faktor kunst 2011

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Ideen und Konzepte für partiziptorische Kunstprojekte

Dokumentation

Die Begegnung mit den engagierten und begeisterten Akteuren und

das Kennenlernen ihrer Projekte gehören zu meinen schönsten Erlebnissen.

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Kunst und Kreativität im Dienste der HumanitätCarl Richard Montag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4

faktor kunst Auszeichnung für partizipatorische KunstprojekteIngrid Raschke-Stuwe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6

837 x faktor kunstVon Themen, Typen und TendenzenStefan Rasche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12

Die 15 Nominierungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17

Die sechs ausgezeichneten Projekte

• Gefängnis-Kunst-Gesellschaft plus | Auszeichnung und Kooperation . . 18• DJn-Klasse für junge Frauen | Auszeichnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26• Hustadt Filmpavillon | Auszeichnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32• Louise Schroeder Schule und Die Schlumper | Auszeichnung . . . . . . . . 38• überGehen - Lebensgrenzen, Todesbilder und

Abschiedskultur | Auszeichnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46• 2-3 Straßen. Eine Ausstellung in Städten

des Ruhrgebiets | Sonderauszeichnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54

Impressionen der Auszeichnungsvergabeveranstaltung . . . . . . . . . . . . 62

Partizipative Kunst: Spaß, Alptraum – oder gesellschaftlicher Imperativ?Silke Feldhoff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72

Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76

DVD mit Film zur Verleihung der Auszeichnungen

Inhalt

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Neuausrichtung und Sondierung

Die Fokussierung der Stiftung auf partizipatorische Kunstprojekte begannmit ihrer konzeptionellen Neuausrichtung und Umbenennung Anfang2011: Aus der Montag Stiftung Bildende Kunst wurde die Montag Stiftung Kunst und Gesellschaft. Vorangegangen war ein Sondierungs-prozess mit umfangreichen Recherchen und vielen Gesprächen, überwie-gend mit KünstlerInnen aus dem Bereich der Bildenden Kunst. Dabeikristallisierte sich heraus, dass eine Beschränkung nur auf diese Kunst-sparte in Zukunft nicht mehr sinnvoll sein würde. Mit der Feldforschung wuchs die Gewissheit, dass eine Ausrichtung aufechte Teilhabe unterdessen das Anliegen und Ziel sehr vieler Künstler-Innen, Künstlergruppen und Ensembles ist. Die Wahrnehmung vongesellschaftlicher und sozialer Verantwortung, der Aufbruch aus den Räumen der Kunst, hinein in die unterschiedlichen sozialen Räume derStädte und der Gesellschaft, werden immer mehr als originäres Anliegenverstanden.

Warum eine Auslobung?

Es ging also darum herauszufinden, wo und wie sich KünstlerInnen mitsozialen Fragen auseinandersetzen. Welche Themen sie bearbeiten, anwen sie sich richten, welche gesellschaftlichen Gruppen sie aktiv einbe-ziehen und welche Organisationen, Institutionen oder Vereine ihre Part-ner sind. Gesucht wurde nach Ideen, Konzepten und Initiativen, dieTeilhabe ernst meinen, die Einfluss nehmen und verändern wollen, diegesellschaftliches Engagement zeigen, die das Potential haben zu begeis-tern und viele Menschen ansprechen.Aber wo verläuft die Grenze zwischen den leidlich gut von der öffentli-chen Hand geförderten Bereichen Kunstpädagogik und künstlerische Bildung und solchen partizipatorischen Projekten, deren Triebfeder einkünstlerischer Impuls ist? Verschwimmen hier die Grenzen? Weder fan-den sich ein klares Meinungsbild in der reflektierenden Literatur nochbelastbare Statistiken, die einen Überblick über realisierte Projekte oderBereiche der Kunst geben konnten, in denen partizipatorische Ansätzemöglicherweise besonders häufig verfolgt werden. Wo und in welcherWeise sollte die Montag Stiftung Kunst und Gesellschaft also aktiv wer-den? Vor diesem Hintergrund wurde die Auslobung „faktor kunst“ entwickelt.Sie sollte Wertschätzung und Anerkennung ausdrücken und zugleich einInstrument der Recherche für zukünftige Handlungsfelder sein.

