Familienlandsitz-Siedlungen als Nachhaltigkeitskonzept eine … · 2015-10-08 · Bodens als...
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Bachelorthesis
Familienlandsitz-Siedlungen als
Nachhaltigkeitskonzept – eine Betrachtung der
Bereiche Landwirtschaft und Stoffkreisläufe
zum Erlangen des akademischen Grades „Bachelor of Science“ für
Landschaftsnutzung und Naturschutz
vorgelegt von
Laura Kirsch
Matrikelnummer: 220913
Erstgutachter: Dr. Benjamin Nölting
Zweitgutachter: Dr. Bettina Kögel
Berlin, den 22.12.2012
Danksagung
I
Danksagung
Ich danke...
… meiner Familie für 24 Jahre Unterstützung.
… allen Menschen, die mich ermutigt haben, meinen Interessen zu folgen.
… Aruna und Maik Palitzsch Schulz, die mir mit dem Projekt Weda Elysia den
Anstoß für die Themenwahl für diese Arbeit gegeben haben.
… Joshua Kin für die Inspiration zum Thema naturnahe Bienenhaltung, das
Korrekturlesen, sowie die Unterstützung bei Formatierung und Layout der Arbeit.
… Jenny Kirchbaum für das Korrekturlesen.
… Dr. Benjamin Nölting und Dr. Bettina Kögel für die Betreuung der Arbeit.
Inhaltsverzeichnis
II
Familienlandsitz-Siedlungen als
Nachhaltigkeitskonzept – eine Betrachtung der
Bereiche Landwirtschaft und Stoffkreisläufe
Inhaltsverzeichnis
Danksagung ............................................................................................................ I
Inhaltsverzeichnis ................................................................................................ II
Abbildungsverzeichnis ........................................................................................ IV
Tabellenverzeichnis ............................................................................................ IV
1 Einleitung ............................................................................................................ 1
2 Das Konzept der Familienlandsitz-Siedlung ................................................... 3
2.1 Der Familienlandsitz und die Landsitz-Siedlung ................................................ 3
2.2 Flächenverbrauch .................................................................................................. 4
Nahrungserzeugung .................................................................................................... 5
2.3 Gärtnern als Ansatz zu einer nachhaltigen Entwicklung .................................. 6
3 Grundlage Boden ............................................................................................... 9
3.1 Bodenfruchtbarkeit ............................................................................................... 9
Humus ........................................................................................................................ 9
Beeinflussung der Bodenfruchtbarkeit ..................................................................... 11
3.2 Erosion .................................................................................................................. 12
3.3 Nährstoffe ............................................................................................................. 12
3.4 Bodenfruchtbarkeit und Gesundheit ................................................................. 13
4 Stoffkreisläufe .................................................................................................. 16
4.1 Nährstoff- und Wasserkreislauf ......................................................................... 16
4.2 Kompost-Toiletten ............................................................................................... 18
4.3 Pflanzenkläranlagen ............................................................................................ 20
4.4 Verbindung von Kompost-Toiletten und Pflanzenkläranlagen....................... 21
4.5 Kompostierung ..................................................................................................... 22
Inhaltsverzeichnis
III
5 Landwirtschaft ................................................................................................. 26
5.1 Umweltprobleme der konventionellen Landwirtschaft .................................... 26
5.2 Biologische Landwirtschaft ................................................................................. 28
5.3 Agrarökologie ....................................................................................................... 30
6 Landwirtschaft auf Familienlandsitzen ......................................................... 32
6.1 Warum Selbstversorgung mit Lebensmitteln? ................................................. 32
6.2 Waldgärten ........................................................................................................... 34
6.3 Gemüsegärten ...................................................................................................... 37
6.4 Wildpflanzen ........................................................................................................ 40
6.5 Bienenhaltung ...................................................................................................... 43
7 Schlussfolgerungen & Ausblick ...................................................................... 46
8 Zusammenfassung ........................................................................................... 48
Literaturverzeichnis ............................................................................................ 50
Fachbücher und Bücher ............................................................................................ 50
Internetquellen .......................................................................................................... 52
Studien, Forschungsberichte und Dissertationen ..................................................... 52
Zeitschriftenartikel und Broschüren ......................................................................... 53
Vorlesungsunterlagen (unveröffentlicht) .................................................................. 53
Filme ......................................................................................................................... 53
Titelbild .................................................................................................................... 53
Persönliche Erklärung ......................................................................................... 54
Abbildungsverzeichnis
IV
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Mykorrhiza-Symbiose (http://www.biologie.uni-hamburg.de/b-online/
myco/A4/index.html 07.12.2012) .......................................................................... 10
Abb. 2: Entstehung und Zusammensetzung von häuslichem Abwasser (aus Bahlo,
Wach, 1993, S.9) .................................................................................................... 16 Abb. 3: Nährstoff- und Wasserkreislauf voneinander getrennt | Heutiger Kreislauf
mit hohem Wasserverbrauch und großen Nährstoffverlusten (Klötzli 1980 in
Berger 2008, S.5) ................................................................................................... 17 Abb. 4: Kompost-Toilette (aus Berger, 2008, S.30) .............................................. 18 Abb. 5: Pflanzenkläranlage, Vertikalfilter (nach http://www.garten-ostermeier.de/
common/pflanzenbeet13.jpg 12.12.12) ................................................................. 20 Abb. 6: Waldgartenschichten ( nach http://www.sovereignliberty. com/wp-content
/uploads/2012/06/ forest-garden-layers1.jpg 07.12.2012 ) ................................... 34 Abb. 7: Das Sonnendiätdreieck der Rohkost-Ernährung (aus Wolfe 2001, S.92) . 37
Tabellenverzeichnis
Tab. 1: Characteristics of conventional vs. household agriculture in modern
Russia. (Sharashkin 2008, S.39) .............................................................................. 7 Tab. 2: Auswahl möglicher Arten für einen mitteleuropäischen Waldgarten (Hart
1992 , Whitefield 2010, Strauß 2011) .................................................................... 35 Tab. 3: Nährstoffgehalte von Kultur- und Wildgemüse pro 100g essbarer Anteil,
Durchschnittswerte von jeweils 12 bis 19 verschiedenen Sorten (Franke 1987 in
Fleischhauer 2004) ................................................................................................. 41
1 Einleitung
1
1 Einleitung
Die vorliegende Arbeit stellt das Konzept der Familienlandsitz-Siedlungen vor.
Sie zeigt warum der Wiederherstellung und Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit
besondere Bedeutung zukommen um nachhaltig zu wirtschaften. Ziel ist es
zudem, konkrete Möglichkeiten einer nachhaltigen Landnutzung im Rahmen von
Familienlandsitzen aufzuzeigen.
Auf gut durchdachte Art umgesetzt, bieten die Siedlungen Lösungen für öko-
logische, soziale und wirtschaftliche Probleme. Eine Gesellschaft setzt sich im
Grunde aus Familien und deren Lebensweisen zusammen. Das Leben der
Familien in Harmonie miteinander und mit der Natur stellt die Grundlage für eine
stabile, gesunde Gesellschaft dar. Familienlandsitze bieten den Raum, den eine
Familie braucht um dauerhaft glücklich zu leben. Sie tragen so ganz erheblich zur
Entwicklung einer friedlichen Gesellschaft bei, sowie zu einer nachhaltigen
(Land-)Wirtschaft und der Lösung der ökologischen Probleme.
Das konventionelle Gesellschaftssystem, einschließlich der Bereiche
Landwirtschaft und Stoffkreisläufe, bewirkt zur Zeit noch eine große Anzahl an
ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Problemen. Der Verlust der Boden-
fruchtbarkeit stellt eines dieser Probleme dar. In Wassertoiletten wird die
Fruchtbarkeit des Bodens wortwörtlich ins Klo gespült, in Mülltonnen vergären
wertvolle organische Abfälle und Lebensmittel, Erde wird bei der Ernte von
Wurzelfrüchten vom Feld entfernt und nicht zurückgegeben. Die natürlichen
Stoffkreisläufe, in denen alles zum Boden zurückkehrt, was ihm entnommen
wurde, sind dadurch unterbrochen. Die Folge ist ein Verlust an Boden-
fruchtbarkeit, der durch Düngemittel kompensiert werden soll. Familienlandsitz-
Siedlungen können von Beginn an auf eine Art und Weise geplant und umgesetzt
werden, die die Erhaltung der Lebensgrundlagen durch geschlossene Stoffkreis-
läufe berücksichtigt und somit die Voraussetzung für reiche Ernten auf den Land-
sitzen schafft.
Die Arbeit stützt sich auf Literaturrecherche. Neben einer Fülle an Fachliteratur
zu den einzelnen Themenbereichen ist „The Living Soil“ von Eve Balfour (1951)
ein Schlüsselwerk für das Verständnis des Bodens als Grundlage des Lebens und
der nachhaltigen Landnutzung. Das in diesem Buch vermittelte Verständnis des
1 Einleitung
2
Bodens als lebendigen Organismus und seiner Bedeutung für die Gesundheit von
Pflanze, Tier und Mensch hat wesentlich zur Strukturierung der vorliegenden
Arbeit beigetragen. Wird der gesunde Boden als Voraussetzung für eine gesunde
Gesellschaft erkannt, erschließt sich auch die Bedeutung der geschlossenen Stoff-
kreisläufe.
2 Das Konzept der Familienlandsitz-Siedlung
3
2 Das Konzept der Familienlandsitz-Siedlung
2.1 Der Familienlandsitz und die Landsitz-Siedlung
Der Familienlandsitz ist ein etwa ein Hektar großes Stück Land (100m x 100m
oder 10.000 m²), das von einer Familie bewohnt wird. Ein Hektar ist ausreichend
groß um Lebensraum und Lebensmittel für eine Familie zu bieten und klein genug
um von einer Familie bearbeitet zu werden. Der Landsitz ist von einem Lebenden
Zaun umgeben, d.h. einer Art dichten Hecke aus Bäumen und Sträuchern, die die
natürliche Grenze zum Nachbarlandsitz darstellt und gleichzeitig Beeren, Früchte,
Nüsse, Holz und Windschutz für die auf ihm lebenden Menschen und Lebens-
raum für viele Tiere bietet. Es wird eine Vielfalt an robusten, einheimischen
Gehölzen gewählt, sowie ein- und mehrjährige Kletterpflanzen. Frucht- und nuss-
tragende Pflanzen, Stangenbohnen und weitere essbare Gewächse machen den
Lebenden Zaun zu einem Hauptnahrungslieferanten auf dem Landsitz. Die
Früchte werden auf täglichen Rundgängen direkt gegessen oder für den Winter
eingelagert. Wege oder Pfade führen um jeden Landsitz herum, um den Zaun
auch von außen beerntbar zu machen. Die Hälfte bis zwei Drittel des Landes wird
mit Wald-, Obst- und Nussbäumen bepflanzt, so dass über die Jahre ein
Mischwald heranwächst. Früchte und Nüsse bilden einen Hauptpfeiler der
Ernährung. Jeder Landsitz verfügt auch über einen Teich, der zum Baden geeignet
ist und zur Biotop- und Artenvielfalt beiträgt. Regenwasser kann hier gesammelt
werden und zur Bewässerung oder als Tränke verwendet werden. Auch kann der
Teich als natürlicher Kühlschrank dienen. Ein Gemüse- und Kräutergarten liefert
einen weiteren erheblichen Beitrag zur Nahrungsversorgung. Hier steht der Ertrag
im Mittelpunkt und eine geordnete Anlage des Gartens in Hochbeeten vereinfacht
die Pflege. Auch Hügelbeete und Kräuterspiralen sind geeignete Methoden. Das
Haus auf dem Familienlandsitz wird aus natürlichen Materialien erbaut und hat
einen geringen Verbrauch an Heizenergie. Um viel Zeit draußen zu verbringen,
bieten sich eine Sommerküche und Sommerdusche an, sowie eine Schlafhöhle,
die die Temperatur möglichst konstant hält. Die Landsitze erschaffen eine
vielfältige und intakte Umwelt für Pflanzen, Tiere und Menschen. Die
2 Das Konzept der Familienlandsitz-Siedlung
4
Verbundenheit mit dem eigenen Stück Land und das gemeinsame Leben und
Arbeiten stärken den Zusammenhalt und die Harmonie innerhalb der Familie.
Eine Landsitz-Siedlung besteht aus mehreren Familienlandsitzen in direkter
Nachbarschaft. Größere Siedlungen von 100 bis 300 Familien können eine Infra-
struktur mit einem Gemeinschaftshaus, einer Schule, Kulturveranstaltungen,
Handwerk und Gewerbe tragen, die den Gemeinschaftscharakter der Siedlung
ausmachen. Auch wird durch den Austausch zwischen den Landsitzen die Selbst-
versorgung mit Lebensmitteln und handgefertigten Gebrauchsgegenständen
erweitert.
In Russland, wo die Idee der Landsitz-Siedlungen ihren Ursprung hat, sind bereits
rund 300 Siedlungen dieser Art entstanden. In den Büchern der Anastasia-Reihe
finden sich detaillierte Beschreibungen der Landsitz-Idee (Megre 1996-2011). In
Deutschland befinden sich mehrere Siedlungen in der Planungsphase. Unter
anderem die Mehrgenerationen-Siedlung in Süd-Deutschland, deren Konzept von
Fachleuten verschiedener Bereiche ausgearbeitet ist (Mehrgenerationensiedlung
2012), und das Projekt Weda Elysia, welches eine Landsitz-Siedlung im Ost-Harz
plant (Weda Elysia 2012).
2.2 Flächenverbrauch
In der Familienlandsitz-Siedlung wird die Grundversorgung für eine Familie von
jeweils etwa einen Hektar Land gesichert und darüber hinaus werden langfristig
Überschüsse produziert.
Laut Statistischem Bundesamt (2012) betrug die landwirtschaftlich genutzte
Fläche im Jahr 2012 in Deutschland 16,7 Millionen Hektar. Ende 2011 zählte die
Bundesrepublik 81.843.743 Einwohner (Statistische Ämter 2012). Mit diesen
Werten kommt man auf rund 0,2 ha landwirtschaftlicher Fläche pro Einwohner
oder auf etwa 4,9 Personen pro Hektar. Demnach ist selbst in einem dicht
besiedelten Land wie Deutschland ausreichend landwirtschaftliche Fläche
vorhanden, dass jeweils eine Familie von fünf Personen auf einem Hektar leben
kann, ohne dass andere Flächen wie Wälder und Forste abnehmen müssten.
Nicht nachhaltige Flächeninanspruchnahme ist ein Problem in Deutschland. Vor
allem für Siedlungs- und Verkehrsflächen wurden im Durchschnitt der letzten
2 Das Konzept der Familienlandsitz-Siedlung
5
zehn Jahre täglich rund 120 ha Land in Anspruch genommen. Flächen-
versiegelung hat, neben wirtschaftlichen und sozialen Folgen, gravierende öko-
logische Konsequenzen. Die Bodenversiegelung zerstört nicht nur die Frucht-
barkeit des Bodens, sondern wirkt sich auch auf den Wasserhaushalt aus, da auf
versiegelten Flächen kein Wasser versickern und durch den Boden gefiltert
werden kann. Die Verkehrserzeugung durch zusätzliche Straßen geht mit
erhöhtem Lärm, Abgasen, CO2-Emissionen und Energieverbrauch einher. Zu den
sozialen und wirtschaftlichen Folgen der Zunahme an Siedlungs- und Verkehrs-
flächen gehören wachsende Kosten für den Betrieb und die Instandhaltung der
Infrastruktur sowie die Entmischung der Bevölkerungsschichten. Die
Verringerung der Flächeninanspruchnahme auf 30 ha/Tag ist eines der sieben
prioritären Handlungsfelder der Deutschen Nachhaltigkeitsstratgie (UBA 2004).
