrative Bibelexegese

Diegese

Diegesis

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Narratives Interview

Mimesis

Diskursanalyse

Sympraxis

Chronotopos

Ludologie

Literatur[Bearbeiten]

Klassiker[Bearbeiten]

Älteste zuerst

Eberhard Lämmert: Bauformen des Erzählens. Stuttgart:Metzler Verlag 1955. ISBN 3-476-00097-4.

Roland Barthes: Einführung in die strukturale Analyse vonErzählungen (frz. 1966), in: ders., Das semiologischeAbenteuer. Frankfurt/Main: Suhrkamp 1988. ISBN3-518-11441-7.

Jochen Vogt: Aspekte erzählender Prosa. 1972, München: Fink10. Aufl. 2008. (= UTB. 2761.) ISBN 978-3-8252-2761-6.

Gérard Genette: Die Erzählung (frz. 1972/1983). München: Fink1994, 3. Aufl. 2010. (= UTB. 8083.) ISBN 3-8252-8083-7.

Page 25: Erzählung – Wikipedia · Russischen Formalismus entwickelt und vom Strukturalismus seit den 1950er Jahren weiter ausgearbeitet. Der strukturalistische Ansatz – mit späteren

Franz K. Stanzel: Theorie des Erzählens. Göttingen:Vandenhoeck 1979, 8. Aufl. 2008. (= UTB. 904.) ISBN3-8252-0904-0.

Schlomith Rimmon-Kenan: Narrative Fiction. ContemporaryPoetics. 1983. Neuaufl. London and New York: Routledge 2007.Taylor & Francis Group. ISBN 978-0-415-28022-8.

Paul Ricœur: Zeit und Erzählung. Band II. Zeit und literarischeErzählung. München: 1989. (frz. 1984)

Jürgen H. Petersen: Erzählsysteme. Eine Poetik epischer Texte.Stuttgart, Weimar: Metzler 1993. ISBN 3-476-00896-7.

A Companion to Narrative Theory, edited by James Phelan andPeter J. Rabinowitz, Blackwell Publishing, Malden/Mass. undOxford 2005, paperback edition 2008, ISBN 978-1-4051-1476-9Inhaltsverzeichnis.

Neuere Einführungen[Bearbeiten]

Christoph Bode: Der Roman. Eine Einführung. Tübingen, Basel:Francke, 2005. (= UTB. 2580.) ISBN 978-3-8252-2580-3.

Sönke Finnern: Narratologie und biblische Exegese. Tübingen:Mohr Siebeck, 2010. ISBN 978-3-16-150381-8 (interdisziplinäre,

sehr umfassende Darstellung)

Monika Fludernik: Erzähltheorie. Eine Einführung. Darmstadt:WBG, 2006, 3. Aufl. 2010. ISBN 3-534-16330-3.

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Tilmann Köppe, Tom Kindt: Erzähltheorie. Eine EinführungStuttgart: Reclam, 2014. ISBN 978-3-15-017683-2.

Albrecht Koschorke: Wahrheit und Erfindung. Grundzüge einerAllgemeinen Erzähltheorie. S. Fischer: Frankfurt/Main, 2013.ISBN 978-3-10-038911-4.

Silke Lahn, Jan Christoph Meister: Einführung in dieErzähltextanalyse. Stuttgart: J.B. Metzler, 2008, 2., aktual. Aufl.2013 ISBN 978-3476-02478-7.

Matías Martínez, Michael Scheffel: Einführung in dieErzähltheorie. München: C.H. Beck, 1999, 9., aktual. u. überarb.Aufl. 2012. ISBN 978-3-406-63860-2. (gut zu lesen)

Nicole Mahne : Transmediale Erzähltheorie. Eine Einführung,UTB 2007. ISBN 978-3-825-22913-9.(medienübergreifender Ansatz)

Michael Metzeltin: Theoretische und angewandte Semantik.Vom Begriff zum Text. Wien: Praesens Verlag, 2007.ISBN978-3-7069-0548-0.

Wolf Schmid: Elemente der Narratologie (russ. 2005). Berlin:Walter de Gruyter 2008, 3., erw. u. überarb. Aufl. 2014. ISBN978-3-11-020264-9.

Peter Wenzel (Hg.): Einführung in die Erzähltextanalyse.Kategorien, Modelle, Probleme, Trier: Wiss. Verlag Trier, 2004.ISBN 978-3-88476-700-9. (mit Leitfragen für die konkrete Textanalyse)

Nachschlagewerke[Bearbeiten]

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Routledge Encyclopedia of Narrative Theory, hrg. von DavidHerman, Manfred Jahn und Marie-Laure Ryan, London [u.a.] :Routledge, 2010 (Paperbackausgabe), ISBN 0415775124

The living handbook of narratology (LHN), hrsg. von Peter Hühn[u.a.] : Hamburg: Hamburg University Press. (Open AccessPublikation, basierend auf dem Handbook of Narratology,erschienen 2009 bei de Gruyter.)

Einzelnachweise[Bearbeiten]

Hochspringen ↑ James Phelan and Peter J. Rabinowitz,„Introduction: Tradition and Innovation in ContemporaryNarrative Theory“, in: A Companion to Narrative Theory, editedby James Phelan and Peter J. Rabinowitz, Blackwell Publishing,Malden/Mass. und Oxford 2005, S. 1–16.

1.

Hochspringen ↑ Ansgar Nünning: „Surveying Contextualist andCultural Narratologies: Towards an Outline of Approaches,Concepts and Potentials “, in: Narratology in the Age of Cross-disciplinary Narrative Research, herausgegeben von SandraHeinen und Roy Sommer, de Gruyter, Berlin 2009Inhaltsverzeichnis (pdf), ISBN 978-3-11-022243-2, S. 48–70, S.54–55

2.

Hochspringen ↑ Strange voices in narrative fiction. Per KroghHansen, Stefan Iversen, Henrik Skov Nielsen and Rolf Reitan(Editors), De Gruyter, Berlin 2011, ISBN 978-3-11-026857-7,Inhaltsverzeichnis, S. 1–11, S. 4.

3.

Hochspringen ↑ Christine Brooke-Rose: „Whatever happened to4.

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narratology?“ In: Poetics Today 11 (1990), S. 283–293, späterin: Stories, theories and things, Cambridge University Press,Cambridge 1991, ISBN 0-521-39181-4, S. 16–27.

Weblinks[Bearbeiten]

Wissensbereich 'Erzähltextanalyse' in LiGo -Literaturwissenschaftliche Grundbegriffe online

Kommunikationsportal der Forschergruppe Narratologie an derUniversität Hamburg

Jerome Philipp Schäfer: Grand Imagier oder Kamera? ZurErzählinstanz im filmischen Kommunikationssystem (PDF; 528KB)

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de.wikipedia.org

Symbol – Wikipedia

Der Terminus Symbol (altgriechisch σύμβολον sýmbolon‚Erkennungszeichenʻ) oder auch Sinnbild wird im Allgemeinen fürBedeutungsträger (Zeichen, Wörter, Gegenstände, Vorgänge etc.)verwendet, die eine Vorstellung bezeichnen (von etwas, das nichtgegenwärtig sein muss). Welche Vorstellung dann mit dem Wort„Symbol“ konkret assoziiert (verbunden) werden soll, wird in denverschiedenen Anwendungsgebieten im Einzelnen spezielldefiniert.

Symbolbegriff[Bearbeiten]

Sprachlicher Ursprung (Etymologie)[Bearbeiten]

Der deutsche Ausdruck Symbol geht über das lateinischesymbolum zurück auf das griechische Wort σύμβολον sýmbolonmit der Bedeutung ‚Erkennungszeichen, Kennzeichen oderMerkmalʻ (zu συμβάλλειν symbállein ‚zusammenbringen,vergleichenʻ). Das sýmbolon war ein Erkennungsmerkmal, mit dem

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zwei Parteien (Gastfreunde, Vertragspartner) sicherstellen wollten,dass sie einander oder jeweils Vertreter der anderen Parteiwiedererkennen. Dazu wurde ein Knochen oder ein Tongegenstandin zwei Teile gebrochen, und jeder der beiden Partner erhielt einBruchstück. Bei einem erneuten Zusammentreffen konnte dieLegitimität der Beteiligten überprüft werden, indem die Teilepassend zusammengebracht wurden. Daraus entwickelten sich dieBedeutungen „Kennzeichen“, „Beweis“, „Vertrag“, „Ausweis“,„Passwort“, „Code“.

Für die Wortgeschichte besonders bedeutsam war der Beginn desaristotelischen Traktats De interpretatione, wo die Schrift als„sýmbolon“ der gesprochenen Sprache sowie „das zur SpracheGekommene“ als „sýmbolon“ der „Vorgänge in der Seele“ bestimmtwird.[1]

Über das lateinische symbolum, das „(Kenn-)Zeichen“, „Emblem“,„Sinnbild“, „Bild“ bedeutete, gelangte das Wort in die deutscheSprache.

Bedeutungen[Bearbeiten]

Der Ausdruck Symbol wird mehrdeutig und uneinheitlich verwendet.Die Symbolbegriffe verschiedener Autoren, wie Ernst Cassirer,Jean Piaget[2] oder Charles S. Peirce und verschiedenerWissenschaft(srichtung)en unterscheiden sich stark voneinander.Teilweise wird Widersprüchliches mit dem Wort bezeichnet.

Während zum Beispiel in der Kunstdidaktik der Symbolbegriff ehervon Symbolverständnis abgeleitet wird, hat sich in der Ausbildungder Kommunikations-Designer (Kommunikationsdesign, das der

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Semiotik näher steht) der Peirceʼsche Symbolbegriff etabliert. Wennalso ein Kunsterzieher und ein Kommunikationsdesigner vonSymbol reden, haben sie einen erheblichen Klärungsbedarf.

Bestimmungen in Lexika[Bearbeiten]

In allgemeinen Lexika wird Symbol definiert als

„einen tieferen Sinn andeutendes Zeichen, Sinnbild; bildhaftes,anschauliches, wirkungsvolles Zeichen für einen Begriff oderVorgang, oft ohne erkennbaren Zusammenhang mit diesem“(Beispiel: Blaue Blume)[3]

„Sinnbild“ (Beispiele: christliche Symbole; weiße Taube alsSymbol des Friedens)[4]

„Sinnbild, das in seiner Ausdruckskraft den Inhalt einesvorgestellten Gegenstandes zum Ausdruck bringt“; im engerenSinn religiöse oder kultische Symbole[5]

Symbol in der traditionellen Sicht (insbesondere als Sinnbild)[Bearbeiten]

Unter einem Symbol versteht man „allgemein ein wahrnehmbaresZeichen bzw. Sinnbild (Gegenstand, Handlung, Vorgang), dasstellvertretend für etwas nicht Wahrnehmbares (auch Gedachtesbzw. Geglaubtes) steht.“[6] In einem engeren Sinn „jedesSchriftzeichen oder Bildzeichen mit verabredeter oder unmittelbareinsichtiger Bedeutung, das zur verkürzten oder bildhaftenKennzeichnung und Darstellung zum Beispiel eines Begriffs,Objekts, Verfahrens, Sachverhalts verwendet wird.“[6] Das Symbol

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kann mit einer besonderen Konnotation einhergehen und/odereinen tieferen Sinn andeuten/ausdrücken.

