finish 2014 - Einblicke in das Unternehmen Wörwag

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American Beauty Wissenstransfer made by Wörwag finish EINBLICKE IN DAS UNTERNEHMEN WÖRWAG

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Tauchen Sie ein in die Welt der Lacke

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American BeautyWissenstransfermade by Wörwag

finishEINBLICKE IN DAS UNTERNEHMEN WÖRWAG

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FACTS & FIGURES

Die bunten Staaten von Amerika:In den USA gibt es allerhandFarbenfrohes zu entdecken 4

RASIEREN EXTREM

Wie Braun-Rasierer die Wörwag-Mitarbeiter zu einer haarigen Liebeserklärung bewegen 34

INNOVATION

Im BMW i3 hilft Wörwag-Lack beim UV-Schutz von Kunststoffteilen 24

KUNDENANWENDUNGEN

Vom Fensterrahmen bis zum Kühlschrank: Die Produktweltbei Wörwag 44

ESSAY

Warum die Farbe Rot nicht nur mit Liebe, sondern vor allem mit dem Leben verknüpft ist 50

IMPRESSUM Herausgeber Karl Wörwag Lack- und Farbenfabrik, Strohgäustraße 28, 70435 Stuttgart, Projektleitung, Chefredaktion Daniela Renzo,

Konzept KircherBurkhardt Stuttgart, Layout, Realisation, Bildredaktion Rainer Czarnetzki, Lena Nominaniuk, Projektmanagement Julia Welker,

Redaktion, Textproduktion KircherBurkhardt Stuttgart, Elmar Brümmer, Alexander Günzler, Reiner Schloz, Thorsten Schönfeld, Michael Thiem, Druck RöslerDruck

USA

Wissenstransfer ist eine Familienangelegenheit 6 President Mike Grandy im Gespräch über die Herausforderungen in den USA 18 Universitätsstadt mit Charme und Wörwag-Standort: Star City Lafayette 20

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Rund 7 000 Kilometer Luftlinie liegen zwischen

Zuffenhausen und unserem US-Standort Lafayette

im Bundesstaat Indiana. Als ich 2013 bei Wörwag als

technischer Geschäftsführer anfing, stand bald ein

Besuch bei unserer US-Tochter an. Dort erlebte ich ein

familiäres Klima, treue Mitarbeiter, kurze Dienstwege,

neue Technik. The American Way of Worwag.

Längst ist Wörwag in den USA durchgestartet.

Hinter der Erfolgsgeschichte, die vor fast zwanzig

Jahren begann, stecken viele Flugmeilen, Telefonkonfe-

renzen, Englischkurse und das Engagement der Mitarbei-

ter. Alles, damit wir amerikanischen Anwendern unserer

Produkte dieselbe Qualität bieten können, auf die sich

diesseits des Atlantiks schon so viele Kunden verlassen.

Wir führen Sie mitten ins Geschehen: Wo sehen

die Kollegen dort die Chancen und Klippen im inter-

na tionalen Betriebsalltag? Mehr dazu im Titelbeitrag.

Zurück nach Europa geht es in den Kunden-

porträts. Wörwag-Insider verraten, warum Rolls-Royce

beim Lackieren noch immer auf Handarbeit setzt.

Sie erklären, wie sich Elektromobile von BMW vor

UV-Strahlen schützen und wie das vorarlbergische

Familienunternehmen Blum seine Möbelbeschläge

umweltschonend lackiert.

Wir freuen uns, auf den nächsten Seiten wieder

einige der vielen Gesichter bei Wörwag zu zeigen –

Menschen, die unsere Erfolgsrezepte mitentwickeln.

EDITORIAL

The Worwag Way of Life

DR. ACHIM GAST,VORSITZENDER DER GESCHÄFTSFÜHRUNG

GRUNDIERUNG

Was hinter dem Erfolgscode R1218 steckt 28

ROLLS-ROYCE

Eine manuell aufgetragene Zierlinie mit Wörwag-Lack vollendet die Nobelkarossen 32

SERVICE

Alle Standorte, alle Adressen:Das Unternehmen Wörwag auf einen Blick 51

KUNDENPORTRÄT

Wenn Schubladendenken zum erfolgreichen Prinzip wird 40

Aus Gründen der Vereinfachung und besseren Lesbarkeit wird auf den meisten Seiten ausschließlich

die männliche Form verwendet. Wir möchten darauf hinweisen, dass Frauen bei solchen Formulierungen

gleichermaßen gemeint sind.

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In den USA gibt es allerhand

Farbenfrohes zu entdecken.

GRÜNE FAKTEN

Die Greencard war ursprünglich grün bedruckt. Heute ist sie beige mit Grünstich. Den Dollar druckte man mit einer unlöslichen grünen Tinte, die schwer zu fälschen war.Bunte

Staaten

55 000 Greencards verlosen die USA jedes Jahr.

WAHRNEHMUNG

Eine Studie der University of Chicago ergab 1907, dass der Mensch die Farbe Gelb am schnellsten wahrnimmt. John Hertz, Gründer des Taxidienstes Yellow Cab, nahm sich das zu Herzen. Auch sind drei Viertel der Bleistifte, die in den USA verkauft werden, gelb lackiert. Selbst die Simpsons sind nur gelb, weil sie dadurch beim Zappen ins Auge springen.

BUNTE SUPERHELDEN

Die Farben vieler amerikanischer Comicfiguren folgen einem festen Prinzip: Helden tragen meist die Grundfarben Rot, Blau oder Gelb – allein oder kombiniert. Grün hingegen signalisiert oft, dass der Träger auch eine dunkle Seite hat.

WIEDERERKANNT

Aus historischen Gründen lehnen sich die Flaggen mehrerer Länder an die Stars & Stripes an.

VERFÄRBT

Die Haut der Freiheitsstatue besteht aus Kupferplatten. Durch Oxidation überzog sie sich mit grüner Patina. Wie eine Materialprüfung ergab, kann dies der Statue nichts anhaben. Viele finden sie sogar schöner so. Deshalb darf das Grün bleiben.

Der grellrot-orangefarbige Rostschutzfarbenanstrich gefiel auf Anhieb. So wurde „International Orange“ statt Grau die Farbe der Golden-Gate-Brücke.

01

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02

05

04

75 % gelbe Bleistifte

Rot, Blau

Blau, Gelb

Rot, Gelb

Grün

FREIHEITSSTATUEGOLDEN GATE

URUGUAY

LIBERIA

KUBA

MALAYSIA

TOGO

Quellen: 01 www.nytimes.com, br.de, aviewoncities.com, The Yellowstone Handbook von Susan und Phil Frank; 02 greencardlotterie.org, sueddeutsche.de; 03 de.wikipedia.org; 04 interessante-fakten.de, simpsonspedia.net; 05 colourlovers.com

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KAUFRAUSCH

In den USA ist „Black Friday“ der Freitag nach dem Erntedankfest (Thanksgiving), das Ende November gefeiert wird. An diesem Tag beginnen die Amerikaner traditionell mit den Weihnachtseinkäufen, was dem Handel jedes Jahr Milliardenumsätze beschert.

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2008 288534

Thanksgiving

Onlineumsatz in Millionen Dollar

Black Friday

595318

407648

479816

633

766

1 042

1 198

2009

2010

2011

2012

2013

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YELLOWSTONE

Der Yellowstone-Nationalpark ist nach dem gleichnamigen Fluss benannt. Wegen des gelblichen Gesteins an seinen Ufern gaben ihm die Sioux den Namen „Mi tse a-da-zi“. Die ersten Siedler übersetzten das mit „yellow rock river“.

REZEPT: GEHEIM

Cola war ursprüng-lich braun. Erst der Farbstoff Zucker - kulör (E150d) machte das Kult- getränk nahezu

schwarz und damit leichter

zu vermarkten.

LIEBLINGSFARBEN

US-Präsident Barack Obama mag Blau. Justin-Bieber-Fans wissen, dass dem Sänger Blau und Lila gefallen. Und Popstar Miley Cyrus verbindet mit ihrer Lieblingsfarbe Pink eine persönliche Einstellung.

AUS GRÜN WIRD ROT

Vor 1950 war der Anzug des Nikolaus grün. Erst in der Coca-Cola-Werbung wurde er rot. Das ist er noch heute.

FARBPSYCHOLOGIE

Eishockey ist in den USA sehr beliebt. Bei der Wahl des Trikots ist allerdings Vorsicht geboten: Zwischen 1970 und 1986 ahndeten die Schiedsrichter Fouls von Mannschaften, die Schwarz trugen, besonders häufig. Wissen- schaftler glauben, dass wir die Nichtfarbe bewusst oder unbewusst mit Aggressivität assoziieren und den schwarz gekleideten Spielern deshalb beim Zusammenstoß eher Absicht unterstellen.

FARBENSPIEL

Markenzeichen lassen sich an Farben und Formen leicht erkennen. Welche haben wir oben abgebildet? Laut einer Studie verwenden Unternehmen am häufigsten die Farbe Blau, gefolgt von Rot, Grau oder Schwarz sowie Gelb oder Gold. 95 Prozent beschränken sich im Logo auf eine oder zwei Farben.

06

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10 11

32 % Blau

=+

27 % Grau/Schwarz

Farben in Firmen-

logos

28 % Rot

13 % Gelb/Gold

WHITE HOUSE

JUSTIN B.

MILEY C.

BARACK O.

Das Weiße Haus wurde anfangs Präsidentenpalast, Präsidium oder Haus der Exekutive genannt. Die weiße Farbe erhielt es 1798 durch einen Kalkanstrich, was ihm den Beinamen „White House“ eintrug. Seit 1901 heißt es offiziell so.

Quellen: 06 alltagsforschung.de; 07 spiegel.de; 08 visual.ly; 09 Holiday Watch: Media Guide 2006 Holiday Facts & Figures; 10 thehistorymakers.com, Justin Bieber: Die ganze Geschichte von Michael Fuchs-Gamböck und Thorsten Schatz , moviesection.de; 11 rendip.com

Info

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01 NASA, 02 Pepsi, 03 Burger King, 04 Pizza Hut, 05 Starbucks

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KNOWHOW-TRANSFER

Family Affair

Wörwag steuert in den USA auf Wachstumskurs. Treibende Kräfte sind deutsche Technik und Spitzenqualität. Dabei kommt es aber nichtnur auf die Rezepte an, sondern auch auf die Menschen dahinter.Der „American Way of Worwag“ zeigt: Wissenstransfer hat viele Gesichter.Text: Michael Thiem; Fotos: Laurent Burst

USA

Willkommen in

Lafayette: Bob Malady

betreut die Produktion

der Hydrobasislacke.

Auf dem Bike gibt

er Gas.

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USA

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Sweet Home: Angela

Tschierswitz und

Alexander von Au

helfen beim Wissens-

transfer in die USA.

Auf der Veranda am Eingang des klei­nen Einfamilienhauses in der Central Street genießt Angela Tschierswitz

die letzten Sonnenstrahlen. Seit Anfang 2013 arbeitet sie zusammen mit ihrem Partner Alexander von Au bei Wörwag in Lafayette. Seither leben die beiden ihren ganz persön­lichen American Dream. Tag für Tag. Im Bun­desstaat Indiana im Mittleren Westen der USA – mitten im Nirgendwo. Beim Blick aus dem Schaukelstuhl auf die Straße erscheint die beschauliche Wohngegend wie die Kulis­se einer amerikanischen Fernsehserie. Ge­pflegte Vorgärten, bunte Holzfassaden, an vielen Eingängen flattern die Stars & Stripes, in den Auffahrten parken Pickups.

