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Birgit Grasmugg Fallbesprechungen in der Pflege Abschlussarbeit Karl-Franzens-Universität Graz Betreuung: Mag. Dr. Berta Schrems 2013

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Birgit Grasmugg

Fallbesprechungen in der Pflege

Abschlussarbeit

Karl-Franzens-Universität Graz

Betreuung: Mag. Dr. Berta Schrems

2013

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Ehrenwörtliche Erklärung

Ich erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne fremde Hilfe

verfasst, andere als die angegebenen Quellen nicht benutzt und die den Quellen wörtlich oder

inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht habe. Die Arbeit wurde bisher

in gleicher oder ähnlicher Form keiner anderen inländischen oder ausländischen Prüfungsbe-

hörde vorgelegt und auch noch nicht veröffentlicht. Die vorliegende Fassung entspricht der

eingereichten elektronischen Version.

27. September 2013

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I

Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis ..................................................................................................... III  

Abkürzungsverzeichnis ..................................................................................................... IV

1   Einleitung ....................................................................................................................... 1  

2   Fragestellung und Zielsetzung ...................................................................................... 2  

3   Methodik ......................................................................................................................... 3  

4   Was ist ein Fall? ............................................................................................................. 4  

4.1   Was ist ein Fall in der Pflege? ............................................................................... 4  

5   Was ist eine Fallbesprechung? ..................................................................................... 5  

5.1   Formen von Fallbesprechungen ............................................................................ 6  

5.1.1   Unterscheidung der Fallarbeit nach der Betrachtungsweise ..................... 6  

5.1.2   Unterscheidung der Fallarbeit nach den Auslösern .................................. 7  

5.1.3   Unterscheidung der Fallarbeit nach dem Beweggrund ............................. 8  

5.1.4   Unterscheidung der Fallarbeit nach dem Inhalt und Ziel .......................... 9  

6   Fallbesprechungsmethoden .......................................................................................... 9  

6.1   Die interpretative Fallarbeit im Rahmen der Verstehenden Pflegediagnostik ...... 9  

6.2   Die reflexive Fallarbeit ........................................................................................ 11  

6.3   Hermeneutische Fallbesprechungen .................................................................... 12  

6.4   Ethische Fallbesprechungen ................................................................................ 13  

7   Beispiele zu Fallbesprechungen aus der Praxis ........................................................ 14  

7.1   Narrative Fallbesprechungen ............................................................................... 15  

7.1.1   Die kollegiale Beratung .......................................................................... 15  

7.2   Assessment gestützte Fallbesprechungen ............................................................ 18  

8   Erkenntnisgewinn in Fallbesprechungen .................................................................. 19  

8.1   Hermeneutisches Fallverstehen ........................................................................... 19  

8.1.1   Die philosophische Hermeneutik nach Gadamer .................................... 20  

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II

8.1.2   Das hermeneutische Grundprinzip der Auslegung ................................. 20  

8.2   Problemorientiertes/-basiertes Lernen ................................................................. 22  

8.3   Lernen im Team oder kollektives Lernen ........................................................... 25  

8.3.1   Informelles Lernen .................................................................................. 25  

8.3.2   Team-Lernen ........................................................................................... 25  

9   Resümee ........................................................................................................................ 27  

9.1   Erkenntnisse aus der Literaturrecherche ............................................................. 27  

9.2   Voraussetzungen für eine erfolgreiche Implementierung von Fallbesprechungen

im SZ Laurentiuspark SeneCura Bludenz ........................................................... 29  

9.2.1   Organisatorische Voraussetzungen ......................................................... 29  

9.2.2   Personelle Vorrausetzungen .................................................................... 29  

9.3   Ausblick ............................................................................................................... 30  

10   Literaturverzeichnis ................................................................................................... 31  

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III

Abbildungsverzeichnis

 

Abbildung 1: Schritte der reflexiven Praxis ........................................................................ 11  

Abbildung 2: Kurzübersicht über die Phasen der kollegialen Beratung ............................. 17  

Abbildung 3: Auslegung eines Pflegephänomens entlang der hermeneutischen Zirkels .... 21  

Abbildung 4: Die Schritte des Siebensprungs und deren Zielsetzung ................................. 23  

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IV

Abkürzungsverzeichnis

bzw. - beziehungsweise

ca. - zirka

evtl. - eventuell

f. - folgende Seite

ff. - fortfolgende Seiten

InDemA - Interdisziplinäre Implementierungen von Qualitätsinstrumenten zur

Versorgung von Menschen mit Demenz in Altenheimen

o. S. - ohne Seitenangabe

PBL - Problembasiertes Lernen

POL - Problemorientiertes Lernen

QUIKK - Qualitative Evaluation von Inhouse-Weiterbildungen zur Konzept- und

Kompetenzentwicklung multiprofessioneller Teams und ehrenamtlicher

Mitarbeiter/innen in stationären, teilstationären und ambulanten Einricht-

ungen der Altenhilfe mit dem Schwerpunkt demenzieller Erkrankung

S. - Seite

SZ - Sozialzentrum

usw. - und so weiter

v.a. - vor allem

vgl. - vergleiche

vs. - versus

z.B. - zum Beispiel

zit. n. - zitiert nach

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1 Einleitung

1

1 Einleitung

Die Entwicklungen in Forschung und Praxis in der Pflege bilden auch im Bereich der stati-

onären Altenpflege die Grundlage für eine ressourcen- und bewohnerorientierte Pflege und

Betreuung. Ein Mensch mit seinen Bedürfnissen steht im Mittelpunkt des Denkens und der

daraus resultierenden Pflegeinterventionen. Die umfassende Betrachtung der zu Pflegen-

den in ihrer aktuellen Lebenssituation, die Einbeziehung der individuellen Biographie so-

wie des sozialen Umfeldes, liefern wertvolle Informationen für das tägliche Handeln des

Pflegepersonals. Um dem Anspruch der Angemessenheit in der stationären Altenpflege, als

eine Stufe der Pflegequalität, gerecht werden zu können gilt es immer neue Erkenntnisse,

Theorien und Konzepte aus Wissenschaft und Forschung zum Wohle der Bewohner/innen1

in der Praxis zu integrieren. Im Rahmen der Qualitätssicherung ist die Angemessenheit in

der Pflege im Vorarlberger Pflegeheimgesetzt im § 6 wie folgt verankert:

„Der Träger eines Pflegeheimes hat für die angemessene Pflege der Bewohner zu sorgen.

Sie dient der Wahrung und Förderung der Selbstständigkeit, Selbstbestimmung und

Selbstverantwortung der Bewohner [...] (Vorarlberger Pflegeheimgesetz, 2002, §6).

Im Sitzungsbericht der neunten Sitzung des 27. Vorarlberger Landtages (2001) zur Vorlage

des Pflegeheimgesetzes wurde zur angemessenen Pflege folgende Erläuterung formuliert:

[...] In diesem Sinne ist unter einer angemessenen Pflege zu verstehen, dass diese an den

jeweiligen Bewohner angepasst werden muss. Zur angemessenen Pflege gehört auch, dass

ein Bewohner, soweit als möglich, über die ihn betreffenden Pflegemaßnahmen informiert

und angeregt wird, seine persönlichen Bedürfnisse zu nennen“ (Vorarlberger Landtag,

2001, S. 14 ). Angemessene Pflege stellt neben gefährlicher, sicherer und optimaler Pflege

eine Stufe der Pflegequalität dar und meint damit „[...] eine auf die Bedürfnisse der

Klient(inn)en eingehende und ethischen Grundprinzipien gerecht werdende Pflege“

(Kuratorum Deutscher Altershilfe, 2004, zit. n. Schrems, 2013, S. 93).

Eine Möglichkeit die Komplexität individueller Bedürfnisse und ethischer Prinzipien er-

fassen zu können und damit die Pflege angemessen zu gestalten sind Fallbesprechungen.

Informationen können kompakt gesammelt und bearbeitet werden, Erfahrungs- und Intuiti-

onswissen können recht einfach artikuliert und verschriftlicht werden. Aus der persönli-

chen Erfahrung der Autorin zeigt sich, dass Fallbesprechungen sowohl dem Pflegeprozess 1 Um der geschlechtergerechten Formulierung gerecht zu werden, findet in dieser Arbeit das neut-

rale Plural und die Variante „/innen“ nach dem Leitfaden zur Erstellung einer wissenschaftli-chen Arbeit der Uni Graz (2011) Verwendung.

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2 Fragestellung und Zielsetzung

2

als auch der Teamentwicklung dienlich sind, da diese auch einen supervisorischen Charak-

ter haben können. Dies ist im Hinblick auf die Zunahme der Menschen mit gerontopsychi-

atrischen Erkrankungen in Altenpflegeeinrichtungen eine nicht zu unterschätzende Res-

source. Pflegepersonen sind täglich, wenn auch oft scheinbar nur mit „kleinen“ ethischen

Dilemmata konfrontiert. Es müssen Entscheidungen für einen Mitmenschen in dessen Sin-

ne, zu seinem Wohl und innerhalb der vorgegeben strukturellen und gesetzlichen Gege-

benheiten getroffen werden, wenn diese nicht selbst oder nur eingeschränkt entscheiden

können. Dies kann für eine Einzelperson, mit ihren eigenen Werten und Vorstellungen, je

nach Situation eine große Belastung darstellen. Durch Fallbesprechungen in der Gruppe

können schwierige Entscheidungen gemeinsam getroffen bzw. komplexe Situationen ana-

lysiert und einer möglichen Lösung zugeführt werden. Durch die Bearbeitung eines Falles

im Team entsteht eine niederschwellige Lernsituation bei der die Teilnehmer/innen vonei-

nander profitieren und sich dadurch weiterentwickeln können.

In der vorliegenden Arbeit werden dazu im ersten Teil begriffliche und theoretische

Grundlagen zum Thema Fallbesprechungen/ Fallarbeit in der Pflege dargelegt sowie Bei-

spiele für deren Anwendung in der Praxis aufgezeigt. Weiterführend werden lern- und er-

kenntnistheoretische Ansätze des Erkenntnisgewinnes in Fallbesprechungen beschrieben.