Familienlandsitz-Siedlungen nehmen einen Hektar Fläche pro Familie in
Anspruch sowie einige zusätzliche Flächen für Infrastruktur und Gemeinschafts-
einrichtungen. Diese Fläche erfüllt jedoch einen Großteil der Bedürfnisse der
Familien wie Wohn- und Lebensraum, Nahrungserzeugung, Erholung und
weitere. Die Landsitz-Siedlung bringt nicht die ökologischen, sozialen und wirt-
schaftlichen Probleme mit sich, die durch den Flächenverbrauch typischer Ein-
familienhaus-Siedlungen entstehen. Nur ein geringer Teil eines Familienland-
sitzes ist versiegelt – besondere Bauweisen wie Erdhäuser ermöglichen es sogar,
praktisch keine Versiegelung zu erreichen. Der Großteil des Landes ist ein
strukturreiches Biotop, das Menschen und Tieren einen naturnahen Lebensraum
bietet und den Ablauf der natürlichen Stoffkreisläufe ermöglicht. Die Bepflan-
zung von mindestens der Hälfte der Fläche mit Bäumen trägt weiter dazu bei, dass
der Familienlandsitz bzw. die Landsitz-Siedlung ein funktionierendes Ökosystem
ist.
Nahrungserzeugung
2009/10 betrug der Selbstversorgungsgrad Deutschlands 94% bzw. 88% ohne
Futtermittelzukauf. Es war vor allem eine hohe Versorgung an Tierprodukten,
Getreide und Zucker gegeben, während Unterversorgung mit eigenem Obst und
Gemüse bestand (i.m.a. 2012). Die Erzeugung von Tierprodukten ist flächen-
intensiv und ein Großteil der Nahrungsernergie aus pflanzlichen Quellen geht bei
2 Das Konzept der Familienlandsitz-Siedlung
6
der Verwendung als Tierfutter verloren (VEBU 2012). Folglich wird für eine
weitgehend pflanzliche Ernährung erheblich weniger Fläche benötigt als für eine
Ernährung mit einem Übermaß an Tierprodukten. Mit einer Landwirtschaft, die
auf pflanzliche Nahrung ausgerichtet ist, kann Deutschland sich demnach selbst
versorgen – auch ökologisch. Löwenstein (2011, S.209) zitiert eine Studie, die
belegt, dass die Umstellung der Nahrungsmittelerzeugung auf ökologischen
Landbau nach den Methoden der Agrarökologie weltweit zu einer Steigerung der
Produktion um 50% führen würde (Badgley et al. 2007). Beachtenswert ist auch,
dass für die Behauptung, die konventionelle Landwirtschaft sei produktiver als die
ökologische, mit der Arbeitsproduktivität gerechnet wird, also der erzeugten
Menge pro Arbeitskraft. Was die Flächenproduktivität angeht, übertreffen jedoch
die kleinbäuerliche Landwirtschaft und der Gartenbau mit intensiver Pflege
deutlich die mechanisierten, großflächigen Landwirtschaftsformen (Balfour 1977,
Whitefield 2010, Robin 2012). Derzeit werden außerdem rund die Hälfte der
Nahrungsmittel in Deutschland entsorgt (Kreutzberger, Thurn 2011). Ob
Deutschland ausreichend Nahrungsmittel für die Eigenversorgung produzieren
kann, liegt folglich vor allem daran, welche Art Nahrung verzehrt wird und ob die
vorhandenen Lebensmittel effizient genutzt werden. Wie viel Fläche für die
Ernährung einer konkreten Familie bzw. einer Person benötigt wird, hängt von
den Methoden des Landbaus, der Bodenqualität und der Ernährungsweise ab.
2.3 Gärtnern als Ansatz zu einer nachhaltigen Entwicklung
Durch das Leben auf Familien-Landsitzen lassen sich viele Umweltprobleme
vermeiden. Die Schließung der Stoffkreisläufe auf dem Landsitz und die
weitgehende Selbstversorgung mit Lebensmitteln spielen dabei eine zentrale
Rolle. Die Erhaltung aller Nährstoffe durch die Umwandlung von organischen
Abfällen zu Humus ist die Grundlage der Erhaltung und Steigerung der
Bodenfruchtbarkeit, die wiederum die Grundlage für reiche Ernten in den Gärten
ist.
Sharashkin (2008) beschreibt die Bedeutung der kleingärtnerischen Aktivitäten in
der russischen Region Vladimir. Über die Hälfte der landwirtschaftlichen Erzeug-
nisse Russlands wird in Familiengärten erwirtschaftet. Die Größe der Gärten liegt
2 Das Konzept der Familienlandsitz-Siedlung
7
zwischen 0,06 ha (600 m²) für einen Kleingarten und 0,5 ha für einen
Selbstversorgergarten auf dem Dorf.
Tab. 1: Characteristics of conventional vs. household agriculture in modern Russia.
(Sharashkin 2008, S.39)
Tabelle 1 zeigt einen Vergleich der Eigenschaften konventioneller und klein-
gärtnerischer Landwirtschaft. Aus der Gegenüberstellung geht hervor, dass die
gärtnerische Nutzung des Landes wesentlich effizienter ist als die konventionelle
landwirtschaftliche Nutzung. Obwohl die Gesamtfläche der Gärten erheblich
geringer ist als die konventionellen landschaftlichen Flächen, erwirtschaften die
Gärten – nach Marktwert – über 50% der landwirtschaftlichen Erzeugnisse. Sie
erhalten keine Subventionen, sind unabhängig von fossilen Energiequellen und
wenig kapitalintensiv, da kaum Maschinen verwendet werden. Die Produktivität
der Gärten wird dauerhaft erhalten und es werden überwiegend biologische
Methoden angewandt, was für ihre Nachhaltigkeit spricht. Nachhaltigkeit und
Produktivität ergeben sich auch aus der großen Vielfalt an Kulturen, die auf
kleinem Raum gedeihen. In eigener Arbeit werden Früchte und Gemüse haupt-
sächlich für den Eigenbedarf angebaut.
Die familiäre, gärtnerische Nutzung ist ohne jegliche staatliche Unterstützung und
bei begrenzten Flächengrößen sehr effizient. Dazu kommt, dass die Gärtner meist
nur neben ihrem Beruf die Gärten pflegen – im Durchschnitt 17 Stunden pro
2 Das Konzept der Familienlandsitz-Siedlung
8
Woche während der Vegetationsperiode. Auf einem Familienlandsitz von einem
Hektar Größe können auf nachhaltige Weise wesentlich mehr Lebensmittel und
andere Produkte wie Holz und Heilkräuter gewonnen werden. Neben dem wirt-
schaftlichen und dem Umweltaspekt hat das Gärtnern auch soziale und kulturelle
Bedeutung, die zu seiner Nachhaltigkeit beitragen. Sharashkin (2008) belegt, dass
die russischen Gärten – ebenso wie Familienlandsitze – die Aufgabe erfüllen,
nachhaltige, produktive und zugleich schöne Ökosysteme zu erschaffen.
3 Grundlage Boden
9
3 Grundlage Boden
Der Boden ist die Grundlage des Lebens. Durch das Leben in und mit der Natur
wird diese Verbindung auf Familienlandsitzen besonders deutlich. Um gesundes
Wachstum und reiche Ernten im eigenen Garten zu erzielen, ist ein gesunder und
fruchtbarer Boden von entscheidender Bedeutung.
3.1 Bodenfruchtbarkeit
„Im Verständnis der biologischen Landwirtschaft ist Bodenfruchtbarkeit haupt-
sächlich das Ergebnis biologischer Prozesse, nicht chemischer Nährstoffe. (…)
Der Boden ist ein lebendiger Organismus“ (FiBL 2012, S.4 u. 6) und seine
Fruchtbarkeit eine Eigenschaft, die nicht 100%ig gemessen oder erfasst werden
kann. Man kann sich ihr annähern durch die Beobachtung der biologischen,
physischen und chemischen Eigenschaften. Eine Spatenprobe zeigt z.B. ob der
Boden krümelig und tief durchwurzelt ist und eine Analyse der einzelnen
Nährstoffe sowie Beobachtungen der Aktivität des Bodenlebens sind möglich.
Die effiziente Nährstoffumsetzung im Boden führt zu den gewünschten
Pflanzenerträgen. Die (Kultur-)Pflanzen sind Zeiger für die Bodenfruchtbarkeit.
Sind sie gesund und liefern gute Erträge ohne den Einsatz von Stickstoffdünger
und Pestiziden, weist das auf eine hohe Bodenfruchtbarkeit hin. Die krümelige
Struktur des fruchtbaren Bodens wird von einer Vegetationsdecke vor Erosion
geschützt. Ein gesundes Bodenleben ist indirekt erkennbar an der
Geschwindigkeit, mit der organisches Material abgebaut wird, an Regenwurmkot
und an Bohrlöchern an der Oberfläche. Ein weiteres Merkmal für fruchtbaren
Boden ist sein angenehm erdiger Geruch (FiBL 2012).
Humus
Humus erweist sich als Dreh- und Angelpunkt der Bodenfruchtbarkeit. Der
organische Anteil des Bodens verbessert die Struktur sowohl von leichten als auch
von schweren Böden. Leichte Böden werden durch die Kittwirkung des Humus
bindiger, schwere Böden werden krümeliger und verschlämmen weniger. Humus-
reiche Böden haben einen stabileren Wasserhaushalt. Sie speichern mehr Wasser
und werden stärker durchwurzelt, so dass die Pflanzen auch in Trockenzeiten
3 Grundlage Boden
10
Abb. 1: Mykorrhiza-Symbiose (http://www.biologie.uni-hamburg.de/b-online/myco/A4/index.html 07.12.2012)
noch Wasser aus tieferen Schichten erreichen können. Humus fördert die Aktivität
der Bodenorganismen, die ihrerseits die Schaderreger in Grenzen halten. Dauer-
humus oder Ton-Humus-Komplexe bilden sich aus den zersetzten Pflanzenresten,
erhalten die Fruchtbarkeit dauerhaft und binden Kohlenstoff. Ein Boden mit
hohem Humusgehalt und aktivem Bodenleben sorgt für eine höhere Stickstoff-
nachlieferung und neigt weniger zu Verdichtung. Kompost wirkt sich förderlicher
auf das Bodenleben und die Bodenfruchtbarkeit aus als andere organische
Dünger, da er den Humusgehalt des Bodens langfristig aufbaut (Balfour 1951,
FiBL 2012).
Balfour stellt drei Eigenschaften des Humus heraus (vgl. Balfour 1951, S.107):
Er verbessert die Struktur des Bodens und seine Wasserhaltefähigkeit,
liefert Pflanzennährstoffe und
verändert grundlegend die biologische Zusammensetzung des Bodens, d.h.
das Bodenleben.
Dem letztgenannten Punkt komme die möglicherweise größte Bedeutung zu, vor
allem gemessen daran, dass die größere Aufmerksamkeit bisher auf den beiden
anderen Aspekten liege. Das Bodenleben und hier vor allem die Pilze stehen in
engem Zusammenhang mit dem Pflanzenwachstum und der Pflanzengesundheit.
Bodenpilze sind generell an der Zersetzung des organischen Materials beteiligt.
Zudem „vermögen sie außerdem durch Ausscheidung organischer Säuren schwer
lösliche Phosphate und Feldspäte anzugreifen, wodurch sie die Phosphor- und
Kaliumversorgung der Wirtspflanze verbessern“ (Hennig 2011, S.45). Eine noch
darüber hinausgehende
Stellung kommt den
Mykorrhiza, den „Pilz-
wurzeln“, zu (vgl. Abb. 1).
Sie sind eine Gruppe von
Pilzen, die mit den Wurzeln
fast aller höheren Pflanzen
symbiotische Beziehungen
eingehen. Die Pilze ver-
wachsen mit den Wurzeln
und vergrößern so deren
Oberfläche um ein
3 Grundlage Boden
11
Vielfaches. Sie stellen der Pflanze Nährstoffe – vor allem Mineralien – und
Wasser zur Verfügung und erhalten dafür Assimilate, die die Pflanze durch die
Photosynthese gewinnt. Die Vitalität der Pflanzen ist dadurch deutlich erhöht und
auch eine größere Resilienz gegenüber Trockenheit und Frost wird beobachtet.
Zusätzlich schützt die Mykorrhiza die Wurzel vor Infektionen durch
Krankheitserreger und erhöht somit die Widerstandsfähigkeit der Pflanze. Der
entscheidende Punkt ist, dass das Gedeihen der Mykorrhiza – wie des gesamten
Bodenlebens – vom Milieu im (Ober-)Boden abhängig ist. Hier liegt die
Hauptwirkung des Humus: Er schafft die Vorraussetzung für gesundes Wachstum
der Bodenorganismen und Pflanzen (Howard, A. 1943/2005, Balfour 1951,
Howard, L. 1956, Hennig 2011, Fester et al. 2000).
Beeinflussung der Bodenfruchtbarkeit
Die Fruchtbarkeit des Bodens unterliegt einer einfachen Regel: dem „Gesetz der
Rückführung“ aller organischen Stoffe. Die Beschaffenheit des Bodens wird
verändert, wenn dauerhaft Humus verbraucht, aber keiner nachgeliefert wird –
wenn „wir es versäumen den Boden mit organischer Materie zu füttern“
(Northbourne 1930 in Balfour 1951, S.19). Was dem Boden entnommen wurde,
muss ihm auch wieder zurückgegeben werden um die Fruchtbarkeit dauerhaft zu
erhalten. Im Gegensatz zum Unterboden ist der Oberboden von Leben durch-
drungen, das ständig daran arbeitet, abgestorbene organische Materie zu zersetzen
und die Nährstoffe wieder verfügbar zu machen.
Die Rückführung der Stoffe geht Hand in Hand mit der Bodenbedeckung. Eine
Schicht aus lebenden Pflanzen und abgestorbenen Pflanzenteilen schützt den
Boden vor den Effekten von Wind und Wasser, die offen liegenden Boden davon
tragen, und vor direkter Sonneneinstrahlung, die die Erde austrocknet und lebens-
feindlich für Bodenorganismen ist. Den Boden ständig bedeckt zu halten, ob mit
lebenden Pflanzen – z.B. durch Zwischensaat, Gründüngung, Mischkultur, etc. –
oder mit einer Mulchschicht aus Kompost und Pflanzenmaterial, ist essentiell für
die Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit. (Balfour 1951, Howard, L. 1956,
Kretschmann 2001, FiBL 2012)
3 Grundlage Boden
12
3.2 Erosion
Die Erosion landwirtschaftlicher Flächen stellt ein Problem mit erheblichem
Ausmaß dar. Löwenstein (2011) und FiBL (2012) geben an, dass weltweit ein
Drittel der landwirtschaftlichen Flächen durch Erosion degradiert sind. Die
industrielle Landwirtschaft trägt durch die Vernachlässigung der Böden maßgeb-
lich zu diesem Phänomen bei. Entwaldung geht häufig einer unangepassten
Nutzung der Flächen voran, die dann den Witterungseinflüssen ausgesetzt sind
und schlagartig oder schleichend erodieren. Northbourne (1930 in Balfour 1951,
S.19) beschreibt die Erosion als den „Tod des Bodens“ und nennt den Verlust der
Bodenfruchtbarkeit als ihr frühestes Stadium. Wie entscheidend die Erhaltung des
fruchtbaren Bodens ist, wird durch einen Blick in die Vergangenheit deutlich.
„Denn die Abfolge von falscher landwirtschaftlicher Nutzung, Erosion und
Exodus hat sich im Laufe der Menschheitsgeschichte oft und oft wiederholt.“
(Löwenstein 2011, S.37). So beschreibt Montgomery (2010, S.14), dass „der
Verlust von Boden von den ersten Agrargesellschaften bis hin zum antiken
Griechenland und Rom zum Niedergang ganzer Kulturen“ beitrug. Auch in der
jüngeren Geschichte führen Jacks und Whyte (1949), Montgomery (2010) und
Löwenstein (2011) zahlreiche Beispiele für die Folgen von Erosion an: Die Dust
Bowl in den 1930ern in den USA, die Massenauswanderungen im Irland des 19.
