Expose Web EKF 20140920 -...

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Exposé: Ausstellungs- und Veranstaltungsprojekt „wasche meine Hände 27.1.2015 - Mediziner in Auschwitz und Hamburg“ im Medizinhistorischen Museum Hamburg zum 70. Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz am 27.1.2015 1 EXPOSÉ Ausstellungs-und Veranstaltungsprojekt „wasche meine Hände 27.1.2015 - Mediziner in Auschwitz und Hamburg“ im Medizinhistorischen Museum Hamburg Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf zum 70. Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz am 27.1.2015 Zeitrahmen: Januar - April 2015 Arbeitstitel: „wasche meine Hände 27.1.2015 - Mediziner in Auschwitz und Hamburg“ Ort: Medizinhistorisches Museum Hamburg Sektionssaal, kleiner Hörsaal, Waschraum, großer Hörsaal, Foyer Projektüberblick: Sektionssaal: Rauminszenierung „wasche meine Hände 27.1.2015“, Klanginstallation Theaterinszenierung: „Krankenzimmer Nr.8“ Kleiner Hörsaal: Rauminstallation „Splitter einer Recherche“ Waschraum: Medienfundus zu Täterbiographien, Forschungsstand NS Medizin, Darstellung der Medizin in der bildenden Kunst großer Hörsaal: vierzehntägige Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen mit eingeladenen Referenten, Filmvorführungen Beteiligte Künstler: Theater / Musik: Bo Wiget, Dirk Thiele, Björn Salzer, Jörg Pohl, Jo-Anna Hamann, Franziska Junge Klanginstallation: Heiner Metzger Rauminstallation: Dr. Jutta Hübner, Judith Haman Antragstellerin: Judith Haman www.hierunda.de in Kooperation mit: Direktor Prof. Dr. med. Heinz-Peter Schmiedebach Prof. Dr. Eva Brinkschulte Direktionsvertretung, Institut für Geschichte und Ethik der Medizin Ort des Projekts: Medizinhistorisches Museum Hamburg Fritz Schumacher-Haus (Haus N30.b) am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf Martinistraße 52 20246 Hamburg Hamburg, den 7.10.2014

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Exposé: Ausstellungs- und Veranstaltungsprojekt „wasche meine Hände 27.1.2015 - Mediziner in Auschwitz und Hamburg“im Medizinhistorischen Museum Hamburg zum 70. Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz am 27.1.2015 1

EXPOSÉ

Ausstellungs-und Veranstaltungsprojekt „wasche meine Hände 27.1.2015 - Mediziner in Auschwitz und Hamburg“ im Medizinhistorischen Museum Hamburg Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf zum 70. Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz am 27.1.2015

Zeitrahmen: Januar - April 2015

Arbeitstitel: „wasche meine Hände 27.1.2015 - Mediziner in Auschwitz und Hamburg“

Ort: Medizinhistorisches Museum Hamburg Sektionssaal, kleiner Hörsaal, Waschraum, großer Hörsaal, Foyer

Projektüberblick:

Sektionssaal: Rauminszenierung „wasche meine Hände 27.1.2015“, Klanginstallation Theaterinszenierung: „Krankenzimmer Nr.8“ Kleiner Hörsaal: Rauminstallation „Splitter einer Recherche“ Waschraum: Medienfundus zu Täterbiographien, Forschungsstand NS Medizin, Darstellung der Medizin in der bildenden Kunst großer Hörsaal: vierzehntägige Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen mit eingeladenen Referenten, Filmvorführungen

Beteiligte Künstler:Theater / Musik: Bo Wiget, Dirk Thiele, Björn Salzer, Jörg Pohl, Jo-Anna Hamann, Franziska JungeKlanginstallation: Heiner MetzgerRauminstallation: Dr. Jutta Hübner, Judith Haman

Antragstellerin:

Judith Hamanwww.hierunda.de

in Kooperation mit:Direktor Prof. Dr. med. Heinz-Peter SchmiedebachProf. Dr. Eva BrinkschulteDirektionsvertretung, Institut für Geschichte und Ethik der Medizin

