Ethik und Monethik -...

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Ethik und Monethik

Mark Mäder REHAB Basel

Zentrum für Querschnittgelähmte und Hirnverletzte

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Ethik Praktische Philosophie

Definition Ethik

• Lehre über die Verantwortlichkeit

gegenüber allen Lebewesen im Denken

und Handeln

Klassisches Beispiel: Trolleys Dilemma

Nikomachische Ethik

Leitfaden

Zum guten Menschen

Zum glücklichen Leben

Prinzip der Verallgemeinerbarkeit

Kategorischer Imperativ Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könnte Kant

Definition Werte

Werte sind abstrakte Leitlinien menschlichen

Verhaltens.

In konkreten Situationen werden sie zu Einstellungen

des Individuums und steuern dessen Wahrnehmung,

Entscheidungen und Handlungen.

Wertewandel

1970 – 1989

Beständigkeit

Einfachheit

Sicherheit

Disziplin

Verpflichtung

Anpassung

Ab 1995

Freiheit

Komplexität

Genussfreude

Anspruchsdenken

Individualität

Rechenschaftspflicht

Werte

• Anständigkeit

• Bildung

• Bescheidenheit

• Besonnenheit

• Disziplin

• Ehrlichkeit

• Empathie

• Erfolg

• Fleiss

• Fortschritt

• Freiheit

• Zivilcourage

• Zusammenarbeit

• Zuverlässigkeit

• Wohlstand

• Vorsicht

• Freundlichkeit

• Gehorsam

• Gerechtigkeit

• Gesundheit

• Humor

• Konsum

• Kritikfähigkeit

• Leistungsfähigkeit

• Lebensgenuss

• Menschlichkeit

• Wahrheit

• Verantwortung

• Solidarität

• Mitbestimmung

• Mut

• Nächstenliebe

• Ordnung

• Pflichtbewusstsein

• Pünktlichkeit

• Respekt

• Ruhe

• Sauberkeit

• Schönheit

• Selbständigkeit

• Soziales Verhalten

• Toleranz

• Treue

•Vertrauen

•Wertschätzung

Werte im Leitbild

• Respekt

• Kommunikation

• Wertschätzung

• Toleranz

• Beharrlichkeit

• Innovation

• Loyalität

Nach 2000:

Fluide Gesellschaft

Durchlässigkeit

Öffentlich-Privat

Lebensphasen

Entgrenzung

Globaler Horizont

Grenzenloser virtueller Raum

Wechselnde Konfiguration

Arbeitsorganisation

Patchwork Familien

Fusion

Arbeit-Freizeit

Hochkultur-Popularkultur

Gemeinsame Werte

Voraussetzung: Minimaler Konsens der Werte

Ordnungsliebende Aktive Konventionalisten Realisten Perspektivenlose Nonkonforme Resignierte Idealisten

Pflicht und Akzeptanzwerte

Selbstentfaltung

Wertepyramide

Basis, auf der alles ruht

Mittelfeld, ohne das

nichts geht

Mittelfeld, ohne

das

nichts geht

Spitze

Definition Normen

Normen beschreiben

welches Verhalten als richtig und falsch

betrachtet wird.

Definition Regeln

Regeln beschreiben

was erlaubt und was verboten ist.

REGELSPIEL

50-60 er Jahre

Regelkonformität:

Regeln und Masstäbe als

GEGEBENHEIT

70-80 er Jahre

Regelopposition

Masstab ist das Selbst

Regelkonstruktion

Massstab ist die Vermittlung von

Selbst und Umwelt

d.h. Regeln und

Modalitäten werden

ausgehandelt und

gestaltet

Dilemma

Ein Dilemma bezeichnet eine Situation, die zwei Möglichkeiten der Entscheidung bietet, welche beide zu einem unerwünschten Resultat führen. Es wird durch seine Ausweglosigkeit als paradox empfunden. Auch der Zwang zu einer Auswahl zwischen zwei positiven Möglichkeiten kann ein Dilemma sein. .

Warum Ethik heute?

