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Fauchschaben FAQ

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  • KERFE

    Die einen schttelt es, die anderen kn-nen sich nichts Schneres vorstellen.Geht es um Insektenhaltung, sind dieMeinungen geteilt. Whrend der grereTeil der Menschheit beim Anblick derKrabbeltiere von tief sitzender Furchtgepackt wird, widmet eine Minderheit ein-gefleischter Insektenfans ihre Freizeit Zuchtund Pflege der vielseitigen Gliederfler.

    Krabbelnde ObsessionGrnde gibt es viele - einmal abgesehendavon, dass Insektenfreunde die Eigen-schaft teilen, von gewissen Phobien ver-schont zu bleiben, lieben sie die Formen-und Artenvielfalt der grten zoologischenKlasse. Anschauen ist ihnen dabei oft

    wichtiger als Anfassen. Weniger derKuschelfaktor reizt sie, als bizarre Formenund interessante Verhaltensweisen.

    Da ist immer was los!, begrndetder berzeugte Insektenhalter seine Ob-session. Auch Zuchterfolge, das Tftelnund Friemeln an den optimalen Haltungs-bedingungen und der Austausch mitGleichgesinnten machen Spa und moti-vieren immer wieder aufs Neue.

    Fr Dr. Ute Moog war es hauptschlichdie Tatsache, dass sie so ganz anderssind, als wir, die sie schon als Kind frdie Tiere begeisterte. Seit ihrem sechstenLebensjahr hlt die Biologin Kerbtiere.Auch ihre Dissertation hat sie natrlichber die anpassungsfhigen Gliedertiere

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    verfasst. In einem normalen Haustier er-kennen wir uns wieder!, sagt sie.Insekten dagegen haben so gar nichtsmit uns gemeinsam. Und gerade dasmacht sie so faszinierend.

    Auerdem, so fgt sie noch hinzu,seien Insekten ideale Haustiere fr Be-rufsttige, da sie meist problemlos einpaar Tage allein bleiben knnen. Auchfr Tierhaarallergiker seien Sechs- undAchtbeiner (wobei letztere natrlich nicht zuden Insekten, sondern zu den Spinnen-tieren zhlen) eine gute Alternative.

    In Thailand waren die groenKrabbler daher bis vor einigen Jahren sobeliebt, dass die Regierung 2002 dieHaltung der Madagaskar-FauchschabeGromphadorrhina portentosa aus hygie-nischen Grnden polizeilich verbietenlie. Landauf landab bettigten sichPolizisten daraufhin als Kammerjger,

    um einer gefrchteten Massenvermehrungder bis zu acht Zentimeter groen TiereHerr zu werden.

    Faszination FauchschabeGromphadorrhina ist entfernt mit

    unserer Kchenschabe verwandt underfreut sich auch hierzulande groerBeliebtheit. Wenn sie auch als Futtertierfr die meisten Reptilien wegen ihresharten Chitinpanzers weniger geeignetist - als Haustier ist sie geradezu ideal,und gilt unter Insektenfreunden als aus-gezeichnetes Einsteigertier.

    Das liegt zum einen daran, dassMadagaskar-Schaben flgellos und rela-tiv friedliche Zeitgenossen sind. Sie bei-en nicht, und grere Exemplare blei-ben ruhig auf der Hand sitzen, wennman sie aus dem Terrarium nimmt. ImFalle eines Ausbruchs sind sie aufgrund

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    Wer faucht denn da?

    Die Madagaskar-Fauchschabe ist ein ideales Einsteigertier fr angehende Insektenliebhaber

    Beliebter Hausgenosse: Gromphadorrhina portentosa Foto: www.fauchschabe.de

    Foto: www.fauchschabe.de

  • KERFEihrer Gre und ihres charakteristischenFauchens leicht wieder aufzuspren.Selbst, wenn das doch einmal misslin-gen sollte, ist zumindest hierzulande einMassenbefall riesenhafter Schaben nichtzu erwarten: Bei hiesigen Temperaturenund trockener Heizungsluft vermehrtsich Gromphaddorrhina, anders als imtropisch-heien Thailand, nicht auer-halb des Terrariums. Unter den richtigenBedingungen aber gelingt die Nachzuchtleicht, so dass der Schabenfreund dieBestandsdichte mit ein bisschen bungber die Temperatur leicht regulierenkann. In Gefangenschaft knnen dieTiere bis zu drei Jahre alt werden. EinHamster bringt es auf weniger.

    Madagaskar-Fauchschaben sindquasi lebendgebrend. Das Weibchenbewahrt die befruchteten Eier in einerKapsel, der so genannten Oothek ineiner Tasche am Abdomen (dem Hinter-leib) auf, und entlsst erst die geschlpf-ten Jungen in die Freiheit. Diese weisenbis zur ersten Hutung verdchtige hn-lichkeit mit Kellerasseln auf. Ausge-wachsene Exemplare (Imagines) sindhbsch anzusehen. Ihr Abdomen istbraunrot und schwarz gebndert,manchmal kommt auch noch Wei dazu.Die Mnnchen unterscheiden sich vonden Weibchen durch zwei Hcker aufdem Halsschild und leicht behaarteAntennen.

