Faltblatt allgemein aussen - … · Das Tier in Film und Fernsehen ist weltweit ein Symbol für...

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Interkultureller Vergleich der Mensch-Tier-Beziehung Eine Studie der Stiftung Bündnis Mensch & Tier mit freundlicher Unterstützung der Goethe-Institute Bremen, Hamburg und München München 2009 Bündnis Mensch & Tier

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Bündnis Mensch & Tier/ Studie Interkultureller Vergleich der Mensch-Tier-Beziehung 2009

Interkultureller Vergleich der

Mensch-Tier-Beziehung

Eine Studie der Stiftung Bündnis Mensch & Tier mit freundlicher Unterstützung der Goethe-Institute Bremen, Hamburg und München

München 2009

Bündnis Mensch & Tier

Bündnis Mensch & Tier/ Studie Interkultureller Vergleich der Mensch-Tier-Beziehung 2009

Die Stiftung engagiert sich für die nachhaltige Förderung der Mensch-Tier-Beziehung auf der Grundlage der artgemäßen Tierhaltung und des tiergerechten und respektvollen Umgangs mit dem Individuum Tier. Das Ziel des Stiftungsengagements ist eine nachhaltige Entwicklungsförderung der verbesserten Beziehung zwischen Mensch und Tier im Sinne einer zukunftsweisenden Veränderung in der Beziehung des Menschen zu seiner Umwelt. Die Stiftung erreicht ihre Ziele unter anderem durch die Förderung des interdisziplinären wissenschaftlichen Dialogs, die Förderung von Begegnungsstätten für Mensch & Tier, ein differenziertes Beratungs- und Weiterbildungsangebot, sowie den Aufbau einer Fachbibliothek und eines Dokumentationszentrums. Bündnis Mensch & Tier unterstützt insbesondere die interdisziplinäre Diskussion und Erforschung der Mensch-Tier-Beziehung mit folgenden Schwerpunkten: • Studien • Interdisziplinäres Forschungsportal • Wissenschaftliche Kolloquien Für eine kontinuierliche Dokumentation der Mensch-Tier-Beziehung in der Gesellschaft wird Bündnis Mensch & Tier in regelmäßigen Abständen bundesweite Studien durchführen und die Ergebnisse Forschung und Öffentlichkeit zur Verfügung stellen. Herausgeber Bündnis Mensch & Tier Luganoweg 15 81475 München [email protected] www.buendnis-mensch-und-tier.de Lektorat: Oda Rauch © Bündnis Mensch & Tier, München 2009 Mit freundlicher Unterstützung durch die Goethe-Institute Bremen, Hamburg und München Studienleiterin Dr. Carola Otterstedt ist Geisteswissenschaftlerin und Verhaltensforscherin. Sie arbeitet seit den 90er Jahren intensiv zu den Themen inner- und zwischenartliche Kommunikation, sowie tiergestützte Pädagogik & Therapie. Otterstedt ist Autorin, bzw. Herausgeberin zahlreicher Publikationen zur Mensch-Tier-Beziehung. 2007 begann sie mit dem Aufbau der Stiftung Bündnis Mensch & Tier, der sie heute als Leiterin vorsteht.

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Studie 2009 Interkultureller Vergleich der Mensch-Tier-Beziehung

Bündnis Mensch & Tier

Bündnis Mensch & Tier/ Studie Interkultureller Vergleich der Mensch-Tier-Beziehung 2009

3 Top Ten der Aussagen 4 Themen der Studie 4 Methodik 5 Teilnehmerprofil 6 Sind Tiere heute für uns noch heilig? 6 Von Märchen, alten Geschichten & dem Spiel mit Tieren 7 Das medial bewegte Tier 7 Die Einheit von Mensch, Tier & Natur 8 Mit Tieren reden 8 Vom Gift der Spinnen 9 Die Nachhaltigkeit einer Vogelgrippe 9 Hunde 9 Katzen 9 Kaninchen

10 Pferde 10 Esel 10 Rinder 10 Schweine 10 Schafe 10 Ziegen

11 Hühner 11 Gänse 11 Tauben 11 Fische 11 Wölfe 12 Affen 12 Schlangen 12 Ratten 12 Schnecken 13 Mücken 13 Maden 13 Fliegen 14 Ein Hund ist ein Hund ist ein Hund 14 Schaf, Rind, Pferd, Lama & Meerschweinchen 15 Perserkatze & Straßenkatze 15 Schäferhund, Toy Dog & Hund im Wald 17 Vom Schwein an der Hundeleine 21 Warum ist das Tier für den Menschen wichtig? 25 Resumée 26 Literatur, Bildnachweis

1. Die individuelle Bewertung einer Tierart steht in einem direkten Bezug zu der Quantität und

Qualität von Tierkontakten in der Kindheit, sowie zu dem jeweiligen kulturellen Lebensraum und dem dortigen Umgang mit der speziellen Tierart.

2. Für einen achtsamen und entspannten Umgang mit Tieren ist es wichtig, die Tierart und ihr

Verhalten kennenzulernen, sowie Erfahrungen im Kontakt mit Tierindividuen sammeln zu können.

3. Märchen, Tiergeschichten und Tierspielzeug beeinflussen bereits in der Kindheit nachhaltig die

Einstellung zu Tieren und den Umgang mit ihnen. 4. Das Tier in Film und Fernsehen ist weltweit ein Symbol für seine Spezies und besitzt für den

Menschen einen hohen symbolischen Wert und emotionalen Identitätsfaktor. 5. Es besteht ein großes Bedürfnis mit Tieren zu reden, insbesondere dann, wenn die Versorgung

der Tiere geleistet wird. Die Beziehung zum Tier wird dadurch quantitativ und qualitativ aufgewertet.

6. Das Töten von Spinnen ist nur bedingt von der tatsächlichen Existenz giftiger Spinnen im

eigenen Lebensraum abhängig, vielmehr ist es stark beeinflußt von individuellen emotionellen und sozialen Erfahrungen.

7. Unabhängig davon, ob man in dem Kulturkreis mit gefährlichen Tieren lebt, wird durch die

hypothetische Gefahr auch gegenüber ungefährlichen Artgenossen ein abwehrendes Verhalten aufrechterhalten.

8. Der Wunsch, das Tier zu streicheln, besteht oft unabhängig davon, ob das Tier als gefährlich

eingestuft wird. Auch ein gefährliches Tier kann z.B. auf Grund seiner dem Kindchenschema entsprechenden Gestalt, seines kuscheligen Fells oder auch wegen seiner ihm zugesprochenen Intelligenz auf Menschen anziehend wirken.

9. Der Wert des Tieres ist stark beeinflußt durch seinen Nutzen als Arbeitstier, Rohstoffquelle

und Nahrungsmittel. 10. Die Einheit von Mensch, Tier und Natur wird im Rahmen der Bewahrung des Ökosystems als

bedeutend kommuniziert.

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Inhalt

Top Ten der Aussagen

Bündnis Mensch & Tier/ Studie Interkultureller Vergleich der Mensch-Tier-Beziehung 2009

Die Studie dient als Grundlage für die Diskussion der interkulturellen Forschung zur Mensch-Tier-Beziehung. Sie zeigt auf, welche Themenschwerpunkte und Methoden für die Evaluation der Mensch-Tier-Beziehung im interkulturellen Vergleich sinnvoll sind und weist auf die Bedeutung kultureller, religiöser, sozialer und biografischer Aspekte in der Mensch-Tier-Beziehung hin. Folgende inhaltliche Schwerpunkte wurden in der Studie berücksichtigt: • kulturelle Traditionen • ethische Orientierung • sozio-kommunikative Verhaltensweisen • emotionale Bindungen Darüber hinaus hat die Studie gezielt Fragen zu differenzierten Einflüssen auf die Bedürfnisse in der Mensch-Tier-Beziehung und auf das eigene Verhalten gegenüber Tieren formuliert: • religiöse Traditionen • sozialer Lebensraum • das kindliche Spiel (Einüben von Verhaltensweisen und emotionale Bindungen mit Spielzeug) • persönliche Erfahrung mit Tier- und Pflanzenbetreuung und – kommunikation • kulturelle Traditionen (Märchen) und moderne Medien (TV) • Mögliche Ambivalenzen von Wertevorstellungen und tatsächlichem Handeln (z.B. Spinne) • kulturelle Traditionen und alltagskulturelle Einflüsse in der sachlichen und emotionellen

Bewertung von Tierarten Die Studie berücksichtigt sowohl objektive Gegebenheiten (z.B. Alters- und Sozialgruppe, Lebensraum), als auch subjektive Faktoren (z.B. Wertevorstellungen). Verhaltensweisen wurden indirekt über die Bewertung von Bildmaterial erfaßt. Die Ergebnisse der Studie basieren auf Befragung mittels eines 1-seitigen Fragebogens, sowie der ergänzenden Methode der Bildbeschreibung. Die Teilnehmer der Studie bearbeiteten selbständig den Fragebogen, dessen Fragen und Begriffe vorab sachlich erklärt wurden. Diskussionen der Studieninhalte mit der Studienleiterin oder auch unter den Teilnehmern wurden bewußt vermieden, um so eine individuelle Bearbeitung des Studienmaterials zu erhalten. Neben der Beantwortung von Fragen zu biografischen und kulturellen Aspekten ihrer Mensch-Tier-Beziehung bewerteten die Teilnehmer 30 Fotos von Tierarten und –individuen unter unterschiedlichen Fragestellungen. Die Bildbeschreibung eines frei gewählten Motivs zur Mensch-Tier-Beziehung ergänzte die insgesamt 45-minütige Studienteilnahme.

