EY Wealth Management Outlook 2017 · 1. Vermögensverwaltung 6 2. Multidimensionale...

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EY Wealth Management Outlook — 2017 Bewertung von globalen Wachstumspotenzialen und deren Realisierung in einem anspruchsvollen Umfeld

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EY Wealth Management Outlook — 2017Bewertung von globalen Wachstumspotenzialen und deren Realisierung in einem anspruchsvollen Umfeld

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Executive Summary

Das weltweite Volumen an netto investierbaren Vermögen von Vermögen-den wird bis 2021 um rund 25 Prozent auf insgesamt knapp 70’000 Mrd. US-Dollar ansteigen.

Ein neues digitalisiertes Geschäftsmodell, der “Holistische Vermögens-verwalter”, wird entstehen. Der Marktanteil dieser Holistischen Vermö-gensverwalter wird bis 2025 schätzungsweise 30 Prozent ausmachen.

Ein Grossteil der Vermögensverwalter mit einem klassischem Geschäftsmodell wird als Konsequenz aus dem Markt verschwinden.

In den USA angesiedelte oder vermehrt aus den USA operierende Klas- sische Vermögensverwalter werden dank derzeit günstigen Rahmenbe-dingungen im internationalen Offshore-Geschäft Bestand haben können.

Die Dienstleistungsfähigkeiten von Vermögensverwaltern, die ein Off-shore-Geschäftsmodell verfolgen, wird sich demjenigen von Onshore-Vermögensverwaltern vermehrt angleichen.

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Die Welt der globalen Vermögensverwalter befindet sich in einem noch nie beobachteten Wandel

In den Jahren nach der Finanzkrise haben wir signifikante Entwicklungen im Finanzdienstleistungssektor durchlebt. Globale Vermögensverwalter sind nun mit der Herausforderung konfrontiert, sich an ein immer noch evolvierendes, wenn auch langsam, aber sicher revolutionierendes Marktumfeld anzupassen. Kundenbedürfnisse, Aktionärforderungen, neue strengere Regulierungen und technologische Meilensteinentwicklungen treiben und formen die Anforderungen an das zukünftige Geschäftsmodell. Die Konsequenzen sind heute nur in Ansätzen beobachtbar, dennoch werden sich aufgrund dieser Änderungen in den nächsten Jahren neue Industriestrukturen bilden. Denjenigen, die sich frühzeitig den neuen Gegebenheiten anpassen, eröffnen sich auch in der Zukunft profitable Wachstumschancen.

Dieser Bericht zeigt globale Chancen und Herausforderungen auf, geht auf die Treiber des strukturellen Wandels ein und eruiert mögliche Geschäfts-modellansätze zur Schöpfung der globalen Möglichkeiten, um auch in der Zukunft als Vermögensverwalter Bestand zu haben.

Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre und hoffe, dass der Bericht als Anregung für weitergehende Gedanken dient.

Serkan Mirza Head Wealth & Asset Management Strategy Consulting

Editorial

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1. Vermögensverwaltung 6

2.Multidimensionale Herausforderungen definieren das Spielfeld der Vermögensverwalter

12

2.1 Komplexe Kundenbedürfnisse 13

2.2 Digitalisierung ermöglicht höhere Bedürfniserfüllung 14

2.3 Regulierung führt zu Transparenz 15

2.4 Aktionäre wollen profitables Wachstum 15

3. Potenzialschöpfung erfordert ein Überdenken alter Modelle 16

4. Der Kampf zwischen On- und Offshore 20

5. Das Spiel kann beginnen 22

Inhalt

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Vermögensverwaltung – ein über 55’000 Mrd. US-Dollar grosser Markt...

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7EY Wealth Management Outlook - 2017 |

Der weltweite Vermögensverwaltungsmarkt im Segment HNWI+1 («Vermögende» im weiteren Verlauf) ist hinsichtlich Grösse und Wachstum sehr attraktiv. Heute ist der Markt an netto investierbaren Vermögen (NIV2) bereits über USD 55’000 Mrd. US-Dollar gross. Die globalen NIV werden 2021 laut unserem EY Global Wealth Model 69’607 Mrd. US-Dollar betragen, was einer Zunahme um einen Viertel des jetzigen Volumens bzw. einem jährlichem Wachstum bis 2021 von 4.7 Prozent gleichkommt. Dieses Marktpotenzial und das enorme Wachstum sollten von Vermögensverwaltern bereits heute antizipiert und in Angriff genommen werden.

1 HNWI+: NIV > 1 Million US-Dollar2 Das netto investierbare Vermögen (NIV) ist definiert als: Finanzielles Vermögen sowie von Vermögenden gehaltene Sammlerstücke und Edelmetalle, abzüglich

finanziellen Verbindlichkeiten, Erstwohnungen sowie Gebrauchs- und Verbrauchsgüter3 EY Global Wealth Model 2017 (siehe S. 24 «Methodologie des EY Global Wealth Model»)4 EY Global Wealth Model 2017 (siehe S. 24 «Methodologie des EY Global Wealth Model»)

Total netto investierbare Vermögen (NIV) von Vermögenden3

[Billionen US-Dollar; absolutes Wachstum 2016–2021]