Jh., die Degradierung des Inselinneren Islands, die Armut Haitis und weitere
haben ihre Ursachen zu erheblichen Anteilen in der Art der Landnutzung.
Erfolgreiche Projekte der biologischen Landwirtschaft, der Agrarökologie und
Permakultur zeigen jedoch, dass sich der Trend der Erosion durch die Schaffung
von wirtschaftlich, sozial und ökologisch nachhaltigen Agrarökosystemen
umkehren lässt (vgl. u. a. Kretschmann 2001, Holzer 2004, Löwenstein 2011).
3.3 Nährstoffe
Pflanzennährstoffe sind die Mineralien und Spurenelemente im Boden, die für das
Wachstum der Pflanze nötig sind. Jede Pflanzenart hat spezifische Vorlieben für
bestimmte Nährstoffe. Wird eine Art in Monokultur immer wieder an gleicher
Stelle angebaut, werden den Böden Mineralien einseitig entzogen. Chemische
3 Grundlage Boden
13
Dünger liefern in erster Linie die Hauptnährstoffe Stickstoff, Phosphor und
Kalium. In der Folge verringert sich der verfügbare Anteil an weiteren Elementen
im Boden. Im natürlichen, geschlossenen Stoffkreislauf kehren alle Elemente zum
Boden zurück, wo sie von Mikroorganismen zersetzt und wieder
pflanzenverfügbar gemacht werden. Auch tragen die Prozesse im lebenden Boden
dazu bei, dass Nährstoffe aus dem unbelebten mineralischen Anteil des Bodens
gelöst und pflanzenverfügbar werden. Auf diese Weise wird neuer Boden gebildet
(Hennig 2011). In humusverarmten, von Erosion betroffenen Böden sind diese
Prozesse eingeschränkt (Montgomery 2010).
Zu den Nährstoffen für den Menschen gehören die Makronährstoffe Kohlen-
hydrate, Eiweiße und Fette sowie Mikronährstoffe wie Mineralien und Spuren-
elemente, Vitamine, Enzyme, Aminosäuren, Fettsäuren u.a.. Die letzteren werden
in einer Betrachtungsweise der Nahrung, die auf der reinen Kalorienzufuhr basiert
außer Acht gelassen, sind jedoch unerlässlich für eine gesunde Ernährung.
Pflanzen, die durch chemische Dünger zu stärkerem Wachstum gebracht werden,
produzieren mehr Kohlenhydrate und weniger hochwertiges Eiweiß und Mikro-
nährstoffe. Diese Pflanzen stellen eine unausgewogene Nahrungsgrundlage dar.
Die Mangelernährung der Pflanzen überträgt sich auf die von ihnen lebenden
Menschen und Tiere (vgl. Howard, A. 1943/2005, Balfour 1951, Howard, L.
1956, Schmidt 2002, Hennig 2011).
3.4 Bodenfruchtbarkeit und Gesundheit
„Gesunder Boden – Gesunde Pflanzen – Gesunde Menschen“
(Kretschmann 2001)
In verschiedenen Quellen sind zahlreiche Erkenntnisse angeführt, die einen deut-
lichen Zusammenhang zwischen dem Zustand des Bodens und der Gesundheit der
von ihm lebenden Pflanzen, Tiere und Menschen belegen (vgl. Howard, A.
1943/2005, Balfour 1951, Howard, L. 1956, Schmidt 2002, Hennig 2011).
„Ein fruchtbarer Boden, d. h. ein Boden erfüllt von gesundem Leben in
Gestalt einer reichlichen Mikroflora und -fauna trägt gesunde Pflanzen.
Werden diese von Tieren und Menschen verzehrt, geben sie ihre
Gesundheit an die Tiere und Menschen weiter. Ein unfruchtbarer Boden,
d. h. ein Boden, dem ausreichendes Leben, seien es Mikroben, seien es
Pilze usw., fehlt, vermittelt seinen Mangel auch an die Pflanzen. Solche
3 Grundlage Boden
14
Pflanzen übermitteln wiederum ihrerseits den Mangel in irgendeiner Form
an Tier und Mensch.“ (Howard, L. 1956, S.112)
Ein Organismus erliegt Krankheitserregern nur dann, wenn er in sich bereits
geschwächt ist. In der Widerstandskraft und Gesundheit liegt eine Grundeigen-
schaft der Pflanzen. Sir Albert Howard fand in seinen Forschungen die Ursachen
für Pflanzenkrankheiten nicht in Parasiten, Bakterien oder Viren, sondern im
Zustand des Bodens und in unangepasster Sortenwahl für den jeweiligen Standort
(Howard, L. 1956). Seine Forschungsergebnisse decken sich mit der Feststellung
Lady Eve Balfours, dass die drei wichtigsten Kennzeichen eines fruchtbaren
Bodens gute Durchlüftung, Wasserhaltefähigkeit und die Abwesenheit von
Staunässe sind (Balfour 1977) – Eigenschaften, die sich durch den Einsatz von
Kompost herstellen lassen. So verschwanden Krankheiten der Pflanzen, wenn die
Anbaubedingungen geändert wurden und die Pflanzen entwickelten eine
bemerkenswert hohe Widerstandskraft. Dasselbe galt für die mit diesen Pflanzen
gefütterten Tiere. Die Ochsen Sir Alberts, „die ziemlich jämmerliche Exemplare
ihrer Art gewesen waren, (verwandelten sich) in zwei Jahren bei gutem Futter von
fruchtbarem Boden vollständig.“ Trotz Kontakt mit Nachbartieren, die an Maul-
und Klauenseuche litten, „steckte sich keines der Tiere von Sir Albert an, noch
erwarben sie irgendwelche anderen Leiden, womit sie eine überraschende Krank-
heitsfestigkeit bewiesen.“ (Howard, L. 1956, S.137). Auch Hennig (2011)
bestätigt diesen Umstand und gibt Beispiele von Widerstandsfähigkeit gegen
Maul- und Klauenseuche sowie Schweinepest auf mit Kompost wirtschaftenden
biologischen Höfen. Der französische Forscher Chaboussou bestätigt, dass die
Anfälligkeit der Pflanzen für Krankheiten und Parasiten mit ihrer Ernährung in
Zusammenhang steht und dann gegeben ist, wenn ein Ungleichgewicht innerhalb
der Pflanze vorhanden ist. Der Einsatz von Pestiziden und leicht löslichen synthe-
tischen Düngemitteln stört das Gleichgewicht der Pflanzen (Chaboussou 1987).
Diese Kette der Gesundheit – vom Boden über die Pflanzen und Tiere – wird auf
den Menschen weitergeführt. „Boden und Humus als Organismus bilden eine
Einheit (…). In dieses Kettenglied Boden-Humus ist der Mensch als Teil des
Ganzen schicksalhaft mit eingebunden“ (Hennig 2011, S. 32). Prof. Dr. William
A. Albrecht fand in seinen Forschungen heraus, dass die Erschöpfung des Bodens
zu Krankheiten bei den Pflanzen und zu Mangelerscheinungen bei Menschen und
3 Grundlage Boden
15
Tieren führt (Schmidt 2002). Balfour stellt nach der Betrachtung der Ernährungs-
weise auffällig gesunder Völker (den Hunza, den Indianern Nordamerikas, den
Inuit u.a.) fest, dass die Anbaumethoden der Nahrung von fundamentaler
Bedeutung für die Gesundheit sind. Die Nahrung der Völker stammte entweder
größtenteils aus dem Meer, das als natürliches Ökosystem alle Nährstoffe ausge-
wogen liefern kann, oder sie stammte aus natürlichen terrestrischen Ökosystemen.
Auch diese produzieren ausgewogene Nahrung, da im Kreislauf der Natur alles
zur Erde zurückkehrt was von ihr genommen wurde. Das „Gesetz der Rück-
führung“ wird also eingehalten und es herrscht ein ausgesprochen gesunder
Zustand des Bodens. Solche natürlichen Ökosysteme können jedoch nur eine sehr
begrenzte Anzahl von Menschen ernähren. Will man eine höhere Bevölkerungs-
dichte versorgen, wird eine Form von Landwirtschaft notwendig und um dabei die
Bodenfruchtbarkeit und hohe Erträge dauerhaft zu erhalten, ist wiederum die
Erzeugung von Humus nötig. Sowohl die Hunza als auch die alten Chinesen
verstanden sich laut Balfour auf die Kompostierung, um alle organischen Stoffe
wieder dem Boden zurückzuführen und erhielten so über Jahrtausende die Frucht-
barkeit ihrer Böden (Balfour 1951).
4 Stoffkreisläufe
16
4 Stoffkreisläufe
Wie in den vorigen Abschnitten gezeigt, spielt die Rückführung der organischen
Stoffe in den natürlichen Kreislauf eine tragende Rolle in der Erhaltung der
Fruchtbarkeit des Bodens und der Gesundheit der von ihm lebenden Pflanzen,
Tiere und Menschen. Der heute übliche Umgang der Gesellschaft mit Abfällen
und Ausscheidungen stellt einen Bruch im natürlichen Stoffkreislauf dar. Die
folgenden Abschnitte zeigen Möglichkeiten auf, die Stoffkreisläufe zu schließen.
4.1 Nährstoff- und Wasserkreislauf
Die Abwasserbehandlung steht in engem Zusammenhang mit der Entwicklung der
Sanitäranlagen. Die nicht oder nur unzureichend geregelte Abfuhr von Fäkalien
stellte schon im Mittelalter ein Hygieneproblem, vor allem in den Städten, dar und
trug zu einem erheblichen Anteil zur Verbreitung von Seuchen bei. Im Verlauf
des 19. Jahrhunderts etablierten sich verschiedene Entsorgungssysteme, bei denen
die Fäkalien in Gruben, Tonnen oder Kübeln gelagert, abgefahren und verwertet
wurden. Mit zunehmender Urbanisierung konnte jedoch das umliegende Land die
in großen Städten anfallenden Mengen nicht mehr aufnehmen – die Fäkalien
wurden erneut zum Entsorgungsproblem (Lorenz-Ladener 1992, Wissing,
Hofmann 2002, Berger 2008).
Die Erfindung der Wassertoilette
Ende des 19. Jahrhunderts (Bahlo,
Wach 1993) stellt eine Zäsur in
der Entwicklung dar. Durch die
Spülung mit sechs bis sieben
Litern Wasser pro Benutzung
(Berger 2008) entstanden erst-
malig große Mengen an „stark
verunreinigtem und mit Krank-
heitskeimen belastetem Ab-
wasser“ (Bahlo, Wach, 1993, S.9), deren Abfuhr nicht mehr manuell zu
bewältigen war (vgl. Abb. 2).
Abb. 2: Entstehung und Zusammensetzung von
häuslichem Abwasser (aus Bahlo, Wach, 1993, S.9)
4 Stoffkreisläufe
17
Zudem war die landwirtschaftliche Verwertung von mit Wasser vermengten
Fäkalien ausgeschlossen (Berger 2008). Die Schwemmkanalisation sorgte von
nun an für den zügigen Abfluss des Wassers aus den Städten (Wissing, Hofmann
2002, Berger 2008). Damit waren jedoch zwei neue Probleme verbunden: Die
Selbstreinigungskraft der natürlichen Gewässer war von der Flut an Abwässern
häufig überfordert. Verstärkt wurde dieses Problem durch die zunehmende
Begradigung der Flüsse und Bäche und die Entwässerung der Landschaft, die die
Verweilzeit in den Fließgewässern und somit auch die Selbstreinigungskraft
herabsetzte (Bahlo, Wach 1993). Das zweite Problem waren der Kurzschluss des
Wasserkreislaufs und die Unterbrechung des Nährstoffkreislaufs (vgl. Abb. 3).
„Menschliche Exkremente, die die mineralischen Nährstoffe des Bodens als
abbaubare organische Stoffe enthalten, waren fortan dem Kreislauf, der sie zu
Humus und Dünger macht, entzogen. Die Mineralstoffe erreichen nicht mehr den
Boden, dem sie entstammen, sie tragen nicht mehr zu seiner Fruchtbarkeit bei. In
diesem Prozess des Wegschwemmens von Abfall wird aus Wasser Abwasser.“
(Wissing, Hofmann 2002, S.12). Die Entdeckung neuer Düngemittelquellen – erst
Guano und Chile-Salpeter, später die Bindung des Luft-Stickstoffs durch das
Haber-Bosch-Verfahren – nahm Warnungen vor der Unterbrechung der
Stoffkreisläufe die Zugkraft (Wissing, Hofmann 2002, Montgomery 2010).
Ein erwachsener Mensch produziert am Tag durchschnittlich 1,5 kg Fäkalien,
davon etwa 100-150g Kot und 1,2 bis 1,5l Urin, die landwirtschaftlich wertvolle
Nährstoffe enthalten (Berger 2008). Durch die Vermischung von Nährstoffkreis-
lauf und Wasserkreislauf wird jedoch eine aufwändige Klärtechnik nötig um
Wasser und Fäkalien – vermischt mit weiteren teils giftigen Stoffen – wieder
Abb. 3: Nährstoff- und Wasserkreislauf voneinander getrennt | Heutiger Kreislauf mit hohem Wasserverbrauch und großen Nährstoffverlusten (Klötzli 1980 in Berger 2008, S.5)
4 Stoffkreisläufe
18
Abb. 4: Kompost-Toilette (aus Berger, 2008, S.30)
voneinander zu trennen. Damit sind verschiedene Probleme verbunden: Zur
Einhaltung des Gewässerschutzes muss die Klärtechnik immer höheren Anforde-
rungen entsprechen. Durch die Vermischung mit belasteten Abwässern sind viele
Nährstoffe nicht mehr nutzbar, während die weltweiten Phosphatlagerstätten zur
Neige gehen (Wissing, Hofmann 2002, Berger 2008) und die Stickstoffproduktion
sehr energieintensiv ist. Zentrale Abwassersysteme verursachen in Gegenden mit
geringer Bevölkerungsdichte immer höhere Kosten, in einigen Gebieten sind sie
gar nicht umsetzbar. Weltweit betrachtet ist die Anwendung zentraler Klärsystem
in vielen Ländern „weder möglich noch sinnvoll“ (Berger 2008, S.6).
Auf Familien-Landsitzen bieten Pflanzenkläranlagen in Verbindung mit
Kompost-Toiletten eine dezentrale Lösung für diese Probleme.
4.2 Kompost-Toiletten
„Wasserklosett: Aus 1.000 Gramm Scheiße wird 50.000 Gramm Unrat-
Gift.
Humusklosett: Aus 1.000 Gramm Scheiße wird 50 Gramm Rohstoff-Gold.
Muss ich meine Scheiße verschenken und damit die Umwelt vergiften?
Ich behalte sie mir lieber und wandle sie in Gold um.“
Friedensreich Hundertwasser, Wien 1975 in Lorenz-Ladener (1992, S.4)
Kompost-Toiletten sind Trocken-
toiletten, bei denen – im Unterschied zu
z.B. Chemie-Toiletten – die Inhalte
komplett biologisch abbaubar sind. Ein
synonymer Begriff ist die Humus-
Toilette. In Kompost-Toiletten werden
die menschlichen Ausscheidungen
innerhalb des Gebäudes oder in einem
separatem Häuschen in einem Rotte-
behälter gesammelt und vollständig
kompostiert, häufig gemeinsam mit
organischen Küchenabfällen (vgl.
