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Seiten im Buch: 22 bis 26 Luik, Harry Der Bausachverstndige - Zeitschrift fr Bauschden, Grundstckswert und gutachterliche Ttigkeit. Stuttgart: Fraunhofer IRB Verlag; Kln: Bundesanzeiger Verlagsgesellschaft, Jg. 6 (2010), Heft 1, S. 22-26 Schnitt- und Nahtstellen im Bauablauf - gewerkebergreifende Planung und Ausfhrung

Schnitt- und Nahtstellen im Bauablauf - gewerkebergreifende Planung und AusfhrungDipl.-Ing. (FH) Harry Luik, Architekt und Stuckateurmeister, Reutlingen Bei der Errichtung, Sanierung und Renovierung eines Gebudes stehen immer wieder die Gestaltung und das optische Erscheinungsbild im Vordergrund. Den Bauherren knnen diese Eigenschaften leicht vermittelt werden. Doch wem ntzt eine herausragende, preisgekrnte Architektur, wenn deren Gebrauchstauglichkeit durch mangelhafte Planung und Ausfhrung zeitlich eingeschrnkt ist? Wenn sozusagen das Gebude einer vorzeitigen Alterung unterliegt. Die Folgen hoher Kosten fr Instandhaltung, Sanierung und kurze Wartungs- und Inspektionsintervalle werden allzu oft vernachlssigt.

Die Qualitt steckt im DetailDer Erfolg bei der Herstellung eines Bauwerkes hngt nicht nur von der Leistung eines einzelnen Gewerkes ab. Darberhinaus entscheiden vielmehr die Schnittstellen der verschiedenen Gewerke und ausfhrenden Firmen letztendlich die Qualitt eines Bauwerkes. Ein einzeln in sich abgeschlossenes Gewerk, ausgefhrt von einer Firma, ist wesentlich weniger anfllig gegenber Ausfhrungsmngeln. Dies liegt nicht nur an der technischen Vereinfachung, sondern auch an der klar abgrenzbaren Verantwortlichkeit des jeweiligen ausfhrenden Betriebes. Denn nur hier ist es unstrittig, wer die Mngel zu verantworten hat. Gerade Schnittstellen sind deshalb oft Streitgegenstand im Bauwesen. So ist meistens nicht eindeutig, welchem Gewerk eine fehlende, unpassende oder mangelhafte Leistung zuzuordnen ist. Zumal viele (neuzeitliche) Leistungen von verschiedenen Gewerken gleichermaen ausgefhrt werden knnen. An vorderster Stelle seien genannt: das Anbringen der Dichtbeschichtung im Sockel-/Perimeterbereich, die Herstellung der (Schlag)-Regendichtheit, der Luftdichtheit oder die Gewhrleistung von Bauteilbewegungen zwischen artfremden Bauteilen wie Metall und Putz durch Dehn- und Anschlussfugen.

GrundlagenOft sind in Ausschreibungen solche Leistungen nicht klar geregelt oder lckenhaft. Nicht selten werden sie aus Kostengrnden erst gar nicht aufgefhrt, in der Hoffnung, dass sie Irgendwer ausfhrt, denn gerade diese Schnittstellen kosten Geld. Demnach stehen Baumngel und Streit ber die Verantwortlichkeiten Tr und Tor offen. Um diesem vorzubeugen, ist zunchst 9 der VOB/A zu beachten. Dabei ist die Leistung eindeutig und erschpfend zu beschreiben. Weiter sind in den Abschnitten 0 der ATV im Teil C der VOB Hinweise fr das Aufstellen von Leistungsbeschreibungen enthalten. In der Schweiz ist dies in der SIA 118, in sterreich in der Norm A 2050 Vergabe von Auftrgen ber Leistungen Nr. 5 enthalten. Eine fachgerechte Planung und Ausfhrung stellen die allgemein anerkannten Regeln der Technik dar. Magebliche technische Regelwerke, welche die Schnittstellen gewerkebergreifend behandeln, sind z. B.: Sockelrichtlinie [1] Metallrichtlinie [2] Fensterrichtlinie [3] Richtlinie zur Luftdichtheit [4] RAL-Montage [5] Luftdichtheit von Gebuden [6]. Nachfolgend widmen wir uns zwei prdestinierten Schnittstellen am Bauwerk, die immer wieder zu Streitigkeiten fhren: Sockel- und Fensteranschlsse. Dabei soll nicht der Mangel eines Gewerkes im Vordergrund stehen, vielmehr die fehlerhafte Koordination.