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Themen der Studie

Methodik

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An der Studie nahmen 80 Sprachstudenten (42w/38m) der Goethe-Institute in Bremen, Hamburg und München teil. Insgesamt waren 37 verschiedene Nationalitäten vertreten. Region T Region T Region T Region T Region T Westeuropa 24 Osteuropa/

Russland 21 Arabische

Welt 12 Asien 13 Nordamerika 3

Deutschland Albanien Ägypten Japan USA Frankreich Estland Algerien Korea Mittel-/Südamerika 4 Großbritannien Georgien Iran Singapure Argentinien Italien Lettland Malaysia* Taiwan Brasilien Schweiz (ITA) Polen Mali VR China Mexiko Spanien Rußland Saudi Arabien Afrika 3 Peru Zypern Ukraine Tunesien Kenya Ozeanien 1 Bulgarien Türkei* Togo Australien Slowakei * Diese Zuordnung berücksichtigte vorrangig die Religionszugehörigkeit der Teilnehmer und deren Einbindung in die von dieser Religion geprägten Kultur. Die Teilnehmer (18-60 J.) absolvierten zum Zeitpunkt der Studie einen Sprachkurs der Kategorie „Mittelstufe“ und besaßen ein für die Studie ausreichendes Sprachverständnis. Sie sind Studenten, bzw. Akademiker (u.a. Lehrer, Wissenschaftsdozenten, Steuerberater, Ingenieure, Ärzte). Ein Viertel der Teilnehmer gibt an, sich zu keiner Religion zugehörig zu fühlen, die anderen Teilnehmer sind Angehörige der folgenden Religionen: Religionen Jude 0 Christ 47 Moslem 12 Buddhist 4 Hindu 0 Shintoist 1 keine Religion 17 Für eine differenzierte Bewertung der Studienergebnisse ist der themenbezogene biografische Hintergrund der Teilnehmer von besonderer Bedeutung, z.B.: In welcher Häufigkeit und in welcher Form hatten die Teilnehmer während ihrer Kindheit Tierkontakt? In dieser Studie erhielten wir Angaben über den aktuellen Lebensraum und jenen der Kindheit, sowie über den Kontakt zu Tieren während der Kindheit und zum heutigen Zeitpunkt. Langfristige Entwicklungen der Gesellschaften zeigen, daß der Kontakt zu Tieren auf dem Land in der Regel höher ist als der in der Stadt und daß die Beziehung zu Tieren in der Stadt einen anderen emotionalen Inhalt besitzt, als die zu Tieren auf dem Land. Aus den hier vorliegenden Daten geht hervor, daß – unabhängig von den Nationalitäten – eine deutliche Landflucht erkennbar ist, und im Vergleich zu ihrer Kindheit leben derzeit weniger Teilnehmer mit einem Tier zusammen. Dies mag auch an der städteabhängigen Ausbildung (Akademiker) und der Berufswahl der Teilnehmer liegen, welche die Teilnehmer an Städte bindet und wenig Raum, bzw. Zeit für Tiere läßt. Lebensraum in der Kindheit heute auf dem Land 18 9 in der Kleinstadt 27 17 in der Großstadt 34 53 Leben mit Tieren in der Kindheit heute mit Haustieren 51 31 mit Nutztieren 9 5

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Teilnehmerprofil

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Welche Tiere sind in Ihrem Land heilig, bzw. unrein? In den Antworten der Teilnehmer wird deutlich, daß nur noch wenige der Nationen Tiere bewußt kulturell oder spirituell verehren. Insbesondere die Teilnehmer aus den arabischen und vom Islam geprägten Ländern machten hierzu ausführliche Angaben. So wird in diesen Ländern das Schwein und der Hund als unrein angesehen, während das Pferd, das Kamel und das Schaf als heilig bezeichnet werden. Die übereinstimmenden Antworten der Teilnehmer aus diesem Kulturkreis zeigten, daß dieser religiös geprägte Wert einen aktuellen Bezug zum Alltagsleben der Menschen hat. Dies wird besonders deutlich in den Antworten einer Teilnehmerin, welche als Christin im islamischen Ägypten lebt und – unabhängig von ihrem eigenen Glauben - wie ihre islamischen Kollegen Schwein und Hund als unrein bezeichnete. heilige Tiere unreine Tiere Westeuropa Deutschland Ratte Osteuropa/ Russland Georgien Adler Lettland Bär Afrika Kenya Schaf Schwein Togo Schlange Arabische Welt Ägypten Schwein Algerien Kamel, Schaf, Pferd Schwein, Hund Iran Schwein Malaysia Schwein, Hund Mali Kamel, Pferd Schwein Saudi Arabien Schwein Tunesien Pferd Schwein Türkei Spinne Schwein Asien Japan Schlange, Fuchs,

Schimmel

Taiwan Kuh Nordamerika USA Schweine, Ratte Interessant wäre für die zukünftige Forschung, die Begriffe Verehrung, heilig, unrein zu differenzieren und in Bezug zu regionalen Traditionen (z.B. Spiritualität, Nahrung, Medizin, Hygiene, Mythen), sowie zur realen Artenvielfalt zu setzen. Die Verehrung eines Tieres hat eine lange Tradition, die oft über die aktuell gelebte Religion weit hinausgeht. Dem heiligen Tier wird Respekt gegenübergebracht, es erfährt einen besonderen Schutz und wird als gleichberechtigt angesehen, mitunter sogar über den Menschen gestellt. Wie lernen wir Tieren zu begegnen, Tiere und Menschen zu achten? In dieser Studie wollten wir erfassen, welche Teilnehmer sich der traditionellen Überlieferungen von Tiergeschichten bewußt sind. Märchen und Geschichten über Tiere zeigen nicht nur auf, wie Mensch und Tier sich begegnen können, sie weisen auch einen Weg zum zwischenmenschlichen Miteinander. Märchen und Geschichten zeugen aber auch von der langen Tradition der Mensch-Tier-Beziehung in den einzelnen Kulturen. Übereinstimmend geben alle Teilnehmer an, daß sie Geschichten und Märchen aus ihrer Kultur kennen, in denen Tiere eine wichtige Rolle spielen. In der engagierten Beantwortung dieser Frage wurde deutlich, daß die Teilnehmer mit diesem Kulturgut positive Erinnerungen aus ihrer Kindheit verbinden und bis ins Erwachsenenleben weiterentwickeln. Neben dem Lesen und Hören von Tiergeschichten ist das Spiel mit Tierfiguren eine weitere Möglichkeit, bereits in der Kindheit die Begegnung von Mensch & Tier einzuüben. Übereinstimmend bejahten alle Teilnehmer, daß sie während ihrer Kindheit Spielzeug in Form von Tieren zur Verfügung gehabt hatten.

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Sind Tiere heute für uns noch heilig?

Von Märchen, alten Geschichten & dem Spiel mit Tieren

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Weltweit beeinflussen Fernsehen, Kinofilm und Internet die Kulturen. Welche Tiere kennen die Teilnehmer aus dem Fernsehen, bzw. dem Kinofilm? Es sind vor allem jene Tiere aus den international bekannten Filmen wie der Hund Lassie und das Pferd Fury, die alle Teilnehmer übereinstimmend angeben. Starke Emotionen und humorvolle Geschichten prägen die Erinnerungen an Filmtiere wie Flipper der Delphin und Ratatouille die Ratte. Ökologisches Gleichgewicht (Löwin Emma) und regionale Vorlieben (KungFu der Panda, Katze im Iran) sind für die Nennung der Tier-Stars ebenso entscheidend wie außergewöhnliche Talente (Rex der Schäferhund) und tierische Lebensgeschichten (Der Bär, Die Wanderung der Pinguine). Tierarten in Film & Fernsehen

Bär 4 Bienen 1 Delphin 5 Eichhörnchen 1 Einhorn 1 Eisbär 1 Elefant 3 Ente 3 Fisch 2

Tierarten in Film & Fernsehen

Hai 1 Hase/Kaninchen 2 Hund 50 Känguruh 1 Katze 13 Krokodil 1 Kuh 1 Panda 6 Papagei 1

Tierarten in Film & Fernsehen

Pferd 11 Pinguin 5 Ratte/ Maus 10 Reh 6 Schwein 9 Tiger/ Löwe 4 Vögel 1 Wal 3 Wolf 1

Welcher Wert wird Mensch und Tier von den Teilnehmern zugemessen? Ist ein Einfluß der Religionszugehörigkeit auf die Wertigkeit der Tiere zu erkennen? Unabhängig von der Art der Religionszugehörigkeit entschieden sich zwei Drittel der Teilnehmer für die Aussage

Der Mensch ist mehr wert als das Tier. Ein Drittel der Teilnehmer sieht Mensch & Tier als gleichwertig an. Die Aussage der Gleichwertigkeit wird auch unter den Teilnehmern des buddhistischen Glaubens nicht einheitlich bewertet. Auch hier gilt: 2/3 entscheiden sich für die Aussage Der Mensch ist mehr wert als das Tier. Interessant wäre gerade eine weiterführende vergleichende Studie zu diesem Thema, die insbesondere in qualitativen Interviews jene aktuellen Motive aufdeckt, die die Wertigkeit von Mensch und Tier beeinflussen (z.B. wenig Tierkontakt, abnehmender religiöser Bezug, geringe Alltagspräsenz von traditionellen Werten).

Mensch, Tier und Natur bilden eine Einheit. Diese Aussage bejahen sowohl alle teilnehmenden Religionsgruppen als auch jene Teilnehmer, die sich keiner Religionsgruppe zugehörig fühlen. Die große Übereinstimmung der Antworten ist möglicherweise auch motiviert durch eine Sensibilisierung für die Themen Ökologisches System, Klima- und Artenschutz, wie sie heute im Rahmen der Unterrichtsgestaltung an vielen Ausbildungsstätten, so auch an den Goethe-Instituten, vermittelt werden.

