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Der Konsumentenschutz der Arbeiterkammer OÖ stellt Ihnen diesen Beitrag kostenlos als Download zur Verfügung. ÖKO-TEST 1 | 2017 TEST Erkältungsmittel Wilde Mischung Pillen und Säfte, die einen Mix aus Wirkstoffen gegen Erkältungsbeschwerden enthalten, bescheren den Apotheken besonders in den Wintermonaten gute Umsätze. Von 15 Produkten im Test schneidet nur ein Mittel mit „gut“ ab. Alle anderen Produkte enttäuschen: Sie enthalten sinnlose und auch bedenkliche Wirkstoffkombinationen – Nebenwirkungen gibt es inklusive. Von Christine Throl Hartnäckige Rhino- viren: sie überleben bis zu 48 Stunden auf Türklinken Wenn es bei einer Erkältung ein Arzneimittel sein muss, dann um gezielt Beschwerden wie Schmerzen oder eine verstopfte Nase zu lindern. Abschwellende Nasensprays sollten frei von Konservierern sein. „Sehr gute“ Schmerzmittel gibt es im ÖKO- TEST Fieber- und Schmerzmittel unter www.oekotest.de. Erkältungsmittel können die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigen, etwa Mittel mit Doxylamin, Chlorphenamin, Ephedrin und Dex- tromethorphan, die in den getesteten Grippostad C, Wick Medi- nait Erkältungssirup und Basoplex Erkältungs-Kapseln stecken. Vorsicht Abhängigkeit: Die Schnupfenmittel maximal sieben Tage anwenden und vor erneutem Nutzen eine Woche pausieren. Vorbeugen: Häufig die Hände mit normaler Seife waschen, die Hände vom Gesicht fernhalten, nicht aus Tassen und Glä- sern trinken, die schon andere benutzt haben. ÖKO-TEST rät E ine kalte Nase ist der ide- ale Ort für Schnupfenvi- ren. Bei Temperaturen von 33 bis 34 Grad, die etwas unter der normalen Körpertempe- ratur liegen, vermehren sich die Keime prächtig. Es folgt ein Kribbeln in der Nase, Niesanfälle. Schließlich stel- len sich Beschwerden wie eine verstopfte Nase, Schnup- fen, Kopfschmerzen, ein Stau- ungsgefühl im Gesicht oder der Verlust des Geruchs- sinns ein, die typisch für eine normale Erkältung sind. Mediziner bezeichnen das Krankheitsbild als akute Rhi- nosinusitis, weil der Schnup- fen (Rhinitis) meist mit einer Entzündung der Nebenhöh- len (Sinusitis) einhergeht. Die Rhinoviren können mit einem Nebel aus Tröpfchen direkt in die Atemorgane und Tränenkanäle geraten. Häu- fig gelangen sie auch über die Hand an ihre Wirkungsstät- te. Denn an die Hände heften sich die hartnäckigen Keime durch den bloßen Kontakt mit kontaminierten Gegen- ständen wie Türklinken. Dort können sie bis zu 48 Stunden überleben. Der grippale Infekt ist ei- gentlich harmlos und heilt in der Regel innerhalb einer Woche aus. Ruhe und Scho- nung hilft, den Infekt zu über- winden. Hausmittel können das Wohlbefinden fördern, beispielsweise die Wasser- dampfinhalation mit Ka- mille, eine Tasse heißer Tee oder Milch mit Honig. Bei ganzen Gene- rationen von Kin- dern rieb die Mutter die Brust mit einer Mentholduft verströmenden Salbe ein – Mittel wie Wick Vaporub sind bis heute in vielen Hausapo- theken eine Selbstverständ- lichkeit. Ein Apotheker hat das Wick-Erkältungsmittel vor mehr als 100 Jahren in den USA erfunden. Es hatte seinen Durchbruch im Jahr 1918, als eine Grippepande- mie in Amerika, Europa und Asien grassierte, wie das Un- ternehmen Procter & Gamb- le auf seiner Homepage infor- miert. So weit die Werbung. Doch was emp- fehlen Mediziner? Sie raten dazu, die lästigsten Be- schwerden zu lin- dern. Jedoch gibt es derzeit keine entsprechende, aktu- elle medizinische Leitlinie. „Es ist ein Armutszeugnis, dass die deutschen Fachge- sellschaften momentan keine gültigen Leitlinien zur Rhino- sinusitis veröffentlicht ha- ben“, bemängelt Professor Manfred Schubert-Zsilavecz vom Institut für Pharmazeuti- sche Chemie der Universität Frankfurt. Experten kritisie- ren zudem, dass bei norma- len Erkältungen zu häufig und vorschnell Antibiotika verordnet werden. Gegen die durch Viren verursachten Er- kältungen können Antibioti- ka jedoch nichts ausrichten. Sie sorgen bestenfalls für Nebenwirkungen wie Durch- fall oder Hautausschläge. Die sorglose Antibiotikaga- be fördert überdies die Aus- breitung von Resistenzen gegen diese lebenswichti- gen Arzneimittel. Erst wenn Symptome auftreten, die auf eine Beteiligung von Bakteri- en hindeuten, wie grünlicher Auswurf, starke Kopfschmer- zen im Bereich der Stirnhöh- le oder Brustschmerzen und Probleme beim Luftholen, sollte ein Arzt über das wei- tere Vorgehen entscheiden. Im Gegensatz zur ech- ten Grippe, die sich durch hohes Fieber und schlagar- tig auftretende Symptome wie starke Gliederschmer- zen äußert, existiert keine Impfung gegen einen grippa- len Infekt. Die Grippeschutz- impfung im Herbst wird von der ständigen Impfkommissi- on für Menschen ab 60 Jah- re, Schwangere, chronisch Kranke und Immunschwache empfohlen. Gesunde Kinder, Foto: imago/Contrast

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Der Konsumentenschutz der Arbeiterkammer OÖ stellt Ihnen diesen Beitrag kostenlos als Download zur Verfügung.

60 ÖKO-TEST 1 | 2017

Gesundheit & Fitness Test Erkältungsmittel

� Schmerzmittel wie Ibu-profen, Acetylsalicyl-säure oder Paracetamol helfen, wenn bei einer Er-kältung Kopf-, Hals- und Gesichts-schmerzen stören. Präparate mit Ace-tylsalicylsäure immer als Brausetablette oder als Granulat im Wasser aufgelöst einnehmen, um den Magen zu scho-nen und Ibuprofen nach einer Mahl-zeit. Nur als Monopräparate einnehmen und, da auch rezeptfreie Schmerzmit-tel nicht ohne Risiken sind, immer gut abwägen, ob es überhaupt eine Tablet-te sein muss.

� Der Zusatz von Koffein in einem Schmerzmittel ist in Ordnung, er bringt aber gegenüber einem einfa-chen Schmerzmittel kei-nen Vorteil.

� Schleimhautabschwel-lende Mittel, sogenann-te Sympathomimetika wie Pseudoephedrin, Phe-nylephrin, Ephedrin und Phenylpropanolamin wirken auf die Nasenschleimhautwände. Aufgrund ih-rer Nebenwirkungen wie Unruhe, Herz-klopfen und Schlafstörungen raten wir jedoch davon ab, Tabletten oder Säfte einzunehmen, die diese Wirkstoffe ent-halten.