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Planung und BauleitungImmer wieder wird nach der Verantwortlichkeit des Architekten oder Planers gefragt. Dies ist zunchst richtig. Denn der Architekt / Planer hat zunchst die Ausfhrung der Schnittstelle festzulegen. Dazu gehrt die Auswahl des Materials unter Bercksichtigung der Beanspruchung (Diffusionsfhigkeit, Wasserfhrung, Feuchtebestndigkeit, Wrmeschutz usw.), da nur er die Randbedingungen kennt. Weiter hat er die Reihenfolge festzulegen, nach der die Ausfhrung zu erfolgen hat. Standzeiten, offene Fugen und Anschlsse sind durch entsprechende Manahmen zu berbrcken (temporre Abdeckungen). Da es sich bei Schnittstellen oft auch um Abdichtungsmanahmen handelt, ist hier die berwachungspflicht des Architekten erhht. Im Regelfall wird fr die Planung ein Architekt oder Bauingenieur beauftragt. Grundstzlich kann auch ein Fachhandwerker Planungsaufgaben bernehmen. Unabhngig davon bernimmt jeder, der eine Planung macht, auch dafr Planungsverantwortung und die Planungshaftung. In der Praxis bedeutet dies: Wenn kein Architekt beauftragt ist, obliegt die Planungsleistung dem Fachunternehmer bzw. den Fachunternehmern in deren jeweiligen Arbeitsbereichen.

Sockelanschlsse in der TheorieZum Bereich des Sockelanschlusses zhlen auch Balkon- und Terrassenanschlsse. Teilweise sind auch Dachanschlsse zu den Sockelanschlssen zu zhlen, da die Beanspruchung durch Regen und Spritzwasser identisch sind. Ein Sockelanschluss ist demnach nicht nur im Erdgeschoss vorzufinden. Die Grafik 1 zeigt einen Standard-Sockelanschluss mit farblich getrennten Gewerken. Die gebaute Wirklichkeit zeigt uns, dass diese im Prinzip einfache Konstruktion Probleme bereitet. Dabei sind die Leistungen der einzelnen Gewerke meist fehlerfrei ausgefhrt. Jedoch fehlt es an der Planung, der Koordination oder nicht zuletzt an der fehlenden Bedenkenanzeige der Handwerker gegenber dem Auftraggeber. Es liegt aber auch eine Vielzahl von Fllen vor, die ohne Architekt oder Planer zu Schden fhren, also selbst dann, wenn die Arbeit allein in den Hnden des Handwerkers liegt.

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Grafik 1: Sockelausbildung bei WDVS und Gelnde mit geringer Einbindung in das Erdreich

Sockelanschlsse in der PraxisSchnittstellenproblematik: Zunehmend soll Regenwasser aus wasserwirtschaftlichen Grnden nicht dem Abwasserkanal zugefhrt werden, sondern versickern, hier am Beispiel einer gesamten Wohnanlage.

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Abb. 1: Offene Entwsserung

Abb. 2: Offene Entwsserung

Fehlerquellen: Die enormen Wassermassen werden nicht bemessen, bzw. berhaupt nicht bercksichtigt. Es liegt kein (korrekter) Oberflchenentwsserungsplan vor. Der Sockelputz (hier des WDVS) ist ungeschtzt den Wassermassen ausgesetzt. Der Landschaftsbauer uert keine Bedenken.

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Abb. 3: Direkter Anschluss der Stufen

Abb. 4: Direkter Anschluss des Belages

Schnittstellenproblematik: Plattenbelge sollen meist aus Grnden der einfachen Reinigung von Hofflchen bis an das Gebude herangefhrt werden. Im ffentlichen Raum ist dies die Regel.

