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Film als Präsentationsmittel Unterrichtbegleitendes Material 1. Was ist Film? Film ist das Suggerieren von Realität. Film ist narratives Element. drei Ebenen: temporäre – auditive – visuelle in Wechselwirkung: Filme bieten mehrdimensionale Möglichkeiten der Präsentation; d.h. Bilder, Töne und Zeit/Bewegung werden miteinander verknüpft. Dadurch kann die Aussagekraft potenziert werden. Die Möglichkeiten eine Realität zu suggerieren sind ungleich größer, als nur in einer einzelnen Ebene. Zudem ist durch die Gestaltung (Kamera (point of view), Schnitt, Musik...) der Rezipient in seiner Haltung und Empfindung subjektiv beeinflussbar. Malerei – Fotografie – Film Malerei als ältestes und lange Zeit einziges abbildendes Genre wird in der dokumentarischen Abbildung durch die Fotografie abgelöst und verselbständigt sich als „freiere Kunst“. Die Fotografie wird durch den Film als authentischste Variante der Darstellung ergänzt und ein Stück weit abgelöst, Fotografie wird als eigenständige Kunstrichtung akzeptiert. Lange Zeit laufen Dispute über die Anerkennung des Films als Kunstrichtung, heute spaltet sich Film in differenzierte Kunstgattungen auf, Spielfilm, Kurzfilm, Dokumentarfilm, Animationsfilm, Experimentalfilm, Videoclip, Werbefilm, Video- Installation etc. Die ersten Filme waren stumme Dokumentationen ferner Länder oder abgefilmtes Theater. Erst nach und nach wurde man sich über die Möglichkeiten der filmischen Abbildung und narrativen Übersetzung bewusst. Pioniere waren zB. Eisenstein, Tarkowski, Pudowkin, Chaplin etc. „Die weitaus meisten Fotos sind ,Lügen‘ in dem Sinne, dass sie nicht vollkommen der Wahrheit entsprechen: sie sind zweidimensionale Abbildungen dreidimensionaler Objekte, Schwarz-weissbilder farbiger Wirklichkeit, ,starre‘ Fotos bewegter Objekte. Jedes Foto, das ,nichts geworden ist‘, jedes Bild, das für den Fotografen eine Enttäuschung war, weil es nicht das ausdrückte, was er sagen wollte, ist ein Beispiel dafür. Und doch ist jedes Foto gleichzeitig eine getreue und authentische Wiedergabe eines Objekts oder eines Geschehnisses in dem Augenblick der Aufnahme“ A. Feininger Die Photographie ruft nicht die Vergangenheit ins Gedächtnis zurück... Die Wirkung, die sie auf mich ausübt, besteht... in der Beglaubigung, dass das, was ich sehe, tatsächlich dagewesen ist. Roland Barthes „Die helle Kammer“ Suhrkamp Taschenbuch 1989 S. 92 In der Photographie bilden sich die Objekte im Unterschied zu Malerei und Grafik physikalisch gesehen selbst ab, nachdem das gestaltende Subjekt die Bedingungen dafür (Ausschnitt, Blickwinkel, Standpunkt der Kamera, Licht Filmmaterial) bestimmt hat. Das begründet die Authentizität der photographischen Abbildung, die sich auch auf die Abbildung von „nicht – authentischen“, d. h. erfundenen oder nachgestellten Vorgängen Begebenheiten (...) und ihre Wirkung auf den Rezipienten erstreckt. Die Kinematographie vervielfacht diese Eigenschaft, indem sie in der Projektion den Eindruck natürlicher Bewegung der abgebildeten Objekte erzeugt. Das Medium Film ist somit von einem besonderen Verhältnis zur Wirklichkeit geprägt; es zeigt Abbildungen „wirklicher“ Räume während der Projektion in ihrer „wirklichen“ Zeit. Peter Rabenalt, „Bausteine zu einer Filmästhetik“ S. 1

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Film als Präsentationsmittel

