Feuchtigkeits- Und Schimmelschäden

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  • Das bietet Ihnen die CD-ROM

    Schritt-fr-Schritt-Guides Gesundheitscheck Gebudecheck Bauphysikalische

    Bewertung Pflichtenheft

    Vermieter und Mieter Ablauf einer

    Sanierung

    Rechts-Check Richtig reagieren bei

    Schimmelbefall

    Gesetze und Verordnungen Wohnungs-

    eigentumsgesetz Energieeinspar-

    verordnung Honorarordnung

    fr Architekten und Ingenieure

    Muster und Formulare Mngelrge Kostenvorschuss Fristsetzung

    und Vieles mehr

    Screenshot der CD-ROM: Mit unseren Rechts-Checks und Schritt-fr-Schritt-Guides erhalten Sie eine Anleitung, wie Sie bei Schimmelbefall als Eigent-mer und Vermieter vorgehen.

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  • Liebe Leserin, lieber Leser,

    in der Reihe Meine Immobilie informieren wir Sie regelmig ber alle wichtigen Themen, die Sie als Bauherrn und Immobilien-besitzer interessieren: Von der Finanzierung der eigenen vier Wnde bis zu Ihren Rechten als Vermieter mchten wir Ihnen mit gutem Rat und aktuellen Informationen zur Seite stehen. Zuver-lssig und informativ. Dieses Buch zeigt allen Immobilienbesitzern, Hauskufern und Mietern detailliert, worauf es beim Umgang mit Schimmelproble-men ankommt. Vom Erkennen der Schimmelursachen bis hin zur fachgerechten Sanierung hier erfahren Sie genau, welche Schrit-te auf dem Weg zu einer gesunden Wohnumgebung zu beachten sind. Dieser Ratgeber mit CD-ROM ermglicht es Bauherrn, schon bei der Planung ihres Hauses bauphysikalische Zusammenhnge zu beachten und zeigt Ihnen, wie Sie von Beginn an die Grundlagen fr ein schimmelfreies Zuhause schaffen knnen. Schritt-fr-Schritt-Guides informieren Sie ber die bauphysikali-sche Bewertung eines Gebudes sowie ber den fachgerechten Ablauf einer Schimmelsanierung. Das Buch Feuchtigkeits- und Schimmelschden ist hierbei der ideale Wegbegleiter. Auf dem Weg zu einer schimmelfreien Wohnumgebung wnschen wir Ihnen viel Erfolg! Urte Falk Helmut Aschenbrenner

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  • MEINE IMMOBILIE Urte Falk Helmut Aschenbrenner

    Feuchtigkeits- und Schimmelschden

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  • Bibliographische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet ber http://dnb.ddb.de abrufbar.

    ISBN 978-3-448-09169-4 Bestell-Nr. 06379-0001 2009, Rudolf Haufe Verlag GmbH & Co. KG Niederlassung Mnchen Redaktionsanschrift: Postfach, 82142 Planegg Hausanschrift: Fraunhoferstrae 5, 82152 Planegg Telefon: (089) 895 17-0, Telefax: (089) 895 17-290 www.haufe.de [email protected] Produktmanagement: Jasmin Jallad Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der fotomechanischen Wiedergabe (einschlielich Mikrokopie) sowie die Auswertung durch Datenbanken, vorbehalten. Lektorat und DTP: twinbooks, Mnchen Druck: Bosch-Druck GmbH, 84030 Ergolding Zur Herstellung dieses Buches wurde alterungsbestndiges Papier verwendet.

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    Inhaltsverzeichnis

    Krank durch Schimmelpilze und Mikroorganismen? 8 Schimmel ein modernes Problem? 9 Die Geschichte des Bauens 10 Die Biologie der Schimmelpilze 12 Schimmelpilze in Baustoffen und Materialien 27 Schimmel Ursache fr Krankheiten und Allergien? 29 Typische Erkrankungen durch Mikroorganismen 35 Schritt-fr-Schritt-Guide Gesundheitscheck 46

    Schimmelursachen und typische Schadensbilder 50

    Bauwerksbedingter Schimmel an und in Gebuden 51 Mangelhafte Bauwerksabdichtung 52 Aufsteigende (kapillare) Feuchtigkeit 54 Baustoffbedingte (hygroskopische) Feuchtigkeit 55 Mangelhafte Drainage 56 Mangelhafte Wrmedmmung und Wrmebrcken 58 Teufelskreis Bauteildurchfeuchtungen 59 Mangelhafte Luftzirkulation und falsche Lftung 60 Kondensation und Tauwasserbildung 60 Einsatz ungeeigneter Baustoffe 61

    Die Auenhaut Wohnsttte fr viele Mikroorganismen 63 Unzureichende Speichermasse der Auenhaut 64 Unzureichende oder fehlerhafte Wrmedmmung 65 Schadensquelle Wrmebrcken 67 Kritische Mehrschichtkonstruktionen 71 Fehlerhafte Anschlsse und Durchdringungen 73 Unzureichender Witterungs- bzw. Durchfeuchtungsschutz 73 Mangelhafte Entwsserung von Dchern, Terrassen und Balkonen 74 Unzureichende oder fehlende Trocknung und Entfeuchtung 75

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  • I N H A L T

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    Schimmel in Wohnrumen 76 Lstlinge 78 Baufeuchte 80 Bauschden mit direkten Durchfeuchtungen 82 Einsatz ungeeigneter Baustoffe 83 Thermisch angekoppelte Rume 84 Kritische Oberflchen (Wnde) 85 Auenwandverglasungen, Auenfenster und -tren 88 Innentren 92 Luftfeuchtigkeit und Lftung 93 Unzureichende oder fehlerhafte Beheizung 98 Fogging 99 Kondensation und Tauwasserbildung 99 Das Problem mit der Luftdichtigkeit und den Anschlssen 101 Schimmelbegnstigende Einrichtung und Nutzung 102 Haustechnische Anlagen als bevorzugtes Siedlungsgebiet zahlreicher Mikroorganismen 105

    Schritt-fr-Schritt-Guide Gebudecheck 108

    Grundlagen fr ein gesundes Wohnen 114

    Bauphysikalische Zusammenhnge 114 Schimmelwachstum durch vernderte Lebensgewohnheiten 124 Fortschrittswahn und Technikglubigkeit 125

    Schritt-fr-Schritt-Guide Bauphysikalische Bewertung 144

    Die Pflichten des Vermieters 144 Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen 145 Ein Wort zur Gebudetechnik 152 Gebrauchs- und Pflegeanleitung fr den Nutzer 155 Was sollte der Vermieter bei Schimmelbefall tun? 159

    Schritt-fr-Schritt-Guide Pflichtenheft Vermieter 180

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  • I N H A L T

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    Was der Gebudenutzer beachten muss 184 Zweckentsprechende Nutzung 185 Richtiges Heizen 188 Richtiges Lften 190 Einrichtungsregeln 195 Notwendige Hygiene und richtige Pflege 201

    Schritt-fr-Schritt-Guide Pflichtenheft Mieter 204

    Die Schimmelpilzsanierung 210 Der Sekundrbefall, das berschaubare bel 210 Der Primrbefall, die unsichtbare Gefahr 214 Kontrolle und Nachkontrolle 218 Prvention 222

    Schritt-fr-Schritt-Guide Ablauf einer Sanierung 223

    Schimmel und seine rechtlichen Konsequenzen 226

    Die vermietete Wohnung 226 Die selbst genutzte Eigentumswohnung 234 Die vermietete Eigentumswohnung 237 Baumangel als Schimmelursache 240

    Rechts-Check Richtig reagieren 262 Glossar 268 Ntzliche Adressen und Websites 272 Bild- und Textquellenverzeichnis 275 Register 276

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    Krank durch Schimmelpilze und Mikroorganismen? Mikroorganismen sind einfachste, oft einzellige Orga-nismen. Die berlebensknstler besiedeln unseren Erd-ball in allen Regionen, sei es in der Antarktis, der Tiefsee oder den Oberflchen aller hochspezialisierten Sugetie-re. Sie sind schon einige Hundertmillionen Jahre vor uns hier gewesen und werden uns mit aller Wahrscheinlich-keit auch berleben. Mikroorganismen stellen keine besonders hohen berlebensan-sprche und verstehen es hervorragend, den sich verndernden Lebensbedingungen anzupassen. brigens verraten wir nichts Neues, wenn wir an dieser Stelle festhalten, dass smtliche Spe-zies, von denen hier noch die Rede sein wird, auch frher unsere Behausungen besiedelten und ihre allgegenwrtigen Sporen mit jedem Atemzug auch in den menschlichen Organismus eindran-gen. Es gab nur einen entscheidenden Unterschied. Unsere Ge-bude boten ihnen frher zumeist nicht das erforderliche Opti-mum, um massenhaft aufzutreten.

    Anpassung an die Umwelt

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  • S C H I M M E L E I N M O D E R N E S P R O B L E M ?

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    Auch der Mensch ist ein berlebensknstler, allerdings ein hoch-spezialisierter, dem geringe Konzentrationen von durch Schimmel verursachten toxischen Stoffen nichts ausmachen. Doch auch hier macht die Dosis das Gift. Und die dauerhafte Belastung durch die mit Giften belastete Luft verursacht erhebliche, leider oft chroni-sche, nicht heilbare gesundheitliche Schden. Zudem sind wir, die Erbauer und Nutzer unserer Gebude selbst an diesem unertrglichen Zustand schuld. Wir errichten sozusa-gen planmig und mit groer Anstrengung diese eigentlich fr den Menschen unbewohnbaren vergifteten Gebude. Frei nach dem Motto: Das Beste ist des Guten Feind, wird ein ganz wesentlicher, nicht nur philosophischer Grundsatz, nmlich der Notwendigkeit des Mahaltens und mavollen Handelns im weitesten Sinne mit Fen getreten. Baulich bersetzt bedeutet dies in Bezug auf das Wohlbefinden unserer unerwnschten Mitbewohner, dass wir sehr viel, um nicht zu sagen alles zu ihrem Wohlbefinden und damit zu ihrem massenhaften Auftreten beitragen.

    Schimmel ein modernes Problem?