Fehlerquellen: Frosthebeschden Eindringende Feuchtigkeit Oberflchenwasser wird nicht abgefhrt Gewebe wirkt kapillar saugend Keine Dichtbeschichtung Keine Schutzlagen Der Landschaftsbauer uert keine Bedenken Falsche Planung und / oder fehlende Koordination

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Abb. 5: Noch kein Feuchteschaden

Abb. 6: Wrmebild zeigt Feuchtigkeit

Schnittstellenproblematik: Obwohl eine Kiestraufe angebracht wurde und der Bereich sogar berdacht ist, werden sich in krzester Zeit Schden durch aufsteigende Feuchtigkeit bilden.

Fehlerquellen: Holzwolleleichtbauplattenfassade ohne Trogprofil, Fehler beim Zimmermann Das System ist unten offen Keine Dichtbeschichtung Keine Schutzlagen Der Landschaftsbauer uert keine Bedenken Fehlende Planung und Koordination

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Abb. 7: Alles vorhanden, nur am falschen Platz

Abb. 8: Verschlimmbesserung mit Acryl-Dichtstoff

Schnittstellenproblematik: Die Angabe der Gelndehhe ist zwingend erforderlich. Beim Neubau liegen die Soll-Hhen oft lange nicht vor.

Fehlerquellen: Hier erfolgte die Hhenangabe der Dichtbeschichtung durch den Architekten, nur leider falsch oder vom Landschaftsbauer falsch umgesetzt. Der Landschaftsbauer uert keine Bedenken Fehlende Planung und Koordination Kein Verstndnis fr die Leistungsfhigkeit und Dauerhaftigkeit von Dichtstofffugen

Fensteranschlsse in der TheorieFensteranschlsse haben eine besondere Schnittstellenproblematik, da sich hier mehrere bauphysikalische Anforderungen akkumulieren. Im Gegensatz zur Schnittstelle Sockel, bei der es nur den Eintrag von Feuchtigkeit / Wasser von auen zu vermeiden gilt, ist an Fenster- und Trffnungen Folgendes zu planen:

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Trennung von Innen- und Auenklima: Dampfdiffusion steuern Luftdichtheit dauerhaft sichern Winddichtheit dauerhaft sichern uere Einflsse: (Schlag-)Regendichtheit sichern Luftkonvektion am Anschluss verhindern Wrmedehnung zulassen Bauteilbewegungen zulassen Passung und Konstruktion: Fensterbanklngen- und Ausladungen berechnen Rollladenkastenarten und -position festlegen Gurtauslsse beachten Befestigung und Lastabtragung festlegen Abdichtungsmglichkeiten sicherstellen (glatte und ebene Anschlussflchen) und: Wrmbrcken mindern/vermeiden Schallbrcken mindern/vermeiden Brandschutz (Baustoffauswahl) sicherstellen, falls gefordert. Zustzlich zu den Putzschden, wie sie beim Sockelanschluss vorkommen knnen, gibt es beim Fensteranschluss bauphysikalische Mngel, die zu erhhtem Wrmeverlust oder zu Zugerscheinungen fhren. Bauwerkschden treten in Form von Durchfeuchtungen auf, die zu Schimmelpilzbildung am Fensteranschluss fhren. Erschwert wird die Planung und Ausfhrung durch die vielen beteiligten Gewerke, deren Anzahl bis zu 7 erreichen kann. An dieser Stelle wird aus allen Schnittstellenproblematiken der Bereich der Dichtsysteme herausgegriffen.

Grafik 2: Fensteranschluss nach Gewerken

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Je nach baulicher Situation ergeben sich unterschiedliche Anschlsse zwischen Fenster / Tr und Wandkonstruktion. Die hier entstehende Fuge muss sowohl auenseitig wie auch innenseitig gegen Feuchtigkeit abgedichtet werden. Zur Unterscheidung der Funktionen kann der Querschnitt der Anschlussfuge in drei Ebenen eingeteilt werden.

