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{ 1 } otion DAS BACKES&MÜLLER-MAGAZIN MAI / 2016 Die neue BMPrime Perfekter Begleiter Exklusiv-Interview mit Patricia Barber „Tausend und mehr Songideen“ Ein Japaner an der Mosel Trompetenbau in Handarbeit Studio „kleine audiowelt“ Aufnehmen, Schneiden, Mischen Musik in Bildern Gebärdensprache auf Konzerten

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otionDAS BACKES&MÜLLER-MAGAZIN MAI / 2016

Die neue BMPrime

Perfekter Begleiter

Exklusiv-Interview mit Patricia Barber

„Tausend und mehr Songideen“

Ein Japaner an der Mosel

Trompetenbauin Handarbeit

Studio „kleine audiowelt“

Aufnehmen, Schneiden,

Mischen

Musik in Bildern

Gebärdensprache auf Konzerten

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Impressum

© Backes&Müller High End Audio Produktionsgesellschaft mbH

Altenkesseler Str. 17/D166115 Saarbrücken (Deutschland)Telefon: + 49 (0) 681 / 7616 - 809 Fax: + 49 (0) 681 / 7616 - 785E-Mail: [email protected]: www.backesmueller.de

Konzept&Redaktion: Martina Folscheid

Design&Layout: Jean Paul Stoll

Autoren: Udo Dahmen Fritz Fey Martina Folscheid Johannes Siegler Fotos: Fritz Fey Andreas Henn Jimmy Katz Andreas Kühn Rich Serra Jammi York Illustrationen: Jean Paul Stoll Istockphoto.com

Auflage: Mai 2016 Satz- und Druckfehler sowie technische Änderungen vorbehalten.

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Liebe Leserinnen und Leser,nach der Vorstellung der neuen BMLine-Serie auf der High End 2015 haben wir in diesem Jahr in München die neuen BMPrime-Modelle im Gepäck. Die Nach-folge der BMPrime 8 tritt dabei die neue BMPrime 12 an, mit der wir das klassische 3-Wege-Prinzip wie-derbeleben und in neuem, zeitgemäßen Gewand prä-sentieren. Ein Fotoshooting mit dem „Neuzugang“ auf einem Hochhaus der Landeshauptstadt Saarbrü-cken lieferte uns das Titelbild und viele stimmungs-volle Fotos in der Blauen Stunde – und nebenbei bemerkt gleichzeitig auch eine zünftige Erkältung. Einen Blick auf die neue Produktserie gewährt die Titelgeschichte des Magazins.Einen Blick hinter die Kulissen eines der letzten gro-ßen Tonstudios in Deutschland bietet der Beitrag über die „kleine audiowelt“. Besitzer Markus Born, der bei unserem Besuch gerade ein Jazzquartett auf-nahm, ist ein Verfechter von Authentizität. Lesen Sie, wie Aufnahmen entstehen, die wenig mit am Com-puter produzierten Sounds gemein haben.Erfrischend authentisch und offen waren auch die Antworten von Patricia Barber, die B&Motion ein Interview gab. Die Jazzmusikerin aus Chicago, de-ren Kompositionen quasi einen festen Platz in B&M-Vorführungen haben, gab freimütig darüber Auskunft, was sie über ihre Musik und Jazz im All-gemeinen denkt.Zum ersten Mal kommen in der vierten Ausgabe von B&Motion Gastautoren zu Wort: Prof. Udo Dah-men, Direktor der Popakademie Baden-Württem-berg GmbH und Fritz Fey, Chefredakteur des „Stu-dio Magazin“. Wir wünschen Ihnen wie immer viel Vergnügen bei der Lektüre.

Johannes Siegler Geschäftsführer von Backes&Müller

Erfrischend offene Antworten.

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EDITORIAL

INNENANSICHTENUngewöhnliche Einblicke in Form von fotografischen Impressionen.

NACHGEZÄHLTMehr und minder wichtige Zahlen und Fakten aus dem Alltag von Backes&Müller.

TITELNeues aus der Produktfamilie. Die neue BMPrime-Serie ist ein echter Hingucker. Anpassungsfähig, wandelbar und gefüllt mit innovativer Technologie.

INTERVIEWCoole Kompositionen, weite Dimensionen. Jazzmusikerin Patricia Barber gab B&Motion ein Exklusiv-Interview über den großen Teich hinweg.

HANDGEMACHTWo das Leben einen hinführt.Tomomi Kato verließ Tokio, um in Deutschland Instrumentenbauer mit Passion zu werden. In seiner Werkstatt in einem Moselort stellt er Trompeten in Handarbeit her.

PORTRÄTÜbersetzerin von Musik.Isabelle Ridder lässt Gehörlose in die Welt der Musik eintauchen und begeistert damit auch Hörende.

INTERNA B&M-Premiumpartner Hans Gülker ist mit seiner Firma Sprint Service GmbH in neue Räumlichkeiten umgezogen, in denen er über großzügige Vorführräume in stilvollem Ambiente verfügt.

B&M-Premiumpartner Andreas Kühn hat ein besonderes Hobby: Er dreht Produktvideos und hat sich dafür ein Studio mit allerhand technischen Feinheiten zugelegt.

NACHGEHÖRT„Studio Magazin“-Chefredakteur Fritz Fey referiert über Genuss und Analyse beim Musikhören.

Prof. Udo Dahmen, Künstlerischer Direktor der Popakademie Baden-Württemberg GmbH, erklärt den Song „Babylon Sisters“ von Steely Dan.

ORTSTERMINSo authentisch wie möglich. B&Motion hat dem Studio von Toningenieur Markus Born in Sandhausen einen Besuch abgestattet. Die „kleine audiowelt“ gehört zu den ganz Großen in der Szene.

STANDPUNKTWas steckt hinter dem Begriff der hochaufgelösten Musikformate?

REGIONZwei Tipps für Unternehmungen in der Nähe des B&M-Werks: Eine Auswahl an Sehenswürdigkeiten, die Saarbrücken zu bieten hat, und ein Outletcenter auf der grünen Wiese in der Nähe von Zweibrücken.

ZU GUTER LETZTBetrachtungen über das Leben an sich und die Bedeutung der Musik darin von B&M-Geschäftsführer Johannes Siegler.

INHALT

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Fotograf Rich Serra erhielt den Auftrag, sich seine Kamera zu schnappen und im Werk von Backes&Müller auszutoben. Entstanden sind eine Vielzahl an ungewöhnlichen Aufnahmen.

Innenansichten

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Nachgezählt...

60Unzählige Studien sind veröffentlicht worden, die belegen wollen, dass sich der Verzehr von Schokolade positiv auf die Gesundheit auswirkt. Mal wird der Süßigkeit durch die enthaltenen Flavanole eine leicht blutdrucksenkende Wirkung bescheinigt. Mal finden Forscher heraus, dass Kakao Antioxidantien enthält, die vorbeugend gegen Krankheiten wie Herzinfarkt und Krebs wirken. Ob sie nun gesund ist oder nicht – Schokolade in allen erdenklichen Formen steht beim B&M-Team hoch im Kurs. Schätzungsweise 60 Kilogramm werden pro Jahr verzehrt. Das Blut des ein oder anderen Mitarbeites ist demnach definitiv eine zuckrige Angelegenheit.

1350Johannes Siegler kann nicht stillsitzen. Zumindest nicht, wenn er telefoniert. Er geht und geht, während er fragt, antwortet, erzählt, erklärt. Sein Weg führt den Geschäftsführer von B&M vom Büro in den Hörraum, vom Hörraum in die Produktion, von der Produktion ins Lager, vom Lager in den Servicebereich, vom Servicebereich nach draußen – nur, wenn es nicht regnet, versteht sich – von draußen hinein durch den langen Gang in die Küche, von der Küche... Pi mal Daumen 1350 Kilometer pro Jahr kommen so zusammen – auf diese Art und Weise hat Telefonieren einen gesunden Begleiteffekt.

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1500

12Durchschnittlich zwölf Tonnen Neuware verlassen pro Jahr das Werk von Backes&Müller.

Pr o Sekunde 1500 Mal schwingt der Sensor der BMPrime 14 im Übergangsbereich. Bei der BMPrime 6 sind es ebenfalls 1500, die BMPrime 12 kommt auf 400 Mal. Bei der BMLine 35 und 25 sind es 100 Mal.

1150Nicht nur der Verzehr von Schokolade, auch der Konsum von Kaffee nimmt bei der B&M-Mannschaft einen hohen Stellenwert ein. Rund 1150 Liter Kaffee pro Jahr werden ab morgens sieben Uhr gebraut und über den Tag verteilt getrunken, bis auch der Letzte das Firmengebäude verlassen hat.

864Aus 864 Bauteilen setzt sich die neue BMPrime 12 zusammen.

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Ob auf Stein- oder Glas-böden oder auf dem Dach eines Hochhauses – die neu entwickelten BMPrime-Lautsprecher passen sich überall ein. Sie sehen nicht nur ele-gant aus, sondern über-zeugen auch klanglich in jedem Ambiente.

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Schon als wir 2010 die erste BMPrime-Serie entwickelten, waren unsere Überlegungen getrieben von der Fragestellung, über welche Eigenschaften, über welche „Key Features“ diese neue Produktlinie verfügen sollte. Was wünscht sich der HiFi-Hörer, was können unsere Lautsprecher ihm bieten, was andere nicht vermögen? Neben diesen besonderen Charaktereigenschaften ging es uns darü-ber hinaus darum, für verschiedene Hör-situationen sinnvolle Lösungen zu bieten, unabhängig von der Hörentfernung, egal ob der Hörraum groß oder klein ist, ob er eher „hallig“ oder „trocken“ klingt. Wie bereits bei der neuen BMLine-Serie haben wir bei der Weiterentwicklung der BMPrime hinsichtlich der Konzeption nicht nur an der Optik geschliffen und das Volumen etwas vergrößert. Vielmehr haben wir versucht, Lautsprecher für die verschiedenen akustischen Anforderungen zu bauen. Speziell die oft wenig beachtete Kategorie des Abstrahlverhaltens von Lautsprechern spielt für das Klanger-gebnis eine große Rolle. Diese bestimmt, wie sich der Lautsprecher im Zusam-menspiel mit dem Hörraum verhält. Das B&M-Klangideal strebt stets nach der möglichst unverfälschten Wiederga-be, und zwar nicht nur im optimierten „Studioakustik-ähnlichen“ Abhör-Ambi-ente, sondern speziell im Wohnzimmer des HiFi-Hörers oder wo auch immer er Musik hört.Deshalb ist die BMPrime 6 als D‘Appoli-to-Lautsprecher konzipiert, der die Musik leicht in Richtung der idealen Hörposition bündelt und so mehr Information an

das Ohr des Hörers bringt. Bei größeren Hörentfernungen oder in akustisch eher hart klingenden Räumen mit Steinböden, Glasflächen oder Sichtbetonwänden ist die BMPrime 14 in ihrem Element. Die Zylin-derwelle ihres AIR-Motion-Transformers (AMT) fokussiert im Mittel- und Hoch-tonbereich die Musik und blendet sehr effektiv die akustischen Eigenschaften des Hörraums aus. Die BMPrime 12 wurde als Universallautsprecher für „normale“ Wohnzimmer ohne herausfordernde

Merkmale wie Steinböden entwickelt. In sämtlichen Produkten der BMPrime-Serie spielt unsere DMC™-Technologie der Membranregelung die zentrale Rolle für eine neutrale Klangwiedergabe. Die Erfahrung und das Feedback un-serer Kunden, die Weiterentwicklung unserer Produktionsprozesse und damit einhergehende neue Ideen und Mög-lichkeiten führten nun zur Neuauflage der erfolgreichen Serie. Natürlich wollen wir in der neuen Linie die Gesamt-Per-formance optimieren, ohne dabei die positiven Eigenschaften der bisherigen Produktlinie zu gefährden. Was sollten die Lautsprecher können, was sie bisher noch nicht konnten? Eine der bedeu-tenden B&M-Kerntechnologien ist die

Der Aluminium-Massiv-Waveguide und der

Kalotten-Mitteltöner prägen das Gesicht der

neuen BMPrime12.

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FIRTEC-phasenlineare Signalverarbeitung mittels digitalem Signalprozessor. Diese Technik, bisher nur in der BMLine-Serie realisiert, sorgt für eine zeitrichtige und sehr impulstreue Musikwiedergabe, eine Eigenschaft, die das Musikhören mit unseren Lautsprechern sehr nahe an ein „Live“-Musikerlebnis heranrückt. Ein parallel zum Analog-In vorhandener Di-gitaleingang verbindet die digitale Quelle mit dem Signalprozessor im Lautsprecher. Die so entstehende puristische Minimal-kette transportiert ohne verlustbehaftete Wandlung, also völlig klangneutral, die digitalen Musikdaten in den Lautsprecher. Die perfekte Kette! Eine deutliche Verbes-serung erfahren die Produkte zusätzlich durch die Weiterentwicklung unserer Sen-soren zur DMC2.0™-Regelung. Kurzum, beide Technologien halten jetzt Einzug in die neue BMPrime-Serie, die zur Highend 2016 Premiere feiert. In die Konzeption der neuen Modellreihe sind, wie bereits angedeutet, auch Wün-sche und Anregungen unserer Kunden eingeflossen. Alle Modelle kommen nun noch kraftvoller und eleganter daher. Die Oberflächen wurden mit einem speziellen Glanzlack veredelt, der die Holzstruktur der Edelfurniere herausarbeitet und für ein sehr edles Finish sorgt. Die Silhouette der Lautsprecher wirkt unaufdringlich elegant, zeigt aber auch eine gewisse Kante und lässt das Klangmöbel wie ein selbstbewusstes Statement in Erschei-nung treten. Der Fuß des Lautsprechers, integraler Bestandteil des auch akustisch stabilen Stands, wurde auch visuell seiner

Bedeutung angepasst. Das Anschlussfeld der Elektronik ist in den neuen Modellen, ähnlich wie bei der BMLine-Serie, nach unten versetzt, so dass Netz- und Line-kabel hinter dem Lautsprecher verschwin-den und nicht mehr sichtbar sind. Selbst die Optik des komplett neu entwickelten Elektronikeinschubs wurde an die Ge-samtanmutung angepasst. Wie bei den BMHorns und den BMLine-Lautsprechern verfolgen wir auch in der neuen BMPrime-Serie das „schraubenlose“ Design, das den tech-nischen Aspekt der Klangmöbel visuell stärker in den Hintergrund treten lässt. Unsere Lautsprecher demonstrieren ihre Klang-Performance in der Musikwieder-gabe und beeindrucken nicht mit Schrau-ben und Kühlkörpern. Nach wie vor ist die gesamte Palette an Gehäusevarianten erhältlich – mit acht Edelfurniervarianten sowie Komplettausführungen in Schwarz oder Weiß. In Verbindung mit der BMIce, der universellen Schalt- und Lautstärke-zentrale zwischen Quelle und Lautspre-cher, ist auch eine Fern-Einschaltung des gesamten Setups über die Fernbedienung möglich. Eine weitere Neuerung in den Modellen BMPrime 6 und BMPrime 12 ist die Hochton-Einheit. Extrem perfor-mant mit jeder Menge Reserve wird sie aus einem Alu-Zylinder, der aus einem

Ein Strukturglanzlack sorgt für ein edles Finish.

