Fertigungsanlagen in der Urformtechnik · wert ist dabei 0,5 m/s2. Die Form ka mmer ist jetzt...

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Technische Fachhochschule Wild au Wissenschaftliche ll eirräge 2001 - - - - ---- --- --- --- --- - . ----- ------ -- ---------'--- ,76 ): Fertigungsanlagen in der Urformtechnik Untersuchung des Einsatzes von automatischen kostenlosen DISAMATIC-Formanlagen Norbert Miersch Den Urformverfahren kommt durch die Vorteile der frei - en Gestaltung der Formgeb un g und den minimalen Werkstoffabfall im Zeitalter der steige nd en Rohstoff- und Energieverknappung e in e immer gröger werdende Bedeutung zu. In diesem Zusammenhang mo tivi ert di e ständige Weiterentwicklung und Verbreitung von auto- mati schen Formanlagen fLir di e produktive Herstellung von verlorenen Fo rm en zu e in er geso nd erten Betrach- tung e in er spezie ll en ka ste nl ose n Formanlage. Di e Int e- gration in den Pl anung s- und Gießprozess unter Berück- sichtigung der Anwendungsgrenzen der Formanlage wird im folgenden Artikel vorgestellt und untersucht. 1. Besonderheiten und Definitionen Bevor auf die spezie lle Fertigungsanlage e in gegangen wird, sind e in e Erläuterung sowie Begriffsdefinitionen notwendi g. Fertigungsanlagen werden na ch elen Ver- fa hrenshauptgruppen Urforme n, Umformen, Tre nn e n, Fügen, Beschichten und Stoffeigenschaft nd e rn gegli e- dert. Elemente von Fertig un gsan la gen sind Werkzeug- ma sc hin e n, die di ese spezie ll e Bezeichnung fLir die Fer- tigungsverfahren Umforme n, Trennen und Fügen in An- spruch ne hm en 1121. E in e Werkzeug ma schine ist e in Fertigungsmittel zur Erzeugung e in er de fini erten We rk - stückform . Durch relative Beweg un gen zwischen Werk- zeug und Werkstück wird e in e vorgegebene For m oder Veränderung am Werkstück e rr eicht. Ei n We rk zeug da- gegen stellt dabei e in Fertigungsmittel dar, dass bei der Au sfLihrun g e in es Arbeitsgangs direkt oder indirekt auf di e Zustandsänderung am We rk stück oder das Fügen von Montageeinheiten wirkt. Durch e in e Relativbe- wegung zwischen Werkzeug und Werkstück unter Ener- g ie üb ertrag un g wird eine We rk stückform gebildet oder Hi e rn ach kann e in e präzisierte Begriffsbe- stimmung fLir das Urformwe rkz eug vorgenommen wer- den. Es ist e in auf einer Formmaschine bzw. Fertigungs- anla ge durch e in e Ma sc hin e geflihrtes Wirkmitte l, das durch Energieübert ra g un g den gestaltb est imm e nd en und verf est ige nd en Zwang auf formlosen Stoff ausübt. Die zur Herste llun g einmalig verwendbarer Gießfo rm en (verlorener Formen) aus Fo rmstoff erforde rli chen Model- le und Kernkästen sind de mn ach Urformwe rk zeuge. In der Urformtechnik s ind produktive automatische Ferti- g un gsa nla gen beispielswe ise Formanlagen zum Herstel- len ve rtikal geteilter ka ste nl oser Fo rmbl öcke. Die Er fin- dung di eses Formverfahrens machte di e Firma Dansk Indu st ri Sy ndikat NS . Es wird deshalb weltweit unter den Namen " DI SA MATI C-For mv erfahren" gefli hrt. Di e 129 auf di eser Fertigungsa nl age produzierten Formblöcke bestehen aus fe uchte m, tongebundenem, Qa rzsa nd (Grünsand) und we rd en zu e in em Formstrang zusam- mengelegt. Be i der DISAMATIC-Forman lage kö nn en Moclellpl atten als Urformwe rk zeug bezeichnet werden. Wegen der hohen Drü cke, die beim Formprozess auftr e- ten, ist es di ese vorrangig aus NE-Metall, Meta ll oder Kun ststoff herzuste ll e n. Ei n progressiver Werkzeugwechsel ist die Anw endung von Kassetten- syste me n. Diese we rd en verwendet, wenn das Procluk - tionsprogramm aus kurzen Serien besteht bzw. Model- le anderer For mverfahren auf DISAMATIC-Modelle um- ge stet werden ssen. Die auswechse lb are n Modell- platten we rd en dabei in standardisierte Grundpl atte n (Rahme n) e in gewechselt und hydraulisch gespannt. Der We rk zeugwechsel wird innerhalb we ni ger Minuten durchgeftihrt 161 . Zur Herste llun g der Gießform können auch Kerne benö- tigt werden. Diese werden ve rwe nd et, we nn hin tersc hni t- tene Gussteilaußenkonturen, Gussteilinnenkonturen, di e e in en unzulässige n Formschwierigkeitsgrad aufwe ise n, oder hinterschnittene Gussteilinn enkontur en nicht ausge- formt werden können. Der Formschwierigkeitsgrad wird aus dem Verhältnis von Höhe und Breite des Formballens bestimmt und so llt e den Maxima lwert Fs max = 2 ni cht üb e rs chreiten 111 . Zu r Herste llun g von Ke rn en ex istieren untersc hi edli che Kernfo rmverfa hre n. E in ei ngesetz- tes Kernformverfa hren ist das COLD -BOX Verfahren. E in verwendeter Kernkasten auf e in er Kernschießmaschine stellt dabei das Urfor mwe rk zeug dar. 2. Einordnung des DISAMATIC-Formverfah- rens in die Verfahrenshauptgruppe Urformen In der Verfahrenshauptgruppe Urfo rm en wird das Gi e- ßen in verlorenen Formen in der Klein- und Mittelserienfertigung angewa ndt . Bei e in er wirt- schaft li chen Fertigun g auf automati sc hen Forma nl agen sollte dabei di e Fertigungsstückzahl in Ab hängigke it vo n der jewe il s bet ra chteten Gießerei zw is chen 50 und 1000 Stück pro Jahr li egen. Dabei spielen bei der Auswahl des For m- und Giegve rf ahrens der Gusswerkstoff und die Massebereiche der Gussstücke e in e wichtige Rolle. Die e in ze ln en Form- und Gießverfahren können grundsätz- li ch untersc hi eden werden na ch: - der Herstellung differenzierter Abmessungsbereiche von Gussteilen, - der Art des E in strömens des flüssigen Metalls und damit der Art der Einformlage ,

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Technische Fachhochschule Wildau ~~~1i: Wissenschaftliche lleirräge 2001 - - - - ---------- ------ - . J'~ ' ----------------------'---

,76 ):

Fertigungsanlagen in der Urformtechnik Untersuchung des Einsatzes von automatischen kostenlosen DISAMATIC-Formanlagen

Norbert Miersch

Den Urformverfahren kommt durch die Vorteile der frei ­en Gestaltung der Formgebung und den minimalen Werkstoffabfall im Zeitalter der ste ige nden Rohstoff­und Energieverknappung eine immer gröger werdende Bedeutung zu. In diesem Zusammenhang motivi ert die ständige Weiterentwicklung und Verbreitung von auto­matischen Formanlagen fLir di e produktive Herstellung von verlorenen Fo rmen zu einer gesonderten Betrach­tung einer speziell en kastenlosen Formanlage. Die Inte­gration in den Planungs- und Gießprozess unter Berück­sichtigung der Anwendungsgrenzen der Formanlage wird im folgenden Artikel vorgestellt und untersucht.