    Somit kommt es zu einer bisher nie da gewesenen Schadens-bilanz bei Alt- und Neubauten, quer durch alle Nutzungsbereiche, Bauformen und Gebudetypen. Betroffen sind in allererster Linie genutzte und also beheizte Gebude, da die optimale Temperatur ein ganz wesentliches Kriterium fr das schnelle Wachstum der Mikroorganismen und Schimmelpilze darstellt. Die fr das Auftreten wesentliche Voraussetzung, die entspre-chende Feuchtigkeit, produziert der Nutzer meist in ausreichen-dem Mae, durch eigene Transpiration oder Feuchtigkeit erzeu-gende Vorgnge. Hinzu kommt die Feuchtigkeit durch Bausch-den oder Baufeuchte, durch nicht ausreichend trockene Neubau-ten oder sanierte Gebude. Frher gab es einige ungeschriebene Gesetze fr die Nutzung von Neubauten, insbesondere in Bezug auf die mit dem Bauen zwangslufig verbundenen erheblichen Mengen an verbauter Feuchtigkeit. Anscheinend wurden sie ver-gessen oder man kann und will diese nicht mehr bercksichtigen. Das begann mit dem Stehenlassen des rohbaufertigen und regen-sicheren Gebudes ber den Zeitraum eines Winters, um den

    Selbst verschul-detes Problem

    Hohe Gebude-schden

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    Rohbau ausreichend zu trocknen. Erst danach erfolgte der Aus-bau. Das Gebude selbst war meist so geplant, dass die Keller und der Dachboden als klimatischer Puffer fungierten und zu Wohnzwecken niemals genutzt wurden. Schlielich war es dann oft der Fall, dass die Huser nach deren Fertigstellung durch Zwi-schenmieter erst einmal trockengewohnt wurden oder man lie sie ungenutzt trocknen. Alles Beispiele fr den praxisgerechten Umgang mit der mit dem Bauen untrennbar verbundenen Feuchte. Und heute? Heute hat der Maler gerade seinen letzten Pinselstrich vollendet und vor der Tr wartet schon der Mbelwagen. Somit befinden wir uns (fast) in einem Teufelskreis, aus dem wir scheinbar nicht herauskommen. Da es sich jedoch um lebende Materie handelt, in der biochemische Prozesse ablaufen, kann man sich dieser Stellschrauben bedienen, um das Auftreten von Mikroorganismen und Schimmelpilzen zu reduzieren oder wenigs-tens zu minimieren. Das einzige wirklich Gute an einem akuten Schimmelbefall sicht-bar oder verborgen ist, dass er quasi als Indikator auf bauli-che Mngel und/oder eine falsche Nutzung und/oder fehlerhaftes Nutzerverhalten hinweist. Das ist aber auch schon alles.

    Die Geschichte des Bauens

    Das Bauen ist untrennbar mit der gesellschaftlichen Entwicklung und dem technischen Fortschritt verbunden. Es ist darber hinaus Ausdruck unseres Lebensanspruchs, unseres geistigen Horizontes und des materiellen Wohlstandes schlechthin. Im letzten Jahrhun-dert wurde das Bauen durch die fortschreitende Industrialisierung und Technisierung revolutioniert. Tradierte, ber Jahrhunderte und oft Jahrtausende bewhrte Wohnformen wurden leider oft achtlos, als veraltet abqualifiziert und zugunsten des sogenann-ten technischen Fortschritts schlechthin ber Bord geworfen. Gleichzeitig wuchsen die Ansprche der Bewohner ins Unermess-liche. Wo frher oft ein Ofen im Wohnraum und ein Herd in der Kche die einzige wirkliche Wrmequelle im Winter darstellte, gibt es heute gesetzliche Vorschriften mit Mindestraumtemperaturen von ber 20 C in jedem Wohnraum. Der Wertekanon wurde also grndlich umgestlpt und einem vllig berzogenen, damit langfristig oft falschem kaufmnni-

    Schimmel ein unlsbares

    Problem?

    Bauen und technischer

    Fortschritt

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    schen Kostendenken geopfert. Das Zauberwort heit Rendite oder Ertrag, gerechnet auf den blichen Amortisations- und Abschrei-bungszeitraum von sieben Jahren. Auch in den vergangenen Jahrhunderten und Jahrtausenden stand der Ware Gebude das adquate Zahlungsmittel Geld gegen-ber. Aber auch die Geldnot des Bauherren ist untrennbar mit dem Bauen verbunden und das schon seit Jahrtausenden.

    Denkmalgeschtzter Profanbau mit aufwendiger Fassadengestaltung.

    Bauen und Rendite

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    Der ideelle, kulturelle und damit bauliche Anspruch war meist hher, trotz der gleichen materiellen Zwnge. Man baute, so man sich das leisten konnte, auch reine Profan- und Zweckbauten wenn nicht fr Jahrtausende, so doch zumindest fr Jahrhunderte. Der Bauherr selbst profitierte oft nicht davon, erst die knftigen Generationen erkannten staunend, wie viel Verstand und Weit-sicht diese Baumeister walten lieen. Die eingesetzten Materialien waren der Natur entnommen, meist Materialien, die unweit des Errichtungsplatzes vorhanden waren. Nur besonders wohlbetuchte Bauherren konnten sich ewige und nahezu unzerstrbare Baustoffe wie Granit, Marmor und besondere Hlzer leisten. Das Bauen musste bei der Mehrzahl der Gebude zwangslufig mit einfachen Mitteln und den Baustoffen erfolgen, die gut und kostengnstig beschaffbar waren. Trotzdem, und hier kommt eine entscheidende Zsur, wurde nach Konstruk-tionen gestrebt, die ber das Funktionelle und sthetische hi-naus, dauerhaft waren. Somit waren die Gebude in jedem Fall zweckbestimmt, funktionell optimiert, konstruktiv durchdacht (auf der Hhe der jeweiligen Zeit) und dem Zeitgeschmack entspre-chend. Sie waren also werthaltig, auch wenn das heute oft ver-gessen wird. Da sie man war frher genauso konomisch, oft sogar viel mehr als heute zumeist reine Zweckbauten waren, wurde optimiert, nicht wie heute maximiert. Die Schule des Bau-meisters war die Praxis und gut war nur, was dauerhaft war. Expe-rimente konnte man sich nur begrenzt erlauben, dafr war das Ganze zu kostspielig. Bauen war reine praktizierte Konstruktions-lehre in vorbildlichster Form. Was sich nicht (in der Praxis) be-whrte, wurde so jedenfalls nicht mehr gebaut. Das eherne Gesetz und Grundprinzip hie: nachhaltiger Erfolg. Also ein funktionie-rendes, dem Zweck entsprechendes, nach Mglichkeit mangel-freies Bauwerk. Auch daran hat sich nichts gendert, nur die Ak-teure wechselten und mit ihnen die Ziele. Und das mit fatalen zwangslufigen Folgen, wie wir in der Folge sehen werden.

    Die Biologie der Schimmelpilze

    Schimmelpilze haben ein unglaubliches Alter von vielen Hundert-millionen wenn nicht sogar Milliarden Jahren und sind omnipr-sent, sprich berall in Form von Sporen vorhanden. Sie gedeihen

    Einklang mit der Natur

    Schimmel als Lebensknstler

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    bei jeder normalen Temperatur, knnen erstaunlich lange Zeit berleben, kommen sowohl im basischen als auch sauren Milieu klar, knnen sogar ihren Stoffwechsel entsprechend anpassen und bentigen oft weder Licht noch Sauerstoff. Das Alter einzelner Schimmelpilze wurde teilweise mit mehreren Hundert Jahren bestimmt und die flchenmig grten Ausdeh-nungen betragen mehrere Quadratkilometer. Die Entdeckung der Schimmelpilze beginnt in dem Zeitalter der industriellen Revolution und mit der Einfhrung des Begriffes der Mikrobiologie sollten auch bahnbrechende Entdeckungen an Erkenntnissen auf dem Fachgebiet der Mikrobiologie Einzug halten. Die Geburtsstunde fllt in die Mitte des 18. Jahrhunderts und Auslser war das Phnomen der Allergien, deren Ursachen im Wortsinn im Dunkel lagen. Nun hatten auch die Menschen Tausende Jahre zuvor mit den Mikroorganismen leben mssen und sich mit ihnen auseinandergesetzt, doch blieb ihnen die wahre Erkenntnis verborgen, da weder die genaue Biologie noch die Wirkungsmechanismen und Gesetzmigkeiten erforscht waren. Trotzdem ist es erstaunlich und birgt heute viele unge-lste Rtsel, welche Methoden z. B. die alten gypter zur Mumi-fizierung verwendeten oder welche Mittel zum Konservieren oder etwa fr die Veredlung von Nahrungsmitteln (Grung, Fer-mentierung) genutzt wurden. Die zerstrende Wirkung des Schimmels als Fluch Gottes wurde schon in der Bibel erwhnt und das Gebot der Reinheit, neudeutsch Hygiene, durch-zieht alle Kulturen und Religionen. Auch die bertragung von Infektionen und tdlich wirkenden Erregern, hier Bakterien, deren Entdeckung und Isolierung erst im 19. Jahrhundert gelingen sollte, stellte einen Meilenstein in der Forschung dar. So konnte nach den empirischen und von den Wissenschaftlern seiner Zeit verpnten Versuchen endlich der wissenschaftliche Nachweis gefhrt werden, dass das Lei-chengift und deren bertragung auf gesunde Gebrende, zu dem sehr oft auftretenden Kindstod nach der Geburt fhrten. Hier waren die mangelnde Hygiene, also die Unreinheit und die damit verbundene bertragung der tdlich wirkenden Mikro-organismen die Todesursache. Semmelweis konnte dies durch seine Versuche nachweisen, beweisen konnte er es allerdings damals nicht.

    Entdeckung der Mikrobiologie

    Erforschung von Bakterien und Mikro-organismen

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    Erst Anfang des 20. Jahrhunderts sollte es gelingen, Erkenntnisse der Mikrobiologie in Technik und Medizin soweit voranzutreiben, dass biochemische Prozesse selbst steuerbar und im groen Rahmen technisch genutzt werden konnten. So etwa der Einsatz des Penicillins aus dem Pilz Penicillium notatum, der schon in der zweiten Hlfte des 19. Jahrhunderts entdeckt wurde. Aus der Mi-krobiologie entwickelte sich im strmischen Tempo die Biotech-nologie insbesondere durch die Entwicklung verschiedener Anti-biotika und darauf aufbauend die Gentechnologie. Damit ist klar, wie fundamental das Dasein der allgegenwrtigen Mikroorganis-men fr unser Sein und wie untrennbar sie mit unserem Dasein verbunden sind. So sind doch die bahnbrechenden Entdeckungen nicht mehr, als die bewusste Kenntnisnahme der Menschen von Prozessen, die den Stoffkreislauf der Natur wesentlich bestim-men. Man sollte sich vergegenwrtigen, dass Mikroorganismen den weitaus grten Teil der lebenden Materie darstellen und das von den geschtzten vier Milliarden (und auch das ist fraglich) erst ein Bruchteil entdeckt und erforscht wurde. Das Klima z. B. wird nicht durch uns oder die Treibhausgase, sondern durch die Mikroorga-nismen ganz wesentlich durch die Verstoffwechslung von z. B. Kohlenstoff zu Stickstoff beeinflusst! Mikroorganismen erzeugen auch mehr als die Hlfte des elementaren Sauerstoffs. Mikroorga-nismen produzieren etwa zwei Drittel der gesamten Biomasse auf unserem Planeten. Sie und nicht der Mensch sind von entschei-dender Bedeutung fr die biologischen, biochemischen und geo-chemischen Stoffkreislufe. Die Mikroorganismen sind die Quelle des Lebens auf der Erde.