Unterrichtbegleitendes Material

1. Was ist Film?

Film ist das Suggerieren von Realität. Film ist narratives Element.

drei Ebenen: temporäre – auditive – visuelle in Wechselwirkung:Filme bieten mehrdimensionale Möglichkeiten der Präsentation; d.h. Bilder, Töne und Zeit/Bewegungwerden miteinander verknüpft. Dadurch kann die Aussagekraft potenziert werden.Die Möglichkeiten eine Realität zu suggerieren sind ungleich größer, als nur in einer einzelnen Ebene.Zudem ist durch die Gestaltung (Kamera (point of view), Schnitt, Musik...) der Rezipient in seinerHaltung und Empfindung subjektiv beeinflussbar.

Malerei – Fotografie – FilmMalerei als ältestes und lange Zeit einziges abbildendes Genre wird in der dokumentarischenAbbildung durch die Fotografie abgelöst und verselbständigt sich als „freiere Kunst“. Die Fotografiewird durch den Film als authentischste Variante der Darstellung ergänzt und ein Stück weit abgelöst,Fotografie wird als eigenständige Kunstrichtung akzeptiert. Lange Zeit laufen Dispute über dieAnerkennung des Films als Kunstrichtung, heute spaltet sich Film in differenzierte Kunstgattungen auf,Spielfilm, Kurzfilm, Dokumentarfilm, Animationsfilm, Experimentalfilm, Videoclip, Werbefilm, Video-Installation etc.Die ersten Filme waren stumme Dokumentationen ferner Länder oder abgefilmtes Theater. Erst nachund nach wurde man sich über die Möglichkeiten der filmischen Abbildung und narrativenÜbersetzung bewusst. Pioniere waren zB. Eisenstein, Tarkowski, Pudowkin, Chaplin etc.

„Die weitaus meisten Fotos sind ,Lügen‘ in dem Sinne, dass sie nicht vollkommen der Wahrheitentsprechen: sie sind zweidimensionale Abbildungen dreidimensionaler Objekte, Schwarz-weissbilderfarbiger Wirklichkeit, ,starre‘ Fotos bewegter Objekte. Jedes Foto, das ,nichts geworden ist‘, jedesBild, das für den Fotografen eine Enttäuschung war, weil es nicht das ausdrückte, was er sagenwollte, ist ein Beispiel dafür. Und doch ist jedes Foto gleichzeitig eine getreue und authentischeWiedergabe eines Objekts oder eines Geschehnisses in dem Augenblick der Aufnahme“A. Feininger

Die Photographie ruft nicht die Vergangenheit ins Gedächtnis zurück... Die Wirkung, die sie auf michausübt, besteht... in der Beglaubigung, dass das, was ich sehe, tatsächlich dagewesen ist.Roland Barthes „Die helle Kammer“ Suhrkamp Taschenbuch 1989 S. 92

In der Photographie bilden sich die Objekte im Unterschied zu Malerei und Grafik physikalischgesehen selbst ab, nachdem das gestaltende Subjekt die Bedingungen dafür (Ausschnitt, Blickwinkel,Standpunkt der Kamera, Licht Filmmaterial) bestimmt hat. Das begründet die Authentizität derphotographischen Abbildung, die sich auch auf die Abbildung von „nicht – authentischen“, d. h.erfundenen oder nachgestellten Vorgängen Begebenheiten (...) und ihre Wirkung auf den Rezipientenerstreckt.Die Kinematographie vervielfacht diese Eigenschaft, indem sie in der Projektion den Eindrucknatürlicher Bewegung der abgebildeten Objekte erzeugt. Das Medium Film ist somit von einembesonderen Verhältnis zur Wirklichkeit geprägt; es zeigt Abbildungen „wirklicher“ Räume während derProjektion in ihrer „wirklichen“ Zeit.Peter Rabenalt, „Bausteine zu einer Filmästhetik“ S. 1