Abb. 4). Eine geregelte Belüftung ist
entscheidend für die Funktion der
4 Stoffkreisläufe
19
Toilette, da die geruchlose Kompostierung im Gegensatz zur unerwünschten
Fäulnis nur unter Sauerstoffzufuhr erfolgt. Ein Urinabscheider in der
Toilettenschüssel ermöglicht ein gesondertes Sammeln des Urins, dessen
zusätzliche Feuchtigkeit die Verrottung sonst behindern würde. Üblicherweise
wird nach jeder Benutzung der Kompost-Toilette eine Einstreu hinzugegeben, die
überschüssige Feuchtigkeit aufsaugt und für geeignete Kompostierbedingungen
sorgt. Streumaterial können Sägespäne, Holz-, Rinden- und Strohhächsel,
Schreddermaterial, Pellets, Erde oder ähnliches sein. Bei korrektem Betrieb ist die
Kompost-Toilette geruchlos. Bei Modellen mit direkt angeschlossenem Rotte-
raum ist ein Umgang mit den Fäkalien nicht nötig. Nach einer Rottezeit von etwa
einem Jahr wird der fertige Humus aus dem Rotteraum entnommen. Er ist in
jedem Fall für Zierpflanzen verwendbar. Über die Verwendung an Nutzpflanzen
finden sich in der Literatur verschiedene Angaben. Generell werden Krankheits-
keime im Kompostierungsprozess abgetötet, wenn dieser lange genug dauert,
bzw. unter ausreichender Hitzeentwicklung stattfindet. In der Regel sorgt bei
Kompost-Toiletten eine mindestens einjährige Nachkompostierung mit 1-2-
maligem Umsetzen nach Entnahme des Kompostes für eine Inaktivierung von für
Menschen, Tiere oder Pflanzen schädlichen Krankheitserregern. Der Humus kann
dann auch an Nutzpflanzen verwendet werden. Auch durch Heißkompostierung
gewonnener Kompost – hierbei entstehen Temperaturen bis zu 70°C – kann für
Nutzpflanzen Verwendung finden. Urin, der beim gesunden Menschen den
Körper keimfrei verlässt, kann im Verhältnis 1:5 bis 1:10 verdünnt als Dünger
verwendet werden. Sowohl Urin als auch Fäkalienkompost enthalten in der Regel
deutlich mehr Nährstoffe als Gartenkompost. Die Nährstoffe liegen in aus-
gewogener Zusammensetzung vor und sind geeignet um einseitiger Boden-
verarmung vorzubeugen (Lorenz-Ladener 1992, Kuhtz 1993/2007, Berger 2008).
4 Stoffkreisläufe
20
4.3 Pflanzenkläranlagen
In einer Pflanzenkläranlage wird Abwasser durch die langsame Passage eines mit
Pflanzen bewachsenen Bodenfilters gereinigt. Eine mechanische Vorreinigung
trennt den größten Teil der Feststoffe ab. Ein Schacht, in dem sich das kompos-
tierbare Material absetzt, kann diese Leistung erbringen. Der Bodenfilter besteht
aus Sand oder Kies in einem
abgedichteten Becken. Die
Reinigungsleistung wird in
erster Linie durch die
Mikroorganismen erbracht,
die sich von selbst als Bio-
film auf der Oberfläche von
Sand und Kies ansiedeln.
Ein Animpfen ist nicht
nötig. Neben der gründlichen Vorreinigung hat auch die Bepflanzung der Anlage
große Bedeutung um Verstopfung vor allem bei Sandfiltern zu vermeiden. Das
Wurzelwachstum und die Bewegung der Halme lockern den Untergrund (Bally,
Bittner 2009). Zudem nehmen die Pflanzen Nährstoffe aus dem System auf, die
durch Rückschnitt und Kompostierung der Kläranlage entzogen werden können.
Geeignete Pflanzen sind z.B. Schilf, Rohrkolben, Sumpfschwertlilie, Teichbinse
und Blutweiderich (Ambros et al. 1998, Kramer 2012). Nach dem Durchlauf des
Bodenfilters wird das gereinigte Wasser in einen Kontrollschacht geführt, über
den die Einstauhöhe im Filter geregelt werden und die Reinigungsleistung über-
prüft werden kann. Von dort wird das saubere Wasser ausgeleitet (vgl. Abb. 5).
Die Anlagen erbringen auch im Winter 90% Leistung, da durch die Aktivität der
Mikroorganismen und das eingeleitete Wasser ein Durchfrieren verhindert wird
(Kramer 2012).
Vertikal- und Horizontalfilter sind die verschiedenen Typen der Pflanzenklär-
anlage. Vertikalfilter, in denen das Wasser schwallweise von oben nach unten
durchströmt, haben Vorteile in der Sauerstoffversorgung des Systems und
benötigen eine geringere Fläche. Sie sind jedoch auf eine Pumpe angewiesen,
während Horizontalfilter ohne Energie-Input funktionieren (Bally, Bittner 2009).
Abb. 5: Pflanzenkläranlage, Vertikalfilter
(nach http://www.garten-ostermeier.de/common/
pflanzenbeet13.jpg 12.12.12)
4 Stoffkreisläufe
21
Pflanzenkläranlagen sind kostengünstig, wartungsarm, geruchsfrei und langfristig
stabil. Sie können mit gängigen Materialien selbst eingerichtet werden und
machen Kanalisation überflüssig, was vor allem in dünn besiedelten Gebieten von
Vorteil ist (Bally, Bittner 2009). Kleine Anlagen bereichern die Biotopvielfalt und
bieten Tieren regionale Teillebensräume und reichliches Nahrungsangebot. Große
Anlagen können auch als eigenständiger Lebensraum oder überregional für die
Artenvielfalt von Bedeutung sein. (Eisenreich 1992). Die Leistungen von
Pflanzenkläranlagen entsprechen den Erfordernissen des Gewässerschutzes und
unterschreiten die Grenzwerte für biologisch abbaubare Verbindungen um bis zu
90% (Haider 1987, Kramer 2012).
Verschiedenen Quellen geben den Flächenbedarf für einen Horizontalfilter mit 4
bis 8 m² pro angeschlossener Person an, wobei die höchste Angabe auf einem
Wasserverbrauch von durchschnittlich 162 l pro Person und Tag beruht (Bally,
Bittner 2009). Der aktuelle Wasserverbrauch in Deutschland hat sich jedoch auf
120 l pro Person reduziert und ließe sich durch wassersparende Methoden wie
Wassersparknöpfe, neue Duschköpfe, wassersparende Technik, etc. ohne
Komfortverlust auf 75 l pro Person senken (Albrecht 2012). Ein Drittel des häus-
lichen Abwassers verursacht zudem die Toilettenspülung (Bahlo, Wach 1993,
Wissing, Hofmann 2002). Dieser Anteil entfällt bei der Verwendung von
Kompost-Toiletten.
4.4 Verbindung von Kompost-Toiletten und
Pflanzenkläranlagen
„Die beste Kläranlage ist diejenige, die erst gar nicht stark belastetes
Abwasser aufzubereiten hat.“ Wolfgang Berger (Berger 2008, S.6)
Die Verbindung mit Kompost-Toiletten reduziert die Ansprüche an die Klär-
anlagen nicht nur durch die Wasserersparnis, sondern vor allem durch die
Abwesenheit der Fäkalien im Abwasser. Diese machen im häuslichen Abwasser
den Großteil der Verschmutzung aus (Wissing, Hofmann 2002). Leicht verun-
reinigtes Abwasser ohne Urin und Fäkalien wird Grauwasser genannt und enthält
nur etwa ein Drittel der Schmutzmenge, die in sogenanntem Schwarz- oder Fäkal-
wasser enthalten sind (Bahlo, Wach 1993). Die im Wasser fäulnisfördernden
4 Stoffkreisläufe
22
Fäkalien verursachen die schwarze Färbung, die Belastung mit Krankheits-
erregern und die Geruchsbildung. Auch stellen die Fäkalien die Hauptmasse der
Feststoffe dar, die in der Vorreinigung abgetrennt werden. Eine Kläranlage, die
nur mit Grauwasser beschickt wird, ist folglich wesentlich geringerer Bean-
spruchung ausgesetzt.
Auf einem Familienlandsitz bzw. in einer Landsitz-Siedlung stellt die Verbindung
von Kompost-Toiletten und Pflanzenkläranlagen eine geeignete Methode dar um
die Stoffkreisläufe zu schließen und nachhaltig zu wirtschaften. Wasser- und
Nährstoffkreislauf können so getrennt voneinander ablaufen, wodurch sowohl die
Gewinnung von sauberem Wasser als auch von wertvollem Humus erreicht wird.
Das gereinigte Wasser kann den Teichen auf den Familienlandsitzen problemlos
zugeführt werden. Teure Abwasserinfrastruktur, Jauchegruben, Chemikalien oder
ähnliches werden überflüssig. Die Bodenfruchtbarkeit wird durch den Humus der
Toiletten und den kompostierbaren Aufwuchs der Pflanzenkläranlagen gefördert.
Durch die Humusbildung wird Kohlenstoff aus der Atmosphäre dauerhaft
gebunden und die Eigenversorgung mit organischen Düngemitteln kann
gewährleistet werden.
4.5 Kompostierung
„Don't feed the plants, feed the soil.“ Keith Addison (Addison o.J.)
Die Art der Natur organische Materie in Humus umzuwandeln, ist Mulch. Abge-
worfenes Laub, abgestorbenes Gras und alle anderen toten Stoffe bedecken den
Boden in natürlichen Ökosystemen. Diese Schicht wird gewöhnlich nicht dicker
als 10 - 40 cm, so dass Belüftung und Sauerstoffzufuhr gegeben sind. Mikro-
organismen leisten den Hauptanteil der Zersetzung. In ungestörten Ökosystemen
kann sich so über Jahrhunderte hinweg eine mächtige, humusreiche Schicht an
Oberboden ausbilden. Im Humus ist Kohlenstoff dauerhaft gebunden. Er begüns-
tigt die Struktur und das Wasserhaltevermögen der Erde und schützt so vor
Erosion. Beginnen jedoch Menschen eine intensive Nutzung des Landes, werden
die natürlichen Vorgänge gestört. Um eine höhere Bevölkerungsdichte zu
ernähren, ist eine Form von Landwirtschaft nötig. In der Landwirtschaft wie sie
heute – und auch in vielen früheren Kulturen – praktiziert wird, liegt das
4 Stoffkreisläufe
23
Augenmerk auf dem Aufbau an Stoffen, d.h. auf der Produktivität, auf der
erzielten Ernte. Mit jeder Ernte wird dem Boden jedoch etwas entnommen, das
zurückkehren muss um den Stoffkreislauf zu erhalten. Unter üblicher
landwirtschaftlicher Nutzung verringert sich der Humusanteil im Boden, was
einerseits an der Art der Bodenbearbeitung liegt und anderseits daran, dass nicht
ausreichend organische Materie dem Boden zurückgegeben wird. Um die
Bodenfruchtbarkeit dauerhaft zu erhalten, ist der Abbau der Stoffe und damit der
Aufbau des Bodens von Bedeutung. Kompost ist das Bindeglied, das in einer
intensiven Landwirtschaft einen schnellen Abbau von großen Mengen organischer
Stoffe zu Humus ermöglicht und damit die Voraussetzung für einen nachhaltigen
Aufbau an Ernte schafft. Der im Vergleich zu den Vorgängen in der Natur
beschleunigte Abbau großer Mengen organischer Substanz und damit der Aufbau
an Humus ermöglicht einen Aufbau von fruchtbarem Oberboden auch auf
degenerierten Böden (Balfour 1951, Heynitz 1985, Berger 2008, Montgomery
2010, Addison o.J.).
Für die Kompostierung werden organische Stoffe auf Haufen oder in Kompost-
behältern gestapelt. Ausgangsmaterial sind alle in Garten und Küche anfallenden
Stoffe, wenn nötig gehächselt, und tierische, bzw. menschliche Ausscheidungen.
Ein Verhältnis von 3:1 von pflanzlichem und tierischem hat sich als günstig
erwiesen, ist aber nicht zwingend notwendig (Howard, A. 1943/2005). Dem
Kompost können auch Erde, Holzasche, Gesteinsmehle oder Tonminerale wie
Bentonit zugesetzt werden. Diese puffern die saure Reaktion während der Rotte.
Die letzten beiden liefern zusätzliche Mineralien und Spurenelemente und tragen
zur Bildung von Ton-Humus-Komplexen bei (Heynitz 1985, Hennig 2011). Für
die Kompostierung sind Feuchtigkeit und Belüftung des Haufens entscheidend.
Zu viel Feuchtigkeit behindert die nötige Sauerstoffzufuhr und führt zu Fäulnis.
Trockenheit hemmt die Aktivität der Mikroorganismen und damit die Zersetzung.
Der Ablauf der Kompostierung kann auf verschiedene Arten erfolgen. Man unter-
scheidet Heißkompostierung, Langsame Rotte oder Kaltrotte, Wurm-
kompostierung und Flächenkompostierung bzw. Mulchen.
Bei der Heißkompostierung erhitzt sich die Masse auf 50 bis 70°C wodurch bei
kurzer Rottezeit von etwa drei Monaten eine Abtötung von Samen und (bei Fäkal-
kompost) Krankheitskeimen gewährleistet ist. Heißkompostierung ist ab 1m3
4 Stoffkreisläufe
24
Menge möglich, der mit einem mal aufgesetzt wird. Sie wird in Kompostwerken
und in der Landwirtschaft angewandt.
Die Langsame Rotte findet über einen längeren Zeitraum bis zu mehreren Jahren
ohne Wärmeentwicklung statt. Der Abbau von Laubschichten im Wald ist ein
Beispiel hierfür. Bakterien und Pilze bilden antibiotisch wirkende Stoffwechsel-
produkte, die die Zusammensetzung der Kompostflora beeinflussen und Keime
abtöten.
Bei der Wurmkompostierung passiert das gesamte Material mindestens einmal den
Verdauungstrakt eines Regenwurms. Regenwurmkot enthält deutlich mehr Nähr-
stoffe als die umliegende Erde. Die Tätigkeit der Würmer sorgt außerdem für eine
gute Sauerstoff- und Feuchtigkeitsverteilung, was das Umsetzen des Kompostes
erspart. Wurmkompostierung ist sehr gut zur Nachbearbeitung von Fäkal-
komposten geeignet.
Bei Flächenkompostierung oder Mulchen entfällt das Aufschichten auf Haufen.
Stattdessen wird organisches Material direkt auf die Bodenoberfläche, z.B. auf
Beete, ausgebracht und verrottet an Ort und Stelle (Berger 2008).
Die positiven Eigenschaften des Komposts erstrecken sich von seiner Dünge-
wirkung, über Bodenverbesserung und Erosionsverminderung. Die Wirkungen
schließen den Einfluss auf Bodenstruktur, Nährstoff- und Wasserhaushalt ein.
Weniger bekannt ist die krankheitsunterdrückende Wirkung oder Suppressivität
von Kompost. Ein hochwertiger Kompost steht in enger Wechselwirkung mit der
Pflanzengesundheit. Dazu gehört die Inaktivierung von Krankheitserregern und
die Stärkung der Pflanzen bis hin zu Resistenzen. Die Qualität des Kompostes
hängt in erster Linie vom Rotteverfahren ab. Die bei geeigneten Verfahren
gedeihende Mikroflora ist für die Wirkung auf die Pflanzengesundheit
maßgeblich verantwortlich. Temperaturen, Feuchtigkeit und Lufthaushalt
während der Rotte bestimmen, welche Mikroorganismen sich vermehren. Der
Reifungszustand des Kompostes beeinflusst ebenfalls die Zusammensetzung der
Mikroflora und damit seine Fähigkeit Pflanzen vor Krankheiten zu schützen.
Zahlreiche Experimente unter Labor- und Freilandbedingungen zeigen die
Wirksamkeit von Kompost gegen spezifische Krankheiten und allgemein zur
Stärkung der Pflanzen (Howard, A. 1943/2005, Balfour 1951, Howard, L. 1956,
ZVG 2002, Fuchs 2007, 2008). An den Ernteprodukten sowohl von mit Kompost
4 Stoffkreisläufe
25
versorgten als auch von intensiv gemulchten Kulturen wird eine erhöhte
Lagerfähigkeit festgestellt (Balfour 1951, Kretschmann 2001, ZVG 2002).
5 Landwirtschaft
26
5 Landwirtschaft
Die Art der Landbewirtschaftung hat erheblichen Einfluss auf die Abläufe im
Naturhaushalt, die Qualität der erzeugten Nahrungsmittel, das Landschaftsbild
und die Lebensweise der Menschen. In den folgenden Abschnitten werden die
Probleme der konventionellen Landwirtschaft, die Vorteile der biologischen
Landwirtschaft und das Konzept der Agrarökologie als Annäherung an die
Landwirtschaft auf Familienlandsitzen vorgestellt.
