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FISCH und UMWELT Mecklenburg-Vorpommern e.V. JAHRESHEFT 1997/98

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FISCH und UMWELT Mecklenburg-Vorpommern e.V.

JAHRESHEFT 1997/98

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Vorwort Mit der Herausgabe des vorliegenden Jahresheftes 1997/98 - dem nunmehr fünften Heft in Folge - setzt der Verein FISCH UND UMWELT Mecklenburg-Vorpommern e.V. die Tradition fort, ausgewählte Ergebnisse aus dem breiten Spektrum der Tätigkeit der Vereinsmitglieder dem fachlich interessierten Leser vorzustellen. Wie in den Vorjahren gehört es auch zur Tradition, in die Jahreshefte Beiträge aufzunehmen, die vielseitige Verbindungen zu anderen Forschungseinrichtungen des Landes zeigen und die für die Fischerei in der Region von Interesse sind. Der Schutz und die Wiedereinbürgerung bedrohter Fischarten gehört zu den zentralen Aufgaben des Vereins. Nach Meerforelle und Ostseeschnäpel steht in dieser Ausgabe der Stand und die Perspektive der Wiedereinbürgerung des in unseren Gewässern verschollenen Atlantischen Störs ( Acipenser sturio L.) im Vordergrund Diese Aufgaben und Arbeiten zur Untersuchung von Fischbeständen, fangtechnischen Methoden sowie künstliche Unterwasserhabitaten sind Aufgaben, die sowohl im Interesse der Fischereiforschung des Landes als auch des Landesfischereiverbandes liegen. Die deshalb in den letzten Jahren verstärkte Zusammenarbeit des Vereins mit den Fischereiverbänden kennzeichnet die positive Entwicklung des Vereins zu einem kompetenten Partner für Forschung und Praxis. In diesem Sinne wünsche ich diesem Jahresheft die gleiche Resonanz wie in den Vorjahren, dem Verein und seinen engagierten Mitgliedern weitere Erfolge in ihrer Arbeit. Reiner Elies Präsident des Landesfischereiverbandes Mecklenburg-Vorpommern e.V.

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Inhaltsverzeichnis

Autor Titel Seite

Arndt, G.-M. Stand und Perspektiven der Bemühungen zur Wiedereinbürgerung des Störs Acipenser sturio L. unter besonderer Berücksichtigung der Zusammenarbeit mit Georgien und Frankreich und der laufenden Aktivitäten in Mecklenburg-Vorpommern

4-25

Dumke, A.; Kordian, A.; Schulz, N.

Unterwasservideokartierung in den inneren Küstengewässern Mecklenburg-Vorpommerns

26-49

Mieske, B. Bisherige Erfahrungen beim Einsatz der IOR-Jungfischreusenkette

50-65

Niedzwiedz, G.

Forschungstauchen in Mecklenburg-Vorpommern

66-84

Richter, U.; Lorenzen, U.

Untersuchungen zum Einfluß geschleppter Fischfanggeräte auf den Meeresboden

85-98

Stengel, H. Aufbau der Fischereiüberwachung in Mauretanien

99-107

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Stand und Perspektiven der Bemühungen zur Wiedereinbürgerung des Störs Acipenser sturio L. unter besonderer Berücksichtigung der Zusammenarbeit mit Georgien und Frankreich und der laufenden Aktivitäten in Mecklenburg-Vorpommern G. M. Arndt Zusammenfassung Seit Anfang der 90er Jahre gibt es in Mecklenburg-Vorpommern Aktivitäten zur Wiedereinbürgerung des ehemals heimischen und inzwischen vom Aussterben bedrohten Störs Acipenser sturio L.. Zunächst als regionales Projekt für MV ins Leben gerufen sind diese Bemühungen jetzt in deutschlandweite und internationale Bestrebungen auf diesem Gebiet eingebunden, die über die 1994 in Frankfurt/M. gegründete „Gesellschaft zur Rettung des Störs Acipenser sturio L. e.V.“ koordiniert werden. Einen wichtigen Teil der Arbeiten nimmt die Kooperation mit Georgien und Frankreich ein, da sich in diesen Ländern die letzten reproduktionsfähigen Populationen des Gemeinen Störs befinden. 1996 wurden die ersten 40 Exemplare von A. sturio aus Frankreich nach Deutschland geliefert und in Georgien werden seit 1997 in Kooperation mit der Gesellschaft Befischungen auf A. sturio im Rioni durchgeführt. Um bei möglichen weiteren Lieferungen von Ei- oder Brutmaterial bzw. juvenilen oder adulten Stören die Aufzucht unter optimalen Bedingungen durchführen zu können, wurden das Bruthaus und Bereiche der Teichwirtschaft Boek im Rahmen eines durch die Fischereiabgabe MV geförderten Projektes so modifiziert und ausgerüstet, daß sie gute Bedingungen für diese Fischart bieten können. Im Rahmen dieser Aktivitäten wurden auch schon verschiedene Versuche zur Erbrütung, Aufzucht und Laichtierhaltung von Stören mit Erfolg durchgeführt, was die Eignung und Funktionalität dieser Anlagen unter Beweis gestellt hat.

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Daneben steht für diese Aufgabe auch die Versuchsanlage Born des Institutes für Fischerei der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei zur Verfügung, in der zusätzlich die Möglichkeit besteht, die Tiere unter Brackwasserbedingungen zu halten. Für beide Anlagen hat das Bundesamt für Naturschutz die Genehmigung zur Reproduktion, Aufzucht und Haltung von A. sturio erteilt. Einleitung Bereits in den 80er Jahren gab es am ehemaligen Institut für Hochseefischerei und Fischverarbeitung Rostock einige Versuche zur Aufzucht von Stören (Bestern = Hybride aus Hausen und Sterlett) für aquakulturelle Zwecke, die dann aber bald wieder eingestellt wurden. Seit Anfang der 90er Jahre gibt es nun in Mecklenburg-Vorpommern intensive Bemühungen, den ehemals bei uns heimischen Stör Acipenser sturio durch künstliche Reproduktion, Aufzucht und Wiedereinbürgerung vor dem endgültigen Aussterben zu bewahren. Ursprünglich als regionales Projekt für dieses Bundesland von Fisch und Umwelt Mecklenburg-Vorpommern e.V. und dem Institut für Fischerei der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei MV in Zusammenarbeit mit dem Fischereireferat des Ministerium für Landwirtschaft und Naturschutz MV ins Leben gerufen (ARNDT und MIESKE 1992, 1994) und über die Fischereiabgabe des Landes gefördert, sind diese Aktivitäten mittlerweile eng in deutschlandweite und internationale Aktivitäten auf diesem Gebiet eingebunden. Eine solche Entwicklung war aufgrund der starken Gefährdung dieser Fischart (Washingtoner Artenschutzabkommen Anhang I) und der daraus resultierenden geringen Verfügbarkeit von Brutmaterial bzw. Elterntieren zwangsläufig notwendig, um überhaupt eine Erfolgschance haben zu können. Ein Meilenstein dieser Entwicklung war die 1994 erfolgte Gründung der „Gesellschaft zur Rettung des Störs Acipenser sturio L.“ e.V. (ARNDT, 1995, ARNDT und ANDERS, 1997), in der eine Bündelung und Koordination der nationalen Aktivitäten erfolgte und damit die

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Grundlage und Plattform für eine Zusammenarbeit auf internationalen Gebiet geschaffen worden war. War der Gemeine Stör früher einmal über ganz Europa verbreitet, gibt es heute nur noch zwei bekannte Restpopulationen. Die eine befindet sich in Frankreich in der Gironde und ihren Zuflüssen der Garonne und der Dordogne und die andere in Georgien im Rioni. Aber auch hier sind die Bestände mittlerweile dezimiert und stark gefährdet (LEPAGE und ROCHARD, 1995, ZARKUA, 1997, pers. Mitt.). Es war deshalb von vornherein klar, daß die Rettung dieser Fischart nur über eine rasche und intensive Zusammenarbeit mit diesen beiden Ländern möglich sein würde. Nur dort besteht die Chance, aus den verbliebenen Restpopulationen Laichfische zu rekrutieren und diese für künstliche Reproduktionen zu nutzen. Somit wurden die Kontakte zu den entsprechenden Einrichtungen und Wissenschaftlern dieser Länder forciert und intensiviert, um perspektivisch von dort reproduktionsfähiges Material zu bekommen.

Die aktuelle Situation der Störpopulationen in Frankreich und Georgien - Möglichkeiten und Stand der Zusammenarbeit

Historische und aktuelle Situation von A. sturio in Frankreich In der Vergangenheit war der Gemeine Stör in vielen größeren Flüssen Frankreichs wie Seine, Adour, Gave, Loire und Rhone (MAGNIN, 1962) heimisch. In diesem Jahrhundert kam es aber, wie in allen anderen Gebieten seiner ehemaligen Verbreitung, zu einem drastischen Rückgang der Bestände. Die Ursachen sind vor allem im Bau von Staudämmen, in der Zerstörung von Laichplätzen und in einem erhöhten Fischereidruck (TROUVERY et al., 1984, ROCHARD et al., 1990) begründet.

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Aufgrund dieser Entwicklung beschränkten sich die Restbestände des Störs in Frankreich bald nur noch auf das Gironde Flußsystem mit den Hauptzuflüssen Dordogne und Garonne. Mit Beginn der 70er Jahre war er aber auch hier wirtschaftlich uninteressant geworden. Es wurde schnell klar, daß für sein Überleben ein langfristiges Programm zu seinem Schutz und seiner Laichgründe und zur Verbesserung des Wissenstandes über seine biologischen und ökologischen Ansprüche von Nöten war. Mit der Ausarbeitung eines solchen Programms wurde Ende der 70er Jahre begonnen und Frankreich besitzt somit umfangreiche Erfahrungen in dieser Thematik. Anfang der 80iger Jahre wurde zunächst mit praktischen Arbeiten zur künstlichen Reproduktion von Sibirischen Stören begonnen (WILLIOT et al., 1991), um diesen Fisch als Model für Nahrungsuntersuchungen und Geschlechtsdetermination zu nutzen. Parallel dazu wurden Untersuchungen und Arbeiten zur Markierung, Altersbestimmung, Lokalisierung von Laichgründen und zur künstlichen Reproduktion von Acipenser sturio im unteren Gironde Ästuar durchgeführt, wobei zunächst (1981) juvenile A. sturio markiert wurden. Bei diesen Arbeiten gab es eine intensive Zusammenarbeit mit den ansässigen Fischern. Zur Lokalisierung von Laichgründen wurden Echolotgeräte eingesetzt und ebenfalls auf das Wissen der Fischer zurückgegriffen. Für die Gewinnung von Laichtieren wurden die Fischer jedes Jahr über die Medien zur Laichzeit aufgefordert, Zufallsfänge von Stören an die CEMAGREF (dem französischen Landwirtschaftsministerium zugeordnete Forschungseinrichtung, die sich in einem Bereich auch mit Süßwassersystemen und Fischartenschutz befaßt) zu melden. Die gefangenen Fische wurden in die Aufzuchtstation transportiert und dort direkt von 15-20 ‰ auf Süßwasser umgestellt. Dies soll nach MAGNIN (1962) für größere Störe (über 1,05 m) möglich sein. Alle notwendigen Parameter und das Geschlecht wurden erfaßt und danach sowohl bei den Männchen als auch bei den Weibchen spezielle Tests auf den Reifestatus unternommen (prüfen, ob Milchner laufen, Bestimmung des

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Polarisationsindexes der Eier und Induktion des Germinal vesikel break down in vitro*1). Zur Induktion der finalen Reife wurden den Tieren Karpfenhypophysen injeziert. Das Laichmaterial wurde bei den Milchnern durch Massage und bei den Rognern mit Hilfe eines 5 cm langen Schnitts nahe der Genitalöffnung gewonnen. Die Anfütterung begann zunächst mit natürlichem Zooplankton, Artemien oder mit gefrostetem Plankton. Späterhin wurden Chironomiden oder Tubifiziden verwendet. *1 Bestimmung des Polarisationsindexes der Eier und Induktion des Germinal vesikel break down in vitro Nach KAZANSKII et al. (1978) ist bekannt, daß beim Übergang vom Vorlaichstadium IV zum reifen Stadium IV eine Polarisation der Oocyte erfolgt. Der Germinalvesikel (Zellkern der Oocyte) wandert zum animalem Pol der Zelle. Erst mit Erreichen dieses Stadiums ist das Ei in der Lage, nach einer Hypophyseninjektion (oder künstliche Analoga) zur Vollreife zu gelangen. Diesen Umstand macht man sich zum Bestimmen des Reifezustandes zu Nutze. Dazu werden die entnommenen Eier nach DETTLAFF et al. (1965) für 2 Minuten in einem Testgefäß gekocht, abgekühlt und exakt an der Achse zwischen animalem und vegetativem Pol aufgeschnitten. Unter dem Mikroskop können dann folgende Entfernungen gemessen werden:

GV

A

B

AP

1 mm

VP

AP - animaler Pol VP - vegetativer Pol GV - Germinalvesikel A - Abstand zwischen Germinalvesikel und Zellmembran B - Durchmesser der Oocyte entlang des animalen und des vegetativen Pols

Abb. 1. Schematische Darstellung eines Schnittes durch eine Oocyte im Reifestadium IV (GV- Germinalvesikel), weitere Erläuterungen siehe Text. 1. Abstand des Germinalvesikels zum animalen Pol (A) 2. Abstand animaler zum vegetativen Pol (B) Der Polarisationsindex (I) ergibt sich dann aus der Formel I= A : B Wenn die Distanz weniger als 1/14 bei mehr als 75% der untersuchten Eier beträgt, ist der richtige Reifegrad erreicht und es kann hypophysiert werden. Eine noch sichere, aber auch aufwendigere Methode zur Bestimmung der Reife ist die künstliche Induktion des Zusammenbruchs des Germinalvesikels (Oocytenzellkern). Dabei löst sich die Membran des Oocytenzellkerns unter Einwirkung von Gonadotropin oder ähnlichen Hormonen auf. Dazu muß aber der Zellkern schon in die Peripherie des Ei’s gewandert sein. Für den Test werden die Eier nach LUTES (1985) und WILLIOT (1991) in 5 ml einer mit 10 µg /ml Progesteron oder 1 µg /ml 17α, 20 Dihydroxy-Progesteron angereicherten Lösung (Fa. SIGMA) 48 Stunden bei Haltungswassertemperatur inkubiert. Es ist bekannt, daß diese Steroide die in vitro Reifung der Folikel induzieren können. Einige andere Eier werden zur Kontrolle in einer Referenzlösung inkubiert. Nach Ablauf der Inkubationszeit werden die Eier geschnitten und unter dem Mikroskop begutachtet. Weisen mehr als 80% der Eier einen Zusammenbruch des Germinalvesikels auf, kann man von einem reifen Weibchen ausgehen. Sind es weniger als 10% liegt ein unreifes Weibchen vor.

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Aktuelle Situation der Gironde-Population

Abb. 2. Lebenszyklus von A. sturio im Gironde-Ästuar Gebiet. Die Hauptpunkte der Entwicklung sind numeriert. (aus WILLIOT et al., 1997)

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Sie ist die einzige bekannte sich reproduzierende Stör-Population in Westeuropa. Der Aufstieg der Fische ist durch zwei Staudämme, bei Bergerac in der Dordogne (gebaut 1851) und in der Garonne nahe Agen (gebaut 1971) begrenzt (Abbildung 2). Seit 1982 ist der Stör ganzjährig geschützt und darf weder gefischt, transportiert oder gehandelt werden. Während ihres Meeraufenthaltes kommt die Gironde-Population in einem weiten Bereich vom Golf von Biskaya über den Ärmelkanal bis in die Nordsee in einer Tiefe von 10-20 m vor (CASTELNAUD et al, 1991, siehe Abbildung 3). Von 1988 bis heute hat sich die Anzahl der Fänge im Kontinentalschelf aber stark verringert (Abbildung 4).

Abb. 3.

