Eyewitness Testimony Wie zuverlässig sind Zeugenaussagen? Nathalie Raffel und Anne Krätschmer.
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Transcript of Eyewitness Testimony Wie zuverlässig sind Zeugenaussagen? Nathalie Raffel und Anne Krätschmer.
Eyewitness Testimony
Wie zuverlässig sind Zeugenaussagen?
Nathalie Raffel und Anne Krätschmer
Gliederung
● Biographie Elizabeth Loftus
● Warum sind Zeugenaussagen wichtig?
● Erinnerungsprozesse: Aufnahme, Speicherung und Wiedergabe
● Experimente
● Diskussion
Elizabeth Loftus
● Geboren am 16.10.1944 in Kalifornien
● 1970: Pf. D. in Psychologie, Stanford University
● Sie brachte 19 Bücher und fast 200 Artikel heraus
● 1980 bekam sie den National Media Award für “Eyewitness Testimony”
„I study human memory. My experiments reveal how memory can be changed by things that we are told. Facts, ideas, suggestions and other forms of post-event information can modify our memories. The legal field, so reliant on memories, has been a significant application of the memory research. My interest in psychology and law, more generally, has grown from this application.“
Ihre Forschungsinteressen
Elizabeth Loftus
Randall Adams
Bilder
David Harris
Eine unglaubliche Geschichte
David Harris nahm Randall Adams als Anhalter mit und setzte ihn wieder ab.
David Harris kam in eine Polizeikontrolle und erschoss den Polizisten. Er wurde aber nicht erkannt.
Aufgrund seines Fahrzeuges wurde er verdächtigt.
Er behauptete, dass zu diesem Zeitpunkt noch David Harris als Anhalter in seinem Auto gewesen wäre und geschossen hätte.
Tatsächlich glaubten die Geschworenen ihm.
Randall Adams war 12 Jahre lang unschuldig im Gefängnis
Wichtigkeit von Zeugenaussagen
● Zeugenaussagen haben z. B. im amerikanischen Rechtssystem große Bedeutung
● Oft wurden völlig Unschuldige wegen Zeugenaussagen schuldig gesprochen
● Geschworene geben Zeugenaussagen sehr viel Gewicht:
In einem Versuch glaubten 78% den Zeugen, 70% den DNA Fingerabdrücken und 53% Lügendetektoren
Der Erinnerungsprozess und seine Fehlerquellen
Ereignis:
Aufnahme Speicherung Abruf
Zitat von Elizabeth Loftus
„The Process of Eyewitness Identification is not a photographic one, in which a mental picture is taken, preserved and spit out when needed, but a complex and delicate process of perception, storage and retrieval, which is vulnerable at every stage“
Aufnahme (Acquisition)
● Nur Teilmenge des Ereignisses wird wahrgenommen Selektive Wahrnehmung
● Störfaktoren:● Ereignisfaktoren: Licht, Dauer, Gewalt,...● Zeugenfaktoren: Angst, Stress, Alter,
Geschlecht, Erwartungen,...
Speicherung (Retention)
● Ereignis bleibt im Gedächtnis nicht unbedingt konstant
● Störfaktoren: Länge der Speicherung, nachträgliche Infos (Quellendiskrimination)
● Konsequenzen: Augenzeugen berichten durch gezielte Fragen sogar über nicht vorhandene Dinge
● Bsp: Verkehrsschild- und Scheunenexperiment
Speicherung (Retention)
● Reden mit anderen Zeugen
● Befragung von Autoritäten
● Medien als Infoquelle
Drei häufige Quellen für falsche Post-Event-Info:
Abruf / Wiedergabe ( Retrival)
● Störfaktoren:
● Befragungsmethode, eigene Gewissheit
● Problem der besten Schätzung bei der Gegenüberstellung
Experimente zum rekonstruktiven Gedächtnis
Erstes Experiment:
Study: 45 Teilnehmer, 7 Filme (jeder mit Autounfall, 5-30sec.)