5.1 Umweltprobleme der konventionellen Landwirtschaft
Die aktuelle konventionelle Landwirtschaft bringt eine Reihe von ökologischen,
sozialen und ökonomischen Problemen mit sich. Dazu zählen unter anderem die
Erosion und Degradation des Bodens. Durch die Mechanisierung der Landwirt-
schaft und den Einsatz immer größerer und schwererer Maschinen kommt es zu
Bodenverdichtungen, die von Pflanzen kaum durchwurzelt werden können und
das Erosionsrisiko erhöhen (Kächele o.J.). Ein Drittel der weltweiten landwirt-
schaftlichen Flächen ist in den letzten Jahrzehnten durch unangepasste Nutzung
und Erosion verloren gegangen (Löwenstein 2011, FiBL 2012). Auch offen
liegender Boden und die Ausräumung von Landschaftsstrukturelementen wie
Bäumen und Hecken tragen dazu bei. Die Erosion schmälert den Gehalt und die
Verfügbarkeit von Mineralien und Spurenelementen im Boden. Der Humusgehalt
nimmt unter konventioneller Bewirtschaftung ab, was den Boden wiederum
anfälliger für Erosion macht und seine Selbstregulierung einschränkt (FiBL 2012,
Robin 2012). Ein so beeinträchtigter Boden kann seinen natürlichen Funktionen –
der Pufferung von Schadstoffen, Filterung von Wasser und der Bindung von
Kohlenstoff – nicht mehr ausreichend nachkommen, was zu einem Ungleich-
gewicht des Stoffhaushalts der Natur führt. Der Umsatz von organischer Materie
zu Humus ist gehemmt, da das Bodenleben ungünstige Bedingungen vorfindet
(Montgomery 2010). Die Vielfalt der Landschaft leidet unter der Beseitigung von
Sonderstandorten: Nährstoffarme Standorte werden aufgedüngt, feuchte
entwässert – beides zu Gunsten der einheitlichen Bearbeitung. Die Landwirtschaft
trägt durch diese Lebensraumsvernichtung zum Artensterben bei. Der Einsatz von
synthetischen Düngemitteln ist mit Nährstoffauswaschung verbunden, die zu einer
5 Landwirtschaft
27
Belastung von Oberflächen- und Grundwasser mit Stickstoffverbindungen führen.
Die Oberflächengewässer tragen die Nährstoffe in die Meere, wo sie zu weiteren
Problemen führen. Pestizide werden nicht vollständig abgebaut und reichern sich
in der Biosphäre an. Die Vielfalt der eingesetzten Produkte und ihrer Metabolite
verschärft die Wirkung. Monokulturen und einheitliches Saatgut von Groß-
konzernen führen zu einer Verarmung der historisch gewachsenen Vielfalt an
Kulturpflanzen. Die Schönheit und Vielfalt der Landschaft leidet durch die
Beschränkung auf wenige Kulturen ebenso wie die Vielfalt an Lebensräumen und
Ackerbegleitgesellschaften eingeschränkt wird. Die Spezialisierung einzelner
Betriebe und ganzer Regionen auf bestimmte Produkte führt nicht nur zu einem
verarmten Anbauspektrum einzelner Standorte, sondern auch zu Problemen wie
einem Überschuss oder Mangel an den Wirtschaftsdüngern Mist und Gülle. Ein
Mangel daran wird wiederum durch den Zukauf von energieintensiv produzierten,
synthetischen Düngern ausgeglichen, was die Abhängigkeit der Landwirte von
äußerem Input verstärkt. Der Überschuss an Mist und Gülle in viehintensiven
Regionen wird dagegen zum Entsorgungsproblem. Während in der mechanisier-
ten Landwirtschaft immer weniger Menschen immer mehr Masse erzeugen, sinkt
die Energieproduktivität dramatisch. Um eine Kalorie Nahrung zu produzieren,
wird ein Vielfaches an Energie in Form fossiler Energieträger eingesetzt (Kächele
o.J.). Diese externen Kosten an Energie spiegeln sich nicht in den Preisen der
Nahrungsmittel wieder und führen zu einer Verzerrung des Marktes, die umwelt-
freundlich erzeugte Produkte teurer wirken lässt als industriell produzierte
(Löwenstein 2011, Robin 2012). Unter Einbeziehung der tatsächlichen Kosten ist
die ökologische Produktion jedoch wesentlich günstiger. Eine Studie über die
Kosten des Pestizideinsatzes in den USA gibt diese in Höhe von 10 Milliarden
Dollar pro Jahr an. Die höchsten Kosten wurden dabei in der öffentlichen
Gesundheit, in Pestizidresistenzen bei Schädlingen, in der Belastung des Grund-
wassers, in Ernteausfällen durch Pestizide und im Verlust an Vögeln ausgemacht
(Pimentel 2003). Eine europäische Studie aus dem Jahr 2008 bestätigt diese
Aussagen (Blainey et al. 2008).
5 Landwirtschaft
28
5.2 Biologische Landwirtschaft
Die biologische Landwirtschaft zeichnet sich durch den Verzicht auf Pestizide
und synthetische Düngemittel aus. Dadurch unterbleibt der Eintrag von Pestiziden
in die Umwelt und die Nahrung und es besteht keine Abhängigkeit von den
endlichen Phosphorreserven und der energieintensiven Produktion von Stickstoff-
dünger. Die Verwendung von organischen Düngemitteln trägt zur besseren
Schließung der Stoffkreisläufe bei. Howard (1943/2005) und Balfour (1951)
haben nachgewiesen, dass die Verwendung von Kompost auf landwirtschaftlichen
Flächen – im Vergleich zu anderen organischen Düngern wie unkompostiertem
Stallmist – Vorteile hat. Die Wirkung auf die Pflanzengesundheit entfaltet sich
erst durch die sich im Rotteprozess entwickelnden Mikroorganismen. Zu diesen
gehören auch die Mykorrhiza. Die Symbiose, die sie mit den Pflanzen eingehen,
reduziert den Düngebedarf. Synthetische Düngung dagegen wirkt sich negativ auf
die Pilze aus. Folglich sind Mykorrhiza geeignete Verbündete für den
biologischen Landbau (Fester et al. 2000).
Im Vergleich der Eigenschaften von Kunstdünger- und Humuswirtschaft führt
Rusch (1968/2004) unter anderem folgende Punkte an: Die richtige Dosierung der
Haupt- und Spurennährstoffe ergibt sich bei der Humuswirtschaft von selbst. Bei
der Verwendung von Kunstdünger sind Über- und Unterdosierung, sowie Aus-
waschung von Nährstoffen die Regel. Der Bedarf an organischen Düngemitteln
nimmt mit der Zeit ab und macht Kunstdünger unnötig. Der synthetische Dünge-
mittelbedarf steigt dagegen mit der Zeit an und kann die Zufuhr organischer
Materie nicht ersetzen. Die physikalischen Eigenschaften des mit Humus
behandelten Bodens bieten günstige Bedingungen, während konventionell
behandelter Boden zu Verschlämmung und Verstaubung neigt und Boden und
Pflanze damit stärker von der Witterung abhängig macht. In der Humuswirtschaft
nimmt der Schädlings- und Krankheitsbefall ab, die Qualität der Produkte nimmt
ebenso zu wie die Fruchtbarkeit des Bodens. In der Kunstdüngerwirtschaft ist es
umgekehrt. Nutztiere in der Humuswirtschaft sind gesünder und fruchtbarer und
verursachen dadurch weniger Aufwand.
Rusch (1968/2004) bemerkt ebenso wie Kretschmann (2001), dass auf humus-
reichen Böden erzeugte Nahrungsmittel besser lagerfähig sind. Ein Studie aus
5 Landwirtschaft
29
dem Jahr 2008 stellt in der Auswertung von 97 Studien zum Thema Nährstoff-
gehalt von biologischen und konventionell erzeugten Lebensmitteln fest, dass bio-
logische Nahrung im Durchschnitt mehr Nährstoffe enthält (Benbrook et al.
2008). Die Wirkung biologischer Landwirtschaft wurde über Jahrzehnte hinweg
im englischen Haughley Experiment untersucht. Für die Versuche wurden ver-
gleichbare Flächen auf gleiche Weise in geschlossenem Stoffkreislauf bewirt-
schaftet mit dem einzigen Unterschied, dass ein Teil der Flächen ausschließlich
mit Kompost, der andere zusätzlich mit synthetischen Düngemitteln behandelt
wurde. Die Ergebnisse zeigten, dass die künstliche Düngung nicht nur keinen
positiven Effekt in Bezug auf das Wachstum und den Nährstoffgehalt der
Pflanzen hatte, sondern negative Auswirkungen auf die Entwicklung des Wurzel-
systems der Pflanzen, den Futterverbrauch der Nutztiere und weitere Aspekte
(Balfour 1977).
Der biologische Landbau trägt zum Erhalt der Biodiversität bei – hierzu gehören
Nutzungsvielfalt, Artenvielfalt und genetische Vielfalt. Die Anzahl und Vielfalt
von Vögeln, Schmetterlingen, Laufkäfern, Kurzflüglern und Spinnen liegt auf
ökologisch bewirtschafteten Höfen deutlich höher als auf konventionell bewirt-
schafteten. Die Masse an Bodenorganismen ist bis zu 85% höher, der Besatz an
Regenwürmern sogar bis zu einem Vielfachen höher. Landschaftselemente wie
Feldgehölze sind im Ökolandbau häufiger anzutreffen. Durch längere Frucht-
folgen ist die Nutzungsvielfalt erhöht (NABU 2004). Darüber hinaus stellt der
biologische Landbau andere Ansprüche an die Sortenwahl. Robuste Pflanzen-
sorten und Tierrassen, die den regionalen Bedingungen angepasst sind, sind
geeigneter als Hochertragssorten und Hochleistungsrassen.
Der Verzicht auf Pestizide und synthetische Düngemittel sind nicht die einzigen
Qualitätskriterien für gesunden Landbau. Sie bilden jedoch eine wichtige Grund-
lage. Ohne synthetischen Dünger lässt sich auf unfruchtbarem Boden das
Pflanzenwachstum nicht künstlich anregen, ohne Pestizide erliegen kränkelnde
Pflanzen der natürlichen Konkurrenz. Die Pflege des Bodens und die Erhaltung
bzw. Steigerung der Fruchtbarkeit ist folglich im biologischen Landbau umso
wichtiger. Gesunde Kulturpflanzen sind in diesem Fall der Indikator für gesunde
Böden – und gesunde Lebensmittel.
5 Landwirtschaft
30
Die Bewirtschaftung der Familienlandsitze erfolgt auf biologische Weise und teilt
viele Vorzüge der biologischen Landwirtschaft. Das Konzept der Agrarökologie
stellt jedoch eine noch treffendere Annäherung an eine Beschreibung der
Familienlandsitzwirtschaft dar.
5.3 Agrarökologie
Die Agrarökologie ist die „Wissenschaft von der Nutzung ökologischer Konzepte
und Prinzipien für Entwicklung und Bewirtschaftung nachhaltiger Agraröko-
systeme“ (Zukunftsstiftung Landwirtschaft 2012). Die zertifizierte biologische
Landwirtschaft ist ein kleiner Teil agrarökologischer Landwirtschaft, der den
Verzicht auf Pestizide und synthetische Düngemittel nachprüfbar macht. Die
Agrarökologie geht jedoch weit darüber hinaus ein Zertifizierungsstandard zu
sein. Sie ist „eine innovative, gemeinsam von Wissenschaftlern, Bäuerinnen und
Bauern fortentwickelte Landnutzungsform, die natürliche Regelmechanismen und
die vorhandenen natürlichen Ressourcen geschickt nutzt“ (Löwenstein 2011,
S.169). Die agrarökologische Wirtschaftsweise ist eine kleinbäuerliche Landwirt-
schaft, die hohe Energieeffizienz und Produktionseffizienz pro Fläche erreicht
und dabei mit einem Minimum an äußerem Input und ohne naturfremde Stoffe
auskommt. Sie produziert kaum standardisierte Produkte, sondern Produkte von
besonderer Qualität. Löwenstein (2011, S.176ff) nennt dieses Landwirtschafts-
system synonym „Ökologische Intensivierung“ und nennt folgende Punkte als
Kriterien für ihre Umsetzung:
Erntereste werden zu Kompost verarbeitet oder in den Boden
eingearbeitet.
Der Mist von Tieren wird für die Kompostbereitung genutzt.
Der Boden wird durch die Zufuhr organischer Masse angereichert.
Der Boden ist ständig bedeckt.
Der Boden wird vor Erosion geschützt.
Die Versickerung des Regenwassers und Bewässerung ohne aufwändige
Technik sind sichergestellt.
Fläche, Licht und Boden werden durch die Kombination der Wuchshöhen
und Wurzelformern der Pflanzen ausgenutzt.
5 Landwirtschaft
31
Die Aussaattermine werden so verteilt, dass die Ernteperiode möglichst
lang ist.
Es werden möglichst viele Bäume und Büsche angepflanzt, die
verschiedene Produkte liefern und Bedürfnisse erfüllen.
Weideflächen werden nicht übernutzt.
Die Nutzung dieses Konzepts bringt Nachhaltigkeit in sozialer, ökonomischer und
ökologischer Dimension mit sich. Sie ist kein einheitlicher Standard, sondern eine
fortwährende Annäherung an eine möglichst nachhaltige Landnutzungsform unter
Einbeziehung der lokalen Ressourcen und Bedingungen. Sie nutzt lokales,
traditionelles und modernes Wissen und ist weitgehend unabhängig von äußeren
Inputs (Zukunftsstiftung Landwirtschaft 2012). Die Prioritäten der Agrarökologie
sind laut Löwenstein (2011) in dieser Reihenfolge: die Ernährung der Familie, die
Ernährung der Nutztiere, die Ernährung des Bodens und die Ernährung des
Marktes. Berechnungen zeigen, dass durch die Agrarökologie genügend Lebens-
mittel für die Ernährung der Weltbevölkerung produziert werden können
(IAASTD 2009). Die Umsetzung der Agrarökologie kann unter verschiedenen
Gegebenheiten sehr unterschiedlich ausfallen. Einer Befragung von Anwendern
zufolge zeichnen sich Familien, die auf Agrarökologie setzen, jedoch durch
folgende Gemeinsamkeiten aus (Löwenstein 2011, S.182f):
„Wertschätzung frischer, lokal produzierter Lebensmittel“
„Wertschätzung organischer Reststoffe als Quell der Fruchtbarkeit“
Ablehnung nicht biologisch abbaubarer Stoffe, insbesondere Plastik
„Zusammenhalt und Gemeinschaftsgeist“ unter den Anwendern
Die ökologische Bewirtschaftung von Familienlandsitzen wie sie in den folgenden
Kapiteln beschrieben wird, stellt eine Umsetzung von Agrarökologie dar. Die
oben genannten Kriterien und Gemeinsamkeiten treffen auch auf Familienland-
sitze und ihre Bewohner zu.
6 Landwirtschaft auf Familienlandsitzen
32
6 Landwirtschaft auf Familienlandsitzen
Mit Methoden aus der biologischen Landwirtschaft, Permakultur und Agraröko-
logie sowie eigenen Erfahrungen kann eine Familie auf ihrem Landsitz den
Großteil der Eigenversorgung mit Lebensmitteln decken und Überschüsse
produzieren.
6.1 Warum Selbstversorgung mit Lebensmitteln?
Selbstversorgung kann sich auf alle Bereiche des Lebens erstrecken: von
Wohnraum und Wärme, über Strom, Trink- und Brauchwasser bis zu Kleidung,
Gebrauchsgegenständen und Werkzeugen. Eine Selbstversorgung in allen
Bereichen ist aufgrund des hohen Aufwandes und der sehr vielfältigen Anforde-
rungen für eine einzelne Familie nicht unbedingt sinnvoll. In den folgenden
Kapiteln soll die Grundversorgung mit Lebensmitteln thematisiert werden.