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Die dynamische photographische Abbildung erzeugt in der Projektion den Eindruck natürlicherBewegung der abgebildeten Objekte. Die Bewegung der Kamera durch Fahrten, Schwenks oderKombinationen erzeugt einen fließeneden Wechsel von Bildausschnitten, Abbildungsgrößen undBlickwinkeln.(...) Die Wahrnehmung (...) erzeugt auch im Rezipienten (...) Aktivität bis hin zurphysiologischen Reaktion. Die Bewegung der Objekte in der Abbildung bezeugt ihre lebendigeExistenz(...) und befördert den Eindruck von Authentizität.Peter Rabenalt, „Bausteine zu einer Filmästhetik“ S. 5

Die Grundidee von Film als Kunst ist die in ihren faktischen Formen und Phänomenen festgehalteneZeit....hier war ein neues ästhetisches Prinzip entstanden. Dieses Prinzip besteht darin, dass der Menschzum ersten Mal in der Geschichte der Kunst und Kultur eine Möglichkeit gefunden hatte, die Zeitunmittelbar festzuhalten und sich diese zugleich so oft wieder reproduzieren zu können, als zu ihrzurückzukehren, wie ihm das in den Sinn kommt. Der Mensch erhielt damit eine Matrix der realen Zeit.Andrej Tarkowskij „Die versiegelte Zeit“ Ullstein Sachbuch 1986 S. 66

VergleichTheater (ebenfalls 3 Ebenen)-ausschließlich ein lokal fixierter Betrachterstandpunkt,-Spielraum begrenzt-Zuschauer für Darsteller (be)greifbar-Metaphern vertreten die Wirklichkeit

Film-Point of view (Betrachterstandpunkt) = Authentieeffekt-pars pro toto (Teil für´s Ganze)-wiederholt abrufbar-zeitl. und lokale Montage möglich (siehe auch DuMont’s Lehrbuch der Filmgestaltung S. 27|28)

„Da Filmbilder das Urteilsvermögen des Zuschauers schwächen, ist es immer möglich, sie soauszuwählen und zu arrangieren, dass sie seine Sinne für die von ihnen propagierten Ideenempfänglich machen. Die Bilder brauchen nicht die Idee direkt anzusprechen; im Gegenteil, je direktersie auf sie hinweisen – also Ereignisse und Situationen zeigen, die scheinbar nichts mit der von ihnenübermittelten Botschaft zu tun haben – desto größer ist die Chance, dass sie unbewusste Fixationenund körperliche Tendenzen in Mitleidenschaft ziehen, die,, wenn auch noch so entfernt für dieangepriesene Sache relevant werden können“ (Kracauer).DuMont’s Lehrbuch der Filmgestaltung S.49

„... Film ist ein unvergleichliches Propagandainstrument“ (vgl. Meyer Levin, L’Herbier, Cohen – Séat).Daher meinte auch Lehnin: “Das Kino ist für uns die wichtigste aller Künste.“

Im Kino vollzieht sich eine seelische Identifizierung,...DuMont’s Lehrbuch der Filmgestaltung S.48

Die Einstellung vermag die Dinge hassenswert, lieblich, furchterweckend oder lächerlich erscheinenzu lassen. Durch die Einstellung erlangen die Filmbilder lautes Pathos oder stillen Reiz, kalteSachlichkeit oder phantastische Romantik.Balázs

„Man ist gleichsam wie der liebe Gott, der alles sieht, und man hat das Gefühl, dass einem nichtsentgeht und dass man alles erfasst.“ (Zuschauerreaktion) Der Zuschauer wird hier zum Kind, und zwarnach der Auffassung von Hoffmannsthals in dem Sinne, dass er in seinen Träumen „das hartnäckigSeiende überwindet und magisch die Welt beherrscht“.DuMont’s Lehrbuch der Filmgestaltung S. 54

Nicht von ungefähr haftet Hollywood noch immer der Beiname „Traumfabrik“ an.DuMont’s Lehrbuch der Filmgestaltung S.52

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Szenarium:

Bevor mit den Dreharbeiten begonnen werden kann, wird das zu erzählende Moment und einArbeitsplan benötigt.In der Regel liegt ein Drehbuch und ein Drehplan vor.Bei Dokumentar- oder Experimentalfilmen kann zu großen Teilen darauf verzichtet werden, wichtig istaber, im Klaren über Inhalt und Aussage zu sein.Das kann in Form

einer Synopsis (Idee, Filmskizze) wenige Sätze

eines Exposés (franz.: Darlegung, lässt filmische Form noch unberücksichtigt, Charaktere deutlicherkennbar, bei Dokumentationen thematische Recherchen) 1– 5 Seiten

eines Treatments (engl.: Abhandlung), Filmerzählung, dramaturgisch kompositionelle Struktursichtbar, filmische Mittel andeutungsweise, 4 –22 Seitenfestgehalten werden.

Im Drehbuch werdendie einzelnen Szenen aufgeschlüsselt,alle Dialoge festgehalten,Angaben zum Ort,zur Tageszeit,wichtigen Details / Sound / Technik gegebenund es enthält die Nummerierung der Bilder.Wichtig: Im Drehbuch sind literarische Formen in filmische Vorlagen übersetzt

Paradigma :

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Die Dramaturgiehat die Aufgabe der Erzeugung von Spannung.Das erreicht sie mittels Identifikation.

Zu- und Abneigung erzeugt dramaturgische Spannungsfelder,die durch emotionale Elemente wie-Kontraste und Paradoxien (Wunsch nach Aufklärung),-Unwissenheit der Handelnden (der Zuschauer weiss mehr, als der Darsteller),-Überraschung (Wende in der Handlung),-Neugierde,-Erregung,-Witz,-Retardierung (Herauszögerung durch Parallelhandlungen)erreicht werden können.

Elementare Empfindungen, wieLiebe, Hass, Erotik, Freude, Trauer, Erfolg und Niederlagebinden den Zuschauer.

Wichtig:

-Halts einfach! Handlung muss verständlich und nachvollziehbar sein, KISS – keep it simple stupid!aber: 2 + 2 = ... nicht erzälen.Zuschauer muss mitdenken dürfen / können.Zu deutliche Statements vermeiden!

-Dramaturgisch geschickt aufgebaute Konstruktionen verfügen über einen großen Handlungsbogen(Haupthandlung) in dem mehrere kleine enthalten sind.

-Der einfache dramatische Bogen darf nicht künstlich in die Länge gezogen werden.-Eingleisig aufgebaute Filme oder Passagen dürfen eine Länge von 8 Minuten nicht übersteigen!-Ermüdungsfaktor berücksichtigen, lieber zu wenig, als zuviel.-Jede Szene, jede Handlung, jede Sekunde muss notwendig sein (die Geschichte vorantreiben). Alles andere raus!

-Auf Quantität ist zugunsten der Qualität (Geschichte und Tiefe) zu verzichten!

-Die einzelnen Handlungen müssen logisch notwendig auseinander hervorgehen.

-Stilmittel einsetzen und beibehalten.

Ein wesentliches Charakteristikum des Mediums Film besteht in seiner Eigenschaft, dass er dieGeschehnisse nicht chronologisch wiedergeben muss.

Die Phantasie und die Stimmung des Zuschauers werden gerade durch den absichtlichen Verzicht aufweitere Einzelheiten angeregt.DuMont’s Lehrbuch der Filmgestaltung S. 68

Die 3 Worte: „Es ist heiß.“ kann mit unterschiedlichsten filmischen Mitteln umgesetzt werden, 3Ebenen stehen zur Verfügung.