Ort des Projekts:Medizinhistorisches Museum HamburgFritz Schumacher-Haus (Haus N30.b) amUniversitätsklinikum Hamburg-EppendorfMartinistraße 5220246 Hamburg

Hamburg, den 7.10.2014

Exposé: Ausstellungs- und Veranstaltungsprojekt „wasche meine Hände 27.1.2015 - Mediziner in Auschwitz und Hamburg“im Medizinhistorischen Museum Hamburg zum 70. Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz am 27.1.2015 2

ProjektbeschreibungenDas Ritual des Händewaschens gehört zum Berufsstand der Ärzteschaft. Wie haben sich Ärzte, die in der NS-Zeitaktiv in Prozesse der Menschenversuche und der Selektionen involviert waren, danach von ihrem Tun gereinigt? DasProjekt „wasche meine Hände 27.1.2015 - Mediziner in Auschwitz und Hamburg“ zum 70. Jahrestag der Befreiung desKZ Auschwitz am 27.1.2015 wird im Medizinhistorischen Museum Hamburg des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf stattfinden. Zentrales Thema dieses Projekts sind die Forschungen von Medizinern in Auschwitz und Ham-burg.Dispositive des Projekts sind: raumkontextuelle Inszenierung mit verschiedenen Medien im Sektionssaal, medizinhistorische Recherchen im kleinen Hörsaal, Archive als „Aussagesysteme“,Biopolitik, evidente Zeugenschaft, ’Ausnahmezustände‘ und ‚menschliches Verhalten‘. Referentenvorträge befragen wichtige Themen des Projektes, ebenso die Filmvorführungen und Diskussionen.Die Theaterinszenierung „Krankenzimmer Nr.8“ bearbeitet das Thema der Fragwürdigkeit einer Institutionalisierung vonHeilung.

Sektionssaal„Der bis 2006 vom pathologischen Institut genutzte Sektionssaal wurde in der Zeit von 2007 bis 2010 in seinemursprünglichen Aussehen wiederhergestellt. Es handelt sich um einen zentralen Raum in dem mittlerweile unter Denk-malschutz stehenden Gebäude (Fritz Schumacher-Haus), das in der Zeit von 1913 bis 1926 als Forschungsbau für dasKrankenhaus Eppendorf von Fritz Schumacher realisiert wurde.Vom Ursprünglichen wird insbesondere die hohe Decke mit ihrer besonderen Lichtgebung unmittelbar erfahrbar. DieDekonstruktion des zuletzt mit exzessivem künstlichem Licht erleuchteten Sektionssaal war Voraussetzung, um demdurch die Restauration entstandenen ursprünglichen Zustand von vor etwa 80 Jahren nahe zu kommen. Die Fenster-front aus opakem Glas mit dekorativen Sprossen korrespondiert mit der Unterglasdecke, die wegen ihres Ornament-glases einen überraschend großen Lichteinfall bietet. Das neu angebrachte Bild des Malers, Rainer Meckelburg,thematisiert existentielle Fragen von Leben und Tod.“ (Prof.Dr.Eva Brinkschulte zur Geschichte des Sektionssaals)

Rauminszenierung Sektionssaal „wasche meine Hände 27.1.2015“ Judith Haman Der Sektionssaal ist nicht mehr der Arbeitsraum der Pathologen; jetzt ist es ein lichtdurchfluteter restaurierter Saal. Nur die Gebrauchsspuren am Boden und an den Seziertischen erinnern daran, dass hier untersucht wurde und wozusie einmal gedient haben. Beim ersten Betreten des Sektionssaales überrascht die Lichtfülle. Die schattenlose Licht-inszenierung irritiert; als würde sich der eigentliche Raum verflüchtigen, stellt sich ein Gefühl der Orientierungslosigkeitein. Das erstaunte Schauen nimmt nur Licht wahr, das die eigene Körperlichkeit aufzulösen scheint. Siehe Anlagen Sektionssaal Entwürfe 4 Seiten.

