Fachinformation, neue Version?

76
Fachinformation, neue Version? Von Paradigmenwechseln und dem „sozialen Leben von Information“ Hans-Christoph Hobohm Fachbereich Informationswissenschaften Fachhochschule Potsdam Vortrag im Rahmen eines Workshops bei der GESIS am 19. Mai 2008

description

Vortrag in einem Workshop der GESIS am 19. Mai 2008 in Bonn

Transcript of Fachinformation, neue Version?

Page 1: Fachinformation, neue Version?

Fachinformation, neue Version?

Von Paradigmenwechseln und dem

„sozialen Leben von Information“

Hans-Christoph Hobohm

Fachbereich Informationswissenschaften

Fachhochschule Potsdam

Vortrag im Rahmen eines Workshops bei der GESIS am 19. Mai 2008

Page 2: Fachinformation, neue Version?

Hobohm: Fachinformation 2.0, 19. Mai 2008

Überblick

• Ausgangslage: kein Erstaunen?• The Turn• SLOFI: Social Life of Information• Soziale Software• Neue „Kernprodukte“ für Fachinformation?

Page 3: Fachinformation, neue Version?

Hobohm: Fachinformation 2.0, 19. Mai 2008

Im Internet beobachteteInformationskompetenz

• 80% nur der erste Bildschirm mit Ergebnissen betrachtet

• 70% der Nutzer sehen sich nur die ersten 10 Treffer an

• >60% nur eine Frage, d.h. Suchanfrage ohne Überarbeitung

• 80% benutzen nur ein Wort zur Suche• Recherche-Operatoren nur von 5% der Nutzer

eingesetzt• Phrasensuche nur bei 5-6 % der Suchen.

Kluck 2004, 290; , Hölscher 2002

Page 4: Fachinformation, neue Version?

Hobohm: Fachinformation 2.0, 19. Mai 2008

Rechercheverhalten bei Datenbanken

• 30-50% "Nulltreffer"• Einfache Suchstrategien

("Einwortrecherche")• Keine Suchoperatoren (Boole'sche Logik)• Recherchedauer zwischen 8 und 23 Minuten• Präzision für Fachexperten akzeptabel –

aber Vollständigkeit (wichtig f. Wissenschaftler) lässt zu wünschen übrig

• Durchweg aber hohe Zufriedenheit mit den Suchergebnissen.

Riehm u.a. 1992; , Hölscher 2002

Page 5: Fachinformation, neue Version?

Hobohm: Fachinformation 2.0, 19. Mai 2008

Ste

fi S

tud

ie 2

00

3 (

ww

w.s

tefi.d

e)Informationskompetenz

Page 6: Fachinformation, neue Version?

Hobohm: Fachinformation 2.0, 19. Mai 2008

Informationskompetenz von Studenten

Ste

fi S

tud

ie 2

00

3 (

ww

w.s

tefi.d

e)

Page 7: Fachinformation, neue Version?

Hobohm: Fachinformation 2.0, 19. Mai 2008

Ste

fi S

tud

ie 2

00

3 (

ww

w.s

tefi.d

e)

Studentisches Lernen:"Versuch & Irrtum"

Page 8: Fachinformation, neue Version?

Hobohm: Fachinformation 2.0, 19. Mai 2008

Ste

fi S

tud

ie 2

00

3 (

ww

w.s

tefi.d

e)

Informationskompetenz von Professoren

Page 9: Fachinformation, neue Version?

Hobohm: Fachinformation 2.0, 19. Mai 2008

Ste

fi S

tud

ie 2

00

3 (

ww

w.s

tefi.d

e)

Professorale Kompetenzaneignung:

"Versuch & Irrtum"

Page 10: Fachinformation, neue Version?

Hobohm: Fachinformation 2.0, 19. Mai 2008

Ste

fi S

tud

ie 2

00

3 (

ww

w.s

tefi.d

e)

Wissenschafts- und Informationskompetenz

Page 11: Fachinformation, neue Version?

Hobohm: Fachinformation 2.0, 19. Mai 2008

Ste

fi S

tud

ie 2

00

3 (

ww

w.s

tefi.d

e)

Informationszufriedenheit

Page 12: Fachinformation, neue Version?