Der Symbolbegriff bei Goethe[Bearbeiten]

Für den romantischen Symbolbegriff (und den darausresultierenden „Symbolstreit“) war Goethes Theorie des Symbolsmaßgeblich.[7] Goethe fasste das Symbol auf als „aufschließendeKraft“, „die im Besonderen das Allgemeine (und im Allgemeinendas Besondere) darzustellen vermag“[7] (Beispiel: Licht für Geist,Erkenntnis, das Göttliche), und grenzte es als in seiner unendlichenBedeutungsfülle irreduzibles Zeichen von der rationalaufschlüsselbaren Allegorie ab: „Die Symbolik verwandelt dieErscheinung in Idee, die Idee in ein Bild, und so, dass die Idee imBild immer unendlich wirksam und unerreichbar bleibt und, selbst inallen Sprachen ausgesprochen, doch unaussprechlich bliebe. / DieAllegorie verwandelt die Erscheinung in einen Begriff, den Begriff inein Bild, doch so, dass der Begriff im Bilde immer noch begrenztund vollständig zu halten und zu haben und an demselbenauszusprechen sei. / […] Es ist ein großer Unterschied, ob derDichter zum Allgemeinen das Besondere sucht oder imBesonderen das Allgemeine schaut. Aus jener Art entstehtAllegorie, wo das Besondere nur als Beispiel, als Exempel desAllgemeinen gilt; die letztere aber ist eigentlich die Natur derPoesie, sie spricht ein Besonderes aus, ohne ans Allgemeine zudenken oder darauf hinzuweisen. Wer nun das Besondere lebendigfasst, erhält zugleich das Allgemeine mit, ohne es gewahr zuwerden, oder erst spät.“ (Maximen und Reflexionen 749–751)[8]

Symbol als nicht rein konventionelles Zeichen (de Saussure)[Bearbeiten]

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In der Terminologie der Linguistik von Ferdinand de Saussure istdas Symbol ein „Typ von Bedeutungsträger“, bei dem zwischen derForm des Zeichens und dem, was es ausdrückt, noch ein gewisserÄhnlichkeitsbezug,[9] ein „Rest einer natürlichen Verbindung“[10]

besteht.[11] Unter Betonung der Arbitrarität des sprachlichenZeichens setzt er das Symbol vom rein konventionellen Zeichen imengeren Sinn ab.[9]

Symbol als rein konventionelles Zeichen (Peirce)[Bearbeiten]

Nach der Terminologie des US-amerikanischen Semiotikers undPhilosophen Charles Sanders Peirce ist ein Zeichen entweder einIndex, ein Ikon oder ein Symbol. Im Gegensatz zurkontinentaleuropäischen terminologischen Tradition wird derAusdruck Symbol als rein konventionelles Zeichen definiert.

Damit bedeutet bei Peirce der Ausdruck Symbol das genaueGegenteil wie bei Ferdinand de Saussure, der das Symbol vom reinkonventionellen Zeichen abgrenzte. Saussures Symbol entsprichtin etwa Peirceʼ Ikon.

Die Terminologie von Peirce beeinflusste stark dieUS-amerikanische Linguistik und diese wiederum die europäische.

Symbol als formales/formelles Zeichen[Bearbeiten]

In einer fachsprachlichen Bedeutung bezeichnet Symbol einabkürzendes, konventionelles Zeichen mit eindeutiger, präziserBedeutung (mathematisches, chemisches oder logisches Symbol).Man spricht auch von Formelzeichen.[4]

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In formalen Beschreibungssprachen oder Kalkülen ist ein Symbolein definiertes Formalzeichen, das keine inhaltliche Bedeutunghat[12] oder von dessen Bedeutung abgesehen wird[13] oderwerden kann.

Der Symbolbegriff bei Cassirer[Bearbeiten]

In der Philosophie von Ernst Cassirer hat der Symbolbegriff einebesondere Bedeutung.[6] Der Mensch ist für Cassirer ein „animalsymbolicum“, d. h. ein symbolbildendes und -verwendendesWesen.[6] Der Mensch hat nur über Symbole einenWirklichkeitsbezug.

„Bei Ernst Cassirer bezeichnet das Symbol […] die Vereinigungdes Sensorischen (Repräsentant, Zeichen) mit dem Psychischen(repräsentiertes Element) und umfasst alle Fakten derRepräsentation; man unterscheidet hier drei Ebenen, je nachdem, ob sich die Repräsentation dank einer natürlichen odereiner künstlichen Verbindung, oder, auf einer mittleren Ebene,dank einer Kombination der Bindeglieder beider Ordnungen, derkünstlichen und der natürlichen, vollzieht.“

– Mahmoudian: Zeichen. In: Martinet (Hrsg.): Linguistik. 1973,S. 258.

Bedeutungen in der Anthropologie undPsychoanalyse[Bearbeiten]

Als Schlüsselbegriff hat das Symbol vor allem in der Anthropologieund in der Psychoanalyse als Forschungsgegenstand eineBedeutung. Symbole, wie sie in Religion, Mythos oder Kunst

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vorkommen, lassen sich in ihrer Bedeutung oft nicht rein rationalübersetzen oder interpretieren. Sie enthalten einenBedeutungsüberschuss: während die Bedeutung beispielsweiseeines Verkehrszeichens genau definiert ist, übersteigt dieBedeutung eines religiösen, geträumten oder mythologischenSymbols die rationale Ebene und hat über den kulturellen Kontexthinaus eine für den Verwender oft intime psychische Bedeutung,die ohne fundierte Methode kaum eindeutig erkennbar ist.Deutungsversuche mit Hilfe zum Beispiel der Traumdeutungermöglichen es, diese Symbole besser zu verstehen.

Der Symbolbegriff von Lacan[Bearbeiten]

Dass ein Symbol nicht im Sinne einer Bedeutungsverdichtung zuverstehen ist, wird deutlich bei Jacques Lacans Darstellung derSymbolisierungsfunktionen. Das Psychische wird nach Lacan durchdrei Register organisiert, die zueinander in einem wechselseitigenund unauflösbaren Verhältnis stehen. Es sind dies die drei Registerdes Symbolischen, des Imaginären und des Realen. Lacan hat ihrVerhältnis zueinander in Form eines Knotens dargestellt. DerBorromäische Knoten ist ein zentrales Element in der Lehre Lacansund dient dem Verständnis dreier möglicher Organisationen derPsyche im Rahmen dreier psychischer Verfasstheiten: Neurose,Psychose und Perversion.

Nach Lacan weist zudem jede symbolische Ordnung einen nichtsymbolisierbaren Rest auf, der zugleich den Überschuss und denMangel des Systems verkörpert. Dieser nicht integrierbare Rest istdas „Sinthom“ das „Symptom des Begehrens“, welches das Systemals Ganzes bestimmt. Der Begriff Symbol als Bezeichnung für eineEntität löst sich damit auf. Lacan hat auch eine Reihe weiterer

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Theoreme im Zusammenhang mit der Organisation von Zeichen,Symbol und Diskurs entwickelt, die neben der Psychoanalyse vorallem für die Kulturwissenschaft und die Cultural Studies relevantsind.

Symbole in verschiedenen Fachgebieten[Bearbeiten]

In der Philosophie[Bearbeiten]

In der Philosophie beziehungsweise der Ästhetik einErkennungszeichen, einfach in der Form, reich und tief im Sinn. AufDenk- und Grabmälern nicht unüblich. Beispiel: Der „Lindenbaum“im Lied Am Brunnen vor dem Tore von Franz Schubert/WilhelmMüller. Nach Dietrich Ritschl sind Symbole „Produkte bewusster,reifer Erkenntnisleistung durch Repräsentanzen in Form vonWorten, Handlungen oder Gesten. Symbole vermitteln, was andersnicht artikuliert werden kann.“[14] Hiergegen steht die These derPsychoanalyse, vertreten insbesondere durch Sigmund Freud,Jacques Lacan und Ernest Jones, dass sich die Symbolehauptsächlich im Unbewussten strukturieren, um das Ich bzw. dasBewusstsein auf diesem nonverbalen Wege über die Bedürfnissedes „Es“ zu informieren. Erkrankungen der Psyche (u. a. dieNeurose) führen zu einer Verundeutlichung der sonst spontanverständlichen symbolischen Botschaft, ihrer Zensur oder gargänzlichen Verdrängung, deren Umkehr aber über das Verfahrender Traumdeutung machbar sei, nach Freud der „Königsweg in dasUnbewusste“.

Der Literaturtheoretiker Kenneth Burke versucht, Symbole alsrhetorische Strategien zu begreifen, die dazu dienen, Konflikte derindividuellen Psyche in die Gesellschaft zu entlassen.

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Mit der Symbolik, der Erforschung des Wesens und der Arten derSymbole, hat sich bahnbrechend Ernst Cassirer befasst.

Walter Benjamin bestimmt das Symbol als die „Identität vonBesonderem und Allgemeinem“ und setzt es im Gegensatz zurAllegorie: die Allegorie markiere hingegen die Differenz zwischenBesonderem und Allgemeinem.[15]

Besondere Bedeutung kommt Symbolen traditionell in derchinesischen Kultur zu (siehe Chinesische Symbole).

In der Religion[Bearbeiten]

Alle Religionen drücken Kerngedanken in Symbolen aus,zum Beispiel das Rad (als Symbol der ewigen Wiederkehr), dasKreuz (als Symbol für das Leiden und Sterben Jesu, aber auch derVersöhnung mit Gott)[16], der Weg (als Symbol derLebensgeschichte oder der Lebensführung). Daneben gibt es inden christlichen Kirchen Glaubenssymbole, das sindGlaubensbekenntnisse. Dies leitet sich von einer Nebenform desgriechischen Wortes sýmbolon, dem symbólaion (griechischσυμβόλαιο[ν]), ab: der Vertrag, die Übereinkunft. Diese „Symbola“sind als verbindliche Glaubensurkunden zu verstehen (zum Beispieldas Apostolikum und die Confessio Augustana).

Auch eine Zahlensymbolik durchzieht das theologische Denken,deren Grundlage die Drei als Zahl der Dreieinigkeit und dertheologischen Tugenden, und die Vier als Zahl der Welt bilden. Esgibt vier Tages- und Jahreszeiten, Himmelsrichtungen, Elemente,Lebensalter, vier christliche Kardinaltugenden (Glaube, Liebe,Hoffnung, Barmherzigkeit), vier Ströme des Paradieses (Euphrat,

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Tigris, Pison, Geon), als Männer mit Wasserkrügen zum Beispielam Taufbecken des Hildesheimer Doms abgebildet. In der Vierzahlkommen auch die großen Propheten und die Evangelisten vor. Dreiund vier ergeben addiert sieben, multipliziert zwölf. In derSiebenzahl treten die Tugenden, die Todsünden und die freienKünste (artes liberales) auf, zu zwölfen die Monate, die ZwölfStämme Israels, die kleinen Propheten, die Jünger Jesu.

Religiöse Symbole sind konstitutive Elemente religiöserIdentifikation, Sprache und Handlungen. Paul Tillich hat daraufhingewiesen, dass jede „religiöse Sprache“ im Wesentlichensymbolisch sei, weil die Religion sich ja meist auf die Transzendenzbezieht und damit alles Vordergründige (also die Immanenz)übersteigt.

Beispiele für religiöse Symbole:

Bahai: der neunzackige Stern

Buddhismus: das achtspeichige Rad der Lehre, InternationaleBuddhistische Flagge, die Swastika als Symbol des Glücks

Christentum: Alpha und Omega, Kreuz, Fisch,Christusmonogramm, Agnus Dei

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Hinduismus: Om, Swastika

Islam: Halbmond (Der Halbmond und der fünfzackige Sternwerden heutzutage irrtümlicherweise verwendet, denn der Islamerkennt solche Symbole nicht an.)[17]

Judentum: Davidstern (magen David, der Schild Davids),Menora (siebenarmiger Leuchter)

Für einige Christen sind Taufe und Abendmahl symbolischeHandlungen: Sie weisen auf das Tun des transzendenten Gotteshin. Für die Mehrheit der Christen sind sie aber Momente deswirklichen Handelns Gottes. Auf geheimnisvolle Weise(entsprechend dafür im Griechischen der Begriff „Mysterion“:Geheimnis des Glaubens) wird in den Sakramenten dasHeilshandeln Gottes vergegenwärtigt.

In der Mythologie[Bearbeiten]

In der Mythologie werden, wie in der Religion, Symbole verwendet,die auf Transzendenz verweisen. Mit ihrer Erforschung befasst sichvor allem die Tiefenpsychologie in der Tradition von Carl GustavJung und die Vergleichende Mythologie. Auf der Arbeit Jungsberuhen zum Teil auch die Forschungen von Mythologen wieJoseph Campbell, der die Symbole in Religion und Mythos alsinnere und geistige Wahrheiten im Gegensatz zu historischenFakten interpretiert und zu den wichtigsten Vertretern derVergleichenden Mythologie (Comparative Mythology) zählt. LautCampbell enthält die Bildsprache von Mythos und Religion selbstkeine absolute Wahrheit, sondern verweist auf eine Wahrheitjenseits von Bildern, Bedeutungen, Ideologien, Theologien und

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Konzepten. Insofern ist das mythische Symbol ein Hilfsmittel, umdas Bewusstsein zu transformieren und zu erweitern im Hinblick aufTranszendenz. Es steht damit im Gegensatz zur ideologischen odermanipulativen Verwendung von Symbolen, wie sie zum Teil inPolitik oder Religion zu beobachten ist.