Ablauf: Vpn sahen einen Film, danach Fragen dazunur eine war wichtig, hier wurde der Wortlaut geändert (Leading question)
Fragestellung: Wie beeinflusst der Wortlaut der Frage die Antwort der Probanden?
„About how fast were the cars going when they „.....“ each other?”
Eingefügte Worte: smashed collided bumped
hit contactet
Leading Question
Ergebnisse
Die Geschwindigkeiten wurden falsch eingeschätzt
Die Form der Frage beeinflusst!
Erklärungen:
1. Response-bias: Man beeinflusst den Probanten bzgl. der Antwort “nur”, weil er sowieso unsicher ist
2. Die Fragestellung ändert tatsächlich etwas in der Erinnerung
Verb / Durschnitts-geschwindigkeit:
Smashed40,8
Collided39,3
Bumped38,1
Hit34,0
Contactet31,8
Zweites Experiment
Ziel: Welche Erklärung vom Experiment 1 stimmt?
Vorgehensweise: Film mit Unfall, aber ohne zerbrochenes Glas
1. Gruppe: Geschwindigkeit mit “smash” gefragt 2. Gruppe: Geschwindigkeit mit “hit” gefragt 3. Kontrollgruppe: gar nicht nach der
Geschwindigkeit gefragt
Nachbefragung 1 Woche später:
Kritische Frage:„Did you see any broken glass?“ Vpn mit „smashed“ bejahten die
Frage öfter
Yes NoSmashed 16 34Hit 7 43Control 6 44
Weitere Auswertung der Daten
● Ändert das Wort smashed tatsächlich etwas oder beeinflusst nur die Geschwindigkeits-schätzung die Wahrscheinlichkeit, zerbroches Glas zu sehen?
Dann müssten Versuchspersonen, die schneller geschätzt haben, unabhängig von smash oder hit eher zerbrochenes Glas sehen!
Vpn wurden über ihre Geschwindigkeits-schätzung in Gruppen eingeteilt.
Wenn es nur an der Geschwindigkeits-schätzung läge, müssten alle in einer Kategorie zu denselben Prozentsätzen die Frage bejahen.
Weitere Auswertung der Daten
Smashed ändert mehr als nur Geschwindigkeitsschätzung!
Verb 1-5 6-10 11-15 16- 20
Smashed 9% 27% 41% 62%
hit 6% 9% 25% 50%
Ergebnisse
Wahrscheinlichkeit zerbrochenes Glas zu sehen:
Welche Erklärung von Experiment 1 stimmt?
In welche/n Erinnerungsprozess/e greift E. Loftus mit ihren Fragen ein?
Diskussion: Aktenzeichen xy
Die Zuschauer können dabei helfen, ungelöste Kriminalfälle aufzuklären, unbekannte Täter zu
identifizieren und flüchtige Verbrecher aufzuspüren. In kurzen Filmen werden Verbrechen von Schauspielern
nachgestellt. Danach werden die Zuschauer einbezogen. Kann jemand sachdienliche Hinweise zu den gezeigten
Personen oder Gegenständen geben?
Haltet ihr diese Vorgehensweise für sinnvoll?
Ein paar Argumente...
● Hilft bewiesenermaßen bei der Aufklärung von Straftaten
● Möglichkeit, uner-wartete Zeugen zu erreichen
● Post-event Infos: gezeigte Filmsequenz kann Erinnerung verfälschen
falsche Zeugen
● Leute melden sich, um sich einen Spaß zu erlauben
PRO CONTRA
Quellenverzeichnis
● E. Aronson, T. Wilson, R. Akert (2004) : Sozialpsychologie, 4.Auflage,
München: Pearson Studium
● Loftus and Doyle (1979): „Eyewitness testimony“, 2. Auflage,
Cambrigde Mass.:Harvard University
● www.zdf.de
Weitere Quellen
● Loftus (2002): “Memory faults and fixes“, Issues in Science & Technology
● Loftus, Miller und Burns (1974): “Reconstruction of Automobile Destruction: An Example of the interaction between language and Memory“,
Journal of verbal learning und verbal behavior, 585-589
Ende
Danke für euer geduldiges Zuhören!