Hobohm: Fachinformation 2.0, 19. Mai 2008

Die 20% Regel20% Regel der Informationszufriedenheit

• Alle Kopfarbeiter – in allen Branchen und Hierarchieebenen – verbringen lediglich (max.) 20-25% ihrer Zeit mit Informationssuche

• Ab ca. 20% der zur Verfügung stehenden Zeit stellt sich Zufriedenheit mit den Ergebnissen ein

• Michael Koenig: "an intuitive satisficing mechanism" (zuerst von H.A. Simon 1979 formuliert im Zusammenhang mit Schachstrategien).

König 2004

Page 13: Fachinformation, neue Version?

Hobohm: Fachinformation 2.0, 19. Mai 2008

55% Regel (Hernon / McClure 1987)

• >20 Studien zum Thema der "correct answer fill rate" in den 70er und 80er Jahren (vorwiegend "government libraries")

• in 38 - 50 % der Fälle: halbrichtige bis falsche Antworten• nicht mehr als 5 Minuten Zeit für eine Frage• Probleme beim Führen des Interviews• Behandeln von "typischen" Fragen• Es wird nicht nach dem Informationsbedürfnis gefragt• kein Referral bei Fehlanzeige • in einer Studie hätte über die Hälfte der Fragen (57%) mit

dem World Almanac beantwortet werden können, 85% bei Hinzuziehung von 6 weiteren an allen Search desks vorhandenen Auskunftsmitteln

• ==> "55 percent rule": "nur 55% der bibliothekarischen Auskünfte sind richtig“.  

Page 14: Fachinformation, neue Version?

Hobohm: Fachinformation 2.0, 19. Mai 2008

Hierarchie der Informationsquellen

• Eigene Sammlung• Persönlicher Kontakt: Freunde / Kollegen• Einfache Zugriffsmöglichkeit ( usability)• Stöbern in fremden Sammlungen

(serendipity)• Formale Informationssysteme

– Einstieg über „known items“ (formal)– Einwortrecherche– Phrase– Logik/ Systematik.

Page 15: Fachinformation, neue Version?

Hobohm: Fachinformation 2.0, 19. Mai 2008

Taylor 1968

„formalisiertes“ Informations-bedürfnis

Q3

Q1

„unbewusstes“ Informations-

bedürfnis

Q2

„bewusstes“ Informations-bedürfnis

Q4

Informations-bedürfnis - Kompromiss

Informatio

nsvermittl

er

Page 16: Fachinformation, neue Version?

Hobohm: Fachinformation 2.0, 19. Mai 2008

Die vier Ebenen des InformationsbedürfnissesRobert S. Taylor (1968)

• das eigentliche unspezifizierte (innere) InformationsbedürfnisInformationsbedürfnis, ist nur ein empfundener „unnormaler Wissenszustand“ (anomalous state of knowledge – ASK: Belkin)– visceral needvisceral need

• dieser muss bewusst gemacht werden, ‚ausdrückbar’ in natürlicher Sprachenatürlicher Sprache und wird zum– conscious needconscious need

• dazu muss der exakte, formale Ausdruck gefunden werden, z.B. in der jeweiligen FachterminologieFachterminologie im– formalized needformalized need

• diese Formulierung muss in die Zwänge des InformationssystemsInformationssystems gepresst werden z.B. die Aufstellungssystematik der Bibliothek oder die Recherchelogik des Datenbankmanagementsystems und wird damit zum– compromised needcompromised need

Page 17: Fachinformation, neue Version?

Hobohm: Fachinformation 2.0, 19. Mai 2008

1. Fakten-Funktion: Suche nach Antworten auf spezifische Fragen

2. Update-Funktion: auf dem Laufenden bleiben 

3. Recherche-Funktion: den Stand der Dinge eines neuen Themengebiets oder Problembereichs recherchieren

4. Hintergrund- / Briefing-Funktion: Einbettung von Einzelinformationen in Kontext, „Einordnen“

5. Stimulus-Funktion: die „Suche“ nach Neuem, Browsing und Stöbern als Anregung 

Funktionen der Informationsnutzung(nach Nicholas 1996) 

Page 18: Fachinformation, neue Version?