Anteil Wachstum netto investierbarer Vermögen von Vermögenden4

[Billionen US-Dollar; absolutes Wachstum 2016-2021]

Absolutes Wachstum

Übrige

Top 6-20

Indien Brasilien Russland

China

USA

55.4

2.30

5.25

1.310.50

0.440.43

4.01

2016

69.6

2021

14.2

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8 | EY Wealth Management Outlook - 2017

Aus einer Einzelmarktperspektive kommt über die Hälfte des globalen NIV-Zuwachses bis 2021 aus den Top-5-Ländern. Alleine die USA und China tragen über 45% bei. Russland, Brasilien und Indien, welche die Plätze drei bis fünf belegen, machen rund 10 Prozent der Zunahme aus. Dabei ist zu beachten, dass die nachfolgenden 15 Länder nur relativ knapp hinter Indien rangieren. Abgesehen von den USA und China machen diese 18 Länder (inkl. Russland, Brasilien und Indien) rund 38 Prozent des globalen Zuwachses aus.

Aus einer regionalen Perspektive erwarten wir, dass Nordamerika die höchste regionale Zunahme von NIV erreichen wird. Obwohl Nordamerika im Vergleich zum globalen Wachstum von 4.7 Prozent mit rund 4.4 Prozent als gereifter und etablierter Markt angesehen werden kann, gilt die Region aufgrund eines integrierten Marktes und einer einheitlichen Sprache als ausserordentlich attraktiv. Das Streben nach persönlichem Erfolg sowie eine entsprechende Risikofreudigkeit sind Teil der Unternehmenskultur, die Innovationen vorantreibt und zum Vermögenswachstum beiträgt.

5 EY Global Wealth Model 2017 (siehe S. 24 «Methodologie des EY Global Wealth Model»)

Netto investierbare Vermögen (NIV) von Vermögenden der Top-20-Länder5

[Billionen US-Dollar; absolutes Wachstum 2016-2021]

USA5.25

SaudiArabien

0.26

Kanada0.29

Mexico0.27

Brasilien0.44

VAE0.28

Indien0.43

Türkei0.20

GB0.34

Norwegen0.23

China1.31

Südkorea0.32

Australien0.33

Indonesien0.22

Deutschland0.35

Niederlande0.25

Frankreich0.26

Schweden0.20

Russland0.50

Italien0.21

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9EY Wealth Management Outlook - 2017 |

Nationen im Asien- und Pazifikraum, mit einem erwarteten überdurchschnittlichen Wachstum von 5.9 Prozent und gleichzeitig hohem Zuwachs von NIV, können als sich stark entwickelnde und wichtige Mitspieler angesehen werden und tragen zur Attraktivität dieser Region bei. Zugang zu Finanzierungsmöglichkeiten, gut ausgebildete Arbeitskräfte und eine ausserordentliche Arbeitsethik sorgen für ein aufblühendes Unternehmertum. Dies schafft regionale Investitionsmöglichkeiten für Vermögende und treibt das Wachstum. Innovationszentren wie Singapur sind aufgrund von geeigneten Infrastrukturen und staatlicher Unterstützung für Unternehmen attraktiv. Doppelbesteuerungs-, Freihandels- und Investitionsabkommen vereinfachen zudem den Handel mit dem Ausland. Eine Ausnahme ist hierbei Japan mit einem minimen jährlichen Wachstum von 0.4%. Dennoch ist dieser Markt aufgrund seines absoluten Wachstum von über 140 Mrd. US-Dollar an NIV durchaus attraktiv.

6 EY Global Wealth Model 2017 (siehe S. 24 «Methodologie des EY Global Wealth Model»); Im Asien- und Pazifikraum ist Japan ausgenommen, daher ist die Summe aller aufgezeigten Regionen etwas niedriger als das globale Total. Bei Lateinamerika ist die Karibik enthalten

Total netto investierbare Vermögen (NIV) von Vermögenden6

[Billionen; jährliches Wachstum; 2016-2021]

NordamerikaWesteuropa Osteuropa

Asien-Pazifik

Mittlerer Osten

Afrika

Lateinamerika

+4.7%

+4.5%

+4.4% +4.5%

+4.8%

+7.2%

+6.3%+5.9%

54.4

2.6

23.3 10.8

0.9

2.7

2.1

9.4

2016

2016

2016

2016

2016

2016

2016

2016

63.1

2.8

26.6 12.8

0.9

3.3

2.5

10.6

2019

2019

2019

2019

2019

2019

2019

2019

69.6

3.3

28.813.4

1.2

3.8

2.9

12.6

2021

2021

2021

2021

2021

2021

2021

2021

Global

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10 | EY Wealth Management Outlook - 2017

