Familienlandsitz-Siedlungen als Nachhaltigkeitskonzept eine … · 2015-10-08 · Bodens als...

60
Bachelorthesis Familienlandsitz-Siedlungen als Nachhaltigkeitskonzept eine Betrachtung der Bereiche Landwirtschaft und Stoffkreisläufe zum Erlangen des akademischen Grades „Bachelor of Science“ für Landschaftsnutzung und Naturschutz vorgelegt von Laura Kirsch Matrikelnummer: 220913 Erstgutachter: Dr. Benjamin Nölting Zweitgutachter: Dr. Bettina Kögel Berlin, den 22.12.2012

Transcript of Familienlandsitz-Siedlungen als Nachhaltigkeitskonzept eine … · 2015-10-08 · Bodens als...

Page 1: Familienlandsitz-Siedlungen als Nachhaltigkeitskonzept eine … · 2015-10-08 · Bodens als lebendigen Organismus und seiner Bedeutung für die Gesundheit von Pflanze, Tier und Mensch

Bachelorthesis

Familienlandsitz-Siedlungen als

Nachhaltigkeitskonzept – eine Betrachtung der

Bereiche Landwirtschaft und Stoffkreisläufe

zum Erlangen des akademischen Grades „Bachelor of Science“ für

Landschaftsnutzung und Naturschutz

vorgelegt von

Laura Kirsch

Matrikelnummer: 220913

Erstgutachter: Dr. Benjamin Nölting

Zweitgutachter: Dr. Bettina Kögel

Berlin, den 22.12.2012

Page 2: Familienlandsitz-Siedlungen als Nachhaltigkeitskonzept eine … · 2015-10-08 · Bodens als lebendigen Organismus und seiner Bedeutung für die Gesundheit von Pflanze, Tier und Mensch
Page 3: Familienlandsitz-Siedlungen als Nachhaltigkeitskonzept eine … · 2015-10-08 · Bodens als lebendigen Organismus und seiner Bedeutung für die Gesundheit von Pflanze, Tier und Mensch

Danksagung

I

Danksagung

Ich danke...

… meiner Familie für 24 Jahre Unterstützung.

… allen Menschen, die mich ermutigt haben, meinen Interessen zu folgen.

… Aruna und Maik Palitzsch Schulz, die mir mit dem Projekt Weda Elysia den

Anstoß für die Themenwahl für diese Arbeit gegeben haben.

… Joshua Kin für die Inspiration zum Thema naturnahe Bienenhaltung, das

Korrekturlesen, sowie die Unterstützung bei Formatierung und Layout der Arbeit.

… Jenny Kirchbaum für das Korrekturlesen.

… Dr. Benjamin Nölting und Dr. Bettina Kögel für die Betreuung der Arbeit.

Page 4: Familienlandsitz-Siedlungen als Nachhaltigkeitskonzept eine … · 2015-10-08 · Bodens als lebendigen Organismus und seiner Bedeutung für die Gesundheit von Pflanze, Tier und Mensch

Inhaltsverzeichnis

II

Familienlandsitz-Siedlungen als

Nachhaltigkeitskonzept – eine Betrachtung der

Bereiche Landwirtschaft und Stoffkreisläufe

Inhaltsverzeichnis

Danksagung ............................................................................................................ I

Inhaltsverzeichnis ................................................................................................ II

Abbildungsverzeichnis ........................................................................................ IV

Tabellenverzeichnis ............................................................................................ IV

1 Einleitung ............................................................................................................ 1

2 Das Konzept der Familienlandsitz-Siedlung ................................................... 3

2.1 Der Familienlandsitz und die Landsitz-Siedlung ................................................ 3

2.2 Flächenverbrauch .................................................................................................. 4

Nahrungserzeugung .................................................................................................... 5

2.3 Gärtnern als Ansatz zu einer nachhaltigen Entwicklung .................................. 6

3 Grundlage Boden ............................................................................................... 9

3.1 Bodenfruchtbarkeit ............................................................................................... 9

Humus ........................................................................................................................ 9

Beeinflussung der Bodenfruchtbarkeit ..................................................................... 11

3.2 Erosion .................................................................................................................. 12

3.3 Nährstoffe ............................................................................................................. 12

3.4 Bodenfruchtbarkeit und Gesundheit ................................................................. 13

4 Stoffkreisläufe .................................................................................................. 16

4.1 Nährstoff- und Wasserkreislauf ......................................................................... 16

4.2 Kompost-Toiletten ............................................................................................... 18

4.3 Pflanzenkläranlagen ............................................................................................ 20

4.4 Verbindung von Kompost-Toiletten und Pflanzenkläranlagen....................... 21

4.5 Kompostierung ..................................................................................................... 22

Page 5: Familienlandsitz-Siedlungen als Nachhaltigkeitskonzept eine … · 2015-10-08 · Bodens als lebendigen Organismus und seiner Bedeutung für die Gesundheit von Pflanze, Tier und Mensch

Inhaltsverzeichnis

III

5 Landwirtschaft ................................................................................................. 26

5.1 Umweltprobleme der konventionellen Landwirtschaft .................................... 26

5.2 Biologische Landwirtschaft ................................................................................. 28

5.3 Agrarökologie ....................................................................................................... 30

6 Landwirtschaft auf Familienlandsitzen ......................................................... 32

6.1 Warum Selbstversorgung mit Lebensmitteln? ................................................. 32

6.2 Waldgärten ........................................................................................................... 34

6.3 Gemüsegärten ...................................................................................................... 37

6.4 Wildpflanzen ........................................................................................................ 40

6.5 Bienenhaltung ...................................................................................................... 43

7 Schlussfolgerungen & Ausblick ...................................................................... 46

8 Zusammenfassung ........................................................................................... 48

Literaturverzeichnis ............................................................................................ 50

Fachbücher und Bücher ............................................................................................ 50

Internetquellen .......................................................................................................... 52

Studien, Forschungsberichte und Dissertationen ..................................................... 52

Zeitschriftenartikel und Broschüren ......................................................................... 53

Vorlesungsunterlagen (unveröffentlicht) .................................................................. 53

Filme ......................................................................................................................... 53

Titelbild .................................................................................................................... 53

Persönliche Erklärung ......................................................................................... 54

Page 6: Familienlandsitz-Siedlungen als Nachhaltigkeitskonzept eine … · 2015-10-08 · Bodens als lebendigen Organismus und seiner Bedeutung für die Gesundheit von Pflanze, Tier und Mensch

Abbildungsverzeichnis

IV

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Mykorrhiza-Symbiose (http://www.biologie.uni-hamburg.de/b-online/

myco/A4/index.html 07.12.2012) .......................................................................... 10

Abb. 2: Entstehung und Zusammensetzung von häuslichem Abwasser (aus Bahlo,

Wach, 1993, S.9) .................................................................................................... 16 Abb. 3: Nährstoff- und Wasserkreislauf voneinander getrennt | Heutiger Kreislauf

mit hohem Wasserverbrauch und großen Nährstoffverlusten (Klötzli 1980 in

Berger 2008, S.5) ................................................................................................... 17 Abb. 4: Kompost-Toilette (aus Berger, 2008, S.30) .............................................. 18 Abb. 5: Pflanzenkläranlage, Vertikalfilter (nach http://www.garten-ostermeier.de/

common/pflanzenbeet13.jpg 12.12.12) ................................................................. 20 Abb. 6: Waldgartenschichten ( nach http://www.sovereignliberty. com/wp-content

/uploads/2012/06/ forest-garden-layers1.jpg 07.12.2012 ) ................................... 34 Abb. 7: Das Sonnendiätdreieck der Rohkost-Ernährung (aus Wolfe 2001, S.92) . 37

Tabellenverzeichnis

Tab. 1: Characteristics of conventional vs. household agriculture in modern

Russia. (Sharashkin 2008, S.39) .............................................................................. 7 Tab. 2: Auswahl möglicher Arten für einen mitteleuropäischen Waldgarten (Hart

1992 , Whitefield 2010, Strauß 2011) .................................................................... 35 Tab. 3: Nährstoffgehalte von Kultur- und Wildgemüse pro 100g essbarer Anteil,

Durchschnittswerte von jeweils 12 bis 19 verschiedenen Sorten (Franke 1987 in

Fleischhauer 2004) ................................................................................................. 41

Page 7: Familienlandsitz-Siedlungen als Nachhaltigkeitskonzept eine … · 2015-10-08 · Bodens als lebendigen Organismus und seiner Bedeutung für die Gesundheit von Pflanze, Tier und Mensch

1 Einleitung

1

1 Einleitung

Die vorliegende Arbeit stellt das Konzept der Familienlandsitz-Siedlungen vor.

Sie zeigt warum der Wiederherstellung und Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit

besondere Bedeutung zukommen um nachhaltig zu wirtschaften. Ziel ist es

zudem, konkrete Möglichkeiten einer nachhaltigen Landnutzung im Rahmen von

Familienlandsitzen aufzuzeigen.

Auf gut durchdachte Art umgesetzt, bieten die Siedlungen Lösungen für öko-

logische, soziale und wirtschaftliche Probleme. Eine Gesellschaft setzt sich im

Grunde aus Familien und deren Lebensweisen zusammen. Das Leben der

Familien in Harmonie miteinander und mit der Natur stellt die Grundlage für eine

stabile, gesunde Gesellschaft dar. Familienlandsitze bieten den Raum, den eine

Familie braucht um dauerhaft glücklich zu leben. Sie tragen so ganz erheblich zur

Entwicklung einer friedlichen Gesellschaft bei, sowie zu einer nachhaltigen

(Land-)Wirtschaft und der Lösung der ökologischen Probleme.

Das konventionelle Gesellschaftssystem, einschließlich der Bereiche

Landwirtschaft und Stoffkreisläufe, bewirkt zur Zeit noch eine große Anzahl an

ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Problemen. Der Verlust der Boden-

fruchtbarkeit stellt eines dieser Probleme dar. In Wassertoiletten wird die

Fruchtbarkeit des Bodens wortwörtlich ins Klo gespült, in Mülltonnen vergären

wertvolle organische Abfälle und Lebensmittel, Erde wird bei der Ernte von

Wurzelfrüchten vom Feld entfernt und nicht zurückgegeben. Die natürlichen

Stoffkreisläufe, in denen alles zum Boden zurückkehrt, was ihm entnommen

wurde, sind dadurch unterbrochen. Die Folge ist ein Verlust an Boden-

fruchtbarkeit, der durch Düngemittel kompensiert werden soll. Familienlandsitz-

Siedlungen können von Beginn an auf eine Art und Weise geplant und umgesetzt

werden, die die Erhaltung der Lebensgrundlagen durch geschlossene Stoffkreis-

läufe berücksichtigt und somit die Voraussetzung für reiche Ernten auf den Land-

sitzen schafft.

Die Arbeit stützt sich auf Literaturrecherche. Neben einer Fülle an Fachliteratur

zu den einzelnen Themenbereichen ist „The Living Soil“ von Eve Balfour (1951)

ein Schlüsselwerk für das Verständnis des Bodens als Grundlage des Lebens und

der nachhaltigen Landnutzung. Das in diesem Buch vermittelte Verständnis des

Page 8: Familienlandsitz-Siedlungen als Nachhaltigkeitskonzept eine … · 2015-10-08 · Bodens als lebendigen Organismus und seiner Bedeutung für die Gesundheit von Pflanze, Tier und Mensch

1 Einleitung

2

Bodens als lebendigen Organismus und seiner Bedeutung für die Gesundheit von

Pflanze, Tier und Mensch hat wesentlich zur Strukturierung der vorliegenden

Arbeit beigetragen. Wird der gesunde Boden als Voraussetzung für eine gesunde

Gesellschaft erkannt, erschließt sich auch die Bedeutung der geschlossenen Stoff-

kreisläufe.

Page 9: Familienlandsitz-Siedlungen als Nachhaltigkeitskonzept eine … · 2015-10-08 · Bodens als lebendigen Organismus und seiner Bedeutung für die Gesundheit von Pflanze, Tier und Mensch

2 Das Konzept der Familienlandsitz-Siedlung

3

2 Das Konzept der Familienlandsitz-Siedlung

2.1 Der Familienlandsitz und die Landsitz-Siedlung

Der Familienlandsitz ist ein etwa ein Hektar großes Stück Land (100m x 100m

oder 10.000 m²), das von einer Familie bewohnt wird. Ein Hektar ist ausreichend

groß um Lebensraum und Lebensmittel für eine Familie zu bieten und klein genug

um von einer Familie bearbeitet zu werden. Der Landsitz ist von einem Lebenden

Zaun umgeben, d.h. einer Art dichten Hecke aus Bäumen und Sträuchern, die die

natürliche Grenze zum Nachbarlandsitz darstellt und gleichzeitig Beeren, Früchte,

Nüsse, Holz und Windschutz für die auf ihm lebenden Menschen und Lebens-

raum für viele Tiere bietet. Es wird eine Vielfalt an robusten, einheimischen

Gehölzen gewählt, sowie ein- und mehrjährige Kletterpflanzen. Frucht- und nuss-

tragende Pflanzen, Stangenbohnen und weitere essbare Gewächse machen den

Lebenden Zaun zu einem Hauptnahrungslieferanten auf dem Landsitz. Die

Früchte werden auf täglichen Rundgängen direkt gegessen oder für den Winter

eingelagert. Wege oder Pfade führen um jeden Landsitz herum, um den Zaun

auch von außen beerntbar zu machen. Die Hälfte bis zwei Drittel des Landes wird

mit Wald-, Obst- und Nussbäumen bepflanzt, so dass über die Jahre ein

Mischwald heranwächst. Früchte und Nüsse bilden einen Hauptpfeiler der

Ernährung. Jeder Landsitz verfügt auch über einen Teich, der zum Baden geeignet

ist und zur Biotop- und Artenvielfalt beiträgt. Regenwasser kann hier gesammelt

werden und zur Bewässerung oder als Tränke verwendet werden. Auch kann der

Teich als natürlicher Kühlschrank dienen. Ein Gemüse- und Kräutergarten liefert

einen weiteren erheblichen Beitrag zur Nahrungsversorgung. Hier steht der Ertrag

im Mittelpunkt und eine geordnete Anlage des Gartens in Hochbeeten vereinfacht

die Pflege. Auch Hügelbeete und Kräuterspiralen sind geeignete Methoden. Das

Haus auf dem Familienlandsitz wird aus natürlichen Materialien erbaut und hat

einen geringen Verbrauch an Heizenergie. Um viel Zeit draußen zu verbringen,

bieten sich eine Sommerküche und Sommerdusche an, sowie eine Schlafhöhle,

die die Temperatur möglichst konstant hält. Die Landsitze erschaffen eine

vielfältige und intakte Umwelt für Pflanzen, Tiere und Menschen. Die

Page 10: Familienlandsitz-Siedlungen als Nachhaltigkeitskonzept eine … · 2015-10-08 · Bodens als lebendigen Organismus und seiner Bedeutung für die Gesundheit von Pflanze, Tier und Mensch

2 Das Konzept der Familienlandsitz-Siedlung

4

Verbundenheit mit dem eigenen Stück Land und das gemeinsame Leben und

Arbeiten stärken den Zusammenhalt und die Harmonie innerhalb der Familie.

Eine Landsitz-Siedlung besteht aus mehreren Familienlandsitzen in direkter

Nachbarschaft. Größere Siedlungen von 100 bis 300 Familien können eine Infra-

struktur mit einem Gemeinschaftshaus, einer Schule, Kulturveranstaltungen,

Handwerk und Gewerbe tragen, die den Gemeinschaftscharakter der Siedlung

ausmachen. Auch wird durch den Austausch zwischen den Landsitzen die Selbst-

versorgung mit Lebensmitteln und handgefertigten Gebrauchsgegenständen

erweitert.

In Russland, wo die Idee der Landsitz-Siedlungen ihren Ursprung hat, sind bereits

rund 300 Siedlungen dieser Art entstanden. In den Büchern der Anastasia-Reihe

finden sich detaillierte Beschreibungen der Landsitz-Idee (Megre 1996-2011). In

Deutschland befinden sich mehrere Siedlungen in der Planungsphase. Unter

anderem die Mehrgenerationen-Siedlung in Süd-Deutschland, deren Konzept von

Fachleuten verschiedener Bereiche ausgearbeitet ist (Mehrgenerationensiedlung

2012), und das Projekt Weda Elysia, welches eine Landsitz-Siedlung im Ost-Harz

plant (Weda Elysia 2012).

2.2 Flächenverbrauch

In der Familienlandsitz-Siedlung wird die Grundversorgung für eine Familie von

jeweils etwa einen Hektar Land gesichert und darüber hinaus werden langfristig

Überschüsse produziert.

Laut Statistischem Bundesamt (2012) betrug die landwirtschaftlich genutzte

Fläche im Jahr 2012 in Deutschland 16,7 Millionen Hektar. Ende 2011 zählte die

Bundesrepublik 81.843.743 Einwohner (Statistische Ämter 2012). Mit diesen

Werten kommt man auf rund 0,2 ha landwirtschaftlicher Fläche pro Einwohner

oder auf etwa 4,9 Personen pro Hektar. Demnach ist selbst in einem dicht

besiedelten Land wie Deutschland ausreichend landwirtschaftliche Fläche

vorhanden, dass jeweils eine Familie von fünf Personen auf einem Hektar leben

kann, ohne dass andere Flächen wie Wälder und Forste abnehmen müssten.

Nicht nachhaltige Flächeninanspruchnahme ist ein Problem in Deutschland. Vor

allem für Siedlungs- und Verkehrsflächen wurden im Durchschnitt der letzten

Page 11: Familienlandsitz-Siedlungen als Nachhaltigkeitskonzept eine … · 2015-10-08 · Bodens als lebendigen Organismus und seiner Bedeutung für die Gesundheit von Pflanze, Tier und Mensch

2 Das Konzept der Familienlandsitz-Siedlung

5

zehn Jahre täglich rund 120 ha Land in Anspruch genommen. Flächen-

versiegelung hat, neben wirtschaftlichen und sozialen Folgen, gravierende öko-

logische Konsequenzen. Die Bodenversiegelung zerstört nicht nur die Frucht-

barkeit des Bodens, sondern wirkt sich auch auf den Wasserhaushalt aus, da auf

versiegelten Flächen kein Wasser versickern und durch den Boden gefiltert

werden kann. Die Verkehrserzeugung durch zusätzliche Straßen geht mit

erhöhtem Lärm, Abgasen, CO2-Emissionen und Energieverbrauch einher. Zu den

sozialen und wirtschaftlichen Folgen der Zunahme an Siedlungs- und Verkehrs-

flächen gehören wachsende Kosten für den Betrieb und die Instandhaltung der

Infrastruktur sowie die Entmischung der Bevölkerungsschichten. Die

Verringerung der Flächeninanspruchnahme auf 30 ha/Tag ist eines der sieben

prioritären Handlungsfelder der Deutschen Nachhaltigkeitsstratgie (UBA 2004).

Familienlandsitz-Siedlungen nehmen einen Hektar Fläche pro Familie in

Anspruch sowie einige zusätzliche Flächen für Infrastruktur und Gemeinschafts-

einrichtungen. Diese Fläche erfüllt jedoch einen Großteil der Bedürfnisse der

Familien wie Wohn- und Lebensraum, Nahrungserzeugung, Erholung und

weitere. Die Landsitz-Siedlung bringt nicht die ökologischen, sozialen und wirt-

schaftlichen Probleme mit sich, die durch den Flächenverbrauch typischer Ein-

familienhaus-Siedlungen entstehen. Nur ein geringer Teil eines Familienland-

sitzes ist versiegelt – besondere Bauweisen wie Erdhäuser ermöglichen es sogar,

praktisch keine Versiegelung zu erreichen. Der Großteil des Landes ist ein

strukturreiches Biotop, das Menschen und Tieren einen naturnahen Lebensraum

bietet und den Ablauf der natürlichen Stoffkreisläufe ermöglicht. Die Bepflan-

zung von mindestens der Hälfte der Fläche mit Bäumen trägt weiter dazu bei, dass

der Familienlandsitz bzw. die Landsitz-Siedlung ein funktionierendes Ökosystem

ist.