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Das medial bewegte Tier

Die Einheit von Mensch, Tier & Natur

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Sprechen die Teilnehmer mit Tieren? Unabhängig von Geschlecht, kultureller und religiöser Zugehörigkeit: 40 % der Teilnehmer geben an, daß sie mit Tieren reden. Es sind individuelle Vorlieben mit Tieren zu sprechen, eine kulturelle Einheit ist in den Aussagen nicht erkennbar. Ob Menschen mit Tieren oder – wie einige Teilnehmer bejahten – auch mit Pflanzen reden, ist vor allem beeinflußt durch die Kontaktquantität und –qualität zu Tier, bzw. Pflanze. „Die verbale Sprache ist das wichtigste Ausdrucksmittel der Menschen, mit dem sie Kontakt zu anderen Lebewesen aufnehmen. Die Sprache wird als Mittel der Informationsweitergabe verwendet, dient aber auch als Ausdrucksmittel von Emotionen und der sozialen Verbundenheit. Im Gespräch mit Tieren und Pflanzen wird die Stimme und die Auswahl bestimmter Laute und Wörter insbesondere zur Schaffung einer angenehmen, vertrauensvollen Atmosphäre eingesetzt, zur Aufforderung der gemeinsamen Interaktion (z.B. Spiel mit dem Hund) und der Motivation (z.B. Wachstum der Pflanze).“ (Otterstedt 2008:7f) Übereinstimmend zu anderen Studien ist vor allem auffallend die geringe geschlechtsspezifische Differenz in der Kommunikationsbereitschaft. „Es sind eben nicht ausschließlich die kommunikativen Frauen, die eine erhöhte Bereitschaft zum Gespräch mit Tier und Pflanzen zeigen. Auch Männer suchen den Dialog mit Tieren und Pflanzen. Wichtig scheint, daß das Bedürfnis nach Kommunikation mit anderen Lebewesen in Abhängigkeit der Versorgung von Tier und Pflanze steht.“ (Otterstedt 2008:8) Mit Hilfe der Frage Was machen Sie mit einer Spinne an der Wand? wollten wir einen Einblick in das alltägliche Verhalten gegenüber Tieren erhalten. Die Teilnehmer hatten die Möglichkeit, zwischen drei Alternativantworten auszuwählen: sitzenlassen, hinaustragen, töten. Mit der Zusatzfrage nach der Anwesenheit von giftigen Spinnen im Heimatland erhielten wir ergänzend die Aussage, wie die Sensibilisierung für eine tatsächlich bestehende Gefahr durch Spinnen die Beantwortung der Frage beeinflußte. Überraschenderweise zeigten die Aussagen der Teilnehmer, daß unabhängig davon, ob es in dem Heimatland giftige Spinnen gibt und eine tatsächliche Gefahr durch Spinnen vorhanden war, die Variationen des Verhaltens gegenüber den Spinnentieren davon unbeeinflußt sind. Es scheint daher nicht wichtig, ob eine tatsächliche Gefahr für den Menschen durch Spinnen besteht, vielmehr wird das Verhalten durch die Phantasievorstellung einer möglichen (nicht realen) Gefahr bestimmt. Welchen Einfluß hat die religiöse Zugehörigkeit auf das Verhalten der Teilnehmer? 50 % der christlichen Teilnehmer lassen die Spinne am Leben, die andere Hälfte tötet sie. Ebenfalls 50 % der Moslems lassen die Spinne am Leben. Zwei von zwölf Moslem töten die Spinne und die übrigen moslemischen Teilnehmer konnten sich nicht entscheiden. Keiner der Buddhisten in der Teilnehmergruppe würde das Tier töten. Die 17 Nicht-Religionsgebundenen entscheiden sich überwiegend für das Leben des Tieres. 5 von ihnen würden aber auch töten. In der Studie Mensch & Tier. Eine Studie zur Mensch-Tier-Beziehung in Deutschland (Otterstedt 2008:7) wurde aufgezeigt, daß 75 % der Teilnehmer die Spinnen am Leben lassen würden, die Männer jedoch sich oftmals gezwungen sehen, die Spinnen für die Frauen zu töten. Dieses Ergebnis zeigt, wie vielschichtig Aussagen zu Wahrung bzw. Tötung von Tieren sind. Individuelle Furcht, Angst und Ekel vor Spinnen, aber auch Angst-Phantasien, übertragene Ängste (z.B. durch Horrorfilme) und ästhetische Vorstellungen beeinflussen das Verhalten gegenüber Spinnen. Kulturelle, traditionelle (u.a.Naturvölker) und vor allem regionale Unterschiede (Stadt/Land) sind zukünftig im Rahmen qualitativer Interviews und Beobachtungsstudien zu untersuchen. Eindeutig scheint jedoch die Aussage, daß das Töten von Spinnen nur bedingt mit der Existenz von giftigen Spinnen im Land in Verbindung steht und stark geprägt ist von individueller emotioneller und sozialer Motivation.

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Mit Tieren reden

Vom Gift der Spinnen

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Gibt es eine kulturell unterschiedliche Betrachtung von einzelnen Tierarten? Welchen Einfluß haben religiöse Werte und Alltagskultur auf die Bewertung einzelner Tierarten? Die Teilnehmer betrachteten nacheinander Fotos von 20 verschiedenen Tierarten.

Hund Mücke Schwein Huhn Schlange Affe Rind Kaninchen Maus Esel Ziege Fisch Gans Wolf Schnecken Katze Pferd Maden Fliege Taube

Die Fotos wurden so ausgewählt, daß sie das Tier in einer artgemäßen, natürlichen Umgebung zeigen und einer möglichst sachlichen Darstellung der Tierart entsprechen. Jede dieser Tierarten ordneten die Teilnehmer einer vorgegebenen Reihe von Begriffen zu. Eine wichtige Vorgabe war: Nicht das abgebildete Tierindividuum sollte bewertet werden, vielmehr die gesamte Tierart.

Vertrauen Intelligenz Gefahr Streicheln Wertvoll Ekel Wachtier Nicht wertvoll Krankheiten Arbeitstier Essen

Neben einzelnen biografisch motivierten individuellen Vorlieben war trotz der geringen Teilnehmergröße eine hohe Kulturkreis-typische Übereinstimmung in der Bewertung der Tierarten zu erkennen.

Hunde Hunde gelten in islamischen Ländern als unrein. Teilnehmer aus diesen Ländern bewerteten den Hund nicht grundsätzlich als nicht wertvoll, vielmehr dokumentierten sie ihren Ekel vor dem Tier. Sie glauben, daß Hunde Krankheiten übertragen und generell eine Gefahr für sie darstellen. Trotz kollektiver und individueller Ängste vor dieser Tierart billigen sie ihm eine Intelligenz zu und nutzen Hunde als Wach- und Arbeitstiere. Und 7 von 12 Teilnehmern entwickeln Vertrauen zum Tier, würden es gerne auch einmal streicheln, bzw. hatten bereits direkten Kontakt zu einem Hund. Teilnehmer aus den übrigen Kulturkreisen zeigten in ihren Antworten ein mehrheitliches Vertrauen zu Hunden, würden sie streicheln, als Wach- und Arbeitstiere nutzen und billigen ihnen eine Intelligenz zu. Hunde sind für sie wertvoll, können mitunter aber auch eine Gefahr (z.B. Angriff durch einen Hund) darstellen. Hunde als traditionelle Speise gelten in asiatischen Regionen mit wirtschaftlich aufstrebendem Lebensstil und unter westlich orientierten Asiaten zunehmend als verpönt. So überrascht es nicht, daß nur ein einzelner asiatischer Teilnehmer aus Korea angab, Hunde auch als Nahrung zu nutzen. Katzen Die große Mehrheit der Teilnehmer dokumentiert ihre Überzeugung, daß Katzen nicht nur wertvoll seien, sondern auch intelligent. Alle Teilnehmer, unabhängig vom Kulturkreis, schenken Katzen Vertrauen und streicheln sie gerne. Vereinzelnd dokumentierten Teilnehmer, daß Katzen auch eine Gefahr darstellen, Ekel auslösen und Krankheiten übertragen könnten. Dies betraf vor allem jene Länder, in denen Katzen vermehrt auf der Straße und nicht als Heimtier leben. Kaninchen Kaninchen werden in den meisten Kulturkreisen als Nahrung genutzt. Ausnahmen bilden in dieser Studie die Angaben der Teilnehmer aus dem Iran, aus Malaysia, Mexiko und Peru. Dies mag insbesondere daran liegen, daß es in diesen Ländern alternative Nagetierarten gibt, die als

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Die Nachhaltigkeit einer Vogelgrippe