Hobohm: Fachinformation 2.0, 19. Mai 2008

David Ellis: information behavior• Starting• Chaining• Browsing• Differentiating

• Monitoring• Extracting• Verifying• Ending

Page 19: Fachinformation, neue Version?

Hobohm: Fachinformation 2.0, 19. Mai 2008

Carol Kuhlthau: learning process

• Initiation• Selection• Exploration• Formulation• Collection• Presentation

Page 20: Fachinformation, neue Version?

Hobohm: Fachinformation 2.0, 19. Mai 2008

Gefühle!

Page 21: Fachinformation, neue Version?

Hobohm: Fachinformation 2.0, 19. Mai 2008

Leckie, G.J., Pettigrew, K.E., & Sylvain, C. (1996). Modeling the information seeking of professionals: a general model derived from research on engineers, health care professionals and lawyers. Library Quarterly, 66(2) 161-193.

Page 22: Fachinformation, neue Version?

Hobohm: Fachinformation 2.0, 19. Mai 2008

„Filter“ der Informationssuche (Ingwersen)

Page 23: Fachinformation, neue Version?

Hobohm: Fachinformation 2.0, 19. Mai 2008

Die Wende („The Turn“, Ingwersen 2005)in der Informationswissenschaft

• Nicolas Belkin "ASK": anomalous state of knowledge• Gernot Wersig: "Information = Reduktion von

Unsicherheit"• Peter Ingwersen Information Retrieval Interaction

(cognitive approach)• Rainer Kuhlen: "Information ist Wissen in Aktion"• Brenda Dervin Sense-making approach

• situation• gap (uncertainty) / bridge• outcome

• Boni Nardi: activity theory• Birger Hjørland domain analysis.

Page 24: Fachinformation, neue Version?

Hobohm: Fachinformation 2.0, 19. Mai 2008

Welten und Kontexte

Page 25: Fachinformation, neue Version?

Hobohm: Fachinformation 2.0, 19. Mai 2008

Information Seeking & Retrieval (Ingwersen)

Page 26: Fachinformation, neue Version?

Hobohm: Fachinformation 2.0, 19. Mai 2008

Vier Kontextebenen des Information Retrieval:Ingwersen/Järvelin 2005, Abb. 7.2

Page 27: Fachinformation, neue Version?

Hobohm: Fachinformation 2.0, 19. Mai 2008

Wilsons vereintes Modell

Page 28: Fachinformation, neue Version?

Hobohm: Fachinformation 2.0, 19. Mai 2008

Information

• informatio / informare (lat.) = Formung / formen [materiell, geistig, technisch, biologisch - aber auch pädagogisch]

• Informator (dt. 15. Jh.) = Hauslehrer • Information (engl. 18. Jh.) = vermitteltes

Wissen• Information (dt. 18. Jh. Wieland, Schiller) =

Bildung• Nachricht über, Mitteilung von Wissen

(Alltagssprache).

Page 29: Fachinformation, neue Version?

Hobohm: Fachinformation 2.0, 19. Mai 2008

Information II

• Reduktion von Rauschen (Selektion aus begrenztem Zeichenvorrat) [Nachrichtentechnik: C.Shannon]

• Hervorbringung von Wissen / Wirkung [Semiotik: Ch. Peirce; Ch.Morris]

• Reduktion von Komplexität (Negentropie); Materie, Energie, Information [Kybernetik: N.Wiener]

• „the difference which makes a difference“ (Autopoiese) [Systemtheorie, Konstruktivismus: H.Maturana; G.Bateson]

Page 30: Fachinformation, neue Version?

Hobohm: Fachinformation 2.0, 19. Mai 2008

„Information als Ding“ [M.Buckland]

• Informationssystem dann, wenn es als solches genutzt wird (Intention)

• Evidenz- und Zeugnischarakter• situative Relevanz und Konsens darüber• potentielle ‚Informativität‘

Eine eigenständige Entität: „positivistisch“

Page 31: Fachinformation, neue Version?