Nahrungserzeugung

2009/10 betrug der Selbstversorgungsgrad Deutschlands 94% bzw. 88% ohne

Futtermittelzukauf. Es war vor allem eine hohe Versorgung an Tierprodukten,

Getreide und Zucker gegeben, während Unterversorgung mit eigenem Obst und

Gemüse bestand (i.m.a. 2012). Die Erzeugung von Tierprodukten ist flächen-

intensiv und ein Großteil der Nahrungsernergie aus pflanzlichen Quellen geht bei

Page 12: Familienlandsitz-Siedlungen als Nachhaltigkeitskonzept eine … · 2015-10-08 · Bodens als lebendigen Organismus und seiner Bedeutung für die Gesundheit von Pflanze, Tier und Mensch

2 Das Konzept der Familienlandsitz-Siedlung

6

der Verwendung als Tierfutter verloren (VEBU 2012). Folglich wird für eine

weitgehend pflanzliche Ernährung erheblich weniger Fläche benötigt als für eine

Ernährung mit einem Übermaß an Tierprodukten. Mit einer Landwirtschaft, die

auf pflanzliche Nahrung ausgerichtet ist, kann Deutschland sich demnach selbst

versorgen – auch ökologisch. Löwenstein (2011, S.209) zitiert eine Studie, die

belegt, dass die Umstellung der Nahrungsmittelerzeugung auf ökologischen

Landbau nach den Methoden der Agrarökologie weltweit zu einer Steigerung der

Produktion um 50% führen würde (Badgley et al. 2007). Beachtenswert ist auch,

dass für die Behauptung, die konventionelle Landwirtschaft sei produktiver als die

ökologische, mit der Arbeitsproduktivität gerechnet wird, also der erzeugten

Menge pro Arbeitskraft. Was die Flächenproduktivität angeht, übertreffen jedoch

die kleinbäuerliche Landwirtschaft und der Gartenbau mit intensiver Pflege

deutlich die mechanisierten, großflächigen Landwirtschaftsformen (Balfour 1977,

Whitefield 2010, Robin 2012). Derzeit werden außerdem rund die Hälfte der

Nahrungsmittel in Deutschland entsorgt (Kreutzberger, Thurn 2011). Ob

Deutschland ausreichend Nahrungsmittel für die Eigenversorgung produzieren

kann, liegt folglich vor allem daran, welche Art Nahrung verzehrt wird und ob die

vorhandenen Lebensmittel effizient genutzt werden. Wie viel Fläche für die

Ernährung einer konkreten Familie bzw. einer Person benötigt wird, hängt von

den Methoden des Landbaus, der Bodenqualität und der Ernährungsweise ab.

2.3 Gärtnern als Ansatz zu einer nachhaltigen Entwicklung

Durch das Leben auf Familien-Landsitzen lassen sich viele Umweltprobleme

vermeiden. Die Schließung der Stoffkreisläufe auf dem Landsitz und die

weitgehende Selbstversorgung mit Lebensmitteln spielen dabei eine zentrale

Rolle. Die Erhaltung aller Nährstoffe durch die Umwandlung von organischen

Abfällen zu Humus ist die Grundlage der Erhaltung und Steigerung der

Bodenfruchtbarkeit, die wiederum die Grundlage für reiche Ernten in den Gärten

ist.

Sharashkin (2008) beschreibt die Bedeutung der kleingärtnerischen Aktivitäten in

der russischen Region Vladimir. Über die Hälfte der landwirtschaftlichen Erzeug-

nisse Russlands wird in Familiengärten erwirtschaftet. Die Größe der Gärten liegt

Page 13: Familienlandsitz-Siedlungen als Nachhaltigkeitskonzept eine … · 2015-10-08 · Bodens als lebendigen Organismus und seiner Bedeutung für die Gesundheit von Pflanze, Tier und Mensch

2 Das Konzept der Familienlandsitz-Siedlung

7

zwischen 0,06 ha (600 m²) für einen Kleingarten und 0,5 ha für einen

Selbstversorgergarten auf dem Dorf.

Tab. 1: Characteristics of conventional vs. household agriculture in modern Russia.

(Sharashkin 2008, S.39)

Tabelle 1 zeigt einen Vergleich der Eigenschaften konventioneller und klein-

gärtnerischer Landwirtschaft. Aus der Gegenüberstellung geht hervor, dass die

gärtnerische Nutzung des Landes wesentlich effizienter ist als die konventionelle

landwirtschaftliche Nutzung. Obwohl die Gesamtfläche der Gärten erheblich

geringer ist als die konventionellen landschaftlichen Flächen, erwirtschaften die

Gärten – nach Marktwert – über 50% der landwirtschaftlichen Erzeugnisse. Sie

erhalten keine Subventionen, sind unabhängig von fossilen Energiequellen und

wenig kapitalintensiv, da kaum Maschinen verwendet werden. Die Produktivität

der Gärten wird dauerhaft erhalten und es werden überwiegend biologische

Methoden angewandt, was für ihre Nachhaltigkeit spricht. Nachhaltigkeit und

Produktivität ergeben sich auch aus der großen Vielfalt an Kulturen, die auf

kleinem Raum gedeihen. In eigener Arbeit werden Früchte und Gemüse haupt-

sächlich für den Eigenbedarf angebaut.

Die familiäre, gärtnerische Nutzung ist ohne jegliche staatliche Unterstützung und

bei begrenzten Flächengrößen sehr effizient. Dazu kommt, dass die Gärtner meist

nur neben ihrem Beruf die Gärten pflegen – im Durchschnitt 17 Stunden pro

Page 14: Familienlandsitz-Siedlungen als Nachhaltigkeitskonzept eine … · 2015-10-08 · Bodens als lebendigen Organismus und seiner Bedeutung für die Gesundheit von Pflanze, Tier und Mensch

2 Das Konzept der Familienlandsitz-Siedlung

8

Woche während der Vegetationsperiode. Auf einem Familienlandsitz von einem

Hektar Größe können auf nachhaltige Weise wesentlich mehr Lebensmittel und

andere Produkte wie Holz und Heilkräuter gewonnen werden. Neben dem wirt-

schaftlichen und dem Umweltaspekt hat das Gärtnern auch soziale und kulturelle

Bedeutung, die zu seiner Nachhaltigkeit beitragen. Sharashkin (2008) belegt, dass

die russischen Gärten – ebenso wie Familienlandsitze – die Aufgabe erfüllen,

nachhaltige, produktive und zugleich schöne Ökosysteme zu erschaffen.

Page 15: Familienlandsitz-Siedlungen als Nachhaltigkeitskonzept eine … · 2015-10-08 · Bodens als lebendigen Organismus und seiner Bedeutung für die Gesundheit von Pflanze, Tier und Mensch

3 Grundlage Boden

9

3 Grundlage Boden

Der Boden ist die Grundlage des Lebens. Durch das Leben in und mit der Natur

wird diese Verbindung auf Familienlandsitzen besonders deutlich. Um gesundes

Wachstum und reiche Ernten im eigenen Garten zu erzielen, ist ein gesunder und

fruchtbarer Boden von entscheidender Bedeutung.

3.1 Bodenfruchtbarkeit

„Im Verständnis der biologischen Landwirtschaft ist Bodenfruchtbarkeit haupt-

sächlich das Ergebnis biologischer Prozesse, nicht chemischer Nährstoffe. (…)

Der Boden ist ein lebendiger Organismus“ (FiBL 2012, S.4 u. 6) und seine

Fruchtbarkeit eine Eigenschaft, die nicht 100%ig gemessen oder erfasst werden

kann. Man kann sich ihr annähern durch die Beobachtung der biologischen,

physischen und chemischen Eigenschaften. Eine Spatenprobe zeigt z.B. ob der

Boden krümelig und tief durchwurzelt ist und eine Analyse der einzelnen

Nährstoffe sowie Beobachtungen der Aktivität des Bodenlebens sind möglich.

Die effiziente Nährstoffumsetzung im Boden führt zu den gewünschten

Pflanzenerträgen. Die (Kultur-)Pflanzen sind Zeiger für die Bodenfruchtbarkeit.

Sind sie gesund und liefern gute Erträge ohne den Einsatz von Stickstoffdünger

und Pestiziden, weist das auf eine hohe Bodenfruchtbarkeit hin. Die krümelige

Struktur des fruchtbaren Bodens wird von einer Vegetationsdecke vor Erosion

geschützt. Ein gesundes Bodenleben ist indirekt erkennbar an der

Geschwindigkeit, mit der organisches Material abgebaut wird, an Regenwurmkot

und an Bohrlöchern an der Oberfläche. Ein weiteres Merkmal für fruchtbaren

Boden ist sein angenehm erdiger Geruch (FiBL 2012).

Humus

Humus erweist sich als Dreh- und Angelpunkt der Bodenfruchtbarkeit. Der

organische Anteil des Bodens verbessert die Struktur sowohl von leichten als auch

von schweren Böden. Leichte Böden werden durch die Kittwirkung des Humus

bindiger, schwere Böden werden krümeliger und verschlämmen weniger. Humus-

reiche Böden haben einen stabileren Wasserhaushalt. Sie speichern mehr Wasser

und werden stärker durchwurzelt, so dass die Pflanzen auch in Trockenzeiten

Page 16: Familienlandsitz-Siedlungen als Nachhaltigkeitskonzept eine … · 2015-10-08 · Bodens als lebendigen Organismus und seiner Bedeutung für die Gesundheit von Pflanze, Tier und Mensch

3 Grundlage Boden

10

Abb. 1: Mykorrhiza-Symbiose (http://www.biologie.uni-hamburg.de/b-online/myco/A4/index.html 07.12.2012)

noch Wasser aus tieferen Schichten erreichen können. Humus fördert die Aktivität

der Bodenorganismen, die ihrerseits die Schaderreger in Grenzen halten. Dauer-

humus oder Ton-Humus-Komplexe bilden sich aus den zersetzten Pflanzenresten,

erhalten die Fruchtbarkeit dauerhaft und binden Kohlenstoff. Ein Boden mit

hohem Humusgehalt und aktivem Bodenleben sorgt für eine höhere Stickstoff-

nachlieferung und neigt weniger zu Verdichtung. Kompost wirkt sich förderlicher

auf das Bodenleben und die Bodenfruchtbarkeit aus als andere organische

Dünger, da er den Humusgehalt des Bodens langfristig aufbaut (Balfour 1951,

FiBL 2012).

Balfour stellt drei Eigenschaften des Humus heraus (vgl. Balfour 1951, S.107):

Er verbessert die Struktur des Bodens und seine Wasserhaltefähigkeit,

liefert Pflanzennährstoffe und

verändert grundlegend die biologische Zusammensetzung des Bodens, d.h.

das Bodenleben.

Dem letztgenannten Punkt komme die möglicherweise größte Bedeutung zu, vor

allem gemessen daran, dass die größere Aufmerksamkeit bisher auf den beiden

anderen Aspekten liege. Das Bodenleben und hier vor allem die Pilze stehen in

engem Zusammenhang mit dem Pflanzenwachstum und der Pflanzengesundheit.

Bodenpilze sind generell an der Zersetzung des organischen Materials beteiligt.

Zudem „vermögen sie außerdem durch Ausscheidung organischer Säuren schwer

lösliche Phosphate und Feldspäte anzugreifen, wodurch sie die Phosphor- und

Kaliumversorgung der Wirtspflanze verbessern“ (Hennig 2011, S.45). Eine noch

darüber hinausgehende

Stellung kommt den

Mykorrhiza, den „Pilz-

wurzeln“, zu (vgl. Abb. 1).

Sie sind eine Gruppe von

Pilzen, die mit den Wurzeln

fast aller höheren Pflanzen

symbiotische Beziehungen

eingehen. Die Pilze ver-

wachsen mit den Wurzeln

und vergrößern so deren

Oberfläche um ein

Page 17: Familienlandsitz-Siedlungen als Nachhaltigkeitskonzept eine … · 2015-10-08 · Bodens als lebendigen Organismus und seiner Bedeutung für die Gesundheit von Pflanze, Tier und Mensch

3 Grundlage Boden

11

Vielfaches. Sie stellen der Pflanze Nährstoffe – vor allem Mineralien – und

Wasser zur Verfügung und erhalten dafür Assimilate, die die Pflanze durch die

Photosynthese gewinnt. Die Vitalität der Pflanzen ist dadurch deutlich erhöht und

auch eine größere Resilienz gegenüber Trockenheit und Frost wird beobachtet.

Zusätzlich schützt die Mykorrhiza die Wurzel vor Infektionen durch

Krankheitserreger und erhöht somit die Widerstandsfähigkeit der Pflanze. Der

entscheidende Punkt ist, dass das Gedeihen der Mykorrhiza – wie des gesamten

Bodenlebens – vom Milieu im (Ober-)Boden abhängig ist. Hier liegt die

Hauptwirkung des Humus: Er schafft die Vorraussetzung für gesundes Wachstum

der Bodenorganismen und Pflanzen (Howard, A. 1943/2005, Balfour 1951,

Howard, L. 1956, Hennig 2011, Fester et al. 2000).

Beeinflussung der Bodenfruchtbarkeit

Die Fruchtbarkeit des Bodens unterliegt einer einfachen Regel: dem „Gesetz der

Rückführung“ aller organischen Stoffe. Die Beschaffenheit des Bodens wird

verändert, wenn dauerhaft Humus verbraucht, aber keiner nachgeliefert wird –

wenn „wir es versäumen den Boden mit organischer Materie zu füttern“

(Northbourne 1930 in Balfour 1951, S.19). Was dem Boden entnommen wurde,

muss ihm auch wieder zurückgegeben werden um die Fruchtbarkeit dauerhaft zu

erhalten. Im Gegensatz zum Unterboden ist der Oberboden von Leben durch-

drungen, das ständig daran arbeitet, abgestorbene organische Materie zu zersetzen

und die Nährstoffe wieder verfügbar zu machen.

Die Rückführung der Stoffe geht Hand in Hand mit der Bodenbedeckung. Eine

Schicht aus lebenden Pflanzen und abgestorbenen Pflanzenteilen schützt den

Boden vor den Effekten von Wind und Wasser, die offen liegenden Boden davon

tragen, und vor direkter Sonneneinstrahlung, die die Erde austrocknet und lebens-

feindlich für Bodenorganismen ist. Den Boden ständig bedeckt zu halten, ob mit

lebenden Pflanzen – z.B. durch Zwischensaat, Gründüngung, Mischkultur, etc. –

oder mit einer Mulchschicht aus Kompost und Pflanzenmaterial, ist essentiell für

die Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit. (Balfour 1951, Howard, L. 1956,

Kretschmann 2001, FiBL 2012)

Page 18: Familienlandsitz-Siedlungen als Nachhaltigkeitskonzept eine … · 2015-10-08 · Bodens als lebendigen Organismus und seiner Bedeutung für die Gesundheit von Pflanze, Tier und Mensch

3 Grundlage Boden

12

3.2 Erosion

Die Erosion landwirtschaftlicher Flächen stellt ein Problem mit erheblichem

Ausmaß dar. Löwenstein (2011) und FiBL (2012) geben an, dass weltweit ein

Drittel der landwirtschaftlichen Flächen durch Erosion degradiert sind. Die

industrielle Landwirtschaft trägt durch die Vernachlässigung der Böden maßgeb-

lich zu diesem Phänomen bei. Entwaldung geht häufig einer unangepassten

Nutzung der Flächen voran, die dann den Witterungseinflüssen ausgesetzt sind

und schlagartig oder schleichend erodieren. Northbourne (1930 in Balfour 1951,

S.19) beschreibt die Erosion als den „Tod des Bodens“ und nennt den Verlust der

Bodenfruchtbarkeit als ihr frühestes Stadium. Wie entscheidend die Erhaltung des

fruchtbaren Bodens ist, wird durch einen Blick in die Vergangenheit deutlich.

„Denn die Abfolge von falscher landwirtschaftlicher Nutzung, Erosion und

Exodus hat sich im Laufe der Menschheitsgeschichte oft und oft wiederholt.“

(Löwenstein 2011, S.37). So beschreibt Montgomery (2010, S.14), dass „der

Verlust von Boden von den ersten Agrargesellschaften bis hin zum antiken

Griechenland und Rom zum Niedergang ganzer Kulturen“ beitrug. Auch in der

jüngeren Geschichte führen Jacks und Whyte (1949), Montgomery (2010) und

Löwenstein (2011) zahlreiche Beispiele für die Folgen von Erosion an: Die Dust

Bowl in den 1930ern in den USA, die Massenauswanderungen im Irland des 19.

Jh., die Degradierung des Inselinneren Islands, die Armut Haitis und weitere

haben ihre Ursachen zu erheblichen Anteilen in der Art der Landnutzung.

Erfolgreiche Projekte der biologischen Landwirtschaft, der Agrarökologie und

Permakultur zeigen jedoch, dass sich der Trend der Erosion durch die Schaffung

von wirtschaftlich, sozial und ökologisch nachhaltigen Agrarökosystemen

umkehren lässt (vgl. u. a. Kretschmann 2001, Holzer 2004, Löwenstein 2011).

3.3 Nährstoffe

Pflanzennährstoffe sind die Mineralien und Spurenelemente im Boden, die für das

Wachstum der Pflanze nötig sind. Jede Pflanzenart hat spezifische Vorlieben für

bestimmte Nährstoffe. Wird eine Art in Monokultur immer wieder an gleicher

Stelle angebaut, werden den Böden Mineralien einseitig entzogen. Chemische

Page 19: Familienlandsitz-Siedlungen als Nachhaltigkeitskonzept eine … · 2015-10-08 · Bodens als lebendigen Organismus und seiner Bedeutung für die Gesundheit von Pflanze, Tier und Mensch

3 Grundlage Boden

13

Dünger liefern in erster Linie die Hauptnährstoffe Stickstoff, Phosphor und

Kalium. In der Folge verringert sich der verfügbare Anteil an weiteren Elementen

im Boden. Im natürlichen, geschlossenen Stoffkreislauf kehren alle Elemente zum

Boden zurück, wo sie von Mikroorganismen zersetzt und wieder

pflanzenverfügbar gemacht werden. Auch tragen die Prozesse im lebenden Boden

dazu bei, dass Nährstoffe aus dem unbelebten mineralischen Anteil des Bodens

gelöst und pflanzenverfügbar werden. Auf diese Weise wird neuer Boden gebildet

(Hennig 2011). In humusverarmten, von Erosion betroffenen Böden sind diese

Prozesse eingeschränkt (Montgomery 2010).

Zu den Nährstoffen für den Menschen gehören die Makronährstoffe Kohlen-

hydrate, Eiweiße und Fette sowie Mikronährstoffe wie Mineralien und Spuren-

elemente, Vitamine, Enzyme, Aminosäuren, Fettsäuren u.a.. Die letzteren werden

in einer Betrachtungsweise der Nahrung, die auf der reinen Kalorienzufuhr basiert

außer Acht gelassen, sind jedoch unerlässlich für eine gesunde Ernährung.

Pflanzen, die durch chemische Dünger zu stärkerem Wachstum gebracht werden,

produzieren mehr Kohlenhydrate und weniger hochwertiges Eiweiß und Mikro-

nährstoffe. Diese Pflanzen stellen eine unausgewogene Nahrungsgrundlage dar.