In der Literatur[Bearbeiten]

In der literarischen Theorie wird der Begriff des Symbols „im Sinneeines Gegenstandes gebraucht, der sich auf einen anderenGegenstand bezieht, der aber auch als Gegenstand selbst, alsDarstellung, Aufmerksamkeit beansprucht.“[18]

Der Symbolismus in literarischen Einzelwerken ist dabei Wellek undWarren zufolge als etwas Berechnetes und Gewolltes, als eineabsichtliche Übertragung von Begriffen in veranschaulichte,sinnliche, pädagogische, moralische, transzendentale oderphilosophische Wirklichkeiten, die jenseits von ihnen liegen, zuverstehen.[18]

Während nach Coleridge eine Allegorie bloß „eine Übersetzungabstrakter Begriffe in Bildersprache ist, die nichts in sich selbstbedeutet, sondern eine Abstraktion von sinnlichen Gegenständenist“, wird das Symbol in der Literatur von ihm „als einDurchscheinen des Artmäßigen im Individuellen oder desAllgemeinen im Artmäßigen“ charakterisiert; so bedeutet dies fürihn vor allem das „Durchscheinen des Ewigen durch das Zeitlicheund im Zeitlichen.“[19]

In erster Linie unterscheidet sich das Symbol in der Literatur voneinem Bild oder einer Metapher durch ein wiederholtes Auftreten im

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literarischen Text mit einer gewissen „Beharrlichkeit“ oderKonstanz. Ein Bild oder eine Metapher kann demgegenüber auchnur einmal verwendet werden; nur wenn die bildhafte Vorstellungals Präsentation oder Repräsentation im Text mehrfach mitakzentuierter Deutlichkeit auftaucht, wird es zum Symbol.[20]

In der Psychologie[Bearbeiten]

In der analytischen Psychologie wird zwischen Symbol und Zeichenunterschieden:[21] insofern ein Symbol auf Inhalte des (kollektiven)Unbewussten, ein Zeichen ähnlich einem Synonym oder einerMetapher auf Inhalte des (kollektiven) Bewusstseins verweist. ZumBeispiel ist das Schriftzeichen Ω (Omega) in Computer-Textverarbeitungsprogrammen meist der Kurzverweis auf"Sonderzeichen" in einem Zeichensatz, es hat dort also eine klardefinierte semiotische Zeichenfunktion. Dasselbe Schriftzeichen hataber in der bildlichen Darstellung Alpha und Omega einesymbolische Bedeutung, indem es auf einen Aspekt deschristlichen Gottesbildes verweist, der nicht voll bewusst gemachtwerden kann. Doch gerade aufs nicht ganz Erfassbare zuverweisen, ist hier die Funktion eines lebendigen Symbols (Jung):"Solange ein Symbol lebendig ist, ist es der Ausdruck einersonstwie nicht besser zu kennzeichnenden Sache. Das Symbol istnur lebendig, solange es bedeutungsschwanger ist."[22] WieJolande Jacobi in ihrem Buch über die Psychologie von C.G. Jungausführt,[23] verweist ein Symbol (wenn es über rein persönlicheBedeutungen hinausgeht) auf einen Archetyp als unanschaulichen,aber in der Psyche energiegeladenen Bedeutungskern. Weil das(kollektive) Unbewusste seinem Wesen nach nie voll insBewusstsein eintreten, nicht ganz bewusst werden kann, lasse sichder Inhalt eines Symbols niemals ganz rational in Worten

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ausdrücken, führt Jacobi weiter aus. C.G. Jung definierte lebendigeSymbole als Schnittstellenphänomene zwischen Bewusstsein undUnbewusstem: "Insofern das Symbol ebensoviel dem Bewußtseinwie dem Unbewußten entstammt, vermag es beide zu einigen, undzwar vermöge seiner Form deren ideelle und vermöge seinerNuminosität deren emotionale Gegensätzlichkeit".[24] Dass einsolches Symbolverständnis nicht erst in der analytischenPsychologie erscheint, sondern auch z.B. für die spirituellearabische Alchemie grundlegend war, erforschte Theodor Abt.[25]

Gemäß diesen Konzepten sind Symbole nicht bewusst ersonnenwerden (keine reinen Bewusstseinsprodukte), sondern beiTraumsymbolen "ein Stück unwillkürlicher psychischer Tätigkeit"[26]

und auch sonst unter Mitwirkung des Unbewussten entstanden.

Ein Symbol intuitiv in seiner Tiefe zu erfassen, ist nach C.G. Jungeinem rein rational orientierten Bewusstsein nicht gegeben. Denneine Verständnismöglichkeit als Symbol "hängt zunächst von derEinstellung des betrachtenden Bewußtseins ab, eines Verstandeszum Beispiel, der den gegebenen Tatbestand nicht bloß alssolchen, sondern auch als Ausdruck von Unbekanntem ansieht."[27]

Demnach kann es sein, dass ein Objekt für den einen Menschenein Symbol, für den anderen nur ein Zeichen ist. Dabei könnenSymbole auch zu Zeichen degenerieren, [28] Nämlich dann, wennes im Bewusstsein eines einzelnen Menschen oder Kollektivs aufeine rationale Deutung ("nichts als das") reduziert wird.

Friedrich W. Doucet bemerkt[21], dass eine Anzahl von Symbolenso alt sei wie die Sprachbildung. Fred Poepping spricht in diesemZusammenhang von Ursymbolen.[29] Zu den Ursymbolen derMenschheit gehören nach Poepping u. a. das Kreuz, die Schlange,das Dreieck, der Kreis. Poepping deutet diese Symbole in ihrer

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Vielschichtigkeit vor dem Hintergrund menschheitsgeschichtlicherEntwicklungen. (S. 50 f.) Er führt aus, dass Symbole auf geistigenUrbildern beruhen, die auf drei Stufen des Bewusstseinswahrgenommen werden können. Das alte, Mythen bildendeBewusstsein verband den Menschen auf der ersten Stufe noch mitder Welt. Dieses Bewusstsein ist bei der Mehrzahl der heutigenMenschheit erloschen. An seine Stelle ist das intellektuelleBewusstsein des begrifflichen Denkens getreten, das denMenschen vom Weltenhintergrund emanzipiert. Auf dieser Stufesteht die Mehrzahl der heutigen Menschheit. Die dritte Stufe sollzukünftig das erloschene Bilder-Erleben des mythischenBewusstseins auf höherer Bewusstseinsstufe im Geist desMenschen wieder erstehen lassen.

Allen genannten Autoren gemeinsam ist sinngemäß dieAuffassung, dass Ursymbole eine Deutungstiefe besitzen, diebildlich gesprochen von „ganz unten“ bis „ganz oben“ reicht.Welche dieser Ebenen der Betrachter für sich als aktuell ansieht, istabhängig von seinem Bewusstsein.

In der Psychoanalyse[Bearbeiten]

In der Publizistik- undKommunikationswissenschaft[Bearbeiten]

Ein Symbol ist eine Funktion von Zeichen im Rahmenkommunikativer Prozesse (andere Funktion: Signal, zum BeispielAmpel). Das Symbol repräsentiert etwas, es vertritt denGegenstand, auf den es verweist. Beispiel: Fahne, Symbol derOlympischen Spiele, usw.

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In der Kunst[Bearbeiten]

G. Moreau: Europa und der Stier, 1869Die bildende Kunst verwendet seit den frühesten Beispielen vonHöhlenmalerei bis in die Gegenwart hinein Symbole. In sakralerKunst folgt die Symbolik dabei den Vorgaben von Religion undTheologie. Es gibt häufig eine verbindliche Ikonographie, dargestelltin Haltung, Farbgebung, oder Attributen. In der christlichen Kunstetwa gibt es einen verbindlichen Kanon der Heiligenattribute, in derbuddhistischen Kunst der Farben und Formen der Einheiten desWeltbilds (etwa im Mandala).

Mit dem Klassizismus weckten ab dem späten 18. Jahrhundertvorwiegend Allegorien und Mythen der Antike erneut das Interesseder Künstler. Symbolhafte Verschlüsselungen in Anlehnung andiese Traditionen gaben in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundertsdem Symbolismus seinen Namen. In der Moderne und demSurrealismus tritt dagegen der individuelle und freie Umgang mitSymbolen an die Stelle traditioneller Bildprogramme in denVordergrund.

In der Sozialwissenschaft[Bearbeiten]

Nach der von Jürgen Link im Anschluss an Emile Durkheim

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entwickelten Kollektivsymbolik besitzen alle Mitglieder einerGesellschaft einen Vorrat an Kollektivsymbolen. Damit steht ihnenein Archiv von Bildern zur Verfügung, mit der sich jeder einGesamtbild von der gesellschaftlichen Wirklichkeit oder von derpolitischen Landschaft machen kann. In der kritischenDiskurstheorie spielt die Analyse der Kollektivsymboliken einewesentliche Rolle.[30]

Eine wichtige Rolle spielen Symbole unter anderem imSymbolischen Interaktionismus innerhalb der Soziologie.

In der Naturwissenschaft[Bearbeiten]

Auch die Wissenschaft verwendet Symbole, indem Wirklichkeit inForm von symbolischer Repräsentanz abgebildet wird. ErnstCassirer deutet den gesamten Bereich menschlicher Kultur in Formvon symbolischen Formen: Auch in den Wissenschaften wird mitsinnlichen Zeichen gearbeitet, die zum Träger von geistigenBedeutungen und damit von Sinn werden. Beispiele hierfür sindmathematische Formeln, Strukturformeln in der Chemie, dieDarstellung von Proteinen als Buchstabenabfolge von Kürzeln ihrersie bildenden Aminosäuren, technische Zeichnungen,Programmiersprachen oder Blockschaltbilder.

In der Politik[Bearbeiten]

In der Politik finden Symbole häufige Verwendung. In manchen

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Staaten (zum Beispiel in Frankreich), ist das Tragen von politischenoder religiösen Symbolen in öffentlichen Gebäuden verboten.

Beispiele für politische Symbole:

Nationalflaggen

das Hakenkreuz als Symbol für den Nationalsozialismus

Hammer und Sichel als Symbol des Kommunismus

der Turban und das Schwert des Sikh als öffentlichessymbolisches Bekenntnis

der Fez als Kennzeichen islamischer Männer (vgl. daslaizistische Fez- und Kopftuchverbot in der modernen Türkei imKampf gegen das Kalifat)

das Kopftuch oder auch der Schleier als Zeichen islamischerFrauen, politisch mancherorts vom Islamismus zum Zeichen deröffentlichen Bekenntnisses zur Recht- und Strenggläubigkeitumgewertet

die Farbe Grün, Mohammeds Lieblingsfarbe, steht für den Islamund islamische Einrichtungen, die Farbe wird aber auch politischvielfach verwandt (vgl. die Fahne des revolutionären Libyen)

die Farbe Violett steht für die Frauenbewegung bzw. für dieevangelische Kirche

die Stella dʼItalia als Symbol Italiens

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Vielfach werden auch religiöse Symbole politisch: So ist dasKreuz zwar das zentrale religiöse Symbol des Christentums,wurde aber vielfach politisch gezeigt (von den Kreuzzügen biszu politischen Freiheitsdemonstrationen 2004 in der Ukraine).