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Verteilung der Fänge von Acipenser sturio aus der Gironde-Population im Meer. (nach CASTELNAULD et al., 1991, aus WILLIOT et al., 1997)

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Anz

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markierte Fische

nicht markierte Fische

Gesamtmeldung

Abb. 4. Zufallsfänge von Acipenser sturio im Kontinentalschelfgebiet zwischen 1987 und 1993. (aus WILLIOT et al., 1997) Nach Schätzungen von CASTELNAUD (1991) hatte die A. sturio Population von 1984-88 im Gironde Ästuar eine geringe Anzahl von 500-2000 Individuen 3-8 Jahre alter Fische. Die letzten nachgewiesenen natürlichen Reproduktionen fanden nach WILLIOT (1997) in den Sommern 1988 und 1994 statt. Auch die Altersstruktur des Stocks, der im Sommer ins Gironde Ästuar einwandert, hat sich im Laufe der Zeit geändert (Abbildung 5). War vor 1990 eine typische polymodale Kurve als Zeichen einer jährlich stattfindenden Reproduktion zu verzeichnen (CASTELNAUD, 1991) widerspiegelt die Kurve nach 1990 nur noch die 1988er Kohorte. Die aufsteigenden Laichfische hatten bei den Weibchen eine durchschnittliche Masse von 42 kg, bei einer Länge von 1,93 m und bei den Männchen von 23 kg und 1,63 m bei einem Alter zwischen 10 und 15 Jahren.

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1985

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50 57 64 71 78 85 92 99 106 113 120 127 134 141 148 155 162 169

Länge [cm]

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1992

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Länge [cm]

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Abb. 5. Veränderungen in der Längenstruktur von juvenilen A. sturio im Gironde-Ästuar zwischen 1985 und 1992. (aus WILLIOT et al., 1997)

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Künstliche Vermehrungsversuche zwischen 1981-1994 Insgesamt wurden zwischen 1981 und 1994 in der Gironde 10 Weibchen gefangen. Nur zwei von ihnen wiesen einen optimalen physiologischen Zustand auf, die anderen waren nicht oder überreif. Ein weiteres Problem war es, gleichzeitig reife Männchen zu bekommen. 1981 Ein Weibchen ovolierte, aber die Eiqualität war aufgrund von Überreife schlecht, nur 700 Embryos schlüpften und nur 10 überlebten den ersten Monat. 1985 Zwei Weibchen ovolierten und die Befruchtungsrate sowie der Schlupf lagen bei beiden Tieren nahe 80%, aber alle geschlüpften Larven (200.000 und 70.000) starben im Verlauf von drei Wochen. Einige hatten zu fressen angefangen, aber nach Ansicht von WILLIOT (1997) soll die Nahrung (Cladoceren) den Verdauungstrakt verstopft haben. Hier zeigt sich die dringende Notwendigkeit, adäquates Futter für die Anzucht der Larven bereitzustellen. Probleme mit dem Transport von Laichtieren Große Probleme traten durch Streß während des Transportes und bei der direkten Umstellung auf Süßwasser auf. Insbesondere Fische kleiner als 1,05 m zeigten in den ersten 24 Stunden nach dem Besatz in Rundbecken große Verluste. Auch die überlebenden Fische, eine Hälfte verblieb in Süßwasser, die andere kam in Brackwasser von 5-10 ‰, fraßen nicht mehr und starben nach spätestens drei Wochen. Bei späteren Fängen im Jahre 1993 wurden größere Rundbecken (Ø 3 und 4 m) verwendet und das System im Kreislauf bei 5 ‰ und 18°C gefahren. Die Becken wurden abgedeckt und am Boden mit einer 10 cm Schicht groben Kieses bedeckt. Die Tiere überlebten und begannen nach 160 - 200 Tagen und dem Verlust von 20 % ihres Körpergewichtes mit dem Fressen von Shrimps. Späterhin konnten sie auch teilweise an Pelletnahrung herangeführt werden, wobei die bevorzugte Nahrung Shrimps blieb und die Futteraufnahme allgemein unregelmäßig war. Stand und Perspektiven der Zusammenarbeit Seit der Gründung der Gesellschaft zur Rettung des Störs im Jahre 1994 gibt es enge Kontakte zur CEMAGREF und dem Leiter des französischen Störprogramms Patrick Williot und seinen Mitarbeitern. P. Williot fungiert seitdem als Mitglied des Wissenschaftlichen Beirates der Gesellschaft. Bei Arbeitstreffen/Vortragsreisen in

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Berlin und Piazenca wurden die französischen Arbeiten ausführlich vorgestellt und Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit der Gesellschaft erörtert. Aufgrund eines langjährigen persönlichen Kontaktes des Mitgliedes der Gesellschaft und des Wissenschaftlichen Beirates Professor Kirschbaum vom Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei Berlin zu P. Williot wurden dem IGB 1995 40 juvenile A. sturio für Aufzucht und Verhaltensstudien zur Verfügung gestellt. Diese Störe sollen den Grundstock für einen Laichtierstamm bilden und perspektivisch durch weitere Tiere aus Frankreich ergänzt werden. Frankreich partizipiert dabei an den Ergebnissen dieser Untersuchungen und kann sie für sein Störprogramm nutzen. Die momentanen Kontakte der Gesellschaft nach Frankreich werden durch das IGB aufrechterhalten, so daß bei weiteren erfolgreichen Vermehrungsversuchen in Frankreich ein Bezug von Brut/Fingerlingen möglich wäre. Weiterhin ist perspektivisch an eine Umsetzung von ca. 10 A. sturio von Berlin in die Experimentalanlage des Institutes für Fischerei MV nach Born geplant, um dort die Möglichkeiten der Haltung dieser Art unter Brackwasserbedingungen zu testen. Historische und aktuelle Situation von A. sturio und anderen Störarten in Georgien Das Schelfgebiet des Schwarzen Meeres vor der georgischen Küste ist ein wichtiges Aufwuchsgebiet für viele Fischarten und auch Weidegebiet für fünf Störarten. Nach NINUA (1976) und ZARKUA (1996, pers. Mitt.) sind dies die Species Huso huso Brandt, Acipenser nudiventris Lovetzky, Acipenser persicus cholchicus Artyukhin & Zarkua, Acipenser stellatus Pallas, Acipenser sturio Linnaeus. Durch ganzjährige Temperaturen von 13,5-26 °C an der Oberfläche und 8-10 °C in 100 m Tiefe, Salzgehalten zwischen 14-16 ‰ und Sauerstoff bis in 200 m Tiefe herrschen hier ideale Bedingungen für das Abwachsen der Störe. Seit den 30er Jahren existieren statistische Daten über die Störfänge in diesem Gebiet. Seit 1976 ist der Störfang reglementiert, da die Fänge in den letzten 20-30 Jahren stark zurückgegangen sind. Insbesondere die intensive Fischerei mit Grundschleppnetzen auf Anchovis (auch durch russische und ukrainische Fangschiffe) im unmittelbaren, eigentlich geschützten, Küstengebiet hat zu einer Verringerung der Störbestände im Schelfgebiet geführt. Nach Angaben von ZARKUA (1996, pers. Mitt.) sind bis zu 27 Störe in einem Hol nachgewiesen worden. Wenn man weiterhin bedenkt, daß Anchovis und Gobiden die Hauptnahrung für Störe in diesem Gebiet darstellen, wird klar, daß eine starke Dezimierung der Bestände dieser Fischarten auch negative Auswirkungen auf die Störe hat. Nach 1990 wurden aufgrund politischer/militärischer Unruhen zunächst keine Daten mehr gewonnen und als zusätzliches Problem kam eine gesteigerte Schwarzfischerei auf Störe hinzu.

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Noch einschneidender haben sich aber die Veränderungen in den Laichflüssen auf die Störbestände ausgewirkt. Ähnlich wie in anderen Ländern sind viele Laichgründe der Störe durch den Bau von Stauwerken, Wasserregulierungseinrichtungen und Wasserkraftstationen für die Fische unzugänglich geworden. Dies trifft sowohl auf den Hauptlaichfluß den Rioni, als auch auf weitere Flüsse wie den Inguri, den Zchenisc’kal, den Kodori und den Coroc zu. Somit sind die potentiellen natürlichen Reproduktionsmöglichkeiten schon stark reduziert. Hinzu kommen aber noch der starke Befischungsdruck und die Wasserbelastung durch lokale Industrieeinrichtungen. Als Ausgleichsmaßnahme war in der Vergangenheit eine Störreproduktions- und Aufzuchtstation östlich von Samtredia gebaut worden, die aber nach 1990 nicht mehr betrieben wurde (Abbildung 6).

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ehem. Laichgr³nde

Laichgr³nde

St÷r-ehem. Laichgr³nde

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Abb. 6. Die Verbreitung von Acipenser sturio und anderen Störarten im Küstengebiet und den Flüssen Georgiens

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Abb. 7. Treibnetzfischerei auf dem Rioni 1997, gefangener juveniler Acipenser persicus cholchicus, die dominierende Störart im georgischen Schwarzmeergebiet

Historische und aktuelle Situation von A. sturio Im georgischen Schwarzmeergebiet ist Acipenser sturio in der Vergangenheit für mehrere Flüsse nachgewiesen worden (MARTI, 1939, NINUA, 1976, ZARKUA, 1996, pers. Mitt.). Die Laichpopulation im Rioni soll dabei die wichtigste gewesen sein und vor 1967 wurden bis zu 300-350 Exemplare in jeder Laichsaison gefangen (MARTI, 1939, AVERKIEV, 1960). Durch den schon erwähnten starken Befischungsdruck in den Flüssen sowie den gravierenden Verlust von Laichplätzen ist die Population aber so stark geschrumpft, daß man davon ausgehen muß, daß, ähnlich dem Gironde-System, nicht jedes Jahr eine natürliche Vermehrung stattfindet. Auch in der Küstenversuchsfischerei spiegelt sich dieser Rückgang analog zu den anderen Störarten wider. Wurden von 1973-77 pro Einstunden-Trawl noch 0,1 Individuen A. sturio gefangen, waren es von 1978-1987 nur noch 0,05 (ZARKUA, 1975-1996).

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Vermehrungsversuche mit A. sturio Um dem Rückgang des Atlantischen Störs und der anderen Störarten entgegenzuwirken war am Rioni östlich von Samtredia eine Störreproduktions- und Aufzuchtstation errichtet worden (siehe Abbildung 6), in der bis zum Ende der 80er Jahre Besatz produziert wurde. Nach Angaben von Zarkua (1996, pers. Mitt.) wurde dort im Jahre 1984 die letzte Reproduktion von im Rioni gefangenen A. sturio vorgenommen und Besatz durchgeführt. Seit Ende der 80er Jahre wurde diese Anlage nicht mehr genutzt und war dem Verfall preisgegeben. In den 90iger Jahren wurden im Rioni nach Mitteilung von ZARKUA (1997) und ansässigen Fischern vereinzelt A. sturio gefangen, die aber nie für künstliche Vermehrungen genutzt wurden. Während einer gezielten Versuchsfischerei wurde im Frühsommer 1997 ein Männchen gefangen und ein großes Weibchen ging bei der Anlandung verloren. Nach Kalkulationen aus den Trawl-Daten könnte sich der aktuell verfügbare Stock von 2+ Tieren auf 400-500 belaufen und sich aus diesem 5-15 Laicher für den Rioni rekrutieren. Dies alles zeigt, daß der Bestand von A. sturio im Rioni Gebiet kurz vor dem Erlöschen steht. Aus diesem Grunde gibt es auch in Georgien vermehrte Anstrengungen, die Störbestände zu stabilisieren, Aufzuchtstationen zu reaktivieren bzw. neu zu etablieren und die illegale Fischerei auf Störe zu unterbinden. Dies ist aber mit nicht unerheblichen Schwierigkeiten auf administrativer und ökonomisch/finanzieller Ebene verbunden. Um einen effektiven Schutz der Restbestände aller Störe in Georgien zu erreichen, müßte zunächst einmal dringend der Fischereidruck auf die Störe im Küstengebiet reduziert werden, damit sich genügend Laichtiere etablieren können. Desweiteren müssen bei der Planung und Realisierung von Schutzgebieten und Nationalparks auch die Belange der Fließgewässer/Störe Beachtung unbedingt finden. Dies beinhaltet z.B. den Schutz und die Reaktivierung von Laichplätzen, die Wiederherstellung der Durchlässigkeit der Wanderwege der Störe, die Eindämmung der Einleitung von belasteten Abwässern insbesondere in den Laichgründen und Kontrollmaßnahmen gegen die Schwarzfischerei. Daneben muß durch die Einrichtung einer Vermehrungs- und Aufzuchtstation die stark verminderte natürliche Reproduktion durch Besatzmaßnahmen ausgeglichen werden.

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A.sturio

A.stellatus����A. persicus cholchicus����

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Abb. 8. Artenzusammensetzung der Störfänge im georgischen Kontinentalschelf von 1982-1991. (nach Daten von ZARKUA, 1975-96)

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Altergruppen (Jahre)

relative Häufigk

����H. huso����

����A. persicus cholchicus

A. stellatus

A. sturio

Abb. 9. Altersgruppenzusammensetzung von 4 Störarten nach Trawl-Proben im georgischen Schwarzmeergebiet zwischen 1982 und 1991. (nach Daten von ZARKUA, 1975-96)

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Stand und Perspektiven der Zusammenarbeit Die Gesellschaft zur Rettung des Störs und Fisch und Umwelt MV bemühen sich seit geraumer Zeit um eine intensive Zusammenarbeit mit den Wissenschaftlern des georgischen Schwarzmeerinstitut für Ökologie und Fischerei in Batumi, die mit der Untersuchung und dem Schutz der dortigen Störbestände betraut sind. Einen ersten direkten Kontakt gab es Ende 1996, als eine georgischen Delegation auf Einladung des Bundesamtes für Naturschutz zu Gesprächen an der Internationalen Naturschutzakademie auf der Insel Vilm weilte. Im Ergebnis dieser Beratungen wurde zwischen der Gesellschaft zur Rettung des Störs und den georgischen Partnern eine Kooperation vereinbart, in deren Rahmen im Frühjahr/Frühsommer 1997 Befischungen auf A. sturio im Rioni durchgeführt wurden, an der über einen Zeitraum von vier Wochen auch deutsche Kollegen teilnahmen. Aufgrund ungewöhnlich heftiger Schneefälle im späten Frühjahr und der nachfolgend einsetzenden Schneeschmelze war die Temperatur des Flußwassers in dieser Zeit aber zu niedrig, als daß die Störe ihren Laichaufstieg beginnen konnten und somit in der Zeit der Anwesenheit der deutschen Kollegen keine Laichstöre gefangen wurden. Die Versuchsfischerei wurde aber von georgischer Seite noch bis in den Frühsommer weitergeführt und neben anderen Störarten konnte auch ein A. sturio Männchen (nach dem Fang verendet) und ein großes Weibchen gefangen werden, daß aber bei der Anlandung verloren ging. Auch 1998 wurde und wird wieder von den georgischen Kollegen auf A. sturio gefischt, wobei eine Fischerei auf Laichtiere im Frühjahr/Frühsommer und eine auf abwandernde Juvenile im Herbst stattfinden soll. Perspektivisch ist an eine Erweiterung der Zusammenarbeit auf dem Gebiet des Schutzes von Störbeständen mit Georgien gedacht. Das Bundesamt für Naturschutz will sich für die Errichtung einer Aufzuchtstation für alle in Georgien vorkommenden und stark gefährdeten Störarten einsetzen und dafür logistische und finanzielle Unterstützung leisten. Auch an die Einrichtung von Schutzgebieten für Störe analog von Nationalparks ist gedacht. In diese Kooperation sollen dann die weiteren Aktivitäten der Gesellschaft bezüglich des Gemeinen Störs eingebettet werden. Aktuelle Aktivitäten in Mecklenburg-Vorpommern Nachdem das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern schon in den vergangenen Jahren Projekte zur Haltung und Aufzucht von Stören mit dem Ziel, den ehemals auch hier heimischen Stör wieder anzusiedeln gefördert hat, die in Kooperation zwischen dem Institut für Fischerei der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern und Fisch & Umwelt Mecklenburg-Vorpommern e.V durchgeführt wurden, werden seit 1996 im Rahmen eines weiteren