Hobohm: Fachinformation 2.0, 19. Mai 2008

Information kognitiv [P. Ingwersen]

• kognitive Kommunikationsprozesse, desired information, information transfer, generator, user

• anomalous state of knowledge (ASK, Belkin) • Veränderung in den Wissensstrukturen des Erzeugers

aufgrund eines Modells des Wissenszustandes des Empfängers und im Medium von Zeichen (Semantik, Pragmatik)

Information als Interaktion „Information = Wissen in Aktion und Kontext“ (Kuhlen) Paradigmenwechsel

(Ingwersen: „The Turn“ 2006)

Page 32: Fachinformation, neue Version?

Hobohm: Fachinformation 2.0, 19. Mai 2008

Information?

• InformationstheorieInformationstheorie stammt aus der Nachrichtentechnik: unser Verständnis bleibt mechanistisch

• Information und Kommunikation ist aber das Dialogische / der Andere inhärent – Vgl. neue kognitive Neurowissenschaften– ganzheitliche, "ökologische" Ansätze der

Psychologie

• Vernachlässigt Komplexität lebendiger "Systeme", soziale, kulturelle und organisatorische Kontexte.

Marcum

, 2002

Page 33: Fachinformation, neue Version?

Hobohm: Fachinformation 2.0, 19. Mai 2008

Page 34: Fachinformation, neue Version?

Hobohm: Fachinformation 2.0, 19. Mai 2008

Wissensmanagement als Kontext

"The word context comes form the Latin cum (with) and texere (to weave) and etymologically suggests a process of weaving together. […] No information comes without a context, but writers and designers always face the challenge of what to leave to context, what to information. The ease, availability, and enthusiasm for information often shifts this balancing act in favor of information. So […] when there are problems with information, the solution offered is usually add more. The history of documents and communities points in the other direction - towards less information, more context. […]  In all, books and paper documents set a useful precedent not only for document design, but for information technology design in general. In a time of abundant and even superabundant raw information, they suggest that the better path in creating social documents (and social communities) lies not in the direction of increasing amounts of information and increasingly full representation, but rather in leaving increasing amounts un- or underrepresented. Efficient communication relies not on how much can be said, but on how much can be left unsaid - and even unread - in the background." (Brown/Duguid, 2000, S. 202-203)

Page 35: Fachinformation, neue Version?

Hobohm: Fachinformation 2.0, 19. Mai 2008

Luhmann: Form und Medium

• Medien sind (lose gekoppelte) Elemente, die ohne das darin Artikulierte/Gestaltete nicht existieren würde:– Vokabular/Worte Sätze– Laute Worte– Geräusche/Rauschen Laute

DIKW Hierarchie: Daten Information Information Wissen Wissen Weisheit („DIKW Hierarchie“)

EDV Daten Datensatz / record Datensatz / record Datei Datei Datenbank / Informationssystem / Computer / Web “File“ = Karteikasten Katalog / Findmittel

Zeit Erzählung (temps histoire/récit [Genette/Ricœur]) Text/'texte' Buch Buch Bibliothek Bibliothek Bildung/Produktivkraft

Page 36: Fachinformation, neue Version?

Hobohm: Fachinformation 2.0, 19. Mai 2008

Beziehung Medium Form

• „Gestaltung“ / Artikulation• Zunahme an Struktur, Kontext• Abnahme an Entropie• Zugleich Übertragungsleistung: metaphorie.

Page 37: Fachinformation, neue Version?

Hobohm: Fachinformation 2.0, 19. Mai 2008

Informationsmedien und ihre Spezialisten

• Klassische (‚neo-positivistische‘) Positionen:– Bibliothekare: „wir sind besser als Google“– Dokumentare: „unsere Datenbanken haben mehr

Qualität“– Archivare: „wahre Überlieferung"– IT: „nur der Datendurchsatz zählt“– Web: „Treffermenge“

und nicht die Frage:– was sind die Formelemente meines Mediums, – wie ist seine Konstitutionsleistung zu beschreiben und– wie ändert sich sein Verhältnis zu anderen Medien.

Page 38: Fachinformation, neue Version?

Hobohm: Fachinformation 2.0, 19. Mai 2008

Interaktivität und ‚Neue Medien‘

• These von der Demokratisierung im Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit (Benjamin) bewahrheitet sich (Macht und Realitätskonstitution durch Medien)

• Zunahme der Bedeutung der personalen Dimension von Informationsmedien– „Personalisierung“ von Info Diensten– Wissensmanagement– Informationsethik

• Web2.0, virtuelle Welten mehr als die pragmatische Dimension im semiotischen

Dreieck Kern der sozialen und medialen Konstruktion der

Wirklichkeit.