Neuland betreten: Die Ausschreibung

Das war Neuland. Es gab keine Vorbilder für diese spezielle Ausrichtung,kein erprobtes Verfahren, auf das man zurückgreifen konnte. Und es galt,sehr unterschiedliche Akteure in einem weitgesteckten Feld zu erreichen,denn eins war klar: Projekte, die auf gesellschaftliche Teilhabe setzen,lassen sich in allen künstlerischen Sparten wie auch spartenübergreifendrealisieren. Ende April 2011 veröffentlichte die Montag Stiftung Kunst und Gesell-schaft ihre Auslobung. Es sollten fünf mit jeweils 10.000 Euro dotierteAuszeichnungen und eine begleitende Projektförderung vergeben wer-den. Gesucht wurde nach Ideen und Konzepten, nach neuen, laufendenoder abgeschlossenen Projekten, die das Potential haben, im gesell-schaftlichen Zusammenleben etwas zu verändern. Bis zum 1. Septemberkonnten sich KünstlerInnen und Künstlergruppen bewerben, die in denBereichen Bildende Kunst, Musik, Tanz, Theater oder spartenübergreifendarbeiten. Eine thematische Einschränkung gab es nicht, doch sollten dieProjekte einen konkreten Ortsbezug haben und in Deutschland, Österreichoder der Schweiz realisierbar sein.

Die Veröffentlichung

Um die Informationen zur Auslobung möglichst breit zu streuen, wurdeeine cross-mediale Kampagne für diese drei Länder entwickelt. Währendeines Zeitraums von vier Monaten machten Anzeigen in Fachmagazinen,Bannerschaltungen auf entsprechenden Webseiten und -portalen, Presse-und Öffentlichkeitsarbeit sowie persönliche Ansprache „faktor kunst“bekannt. Dabei wurden nicht nur die Akteure in den verschiedenenKunstsparten angesprochen, sondern auch Adressaten aus dem sozialenSektor und dem allgemeinen Kulturfeld. Zwei Monate vor dem Einsen-deschluss, am 1. September 2011, kam die Informationsverbreitung übersoziale Netzwerke hinzu: Facebook und Twitter. Etwas später folgte dieEinrichtung eines Blogs.

Um die Informationen zur Auslobung möglichst breit zu streuen, wurde eine cross-mediale Kampagne entwickelt.

faktor kunst Auszeichnung für partizipatorische Kunstprojekte

Kunst kann eine wichtige Kraft in gesellschaftlichen und sozialen Prozessensein. Sie besitzt seismografische Fähigkeiten, Veränderungspotential und eine besondere Energie. Es sind diese Stärken, die die Montag Stiftung Kunstund Gesellschaft unterstützen und fördern will. Deshalb konzentriert sie sich auf partizipatorische Kunstprojekte, die neue Wege beschreiten. Dieaußerhalb von etablierten Kulturinstitutionen aktiv werden, sich besonders an benachteiligte Bevölkerungsgruppen richten, in sozialen Konfliktfeldern wirksam sind und für die Beteiligten neue Perspektiven eröffnen. In diesem Sinne hat die Stiftung die Auslobung „faktor kunst“ entwickelt.