Die Voraussetzungen zur erfolgreichen Implementierung von Fallbesprechungen in der

Praxis mit Blick auf die Einführung von Fallbesprechungen im Sozialzentrum (SZ) Lau-

rentiuspark SeneCura Bludenz werden abschließend im Resümee behandelt.

2 Fragestellung und Zielsetzung

Fallbesprechungen sind keine „Erfindung“ der Pflege. Sie wurden im Gesundheitswesen

vorrangig in der Medizin eingesetzt um z. B. ethische Fragestellungen zu klären oder als

Methode zum praxisnahen Lernen. Mit dieser Arbeit soll aufgezeigt werden, auf welchen

wissens- und lerntheoretischen Hintergrund Fallbesprechungen basieren, welche Fallbe-

sprechungsmethoden es gibt und welche Voraussetzungen für die Einführung von Fallbe-

sprechungen gegeben sein sollten. Das Ziel dieser Arbeit ist die Erstellung einer Literatur-

arbeit als Grundlage für die Implementierung von Fallbesprechungen im SZ Laurenti-

uspark SeneCura Bludenz.

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3 Methodik

3

3 Methodik

Bei dieser Literaturarbeit handelt es sich um eine kompilatorische Arbeit deren Ziel es ist,

auf Basis der vorhandenen Fachliteratur zum gewählten Thema bzw. zur Fragestellung

eine Übersicht zum Erkenntnisstand zu erstellen und diesen im Hinblick auf die praxisrele-

vanten Aspekte zu bewerten. Kompilatorische Arbeiten befassen sich mit dem Überblick

über ein Themengebiet. Es ist eine kritische Auseinandersetzung, Gegenüberstellung und

zu einander In-Bezug-Setzung des Großteils, der zu dem Thema vorhandenen Literatur

(vgl. Stock, Slepcevic-Zach, Winkelbauer, 2011, S. 4). Die Erstellung der Literaturarbeit

erfolgt nach dem Leitfaden zur Erstellung einer wissenschaftlichen Arbeit der Karl- Fran-

zens Universität Graz (Stock, Slepcevic-Zach, Winkelbauer, 2011). Die Literaturrecherche

wurde im Zeitraum März 2013 bis August 2013 durchgeführt. Als Einschlusskriterien gal-

ten deutschsprachige Literatur aus Fachbüchern und Fachzeitschriften zum Thema Fallbe-

sprechungen bzw. Fallarbeit in der Pflege. Ausgeschlossen wurden Publikationen zu den

Bereichen Fallbesprechungen in der Juristik, Medizin, Sozialarbeit und Ausbildung außer-

halb des Gesundheitsbereiches. Die erste Grobrecherche mittels elektronischen Datenban-

ken wie Google, Google Scholar mit den Schlüsselwörtern „Fallbesprechun-

gen/Fallkonferenzen in der Pflege“, ergab die ersten Hinweise auf Querliteratur zu dem

Themen „Kollegiale Beratung“, „Problemorientiertes/-basiertes Lernen“, „Team Lernen“

und „Hermeneutik“. Die Suche nach zeitgemäßer Literatur zu den zuvor genannten The-

men ergab als Grundlagenbuch „Fallarbeit in der Pflege“ (Schrems, 2013) und die Publika-

tion „Das kollektive Lernen in Fallbesprechungen“ (Buscher, Reuther, Holle, Bartholo-

meyczik, Vollmar, Halek, 2011) sowie Publikationen zu den Leuchtturmprojekten des

deutschen Bundesministeriums für Gesundheit, InDemA2 und QUIKK3, welche wissen-

schaftlichen Qualitätskriterien entsprechen und ebenfalls als Grundlagenliteratur für die

Erstellung dieser Arbeit dienten. Weitere wichtige Literaturhinweise kamen auf Anfrage

von Pflegeexperten, wie Dipl.-Theol.,BPhil Christian Müller-Hergl und Mag. Dr. Berta

Schrems.

2 InDema: Interdisziplinäre Implementierungen von Qualitätsinstrumenten zur Versorgung von Menschen

mit Demenz in Altenheimen 3 QUIKK: Qualitative Evaluation von Inhouse-Weiterbildungen zur Konzept- und Kompetenzentwicklung

multiprofessioneller Teams und ehrenamtlicher Mitarbeiter/innen in stationären, teilstationären und ambulanten Einrichtungen der Altenhilfe mit dem Schwerpunkt demenzieller Erkrankung

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4 Was ist ein Fall?

4

4 Was ist ein Fall?

Dem Wort Fall werden in der deutschen Sprache mehrere Bedeutungen zugesprochen, fol-

gende Definition erscheint der Autorin in Bezug auf die Thematik Fallbesprechungen an-

gemessen. Ein Fall ist eine „[...] sich in einer bestimmten Weise darstellende Angelegen-

heit, Sache, Erscheinung“ (Duden.de, 2013, o. S.). Die Entstehung des Wortes „Fall“ ist

beeinflusst vom Bild des gefallenen Würfels sowie vom lateinischen „casus“ und vom

französischen „cas“, die im allgemeinen eine Situation, die eintreten kann bezeichnen (vgl

Steiner, 2004, S. 21). Eine klare Definition des Wortes ist eine wichtige Grundlage, da

der/ein Fall den Ausgangspunkt für jegliche fallorientierte Arbeit darstellt.

4.1 Was ist ein Fall in der Pflege?

Für die fallorientierte Arbeit in der Pflege ist wesentlich festzuhalten, dass nicht der

Mensch an sich einen Fall darstellt. Ein Fall ist eine Begebenheit, die den Menschen be-

trifft, welche sich aus einer oder mehreren Erscheinungen/Phänomenen4 ergibt und der

eine Bedeutung zugesprochen wird. Ganz vereinfacht gesagt, der Mensch ist kein Problem,

sondern er hat ein Problem. Das heißt, ein Mensch mit Demenz stellt an sich nicht zwin-

gend einen Fall dar, zeigt dieser ein sogenanntes herausforderndes Verhalten, wodurch sich

andere gestört fühlen, so kann dieses zu einem Fall werden (vgl. Schrems, 2013, S. 12f.).

Um einen Fall in der Pflege bestimmen zu können, gibt es drei wichtige Merkmale, welche

am Beispiel von herausforderndem Verhalten verdeutlicht werden:

1. „eine Situation der eine Bedeutung zugeschrieben wird“ (Schrems, 2013, S. 13);

- z.B. durch jene die sich von dem Verhalten gestört fühlen (Mitbewohner, Ange-

hörige, Pflegepersonal).

2. „eine Situation, in der durch das Zusammenwirken von mehreren Faktoren Erklä-

rungsbedarf besteht, die nicht eindeutig ist, [...] oder unterschiedliche Interpretati-

onen zulässt, [...]“ (Schrems, 2013, S. 13);

- z.B. Auslöser oder Hemmer für das Verhalten, wie reagiert das Umfeld, will

der/die Betroffene dadurch etwas mitteilen und wenn ja was? Wie kann, mit den

4 Phänomen: Erscheinung, etwas was sich beobachten, wahrnehmen lässt (Duden.de, o. S.)

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5 Was ist eine Fallbesprechung?

5

gegeben Rahmenbedingungen in einer Pflegeeinrichtung damit umgegangen wer

den?

3. „eine Situation, die beschreibbar ist [...]“ (Schrems, 2013, S. 13).

- um sie in einer Fallbesprechung einer Lösung zuführen zu können muss eine Si-

tuation beschrieben bzw. dargestellt werden können.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Zusammenspiel von Komplexität, Bedeu-

tungszuschreibung und Beschreibbarkeit einen Fall in der Pflege ausmachen.

5 Was ist eine Fallbesprechung?

Eine allgemein gültige Definition für Fallbesprechungen gibt es nicht, nach Schrems

(2013) handelt es sich bei Fallbesprechungen um eine „[...]Form der Fallarbeit5, die die

Interpretation einer [...] Situation mehrerer handelnder Personen zum Ausgangspunkt

hat“ (Schrems, 2013, S. 71). Je nach Fachgebiet (Ethik, Pflege, ...) gibt es unterschiedliche

Inhalte einer Fallbesprechung. In der praktischen Anwendung von Fallbesprechungen sind

jedoch unabhängig vom Inhalt und Ziel die Vorgehensweisen von großer Ähnlichkeit ge-

prägt. Schrems (2013) schreibt, eine Fallbesprechung ist eine inter-, trans-, oder multidis-

ziplinäre Besprechung eines Falles, welche durch folgende wesentliche Merkmale gekenn-

zeichnet ist:

• Es gibt zwei zentrale Rollen, die der Falleinbringer/innen und der Moderato-

ren/innen.

• Fallbesprechungen folgen immer einem klaren Ablauf, der je nach Modell oder

Konzept in drei bis fünf Phasen eingeteilt werden kann. Wesentlich sind die Fallbe-

schreibung, -bearbeitung und -auswertung (vgl. Schrems, 2013, S. 71ff.).

Fallbesprechungen sind im Umgang mit herausforderndem Verhalten bei Menschen mit

Demenz ein wertvolles Instrument. Somit ist es nicht verwunderlich, das Fallbesprechun-

gen in den Rahmenempfehlungen zum Umgang mit herausforderndem Verhalten bei Men- 5 Fallarbeit in der Pflege dient der Entscheidungsfindung, Problemlösung und Reflexion, wobei

durch das methodische Vorgehen begründete und nachvollziehbare Ergebnisse entstehen (vgl. Schrems, 2013, S. 15f).

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5 Was ist eine Fallbesprechung?

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schen mit Demenz in der stationären Altenhilfe des deutschen Bundesministeriums für

Gesundheit einen zentralen Stellenwert haben und wie folgt beschrieben sind:

„[...] ein strukturiertes, zielgerichtetes intra- oder interprofessionelles Gesprächs-

verfahren, mit oder ohne Beteiligung der Menschen mit Pflegebedarf und seinen Bezugs-

personen. Sie dient einem multiperspektivischen Verstehen der Lebens- und Versorgungssi-

tuation, gemeinsamer Entscheidungsfindung und der Abstimmung oder Evaluation eines

gemeinsamen Vorgehens (Bartholomeyczik, Halek, & Riesner, et al, 2006, S. 68).