    Einteilung der Schimmelpilze in Gattungen

    Die Schimmelpilze stellen nur einen ganz kleinen Teil der Biomas-se der Mikroorganismen dar und bilden die Nahtstelle zwischen den Primrproduzenten wie Pflanzen und Algen und den Konsu-menten wie Mensch und Tier. Sie gehren zu den Destruenten, die die aus den Konsumenten erzeugte tierische und mikrobielle Biomasse und der aus den Primrproduzenten pflanzlichen Bio-masse abbauen. Sie stellen nach dem Abbau der pflanzlichen und tierischen Biomasse die Ausgangsstoffe als solche, wie Mineral-

    Unbekannte Materie

    Wichtige Biomasse

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    stoffe und CO2, wieder zur Verfgung und sind somit fundamenta-ler Bestandteil des Biomasse-Kreislaufes. Ohne sie gibt es also keinen funktionierenden Kreislauf und ohne diesen kein Leben auf unserer Erde. Schimmelpilze selbst stellen nur einen kleinen Teil der aueror-dentlich artenreichen Mikroorganismen, deren Gesamtzahl auf bis zu 250 000 geschtzt wird. Pilze sind u. a. dadurch gekennzeich-net, dass ihnen eine Fotosynthese fehlt, wodurch sie zu einer Lebensweise gezwungen sind, bei der sie ihre Energie durch den Abbau organischer Stoffe gewinnen. Sie knnen dabei von leben-der und toter organischer Materie leben, sie knnen aber auch parasitr durch Symbiose an den Stoffwechsel eines anderen Partners, gleich einer Mistel, existieren. Die Gre der Pilze reicht von mikroskopisch kleinen Pilzen, zu denen auch die Schimmel-pilze gehren, zu den makroskopisch groen, etwa unseren Spei-sepilzen. Schimmelpilze gehren zu den Destruenten und bauen mithilfe ihrer Enzyme lebende und tote organische Materie ab. Sie sind aber auch aufgrund ihrer groen Anpassungsfhigkeit Ursache fr viele Erkrankungen von Mensch und Tier (Allergien, Asthma, Ent-zndungen, Krebs etc.) Aus Schimmelpilzen werden neben dem Penizillin weitere Antibiotika, Vitamine, Enzyme und Medikamente in groem Umfang industriell gewonnen. Der Begriff Schimmelpilz ist kein systematischer sondern ein Sammelbegriff, der das Aussehen der die oberflchlichen Pilzmy-zelien und Sporentrger beschreibt. Dieser wattige samtige Belag, mit dem der Pilz oft das Substrat bedeckt, ist Namensgeber fr den Schimmelpilz. Da der Begriff Schimmelpilz keine einzelne systematische Einheit, sondern Gattungen verschiedener Ordnun-gen umfasst, wurde durch Delitzsch 1943 versucht, die Gruppe der Schimmelpilze (erstmalig) zu definieren.

    Abbau von Organismen

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    Expertentipp

    Definition Schimmelpilz

    Schimmelpilz ist ein Sammelbegriff fr eine heterogene Gruppe von Pilzen, die typische Pilzfden und Sporen ausbil-den knnen und dadurch makroskopisch als gefrbter Belag sichtbar werden. Dieser kann sich als faseriger, flockiger oder staubiger Belag auf meist leblosen Substanzen ver-schiedener Art darstellen. Das Farbspektrum reicht von einem weien ber grauen bis hin zu gelblichen, rtlichen brunlichen oder schwarzen berzug.

    Da nun die Schimmelpilze unterschiedlichen Ordnungen zugeh-ren, gehren zu ihnen auch ganz unterschiedliche Spezies, die sich wiederum teilweise sowohl von abgestorbenen als auch lebenden Organismen ernhren. Zu den Schimmelpilzen gehren fast alle imperfekten Pilze und auch fast alle Schlauch- und Joch-pilze.

    Hemiasco-mycetenLoculoasco-

    mycetenPlectomyceten Pyrenomyceten Discomyceten

    Hymenomyceten

    Blastomyceten

    (Candida-Arten)

    Hyphomyceten (Dermatophyten,

    Aspergillus, Penicillium)Coelomyceten

    Chytridiomyceten Oomyceten

    Mastigomycontina (Planosporen)

    Eum

    ycotina

    (echte

    Pilze

    mit Z

    ellw

    and)

    Ascomycotina (Schlauchpilze)

    Basidiomycotina (Stnderpilze)

    Zygomycontina (Jochpilze)

    Deuteromycotina (imperfekte Pilze)

    Gasteromyceten

    Zygomyceten (Mucor, Rhizopus, Absidia) Trichomyceten

    Teleomyceten (Ustilago-Arten)

    Die wichtigsten Gruppen der echten Pilze.

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    Der allseits gefrchtete und schon in der Bibel im Buch Mose als Aussatz beschriebene Echte Hausschwamm (Serpula lacrimans) gehrt der Abteilung der Stnderpilze an, der auch zu den Schimmelpilzen gerechnet wird. Diese, der Art der Schwmme zugehrenden Pilze, die zu den uns bekannten holzzerstrenden Pilzen gehren, stellen eine eigene Thematik dar und sollen des-halb an dieser Stelle nicht weiter vertieft werden. Gleiches betrifft auch Hefen und Flechten, die jeweils eine eigene Spezies im Reich der Pilze darstellen.

    Myzel des Echten Hausschwamms (serpula lacrimans).

    Da Pilze heterogen leben und unter anderem Chitin in der Zell-wand aufweisen, bilden sie neben den Tieren und Pflanzen ihren eigenen Lebensraum. Sie bilden mit ber 90 Prozent den zahlen-mig bedeutendsten Anteil von biologischen Partikeln in der (Atem)Luft. Deshalb sind sie nicht nur allgegenwrtig und berall vorhanden, sondern stellen auch eine Schlsselposition in unse-rer gebauten, uns umgebenden Umwelt dar. Grundstzlich liegt der Pilz in seiner vegetativen Phase als Myze-lium oder als Sprosszelle vor. Und dies oft unsichtbar, sprich verdeckt. Dieser grere Teil des Organismus stellt den eigentli-chen Pilz dar. Das, was wir flschlicherweise als Pilz identifizieren ist nur der sichtbare Fruchtkrper, der als Sporentrger aus-

    Echter Haus-schwamm

    Unsichtbare Gefahr

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    schlielich der Vermehrung dient. Die Vermehrung erfolgt fast immer vegetativ, also ungeschlechtlich. Die Zahl der produzierten Sporen kann innerhalb krzester Zeitrume unglaublich viele (bis zu einigen Billionen) in Abhngigkeit von den ueren Bedingun-gen sowie Art und Spezies erreichen. Die ganze Bandbreite der derzeit ber 150 000 erfassten Schim-melpilze aufzhlen zu wollen, wre ein berflssiges und nicht enden wollendes Unterfangen. An dieser Stelle sollen deshalb die wichtigsten Schimmelpilze (unsere unerwnschten Mitbewohner) im System der Pilze in nachstehender Tabelle aufgefhrt werden:

    Abteilung

    Zygomyceten Ordnung

    Mucorales

    Familie

    Mucoraceae

    Gattung

    Absidia

    Mucor Rhizopus

    Abteilung

    Asomyceten Ordnung

    Sphaeriales Euroteriales Clavicipitales

    Familie

    Sordariaceae Melano-sporaceae Hypocreaceae Eurotiaceae Clavicipitaceae

    Gattung

    Neurospora Chaetomium Netria Byssochlamys Claciceps Neosartoria

    Eupenicillium Talaromyces

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    Abteilung

    Deuteromyceten Ordnung

    Moniliales (Hyphomyceten)

    Familie

    Moniliaceae Dematiaceae Tuberculariaceae

    Gattung

    Aspergillus Alternaria Fusarium

    Monilia Aureo-basidium

    Paecilomyces Cladosporium Penicillium Epicoccum

    Welche Wachstumsvoraussetzungen sind erforderlich?

    Schimmelpilze knnen unter nahezu (fast) allen natrlich gegebe-nen Bedingungen existieren. Da ihr Lebensraum bzw. ihre Band-breite wesentlich grer als die des Menschen ist, knnen sie ohne Weiteres und ganz problemlos im Lebensraum des Men-schen berleben. Das ist der eigentliche und entscheidende Pro-blempunkt. Nmlich das berschneiden der beiden Lebensrume, der des Menschen und des Schimmelpilzes. Darber hinaus stellt das heutige Raumklima beheizter Zimmer bei vielen Schimmelpil-zen sogar das Optimum dar! Das heit im Umkehrschluss, dass der Pilzbefall relativ schwer nachhaltig zu bekmpfen bzw. zu beseitigen ist, sobald er einmal auftritt egal ob sichtbar oder unsichtbar und nur an den Symptomen fr Erkrankungen und Geruch erkennbar. Hinzu kommt, dass selbst bei dem sichtbaren Befall zumeist nur ein ganz kleiner Teil des Pilzes, nmlich der Fruchtkrper in Form des Schimmelrasens erkenn- und sichtbar ist. Der Groteil in Form des Myzels bleibt im Verborgenen. Da Schimmelpilze Metaboliten sind, das heit whrend des Wachstums sowohl organische als auch anorganische Stoffe bio-chemisch umwandeln und diese dann an die Umwelt abgeben, kann man diese dann oft an ihrem typischen Geruch, z. B. nach Pilz oder vermodertem Waldlaub riechen. Das ist aber nur ein

    Typischer Geruch

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    einziger Anhaltspunkt, kein Nachweis, geschweige denn ein ein-deutiger Beweis fr das Vorhandensein eines Schimmelbefalls. Schimmelpilze sind von einer kohlenstoffhaltigen organischen Quelle abhngig. Diese Nahrungsquelle knnen auch kleinste Partikel sein, die sich in der Luft bzw. dem Staub befinden. Zu einem nicht unwesentlichen Teil der Wandlungsfhigkeit, den groen metabolischen Fhigkeiten des Pilzes, gehrt auch die Umstellung des Stoffwechsels von anaerob auf aerob und umge-kehrt. Sie gedeihen also mit und ohne Sauerstoff. Der Stoffwech-sel wird entsprechend ein- bzw. umgestellt. Gleiches betrifft das Vorhandensein im relativ stark basischen und sauren Bereich. Auch hier wird oft der gleiche Wirkungsmechanismus in Gang gesetzt. Hinzu kommt, dass der Faktor Licht relativ unwichtig ist. Licht ist nicht erforderlich, da keine Fotosynthese erfolgt. Nur zu viel UV-Strahlung, die ja auch keimttend wirkt, hemmt das Wachstum. Fazit: Schimmelpilze gedeihen (fast) berall. Folgende Faktoren beeinflussen das Wachstum mehr oder weni-ger: e Feuchtigkeit (flssig oder dampffrmig), r kohlenstoffhaltige Materie (organisch und anorganisch), t Temperatur, u Licht (nur bedingt), i Sauerstoff (nur bedingt), o Milieu (basisch, sauer oder neutral). Die einzelnen Faktoren weisen natrlich Minimal- und Maximal-werte auf, wie z. B. die Temperatur mit einem Minimum von 010 C und einem Maximum von 3040 C. Das Optimum, also die Temperatur, bei der Schimmel am besten gedeiht, liegt (lei-der) genau im Bereich unserer blichen Innenraumtemperaturen, nmlich bei 2040 C. Der optimale ph-Wert liegt bei 57, das heit im neutralen Bereich. Die optimale relative Luftfeuchtigkeit immerhin bei 8595 Prozent. Das bedeutet, das ganze Problem des rasanten und sehr hufig auftretenden Schimmelwachstums insbesondere in Innenrumen besteht darin, dass die Bedingungen fr das Schimmelwachstum in Bezug auf Temperatur und Feuchtigkeit oft nahezu optimal sind!