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Nahrung genutzt werden können: z.B. Meerschweinchen. Teilnehmer aus Ländern, in denen Kaninchen durch Europäer eingeschleppt wurden, z.B. Australien, sind sich der ökologischen Folgen bewußt und dokumentieren auch die Gefahr durch Kaninchen (z.B. Krankheitsüberträger, Reduktion heimischer Artenvielfalt). Mit Ausnahme von afrikanischen Ländern, bringen die Teilnehmer der anderen Kulturkreise Kaninchen Vertrauen entgegen und wünschen, die Tiere zu streicheln. Pferde Pferde dienen vielen Nationen nicht nur als Arbeitstiere, sie werden verehrt und sie werden geschlachtet. Neben Franzosen und Italienern sind es vor allem die Teilnehmer aus osteuropäischen Ländern, aber auch aus Malaysia, Korea und Taiwan, die Pferd als Nahrungsmittel angeben. Und es sind auch jene Teilnehmer, die im Pferd durchaus auch eine Gefahr sehen. Im Gegensatz dazu wird das Pferd als nicht gefährlich angesehen, wenn es als wertvoll und intelligent bezeichnet wird. Die Begriffe Vertrauen, wertvoll und Intelligenz, aber auch das Bedürfnis, das Pferd streicheln zu wollen, wurden in großer Mehrheit von den Teilnehmern der arabischen Länder und jener Nationen angegeben, in denen Pferde auch im Freizeitbereich eingesetzt werden. Esel Der Esel wird als Wach- und Arbeitstier von allen Teilnehmern als wertvoll geschätzt. Als Nahrung wird er in Ländern wie z.B. Frankreich, Italien, Polen, Spanien, Togo genutzt. Teilnehmer aus Asien und den europäischen Ländern bestätigen dem Esel eine Intelligenz. Über alle Kulturgrenzen hinweg besitzt der Esel Vertrauen und wird gerne gestreichelt. Rinder Alle Teilnehmer gaben an, daß in ihrem Kulturkreis Rinder als Nahrung dienen und auch aus diesem Grund diese Tierart als sehr wertvoll angesehen wird. Dies betrifft auch jene asiatischen Länder, in denen regionaltypische Nahrungsressourcen von Meeresstieren und nicht Weidetieren geprägt sind. Insbesondere in europäischen und asiatischen Ländern werden Rinder auch als Arbeitstier genutzt. Und es sind auch Teilnehmer aus diesen beiden Kulturkreisen, die dem Rind eine Intelligenz zubilligen. Dies entspringt sicherlich u.a. der Beobachtung, mit welchem Geschick Rinder mit dem Menschen zusammenarbeiten. Mit Ausnahme der afrikanischen und südamerikanischen Teilnehmer würden die übrigen Teilnehmer das Rind auch streicheln wollen. Schweine Da Schweine in islamischen Ländern als unrein gelten, überrascht es nicht, daß Teilnehmer aus diesen Ländern das Schwein als nicht wertvoll bezeichnen. Für alle anderen Kulturkreise ist das Schwein ein wichtiges Nahrungsmittel und damit auch wertvoll. Und wie bei anderen Nutztieren wird dem Schwein vor allem dann Vertrauen geschenkt, möchten die Teilnehmer es streicheln, wenn das Schwein auch als Arbeitstier betrachtet und ihm eine Intelligenz bescheinigt wird. Ziegen Für die überwiegende Mehrheit der Teilnehmer sind Ziegen wertvolle Tiere, welche auch als Nahrungsmittel genutzt werden. Unabhängig davon, daß man das Tier schlachtet, wird von allen Kulturkreisen angegeben, daß man das Tier auch gerne streicheln würde. Den Teilnehmern ist aber durchaus bewußt, daß wegen des Horns die Ziege wehrhaft und damit für den Menschen gefährlich sein kann. - 10 -

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Hühner Es sind vor allem die auf dem Lande aufgewachsenen Teilnehmer, die das Huhn als Arbeitstier wahrnehmen (z.B. Hof vom Ungeziefer befreien). Hühner werden von der überwiegenden Mehrzahl der Teilnehmer als wertvoll angesehen und als Nahrungsquelle in allen Kulturkreisen genutzt. Insbesondere die Teilnehmer aus europäischen und asiatischen Ländern möchten das Huhn auch streicheln. Einige der Teilnehmer sind sich bewußt, daß Hühner Krankheiten übertragen können. Dies gilt vor allem für die Teilnehmer aus der Türkei, die unmittelbar die Folgen der Vogelgrippe in ihrer Bevölkerung erlebt haben. Gänse Die Studienteilnehmer sehen Gänse mehrheitlich als wertvoll an und einige von ihnen bescheinigen dieser Tierart auch eine Intelligenz. Insbesondere in den europäischen Ländern, aber auch in Japan und Australien werden Gänse gezielt als Wachtier eingesetzt. Gleichwohl sind sich diese Teilnehmer aber auch bewußt, daß Gänse durchaus auch wehrhaft sein können. Gänse genießen bei fast allen Teilnehmern ein großes Vertrauen, auch bei jenen, die aus dem arabischen Kulturkreis stammen und Gänse überwiegend als Nahrung nutzen. Ein Viertel aller Teilnehmer interessiert sich für einen direkten Kontakt mit den Tieren, z.B. sie aufnehmen und sie streicheln. Tauben Im Vergleich zu Hühnern und Gänsen spielt die Taube nur eine untergeordnete Rolle als Nahrungsquelle. Die Teilnehmer europäischer Länder heben die große Gefahr der Übertragung von Krankheiten durch Tauben hervor. Ob eine Taube nun wertvoll oder nicht wertvoll für den einzelnen Teilnehmer ist, entschied sich insbesondere danach, welchen kulturellen Wert die Taube in seiner Kultur besitzt (z.B. Zucht-, Brieftaube oder Straßentaube). Teilnehmer, die Tauben Vertrauen schenken, stammen aus jenen Regionen, die eine besondere kulturelle Tradition zu Tauben entwickelt haben (z.B. arabische und asiatische Kulturen). Fische Das Tier, welches mir als Nahrung dient, das ist auch wertvoll. Bei Fischen wird diese Erkenntnis durch die Antworten der Teilnehmer bestätigt. Vertrauen zu Fischen bauen nur Teilnehmer aus dem islamischen bzw. asiatischen Kulturkreis auf. Asiaten pflegen eine Tradition der Zierfischhaltung (z.B. China: Goldfische, Japan: Koi-Karpfen), die über Generationen hinweg die Mensch-Fisch-Beziehung nicht allein über die Versorgung der Tiere gewährleistet. Angaben zu Ekel gegenüber Fischen wird überraschend wenig dokumentiert. Dies mag aber auch daher rühren, daß nur wenige der Teilnehmer bisher einen direkten Kontakt zum Fisch hatten. Wölfe Die Teilnehmer waren sich einig: Der Wolf ist intelligent und sehr wertvoll. Aber: Er ist gefährlich. In Ländern wie Deutschland und Frankreich, wo Wölfe akut gefährdet sind und zum Teil neu angesiedelt werden, sind Wölfe zum Teil noch als nicht wertvoll angesehen. Hier ist zu vermuten, daß weniger eigenes Erleben die Meinung bildete, als überlieferte Ängste und zu geringes Wissen über das Wolfsverhalten. Teilnehmer aus Ländern, in denen Mensch und Wolf friedlich zusammenleben (z.B. Lettland, Polen, Rußland), sehen den Wolf nicht nur als wertvoll an, sie haben auch Vertrauen zu ihm. Daß die Furcht vor dem Tier für viele Teilnehmer aber auch einen Reiz hat, dokumentieren die zahlreichen Aussagen der europäischen und

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asiatischen Teilnehmer, die gerne einmal das Wildtier Wolf streicheln würden. Einflüsse der kulturellen Traditionen, in denen der Wolf (ähnlich wie der Bär oder der Delphin) eine besondere Magie und Anziehungskraft auf den Menschen ausübt, werden hier sichtbar. Affen Die Beurteilung dieser Tierart zeigt deutlich, welche alltäglichen Erfahrungen die Teilnehmer mit Affen besitzen. So schätzen Teilnehmer mit freilebender Affenpopulationen in ihrem Heimatland das Verhalten von Affen und den Umgang mit ihnen deutlich realistischer ein als jene, die Affen allein aus Zoos oder Filmen kennen. Für alle Teilnehmer ist jedoch der direkte Kontakt, z.B. durch Streicheln, ein besonderer Wunsch, auch wenn dies zum Teil mit großen Gegensätzen in den Aussagen einhergeht (z.B. Streicheln, Ekel, Gefahr). Dies ist scheint auf Erfahrungen zu basieren, daß Affen in menschlicher Obhut, bzw. in der Wildnis unterschiedliche Sozialisations- und Aggressionsverhalten zeigen: - z.B. umgängliche Halbaffen versus aggressive Paviane auf

afrikanischen Straßen - z.B. Gibbons als asiatisches Heimtier versus Makake im Wildrevier Affen als Arbeitstiere werden in europäischen Ländern eher im Rahmen von Tierpark, Forschung und Zirkus eingeordnet, während für asiatische Teilnehmerder Affe als Arbeitstier andere Bereiche des Alltags abdeckt: z.B. Kokosnussernte. Schlangen Gerade Teilnehmer aus asiatischen Ländern, aus den USA und aus Brasilien (Länder in denen es durchaus für den Menschen gefährliche Schlangen gibt) bestätigen, daß sie zu Schlangen Vertrauen entwickeln können. Hier scheint wiederholt das Prinzip zu gelten: Die Gefahr, die ich kenne, mit der kann ich umgehen. Die Teilnehmer der anderen Kulturkreise sehen vor allem den Ekel, die Krankheiten und die große Gefahr durch Schlangen. Aber sie billigen den Schlangen eine Intelligenz zu und sehen sie überwiegend als wertvoll an. Als Nahrung sind sie u.a. in Japan und Togo bekannt, sowie von fernreisenden Europäern genannt. Ratten Ratten sind für alle Teilnehmer das Sinnbild für Gefahr, Ekel und Krankheit. Einige der europäischen und asiatischen Teilnehmer dokumentieren parallel dazu, daß man zu Ratten auch Vertrauen entwickeln und sie streicheln kann (z.B. Farbratten als Heimtier). Ratten wird allgemein von den Studienteilnehmern eine Intelligenz zugesprochen. Als Arbeitstier werden sie von wenigen im Rahmen der Forschungslabore gesehen. Ob Ratten nun wertvoll oder nicht wertvoll sind, wird nicht eindeutig entschieden, da hier sicherlich auch die Differenzierung zwischen Wild- und Heimtier zu machen wäre. Schnecken Schnecken besitzen einen Wert: als Nahrung, aber auch als tierischer Helfer im Garten. Das eine steht in Abhängigkeit zu regionalen Vorlieben (z.B. Frankreich, Spanien, Italien, afrikanische Volksgruppen), im anderen Fall wird differenziert, um welche Schneckenart es sich handelt (z.B. spanische Nacktschnecke wird als nicht wertvoll bezeichnet). Insbesondere osteuropäische und arabische Studienteilnehmer schenken Schnecken ihr Vertrauen und würden sie gerne auch streicheln.