5.1 Formen von Fallbesprechungen

Wie bereits erwähnt sind Fallbesprechungen eine Form der Fallarbeit und können wie

diese in verschiedenen Dimensionen unterschieden werden. Die primäre und bekannteste

Unterscheidung wird nach der Betrachtungsweise voraus- oder zurückschauend bzw.

begrifflich klärend vorgenommen. Da die begrifflich klärende Fallbesprechung in der

Praxis kaum Anwendung findet, wird folgend nicht weiter darauf eingegangen, der

Vollständigkeit halber soll sie aber erwähnt sein. Des weiteren kann die Arbeit am Fall

nach dem Auslöser des Falles, nach dem Beweggrund, also warum der Fall besprochen

werden soll und nach dessen Zielen und Inhalten unterschieden werden (vgl. Schrems,

2013, S. 79, ff.). Folgend werden die für Fallbesprechungen in der Pflege wichtigen

Unterscheidnugsmöglichkeiten vorgestellt. Die Methoden von Fallbesprechungen sind oft

Mischformen dieser Formen und werden daher im nächsten Kapitel separat behandelt.

5.1.1 Unterscheidung der Fallarbeit nach der Betrachtungsweise

Die Unterscheidung nach Betrachtungsweise meint, aus welcher Sicht bzw. welchem

Blickwinkel ein Fall betrachtet und besprochen wird. Dies kann vorausschauend

(prospektiv), rückblickend (retrospektiv) oder eine Kombination aus beidem sein. Letzteres

ist in der praktischen Anwendung von Fallbesprechungen meist der Fall, da mit den

Informationen bzw. durch das Verstehen der Vergangenheit Lösungen für die Gegenwart

und Zukunft gefunden werden können. Prospektive Fallbesprechungen werden angewandt,

um für die Zukunft Lösungen zu finden bzw. Entscheidungen zu treffen. Hierzu gehören

z.B. die interpretative Fallarbeit im Rahmen der verstehenden Pflegediagnostik nach

Schrems (2013) und ethische Fallbesprechungen. Retrospektive Fallbesprechungen werden

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5 Was ist eine Fallbesprechung?

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angewandt um einen Fall rückblickend zu betrachten, diese Betrachtungsweise fördert das

Verstehen und Lernen aus einer Situation. Deshalb sind retrospektive Fallbesprechungen

meist eine Mischform, da sie für aktuelles oder zukünfiges Handeln wichtige Erkenntnisse

liefern. Hierzu gehören z.B. die hermenteutische Fallbesprechung nach Durand (1999) und

die reflexive Fallarbeit nach Schrems (2013).

5.1.2 Unterscheidung der Fallarbeit nach den Auslösern

Fälle können nach ihren Auslösern unterschieden werden. In der praktischen Anwendung

von Fallbesprechungen, ist der Auslöser ein wichtiges Kriterium für die Dringlichkeit und

die zeitliche Gestaltung und Planung einer Fallbesprechung. Darum sind die nachfolgend

angeführten Fallarten für das Verstehen von Fallbesprechungen wichtig.

• Der Störfall: Ein „[...] Störfall ist gekennzeichnet durch eine Behinderung und An-

dersartigkeit der Alltagsroutine“ (Schrems, 2013, S. 79). Bei einem Störfall gibt es

kein Richtig oder Falsch, was als störend bzw. hinderlich empfunden wird ist sehr

individuell. In der Praxis könnte dies bedeuten, dass ein Mensch mit Demenz ein

Verhalten (z.B. ständiges Aufstehen während des Essens) zeigt, durch das sich an-

dere Mitbewohner/innen gestört fühlen, worauf diese den Menschen mit Demenz

verbal angreifen. Das ständige Aufstehen ist hier der Auslöser, welches allerdings

außerhalb der Essenssituation an sich kein Problem darstellt.

• Das Problem als Fall: „Ein Problem entsteht dann, wenn es zu einer Abweichung

zwischen dem was ist, und dem was sein soll, kommt. [...] Wesentlich für den Prob-

lemfall ist, dass eine bestimmte Vorstellung darüber besteht, wie etwas sein soll“

(Schrems, 2013, S. 80). Am Beispiel des ständigen Aufstehens beim Essen eines

Menschen mit Demenz hieße dies: Das IST wäre die durch das Verhalten entste-

hende unruhige bis angespannte Essenssituation und das SOLL die gewünschte ru-

hige, entspannte Atmosphäre beim Essen. Das Wort Problem ist umgangssprach-

lich negativ behaftet und wurde daher in den letzten Jahren in der Pflege oft gemie-

den, so die Erfahrung der Autorin. Folgende Definition aus dem problemorientier-

ten Lernen (POL) soll die Neutralität des Begriffes verdeutlichen. Ein Problem ist,

„[...] wenn ein Individuum sich in einem [...] Zustand befindet, den es aus irgend-

welchen Gründen nicht für wünschenswert hält, aber im Moment nicht über die

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5 Was ist eine Fallbesprechung?

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Mittel verfügt, um den unerwünschten Zustand in den wünschenswerten Zielzustand

zu überführen“ (Dörner 1987, zit. n. Fischer, 2004, S. 19).

• Der Fall als Musterfall: Ein Musterfall „[...] dient als Beispiel, an dem eine allge-

meine Regel, ein Prinzip aufgezeigt wird“ (Schrems, 2013, S. 81). Solche Fälle

werden oft in Lernsituationen eingesetzt, um Theorie und Praxis miteinander zu

verknüpfen. Im pflegerischen Alltag kommt es immer wieder zu ähnlich komple-

xen Situationen bei denen dann bereits „gelöste“ Musterfälle zu aktuellen Entschei-

dungsfindung heran gezogen werden können. Zum Beispiel könnte aus der Lösung,

dem ständig aufstehenden Menschen einen Platz anzubieten, den er ohne andere zu

stören einfach und ungehindert verlassen kann, ein Musterfall werden und daraus

eine zukünftig handlungsleitende Erkenntnis entstehen.

5.1.3 Unterscheidung der Fallarbeit nach dem Beweggrund

Unter dem Beweggrund einer Fallbesprechung ist der Zweck der Bearbeitung des Falles

gemeint, also welche Fragestellung es zu klären gilt, welches Problem gelöst bzw. bespro-

chen werden soll. Beweggründe für Fallarbeit bzw. Fallbesprechungen können sein:

• Informationssammlung: z.B. zur Vervollständigung lückenhafter Informationen,

zur Konkretisierung eines Problems oder zur Reflexion einer Situation (vgl.

Schrems, 2013, S. 82).

• Entscheidungsfindung: nicht nur um anstehende Entscheidungen zu treffen,

sondern auch um bereits gefällte Entscheidungen zu hinterfragen, um zu Grunde

liegende Muster zu erkennnen und mögliche Alternativen zu finden (vgl. Schrems,

2013, S. 82).

• Problemlösung: um gemeinschaftlich besprochene Lösungen zu finden, durch die

Diskussion, Prüfung und Analyse des Problems, können evtl. verborgene tiefer

liegende Probleme erkannt werden (vgl. Schrems, 2013, S. 82).

• Lernmethode: durch Vergleich eines aktuellen Falles mit einem Musterfall können

Entscheidungen und Lösungen, sowie deren Entstehung beurteilt und neue

Erkenntnisse gewonnen werden (vgl. Schrems, 2013, S. 82).

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6 Fallbesprechungsmethoden

9

5.1.4 Unterscheidung der Fallarbeit nach dem Inhalt und Ziel

Eine weitere Unterscheidung der Fallarbeit kann nach Inhalt und Ziel getroffen werden.

Das heißt, was mit bzw. in der Fallbesprechung erreicht werden soll. In der Pflege werden

Fallbesprechungen meist eingesetzt, um ein Problem/eine Störung zu reflektieren, ent-

scheiden oder lösen zu können. Je nach dem wird die Reflexion, die Pflegediagnostik oder

die ethische Betrachtung eines Falles zum Inhalt und Ziel. Der Beweggrund (Problem, Stö-

rung) für eine Fallbesprechung, also das WARUM, gibt eine Richtung für Inhalt und Ziel

schon wage vor, dennoch können diese dem vorliegenden Fall angepasst bzw. kombiniert

oder gemeinsam eingesetzt werden (vgl. Schrems, 2013, S. 83). Am Beispiel eines Men-

schen mit herausforderndem Verhalten mit Demenz heißt dies, dass, das Verhalten des

Menschen durch das Zusammenleben und die Gegebenheiten im Heim zum Problem wird,

welches in einer Fallbesprechung besprochen und reflektiert wird. Daraus resultiert nicht

zwingend eine konkrete Lösung des Problems, allerdings ergibt sich durch das in der Fall-

besprechung neu gewonnene Verständnis und Wissen eine veränderte Sichtweise auf den

Fall, was sich im Umgang mit dem Problem sowie in der Pflegeplanung und Diagnose

widerspiegeln kann.

6 Fallbesprechungsmethoden

Folgend werden klassische Fallbesprechungsmethoden sowie Methoden der Fallarbeit,

welche im Rahmen einer Fallbesprechung angewandt werden könnten und in der Pflege-

praxis von Relevanz sind vorgestellt.

6.1 Die interpretative Fallarbeit im Rahmen der Verstehenden Pflegediagnostik

Eine Form von prosprektiven Fallbesprechungen ist die interpretative Fallarbeit in der

Verstehenden Pflegediagnostik (Schrems 2013). Verstehende Pflegediagnostik [...]

bedeutet, die subjektive Bedeutung des Problems vor dem Hintergrund von abstrakten und

verallgemeinerten Erkenntnissen auszulegen und daraus angemessene Pflege-

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6 Fallbesprechungsmethoden

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interventionen abzuleiten“ (Schrems, 2013, S. 93). Das heißt, ein Problem aus der

individuellen Sicht/ dem eigenen Erleben und Erfahren unter Einbezug wissenschaftlicher

Erkenntnisse zu deuten und daraus angemessene Pflegehandlungen zu planen und

durchzuführen. „Das Ziel ist die Bedeutung eines Problems zu verstehen und zu fachlich

angemessenen und für die betroffenen Personen optimalen Lösungen zu gelangen“

(Schrems, 2013, S. 93). Die interpretative Fallarbeit ist ein schrittweises Vorgehen,

welches sich wie folgt gestaltet:

1. „Schritt: Darlegung der individuellen Erfahrung, des individellen Erlebens der

Situation, des persönlichen und des professionellen Wissens sowie des klinischen

Erfahrungswissens. [...]