1. Besonderheiten und Definitionen

Bevor auf die spezielle Fertigungsanlage eingegangen wird, sind eine Erläuterung sowie Begriffsdefinitionen no twendig. Fertigungsanlagen werden nach elen Ver­fa hrenshauptgruppen Urformen, Umformen, Trennen, Fügen, Beschichten und Stoffeigenschaftsändern geglie­dert. Elemente von Fertigungsan lagen sind Werkzeug­maschinen, die diese speziell e Bezeichnung fLir die Fer­tigungsverfahren Umformen, Trennen und Fügen in An­spru ch nehmen 1121. Ein e Werkzeugmaschine ist e in Fertigungsmittel zur Erzeugung einer defini erten Werk­stückform . Durch relative Bewegungen zwischen Werk­zeug und Werkstück wird eine vorgegebene Form oder Veränderung am Werkstück erreicht. Ei n Werkzeug da­gegen stellt dabei ein Fertigungsmittel dar, dass bei der AusfLihrung eines Arbeitsgangs direkt oder indirekt auf di e Zustandsänderung am Werkstück oder das Fügen von Montageeinheiten wirkt. Durch e ine Relativbe­wegung zwischen Werkzeug und Werkstück unter Ener­gieübertragung wird eine Werkstückform gebildet oder ve r~ind e rt. Hiernach kann eine präzisierte Begriffsbe­stimmung fLir das Urformwerkzeug vorgenommen wer­den. Es ist ein auf einer Formmaschine bzw. Fertigungs­anlage durch eine Maschine geflihrtes Wirkmittel, das durch Energieübert ragung den gesta ltbestimmend en und verfestigenden Zwang auf formlosen Stoff ausübt. Die zur Herste llung einmalig verwendbarer Gießformen (verlorener Formen) aus Formstoff erforderli chen Model­le und Kernkästen sind demnach Urformwerkzeuge. In der Urformtechnik sind produktive automatische Ferti­gungsanlagen beispielsweise Formanlagen zum Herstel­len ve rtikal gete ilter kastenloser Fo rmblöcke. Die Erfin­dung dieses Formverfahrens machte di e Firma Dansk Industri Syndikat NS . Es wird deshalb weltweit unter den Namen "DI SAMATIC-Formverfahren" gefli hrt. Di e

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auf dieser Fertigungsa nlage produzierten Formblöcke bestehen aus fe uchte m, tongebundenem, Qa rzsa nd (Grünsand) und werden zu ein em Formstrang zusa m­menge legt. Be i de r DISAMATIC-Forman lage kö nn en Moclellplatten als Urformwerkzeug bezeichnet werden. Wegen der hohen Drücke , die beim Formprozess auftre­ten, ist es zweckm~ißi g , diese vorrangig aus NE-Metall, Meta ll oder Kunststoff herzuste ll en. Ei n progressiver Werkzeugwechsel ist die Anwendung von Kassetten­systemen. Diese werden verwendet, wenn das Procluk­tionsprogramm aus kurzen Serien besteht bzw. Model­le anderer Formverfahren auf DISAMATIC-Modelle um­ge rüstet werden müssen. Die auswechselbaren Modell­platten werden dabei in standardi sierte Grundplatten (Rahmen) eingewechselt und hydrauli sch gespannt. Der Werkze ugwechse l wird inn erhalb we ni ger Minuten durchgeftihrt 161 . Zur Herstellung der Gießform können auch Kerne benö­tigt werden. Diese werden verwendet, wenn hinterschni t­tene Gussteilaußenkonturen, Gussteilinnenkonturen, die einen unzulässigen Formschwierigkeitsgrad aufweisen, oder hinterschnittene Gussteil innenkonturen nicht ausge­formt werden können. Der Formschwierigkeitsgrad wird aus dem Verhältnis von Höhe und Breite des Formballens bestimmt und sollte den Maximalwert Fs max = 2 nicht überschreiten 111 . Zur Herste llung von Kernen ex istieren unterschiedliche Kernformverfahren. Ein h~i ufig eingesetz­tes Kernformverfa hren ist das COLD-BOX Verfahren. Ein verwendeter Kernkasten auf einer Kernschießmaschine stellt dabei das Urformwerkzeug dar.

2. Einordnung des DISAMATIC-Formverfah­rens in die Verfahrenshauptgruppe Urformen

In der Verfahrenshauptgruppe Urformen wird das Gie­ßen in verlorenen Formen haupts~i chli ch in der Klein­und Mittelserienfertigung angewandt . Bei einer wirt­schaft li chen Fertigung auf automatischen Formanlagen sollte dabei die Fertigungsstückzahl in Ab hängigkeit von der jewe il s betrachteten Gießerei zwischen 50 und 1000 Stück pro Jahr li egen. Dabei sp ielen bei der Auswahl des Form- und Giegverfahrens der Gusswerkstoff und die Massebereiche der Gussstücke eine wichtige Rolle. Die einzelnen Form- und Gießverfahren können grundsätz­li ch unterschieden werden nach: - der Herstellung differenzierter Abmessungsbereiche

von Gussteilen, - der Art des Einströmens des flüssigen Metalls und

damit der Art der Einformlage ,

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- der Möglichke it der Rea li sierung bes timmter Maß­genauigkeiten und Obern ~iche ngüte n,

- de r Mögli chkeit des Verg ießens un te rschi edlicher GußwerkstofTe 191.

Abbildung I ze igt einen AusZllg aus der Systematik die die Zuordnung des DISAMATIC-Formverfa hrens zu der Ve rf~lhre n s ha uptgruppe Urformen deutli ch macht.

H L_J URFORI'IEN

I~ breiiger-Zustand

H I~ flOssiger-Zustand

I::H...J FORr"I- und GIEßVERFAHREN-r"letall

t;J;~ DAUERF') Rr"IEfIJ

. j~ Druckgießverfahren

I~ FIOssigpressen

I~ Kokillengießver fahren

r~ flJiederdruckkokillengießverf ahren

. U Schleudergießverfahren

I...J Str anggießverf ahren

EI I~ VEP.LORENE FORr~EfIJ B i~ Verdichtungsforrnverf ahren

i~ DISAr"IA TIC -Formverf ahren

' .. !~ Gasexplosionsverfahren

.I~ Luftirnpulsformverf ahren

1~ Schleuderformverfahren

'U SEIATSU-Forrnverfahren

'. U Stampfformverfahren

B f...J Verfestigungsforrnverf ahren

·I~ Feingießverfahren

L.J Furanharzf orrn'lerfahren

.. I~ r"laskenformverfahren

"I~ Phen'Jlharz-rlärterverfahren

'. f~ 1/ al~Jumforn1Verf ahren

!~ Wasserglas-C02-Verfahren

I~ Zementsandformverfahren

U ionisierter Zustand

I~ körniger oder pulverförrniger Zustand

I...J plastischer-Zustand

f~ span- oder f aserförmiger Zustand

I1bb. I : Einordl1llllg des DisQl1l al"ic-Forl1lve,F,hrellS in die Ve,!ahrenshaupL­gruppe U,jimnen