Die Mangelernährung der Pflanzen überträgt sich auf die von ihnen lebenden

Menschen und Tiere (vgl. Howard, A. 1943/2005, Balfour 1951, Howard, L.

1956, Schmidt 2002, Hennig 2011).

3.4 Bodenfruchtbarkeit und Gesundheit

„Gesunder Boden – Gesunde Pflanzen – Gesunde Menschen“

(Kretschmann 2001)

In verschiedenen Quellen sind zahlreiche Erkenntnisse angeführt, die einen deut-

lichen Zusammenhang zwischen dem Zustand des Bodens und der Gesundheit der

von ihm lebenden Pflanzen, Tiere und Menschen belegen (vgl. Howard, A.

1943/2005, Balfour 1951, Howard, L. 1956, Schmidt 2002, Hennig 2011).

„Ein fruchtbarer Boden, d. h. ein Boden erfüllt von gesundem Leben in

Gestalt einer reichlichen Mikroflora und -fauna trägt gesunde Pflanzen.

Werden diese von Tieren und Menschen verzehrt, geben sie ihre

Gesundheit an die Tiere und Menschen weiter. Ein unfruchtbarer Boden,

d. h. ein Boden, dem ausreichendes Leben, seien es Mikroben, seien es

Pilze usw., fehlt, vermittelt seinen Mangel auch an die Pflanzen. Solche

Page 20: Familienlandsitz-Siedlungen als Nachhaltigkeitskonzept eine … · 2015-10-08 · Bodens als lebendigen Organismus und seiner Bedeutung für die Gesundheit von Pflanze, Tier und Mensch

3 Grundlage Boden

14

Pflanzen übermitteln wiederum ihrerseits den Mangel in irgendeiner Form

an Tier und Mensch.“ (Howard, L. 1956, S.112)

Ein Organismus erliegt Krankheitserregern nur dann, wenn er in sich bereits

geschwächt ist. In der Widerstandskraft und Gesundheit liegt eine Grundeigen-

schaft der Pflanzen. Sir Albert Howard fand in seinen Forschungen die Ursachen

für Pflanzenkrankheiten nicht in Parasiten, Bakterien oder Viren, sondern im

Zustand des Bodens und in unangepasster Sortenwahl für den jeweiligen Standort

(Howard, L. 1956). Seine Forschungsergebnisse decken sich mit der Feststellung

Lady Eve Balfours, dass die drei wichtigsten Kennzeichen eines fruchtbaren

Bodens gute Durchlüftung, Wasserhaltefähigkeit und die Abwesenheit von

Staunässe sind (Balfour 1977) – Eigenschaften, die sich durch den Einsatz von

Kompost herstellen lassen. So verschwanden Krankheiten der Pflanzen, wenn die

Anbaubedingungen geändert wurden und die Pflanzen entwickelten eine

bemerkenswert hohe Widerstandskraft. Dasselbe galt für die mit diesen Pflanzen

gefütterten Tiere. Die Ochsen Sir Alberts, „die ziemlich jämmerliche Exemplare

ihrer Art gewesen waren, (verwandelten sich) in zwei Jahren bei gutem Futter von

fruchtbarem Boden vollständig.“ Trotz Kontakt mit Nachbartieren, die an Maul-

und Klauenseuche litten, „steckte sich keines der Tiere von Sir Albert an, noch

erwarben sie irgendwelche anderen Leiden, womit sie eine überraschende Krank-

heitsfestigkeit bewiesen.“ (Howard, L. 1956, S.137). Auch Hennig (2011)

bestätigt diesen Umstand und gibt Beispiele von Widerstandsfähigkeit gegen

Maul- und Klauenseuche sowie Schweinepest auf mit Kompost wirtschaftenden

biologischen Höfen. Der französische Forscher Chaboussou bestätigt, dass die

Anfälligkeit der Pflanzen für Krankheiten und Parasiten mit ihrer Ernährung in

Zusammenhang steht und dann gegeben ist, wenn ein Ungleichgewicht innerhalb

der Pflanze vorhanden ist. Der Einsatz von Pestiziden und leicht löslichen synthe-

tischen Düngemitteln stört das Gleichgewicht der Pflanzen (Chaboussou 1987).

Diese Kette der Gesundheit – vom Boden über die Pflanzen und Tiere – wird auf

den Menschen weitergeführt. „Boden und Humus als Organismus bilden eine

Einheit (…). In dieses Kettenglied Boden-Humus ist der Mensch als Teil des

Ganzen schicksalhaft mit eingebunden“ (Hennig 2011, S. 32). Prof. Dr. William

A. Albrecht fand in seinen Forschungen heraus, dass die Erschöpfung des Bodens

zu Krankheiten bei den Pflanzen und zu Mangelerscheinungen bei Menschen und

Page 21: Familienlandsitz-Siedlungen als Nachhaltigkeitskonzept eine … · 2015-10-08 · Bodens als lebendigen Organismus und seiner Bedeutung für die Gesundheit von Pflanze, Tier und Mensch

3 Grundlage Boden

15

Tieren führt (Schmidt 2002). Balfour stellt nach der Betrachtung der Ernährungs-

weise auffällig gesunder Völker (den Hunza, den Indianern Nordamerikas, den

Inuit u.a.) fest, dass die Anbaumethoden der Nahrung von fundamentaler

Bedeutung für die Gesundheit sind. Die Nahrung der Völker stammte entweder

größtenteils aus dem Meer, das als natürliches Ökosystem alle Nährstoffe ausge-

wogen liefern kann, oder sie stammte aus natürlichen terrestrischen Ökosystemen.

Auch diese produzieren ausgewogene Nahrung, da im Kreislauf der Natur alles

zur Erde zurückkehrt was von ihr genommen wurde. Das „Gesetz der Rück-

führung“ wird also eingehalten und es herrscht ein ausgesprochen gesunder

Zustand des Bodens. Solche natürlichen Ökosysteme können jedoch nur eine sehr

begrenzte Anzahl von Menschen ernähren. Will man eine höhere Bevölkerungs-

dichte versorgen, wird eine Form von Landwirtschaft notwendig und um dabei die

Bodenfruchtbarkeit und hohe Erträge dauerhaft zu erhalten, ist wiederum die

Erzeugung von Humus nötig. Sowohl die Hunza als auch die alten Chinesen

verstanden sich laut Balfour auf die Kompostierung, um alle organischen Stoffe

wieder dem Boden zurückzuführen und erhielten so über Jahrtausende die Frucht-

barkeit ihrer Böden (Balfour 1951).

Page 22: Familienlandsitz-Siedlungen als Nachhaltigkeitskonzept eine … · 2015-10-08 · Bodens als lebendigen Organismus und seiner Bedeutung für die Gesundheit von Pflanze, Tier und Mensch

4 Stoffkreisläufe

16

4 Stoffkreisläufe

Wie in den vorigen Abschnitten gezeigt, spielt die Rückführung der organischen

Stoffe in den natürlichen Kreislauf eine tragende Rolle in der Erhaltung der

Fruchtbarkeit des Bodens und der Gesundheit der von ihm lebenden Pflanzen,

Tiere und Menschen. Der heute übliche Umgang der Gesellschaft mit Abfällen

und Ausscheidungen stellt einen Bruch im natürlichen Stoffkreislauf dar. Die

folgenden Abschnitte zeigen Möglichkeiten auf, die Stoffkreisläufe zu schließen.

4.1 Nährstoff- und Wasserkreislauf

Die Abwasserbehandlung steht in engem Zusammenhang mit der Entwicklung der

Sanitäranlagen. Die nicht oder nur unzureichend geregelte Abfuhr von Fäkalien

stellte schon im Mittelalter ein Hygieneproblem, vor allem in den Städten, dar und

trug zu einem erheblichen Anteil zur Verbreitung von Seuchen bei. Im Verlauf

des 19. Jahrhunderts etablierten sich verschiedene Entsorgungssysteme, bei denen

die Fäkalien in Gruben, Tonnen oder Kübeln gelagert, abgefahren und verwertet

wurden. Mit zunehmender Urbanisierung konnte jedoch das umliegende Land die

in großen Städten anfallenden Mengen nicht mehr aufnehmen – die Fäkalien

wurden erneut zum Entsorgungsproblem (Lorenz-Ladener 1992, Wissing,

Hofmann 2002, Berger 2008).

Die Erfindung der Wassertoilette

Ende des 19. Jahrhunderts (Bahlo,

Wach 1993) stellt eine Zäsur in

der Entwicklung dar. Durch die

Spülung mit sechs bis sieben

Litern Wasser pro Benutzung

(Berger 2008) entstanden erst-

malig große Mengen an „stark

verunreinigtem und mit Krank-

heitskeimen belastetem Ab-

wasser“ (Bahlo, Wach, 1993, S.9), deren Abfuhr nicht mehr manuell zu

bewältigen war (vgl. Abb. 2).

Abb. 2: Entstehung und Zusammensetzung von

häuslichem Abwasser (aus Bahlo, Wach, 1993, S.9)

Page 23: Familienlandsitz-Siedlungen als Nachhaltigkeitskonzept eine … · 2015-10-08 · Bodens als lebendigen Organismus und seiner Bedeutung für die Gesundheit von Pflanze, Tier und Mensch

4 Stoffkreisläufe

17

Zudem war die landwirtschaftliche Verwertung von mit Wasser vermengten

Fäkalien ausgeschlossen (Berger 2008). Die Schwemmkanalisation sorgte von

nun an für den zügigen Abfluss des Wassers aus den Städten (Wissing, Hofmann

2002, Berger 2008). Damit waren jedoch zwei neue Probleme verbunden: Die

Selbstreinigungskraft der natürlichen Gewässer war von der Flut an Abwässern

häufig überfordert. Verstärkt wurde dieses Problem durch die zunehmende

Begradigung der Flüsse und Bäche und die Entwässerung der Landschaft, die die

Verweilzeit in den Fließgewässern und somit auch die Selbstreinigungskraft

herabsetzte (Bahlo, Wach 1993). Das zweite Problem waren der Kurzschluss des

Wasserkreislaufs und die Unterbrechung des Nährstoffkreislaufs (vgl. Abb. 3).

„Menschliche Exkremente, die die mineralischen Nährstoffe des Bodens als

abbaubare organische Stoffe enthalten, waren fortan dem Kreislauf, der sie zu

Humus und Dünger macht, entzogen. Die Mineralstoffe erreichen nicht mehr den

Boden, dem sie entstammen, sie tragen nicht mehr zu seiner Fruchtbarkeit bei. In

diesem Prozess des Wegschwemmens von Abfall wird aus Wasser Abwasser.“

(Wissing, Hofmann 2002, S.12). Die Entdeckung neuer Düngemittelquellen – erst

Guano und Chile-Salpeter, später die Bindung des Luft-Stickstoffs durch das

Haber-Bosch-Verfahren – nahm Warnungen vor der Unterbrechung der

Stoffkreisläufe die Zugkraft (Wissing, Hofmann 2002, Montgomery 2010).

Ein erwachsener Mensch produziert am Tag durchschnittlich 1,5 kg Fäkalien,

davon etwa 100-150g Kot und 1,2 bis 1,5l Urin, die landwirtschaftlich wertvolle

Nährstoffe enthalten (Berger 2008). Durch die Vermischung von Nährstoffkreis-

lauf und Wasserkreislauf wird jedoch eine aufwändige Klärtechnik nötig um

Wasser und Fäkalien – vermischt mit weiteren teils giftigen Stoffen – wieder

Abb. 3: Nährstoff- und Wasserkreislauf voneinander getrennt | Heutiger Kreislauf mit hohem Wasserverbrauch und großen Nährstoffverlusten (Klötzli 1980 in Berger 2008, S.5)

Page 24: Familienlandsitz-Siedlungen als Nachhaltigkeitskonzept eine … · 2015-10-08 · Bodens als lebendigen Organismus und seiner Bedeutung für die Gesundheit von Pflanze, Tier und Mensch

4 Stoffkreisläufe

18

Abb. 4: Kompost-Toilette (aus Berger, 2008, S.30)

voneinander zu trennen. Damit sind verschiedene Probleme verbunden: Zur

Einhaltung des Gewässerschutzes muss die Klärtechnik immer höheren Anforde-

rungen entsprechen. Durch die Vermischung mit belasteten Abwässern sind viele

Nährstoffe nicht mehr nutzbar, während die weltweiten Phosphatlagerstätten zur

Neige gehen (Wissing, Hofmann 2002, Berger 2008) und die Stickstoffproduktion

sehr energieintensiv ist. Zentrale Abwassersysteme verursachen in Gegenden mit

geringer Bevölkerungsdichte immer höhere Kosten, in einigen Gebieten sind sie

gar nicht umsetzbar. Weltweit betrachtet ist die Anwendung zentraler Klärsystem

in vielen Ländern „weder möglich noch sinnvoll“ (Berger 2008, S.6).

Auf Familien-Landsitzen bieten Pflanzenkläranlagen in Verbindung mit

Kompost-Toiletten eine dezentrale Lösung für diese Probleme.

4.2 Kompost-Toiletten

„Wasserklosett: Aus 1.000 Gramm Scheiße wird 50.000 Gramm Unrat-

Gift.

Humusklosett: Aus 1.000 Gramm Scheiße wird 50 Gramm Rohstoff-Gold.

Muss ich meine Scheiße verschenken und damit die Umwelt vergiften?

Ich behalte sie mir lieber und wandle sie in Gold um.“

Friedensreich Hundertwasser, Wien 1975 in Lorenz-Ladener (1992, S.4)

Kompost-Toiletten sind Trocken-

toiletten, bei denen – im Unterschied zu

z.B. Chemie-Toiletten – die Inhalte

komplett biologisch abbaubar sind. Ein

synonymer Begriff ist die Humus-

Toilette. In Kompost-Toiletten werden

die menschlichen Ausscheidungen

innerhalb des Gebäudes oder in einem

separatem Häuschen in einem Rotte-

behälter gesammelt und vollständig

kompostiert, häufig gemeinsam mit

organischen Küchenabfällen (vgl.

Abb. 4). Eine geregelte Belüftung ist

entscheidend für die Funktion der

Page 25: Familienlandsitz-Siedlungen als Nachhaltigkeitskonzept eine … · 2015-10-08 · Bodens als lebendigen Organismus und seiner Bedeutung für die Gesundheit von Pflanze, Tier und Mensch

4 Stoffkreisläufe

19

Toilette, da die geruchlose Kompostierung im Gegensatz zur unerwünschten

Fäulnis nur unter Sauerstoffzufuhr erfolgt. Ein Urinabscheider in der

Toilettenschüssel ermöglicht ein gesondertes Sammeln des Urins, dessen

zusätzliche Feuchtigkeit die Verrottung sonst behindern würde. Üblicherweise

wird nach jeder Benutzung der Kompost-Toilette eine Einstreu hinzugegeben, die

überschüssige Feuchtigkeit aufsaugt und für geeignete Kompostierbedingungen

sorgt. Streumaterial können Sägespäne, Holz-, Rinden- und Strohhächsel,

Schreddermaterial, Pellets, Erde oder ähnliches sein. Bei korrektem Betrieb ist die

Kompost-Toilette geruchlos. Bei Modellen mit direkt angeschlossenem Rotte-

raum ist ein Umgang mit den Fäkalien nicht nötig. Nach einer Rottezeit von etwa

einem Jahr wird der fertige Humus aus dem Rotteraum entnommen. Er ist in

jedem Fall für Zierpflanzen verwendbar. Über die Verwendung an Nutzpflanzen

finden sich in der Literatur verschiedene Angaben. Generell werden Krankheits-

keime im Kompostierungsprozess abgetötet, wenn dieser lange genug dauert,

bzw. unter ausreichender Hitzeentwicklung stattfindet. In der Regel sorgt bei

Kompost-Toiletten eine mindestens einjährige Nachkompostierung mit 1-2-

maligem Umsetzen nach Entnahme des Kompostes für eine Inaktivierung von für

Menschen, Tiere oder Pflanzen schädlichen Krankheitserregern. Der Humus kann

dann auch an Nutzpflanzen verwendet werden. Auch durch Heißkompostierung

gewonnener Kompost – hierbei entstehen Temperaturen bis zu 70°C – kann für

Nutzpflanzen Verwendung finden. Urin, der beim gesunden Menschen den

Körper keimfrei verlässt, kann im Verhältnis 1:5 bis 1:10 verdünnt als Dünger

verwendet werden. Sowohl Urin als auch Fäkalienkompost enthalten in der Regel

deutlich mehr Nährstoffe als Gartenkompost. Die Nährstoffe liegen in aus-

gewogener Zusammensetzung vor und sind geeignet um einseitiger Boden-

verarmung vorzubeugen (Lorenz-Ladener 1992, Kuhtz 1993/2007, Berger 2008).

Page 26: Familienlandsitz-Siedlungen als Nachhaltigkeitskonzept eine … · 2015-10-08 · Bodens als lebendigen Organismus und seiner Bedeutung für die Gesundheit von Pflanze, Tier und Mensch

4 Stoffkreisläufe

20

4.3 Pflanzenkläranlagen

In einer Pflanzenkläranlage wird Abwasser durch die langsame Passage eines mit

Pflanzen bewachsenen Bodenfilters gereinigt. Eine mechanische Vorreinigung

trennt den größten Teil der Feststoffe ab. Ein Schacht, in dem sich das kompos-

tierbare Material absetzt, kann diese Leistung erbringen. Der Bodenfilter besteht

aus Sand oder Kies in einem

abgedichteten Becken. Die

Reinigungsleistung wird in

erster Linie durch die

Mikroorganismen erbracht,

die sich von selbst als Bio-

film auf der Oberfläche von

Sand und Kies ansiedeln.

Ein Animpfen ist nicht

nötig. Neben der gründlichen Vorreinigung hat auch die Bepflanzung der Anlage

große Bedeutung um Verstopfung vor allem bei Sandfiltern zu vermeiden. Das

Wurzelwachstum und die Bewegung der Halme lockern den Untergrund (Bally,

Bittner 2009). Zudem nehmen die Pflanzen Nährstoffe aus dem System auf, die

durch Rückschnitt und Kompostierung der Kläranlage entzogen werden können.

Geeignete Pflanzen sind z.B. Schilf, Rohrkolben, Sumpfschwertlilie, Teichbinse

und Blutweiderich (Ambros et al. 1998, Kramer 2012). Nach dem Durchlauf des

Bodenfilters wird das gereinigte Wasser in einen Kontrollschacht geführt, über

den die Einstauhöhe im Filter geregelt werden und die Reinigungsleistung über-

prüft werden kann. Von dort wird das saubere Wasser ausgeleitet (vgl. Abb. 5).

Die Anlagen erbringen auch im Winter 90% Leistung, da durch die Aktivität der

Mikroorganismen und das eingeleitete Wasser ein Durchfrieren verhindert wird

(Kramer 2012).

Vertikal- und Horizontalfilter sind die verschiedenen Typen der Pflanzenklär-

anlage. Vertikalfilter, in denen das Wasser schwallweise von oben nach unten

durchströmt, haben Vorteile in der Sauerstoffversorgung des Systems und

benötigen eine geringere Fläche. Sie sind jedoch auf eine Pumpe angewiesen,

während Horizontalfilter ohne Energie-Input funktionieren (Bally, Bittner 2009).