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massiven Block Aluminium mittels Hochglanz-Drehtechnik herausgearbeitet wurde, und dem eigentlichen Ringradi-ator-Treiber gebildet. Der Alu-Zylinder bietet drei Vorzüge in einem Werkstück: Die Oberfläche ist zu einem Wavegui-de geformt, das die Gehäusekanten des Lautsprechers für den Hochtonbereich unsichtbar macht. Das Vollmaterial bietet dem massiven Treiber einen passgenauen Sitz ohne jedes Spiel und Toleranzen. Die Oberfläche des sichtbaren Teils dieses Aluminiumblocks ist durch Polieren und Versiegeln extrem wertig und gibt dem Lautsprecher ein unverwechselbares Ge-sicht. Der Ringradiator glänzt durch her-vorragend niedrige Klirrwerte in Verbin-dung mit höchster Performance-Reserve.Auch das Mittelton-Kalottenchassis ist eine B&M-Eigenentwicklung. Die Ka-lotte wird im Werk aus Aluminiumblech tiefgezogen und in einem aufwändigen Lackierverfahren oberflächenversiegelt. In Verbindung mit dem Antrieb ist uns so ein Mitteltonchassis eigener Güteklasse gelungen, das im Übertragungsband quasi eigenschaftsfrei nur die Musik in Schall wandelt, ohne jegliche Resonanzen oder Nachschwinger. So stehen viele Details

bei der Konstruktion der neuen BMPrime-Linie unter dem Diktat der besten Performance im besten Look. Die bisherige BMPrime 8 wurde durch ein neues Modell ersetzt, das die Eigenschaf-ten der bisherigen BMPrime 8 bündelt und konzeptionell ausbaut: die neue BMPrime 12.Die neue BMPrime-Linie setzt erneut Maßstäbe in der Konzeption und dem Bau moderner HiFi-Schallwandler. Mit der mehrfach ausgezeichneten FIRTEC-Tech-nologie zur „zeitrichtigen“ Wiedergabe und in Verbindung mit der B&M-eigenen DMC2.0™-Membranregelung bauen die BMPrime-Modelle eine holografisch-plas-tische Bühne vor dem Hörer auf, die so bisher nur von den BMLine-Modellen bekannt war. Backes&Müller trat mit der Sensor-Re-gelung vor 40 Jahren als Pionier auf den Markt und hat die Lautsprecherwiederga-be auf eine neue Qualitätsebene gehoben. In den vergangenen zwei Jahren konnten wir mittels neuer computergestützter Ent-wicklungen die Präzision der DMC-Mem-branregelung nochmals um den Faktor 4 verbessern („patent pending“) und mit unserer FIRTEC-Entzerrung verbinden.

Ein Strukturglanzlack sorgt für ein edles Finish.

So erzeugen wir eine weltweit einzigartige phasenlineare, zeitrichtige Musikwiederga-be vom tiefsten Bass bis in die höchsten Höhen ohne konstruktionsbedingte Limi-tierung im gewünschten Abhörpegel. Dies bringt dem Hörer noch mehr Information und rückt die Wiedergabe ein Stück näher in das Musikgeschehen hinein.Auch die verbauten Chassis werden teil-weise im eigenen Haus gefertigt – so bei-spielsweise der Kalotten-Mittelton-Treiber der BMPrime 12 – oder sie werden nach B&M-Spezifikationen von Spezialisten in Deutschland hergestellt. Übrigens genau wie alle anderen Komponenten auch. Selbst bei der Bestückung der komplexen SMD-Platinen handelt es sich um deut-sche Maß- und Wertarbeit.

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DIE NEUE BMPRIME-SERIE

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BMPrime 6

BMPrime 12

BMPrime 14

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Ihr elegant-kraftvolles Aussehen wird der neuen BMPrime 6 durch ein um fünf Grad geneigtes Gehäuse in edelster Optik verliehen. Diese Neigung sorgt dafür, dass der abgestrahlte Schall im besten Winkel am Ohr des Hörers ankommt. Dies er-laubt eine kompaktere Form. Die einge-fasste Schallwand ermöglicht noch einen Blick auf die Stirnfläche der Seitenteile, was den Lautsprecher nicht nur eleganter und filigraner aussehen lässt, sondern es verbindet überdies das Schallwand-Design schlüssig mit dem Korpus des Speakers. Nicht nur optisch wurde bei der neuen BMPrime 6 im Vergleich zu größeren Modellen nicht eingespart – auch die Technik der Großen spielt in der Kleins-ten von Backes&Müller. Die B&M-eigene DMC2.0™-Regelung zusammen mit unserer FIRTEC™-Technologie lässt die BMPrime 6 über den gesamten Fre-quenzbereich von 30 Hz bis über 24 KHz zeitrichtig, also phasenlinear, tonal kom-plett ausgewogen und kraftvoll-spritzig aufspielen. Jedes einzelne Tiefton-Chassis wird mit 150 Watt angetrieben. Das neu entwickelte Hochton-Chassis in seinem Aluminium-Massiv-Waveguide ist mit 100 Watt mehr als ausreichend versorgt. Die Neigung des Gehäuses der BMPrime 6 in Verbindung mit der D‘Appolito-Anord-nung erlaubt eine sehr variable Aufstel-lung. Der abgestrahlte Schall kann so vom Nahbereich bis in größere Entfernungen optimal auf den Musikhörer ausgerichtet werden. Reflexionen am Boden wer-den reduziert. Die D‘Appolito-bedingte Richtwirkung in der Vertikalen reduziert Reflexionen an den Seitenwänden und bietet dem Musikliebhaber einen Sweet-spot ohne störende Reflexionen aus dem Hörraum.

Die neue BMPrime 12 knüpft an die ruhmvolle Geschichte des Klassi-kers aus den 80er- und 90er-Jahren an und belebt die Tradition des dezidier-ten 3-Wege-Lautsprechers. Auch diese Lautsprechertechnik, der man besondere Stärken in der Wiedergabe des Stimm-Fre-quenzbereichs nachsagt, wird durch die von B&M eingesetzte FIRTEC™- und DMC2.0™-Technologie auf eine neue Klangebene gehoben. Bei dem von Backes&Müller konstruierten und in Saar-brücken gefertigten Mitteltonchassis han-delt es sich um eine Eigenentwicklung, die speziell für den definierten Einsatzbereich abgestimmt wurde. Das Ausgangsmaterial der Kalotte des Mitteltöners wird in einem Tiefziehverfahren zur Kalotte geformt und dann akustisch wie optisch veredelt. In Kombination mit dem Grundchassis entsteht so ein Treiber ohne eigenen akustischen Klang im Übertragungsband, also die ideale Voraussetzung für eine fehlerfreie Wiedergabe. Die BMPrime 12 spielt über den gesamten Frequenzbereich von unter 30 Hz bis über 24 KHz zeitrich-tig, also phasenlinear, tonal komplett ausgewogen ohne jegliche Präferenz für eine bestimmte Musikrichtung. Jedes der drei Tiefton-Chassis wird mit 150 Watt angetrieben, genau wie der Kalotten-Mit-teltöner. Und der Hochton-Ringradiator in seinem Aluminium-Massiv-Waveguide ist mit 100 Watt mehr als ausreichend versorgt.

Kraftvoll und doch schlank, so lässt sich die neue BMPrime 14 beschreiben. Das Gehäusevolumen hat zwar gegenüber dem Vorgängermodell erheblich zuge-nommen – die klangliche Performance dementsprechend auch – und dennoch scheint der Lautsprecher schmäler zu sein. Diese Optik wird durch das seit-liche Einfassen der Schallwand durch die Seitenwangen erzielt. Gleichzeitig wird dem Betrachter so ein Blick auf die Edelfurnierstruktur der Seitenwangen gewährt, ein reizvoller Kontrast zwi-schen der samtartigen Nextellack- und der Holzoberfläche. Die Kontur der gesamten neuen BMPrime-Serie ist durch die Kantung in Richtung Front etwas geschärft. Das Glanz-Struktur-Lack-Fi-nish hebt diese noch hervor und lässt die Edelfurniere satt wirken. Mit der unteren Grenzfrequenz von unter 25 Hz geht es ausgesprochen tief hinunter, DMC2.0™-geregelt präzise und trocken, so dass der Einsatz eines Subwoofers auch für die unterste Oktave überflüssig ist. Auch in der BMPrime 14 arbeitet unser Sig-nalprozessor mittels FIRTEC auf die vier geregelten 17 cm-Chassis und dem nach B&M-Spezifikationen entwickelten Air-Motion-Transformer (AMT). Eine tonal extrem ausgewogene vorbildliche Musikwiedergabe ohne jegliche zeitliche Verzerrungen bringt die perfekte Büh-ne ins Wohnzimmer. Stimmen, Klavier, Schlaginstrumente, Streicher oder ein ganzes Orchester entfalten mühelos ihren Klang im Hörraum. Die Zylinderwelle in Kombination von Chassis und AMT richtet die Schallenergie auf die Position des Hörers und dämpft Reflexionen des Hörraums ausreichend. So sitzt man quasi „mitten im Musikgeschehen“.

Alle neuen BMPrime-Modelle verfügen über

einen AES-Digitaleingang.

TITEL

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Die Alben der Jazzmusikerin Patricia Barber sind allesamt hervorragend produziert, so dass Titel wie „Too rich for my blood“ immer wieder bei B&M-Vorführungen angespielt werden. Im Interview spricht die Pianistin und Sängerin unter anderem über ihre Liebe zu Paris und ihr Guggenheim-Stipendium.

KÜHNE POETIN

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B&Motion: Sie sind eine großartige Pia-nistin und Sängerin, und zudem eine fan-tastische Songwriterin. Fliegen Ihnen die Ideen zu oder gehen Sie für jeden neuen Song auf die Suche?Barber: Ich habe einen ganzen Vorrat an Songideen angelegt, er quillt sozusagen über. Mein Problem ist nicht das Finden von Ideen, sondern das Finden von Zeit, aus den Ideen Songs zu for-men. Seitdem ich beides tue, die Texte und die Musik schreibe, ist es ein langer, mühsamer Prozess. Ich habe wahrscheinlich tausend oder noch mehr Songideen, zu denen ich nie kommen werde.B&Motion: Verarbeiten Sie in Ihren Texten persönliche Erleb-nisse?Barber: Als ich mit dem Schreiben begonnen habe, hatten sie einen weitaus höheren autobiografischen Anteil als heute. Aber wenn man viel schreibt, wird man automatisch zum Fiktionsschrei-ber. Außerdem ist es gesünder, nicht jede Geschichte zu durchle-ben, die man erzählt.B&Motion: Der Sound Ihrer Kompositionen ist sehr puristisch, manchmal fast kühl. Es werden Klangbilder mit weiten Dimensio-nen geschaffen, in denen die Worte in Ebenen zu fließen scheinen, getragen vom Groove und der Gitarrenlinie. Wie wichtig ist Ihnen der Sound?Barber: Meinen Sie die akustische Umsetzung? Die ist nicht mir zu verdanken. Einst begegnete ich Jim Anderson und wir blieben ab diesem Augenblick einfach zusammen. Er und Mike Friedman von Premonition führten diese sehr klaren Sounds auf meinen Alben ein. Stille ist sehr wichtig für mich auf der Bühne – umso mehr freut es mich, in Jim einen Recording Engineer gefunden zu haben, der Stille ebenso wertschätzt und in der Lage ist, sie auf einer Auf-nahme einzufangen.B&Motion: Dann gebührt Jim Anderson ein großer Dank... Ihre Alben sind hervorragend produziert. Sind Sie in irgendeiner Weise in den Mix- und Mastering-Prozess involviert?Barber: Weniger als viele andere Künstler, fürchte ich. Ich bin nicht der Typ, der im Studio sitzt und um jeden Sound Aufhebens macht – das passt nicht zu meinem Charakter und ich habe zum Glück Jim an meiner Seite, dem ich vertrauen kann. Ab und an fragt er mich etwas oder ich habe eine Anmerkung, aber im großen Ganzen kümmert er sich um alles und auf den Premonition-Alben sind er und Mike für alles verantwortlich.B&Motion: 2003 gewannen Sie das renommierte Guggen-heim-Stipendium für Komposition, das erste seiner Art, das jemals an einen nicht-klassischen Songwriter verliehen wurde. Wie fühlte es sich an, als Sie davon erfuhren?Barber: Interessanterweise war ich in der Nacht, bevor ich das