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Mücken Mücken sind gefährlich, Ekel erregend und übertragen Krankheiten. Diese Tierart , so die Aussagen, ist nicht wertvoll. Allein vier Teilnehmer aus Frankreich, Rußland, Malaysia und Taiwan bestätigten, Mücken seien intelligent. Interessant ist auch hier – ähnlich wie bei der Frage Was machen Sie mit der Spinne an der Wand? – : besteht für den Menschen eine reale Gefahr durch eine Mücke oder ist es insbesondere das Bewußtsein Eine Mücke kann theoretisch auch eine Krankheit übertragen. Für mehr als die Hälfte der Teilnehmer besteht in ihrem Heimatland keine akute Infektionsgefahr durch Mücken. Abgesehen davon, daß diese Teilnehmer sich vielleicht in tropischen Urlaubsländern gefährden könnten, besteht für sie derzeit nur eine hypothetische Gefahr. Ihre Bewertung der Tierart ist jedoch beeinflußt von ihrem Wissen um die theoretische Möglichkeit einer Krankheitsübertragung. An diesem Beispiel läßt sich gut aufzeigen, wie vom tatsächlichen Alltag abgespaltete Informationen nachhaltig das eigene Verhalten gegenüber anderen Lebewesen beeinflussen können. Maden Bei der Bildbetrachtung der Maden (balinesische Maden, die durchaus auch als Eiweißnahrung genutzt werden) wurde in allen drei Studiengruppen durch die Teilnehmer affektiv eine deutliche akustische Reaktion des Ekels geäußert. Wenn auch die überwiegende Mehrheit der Teilnehmer Maden als eklig, krankheitsübertragend und nicht wertvoll ansieht, so entschieden sich 10 % der Teilnehmer, Maden als wertvoll zu bezeichnen. Vier europäische Teilnehmer sahen in Maden auch Arbeitstiere, die z.B. in der Medizin, Forensik, im Gartenbau und für den Artenschutz gute Dienste leisten können. Maden als Nahrungsquelle wurden insbesondere von asiatischen und australischen Teilnehmern angegeben. Fliegen Auch wenn vier der Teilnehmer Fliegen eine Intelligenz zubilligen, die Mehrheit sieht diese Tiere als nicht wertvoll an, sieht durch sie vielmehr Ekel, Krankheit und Gefahr verursacht. Ein kenyanischer Teilnehmer bestätigt in seinen Aussagen, daß Fliegen in seinem Land auch als Nahrung genutzt werden.

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Den Studienteilnehmern wurden in einer weiteren Sequenz der Studie zehn einzelne Tierbilder gezeigt, die sieben verschiedene Tierarten zeigten: Schaf, Hund, Rind, Katze, Pferd, Lama und Meerschweinchen. Die Tierarten Katze und Hund sind bei dieser Aufgabe in zwei, bzw. drei Abbildungsvariationen (unterschiedliche Rassen und Umgebungen) dargestellt. Wie schätzen die Teilnehmer das jeweilige Individuum Tier ein, welche Rolle spielt die dargestellte Umgebung und sind aus den Antworten der Teilnehmer Rückschlüsse auf emotionelle Bedürfnisse in der Mensch-Tier-Beziehung erkennbar? Mit Hilfe von sechs vorgegebenen Begriffen wählten die Teilnehmer jene Tätigkeiten aus, die sie mit dem abgebildeten Tierindividuum erleben möchten. • das Tier beobachten • das Tier streicheln • mit dem Tier spielen • mit dem Tier arbeiten • das Tier auf Abstand halten • das Tier essen Schaf, Rind, Pferd, Lama & Meerschweinchen Übereinstimmend geben die Teilnehmer aller Kulturkreise an, daß Schaf und Rind als Nahrung genutzt werden, sie aber die Tiere auch gerne beobachten, mitunter sogar streicheln würden. Mit der Wolle des Schafes wird gearbeitet, dies geben insbesondere jene Teilnehmer an, die aus Ländern stammen, die noch traditionelle Schafshaltung besitzen: Algerien, Türkei, Lettland, Rußland. Die attraktiv weiche Wolle der Schafe mag ein Kriterium dafür sein, daß 33 von insgesamt 80 Studienteilnehmern das Tier gerne streicheln würden. Immerhin noch 25 Teilnehmer würden auch das Jungrind gerne streicheln. Das entspannte Verhältnis zum Rind entspricht auch den vorangegangenen Aussagen der Teilnehmer, die das Rind als nicht gefährlich einstuften. Die Beziehung zu dem abgebildeten Pferd wird von den Teilnehmern überwiegend über die Begriffe Beobachten, Streicheln und Spielen definiert. Die Integration des Pferdes in den Arbeitsprozeß ist insbesondere durch die Teilnehmer aus osteuropäischen und arabischen Ländern verzeichnet. Das Pferd als Nahrungsmittel wird von allen französischen Teilnehmern, sowie jenen aus Griechenland, den USA, Brasilien und Rußland angegeben. Mit Ausnahme der Teilnehmer aus Südamerika, die das Lama vor allem als Arbeitstier (Lastenträger, Wolllieferant) kennen, haben die übrigen Teilnehmer das Bedürfnis, dieses für sie eher fremde Tier zunächst zu beobachten. Unabhängig von den einzelnen Kulturkreisen können sich 25 Teilnehmer vorstellen, das Lama zu streicheln und mit ihm zu spielen. Im Vergleich zum Pferd ist dies eine deutlich kleinere Gruppe, die mit dem Tier einen direkten Kontakt wünscht. Dies ist möglicherweise auf den geringen Bekanntheitsgrad und die seltenen Gelegenheiten zurückzuführen, bei denen die Teilnehmer die Möglichkeit hatten ein Lama näher kennenzulernen. Zusätzlich mögen Vorurteile, wie z.B. Lamas spucken immer, dazu beitragen, dieses Tier zunächst nur mit einem gewissen Abstand beobachten zu wollen. Meerschweinchen sind unter den Teilnehmern der Studie primär als Haustiere bekannt und wollen vorzugsweise beobachtet und gestreichelt werden, aber auch das Spiel mit den Tieren ist erwünscht. Jene Teilnehmer, die Meerschweinchen nicht kennen (z.B. afrikan. Länder, Iran), bzw. einen Bezug zur südamerikanischen Tradition besitzen, in der wilde Meerschweinchen als Nahrung genutzt werden, halten lieber Abstand zum Tier.

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Ein Hund ist ein Hund ist ein Hund

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Perserkatze & Straßenkatze Im folgenden interessierte uns, welche Begegnungsformen die Teilnehmer bei unterschiedlichen Rassen der gleichen Tierart wählen würden. Hat das äußere Erscheinungsbild und die abgebildete Umgebung einen direkten Einfluß auf die Aussagen der Teilnehmer? Zunächst wurde den Teilnehmern eine Perserkatze gezeigt, die entspannt, aber aufmerksam in einem Innenraum sitzt. Das Tier macht einen gepflegten Eindruck und es ist offensichtlich eine Wohnungskatze. Die Teilnehmer aller Kulturkreise wählten übereinstimmend die Begriffe Beobachtung, Streicheln und Spiel mit der Katze. Dies mag, neben der beherrschbaren Situation des begrenzten Raumes, vor allem auch durch das attraktive weiche Langhaar der Katze und das Kindchenschema ihres Gesichtes motiviert sein. Das nachfolgende Bild einer Katze auf der Straße mit angespannter Körperhaltung wurde von den Teilnehmern ganz anders eingeschätzt. Allein 26 der Teilnehmer würden gegenüber dieser Katze lieber Abstand halten wollen. Schäferhund, Toy Dog & Hund im Wald Den Teilnehmern wurden drei Hundeportraits nacheinander gezeigt. Das Bild des Schäferhundes wurde durch die Teilnehmer lautstark und bewundernd kommentiert: Es wurde offensichtlich, daß diese Hunderasse nicht nur mit Deutschland assoziiert wird, viele der Teilnehmer kennen Schäferhunde aus Fernseh- und Kinofilmen, sehen sie als den Prototypen eines verläßlichen Arbeitshundes. Dies wurde auch in den Aussagen der Teilnehmer bestätigt, die mit dem abgebildeten Hund vor allem arbeiten würden, ohne gleichzeitig das Beobachten, Streicheln und Spielen missen zu wollen. Der Respekt gegenüber diesem Hund wurde in jenen 16 Angaben deutlich, die gegenüber dem Schäferhund lieber Abstand halten würden. Diese Angaben wurden nicht allein von Teilnehmern aus den islamischen Ländern gemacht, auch Teilnehmer aus europäischen Ländern, die eine hohe Population von Straßenhunden besitzen, halten gerne Abstand zum Hund. Ganz anders die Einschätzung des zweiten Hundeportraits. Arbeiten mit dem kleinen Toy Dog wollte nur ein Teilnehmer aus Russland. Alle anderen Teilnehmer, selbst jene aus den islamischen Ländern, würden gerne mit diesem Hund spielen, ihn streicheln. Immerhin 14 Teilnehmer gaben an, daß sie diesen Hund gerne auf Abstand halten wollen. Dieser Wunsch kann durch persönliche Vorlieben (z.B. mag keine Schoßhunde) motiviert sein, aber auch durch die realen Probleme in der Hundehaltung in den entsprechenden Ländern (z.B. Italien, Südamerika).

