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1 Familiengottesdienst am 1. Advent, 28. November 2010, Hoffnungskirchengemeinde Anspiel zum 1. Advent „Advent: Zeit des Wartens – Zeit der Erwartungen“ Personen: Simeon Rahel Mutter Schwangere Frau Bettler alter Mann Simeon und Rahel sitzten in ihrem Zimmer. Beide sehen ziemlich gelangweilt aus. Dann bemerkt Simeon das Publikum. Simeon (S): Hallo, ich sitze hier und warte, dass es draußen endlich etwas dunkler wird. Heute kommt nämlich unsere Oma zu uns zum Adventskaffeetrinken. Rahel (R): Und unsere Oma ist wirklich eine tolle Oma. Sie bringt uns immer etwas mit. Und vor allem spielt sie mit uns. Letztes Mal haben wir stundenlang „Siedler von Catan“ und MauMau gespielt. Aus dem Hintergrund ruft die Mutter (M): Simeon und Rahel, könnt ihr mal bitte den Kaf- feetisch decken für heute Nachmittag. S. verdreht die Augen und sagt: Auch das noch. Wir warten hier, das ist schon langweilig, aber Tischdecken ist ja noch viel langweiliger. Zu Rahel Komm, da gehen wir lieber noch etwas raus S. und R. ziehen sich Jacken an und gehen zu ihrer Mutter. S: Mama, wir gehen noch etwas raus, uns die Zeit vertreiben. M: Aber den Tisch deckt ihr trotzdem noch! S: Jaja, ist ja noch soviel Zeit. Tschüß! R: Wir kommen schon rechtzeitig. Tschüß! M: Tschüß und zieht eure Mütze an. Es ist kalt draußen S. und R. ziehen sich eine Mütze an Beide gehen raus. Als sie draußen ein bisschen herumstehen, kommt eine schwangere Frau (sF) vorbei. Sie trägt schwere Tüten. Simeon und Rahel gehen zu ihr. S. Kann ich ihnen helfen, die Tüten zu tragen? sF: Oh ja, danke. Das wäre schön. Ich wohne hier auch gleich um die Ecke. Alle drei ge- hen, dann in ein Haus und Treppen hinauf. Ich habe nämlich Sachen für mein Baby ge- kauft. Ich kann es kaum erwarten, dass es endlich da ist- S: Ja, uns geht es ähnlich

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Familiengottesdienst am 1. Advent, 28. November 2010, Hoffnungskirchengemeinde

Anspiel zum 1. Advent „Advent: Zeit des Wartens – Zeit der Erwartungen“

Personen: Simeon

Rahel

Mutter

Schwangere Frau

Bettler

alter Mann

Simeon und Rahel sitzten in ihrem Zimmer. Beide sehen ziemlich gelangweilt aus. Dann bemerkt Simeon das Publikum. Simeon (S): Hallo, ich sitze hier und warte, dass es draußen endlich etwas dunkler wird.

Heute kommt nämlich unsere Oma zu uns zum Adventskaffeetrinken.

Rahel (R): Und unsere Oma ist wirklich eine tolle Oma. Sie bringt uns immer etwas mit.

Und vor allem spielt sie mit uns. Letztes Mal haben wir stundenlang „Siedler von Catan“

und MauMau gespielt.

Aus dem Hintergrund ruft die Mutter (M): Simeon und Rahel, könnt ihr mal bitte den Kaf-

feetisch decken für heute Nachmittag.

S. verdreht die Augen und sagt: Auch das noch. Wir warten hier, das ist schon langweilig,

aber Tischdecken ist ja noch viel langweiliger. Zu Rahel Komm, da gehen wir lieber noch

etwas raus S. und R. ziehen sich Jacken an und gehen zu ihrer Mutter.

S: Mama, wir gehen noch etwas raus, uns die Zeit vertreiben.

M: Aber den Tisch deckt ihr trotzdem noch!

S: Jaja, ist ja noch soviel Zeit. Tschüß!

R: Wir kommen schon rechtzeitig. Tschüß!

M: Tschüß und zieht eure Mütze an. Es ist kalt draußen S. und R. ziehen sich eine Mütze

an

Beide gehen raus. Als sie draußen ein bisschen herumstehen, kommt eine schwangere

Frau (sF) vorbei. Sie trägt schwere Tüten. Simeon und Rahel gehen zu ihr.