Schreiben erhielt, sehr müde – müde vom Konzerte spielen, müde, unterwegs zu sein, und ich wünschte mir Zeit, um Musik

zu schreiben. Doch mir fehlten nicht nur die nötige Zeit und die nötige Energie, sondern auch das nötige Geld dazu. Ich blickte also gen Himmel und sagte „Hilf mir“. Und dann, ob Sie es glauben oder nicht, flatterte am nächsten Tag der Brief ins Haus und ich war gerettet. Ich liebe die Guggenheim-Stiftung und stand die fol-genden drei Jahre in engem Kontakt mit ihr.B&Motion: Für das Stipendium entschieden Sie sich, einen Liedzyklus zu komponieren, der auf den Metamorphosen des römischen Dichters Ovid basiert, woraus das berühmte Album „Mythologies“ entstand. Warum fiel Ihre Wahl ausgerechnet auf die griechische Mythologie?Barber: Ich hatte eine Theaterinszenierung einer Mary Zimmer-man-Adaption von Ovids Metamorphosen in Chicago gesehen, die mich dazu bewog, das Buch zu lesen. Nach der Lektüre schien es mir, als seien diese Charaktere einfach zu fabelhaft, um sie nicht als Inspiration für einen Liedzyklus zu benutzen. Und zu diesem Zeitpunkt bewarb ich mich um das Guggenheim-Stipendium für dieses Projekt.B&Motion: Sie bezeichnen Paris als Ihre zweite musikalische Hei-mat. Gibt es dafür einen speziellen Grund?Barber: Gibt es jemanden, der Paris nicht liebt? Der Paris nicht als sehr besondere Stadt empfindet? Ich zähle jedenfalls zu denen, auf die dies zutrifft. Ich liebte Paris von dem Moment an, in dem meine Augen die Stadt zum ersten Mal erblickten. Paris erwiderte diese Liebe allerdings viele Jahre lang nicht. Das Publikum in Paris ist nicht einfach. Als allmählich immer mehr Zuhörer zu meinen Konzerten kamen, wurde die Liebesbeziehung jedoch im Nach-hinein perfekt.B&Motion: Haben Sie jemals darüber nachgedacht, was gewesen wäre, wenn Sie in der Nacht der Terrorattacken im November ver-gangenen Jahres auf der Bühne des Bataclan gestanden hätten?Barber: Ja, natürlich, weil ich tatsächlich schon dort gespielt habe und mein Promoter den Club häufig bucht. Er verlor in dieser Nacht einige seiner Freunde. Was für ein Horror! Mir fehlen die Worte.B&Motion: Würden Sie die Bühne eines Clubs in Paris nun mit anderen Gefühlen betreten? Mit Angst?Barber: Ich bin seitdem schon in Paris aufgetreten. Im Gegensatz zu vorher hat der Club nun Metalldetektoren, die Taschen werden untersucht etc. Ob ich Angst hatte? Nein. Man darf keine Angst haben. Performer müssen performen. Musiker müssen spielen. Musik und die universelle Sprache der Musik heilen und genau so

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INTERVIEW

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soll es sein. Musik hilft uns zu lachen, zu weinen, einander zu ver-stehen. B&Motion: Sie sagten einmal, dass Sie vermutlich mehr Alben verkaufen würden, wenn Sie Dinge anders angehen würden, aber dann wären Sie nicht glücklich. Was meinten Sie damit?Barber: Ich könnte meine Songs vereinfachen. Ich könnte tradi-tionelle Rock΄n΄Roll- oder Countrymusik-Harmonien verwenden. Aber dafür ist es jetzt zu spät. Und außerdem: Musik ist das, was mich mit Leben erfüllt, es ist meine Leidenschaft. Das heißt, ich muss die Art von Musik erkunden, die mich fasziniert. Hoffent-lich wird es immer ein Publikum für das geben, was ich liebe und schreibe.B&Motion: Wie lautet Ihre Meinung zu zeitgenössischem Jazz? Wird es immer schwieriger für Jazzmusiker zu überleben?Barber: Es ist schwieriger für alle Musiker geworden zu überle-ben, aus vielerlei Gründen. Die Einnahmequelle von Tantiemen wurde uns genommen, die uns einen Teil des Lebensunterhalts garantierte. Aber Fotografen geht es genauso, ebenso Verlegern, Autoren und anderen Berufssparten. Und immer weniger Men-schen werden zukünftig noch die Fähigkeit besitzen, etwas zu schaffen und zu verkaufen, das nicht von einem Computer pro-grammiert wurde. Darum ist gute Musik so kostbar. Genießen Sie sie überall und zu jeder Zeit, wenn sich Ihnen die Gelegenheit bietet. Ich höre immer noch CDs. Weil Streaming so beliebt ist, kann ich inzwischen sehr gute Alben auf CD für weniger Geld erwerben. Streaming ist absolut unbefriedigend für mich. Ich liebe es, mir es mit einem Stapel CDs oder LPs gemütlich zu machen und die Alben als Ganzes zu hören, so wie es die Intention des Künstlers war. Dadurch erfahre ich etwas über die Musik und die Musiker. Und natürlich gehe ich auf Konzerte, um Musik „live“ zu hören, wann immer ich kann.B&Motion: Wird es immer schwerer für anspruchsvolle Musik, wenn sie für immer weniger Menschen etwas ist, dem man beim Hören seine gesamte Aufmerksamkeit widmet?

Barber: Ich weiß es nicht. Ich bin in der glücklichen Situation, ein Publikum zu haben, das zuhört, und ich konnte mich mit Hilfe von Plattenlabels und Promotern zu einer Künstlerin entwickeln. Es wäre sicher nicht einfach, zum jetzigen Zeitpunkt eine Karriere zu starten.B&Motion: Haben Sie Pläne für ein neues Album?Barber: Wir sind gerade dabei, ein „Live“-Album aufzunehmen. Und wir haben auch eine „Live“-Aufnahme vom San Francisco Jazz Festival-Album, die wir veröffentlichen könnten. Ich bin gerade dabei, die Lieder zu hören, um eine Auswahl zu treffen. Außerdem schreibe ich gerade einen Lied-Zyklus und würde die-sen gern mit Jim Anderson aufnehmen. Es hängt von den Plat-tenfirmen ab. Stellen Sie immer noch eine Hilfe dar? Gibt es einen Grund, sich mit ihnen zu verbünden? Ich denke, dass ich vielleicht besser meinen eigenen Weg gehen sollte. Wir werden sehen.B&Motion: Wann werden Sie nochmal in Europa touren?Barber: Wir werden Ende des Jahres, im November und Dezem-ber, in Europa weilen. Ich freue mich darauf. Sobald alle Kon-zerte gebucht sind, werde ich die Tour auf meiner Webseite bekanntgeben.

„Es ist gesünder, nicht jede Geschichte zu durchleben,

die man erzählt.“

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INTERVIEW

Sphärische Musik, poetische Texte

Patricia Barber ist Jazzsängerin, Jazzpianistin, Songwriterin und Bandleaderin in einer Person. Die Musikerin wurde am 5. November 1955 in Chicago geboren. Ihre Mutter war Blu-essängerin und ihr Vater der Saxofonist Floyd „Shim“ Barber, Mitglied der Glenn Miller-Band. Musik wurde ihr demnach in die Wiege gelegt – schon als kleines Kind lauschte sie begeis-tert dem Spiel des Vaters. „Wenn er übte, legte ich die Hand in den Trichter des Instruments, damit ich die Musik fühlen konnte.“ Ab dem Alter von sechs Jahren erhielt sie klassi-schen Klavierunterricht. Zum Jazz fand sie erst, als sie bereits erwachsen war: „Jazz war die ganze Zeit da, um mich herum. Aber ich hatte diese Vorstellung im Kopf, dass es keine gute Idee für eine intelligente Frau sei, Jazzmusikerin zu werden.“ Sie studierte also zunächst klassische Musik und Psychologie, aber der Drang nach Jazz überwog. Das Uni-Diplom in der Tasche beschloss sie, in die Fußstapfen ihres Vaters zu treten. 1984 startete ihre Karriere als Jazzmu-sikerin in dem kleinen, aber umso renommierteren Jazzclub „Gold Star Sardine Bar“ in Chicago. Ihr erstes Album, das sie bei einem Major Label herausbrachte, „A Distortion of Love“, erschien 1992, das zweite mit dem Titel „Café Blue“ folgte zwei Jahre später. Es dauerte nicht lange, bis sie von den Kriti-kern bejubelt wurde. Etwa zur selben Zeit begann sie ein festes Engagement in Chicagos legendärem Jazzclub „Green Mill“, in dem sie bis heute häufig auftritt, wenn sie nicht gerade auf Tour ist. Patricia Barber hat inzwischen 13 Studio- und Live-Alben ver-öffentlicht. Ihre Musik ist sphärisch, ihre Texte sind poetisch. Sie schafft besondere, intensive Klangwelten. Das dunkle Tim-bre ihrer Stimme, die sie sehr kontrolliert einsetzt, harmoniert auf einzigartige Weise mit ihrem virtuosen Klavierspiel. Nicht zu vergessen die herausragenden Musiker, die sie um sich ver-sammelt. 2001 brachte die Journalistin und Kunstprofessorin Margo Jefferson in der New York Times die Trümpfe der Musikerin folgendermaßen auf den Punkt: „Das ist es, was Patricia Barber bietet: ein kühnes Klavierspiel, eine Altstimme mit langsamem Vibrato gepaart mit fortwährender Spannung in Bezug auf Groove und Timbre und intelligente Songs über die Art und Weise, wie wir denken und leben, und nicht bloß darüber, wie wir lieben...“.

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Alles wird von Hand gemacht: Hier lötet der Instrumentenbauer Verbindungsstellen des Blasrohrs aneinander.

Trompeten von der Mosel

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Man könnte es schlechter treffen. Durch das Fenster, das ein-zige Fenster der Werkstatt, blickt Tomomi Kato auf Weinberge und auf Luxemburg. Wenn er sich an die Fensterbank lehnt und nach unten schaut, sieht er über Häuserdächer hinweg, wie sich das blaue Band der Obermosel majestätisch durchs Tal schlän-gelt. Jenseits des Grenzflusses – die Mosel trennt Deutschland und das kleine Großherzogtum – klettern Rebstöcke steile Anhö-hen hinauf. Genau wie links und rechts des alten Bauernhauses, in dem sich der Trompetenbauer niedergelassen hat. Der Japa-ner muss nur aus dem Haus gehen und schon steht er inmitten der Weinberge. Er wohnt und arbeitet in Nittel, dem malerisch gelegenen und zugleich größten Weinbauort der Obermosel, in dem sich eine Straußwirtschaft an die andere reiht. Knapp 300 Hektar Rebfläche und über 25 Weingüter und Brennereien zählt das Dorf. Die Winzer der Region profitieren von einem warmen Schonklima, sogar Orchideen gedeihen vereinzelt in den zwei Naturschutzgebieten rund um die Ortschaft.Die Werkstatt von Tomomi Kato ist klein, jeder Millimeter Platz wird ausgenutzt. „Ich bin gerade dabei, mir neue Räumlichkei-ten zu suchen“, sagt er mit einem Seitenblick auf sein kleines, ziemlich vollgepfropftes Reich. Seine Firma Brass Sound Crea-tion, bis jetzt noch ein Ein-Mann-Betrieb, expandiert. Aus den Wandregalen lugen die Trichter von Trompeten hervor, zum Schutz umhüllt mit durchsichtiger Folie. Auf den Werkbänken stehen zu Aufbewahrungskästchen umfunktionierte ehemalige Butterdosen, in denen sich nun Dichtungsringe befinden. Auch Weinkartons dienen als Sammelbehälter. Apropos Wein: Tomomi Kato liebt den Moselwein und er liebt die Lebensart der Mosela-ner. „Hier wird Gastfreundschaft groß geschrieben. Du gehst auf ein Glas Wein zum Nachbarn und es kann dir passieren, dass du bis tief in die Nacht bleibst“, sagt er und lacht verschmitzt, seine Augen funkeln.Bis er sich an der Mosel niederließ, war es ein weiter Weg. Als Kind spielte Kato Orgel, entdeckte dann, relativ spät, im Alter von 16 Jahren erst, das Instrument Trompete. Er spielte zunächst im Orchester seiner Schule, einer Eliteschule in Tokio, und übte mehr als drei Stunden am Tag. „Nach sechs Monaten konnte ich Rossini spielen.“ Der Dirigent wurde auf sein Talent aufmerksam und fragte ihn, ob er Lust habe, Mitglied in dessen sinfonischem Orchester zu werden und eine Karriere als Profimusiker anzustre-ben. Er fühlte sich geehrt, aber die Vorstellung passte nicht zum Lebensentwurf des Jugendlichen. „In Japan ist es nicht einfach, seinen Lebensunterhalt als Profimusiker zu bestreiten“, erklärt er.

Als er den Film „Blues Brothers“ sah, war es um ihn geschehen. Tomomi Kato begann im Alter von 16 Jahren, Trompete zu spielen. Er entschied sich jedoch, das Blasinstrument nicht nur zu spielen, sondern auch zu bauen. Sein Weg führte ihn dabei von Tokio an die Mosel.