Konzeption der RauminszenierungDer Lichteindruck wird durch eine Hinzunahme von künstlichem Schwarzlicht verändert. Die fensterlose Raumseitewird mit 5 UV Strahlern in ein bläuliches Licht gehüllt. Während der Öffnungszeiten vom 19. Januar bis Mitte April 2015verändert der frühe Sonnenuntergang von 16:20 bis 18:17 Uhr den natürlichen Lichteinfall und den Wirkungsanteil desSchwarzlichtes. Eine bei Tageslicht kaum sichtbare Beschreibung der Wandkacheln mit grüner Seife wird bei Schwarzlicht fluores-zieren und deutlicher lesbar.Eine Textbeschreibung der Wandkacheln mit grüner Seife zitiert:• die Namen der Ärzte die im KZ Auschwitz und in Hamburg tätig waren• Aufgaben der Ärzte im KZ• Tagebuchauszüge von Dr. J.P.Kremer, Anatom, Chirurg und KZ Arzt in Auschwitz• die Prozessaussagen der Zeugin Lili Zelmanovic beim Auschwitz-Prozess 1964 in Frankfurt.In den Fenstern der Wandschränke dokumentieren Fotos der NS-Ärzte den historischen Kontext.Die Seziertische werden mit Wasser bis zum Rand befüllt. Die Gebrauchsspuren auf den Tischflächen zeichnen sichdeutlicher unter der Wasserfläche ab. Die aufmerksamen Betrachter sehen ihr Spiegelbild auf der Oberfläche. Unter dem Oberlicht des Sektionssaales wird eine Konstruktion angebracht zur Hängung von Ärztekitteln. Die weißenÄrztekittel werden mit Knochenleim behandelt, sie erstarren dadurch in ihrer Form, ihre reinweiße Färbung weichteinem fleckigen Hautton. Zu Beginn der Ausstellung hängt ein Ensemble von ca. 30 präparierten Kitteln in der Konstruktion, das sich während der Ausstellungszeit zu einem rechteckigen Kittelfeld (6x6m) vergößert, schwebendzwischen Oberlicht und Seziertischen. Der natürliche Lichteinfall wird dadurch nach und nach gedämpft.

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Klanginstallation Sektionssaal

Die Klanginstallation bringt eine subtile Klangebene aus Wasser- und Abflußgeräuschen in den Sektionssaal. Aufnahmen der auditiven Raumerkundung werden zum Materialfundus für eine akustische Neuinszenierung.Kaum hörbare Raumklänge werden dabei verstärkt, mit Waschgeräuschen und Texten gemischt.

Aus Audioaufnahmen von Klängen aus den Abflüssen der Sektionstische, von Reinigungsgeräten, der Körperreinigung und ausgewählten Texten entstehen 7 Hörstücke mit einer Länge von 21 - 28 Minuten.Die Hörstücke werden durch 7 Lautsprecher (mit Akku + SD Karte) simultan und unabhängig voneinanderim Sektionssaal während der täglichen Ausstellungszeit abgespielt.

Die technischen Geräte sind unsichtbar unter den Sektionstischen oder in anderen Nischen des Sektionssaals ange-bracht. Durch die unterschiedliche Länge der 7 Hörtracks ergibt sich ein täglich neuer Mix - eine andere Kombinationder 7 Hörstücke. Die Lautsprecher sind im Raum an verschiedenen Orten verteilt installiert, jeder Besucher hört,abhängig von der Position im Raum, eine individuelle Mischung der Hörstücke.