Page 39: Fachinformation, neue Version?

Hobohm: Fachinformation 2.0, 19. Mai 2008

Information = relationales Medium „mit Tiefendimension“

• „Information ist ein notwendiges Medium oder Material für die Bildung von Wissen“

• aber sie wird erst zum Wissen, wenn sie „kontext- und beziehungsspezifisch“ wird (Nonaka/Takeuchi 1995, S. 70)

o Michael Polanyi (1966): „implizites Wissen“ im Analogen und im „Praxis“-Bereich der „Person“:„… jeder unserer Gedanken [umfasst] Komponenten […], die wir nur mittelbar, nebenbei, unterhalb unseres eigentlichen Denkinhalts registrieren – und […] alles Denken [geht] aus dieser Unterlage, die gleichsam ein Teil unseres Körpers ist, hervor […].“ (Polanyi 1985, S. 10).

Page 40: Fachinformation, neue Version?

Hobohm: Fachinformation 2.0, 19. Mai 2008

Wissensmanagement

K = P + I

Page 41: Fachinformation, neue Version?

Hobohm: Fachinformation 2.0, 19. Mai 2008

BWL: Wissensmanagement

• Ikujiro Nonaka und Hirotaka Takeuchi: The Knowledge Creating Company, 1995

• Laurence Prusak / Thomas Davenport: Wenn Ihr Unternehmen wüßte, was es alles weiß, 1996 (²2000)

• John Seely Brown / Paul Duguid: Social Life of Information, 2000

• David Weinberger et al.: Cluetrain Manifesto, 1999

Page 42: Fachinformation, neue Version?

Hobohm: Fachinformation 2.0, 19. Mai 2008

Wissensmanagement

Die Verteilung des Wissens im UnternehmenQuelle: Giga Information Group 2002, zit. in: Adelsberger, Bick 2004

80% des Wissens im Unternehmen liegt personengebunden vor!

16% des Wissens sind zwar dokumentiert, aber unstrukturiert abgelegt.

Lediglich 4% des Wissens liegt als strukturiertes Datenbankwissen vor und ist damit recherchierbar!

Page 43: Fachinformation, neue Version?

Hobohm: Fachinformation 2.0, 19. Mai 2008

Verteilung des Wissens in Organisationen

Explizites Wissen Richtlinien

Verfahren

Technologien

20%

Implizites Wissen Erfahrungen

personengebunden

Kultur, Werte

Talente

Informelle Netzwerke

80%

Page 44: Fachinformation, neue Version?

Hobohm: Fachinformation 2.0, 19. Mai 2008

Bausteine des Wissensmanagements

Probst/Raub/Romhardt 31999

Wissens-ziele

Wissens-identifikation

Wissens-erwerb

Wissens-entwicklung

Wissens-(ver)teilung

Wissens-nutzung

Wissens-bewahrung

Wissens-bewertung

Feedback

Page 45: Fachinformation, neue Version?

Hobohm: Fachinformation 2.0, 19. Mai 2008

Wissenstypen

explizit implizit Verstand Erfahrung Geist Körper sequentiell Wissen (Woanders – ein andermal)

gleichzeitiges Wissen (Präsenz)

digital (Theorie)

analog (Praxis)

Nonaka/Takeuchi

Page 46: Fachinformation, neue Version?

Hobohm: Fachinformation 2.0, 19. Mai 2008

WissensmanagementElemente

Wissensquellen Sozialkapital Infrastruktur

Auswertung Tacit Formal Informell

Kultur Vertrauen Verhalten Humankapital

Prozesse Ressourcen Technologie Indikatoren

Prusak, IBM

Page 47: Fachinformation, neue Version?

Hobohm: Fachinformation 2.0, 19. Mai 2008

Informationskultur

• Empirisch nachweisbare Korrelation zwischen Unternehmenserfolg und der Zahl und Heterogenität von Informationskontakten

• Erfolgsfaktor: „offenere und reichere Informationskultur“

• vor allem bei möglichem „Serendipity und Browsing“ z.B. in der Unternehmensbibliothek.

