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INITIATIVE FINANZSTANDORT DEUTSCHLAND

INITIATIVE FINANZSTANDORT DEUTSCHLAND Finanzstandort

Deutschland

Bericht Nr. 3 - 2007

Finanzstandort Deutschland

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Finanzstandort Deutschland Bericht Nr. 3

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Bericht Nr. 3 - 2007

Finanzstandort Deutschland

Bericht Nr. 3 - 2007

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Inhaltsverzeichnis

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Bericht Nr. 3 - 2007

Inhaltsverzeichnis Seite

Vorwort 6

Mission Statement der IFD 9

1 Executive Summary 11

2 Internationaler Vergleich Finanzstandort Deutschland 15

3 Status quo des Finanzstandorts Deutschland 253.1 Akteure 26

3.1.1 Versicherer 263.1.2 Banken 283.1.3 Asset Manager 30

3.2 Entwicklung der Finanzmärkte in Deutschland 343.2.1 Versicherungsmärkte 34

3.2.1.1 Lebensversicherung, Pensionskassen und Pensionsfonds 343.2.1.2 Private Krankenversicherung 383.2.1.3 Schaden- und Unfallversicherung 403.2.1.4 Rückversicherung 42

3.2.2 Kreditmärkte 443.2.3 Einlagenmärkte 483.2.4 Zahlungsverkehr 503.2.5 Aktienmärkte 523.2.6 Rentenmärkte 543.2.7 Investmentfonds 563.2.8 Immobilienfonds 583.2.9 Verbriefungsmärkte 603.2.10 Derivatemärkte 62

3.2.10.1 Aktien- und Zinsderivate 623.2.10.2 Kreditderivate 643.2.10.3 Zertifikate 66

3.2.11 Private Equity 683.2.12 M&A 70

4 Wachstumstreiber und Erfolgsfaktoren für den Finanzstandort Deutschland 754.1 Öffentlich-Private-Partnerschaften in Deutschland 764.2 Solvency II 784.3 Aktienmarkt und Eigenvorsorgekultur in Deutschland 82

5 Finanzkalender für den Finanzstandort Deutschland 89Chronik wichtiger rechtlicher Maßnahmen 90

Mitglieder 92

Impressum 95

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Finanzstandort Deutschland weiter im Aufwind

Die Initiative Finanzstandort Deutschland (IFD) hat in ihrem vierten Jahr weiteremaßgebliche Fortschritte erzielt

Die Initiative Finanzstandort Deutschland (IFD) hat sich zum Ziel gesetzt, den deut-schen Finanzstandort mit Innovationen, Impulsen und Reformvorschlägen zu fördern.Die Mitgliedshäuser der IFD wollen Defizite adressieren und dort, wo ein gemeinsamesVorgehen möglich und sinnvoll erscheint, Anregungen und Unterstützung für entspre-chende Reformen geben. Einmal im Jahr zieht die IFD mit dem Finanzstandortberichteine Zwischenbilanz. Der vorliegende dritte Finanzstandortbericht beschreibt diewesentlichen Fortschritte, die der Finanzstandort Deutschland im Jahr 2006 erzielt hat.

Prominentes Beispiel ist hierbei sicherlich die Einführung von Real Estate InvestmentTrusts (REITs). Die von der IFD maßgeblich unterstützten Vorarbeiten für das REIT-Gesetz bereiteten die Grundlage für ein völlig neues Marktsegment in Deutschland.Der Finanzstandort gewinnt durch das neue Gesetz sowohl an Breite als auch anAttraktivität.

Insgesamt hat sich die Wachstumskraft des Finanzstandortes im vorigen Jahr weiterverstärkt. Die Akteure auf dem Finanzmarkt präsentierten sich 2006 in guter Form.Viele Banken und Versicherungen erzielten im vergangenen Jahr Rekordergebnisse.Fondsanbieter legten wieder mehr Fonds in Deutschland auf. Auch die Private Equity-und Hedge Fonds-Branche konnte hierzulande wachsen, ist aber im internationalenVergleich immer noch sehr klein.

Eine insgesamt positive Entwicklung lässt sich auch von den Märkten berichten.Unternehmen nutzten die Aktienmärkte ein weiteres Mal im größeren Umfang alsFinanzquelle. Der Markt für M&A-Geschäfte hat sich, gemessen am Transaktions-volumen, mehr als verdoppelt und ließ mit diesem Wachstum das übrige Europa hin-ter sich. Ebenso stiegen die Buy-Out-Aktivitäten im Private Equity-Bereich. Rasantlegten im vergangenen Jahr auch der Markt für Zertifikate und der Verbriefungsmarktzu. Zahlreiche Gründe also für die IFD, dem Finanzstandort Deutschland eine sehrzufrieden stellende Entwicklung zu bescheinigen.

Die IFD will durch ihre Arbeit langfristige Trends der Märkte unterstützen und dieseTrends in konkrete Projekte und Instrumente umsetzen helfen. Auf diesem Weg wurden2006 unter anderem im Bereich der kapitalmarktnahen Unternehmensfinanzierungund der kapitalgedeckten Vorsorge klare Fortschritte erzielt.

Dr. Josef AckermannVorsitzender des VorstandsDeutsche Bank AG

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Vorwort

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Bericht Nr. 3 - 2007

Unternehmen nutzen in stark wachsendem Umfang die Kapitalmärkte als Finanzie-rungsquelle, und dies trifft in zunehmendem Maße auch für junge und mittelständischeUnternehmen zu. Das Mezzanine-Kapital wurde weiter ausgeweitet und spielt mittler-weile eine wichtige Rolle auf dem Verbriefungsmarkt.

Bei der kapitalgedeckten Vorsorge zeichnet sich ein ähnlich positiver Trend ab. Ganzdeutlich wird das bei einem Blick auf die Entwicklung der Riester-Verträge: Mittlerweileliegt die Zahl der abgeschlossenen Verträge bei rund acht Millionen, dazu kommen13 Millionen weitere Verträge der privaten und betrieblichen Altersvorsorge. Dabeihaben rückblickend besonders die innovativen Angebote der verschiedenen Akteuredazu beigetragen, dass die Bürger die Notwendigkeit zur eigenverantwortlichen Vorsorgeerkannt haben.

Trotz gewonnener Stärke steht der Finanzstandort Deutschland jedoch weiterhin vorgroßen Herausforderungen, an deren Lösung – wo sinnvoll und möglich – sich auchdie IFD und die mehr als 250 Experten und Marktpraktiker beteiligen. In Marktseg-menten wie bestimmten Finanzierungs- und Anlagemärkten besteht in Deutschlandnoch Nachbesserungsbedarf. Die Umsetzung von Solvency II wird die IFD kritisch-konstruktiv begleiten.

2007 rückt mit der Förderung des deutschen ÖPP-Marktes ein neues wichtiges Projektin den Vordergrund. Zur erfolgreichen Marktentwicklung hat die IFD ein Konzepterarbeitet, das die Gründung einer „Partnerschaft Deutschland GmbH“ vorsieht. Dadurchsoll Deutschland möglichst schnell an die europäische Spitze anschließen.

Im Namen aller Initiatoren möchten wir uns besonders bei der Arbeitsgruppe der IFD-Volkswirte für die Erstellung dieses dritten Finanzstandortberichts bedanken. Er beweist,dass sich ein Einsatz für den Finanzstandort Deutschland zum Nutzen von Unter-nehmen, Privatkunden und im Interesse dieses Landes lohnt.

Dr. Thomas MirowStaatssekretär im Bundes-ministerium der Finanzen

Dr. Josef AckermannVorsitzender des VorstandsDeutsche Bank AG

Dr. Thomas MirowStaatssekretär im Bundes-ministerium der Finanzen

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Mission Statement der IFD

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Bericht Nr. 3 - 2007

Mission Statement

der IFDDie Initiative Finanzstandort Deutschland (IFD) hat zumZiel, Wachstum, Innovationskraft und Wettbewerbs-stärke des Finanzstandorts Deutschland nachhaltig zu stei-gern. Mit den von der IFD angestoßenen Maßnahmenerhöhen sich nicht nur Wertschöpfung und Beschäfti-gung in der Finanzbranche, sondern die IFD leistet aucheinen entscheidenden Beitrag zur Zukunftsgestaltung inDeutschland:

Breitere, tiefere und effizientere Kapital-, Kredit- undVersicherungsmärkte verbessern die Finanzierungsgrund-lagen der Unternehmen, stärken wirtschaftliche Dynamikund Beschäftigung und fördern den Ausbau eines Kapital-stocks für die Vorsorge.

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Kapitel 1 Executive Summary

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Bericht Nr. 3 - 2007

Kapitel 1:

Executive Summary

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Der Finanzstandort Deutschland befindet sich weiterim Aufwind. Das gute wirtschaftliche Umfeld und diepositive Entwicklung der Finanzmärkte sorgten für kräf-tigen Rückenwind.

Die Finanzmarktakteure präsentieren sich in guterForm. Viele Banken und Versicherer vermeldeten im ver-gangenen Jahr Rekordergebnisse. Fondsanbieter legtenwieder mehr Fonds in Deutschland auf. Offene Immo-bilienfonds konnten sich stabilisieren und zum Jahres-ende den negativen Trend der Kapitalabflüsse umkehren.Die deutsche Hedge Fonds-Branche verzeichnete eben-falls Wachstum, ist im internationalen Vergleich aber nochsehr klein.

Die Aktienmärkte wurden von den Unternehmenwieder in größerem Umfang als Finanzquelle genutzt.Von der hohen Gewinndynamik der deutschen Industriegetragen, stieg das M&A-Transaktionsvolumen um 60%und ließ mit diesem Wachstum wie bereits im Vorjahrdas übrige Europa hinter sich. Im Bereich Private Equitylegten Buy-Out-Transaktionen nochmals deutlich zu. Zuden rasant wachsenden Märkten zählten 2006 darüberhinaus der Markt für Zertifikate und der Verbriefungs-markt. Last but not least legten 2006 nach vier dürrenJahren auch die Unternehmenskredite endlich wiederleicht zu.

Auch im allgemeinen Marktwachstum bleibt der Struk-turwandel des Finanzstandorts Deutschland erkennbar.Der Trend zu den Kapitalmärkten – nicht zuletzt mitUnterstützung durch die Aktivitäten der IFD – setztesich im vergangenen Jahr fort.

In der Unternehmensfinanzierung wuchs der Marktfür Unternehmensanleihen wie in den vergangenenJahren kräftig. Die Aktie wurde dank der Einführung desneuen Entry Standards auch für junge und mittelständi-sche Unternehmen wieder eine echte Finanzierungs-Alternative. Das Angebot an Mezzanine-Kapital wurdenochmals stark ausgeweitet und spielt als eigene Asset-Klasse mittlerweile eine wichtige Rolle auf dem deut-schen Verbriefungsmarkt. In diesem Zusammenhangsteht, dass europaweit mittlerweile nur noch in Spanienmehr Mittelstandskredite als in Deutschland verbrieftwerden.

Die kapitalgedeckte Vorsorge gewann ebenso weiter anGewicht. Am deutlichsten lässt sich dies an der Ent-wicklung der Riester-Rente erkennen: Nach schwierigemStart vor vier Jahren stieg die Zahl der Riester-Verträgebei Finanzdienstleistern Ende 2006 auf rund acht Milli-onen. Dazu kommen noch einmal knapp 13 Millionenweiterer Verträge der privaten und betrieblichen Alters-vorsorge, die seit 2002 bei Lebensversicherern abge-schlossen wurden.

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Kapitel 1 Executive Summary

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Mit der von der IFD maßgeblich voran gebrachtenVerabschiedung des REIT-Gesetzes sind die Weichen fürdie Etablierung eines neuen Marktsegments in Deutsch-land gestellt. Auch wenn die Ausklammerung der deut-schen Bestandswohnimmobilien ein großer Wermuts-tropfen bleibt, bietet das neue Gesetz viele Anreize zurzügigen Auflegung deutscher REITs. Der FinanzstandortDeutschland gewinnt damit an Breite und Attraktivität.

Diese erfreulichen Entwicklungen können jedochnicht verbergen, dass der Finanzstandort Deutschland iminternationalen Vergleich noch nicht in allen Segmentenzur europäischen Spitze zählt. Diesen Rang besetzt erzweifelsohne im Bereich der Marktinfrastruktur. Ebensozählen der deutsche Rentenmarkt mit Pfandbrief undBund sowie die Märkte für Zertifikate und Rückversi-cherungen zur europäischen Spitze. In anderen Markt-segmenten bestehen dagegen noch Entwicklungsreserven,vor allem in Finanzierungs- und Anlagemärkten jenseitsder klassischen Bankinstrumente.

Die Notwendigkeit zur eigenverantwortlichen Vor-sorge ist von vielen Bürgern mittlerweile verinnerlicht.Damit einher geht eine allmähliche Veränderung derSparmotive. Dies dürfte sich in Zukunft, unterstütztdurch eine Normalisierung der Zinsstruktur, auch deut-licher in der Geldvermögensbildung niederschlagen.Denn gerade beim langfristigen Vermögensaufbau undder kapitalgedeckten Eigenvorsorge spielen andereAspekte eine Rolle als bei der kurzfristigen Geldanlage.Ein verändertes Sparverhalten wird sich dabei mittelbarpositiv auf die Entwicklung der Aktienmärkte inDeutschland auswirken.

Mit der Verabschiedung des REIT-Gesetzes ist aus derSicht der IFD ein wichtiger Meilenstein auf dem langenWeg zur Stärkung des Finanzstandorts Deutschland pas-siert. 2007 rückt ein neues Projekt in den Vordergrund:Die Förderung des deutschen ÖPP-Markts. Mit demVorschlag der Gründung der „Partnerschaften Deutsch-land GmbH“ hat die IFD ein Konzept erarbeitet, mit demdie Marktentwicklung erfolgreich forciert werden kann.Auch in diesem Bereich gilt das Ziel, möglichst zügig zureuropäischen Spitze aufzuschließen: Der Anteil von ÖPPan den öffentlichen Investitionen soll von derzeit knapp4% in den nächsten Jahren auf 15% steigen.

Darüber hinaus wird die IFD die Umsetzung vonSolvency II weiterhin kritisch-konstruktiv begleiten. Mitdieser grundlegenden Reform der Versicherungsaufsichthin zu einer stärkeren Risikoorientierung verbindet sichdie Hoffnung auf noch effizientere und gleichzeitig stabileFinanzmärkte in Europa.

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Kapitel 2 Internationaler Vergleich

Finanzstandort Deutschland

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Bericht Nr. 3 - 2007

Kapitel 2:

Internationaler Vergleich

Finanzstandort Deutschland

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Finanzstandort Deutschland im

europäischen Vergleich

Zu den Stärken des Finanzstandorts Deutschland gehörtzweifellos die Größe seiner Märkte. In den großen Seg-menten des Bank- und Versicherungsgeschäfts belegtDeutschland – fast ohne Ausnahme – den ersten oderzweiten Platz. Auch bei Kapitalmarktprodukten wie Aktien,Investmentfonds, Unternehmensanleihen oder Verbriefun-gen zählt Deutschland jeweils zu den ersten Drei in Europa.

Das Bild ändert sich jedoch beim Blick auf die Wachs-tumszahlen: Hier findet sich Deutschland trotz Wirt-schaftsaufschwung in den meisten Märkten noch immerauf den hinteren Plätzen wieder. Allerdings ist in Deutsch-land die Dynamik der einzelnen Märkte sehr unter-schiedlich. Ein relativ starkes Wachstum zeigen vor allemKapitalmarktinstrumente wie Verbriefungen, Aktien oderAnleihen. In dieser Hinsicht hat sich der FinanzstandortDeutschland in den letzten Jahren nach dem „Drehbuch“der IFD entwickelt: Noch ungenutzte Potenziale konntenvor allem in der kapitalmarktnahen Unternehmensfi-nanzierung gehoben werden.

Das gleiche gilt für den zweiten „Wachstumsmotor“ desFinanzstandorts Deutschland, die kapitalgedeckte Alters-vorsorge. So signalisiert die Entwicklung im BereichLebensversicherung eine steigende Bedeutung der eigen-verantwortlichen Vorsorge auch in Deutschland.

So erfreulich diese Entwicklungen in den von der IFD alsWachstumschancen identifizierten Märkten in den ver-gangenen Jahren auch sind, so wenig ist damit bereits dasPotenzial des Finanzstandorts Deutschland ausgeschöpft.Dies zeigt der internationale Vergleich mit Hilfe derIFD-Spinne, einem Messinstrument, das die Vielzahl derMarktinformationen in einem Netzdiagramm verdichtet.Diese zusammenfassende Betrachtung ergänzt imFinanzstandortbericht 2007 die detaillierte Analyse dereinzelnen Märkte und Marktsegmente.

Die IFD-Spinne leitet sich direkt aus dem Ziel der IFDab, Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit der Kapital,Kredit- und Versicherungsmärkte in Deutschland zuerhöhen. Die „natürliche Benchmark“ für dieses Ziel bildenim zunehmend integrierten europäischen Finanzmarktdie anderen nationalen Teilmärkte in der EU. In einemvollkommen homogenen Markt wären Entwicklungs-unterschiede weitgehend nivelliert, und die nationalenMarktanteile in den einzelnen Segmenten entsprächen inetwa der Bedeutung der nationalen Wirtschaft innerhalbEuropas.

Die IFD-Spinne vergleicht demgemäß die Bedeutungder deutschen Finanzmärkte mit der relativen Größeder deutschen Wirtschaft in Europa. Entspricht der Markt-anteil Deutschlands dabei exakt dem des Bruttoinland-produkts (2006: 21,4%), ergibt diese Äquivalenz denWert 1: Die Größe des Finanzmarktsegments spiegelt1 zu 1 das deutsche Wirtschaftsgewicht wider.

Werte größer als 1 signalisieren, dass das entsprechendeMarktsegment in Deutschland im Vergleich zum übrigenEuropa stärker entwickelt ist. Werte unter 1 zeigen dage-gen nicht ausgeschöpfte Reserven an und deuten auf ein– möglicherweise hohes – Entwicklungspotenzial hin.

Im Gegensatz zur Betrachtung der absoluten Größenzeigt die Analyse der relativen Größen ein uneinheitlichesBild. Dies spiegelt zum Teil gewachsene Präferenzen derInvestoren und Anleger wider; zum Teil werden darinaber auch brach liegende Potenziale deutlich, die konzer-tierte Anstrengungen der Marktteilnehmer erforderlichmachen könnten, um aufholende Entwicklungen zuinitiieren. Mit der IFD-Spinne werden solche „soft spots“des Finanzstandorts Deutschland auf einen Blick erkenn-bar. Die IFD-Spinne kann so dabei helfen, die Wettbe-werbsfähigkeit des Standorts in möglichst vielen Märktenund Marktsegmenten im europäischen Vergleich zu stärken.

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Kapitel 2 Internationaler Vergleich

Finanzstandort Deutschland

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IFD-Spinne Finanzierungsmärkte

Einfachheit und Überschaubarkeit finden dort ihreGrenzen, wo die Aggregation der Daten zu einem zuundifferenzierten Bild führt. Aus diesem Grund wird dieIFD-Spinne für die vier Teilbereiche Finanzierung,Anlage, Risikoschutz und Marktliquidität getrenntberechnet.

Die IFD-Spinne Finanzierungsmärkte offenbart aufden ersten Blick einen relativen großen „Rückstand“ desFinanzstandorts Deutschland. Dies ist nicht weiter ver-wunderlich. Denn in den niedrigen Werten kommt vorallem der vergleichsweise geringe Verschuldungsgrad vonUnternehmen in Deutschland zum Ausdruck.

Weitaus interessanter als das angezeigte Verschuldungs-volumen ist jedoch die erkennbare Struktur: Hier zeigtdie IFD-Spinne deutlich die unausgeschöpften Poten-ziale des Finanzstandorts Deutschland bei den Finan-zierungsinstrumenten jenseits des Kredits. Sowohl dieWerte für Unternehmensanleihen und Verbriefungen alsauch die für Investitionen der nationalen Private Equity-Gesellschaften liegen deutlich unter 1. Sie belegen damitdas große (Aufhol-)Potenzial, über das der Finanzstand-ort Deutschland in diesen Bereichen verfügt. In diesenMarktsegmenten werden die Möglichkeiten am Finanz-standort Deutschland noch nicht ausgeschöpft. Dies giltebenso für die Finanzierungsform Aktie, die zwar etwasbesser, aber längst noch nicht befriedigend abschneidet.

Bei Aktien, Unternehmensanleihen und vor allem beiVerbriefungen zeigt die Entwicklung des letzten Jahres indie richtige Richtung. Im Bereich Investitionen dernationalen Private Equity-Gesellschaften scheint sich diePosition Deutschlands dagegen noch weiter zu ver-schlechtern. Deutsche Unternehmen mögen zwar zuneh-mend attraktive Ziele für global agierende Private Equity-Investoren sein, die deutsche Private Equity-Industrieselbst ist aber noch immer vergleichsweise schwach ent-wickelt. Ein Grund, warum sich die IFD fortan auch fürdieses Marktsegment stärker engagieren wird.

IFD-Spinne Finanzierungsmärkte 2006Anteilswerte für Deutschland in Relation zum BIP-Anteil (=1)Anm.: Benchmark jeweils alle EU-15 Länder ohne LuxemburgKredite an Unternehmen: Bankkredite an nicht-finanzielle Unternehmen (ohne Wertpapierbestände der Banken)Kredite an Haushalte: Bankkredite an private HaushalteUnternehmensanleihen: ohne Dänemark, Irland und Schweden;Großbritannien 2006, Q3Verbriefungen: Emissionen, ohne Dänemark und FinnlandPE-Investitionen: Investitionen der jeweiligen nationalen PrivateEquity-Gesellschaften; alle Daten 2005

Quelle: IFD

Kredite an Unternehmen

Kredite an Haushalte

Untern.-Anleihen

Aktienmarktkapitalisierung

Verbriefungen

PE-Investitionen 1

IFD-Spinne FinanzierungsmärkteAnteilswerte für Deutschland: Veränderung 2005 zu 2006 inProzentpunktenAnm: PE-Investitionen: 2004 zu 2005

-0,4 -0,2 0 0,2 0,4

Quelle: IFD

Kredite an

Unternehmen

Kredite an

Haushalte

Unternehmens-

anleihen

Aktienmarkt-

kapitalisierung

Verbriefung

PE-Investitionen

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IFD-Spinne Anlagemärkte

Die IFD-Spinne Anlagemärkte zeigt ein noch uneinheit-licheres Bild als die Finanzierungsseite. Potenziale sindbei den Positionen Versicherungen/Pensionen undAktien (Direktanlage) zu erkennen. Vor allem im erstenPunkt zeigt sich die Dominanz des staatlichen Renten-systems gegenüber den relativ schwach entwickeltenbetrieblichen und privaten Vorsorgesystemen mit Kapital-deckung; hier sieht die IFD seit ihrer Gründung einenihrer Arbeitsschwerpunkte. Bei den anderen „klassi-schen“ Anlageformen Bankeinlage und Investmentfondsliegt der Finanzstandort Deutschland dagegen leicht über-durchschnittlich.

Diametral entgegengesetzt ist das Bild bei den beidenneuen Anlageformen, Zertifikaten und Hedge Fonds.Bei Zertifikaten ist Deutschland klarer Marktführer inEuropa (und erreicht entsprechend einen Wert weit über 1).Die deutsche Hedge Fonds-Industrie ist dagegen iminternationalen Vergleich unbedeutend. Dies gilt selbst,wenn London, der führende Standort in Europa, aus derBetrachtung ausgeklammert wird: Die in Deutschlandgemanagten Assets sind in Relation zum BIP verschwin-dend gering.

IFD-Spinne Anlagemärkte 2006Anteilswerte für Deutschland in Relation zum BIP-Anteil (=1)Anm: Benchmark jeweils alle EU-15 Länder ohne LuxemburgVersicherungen/Pensionen: Ansprüche gegenüber Versicherungen,einschließlich Pensionsfonds und -kassen, 2005Aktien einschließl. sonstiger Beteiligungen: Direktanlage, 2005Fonds: einschließlich Spezialfonds und anderen Non-UCITS-Fonds;ohne Irland

Quelle: IFD

Bankeinlagen

Versicherungen/

Pensionen

Aktien

Fonds

Zertifikate

Hedge Fonds 1

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Kapitel 2 Internationaler Vergleich

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IFD-Spinne Risikoschutz

Die Risikoübernahme der Versicherer schützt Unter-nehmen und private Haushalte vor ruinösen Ereignissenund leistet so auch volkswirtschaftlich einen wichtigenBeitrag zur Bewältigung von Unsicherheiten. Grundlagedes Vergleichs sind die von deutschen Versicherernvereinnahmten Versicherungsbeiträge. In den BereichenLebens- und Kranken- sowie Schaden- und Unfallver-sicherung entspricht dies weitgehend dem Geschäft inDeutschland; im Fall der Rückversicherung reflektierendiese Zahlen auch die starke Stellung der deutschenUnternehmen im internationalen Geschäft.

Der deutsche Markt für Lebensversicherungen ist imeuropäischen Vergleich, gemessen an der deutschen Wirt-schaftsgröße, noch relativ klein. Dieser relative Rück-stand lässt sich mit dem großen Gewicht erklären, das diegesetzliche Rentenversicherung bei der Absicherung desfinanziellen Wohlstands immer noch hat. Allerdingszeichnet sich hier mittlerweile ein Strukturwandel hin zueiner stärkeren kapitalgedeckten Altersversorgung ab.

Bei der privaten Krankenversicherung nimmt die relativePrämienhöhe dagegen im europäischen Vergleich eineSpitzenposition ein: Der Anteil am europäischen Prämien-aufkommen liegt deutlich über dem entsprechendenAnteil des Bruttoinlandsprodukts. Das gleiche gilt auchfür die Rückversicherung; hier gehören die deutschenUnternehmen nicht nur zur europäischen Spitze, son-dern nehmen darüber hinaus auch weltweit einen heraus-ragenden Platz ein.

Einen guten Wert erreicht die Schaden- und Unfall-versicherung. Abgesehen vom europäischen „Spitzen-reiter“ Großbritannien sind die Unterschiede in derVersicherungsdurchdringung in diesem Versicherungs-markt relativ gering.

IFD-Spinne Risikoschutz 2005Anteilswerte für Deutschland in Relation zum BIP-Anteil (=1)Anm: Benchmark jeweils alle EU-15 Länder ohne Luxemburg, alle Daten: 2005

Lebensversicherung

Kranken-

versicherung

Schaden-/

Unfallversicherung

Rück-

versicherung

Quelle: IFD

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Bericht Nr. 3 - 2007

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IFD-Spinne Marktliquidität

Neben der relativen Größe der Märkte ist die Marktli-quidität ein wichtiger Indikator für die Wettbewerbs-fähigkeit des Finanzstandorts. Dafür werden die Handels-umsätze und Zahlungsverkehr-Volumina an der jeweiligenMarktgröße (Aktienmarktkapitalisierung oder Bondum-lauf ) bzw. dem Bruttoinlandsprodukt gemessen und inRelation zur europäischen Spitze (Durchschnitt der bestendrei europäischen Länder) gesetzt. Ein Wert von 100 odermehr bedeutet dabei, dass der Finanzstandort Deutsch-land selbst europäische Spitze repräsentiert.

Die IFD-Spinne Marktliquidität zeigt die hervorragendeHandelsinfrastruktur des Finanzstandorts Deutschland.Beim Handel mit Aktien, Anleihen und Derivatenbesetzt Deutschland – unbeschadet stark divergierenderund für Deutschland ungünstiger Messmethoden – jeweilseinen der Spitzenplätze in Europa.

Überraschend ist dagegen der relativ niedrige Wert fürden Zahlungsverkehr. Die Effizienz des deutschenZahlungsverkehrssystems steht außer Frage; doch imVergleich zu anderen Ländern wie Großbritannien oderFrankreich ist das Volumen der bargeldlosen Zahlungs-transaktionen, gemessen am Bruttoinlandsprodukt, inDeutschland noch immer relativ niedrig.

IFD-Spinne Marktliquidität 2006Werte für Deutschland, in % der europäischen SpitzeAktienumsatz: in % der MarktkapitalisierungBondumsatz: in % des gesamten BondumlaufsDerivateumsatz: nur Aktienderivate; in % der MarktkapitalisierungZahlungsverkehr: in % des BIP, 2004

Quelle: IFD

Aktienumsatz

Bondumsatz

Derivateumsatz

Zahlungsverkehr

100

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Kapitel 2 Internationaler Vergleich

Finanzstandort Deutschland

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Bericht Nr. 3 - 2007

Ausblick

Das Tableau der Finanzmarktdaten (s. Anhang) zeigt dievielfach führende Position Deutschlands in Europa.Im allgemeinen konnte Deutschland diese Position 2006halten, obwohl wichtige Partnerländer wie Frankreich,Großbritannien, Italien und vor allem Spanien teilweiseein deutlich stärkeres Wachstum verzeichneten. Insbe-sondere hat Spanien im letzten Jahr Deutschland alsgrößten Markt für Unternehmenskredite abgelöst, Italienals Nummer Drei liegt nur noch knapp dahinter.