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Theaterinszenierung Krankenzimmer Nr.8 / Sektionssaal

Besetzung:Spiel/Gesang: Franziska Junge (Schauspiel Frankfurt)Spiel/Gesang: Jörg Pohl (Thalia Theater Hamburg)Spiel/Gesang/Musiker/Cello: Bo Wiget

Szenische Einrichtung/Choreographie: Jo-Anna HamannAusstattung/Raumkonzept/Kostüme/Spielobjekte: Dirk Thiele/Judith HamanLichtkonzept: Björn Salzer/Judith HamanLichtrealisation: Björn Salzer (Schauspielhaus Hamburg)Textfassung: Jo-Anna Hamann/Dirk Thiele/Judith Haman

Dauer: ca. 1,5 Stunden

Arbeitstitel: Krankenzimmer Nr. 8, behandelnder Arzt: Dr. MünchTextfolie: Spiegelinterview mit Dr.Münch, Tagebuch Dr.Münch, Holzschlachten (Schaubühne Berlin).Textcollage: Anton Cechov/Krankenzimmer Nr.6, Jean-Ferdinand Celine/Tod auf Kredit,Reise ans Ende der Nacht, Michail Bulgakov/Arztgeschichten,Hans Henny Jahn/Der Arzt, sein Weib, sein Sohnvertonte Texte/Lieder zum Cello: Gedichte von Joseph von Eichendorff, Paul Celan

KRANKENZIMMER NR.8 – BEHANDELNDER ARZT: DR. MÜNCHÜber die Sinnlosigkeit einer Heilungsinstitution schlechthin.Die Sinnlosigkeit einer Institutionalisierung von Heilung.Dr. Bulgakov: Ärztegeschichten, ein in der Ukraine praktizierender Landarzt - Privilegierung des Ärztestandes zursinnlichen Nähe. Unendliche Dankbarkeit der Bauern. Einweisung des Poeten in die psychiatrischen Anstalten inMoskau. Ein Kater fährt Straßenbahn. Kiew, 1925/27Der medizinische Versuch, der theatralische Versuch.Dr. Louis-Ferdinand Celine: Tod auf Kredit Er erzählt aus den Slums von Paris über die Unmöglichkeit das Leben der Patienten zu retten, da die Patienten zu armsind gerettet zu werden. Die Idioten im Bois de Boulogne, Kinder reicher Eltern, sind dagegen unheilbar.Psychiatrische Anstalt Bois de Boulogne, 1936. Dr. Anton Cechov: Krankenzimmer Nr.6 haben zum Thema die Sinnlosigkeit einer Heilungsinstitution an und für sich.Moskau, 1892.Dr.Münch: kein Schriftsteller. Die Textfolie/Texthauptstrang: das Spiegelinterview, auf dem das Theaterprojekt Holzschlachten von JosephBierbichler basiert. KZ-Arzt Dr. Münch und bester Freund und Kollege von Dr. Mengele in der Todesfabrik Auschwitz.Menschenversuche. Sein Tagebuch, Texte aus dem Tagebuch Dr. Mengeles, Texte der Opfer.Hans Henny Jahn: Schriftsteller und Orgelbauer, kein Dr., schreibt in `Der Arzt / Sein Weib / Sein Sohn` über einen Dr.,der kein Dr. mehr sein will. Krankenzimmer Nr.13. Hamburg, 1922.Die Texte der Schriftsteller bzw. Ärzte werden dialogisch collagiert mit denen des Dr. Münch, verschränkt undverdichtet. Die Songs laden den Seziersaal atmosphärisch auf, jeder kann auf den Tischen landen. Jeder kann auf den Tischentanzen. Lieder von Joseph von Eichendorff – Waldesrauschen, Paul Celan – Dein aschenes Haar, Punk-Pop von DieÄrzte – Ich habe einen Gott.Äskulap!

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Rauminstallation kleiner Hörsaal

Splitter einer RechercheKolposkopie – Auschwitz – die Rolle der Frauenklinik AltonaDr. Jutta Hübner