Afrika und insbesondere den Mittleren Osten bewerten wir als Märkte mit zukünftig überdurchschnittlich hohem relativem Wachstum. Neben Erdöl und Erdgas sind weite Teile auf den Export von Edelmetallen und Diamanten ausgerichtet. Dabei profitieren private Unternehmer und Finanzinstitute aus dem Mittleren Osten aufgrund ihrer geografischen Lage vom florierenden Handelsgeschäft und dessen Finanzierung. Hohe, weltweite Kapitalzuflüsse aus Entwicklungshilfen von supranationalen Organisationen sowie Freihandelsabkommen, die direkte ausländische Privatinvestitionen fördern, bewirken den Ausbau und die Verbesserung der Infrastruktur und ein nachhaltiges wirtschaftliches Wachstum. Alleine im Jahr 2014 und 2015 investierten ausländische private Investoren rund 200 Mrd. US-Dollar7 in Grossprojekte auf dem afrikanischen Kontinent. Neben Saudi-Arabien, der grössten Volkswirtschaft im Mittleren Osten, wird der Iran durch die Aufhebung der nuklearenergiebezogenen Wirtschafts- und Finanzsanktionen das Vermögenswachstum im Mittleren Osten vorantreiben. Die Fragmentierung des Marktes aufgrund der hohen Länderzahl, der kulturellen Diversität und instabiler politischer Situationen in diversen Staaten hat jedoch ein ambivalentes und herausforderndes Umfeld zur Folge, in dem Entwicklungen oft schwer vorhersehbar sind.

Mit einer Zunahme von 700 Mrd. USD an NIV stellen Brasilien und Mexiko die treibenden Wachstumskräfte in Lateinamerika dar. Brasilien sieht sich mit der Herausforderung konfrontiert, dass vergangene Wachstumstreiber wie die Zunahme der Beschäftigung oder der blühende Rohstoffhandel abschwächen. Um diesem Trend entgegenzuwirken, sollte Wachstum künftig vermehrt durch höhere Investitionen und Produktivität erzielt werden. Dies eröffnet interessante Möglichkeiten für private vermögende Investoren. Mexiko verfolgt mit politischen Reformen wie Deregulierungen von Energie- und Telekommunikationsmärkten sowie internationalen Handelsabkommen eine nachhaltige wirtschaftliche Wachstumsstrategie. Ähnlich wie Nordamerika kann Lateinamerika von einem relativ integrierten Markt und einer zum grössten Teil einheitlichen Sprache profitieren. Wir erwarten aufgrund der jüngsten politischen und sozialen Spannungen jedoch unterdurchschnittliche Vermögenswachstumsraten.

Mit Grossbritannien und Deutschland beherbergt Westeuropa zwei grosse Wachstumsträger der NIV, wenn auch der Brexit derzeit gewisse Aktivitäten hemmt. Trotz wirtschaftlicher Sanktionen und der weltpolitischen Spannung bleibt Russland aufgrund einer überdurchschnittlichen Anzahl Vermögenden ein interessanter Markt und die tragende Basis der Zunahme von NIV in Osteuropa. Mit insgesamt acht der Top-20-Wachstumsnationen hinsichtlich des Zuwachses von NIV wird Europa über 20 Prozent zur globalen Zunahme der NIV beitragen.

Wir erwarten für Westeuropa eine jährliche Wachstumsrate von 4.5 Prozent, was in etwa dem globalen Wachstumstrend gleichkommt, und ein deutlich höheres von 6.3 Prozent für Osteuropa. Aufgrund von regulatorischen Vereinheitlichungen und interessanten Onshore-Märkten wie Grossbritannien, Deutschland, Frankreich, Italien, den Niederlanden sowie den nordischen Ländern Schweden und Norwegen ist Europa immer noch als attraktiver Vermögensverwaltungsmarkt zu bewerten.

7 EY’s attractiveness survey - Africa 2016

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11EY Wealth Management Outlook - 2017 |

Als Beispiel dienen die Family Offices, welche ihre Direkt- und Co-Investitionsabteilungen ausgebaut haben und systematisch nach Zugang zu den besten alternativen Anlagemöglichkeiten Ausschau halten. Das Wissen und Verständnis für den Vermögenserhalt und die Vermögensentwicklung wird über Generationen weitergegeben und durch langjährige Beziehung mit Vermögensverwaltern gepflegt und verbessert. Hohe Investitions- und Anlagevolumina erhöhen die Möglichkeiten aussergewöhnlicher und komplexer Investitionen und schaffen eine gewisse Verhandlungsstärke hinsichtlich der Konditionen. Durch diverse Engagements in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft sind Vermögende gut vernetzt und gestalten die politischen und marktwirtschaftlichen Rahmenbedingungen in ihrem Sinne mit.

Fachwissen Marktzugang Verhandlungsstärke

Mitgestaltung der Rahmenbedingungen

Treiber des Vermögenswachstums

Ausschlaggebend für das grosse Vermögenswachstum sind die höheren Renditen auf Anlageklassen im Vergleich zum durchschnittlichen Wachstum des Bruttoinlandproduktes (BIP). Der Vermögenszuwachs wird bei Vermögenden aufgrund von vier Schlüsselmechanismen amplifiziert: Marktzugang, Fachwissen, Verhandlungsstärke aufgrund von Skaleneffekten und Mitgestaltung der Rahmenbedingungen.