Eine besondere Form ist das rote Kreuz auf weißem Grund (diefarbliche Umkehrung des Schweizer Wappens) als Abzeichendes Roten Kreuzes, einer nichtstaatlichen Organisation, inpolitischer Absetzung zu Nationalfahnen, besonders im Kriegals Zeichen politischer Neutralität.[31][32]

Siehe auch: Nationale Symbole, Friedenssymbol, AnarchistischeSymbolik, Meinungsfreiheit, Kopftuchstreit

Symbole als Orientierungshilfen[Bearbeiten]

Auf allen Verkehrswegen und in öffentlichen Gebäuden findet manSymbole als sprachunabhängige Piktogramme zur Orientierung. Sozum Beispiel einen durchstrichenen Anker im Hafengelände, derdas Anlegen von Schiffen verbietet; oder einen symbolischenLattenzaun, der auf einen beschrankten Bahnübergang hinweist. Infast allen öffentlichen Gebäuden, Kaufhäusern, Flughäfen,Bahnhöfen usw. findet auch der sprachunkundige Besucher durchweibliche oder männliche Symbolfiguren den richtigenToilettenraum. Für Analphabeten bieten solche Symbole oft die

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einzige Orientierung. Das Symbol innerhalb einer Tafel, wird indiesem Beispiel „Gebotszeichen“ genannt.[33]

Auch die Ergebnisse einer Bewertung können zum Zwecke derOrientierung beim Einkauf von Produkten mit Symbolengekennzeichnet werden. Beispiele sind Urteile beim vergleichendenWarentest oder die Lebensmittelampel.

In der Wirtschaft[Bearbeiten]

In der Wirtschaft sind Symbole zumal am Erfolg von Markenbeteiligt. Beispiele sind das McDonaldʼs „M“, der Erdal-Frosch undder Mercedes-Stern. Logografien sind wichtige Symbole derCorporate Identity, dem Erscheinungsbild eines Unternehmens.Doch auch allgemeine Symbole existieren, wie das Standbild zumZeichen des Marktfriedens – der „Roland“ – in deutschen Städten(heute noch unter anderem in Bremen und Wedel, einige imAusland).

In der Technik[Bearbeiten]

In der Technik sind eher Allegorien als Symbole von großerBedeutung, vereinfachte Darstellungen und Icons alsRepräsentanten real existierender Teile oder Systeme. Aus ihnengeht hervor, um welches prinzipielle Teil es sich handelt,unabhängig davon, ob die reale Ausführung modernisiert ist. EinBeispiel ist der Papierkorb auf dem PC-Desktop. Einige Allegorienaus der Technik haben jedoch auch symbolische Kraft gewonnen,zum Beispiel die Silhouette einer Dampflokomotive und der Zirkel inder Fahne der DDR.

Siehe auch:

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Symbol (Technik)

Schaltzeichen (in elektrotechnischen Zeichnungen)

Schaltzeichen der Fluidtechnik (Hydraulik und Pneumatik)

Symbole für Form- und Lagetoleranzen im TechnischenZeichnen

Spezielle Diagrammtypen

Symbol (Informatik)

Berufssymbolik[Bearbeiten]

Viele Berufsgruppen benutzen Symbole aus Tradition oder umeinen Wiedererkennungseffekt zu erzeugen. Der Äskulapstab etwaaus dem dritten Jahrhundert vor Christus weist auf ärztliche undpharmazeutische Berufe hin. Die Waage der Justitia steht für dieRechtswissenschaft. Schlägel und Eisen symbolisieren denBergbau. Das geflügelte Rad wird vielerorts als das Zeichen derEisenbahn benutzt. In einigen Ländern ist der Polizeistern bekannt.

Im Sport[Bearbeiten]

Im Wettkampf haben sich etliche Symbole durchgesetzt, zum

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Beispiel die Goldmedaille bei Sieg, Silber für den zweiten, Bronzefür den dritten, dem vierten bleibt nur die „blecherne“ Medaille.

Siehe auch[Bearbeiten]

Farbsymbolik

Gestik

Zahlensymbolik

Piktogramm

Todessymbolik

Semiotisches Dreieck

Zinken (Geheimzeichen)

Hieroglyphen

Tierkreiszeichen

Heraldik

Sphragistik

Genealogische Zeichen

Wahrzeichen

Mathematisches Symbol

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Symbolismus (Literatur)

Münzmeisterzeichen

Literatur[Bearbeiten]

Udo Becker: Lexikon der Symbole. Aira, Freiburg im Breisgau2012, ISBN 978-3-95474-011-6.

Frauke Berndt, Heinz Drügh (Hrsg.): Symbol. Grundlagentexteaus Ästhetik, Poetik und Kulturwissenschaft. Suhrkamp,Frankfurt am Main 2009, ISBN 978-3-518-29495-6.

Hans Biedermann: Knaurs Lexikon der Symbole, DirectmediaPublishing, Berlin 2004, Elektronische Ressource CD-ROM,ISBN 3-89853-416-2

Johanna J. Danis: Das Symbolgewand im Zeitenrutsch.Vorträge. Edition Psychosymbolik, München 2003, ISBN3-925350-78-0.

Umberto Eco: Einführung in die Semiotik. 9. Auflage, UTB /Fink, München 2002, ISBN 978-3-8252-0105-0 / ISBN3-7705-0633-2.

Sven Frotscher: 5000 Zeichen und Symbole der Welt. Haupt,Bern 2006, ISBN 3-258-06802-X.

Clare Gibson: Zeichen und Symbole. Ursprung, Geschichte,Bedeutung. 2005, ISBN 3-8331-1496-7.

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Dirk Hülst: Symbol und soziologische Symboltheorie. Opladen1999, ISBN 3-8100-2045-1.

Carl Gustav Jung u. a.: Der Mensch und seine Symbole. ISBN3-530-56501-6.

Marion Loh, Peter Godzik: Zum eigenen Leben finden in Bildern,Texten und Symbolen. EB, Hamburg-Schenefeld 2006, ISBN3-936912-48-3.

Manfred Lurker (Hrsg.): Wörterbuch der Symbolik. 5. Auflage.Kröner, Stuttgart 1991, ISBN 3-520-46404-7.

Winfried Nöth: Handbuch der Semiotik. Metzler, Stuttgart /Weimar 2002, ISBN 3-476-01226-3.

Ingrid Riedel: Formen: Tiefenpsychologische Deutung vonKreis, Kreuz, Dreieck, Quadrat, Spirale und Mandala. Kreuz,Stuttgart 2002, ISBN 3-7831-2070-5.

Klaus Semsch: Symbol, Symbolismus. In: HistorischesWörterbuch der Rhetorik, Tübingen 1992ff., Bd. 9 (2009), S.298-313. ISBN 3-484-68109-8.

Christoph Wilhelmi: Handbuch der Symbole in der bildendenKunst des 20. Jahrhunderts. Safari bei Ullstein, Berlin 1985,ISBN 3-7934-1625-9.

Fred Poeppig: Ursymbole der Menschheit. Die Kommenden,Freiburg im Breisgau 1972 DNB 720126444.

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Marion Zerbst, Werner Kafka: Seemanns Lexikon der Symbole.Zeichen, Schriften, Marken, Signale. Seemann, Leipzig 2006,ISBN 978-3-86502-075-8.

Weblinks[Bearbeiten]

SYMBOLON - Gesellschaft für wissenschaftlicheSymbolforschung e.V.

Symbol Grounding Problem auf Scholarpedia

Christliches Symbollexikon

Symbole in der Medizin (vornehmlich historisch betrachtet)

Johann Hisch, „Die FRAGARIA VESCA als Theologie derSchöpfung“ oder „Pflanzen als Symbole in Religionen“, als PDF

Einzelnachweise[Bearbeiten]

Hochspringen ↑Ἔστι μὲν οὖν τὰ ἐν τῇ φωνῇ τῶν ἐν τῇ ψυχῇπαθημάτων σύμβολα, καὶ τὰ γραφόμενα τῶν ἐν τῇ φωνῇ(16 a 3-4).

1.

Hochspringen ↑ Literatur zu Piagets Symbol-Begriff: Hans G.Furth: Intelligenz und Erkennen. Die Grundlagen dergenetischen Erkenntnistheorie Piagets. Suhrkamp 1986, ISBN3-518-07760-0.

2.

Hochspringen ↑ Wahrig, Deutsches Wörterbuch/Symbol3.

↑ Hochspringen nach: a b Duden, Deutsches4.

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Universalwörterbuch/Symbol

Hochspringen ↑ dtv-Lexikon/Symbol5.

↑ Hochspringen nach: a b c d Schülerduden, Philosophie. 2.Auflage. 2002, Symbol.

6.

↑ Hochspringen nach: a b Homberger, Sachwörterbuch zurSprachwissenschaft (2000)/Symbol

7.

Hochspringen ↑ Hamburger Ausgabe Bd. 12, S. 470–471.8.

↑ Hochspringen nach: a b Pelz: Linguistik. 1996, S. 41.9.

Hochspringen ↑ Mahmoudian: Zeichen. In: Martinet (Hrsg.):Linguistik. 1973, S. 258 f.

10.

Hochspringen ↑ F. de Saussure: Grundfragen der allgemeinenSprachwissenschaft. 3. Auflage. Berlin/ New York 2001, S. 80:„Beim Symbol ist es nämlich wesentlich, daß es niemals ganzbeliebig ist; es ist nicht inhaltlos, sondern bei ihm besteht bis zueinem gewissen Grade eine natürliche Beziehung zwischenBezeichnung und Bezeichnetem.“

11.

Hochspringen ↑ Bußmann: Lexikon der Sprachwissenschaft. 3.Auflage. 2002, ISBN 3-520-45203-0. Symbol: „Formalzeichen…, formale Vorschriften (zum Beispiel das einfache →Pfeil(symbol)) und Klammerkonventionen“.

12.

Hochspringen ↑ Vgl. Carls: Zeichen. In: Ricken (Hrsg.): Lexikonder Erkenntnistheorie und Metaphysik. 1984, S. 241.

13.

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Hochspringen ↑ Dietrich Ritschl: Zur Logik der Theologie.München 1984, S. 22.

14.

Hochspringen ↑ Walter Benjamin: Gesammelte Schriften.Suhrkamp, Frankfurt a. M. 1987, Bd. 1, ISBN 3-518-09832-2,S. 352.

15.

Hochspringen ↑ Eckhard Bieger: Das Bilderlexikon derchristlichen Symbole, St. Benno, Leipzig o.J., S, 94f, ISBN978-3-7462-3108-2

16.

Hochspringen ↑ Taking the crescent as a symbol. auf: islam-qa.com

17.

↑ Hochspringen nach: a b René Wellek, Austin Warren: Theorie derLiteratur. Athäneum Fischer Tischenbuch Verlag, Frankfurt a. M.1972, ISBN 3-8072-2005-4, S. 201.

18.

Hochspringen ↑ Coleridge knüpft hier an die UnterscheidungGoethes zwischen Allegorie und Symbol an. Vgl. S. T.Coleridge: The Statemanʼs Manual: Complete Works. Hrsg. vonWilliam G. T. Shedd, Harper & Brothers, New York 1884, Bd. I,S. 437f. Zitiert nach René Wellek, Austin Warren: Theorie derLiteratur. Athäneum Fischer Tischenbuch Verlag, Frankfurt a. M.1972, ISBN 3-8072-2005-4, S. 201.

19.

Hochspringen ↑ René Wellek, Austin Warren: Theorie derLiteratur. Athäneum Fischer Tischenbuch Verlag, Frankfurt a. M.1972, ISBN 3-8072-2005-4, S. 201f.

20.

↑ Hochspringen nach: a b Friedrich W. Doucet: Psychoanalytische21.

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Begriffe. 5. Auflage. München 1972, S. 158. Carl Gustav Jung,GW 6, § 819: "Symbolische und semiotische Bedeutung sindganz verschiedene Dinge."

Hochspringen ↑ Carl Gustav Jung, GW 6: § 82122.

Hochspringen ↑ Jolande Jacobi: Die Psychologie von C. G.Jung: Eine Einführung in das Gesamtwerk. 6. Auflage. Olten/Freiburg im Breisgau 1972, S 145ff.

23.

Hochspringen ↑ Carl Gustav Jung, GW 9/2: § 280.24.

Hochspringen ↑ Theodor Abt (2011): The Book of Pictures.Mushat as-suwar by Zosimos of Panopolis. Edited with anIntroduction by Theodor Abt. Living Human HeritagePublications, Zurich.

25.

Hochspringen ↑ C.G. Jung: Vom Wesen der Träume, GW 8: 53226.

Hochspringen ↑ Carl Gustav Jung, GW 6: § 82327.