Im letzten Jahr hat der kräftige Wirtschaftsaufschwungauch Deutschland erreicht. Die IFD geht davon aus, dassder konjunkturelle Rückenwind erst mit einiger Zeitver-zögerung auf allen Märkten seine volle Wirkung entfaltenwird. Für 2007 sind die Aussichten für den Finanz-standort Deutschland daher positiv.

Bei Kapitalmarktprodukten hat Großbritannien seineherausragende Stellung 2006 weiter ausgebaut. DieBedeutung Londons als Finanzzentrum geht jedoch weitüber die relative Größe der britischen Wirtschaft hinaus.Londons Vorsprung gegenüber den übrigen Finanz-zentren in Europa resultiert aus seiner Funktion alsDrehscheibe des internationalen Finanzmarktgeschäfts.Um langfristig und dauerhaft die Stellung des Finanz-standorts Deutschland auszubauen, muss daher der kon-junkturelle Rückenwind für weitere Reformen genutztwerden.

Bankkredite an inländische nicht-finanzielle Unternehmen(ohne Wertpapierbestände der Banken), 2006

Mio. EUR y/y in % % BIP

Spanien 749212 31.8 76.7

Deutschland 740462 1.8 32.1

Italien 719750 12.4 48.8

Frankreich 629857 8.7 35.4

Großbritannien 610032 18.4 32.3

Niederlande 248882 6.8 47.1

Schweden 148339 11.8 48.4

Irland 128420 37.3 73.9

Österreich 118429 5 46.2

Dänemark 115818 16.6 52.8

Portugal 91961 6.1 59.2

Belgien 85331 4.9 27.3

Griechenland 73758 6.8 37.9

Finnland 44320 8.6 26.4

Quelle: EZB, Nationale Zentralbanken

Bankkredite an inländische private Haushalte, 2006

Mio. EUR y/y in % % BIP

Deutschland 1434784 0.0 62.2

Großbritannien 1393747 5.5 73.8

Frankreich 787884 11.4 44.2

Spanien 744539 20.4 76.3

Niederlande 432602 4.6 81.9

Italien 430670 9.8 29.2

Dänemark 253911 12.2 115.7

Schweden 195871 16.5 63.9

Irland 137269 17.2 79.0

Belgien 125634 10.5 40.1

Portugal 114989 15.2 74.0

Österreich 110278 3.9 43.0

Griechenland 79942 22.2 41.0

Finnland 77928 12.9 46.4

Quelle: EZB, Nationale Zentralbanken

Anhang: Finanzmarktdaten

Unternehmensanleihen, 2006

Mio. EUR y/y in % % BIP

Großbritannien 504305 0.1 26.7

Frankreich 258138 0.9 14.5

Deutschland 100128 5.5 4.3

Italien 47133 8.3 3.2

Belgien 35392 6.3 11.3

Niederlande 34401 1.1 6.5

Portugal 26671 14.5 17.2

Österreich 21472 14.1 8.4

Finnland 16411 11.0 9.8

Spanien 11662 9.9 1.2

Griechenland 9911 70.7 5.1

Quelle: EZB, Nationale Zentralbanken

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Aktienmarktkapitalisierung börsennotierter Unternehmen, 2006

Mio. EUR y/y in % % BIP

Großbritannien 2843520 8.8 150.5

Euronext-Länder 2812261 22.5 101.2

Deutschland 1241963 20.0 53.8

Spanien 1003299 23.3 102.8

OMX-Länder 851715 25.2 122.7

Italien 778501 15.1 52.8

Griechenland 157941 28.4 81.1

Österreich 146197 36.6 57.0

Irland 123824 71.2

Quelle: WFE (World Federation of Exchanges)

Verbriefungen (Emissionen), 2006

Mio. EUR y/y in % % BIP

Großbritannien 192200 52.1 10.2

Spanien 44000 8.6 4.5

Deutschland 37700 143.2 1.6

Italien 30200 -7.6 2.0

Niederlande 28600 -27.0 5.4

Irland 10600 2020.0 6.1

Frankreich 7700 2.7 0.4

Portugal 5800 -23.7 3.7

Griechenland 3600 56.5 1.8

Belgien 2300 360.0 0.7

Österreich 600 -14.3 0.2

Schweden 200 -33.3 0.1

Quelle: ESF (European Securitisation Forum)

22

Investitionen der nationalen Private Equity-Gesellschaften, 2005

Mio. EUR y/y in % % BIP

Großbritannien 23832 24.9 1.3

Frankreich 7294 39.5 0.4

Schweden 3001 85.0 1.1

Deutschland 2695 -28.4 0.1

Spanien 2662 35.3 0.3

Niederlande 2336 40.8 0.5

Italien 2186 47.7 0.2

Dänemark 1057 167.6 0.5

Portugal 243 50.9 0.2

Finnland 230 3.1 0.1

Belgien 193 -35.2 0.1

Österreich 143 1.4 0.1

Irland 107 75.4 0.1

Griechenland 8 60.0 0.0

Quelle: BVK (Bundesverband deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften)

Bankeinlagen inländischer Unternehmen und privater Haushalte, 2006

Mio. EUR y/y in % % BIP

Deutschland 2420695 4.9 104.9

Großbritannien 1439198 13.8 111.7

Frankreich 1288780 5.2 72.4

Spanien 1212947 24.3 124.3

Italien 855760 8.3 58.0

Niederlande 656613 11.6 124.3

Belgien 385586 7.6 123.2

Österreich 237846 5.8 92.8

Irland 198655 19.0 114.3

Griechenland 177791 9.6 91.3

Portugal 161245 7.1 103.8

Schweden 157869 17.1 51.5

Dänemark 133084 9.9 60.6

Finnland 83345 5.4 49.6

Quelle: EZB, Nationale Zentralbanken

Ansprüche gegenüber Versicherungen/Pensionsfonds, 2005

Mio. EUR y/y in % % BIP

Großbritannien 2744300 13.5 153.1

Deutschland 1103500 4.9 49.2

Frankreich 1088100 11.5 63.6

Niederlande 855800 14.8 169.2

Italien 576500 10.6 40.5

Spanien 227300 9.5 25.1

Dänemark 216200 15.1 103.8

Belgien 175000 17.6 58.6

Schweden 144600 6.2 50.3

Irland 118000 20.9 73.2

Österreich 74900 10.1 30.6

Portugal 58300 20.5 39.1

Finnland 39000 10.2 24.8

Griechenland 8000 12.7 4.4

Quelle: Nationale Statistiken

Prämien Krankenversicherungen, 2005

Mio. EUR y/y in % % BIP

Deutschland 27311 3.4 1.2

Frankreich 6803 9.7 0.4

Großbritannien 5442 4.5 0.3

Spanien 4483 9.4 0.5

Italien 1717 8.8 0.1

Österreich 1399 4.0 0.6

Irland 1153 8.6 0.7

Belgien 856 10.7 0.3

Portugal 373 7.8 0.3

Griechenland 11 -1.5 0.0

Quelle: Münchener Rück

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Kapitel 2 Internationaler Vergleich

Finanzstandort Deutschland

23INITIATIVE FINANZSTANDORT DEUTSCHLAND

Bericht Nr. 3 - 2007

Aktien und sonstige Beteiligungen im Besitz privater Haushalte(Direktanlage), 2005

Mio. EUR y/y in % % BIP

Italien 803800 18.9 56.5

Frankreich 572600 22.7 33.5

Deutschland 507700 13.6 22.7

Spanien 436300 14.3 48.2

Großbritannien 406100 12.3 22.7

Schweden 153800 22.5 53.5

Belgien 126900 5.8 42.5

Niederlande 76100 18.7 15.1

Portugal 69200 7.1 46.4

Griechenland 68400 41.0 37.8

Finnland 62100 11.5 39.5

Dänemark 56200 42.6 27.0

Irland 31600 11.3 19.6

Österreich 25900 15.6 10.6

Quelle: Nationale Statistiken

Investmentfonds (einschließlich Spezialfonds und anderen Non-UCITS-Fonds), 2006

Mio. EUR y/y in % % BIP

Frankreich 1494400 17.6 83.9

Deutschland 1017699 5.2 44.1

Großbritannien 776650 20.5 41.1

Italien 383435 -7.3 26.0

Spanien 287793 4.6 29.5

Österreich 168876 7.8 65.9

Schweden 140835 25.1 45.9

Belgien 127920 10.0 40.9

Dänemark 122565 15.2 55.9

Niederlande 101793 6.3 19.3

Finnland 61932 38.6 36.9

Portugal 38895 6.7 25.0

Griechenland 24822 -12.3 12.7

Quelle: EFAMA (European Fund and Asset Management Association)

Hedgefonds, 2005

Mio. EUR % BIP

Großbritannien 196553 11.0

Frankreich 12932 0.8

Schweden 7834 2.7

Spanien 4421 0.5

Niederlande 3504 0.7

Deutschland 1037 0.0

Irland 1017 0.6

Finnland 853 0.5

Österreich 636 0.3

Quelle: European Commission

Prämien Lebensversicherungen, 2005

Mio. EUR y/y in % % BIP

Großbritannien 150629 1.2 8.4

Frankreich 120090 10.6 7.0

Italien 73592 8.8 5.2

Deutschland 72597 3.7 3.2

Niederlande 25000 2.0 4.9

Belgien 24964 19.0 8.4

Spanien 20522 7.7 2.3

Schweden 15059 18.1 5.2

Finnland 11256 8.4 7.2

Dänemark 10736 6.5 5.2

Portugal 9136 28.3 6.1

Irland 9000 8.1 5.6

Österreich 7124 9.4 2.9

Griechenland 1935 8.3 1.1

Quelle: GDV

Prämien Schaden-/Unfallversicherungen, 2005Anm: Dänemark, Finnland, Niederlande und Schweden einschl.Beiträgen zur Krankenversicherung

Mio. EUR y/y in % % BIP

Großbritannien 80054 5.6 4.5

Deutschland 55250 -0.4 2.5

Frankreich 48300 3.6 2.8

Italien 34592 2.2 2.4

Spanien 23763 6.8 2.6

Niederlande 23677 0.3 4.7

Belgien 8007 3.3 2.7

Österreich 6773 4.8 2.8

Schweden 5917 5.4 2.1

Dänemark 5336 0.7 2.6

Portugal 3922 1.4 2.7

Irland 3841 -4.0 2.4

Finnland 3045 8.1 2.0

Griechenland 1983 4.9 1.1

Quelle: Münchener Rück

Prämien Rückversicherung, 2005

Mio. EUR y/y in % % BIP

Deutschland 35673 -3.9 1.6

Großbritannien 8929 9.7 0.5

Frankreich 4842 25.9 0.3

Irland 3084 48.2 1.9

Österreich 1306 9.9 0.5

Spanien 1102 20.7 0.1

Schweden 519 9.0 0.2

Italien 447 -10.0 0.0

Belgien 220 -11.7 0.1

Niederlande 183 -2.7 0.0

Dänemark 134 -20.4 0.1

Quelle: Standard & Poor‘s, BaFin

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24

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Kapitel 3 Status quo des Finanzstandorts Deutschland

25INITIATIVE FINANZSTANDORT DEUTSCHLAND

Bericht Nr. 3 - 2007

Kapitel 3:

Status quo des

Finanzstandorts Deutschland

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3.1.1 Versicherer

Erstversicherer: Große Veränderungen

Deutschland ist nach den USA, Japan, Großbritannienund Frankreich mit Prämieneinnahmen von 162 Mrd.EUR (2006) weltweit der fünftgrößte Versicherungsmarkt.

Große Veränderungen und ein zugleich nur mäßigesWachstum der Beitragseinnahmen kennzeichnen dabeiallerdings die gegenwärtige Lage der Erstversicherer inDeutschland. So ist das Beitragsaufkommen der Versi-cherungswirtschaft insgesamt 2006 gegenüber dem Vorjahrnur um 2,3% (mit Pensionskassen und Pensionsfonds)gewachsen. Erstmals seit vielen Jahren bleibt die Bei-tragsentwicklung damit hinter der Wachstumsrate derGesamtwirtschaft zurück.

Mit einem Anlagevolumen von 1,2 Bill. EUR erfüllt diedeutsche Versicherungswirtschaft ihre Aufgabe als Kapital-sammelstelle für den Risikoschutz sowie die Alters- undHinterbliebenenvorsorge.1

Am deutschen Erstversicherungsmarkt waren Anfang2006 405 Versicherungsunternehmen sowie 202 Pensions-und Sterbekassen zugelassen. Damit war erneut ein leichterRückgang bei der Anzahl der Unternehmen zu verzeich-nen. Durch Fusionen und Übernahmen ist derVersicherungsmarkt verstärkt in Bewegung geraten. Iminternationalen Vergleich liegt der Konzentrationsgrad desdeutschen Versicherungsmarktes in etwa im Mittelfeld.

Veränderungen im wettbewerblichen Umfeld spiegelnsich auch im Streben der deutschen Versicherer nachweiteren Prozessoptimierungen und der Erhöhung derEffektivität des Vertriebs wider. Ziele der IT-Investi-tionen von 4 Mrd. EUR in 2006 waren laut einerUmfrage Kostenoptimierung/-reduzierung (34%), aberauch neue Märkte/Wachstum (22%). 24% der Investi-tionen erfolgen dabei im Bereich Marketing und Vertrieb.

1Vgl. hierzu auch das Sonderkapital 4.3 zu Aktienmarkt undEigenvorsorgekultur.

26

Führender RückversicherungsstandortVerdiente Beiträge der Rückversicherungsunternehmen inDeutschland, in Mrd. EUR

1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005

40

50

30

20

10

0

Quelle: BaFin

Mrd. EUR

Leichter Rückgang der Zahl der AnbieterAnzahl der Versicherungsunternehmen

1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005

400

500

Anzahl

300

200

100

0

Quelle: BaFin

Krankenvers. Lebensvers.Schaden-/Unfallversicherungen

Nachhaltiges Wachstum bei den KapitalanlagenKapitalanlagen der Versicherungswirtschaft, in Mrd. EUR

1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006

800

1.000

1.200

Mrd. EUR

600

400

200

Quelle: BaFin

0

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Kapitel 3.1 Akteure

27

Weitere wichtige Veränderungen betreffen die Vertriebs-wege. In aktuellen Studien finden sich Hinweise für einePluralisierung der Vertriebswege mit einer Stärkung derunabhängigen Vermittler. Eine aktuelle Studie des Gesamt-verbands der Deutschen Versicherungswirtschaft zu denVertriebswegen der Lebensversicherung unterstreicht dieVorrangstellung der selbständigen Vermittler (47,7%).Selbständige Vermittler, die nur für ein Unternehmen tätigwerden, vermittelten rund 40% des Beitragsaufkommens.Zusammen mit dem unselbständigen (angestellten) Außen-dienst entfallen etwa 46% des Neugeschäfts auf „Einfir-menvermittler“. Mit je rund 20% haben die Versiche-rungsmakler und die Kreditinstitute einen etwa gleichenAnteil am Vertrieb. Als Arbeitgeber bietet die deutscheVersicherungswirtschaft allein im Innendienst und imangestellten Außendienst rund einer Viertel Million Be-schäftigten Arbeit. Der begrenzte Beschäftigungsabbauder letzten Jahre ist dabei ebenfalls im Kontext struktu-reller Veränderungen in der Branche zu sehen.

Rückversicherer: Weltweit führend

Deutschland behauptet seinen Platz als global führenderRückversicherungsstandort: Von den weltweit fünf größtenRückversicherungsgruppen haben zwei ihren Hauptsitzin Deutschland, die übrigen sind mit bedeutendenTochtergesellschaften vertreten. Insgesamt waren 200546 Rückversicherungsunternehmen in Deutschlandaktiv, diese erwirtschafteten im Jahr 2005 ein Prämien-volumen von rund 36 Mrd. EUR, knapp ein Viertel desWeltmarkts.

Als Risikoträger und Kapitalsammelstelle kommt dendeutschen Erst- und Rückversicherern auch in derinternationalen Perspektive eine große Bedeutung zu.

INITIATIVE FINANZSTANDORT DEUTSCHLAND

Bericht Nr. 3 - 2007

Kein fragmentierter VersicherungsmarktMarktanteil der 10 größten Versicherungsgruppen, in %, 2005

Deutschland Frankreich Großbritannien Spanien USA

60

80

Prozent

40

50

70

30

20

10

0

Quelle: CEA

Leben Nicht-Leben

Vertriebsstrukturen im WandelVermitteltes Beitragsaufkommen im Neugeschäft Leben, in %, 2005

Quelle: GDV

4,1%

Direktvertrieb

20,9%

Makler

5,9%

Angestellter Außendienst

47,7%

Selbständige

Versicherungsvermittler

19,0%

Kreditinstitute

2,4%

Sonstige

Versicherungswirtschaft wichtiger ArbeitgeberEntwicklung der Beschäftigten, in Tsd.

1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005

200

250

Tsd. Personen

150

100

50

0

Quelle: agv

Andere Außendienstangest. Innendienstangest.

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3.1.2 Banken

Kernbranche der deutschen Volkswirtschaft

Die Kreditwirtschaft behält ihren Platz unter den bedeu-tendsten Zweigen der deutschen Wirtschaft. Sie bestreitet3,5% der gesamten Bruttowertschöpfung. Nach der Bau-wirtschaft und der Autoindustrie liegen die Kreditinstitutedamit in ihrer Bedeutung noch vor der Maschinenbau-und der Elektroindustrie. Als Arbeitgeber spielen dieKreditinstitute eine wichtige Rolle in der deutschenVolkswirtschaft. Mit über 680.000 Personen beschäftigtdie Kreditwirtschaft fast 2% aller Erwerbstätigen.

Im europäischen Vergleich hat die deutsche Kredit-wirtschaft eine herausragende Stellung. Der deutscheBankensektor ist, gemessen am Umfang der Einlagen vonund der Kredite an Nichtbanken, der größte in Europa.Insgesamt stehen bei den deutschen KreditinstitutenAusleihungen an Kunden in Höhe von 3 Bill. EUR bzw.Kundeneinlagen von 2,6 Bill. EUR in den Büchern. DieBilanzsumme der Kreditinstitute Deutschlands mit 6,8Bill. EUR wird in Europa nur von derjenigen Groß-britanniens – mit seinem internationalen FinanzzentrumLondon – übertroffen (8,3 Bill. EUR, alle Zahlen 2005).

Die deutschen Banken spielen auch bei einer wachsen-den Bedeutung des Kapitalmarkts die zentrale Rolle imdeutschen Finanzsektor. Die Bilanzsumme der Kredit-institute erreicht 304% des Bruttoinlandsprodukts.

Andere Ländern haben in dieser Hinsicht allerdings auf-geholt. Deren Bankbilanzen expandierten im Zuge einesteilweise starken Wirtschaftswachstums und vielfachboomender Immobilienmärkte in den vergangenenJahren kräftig. Die Entwicklung in Deutschland verliefdagegen deutlich verhaltener.

Kreditwirtschaft einer der größten WirtschaftszweigeAnteile an der Bruttowertschöpfung, in %, 2004

0 1 2 3 4 5

Quelle: Statistsiches Bundesamt. Angaben in Prozent

Bau 4,1

Fahrzeugbau 3,7

Kreditwirtschaft 3,5

Maschinenbau 3,4

Elektro 3,4

Metall 2,9

Chemie 2,3

Energie, Wasser 2,0

Hohe Bedeutung der deutschen KreditwirtschaftBilanzsumme, in % des BIP, 2005

0 50 100 150 200 250 300 350 400 450 500

Quelle: EZB. Angaben in Prozent

Großbritannien 470

Deutschland 304

Frankreich 298

Spanien 230

Italien 177

Polen 62

EU-25 304

Starkes KreditgeschäftBestand der Bankkredite an Nichtbanken, in % des BIP, 2005

0 20 40 60 80 100 120 140 160

Quelle: EZB. Angaben in Prozent

Großbritannien 156

Deutschland 135

Spanien 141

Frankreich 99

Italien 90

Polen 32

EU-25 126

28

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Kapitel 3.1 Akteure

29

Die Bilanzsumme der Institute im Inland beschreibt nureinen Teil des gesamten Geschäfts. Die deutsche Wirt-schaft ist eng in die internationale Arbeitsteilung einge-bunden. An diesem Prozess haben die deutschen Bankenaktiv mitgewirkt. Sie begleiten ihre Kunden ins Auslandund nutzen die Chancen des internationalen Geschäfts.Die über 350 Auslandsniederlassungen der deutschenBanken halten Aktiva im Wert von 2,5 Bill. EUR.

Gleichzeitig ist der deutsche Markt offen für Wett-bewerber aus anderen Ländern. Filialen und Tochter-unternehmen ausländischer Banken haben gemessen ander Bilanzsumme in Deutschland inzwischen einenMarktanteil von über 11%.

Fortlaufende Strukturanpassung

Als offener und moderner Wirtschaftszweig stellt sich diedeutsche Kreditwirtschaft dem Wettbewerb und demStrukturwandel. Seit 1990 hat sich die Anzahl derKreditinstitute mehr als halbiert. Anfang 2007 waren inDeutschland noch 2.300 Kreditinstitute tätig. Diese Kon-solidierung erfolgte ganz überwiegend durch Zusammen-schlüsse. Als Folge des Rückgangs der Institutszahl undder Ausweitung der Geschäftsaktivitäten stieg die durch-schnittliche Bilanzsumme der Institute in diesem Zeit-raum kräftig von 0,6 auf zuletzt 3,5 Mrd. EUR.

Dennoch bleibt die kreditwirtschaftliche Versorgung hoch.Unter den europäischen Flächenländern ist in Deutsch-land mit 25 Kreditinstituten bezogen auf eine Mio. Ein-wohner die Bankdichte am höchsten.

Die Zahl der Geschäftsstellen in Deutschland hat sich inden vergangenen Jahren rückläufig entwickelt. Hierfürwar zum einen die Restrukturierung im Bankensektorverantwortlich, zum anderen aber auch die Nutzungneuer Vertriebswege, wie etwa des Telefon- und Internet-Banking. Ende 2006 konnten die Bundesbürger bei über40.000 Zweigstellen Dienstleitungen nachfragen. Damitbleibt in Deutschland eine hohe flächendeckende Präsenzder Kreditwirtschaft gewährleistet.

Die Kreditwirtschaft ist eine der größten Branchen inDeutschland, der deutsche Bankensektor ist der größtein Europa. Der Bankensektor zeichnet sich durchOffenheit und internationale Verflochtenheit aus. DerTrend zu einer wachsenden Durchschnittsgröße derInstitute und zu einem gestrafften Geschäftsstellen-netz setzt sich fort.

Einlagengeschäft über dem DurchschnittEinlagen von Nichtbanken, in % des BIP, 2005

0 20 40 60 80 100 120 140 160

Quelle: EZB. Angaben in Prozent

Großbritannien 138

Deutschland 115

Spanien 118

Frankreich 80

Italien 60

Polen 43

EU-25 104

Konsolidierung setzt sich fortAnzahl der Kreditinstitute in Deutschland

‘90 ‘91 ‘92 ‘93 ‘94 ‘95 ‘96 ‘97 ‘98 ‘99 ‘00 ‘01 ‘02 ‘03 ‘04 ‘05 ‘06

4.000

5.000

Anzahl

3.000

2.000

1.000

3.500

4.500

2.500

1.500

500

0

Quelle: Deutsche Bundesbank

Dichte VersorgungZahl der Kreditinstitute pro 1 Mio. Einwohner, Anfang 2007

0 5 10 15 20 25 30

Quelle: EZB, Eurostat. Angaben in Prozent

Deutschland 25

Italien 14

Polen 19

Frankreich 13

Spanien 8

Großbritannien 7

EU-27 17

INITIATIVE FINANZSTANDORT DEUTSCHLAND

Bericht Nr. 3 - 2007

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3.1.3 Asset Manager

Investmentfonds

Der Markt für Investmentfonds ist in Deutschland aufwenige große Asset Manager aufgeteilt. Ende 2006 verei-nigten allein die vier größten Fondsgesellschaften rund72% des Marktvolumens auf sich.

Diese Daten des Bundesverbands Investment und AssetManagement e.V. (BVI) beziehen sich auf die Publikums-fonds deutscher Gesellschaften. Eine konsolidierte Daten-basis mit dem Fondsvolumen ausländischer Anbieter aufdem deutschen Markt steht nicht zur Verfügung. NachSchätzungen des ifa Privates Institut für FondsanalyseAG machen die Assets under Management ausländischerGesellschaften weniger als ein Sechstel des Volumens derdeutschen Gesellschaften auf dem heimischen Markt aus.

Ein Spezifikum des deutschen Investmentfondsmarktssind die Spezialfonds für institutionelle Kunden. Siespielen nur hierzulande eine Rolle und machen über dieHälfte des gesamten Fondsvolumens aus. Dabei sindVersicherungsunternehmen mit etwa 250 Mrd. EUR diegrößten institutionellen Investoren im Bereich Spezial-fonds. Dagegen ist nur jeder vierte Bundesbürger direktin Publikumsfonds investiert.

Hohe KonzentrationMarktanteile Publikumsfonds in Deutschland, in %, Ende 2006

Quelle: BVI, DekaBank.

21%

DWS

15%

AGI

28%

Übrige

19%

Deka

17%

Union

Besonderheit SpezialfondsEntwicklung Fondsvermögen in Deutschland, in Mrd. EUR

‘94 ‘95 ‘96‘93 ‘97 ‘98 ‘99 ‘00 ‘01 ‘02 ‘03 ‘04 ‘05 ‘06

Mrd. EUR

600

700

500

400

100

200

300

0

Quelle: BVI, EFAMA, DekaBank

Spezialfonds

Publikumsfonds

30

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Kapitel 3.1 Akteure

31

Immobilienfonds

Insgesamt waren in den 39 vom BVI erfassten Grund-stücksfondsgesellschaften am 31.12.2006 knapp 76 Mrd.EUR investiert. Verglichen mit dem Fondsvolumen voreinem Jahr (85 Mrd. EUR) bedeutet dies eine Abnahmeum 11,3%. Damit liegen die Immobilienfonds im Hin-blick auf das Fondsvermögen hinter den Aktien-,Renten- und Geldmarktfonds (191 Mrd. EUR, 147 Mrd.EUR bzw. 77 Mrd. EUR), jedoch vor den GemischtenFonds (46 Mrd. EUR).

Die Offenen Immobilienfonds setzten im Jahr 2006 ins-gesamt 459 Immobilien im In- und Ausland um. Hier-bei entfielen 102 Transaktionen auf Neuerwerbungen,357 Objekte wurden veräußert.

Die Kauf- und Verkaufsaktivitäten spiegeln die interna-tionale Anlagestrategie der Fonds wider. Eine vermehrteInvestition in den mittel- und osteuropäischen Ländern,wie 2005, ließ sich nicht feststellen. Als Zielregionen undgeographischer Investitionsschwerpunkt kristallisiertensich wieder westeuropäische Standorte heraus. In Deutsch-land wurden 275 Verkäufe und 23 Käufe getätigt.Gründe hierfür liegen in den teilweise starken Mittel-abflüssen und der Veränderung des Anlageschwerpunkts.Die starken Verkaufsaktivitäten in Deutschland zeigenjedoch auch, dass die Fonds die positive Preisentwicklungauf dem deutschen Immobilienmarkt nutzen und Wert-zuwächse realisieren.

Im Unterschied zum Vorjahr ist eine Konzentration derInvestitionen auf Bürozentren feststellbar: 65% (Vorjahr:41%) der von Offenen Immobilienfonds 2006 zugekauftenObjekte liegen in den Bürozentren, nur 35% (59%) inStädten mittlerer Größe.

