„Fenster: In mit Helm und Pistole IT* Wer sich vermummt ...

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Berlin (ND-Funke). Blumen und freundlidie Worte von Innen- minister Diestel für etwa ein Dutzend verletzter Polizisten, die bei der „bisher militantesten und aggressivsten Aktion" gegen VP- Kräfte am Samstag in Berlin- Lichtenberg ihren Mann gestan- den hatten. Er könne sich die Situation schon vorstellen, wenn ein Mann sich wehren will und die Disziplin ihm das versage; meinte Diestel am Montag bei dem Treffen in der Berliner VP- Inspektion Mitte. Deshalb sei er stolz auf solche Leute und dar- auf, mit ihnen zusammenzu- arbeiten. Bekanntlich waren aus einer antifaschistischen Demonstration heraus Extremisten in Richtung Parteizentrale der NA und Hauptquartier der Faschos in der Weitlingstraße marschiert. Zu Zusammenstößen kam es, als die Polizei das Viertel abriegelte, um Gewalttaten zu vereiteln. Ihm werde vorgeworfen, so Diestel, auf dem linken Auge blind zu sein. Er sei aber in die Politik gegangen, um jegliche radikale Äußerung, vor allem, wenn sie mit Gewalt verbunden ist, auf der politischen Ebene zu verhindern. Deshalb werde sich se'in Ministerium gegen Links- extremismus und Rechtsextre- mismus zur Wehr setzen. Die Er- eignisse vom Wochenende hät- ten ihn darin bestärkt. Beifall von den Anwesenden, als er be- dauerte, daß „nur vier Gewalt- täter festgenommen" wurden. Ein Vermummungsverbot stünde nun dringlich auf der Tagesord- nung. „Wer sich bei öffentlichen Veranstaltungen vermummt, zeigt, er hat Probleme mit dem Klima oder böse Absichten." Erforderlich sei eine zweck- dienliche technische Ausrüstung Wasserwerfer, die funktionie- ren, durchsichtige Schilde, ge- sicherte Transportfahrzeuge —, um die relative Wehrlosigkeit zu beenden. Wenig Konkretes konnte Die- stel zu den verminderten Dienst- bezügen (10 bis 12 Prozent) und sozialen Problemen sagen, die nach Inkrafttreten des Staatsver- trages .auf die Polizei zukommen. Er warnte vor Streiks oder De- monstrationen seitens der Poli- zei. Einem Gewerkschaftsvertre- ter, der die Sorgen der VP-An- gehörigen darlegen wollte, schnitt er das Wort ab und be- endete die Veranstaltung mit dem Hinweis auf Zeitprobleme. Vor dem Haus in der Littenstraße stand Diestel sodann Journali- sten Frage und Antwort. Wenig mit Romantik, statt dessen viel mehr mit Gefahr und hartem Einsatz hat diese Art des Fassaden- kletterns zu tun. Bin Dresdner Sperial-Einsatzkommando der Volkspolizei, zu dessen Aufgaben die Fahn- dung nach bewaffneten Verbrechern, die Befreiung von Geiseln und die Bekämpfung terroristischer Ak- tivitäten gehört, beim Training Tetefoto: AiDN/Hlielcel Bonn (ND/ADN). Die Diskussion um einen zweiten Staatsvertrag zur Angliederung der DDR an die BRD ist offenbar in ühtfe heiße Phase getreten. Erstmals debat- tierte der Ausschuß Deutsche Einheit der Bundesregierung am Montag unter Leitung von Kanz- leramtsminister Seiters „über die weiteren Schritte auf dem Weg zur deutschen Einheit". Wie Re^ gierungssprecher Vogel dazu vor der Presse in Bonn mitteilte, ging es dabei um die Frage, ob es einen zweiten Staatsvertrag mit der DDR oder ein Uberleitungs- gesetz geben soll. Diie DDR-Re- gierung, die darüber die Ent- scheidung treffen müsse, habe sich noch nicht endgültig festge- legt. In beiden Fällen müsse je- doch geklärt werden, welche Än- derungen am Grundgesetz und an anderen Gesetzen vorbereitet werden müßten, sagte Vogel. Wie der Sprecher weiter mit- teilte, wollen Kanzler Kohl und Ministerpräsident de Maiziere ge- meinsam an bundesdeutsche Wirtschaftsvertreter appellieren, in der DDR zügig zu investieren und beim Aufbau des soziafen Netzes zu helfen. Nach Angaben Vogels werden beide Regierungs- chefs am Donnerstag im Bonner Kanzleramt vor führenden Re- präsentanten von Industrie und Banken sowie vor der westdeut 7 sehen Gewerkschaftsspitze auf- treten. Als „Putsch der Regierung ge- gen das Volk" hat der Obmann Berlin (ADN). DDH-Ihrienmini- *ster Dr. Peter-Mtchael Diestel er- wägt seinen Austritt aus der von ihm mitbegründeten Deutschen Sozialen Union (DSU), Vor Jour- nalisten distanzierte sich der DDR-Vizepremier am Montag in Berlin von dem, wie er sagte, „abrupten Rechtsruck" der DSU. Gegenüber der „Bild-Zeitung" (Dienstagausgabe) sagte der In- nenminister einem vorab veröf- fentlichten Statement zufolge, in der DSU gebe es „immer stärkere rechtsradikale Tendenzen". Diese hätten sich zuletzt bei den Enthaltungen und Nein-Stimmen zur Volkskammererklärung' über die Oder-Neiße-Grenze ge- zeigt. Die in Thüringen erschei- nende „Tagespost" berichtete am Montag, der Chef der DSU- Volkskammerfraktion, Prof. Dr. Hansjoachim Walther, habe für den bevorstehenden Parteitag der DSU den Parteiausschluß Diestels gefordert. Kurz darauf dementierte Walther diese Auße* rung. Der CSU-Vorsitzende Theo Waigel hat sich nach einer Vor- standssitzung seiner Partei am Montag gegen eine Ablösung des DDR-Innenministers ausgespro- chen. der Bundestagsfraktion der Grü- nen im Ausschuß Deutsche Ein- heit, Gerald Hafner, die im zweiten Staatsvertrag mit der DDR geplante Streichung der Möglichkeit einer vom Volk durch Volksabstimmung legiti- mierten Verfassung bezeichnet. Die Bundesregierung bereite den zweiten Staatsvertrag mit der „Methode der Geheimdiploma- tie" vor. Selbst ihm als Mitglied des Ausschusses sei nur auf Um- wegen bekannt geworden, daß festgelegt werden soll, auch die Schlußbestimmung des Artikels 