2. Schritt: Ergänzung und Abgleich der bestehenden und vorhandenen Informationem

mit neuen Informationen, z.B. durch die Einbeziehung der betroffenen Person, ihrer

Lebenswelt, [...] des sozialen Umfeldes. [...]“ (Schrems, 2013, S. 99). Die

vorhandenen Informationen werden verglichen und gegenüber gestellt, sie

ermöglichen einen Perspektivenwechsel, sie dienen der Herstellung von

Zusammenhängen und dem Erkennen von Mustern, dem Klassifizieren und

Kategorisieren6 (vgl. Schrems, 2013, S. 99).

3. „Schritt: Neuordnung der Siuation, Hinterfragen dieser Ordnung (Reflexion) sowie

Entwicklung eines neuen Verständnisses zur Situation [...]

4. Schritt: Planung von Maßnahmen vor dem Hintergrund [...] des neuen

Verständnisses [...]

5. Schritt: Einordnen des konkreten Wissens in einen größeren Zusammenhang“

(Schrems, 2013, S. 100). Das heißt, was konnte daraus gelernt werden, kann dieses

neue Wissen verallgemeinert werden und so zu einer Weiterentwicklung, z.B. der

Veränderung von bisherigen Routinehandlungen beitragen? (vgl. Schrems, 2013, S.

100)

6 Klassifizieren und Kategorisieren: wissenschaftlich gültiges Bezeichen und Einordnen

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6 Fallbesprechungsmethoden

11

6.2 Die reflexive Fallarbeit

Eine Form der retrospektiven Fallarbeit ist die reflexive Fallarbeit. „Die reflexive

Fallarbeit ist ein kognitiver Akt der Sinngebung, eine Strategie, um die Grenzen der

individuellen Wahrnehmung in der Bedeutungszuschreibung zu erkennnen und

unhinterfragten Routinen entgegenzuwirken“ (Kinsella, 2009; Taylor, 2010, zit.n.

Schrems, 2013, S. 85). Die Reflexion7 ist ein „[...] bewusstes, selbstkritisches Nachdenken

über eine vergangene Situation“ (Fesl, 2010, S. 409), um diese besser verstehen und/oder

aus ihr lernen zu können, wobei die Sitaution nochmals von verschiedenen Perspektiven

beleuchtet und untersucht wird. Vereinfacht gesagt ist die Reflexion eine hinterfragende

Selbstbetrachtung, bei der sich die reflektierende Person selbst aus verschiedenen

Blickwinkeln betrachtet und sich dann fragt, warum sie das sieht/erkennt was sie

sieht/erkennt. „Das Ziel der reflexiven Fallarbeit liegt in der Umwandlung einer Situation,

die undeutlich, zweifelhaft oder konfliktreich und irritierend ist, in eine klare,

verständliche, entschiedene und harmonische“ (Schrems, 2013, S. 85). Prinzipiell kann

zwischen der Reflexion während (in action) oder nach (on action) der Handlung unter-

schieden werden, da für die Reflexion in Fallbesprechungen aber nur die Reflexion nach

eine Handlung zum Tragen kommt, wird folgend das schrittweise Model (Abb. 1) der

praktischen Reflexion nach einer Handlung beschrieben.

Abbildung 1: Schritte der reflexiven Praxis (adaptiert nach Kolb, 1984)

Quelle: Fallarbeit in der Pflege (Schrems ,2013, S. 90)

7 Reflexion: das Nachdenken; Überlegung; prüfende Betrachtung (Duden.de, 2013, o. S.)

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6 Fallbesprechungsmethoden

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1. „Ausganspunkt ist das Festhalten bzw. Dokumentieren einer Beobachtung (was in

einer konkreten Situation geschehen ist) – Fallschilderung

2. Reflexion der Erfahrung - Der Reflexion liegen Erfahrungen der/des

Reflektierenden zugrunde. Sie entstehen aus der Vergangenheit und basieren auf

Fachwissen und auf Erfahrungen aus dem gegenwärtigen Handeln.

3. Analyse der Erfahrung – Die Erfahrungen werden in einem weiteren Schritt

analysiert und die dahinterliegenden mehr oder weniger subjektiven Theorien

expliziert8. Sie liefern eine Erklärung für das Verhalten in der reflektierenden

Situation.

4. Planung von Handlungen, die gesetzt werden sollen – Es werden Konsequenzen im

Sinne von Handlungen abgeleitet [...]“ (Schrems, 2013, S. 89).

6.3 Hermeneutische Fallbesprechungen

In hermeneutischen9 Fallbesprechungen geht es vorrangig nicht darum, einen „Fall“ oder

ein Problem zu lösen bzw. eine Entscheidung zu finden, sondern um das Verstehen eines

Falles, welches weiter handlungsleitend ist oder sein kann (vgl. Steinkamp & Gordijn,

2009, S. 280 f.). Die Hermeneutik ist eine Grundlage für die Arbeit am Fall und wird daher

im Kapitel Erkenntnisgewinn ausführlich beschrieben. Folgend wird die Methode der

hermeneutischen Fallbesprechung nach Durand (1999) vorgestellt und verdeutlicht .

1. „Analyse der problematischen Situation“ (Steinkamp & Gordijn 2009, S. 281).

- Vorstellung des vorliegenden Falles in Erzählform, Suche nach dem

„eigentlichen“ Problem durch die verschiedenen Persperktiven und Interpretationen

der Teilnehmer/innen.

2. „Ethischer Kontext, auf den die Situation verweist; Verantwortlichkeiten“

(Steinkamp & Gordijn 2009, S. 281).

8 explizieren: erklären, näher erläutern, darlegen, auseinandersetzen (Duden.de, 2013, o. S.) 9 hermeneutisch: deuten, auslegen, erklären (Duden.de, 2013, o. S.)

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6 Fallbesprechungsmethoden

13

- Gibt es moralisches Unbehagen, welche Empfindungen gibt es zu dem Fall, wie

sind die Verantwortlichkeiten verteilt, z.B. Aufsichtspflicht vs. Autonomie der

Bewohner/innen?

3. „Bestimmung verschiedener möglicher Szenarien“ (Steinkamp & Gordijn 2009, S.

281).

- Entwicklung von Theorien (Hypothesen) über das Problem.

4. „Debatte, Argumentation über die verschiedenen Szenarien“ (Steinkamp &

Gordijn 2009, S. 282).

- Welche Theorie ist für alle am stimmigsten und warum? Untermauerung durch

theoretischen Input – Lerneffekt.

5. „Vorschlag für das weitere Vorgehen“ (Steinkamp & Gordijn 2009, S. 282).

6.4 Ethische Fallbesprechungen

Ethische Fallbesprechungen sind in der Medizin und Pflege eine Möglichkeit, um in

ethisch/moralisch schwierigen Sitautionen (Dilemmata) Entscheidungen treffen zu können.

Gerade in der stationären Altenpflege ist der Spagat zwischen Aufsichtspflicht und

jemanden nicht zu Schaden kommen zu lassen sowie Autonomie und Freiheit als

Menschenrecht eine Herausforderung für das Pflegepersonal. Ethisch/Moralisch

schwierige Situationen können täglich entstehnen und bedürfen eines achtsamen

Umganges des Personales den Bewohner/innen gegenüber, aber auch mit sich selbst.

Ethische hinterfragte Entscheidungen, die in der Gruppe getroffen werden, lasten nicht auf

einer Person bzw. Personengruppe (z.B. Familie), sie können von allen getragen werden

und machen so oft schwierige Situationen für alle Beteiligten erträglicher. Ein Beispiel für

interdisziplinäre ethische Fallbesprechungen ist die Nimwegener Methode von Steinkamp

und Gordijn. Diese Methode „[...] wurde für Situationen entwickelt, in denen eine

Entscheidung getroffen werden soll“ (Steinkamp & Gordijn , 2009, S. 255). Sie basiert auf

einem strukturiertem, von einem/r Morderator/in geleiteten multidisziplinären Gespräch,

welches wie folgt abläuft (vgl. Steinkamp & Gordijn , 2009, S. 256):

1. „die Bestimmung des ethischen Problems

2. die Analyse der medizinischen, pflegerischen, sozialen, weltanschaulichen und

organisatorischen Fakten

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7 Beispiele zu Fallbesprechungen aus der Praxis

14

3. die Bewertung und Entwicklung von Argumenten aus dem Blickwinkel ethischer

Normen10

4. die Beschlussfassung einschließlich der Zusammenfassung der wichtigsten Gründe,

die zu ihr geführt haben“ (Steinkamp & Gordijn , 2009, S. 256).

Weitere Beispiele für Modelle zur ethischen Entscheidungsfindung von Verena Tschudin

(2007) und Marianne Rabe (2005), welche in der Pflege Anwendung finden, haben eben-

falls einen strukturierten, schrittweisen Ablauf, welcher sich stark am Pflegeprozess orien-

tiert. Allerdings sind diese Modelle monodisziplinär konzeptioniert. Tschudin (2007) über-

nimmt die vier Phasen des Pflegeprozesses: Problemdefinition, Planung, Durchführung

und Evaluation, und benennt zur jeweiligen Phase ethisch relevante Punkte, welche im

Kontext der Pflege beachtet werden müssen. Rabe (2007) erweitert die Problemdarstellung

in die Situations- und Kontextanalyse. Mögliche Verhaltensalternativen und die ethische

Reflexion sowie die sich daraus ergebenden Schlussfolgerungen können mit der Planungs-

phase im Pflegeprozess verglichen werden (vgl. Schrems, 2013, S. 119 ff.).

Die Wirksamkeit einzelner Modelle von Fallbesprechungen bzw. Fallarbeit in der Praxis

wurde bisher wissenschaftlich nicht belegt, so z.B. wurde nach der Einführung von ethi-

schen Fallbesprechungen oftmals nur die Veränderung für die Patienten/innen evaluiert.