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Multidimensionale Herausforderungen definieren das Spielfeld der Vermögensverwalter

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13EY Wealth Management Outlook - 2017 |

Spannungsfeld Vermögensverwaltung

Treibt direkt/indirekt

Digitalisierung

Transparenz

AktionärKunde

2.1 Komplexe Kundenbedürfnisse

Die Ansprüche von Vermögenden wandeln sich in einem noch nie gesehenen Ausmass. Demografische Gegebenheiten wie einer der grössten Generationenwechsel der menschlichen Geschichte und technologische Komponenten wie Smartphone-Anwendungen und -Durchdringung stellen Vermögensverwalter vor tiefer gehende Erwartungen hinsichtlich der holistischen Betrachtung und Betreuung des Kundengesamtvermögens. Dies betrifft nicht nur die reine Portfoliostrukturierung, sondern auch die Betrachtung aller Vermögenswerte, Verbindlichkeiten und Lebenspläne. Somit könnte eine optimale Lösung für nachsteuerliche Werterhaltung und Performance erzielt werden. Des Weiteren sind Kunden aufgrund des Tiefzinsumfeldes preisbewusster geworden und verlangen in ihrer Betreuung einen Beratungs- statt eines Produkteansatzes.

Bezüglich der Nachfrage von Anlageprodukten werden seit der Finanzkrise 2008 aufgrund tiefer Zinsen, hoher Volatilitäten und Vertrauensverlusten klassische Anlageklassen wie Aktien, Bonds oder Geldmarktanlagen verstärkt von alternativen Investmentanlagen abgelöst. Des Weiteren werden Investitionen in Hedgefonds oder Private Equity Fonds zunehmend auch durch direkte Realinvestitionen in Immobilien, Infrastruktur, Kredite, Landwirtschaft oder Co-Investments mit alternativen Fonds ergänzt. Ein weiterer, jedoch numerisch kleinerer Trend zeigt sich bei der Nachfrage von «passion based» Investments wie Autos, Kunst, Weinen, Münzen oder von ethisch getriebenen Anlagen in «sustainability» und «social entrepreneurship».

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14 | EY Wealth Management Outlook - 2017

8 EY Family Office Guide, EY, 2016; The Global Family Office Report, UBS & Campden Wealth, 2016 und EY-Analyse

Vermögende sehen sich auch mit diversen sozialen und politischen Problemstellungen konfrontiert, die ihr Vermögen oder ihren Lebensstil beeinträchtigen. Als Hauptsorgen gelten Fragen in der Nachfolge (familiär/geschäftlich), potenzielle Erhöhungen der Vermögenssteuern oder eine zunehmende Überwachung und Kontrolle durch den Staat.

Insbesondere Milliardäre eröffnen daher weiterhin eigene Familys Offices oder treten vermehrt Multi Family Offices bei. Diese sind in der Lage, Komplexitäten individuell abzubilden, sie auf entscheidungsrelevante Informationen zu reduzieren und bedürfnisgerecht zu erfassen. Diese Gruppe der Vermögensverwalter hat jedoch ihre eigenen Probleme, insbesondere auf der Kosten- und Regulierungsseite, die höhere Skalen erfordern, als die typischen Family Offices (durchschnittlich 0.5 bis 1 Milliarde US-Dollar an verwalteten Vermögen)8 derzeit besitzen.

2.2 Digitalisierung ermöglicht höhere Bedürfnis-erfüllung

Heutzutage kommunizieren wir via neueste Apps rund um den Globus oder kaufen online mit intelligenten Empfehlungen der digitalen Anbieter ein. Was im Retail-Segment schon besteht, fordern vermögende Kunden ebenfalls für die Verwaltung ihres Geldes: vollumfängliche Nutzung der Kapazität der digitalen Infrastruktur. Obwohl gewisse Aspekte der Interaktion mit dem Kunden weiterhin persönlich und im heutigen klassischen Beratungssinne stattfinden werden, sollten Kunden und Kundenberater auf intelligente, zielgerichtete technologische Unterstützung zurückgreifen können.

Softwarebasierte Tools ermöglichen die Sammlung grosser Datenmengen aus verschiedensten Informations-quellen und von unterschiedlichen Anbietern, zum Beispiel Social-Media-Plattformen oder Kreditkartenfirmen. Ausgefeilte Programme beurteilen und analysieren die Risikopräferenz und das Anlageprofil des Kunden. Die Portfoliostruktur wird unter Einbezug aktueller Marktdaten durch Algorithmen optimiert und durch die Verarbeitung von Echtzeitinformationen fortlaufend automatisch umgeschichtet. Benutzerfreundlichkeit und ein positives Kundenerlebnis stehen während des gesamten Investitionsprozesses im Vordergrund. Dabei können Berater und Kunde je nach Bedürfnis anhand von digitalen Kommunikationsfunktionen wie Video-Chat miteinander interagieren.

In diesem Sinne werden Kundenberater neue Möglichkeiten erhalten, den vielseitigen und komplexen Anforderungen gerecht zu werden. Die Rolle des Kundenberaters wird sich mit hoher Wahrscheinlichkeit auf die Rolle eines Requirement Engineers und Client Supporters verlagern, der mithilfe digitaler Tools als Kontakt- und Ansprechperson fungiert. Das zukünftige Geschäftsmodell fokussiert sich auf die technologische und digitale Infrastruktur des Vermögensverwalters und ist vermehrt unabhängig vom Kundenberater. Der Mehrwert wird durch die technologische Infrastruktur generiert, die eine ganzheitliche Betrachtungsweise der Vermögenssituation und Beratung ermöglicht. Dadurch werden die Infrastruktur und die technologischen Möglichkeiten eines Vermögensverwalters zukünftig grundlegend für dessen Tätigkeit sein.