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Der im dritten Bild abgebildete Hund war für die meisten Teilnehmer zunächst schwer einzuschätzen. Er besitzt keine spezifischen Rassemerkmale, ist mittelgroß, verharrt auf einem Waldweg und nimmt Blickkontakt zum Betrachter auf. Diese nicht eindeutige Situation hat die Teilnehmer verunsichert. Für hundeunerfahrene Betrachter ist schwer zu erkennen, ob dieser Hund friedlich gesinnt ist. So sind die Teilnehmer in ihren Antworten sehr ambivalent, möchten zum einen diesen Hund erst beobachten, ihn auch auf Abstand halten, dann aber auch den direkten Kontakt mit ihm haben. Auf Grund seiner Größe wird auch dieser Hund von 13 Teilnehmern als Arbeitstier angegeben. Die differenzierte Einschätzung der Katzen- und Hundeindividuen wurde stark mitbestimmt durch die Erfahrungen im Umgang mit der Tierart und –rasse in den jeweiligen Ländern (z.B. Tierhaltung, soziale Aufwertung). Auch wenn der Wunsch nach einem direkten Kontakt zum Tier besteht, die Überwindung der Distanz zu dem unbekannten Tier und ein Vertrauensaufbau ist stark geprägt von dem gesellschaftlichen Umgang in Bezug zu der einzelnen Tierart. Tiere wie z.B. die Straßenkatze oder der Hund im Wald werden in asiatischen Ländern auch als Nahrung genutzt. Spielzeug und Werbefiguren sind zudem in asiatischen Ländern nach dem Kindchenschema stark überzeichnet. Aus diesen Gründen war zu vermuten, daß Tiere, die dem Kindchenschema entsprechen (z.B. Perserkatze, Toy Dog) für den direkten Kontakt bevorzugt würden. Dies würde auch dem aktuellen Bild der Tierhaltung in asiatischen Großstädten entsprechen. Überraschenderweise aber zeigten die Antworten der asiatischen Teilnehmer eine breite Offenheit für die Begegnung mit allen Tierarten und –rassen. Inwieweit jedoch die Bedürfnisse der asiatischen Tierhalter mit dem Angebot an Tieren, den Möglichkeiten einer artgemäßen Haltung und der gesellschaftlichen Akzeptanz dieser Tiere übereinstimmen, wäre ein interessantes Forschungsgebiet der nächsten Jahre.

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Wie nehmen die Teilnehmer aus den unterschiedlichen Kulturen die Mensch-Tier-Beziehung in europäischen Ländern wahr? Wo gibt es Mißverständnisse, wo eine emotionelle Identifikation? Aus einem Pool von 24 Abbildungen, die unterschiedliche Mensch-Tier-Beziehungen zeigen, wählte jeder Studienteilnehmer ein Motiv aus und kommentierte seine Wahl in einem kurzen schriftlichen Statement. Die folgende kleine Auswahl dieser Kommentare zeigt bereits die große Vielfalt der Bedürfnisse an eine Mensch-Tier-Beziehung und bietet eine gute Grundlage zur Diskussion über kulturspezifische Verhaltensweisen gegenüber Tieren. Das Kind spielt vertrauensvoll mit den Tauben. Es fühlt sich wohl und will nicht weggehen. Dubilina Luba, Lettland

Dieses Schaf sieht sehr müde aus und ich glaube, daß es das Kind sehr langweilig findet. Das habe ich lustig gefunden und habe darum dieses Bild ausgesucht. Brian Bodensteiner, USA

Die Tiere sollten möglichst natürlich leben, z.B. auf dem Land. Trotzdem sollten die Menschen auch eine Harmonie mit ihnen und der Natur finden. Fang-Ju Chen, Taiwan

Dieses Meerschweinchen ist sehr zärtlich und braucht die Fürsorge. Es ist sehr vertrauensselig. Yulia Babyuk, Russland

Ich finde, daß der Fisch sehr süß ist. Vielleicht mag er nicht von dem Menschen gestreichelt werden. Aber es ist schön zu sehen, daß ein Mensch ein Tier streichelt, was es normalerweise ißt. Valeria Taurisano, Italien

Die Ente wirkt sehr ruhig und man kann sie streicheln. Gebratene Ente schmeckt auch sehr gut. Emilia Simora, Slowenische Republik

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Vom Schwein an der Hundeleine

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Es gibt einen Gegensatz zwischen den zwei Lebewesen. Sie haben ihren eigenen Lebensraum. Talat, Türkei

Ich erinnere mich an eine Erzählung des russischen Schriftstellers Platonow. Sie handelt von der Freundschaft eines Jungen zu einer Kuh. Die Kuh erscheint als ein Tier, das für den Menschen alles macht, aber auch den Schutz des Menschen benötigt. Olga Gartman, Russland

Ich habe mir immer eine Katze gewünscht, aber meine Eltern wollten keine. Ich würde gerne mit ihr spielen und sie streicheln. Ich hätte immer einen Freund in meiner Nähe. Elisenda, Spanien

Ich mag die Libelle und ich habe gelernt, wie wichtig sie sind. Manchmal habe ich mit ihnen gespielt, manchmal auch aus Versehen getötet. Keijiro Fujimoto, Japan

Eine Unmöglichkeit! Das passiert doch selten. Ist aber lustig. Nicholas Ndege, Kenya

Die Frau kümmert sich um die Ziege. Die Ziege und die Frau sehen sehr fröhlich und zufrieden aus. Rhiannan Davies, Großbritannien

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So ein komisches Bild: Ein Mensch mit einem selbständigen Schwein! Lev Rassudov, Russland

Das Pferd ist ein tolles Tier. Früher wurde es als Transportmittel und von den Königen benutzt. In der islamischen Gesellschaft ist das Pferd ein heiliges Tier. Es ist der treue Partner des Menschen. Mariko Abdou, Mali

Ich mag Hunde. Ich finde den Hund auf dem Bild süß und das Verhältnis zwischen dem Mann und dem Hund ist schön. Hiroaki Murakami, Japan

Eine Schlange ist für mich ganz eklig und gefährlich. Aber diese Schlange hat schöne Farben und ich möchte sie gerne beobachten. Lehrer aus Frankreich

Der Hund schaut den Menschen traurig an. Warum, weiß ich nicht. Ka Ram Yoon, Süd Korea

Das Bild zeigt eine komische und lustige Situation: Die Frau und der Vogel sind im Begriff Freunde zu werden. Zilio Zordan, Italien

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Der starke Mann ist zärtlich zu dem kleinen Hund. Obwohl er wahrscheinlich ein Bodyguard oder Motorradfahrer (Hells Angels) ist, könnte er den Hund nicht verletzen. Dagmara Langora, Slowenische Republik

Das Tier sieht sehr süß aus. Der kleine Bär ist sehr schön. Er braucht Hilfe von den Menschen. Er sieht sehr nett aus und ich möchte ihn anfassen. Ich möchte ihn als Haustier nehmen. Farid, Malaysia

Wenn ich dieses Bild anschaue, Es gibt hier ein großes Vertrauen zwischen fühle ich etwas Helles, Schönes, Leichtes. Mensch und Tier. Ich kann mir vorstellen, Und das ist sehr nah zur Natur. daß sie miteinander kommunizieren. Maria Vayushina, Rußland Isabelle Heidmann, Frankreich

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Zum Abschluß der Studie erhielten die Teilnehmer die Gelegenheit, in eigenen Worten zu formulieren, warum ihrer Meinung nach Tiere für Menschen wichtig seien. Überraschend war die differenzierte Vielfalt von Argumenten. Ein besonderes Anliegen schien den Teilnehmern der Hinweis auf die Wichtigkeit der Tiere für das ökologische Gleichgewicht. Im Rahmen dieser begrenzten Teilnehmerzahl und des akademisch geprägten Teilnehmerprofils konnte in den Aussagen zu dieser Frage keine eindeutig kulturelle Gewichtung erkannt werden. Dies mag zum einen darauf hindeuten, daß die Aussagen elementare Bedürfnisse in der Mensch-Tier-Beziehung formulieren, zum anderen aber auch einer durch internationale Medien kommunizierten Meinung entsprechen. Wichtig wäre hier eine qualitative Forschung in den einzelnen Kulturkreisen unter Berücksichtigung der verschiedenen sozialen Schichten und der regionalen wie traditionellen Verhaltensweisen. Im folgenden werden die Aussagen der Teilnehmer unter Schwerpunktthemen dokumentiert. Auffallend sind hier insbesondere auch die Sensibilisierung für Randthemen, wie beispielsweise Einsatz von Tieren in der Begleitung von Behinderten, Tiere in der medizinischen Diagnostik, sowie die kritische Auseinandersetzung mit der Rolle des Tieres im menschlichen Alltag. Tiere haben einen Einfluß auf unsere seelische und körperliche Befindlichkeit

• Tiere können Menschen auf mehrere Weise helfen: Sie sind Nahrung, helfen bei der Arbeit und sind gut für unser Gefühl. (Zilio Zordan, Italien)

• Tiere sind wichtig für Menschen, weil viele Menschen einsam sind. (Ingenieurin aus Australien) • Tiere sind wichtig, damit man sich nicht einsam fühlt. (Rhiannan Davies, Großbritannien) • Menschen fühlen sich mit Tieren nicht allein. Die Tiere können den Menschen helfen. (Séverin

Bernouville, Frankreich) • Tiere sind sehr nützlich und können dem Menschen in vielen Situationen helfen. Und die Menschen

sind mit Tieren auch beschäftigt und haben einen Lebenssinn. (Pavel Kobjalno, Lettland) • Tiere sind gut für die Seele, gute Gesellschafter. Ein Tier zu versorgen, etwas zu geben, das gibt

auch etwas zurück: Das Gefühl wichtig zu sein, gebraucht zu werden. (Bettina Rusam, Deutschland)