� Hustenmittel wie der Hustenblocker Dextro-methorphan oder der Schleimlöser Guaifenesin sind bei einer akuten Erkäl-tung überhaupt nicht empfehlenswert.

� Antihistaminika wie Do-xylamin und Chlorphena-min haben keinen Nutzen bei einer akuten Erkältung. Es handelt sich dabei um müde machende Allergiemittel der ers-ten Generation, deren Einsatz veraltet ist.

� Der Zusatz von Vitamin C in einem Schmerzmittel bringt nichts und ist daher überflüssig.

Im Überblick Wirkstoffe in Erkältungsmitteln

Jugendliche und Erwachsene un-ter 60 Jahren können, müssen aber nicht geimpft werden.

Zwei- bis viermal im Jahr erwischt eine Erkältung Erwach-sene. Sie ist damit einer der häufigsten Krankhei-ten. Und sie verursacht erhebliche Kosten durch Arztbesuche, Ausgaben für überflüs-sige Antibiotika und freiverkäufliche Arzneimittel, Krankheitstage und eine eingeschränkte Produk tivität im Job. Um bei einem grippalen Infekt weiter zu funktionieren, greifen viele Menschen offenbar zu Erkältungsmit-teln. Darauf deuten hohe Umsatzzah-len hin. Allein im Jahr 2015 setzten Anbieter mit rezeptfreien Mitteln zur Linderung von Erkältungsbeschwer-den 1,8 Milliarden Euro um. Die fünf

Kassenschlager: drei abschwellende Nasensprays, ein Hustenlöser, eine Pflanzenmedizin. Aber auch Pro-dukte wie Grippostad C und Aspirin

Complex aus unserem ak-tuellen Test gingen in der vergangenen Erkältungs-saison bestens.

Wir haben 15 rezept-freie Arzneimittel eingekauft: Darun-ter sind einfache Schmerzmittel mit Vitamin C bis hin zu All-in-one-Pro-dukten. In ihnen stecken bis zu vier Wirkstoffe, die von den Pharmaun-ternehmen gegen Erkältungsbe-schwerden angepriesen werden.

Das Testergebnis � Vorsicht Wirkstoffmix. Gerade ein-

mal ein Produkt, das nur ein Schmerz-mittel enthält, können wir mit der

Hausmittel fördern das Wohlbefinden: Manche schwören auf die Inhalation von Wasserdampf mit oder ohne Kamille, andere auf heiße Milch mit Honig.

1,8 Milliarden Euro wurden im Jahr 2015 mit Erkältungsmitteln

umgesetzt

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TEST Erkältungsmittel

Wilde MischungPillen und Säfte, die einen Mix aus Wirkstoffen gegen Erkältungsbeschwerden enthalten, bescheren den Apotheken besonders in den Wintermonaten gute

Umsätze. Von 15 Produkten im Test schneidet nur ein Mittel mit „gut“ ab. Alle anderen Produkte enttäuschen: Sie enthalten sinnlose und auch bedenkliche

Wirkstoffkombinationen – Nebenwirkungen gibt es inklusive. Von Christine Throl

Hartnäckige Rhino-viren: sie überleben bis zu 48 Stunden

auf Türklinken

✓ Wenn es bei einer Erkältung ein Arzneimittel sein muss, dann um gezielt Beschwerden wie Schmerzen oder eine verstopfte Nase zu lindern. Abschwellende Nasensprays sollten frei von Konservierern sein. „Sehr gute“ Schmerzmittel gibt es im ÖKO-TEST Fieber- und Schmerzmittel unter www.oekotest.de.

✓ Erkältungsmittel können die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigen, etwa Mittel mit Doxylamin, Chlorphenamin, Ephedrin und Dex-tromethorphan, die in den getesteten Grippostad C, Wick Medi-nait Erkältungssirup und Basoplex Erkältungs-Kapseln stecken.

✓ Vorsicht Abhängigkeit: Die Schnupfenmittel maximal sieben Tage anwenden und vor erneutem Nutzen eine Woche pausieren.

✓ Vorbeugen: Häufig die Hände mit normaler Seife waschen, die Hände vom Gesicht fernhalten, nicht aus Tassen und Glä-sern trinken, die schon andere benutzt haben.

ÖKO-TEST rät

Eine kalte Nase ist der ide-ale Ort für Schnupfenvi-

ren. Bei Temperaturen von 33 bis 34 Grad, die etwas unter der normalen Körpertempe-ratur liegen, vermehren sich die Keime prächtig. Es folgt ein Kribbeln in der Nase, Niesanfälle. Schließlich stel-len sich Beschwerden wie eine verstopfte Nase, Schnup-fen, Kopfschmerzen, ein Stau-ungsgefühl im Gesicht oder der Verlust des Geruchs-sinns ein, die typisch für eine normale Erkältung sind. Mediziner bezeichnen das Krankheitsbild als akute Rhi-nosinusitis, weil der Schnup-fen (Rhinitis) meist mit einer Entzündung der Nebenhöh-len (Sinusitis) einhergeht.

Die Rhinoviren können mit einem Nebel aus Tröpfchen direkt in die Atemorgane und Tränenkanäle geraten. Häu-fig gelangen sie auch über die Hand an ihre Wirkungsstät-te. Denn an die Hände heften sich die hartnäckigen Keime durch den bloßen Kontakt mit kontaminierten Gegen-ständen wie Türklinken. Dort können sie bis zu 48 Stunden überleben.

Der grippale Infekt ist ei-gentlich harmlos und heilt in der Regel innerhalb einer Woche aus. Ruhe und Scho-

nung hilft, den Infekt zu über-winden. Hausmittel können das Wohlbefinden fördern, beispielsweise die Wasser-dampfinhalation mit Ka-mille, eine Tasse heißer Tee oder Milch mit Honig. Bei ganzen Gene-rationen von Kin-dern rieb die Mutter die Brust mit einer Mentholduft verströmenden Salbe ein – Mittel wie Wick Vaporub sind bis heute in vielen Hausapo-theken eine Selbstverständ-lichkeit. Ein Apotheker hat das Wick-Erkältungsmittel vor mehr als 100 Jahren in den USA erfunden. Es hatte seinen Durchbruch im Jahr 1918, als eine Grippepande-

mie in Amerika, Europa und Asien grassierte, wie das Un-ternehmen Procter & Gamb-le auf seiner Homepage infor-miert. So weit die Werbung.

Doch was emp-fehlen Mediziner? Sie raten dazu, die lästigsten Be-schwerden zu lin-

dern. Jedoch gibt es derzeit keine entsprechende, aktu-elle medizinische Leitlinie. „Es ist ein Armutszeugnis, dass die deutschen Fachge-sellschaften momentan keine gültigen Leitlinien zur Rhino-sinusitis veröffentlicht ha-ben“, bemängelt Professor Manfred Schubert-Zsilavecz vom Institut für Pharmazeuti-sche Chemie der Universität

Frankfurt. Experten kritisie-ren zudem, dass bei norma-len Erkältungen zu häufig und vorschnell Antibiotika verordnet werden. Gegen die durch Viren verursachten Er-kältungen können Antibioti-ka jedoch nichts ausrichten. Sie sorgen bestenfalls für Nebenwirkungen wie Durch-fall oder Hautausschläge. Die sorglose Antibiotikaga-be fördert überdies die Aus-breitung von Resistenzen gegen diese lebenswichti-gen Arzneimittel. Erst wenn Symptome auftreten, die auf eine Beteiligung von Bakteri-en hindeuten, wie grünlicher Auswurf, starke Kopfschmer-zen im Bereich der Stirnhöh-le oder Brustschmerzen und Probleme beim Luftholen, sollte ein Arzt über das wei-tere Vorgehen entscheiden.