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15EY Wealth Management Outlook - 2017 |

9 Common Reporting Standard10 Foreign Account Tax Compliance Act11 Undertakings for the Collective Investment of Transferable Securities12 Markets in Financial Instruments Directive II13 Morgan Stanley Research, 2015

Die Vermögensverwaltung in diesem Segment wird ein People Business bleiben, die Beratungs- und Produktionsmöglichkeiten aufgrund der Digitalisierung werden die Geschäftsmodelle von Vermögensverwaltern jedoch stark beeinflussen.

2.3 Regulierung führt zu Transparenz

Die Finanzmärkte sind zunehmend von Risiken und regulatorischen Vorgaben geprägt. CRS9 und FATCA10 bringen zusätzliche operationelle Komplexität, welche das klassische Offshoregeschäft aus traditionellen Standorten wie der Schweiz, Grossbritannien, den Kanal- oder Karibikinseln erschweren. Für Erstanwender des CRS soll der Datenaustausch bereits im Jahr 2017 starten (z. B. Indien, Südafrika, Argentinien sowie ein Grossteil von Europa). Später teilnehmende Länder wie die Schweiz, Kanada, Russland und ein Grossteil der Asien-Pazifik-Region werden die Anwendung ab 2018 umsetzen. FATCA wurde 2010 in Kraft gesetzt und ist seither für alle Partnerländer bindend.

Spezielle Anforderungen an Fonds und ihre Verwaltungsgesellschaften (UCITS)11 sowie Produkt- und Kundenangemessenheit (MiFID II)12 führen zu einer zunehmenden Komplexität nicht nur im Offshore- sondern auch im Onshore-Banking. Detaillierte steuerliche und regulatorische Anforderungen von verschiedenen Gerichtsbarkeiten führen zu komplexen und ressourcenintensiven Prozessen wie Onboarding und Reporting. Diese Aufwände haben limitierten Einfluss auf strategische Fragen und bringen nicht immer einen direkten Mehrwert für den Kunden.

Der Ausbau solcher regulatorischer Stellschrauben und das Unbehagen aufgrund von retrograden Rechtsunsicherheiten schweben wie ein Damoklesschwert über dem Vermögensverwalter. Dies impliziert ein vorsichtigeres Vorgehen, stärkeres Abwägen der Ressourcenallokation und führt letztlich zu natürlichen Eintrittsbarrieren für neue Marktteilnehmer.

2.4 Aktionäre wollen profitables Wachstum

Vermögensverwalter sehen sich der steigenden Herausforderung gegenüber, einen wirtschaftlichen Mehrwert für ihre Aktionäre im Sinne eines profitablen Wachstums, welches die eigenen Kapitalkosten übersteigt, zu generieren. Auf der Einkommensseite ist dieser Trend mit sinkenden Gebühren zu erklären. Auf der Kostenseite drücken schnell wachsende Kostenstellen wie Legal, Compliance, Risikogovernance und -management auf die Margen, was auch auf rechtliche Auseinandersetzungen zurückzuführen ist.

Aufgrund von diversen vergangenen Rechtsstreitigkeiten mussten Banken teilweise immense Bussen zahlen. Die von den 25 grössten US-amerikanischen und europäischen Banken während der Jahre 2009 bis 2015 bezahlten Strafen summieren sich auf ca. 260 Mrd. US-Dollar13. Neben direkten Kosten aus den Rechtsstreitigkeiten ergaben sich auch hohe Reputationskosten. Dies führt klar dazu, dass Aktionäre immer mehr Druck auf das Management eines Vermögensverwalters ausüben.

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Potenzialschöpfung erfordert ein Überdenken alter Modelle

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17EY Wealth Management Outlook - 2017 |

Im heutigen Vermögensverwaltungsmarkt können fünf Geschäftsmodelle beobachtet werden. Diese können in ihrer Grösse und Bedeutung je nach Region und Markt stark variieren. Und am nahen Horizont erscheint ein weiteres Modell, dass potenziell für alle Märkte Gültigkeit und Tragweite erzielen könnte.

Die Modelle unterscheiden sich hinsichtlich Geschäftsfeld wie auch Angebots- und Serviceausrichtung. Um nun dieses immense Potenzial von 69.6 Billionen US-Dollar NIV bis zum Jahr 2021 trotz der erschwerten Umstände auszuschöpfen, müssen viele der Akteure in Betracht ziehen, ihr derzeitiges Geschäftsmodell zu überdenken. In den nächsten zehn Jahren wird insbesondere der Holistische Vermögensverwalter an Gewicht gewinnen. Unsere Schätzungen gehen von einem Anstieg des globalen Marktanteils von praktisch null auf 20 bis 30 Prozent aus.

Geschäftsmodelle in der globalen Vermögensverwaltung

Diversifizierte Produktspezialisten

Family Offices

Unabhängige Vermögensberater

Finanzboutiquen

Klassische Vermögensverwalter

Holistische Vermögensverwalter

Bestehende Geschäftsmodelle

Neues Geschäftsmodell

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18 | EY Wealth Management Outlook - 2017

Am stärksten in Bedrängnis ist das Modell der Klassischen Vermögensverwalter, deren Geschäft auf einem produktgesteuerten Ansatz basiert und hauptsächlich auf die Vermögensverwaltung ausgelegt ist, dem aber die Effizienz und das breite Angebot eines eindeutigen Produktspezialisten fehlt. Wir gehen davon aus, dass dieses Modell langfristig nur noch limitiert Bestand haben wird.