Abb. 5: Pflanzenkläranlage, Vertikalfilter

(nach http://www.garten-ostermeier.de/common/

pflanzenbeet13.jpg 12.12.12)

Page 27: Familienlandsitz-Siedlungen als Nachhaltigkeitskonzept eine … · 2015-10-08 · Bodens als lebendigen Organismus und seiner Bedeutung für die Gesundheit von Pflanze, Tier und Mensch

4 Stoffkreisläufe

21

Pflanzenkläranlagen sind kostengünstig, wartungsarm, geruchsfrei und langfristig

stabil. Sie können mit gängigen Materialien selbst eingerichtet werden und

machen Kanalisation überflüssig, was vor allem in dünn besiedelten Gebieten von

Vorteil ist (Bally, Bittner 2009). Kleine Anlagen bereichern die Biotopvielfalt und

bieten Tieren regionale Teillebensräume und reichliches Nahrungsangebot. Große

Anlagen können auch als eigenständiger Lebensraum oder überregional für die

Artenvielfalt von Bedeutung sein. (Eisenreich 1992). Die Leistungen von

Pflanzenkläranlagen entsprechen den Erfordernissen des Gewässerschutzes und

unterschreiten die Grenzwerte für biologisch abbaubare Verbindungen um bis zu

90% (Haider 1987, Kramer 2012).

Verschiedenen Quellen geben den Flächenbedarf für einen Horizontalfilter mit 4

bis 8 m² pro angeschlossener Person an, wobei die höchste Angabe auf einem

Wasserverbrauch von durchschnittlich 162 l pro Person und Tag beruht (Bally,

Bittner 2009). Der aktuelle Wasserverbrauch in Deutschland hat sich jedoch auf

120 l pro Person reduziert und ließe sich durch wassersparende Methoden wie

Wassersparknöpfe, neue Duschköpfe, wassersparende Technik, etc. ohne

Komfortverlust auf 75 l pro Person senken (Albrecht 2012). Ein Drittel des häus-

lichen Abwassers verursacht zudem die Toilettenspülung (Bahlo, Wach 1993,

Wissing, Hofmann 2002). Dieser Anteil entfällt bei der Verwendung von

Kompost-Toiletten.

4.4 Verbindung von Kompost-Toiletten und

Pflanzenkläranlagen

„Die beste Kläranlage ist diejenige, die erst gar nicht stark belastetes

Abwasser aufzubereiten hat.“ Wolfgang Berger (Berger 2008, S.6)

Die Verbindung mit Kompost-Toiletten reduziert die Ansprüche an die Klär-

anlagen nicht nur durch die Wasserersparnis, sondern vor allem durch die

Abwesenheit der Fäkalien im Abwasser. Diese machen im häuslichen Abwasser

den Großteil der Verschmutzung aus (Wissing, Hofmann 2002). Leicht verun-

reinigtes Abwasser ohne Urin und Fäkalien wird Grauwasser genannt und enthält

nur etwa ein Drittel der Schmutzmenge, die in sogenanntem Schwarz- oder Fäkal-

wasser enthalten sind (Bahlo, Wach 1993). Die im Wasser fäulnisfördernden

Page 28: Familienlandsitz-Siedlungen als Nachhaltigkeitskonzept eine … · 2015-10-08 · Bodens als lebendigen Organismus und seiner Bedeutung für die Gesundheit von Pflanze, Tier und Mensch

4 Stoffkreisläufe

22

Fäkalien verursachen die schwarze Färbung, die Belastung mit Krankheits-

erregern und die Geruchsbildung. Auch stellen die Fäkalien die Hauptmasse der

Feststoffe dar, die in der Vorreinigung abgetrennt werden. Eine Kläranlage, die

nur mit Grauwasser beschickt wird, ist folglich wesentlich geringerer Bean-

spruchung ausgesetzt.

Auf einem Familienlandsitz bzw. in einer Landsitz-Siedlung stellt die Verbindung

von Kompost-Toiletten und Pflanzenkläranlagen eine geeignete Methode dar um

die Stoffkreisläufe zu schließen und nachhaltig zu wirtschaften. Wasser- und

Nährstoffkreislauf können so getrennt voneinander ablaufen, wodurch sowohl die

Gewinnung von sauberem Wasser als auch von wertvollem Humus erreicht wird.

Das gereinigte Wasser kann den Teichen auf den Familienlandsitzen problemlos

zugeführt werden. Teure Abwasserinfrastruktur, Jauchegruben, Chemikalien oder

ähnliches werden überflüssig. Die Bodenfruchtbarkeit wird durch den Humus der

Toiletten und den kompostierbaren Aufwuchs der Pflanzenkläranlagen gefördert.

Durch die Humusbildung wird Kohlenstoff aus der Atmosphäre dauerhaft

gebunden und die Eigenversorgung mit organischen Düngemitteln kann

gewährleistet werden.

4.5 Kompostierung

„Don't feed the plants, feed the soil.“ Keith Addison (Addison o.J.)

Die Art der Natur organische Materie in Humus umzuwandeln, ist Mulch. Abge-

worfenes Laub, abgestorbenes Gras und alle anderen toten Stoffe bedecken den

Boden in natürlichen Ökosystemen. Diese Schicht wird gewöhnlich nicht dicker

als 10 - 40 cm, so dass Belüftung und Sauerstoffzufuhr gegeben sind. Mikro-

organismen leisten den Hauptanteil der Zersetzung. In ungestörten Ökosystemen

kann sich so über Jahrhunderte hinweg eine mächtige, humusreiche Schicht an

Oberboden ausbilden. Im Humus ist Kohlenstoff dauerhaft gebunden. Er begüns-

tigt die Struktur und das Wasserhaltevermögen der Erde und schützt so vor

Erosion. Beginnen jedoch Menschen eine intensive Nutzung des Landes, werden

die natürlichen Vorgänge gestört. Um eine höhere Bevölkerungsdichte zu

ernähren, ist eine Form von Landwirtschaft nötig. In der Landwirtschaft wie sie

heute – und auch in vielen früheren Kulturen – praktiziert wird, liegt das

Page 29: Familienlandsitz-Siedlungen als Nachhaltigkeitskonzept eine … · 2015-10-08 · Bodens als lebendigen Organismus und seiner Bedeutung für die Gesundheit von Pflanze, Tier und Mensch

4 Stoffkreisläufe

23

Augenmerk auf dem Aufbau an Stoffen, d.h. auf der Produktivität, auf der

erzielten Ernte. Mit jeder Ernte wird dem Boden jedoch etwas entnommen, das

zurückkehren muss um den Stoffkreislauf zu erhalten. Unter üblicher

landwirtschaftlicher Nutzung verringert sich der Humusanteil im Boden, was

einerseits an der Art der Bodenbearbeitung liegt und anderseits daran, dass nicht

ausreichend organische Materie dem Boden zurückgegeben wird. Um die

Bodenfruchtbarkeit dauerhaft zu erhalten, ist der Abbau der Stoffe und damit der

Aufbau des Bodens von Bedeutung. Kompost ist das Bindeglied, das in einer

intensiven Landwirtschaft einen schnellen Abbau von großen Mengen organischer

Stoffe zu Humus ermöglicht und damit die Voraussetzung für einen nachhaltigen

Aufbau an Ernte schafft. Der im Vergleich zu den Vorgängen in der Natur

beschleunigte Abbau großer Mengen organischer Substanz und damit der Aufbau

an Humus ermöglicht einen Aufbau von fruchtbarem Oberboden auch auf

degenerierten Böden (Balfour 1951, Heynitz 1985, Berger 2008, Montgomery

2010, Addison o.J.).

Für die Kompostierung werden organische Stoffe auf Haufen oder in Kompost-

behältern gestapelt. Ausgangsmaterial sind alle in Garten und Küche anfallenden

Stoffe, wenn nötig gehächselt, und tierische, bzw. menschliche Ausscheidungen.

Ein Verhältnis von 3:1 von pflanzlichem und tierischem hat sich als günstig

erwiesen, ist aber nicht zwingend notwendig (Howard, A. 1943/2005). Dem

Kompost können auch Erde, Holzasche, Gesteinsmehle oder Tonminerale wie

Bentonit zugesetzt werden. Diese puffern die saure Reaktion während der Rotte.

Die letzten beiden liefern zusätzliche Mineralien und Spurenelemente und tragen

zur Bildung von Ton-Humus-Komplexen bei (Heynitz 1985, Hennig 2011). Für

die Kompostierung sind Feuchtigkeit und Belüftung des Haufens entscheidend.

Zu viel Feuchtigkeit behindert die nötige Sauerstoffzufuhr und führt zu Fäulnis.

Trockenheit hemmt die Aktivität der Mikroorganismen und damit die Zersetzung.

Der Ablauf der Kompostierung kann auf verschiedene Arten erfolgen. Man unter-

scheidet Heißkompostierung, Langsame Rotte oder Kaltrotte, Wurm-

kompostierung und Flächenkompostierung bzw. Mulchen.

Bei der Heißkompostierung erhitzt sich die Masse auf 50 bis 70°C wodurch bei

kurzer Rottezeit von etwa drei Monaten eine Abtötung von Samen und (bei Fäkal-

kompost) Krankheitskeimen gewährleistet ist. Heißkompostierung ist ab 1m3

Page 30: Familienlandsitz-Siedlungen als Nachhaltigkeitskonzept eine … · 2015-10-08 · Bodens als lebendigen Organismus und seiner Bedeutung für die Gesundheit von Pflanze, Tier und Mensch

4 Stoffkreisläufe

24

Menge möglich, der mit einem mal aufgesetzt wird. Sie wird in Kompostwerken

und in der Landwirtschaft angewandt.

Die Langsame Rotte findet über einen längeren Zeitraum bis zu mehreren Jahren

ohne Wärmeentwicklung statt. Der Abbau von Laubschichten im Wald ist ein

Beispiel hierfür. Bakterien und Pilze bilden antibiotisch wirkende Stoffwechsel-

produkte, die die Zusammensetzung der Kompostflora beeinflussen und Keime

abtöten.

Bei der Wurmkompostierung passiert das gesamte Material mindestens einmal den

Verdauungstrakt eines Regenwurms. Regenwurmkot enthält deutlich mehr Nähr-

stoffe als die umliegende Erde. Die Tätigkeit der Würmer sorgt außerdem für eine

gute Sauerstoff- und Feuchtigkeitsverteilung, was das Umsetzen des Kompostes

erspart. Wurmkompostierung ist sehr gut zur Nachbearbeitung von Fäkal-

komposten geeignet.

Bei Flächenkompostierung oder Mulchen entfällt das Aufschichten auf Haufen.

Stattdessen wird organisches Material direkt auf die Bodenoberfläche, z.B. auf

Beete, ausgebracht und verrottet an Ort und Stelle (Berger 2008).

Die positiven Eigenschaften des Komposts erstrecken sich von seiner Dünge-

wirkung, über Bodenverbesserung und Erosionsverminderung. Die Wirkungen

schließen den Einfluss auf Bodenstruktur, Nährstoff- und Wasserhaushalt ein.

Weniger bekannt ist die krankheitsunterdrückende Wirkung oder Suppressivität

von Kompost. Ein hochwertiger Kompost steht in enger Wechselwirkung mit der

Pflanzengesundheit. Dazu gehört die Inaktivierung von Krankheitserregern und

die Stärkung der Pflanzen bis hin zu Resistenzen. Die Qualität des Kompostes

hängt in erster Linie vom Rotteverfahren ab. Die bei geeigneten Verfahren

gedeihende Mikroflora ist für die Wirkung auf die Pflanzengesundheit

maßgeblich verantwortlich. Temperaturen, Feuchtigkeit und Lufthaushalt

während der Rotte bestimmen, welche Mikroorganismen sich vermehren. Der

Reifungszustand des Kompostes beeinflusst ebenfalls die Zusammensetzung der

Mikroflora und damit seine Fähigkeit Pflanzen vor Krankheiten zu schützen.

Zahlreiche Experimente unter Labor- und Freilandbedingungen zeigen die

Wirksamkeit von Kompost gegen spezifische Krankheiten und allgemein zur

Stärkung der Pflanzen (Howard, A. 1943/2005, Balfour 1951, Howard, L. 1956,

ZVG 2002, Fuchs 2007, 2008). An den Ernteprodukten sowohl von mit Kompost

Page 31: Familienlandsitz-Siedlungen als Nachhaltigkeitskonzept eine … · 2015-10-08 · Bodens als lebendigen Organismus und seiner Bedeutung für die Gesundheit von Pflanze, Tier und Mensch

4 Stoffkreisläufe

25

versorgten als auch von intensiv gemulchten Kulturen wird eine erhöhte

Lagerfähigkeit festgestellt (Balfour 1951, Kretschmann 2001, ZVG 2002).

Page 32: Familienlandsitz-Siedlungen als Nachhaltigkeitskonzept eine … · 2015-10-08 · Bodens als lebendigen Organismus und seiner Bedeutung für die Gesundheit von Pflanze, Tier und Mensch

5 Landwirtschaft

26

5 Landwirtschaft

Die Art der Landbewirtschaftung hat erheblichen Einfluss auf die Abläufe im

Naturhaushalt, die Qualität der erzeugten Nahrungsmittel, das Landschaftsbild

und die Lebensweise der Menschen. In den folgenden Abschnitten werden die

Probleme der konventionellen Landwirtschaft, die Vorteile der biologischen

Landwirtschaft und das Konzept der Agrarökologie als Annäherung an die

Landwirtschaft auf Familienlandsitzen vorgestellt.

5.1 Umweltprobleme der konventionellen Landwirtschaft

Die aktuelle konventionelle Landwirtschaft bringt eine Reihe von ökologischen,

sozialen und ökonomischen Problemen mit sich. Dazu zählen unter anderem die

Erosion und Degradation des Bodens. Durch die Mechanisierung der Landwirt-

schaft und den Einsatz immer größerer und schwererer Maschinen kommt es zu

Bodenverdichtungen, die von Pflanzen kaum durchwurzelt werden können und

das Erosionsrisiko erhöhen (Kächele o.J.). Ein Drittel der weltweiten landwirt-

schaftlichen Flächen ist in den letzten Jahrzehnten durch unangepasste Nutzung

und Erosion verloren gegangen (Löwenstein 2011, FiBL 2012). Auch offen

liegender Boden und die Ausräumung von Landschaftsstrukturelementen wie

Bäumen und Hecken tragen dazu bei. Die Erosion schmälert den Gehalt und die

Verfügbarkeit von Mineralien und Spurenelementen im Boden. Der Humusgehalt

nimmt unter konventioneller Bewirtschaftung ab, was den Boden wiederum

anfälliger für Erosion macht und seine Selbstregulierung einschränkt (FiBL 2012,

Robin 2012). Ein so beeinträchtigter Boden kann seinen natürlichen Funktionen –

der Pufferung von Schadstoffen, Filterung von Wasser und der Bindung von

Kohlenstoff – nicht mehr ausreichend nachkommen, was zu einem Ungleich-

gewicht des Stoffhaushalts der Natur führt. Der Umsatz von organischer Materie

zu Humus ist gehemmt, da das Bodenleben ungünstige Bedingungen vorfindet

(Montgomery 2010). Die Vielfalt der Landschaft leidet unter der Beseitigung von

Sonderstandorten: Nährstoffarme Standorte werden aufgedüngt, feuchte

entwässert – beides zu Gunsten der einheitlichen Bearbeitung. Die Landwirtschaft

trägt durch diese Lebensraumsvernichtung zum Artensterben bei. Der Einsatz von

synthetischen Düngemitteln ist mit Nährstoffauswaschung verbunden, die zu einer

Page 33: Familienlandsitz-Siedlungen als Nachhaltigkeitskonzept eine … · 2015-10-08 · Bodens als lebendigen Organismus und seiner Bedeutung für die Gesundheit von Pflanze, Tier und Mensch

5 Landwirtschaft

27

Belastung von Oberflächen- und Grundwasser mit Stickstoffverbindungen führen.

Die Oberflächengewässer tragen die Nährstoffe in die Meere, wo sie zu weiteren

Problemen führen. Pestizide werden nicht vollständig abgebaut und reichern sich

in der Biosphäre an. Die Vielfalt der eingesetzten Produkte und ihrer Metabolite

verschärft die Wirkung. Monokulturen und einheitliches Saatgut von Groß-

konzernen führen zu einer Verarmung der historisch gewachsenen Vielfalt an

Kulturpflanzen. Die Schönheit und Vielfalt der Landschaft leidet durch die

Beschränkung auf wenige Kulturen ebenso wie die Vielfalt an Lebensräumen und

Ackerbegleitgesellschaften eingeschränkt wird. Die Spezialisierung einzelner

Betriebe und ganzer Regionen auf bestimmte Produkte führt nicht nur zu einem

verarmten Anbauspektrum einzelner Standorte, sondern auch zu Problemen wie

einem Überschuss oder Mangel an den Wirtschaftsdüngern Mist und Gülle. Ein

Mangel daran wird wiederum durch den Zukauf von energieintensiv produzierten,

synthetischen Düngern ausgeglichen, was die Abhängigkeit der Landwirte von

äußerem Input verstärkt. Der Überschuss an Mist und Gülle in viehintensiven

Regionen wird dagegen zum Entsorgungsproblem. Während in der mechanisier-

ten Landwirtschaft immer weniger Menschen immer mehr Masse erzeugen, sinkt

die Energieproduktivität dramatisch. Um eine Kalorie Nahrung zu produzieren,

wird ein Vielfaches an Energie in Form fossiler Energieträger eingesetzt (Kächele

o.J.). Diese externen Kosten an Energie spiegeln sich nicht in den Preisen der

Nahrungsmittel wieder und führen zu einer Verzerrung des Marktes, die umwelt-

freundlich erzeugte Produkte teurer wirken lässt als industriell produzierte

(Löwenstein 2011, Robin 2012). Unter Einbeziehung der tatsächlichen Kosten ist

die ökologische Produktion jedoch wesentlich günstiger. Eine Studie über die

Kosten des Pestizideinsatzes in den USA gibt diese in Höhe von 10 Milliarden

Dollar pro Jahr an. Die höchsten Kosten wurden dabei in der öffentlichen

Gesundheit, in Pestizidresistenzen bei Schädlingen, in der Belastung des Grund-

wassers, in Ernteausfällen durch Pestizide und im Verlust an Vögeln ausgemacht

(Pimentel 2003). Eine europäische Studie aus dem Jahr 2008 bestätigt diese

Aussagen (Blainey et al. 2008).

Page 34: Familienlandsitz-Siedlungen als Nachhaltigkeitskonzept eine … · 2015-10-08 · Bodens als lebendigen Organismus und seiner Bedeutung für die Gesundheit von Pflanze, Tier und Mensch

5 Landwirtschaft

28

5.2 Biologische Landwirtschaft

Die biologische Landwirtschaft zeichnet sich durch den Verzicht auf Pestizide

und synthetische Düngemittel aus. Dadurch unterbleibt der Eintrag von Pestiziden

in die Umwelt und die Nahrung und es besteht keine Abhängigkeit von den

endlichen Phosphorreserven und der energieintensiven Produktion von Stickstoff-

dünger. Die Verwendung von organischen Düngemitteln trägt zur besseren

Schließung der Stoffkreisläufe bei. Howard (1943/2005) und Balfour (1951)

haben nachgewiesen, dass die Verwendung von Kompost auf landwirtschaftlichen

Flächen – im Vergleich zu anderen organischen Düngern wie unkompostiertem

Stallmist – Vorteile hat. Die Wirkung auf die Pflanzengesundheit entfaltet sich

erst durch die sich im Rotteprozess entwickelnden Mikroorganismen. Zu diesen

gehören auch die Mykorrhiza. Die Symbiose, die sie mit den Pflanzen eingehen,

reduziert den Düngebedarf. Synthetische Düngung dagegen wirkt sich negativ auf

die Pilze aus. Folglich sind Mykorrhiza geeignete Verbündete für den

biologischen Landbau (Fester et al. 2000).