3. Entwicklung sowie Vor- und Nachteile des Formverfahrens

Die Firma Dansk Industri Syndikat NS (Disa), aus Herl ev (Dänemark) stell te di ese Formmaschine ZlIm ersten Male 1962 auf der GIFA in Düsseldorf unter der Bezeichnung Disamati c vo r 1111 . Im Januar 1996 ging Dansk Industri Syndikat mit der Georg Fischer AG einen Jointventure­Vertrag ein . Di e Formmaschine wird jetzt offiz iell von der Firma Geo rg Fischer DISA Holding AG vertri eben. Seit dem ersten Modell der Maschine wurde sie bis heu­te kontinui erli ch weiterentwickelt . In Abhängigkeit vom Formenvorschub können mi t der neuen DISAMATIC-Ge­neration kernlos bis ZlI 500 Formen pro Stunde und mit dem Ei nlegen von Kernen bis w 400 Fo rmen pro Stun­de geformt werden. Die Implementierung von moder­nen PLC-Programmen optimiert sämtli che Funkti onen und Bewegu ngen des mechanischen und hydrauli schen Systems. Es wird ein maschinenbedingter Ve rsatz von 0,1 mm ga rantiert. Nach Recherchen in 141 und einer nclchfo lgenden Auswer­tung ka nn in 350 nachgeprüften Gief?e reien des Deut­schen Gießereiverbandes festgeste llt werden, dass 270 Gieße reien Maschinenformanlagen bes itzen und I 10 Gießereien mit Maschinenformanlage n DISAMATIC-

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Formanlagen bes itzen (siehe Abb . 2) . Disamatic Forman­lagen sind weltwe it in über 60 Ui ndern im Einsatz 171.

Anzahl der DISAMATIC - Formanlagen in Deutschland

350

270 Mtlschin~n ­

iorrnfinlagen

Gleßer' €':len de t

\lDG

11 0

DISft,t.!lA Tie ­F onnanla9o:>rl

;1./;1). 2: I1nteil der DISI1MI1T1C-Forll1alllllgell ill Deutsch/allds Gießereill

Bei einem Vergleich des DISAMATIC-Formverfahrens mit produktiven horizontalen kastengebundenen Fonnve r­fahren weist das Verfahren folgende Vo rtei le auf: I . Es entfa ll en Kosten fiir di e Bindung von Fo rm kästen

(OberkastenlU nte rkasten) an das herwstellende Guss­teil.

2. Durch das Gießen im Fo rmstrang entfa ll en zusätzli­che Kastenbeschwerungen oder Kastenve rklamme­rungen, um den Auftriebskräften beim Gießen entge­genwwi rken.

3. Hohe Produktivität der Anlage. Angaben inl51mit 400 bis 500 Formen/Stunde in Ab hängigke it von einwi e­genden Kernen.

4. Es ist nur ein Maschinenbediener (Former) notwen­dig, der auch während des Formprozesses Kerne mit Hilfe eines Kerneinlegers in den Formhohlraum ein­legen kann.

5. I-lohe Maßge nauigkeit bezüglich Formversatz vo n 0,1 mm .

6. Gleichmäßig hohe Formhärte . 7. Für die Formanlage wird kein speziell es Fundament

benötigt .

Nachteile des Formverfahrens sind : I. Ei nschränkung des Te il esortiments durch re lativ ge­

ringe Formblockabmessungen. 2. Beachtung von Restriktionen bezügli ch der gesonder­

ten Kernhandhabung durch Kernei nlege r. 3. Besondere Fo rderungen an di e Kernlager und Kern­

geometri e. 4. Höhere Anforderungen an den ModellwerkstofT(Holz

ist ni cht zweckmäßig). 5. Beachtung von Restriktionen bezüglich der vertika len

Formteilung.

4. Aufbau und Funktion der DISAMATIC-Formanlage

4.1 Aufbau

Die DISAMATIC - Fo rmanlage besteht aus versch iedenen Funktionsbaugruppen (siehe Abb. 3), wobei die wichtig­sten im Weiteren näher erläutert werden.

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Legende:

Arbeitsstufe 1: Sand wird in die Formkamm er mit einem Druck von ca. 3 bar eingeschossen. Der einste llbare Sa ndschu ssdru ck kann zwischen 0 bis 5,5 bar ve r­änd ert we rd en. Di e Fo rmkam­mer und di e Sa ndschleuse sind w~ihre nd des Schi e rse ns ge­schl ossen. Durch Öffnen des Sand schussventils wird die Form­kammer mit Fo rmsand gefüllt. In der PLC-Steuerung ka nn da­be i noch e in e Korrektur der Sandschusszeit von + /- 0,5 s er­folgen.

1. Dl\fi\,I (Dis amaci c M olding M achine) ... "- V"

Disam ati c Forrn ma:-;chi ne -.r Arbeitsstufe 2: Di e Schwing­platte und eli e Pressplatte dri.i k­ken den in der Fo rmkammer be­findli chen Fo rmsand soweit ZLI­sammen, bis der in der PLC ein­gestellte Pressdruck erreicht ist . Der Pressdruck der beiden sich

2. ('SE (Core Setter) Kern einl eger

3. Al\IC (Automatie Mold Conneyor) Automatischer Sandformfordtrer

4. SBC (Sync lu'onized Belt Conveyor) Syn ehron ban dforderer

5. QPC (Quick Paltern Olange Unit) M odel lpl attenschnell we eh, d oi tU i eh tung

6. SSU (Sand Supply Unit) San dbeschl ckungsel nh eit

Abb. 3: All/bau der D/SA MATlC-nmllall/agc

4.2 Die Funktionsweise der Formmaschine (DMM)

Der Herstellungsa blauf ei er Fo rmblöcke wird in Be ZLIg auf das Wirkprinzip ei er Formmaschine al s Arbeitsstufe bezeichnet (siehe Abb . 4) . Eine Arbeitsstufe ist ein Ab­schnitt des Arbeitsgangs ohne Ve r~inel e rung der Arbeits­gegenstanel slage 1101. Zur Herstellung eines Formblok­ks sinel sechs Arbeitsstufen notwendig, die im Folgen­den flir eine DI SAMATIC 2 1 10 MK3 mit PLC-Steuerung (PLC oder SPS sind speicherprogrammierbare Steuerun­gen. Sie ersetzen in ihrer einfachsten Ausführung frühere Relaiss teuerungen.) kurz e rl ~iute rt werden.