Daher werden folgend wissenschaftlich begleitete Praxisprojekte aus der Pflege vorgestellt,

welche zum Teil auf den Grundlagen der zuvor angeführten Modelle basieren.

7 Beispiele zu Fallbesprechungen aus der Praxis

Im Rahmen von Pflegeforschungsprojekten zur Verbesserung der Versorgung von Men-

schen mit Demenz, wie InDemA oder QUIKK wurden Fallbesprechungen für den Einsatz

in der Praxis konzeptioniert, geschult, eingesetzt und wissenschaftlich begleitet. Trotz des

unterschiedlichem inhaltlichen Ablaufes der Fallbesprechungen und der Tatsache, dass die

Wirksamkeit von Fallbesprechungen im Projekt InDemA nur zweitrangig und im Projekt

10 Ethische Normen sind Sollsätze die moralisches Handeln beschreiben, z.B. der kategorische Im-

perativ von Immanuel Kant (1724-1804)

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7 Beispiele zu Fallbesprechungen aus der Praxis

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QUIKK nicht gesondert untersucht wurden, kamen die Forscher/innen zu dem Ergebnis,

dass Fallbesprechungen die Situation der zu Pflegenden sowie auch des Pflegepersonales

verbessern können (vgl. Buscher, Reuther, Holle, Bartholomeyczik, Vollmar, & Halek,

2011, S. 168). Im Folgenden werden zwei weitere Methoden für Fallbesprechungen, die

narrative11 und die Assessment gestützte Fallbesprechung und deren praktische Anwen-

dung vorgestellt.

7.1 Narrative Fallbesprechungen

In narrativen Fallbesprechungen, wie sie in dem Projekt QUIKK angewandt wurden, wer-

den die Fälle durch freies Erzählen beschrieben, es gibt keine inhaltlichen Strukturvorga-

ben. Eine Rollenverteilung wie in Kapitel 5 beschreiben, muss allerdings gegeben sein, um

der Fallbesprechung einen klaren und strukturierten Rahmen zu geben. Den theoretischen

Rahmen in narrativen Fallbesprechungen stellt die „Kollegiale Beratung“ dar. Auf Grund

der Fülle von Konzepten und Literatur von verschiedensten Autoren/innen zur kollegialen

Beratung und der dabei gleichzeitig großen Ähnlichkeit wird folgend die kollegiale Bera-

tung nach Tietze vorgestellt. Das Modell nach Tietze weist vor allem in der Struktur große

Parallelen zu Fallbesprechungen auf und ist daher für das grundlegende Verstehen von

Fallbesprechungen von Bedeutung. Zudem hat Tietze an dem praktischen Leitfaden zur

Einführung und Implementierung von Kollegialer Beratung in der Pflege von Kocks, Seg-

müller und Zegelin (2012) für die deutsche Gesellschaft für Pflegewissenschaft, Sektion

BIS mitgearbeitet, welcher auf seinem Konzept der Kollegialen Beratung basiert und damit

den Bogen zur Pflege gespannt.

7.1.1 Die kollegiale Beratung

Es gibt eine Vielzahl von Begriffen wie z.B. „[...] kollegiale Praxisberatung (Nold, 1998),

kollegiale Fallberatung (Kopp & Vonesch, 2003; Rimmasch, 2003), Intervision (Lipp-

mann, 2009), kollegiale Supervision (Rotering-Steinberg, 2001) [...] (Kocks, Segmüller,

Zegelin, 2012, S. 5), die synonym für „Kollegiale Beratung“ (Fallner & Grässlin, 1990;

Tietze, 2003) eingesetzt werden und welche sich in den Grundzügen wie folgt definieren

11 narrativ: erzählende, in erzählender Form darstellend (Duden.de, 2013, o. S.)

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7 Beispiele zu Fallbesprechungen aus der Praxis

16

lassen: Die Kollegiale Beratung ist ein Konzept für ein strukturiertes Beratungsgespräch in

einer gleichgestellten Gruppe von maximal zehn Personen, bei dem eine Person nach ei-

nem bestimmten Ablauf und einer klaren Rollenverteilung beraten wird. Das Ziel der kol-

legialen Beratung ist es, für eine konkrete berufliche Schlüsselfrage Lösungen zu entwi-

ckeln (vgl. Tietze, 2012, S. 11). Gekennzeichnet ist die kollegiale Beratung „[...] durch die

Arbeit in Gruppen, die Selbststeuerung ohne Externe, den festen Ablauf, die Transparenz

der Methodik und die Arbeits- und Rollenverteilung der Beteiligten [...] (Tietze, 2013, S.

11). Die kollegiale Beratung weist eine starke Ähnlichkeit mit Fallbesprechungen auf, der

Unterschied zeigt sich darin, dass in der kollegialen Beratung bewusst auf externe Berater

oder hierarchische Rollen- und Aufgabenverteilung verzichtet wird, da davon ausgegangen

wird, dass das in der Gruppe vorhandene Potential bzw. Wissen ausreicht, um eine Lösung

für das vorliegende Problem zu finden.

In der kollegialen Beratung werden die Rollen und Aufgaben bei jedem Beratungsgespräch

neu verteilt. Die zentralen Rollen in der kollegialen Beratung sind: Der/Die Moderator/in,

der/die Fallerzähler/in und der/die Berater/innen.

• Fallerzähler/in: schildert die persönliche Ausgangssituation und das Erleben derer

in Erzählform, formuliert den Klärungswunsch (Schlüsselfrage), beteiligt sich an

der Wahl für die Methode der Beratung, hört während der Beratung zu und nimmt

am Ende der Beratung Stellung zu den Vorschlägen.

• Moderator/in: leitet das Beratungsgespräch, übernimmt die allgemeinen Aufgaben

der Moderation ohne sich inhaltlich zu beteiligen, unterstützt die Teilnehmer/innen

bei der Formulierung derer Aussagen (Fallerzählung, Beratung), sorgt für Klarheit

und Verständnis.

• Berater/innen: hören während der Erzählung zu, können Verständnisfragen stellen,

beraten zur gestellten Schlüsselfrage entsprechend der gewählten Beratungsmetho-

de und in einer wertschätzenden respektvollen Grundhaltung (vgl. Tietze, 2012, S.

52 ff).

Weitere, aber nicht zwingend notwendige Rollen sind:

• Sekretär/in: protokolliert das Beratungsgespräch, was v.a. in der Phase der Bera-

tung für den/die Fallerzähler/in nützlich ist, um alle ihm/ihr angebotenen Lösungen

überdenken zu können.

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7 Beispiele zu Fallbesprechungen aus der Praxis

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• Prozessbeobachter/in: beobachtet den Ablauf und die Durchführung der gesamten

Beratung, gibt Feedback an die Rollenträger/innen, fördert die Weiterentwicklung

der Gesprächskultur (vgl. Tietze, 2012, S. 58 f).

Kollegiale Beratung ist ein systematisches Gespräch, welches sich in sechs Phasen gliedert

und ca. 35 bis 45 Minuten dauern sollte (vgl. Tietze, 2012, S. 60). Die folgende Darstel-

lung (Abb. 2) der Phasen und deren Inhalt sollen den systematischen Prozess verdeutli-

chen.

Phase Inhalt Zeit aktive Rollen

1. Casting Rollenverteilung 5 Minuten

2. Spontanerzählung Schilderung der zu besprechen-den Situation

10 Minuten Fallerzähler/in, Moderator/in

3. Schlüsselfrage Fallerzähler/in benennt die Schlüsselfrage, den Klärungs- bzw. Beratungswunsch.

5 Minuten Fallerzähler/in, Moderator/in

4. Methodenwahl Auswahl der Beratungsmethode, z.B. Brainstorming, Kopfstand-Brainstorming, gute Ratschläge, Resonanzrunde, Mitteilen ähnli-cher Erlebnisse.

5 Minuten Fallerzähler/in, Moderator/in Berater/innen

5. Beratung

Beratung entsprechend der ge-wählten Methode

10 Minuten Moderator/in Berater/innen

6. Abschluss Bewertung der Lösungsvorschlä-ge, Ausblick, Resümee

5 Minuten Fallerzähler/in, Moderator/in

Abbildung 2: Kurzübersicht über die Phasen der kollegialen Beratung

Quelle: Eigene Darstellung (in Anlehnung an Tietze, 2012, S. 114; Kocks, Segmüller, & Zegelin, 2012, S. 8)

Die kollegiale Beratung ist zwar eine systematische Gesprächsmethode, welche allerdings

durch die ständig wechselnden Rollen immer wieder unterschiedliche Verläufe, Inhalte

und Ergebnisse erbringen wird. Die Rolle des/der Moderator/in ist in diesem Gesprächs-

verfahren eine tragende, wenn nicht zu sagen schwierige. Durch die sehr offene Gestaltung

der kollegialen Beratung bedarf es guter kommunikativer Fähigkeiten um ein solches Ge-

spräch moderieren zu können.

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7 Beispiele zu Fallbesprechungen aus der Praxis

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7.2 Assessment gestützte Fallbesprechungen

In Assessment gestützten12 Fallbesprechungen, wie z.B. im Projekt InDemA, werden Fälle

mittels den Ergebnissen von Assessmentinstrumenten vorgestellt. Das heißt, dass die fall-

vorstellende Person sich im Vorfeld mit dem Fall auseinander gesetzt und bestenfalls Be-

obachtungen bereits verschriftlicht hat, wodurch ein Fall klarer und nachvollziehbarer dar-

gestellt werden kann. Prinzipiell kann jedes Assessment, das dazu dient, einen Fall klar

und strukturiert vorzustellen, in einer Fallbesprechung eingesetzt werden. Im Projekt In-

DemA wurde IdA13 verwendet. Dies ist ein strukturierter „[...] Leitfaden mit dem die Ur-

sachen bzw. Auslöser für herausforderndes Verhalten erfragt werden“ (Bratholomeyczik,

Halek, & Hardenacke, 2010, S. 192). Bei der Evaluierung des Projektes InDemA haben

93% der Befragten angegeben, dass die Verwendung von IdA eine sinnvolle Unterstützung

für die Strukturierung von Fallbesprechungen darstellt (vgl. Bratholomeyczik, Halek, &

Hardenacke, 2010, S. 192). Auf Grund der Komplexität des Assessmentinstruments IdA ist

es nicht möglich, es im Rahmen dieser Arbeit vorzustellen.