Wenn sich der Betrachter nicht mehr an die Waltons erinnert, fällt ihm vielleicht die „Wisteria Lane“ ein. Dort sind die Desperate Housewives zu Hause. Die Szenerie ist so typisch amerikanisch, dass sie fast kitschig wirkt. Für Tschierswitz und von Au ist die Beschaulichkeit Alltag. Sie haben es sich hier gemütlich gemacht. Von Au holt zwei Flaschen Bier aus dem Kühlschrank. Feier­abend. Die Holzdielen im Wohnzimmer knar­zen. Im Boden sind Auslassschlitze für die Klimaanlage.

Im Winter war die Luft im 1918 gebauten Haus staubtrocken. Wie so oft erwies sich auch hier guter Rat als billig: Ein Glas Ge­würzgurken vom deutschen Discounter um die Ecke enthielt die Lösung. Die mit Wasser gefüllten Gläser halfen, das Raumklima ent­scheidend zu verbessern. „Deutsches En­gineering und Knowhow im Privatbereich“, schmunzelt von Au. Cheers!

Auch im Werk Lafayette ist Sachverstand aus Deutschland angesagt. Nicht improvi­siert, sondern nach Plan. Der Wissenstrans­fer ins Ausland ist für das Unternehmen aus Stuttgart der Schlüssel zum Erfolg. Mike Grandy, President Worwag Coatings LLC: „Wir haben starke Produkte. Das ist ein Vor­teil. Aber wir dürfen uns darauf nicht aus­ruhen, zumal wir gegen die größten Lack­hersteller der Welt antreten.“ Technische Innovation, Expansionspläne, Prozessopti­mierung und intensive Kundenbetreuung sollen helfen, das wichtigste Ziel auch in den USA zu erreichen: dieselbe hohe Qualität weltweit. Die Entsendung Tschierswitz’ und von Aus dient dazu, die langjährige Erfah­rung der beiden auch bei Wörwag in den USA zu verankern.

Überall gefragt

Für die Fahrt zur Arbeit brauchen Tschiers­witz und von Au knapp fünf Minuten. Aus der Central Street bis zur Kreuzung 16th Street, links abbiegen, dann rechts in die Kossuth Street, insgesamt zweieinhalb Kilometer. Wörwag gehört die Hausnummer 3420. Die Gebäude sind von der Straße 200 Meter nach hinten versetzt.

Tschierswitz’ Schreibtisch steht neben dem Eingang zum Entwicklungslabor. Oft zieht sie selbst den Kittel über, wiegt Lacke ein, hilft in der Qualitätsprüfung oder der Produktionsplanung. Sie leitet die Arbeits­gruppe Basislack, „packe aber überall an,

New York

Lafayette, Indiana

USA

Gegründet 200043 MitarbeiterJahreskapazität 3 000 Tonnen 125 ProdukteAnsprechpartner: [email protected]

Standort mit Zukunft: das

Wörwag-Werk in Lafayette.

WÖRWAG-WERK IN LAFAYETTE (USA)

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wo es nötig ist“. Dasselbe gilt für von Au, der zunächst für Akustik­ und Haptiklacke zuständig war. Jetzt kümmert er sich im Labor um das Thema Grundierungen, die Mischbank sowie Basislacke.

Die US­Tochter in Lafayette gehört seit 2000 offiziell zu Wörwag. Der Standort liegt strategisch günstig. Das BMW­Werk in Spar­tanburg und der Mercedes­Standort Tusca­loosa sind mit dem Auto jeweils an einem Tag zu erreichen. Ebenso die eigentlichen Abnehmer Decostar (Carrollton), Plastic Omnium (Anderson) und Rehau (Cullman) – allesamt Lackierbetriebe, die für die großen europäischen Automobilbauer arbeiten.

Kurzer Dienstweg

Chris Rottler kennt die 800 Kilometer lange Strecke zu Rehau auf der Interstate 65 Rich­tung Süden fast schon im Schlaf. Der Key­ Account­Manager ist jede Woche mehrere Tage beim Kunden. „Wir stehen in der Anlauf­phase der Serienproduktion für die C­Klasse von Mercedes. Bis Jahresende muss alles perfekt sein“, verrät Rottler. Gefordert sind nicht nur höchste Qualität, sondern auch modernste Technik – weg von organisch ge­lösten Farben hin zu umweltschonenden Hy­drobasislacken. In den USA gehört Wörwag

„Wir reden nicht von Wörwag USA oder Wörwag Deutschland. Wir sprechen von uns.“Mike Grandy

damit zu den Vorreitern. Das Unternehmen unterstützt die Kunden bei der Umstellung. Dazu arbeiten US­Kollegen wie Rottler eng mit der Zentrale in Stuttgart zusammen.

Auch Tschierswitz ist es wichtig, durch Rottler das Ohr am Kunden zu haben. Von ihm hat sie Farbtontafeln erhalten, die beim Kunden lackiert wurden. Die Muster sind in drei gelbe Boxen sortiert. Tschierswitz schaut sich jedes Lackierergebnis an. Nach Tempe­raturwechsel­ und Dampfstrahltest wertet sie die Ergebnisse sorgfältig aus. Dafür arbeitet sie intensiv mit Sabine Ansorge im Stuttgarter Kombinatoriklabor zusammen. Die Kollegen sollen dort eine Qualitätsstatis­tik errechnen. Einige Teile werden zum Ver­gleich der Befunde sogar über den Atlantik geschickt. Zusammenarbeit ohne Grenzen, unbürokratisch und auf kurzem Dienstweg, auch wenn die Luftlinie zwischen Lafayette

USA

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Spitzenqualität

ist auch in

Lafayette das Ziel

der Produktion.

American Business:

Als Technische Direktorin

spielt Barbara Peterson

eine Hauptrolle.

und Zuffenhausen gut 7 000 Kilometer misst. Schließlich handelt es sich um eine Familienangelegenheit. Und die Familie hält zusammen.

Was durch enge Kooperation möglich ist, zeigt sich auch an anderer Stelle. Beispiels­weise am „LabPainter“, einem in Lafayette installierten Simulator des Lackiervorgangs in der Serienproduktion, der via Internet auch in Deutschland zur Verfügung steht. Kollegen beider Standorte können damit neue Rezep­turen gemeinsam anpassen und verfeinern. In der Kundenberatung sind die deutschen Kollegen Georg Bussmann und Sigurd Tetz

vom International Technology Management (ITM) ebenso wichtige Gesprächspartner wie Geschäftsführer Dr. Peter Moritz. Grandy: „Wir sprechen nicht von Wörwag USA oder Wörwag Deutschland. Wir sprechen von uns. Wir gehören alle zu Wörwag und stellen uns unseren Aufgaben gemeinsam.“

Das interne Netzwerk findet Tschierswitz äußerst hilfreich. Alle zwei Wochen ist sie mit Entwicklungsleiter Jürgen Ortmeier zur Telefon­ konferenz verabredet. Zu jedem Thema kennt sie den Ansprechpartner in Deutschland. An­sorge zum Beispiel kennt sich mit Hydro­basislacken aus, Dr. Giannoula Avgenaki ➜

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Good Morning, America:

Jason Johnson arbeitet

gern bei Wörwag.

Er betreut in Lafayette

die Perlmühlen.

USA

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„Die Zusammenarbeit mit den Kollegen in Deutschland klappt hervorragend. Ich habe mich in den USA nie alleingelassen gefühlt.“ Angela Tschierswitz

Ein enger Austausch mit Deutschland ist für die studierte Biologin das A und O. Dazu gehören regelmäßige Besuche in Stuttgart. „Die Formel auf dem Papier reicht nicht. Knowhow ist mehr“, meint sie und denkt dabei an die Menschen dahinter. „Die sind wichtig. Wir brauchen ein Netzwerk, brau­chen Kollegen, die über Standorte hinweg zusammenwirken.“ Sich mit den deutschen Experten auszutauschen, sei zudem span­nend. Denn deren Erfahrung helfe bei der täglichen Arbeit. „In den USA müssen wir uns großen Herausforderungen stellen. Deshalb entwickeln wir unsere Produkte ständig weiter.“

Wörwag steuert in den USA gerade auf Wachstumskurs. Obwohl es sich um einen satten Markt handelt, eröffnen sich in Nord­amerika viele Möglichkeiten. Die europäi­schen Autohersteller verlagern die Produk­tion zunehmend in die USA oder nach Mexiko. Und die Nachfrage nach Produkten von Wörwag zieht mit. Beim Rundgang wird deutlich, wie sich das Werk darauf vorberei­tet. Um das erwartete Volumen zu stemmen, hat Lafayette kräftig investiert, vor allem in Maschinen und Infrastruktur. So wurden

Teamwork:

transatlantische

Zusammenarbeit.

DR. PETER MORITZ

verantwortet seit 2011 als Geschäfts-führer bei Wörwag den gesamten Vertrieb. „Auf unserem langjährigen Markt USA ist derzeit viel in Bewe-gung. Wir folgen den deutschen Autoherstellern. Die Verlagerung ihrer Produktion macht sich auch bei uns bemerkbar“, sagt Moritz.

mit dem integrierten Lackierprozess. „Die Zusammenarbeit klappt hervorragend“, so Tschierswitz. „Ich habe mich hier noch nie alleingelassen gefühlt.“

Überdies fliegt sie alle drei Monate nach Stuttgart. Vieles läuft im Arbeitsalltag aller­dings per E­Mail. Oft liegen die Antworten auf schriftliche Fragen schon am nächsten Morgen im digitalen Postfach. Die Zeitver­schiebung erweist sich hier als Helfer.

Eine wichtige Instanz im Werk Lafayette ist auch Barbara Peterson. Ihr Büro liegt gleich nach dem Eingang links. Bei der tech­nischen Direktorin laufen viele Fäden zusam­men. Sie ist zuständig für die Qualität aller Produkte, für Rohstoffe, Kundenkontakte und Wissenstransfer. Wörwag zuliebe zog die zweifache Mutter vor drei Jahren von Chicago nach Lafayette. Ihr Mann arbeitet ebenfalls in der Firma, als Farbentwickler. A family affair – auch im Kleinen.

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dieses Jahr mehrere Zehn­Tonnen­ Edelstahl­Mischbehälter aufgestellt. Hinzu kommt eine neue Perlmühle mit Hochge­schwindigkeitsrührwerk. Neu ist auch das Kühlsystem der Mühle, außerdem wurde die Stromversorgung des Werks modernisiert.

Schulung durch deutsche Kollegen

„Wir stellen uns auf deutlich größere Mengen ein“, bestätigt Grandy. Der President läuft hinter dem Werk über eine Wiese und zeigt, wie groß das Firmengelände von Worwag Coatings LLC ist. Platz zur Expansion gibt es noch reichlich. Schon bald könnte hier eine weitere Lagerhalle stehen. Die Pläne dazu hängen im Besprechungs zimmer. Voller Opti­mismus blickt auch Peterson nach vorn: „Da wir modernste Technik einsetzen, können wir auf neue Geschäfts felder vorstoßen.“ Dazu gehört der integrierte Lackierprozess IPP (siehe Infokasten). Peterson: „Wir bieten Basis­ und Klarlack für Kunststoffteile aus einer Hand. Dies könnte sich bei unserer Expansion als Trumpf erweisen.“

Was Wachstum bedeutet, weiß auch Bob Malady. Seit insgesamt 27 Jahren arbeitet er bei Wörwag beziehungsweise der Vorgänger­firma Egyptian Lacquer. Malady betreut die Herstellung der Hydrobasislacke. „Das ist nicht schwerer als die Produktion organisch gelöster Farben“, findet der leidenschaftliche

Biker. „Allerdings muss man die Prozesse kennen und Schritt für Schritt einhalten, genau nach Rezept.“ Aufgrund des hohen Qualitätsanspruchs sei es wichtig gewesen, dass deutsche Kollegen Produktionskräfte wie ihn intensiv geschult hätten.