Im Gegensatz zur ech-ten Grippe, die sich durch hohes Fieber und schlagar-tig auftretende Symptome wie starke Gliederschmer-zen äußert, existiert keine Impfung gegen einen grippa-len Infekt. Die Grippeschutz-impfung im Herbst wird von der ständigen Impfkommissi-on für Menschen ab 60 Jah-re, Schwangere, chronisch Kranke und Immunschwache empfohlen. Gesunde Kinder, Fo

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60 ÖKO-TEST 1 | 2017

Gesundheit & Fitness Test Erkältungsmittel

� Schmerzmittel wie Ibu-profen, Acetylsalicyl-säure oder Paracetamol helfen, wenn bei einer Er-kältung Kopf-, Hals- und Gesichts-schmerzen stören. Präparate mit Ace-tylsalicylsäure immer als Brausetablette oder als Granulat im Wasser aufgelöst einnehmen, um den Magen zu scho-nen und Ibuprofen nach einer Mahl-zeit. Nur als Monopräparate einnehmen und, da auch rezeptfreie Schmerzmit-tel nicht ohne Risiken sind, immer gut abwägen, ob es überhaupt eine Tablet-te sein muss.

� Der Zusatz von Koffein in einem Schmerzmittel ist in Ordnung, er bringt aber gegenüber einem einfa-chen Schmerzmittel kei-nen Vorteil.

� Schleimhautabschwel-lende Mittel, sogenann-te Sympathomimetika wie Pseudoephedrin, Phe-nylephrin, Ephedrin und Phenylpropanolamin wirken auf die Nasenschleimhautwände. Aufgrund ih-rer Nebenwirkungen wie Unruhe, Herz-klopfen und Schlafstörungen raten wir jedoch davon ab, Tabletten oder Säfte einzunehmen, die diese Wirkstoffe ent-halten.

� Hustenmittel wie der Hustenblocker Dextro-methorphan oder der Schleimlöser Guaifenesin sind bei einer akuten Erkäl-tung überhaupt nicht empfehlenswert.

� Antihistaminika wie Do-xylamin und Chlorphena-min haben keinen Nutzen bei einer akuten Erkältung. Es handelt sich dabei um müde machende Allergiemittel der ers-ten Generation, deren Einsatz veraltet ist.

� Der Zusatz von Vitamin C in einem Schmerzmittel bringt nichts und ist daher überflüssig.

Im Überblick Wirkstoffe in Erkältungsmitteln

Jugendliche und Erwachsene un-ter 60 Jahren können, müssen aber nicht geimpft werden.

Zwei- bis viermal im Jahr erwischt eine Erkältung Erwach-sene. Sie ist damit einer der häufigsten Krankhei-ten. Und sie verursacht erhebliche Kosten durch Arztbesuche, Ausgaben für überflüs-sige Antibiotika und freiverkäufliche Arzneimittel, Krankheitstage und eine eingeschränkte Produk tivität im Job. Um bei einem grippalen Infekt weiter zu funktionieren, greifen viele Menschen offenbar zu Erkältungsmit-teln. Darauf deuten hohe Umsatzzah-len hin. Allein im Jahr 2015 setzten Anbieter mit rezeptfreien Mitteln zur Linderung von Erkältungsbeschwer-den 1,8 Milliarden Euro um. Die fünf

Kassenschlager: drei abschwellende Nasensprays, ein Hustenlöser, eine Pflanzenmedizin. Aber auch Pro-dukte wie Grippostad C und Aspirin

Complex aus unserem ak-tuellen Test gingen in der vergangenen Erkältungs-saison bestens.

Wir haben 15 rezept-freie Arzneimittel eingekauft: Darun-ter sind einfache Schmerzmittel mit Vitamin C bis hin zu All-in-one-Pro-dukten. In ihnen stecken bis zu vier Wirkstoffe, die von den Pharmaun-ternehmen gegen Erkältungsbe-schwerden angepriesen werden.

Das Testergebnis � Vorsicht Wirkstoffmix. Gerade ein-

mal ein Produkt, das nur ein Schmerz-mittel enthält, können wir mit der

Hausmittel fördern das Wohlbefinden: Manche schwören auf die Inhalation von Wasserdampf mit oder ohne Kamille, andere auf heiße Milch mit Honig.

1,8 Milliarden Euro wurden im Jahr 2015 mit Erkältungsmitteln

umgesetzt

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60 ÖKO-TEST 1 | 2017

Gesundheit & Fitness Test Erkältungsmittel

� Schmerzmittel wie Ibu-profen, Acetylsalicyl-säure oder Paracetamol helfen, wenn bei einer Er-kältung Kopf-, Hals- und Gesichts-schmerzen stören. Präparate mit Ace-tylsalicylsäure immer als Brausetablette oder als Granulat im Wasser aufgelöst einnehmen, um den Magen zu scho-nen und Ibuprofen nach einer Mahl-zeit. Nur als Monopräparate einnehmen und, da auch rezeptfreie Schmerzmit-tel nicht ohne Risiken sind, immer gut abwägen, ob es überhaupt eine Tablet-te sein muss.

� Der Zusatz von Koffein in einem Schmerzmittel ist in Ordnung, er bringt aber gegenüber einem einfa-chen Schmerzmittel kei-nen Vorteil.

� Schleimhautabschwel-lende Mittel, sogenann-te Sympathomimetika wie Pseudoephedrin, Phe-nylephrin, Ephedrin und Phenylpropanolamin wirken auf die Nasenschleimhautwände. Aufgrund ih-rer Nebenwirkungen wie Unruhe, Herz-klopfen und Schlafstörungen raten wir jedoch davon ab, Tabletten oder Säfte einzunehmen, die diese Wirkstoffe ent-halten.

� Hustenmittel wie der Hustenblocker Dextro-methorphan oder der Schleimlöser Guaifenesin sind bei einer akuten Erkäl-tung überhaupt nicht empfehlenswert.

� Antihistaminika wie Do-xylamin und Chlorphena-min haben keinen Nutzen bei einer akuten Erkältung. Es handelt sich dabei um müde machende Allergiemittel der ers-ten Generation, deren Einsatz veraltet ist.

� Der Zusatz von Vitamin C in einem Schmerzmittel bringt nichts und ist daher überflüssig.

Im Überblick Wirkstoffe in Erkältungsmitteln

Jugendliche und Erwachsene un-ter 60 Jahren können, müssen aber nicht geimpft werden.

Zwei- bis viermal im Jahr erwischt eine Erkältung Erwach-sene. Sie ist damit einer der häufigsten Krankhei-ten. Und sie verursacht erhebliche Kosten durch Arztbesuche, Ausgaben für überflüs-sige Antibiotika und freiverkäufliche Arzneimittel, Krankheitstage und eine eingeschränkte Produk tivität im Job. Um bei einem grippalen Infekt weiter zu funktionieren, greifen viele Menschen offenbar zu Erkältungsmit-teln. Darauf deuten hohe Umsatzzah-len hin. Allein im Jahr 2015 setzten Anbieter mit rezeptfreien Mitteln zur Linderung von Erkältungsbeschwer-den 1,8 Milliarden Euro um. Die fünf

Kassenschlager: drei abschwellende Nasensprays, ein Hustenlöser, eine Pflanzenmedizin. Aber auch Pro-dukte wie Grippostad C und Aspirin

Complex aus unserem ak-tuellen Test gingen in der vergangenen Erkältungs-saison bestens.