Die Studienergebnisse aus den Leuchtturmprojekten QUIKK und InDemA deuten darauf

hin, dass Pflegende in bzw. aus Fallbesprechungen lernen und dass, durch den Transfer

von Wissen neue Handlungsroutinen geschaffen werden können. Dieser Wissenstransfer

bzw. die Lernprozesse in Fallbesprechungen und die Auswirkungen von Fallbesprechun-

gen auf herausforderndes Verhalten von Menschen mit Demenz werden aktuell in der Stu-

die FallDem14 am Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) un-

tersucht (vgl. Buscher, Reuther, Holle, Bartholomeyczik, Vollmar, & Halek, 2011).

Im Rahmen dieser Arbeit soll erwähnt sein, dass das in Vorarlberg derzeit zur Qualitäts-

förderung eingesetzte Assessmentinstrument BESA (Bewohner- Einstufungs- und Abrech-

nungssystem) in Assessment gestützten Fallbesprechungen eingesetzt werden könnte.

BESA ist ein in der Schweiz von Cura Viva entwickeltes System zur Ressourcenklärung,

Zielvereinbarung, Leistungsverrechnung und Qualitätsförderung (Cura Viva, 2007, o. S.).

Es beinhaltet Assessments zur Darstellung der Dimensionen des täglichen Lebens aus der

Sicht der Bewohner/innen (Befragung) und Beobachtungen des Pflegepersonals, woraus

sich eine individuelle und ressourcenorientierte Betrachtung der Bedürfnisse der Bewoh-

12 Assessment im Kontext der Pflege: eine Einschätzung die standardisiert, strukturiert oder qualitativ vorge-

nommen wird (vgl. Bartholomeyczik, 2013, S. 14) 13 IdA: Innovatives demenzorientiertes Assessmentsystem 14 FallDem: Projekt Fallbesprechungen bei Menschen mit Demenz

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8 Erkenntnisgewinn in Fallbesprechungen

19

ner/innen ergibt. Dieses Assessmentinstrument liefert also eine umfassende Beschreibung

der Bedürfnislage eines/r Bewohner/in, welche im Rahmen einer Fallbesprechung zur

strukturierten Fallvorstellung genützt werden könnte.

Unabhängig von empirischen Ergebnissen können auf Basis lern- und erkenntnistheoreti-

scher Ansätze einige Grundannahmen zum Erkenntnisgewinn in Fallbesprechungen abge-

leitet werden. Diese werden im nachfolgenden Kapitel vorgestellt.

8 Erkenntnisgewinn in Fallbesprechungen

In Fallbesprechungen wird Wissen transferiert bzw. neue Erkenntnisse15 gewonnen, so die

Annahme im Projekt FallDem. In einem Artikel zum kollektiven Lernen in Fallbespre-

chungen schreiben Buscher et al: „Lernprozesse im Rahmen von Fallbesprechungen zielen

darauf, dass das Wissen (die Dimension der Erfahrung eingeschlossen) der unterschiedli-

chen Teilnehmer in einem kommunikativen Prozess ausgetauscht, zu einem kollektiven

Wissen potenziert und in die Situationsanalyse systematisch einbezogen wird“ (Buscher,

Reuther, Holle, Bartholomeyczik, Vollmar, & Halek, 2011, S. 175). Folgend wird die

Grundlage von Erkenntnisentwicklung und Wissenstransfer in Fallbesprechungen anhand

von lern- und erkenntnistheoretischen Ansätzen dargestellt.

8.1 Hermeneutisches Fallverstehen

Das hermeneutische Fallverstehen ist ein erkenntnistheoretischer Ansatz, welcher auf der

Kunst und Wissenschaft der Auslegung, der Hermeneutik basiert. Die Hermeneutik hat

ihre Wurzeln in der griechischen Philosophie und leitet sich vom Wort „hermeneuein“:

auslegen, deuten und erklären ab, welches auf den Götterboten Hermes aus der Mytholo-

gie, der die Botschaften der Götter für die Menschen überbrachte und vermittelte, zurück-

zuführen ist. Das Ziel der Hermeneutik ist das sinnhafte Deuten von Phänomenen oder

Sachverhalten vor dem Hintergrund eines Kontextes, auf der Grundlage des Verstehens

von Symbolen und Zeichen, das heißt: Text, Sprache, Mimik, Gestik und Handlungen (vgl.

15 Erkenntnis: durch geistige Verarbeitung von Eindrücken gewonnene Einsicht (Duden.de, 2013, o. S.)

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8 Erkenntnisgewinn in Fallbesprechungen

20

Jung, 2001, S. 20 ff.). Als erkenntnistheoretische Grundlage für Fallbesprechungen sind

vor allem die philosophische Hermeneutik nach Gadamer und das hermeneutische Grund-

prinzip der Auslegung nach Heidegger von Bedeutung.

8.1.1 Die philosophische Hermeneutik nach Gadamer

Gadamer, ein Schüler Heideggers, verband die philosophische Hermeneutik mit der Phä-

nomenologie, einer philosophischen Methode, deren Ziel es ist die Erfahrungen und Erleb-

nisse von Menschen in ihrer eigenen Welt zu verstehen (vgl. Mayer, 2002, S. 74; Schrems,

2008, S. 151). Gadamer versteht die Hermeneutik als Kunst der Interpretation und des

Verstehens, wobei das Vorverständnis (aktuelles Wissen aus Ausbildung und Erfahrung,

Prägung, Werte, Einstellungen) der verstehenden Person von großer Bedeutung ist, denn es

bestimmt was wahrgenommen wird. Die Reflexion des individuellen Vorverständnisses ist

grundlegend für jede professionelle Interpretation und damit ein wichtiger Bestandteil des

hermeneutischen Zirkels als ein Grundprinzip der Auslegung (vgl. Schrems, 2008, S. 151;

2013, S. 49 ff.).

8.1.2 Das hermeneutische Grundprinzip der Auslegung

Der deutsche Philosoph Martin Heidegger hat in seinem Werk „Sein und Zeit“ (1927) den

hermeneutischen Zirkel als Konzept zur Auslegung von Phänomenen in der hermeneuti-

schen Philosophie beschrieben. Das Ziel der Auslegung ist das Verstehen des Anderen,

einerseits der vorliegenden „Gegebenheit“ und andererseits der Bedeutung dieser „Gege-

benheit“ für das Gegenüber. Da das Verstehen einer Person aber fest an deren Vorver-

ständnis gebunden ist, kann keine hundertprozentig übereinstimmende Deutung eines Phä-

nomens zwischen der unmittelbar erlebenden Person und der beobachtenden Person, die

das Erleben der andern Person erlebt, erreicht werden. Diese Tatsache wird als hermeneuti-

sche Differenz bezeichnet. Sehr vereinfacht heißt dies: Man kann die Welt nicht durch die

Augen eines Anderen, sondern nur durch die eigenen wahrnehmen. Durch die Auslegung

entlang des hermeneutischen Zirkels kann diese Differenz verringert werden und sich das

beobachtende Individuum dem erlebenden Individuum annähern. Wichtig ist, dass das

Phänomen nicht nur zur Vertiefung des Verstehens sondern auch im Kontext der Gesamt-

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8 Erkenntnisgewinn in Fallbesprechungen

21

heit der Lebenswelt16 des betroffenen Individuums betrachtet und ausgelegt wird. Die fol-

gende Darstellung des hermeneutischen Zirkels (Abb. 3) und das darauf folgende Beispiel

soll dies verdeutlichen. (vgl. Schrems, 2008, S. 157; 2013, S. 51 f ; Nerheim, 2001, S. 326)

Abbildung 3: Auslegung eines Pflegephänomens entlang des hermeneutischen Zirkels

Quelle: eigene Darstellung (vgl. Schrems, 2013, S 54 ff.)

Am Beispiel einer Fallbesprechung in der praktischen Anwendung könnte sich der Er-

kenntnisprozess einer teilnehmenden Pflegeperson entlang des hermeneutischen Zirkels

wie folgend gestalten:

Vorverständnis (V) und Hypothesenbildung (H)

Eine Pflegeperson teilt in der Fallbesprechung ihre Sicht zum aktuellen Fall mit, welche

sich aus dem Vorverständnis (V) ergibt. Daraus entsteht die erste Hypothese17 (H) zu dem

Pflegephänomen. Durch die Beiträge der anderen Teilnehmer/innen (Informationserweite-

rung und Reflektion) verändert sich das Vorverständnis der Pflegeperson (V1), woraus

diese möglicherweise eine neue Hypothese (H1) entwickelt oder die bestehende modifi-

ziert. Durch den Beitrag eines/r Pflegeexperten/in erlangt die Pflegeperson eventuell neues

Wissen, das für den Fall relevant ist (Wissenserweiterung und Reflektion), wodurch sich

16 Lebenswelt: persönliches Umfeld; Welt, in der sich jemandes Leben abspielt (Duden.de, o. S.) 17 Hypothese: von Widersprüchen freie, aber zunächst nicht bewiesene Aussage, Annahme (von Gesetzlich-

keiten oder Tatsachen) als Hilfsmittel für wissenschaftliche Erkenntnisse (Duden.de, o. S.)

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8 Erkenntnisgewinn in Fallbesprechungen

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ihr Vorverständnis (V2) erneut verändert und sich daraus wiederum eine neue bzw. modi-

fizierte Hypothese (H2) ergeben kann (vgl. Schrems, 2013, S. 53 ff. ).

Bedeutungszuschreibung (B) und Auslegung im Kontext der Lebenswelt (LW)

Im Weiteren wird das vorliegende Pflegephänomen im Hinblick auf dessen Bedeutung für

den betroffenen Menschen und in dessen Lebenswelt entlang des hermeneutischen Zirkels

besprochen. Bedeutung und Lebenswelt stehen in wechselseitiger Beziehung zueinander,

die Bedeutung eines Phänomens (B) in der derzeitigen Lebenswelt (LW), kann durch Ver-

änderung dieser (LW1) zu einer neuen Bedeutungszuschreibung (B1) führen. Wodurch

sich wiederum die Lebenswelt (LW2) der betroffenen Person verändern kann (vgl.