Im Vergleich der Eigenschaften von Kunstdünger- und Humuswirtschaft führt

Rusch (1968/2004) unter anderem folgende Punkte an: Die richtige Dosierung der

Haupt- und Spurennährstoffe ergibt sich bei der Humuswirtschaft von selbst. Bei

der Verwendung von Kunstdünger sind Über- und Unterdosierung, sowie Aus-

waschung von Nährstoffen die Regel. Der Bedarf an organischen Düngemitteln

nimmt mit der Zeit ab und macht Kunstdünger unnötig. Der synthetische Dünge-

mittelbedarf steigt dagegen mit der Zeit an und kann die Zufuhr organischer

Materie nicht ersetzen. Die physikalischen Eigenschaften des mit Humus

behandelten Bodens bieten günstige Bedingungen, während konventionell

behandelter Boden zu Verschlämmung und Verstaubung neigt und Boden und

Pflanze damit stärker von der Witterung abhängig macht. In der Humuswirtschaft

nimmt der Schädlings- und Krankheitsbefall ab, die Qualität der Produkte nimmt

ebenso zu wie die Fruchtbarkeit des Bodens. In der Kunstdüngerwirtschaft ist es

umgekehrt. Nutztiere in der Humuswirtschaft sind gesünder und fruchtbarer und

verursachen dadurch weniger Aufwand.

Rusch (1968/2004) bemerkt ebenso wie Kretschmann (2001), dass auf humus-

reichen Böden erzeugte Nahrungsmittel besser lagerfähig sind. Ein Studie aus

Page 35: Familienlandsitz-Siedlungen als Nachhaltigkeitskonzept eine … · 2015-10-08 · Bodens als lebendigen Organismus und seiner Bedeutung für die Gesundheit von Pflanze, Tier und Mensch

5 Landwirtschaft

29

dem Jahr 2008 stellt in der Auswertung von 97 Studien zum Thema Nährstoff-

gehalt von biologischen und konventionell erzeugten Lebensmitteln fest, dass bio-

logische Nahrung im Durchschnitt mehr Nährstoffe enthält (Benbrook et al.

2008). Die Wirkung biologischer Landwirtschaft wurde über Jahrzehnte hinweg

im englischen Haughley Experiment untersucht. Für die Versuche wurden ver-

gleichbare Flächen auf gleiche Weise in geschlossenem Stoffkreislauf bewirt-

schaftet mit dem einzigen Unterschied, dass ein Teil der Flächen ausschließlich

mit Kompost, der andere zusätzlich mit synthetischen Düngemitteln behandelt

wurde. Die Ergebnisse zeigten, dass die künstliche Düngung nicht nur keinen

positiven Effekt in Bezug auf das Wachstum und den Nährstoffgehalt der

Pflanzen hatte, sondern negative Auswirkungen auf die Entwicklung des Wurzel-

systems der Pflanzen, den Futterverbrauch der Nutztiere und weitere Aspekte

(Balfour 1977).

Der biologische Landbau trägt zum Erhalt der Biodiversität bei – hierzu gehören

Nutzungsvielfalt, Artenvielfalt und genetische Vielfalt. Die Anzahl und Vielfalt

von Vögeln, Schmetterlingen, Laufkäfern, Kurzflüglern und Spinnen liegt auf

ökologisch bewirtschafteten Höfen deutlich höher als auf konventionell bewirt-

schafteten. Die Masse an Bodenorganismen ist bis zu 85% höher, der Besatz an

Regenwürmern sogar bis zu einem Vielfachen höher. Landschaftselemente wie

Feldgehölze sind im Ökolandbau häufiger anzutreffen. Durch längere Frucht-

folgen ist die Nutzungsvielfalt erhöht (NABU 2004). Darüber hinaus stellt der

biologische Landbau andere Ansprüche an die Sortenwahl. Robuste Pflanzen-

sorten und Tierrassen, die den regionalen Bedingungen angepasst sind, sind

geeigneter als Hochertragssorten und Hochleistungsrassen.

Der Verzicht auf Pestizide und synthetische Düngemittel sind nicht die einzigen

Qualitätskriterien für gesunden Landbau. Sie bilden jedoch eine wichtige Grund-

lage. Ohne synthetischen Dünger lässt sich auf unfruchtbarem Boden das

Pflanzenwachstum nicht künstlich anregen, ohne Pestizide erliegen kränkelnde

Pflanzen der natürlichen Konkurrenz. Die Pflege des Bodens und die Erhaltung

bzw. Steigerung der Fruchtbarkeit ist folglich im biologischen Landbau umso

wichtiger. Gesunde Kulturpflanzen sind in diesem Fall der Indikator für gesunde

Böden – und gesunde Lebensmittel.

Page 36: Familienlandsitz-Siedlungen als Nachhaltigkeitskonzept eine … · 2015-10-08 · Bodens als lebendigen Organismus und seiner Bedeutung für die Gesundheit von Pflanze, Tier und Mensch

5 Landwirtschaft

30

Die Bewirtschaftung der Familienlandsitze erfolgt auf biologische Weise und teilt

viele Vorzüge der biologischen Landwirtschaft. Das Konzept der Agrarökologie

stellt jedoch eine noch treffendere Annäherung an eine Beschreibung der

Familienlandsitzwirtschaft dar.

5.3 Agrarökologie

Die Agrarökologie ist die „Wissenschaft von der Nutzung ökologischer Konzepte

und Prinzipien für Entwicklung und Bewirtschaftung nachhaltiger Agraröko-

systeme“ (Zukunftsstiftung Landwirtschaft 2012). Die zertifizierte biologische

Landwirtschaft ist ein kleiner Teil agrarökologischer Landwirtschaft, der den

Verzicht auf Pestizide und synthetische Düngemittel nachprüfbar macht. Die

Agrarökologie geht jedoch weit darüber hinaus ein Zertifizierungsstandard zu

sein. Sie ist „eine innovative, gemeinsam von Wissenschaftlern, Bäuerinnen und

Bauern fortentwickelte Landnutzungsform, die natürliche Regelmechanismen und

die vorhandenen natürlichen Ressourcen geschickt nutzt“ (Löwenstein 2011,

S.169). Die agrarökologische Wirtschaftsweise ist eine kleinbäuerliche Landwirt-

schaft, die hohe Energieeffizienz und Produktionseffizienz pro Fläche erreicht

und dabei mit einem Minimum an äußerem Input und ohne naturfremde Stoffe

auskommt. Sie produziert kaum standardisierte Produkte, sondern Produkte von

besonderer Qualität. Löwenstein (2011, S.176ff) nennt dieses Landwirtschafts-

system synonym „Ökologische Intensivierung“ und nennt folgende Punkte als

Kriterien für ihre Umsetzung:

Erntereste werden zu Kompost verarbeitet oder in den Boden

eingearbeitet.

Der Mist von Tieren wird für die Kompostbereitung genutzt.

Der Boden wird durch die Zufuhr organischer Masse angereichert.

Der Boden ist ständig bedeckt.

Der Boden wird vor Erosion geschützt.

Die Versickerung des Regenwassers und Bewässerung ohne aufwändige

Technik sind sichergestellt.

Fläche, Licht und Boden werden durch die Kombination der Wuchshöhen

und Wurzelformern der Pflanzen ausgenutzt.

Page 37: Familienlandsitz-Siedlungen als Nachhaltigkeitskonzept eine … · 2015-10-08 · Bodens als lebendigen Organismus und seiner Bedeutung für die Gesundheit von Pflanze, Tier und Mensch

5 Landwirtschaft

31

Die Aussaattermine werden so verteilt, dass die Ernteperiode möglichst

lang ist.

Es werden möglichst viele Bäume und Büsche angepflanzt, die

verschiedene Produkte liefern und Bedürfnisse erfüllen.

Weideflächen werden nicht übernutzt.

Die Nutzung dieses Konzepts bringt Nachhaltigkeit in sozialer, ökonomischer und

ökologischer Dimension mit sich. Sie ist kein einheitlicher Standard, sondern eine

fortwährende Annäherung an eine möglichst nachhaltige Landnutzungsform unter

Einbeziehung der lokalen Ressourcen und Bedingungen. Sie nutzt lokales,

traditionelles und modernes Wissen und ist weitgehend unabhängig von äußeren

Inputs (Zukunftsstiftung Landwirtschaft 2012). Die Prioritäten der Agrarökologie

sind laut Löwenstein (2011) in dieser Reihenfolge: die Ernährung der Familie, die

Ernährung der Nutztiere, die Ernährung des Bodens und die Ernährung des

Marktes. Berechnungen zeigen, dass durch die Agrarökologie genügend Lebens-

mittel für die Ernährung der Weltbevölkerung produziert werden können

(IAASTD 2009). Die Umsetzung der Agrarökologie kann unter verschiedenen

Gegebenheiten sehr unterschiedlich ausfallen. Einer Befragung von Anwendern

zufolge zeichnen sich Familien, die auf Agrarökologie setzen, jedoch durch

folgende Gemeinsamkeiten aus (Löwenstein 2011, S.182f):

„Wertschätzung frischer, lokal produzierter Lebensmittel“

„Wertschätzung organischer Reststoffe als Quell der Fruchtbarkeit“

Ablehnung nicht biologisch abbaubarer Stoffe, insbesondere Plastik

„Zusammenhalt und Gemeinschaftsgeist“ unter den Anwendern

Die ökologische Bewirtschaftung von Familienlandsitzen wie sie in den folgenden

Kapiteln beschrieben wird, stellt eine Umsetzung von Agrarökologie dar. Die

oben genannten Kriterien und Gemeinsamkeiten treffen auch auf Familienland-

sitze und ihre Bewohner zu.

Page 38: Familienlandsitz-Siedlungen als Nachhaltigkeitskonzept eine … · 2015-10-08 · Bodens als lebendigen Organismus und seiner Bedeutung für die Gesundheit von Pflanze, Tier und Mensch

6 Landwirtschaft auf Familienlandsitzen

32

6 Landwirtschaft auf Familienlandsitzen

Mit Methoden aus der biologischen Landwirtschaft, Permakultur und Agraröko-

logie sowie eigenen Erfahrungen kann eine Familie auf ihrem Landsitz den

Großteil der Eigenversorgung mit Lebensmitteln decken und Überschüsse

produzieren.

6.1 Warum Selbstversorgung mit Lebensmitteln?

Selbstversorgung kann sich auf alle Bereiche des Lebens erstrecken: von

Wohnraum und Wärme, über Strom, Trink- und Brauchwasser bis zu Kleidung,

Gebrauchsgegenständen und Werkzeugen. Eine Selbstversorgung in allen

Bereichen ist aufgrund des hohen Aufwandes und der sehr vielfältigen Anforde-

rungen für eine einzelne Familie nicht unbedingt sinnvoll. In den folgenden

Kapiteln soll die Grundversorgung mit Lebensmitteln thematisiert werden.

Eine Versorgung aus dem eigenen Garten kann die größtmögliche Frische der

Nahrungsmittel garantieren, da die Ernte direkt vor dem Verzehr bzw. der Zube-

reitung stattfinden kann. Dass die Familie direkt auf dem Landsitz lebt, ist dafür

entscheidend. Der eigene Anbau bietet die Möglichkeit eine Vielfalt an Pflanzen

zu kultivieren, die es in kaum einem Geschäft zu kaufen gibt: alte und regionale

Sorten, deren Produktion für den Verkauf nicht wirtschaftlich wäre, Sorten mit

geringerer Lager- oder Transportfähigkeit oder schlicht Sorten, die weniger

bekannt und daher weniger nachgefragt sind. Viele dieser Arten sind züchterisch

geringer behandelt und näher an der Wildform, weshalb sie eine günstigere Nähr-

stoffzusammensetzung haben als Sorten, die nach ästhetischen und wirtschaft-

lichen Gesichtspunkten gezüchtet wurden. Der Anbau dieser Sorten trägt auch zur

Erhaltung der historisch gewachsenen Vielfalt an Kulturpflanzen bei. Die

Nutzung von Wildpflanzen, die von allein im Garten gedeihen, trägt ebenfalls

dazu bei, die Ernährung vielfältig und nährstoffreich zu gestalten.

Im Verlauf des Jahres verändern die Pflanzen ihre Zusammensetzung: Im

Sommer geerntetes Gemüse enthält mehr Wasser und Enzyme, im Herbst

geerntetes enthält mehr ätherische Öle und Mineralien und ist – je nach Sorte –

lagerfähig. Die natürliche Abfolge der Reife von Früchten und Gemüse ist so

Page 39: Familienlandsitz-Siedlungen als Nachhaltigkeitskonzept eine … · 2015-10-08 · Bodens als lebendigen Organismus und seiner Bedeutung für die Gesundheit von Pflanze, Tier und Mensch

6 Landwirtschaft auf Familienlandsitzen

33

angelegt, dass sie in jedem Monat die zu dieser Zeit besonders

gesundheitsfördernden Stoffe liefert (Jasinski 2012, Megre 1996-2011).

Die Selbstversorgung mit Lebensmitteln bedeutet auch ein Stück wirtschaftliche

Unabhängigkeit zu erlangen. Anstatt für Geld arbeiten zu gehen und mit Geld

Essen zu kaufen, ist es möglich die Nahrung selbst anzubauen und zu ernten und

dabei bessere Qualität zu erreichen. Die Qualität der Nahrung wiederum hat

erheblich mehr Einfluss auf die Gesundheit als materieller Reichtum (vgl. Balfour

1951). Das Gärtnern findet – im Gegensatz zu den meisten Berufen – auf dem

Landsitz und mit der Familie statt. Diese gemeinsamen Tätigkeiten stellen – vor

allem mit Kindern – einen großen Wert dar (vgl. Neubronner 2011).

Eine regionale bzw. lokale Ernährung ist nicht nur gesund, sie trägt auch dazu bei,

die Umweltbelastungen zu verringern, da Transportwege entfallen. Im Geschäft

ist zudem selten erkennbar, woher genau ein Nahrungsmittel stammt und wie es

angebaut wurde. Diese Anonymität durch die Abtrennung der „Verbraucher“ von

den „Produzenten“ macht zweifelhafte landwirtschaftliche und gartenbauliche

Methoden möglich wie den Einsatz von Pestiziden und synthetischen Dünge-

mitteln, die Nutrient Film Technique (Piorr 2011), bei der Gemüsepflanzen in

einer Nährlösung anstatt im Boden wachsen, die Massentierhaltung mit impor-

tierten, genmanipulierten Futtermitteln, die Verbauung ganzer Landstriche mit

Gewächshäusern (Löwenstein 2011) oder unwürdige Arbeitsbedingungen. Selbst-

versorgung aus dem eigenen Garten ist ein Weg mehr Verantwortung zu über-

nehmen für die eigene Ernährung und die (Umwelt-)Einflüsse, die sich daraus

ergeben. Whitefield (2010, S.3) schreibt dazu: „Wir brauchen nicht die komplette

Selbstversorgung anzustreben, aber jedes bisschen, das wir anbauen, heißt so viel

weniger, das den zerstörerischen Prozess der industrialisierten Nahrungs-

produktion durchläuft.“

Dem Gärtnern wird nachgesagt, dass es glücklich macht. In jedem Fall vermittelt

es einen Naturbezug und setzt den Gärtner frischer Luft, Bewegung und Sonnen-

schein aus – Faktoren, die üblicherweise als gesundheitsfördernd betrachtet

werden. Das Leben von und mit dem Garten orientiert sich am Jahresrhythmus

und gibt neben einem Bezug zur Natur auch einen Bezug zur eigenen Heimat.

Nicht nur die Diversität der (Kultur-)Pflanzen und der Ernährung ist im eigenen

Garten möglich – auch das Landschaftsbild profitiert von der vielfältigen Nutzung

Page 40: Familienlandsitz-Siedlungen als Nachhaltigkeitskonzept eine … · 2015-10-08 · Bodens als lebendigen Organismus und seiner Bedeutung für die Gesundheit von Pflanze, Tier und Mensch

6 Landwirtschaft auf Familienlandsitzen

34

der Familienlandsitze bzw. Gärten. Obst- und Gemüsegärten prägen eine Land-

schaft anders als großflächige Äcker und intensive Viehzucht. Vielfältig struktu-

rierte Landschaft mit Bäumen, Gärten, Feldern und Häusern wird meist als

schöner empfunden als großflächig monoton strukturierte Landschaft. Die Vielfalt

und Schönheit von Obst- und Gemüsegärten spiegelt die Vielfalt der Ernährung,

die daraus hervorgeht.

6.2 Waldgärten

Ein Waldgarten ist ein Garten, der nach dem Vorbild eines natürlichen Waldes

angelegt ist. Er besteht aus drei Schichten: der Baum-, Strauch- und Krautschicht

(vgl. Abb. 6).

Für die drei Schichten

werden essbare Pflanzen

gewählt. Die Baumschicht

besteht aus Frucht- und

Nussbäumen, Beerenobst und

Nüsse bilden die Strauch-

schicht, mehrjährige oder sich

selbstaussäende Kräuter und

Gemüse wachsen in der

Krautschicht. So ergibt sich

ein vielfältiger, artenreicher und produktiver Garten (vgl. Tab. 2, S.35).

Viele Gärten, besonders Kleingärten, haben eine ähnliche Zusammenstellung an

Pflanzen wie Waldgärten. Der Unterschied besteht darin, dass im Waldgarten ver-

schiedene Pflanzen auf der gleichen Fläche angebaut werden und so auch vertikal

und im Jahresverlauf jede Nische genutzt wird. In einem Waldgarten in mittel-

europäischem Klima ist das Sonnenlicht der begrenzende Faktor, der bei der

Anlage berücksichtigt wird. In einem natürlichen Wald folgt das Wachstum der

Pflanzen einem Rhythmus, der jeder Schicht ihren Anteil an Sonnenlicht sichert.

Die bodennahe Vegetation ist die erste, die im Frühjahr ihre Blätter entfaltet und

blüht bevor die Strauchschicht austreibt. Diese nutzt die Zeit bevor die Bäume das

Blätterdach schließen. Dasselbe Prinzip wird auch in einem Waldgarten genutzt.

Abb. 6: Waldgartenschichten ( nach

http://www.sovereignliberty.com/wp-content/uploads/

2012/06/ forest-garden-layers1.jpg 07.12.2012 )

Page 41: Familienlandsitz-Siedlungen als Nachhaltigkeitskonzept eine … · 2015-10-08 · Bodens als lebendigen Organismus und seiner Bedeutung für die Gesundheit von Pflanze, Tier und Mensch

6 Landwirtschaft auf Familienlandsitzen

35

Während der gesamten Vegetationsperiode ist mindestens eine Schicht auf der

Höhe ihrer Entwicklung. Die Erntesaison beginnt wesentlich eher als in einem

klassischen Gemüsegarten, da die mehrjährigen Kräuter und Gemüse nach der

Winterruhe schon austreiben, während einjähriges Gemüse noch als Samen in der

Tüte liegt. Beeren, Früchte und Nüsse folgen im Verlauf des Jahres in genau der

Reihenfolge, in der sie für den Menschen ihre gesundheitsfördernde Wirkung am

besten entfalten. Wenn das Angebot an (Blatt-)Gemüse im Laufe des Sommers

abnimmt, setzt der Hauptertrag des Gemüsegartens ein, sodass sich beide

ergänzen um über einen langen Zeitraum frisches Gemüse zu bieten.