Ingrid Raschke-Stuwe Vorstand der Montag Stiftung Kunst und Gesellschaft

BLOG

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Das Verfahren

Um die Bewerbung für die Einsender möglichst passgenau zu machen,wurden verschiedene, klar strukturierte Antragsformulare für die sehrunterschiedlichen Bedürfnisse, Organisationsformen und Konstellationenentwickelt. Es konnten sich EinzelkünstlerInnen oder Gruppen bewerben,KünstlerInnen in Kooperation mit sozialen Organisationen, Initiativenoder Vereinen und eben diese in Kooperation mit EinzelkünstlerInnenoder Künstlergruppen. Der gesamte Antragsvorgang war in hohem Maßauf Vergleichbarkeit ausgerichtet und fand komplett online, via Mailingstatt.In einem zweistufigen Verfahren wurde im ersten Schritt nach „Akten-lage“ entschieden. Das heißt, eine sechsköpfige Vor-Jury sichtete die ein-gereichten Projektbeschreibungen, die Referenzprojekte, Fotos, Videosoder ergänzenden Webseiten. Sie setzte sich aus Stiftungsmitgliedernund externen TeilnehmerInnen der unterschiedlichen Sparten zusammen.Jeder konnte maximal dreizehn Projekte vorschlagen. Nach zweitägigerDiskussion wurden 15 Einreichungen nominiert und veröffentlicht. In derzweiten Runde stellten die Nominierten der Haupt-Jury ihre Projekte per-sönlich vor. Dieses zehnköpfige Gremium bestand aus je fünf Stiftungs-mitgliedern und beratenden ExpertInnen.

Die Vor-Jury

Carl Richard Montag Stifter der Montag Stiftungen

Ingrid Raschke-StuweVorstand der Montag Stiftung Kunst und Gesellschaft

Dr. Theo Eckmann Berater der Carl Richard Montag Förderstiftung

Waltraud Murauer-ZiebachReferentin des Vorstands der Montag Stiftung Kunst und Gesellschaft, Kulturjournalistin, Dramaturgin

Nana EgerProjektleitung kulturelle Bildung an der Ruhr-Universität Bochum, Dipl.-Sportlehrerin, Tanzpädagogin, Choreografin

Heike BuderusTheaterpädagogin für das Musiktheater am Theater Dortmund

Die Haupt-Jury

Besetzung des Stiftungsgremiums

Carl Richard Montag Stifter der Montag Stiftungen

Ingrid Raschke-StuweVorstand der Montag Stiftung Kunst und Gesellschaft

Helmut Krayer Vorstand der Carl Richard Montag Förderstiftung

Dr. Theo Eckmann Berater der Carl Richard Montag Förderstiftung

Prof. Eva-Maria Joeressen Kuratoriumsmitglied der Carl Richard Montag Förderstiftung

Besetzung des Beratergremiums

Stefan Hilterhaus Künstlerischer Leiter am PACT Zollverein Essen

Felix Reimann Künstlerischer Leiter des Amadeus Kammerorchester Dortmund, Musiker, Dirigent

Peter StruzinaDiplomsozialpädagoge im Bereich offene Jugendarbeit imsoziokulturellen Zentrum Alte Feuerwache Köln

Prof. Dr. Benedikt Sturzenhecker Universität Hamburg, Fakultät für Erziehungswissenschaft, Psychologie und Bewegungswissenschaft

Kathrin Tiedemann Künstlerische Leiterin im Forum Freies Theater e.V. DüsseldorfM

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Ideen- und Projektwettbewerb für partizipatorische Kunstprojekte

Projektzeiträume bei neuem oder laufendem Projekt

Projektzeitraum bei abgeschlossenem oder abgebrochenem Projekt

Geplanter ProjektzeitraumBitte den gesamten Projektzeitraum angeben, einschließlich der Vor und Nachbereitungszeiten.

Geplante ProjektlaufzeitBitte hier nur den Zeitraum des Projektes/ der Ak�vitäten ohne Planungs, Vorbereitungs und Dokumenta�onszeitraum angeben.

ProjektlaufzeitBitte geben Sie NUR die Projektlaufzeit an, ohne Vor und Nachbereitungszeit

Beginn (Monat / Jahr

Bitte wählen Sie, was für Sie zutri�.