S. Kann ich ihnen helfen, die Tüten zu tragen?

sF: Oh ja, danke. Das wäre schön. Ich wohne hier auch gleich um die Ecke. Alle drei ge-

hen, dann in ein Haus und Treppen hinauf. Ich habe nämlich Sachen für mein Baby ge-

kauft. Ich kann es kaum erwarten, dass es endlich da ist-

S: Ja, uns geht es ähnlich

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SF guckt verdutzt: Wie bitte?

S: Naja, wir können es auch kaum erwarten, dass heute Nachmittag endlich unsere Oma

kommt.

sF: Ach so! Ja, das kann ich verstehen. Aber wißt ihr, ich mache in der Zeit, in der ich auf

mein Kind warte einfach etwas Schönes, etwas, das mir Freude macht, dann vergeht die

Zeit viel schneller. Mal spiele ich Klavier, lese ein Buch und heute zum Beispiel sortiere ich

diese schönen Babysachen. sF schüttet die Tüten aus und beginnt zu sortieren und sagt

dabei: Ach wie schön, beim nächsten Kleidungsstück Wie süß!

S: OK, wir gehen dann wieder.

sF Ja, und nochmal herzlichen Dank für eure Hilfe! Ach, Hier habt ihr du ein paar Gummi-

bärchen. Sie gibt beiden eine Gummibärchentüte

S und R: Danke und Gern geschehen. Auf Wiedersehen. Stecken die Gummibärchentüte

ein. Gehen nach draußen.

S: Du, Rahel ich gehe schon mal nach Hause den Tischdecken. Ich kann es einfach nicht

hier draußen abwarten bis Oma kommt.

R : Ja, ist in Ordnung. Ich vertreibe mir hier noch ein bisschen die Zeit. Simeon ab. Rahel

entdeckt in der Nähe einen Bettler. R.. schlendert zu ihm hin

R: Hallo! Bettler (B): Meinst du mich? S: Na klar, wen denn sonnst?

B. Mich spricht sonst nie jemand an. Was machst du denn hier auf der Straße bei dieser

Kälte.

R: Ich warte.

B: Ach so und worauf?

R: Dass die Zeit vergeht und meine Oma endlich kommt.

B etwas nachdenklich: Achso! Pause Ich warte auch!

R. Und worauf wartest du?

B. ich warte darauf, dass sich etwas in meinem Leben ändert. Pause Oder, dass mir die

Leute etwas Geld oder etwas zu Essen geben Pause und dann warte ich eigentlich auf

Weihnachten. Weißt du zu Weihnachten sind die Leute nicht nur gestresst und überan-

strengt, wie das alle Welt immer behauptet. Nein manche Menschen sind zu Weihnachten

richtig freundlich und nachdenklicher als sonst. Sie geben mir auch mehr als sonst.

R: Ja auf Weihnachten, darauf freue ich mich auch schon Denkt nach und holt aus seiner

Tasche die Gummibärchentüte Hier die ist für dich. Damit kannst du dir das Warten versü-

ßen.

B: Danke, mein Kind!

S Danke auch – für das Gespräch! Schlendert weiter und steht wieder vor ihrem Haus.

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Hier bin ich schon wieder zu Hause. Aber hier unten wohnt der alte Herr Fichtner. Ich gu-

cke mal, was er macht. Klopft an eine Tür. Von drinnen hört man eine Stimme HEREIN!

Rahel geht rein

Herr Fichtner (F): Ach, du bist es, Mädchen, schön das du vorbei kommst. Mensch bist

du groß geworden, du warst ja schon lange nicht mehr hier. Kann ich dir helfen oder etwas

anbieten?

R.: Nein, ich warte nur?

F Ach so, dann geht es ja wie mir.

R Wieso? Worauf wartest du denn?

F: Ich warte darauf, dass es dunkel wird

R. Und dann?

F: Dann geht drüben die Straßenbeleuchtung an. Das sieht hübsch aus und im Zimmer

wird es hell

R: Hast du denn kein Licht?

F Doch, ich brauche nur den Schalter anzuknipsen, aber es ist ja niemand hier mit dem ich

mich ansehen und unterhalten könnte.

R: Weshalb bist du denn allein?

F: Na Kind, meine Frau ist schon lange tot und meine Kinder sind groß, arbeiten und ha-

ben wenig Zeit.

S: Ach so, naja jetzt bin ich ja hier.

F Das stimmt und das ist wunderbar. Aber worauf wartest du denn?