A rbeitsstt!le 3 : Abziehen ekr ScJn \l li~gplClue

I:::L,~:::::,::::~ ~'P_~ \ I pp

CJ"'-'2::j;:~1J= q . ;.i~.t .• ;." - - - - -

=:--==::::=:::.:.==~:::.:.K;;~~~~~~~ ___ :::':':'-~:'::J

A rbeitsstLlj e 5 .' Abziehlm eier Preßplaue

aufe inander zubewegenelen Mo­el ellpla t ten wirel im No rm alfall

auf 8 Kp/cm2 eingeste ll t . Er kann aber zwischen 4 und 12,5 kp/cm2 variiert werden. Die Presszeit kann bei Be­darf um 0,5 s verlängert werden. Zwischen el en beiden Modellplatten kann weite rhin ein e Pressverzöge rung einges tellt werd en. Nach el em Preßvorga ng wirel di e Sanel schl euse wi eeI er geöffn et unel ei er Sa nd behälter kann nachbeschickt we rel en.

Arbeitsstufe 3: Abziehen ei er Schwingplane von der Form . Das Abheben kann mittels Einstellung in der PLC durch eine Vibrat ion unterstü tzt werden. Dabei bl eiben di e Pressplatte unel eier Formblock immer in gleicher Positi-

A l'b.eilssnlje 2 .' Pressen de r Form .. 7P \ / Pi)

,JKJJliiBL-,q-A rbe iIEsruje 4 A .- Farn! enzusamm<2nlegung Arbeitssruje4 B: Formenstmngtmnspon

A rbeirssruje 6 : Schließen de r Formkarmner

Abb. 4: /'ort/ wrbcitsgC/ l/g der D/SAMATlC-Fol'l llllwschinc (SI' = Schwingp/C/llc. 1'1' = I'reß p/alle)

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on zueinander (Vermeidung von Formungenauigkeiten) . Durch eine optionale BeheiZling der Schwingplatte kann der Entformungsvorgang erleichtert werden. Nach dem Abziehen dreht sich die Schwingplatte in eine hori zonta le Pos ition. Eine Abhebebeschleunigung zwischen 0,2 und 1 m/s2 kann in der PLC eingestell t werden. Der Standard­wert ist dabei 0,5 m/s2 . Die Form ka mmer ist jetzt offen.

Arbeitsstufe 4 a): Di e Pressplatte schi ebt die Form illl S

der Formkammer der Maschine ZlI m Formablieferungs­punkt. Die Zusammenlegungsposit ion muss korrekt ein­ges tell t und in die PIL-Steuerung eingetragen we rd en. Der Fo rm Zllsammenlegungsdruck kann zwischen 0 und I bar varii eren, wobei der Standardwert bei 0,7 bar ein­gestell t wird . Während der Übergabe des Formblocks an den Fo rmstrang muss di e Pressplatte abgebremst wer­den. Di eser Pressplatten-Abbremsdruck kann zwischen o und4 bar eingestellt werden. Der Standardeinstellwert li egt bei 1 bar.

Arbeitsstufe 4 b): Nach der Übergabe der Fo rm durch die Pressplatte an den Fo rmstrang am Fo rmablieferungs­punkt übernimmt der automatische Sandformfö rderer den Formblock und schiebt ihn mit dem gesamten Fo rm­strang um eine Fo rm weite r. Die Press pla tte darf wäh­rend de r Überga be e inen vorgegebenen Druck ni cht überschreiten. Dieser li egt bei 1 bar und kann zwischen o und 4 bar variieren.

Arbeitsstufe 5: Die Pressplatte wird jetzt abgehoben, da­bei begünstigt eine einstellbare Modellplattenerwärmung di e Entformung. Ein e Vibrati on kann auch eingeste ll t werden. Die Pressplatte fcihrt mit einer standardmäßigen Beschleunigung von 0,5 m/s2 in di e Ausgangsposition. Die Beschleunigung der Pressplatte (PP) kann in einem Inte r­va ll zwischen 0,2 bis I m/s2 ve r~indert werden.

Arbeitsstufe 6: Die Schwenkplatte schwingt in die ver­tikale Stellung ZlI rück und schließt die Fo rm ka mmer flir einen neuen Zyklus.

4.3 Beschreibung wichtiger Baugruppen

Der Kerneinleger (CSE) Der Kernein leger arbeitet , wiihrend die Fo rmkammer geschlossen ist, vom Ende der Arbeitsstufe sechs bis zu Beginn der Arbeitsstufe drei. Er legt Kerne in die zuletzt hergestell te Fo rm ein , während die Disamatic-Formma­schine eine neue Form produz iert. Die Kerne werden durch den Ma schin enbedi ener mögli chst in der Ze it w~ihrend der Arbeitsstufe drei und Arbeitsstufe sechs in ei ne Kern einlege rmaske einge legt. Di e Kerneinleger­mas ke dient zur Platz ierung der Kerne in den Fo rm­hohlraum des Formblocks der durch die Pressplatte ge­fo rmt wurde . G rund s~it z li ch stellt die Ke rnmaske den negativen Abdruck des Schwingplattenmodells dar. Di e Bestückung des Fo rm blockes mit den notwendigen Ker­nen erfolgt stufenweise und ka nn folgendermaßen be­schri eben we rden: I. Der Bediener setzt wiihrend der Arbeitsstufe drei bis

zur Arbeitsstufe sechs die Kerne in die Kerneinleger-

'78" )

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maske des Kerneinlegers ein. Dabei wird/werden der Kern/d ie Kerne in der Ke rneinlegermaske durch einen Unterdruck im Ke rnlager der Maske festgehalten. Der Unte rdru ck wird du rch ein e Vakuumpum pe an der Maschine erzeugt. Dieser betriigt bei der DISAMATIC 2 110 MK3-Fo rlllmaschine 0,1 8 bar. Die Ausfl ihrung der Kernl age r wi rd in 161 ausführli ch beschriebe n. Be im Kerneinlegen ist di e Ke rneinlege ti.ir geöffilet.

2. Nach der Bestückung der Ke rneinlegermaske durch den Bedi ener wird die Ke rneinl egertür geschlossen. Ist di e Fo rm ka mmer geschlossen, schwingt der Ke rn­einleger mi t Ke rnmaske in Stell ung.

3. Der Kerneinleger bewegt sich auf den Formblock ZlI . Dieser übergibt den Kern/die Ke rne an den Formblock . Der Ke rn/die Ke rne müssen durch eine speziell e Ke rn­lagerung, die von der Form und der Masse der Ke rne a bh ~ingt, im Formblock beim Zurückziehen der Ke rn­einl egermaske hängen bleiben. Di e AusfLihrung der Kernlage rung wird in 161 ausfiihrlich beschri eben.

4. Der Ke rn einl ege r mit Ke rnlll cis ke bewegt sich vo m Formstrang weg .

5. De r Kern einl eger mi t Kernmaske schwe nkt in di e Ausgangspos ition zurü cl<.

Die Fo rmmaschine und der Kerneinl eger sind synchro­nisiert, d. h. es erfo lgt eine ze itli che Abstimmung der beiden Funktionse inheiten, di e di e Taktzeit der Maschi­ne beeinflusst.

pp , SP L .T

<1 ) VolistanClg gelage'ter Kern zwlscllen r e, Form Dldcl(Etl

b ) E i n5e i ti ~1 gelagerter I<em in eier KE lneln legerm aske vor der üb ergabe an den FormbIOC:<

c) Einseitig gelagerte r I<ern IIn Fonnblock ".nwerdung einer I<e,m lcherung tur eine 5LarJIJe l{ernldlJerung

Abb. 5: Lagerllllgs(l/tell VOll KcrnclI al/I der DISAMATlC-l'onllanlage

Der automatische Sandformförderer (AMC) Der automati sche Sandfo rmfci rderer bewegt den Fo rm­strang durch die Gieß- , Ersta rrungs- und Ki.ihl zonen. Der auto mat ische Sand fo rm fö rd ere r ist e in Gießrost mit schwimmencl ge lage rten pneum cltischen Kl emmschi e­nen. Der Arbeitszyklus besteht aus vier Stufe n, die in Abbildung 6 dargestellt sind . Die ko ntrolli erte Synchro­nisation der Bewegungen der Fo rmmaschine und des au­tomatischen Sandformfö rderers gewährleisten ei ne op­timale Kontro lle der Kräfte zwischen den Fo rmen 151.