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durch die Fischereiabgabe geförderten Projektes Teile der Aufzucht- und Haltungsanlagen in Boek südwestlich der Müritz weiter modernisiert und ausgebaut und Versuche zur Reproduktion und Aufzucht von Stören im Rahmen einer Zusammenarbeit zwischen Fisch & Umwelt Mecklenburg-Vorpommern e.V. und der Fischerei Müritz-Plau GmbH in fachlicher Abstimmung mit dem Institut für Fischerei durchgeführt. Das Ziel dieser Bemühungen ist, Boek mit seiner Vielzahl von Teichen und dem Brut- und Anzuchthaus als eine künftige Reproduktionsbasis für den Stör zu etablieren. Dafür hat diese Anlage schon im April 1997 vom Bundesamt für Naturschutz die Genehmigung für die Haltung und Aufzucht dieser im Anhang I des Washingtoner Artenschutzabkommens aufgeführten Art bekommen. Schon jetzt besitzt die Anlage umfangreiche Möglichkeiten für die Haltung von Stör-Laichern und die künstliche Reproduktion und Aufzucht der Störlarven. So stehen z.B. im großen Erbrütungs- und Anzuchtraum Rundbecken für die Laichfischhaltung, mehrere Erbrütungskreisläufe und Anzuchtrinnen für die Aufzucht der Larven zur Verfügung (Abbildung 6). Diese Systeme können über Solarkollektoren gekoppelt mit einer Wärmepumpe und Heizstäben über das Zulaufwasser temperiert werden, so daß über weite Teile des Jahres die Temperatur in den Haltungssystemen nach Bedarf über eine Steuereinheit reguliert werden kann. Um auch bei sehr niedrigen Außentemperaturen arbeitsfähig zu sein, wird jetzt zusätzlich ein isolierter Warmbrutraum errichtet, der ab Ende 1998 zur Verfügung stehen wird. Alle Systeme im Bruthaus sind über eine Alarmierung abgesichert, so daß Sauerstoffgehalt, Temperatur und Wasserstand ständig überwacht werden können. Neben dem Bruthaus stehen in Boek Teiche unterschiedlicher Größe und Beschaffenheit sowohl für die Aufzucht der Juvenilen als auch für die Laichtierhaltung zur Verfügung. Ihre Eignung für die Aufzucht, Haltung und Überwinterung von Stören ist in den vergangenen Jahren mehrfach mit Erfolg erprobt worden. Somit bilden die Teiche zusammen mit dem Bruthaus und der permanenten Betreuung der Anlage durch Personal vor Ort eine solide und sichere Grundlage, um vom Aussterben bedrohte oder gefährdete Arten zu reproduzieren.

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2,5m ø 2,5m ø4 m3 4 m3

Erbrütung

ErbrütungAnzuchtrinnen

SolarheizungBrutrinnen, intern rezirkuliert 4 m ø

10 m3

Laicherhaltung

Anzuchtrinnen 4 x 0,6 x 0,45mErbrütung Brut/Anzuchtrinnen

Filter

Laicher Laicher

������������������������������������������������������������

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Abb. 10. Schematische Ansicht der Erbrütung / Anzucht und Laichtierhaltung Boek. (linke untere Ecke isolierter Warmbrutraum)

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Abb. 11. Fotografische Darstellung von Teilen der Erbrütung / Anzucht und Laichtierhaltung Boek

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Literatur Arndt, G.-M. und Mieske, Chr., 1992. Wiederbelebung des Bestandes des nahezu ausgestorbenen Baltischen Störes (Acipenser sturio L.) durch Nachzucht und Besatzmaßnahmen. Wissenschaftliche Schriftenreihe Fisch und Umwelt M.-V. e.V., 42-68. Arndt, G.-M. und Mieske, Chr., 1994. Weitere Untersuchungen zur Aufzucht und Haltung von Stören / Störhybriden. Wissenschaftliche Schriftenreihe Fisch und Umwelt M.-V. e.V., 42-59. Arndt, G.-M., 1995. Zur Gründung der „Gesellschaft zur Rettung des Störs Acipenser sturio L. e.V.“ Wissenschaftliche Schriftenreihe Fisch und Umwelt M.-V. e.V., 6-17. Arndt, G.-M. und Anders, E., 1997. Der Stör (Acipenser sturio) und seine Wiedereinbürgerung in Mecklenburg-Vorpommern und Deutschland. Fischerei in Mecklenburg-Vorpommern, 4/97, 14-20. Averkiev, F.V., 1960. Statistics on landings of fish and other species in the Azov-Black sea basin for 1927-1959. Works of AzNIRCH 1 (2), 54 (in Russian). Dettlaff, T.A., Vassetzky, S.G., Davydova, S.I., 1965. Reccommendations for obtaining eggs in Acipenserid fishes after pituitary injection. Glavrybvod, Moscow, (in Russian). Lepage, M. and Rochard E., 1995. Threatened fishes of the world: Acipenser sturio Linnaeus, 1758 (Acipenseridae). Env. Biol. Fish. 43, 28. Castelnaud, G., Rochard, E., Jatteau, P. and Lepage, M., 1991. Données actuelles sur la biologie d’ Acipenser sturio dans l’estuaire de la Gironde. In: P. Williot (ed.) Acipenser. Cemagref Publ., Bordeaux, 251-275. Kazanskii, B.N., Feklov, Yu.A., Podushka, S.B. and Molodtsov, A.N., 1978. Express method for determining the degree of gonad maturity in sturgeon spawners. Rybn. Khoz. (2), 24-27. Lutes, P.B., 1985. Oocyte maturation in withe sturgeon, Acipenser transmontanus: some mechanisms and applikations. In : North American Sturgeons, F.B. Blinkowski and S.I. Doroshov, Eds. Dr. W. Junk Publishers, 87-92.

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Magnin, E., 1962. Recherches sur la systematique et la biologie des Acipenserides Acipenser sturio L., Acipenser oxyrhynchus Mitch. et Acipenser fluvescens Raf.. Annales Stat. Centr. hydrobiol. appliquee, Paris 9, 8-242. Marti, V.Y., 1939. Biology and fisherie of Acipenser sturio in the Black Sea. Zoological Journal, XVIII (3), 435-442. Ninua, N.S., 1976. The Atlantic sturgeon of the Rioni river. Metsniereba, pp. 121. (in Russian) Trouvery, M., Williot, P. and Castelnaud, G., 1984. Biologie et écologie d’ Acipenser sturio. Etude de la pêcherie. Etude no. 17, Série esturgeon no. 1. Cemagref de Bordeaux, Div. ALA/Agedra, 79 pp.. Rochard, E., Castelnaud G.and Lepage, M., 1990. Sturgeons (Pisces: Acipenseridae); threats and prospects. J. Fish Biol. 37 (Suppl. A): 123-132. Williot, P., Brun, R., Rouault, T. and Rooryck, O., 1991. Management af female spawners of the Sibirien sturgeon Acipenser baeri Brandt: First Results. Actes du Premier colloque international sur l’esturgeon. Bordeaux, 3-6 octobre 1989. Manager ed. P. Williot, Cemagref Publ., 447-458. Williot, P., Rochard, E., Castelnaud, G., Rouault, Th., Brun, R., Lepage, M. and Elie, P., 1997. Biological characteristics of European Atlantic sturgeon, Acipenser sturio, as the basis for restoration programme in France. Environmental Biologie of fish, vol. 48, No. 1-4, 359-370. Zarkua, Z.G.,1975-1996. Annual reports. Funds of the Black Sea Ecology and Fisheries Institute, Batumi, Georgia (in Georgian).

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Unterwasservideokartierung in den inneren Küstengewässern Mecklenburg-Vorpommerns

A.Dumke, A.Kordian, N.Schulz

Zusammenfassung

In den Jahren 1997 und 1998 wurde im Auftrag des Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Fischerei Mecklenburg - Vorpommern durch Fisch und Umwelt Mecklenburg-Vorpommern e. V., durch die Universität Rostock, Fachbereich Biologie, Institut für angewandte und spezielle Zoologie und durch das Institut für angewandte Ökologie Neu-Brodersdorf eine Untersuchung der ökologischen und fischereilichen Wertigkeit der in den inneren Küstengewässern des Landes eingerichteten 48 Laichschonbezirke durchgeführt. Für die Tiefen, Substrat- und Makrophytenkartierung der Laichschonbezirke findet die videooptische Gewässeranalyse als Verfahren zur Erkundung eines Gewässergrundes Anwendung. Sie soll den verschiedensten Anwendern konkrete Aussagen über die sichtbaren Vorkommen und Zusammensetzungen von Pflanzen (Makrophyten), Bakterienkulturen, Kleinlebewesen (Makrozoobenthos), Sedimentarten und -strukturen (z.B. Steine, Sand, Schlick, Rippeln), Wasserbauwerken und Unterwasserobjekten sowie archäologischen Befunden ermöglichen. Mit Hilfe eines selbst entwickelten geschleppten, mobilen Unterwasser-beobachtungssystems mit einer anwenderorientierten flexiblen Struktur wird der Gewässerboden mit einem beliebigen Trägerschiff (3 m Schlauchboot oder hochseetüchtiges Forschungsschiff) nach einem bestimmten Raster abgefahren. Die Videoinformationen werden zusammen mit den aktuellen Satellitenpositionen und Wassertiefen auf einem S-VHS Recorder aufgezeichnet, so daß jederzeit eine genaue Ortsbestimmung und Tiefenangaben zu den durchgeführten Aufnahmen möglich ist. In diesem Artikel werden die Methodik beschrieben und vorläufige Ergenisse für den Laichschonbezirk Zicker See vorgestellt.

Einführung Parallel zur reinen Freizeitunterhaltung und Informationsquelle des „normalen“ Fernsehens, hat sich mit geringer zeitlicher Verschiebung eine industrielle Nutzung des Prinzips der elektronischen Aufnahme, Speicherung, Übertragung und Wiedergabe von stehenden und bewegten Bildern besonders in den vergangenen 10 Jahren, auf Grund einer ransanten Entwicklung in der

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Bauelementetechnologie und einer immer enger werdenden Verknüpfung von Video- und Computerdaten in fast allen technischen und wissenschaftlichen Bereichen durchgesetzt. Neben vorrangigen Aufgaben in der Objektüberwachung oder einer rechnergestützten Bildauswertung in automatischen Fertigungsprozessen ist auch eine Unterwasservideoanlage z.B. aus keinem Taucherbetrieb mehr wegzudenken. Bereits in den fünfziger Jahren wurden erste Einsatzerfahrungen mit speziell umkonstruierten Industriefernsehkameras bei der Untersuchung von Wasserbauwerken, Tiefenbrunnen , Abwasserkanälen und Fischfangeräten gewonnen. Am Standort Rostock begann in den siebziger Jahren am damaligen Institut für Hochseefischerei eine bis heute fortdauernde Entwicklung von ferngesteuerten Unterwasserbeobachtungsanlagen, deren Ausgangspunkt Fragestellungen zum Fischverhalten am Fanggerät und die technische Beobachtung von neuentwickelten Fanggeräten unter realen Bedingungen darstellten. Dabei wurde generell auf unbemannte, mit Fernsehkameras bestückte, Geräteträger orientiert, die über entsprechende Spezialkabel geschleppt, die geforderten Unterwasserbilder live an Bord des Trägerschiffes übertragen. Mit diesem Prinzip wird auch heute noch, in vielen neuen Aufgabenbereichen eine wesentliche Lücke zwischen aufwendigen, hochkomplizierten Tiefseerobotern, mit oft spektakulären Betätigungsfeldern und simplen Taucheranwendungen geschlossen. Standardgemäß wird die Situation eines Gewässers durch chemisch- biologische Analysen des Wasserkörpers und eine stichprobenartige Untersuchung des Bodens (Benthos) mittels Bodengreifern erfaßt. Diese Methode erlaubt recht präzise Aussagen zur Kleintierfauna und Sedimentstruktur, schließt jedoch einen vollständigen Überblick über Einzelvorkommen und Unterwasserpflanzen (Makrophyten) weitgehend aus. Während über Wasser fast jeder Flecken Erde durch Nah- und Fernerkundungsmethoden recht gut bekannt ist, fehlen im optisch sichtbaren Bereich unter Wasser flächendeckende nachweisbare Dokumente und Aussagen, weshalb dieser "Lebensraum" auch heute noch hemmungslos für Verklappungen und Müllbeseitigung aller Art sowohl im großen wie auch im kleinen Stil von jedermann gerne mißbraucht wird. Um diesen schwer zugänglichen Bereich besser erkunden und kontrollieren zu können, wurde ein relativ kostengünstiges und unkompliziertes Verfahren zur systematischen, zweckorientierten, bildmäßigen Erfassung, Verarbeitung und

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Darstellung der optisch zugänglichen Oberfläche eines Gewässergrundes auf der Basis von unbemannten geschleppten Unterwasservideoanlagen erarbeitet. Die Grundlage dafür wurde u.a. durch die Eigenentwicklung eines universellen Unterwasserbeobachtungssystems geschaffen, dessen modulare Struktur den Anforderungen der verschiedenen Anwender und Untersuchungsaufgaben ohne aufwendige Ansprüche an das Trägerschiff oder -boot auf einfachste Art gerecht wird. Methodik Grundlage aller Kartierungsarbeiten ist eine möglichst genaue Standortbestimmung und die Erfassung der zu kartierenden Parameter. Dieser Vorgang läßt sich recht gut in drei Abschnitte untergliedern: 1. Datenerfassung: -Begrenzung des Untersuchungsgebietes -Videoaufzeichung im S-VHS Format -Positionsbestimmung -Tiefenprofilmessung -Ermittlung zusätzlicher Meßwerte -Referenzprobengewinnung 2.Auswertung: -Artenbestimmung -Kurskartierung -Bewertung der Videorohaufnahmen -Kartierung relevanter Vorkommen -Flächen- und Massenermittlung -Videoschnittproduktion

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3.Dokumentation: -Flächenkarten -Kurskarten -Tiefenkarten -Videoschnittlisten -Arten- und Mengenangaben -komprimierte Videopräsentation -VHS Sicherungskopien der Rohaufnahmen -interaktive Videoarchivierung -Untersuchungsbericht Feldarbeiten An Land ist die Standorterfassung ein recht simpler Vorgang, da eine Ortsbestimmung bei ökologischen Kartierungen oftmals mit Hilfe von Karten oder Meßtischblättern ausreichend ist und lediglich die Bewertungskriterien einzutragen sind. Für die Positionsbestimmung auf See muß auf jeden Fall ein Funknavigationssystem genutzt werden, da auch tachymetrische Vermessungen hier schnell ihre Grenzen in Bezug auf die Reichweite erreichen. Außerdem ist eine möglichst einfache und zeitlich kontinuierliche Verknüpfung von Position und Videodaten sicherzustellen. Die rasante Entwicklung der Satellitennavigationsssysteme GPS (USA) und GLONASS (Rußland) einschließlich der Empfangsgeräte und Korrekturstationen stellen derzeit die idealen Voraussetzungen für das Unterwasservideokartierungsverfahren dar. Ein auf dem Trägerschiff installierter D-GPS-Empfänger errechnet im Sekundenabstand die jeweilige Positionen, die als digitale Informationen fest mit den Videoinformationen der Unterwasserkamera verknüpft werden. Als zusätzlichen wichtigen Parameter wird die dazugehörige Wassertiefe mit einem Echolot gemessen und ebenfalls digital aufgezeichnet. Durch die unterschiedlichen Positionen der Empfangsantenne und der Unterwasserkamera entsteht ein meist vernachlässigbarer Versatz, der von der Schleppgeschwindigkeit und der Wassertiefe abhängt. Da beide Informationen gespeichert sind, kann bei Bedarf eine Fehlerkorrektur über ein entsprechendes Programm vorgenommen werden.