• Entstehen von Dilemmata

• Fehlen einer einheitlichen Hierarchie von Werten

• Oft mangelhafte Voraussagbarkeit bzw. Abschätzbarkeit der Folgen und Ergebnisse

Themen der Medizinethik

• Forschung

• Töten und Sterbenlassen

• Transplantation

• Neonatologie

• Schwangerschaftsabbruch

• Sterilisation

• Gentherapien

• usw

Voraussetzung für ethisches Handelns:

Wekzeugkasten

… start with your own morality ….

Werkzeuge 1

Prinzipienethik Die 4 Grundnormen der Medizinethik

• Respekt vor der Autonomie des Patienten

• Prinzip der Schadensvermeidung

• Fürsorgepflicht

• Soziale Gerechtigkeit

Werkzeug 2

Care ethics (Fürsorge /Sorge – Ethik)

Individuen sind nicht autonom, sondern umfassend mit anderen verbunden und dieses Netzwerk von Beziehungen besonders betont.

Hilfreiche Ergänzung zur Prinzipienethik

• Wie sind die Beziehungen zueinander?

• Wer trägt die moralische Verantwortung?

• Was ist das Besondere an dieser Situation?

• Wer hat welche Sichtweise auf die Situation?

• Was ist das Schlimmste, was passieren kann?

• Was ist das Beste was passieren kann?

Werkzeug 3

Tugendethik

• Wie verhalte ich mich in dieser Situation? • Was fehlt? • Was könnte ich besser machen? • Bin ich vertrauenswürdig? Integer? • Genügend Empathie? • Urteile ich gut? • Zufriedenheit?

• Beauchamp and Childress

Werkzeug 4

Perspektivenwechsel als narrativ-hermeneutischer Ansatz

• Welche Werte sind für mein Gegenüber wichtig?

• Auf welche Erfahrungen gründen seine Aussagen und sein Verhalten?

• Ist ein gemeinsames Verständnis möglich? Erreichbar?

R.Porz 2012

ETHIK in der Rehabilitation

• Autonomie

• Ökonomie

• Sicherheit

• Behinderung

• Gerechtigkeit

• Effizienz

• U.a.

Team-Konzept

• Identität und Rollenverständnis

• Teamkultur

– Wertesystem

– Spielregeln

– Transparenz

• Ziele

• Massnahmen

Unsere Themen des Alltags

• Selbstbestimmung

• Schadensvermeidung

• Fürsorgepflicht

• Gerechtigkeit

• Selbstbestimmung

• Schadensvermeidung

• Fürsorgepflicht

• Gerechtigkeit

Wirtschaft

• Produktivität

• Effizienz

• Kosten-Nutzen

• Fortschritt

• Arbeit

• Gier

• Neid

• Unersättlichkeit

Effizienz Wirtschaftlichkeit

Ertrag - Aufwand

Leistung - Kosten

Effizienz

Verhältnis Nutzen - Aufwand

Effizienz

• Die Wirtschaft oder Ökonomie ist die Gesamtheit aller Einrichtungen und Handlungen, die der planvollen Deckung des menschlichen Bedarfs dienen. Sie dient der materiellen Erhaltung und Sicherung des Lebens des Einzelnen.

dtv-Lexikon 2002

• Die soziale Verantwortung der Wirtschaft ist es ihre Profite zu vergrößern - und nichts anderes.

Milton Friedman

Wirtschaftsethik

Wirtschaftsethik ist die Anwendung ethischer Prinzipien auf den Bereich wirtschaftlichen Handelns.

Wirtschaftsethik als Feigenblatt für amoralische Abläufe?

Gem. Karl Kraus

Die Wirtschaftsethik verbraucht zunehmend die moralischen

Grundlagen

Tendenz zum Ökonomismus:

Profit, Gewinn, Konkurrenz sind höchste Werte

Geiz und Neid sind akzeptable Werte

Gem. A. Smith

Gesundheitswesen

• Recht auf Leistung für einen Kranken / Verunfallten

• Wert: Gerechtigkeit

Fragen: Ressourcen knapp

Wie sieht die gerechte Verteilung aus?