Eine Rauminstallation als Dokumentation der Recherchearbeit zum Thema „Kolposkopie-Versuche zur Entdeckungfrüher Stadien von Gebärmutterhalskrebs in Auschwitz“ und die beteiligten Ärzte.Aufgezeigt wird die vielschichtige Verbindung von Prof. Dr. Hans Hinselmann (Lehrbeauftragter der UniversitätHamburg, Chefarzt der Frauenklinik Altona), Dr. Helmuth Wirths (Assistenzarzt Frauenklinik Altona) und Dr. EduardWirths (Standortarzt Auschwitz) im Zusammenhang von „Forschung“ zu einer „lebensrettenden Prozedur“.Unterschiedlichste Aspekte von Beziehung, Ambition, Rechtfertigung und Zeugnissen sind in den Raum gestellt,Reaktionen auf die Veröffentlichung 2012 dokumentiert.Ausgangspunkt ist die Aussage von Frau Dr. Adélaïde Hautval (Häftlingsärztin) im Auschwitz-Prozess 1962, die nichtnur den SS-Standortarzt Dr. Eduard Wirths, sondern auch seinen Bruder, den Frauenarzt Dr. Helmut Wirths alsBeteiligten an gynäkologischen Versuchen im Block 10 nennt.

Bestandteile: • Kolposkop Hans Hinselmann zirka 1945, Universität Greifswald • Kolposkop nach Prof. Hinselmann, Firma Möller-Wedel, zirka 1950 • Büchertisch zu Splitter einer Recherche: Aktenordner und Monographien in der Rotunde des Kleinen Anatomiesaals zum Selbststudium • Organigramm/Lebensweg: H.Wirths – H.Hinselmann – E. Wirths auf Wandtafel • Landkarte des Deutschen Reichs 1944/45 • Geschichte der Frauenklinik Bülowstrasse • Versuch über die Entwicklungsgeschichte des Kolposkops und der Kolpofotographie • Mikroskop Leitz- Wetzlar Nr. 380697, zirka 1946 • Aktenschrank „Aktenlage“

Raum: Kleiner Hörsaal

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Raumgestaltung - Beschreibung

ORDNUNG -TECHNIK - ANALYSE - FORSCHUNG

Die Raumgestaltung unterwirft sich dem Prinzip von wissenschaftlichem Ordnungssystem. Tafeln, Klemm-Bretter,Karteikarten und Akteninstallation spiegeln unterschiedlichste Phasen und Wege einer Recherche-Arbeit als „Splitter“zu einem Erkenntnisgewinn. Wiederholte Nachfragen von Ärzten und Historikern als Reaktion auf die Veröffentlichungvon „Kolposkopie ohne Menschlichkeit“ im Hamburger Ärzteblatt - April 2012 zur „Aktenlage“ führen zu einer„Aktenlage – unter Verschluss“ Installation (Aktenschrank mit Original-Recherche-Ordner). Kopien dieser werden demforschenden Wissenschaftler/Besucher zur Eigenrecherche zur Verfügung gestellt (Element: Büchertisch). Bewusstwird auf eine offene Darstellung von Abbildungen und Fotographien aus Auschwitz weitgehend verzichtet. Einzig als „Wortbilder“ und „Aussagen“ sind Beschreibungen in den Raum gestellt.Überhöht werden dagegen naturwissenschaftliche Strategien von Forschung als Technik-Labor. MedizinischeGerätschaften sind zur Betrachtung und Untersuchung in das Zentrum des Vorlesungssaals gerückt. Diese spiegelndie emotionale Kälte und Abspaltung der „forschenden Medizin“ während der NS Zeit nicht nur in Auschwitz. EigeneAmbitionen und Karrierewünsche werden u.a. durch Reproduktionen von Publikationen zum Thema Kolposkopieverdeutlicht.

Inhalte: • Versuch über die Entwicklungsgeschichte des Kolposkops und der Kolpofotographie • Fotographie in Auschwitz • Büchertisch: Aktenordner und Monographien zum Selbststudium über „Kolposkopie-Versuche in Auschwitz“ • Organigramm/Lebensweg: H. Wirths – H. Hinselmann – E. Wirths • Geschichte der Frauenklinik Bülowstrasse • Aktenschrank „Aktenlage unter Verschluss“

Forschung um jeden Preis

Forsch (vom frz. force), kräftig, stark, stramm und imponierend im Auftreten. Meyers Konversationslexikon, 1909