    Gute Anpassungs-

    fhigkeit

    Optimale Wachstums-

    bedingungen

    Hohe Luft-feuchtigkeit

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    Sehr schn lsst sich diese bereinstimmung auf der angefgten Grafik erkennen.

    Relative Luftfeuchte in %

    65 70 75 80 85 90 95 100

    70

    2

    60

    3

    50

    4

    40

    5

    30

    6

    20

    7

    10

    8

    0

    9

    Tem

    pera

    tur i

    n C

    -10

    10

    11

    pH-W

    ert

    Bereich des ausgeprgtesten Schimmelwachstums.

    Unabdingbare Voraussetzung fr das Entstehen eines Schimmel-pilzwachstums ist die erhhte Feuchtigkeit. Damit ist sowohl die Feuchtigkeit in der Flssigkeit als auch die in Form des Dampfes gemeint. Das ist auch die eigentliche tatschliche Stellschraube,

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    die von den brigen kaum zu beeinflussenden Faktoren, da deren Bandbreite einfach zu gro ist bzw. sie ohnehin vorhanden sind. Deshalb Grundregel Nummer 1 und 2: e Das Entstehen von Feuchtigkeit ist (nach Mglichkeit) zu ver-

    meiden. r Die entstandene Feuchtigkeit ist sofort abzufhren. Die zweite, die kohlenstoffhaltige Quelle, kann nur bedingt beein-flusst werden, enthalten doch alle organischen Stoffe Kohlenstoff. Vllig falsch wre die Schlussfolgerung, nur noch anorganische Baustoffe zu verwenden. Denn auch hier entstehen und gedeihen, wie die Praxis reichlich lehrt, Schimmelpilzkulturen. Vielfach ist dieses leicht zu erklrende Phnomen unverstndlich. Was ist hier passiert? Auf den organischen Stoffen hat sich ein sogenannter Biofilm, also eine Schicht, sei es einfach nur Schmutz in Form unseres Hausstaubes oder Fett gebildet, der fr den Schimmelpilz ber-reichlich die notwendigen kohlenstoffhaltigen Substanzen bereit-hlt, auf die er angewiesen ist. Zudem wird in der greren por-sen Oberflche die fr das Wachstum erforderliche Feuchtigkeit reichlich gespeichert. In diesem Zusammenhang muss auf die nicht zu unterschtzende Rolle der Hygiene und regelmigen Reinhaltung hingewiesen werden.

    Lebens-notwendiger

    Biofilm

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    Innenraum eines historischen Bauernhauses.

    Frher wurden in verschiedenen Regionen, insbesondere auf dem Land deshalb in den Sommermonaten die Huser jhrlich Raum fr Raum ausgerumt, die Dielen mit Salmiak geschrubbt und die Wnde abgewaschen und mit Sumpfkalk neu geweit. Das war eine vorbeugende und bekmpfende Manahme zugleich. Nun knnen nicht jhrlich die Wohnungen komplett ausgerumt und neu renoviert werden, aber Hygiene im weitesten Sinne, nmlich Reinhaltung der Oberflchen, Entfernen des Hausstaubes, ver-nnftige Luftzirkulation, Stichwort Luftumsplung und richtiges Lften gehren zu dem 1 x 1 des gesunden Wohnens und reduzie-ren die Gefahr des Schimmelbefalls und der -ausbreitung erheb-lich.

    Wirkungen von Schimmelpilzen auf Mensch und Umwelt

    Mikroorganismen sind allgegenwrtig. Da sie berall vorkommen, sowohl in der toten als auch der lebenden organischen Materie, werden sie als ubiquer, also berall vorhanden, bezeichnet.

    Immer und berall vorhanden

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    Diese Tatsache erklrt eigentlich alles. Sie erklrt auch nicht nur die Komplexitt und Bedeutsamkeit der damit verbundenen Pro-zesse, sondern auch die eminente Bedeutung fr unser Dasein auch das Wohnen. Das Vorhandensein dieser berlebensknstler, zu negieren oder die Strategien auf bloes Bekmpfen reduzieren zu wollen, hiee, die komplexen Prozesse, die in der Natur ablau-fen, berhaupt nicht verstanden zu haben oder zu negieren oder beides zugleich. Denn alles hat seinen Sinn. Die segensreiche Wirkung (fr uns Menschen) ist genauso gut, wie die verhee-rende tdliche, die von den Pilzen ausgeht. Sie als Teil des Lebens um und in uns zu akzeptieren, auch wenn es oft (sehr) schwer ist, sollte (auch) ein Teil des Erkenntnisprozesses sein. Denn die All-gegenwart heit auch, dass wir dem Einfluss der Sporen und Gifte, welche die Pilze durch ihren Stoffwechsel erzeugen (Myko-toxine) immer ausgesetzt sind. Das ist auch unkritisch, solange die Immunabwehr des menschlichen Krpers damit klarkommt. Wird eine individuell oft hchst unterschiedliche kritische Dosis berschritten, erkrankt der Mensch. Um diese oft relativ unspezifischen Krankheitsbilder, deren Ursa-chen jahrtausendelang im Dunkeln lagen, ranken sich naturge-m viele Legenden. Viele Krankheiten und Seuchen, die ganze Landstriche entvlkerten, brachen ber die Menschen herein wie eine hhere Gewalt. Von den bertragungswegen der Krankheiten wussten die Men-schen wenig. Rettung und Hilfe suchten sie durch Flucht und Iso-lation und im Gebet. Die Toten wurden auerhalb der Stadt ver-brannt, von der Pest Gezeichnete aus den Stdten getrieben. So findet sich ber derartige unerklrbare Krankheiten sehr viel in der Bibel, ebenso viel wie ber Wunderheiler und wundersame Genesungen. Heute sind die Ursachen vieler dieser Erkrankungen und Krank-heitsbilder erklrt und lassen sich durch die (mikroskopische) Lokalisierung der Erreger eindeutig nachweisen. Mithilfe des Mikroskops und spter des Elektronenmikroskops konnten die unterschiedlichen Erreger, zumeist Bakterien, genau festgestellt werden. Nun verstand man auch die Zusammenhnge und Pas-teur, ein Pionier der Mikrobiologie, erkannte nicht nur die eminen-te Bedeutung der Entdeckung der Mikroorganismen. Er wies auch durch einen hochspektakulren Versuch nach, dass das, was fr

    Moderne Erkenntnisse

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    ansteckende Krankheiten gilt, auch auf Krankheiten zutrifft, die durch Mikroorganismen bertragen werden. Sie konnten sich also auch durch Husten, Niesen, den Krperkontakt, aber auch durch mangelnde Hygiene, Abflle oder durch verunreinigte Nahrungs-mittel oder verseuchtes Wasser ausbreiten. Das war bahnbre-chend und neu. Somit war das Wunder geklrt, wie Krankheiten von kranken auf den gesunden Menschen bertragen werden konnten. Auch war das Geheimnis gelftet, warum Gesunde durch den Kontakt mit dem behandelnden Arzt erkrankten. Er war ganz einfach bertrger der Infektion und fungierte als blinder Passa-gier. Besonders tragisch und folgenreich war in diesem Zusammen-hang die spektakulre Entdeckung durch Semmelweis in den Wiener Krankenhusern: Frauen, die im Krankenhaus entbanden, starben wesentlich hufiger am Kindbettfieber, als die, die zu Hause mithilfe der Hebamme ihr Kind zur Welt brachten. Unab-hngig von Pasteur kam er zu der Erkenntnis, dass die rzte auf dem Weg vom Sezierraum der Leichenhalle zur Entbindungssta-tion die Keime mitschleppen mussten. Durch einfache hygienische Manahmen, wie das Reinigen und Desinfizieren der Hnde konn-te die Mortalitt drastisch gesenkt werden. Pasteur entwickelte nach seinen Entdeckungen seine Keimtheorie und erst danach nderten sich die Verhltnisse in den Krankenhusern langsam und Sauberkeit und Hygiene hielten Einzug. Im Zusammenhang mit den gesundheitsschdlichen Schimmelpil-zen in Gebuden interessieren vor allem die Sporen der Pilze in der Atemluft und die Mykotoxine, die durch das Wachstum der Pilze gebildet werden und die sich in oder an den Materialien befinden. Zu den wichtigsten Pilzen, die in groen Mengen Sporen aussto-en oder Konidien (Vermehrung durch abgeschnrte Myzelteile) und damit vor allem saisonale Allergien und Asthma auslsen, gehren viele Schwrzepilze (unter anderem der Gattungen Alter-naria, Aurebasidium, Cladoporium und Epioccum). Die genannten und viele weitere Schimmelpilze produzieren da-rber hinaus zahlreiche oft sehr toxische Gifte, die vor allem im Myzel zu finden sind. So bilden z. B. viele Penicilliumarten krebs-erregende Nervengifte. Diese schdigen Milz und Bauchspeichel-drse und wirken in vielfacher Hinsicht krebserregend. Die Fusa-

    Entdeckung von Semmelweis

    Schwrzepilze

    Gefhrliche toxische Gifte

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    rien, die vor allem auf Lebensmitteln zu finden sind, wirken giftig auf Haut und Nervenzellen, bewirken Fruchtbarkeitsstrungen und knnen Missbildungen verursachen. Der Schimmelpilz Euro-tium ist vor allem in Schlafzimmermatratzen zu finden und er bildet das Pilzgift Ochrazoxin. Deshalb ist gerade hier, wo wir uns zur nchtlichen Ruhe betten und whrend der gesamten Nacht das eventuell vorhandene Gift einatmen, besondere Vorsorge in Form des tglichen Auslftens der Matratze angebracht. Es ist zwar optisch nicht schn aber hygienisch sinnvoll, die Betten am Tag mehrere Stunden auslften und damit trocknen zu lassen. Der durch sein Vorhandensein bekannte Asperguillus niger, einer der wichtigsten Materialzerstrer und Besiedler von Lebensmit-teln, ist bei entsprechender Luftfeuchtigkeit durch seine Surebil-dung sogar in der Lage, Farben, Kunststoff und Glser zu zerst-ren. Er besitzt sehr starke pathogene Eigenschaften und erzeugt Oxal- und Kojisure.

    Ein Bluepilz in einem Holztrrahmen.

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    Schimmelpilze in Baustoffen und Materialien

    Schimmelpilze sind in Bezug auf ihr Nahrungsangebot ausgespro-chen anspruchslos. Die ausreichende Luftfeuchtigkeit vorausge-setzt, keimen die immer und berall in der Luft vorhandenen Spo-ren bereits in 48 Stunden aus. Ansiedlungs- und Wachstumsfl-chen mit einer entsprechenden Oberflchenstruktur sind in der Regel ausreichend vorhanden. Weiterhin besitzen diese Wachs-tumsflchen die Fhigkeit zur Wasseraufnahme. Sie ziehen sozu-sagen die feuchten Sporen an und nehmen sie in Abhngigkeit von Feuchtedifferenz, Material- und Porenstruktur bis zur Stti-gung auf. Gefrdert wird dieser Prozess durch das Vorhandensein von mikroskopisch kleinen Ablagerungen aus biologischen Verun-reinigungen, die sozusagen die Grundlage bzw. Basis fr das Entstehen und Wachsen von Schimmel bilden. Im Zusammenspiel mit dem berall gegenwrtigen Hausstaub ist davon auszugehen, dass in jedem Innenraum, der von Menschen genutzt wird, gen-gend Nahrungsgrundlagen fr das Entstehen und Wachsen von Schimmelpilzen vorhanden sind. Diese feuchten biologischen Ablagerungen werden zutreffend als Biofilm bezeichnet. Diese Biofilme, die gewissermaen wie eine zweite Haut auf den Materialien fest anhaften, haben eine erheb-liche Bedeutung fr die Durchfeuchtung und nachfolgende Sch-digung von Materialien. Die beim Entstehen und Wachsen des Pilzes entstehende Mikro-flora erzeugt nebenbei Stoffwechselprodukte (z. B. Suren), die das Wachstum beschleunigen und darber hinaus auch Stoffe, die besiedelte Materialien schdigen oder zersetzen. Je nach Art der ablaufenden Vorgnge, das heit, physikalisch-chemisch oder chemisch, unterscheiden wir das Biofouling, einen physikalisch-chemischen Prozess und die Biokorrosion, einen rein chemi-schen Prozess.