Wirtschaftliches Handeln kann nur in Abhängigkeit von ethischen Regeln funktionieren.

Milton Friedman

Grundwerte der Wirtschaftsethik

• Lebenserhaltung / Armut bekämpfen • Gerechtigkeit / Einkommensgerechtigkeit • Freiheit / Persönliche Freiheit • Friede / Fairer Konkurrenzkampf • Solidarität • Würde • Partnerschaft / Gleichwertigkeit • Vertrauen / Transparenz • Macht / Verantwortung

Vgl Stickelberger 2001

Wirtschaftsethik Ebenen

• Makroebene

Gesamtwirtschaftliche Rahmenbedingungen

Politik / Volkswirtschaft

• Mesoebene

Organisation und Gruppen

Betriebswirtschaft

• Mikroebene

Individuelles Handeln

Kann ethisches Engagement relevant sein Resp. „zahlt“ es sich aus? Imagegewinn Wettbewerbsvorteil? Mitarbeiterzufriedenheit

Beispiel Mesoebene

Soziale und wirtschaftliche Vorteile können sich ergänzen. Aber wer bestimmt?

75 j Patientin

• 10.4.2009 Sturz auf der Treppe am Bahnhof

• Polytrauma mit schwerem SHT

• Rehabilitation: guter Verlauf

• Verweigerung der Kostengutsprache:

Alter und Altersheim

Beispiel Individual- und Mesoebene

Dilemma

• Wissen muss angepasst werden

– Der Standard ist nicht das Richtige

– Lebensdauer vs Lebensqualität

• Abwertung Alter durch die Gesellschaft

• Ökonomie

Finanzielle Ressourcen

• Unbestritten ist, dass die Versicherten Anspruch haben auf eine medizinisch ausreichende und wirtschaftlich erbrachte Leistung

• Jedoch strittig ist, ob das auch so ist, wenn diese teuer ist

• Oder der Zusatznutzen gering ist oder wissenschaftlich noch nicht eindeutig erwiesen ist

Luterbach, 2007

Wirtschaftsethik

Ist die schwierige Kunst, Ökonomie und Moral in der Entscheidung so zu balancieren, dass man das, was man moralisch wollen soll auch ökonomisch wollen kann und umgekehrt.

Wieland 1998

Schliessen sich Ethik und Wirtschaft aus?

Lösungsansatz 1

• Wirtschaftsethik wird als nützlich betrachtet, wenn es dem ökonomischen Erfolg dient

• Ethik als Erfolgsfaktor

• Damit eines von vielen Verfahren, das solange zur Anwendung kommt, wie es einen erkennbaren Nutzen bringt

Lösungsansatz 2

• Wirtschaftsethik dient dazu, moralisch-ethische Folgen wirtschaftlichen Handlens zu erkennen

• Leitplanken zu entwickeln, die nicht überschritten werden dürfen

• Auswirkunegn im sozialen, politischen und rechtlichen Bereich

Problem der Ethik ist der ethische Pluralismus

• Unterschiedliche Vorstellungen – vom Menschen, – vom Handeln, – von der Natur, – Gesellschaft, von der Kultur selbst sowie den fundierten – Werten.

• Aufgabe ist es: • Werte zu rechtfertigen • Abwägen im Wertekonflikt

• Rene Descartes: Wir haben kein ethisches Haus mehr!

Problem der Ethik ist der Wirtschaftsethik ist der ethische Pluralismus

• Unterschiedliche Vorstellungen – vom Menschen, – vom Handeln, – von der Natur, – Gesellschaft, von der Kultur selbst sowie den fundierten – Werten.

• Aufgabe ist es: • Werte zu rechtfertigen • Abwägen im Wertekonflikt

• Rene Descartes: Wir haben kein ethisches Haus mehr!

Gibt es gemeinsame Grundlagen?

Corporate Social Responsibility

Was an der Wirtschaft nicht stimmt,

stimmt an der Gesellschaft nicht.