Wir haben 15 rezept-freie Arzneimittel eingekauft: Darun-ter sind einfache Schmerzmittel mit Vitamin C bis hin zu All-in-one-Pro-dukten. In ihnen stecken bis zu vier Wirkstoffe, die von den Pharmaun-ternehmen gegen Erkältungsbe-schwerden angepriesen werden.

Das Testergebnis � Vorsicht Wirkstoffmix. Gerade ein-

mal ein Produkt, das nur ein Schmerz-mittel enthält, können wir mit der

Hausmittel fördern das Wohlbefinden: Manche schwören auf die Inhalation von Wasserdampf mit oder ohne Kamille, andere auf heiße Milch mit Honig.

1,8 Milliarden Euro wurden im Jahr 2015 mit Erkältungsmitteln

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Note „gut“ empfehlen. Sieben Produkte sind noch „ausrei-chend“. Bei sieben Produk-ten sehen wir rot: Sie enthal-ten einen Wirkstoffmix, der bedenklich, nicht sinnvoll, schlicht überflüssig ist oder nichts nützt. Etliche Produk-te enttäuschen mit „ungenü-gend“ und Notenabzügen, die unsere Bewertungsskala sprengen.

� Schmerzmittel helfen. Die Schmerzmittel Ibuprofen, Ace tylsalicylsäure (ASS) und Paracetamol helfen gegen Kopf- und Gesichtsschmer-zen. Ibuprofen sollten Kran-ke zur Schonung des Magens nur in Verbindung mit einer Mahlzeit einnehmen und ASS als Brausetablette oder Gra-nulat in Wasser auflösen. Kei-nerlei Hinweise zur Dosier-empfehlung mit Bezug zum Körpergewicht werten wir bei Mitteln mit Paracetamol als Deklarationsmangel ab: Der Abstand zwischen der therapeutischen Dosis und der Dosis, die Leberschäden verursacht, ist gering. So dür-fen Kinder bis zwölf Jahre und

Menschen mit einem Körper-gewicht von weniger als 43 Ki-logramm pro Tag höchstens 2.000 mg Paracetamol ein-nehmen.

� Nebenwirkungen inklusi-

ve. Elf Produkte enthalten die Sympathomimetika Pseudo-ephedrin, Phenylpropanola-min, Phenylephrin oder Ephe-drin, die abschwellend auf die Nasenschleimhäute wirken. Mit Tabletten oder Säften eingenommen, gibt es aber auch Nebenwirkungen wie Unruhe, Angst und Schlafstö-rungen inklusive. Die aufput-schenden Sub stanzen Ephe-

drin und Pseudo ephedrin listet die Welt-Doping-Agen-tur WADA gar als verbotene Dopingmittel. In einem gro-ßen Übersichtsartikel des Cochrane-Netzwerkes er-wiesen sich die Kombinati-on von Acetylsalicylsäure, Ibuprofen oder Paracetamol mit Pseudoephedrin oder Phenylpropanolamin zwar als wirksam gegen eine ver-stopfte Nase, nicht aber ge-gen eine laufende Nase, Nie-sen und Husten. Zudem litt fast jeder fünfte Studienteil-nehmer in der Wirkstoffgrup-pe unter einer ganzen Reihe

von Nebenwirkungen, wäh-rend es in der Placebogrup-pe nur elf Prozent waren. Auf-grund der Nebenwirkungen werten wir Sympathomime-tika um drei Noten ab. Eine Note schlechter kommt Phe-nylpropanolamin weg: Laut der US-Gesundheitsbehör-de FDA erhöht die Substanz das Risiko für Gehirnblutun-gen.

� All-in-one: bedenklich bis

überflüssig. Die Kombina-tion der zwei Schmerzmit-tel ASS und Paracetamol in den Grippal+C Ratiopharm, Brausetabletten stufen wir als bedenklich ein. Exper-ten sind der Ansicht, eine solche Kombination verursa-che eher einen medikamen-tenbedingten Kopfschmerz als einzelne Schmerzmittel. Ein akuter Husten im Rah-men eines Infektes sollte nur in Ausnahmefällen mit Hustenblocker behandelt werden und mit Schleimlö-ser überhaupt nicht, erklärt ÖKO-TEST-Berater Schubert-Zsilavecz. Ihren Zusatz mo-nieren wir in den Basoplex

Aus ärztlicher Sicht nicht rational„Erkältungsmittelkombinationen sind Pro-dukte, die vom Marketing aufgebaut wer-den und für die in der Werbung eine zu-verlässige Wirksamkeit auf alle möglichen Symptome suggeriert wird. Sie werden eingenommen, obwohl der eine oder an-dere Bestandteil der Kombination de fac-

to nicht benötigt wird. Rational erscheint mir dies nicht.“

Wolfgang Becker-Brüser ist Arzt, Apotheker und Geschäfts-führer der Fachzeitschrift Arznei-Telegramm.

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Gesundheit & Fitness Test Erkältungsmittel

� Schmerzmittel wie Ibu-profen, Acetylsalicyl-säure oder Paracetamol helfen, wenn bei einer Er-kältung Kopf-, Hals- und Gesichts-schmerzen stören. Präparate mit Ace-tylsalicylsäure immer als Brausetablette oder als Granulat im Wasser aufgelöst einnehmen, um den Magen zu scho-nen und Ibuprofen nach einer Mahl-zeit. Nur als Monopräparate einnehmen und, da auch rezeptfreie Schmerzmit-tel nicht ohne Risiken sind, immer gut abwägen, ob es überhaupt eine Tablet-te sein muss.

� Der Zusatz von Koffein in einem Schmerzmittel ist in Ordnung, er bringt aber gegenüber einem einfa-chen Schmerzmittel kei-nen Vorteil.

� Schleimhautabschwel-lende Mittel, sogenann-te Sympathomimetika wie Pseudoephedrin, Phe-nylephrin, Ephedrin und Phenylpropanolamin wirken auf die Nasenschleimhautwände. Aufgrund ih-rer Nebenwirkungen wie Unruhe, Herz-klopfen und Schlafstörungen raten wir jedoch davon ab, Tabletten oder Säfte einzunehmen, die diese Wirkstoffe ent-halten.

� Hustenmittel wie der Hustenblocker Dextro-methorphan oder der Schleimlöser Guaifenesin sind bei einer akuten Erkäl-tung überhaupt nicht empfehlenswert.

� Antihistaminika wie Do-xylamin und Chlorphena-min haben keinen Nutzen bei einer akuten Erkältung. Es handelt sich dabei um müde machende Allergiemittel der ers-ten Generation, deren Einsatz veraltet ist.

� Der Zusatz von Vitamin C in einem Schmerzmittel bringt nichts und ist daher überflüssig.

Im Überblick Wirkstoffe in Erkältungsmitteln

Jugendliche und Erwachsene un-ter 60 Jahren können, müssen aber nicht geimpft werden.