HANDGEMACHT

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„Aber gebastelt habe ich immer schon gern. Als Kind baute ich Fahrräder auseinander und wieder zusammen, eine Zeitlang pro-bierte ich mich im Modellbau aus.“ Kurzum: Er wollte etwas mit den Händen schaffen – warum also nicht das Manuelle mit der Musik verbinden und Instrumentenbauer werden?Seine Eltern waren enttäuscht, dass er die Schule verlassen wollte, um ein Handwerk zu erlernen. Aber Tomomi Kato hatte kein In-teresse an einer Bürotätigkeit. Und noch etwas trieb ihn an: „Wis-sen Sie, Japan ist wie eine Ameisengesellschaft, jeder trägt seinen Teil zum Gesamten bei. Aber mein Bestreben war es, etwas von A bis Z allein zu erschaffen.“ Als er ein Atelier von Yamaha be-suchte, in dem Profimusiker ihr Feedback zu Instrumenten ab-geben konnten, riet man ihm zu studieren und mit dem Diplom in der Tasche erneut vorstellig zu werden und zu schauen, ob er eine Abteilung leiten könne. Doch auch diese Idee behagte Kato nicht. „Ich wusste schon damals, dass es in Deutschland kleine Manufakturen gibt und wollte dort mein Glück versuchen.“Er begann, am Goethe-Institut die deutsche Sprache zu lernen. Und der Zufall half ihm. Ein deutscher Kunsthändler, der ein Büro im Goethe-Institut besaß, verschaffte ihm Kontakte zu den Berliner Philharmonikern und diese wiederum zu einem renom-mierten Metallblasinstrumentenbauer in der Nähe von Tübingen. „Ich zog also von Tokio in das kleine Dorf Münsingen im Schwa-benland. 1987 war das. Anfangs konnte ich nicht schlafen, weil es im Gegensatz zu meiner vorigen Heimat so ruhig war.“ Aber er gewöhnte sich schnell an die neuen Lebensumstände, trat schon bald in die örtliche Blaskapelle ein und lernte so die Dorfgemein-de kennen. Es gefiel ihm ausnehmend gut.Nach seiner Ausbildung besuchte der Instrumentenbauer, einem wandernden Gesellen gleich, viele Betriebe, um die verschiede-nen Arbeitsgänge intensiv zu studieren. Es verschlug ihn zuerst nach Bayern, dann nach Hessen und anschließend in die Schweiz. 1994 zog er von der Alpenrepublik in die Römerstadt Trier, um dort eine Anstellung im Musikhaus Kröger anzunehmen. In Trier gefiel es ihm so gut, dass er entschied, länger zu bleiben. Und in seiner Freizeit wollte er, wie in Münsingen, mit anderen musik-begeisterten Menschen in Kontakt treten. Man empfahl ihm den Musikverein Mertert, einem Moselort auf der luxemburgischen Seite des Grenzflusses. „Bingo! Das war es“, freut er sich noch heute. „Dort geht es zu wie in einer großen Familie.“Als sein Arbeitgeber zwei Jahre, nachdem er eingestellt wurde, einen Mitarbeiter aus seiner Abteilung entlassen wollte, bot Kato freiwillig an, das Musikhaus zu verlassen. „So sicherte ich jemand anderem den Job und konnte endlich meinen Traum verwirkli-chen, etwas Eigenes zu probieren.“ Heute bedient er Spitzen-musiker in der ganzen Welt. „Aber die Leute kennen mich, den

Mann dahinter, nicht“, sagt er bescheiden. Wobei, das stimmt nicht ganz. Als Phil Collins vor einigen Jahren mit seiner Big Band im luxemburgischen Remich gastierte, fragte Tomomi Kato höflich, ob er den Backstage-Bereich aufsuchen dürfe. Er durfte nicht, also kaufte er sich eine Eintrittskarte. Plötzlich rief jemand „Hey trumpetmaker, come with me.“ Es war der Posaunist der Band. So unbekannt ist sein Gesicht dann doch wieder nicht.Viele seiner Kunden stammen aus Europa, aus Japan und den USA, in letzter Zeit auch zum Teil aus Spanien und Südamerika. Die Werbetrommel rühren muss er bisher nicht, jedenfalls nicht in größerem Ausmaß. Mund-zu-Mund-Propaganda genügt. Sein berühmtester Kunde ist niemand Geringeres als der bekannteste

Sein berühmtester Kunde ist Wynton Marsalis.

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Aus diesem an einen Boomerang erinnernden Blechstück entsteht der Schallbecher. Tomomi Kato schneidet ein Stück Messingblech in die entsprechende Form, erhitzt sie, fügt die Ränder zusammen, verlötet und verschweißt sie. Dabei nutzt er ver-schiedene Legierungen, meist ein Gemisch aus 70 Prozent Kupfer und 30 Prozent Zinn. Je nach Kundenwunsch kann das Instrument anschließend versilbert oder vergoldet werden.

Trompeter der Gegenwart: Wynton Marsalis. Der spielte bei der Amtseinführung von US-Präsident Barack Obama im Weißen Haus mit einem vergoldeten Modell von Tomomi Kato. Zu sei-nen Abnehmern zählen aber auch Trompeter wie Marcus Print-up, dann Trompeter der Staatskapelle Weimar, des philharmoni-schen Orchesters Luxemburgs oder auch der Solotrompeter der Mailänder Scala, Francesco Tamiati. „Er stattet mir immer einen Besuch ab, wenn er in Luxemburg spielt“, berichtet Kato. Das macht aber nicht nur Tamiati so. Viele Kunden schauen von Zeit zu Zeit, wenn sie in der Nähe zu tun haben, bei ihm vorbei und lassen sich ihr Modell nach ihren Wünschen anpassen, so dass man eigentlich von Unikaten sprechen kann. „Sie haben ihr Ur-Modell, spielen damit eine Saison lang und geben es dann bei mir ab, damit ich Änderungen vornehmen kann.“ Unikate, die schon bei der Herstellung viel Zeit in Anspruch nehmen und dementsprechend etwas kosten. Dann hat man aber im Gegen-zug eine Trompete, die komplett von Hand gefertigt ist, vom Schalltrichter, der geschweißt und gelötet wird, bis hin zu den Deckeln für die Ventile. Die Ventile allerdings kauft meist dazu, sie werden mittels eines computergestützten Verfahrens herge-stellt. „Aber theoretisch könnte ich auch diese selbst herstellen.“ Der Instrumentenbauer legt viel Wert auf Details und sieht da-rin seine Stärke in Bezug auf den Ton und die Ansprache, die Intonation des Instruments. Wichtig sei auch der Einsatzort der Trompete. „Es macht einen Unterschied, ob ein Lead-Trompe-

ter oder ein Solotrompeter sie spielt oder ob sie im Orchester-graben zum Einsatz kommt.“ Form und Material unterscheiden sich je nach Spielzweck. „Das Blech eines Instruments für einen Jazztrompeter hat einen Millimeter Dicke, während es beim Big-band-Trompeter deutlich dünner beschaffen sein muss, wenn der den ganzen Abend über das hohe C spielen soll“, erklärt Kato.Neben den hochpreisigen Trompeten will Tomomi Kato in Zu-kunft Instrumente „nicht nur für die Formel 1“ anbieten. Sein neuestes Projekt ist eine nach seinen Plänen in China gefertigte Trompete, deren Preis unter 500 Euro liegt. Für die Modelle, die von Hand in seiner Manufaktur gefertigt werden, muss man schon tiefer in die Tasche greifen: Um die 7000 Euro kostet ein Spitzenprodukt, die unterste Preiskategorie beginnt zwischen 1000 und 2000 Euro. Und wie muss für Tomomi Kato eine Trompete klingen, wenn sie perfekt sein soll? Er überlegt nicht lange. „Warm und persönlich“, antwortet er. „Der Klang muss einen umarmen, damit eine Kommunikation zwischen Musiker und Zuhörer entsteht.“ Perfekt sei ein Instrument dann, wenn es zu einem Teil des Musikers werde.

Infos unter www.brasssoundcreation.org

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Melodien aus Bildern

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Sie müssen entschuldigen.“ Isabelle Ridder schreitet rasch vo-ran zum Esstisch, schnappt sich mit geübten Handbewegungen ein paar Überreste des Frühstücks und Spielsachen ihrer Kinder und trägt sie in Küche und Wohnzimmer. „Ich komme während der Woche einfach nicht zum Aufräumen.“ Und jetzt gehört auch noch Bella mit zur Familie, ein Hundebaby, das auf dem Fußbo-den Fundstücke wie kleine, weiße Wattebäusche verteilt. Die junge Frau ist Mutter von zwei Kindern, die Familie wohnt in einem einseitig angebauten Stadthaus in Saarbrücken. Vorne eine stark befahrene Straße, drinnen dreifach verglaste Fenster, die den Lärm abwehren, hinten ein Garten zum Spielen mit Rutsche und Schaukel. „Möchten Sie einen Kaffee, Tee oder Wasser?“ Sie bringt ein Tablett mit Gläsern und einer mit Wasser befüllten Ka-raffe und sinkt auf einen Stuhl.„Lehrerin wollte ich immer schon werden“, beginnt sie zu erzäh-len. „Ich entschied mich für das Studium der Gehörlosenpädago-gik, besuchte zunächst die Pädagogische Hochschule in Freiburg, dann diejenige in Heidelberg.“ Heute hat sie eine Teilzeitstelle als Beratungslehrerin in dem überregionalen Förderzentrum Hören und Kommunikation in Lebach nahe Saarbrücken, wo sie einem Förder- und Beratungsangebot für Kinder und Jugendliche mit einer Hörschädigung sowie für deren Bezugspersonen nach-kommt. Ridder arbeitet außer mit den Betroffenen mit Lehrern und Erziehungsberechtigten zusammen, mit Therapeuten, schul-psychologischen Diensten, Hörgeräteakustikern, Kinder- und HNO-Ärzten. Ein paar Mal habe sie während der Ausbildung gezweifelt, sagt sie rückblickend, ob es das Richtige sei, ob sie nicht doch auf den Beruf der Dolmetscherin für Deutsche Gebärdensprache um-schwenken solle. „Doch das Bedürfnis, nicht nur die Vermittlerin der Sprache zu sein, sondern eigene Ideen umzusetzen, hat letzt-endlich immer gesiegt.“ Der zweite Traumberuf ging ihr jedoch nie ganz aus dem Kopf. Als sie 2005 nach Saarbrücken zurückkehrte, entstand schon bald der Kontakt zum Landesverband der Gehörlosen des Saarlandes. Dieser bat sie von Zeit zu Zeit, für sie zu dolmetschen. Mal war der Bürgermeister zu Gast im Clubheim, mal fand ein Vortrag statt. „Es war ein toller Ausgleich zum Lehrer-Dasein, aber so richtig gut fühlte ich mich dabei nicht, ich hatte schließlich nicht

die entsprechende Ausbildung.“ 2009 entschied sie sich darum, an einer neun Monate dauernden Weiterbildung als Vorbereitung auf die Prüfung zur staatlich geprüften Dolmetscherin für Deut-sche Gebärdensprache teilzunehmen. Der Landesverband finan-zierte ihr einen Großteil der Weiterbildung. Zur Zeit hat sie zirka zwei bis drei Aufträge pro Monat, über-setzt Vorträge oder begleitet Menschen mit Hörschädigung un-ter anderem zu Behördenterminen. Vor sechs Jahren gesellte sich eine weitere Facette hinzu: Isabelle Ridder begann mit dem Dolmetschen von Musik. Zunächst übersetzte sie Lieder in Got-tesdiensten in die Gebärdensprache. Eine neue Herausforderung kam auf sie zu, als sie gebeten wurde, eine Ballettinszenierung am Saarbrücker Staatstheater zu übersetzen. Also Musik ohne Text, rein instrumental. Doch wie übersetzt man instrumentale Musik in Gebärden? Schließlich gibt es keinen Text als Leitlinie. „Generell gilt Folgendes.“ Die 38-Jährige nippt an ihrem Glas Wasser, bevor sie zur Erklärung ansetzt. „Ich höre mir die Mu-sik immer und immer wieder an, spüre nach, welche Bilder und Assoziationen sie in mir weckt. Erst dann, wenn mir die Musik buchstäblich ‚zu den Ohren heraushängt‘, habe ich die richtige Distanz dazu.“ Erst dann kann sie sich überlegen, wie die Mu-sik wohl auf andere Menschen wirkt, was die Mehrheit der Men-schen wahrscheinlich damit assoziieren würde. Und das versucht sie umzusetzen, mit verschiedenen Angeboten. „Also, wenn Mu-sik mit Leichtigkeit daherkommt, kann ich das mit Frühlingstem-peraturen verdolmetschen, mit Sonne oder mit einem warmen Sandstrand.“ Ein weiteres Beispiel: Metallisch klingende Synthe-sizer ließen sich mit Hilfe eines Metallgerüsts verdeutlichen, an das jemand mit einer Eisenstange schlägt. Auch die Körperhaltung und die Mimik nimmt sie zu Hilfe: „Bei einer Molltonart oder Disharmonien werden die Hände nicht weich“, sagt sie. „Schauen Sie.“ Zur Demonstration verzieht sie das Gesicht und krümmt ihre Finger, die etwas Unsichtbares aus-einander ziehen. „Aber ich kann beispielsweise nicht verdolmet-schen, dass es sich anhört wie eine Klarinette. Das wäre genauso, wie wenn man jemandem, der kein Französisch versteht, eine französische Vokabel auf Französisch erklärt.“ Sie könne aber zeigen, dass die Musik sich anhöre wie ein Blasinstrument, das leicht klingt.

Isabelle Ridder hat eine außergewöhnliche Leidenschaft: Sie übersetzt Musik in Gebärdensprache – mit viel Gefühl, mit vielen Bildern und mit viel Vorbereitung, wie die staatlich geprüfte Dolmetscherin für Deutsche Gebärdensprache erläutert.

