far zu - United Nations Office at Geneva · 2015-02-19 · neutral bleiben wtlrde. Ich weies es aus...

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Dn. Hermann Rauschning* r Warnau,Port Xalthof Breie Stadt Danzig Z I I, I Torun 2R/~11.36 ,L?' - \!- be1 Sohwarta ,Bydgoeka 50 ,: 'I , \-, Lieber Herr ~ r o e t , Ihnen und Ihrer verehrten Oattin ein gutee Jahr 37, uns allen ein solchee. Ich hoffe, ee geht Ihnen leidlich. Xeine Arbeiten an der Uanzig-Schrift habe ioh vorlQufig ebenao wie die grossere abgebrochen. Is fehlt jeder wirksame ?msatzpunkt. Vielleicht komt er noch. Ein merkwardiger, unaeit- yem&aser Optirnismus zeigt sich in allerhand YreseeBueeerungen. 1st auch die Lage im Augenbliok fur Deutschland etwae prekgr. die Bedrohung wPchst von Tag au Tag. Ich echrieb ein paar AufaUtze, 61th werden und sind er- schienen. liner wird mit meinem Bis~enereoheinen. Ioh habe mich voreichtig gelusaert, aber far den awisohen den Zeilen Leaenden deutlich. Ich will nun ftlr die Ratstagung etwas Pro- grammatiache unter vollem Nahrnen ver8ffentlichen. Will es allein far mich tun, aber ich glaube unaerer gemsinsamen auf die Welee cun beoten zu dienen. Mur einr k8nnen Sie nicht an die Herren von der anderen Seite heran, est iet nun wirklich Oefahr im Verzug. Yan kann daa doah schlieeslioh nicht verbffentlichen, was Hitler eelbet geeagt hat, und tate man es, es wQrde doch jeder far Erfindung halten. Man liesst da und dort in der Eresae von der Bedrohung Brankreiche. Ea iot so, Ihnen habe ich ee erzllhlt, daee Hitlers erste Brage an mioh war, ob Polen bei einem Kriege gegen Brankreich neutral bleiben wtlrde. Ich weies es aus eeinem eigenen Uunde, doss er sich seine Ostpolitik als eiae, Preiwillig odes ge- zwungen gerneinsame nktion gegen Kueeland denkt, und zwar Besetzung der Handgebiete in 3Uden bis zum Kaukasue. Ich weiss, daes ihm eine L8aung des Orenzyroblems hier in der Gestalt der Exmittierung der gesamten polnischen Bev6lkerung voraohwebt und ale Orenze etwa die Ludendorflinie von 18 baw. Bug/~arew. Ich weiee, daas ihm ein r8lkieoherr Imperiupp vor-

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Dn. Hermann Rauschning* r

Warnau,Port Xalthof Breie S tad t Danzig

Z I I, I Torun 2R/~11.36

,L? ' - \!- be1 Sohwarta ,Bydgoeka 50 ,: 'I ,

\-,

Lieber Herr ~ r o e t ,

Ihnen und I h r e r verehr ten Oa t t i n e i n gutee Jah r 37, uns

a l l e n e i n solchee. Ich hoffe , ee geht Ihnen l e i d l i c h .

Xeine Arbeiten an de r Uanzig-Schrift habe ioh vor lQuf ig

ebenao wie d i e grossere abgebrochen. I s f e h l t j ede r wirksame

?msatzpunkt. V i e l l e i c h t k o m t e r noch. Ein merkwardiger, unae i t -

yem&aser Optirnismus z e i g t s i c h i n a l le rhand YreseeBueeerungen.

1st auch d i e Lage i m Augenbliok f u r Deutschland etwae prekgr.

d i e Bedrohung wPchst von Tag au Tag.

Ich echrieb e i n paar AufaUtze, 61th werden und s ind e r -

schienen. l i n e r wird m i t meinem Bis~en ereoheinen. Ioh habe

mich vo re i ch t ig ge lusae r t , aber f a r den awisohen den Zei len

Leaenden deut l ich . Ich w i l l nun f t l r d i e Ratstagung etwas Pro-

grammatiache unter vollem Nahrnen ver8f fen t l ichen . W i l l e s

a l l e i n f a r mich tun, aber i c h glaube unaerer gemsinsamen auf

d i e Welee cun beoten zu dienen. Mur einr k8nnen S i e n i c h t

an d i e Herren von de r anderen S e i t e heran, e s t i e t nun

wi rk l i ch Oefahr i m Verzug. Yan kann daa doah s c h l i e e s l i o h

n i ch t verbf fen t l ichen , w a s H i t l e r ee lbe t geeagt ha t , und tate

man es , e s wQrde doch j ede r f a r Erfindung ha l ten . Man l i e s s t

da und dor t i n d e r Eresae von der Bedrohung Brankreiche. Ea

i o t so, Ihnen habe i c h ee erzl lhl t , daee H i t l e r s e r s t e Brage

an mioh w a r , ob Polen b e i einem Kriege gegen Brankreich

n e u t r a l bleiben wtlrde. Ich weies es a u s eeinem eigenen Uunde,

doss e r s i c h se ine O s t p o l i t i k als e i ae , P r e i w i l l i g odes ge-