Entwicklung des FondsvermögensFondsvermögen offener Immobilienfonds, in Mrd. EUR

1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006

80

100

60

40

20

0

Quelle: BVI

Mrd. EUR

Geographische DiversifikationZu- und Verkäufe offener Immobilienfonds

Westeuropa Osteuropa USA Übrige

40

60

Anzahl

20

-40

-20

-80

-60

Quelle: DEGI Research

0

Deutschland

Verkäufe

Käufe

INITIATIVE FINANZSTANDORT DEUTSCHLAND

Bericht Nr. 3 - 2007

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Wachstum IZahl der Hedge Fonds in Deutschland

2004 2005 2006

40

50

Anzahl

30

20

10

0

Quelle: BAI

Dach Hedgefonds

Single Hedgefonds

Wachstum IIVon Hedge Fonds verwaltete Vermögen in Deutschland, in Mrd. EUR

2003 2004 2005 2006

20

25

Mrd. EUR

15

10

5

0

Quelle: BAI

StrukturierteHedgefonds-Produkte

Direktanlage

32

Hedge Fonds

Ende 2006 waren in Deutschland insgesamt 51 HedgeFonds registriert, davon 24 Single Hedge Fonds. Damitist seit der Zulassung von Hedge Fonds in Deutschlandim Jahr 2004 die Zahl der registrierten Hedge Fonds stetiggestiegen.

Das von allen Hedge Fonds verwaltete Vermögen beliefsich auf 2,5 Mrd. EUR. Zum Vergleich: Weltweit wirddie Zahl der Hedge Fonds auf ca. 10.000, das Volumender Assets under Management auf über 1110 Mrd. EURgeschätzt. Für europäische Hedge Fonds (definiert alssolche Fonds, bei denen entweder der Fonds selbst oderder Fonds-Manager in Europa ansässig ist) gehen Schätzun-gen von einem Anlagevermögen von 250 Mrd. EUR aus.

Wichtiger als die direkte blieb in Deutschland weiterhindie indirekte Anlage in Hedge Fonds, u.a. durch dieNutzung von Vehikeln wie Zertifikaten. Nach Angabendes Bundesverbands Alternative Investments (BAI) beliefsich die indirekte Anlage in Hedge Fonds per Ende 2006auf 19 Mrd. EUR.

Auch in Deutschland spiegeln sich einige der im globalenHedge Fonds-Markt erkennbaren Entwicklungen wider.So steigt weltweit der Anteil der institutionellen Inves-toren wie Versicherungen und Pensionsfonds; Schätzungenzufolge ist jedoch in Deutschland der Anteil von Retail-kunden und High-Net-Worth Individuals bzw. FamilyOffices noch immer höher als in anderen Ländern.

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Kapitel 3.1 Akteure

33

London callingEU Hedge Fonds-Industrie nach Standort der Hedge Fonds-Manager, in % des verwalteten Vermögens

Quelle: EU Kommission

78,5%

Großbritannien

Übrige 8,9%

Frankreich 5,2%

Schweiz 2,1%

Spanien 1,8%

Schweden 3,1%

Deutschland 0,4%

INITIATIVE FINANZSTANDORT DEUTSCHLAND

Bericht Nr. 3 - 2007

Regulierungsumfeld liberal

Deutschland besitzt ein im internationalen Vergleich ver-gleichsweise liberales Regime für die Zulassung, den Ver-trieb und die Anlagepolitik von Hedge Fonds. Auf derBasis einer Registrierung bei der BaFin können sowohlin- als auch ausländische Dach-Hedge Fonds öffentlichin Deutschland vertrieben werden. Über den Weg derPrivatplazierung können Anleger darüber hinaus in deut-sche Single-Hedge Fonds und nicht-registrierte ausländi-sche Single- und Dach-Hedge Fonds investieren. Deutsch-land hat Retailanlegern also früher den Zugang zuHedge Fonds eröffnet als beispielsweise Großbritannien,wo eine entsprechende Regulierung erst gegenwärtig dis-kutiert wird.

Dennoch ist Deutschland als Standport für Hedge Fondsim europäischen Vergleich abgeschlagen. Nach Schät-zungen der EU-Kommission ist das Management vonüber drei Viertel der EU Hedge Fonds in Großbritannienangesiedelt. Für die Administration von EU Hedge Fondshaben sich Irland und Luxemburg als Kompetenzzentrenetabliert.

Perspektiven weiterhin günstig

Die Perspektive für die Entwicklung der Hedge Fonds-Branche in Deutschland ist dennoch weiterhin positiv.Zwar blieb das Marktwachstum – wie auch anderorts –hinter allzu optimistischen Erwartungen zurück; dazudürfte die zuletzt schwächere Performance von HedgeFonds relativ zu anderen Assetklassen beigetragen haben.Gleichzeitig bieten immer mehr andere Anbieter – wiez.B. Investmentfonds-Gesellschaften – Anlagevehikel an,die Hedge Fonds ähneln. Gleichwohl werden Hedge Fondsals alternative Anlageform mit geringer Korrelation zuanderen Assets auch zukünftig eine interessante Ergän-zung des Anlagespektrums sein.

Anzahl und Volumen von in Deutschland registriertenHedge Fonds haben sich auch im vergangenen Jahrweiter positiv entwickelt. Die Aussichten sind nach wievor vielversprechend.

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34

3.2.1 Versicherungsmärkte

3.2.1.1 Lebensversicherung, Pensionskassen und Pensionsfonds

Kapitalgedeckte Altersvorsorge weiter auf

Wachstumskurs

Für die Lebensversicherer war 2006 ein erfolgreiches Ge-schäftsjahr. Im Neugeschäft konnte die Wachstumsdelle,die 2005 aus dem Inkrafttreten des Alterseinkünftege-setzes resultierte, überwunden werden. Zunehmend wirddas Wachstum dabei von den Rentenpolicen getragen.Jede zweite abgeschlossene Police ist mittlerweile eineRentenpolice.

Trend zur Rentenversicherung

Insgesamt wurden im Bereich der Lebensversicherung(Lebensversicherung i.e.S., Pensionskassen und Pensions-fonds) 2006 rund 8,5 Mio. Verträge über eine Ver-sicherungssumme von 259 Mrd. Euro abgeschlossen.Bei rund 95% dieser Verträge handelt es sich um Lebens-versicherungsverträge i.e.S. Bei den Neuzugängen zur Le-bensversicherung i.e.S. setzte sich – auch durch steuerlicheVeränderungen begründet – der Trend zur Einmalzahlungfort (+27%), während das Neugeschäft/laufender Beitragfür ein Jahr nur um 15% gewachsen ist.

Der Trend zur eigenverantwortlichen Altersvorsorgespiegelt sich in der Struktur des Neuzugangs zu denVersicherungsarten des Lebensversicherungsgeschäftseindrucksvoll wider. Die klassischen Kapitallebensver-sicherungen haben mittlerweile nur noch einen Anteilvon 20% an den Neuzugängen, während die Rentenver-sicherungen über 48% der Neuzugänge ausmachen.

Stabile Entwicklung bei den vereinbarten VersicherungssummenNeuzugang zur Lebensversicherung i.e.S. (ohne Einmalbeiträge), in Mrd. EUR

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006

300

350

Mrd. EUR

200

250

150

100

50

0

Quelle: GDV

Neuzugang insgesamt Neuzugang durch

Erhöhung der Versicherungssumme

Wachsendes Gewicht der EinmalbeiträgeNeugeschäft der Lebensversicherung i.e.S. nach Art der Beitragszahlung,in Mrd. EUR

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006

12.000

Mrd. EUR

8.000

10.000

6.000

4.000

2.000

0

Quelle: GDV

Laufender Beitrag Einmalzahlung

Deutliche Verschiebung zur RentenversicherungAnteile im Neuzugang der kapitalbildenden Lebensversicherung i.e.S.,in %

‘90 ‘95 ‘96 ‘97 ‘98 ‘99 ‘00 ‘01 ‘02 ‘03 ‘04 ‘05 ‘06

80

Prozent

40

60

100

20

0

Quelle: GDV

Kapitallebensversicherung

Rentenversicherung

Fondsgebundene Lebensversicherung

Fondsgebundene Rentenversicherung

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Kapitel 3.2 Entwicklung der Finanzmärkte in Deutschland

35INITIATIVE FINANZSTANDORT DEUTSCHLAND

Bericht Nr. 3 - 2007

Teil dieses Strukturwandels ist auch die hervorragendeEntwicklung im Bereich der Riester-Rente. Insgesamtwurden seit dem Inkrafttreten der Riester-Reform Anfang2002 bis Ende 2006 bei den Lebensversicherern in Deutsch-land gut 22 Mio. Verträge der privaten und betrieblichenAltersvorsorge mit lebenslangen Leistungen abgeschlossen;6,5 Mio. entfielen auf die Riester-Rente. Von den im Jahr2006 abgeschlossenen 4,3 Mio. Renten-Verträgen sind fastdie Hälfte Riester-Verträge.

Beitragseinnahmen

Die gebuchten Bruttobeitragseinnahmen der Lebensver-sicherung einschließlich der Pensionskassen und Pensions-fonds der Versicherungswirtschaft stiegen 2006 um 4,1%auf 78,3 Mrd. EUR. Hierbei entfielen auf die Lebens-versicherung i.e.S. 74,7 Mrd. EUR, die damit einenZuwachs von 2,9% gegenüber 2005 verbuchen konnte.Nach dem starken Anstieg der Beitragseinnahmen 2005,die vor allem auf Überhangeffekte aus dem NeugeschäftEnde 2004 aufgrund der steuerlichen Veränderungenzurückzuführen waren, ist die Entwicklung damit wiederauf einen normalen Wachstumspfad eingeschwenkt.

Renaissance der Riester-RenteNeuzugang an Riester-Policen

2002 2003 2004 2005 2006

+ 278%

+ 80%

2.500.000

2.000.000

3.000.000

1.500.000

1.000.000

500.000

0

Quelle: GDV

Anzahl

Anhaltendes Wachstum der privaten RentenversicherungNeuzugänge bei den Rentenversicherungen, in Mio. Stück

1992/1993 1994/1995 1996/1997 1998/1999 2000/2001 2002/2003 2004/2005

8

7

Mio. Stück

4

3

6

5

10

9

2

1

0

Quelle: GDV

Pensionskassen/Pensionsfonds

Riester-Verträge

Sonstige Rentenversicherungsverträge

Schwankungen im Wachstum der Brutto-Beitragseinnahmen in derLebensversicherung i.e.S.Veränderungen zum Vorjahr, in %

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006

4

7

5

6

3

2

1

0

Quelle: GDV

Prozent

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Gründungsboom bei Pensionskassen und PensionsfondsAnzahl der Neugründungen

2002 2003 2004 2005

20

25

15

10

5

0

Quelle: BaFin

Anzahl Pensionskassen Pensionsfonds

Aufschwung bei den PensionskassenGebuchte Bruttobeiträge und Leistungen, in Mio. EUR

1970 1990 20001980 1997 2001 2002 2003 2004 2005

6.000

Mio. EUR

4.000

5.000

3.000

2.000

1.000

0

Quelle: BaFin

Beiträge Leistungen

Hohes Niveau der VersicherungsleistungenLeistungen der Lebensversicherung i.e.S., in Mrd. EUR

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006

80

100

Mrd. EUR

40

60

90

50

70

30

20

10

0

Quelle: GDV

Ausgezahlte

Leistungen

Zuwachs

der Leistungsverpflichtungen

36

Pensionskassen und Pensionsfonds

Ein hohes Gewicht kommt in der Lebensversicherung auchder betrieblichen Altersversorgung zu. In der betriebli-chen Altersversorgung kam es nach Verabschiedung desAltersvermögensgesetzes ab 2002 zu einer Belebung desMarkts. Ein Großteil der Neugründungen von Pensions-kassen und Pensionsfonds kam dabei aus der Versicherungs-wirtschaft. Im Bereich der Pensionskassen ist die Zahl derVersicherten rasant angestiegen. Der Markt hat sich hiergedreht. Wuchsen bis 2002 die Leistungen stärker als dieBeiträge, übersteigen seit 2003 die Beiträge wieder dieLeistungen. Aus einem Markt in Abwicklung wurde damitein Wachstumsträger des deutschen Finanzstandorts.

Versicherungsleistungen

Die Lebensversicherer einschließlich Pensionskassen undPensionsfonds erbrachten 2006 Leistungen in Höhe von66,7 Mrd. EUR. Knapp 70% dieser Leistungen entfielenauf Versicherungsfälle, der Rest auf ausgezahlte Über-schussguthaben (12%) und vorzeitige Leistungen (18%).2006 ist es zu einem Anstieg bei den vorzeitigenLeistungen um 6,2% gegenüber dem Vorjahr gekommen.Überschuldung, Arbeitslosigkeit, aber auch Scheidungensind die Hauptursachen für Rückkäufe. Um die sehrlangfristigen Leistungsversprechen in der Lebensversi-cherung zu erfüllen, sind hohe Anforderungen an dieSicherheit, Rendite und Liquidität der Kapitalanlagender Lebensversicherer zu stellen, die sich 2006 auf 667Mrd. EUR beliefen.

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Kapitel 3.2 Entwicklung der Finanzmärkte in Deutschland

37

Bedeutender Anleger am KapitalmarktAufteilung der Kapitalanlagen, in %, 2006

Quelle: GDV

23%

Anteile an Sondervermögen,

Investmentaktiengesellschaften,

Investmentgesellschaften

7%

Börsennotierte

Schuldverschreibungen

4%

Notierte und nichtnotierte

Aktien und Gesellschafts-

anteile

9%

Grundpfandlich

gesicherte Darlehen

23%

Pfandbriefe,

Kommunalobligationen u.a.

Schuldverschreibungen bei

Kreditinstitutionen

16%

Anlagen bei

Kreditinstituten

8%

Darlehen an EWR-Staaten

und Gebietskörperschaften

11%

Sonstige

Wachstum der Lebensversicherung im internationalen VergleichVeränderung der Brutto-Beitragseinnahmen in Landeswährung, in %zum Vorjahr

USA Japan Großbrit. Frankr. Deutschld. Italien Niederl.

8

16

Prozent

0

12

-4

4

-8

Quelle: GDV

2004 20052003

Deutsche Lebensversicherung mit großem WachstumspotentialVersicherungsdurchdringung Beiträge/BIP, in %, 2005

Großbrit. Japan Frankr. Niederl. Italien USA Deutschld. Spanien

8

10

6

4

2

0

Quelle: GDV

Prozent

INITIATIVE FINANZSTANDORT DEUTSCHLAND

Bericht Nr. 3 - 2007

Internationaler Vergleich

Betrachtet man die Versicherungsdurchdringung –Beiträge zur Lebensversicherung gemessen am Brutto-inlandsprodukt – oder die Versicherungsdichte – Höheder jährlichen Versicherungsprämien pro Einwohner –,liegt Deutschland im internationalen Vergleich nach wievor nur nahe dem Durchschnitt. Die höhere Versiche-rungsdurchdringung in anderen Ländern ist vor allemdurch die höhere Bedeutung zu erklären, die der Lebens-versicherung für die Altersvorsorge und im Rahmen derGeldvermögensbildung in diesen Ländern zukommt. Ingewisser Hinsicht verhalten sich Versicherungsdurch-dringung und -dichte in etwa spiegelbildlich zum Niveauder vorhandenen Sozialversicherungssysteme in den ein-zelnen Ländern.

Allerdings ist der Lebensversicherungsmarkt in Deutsch-land angestoßen durch die Riester-Rentenreform und dasAlterseinkünftegesetz derzeit einem tiefgreifenden Struk-turwandel unterworfen. Vergegenwärtigt man sich diepositive Entwicklung bei den Wachstumsraten in denBeiträgen zur Lebensversicherung, aber auch die Größeder deutschen Volkswirtschaft, so verfügt der Lebens-versicherungsmarkt vor dem Hintergrund der gewaltigenUmbrüche in der Rentenpolitik über ein erheblichesWachstumspotenzial, das noch lange nicht ausgeschöpftsein dürfte.

Das Wachstum der deutschen Lebensversicherungs-märkte setzte sich auch in 2006 fort und wird vorallem von der Nachfrage nach Rentenversicherungs-produkten getragen.

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Weiterhin wachsende BeiträgeGebuchte Bruttobeiträge, Veränderung zum Vorjahr, in %

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006

6

8

7

Prozent

4

5

3

2

1

0

Quelle: PKV

Wachstum bei den ZusatzversicherungenBestand der Versicherten, in Mio.

2001 2002 2003 2004 2005 2006

20

Mio. Versicherte

10

15

5

0

Quelle: PKV

Vollversicherung Zusatzversicherung

Umfassende Vorsorge für das AlterAlterungsrückstellungen, in Mrd. EUR

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006

120

Mrd. EUR

80

100

60

40

20

0

Quelle: PKV. 2006 geschätzt

38

3.2.1.2 Private Krankenversicherung

Trotz politischer Eingriffe eine starke Branche

Die private Krankenversicherung (PKV) versichert mit48 Unternehmen in Deutschland derzeit rund 8,5 Mio.Menschen in der Krankenvollversicherung. Nach derAnhebung der Versicherungspflichtgrenze im Jahr 2003in der gesetzlichen Krankenversicherung ist die Zahl derNeuversicherten in der Vollversicherung kontinuierlichgesunken. Im Bereich der Zusatzversicherungen ist dem-gegenüber ein deutlicher Anstieg der Versichertenzahlenzu beobachten. Der größte Teil der Zusatzversicherungenwurde für den Bereich der Zahntarife geschlossen.

Da die Krankheitsvollversicherung mit über 72% zu denBeitragseinnahmen beiträgt, schlagen sich Belastungendes Neugeschäfts auch in der Entwicklung der Beitrags-einnahmen insgesamt nieder. Nach starkem Wachstumin den Jahren bis 2004 hat sich die Beitragsentwicklungder privaten Krankenversicherung danach verlangsamt.In 2006 hat sich das Beitragsaufkommen insgesamt nurnoch um knapp 4% auf 28,4 Mrd. EUR erhöht.

Die private Krankenversicherung finanziert sich ausBeitragseinnahmen, Entnahmen aus Rückstellungen fürBeitragsrückerstattungen, aber auch aus den Erträgen derKapitalanlagen. Die Kapitalanlage hat hierbei vor allemdie wichtige Funktion, Beitragserhöhungen der Ver-sicherten aufgrund des im Alter steigenden Gesund-heitsrisikos durch die Bildung von Alterungsrückstel-lungen zu vermeiden.

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Kapitel 3.2 Entwicklung der Finanzmärkte in Deutschland

39

Bedeutender Anleger am KapitalmarktAufteilung der Kapitalanlagen, in %, 2005

Quelle: PKV

21%

Aktien, Investmentanteile

und andere nicht festsverzinsliche

Wertpapiere

5%

Inhaberschuldver-

schreibungen und

andere festverzinsliche

Wertpapiere

34%

Schuldscheinforderungen

und Darlehen

31%

Namenschuld-

verschreibungen

7%

Sonstige

2%

Hypotheken-, Grund-

schuld- und Renten-

schuldforderungen

Stetige Zunahme der Versicherungsleistungen Aufwendungen, in Mrd. EUR

2001 2002 2003 2004 2005

Mrd. EUR

20

15

30

25

35

10

5

0

Quelle: PKV

Versicherungsfälle

Beitragsrückerstattung

Zuführung zu den Alterungsrückstellungen

Dominanz der ambulanten Leistungsauszahlungen Anteile der Leistungsarten, in %, 2005

ambulanteLeistungen

stationäreLeistungen

Zahn-leistungen

Kranken-tagegeld

Kranken-haustage-

geld

Pflege-zusatz-

versicherung

sonstigeLeistungen

besondereVersiche-

rungsformen

40

50

30

20

10

35

45

25

15

5

0

Quelle: PKV

Prozent

INITIATIVE FINANZSTANDORT DEUTSCHLAND

Bericht Nr. 3 - 2007

Bis 2006 konnten die Unternehmen der privaten Kranken-versicherung für die private Kranken- und die privatePflegeversicherung Alterungsrückstellungen in Höhe voninsgesamt 113 Mrd. EUR bilden und am Kapitalmarktanlegen. Innerhalb der Struktur der Kapitalanlagen habendie Darlehen und Schuldscheinforderungen, die keinenKursschwankungen ausgesetzt sind, den größten Anteil.Nach den Namenschuldverschreibungen stehen dann dieInvestitionen in Investmentfonds und Aktien an dritterStelle der Kapitalanlagen, wobei der Aktienanteil abereher gering ist.

Die Gesamtaufwendungen – die Summe aller Verpflich-tungen gegenüber den Versicherten – stiegen in der pri-vaten Krankenversicherung 2005 auf 30,5 Mrd. EUR.Ein deutlicher Anteil innerhalb der Gesamtaufwendun-gen entfiel hierbei auf die Zuführung zu den Alterungs-rückstellungen, die um 10% gegenüber 2004 stiegen.

Die Versicherungsleistungen, die mit fast 60% den größtenAnteil an den Gesamtaufwendungen ausmachen, verteilensich auf veschiedene Leistungsarten, wobei die ambulantenund stationären Leistungen mit rund 75% aller Leistungs-auszahlungen an Versicherte dominieren. Insbesonderebei den ambulanten Leistungen kam es zu Kostensteige-rungen (+4,3%).

Die politischen Rahmenbedingungen verhindern eingrößeres Wachstum der privaten Krankenvollversiche-rung. Die Zuwachsraten bei den Zusatzversicherungenkönnen die Einbußen im Vollversicherungsgeschäftbislang bei weitem nicht ausgleichen.

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Zyklizität des WachstumsBrutto-Beiträge, Veränderung zum Vorjahr, in %

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006

4

Prozent

3

2

1

0

-1

Quelle: GDV

Große Bedeutung der Kraftfahrt-VersicherungBrutto-Beitragsanteile, in %, 2006

Quelle: GDV

3%

Kreditversicherung

39%

Kraftfahrt insgesamt

12%

Allgemeine Haftpflicht

26%

Sachversicherung

insgesamt

3%

Transport

6%

Rechtsschutz

11%

Allgemeine Unfallversicherung

Prämienrückgang in der KraftfahrtversicherungBeiträge und Leistungen, Veränderungen gegenüber dem Vorjahr, in %

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006

2

5

4

Prozent

3

1

-5

-4

-3

-2

-1

0

Quelle: GDV

LeistungenBeiträge

40

3.2.1.3 Schaden- und Unfallversicherung

Stabile Geschäftsentwicklung bei starkem

Wettbewerb

In der Schaden- und Unfallversicherung ist die Beitragsent-wicklung von dem nach wie vor starken Preiswettbewerbvor allem in der Kraftfahrtversicherung gekennzeichnet.Angesichts der Bedeutung der Kraftfahrtversicherung miteinem Anteil von rund 40% ist vor allem dieser Versi-cherungszweig für den – allerdings moderaten – Beitrags-rückgang von 0,9% in der Schaden- und Unfallversiche-rung 2006 verantwortlich.

Die Kraftfahrtversicherung verzeichnete 2006 im zwei-ten Jahr in Folge einen Beitragrückgang, der nicht durchdie günstige Entwicklung bei den Schadenaufwendungen(Leistungen) kompensiert werden konnte. Ursache hier-für sind neben dem intensiven Wettbewerb und damitdem Wechsel in neue günstigere Tarifgruppen Umstu-fungen in günstigere Schadenfreiheits- und Fahrzeug-typklassen. Diese Entwicklung schlägt sich auch in einerVerschlechterung der versicherungstechnischen Profita-bilität dieses Versicherungszweigs nieder (gemessen durchdie Schaden-Kostenquote nach Abwicklungsergebnis): Sieist 2006 von 95,1 auf 99% angestiegen.

In der Sachversicherung, hier vor allem in der industriellenSachversicherung, aber auch in der privaten Wohn-gebäudeversicherung, war 2006 ein erheblicher Anstiegder Schadenaufwendungen zu beobachten. Trotz steigen-der Beiträge stieg so z.B. die Schaden-Kostenquote in derWohngebäudeversicherung von 100,2 (2005) auf 104(2006).

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Kapitel 3.2 Entwicklung der Finanzmärkte in Deutschland

41

Sinkende Profitabilität in der privaten WohngebäudeversicherungBeiträge und Leistungen, Veränderungen gegenüber dem Vorjahr, in %

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006

20

80

60

Prozent

40

70

50

30

10

-40

-30

-20

-10

Quelle: GDV

LeistungenBeiträge

0

Geschäftsergebnisse entwickeln sich zufriedenstellendSchaden-Kostenquote, in %

130

90

110

120

100

80

70

Prozent

Quelle: GDV

Kraftfahrt-

Versicherung

SachversicherungSchaden-/

Unfallversicherung

2001 2002 2003 2004 2005 2006

Deutscher Nicht-Leben-Versicherungsmarktim internationalen VergleichAnteil am Weltmarkt und Versicherungsdurchdringung, in %, 2005

35

45

25

15

30

40

20

10

5

0

Quelle: GDV

Prozent

Großbrit. Japan Frankr. ItalienUSA Deutschld. Spanien

VersicherungsdurchdringungAnteil am Weltmarkt

INITIATIVE FINANZSTANDORT DEUTSCHLAND

Bericht Nr. 3 - 2007

Für die Schaden- und Unfallversicherung insgesamtwaren die Entwicklungen auf der Schadenseite in denletzten drei Jahren eher günstig; extreme Naturereignisseund Großschadensereignisse nach dem Katastrophen-jahr 2002 sind hier ausgeblieben. Bei der Sachversiche-rung ist es durch zahlreiche Elementarereignisse undGroßschäden in den letzten beiden Jahren jedoch wiederzu einem Anstieg der Schadenquoten gekommen.

Vor dem Hintergrund eines schwierigeren Marktumfeldskann die Entwicklung der Geschäftsergebnisse der Schaden-und Unfallversicherung damit insgesamt positiv bewertetwerden, auch weil sich die Schaden-Kostenquote 2006nur moderat von 90,8 auf 93,0 erhöht hat.

Im internationalen Vergleich nimmt Deutschland im Nicht-Lebenbereich (Schaden- und Unfallversicherung sowieprivate Krankenversicherung) bei einer Versicherungs-durchdringung von 3,7% – Beiträge zu Nicht-Leben inProzent des BIP – einen Platz im oberen Mittelfeld ein.Beim Weltmarktanteil rangiert Deutschland mit 7,4% sogaran zweiter Stelle nach den USA.

Trotz rückläufiger Beitragseinnahmen und einer sichverschlechternden Schadenentwicklung sind für diedeutsche Schaden- und Unfallversicherung immer nochgute versicherungstechnische Ergebnisse kennzeich-nend, die auf eine unverändert solide Finanzkraft undhohe Solvabilität schließen lassen.

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Führender RückversicherungsstandortVerdiente Beiträge der Rückversicherungsunternehmen inDeutschland, in Mrd. EUR

1996 1998 2000 2002 2003 2004 2005

30

50

40

Mrd. EUR

10

20

0

Quelle: BaFin

1997 1999 2001

Globales Ranking Top 10 (nach gebuchten Nettoprämien)

Quelle: Standard and Poor’s Global Reinsurance Highlights 2006

1 Munich Re Deutschland

2 Swiss Re Schweiz

3 Berkshire Hathaway Re USA

4 Hannover Re Deutschland

5 GE Insurance Solutions USA

6 Lloyd’s UK

7 XL Re Bermuda

8 Everest Re Bermuda

9 Reinsurance Group of America USA

10 Partner Re Bermuda

Anteil der wichtigsten Standorte an den weltweitenRückversicherungsprämien

Quelle: Standard and Poor’s Global Reinsurance Highlights 2006

17%

Andere24%

Deutschland

24%

USA

7%

UK

7%

Japan

10%

Schweiz

11%

Bermuda

42

3.2.1.4 Rückversicherung

Rückversicherer gestärkt, Deutschland als

Standort weltweit weiter führend

Rückversicherung ist aufgrund des Kernprinzips derRisikoteilung und der Fokussierung auf Großrisiken seitjeher ein internationales Geschäft. Deutschland behauptethier seinen Platz als global führender Rückversicherungs-standort: Von den weltweit fünf größten Rückversiche-rungsgruppen haben zwei ihren Hauptsitz in Deutsch-land, die übrigen sind mit bedeutenden Tochterge-sellschaften vertreten. Im Jahr 2005 waren insgesamt 46Rückversicherungsunternehmen in Deutschland aktiv,deren erzieltes Prämienvolumen von rund 36 Mrd. EURknapp ein Viertel des Weltmarkts ausmacht.

Weltweit unterschiedliche Aufsichtsstandards undzunehmender Wettbewerb stellen eine Herausforderungfür den Erhalt der führenden Position des Rückver-sicherungsstandorts Deutschland dar. Hier wird es daraufankommen – auch durch Sicherstellung einer Anglei-chung von Aufsichtsstandards und adäquate steuerlicheRahmenbedingungen –, für eine Stärkung dieser führen-den Position zu sorgen.