Eine Versorgung aus dem eigenen Garten kann die größtmögliche Frische der
Nahrungsmittel garantieren, da die Ernte direkt vor dem Verzehr bzw. der Zube-
reitung stattfinden kann. Dass die Familie direkt auf dem Landsitz lebt, ist dafür
entscheidend. Der eigene Anbau bietet die Möglichkeit eine Vielfalt an Pflanzen
zu kultivieren, die es in kaum einem Geschäft zu kaufen gibt: alte und regionale
Sorten, deren Produktion für den Verkauf nicht wirtschaftlich wäre, Sorten mit
geringerer Lager- oder Transportfähigkeit oder schlicht Sorten, die weniger
bekannt und daher weniger nachgefragt sind. Viele dieser Arten sind züchterisch
geringer behandelt und näher an der Wildform, weshalb sie eine günstigere Nähr-
stoffzusammensetzung haben als Sorten, die nach ästhetischen und wirtschaft-
lichen Gesichtspunkten gezüchtet wurden. Der Anbau dieser Sorten trägt auch zur
Erhaltung der historisch gewachsenen Vielfalt an Kulturpflanzen bei. Die
Nutzung von Wildpflanzen, die von allein im Garten gedeihen, trägt ebenfalls
dazu bei, die Ernährung vielfältig und nährstoffreich zu gestalten.
Im Verlauf des Jahres verändern die Pflanzen ihre Zusammensetzung: Im
Sommer geerntetes Gemüse enthält mehr Wasser und Enzyme, im Herbst
geerntetes enthält mehr ätherische Öle und Mineralien und ist – je nach Sorte –
lagerfähig. Die natürliche Abfolge der Reife von Früchten und Gemüse ist so
6 Landwirtschaft auf Familienlandsitzen
33
angelegt, dass sie in jedem Monat die zu dieser Zeit besonders
gesundheitsfördernden Stoffe liefert (Jasinski 2012, Megre 1996-2011).
Die Selbstversorgung mit Lebensmitteln bedeutet auch ein Stück wirtschaftliche
Unabhängigkeit zu erlangen. Anstatt für Geld arbeiten zu gehen und mit Geld
Essen zu kaufen, ist es möglich die Nahrung selbst anzubauen und zu ernten und
dabei bessere Qualität zu erreichen. Die Qualität der Nahrung wiederum hat
erheblich mehr Einfluss auf die Gesundheit als materieller Reichtum (vgl. Balfour
1951). Das Gärtnern findet – im Gegensatz zu den meisten Berufen – auf dem
Landsitz und mit der Familie statt. Diese gemeinsamen Tätigkeiten stellen – vor
allem mit Kindern – einen großen Wert dar (vgl. Neubronner 2011).
Eine regionale bzw. lokale Ernährung ist nicht nur gesund, sie trägt auch dazu bei,
die Umweltbelastungen zu verringern, da Transportwege entfallen. Im Geschäft
ist zudem selten erkennbar, woher genau ein Nahrungsmittel stammt und wie es
angebaut wurde. Diese Anonymität durch die Abtrennung der „Verbraucher“ von
den „Produzenten“ macht zweifelhafte landwirtschaftliche und gartenbauliche
Methoden möglich wie den Einsatz von Pestiziden und synthetischen Dünge-
mitteln, die Nutrient Film Technique (Piorr 2011), bei der Gemüsepflanzen in
einer Nährlösung anstatt im Boden wachsen, die Massentierhaltung mit impor-
tierten, genmanipulierten Futtermitteln, die Verbauung ganzer Landstriche mit
Gewächshäusern (Löwenstein 2011) oder unwürdige Arbeitsbedingungen. Selbst-
versorgung aus dem eigenen Garten ist ein Weg mehr Verantwortung zu über-
nehmen für die eigene Ernährung und die (Umwelt-)Einflüsse, die sich daraus
ergeben. Whitefield (2010, S.3) schreibt dazu: „Wir brauchen nicht die komplette
Selbstversorgung anzustreben, aber jedes bisschen, das wir anbauen, heißt so viel
weniger, das den zerstörerischen Prozess der industrialisierten Nahrungs-
produktion durchläuft.“
Dem Gärtnern wird nachgesagt, dass es glücklich macht. In jedem Fall vermittelt
es einen Naturbezug und setzt den Gärtner frischer Luft, Bewegung und Sonnen-
schein aus – Faktoren, die üblicherweise als gesundheitsfördernd betrachtet
werden. Das Leben von und mit dem Garten orientiert sich am Jahresrhythmus
und gibt neben einem Bezug zur Natur auch einen Bezug zur eigenen Heimat.
Nicht nur die Diversität der (Kultur-)Pflanzen und der Ernährung ist im eigenen
Garten möglich – auch das Landschaftsbild profitiert von der vielfältigen Nutzung
6 Landwirtschaft auf Familienlandsitzen
34
der Familienlandsitze bzw. Gärten. Obst- und Gemüsegärten prägen eine Land-
schaft anders als großflächige Äcker und intensive Viehzucht. Vielfältig struktu-
rierte Landschaft mit Bäumen, Gärten, Feldern und Häusern wird meist als
schöner empfunden als großflächig monoton strukturierte Landschaft. Die Vielfalt
und Schönheit von Obst- und Gemüsegärten spiegelt die Vielfalt der Ernährung,
die daraus hervorgeht.
6.2 Waldgärten
Ein Waldgarten ist ein Garten, der nach dem Vorbild eines natürlichen Waldes
angelegt ist. Er besteht aus drei Schichten: der Baum-, Strauch- und Krautschicht
(vgl. Abb. 6).
Für die drei Schichten
werden essbare Pflanzen
gewählt. Die Baumschicht
besteht aus Frucht- und
Nussbäumen, Beerenobst und
Nüsse bilden die Strauch-
schicht, mehrjährige oder sich
selbstaussäende Kräuter und
Gemüse wachsen in der
Krautschicht. So ergibt sich
ein vielfältiger, artenreicher und produktiver Garten (vgl. Tab. 2, S.35).
Viele Gärten, besonders Kleingärten, haben eine ähnliche Zusammenstellung an
Pflanzen wie Waldgärten. Der Unterschied besteht darin, dass im Waldgarten ver-
schiedene Pflanzen auf der gleichen Fläche angebaut werden und so auch vertikal
und im Jahresverlauf jede Nische genutzt wird. In einem Waldgarten in mittel-
europäischem Klima ist das Sonnenlicht der begrenzende Faktor, der bei der
Anlage berücksichtigt wird. In einem natürlichen Wald folgt das Wachstum der
Pflanzen einem Rhythmus, der jeder Schicht ihren Anteil an Sonnenlicht sichert.
Die bodennahe Vegetation ist die erste, die im Frühjahr ihre Blätter entfaltet und
blüht bevor die Strauchschicht austreibt. Diese nutzt die Zeit bevor die Bäume das
Blätterdach schließen. Dasselbe Prinzip wird auch in einem Waldgarten genutzt.
Abb. 6: Waldgartenschichten ( nach
http://www.sovereignliberty.com/wp-content/uploads/
2012/06/ forest-garden-layers1.jpg 07.12.2012 )
6 Landwirtschaft auf Familienlandsitzen
35
Während der gesamten Vegetationsperiode ist mindestens eine Schicht auf der
Höhe ihrer Entwicklung. Die Erntesaison beginnt wesentlich eher als in einem
klassischen Gemüsegarten, da die mehrjährigen Kräuter und Gemüse nach der
Winterruhe schon austreiben, während einjähriges Gemüse noch als Samen in der
Tüte liegt. Beeren, Früchte und Nüsse folgen im Verlauf des Jahres in genau der
Reihenfolge, in der sie für den Menschen ihre gesundheitsfördernde Wirkung am
besten entfalten. Wenn das Angebot an (Blatt-)Gemüse im Laufe des Sommers
abnimmt, setzt der Hauptertrag des Gemüsegartens ein, sodass sich beide
ergänzen um über einen langen Zeitraum frisches Gemüse zu bieten.
Tab. 2: Auswahl möglicher Arten für einen mitteleuropäischen Waldgarten (Hart 1992 ,
Whitefield 2010, Strauß 2011)
Anmerkung: Die Unterscheidung zwischen Gemüsen und Kräutern ist eher fließend. Vor
der Einführung exotischer – heute selbstverständlicher – Gemüsesorten wie Gurken und
Tomaten wurde jedes essbare Wildkraut als Gemüse genutzt (Hart 1992, Storl, Pfyl
2008).
Verschiedene essbare holz- und bodenbewohnende Pilze können ebenfalls im Waldgarten gedeihen (Whitefield 2010).
Einer der Kerngedanken des Waldgartens ist es, nicht nach einer maximalen Ernte
einer Pflanze zu streben, sondern nach einem vielfältigen, gesunden und produk-
tiven Ökosystem. Der mengenmäßige Ertrag eines Johannisbeerstrauchs im Halb-
schatten eines Waldgartens ist wahrscheinlich geringer als der eines einzeln
Bäume Sträucher (Wild-)Gemüse (Wild-)Kräuter
Apfel Blaubeere Beinwell Bärlauch
Baumhasel Brombeere Echter Meerkohl Brennnessel
Birne Felsenbirne Feldsalat Labkraut
Eberesche Gojibeeren/Bocksdorn Guter Heinrich Liebstöckel
Maulbeere Hagebutte Mangold Löwenzahn
Mirabelle Hasel Melde Melisse
Mispel Himbeere Postelein/Winterportulak Milzkraut
Pfirsich Holunder Sibirischer Portulak Minze
Pflaume Johannisbeere Weißer Gänsefuß Sauerampfer
Quitte Schlehe Vogelmiere
Sauerkirsche Sibirische Kiwi Wegerich
Süßkirsche Stachelbeere Wegwarte
6 Landwirtschaft auf Familienlandsitzen
36
stehenden oder in Monokultur angebauten Strauchs. Die Gesamternte des Wald-
gartens an einer Vielfalt von Produkten wird jedoch höher sein. Dazu kommt,
dass der Waldgarten nur einen geringen Arbeitsaufwand macht, keinen Input an
Dünger und Pflanzenschutzmitteln erfordert und qualitativ hochwertigere
Produkte hervorbringt. Die Vielfalt, die ein Waldgarten bieten kann, entspricht
den Bedürfnissen einer Familie zur Selbstversorgung auf einem Landsitz eher als
eine einseitig produktive Landwirtschaft.
Die Arbeiten in einem Waldgarten können das Beschneiden der Bäume, das
Mulchen und die Pflege besonders erwünschter Pflanzen beinhalten. Selbst wenn
er intensiv gepflegt wird, macht ein Waldgarten jedoch weniger Arbeit als andere
Gartenformen. Ein Grund dafür ist, dass nicht umgegraben wird. Auf diese Weise
bleiben die Bodenstruktur, das Bodenleben und die ganzjährige Bodenbedeckung
erhalten. Um Verdichtung des Bodens zu vermeiden, sollte der Waldgarten auf
Pfaden und Trittsteinen betreten werden. Die Nutzung von mehrjährigen und
selbstaussäenden Pflanzen ist ein weiterer Grund dafür, dass ein Waldgarten
wenig Arbeit verursacht. Das Anlegen erfordert zwar gründliche Planung und
macht Aufwand, wird aber nur einmal in Jahrzehnten unternommen. Ein dritter
Punkt ist die Vielfalt der Pflanzen, die eine Ausbreitung von Schädlingen
erschwert, was Maßnahmen gegen diese weitgehend unnötig macht (Hart 1992,
Whitefield 2010).
Bewaldung ist ein hervorragender Schutz vor Erosion. Die Entwaldung einer
Landschaft geht immer mit einem Verlust an Bodenfruchtbarkeit einher. Ein ein-
drückliches Beispiel dafür ist der einst bewaldetet Mittelmeerraum, der die grie-
chische und römische Kultur hervor gebracht hat. Deren Untergang hing nicht
zuletzt mit der Entwaldung und Erosion der fruchtbaren Hänge zusammen
(Montgomery 2010).
Den Boden zu pflügen oder umzugraben, zerstört die komplexe Struktur der Erde
und führt zu einem Eintrag von Sauerstoff, wodurch ein Abbau von Humus ausge-
löst wird. Vor allem das Bodenleben leidet unter der wendenden
Bodenbearbeitung, da Organismen, die die obere Schicht des Bodens bewohnen
nach unten befördert werden und umgekehrt. Durch die im Waldgarten nicht
vorhandene Bodenbearbeitung und die dauerhafte Bedeckung ist der Aufbau einer
mächtigen Schicht fruchtbaren Oberbodens möglich. Sir Albert Howard erkannte
6 Landwirtschaft auf Familienlandsitzen
37
Abb. 7: Das Sonnendiätdreieck der
Rohkost-Ernährung (aus Wolfe 2001, S.92)
„den Waldboden als die makelloseste Veranschaulichung eines natürlichen
Maßstabes von Bodenfruchtbarkeit.“ (Howard, L. 1956, S.165).
Ein Waldgarten als einer der Hauptnahrungslieferanten auf dem Landsitz hat
einen erheblichen Einfluss auf die Art der Ernährung. Früchte, Nüsse und Blatt-
gemüse stellen den Hauptertrag dar. Interes-
santerweise stimmt diese Zusammenstellung
mit dem für eine Rohkost-Ernährung empfoh-
lenen Sonnendiät-Dreieck überein (vgl. Abb.
7). Eine Ernährung, die reich an diesen
Lebensmitteln ist, ist sehr gesundheits-
fördernd, da sie in ihrer Zusammensetzung
dem natürlichen Bedarf des Körpers an Nähr-
und Vitalstoffen entspricht (Hart 1992,
Walker 2000, Wolfe 2001).
6.3 Gemüsegärten
Neben dem Lebenden Zaun, dem Waldgarten und dem Obstgarten liefert der
Gemüsegarten eigenes Gemüse, Kartoffeln und Kräuter nach dem Geschmack der
Familie. Es lohnt sich, den Gemüsegarten in sich und in seiner Position auf dem
Landsitz sinnvoll anzulegen und dabei Permakultur-Prinzipien anzuwenden. Eine
Zonierung des Grundstücks nach der Intensität der Nutzung verschiedener
Bereiche hilft, kurze Wege zu häufig genutzten Bereichen wie dem Gemüsegarten
zu realisieren. Die vorhandenen Ressourcen, Stärken und die natürliche Entwick-
lung (Sukzession) des Landes zu berücksichtigen, gehört zur Planung nach
Permakultur-Prinzipien ebenso wie geschlossene Stoffkreisläufe. Die Stabilität
des ganzen Systems wird durch den Mehrfachnutzen jedes Elements und die
Erfüllung jedes Nutzens durch mehrere Elemente erreicht (Mollison, Holmgren
1984). So erfüllt nicht nur der Gemüsegarten die Aufgabe Nahrung hervor-
zubringen, sondern auch der Lebende Zaun, der Waldgarten, die Wildpflanzen
und die Bienenhaltung. Der Lebende Zaun hat mehrere Funktionen wie die
Begrenzung des Landsitzes, Wind- und Sichtschutz, Lebensraum für Tiere,
Nahrung für Menschen und Tiere, Holz und einen schönen Anblick zu bieten.
6 Landwirtschaft auf Familienlandsitzen
38
Auch der Gemüsegarten erfüllt neben seiner offensichtlichen Hauptaufgabe
weitere Funktionen: Zusätzlich zum Gemüse können Kräuter und Heilpflanzen,
Blumen und Saatgut gewonnen werden. Der Anblick und die Arbeit in einem
ansprechend gestalteten Garten können eine Quelle von Entspannung in Inspi-
ration sein. Vor allem aber ist die Gestaltung des Gartens selbst und das Experi-
mentieren mit verschiedenen Methoden aus Gartenbau und Permakultur eine
Möglichkeit Kreativität einzusetzen und dauerhaft zu lernen. Gärtnern ist kreativ,
das heißt schöpferisch. Die Steigerung und Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit
stellt die Grundlage des Gartenbaus dar. Sie bietet eine Vielfalt von Ansätzen, aus
denen die für das konkrete Stück Land und die jeweilige Familie geeigneten
Methoden durch Probieren ausgewählt werden können.