Der Synchronbandförderer (SBC) Der Synchronbandfö rdere r ve rl iinge rt di e Ki.ihl srrecke des automatischen Sandform fci rd erers (s iehe Abb. 4) . Diese Baugruppe ist notwendig, wenn eine längere Kühl­ze it der ve rgossenen Formen benötigt wird, ohne dass

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SmfE' ! : Zusammendrücken der AlvIC-Schienen.

SmCE' 3 : Abheben der AlvIC-Schienen.

libb. 6: /\rbeitsweise des nlll(Jnwlisc!Jen Snndfomifiirderers

der Formprozess durch Anhal ten der Formmaschine um eine bestimmte Kühlzeit unterbrochen werden muss. Der Synchronband fO rdere r ist mit der pneumatischen Klel11l11kupp lung des automatischen Sa ndformfo rderers mechanisch ve rbunden und synchronisiert. Das Gu mmi­band ist hi tzebeständig. Der Synchronbandfo rderer ar­beitet wie der cl utomatische Sandfo rl11 fo rd erer in vier Arbeitsstufen (siehe Abb. 7) .

libb. 7: lirbeilsweise der Kupplllng des Syncllronbnndfiirderers

Stufe I: Kl emmkupplung mitte ls Druckluft akt ivi eren. Stufe 2: Synchron mit dem automatischen Bcllldforderer

wird der Fo rmstrang um ei ne Form weiter be­wegt .

Stufe 3: Ablassen der Luft aus der Kl emmkupplung. Stufe 4: Zurückkehren der Klemmkupplung in die Aus­

gangspos ition.

Die speicherprogrammierbare Steuerung (PLC) Die Disamatic-Formanlagen der neuen Generation sind mi t e in e r modern en PLC-Steuerun g ausge rü stet . Im Basisprogramm der Steuerung können all e modell spe­zifi schen Eingabedaten verwaltet werden (siehe 4 .2 Funk tionsweise der Fo rmmaschin e). Die Steuerung macht eine Positions- und Geschwindigkeitsüberwach­ung all er beweglichen Bauteile mögli ch. Sie steuert die

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StufE' ~ : F onntransp ort. syclu'on rni t der Pff'..ßp latte in Arbeitsstufe 4 b) Vorschub : Eine F cnn pro Arbei tstakt.

St.uf{' ,t : Z~uückkelU"en der pJvIC- Scl1ienen in die Ausgangsposition.

Synchronisation der Hauptbaugruppen. Weiterhin kann die Verdichtbarkeit der Sandform permanent überprü ft we rden und eine Selbstdiagnose der elektri schen Hard­ware zur raschen Fehlerbeseitigung erfolgen.

S. Berücksichtigung des Einsatzes der Formmaschine in der Fertigungsplanung

5.1 Aufgabe der Fertigungsvorbereitung

Der Fertigungsvorbereitung (Arbeitsvorbereitung) kommt in einem Unternehmen eine wichtige Rolle zu. Neben der Konstruktion entscheidet sie im Wesentl ichen über die Höhe der Kosten eines Bauteils. [9[ Die Fe rtigungsvorbe­reitung wird in die Teilbereiche Fertigungsplanung und Fertigungssteuerung untergli edert (siehe Abb. 8). WAS, WIE und WOMIT sind die zu lösenden Kernaufgaben der Fertigungsplanung. Diese gli edert sich in eine Grob- und eine Fe inplanung, wobei für eine Variantenbewertung die Fe inplanung die notwendigen Informationen liefert. Da­bei beziehen sich beim Urformen die eigentlichen ferti­gungsvorbereitenden Aufgaben auf das Rohtei!.

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Wissenschaftliche Beitriige 200 I

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A/)/), 8: Unordnung der DISAMATlC-Fo/'/IInwscilinc in den Ablauf"der TeilejerUgung

5.2 Die Einordnung der Urformwerkzeug­herstellung in den Ablauf der Fertigung

Der Ablauf der Fertigung von Einze lte il en be­zogen auf di e Wahl des Rohteiles, das durch Urfo rmen (Gießen) hergeste ll t wird, ist in Ab­bildung 9 dargestellt. Die Voraussetzung zur Fertigung eines Mod ell s ist di e Modellzeich­nung. Diese stellt eine Ergänzung der Rohteil­ze ichnung um gießtechnologische Angaben dar 191 . Die Modellzeichnung wird oft vom Mo­deli bau er selbst angefertigt. Eine Rohteil zeich­nung ve rkörpert das Gussstück nach der Ent­nahme aus der Form und dem Putzen ohne Kernmarken und ohne Anschnitt- und Speise­rsystem 191 . In der Kl ein- und MitteIserien­fertigung ist es üblich, dass die Kundengieße­rei die Rohteilzeichnung nach den Erforderni s­sen und Besonderheiten der eigenen Fertigung selbst erstellt. In Abh~ingigke it vom Auftrags­vo lum en und der Austattung der jeweiligen Gießerei wird oft nur eine mod ifi zierte Fertig­teilzeichnung angefertigt.

5.3 Einordnung maschinenspezifischer Restriktionen in die Rohteilgenerierung

Die Hauptphasen der Arbeitsvorbereitung in Unternehmen mi t auftragsgebundener Fe rti ­gung sind die Angebots- und Auftragsbearbei­tung. Bereits in der Angebotsphase (Grobpla­nung) ist es notwendig, Informationen zu vor­handenen Parametern der Ausrüstungen zu ha­ben. DclClurch kann die technische Realisierbar­keit eines angefragten Gussteils beurteilt wer­den. In der Auftragsp hase (Feinplanung), in Ein­zelfä ll en auch in der Angebotsphase, sind detail­li erte re Kenntnisse über die Anwendungsgren­zen (Restriktionen) der DISAMATIC-Formanlage und den Besonderheiten des Fo rmverfahrens in Bezug auf das zu fert igende Rohteil notwendig.

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Abb, 10: Daten/'Llssplon ZLlr Cenerierung technisch realisierbarer Rohteil­varianten aLlf einer DISAMATlC-Formanlage

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Die Festl egung der Rohteilparameter kann nach folgen­den Ablauf in Abbildung 10 durchgefiihrt werden. Im Er­gebnis dieses Ablaufs können mehre re Varianten entste­hen. Es fehlt dann noch eine anschließende Wirtschaft­li chkeitsbetrachtung 121. Die Überprüfung der Restri ktionen der Fo rmanlage be­zügli ch der Formteilung wird im Folgend en näher be­trachtet. Di e Fes tl egung der Einformlage und der Fo rm­teilung sind bereits am Rohteil notwendig und Voraus­setzung zur Überprüfung der Restriktionen, die die Ab­messungen des Formblocks und der Formkammer einer DISAMATI C betreffe n.