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Kapitel 3.2 Entwicklung der Finanzmärkte in Deutschland

43INITIATIVE FINANZSTANDORT DEUTSCHLAND

Bericht Nr. 3 - 2007

Auf den Rückversicherungsmärkten stand die Erzielungvon risikoadäquaten Preisen auch 2006 im Vordergrund.Es zeigte sich, dass für die meisten Marktteilnehmerselektives und ertragsorientiertes Underwriting Prioritätbesitzt. Diese konsequente Ausrichtung am Ertrag, dasAusbleiben von großen Katastrophenereignissen sowiedas Kapitalmarktumfeld sorgten überwiegend für sehrpositive Jahresergebnisse und eine weitere Stärkungder Kapitalbasis der Rückversicherer.

Auch wenn schwere Naturkatastrophen im Jahr 2006weitgehend ausblieben, stellt sich die Rückversicherungs-industrie auf einen langfristigen Trendanstieg solcherSchadenereignisse – und insbesondere von Wirbelstürmen –ein, nicht zuletzt infolge des Klimawandels. Entsprechendnehmen Rückversicherer Anpassungen in ihren Risiko-modellen vor. Die Rekord-Schäden des Jahres 2005 (u.a.infolge des Wirbelsturms Katrina) und die durch die ver-änderte Risikoeinschätzung bedingten erhöhten Kapital-anforderungen, zeigen die Vorteile auf, die das in Deutsch-land vorherrschende Modell eines breit diversifiziertenRückversicherers aufweist.

Eine konsequente Weiterentwicklung des Risikomana-gements während der letzten Jahre hat für die Rück-versicherer Transparenz und Steuerungsmöglichkeiten be-züglich der eingegangenen Risiken deutlich erhöht. Vondiesem Zuwachs an Wissen profitieren auch die Erst-versicherer als Kunden der Rückversicherungsindustrie undsomit letztlich Verbraucher, Industrie und Gewerbe alseigentliche Nachfrager nach Versicherungsschutz. DieVorbereitungen auf die neuen europäischen Solva-bilitäts-Vorschriften (Solvency II) schaffen auch für diein Deutschland tätigen Versicherer Anreize zur Weiter-entwicklung des Risikomanagements.1

1Ausführlich zu Solvency II siehe Sonderkapitel 4.2.

Das Geschäftsumfeld für die Rückversicherungswirt-schaft im Jahr 2006 entwickelte sich positiv. DerFinanzstandort Deutschland bleibt weltweit Nr. 1 in derRückversicherung – den Herausforderungen für dieStandortattraktivität sollte allerdings begegnet werden.

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Buchkredite wichtigste Finanzierungsquelle des deutschenPrivatsektorsBuchkredite an Privatsektor, in % des BIP

Großbrit. Japan Deutschld. EWU Italien Frankr. USA

120

150

Prozent

90

60

30

0

Quelle: Deutsche Bundesbank

2000 2006

Anhaltend heterogene Entwicklung der Buchkredite im Euro-RaumWachstum der privaten Buchkredite im Euro-Raum, in % undBeiträge der EWU-Länder nach Ländergruppen

2001 2002 2003 2004 2005 2006

8

10

Prozent

6

5

4

2

7

9

3

1

0

Quelle: Deutsche Bundesbank

kräftig (=10%)

(AT, FR, IT, NL, LUX, POR)

moderat (=5%)

(DE, BEL)

stark (>10%)

(FIN, GR, IRL, SP)

Verhaltenes Wachstum der Buchkredite an den inländischenPrivatsektorWachstumsbeiträge einzelner Sektoren in Prozentpunkten

3

4

2002 2003 2004 2005 2006

Prozent

1

2

-1

Quelle: Deutsche Bundesbank

0

2001

Sonstige

Finanzierungsinstitutionen

Private

Haushalte

Nicht-finanzielle

Unternehmen

44

3.2.2 Kreditmärkte

3.2.2.1 Kredite an Unternehmen und Private Haushalte

Stärker als in vielen anderen großen Industrieländernstellt der Bankkredit in Deutschland die wichtigste ex-terne Finanzierungsquelle inländischer Unternehmen undprivater Haushalte dar. Angesichts eines geringen Kredit-wachstums in Deutschland und einer zum Teil sehr dy-namischen Entwicklung in anderen Ländern hat sich dieBedeutung des Bankkredits im internationalen Vergleichin den letzten Jahren jedoch tendenziell angeglichen.

Besonders auffällig sind die Unterschiede in der Kredit-dynamik im Vergleich zu den anderen EWU-Ländern.Während die unverbrieften Ausleihungen deutscher Ban-ken an heimische Unternehmen und Privatpersonen imJahr 2006 nur um 0,5% wuchsen, stiegen sie im gesamtenWährungsraum um knapp 11%. Dabei vergrößerten sichdiese Unterschiede in der Kreditentwicklung im Euro-Gebiet sogar noch. In Spanien, Irland und Griechenland,in denen die Kredite bereits in der Vergangenheit starkgewachsen waren, nahmen sie auch im Jahr 2006 über-proportional zu.

Dies ist unter anderem darauf zurückzuführen, dassanders als in vielen EWU-Staaten in Deutschland im ver-gangenen Jahr keine ausgeprägten Impulse vom privatenWohnungsbau ausgingen. Die Wohnungsbaukredite anPrivate Haushalte expandierten bei stagnierenden Immo-bilienpreisen lediglich um 1%; die gesamten Bankkreditean Private Haushalte blieben sogar unverändert. Dagegennahmen die Ausleihungen bei inländischen Versicherungs-unternehmen im Jahr 2006 um knapp 4,5% zu, wobeideren Anteil an den gesamten Krediten Privater Haus-halte mit rund 5% allerdings sehr klein ist.

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Kapitel 3.2 Entwicklung der Finanzmärkte in Deutschland

45

Anziehende Investitionsquote treibt Kreditaufnahme deutscher Unter-nehmen an. Wachstum der Buchkredite an inländische nicht-finanzielleUnternehmen, in % und Nettoinvestitionsquote in Deutschland, in %

Prozent

Quelle: Deutsche Bundesbank

6,0 3,0

7,5 3,5

3,0 2,0

4,5 2,5

-1,5 0,5

-3,0 0

1,5 1,5

1,0 0

2000 2002 20042001 2003 2005 2006

Prozent

Kreditwachstum(linke Skala)

Nettoinvestitionsquote(rechte Skala)

Banken berichten von leicht steigender Nachfrage nachUnternehmenskreditenNettosalden der Antworten aus dem Bank Lending Survey, in %

4. Quartal

2003

2. Quartal

2004

4. Quartal

2004

2. Quartal

2005

4. Quartal

2005

2. Quartal

2006

4. Qartal

2006

Prozent Nachfrage...

Quelle: Deutsche Bundesbank

30

20

10

-70

-30

-40

-60

-20

-50

-10

EWU DE

0

...gesunken

...gestiegen

Banken berichten von gelockerten Kreditstandards fürUnternehmenskredite Nettosalden der Antworten aus dem Bank Lending Survey, in %

4. Quartal

2003

2. Quartal

2004

4. Quartal

2004

2. Quartal

2005

4. Quartal

2005

2. Quartal

2006

4. Qartal

2006

Prozent Kreditstandards...

Quelle: Deutsche Bundesbank

35

25

5

15

-25

-15

-5

EWU DE

...gelockert

...verschärft

INITIATIVE FINANZSTANDORT DEUTSCHLAND

Bericht Nr. 3 - 2007

Auch Bankkredite an nicht-finanzielle Unternehmenwuchsen in Deutschland weniger dynamisch als in vielenanderen europäischen Ländern, wenngleich heimischeUnternehmen angesichts ihrer anziehenden Investitions-tätigkeit zuletzt verstärkt Kredite bei deutschen Bankennachfragten. Dass die Vorjahrsrate der Unternehmens-kredite mit 1,5% allerdings noch immer eher gering war,lag auch daran, dass die Unternehmen im Berichtsjahrhäufig noch über recht hohe Innenfinanzierungsspiel-räume verfügten und zudem in größerem Umfang Schuld-verschreibungen emittierten.

Wie im Vorjahr wurde die inländische Kreditentwicklungauch im Jahr 2006 erkennbar von der Kreditvergabe ansonstige Finanzierungsinstitutionen beeinflusst. Hierwirkte sich vor allem die verstärkte Abwicklung von Wert-papierpensionsgeschäften zwischen Banken über eine elek-tronische Handelsplattform aus. Da der Betreiber derPlattform für die Banken als zentrale Gegenpartei fungiert,tritt er damit sowohl als Kreditnehmer als auch als Geld-geber der Banken auf, ohne dass es per saldo aber zu einemZufluss von Finanzierungsmitteln an private Nichtbankenkommt.

Auf der Angebotseite kam es zu einer fortschreitendenLockerung bei den Kreditbedingungen. Gemäß denUmfrageergebnissen der am Bank Lending Survey teil-nehmenden Institute wurden im gesamten Jahresverlauf2006 die Kreditstandards über alle Unternehmensgrößenund Laufzeiten hinweg leicht gelockert. Ähnliches gilt fürdie Standards für Wohnungsbau- und Konsumenten-kredite. Des weiteren berichteten die befragten Bankenvon zum Teil deutlich verringerten Margen für durch-schnittlich riskante Engagements. Lediglich für risikorei-chere Ausleihungen wurden die Margen zum Teil nochetwas erhöht.

Die Kredite an den Privatsektor entwickeln sich inDeutschland im Vergleich zu vielen anderen europä-ischen Ländern nach wie vor mit deutlich geringererDynamik. Ausschlaggebend dafür war vor allem dieverhaltene Kreditnachfrage. Allerdings beschleunigtensich die Unternehmenskredite im Jahresverlauf 2006erkennbar, wozu auch die günstigeren Kreditangebots-bedingungen der Banken beigetragen haben dürften.

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NPL-Verkäufe 2003 – 2006Volumen aller öffentlich bekannt gewordenen Portfoliotransaktionen,in Mrd. EUR

2003 2004 2005 2006

8

10

Mrd. EUR

6

4

2

0

Quelle: Deutsche Bank Research

Verkaufte NPL-Portfolios nach Kreditartin % der Volumina, 2003 – 2006

Quelle: Deutsche Bank Research

19%

Gemischte Portfolios

2%

Firmenkredite

66%

Immobilienkredite

13%

Keine Angabe

46

3.2.2.2 Der Markt für notleidende Kredite

Der deutsche Markt für notleidende Kredite (Non-Per-forming Loans, NPL) ist 2006 in eine Phase der Konso-lidierung auf hohem Niveau eingetreten. Für die ver-kaufenden Banken ist der Kredithandel mittlerweile einStandardinstrument ihrer Risiko- und Kapitalsteuerung;für die Investoren stellen notleidende Kredite eine eta-blierte Assetklasse dar. Wesentliche Rechtsfragen sind ge-klärt, und alle Beteiligten haben ihre Prozesse standardisiert,sodass sie Kreditverkäufe effizient durchführen können,ohne auf nennenswerte Hürden zu stoßen. Insbesonderedie Klärung juristischer Fragen durch höchstrichterlicheUrteile stellt sich – in Kombination mit der vergleichs-weise hohen Effizienz der deutschen Rechtspflege – mitt-lerweile als besonderer Vorzug des deutschen Markts dar.

Damit kann der NPL-Handel sein Potenzial entfalten.Für die Investoren eröffnen sich neue Anlagemöglich-keiten, die ihnen helfen, die Risiko-Rendite-Relation inihren Portfolios zu optimieren. Den Banken ermöglichter, ihre Risikostruktur und ihren Kapitaleinsatz gezielt zusteuern. Das wiederum senkt die Kapitalkosten derBanken, was sich letztendlich positiv auf die Finanzie-rungsbedingungen in der Wirtschaft niederschlagendürfte. Darüber hinaus hilft die Möglichkeit, notleidendeKredite zu verkaufen, die Schwingungen des Kredit-zyklus zu dämpfen, und stabilisiert damit das Finanz-system insgesamt.

Was die einzelnen Marktsegmente betrifft, ist zunächstzwischen Portfoliotransaktionen und Verkäufen einzelnerUnternehmenskredite zu unterscheiden. Auch 2006erreichte der Nominalwert der öffentlich bekannt gewor-denen NPL-Portfolioverkäufe einen hohen einstelligenMilliardenbetrag. Damit hat sich der Markt für NPL-Portfolios wie erwartet auf dem in den beiden vergange-nen Jahren erreichten Niveau stabilisiert.

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Kapitel 3.2 Entwicklung der Finanzmärkte in Deutschland

47

Verkäufer deutscher NPL-PortfoliosIn % der Volumina, 2003 – 2006

Quelle: Deutsche Bank Research

11%

Übrige

45%

Geschäftsbanken

3%

Öffentlich-rechtliche

Banken

41%

Hypothekenbanken

Käufer deutscher NPL-PortfoliosIn % der Volumina, 2003 – 2006

Quelle: Deutsche Bank Research

12%

Übrige

56%

Investmentbanken

8%

Investmentbanken/

Opportunity Fonds

24%

Opportunity Fonds

INITIATIVE FINANZSTANDORT DEUTSCHLAND

Bericht Nr. 3 - 2007

Insgesamt summiert sich das Transaktionsvolumen seit2003 auf mehr als 25 Mrd. EUR. Dazu steuern Port-folios, die ausschließlich Immobilienfinanzierungen ent-halten, mehr als zwei Drittel bei.

Entsprechend spielen auf der Verkäuferseite Hypo-thekenbanken – zusammen mit den Geschäftsbanken –die Hauptrolle. Bei den Käufern dominieren Investment-banken und so genannte „Opportunity-Fonds“, die diePortfolios übernehmen und mit Hilfe spezialisierter Ab-wicklungsgesellschaften verwerten.

In den kommenden Jahren ist beim NPL-Portfolio-handel mit strukturellen Veränderungen zu rechnen.Nachdem die Prozesse so weit standardisiert sind, dassBanken immer niedrigere Portfoliovolumina gewinnbrin-gend veräußern können, ist zu erwarten, dass vermehrtauch kleinere Institute als Kreditverkäufer auftretenwerden. Dabei helfen ihnen als „Joint Ventures“ geführte„Bad Banks“ und Abwicklungsgesellschaften, die für eineVielzahl von Banken arbeiten und deshalb durch Zu-sammenführung der unterschiedlichen NPL-BeständeSkalenerträge realisieren können.

Gleichzeitig wird innerhalb der Portfolios der Anteil vonImmobilienfinanzierungen ab- und derjenige von Kon-sumenten- sowie Firmenkrediten zunehmen. Schließlichist damit zu rechnen, dass ein Sekundärmarkt für NPL-Portfolios entsteht, sodass die Investoren ihre Portfoliosin Zukunft nicht notwendigerweise selbst abwickeln,sondern auch an Zweitinvestoren weitergeben können.Darüber hinaus wird die Verbriefung von notleidendenDarlehensbeständen an Bedeutung gewinnen.

Daneben werden Banken weiterhin nicht nur NPL-Portfolios, sondern auch Einzelengagements veräußern.Auch wenn diese Art des Umgangs mit notleidendenKrediten schon seit langem gängige Praxis ist, steht derHandel mit Einzelengagements im Schatten der großenPortfoliotransaktionen. Dennoch werden die Einzelver-käufe auch in Zukunft ein wichtiger Eckpfeiler des Handelsmit notleidenden Krediten in Deutschland sein.

Der Markt für notleidende Kredite hat sich in Deutsch-land als eigenständiges Segment der Kreditmärkteetabliert. In Zukunft ist mit einer weiteren Verbrei-tung des Spektrums gehandelter Kredite zu rechnen.

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Hohes Gewicht der Bankeinlagen in Deutschland Einlagen von Nichtbanken (ohne Zentralstaat), in % des nominalen BIP

0 20 40 60 80 100 120

Quelle: EZB, Federal Reserve, Bank of Japan, Postbank

Deutschland

Japan

EWU

Frankreich

Italien

USA

20002006

Wieder stärkeres Wachstum, aber immer noch schwächer als im EuroraumWachstum der Einlagen von Untern. und Privatpers., in % gegenüberVorjahr und Anteil Deutschlands in % der Bankeinlagen im Euroraum

2001 2002 2003 2004 2005 2006

6

Prozent Prozent

2

4

Quelle: EZB, Deutsche Bundesbank, Postbank

Anteil an den Bankeinlagen

im Europaraum (rechte Skala) Einlagenwachstum (linke Skala)

8

0

30

10

20

40

0

Gewicht der Sichteinlagen von Unternehmen steigt im Trend leicht Einlagen von Unternehmen, in Mrd. EUR

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006

800

1.000

Mrd. EUR

600

400

200

700

900

500

300

100

0

Quelle: Deutsche Bundesbank, Postbank

SichteinlagenTermineinlagenSpareinlagen/-briefe

48

3.2.3 Einlagenmärkte

Leicht zunehmende Dynamik im

Einlagengeschäft

Bankeinlagen spielen in Deutschland traditionell einegroße Rolle. Sie stellen für Banken mit einem Anteil von37% an der Bilanzsumme die wichtigste Refinanzierungs-quelle dar. Für Private Haushalte sind sie mit einem Anteilvon rund einem Drittel am gesamten Geldvermögen eineder bedeutendsten Anlageformen. Gemessen am nominalenBruttoinlandsprodukt erreichen Bankeinlagen in Deutsch-land ein wesentlich höheres Niveau als in anderen großenIndustriestaaten.

Gleichwohl blieb das Wachstum der Bankeinlagen inDeutschland seit der Jahrtausendwende hinter der Ent-wicklung auf internationaler Ebene zurück. Vor allem die sehrgedämpfte wirtschaftliche Entwicklung hat das Einlagen-geschäft in Deutschland zumindest bis vor kurzem nochgebremst. So nahm das nominale BIP insgesamt wesentlichschwächer zu als in den meisten anderen Industrieländern.

Dies gilt auch im Vergleich mit den Partnerländern im Euro-raum. Der Rückgang des deutschen Anteils an den gesamtenBankeinlagen im Euro-Währungsgebiet dürfte aber nochweitere Ursachen haben. In einigen EWU-Mitgliedsländern,wie vor allem Spanien, den Niederlanden und Irland, sinddie Einlagen seit der Einführung des Euro rasant gewachsen.Offenbar hat die Währungsumstellung in Teilen der EWUdie Stellung von Bankeinlagen gestärkt.

2006 wurden die Einlagen bei deutschen Banken um rund5% aufgestockt. Damit blieb Deutschland zwar erneut hinterder Entwicklung im übrigen Euroraum zurück. Aber im-merhin war damit der stärkste Zuwachs seit fünf Jahren zuverzeichnen. Neben einer bedeutenden Aufstockung derBankeinlagen durch die öffentlichen Haushalte, in der sichinsbesondere die spürbare Verbesserung der Kassenlage derSozialversicherungen niederschlug, ist dies in erster Linie aufdie Entwicklung der Unternehmenseinlagen zurückzu-führen: Unternehmen erhöhten ihre Einlagen um 8%.Hintergrund dieser positiven Entwicklung war der kräftigeKonjunkturaufschwung, der zu einer markanten Verbesse-rung der Liquiditätslage im Unternehmenssektor führte.Mit einem Plus von fast 10% wurden dabei die Sichtein-lagen leicht überproportional dotiert.

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Kapitel 3.2 Entwicklung der Finanzmärkte in Deutschland

49

Verhaltenes Wachstum der Einlagen von Privatpersonen Einlagen von Privatpersonen, in Mrd. EUR

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006

1.400

Mrd. EUR

1.200

800

400

1.000

600

200

0

Quelle: Deutsche Bundesbank, Postbank

SichteinlagenTermineinlagenSpareinlagen/-briefe

Vor allem kurzfristige Termineinlagen profitieren vom ZinsanstiegAnteil der Termineinlagen mit Befristung bis 1 Jahr, in % allerEinlagen von Privatpersonen

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006

10

12

Prozent Prozent

6

8

4

2

0

Quelle: Deutsche Bundesbank, Postbank

3-Monats-Euribor im Jahres-

durchschnitt (rechte Skala)Termineinlagen aller

Einlagen (linke Skala)

4,0

4,5

5,5

2,0

2,5

3,0

3,5

0,5

0

1,5

1,0

Sondersparformen gewinnen weiter an BedeutungAnteil der Sondersparformen, in % aller Spareinlagen

80

Prozent

70

60

Quelle: Deutsche Bundesbank, Postbank

1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 50

INITIATIVE FINANZSTANDORT DEUTSCHLAND

Bericht Nr. 3 - 2007

Die Einlagen von Privatpersonen entwickelten sich dagegenerneut sehr verhalten. Mit einem Plus von lediglich 1,7%war 2006 sogar der schwächste Zuwachs seit der Jahrtau-sendwende zu verbuchen. Dennoch kann, anders als nochin 90er Jahren, zurzeit nicht mehr von einer abnehmendenBedeutung der Bankeinlagen im Rahmen der Geldvermö-gensbildung der Privaten Haushalte gesprochen werden.

Seit der Jahrtausendwende expandierte das gesamte Geld-vermögen etwa mit der gleichen Rate wie die Bankeinla-gen. Deren verhaltene Entwicklung war damit keine Folgeeiner fortschreitenden Umschichtung zugunsten andererAnlageformen, sondern resultierte aus der sehr schwachenEntwicklung des verfügbaren Einkommens und den damitbegrenzten Möglichkeiten zur Vermögensbildung.

Innerhalb der Bankeinlagen von Privatpersonen ist aller-dings ein eindeutiger Trend auszumachen. Die Präferenzfür täglich verfügbare Anlagen hat in der ersten Hälftedes laufenden Jahrzehnts spürbar zugenommen, währendbei den Spareinlagen lediglich ein leichter Aufwärtstrendund bei den Termineinlagen sogar ein Abschmelzungspro-zess zu verzeichnen war.

2006 wurden diese Trends allerdings gestoppt. Bedingtdurch steigende Zinsen erhöhte sich die Attraktivität dermarktnah verzinsten Termineinlagen. Insbesondere Ter-mingelder mit einer kurzen Befristung wurden von Privat-personen kräftig aufgestockt. Dies ging einerseits zu Lastender Sichteinlagen, die nahezu stagnierten. Zudem kam es zuUmschichtungen aus Spareinlagen, so dass deren Volumen2006 sogar absolut gesunken ist.

Der Trend zu Sondersparformen, die eine über die Min-dest- oder Grundverzinsung eines „klassischen“ Sparbuchshinausgehende Rendite bieten, hielt 2006 an. Ihr Anteil anallen Spareinlagen beträgt inzwischen knapp 80%.

Bankeinlagen spielen in Deutschland eine im inter-nationalen Vergleich große Rolle. Seit der Jahrtau-sendwende wuchsen die Bankeinlagen aufgrund einerverhaltenen Wirtschaftsentwicklung nur sehr langsam.2006 haben vor allem Unternehmen und öffentlicheHaushalte ihre Bankeinlagen aber wieder deutlichaufgestockt.

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Marktführer in EuropaAnzahl von unbaren Zahlungsverkehrstransaktionenin der EU 25, in Mrd. Stück, 2005

Deutschld. Frankr. Großbrit. Niederl. Italien Spanien Rest EU

12

16

Mrd. Stück

8

10

14

6

4

2

0

Quelle: EZB Blue Book, Dezember 2006, Zahlen gemäß Einzelübersichten der Länder

Überweisung und Lastschrift dominierenAnzahl der inländischen Kundenzahlungen nachZahlungsverkehrsarten, in Mrd. Stück, 1998 – 2005

1999 2000 20011998 2002 2003 2004 2005

Mrd. Stück

6,0

7,0

5,0

4,0

1,0

2,0

3,0

0

Quelle: EZB Blue Book, Dezember 2006, Zahlen gemäß Einzelübersichten der Länder

Überweisungen Lastschriften

Debitkarten

KreditkartenSchecks

50

3.2.4 Zahlungsverkehr

Führende Position in Europa

Deutschland stellt, gemessen an der Anzahl aller bargeld-losen Transaktionen, den größten Zahlungsverkehrsmarktin der EU dar. Im EU-Vergleich werden Überweisungenund Lastschriften zu einem hohen Prozentsatz genutzt.Der Scheck spielt in Deutschland kaum noch eine Rolle.Debitkarten und Kreditkarten werden in Deutschlandderzeit noch seltener genutzt als im europäischen Durch-schnitt. Jedoch hat sich die Zahl von Transaktionen mitDebitkarten und Kreditkarten seit 1999 verdoppelt.

Der Inlandszahlungsverkehr in Deutschland ist durchgroße Effizienz und einen sehr hohen Automatisierungs-grad gekennzeichnet. Durch eine stringente Standardi-sierung und Einsatz industrieller Fertigungsprozesseerreicht die automatisierte Verarbeitung im nationalenZahlungsverkehr fast 100% (Straight Through Processing,STP). Der Anteil manueller Korrekturen wurde dadurchnahezu auf Null reduziert. Dieser hohe Automatisierungs-grad führt zu einer Stückkostendegression. Nicht zuletztdeshalb sind die Preise für Zahlungsverkehrsdienstleis-tungen in Deutschland relativ günstig.

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Kapitel 3.2 Entwicklung der Finanzmärkte in Deutschland

51

Unterschiede in EuropaBargeldlose Transaktionen nach Instrumenten, in %, 2005

Deutschld. Frankr. Großbrit. Niederl. Italien Spanien EU

80

Prozent

60

40

20

Quelle: EZB Blue Book, Dezember 2006, Zahlen gemäß Einzelübersichten der Länder

0

100

Scheck

E-Geldzahlungen

Kartenzahlungen

Lastschriften

Überweisungen

INITIATIVE FINANZSTANDORT DEUTSCHLAND

Bericht Nr. 3 - 2007

Die große Verbreitung des Internet in Deutschland hatzu einem beträchtlichen Zuwachs an online-geführtenKonten bei den Banken geführt. Kunden und Instituteprofitieren gleichermaßen von der wachsenden Nutzungdieser effizienten Kontoführung. Dementsprechendnimmt auch das Volumen an Online-Überweisungendeutlich zu. Gemessen am gesamten Überweisungsvolu-men ist der Anteil zwar noch gering, wird jedoch in denkommenden Jahren weiter zunehmen.

Grenzüberschreitende Zahlungsverkehrstransaktionen inEuro sollen in Zukunft in der EU genauso effizient abge-wickelt werden wie in den einzelnen Mitgliedstaaten.Dies ist das Ziel der Schaffung des einheitlichen Euro-Zahlungsverkehrsraums (Single Euro Payments Area,SEPA). Hierzu wurden im Interesse der Kunden neue,europaweit einsetzbare Zahlungsverkehrsverfahren fürÜberweisungen und Lastschriften sowie ein Rahmen-werk für Kartenzahlungen definiert.

Der deutsche Zahlungsverkehrsmarkt gehört zu dengrößten und modernsten der Welt. Im Kontext derweiteren Verbreitung von Internet-Banking werden inZukunft Online-Überweisungen weiter an Bedeutunggewinnen.

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Neuer UmsatzrekordOrderbuchumsatz in inländischen Aktien, in Mio. EUR(alle deutschen Börsen)

1.800.000

Mio. EUR

1.000.000

400.000

1.400.000

1.600.000

800.000

200.000

1.200.000

600.000

Quelle: Deutsche Börse AG

1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 0

Solide BasisNeuzugänge nach Branchen je Transparenzlevel

0 6 12 14 204 10 182 8 16

Quelle: Deutsche Börse AG

Bauindustrie

Chemie

Energie & Rohstoffe

Finanzdienstleistungen

Finanzdienstleistungen/ Immobilien

Handel

Industrie

Industrie/ Erneuerbare Energien

Konsumgüter

Medien

Nanotechnologie

Pharma & Gesundheit

Software/ IT

Technologie

Telekommunkation

Transport & Logistik

Entry StandardGeneral StandardPrime Standard

52

3.2.5 Aktienmärkte

Aktienmärkte im Aufschwung

Der Orderbuchumsatz in inländischen Aktien an deut-schen Börsen ist 2006 auf knapp 1,7 Billionen Euro ge-stiegen und übertraf damit den Wert des Boomjahrs 2000.Ihre führende Position behauptete die Börse Frankfurtauch im Jahr 2006. Auf Xetra und dem Parkett der Frank-furter Wertpapierbörse (FWB) finden durchschnittlich97% des Handels in deutschen Aktien statt.

Die dynamische Entwicklung der Aktienmärkte hat sich2006 verstärkt und verzeichnete Rekorde: Die Zahl derIPOs stieg ebenso rasant weiter wie die Transaktionsvolu-mina auf Xetra, Eurex und Clearstream. Der Kapital-markt als Finanzierungsquelle für Unternehmen erlebteeinen Aufschwung wie zuletzt vor rund sieben Jahren.