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Abb.1. Schematische Darstellung der Positions- und Tiefenerfassung

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Für die Gewinnung der Videorohdaten wird ein eigens für verschiedene Anwender, Beobachtungsaufgaben und Gewässertypen konzipiertes universelles Unterwasserbeobachtungssystem speziell für jede Aufgabe zusammengestellt. Dabei sind die unterschiedlichen Einsatzkriterien wie Sichtweiten im Wasser, der Beobachtungssgegenstand, die aufzunehmenden Flächen, das Trägerschiff u.v.a.m. zu berücksichtigen. Abb.2. Unterwasserbeobachtungssystem

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Um möglichst vielen Anforderungen gerecht zu werden, besteht das äußerst mobile und in wenigen Minuten einsatzbereite System aus mehreren Einzelkomponenten, wie Kameras mit verschiedenen Objektiven, Lichtempfindlichkeiten und Schwenkmechanismen, Kabel mit unterschiedlichen Längen, Stromversorgungen über Akkusätze mit großen und kleinen Kapazitäten oder 220 Volt Netzanschluß sowie Videorecordern und Datenspeichern vom Laptop bis zum Datenlogger. Lediglich das Steuergerät erfüllt als Unikat die Aufgabe der Verteilung der Daten- und Versorgungsströme und die Steuerung von Kamerafunktionen wie Zoom, Entfernung und Positionsverstellungen. Es ist fest mit einem schwarz-weiß Beobachtungsmonitor, als immer noch einzigste Alternative bei hellem Umgebungslicht, verbunden. Als Navigationsgeräte (D-GPS-Empfänger und Echolot) sind ebenfalls prizipiell alle Geräte mit genormten NMEA Schnittstellen anschließbar, es muß nur das entprechende Datenformat programmäßig auf dem Datenspeichergerät eingestellt werden. Abb.3. Elektronische Konfiguration der Videoaufzeichnung

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Damit eine zeitliche und auch körperliche Verknüpfung der Navigationsdaten und der Videorohaufnahmen gewährleistet werden kann, wurde ein spezieller Datenmodulator entwickelt, der die digitalen Navigationsdaten in Tonsignale umwandelt und somit eine direkte zusätzliche Speicherung auf einer Tonspur des Videorecorders ermöglicht. Die zweite Tonspur wird für beschreibende Kommentare genutzt. Weitere notwendige Ergänzungseinrichtungen wie Außenbordelektromotor, verschiedene Unterwasserlampen und Echolotschwinger werden über Standardanschlüsse mit der Anlage verbunden. Eine zweite, im Beobachtungsboot befindliche, Videokamera kann auf den Aufnahmevideorecorder zugeschaltet werden, wenn es darum geht Sediment- und Makrophytenproben oder die Umgebung darzustellen. Laborarbeiten Nach der Phase der Datengewinnung, zu der auch die Referenzprobennahmen gehört, muß die oftmals unüberschaubare Menge der Videoaufzeichnungen ausgewertet und in anschauliche Darstellungsformen überführt werden. Bei den Videoendgeräten, die der Darstellung, Auswertung und Dokumentation dienen sind eigentlich alle Möglichkeiten im Bereich der Super-VHS Geräte offen. Gegenwärtig wird ein profesioneller S-VHS Schnittplatz mit drei Maschinen und einer Steuerung über ein nichtlineares hybrides Schnittsystem (FAST Videomachine) genutzt. Für schnelle hard copy Ausgaben von einzelnen Videobildern wird ein Videoprinter nach wie vor mit guten Ergebnissen eingesetzt. Die Digitalisierung von Videobildern ist aber auch über die Videomachine möglich und wird zunehmend bei speziellen Präsentationsgraphiken und Berichten angewendet. Für die Kartierung wird als erste Voraussetzung die Festlegung der Kartenparameter (Kartendatum, Maßstab, Bewertungskriterien) und die erforderlichen Koordinatentransformationen sowie, wenn erforderlich, die Digitalisierung der Gewässerumrisse und sonstiger Informationen aus vorhandenem Kartenmaterial (Meßtischblatt, Seekarten) erarbeitet. Danach wird das Videorohband auf einem computerunterstützten Videoarbeitsplatz abgespielt und gleichzeitig die Positions - und Tiefendaten eingelesen, wofür ein kleines Zusatzgerät erforderlich ist, welches die

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tonmodulierten digitalen Signale für den Rechner umwandelt und über ein spezielles Programm als Plottrack auf dem Bildschirm darstellt. Parallel dazu läuft eine Datenbankeingabemöglichkeit, die manuell die Eingabe von diskreten Werten und Vorkommen entsprechend der Videoinformationen ermöglicht. In einem recht aufwendigen Prozeß werden anschließend aus der Datenbank programmtechnisch übersichtliche Gebietskarten mit den im Video identifizierbaren relevanten Vorkommen, Sedimentarten und Tiefenstrukturen erzeugt und die Mengen- und Flächenberechnungen durchgeführt. Eine weitere sehr anschauliche Form der Präsentation der Ergebnisse besteht in der Nutzung des Mediums Video. Da die meist stundenlangen Rohaufnahmen auf Grund der in der Regel nicht sehr abwechselungsreichen Unterwasserstrukur für kaum einen Betrachter aufschlußreich erscheinen, wurde mit Hilfe des rechnergesteuerten Videoschnittplatzes ein einfaches Verfahren der Zusammenraffung erarbeitet. In etwa minütlichem Abstand wird eine inhaltsmäßig bewertete Szene von etwa 2-10 Sekunden ausgewählt und anschließend automatisch zusammengeschnitten. So läßt sich ein untersuchtes Seegebiet auch videomäßig in einem überschaubaren Zeitraum ohne wesentliche Informationsverluste noch anschaulich darstellen. Um eine gebietsübergreifende Darstellung von sehr vielen Unterwasseraufnahmen archivierungsmäßig überschaubar zu machen, wurde weiterhin ein multimediales Archivierungsprinzip entwickelt. Abb. 4. Prinzip einer Multimediaarchivierung

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Auf einem mit einem steuerbaren Videorecorder verbundenen Computer wird eine Übersichtskarte mit bestimmten Gewässergebieten dargestellt, zu denen Unterwasservideoaufnahmen archiviert vorliegen. Über mausaktive Flächen innerhalb eines einfachen Computerprogramms können die zu begutachtenden Gebiete angeklickt werden. Eine Bildschirmanzeige fordert zum Einlegen des jeweiligen Videobandes auf, worauf hin der Recorder automatisch die geforderte Sequenz im Schnellvorlauf anfährt. Der große Vorteil dieses Archivierungsprinzip besteht darin, daß, im Gegensatz zu anderen Verfahren, die mit teuren Massenspeichern aus der Computertechnik arbeiten, lediglich ein normaler Computer und ein schnittfähiger Videorecorder erforderlich sind. Damit wird der Zugriff, auch auf eine vollständige Rohdatenbank, von einem normalen Büroarbeitsplatz, der nur durch eine Videdeoanlage aufgerüstet ist, problemlos möglich. Kartierung Am Computer erfolgt eine visuelle Bewertung der aufgezeichneten Videobänder. Hierbei bedient man sich eines Bewertungsschlüssels, der Pflanzengemeinschaften, Pflanzenarten, Deckungsgrade, Substrate, Einzelobjekte beinhaltet. Um zur weiteren Auswertung eine unkomplizierte Übernahme in Datenbankprogramme zu ermöglichen, werden die Bewertungen in Textdateien abgespeichert. Anhand der ausgewerteten Videobänder, können dann über die kartographische Darstellungsform von Pseudoarealen, Bewuchsgrenzen und Substratgebiete mit Schraffuren bzw. Farbabstufungen belegt und die dazugehörigen Flächen ermittelt werden. Als Kartengrundlage dient die Transversale Mercator Projektion (Gaus-Krüger Abbildung) auf der Basis des Krassowski-Erdellipsoid mit 3° breiten Meridianstreifen (System S42/83 - 3°). Zusätzlich zu den Gaus-Krüger Koordinaten ist ein geographischer Kartenrahmen auf der Basis des WGS-84 Systems in Form von Grad, Minuten und Dezimalminuten angegeben. Damit besteht die Möglichkeit, die über vorhandenen Satellitenanlagen ermittelte Positionen direkt in die Karten zu übernehmen.

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Die Uferlinien und die Tiefenangaben in den Karten beziehen sich auf HN76, dem amtlichen Höhennetz Mecklenburg-Vorpommern. Pegelangaben an den Küstenorten Vorpommerns werden auf das Höhennetz NN bezogen. Wasserstandsschwankungen machen sich bei den flachen Laichschongebieten sehr bemerkbar. Schwankungen > 0.5 m sind keine Seltenheit. Damit sollten alle Tiefenangaben, auch in Hinblick auf die Tiefenausdehnung der Makrophyten, immer auf das Höhenniveau der Karten bezogen werden. Für eine Umrechnung können folgende Formeln verwendet werden: NN = HN + s HN = NN - s Hierbei sind NN auf NormalNull bezogene Tiefen HN auf HöhenNull bezogene Tiefen s örtliche Systemdifferenz (es ist ausreichend hier 1 dm einzusetzen) Hinweis: Die NN-Küstenpegelangaben erhalten einen Zuschlag von 5 m Auf den Karten sind die Uferlinien, die seeseitigen Grenzen der Laichschonbezirke, Zu- und Abflüsse sowie Feuchtgebiete wie Moore, Sümpfe, Schilfgebiete, Naßwiesen eingezeichnet. Für jedes Laichschongebiet sind 4 Kartendarstellungen erarbeitet worden. 1. Substratkartierung Die Karten enthalten die videooptisch ansprechbaren und wenn möglich durch Bodengreifer- und Stechrohrproben unterstützte Bewertung der obersten Sedimentschicht (Substrat). Eine geologische Sedimentanalyse wird nicht vorgenommen. Da es videooptisch nicht immer möglich ist sandigen Schlick von schlickigem Sand zu unterscheiden, werden, wenn keine Unterteilung möglich ist, diese beiden Substrattypen zum Begriff Schlicksand zusammengefaßt und in die Karten eingetragen.

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Es wurden folgende Substrattypen angetroffen:

Bodengrund Code Block (oberhalb Wasserlinie) BLO Block (unterhalb Wasserlinie) BLU Geröll GER Kies KIE Grobsand GRS Sand SAN Schlickiger Sand SSA Sandiger Schlick SAS Schlicksand (schlickiger Sand und sandiger Schlick) SSS Schlick SCH Muschelschill SCL

2. Makrophytenkartierung Als Makrophyten werden im vorliegendem Bericht submerse Samenpflanzen und makroskopische Algen angesehen. Pflanzen leben nicht isoliert voneinander, sondern sind in Lebensgemeinschaften vergesellschaftet, den Pflanzengemeinschaften. In der botanischen Fachliteratur gibt es teilweise unterschiedliche Ansichten zur Einteilung und Zugehörigkeit der Wasserpflanzengesellschaften (Pott 1995). Die Zuordnung der Pflanzen zu Gesellschaften erfolgte nach Schubert, Hilbig, Klotz „Bestimmungsbuch der Pflanzengesellschaften Mittel- und Nordostdeutschlands“. Nach Auswertung der Videokurse, konnten die Bewuchsgrenzen der Wasserpflanzengesellschaften kartiert und eine Schätzung des Deckungsgrades vorgenommen werden. Einzelpflanzen und -bestände sind mit Extrasymbolen in den Karten eingetragen.

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Für den Deckungsgrad wird eine 5 stufige Skala verwendet. 1 : 0 - < 5 % 2 : 5 - < 25 % 3 : 25 - < 50 % 4 : 50 - < 75 % 5 : ≥ 75 %

Makrophytenschlüssel in den Laichschongebieten

wissenschaftl. Name Code deutscher Name

Zostera marina L. ZOST-MAR Seegras Potamogeton pectinatus L. POTA-PEC Kammlaichkraut Potamogeton crispus L. POTA-CRI Krauses Laichkraut Zannichellia palustris ZANN-PAL Sumpf-Teichfaden Ranunculus baudotii Godr. RANU-BAU Brackwasser-Hahnenfuß Ruppia cirrhosa RUPP-CIR Spiralige Meeres-Salde Ruppia maritima RUPP-MAR Meeres-Salde Myriophyllum spicatum L. MYRI-SPI Ähren-Tausendblatt Ectocarpus confervoides ECTO-CON Fucus vesiculosus FUCU-VES Blasentang Ceramium diaphanum CERA-DIA Horntang Enteromorpha intestinalis ENTE-INT Darmalge

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Chaetomorpha linum CHAE-LIN Borstenhaar Cladophora glomerata CLAD-GLO Fadenalge Ulva lactuca ULVA-LAC Meersalat Chara ssp. CHAR-SSP Armleuchteralge Chara baltica CHAR-BAL Baltische Armleuchteralge Chara vulgaris CHAR-VUL gemeine Armleuchteralge Ceratophyllum demersum CERA-DEM Rauhes Hornkraut Enteromorpha ssp. ENTE-SSP Darmtang

Pflanzengesellschaften und - bestände Potamogetonetum pectinati Carst. 1955 - Kammlaichkraut-Gesellschaft Vom Kammlaichkraut (Potamogeton pectinatus) aufgebaut, teilweise mit Gemeinen Hornblatt (Ceratophylum demersum) vergesellschaftet, meistens aber reine Bestände . Das Kammlaichkraut weist eine breite ökologische Amplitude auf. Zannichellietum palustris (Baum. 1911) Lang 1967- Teichfaden-Gesellschaft Der Teichfaden (Zannichellia palustris) und das Kammlaichkraut (Potamogeton pectinatus) dominieren in dieser Gesellschaft. Ranunculetum baudotii Br.Bl. 1952 - Brackwasserhahnenfuß - Gesellschaft Eine Pflanzengesellschaft, geprägt durch den Brackwasser-Hahnenfuß (Ranunculus baudotii), immer vermischt mit Kammlaichkraut

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(Potamogeton pectinatus) und dazu noch Ähriges Tausendblatt (Myriophyllum spicatum) und Teichfaden (Zannichellia palustris). In dieser Gesellschaft treten viele Algen als Begleiter auf. Ruppietum maritimae Invers. 19934 - Meersalden Gesellschaft Eine Gesellschaft, bestehend aus Salden (Ruppia spec.), vermischt mit Kammlaichkraut (Potamogeton pectinatus) und diversen Makroalgen, insbesondere Armleuchteralgen. Najadetum intermediae (W. Koch 1926) Lang 1973 - Gesellschaft des Mittleren Nixkrautes Diese Gesellschaft wird durch das Nixkraut (Najas marina ssp. intermedia) bestimmt, vergesellschaftet mit Teichfaden (Zannichellia palustris), Ährigem Tausendblatt (Myriophyllum spicatum) und Kammlaichkraut (Potamogeton pectinatus). Das Nixkraut wird als gefährdet eingestuft. Potamogetonetum perfoliati W. Koch 1926 emend. Pass. 1964 - Gesellschaft des Durchwachsenblättrigen Laichkrautes Meist reine Bestände des Durchwachsenblättrigen Laichkrautes (Potamogeton perfoliatus). Potamogetonetum lucentis Hueck 1931 - Gesellschaft des Spiegelnden Laichkrautes Das Spiegelnde Laichkraut (Potamogeton lucentis) ist selten.

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Elodeetum canadensis Pign. 1953 - Wasserpest-Gesellschaft Massenhaft kann die Kanadischen Wasserpest (Elodea canadensis) in ausgesüßten Kanälen und kleinen Buchten aufgetreten. Ceratophylletum demersi (Soo 1927) Hild 1956 - Gesellschaft des Gemeinen Hornblatt Massenbestände des Gemeinen Hornblatts (Ceratophyllum demersum). Myriophyllo-Nupharetum lutea (W. Koch 1926) Hueck 1931 - Tausendblatt - Teichrosen - Gesellschaft See- und Teichrosen (Nymphaea alba und Nuphar lutea) prägen die Gesellschaft. Potamogeton pectinatus/Myriophyllum spicatum - Bestände - (Kammlaichkraut /Tausendblatt-Bestände) Eine Planzenzusammensetzung die oftmals angetroffen wurde, ausgedehnte Kammlaichkrautbestände vermischt mit Ährigem Tausendblatt, andere Arten kaum vorkommend. Zostera marina - Echtes Seegras Das Seegras besiedelte in lockeren Vorkommen ab 1,8 m Tiefe Rinnen und Senken von Laichschongebieten z.B. des Zicker Sees. Zostera noltii - Zwerg-Seegras Sehr gefährdeten Seegrasart, in Einzelfunden nachgewiesen.