Hochspringen ↑ Jolande Jacobi: Die Psychologie von C. G.Jung: Eine Einführung in das Gesamtwerk. 6. Auflage. Olten/Freiburg im Breisgau 1972, S 145ff.

28.

Hochspringen ↑ Fred Poepping: Ursymbole der Menschheit.Freiburg i. Br. 1972.

29.

Hochspringen ↑ Vgl. auch Martin Voss: Symbolische Formen.Grundlagen und Elemente einer Soziologie der Katastrophe.Transcript, Bielefeld 2006.

30.

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Hochspringen ↑ [1], Über die Schaffung des roten Kreuzes31.

Hochspringen ↑ [2], Irrtümliche Verwechslung des RotenKreuzes mit dem christlichen Kreuz

32.

Hochspringen ↑ Peter Croy: Die Zeichen und ihre Sprache.Zeichen, Symbole, Signets. Frankfurt/ Zürich 1972, S. 189 ff.

33.

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de.wikipedia.org

Metapher – Wikipedia

Der Begriff Mimose wird metaphorisch für einen sehr empfindlichenund übersensiblen (oder sich von einer Krankheit erholenden)Menschen verwendet. Illustration Sensitive (Mimose) aus FleursAnimées (Beseelte Blumen) des französischen Künstlers GrandvilleEine Metapher ist ein Ausdruck, der statt des wörtlich Gemeintenetwas bezeichnet, das ähnlich ist.

Der eigentliche Ausdruck wird durch etwas ersetzt, das deutlicher,anschaulicher oder sprachlich reicher sein soll, z. B. Baumkrone für‚Spitze des Baumesʻ oder Wüstenschiff für ‚Kamelʻ. Teilweise füllenMetaphern auch semantische Lücken, die nur durch aufwendigereUmschreibungen zu schließen wären (Flaschenhals).[1]

Verwendet werden Metaphern sowohl in feststehenden, allgemein

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gebräuchlichen Bezeichnungen (z. B. Bergfuß für den unteren Teileines Bergs), in Redensarten (z. B. aus allen Wolken fallen), alsAdjektive (z. B. graue Theorie) und als Verben (z. B. „die Bäumeschlagen aus“).[2] Ebenso können sie als verkürzter (bildhafter)Vergleich eingesetzt werden, z. B. Herkules ist ein Löwe für„Herkules ist so stark wie ein Löwe“. Durch den syntaktischenWegfall der Vergleichspartikel (im Beispiel „wie“) wird diemetaphorische Formulierung prägnanter oder intensiver und sprichttendenziell stärker die Imagination an, während der Vergleich eherrational fassbar ist.[3]

Je nach Gebräuchlichkeit bzw. Habitualisierung lassen sichMetaphern unterscheiden in neuartige metaphorische Ausdrücke,die teilweise als kühn empfunden werden, klischeehafte Metaphern(z. B. das Feuer der Liebe), deren metaphorischer Status trotz derhäufigen Verwendung noch spürbar ist, sowie verblassteMetaphern, deren metaphorischer Ursprung nicht mehr präsent ist(beispielsweise wird Leitfaden kaum noch mit Ariadne assoziiert).

Neben dem engeren Metaphernbegriff kennt dieLiteraturwissenschaft auch einen weiteren Begriff der Metapher, derauf bildliches Sprechen überhaupt abzielt, also auch Vergleich,Gleichnis, Parabel oder Allegorie im umfassenderen Sinne miteinschließt und quantitative Kriterien unberücksichtigt lässt.[4]

Einordnung[Bearbeiten]

Die Metapher gehört zu den rhetorischen Stilmitteln, genauer zuden Tropen, den Arten uneigentlicher Bezeichnung.

Das Wort selbst entstammt dem altgriechischen μεταφορά,

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metaphorá, wörtlich „Übertragung“, von μετα-φορέω,meta-phoréō, „übertragen, übersetzen, transportieren“, bzw. vongleichbedeutendem μετα-φέρω, meta-phérō.

Hauptmerkmal der Metapher ist die Beziehung der Ähnlichkeit(Analogie) zwischen dem wörtlich Gesagten und dem übertragenGemeinten, im Unterschied zu anderen Tropen, die zum Beispieleine Beziehung der Nachbarschaft oder Kontiguität (Metonymie),zwischen Besonderem und Allgemeinen (Synekdoche) oder derKontrarietät (Ironie) aufgreifen.

Metaphern werden vorwiegend aus den folgenden Gründengebraucht:

weil für die gemeinte Sache kein eigenes Wort existiert;Beispiel: „Stuhlbein“ (siehe auch Katachrese)

weil ein existierendes Wort oder die bezeichnete Sache alsanstößig gilt oder negativ bewertet wird und deshalb durcheinen unverfänglicheren Ausdruck umschrieben werden soll.Beispiel; „von uns gehen“ für „sterben“ (siehe auchEuphemismus)

weil ein abstrakter Begriff durch einen anschaulicherenSachverhalt versinnbildlicht werden soll; Beispiel: „Zahn derZeit“

weil diejenige sachliche Eigenschaft, auf der die Ähnlichkeitberuht, besonders hervorgehoben werden soll; Beispiel: „derLöwe von Münster“ für Clemens-August von Galen zurBetonung seiner kämpferischen Haltung im NS-Widerstand.

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Obwohl Metaphern dieser Art bereits in Umgangssprache undnicht-literarischer Sprache eine wichtige Rolle spielen, ist derEinsatz gesuchter, auffälliger, einprägsamer und manchmal auchabsichtsvoll rätselhafter oder dunkler Metaphern ein besonderesMerkmal literarisch kunstvoller und poetischer Sprache, durch dasdiese sich vom normalen Sprachgebrauch abhebt (siehe auchLiterarizität).

Metapher bei Aristoteles [Bearbeiten]

Ansätze zu einer Theorie der Metapher finden sich zuerst beiAristoteles, in dessen Poetik und Rhetorik. In der Poetik verwendeter den Ausdruck Metapher in der ursprünglichen, weiterenBedeutung von „Übertragung“, die in der seither entwickeltenrhetorischen Terminologie in etwa dem Bedeutungsspektrum von„Tropus“ entspricht:

Eine Metapher ist die Übertragung eines Wortes (das somit inuneigentlicher Bedeutung verwendet wird), und zwar entweder vonder Gattung auf die Art, oder von der Art auf die Gattung, oder voneiner Art auf eine andere oder nach den Regeln der Analogie.(Poetik 21, 1457b7 ff. Übersetzung von M. Fuhrmann [5])

Diese vier Hauptarten, von denen die ersten beiden auf einerBeziehung zwischen Besonderem und Allgemeinem beruhen undinsofern auch als Unterarten der Synekdoche eingestuft werdenkönnen, werden von ihm noch näherhin durch Beispiele illustriert:

Von der Gattung auf die Art: „Mein Schiff steht still“ für „MeinSchiff liegt vor Anker“ – das Allgemeine (Stillstehen) wirdanstelle des Besonderen (vor Anker liegen) bezeichnet.

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Von der Art auf die Gattung: „zehntausend gute Dinge“ für „vielegute Dinge“ – der umgekehrte Fall, bei dem das Besondere fürdas Allgemeine steht.

Von einer Art auf die andere: „Mit dem Erz die Seeleabschöpfend“ statt „abschneidend“ – Abschöpfen undAbschneiden sind Arten des Wegnehmens, es handelt sich alsoum eine Ähnlichkeitsbeziehung und damit um eine Metapher imengeren Sinn.

Nach den Regeln der Analogie: „Abend des Lebens“ für „Alter“ –zwischen Tag (a) und Abend (b) besteht die gleiche Beziehungwie zwischen Menschenleben (c) und Alter (d), also a:b = c:d,so dass das zweite Glied (b) der Analogie für das vierte (d)genommen und ebenso umgekehrt „Alter des Tages“ gebildetwerden kann. Es handelt sich auch hier um eine Beziehung derÄhnlichkeit, also um eine Metapher im engeren Sinn.

Auch in der Rhetorik geht Aristoteles von der weiteren Bedeutungdes Terminus Metapher aus und spricht von ihren vier Hauptarten,unter denen er die Analogie als die wichtigste hervorhebt (III, x, 7,1411a). Er betont ihre besondere Eignung, das Gesagte „vor Augenzu führen“ und durch Verwendung von Beseeltem für Unbeseeltesdie Dinge in „Wirksamkeit“ (energeia) zu vergegenwärtigen (III, xi,1411b f.). Der Metapher eignet ein Moment der Täuschung und derÜberraschung, der Abweichung von der Erwartung, zugleich ist sieaber auch Mittel des Witzes, der Erkenntnis und des Lernens,vergleichbar der Philosophie, die ebenfalls das Ähnliche in weitauseinander liegenden Dingen erkennt (III, xi, 5ff., 1412a ff.).Aristoteles dehnt den Begriff der Metapher in der Rhetorik nochweiter aus, indem er auch den Vergleich darunter subsumiert (III, 4,

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1406b f., Übersetzung von F. G. Sieveke[6]):

„Es ist aber auch das Gleichnis eine Metapher; denn derUnterschied zwischen beiden ist nur gering. Wenn man nämlich(hinsichtlich des Achilleus) sagt: „Wie ein Löwe stürzte er auf ihn“,so ist es ein Gleichnis; sagt man aber: „Ein Löwe stürzte auf ihn“,dann ist es eine Metapher, weil beide nämlich tapfer sind, nannteman Achilleus in übertragenem Sinne einen Löwen.“

Die Einstufung des Vergleichs als Metapher (im weiteren Sinn)wurde in moderner Zeit nicht fortgesetzt, aber es ist üblichgeblieben, die Metapher zu beschreiben als einen implizitenVergleich, ohne Vergleichsausdruck („wie“, „als“).

Linguistische Metapherntheorie[Bearbeiten]

In der historischen Linguistik wird die Metapher alsBedeutungswandel, der auf Ähnlichkeit beruht, gesehen. Beispiel:Pferd (ursprünglich nur ein Tier) für ein Sportgerät.

In der kognitiven Linguistik gelten Metaphern als eine derwesentlichen Strukturierungen des Denkens [7]. Sie werden als‚konzeptuelle Metaphernʻ beschrieben, die einen Quellbereich miteinem Zielbereich verbinden, zum Beispiel ‚Das Lebenʻ(Zielbereich) ‚ist eine Reiseʻ (Quellbereich). Einem solchen Konzeptlassen sich dann in der Regel bereits mehrere gängigemetaphorische Ausdrücke zuordnen („Am Beginn des Lebens“,„Lebensweg“, „Stolpersteine“ etc.). Metaphorische Kreativität istdemnach vor allem innerhalb der bestehenden Konzepte möglich.Einen vergleichbaren Ansatz verfolgt Harald Weinrich[8] in derUntersuchung von ‚Bildfeldernʻ, denen jeweils ein

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‚Bildspenderbereichʻ und ein ‚Bildempfängerbereichʻ zugeordnetsind.

Die Interaktionstheorie (Black/Richards), die als Vorläufer derkognitiven Metapherntheorie von Lakoff und Johnson gelten kann,sieht die Metapher als Zweiheit aus Tenor und Vehikel, wobei dasVehikel den Sinn des Tenors transportiert und so für denRezipienten verstehbar macht.

Die pragmatisch orientierte Linguistik[9] untersucht die Metapherdemgegenüber nicht in ihrer konzeptuellen Funktionsweise,sondern in ihrer Funktion innerhalb einer durch Sprecher, Äußerungund Empfänger bestimmten Kommunikationssituation und gehtdabei von folgenden Annahmen aus:

Die Metapher ist Teil einer Äußerung, untersucht wird ihre Stelleund Funktion im Kontext. Erkannt wird sie nicht aufgrund vonRegeln, sondern kontextbezogen. Der kommunikative Sinnergibt sich aus der Äußerungssituation.

1.

Die Metapher soll nicht auf ihr Wesen hin untersucht, sondernkann nur für den jeweils konkreten Zusammenhang erklärtwerden. Über die Betrachtung des Metapherngebrauchs undderen Erklärung kommt man zur jeweiligen kontextbezogenenBedeutung. Eine umfassende Beschreibung ist daher nichtmöglich.

2.

Die Metapher lässt sich nicht durch einen eigentlichen Ausdruckersetzen oder paraphrasieren.