5.4 Die Einformlage als Ausgangsparameter

Die Einformlage ist die Basis zur Generi erung des Roh­teil es. Sie berücksichtigt die Lage des Gussteil s im Form­kasten oder im Formblock. Nach 131 wird die Einform­lage als Lage oder Richtung bezeichnet, in der das Mo­dell eingefo rmt bzw. aus der Form gezogen wird . Zur Betrachtung der Definit ion von grundsMzlichen Einform­lagen eines Gussteils bezogen auf das DI SAMATIC-Form­verfahren werden folgende Konventionen getro ffe n: 1. Um das Gussteil wird ein Hüllkörper gelegt. Der Hüll­

körper vereinfacht die Betrachtungen zur Einfo rmlage, insbesondere bei komplizierten Gußteilgeometri en.

2. Es wird ein Formblockkoordinatensystem defini ert , da zur Festl egung der Einformlage die Einformungs­ri chtung von Bedeutung ist. Die Achsen werden mit u, v, w bezeichnet .

3. Es wird ein Gußteilkoordinatensystem x, y, z defini ert, welches man sich fi x am Rand der Hüllkontur vorstel­len kann (s iehe Abb . 11) . Dieses Koordinatensystem wird als lokales Gussteilkoordinatensystem bezeichnet. Mit der Generierung der Einformlagen verändert es sei­ne Beziehung zum Formblockkoordinatensystem.

Festlegung von Einformlagen These: Im dreidimensionalen Raulll gibt es sechs grund­legende Ein fo rmlage n. Diese können aufgrund symmetri­scher Teilegeometrie eingegrenzt (vermindert) werden.

A

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Abb. J 2: Gener/er/mg von vier gnmclsiilzlichen Einjor//llagen

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a ) b) Abi). 13: Gcncrienlllg zweier wciterer L'injiJr//llagen

135

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AI)I). I J: J?ejeren zrn ZI/ r Bestim//lung //Iüglieher EinjiJrl ll lagen

Beweis: 1. Fes tl egung de r Grundp os iti on (lni t ia li s ie rung).

Wenn da s Guss te il wese ntli che Dim ensionsunte r­schi ede in den Hauptelchse n aufweist, so ll te es mi t se in er größten Ausdehung (Dim ension) parall el zur Gu ss te il-x-Achse au sge ri chtet we rd en. Di e Guss­te il achsen x, y, z so ll te n parall el zu den den Ach­se n u, v, w des Formbl ockes li ege n. (Koo rdinaten­systemtra nslati on)

2. Die Drehung (Rotation) des Guss teil s in 900 -Winkel­schri tten um di e w-Achse des Formblockkoordina­te nsyste ms e rzeugt vie r grund sätz li che Einform­lagen im Formblock (siehe Abb . 12). Di e Ausri chtung der Einfo rmlage erfolgt durch eine Ausri chtung ei­ner Achse des Gussteilkoodinatensystems (x oder y) parallel zu einer Achse des globalen Koo rdinatensy­stems (u oder v).

3. Zwe i weite re Einformlagen können durch die Dre­hung des Guss te il s von 90° um di e u-Achse des Fo rm bl ock koo rd i natensyste ms ge neri e rt we rd en. Dabei ist die Einformlage von der Drehrichtung um die u-Achse von Bedeutung (pos it ive r oder negati­ve r Drehsinn) . Abbildung 13 ste ll t we ite re zwe i mögli che Einformlagen am Beispi el einer Halbschal e dar. Dabei ze igt Abbi ldung 13 a) di e lniti ali sierungs­ansicht, Abbildung 13 b) eine weitere Einformlage und Abbildung 13 c) und 13 d) die andere Ein fo rm­Iage. Dabei ist die Drehung um die v-Achse fiir di e Defini t ion ni cht von Bedeutung.

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(l"äumlio:he) All~; deluUlllg ,hrs te lle 11.

Krumrnlinige Flächen 2. Ordr.oJng

(~ehümmte Fhdl.en im dIeidimemiol1alel1 R:!.Um

Flächenkombination

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136

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Technische Fachhochschule Wildau

4. Liegt bezi.iglich des Gussteils in einer Ebene Symme­ trie vor, so vermindert sich die Anzahl der Einform­ lagen um die Anzahl der Symmetrieebenen. Ein rota­ tionssymetrisches Gussteil, dass auch senkrecht zur Rotationsachse eine Symmetrie aufweist, hat dann nur zwei Einformlagen.

5.5 Die Formteilung

Die Teilung stellt die Trennfläche einer geteilten Gieß­ form dar [3]. Die Entfernung des Dauermodells (Urform­ werkzeug) aus der verlorenen Form, sowie der Guf~­ stücke aus der Dauerform setzt eine Teilung voraus. Die Teilung kann bezogen auf das DISAMATlC-Formver­ fahren als Kontaktfläche zwischen zwei Formblöcken definiert werden. Die Formblöcke sind vertikal geteilt. Es liegt hier eine Einfachteilung vor. Teilungen können verschiedene Teilungsverläufe aufweisen. Abbildung 14 systematisiert angewandte Teilungsverläufe für das D 1 SAMATl C-Fo rrnverfah ren.

Wissenschafrtirbc 13eitriige 2001

6. Berechnungsgrundlagen zur Überprüfung ausgewählter Restriktionen

6.1 Berechnung der Kammertiefe Die Kammertiefe der Formanlage ist durch die Entfer­ nung der beiden Heizplatten der Formkammer vor dem Pressen definiert [6]. Die Heizplatten sind unmittelbar mit den Modellplatten verbunden. Die Überprüfung der Restriktionen bezogen auf den komprimierten Form­ block berücksichtigen nicht die genaue Realisierbarkeit eines angefragten bzw. zu fertigenden Gussteiles. Die Überprüfung der Kammertiefe der Formanlage ist im Un­ terprogramm „Überprüfung der Restriktionen der fest­ gelegten Formteilung" enthalten (siehe Abb. 10 und Abb. 15). Der Ablauf der Berechnung wird im Folgenden be­ schrieben.

Zur Berechnung der Kammertiefe sind folgende Festle­ gungen und Überprüfungen vorzunehmen: A Vermeidung des Zusammenstoßens der Modellplat­

ten nach dem Formprozess.

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(Fornb lockdicke)

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Ab/J. I 5: Zuord111111g der Ü/Jerpliifimg der l(o111(11erliejc

137

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B Überprüfung des vorhandenen Ve rf~lhren sweges der Mocl ellplatten mit dem maximal zul ~i ss i ge n Verfith­rensweg.

( Korrektur des Einblasschlitzes um einen zuläss igen Betrag. um den Modellverschleiß an beiden Modell ­platten gl e ichmä r~ ig gering zu halten.