Abschluss (Monat / Jahr

Beginn (Monat / Jahr Abschluss (Monat / Jahr)

Beginn (Monat / Jahr Abschluss (Monat / Jahr)

Projektzeiträume

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Ideen- und Projektwettbewerb für partizipatorische Kunstprojekte

Bitte stellen Sie Ihre Ini�a�ve, Ihren Verein etc. kurz dar (max. 1000 Zeichen inkl. Leerzeichen).

Was sind wir? Was machen wir? Welche Ziele verfolgen wir?

Profil der Ini�a�ve / Ins�tu�on

Name

Anprechpartner (Name, Vorname)

Kulturarbeit allgemein

Par�zipa�on

Bildende Kunst

Musik

Tanz

Theater

In welchem Arbeitsfeld ist Ihre Ini�a�ve/Einrichtung hauptsächlich engagiert? Mehrfachnennungen sind möglich.

Sozialarbeit

Kinder/ Jugendarbeit

Seniorenkulturarbeit

Medienarbeit

Bildungsarbeit

Sons�ge Arbeitsfelder >

Bitte eintragen

Ideen- und Projektwettbewerb für partizipatorische Kunstprojekte

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aft Teilnahmeformular

Ins�tu�onen / Ini�a�ven in Koopera�on mit KünstlerIn

Bild links (von links nach rechts): Prof. Dr. Benedikt Sturzenhecker, Felix Reimann, Prof. Eva-Maria Joeressen, Dr. Theo Eckmann, Helmut Krayer, Lothar Guckeisen, Waltraud Murauer-Ziebach, Carl Richard Montag, Stefan Hilterhaus, Ingrid Raschke-Stuwe,Hidayet Karamurat-Akdemir, Kathrin Thiedemann, Peter Struzina

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Die PrämiertenAusgezeichnet wurden Projekte aus Berlin, Bochum, Hamburg, Moers,Wien und dem Ruhrgebiet. Beim Wiener Projekt erobern junge Frauen ausunterschiedlichen Kulturen die männlich dominierte DJ-Szene mit eigenerMusik. Für einen Perspektivwechsel sorgen KünstlerInnen mit Behinde-rung aus Hamburg. In ihrer Ateliergemeinschaft arbeiten sie partnerschaft-lich mit Kindern im Grundschulalter zusammen. Ein selbstverwaltetes Kino,draußen und für alle im Kiez, wollen zwei Künstlerinnen im BochumerStadtquartier Hustadt entwickeln. Als Gemeinschaftsprojekt angelegt, solles Filme in unterschiedlichen Sprachen und zu solchen Themen zeigen,die die Menschen vor Ort bewegen. Ein Tabuthema greift das Schlossthea-ter Moers auf: „überGehen“ heißt die Projektreihe, in der es um denUmgang mit lebensbedrohlicher Krankheit, mit Tod und damit auch umdas Leben selbst geht. In Berlin arbeitet ein interdisziplinäres Team aus

Unterstützung und Anerkennung„faktor kunst“ hat gezeigt, dass KünstlerInnen in allen Teilen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz ihre Poten-tiale nutzen und mit Tatkraft, Ideenreichtum und großem persönlichen Engagement partizipatorische Kunstprojekte realisieren. Es hat sich aber auch gezeigt, dass gerade solche Initiativen viel zu wenig Förderung erhalten und hervorragende Projekte oft nicht nicht umgesetzt werden können. Die Montag Stiftung Kunst und Gesellschaft wirdsich weiter in diesem Bereich fördernd und unterstützend engagieren, und es ist ihr ein Anliegen, die öffentlicheWahrnehmung partizipatorischer Kunstprojekte zu stärken.