3.

Die Verwendung der Metapher liegt in einem Spannungsfeld4.

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zwischen Kreativität und Regelgeleitetheit. DieMetaphernbildung greift auf konventionelle Verwendungsweisenzurück, die ursprüngliche Bedeutung bleibt im neuenVerwendungszusammenhang erhalten oder teilweise erhalten.

Das metaphorische Sprechen wird als kommunikativesVerfahren bewusst angewendet und enthält eine bewussteDoppeldeutigkeit. Durch den Interpretationsprozess, derentsteht, weil Inkongruenz zwischen Metapher und Kontextherrscht, findet Interaktion zwischen den Sprechern statt. Deraußergewöhnliche Wortgebrauch stellt so eine sinnvolle undaufschlussreiche Abweichung dar.

5.

Einen anderen Ansatz verfolgt Coenen mit seiner These vomAnalogieverhältnis der Metapher[10]. Das Bilden von Metaphernwird bei ihm als motivierter Akt verstanden. Ein als Metapherverwendetes sprachliches Zeichen erscheint nicht in seinerKernbedeutung (Denotation, von Coenen als „theoretischerAnwendungsbereich“ bezeichnet), sondern mittels ihm eigenerKonnotation (dem sog. „metaphorischen theoretischenAnwendungsbereich“). Dabei kommt es zu einem für denRezipienten meist überraschenden Wechsel des Bildfeldes dessprachlichen Zeichens. Ein Bildfeld besteht nach Coenen auseinem Bildfeldbereich und dazugehöriger Positionsmenge. Zweioder mehr voneinander verschiedene Bildfelder können mittelseiner gemeinsamen Strukturformel (Analogiewurzel) verbundenwerden. Eine Analogiewurzel ist dabei die Menge allerBeschreibungen, die eine Analogie begründen. Mittels dieserStrukturformel ist es möglich, die Elemente der Positionsmengender teilnehmenden Bildfelder paradigmatisch auszutauschen undzu einer neuen Metapher zusammenzusetzen.

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Die Decodierung der Metapher erfolgt (sofern es sich nicht um eine„tote Metapher“ = lexikalisierte Metapher handelt) über dieKonnotation ihrer sprachlichen Zeichen. Der Empfänger bedarfdaher zur erfolgreichen Decodierung nicht nur des Wissens um dieKern-, sondern auch um die Randbedeutung eines sprachlichenZeichens.

Metaphernarten (Auswahl)[Bearbeiten]

Eine systematische Unterscheidung von Unterarten der Metaphergibt es nicht. Mit Attributen wie „dunkel“ oder „kühn“ werden jedochEigenschaften von Metaphern beschrieben, die nicht jederMetapher in gleichem Maße eigen sind, und von denen mehrereEigenschaften auch bei ein und derselben Metapher gegeben seinkönnen:

Anthropomorphismus, Personifikation – sind Metaphernarten,die nicht-menschliche Dinge mit menschlichen Attributenversehen (Anthropomorphismus) bzw. ihnen generellmenschliche Wesenszüge verleihen (Personifikation). Beispiel:Die Sonne lacht, der Winter geht.

Tote Metaphern – deren metaphorischer Charakter nicht mehrbewusst ist, z. B. Tischbein, Handschuh (Gegenbegriff: lebendeMetaphern).

Lexikalisierte Metaphern – tote Metaphern, die alsZweitbedeutung in den Wortschatz eingegangen sind. Beispiel:Schloss (Burg, die ein Tal „abschließt“).

Stehende Metaphern, die sich in vergleichbaren

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Zusammenhängen immer wieder finden, vgl. Topos undRedewendung.

Dunkle Metaphern – beruhen auf besonders schwererkennbaren, „weit hergeholten“ Ähnlichkeitsbezügen underfordern eine besondere gedankliche Leistung des Interpreten,vgl. Concetto.

Kühne Metaphern – verknüpfen zwei Wirklichkeitsbereichemiteinander, die herkömmlich als unvereinbar angesehenwerden, z. B. sexuelle Metaphorik in mystisch-religiöserDichtung, oder computertechnische Metaphorik in modernerLiebeslyrik.

Euphemistische Metaphern – ersetzen einen tabuisierten odermit negativen Vorstellungen behafteten Ausdruck (z. B.Heimgang für „Sterben“).

In der Literaturwissenschaft zur Literatur der Moderne findet sichvielfach auch der Begriff der „absoluten Metapher“, worunter dannüblicherweise eine Metapher gemeint ist, die nicht nur – wie die„dunkle Metapher“ – dem Verständnis besondere Schwierigkeitentgegensetzt oder – wie jede Metapher – nicht ohne Bedeutungs-oder Wirkungsverlust in begriffliche Rede übertragen werden kann,sondern gerade um dieser Unübertragbarkeit willen gewählt wird.Das Vorliegen einer absoluten Metapher in diesem Sinn ist darumweniger an ihren Eigenschaften als an dem poetologischen Kontextihres Auftretens bestimmbar.

In der „Metaphorologie“ von Hans Blumenberg gelten darüberhinaus auch etablierte Metaphern philosophischer oder

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wissenschaftlicher Diskurse als „absolute Metaphern“, sofern ihneneine unmittelbar einleuchtende Bedeutung eigen ist, die sich andersals metaphorisch nicht oder noch nicht aussagen lässt.

Beispiele redensartlicher Metaphern[Bearbeiten]

Die Kuh vom Eis kriegen – Ein Problem lösen

Auf einer Erfolgswelle reiten – Über eine längere Zeitspanneungewöhnlich viel Erfolg haben

Drehtür-Effekt – Schneller Wechsel zwischen zwei Zuständen

Fahrstuhlmannschaft – Steigt häufig auf, aber auch wieder ab

Das Recht mit Füßen treten – Das Recht gering schätzen,verletzen

Gläserne Decke – Frauenkarrierebenachteiligung

Jemanden in den Himmel loben – Jemandem höchstes Lobaussprechen

Kriegsmüdigkeit – Geringe Bereitschaft, an einem Kriegteilzunehmen

Baumkrone – Die Spitze eines Baumes

Leeres Stroh dreschen – Inhaltslos reden

Mauer des Schweigens – Ablehnendes Schweigen

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Jemandem nicht das Wasser reichen können – Jemandem anFähigkeiten, Leistungen nicht annähernd gleichkommen

Kaderschmiede – Bildungseinrichtung für zukünftige Kader,Führungseliten

Jemandem das Herz brechen – Jemandem sein Lebensglückzerstören

Die Nadel im Heuhaufen suchen – Eine schwer auffindbare,unauffällig unter sehr vielen ähnlichen Dingen versteckte Sachesuchen

Nussschale – Kleines Boot

Pyrrhussieg – Zu teuer erkaufter Erfolg

Rabeneltern – Eltern, die ihre Kinder vernachlässigen

Rosarote Brille – Positive Selektive Wahrnehmung

Nägel mit Köpfen machen – endlich eine Sache oderAngelegenheit zu Ende führen

Den Nagel auf den Kopf treffen − Einen Sachverhalt untergenau demjenigen Gesichtspunkt ansprechen, auf den esankommt

Schnee von gestern – Eine Sache, die schon der Vergangenheitangehört und keine Bedeutung mehr für die Gegenwart hat

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Theatrum mundi (Welttheater) – Die Eitelkeit und Nichtigkeit derWelt

Sternstunde – Entscheidungen, Taten oder Ereignisse vonschicksalhafter Tragweite

Strohfeuer – Vorübergehend starkes Engagement

Unsichtbare Hand – Selbstregulierung des Marktes

Warteschlange – Wartende Reihe von Personen, Fahrzeugen,Aufträgen

Wiege der Menschheit – Region der Hominisation

Wüstenschiff – Kamel

Zahlenfriedhof – Unübersichtliche Ansammlung von Zahlen

Auf den Zahn fühlen – Unangenehme Fragen stellen

Ein Fass aufmachen – Etwas zur Sprache bringen oder zumThema machen, oder etwas Neues angehen

Wink mit dem Zaunpfahl – deutlicher Hinweis auf einenSachverhalt

Bleiwüste – endlos langer ungegliederter Text

Metaphern in der Psychotherapie[Bearbeiten]

Auch die Hypnotherapie nach Milton Erickson verwendet den

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Begriff der Metapher. Dieser bezeichnet Wortspiele undGeschichten, die eine hypnotische Trance und eine Veränderungnicht bewusster Prozesse auslösen.

Sportmetaphern[Bearbeiten]

Unter Sportmetaphern werden bildliche Ausdrucksweisen derUmgangs- und Fachsprachen verstanden, die ihren Ausgangspunktim Sportbereich haben.[11] Die äußerst bildbetonte Sportspracheträgt mit ihrem reichhaltigen Arsenal an anschaulichenRedewendungen wesentlich zur Dynamisierung und Verjüngungder Sprachgebung bei und wirkt damit einem Austrocknen inabstrakter Begrifflichkeit entgegen.[12]

Siehe auch[Bearbeiten]

Analogielehre

Anspielung

Bedeutungswandel

Chiffre (Literatur)

Onomasiologie

Literatur[Bearbeiten]

Zur Erschließung der überaus umfangreichen Literatur sindbesonders Pöschl 1964, Shibles 1971, van Noppen et al.1985/1990, die Arbeit von Rolf 2005 und der Sammelband vonHaverkamp 1996 geeignet, siehe außerdem die Literaturhinweise

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zur Metaphorologie in der Philosophiebibliographie des PortalsPhilosophie.

Günter Bader: Melancholie und Metapher. Eine Skizze,Tübingen 1990.

Max Black (Hg.): Models and Metaphors, Ithaca, NY: CornellUniversity Press 1962.

Wolfgang Bergem / Lothar Bluhm / Friedhelm Marx (Hg.):Metapher und Modell. Ein Wuppertaler Kolloquium zuliterarischen und wissenschaftlichen Formen derWirklichkeitskonstruktion, Wissenschaftlicher Verlag Trier, 1996,ISBN 3-88476-192-7.

Hans Blumenberg: Paradigmen zu einer Metaphorologie,Bouvier, Bonn 1960, Neuausgabe Suhrkamp, Frankfurt/Main1997 (= suhrkamp taschenbuch wissenschaft, 1301), ISBN3-518-28901-2.

D.E. Cooper: Metaphor, Oxford 1986.

Thomas Eder, Franz Josef Czernin (Hrsg.): Zur Metapher. DieMetapher in Philosophie, Wissenschaft und Literatur. WilhelmFink Verlag, München, Paderborn, 2007, ISBN978-3-7705-4214-7.

Bernd Enders / Jürgen Oberschmidt / Gerhard Schmitt (Hrsg.):Die Metapher als ›Medium‹ des Musikverstehens .Wissenschaftliches Symposium, 17. Juni – 19. Juni 2011,Universität Osnabrück. epOs-Music, Osnabrück 2013, ISBN

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978-3-940255-38-9.

Robert J. Fogelin: Figuratively Speaking. New Haven, CT: YaleUniversity Press 1988.

Anselm Haverkamp (Hrsg.): Theorie der Metapher,Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, 1996.

Anselm Haverkamp (Hrsg.): Die paradoxe Metapher, Suhrkamp,Frankfurt a.M. 1998.

Jaakko Hintikka (Hg.): Aspects of Metaphor, Dordrecht: KluwerAcademic 1994.

Eva F. Kittay / David Hills: Art. Metaphor, in: Encyclopedia ofPhilosophy, 2. A., Bd. 6, S. 166–169.

Stefan Gottschling: Lexikon der Wortwelten. SGV-Verlag,Augsburg, 2008, ISBN 978-3-9811027-3-4.

Roman Jakobson: Aufsätze zur Linguistik und Poetik, hrsg. undeingel. von Wolfgang Raible, übs. von Regine Kuhn,Nymphenburger Verlagshandlung, München 1974 (= SammlungDialog, 71), ISBN 3-485-03071-6.

M. Johnson (Hg.): Philosophical Perspectives on Metaphor,Minneapolis: University of Minnesota Press 1981.

Ralf Konersmann (Hrsg.): Wörterbuch der philosophischenMetaphern. 2. Auflage. Wissenschaftliche Buchgesellschaft,Darmstadt, 2008. ISBN 978-3-534-18820-8.