    Keine groen Ansprche

    Biofouling und Biokorrosion

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    Biofouling am Schiffsrumpf fhrt zu groen Materialschden.

    Neben der Baustoffzerstrung bzw. biogenen Zersetzung kommt es beim Biofouling im Zuge dieser allgemeinen Auflsung dazu, dass sich die Oberflchenspannung verringert, das Materialgef-ge Stck fr Stck porser und mechanisch immer weniger be-lastbar wird. Dadurch vergrert sich die Oberflche und damit die Wachstumsflche. Gleichzeitig verringern sich die wasserab-weisenden Eigenschaften und fhren somit zum schnellen Wachs-tum und zum Anwachsen des Biofilmes. Der Biofilm selbst ent-zieht der Luft die Feuchtigkeit und nimmt sie auf. Er absorbiert zudem die in der Luft befindlichen Partikel und fhrt schlielich zur Vernderung des Feuchtehaushalts des Baustoffs. Dieser Vorgang, der durch einen belriechenden gelartigen schleimigen Biofilm gekennzeichnet ist, wird als Biofouling bezeichnend. In der Regel wird dabei die Oberflche des Materials verndert, geschdigt oder gar zerstrt. Die Biokorrosion hingegen ist ein chemischer Vorgang, bei dem die Mikroorganismen bei ihrem Stoffwechselprozess Sure aus-scheiden, die wiederum auf die Materialien wirken und dort zu nachhaltigen und irreversiblen Strukturvernderungen fhren. Diese Vernderungen und Zerstrungen knnen dazu fhren, dass Baustoffe eminent wichtige Eigenschaften verlieren (z. B.

    Zerstrung der Stoffe

    Ausscheidung von Sure

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    Dichtungs- und Isoliermassen, Dmmstoffe, Holz) und ausge-tauscht werden mssen. Der Biokorrosion geht oft das Biofouling voraus.

    Schimmel Ursache fr Krankheiten und Allergien?

    Das Wort Gesundheit steht mit dem Wort Hygiene, aus dem Grie-chischen der Gesundheit zutrglich, in enger untrennbarer Be-ziehung. In diesem Zusammenhang stellt sich dann sofort die Frage nach dem, was der Gesundheit des Menschen zutrglich ist? Ist es denn tatschlich der (vorhandene) Schimmel, der uns krank macht oder sind es eine Vielzahl unterschiedlicher Faktoren, die unser Gleichgewicht in Unordnung bringen und damit dem Ein-dringen von Keimen in den Organismus Vorschub leisten? Haben wir zu viel Hygiene oder mangelt es an notwendigen hygie-nischen Manahmen? Was ist mit der immunisierenden Wirkung des Drecks, der das Immunsystem strkt und den vielen Allergi-kern, Asthmatikern oder Menschen mit chronischen Hauterkran-kungen, die in besonders keimarmer Umgebung leben? Waschen wir uns zu viel und zerstren wir mit den Duschgels den so wichti-gen Surefilm auf der Haut, der uns vor verschiedenen vor allem dermatologischen Erkrankungen bewahrt? Oder befinden wir uns ganz und gar auf der falschen Spur, indem wir einer wie auch immer begrndeten Schimmelhysterie aufge-sessen sind? Wenn Gesundheit nichts anderes ist als der Zustand des vollstn-digen krperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens, dann ist nicht nur das Adjektiv vollstndig, neben der weiteren Defini-tion hchst fragwrdig. Wenn das vollstndige Wohlbefinden Gesundheit bedeutet, dann ist wohl kein Mensch jemals gesund. Genauso ungeeignet ist der Umkehrschluss, der lautet: Gesund-heit ist die Abwesenheit von Krankheit. Diese Definition taugt ebenso wenig, sodass nur eines feststellbar ist: Gesundheit ist nicht klar definierbar. Da dies ein jeder auch anders, nmlich ganz individuell und subjektiv wahrnimmt, ist selbst der Diskurs dar-ber hchst schwierig. Das heit zum einen, dass immer das Indi-viduum und der spezielle, ganz konkrete Einzelfall betrachtet werden muss und zum anderen, dass trotzdem alles im Fluss ist, sich alles stndig (ver)ndert.

    Eine Frage der Hygiene?

    Definition von Gesundheit

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    Hinzu kommt, dass der Gesetzgeber in Deutschland bisher (noch) keine Verordnung ber Grenz- und Richtwerte, den Schimmelpilz-befall in privat genutzten Rumen betreffend, erlassen hat. Das Feld ist einfach zu weit und die Folge dieser Festlegungen nach dem Schwarz-Wei-Prinzip wre lediglich die, dass die Anzahl der Flle, die gerade trotz der definierten Grenzwerte genau die (ver-ordnete) Schlussfolgerung nicht zulsst, lnger wre als die der den Regelungen konformen Flle. Hinzu kommt die enorm groe Vielfalt und Komplexitt jedes einzelnen Falles, der immer die sorgfltige und grndliche Einzeluntersuchung erfordert und der sich niemals auf die oberflchliche Suche nach Symptomen be-schrnken darf. Dabei stellen nicht nur der Nachweis des Befalls und die konkrete mikrobiologische Bestimmung sondern die Su-che nach konkreten Ursachen eine enorme Herausforderung dar. Erst diese vollstndige Anamnese, die nur durch den sachkundi-gen Spezialisten erfolgen kann, ermglicht eine Diagnose, auch medizinische Diagnose, auf der aufbauend die Schimmelbekmp-fung und Therapie der eventuellen Erkrankung Betroffener erfol-gen kann. Das ist der einzige, dauerhaft Erfolg versprechende Ablauf, bei tatschlich auch wirklich in gesundheitsschdlicher Konzentration vorhandenem Schimmelbefall. So wie jedoch bis heute keine tatschlich belastbaren Grenzwerte festgelegt werden konnten, so verschwommen und nebuls ist auch die Kausalitt zwischen ausreichender Wohnqualitt ein-schlielich schadensfreier Bausubstanz, Hygiene und Gesundheit und zwischen dem Gegenteil, nmlich mangelnder Wohnqualitt sowie Bau- und Feuchteschden, mikrobiellem Befall und dadurch ausgelsten Erkrankungen. Erschwerend kommt hinzu, dass die berall in unserem Lebens-raum also Auenraum vorhandenen Schimmelpilze oft viel gefhrlicher fr den Menschen sind, als die, die wir in Innenru-men antreffen. Die einzelnen Spezies weisen darber hinaus enorme Unterschiede in Bezug auf deren pathogene Wirkung auf den Menschen auf. Und schlielich fhrt die Kombination aus verschiedenen Schimmelpilzen und anderen Mikroben, wie der Hausstaubmilbe, unterschiedlichsten Bakterien, die den Krper und das Innere des Menschen besiedeln und die weiteren Be-gleitumstnde zu krankmachenden Innenrumen.

    Fehlende Veror-dnung zu Gren-

    zwerten

    Gefahr von auen

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    Stark geschdigte Bausubstanz einer Mansardenwohnung.

    In den 1970er-Jahren entstand, begrndet durch fast epidemisch aufgetretene Erkrankungen von Menschen, die in Gebuden mit Klima- und Lftungsanlagen arbeiteten, der Begriff des Sick-Building-Syndroms. Was war in diesen modernen Wohnmaschi-nen passiert? Die Fortschrittsglubigkeit hatte mitunter auch in bester Absicht dazu gefhrt, dass die natrliche Lftung bei

    Sick-Building-Syndrom

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    Wohn- und Brohochhusern abgeschafft und teuerste Lf-tungs- und Klimaanlagen eingebaut wurden. Diese fhren nicht nur zu enormen Betriebs- und Wartungskosten, sondern bieten Mikroorganismen unterschiedlichster Variett optimale Lebens-bedingungen. Diese Brutsttten verschiedener Mikroben erzeu-gen Millionen und Milliarden von Mikroben, die durch die Lf-tungs- und Klimaanlagen in die einzelnen Rume verteilt wur-den. Beizukommen ist dem nur in beschrnktem Mae durch strenge hygienische Manahmen und einer Reduzierung der (teuren) technischen Anlagen auf das unabdingbar notwendige Minimum. Dort, wo natrliche Lftung mglich ist, sollte sie auch bevorzugt eingesetzt werden. Das ist im brigen auch billiger, fr die ohnehin knappen Ressourcen schonender und damit umweltfreundlicher. Jedes Lebewesen ist einem lebenslangen Dauerangriff von Mi-kroorganismen, wie Bakterien, Viren und Pilzen ausgesetzt, den am Ende immer die Mikroorganismen gewinnen (mssen). Wr-den sie das nicht, wre der Stoffkreislauf der Natur unterbro-chen und mit ihm der Biomassekreislauf. In dieser (kurzen) Zeit-spanne, in der sich die Lebewesen und mit ihnen der Mensch diesem Angriff, der von auen und von innen stattfindet, erfolg-reich zur Wehr setzt, hilft ihm dabei das krpereigene Abwehr-system, das Immunsystem, das zwischen eigen und fremd unterscheiden kann. Die Eindringlinge wie Viren, Bakterien und Pilze werden als Antigene bezeichnet. Das Immunsystem ist auf einer stndigen Jagd nach diesen Antigenen. Haben diese die erste Barriere des menschlichen Abwehrsystems in Form der Nasenhrchen und Nasenschleimhaut, des Mundspeichels, des Sureschutzmantels der Haut berwunden, entscheiden Art, Menge und Virulenz der eingebrachten Erreger ber die Reak-tion des Immunsystems. Dabei spielt nicht nur der (Allge-mein)zustand des Organismus und des Immunsystems eine entscheidende Rolle, sondern auch, ob es sich um angeborene oder erworbene Immunitt handelt. Je nachdem luft dann die Immunabwehr im Organismus ab, bei der sich angeborenes und erworbenes Abwehrsystem perfekt ergnzen und ineinandergreifen. Das Immunsystem hat dabei zwei Funktionen: Einerseits die Abwehr der Krankheitserreger und andererseits drfen krpereigene Zellen nicht angegriffen und