Kurzzeichenverzeichnis

Kurzzeichen Erläuterung Einheit A Dicke der Modellplatte iluf der mm

__ S_chwenkplattenseite der_ M_ ilS_cl_li_ne ____ _ B Dicke der Modellplatte ilUr der mm

Pressplil ttenseire der Maschine ------'----

Cm Gemessene I(ammertiet'e nl1l1

F",,,,, _ Milximill zulii ssiger Fo rmschwierigkeitsgrad I( Verdichtbilrkeit mm

P

PP Q

Modellhöhe auf der Schwenkpliltte (positives Modell) Pressplatte der Milschine Modellhöhe il Ut' der Pressplattenseite (positives Modell )

S Sicherheitsabstilnd

mm

mm mm

mm ------ ------------

SP Schwenkplatte der Maschine T Formblockdicke mm

X Abstand der Heizplatte (SP) vom Einblasschlitz mm y Abstand der Heizplatte (PP) vo m Einblilsschlitz mm

Restriktiollell - -------------------------------Restriktion PLir minimal zulässige Schwenkplilttendicke Restriktion für minimal zulässige Pressplattenclicke Restriktion für milximal zuläss ige Schwenkplattenclicke Restriktion fiir milximal zuliissige Pressplattenclicke

RCmin Minimill zuliissige I<ammerti efe

111m

mm

mm

mm

nl111

mm RemiIx Milximal zu liissige Kammerriefe ---------RXmilx __ M_a_x_in_la_le_r_E_il_ls_te_"_w_el_t _ll_ir_X ______ mm

Ry,n""iI,--x ___ M_a_xi_m_a_le_r _Ei_n_st_el_lw_e_rt_l_li_r Y _______ I_ll_m ~liillL Maximale Modell- und Heizplattenclicke (SP) RIII + Maximale Modell- und Heizplattendicke (PP)

~ Milx imale Modellhöhen (SPt PP)

._ B-.

P =O

I\IJIJ" 16: Defillitioll der Model/M llclI I' IIlId Q

mm ml11

mm

A Vermeidung des Zusammenstoßens der Modellplatten nach dem Formprozess

Um ein Zusammenstoßen der Modellplatten nach dem Verdi chten des Formblockes zu vermeid en. wird zwi­schen den äußersten Modellkoll turen ein Sicherheitsclb­stand von S = 60 mm festgelegt .

B Berechnung der Kammertiefe

Vergleich Jede DI SAMATI ( -Maschine hat eine zulässige Kammer­ti efe (zul ' Die vorhandene Kammertiefe ( vorh muss be­rechnet werden. Ein Vergleich des errechneten Werts mi t den Res triktionen Remi ll und Rem"x macht eine Aussage über die Reali sierba rkeit der festge legten Einformlage und Teilung am Gussteil.

Model/höhe Grund s~itz li ch kann eine Modellplatte aus pos itiven und/ oder negativen Modellausprägullgen aufgebaut sein. Eine eindeutige Definiti on der einze lnen Parameter P und Q ist notwendig (siehe Abb . 16). um die Kammertiefe ri ch­t ig berechnen zu können. Dabei gibt es Res triktionen

RAmi ll . RA",,,x' Rilmill . Rllm"x' R1A+ I')' R11l+Q). R(p +Q) ' di e vor der Berechnung der Kammerteife überprüft werden müssen.

Kompressibilität des Formsandes Di e Kompress ibilität des Fo rm sand es ist di e Differen z des Formballens vor und nach dem Preßvorga ng der Maschine

K = C I/I - T

CIl/ (I)

Di e Kompress ibil ität so llte in den Grenzen von 0. 18 bis 0.25 li egen 161.

Berechnung der Kammertiefe

[P+Q+ S ]

Cvorlt = A + B + (1- K) (2)

C Korrektur des Einblasschlitzes

Ford erung flir gleiche Abständ e der Modellhöhen vom Einblasschlitz (siehe Abb . 16).

y

Q=O P;i:O Q* O

138

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/lb/;. 17: ZII IIlltersllcMlldes GlIsst";1 (II/Ider DIS/\M/lTiC 2 11 0 MKJ

x - P - A = Y - Q - ß (3)

Berechnung der Korrektur (siehe Abb. 16) . Y = (Q + ß - P - A)+ X

X = Y - (Q + ß - P - J\ )

6.2 Berechnungsbeispiel

(4)

(5)

Das nach Abbildung 17 dargestell te Gusste il soll auf ei­ner DISAMATIC 2 110 MK3 Maschine geforl11t werden.

Grobe Abschätzung der Realisierbarkeit

' Ci'~,. )

Ein e grobe Abschiitzun g der Reali sie rbarkeit kann durch e in en Vergle ich mit den angege benen Fo rl11 -bl ockabmessunge n in [6[ . [5\ e rfolgen. Um den Ver­gleich durchfiihren ZlI können, müssen die Einformlage und die Te il ung festgelegt we rden. Diese werden nach Abbildung 1 1 und Abbildung 14 festgelegt. Ein Form­block auf der DISAMATI C 2110 MK3 hat di e Ab messun­gen (Höhe x Breite x Dicke) von 400 x 500 x (100-3 15) 111111 . Für die Plattenbelegung werd en zwei Gussstücke fes tge legt . Nach Abbildung 14 e rgib t sich e in e ge ­krümmte Fo rl11t e ilung. Für di ese Ba ll enausfor l11ung I11U SS de r Forl11schwierigkeitsgrad überprüft werden Fsmilx = 2.

Formblockbreite Die Breite der beiden Gussstücke in der gewählten Ein­forl11lage ist 240 I11lll . Die kleinste Wanddicke des Guss­stUcks betriigt 8 111m. Die voraussichtliche Modellhöhe ohne Modellplatten über der Teilung betriigt 90111111. Die Randabstände nach [6\ sind dann seitlich 40 111111 . Berück­sichtigung des Abstandes zwischen den beid en Guss­stücken mit 80 111m . Die errechnete Forl11blockbreite ist (240 + 2 .. ' 40 + 80) mlll = 400 111m . Die zuläss ige For l11-blockbreite beträgt 500 111m. Ergebnis: Die Forl11blockbreite ist ausreichend.

Formblockhöhe Die Höhe des Gussstücks in ei er Einformlage ist 206 111m. Di e Ranelabstiinel e nach [61 sind oben 70 Illlll unel un­ten 40 Illm. Die e rrechnete Fo rmbl ockhöhe ist (206 + 70 + 40) 111m = 3 16 Illlll . Die ZlIlii ss ige For l11-blockhöhe beträgt 400 111m. Ergebnis: Di e Forlllblockhöhe ist ausreichend.

Formblockdicke Die l11ax illlall11ögli che Abmessung des Gussstiicks in der Formblockdicke ist 89.5 111111. Ei n Siche rh eitszuschlag von 60 111m ist notwenig, UI11 eine Ko lli sion der Mode ll ­platten zu ve rmeiden. Der Fo rmblock mu ß d,lIln minde­stens eine Dicke von (89,5 2 + 60 ) ml11 aufwe isen. Die errechnete Fo rmblockd icke betriigt 23<) 111111 . Die ZlI liiss ige Formblockdi cke beträgt 3 15 111m. Ergebnis: Die Formblockdicke ist ,lusreichend .