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Fucus vesiculosus – Blasentang Der Blasentang bildet z.B. im Zicker See teilweise dichte Bestandsfelder. 3. Verteilung des Makrozoobenthos Anhand der vom Institut für Angewandte Ökologie Neu-Brodersdorf ermittelten Daten werden die Probenpunkte (Stationen) sowie qualitative und quantitative Daten zur Verteilung des Makrozoobenthos angegeben. 4. Verteilung der Fischlarven und des Fischlaiches Anhand der vom Fachbereich Biologie ermittelten Daten sind in den Karten die Schleppstrecken und -richtungen der Larvenhols sowie Kreisdiagramme, die die Menge und den Anteil der Fischlarven symbolisieren sowie Laichfunde angegeben.

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Resultate An dieser Stelle sollen hier beispielhaft die Ergebnisse der Unterwasservideokartierung des Zicker Sees dargestellt werden. Laichschonbezirk: Zicker See Morphometrische und topographische Angaben: ------------------------------------------------------------ Fläche (m²) : 1.570.333 ( 157 ha ) Umfang (m) : 5.737 Volumen (Mill. m³): 2,34 mittlere Tiefe (m): 1,5 maximale Tiefe (m): 4,0

Tiefenbereiche (m)

0,0 - 0,5 >0,5 - 1,0 >1,0 - 2,0 >2,0

Anteil (%) 24 31 33 12 Bei der videooptischen Erfassung und Tiefenkartierung des Zicker See betrug die Sichtiefe ca. 2 m. Tiefenprofil: Eine Fahrrinne, die in den See führt, zweigt am Eingang des Sees in Richtung Groß Zicker und Thiessow ab (2m Tiefe). Unmittelbar am Seeingang befindet sich eine ausgebaggerte Stelle mit einer Tiefe von 4 m.

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Substrat: Das Substrat des Sees besteht größtenteils aus schlickigem Sand (77%) und ab Tiefen > 2 m aus sandigem Schlick. Der Verschlickungsgrad des Sees ist nur gering (Karte 1, Seite xx). Makrophyten: Der See ist fast flächenddeckend mit Makrophyten bedeckt, nur die Fahrinne ist frei von Bewuchs. Zwei Pflanzengemeinschaften bestimmen die Zusammensetzung der Makrophyten. 1. Ruppietum maritimae Im Flachwasserbereich (< 0.5 m ) ist es die Ruppietum maritimae- Gesellschaft mit der Kennart Ruppia maritima (Strandsalde), durchsetzt mit Potamogeton pectinatus (Kammmlaichkraut). 2. Potamogeton pectinatus/Myriophyllum spicatum-Bestände Im tieferen Wasser sind es die Potamogeton pectinatus (Kammlaichkraut / Myriophyllum spicatum (Ähriges Tausendblatt), -Bestände. Der Brackwasserhahnenfuß (Ranunculus baudoti) kommt gleichfalls vor. Zu erwähnen sind noch die Algen Cladophora ssp., Ceramium diaphanum, Ulva lactuca (Meersalat), Enteromorpha ssp. (Darmtang), und Chaetomorpha ssp., die zerstreut im See vorkamen.

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Am Eingang des Sees, im Tiefenbereich über 2 m, tritt auch noch Zostera marina (Seegras) in kleinen Bewuchsflecken auf. Bemerkenswert ist das häufige Vorkommen von Fucus vesiculosus (Blasentang) im See, einem wichtigen Laichsubstrat für den Hering. Rund 30% der Gesamtbewuchsfläche entfallen auf den Blasentang. Teilweise bildete der Blasentang flächenddeckende Wiesen und kam sowohl im Flachwasserbereich, als auch in 2 m Tiefe vor (Karte 2, Seite xx). Makrozoobenthos Das Makrozoobenthos wird stückzahlmäßig von den Arten Hediste diversicolor, Theodoxus fluviatilis und Corophium volutator dominiert. Die durchschnittliche Individuenzahl betrug 6.666 Ind. / 100 m². Die aschefreie Trockenmasse (AFTM) betrug 19.250 mg / m². Die Arten Macoma baltica und Hediste diversicolor waren von der Biomasse her die dominanten Individuen. Die Abundanzen, die Biomasse und die Komposition des Makrozoobenthos deuten auf ein gesundes ökologisches Gleichgewicht hin (Karte 3, Seite xx). Fischlaich / Fischlarven Das Gebiet wurde im April bis Juni durch die Kollegen des Fachbereichs Biologie der Universität Rostock beprobt. Fischlaich wurde nur in ganz geringen Mengen gefunden. Die Ergebnisse der Fischlarvensurveys zeigen eine eindeutige Dominanz des 3-stachligen Stichlings Gasterosteus aculeatus, und verschiedener Grundelaartiger (Pomatoschistus spec.). Die Zielarten Barsch und Zander wurden nicht gefunden. Heringslarven (Clupea harengus) wurden nur in geringen Stückzahlen gefunden.

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Obwohl die ökologischen Bedingungen als sehr gut anzusehen sind, wurden Fischlaich kaum und Fischlarven auch nur in relativ kleinen Stückzahlen gefunden. Die Larvendichte bei den Grundeln betrug bis zu 50 Individuen / 100 m³ durchfischtem Wasservolumen, die beim 3-stachligen Stichling bis zu 27 Indiv. / 100 m³(Karte 4, Seite xx). Zusammenfassend kann eingeschätzt werden, daß der Zicker See sowohl vom Substrat her als auch von der Makrophytenverteilung und -abundanz ein intaktes Laichgebiet darstellt. Warum nur wenig Laich und relativ geringe Fischlarvenmengen vorgefunden wurden, kann nur vermutet werden. Für die Zielarten Zander, Barsch und auch für den Hecht waren die hohen Salinitätswerte für eine Reproduktion wohl zu ungünstig. Für den Hering, der seinen Laich bevorzugt an Makrophyten heftet, scheint das Gebiet ideal. Das Laichgebiet erfüllt seinen eigentlichen Zweck und sollte daher als Schutzgebiet erhalten bleiben. Literatur Barnes, H. Underwater television and research in marine biology,

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Bisherige Erfahrungen beim Einsatz der IOR-Jungfischreusenkette

Bernd Mieske Zusammenfassung

Über Verbreitung, bevorzugte Aufenthaltsgebiete und vertikale Migration von frühen Jungdorschstadien liegen nur geringe Informationen vor. Mit Grundschleppnetzen werden in bestandskundlichen Langzeituntersuchungen geringere Anzahlen früher Jungdorsche gefangen, als sich vom Auftreten höherer Altersgruppen ableiten läßt. Daher wurden Überlegungen zum fangtechnischen Erfassen dieser frühen postlarvalen Dorschstadien erforderlich. Es war zu prüfen, ob Jungdorsche der hier interessierenden Altersstadien Gewässerareale als Lebensräume bevorzugen, die aufgrund ihrer groben Bodenstruktur mit Grundschleppnetzen nicht befischbar sind. Untersuchungen mit einer speziellen Aalkorbkette konnten diese Vermutung nicht bestätigen. Der Fang kleiner Dorsche ( 5 bis 10 cm Totallänge) in repräsentativen Anzahlen gelang in Zeiträumen schwacher Reproduktion (1992, 1993) nicht. Als vergleichsweise sehr erfolgreich erwies sich dieses Fanggerät hinsichtlich des Meergrundelfanges.

Überlegungen zum Fang früher Jungfischstadien des Dorsches im Küstengebiet

Bei Bestandsuntersuchungen mit Grundschleppnetzen in der Ostsee werden Jungdorsche der Altersgruppen 0 und 1 in wesentlich geringerer Individuenzahl erfaßt, als aus dem Auftreten von Dorschen der Altersgruppe 2 zu erwarten wäre. Dieser Umstand ließ unter anderem vermuten, daß sich Dorsche früher Jungfischstadien in Grundbereichen aufhalten, die hinsichtlich ihrer Bodenstruktur den Einsatz von

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Grundschleppnetzen mit bodenschlüssigem Grundtau verbieten. Zu diesen Gewässerbodenarealen zählen die im Bereich Mecklenburger Bucht bis Rügen vorkommenden Steinfelder, die nur mittels passiver Fanggeräte befischbar sind. Es ergab sich die Aufgabe, den Fanggerätebestand des FFK „Clupea“ um entsprechend geeignete passive Fischereimöglichkeiten zu ergänzen. Das zu verwendende stehende Fanggerät mußte für erste Untersuchungen folgende Bedingungen erfüllen: 1. Eignung zum speziellen Fang von 3 bis 10 cm langen,

spindelförmigen Fischen auf verschieden strukturierten Bodengründen,

2. Einsetzbarkeit mit vorhandener Schiffskapazität unabhängig von der

Wassertiefe, 3. möglichst große geometrische Fangmaße bei Gewährleistung der Handhabbarkeit ohne zusätzliche Spezialausrüstung, 4. Ermöglichung eines einfachen Fangplatzwechsels, 5. Beibehaltung der Fangfunktion und Absicherung der

Überlebensfähigkeit der Fangobjekte über einen längeren Zeitraum bis zu einer Woche,

6. geringer Transport und Lageraufwand, 7. geringe Behinderung der Berufs- und vor allem Sportschiffahrt. Die letzte Bedingung stellte für das Untersuchungsprogramm kein unwesentliches Kriterium dar, da davon die Genehmigung von Fangplätzen auf möglichst vielen Stationen innerhalb eines kurzen Zeitraumes und eine möglichst geringe Havarieanfälligkeit abhing.

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Realisierung der Anforderungen durch IOR-Jungfischreusenkette

Unter Verwendung der Fischfanggeräteklassifikation (Bobzin; Finnern, 1975) sind die Bedingungen 1 und 5 nur durch die Hauptgruppe „Fallen“ erfüllbar. Aus dieser Gruppe wurde das bekannte Prinzip der Aalkorbkette ausgewählt, weil damit auch die rest-lichen Kriterien zu realisieren waren. Die Vorteile dieses Fanggeräteprinzips wurden vor allem darin gesehen, daß : • für eine Fangeinheit die Zweipunktverankerung ausreicht, wodurch

Handhabung (Aussetzen, Aufnehmen) und ein vergleichbar schneller Fangplatzwechsel innerhalb verschiedener Wassertiefen möglich ist, sowie die an der Wasseroberfläche schwimmenden Teile nur aus zwei kennzeichenbaren Anker - Schweken (Stangenbojen) bestehen,

• der Einsatz zwischen großen Steinen am Gewässergrund möglich ist und in der Fischereipraxis in entsprechenden Gebieten (z.B. nord - westl. Vilm) üblich war,

• entsprechend der Bügelhöhe und - Anzahl geringe Transport- und Lagerkapazität beansprucht wird,

• sich hinsichtlich der Längsabmaße unterschiedlich große Fangeinheiten zusammenstellen lassen.

Die im IOR konstruierte Jungfischreusenkette (Abb.1 und 2) besteht aus drei 8 m langen sechskehligen Mittelkörben, die durch vier jeweils 6 m lange Leitwehre untereinander und mit den beiden 6 m langen dreikehligen Endkörben zu einer Fangeinheit verbunden sind. In erster Version waren alle Bügel, einschließlich der Eingangsbügel mit 0,8 m Durchmesser kreisrund, um sich möglichst formschlüssig zwischen großen Steinen am Grund einlagern zu können. Nach erster Erprobung konnte festgestellt werden, daß kompakte Steinfelder im Untersuchungsgebiet selten sind und dieses Erfordernis nicht in dem vorgestellten Maße gegeben war.

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Abb. 1. Bauphase Jungfischreusenkette

Nunmehr konnte die Fängigkeit (feststellbar am Meergrundelfang) dadurch verbessert werden, daß vor alle Korbeingänge 1 m hohe und 1 m breite, flach am Grund aufliegende Bügel mit neuem, 0,5 m langem Eingangsbereich gesetzt wurden. Die Maschenweite in allen Leitwehren beträgt 10 mm, im vorgesetzten kurzen Eingangsbereich 14 mm, in den Körben, vom ersten bis zum dritten Haus abgestuft 10; 6 und 5 mm. Der Mascheneinstellungskoeffizient über dem Bügelumfang beträgt im nachgerüsteten Eingangsbereich am vorderen 1 m-Bügel 0,4; im hinteren Teil am 0,8 m-Bügel 0,3. Die kleinen Einstellungskoeffizienten wurden in Anbetracht der Kleinheit des Zielobjektes gewählt, um eine möglichst schmale Maschenform zu erzielen. Das übrige Netztuch der Körbe ist jeweils am Hauseingang mit 0,5 und am Hausende mit 0,4 eingestellt. Da im Untersuchungsgebiet ein hohes Fangaufkommen an Strandkrabben (Carcinus maenas) in Aalkorbketten auftritt, die sich schlecht durch die Kehlen schütteln lassen, sind nicht

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nur Mittelhäuser sondern auch die vorgelagerten Häuser mit Entnahmetüten versehen. Die Tüten sind so lang bemessen, daß sie mittels Achtknoten zu verschließen sind. Für die Entnahme von Strandkrabben waren sie im Querschnitt jedoch in der realisierten Version noch zu eng und müssen hinsichtlich des rechteckigen auf Schenkel geschnittenen Bodenausschnittes sowie hinsichtlich Maschenumfangs des Tütenschlauches doppelt so groß gestaltet werden.

Abb. 2. Bau Jungfischreuse auf dem Netzboden

Einsatzerprobung im Küstengebiet westlich Warnemünde

Die Einsatzerprobung der Reusenkette wurde von der damaligen WIP-Arbeitsgruppe „Unterwassertechnik“ (Klüber, U.; Kordian, A.; Koßmann, M.) durch Unterwasser-Videobeobachtung mittels unterschiedlicher Geräte, hinsichtlich des Auffindens von Steinfeldern und des Begutachtens des Reusenstandes sowie der Grundverhältnisse am Reusenplatz, maßgeblich unterstützt. Dadurch konnten

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technologisch verursachte anfängliche Fehler beim Setzen der Reuse erkannt und korrigiert werden. Für die Ankerleinen ist vorzugsweise geflochtenes Tauwerk zu verwenden, da bei Einleitung größerer Zugkräfte während des Aussetzprozesses gedrehte Leinen ihren Drall auf die Reusenkette übertragen. Dadurch können Leitwehre eindrehen und Körbe verkehrt aufliegen. Bewährt hat sich, die Ankerleinen mittels doppeltem Schotstek am zum Auge gelegtem Netzschlauch des Endkorbsteertes zu befestigen. Übliche Steertknoten rutschen bei dem kleinmaschigen, knotenlosen Netzmaterial ab.

Aussetzen und Aufnehmen der Reuse erfolgten sowohl mit dem flachbordigem Beiboot „Sprattus“ als auch mit dem FFK „Clupea“ in einem Wassertiefenbereich von 4,5 bis 26 m. Die Reusenkette wurde auf insgesamt 14 Positionen im Küstenbereich westlich Warnemünde bis Kühlungsborn eingesetzt. Nur 3 Positionen befanden sich in einem relativ dichtem Steinfeld vor Nienhagen, wo die Reusenkette zwischen und über Steingruppen hinweg bodenschlüssig positioniert werden konnte. Andere Reusenstandorte, die als bekannte „Hakerstellen“ mit Schleppnetzen nicht befischt werden, wiesen zwischen weit auseinanderliegenden großen Steinen glatten Sandboden auf. Während das Aussetzen problemlos erfolgte, war das manuelle Aufnehmen, insbesondere mit dem Kutter, beschwerlich (Abb.3). Die Schwierigkeiten resultieren aus dem hohen Freibord über das die Reuse gehoben werden muß, aus der Masse und den Wind- und Strömungswiderständen des Kutters, die zusätzlich zur Eigenmasse der Reuse beim Aufhieven überwunden bzw. gehalten werden müssen, wenn der Kutter beim Gegensteuern überklappt. Bei größeren Wassertiefen kam hinzu, daß ein beachtlicher Längen- und somit Masseanteil der Reusenkette durch den Wasserkörper gehievt werden mußte, im Gegensatz zu geringen Wassertiefen, wo ein Großteil der Reusenmasse beim Aufnehmen am Grund verbleibt und zu hievende Reusenlängen entsprechend kürzer sind.