M.E.Koenig, 2001

Page 48: Fachinformation, neue Version?

Hobohm: Fachinformation 2.0, 19. Mai 2008

Informationskompetenz einer Volkswirtschaft

Bredemeier/Stock 2000

• korreliert eindeutig mit der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit des Landes

• wichtig vor allem:– Informationskonsumtion– Import von Informationen – Produktion von Information für das

eigene Land– weniger wichtig: Export

• Deutschland bei diesen Indikatoren immer auf den letzten Rangplätzen

Page 49: Fachinformation, neue Version?

Hobohm: Fachinformation 2.0, 19. Mai 2008ESS 2003

Page 50: Fachinformation, neue Version?

Hobohm: Fachinformation 2.0, 19. Mai 2008

Neues ausprobieren was die Nutzer schon machen:

• In der Wirtschaft: „vom Verkäufermarkt zum Käufermarkt“

• 2.0 = „Paradigmenwechsel“, grundsätzlicher Strukturwandel

• Umschlag von Quantitäten (kritische Masse) in neue Qualität: – Digitalisierung, Globalisierung, Ubiquität und

Potenziale

• In der Technologie: Moore‘s Gesetz „die Technik wieder in der Hand der Nutzer“.

Page 51: Fachinformation, neue Version?

Hobohm: Fachinformation 2.0, 19. Mai 2008

Page 52: Fachinformation, neue Version?

Hobohm: Fachinformation 2.0, 19. Mai 2008

Kosten für Digitalen Speicher

fallen alle 10 Jahre auf ein 100stel

Ringkernspeicher 1960: 2 Byte = 5 $ 1MB = 2 500 000 $

Halbleiterspeicher 2000: 512 000 000 Byte = < 50 $1MB = 0,09 $

Page 53: Fachinformation, neue Version?

Hobohm: Fachinformation 2.0, 19. Mai 2008

• 30 Cluster von je 2000 PCs • >8 Milliarden Web-Seiten indexiert

= 40 Tera-Bytes(von gr. τέρας, téras = Ungeheuer; 40.000.000.000.000 = 40 Billionen)

• 1 Peta-Bytes je Cluster (1.000.000.000.000.000  = 1 Billiarde )

• eine Fehlerrate von 10-15

(0,000 000 000 000 001   = 1 Billiardstel)

• Übertragungsgeschwindigkeiten pro Cluster: 2Gbps(1.000.000.000  = Milliarde Bits pro Sekunde)

• 1000 Anfragen pro Sekunde• Antwortzeit < 1 Sekunde • 104 Sprach-Interfaces inkl. Klingonisch and Tagalog

ZDNet UK 12.2004

Page 54: Fachinformation, neue Version?

Hobohm: Fachinformation 2.0, 19. Mai 2008

Social Software

• Begriff geprägt von Clay Shirky (2002)• 2005: Verlag O‘Reilly: „Web2.0“• Vorher: Groupware (CSCW), Mailinglisten,

News, Bulletin Boards, Foren, News• Jetzt: Konglomerat von (meist) Open Source-

Webdiensten: „Webware“• Technologieänderung: http AJAX, Java etc.• Zukünftig:

– Semantic Web (Web3.0?)– Grid-Technologie: E-Science.

Page 55: Fachinformation, neue Version?

Hobohm: Fachinformation 2.0, 19. Mai 2008

Arten von Social Software

• Publizieren (narrow-casting)• Sammeln / Teilen (sharing)• Erschließen (tagging, recommending,

commenting)• Zusammenarbeiten (collaborate)• Netzwerke bilden/pflegen• Übergreifende Dienste (Verknüpfungen,

Suchfunktionen).

Page 56: Fachinformation, neue Version?

Hobohm: Fachinformation 2.0, 19. Mai 2008

„Soziale“ Software / Web2.0

• Kontext/Beziehung vor „content“• Vertrauen in den/ der Nutzer: jeder macht mit• Personen orientiert• „perpetual ‚beta‘ (keine Angst vor Fehlern, alles

revidierbar)• Online, dynamisch, dezentral, intuitiv, schnell• Bevorzugt Triaden vor Paaren von Menschen• Behandelt Gruppen als Hauptkategorien• Unterstützt Interaktionen (innerhalb) von

Gruppen• Basiert auf neuen Geschäftsmodellen.