• Tiere sind wichtig, weil Menschen so gut sind und für die Tiere sorgen können. Der Hund ist wichtig, weil er treu ist und den Menschen beschützt. (Joanna Zieba, Polen)

• Tiere bereichern unser Leben. Sie sind unkompliziert und trösten uns. Sie vermitteln sehr positive Gefühle (Trost, Wärme) und nehmen einem die Einsamkeit weg. In Notfällen retten sie uns das Leben. (Marina Soranzo, Italien)

• Tiere geben einem eine innere Ruhe. (Basant Higazy, Ägypten) • Tiere bringen uns Entspannung, Trost und Spaß. (Charles Chang, Taiwan) • Tiere machen uns glücklich, sie helfen uns. Wir Menschen gehören auch zu den Tieren. (Ka Ram

Yoon, Süd Korea)

Spiel & Spaß mit Tieren

• Tiere helfen Menschen. Sie können sehr gemütlich sein. (Eunha Park, Süd Korea) • Tiere sind für Menschen wichtig, weil wir mit ihnen spielen können. (Nadzirah Md Zawawi,

Malaysia) • Es macht Spaß Tiere zu beobachten oder mit ihnen zu spielen. (Brian Bodensteiner, USA) • Tiere sind wichtig für die Menschen, weil man mit Tieren viel Lustiges erleben kann. (Yulia Babyuk,

Russland) • Manche Tiere helfen uns, andere ernähren uns und es gibt Tiere, die uns Spaß bringen. Doch die

Tiere sind wie die Menschen ein Teil der Natur. (Dimitar Mihaylov, Bulgarien) Freundschaft & Lebenspartnerschaft

• Tiere können einen nicht verraten, sie sind nicht gemein. (Hydrogeologin aus Rußland) • Tiere verraten einander nicht. Sie sind treu. Diese Eigenschaften sieht man selten bei den

Menschen. (Dodzi N’Kekpo, Kenya) • Menschen brauchen Tiere, weil sie heutzutage das Vertrauen zu anderen vermissen. Sie brauchen

sie auch als Nahrung. (Martina Azer, Ägypten) • Tiere helfen Menschen in einer anderen Weise. Sie beschweren sich nie. Wir müssen sie lieben.

(Siamara Sangland, Brasilien)

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Warum ist das Tier für den Menschen wichtig?

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• Haustiere können eine gute Gesellschaft sein und Nutztiere waren für lange Zeit für Menschen die

einzige Möglichkeit das Land zu kultivieren und wir essen sie auch. (Sara Saba, Italien) • In der Vergangenheit haben die Tiere bei vielen Arbeiten geholfen. Jetzt sind die Haustiere

wichtiger und sind oft durch Freundschaft mit dem Menschen verbunden. (Student aus Polen) • Tiere können ein Freund für Menschen sein. (Elisenda, Spanien) • Tiere sind unsere Freunde. Ich kann mir mein Leben ohne Tiere nicht vorstellen. Sie geben uns

sehr viel: Sie schenken uns ihre Liebe und wollen für sich selbst so wenig. (Katarzyna Orczykowska, Polen)

• Tiere sind wichtig für den Menschen, weil Mensch und Tier einander verstehen und in Harmonie leben. (Dubilina Luba, Lettland)

• Manche Menschen fühlen sich einsam, dann können sie mit dem Tier reden, sich unterhalten und spazieren gehen. (Terje Trasberg, Estland)

• Tiere sind wichtig, sie gehören zur Erde. Aber ich glaube sie können kein Trostpflaster sein. Manche Menschen ersetzen andere Menschen mit Tieren. (Luca Martin, Italien)

• Ich habe keine besondere Zuneigung zu Tieren und die Liebe einiger Menschen zu Tieren geht mir manchmal auf die Nerven. (Isabelle Heidmann, Frankreich)

Tiere beeinflussen unser Verhalten und fordern eine aktive Kommunikation

• Tiere sind sehr klug und hübsch. (Olena Koslova, Ukraine) • Tiere sind wichtig für Menschen, weil Menschen viel von ihnen lernen können. (Guliano Alessio,

Italien) • Das Leben ohne Tiere zuhause ist sehr arm. Von den Tieren können wir viel lernen. (Gabriela

Mierzejewska, Polen) • Weil wir mit Tieren nicht sprechen können, müssen wir mehr aktiv sein, um uns mit ihnen zu

verständigen. (Keijiro Fujimoto, Japan) Tiere sind Arbeitspartner und Helfer in der Not

• Tiere können manchmal den Menschen helfen. (Mainz Zollet, Italien) • Tiere machen die Welt schön und erleichtern den Menschen das Leben. (Nona Daraselia,

Georgien) • Tiere spielen in der Natur eine wichtige Rolle. Sie helfen das menschliche Leben zu unterstützen.

Haustiere machen unser Leben angenehmer. (Jacek Komorowski, Großbritanniern) • Tiere helfen dem Menschen auch im Garten und als Wachtier. (Nicholas Ndege, Kenya) • Die Tiere sind sehr wichtig. Sie dienen als Essen für den Menschen und sind auch gute Partner.

Einige können ihrem Herrn in schwieriger Lage helfen. (Mariko Abdou, Mali) Das Tiere als Nahrungs- und Rohstoffquelle

• Tiere sind für Menschen wichtig, weil man sie essen kann. Ich habe kein großes Interesse an Tieren, aber ich glaube, daß sie sehr nützlich für die Menschheit sind. (Lehrer aus Frankreich)

• Einige der Tiere können von Menschen genutzt werden. (Maria Vayushina, Russland) • Tiere sind wichtig für das Leben. Wir können sie auch essen und ein besonderes Verhältnis mit

ihnen haben. (July Ricklin, Frankreich) • Menschen brauchen Tiere als Nahrung, um Proteine zu bekommen. Ohne Tiere kann man nicht

leben. Menschen und Tiere sind gleichwertig. (Farid, Malaysia) • Tiere bieten Menschen Nahrung. (Hiroaki Murakami, Japan) • Tiere sind für Menschen wichtig, weil Menschen Tiere essen. (Negar Irannejad, Iran) • Tiere sind sehr wichtig für Menschen, weil sie uns Nahrung geben. (Hyon Suk Schumacher, Süd-

Korea) • Tiere sind wichtig, weil man ihr Fleisch nutzen kann. (Mouzoulou Zato, Togo) • Tiere sind für das Essen wichtig. (Paolo Albertini, Italien) • Ein guter Grund für Tiere ist auch, daß wir Fleisch essen können. (Terje Trasberg, Estland) • Tiere sind wichtig für Menschen, weil man sonst nichts mehr zu essen hat. (Miguel Hesse, Spanien)

Tiere können helfen Krankheiten zu entdecken, sowie kranke und behinderte Menschen zu begleiten.

• Tiere können dem Menschen helfen: Arbeiten, Krankheiten entdecken. (Ana Alavarez, Spanien) • Mit Tieren kann man spielen und arbeiten. Sie können bei vielen Krankheiten helfen, z.B. bei

autistischen Kindern. (Pawel Fedejho, Polen)

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Tiere helfen den Menschen, mit sich und anderen Menschen besser leben zu können.

• Tiere helfen den Menschen Probleme abzubauen und sich abzureagieren. Sie können Menschen auch bei der Arbeit helfen und mit Tieren fühlt man sich nicht allein. Meistens geben sie einem Liebe und ein gutes Gefühl. (Emilia Simora, Slowenische Republik)

• Tiere bringen uns in die andere, in die bessere Welt. Aber nur Haustiere, wo keine Gefahr besteht. (Dagmara Langora, Slowenische Republik)

• Friedliches Zusammenleben von Menschen durch den entspannenden und spielerischen Umgang mit Tieren. (Ana Alavarez, Spanien)

• Tiere machen Menschen oft friedlich und ruhig. (Asako Tsuyama, Japan) • Wenn man den Tod von Haustieren erlebt hat und darin geübt ist, erträgt man auch den Tod

eigener Familienmitglieder besser. (Akihiro Tajima, Japan) • Tiere helfen dem Menschen gegen Einsamkeit, aber auch als Nahrung. Tiere geben uns oft auch

ein gutes Beispiel. Aber wir bleiben blind. (Freddy Kempf, Frankreich) • Tiere geben uns Essen und Kleidung. Sie helfen uns im Haushalt. Sie sind aber auch unsere

Freunde. Tiere sind Naturvermittler: d.h. in der Kommunikation mit Tieren kommen wir der Natur näher und finden uns vielleicht selber. (Olga Gartman, Rußland)

Der Mensch als Tier unter Tieren

• Tiere sind für Menschen wichtig, weil wir alle Tiere sind. Auch sollten wir an die natürliche Balance denken und an den gemeinsamen Spaß. (Lev Rassudov, Russland)

• Tiere sind wichtig für Menschen, weil beide Lebewesen sind und zusammenleben müssen. Außerdem bieten Tiere Menschen Nahrung. (Hiroaki Murakami, Japan)

• Ich denke, daß Menschen und Tiere eine Einheit sind. Wir müssen Tiere als gleichwertige Schöpfung sehen. (Olga Barsukova, Ukraine)

• Tiere sind wichtig, weil sie Lebewesen wie wir sind. Wir können untereinander helfen und zusammenleben. (Valeria Taurisano, Italien)

• Wir brauchen Tiere als Nahrung, als Begleitung und besonders auf dem Land als Arbeitskraft. Sie sind zweifellos wichtig für die Natur und sollen nicht verschieden zu Menschen gesehen werden. Auf jeden Fall sind wir ja auch Tiere. (Pablo Martin Fernandez Castro, Argentinien)

Der Wert der Tiere für die Natur

• Tiere sind unsere Verbindung zur Natur. (Arvid Storch, Deutschland) • Tiere sind ein wichtiger Teil der Umwelt, in der wir leben. (Basant Higazy, Ägypten) • Tiere sind wichtig für die Menschen, weil sie einen großen Teil der Natur darstellen. (Patrcia

Gomez, Peru) • Tiere sind wichtig für Menschen, weil sie ein Teil der Natur sind. Sie können Menschen helfen.