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Filmformate

Bildfelder bzw. Titelschutz

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Film als Präsentationsmittel

Unterrichtbegleitendes Material

2. gestaltende Elemente

Da alle gestalterischen Elemente der Kinematografie prinzipiell auch stilbildend eingesetzt werdenkönnen, setzt der Umgang mit dem Filmstil auch die Beherrschung sämtlicher technisch-gestalterischer Ausdrucksmöglichkeiten voraus.DuMont’s Lehrbuch der Filmgestaltung S. 69

Kamera:

Der Mensch sieht binokular und stereoskopisch, die Kamera monokular.Das Fotografische Sehen:Bildkomposition:-Vorder-, Mittel-, Hintergrund; Statik: Waagerechte, mittige Anordnung, Symmetrie;Dynamik: Schräge, zum Rand verlagerter Schwerpunkt-Reduzierung der Bildgegenstände auf 2-dimensionale grafische StrukturAchtung!- Farbwirkung, d.h. -harmonie, -dissonanz, -charakter, -temperatur beachten!- Licht beeinflusst die Bildstimmung! Große Hell-Dunkelkontraste werden nicht adaptiert!- Veränderungen der Perspektive und im Maßstab treten durch den Einsatz verschiedener

Objektive auf. Schärfe – Unschärfe schafft Raumeindruck und Subjektive.

Die Einstellung:ist die kleinste Einheit des Films und bezeichnet eine durchlaufende Kamera-Aufnahme, geprägtdurch Bildausschnitt, Länge und Kamera-Position/Bewegung.Die einzelnen Einstellungen beziehen sich aufeinander. Daher müssen die Übergänge in Standpunkt,Blickwinkel, Bewegung und Chronologie aufeinander abgestimmt sein.

Einstellungsgrößen:

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Totale (T)Orientierung/Überblick: Ort, Zeit des Geschehens, Positionen; lange Einstellungen; Distance

Halbtotale (HT)Engeres Blickfeld, konzentriert sich schon auf bestimmte Personen, Bildgegenstände, Handlungen;orientierend

amerikanische (am.)Einstellung bis kurz über dem Knie (Waffengürtel noch im Bild)

Habnahe (HN)Ca. halbe Person im Bild, Teilausschnitt mit Umgebung

Nahe (N)1/3 Körpergröße, Subjektive, d.h. Kamera sondiert, wertet; ist emotionaler, identifiziert

Großaufnahme (G) oder close-up (cu)Kopf oder Gegenstand bildfüllend; Steigerung der Dramatik, intim, analytisch, charakterisierend

Detail (D)Ausschnitt des Gesichts oder Gegenstandes, demaskierend, hoch emotional, suggestiv

Blick von untenPersonen und Objekte wirken: selbstbewusst, überlegen (Mutter)/ diktatorisch, arrogant (Hitler)/unheimlich, dämonisch (Psycho)

Blick von obenPersonen wirken klein, hilflos erniedrigt

Blick von SchrägIrrealer Eindruck, muss dramaturgisch streng motiviert sein

Weitwinkel (Longshot)Kameraeinstellung mit kurzer Brennweite, dh. ein weiter Blickwinkel/Ausschnittwird gezeigt. Gegenstände und Personen werden in der Entfernung sehr klein abgebildet.Alle Entfernungen erscheinen scharf.Anwendung:- Intro- in Bewegung befindl. Figuren vorn-hinten, hinten-vorn

Lange BrennweiteKameraeinstellung mit geringem Bildausschnitt. Gegenstände und Personen werdenin der Entfernung relativ groß abgebildet. Es ergeben sich scharfe und unscharfeBereiche.Anwendung:- Konzentration auf in der Schärfe befindlichen Gegenstände und Personen,- Schärfenwechsel- Portrait

Zoomist der Wechsel von kurzer zu langer Brennweite, also eine mittels Optik simulierteHeranfahrt auf Personen und Gegenstände.

TiefenschärfeJe kleiner die Blendenöffnung (größer die Blendenzahl), desto größer die Tiefenschärfe,je kürzer die Brennweite, desto größer die Tiefenschärfe.