    Rettung durch das

    Immunsystem

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    zerstrt werden. Funktioniert die krpereigene Abwehr nicht rich-tig, liegt eine Immunschwche vor und greift das Immunsystem krpereigene Zellen an, liegt eine Autoimmunkrankheit vor. Bei-des kann tdlich sein und viele der Ursachen beider Phnomene sind oft nicht (er)klrbar. Eines ist allerdings heute nicht mehr umstritten. So wie Lernerfol-ge sich nur durch intensives Lernen einstellen knnen und Trai-ningserfolge durch intensivste hrteste bung, so muss auch das Immunsystem des Menschen stndig trainiert werden. Das funk-tioniert aber nur dann, wenn es immer zu tun hat. Und das wiede-rum bedeutet, dass die stndige Auseinandersetzung mit Keimen nicht nur gesundheitsfrdernd, sondern gesundheitserhaltend ist. Die bertriebene Keimfreiheit und Desinfektionswut und auch der Reinigungs- und Waschzwang haben nachweisbar zu einem An-stieg allergischer Erkrankungen gefhrt. Dabei stellen die Atem-wegserkrankungen nur einen kleinen Teil der Allergien dar. Addie-ren wir dann noch die keimschleudernden technischen Anlagen bis zur Klimaanlage in der Boeing oder des Autos hinzu und die mit Chemikalien angereicherten Lebensmittel und die Schadstoffe emittierenden Konsumgter, die uns umgeben, dann ist festzu-stellen, dass das Immunsystem vor anderen ganz neuen Heraus-forderungen steht, fr die es naturgem (noch) keine Strategien entwickeln konnte. Der gesundheitsschdliche Einfluss der Schim-melpilze ist dabei nur ein Faktor unter vielen. Im brigen hat das Immunsystem immer wieder vor neuen He-rausforderungen gestanden, die es frher nicht oder nicht immer bewltigen konnte. Ein bekanntes und besonders drastisches Beispiel ist die Spanische Grippe, die 1920 weltweit in krzester Zeit fast 50 Millionen Tote mehr als im Ersten Weltkrieg forder-te. Auffllig war, dass darunter besonders viele junge Menschen waren. Erst 90 Jahre spter fanden kanadische Forscher die Ursa-che fr diese beispiellose Pandemie. Das Virus lste eine ber-reaktion des krpereigenen Immunabwehrsystems aus, was ge-rade bei jungen Erwachsenen zur Zerstrung des Lungengewebes und damit zum Tode fhrte. Kinder und alte Menschen mit schw-cherem Immunsystem berlebten diese Erkrankung. Auch hier war das Immunsystem auf diesen neuen Angriff (noch) nicht vor-bereitet.

    Training der Abwehr

    Spanische Grippe

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    Spanische Grippe. Notdrftige Unterbringung Grippekranker im Herbst 1918.

    Die Wirkungsweise der Impfstoffe, die im Prinzip aus abgetteten oder nicht mehr vermehrungsfhigen Krankheitserregern be-stehen, funktioniert nach dem gleichen Prinzip. Die in geringer Dosis eingespritzten Erreger aktivieren das Immunsystem und erzeugen somit eine Immunitt gegen diesen Erreger, die selten lebenslang anhlt und immer wiederholt und/oder aufgefrischt werden muss. Auch hier macht die Dosis das Gift oder das Medi-kament. Nicht zu vergessen bei den Betrachtungen ber die (angebliche) Zunahme von Schimmelpilzerkrankungen ist schlicht und einfach die Tatsache, dass aufgrund der Alterspyramide immer mehr l-tere und sehr alte oft kranke Menschen leben, die naturgem der hchsten Risikogruppe angehren. Diese oft schon vielfach vor-geschdigten und gesundheitlich vorbelasteten Menschen mit hufig geschwchter Immunabwehr reagieren weitaus eher und strker auf mgliche Schimmelpilzbelastungen. Da sich diese Entwicklung in absehbarer Zeit nicht umkehren wird, ist auch auf lngere Sicht rein zahlenmig kein anderes Ergebnis zu erwar-ten. Dass hier vor allem besondere hygienische und vorbeugende Manahmen notwendig sind, liegt auf der Hand.

    Grere Risiko-

    gruppen

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    Typische Erkrankungen durch Mikroorganismen

    Insbesondere bei den allergischen Erkrankungen muss auf die stark schwankende Hhe der Schimmelkonzentration der Auen-luft in Abhngigkeit von der Jahreszeit verwiesen werden. Das Immunsystem besonders empfnglicher und auch vorbelasteter Menschen, wie Asthmatikern, reagiert in der Kombination mit zustzlichen Belastungen aus der Auenluft, wesentlich heftiger, als das vergleichsweise unvorbelastete Immunsystem gesunder Menschen.

    Allergische Reaktionen

    Diese besondere Problematik bei der Fragestellung des Grenzwer-tes von Schimmelpilzkonzentrationen durch luftgetragene mikro-biologische Sporen besteht darin, dass es keine Aufstellung ber Konzentrationen und die daraus resultierenden Auswirkungen gibt und geben kann. Ursache dafr ist die Tatsache, dass, auch bei den vielen umweltepidemologischen Studien aufgrund der enormen Vielfalt an mglichen Einflussfaktoren, derartige verlss-liche und belastbare Werte nicht ermittelt werden konnten. Das heit, dass von den gemessenen Schimmelpilzkonzentrationen nicht unmittelbar auf die gesundheitliche Wirkung geschlossen werden kann! Dazu kommt die bereits beschriebene individuell stark unterschiedliche Reaktion jedes einzelnen Betroffenen auf-grund seiner eigenen Vorgeschichte. Entscheidend sind auch die Vorschdigungen der Haut und der Schleimhute, die durch ande-re Infektionen entstanden sein knnen. Die Allergene werden in fnf Gruppen unterteilt, wobei die Aller-gene der Schimmelpilze vor allem Inhalationsallergene, also Al-lergene, die ber die Atemwege in den Krper gelangen, zu nen-nen sind.

    Abhngigkeit von der Jahreszeit

    Gruppen der Allergene

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    Brot mit Schimmelrasen und Allergie auslsenden Sporen.

    Die Aufnahme der Allergene erfolgt hauptschlich ber die Atem-luft und fhrt bei den allergisch reagierenden Personen zu Aller-gien an den Schleimhuten der Augen und des Atemtraktes. Es sind neben all den anderen Allergenen mikrobiellen Ursprunges, wie Hausstaubmilben, Tierhaaren, Pollen, Viren und Bakterien, die Sporen und Stoffwechselprodukte der Schimmelpilze. Wenn die Sporen kleiner als zehn Nanometer sind, gelangen sie durch das Einatmen direkt in die Bronchien und fhren dann zu Asthma. Deshalb wird Asthma auch als Leitsymptom fr das Vorhanden-sein eines (verdeckten) Schimmelpilzbefalls gesehen. Das heit, dass Asthmatiker sehr oft auch eine Allergie auf Schimmelpilze haben. Zu beachten ist auch, dass die allergische und reizende Wirkung sowohl vom lebenden als auch vom abgestorbenen Schimmelpilz ausgehen kann. Das bedeutet, dass eine Allergie nicht unbedingt Schlussfolgerungen auf einen aktiven Schimmel-pilzbefall zulsst. Grundstzlich ist anzunehmen, dass bei ent-sprechend sensibilisierten Personen alle Schimmelpilze in der Lage sind, die entsprechenden allergischen Reaktionen auszul-sen.

    Asthma als Leitsymptom

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    Eine Allergie entsteht, gleich ob durch Schimmelpilze verursacht oder nicht, wie folgt: Das Immunsystem wehrt Krankheitserreger nicht ab, was eigentlich seine Aufgabe ist, sondern geht eben gerade gegen harmlose Stoffe, wie Pollen, (ungiftige) Sporen und andere Stoffe vor. Beim ersten Kontakt mit dem Antigen eines solchen, eigentlich ungefhrlichen Fremdstoffs, werden krper-eigene Abwehrstoffe (Antikrper) gebildet. Durch diese Sensibi-lisierung bereitet der Krper die Abwehr vor. Erst beim nchsten Kontakt mit diesem Fremdstoff kommt es dann zu der eigentlichen allergischen Reaktion, die durch eine ganze Kette von Reaktionen im Krper und einer Vielfalt typischer Symptome von allergischen Reaktionen, wie Husten, Schnupfen, trnenden Augen, Augenr-tungen, Hautausschlag und Anschwellen der Atemwege gekenn-zeichnet sind. Dabei verluft jede neue Allergie immer wieder nach diesem gleichen Schema, wobei die Allergien oft hufiger auftreten und der Allergiker immer heftiger reagiert bis hin zur Entwicklung chronischer Verlufe. ber die Ursachen von Allergien wird auch heute noch viel gert-selt. Und auch heute ist der Stand der Ursachenforschung unbe-friedigend. Sicher ist jedoch, dass grundstzlich zwei Ursachen-gruppen bestehen, die genetischen und die nicht-genetischen. Es gibt also eine gewisse genetische Disposition bestimmter Perso-nengruppen. Die anderen nicht-genetischen Ursachen werden sozusagen erworben durch intensive allergene Belastung, aber auch durch die mglicherweise damit verbundene (zunehmende) Irritation der Zellen. Auch kann die oft frhkindliche Unterforde-rung des Immunsystems Ursache fr eine Allergiebereitschaft sein. Weiterhin knnen Vorschdigungen der Schleimhute und Haut durch bakterielle und virse Infektionen urschlich sein. Schlielich sollte man auch den gesundheitlichen Allgemeinzu-stand, Alter und Belastung und psychische Probleme, Stress und berlastung als wichtige Faktoren nicht unterschtzen. Besonders gefhrlich knnen Allergene wirken, die ber die Nah-rungskette in den Organismus gelangen und dort auch zu Magen-Darm-Erkrankungen bis hin zu schweren Vergiftungen und kom-plettem Organversagen fhren.

    Rtselhafte Ursachen

    Schwere Folgen

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    Expertentipp

    Hufige Allergietypen

    Die Art der Reaktion des menschlichen Organismus ent-scheidet ber den sogenannten Allergietyp, in den die Aller-gie grundstzlich eingeordnet wird. Allergietyp I: Sofortreaktion Allergietyp II: Die zytotoxische Reaktion Allergietyp III: Immunkomplexbildung Allergietyp IV: Spttyp oder verzgerte Reaktion Je nach Art der Allergie erfolgt die individuelle medizinische Behandlung, die in jedem Fall in die Hand eines Spezialisten gehrt.

    Insgesamt muss festgestellt werden, dass die wichtigste Frage nach dem Warum, also warum es berhaupt Allergien bzw. aller-gische Reaktionen des menschlichen Organismus gibt, unbeant-wortet ist. Weiterhin ist nur ein Bruchteil des allergenen Poten-zials in Innenrumen erforscht, welches sich auf die Trgersubs-tanzen Staub, Pollen, Milben und Sporen konzentriert. Da sich die molekularen Allergene von ihrem Trger abkoppeln knnen, kann es vorkommen, dass die Trger nicht mehr nachweisbar, aber die Allergene trotzdem vorhanden sind. Sptestens hier wird klar, auf welch unsicherem Terrain sich die Forschung leider (immer noch) bewegt.