Formschwierigkeitsgrad Die Ba ll enhöhe beträgt 72,5 111111 . Die Ball enbreite beträgt 72,5 ml1l oel er 120 mm . FSvo rh = 1 oder FSvurh = 0.6 Fsmilx = 2

F Svorh < F Smilx Ergebnis: Der Formb,t1l en kann ausgeform t werden.

Das Ergebnis der groben Überprüfung Nach ein er groben Überprüfung unter Be,lChwng ei er Roh te il krite ri en Einformlage und Teilung k,llln das Guss­tei l auf der Formanlage gefertigt werden.

Genaue Überprüfung der Realisierbarkeit unter Einbeziehung weiterer Restriktionen Für eine genaue Überprüfung der Rea li sierbarkeit des in Abbildung 17 dargeste ll ten Gussteil s ist ein Entwurf der Fo rm ka mmer zweckl11iißig. Die in Abbildung 18 darge­stellt Formkammer stell t bereits die Formka mmer mi t beiden fertig ko nfigurierten Modell platten unter Einbe­ziehung aller Ro hte ilparameter dar. Für die aktuell e Auf­g,lbenste llung wird nach dem Datenflussplan in Abbi l­dung 10 vorgegangen. Das bedeutet , dass das Anschnitt­und Speise rsystem für di e nachfolgend e Berechnung noch nicht berücksichtigt wird .

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At tA I p'l I I

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/\/;/;. 18: f)arstellllllg der rorll/kallllllerlll;t deli 13erec/llllIllgsparolilelern

Überpriijilng der l~estriktionen der verwendeten Mode lle A = 75 mm li egt innerha lb vo rgegebener Restriktionen. Rl\min = 20 111m Rl\milx = 120 mm

B = 75 mmliegt innerhalb vorgegebener Restriktionen. RlIl11in = 20 111m RIlI11i1 , = 150 ml11

P = 50 mm Q = 40 111m

A+P = 125 mm liegt innerhalb vorgegebener Restrik­t ionen. 1« 1\+ 1'1 = 185 111111

139

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Wissenschaft liche l3eitr,ige 200 1 II /I .' ~ t" 'technische rachhochschu le Wi ldilu --------------~-------------------------- 10 \\ --------------__________________________ __

B+Q = 115 mm liegt innerhalb vo rgegebener Restrikti onen. R1B +Q) = 2 15 mm

P+Q = 90 mm li egt innerhalb vorgegebener Restriktionen. R(l' +Q) = 240 mm

Berechnung der Kammertiefe RCl11 ill = 140 mm Rc l11"x= 440 111m

Berechnung nach Formel 2 mit K = 0.1 8 und S = 60 Cvorh= 332.9 mm Berechnung nach Fo rmel 2 mit K = 0.25 und S = 60 Cvorh = 350 mm

Cvorh < Rc l11"x Cvorh > RCl11 ill

Die vorhandene Kaml1lerti efe li egt innerhalb der vorge­gebenen Restriktionen.

Korrektur der Position des Einblasschli tzes Rxl11"x = 60 mm Ry l11"x = 150 mm

Nach GI. (4) ergibt sich für y = X - 10 X = Y + 10

Der Maschineneinstell parameter Y mu ss um - 10 mm oder der Maschineneinstell parameter X muss um + 10 mm korrigiert werden. Beide Einstellungen li egen inner­halb des Verstellbereichs und sind mögli ch.

/l bb. 19: Virluelle Vorstellung der ModellploUenposiliollen ZlIIII Forlllblock noch der Verdichtung

.. ).~;i\ ~)t

140

Ergebnis: Unter Berücksichtigung der maschinen- und werkzeug­spez ifi schen Restriktionen bezogen auf eine gew~ihlte Einformlage und Formteilung kann das in Abbildung 17 dargeste ll te Guss teil auf de r Fo rmanlage DI SAM ATIC 2110 MK3 geformt werden. Mit Hilfe des 3D-CAD-Systems So li dWorks2000 können Gu ss teil e , Modellpl cltten, Fo rmbl öcke und Formkam­mern übersichtlich dargeste ll t werden. Die 3D-Daten er­mögli chen bei diesem Problem neben der Berechnung ein e redundclll te sichere Res triktionskontrolle . Bei er­stell ten Geometri edaten des Gusste ils in der Arbeitsvo r­bereitung können der Modellbau (CAM) und die Quali­tätssicherung (CAQ) die CAD-Datenbasis im Sinne einer lückenl osen, änderungs fi 'eundlichen und produktiven Prozesskette nutzen. Abbi ldung 19 stellt di e simu lierte Formkammer nach dem Pressvorgang dar. Durch das ver­wend ete Volumenm odell kann auch der Ein satz von Formsand und Kreislaufillaterial mit dem CAD-System berechnet werden und gibt Aufschluss flir weitere wirt­schaftli che Analysen.

7. Zusammenfassung und Ausblick

Die Betrachtung von produktiven Werkzeugmaschinen für das Formgießen in verl orenen Formen gewinnt mit der zunehmenden Anwendung von Rapid Prototyping Verfahren und der industriellen Forderung der metallver­arbeitenden Industrie nach mehr Gusswerkstücken mit den Vorzügen einer gestalteri schen Freiheit an Bedeu­tung. Dabei werden produktive kostengünstige Form­verfahren favori siert. In di esem Artikel wurde eine pro­duktive kastenlose Disamatic-Formanlage mit vertikaler Formte ilung vorgestellt . Au sgeh end vo n den techni ­schen Detail s der Maschine bis hin zur Berücksichtigung des Einsatzes in der Fertigungsplanung durch Überprü­fung von Restriktionen, wird ein grundl egend er Über­blick über die Problemstellu ngen beim Einsatz der Form­anlage in einer Kundengießerei gegeben. In diesem Artikel wurde nur die Berechnung der Re­strikti onen bezüglich einer festge legte n Einform lage und Formteilung vorgestellt. Weitere zu lösend e Pro­bleme stellt der Ablaufvon Abbildung 10 dar. In den ab­zuarbeitenden Unterp rogrammen zur Generi erung des Rohteils und wr Herstellung des Urformwerkzeugs ist es no twendig, weitere maschinenspez ifi sche Parame­ter, wi e z. B. de r Einsatz des Kerne inl ege rs oder di e Dim ensioni erung des Anschnitt- und Speise rsys tems für e ine Rea li sierbarkeit in der Auftragsfe rtigung zu überprü fe n.

Danksagung

Der Autor dankt an di ese r Stell e de r Firma "Dukt il ­Gu ss-Fürste nwald e GmbH" für di e koo pera t ive und herzli che Zusammena rbeit. Aufgrund der dort durch­geflihrten Untersuchungen war es mögli ch, den Artikel, vor all em im letzten Teil , mit praxisbezogenen Beispi e­len zu illustri eren.

Page 13: Fertigungsanlagen in der Urformtechnik · wert ist dabei 0,5 m/s2. Die Form ka mmer ist jetzt offen. Arbeitsstufe 4 a): Di e Pressplatte schi ebt die Form illlS der Formkammer der

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Autor

Dipl.-Ing. Norbert Miersch Technische Fachhochschule Wilclau Fachbereich Ingenieurwesen/Wirtschaftsingenieulwesen Tel. (0 33 75) 508-161 [ -Mail: [email protected]

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