Grafik 3: Dichtebenen in der Anschlussfuge

In der Ebene 1 ist in der Regel die luftdichte Abdichtung anzuordnen. Damit sollen Lftungswrmeverluste und das Eindringen der Raumluft verhindert werden. Dies gewhrleistet, dass kein Tauwasser in der Konstruktion unterhalb der Taupunkttemperatur anfllt. Die Ebene 2 bleibt der Dmmung und Fllung der Anschlussfuge vorbehalten. Die Dichtungen in den Ebenen 1 und 3 sollen eine Feuchtigkeitsanreicherung in diesem Bereich verhindern. Durch vollstndiges Fllen des Zwischenraums werden Luftrume und damit verbundene Konvektionensstrme ausgeschlossen. In der Ebene 3 ist der Wetterschutz anzuordnen. Die Winddichtigkeit und die Schlagregendichtheit (Regenbelastung unter Winddruck) sind hier sicherzustellen. Wichtig ist hier, dass die Abdichtung dampfoffen ausgefhrt wird, damit Feuchtigkeit, die unkontrolliert in die Konstruktion eingedrungen ist, nach auen abgefhrt werden kann. In dieser Ebene kann auch die Luftdichtung angeordnet werden, sofern die Ebene sich im warmen Bereich ber der Isotherme von 12,6 C befindet, was durch eine auenliegende Wrmedmmung sichergestellt werden kann. Siehe dazu Abb. 13. Mgliche Dichtsysteme sind: spritzbare Dichtstoffe (Silikon, Polyurethan, Acrylatdispersion) vorkomprimierte Dichtbnder (Polyurethan-Schaumstoff mit Imprgnat) Fugendichtungsbnder/-folien (Butyl, PE, PP, Gewebebnder usw.). Anputzleisten sind keine Wundermittel und gerade zur Sicherung der Luftdichtheit nicht geeignet. Die Bewegungsaufnahme ist begrenzt und bergnge zu anderen Dichtsystemen und Profilsten bleiben ungelst.

Fensteranschlsse in der PraxisSchnittstellenproblematik: Fensterbnke werden meist direkt unter das Fensterelement gestoen. Mglich ist dann nur eine Dreiecksfuge, fr die kein Hinterfllprofil vorgesehen werden kann. Die zu vermeidende Dreiflankenhaftung ist programmiert, die Schlagregendichtheit nicht gegeben. In Abb. 9 ist die Fuge fachgerecht fr eine Dichtstofffuge vorbereitet.

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Abb. 9: Vorbereitet fr Dichtstofffuge

Abb. 9a: Faustformel fr die Fugengeometrie

Schnittstellenproblematik: Fensterbnke selbst und deren Anschlsse mssen schlagregendicht sein. Die Bordprofile drfen keine Zwnge bei thermischer Beanspruchung erzeugen. Fachgerechter Einbau in Abb. 10: Die Fensterbank selbst ist schlagregendicht (verschweite Aufkantung). Der Putz ist dicht an das beweglich gelagerte Bordprofil angeschlossen. Der Dehnungsausgleich erfolgt innerhalb des Dehnungskeders. Mangelhafter Einbau in Abb. 11: Die Fensterbank ist nicht schlagregendicht und starr eingebaut, das Bordprofil nicht ausreichend eingeputzt. Erforderlich wre dies mindestens zu 50 % oder 10 mm, um berhaupt die Auflagenbreite fr ein Dichtband zur Verfgung stellen zu knnen.

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Abb. 10: Bordprofil fachgerecht eingeputzt

Abb. 11: Bordprofil nicht fachgerecht eingeputzt

Fehlerquellen: Lichte Leibung nicht geplant Vorbaurollladen vor den Verputzarbeiten eingebaut, wodurch der Putzanschluss an das Fenster nicht mehr mglich wird Falsche Anputzleiste verwendet Falsche Ausschreibung der Fensterbank Der Fensterbauer hatte keine Bedenken gegen den Einbau ungeeigneter Fensterbnke geuert oder falsche Elemente, entgegen der Ausschreibung eingebaut.