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Abb. 3. Aufnehmen der Jungfischreuse an Bord FFK „Clupea“

Erste Schritte einer Teilmechanisierung (Abb.4) unter Verwendung des Vorschiffderricks, Kabelwinde sowie einer, alle Eingangsbügel der Reuse verbindenden, Hievleine brachten zwar spürbare Erleichterung, doch stellten, insbesondere in Anbetracht massenhaften Auftretens von Quallen im Reusenfang, noch keine endgültige Lösung dar. Die Einsetzbarkeit mit leichten Booten auf flachem Wasser ist jedoch kein Problem.

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Abb. 4. Aufnehmen der Jungfischreuse mit Hilfsmitteln (FFK „Clupea“)

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Vergleich zu anderen Fanggeräten

Im Vergleich zum Fang der Reuse, die im gleichen Gebiet auf unterschiedlichen Positionen über den jeweiligen gesamten Reisezeitraum ausgesetzt war, wurden Grundschleppnetzfänge mit der Aalzeese 18/24-16 (12 Schleppstunden) und der Jungfischzeese „UNI-Rostock“ (3,3 Schleppstunden) während der 12., 16. und 20. Reise des FFK „Clupea“ in den Zeiträumen 02.12.-18.12.1992; 23.03.-01.04.1993 und 30.09.-14.10.1993 durchgeführt. In Anbetracht des im Gebiet gehäuft abgelagerten Muschel - und Algensediments wurde das Aalschleppnetz nicht mit einer Steerteinlage versehen, die, wie Mittel- und Endkörbe der Reuse vergleichbar kleine Maschenweiten aufweist. Das Jungfischschleppnetz der Universität ist nur mit dem Beiboot „Sprattus“ einsetzbar und somit stärker von Witterungsbedingungen abhängig, als die mit dem Kutter einsetzbare Aalzeese. Die verwendete Aalzeese ist in den Maschenweiten -a- wie folgt abgestuft: Oberflügel: 20 mm, Unterflügel: 18 mm, Dach: 18 mm, Bauchstück: 16 mm, Trichterstück und Steert: 14 mm. Die Netzöffnung dieses Standardnetzes ist bei einer Schleppgeschwindigkeit von 2,8 kn und einer dabei realisierten Scherbreite von 68 m mit einem Stau von 2,3 m und einer Netzöffnungsbreite von 8,6 m angegeben (Lorenzen und Richter, 1991). Während der Untersuchungen wurde eine Schleppgeschwindigkeit um 3,2 kn realisiert. Mittels Messungen des Kurrleinenabstandes konnten unter Anwendung des Strahlensatzes jedoch nur 50 bis 56 m Scherbreite bei 200 m gesteckter Kurrleine und 18- 20 m Wassertiefe abgeschätzt werden , so daß anzunehmen ist, die angegebene Netzöffnungsbreite wurde nicht überschritten. Das Netz ist nach dem Mittellaschenprinzip mit Schenkelschnitten in der Länge der oberen und unteren Maulleinen aufgebaut. Zu beachten ist die dadurch bedingte, annähernd quadratische Maschenform im Flügelbereich, die ein Durchschlüpfen von Kleinfisch begünstigt.

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Das Jungfischnetz „UNI-Rostock“ ist dagegen ein Zweilaschennetz mit der Maschenweitenabstufung -a-: Ober- und Unterflügel, Dach und Bauchstück: 23 mm, Trichterstück: 9 mm, Steert: 5 mm. Insgesamt wurden im Untersuchungsgebiet vor Warnemünde bis Kühlungsborn mit diesem Fanggerätesortiment nur 31 Jungdorsche unterhalb 10 cm gefangen. Davon entfielen 16 Individuen auf den Aalzeesenfang und 15 auf die Jungfischreusenkette. Nur in der Reusenkette wurden Dorsche unterhalb 5 cm Totallänge gefangen. Die Jungfischzeese erbrachte keinen Dorsch. Während das Fangaufkommen an kleinem Jungdorsch in den Jahren 1992-1993 mit schwacher Reproduktion enttäuschend war, sind jedoch die in der Individuenzahl repräsentativen Gobioidae-Fänge zu beachten. Meergrundeln (hier vorwiegend Gobius minutus und Gobius flavescens) und frühe Jungdorsche weisen in der Seitenansicht einen ähnlichen spindelförmigen Körper und gleiche Längsabmaße von 3 bis 7 cm auf und sollten, entsprechend ihrer Häufigkeit, gleichermaßen gut gefangen werden können. In 3 der insgesamt 20 Aalzeesenhols befanden sich 270 Meergrundeln. Alle 5 Jungfischzeesenhols enthielten Gobiden, insgesamt 200 Individuen. Mit der Jungfischreusenkette wurden in insgesamt 606 h Standzeit 1386 Meergrundeln gefangen. Informationen zu Positionen der Zeesenhols, der Reusenstandplätze sowie der Fangzusammensetzungen sind im IOR in den entsprechenden Reiseberichten in Karten und Tabellen enthalten. Die geringe Fangmenge an Jungdorsch lieferte insgesamt keinen Ansatz zur Bestätigung der Annahme, daß sich die gesuchten Jungdorsche vorzugsweise in steinigen Grundgebieten aufhalten, da alle auf glattem Sandboden in küstenferneren Gebieten gefangen wurden. Beachtenswert ist daher, daß im Zeitraum der 20. Reise der „Clupea“, Oktober 1993, im Breitling (Unterwarnow, nördlich Überseehafen) in kommerziellen Aalreusen größere Anzahlen kleiner Dorsche in 2 bis 2,5 m tiefem Wasser gefangen wurden. Nach einer Standzeit von 5 Tagen wurden einer Flügelreuse (1,5 m hoch) 36 Dorsche entnommen, davon wiesen aber nur 3 Individuen eine Länge unterhalb 10 cm auf, die

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restlichen waren 11 bis 17 cm lang. Im Gegensatz zum Fang aus der Jungfischreusenkette war kein Dorsch unter 5 cm. Eine Aalkorbkette im gleichen Gebiet mit gleicher Standzeit enthielt nur 6 Jungdorsche von 11 bis 17 cm Länge. Östlich der Warnemünder Ostmole am Außenstrand gestellte Aalkorbketten enthielten zu diesem Zeitpunkt, Oktober 1993, keinen Jungdorsch.

Kurzzeitig wurde die Warnemünder Dorschzeese während der 23. Reise des FFK „Clupea“ im Zeitraum 25.11. bis 01.12.1993 für die Gewinnung von Probenmaterial an frühen Jungdorschen ohne gleichzeitigen Vergleich zu anderen Fanggeräten eingesetzt. Das Standardnetz Warnemünder Dorschzeese ist ein Zweilaschennetz aus auch im Flügel- und Vornetzbereich kongruenten Ober- und Unterblättern. Die Maschenweitenabstufung beträgt ohne Berücksichtigung der in Surveys üblichen Steerteinlage: Flügel, Bauch- und Trichterstück a= 60 mm, Tunnel a= 50 mm und Steertmaschenöffnung i= 105 mm. Die Netzöffnungsparameter sowie die realisierte Schleppgeschwindigkeit entsprechen denen der Aalzeese. Fänge in insgesamt 8 Schleppstunden mit der Warnemünder Dorschzeese mit Heringssteerteinlage (Maschen-öffnung i= 32 mm) Ende November bis Anfang Dezember 1993 erbrachten auf gleichen Schleppstrichen einen höheren Ertrag an Jungdorsch als die Aalzeese in den ersten 14 Tagen des Oktobers 1993. Jungdorsche im Zielgrößenbereich 5 bis 10 cm Totallänge wurden jedoch mit der Dorschzeese auch nur mit einer Anzahl von 11 Individuen gefangen. Das entspricht 2,44% der in diesen 8 Schleppstunden mit der Dorschzeese gefangenen Individuen von 5 bis 17 cm. Dazu muß bemerkt werden, daß zum Einsatzzeitpunkt der Dorschzeese die fischereiliche Situation hinsichtlich der Schleppnetzfischerei im Gebiet insgesamt besser war, als zu den Zeiträumen der Aalzeeseneinsätze. Es wurde, sicher den schlechten Nachwuchsjahrgängen im Untersuchungszeitraum geschuldet, insgesamt sehr wenig früher Jungdorsch am Grund gefangen. Die Reusenkette erzielte im Vergleich

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zu den Schleppnetzen die gleichen Abundanzen aber insgesamt die kleinsten Individuen. Künftige Einsatzmöglichkeit Aufgrund des geringen Fangertrages hinsichtlich des Zielobjektes gemessen am Aufwand wurden diese Untersuchungen im Gebiet seinerzeit vom Institut für Ostseeforschung eingestellt. Im Hinblick auf die qualitative und quantitative Bestimmung der Arten, die durch das künstliche Riff des Vereins Fisch und Umwelt e.V. konzentriert werden, lohnt der erneute Einsatz der Reusenkette. Unterwasser-videoaufnahmen dokumentieren an diesem Riff genau jene Arten, für die sich die Reusenkette als erfolgreiches Fanggerät erwiesen hat. Das Institut für Ostseefischerei ist an Daten zum Vorkommen von frühen Jungdorschen interessiert. Hier besteht die Möglichkeit über einen längeren Zeitraum im Jahr das Auftreten und das Wachstum von Jungdorsch zu verfolgen, die gefangenen Individuen zu konservieren und der Altersbestimmung zuzuführen. Im Juni erfolgen im Gebiet des künstlichen Riffes auch Fangeinsätze mit FFK „SOLEA“ auf frühe pelagische Reproduktionsstadien des Dorsches. Dadurch besteht die Möglichkeit eines Vergleiches zum Vorkommen von pelagischen und grundnahen Reproduktionsstadien. Aus der Sicht des IOR ist es demnach von Interesse, wenn die Reusenkette ab Juni eingesetzt wird. Am 11. und 12.06.97 wurden vor der Bukspitze-Kühlungsborn auf 20 bis 26 m Wassertiefe in 10 bis 12,5 m Fangtiefe mit dem Jungfisch- IKMT der „Solea“ Jungdorsche von 24 bis 54 mm Länge mit einer Effektivität von 6,4 Individuen pro geschleppter Minute (384 Ind./h) gefangen. Die Stadien über 43 mm kamen im Fang vergleichsweise selten vor. Es ist daher anzunehmen, daß bereits Jungdorsche zur grundnahen Lebensweise übergegangen sind. Es wird vorgeschlagen, die bisher 60 m lange Reusenkette zu teilen, um die technologische Handhabung zu erleichtern, sowie riffnahe als auch riffferne Standorte gleichzeitig untersuchen zu können, damit der ökologische Effekt des künstlichen Riffs verdeutlicht werden kann.

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Eine Schwierigkeit beim längeren Unterwassereinsatz von Netzgebilden ergibt sich durch den marinen Bewuchs. Daher muß die Reusenkombination periodisch ausgespritzt werden. Dafür eignet sich ein Hochdruckreiniger, wie er im IOR verfügbar ist.

Abb. 5. Artenspektrum Junfischreusenkette, hauptsächlich Gobioidae

Auf den Fotos 5 und 6 sind beispielhafte Fangzusammensetzungen der Jungfischreusenkette dokumentiert. Es muß auch in der Reuse mit driftendem Sediment und Quallen im Fanggut gerechnet werden. In den Fertigungsskizzen Abb. 7 bis 11 sind die einzelnen Komponenten Mittelkorb, Endkorb, Leitwehr der IOR-Jungfischreusenkette dargestellt. Diese Komponenten können den Anforderungen entsprechend zu einem Fanggerät komplettiert werden.

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Zwei Endkörbe mit einem Leitwehr verbunden stellen die kleinstmögliche Fangeinheit dar. In Abb.7 ist das zu verwendene Sortiment und die Anordnung der Bügel sowie die Maschenweitenabstufung am Beispiel des aktualisierten Mittelkorbs veranschaulicht. Bis auf den abgebildeten Bügel 100F sind alle Bügel kreisförmig und handelsüblich. Die in Abb.8. - 11. dargestellten Zuschnitte der Häuser, Endkörbe und Entnahmetüten enthalten erforderliche Verbesserungen und Vereinfachungen, die sich aus der Einsatzerprobung ergaben.

Abb. 6. Artenspektrum Junfischreusenkette, Gobioidae, Cyprina islandica, Mytilus edulis, Zoarces viviparus, Agonus cataphractus L. Zostera marina

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Literatur Bobzin, W., Finnern, D., 1975. Fangtechnik, 16-22, 327-335, 1975 Lorenzen, U., Richter, U., 1991. Kurzbericht zu den technischen Erprobungen des

Aalgrundschleppnetzes AG 18/24 - 16, 1-3, 1991 Mieske, B., Böttcher, U., 1992. Bundesforschungsanstalt für Fischerei,

Jahresbericht, 35, 1992 Stengel, H., 1979. Theorie und Entwerfen von Fanggeräten der Küsten- und

Binnenfischerei, Fischereiforschung, 17.Jahrg., Heft 1, 26, 1979 Anlage: Netzzeichnungen der IOR - Jungfischreusenkette

Abb.7. Leitwehr, Bügelanordnung und Maschenweitenabstufung

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Abb. 8. Zuschnitt Haus 1

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Abb. 9. Zuschnitt Haus 2

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Abb. 10. Zuschnitt Haus 3

Abb. 11. Kehlenformen

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Forschungstauchen in Mecklenburg - Vorpommern

Dr. G. Niedzwiedz Zusammenfassung

Dem Tauchen für wissenschaftliche Zwecke kommt eine große Bedeutung als Methode in der Meeresforschung zu. Infolge personeller Engpässe nach 1990 war es sinnvoll, die Ausbildung von Forschungstauchern in Rostock (wieder) aufzunehmen; sie ist bisher einzigartig in den Neuen Bundesländern. Ausgehend von der Definition des Forschungstauchens ergeben sich Pflichten und Verantwortlichkeiten für diejenigen, die Forschungstauchereinsätze anweisen bzw. leiten. Die Zielstellungen beim Forschungstauchen können sehr verschieden sein; einige der gebräuchlichsten Methoden werden diskutiert. Ausgewählte Beispiele verdeutlichen Einsatzbedingungen und typische Aufgaben der Forschungstaucherei in M-V. Forschungstauchen heißt Arbeiten unter hyperbaren Verhältnissen, aus denen spezifische Gesundheitsgefährdungen für die Taucher entstehen. Die Internationalisierung der Meeresforschung läßt zunehmend den Einsatz multinationaler FT-Gruppen erwarten, so daß es abgestimmter und international anerkannter Richtlinien bei deren Ausbildung und Einsatz bedarf.

Einleitung

Tauchen für wissenschaftliche Zwecke wurde bereits im vorigen Jahrhundert betrieben und als sehr vorteilhafte Methode u.a. für zoologische Zielstellungen angesehen: Anton Dohrn, Leiter der zoologischen Station Neapel, führte 1878 im Kieler Hafen den ersten wissenschaftlichen Tauchversuch in Deutschland durch. Infolge der noch schweren und unhandlichen Gerätetechnik dauerte es jedoch bis zur Wiedererfindung des lungenautomatischen Prinzips und seiner

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technischen Umsetzung (1944) bei Leichttauchgeräten, um der Tauchmethode seitens der Wissenschaftler breitere Akzeptanz zu verschaffen. J.Y. Cousteau und H. Hass, 2 Tauchenthusiasten, gelang es in den letzten 50 Jahren, dem wissenschaftlichen Tauchen weltweite Popularität zu verschaffen. Heute gehen Schätzungen von ca. 150.000 Forschungstaucheinsätzen pro Jahr aus.