„…landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit hängen mehr an
der Kreativität des Gärtners und seinem Verständnis der Natur als an der
Menge der eingesetzten Arbeit. (…) ein sinnvoll gestaltetes Agrar-
Ökosystem kann selbsterhaltend und produktiv sein bei minimalem Einsatz
an Arbeit und anderen Ressourcen.“ (Sharashkin 2008, S.239 nach Megre
2006)
Einige Methoden, Fruchtbarkeit und Produktivität eines Gartens zu fördern, sind
die folgenden:
Kompost bietet eine Möglichkeit alle organischen Abfälle aus Garten, Küche und
Toilette zu fruchtbarem Humus umzuwandeln, der nicht nur Nährstoffe bietet,
sondern auch durch die Förderung des gesunden Bodenlebens eine positive
Wirkung auf die Pflanzen und die Qualität der Ernteprodukte hat (Fuchs 2007).
Eine andere Variante ähnliches zu erreichen ist die Herstellung von Bokashi.
Hierbei werden die organischen Abfälle – ähnlich wie Sauerkraut – unter Luft-
abschluss und einer Zugabe von Effektiven Mikroorganismen fermentiert,
wodurch die Nährstoffe innerhalb von drei bis sechs Wochen wieder pflanzen-
verfügbar werden und zusätzlich Mikroorganismen in den Boden eingebracht
werden, die das Pflanzenwachstum fördern und Krankheiten hemmen (Lorch
2006).
Mulch stellt eine Methode dar, für die keine Zubereitung des organischen
Materials nötig ist. Die Materialien werden schlicht auf und zwischen den Beeten
ausgebreitet und verrotten dort. Dadurch ist eine kontinuierliche Nährstoffzufuhr
gegeben. Durch die Beschattung der Erde und den ständigen Nachschub an
6 Landwirtschaft auf Familienlandsitzen
39
organischem Material profitiert das Bodenleben. Auch der Feuchtigkeitshaushalt
bleibt stabiler als ohne Bedeckung. Kretschmann (2001) berichtet ausführlich
über seine Erfahrungen mit Mulch. Dreimal jährlich brachte er eine dicke Schicht
aus Heu oder Laub auf seinen Gemüsebeeten aus. In Bodenuntersuchungen über
zehn Jahre hinweg konnte eine Steigerung des Humusgehalts unter der Mulch-
decke von im Mittel 4,45% auf 5,86% festgestellt werden, womit der Boden als
stark humos gilt. Auch der Gehalt an Phosphor und Kalium erhöhte sich.
Kretschmann nennt Wasserersparnis, aktives Bodenleben, wenig Beikräuter,
Arbeitserleichterung und gesunde, wohlschmeckende, lange lagerfähige Ernte-
produkte als Vorteile des Mulchens (vgl. auch Hennig 2011, S.64f).
Auf das Umgraben verzichten viele Anwender alternativer Gartenbaukonzepte.
Die Aktivität des Bodenlebens – vor allem der Regenwürmer – eines ungestörten,
mit Humus versorgten Gartenbodens ersetzt diese Arbeit. Die negativen Auswir-
kungen, wie der Humusabbau durch die Belüftung des Bodens und der Verlust an
Bodenorganismen und Kapillaren durch das Umwälzen der Erde, können so ver-
mieden werden.
Die Anwendung von Gesteinsmehl – z.B. als Zugabe zum Kompost – führt
Mineralien und Spurenelemente zu. Das Risiko eines Überangebots eines
einzelnen Elements, das die Aufnahme eines anderen behindert, wie es bei der
Behandlung mit wasserlöslichen Nährsalzen vorkommt, wird dabei umgangen.
Laut Hennig (2011) führt Steinmehl zu gesundem Wachstum, gutem Geschmack
und langer Haltbarkeit bei Obst und Gemüse. Bienen bevorzugen mit Steinmehl
gedüngte Trachtpflanzen. Tonminerale wie Bentonit haben eine vergleichbare
Wirkung und eine hohe Fähigkeit Ton-Humus-Komplexe zu bilden und den
Boden bindiger zu machen. Kretschmann (2001) beschreibt, dass mithilfe von
Mergel – kalkhaltigem Lehm, der an vielen Orten im Untergrund vorkommt –
Sandboden dauerhaft verbessert werden kann. Holzasche bringt ebenfalls
Mineralien ein (Heynitz 1985) und auch Algen können dazu dienen.
Laufenten sind nützliche Helfer gegen Nacktschnecken. Mischkulturen bilden bei
gezielter Sortenwahl eine stabile Gemeinschaft auf dem Beet und unterstützen
sich gegenseitig. Der Garten kann auf verschiedene Weisen angelegt werden: als
Bauerngarten in geometrischen Formen, in Hoch- oder Hügelbeeten, in geraden
Reihen, geschwungenen Formen oder urwüchsig wild. Einzelne Elemente wie
6 Landwirtschaft auf Familienlandsitzen
40
eine Kräuterspirale können den Garten bereichern. Ein Gewächshaus erweitert
den Zeitraum, in dem kälteempfindliches Gemüse angebaut und geerntet werden
kann.
Auch im Winter können geeignete Sorten frisch geerntet werden. Dazu gehören
Feldsalat, Champignons, Grünkohl, Rosenkohl, Pastinaken, Porree, Schwarz-
wurzeln, Topinambur, Wirsing, Chicorée und Portulak (Lübker 2012a,b). Durch
die Haltbarmachung lässt sich das Angebot an Lebensmitteln vom eigenen Land
im Winter sehr erweitern. Trocknen, sauer einlegen, einkochen und einfrieren
bieten sich dafür an. Eine arbeits- und energiesparende Methode, bei der die
Inhaltsstoffe geschont werden, ist die Frischlagerung. In kühlen Kellern und
Vorratsräumen lassen sich Obst und Gemüse je nach Sorte bis zu mehreren
Monaten lagern. Entscheidend für die Lagerung sind die Temperatur und die Luft-
feuchte im Lagerraum, sowie die Qualität der zu lagernden Früchte und Gemüse.
Die Temperatur in Lagerkellern liegt im Winter um +5°C, im Sommer um +10°C.
Bei diesen Temperaturen ist eine Lagerung über Winter möglich bis der Garten
im kommenden Jahr frische Ernte bietet. Wegen des hohen Wassergehalts der
Früchte, der „über ihre Zellen mit der Lagerluft in Verbindung steht“ (Lorenz-
Ladener 1993, S.9), wird eine hohe Luftfeuchte von 85 bis 90% angestrebt. Zur
Lagerung geeignet sind unbeschädigte und zum richtigen Zeitpunkt geerntete
Erzeugnisse. Große Früchte halten sich länger frisch als kleine, da sie eine relativ
geringere Oberfläche haben. Bis zu einem Jahr sind Nüsse lagerfähig, wenn sie
trocken und kühl gelagert werden. Lorenz-Ladener (1993) beschreibt Anleitungen
für den Selbstbau von Lagerkellern.
Im Frühjahr, wenn das Angebot an Eingelagertem knapper wird, bieten die ersten
Wildkräuter frische Nahrung lange bevor das Gartengemüse reift.
6.4 Wildpflanzen
Wildpflanzen gehörten in der Geschichte der Menschheit von jeher zu Ernährung.
Jede Kulturpflanze stammt ursprünglich von Wildpflanzen ab und die wilden
Verwandten sind meist ebenso essbar wie die kultivierten Sorten. Die Züchtung
zur Kulturform erfolgte meist im Hinblick auf Größe und leichteren Anbau. Der
charakteristische, intensive Geschmack und wertvolle Inhaltsstoffe der kleineren
6 Landwirtschaft auf Familienlandsitzen
41
Wildpflanzen verringerten sich dabei. Der Geschmack der meisten Menschen ist
heute an einen milden, wenig ausgeprägten Eigengeschmack der Lebensmittel
gewöhnt. Mit der Bereitschaft sich auf die „wilden Geschmacksnoten“
(Fleischhauer 2004, S.9) einzulassen, stellen Wildpflanzen daher ein besonderes
Geschmackserlebnis dar. Mit dem Verlust des Aromas der Pflanzen ging auch ein
Verlust an Nährstoffen einher. Mineralien, Spurenelemente, Vitamine und
Eiweiße sind in Wildpflanzen in erheblich höherer Menge vorhanden als in
Kulturgemüse. Tabelle 3 zeigt, dass die Werte im Durchschnitt anderthalb bis vier
mal so hoch liegen. Auch Bitterstoffe, die den Stoffwechsel und die Produktion
von Magensaft anregen, Gallebildung und -abfluss fördern, appetitanregend und
verdauungsfördernd wirken, sind in Wildpflanzen enthalten (Reuss 1995 in
Fleischhauer 2004).
Tab. 3: Nährstoffgehalte von Kultur- und Wildgemüse pro 100g essbarer Anteil,
Durchschnittswerte von jeweils 12 bis 19 verschiedenen Sorten (Franke 1987 in Fleischhauer 2004)
Mineralien in mg Vitamin C
in mg
Provitamin A
(Carotin) in µg
Eiweiß
in g
Kultur-
gemüse
K P Mg Ca Fe
343 48,9 20,6 63,7 1,4
47,4 253 1,3
Wild-
gemüse
K P Mg Ca Fe
584 82 60 238 4,1
209 588 4,55
In Kriegs- und Notzeiten war die Nutzung von essbaren Wildpflanzen sehr ver-
breitet und ihr gesundheitlicher Wert teilweise bekannt. So empfiehlt zum
Beispiel Gramberg (1946) den Verzehr von Wildgemüse und gibt Rezepte an.
Nach dem Zweiten Weltkrieg und spätestens seit den sechziger Jahren ist mit dem
Wirtschaftsaufschwung die Nutzung stark zurückgegangen. Heute finden die
intensiven Aromen der Wildkräuter als exklusive Delikatessen Einzug in
6 Landwirtschaft auf Familienlandsitzen
42
Gourmetrestaurants. „Exklusiv“ sind sie jedoch vor allem, weil das Wissen über
ihre Nutzung in der Bevölkerung kaum noch bekannt ist.
Tatsächlich sind Wildgemüse oder Wildkräuter weit verbreitet und fast überall
kostenlos zu finden. Da sie von selbst wachsen, ist kein Anbau, sondern nur die
Ernte nötig. Sie sind an das regionale Klima angepasst und sehr robust. Während
für Kulturgemüse häufig unter großem Aufwand an Arbeit, Energie, Dünge-
mitteln und Pestiziden die Umwelt an die Pflanze angepasst wird, lassen sich mit
Wildpflanzen vorhandenen Ressourcen nutzen. Nach Niklas (1999 in
Fleischhauer 2004) benötigten Sammler in der Steinzeit höchstens drei Stunden
täglich um ihre Nahrungsversorgung zu sichern. Auch mit dem Beginn des
Anbaus von Nutzpflanzen blieben Wildgemüse eine wertvolle Zweiternte. Ein
Grund für ihre Bedeutung ist unter anderem, dass die Wildpflanzen schon früh im
Jahr zu finden sind, wenn die Vorräte vom Vorjahr zur Neige gehen und Äcker
und Gemüsegärten noch nichts Frisches liefern.
Aufgrund ihrer Vielfalt sind essbare Wildpflanzen eine große Bereicherung für
die Ernährung. Die „Enzyklopädie der essbaren Wildpflanzen“ (Fleischhauer
2004) zählt 1500 Arten in Mitteleuropa auf, in „Essbare Wildpflanzen“
(Fleischhauer et al. 2008) sind 200 Arten zu finden, die in Deutschland
vorkommen. In „Nutzbare Wildpflanzen“ (Tubes 2012) sind über 70 Arten ange-
führt. Das Spektrum beinhaltet Kräuter, Sträucher und Bäume, von denen je nach
Art Blätter, Blüten, Wurzeln oder Früchte essbar sind. Die übliche, auf landwirt-
schaftlichen Produkten beruhende Ernährung dagegen, ist heute von weltweit nur
30 Pflanzenarten abhängig. Sie liefern 95% der Kalorien, wovon über die Hälfte
von nur drei Kulturpflanzen stammt: Weizen, Mais und Reis (Frühschütz 2012).
Jede Pflanzenart nimmt aus dem Boden verschiedene Stoffe in verschiedener
Menge auf. Die Verwendung einer Vielfalt an Nahrungspflanzen ist daher günstig
um den Körper mit allen nötigen Nährstoffen zu versorgen.
Geerntet werden können Wildkräuter in Wäldern und Gehölzen, auf Wiesen, an
Bachläufen und praktisch allen unbelasteten natürlichen und anthropogen gepräg-
ten Biotopen. Säume sind wie alle Übergangszonen besonders produktiv und
artenreich. Auf Familienlandsitzen sind geeignete Bedingungen für das Sammeln
von essbaren Wildpflanzen gegeben. Der Waldgarten, der Lebende Zaun um das
Grundstück, Wiesen und andere Biotope und deren Übergänge bieten Raum für
6 Landwirtschaft auf Familienlandsitzen
43
eine Vielzahl an Arten. Da die Familie auf dem Landsitz lebt, kann jederzeit
frisch geerntet werden. Durch den engen und häufigen Kontakt mit der Natur
festigt sich das Wissen darüber, welche Teile von welcher Pflanzenart zu welcher
Jahreszeit nutzbar sind. Durch die naturnahe, ökologische Bewirtschaftung des
Landes kann eine Belastung mit z.B. Pestiziden ausgeschlossen werden. Die
Wildpflanzen stellen in Verbindung mit dem Gemüse- und Obstgarten einen
Hauptteil der Nahrung bereit (Fleischhauer 2004).
6.5 Bienenhaltung
„Der Gewinn an Honig und Wachs ist nicht der Hauptzweck der
Bienenzucht, (…). Der Hauptzweck ist die Befruchtung der Blumen und
die Förderung reicher Ernten.“ (C.C.Sprengel in Hobos 2012)
Auf den Familienlandsitzen liefern die Bienen Honig und tragen zur Selbst-
versorgung der Bewohner bei. Auch Wachs, Pollen, Propolis und Gelée Royale
können wertvolle Bienenprodukte sein. Neben dem offensichtlichen Nutzen des
Honigs liegt eine weitere Aufgabe der Bienen in der Blütenbestäubung. Die
Bestäubung durch Honigbienen hat einen so großen Wert, dass man sie sogar als
Hauptaufgabe der Bienen und den Honiggewinn als willkommenen Nebeneffekt
bezeichnen kann (Thun 2000). Viele wild lebende Insekten bestäuben Blüten,
jedoch machen verschiedene Faktoren die Honigbienen zu besonders effizienten
Bestäubern – unter anderem ihre Behaarung, an der reichlich Pollen haften bleibt,
die Blütenstetigkeit, d.h. die Angewohnheit dieselbe Pflanzenart zu befliegen,
solange diese Nektar gibt, und die große Volksstärke schon im Frühjahr
(Bienefeld 2012).
71 der 100 wichtigsten Nutzpflanzen weltweit werden von Honigbienen bestäubt.
Einige dieser Pflanzen produzieren ohne die Bienenbestäubung gar keine Früchte.
Viele andere bringen durch die gründliche Bestäubung mehr und besser keim-
fähige Samen hervor, was die Pflanze dazu anregt auch mehr Fruchtfleisch zu
produzieren (UNEP 2010). Die Bestäubung durch Bienen wirkt sich beispiels-
weise bei Äpfeln positiv auf Fruchtgewicht und -größe sowie Zucker- und Säure-
gehalt aus. Der Ansatz von mehr Samen führt neben mehr Fruchtfleisch auch zu
einem höheren Kalziumgehalt der Früchte. Bienenbestäubung sorgt auch bei
Pflanzen, die nicht von ihr abhängig sind – wie Raps – für eine gleichmäßigere
6 Landwirtschaft auf Familienlandsitzen
44
Reife (Bienefeld 2012). Allgemein gedeihen Obstbäume besser in Gegenden mit
Bienenhaltung (Steiner 1988, S.146).