Forschungsinstitute, wissenschaftliche Anstalten, die allein der Forschung und nicht, wie die meistenUniversitätsinstitute, zugleich der Lehre dienen. Im Deutschen Reich sind besonders die Kaiser-Wilhelm-Institutehervorzuheben. Der Grosse Brockhaus, 1930

Forschung, eine Art, des Erkenntnisstrebens, die zur Ausbildung der Wissenschaften führt. Im Unterschied zurphilosophischen oder theologischen Spekulation will die Forschung Einzelnes erkunden und in einen Zusammenhangeinordnen. Forschung betreiben sowohl die Geistes-wie die Naturwissenschaften mit je verschiedener Methode. Inbeiden kann Motiv der Forschung das Wissen um des Wissens willen sein, doch neigen die Naturwissenschaften zurangewandten Forschung; ihre Grundlagen-Forschung bemüht sich um Einordnung der gewonnenen Erkenntnis, dieSpezial-Forschung sucht neue Einzelerkenntnisse. Der Grosse Herder, 1950

Forschen, mittelhochdeutsch vorschen, althochdeutsch forscon = fragen, (aus)forschen, ursprünglich = fragen, bitten,im Sinne von »wühlen«. Duden 2014

„Wissenschaftler haben Inhalt und Folgen ihrer wissenschaftlichen Forschung zu verantworten.“ Gedenktafel an die Mitwirkung der Institutsmitarbeiter/innen an Verbrechen des Nationalsozialismus: Kaiser - Wilhelm – Institut

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Gestaltungsentwürfe

Kachel Wandinstallation Ordnungssystem Entwurf

„Aktenlage“ - Akten unter Verschluss Entwurf

Tafel mit Organigramm Entwurf

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Kolposkopie Präsentation in der Rotunde Entwurf

EntwürfeDr. Jutta Hübner

Wilhelm Brasse Häftlingsfotograf Auschwitz 1940 -1945

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Medienbibliothek Waschraum:

• Medienfundus zu Täterbiographien, aktueller Forschungsstand NS Medizin • Darstellung der Medizin in der bildenden Kunst • das Bild „Familie Wirths“ in Auschwitz, angeblich gemalt 1941 von der Würzburger Malerin Alida Kisskalt, Provinienzforschung Judith Haman • „Muselmänner“, Kopien der Zeichnungen von im KZ inhaftierten polnischen Malern Muselmann (auch: Muselman, Plural Muselmänner, polnisch Muzułman) wurden in der Lagersprache der nationalsozialistischen Konzentrationslager jene Häftlinge genannt, die durch völlige Unterernährung bis auf die Knochen abgemagert waren und hungerbedingt bereits charakteristische Verhaltensänderungen bis hin zur Agonie zeigten.

Thomas Geve, 1945 Buntstift auf Papier, 15x10cm Entrance Gate, KL, Birkenau Yad Vashem, Art Museum, Jerusalem

Atelier in Auschwitz, 1942 Öl auf Leinwand, 51x41 cm Mieczyslaw Koscielniak Auschwitz-Museum

Wilhelm Brasse Häftlingsfotograf Auschwitz 1940 -1945

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Operation eines Mannes, 1944 Radierung Mieczyslaw Koscielniak Auschwitz Museum

Medien in der Ausstellung:

Filme

• „Halte aus, Auschwitz ist der beste Ort, Gutes zu tun!“,Über den Standortarzt in Auschwitz 1942 - 1945 Dr. Eduard Wirths, 2014, J.Haman/H.Metzger

Videoaufnahmen entstanden beim Besuch von Peter Wirths, (Sohn von Dr. Eduard Wirths, leitender Standortarzt in Auschwitz 1942-1945) in der Ausstellung „wasche meine Hände“ im Schulmuseum Hamburg (2013) und wenige Monatespäter im Haus von Peter Wirths in der Nähe von Würzburg.Peter Wirths, geb. 1937, das älteste Kind von Dr. E. Wirths, hat 1942-44 im Wohnhaus seines Vaters in Auschwitz gelebt.Durch den Artikel von Dr. Jutta Hübner im Ärzteblatt Hamburg über Prof. Hinselmann, die Rolle der Frauenklinik inAltona und den Bruder, Dr. Helmut Wirths, der als Gynäkologe in der Frauenklinik in Altona tätig war, kam es zu dem Kontaktmit Peter Wirths. Bestandteil der Ausstellung in der Ärztekammer Hamburg, 2011, und im Schulmuseum 2013 war eine Wandtafel mit den Namen der oben genannten Ärzte und meinen aus Archiven und Recherchen gesammelten Informationen.