„Auch das Material muss man gründlich prüfen. Eine einzige ungeeignete Zutat kann die gesamte Mischung verderben“, betont Malady. Gerade nimmt er ein neues Rührge­rät in Betrieb. Der Behälter mit dem Hydro­basislack ist ebenfalls neu. 2 660 Liter pas­

„Eine einzige ungeeignete Zutat kann die gesamte Mischung verderben.“Bob Malady

USA

On Tour: Chris Rottler

ist als Kundenberater

für Rehau zuständig –

und fast jede Woche

dort.

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Vor wenigen Wochen wurde ein Labor zum Aufenthaltsraum umgebaut. Die Kollegen sit-zen an zwei großen ovalen Tischen. Die mit-gebrachten Snacks reichen vom Sandwich mit Chips über Wurst und Nudelsalat bis zu Pizza oder Spaghetti vom Vorabend. In der Küchenzeile stehen vier Mikrowellen, in der Ecke zwei Kaugummiautomaten. Aus seiner Dienstzeit beim Militär in Korea hat Malady Ölbilder mitgebracht und aufgehängt. Er mischt auch die Limonade, die alle kostenlos aus einem Plastikfass zapfen dürfen.

Integrierter Lackierprozess

Standardprozess

IPP SchichtstärkeIPP

Base 1 + Base 2

Kataphorese

Klarlack

Primer

Kataphorese

Basislack

Klarlack

trocknen

SchichtstärkeStandard

12 – 25 µm

25 – 50 µm

20 – 30 µm

zum Vergleich:Stärke einesmenschlichen Haares

rund 100 µm

10 – 18 µm

16 – 22 µm

20 – 30 µm

trocknen trocknen trocknen

Die Zukunft gehört der füllerlosen Lackierung. Immer mehr Autobauer setzen auf den soge-nannten integrierten Lackierprozess (Integrated Paint Process, IPP). Hierbei werden die Funktio-nen der Füllerschicht durch ein innovatives Ba-sislacksystem übernommen. Die als „Base 1“ und „Base 2“ bezeichneten Wasserbasislacke wer-den nass-in-nass mit Zwischenablüftzeiten von bis zu fünf Minuten appliziert. Gegenüber dem Standardprozess entfällt komplett die Trocknung des Füllers im Ofen bei ca. 160 °C. Der Vorteil: kürzere Lackierzeit, deutlich niedrigerer Energie-verbrauch, weniger Emissionen und höhere Produktivität. Die Qualifikation zum IPP-Serien-

lieferanten der großen Hersteller erfordert aller-dings einen hohen Entwicklungsaufwand. Der ausreichende Schutz vor UV-Licht, Steinschlag und Korrosion ist im Rahmen der technologi-schen Prüfungen nachzuweisen. Neben diesen werden zur Laborfreigabe auch applikations-technische Anforderungen bei den geforderten Schichtdicken geprüft. Durch erste Betriebsver-suche an der Lackierlinie des Verwenders wird die Leistungsfähigkeit dieser Basislack-Techno-logie bewiesen. Bei BMW in Tiexi (China) hat Wörwag mit der Farbe „Valencia Orange“ die Validierung bestanden. Bis 2015 sollen fünf weitere Lacke folgen.

30 % weniger Energieverbrauch43 % weniger CO2-Emission 7 % weniger flüchtige organische Verbindungen40 % Produktivitätssteigerung

sen hinein. Größere Gefäße dieser Art besitzt Wörwag in den USA noch nicht. Heute steht Palladiumsilber auf dem Plan. Malady stellt die Zeit ein und wirft den Mischer an. Alles läuft rund.

Kurz nach elf herrscht in der Kantine be-reits Hochbetrieb. Die Kollegen aus der Pro-duktion haben Kohldampf. Manche fangen vor sechs Uhr morgens an. Zwischen halb drei und halb vier ist Feierabend, weil nach-mittags oft die Luftfeuchte so hoch wird, dass sie die Lackherstellung stört.

„Wir bieten modernste Technik aus einer Hand.“Barbara Peterson

Quelle: www.jot-oberflaeche.de

DR. GIANNOULA AVGENAKI

leitet seit Januar 2013 bei Wörwag Projekte rund um den integrierten Lackierprozess (Integrated Paint- Process, IPP). Die Diplom-Chemikerin liebt Pionierarbeit. „Keine Frage: Wer morgen noch mitspielen will, muss den IPP beherrschen“, sagt sie. „Ich finde es toll, an wegweisenden Produkten zu arbeiten.“

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„Ich kenne kein anderes Unternehmen in den USA, bei dem die Tür des Chefs immer offen steht und ich dort auch willkommen bin.“ Stephen Love

USA

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Meeting-Point:

Besprechung (li.)

und After Work.

Power: Im Labor passt

Stephen Love Primer

an – zur Grundierung

schwerer Land- und

Baumaschinen.

Nach zweieinhalb Jahren kehren Tschiers­witz und von Au voraussichtlich im Winter 2015 nach Stuttgart zurück. Mit viel Erfahrung in die USA gekommen, nehmen beide noch mehr Wissen nach Hause mit. „Auch wir haben von den Kollegen gelernt. Ideen aus den eigenen Reihen sind stets erwünscht, schließlich wollen wir Prozesse und Produkte kontinuierlich verbessern“, bestätigt von Au.

Die Entscheidung, diese Chance wahrzu­nehmen, haben die beiden nie bereut. „Dass uns Wörwag gleichzeitig hier arbeiten ließ, hat die Eingewöhnung sehr erleichtert“, freut sich von Au. Dennoch sei es nicht immer ein­fach gewesen. „Hier wird vieles lockerer ge­nommen. Oft haben wir gehört: Warum macht ihr das so kompliziert?“, berichtet Tschiers­witz. „Vieles kann man nicht eins zu eins aus Deutschland übernehmen. Rührorgane oder Perlmühlen sehen hier teils anders aus. Man

muss die Rezepte der hiesigen Produktions­weise anpassen. Manchmal heißt das dann doch, einen Rohstoff oder Prozess zu modi­fizieren.“

Bleibender Eindruck

Neben der beruflichen Erfahrung verbinden Tschierswitz und von Au mit Lafayette viele private Erlebnisse. Nach einer Sturmwarnung verbrachten sie die halbe Nacht im Keller, im Winter bibberten sie wegen eines Stromaus­falls tagelang ohne Heizung bei elf Grad. Ausflüge nach Chicago, zum Basketball und zu Konzerten nach Indianapolis, Urlaubs­reisen an die Westküste und nach Alaska bleiben unvergessen. Ebenso ihr Auftritt in Lederhosen auf dem „German Fest“ in Lafay­ette sowie die Kneipenbesuche im „Checker­board“, einer Sportsbar keine fünf Minuten Gehweg von ihrem Haus entfernt.

Letzten März haben sie mit Kollegen auf der Veranda gegrillt und Glühwein gekocht. Auch Kevin Goad aus der Produktentwick­lung und seine Frau machten mit. Die beiden Paare haben sich angefreundet. Den eisigen Temperaturen zum Trotz feierten sie so aus­giebig, dass danach die Holzdecke schwarz war vor Ruß und frisch gestrichen werden musste. Wenn Tschierswitz und von Au in ei­nigen Monaten die Koffer packen, sind die Spuren des Grillfests längst verschwunden. Im Vorgarten steht dann das Schild For Rent. Von den Spuren, die sie durch ihre Arbeit hinterlassen haben, wird „Worwag Coatings“ aber noch lange profitieren. n

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„Wir sind keine typisch amerikanische Firma“

Mike Grandy verfolgt bei „Worwag Coatings“ in den USA ehrgeizige Ziele. Als President setzt er dabei auf Teamarbeit und deutsches Knowhow. Text: Michael Thiem; Foto: Laurent Burst

Herr Grandy, wie verschlägt es einen Kanadier in den Mittleren Westen der USA?Wörwag hat mich angesprochen und sofort überzeugt – mit geplanten Investitionen und dem eingeschlagenen Wachstumskurs. Die Aufgabe hat mich gereizt. Außerdem passte der Wechsel gut in meine Lebens­planung. Davor war ich fast zwanzig Jahre in Europa. Wir wollten als Familie nach Nordamerika zurück. Hier leben auch meine beiden Kinder und meine Eltern.

Sie kamen von BASF zu Wörwag. Fiel Ihnen der Wechsel schwer?Nach so langer Zeit war der Abschied natürlich nicht leicht. Aber ich wurde bei Wörwag in Stuttgart und in Lafayette sehr herzlich empfangen. Ich habe schnell gemerkt, dass die Chemie stimmt. In einem Großkonzern ist man nur für ein Ressort zuständig. Bei Wörwag hat die Verantwor­tung viel mehr Facetten.

Aber an den ersten Arbeitstagen in Lafayette fielen Sie auf …Sie spielen auf meine Kleidung an? Am dritten Tag fragte mich unsere Personal­leiterin Connie Hollis, ob ich immer Krawatte

INTERVIEW

USA

Page 19: finish 2014 - Einblicke in das Unternehmen Wörwag

„Wir sind keine typisch amerikanische Firma“

beispielsweise Angela Tschierswitz gut zwei Jahre hier arbeitet, ist für uns ein Glücksfall.

Worauf liegt in den USA der Fokus?Wir werden unser Denken und Handeln noch stärker am Kunden ausrichten. Daher stellen wir weitere Betreuer ein. Wir dürfen nicht darauf warten, dass der Kunde zu uns kommt, sondern müssen die Initiative ergreifen. Wenn europäische Hersteller in die USA expandieren, stehen wir bereit. Das bezieht sich auch auf die dann geforderten Mengen.

Unterscheidet sich der US-Markt vom europäischen?Eigentlich nicht, abgesehen vielleicht von der Logistik. Das hängt damit zusammen, dass wir überwiegend für europäische Hersteller arbeiten. Mit ihnen sprechen wir über Kalenderwochen und Celsius­Temperaturen.

Welche Rolle spielt bei der Auftragsvergabe die Technik?Eine Hauptrolle. Daher müssen wir möglichst viele Verfahren beherrschen. Beim integrier­ten Lackierprozess gelten wir noch als Newcomer, doch wir haben ihn im Griff. Bei der Umstellung von organisch gelösten Farben auf Hydrobasislacke sind wir Vorreiter. Beides wird immer wichtiger, wenn europäische Hersteller Aufträge vergeben. Darauf sind wir bestens vorbereitet. n

identifizieren sich mit ihrer Arbeit. Das rührt sicher daher, dass alle spüren, ihre Leistung wird geschätzt und honoriert.

Liegt das daran, dass Wörwag ein Familienunternehmen ist?Das spielt wohl auch eine Rolle. Wir sind keine typisch amerikanische Firma. Die Mitarbeiter sind nicht nur eine Nummer. Alles läuft hier sehr persönlich ab. Sympa­thisch eben. Bei uns richtet sich die Stimmung nicht nach dem Aktienkurs. Wir planen langfristig.

Auch in den USA steuert Wörwag auf Wachstumskurs. Wie erreichen Sie Ihre angestrebten Ziele?Wir folgen den europäischen Automobil­bauern, die es zunehmend in die USA zieht. Gefordert werden deutlich größere Mengen, modernste Technik, höchste Qualität und umfassende Kundenbetreuung. Um dies alles zu garantieren, investieren wir kräftig.

Ist es schwierig, dieselbe Qualität zu bieten wie in Europa?Nein. Das ist unsere Philosophie: Die Technik, die wir in den USA verkaufen, ist identisch mit der in Deutschland. Die Rezepte für den amerikanischen Markt entstehen in Zuffenhausen, dort sitzen Forschung und Entwicklung. Für die Qualität ist entschei­dend, dass der Wissenstransfer funktioniert. Neben den Rezepten sind dabei die Pro­ zesse der Schlüssel zum Erfolg.