Ein Umschwenken auf einen tatsächlich beratungsorientierten Ansatz liegt eher auf der Hand als eine Diversifizierungsstrategie. Alternativ steht die Möglichkeit offen, das Offshore-Geschäft vermehrt von Standorten zu führen, welche günstige Rahmenbedingungen für das heutige Geschäftsmodell anbieten. Einige ganz wenige Standorte wie zum Beispiel Miami in den USA könnten dies noch erlauben, jedoch in einem leicht begrenzteren Ausmass. Dieser Schritt muss sehr wohl bedacht sein, da ein späterer Aufschluss zu den transformierten Häusern, falls notwendig, vermutlich mit einem grossen Rückstand einhergeht.

Geschäftsmodelle, ihre Positionierung und Volumen der verwalteten Vermögen (AuM)14

Ges

chäf

tsfe

ld

Div

ersi

fizie

rt

Produktgesteuert

Diversifizierte Produktspezialisten

-40%

-75%

-20% -10%

Holistische Vermögens-berater und -verwalter

Unabhängige Vermögensberater

Klassische Vermögens-verwalter

Finanz-boutiquen

Family Offices

Angebot und Service

Beratungsorientiert

Foku

s Ve

rmög

ensv

erw

altu

ng

Referenzgrössen:

Globale AuM = 5 Bio. US-Dollar

Globale AuM = 10 Bio. US-Dollar

Wahrscheinliche Neupositionierung

Heutige Grösse bestehender GM

Zukünftige Grösse 2025 bestehender GM

Zukünftige Grösse 2025 neuer GM/ Positionierung

14 Verwaltete Vermögen, Assets under Management, basierend auf Geschäftsberichten für das Jahr 2016 und EY Analyse

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19EY Wealth Management Outlook - 2017 |

Unabhängige Vermögensberater, die in ihren jeweiligen Heimmärkten wesentliche Marktanteile aufweisen, betreiben bereits heute ein teilweise beratungsorientiertes Geschäftsmodell. Sie sehen sich jedoch – insbesondere aufgrund steigender regulatorischer und technologischer (Kunden-)Anforderungen – mit erhöhten Fixkosten konfrontiert. Es fehlt Ihnen, je nach Markt, an kritischer Masse. Um zukünftig bestehen zu können, halten wir, wo möglich, Zusammenschlüsse, um eine investitionsschwere Migration hin zum beratungsorientierten holistischen Vermögensverwalter zu bewältigen, als eine Alternative. Wahrscheinlicher ist aber, dass nach der Konsolidierung eine klare Fokussierung auf eine definierte Kundenzielgruppe eher umsetzbar und schneller erfolgreich ist.

Das Modell des Diversifizierten Produktspezialisten (hauptsächlich Universalbanken die entlang der gesamten Wertschöpfungskette tätig sind) werden nur ganz wenige Banken, die einen wahrhaft globalen Footprint, günstiges Funding, geringe Kapitalkosten sowie eine hocheffiziente und skalierbare Plattform besitzen, durchsetzen können. Als Greenfield ist dies sehr schwer und limitiert das Feld heute schon auf ein paar wenige Mitspieler im globalen Geschäft. Für die anderen Universalbanken stellt sich dann die Frage, in welche Richtung sie migrieren sollen, wenn Sie zukünftig im Vermögensverwaltungsmarkt weiterhin zu den führenden Häusern gehören möchten. Diese Universalbanken müssten sich dann von einem diversifizierten und produktgesteuerten Ansatz verabschieden und sich in Richtung eines holistischen Vermögensverwalter bewegen.

Nischenplayer wie Finanzboutiquen, die sich auf eine kundensegmentorientierte Beratungstätigkeit im Investment-Banking, Asset-Management und in der Vermögensverwaltung konzentriert haben, können auch längerfristig diversifiziert bleiben. Trotzdem müssen Finanzboutiquen gezielte Anpassungen in der technologischen Unterstützung ihrer Berater und in der Bedienung ihrer vermögenden Kunden anbringen.

Aufgrund fehlendener Grösse sehen sich insbesondere kleinere Family Offices15, deren Kerngeschäft die Betreuung von wenigen, äusserst vermögenden Familien ist, mit Rentabilitätsschwierigkeiten konfrontiert. Dies impliziert ein Streben nach Skalierbarkeit, was beispielsweise durch Zusammenschlüsse zu Multi-Family Offices erreicht werden kann oder, im extremen Fall, eine Transformation hin zu einem Vermögensverwalter und -berater für Dritte mit Banklizenz.

Übergreifend sehen wir für den grössten Teil des Vermögensverwaltungsmarktes aufgrund der in diesem Bericht erwähnten Treiber und des weltweit enormen Potenzials an NIV einen klaren Trend in die Richtung fokussierter und beratungsorientierter Geschäftsmodelle. Insbesondere die Holistischen Vermögensverwalter zeichnen sich durch einen von Lebensereignissen getriebenen und digitalisierten Beratungsansatz aus, der für vermögende Kunden einen echten Mehrwert generiert. Neue Technologien und die Bereitschaft der Kunden für digitale Lösungen ebnen den Weg für eine profitable Gestaltung. In Ansätzen ist diese Entwicklung schon zu beachten. FinTechs, die sich in diesem Feld betätigen, finden relativ schnell Kapital und können erste Kundenerfolge vorweisen.