Zum Dezember 2006 notierten an der FWB 8.032 Unter-nehmen. Insgesamt konnten 2006 210 Neuzugänge ver-zeichnet werden: 194 Unternehmen gaben ihr Börsende-büt, und 16 Unternehmen wechselten in höher regulierteSegmente. Im Segment Prime Standard stieg die Zahl derBörsengänge auf 40 Unternehmen gegenüber 17 Unterneh-men 2005, im General Standard auf neun Unternehmen– 2005 war es nur ein Unternehmen. 59 Unternehmen ent-fielen auf den Entry Standard. Das neue Segment war2005 mit dem Ziel gestartet, einen weiteren kostengünsti-gen Kapitalmarktzugang ohne aufwändige formale Pflichtenzu schaffen. Dieses Ziel ist erreicht, der Entry Standardhat sich für seine Zielgruppe junge und etablierte mittel-ständige Unternehmen bewährt.

Die Branchenstruktur ist im Vergleich zum Dotcom-Boom im Jahr 2000 deutlich diversifizierter und steht aufeiner soliden Basis: Unternehmen aus der Branche „Finan-cial Services“ führen den Reigen mit 19 Emittenten an,davon 13 im Entry Standard. Darauf folgen die Branchen„Industrie“ mit 17 Emittenten und „Industrie/Erneuer-bare Energien“ mit zwölf Emittenten in allen Segmenten.

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Kapitel 3.2 Entwicklung der Finanzmärkte in Deutschland

53

Rekordergebnisse knüpfen an Boomjahre anPrimärmarktentwicklung an der FWB, 1997 – 2006

100

125

150

175

200

Anzahl der Neuzugänge Aktienmarktneusegmentierung

ab März 2003

75

50

25

0

Gesamt 25 67 168 153 21 6 1 17 64 210**

1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006*

Quelle: Deutsche Börse AG

25.449

2.900

214

1.4671.982

4.141

2.4413.214

12.904

7.876

10.99713.776

52.112

163.674

8.715

949

1.467

5.936

12.793

33.399

Open Market * Stand: 29. Dezember 2006

** 210 = 194 Erstnotizen + 16 Transfers Entry Standard

General Standard

Prime Standard

Gesamte Marktkapitalisierung am 1. Notierungstag in Mio. EUR

Neuer Markt

Geregelter Markt

Amtlicher Handel

Gesamtes Emissionsvolumen in Mio. EUR (ohne PP und NA)PP = Privatplatzierung NA = Notierungsaufnahme

123

10

41

10

16

132

9

27

133

6

14

1155

132 1

746

20

26

1

17

59

102

9

40

INITIATIVE FINANZSTANDORT DEUTSCHLAND

Bericht Nr. 3 - 2007

Die 210 Neuzugänge hatten eine Marktkapitalisierungbei Erstnotiz von rund 33,2 Mrd. EUR (2005: 12,8 Mrd.EUR). Die Gesamtmarktkapitalisierung ist 2006 um 20%auf über 1,2 Bill. EUR gestiegen, dies entspricht etwa54% der inländischen Wirtschaftsleistung.

Entgegen den positiven Trends bei Handel und Börsen-gängen ging die Zahl der Privatanleger, die direkt oderüber Fonds in Aktien investieren, auf 10,3 Millionenoder 16% der Bevölkerung (über 14 Jahre) zurück. Aller-dings verlangsamte sich der starke Rückgang der Aktien-besitzer im zweiten Halbjahr 2006.

Laut einer Vergleichsstudie der europäischen Finanz-plätze der TU München und der European Business Schoolprofitieren Investoren von den geringen Transaktions-kosten der Deutschen Börse. Unternehmen zahlen we-niger für einen Börsengang oder eine Kapitalerhöhung ander Deutschen Börse als an anderen europäischen Börsen.

Beim „Being Public“ punkten die Frankfurter mit einerhohen Liquidität: Seit der Einführung des Xetra Liquidi-tätsmaßes XLM 2002 hat sich die Liquidität für ein DaxPortfolio in Höhe von 1 Mio. EUR nahezu verdreifacht.

Auch die hohe Handelsaktivität in Frankfurt belegt dieStudie: Das durchschnittliche tägliche Handelsvolumenim Prime Standard ist danach mit 27 Mio. EUR signi-fikant höher als am Londoner Main Market, der eindurchschnittliches Volumen von 6,3 Mio. EUR aufweist.Das durchschnittliche tägliche Handelsvolumen im wenigerregulierten Entry Standard liegt mit 1,7 Mio. EUR deut-lich über dem des Londoner Alternative Investment Market(AIM), dessen durchschnittliches Handelsvolumen 1 Mio.EUR täglich beträgt. Zusätzliche Impulse erwartetenMarktteilnehmer von der Einführung der AssetklasseREITs an der Börse.

Die Deutsche Börse hat die Attraktivität der Aktie alsFinanzierungsform durch die Einführung des maßge-schneiderten Segments Entry Standard gezielt geför-dert. Der Entry Standard hat sich nach einem Jahr alsdynamischer Marktplatz etabliert.

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Emissionsvolumen des BundesGeplante Emissionsvolumen, in Mrd. EUR, 2007

Bubills Schatz Bobls Bunds 10 Bunds 30

80

100

Mrd. EUR

60

40

20

0

Quelle: Bundesfinanzagentur, Bayern LB Research

Pfandbriefmarkt: Bei den Neuemissionen dominieren noch deutsche Emittenten – dicht gefolgt von SpanienAnteil an Neuemission nach Ländern, in %, 2006

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45

Quelle: BayernLB Research

Spanien

Deutschland

Irland

England

Österreich

Andere

Frankreich

20062005

54

3.2.6 Rentenmärkte

Das vergangene Jahr wurde nicht nur geprägt vomRenditeanstieg und der damit einhergehenden negativenPerformance für Staatsanleihen, sondern auch von der –trotz des bereits sehr niedrigen Niveaus – weiteren Einen-gung der Risikoprämien von Unternehmensanleihen.Ein verstärkter Einsatz von Derivaten und darauf basie-renden Produktinnovationen wie die mehrfach gehebeltenCDOs (Collateralized Debt Obligations) waren dabei we-sentliche Treiber. Die fortschreitende Umstellung auf dieBasel II-Vorschriften hat dagegen den Markt nicht sicht-bar beeinflusst, erklärt aber teilweise die Entwicklung derRisikoprämien in den Vorjahren.

Staatsanleihen

Der deutsche Staatsanleihemarkt behauptete seinenBenchmark-Status im Euroraum unangefochten.Wurde vor mehreren Jahren noch des Öfteren die Fragediskutiert, ob Bundesanleihen angesichts wiederholterVerfehlungen der Maastricht-Kriterien diesen Statuserhalten würden können, ist diese Diskussion spätestensseit der offiziellen Einstellung des Defizitverfahrens gegenDeutschland verstummt.

Eine Neuerung am deutschen Anleihemarkt war die am8. März 2006 emittierte zehnjährige 1,5%ige inflations-indexierte Anleihe des Bundes. Sie ist an die Inflations-rate im Euroraum gekoppelt. Sie konnte mehrfach aufmittlerweile 11 Mrd. EUR aufgestockt werden. Die regenSekundärmarktaktivitäten zeigen, dass der Bund auchmit dieser Anleihe bei vielen Investoren und BankenBenchmark-Status erreichen kann. Der Markt mit infla-tionsindexierten Bundesanleihen wird daher konsequentausgebaut. Im nächsten Jahr ist vorgesehen, diese An-leihen – wie regulärverzinsliche Anleihen – ausschließlichim Tenderverfahren zu begeben.

Covered Bonds und Financials

Mit einem Umlaufvolumen von insgesamt 1,8 Bill. EUR(Ende 2006) in Pfandbriefen, Inhaber- und Nachrang-anleihen ist die deutsche Bankenbranche der größteEmittent am deutschen Rentenmarkt (3,1 Bill. EUR).Den Hauptanteil daran trägt das deutsche Pfandbrief-segment mit einem Umlaufvolumen von gut 1 Bill. EUR.

Gemessen am ausstehenden Volumen von Jumbo-Emissionen Ende 2006 (725 Mrd. EUR) ist der deutschePfandbrief mit 48% immer noch der größte CoveredBond-Markt in Europa. Zunehmend an Bedeutunggewinnen neben den spanischen Cédulas die britischenstrukturierten Covered Bonds. Dänische und schwedischeEmissionen sind derzeit noch im Euro-Jumbo-Markt zuvernachlässigen, obwohl sie bei den traditionellen Pfand-briefen insgesamt einen hohen Marktanteil verzeichnenkönnen.

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Kapitel 3.2 Entwicklung der Finanzmärkte in Deutschland

55

Hohe Tilgungsraten 2007 beeinflussen MarktanteilsentwicklungmaßgeblichEntwicklung des Nettoemissionsvolumens, in Mrd. EUR

2005 2006 2007

200

250

Mrd. EUR

150

100

50

0

Quelle: BayernLB Research

Tilgung Nettoemissionsvolumen

Deutsche Jumbos noch Marktführer – die internationalenDiversifikationsmöglichkeiten steigen enormVolumen am europ. Markt für Jumbo-Pfandbriefe (April 2007)

Quelle: BayernLB Research: Reuters

9.9% Frankreich> 46.1% Deutschland>

4.9% Irland>

6.0% England>2.1% Andere>

0.8% Luxemburg>

0.3% Österreich>

29.8% Spanien>

> = Trends für 2007

Emittenten aus Frankreich und Deutschland dominierenden europäischen Corporate Bond-Markt Marktvolumen zum 31.12.2006

Quelle: IIC; BayernLB Research

27%

Frankreich

11%

England

23%

Sonstige Länder

24%

Deutschland

9%

Italien

6%

Spanien

INITIATIVE FINANZSTANDORT DEUTSCHLAND

Bericht Nr. 3 - 2007

In diesem Jahr wird das Fälligkeitsprofil im Jumbo-Seg-ment erneut von „deutschen“ Tilgungen dominiert. DieFolge ist ein stark rückläufiges Netto-Emissionsvolumendeutscher Pfandbriefe. In Verbindung mit der regen Emis-sionstätigkeit der ausländischen Covered-Bond-Emit-tenten wird dies den Anteil der Jumbo-Pfandbriefe amgesamten Jumbo-Segment auch 2007 weiter schrumpfenlassen. Noch Ende 2001 hatte deren Anteil knapp über90% betragen.

Insgesamt bleibt festzuhalten, dass die Internationalisierungder Covered Bond-Märkte weiter voranschreiten wird.Zudem werden einige große Geschäftsbanken als Debüt-Emittenten auftreten. Aber auch kleinere Emittenten dürf-ten mittels Pooling-Modellen am Covered Bond-Marktpartizipieren. Insofern sollte auch der Anteil strukturiertergedeckter Titel weiter zunehmen.

Corporate Bonds

Angesichts einer regen Emissionstätigkeit deutscher Unter-nehmen hat sich das Volumen ausstehender Anleihen imJahr 2006 weiter von 84 Mrd. auf 100 Mrd. EUR erhöht.Corporate Bonds haben damit für deutsche Unternehmenweiter an Bedeutung gewonnen, obwohl sich die Unter-nehmen angesichts der günstigen Cashflow-Entwicklungeiner anhaltend hohen Liquidität erfreuten.

Gemessen am iBoxx Corporate Non-Financial Index, demwichtigsten Gradmesser zur Beurteilung der Entwicklungder Risikoprämien im Nicht-Banken-Bereich, nimmtDeutschland Ende 2006 mit einem Anteil von 24% amausstehenden Volumen dieser Benchmark Rang zwei hinterFrankreich (27%) ein.

Der Markt für Mittelstandsfinanzierungen, z.B. überCorporate Schuldscheindarlehen, Mezzanine- oder Beteili-gungskapital (Private Equity), hat sich in Deutschland weitergut entwickelt. Das noch sehr junge Segment der Hybrid-anleihen – eine Mischform aus Eigen- und Fremdkapital –setzte sein Marktwachstum fort. Es ist davon auszugehen,dass dieses gerade auch bei deutschen Emittenten rechtbeliebte Finanzierungsinstrument in Zukunft weiter anBedeutung gewinnen wird.

Bunds und Pfandbriefe sind nicht nur die prominentes-ten Instrumente am deutschen Bondmarkt, sondernspielen auch europaweit in ihrem Marktsegment einedominierende Rolle. Deutsche Corporate Bonds habendiesen Status noch nicht erreicht; ihre Entwicklung inden letzten Jahren verlief aber sehr dynamisch.

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Positiver Trend beim VermögensaufbauEntwicklung Fondsvermögen, in Mrd. EUR

Mrd. EUR Mrd. EUR

Quelle: BVI, EFAMA, DekaBank

11.000 1.100

8.000 800

6.000 600

4.000 400

2.000 200

1.000 100

99 00 01 02 03 04 05 06 0 0

Europa(linke Skala)

Deutschland(rechte Skala)

989796959493

9.000 900

7.000 700

5.000 500

3.000 300

10.000 1.000

Deutschland mit NachholbedarfFondsvermögen pro Kopf der Bevölkerung in Euro,Stand: September 2006

0 5.000 10.000 15.000 20.000 25.000 30.000

Quelle: EFAMA, DekaBank

Italien

Spanien

Deutschland

Großbritannien

Frankreich

USA

Inkl. ausländischer Fonds

deutscher Provinienz

56

3.2.7 Investmentfonds

Deutschland auf gutem Weg

Nicht zuletzt dank der positiven Entwicklung an denAktienmärkten war das Jahr 2006 für die deutsche Invest-mentbranche ein gutes Jahr. Das verwaltete Fondsver-mögen erreichte ein Rekordvolumen. Allerdings haben dieZuwächse in Europa insgesamt die deutsche Entwicklungeinmal mehr übertroffen. Das makroökonomische Um-feld mit starkem Wirtschaftswachstum und stabiler Infla-tionsraten bei moderatem Zinsniveau war insbesonderefür die Aktienmärkte nach wie vor günstig.

Nationale Unterschiede innerhalb der Volkswirtschaftendes Euroraums werden auch bei der Verbreitung vonInvestmentfonds deutlich. Die Vermögensbildung viaInvestmentfonds ist in Deutschland unterdurchschnitt-lich ausgeprägt. Das Fondsvermögen pro Kopf ist inFrankreich beispielsweise etwa dreimal so hoch wie inDeutschland. Noch größer ist der Unterschied zu denUSA. Hierin spiegeln sich die unterschiedlichen Finanzie-rungsstrukturen und insbesondere der geringer entwickelteStand der Altersvorsorge wider. Mit der wachsendenErkenntnis über die Notwendigkeit der privaten Zukunfts-vorsorge für Alter, Gesundheit oder Ausbildung dürftenFonds in Deutschland weiter an Bedeutung gewinnen.Im vergangenen Jahr konnte Deutschland beim Fonds-vermögen pro Kopf die italienischen Anleger überholenund sich von Spanien weiter absetzen.

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Kapitel 3.2 Entwicklung der Finanzmärkte in Deutschland

57

Riester-Fondsverträge in Mode gekommenNeuzugang an Riester-Fondsverträgen

2002 2003 2004 2006

400.000

800.000

Anzahl

300.000

200.000

100.000

Quelle: BVI

2005

500.000

600.000

700.000

0

+245%

+155%

Fondsauflegung im Inland wieder attraktiverAnteil der neuaufgelegten Publikumsfonds deutscherFondsgesellschaften nach Ort der Auflegung

In DeutschlandIm Ausland

2002 2004 20062003 2005

40%

50%

30%

20%

10%

Quelle: BVI, Dekabank

Anteil

80%

90%

70%

60%

0

100%

INITIATIVE FINANZSTANDORT DEUTSCHLAND

Bericht Nr. 3 - 2007

Nach durchaus schwerem Start hat sich die Riester-Rentein Deutschland zu einem echten Renner entwickelt. Dieshat hinsichtlich der privaten Altersvorsorge auch derdeutschen Investmentbranche 2006 erhebliche Zuwächsebeim Absatz von Riester-Fondssparplänen beschert. BisEnde 2006 hat sich der Bestand an Riester-Fondsspar-plänen binnen Jahresfrist auf über 1,2 Mio. Verträge mehrals verdoppelt. Durch die Vereinfachung des Förder-verfahrens und die Flexibilisierung der Auszahlbedin-gungen wurde die Riester-Rente spürbar attraktiver.

Eine Schwäche des Finanzstandorts Deutschland – diewir im Finanzstandortbericht vor zwei Jahren angespro-chen hatten – war die Tatsache, dass deutsche Fondsge-sellschaften in der Vergangenheit ihre Publikumsfonds inüberwiegender Zahl im Ausland, und zwar in Luxem-burg und in Irland, neu auflegten. Der zahlenmäßigeAnteil der so genannten „ausländischen Fonds deut-scher Provenienz“ war von rund 70% (2002) auf über83% im Jahre 2004 gestiegen. Erfreulicherweise hat sichdieser Trend seit zwei Jahren jedoch umgekehrt. Der Anteilder in Deutschland aufgelegten Fonds ist im vergangenenJahr noch einmal leicht um knapp zwei Prozentpunkteauf 39,5% gestiegen. Gründe für diese positive Ent-wicklung sind deutlich kürzere Genehmigungszeiten derBaFin sowie eine höhere Flexibilität der Entscheidungen.Diesbezüglich hat der Finanzstandort Deutschland anAttraktivität zurückgewonnen.

Der Markt für Investmentfonds hat in Deutschlandbeträchtliches Potenzial, da das Investmentvermögenim europäischen Vergleich bislang unterdurchschnitt-lich ist. Insbesondere die an Bedeutung gewinnendeprivate Zukunftssicherung spricht für einen positivenTrend in den kommenden Jahren.

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WertstabilWertentwicklung offener Immobilienfonds und Kapitalmarktrendite

8

10

Prozent

6

4

2

7

9

5

3

1

Quelle: BVI; DEGI Research

Kapitalmarkt-

rendite

Wertentwicklung

Offene Immofonds

‘88‘87 ‘89 ‘90 ‘91 ‘92 ‘93 ‘94 ‘95 ‘96 ‘97 ‘98 ‘99 ‘00 ‘01 ‘02 ‘03 ‘04 ‘05 ‘06 0

58

3.2.8 Immobilienfonds

Stabilisierung

In einem schwierigen Jahr nach der erstmaligen Schließungvon Fonds haben Offene Immobilienfonds ihre Adaptions-fähigkeit unter Beweis gestellt und ihren Charakter alswertstabile Asset-Klasse auch 2006 unterstrichen. Diedeutschen Offenen Immobilienfonds konnten im ver-gangenen Jahr eine durchschnittliche Wertentwicklungvon 4,3% verzeichnen und damit das Vorjahrsergebnis inHöhe von 3,4% deutlich übertreffen. Hinter dieser posi-tiven Entwicklung steht vor allem die deutliche Perfor-manceverbesserung der Fonds mit Anlageschwerpunkt inDeutschland.

Die mittlere Wertsteigerung der letzten fünf Jahre beträgtsomit 3,8% p.a.; gemessen über einen 20-jährigen Zeit-raum beträgt die durchschnittliche jährliche Rendite5,5%. Damit bleiben die offenen Immobilienfonds imVergleich zu festverzinslichen Wertpapieren eine attraktiveAlternative für die Anleger, zumal ein gewisser Anteil derAusschüttungen offener Immobilienfonds steuerfreigestellt wurde.

Die Entwicklung der Mittelaufkommen ist durch einezunehmende Volatilität der Mittelzu- und -abflüsse ge-kennzeichnet. Starke Zuflüsse waren infolge der Wieder-vereinigung feststellbar. Im Jahr 2000 führte der NewEconomy Hype zunächst zu Umschichtungen aus Immo-bilien- in Aktienfonds. Nach dem Börsencrash 2001 setzteleicht verzögert die umgekehrte Entwicklung ein.

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Kapitel 3.2 Entwicklung der Finanzmärkte in Deutschland

59

Höhere VolatilitätNettozuflüsse Offener Immobilienfonds

‘88‘87 ‘89 ‘90 ‘91 ‘92 ‘93 ‘94 ‘95 ‘96 ‘97 ‘98 ‘99 ‘00 ‘01 ‘02 ‘03 ‘04 ‘05 ‘06

5

20

Mrd. EUR

15

-5

Quelle: BVI

-10

0

INITIATIVE FINANZSTANDORT DEUTSCHLAND

Bericht Nr. 3 - 2007

Auf der Suche nach wertstabilen Anlagen flossen denOffenen Immobilienfonds in den Jahren 2002 und 2003über 28 Mrd. EUR zu. Im Gegensatz dazu waren im Jahr2005 Mittelrückflüsse in Höhe von 3,4 Mrd. EUR zuverzeichnen. Die Aussetzung der Anteilsrücknahme vonFonds einiger Gesellschaften im Dezember und im Januar2006 bestimmte noch lange Zeit das Stimmungsbild derImmobilienfondsbranche und veranlasste die Anlegerdazu, 2006 insgesamt 7,4 Mrd. EUR aus den OffenenImmobilienfonds abzuziehen.

Dieser hohe Mittelabfluss fürs Gesamtjahr verdecktjedoch, dass sich bereits Mitte 2006 die Lage wieder sta-bilisierte. Im dritten Quartal des Jahres erholte sich dieBranche und bereits im vierten Quartal sammelten dieGrundstücksfonds per Saldo bereits wieder 1,1 Mrd. EURein. In den ersten Monaten 2007 hat sich das Geschäftweiter belebt: Insgesamt wurden knapp 2,7 Mrd. EUR inOffene Immobilienfonds investiert.

Hinsichtlich der zukünftigen Entwicklung der OffenenImmobilienfonds ist mit einer weiteren Normalisierungzu rechnen. Der begonnene Aufschwung auf dem deut-schen Immobilienmarkt sowie die vollzogenen Strategie-wechsel zu stärker diversifizierten Portfolios solltenpositive Rückwirkungen auf Wertentwicklung und Mit-telzufluss entfalten.

Langfristig verfügen Offene Immobilienfonds über unver-ändert günstige Perspektiven. Aufgrund der im Vergleichzu Aktien- und Rentenpapieren sowie börsennotiertenImmobilienanlagen stabileren Wertentwicklung sindOffene Immobilienfonds wichtiger Bestandteil sowohlbeim Vermögensaufbau als auch bei der Vermögenssiche-rung. Diese Eigenschaften der Fonds entsprechen nachwie vor der Präferenz sicherheitsorientierter Anleger.

2006 konnten Offene Immobilienfonds ihre Adap-tionsfähigkeit unter Beweis stellen und ihre Renditensteigern. Offene Immobilienfonds sind heute zuneh-mend international investiert und können so an denImmobilienzyklen weltweit partizipieren.

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Positive EntwicklungVerbriefungsvolumen in Deutschland, in Mrd. EUR, 2000 – 2006

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006

40

50

30

20

10

0

Quelle: Commerzbank Corporates & Markets

Mrd. EUR

Auffächerung der AssetklassenDeutscher Verbriefungsmarkt nach Assetklassen, in %Anm.: RMBS: Residential Mortgage Backed SecuritiesCMBS: Commercial Mortgage Backed SecuritiesCDO: Collateralized Debt ObligationABS: Asset Backed Securities

2002 2003 2004 2005 2006

3

2

1

0

Prozent

100

Quelle: Commerzbank Corporates & Markets

RMBS

CMBS

CDO

ABS i. e. Sinne

Sonstige inkl. Öffentlicher Sektor

60

3.2.9 Verbriefungsmärkte

Wachstumstrend setzt sich fort

Im Jahr 2006 setzte sich der Aufwärtstrend des deutschenVerbriefungsmarktes weiter fort. Mit einem verbrieftenKreditvolumen in Höhe von 47,7 Mrd. EUR erreichteder deutsche Verbriefungsmarkt einen Rekordwert(2005: 34,5 Mrd. EUR).1

Der weitere Anstieg des verbrieften Kreditvolumens istzum einen auf eine Anzahl besonders großer Transaktionenzurückzuführen. Die größten 8 Transaktionen repräsen-tieren rund 60% des Marktvolumens. Zum anderen wur-den auch zahlreiche kleinere Transaktionen durchgeführt,sodass sich insgesamt die Zahl der im Jahr 2006 durch-geführten Transaktionen (37) gegenüber dem Vorjahrstark erhöht hat (2005: 22 Transaktionen).

Gegenüber den Vorjahren haben sich die Anteile derAssetklassen deutlich verschoben. Commercial MortgageBacked Securities (CMBS) waren im Jahr 2006 mitAbstand die bedeutendste Assetklasse (40%). Wesentli-chen Anteil daran hatten „deutsche MehrfamilienhäuserCMBS“ als neue Assetklasse in diesem Marktsegment.Dagegen hat die Bedeutung von Residential MortgageBacked Securities (RMBS) in den letzten Jahren tenden-ziell abgenommen.

In den letzten Jahren war zudem eine Zunahme derOriginatoren für Verbriefungstransaktionen zu ver-zeichnen. Immer mehr Banken gehen von einem „buyand hold“-Geschäftsmodell (Halten der Kredite bis zumLaufzeitende) zu einem „buy and sell“-Geschäftsmodellüber und betreiben aktives Portfoliomanagement.

Trotz des starken Wachstums ist der relative Anteil deut-scher Verbriefungstransaktionen am europäischen Ver-briefungsmarkt, der sich insgesamt noch dynamischerentwickelt hat, im Jahr 2006 mit 8,7% gegenüber demJahr 2005 (9,5%) leicht rückläufig gewesen.

1Zum „deutschen Verbriefungsmarkt“ werden nur Transaktionengezählt, die zu 100% mit deutschen Assets unterlegt sind.

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Kapitel 3.2 Entwicklung der Finanzmärkte in Deutschland

61

WachstumschancenEuropäischer Verbriefungsmarkt 2006 nach Herkunftsland derAssets, in Mrd. EUR

Großbr. Spanien Niederl. Deutschld. Frankr. Italien Multi-

national

Sonstige

140

180

Mrd. EUR

80

100

160

200

120

60

40

20

0

Quelle: Commerzbank Corporates & Markets

SynthetischTrue-Sale

Deutscher ABCP-MarktAusstehende ABCPs, von deutschen Banken über spezielleZweckgesellschaften am Kapitalmarkt platziert, in Mrd. EUR

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006

80

100

60

40

20

0

Quelle: Moody’s

Mrd. EUR

INITIATIVE FINANZSTANDORT DEUTSCHLAND

Bericht Nr. 3 - 2007

Die True Sale Initiative (TSI) und die Verbesserungender Rahmenbedingungen wirken sich weiterhin positivauf den deutschen Verbriefungsmarkt aus. Über die TSI-Plattform errichtete deutsche Zweckgesellschaften (SPVs)werden immer häufiger genutzt. Gleichzeitig wurdenbereits mehrere Transaktionen von der TSI hinsichtlich derGüte ihres Reporting und des Market Making zertifiziert.

In Deutschland wurde der Verbriefungsmarkt in denletzten Jahren zunehmend für die Kreditversorgung desdeutschen Mittelstands und gerade auch kleiner undmittelgroßer Unternehmen (KMU) genutzt. Die Verbrie-fung von Mittelstandskrediten stellt für das Wachstumdes deutschen Verbriefungsmarkts und für die Kredit-versorgung des Mittelstands eine wesentliche Stütze dar.Der Markt für Mittelstandsverbriefungen hat zudem anBreite gewonnen. Auch „anspruchsvollere“ Mittelstands-kredite werden mittlerweile verbrieft, wie z.B. Akquisi-tionsfinanzierungen, Schuldscheine oder mezzanine Finan-zierungen wie Genussrechte.

Der Anteil von Verbriefungen von Mittelstandskreditenam Gesamtverbriefungsvolumen in Deutschland betrugim Jahr 2006 17%. Dies liegt deutlich über dem europäi-schen Durchschnitt (9%). In Europa werden nur in Spanienmehr Mittelstandskredite verbrieft als in Deutschland.

Der mit kurzfristigen Forderungen besicherte ABCP-Markt (Asset Backed Commercial Papers) wird in derRegel nicht zum Asset Backed Securities-Markt (ABS-Markt) im engeren Sinne gerechnet. Die deutschen Bankensind neben dem ABS-Markt im engeren Sinne auch imABCP-Markt sehr aktiv. Das ausstehende Volumen anABCP, die von deutschen Banken über spezielle Zweck-gesellschaften am Kapitalmarkt platziert wurde, betrug2006 rund 80 Mrd. EUR (2005: 56 Mrd. EUR).

Der deutsche Markt für Mittelstands- und KMU-Ver-briefungen birgt noch erhebliche Wachstumspotenziale.Wenn diese gehoben werden, würde dies den Zugangkleinerer und mittlerer Unternehmen zu externen Fi-nanzierungsmitteln deutlich erhöhen.