Wie relevant ist der intensive Austausch zwischen den Kollegen diesseits und jenseits des Atlantiks?Der Austausch ist sehr wichtig. Immer wieder sind amerikanische Kollegen längere Zeit zur Schulung in Deutschland. Oder Deutsche kommen zur Unterstützung in die USA. Dass

„Wir werden unser Denken und Handeln noch stärker am Kunden ausrichten. Dabei kommt es auf unsere Initiative an.“

MIKE GRANDY

ist seit Februar 2014 President bei Worwag Coatings LLC, einer Wörwag- Tochter in den USA. Zuvor arbeitete der aus Toronto stammende Kanadier fast zwanzig Jahre bei BASF in Europa. Der diplomierte Chemiker ist verheiratet und hat zwei Kinder.

trage. Im Werk ist der Umgang eher locker. Wir verstehen uns als Team. Deshalb bleibt die Krawatte seitdem im Schrank.

Vor allem wegen des Winters verlief Ihr Einstand turbulent. Hatten Sie überhaupt Zeit, sich einzugewöhnen?Kaum. Anfang des Jahres machte uns das Wetter große Probleme. Ich stieg sozusagen im Minus ein. Es war der kälteste Winter seit langem, bis dreißig Grad unter null mit extrem viel Schnee. Rohstoffe trafen zu spät im Werk ein. Für alles war es zu kalt, auch für die Produktion. An manchen Tagen konnten wir die Kunden nicht beliefern. Außerdem mussten wir improvisieren, weil damals viele Stellen vakant waren.

Wie haben Sie die Situation gemeistert?Allen Komplikationen zum Trotz war schnell klar, dass wir es schafften. Wir haben hier ein tolles Team. Was ansteht, wird erledigt. Alle packen an. Viele halfen zum Beispiel bei der Auslieferung, obwohl sie eigentlich für andere Aufgaben zuständig sind. Das hat mich positiv überrascht. Es zeigte: Wörwag ist anders.

Wie kommt das?Es ist eine Frage des Charakters. Die Kollegen stehen loyal zur Firma und

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USA

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Star CityLebendig und liebenswert, urig und unterschätzt: Lafayette ist anders. Allerdingsoffenbaren sich viele Reize der 80 000-Einwohner-Stadt im Mittleren Westen der USA erst bei genauem Hinsehen. Ein Rundgang mit besonderen Einblicken.Text: Michael Thiem; Illustration: weandme.com; Fotos: Laurent Burst

LAFAYETTE

Wer kennt Duane Purvis? In Lafayette hat man den Footballspieler zum Essen gern. Im „Triple XXX Family

Restaurant“ steht sein Name auf der Speise­karte neben denen vieler anderer lokaler Sport­größen. Im bekanntesten Diner der Stadt werden sie zu leckeren Legenden. Mit einem Raumgewinn auf dem Spielfeld von 1802 Yard, fast 1650 Metern, hielt Purvis mehr als 30 Jah­re den Rekord der örtlichen Purdue University. Verewigt wird diese einmalige Karriereleis­tung des 1989 verstorbenen Athleten in Gestalt des Burgers „The Duane Purvis All­ American“. Ein ungewöhnlicher Leckerbissen mit Erdnuss butter­Zusatz für 7,85 Dollar. „Wenn man hier isst, muss man den einfach probieren“, meint Ron Hancock. Der 65­Jäh­rige besuchte schon als kleiner Junge das markante, schwarz­orange gestreifte Gebäu­de von 1931 in der Salisbury Street. Heute arbeitet er bei Wörwag im Entwicklunglabor.

Wer mit Hancock durch Lafayette fährt, begibt sich auf eine Zeitreise. Was auf den ersten Blick nach Retrodesign aussieht, er­weist sich oft als Original. Lafayette war noch nie anders. Diners wie das „Triple XXX“ waren schon immer so. Auch an anderen Ecken scheint die Zeit stehengeblieben zu sein, etwa am Szenetreff „Original Frozen Custards“ , dessen Eiskrem seit 1932 nicht nur Hancocks Generation begeistert.

Das moderne Lafayette hat ebenfalls Charme. Zum Pflichtprogramm gehört ein Ab­stecher zur Lafayette Brewing Company in der Main Street. Zehn Biersorten werden hier seit 1993 gebraut, jede mit einer ganz eigenen Note. In das beliebte „Tippecanoe Common Ale“ zum Beispiel kommt Amarillohopfen, der

nur auf einer einzigen Farm im Bundesstaat Washington wächst. Ihm verdankt das Bier seinen fruchtigen Geschmack.

Willkommen in Lafayette im US­Bundes­staat Indiana. 100 Kilometer nordwestlich von Indianapolis, rund 200 Kilometer südlich von Chicago. Mit der Schwesterstadt West Lafayette verschmilzt es zu Greater Lafayette, das 80 000 Einwohner zählt. Dazwischen liegt der Wabash River, der vor allem dem Zentrum Attraktivität verleiht und das Ambi­ente zahlreicher Musik­ und Kulturfeste bil­det. Die Kleinstadt geizt nicht mit ihren Reizen. In den Außenbezirken mag sie eine amerikanische Stadt wie jede andere sein: ➜

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USA

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RON HANCOCKStephen Loveen Lovearbeitet mit kurzer Unterbrechung seit 1976 im Entwicklunglabor für Egyptian Lacquer, das 2000 von Wörwag über- nommen wurde. Er wurde in Lafayette geboren, wuchs dort auf und studierte an der Purdue University. Der Rund-gang durch seine Heimatstadt ist für ihn daher eine besondere Herzens-angelegenheit. „Lafayette ist ein groß- artiger Ort, um mit seiner Familie und Freunden zu leben.“

Das Wörwag­Werk liegt in einem typi­schen Industriegebiet entlang der Kossuth Street mit Einkaufszentren, Motels, Tankstellen und Fast­Food­Restaurants. Den historischen Kern hingegen prägen viktorianische Gebäu­de, urige Geschäfte und die lokale Kunst­szene. Das alte Gerichtsgebäude mit der markanten Kuppel ziert die Innenstadt eben­so wie die vielen Bars, Kneipen und Restau­rants. Axl Rose, Sänger der Rockband Guns N' Roses, wurde in Lafayette geboren. Auf eigene Art markant ist auch Bernadettes Barber Shop , in dem man(n) sich für fünf Dollar den Bart stutzen lässt. Mehr als die Damen­ und Herrenschnitte, mit denen Kate Sweeney und Kristen Rupp ihre Kundschaft verschönern, fasziniert das Interieur zwi­schen Kitsch und Kunst an Wänden und beim Mobiliar. Amerika pur.

Großen Einfluss auf die Atmosphäre der Stadt haben die insgesamt 40 000 Studen­ten, allein 8000 davon kommen aus 120 Län­dern. In den Ingenieurwissenschaften, spezi­ell der Luft­ und Raumfahrttechnik, gehört die Purdue University zu den renommier­testen Hochschulen des Landes. Mit Neil Armstrong und Eugene Cernan zählt sie den ersten und den vorläufig letzten Menschen auf dem Mond zu ihren Absolventen. Lafay­ ette ist extrem sportbegeistert. Im College­ Football füllen die „Boilermakers“, so der Spitzname der Unimannschaft, das 60 000 Besucher fassende Ross­Ade­Stadion. Die Heimat der Basketballer ist die Mackay­ Arena mit 16 123 Plätzen. Hancock ist hier Stammgast.

Das gilt auch für ein ganz besonders Drive­ in­Geschäft: „Mary Lou Donuts“ , einem schlichten Holzgebäude mit dreieckigem Dach. Seit 1961 gibt es hier nichts außer Donuts in unzähligen Varianten. Kalorienschwer, aber unvergleichlich lecker. Highlight: Schoko­ Donuts mit Sahnefüllung. Vor allem samstags

staut sich in der 4th Street der Verkehr. Nach­vollziehbar.

Zurück zum Ausgangspunkt der Tour: Die Speisekarte des „Triple XXX“ huldigt nicht nur verstorbenen, sondern auch lebenden Legen­ den der Stadt. Das Sandwich „The Boudia“ wurde zu Ehren von David Boudia ins Menü aufgenommen. Der Turmspringer hat 2012 in London Olympisches Gold gewonnen. Viele Stars und ein rätselhafter Stern. Warum Lafayette auch „Star City“ geanannt wird, kann nicht einmal Hancock beantworten. Seinem Kollegen Derek Stetler lässt die Frage keine Ruhe. Er recherchiert: Als sich Lafayette 1825 dank der Verkehrsader Wabash River zur führenden Handelsstadt Indianas entwi­ckelte, erhielt sie den Beinamen, der noch heute in Form eines Sterns auf der Stadt­flagge prangt. n

1825 gegründet80 000 EinwohnerUS-Bundesstaat Indianawww.lafayette.in.gov

LAFAYETTE

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Neben seinem umweltfreundlichen Antrieb glänzt der BMW i3 durch innovative Materialien und eine

moderne Optik – unter anderem mit Sichtcarbon. Lacke von Wörwag schützen den Kunststoff vor UV-Strahlen.

Text: Thorsten Schönfeld; Illustration: Nils Krämer

INNOVATION

Sunblocker fürs Elektrofahrzeug

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Hinter den meisten im Handel erhältli-chen Elektroautos verbergen sich kon-ventionelle Fahrzeugkonzepte, abge-

wandelt per E-Motor und Batterie. Der BMW i3 hingegen schwimmt gegen den Strom. Mit dem ersten Spross der eigens für die Ver-marktung alternativer Antriebe gegründeten i-Familie verfolgt der Hersteller das Ziel der ganzheitlichen Nachhaltigkeit.

Anders ausgedrückt: Der Wagen an sich, der Produktionsprozess und die ergänzenden Mobilitätsdienste sind umweltfreundlich aus-gelegt. Die Architektur des i3 besteht aus zwei Modulen: dem Chassis aus Aluminium, in das der Antrieb, das Fahrwerk und der Strom-speicher integriert sind, sowie einer Fahr-gastzelle aus carbonfaserverstärktem Kunst-stoff (CFK).

Innovative Materialien

Weil der Elektroantrieb relativ schwer ist, setzt BMW bei der Karosserie auf Leichtbau.

Doch die innovativen Materialien der Außen-haut dienen noch einem anderen Zweck: ei-ner modernen Optik. Sowohl die Kunststoff-planken als auch das Dach aus Sichtcarbon werden mit Produkten von Wörwag lackiert. „Gerade das Dach des i3 stellt besondere An-forderungen an den Lack“, erklärt Dr. Markus Schmidtchen, Leiter der Entwicklung funk-tioneller Lacksysteme. Anders als die übri-gen Carbonbauteile besteht es nicht nur aus fabrikneuen Fasern, sondern auch aus re-cycelten Schnitzeln. Neben dem Umweltge-danken sprechen wirtschaftliche Argumente für dieses Recycling. Die Fertigung ist damit weniger aufwendig als beim Einsatz neuer Fasermatten. Das spart Zeit und Geld.

Um ihre Stabilität und Steifigkeit zu maxi-mieren, wird den erhitzten und in Form ge-pressten Dachrohlingen flüssiges Epoxidharz injiziert. Anschließend härtet das Werkstück aus, wird glatt geschliffen und mit einem

„Das Dach des BMW i3 stellt besondere Anfor-derungen an den Lack. Ein spezieller Klarlack schützt das Sichtcarbon vor UV-Strahlen.“ Dr. Markus Schmidtchen

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DR. MARKUS SCHMIDTCHEN leitet bei Wörwag seit 2008 die Entwicklung funktioneller Lacksysteme. Wie die Bezeichnung vermuten lässt, optimiert die Abteilung Lackeigenschaften wie UV-Schutz oder Bewitterungsresis-tenz. Schmidtchen hat Chemie studiert und am Forschungsinstitut für Pigmente und Lacke in Stuttgart, dem heutigen Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automa- tisierung (IPA), promoviert.