146 des Grundgesetzes zu strei- chen, die das Recht auf eine in freier Selbstbestimmung befür- wortete neue Verfassung festlegt. Unterdessen forcieren die libe- Berlln (ND-Luck). Nun gibt es ein neues Geld- und Kreditinsti- tut in der Bankenlandschaft der DDR - die LBS Ostdeutsche Lan- desbausparkasse AG. Soeben mit spezifischem Profil gegründet, wird sie am 2. Juli bereits ihre Geschäftstätigkeit aufnehmen. Von dem mit 30 Millionen D-Mark bezifferten Grundkapital der AG halten 11 westdeutsche LBS 51 Prozent, der DDR-Spar- kassenverband ist mit 49 Prozent beteiligt. Man hofft, daß die Zen- trale ihren Sitz in Potsdam fin- den kann. ralen Parteien in beiden deut- schen Staaten das Tempo ihres Zusammenschlusses. Ihr Ver- einigungsparteitag soll nun be- reits am 11. Und 12. August in Berlin oder Hannover stattfinden. Diese erneute Vorverlegung des Termins — bisher waren der 25. und 26. August im Gespräch ist vom Vereinigungsausschuß der FDP der Bundesrepublik, der Deutschen Forumpartei, des Bun- des Freier Demokraten und der Freien Demokratischen Partei der DDR am Montag auf einer ge- meinsamen Sitzung in Bonn be- schlossen worden. Die CSU hingegen will sich nicht auf das Gebiet der DDR ausdehnen. Dafür hat sich am Montag einmütig der Vorstand der bayerischen Unionspartei ausgesprochen. Eine Ausdehnung der CSU in die DDR wäre nach den Worten von Parteichef Wai- gel nur im Einvernehmen mit der CDU möglich gewesen, und die- ses Einvernehmen sei nicht her- gestellt worden. Die CSU will je- doch die DSU als Schwesterpantei in der DDR weiter unterstützen, die bei den ersten gesamtdeufc- sehen Wahlen neben der Ost- CDU antreiben soll. Da die CDU in der DDR allein nicht in der Lage wäre, bei gesamtdeutschen Wahlen genügend Stimmen für eine bürgerlich-konservative Re- gierungsmehrheit zu erringen, habe man sich auf die Unterstüt- zung der DSU durch die CSU ge- einigt, sagte Waigel in München. Berlin (ADN). Zwischen Vertre- tern der „Konferenz für jüdische materielle Ansprüche gegenüber Deutschland" (Jewish Claims Conference) und Regierungsver- tretern der DDR begannen am Montag in Berlin Gespräche zum Thema Wiedergutmachung für jüdische Opfer des Naziterrors. Sie finden auf Expertenebene statt und sind auf zwei Tage an- beraumt. Bei diesen Gesprächen geht es um die rasche Schaffung von Rahmenbedingungen für kon- krete Wiedergutmachungsver- handlungen. Die Bereitschaft dazu war von Ministerpräsident Lothar de Maiziere am 10. Juni während seines USA-Besuchs bei Begegnungen mit dem Präsiden- ten des Jüdischen Weltkongres- ses, Edgar M. Bronfman, und dem Präsidenten der weltweit für Entschädigungsforderungen von Juden zuständigen Jewish Claims Conference, Rabbi Israel Miller, ausgesprochen worden. Der Premier hatte erklärt, die DDR bekenne sich zu der Ver- pflichtung, materielle Wiedergut- machung für die jüdischen Opfer des Naziterrors zu leisten. Die mehr als 200 Mitarbeiter des VEB Hermann Haack, Geogra- phisch-Kartographische Anstalt Gotha, haben Sorge, daß die bis ins Jahr 1785 zurückreichende Tradition ihres Verlagshauses abrupt zu Ende geht. Auf einer Belegschaftsversammlung am Montag früh machten sie ihrem Unmut Luft und forderten den Rücktritt der bisherigen Leitung. Wie ist die Lage? Ein Zusam- mengehen mit dem Westermann- Verlag Braunschweig brachte für diesen zwar eine Öffnung des DDR-Marktes, aber kaum Aktivi- täten zur Sicherung des Produk- tionsstanldortes Gotha. Die Go- thaer Leitung tat kaum etwas, um für die neue Situation not- wendige Strukturen herauszubil- den, zeigte sich aber sehr aktiv im Verfassen von Schreiben an 53 Belegschaftsangehörige, in de- nen diesen der Vorruhestand ver- ordnet oder kurzerhand die Kün- digung mitgeteilt wurde. Dem früheren VerlaigStahalbeE Justus Perthes, heute in der BRD ansässig, ließ Verlagsdirektor Matthias Hoffmann am letzten Freitag kurzerhand die Tür wei- sen, als dieser Interesse bekun- dete, an der Führung des Her- mann-Haack-Verlages mitzuwir- ken. Belegschaftssprecher Klaus Peinelt veranlaßte das zu der Frage, ob das nun Unfähigkeit oder bewußte Skrupellosigkeit des Verlagsdirektors ist.' Direktor Hoffmann, dienstlich verhindert, ließ sich von seinem Stellvertre- ter Dieter Geutebrück vertreten. Er teilte mit, daß der Verlag im Grunde nicht mehr liquid sei. Die Versammlung endete mit dem Beschluß, unverzüglich das Kon- zept des ehemaligen Inhabers zur Erhaltung des Gothaer Verlages zu prüfen und das auf einer Be- legschaftsversammlung. KLAUS BL1EDTNER Moskau (ADN). Der 28. Parteitag der KPdSU, der am 2. Juli in Moskau beginnen soll, wird laut AFP möglicherweise auf Septem- ber verschoben. Der 1. Sekretär der > Kommunistischen Partei Estlands, Enn-Arno Sillari, habe der Agentur am Montag mitge- teilt, die Parteitagsdelegationen der RSFSR und der Ukraine hät- ten dies vorgeschlagen. Sillari sei von Wadim Med- wedjew, Vorsitzender der ideolo-- gischen Kommission im ZK der KPdSU, zu seiner Meinung be- fragt worden und habe sich für die Beibehaltung des Juli-Ter- mins ausgesprochen. Zugleich hat die Wahl des als konservativ geltenden Partei- funktionärs Iwan Poloskow zum Vorsitzenden der neugegründeten KP der Russischen Föderation an der Parteibasis krasse Gegen- reaktionen ausgelöst. Wie die „Komsomolskaja Prawda" be- richtete, werden die Anhänger, der „Demokratischen Plattform in der KPdSU" in die neue KP nicht eintreten. Auch die Dele- gierten der Moskauer Kommuni- sten hätten ihre Grundorganisa- tionen