Tab. 2: Auswahl möglicher Arten für einen mitteleuropäischen Waldgarten (Hart 1992 ,

Whitefield 2010, Strauß 2011)

Anmerkung: Die Unterscheidung zwischen Gemüsen und Kräutern ist eher fließend. Vor

der Einführung exotischer – heute selbstverständlicher – Gemüsesorten wie Gurken und

Tomaten wurde jedes essbare Wildkraut als Gemüse genutzt (Hart 1992, Storl, Pfyl

2008).

Verschiedene essbare holz- und bodenbewohnende Pilze können ebenfalls im Waldgarten gedeihen (Whitefield 2010).

Einer der Kerngedanken des Waldgartens ist es, nicht nach einer maximalen Ernte

einer Pflanze zu streben, sondern nach einem vielfältigen, gesunden und produk-

tiven Ökosystem. Der mengenmäßige Ertrag eines Johannisbeerstrauchs im Halb-

schatten eines Waldgartens ist wahrscheinlich geringer als der eines einzeln

Bäume Sträucher (Wild-)Gemüse (Wild-)Kräuter

Apfel Blaubeere Beinwell Bärlauch

Baumhasel Brombeere Echter Meerkohl Brennnessel

Birne Felsenbirne Feldsalat Labkraut

Eberesche Gojibeeren/Bocksdorn Guter Heinrich Liebstöckel

Maulbeere Hagebutte Mangold Löwenzahn

Mirabelle Hasel Melde Melisse

Mispel Himbeere Postelein/Winterportulak Milzkraut

Pfirsich Holunder Sibirischer Portulak Minze

Pflaume Johannisbeere Weißer Gänsefuß Sauerampfer

Quitte Schlehe Vogelmiere

Sauerkirsche Sibirische Kiwi Wegerich

Süßkirsche Stachelbeere Wegwarte

Page 42: Familienlandsitz-Siedlungen als Nachhaltigkeitskonzept eine … · 2015-10-08 · Bodens als lebendigen Organismus und seiner Bedeutung für die Gesundheit von Pflanze, Tier und Mensch

6 Landwirtschaft auf Familienlandsitzen

36

stehenden oder in Monokultur angebauten Strauchs. Die Gesamternte des Wald-

gartens an einer Vielfalt von Produkten wird jedoch höher sein. Dazu kommt,

dass der Waldgarten nur einen geringen Arbeitsaufwand macht, keinen Input an

Dünger und Pflanzenschutzmitteln erfordert und qualitativ hochwertigere

Produkte hervorbringt. Die Vielfalt, die ein Waldgarten bieten kann, entspricht

den Bedürfnissen einer Familie zur Selbstversorgung auf einem Landsitz eher als

eine einseitig produktive Landwirtschaft.

Die Arbeiten in einem Waldgarten können das Beschneiden der Bäume, das

Mulchen und die Pflege besonders erwünschter Pflanzen beinhalten. Selbst wenn

er intensiv gepflegt wird, macht ein Waldgarten jedoch weniger Arbeit als andere

Gartenformen. Ein Grund dafür ist, dass nicht umgegraben wird. Auf diese Weise

bleiben die Bodenstruktur, das Bodenleben und die ganzjährige Bodenbedeckung

erhalten. Um Verdichtung des Bodens zu vermeiden, sollte der Waldgarten auf

Pfaden und Trittsteinen betreten werden. Die Nutzung von mehrjährigen und

selbstaussäenden Pflanzen ist ein weiterer Grund dafür, dass ein Waldgarten

wenig Arbeit verursacht. Das Anlegen erfordert zwar gründliche Planung und

macht Aufwand, wird aber nur einmal in Jahrzehnten unternommen. Ein dritter

Punkt ist die Vielfalt der Pflanzen, die eine Ausbreitung von Schädlingen

erschwert, was Maßnahmen gegen diese weitgehend unnötig macht (Hart 1992,

Whitefield 2010).

Bewaldung ist ein hervorragender Schutz vor Erosion. Die Entwaldung einer

Landschaft geht immer mit einem Verlust an Bodenfruchtbarkeit einher. Ein ein-

drückliches Beispiel dafür ist der einst bewaldetet Mittelmeerraum, der die grie-

chische und römische Kultur hervor gebracht hat. Deren Untergang hing nicht

zuletzt mit der Entwaldung und Erosion der fruchtbaren Hänge zusammen

(Montgomery 2010).

Den Boden zu pflügen oder umzugraben, zerstört die komplexe Struktur der Erde

und führt zu einem Eintrag von Sauerstoff, wodurch ein Abbau von Humus ausge-

löst wird. Vor allem das Bodenleben leidet unter der wendenden

Bodenbearbeitung, da Organismen, die die obere Schicht des Bodens bewohnen

nach unten befördert werden und umgekehrt. Durch die im Waldgarten nicht

vorhandene Bodenbearbeitung und die dauerhafte Bedeckung ist der Aufbau einer

mächtigen Schicht fruchtbaren Oberbodens möglich. Sir Albert Howard erkannte

Page 43: Familienlandsitz-Siedlungen als Nachhaltigkeitskonzept eine … · 2015-10-08 · Bodens als lebendigen Organismus und seiner Bedeutung für die Gesundheit von Pflanze, Tier und Mensch

6 Landwirtschaft auf Familienlandsitzen

37

Abb. 7: Das Sonnendiätdreieck der

Rohkost-Ernährung (aus Wolfe 2001, S.92)

„den Waldboden als die makelloseste Veranschaulichung eines natürlichen

Maßstabes von Bodenfruchtbarkeit.“ (Howard, L. 1956, S.165).

Ein Waldgarten als einer der Hauptnahrungslieferanten auf dem Landsitz hat

einen erheblichen Einfluss auf die Art der Ernährung. Früchte, Nüsse und Blatt-

gemüse stellen den Hauptertrag dar. Interes-

santerweise stimmt diese Zusammenstellung

mit dem für eine Rohkost-Ernährung empfoh-

lenen Sonnendiät-Dreieck überein (vgl. Abb.

7). Eine Ernährung, die reich an diesen

Lebensmitteln ist, ist sehr gesundheits-

fördernd, da sie in ihrer Zusammensetzung

dem natürlichen Bedarf des Körpers an Nähr-

und Vitalstoffen entspricht (Hart 1992,

Walker 2000, Wolfe 2001).

6.3 Gemüsegärten

Neben dem Lebenden Zaun, dem Waldgarten und dem Obstgarten liefert der

Gemüsegarten eigenes Gemüse, Kartoffeln und Kräuter nach dem Geschmack der

Familie. Es lohnt sich, den Gemüsegarten in sich und in seiner Position auf dem

Landsitz sinnvoll anzulegen und dabei Permakultur-Prinzipien anzuwenden. Eine

Zonierung des Grundstücks nach der Intensität der Nutzung verschiedener

Bereiche hilft, kurze Wege zu häufig genutzten Bereichen wie dem Gemüsegarten

zu realisieren. Die vorhandenen Ressourcen, Stärken und die natürliche Entwick-

lung (Sukzession) des Landes zu berücksichtigen, gehört zur Planung nach

Permakultur-Prinzipien ebenso wie geschlossene Stoffkreisläufe. Die Stabilität

des ganzen Systems wird durch den Mehrfachnutzen jedes Elements und die

Erfüllung jedes Nutzens durch mehrere Elemente erreicht (Mollison, Holmgren

1984). So erfüllt nicht nur der Gemüsegarten die Aufgabe Nahrung hervor-

zubringen, sondern auch der Lebende Zaun, der Waldgarten, die Wildpflanzen

und die Bienenhaltung. Der Lebende Zaun hat mehrere Funktionen wie die

Begrenzung des Landsitzes, Wind- und Sichtschutz, Lebensraum für Tiere,

Nahrung für Menschen und Tiere, Holz und einen schönen Anblick zu bieten.

Page 44: Familienlandsitz-Siedlungen als Nachhaltigkeitskonzept eine … · 2015-10-08 · Bodens als lebendigen Organismus und seiner Bedeutung für die Gesundheit von Pflanze, Tier und Mensch

6 Landwirtschaft auf Familienlandsitzen

38

Auch der Gemüsegarten erfüllt neben seiner offensichtlichen Hauptaufgabe

weitere Funktionen: Zusätzlich zum Gemüse können Kräuter und Heilpflanzen,

Blumen und Saatgut gewonnen werden. Der Anblick und die Arbeit in einem

ansprechend gestalteten Garten können eine Quelle von Entspannung in Inspi-

ration sein. Vor allem aber ist die Gestaltung des Gartens selbst und das Experi-

mentieren mit verschiedenen Methoden aus Gartenbau und Permakultur eine

Möglichkeit Kreativität einzusetzen und dauerhaft zu lernen. Gärtnern ist kreativ,

das heißt schöpferisch. Die Steigerung und Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit

stellt die Grundlage des Gartenbaus dar. Sie bietet eine Vielfalt von Ansätzen, aus

denen die für das konkrete Stück Land und die jeweilige Familie geeigneten

Methoden durch Probieren ausgewählt werden können.

„…landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit hängen mehr an

der Kreativität des Gärtners und seinem Verständnis der Natur als an der

Menge der eingesetzten Arbeit. (…) ein sinnvoll gestaltetes Agrar-

Ökosystem kann selbsterhaltend und produktiv sein bei minimalem Einsatz

an Arbeit und anderen Ressourcen.“ (Sharashkin 2008, S.239 nach Megre

2006)

Einige Methoden, Fruchtbarkeit und Produktivität eines Gartens zu fördern, sind

die folgenden:

Kompost bietet eine Möglichkeit alle organischen Abfälle aus Garten, Küche und

Toilette zu fruchtbarem Humus umzuwandeln, der nicht nur Nährstoffe bietet,

sondern auch durch die Förderung des gesunden Bodenlebens eine positive

Wirkung auf die Pflanzen und die Qualität der Ernteprodukte hat (Fuchs 2007).

Eine andere Variante ähnliches zu erreichen ist die Herstellung von Bokashi.

Hierbei werden die organischen Abfälle – ähnlich wie Sauerkraut – unter Luft-

abschluss und einer Zugabe von Effektiven Mikroorganismen fermentiert,

wodurch die Nährstoffe innerhalb von drei bis sechs Wochen wieder pflanzen-

verfügbar werden und zusätzlich Mikroorganismen in den Boden eingebracht

werden, die das Pflanzenwachstum fördern und Krankheiten hemmen (Lorch

2006).

Mulch stellt eine Methode dar, für die keine Zubereitung des organischen

Materials nötig ist. Die Materialien werden schlicht auf und zwischen den Beeten

ausgebreitet und verrotten dort. Dadurch ist eine kontinuierliche Nährstoffzufuhr

gegeben. Durch die Beschattung der Erde und den ständigen Nachschub an

Page 45: Familienlandsitz-Siedlungen als Nachhaltigkeitskonzept eine … · 2015-10-08 · Bodens als lebendigen Organismus und seiner Bedeutung für die Gesundheit von Pflanze, Tier und Mensch

6 Landwirtschaft auf Familienlandsitzen

39

organischem Material profitiert das Bodenleben. Auch der Feuchtigkeitshaushalt

bleibt stabiler als ohne Bedeckung. Kretschmann (2001) berichtet ausführlich

über seine Erfahrungen mit Mulch. Dreimal jährlich brachte er eine dicke Schicht

aus Heu oder Laub auf seinen Gemüsebeeten aus. In Bodenuntersuchungen über

zehn Jahre hinweg konnte eine Steigerung des Humusgehalts unter der Mulch-

decke von im Mittel 4,45% auf 5,86% festgestellt werden, womit der Boden als

stark humos gilt. Auch der Gehalt an Phosphor und Kalium erhöhte sich.

Kretschmann nennt Wasserersparnis, aktives Bodenleben, wenig Beikräuter,

Arbeitserleichterung und gesunde, wohlschmeckende, lange lagerfähige Ernte-

produkte als Vorteile des Mulchens (vgl. auch Hennig 2011, S.64f).

Auf das Umgraben verzichten viele Anwender alternativer Gartenbaukonzepte.

Die Aktivität des Bodenlebens – vor allem der Regenwürmer – eines ungestörten,

mit Humus versorgten Gartenbodens ersetzt diese Arbeit. Die negativen Auswir-

kungen, wie der Humusabbau durch die Belüftung des Bodens und der Verlust an

Bodenorganismen und Kapillaren durch das Umwälzen der Erde, können so ver-

mieden werden.

Die Anwendung von Gesteinsmehl – z.B. als Zugabe zum Kompost – führt

Mineralien und Spurenelemente zu. Das Risiko eines Überangebots eines

einzelnen Elements, das die Aufnahme eines anderen behindert, wie es bei der

Behandlung mit wasserlöslichen Nährsalzen vorkommt, wird dabei umgangen.

Laut Hennig (2011) führt Steinmehl zu gesundem Wachstum, gutem Geschmack

und langer Haltbarkeit bei Obst und Gemüse. Bienen bevorzugen mit Steinmehl

gedüngte Trachtpflanzen. Tonminerale wie Bentonit haben eine vergleichbare

Wirkung und eine hohe Fähigkeit Ton-Humus-Komplexe zu bilden und den

Boden bindiger zu machen. Kretschmann (2001) beschreibt, dass mithilfe von

Mergel – kalkhaltigem Lehm, der an vielen Orten im Untergrund vorkommt –

Sandboden dauerhaft verbessert werden kann. Holzasche bringt ebenfalls

Mineralien ein (Heynitz 1985) und auch Algen können dazu dienen.

Laufenten sind nützliche Helfer gegen Nacktschnecken. Mischkulturen bilden bei

gezielter Sortenwahl eine stabile Gemeinschaft auf dem Beet und unterstützen

sich gegenseitig. Der Garten kann auf verschiedene Weisen angelegt werden: als

Bauerngarten in geometrischen Formen, in Hoch- oder Hügelbeeten, in geraden

Reihen, geschwungenen Formen oder urwüchsig wild. Einzelne Elemente wie

Page 46: Familienlandsitz-Siedlungen als Nachhaltigkeitskonzept eine … · 2015-10-08 · Bodens als lebendigen Organismus und seiner Bedeutung für die Gesundheit von Pflanze, Tier und Mensch

6 Landwirtschaft auf Familienlandsitzen

40

eine Kräuterspirale können den Garten bereichern. Ein Gewächshaus erweitert

den Zeitraum, in dem kälteempfindliches Gemüse angebaut und geerntet werden

kann.

Auch im Winter können geeignete Sorten frisch geerntet werden. Dazu gehören

Feldsalat, Champignons, Grünkohl, Rosenkohl, Pastinaken, Porree, Schwarz-

wurzeln, Topinambur, Wirsing, Chicorée und Portulak (Lübker 2012a,b). Durch

die Haltbarmachung lässt sich das Angebot an Lebensmitteln vom eigenen Land

im Winter sehr erweitern. Trocknen, sauer einlegen, einkochen und einfrieren

bieten sich dafür an. Eine arbeits- und energiesparende Methode, bei der die

Inhaltsstoffe geschont werden, ist die Frischlagerung. In kühlen Kellern und

Vorratsräumen lassen sich Obst und Gemüse je nach Sorte bis zu mehreren

Monaten lagern. Entscheidend für die Lagerung sind die Temperatur und die Luft-

feuchte im Lagerraum, sowie die Qualität der zu lagernden Früchte und Gemüse.

Die Temperatur in Lagerkellern liegt im Winter um +5°C, im Sommer um +10°C.

Bei diesen Temperaturen ist eine Lagerung über Winter möglich bis der Garten

im kommenden Jahr frische Ernte bietet. Wegen des hohen Wassergehalts der

Früchte, der „über ihre Zellen mit der Lagerluft in Verbindung steht“ (Lorenz-

Ladener 1993, S.9), wird eine hohe Luftfeuchte von 85 bis 90% angestrebt. Zur

Lagerung geeignet sind unbeschädigte und zum richtigen Zeitpunkt geerntete

Erzeugnisse. Große Früchte halten sich länger frisch als kleine, da sie eine relativ

geringere Oberfläche haben. Bis zu einem Jahr sind Nüsse lagerfähig, wenn sie

trocken und kühl gelagert werden. Lorenz-Ladener (1993) beschreibt Anleitungen

für den Selbstbau von Lagerkellern.

Im Frühjahr, wenn das Angebot an Eingelagertem knapper wird, bieten die ersten

Wildkräuter frische Nahrung lange bevor das Gartengemüse reift.

6.4 Wildpflanzen

Wildpflanzen gehörten in der Geschichte der Menschheit von jeher zu Ernährung.

Jede Kulturpflanze stammt ursprünglich von Wildpflanzen ab und die wilden

Verwandten sind meist ebenso essbar wie die kultivierten Sorten. Die Züchtung

zur Kulturform erfolgte meist im Hinblick auf Größe und leichteren Anbau. Der

charakteristische, intensive Geschmack und wertvolle Inhaltsstoffe der kleineren

Page 47: Familienlandsitz-Siedlungen als Nachhaltigkeitskonzept eine … · 2015-10-08 · Bodens als lebendigen Organismus und seiner Bedeutung für die Gesundheit von Pflanze, Tier und Mensch

6 Landwirtschaft auf Familienlandsitzen

41

Wildpflanzen verringerten sich dabei. Der Geschmack der meisten Menschen ist

heute an einen milden, wenig ausgeprägten Eigengeschmack der Lebensmittel

gewöhnt. Mit der Bereitschaft sich auf die „wilden Geschmacksnoten“

(Fleischhauer 2004, S.9) einzulassen, stellen Wildpflanzen daher ein besonderes

Geschmackserlebnis dar. Mit dem Verlust des Aromas der Pflanzen ging auch ein

Verlust an Nährstoffen einher. Mineralien, Spurenelemente, Vitamine und

Eiweiße sind in Wildpflanzen in erheblich höherer Menge vorhanden als in

Kulturgemüse. Tabelle 3 zeigt, dass die Werte im Durchschnitt anderthalb bis vier

mal so hoch liegen. Auch Bitterstoffe, die den Stoffwechsel und die Produktion

von Magensaft anregen, Gallebildung und -abfluss fördern, appetitanregend und

verdauungsfördernd wirken, sind in Wildpflanzen enthalten (Reuss 1995 in

Fleischhauer 2004).

Tab. 3: Nährstoffgehalte von Kultur- und Wildgemüse pro 100g essbarer Anteil,

Durchschnittswerte von jeweils 12 bis 19 verschiedenen Sorten (Franke 1987 in Fleischhauer 2004)

Mineralien in mg Vitamin C

in mg

Provitamin A

(Carotin) in µg

Eiweiß

in g

Kultur-

gemüse

K P Mg Ca Fe

343 48,9 20,6 63,7 1,4

47,4 253 1,3

Wild-

gemüse

K P Mg Ca Fe

584 82 60 238 4,1

209 588 4,55

In Kriegs- und Notzeiten war die Nutzung von essbaren Wildpflanzen sehr ver-

breitet und ihr gesundheitlicher Wert teilweise bekannt. So empfiehlt zum

Beispiel Gramberg (1946) den Verzehr von Wildgemüse und gibt Rezepte an.

Nach dem Zweiten Weltkrieg und spätestens seit den sechziger Jahren ist mit dem

Wirtschaftsaufschwung die Nutzung stark zurückgegangen. Heute finden die

intensiven Aromen der Wildkräuter als exklusive Delikatessen Einzug in

Page 48: Familienlandsitz-Siedlungen als Nachhaltigkeitskonzept eine … · 2015-10-08 · Bodens als lebendigen Organismus und seiner Bedeutung für die Gesundheit von Pflanze, Tier und Mensch

6 Landwirtschaft auf Familienlandsitzen

42

Gourmetrestaurants. „Exklusiv“ sind sie jedoch vor allem, weil das Wissen über

ihre Nutzung in der Bevölkerung kaum noch bekannt ist.