Haftvermittler versehen. Hierbei handelt es sich um einen transparenten Hydroprimer aus zwei Komponenten. Er sorgt dafür, dass der zum Schluss aufgetragene Klarlack opti-mal hält. Für eine schwarz getönte Optik ist dem Primer Ruß beigemischt. „Der dunkle Ton dient einzig und allein dem Aus sehen“, sagt Schmidtchen. „Den Schutz leistet der Klarlack.“

Die Haut des Autos schützen

Da UV-Strahlen das Kunstharz angreifen, verwendet BMW beim Carbondach des i3 einen Klarlack mit besonders hohem Licht-schutzfaktor. Wie eine Sonnencreme, die die mensch liche Haut zumindest eine gewisse Zeit lang vor den schädlichen ultravioletten Strahlen bewahrt, verhindert der speziell zur CFK-Anwendung entwickelte Schutzlack ei-nen „Sonnenbrand“ des Dachs. Das aller-dings ein Fahrzeugleben lang!

Dazu dienen zwei Bestandteile. Zum einen halten Radikalfänger den Lack bewitterungs-stabil, das heißt resistent gegen Hitze, Feuch-tigkeit und UV-Strahlen. Radikale sind meist hochreaktive Teilchen, die bei chemischen Prozessen entstehen und den Lack beschä-digen würden. Zum zweiten fangen Absorber die UV-Strahlen ab. Um die Schutzwirkung zu maximieren, wird der Klarlack in einer Stärke

von 100 Mikrometern (µm) aufgetragen. Normalerweise beträgt die Schichtstärke von Klarlack auf Kunststoff nur 30 bis 40 µm, auf Metallkarosserien 40 bis 50.

Ressourcenschonende Fertigung

Im Unterschied zum traditionellen Fahrzeug-bau wird in der Produktion des BMW i3 nicht die gesamte Karosserie in mehreren Arbeits-schritten vor Korrosion geschützt, lackiert und getrocknet. Dach, Stoßfänger, Front-, Heck- und Seitenteile werden einzeln und damit sparsam lackiert. So fällt beim Lackauf-trag auf das Carbondach im Flachbett-Spritz-automaten nur wenig Sprühnebel (Over - spray) und somit kaum Abfall an.

Insgesamt kommt die Fertigung des i3 ge-genüber dem konventionellen Automobilbau mit der Hälfte der Energie und 70 Prozent we-niger Wasser aus. Den Strombedarf deckt das Werk in Leipzig mit vier eigenen Wind-rädern. Und das Joint Venture SGL ACF (Au-tomotive Carbon Fibers), das in Moses Lake (USA) die Carbonfasern der CFK-Karosserie herstellt, gewinnt seinen Arbeitsstrom aus-schließlich aus Wasserkraft.

Zum ganzheitlichen Konzept des i3 gehört nicht zuletzt, dass BMW den Käufern regene-rativen Strom sowie eine europaweite Lade-infrastruktur anbietet. n

Formvollendete Steckdose:

Mit der BMW i Wallbox kann man

den i3 zu Hause aufladen.

Konsequenter Leichtbau:

Der carbonfaserverstärkte

Kunst stoff (CFK) spart Gewicht.

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Farbig lackierte Anbauteile aus Kunststoff

Fahrgastzelle aus carbonfaserver-stärktem Kunststoff (CFK)

Sichtcarbon-Dach aus recycelten CFK-Schnitzeln

BMW i3: TECHNISCHE DATEN

Antrieb: Synchronmotor Leistung: 125 kW (170 PS)Maximales Drehmoment: 250 NmSpeicher: Lithium-Ionen-BatterieEnergieverbrauch in kWh/100 km (kombiniert): 12,9 (13,5*)CO2-Emission in g/km (kombiniert): 0 (13,0*)FahrleistungenBeschleunigung: 7,2 s von 0 auf 100 km/hHöchstgeschwindigkeit: 150 km/hReichweiteComfort Modus: 130–160 kmEffizientester Fahrmodus: bis 200 km

* BMW i3 mit Range Extender

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Es kommt darauf an, was drunter ist. Seit fünfzehn Jahrenerweist sich die Grundierung von Wörwag als Multitalent.Niemand sieht den sogenannten Primer, doch jeder braucht ihn. „Good Lack“ — ein Blick auf das Erfolgsrezept.Text: Michael Thiem

GRUNDIERUNG

Das Geheimnis des R1218

Buchstaben-Code für Automotive- Lacksysteme

Code für die Art des Lacks: 1 steht für

Grundierung

Code für die Lacktechnologie: 2 steht für zwei-komponentig und lösemittelhaltig

Fortlaufende Nummerierung

von Bindemittel- Kombinationen

USA – Lafayette

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Thomas Stehle greift sich eine Kunst-stofftafel. Fünfzehn Zentimeter lang, zehn Zentimeter breit. Fast täglich la-

ckiert der Experte aus der Primerentwicklung bei Wörwag viele dieser Platten zu Testzwe-cken. Heute trägt er eine mittelgraue Grun-dierung mit Hydrobasis- und Klarlack auf, um sie danach systematisch kaputt zu machen. Dazu hat er in die Platte mit einem Messer ein Karomuster geritzt. Diesen Gitterschnitt zieht er nun mit Klebeband ab. Andere Platten be-schießt er aus kontrolliertem Abstand unter jeweils vorgegebenem Druck mit Stahlschrot.

Jetzt ist der Lack an vielen Stellen so gut wie weg. Abgeblättert. Losgelöst. Dennoch wirkt Stehle entspannt. Er hat es bereits geahnt. Dieser Lackaufbau musste scheitern. „Wenn der Primer nicht passt, kann der Lack am An-fang glitzern und funkeln wie er will, nach der

ersten Waschstraße hat sich das erledigt.“ Genau darum ging es bei dieser Simulation: Was nicht haftet, kann auch nicht glänzen.

Verhindern lässt sich so etwas mit einer auf die Anforderungen abgestimmten Grun-dierung. Stehle greift eine weitere Kunst-stofftafel aus dem Prüfstand. Im Vergleich sieht man den Unterschied. Trotz identischer Belastung hat der Lack sogar an den geritz-ten Stellen gehalten. Er strahlt fast ohne sichtbare Spuren der Tortur. Diese Rezeptur passt. Der Primer ist der heimliche Held, der hält, was er verspricht.

Deutschland – Stuttgart

Spanien – Barcelona

Südafrika – Kapstadt

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„Unser Primer ist einErfolgsprodukt. Mitdiesen Eigenschaften macht das im Moment keiner so wie wir.“ Georg Bussmann

Treibende Kraft bei der Entwicklung der Grundierung war vor 15 Jahren Ramona Baumgärtel, heute Abteilungsleiterin Ent-wicklung Technologie Pasten und Decklacke. Mit Georg Bussmann, der inzwischen den inter-nationalen Technologie- und Knowhow-Trans-fer verantwortet, brachten sie das Wöwag- Erfolgsprodukt gemeinsam auf den Weg. Eingesetzt wird die Grundierung beispiels-weise auf Kunststoffstoßfängern oder Spiegel- schalen von Fahrzeugen. „In dieser Zusam-mensetzung und mit diesen Eigenschaften macht das im Moment keiner so wie wir“, sagt Bussmann.

Einer für alle

Gestatten: R1218. Hinter dem Code steckt kein Androide aus der Zukunft, sondern das Wörwag-Produkt für alle Fälle. Ein Dauer-brenner, der seit seiner Markteinführung 1999 die Kunden überzeugt. Jährlich ver-lassen zweitausend Tonnen die Werke in Zuffenhausen, Langfang (China), Lafayette (USA), Barcelona und Kapstadt — vom Fünf- Kilogramm-Eimer bis zum tonnenschweren Container.

Längst steht R1218 weltweit für Spitzen-qualität. Die Vorteile des Primers sind viel-fältig: Er lässt sich auf nahezu allen Anlagen verarbeiten, hält auf den meisten Werkstof-fen und erfüllt die Spezifikationen der Auto-mobilbauer. Lieferbar ist er in unzähligen Far-ben und Einstellungen. Nur mit dieser einen Grundierung deckt der Anwender sämtliche Lackierprozesse ab, ob trocken, nass in nass oder elektrostatisch.

R1218 hat noch einen weiteren Trumpf im Ärmel. Bei allen Automobilherstellern ist er im Ersatzteildienst zugelassen: Bauteile werden

Die Ware Größe:

Die Primer-Produktion

bei Wörwag in den USA.

China – Langfang

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THOMAS STEHLE UND GEORG BUSSMANN

(RECHTS) gehören zu den Primer­experten bei Wörwag. Bussmann, heute Leiter International Technology Management (ITM), hat die Grundie­rung vor 15 Jahren mitentwickelt. Sein Motto: „Auch Primer können einen begeistern.“ Stehle arbeitet seit 1991 bei Wörwag. Der gelernte Kfz­Lackierer sowie Lack­ und Kunststofftechniker kümmert sich um die kontinuierliche Primerentwicklung. Seine Devise: „Man kann das Rad nicht jeden Tag neu erfinden, muss es aber am Rollen halten.“

grundiert ins Lager gestellt und können auch nach längerer Zeit prozesssicher fertiglackiert werden. „Viele finden Primer als Produkt nicht sexy, weil sie nicht glänzen“, weiß Bussmann. „Man sieht sie ja nicht einmal. Für einen siche-ren Lackaufbau ist die Grundierung aller-dings unentbehrlich.“

Bussmann erinnert sich noch gut an die Anfänge des innovativen Primersystems Ende der Neunziger. Bis zur Serienreife ver-gingen fast drei Jahre. In dieser Zeit mussten die Entwickler lernen, Bewährtes über Bord zu werfen. Denn wer aus sechs oder sieben Primervarianten mit jeweils anderen Eigen-schaften und Anwendungsfeldern ein einzi-ges Produkt machen will, muss neue Wege gehen. Er muss mutig sein, tüfteln — und im-mer wieder aus Erfahrungen lernen.

Die Beharrlichkeit zahlte sich aus. Heraus kam ein Primer, den es so noch nicht gab. Un-typisch ist in R1218 vor allem die Kombination der Bindemittel. Doch mit den Zutaten allein ist es nicht getan. „Der Trick ist der Produkti-onsprozess“, verrät Bussmann.

Von transparent bis glänzend

Heute gibt es R1218 in 130 Rezepten und Farbvarianten, von transparent bis glänzend, von schwarz bis schiefergrau. Auch Rot, Weiß, Grün oder Beige sind möglich. Für John Deeres Traktoren wurde ein Primer in einem ganz speziellen Grünton entwickelt. Ein an-deres Unternehmen suchte eine glänzende Grundierung, um bei der Fehlerkontrolle et-waigen Schmutzeintrag besser zu erkennen. Für Türgriffe in Fahrzeugen hält Wörwag eine transparente Variante bereit, bei der Kratzer weniger auffallen. Neben dem breiten Ein-satzspektrum überzeugt der Primer durch

höchste Zuverlässigkeit. Bussmann: „Viele Kunden verlangen einen Aufbau, der sich auch mit technisch weniger anspruchsvollen Verfahren realisieren lässt. Und egal, was sie dann mit unserem Primer machen, er funktio-niert“, vor allem auf Märkten wie Brasilien, Mexiko oder China. Dort können erst wenige Fabriken die Arbeitsgänge beim Lackaufbau bündeln. Auch deshalb bildet R1218 in China die umsatzstärkste Produktgruppe.