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Eurex: Marktführer der internationalen TerminbörsenAnzahl der gehandelten Kontrakte, in Mio. Stück

Kontrakte in Mio.

0 500 1.000 1.500 2.000

Quelle: Deutsche Börse AG. *Daten wurden an die neue Kontraktgröße angepasst.

Eurex200620052004

Chicago Mercantile

Exchange

200620052004

Euronext*200620052004

Chicago Board

of Trade

200620052004

Chicago Board

Options Exchange

200620052004

InternationalisierungUmsätze nach Teilnehmerländern, in Mio. Stück

20051998

Großbrit. SchweizFrankr. Niederl. RestUSADeutschld. Spanien

400

500

600

300

200

100

0

Quelle: Deutsche Börse

Kontrakte in Mio.

62

3.2.10 Derivatemärkte

3.2.10.1 Aktien- und Zinsderivate

Weltmarktführung im Derivatehandel

verteidigt

Die Terminbörse Eurex, die die Deutsche Börse gemein-sam mit der Schweizer Börse betreibt, hat im vergangenenJahr ihre Weltmarktführung für den Handel und dasClearing von Futures und Optionen verteidigt. Die Zahlder gehandelten Kontrakte ist um über 20% auf einenneuen Rekord von 1,53 Mrd. gestiegen.

Über ein Kommunikationsnetzwerk bietet Eurex seinenKunden einfachen und kostengünstigen Zugang zu seinemintegrierten vollelektronischen Handels- und Clearing-system mit derzeit rund 390 Teilnehmern aus 19 Ländern.

Eurex-Kunden können aus einer breit diversifiziertenPalette der international liquidesten Finanzderivate fürihre Handelsstrategien wählen.

Neben seiner traditionellen Stärke in Fixed Income Pro-dukten, besonders dem Bund Future, hat das Unter-nehmen die Rekordzahlen dem hohen Umsatz in aktien-basierten Derivaten zu verdanken: Im Jahr 2006 stiegendie Umsätze bei den Kapitalmarktprodukten um 11%auf 731 Mio. Kontrakte. Im Handel mit Futures undOptionen auf Aktienindexprodukte erzielte Eurex dage-gen ein Plus von 46% auf 487 Mio. Eurex hat sich damitvon der „Bund Exchange“ zum diversifizierten Marktentwickelt.

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Kapitel 3.2 Entwicklung der Finanzmärkte in Deutschland

63

Breitdiversifizierte Produktpalette

Quelle: Deutsche Börse

Eurex Produktpalette

Kapitalmarktprodukte

Geldmarktprodukte

Aktienindexprodukte

Aktienprodukte

Volatilitätsprodukte

Kreditderivate

z.B. Euro Bund, Euro Bobl, EuroSchatz und Euro Buxl

z.B. Futures und Optionen aufVolatilitätsindizes

z.B. Futures auf den iTRAXXEurope 5-year Index

z.B. Futures und Optionen aufinternationale Aktien

z.B. EURIBOR Futures und Optionenauf EURIBOR Futures

z.B. Futures und Optionen auf DAX,Dow Jones STOXX 50 oder auf

börsengehandelte Fonds

Rasantes WachstumEurex-Umsatzentwicklung nach Produktsegmenten, in Mio. Stück

Index

Derivatives

Fixed Income

Derivatives

Equity

Derivatives

1998 20032002 2004 200620011999 2005

800

1.000

1.600

1.400

1.200

600

400

200

02000

Quelle: Deutsche Börse AG

Kontrakte in Mio.

INITIATIVE FINANZSTANDORT DEUTSCHLAND

Bericht Nr. 3 - 2007

Ein Vergleich der Januarzahlen für die Jahre 2006 und2007 bestätigt diesen Trend: So legte das Segment Aktien-derivate um 23% zu und erzielte mit 72,5 Mio. Kontrak-ten die höchste Handelsaktivität aller Segmente. Das Seg-ment Kapitalmarktderivate verzeichnete dagegen mit knapp60 Mio. Kontrakten keine Veränderung gegenüber demVorjahresmonat.

Im Jahr 2006 hat Eurex Kreditderivate entwickelt, die imFrühjahr 2007 eingeführt wurden. Damit können sichMarkteilnehmer weltweit erstmalig mit börsengehandeltenProdukten gegen Kreditereignisse, wie z.B. Unternehmens-insolvenz, Zahlungsausfall oder Restrukturierungen absi-chern.

Gemeinsam mit internationalen Marktteilnehmern be-treibt Eurex die beiden außerbörslichen Handelsplatt-formen Eurex Bonds und Eurex Repo für den Handelmit Staatsanleihen sowie Emissionen der KfW Banken-gruppe, der European Investment Bank und einzelnerdeutscher Bundesländer; darüber hinaus ist der Handelvon Jumbo-Pfandbriefen bzw. der Repohandel mitStaatsanleihen und Jumbo-Pfandbriefen möglich.

Die internationale Ausrichtung der Eurex wurde 2006weiter gestärkt, indem Eurex einen neuen Access Point inSingapur errichtete und die Voraussetzungen zur Direkt-anbindung von Markteilnehmern in Australien, Hong-kong und Japan schuf.

Der börsliche Derivatehandel in Deutschland gehörtzu den liquidesten und technisch modernsten welt-weit und wird durch seine international ausgerichteteStrategie seine Führungsrolle auch in Zukunft aus-bauen.

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Kreditderivatemarkt viermal größer als Aktien- undRohstoffderivatemärkte… Nennwerte der globalen Derivatemärkte, in Mrd. EUR, Dez. 2006

30.000

40.000

Zinsderivate Kreditderivate Akt.-derivateWähr.-deriv. Rohst.-deriv.

20.000

10.000

Quelle: BIZ, Deutsche Bundesbank

Mrd. EUR darunter von 7 deutschen

Banken gemeldet

60 Berichtsbanken

weltweit221.707

0

…und weiterhin mit äußerst dynamischem WachstumJährliche Wachstumsraten der globalen Derivatemärkte, in %,Dezember 2005 zu Dezember 2006

Rohst.-deriv. Devisenderiv. Aktienderiv. Zinsderiv. Kreditderiv.

80

100

Prozent

60

40

20

0

Quelle: BIZ

64

3.2.10.2 Kreditderivate

Ungebrochene Dynamik und gestiegenes

Risikobewusstsein

Kreditderivate sind mittlerweile ein etabliertes Instru-ment für den Handel von Kreditrisiken. Als Sicherungs-nehmer, die sich insbesondere gegen den Ausfall von Kre-diten absichern, treten überwiegend Banken auf: Kommtes während der Laufzeit zu einem vordefinierten Kredit-Ereignis – wie Zahlungsverzug, -ausfall oder Insolvenz-antrag – leistet der Sicherungsgeber eine Ausgleichszah-lung. Im Gegenzug erhält er das vereinbarte Referenz-aktivum (z.B. Anleihen oder Kredite).

Gemessen am Nennwert zinsbezogener Derivate handeltes sich bei Kreditderivaten um einen immer noch relativkleinen Markt. Ihr weltweit ausstehendes Volumen ent-sprach Ende 2006 jedoch bereits dem Vierfachen derMärkte für Aktien- oder Rohstoffderivate. Ihr Wachs-tum ist anhaltend dynamisch. Im letzten Jahr hat sichdas ausstehende Volumen wiederum beinahe verdoppelt.

Deutsche Kreditinstitute sind nach wie vor in beachtli-chem Umfang engagiert. Der Anteil des ausstehendenVolumens, der auf die sieben an die BIZ berichtendenInstitute in Deutschland entfällt, ist im Jahresvergleichgleichwohl von 19% auf 13% gesunken.

Das meistverbreitete Instrument zum Transfer vonKreditausfallrisiken sind immer noch Credit DefaultSwaps (CDS). Sie beziehen sich überwiegend nicht aufPortfolios, sondern auf einzelne Schuldner („Single NameRisks“), vor allem aus dem Unternehmenssektor. Dabeiwerden überwiegend gute Bonitäten gehandelt, um Klum-penrisiken zu begrenzen (Diversifikation).

Die Möglichkeiten, sich gegen spezifische Kreditrisikenzu versichern, werden immer umfangreicher, denn das„Universum“ der Referenz-Assets, auf die regelmäßig Kre-ditderivate gehandelt werden, expandiert kontinuierlich.Auch die gehandelten Laufzeiten sind vielfältiger geworden.

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Kapitel 3.2 Entwicklung der Finanzmärkte in Deutschland

65

CDS-Spreads immer noch auf niedrigem Niveau bei zunehmenderVolatilität Entwicklung der Spreads europäischer Benchmark-Indizes

ITraxx CrossoverITraxx Europe

06/04 11/0507/05 03/06 11/0602/0510/04 07/06

350

400

450

300

200

100

0

Quelle: Bloomberg, Dow Jones

Basispunkte

250

250

50

03/07

INITIATIVE FINANZSTANDORT DEUTSCHLAND

Bericht Nr. 3 - 2007

Kreditderivate-Indizes gehörten dabei zum liquidestenSegment. Sie sind im Jahr 2006 besonders stark gewachsen,und im ersten Quartal 2007 hat sich ihr Umsatz noch ein-mal mehr als verdoppelt.

Der Kreditderivatemarkt ist zum größten Teil ein Inter-bankenmarkt. Als Kontrahenten deutscher Kreditinsti-tute und dabei vor allem als Sicherungsgeber treten nebenausländischen Banken zunehmend institutionelle Inves-toren wie Pensionsfonds, Versicherungen und auch HedgeFonds auf. Der Sicherungsnehmer zahlt dem Sicherungs-geber eine jährliche Prämie – den CDS-Spread. Dieserwird in Basispunkten bezogen auf den Nominalwert desabgesicherten Kreditbetrags vereinbart.

Trotz des im Jahresverlaufs gestiegenen Zinsniveaus sinddie Spreads 2006 weiter zurückgegangen, und die Liqui-dität des Kreditderivatemarkts hat sich weiter verbessert.Im Frühjahr 2007 führte die gestiegene Risikowahrneh-mung der Anleger allerdings zu einer leichten Ausweitungder Spreads.

Insgesamt liegen die Risikoprämien jedoch nach wie vorauf einem niedrigen Niveau. Doch nicht nur bei einzel-nen Adressen rücken gelegentlich so genannte Event-Risiken in den Vordergrund, z.B. mögliche Übernahmenund vor allem Leveraged Buy-Outs, die sich auf dieKreditqualität negativ auswirken könnten und temporärzu volatilen Spreads führen.

Angesichts des enormen Wachstums, einiger noch ver-hältnismäßig neuer Akteure und des innovativen Charak-ters der Kreditderivate stellen Banken- und Finanzaufsicht,aber zunehmend auch Marktteilnehmer selbst die Frage,ob mit diesen Instrumenten spezifische Risiken für dieMarktintegrität und -stabilität verbunden sind. Auf-sichtsbehörden und Risikomanager widmen dieser Frageinzwischen erhöhte Aufmerksamkeit und arbeiten an einerweiteren Verbesserung der Effizienz der Handels- undAbwicklungssysteme sowie an einer höheren Transparenzin diesem zunehmend wichtigen Marktsegment.

Deutsche Banken nutzen Kreditderivate zunehmendzur aktiven Portfoliosteuerung. Die Kreditvergabeent-scheidung wird dadurch von der Struktur des jeweilsgegebenen Kreditportfolios unabhängiger. Neuer Spiel-raum zur Übernahme von Kreditrisiken entsteht, unddie Unternehmensfinanzierung wird gestärkt.

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Rasantes Wachstum im Bestand …Ausstehendes Volumen, in Mrd. EUR

Q1/05 Q2 Q3 Q4 Q4/06

120

Mrd. EUR

80

100

60

40

20

0

Quelle: Derivate Forum

Q1/06 Q2 Q3

…und im Umsatz Umsatzvolumen der über die Börse gehandelten Papiere, in Mrd. EUR

1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005

400

500

Mrd. EUR

300

200

100

0

Quelle: BÖGA.

1995 20061996

AnlageprodukteHebelprodukte

66

3.2.10.3 Zertifikate

Markt wächst rasant

In 2006 verzeichnete der Zertifikatemarkt ein starkesWachstum von 37%. Das ausstehende Volumen für deri-vative Wertpapiere stieg rasant um knapp 30 Mrd. EURauf 110 Mrd. EUR. Insgesamt waren zum Jahresende2006 136.259 Anlage- und Hebelprodukte emittiert, wo-von 72.788 auf Hebel- und 63.471 auf Anlageprodukteentfallen. Der Markt wird von 35 Emittenten bedient.

Die börslichen und außerbörslichen Umsätze vonAnlage- und Hebelprodukten sind in den letzten Jahrenebenfalls stark gewachsen. Die Umsätze stiegen um 77%von 261 Mrd. EUR (2005) auf 462 Mrd. EUR 2006.Mit einem Volumen von 241 Mrd. EUR übertraf derUmsatz der Anlageprodukte erneut das der Hebelpro-dukte (221 Mrd. EUR).

Zwei Faktoren prägten diese hohen Wachstumsraten maß-geblich: Zum einen fragten Investoren während der Baisseder Aktienmärkte zu Beginn des Jahrzehnts verstärktFinanzprodukte nach, die sowohl über ein günstigesChance-Risiko-Profil als auch über eine Kapitalgarantieverfügten. Zum anderen gewannen strukturierte Pro-dukte mit der positiven Entwicklung der Finanzmärkteseit 2003 weiter an Attraktivität, weil Investoren struktu-rierte Produkte auf ein stark erweitertes Spektrum anBasiswerten nachfragten.

Nach Berechnungen des Derivate Forums e.V. wird derMarkt von Anlageprodukten mit einem Marktanteilvon 98,8% des ausstehenden Volumens dominiert. Ledig-lich 1,2% des gesamten ausstehenden Volumens entfälltauf Hebelprodukte. Innerhalb der Gruppe der Anlage-produkte bilden Anlagezertifikate mit einem Anteil vonknapp 97% die wichtigste Kategorie; Aktienanleihenund Hedge Fonds-Zertifikate vereinen nur jeweils 1,2%auf sich. Unter den Anlagezertifikaten dominieren dieGarantiezertifikate, die einen Anteil von 43% des aus-stehenden Volumens auf sich vereinen. An zweiter Stellefolgen Bonus- und Teilschutzzertifikate mit gut 20%; andritter Stelle stehen Expresszertifikate mit 12%.

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Kapitel 3.2 Entwicklung der Finanzmärkte in Deutschland

67

Schätzung Marktanteile Derivativer AnlageprodukteMarktanteile, in %, 2006

Quelle: Derivate Forum

43%

Garantiezertifikate

20%

Bonus-/Teilschutz-Zertifikate

Basket-/ Themen-/

Strategie-Zertifikate 6%

1% Übrige

8%

Discountzertifikate

1% Hedge Fonds-Zertifikate

Outperformance-/

Sprint Zertifikate 2%

12%

Expresszertifikate

1% Aktienanleihen

Indexzertifikate 6%

Leitlinien des Derivate-Kodex

1. Die Bonität des Emittenten wird jederzeit offen dargestellt.

4. Derivative Wertpapiere werden zu Preisen angeboten, die in

angemessener Relation zu Produktstruktur und Marktsituation stehen.

3. Die Darstellung derivativer Wertpapiere folgt dem Prinzip

der Produktklarheit.

2. Der Basiswert wird transparent dargestellt.

5. Jeder Unterzeichner stellt sicher, dass grundsätzlich ein Handel

für die eigenen derivativen Wertpapiere möglich ist.

6. Die Unterzeichner des Kodex verpflichten sich zu dessen Einhaltung.

INITIATIVE FINANZSTANDORT DEUTSCHLAND

Bericht Nr. 3 - 2007

Regulatorischer Rahmen ist angemessen

Der Zertifikatemarkt unterliegt einer Vielzahl rechtlicherBestimmungen, von denen die wichtigsten ihren Ur-sprung im europäischen Kapitalmarktrecht haben. Soist die Emission von Zertifikaten maßgeblich durch dieVorgaben der europäischen Prospekt-Richtlinie geregelt.Weitere für den Zertifikatemarkt relevante Normen findensich u.a. im Wertpapierhandelsgesetz (WpHG), im Börsen-gesetz (BörsG), im Börsenzulassungsgesetz (BörsZulG)sowie in den Börsenordnungen. Die bestehenden An-forderungen an Handel und Vertrieb von Zertifikatenwerden in der zum 1. November 2007 in Kraft tretendenMiFID (Market in Financial Instruments Directive) weiterkonkretisiert. Im Gegensatz zum Markt für Investment-fonds unterliegt der Zertifikatemarkt also nicht einerproduktbezogenen Regulierung. Vielmehr verfolgt derGesetzgeber ein Anlegerschutzkonzept, das auf mehre-ren regulatorischen Bausteinen beruht.

„Derivate-Kodex“ als ergänzende

Selbstregulierung

Um das Anlegervertrauen in den Zertifikatemarkt weiterzu stärken, haben die Mitglieder des Derivate ForumsMindeststandards und Leitlinien zur Darstellung desEmittentenrisikos, zur Transparenz des Basiswertes, zurProduktklarheit, zur Darstellung der Rendite- und Risi-kopotenziale sowie zum Handel definiert. Der sogenannteDerivate-Kodex führt zu einer weiteren Verbesserung desAnlegerschutzes, indem er durch Bereitstellung anleger-orientierter Informationen die Transparenz im Zertifi-katemarkt erhöht und Qualitätsmerkmale etabliert. DerDerivate-Kodex wird im Einklang mit Markt-, Produkt-und Regulierungstrends kontinuierlich fortentwickelt.

Der Markt für Retail-Zertifikate ist eine der großenErfolgsgeschichten des Finanzstandorts Deutschlands.Auch international konnte sich der deutsche Marktfür Retail-Zertifikate als führender Einzelmarkt etab-lieren. So werden Zertifikate „made in Germany“ alsinnovative Finanzprodukte erfolgreich in andereneuropäischen Ländern und in Asien angeboten. Einemaßgebliche Voraussetzung für die mittelfristigeFortsetzung dieser Erfolgsgeschichte ist ein angemes-sener regulatorischer Rahmen, der durch den Derivate-Kodex eine sinnvolle Ergänzung erfahren hat.

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Fundraising stabilisiert sichFundraising deutscher Private-Equity-Gesellschaften, in Mrd. EUR

1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2006

4

6

5

Mrd. EUR

3

2

1

02005

Quelle: EVK 2007

Deutschland atraktives Ziel für Buy-Out-TransaktionenGesamtwert aller Buy-Out-Transaktionen in Deutschland, in Mrd. EUR

45

55

Mrd. EUR

25

10

35

40

50

20

30

15

5

Quelle: Ernst & Young 2007

2002 2003 2004 2005 2006 0

68

3.2.11 Private Equity

Weiterhin solides Wachstum des

Private Equity-Marktes in Deutschland

Auch im Jahr 2006 hielt die durchgreifende Erholung imBeteiligungsmarkt an. Das verwaltete Kapital (Capitalunder Management) der deutschen Private Equity-Gesell-schaften nahm im Jahresverlauf um über 8% zu und stiegauf 28,7 Mrd. EUR. Ursache waren vor allem das anhal-tend aktive Fundraising, das sich auf Vorjahresniveaustabilisieren konnte. Damit verbunden war eine großeZahl neuer Fonds. Ein wichtiges Motiv für das Engage-ment von Private Equity-Investoren auf dem deutschenMarkt war dabei die weitere Verbesserung der wirtschaft-lichen Rahmenbedingungen.

Die durch deutsche Private Equity-Gesellschaften finan-zierten Investitionen erhöhten sich im vergangenen Jahrum 16% auf 3,6 Mrd. EUR. Seit dem Jahr 2001 domi-nieren dabei durchgehend Buy-Outs. 2006 entfielen 72%des Investitionsvolumens auf dieses Marktsegment. Nebeneinigen sehr großen Transaktionen liegt dies vor allem ander hohen Zahl der Mittelstands-Buy-Outs.

Das Gros der Venture Capital-Investitionen, des zweitengroßen Teilbereichs der Private Equity-Investitionen, istmit einem Anteil von zwei Dritteln Expansionsfinanzie-rungen. Auf sie entfielen im vergangenen Jahr gut 18%des gesamten Investitionsvolumens. Start-up-Finanzierun-gen machten 6,5% des Gesamtvolumens aus.

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Kapitel 3.2 Entwicklung der Finanzmärkte in Deutschland

69

Großbritannien größter Markt in EuropaBruttoinvestitionen der nationalen Private-Equity-Gesellschaften, in %des BIP

GR BE DE IT SP EU FR NL DK SW UK

1,0

1,4

0,8

1,2

0,6

0,4

0,2

0

Quelle: EVCA 2006

Prozent

INITIATIVE FINANZSTANDORT DEUTSCHLAND

Bericht Nr. 3 - 2007

Attraktivste Zielbranchen für Investitionen waren sons-tige Dienstleistungen (43%), gefolgt von Maschinen- undAnlagenbau (knapp 19%), der Metallbranche (knapp 6%)und der Computerindustrie (4%). Auf alle Hightech-Bran-chen entfielen insgesamt knapp 13% der Investitionen.Regional betrachtet dominierten Inlandsinvestitionen, die91% des Investitionsvolumens deutscher Private Equity-Gesellschaften ausmachten.

Die freundliche Entwicklung des Aktien- und M&A-Marktes spiegelte sich in den Verkaufsaktivitäten derPrivate Equity-Gesellschaften wider. Sie veräußerten einVolumen von 2,1 Mrd EUR. Dabei überwogen Verkäufean andere Beteiligungsgesellschaften (29%) vor Trade Sales(25%) und Aktienverkäufen nach IPO (19%). Der Anteilder Totalverluste reduzierte sich weiter auf 5% des Exit-volumens.

Im internationalen Vergleich weist der deutsche Marktallerdings weiterhin noch sehr großes Potenzial auf. Dieszeigt sich an der Höhe der Investitionen durch nationalePrivate-Equity-Gesellschaften gemessen am Bruttoin-landsprodukt. Während diese Relation in Deutschlandnur 0,12% erreicht, sind es im EU-Durchschnitt 0,42%und in Großbritannien sogar 1,33%.

Der deutsche Private Equity-Markt setzte seine Auf-wärtsbewegung auch im letzten Jahr fort. Strukturellweist er vor allem im Vergleich zu den europäischenNachbarn weiterhin großes Potenzial auf.

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Deutsche Unternehmen kaufen wieder im AuslandDeutsche Akquisitionen im Ausland. Anzahl und Wert, in Mrd. EUR

Mrd. EUR Anzahl

Quelle: Thomson Financial, Morgan Stanley

120 120

100 100

60 60

40 40

20 20

1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006

Transaktionsvolumen(linke Skala)

Anzahl der Transaktionen(rechte Skala)

80 80

0 0

Europäisches M&A Geschäft belebt sichM&A-Transaktionen in Europa, Anzahl und Wert, in Mrd. EUR

Mrd. EUR Anzahl

Quelle: Thomson Financial, Morgan Stanley

1.800 1.800

1.500 1.500

1.200 1.200

900 900

600 600

300 300

1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 0 0

Transaktionsvolumen(linke Skala)

Anzahl der Transaktionen(rechte Skala)

Merkliche Belebung aber vor allem in DeutschlandM&A-Transaktionen in Deutschland, Anzahl und Wert, in Mrd. EUR

Mrd. EUR Anzahl

Quelle: Thomson Financial, Morgan Stanley

500 250

400 200

300 150

200 100

100 50

1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 0 0

Transaktionsvolumen(linke Skala)

Anzahl der Transaktionen(rechte Skala)

70

3.2.12 M&A

M&A-Geschäft weiter im Aufwind

Vor dem Hintergrund eines weiterhin robusten weltweitenWirtschaftswachstums, relativ niedriger langfristigerZinsen und stark steigender Unternehmensgewinne hatsich das weltweite M&A-Geschäft auch 2006 weiterbelebt. Der deutsche M&A-Markt konnte von diesemTrend wiederum in besonderem Maße profitieren undein neues Rekordjahr verzeichnen.

Während das weltweite M&A-Volumen, wie auch daseuropäische Transaktionsvolumen, um rund 30% zulegenkonnte, stieg das deutsche M&A-Volumen 2006 miteiner Rate von 60% doppelt so stark an. Der Verlang-samung des globalen M&A-Wachstums konnte sichallerdings auch der deutsche Markt nicht ganz entziehen.

Bei nach wie vor günstigen Finanzierungsmöglichkeitenan den Kapitalmärkten, bei hohen Liquiditätsbeständensowohl bei den Unternehmen selbst als auch bei den Pri-vate Equity-Gesellschaften sowie attraktiven Bewertungensind die Aussichten für das M&A-Geschäft in Deutsch-land jedoch weiterhin sehr gut.

Dabei dominieren im deutschen Markt immer nochcash-finanzierte Transaktionen. Eigene Aktien werdenso gut wie gar nicht als Akquisitionswährung eingesetzt.Bei den fremdfinanzierten Übernahmen sollte zukünftigein größeres Spektrum an Finanzierungsinstrumenten zusehen sein.

Nach einer Phase interner Umstrukturierungen sind diedeutschen Unternehmen 2006 verstärkt wieder als Käuferauf dem internationalen M&A-Markt aufgetreten. DieAuslandsakquisitionen legten noch einmal deutlich zuund stiegen wie auch schon im Vorjahr um rund 250%auf über 100 Mrd. EUR. Auch die Größe der Auslands-käufe deutscher Unternehmen ist dabei noch einmal kräftiggestiegen und lag mit durchschnittlich 2,7 Mrd. EURweit über dem Niveau von 2005 (knapp 1 Mrd. EUR).

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Kapitel 3.2 Entwicklung der Finanzmärkte in Deutschland

71INITIATIVE FINANZSTANDORT DEUTSCHLAND

Bericht Nr. 3 - 2007

Trend zu Mega-Deals hält anDeutsche Großtransaktionen über 1 Mrd. EUR

50 10

300 60

Mrd. EUR Anzahl

Quelle: Thomson Financial, Morgan Stanley

400 80

350 70

200 40

150 30

100 20

1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006

Transaktionsvolumen(linke Skala)

Anzahl der Transaktionen(rechte Skala)

250 50

0 0

Private Equity spielt eine wichtige RolleAkquisitionen von Finanzinvestoren, Anzahl und Wert, in Mrd. EUR

5 5

30 30

Mrd. EUR Anzahl

Quelle: Thomson Financial, Morgan Stanley

50 50

35 35

20 20

15 15

10 10

1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006

Transaktionsvolumen(linke Skala)

Anzahl der Transaktionen(rechte Skala)

25 25

40 40

45 45

0 0

Die nach Jahren der Restrukturierung, Kostensenkungund Lohnzurückhaltung deutlich gestiegenen Gewinn-margen deutscher Unternehmen sollten das Interesseausländischer Investoren an deutschen Unternehmenweiter stützen. Auch feindliche Übernahmen sind mitt-lerweile kein Tabu mehr. Deutschland belegt hier nachden USA und dem Vereinigten Königreich weltweit dendritten Platz.

Der erneute Anstieg des Euro könnte die ausländischeNachfrage jedoch abkühlen. Auch strukturelle Faktorenwie die Arbeitnehmermitbestimmung, das relative kom-plizierte Steuersystem und die geplante Einführung vonMindestlöhnen dämpfen weiterhin das Interesse auslän-discher Investoren.

Der Trend zu großen Transaktionen, so genannten Mega-Deals mit einem Volumen von über 1 Mrd. EUR, hat2006 weiter angehalten. Bereits 2005 war in Deutschlanddas Volumen solcher Transaktionen erstmals seit fünfJahren wieder deutlich gestiegen.

Mit 45 Transaktionen (oberhalb von 100 Mio. EUR) undeinem Gesamtvolumen von 42 Mrd. EUR waren Finanz-investoren auch 2006 wieder ein wichtiger Faktor aufdem deutschen M&A-Markt. Allerdings ging ihr Markt-anteil von 30% im Vorjahr auf 18% zurück. Damit lagdas Engagement der Finanzinvestoren nur noch leichtüber seinem langjährigen Durchschnitt von 13%.

In Zukunft werden Finanzinvestoren noch häufiger als„Weiße Ritter“ in so genannten feindlichen Übernahmenauftreten und vor allem auch im Mittelstand eine größereRolle spielen. Daneben werden Finanzinvestoren auch ver-mehrt als Verkäufer von Portfoliounternehmen auftreten.