zum Fernbleiben aufge- fordert. Bereits während des Grün- dungsparteitages hatten einige Delegationen darunter aus Moskau und Leningrad — be- schlossen, keine Vertreter in das Zentralkomitee der neuen Partei zu entsenden. Erstmals hat in ungewöhnlich scharfer Form die kommunisti- sche Führung einer Sowjetrepu- blik Belorußlands die Mos- kauer Führungsspitze attackiert. Viele würden die Hauptgefahr für die UdSSR nur im Konser- vatismus des Parteiapparates sehen und nicht in den sich ver- einigenden antisozialistischen und nationalistischen Kräften, die die Gesellschaft unter dem Vorwand von Glasnost moralisch zersetzten, erklärte Parteichef Jefrem Sokolow am Montag auf einer Plenartagung des ZK der KP Belorußlands. Gestern erstmalig der Öffentlichkeit vorgestellt: ein Zwickauer Viertakter-Trabant im veränderten Ge- wand. Von der Münchner Firma IVM Ingeneerüng gemeinsam mit den Sachsenringwerkem entwickelt, soll der „Neue" vor allem im Ausland in, eine Marktlücke stoßen. Ob indes veränderte Karosseriekontu- ren, Leichtmetallfelgen und Extras in der Innenausstattung auf starkes Interesse stoßen, bleibt fraglich. Ebenso ob damit Zwickauer Arbeitsplätze zu sichern sind ... ND-Telefoto: Wolfgang Schmidt Teheran (ADN). Sein aus 17 Spe- zialisten bestehender Rettungs- trupp sei bei der Räumung der durch das verheerende Erdbeben entstandenen Trümmer seit Sonnabend auf keinen Ober- lebenden mehr gestoßen. Das be- richtete Tom Penman, Leiter eines britischen Hilfsteams in der iranischen Stadt Manjil. Inzwi- schen wurde in der Stadt ein Massengrab ausgehoben, in dem die Toten begraben werden. Eine Identifizierung sei nur in, den seltensten Fällen möglich. Mit Bulldozern sei man darangegan- gen, die Trümmer einzuebnen. Nach Ansicht von Penman wurde von iranischer Seite das Ausmaß der Katastrophe unterschätzt, bei der nach UNO-Angaben 50 000 Menschen ums Leben kamen und etwa 100 000 Verletzungen erlit- ten. Die ausländischen Rettungs- mannschaften hätten schneller in die Katastrophengebiete gebracht werden müssen. Die ersten Hilfsteams waren am Wochenende aus Frankreich, der Sowjetunion, Großbritannien und Japan eingetroffen. Inzwi- schen sind an den Rettungsarbei- ten auch Spezialisten aus jenen Ländern beteiligt, deren Bezie- hungen zu Iran bislang belastet waren, darunter Ägypten, Kuweit und die USA. Berlin (ADN). Ein mit einer Maschinenpistole und über 800 Schuß bewafi&wfer Mann, der am Montagabend in der Nähe ivon Burg (Bezirk Magdeburg) ein Ehepaar und defesen beide Kinder in seine Gewalt ge- bracht hatte, ist von Kräften einer Antiitenror-iEinlhiedt der V(P nach einem Schußwechsel getötet worlden. Nach bisheri- gen Erkenntnissen handelt es sich bei dem Täter vermutlich um einen Angehörigen der Westgruppe der sowjetischen Streitkräfte. Das Ehepaar und die Kinder blieben unverletzt. Ein verwundeter Polizist liegt im Krankenhaus. Dresden (ADN). Die von DDR- Bürgern nach dem 1. Juli ge- wünschte Barauszählung von D-Mark liegt nach Bundes- bankinformationen niedriger als erwartet. Nach den bislang abgegebenen Umstellungs- anträgen liege der durch- schnittliche Bedarf unter 400 DM, erklärte das Direkto- riumsmitglied der Deutschen Bundesbank Johann Wilhelm Gaddum am Montag vor Jour- nalisten in Dresden. „Die Bür- ger in der DDR gehen mit dem Bargeld vernünftig um", schlußfolgerte Gaddum, der die Bundesbank mit ihrem Mono- pol der Ausgabe von D-Mark- Banknoten als obersten Wäch- ter dieser Währung sieht. Berlin (ADN). Handwerks- und Gewerbebetriebe der DDR können zur Sicherung der Lohnzahlung sowie zur Bezahlung von Material und Leistungen nach Einführung der Wirtschafts- und Wäh- rungsunion bei ihrer Haus- bank Anpassungskredite auf- nehmen. Die Staatsbank über- nimmt beim Fehlen eigener Sicherheiten auf Antrag die Bürgschaft. Eine entsprechen- de Richtlinie bestätigten am Montag die Ministerien für Wirtschaft und für Finanzen in Berlin, teilte die Presse- stelle des Finanzministeriums ADN mit. Für die Bürgschaf- ten der Staatsbank übernimmt der Staatshaushalt Rückbürg- schaften. Hannover (ADN). Die drei größten bundesdeutschen Stromkonzerne, Bayernwerke AG, PreussenElektra AG und Rheinisch-Westfälische Elek- trizitätswerke (RWE), streben nach eigenen Angaben die Mehrheit an der gesamten DDR-Stromwirtschaft an. PreussenElektra-Chef Her- mann Krämer teilte am Mon- tag in Hannover mit, die Un- ternehmen seien bereit, in der DDR in zweistelliger Milliar- denhöhe zu investieren. Dies setze jedoch klare Entschei- dungsstrukturen voraus. Die Mehrheit an der DDR-Strom- wirtschaft solle nicht durch Kauf, sondern durch Investi- tionen und Kapitalerhöhüngen erworben werden. Berlin (ADN). Minol treibt den Ausbau eines flächendecken- den DDR-Versorgungsnetzes mit bleifreien Vergaserkraft- stoffen verstärkt voran. Wie es in einer Information der „Minol Mineralölhandel AG" vom Montag heißt, soll nach einem Ubergangszeitraum das in der BRD übliche Kraft- stoffsortiment geführt wer- den. Ein genauer Termin da- für wurde nicht genannt. Berlin (ND-Meyer). Die ab " Juli gültigen höheren Gebüh- ren bei der Post decken die Kosten nicht, wurde am Mon- tag in Berlin mitgeteilt. Zur Angleichung des Leistungs- niveaus an das der Bundes- post sind etwa 55 bis 60 Mil- liarden Mark erforderlich. Diese würden nur knapp zu einem Drittel durch die Ge- bührenerhöhung gedeckt. Des- halb mußten für die Realisie- rung vielfältiger Vorhaben bei der Bundespost Darlehen aufgenommen