Schnittstellenproblematik:

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bliche Putzleibungen einer Wandffnung stehen orthogonal zum Fenster, sodass bei Bauteilbewegungen Parallelverschiebungen auftreten knnen. Damit treten keine Druckspannungen auf. Fugen knnen trotz Schubspannungen in der Fuge schlagregendicht ausgebildet werden. Vorstehende oder bndige Fensterkonstruktionen haben keine Putzleibung. Wrmedehnungen oder Bauteilbewegungen aus dem Fensterelement oder aus der Fassade treffen in einer Ebene senkrecht zusammen. Die gesamte Bewegung muss ber ausreichend dimensionierte Profile aufgenommen werden und gleichzeitig schlagregendicht bleiben.

Abb. 12a und 12b: Metallfensterrahmen mit auskragenden Zargen

Fehlerquellen: Keine Planung der Wrmedehnung. Welche Anputzleiste leistet diese Bewegungsaufnahme sicher? Welche Temperatur wird bei der Montage vorausgesetzt? In welche Richtung wird sich die Lngennderung fortsetzen? Konstruktionen dieser Art sind hchst anfllig gegen Versagen. Mit Standardanschlssen kann diese Konstruktion nicht gelst werden.

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Beispielrechnung der Lngennderung: Wrmedehnkoeffizient Aluminium: 0,023 [mm/mK] Angenommene Temperaturdifferenz gem VOB/C ATV DIN 18339 Klempnerarbeiten Nr. 3.1.5: (-20 - 80 C) 100 [K] Lnge des Bauteils (Fensterelement): 4 [m] Lngennderung L = 0,023 mm/mK 4 m 100 K L = 9,2 [mm]

Schnittstellenproblematik: Gerade bei der Altbausanierung knnen Luftundichtigkeiten im Bereich der neu eingebauten Fenster, insbesondere an Rollladenksten auftreten. Durch Ausbrche, ffnungen und Hohlkammern kann es zu Konvektionen von innen nach auen kommen. Werden diese nicht geschlossen, strmt Innenluft hinter die Dmmplattenebene. Trifft diese auf khlere Bereiche unterhalb der Taupunkttemperatur (Fensterbnke) fllt Tauwasser aus, was zu Putz- und WDVS-Schden fhrt.

Fehlerquellen: Der Stuckateur kann nicht davon ausgehen, dass die Fenster luftdicht eingebaut sind. Dies zu prfen bersteigt aber die gewerkebliche Prfpflicht. Im Altbau ist meist kein Architekt beteiligt. Handwerker sind gegenber Luftdichtheit und Konvektion nicht genug sensibilisiert. Die Verantwortlichkeit fr diese Problematik ist bislang nicht eindeutig geklrt, jedoch bei offensichtlichen Fehlstellen und Ausbrchen in der Auenwand hat der Stuckateur Bedenken anzumelden.

Abb. 13: Luftdichtheit vor Anbringen eines WDVS

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Abb. 14a und 14b: Schimmelbildung unter einem WDVS. Aus der StahlHolzkonstruktion blst warme Innenluft, sprbarer Luftstrom

Schnittstellenproblematik: Rollladenfhrungsschienen sind regelrechte Wasserfhrungsrinnen. Bei Regenbeaufschlagung treibt der Wind das Wasser links und rechts des Rollladenpanzers seitlich in die Fhrungsschienen. Die Wasserableitung muss deshalb gewhrleistet sein. Deshalb mssen Rollladenfhrungsschienen immer innerhalb der wasserfhrenden Ebenen der Fensterbankflche auftreffen, mit einem Abstand von ca. 8 mm. Dies gilt auch bei Aluminium-Fensterbnken mit Bordprofilen.

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Abb. 15: Programmierter Bauschaden

Grafik 4 und 5: Detail aus der Fensterrichtlinie [3]

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Fehlerquellen: Rollladenksten werden so breit wie das Fensterelement gemessen oder nur geringfgig schmler. Genauso wird gerne das Fensterbankauenma von der Breite der Fensterelemente abgeleitet. Wenn aber die Fhrungsschiene innerhalb der lichten Leibung enden soll, muss die Fensterbank lnger gemessen werden. Diese Planungsleistung, sei es vom Architekten oder Handwerker, ist aufwndig und wird daher oft nicht erbracht.