Inzwischen ist die Tauchtechnik auf einem derartigen Niveau, daß eine komplette Ausrüstung bereits für weniger als 5 TDM käuflich erworben und diese auch ohne fremde Hilfe benutzt werden kann. Zum Vergleich sei erwähnt, daß der schwere Helmtaucher allein zum Anziehen des Anzuges Unterstützung von 4 kräftigen Personen benötigt! Aufgrund dieser Situation und der Möglichkeit, weltweit zu reisen, hat sich Tauchen zum Massensport entwickelt und einen hohen kommerziellen Stellenwert im Tourismusgeschäft bekommen. Die Folge davon ist eine schier unübersehbare Anzahl von Tauchverbänden mit entsprechenden Tauchschulen und Ausbildungsangeboten. Die Ausbildungsanforderungen und der geforderte Sicherheitsstandard sind dabei jedoch sehr unterschiedlich.

Spätestens seit die ersten Sporttaucher bei der Ableistung wissenschaftlicher Aufgabenstellungen tödlich verunglückten (1 Student 1962 in der Eckernförder Bucht, 2 Studenten 1969 vor Helgoland) wurde die Frage nach Unfallverhütungsvorschriften für wissenschaftliche Schwimmtaucher öffentlich gestellt und diskutiert. Auch heute noch werden durch den Versicherer des VDST (=Verband Deutscher Sporttaucher), dem Gerling-Konzern Tauchunfälle bei beruflich bedingten Aktivitäten ausdrücklich von der Versicherung ausgeschlossen!

Im östlichen Teil Deutschlands war es Sporttauchern bis 1990 generell untersagt, wissenschaftliche UW-Tätigkeiten auszuüben. Wissenschaftliches Tauchen unterlag ausschließlich der Zuständigkeit

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leichter Schwimmtaucher, deren Ausbildung nach den Standards der Berufstaucherei (TGL 30578, TGL 30886) erfolgte. Im westlichen Teil Deutschlands wurde 1970 auf Empfehlung der Senatskommission der DFG ein spezielles Gremium gegründet, das die konkreten Interessen der Meeresforschung bei der Erarbeitung von Richtlinien für den Einsatz von Forschungstauchern, ZH 1/540" durch die Versicherungsträger vertrat.

Diese Richtlinien, deren aktuelle Ausgabe aus dem Jahr 1988 stammt, regelt sowohl den Einsatz von Forschungstauchern als auch deren Ausbildung. Die wissenschaftlichen Schwimmtaucher der DDR mußten ihre taucherischen Aktivitäten ab 1990 dieser Richtlinie anpassen und ihre Kenntnisse und Fertigkeiten in einer neuerlichen Prüfung vor der Prüfungskommission der Tiefbau-BG nachweisen. Auch dieser Umstand beförderte die Abnahme der personellen Kapazität an Forschungstauchern in der Zeit unmittelbar nach 1990 in Mecklenburg-Vorpommern. Die Bearbeitung bestimmter Meeresforschungsprojekte war damit in einem gewissen Maß behindert: entweder mußten ortsfremde Forschungstauchergruppen aus anderen Bundesländern oder kommerzielle Tauchunternehmen angefordert werden. Der Gedanke lag nahe, die Forschungstaucherausbildung in Rostock wiederzubeleben, um mit eigenem wissenschaftlichen Personal flexibel und effektiver unter Wasser wissenschaftlich arbeiten zu können. Forschungstaucherausbildung ist kosten- und personalaufwendig. Keine der großen wissenschaftlichen Institutionen in M-V konnte (und wollte) allein diese Qualifizierung übernehmen. Zudem waren verwaltungstechnische Probleme bei der Finanzierung entsprechender Kurse hinderlich. Als praktikabel erwies es sich, die Durchführung der Forschungstaucherausbildung an der Weiterbildungsgesellschaft der Universität Rostock e.V. (WBG) anzusiedeln und mit der Ausbildung erfahrene Wissenschaftler und Mitarbeiter mit Forschungs- und Berufstaucherqualifikation aus dem Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) und der Universität Rostock zu beauftragen (Abb. 1).

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Im Jahre 1995 spendete die Dräger-Werk-AG Lübeck für die Unterstützung der Forschungstaucherausbildung in Rostock 10 komplette Leicht-Tauchgeräte, womit die Realisierung des Vorhabens sehr befördert wurde. Seit Zulassung der WBG als Forschungstaucherausbildungsbetrieb durch die Tiefbau-BG wurden in bisher 3 Kursen insgesamt 32 Wissenschaftler und Studenten ausgebildet (Tab. 1).

Die Bewerberzahl für die jährlich stattfindenden Kurse nimmt ständig zu. Die Ausbildung zum Forschungstaucher umfaßt insgesamt 240 Stunden; davon sind 20h Schwimm- und Geräteausbildung in der Schwimmhalle und 30 Tauchstunden im Freiwasser bis max. 30m Wassertiefe zu absolvieren. Den Abschluß des über 7 Wochen laufenden Kurses bildet eine 2-tägige Prüfung vor der Prüfungskommission der Tiefbau-BG.

Was ist ein Forschungstaucher?

Forschungstaucher sind Wissenschaftler, die unter Wasser Forschungsaufgaben bearbeiten, für die spezielle wissenschaftliche Kenntnisse erforderlich sind, bei denen handwerkliche Tätigkeiten nur hilfsweise angewandt werden und die keine gewerbliche Zielstellung haben . Als Forschungstaucher sind vom Unternehmer (=Institutsleiter, Projektleiter u.ä.) nur Versicherte einzusetzen, -die einen Qualifikationsnachweis des Geprüften Forschungstauchers gemäß ZH 1/540 besitzen. -die einen gültigen tauchmedizinischen Tauglichkeitsbescheid eines ermächtigten Taucherarztes nachweisen können (G31 - Grundsatz Druckluft). -deren Trainings- und Ausbildungszustand den Einsatzanforderungen entsprechen.

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Was folgt daraus?

Vom Unternehmer darf kein Sporttaucher eingesetzt werden, es sei denn, er erfüllt zusätzlich die o.g. Bedingungen! Gleichzeitig wird deutlich, daß ein Forschungstaucher in erster Linie Wissenschaftler ist, der sich durch die Tauchmethode seinem wissenschaftlichen Ziel nähert; er ist nicht willkürlich durch einen Berufstaucher ersetzbar, dem der wissenschaftliche Inhalt der Arbeitsaufgabe in der Regel nicht klar genug ist. Andererseits wird nicht derjenige gleich zum Wissenschaftler, der tauchenderweise vermeintliche wissenschaftliche Tätigkeiten ausübt und sich Forschungstaucher nennt (einige Sporttaucherverbände bieten bereits ein Sonderbrevet Forschungstaucher an). Die Charakterisierung des Forschungstauchers impliziert Pflichten des Unternehmers. Dazu gehören u.a.: -Die Versicherung des Forschungstauchers -Einsatz qualifizierten Personals und vollständiger Tauchergruppen -Die Bereitstellung einer Mindestausrüstung (Tauchgerät, Schutzbekleidung gegen Unterkühlung und Verletzungsgefahren, Signal- und Telefonleitung, Tauchermesser, Gewichtsgürtel und Rettungsgerät) für jeden Taucher und Reservetaucher. -Die Bereitstellung zusätzlicher Sicherheitsausrüstung bei besonders erschwerten Bedingungen. -Sicherstellung des Transportes von Tauchern zur Rekompressionsbehandlung nach einem spezifischen Taucherunfall. -Das Vorhandensein der für den Taucheinsatz erforderlichen medizinischen und technischen Unterlagen an der Arbeitsstelle.

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-Bestimmung eines Tauchereinsatzleiters. Der Tauchereinsatzleiter hat alle konkreten Maßnahmen einzuleiten, um den Tauchgang abzusichern. Die Verantwortlichkeiten sind im Einzelnen in der ZH 1/540 festgelegt. Es werden die Bedingungen exakt vorgeschrieben, unter denen die Berufsgenossenschaften bereit sind, Forschungstauchereinsätze zu versichern. Mit anderen Worten: Wird durch grob fahrlässige Nichtwahrnehmung oder Verletzung der entsprechenden Bestimmungen ein Tauchunfall begünstigt oder verursacht, muß damit gerechnet werden, daß seitens der Versicherung der Verantwortliche für den eingetretenen Schaden bzw. für dessen Behebung mit oder allein haftbar gemacht wird. Dazu kommen strafrechtliche Konsequenzen, z.B. bei Personenschäden infolge grober Fahrlässigkeit. Da der Tauchereinsatzleiter zumeist selbst ausgebildeter Forschungstaucher ist, sind ihm die aufgeführten Probleme bekannt; der Unternehmer dagegen erkennt seine Verantwortlichkeit aufgrund mangelhafter Information aber auch manchmal infolge von Ignoranz nicht immer. Die Folge davon sind nicht selten Wünsche an bekanntermaßen tauchende Wissenschaftler in folgender Form: Du kannst doch tauchen. Schau doch mal schnell ... . D.h. es muß klar sein, daß Forschungstauchereinsätze - ausschließlich innerhalb wissenschaftlicher (Drittmittel)-Projekte geplant und finanziert werden müssen. - personell und materiell entsprechend geltender Richtlinien abzusichern sind. - nur dann planbar sind, wenn die Arbeitsaufgabe (Kompliziertheit, Zeitbedarf und zu erwartende körperliche Belastung) und die Arbeitsbedingungen (Tiefe, Sichtverhältnisse, Wassertemperatur, Strömung) exakt benannt werden können und innerhalb akzeptabler Toleranzen liegen. Schlußfolgernd hat der Projektverantwortliche über ein Mindestmaß an Kenntnissen zu verfügen, die für den Einsatz von Wissenschaftstauchern unabdingbar sind, auch wenn er selbst niemals

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Tauchen will oder kann! Auf einige Probleme, Schwierigkeiten und potentiellen Gefährdungen will der Autor im Folgenden eingehen.

Zielstellungen beim Forschungstauchen

Forschungstauchen findet Anwendung bei naturwissenschaftlichen, technischen und archäologischen Projekten. Die zumeist gestellten Aufgaben und Ziele sind: 1. Beprobung des Meeresbodens oder der Wassersäule

Das bedeutet Sammeln von Makrophyten, Sedimentproben, Meeresorganismen, geologisch relevante Proben etc.. Dazu werden vom Forschungstaucher bestimmte Hilfsmittel (u.a. Stechrohre, Sammelbehälter, Saugeinrichtungen, Wasserschöpfer) eingesetzt. Deren Handhabungstech-nologie ist Bestandteil einer wissenschaftlichen Methodik und kann maßgeblich das Ergebnis bestimmen. Deshalb muß sie trainiert werden, in jedem Fall ist mit großer Sorgfalt vom Taucher zu verfahren.

2. Beobachten und Dokumentieren

Der Mensch fungiert als komplexer Sensor. Er beobachtet nicht nur optisch, sondern registriert gleichzeitig auch die Umgebungsbedingungen. Er kommt vor Ort bereits zu bestimmten Schlußfolgerungen, weil er in der Lage ist, Wesentliches zu abstrahieren. Diese Vorgehensweise kennzeichnet auch sein Verhalten beim Dokumentieren (Vermessen, Aufzeichnen, Fotografieren, Filmen). Es ist einleuchtend, daß der Wissenschaftler anderen Dingen Aufmerksamkeit schenkt, als der Nichtwissenschaftler, wodurch sich Forschungstaucher vom Sport- oder reinen Berufstaucher unterscheiden. Die Fähigkeit zum Beobachten und Dokumentieren unter Wasser verlangt vom Forschungstaucher einen Ausbildungsstand, der es ihm erlaubt, sich auf seine Aufgaben zu konzentrieren. D.h. Probleme beim Austarieren in einer bestimmten Tiefe, konditionelle Probleme beim

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Tauchen in Strömungen, Unterkühlung durch unzureichende Ausrüstung usw. werden ihn beim Erfüllen seiner Aufgaben behindern.

3. Technische Unterwasserarbeiten

Sie stellen manchmal den Forschungstaucher vor die Aufgabe, eigentlich nur im Ausnahmefall gestattete handwerkliche Tätigkeiten ausführen zu müssen. Die Praxis sieht nun einmal so aus, daß die im Rahmen von Forschungsprogrammen anfallenden Montage- und Installationsarbeiten nur selten einer kommerziellen Taucherfirma übertragen werden, zumal wenn keine besondere Technik erforderlich ist oder extreme Belastungen zu befürchten sind. Der Forschungstaucher muß deshalb neben seiner wissenschaftlichen Methode auch im Umgang mit einfachen Werkzeugen, Leinen und Auftriebshilfen geschult sein. Dabei darf von den Verantwortlichen nicht vergessen werden, daß die verwendete Ausrüstung u.U. der Belastbarkeit Grenzen setzt (Atemwiderstand bei steigendem Luftverbrauch) oder die Leistungsfähigkeit von Tauchern mit zunehmender Wassertiefe abnimmt: Physiologische Untersuchungen belegen, daß in 30m Wassertiefe das verfügbare Arbeitsvermögen infolge der zu verrichtenden Atemarbeit auf ca. 50% absinkt!

4. Unterwasserarchäologie

Diese wird vielfach vom Laien vereinfacht als Schatztaucherei angesehen. Dabei wird völlig übersehen, daß der UW-Archäologe zumeist unter sehr schwierigen Bedingungen und mit außerordentlich großer Sorgfalt arbeiten muß. Archäologische Methoden sind oft kompliziert bei ihrer Ausführung und dienen dem Ziel zu verhindern, daß historisch wertvolle Informationen verloren gehen - der Laie beherrscht diese Methoden nicht! Häufig sind archäologische Untersuchungen mit Ausgrabungs- und Saugarbeiten verbunden. Aufgrund des dabei aufgewirbelten Sediments sind dabei blindes Tauchen und eine eingespielte Kommunikation erforderlich. Jede Art

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von bereits erwähnter UW-Forschungsarbeit ist bei uw-archäologischen Projekten manchmal über sehr lange Zeiträume erforderlich. Aus diesem Grund bestehen Teams von UW-Archäologen aus relativ vielen Personen, die jedoch ausbildungsmäßig, charakterlich und in ihrer wissenschaftlichen Vorbildung sehr unterschiedliche Voraussetzungen mitbringen. Forschungstauchen stellt nicht nur eine physisch anspruchsvolle Tätigkeit dar, sondern kann u.U. auch zu psychologischen Problemen (nicht nur im Wasser) führen!

Woran arbeiten die Forschungstaucher in Mecklenburg-Vorpommern?

Stellvertretend seien nur einige Aufgaben genannt, die zum Einsatz von Forschungstauchergruppen in M-V in jüngster Vergangenheit geführt haben. Entsprechend seines wissenschaftlichen Profils werden naturgemäß ein Großteil der Forschungstaucheinsätze vom Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) vorgenommen. Dabei kommen mehr und mehr ausgebildete Forschungstaucher auch aus anderen Bereichen der Universität Rostock und M-V zum Einsatz.