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Energie und Finanzdienstleister dominieren in EuropaAngekündigte Transaktionen mit europäischen Zielunternehmennach Sektoren, 2006

Quelle: Thomson Financial, Morgan Stanley

11%

Telekommunikation

und Medien

20%

Banken und

Versicherungen

5%

Einzelhandel /

Konsumgüter 17%

Industriegüter

25%

Versorger / Entsorger

11%

Immobilien

4%

Gesundheit

7%

Andere

Immobilien und Gesundheit wichtigste M&A Branchen in Deutschland Angekündigte Transaktionen mit deutschen Zielunternehmen nachSektoren, 2006

Quelle: Thomson Financial, Morgan Stanley

16%

Telekommunikation

und Medien

5%

Banken und

Versicherungen1%

Einzelhandel/

Konsumgüter

19%

Industriegüter

1%

Versorger/ Entsorger

29%

Immobilien

26%

Gesundheit

7%

Andere

72

Unterschiedliche Branchentrends

Wichtigster Sektor im deutschen M&A-Markt im ver-gangenen Jahr war der Immobiliensektor mit einem Markt-anteil von 28%. Hier sind von der geplanten Einführungder REITs wichtige Impulse für den Immobiliensektorin Deutschland ausgegangen. Vor allem hat aber dieImmobilienbranche von dem sehr starken Fokus interna-tionaler Anleger auf den deutschen Markt profitiert, derim weltweiten Vergleich als unterbewertet angesehenwird. Daneben gewann aber auch der Gesundheitssektordeutlich an Bedeutung und erreichte einen Marktanteilvon 26%. Zusammen machten diese beiden Sektorenmehr als die Hälfte aller Transaktionen in Deutschlandaus. Der vergleichbare Marktanteil in Europa außerhalbDeutschlands lag im vergangenen Jahr bei nur 15%.

Nach einem merklichen Rückgang im Vorjahr stabilisiertesich die Rolle des traditionell sehr bedeutsamen Industrie-sektors in Deutschland bei 21%. Damit liegt dieserwichtige Wirtschaftssektor in seiner Bedeutung leichtüber dem europäischen Vergleichswert.

Auch der Telekommunikations- und Mediensektor konnteim vergangenen Jahr wieder an Bedeutung gewinnen.Mit einem Marktanteil von 16% blieb der Sektor allerdingsimmer noch weit hinter den Boomjahren 1999/2000zurück, als er mehr als die Hälfte aller deutschen M&A-Transaktionen ausmachte. Im europäischen Vergleichspielt der Telekommunikations-Sektor derzeit eine etwasgeringere Rolle (11%).

Deutlich weniger aktiv als noch im Vorjahr waren im ver-gangenen Jahr die Finanzdienstleister in Deutschland.Im Vorjahr waren die Banken und Versicherungen auf-grund des Konsolidierungsdrucks mit einem Marktanteilvon 27% noch ein sehr aktives Segment des deutschenM&A-Markts. Mittlerweile ist der Anteil auf knapp 6%und damit um mehr als 80% zurückgegangen. Damiterreichte der Finanzsektor in Deutschland nur ein Vierteldes europäischen Vergleichswerts.

2006 nahm die M&A-Aktivität in Deutschland wiebereits im Vorjahr wieder deutlich stärker zu als imübrigen Europa und in der übrigen Welt. TreibendeKräfte waren der Immobilien- und der Gesundheits-sektor.

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Kapitel 3.2 Entwicklung der Finanzmärkte in Deutschland

73INITIATIVE FINANZSTANDORT DEUTSCHLAND

Bericht Nr. 3 - 2007

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74

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Kapitel 4 Wachstumstreiber und Erfolgsfaktoren

für den Finanzstandort Deutschland

75INITIATIVE FINANZSTANDORT DEUTSCHLAND

Bericht Nr. 3 - 2007

Kapitel 4:

Wachstumstreiber und

Erfolgsfaktoren für den

Finanzstandort Deutschland

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76

4.1 Öffentlich-Private-Partnerschaften

in Deutschland

Ausgangslage in Deutschland

Öffentlich-Private-Partnerschaften (ÖPP) sollen die Mög-lichkeiten und Effizienzvorteile privatwirtschaftlicher Mittelund Methoden des Investitionsmanagements für die öf-fentliche Hand nutzbar machen. Sie bieten einen drittenWeg zur Bereitstellung öffentlicher Infrastruktur zwi-schen konventioneller Eigeninvestition des Staates einer-seits und einer vollen Privatisierung öffentlicher Aufgabenandererseits.

Zwar haben ÖPP bisher in Deutschland im Vergleich mitdem europäischen Ausland erst wenig Verbreitunggefunden, doch nimmt ihre Zahl in jüngerer Zeit deut-lich zu. Gegenwärtig haben ÖPP einen Anteil von grobgeschätzt 2% bis 4% an den Gesamtinvestitionen vonBund, Ländern und Gemeinden. Im Hochbau wurdenseit 2003 insgesamt 46 ÖPP-Projekte mit einem Inves-titionsvolumen von 1,4 Mrd. EUR abgeschlossen, weitere120 Projekte mit einem hochgerechneten Investitions-volumen von etwa 6 Mrd. EUR sind in Vorbereitung. ImStraßenbau sind fünf Projekte abgeschlossen bzw. vergeben,weitere fünf in Vorbereitung. Das Potenzial für ÖPP inDeutschland ist damit aber bei weitem nicht ausge-schöpft.

Die stärkere Verbreitung von ÖPP in Deutschland istZiel der Innovationsoffensive der Bundesregierung zurModernisierung und Verschlankung der öffentlichenVerwaltung. Die Regierung hat sich vorgenommen, denÖPP-Anteil an den öffentlichen Sachinvestitionen aufein internationales Vergleichsniveau von bis zu 15%anzuheben. Dies entspräche einem bundesweit jährlichenÖPP-Investitionsvolumen von etwa 5 Mrd. EUR.

Effizienzvorteile durch ÖPP

Im Rahmen einer ÖPP geht die öffentliche Hand einelangfristige Partnerschaft mit meist einem privatenAnbieter ein, statt mit einer Vielzahl von Anbietern ineinzelne Leistungsbeziehungen zu treten. Der privatePartner übernimmt umfassende Verantwortung für Bau,Betrieb, Instandhaltung, Finanzierung und manchmalauch Wiederverwertung des Projekts, also über dessengesamten Lebenszyklus hinweg.

Diese Gesamtverantwortung des privaten Partners er-möglicht es beispielsweise, Synergien zwischen Bau undlaufendem Unterhalt zu heben. Ebenso soll ein alle Leis-tungskomponenten einschließender Auftragswettbewerbinnovative und synergiewirksame Angebote hervorbrin-gen. Die teilweise Risikoverlagerung auf den privaten Part-ner und der Einsatz von Risiko tragendem Privatkapitalsind ein Motor für ein gleichermaßen effizientes wienachhaltiges Wirtschaften.

Der Einsatz von privatem Eigen- und Fremdkapitaldient nicht allein der Bereitstellung von Investitionsmitteln.Er ermöglicht auch die Verlagerung von Leistungs- undKostenrisiken auf den privaten Partner. Diese Verlagerungbringt weitere Effizienzvorteile mit sich, sofern Risikenvom privaten Partner besser beherrscht werden können.

Banken und Kapitalmärkte sind in der Lage, in ausrei-chendem Umfang preisgünstiges Kapital für einen wach-senden ÖPP-Markt in Deutschland zur Verfügung zustellen. Ein mit Vorrang verfolgtes Ziel der IFD ist es, imInteresse des Finanzstandorts einen Beitrag zu leisten,damit die Marktentwicklung neue Impulse erfährt, unddas Ziel einer stärkeren Verbreitung von ÖPP in Deutsch-land rasch näher rücken kann.

Dabei geht es zum einen darum, vorhandene Hemm-nisse einer stärkeren Durchsetzung von ÖPP abzubauen.Zum anderen soll das derzeitige Angebot von Finanzie-rungsprodukten verbreitert werden, um die Attraktivitätder Produkte weiter zu steigern und den Zugang derMarktteilnehmer zu diesen Produkten zu vereinfachen.

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Kapitel 4.1 Öffentlich-Private-Partnerschaften

in Deutschland

77INITIATIVE FINANZSTANDORT DEUTSCHLAND

Bericht Nr. 3 - 2007

Partnerschaften Deutschland GmbH

An einer Reihe von Initiativen und Grundsatzarbeitendes Gesetzgebers, der Finanzverwaltungen sowie derKompetenzzentren in Bund und Ländern wirken in derIFD zusammengeschlossene Finanzinstitute und Verbändemit, wie z.B. an den gegenwärtigen Beratungen einesÖPP-Vereinfachungsgesetzes, am Leitfaden Wirtschaft-lichkeitsuntersuchung oder an der ÖPP-Schulstudie.

Im Mittelpunkt der Aktivitäten der IFD zur ÖPP-Marktentwicklung steht zurzeit die Idee, eine von derPrivatwirtschaft und der öffentlichen Hand in ihrer ge-samten Breite gemeinsam getragene, privatwirtschaftlichorganisierte Beratungsgesellschaft ins Leben zu rufen.Dieser Ansatz mit der Arbeitsbezeichnung „Partner-schaften Deutschland GmbH“ (PDG) wurde aus demIFD-Kreis heraus entwickelt und wird gegenwärtig mitden vorgesehenen Trägern abgestimmt. Das Konzept derPDG orientiert sich an einer ähnlichen Einrichtung inGroßbritannien, die seit mehreren Jahren besteht undzum Erfolg von Public Private Partnerships wesentlich bei-getragen hat.

Die Aufgabe der PDG besteht darin, öffentliche Aufga-benträger aller Gebietskörperschaftsebenen in der Wahr-nehmung ihrer Prozesssteuerungsaufgaben als Initiatoren,Entwickler und Bauherren eines ÖPP-Vorhabens kom-petent zu beraten und zu unterstützen. Das Interessean kompetenter ÖPP-Beratung ist bei den Aufgaben-trägern im Bund, in den Ländern und in den Gemeindennach Wahrnehmung der IFD stark ausgeprägt.

Im Rahmen der Beschaffung über eine ÖPP vollzieht dieöffentliche Verwaltung einen ungewohnten Perspektiven-und Methodenwechsel. Diese Herausforderung anzu-nehmen und zu bewältigen, fällt den öffentlichen Ver-waltungen nicht leicht, zumal im noch unausgereiftenMarktumfeld in Deutschland. Die PDG wird den ÖPP-Beschaffungsprozess in Deutschland forcieren und dieöffentliche Beschaffungskompetenz methodisch weiter-entwickeln.

Darüber hinaus ist vorgesehen, Prioritätenfelder für ÖPPim Auftrag der öffentlichen Hand zu bestimmen undaktiv zu entwickeln. Damit wird erreicht, dass der grund-sätzlich weit gespannte Anwendungsbereich der Beschaf-fungsvariante ÖPP unter Machbarkeits- und Zweckmäßig-keitsaspekten näher eingegrenzt und konkreter erschlossenwird.

Die Kernaufgabe der PDG ist als Ergänzung undErweiterung des Aufgabenspektrums einer Kompetenz-zentrale oder Task Force konzipiert, wie sie im Bund undin einigen Bundesländern besteht. Zur Klärung von Rah-menbedingungen und Bereitstellung von Instrumentarienkommt die Begleitung von Aufgabenträgern bei derProjektumsetzung hinzu.

Die PDG soll eine auf der öffentlichen Seite von Bund,Ländern und Gemeindeverwaltungen mitgetragene Ein-richtung werden. Die IFD ist zuversichtlich, dass derVorschlag von den öffentlichen Trägern unterstützt wird.IFD-Häuser werden sich ihrerseits neben den öffentlichenTrägern bei einer zu errichtenden PDG engagieren.

Öffentlich-rechtliche Partnerschaften sind in Deutsch-land noch wenig verbreitet. Mit dem Vorschlag, diePartnerschaften Deutschland GmbH ins Leben zurufen, möchte die IFD in die Marktentwicklung inDeutschland forcieren.

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78

4.2 Solvency II – Einführung eines risiko-

orientierten europäischen Aufsichtssystems

Reform der Versicherungsaufsicht

Als grundlegende Reform der Versicherungsaufsichtmit weitreichenden Auswirkungen auf die deutschenVersicherungsunternehmen ist das Projekt Solvency II(Solvabilität II) derzeit eines der hervorgehobenenLegislativprojekte in der EU. Die Europäische Kommis-sion treibt das Projekt intensiv voran, die Anforde-rungen werden konkreter. Mitte 2007 soll der Entwurfder Rahmenrichtlinie vorgelegt werden und spätestens2009 soll die Richtlinie durch Rat und EU-Parlamentverabschiedet sein.

Die neuen Bestimmungen sollen nach der Umsetzungder Richtlinie in nationales Recht zwischen 2010 und2012 zur Anwendung kommen. Dann werden ökonomi-sche Prinzipien und eine stärkere Risikoorientierungdas regulatorische Umfeld von Erst- und Rückversiche-rern in harmonisierter Weise in Europa bestimmen.

Das derzeitige Solvenzsystem (Solvency I) basiert aufeiner relativ einfachen Berechnung der Eigenmittel-anforderungen (z. B. orientiert an Prämien- oder Rück-stellungshöhen). Das tatsächliche Risikoprofil eines Ver-sicherers – insbesondere auf der Aktivseite, die bislangüberhaupt nicht berücksichtigt wird – kann damit nichtadäquat abgebildet werden.

Der Ansatz von Solvency II ist daher risikoorientiert:Je höher das Risiko ist, dem ein Versicherungsunter-nehmen ausgesetzt ist, desto mehr Eigenmittel wird esvorhalten müssen, um die sich aus den Risiken erge-benden Kapitalanforderungen zu erfüllen. In ganzheit-licher Weise sollen die Risiken der Geschäftstätigkeit vonVersicherungsunternehmen erfasst und beaufsichtigtwerden. Angestrebt wird eine risikoadäquate Eigenmittel-ausstattung, die zur Stabilität der europäischenVersicherungswirtschaft und letztlich zum Schutz derVersicherungsnehmer beitragen wird. Neben der quan-titativen Bewertung von Risiken spielen auch qualitativeAspekte einen Rolle: Gutes Risikomanagement wird inZukunft auch aufsichtsrechtlich belohnt und zuneh-mend ein Wettbewerbsfaktor um Kapital und Kundenwerden.

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Kapitel 4.2 Solvency II

79INITIATIVE FINANZSTANDORT DEUTSCHLAND

Bericht Nr. 3 - 2007

Solvency II = Basel II + X

Für das neue Aufsichtssystem für Versicherungsunter-nehmen wird eine Drei-Säulen-Struktur ähnlich zuBasel II für Banken angestrebt. Zukünftig werden weitereaufsichtsrechtliche Instrumente neben die quantitativenMindeststandards für Eigenmittelanforderungen inSäule I treten. Dies sind aufsichtsrechtliche Überprüfungs-verfahren für qualitative Aspekte des Risikomanage-ments in Säule II und die Marktdisziplin über Trans-parenz durch höhere Publizitätsanforderungen in Säule III.Die verschiedenen Perspektiven der drei Säulen müssenin ihrem Zusammenspiel im Blick behalten werden.

Insbesondere der dritten Säule kommt im Wechselspielmit den anderen beiden Säulen für die Akteure auf denFinanzmärkten eine besondere Bedeutung zu.

Trotz des analogen Drei-Säulen-Modells wie bei Basel IIkann eine unmittelbare Übernahme der Banken-Regelun-gen im Zuge von Solvency II nicht adäquat sein. Die Cha-rakteristika von Versicherungsprodukten unterscheiden sichteilweise deutlich von anderen Finanzdienstleistungen, sodass jeweils versicherungsspezifische Geschäftsmodelle miteiner höheren Komplexität adäquat Berücksichtigungfinden müssen. Beispielsweise bedürfen spezielle Risiko-transferinstrumente – wie auf den globalen Rückversi-cherungsmärkten üblich – einer ihrer Wirkung entspre-chenden ökonomischen Anerkennung, d. h. ohne will-kürliche Beschränkungen.

Mit einem ganzheitlichen Risikoverständnis (versiche-rungstechnische Risiken und Kapitalmarktrisiken so-wie operationale Risiken betrachtend) geht Solvency IIüber Basel II hinaus, wo eher Einzelrisiken im Mittel-punkt stehen. Für die Solvenzkapitalanforderung (SolvencyCapital Requirement, SCR) wird ein Sicherheitsniveauvon 99,5% für das Gesamtunternehmen auf ein Jahrgesehen angestrebt: Unter Berücksichtigung aller Risikensoll ein Ruin nur einmal in 200 Jahren eintreten.

Die durch Solvency II einsetzende Angleichung von be-triebswirtschaftlich sinnvollen, internem und aufsichts-rechtlich gefordertem, externem Risikomanagement kannals Blaupause für die Fortentwicklung der Regulierung inanderen Bereichen (z.B. bei Pensionsfonds und -kassen)gesehen werden.

Drei-Säulen-Struktur des Aufsichtssystems nach Solvency IIAufbau in Analogie zu Basel II

Aufsicht

Quelle: GDV

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Zusammenspiel der drei Säulen in einem kohärenten AufsichtssystemQuantitative und qualitative Aspekte

Säule I

Quantitative

Anforderungen

Säule III

Quantitative &

qualitative

(Offenlegungs-)

Anforderungen

Quelle: GDV

Säule II

Qualitative

Anforderungen

Risiko-

profil

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Senkung der Solvenzkapitalanforderungen durch interne Modelle

Quelle: GDV

AufsichtsleiterVerfügbare

Eigenmittel

Solvenzkapital-

anforderung (SCR)

anforderung (MCR)

Mindestkapital-

Anreizsystem mit geringeren Eigen-

mittelanforderungen

Standardansatz

Interne Modelle

80

Standardansatz vs. internes Modell

Versicherungsunternehmen werden ihre Eigenmittelan-forderungen künftig mit Hilfe eines Standardansatzesoder eines internen Modells berechnen können. Währendbeim Standardansatz von der Aufsicht eine Standardformelvorgegeben wird, werden interne Modelle unternehmens-individuell entwickelt und sind dann von den Aufsichts-behörden zu prüfen und zu genehmigen. Interne Modelleermöglichen es Versicherern, Solvenzanforderungen aufeine Weise zu ermitteln, die ihr tatsächliches Risikoprofilwiderspiegelt. Dadurch sind sie insbesondere auch zurRisikosteuerung geeignet.

Beim Standardansatz werden die einzelnen Risiken mittelseiner pauschalen Formel zu einem Gesamtrisiko aggregiert.Diversifikationseffekte werden dabei in gewisser Weise(z.B. durch vorgegebene Korrelationen) beachtet. Komple-xere Risikostrukturen, welche sich z.B. durch bestimmteRückversicherungsinstrumente ergeben können, werdenhier allerdings im allgemeinen nicht adäquat berücksich-tigt. Lösungen hierfür werden derzeit noch erarbeitet.Demgegenüber erfolgt bei internen Modellen eine detail-liertere Modellierung der Verteilung des Gesamtrisikos,bei der explizit und unternehmensindividuell Abhängig-keitsstrukturen zwischen den Risiken berücksichtigt wer-den (u.a. Besonderheiten des Bestandsmixes, der Asset-Allokation oder Rückversicherungsstruktur).

Aufgrund der konservativen Annahmen und der in denParametern enthaltenen Sicherheitszuschläge sollte einemit einer zukünftigen Standardformel berechnete Kapital-anforderung in der Regel das Risikokapital übersteigen,das mit Hilfe eines zertifizierten internen Modells ermit-telt wird. Für Unternehmen besteht so der Anreiz, ihreEigenmittelanforderungen auf Basis interner Modellezu berechnen.

Die neuen aufsichtsrechtlichen Regelungen werden alsozu einer weiteren Verbesserung des Risikomanagementsund des Controlling in den Versicherungsunternehmenbeitragen. Aspekte einer wert- und risikoorientiertenSteuerung werden verstärkt Eingang in das Managementvon Versicherungsunternehmen finden.

Solvency II – Harmonisierung der

Versicherungsaufsicht

Die Heterogenität der europäischen Aufsichtsstandardserfährt durch Solvency II eine Harmonisierung. Einwesentlicher Punkt ist dabei eine einheitliche markt-konsistente Bewertungsmethodik von versicherungs-technischen Verpflichtungen in einer Solvency II-Bilanz,die die unterschiedlichen nationalen Bewertungsmaß-stäbe mit ihren verschiedenen Sicherheitsniveaus ablöst.

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Kapitel 4.2 Solvency II

81

QIS2-Beteiligung nach Ländern

Quelle: CEIOPS, QIS2: Summary Report

Land Gesamt-Teilnehmer

1 Deutschland 159

2 Frankreich 76

3 Spanien 42

4 Großbritannien 40

5 Portugal 23

6 Österreich 23

7 Polen 22

8 Dänemark 21

9 Niederlande 17

10 Norwegen 16

restliche Länder 99

Gesamt 514

INITIATIVE FINANZSTANDORT DEUTSCHLAND

Bericht Nr. 3 - 2007

Solvency II bedeutet eine grundlegende Reform dereuropäischen Versicherungsaufsicht hin zu einer stär-keren Risikoorientierung. Sofern die Ausgestaltungvon Solvency II ökonomischen Prinzipien folgt, wirddie Stabilität der Finanz-, Kapital- und Versicherungs-märkte gestärkt.

Impact Assessment – Auswirkungsstudien

zu Solvency II

Zur Vorbereitung und Begleitung der Solvency II-Rahmen-richtlinie führt die EU-Kommission parallel zu quanti-tativen Auswirkungsstudien (Quantitative Impact Studies,QIS) eine Art Gesetzesfolgenabschätzung (sog. ImpactAssessment) durch. Eine solche Untersuchung ist für allewichtigen Regelungsvorhaben in der EU üblich. Damitsoll gewährleistet werden, dass bei der Gesetzgebung nichtnur nach dem Erreichen der geplanten Ziele, sondernauch nach ökonomischen Folgen und Umsetzungskostengefragt wird.

Die zuletzt durchgeführte zweite quantitative Auswir-kungsstudie QIS2 lässt vermuten, dass die deutschenLebens- und Schaden-/Unfallversicherer auch die zu-künftigen risikobasierten Kapitalanforderungen erfüllenwerden können. Die hohe Beteiligung der deutschenVersicherer an QIS2 (Markanteil nach Prämien: ca. 2/3)steht für eine intensive Vorbereitung auf die neuenEigenmittelanforderungen.

Die im europäischen Vergleich herausragenden Teil-nehmerzahlen deutscher Versicherungsunternehmen anQIS2 und der qualitativen Branchenumfrage zeigenaußerdem, wie wichtig den Unternehmen die Fort-entwicklung hin zu einem risikoorientierten Aufsichts-system ist. Damit wird die Tradition der intensivenVorbereitung fortgesetzt. Bereits 2005 haben die deut-schen Versicherer und Aufseher gemeinsam einen Sol-vency II-kompatiblen Standardansatz entwickelt (GDV/BaFin-Standardmodell). Zum Testen der neuen Rege-lungen werden weitere Auswirkungsstudien durch-geführt werden, an denen sich die deutsche Versiche-rungswirtschaft wiederum intensiv beteiligen wird.

Die positiven Wirkungen von Solvency II auf dieStabilität von Finanz-, Kapital- und Versicherungsmärktenwerden sich dann einstellen, wenn die Ausgestaltungökonomischen Prinzipien folgt.

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82

4.3 Aktienmarkt und Eigenvorsorgekultur

in Deutschland

Die Parallelität von steigenden Aktienkursen und sinken-den Aktionärszahlen in Deutschland hat eine Diskussiondarüber ausgelöst, ob die Aktienkultur in Deutschlandunterentwickelt ist. Tatsächlich legt die Betrachtung derFinanzierungsverhältnisse der Unternehmen, der Entwick-lung des Aktienmarkts, der Rolle der Aktie im Finanz-system sowie des Anlageverhaltens der privaten Haushaltedie Erkenntnis nahe, dass die so definierte Aktienkulturin Deutschland noch ausbaufähig ist. In diesem Beitragsoll dabei die Bedeutung der ebenfalls neu entstehendenEigenvorsorgekultur für die Entwicklung von Aktien-markt und Aktienkultur betrachtet werden.

Aktienmarkt in Deutschland noch

unterentwickelt

Derzeit besitzt die Aktie in Deutschland als Anlage- undFinanzierungsinstrument noch nicht den gleichen Stellen-wert wie in vielen anderen vergleichbaren Volkswirtschaf-ten. So liegt der Wert der im Inland gelisteten Unter-nehmen (Börsenkapitalisierung) in Deutschland mit 54%in Relation zum Bruttoinlandsprodukt weit unterhalb derVergleichszahlen in anderen Industrieländern wie etwa derSchweiz (312%), Japan (108%), Großbritannien (151%)oder den USA (148%). Im Durchschnitt des Euroraumsbeträgt die Börsenkapitalisierung 86%. Deutschland istgegenwärtig mit einem Anteil von 6% am Welt-BIP dasdrittgrößte Land der Weltwirtschaft, dem gegenüber machtder deutsche Aktienmarkt nur 3,9% der weltweitenBörsenkapitalisierung aus.

Eine wichtige Ursache für die unterdurchschnittlicheBörsenkapitalisierung in Deutschland ist das historischgewachsene bankbasierte Finanzsystem Deutschlands, dasdafür verantwortlich ist, dass die externe Unternehmens-finanzierung hauptsächlich über Kredite und wenigerüber die Wertpapiermärkte geschieht. Infolge dessen sindin Deutschland von den rund 3,2 Mio. Unternehmennur etwa knapp ein Prozent Aktiengesellschaften. Diebisher auch im europäischen Vergleich geringe Bedeu-tung der Rechtsform der Aktiengesellschaft in Deutsch-land spiegelt sich dabei auch in den geringeren Mög-lichkeiten zur Mitarbeiterbeteiligung wider. Nach einerBefragung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufs-forschung von 2006 verfügten in Deutschland nur 2%der befragten Betriebe über eine Kapitalbeteiligung derMitarbeiter (GmbH-Anteile, Belegschaftsaktien), währenddie entsprechende Vergleichszahl im europäischen Durch-schnitt bei 9% lag. Insgesamt ist in Deutschland eineUnternehmenskultur entstanden, in der die Bereitschaftdes Managements zur Transparenz gegenüber Investorenund zum Dialog mit den Aktionären nicht so selbstver-ständlich ist wie in Ländern mit einer langen Traditionder Marktorientierung. Längerfristig ist jedoch damit zurechnen, dass die angestoßenen Reformen im Bereich derCorporate Governance, etwa durch die Umsetzung derEU-Transparenzrichtlinie oder den Verhaltenskodex derRegierungskommission Deutscher Corporate GovernanceKodex, hier eine Mentalitätsänderung herbeiführen. Darü-ber hinaus wird infolge von Basel II Eigenkapital relativzu Fremdkapital attraktiver. Schließlich nutzen auch mit-telständische Unternehmen den Aktienmarkt zunehmendals Instrument zur Klärung der Nachfolgeregelung.

Zwar besteht bei allen unterschiedlichen Eigenschaftenvon bank- gegenüber marktbasierten Finanzsystemenkeine generelle Überlegenheit des einen über das andereSystem. Aus Sicht der Initiative Finanzstandort Deutsch-land ist ein höherer Stellenwert der Aktie im deutschenFinanzsystem aber wünschenswert, wenngleich Krediteimmer auch eine wichtige Rolle bei der Finanzierung desMittelstands spielen werden. Die Finanzierungsmöglich-keiten der Unternehmen mit Risikokapital würden soverbessert, die Eigenkapitalausstattung der Unternehmenerhöht und so neue Chancen für unternehmerische In-vestitionen und Innovationen und damit letztlich fürmehr Wachstum und Beschäftigung eröffnet.

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Kapitel 4.3 Aktienmarkt und Eigenvorsorgekultur

in Deutschland

83INITIATIVE FINANZSTANDORT DEUTSCHLAND

Bericht Nr. 3 - 2007

Direktanlage der privaten Haushalte in Aktien

Oft wird im Kontext einer wünschenswerten Verbreite-rung und Vertiefung der Aktienmärkte in Deutschlandauch die (mangelnde) Direktanlage der privaten Haus-halte in Deutschland in Aktien anhand internationalerVergleichswerte als ein Indikator zum Stand der Ent-wicklung des Kapitalmarktes in Deutschland diskutiert.