Wörwag bietet Lösungen nach Maß. Die-sem Ziel dienen auch Stehles Lackierversu-che. Muss der Primer besonderen Ansprü-chen genügen, kümmern sich zunächst die Kundenberater darum. Ihnen stehen die Grundformulierung von R1218 sowie ein Bau-kastensystem zur Verfügung. Damit lassen sich unter anderem die Viskosität oder die Applikationsart variieren. Werden die Anfor-derungen komplexer, kommt Stehle ins Spiel. Gründe für Eingriffe in die Rezeptur sind bei-spielsweise der Austausch von Rohstoffen zur Erfüllung neuer Umweltauflagen oder zur Vermeidung von Lieferengpässen. Natürlich erfordert dies das komplette Prüfprogramm der jeweiligen Spezifikation.

Auch neue Farbtöne oder Änderungen der Zusammensetzung der Lösemittel erfor-dern ausgiebige Tests. Je nach Intensität und Komplexität dauert es bis zu sechs Mo-naten, ehe der modifizierte Primer perfekt ist. „Lack lebt, bisweilen verhält er sich sogar richtig komisch“, schmunzelt Stehle. „Man-ches steht im Chemiebuch ganz anders. Denkt man sich aber in die Dinge hinein, kommt man ihnen immer auf den Grund.“ Darum hat er in seinem Entwicklungslabor kein Problem damit, wenn an den Testtafeln der Lack ab ist. Ausnahmsweise. n

Viele Produktions-

standorte, ein

Erfolgsrezept:

R1218 wird weltweit

in gleicher Qualität

hergestellt.

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ROLLS-ROYCE

Die Kirsche auf der Torte

Rolls-Royce treibt die Handarbeit auf die Spitze.Eine manuell aufgetragene Zierlinie vollendet die Edelkarossen aus

dem englischen Goodwood. Der Lack dazu kommt von Wörwag. Text: Michael Thiem; Foto: Frederik Laux

100 Milliliter

Exklusivität: Weil

jeder Pinselstrich

zählt, vertraut

Rolls-Royce auf

Qualität von Wörwag.

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Eine Geschichte erzählt Andreas Bäu-erle, Leiter der Abteilung Allgemeine Industrieflüssiglacke bei Wörwag, im-

mer wieder gerne: Auf einer Fachtagung wird engagiert über eine neue Lackieranlage in England diskutiert. Es geht dabei um 14 mo-derne elektrostatische Hochrotationszerstäu-ber, effizientere Prozesse, die perfekte La-ckierung. Einen Lack für Luxusautos. Für Rolls-Royce. Den Gipfel der Exklusivität auf vier Rädern. „Und dann“, berichtet ein Teil-nehmer aufgeregt, „kommt am Ende einer und zieht zwei Zierlinien. Freihändig!“ Die Zu-hörer staunen. Das ist Bäuerles Stichwort. „Und der Lack ist von uns“, ergänzt er. Alle sind sprachlos.

Ortswechsel. Goodwood, Südengland. Im feinsten Autowerk der Welt bauen 800 Fach-kräfte jährlich rund 3 600 Edelkarossen. Die

Fabrik wirkt klinisch sauber. Extravaganz ist hier Programm. Das schätzen die

Queen, der Sultan von Brunei und natürlich die Beat-

les. Die Fahrzeuge mit der markanten Kühlerfigur Emily

sind Kult. Und kaum bezahlbar. Kein „Rolls“

kostet unter 200 000 Euro, die meisten liegen mindestens

beim Doppelten. Aber über den Preis spricht eigentlich niemand. Extras sind Serie, edle Materialien die Regel. Kein Fahrzeug ist wie das andere.

Lob der Handarbeit

So viel Individualität ist nur in einer Manufaktur machbar. Für das Modell Phantom beispiels-weise werden rund 600 Arbeitsstunden ver-anschlagt. Zum Vergleich: Ein Kleinwagen aus Massenproduktion ist in knapp fünfzehn Stunden lieferfertig.

Bei Rolls-Royce schwört man auf das komplexeste aller Werkzeuge: die menschli-che Hand. In ihr sitzt das Fingerspitzengefühl,

das rund hundert Tastzellen je Quadratzenti-meter ermöglichen. Mit den Fingern kann der Mensch Strukturen erspüren, die kleiner sind als 200 Mikrometer. Keine Maschine behan-delt Material mit solcher Delikatesse — und gibt ihm dabei so viel Persönlichkeit mit.

Mark Court ist der Künstler im Werksteam. Sein Auftritt folgt, wenn das Fahrzeug beina-he fertig ist. Weder zieht er Schrauben nach, noch kontrolliert oder poliert er. Er zelebriert, setzt der Sahnetorte die Kirsche auf. Dadurch

erst wird das Meisterwerk vollendet. Dabei dürfte er sich fühlen wie der Schlagzeuger bei der „Storm Clouds Cantata“ aus dem Hitch-cock-Film „Der Mann, der zu viel wusste“. Ge-duldig wartet er auf seinen Einsatz, ehe er im entscheidenden Moment majestätisch die Becken zusammenschlägt. Schlussakkord.

Linierfarbe in kleinen Dosen

Courts „Becken“ ist ein Spezialpinsel aus dem Künstlerbedarf. Die Borsten stammen aus dem Schweif eines Eichhörnchens. Da-mit verpasst Court, Anfang 50 und längst eine lebende Legende, jedem Rolls die soge-nannte Coachline (siehe kleines Foto oben). Die Doppellinie an jeder Flanke veredelt auf Kundenwunsch das Luxusmodell. Da jede Linie sechs Meter misst, trägt Court je Fahr-zeug 24 Meter auf. Dazu braucht er rund 50 Milliliter Farbe und vier Stunden. Und eine extrem ruhige Hand. „Ich zeichne die Linie frei, das ist ein Talent“, sagt er. „Ich muss den Pinsel mit gleichmäßigem Druck führen, sonst wird die Linie mal dicker, mal dünner.“

Dabei hilft dem Künstler eine Farbe, die Wörwag exklusiv zu diesem Einsatz fertigt. Sie trägt die Typenbezeichnung W240 L. Der Buchstabe L steht hier für Linierfarbe. Die Grundrezeptur wurde 1999 für die Zierlinie an BMW-Motorrädern entwickelt. Schnell sprach

ANDREAS BÄUERLE arbeitet seit 2001 bei Wörwag. Der gelernte Lack laborant betreut als Leiter des Kundenlabors für Industrieflüssiglacke die Linierfarben für Rolls-Royce. „Im Moment haben wir 30 Farbtöne rezeptiert. Wir erfüllen aber auch Sonderwünsche. Jeder Rolls-Royce ist ein Meisterwerk, ein absolutes Unikat.“

sich die Qualität bis nach England herum. Seit 2003 liefert Wörwag pro Jahr rund 200 Kilo-gramm des Lacks nach Goodwood — in sorg-fältig gepackten kleinen Paketen mit meis-tens nur zehn handlichen 100-Milliliter-Dös- chen. Künstlerbedarf aus Zuffenhausen. „So ein Produkt betreuen zu dürfen, ist wirklich faszinierend“, freut sich Bäuerle.

Was macht die Linierfarbe von Wörwag so einzigartig? Sie bildet keine Blasen, ermög-licht einen äußerst sauberen Strich, und Court kann den Pinsel mehrmals ansetzen, ohne dass man dies später sieht. „Darauf müssen wir den Lack eigens einstellen“, erläutert Mike Mischkulnik, der bei Wörwag im Kunden-labor die Wünsche von Rolls-Royce erfüllt. „Die Farbe muss stabil bleiben.“ Vor allem bei Metallictönen ist das schwierig, weil die Ent-wickler dafür sorgen müssen, dass die Alumi-niumplättchen gleichmäßig aufschwimmen. Oft dienen Leder- oder Stoffmuster als Vorlage. Die Entwicklung einer neuen Linierfarbe dau-ert bis zu vier Monaten. Manchmal sind 30 Versuche nötig. „Bisher haben wir jeden ge-forderten Farbton hinbekommen“, so Misch-kulnik. Keine Frage: Auch die Herstellung ist eine Kunst. Auf die Qualität des Lacks kann sich Court bei jedem Pinselstrich verlassen. n

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GEORGIOS ALEXANDRIS

Produktionsmitarbeiter Reibsaal

ALEXANDER SCHOO

Produktionsmitarbeiter Ansetzerei

DAVE MURPHY

Produktionsmitarbeiter

FRANK MÜLLER

Netzwerkadministrator

JC KILLIAN

Produktionsmitarbeiter

THOMAS FAUSER

Kundenbetreuung KL1-A/TKM

ANITA VERDONKSCHOT

Personalreferentin

… Stuttgart (Deutschland)

… Lafayette (USA)

… Barcelona (Spanien)

WÖRWAG-MITARBEITER AUS …

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Page 35: finish 2014 - Einblicke in das Unternehmen Wörwag

Aufs Haar genau

RASIEREN EXTREM

JOACHIM STROBL

Leiter Supply Chain Management

SAVVAS GIAGOUNIDIS

Sachbearbeiter Farbtonausarbeitung

ROB PETERSON

Leiter Farbteam

GUSTAVO DIAZ

Produktionsmitarbeiter

MICHELE DI PAOLA

Produktionsmitarbeiter Ansetzerei

APOSTOLOS ANTONIOU

Sachbearbeiter Prozesstechnik

REINHOLD GINGER

Assistent Quality Gate

JUDD JENKINS

Produktionsmitarbeiter

BRAD STOCKBERGER

Produktionsmitarbeiter

Um Rasierer mit hochwertigem Lack exklusiv und sicher zu beschichten, braucht es besonderes Knowhow. Nicht nur deshalb schätzt Wörwag die Zusammenarbeit mit Braun. Es gibt viele Gründe für eine haarige Liebeserklärung.Text: Reiner Schloz; Fotos: Frederik Laux, Laurent Burst, José Carlos Zarcero Moralo

RAFAEL LÓPEZ

Sachbearbeiter SCM

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mit Symbolkraft. Schließlich ist Kreativität neben Qualität und Zuver-lässigkeit der Hauptgrund der erfolgreichen Zusammenarbeit mit Braun, die schon über zehn Jahre währt. „Diese Partnerschaft hat für uns einen sehr hohen Stellenwert“, versichert Mathias Peters. Der Projektverantwortliche aus der Abteilung Allgemeine Industrieflüs-siglacke kennt die hohen Ansprüche des Herstellers an die Lackie-rung der Rasierer genau. Mit guten Lösungen kommt man da nicht weit: Akzeptiert wird nur das Beste.

Das gilt für alle Geräte der verschiedenen Modellreihen bis hin zu den Premiumrasierern. Zum dritten Mal in Folge ließ die Series 7 die Konkurrenz hinter sich und erhielt von der Stiftung Warentest die Ge-samtnote 1,5. Im Rennen stand der neue „799cc-7 Wet&Dry“. In der Begründung hieß es unter anderem: „Er liefert die gründlichste Rasur und zeigt die mit Abstand beste Akkuleistung.“

Vollbart, Schnauzer, Ziegenbart, Dreitagebart: Mann trägt wie-der Haare im Gesicht. Und seit dem Sieg der österreichischen Diva Conchita Wurst beim diesjährigen „Eurovision Song Con-

test“ bietet der gepflegte Schmuck mitten im Gesicht sogar Damen ungeahnte Ausdrucksmöglichkeiten. Man muss ihn ja nicht ganz so ernst nehmen. Pflegen, stutzen und in Form bringen muss man ihn allerdings schon. Der Umgang mit dem Rasierer ist dabei ebenso in-tensiv, nur etwas anders als bei der Glattrasur.