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aus Andreas Feininger: „Große Fotolehre“

Der Standpunkt der Kamera entspricht dem Standpunkt des Zuschauers.Jeder visuelle Standpunkt bedeutet einen seelischen Standpunkt. (Balázs)Es macht u.a. die Faszination des Films aus, dass man den Kamera-Standpunkt in Sekundenschnelleändern kann.DuMont’s Lehrbuch der Filmgestaltung S. 80

Der Zuschauer identifiziert sich mit den agierenden Gestalten auf Anhieb, denn er betrachtet alles vonihrem Standpunkt, den er sich zu eigen macht. Die Augen des Zuschauers sind „in der Kamera“, derZuschauer besitzt keinen eigenen Standpunkt. Das ist ein Grundcharakteristikum des Mediums.DuMont’s Lehrbuch der Filmgestaltung S. 83

Bewegung- im Bild (Handlung/Aktion)- durch Kamera:

Schwenk: langsamer, geleitender, schneller, ReissschwenkFahrt: Ranfahrt, Wegfahrt, Umfahrt, Kranfahrt, Handkamera... dramaturgische AussageZoom: s. oben

Achsen: Blickachsen zwischen zwei Menschen sollten nicht übersprungen werden, um denZuschauer nicht zu verwirren. Dialoge werden oft in abwechselnder frontal N mit leicht versetztem re-li, li-re Blick oder als over shoulder gefilmt.

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Licht: künstl., nat. Lichtquelle, Licht im Bild, hartes, weiches Licht, Schatten, Augenlicht, Aufheller,Lichtkante, Gegenlicht, Lichtdramaturgie: Situation, Bildwichtigkeit, Bildkomposition...

Schnitt:

Das Zusammenfügen zweier Eistellungen ergibt eine neue inhaltliche Qualität. Eine Einstellungfunktioniert im Zusammenhang des Ganzen.

(Das Neue(Montage)) bestand darin, dass nicht die Dinge gefilmt wurden, sondern die Bezügezwischen den Dingen.Jean-Luc Godard „Einführung in die wahre Geschichte des Kinos“ S. 177

Beispiel:

Symbolische Montageformen:Eine isolierte Einstellung ist eine Metapher, deren Bedeutung erst gespürt wird, sobald sie mit anderenverkettet wird.Balázs

Raum und ZeitDurch die Montage von verschiedenen Filmbildern wird ein neues subjektives Raum- bzw. Zeitgefühlgeschaffen:

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Die Montage der verschiedenen Einstellungen auf der Grundlage räumlicher Einheit und zeitlicherKontinuität produziert den filmischen Raum und die filmische Zeit, die so ausschließlich alsImagination (auch Raum – Zeit – Illusion) des Rezipienten existieren.Peter Rabenalt, „Bausteine zu einer Filmästhetik“ S. 7

Subjektivität des Inhaltes – Objektivität der fotografischen Abbildung; Fiktion und Realität

Zeitbeeinflussung:Die Kinematografie machte den Zeitfaktor elastisch, nahezu beliebig deformierbarDuMont’s Lehrbuch der Filmgestaltung S. 112

- die Blende, gehört zu den subjektivsten Gestaltungsmöglichkeiten:Abblende (Bild wird zu schwarz) symbolisiert Zeitvergehen, lange Blende - lange ZeitÜberblendung von Bild A zu Bild B erzählt die Zeit, die zwischen A und B logischerweise vergangensein muss.; auch Erinnertung, TraumRückblende z.B. Unschärfen, Abblende, Überblendung etc.- Zwischenschnitt: „jede sichtbare Bewegung besitzt einen realen Inhalt, der an unser natürlichesZeitempfinden gebunden ist, bewegungslose Objekte zeigen hingegen keinerlei Zeitbeziehungen undkönnen gerade deshalb das Unendlichkeitsempfinden ausdrücken.“ DuMont’s Lehrbuch derFilmgestaltung S. 113Wenn im Film zwischen zwei am gleichen Ort abrollenden Szenen ein Zeitintervall angedeutet werdensoll, dann fügt (schneidet) man eine am anderen Ort spielende Szene zwischen die betreffendenSzenen ein. Inzwischen mochte Zeit vergangen sein.Bálazs “Der Film – Wesen und Werden einer neuen Kunst“ S. 119