Neben der relativ geringen Börsenkapitalisierung ist dieAnzahl der Aktionäre – also der privaten Haushalte mitAktienbesitz – in Deutschland im internationalen Vergleichzwar tatsächlich eher gering. Nur gut 7% der Bevölke-rung in Deutschland halten direkt Aktien, verglichen mit30% in der Schweiz, 23% in Großbritannien oder 25% inden USA. Und bei allen Problemen solcher internationalerVergleiche – etwa aufgrund von institutionellen Unter-schieden im Finanzsystem – bestätigt sich dieser Befundauch in den Zahlen zur Geldvermögensbildung der pri-vaten Haushalte in Deutschland in Form von Aktien. Sohaben die privaten Haushalte in Deutschland in den letztenJahren per Saldo Aktien verkauft (2006: -5,0 Mrd. EUR,2005: -4,0 Mrd. EUR, 2004: -6,5 Mrd. EUR, 2003:-20,0 Mrd. EUR, 2002: -71 Mrd. EUR).

Insgesamt greift es aber zu kurz, aus diesen Zahlen ohneWeiteres auf eine unterentwickelte Aktienkultur zu schlie-ßen. Gegenüber der Direktanlage in Aktien stehen nämlichmit den verschiedenen Produktangeboten der Finanzinter-mediäre – von Investmentfonds bis zu den Produkten derLebensversicherungswirtschaft bzw. zur betrieblichenAltersversorgung – für die privaten Haushalte eine Viel-zahl an Alternativen bereit. Da etwa sowohl Investment-fonds als auch Lebensversicherungen oder Träger derbetrieblichen Altersversorgung einen Teil der ihnenanvertrauten Mittel der privaten Haushalte in denAktienmarkt investieren, können so auch indirekt dieFinanzierungsmöglichkeiten für die Unternehmen, unddie Börsenkapitalisierung und damit auch die Aktien-kultur nachhaltig verbessert werden. So belief sich dasAnlagevolumen der privaten Haushalte bei Investment-fonds Ende 2006 auf 525 Mrd. EUR, umgekehrt befan-den sich Aktien im Wert von 117 Mrd. EUR im Besitzdeutscher Publikumsfonds. Das Geldvermögen der priva-ten Haushalte bei Lebensversicherungen belief sich Ende2006 auf 695 Mrd. EUR und die Kapitalanlagen alleinder Lebensversicherer auf 667 Mrd. EUR; davon waren10 Mrd. EUR direkt und 53 Mrd. EUR indirekt – überInvestmentfonds – am Aktienmarkt investiert. Die privatenHaushalte verfügten in 2005 nur über einen (direkten) An-teil von rund 13% am gesamten Aktienbesitz in Deutsch-land. Mehr als ein Viertel aller Aktienbestände entfiel aberauf alle Versicherungen (12%) und Investmentfonds (14%),deren Mittel sich wiederum aus Mitteln der privatenHaushalte speisen.

Immer dann, wenn lediglich auf den direkten Aktien-besitz der privaten Haushalte abgestellt wird, werdendagegen dieser indirekte Aktienbesitz oder andere Formender Finanzintermediation (Zertifikate, Exchange TradedFunds) außer Acht gelassen, zumal hierzu keine geeigne-ten internationalen Vergleichsdaten vorliegen. Es gibt abergewichtige Gründe, diese indirekten Aktienanlagen eben-falls als einen Baustein der Aktienkultur zu verstehen.

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Entwicklung des Bestands an Riester-Verträgen

2001 200520032002 2004

4

5

8

7

3

2

1

0

Quelle: BMAS

Mio.

2006

6

Investmentfonds-

VerträgeBanksparverträgeVersicherungs-

produkte

84

Möglichkeiten zur indirekten Aktienanlage

der privaten Haushalte

Direkte und indirekte Aktienanlage weisen sehr unter-schiedliche Rendite-Risiko-Profile auf. Die Direktanlagestellt dabei hinsichtlich der Risikotragfähigkeit hohe Anfor-derungen an den Anleger. Zudem muss dieser die Bereit-schaft mitbringen, sich intensiv mit den Unternehmenseiner Wahl zu beschäftigen. Der Vorteil der Aktienanlagekorrespondiert dabei mit den finanziellen und intellektu-ellen Ressourcen, die in diese Beziehung investiert wer-den müssen.

Damit bleibt offen, in welchem Maße die privaten Haus-halte die direkte Aktienanlage – bei all ihren Vorteilen –tatsächlich nutzen können. Für eine breite Verwendungder Aktie kommt daher der indirekten Aktienanlage einewichtige Rolle zu. Als Alternativen oder Ergänzung zueiner Direktanlage in Aktien bieten sich für den Privat-haushalt – wenn gleichwohl an den Chancen der Aktien-märkte partizipiert werden soll – die Anlage in Aktien-fonds, gemischten Fonds, in Indexzertifikaten oder überdie fondsgebundene oder auch die klassische, nicht fonds-gebundene Lebens- oder Rentenversicherung sowie überdie Produkte zur betrieblichen Altersversorgung (Entgelt-umwandlung) an. In jedem Fall kann so aus Sicht desprivaten Haushalts bei begrenzten Mitteln eine bessereMischung und Streuung erreicht werden als bei der Direkt-anlage in Aktien. Für welches Produkt sich der Anlegerdabei konkret entscheidet, wird von seinem persönlichenProfil im Hinblick auf die Abwägung zwischen Sicher-heits- und Ertragsinteressen abhängen, ebenso wie vonweiteren Überlegungen, etwa zur individuellen steuerlichenSituation oder zu Motiven, die über die reine Kapital-anlage hinausgehen, etwa zur Altersvorsorge oder zumgleichzeitigen Versicherungsschutz.

Aktienmarkt als Teil einer neuen

Eigenvorsorgekultur

Für die privaten Haushalte in Deutschland hat sich dasUmfeld für Eigenvorsorgeentscheidungen in den vergan-genen Jahren deutlich verändert. Angesichts der absehba-ren Herausforderungen des demographischen Wandelsund der resultierenden Reformnotwendigkeiten in denöffentlichen, umlagefinanzierten Sozialsystemen sind dieprivaten Haushalte heute in Deutschland sehr viel stärkerals noch vor einigen Jahren dazu angehalten, selbst Vor-sorge zu betreiben. Diese Notwendigkeit ergibt sich zum

einen aus der Absenkung des durchschnittlichen Renten-niveaus, sowie zum anderen aus der Notwendigkeit derAbdeckung wichtiger Personenrisiken. Weil bei diesen Risi-ken in einer bestimmten Lebenssituation eine bestimmteLeistung verfügbar sein muss, spielen für die Absicherungdieser Risiken in erster Linie Produkte eine wichtige Rolle,die garantierte Leistungen und eine Mindestverzinsungbieten. Wichtigstes Beispiel für die Notwendigkeit undgleichzeitig auch den beginnenden Aufschwung dieserneuen Eigenvorsorgekultur in Deutschland ist dabei dergesamte Bereich der Altersvorsorge.

Für die privaten Haushalte in Deutschland hat sich dasUmfeld für die Entscheidung zur kapitalgedeckten Alters-vorsorge gleichzeitig allerdings auch deutlich verbessert.Der Staat unterstützt die freiwillige kapitalgedeckte Al-tersvorsorge in bis 2008 immer stärkerem Umfang durchfinanzielle Zulagen und Steuerbegünstigungen für die neugeschaffenen Riester-Produkte sowie durch die ebenfallsneu geschaffenen steuerlichen Möglichkeiten im Rahmender neuen Basisrente. Dabei zeigt sich, dass die entspre-chenden Angebote von den privaten Haushalten in erheb-lichem Umgang angenommen werden; so wurden seitensder privaten Haushalte bis Ende 2006 schon rund 8 Mio.Riester-Verträge bei den Finanzdienstleistern abgeschlos-sen. Hierzu hat die staatliche Förderung entscheidendbeigetragen.

Allerdings würde es zu kurz greifen, wenn die neue Eigen-vorsorgekultur ausschließlich mit den neuen Möglichkei-ten im Bereich der Riester-Produkte, bei den Basis-Rentenoder in der betrieblichen Altersversorgung gleichgesetztwürde, so wichtig diese Kernprodukte auch zum Ausgleich

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Kapitel 4.3 Aktienmarkt und Eigenvorsorgekultur

in Deutschland

85INITIATIVE FINANZSTANDORT DEUTSCHLAND

Bericht Nr. 3 - 2007

der Kürzungen in der gesetzlichen Rentenversicherungsind. Die Kluft zwischen dem letzten Nettogehalt undder gesetzlichen Rente schließen die Riester-Produktenicht. Sie gleichen lediglich die Kürzungen aus, die durchdie Rentenreformen von 2002 und 2005 entstanden sind.Sofern im Alter ein ähnlich hoher Lebensstandard wie inder aktiven Phase angestrebt wird, sind daher weitereAnstrengungen zur Eigenvorsorge erforderlich. Ähnlichezusätzliche Anstrengungen müssen die privaten Haushalteauch im Bereich des Berufsunfähigkeits- oder des Pflege-oder Krankenrisikos aufbringen. Nur durch eine nochstärkere Herausbildung einer ausreichenden Eigenvorsor-gekultur und damit insbesondere auch einer ausreichendenAltersvorsorgekultur werden die Deutschen künftig in derBreite – selbst unter Berücksichtigung von Erbschaften –den gewohnten Lebensstandard im Alter aufrecht erhaltenkönnen.

Geldvermögensbildung der privaten

Haushalte spiegelt Eigenvorsorgekultur

heute noch nicht wider

Die Eigenvorsorgekultur umfasst zwei Elemente: zunächstdie grundsätzliche Einsicht in die Notwendigkeit zureigenen Vorsorge etwa für die Erhaltung des Lebens-standards im Alter, und in der Konsequenz dann diedamit verbundenen regelmäßigen und vor allem langfristigausgerichteten Sparentscheidungen. Trotz aller Fortschrittein der kapitalgedeckten Altersvorsorge führt das unbe-stritten gewachsene Bewusstsein für die Notwendigkeitder Eigenvorsorge in Deutschland dabei bisher aber nochnicht in ausreichendem Maße zu den entsprechendenSpar- und Vorsorgeentscheidungen. Die Sparquote – alsodie Ersparnis der privaten Haushalte in Prozent desverfügbaren Einkommens – erreichte in 2006 10,5%(2005: 10,6%); sie liegt damit aber weiter deutlich nied-riger als in der ersten Hälfte der 90er Jahre oder in denbeiden Jahrzehnten zuvor, wenn auch höher als Ende der90er Jahre.

Gemessen an den Erfordernissen des demographischenWandels wird bei einer in den letzten Jahren weitgehendkonstanten, im längerfristigen Vergleich allerdings gesun-kenen Sparquote der privaten Haushalte in Deutschlandim Hinblick auf eine Stärkung der Eigenvorsorge mögli-cherweise immer noch nicht genug gespart. Problematischist auch die Verteilung der Ersparnisse in der Bevölke-rung. Noch auffälliger ist aber, dass die Struktur derGeldvermögensbildung der privaten Haushalte – gemes-

sen an den Erfordernissen des demographischen Wandels– nach wie vor nicht zu der Leitidee einer ausreichendenund langfristig ausgerichteten Eigenvorsorgekultur passt.

Dies wird deutlich bei einem Blick auf die durchschnitt-liche Realrendite der Geldvermögen. Laut einer Studievon Allianz Dresdner Economic Research lag diese inDeutschland im Zeitraum von 1991 bis 2004 pro Jahr etwa1,5% Prozentpunkte niedriger als in den USA. Bei einemGeldvermögen von gegenwärtig 4 Billionen EUR ent-spricht diese Renditelücke etwa 60 Mrd. EUR im Jahr.

Das Ziel der eigenverantwortlichen Vorsorge ist also nichtnur eine Frage des Vermögensaufbaus durch verstärkteSparanstrengungen, sondern betrifft auch die Optimie-rung der Zusammensetzung der Vermögenswerte zurErzielung einer höheren Rendite. Der Vergleich mit denUSA zeigt deutlich, dass der Aktie dabei eine Schlüs-selrolle zukommt. Ohne sie können wesentliche Vorteileder langfristigen Kapitalanlage nicht genutzt werden.

Insgesamt ist die Geldvermögensbildung der privatenHaushalte in Deutschland – trotz des vor allem auch aufdie Nachfrage nach Produkten zur Altersvorsoge zurück-zuführenden Anstiegs im Bereich der Lebensversicherungund einer positiven Entwicklung bei Investmentfonds –dagegen noch immer von einer Präferenz für kurzfristigeAnlageformen geprägt. Die Struktur der Geldvermögens-bildung entspricht damit kaum dem Ziel eines langfristigenAufbaus von Altersvorsorgevermögen; wesentliche Vor-teile der langfristigen Kapitalanlage werden nicht genutzt.So ist etwa die Aktie in unterschiedlichem Ausmaß invorsorgegerechte Anlageformen so eingebettet, dass sieihre eigentliche Stärke ausspielen kann; bei einer langfris-tigen Zweckbindung für die Altersvorsorge kann so eineinmaliges Profil aus Garantien und Rendite erzielt wer-den. Kennzeichnend für die Geldvermögensbildung derprivaten Haushalte in Deutschland ist dagegen bis zuletzteine ausgeprägte Vorsichts- und Abwartehaltung („Atten-tismus“), die sicher auch durch die verhaltene gesamt-wirtschaftliche Entwicklung der letzten Jahre bedingt istund aktuell auch auf die flache Zinsstrukturkurve zurück-geführt werden kann. Umgekehrt stehen damit poten-ziell aber für die kapitalgedeckte Eigenvorsorge unddamit für den Aktienmarkt erhebliche zusätzliche Mittelzur Verfügung, sofern es gelingt, diese Abwartehaltung zuüberwinden.

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Zusammenhang zwischen kapitalgedeckter Altersvorsorge(Finanzvermögen der Lebensversicherer und Pensionsfonds) undBörsenkapitalisierung Jeweils in % des BIP, 2004

0 1005025 75

100

150

250

50

Quelle: IFD

Prozent

125 0

200

Österreich

150 175

Deutschland

Italien

Spanien

Japan

Frankreich

USAUK

Niederlande

Schweiz

Finanzvermögen der Lebensversicherer und Pensionsfonds

rse

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ap

ita

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ieru

ng

86

Chancen der Eigenvorsorgekultur für den

Aktienmarkt

Eine verstärkte Ausrichtung der Geldvermögensbildungder privaten Haushalte in Deutschland an dem Ziel einesAufbaus von langfristigem Eigenvorsorgevermögen würdeaus Sicht der Initiative Finanzstandort Deutschland nichtnur den Finanzstandort nachhaltig stärken, sondern dar-über hinaus auch gesamtwirtschaftliche Vorteile mit sichbringen. Dabei kommt den Intermediären, die die Aktiein eine Anlageform für jedermann transformieren, einebesondere Bedeutung zu. Institutionelle Investoren trageneinerseits dazu bei, dass die Kapitalmärkte durch einhohes Maß an Professionalisierung und Effizienz, gleich-zeitig aber auch durch eine langfristige Ausrichtung derAnlageentscheidungen und damit verbesserte Finanzie-rungsmöglichkeiten für die Unternehmen gekennzeich-net sind. Andererseits sind institutionelle Investoren inder Lage, den privaten Haushalten über ein professionellesAnlagemanagement sowie ein internes Asset LiabilityManagement unterschiedliche, attraktive Rendite-Risiko-Profile zu bieten.

International vergleichende Studien1 kommen dahernicht überraschend zu dem Befund, dass in allen kapital-gedeckten Altersvorsorgesystemen institutionelle Inves-toren eine zentrale Stellung einnehmen. Dabei zeigt sichüberdies, dass in einer Betrachtung nach Ländern dasAnlagevolumen der institutionellen Investoren zur Alters-vorsorge und die Börsenkapitalisierung jeweils eng korre-liert sind.

Deutlich ist festzustellen, dass tendenziell in Ländern wieder Schweiz, den Niederlanden, Großbritannien oderden USA mit eher kapitalgedeckter Altersvorsorge aucheine höhere Marktkapitalisierung vorliegt als in Ländernwie Deutschland oder Italien. Bei entsprechenden politi-schen Rahmenbedingungen dürfte also auch der Kapital-und Aktienmarkt in Deutschland von einer Ausweitungder kapitalgedeckten Altersvorsorge profitieren.

1Ein Beispiel hierfür ist der im Februar 2007 veröffentlichte Bericht„Institutional investors, global savings and asset allocation“ des Com-mittee on the Global Financial System der Bank für InternationalenZahlungsausgleich (BIZ), der einerseits die Bedeutung der kapital-gedeckten Eigenvorsorge mit Garantien, andererseits aber auch diewichtige Rolle der institutionellen Investoren im Bereich der kapital-gedeckten Vorsorgesysteme und für die Stabilität der Finanzmärktehervorhebt.

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Kapitel 4.3 Aktienmarkt und Eigenvorsorgekultur

in Deutschland

87INITIATIVE FINANZSTANDORT DEUTSCHLAND

Bericht Nr. 3 - 2007

Eigenvorsorgekultur und finanzielle

Allgemeinbildung

Trotz zumindest teilweise verbesserter gesetzlicher Rahmen-bedingungen und eines verstärkten Bewusstseins in derBevölkerung für die Probleme der umlagefinanzierten So-zialsysteme kann bislang von der Herausbildung einerausreichenden Eigenvorsorgekultur in Deutschland nochnicht die Rede sein. Damit steht in Deutschland auchweiterhin die Entwicklung einer Eigenvorsorgekultur an,in der die Einsicht in die Notwendigkeit zu langfristigenSparentscheidungen und die Beschäftigung mit den ge-eigneten Formen der Eigenvorsorge Hand in Hand gehen.Dem Staat kommt dabei in verschiedener Hinsicht einewichtige Funktion bei der Entwicklung einer Eigenvor-sorgekultur zu: Durch die Riester-Förderung und weitereMaßnahmen im Bereich der Altersvorsorge hat er bereitswichtige Schritte zur Verankerung eines Eigenvorsorge-bewusstseins und damit der Altersvorsorgekultur getan.Ebenso wichtig wird es aber sein, durch eine angemesseneSteuerpolitik die Sparbestrebungen nicht zu konterkarierensowie die immer noch angelegte Aufwärtsdynamik beider Entwicklung der Beiträge zu den Sozialversiche-rungen einzudämmen, um das verfügbare Einkommenin der Zukunft zu entlasten und damit die Sparfähigkeitder heutigen Arbeitnehmer zu erhöhen.

Was bedeutet die Herausbildung einer Eigenvorsorgekulturfür die Aktienkultur in Deutschland? Es ist zu erwarten,dass im Rahmen der Altersvorsorge immer mehr Mittelbreiterer Bevölkerungsschichten am Aktienmarkt inves-tiert sein werden. Eigenvorsorgekultur und Aktienkultursind dabei auch an eine verbesserte Finanzmarktbildungweiter Bevölkerungskreise gebunden. Dies bedeutet denErwerb von Finanzmarktbildung, aber auch von Finanz-markterfahrung. Zusätzlich zum vielfältigen Informations-angebot der einzelnen Finanzdienstleister bemüht sichdaher auch die Initiative Finanzstandort Deutschland,ihren Beitrag für eine verbesserte Finanzausbildung bzw.für eine verbesserte finanzielle Allgemeinbildung zu leis-ten. Als Beispiele kann hier die Informationsplattformwww.kursraumgeld.de gelten, die im Rahmen der Be-mühungen der IFD entwickelt wurden.

Ziel einer weiteren Entwicklung der Eigenvorsorgekulturin Deutschland im Bereich der privaten Haushalte musses dabei sein, mit dazu beizutragen, dass die privatenHaushalte die Ziele sowie die jeweils vorhandenenChancen und Risiken im Bereich der Kapitalanlage undder Altersvorsorge noch besser verstehen. Dies gilt umsomehr, als eine Bevölkerung, die sich jahrzehntelang auf-grund staatlicher Vorsorge nicht mit dem Thema Alters-vorsorge befassen musste und es sich so leisten konnte, aufeine Nutzung des Aktien- und Kapitalmarktes zu verzich-ten, den Möglichkeiten der kapitalgedeckten Vorsorgehäufig zunächst mit Unkenntnis und Skepsis begegnet.Die Stärkung der Eigenvorsorgekultur ist eine schwierige,aber drängende Aufgabe.

Die Herausbildung einer ausreichenden Eigenvorsorge-kultur wird dabei im Ergebnis nicht nur die Alters-vorsorge stabilisieren, sondern auch die Finanzmarktent-wicklung hin zu einer stärkeren Rolle der Aktie und einerhöheren Börsenkapitalisierung und damit eine verbesserteAktienkultur unterstützen, den Finanzstandort Deutsch-land stärken, die Finanzierungsmöglichkeiten für Unter-nehmen verbessern und damit letztlich mehr Wachstum,Beschäftigung und Wohlstand bedeuten.

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Kapitel 5 Finanzkalender für den

Finanzstandort Deutschland

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Bericht Nr. 3 - 2007

Kapitel 5:

Finanzkalender für den

Finanzstandort Deutschland

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Weitere Stärkung des Fondsstandortes DeutschlandNovelle des InvestmentgesetzesGeplantes Inkrafttreten: Ende 2007Gesetz zur Schaffung deutscher Immobilien-Aktien-gesellschaften mit börsennotierten Anteilen (REIT-Gesetz), in Kraft getreten zum 1. Januar 2007

Umfassende Neugestaltung des Versicherungs-vertragsgesetzes

Inkrafttreten: 1. Januar 2008

Achtes Gesetz zur Änderung des Versicherungs-aufsichtsgesetzes

In Kraft getreten am 2. Juni 2007Umsetzung der EU-RückversicherungsrichtlinieAktualisierung der Eigenmittelanforderungen an Versicherungsunternehmen

Schaffung von Versichertenschutzfonds für dieLebens- und Krankenversicherung

Inkrafttreten: 23. Mai 2006 (BGBl I 1170, 1171)Die Fonds übernehmen im Falle der Insolvenz eines Lebens- oder Krankenversicherungsunternehmens die Versicherungsverträge und verhindern so finanzielle Verluste der KundenDie Aufgaben eines Sicherungsfonds für die Kranken-versicherung übernimmt die „Medicator AG“, die Aufgaben eines Sicherungsfonds für die Lebensver-sicherung die „Protektor AG“

Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Rückversicherung

Schaffung von Aufsichtsstandards für Finanzrück-versicherung und Versicherungszweckgesellschaften (2. Jahreshälfte 2007)

Stärkung des Anlegerschutzes und derUnternehmensintegrität

Fortführung der Börsenreform und Weiterentwicklungdes Aufsichtsrechts; Stand: ÜberprüfungsphaseSicherstellung der Verlässlichkeit von Unternehmens-bewertungen durch Finanzanalysten und Rating-Agenturen; Stand: Überprüfungsphase

Prospektrichtlinie-UmsetzungsgesetzUmsetzung der EU-Prospekt-Richtlinie primärdurch Erlass eines neuen WertpapierprospektgesetzesSchaffung eines „Europäischen Passes“ für Wert-papierprospekte; Inkrafttreten: 1. Juli 2005 (BGBl. 2005 I, S. 1698)

Übernahmerichtlinie-UmsetzungsgesetzUmsetzung der EU-Übernahmerichtlinie primär durch Änderung des Wertpapiererwerbs- und Übernahmegesetzes; Inkrafttreten: 14. Juli 2006

Chronik wichtiger, für den Finanzstandort Deutschland relevanter rechtlicher Maßnahmen

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Kapitel 5 Finanzkalender für den

Finanzstandort Deutschland

91INITIATIVE FINANZSTANDORT DEUTSCHLAND

Bericht Nr. 3 - 2007

Gesetze zur Umsetzung der EU-Transparenzrichtlinie(TUG/EHUG)

Umsetzung der EU-Transparenzrichtlinie primär durch Änderungen im HGB (durch EHUG), Inkraft-treten: 1. Januar 2007, und durch Änderungen im WpHG (durch TUG), Inkrafttreten: 20. Januar 2007Einführung von europaweit einheitlichen Trans-parenzpflichten für börsennotierte Unternehmen, wieetwa Jahresfinanz-, Halbjahres- und Zwischenberichtesowie eine zentrale Stelle zur Speicherung und Regis-trierung von Kapitalmarktinformationen

Finanzmarktrichtlinie-UmsetzungsgesetzUmsetzung der EU-Richtlinie über Märkte für Finanzinstrumente (MiFID) durch Änderungen des Wertpapierhandelsgesetzes, des Börsengesetzes und desKreditwesengesetzes; Inkrafttreten: 1. November 2007Umsetzung der Durchführungsrichtlinie (2006/73/EG) durch eine neue Rechtsverordnung zur Konkretisierungder Verhaltensregeln und Organisationsanforderungenfür Wertpapierdienstleistungsunternehmen (WpDVerOV) und Änderung bestehender Verord-nungen (u.a. FinAnV, WpHMV, FinDAGKostV); Inkrafttreten: 1. November 2007

Umsetzung der EU-Richtlinien 2006/48/EG und2006/49/EG zu Basel II

Gesetz zur Umsetzung der neu gefassten Bankenricht-linie und der neu gefassten Kapitaladäquanzrichtlinie;Inkrafttreten: 1. Januar 2007 (BGBl. 2006 I, S. 2606)Verordnung über die angemessene Eigenmittelausstat-tung von Instituten, Institutsgruppen und Finanzhol-dinggruppen (Solvabilitätsverordnung - SolvV -); Inkrafttreten: 1. Januar 2007 (BGBl. 2006 I, S. 2926)Verordnung über die Erfassung, Bemessung, Gewich-tung und Anzeige von Krediten im Bereich der Groß-kredit- und Millionenkreditvorschriften des Kredit-wesengesetzes (Großkredit- und Millionenkreditverord-nung - GroMiKV -); Inkrafttreten: 1. Januar 2007(BGBl. 2006 I, S. 3065)

LiquiditätsverordnungVerordnung über die Liquidität der Institute (LiqV); Inkrafttreten: 1. Januar 2007 (BGBl. 2006 I, S. 3117)

Zur Umsetzung anstehende EU-RichtlinienRichtlinie 2005/60/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 26. Oktober 2005 zur Verhinderungder Nutzung des Finanzsystems zum Zwecke der Geldwäsche und der Terrorismusfinanzierung(Dritte Geldwäscherichtlinie, Umsetzungsfrist bis zum15. Dezember 2007) Vorschlag für eine Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Rates über Zahlungsdienste im Binnenmarkt und zur Änderung der Richtlinie 97/7/EG, 2000/12/EG und 2000/65/EGRichtlinie des Europäischen Parlaments und des Rateszur Änderung der Richtlinie 92/49/EWG des Rates sowie der Richtlinien 2002/83/EG, 2004/39/EG, 2005/68/EG und 2006/48/EG betreffend Verfahrens-regeln und Bewertungskriterien für die aufsichtsrecht-liche Beurteilung des Erwerbs und der Erhöhung vonBeteiligungen im Finanzsektor

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Assoziierte Mitglieder der IFDIFD-Arbeitsgruppe Volkswirte

Allianz/Dresdner BankProf. Michael Heise

Bayerische LandesbankDr. Jürgen Pfister

Bundesministerium der FinanzenDr. Kirsten Heppke-Falk

Bundesverband der Dt. Volksbanken u. RaiffeisenbankenDr. Andreas Bley

Bundesverband deutscher BankenKarl Knappe

CommerzbankDr. Carl-Christoph Hedrich

DekaBankDr. Ulrich Kater

Deutsche BankDr. Bernhard Speyer

Deutsche BörseDr. Stefan Mai

Deutsche BundesbankDr. Jens Ulbrich

Deutscher Sparkassen- und GiroverbandDr. Patrick Steinpaß

Dresdner BankDr. Arne Holzhausen

DZ BankDr. Hans Jäckel

Gesamtverband der Deutschen VersicherungswirtschaftDr. Michael Wolgast

HypoVereinsbankDr. Isabelle Kronawitter

KfWDr. Holger Papenfuß

Morgan StanleyDr. Elga Bartsch

Münchener RückDr. Clemens Muth

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Mitglieder

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Bericht Nr. 3 - 2007

Mitglieder der Initiative Finanzstandort Deutschland (IFD)

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Impressum

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Bericht Nr. 3 - 2007

Impressum

Initiative Finanzstandort Deutschland (IFD)

Website: www.finanzstandort.de E-Mail: [email protected] Telefon: + 49 (0)69 - 13 88 69 73 Fax: + 49 (0)69 - 13 88 69 74

Juli 2007

Herausgeber: Initiative Finanzstandort Deutschland (IFD)

Gestaltung: DeussenKochAgentur für Kommunikation, München

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers

www.kursraumgeld.de

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INITIATIVE FINANZSTANDORT DEUTSCHLAND

Website: www.finanzstandort.de E-Mail: [email protected] Telefon: + 49 (0)69 - 13 88 69 73 Fax: + 49 (0)69 - 13 88 69 74

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