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Ulrich Krewitt: Metapher und tropische Rede in der Auffassungdes Mittelalters. Henn, Ratingen / Kastellaun / Wuppertal, 1971(= Beihefte zum Mittellateinischen Jahrbuch, 7).

Gerhard Kurz: Metapher, Allegorie, Symbol. Vandenhoeck undRuprecht, Göttingen, 1982 (= Kleine Vandenhoeck-Reihe,1486), ISBN 3-525-33476-1.

George Lakoff / M. Johnson: Metaphors We Live By, Chicago:University of Chicago Press 1980.

S. R. Levin: The Semantics of Metaphor, Baltimore: JohnsHopkins University Press 1977.

Regina Mahlmann: Sprachbilder, Metaphern & Co, Beltz Verlag,Weinheim 2010, ISBN 978-3-407-36487-6.

A. P. Martinich: Art. Metaphor, in: Routledge Encyclopedia ofPhilosophy.

Ahlrich Meyer: Mechanische und organische Metaphorikpolitischer Philosophie, in: Archiv für Begriffsgeschichte BandXIII (1969), Heft 2, S. 128–199.

J.P. van Noppen / S. De Knop / R. Jongen (Hg.): Metaphor, Bd.1: A Bibliography of Post-1970 Publications, Bd. 2: A ClassifiedBibliography of Publications, Amsterdam: Benjamins 1985/1990.

Andrew Ortony (Hg.): Metaphor and Thought, Cambridge, U.K.:Cambridge University Press 2. A. 1993.

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Viktor Pöschl (Hg.): Bibliographie zur antiken Bildersprache,Heidelberg 1964, ISBN 978-3-8253-0419-5.

Paul Ricœur: Die lebendige Metapher, München 1986, ISBN3-7705-2349-0.

Eckard Rolf: Metaphertheorien. Typologie – Darstellung –Bibliographie. De Gruyter, Berlin–New York, 2005, ISBN3-11-018331-5.

S. Sacks (Hg.): On Metaphor, Chicago: University of ChicagoPress 1979.

W. A. Shibles: Metaphor, An annotated bibliography and history,Whitewater 1971.

Helge Skirl, Monika Schwarz-Friesel: Metapher. Winter,Heidelberg 2007. ISBN 978-3-8253-5306-3 (Kurze Einführungenin die germanistische Linguistik, Band 4).

Bernhard H.F. Taureck: Metaphern und Gleichnisse in derPhilosophie. Versuch einer kritischen Ikonologie derPhilosophie. Suhrkamp, Frankfurt/Main, 2004, ISBN3-518-29266-8.

René Wellek, Austin Warren: Theorie der Literatur. AthenäumFischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt a.M. 1972, S. 198–228,ISBN 3-8072-2005-4.

Harald Weinrich: Art. Metapher, in: Historisches Wörterbuch derPhilosophie, Bd. 5, 1179–1186.

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Weblinks[Bearbeiten]

Metapher. Auf: buecher-wiki.de. Abgerufen am 8. März 2014.

metaphorik.de – Das Onlinejournal zur Metaphorik in Sprache,Literatur und Medien

Art. Metapher in: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band13. Leipzig 1908, S. 690–91, am Seitenende weitere Artikel ausälteren Enzyklopädien bei zeno.org

Martin H. Eick: Eine sprachanalytische Theorie der Metapher

Frederick Ferré: „Metaphor in Religious Discourse“ im Dictionaryof the History of Ideas (englisch, inkl. Literaturangaben)

Justo Fernández López (Hg.): Metapher, in: Lexikon derLinguistik und Nachbardisziplinen, Institut für Romanistik,Innsbruck (Zusammenstellung von Textauszügen)

Stephen C. Pepper: „Metaphor in Philosophy“ im Dictionary ofthe History of Ideas (englisch, inkl. Literaturangaben)

Daniela Pirazzini: Bibliographie zur Metaphernforschung,Abteilung für Romanistik, Bonn

Monika Schmitz-Emans: Metapher, in: BasislexikonLiteraturwissenschaft, Bochum

Ulrike Zeuch: Tagungsbericht Tropen und Metaphern imwissenschaftlichen Diskurs im Bereich der

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Geisteswissenschaften des 18. Jahrhunderts. 8.–10. Oktober2009, Bergamo. In: H-Soz-u-Kult, 9. März 2010.

Einzelnachweise[Bearbeiten]

Hochspringen ↑ Dietmar Peil: Metapher. In: Ansgar Nünning(Hrsg.): Grundbegriffe der Literaturtheorie. Metzler Verlag,Stuttgart und Weimar 2004, ISBN 3-476-10347-1, S. 175–177,hier S. 176.

1.

Hochspringen ↑ * Heike Gfrereis (Hrsg.): Metapher. In: HeikeGfrereis (Hrsg.): Grundbegriffe der Literaturwissenschaft.Metzler Verlag, Stuttgart und Weimar 1999, ISBN978-3-476-10320-8, S. 124f.

2.

Hochspringen ↑ Uwe Spörl: Metapher. In: Uwe Spörl:Basislexikon Literaturwissenschaft. Schöningh Verlag,Paderborn u. a. 2004, ISBN 3-506-99003-9, S.&nbsp95–99, hierS. 97f. und Katrin Kohl: Tropik. In: In Gerhard Lauer undChristine Ruhrberg (Hrsg.): Lexikon Literaturwissenschaft ·Hundert Grundbegriffe. Philipp Reclam jun. Verlag, Stuttgart2011, ISBN 978-3-15-010810-9, S. 338-341, hier S. 338. Sieheauch eingehend die Darstellung bei René Wellek, AustinWarren: Theorie der Literatur. Athenäum Fischer TaschenbuchVerlag, Frankfurt a.M. 1972, S. 198–228, ISBN 3-8072-2005-4,hier S. 199ff.

3.

Hochspringen ↑ Dietmar Peil: Metapher. In: Ansgar Nünning(Hrsg.): Grundbegriffe der Literaturtheorie. Metzler Verlag,Stuttgart und Weimar 2004, ISBN 3-476-10347-1, S. 175–177,hier S. 176. In ähnlicher Weise wird der Begriff der Metapher in

4.

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dem weiteren Sinne der Bildhaftigkeit auch bei René Wellek,Austin Warren: Theorie der Literatur. Athenäum FischerTaschenbuch Verlag, Frankfurt a.M. 1972, S. 198–228, ISBN3-8072-2005-4, hier S. 199ff., definiert.

Hochspringen ↑ Manfred Fuhrmann: Aristoteles: Poetik.Griechisch / Deutsch. Reclam, Stuttgart, 2. bibliogr. erg.Ausgabe, 2001 (= Universal-Bibliothek, 7828), ISBN3-15-007828-8

5.

Hochspringen ↑ Franz G. Sieveke: Aristoteles, Rhetorik. Fink,München 1980, S. 176, ISBN 3-7705-0788-6

6.

Hochspringen ↑ Vgl. George Lakoff, Mark Johnson: MetaphorsWe Live By. Chicago University Press, Amsterdam /Philadelphia, 1980, ISBN 0-226-46800-3

7.

Hochspringen ↑ Weinrich, Harald: Semantik der kühnenMetapher, in: DVjs 37, 1963, S. 325–344

8.

Hochspringen ↑ Vgl. Werner Kügler: Zur Pragmatik derMetapher: Metaphernmodelle und historische Paradigmen.Peter Lang, Frankfurt/M., 1984 (= EuropäischeHochschulschriften, Bd. 89, Reihe 13), ISBN 3-8204-8008-0

9.

Hochspringen ↑ Hans Georg Coenen: Analogie und Metapher.Grundlegung einer Theorie der bildlichen Rede. De Gruyter,Berlin / New York, 2002, ISBN 3-11-017343-3

10.

Hochspringen ↑ Walter Haubrich: Die Bildsprache des Sports imDeutsch der Gegenwart. Schorndorf 1965

11.

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Hochspringen ↑ Siegbert A. Warwitz: Sport im Spiegel derSprache – eine Metaphernanalyse. Tübingen 1967

12.

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de.wikipedia.org

Analogie (Philosophie) – Wikipedia

Analogie (von griech. ἀναλογία „Verhältnis“) bezeichnet in derPhilosophie eine Form der Übereinstimmung von Gegenständenhinsichtlich gewisser Merkmale. In der Antike wurde der Begriffursprünglich als Fachausdruck für die Bezeichnungmathematischer Verhältnisse (Proportionen) verwendet. Späterbezeichnete er auch Verhältnisse, die nicht streng quantitativer Artsind. In der Philosophie des Mittelalters spielte die Analogie einegroße Rolle im Zusammenhang mit der Frage, wie sinnvoll von Gottgeredet werden könne. Die Analogielehre bezog sich hier v. a. aufsemantische Probleme, die beim Gebrauch von Begriffen und ihrerBedeutungsübertragung entstehen.

Begriffsabgrenzung: Analogie, Univozität,Äquivozität[Bearbeiten]

Der Begriff „Analogie“ wird traditionell sprachphilosophisch von denBegriffen „Univozität“ und „Äquivozität“ abgegrenzt:

Von Analogie spricht man, wenn ein Wort bei verschiedenenVerwendungen zwar unterschiedliche Bedeutungen aufweist,die aber doch noch gewisse Ähnlichkeit miteinander haben.

Ein Beispiel dafür sind Metaphern: Spricht man z. B. vom„Haupt der Familie“ so bezeichnet das Wort „Haupt“ in dieserVerwendung kein Körperteil – dennoch liegt eine Entsprechung

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zu dieser Bedeutung vor; denn ähnlich der Bedeutung desKörperteils für das ganze Lebewesen ist die Bedeutung desbetreffenden Familienmitglieds für die gesamte Familie.

Univozität (Adjektiv: „univok“) liegt vor, wenn ein Wort inunterschiedlichen Zusammenhängen in identischer Bedeutungverwendet wird.

Äquivozität (Adjektiv: „äquivok“) hingegen liegt vor, wenndemselben Wort in unterschiedlichen Verwendungen auch völligunterschiedliche Bedeutungen zukommen.

Ein klassisches Beispiel hierfür ist das Wort „Strauß“, das1. ein Blumengebinde, 2. einen Kampf und 3. eine Vogelartbezeichnen kann. Es handelt sich hier also genau genommenum drei verschiedene Begriffe, die mit demselben Wort(verstanden als bloße Lautfolge) bezeichnet werden.

Die Diskussion des Begriffs in der Philosophie- undTheologiegeschichte[Bearbeiten]

Antike[Bearbeiten]

Die Sonne – ein in der Philosophiegeschichte häufig gebrauchtesAnalogon für das GöttlicheDer Begriff der „Analogie“ tauchte als Terminus bereits bei denPythagoreern als Bezeichnung einer mathematischen

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Verhältnisgleichheit auf („8:4 ist analog zu 4:2 mit dem gleichenLogos 2:1“). Hier ist aber eigentlich noch von einem univokenBeziehungsverhältnis die Rede. Im eigentlichen Sinne wurde derBegriff erst von Platon in die Philosophie eingeführt. Hier dient dieAnalogie v.a. als Mittel zur Erkenntnis der intelligiblen Welt. Danach Platon die Welt des Sichtbaren Abbild der Welt der Ideen ist,kann die Ideenwelt auf dem Wege der Analogie erkannt werden.Die berühmtesten Beispiele hierfür sind das Höhlengleichnis undder Vergleich der göttlichen Idee des Guten mit der Strahlenaussendenden Sonne (Die Idee des Guten erzeugt sich die Sonneals ihr „analogon“)[1].

Aristoteles teilte die Lebewesen auf Grund analoger Funktionen inKlassen ein. In der Ethik definiert er die distributive Gerechtigkeitals die Analogie derjenigen Verhältnisse, in denen jedemBeteiligten das Seine zukomme (Nikomachische Ethik)[2]. In derMetaphysik stellt er fest, dass das „Sein“ in „vielfacher Weise“ausgesagt werde, aber immer „auf eines hin“, die Substanz, derdas Sein zunächst zukomme, während die Akzidentien ihr Sein nurin Bezug auf die Substanz haben[3]. Aristoteles spricht zwar indiesem Zusammenhang noch nicht von Analogie, dieserSachverhalt wird jedoch in der weiteren Philosophiegeschichte alsLehre von der „Analogia entis“ wieder aufgegriffen.