werden. Warschau (ADN). Polens Mi- nisterpräsident Tadeusz Ma- zowiecki hat die Entschließung der beiden deutschen Parla- mente zur polnischen West- grenze, die der Regierung in Warschau bereits als offizielle Note der Regierungen in Bonn und Ostberlin übergeben wurde, begrüßt. Wie er am Sonntag in einer Rede in Szczecin sagte, sehe Polen in der gleichlautenden Ent- schließung „das grundlegende Dokument der künftigen Be- ziehungen zwischen unseren Völkern". Mazowiecki äußerte zugleich die Erwartung, daß es — „der politischen Logik" des Dokumentes folgend noch vor der Vereinigung Deutsch- lands zur Ausarbeitung und Vereinbarung eines entspre- chenden Vertrages kommt. Washington (ADN). Die USA- Kommission zur Klärung von Ansprüchen im Ausland hat 1899 Forderungen von Privat- personen und amerikanischen Firmen auf enteigneten Besitz in der DDR anerkannt Unter Berücksichtigung einer jähr-r liehen Zinsrate von sechs Pro- zent hätten sich die Forderun- gen auf 370 Millionen Dollar erhöht. Beamte des Außen- ministeriums in Washington versicherten, daß die USA- Regierung diesen Forderungen nachgehe und mit beiden deutschen Staaten darüber verhandele. Hamburg (ADN). Die Deut- sche Presse-Agentur GmbH (dpa) Hamburg hat 1989 das Nachrichtengeschäft weiter ausgebaut und ihren Umsatz um fünf Prozent auf 126,23 Millionen DM gestei- gert. Darüber informierte der Vorsitzende der dpa-Ge- schäftsführung, Walter Richt- berg, am Montag vor Journa- listen. Den Veränderungen in Mittel- und Osteuropa, dar- unter der DDR, wird dpa wei- ter mit Investitionen von 10 Millionen DM Rechnung tragen. Das Engagement in der DDR werde durch den Auf- bau regionaler Büros und den Verkauf der dpa-Dienste ver- stärkt. Karlsruhe (ADN). Der Ermitt- lungsrichter des Bundesge- richtshofes in Karlsruhe erließ am Montag gegen fünf mut- maßliche Agenten der DDR, darunter einen Personaloffi- zier der Bundeswehr, .Haftbe- fehle. Die. Verdächtigen sollen nach Angaben der Bundes- anwaltschaft für den militäri- schen Nachrichtendienst der DDR gearbeitet haben. Zwei Beschuldigte wurden inzwi- schen mit einer Reihe von Auf- lagen auf freien Fuß gesetzt. San Francisco (ADN). Die 6. Internationale AIDS-Konfe- renz ist am Sonntag im kali- fornischen San Francisco zu Ende gegangen. Das bisher größte Treffen von etwa 10 000 Ärzten und Wissenschaftlern, das sich fünf Tage lang mit der tödlichen Immunschwäche- krankheit befaßte, war von Protesten und Demonstratio- nen begleitet. Diese richteten sich nicht gegen die Forscher, sondern gegen Diskriminie- rung Infizierter durch die US-Regierung und die Phar- makonzerne, denen die De- monstranten vorwarfen, nicht entschieden genug gegen die Krankheit vorzugehen. Ein Buh- und Pfeifkonzert übertönte bei der Abschluß- zeremonie die Rede des USA- Gesundheitsministers Louis Sullivan. Colombo (ADN). Die schweren Kämpfe zwischen Angehörigen der Tamilengruppe LTTE und den srilankischen Regierungs- streitkräften im Norden und Osten des Inselstaates hielten auch zu Wochenbeginn an. Wie der Staatsminister für Vertei- digung, Ranjan Wijeratne, am Montag in Colombo infor- mierte, konnten die im Fort Jaffna von der LTTE einge- schlossenen Regierungstruppen von Hubschraubern aus mit Nahrungsmitteln und Medika- menten versorgt werden. Vatikanstadt (ADN). Papst Jo- hannes Paul II. empfing am Montag im Vatikan zehn ka- tholische Bischöfe der Ukraine sowie 18 Bischöfe von Exil- Ukrainern. Ziel der zweitägi- gen Begegnung ist die Festle- gung einer gemeinsamen Linie für die Fortsetzung von Ver- handlungen mit dem Patriar- chen der russisch-orthodoxen Kirche, die seit drei Monaten unterbrochen sind. Dabei geht es um die Rückgabe der von der Sowjetunion in der Stalin- zeit konfiszierten und an die russisch-orthodoxe Kirche übergebenen Gotteshäusern. Abidjan (ADN). Vier politische Parteien der westafrikanischen Republik C6te d'Ivoire (ehe- mals Elfenbeinküste) forderten auf einer Kundgebung in Kor- hogo, 700 Kilometer nördlich der Hauptstadt Abidjan, den Rücktritt des greisen Staats- chefs Felix Houphouet-Boigny. Weiter verlangten sie die Ent- lassung der Regierung und die Bildung eines Obergangskabi- netts. Dies sei die „Minimal- voraussetzung" für die Schaf- fung eines Mehrparteiensy- stems. Bausparen mit Ostdeutscher LBS Vorverhandlungen über Wiedergutmachung KPdSU: Neuer Termin für Parteitag im Gespräch Ausmaß der Katastrophe ist unterschätzt worden Geiselnehmer nach Großfahndung getötet DDR-Burger — sparsam mit harter Mark Anpassungskredite für den Mittelstand Energieriesen greifen nach DDR-Betrieben Neue Gebühren decken Kosten der Post nicht Premier Polens begrüßt Dokument zu Grenze USA fordern Geld für in DDR enteigneten Besitz BRD: Haftbefehl gegen mutmaßliche Agenten Buhrufe zum Ende der AIDS-Konferenz Kämpfe in Sri Lanka Truppen eingeschlossen Katholische Bischöfe der Ukraine beim Papst Rücktrittsforderung an Staatschef Cöte dlvoires Seite 3 — Neues Deutschland Bleifreies von Minol MSCHAU POLITIK Dienstag, 26. Juni 1990 IT* „Fenster In" mit Helm und Pistole Minister Diestel zu Lichtenberger Randale: Wer sich vermummt hat böse Absichten Bonner Regierungsausschuß debattierte über einen zweiten Staatsvertrag Wird die DDR in die deutsche Einheit einfach „übergeleitet"? International Kontroversen beider DSU Expertengespräche mit Juden in Berlin In Gotha: Westermann rein 9 Haack raus? Eigenwillige Auto-Vision ausZwickaii dpa investiert im Osten Britischer Helfer im Bebengebiet Irans:

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Berlin (ND-Funke). Blumen undfreundlidie Worte von Innen-minister Diestel für etwa einDutzend verletzter Polizisten, diebei der „bisher militantesten undaggressivsten Aktion" gegen VP-Kräfte am Samstag in Berlin-Lichtenberg ihren Mann gestan-den hatten. Er könne sich dieSituation schon vorstellen, wennein Mann sich wehren will unddie Disziplin ihm das versage;meinte Diestel am Montag beidem Treffen in der Berliner VP-Inspektion Mitte. Deshalb sei erstolz auf solche Leute und dar-auf, mit ihnen zusammenzu-arbeiten.

Bekanntlich waren aus einerantifaschistischen Demonstrationheraus Extremisten in RichtungParteizentrale der NA undHauptquartier der Faschos in derWeitlingstraße marschiert. ZuZusammenstößen kam es, als diePolizei das Viertel abriegelte, umGewalttaten zu vereiteln.

Ihm werde vorgeworfen, soDiestel, auf dem linken Augeblind zu sein. Er sei aber in diePolitik gegangen, um jeglicheradikale Äußerung, vor allem,wenn sie mit Gewalt verbundenist, auf der politischen Ebene zuverhindern. Deshalb werde sichse'in Ministerium gegen Links-extremismus und Rechtsextre-

mismus zur Wehr setzen. Die Er-eignisse vom Wochenende hät-ten ihn darin bestärkt. Beifallvon den Anwesenden, als er be-dauerte, daß „nur vier Gewalt-täter festgenommen" wurden.Ein Vermummungsverbot stündenun dringlich auf der Tagesord-nung. „Wer sich bei öffentlichenVeranstaltungen vermummt,zeigt, er hat Probleme mit demKlima oder böse Absichten."

Erforderlich sei eine zweck-dienliche technische Ausrüstung— Wasserwerfer, die funktionie-ren, durchsichtige Schilde, ge-sicherte Transportfahrzeuge —,um die relative Wehrlosigkeit zubeenden.

Wenig Konkretes konnte Die-stel zu den verminderten Dienst-bezügen (10 bis 12 Prozent) undsozialen Problemen sagen, dienach Inkrafttreten des Staatsver-trages .auf die Polizei zukommen.Er warnte vor Streiks oder De-monstrationen seitens der Poli-zei. Einem Gewerkschaftsvertre-ter, der die Sorgen der VP-An-gehörigen darlegen wollte,schnitt er das Wort ab und be-endete die Veranstaltung mitdem Hinweis auf Zeitprobleme.Vor dem Haus in der Littenstraßestand Diestel sodann Journali-sten Frage und Antwort.

Wenig mit Romantik, statt dessen viel mehr mit Gefahr und hartem Einsatz hat diese Art des Fassaden-kletterns zu tun. Bin Dresdner Sperial-Einsatzkommando der Volkspolizei, zu dessen Aufgaben die Fahn-dung nach bewaffneten Verbrechern, die Befreiung von Geiseln und die Bekämpfung terroristischer Ak-tivitäten gehört, beim Training Tetefoto: AiDN/Hlielcel

Bonn (ND/ADN). Die Diskussionum einen zweiten Staatsvertragzur Angliederung der DDR an dieBRD ist offenbar in ühtfe heißePhase getreten. Erstmals debat-tierte der Ausschuß DeutscheEinheit der Bundesregierung amMontag unter Leitung von Kanz-leramtsminister Seiters „über dieweiteren Schritte auf dem Wegzur deutschen Einheit". Wie Regierungssprecher Vogel dazu vorder Presse in Bonn mitteilte, ginges dabei um die Frage, ob eseinen zweiten Staatsvertrag mitder DDR oder ein Uberleitungs-gesetz geben soll. Diie DDR-Re-gierung, die darüber die Ent-scheidung treffen müsse, habesich noch nicht endgültig festge-legt. In beiden Fällen müsse je-

doch geklärt werden, welche Än-derungen am Grundgesetz und ananderen Gesetzen vorbereitetwerden müßten, sagte Vogel.

Wie der Sprecher weiter mit-teilte, wollen Kanzler Kohl undMinisterpräsident de Maiziere ge-meinsam an bundesdeutscheWirtschaftsvertreter appellieren,in der DDR zügig zu investierenund beim Aufbau des soziafenNetzes zu helfen. Nach AngabenVogels werden beide Regierungs-chefs am Donnerstag im BonnerKanzleramt vor führenden Re-präsentanten von Industrie undBanken sowie vor der westdeut7sehen Gewerkschaftsspitze auf-treten.

Als „Putsch der Regierung ge-gen das Volk" hat der Obmann

Berlin (ADN). DDH-Ihrienmini-*ster Dr. Peter-Mtchael Diestel er-wägt seinen Austritt aus der vonihm mitbegründeten DeutschenSozialen Union (DSU), Vor Jour-nalisten distanzierte sich derDDR-Vizepremier am Montag inBerlin von dem, wie er sagte,„abrupten Rechtsruck" der DSU.

Gegenüber der „Bild-Zeitung"(Dienstagausgabe) sagte der In-nenminister einem vorab veröf-fentlichten Statement zufolge, inder DSU gebe es „immer stärkererechtsradikale Tendenzen".Diese hätten sich zuletzt bei denEnthaltungen und Nein-Stimmen

zur Volkskammererklärung' überdie Oder-Neiße-Grenze ge-zeigt. Die in Thüringen erschei-nende „Tagespost" berichtete amMontag, der Chef der DSU-Volkskammerfraktion, Prof. Dr.Hansjoachim Walther, habe fürden bevorstehenden Parteitagder DSU den ParteiausschlußDiestels gefordert. Kurz daraufdementierte Walther diese Auße*rung. Der CSU-Vorsitzende TheoWaigel hat sich nach einer Vor-standssitzung seiner Partei amMontag gegen eine Ablösung desDDR-Innenministers ausgespro-chen.

der Bundestagsfraktion der Grü-nen im Ausschuß Deutsche Ein-heit, Gerald Hafner, die imzweiten Staatsvertrag mit derDDR geplante Streichung derMöglichkeit einer vom Volkdurch Volksabstimmung legiti-mierten Verfassung bezeichnet.Die Bundesregierung bereite denzweiten Staatsvertrag mit der„Methode der Geheimdiploma-tie" vor. Selbst ihm als Mitglieddes Ausschusses sei nur auf Um-wegen bekannt geworden, daßfestgelegt werden soll, auch dieSchlußbestimmung des Artikels146 des Grundgesetzes zu strei-chen, die das Recht auf eine infreier Selbstbestimmung befür-wortete neue Verfassung festlegt.