- Zeitraffer, Zeitlupe: direkte Zeiterzählung mit Verfremdung; Zeitlupe = sehr starke Subjektive- Kurze Schnittfolge: zeitl, Beschleunigung- Lange Schnittfolge: zeitl. Dehnung- Parallelmontage erzählt Gleichzeitigkeit und „Zeitverkürzung „inzwischen“, da die Zeit am Ort der

Abwesenheit nur ungefähr „gemessen“ wird.“Peter Rabenalt, „Bausteine zu einer Filmästhetik“ S. 9

Raumbeeinflussungdurch die Montage verschiedener Filmbilder unterschiedlicher Raumaufnahmen entstehen neue„filmische Räume“. Bsp. DuMont’s Lehrbuch der Filmgestaltung S. 117 re.

Durch die stetige Veränderung der Kameraposition entsteht eine „Auflösung der natürlichenRaumwahrnehmung“.

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Vertikalmontage – HorizontalmontageDie Horizontalmontage meint den Bildschnitt (Bild nach Bild), die Vertikalmontage das Anlegen desTones (Schnitt) an das Filmbild (Ton zu Bild)

Ton:

Ton ist ein wichtiges dramaturgisches Element.

Schallereignisse sind dreidimensional. Sie repräsentieren im Kino den szenischen Raum, unabhängigvon der Montage der Einstellungen... Aus der Wechselbeziehung zwischen Sehen und Hören ergibtsich eine Vielfalt von dramaturgisch nutzbaren Möglichkeiten der Divergenz,...Peter Rabenalt, „Bausteine zu einer Filmästhetik“ S. 26

Ton ist nur in Ausnahmen isolierbar (Detailaufnahme braucht Umgebungssound), aber:Kann durch Verschiebung der Lautstärke hervorgehoben werden.

Auditive Ebene:Sprache,Geräusche undMusik

-als Bestandteil der Szene = erste auditive Schicht oder aktueller Ton, setzt Quelle voraus! synchroner Ton, Quelle im Bild sichtbar asynchroner Ton, Quelle im Bild nicht sichtbar

-dramaturgische Ergänzung = zweite auditive Schicht oder kommentierender Ton z.B. Filmmusik,Voice Over: Erzähler- oder Gedankenstimme

Der Tonfilm vereinfachte diese Aufgabe der Einheitlichkeit. Denn der Ton ist immer im ganzen Raumzu hören, auch bei allen Detai bildern.(...) Diese(...) beeinflusst Komposition, Schnitt und Dramaturgiedes Tonfilms wesentlich.Béla Bálazs „Der Film“ (Globus) S. 51Bsp. Peter Rabenalt, „Bausteine zu einer Filmästhetik“ S. 27 oben René Claire

Der Ton kann parallel (Bild und Ton entsprechen einander, jedes „sagt“ das Gleiche, fast unabhängigwirksam) oder im Kontrapunkt (ergänzen sich) geschnitten und angelegt sein.

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Die Filmarchitekturhat die Aufgabe, den Menschen, die Zeit, die Zustände etc. mittels Ausstattung und Architektur(sozusagen den Inhalt der Geschichte visuell über die unbelebten Dinge) zu erzählen.Hierbei muss sie auch eng mit Kamera, Schnitt, Ton etc. zusammenarbeiten.Wichtige Effekte entstehen nur in Zusammenarbeit, s. Mattepainting, Raumbeeinflussung...

virtueller RaumFilmtrick:- Chroma keyGreenscreen, Bluescreen...

- VorsatzmodellPerspekt. Anpassung, zeitl. Anpassung (klein – schnell, groß – langsam)

- Composeting, Computeranimation, 3-D Modelle

- Spiegeltrick

- Mattepainting

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3. Filmvorbereitung

Storyboard

Stefan Lachmann „Adidas – Torsion – Schuhe“

over head shooting plan

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