15 Durschnittliche AuM < 1 Mrd. US-Dollar; EY-Analyse; EY Family Office Guide, EY, 2016; The Global Family Office Report, UBS & Campden Wealth, 2016

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Der Kampf zwischen On- und Offshore

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21EY Wealth Management Outlook - 2017 |

Für Vermögensverwalter, die international agieren oder agieren wollen, besteht die ewig währende Frage, ob diese ihr Geschäft in Onshore- und/oder Offshore-Form umsetzen sollen. Die Entwicklungen im weltweiten Vermögensverwaltungsmarkt begünstigen zu einem gewissen Grad die Onshore-Geschäftsmodelle. In dieser Fragestellung sollten grundsätzlich zwei Perspektiven eingenommen werden: einerseits die Bedürfnisse der Vermögenden und andererseits die Kernkompetenz, die der jeweilige Vermögensverwalter aufweist. Diese Betrachtung hilft dann auch, die Onshore- und Offshore-Präsenz zu definieren.

Das Bedürfnis Vermögender nach Offshore-Lösungen kann teilweise durch stark systemische Elemente wie politische Stabilität, Eigentumsrechte und Angebot an qualitativ hochstehenden Finanzdienstleistungen oder aber auch durch idiosynkratrische Elementen wie Steuerneutralität, persönliche Präferenz und historische Entwicklung der Bankbeziehung getrieben sein. Sind diese Elemente nur in einem beschränkten Mass gegeben, fokussiert sich das Bedürfnis viel stärker auf ein ganzheitliches Verständnis der eigenen Vermögenssituation in einem lokal nationalen Kontext.

Vermögensverwalter, die sich erfolgreich im Onshore-Markt durchsetzen wollen, sollten die letztere Gruppe bedienen. Dies setzt jedoch ein tiefes Verständnis für die lokalen rechtlichen, ökonomischen und insbesondere kulturellen Gegebenheiten inklusive eines ausgezeichneten Zugangs zu oder einer hohen Vernetzung mit Drittlieferanten von Beratungsdienstleistungen, aber auch eine gewisse Mindestgrösse voraus. Die lokale Verankerung kann ein entscheidender Differenzierungsfaktor sein im Kampf gegen globale Offshore-Vermögenverwalter, da der Markt für Beratungsdienstleistungen eine grundsätzlich sehr starke Informationsasymmetrie aufweist und die lokalen Anbieter einen natürlichen Vorsprung besitzen können.

Für den Offshore-Anbieter besteht die Möglichkeit, durch Skaleneffekte ein günstigeres wie auch ausgefeilteres digitales Angebot zu entwickeln, das es ermöglicht, den Kunden durch «Big and Smart Data» besser zu verstehen. Dies könnte helfen, den Asymmetrievorsprung in Teilen zu überwinden und den Vermögenden neben den klassischen Gründen für die Wahl eines Offshore-Anbieters eine neue «Value Proposition» zu liefern. Da jedoch die Markteintrittsbarrieren für Offshore-Anbieter stark gestiegen sind, werden nur diejenigen erfolgreich sein, die eine digitale Industrialisierung über die gesamte Wertschöpfungskette schaffen. Als Teil der Strategie, muss die Onshore-Präsenz gezielt auf wenige Märkte fokussiert werden, da auch hier erhebliche Investitionen und Investitionszeiträume in Kauf genommen werden müssen.

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Das Spiel kann beginnen

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Noch existiert kein endgültig festgelegtes Geschäftsmodell des digitalisierten Holistischen Vermögensverwalters. Es ist die Aufgabe der Vermögensverwalter, einen sich fortlaufend entwickelnden Markt zu antizipieren und sich optimal in einem von ihnen definierten Geschäftsbereich zu positionieren. Verschiedene Faktoren wie Kostenstrukturen, Kundenanforderungen, Wachstum der einzelnen Märkte, Dichte an Vermögenden sowie regulatorische Eigenheiten beeinflussen das Geschäftsmodell und die Ausrichtung jedes einzelnen Anbieters. Die Voraussetzungen sind gegeben: Es liegt nun an den Vermögensverwaltern, sich so anzupassen, dass sie an den stark wachsenden Märkten partizipieren können.

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Methodologie des EY Global Wealth ModelEY hat zur Bemessung globaler Vermögen das proprietäre EY Global Wealth Model entwickelt, das auch in diesem Bericht zum Zuge kam. Es umfasst 149 Länder und deckt über 97 Prozent des geschätzten globalen Weltvermögens ab. Das totale Privatvermögen pro Land wird auf Basis des nominellen BIP in US-Dollar und dessen Kapitalisierung berechnet. Die Privatvermögenverteilung pro Haushalt wird danach durch die länderspezifischen Gini-Koeffizienten hergeleitet.