Eine Flut von Einsendungen

Wie viele KünstlerInnen und Initiativen würde man erreichen? Werwürde sich angesprochen fühlen und welche Kunstprojekte entsprächenden Anforderungen? Vielleicht 300? Das schien lange Zeit eine realisti-sche Schätzung zu sein, bis etwa zwei Wochen vor Einsendeschluss dieZahlen rasant anstiegen. Am 1. September um 0 Uhr zählte der Computer837 Eingänge. Ein fantastischer Erfolg und eine große Verantwortung,der sich alle Beteiligten in den folgenden Wochen mit viel Engagementstellten.Spätestens mit diesem Ergebnis wurde deutlich, wie groß die Zahl derKünstlerInnen, der Menschen in sozialen und karitativen Organisationen,Vereinen und Initiativen ist, die im Themenfeld „Kunst und Gesellschaft“arbeiten. Sichtbar wurde auch der erhebliche Bedarf an finanzieller Unter-stützung, an öffentlicher Aufmerksamkeit und ideeller Anerkennung derpartizipatorischen Kunstprojekte.

Vielschichtigkeit und hohe Qualität

„faktor kunst“ hat viele hervorragende Einsendungen bekommen, die inihrer Vielschichtigkeit oft kaum miteinander vergleichbar sind. Auch kristallisierten sich bei der Sichtung der Bewerbungen bestimmteSchwerpunktthemen heraus, darunter auffallend viele Projekte zu Fragender Migration, zu Nachbarschaft und Stadtentwicklung oder zum Dialogder Generationen. Und auch bei der Wahl der Zielgruppen ließen sichTendenzen ablesen, wobei an erster Stelle die Zusammenarbeit mit Kin-dern und Jugendlichen zu nennen ist. Es waren starke, ungewöhnliche, neuartige und sehr engagierte Ideendabei. Doch nicht nur das große Spektrum an gesellschaftlich relevantenThemen, auch die hohe Qualität und das innovative Potential vieler Bewer-bungen stellten besondere Herausforderungen für die Jury dar: Nur fünf –wie ursprünglich geplant – aus den 837 Einsendungen auszuwählen,erwies sich als äußerst schwierige Aufgabe. Dabei stützten sich die Mitglieder der beiden Gremien bei ihrer Beurteilung auf speziell erarbeiteteKriterienkataloge, die Partizipation, Modellhaftigkeit, künstlerische Krite-rien, Umsetzbarkeit usw. vergleichbar machen sollten. Doch die Entschei-dungsprozesse blieben schwierig. Viele Jurymitglieder hätten gernedoppelt so viele Projekte ausgewählt, wie ihnen zugestanden wurden. AmEnde fiel die Entscheidung, zusätzlich einen Sonderpreis für ein abge-schlossenes, wegweisendes Projekt zu vergeben. So bekamen letztlichsechs Projekte eine Auszeichnung. Eines davon wird zudem förderndbegleitet.

Am Ende fiel die Entscheidung, zusätzlich einen Sonderpreis für ein abgeschlossenes, wegweisendes Projekt zu vergeben. So bekamen letztlich sechs Projekte eine Auszeichnung. Eines davon wird zudem fördernd begleitet.

KünstlerInnen mit Gefangenen in mehreren Haftanstalten und in einersogenannten Draußenwerkstatt. Unter ihrer Anleitung schreiben Jugend-liche und erwachsene Frauen Texte, stehen auf der Bühne, filmen. DiesesProjekt wird zusätzlich zur Auszeichnung von der Montag Stiftung Kunstund Gesellschaft gefördert und begleitet.

Das Motto des Künstlers Jochen Gerz lautet: „Kreativität ist kein Künst-lerprivileg, sondern erneuerbare soziale Energie“. In diesem Sinne star-tete er 2010 sein Projekt „2-3 STRASSEN“ in Dortmund, Duisburg undMülheim an der Ruhr. Dabei ging es um Veränderung in den Straßen fürund mit den neuen und alten Bewohnern. Jochen Gerz erhielt eine Son-derauszeichnung für seine wegweisenden, partizipatorischen Projekte.

Im Folgenden werden die ausgezeichneten Projekte und „faktor kunst“ näher vorgestellt.