Tatsächlich sind Wildgemüse oder Wildkräuter weit verbreitet und fast überall

kostenlos zu finden. Da sie von selbst wachsen, ist kein Anbau, sondern nur die

Ernte nötig. Sie sind an das regionale Klima angepasst und sehr robust. Während

für Kulturgemüse häufig unter großem Aufwand an Arbeit, Energie, Dünge-

mitteln und Pestiziden die Umwelt an die Pflanze angepasst wird, lassen sich mit

Wildpflanzen vorhandenen Ressourcen nutzen. Nach Niklas (1999 in

Fleischhauer 2004) benötigten Sammler in der Steinzeit höchstens drei Stunden

täglich um ihre Nahrungsversorgung zu sichern. Auch mit dem Beginn des

Anbaus von Nutzpflanzen blieben Wildgemüse eine wertvolle Zweiternte. Ein

Grund für ihre Bedeutung ist unter anderem, dass die Wildpflanzen schon früh im

Jahr zu finden sind, wenn die Vorräte vom Vorjahr zur Neige gehen und Äcker

und Gemüsegärten noch nichts Frisches liefern.

Aufgrund ihrer Vielfalt sind essbare Wildpflanzen eine große Bereicherung für

die Ernährung. Die „Enzyklopädie der essbaren Wildpflanzen“ (Fleischhauer

2004) zählt 1500 Arten in Mitteleuropa auf, in „Essbare Wildpflanzen“

(Fleischhauer et al. 2008) sind 200 Arten zu finden, die in Deutschland

vorkommen. In „Nutzbare Wildpflanzen“ (Tubes 2012) sind über 70 Arten ange-

führt. Das Spektrum beinhaltet Kräuter, Sträucher und Bäume, von denen je nach

Art Blätter, Blüten, Wurzeln oder Früchte essbar sind. Die übliche, auf landwirt-

schaftlichen Produkten beruhende Ernährung dagegen, ist heute von weltweit nur

30 Pflanzenarten abhängig. Sie liefern 95% der Kalorien, wovon über die Hälfte

von nur drei Kulturpflanzen stammt: Weizen, Mais und Reis (Frühschütz 2012).

Jede Pflanzenart nimmt aus dem Boden verschiedene Stoffe in verschiedener

Menge auf. Die Verwendung einer Vielfalt an Nahrungspflanzen ist daher günstig

um den Körper mit allen nötigen Nährstoffen zu versorgen.

Geerntet werden können Wildkräuter in Wäldern und Gehölzen, auf Wiesen, an

Bachläufen und praktisch allen unbelasteten natürlichen und anthropogen gepräg-

ten Biotopen. Säume sind wie alle Übergangszonen besonders produktiv und

artenreich. Auf Familienlandsitzen sind geeignete Bedingungen für das Sammeln

von essbaren Wildpflanzen gegeben. Der Waldgarten, der Lebende Zaun um das

Grundstück, Wiesen und andere Biotope und deren Übergänge bieten Raum für

Page 49: Familienlandsitz-Siedlungen als Nachhaltigkeitskonzept eine … · 2015-10-08 · Bodens als lebendigen Organismus und seiner Bedeutung für die Gesundheit von Pflanze, Tier und Mensch

6 Landwirtschaft auf Familienlandsitzen

43

eine Vielzahl an Arten. Da die Familie auf dem Landsitz lebt, kann jederzeit

frisch geerntet werden. Durch den engen und häufigen Kontakt mit der Natur

festigt sich das Wissen darüber, welche Teile von welcher Pflanzenart zu welcher

Jahreszeit nutzbar sind. Durch die naturnahe, ökologische Bewirtschaftung des

Landes kann eine Belastung mit z.B. Pestiziden ausgeschlossen werden. Die

Wildpflanzen stellen in Verbindung mit dem Gemüse- und Obstgarten einen

Hauptteil der Nahrung bereit (Fleischhauer 2004).

6.5 Bienenhaltung

„Der Gewinn an Honig und Wachs ist nicht der Hauptzweck der

Bienenzucht, (…). Der Hauptzweck ist die Befruchtung der Blumen und

die Förderung reicher Ernten.“ (C.C.Sprengel in Hobos 2012)

Auf den Familienlandsitzen liefern die Bienen Honig und tragen zur Selbst-

versorgung der Bewohner bei. Auch Wachs, Pollen, Propolis und Gelée Royale

können wertvolle Bienenprodukte sein. Neben dem offensichtlichen Nutzen des

Honigs liegt eine weitere Aufgabe der Bienen in der Blütenbestäubung. Die

Bestäubung durch Honigbienen hat einen so großen Wert, dass man sie sogar als

Hauptaufgabe der Bienen und den Honiggewinn als willkommenen Nebeneffekt

bezeichnen kann (Thun 2000). Viele wild lebende Insekten bestäuben Blüten,

jedoch machen verschiedene Faktoren die Honigbienen zu besonders effizienten

Bestäubern – unter anderem ihre Behaarung, an der reichlich Pollen haften bleibt,

die Blütenstetigkeit, d.h. die Angewohnheit dieselbe Pflanzenart zu befliegen,

solange diese Nektar gibt, und die große Volksstärke schon im Frühjahr

(Bienefeld 2012).

71 der 100 wichtigsten Nutzpflanzen weltweit werden von Honigbienen bestäubt.

Einige dieser Pflanzen produzieren ohne die Bienenbestäubung gar keine Früchte.

Viele andere bringen durch die gründliche Bestäubung mehr und besser keim-

fähige Samen hervor, was die Pflanze dazu anregt auch mehr Fruchtfleisch zu

produzieren (UNEP 2010). Die Bestäubung durch Bienen wirkt sich beispiels-

weise bei Äpfeln positiv auf Fruchtgewicht und -größe sowie Zucker- und Säure-

gehalt aus. Der Ansatz von mehr Samen führt neben mehr Fruchtfleisch auch zu

einem höheren Kalziumgehalt der Früchte. Bienenbestäubung sorgt auch bei

Pflanzen, die nicht von ihr abhängig sind – wie Raps – für eine gleichmäßigere

Page 50: Familienlandsitz-Siedlungen als Nachhaltigkeitskonzept eine … · 2015-10-08 · Bodens als lebendigen Organismus und seiner Bedeutung für die Gesundheit von Pflanze, Tier und Mensch

6 Landwirtschaft auf Familienlandsitzen

44

Reife (Bienefeld 2012). Allgemein gedeihen Obstbäume besser in Gegenden mit

Bienenhaltung (Steiner 1988, S.146).

Das Bienensterben oder Colony Collapse Disorder beschreibt die ungewöhnliche

Schwächung vieler Bienenvölker und die höhere Völkersterblichkeit, die im

letzten Jahrzehnt vor allem in Europa und Nordamerika auftrat (UNEP 2010). Die

Qualität der Umwelt hat einen erheblichen Einfluss auf die Vitalität der Bienen-

völker. Die Zerstörung und Zerstückelung natürlicher Lebensräume, die mit einer

Verringerung des Nahrungsangebots für Honigbienen und andere blüten-

bestäubende Insekten einhergeht, beeinträchtigt die Bienen ebenso wie der

Einsatz von Chemikalien in der Landwirtschaft und in Gärten. Insbesondere

systemische Insektizide, die von der Pflanze aufgenommen werden und in allen

Pflanzenteilen wirken, und Kombinationen verschiedener Mittel, deren

Wirkungen sich gegenseitig verstärken, stellen Risiken für Bienen dar. Auch die

Praxis der Imker Pestizide (z.B. gegen Milben) und Antibiotika im Bienenstock

anzuwenden, ist mit der Völkersterblichkeit verknüpft (Haubruge et al. in UNEP

2010). Die Versorgung der Bienen mit hochwertigem Pollen spielt eine

entscheidende Rolle für die Aufzucht der Larven. Bestimmte Kulturen, z.B.

Sonnenblumen, und großflächige Monokulturen liefern nicht die nötige

Zusammensetzung an Pollen. Der Transport von Bienenvölkern – vor allem in

den USA üblich – ist häufig von einer Sterblichkeit der Völker bis zu 10%

begleitet. Luftverschmutzung hemmt die Fähigkeit der Insekten Nahrungsquellen

ausfindig zu machen. Eingeschleppte Arten wie die Varroa-Milbe verstärken den

Schädlingsdruck (UNEP 2010).

Bienenkrankheiten sind Faktorenkrankheiten (Bienefeld 2012), das heißt sie sind

nicht auf eine einzelne Ursache zurückführbar, sondern spiegeln die Menge der

Umweltbelastungen, denen die Bienen ausgesetzt sind. Um gesunde Bienen zu

halten, sind folglich die Art der Haltung und die Qualität der Umwelt ent-

scheidend. Das Bienenvolk, das als reiner Honigproduzent gehalten und durch

Züchtung zu immer höherer Leistung getrieben wird, zeigt Schwächung und

Krankheitsanfälligkeit (Thun 2000).

Familienlandsitze und Landsitz-Siedlungen bieten durch die Vielfalt an Tracht-

pflanzen und die natürliche Bewirtschaftung des Landes eine geeignete Umwelt

für Bienen. Die große Pflanzenvielfalt bietet die Pollen, die die Grundlage für

Page 51: Familienlandsitz-Siedlungen als Nachhaltigkeitskonzept eine … · 2015-10-08 · Bodens als lebendigen Organismus und seiner Bedeutung für die Gesundheit von Pflanze, Tier und Mensch

6 Landwirtschaft auf Familienlandsitzen

45

eine ausgewogene Versorgung der Larven sind. Naturnahe oder wesensgemäße

Bienenhaltung trägt ebenso dazu bei, den Bienen optimale Bedingungen zu geben.

Im Gegensatz zu den in konventioneller Imkerei häufig verwendeten Styropor-

beuten werden dabei Bienenstöcke aus Naturmaterialien verwendet. Die Bienen-

stöcke sind auf den Landsitzen standortfest, d.h. es findet keine Wanderung statt.

Die natürliche Vermehrungsweise der Bienenvölker, das Schwärmen, wird zuge-

lassen und der Naturwabenbau wird ermöglicht durch die Verwendung geeigneter

Beuten ohne Rähmchen und künstliche Mittelwände. Es werden keine künstlich

gezüchteten Königinnen und Drohnen eingesetzt. Die Bienen überwintern auf

eigenem Honig, entnommen werden nur die Überschüsse. Die Behandlung des

Volkes oder der Umgebung mit Chemikalien entfällt. Auf den Einsatz von Rauch

bei der Arbeit am Bienenstock wird verzichtet, da dieser die Bienen in einen

Zustand von Stress versetzt.

Die Umstellung auf naturnahe Bienenhaltung kann einige Jahre in Anspruch

nehmen und fließend erfolgen, da die Bienenvölker durch die konventionelle

Behandlung beeinflusst sind und ihre natürlichen Verhaltensweisen und Gesund-

heit erst mit der Zeit wiedererlangen. Bei dieser Art der Haltung steht nicht der

Honigertrag im Zentrum. Es ist eine deutlich geringere Honigernte zu erwarten als

die durchschnittlichen 40kg pro Volk und Jahr bei konventioneller Imkerei

(Bienefeld 2012). Der Arbeitsaufwand ist reduziert, da die im Frühjahr und

Sommer wöchentliche Schwarmverhinderung, der Austausch von Rähmchen und

Mittelwänden und weitere Arbeiten entfallen. Beim Naturwabenbau ist die

Anschaffung einer Honigschleuder nicht nötig, was Kosten und Stauraum spart.

Die positiven Auswirkungen der Bienenbestäubung können sich auf dem

Familienlandsitz entfalten und die Qualität des Honigs aus naturnaher Bienen-

haltung übertrifft die von auf konventionelle Weise erzeugtem Honig.

Page 52: Familienlandsitz-Siedlungen als Nachhaltigkeitskonzept eine … · 2015-10-08 · Bodens als lebendigen Organismus und seiner Bedeutung für die Gesundheit von Pflanze, Tier und Mensch

7 Schlussfolgerungen & Ausblick

46

7 Schlussfolgerungen & Ausblick

Familienlandsitz-Siedlungen sind eine Verkörperung der Nachhaltigkeit. Durch

diese Art von Siedlung lassen sich ökologische Probleme lösen. Es wird

naturverträglich gewirtschaftet und die Landsitze bieten den nötigen Raum für

glückliche Familien, die die Grundlage einer harmonischen Gesellschaft sind.

Die Lebensqualität auf Familienlandsitzen ist sehr hoch: Auf dem Landsitz ist ein

wirkliches „Leben im Grünen“ möglich. Im Gegensatz zu konventionellen

Eigenheimen erschaffen die Bewohner in Landsitz-Siedlungen ihre eigene Oase,

die mit den Jahren und Jahrzehnten immer weiter heranwächst. Ein Wald und

vielfältige, naturnahe Ökosysteme schließen dann die Lichtungen ein, auf denen

die Häuser stehen und Gemüsegärten gedeihen. Das Leben auf dem

Familienlandsitz ist ein Leben in direktem Naturkontakt. Lokale Lebensmittel und

Produkte werden genutzt und wertgeschätzt, die Jahreszeiten in vollem Umfang

erfahren. So bildet sich auch eine engere Beziehung zur eigenen Heimat heraus

und der Wunsch das Land, die Natur und die Lebensgrundlagen sorgsam zu

behandeln und zu erhalten, tritt stärker zu Tage. Ein großer Teil der Arbeit findet

direkt auf dem Landsitz und mit den Familienmitgliedern statt. So wird mehr Zeit

in den Familien verbracht, als es bei einem außerhalb ausgeübten Beruf der Fall

wäre. Das Pendeln von und zur Arbeit entfällt und damit Stress, Zeitaufwand und

Energieverbrauch. Stattdessen befinden sich die Menschen fast ständig in ihrem

selbstgeschaffenen Raum der Liebe (vgl. Megre 1996-2011). Bei dieser Art von

Lebensführung gibt es keine scharfe Trennung zwischen „arbeiten“ und dem Rest

des Lebens. Landwirtschaft, Naturschutz und Leben finden auf

Familienlandsitzen und in Landsitz-Siedlungen gleichzeitig und auf derselben

Fläche statt. Alle Bedürfnisse, sowohl der Menschen als auch der Natur, werden

erfüllt und das Land gleichzeitig effektiv genutzt. Die vorgeschlagenen Methoden

zur Schließung der Stoffkreisläufe und Erzeugung von Lebensmitteln, fördern den

gesunden Ablauf des Naturhaushalts. Gleichzeitig fördern sie das Verständnis in

den Menschen für ebendiese Vorgänge, sodass ein Beibehalten und Verbessern

der Methoden in Zukunft wahrscheinlich ist. Robin (2012) schlägt vor, Landwirte

(die agrarökologisch wirtschaften) sollten die gleiche Anerkennung für ihre Arbeit

erhalten wie z.B. Ärzte. Das Werk von Menschen, die ein Stück Land pflegen, die

Page 53: Familienlandsitz-Siedlungen als Nachhaltigkeitskonzept eine … · 2015-10-08 · Bodens als lebendigen Organismus und seiner Bedeutung für die Gesundheit von Pflanze, Tier und Mensch

7 Schlussfolgerungen & Ausblick

47

Fruchtbarkeit des Bodens erhalten und wertvolle Lebensmittel erzeugen, ist von

großer Bedeutung und sollte entsprechend wertgeschätzt werden. Diese Art von

Landwirten – die auch auf Familienlandsitzen zu finden sind – erwirtschaften

Nahrungsmittel, die in der Lage sind wirkliche Gesundheit zu vermitteln, und

tragen zur Erhaltung der Lebensgrundlagen auf der Erde bei. In Familienlandsitz-

Siedlungen können mehr Menschen auf dem Land leben und arbeiten,

hochwertige Lebensmittel und Produkte in Handarbeit herstellen und in den

Genuss eines friedlichen und naturnahen Lebens kommen. Eine Familie, die einen

Familienlandsitz anlegt, hinterlässt ihren Nachkommen einen paradiesischen

Garten, der auf Jahrhunderte die Grundbedürfnisse der Menschen sichern kann.

Auf diese Weise wird eine Grundlage für dauerhafte Sicherheit, Unabhängigkeit

und Freiheit für die Familie geschaffen.

Familienlandsitz-Siedlungen stellen ein Zukunftsmodell dar, mit dessen

Umsetzung heute begonnen wird. Es ist allgemein bekannt, dass die gegenwärtige

Lebensform der Menschheit gravierende ökologische Auswirkungen hat, die nicht

dauerhaft tragbar sind. Wirtschaftliche und soziale Instabilität – oder Schein-

Stabilität – kommen hinzu. Die Probleme sind in vielen Publikationen ausführlich

und ausreichend beschrieben worden. Mit gesundem Menschenverstand lässt sich

erkennen, dass ein „weiter wie bisher“ keine Option darstellt. Familienlandsitze

und Landsitz-Siedlungen stellen eine – wenn nicht die – Möglichkeit dar, für sich

selbst und die eigene Familie zu handeln und die Richtung zu ändern hin zu einem

naturnahen, nachhaltigen und lebenswerten Leben.

Page 54: Familienlandsitz-Siedlungen als Nachhaltigkeitskonzept eine … · 2015-10-08 · Bodens als lebendigen Organismus und seiner Bedeutung für die Gesundheit von Pflanze, Tier und Mensch

8 Zusammenfassung

48

8 Zusammenfassung

Die Arbeit erläutert das Konzept der Familienlandsitz-Siedlungen und betrachtet

die Bereiche Landwirtschaft und Stoffkreisläufe, um eine möglichst nachhaltige

und naturnahe Lebensform zu entwerfen.

Familienlandsitz-Siedlungen setzen sich aus Landsitzen von einem Hektar Größe

zusammen, die von jeweils einer Familie bewohnt und bewirtschaftet werden. Das

Land wird zu einem Großteil mit Bäumen bepflanzt. Es werden Hecken und

Teiche angelegt, sodass naturnahe und vielfältige Biotope entstehen. Die Betrach-

tungen zum Flächenverbrauch der Siedlungen zeigen, dass selbst in einem dicht

besiedelten Land wie Deutschland ausreichend landwirtschaftliche Fläche für

diese Vision vorhanden ist. Eine Familienlandsitz-Siedlung ermöglicht durch die

Schaffung nachhaltiger und produktiver Ökosysteme eine hohe Lebensqualität,

Naturschutz und nachhaltiges Wirtschaften. Die Probleme der Flächen-

versiegelung, die durch den üblichen Eigenheimbau entstehen, werden umgangen.

Die Landsitze erfüllen eine Vielzahl an Bedürfnissen der Familien: Sie bieten

Wohn- und Lebensraum, gesunde Lebensmittel und sinnerfüllte Arbeit. Leben,

Naturschutz und (Land-)Wirtschaft finden auf der gleichen Fläche statt. Dadurch

ist die Nutzung der Flächen sowohl effizient als auch ökologisch. Durch den

familiären Gartenbau lassen sich auf nachhaltige Weise auf den Landsitzen

ausreichend Nahrungsmittel für eine weitgehend pflanzliche Ernährung

produzieren.

Der Boden steht im Zentrum der nachhaltigen Landbewirtschaftung. Erhaltung

und Steigerung der Bodenfruchtbarkeit stellen die Grundlage für Wachstum und

Widerstandsfähigkeit der Pflanzen dar. Die Bodenfruchtbarkeit wird durch die

Schließung der Stoffkreisläufe und die Rückführung der organischen Reststoffe

erreicht. Diese Wirtschaftsweise führt zu einem langfristigen Humusaufbau. Der

Humusanteil in Verbindung mit der Bodenbedeckung und Bewaldung verbessert

wiederum die Bodenstruktur und verhindert Erosion. Die Gesundheit von Boden

und Pflanzen trägt zu einem geringeren Arbeitsaufwand bei und überträgt sich auf

die von den Pflanzen lebenden Menschen und Tiere.