ZusammenfassungSchnitt- und Nahtstellen im Bauwesen haben die Besonderheit, einen Mangel aufzuweisen, obwohl die jeweiligen Einzelleistungen eines Gewerkes mangelfrei sind. Es ist meist die Fgung, die nicht passt. Durch Inkompatibilitt in Material, Dimension oder einfach durch das Fehlen von Teilen zwischen zwei Leistungen entstehen Mngel. Schnittund Nahtstellen knnen daher zum grten Teil nur durch eine ausreichende Planung fehlerfrei gestaltet werden. Damit sind Architekten / Planer und Ausfhrende gleichermaen gefordert: 1. Leistungen sind vollstndig auszuschreiben. Handwerker mssen vom Architekten / Planer alle erforderlichen Informationen ber die gewnschte Konstruktion erhalten und darberhinaus ber die Leistungen der angrenzenden Gewerke. Nur dann knnen Lcken vorzeitig erkannt und geschlossen werden. 2. Vorausgesetzt wird allerdings auch, dass der Ausfhrende fachkundig genug und gewillt ist, der Lsung beizutragen. Weiter bestimmt die Qualitt der Zusammenarbeit der Handwerker untereinander auf der Baustelle den Erfolg einer gelungenen Schnittstelle. 3. Beratungsresistenz seitens des Planers und der Ausfhrenden schadet dem Bauvorhaben und damit dem Bauherren. Das Anmelden von Bedenken gegenber einer Ausfhrung darf sowohl von Architekten als auch von Handwerkern nicht als Schdigung der Geschftsbeziehung angesehen werden. Vielmehr ist es doch ein Zeichen der Fachkompetenz eines Handwerkers. Um die Akzeptanz beim Architekten und damit auch beim Auftraggeber zu erhhen, drfen sie daher nicht zu Nachtrgen mit unangemessen hoher Preisgestaltung fhren. Andererseits darf auch nicht erwartet werden, dass planerische Lcken durch handwerkliche Leistungen kostenlos geschlossen werden.

Literatur[1] Richtlinie fr die fachgerechte Planung und Ausfhrung des Fassadensockelputzes sowie des Anschlusses der Auenanlage, 2. berarbeitete Auflage 03/2004. Hrsg: Fachverband der Stuckateure fr Ausbau und Fassade, sowie Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau, beide Baden-Wrttemberg Richtlinie fr die fachgerechte Planung und Ausfhrung von Anschlussdetails im Bereich von Klempner- und Stuckateurarbeiten, Ausgabe 01/2003, Hrsg: Fachverband der Stuckateure fr Ausbau und Fassade, sowie Fachverband Sanitr Heizung Klima beide Baden-Wrttemberg Richtlinie Anschlsse an Fenster und Rolllden bei Putz, Trockenbau und Wrmedmm-Verbundsystem Ausgabe 01/2005. Hrsg: Fachverband der Stuckateure fr Ausbau und Fassade, sowie Fachverband Glas Fenster Fassade beide Baden-Wrttemberg, Bundesverband Rollladen und Sonnenschutz Richtlinie Ausfhrung luftdichter Anschlsse und Konstruktionen, Ausgabe 03/2009. Hrsg: Fachverband der Stuckateure fr Ausbau und Fassade, Fachverband Elektro- und Informationstechnik, Verband des Zimmerer und Holzbaugewerbes alle Baden-Wrttemberg Leitfaden zur Planung und Ausfhrung der Montage von Fenstern und Haustren. Hrsg. RAL-Gtegemeinschaft Fenster und Haustren e.V.

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Luftdichtheit von Gebuden, Schnittstellen zur Qualittssicherung, Herausgegeben vom Landesgewerbeamt Baden-Wrttemberg Artikel-URL: http://www.schadis.de/dokument.jsp?id=bsv10_1_22.htm by Fraunhofer IRB Verlag

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