Page 57: Fachinformation, neue Version?

Hobohm: Fachinformation 2.0, 19. Mai 2008

Soziale Software

• Dokumentenmanagement• Content Management Systeme• E-Learning• E-Commerce etc.• Wiki• Weblog• Social Bookmarking• Soziale Plattformen• Tauschbörsen• Weboffice.

Page 58: Fachinformation, neue Version?

Hobohm: Fachinformation 2.0, 19. Mai 2008

Konkrete Beispiele

• Wiki: bibcamp.de• Weblogs: LIS in Potsdam• Boookmarking: del.icio.us, librarything• Personalisierung: Worldcat• Verlinkung: citeulike, Refworks• Soziale Netzwerke: XING, Facebook• Multimedia: Youtube, Slideshare• Weboffice: zoho.com / Google Docs• Virtuelle Welten/Gaming: Second Life (z.B.

SLOODLE = Second Life – Moodle [e-Learning])

Page 59: Fachinformation, neue Version?
Page 60: Fachinformation, neue Version?

Hobohm: Fachinformation 2.0, 19. Mai 2008

Page 61: Fachinformation, neue Version?

Hobohm: Fachinformation 2.0, 19. Mai 2008

Quelle: cindiann, flickr, aug.

2007

Page 62: Fachinformation, neue Version?

Hobohm: Fachinformation 2.0, 19. Mai 2008

Markttrends / Nutzeransichten

• OCLC Membership Reports– 2003: Environmental Scan– 2004: Information Formats– 2005: User Perceptions– 2006: Student Info Behavior– 2007: Trust & Library 2.0

• Trendforschung und Marketing

Page 63: Fachinformation, neue Version?

Hobohm: Fachinformation 2.0, 19. Mai 2008

Page 64: Fachinformation, neue Version?

Hobohm: Fachinformation 2.0, 19. Mai 2008

OCLC Ergebnisse

• Nutzerverhalten: selfsufficiency, seamlessness, satisfaction

• Erschließung und "Informationsarchitektur" nicht mehr alleinige Domäne der klassischen Informationsinfrastruktur

• Neue Formen und Zeiten des Lernens und Publizierens

• Wichtig = Ort der Kommunikation• Kontext gewinnt an Bedeutung vor „content“.

Page 65: Fachinformation, neue Version?

Hobohm: Fachinformation 2.0, 19. Mai 2008

Honse

2006

Page 66: Fachinformation, neue Version?

Hobohm: Fachinformation 2.0, 19. Mai 2008

Page 67: Fachinformation, neue Version?

Hobohm: Fachinformation 2.0, 19. Mai 2008

Trends in der Bildung:Trends in der Bildung:

"in einem Jahr ab 2008" "in einem Jahr ab 2008" ("2007")("2007")::

• kooperative Web-Arbeitsplattformen • Video für jedermann • Nutzer generierter Inhalt• Social Networking "in zwei bis drei Jahren ab 2008" "in zwei bis drei Jahren ab 2008" ("2007")("2007")::

• Mobiltelefone mit Breitband• Wissenschaftliche Daten-"Mashups"• Mobiltelefone• Virtuelle Welten

"in vier bis fünf Jahren ab 2008" ("2007"):"in vier bis fünf Jahren ab 2008" ("2007"):

• kollektive Intelligenz • Soziale "Betriebs"systeme • neue wissenschaftliche Publikationspraxis• Massively Multiplayer Educational Gaming

Page 68: Fachinformation, neue Version?

Hobohm: Fachinformation 2.0, 19. Mai 2008

Dave Coverly 2001-02-05

Page 69: Fachinformation, neue Version?

Hobohm: Fachinformation 2.0, 19. Mai 2008

Page 70: Fachinformation, neue Version?