Das Video „Halte aus, Auschwitz ist der beste Ort, Gutes zu tun“ verbindet diese Aufnahmen mit Filmdokumenten und denneuen Recherchen von Jutta Hübner über das Kolposkop und eine medizinische Zusammenarbeit zwischenHamburg und Auschwitz. (siehe Anlage Bildauswahl Video)

• • „Ärzte ohne Gewissen, Menschenversuche im 3. Reich“, Dokumentation, Ernst Klee, 1996, 58 Min• • „Alles Kranke ist Last“, Die Kinder und die Vernichtung lebensunwerten Lebens, Ernst Klee,

Gunnar Petrich, 1988, 44 Min.• • „Hitlers Helfer - Josef Mengele - der Todesarzt“, G. Knopp, 1998• • „Nazi war criminal Dr. J. Mengeles secret liefe in south-america“, BBC, Doku, 1997• • „Dr. Eduard Wirths, Standortarzt von Auschwitz“, Dokumentarfilm, Niederlande, Regie: Rolf Orthel, 1975• • „Ein Besuch im D-17217 Musterdorf Alt-Rehse 2012“, J.Haman, H. Metzger, Hamburg 2013, 13 Min.• • „D-17217 Musterdorf“, Thomas Eichler, 21 Min.• • „Nacht und Nebel“, Alain Resnais, 1955, 32 Min.• • Tonbandmitschnitte des 1. Frankfurter Auschwitz-Prozesses• • DIA-Serie: Zeichnungen Muselmänner, die zwischen 1940 - 45 von Künstlern in Auschwitz hergestellt wurden

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Buchbestand

Die Hamburger Universitätsmedizin im Nationalsozialismus, Hendrik van den BusscheDie Auschwitz-Hefte, Hamburger Institut für SozialforschungDer Märchenprinz, Dr. E.Wirths vom Mitläufer zum Widerstand, als SS-Arzt im Vernichtungslager Auschwitz, VölkleinDer Judenacker, Ulrich VölkleinDie Verbrechen der anderen, Christian DirksTheorie und Praxis der medizinischen Forschung, Karl Kisskalt, 1942Mit aller Kraft verdrängt, Anna von VilliezDeutsche Medizin im Dritten Reich, Ernst KleeDie SA Jesu Christi, Ernst KleePersilscheine und falsche Pässe, Ernst KleeVernichten und Heilen, Angelika Ebbinghaus/Klaus DörnerMenschenversuche, Peter-Ferdinand KochÄrzte als Hitlers Helfer, M. KaterTäter, wie aus ganz normalen Menschen Massenmörder werden, H. WelzerEthik in der Medizin, Winfried Kahlke/Stella Reiter-ThielMedizin ohne Menschlichkeit, Alexander Mitscherlich/Fred MielkeDas Vermächtnis annehmen, Brigitta Huhnke/Björn KrondorferDie Vernichtung der europäischen Juden, 3. Bände, Raul HilbergGeschichte der Ethik, Gunzelin Schmid NoerrÜber das Böse, Hannah ArendtLTI, Victor KlempererWir kneten ein KZ, Konkret VerlagHände in Unschuld, Alexander DemandYoung, Nach-Bilder des Holocaust in zeitgenössischer Kunst und ArchitekturKunst zum Überleben - gezeichnet in Auschwitz, Ausstellungskatalog Künstlerhaus UlmAlt-Rehse: Böse Orte, PrombkaMedizin im Dienste der Rassenideologie Alt-Rehse, Stommer Martin Bormann, KöppBio-Ethik und die Zukunft des Menschen, WunderDes Lebens Wert - Zur Diskussion über Euthanasie und Menschenwürde, Ute Daub, Michael Wunder Ein ganz gewöhnlicher Jude, LewinskyKatalog „Hitler und die Deutschen“Katalog „Verbrechen der Wehrmacht“Grundgesetz/Hamburger VerfassungDer Kampf um die Demokratie/ der Extremismus, die Gewalt und der Terror, Arno GruenEine neue Zeit beginnt, Einblicke in die Propstei Altona 1933 bis 1945, Bernhard LieschingAlma Rosé Wien 1906 /Auschwitz 1944, eine Biographie, Richard NewmanBilder der Apokalypse, Mary S. ConstanzaWas von Auschwitz bleibt, Giorgio AgambenDer Auschwitz-Prozess, eine Dokumentation 2 Bd., Hermann Langbein1 Ordner ArbeitsmaterialSteinberg, Chronik aus einer dunklen WeltJorge Semprun, Die große ReisePeter Weiss, Die ErmittlungPrimo Levi, AtempauseNiemand zeugt für den Zeugen, Ulrich Baer