„Wir können immer noch frei sein,

wir haben immer noch Paris.“

PORTRÄT

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Isabelle Ridder nähert ihre Finger einander an, bis die Kuppen der Zeige- und Mittelfinger aneinandersto-ßen und bewegt die Hände, geformt zum Turm, rhythmisch nach oben. „Autoreifen kreischen in der Ferne...“. Sie zieht eine Gri-masse, legt ihre Hände um ein unsicht-bares Lenkrad, malt einen Kreis. „Vor dem Fenster fliegen Funken...“ Sie deutet mit Zeige- und Mittelfinger beiderseits ihres Kopfes zerstäubende Funken an, zieht die Au-genbrauen hoch, lächelt.Die Gebärdensprache funktioniert nach gänzlich an-deren grammatikalischen Regeln wie die Lautsprache. Man übersetzt keineswegs ein Wort nach dem anderen, sondern: „Es handelt sich um eine Kombination aus Handzei-chen, Mundbewegungen und Mimik.“ Übrigens hat jedes Land seine eigene nationale Gebärdensprache, sie unterscheidet sich sogar nach Dialekten.Besonders liegt Isabelle Ridder am Herzen, dass man Menschen, die nicht hören können, nicht als taubstumm bezeichnet. „Sie sind nicht stumm! Sie reden nur anders, nicht mit Lauten, sondern mit den Händen.“ Sie freut sich bei jedem ihrer musikalischen Einsät-ze darüber, dass sie so viele Hörende erreicht. „Schon so manch einer hat mir nach dem Konzert gesagt, er habe Musik gesehen, die er so noch nie gehört habe.“ Wenn das mal keine musikalische Inklusion ist.

Und wie würde sie einen Posaunenchor darstellen? „Nun, ich zeige, ob es viele Bläser sind, ob sie laut sind, ob es sich anhört wie auf der Jagd, ob es blechern klingt oder vielleicht königlich, ob die Musik eher an ein deutsches Reitlied oder ein bayerisches Wiesnlied erinnert.“ Gibt es eine Gebärde für bayerisches Wiesn-lied? Isabelle Ridder lacht und malt mit den Fingern einen herz-förmigen Ausschnitt nach. „Ich zeige einen Dirndlausschnitt.“ Und wie demonstriert man Lautstärke? „Bei lauter Musik mache ich eher ausschweifende Armbewegungen, bei leisen Tönen blei-be ich mit den Armen eng am Körper.“Zirka drei Wochen benötigt Ridder für die Vorbereitung eines Konzerts. Sie hört sich die Musik im Auto an, wenn sie zur Arbeit fährt oder die Kinder von der Schule abholt, auf allen „funkti-onalen Wegen“, aber auch abends zuhause. Inzwischen hat sie neben Ballett und Gottesdiensten auch Erfahrungen mit Rock-/Pop-Konzerten gesammelt. So stand sie vergangenen Sommer mit der Band Glasperlenspiel auf dem Halberg Open Air des Saarländischen Rundfunks auf der Bühne, einem Festival für Schüler. „Genau genommen stand ich nicht mit der Band auf der Festivalbühne, sondern es gab für die schwerhörigen beziehungs-weise gehörlosen Schüler eine separate Bühne neben dem Zelt für die Technik.“ Weil sie erst kurz vor dem Auftritt das tatsächli-che Programm erhielt, habe sie sich die gesamte CD vorgeknöpft und geübt. Wie wäre es nach den theoretischen Grundlagen mit einer prakti-schen Kostprobe ihres Könnens? „Klar doch. Moment, ich muss zuerst das Album suchen.“ Sie hastet die Treppe hoch, kehrt Mi-nuten später zurück. „Welches Lied? Paris? Kennen Sie, oder? Lief ja rauf und runter in den Radiostationen.“ Gerne. Sie drückt auf „Play“ und stellt sich in Position. Ab dem ersten Ton be-wegen sich ihr Oberkörper, ihre Arme geschmeidig im Takt der Musik. Und das am hellichten Tag, mitten im Wohnzimmer, um-geben von Spielsachen ihrer Kinder – ohne Bühne, ohne Rock ΄n΄Roll-Atmosphäre. Es wirkt sehr gekonnt, sehr routiniert. Ihre Arme und Hände formen Bilder. „Wir können immer noch frei sein, wir haben immer noch Paris...“ singt Carolin Niemczyk und

In Deutschland leben zirka 80.000 Gehörlose und etwa 16 Millionen Schwerhörige. Rund 140.000 Menschen sind auf die Hilfe von Gebärdensprachdolmetschern angewiesen.

„Ich höre mir die Musik immer und immer wieder an, spüre nach, welche Bilder und Assoziationen sie in mir weckt.“

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Stilvolles Ambiente

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Inmitten eines Gewerbegebiets in Euskirchen liegt ein kleines Paradies für HiFi-Fans: Das neue Firmengebäude von B&M-Premiumpartner Hans Gülker. Auf 1100 Quadratmetern das passende Ambiete, um Workshops und Events zu veranstalten.

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Von der Autobahn aus sind es zirka 10 Minuten. Zuerst fährt man an Feldern vorbei, dann führt der Weg eine Zeitlang durch ein Gewerbegebiet, bis ans Ende einer Sackgasse. Dort hat Hans Gülker sich sein neues Refugium geschaffen. Er suchte für seine Sprint Service GmbH längere Zeit nach dem passenden Ob-jekt und wurde fündig: ein Kleinod mit roten Klinkern, rundum hübsch be-pflanzt, davor ein Teich mit Koikarpfen und Brückchen darüber und hinter dem Haus eine großzügige Gartenanlage mit Blick ins Grüne. Im August vergangenen Jahres wurde die Einweihung gefeiert: Gülker lud zum Sommerfest ein. Er stand höchstpersönlich am Grill und bereitete seinen Gästen Calamares, Roastbeef und Hamburger zu.Das Herzstück der neuen Räumlich-keiten ist der 150 Quadratmeter große Vorführraum. Dort hat die BMLine 80 ihren Platz. Und dort veranstaltet der B&M-Premiumhändler zwei Mal pro Jahr seinen sogenannten „Big Five“-Workshop mit der BMLine 80, der BMLine 35, den passenden BMLine Subs und dem „Fat Boy“, ebenfalls ein Sub, der nicht nur von seinen Ausmaßen her beeindruckt. „Einer der Vorteile der Lage der Firma in einem Gewerbegebiet besteht darin, dass man die Anlage auch mal so richtig aufdrehen kann, weil keine Nachbarn da sind, die sich durch die Lautstärke gestört fühlen könnten“, sagt Hans Gülker verschmitzt. Es gibt noch einen weiteren Vorführraum, in dem er seine Mittwochs-Workshops veranstaltet, ein dritter Vorführraum be-findet sich in der Planungsphase. Am 1. Oktober findet übrigens ein Oktoberfest statt, Interessierte können sich bereits jetzt anmelden.

www.aktiv-backesmueller24.de

Zwei Mal pro Jahr wird der „Big Five“-Workshopveranstaltet.

René Roggendorf ist Technischer Leiter der Sprint Service GmbH.

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B&M-Premiumpartner Hans Gülker, Geschäftsführer der Sprint Service GmbH, hat sich ein neues

Refugium mit viel Platz zum Vorführen der Lautsprecher geschaffen.

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Genuss oder Analyse?

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Ich möchte Ihnen heute zwei Men-schen vorstellen, die so gut wie gar nichts voneinander wissen, auch, wenn der eine de facto für den anderen arbeitet. Den-noch teilen beide die gleiche Leidenschaft – die Liebe zur Musik. In den Studios dieser Welt wird täglich mit großem Aufwand produziert, von Expertenteams, die die tonmeisterliche Kunst beherr-schen und mit großer Hingabe ihr ganzes Know-how einsetzen, auf der Suche nach dem perfekten Klang, den Sie zu Hause über Ihre Lautsprecher genießen möchten. Die Technologien, die im Studio und zu Hause zum Einsatz kommen, folgen ei-ner ähnlichen Strategie, nämlich der einer möglichst authentischen Abbildung von Schallereignissen, und doch sind die Lö-sungsansätze unterschiedlich. Während der Tonmeister in einer raumakustisch optimierten Regie und einer referenzier-ten und eingemessenen Abhörposition beurteilen können muss, wie der Klang von Orchestern, Instrumenten und Stim-men unter Einsatz vieler unterschiedli-cher technischer Werkzeuge wahlweise „naturgetreu“ oder technisch raffiniert in Ihr Wohnzimmer oder Ihren Musikraum transportiert werden kann, möchten Sie Musik möglichst emotional und mitrei-ßend erleben. Beide Ansprüche widersprechen sich in keiner Weise, obwohl die Abhörsituation eine andere ist. Für den Tonmeister ist ein verlässlich analytischer Lautspre-cher unbedingte Voraussetzung, für den Musikliebhaber steht ein Lautsprecher im Vordergrund, der die große Bühne in das Wohnzimmer zaubert. Wie der Name

schon sagt, ist das Wohnzimmer ein Raum zum Wohnen, und man möchte den Komfort und die Ausgestaltung eines solchen Lebensraums nicht raum-akustischen Zwängen unterordnen. Viele fragen, warum Musik nicht in einem Raum abgehört und produziert wird, der wie ein Wohnzimmer klingt, doch das ist nur auf den ersten Blick ein naheliegender Gedanke. Studiolaut-sprecher müssen dem Tonmeister eine Referenzgrundlage bieten, damit er die Musik für alle möglichen Hörsituationen gestalten kann – für die Stereoanlage, für das Küchen- und Autoradio, für Kopf-hörer oder für ein sogenanntes „mobiles Endgerät“, denn, wie Statistiken uns beweisen, greifen immer mehr, vor allem jugendliche, Hörer zum Smartphone oder Tablet, um Musik zu „konsumie-ren“. Wie sehr dabei der „Genuss“ im Vordergrund steht, spielt keine Rolle. Wichtig für den Tonmeister ist, dass alle Wiedergabe-situationen gleichermaßen funktionieren. Das heißt, der Studiolaut-sprecher liefert, ganz simpel formuliert, alle Frequenzen des Hörspektrums mit gleicher Energie zur gleichen Zeit. Auf diese Weise wird das Hören im Studio unabhängig von der späteren Hörsituati-on, von der alle Hörer in gleichem Maße profitieren sollen. Wenn nun der Eindruck entsteht, dass Stereolautsprecher für den Heimge-brauch deshalb weniger analytisch oder „richtig“ sein müssen, ist das ein Irrtum. Der Hörer zu Hause genießt jedoch die Freiheit, seinem Hörgeschmack auch im Sinne der Lautsprecherwiedergabe freien Lauf zu lassen. Er kann sich natürlich

auch einen Studiolautsprecher in sein Wohnzimmer stellen, in der Erwartung, Musik nun genauso hören zu können, wie der Tonmeister und das Produ-zententeam sie gemeint hat. Dagegen spricht, dass die raumakustische Ausstat-tung fehlt, die in einem Wohnzimmer aus geschilderten Gründen auf wenig Ge-genliebe stoßen wird. Die Entwickler von HiFi-Lautsprechern sind sich dieser Tat-sache bewusst und müssen daher einen Weg finden, trotz eigentlich „widriger“ Umstände ein Musikerlebnis zu einem besonderen Moment zu machen. Wenn wir über Geschmack und Genuss reden, kann ein Lautsprecher aber auch eine bestimmte „Charaktereigenschaft“ oder Farbe annehmen, um „weich“, „breit“, „transparent“, „mächtig“, „präsent“ oder schlichtweg „eindrucksvoll“ abzubilden. Da der Tonmeister in seiner Produkti-onsumgebung immer um „Allgemeingül-tigkeit“ bemüht ist und auch sein muss, liegt es in Ihrer Hand, den Lautsprecher zu finden, der Ihrem Klangempfinden am nächsten kommt. Im Idealfall sollte diese Entscheidung bei guter Beratung durch einen vertrauenswürdigen Händ-ler in Ihrem Wohnzimmer fallen, so wie auch der Tonmeister seinen bevorzugten Lautsprecher in seiner Regie testhören möchte, bevor er sich entscheidet, wel-ches Hörwerkzeug für ihn neutral und „richtig“ ist.

Fritz Fey

Fritz Fey ist Chefredakteur des „Studio Magazin“, der 1978 gegründeten Fachzeitschrift für professionelle

Audiotechnik, die als einzige Publikation im deutschsprachigen Raum monat-

lich exklusiv für die professionelle Audiobranche berichtet. Fey betätigt sich außerdem seit Mitte der 80er als Fachplaner für Bau- und Raumakustik

und als Mastering-Ingenieur. Nach langjährigen Erfahrungen als freiberuf-

licher Toningenieur begann er 1983, eigene Ideen für ein Regieraumkonzept

zu entwickeln. Zwei Jahre später übernahm er die Planung seines ersten Studioprojektes und realisierte seitdem

über 300 Räume in Deutschland und dem Ausland.

NACHGEHÖRT

Genuss oder Analyse?

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Kann man Studioaufnahmen trauen? Was ist zurecht-gerückt, was ist echt? Markus Born ist jemand, der es so authentisch wie möglich mag. Der Besitzer des Tonstudios „kleine audiowelt“ in Sandhausen über Sichtachsen, Mikrofonierung und den Einsatz von Hilfs-programmen.