Unterdessen forcieren die libe-

Berlln (ND-Luck). Nun gibt esein neues Geld- und Kreditinsti-tut in der Bankenlandschaft derDDR - die LBS Ostdeutsche Lan-desbausparkasse AG. Soeben mitspezifischem Profil gegründet,wird sie am 2. Juli bereits ihreGeschäftstätigkeit aufnehmen.

Von dem mit 30 MillionenD-Mark bezifferten Grundkapitalder AG halten 11 westdeutscheLBS 51 Prozent, der DDR-Spar-kassenverband ist mit 49 Prozentbeteiligt. Man hofft, daß die Zen-trale ihren Sitz in Potsdam fin-den kann.

ralen Parteien in beiden deut-schen Staaten das Tempo ihresZusammenschlusses. Ihr Ver-einigungsparteitag soll nun be-reits am 11. Und 12. August inBerlin oder Hannover stattfinden.Diese erneute Vorverlegung desTermins — bisher waren der 25.und 26. August im Gespräch — istvom Vereinigungsausschuß derFDP der Bundesrepublik, derDeutschen Forumpartei, des Bun-des Freier Demokraten und derFreien Demokratischen Partei derDDR am Montag auf einer ge-meinsamen Sitzung in Bonn be-schlossen worden.

Die CSU hingegen will sichnicht auf das Gebiet der DDRausdehnen. Dafür hat sich amMontag einmütig der Vorstand

der bayerischen Unionsparteiausgesprochen. Eine Ausdehnungder CSU in die DDR wäre nachden Worten von Parteichef Wai-gel nur im Einvernehmen mit derCDU möglich gewesen, und die-ses Einvernehmen sei nicht her-gestellt worden. Die CSU will je-doch die DSU als Schwesterpanteiin der DDR weiter unterstützen,die bei den ersten gesamtdeufc-sehen Wahlen neben der Ost-CDU antreiben soll. Da die CDUin der DDR allein nicht in derLage wäre, bei gesamtdeutschenWahlen genügend Stimmen füreine bürgerlich-konservative Re-gierungsmehrheit zu erringen,habe man sich auf die Unterstüt-zung der DSU durch die CSU ge-einigt, sagte Waigel in München.

Berlin (ADN). Zwischen Vertre-tern der „Konferenz für jüdischematerielle Ansprüche gegenüberDeutschland" (Jewish ClaimsConference) und Regierungsver-tretern der DDR begannen amMontag in Berlin Gespräche zumThema Wiedergutmachung fürjüdische Opfer des Naziterrors.Sie finden auf Expertenebenestatt und sind auf zwei Tage an-beraumt.

Bei diesen Gesprächen geht esum die rasche Schaffung vonRahmenbedingungen für kon-krete Wiedergutmachungsver-

handlungen. Die Bereitschaftdazu war von MinisterpräsidentLothar de Maiziere am 10. Juniwährend seines USA-Besuchs beiBegegnungen mit dem Präsiden-ten des Jüdischen Weltkongres-ses, Edgar M. Bronfman, und demPräsidenten der weltweit fürEntschädigungsforderungen vonJuden zuständigen JewishClaims Conference, Rabbi IsraelMiller, ausgesprochen worden.Der Premier hatte erklärt, dieDDR bekenne sich zu der Ver-pflichtung, materielle Wiedergut-machung für die jüdischen Opferdes Naziterrors zu leisten.

Die mehr als 200 Mitarbeiter desVEB Hermann Haack, Geogra-phisch-Kartographische AnstaltGotha, haben Sorge, daß die bisins Jahr 1785 zurückreichendeTradition ihres Verlagshausesabrupt zu Ende geht. Auf einerBelegschaftsversammlung amMontag früh machten sie ihremUnmut Luft und forderten denRücktritt der bisherigen Leitung.

Wie ist die Lage? Ein Zusam-mengehen mit dem Westermann-Verlag Braunschweig brachte fürdiesen zwar eine Öffnung desDDR-Marktes, aber kaum Aktivi-täten zur Sicherung des Produk-

tionsstanldortes Gotha. Die Go-thaer Leitung tat kaum etwas,um für die neue Situation not-wendige Strukturen herauszubil-den, zeigte sich aber sehr aktivim Verfassen von Schreiben an53 Belegschaftsangehörige, in de-nen diesen der Vorruhestand ver-ordnet oder kurzerhand die Kün-digung mitgeteilt wurde.

Dem früheren VerlaigStahalbeEJustus Perthes, heute in der BRDansässig, ließ VerlagsdirektorMatthias Hoffmann am letztenFreitag kurzerhand die Tür wei-sen, als dieser Interesse bekun-dete, an der Führung des Her-mann-Haack-Verlages mitzuwir-

ken. Belegschaftssprecher KlausPeinelt veranlaßte das zu derFrage, ob das nun Unfähigkeitoder bewußte Skrupellosigkeitdes Verlagsdirektors ist.' DirektorHoffmann, dienstlich verhindert,ließ sich von seinem Stellvertre-ter Dieter Geutebrück vertreten.Er teilte mit, daß der Verlag imGrunde nicht mehr liquid sei. DieVersammlung endete mit demBeschluß, unverzüglich das Kon-zept des ehemaligen Inhabers zurErhaltung des Gothaer Verlageszu prüfen und das auf einer Be-legschaftsversammlung.

KLAUS BL1EDTNER

Moskau (ADN). Der 28. Parteitagder KPdSU, der am 2. Juli inMoskau beginnen soll, wird lautAFP möglicherweise auf Septem-ber verschoben. Der 1. Sekretärder > Kommunistischen ParteiEstlands, Enn-Arno Sillari, habeder Agentur am Montag mitge-teilt, die Parteitagsdelegationender RSFSR und der Ukraine hät-ten dies vorgeschlagen.

Sillari sei von Wadim Med-wedjew, Vorsitzender der ideolo--gischen Kommission im ZK derKPdSU, zu seiner Meinung be-fragt worden und habe sich fürdie Beibehaltung des Juli-Ter-mins ausgesprochen.

Zugleich hat die Wahl des alskonservativ geltenden Partei-funktionärs Iwan Poloskow zumVorsitzenden der neugegründetenKP der Russischen Föderationan der Parteibasis krasse Gegen-reaktionen ausgelöst. Wie die„Komsomolskaja Prawda" be-richtete, werden die Anhänger,der „Demokratischen Plattformin der KPdSU" in die neue KP

nicht eintreten. Auch die Dele-gierten der Moskauer Kommuni-sten hätten ihre Grundorganisa-tionen zum Fernbleiben aufge-fordert.