Zwei- bis viermal im Jahr erwischt eine Erkältung Erwach-sene. Sie ist damit einer der häufigsten Krankhei-ten. Und sie verursacht erhebliche Kosten durch Arztbesuche, Ausgaben für überflüs-sige Antibiotika und freiverkäufliche Arzneimittel, Krankheitstage und eine eingeschränkte Produk tivität im Job. Um bei einem grippalen Infekt weiter zu funktionieren, greifen viele Menschen offenbar zu Erkältungsmit-teln. Darauf deuten hohe Umsatzzah-len hin. Allein im Jahr 2015 setzten Anbieter mit rezeptfreien Mitteln zur Linderung von Erkältungsbeschwer-den 1,8 Milliarden Euro um. Die fünf

Kassenschlager: drei abschwellende Nasensprays, ein Hustenlöser, eine Pflanzenmedizin. Aber auch Pro-dukte wie Grippostad C und Aspirin

Complex aus unserem ak-tuellen Test gingen in der vergangenen Erkältungs-saison bestens.

Wir haben 15 rezept-freie Arzneimittel eingekauft: Darun-ter sind einfache Schmerzmittel mit Vitamin C bis hin zu All-in-one-Pro-dukten. In ihnen stecken bis zu vier Wirkstoffe, die von den Pharmaun-ternehmen gegen Erkältungsbe-schwerden angepriesen werden.

Das Testergebnis � Vorsicht Wirkstoffmix. Gerade ein-

mal ein Produkt, das nur ein Schmerz-mittel enthält, können wir mit der

Hausmittel fördern das Wohlbefinden: Manche schwören auf die Inhalation von Wasserdampf mit oder ohne Kamille, andere auf heiße Milch mit Honig.

1,8 Milliarden Euro wurden im Jahr 2015 mit Erkältungsmitteln

umgesetzt

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Page 4: fi˚˛˝˙ˆˇ˙˘ ˛ ˇ ˆ˛ ˛ ˇ ˘ ˚ ˆ˘ Wilde Mischung · Erkältungsmittel können die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigen, etwa Mittel mit Doxylamin, Chlorphenamin, Ephedrin

Der Konsumentenschutz der Arbeiterkammer OÖ stellt Ihnen diesen Beitrag kostenlos als Download zur Verfügung.

60 ÖKO-TEST 1 | 2017

Gesundheit & Fitness Test Erkältungsmittel

� Schmerzmittel wie Ibu-profen, Acetylsalicyl-säure oder Paracetamol helfen, wenn bei einer Er-kältung Kopf-, Hals- und Gesichts-schmerzen stören. Präparate mit Ace-tylsalicylsäure immer als Brausetablette oder als Granulat im Wasser aufgelöst einnehmen, um den Magen zu scho-nen und Ibuprofen nach einer Mahl-zeit. Nur als Monopräparate einnehmen und, da auch rezeptfreie Schmerzmit-tel nicht ohne Risiken sind, immer gut abwägen, ob es überhaupt eine Tablet-te sein muss.

� Der Zusatz von Koffein in einem Schmerzmittel ist in Ordnung, er bringt aber gegenüber einem einfa-chen Schmerzmittel kei-nen Vorteil.

� Schleimhautabschwel-lende Mittel, sogenann-te Sympathomimetika wie Pseudoephedrin, Phe-nylephrin, Ephedrin und Phenylpropanolamin wirken auf die Nasenschleimhautwände. Aufgrund ih-rer Nebenwirkungen wie Unruhe, Herz-klopfen und Schlafstörungen raten wir jedoch davon ab, Tabletten oder Säfte einzunehmen, die diese Wirkstoffe ent-halten.

� Hustenmittel wie der Hustenblocker Dextro-methorphan oder der Schleimlöser Guaifenesin sind bei einer akuten Erkäl-tung überhaupt nicht empfehlenswert.

� Antihistaminika wie Do-xylamin und Chlorphena-min haben keinen Nutzen bei einer akuten Erkältung. Es handelt sich dabei um müde machende Allergiemittel der ers-ten Generation, deren Einsatz veraltet ist.

� Der Zusatz von Vitamin C in einem Schmerzmittel bringt nichts und ist daher überflüssig.

Im Überblick Wirkstoffe in Erkältungsmitteln

Jugendliche und Erwachsene un-ter 60 Jahren können, müssen aber nicht geimpft werden.

Zwei- bis viermal im Jahr erwischt eine Erkältung Erwach-sene. Sie ist damit einer der häufigsten Krankhei-ten. Und sie verursacht erhebliche Kosten durch Arztbesuche, Ausgaben für überflüs-sige Antibiotika und freiverkäufliche Arzneimittel, Krankheitstage und eine eingeschränkte Produk tivität im Job. Um bei einem grippalen Infekt weiter zu funktionieren, greifen viele Menschen offenbar zu Erkältungsmit-teln. Darauf deuten hohe Umsatzzah-len hin. Allein im Jahr 2015 setzten Anbieter mit rezeptfreien Mitteln zur Linderung von Erkältungsbeschwer-den 1,8 Milliarden Euro um. Die fünf

Kassenschlager: drei abschwellende Nasensprays, ein Hustenlöser, eine Pflanzenmedizin. Aber auch Pro-dukte wie Grippostad C und Aspirin

Complex aus unserem ak-tuellen Test gingen in der vergangenen Erkältungs-saison bestens.

Wir haben 15 rezept-freie Arzneimittel eingekauft: Darun-ter sind einfache Schmerzmittel mit Vitamin C bis hin zu All-in-one-Pro-dukten. In ihnen stecken bis zu vier Wirkstoffe, die von den Pharmaun-ternehmen gegen Erkältungsbe-schwerden angepriesen werden.

Das Testergebnis � Vorsicht Wirkstoffmix. Gerade ein-

mal ein Produkt, das nur ein Schmerz-mittel enthält, können wir mit der

Hausmittel fördern das Wohlbefinden: Manche schwören auf die Inhalation von Wasserdampf mit oder ohne Kamille, andere auf heiße Milch mit Honig.

1,8 Milliarden Euro wurden im Jahr 2015 mit Erkältungsmitteln

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Gesundheit & Fitness Test Erkältungsmittel

Schweden

Niederlande

Frankreich

Deutschland

EU-Durchschnitt

Italien

Griechenland

Wirken Antibiotika bei Erkältung und Grippe?

Diese und andere Fragen zu Antibiotika hat die EU Bewohnern der 28 EU-Länder gestellt. Nur ein Viertel aller Befragten beant-worteten alle Fragen richtig. So wussten 84 Prozent, dass eine

unnötige Verwendung von Antibiotika sie unwirksam macht. Und 82 Prozent gaben an, dass sie die Einnahme von Antibiotika erst nach Einnahme der vorgeschriebenen Dosis beenden sollten.