Schrems, 2013, S. 53 ff. ).

Die Hermeneutik bzw. der hermeneutische Zirkel ist ein Grundmodell des Erkenntnisge-

winnes und damit auch ein Grundlage für lerntheoretische Modelle, wie z.B. dem prob-

lemorientierten/-basierten Lernen, welches im Folgenden vorgestellt wird.

8.2 Problemorientiertes/-basiertes Lernen

Die Bezeichnungen problemorientiertes Lernen (POL), problembasiertes Lernen (PBL)

oder problemlösendes Lernen werden in der Literatur oft synonym verwendet (Fischer,

2004; Zumbach, 2003; Moust, Bouhuijs, & Schmidt, 1999). Alle genannten Formen basie-

ren auf konstruktivistischen Lerntheorien, die das Lernen am Problem und das Potential

der Lernenden als Ausgangslage haben. In Fallbesprechungen besteht die gleiche

Ausgangslage wie im POL, ein komplexes Problem und eine Gruppe, die ihr Potential zur

Lösung dessen mitbringt, womit einerseits das Lernen in Fallbesprechungen erklärt und

andererseits dargestellt werden kann, worauf das Lernen bzw. der Erkenntnisgewinn in

Fallbesprechungen basiert. In der Pflegeausbildung stellt POL einen wichtigen Bestandteil

dar, da für den späteren Berufsalltag wichtig Kompetenzen wie Analyse-, Interpretations-

fähigkeit und die Fähigkeit zur Integration von Wissen durch problembezogenes reflektie-

rendes Lernen entwickelt werden können. Das Ziel von POL ist es, bei den Lernenden

durch aktives Lernen anhand eines Fallbeispiels einen Erkenntnisprozess herbeizuführen.

(vgl. Fischer, 2004, S. 19). Ein in der Pflegeausbildung weit verbreitetes Konzept des POL

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8 Erkenntnisgewinn in Fallbesprechungen

23

ist der „Siebensprung“ nach Moust, Bouhuijs, & Schmidt (1999). Dabei handelt es sich um

„[...] eine systematische, schrittweise Herangehensweise an Problemaufgaben [...]“

(Fischer, 2004, S. 29) in Kleingruppen, welche ebenso wie in Fallbesprechungen eine

zentrale Rollenverteilung aufweist. Die nachfolgende Darstellung (Abb. 4) zeigt die sieben

Schritte der, danach benannten Siebensprungmethode und die Zeilsetzung jedes

aufeinander folgenden Schrittes. Die Bearbeitung der Schritte erfolgt überwiegend in der

Gruppe, nur Schritt 6 wird als Selbststudium durchgeführt. Da die Ziele der einzelnen

Schritte und damit auch deren inhaltliche Gestaltung selbsterklärend sind, wird hier nicht

weiter darauf eingegangen. Moust et al beschreiben die Einhaltung und Reihenfolge der

einzelnen Schritte als wichtig, „ [...] um aus einem Problem möglichst viel zu lernen.“

(Moust, Bouhuijs, & Schmidt, 1999, S. 22)

Abbildung 4: Die Schritte des Siebensprungs (Moust et al, 1999) und deren Zielsetzung

Quelle: Fischer (2004, S. 31)

Fischer (2004) nennt eine Gruppengröße von sechs bis zehn, Steiner (2004) eine

Gruppengröße von acht bis zwölft Personen. Moust et al schreiben zu der Gruppengröße

wie folgt: „[...] in Gruppen von mehr als zehn Mitgliedern hat der einzelne Teilnehmer

nur begrenzte Möglichkeiten, einen aktiven Beitrag zu leisten“ (Moust, Bouhuijs, &

Schmidt, 1999, S. 7). Zu den zentralen Rollen einer POL-Gruppe gehören: Der/Die

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8 Erkenntnisgewinn in Fallbesprechungen

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Gesprächsführer/in (Moderator/in), der/die Protokollat/in, welche aus der Lerngruppe

kommen, und der/die Tutor/in, welche/r ausserhalb der Gruppe agiert und meist von einer

Lehrperson übernommen wird (vgl. Moust, Bouhuijs, & Schmidt, 1999, S. 11 ff.). In

Fallbesprechungen könnte diese Rolle als die einer externen beratenden Person oder

Experten/in angesehen werden. Den zentralen Rollen sind Aufgaben zugeschrieben,

welche für den systematischen Ablauf des POL tragend sind.

• Der/Die Moderator/in: hat aufgabenorientierte Funktionen, wie Organisation der

Lerngruppe (Raum, Material, Ablauf, usw.) und gruppenorientierte Funktionen,

wie das Leiten der Lerngruppe, sodass alle Gruppenmitglieder sich beteiligen.

Er/Sie sorgt für die Einhaltung von Absprachen und Rahmenbedingungen und

strukturiert die Erarbeitungsprozesse. Der/die Moderator/in sollte sich nicht an

inhaltlichen Beiträgen beteiligen, um aus einer neutralen Position agieren zu

können.

• Der/Die Protokollant/in: sammelt Beiträge, visualisiert sie und fasst diese

zusammen, gestaltet die Dokumentation nachvollziehbar, unterstützt den/die

Moderator/in bei Bedarf bei der Vorbereitung und in der Lerngruppe, sodass keine

Beiträge verloren gehen.

• Der/Die Tutor/in: ist die Lernbegleitung der Gruppe, sie dient der Förderung des

Lernprozesses. Er/Sie soll bei der Umsetzung der Methode unterstützen, die

gesamte Gruppe beobachten und begleiten und durch Rückmeldungen die

Entwicklung der Gruppe fördern (vgl. Stöhr, 2010, S. 617; Moust, Bouhuijs, &

Schmidt, 1999, S. 13 ff.).

Moust et al beschreiben auch die Rollenverteilung innerhalb der Gruppe, welche von den

Persönlichkeiten in der Gruppe abhängt. Diese informellen Rollen gibt es in jeder Gruppe

und prägen auch das Lernen im Team. „Ein Team ist eine leistungsorientierte Gruppe mit

gemeinsamer Zielsetzung [...]“, welches zudem eine „[...] intensive wechselseitige

Beziehung und Interaktion sowie einen ausgeprägten Gemeinschaftssinn und einen starken

Gruppenzusammenhalt“ aufweist (Vergnaud, 2004, S. 3).

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8 Erkenntnisgewinn in Fallbesprechungen

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8.3 Lernen im Team oder kollektives Lernen

Team-Lernen ist eine Form des informellen Lernens, weshalb folgend in Grundzügen

zuerst auf das informelle Lernen und darauf aufbauend auf das Team-Lernen eingegangen

wird.

8.3.1 Informelles Lernen

Informelles Lernen ist vergleichsweise noch eine junge Lerntheorie, welche aber im

Zusammenhang mit Wirtschaftsprozessen immer mehr an Bedeutung gewinnt. Eine

einheitliche Definition für informelles Lernen gibt es nicht. Die in der europäschische

Union gültige Definition für informelles Lernen in der Bildungsdiskussionen lautet wie

folgt: „[...] Lernen, das im Alltag, am Arbeitsplatz, im Familienkreis oder in der Freizeit

statt findet. Es ist (in Bezug auf Lernziele, Lernzeit oder Lernförderung) nicht strukturiert

und führt überlicherweise nicht zur Zertifizierung. Informelles Lernen kann zielgerichtet

sein, ist jedoch in den meisten Fällen nichtintentional18 [...]“ (Europäsche Kommision,

2001, zit. n. Overwien, 2009, S. 26). Vereinfacht gesagt, ist informelles Lernen das Lernen

im Leben, welches nicht bewusst initiert wird, sondern sich durch Wahrnehmung,

Erfahrung und Reflexion ergibt. Buscher, Reuther, Holle, Bartholomeyczik, Vollmar, &

Halek (2011) beschreiben Fallbesprechungen als „ [...] eine mögliche Methode des

informellen Lernens in Teams [...]“ (Buscher, Reuther, Holle, Bartholomeyczik, Vollmar,

& Halek, 2011, S. 173).

8.3.2 Team-Lernen

Team-Lernen ist informelles Lernen im Team im Kontext von Arbeit, Aus- und

Weiterbildung und hat deshalb auch eine wichtige Bedeutung in der Theorie der

lerndenden Organisation nach Senge (1990). Senge definiert Team-Lernen als den „[...]

Prozess, durch den ein Team seine Fähigkeiten, die angestrebten Ziele zu erreichen,

kontunierlich ausrichtet und erweitert“ (Senge, 2008, S. 287). Team-Lernen bietet die

Chance, sich als Team und Organisation gemeinsam weiter zu entwickeln. Grundlegend

für das Team-Lernen ist ein Team, das an „einem Strang zieht“ bzw. eine gemeinsame

Vision hat. Wesentlich ist, dass diese Vision für alle Mitglieder stimmig sein muss, sie

18 intentional: zweckbestimmt, zielgerichtet (Duden.de, o. S.)

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8 Erkenntnisgewinn in Fallbesprechungen

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müssen sich damit identifizieren können, es gilt den kleinsten gemeinsammen Nenner zu

finden, denn nur dann können alle Talente zur Verwirrklichung der Vision genutzt werden,

ohne dass die Meinung eines Mitgliedes unterdrückt wird bzw. die eines anderen

Mitgliedes Übermacht erhält. Team-Lernen beinhaltet drei wesentliche Bereiche:

1. „Das Nachdenken über komplexe Fragen und das Gewinnen neuer Einsichten,

indem Teams lernen, sich das unterschiedliche Wissen der Teammitglieder zunutze

zu machen.

2. Innovatives koordiniertes Handeln durch Teamvertrauen, indem die

Teammitglieder wissen und darauf vertrauen was jeder Einzlne kann.

3. Lernende Teams fördern andere Teams indem sie die Praktiken und Fertigkeiten

des lerndenden Teams verbreiten“ (Buscher, Reuther, Holle, Bartholomeyczik,

Vollmar, & Halek, 2011, S. 174).