    Schimmelpilzgifte (Mykotoxine)

    Eine weitere groe und vielfltige Gruppe von Schimmelpilzer-krankungen wird durch die Mykotoxine, also die Schimmelpilzgif-te bzw. die Reaktion des Krpers auf diese Toxine, hervorgerufen. Es handelt sich um Stoffwechselprodukte der Schimmelpilze, die nicht fr das Wachstum, sondern fr den Abbau und die Bildung verschiedenster chemischer Verbindungen verantwortlich sind. Deshalb werden sie auch als sekundre Stoffwechselprodukte bezeichnet. Da sie nicht fr das Wachstum der Pilze erforderlich

    Forschung noch nicht abge-

    schlossen

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    sind, knnen sie erst gebildet werden, wenn das Wachstum abge-schlossen ist und natrlich, wenn ausreichend Feuchtigkeit zur Verfgung steht. Somit ist das Auftreten von Mykotoxinen auch immer ein Hinweis dafr, dass sowohl ein aktiver Schimmelpilzbe-fall vorlag oder vorliegt als auch, dass ausreichend Feuchtigkeit vorhanden ist. Ausreichende Feuchtigkeit ist mit Feuchtigkeits-schden gleichzusetzen, deren Ursachen in diesem Zusammen-hang unbedingt auf den Grund gegangen werden muss. Mykotoxine knnen, je nach Toxin, schon in geringsten Mengen auf den menschlichen Organismus toxisch wirken. Derzeit sind ungefhr 200 Toxine bekannt, die von ber 300 Pilzarten produ-ziert werden. Die wichtigsten in Innenrumen auftretenden Toxine und deren Erzeuger werden in nachfolgender Tabelle aufgezeigt: Name des Toxins / der Toxine

    Hauptproduzenten Wesent-liches Vor-kommen

    (Gift-)-Wirkung

    Aflatoxine Aspergillus flavus Aspergillus parasiticus

    Erdnsse, Getreide, Mais, Feigen, Milch (carry over)

    hepatotoxisch, karzinogen, akute Toxizi-tt, Aflatoxin B1 = strkstes pflanzliches Karzinogen

    Alternariol (AOH)

    Alternaria alternata Alternaria solani

    Obst, Gemse, Tabak, Hirse, Nsse

    mutagen

    Citrinin Aspergillus ochraceus Penicillium citrinum

    Getreide hepatotoxisch, nephrotoxisch, karzinogen

    Toxische Wirkung

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    Fumonisine Fusarium moniliforme Fusarium proliferatum Fusarium anthophilum

    hauptsch-lich Mais

    mglicherwei-se karzinogen, teratogen

    Fusarin C Fusarium-Arten mutagen, vermutlich karzinogen

    Gliotoxin Aspergillus fumigatus Aspergillus terreus Eurotium chevalieri Gliocladium fimbriatum

    zytotoxisch, immun-suppressiv

    Kojisure Aspergillus- und Peni-cillium-Arten

    Mais, wahr-scheinlich viele ande-re Lebens- und Fut-termittel

    schwach mutagen, mig antibiotisch, im Tierversuch epilepsieartige Symptome

    Monili-formin

    Fusarium fusaroides Fusarium moniliforme

    Gerste, Mais

    Gastro-enteritisch, hmorrhagisch

    Mutterkorn-alkaloide

    Claviceps purpurea Getreide

    Ochratoxin A (OTA)

    Aspergillus ochraceus Penicillium viridicatum

    Erdnsse, Mais, Weizen, Baumwoll-samenmehl

    nephrotoxisch, dermatoto-xisch, karzinogen

    Patulin Penicillium claviforme Penicillium expansum Penicillium griseo-fulvum Penicillium leucopus Penicillium clavatus Penicillium giganteus Penicillium terreus

    Apfelsaft, pfel und andere Obstarten

    hmorrha-gisch, demats, im Tierversuch karzinogen

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    Penicillin Penicillium notatum antibiotisch

    Penicillin-sure

    viele Penicillium- und Aspergillus-Arten

    Mais, Futtermittel

    antibiotisch, im Tierversuch karzinogen

    Penitrem A Penicillium carneum Penicillium crustosum

    Fleisch, Fleisch-erzeugnisse

    neurotoxisch, tremorgen

    Roquefortin Penicillium roqueforti Penicillium commune

    Reismehl u. a. Nah-rungsmittel

    neurotoxisch, paralytisch

    Satratoxin Stachybotrys chartarum systemische Vergiftungs-erscheinungen

    Sterigmato-cystin

    Aspergillus aurantio-brunneus Aspergillus nidulans Aspergillus quadrili-neatus Aspergillus ustus Aspergillus variecolor Aspergillus versicolor

    Hartkse, grne Kaf-feebohnen, Gerste, Mais, Weizen, Reis

    karzinogen, hepatotoxisch, nephrotoxisch

    T-2-Toxin Fusarium culmorum Fusarium incarnatum Fusarium poae Fusarium solani Fusarium sporotrichi-oides Fusarium tricinctum Trichoderma lignorum

    Gerste, Hirse, Mais

    Dermato-toxisch

    Xantho-megnin

    Aspergillus-Arten Penicillium-Arten Trichophyton-Arten Microsporum-Arten

    Fleisch, Fleisch-erzeugnisse

    hepatotoxisch

    Zearalenon (ZEA)

    Fusarium avenaceum Fusarium culmorum Fusarium equiseti Fusarium gibbosum Fusarium lateritium

    Cornflakes, Gerste, Hafer, Hirse, Mais,

    Wirkung als strogen, Infertilitt

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    Fusarium moniliforme Fusarium nivale Fusarium oxysporum Fusarium graminearumFusarium sambucinum Fusarium tricinctum

    Nsse, Roggen, Sesam-mehl, Weizen

    Bei der Bewertung hinsichtlich des Auftretens und der Konzentra-tion der Mykotoxine muss unbedingt die regionale und saisonale Komponente bercksichtigt werden. Eine isolierte Betrachtung der Innenrume an sich ist somit nicht sachgerecht. Die Bildung ist zwar vom Nahrungsangebot (was in Innenrumen immer reich-lich gegeben ist), ph-Wert, von der Temperatur und Feuchtigkeit abhngig, jedoch mssen die Optimalbedingungen fr das Pilz-wachstum und die Bildung der Toxine nicht bereinstimmen. Das bedeutet, dass auch bei vergleichsweise (fr das Wachstum) ungnstigen ueren Bedingungen durchaus kontinuierlich und reichlich Mykotoxine gebildet werden knnen. Hinzu kommt, dass Mykotoxine uerst widerstandsfhig gegenber Hitze und Sure sind und somit nicht ohne Weiteres beseitigt werden knnen. Die gute Nachricht ist, dass der Mensch hauptschlich durch die Kontamination von Nahrungsmitteln bedroht ist. Nahezu alle verschimmelten und verdorbenen Nahrungsmittel (da teilweise uerlich nicht sichtbar) knnen Mykotoxine enthalten, die zudem auch geschmacklos sein knnen. Dabei wird zwischen Primrkontamination, wenn zum Beispiel das Getreide auf dem Feld schon vom Schimmel befallen wird, und Sekundrkontami-nation bei Befall von lagernden Lebensmitteln, unterschieden. Schlielich gibt es das sogenannte Carry over, also die ber-tragung von schimmelpilzbefallen Lebens- und Futterstoffen auf Tiere, die dann ber deren Produkte, wie Eier, Fleisch und Milch an den Verbraucher weitergegeben werden. Die FAO schtzt, dass immerhin 25 Prozent aller Nahrungsmittel Mykotoxine enthalten. Folgende Wirkungen von Mykotoxinen werden unterscheiden:

    Gefahr durch Lebensmittel

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    krebserregend, Schdigung des Zentralnervensystems, Schdigung des Immunsystems, Schdigung des Erbgutes, Schdigung der Leibesfrucht, Organschden, bei Berhrung Hautschden, Hemmung oder Einleitung enzymatischer Stoffwechsel-

    prozesse, Auslsung allergischer Reaktionen. Zu Mykotoxingehalten in der Raumluft gibt es bisher wenig Er-kenntnisse, zumal sehr oft nachgewiesene Mikroorganismen an feuchten Baustoffen oft nicht toxisch sind, aber Mykotoxine bil-den knnen. Man geht bei toxischen Reaktionen davon aus, dass diese durch Inhalation nicht auftreten knnen, sondern nur durch verschimmelte Nahrung.

    Vergiftungen durch Schimmelpilzgifte (Mykotoxikose)

    Die Vergiftung bzw. Erkrankung durch Mykotoxine wird als Myko-toxikose bezeichnet. Die Aufnahme erfolgt in der Regel ber die Nahrung und bertragung auf die inneren Organe. Fr die Entste-hung der Mykotoxikose in Innenrumen kommen im Wesentlichen folgende Schimmelpilze infrage: Aspergillus, Fusarium, Tricho-derma viride, Stachybotrys atra. Die Gifte sind oft hochtoxisch und die Wirkungen auf den menschlichen Organismus sehr vielfltig. Sie wirken nicht nur mutagen und krebserregend, sondern organ-schdigend bis hin zur Schdigung und Ausschaltung der Immun-abwehr. Man unterscheidet die chronische und die akute Mykoto-xikose. Bei der ersten werden ber lngere Zeitrume geringe Mengen aufgenommen und bei der zweiten groe Mengen ber einen kurzen Zeitraum. In schweren Fllen kann die akute Myko-toxikose tdlich enden.

    Wirkung von toxischer Raumluft

    Vielfltige Wirkung

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    Infektionen durch Pilze im lebenden Gewebe (Mykosen)

    Mykosen sind Infektionskrankheiten durch parasitre Pilze im lebenden Gewebe. Erreger knnen Pilzmyzele und Hefen sein. Zumeist handelt es sich um oberflchliche Mykosen, also Pilzin-fektionen der Haut und der Schleimhute. Diese knnen sich zu chronischen Hautinfektionen am gesamten Krper entwickeln. Bei Menschen mit geschwchtem Immunsystem knnen zudem My-kosen der Schleimhute (Augen und Nase) und der Atemwege entstehen. Im Zusammenhang mit Schimmelpilzen sind jedoch die systemi-schen Pilzinfektionen zu nennen, bei denen die Erreger zumeist ber die Atemluft in den Blutkreislauf gelangen und die inneren Organe befallen. Diese Erkrankungen treten zwar selten auf, wei-sen sehr oft jedoch einen ernst zu nehmenden, mitunter tdlichen Verlauf auf. Oft kommt es zu einem Zusammenwirken verschiede-ner Faktoren, nmlich einer hohen mikrobiellen Belastung (des Innenraumes) und einem bereits geschwchten Immunsystem. Besonders erwhnt werden muss die Schimmelpilzvergiftung, die durch Aspergillus-Arten (Aspergillose) verursacht werden. Charak-teristisch ist bei diesen Pilzen ihr temperaturbedingtes Wachs-tumsoptimum bei normaler Krpertemperatur, nmlich bei 37 C.