Das Bienensterben oder Colony Collapse Disorder beschreibt die ungewöhnliche
Schwächung vieler Bienenvölker und die höhere Völkersterblichkeit, die im
letzten Jahrzehnt vor allem in Europa und Nordamerika auftrat (UNEP 2010). Die
Qualität der Umwelt hat einen erheblichen Einfluss auf die Vitalität der Bienen-
völker. Die Zerstörung und Zerstückelung natürlicher Lebensräume, die mit einer
Verringerung des Nahrungsangebots für Honigbienen und andere blüten-
bestäubende Insekten einhergeht, beeinträchtigt die Bienen ebenso wie der
Einsatz von Chemikalien in der Landwirtschaft und in Gärten. Insbesondere
systemische Insektizide, die von der Pflanze aufgenommen werden und in allen
Pflanzenteilen wirken, und Kombinationen verschiedener Mittel, deren
Wirkungen sich gegenseitig verstärken, stellen Risiken für Bienen dar. Auch die
Praxis der Imker Pestizide (z.B. gegen Milben) und Antibiotika im Bienenstock
anzuwenden, ist mit der Völkersterblichkeit verknüpft (Haubruge et al. in UNEP
2010). Die Versorgung der Bienen mit hochwertigem Pollen spielt eine
entscheidende Rolle für die Aufzucht der Larven. Bestimmte Kulturen, z.B.
Sonnenblumen, und großflächige Monokulturen liefern nicht die nötige
Zusammensetzung an Pollen. Der Transport von Bienenvölkern – vor allem in
den USA üblich – ist häufig von einer Sterblichkeit der Völker bis zu 10%
begleitet. Luftverschmutzung hemmt die Fähigkeit der Insekten Nahrungsquellen
ausfindig zu machen. Eingeschleppte Arten wie die Varroa-Milbe verstärken den
Schädlingsdruck (UNEP 2010).
Bienenkrankheiten sind Faktorenkrankheiten (Bienefeld 2012), das heißt sie sind
nicht auf eine einzelne Ursache zurückführbar, sondern spiegeln die Menge der
Umweltbelastungen, denen die Bienen ausgesetzt sind. Um gesunde Bienen zu
halten, sind folglich die Art der Haltung und die Qualität der Umwelt ent-
scheidend. Das Bienenvolk, das als reiner Honigproduzent gehalten und durch
Züchtung zu immer höherer Leistung getrieben wird, zeigt Schwächung und
Krankheitsanfälligkeit (Thun 2000).
Familienlandsitze und Landsitz-Siedlungen bieten durch die Vielfalt an Tracht-
pflanzen und die natürliche Bewirtschaftung des Landes eine geeignete Umwelt
für Bienen. Die große Pflanzenvielfalt bietet die Pollen, die die Grundlage für
6 Landwirtschaft auf Familienlandsitzen
45
eine ausgewogene Versorgung der Larven sind. Naturnahe oder wesensgemäße
Bienenhaltung trägt ebenso dazu bei, den Bienen optimale Bedingungen zu geben.
Im Gegensatz zu den in konventioneller Imkerei häufig verwendeten Styropor-
beuten werden dabei Bienenstöcke aus Naturmaterialien verwendet. Die Bienen-
stöcke sind auf den Landsitzen standortfest, d.h. es findet keine Wanderung statt.
Die natürliche Vermehrungsweise der Bienenvölker, das Schwärmen, wird zuge-
lassen und der Naturwabenbau wird ermöglicht durch die Verwendung geeigneter
Beuten ohne Rähmchen und künstliche Mittelwände. Es werden keine künstlich
gezüchteten Königinnen und Drohnen eingesetzt. Die Bienen überwintern auf
eigenem Honig, entnommen werden nur die Überschüsse. Die Behandlung des
Volkes oder der Umgebung mit Chemikalien entfällt. Auf den Einsatz von Rauch
bei der Arbeit am Bienenstock wird verzichtet, da dieser die Bienen in einen
Zustand von Stress versetzt.
Die Umstellung auf naturnahe Bienenhaltung kann einige Jahre in Anspruch
nehmen und fließend erfolgen, da die Bienenvölker durch die konventionelle
Behandlung beeinflusst sind und ihre natürlichen Verhaltensweisen und Gesund-
heit erst mit der Zeit wiedererlangen. Bei dieser Art der Haltung steht nicht der
Honigertrag im Zentrum. Es ist eine deutlich geringere Honigernte zu erwarten als
die durchschnittlichen 40kg pro Volk und Jahr bei konventioneller Imkerei
(Bienefeld 2012). Der Arbeitsaufwand ist reduziert, da die im Frühjahr und
Sommer wöchentliche Schwarmverhinderung, der Austausch von Rähmchen und
Mittelwänden und weitere Arbeiten entfallen. Beim Naturwabenbau ist die
Anschaffung einer Honigschleuder nicht nötig, was Kosten und Stauraum spart.
Die positiven Auswirkungen der Bienenbestäubung können sich auf dem
Familienlandsitz entfalten und die Qualität des Honigs aus naturnaher Bienen-
haltung übertrifft die von auf konventionelle Weise erzeugtem Honig.
7 Schlussfolgerungen & Ausblick
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7 Schlussfolgerungen & Ausblick
Familienlandsitz-Siedlungen sind eine Verkörperung der Nachhaltigkeit. Durch
diese Art von Siedlung lassen sich ökologische Probleme lösen. Es wird
naturverträglich gewirtschaftet und die Landsitze bieten den nötigen Raum für
glückliche Familien, die die Grundlage einer harmonischen Gesellschaft sind.
Die Lebensqualität auf Familienlandsitzen ist sehr hoch: Auf dem Landsitz ist ein
wirkliches „Leben im Grünen“ möglich. Im Gegensatz zu konventionellen
Eigenheimen erschaffen die Bewohner in Landsitz-Siedlungen ihre eigene Oase,
die mit den Jahren und Jahrzehnten immer weiter heranwächst. Ein Wald und
vielfältige, naturnahe Ökosysteme schließen dann die Lichtungen ein, auf denen
die Häuser stehen und Gemüsegärten gedeihen. Das Leben auf dem
Familienlandsitz ist ein Leben in direktem Naturkontakt. Lokale Lebensmittel und
Produkte werden genutzt und wertgeschätzt, die Jahreszeiten in vollem Umfang
erfahren. So bildet sich auch eine engere Beziehung zur eigenen Heimat heraus
und der Wunsch das Land, die Natur und die Lebensgrundlagen sorgsam zu
behandeln und zu erhalten, tritt stärker zu Tage. Ein großer Teil der Arbeit findet
direkt auf dem Landsitz und mit den Familienmitgliedern statt. So wird mehr Zeit
in den Familien verbracht, als es bei einem außerhalb ausgeübten Beruf der Fall
wäre. Das Pendeln von und zur Arbeit entfällt und damit Stress, Zeitaufwand und
Energieverbrauch. Stattdessen befinden sich die Menschen fast ständig in ihrem
selbstgeschaffenen Raum der Liebe (vgl. Megre 1996-2011). Bei dieser Art von
Lebensführung gibt es keine scharfe Trennung zwischen „arbeiten“ und dem Rest
des Lebens. Landwirtschaft, Naturschutz und Leben finden auf
Familienlandsitzen und in Landsitz-Siedlungen gleichzeitig und auf derselben
Fläche statt. Alle Bedürfnisse, sowohl der Menschen als auch der Natur, werden
erfüllt und das Land gleichzeitig effektiv genutzt. Die vorgeschlagenen Methoden
zur Schließung der Stoffkreisläufe und Erzeugung von Lebensmitteln, fördern den
gesunden Ablauf des Naturhaushalts. Gleichzeitig fördern sie das Verständnis in
den Menschen für ebendiese Vorgänge, sodass ein Beibehalten und Verbessern
der Methoden in Zukunft wahrscheinlich ist. Robin (2012) schlägt vor, Landwirte
(die agrarökologisch wirtschaften) sollten die gleiche Anerkennung für ihre Arbeit
erhalten wie z.B. Ärzte. Das Werk von Menschen, die ein Stück Land pflegen, die
7 Schlussfolgerungen & Ausblick
47
Fruchtbarkeit des Bodens erhalten und wertvolle Lebensmittel erzeugen, ist von
großer Bedeutung und sollte entsprechend wertgeschätzt werden. Diese Art von
Landwirten – die auch auf Familienlandsitzen zu finden sind – erwirtschaften
Nahrungsmittel, die in der Lage sind wirkliche Gesundheit zu vermitteln, und
tragen zur Erhaltung der Lebensgrundlagen auf der Erde bei. In Familienlandsitz-
Siedlungen können mehr Menschen auf dem Land leben und arbeiten,
hochwertige Lebensmittel und Produkte in Handarbeit herstellen und in den
Genuss eines friedlichen und naturnahen Lebens kommen. Eine Familie, die einen
Familienlandsitz anlegt, hinterlässt ihren Nachkommen einen paradiesischen
Garten, der auf Jahrhunderte die Grundbedürfnisse der Menschen sichern kann.
Auf diese Weise wird eine Grundlage für dauerhafte Sicherheit, Unabhängigkeit
und Freiheit für die Familie geschaffen.
Familienlandsitz-Siedlungen stellen ein Zukunftsmodell dar, mit dessen
Umsetzung heute begonnen wird. Es ist allgemein bekannt, dass die gegenwärtige
Lebensform der Menschheit gravierende ökologische Auswirkungen hat, die nicht
dauerhaft tragbar sind. Wirtschaftliche und soziale Instabilität – oder Schein-
Stabilität – kommen hinzu. Die Probleme sind in vielen Publikationen ausführlich
und ausreichend beschrieben worden. Mit gesundem Menschenverstand lässt sich
erkennen, dass ein „weiter wie bisher“ keine Option darstellt. Familienlandsitze
und Landsitz-Siedlungen stellen eine – wenn nicht die – Möglichkeit dar, für sich
selbst und die eigene Familie zu handeln und die Richtung zu ändern hin zu einem
naturnahen, nachhaltigen und lebenswerten Leben.
8 Zusammenfassung
48
8 Zusammenfassung
Die Arbeit erläutert das Konzept der Familienlandsitz-Siedlungen und betrachtet
die Bereiche Landwirtschaft und Stoffkreisläufe, um eine möglichst nachhaltige
und naturnahe Lebensform zu entwerfen.
Familienlandsitz-Siedlungen setzen sich aus Landsitzen von einem Hektar Größe
zusammen, die von jeweils einer Familie bewohnt und bewirtschaftet werden. Das
Land wird zu einem Großteil mit Bäumen bepflanzt. Es werden Hecken und
Teiche angelegt, sodass naturnahe und vielfältige Biotope entstehen. Die Betrach-
tungen zum Flächenverbrauch der Siedlungen zeigen, dass selbst in einem dicht
besiedelten Land wie Deutschland ausreichend landwirtschaftliche Fläche für
diese Vision vorhanden ist. Eine Familienlandsitz-Siedlung ermöglicht durch die
Schaffung nachhaltiger und produktiver Ökosysteme eine hohe Lebensqualität,
Naturschutz und nachhaltiges Wirtschaften. Die Probleme der Flächen-
versiegelung, die durch den üblichen Eigenheimbau entstehen, werden umgangen.
Die Landsitze erfüllen eine Vielzahl an Bedürfnissen der Familien: Sie bieten
Wohn- und Lebensraum, gesunde Lebensmittel und sinnerfüllte Arbeit. Leben,
Naturschutz und (Land-)Wirtschaft finden auf der gleichen Fläche statt. Dadurch
ist die Nutzung der Flächen sowohl effizient als auch ökologisch. Durch den
familiären Gartenbau lassen sich auf nachhaltige Weise auf den Landsitzen
ausreichend Nahrungsmittel für eine weitgehend pflanzliche Ernährung
produzieren.
Der Boden steht im Zentrum der nachhaltigen Landbewirtschaftung. Erhaltung
und Steigerung der Bodenfruchtbarkeit stellen die Grundlage für Wachstum und
Widerstandsfähigkeit der Pflanzen dar. Die Bodenfruchtbarkeit wird durch die
Schließung der Stoffkreisläufe und die Rückführung der organischen Reststoffe
erreicht. Diese Wirtschaftsweise führt zu einem langfristigen Humusaufbau. Der
Humusanteil in Verbindung mit der Bodenbedeckung und Bewaldung verbessert
wiederum die Bodenstruktur und verhindert Erosion. Die Gesundheit von Boden
und Pflanzen trägt zu einem geringeren Arbeitsaufwand bei und überträgt sich auf
die von den Pflanzen lebenden Menschen und Tiere.
Eine Betrachtung des Nährstoff- und Wasserkreislaufs zeigt die Problematik von
Nährstoffverlusten, Abwässern und aufwändiger Klärtechnik. Die Verwendung
8 Zusammenfassung
49
von Wassertoiletten trägt einen beträchtlichen Anteil zu diesem Problem bei. Als
dezentrale Lösung wird daher die Funktionsweise von Komposttoiletten erläutert,
die ohne Wasserspülung ökologisch und geruchsfrei Ausscheidungen zu wert-
vollem Humus umwandeln. Pflanzenkläranlagen reinigen den Rest der leicht ver-
schmutzten Abwässer vor Ort auf dem Landsitz bzw. in der Siedlung. Die sorg-
fältige Kompostierung aller organischen Reststoffe sorgt für den Humusaufbau
und unterstützt gesundes Bodenleben.
Es werden die Umweltprobleme der konventionellen Landwirtschaft und die Vor-
teile einer biologischen Humuswirtschaft aufgezeigt. Die Landwirtschaft in
Familienlandsitz-Siedlungen geht jedoch weit über die biologischen Standards
hinaus: Eine Betrachtung der Agrarökologie gibt eine klarere Vorstellung von der
Wirtschaftsweise und Philosophie. Diese kleinbäuerliche, ökologische Landwirt-
schaft erreicht bei minimalen Inputs von Außen eine hohe Produktivität pro
Fläche.
Die Landwirtschaft auf Familienlandsitzen deckt in erster Linie den Eigenbedarf
der Familie an frischen, gesunden Lebensmitteln. Darüber hinaus können Über-
schüsse erzeugt werden. Die Selbstversorgung trägt zu einer vielfältigen
Ernährung, wirtschaftlicher Unabhängigkeit und einer naturnahen und öko-
logischen Lebensweise bei. In Waldgärten werden nach dem Vorbild der Natur
Früchte, Nüsse und Blattgemüse gewonnen. Gemüsegärten ergänzen das Angebot.
Durch die Nutzung nährstoffreicher, essbarer Wildpflanzen werden ohne zusätz-
lichen Anbau vorhandene Ressourcen genutzt. Die naturnahe Bienenhaltung auf
den Familienlandsitzen sichert die Bestäubung und damit auch den reichen Ertrag
der Obstbäume. Zusätzlich liefert sie wertvollen Honig.
Familienlandsitz-Siedlungen bieten Familien über viele Generationen einen
sicheren und lebenswerten Raum.
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Titelbild
Titelillustration von Aruna Palitzsch Schulz, Familienlandsitz-Siedlung Weda Elysia i.Gr.,
www.weda-elysia.de
Persönliche Erklärung
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Persönliche Erklärung
Hiermit erkläre ich,
Laura Kirsch, geb. am 12.08.1989,
dass ich die vorliegende Bachelorarbeit selbstständig verfasst und keine anderen
als die angegebenen Quellen benutzt sowie Zitate kenntlich gemacht habe. Aus
Quellen übernommene Tabellen und Abbildungen habe ich ebenfalls als solche
gekennzeichnet. Ich erkläre weiterhin, dass die Arbeit noch nicht im Rahmen
eines anderen Prüfungsverfahrens eingereicht worden ist.
Berlin, den 22.12.2012