Eine weitere Vorausetzung für Team-Lernen ist das Beherrschen der zwei

Gesprächmethoden in Teams: Den Dialog und die Diskussion. Beide Formen sind für

einen produktiven Prozess notwendig und bedürfen eines gezielten Einsatzes.

• Der Dialog ist das laute Nachdenken, das Reden und Zuhören zu einer bestimmten

Fragestellung. Es gilt neue Einsichten zu gewinnen. Als soziale Grundeinstellung

gilt Respekt und Achtsamkeit.

• Die Diskussion ist die Darlegung und Verteidigung von bestehenden Ansichten. Es

gilt für die dargelegten Ansichten die besten Argumente vorzubringen. Als soziale

Grundeinstellung gilt Macht (vgl. Senge, 2008, S. 288).

Das Team-Lernen ist eine kollektive Disziplin, was aber nicht heißt, dass individuelle

Fertigkeiten und Kenntnisse unbedeutend sind. Jedes Teammitglied soll und muss sich

selbst bewusst und treu bleiben, nur so kann die gemeinsame Vision (das Ziel) auch zur

persönlichen Vision (zum Ziel) werden. Häufig wird Team-Lernen allerdings durch

sogenannte Abwehrroutinen, also den gewohnheitsgemäßen Reaktionen des Individuums

auf Probleme um sich vor Bedrohung zu schützen, erschwert (vgl. Buscher, Reuther,

Holle, Bartholomeyczik, Vollmar, & Halek, 2011, S. 174). So zum Beispiel reagieren

Teammitglieder in Konfliktsituationen sehr unterschiedlich, jemand fühlt sich angeriffen

und verteitigt sich, der/die Nächste fühlt sich angegriffen und zieht sich zurück und der/die

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9 Resümee

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Dritte kann gar nicht verstehen, warum dies für die anderen ein Konflikt ist. Auch

Unwissenheit und Überforderung können gerade im Arbeitszusammenhang als bedrohlich

empfunden werden und zu solchen Abwehrmechanismen führen. Ziel des Team-Lernens

ist es nicht, diese nur allzu menschlichen Reaktionen zu unterdrücken, sondern sie durch

Erkundung und Reflexion zu ergründen und die daraus gewonnene „Energie“ in die

Teamarbeit einfließen zu lassen.

9 Resümee

Abschießend möchte die Autorin ihren persönlichen Erkenntnisgewinn aus der Erstellung

dieser Arbeit vorstellen. Das Ziel ist die Beantwortung der anfänglichen Fragestellung:

Auf welchen wissens- und lerntheoretischen Hintergrund basieren Fallbesprechungen,

welche Fallbesprechungsmethoden gibt es und welche Voraussetzungen sollten für die

Einführung von Fallbesprechungen im SZ Laurentiuspark SeneCura Bludenz gegeben sein.

9.1 Erkenntnisse aus der Literaturrecherche

Wie in den Kapiteln 5 bis 8 vorgestellt zeigt sich, dass Fallbesprechungen einen fundierten

theoretischen Hintergrund haben. Die Arbeit am Fall stellt die Grundlage für

Fallbesprechungen dar. Aus der Literaturrecherche hat sich ergeben, dass vor allem die

Triage aus hermeneutischem Verstehen, problemorientiertem/-basiertem Lernen und

Team-Lernen den Erkenntnisgewinn in Fallbesprechungen ausmachen. Das

Zusammenspiel dieser Komponenten ermöglicht eine niederschwellige Lernsituation in der

Gruppe, bei der die Teilnehmer/innen einer Fallbesprechung miteinander und voneinander

lernen können und sich daraus ein neues und meist umfassendes Fallverstehen ergibt. Aus

der Sicht der Autorin ist dieses Fallverstehen das Ziel bzw. die elementare

Weiterentwicklung der Teilnehmer/innen in einer Fallbesprechung. Ein komplexer Fall

kann mit verschiedenen Methoden, aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet und

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analysiert werden, wodurch sich eine unverstandene, mitunter schwierige Situation in eine

verstandene und möglicherweise lösbare bzw. annehmbare Situation wandeln kann.

Fallbesprechungen können ein wertvolles Instrument zur Entwicklung einer Organisation

bzw. eines Teams sein. In Fallbesprechungen kann das eigene Handeln und Denken

reflektiert und somit die Weiterentwicklung der Handlungskompetenz der

Mitarbeiter/innen gefördert werden, woraus sich letztendlich eine Verbesserung der

Betreuungssituation für die Bewohner/innen ergeben kann. Diese Eigenreflektion bedarf

gewisser fachlicher Kompetenzen, welche auch für das Fallverstehen von Bedeutung sind:

Kritisches und vernetztes Denken sowie die Fähigkeit, eine Gegebenheit im Kontext

deuten und auslegen zu können. Genauso wichtig wie die fachlichen, sind die sozialen

Kompetenzen der Mitarbeiter/innen. Eine wertschätzende Grundhaltung und das Interesse

am Aufbau einer ehrlichen Beziehung zu den Bewohner/innen sind Voraussetzung für die

Arbeit am Fall, denn Fallarbeit ist Beziehungsarbeit.

Fallbesprechungen können ein emotionales Entlastungsangebot für die Mitarbeiter/innen

darstellen. Sie bieten Zeit und Raum für einen bewussten Austausch, in dem sich ein Team

gegenseitigen Halt und Anerkennung geben kann.

Intra- sowie auch interdisziplinäre Fallbesprechungen sind Teamarbeit, sie können die

Teamkultur stärken und auch die Zusammenarbeit z.B. mit Fach- und Hausärzten fördern.

Fallbesprechungen setzten ein in gewissem Maße „funktionierendes“ Team voraus. Im

Rahmen einer Fallbesprechung könnten Konflikte oder Uneinigkeiten sowie

Verständigungsschwierigkeiten innerhalb eines intra- und interproffesionellen Teams zu

Tage treten, welche mitunter den Fall erst zum Fall werden lassen. Somit bieten

Fallbesprechungen auch die Chance, strukturelle bzw. organisatorische Defizite

aufzuzeigen und einen Veränderungsprozess in die Wege zu leiten.

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9 Resümee

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9.2 Voraussetzungen für eine erfolgreiche Implementierung von Fallbesprechungen im SZ Laurentiuspark SeneCura Bludenz

Aus der Erstellung dieser Arbeit ergeben sich für die Autorin folgende wichtige Punkte für

die erfolgreiche Implementierung von Fallbesprechungen im SZ Lauerntiuspark SeneCura

Bludenz.

9.2.1 Organisatorische Voraussetzungen

Als grundlegend für die Einführung von Fallbesprechungen gilt es organisatorische und

strukturelle Rahmenbedingen sowie den finaziellen Rahmen für deren Ein- und

Durchführung mit der Geschäfts- bzw. Pflegedienstleitung zu vereinbaren. Zu diesen

Rahmenbedingungen zählen:

• Räumlichkeiten

• Zeit- und Personalressourcen

• Schulunges-, Fort- und Weiterbildungmaßnahmen

• Auswahl und Schulung der Fallmoderatoren/innen

• Planung der Einführungsphase

• Planung der Durchführungsintervalle

9.2.2 Personelle Vorrausetzungen

Bei den personellen Rahmenbedingungen sind zwei Komponenten besonders zu beachten.

Einerseits die kognitiven und fachlichen Anforderungen an die Pflegefachkräfte und ande-

rerseits die Anforderungen an deren Werte und Grundhaltungen. Um eine erfolgreiche

Fallbesprechung abhalten zu können, braucht es Pflegekräfte, die in der Lage sind, wichti-

ge Informationen zu sammeln, Phänomene zu beobachten und diese zu beschreiben sowie

die Erkenntnisse daraus zu vernetzen und in einem Kontext zu deuten.

Das Beherrschen des kritischen Denkens ist im personellen „Mischwald“ der Pflege sicher

nicht bei allen Mitarbeiter/innen gleich ausgeprägt. Umso wichtiger ist die Rolle eines/r

geschulten Fallmoderators/in, welche/r die Fallbesprechung leitet und steuert.

Eine einheitliche Sprache in der Pflege ist sowohl Ergebnis als auch in gewissem Maße

Voraussetzung für die erfolgreiche Abhaltung einer Fallbesprechung. Es erleichtert eine

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Fallbesprechung ungemein, wenn alle Beteiligten die selbe „Sprache“ sprechen und damit

verstehen was der/die Andere damit aussagen will. Dies kann durch Instrumente wie z.B.

BESA gefördert werden.

Daraus ergeben sich folgende wichtige Punkte an die personellen Anforderungen:

• Einheitlichkeit der Werte und Grundhaltungen des Personals

• Fachliche und kognitive Basisfähigkeiten des Pflegepersonals

• Einheitliche Sprache in der Pflege

9.3 Ausblick

Abschließend möchte die Autorin einen Ausblick auf die Implementierung von Fallbespre-

chungen im SZ SeneCura Laurentiuspark Bludenz geben.

Die betriebliche Führungsebene hat sich bereits zur Einführung von Fallbesprechungen als

einen weiteren Schritt zur Qualitätssicherung entschlossen. Einige der zuvor genannten

Voraussetzungen für eine erfolgreiche Implementierung von Fallbesprechungen sind be-

reits gegeben, so z.B. gibt es einheitliche Werte und Grundhaltungen, die auch im Pflege-

alltag gelebt werden und das ehrliche Interesse des Pflegepersonals gegenüber den Bewoh-

ner/innen ist spürbar. Durch die Einführung und Umsetzung von BESA, bei dessen Prozess

alle Pflegefachkräfte beteiligt sind, hat eine Vereinheitlichung der Sprache in der Pflege

sowie Entwicklung in Richtung Fallverstehen statt gefunden. Mit der Einführung von Fall-

besprechungen soll dieser Entwicklungsprozess weitergeführt werden. Aufbauend auf die-

ser Arbeit als Grundlagenrecherche startet die nächste Projektphase im Frühjahr 2014 mit

der Schulung der ersten Fallmoderatoren/innen.

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Handout:

Cura Viva (2007). BESA Einschulungshandout Version 3.0 von Cura Viva, Verband Heime und Institutionen Schweiz