    Mikrobiologische flchtige organische Verbindungen (MVOC)

    Bis vor Kurzem noch nicht bekannt war das Phnomen des MVOC, die durch Schimmelpilze beim Wachstum gebildet und an die Raumluft abgegeben werden. Diese flchtigen organischen gas-frmigen Verbindungen lagern sich dann an den Oberflchen der Rume ab und fhren zu dem typischen schimmeligen Geruch, der oft sehr gut wahrnehmbar ist. Die Anwesenheit von MVOC ist ein sicherer Hinweis auf das Vorhandensein von Schimmelpilzen und/oder Bakterien. Das Vorkommen von MVOC kann zu gesund-heitlichen Schden fhren. Oft treten diese erst lange Zeit spter auf, etwa nach der Beseitigung eines Durchfeuchtungsschadens, hervorgerufen dadurch, dass diese Verbindungen sehr gut und lange an der Oberflche der befallenen Stoffe anhaften. Aller-dings ist eine direkte Ableitung gesundheitlicher Gefahren (noch)

    Wirkung auf innere Organe

    Schimmeliger Geruch

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    nicht mglich, da MVOC ja immer nur im Zusammenhang mit einem Schimmelbefall auftreten kann.

    Bakterielle Gifte

    Die bakteriellen Gifte, deren Belastungen gerade in Innenrumen zunehmend auftreten, werden bei Untersuchungen mikrobieller Belastungen von Innenrumen oft unterschtzt. Die Wirkungen auf den menschlichen Organismus sind sehr vielfltig und werden danach unterschieden, ob die Bakterien die Gifte bereits enthal-ten oder ob sie diese erst bilden und (im Fremdorganismus) aus-scheiden. Ein besonderes Gefhrdungspotenzial weisen z. B. die Bakterien Streptomyces und Bacillus auf.

    Bakterielle Auslser

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    Schritt-fr-Schritt-Guide

    Gesundheitscheck fr Bewohner

    Bereits beim Verdacht, durch Schimmelpilze erkrankt zu sein, sollten Sie sofort Klarheit schaffen und fr Gewissheit sorgen. Mit diesem Fragebogen knnen Sie einen ersten Gesundheitscheck durchfhren. Das mssen Sie prfen: Fhle ich mich krank oder bin ich bereits krank?

    ja nein

    Bemerkung:

    ....................................................................................................

    .

    .

    Fehlt bislang eine eindeutige Diagnose?

    ja nein

    Bemerkung:

    ....................................................................................................

    .

    .

    Ist die Erkrankung evtl. chronisch?

    ja nein

    Bemerkung:

    ....................................................................................................

    .

    .

    Formular

    auf CD-ROM

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  • G E S U N D H E I T S C H E C K

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    Besteht ein Zusammenhang zwischen der Erkran-kung und den Wohn- oder Arbeitsrumen, in denen ich mich oft aufhalte?

    ja nein

    Bemerkung:

    ....................................................................................................

    .

    .

    Sind mir Bauschden bekannt oder sind Bau-schden sichtbar?

    ja nein

    Bemerkung:

    ....................................................................................................

    .

    .

    Sind in den Wohn- oder Nutzrumen Feuchte-schden erkennbar?

    ja nein

    Bemerkung / Wenn ja, seit wann:

    ....................................................................................................

    .

    .

    Habe ich das Gefhl, dass die Raumluft schlecht und/oder dauerhaft zu feucht ist?

    ja nein

    Bemerkung:

    ....................................................................................................

    .

    .

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  • K R A N K D U R C H S C H I M M E L P I L Z E U N D M I K R O O R G A N I S M E N ?

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    Ist die relative Luftfeuchtigkeit bekannt, bzw. erfolgen evtl. Messungen?

    ja nein

    Bemerkung:

    ....................................................................................................

    .

    .

    Sind in den Rumen sichtbare Schimmelschden und/oder typischer Schimmelgeruch?

    ja nein

    Bemerkung:

    ....................................................................................................

    .

    .

    Gibt es sichtbare Defizite bei den notwendigen hygienischen Manahmen?

    ja nein

    Bemerkung:

    ....................................................................................................

    .

    .

    Gibt es erkennbare Mngel bei der Heizungs- und/oder Lftungsanlage?

    ja nein

    Bemerkung:

    ....................................................................................................

    .

    .

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  • G E S U N D H E I T S C H E C K

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    Wird, in Abhngigkeit von der erzeugten Feuch-tigkeit, unregelmig sowie nicht ausreichend gelftet und geheizt?

    ja nein

    Bemerkung:

    ....................................................................................................

    .

    .

    Das mssen Sie tun: Wenn Sie mehrere Fragen mit ja beantworten knnen, ist Ihre Wohnumgebung mglicherweise ein Kandidat fr ein Schimmelproblem. Versuchen Sie die sichtbaren Probleme zu beheben bzw. sprechen Sie mit Ihrem Vermieter, um geeigne-te Manahmen ergreifen zu knnen.

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  • S C H I M M E L U R S A C H E N U N D T Y P I S C H E S C H A D E N S B I L D E R

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    Schimmelursachen und typische Schadensbilder Die Kausalitt zwischen Erkrankungen und gebauter Umwelt, also Gebuden, in denen wir wohnen und arbei-ten, hat besonders in den letzten Jahren zur Entwicklung einer neuen Disziplin der Medizin gefhrt: die Umwelt-medizin. Diese untersucht die Verbindung zwischen den Einflssen der gebauten Umwelt und gesundheitlichen Beeintrchtigungen und Erkrankungen. Dabei wird zwischen gebudebezogenen Krankheiten unterschie-den, bei denen das Krankheitsbild einer eindeutigen gebudebe-zogenen Ursache zugeordnet werden kann. Demgegenber stellt das sogenannte Sick-Building-Syndrom relativ unspezifische und uneindeutige Symptome und damit unscharfe Krankheitsbilder dar. So nebuls oft die Kausalitten (heute) noch sind, so klar ist die Botschaft, dass es Krankheiten gibt, deren Ursachen tatsch-lich in krankmachenden Gebuden, unserer eigenen von uns gebauten Umwelt liegen. Den konkreten baubedingten Ursachen fr das Wachsen und Gedeihen von Mikroorganismen und

    Eindeutige Symptome

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  • B A U W E R K S B E D I N G T E R S C H I M M E L A N U N D I N G E B U D E N

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    Schimmelpilzen in Gebuden werden wir uns in dem folgenden Kapitel zuwenden.

    Bauwerksbedingter Schimmel an und in Gebuden

    Die bauwerksbedingten Ursachen haben grundstzlich eine Ge-meinsamkeit, die darin besteht, dass es immer um Mngel geht, die mit Durchfeuchtungen, seien sie nun direkt oder indirekt, verbunden sind. Das ist ein ganz wesentliches Kriterium. Direkte Durchfeuchtungen sind Feuchtigkeitseinwirkungen auf Bauteile, die entweder nur zeitweilig oder kontinuierlich ber einen lngeren Zeitraum erfolgen. Indirekte Durchfeuchtungen entstehen durch bauphysikalisch und hygrothermisch bedingte Ursachen, zu denen die Kondensation und der Tauwasserausfall gehren. Folgendes Diagramm veranschaulicht die Systematik der bau-werksbedingten direkten Durchfeuchtungen:

    permanent

    von innen

    dire

    kt

    sporadisch/temporr

    von auen

    Bau

    wer

    ksbe

    ding

    te D

    urch

    feuc

    htun

    g

    indi

    rekt

    Feuchtigkeits-problem

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  • S C H I M M E L U R S A C H E N U N D T Y P I S C H E S C H A D E N S B I L D E R

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    Mangelhafte Bauwerksabdichtung

    Naturgem kommen alle erdberhrten Bauteile immer, natrlich in unterschiedlichem Mae, mit der Feuchtigkeit direkt in Berh-rung. Deshalb sind der Schutz der Bauteile vor dem Eindringen der Feuchtigkeit und das Ableiten von Feuchtigkeit in jeder Form, seien es Niederschlge, Oberflchen-, Sicker-, Schichtenwasser oder gar Stau- oder Grundwasser, von so entscheidender Bedeu-tung. Entscheidend ist auch, dass es sich bei diesen Schden nicht nur um die zumeist bautechnisch aufwendigsten, sondern auch die teuersten und zahlenmig hchsten handelt.

    Fehlende Bauwerksabdichtung bei Wohngebude aus den 1920er-Jahren.

    Sehr oft erfolgt z. B. die Kombination unterschiedlicher Fehler, die dann zu greren komplexen Schden fhren, wie z. B. fehlende oder nicht funktionierende Horizontal- und Vertikalabdichtungen, unzureichende Wrmedmmung, fehlende Lftung und zweckent-

    Schutz vor Feuchtigkeit

    Summe der Fehler

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    fremdete Nutzung. Diese Kombination treffen wir sehr oft gerade dann an, wenn Kohlenkeller zu Partykellern, Hobbyrumen oder Gstezimmern umfunktioniert werden. Das kann ohne umfangrei-che bauliche Manahmen niemals funktionieren! Mangelhafte oder nicht mehr funktionierende Bauwerksabdich-tungen der erdberhrten Auenwnde und Bodenplatten sind Standard, gerade bei Bauten vor 1945. Unabhngig davon, dass diese Mngelbeseitigungen immer mit dem vollstndigen und mit dem nicht immer zerstrungsfreien Freilegen dieser Wnde und Bodenplatten verbunden sind, knnen diese Mngel in den meis-ten Fllen nur durch vollstndige Erneuerung der horizontalen und vertikalen Abdichtung beseitigt werden. Eine mangelhafte oder nicht mehr funktionierende horizontale Abdichtung der aufgehen-den Wnde ist in der Regel komplett zu erneuern, sei es durch Injektage oder mechanische Verfahren. Eine Vertikalabdichtung kann nur im Ausnahmefall ausgebessert werden. Im Regelfall wird diese, ebenso wie die der Bodenplatte, auch aus Gewhrleis-tungsgrnden, komplett erneuert.

    Nachtrgliche Herstellung der horizontalen und vertikalen Bauwerks-abdichtung.

    In Abhngigkeit von der Art der anstehenden Feuchtigkeit wird zwischen dem Lastfall drckendes und nicht drckendes Wasser

    Komplette Erneuerung

    Drckendes Wasser

    Dieses eBook ist lizenziert fr , HS WismarAlle Rechte vorbehalten. Haufe Verlag, Download vom 19.06.2011 11:27, www.genios.de

  • S C H I M M E L U R S A C H E N U N D T Y P I S C H E S C H A D E N S B I L D E R

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    unterschieden. Bei dem Lastfall drckendes Wasser wird die Grndung durch (zeitweilig) anstehendes Wasser, wie Grundwas-ser, Schichtenwasser, Niederschlagswasser strker belastet. Damit steigen die Anforderungen an die notwendige Bauwerks-abdichtung erheblich. Im Rahmen der Prfung des Baugrundes wird der Gutachter versuchen, durch Planung einer Drainage das Wasser vom Gebude wegzubringen. Somit reduzieren sich dann wieder die Anforderungen auf die Bauwerksabdichtung. Aller-dings gibt es sehr viele Gebude, die trotz Drainage aufgrund der Baugrundsituation eine aufwendige Abdichtung gegen drcken-des Wasser bentigen. Dass hier eine umfassende Begutachtung, kompetente Planung und sorgfltige Bauausfhrung Vorausset-zungen fr eine funktionierende Bauwerksabdichtung sind, liegt auf der Hand!

    Aufsteigende (kapillare) Feuchtigkeit

    Mit dem Fehlen der Abdichtungen oder einer mangelhaften Bau-werksabdichtung verbunden ist die Feuchtigkeitsau