Mitarbeiter beim Fototermin

Dem Aufruf, sich für diese Geschichte ablichten zu lassen, folgten die Bartträger bei Wörwag jedenfalls gerne. Eine Liebeserklärung an den Kunden Braun, der sich auch die Damen anschließen wollten. Man-gels Stoppeln gingen sie kreativ vor die Kamera und schufen Bilder

GEORG BUSSMANN / Leiter

International Technology Management

ERICA GIBSON

Chemikerin

PASCAL ZELFL

Lacklaborant EW1-PE-LMBL

MATHIAS PETERS schätzt lange und enge Partnerschaften mit Kunden. Der Kaufmännisch Technische Assistent ist bereits seit 22 Jahren bei Wörwag, mit Braun arbeitet er seit acht Jahren zusammen. Als Projektverantwortlicher aus der Abteilung Allgemeine Indus- trieflüssiglacke ist er auf eines beson-ders stolz: „Wir liefern konstant die exakt gleiche höchste Qualität.“

ROBERT HAHNER

Produktionsfachkraft Chemie Ansetzerei

MARIO MUÑOZ

Produktionsmitarbeiter

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CEM TÜMKAYA

Azubi Produktionsfachkraft Chemie

FRED WAGNER

Produktverantwortlicher KL2-IP/FL

SIMON MARDINIAN

Betriebsratsvorsitzender

KEVIN GOAD

Chemiker Entwicklung

BOB MALADY

Produktionsmitarbeiter

MICHAEL ROSENNOW

Sachbearbeiter Kombinatoriklabor

MIKE GRANDY

President Worwag Coatings LLC

RALF FRANZ

Sachbearbeiter Einkauf

JOAN HERRERA

Geschäftsführer

SEBASTIAN BIRMELIN

Systemadministrator

MICHELLE BUTTREY

Kundenservice

JÜRGEN ORTMEIER

Entwicklungsleiter / Director R&D

RAY GOLDER

Produktionsmitarbeiter

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➜ Premiumrasierer von Braun sind mit einer Technik namens „Sonic“ ausgestattet. Der Motor arbeitet mit 10 000 Mikrovibrationen pro Mi-nute und passt sich der Bartdichte automatisch an. Auf besonders schwierigem Gelände schaltet sich der Turbomodus ein: Der Linear-motor verstärkt die Vibrationen der Sonic-Technik so weit, dass der Rasierer auch besonders haarige Partien ohne Leistungsverlust meistert.

Dem Alkohol widerstehen

Wer technisch so überlegen ist, will das seinem Kunden gleich auf den ersten Blick auch zeigen. Deshalb spielen Design, Optik und Haptik der verschiedenen Modelle eine große Rolle. Beim Lack sind höchste Brillanz, Stoßfestigkeit sowie Resistenz gegen Schweiß, Salze und Bakterien gefordert.

Der Knackpunkt liegt jedoch anderswo. Die Premiummodelle werden in einer Reinigungs- und Ladestation aufbewahrt. Auf Knopfdruck säubert dieses Gerät den Rasierer mit einer warmen Alkohollösung. „Alkohol ist ein starkes Lösungsmittel, er geht praktisch überall durch, sogar durch Lackschichten, die weder geschädigt noch ange-griffen sind“, erklärt Andreas Bäuerle, der die Abteilung Industrie-flüssiglacke leitet.

Um das Problem zu lösen, gingen die Lackexperten zunächst nach der üblichen Methode vor. Bäuerle: „Das ist das Schöne an unserer Arbeit. Wir erhalten einen Sonderauftrag und dann schauen wir, was wir schon haben, auf welchen Erfahrungsschatz wir zurückgreifen können.“ Braun fiel eindeutig in die Domäne der Fahrzeuglacke. Mehr noch als um Brillanz geht es dort um die Zuverlässigkeit und Haftung des Lacks, ob auf Stahl, Aluminium oder – wie beim Rasierer – auf

RICHARD GRIFFIN

Produktionsmitarbeiter

RICHARD OSTERMEYER

Instandhaltung

DEREK STETLER

Produktionsmitarbeiter

SIMONE SEIDEL

Anwendungstechniker-Steuerung

JANOSCH STICKEL

Laborassistent EW3-WT

PHIL GIORGIO

Techniker Qualitätskontrolle

DANIEL SCHUMACHER

Chemikant Ansetzerei

JASON JOHNSON

Produktionsmitarbeiter

MONTSE LÓPEZ

Vertriebsmanagerin

MICHAEL SABO

Abteilungsleiter Prozesstechnik

„Wir erhalten einen Sonderauftrag. Und dann schauen wir, auf welchen Erfahrungsschatz wir zurückgreifen können.“ Andreas Bäuerle

DAVID MACÍAS

Servicetechniker

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Kunststoff. Projektleiter Peters: „Die kreative Arbeit beginnt, wenn wir ähnliche Produkte auf die Wünsche des Kunden zuschneiden.“

Hartes Testprogramm

Die hochwertige Optik und Haptik verdanken die Braun-Rasierer ei-ner Lackierung in drei Schichten. Grundierung, der farbgebende Basis-lack sowie ein spezieller Klarlack sorgen für ein ansprechendes Äuße-res und für größtmöglichen Schutz. Dazu wurde die Beschichtung ausgiebig geprüft. Nach Zertifizierung und Freigabe durch Wörwag testet Braun das Produkt nochmals auf der Lackieranlage. Denn bei der industriellen Lackierung kann das Resultat vom Ergebnis aus dem Labor abweichen. Zudem vergewissert man sich, dass Wörwag den Lack stets in haargenau derselben Qualität liefert. Dabei kommt es nicht zuletzt auf eine konstante Viskosität (Fließfähigkeit) an. Gar

ANTONIO VALVERDE

Farbtechnik Labor und Produktion

nicht so leicht, wenn man bedenkt, dass der Lack je Schicht aus 20 bis 30 Komponenten besteht.

So ist über die Jahre zwischen den Spezialisten für Entwicklung und Produktion bei Braun und Wörwag eine vertrauensvolle Zusam-menarbeit der kurzen Wege gewachsen. Peters: „Es herrscht ein sehr gutes Arbeitsklima. Wir verstehen uns als Team.“

Die Partnerschaft mit Braun, so Bäuerle, sei nicht nur ein Image-faktor. Dahinter stehe auch reichlich Auftragsvolumen. Die Premium-rasierer sind derzeit in den vier Farbtönen Schwarz, Silber, Graumetallic und „Noble Metal“ zu haben. In Spitzenmonaten wurden je Farbton mehrere Tonnen Lack geliefert. Bei Braun wiederum schätzt man den Service des Partners ebenso wie dessen Produkt. Dafür erhielt der Lieferant aus Zuffenhausen die Bestnote.

Da darf man sich ruhig mal zufrieden den Bart streichen. n

BARBARA PETERSON

Technische Direktorin

WILLIAM CARTER

Team Farbton

CARSTEN SZEDZINSKI

Chemikant Tönen Basislacke

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APRIL HORNUNG

Qualitätsbeauftragte

MATT PITTS

Produktionsmitarbeiter

PATRICK THIERRY

Farbton-Manager

CONNIE HOLLIS

Werkscontrollerin

RON HANCOCK

Chemiker

JULIA BUTCHER

Assistentin

GUDRUN POHLE

Technische Leiterin

ALEX VON AU

Chemiker Entwicklung Fahrzeuginterieurs

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DANIELA RENZO

Leiterin Unternehmenskommunikation

MELANIA HAUN

Farbexpertin

ANGELA TSCHIERWITZ

Teamleiterin Hydrobasislackentwicklung

MATEO DICHA

Labor- und Servicetechniker

MICHAEL THIEM

Redakteur

LAURENT BURST

Fotograf

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Äußerst beschlagenBei Julius Blum ist Schubladendenken kein Vorwurf, sondern Prinzip.

Der Hersteller von Möbelfunktionsbeschlägen hat zahlreiche innovative Lösungen entwickelt, die aus der Küche kaum mehr wegzudenken sind.

Text: Alexander Günzler

KUNDENPORTRÄT

Tandembox: Das bewährte

Boxsystem aus Metall bietet

viel Stauraum, Komfort

und unterschiedlichste

Designmöglichkeiten.

1952Der Huf- und Wagenschmied Julius Blum gründet das Unternehmen.

1958Der erste Möbelbeschlag, das Anuba-Band, wird entwickelt.

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Wer die Güte einer Sache erkennen möchte, muss gewöhnlich unter deren Oberfläche schauen. Genau

dort beginnt die Welt der Firma Julius Blum aus Höchst im österreichischen Vorarlberg. Es ist eine Welt der Beschläge — der Schubladen, Klappen, Türen. Eine Welt der Bewegung. Und Blum ist in dieser Disziplin ein Meister. Wohn-bereiche, vor allem aber Küchen, sind das Ter-rain, auf dem das 1952 vom gelernten Wagen- und Hufschmied Julius Blum gegründete Unternehmen zuhause ist. Fast sechzig Jahre liegen zwischen dem ersten Möbelbeschlag, dem Anuba-Band, und der Legrabox, einem eleganten Boxsystem. In dieser Zeit ist Blum vom Kleinbetrieb zum weltweit agierenden Konzern mit 1,4 Milliarden Euro Jahresumsatz und rund 6 400 Beschäftigten aufgestiegen.

Verborgener Weltmeister

Mit seinen innovativen Produkten zählt Blum zu den „Hidden Champions“. Damit sind Un-ternehmen gemeint , die in ihrer Branche als Weltmarktführer gelten, ohne dass dies all-gemein bekannt wäre. Blum ist so ein Welt-meister, ein Champion der Beschläge, der über äußerst engagierte Tüftler verfügt. Einen

entscheidenden Erfolgsfaktor sieht Gerhard Blum, der das Unternehmen zusammen mit seinem Bruder Herbert in zweiter Generation leitet, in der ständigen Entwicklung neuer Produkte, die sich an den Wünschen der Kun-den orientieren.

Aus der Beobachtung von Nutzern auf der ganzen Welt entstehen Ideen für praktische Küchen: von der Führung, auf der Schub-laden zu schweben scheinen, über das Box-system, das den Zugriff bis in die hinterste Ecke erleichtert, bis zum leise schließenden Scharnier für Türen und zur komfortablen Klappe im Oberschrank. Mit Elektroantrieb ausgestattet, öffnen Schubkästen, Auszüge und Klappen durch bloßes Antippen. Mit ei-nem Dämpfungssystem, das Auszüge, Klap-

pen und Türen sanft und leise schließen lässt, gewann Blum 2013 den europäischen Erfin-derpreis, die in Europa renommierteste Aus-zeichnung für Innovatoren.

In Forschung und Entwicklung fließen bei Blum jährlich vier Prozent des Umsatzes. Weltweit hält das Unternehmen rund 1 200 Schutzrechte. Allein 2013 erteilte das öster-reichische Patentamt dem Beschlagherstel-ler 52 Patente und Gebrauchsmuster. Im Er-finder-Ranking der Alpenrepublik liegt Blum damit an zweiter Stelle.

Expansion und Kooperation

Ein weiterer Erfolgsbaustein ist der Ausbau der weltweiten Marktorganisation. Rund um den Globus sind seit 1977 knapp dreißig Tochter-gesellschaften entstanden, in Deutschland, den USA, Brasilien, Neuseeland, China. Über 120 Märkte werden beliefert. Das Rückgrat ist und bleibt indes die vorarlbergische Hei-mat, sieben Werke liegen in Höchst und Um-gebung. Die Gründe: gute Fachkräfte, gute Infrastruktur, gute Partner. Vorzüge, die ein Familienunternehmen besonders schätzt — ebenso wie die Qualität und Verlässlichkeit der Zulieferer.

Aventos HF:

Das Beschlagsystem

für zweigeteilte

Fronten.

1964Das erste Blum- Scharnier wird entwickelt und ist gleichzeitig der Startschuss für die Produktion von verdeckten Möbelscharnieren.

1965Blum startet mit ersten Exportgeschäften innerhalb Europas.

1977Die erste Ausgabe der eigenen

Mitarbeiterzeitung „Blum Blättle“ feiert 25-jähriges Jubiläum.