Bereits während des Grün-dungsparteitages hatten einigeDelegationen — darunter ausMoskau und Leningrad — be-schlossen, keine Vertreter in dasZentralkomitee der neuen Parteizu entsenden.

Erstmals hat in ungewöhnlichscharfer Form die kommunisti-sche Führung einer Sowjetrepu-blik — Belorußlands — die Mos-kauer Führungsspitze attackiert.Viele würden die Hauptgefahrfür die UdSSR nur im Konser-vatismus des Parteiapparatessehen und nicht in den sich ver-einigenden antisozialistischenund nationalistischen Kräften,die die Gesellschaft unter demVorwand von Glasnost moralischzersetzten, erklärte ParteichefJefrem Sokolow am Montag aufeiner Plenartagung des ZK derKP Belorußlands.

Gestern erstmalig der Öffentlichkeit vorgestellt: ein Zwickauer Viertakter-Trabant im veränderten Ge-wand. Von der Münchner Firma IVM Ingeneerüng gemeinsam mit den Sachsenringwerkem entwickelt,soll der „Neue" vor allem im Ausland in, eine Marktlücke stoßen. Ob indes veränderte Karosseriekontu-ren, Leichtmetallfelgen und Extras in der Innenausstattung auf starkes Interesse stoßen, bleibt fraglich.Ebenso ob damit Zwickauer Arbeitsplätze zu sichern sind . . . ND-Telefoto: Wolfgang Schmidt

Teheran (ADN). Sein aus 17 Spe-zialisten bestehender Rettungs-trupp sei bei der Räumung derdurch das verheerende Erdbebenentstandenen Trümmer seitSonnabend auf keinen Ober-lebenden mehr gestoßen. Das be-richtete Tom Penman, Leitereines britischen Hilfsteams in deriranischen Stadt Manjil. Inzwi-schen wurde in der Stadt einMassengrab ausgehoben, in demdie Toten begraben werden. EineIdentifizierung sei nur in, denseltensten Fällen möglich. MitBulldozern sei man darangegan-gen, die Trümmer einzuebnen.Nach Ansicht von Penman wurdevon iranischer Seite das Ausmaß

der Katastrophe unterschätzt, beider nach UNO-Angaben 50 000Menschen ums Leben kamen undetwa 100 000 Verletzungen erlit-ten. Die ausländischen Rettungs-mannschaften hätten schneller indie Katastrophengebiete gebrachtwerden müssen.

Die ersten Hilfsteams warenam Wochenende aus Frankreich,der Sowjetunion, Großbritannienund Japan eingetroffen. Inzwi-schen sind an den Rettungsarbei-ten auch Spezialisten aus jenenLändern beteiligt, deren Bezie-hungen zu Iran bislang belastetwaren, darunter Ägypten, Kuweitund die USA.

Berlin (ADN). Ein mit einerMaschinenpistole und über 800Schuß bewafi&wfer Mann, deram Montagabend in der Näheivon Burg (Bezirk Magdeburg)ein Ehepaar und defesen beideKinder in seine Gewalt ge-bracht hatte, ist von Kräfteneiner Antiitenror-iEinlhiedt derV(P nach einem Schußwechselgetötet worlden. Nach bisheri-gen Erkenntnissen handelt essich bei dem Täter vermutlichum einen Angehörigen derWestgruppe der sowjetischenStreitkräfte. Das Ehepaar unddie Kinder blieben unverletzt.Ein verwundeter Polizist liegtim Krankenhaus.

Dresden (ADN). Die von DDR-Bürgern nach dem 1. Juli ge-wünschte Barauszählung vonD-Mark liegt nach Bundes-bankinformationen niedrigerals erwartet. Nach den bislangabgegebenen Umstellungs-anträgen liege der durch-schnittliche Bedarf unter 400DM, erklärte das Direkto-riumsmitglied der DeutschenBundesbank Johann WilhelmGaddum am Montag vor Jour-nalisten in Dresden. „Die Bür-ger in der DDR gehen mit demBargeld vernünftig um",schlußfolgerte Gaddum, der dieBundesbank mit ihrem Mono-pol der Ausgabe von D-Mark-Banknoten als obersten Wäch-ter dieser Währung sieht.

Berlin (ADN). Handwerks-und Gewerbebetriebe derDDR können zur Sicherungder Lohnzahlung sowie zurBezahlung von Material undLeistungen nach Einführungder Wirtschafts- und Wäh-rungsunion bei ihrer Haus-bank Anpassungskredite auf-nehmen. Die Staatsbank über-nimmt beim Fehlen eigenerSicherheiten auf Antrag dieBürgschaft. Eine entsprechen-de Richtlinie bestätigten amMontag die Ministerien fürWirtschaft und für Finanzenin Berlin, teilte die Presse-

stelle des FinanzministeriumsADN mit. Für die Bürgschaf-ten der Staatsbank übernimmtder Staatshaushalt Rückbürg-schaften.

Hannover (ADN). Die dreigrößten bundesdeutschenStromkonzerne, BayernwerkeAG, PreussenElektra AG undRheinisch-Westfälische Elek-trizitätswerke (RWE), strebennach eigenen Angaben dieMehrheit an der gesamtenDDR-Stromwirtschaft an.PreussenElektra-Chef Her-mann Krämer teilte am Mon-tag in Hannover mit, die Un-ternehmen seien bereit, in derDDR in zweistelliger Milliar-denhöhe zu investieren. Diessetze jedoch klare Entschei-dungsstrukturen voraus. DieMehrheit an der DDR-Strom-wirtschaft solle nicht durchKauf, sondern durch Investi-tionen und Kapitalerhöhüngenerworben werden.

Berlin (ADN). Minol treibt denAusbau eines flächendecken-den DDR-Versorgungsnetzesmit bleifreien Vergaserkraft-stoffen verstärkt voran. Wiees in einer Information der„Minol Mineralölhandel AG"vom Montag heißt, soll nacheinem Ubergangszeitraum dasin der BRD übliche Kraft-stoffsortiment geführt wer-den. Ein genauer Termin da-für wurde nicht genannt.

Berlin (ND-Meyer). Die ab" Juli gültigen höheren Gebüh-

ren bei der Post decken dieKosten nicht, wurde am Mon-tag in Berlin mitgeteilt. ZurAngleichung des Leistungs-niveaus an das der Bundes-post sind etwa 55 bis 60 Mil-liarden Mark erforderlich.Diese würden nur knapp zueinem Drittel durch die Ge-bührenerhöhung gedeckt. Des-halb mußten für die Realisie-rung vielfältiger Vorhabenbei der Bundespost Darlehenaufgenommen werden.