Der Neuplatonismus lehrt in Anknüpfung an das platonische Urbild-Abbild-Schema die analoge Struktur der verschiedenenSeinsbereiche. Der göttliche Ursprung ist zwar in seinen Wirkungengegenwärtig; diese bleiben hinter jenem jedoch an Seinsfüllezurück. Das göttliche Urbild kann daher zwar von den Wirkungenher erfasst werden, aber nur inadäquat, analog. Alle Kategorien dersichtbaren Welt gelten für die geistige nur analog.

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Mittelalter[Bearbeiten]

Pseudo-Dionysius Areopagita unterscheidet wie vor ihm andereTradenten der v.a. im Mittelplatonismus (Philo, Alkinoos u.a.)wurzelnden Negativen Theologie drei Weisen, von Gott zusprechen:

Auf dem „Weg der Bejahung“ (kataphatische Theologie,theologia/via affirmativa vel causalitas) werden GottEigenschaften zugeschrieben. Diese beziehen sich aber nichtauf sein Wesen, sondern seine Wirkungen. Eine metaphorischeRedeweise von Gott wird deswegen für möglich gehalten, weilGott Grund von allem ist.

Auf dem „Weg der Verneinung“ (apophatische Theologie,theologia negativa) werden Eigenschaftsaussagen von Gottnegiert. Dies betont die Unvergleichlichkeit Gottes als erstenUrsprungs alles Geschaffenen.

Auf dem „Weg des Überstiegs“ (theologia/via eminentiae)schließlich werden endliche Aussagesinne überstiegen, wiedurch Präfixe wie "über-", "hyper-", "super-" etc. kenntlichgemacht wird: Gott ist beispielsweise über-seiend, über-gut usw.

Die Anwendbarkeit bestimmter Typen von Aussageweisen auf Gottwurde vor und nach Dionysius vielfach diskutiert. Insbesondere dieöstliche Tradition sind dabei insb. Gregor von Nyssa, Gregor vonNazianz und Maximus Confessor leitend; einen Zwischenstand derDiskussion, auf den nachfolgend vielfach zurückgegriffen wird,formuliert Johannes von Damaskus (De fide orthodoxa). Einesystematische Diskussion der aristotelischen Kategorien unter der

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Problemstellung negativer Theologie gibt beispielsweise Eriugena.Im arabischen Kalam wird - teils wohl im Anschluss an Johannesvon Damaskus und andere christliche Traditionen - der Realismusgöttlicher Attribute kontrovers diskutiert. Für realistischeInterpretationen plädieren dabei u.a. Hanbaliten, für antirealistische,allegorische Lesarten u.a. Jahmiten und später Mutaziliten. In derarabischen Philosophie wird das Thema von den meisten allgemeinbedeutsamen Theoretikern weiterverfolgt (darunter al-Farabi,Avicenna und Averroes). Averroes beispielsweise situiert, wieandere auch, die Analogie als ein Mittleres zwischen semantischerGleichheit (Univozität) und Verschiedenheit (Äquivozität). ÄhnlicheDiskussionen finden sich zeitgleich und oftmals in Abhängigkeit vonden Arabern bei jüdischen Philosophen. Insbesondere Maimonidesvertritt dabei eine konsequent Äquivokationstheorie. DessenAttributenlehre wiederum wird, ebenso wie Dioynsius undpatristische Texte, von lateinischen Scholastikern diskutiert,beispielsweise von Albertus Magnus und Thomas von Aquin. Im 13.Jh.s vertritt z.B. Thomas von Aquin ein analoges Verhältnis vonGott und Geschöpf sowie der Prädikationen in Anwendung auf Gottund auf Geschaffenes.

Thomas unterschied zwischen einer Analogie der Attribution(„analogia attributionis“) und einer Analogie der Proportionalität(„analogia proportionalitatis“). Die „analogia attributionis“ bezeichnetdas Verhältnis zweier „Gegenstände“ zueinander. Dabei kommt deranaloge Begriffsinhalt einem ersten Gegenstand in einem primärenSinne zu und wird auf einen zweiten Gegenstand in abgeleiteterWeise übertragen. So sprechen wir von einem „gesunden“Heiltrunk, weil er der Gesundheit eines Lebewesens dient, von demin erster Linie der Begriff „gesund“ ausgesagt wird (vgl. Thomasvon Aquin, „Summa theologiae“). Auch den Begriff „Sein“

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verwenden wir in dieser Weise. Er wird sowohl von Gott ausgesagt(ihm „attribuiert“), dem das Sein im primären Sinne zukommt, alsauch von allen endlichen Geschöpfen, die in ihrem Sein von Gottabhängen. Bei der „analogia proportionalitatis“ geht es um dieÄhnlichkeit von Verhältnissen. Als Beispiel verwendet Thomas dasleibliche Sehen und die geistige Einsicht:

„Nach der zweiten Weise wird etwas analogisch ausgesagt,wie z.B. das Wort ‚Sehenʼ (visus) vom leiblichen Sehen undvom Verstand gesagt wird, weil wie das Sehen im Auge, so dieEinsicht (intellectus) im Geist ist“ [4]

In ungefähr dem thomasischen Sinne definiert dann das 4.Laterankonzil: Gott und Geschöpf seien sich zwar ähnlich, doch seidiese Ähnlichkeit mit einer noch größeren Unähnlichkeit behaftet.

Ein prominenter Kritiker der thomasischen Analogiekonzeption istJohannes Duns Scotus, der einen univoken Seinsbegriff verteidigt.Hintergrund seiner Kritik ist die Betonung der vollkommenenAndersartigkeit Gottes gegenüber seinen Geschöpfen:

„Ich sage, Gott werde nicht nur in einem Begriff gedacht, deranalog ist zu dem Begriff des Geschöpfes, selbst aber einvöllig anderer ist als der Begriff, der vom Geschöpf ausgesagtwird, sondern auch in einem Gott und dem Geschöpfeindeutigen Begriff [in conceptu univoco]“ [5].

Für Duns Scotus enthält daher der Begriff „Sein“ weder den Begriff„endlich“ noch den Begriff „unendlich“. Er ist seiner Ansicht nacheindeutig und damit letztlich völlig inhaltsleer, da er keinerleiDifferenzen mehr umfasst. Duns Scotus Lehre von der Univozitätdes Seinsbegriffes motiviert nominalistische Auffassungen, welche

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die Verbindung von Begriff und Wirklichkeit lockern.

20. Jahrhundert[Bearbeiten]

Im 20. Jhd. wird die Analogielehre besonders von dialektischenTheologen, welche den Unterschied von Gott und Kreatur starkbetonen, einer radikalen Kritik unterzogen. In der evangelischenTheologie lehnt Karl Barth die Vorstellung einer Seinsanalogie striktab. Er stellt dieser den Begriff der „analogia fidei“ entgegen: DieAnalogie der Geschöpfe zu Gott könne nicht in der Erkenntnis desSeins mittels der natürlichen Vernunft, sondern nur im Glaubenerfolgen. Für die katholische Theologie hingegen betont besondersErich Przywara die „analogia entis“ als Prinzip einer „Formeinheit“von Philosophie und Theologie. Ausgangspunkt ist für ihn der Satzdes 4. Laterankonzils (1215): „Zwischen Schöpfer und Geschöpfgibt es keine Ähnlichkeit (similitudo), ohne dass diese von einernoch größeren Unähnlichkeit (dissimilitudo) begleitet wäre (intercreatorem et creaturam non potest tanta similitudo notari, quin intereos maior sit dissimilitudo notanda)“ (DH 806)[6]. Dies veranlasstihn zu der Folgerung, dass die Analogie „letzter subjektiverRhythmus im Sein und letzter subjektiver Rhythmus im Denken“sei.[7]

Literatur[Bearbeiten]

Lexikonartikel

Wolfgang Kluxen: Art. Analogie, I., in: HWPh, Bd. 1, 214-227.

Hans Jörg Sandkühler: Art. Analogie, in: Ders. (Hg.):Enzyklopädie Philosophie, 2 Bde., Felix Meiner Verlag,Hamburg 2002, Bd. 1, 47-51.

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James F. Ross: Art. Analogy in Theology, in: Donald M. Borchert(Hg.): Encyclopedia of philosophy. Detroit : MacmillanReference USA, 2006, ISBN 0028657802

G. P. Klubertanz: Art. Analogy, in: New Catholic encyclopedia :an international work of reference on the teachings, history,organization, and activities of the Catholic Church, and allinstitutions, religions, philosophies, and scientific and culturaldevelopments affecting the Catholic Church from its beginningto the present. MacGraw-Hill, New York u.a. 1967–1996, Bd. 1,371-377.

B. Mondin: Art. Theological Use of Analogy, in: New Catholicencyclopedia 1, 377-380.

Gerhard Ludwig Müller: Art. Analogie, II. Theologisch, in:Lexikon für Theologie und Kirche, 3. A., Bd. 1, 579-582.

Wolfhart Pannenberg: Art. Analogie, in: Religion in Geschichteund Gegenwart, 3. A., Bd. 1, 350-353.

R. Teuwsen: Art. Analogie, I. Philosophisch, in: Lexikon fürTheologie und Kirche, 3. A., Bd. 1, 577-579.

Béla Weissmahr: Analogie. In: Brugger/Schöndorf (Hg.):Philosophisches Wörterbuch. Alber: Freiburg, Br.; München2010.

Monographien

Wolfhart Pannenberg: Analogie und Offenbarung : eine kritische

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Untersuchung zur Geschichte des Analogiebegriffs in der Lehrevon der Gotteserkenntnis, Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht2007, ISBN 3-525-56158-X Neuauflage, 1. A. 1955

Lorenz Bruno Puntel: Analogie und Geschichtlichkeit, Herder,Freiburg i.Br. 1969

Erich Przywara: Analogia entis. Metaphysik, Einsiedeln 1962.

Douglas R. Hofstadter; Emmanuel Sander: Die Analogie: dasHerz des Denkens. Stuttgart: Klett-Cotta, 2014, ISBN978-3-608-94619-2 (kognitionswissenschaftlich)

Weblinks[Bearbeiten]

G. E. R. Lloyd: „Analogy in early greek thought“ im Dictionary ofthe History of Ideas (englisch, inkl. Literaturangaben)

Armand Maurer: „Analogy in patristic and medieval thought“ imDictionary of the History of Ideas (englisch, inkl.Literaturangaben)

Montagnes, Benoît: l'analogie de l'être chez saint Thomas(Memento vom 5. April 2007 im Internet Archive), Diss. 1962

Ross, J. F.: Website mit einigen Artikeln, einem vollständigenund einem gerade vorbereiteten Buch zum Thema(Pennsylvania)

Einzelnachweise[Bearbeiten]

Hochspringen ↑ Platon: Politeia. 508b, nach der Stephanus-1.

Page 89: Erzählung – Wikipedia · Russischen Formalismus entwickelt und vom Strukturalismus seit den 1950er Jahren weiter ausgearbeitet. Der strukturalistische Ansatz – mit späteren

Paginierung

Hochspringen ↑ Aristoteles: Nikomachische Ethik. 1131ff.2.

Hochspringen ↑ Aristoteles: Metaphysik. 1003a 32ff.3.

Hochspringen ↑ Thomas von Aquin: De veritate. q.2 a.11. Zit.bei Josef de Vries: Analogie. In : Grundbegriffe der Scholastik.3. Aufl. Darmstadt 1993, ISBN 3-534-05985-9.

4.

Hochspringen ↑ Johannes Duns Scotus: Ordinatio. Zit. bei:Josef de Vries: Analogie. In : Grundbegriffe der Scholastik. 3.Aufl. Darmstadt 1993, ISBN 3-534-05985-9

5.

Hochspringen ↑ siehe Heinrich Denzinger: Kompendium derGlaubensbekenntnisse und kirchlichen Lehrentscheidungen,hrsg. von: Peter Hünermann, Freiburg/Basel/Wien 40. Aufl.2005

6.

Hochspringen ↑ LThK:„Analogia Entis“.7.