Quelle: EU-Kommission, 2016. Grafik: ÖKO-TEST

0 20 40 60 80 100

62 %

59 %

43 %

28 %

20 %

44 %

72 %

So viele Menschen wissen, dass Antibiotika nicht gegen Viren wirken

Schweden

Niederlande

Frankreich

Deutschland

EU-Durchschnitt

Italien

Griechenland

0 20 40 60 80 100

79 %

67 %

56 %

49 %

30 %

57 %

79 %

So viele Menschen wissen, dass Antibiotika nicht gegen Erkältungen und Grippe wirken

Erkältungs-Kapseln und dem Wick Daymed Kombi Erkäl-tungsgetränk, Pulver, in de-nen der Hustenreizdämp-fer Dextromethorphan oder der Schleimlöser Guaifene-sin stecken. Auch der Zu-satz von Vitamin C in den ASS + C-Ratiopharm gegen Schmerzen, Brausetabletten, den Grippal+C Ratiopharm, Brausetabletten und den

ben anderen enthalten, als nur teilweise belegt ein. An-tihistaminika sind sinnvoll, wenn Beschwerden wie eine laufende Nase durch eine Al-lergie ausgelöst sind. Im Üb-rigen gelten diese müde ma-chenden Allergiemittel als veraltet.

� Hinweis auf Wirkstoffmix

fehlt. In vielen Beipackzet-teln wird der Hinweis gege-ben, dass ein Kombiprodukt nur dann einzunehmen ist, wenn der Erkrankte tatsäch-lich alle Symptome zeigt, für deren Bekämpfung Wirkstof-fe im Produkt enthalten sind. In drei Beipackzetteln ver-missen wir einen entspre-chenden Hinweis und werten das als Deklarationsmangel ab.

� Überflüssige Farbstoffe.

Weitere Notenabzüge hagel-te es für die Farbstoffe Ery-throsin (E 127) und/oder Chinolingelb (E 104) in den Grippostad C, Hartkapseln, den Wick Daymed Kombi Er-kältungsgetränk, Pulver und den Wick Medinait Erkäl-tungssirup für die Nacht. Im Letzteren monieren wir zu-dem mehr als fünf Volumen-prozent Alkohol.

Grippostad C, Hartkapseln hat keine Vorteile bei einer Erkältung.

� Nutzen fraglich. Die Wirk-samkeit von Kapuziner-kressenkraut und Meerret-tichwurzel in den Angocin Anti-Infekt N Filmtabletten ist wenig überzeugend be-legt. Nur eine produktspe-zifische Studie zeigt, dass die Wirksamkeit bei akuter

Sinusitis und akuter Bron-chitis mit der eines Anti-biotikums vergleichbar ist. Dagegen ist der Nutzen des Sympathomimetikums Phe-nylephrin bei einer normalen Erkältung ebenso wenig be-legt wie derjenige der Anti-histaminika Chlorphenamin und Doxylamin. Daher stufen wir den Nutzen von Präpara-ten, die diese Wirkstoffe ne-

Eine Erkältung verläuft meist harmlos: Manchmal fühlt man sich trotzdem richtig krank. Ruhe und Schonung hilft, den Infekt rasch zu überwinden.

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Page 5: fi˚˛˝˙ˆˇ˙˘ ˛ ˇ ˆ˛ ˛ ˇ ˘ ˚ ˆ˘ Wilde Mischung · Erkältungsmittel können die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigen, etwa Mittel mit Doxylamin, Chlorphenamin, Ephedrin

Der Konsumentenschutz der Arbeiterkammer OÖ stellt Ihnen diesen Beitrag kostenlos als Download zur Verfügung.

60 ÖKO-TEST 1 | 2017

Gesundheit & Fitness Test Erkältungsmittel

� Schmerzmittel wie Ibu-profen, Acetylsalicyl-säure oder Paracetamol helfen, wenn bei einer Er-kältung Kopf-, Hals- und Gesichts-schmerzen stören. Präparate mit Ace-tylsalicylsäure immer als Brausetablette oder als Granulat im Wasser aufgelöst einnehmen, um den Magen zu scho-nen und Ibuprofen nach einer Mahl-zeit. Nur als Monopräparate einnehmen und, da auch rezeptfreie Schmerzmit-tel nicht ohne Risiken sind, immer gut abwägen, ob es überhaupt eine Tablet-te sein muss.

� Der Zusatz von Koffein in einem Schmerzmittel ist in Ordnung, er bringt aber gegenüber einem einfa-chen Schmerzmittel kei-nen Vorteil.

� Schleimhautabschwel-lende Mittel, sogenann-te Sympathomimetika wie Pseudoephedrin, Phe-nylephrin, Ephedrin und Phenylpropanolamin wirken auf die Nasenschleimhautwände. Aufgrund ih-rer Nebenwirkungen wie Unruhe, Herz-klopfen und Schlafstörungen raten wir jedoch davon ab, Tabletten oder Säfte einzunehmen, die diese Wirkstoffe ent-halten.

� Hustenmittel wie der Hustenblocker Dextro-methorphan oder der Schleimlöser Guaifenesin sind bei einer akuten Erkäl-tung überhaupt nicht empfehlenswert.

� Antihistaminika wie Do-xylamin und Chlorphena-min haben keinen Nutzen bei einer akuten Erkältung. Es handelt sich dabei um müde machende Allergiemittel der ers-ten Generation, deren Einsatz veraltet ist.

� Der Zusatz von Vitamin C in einem Schmerzmittel bringt nichts und ist daher überflüssig.

Im Überblick Wirkstoffe in Erkältungsmitteln

Jugendliche und Erwachsene un-ter 60 Jahren können, müssen aber nicht geimpft werden.

Zwei- bis viermal im Jahr erwischt eine Erkältung Erwach-sene. Sie ist damit einer der häufigsten Krankhei-ten. Und sie verursacht erhebliche Kosten durch Arztbesuche, Ausgaben für überflüs-sige Antibiotika und freiverkäufliche Arzneimittel, Krankheitstage und eine eingeschränkte Produk tivität im Job. Um bei einem grippalen Infekt weiter zu funktionieren, greifen viele Menschen offenbar zu Erkältungsmit-teln. Darauf deuten hohe Umsatzzah-len hin. Allein im Jahr 2015 setzten Anbieter mit rezeptfreien Mitteln zur Linderung von Erkältungsbeschwer-den 1,8 Milliarden Euro um. Die fünf

Kassenschlager: drei abschwellende Nasensprays, ein Hustenlöser, eine Pflanzenmedizin. Aber auch Pro-dukte wie Grippostad C und Aspirin

Complex aus unserem ak-tuellen Test gingen in der vergangenen Erkältungs-saison bestens.

Wir haben 15 rezept-freie Arzneimittel eingekauft: Darun-ter sind einfache Schmerzmittel mit Vitamin C bis hin zu All-in-one-Pro-dukten. In ihnen stecken bis zu vier Wirkstoffe, die von den Pharmaun-ternehmen gegen Erkältungsbe-schwerden angepriesen werden.

Das Testergebnis � Vorsicht Wirkstoffmix. Gerade ein-

mal ein Produkt, das nur ein Schmerz-mittel enthält, können wir mit der

Hausmittel fördern das Wohlbefinden: Manche schwören auf die Inhalation von Wasserdampf mit oder ohne Kamille, andere auf heiße Milch mit Honig.