zwungen gerneinsame nkt ion gegen Kueeland denkt, und zwar

Besetzung de r Handgebiete i n 3Uden b i s zum Kaukasue. Ich

weiss, daes ihm e ine L8aung des Orenzyroblems h i e r i n de r

Ges t a l t de r Exmittierung der gesamten polnischen Bev6lkerung

voraohwebt und a l e Orenze etwa d i e Ludendorf l inie von 18 baw.

Bug/~arew. Ich weiee, daas ihm e i n r8lkieoherr Imperiupp vor-

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&hwebt m i t Einbesiehung Belgiens, Holland8 de r Bohwei); und

nooh e in igea Andere. Ioh habe vor al lem aue eeinem eigensn

Edunde zu wiederholten Yelen und i m engen Kreiae ee ins "fa-

natischenwBeteuerungen gehdr t t e r untersohreibe A 1 1 e e , e r ee i b e r e i t , jeden Vertrag zu sohl ieese , a l l e s eu ver-

spreehen, waa man wolle, um Zei t eu gewinnen. E r ha t e e ge-

r e c h t f e r t i g t damit, d a m einem so betrogenen Volk n i e dem

deuteohem jede L i e t e r l aub t s e i . v i e ihm i n seinem Kampf

auoh jedee Mi t t e l , b i s zwa Bakter ienkrieg e r l aub t s e i - " w i r

werden uneere Lega l i t d t beaohw6ren. wie w i r s i e f r i ther be-

schworen und gehal ten habenu. Dae e r inne re ioh miah noah

genau von ihm 33 i n kleinem Kreiee gehbrt zu haben.

Aber r a e nfltzt dae nun a l l e u , niamand M l t eov ie l

Wahnsinn f l i r mbglich, niemcrnd g laubt , dase e r auoh durohge-

f W r t aerden kbnnae, j e d e n f a l l e daee vereuoht werden kbnnte,

ihn durohaufRhren. Und doah wird ea be. Eo wie d i e se &eute

a l l e e durohgemrt habenr was$ s e l b s t w i r , d i e w i r den Yer-

eonen dooh n&er atanden nur far denrsgogisah~s M i t t e l sum

Zweak mgeaehen haben. k b e n s i e n ioht d i e unglaublitshs6bn

Dinge s u r Wirkl iohkei t werden laesen. Und d i e bfirgerliohen

Demokratien etehen dabei, n ioht anders a l a j ene r Herr b e i

Morgenaternt und e r lcam au dem Xrgebnis e i n Traum war dae

Xrlebnia, weiPe so nohl iese t e r meeaersoharf, n i ch t ee in

kann, was n ioh t s e i n darf. 35roe.e h a t s i o h ja Herr Krofta

m i t ee iner Olaubigkeit an dae Wort H i t l e r a getan. Und wie o f t

werden d i e Englllnder nooh vereuahen H i t l e r d i e Hagel zu be-

eahneiden. Was ktlmmert une s c h l i e e s l i c h Danzig. Die Ent-

echeidung, d i e nun herauf k o m t , i e t unwiderruflioh.

Entaahuldigen Sie sohone daea i o h Ihnen eo e i n P r i -

vatissimum leee . M i r i e t etwas tibe1 i m Anblick dea kommendes

Jahres . %as kbnnen w i r eahon tun. Biernand kann sagen, e r babe

n ioh t s gewuest, was uns a l l e n bevors teh t ; s o mag e e denn komclPc

I ch ware Ihnen dankbar, wenn S i e m i r gelegent l ia$ ' ! wieder sinmal sohrieben. B t i m m t 6s mit Pfarrer Heok und ~ n % e r ,

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und dem in der Sohutahaft Bmordsten?

Allee guts, mir eelbat maohta i n der leteten Zeit ein

kleiner RlakPall rieder allerhaad su s a h f f e n .

Ihnan und Ihrer Gattin hersliohen 5ruse. such von

meinen Verwandten Ihr Raueohning.