Warschau (ADN). Polens Mi-nisterpräsident Tadeusz Ma-zowiecki hat die Entschließungder beiden deutschen Parla-mente zur polnischen West-grenze, die der Regierung inWarschau bereits als offizielleNote der Regierungen inBonn und Ostberlin übergebenwurde, begrüßt. Wie er amSonntag in einer Rede inSzczecin sagte, sehe Polen inder gleichlautenden Ent-schließung „das grundlegendeDokument der künftigen Be-ziehungen zwischen unserenVölkern". Mazowiecki äußertezugleich die Erwartung, daß es— „der politischen Logik" desDokumentes folgend — nochvor der Vereinigung Deutsch-lands zur Ausarbeitung undVereinbarung eines entspre-chenden Vertrages kommt.

Washington (ADN). Die USA-Kommission zur Klärung vonAnsprüchen im Ausland hat1899 Forderungen von Privat-personen und amerikanischenFirmen auf enteigneten Besitzin der DDR anerkannt UnterBerücksichtigung einer jähr-rliehen Zinsrate von sechs Pro-zent hätten sich die Forderun-gen auf 370 Millionen Dollarerhöht. Beamte des Außen-ministeriums in Washingtonversicherten, daß die USA-Regierung diesen Forderungennachgehe und mit beidendeutschen Staaten darüberverhandele.

Hamburg (ADN). Die Deut-sche Presse-Agentur GmbH(dpa) Hamburg hat 1989 dasNachrichtengeschäft weiterausgebaut und ihren Umsatzum fünf Prozent auf126,23 Millionen DM gestei-gert. Darüber informierte derVorsitzende der dpa-Ge-schäftsführung, Walter Richt-berg, am Montag vor Journa-listen. Den Veränderungen inMittel- und Osteuropa, dar-unter der DDR, wird dpa wei-ter mit Investitionen von10 Millionen DM Rechnungtragen. Das Engagement in derDDR werde durch den Auf-bau regionaler Büros und denVerkauf der dpa-Dienste ver-stärkt.

Karlsruhe (ADN). Der Ermitt-lungsrichter des Bundesge-richtshofes in Karlsruhe erließam Montag gegen fünf mut-maßliche Agenten der DDR,darunter einen Personaloffi-zier der Bundeswehr, .Haftbe-fehle. Die. Verdächtigen sollennach Angaben der Bundes-anwaltschaft für den militäri-schen Nachrichtendienst der

DDR gearbeitet haben. ZweiBeschuldigte wurden inzwi-schen mit einer Reihe von Auf-lagen auf freien Fuß gesetzt.

San Francisco (ADN). Die 6.Internationale AIDS-Konfe-renz ist am Sonntag im kali-fornischen San Francisco zuEnde gegangen. Das bishergrößte Treffen von etwa 10 000Ärzten und Wissenschaftlern,das sich fünf Tage lang mitder tödlichen Immunschwäche-krankheit befaßte, war vonProtesten und Demonstratio-nen begleitet. Diese richtetensich nicht gegen die Forscher,sondern gegen Diskriminie-rung Infizierter durch dieUS-Regierung und die Phar-makonzerne, denen die De-monstranten vorwarfen, nichtentschieden genug gegen dieKrankheit vorzugehen.

Ein Buh- und Pfeifkonzertübertönte bei der Abschluß-zeremonie die Rede des USA-Gesundheitsministers LouisSullivan.

Colombo (ADN). Die schwerenKämpfe zwischen Angehörigender Tamilengruppe LTTE undden srilankischen Regierungs-streitkräften im Norden undOsten des Inselstaates hieltenauch zu Wochenbeginn an. Wieder Staatsminister für Vertei-digung, Ranjan Wijeratne, amMontag in Colombo infor-mierte, konnten die im FortJaffna von der LTTE einge-schlossenen Regierungstruppenvon Hubschraubern aus mitNahrungsmitteln und Medika-menten versorgt werden.

Vatikanstadt (ADN). Papst Jo-hannes Paul II. empfing amMontag im Vatikan zehn ka-tholische Bischöfe der Ukrainesowie 18 Bischöfe von Exil-Ukrainern. Ziel der zweitägi-gen Begegnung ist die Festle-gung einer gemeinsamen Liniefür die Fortsetzung von Ver-handlungen mit dem Patriar-chen der russisch-orthodoxenKirche, die seit drei Monatenunterbrochen sind. Dabei gehtes um die Rückgabe der vonder Sowjetunion in der Stalin-zeit konfiszierten und an dierussisch-orthodoxe Kircheübergebenen Gotteshäusern.

Abidjan (ADN). Vier politischeParteien der westafrikanischenRepublik C6te d'Ivoire (ehe-mals Elfenbeinküste) fordertenauf einer Kundgebung in Kor-hogo, 700 Kilometer nördlichder Hauptstadt Abidjan, denRücktritt des greisen Staats-chefs Felix Houphouet-Boigny.Weiter verlangten sie die Ent-lassung der Regierung und dieBildung eines Obergangskabi-netts. Dies sei die „Minimal-voraussetzung" für die Schaf-fung eines Mehrparteiensy-stems.

Bausparen mitOstdeutscher LBS Vorverhandlungen

über Wiedergutmachung

KPdSU: Neuer Termin fürParteitag im Gespräch

Ausmaß der Katastropheist unterschätzt worden

Geiselnehmer nachGroßfahndung getötet

DDR-Burger — sparsammit harter Mark

Anpassungskreditefür den Mittelstand

Energieriesen greifennach DDR-Betrieben

Neue Gebühren deckenKosten der Post nicht

Premier Polens begrüßtDokument zu Grenze

USA fordern Geld für inDDR enteigneten Besitz

BRD: Haftbefehl gegenmutmaßliche Agenten

Buhrufe zum Endeder AIDS-Konf erenz

Kämpfe in Sri Lanka —Truppen eingeschlossen

Katholische Bischöfe derUkraine beim Papst

Rücktrittsforderung anStaatschef Cöte dlvoires

Seite 3 — Neues Deutschland

Bleifreies von Minol

MSCHAU

POLITIK Dienstag, 26. Juni 1990

IT*„Fenster In" mit Helm und PistoleMinister Diestel zu Lichtenberger Randale:

Wer sich vermummthat böse Absichten

Bonner Regierungsausschuß debattierte über einen zweiten Staatsvertrag

Wird die DDR in die deutsche Einheit einfach „übergeleitet"?

International

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