1,8 Milliarden Euro wurden im Jahr 2015 mit Erkältungsmitteln

umgesetzt

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61

ASS + C-Ratiopharm gegen Schmerzen, BrausetablettenRatiopharmAnbieter

0,57 EuroPreis pro Anwendung

Acetylsalicylsäure, Vitamin C

Wirkstoffe

jaWirksamkeit bei Erkältungssymptomen

überflüssigBeurteilung der Wirkstoffkombination

neinDeklarationsmängel

gutTestergebnis Wirksamkeitsbelege und Beipackzettel

neinBedenkliche und/oder umstrittene Hilfsstoffesehr gutTestergebnis Hilfsstoffe

neinWeitere Mängel

sehr gutTestergebnis Weitere Mängel

Anmerkungen

gutGesamturteil

TEST Erkältungsmittel Angocin Anti-Infekt N Filmtabletten

Repha (Apotheke)

1,00 Euro

Kapuzinerkressenkraut, Meerrettichwurzelwenig überzeugend

entfällt

nein

ausreichend

neinsehr gut

ja

gut

1)

ausreichend

Aspirin Complex, Granulat

Bayer Vital (Apotheke)

1,80 Euro

Acetylsalicylsäure, Pseudoephedrinja

entfällt

nein

ausreichend

neinsehr gut

nein

sehr gut

ausreichend

Boxagrippal, Filmtabletten

Boehringer Ingelheim

1,30 Euro

Ibuprofen, Pseudoephedrinja

entfällt

nein

ausreichend

neinsehr gut

ja

gut

1)

ausreichend

Gripphexal, Granulat

Hexal

1,50 Euro

Acetylsalicylsäure, Pseudoephedrinja

entfällt

nein

ausreichend

neinsehr gut

nein

sehr gut

ausreichend

Basoplex Erkältungs-Kapseln

Carinopharm

0,85 Euro

Paracetamol, Phenylpropanolamin, Dextromethorphanja

nicht sinnvoll

Hinweis auf Monopräparat fehlt, sofern nur ein Symptom vorliegt

ungenügend

nein

sehr gut

ja

gut

1)

ungenügend

Doregrippin, Filmtabletten

Medice

0,90 Euro

Paracetamol, Phenylephrin

teilweise

entfällt

Hinweis auf Monopräparat fehlt, sofern nur ein Symptom vorliegt; keinerlei Dosierempfehlung nach Körpergewichtungenügend

nein

sehr gut

ja

gut

1)

ungenügend

Geloprosed, Pulver zum Einnehmen

Pohl-Boskamp

0,99 Euro

Paracetamol, Phenylephrin

teilweise

entfällt

Hinweis auf Monopräparat fehlt, sofern nur ein Symptom vorliegt; keinerlei Dosierempfehlung nach Körpergewichtungenügend

nein

sehr gut

nein

sehr gut

ungenügend

Grippal+C Ratiopharm, Brausetabletten

Ratiopharm

0,68 Euro

Acetylsalicylsäure, Paraceta-mol, Vitamin C

ja

bedenklich, überflüssig

nein

ungenügend

nein

sehr gut

nein

sehr gut

2)

ungenügend

Anbieter

Preis pro Anwendung

Wirkstoffe

Wirksamkeit bei Erkältungssymptomen

Beurteilung der Wirkstoffkombination

Deklarationsmängel

Testergebnis Wirksamkeitsbelege und BeipackzettelBedenkliche und/oder umstrittene Hilfsstoffe

Testergebnis Hilfsstoffe

Weitere Mängel

Testergebnis Weitere Mängel

Anmerkungen

Gesamturteil

TEST Erkältungsmittel

64 ÖKO-TEST 1 | 2017

Gesundheit & Fitness Test Erkältungsmittel

Fett gedruckt sind Mängel.Glossar: Erläuterungen zu den untersuchten Parametern finden Sie auf Seite 124.Anmerkungen: 1) Weiterer Mangel: PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung. 2) Laut Anbieter wurde das Produkt aus dem Handel genommen.Legende: Produkte mit gleichem Gesamturteil sind in alphabetischer Reihenfolge aufgeführt. Unter dem Testergebnis Wirksamkeitsbelege und Beipackzettel führen zur Ab-wertung um jeweils vier Noten: a) die bedenkliche Kombination mehrerer Schmerzwirkstoffe; b) das Sympathomimetikum Phenylpropanolamin (Norephedrin). Zur Abwertung um jeweils drei Noten führen: a) eine durch Studien nur „wenig überzeugend“ belegte Wirksamkeit

(hier: Kapuzinerkressenkraut, Meerrettichwurzel); b) die Sympathomimetika Pseudoephe-drin, Ephedrin, Phenylephrin; c) das halogenorganische Antihistaminikum Chlorphenamin. Zur Abwertung um jeweils zwei Noten führen: a) die nicht sinnvolle Kombination eines Schmerzwirkstoffes mit einem Hustenmittel (Dextromethorphan, Guaifenesin); b) das Anti-histaminikum Doxylamin; c) eine durch Studien nur „teilweise“ belegte Wirksamkeit (bei Kombinationspräparaten ist für einen Wirkstoff die Wirksamkeit bei Erkältungskrankheiten nicht belegt (hier: Phenylephrin, Chlorphenamin, Doxylamin). Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) die überflüssige Kombination eines Wirkstoffes mit Vitamin C (Ascorbinsäu-re); b) Deklarationsmangel: Hinweis zur Einnahme eines Präparats mit nur einem Wirkstoff

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Der Konsumentenschutz der Arbeiterkammer OÖ stellt Ihnen diesen Beitrag kostenlos als Download zur Verfügung.

60 ÖKO-TEST 1 | 2017

Gesundheit & Fitness Test Erkältungsmittel

� Schmerzmittel wie Ibu-profen, Acetylsalicyl-säure oder Paracetamol helfen, wenn bei einer Er-kältung Kopf-, Hals- und Gesichts-schmerzen stören. Präparate mit Ace-tylsalicylsäure immer als Brausetablette oder als Granulat im Wasser aufgelöst einnehmen, um den Magen zu scho-nen und Ibuprofen nach einer Mahl-zeit. Nur als Monopräparate einnehmen und, da auch rezeptfreie Schmerzmit-tel nicht ohne Risiken sind, immer gut abwägen, ob es überhaupt eine Tablet-te sein muss.

� Der Zusatz von Koffein in einem Schmerzmittel ist in Ordnung, er bringt aber gegenüber einem einfa-chen Schmerzmittel kei-nen Vorteil.

� Schleimhautabschwel-lende Mittel, sogenann-te Sympathomimetika wie Pseudoephedrin, Phe-nylephrin, Ephedrin und Phenylpropanolamin wirken auf die Nasenschleimhautwände. Aufgrund ih-rer Nebenwirkungen wie Unruhe, Herz-klopfen und Schlafstörungen raten wir jedoch davon ab, Tabletten oder Säfte einzunehmen, die diese Wirkstoffe ent-halten.

� Hustenmittel wie der Hustenblocker Dextro-methorphan oder der Schleimlöser Guaifenesin sind bei einer akuten Erkäl-tung überhaupt nicht empfehlenswert.

� Antihistaminika wie Do-xylamin und Chlorphena-min haben keinen Nutzen bei einer akuten Erkältung. Es handelt sich dabei um müde machende Allergiemittel der ers-ten Generation, deren Einsatz veraltet ist.

� Der Zusatz von Vitamin C in einem Schmerzmittel bringt nichts und ist daher überflüssig.

Im Überblick Wirkstoffe in Erkältungsmitteln

Jugendliche und Erwachsene un-ter 60 Jahren können, müssen aber nicht geimpft werden.