„Ich pitche fast nichts“

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Sandhausen liegt etwa acht Kilometer südlich von Heidelberg. Bekannt ist der Ort für seine Binnendünen, wie es sie in der Oberrheinebene häufig gibt. Sie ent-standen vor zirka 11000 Jahren am Ende der letzten Eiszeit durch Sandverwehun-gen aus den Rheinniederungen. Die Sand-hausener Dünen heben sich durch eine ganz besondere Vegetation hervor, dazu gehören Pflanzen wie die Silberscharte und Insekten wie die Kreiselwespe, das Step-penbienchen und der Wolfsmilchschwär-mer, der 2014 gar zum Schmetterling des Jahres erhoben wurde.Die Binnendünen mögen Sandhausen zu einem besonderen Ort für Naturfreunde machen. Für Musiker hat das Fleckchen baden-württembergischer Erde noch eine weitere Besonderheit zu bieten: die „kleine audiowelt“. In dem traditionsreichen Ton-studio, das 1980 gegründet wurde, gas-tierten bereits Größen wie der Jazzschlag-zeuger Billy Cobham. „Ich war dabei, als er und Jasper van΄t Hof hier einspielten“, erinnert sich der heutige Besitzer Markus Born, der das Studio 2006 von Winnie Leyh übernahm. Zuvor hatte er viele Jahre lang als freischaffender Toningenieur darin gearbeitet. „In der einen Ecke des Raums prügelte Cobham auf sein Schlagzeug ein, in der anderen drosch van΄t Hof den Flü-gel“, lacht er. „Die beiden konnten sich an diesem Tag wohl nicht besonders leiden.“Betritt man das Studio, ist man tatsächlich in einer Art Audiowelt. Das Anwesen ist weitläufig. Auf über 350 Quadratmetern Fläche versammeln sich Aufnahmeräume und mehrere Regien unter einem Dach. Besonders der größere Aufnahmeraum dürfte kaum einen Musiker kalt lassen. Großzügig und dennoch gemütlich er-innert er an die „guten alten Zeiten“ der großen Studios, die es heutzutage nur noch vereinzelt gibt. Hohe Decken, die Wände bespannt mit Akustikelementen, der Bo-den belegt mit Stäbchenparkett, darauf

verteilt große rote Teppiche. In der Mitte die beiden Glanzstücke: zwei Flügel, ein Bösendorfer und ein Steinway & Sons. Al-lein diese Tatsache macht das Studio schon zu etwas Besonderem, denn mal abgesehen von den hohen Anschaffungskosten ist es die Instandhaltung, die bares Geld kostet. Flügel müssen stets gewartet werden, müs-sen stets gestimmt sein. Außerdem ist eine konstante Luftfeuchtigkeit vonnöten – also muss die Klimaanlage, die im Dauerbetrieb läuft, sommers wie winters, über einen Luftbefeuchter verfügen.

Andererseits ist aber das Vorhandensein der beiden Flügel die Voraussetzung dafür, dass besondere Projekte überhaupt erst möglich werden. So fand hier vor kurzem ein Studiokonzert statt, erzählt Markus Born. Ein „spannendes Projekt“ sei das ge-wesen. Eine kolumbianische Pianistin, die an der Popakademie in Mannheim studiert hatte, verlegte kurzerhand ihre Masterprü-fung in die „kleine audiowelt“. 60 Konzert-besucher waren live dabei.Auch die Band, die jetzt gerade einspielt, ist auf die Besonderheit der zwei Flügel ange-wiesen. Das Jazzquartett namens „Bartók Kombinat“ mit zwei Pianisten hat für drei Tage das Studio gemietet. Stilrichtung: Kompositionen der Jahrhundertwende für

zwei Klaviere verbunden mit Modern Jazz. Über die Abhöre in der Regie ertönt eine Bearbeitung von „Le sacre du printemps“ von Igor Strawinsky. Mario Fadani spielt Kontrabass, Oliver Taupp und Miriam Weiss sitzen sich an den beiden Flügeln ge-genüber. Taupp kann rechts in einen klei-nen Spiegel schauen, um sich mit Schlag-zeuger Wolfgang Disch, der direkt hinter ihm positioniert ist, per Blickkontakt zu verständigen. „Es ist überaus wichtig, vor-ab ein Akustik-Setup zu finden, das für die Band funktioniert“, erklärt Markus Born. Dabei geht es vorrangig um die Sichtach-sen, sprich: Wer sieht wie wen? Zwischen Taupp und dem Schlagzeug steht eine Gi-tarrenbox. „Die fungiert als Absorber“, führt er weiter aus. „Damit die Basedrum im Raum nicht so laut klingt.“Neben der Diskussion der Sichtachsen beginnt generell jede Aufnahme mit Über-legungen zur Mikrofonierung. Die beiden Flügel hat der Toningenieur mit je zwei Mi-krofonen ausgestattet. Zum Einsatz kom-men Schoeps- und Neumann-Mikrofone, „um einen möglichst linearen Klang zu erzeugen“, erklärt er. „Bei anderen Recor-dings verwende ich auch mal Röhren- oder Bändchenmikrofone, um der Aufnahme einen gewissen Style zu geben.“ Weiter geht es mit dem Schlagzeug. Jede einzelne Trommel erhält ein eigenes Mi-krofon, zusätzlich wird die Snare-Trommel mit zwei Mikrofonen abgenommen, um nachträglich die Stärke des sogenannten „Teppichs“ regeln zu können. Mit Teppich bezeichnet man die parallel gespannten Federn unter der Snare, die den typischen Snare-Sound erzeugen. Auch der Kon-trabass erhält nicht nur ein, sondern zwei Mikrofone. Ziel ist es, ein Gleichgewicht zwischen dem Direktsignal des Instru-ments und dem Klang des Kontrabasses im Aufnahmeraum herzustellen. Jedes Mikrofon wird über ein Multicore-Kabel mit dem Aufnahmesystem in der Regie

Gleichgewicht zwischen Direktsignal und Aufnahmeraum.

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Der große Aufnahmeraum des Studios

„kleine audiowelt“ erinnert an die „guten

alten Zeiten“ der großen Studios:

Weitläufigkeit, hohe Decken, in der Mitte

die beiden Glanzstücke – zwei Flügel,

deren Instandhaltung bares Geld kostet.

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Das Jazzquartett namens „Bartók Kombinat“ hat für drei Tage das Studio gemietet.

Stilrichtung: Kompositionen der Jahrhundertwende für zwei Klaviere verbunden mit Modern Jazz.

Zwischen Flügel und Schlagzeug steht eine Gitarrenbox,

die als Absorber fungiert, damit die Basedrum im Raum nicht so laut klingt.

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Bei sämtlichen Musikgenres besteht der gesamte Produktionsprozess aus den Schritten Aufnehmen und Schneiden. So kann zum Beispiel das Gitarrensolo aus ei-nem Take, sprich: einer Aufnahmesequenz, die insgesamt nicht gut klingt, heraus- und in ein anderes Take hineingeschnitten wer-den, das vielleicht gut klingt, in dem aber das Solo nicht gelungen ist. Die Teile, die aneinander geschnitten werden, müssen natürlich vom Tempo, von der Dynamik und der Intention her zusammenpassen. Das Multitrack-Aufnahmeverfahren kann sogar so weit führen, dass die einzelnen Instrumente in verschiedenen Studios auf-genommen werden. Markus Born war übrigens jahrelang Re-cording-Ingenieur der „Söhne Mann-heims“, die, wie der Name verrät, aus der Gegend von Mannheim und Heidelberg stammen. „Wir haben einiges in Nord-deutschland produziert, weil da keiner weg konnte“, erklärt er grinsend. „Wenn wir hier in Sandhausen aufnahmen, hatte jeder immer noch schnell irgendwo in der Nähe etwas zu tun.“

verbunden. Dort erhält es eine Spur ganz für sich allein, auf der aufgenommen wird. Zusammen ergibt sich ein Mehrspur-Pro-jekt, man spricht auch von einer Multi-track-Aufnahme. Im Gegensatz zu Pop-, Rock- oder Jazz-Aufnahmen wird bei Klassik-Aufnahmen übrigens entweder das komplette Orchester Stereo auf zwei Spu-ren aufgenommen. Der Fachbegriff lautet Twotrack-Aufnahme. Oder man nimmt das gesamte Orchester mit einer Hauptmi-krofon-Technik auf und versieht einzelne Instrumentengruppen mit Stützmikrofo-nen. Somit kann man diese nachträglich variieren, was die Lautstärke betrifft – hin-sichtlich des Klangs sind die Grenzen eng gesteckt, weil das Hauptmikrofon das Ste-reomikrofon ist. Nachdem „Le sacre du printemps“ ein-gespielt ist, geht es ans Hören. Die Band nimmt rund um das Mischpult in der Regie Platz. Pianistin Miriam Weiss seufzt. „Zwei kleine Verspieler in deinem Solo“, sagt sie zu Oliver Taupp. „Da wollte ich zu früh ins Thema. Kann man das herausschneiden?“ „Jetzt lasst uns das erst einmal hören“, entgegnet Markus Born. Alle nicken. Die Verspieler stören das Gesamtgefüge nicht, sind sich ihre drei Mitmusiker einig. „Gut, wenn ihr damit leben könnt, kann ich es auch“, gibt sich die Pianistin zufrieden.Bassist Mario Fadani hat sich an ande-rer Stelle verspielt – ein C statt einem A – und besteht darauf, den richtigen Ton neu einzuspielen. Sie wechseln also wieder in den Aufnahmeraum. Danach wollen sie sich den zweiten Klavier-Chorus nochmal anhören und darüber entscheiden, ob an dieser Stelle zwei Versionen zusammenge-schnitten werden. Schlagzeuger Wolfgang Disch legt die Stirn in Falten. „Ich wäre vorsichtig mit dem Zusammenmischen von zwei Versionen“, sagt er zweiflerisch. Markus Born dreht sich zu ihm um. „Das bin ich auch, da kannst du dich drauf ver-lassen!“ Allgemeines Gelächter. Er wird wieder ernst. „Ja klar, wir müssen unter an-derem darauf aufpassen, dass das Schlag-zeug nicht zu ‚heavy‘ wird plötzlich.“

Klang kann man nicht

grundlegend ändern.

Einspielen und Hören, wo etwas ausgebessert werden muss, im Wechsel – so entsteht

Schritt für Schritt die Aufnahme.

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Das Quartett beschließt, vor der Mittags-pause noch ein Stück einzuspielen: „Noc-turne“ von Schostakowitsch. Die Musiker gehen wieder zurück in den Aufnahme-raum und begeben sich in Position, Markus Born blättert derweil in der Partitur und verschafft sich einen Überblick. „Spielst du das komplett mit Besen?“, fragt er den Schlagzeuger über die Abhöre. „Nein, das habe ich nicht vor. Würde ziemlich un-heimlich klingen“, antwortet der. Geläch-ter ertönt. In der Regie stehen zwei mannshohe Laut-sprecher von KSdigital, der Studiolautspre-cherschmiede von B&M-Geschäftsführer Johannes Siegler. Ergänzt werden sie durch eine kleine Abhöre von Auratones, zwei Würfel, die links und rechts oberhalb des Mischpultes angebracht sind. Überall bah-nen sich dicke Kabelstränge ihren Weg von Gerät zu Gerät. „Eigentlich wollte ich noch aufräumen, aber ich kam dann doch nicht mehr dazu“, sagt der Toninge-nieur mit Blick darauf. Aber ein Studio soll schließlich nach Musik und nach Technik aussehen.Wenn die Aufnahme abgeschlossen ist, folgt der Mischprozess. Dabei gilt es, im Gesamtklang jedem Instrument seine ent-sprechende Position zu geben. Bedingt durch die Tatsache, dass jedes Instrument über seine eigene Spur verfügt, kann der Toningenieur den Klang und die Lautstär-ke nachträglich beeinflussen, zumindest innerhalb eines gewissen Rahmens. Will heißen, dass man den Klang eines Inst-ruments nicht grundlegend ändern kann. Der Klang eines Bösendorfer-Flügels lässt sich nicht in den eines Steinway & Sons verwandeln oder umgekehrt. Eine weit verbreitete Mähr ist übrigens, dass Musiker ruhig Fehler machen dürfen, was zum Beispiel die Intonation angeht, weil man Fehler dieser Art mit Algorith-men und Programmen am Pult zurecht-schieben könne. Der ein oder andere Ton lässt sich unter Umständen korrigieren, aber der Großteil der Töne muss „sitzen“, wie es so schön heißt. Das Programm Me-lodyne ist so ein Beispiel. Häufig wird in den Medien suggeriert, damit könne man sowohl die Tonhöhe nachträglich verän-dern, auch „Pitchen“ genannt, als auch das

Timing auf die richtigen Taktzeiten korri-gieren. Bei Markus Born ist dieses Hilfs-programm so gut wie nie im Einsatz. „Ich pitche fast nichts“, sagt er. „Das mag alt-modisch klingen, aber ich habe einschlägige Erfahrungen damit gemacht.“ Auf seinem Mischpult seien schon viele Produktionen zum Abmischen mit „durchmelodynten“ Vocals gelandet. „Wenn ich dann zu dem Schluss komme, dass die Stimme mehr glänzen könnte und einen Equalizer be-nutze, klingt sie schnell brüchig und hart, selbst wenn ich diesen nur sanft einsetze.“ Rhythmische Korrekturen hingegen seien in der Popmusik absolut üblich, seien so-zusagen Teil des Handwerks.Am Ende des Mischprozesses liegt eine Zwei-Spur-Aufnahme vor, die zum Maste-ring meist in ein anderes Studio gesendet wird. Dort werden die einzelnen Titel des Albums in die richtige Reihenfolge ge-bracht und in ihrem Klang und der Laut-stärke nochmals überprüft und eventuell fein getunt. Die Platte erhält sozusagen den letzten Feinschliff, der aber durch-aus eine hohe Bedeutung haben kann. So könnte zum Beispiel gewünscht sein, dass die Musik dem Retrosound der 60er ange-passt wird oder dass sie insgesamt luftig und differenziert klingt. Dieser künstleri-sche Prozess hat in den letzten Jahrzehnten von den USA ausgehend eine enorme Auf-wertung erfahren, vor allem seitdem sich das Berufsbild des Mastering-Ingenieurs herausgebildet hat. Das Mastering ist der letzte Schritt vor der Plattenpressung beziehungsweise der CD-Produktion. Oft wird vom Maste-ringstudio übrigens auch das Artwork mit-betreut oder sogar komplett übernommen. Bevor es beim „Bartók Kombinat“ so weit ist, wird noch ein wenig Zeit verstreichen. Die Vier stehen noch am Anfang des Auf-nahmeprozesses. Bis das Album erscheint, werden sich noch einige Sandkörner der Binnendünen verschieben, noch einige Steppenbienchen von Blüte zu Blüte hüp-fen. Sie sind übrigens vom Aussterben be-droht, genau wie die großen Aufnahmestu-dios der „guten alten Zeiten“.