Die Aufschlüsselung in netto investierbaren Vermögen (NIV) pro Haushalt beruht auf segmentspezifischen Faktoren pro Land. Diese Faktoren berücksichtigen die unterschiedlichen Asset Allocations.

NIV ist hierbei definiert als: Finanzielles Vermögen sowie von Vermögenden gehaltene Sammlerstücke und Edelmetalle, abzüglich finanziellen Verbindlichkeiten, Erstwohnungen sowie Gebrauchs- und Verbrauchsgüter.

Die in diesem Bericht aufgezeigten Zahlen beziehen sich ausschliesslich auf das für den Vermögensverwaltungs-markt relevante Segment HNWI+. Das sind Haushalte mit NIV von einer Million US-Dollar und mehr.

Die verwendeten Daten basieren auf offiziellen makroökonomischen Informationen der OECD, der Weltbank, dem IMF sowie Oxford Economics, Bloomberg, Forbes und von Nationalbanken veröffentlichte Statistiken. Diese umfassen BIP, BIP-Wachstum, BIP-Multiplikatioren, GINI-Koeffizienten, Haushaltsdaten, Wechselkurse und Reichenlisten für die einzelnen Länder.

Aufgrund mangelnder Datentransparenz und fehlender einheitlicher Reporting-Standards können die Zahlen hinsichtlich NIV in Entwicklungsländern einen geringeren statistischen Signifikanzgrad aufweisen. Zudem sind einige Länder aufgrund nicht vorhandener Daten oder politischer Unruhen (z. B. Syrien) vom Modell ausgenommen.

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LänderAfrikaÄgyptenAlgerienAngolaÄquatorial- guineaÄthiopienBotswanaDR KongoKongoElfenbeinküsteGabunGambiaGhanaGuineaGuinea-BissauKamerunKeniaLesothoLiberiaLibyenMadagaskarMalawiMaliMarokkoMauretanienMauritiusMosambikNamibia

NigerNigeriaRuandaSambiaSenegalSierra LeoneSimbabweSüdafrikaSudanSwasilandTansaniaTogoTschadTunesienUgandaZentral-afrikanischeRepublik

Asien-PazifikArmenienAserbaidschanAustralienBangladeschBrunei DarussalamChinaFidschiGeorgien

Hong KongIndienIndonesienKambodschaKasachstanSüdkoreaKirgisistanLaosMaledivenMalaysiaMongoleiMyanmarNepalNeuseelandPakistanPapua-NeuguineaPhilippinenSingapurSri LankaTaiwanThailandVietnam

Osteuropa AlbanienBelarusBosnien und HerzegowinaBulgarien

EstlandKroatienLettlandLitauenMazedonienMoldauPolandRomaniaRusslandSerbienSlowakeiSlowenienTschechische RepublikUkraineUngarnZypern

Latein- amerikaArgentinienBahamasBarbadosBolivienBrasilienChileCosta RicaEcuadorEl Salvador

GuyanaHaitiJamaikaKolumbienMexikoNicaraguaPanamaParaguayPeruTrinidad und TobagoUruguayVenezuela

Mittlerer Osten BahrainIranIsraelJemenJordanKatarKuwaitLibanonOmanSaudi ArabienTürkeiVAE

NordamerikaKanadaUSA

WesteuropaBelgienDänemarkDeutschlandFinnlandFrankreichGriechenlandIrlandIslandItalienLuxemburgMaltaNiederlandeNorwegenÖsterreichPortugalSchwedenSchweizSpanienUK

Einzelne LänderJapan

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Serkan Mirza Executive Director Head Wealth & Asset Management Strategy Consulting +41 58 286 39 14 [email protected]

Nico Trigili Analyst Advisory Financial Services +41 58 286 43 54 [email protected]

Peppi Schnieper Partner Head Strategy Consulting Financial Services +41 58 286 37 03 [email protected]

Olaf Toepfer Partner Banking Leader Switzerland +41 58 286 44 71 [email protected]

Bruno Patusi Partner Wealth & Asset Management Leader Switzerland +41 58 286 46 90 [email protected]

Autoren

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EY | Assurance | Tax | Transactions | Advisory

Die globale EY-Organisation im ÜberblickDie globale EY-Organisation ist eine Marktführerin in der Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung, Transaktionsberatung und Managementberatung. Wir fördern mit unserer Erfahrung, unserem Wissen und unseren Dienstleistungen weltweit die Zuversicht und die Vertrauensbildung in die Finanzmärkte und die Volkswirtschaften. Für diese Herausforderung sind wir dank gut ausgebildeter Mitarbeitender, starker Teams sowie ausgezeichneter Services und Kundenbeziehungen bestens gerüstet. «Building a better working world»: Unser globales Versprechen ist es, gewinnbringend den Fortschritt voranzutreiben – für unsere Mitarbeitenden, unsere Kunden und die Gesellschaft.

Die globale EY-Organisation besteht aus den Mitgliedsunternehmen von Ernst & Young Global Limited (EYG). Jedes EYG-Mitgliedsunternehmen ist rechtlich selbstständig und unabhängig und haftet nicht für das Handeln und Unterlassen der jeweils anderen Mitgliedsunternehmen. Ernst & Young Global Limited ist eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach englischem Recht und erbringt keine Leistungen für Kunden. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Website: www.ey.com.

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