Zwei- bis viermal im Jahr erwischt eine Erkältung Erwach-sene. Sie ist damit einer der häufigsten Krankhei-ten. Und sie verursacht erhebliche Kosten durch Arztbesuche, Ausgaben für überflüs-sige Antibiotika und freiverkäufliche Arzneimittel, Krankheitstage und eine eingeschränkte Produk tivität im Job. Um bei einem grippalen Infekt weiter zu funktionieren, greifen viele Menschen offenbar zu Erkältungsmit-teln. Darauf deuten hohe Umsatzzah-len hin. Allein im Jahr 2015 setzten Anbieter mit rezeptfreien Mitteln zur Linderung von Erkältungsbeschwer-den 1,8 Milliarden Euro um. Die fünf

Kassenschlager: drei abschwellende Nasensprays, ein Hustenlöser, eine Pflanzenmedizin. Aber auch Pro-dukte wie Grippostad C und Aspirin

Complex aus unserem ak-tuellen Test gingen in der vergangenen Erkältungs-saison bestens.

Wir haben 15 rezept-freie Arzneimittel eingekauft: Darun-ter sind einfache Schmerzmittel mit Vitamin C bis hin zu All-in-one-Pro-dukten. In ihnen stecken bis zu vier Wirkstoffe, die von den Pharmaun-ternehmen gegen Erkältungsbe-schwerden angepriesen werden.

Das Testergebnis � Vorsicht Wirkstoffmix. Gerade ein-

mal ein Produkt, das nur ein Schmerz-mittel enthält, können wir mit der

Hausmittel fördern das Wohlbefinden: Manche schwören auf die Inhalation von Wasserdampf mit oder ohne Kamille, andere auf heiße Milch mit Honig.

1,8 Milliarden Euro wurden im Jahr 2015 mit Erkältungsmitteln

umgesetzt

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Ibuhexal Grippal, Filmtabletten

Hexal

0,70 Euro

Ibuprofen, Pseudoephedrinja

entfällt

nein

ausreichend

neinsehr gut

ja

gut

1)

ausreichend

Ratiogrippal, Filmtabletten

Ratiopharm

0,70 Euro

Ibuprofen, Pseudoephedrinja

entfällt

nein

ausreichend

neinsehr gut

ja

gut

1)

ausreichend

Wick Duogrippal, Filmtabletten

Wick Pharma

1,00 Euro

Ibuprofen, Pseudoephedrinja

entfällt

nein

ausreichend

neinsehr gut

ja

gut

1)

ausreichend

Grippostad C, Hartkapseln

Stada

1,00 Euro

Paracetamol, Vitamin C, Koffein, Chlorphenamin

teilweise

nicht sinnvoll, über-flüssigkeinerlei Dosieremp-fehlung nach Körper-gewicht

ungenügend

Chinolingelb (E 104), Erythrosin (E 127)ausreichend

ja

gut

1)

ungenügend

Wick Daymed Kombi Erkältungsgetränk, PulverWick Pharma

1,20 Euro

Paracetamol, Guaifenesin, Phenylephrin

teilweise

nicht sinnvoll

keinerlei Dosieremp-fehlung nach Körper-gewicht

ungenügend

Chinolingelb (E 104)

gut

nein

sehr gut

ungenügend

Wick Medinait Erkäl-tungssirup für die NachtWick Pharma

3,99 Euro

Paracetamol, Dextrome-thorphan, Doxylamin, Ephedrinteilweise

nicht sinnvoll

nein

ungenügend

Chinolingelb (E 104); > 5 Vol.-% Alkoholbefriedigend

nein

sehr gut

ungenügend

ÖKO-TEST 1 | 2017 65

(Monopräparat) fehlt, sofern nur eines der genannten Symptome vorliegt; c) Deklarations-mangel: keinerlei Dosierempfehlung nach Körpergewicht bei Präparaten mit dem Wirkstoff Paracetamol.Unter dem Testergebnis Hilfsstoffe führt zur Abwertung um zwei Noten: der Farbstoff Ery-throsin (E 127). Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) der Farbstoff Chinolingelb (E 104); b) mehr als 5 Vol-%. Alkohol in Sirups. Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führen zur Abwertung um eine Note: PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpa-ckung. Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Wirksamkeitsbelege und Beipackzettel. Ein

Testergebnis Hilfsstoffe, das „befriedigend“ oder „ausreichend“ ist, verschlechtert das Ge-samturteil um eine Note. Preisberechnung basiert auf dem kleinstem Produktangebot und der höchsten Einzeldosis.Testmethoden und Anbieterverzeichnis finden Sie unter www.oekotest.de Suchen „M1701“ eingeben.Einkauf der Testprodukte: Mai und September 2016. Tests und deren Ergebnisse sind urheberrechtlich geschützt. Ohne schriftliche Ge-nehmigung des Verlags dürfen keine Nachdrucke, Kopien, Mikrofilme oder Einspie-lungen in elektronische Medien angefertigt und/oder verbreitet werden.

Der EinkaufWir haben in Apotheken vor Ort und im Internet 15 Arzneimit-tel eingekauft, die die lästigen Symptome einer Erkältung lin-dern oder wie Angocin Anti-Infekt N die „Beschwerden bei aku-ten entzündlichen Erkrankungen der Bronchien, Nebenhöhlen (Atemwegsinfekte) ...“ bessern sollen. Darunter sind drei Pro-dukte der Marke Wick, die nach eigenen Angaben „weltweit meistverkaufte Erkältungsmarke“, sowie Grippostad C und As-pirin Complex, die laut Daten der Marktforscher von ISM Health im Jahr 2015 zu den umsatzstärksten Präparaten bei den Erkäl-tungsmitteln gehörten.

Wirksamkeitsbelege und BeipackzettelIst die Wirksamkeit der Mittel bei Erkältungen stichhaltig be-legt und überwiegt der Nutzen die Risiken? Dafür hat Professor Manfred Schubert-Zsilavecz vom Institut für Pharmazeutische Chemie der Universität Frankfurt in medizinischen Literaturda-tenbanken nach Studien gefahndet, diese ausgewertet und den Nutzen und die Risiken der Wirkstoffe und Mittel beurteilt. Zu-dem hat er die Beipackzettel aller Präparate auf wichtige Ge-brauchs- und Warnhinweise durchgesehen.

Die HilfsstoffeIn den Kapseln, Tabletten, Granulaten und dem Sirup stecken viele weitere Substanzen wie Überzugsmittel, Füllstoffe, Süßstof-fe, Aromen oder Alkohol. All diese Stoffe sind im Beipackzettel aufzuführen. Wir haben geprüft, ob Problemstoffe darunter sind.

Die BewertungEine Erkältung verläuft in den meisten Fällen harmlos. Mit Arz-neimitteln, die nur einen Wirkstoff enthalten, lassen sich lästi-ge Symptome wie Kopfschmerzen oder eine verstopfte Nase gezielt lindern. Präparate, in denen Schmerzmittel, Vitamin C, schleimhautabschwellende Substanzen oder Hustenmittel in ei-ner bedenklichen, unsinnigen oder überflüssigen Weise mitei-nander kombiniert waren, erhielten von uns Notenabzüge. Wirk-stoffe mit einem ungünstigen Nutzen-Risiko-Verhältnis werteten wir rigoros ab und ebenso den Zusatz von Allergiemitteln. Für Letztere ist der Nutzen bei einer normalen Erkältung überhaupt nicht belegt.

So haben wir getestet

Brausetabletten verbessern die Magenverträg-lichkeit des Wirk-stoffs Acetyl- salicylsäure.

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