(Kathitziotis Neophytos, Zypern) • Tiere sind Teil der Natur und spielen ihre Rolle in ihr. (Brian Bodensteiner, USA) • Tiere sind ein Teil der Natur ohne die die Natur nicht funktioniert. (Maria Vayushina, Russland) • Tiere – wie alles andere auch was existiert - eine Kunst in unserer Natur. (Talat, Türkei)

Das ökologische Gleichgewicht

• Die Welt funktioniert so: Mensch und Natur sind eine Einheit. Darum sind Tiere wichtig für Menschen. (Javier Jimenez Gonzalez, Spanien)

• Mensch und Tier sind eine Einheit. Ohne Tiere geht das Leben schlechter. Vielleicht kann man auch nicht mehr leben. (Tanek, Saudi Arabien)

• Ohne Tiere würde die Einheit von Mensch und Tier brechen. (Heido Cela, Albanien) • Tiere sind für das ökologische System, für die Nahrung und die persönliche Beziehung wichtig.

(Erica Demarest, USA) • Seit 20000 Jahren lebt der Mensch mit Tieren und sie waren schon vor uns auf der Erde. (Student

aus Italien) • Tiere waren immer schon da und sind wichtig für die Menschen, damit sie überleben können. (Long

Nguyen, USA) • Tiere sind für das Gleichgewicht in der Nahrungskette sehr wichtig. (Ana Alavarez, Spanien) • Ohne Tiere kann die Welt nicht funktionieren. Wenn es keine Tiere gibt, gibt es auch keine

Menschen mehr. Das Leben ohne Tiere zuhause ist sehr arm. Von den Tieren können wir viel lernen. (Gabriela Mierzejewska, Polen)

• Mensch und Tier bilden eine Einheit im ökologischen System. Mensch und Tier sind miteinander verbunden. (Student aus Tunesien)

• Menschen sind nur Einwohner in der Natur, deshalb sollten wir – statt die Natur zu beherrschen – darüber nachdenken, warum wir hier sind und was wir machen. (Fang-Ju Chen, Taiwan)

• Durch Tiere können wir lernen, daß die Welt nicht nur für uns Menschen da ist. (Keijiro Fujimoto, Japan)

• Menschen brauchen Tiere und Tiere brauchen Menschen. Das ist die Natur und alles ist wichtig. (Lazib Hakim, Algerien)

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• Tiere helfen uns bei der Arbeit und helfen das natürliche Gleichgewicht zu bewahren. Wir können sie auch essen. (Sebastian Lopez Borbollo, Mexiko)

• Tiere sind wichtig als Arbeitshelfer, als Lebensmittel, als Freunde und für das ökologische Gleichgewicht. (Lez Shen, VR China)

• Das Leben besteht aus Tieren, Menschen und Pflanzen. Alle sind wichtig, ohne Zweifel. (Angel Golwechea, Spanien)

• Es gibt ein ökologisches System in unserer Welt, das die Menschen nicht kentern lassen können. Deshalb sind die Tiere wichtig. (Simge Besler, Türkei)

• Wir brauchen die Tiere für das Gleichgewicht in der Natur. (July Ricklin, Frankreich)

Die spirituelle Dimension

• Tiere sind wichtig für Menschen, weil Gott sie uns gegeben hat und wir die Verantwortung für sie haben. (Keith Ono, Singapore)

• Die Wichtigkeit von Tieren für den Menschen wird durch die Bedürfnisse des Menschen bestimmt: einige Tiere benutzt man, um weite Distanzen zu überbrücken, einige Tiere sind Nahrung. Aber im allgemeinen schuf unser Gott alle Tiere, damit wir seine Wunder und seine Kraft erkennen. Man sollte die Tiere beobachten. (Abdelkrim Dahmani, Algerien)

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Die Studie konnte aufzeigen, daß die individuelle Einschätzung einer Tierart abhängig ist von deren allgemeiner Bewertung im jeweiligen kulturellen Lebensraum des Menschen, daß aber darüber hinaus die individuelle Beziehung zu einem Tierindividuum geprägt ist von der Quantität und Qualität von Tierbeziehungen im Alltag (v.a. in der Kindheit). Die Teilnehmer dieser Studie erachten den Mensch-Tier-Kontakt für wichtig, da Tiere einen positiven Einfluß auf körperliche und seelische Befindlichkeit haben, kommunikative und soziale Aktivitäten fördern und dem Menschen Freund und Arbeits-, bzw. Lebenspartner sind. Tiere sind ihrer Meinung nach nicht nur eine wichtige Nahrungs- und Rohstoffquelle, sie sind v.a. ein wichtiger Teil des ökologischen Gleichgewichts. Das Zusammenleben des Menschen mit anderen Lebewesen wird sich in seiner ethischen Qualität weiter verändern. Existentielle Notwendigkeiten, neue Erkenntnisse aus der Verhaltensforschung, religiöse und ethische wie alltagspraktische Überzeugungen Einzelner, die Globalisierung der Kommunikation und des Handels, Verhaltensnormen kultureller Identität und Kulturtransfer sind dafür bestimmend. Sowohl eine inner- wie interkulturelle Forschung der Mensch-Tier-Beziehung ist dringend nötig und sollte sozioökonomische Entwicklungen (z.B. Zeit- und Finanzdimension) ebenso einschließen wie neuste Erkenntnisse aus der Verhaltensforschung. Methodische Ergänzungen (z.B. Verhaltensdokumentation) und die Ausweitung des Forschungsgebietes z.B. die Kulturkreise nachhaltig beeinflussender moderner Medien (u.a. TV, Werbung, Internet) sind hierbei von besonderem Interesse. Themenschwerpunkte der interkulturellen Forschung berücksichtigen Entwicklungen in der Alltagskultur, den Traditionen der Jagd und der Landwirtschaft, Einflüsse der Religionen sowie gesellschaftspolitische und ökonomische Entwicklungen (z.B. Tier als Nahrungs- und Heilmittelressource, als Wach- und Heimtier). Qualitative Studien analysieren biografische Einflüsse auf den Mensch-Tier-Kontakt, die Beziehungs-, bzw. Bindungsfähigkeit zum Tier. Da das Tier nicht nur Arbeits- und Lebenspartner für Menschen darstellt, vielmehr immer wieder auch Teil der Nahrung des Menschen ist, sind interkulturelle Studien zum ambivalenten Verhalten gegenüber jenen Tierarten relevant, welche sowohl als Partner wie auch als Nahrungsquelle akzeptiert werden. Da der direkte Kontakt zu Tieren auch das Verständnis für ihre Lebeweise und den Umgang mit ihnen fördert, ist ein weiteres wichtiges Themengebiet zukünftiger Forschung Angebotsdifferenzierung und Methoden der professionell begleiteten Tierkontakte (z.B. Tiergestützte Interventionen, Begegnungshöfe, Agrar-Tourismus). Die Vermittlung kultureller Werte im internationalen Tourismus, bzw. in Länderpartnerschaften und Austauschprogrammen, wird in Zukunft nicht mehr allein über die Stadtrundfahrt oder den Museumsbesuch absolviert, vielmehr durch Farmexkursionen und ehrenamtliche Mitarbeit auf Bauern- und Begegnungshöfen.

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Resumée

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Otterstedt, C. (2008): Mensch & Tier, Eine Studie zur Mensch-Tier-Beziehung in Deutschland,

München. (pdf-Datei: www.buendnis-mensch-und-tier.de, s. Forschung/Studien) Otterstedt, C. (2009): Die Mensch-Tier-Beziehung im interkulturellen Vergleich, in:

Otterstedt/Rosenberger (2009). Otterstedt, C.; Rosenberger, M. (Hrsg.) (2009): Die Mensch-Tier-Beziehung, Wissenschaftliche

Begründung einer uralten Erfahrung, Vandenhoeck & Ruprecht Verlag, Göttingen. Wir möchten uns ganz herzlich bei allen Fotoautoren bedanken, die unsere Arbeit hilfreich unterstützten und freundlicherweise ihre Fotos kostenfrei für die Studie zur Verfügung gestellt haben. S. Fotoautoren 9 Petra und Horst Engler (Kaninchen)

10 Frank Schlimbach (Pferd) Andreas Dändliker (Schwein)

11 Jörg Porsch (Taube) Olaf Knode (Fisch) Andreas Z. (Wolf)

12 Christian Kunz (Affe) Dirk Weiss (Schlange) Christoph Ohrenschall (Ratten)

13 Hans-Dieter Sauer (Mücke) Sylwia Buch (Maden) Stefan Komuzin (Fliege)

14 Ronald Böhme (Pferd) 15 Ulrike Schramm (Perserkatze)

Gerd Petzold (Straßenkatze) Sigrid Starick (Schäferhund) The dog (Toy Dog) Andrea Lück (Waldhund)

S. Fotoautoren 17 Christian Krennbauer (Tauben)

Beate Zimmermann (Meerschweinchen) Bernhard Niehr (Fisch)

18 Joachim Heinz (Adler) Ueli & David Trindler (Kuh)

19 Detlef Rücker (Schwein) Torsten Frank (Pferd) Rainer Hamm (kleiner Hund) Jörg Pillokat (Schlange) Dr. Adolf Polti (großer Hund)

20 Dirk und Gudrun Schäfer (Jack Russel) Michaela Scholz (Eisbär Knut) KlausW (Elefant)

Alle andere Fotos: Carola Otterstedt

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Literatur

Bildnachweis