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    Ruppiges ReviergerangelBesonders interessant macht sie ihr frInsekten recht hoch entwickeltesSozialverhalten. Die Mnnchen bean-spruchen Reviere und vertreiben Kon-kurrenten durch drohendes Fauchenoder Wegschieben mit den Hrnern(Antennen), Beien in die Extremitten,Antennenfechten und -hakeln undSchlagen mit dem Hinterleib. DerVerlierer zeigt ein charakteristischesUnterlegenheitsverhalten, und wenn ernicht whrend des Kampfes ohnehin ausdem Revier geschoben wurde, flieht er,sowie sein Gegner von ihm ablsst. Nurerwachsene Mnnchen werden vomReviereigner bekmpft, Weibchen oderJungtiere werden geduldet.

    Das namensgebende Fauchen erzeu-gen die Schaben, indem sie Luft durch dieAtemlcher ihres Abdomens pressen.Whrend die Weibchen nur bei Gefahr zurAbschreckung von Gegnern fauchen,

    kommunizieren die Mnnchen mit vierweiteren Fauchlauten, von denen zwei zurBalz, einer zur Paarung und einer beimKampf mit Rivalen zum Einsatz kommen.

    Bescheidene LogiergsteFauchschaben sind verhltnismig an-spruchslos. In einem Terrarium mit Erdeoder Kokoshumus als Einstreu, bei 25 bis28 Grad Celsius und einer Luft-feuchtigkeit um 60 Prozent fhlen sie sicham wohlsten. Da sie in freier Wildbahn inder Laubschicht des madegassischenRegenwaldes vorkommen, bevorzugensie ein Terrarium mit Verstecken zumBeispiel aus umgedrehten Eierkartonsoder Borke, und Mglichkeiten zumKlettern. Da sie nicht fliegen, aber sogaran Glaswnden hinauf und kopfber amTerrariendeckel entlang laufen knnen,ist ein dicht schlieender Deckel fr dieSchabenbehausung unerlsslich.

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    G. portentosa in voller Farbenpracht Foto: www.fauchschabe.de

    Kl e t t e r s t a r ke Sc h a b e (o b e n ). G. portentosamit Nachwuchs (Mitte). Besonders schngebnderter Fauchschabenbock (unten).

    Fotos: Thomas Schulz

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    Schaben fressen beinahe alles: GernHaferflocken, Kartoffeln, Obst, ungernSdfrchte und anderes Saures. Min-destens einmal wchentlich solltenTrockenfutter fr Hunde oder Katzenoder Fischfutterflocken gegeben wer-den, um die Tiere mit tierischem Eiweizu versorgen. Obwohl Schaben auchvergammeltes Futter nicht verschmhen,sollte dieses regelmig aus demTerrarium entfernt werden, da sonstwegen der hohen Luftfeuchtigkeit dieGefahr der Schimmelbildung im Terrariumbesteht, und Schaben darauf sehr emp-findlich reagieren. Die Besiedlung durchkleine, weie Milben, die fr G. portento-sa fast obligatorisch ist, ist allerdingsunbedenklich - die Tiere leben inSymbiose mit den Insekten. Diese er-nhren sich vom Speichel der Schabenund von Kondenswasser und schtzenihre Wirte vor Parasiten. Den Schabenntzen sie also, und fr Menschen sindsie ungefhrlich. Bei bermigem

    Befall gengt es, die Luftfeuchtigkeit imTerrarium fr einige Zeit zu verringern,um die Milbenzahl einzudmmen.

    Da die robusten Groschaben auchdem Anfnger wenig Mhe und vielFreude bereiten, sind sie besonders be-liebt in Schulzoos und Naturzentren, unddaher problemlos ber diese oder denZoofachhandel zu beziehen. Auch imInternet oder Insektenbrsen inserierenHobby-Zchter regelmig. Dem Ein-stieg in die faszinierende Welt derArthropoden auf den Spuren von G. por-tentosa steht also nichts im Weg.

    Auch Hollywood konnte sich dem Rufder friedliebenden Groinsekten nichtentziehen. Ob Die Mumie, Men inBlack, oder Indiana Jones - kaum einFilm der letzten Jahre, der auf denSchockeffekt Insektenekel setzte, kaman ihnen vorbei, da sie eine fr dieKamera geeignete Gre mit leichterHandhabbarkeit verbinden und vlligungefhrlich sind. Diese Prominenz magauch ein Grund fr ihre enormeBeliebtheit in Thailand gewesen sein.Dort wurden sie nach dem radikal durch-gesetzten Schabenverbot brigens aufder Beliebtheitsskala vom hochgiftigenBlauring-Oktopus abgelst. (MR)

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    Ideales SchabenterrariumFoto: Thomas Schulz

    Informationen im Netz:

    http://www.fauchschaben.org