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Vortragsreihe/ Filmvorführungen Hörsaal Vorträge, Filme Januar - April 2015Vortrag, Einführung 30 – 60 min, Filme 30 - 60 min, Diskussion

Veranstaltungen / Referenten:Moderation: Prof. Dr. Eva Brinkschulte, Direktionsvertretung, Institut für Geschichte und Ethik der Medizin

Eröffnung: Montag, 19.01.2015, 18 UhrFrau Dr. Dorothee Stapelfeldt, zweite Bürgermeisterin und Senatorin der Behörde für Wissenschaft und Forschung,Prof. Dr. Dr. Uwe Koch-Gromus, Dekan UKE, Prof. Dr. Schmiedebach, Direktor Institut für Geschichte und Ethik derMedizin

Dienstag, 27.01.2015, 18 Uhr • Vortrag Konrad Beischl (Buch: Dr. med E.Wirths und seine Tätigkeit als SS-Standortarzt im KL Auschwitz)Film: „Standortarzt Dr. Eduard Wirths“, Dokumentarfilm, Niederlande 1975

Dienstag, 10.02.2015, 18 Uhr • Vortrag: Werner Renz, Fritz-Bauer-Institut / Rolf Orthel, FilmemacherFilm: „Halte aus, Auschwitz ist der beste Ort, Gutes zu tun!“ überden Standortarzt in Auschwitz 1942-1945 Dr. Eduard Wirths

Dienstag, 24.02.2015, 18 Uhr • Vortrag Prof. Dr. Walter H. Pehle, Fischer VerlagThema: Über Ernst Klee. Einführung, Diskussion Film „Ärzte ohne Gewissen, Menschenversuche im 3. Reich“ (vonErnst Klee)

Dienstag, 10.03.2015, 18 Uhr • Vortrag: Prof. Hendrik van den Bussche / UKE HamburgThema: Über die Beziehungen Auschwitz - Frauenklinik Altona, Prof. Hinselmann und die Mediziner H.+E.Wirths, Dis-kussion Dr.Jutta Hübner, Kolposkopie und neue Recherchen Frauenklinik Altona

Dienstag, 24.03.2015, 18 Uhr • Vortrag: Sven Fritz „SS-Ärzte des KZ-Neuengamme“

Dienstag, 7.4.2015, 18 Uhr Vortrag: Dr. Katharina Stengel „Hermann Langbein. Ein Auschwitz-Überlebender in den erinnerungspolitischen Konflikten der Nachkriegszeit“

Dienstag, 21.4.2015 Abschlussveranstaltung mit DiskussionAusblicke Bio-Medizin - Kritik der akademischen GeschichtswissenschaftThema: Einführung und Diskussion zu Bio-Ethik und der Zukunft des MenschenDr. Michael Wunder - Prof. Dr. Helgard Kramer - Prof. Hendrik van den Bussche