Brüchige Stimmen und letzter Feinschliff.

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STANDPUNKT

Reziprok zu der steigenden Nutzung stark komprimierter Musik per Streaming und MP3-Sammlungen auf Handy und Tablet steigt die Nachfrage und das Interesse an sogenann-ten hochaufgelösten Musikformaten. Doch was bedeutet eigentlich hochaufgelöst?

Seit den 70ern hat die Digitaltechnik in den Aufnahmepro-zess im Tonstudio allumfassend Einzug gehalten. Als erstes in Form von Digital-Hallgeräten beziehungsweise Raumsimula-toren, die es erstmals erlaubten, schnell und qualitativ hoch-wertig Musik virtuell in unterschiedliche Hallräume zu setzen. Sehr bald schon wurde das Aufnahmemedium, bislang ein sehr aufwändiges Tonbandgerät, durch digitale Aufnahmemedien ersetzt. Das reichte bis hin zur Aufnahme einzelner Spuren per Recording-Software direkt in den Computer. All dies gelingt nur durch eine Wandlung der analogen Musik in digitale Daten. Mit Ausnahme der Pressung von Vinyl-Platten muss für alle anderen Verteilungswege, ganz gleich, ob Radio, CD, Streaming oder Download, die Musik in digitaler Form vorliegen. Die Art der Wandlung bestimmt das Digitalformat: Es reicht vom CD-Format mit 16 Bit Wortbreite und einer Abtastung von 44100 Mal pro Sekunde (Hz) bis hin zum aktuell letzten Schrei: 384 KHz und 32 Bit. Sogar DSD-Musikdateien mit einer Wortbreite von nur einem Bit, das aber 2,8 Millionen Mal pro Sekunde erneuert wird, sind im Netz per Download erhältlich. Selbst Experten konnten sich bisher nicht auf einen eindeutigen Qualitäts-Sieger einigen. Da nützt es auch nichts, wenn Gerätehersteller und Teile der Presse gerne die simple, aber falsche „Höher-Breiter-Besser-Regel“ aufstellen – auch wenn man es ihnen nicht verdenken kann. Sie wollen schließlich ihre neuesten Geräte bewerben und verkaufen.

Die einfache Wahrheit ist aber die, dass sicher mehr als 90 Pro-zent aller vorliegenden Aufnahmen ursprünglich in CD-Qualität oder in schlechterer Qualität vorlagen – Bänder aus der vordigi-talen Zeit sind meist allein schon durch Alterungs- und Lager-verluste in puncto Sound geschädigt. Da hilft auch kein Remas-tern nach allen Regeln der Kunst etwas. Technisch betrachtet kann man die 16 Bit / 44,1 KHz-Herkunft zwar leicht verschlei-ern, aber die resultierende Auflösung ist durch die ursprüngli-che Aufnahmetechnik limitiert. Man kann eventuell fehlende Information nicht „dazu erfinden“. Was nicht vorhanden ist, ist nicht vorhanden. Alles andere ist Augenwischerei.Vielmehr wird beim Remastering älterer Aufnahmen die vorlie-gende Musik durch Filter und Effekte bearbeitet und oft leicht komprimiert, um sie an aktuelle Hörgewohnheiten anzupassen. Das wiederum ist für so manche Produzenten und Musiker eine fragwürdige Angelegenheit, schließlich haben sie seinerzeit bewusst für einen bestimmten Sound kreiiert. Dabei bringt jeder Konvertierungsprozess in ein anderes Abtastformat selbstver-ständlich Verluste und schmälert die Auflösung. Backes&Müller hat sich am „Run“ nach höheren Auflösungen aus diesen Gründen nie beteiligt. Unser Digitaleingang versteht aktuell bis 210 KHz Samplefrequenz im AES3-Format, das theoretisch eine Wortbreite bis 32 Bit bietet, und wird auch in Zukunft technisch stets auf der Höhe der Zeit sein und alle aktuellen Formate verstehen.Ich möchte ausdrücklich darauf hinweisen, dass „Schneller, weiter, höher“ nicht unbedingt besser bedeutet, in diesem Punkt sollte der Hörer immer noch individuell entscheiden. Es lohnt sich sicher auch weiterhin, Musik im CD-Format zu hören und kritisch Remaster-Veröffentlichungen zu beurteilen. Nicht zwangsläufig wird alles immer besser.

Johannes Siegler

Das Wunder der Auflösung

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Babylon Sisters ist der erste Song des siebten Studioalbums „Gaucho“ von Steely Dan, das im November 1980 veröffentlicht wurde. Donald Fagen erzählt in wenigen Worten eine Geschichte, die als Drehbuch für einen Film noir in bester Raymond Chandler-Tradition herhalten könnte. Ein Song, der von einem Mann handelt, der sich einem oberflächlichen, hedonistischen Leben hingegeben hat und nunmehr feststellt, dass er für diesen Lebensstil zwischen Kokain, Alkohol, lockeren, jungen Mädchen, den Babylon Sisters, nicht mehr geschaffen ist. Eine desillusionierende Perspektive, in der der Beobachter am Ende sarkastisch feststellt, dass die handelnde Person den Point of no return längst überschritten hat.

Donald Fagen bezieht wie in vielen seiner Songs keine Position, sondern beschreibt mit ironischem Unterton und in autobiografischer Anlehnung diese LA-typische Szene einer hedonistischen Lebenslüge. Stilistisch bewegt sich der Song zwischen Soul, Reggae, Rock und Big Band-Jazz und wird stilbildend für den Rhythmus, der später als Halftimeshuffle (hier der Purdie-Shuffle) bezeichnet wird.Der Song entwickelt sich von einer kleinen Besetzung im Intro und Vers – Fender Rhodes, Drums, Bass, Rhythmusgitarre – zu einem opulenten Opus mit Big Band-Bläsersätzen und Chor. Ein kunstvolles rhythmisches und harmonisch überzeugendes atmosphärisches Arrangement illustriert den Text auf adäquate Weise und in perfekter handwerklicher Umsetzung.

Das Album gewann einen Grammy für die Produktion (Best engineered album). Neben der Soundqualität ist jedoch wie auf allen Vorgängeralben die auf jeden Song abgestimmte Auswahl an herausragenden Instrumentalisten und BackgroundsängerInnen aus der ersten Reihe der Studiomusikerszene LA’s und New Yorks entscheidend. Beim vorliegenden Song sind dies unter anderem der Drummer Bernard Purdie, der hier den nach ihm benannten und oft kopierten „Purdie Shuffle“ vorstellt, Bassist Chuck Rainey, Don Grolnick, Keyboards, Steve Khan, Gitarre, Tom Scott, Saxofon und Randy Brecker, Trompete, darüber hinaus ist ein sechsköpfiger weiblicher Chor sowie eine Bassklarinette beteiligt.

„Erklär mir Pop“: Babylon Sisters von Steely Dan

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Prof. Udo Dahmen ist Künstlerischer Direktor und Geschäftsführer der

Popakademie Baden-Württemberg GmbH und Vizepräsident des Deutschen

Musikrates. In „Erklär mir Pop“, einer Sendung des SWR 2, stellt er wöchent-lich einen Song vor, so auch „Babylon

Sisters“. In einer Kolumne in der Zeitschrift „Musikforum“ des Deutschen Musikrates widmet sich der Autor dem

gleichen Thema. Der vorliegende Artikel ist auch im Musikforum des Deutschen

Musikrates erschienen.

Steely Dan ist die Referenzband der Siebziger Jahre für Studiosound, Produktion und künstlerische Perfektion. Ergebnis der zeitintensiven, akribischen Produktionsarbeit, des kauzigen Songwriter-Nerd-Duos Fagen/Becker waren mehr als 40 Millionen verkaufte Tonträger, mehrere Grammy Awards und ein Eintrag in die Rock΄n΄Roll Hall of Fame und darüber hinaus sowohl die Bewunderung als auch das Unverständnis in der direkt und mittelbar beteiligten Musikercommunity. In der erfolgreichsten Phase der Band war diese ausschließlich ein Studioprojekt, das zwischen 1975 und 1992 nicht live spielte. Noch viele Jahre nach Entstehung der Alben waren Aja oder „Gaucho“ die Produktionen, mit denen andere Produzenten den Sound in Studios beurteilten und ihre eigenen Arbeitsergebnisse soundseitig daran ausrichteten.

Donald Fagen und Walter Becker bestimmten nach einigen Umbesetzungen als einzige Bandmitglieder die Geschicke der Band und trieben als Songwriter, Keyboarder (Donald Fagen) und als Songwriter und Gitarrist (Walter Becker) die künstlerische Entwicklung voran. Dabei wurden bei jeder Produktion oftmals mehr als 40 Musiker eingesetzt, die unter perfektionistischen Umständen an die Grenzen ihres spielerischen Vermögens gebracht wurden, darunter bekannte Musiker wie Larry Carlton, Jeff Porcaro, Wayne Shorter, Chuck Rainey, Steve Gadd und viele andere. Mancher Musiker verließ entnervt das Studio. Chuck Rainey, der Bassist der Band, berichtete, dass für manche Sessions jede erdenkliche Kombination von Rhythmusgruppen zirka drei bis vier Drummer und Bassisten bis zu 40 Mal den gleichen Song miteinander spielen mussten, bevor sich der Produzent Gary Katz und Fagen/Becker für die nach

ihrer Meinung beste Konfiguration von Musikern entschieden. Der vorliegende Song wurde zum Beispiel 274 Mal von Donald Fagen gemischt, bevor er mit dem Ergebnis zufrieden zu stellen war – Arbeitsprozesse, die regelmäßig zu erheblichen Budgetüberschreitungen führten. „Gaucho“ wurde mit Platin ausgezeichnet und war das letzte Studioalbum von Steely Dan, bevor sich die Band eine fast 11-jährige Auszeit nahm und die Macher Donald Fagen und Walter Becker sich jeweils solistischen Projekten zuwandten. Ganz nebenbei erfand der Toningenieur Roger Nichols für die Produktion den ersten Drumcomputer/Sampler genannt „Wendel“. In diesem Jahr ist Steely Dan wieder auf einer ausgedehnten US-Tournee live zu erleben.

Udo Dahmen

„Referenzband der 70er für Studiosound, Produktion und

künstlerische Perfektion.“

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„Erklär mir Pop“: Babylon Sisters von Steely Dan

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Bevor die eigentlichen Aufnahmen entstehen, wird eine X-Rite Colorchecker-Farbtafel ins Bild gehalten.

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Für ihn war es ein „ganz logischer Schritt“, sagt Andreas Kühn. In den vergangenen Jahren habe sich durch das Internet das Informations- und Kaufver-halten der Konsumenten so grundlegend geändert, dass er nicht lange überlegen musste, ob er eines seiner Hobbys für den Beruf nutzt. Informationen über Produkte und Dienstleistungen würden heute als erstes online recherchiert. „Noch bevor es zum Erstkontakt mit den Händlern kommt, hat der Interes-sent Informationen aus Online-Katalo-gen, -Foren, -Testberichten, aus Bildern und Videos praktisch aufgesaugt.“ Also warum nicht einfach Videos von B&M-Lautsprechern drehen? Die Idee war geboren, die ersten Videos wurden versuchsweise 2011 online gestellt. Die Resonanz war so groß, dass Andreas Kühn nicht zögerte, das Unterfangen noch weiter zu professionalisieren und sich ein Studio anzuschaffen, das mit dem Begriff Hobby im buchstäblichen Sinne inzwischen nur noch entfernt zu tun hat. Momentan sind die Videos zu den aktuellen Modellen „in der Mache“. Ein Besuch im Studio zeigt, welchen Aufwand er betreibt, damit die Videos später so professionell aussehen. Basis der Videos sind Fotos, hochauflösende Fotos. Diese werden benötigt, wenn Detailvergrößerungen dargestellt werden sollen. Der Grund: „Bei Zoomfahrten nimmt die Auflösung kontinuierlich ab. Möchte man ein Produktdetail per

Zoomfahrt doppelt so groß darstellen, reduziert sich die Auflösung um ein Viertel“, erklärt der Experte. Die Fotos der Lautsprecher werden mit einer Mittelformatkamera Pentax 645z erstellt. Die Auflösung beträgt 8200 x 6200 Pixel. „Das reicht aus für detailreiche Zoom-fahrten“, sagt Kühn und blickt nicht ohne Besitzerstolz auf seine Kamera. Bevor die eigentlichen Aufnahmen entstehen, wird eine X-Rite Color-checker-Farbtafel ins Bild gehalten. Damit führt er später eine Farb- und Helligkeitsanpassung durch. Nachdem der Lautsprecher aus verschiedenen Winkeln und Perspektiven aufgenommen wurde, beginnt dann das Video-Setup. Zum Einsatz kommen drei Blackmagic Ursa Kameras, für die er sich aus einem speziellen Grund entschieden hat: „Die Besonderheit dieser 4k-Kameras liegt nicht in der Pixelauflösung, sondern in deren Farbauflösung. Unser Auge kann viel mehr Helligkeitsunterschie-de wahrnehmen als Farbunterschiede. Bei herkömmlichen Kameras werden deshalb nicht alle Farbinformationen aufgezeichnet. Die Aufnahmedauer kann somit erhöht werden.“ Die Black Magic Ursa Kameras hingegen komprimieren nicht, das heißt alle Helligkeits- und Farbinformationen werden unkom-primiert aufgezeichnet. „23 Minuten Aufnahmedauer füllen eine 256 Gigabyte CF-Karte“, fügt Kühn hinzu. Da mit drei Kameras gedreht wird, um verschiedene

Hobbymit BerufungB&M-Premiumpartner Andreas Kühn hat eines seiner Hobbys mit seinem Beruf verbunden und dreht Produktvideos von B&M-Lautsprechern. Die Ausstattung seines Studiosin Kornwestheim dürfte das Herz von so manch Technik-begeistertem höher schlagen lassen.

