Finanzialisierung der Commons

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Kritik der Finanzialisierung der Commons und ihre Alternativen Berlin, 23.6.2012 Sommertagung »Kapitalismuskritik reloaded« Grüne Akademie der Heinrich-Böll-Stiftung Stefan Meretz, keimform.de

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Vortrag bei der Sommertagung »Kapitalismuskritik reloaded« der Grünen Akademie in der Heinrich-Böll-Stiftung am 23.6.2012

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Page 1: Finanzialisierung der Commons

Kritik der Finanzialisierung der Commons und ihre Alternativen

Berlin, 23.6.2012Sommertagung »Kapitalismuskritik reloaded«

Grüne Akademie der Heinrich-Böll-Stiftung

Stefan Meretz, keimform.de

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Wie begegnet uns Finanzialisierung?

● Finanzspekulationen als Preistreiber für Rohstoffe und Nahrungsmittel

● Derivatisierung der Spekulation: Freie Generierung von Finanztiteln

● Entkopplung von der realen Güterproduktion bei gleichzeitigem Eindringen der Logik der Finanzialisierung in die »Realwirtschaft«

● »Rumpelstilzchen-Kapitalismus« (Tricarico / Löschmann): Schaffung von Finanztiteln aus dem »Nichts«, zum Beispiel CO2-Zertifikate

● Globaler Kapitalmarkt = Global-BIP x 4► Folge: Finanzielle Einhegung der Commons

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Was bedeutet Finanzialisierung?

Finanzialisierung● = Verwandlung von Gütern und Dienstleistungen in

handelbare Finanztitel● Finanztitel = Zahlungsversprechen = Kredit● Finanztitel-Erzeugung = Geld-Schöpfung● Handelbare Finanztitel = »fiktives Kapital« (Marx)

= »Waren zweiter Ordnung« (Lohoff/Trenkle)Waren zweiter Ordnung● entstehen im Moment des Handels aus dem »Nichts«● beziehen sich auf normale »Waren erster Ordnung«● sind fiktiv und real zugleich = zukünftige Verwertung● Begriff »Finanzindustrie« hat seinen Sinn!

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Finanzialisierung veranschaulicht

Produktion

Ware1

Geld

Ware2

W2 W2 W2

Ware2 Ware2 Ware2

W2 W2 W2 W2

Arbeitskraft

W2

Ressourcen

Commons

Ware2

Ware2

Ware2»Anzapfender

Zukunft«

»Enclosure heute«

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Ursachen der Finanzialisierung

► Dem Kapital gehen die Verwertungsmöglichkeiten aus● Kontinuierlicher Anstieg der Arbeitsproduktivität● Zunehmend weniger »Arbeit« steckt in den Waren

(Achtung: Arbeit = globale Vergleichsarbeit)● Immer mehr Waren müssen produziert werden, um ein

gleiches Wertvolumen darzustellen► Ressourcenverbrauch steigt selbst ohne Wachstum● Wachstum obendrauf beschleunigt den Prozess● Ware2 als Weg, »Wachstum trotz Schrumpfung« zu

erreichen: durch Anzapfen der Zukunft► Akkumulation von Krisenpotenzial!► Monetäre Reichtumsform ist strukturell autodestruktiv

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Fazit der Kritik

Der »alte« Kapitalismus verfeuert diefossile Vergangenheit für seinen Aufstieg

– Kommodifizierung ist das Mittel

Der »neue« Kapitalismus verfeuert diebiomasse-basierte Zukunft für seinen Abstieg

– Finanzialisierung ist das Mittel

Immer ging es um dieEinhegung der Commons

und die In-Wert-Setzung der Lebensgrundlagen

der Menschen

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Commons als Alternative

Commons repräsentieren eine andere Reichtumsform:● Sinnlich-stofflicher Reichtum● Sozialer Reichtum (Commoning)

Antrieb sind die Bedürfnisse:● Produktiv: Selbstentfaltung● Nutzend: sinnlich-vitale Erfüllung

Ex-ante-Konfliktvermittlung statt Folgen-Externalisierung● Bedürfnisse werden vor der Produktion verhandelt● Strukturelle Gemeinschaftlichkeit● Inklusionslogik

► Mehr im Commons-Buch und hier: keimform.de

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Wie sieht sowas aus?

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… danke :-)

Literatur:

Tricarico, A. & Löschmann, H. (2012), Finanzialisierung – ein Hebel zur Einhegung der Commons, in: Helfrich. S. & Heinrich-Böll-Stiftung (Hg.), Commons. Für eine neue Politik jenseits von Markt und Staat, Bielefeld: transcript.

Lohoff, E. & Trenkle, N. (2012), Die große Entwertung. Warum Spekulation und Staatsverschuldung nicht Ursache der Krise sind, Münster: Unrast.

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