S: Ich warte auf meine Oma. Sie kommt heute zu uns zum Adventskaffeetrinken und sie

spielt immer mit uns, aber die Zeit will gar nicht vergehen. R guckt auf ihre Armbanduhr

und erschrickt. Ach du meine Güte, jetzt ist die Zeit aber schnell vergangen. Ich muss

mich beeilen, gleich kommt Oma und den Kaffeetisch soll ich auch noch decken.

F: Na, dann geh mal, mein Mädchen. Und wenn du wieder auf irgendetwas wartest,

kannst du gerne wieder vorbei kommen. Grüße deine Eltern von mir

R: Steht auf und gibt ihm die Hand: Ja, danke, ich komme bestimmt. Zeiten, in denen ich

ungeduldig auf etwas warte, kommen bestimmt – vor allem jetzt in der Weihnachtszeit. Ab

ENDE

Predigt zum 1. Advent

• Es ist Advent, liebe Gemeinde. In der Adventszeit warten wir auf die Ankunft Gottes bei

uns Menschen. Diese Ankunft Gottes feiern wir dann zu Weihnachten.

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• Die Zeit des Wartens kann eine lange, sich ausdehnende, ja nicht enden wollende Zeit

sein. Besonders dann, wenn der Grund unseres Wartens etwas besonders Schönes ist.

So wie es für Simeon und Rahel der Besuch ihrer Oma ist.

• Worauf warten wir heute??

Von den Kindern im Kindergarten weiß ich, dass sie immer ganz besonders sehnsüchtig

auf die Kindergartenfahrt nach Warthe warten. Sie freuen sich schon Tage und Wochen

vorher auf diese Fahrt.

• Worauf haben Sie persönlich schon einmal leidenschaftlich und sehnsüchtig gewartet?

Auf einen lieben Menschen? Auf eine neue, bessere Arbeit? Auf einen Besuch – so wie

Simeon und Rahel? Auf ein Kind? Auf die Entlassung aus dem Krankenhaus oder der Ar-

mee?

• Die Gründe unseres Wartens können ganz verschieden sein. Gemeinsam ist allen die-

sen Situationen, dass wir die Zeit des Wartens verkürzen möchten. Simeon und Rahelma-

chen sich deshalb auf den Weg nach draußen. Sie treffen verschiedene Menschen, helfen

ihnen und kommen mit ihnen ins gespräch. So vergeht seine Zeit des Wartens schneller

als gedacht.

Damit die Zeit des Wartens schneller vorbei geht habt ihr, Kinder, jetzt in der Adventszeit

zu Hause sicherlich nicht nur einen Adventskranz, sondern auch einen Adventskalender.

Einen Adventskalender, der euch die Zeit bis Weihnachten schön werden läßt. Dazu gehö-

ren natürlich auch die Pyramiden, die Sterne und Kerzen und all das, was die Adventszeit

zu so einer schönen gemütlichen Zeit werden läßt. Warten!

• Warten wir, liebe Gemeinde, heute im Jahr 2010 wirklich auf Gottes Ankunft bei uns

Menschen? Oder tritt diese Erwartung nicht in den Hintergrund bei all unseren wichtigen

und ja auch notwendigen Vorbereitungen für das Weihnachtsfest?

• Advent ist, weil Gott sich zu uns auf den Weg macht!

• Advent ist, weil Gott unter uns sein will und unser Leben bereichern, erneuern und

manchmal auch grundsätzlich verändern möchte!

• Das können Situationen sein, in denen wir Gottes Gegenwart plötzlich ganz deutlich spü-

ren, oder in denen wir merken: Ja hier hat Jesus mein Herz angerührt. Oder es sind Mo-

mente, in denen uns im Nachhinein aufgeht: Hier hat Gott mich vor Schlimmerem bewahrt.

• Advent geschieht dort, wo wir Beziehungen zu Menschen intensiv und ganz bewußt er-

leben können. Wo wir Aufbrüche wagen, wo wir Fehler eingestehen und auch anderen

vergeben können, wo wir Beziehungen – so wie Simeon und Rahel in unserem Stück –

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neu gestalten oder beleben, da ist Gottes Ankunft bei uns Menschen spürbar. Das, liebe

Gemeinde, muss gar nicht immer in der Adventszeit sein.

• Aber die Adventszeit erinnert uns jedes Jahr von Neuem an das Unerwartete und nach

menschlichem Ermessen eigentlich Unerwartbare, nämlich dass Gott in unser Leben tritt.

Amen Pfarrerin M. Trende