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Ansichten zu erhalten, müssen diese für den Schnitt untereinander synchronisiert werden. Der Zeitcode wird von einem Master während der Aufnahme ausgege-ben. Die Farbtafel kommt vor Aufnah-mebeginn erneut zum Einsatz. Andreas Kühn hat die BMPrime 12 auf einem elektronisch gesteuerten Drehteller in Position gebracht und lässt einen letzten prüfenden Blick über den Lautsprecher gleiten. „Der XY Image Desk 300i fährt alle zuvor fotografierten Positionen auch für die Videos an. Die im 15 Grad Versatz geschossenen Bilder lassen sich dann auch in die Videos integrieren“, erklärt er.Während des Drehs ist er nicht vor der Kamera zu sehen, er schaut sich das Bild über einen 42΄́-Monitor an. Das sei für ihn praktischer, denn so habe er die wichtigsten Informationen auf einen Blick. „Die Hauptschwierigkeit beim Dreh besteht darin, dass die Bildschär-fe ständig nachgezogen werden muss“, führt er weiter aus.Nachdem die Lautsprecher aufgenom-men wurden, tritt er selbst vor die Kamera. Der Greenscreen wird durch LED-Deckenstrahler ausgeleuchtet. Füll-, Führungs- und Spitzlicht sind bei dieserAufnahme noch nicht gesetzt. Aber wo

bleibt der Kameramann? „Der kommt heute nicht“, sagt er und grinst. Spaß beiseite. Da der Moderator nicht gleich-zeitig den Kameramann geben kann, hat er sich einen Kamerakran zugelegt. Der Floatcam Dollycrane HD ist servo-ge-steuert. Die Kamera kann in einem Umfang von fast zwei Metern jede Posi-tion im Raum annehmen. Die automati-schen Kamerafahrten werden im Vorfeld per Joystick programmiert. Während der

Aufnahme werden die Positionen dann wieder und wieder angefahren, bis die Szene sitzt. Das virtuelle Studio besteht aus sieben Ansichten. Im Hintergrund ist die Skyline von Stuttgart zu sehen.Wenn die Aufnahme „im Kasten“ ist, wird das Material mit einem 8 Core Mac Pro und Finalcut Pro X geschnitten. Auf dem Ipad läuft die Bedienober-fläche des Videopultes. „Früher waren Videoschnittpulte unbezahlbare Hard-warekonsolen, aber die Zeiten haben sich geändert“, sagt Andreas Kühn und strahlt über das ganze Gesicht. „Wenn dieser Prozess abgeschlossen ist, erfolgt das sogenannte ‚Rendern‘ in die verschie-denen Zielformate“, fügt er hinzu. Dieser Vorgang dauert mehrere Stunden. Die einzelnen Formate werden vom Server automatisch für die jeweiligen Zuschauer ausgegeben. Will heißen, für verschiede-ne Geräte wie Handy, Tablet, Fernseher, Monitore etc. sowie für unterschiedliche Softwareplattformen benötigt man unter-schiedliche Formate sowie Auflösungen. Der Ton wird übrigens von einem Senn-heiser Krawattenmikrofon an die Kamera übertragen. Zu sehen sind die Videos auf YouTube und Vimeo.

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Die Kameras müssen für den Schnitt untereinander synchronisiert werden.

Die Kamera kann in einem Umfang von fast zwei

Metern jede Position im Raum annehmen.

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Die neue BMLINE 35

Innovation. Kraft. Perfektion.

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Es gibt sicher Städte in Deutschland, deren historische Alt-stadt vom Umfang her größer ist, die mehr Sehenswürdigkeiten aus Vergangenheit und Moderne zu bieten haben und die über mehr Szeneviertel verfügen als die Landeshauptstadt des Saarlandes. Aber verstecken muss sich Saarbrücken dennoch nicht. Ganz im Gegenteil: Die 180.000-Einwohner-Stadt, die 999 als „castellum Sarabrucca“ erstmals urkundlich erwähnt wurde, verfügt über so einige hübsche Ecken und Plätze beiderseits der Saar. Beginnen wir den Stadtrundgang in ihrem Zentrum: dem St. Johanner Markt.

Auf EntdeckungsreiseWer nach Saarbrücken reist, um das Werk von Backes&Müller zu besichtigen, muss es nicht beim Besuch der Firma belassen. Die Landeshauptstadt hat beiderseits der Saar hübsche Stadtviertel mit so einigen Sehenswürdigkeiten zu bieten.

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St. Johanner MarktAuf dem St. Johanner Markt geht es quirlig zu. Kein Einkaufs-bummel, ohne dass man wenigstens einmal den kopfsteinge-pflasterten Platz überqueren würde – und sei es nur, um auf einer der Terrassen einen Latte Macciato zu trinken oder sich schlendernd ein Waffeleis zu gönnen. Der Marktplatz mit seinen malerischen Sträßchen wie der Fröschengasse rundhe-rum ist einfach zu schön anzusehen. Zahlreiche Kneipen und Restaurants laden zum Einkehren ein, auf deren Terrassen findet sich von Frühling bis Herbst am Wochenende das „Who is Who“ der Stadt und der Umgebung ein. Das Zentrum des Platzes bildet der 1759 von Baumeister Friedrich Joachim Stengel entworfene Marktbrunnen. Von dort aus kann man auf das Saarbrücker Schloss blicken, und ehemals auch auf die Ludwigskirche, bevor der Blick verbaut wurde. Diese beiden Sichtachsen und diejenige von Ludwigskirche zum Schloss wird auch das Stengelsche Dreieck genannt.

Saarbrücker SchlossQuasi „gegenüber“ des St. Johanner Marktes, auf der anderen Seite der Saar und über eine Fußgängerbrücke erreichbar, be-findet sich das Saarbrücker Schloss, an dessen Platz ursprüng-lich ein Renaissanceschloss stand, von dem unterirdische Anlagen zeugen. Als dieses zerstört wurde, gab Fürst Wilhelm Heinrich im 18. Jahrhundert bei Baumeister Friedrich Joa-chim Stengel eine barocke Residenz in Auftrag, die im Laufe der Zeit teilweise abbrannte und umgebaut wurde. In den 80er-Jahren grundlegend saniert, ist das Saarbrücker Schloss heute mit seinem postmodernen Mittelbau aus Glas und Stahl ein Wahrzeichen von Saarbrücken, in dem zahlreiche Veran-staltungen stattfinden. Nicht zu vergessen die Konzerte im Schlossgarten, die im Sommer jeden Sonntag viele Besucher anlocken. Auch die Gebäude rund um den Schlossplatz wur-den von Stengel entworfen, unter anderem das Erbprinzenpa-lais. Und noch ein weiteres Denkmal bedarf der Erwähnung: Auf dem Weg zum Schloss sind 2146 Pflastersteine versenkt, auf deren Unterseite die Namen jüdischer Friedhöfe einge-meißelt wurden. Kunststudenten schufen 1993 den „Platz des Unsichtbaren Mahnmals“.

LudwigskircheNicht weit entfernt vom Saarbrücker Schloss befindet sich die Ludwigskirche, die ebenfalls von Baumeister Stengel erschaf-fen wurde. Sie gilt als eine der bedeutendsten evangelischen Barockkirchen in Deutschland und wird in einem Atemzug mit dem Michel in Hamburg und der Frauenkirche in Dresden genannt. Nach ihrer Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde sie originalgetreu wieder aufgebaut.

StadenVom St. Johanner Markt ist es nicht weit zum sogenannten „Staden“, einem ausgedehnten Grünstreifen entlang der Saar. Auf den Liegewiesen lassen sich Sonnenanbeter nieder, sobald im Frühling die ersten Sonnenstrahlen hervorblitzen. Der Weg zwischen Bismarckbrücke und Heizkraftwerk Römerbrücke wird von Spaziergängern, Skatern und Fahrradfahrern glei-chermaßen genutzt. Treffpunkt, um ein „Panaché“ – ein Rad-ler – oder ein Glas Wein zu trinken, ist für viele der Ulanenpa-villon, ein Biergarten, der von März bis Oktober geöffnet ist.

Infos über weitere Sehenswürdigkeiten und über die verschie-denen Stadtführungen findet man unter www.saarbruecken.de.

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Über die Autobahn sind es je nach Verkehr zirka 45 Minuten, bis man von Saarbrücken aus das größte Outlet-Center Deutschlands erreicht, in dem sich auf einer Verkaufsfläche von 21000 Quadrat-metern über 120 Boutiquen mit 130 natio-nalen und internationalen Premium-Mar-ken aneinanderreihen. Die Hersteller bieten ihre Kollektionen der Vorsaison im Vergleich zur ehemaligen unverbindlichen Preisempfehlung mit einem Preisnachlass von mindestens 30 Prozent an. Ob elegante, zeitlose, Business- oder sportliche Mode, ob für Erwachsene oder Kinder – in der 2001 eröffneten Ein-kaufsmeile dürfte für jeden Geschmack etwas dabei sein. Die Labels reichen von Designermarken wie Michael Kors, Armani, Versace oder Karl Lagerfeld über Jeansmarken wie Levi‘s, Pepe Jeans, Diesel bis hin zu Young fashion-Labels wie Abercrombie & Fitch, Desigual oder Scotch & Soda. Weiter geht es mit Schmuck von Swarovski oder Pandora und Wohnwelten von Möve oder Villeroy & Boch.

Man flaniert über breite, stilvoll gestaltete Wege und hat an insgesamt fünf Orten die Möglichkeit, sich in Cafés, Bistros oder Restaurants zu stärken, die teilwei-se über Außenterrassen verfügen. Auch ein Besuch in der größten Vinothek der Region mit einer großen Auswahl an regionalen und internationalen Weinen ist zu empfehlen.Zweibrücken The Style Outlets befindet sich auf dem Gelände des ehemaligen NATO-Flughafens und ist Teil eines großen Konversionsprojektes in Rhein-land-Pfalz, zu dem ein Multi-Media-Inter-net-Park und ein Gewerbepark gehören. Das Center ist mit dem Auto direkt über die Autobahn A8 Abfahrt 34 „Contwig“ gut zu erreichen. Infos über Marken und Events wie Late-Night-Shopping oder After-Work-Partys findet man unter www.thestyleoutlets.de.

Auf Shopping-Tour

Wer Saarbrücken besucht und keine Lust auf einen Einkaufsbummel in der Fußgängerzone hat, findet eine Dreiviertelstunde entfernt ein Shopping-paradies auf der grünen Wiese: Zweibrücken The Style Outlets.

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Natürlich dreht sich alles immer schneller. Alles ist kürzer getaktet, die Zeit verrinnt zwischen den Fingern. Silvester war doch erst gestern, meint man, und schon muss man Sommer-reifen aufziehen, freut sich über die ersten Sonnenstrahlen bei einem Latte Macciato im Café am Markt, dann der jährliche High End-Besuch vor dem Sommerurlaub, dessen Eindrücke schon ver-blasst sind, wenn man mit dem Aufziehen der Winterreifen schon viel zu spät an ist, viel später als alle anderen. Pushmeldungen über Pushmeldungen treiben uns durch den Tag, Neues aus der Welt des Terrors, des Großkapitals, der Flüchtlingsproblematik und aus der Welt Donald Trumps. Die Welt scheint sich in den vergangenen Jahren wie mit einem Brennglas konzentriert auf uns herunterzubrechen. Und dazwischen bewegen wir uns in unserer Alltags-Blase und versuchen, den Tag und unser Leben zu organisieren. Im Gesamtzusammenhang mit dem, was unser Smartphone weiß, scheint dieser Alltag ziemlich banal, oder? Andererseits ist Banalität die Norm und damit normal. Außerdem führt die uns überwältigende Informationsflut und unsere Informiertheit nicht dazu, dass unser Hirn schneller arbeitet oder wir intelligenter werden, auch wenn der ein oder andere das so empfindet. Vielmehr scheint mir dieses „Mittendrin sein“ zu verhindern, dass wir den Überblick bewahren. Es gibt hunderte Trends, die dies erkannt haben und dort andocken, von Yoga über Töpfern in der Toskana bis hin zu Kitesurfen. Ein weiter Bogen spannt sich auf.Wie wäre es angesichts der Vielzahl an tiefenentspannenden Hypes mit etwas, das Jahrtausende alt und nachgewiesenermaßen wirkungsvoll ist? Mit Musik. Mit Musik in eine andere Welt abtauchen, den passenden Rhythmus finden, den Kopf frei bekommen, die Welt vom Kopf weg wieder auf die Füße stellen, sich erden lassen, das Gegengewicht zum Alltag finden. Viele Studien haben belegt, dass Musik hören tatsächlich die Intelligenz fördert und soziale Kompetenz erzeugt. Man kann auch selbst Musik machen, wichtig ist bei alledem nur das Fokussieren auf „Body & Soul“, auf die Körpermitte. Der Kopf darf entspannen und kann sich dann wieder frisch und frei neuen Aufgaben widmen.

Johannes Siegler

Passender Rhythmus

ZU GUTER LETZT

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Die neue BMPrime 12

Innovation. Kraft. Perfektion.

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