Scitovsky Tibor

Thema der Gerechtigkeit

Theorien der sozialen Gerechtigkeit

• Utilitarismus

• John Rawls

UTILITARISMUS

Nützlichkeitsstandpunkt der Ethik 1. Der individualistische

Utilitarismus

2. Der soziale Utilitarismus

Bentham

Utilitarismus Das Prinzip des grössten Glücks

• Daraus folgt: Das Glück maximieren

• Problem:

• Recht des Einzelnen

• Allgemein gültige Werte

Gültige Wertetabelle in Dollar

• Zahn ziehen 4 500 Dollar

• Zeh amputieren 57 000

• Regenwurm 100 000

• Katze 10 000

• Kansas 300 000

E. Thorndyke 1937

Kaufen

• Zellen Upgrade Gefängnis / Nacht 82 Dollar

• Leihmutter in Indien 6250

• Schwarzes Nashorn 150 000

• Handynummer Arzt 1500 /a

Die Gerechtigkeit ist die erste Tugend sozialer Institutionen, so wie die Wahrheit…. Noch so gut funktionierende und wohlabgestimmte Gesetzte und Institutionen müssen abgeändert oder abgeschafft werden, wenn sie ungerecht sind.

Jeder Mensch besitzt eine aus der Gerechtigkeit entspringende Unverletzlichkeit, die auch im Namen des Wohls der ganzen Gesellschaft nicht aufgehoben werden kann.

Joh Rawls A Theory of Justice 1971

Rawls Gesellschaftsvertrag

• Schleier des Nichtwissens

• Hypothetische Vereinbarung auf der Basis der Gleichheit

M.Sandel Gerechtigkeit 2009

Konsequenzen

Notwendiger Diskurs

• Wie viel soziale Gerechtigkeit ist erreichbar

• Welche soziale Gerechtigkeit soll erreicht werden.

Dialog bei einem Dilemma

• Um welches Dilemma geht es?

• Welches gemeinsame «Gute» wollen wir erreichen

• Wie ist das Dilemma entstanden

• Was ist zu tun

Elemente einer guten Lösung

• Sie ist konsensfähig

• Sie wird von allen Beteiligten mitgetragen

• Sie orientiert sich an der Zielsetzung

• Sie reicht über den wirtschaftlichen Bereich hinaus

• Sie dient der Gesellschaft (Verallgemeinerbarkeit)

• Sie führt zu Stabilität und Lebensqualität (Glück)

Klugheitsethik Aristoteles

• Das Gute ist kein einheitlich fassbarer Begriff

• Die Wahl der Handlungsmittel soll nicht nur das Gelingen der Handlung, sondern den Gesamtlebensbezug beinhalten.

• Die Applikation ist nicht durch Grundsätze selbst, sondern nur durch die Herstellung von Überlegungsgleichgewichten zu gewährleisten.

• Die Politik vervollkommnet die Ethik.

Herstellung von Überlegungsgleichgewichten

• Einseitigkeiten vermeiden

• Spielräume offen halten (Optionen)

• Handlungskompetenz erhalten

• Ungewissheit aushalten und ernst nehmen

Was an der Wirtschaft nicht stimmt,

stimmt an der Gesellschaft nicht.

Scitovsky Tibor

Weiterfahren

• Michael Sandel: Gerechtigkeit

• Michael Sandel: Was man für Geld nicht kaufen kann

• Thomas Sedlacek: Die Ökonomie von Gut und Böse

• Rawl: A Theory of Justice

• Hessel Stephane: Empört Euch

Fazit

• Ökonomie ist in ein Wertesystem eingebunden, das wir als Gesellschaft vorgeben, unterstützen, gestalten.

• Daher ist die Auseinandersetzung mit der Ethik eine Möglichkeit zur Einflussnahme durch Klärung der Werte und Suche nach einer Strategie des Handelns.

• In der Mikrowelt können wir sicher, in der Meso – ist es als Team / Organisation möglich, in der Makroebene lohnt es sich, zu versuchen Einfluss zu nehmen.