Im gleichen Jahr werden Tochterfirmen in den USA und in

Schweden gegründet.

1970Die ersten eigenen Lehrlinge werden in Österreich ausgebildet.

1981Blum Deutschland wird gegründet.

1985Das Unternehmen stellt das werkzeuglos zu montierende Clip-Scharnier vor.

Seit 1977 sind knapp 30 Tochtergesellschaften rund um den Globus entstanden. Mehr als 100 Märkte werden beliefert.

1,4Milliarden Euro Jahresumsatz

6357Beschäftigte weltweit

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Page 44: finish 2014 - Einblicke in das Unternehmen Wörwag

1991Blum wird als erster Hersteller von Möbelfunktionsbeschlägen nach den Qualitätsrichtlinien der ISO 9 001 zertifiziert.

1996Blum gründet einen Standort in der Türkei und entwickelt den Vollauszug bei Schubkasten- und Auszugsystemen.

Ob Küche, Bad oder

Schlafzimmer: Systeme und

Technologien von Blum kommen

in den unterschiedlichsten

Wohnbereichen zum Einsatz.

52Patente im Jahr 2013.

Damit liegt Blum im Erfindungsranking

österreichweit an zweiter Stelle

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Page 45: finish 2014 - Einblicke in das Unternehmen Wörwag

2006Servo-Drive, die neue Öffnungsunterstützung für Schubkästen und Auszüge, kommt auf den Markt.

2010Blum eröffnet einen Standort in Neuseeland und führt die elektrische Bewegungsunterstützung Servo-Drive auch bei Klappensystemen ein.

2002Blum feiert sein 50-jähriges Jubiläum. In China wird ein Repräsentanzbüro eröffnet.

1997Blum gründet Standorte in Australien und Russland. Im gleichen Jahr erhält das Unternehmen die weltweit gültige Umwelt-Zertifizierung nach ISO 14001.

Seit bald vierzig Jahren zählt Wörwag dazu. „Ein sehr engagierter und kompetenter Partner, mit dem wir schon viele Produkte entwickelt oder optimiert haben“, bestätigt Albert Kaufmann (Qualitätssicherung bei Blum). Als Experte in der Entwicklung von Oberflächen mit hohem Schutz, Spezial-effekten und Lacken liefert Wörwag Pulver-lacke für Zargen, Schienen und Rückwände von Auszugsystemen wie Metabox, Tandem-box und die Neuentwicklung Legrabox.

Blum setzt keine Flüssiglacke ein, sondern verwendet ausschließlich Pulver. „Matte, un-bunte Farbtöne wie Sandsilber, Palladium-grau oder Carbonschwarz sind gefragt“, weiß Regina Neubauer, Leiterin des Kun-denlabors. Knalliges ist den Fronten der Mö-bel vorbehalten. Das Innenleben muss vor allem funktional und robust sein. Hier kommt es auf Eigenschaften wie Kratz-, Abrieb- und Korrosionsbeständigkeit an, die Wörwag stetig weiterentwickelt. „Vor allem bei glat-

ten, dunklen Oberflächen ist dies schwierig“, ergänzt Yvonne Brand, die bei Wörwag die Entwicklung dekorativer Pulverlacke leitet.

Ökologie trifft Ökonomie

Einem Unternehmen wie Blum, das auf ein verantwortliches Handeln gegenüber der Natur großen Wert legt, ist auch die Verbes-serung der Energieeffizienz etwa durch Ver-ringerung der Einbrenntemperatur der Lacke wichtig: „Wir sind überzeugt, dass sinnvolles ökologisches Verhalten langfristig wirtschaft-lich ist. Deshalb versuchen wir, in möglichst vielen Teilbereichen unserer Tätigkeit Maß-nahmen zur Schonung der Umwelt umzuset-zen“, heißt es im Leitbild.

Schon seit Jahrzehnten verbessert die Firma konsequent ihre Energiebilanz etwa durch Wärmerückgewinnung, Isolierung der Gebäude, Leitsysteme, Grundwasserkühlung und sparsame Beleuchtung. Über einen werkseigenen Bahnanschluss in Dornbirn verlagert Blum einen wesentlichen Teil des Liefervolumens von der Straße auf die Schie-ne. So wundert es nicht, dass man Ende letz-ten Jahres auch einen Besucher zu beeindru-cken wusste, der im Laufe seines Lebens schon viele Unternehmen kennengelernt hat: den deutschen Altkanzler Gerhard Schröder. Sein Fazit: „Was ich bei Blum vorgefunden habe, ist vorbildlich. Das muss man mit Res-pekt sagen.“ n

YVONNE BRAND leitet seit Mai 2011 die Entwicklung dekorativer Pulverlacke unter anderem für Möbel und Hausgeräte. An ihrer Arbeit schätzt sie vor allem die große Abwechslung: „Zum einen stehe ich jeden Tag vor der Herausforderung, neue Produkte zu entwickeln, zum an-deren koordiniere ich als Führungskraft die einzelnen Projekte.“

Schon seit Jahrzehnten verbessert Blum konse-quent seine Energiebilanz etwa durch Wärmerück-gewinnung.

2013Ambia-Line, das neue Einteilungssystem für Legrabox, wird vorgestellt. Das Klappen programm für Hochschränke wird um die Anwendungen Tip-On für Aventos HK-S und Aventos HK-XS erweitert.

In

55Jahren vom

Kleinunternehmen bis zum weltweit

agierenden Konzern

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Muster-ExemplareDie Einsatzgebiete von Wörwag-Produkten sind vielfältig – werden oft aber erst auf den zweiten Blick erkannt. Versteckte Heldentaten im Alltag.

KUNDENANWENDUNGEN

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Lager-PlatzProdukt: Pulverlackbeschichtung von Regalen in der Staatsbibliothek BerlinKunde: Zambelli Metalltechnik (Wegscheid)Lack: Pulverlack RAL 9003 innen, signalweiß, glatt, seidenglänzendEinsatzgebiet: Magazinregale zur Aufbewahrung von Büchern in KompaktregalanlagenLack eingesetzt seit: 2009Besonderheit: Rutschhemmend, verbrauchte Menge an Pulverlack: ca. 100 Tonnen

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Bau-ArbeiterProdukt: Elektrowerkzeuge und ZubehörKunde: Metabowerke GmbH (Nürtingen)Lacktechnik: Wöropur-W-Einschicht-Decklack Metabosilber, Struktur, B1333, W962Einsatzgebiet: Gewerblicher Einsatz im Metall- und Bauhandwerk sowie in der MetallindustrieLack eingesetzt seit: 2006 (Versuche), 2008 (Serie)Besonderheit: In enger Zusammenarbeit mit Metabo wurde ein maßgeschneidertes Lacksystem erarbeitet: Einschicht-Lackierung auf Aluminium, Hydro mit selbststrukturierendem Effekt

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Kalt-FrontProdukt: GetränkekühlschrankKunde: Liebherr (Lienz, Österreich)Lack: Wöralit-Pulverlack W806H, glänzend, Einbrennbedingungen: 10 Minuten 160 °CEinsatzgebiet: Kühlschrankgehäuse und -türenLack eingesetzt seit: 1997Besonderheit: Coca-Cola-Rot

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Page 50: finish 2014 - Einblicke in das Unternehmen Wörwag

Sattel-FestProdukt: BremssattelKunde: OEMsLack: WÖRALIT-Pulverlack W851T, Tornadorot nach Vorlage, hochglänzend, Einbrennbedingungen 10 Minuten 190 °C (Objekt)Einsatzgebiet: AutomotiveLack eingesetzt seit: 2006Besonderheit: hochbeständiger Pulverlack auf Basis Polyurethan, beständig gegen Bremsflüssigkeit

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Page 51: finish 2014 - Einblicke in das Unternehmen Wörwag

Fenster-LadenProdukt: LackfolieKunde: Schüco International KG (Bielefeld)Lack: Transferlackfilm F 2310, Dekorlackfolie F 1012 und F 1022Einsatzgebiet: Kunststoff-Fenster(rahmen) und -TürenLack eingesetzt seit: 2012Besonderheit: Umweltschonendes Verfahren, Wirkungsgrad bei 100 Prozent, kein Overspray oder andere Abfälle bei Applikation

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ESSAY

RotRot muss kräftig sein, denn es ist die Farbe, in der Kinder Herzen ausmalen.

Es kann stürmisch werden, dann heißt es Tornadorot. Rot ist die Farbe der Aufmerksamkeit,

der Warnung, vor allem aber der Emotion.

Feuerwehr. Ferrari. Coca-Cola: Rot wirkt immer anregend. Da ist es wieder, das Herzblut.

Eine Farbe, die mit dem Leben verknüpft ist. Und natürlich mit der Liebe.

Mit Sinnlichkeit, Entschlossenheit, der leuchtenden Seite unserer Gefühle. Auch mit

deren Ausbrüchen, der puren Energie. Rot pulsiert. Zu viel davon macht unruhig, dann sehen

wir auch metaphorisch Rot. Nur wenige Farben haben es so oft in unseren

Wortschatz geschafft. Vielleicht auch, weil Rot die erste war – und das Feuer beschrieb.

Gehen wir achtsam damit um, wirkt es warm.

Rot war stets eine Farbe der Macht, besonders im Mittelalter – als Purpur, der edelste,

teuerste Ton. Das Schminken mit Rouge kam bei den Ägyptern in Mode.

In China steht Rot noch immer für Glück und Reichtum. Auch sonst ist es die Farbe

der Stärke geblieben. Rote Karte. Rote Ampel. Rotstift. Roter Teppich: klare Signale.

Beim Stierkampf indes reizt das rote Tuch nur den Menschen, der Stier selbst ist farbenblind.

Uns wiederum mache es sogar Appetit, sagen die Psychologen.

Vielleicht gibt es das Tornadorot von Wörwag auch deshalb für Kühlschränke.

Rot lässt niemanden kalt. Denn es ist Leidenschaft, das wahre

Temperament unter den Farben. Rot kommt eben von Herzen. n

Eine Farbe, die Tempo verspricht: Tornadorot für den aktuellen Golf GTI von Volkswagen

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Von Elmar Brümmer – Magazinautor, der überlegt,künftig mit Rot zu schreiben, weil das stärker wahrgenommen wird

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STANDORTE

Wörwag weltweit

Forschungund Entwicklung

Produktion

Service

Vertrieb

WERK RENNINGEN (D)Karl Wörwag Lack- und Farbenfabrik GmbH & Co. KGDornierstraße 1, 71272 Renningen

+49 711 8296-0, [email protected]

HAUPTSITZ STUTTGART (D)Karl Wörwag Lack- und Farbenfabrik GmbH & Co. KGStrohgäustraße 28, 70435 Stuttgart

+49 711 8296-0, [email protected]

SPANIENKarl Wörwag Lack- und Farbenfabrik GmbH & Co. KGCarretera de Argentona a Dosrius, Km.2, 08319 Dosrius

+34 935 4811 10, [email protected]

CHINAWorwag Coatings (Langfang) Co. LtdLangfang ETDZ, 11 Bai He Dao, Langfang, 065001 PR China

+86 316 5919502, [email protected]

SÜDAFRIKAWorwag Coatings South Africa (PTY) Ltd.13, Alternator Road, Montague Gardens 7441,

P.O. Box: Chempet 7442, Cape Town, South [email protected]

USAWorwag Coatings LLC3420 Kossuth Street, Lafayette, IN 47905, USA

+1 765 4489681, [email protected]

POLENWörwag Polska SP.zo.oLubinicko 23 C, 66-200 Swiebodzin

+48 68 4585855, [email protected]

SCHWEIZAll-Chemie AGIm Langacker 22, 5405 Baden-Dättwil

+41 56 4703440, [email protected]

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