Hobohm: Fachinformation 2.0, 19. Mai 2008

Kommunikative Kooperationsformen

Mich

ael G

iese

cke: V

on d

en M

yth

en d

er B

uch

kultu

r... 20

02

, S. 4

30

Kooperations-form

Kriterium Information Rolle Profession

Beschreiben / Instruktion

Informations-ausgleich

BetrachtenExperte :

LaieSchule,

Wissenschaft

ArgumentierenVerändern, Überzeugen

ReflexionExperte : Experte

Gericht, Parlament

ErzählenEntlastung,

'VerarbeitungEmpathie

Mensch : Mensch

Therapie, Literatur

Dialog

'Verflüssigen'

Emergenz Emergenz kollektiven kollektiven WissensWissens

SynästhetischSynästhetisch Viele Viele RollenRollen

Inter-Inter-kulturelles kulturelles

ManagementManagement

Page 71: Fachinformation, neue Version?

Hobohm: Fachinformation 2.0, 19. Mai 2008

Information 1.0:Information 1.0: Ware(n) in der ökonomischen Welt

SPEICHER: Archiv

Information 2.0:Information 2.0: hochtechnisches Produkt in der vernetzten Informationsinfrastruktur

RETRIEVAL: Auskunft

Information 3.0:Information 3.0: (3D Library)Wissens-Dienstleistung in der virtuellen Realität

KOMMENTAR: Salon

Information 4.0: Information 4.0: (Neo-Library)Ort des Wissenserlebnisses

multimediale Ideenlaboratorien + SYNÄSTHETISCHE ERFAHRUNG„Bibliothek“

Nach: Dr. Wendy Schultz, Infinite FuturesIn: NextSpace, OCLC, n° 2, 2006

Page 72: Fachinformation, neue Version?

Hobohm: Fachinformation 2.0, 19. Mai 2008Quelle: Stefi-Studie 2001

Ste

fi S

tud

ie 2

00

3 (

ww

w.s

tefi.d

e)

Potenziale zur Erhöhung der Informationskompetenz

Page 73: Fachinformation, neue Version?

Hobohm: Fachinformation 2.0, 19. Mai 2008

Konsequenz

• Dem Nutzer einen einfachen, schwellenlosen Zugang zu allen Informationen (inkl. Endinformation/Volltexte/Daten) ermöglichen

• Den Nutzer unterstützen bei der lokalen Sammlung seiner eigenen Wissensbestände (auf dem Laptop in der Literaturverwaltung, online in seinem Bookmarkingsystem)

• Den Nutzer mit allen Sinnen und Kanälen erreichen

• Den Nutzer unterstützen bei der Kommunikation mit fachlich gleichgesinnten Kollegen

Page 74: Fachinformation, neue Version?

Hobohm: Fachinformation 2.0, 19. Mai 2008

Informationskanäle und Strategien Kodifizierung

collect (stuff) Personalisierung connect (people)

GELEITETE INFORMATIONS- & WISSENSSUCHE “Exploit“

interne und externe Datenbanken

Informations-Architektur

Information Service Unterstützung

Best Practices HARVEST

Findmittel, Anleitungen

current awareness Schulungen Groupware PUSH HARNESS

SERENDIPITY & BROWSING “Explore”

Unternehmenskultur current awareness Data Mining PULL HUNTING

Unternehmenskultur Orte, Treffpunkte (real

/ virtuell) selbstorg. Lernen Dienstreisen Tagungen HYPOTHESIZE

nach Koenig 2001

Page 75: Fachinformation, neue Version?

Hobohm: Fachinformation 2.0, 19. Mai 2008M.E.Koenig 1998M.E.Koenig 1998

Wissensmanagement als Interaktivität

BuchBuch

LaborLabor Lernende Lernende OrganisationOrganisation

DatenbankDatenbank

Page 76: Fachinformation, neue Version?

Hobohm: Fachinformation 2.0, 19. Mai 2008

Fazit

„Der Nutzer“ ist anders! Dienstleistungsqualität ist nicht „Precision und Recall +

Nullfehler“, sondern wird vom Nutzer als ganzheitlichem, fühlenden Mensch bestimmt

• Wir müssen neues ausprobieren,• dorthin gehen wo die Nutzer sind• neue Rollen übernehmen• neue Umgebungen erfinden• Mit neuen Medien arbeiten• Die neuen Dienste in ihrer Personalisierung ernst nehmen

Web2.0 / Fachinformation2.0 bedeutet vor allem die Realisierung des neuen Paradigmas:

„The Social Life of Information“