Eine Betrachtung des Nährstoff- und Wasserkreislaufs zeigt die Problematik von

Nährstoffverlusten, Abwässern und aufwändiger Klärtechnik. Die Verwendung

Page 55: Familienlandsitz-Siedlungen als Nachhaltigkeitskonzept eine … · 2015-10-08 · Bodens als lebendigen Organismus und seiner Bedeutung für die Gesundheit von Pflanze, Tier und Mensch

8 Zusammenfassung

49

von Wassertoiletten trägt einen beträchtlichen Anteil zu diesem Problem bei. Als

dezentrale Lösung wird daher die Funktionsweise von Komposttoiletten erläutert,

die ohne Wasserspülung ökologisch und geruchsfrei Ausscheidungen zu wert-

vollem Humus umwandeln. Pflanzenkläranlagen reinigen den Rest der leicht ver-

schmutzten Abwässer vor Ort auf dem Landsitz bzw. in der Siedlung. Die sorg-

fältige Kompostierung aller organischen Reststoffe sorgt für den Humusaufbau

und unterstützt gesundes Bodenleben.

Es werden die Umweltprobleme der konventionellen Landwirtschaft und die Vor-

teile einer biologischen Humuswirtschaft aufgezeigt. Die Landwirtschaft in

Familienlandsitz-Siedlungen geht jedoch weit über die biologischen Standards

hinaus: Eine Betrachtung der Agrarökologie gibt eine klarere Vorstellung von der

Wirtschaftsweise und Philosophie. Diese kleinbäuerliche, ökologische Landwirt-

schaft erreicht bei minimalen Inputs von Außen eine hohe Produktivität pro

Fläche.

Die Landwirtschaft auf Familienlandsitzen deckt in erster Linie den Eigenbedarf

der Familie an frischen, gesunden Lebensmitteln. Darüber hinaus können Über-

schüsse erzeugt werden. Die Selbstversorgung trägt zu einer vielfältigen

Ernährung, wirtschaftlicher Unabhängigkeit und einer naturnahen und öko-

logischen Lebensweise bei. In Waldgärten werden nach dem Vorbild der Natur

Früchte, Nüsse und Blattgemüse gewonnen. Gemüsegärten ergänzen das Angebot.

Durch die Nutzung nährstoffreicher, essbarer Wildpflanzen werden ohne zusätz-

lichen Anbau vorhandene Ressourcen genutzt. Die naturnahe Bienenhaltung auf

den Familienlandsitzen sichert die Bestäubung und damit auch den reichen Ertrag

der Obstbäume. Zusätzlich liefert sie wertvollen Honig.

Familienlandsitz-Siedlungen bieten Familien über viele Generationen einen

sicheren und lebenswerten Raum.

Page 56: Familienlandsitz-Siedlungen als Nachhaltigkeitskonzept eine … · 2015-10-08 · Bodens als lebendigen Organismus und seiner Bedeutung für die Gesundheit von Pflanze, Tier und Mensch

Literaturverzeichnis

50

Literaturverzeichnis

Fachbücher und Bücher

Ambros, Erhardt, Kerschbaumer (1998): Pflanzenkläranlagen selbst gebaut, Leopold Stocker

Verlag, Graz/Stuttgart

Bahlo, B., Wach, G. (1993): Naturnahe Abwasserreinigung – Planung und Bau von

Pflanzenkläranlagen, 2. Aufl., ökobuch, Staufen bei Freiburg

Balfour, E. B. (1951): The Living Soil – evidence of the importance to human health of soil

vitality, with special refenrence to national planning, 3. Aufl., Faber and Faber, London

Berger, W., Lorenz-Ladener, C. (Hrsg.) (2008): Kompost-Toiletten – Sanitärtechnik ohne Wasser,

ökobuch, Staufen bei Freiburg

Chaboussou, F. (1987): Pflanzengesundheit und ihre Beeinträchtigung – Die Schädigung durch

synthetische Dünge- und Pflanzenbehandlungsmittel, C. F. Müller, Karlsruhe

Eisenreich, K. (1992): Anlagen naturnaher Abwasserreinigung als Lebensraum für Pflanzen und

Tiere, in: Norddeutsche Naturschutzakademie (Hrsg.), Naturorientierte Abwasserbehandlung,

3/1992, Schneverdingen, S.51-56

Fleischhauer, S. G., (2004): Enzyklopädie der essbaren Wildpflanzen – 1500 Pflanzen

Mitteleuropas mit 400 Farbfotos, 2. Aufl., AT, Aarau/München

Fleischhauer, S. G., Guthmann, J., Spiegelberger, R. (2008): Essbare Wildpflanzen – 200 Arten

bestimmen und verwenden, 3. Aufl., AT, Baden/München

Franke, W. (1987): Wildgemüse, AID, Bonn

Gramberg, E. (1946): Wildgemüse Wildfrüchte, Haustee, 4. Aufl., Quelle & Meyer, Leipzig

Haider, R. (1987): Erfahrungen mit kleinen Pflanzenkläranlagen in Österreich und Bayern, in:

Pflanzenkläranlagen – Bau und Betrieb von Anlagen zur Wasser- und Abwasser-Reinigung mit

Hilfe von Wasserpflanzen – Grundlagen, Verfahrensvarianten, Praktische Erfahrungen, Pfriemer

in der Bauverlag-GmbH, 1987, Wiesbaden/Berlin

Hart, R. (1992): Der Waldgarten, PiKS, Steyerberg

Hennig, E. (2011): Geheimnisse der fruchtbaren Böden – Die Humuswirtschaft als Bewahrerin

unserer natürlichen Lebensgrundlagen, 5. Aufl., Organischer Landbau Verlag, Kevelaer

Heynitz, K. v. (1985): Kompost im Garten, 2. verb. Aufl., Ulmer, Stuttgart

Holzer, S. (2004): Sepp Holzer – Der Agrar-Rebell, 8. Aufl., Stocker, Graz/Stuttgart

Howard, A. (1943/2005): Mein landwirtschaftliches Testament, 3. Aufl., Organischer Landbau

Verlag, Xanten

Howard, L. (1956): Die biologische Kettenreaktion – Boden – Kompost – Pflanzengesundheit –

Sir Albert Howards Forschungen und Erfahrungen in Indien, H. G. Müller, München

IAASTD (2009): Global Report – Agriculture at a crossroad – International Assessment of

Agricultural Knowledge, Science and Technology for Development, Island Press, Washington

Jacks, G. V., Whyte, R. O. (1949): The Rape of the Earth – A World Survey of Soil Erosion, Faber

and Faber, London

Klötzli, F. (1980): Unsere Umwelt und Wir, Hallwag, Bern

Kretschmann, K., Behm, R. (2001): Mulch Total – der Garten der Zukunft, Organischer Landbau

Verlag, Xanten

Kreutzberger, S., Thurn, V. (2011): Die Essensvernichter – Warum die Hälfte aller Lebensmittel

im Müll landet und wer dafür verantwortlich ist, Kiepenheuer & Witsch, Köln

Page 57: Familienlandsitz-Siedlungen als Nachhaltigkeitskonzept eine … · 2015-10-08 · Bodens als lebendigen Organismus und seiner Bedeutung für die Gesundheit von Pflanze, Tier und Mensch

Literaturverzeichnis

51

Kuhtz, C. (1993/2007): Das Kompost-Klo – Selbstbau & Erfahrung – 4 einfache, bewährte

Baupläne, erweiterte Neuauflage, Selbstverlag „Einfälle statt Abfälle“, Kiel

Lorch, A. (2006): EM – Eine Chance für unsere Erde – Effektive Mikroorganismen –

Wirkungsweise und Praxis, Organischer Landbau Verlag, Xanten

Lorenz-Ladener, C. (1993): Naturkeller – Umbau und Neubau von Räumen zur Frischlagerung

von Obst und Gemüse, 3. unveränd. Aufl., ökobuch, Staufen bei Freiburg

Lorenz-Ladener, C. (Hrsg.) (1992): Komposttoiletten - Wege zur sinnvollen Fäkalien-Entsorgung,

ökobuch, Staufen bei Freiburg

Löwenstein, F. zu, (2011): Food Crash – Wir werden und ökologisch ernähren oder gar nicht

mehr, Pattloch, München

Megre, W. (1996-2011): Anastasia – Band 1-10, Band 1-5: Govinda, Zürich/Jestetten, Band 6-10:

Silberschnur, Güllesheim

Megre, W. (2006): Who Are We?, Ringing Cedars Press, Paia

Mollison, B., Holmgren, D. (1984): Permakultur – Landwirtschaft und Siedlungen in Harmonie

mit der Natur, pala, Schaafheim

Montgomery, D. R. (2010): Dreck – Warum unsere Zivilisation den Boden unter den Füßen

verliert, oekom, München

Niklas, J.E. (1999): Überlebensbuch, Berghoff and Friends Verlag, Belzig

Northbourne, Lord (1930): Look to the Land, Dent & Co.

Reuss, P. (1995): Kochen mit Wildpflanzen, Heyne, München

Rusch, H. P. (1968/2004): Bodenfruchtbarkeit – Eine Studie biologischen Denkens, 7. Aufl.,

Organischer Landbau Verlag, Xanten

Steiner, R. (1988): Mensch und Welt – Das Wirken des Geistes in der Natur – Über das Wesen der

Bienen – Fünfzehn Vorträge und eine Nachbemerkung gehalten vor den Arbeitern am

Goetheanumbau in Dornach vom 8. Oktober bis 22. Dezember 1923, 4. Aufl., Rudolf Steiner,

Dornach

Storl, W., Pfyl, P. (2008): Bekannte und vergessene Gemüse – Geschichte, Rezepte, Heilkunde, 4.

Aufl., Piper, München

Strauß, M. (2011): Köstliches von Hecken und Sträuchern – bestimmen, sammeln und zubereiten,

Hädecke, Weil der Stadt

Thun, M. (2000): Die Biene – Haltung und Pflege – unter Berücksichtigung kosmischer

Rhythmen, 5. überarb. Aufl., Aussaattage M. Thun, Biedenkopf

Tubes, G. (2012): Nutzbare Wildpflanzen – gesund und schmackhaft, Quelle & Meyer,

Wiebelsheim

Walker, N. W. (2000): Täglich frische Salate erhalten ihre Gesundheit, Waldthausen, Weil der

Stadt

Whitefield, P. (2010): How To Make A Forest Garden, 8. Aufl., Permanent Publications, East

Meon

Wissing, F., Hofmann, K. (2002): Wasserreinigung mit Pflanzen, 2. Aufl., Ulmer, Stuttgart

(Hohenheim)

Wolfe, D. (2001): Die Sonnendiät – Ein vegetarisches Programm für Vitalität und Superfitness,

Goldmann, München

Zentralverband Gartenbau e.V. (ZVG) (Hrsg.) (2002): Handbuch Kompost im Gartenbau, FGG

Förderungsgesellschaft Gartenbau mbH, Bonn

Page 58: Familienlandsitz-Siedlungen als Nachhaltigkeitskonzept eine … · 2015-10-08 · Bodens als lebendigen Organismus und seiner Bedeutung für die Gesundheit von Pflanze, Tier und Mensch

Literaturverzeichnis

52

Internetquellen

Zur leichteren Auffindung ist bei Internetquellen im Text der erste Buchstabe des Kurzbelegs

unterstrichen.

Addison, K.: Composting, http://journeytoforever.org/compost.html (23.11.2012)

Balfour, E. B. (1977): Towards a Sustainable Agriculture – The Living Soil, Rede auf der

IFOAM-Konferenz, http://www.soilandhealth.org/01aglibrary/010116Balfourspeech. html

(10.09.2012)

Fester, T. et al. (2000): Multimedia-Präsentation zum Thema Mykorrhiza, http://www.biologie.

uni-hamburg.de/b-online/myco/X6/index.html (05.10.2012)

Hobos (2012): Grundlagen, HoneyBee Online Studies, Universität Würzburg, http://www.hobos.

de/de/studenten/lehrmaterial/grundlagen.html

i.m.a - information.medien.agrar e.V., (2012): Wiki-Agrar-Lexikon – Selbstversorgungsgrad,

http://www.agrilexikon.de/index.php?id=selbstversorgungsgrad (01.11.2012)

Lübker, T. (2012a): Saisonkalender für Gemüse, http://www.regional-saisonal.de/ saisonkalender-

gemuese (14.11.12)

Lübker, T. (2012b): Saisonkalender für Salat, http://www.regional-saisonal.de/ saisonkalender-

salat (14.11.12)

Mehrgenerationensiedlung (2012): http://mehrgenerationensiedlung.org/ (20.10.2012)

Statistische Ämter des Bundes und der Länder (2012): Bevölkerung Deutschland,

http://www.statistik-portal.de/Statistik-Portal/de_zs01_bund.asp (01.11.2012)

Statistisches Bundesamt (2012): Landwirtschaftlich genutzte Fläche rückläufig, Erntemengen

legen zu, https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/Wirtschaftsbereiche/ LandForstwirtschaft/

Bodennutzung/Aktuell.html (01.11.2012)

Vegetarier-Bund Deutschlands e.V. (VEBU) (2012): Ressourcenverschwendung und Welthunger,

http://vebu.de/umwelt/ressourcenverschwendung-und-welthunger/419-ressourcenverschwendung-

und-welthunger (22.11.2012)

Weda Elysia (2012): Familienlandsitz-Siedlung i.Gr., http://www.weda-elysia.de/ (20.10.2012)

Zukunftsstiftung Landwirtschaft (2012): Weltagrarbericht – Wege aus der Hungerkrise – Die

Erkenntnisse des Weltagrarberichts und seine Vorschläge für eine Landwirtschaft von morgen –

Agrarökologie, http://www.weltagrarbericht.de/themen-des-weltagrarberichtes/agraroekologie.

html (23.11.2012)

Studien, Forschungsberichte und Dissertationen

Badgley, C. Et al. (2007): Organic Agriculture and the global food supply, Renewable Agriculture

and Food Systems, Vol. 22, Issue 2, S. 86-108

Benbrook, C. et al. (2008): New Evidence Confirms the Nutritional Superiority of Plant-Based

Organic Foods, http://www.organic-center.org/reportfiles/Nutrient_Content_ SSR_Executive_

Summary_2008.pdf (15.11.12)

Blainey, M. et al. (2008): The benefits of strict cut-off criteria on human health in relation to the

proposal for a Regulation concerning plant protection products, http://www.europarl.

europa.eu/committees/en/studiesdownload.html?languageDocument=EN&file=22471 (10.10.12)

Fuchs, J. (2008): Bodengesundung mit Kompost, Biofumigation und Mikroorganismen, FiBL,

Frick, http://www. bodenfruchtbarkeit.org/fileadmin/bfbk/documents/GLB/Bodengesundung_

Fuchs.pdf (30.10.12)

Haubruge, E. et al. (2006.): Le dépérissement de l’abeille domestique, Apis mellifera

(Hymenoptera: Apidae): faits et causes probables, in: Notes fauniques de Gembloux 59, 3-21

Page 59: Familienlandsitz-Siedlungen als Nachhaltigkeitskonzept eine … · 2015-10-08 · Bodens als lebendigen Organismus und seiner Bedeutung für die Gesundheit von Pflanze, Tier und Mensch

Literaturverzeichnis

53

NABU (2004): Naturschutz und Ökolandbau – Status quo und Empfehlungen,

http://www.nabu.de/agrarwende/naturschutz_und_oekolandbau.pdf (20.11.12)

Pimentel, D. (2003): Environmental and economic costs of the application of pesticides pimarily

in the United States, College of Agriculture and Life Sciences, Cornell University, Ithaca, NY,

USA, http://www.beyondpesticides.org/documents/pimentel. pesticides.2005update.pdf (10.10.12)

Sharashkin, L. (2008): The Socioeconomic and Cultural Significance of Food Gardening in the

Vladimir Region of Russia – A Dissertation presented to the Faculty of the Graduate School at the

University of Missouri-Columbia

Umwelt Bundes Amt (UBA), (2004): Hintergrundpapier: Flächenverbrauch, ein Umweltproblem

mit wirtschaftlichen Folgen, http://www.umweltdaten.de/uba-info-presse/ hintergrund/

flaechenverbrauch.pdf (10.11.12)

UNEP (2010): Emerging Issues: Global Honey Bee Colony Disorder and Other Threats to Insect

Pollinators, UNON, Nairobi

Zeitschriftenartikel und Broschüren

Albrecht, B. (2012): Die Notdurft, die erfinderisch macht, in: GEO, 06/2012, S. 56-68

Bally, A., Bittner, K. (2009): Pflanzenkläranlagen – Die ökologische Alternative zur technischen

Kleinkläranlage, in: Ingenieurbiologie/Genie Biologique 4/09, S. 80-85

Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) (2012): Grundlagen zur Bodenfruchtbarkeit –

Die Beziehung zum Boden gestalten, http://www.bodenfruchtbarkeit.org/330.html (10.10.12)

Frühschütz, L. (2012): Vielfalt auf dem Acker, in: Schrot & Korn 11/2012, S. 37-46

Fuchs, J. (2007): Heilende Wirkung – die Suppressivität von Kompost, in: HuMuss, Nr.16, S.6-7

Jasinski, C. (2012): Kirchturmkost, in: GartenWEden Nr. 38, 03/2012, S. 16-18

Schmidt, W. (2002): Boden und Gesundheit, in: Ökologie und Landbau 124, 4/2002, S. 6-8

Vorlesungsunterlagen (unveröffentlicht)

Bienefeld, K. (2012): Vorlesung „Bienenkunde“, HU Berlin

Kächele, H.: Von Thaer und Thünen bis heute – Vergangenheit und Zukunft der

Agrarlandschaftsnutzung in Deutschland (Vorlesungsunterlagen „Spezielle BWL der

Landnutzung“, HNE Eberswalde, 2012)

Kramer, E. (2012): Vorlesung Pflanzenkläranlagen in „Nachwachsende Rohstoffe und erneuerbare

Energien“, HNE Eberswalde

Piorr, H. (2011): Vorlesung „Landwirtschaft I“, HNE Eberswalde

Filme

Neubronner, D. (2011): Wie lernen Kinder am besten?, Bewusst.TV, http://www.youtube.com/

watch?v=87HqFLb802w (30.10.12)

Robin, M.-M. (2012): Die Zukunft Pflanzen, M2R Films, Arte France, CFRT, SOS Faim Belgique

Titelbild

Titelillustration von Aruna Palitzsch Schulz, Familienlandsitz-Siedlung Weda Elysia i.Gr.,

www.weda-elysia.de

Page 60: Familienlandsitz-Siedlungen als Nachhaltigkeitskonzept eine … · 2015-10-08 · Bodens als lebendigen Organismus und seiner Bedeutung für die Gesundheit von Pflanze, Tier und Mensch

Persönliche Erklärung

54

Persönliche Erklärung

Hiermit erkläre ich,

Laura Kirsch, geb. am 12.08.1989,

dass ich die vorliegende Bachelorarbeit selbstständig verfasst und keine anderen

als die angegebenen Quellen benutzt sowie Zitate kenntlich gemacht habe. Aus

Quellen übernommene Tabellen und Abbildungen habe ich ebenfalls als solche

gekennzeichnet. Ich erkläre weiterhin, dass die Arbeit noch nicht im Rahmen

eines anderen Prüfungsverfahrens eingereicht worden ist.

Berlin, den 22.12.2012