1. Erforschung von Mangankrustenfelder in der Mecklenburger Bucht

Verantwortlich: IOW Tauchtiefe 19 - 22m, Wassertemperaturen 4-9°C, keine Strömung,

Sichtweiten 3-5m Aufgaben:

Foto- und Videodokumentationen Markierungsarbeiten, Ausbringen von Erprobungsträgern Sammeln von Steinen mit Fe-Mn-Krusten Stechrohrarbeiten Biologische Beprobung

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2. Betreiben des Meßmastes (IOW) auf der Darßer Schwelle Verantwortlich: IOW Tauchtiefe 22m, Wassertemperaturen <10°C, Strömung bis 1m/s,

Sichtweiten 2-15m Aufgaben:

Montage- und Installationsarbeiten (z.B. Umlegen und Aufrichten des Meßmastes bei und nach Eisgefahr) Techn. Kontrollarbeiten einschl. Videodokumentationen Bergungsarbeiten (Suchen von verlorenen Ausrüstungsteilen) Kontrolle der Arbeitsweise von wiss. Geräten

3. Betreuung der ODAS-Meßtonne vor Usedom Verantwortlich: IOW Tauchtiefe 16m, Wassertemperaturen 5-15°C, Strömung bis 0,5m/s, Sichtweiten 1-5m Aufgaben:

Unterstützung beim Aussetzen und Bergen wissenschaftlicher Gerätschaft Stechrohrarbeiten, Sedimentbeprobung Kontrolle der Bojenverankerung Videodokumentationen Spezielle Probennahme mit Saugeinrichtungen für fluffy Layer

4. Aufbau und Betreuung des künstlichen Riffes vor Nienhagen Verantwortlich: Verein Fisch und Umwelt M-V e.V. Tauchtiefe 12m, Wassertemperatur 8-20°C, Strömung bis 0,5m/s,

Sichtweiten 0-15m

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Aufgaben: Aufbau des künstlichen Riffes aus Beton-Einzelröhren Ausbringen künstlicher Seegraswiesen Video- und Fotodokumentationen Beprobung des Sedimentes und des Wasserkörpers Sicherungsarbeiten mit Leinenmaterial

5. Untersuchung neuer Reusenkonstruktionen im Binnensee Verantwortlich: Universität Rostock Tauchtiefe 3-7m, Wassertemperatur 3°C, keine Strömung, Sichtweiten

0-3m Aufgaben:

Kontrolle der korrekten Reusenauf- und einstellung Videodokumentation

6. Archäologische UW-Arbeiten (z.B. Gellen-Wrack 1997) Verantwortlich: Landesamt für Boden - und Denkmalpflege Tauchtiefe 3m, Wassertemperaturen 5-20°C, leichte Strömung,

Sichtweiten 0-7m Aufgaben:

archäologische Vermessung, Sicherung und Dokumentation des Fundortes Kartierungsarbeiten Film- und Videodokumentation Bergen der Wrackteile in reproduzierbarer Form

Besondere Gefährdungen beim Tauchen

Im Folgenden geht es nicht um die Tatsache, daß bei jeglicher Art von Arbeit, insbesondere beim Arbeiten auf einem Schiff Unfallmöglichkeiten vorhanden sind. Beim Tauchen liegen aufgrund

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des erhöhten Umgebungsdrucks in der Tiefe darüberhinausgehende besondere Gefährdungspotentiale vor; der Schadensfall wäre dann eine spezifische Taucherkrankheit bzw. ein Taucherunfall.

1. Gefährdungen durch zu hohen Umgebungsdruck

In unseren Breiten nimmt der hydrostatische Druck im Wasser je 10m Wassertiefe um ca. 1bar zu. Physiologisch unabdingbar ist die Notwendigkeit, Atemgas zu atmen, dessen Druck dem Umgebungsdruck entspricht. Aus Kostengründen wird bei fast allen Forschungstauchereinsätzen normale Luft als Atemgas verwendet (andere Atemgase sind nur mit einer Sondergenehmigung und mit spezieller Technik verwendbar). Luft besteht zu 21% aus Sauerstoff und 79% Stickstoff. Der Teildruck dieser Gasbestandteile entspricht ihrem Volumenanteil, d.h. in normobarer Luft ist pO2=0,21bar und pN2=0,79bar. Der Teildruck der Bestandteile des Einatemgases erhöht sich mit zunehmender Wassertiefe im gleichen Verhältnis wie der Wasserdruck. Es ist bekannt, daß das Atmen von Stickstoff-Sauerstoffgemischen (Nitrox) dann zu Problemen führt, wenn der Gas-Teildruck des Sauerstoff oder Stickstoffs und die Dauer der Einwirkung kritische Werte überschreitet. Die entsprechende Vergiftungserscheinung beim Überschreiten des Stickstoffpartialdruckes wird als Tiefenrausch bezeichnet. Ebenso kann sich ein Taucher mit Sauerstoff vergiften ! Je nach Tiefe und Atemgaszusammensetzung entstehen somit Gefahren für den Taucher (krampfartige Anfälle, Verlieren der Kontrolle, Bewußtseins- und Orientierungsverlust etc.). Jeder Forschungstaucher erfährt in seiner Ausbildung von dieser Problematik. Andere Personen jedoch fordern oder planen u.U. aus Unkenntnis unrealistische Arbeitstiefen und -zeiten! Die maximal erlaubte Arbeitstiefe für den Forschungstaucher ist 50m.

2. Gefährdungen durch zu niedrigen Umgebungsdruck

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Nach dem Abtauchen (Kompressionsphase) tritt beim Atmen von Preßluft ein Defizit an Gasdruck in den menschlichen Geweben bzgl. des Gasdruckes im Einatemgas auf. Während der Sauerstoff als biologisch aktives Gas an den Stoffwechselprozessen teilnimmt und damit teilweise verbraucht wird, kommt es beim Stickstoff als inertem Gas durch Diffusionsprozesse zu einer Aufsättigung in den Geweben. Sättigung bedeutet Konzentrationsausgleich, d.h. der Gasdruck im Gewebe entspricht zunehmend dem Gasdruck in der Einatemluft. Die Konzentration von Stickstoff im Gewebe ist demnach eine Funktion der Zeit und der Tiefe. Umgekehrt entsteht beim Auftauchen (Dekompressionsphase) eine Übersättigung der Gewebe mit Inertgas. Im Normalfall, d.h. bei entsprechend langsamer oder stufenweiser Drucksenkung kann durch Abatmen des überflüssigen Stickstoffes der Konzentrationsausgleich wiederhergestellt werden. Der Inergas-Gewebedruck hinkt also stets dem Inertgasdruck im Einatemgas hinterher, wie aus Abb. 2 schematisch hervorgeht. Erfolgt nun der Aufstieg zu schnell (Umgebungsdruck ist zu gering), bilden sich entsprechend des Boyle-Mariotteschen Gesetzes aus den anfänglich kleinen Stickstoffbläschen größere Gasblasen, die je nach Größe (R>Rkrit) und Ort ihres Auftretens zu Schmerzen bis hin zu kompletten Funktionsausfällen (Lähmungen) beim Taucher führen können. Der Tauchmediziner spricht von der Dekompressionskrankheit (DCS). Verunfallte Taucher müssen in jedem Fall in einer Druckkammer medizinisch behandelt werden. Die anzuwendenden Heilrekompressionsverfahren sind außerordentlich langwierig und teuer! Der Gefahr der DCS wird beim Forschungstauchen z.Zt. derart vorgebeugt, daß nur solange und so tief getaucht werden darf, wie ein Aufstieg mit normaler Aufstiegsgeschwindigkeit (<10m/min) ohne zusätzliche Pausen möglich ist (=Tauchen innerhalb der Nullzeit ). Damit wird im Forschungstauchen die Nullzeit oft zum limitierenden Faktor der Tauchzeit und nicht (wie vom Laien meist angenommen) der mitgeführte Luftvorrat (vgl. Abb. 3).

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3. Gefährdungen durch zu große Druckdifferenzen Im menschlichen Körper gibt es flexible und starre luftgefüllte Hohlräume. Als starre Hohlräume sind Nasennebenhöhlen, Stirnhöhle, Mittelohr oder auch das Loch im Zahn anzusehen. Typische Beispiele flexibler Höhlen sind die Lunge und der Magen. Der Luftdruck in diesen Höhlen muß physiologisch bedingt stets dem Umgebungsdruck entsprechen, d.h. beim Tauchen muß ein Druckausgleich erfolgen. Ist bspw. der Druckausgleich über die Eustachsche Röhre be- oder verhindert, entsteht eine Schmerzsymptomatik (Ohrenschmerzen mit zunehmender Wassertiefe infolge Trommelfellverformung) . Der ausgebildete Taucher weiß, daß in solchen Fällen vielleicht infolge von Auswirkungen einer banalen Erkältung das Tauchen nicht möglich ist. Wird dennoch das Tauchen erzwungen sind Schädigungen ( = Barotraumen ) zu erwarten. Als Folge eines nicht erfolgten Druckausgleiches im Mittelohr ist ein Trommelfellriß bzw. Unterdruck im Mittelohr ein Barotrauma des Mittelohrs möglich. In Verbindung mit dem Trommelfellriß ist darüberhinaus das Eindringen von kalten Wasser in den Mittelohrraum verbunden mit Beeinträchtigungen des Gleichgewichtssinns (Drehschwindel, Bewußtseinsverlust u.ä.) wahrscheinlich. Wird in der Phase der Dekompression die Luft aus der Lunge nicht abgeatmet, kann es zu einer Lungenüberdehnung (Lungenriß) infolge der sich ausdehnenden Luft kommen. Mit dem Lungenbarotrauma sind diverse Schädigungsmöglichkeiten verbunden, die prinzipiell alle als lebensbedrohlich einzuschätzen sind! Auch in diesem Fall ist eine Druckkammerbehandlung unbedingt erforderlich.

Es ist nicht die Absicht des Autors, über tauchmedizinisches Grundwissen zu referieren. Es geht vielmehr darum, auf spezifische Risiken beim Einsatz von Tauchern hinzuweisen. Damit eng verbunden ist Verantwortung für denjenigen, der den Tauchereinsatz anweist. Der

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Versicherer hat versucht mit den relevanten Einsatzrichtlinien für Forschungstaucher Sicherheitsregeln aufzustellen, die die Gefährdung auf ein minimales Maß reduziert. Bei ihrer Beachtung ist ein Forschungstauchereinsatz ungefährlicher als die Teilnahme am Straßenverkehr. Die Unfallstatistik beweist das: seit 1970 ist kein Forschungstaucher in Deutschland tödlich verunglückt; es ist in dieser Zeit nur ein einziger schwerer Tauchunfall bekanntgeworden. Nichtoffizielle Quellen sprechen dagegen davon, daß allein im Roten Meer jährlich ca. 100 schwere Tauchunfälle bei Sport- und Freizeittauchern auftreten.

Perspektiven des Forschungstauchens Meeresforschungsprojekte werden zunehmend globaler ausgerichtet, interdisziplinär und auf internationaler Ebene bearbeitet. Die Einsatzfähigkeit deutscher Forschungstaucher in solchen Projekten hängt dabei von der Anerkennung ihrer Tauch-Qualifikation vom entsprechenden Projektträger ab. Das Einholen einer Tauchgenehmigung war bisher manchmal kompliziert, in jedem Fall aufwendig und manchmal auch nicht erfolgreich. Aus diesem Grund laufen derzeit Anstrengungen, auf europäischer Ebene das Anforderungsspektrum zu definieren, dem ein Forschungstaucher gerecht werden muß, der europaweit eingesetzt werden soll. Der gegenwärtige Stand geht davon aus, Forschungstaucher in die Kategorien des Europäischen Forschungstauchers (ESD) und des fortgeschrittenen ESD (AESD) einzuordnen. In entsprechenden Ausbildungsprogrammen werden für die 2 genannten Kategorien bereits detaillierte Inhalte vorgeschlagen. Diese werden in Deutschland derzeit insbesondere durch die Kollektive der FT-Ausbilder gemeinsam mit den Vertretern der Tiefbau-BG und der Verwaltungs-BG diskutiert. Der laufende Prozeß ist langwierig; er wird aber in der nächsten Zeit zu konkreten Ergebnissen führen, die sich in überarbeiteten nationalen Richtlinien für Forschungstaucher niederschlagen werden. Es ist dann

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zu erwarten, daß auch der tauchtechnischen Entwicklung mehr Rechnung getragen wird u.a. mit modernen Dekompressionstabellen und der Zulassung von Tauchcomputern. Die Ausbildungsinhalte werden sich zunehmend auf die Vermittlung von bestimmten Methoden der UW-Forschung konzentrieren, da davon auszugehen ist, daß eine wachsende Zahl von Auszubildenden bereits taucherische Vorkenntnisse mitbringen wird.

Zum Zwecke der Abgrenzung von durch Tauchsportverbände angebotene Sonderbrevets Scientific Diving o.ä. (häufig in Form von Crash-Kursen vermittelt) besteht Einigkeit darüber, daß bereits in der Bezeichnung des nach der ZH 1/540 ausgebildeten Forschungstauchers zum Ausdruck kommen müßte, nach welchem Standard die Ausbildung erfolgt ist. Ein Vorschlag sieht vor, die Bezeichnung Geprüfter Forschungstaucher durch Staatlich Geprüfter Forschungstaucher zu

ersetzen. Seitens staatlicher Stellen wird die verwaltungstechnische Realisierbarkeit geprüft.

In M-V ist darüberhinaus zu klären, nach welchen Kriterien und auf welcher Basis die besonderen Erschwernisse beim Forschungstauchen finanziell künftig abgegolten werden. Während es in anderen Bundesländern dazu bereits lange entsprechende Regelungen gibt (z.B. eine außertarifliche Vereinbarung zwischen dem Finanzministerium in Schleswig-Holstein und der Universität Kiel), werden in M-V bisher lediglich Bestimmungen aus Manteltarifverträgen für Arbeiter und Beamte zur Anwendung gebracht. Dabei ist davon auszugehen, daß die meisten Forschungstaucher als Wissenschaftler in einem Angestelltenverhältnis stehen. Aufgrund somit bestehender Rechtsunsicherheit werden für viele Forschungstaucher mit Angestelltenstatus manchmal überhaupt keine Vergütungen bezahlt, obwohl die Mittel in den entsprechenden Projekten eingeplant sind!

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Quellen und Verweise Bühlmann, A.A., 1993. Tauchmedizin - Barotrauma, Gasembolie, Dekompression, Dekompressionskrankheit -, Springer Verlag Männche, K.H., 1993. Repetitorien Tauchen , Die Geschichte des Tauchens, Taucheinsatzzug der DLRG - Bremen-Nord Mallinson, J.J., Jensen, A.C., Flemming, N.C., Collins, K.J. 1996. Scientific Diving, in Oceanography-An Illustrated Guide-, Manson Publishing, Southhampton Oceanography Centre Manteltarifvertrag Arbeiter-Ost, MT ARB-O TdL vom 8.5.1991, Pos. 100 § 1 u. 2 Reusch, H., 1969. Tauchen, Handbuch für Sporttaucher, Deutscher Militärverlag, Berlin Richter, U., Lorenzen, U., 1992. Entwicklung von Fangtechnologien für einen ganzjährigen Fang von Weißfischen (Plötze, Blei) in den inneren und äußeren Küstengewässern Usedoms. Jahresheft Fisch und Umwelt M-V e.V.

ZH 1/540. Richtlinien für den Einsatz von Forschungstauchern, Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften, Zentralstelle für Unfallverhütung und Arbeitsmedizin, Fachausschuß Tiefbau, Carl Heymanns Verlag KG, Köln 1988 Ihr Sportversicherung , Sport-Versicherungsvertrag zwischen dem Verband Deutscher Sporttaucher e.V. und dem Gerling-Konzern Versicherungs-AG, Köln (1.1.1996)

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Untersuchungen zum Einfluß geschleppter Fischfanggeräte auf den Meeresboden

Dr.-Ing. U. Richter, Kapt. Ing. Uwe Lorenzen

Am Institut für Schiffbau und Meerestechnik der Universität Rostock wird seit 1997 das durch die Europäische Union geförderte Forschungsthema „TRAWL PENETRATION IN THE SEA BED“ bearbeitet. Partner sind u.a. Forschungseinrichtungen in Belgien und den Niederlanden. Hintergrund der Arbeiten ist der bis heute nicht wissenschaftlich exakt quantifizierbare Schädigungseinfluß von Fischfanggeräten und anderen geschleppten meerestechnischen Konstruktionen auf die Meeresbodenflora und- fauna. Insbesondere der Baumkurrenfischerei sowie der Grundschleppnetzfischerei mit schweren Grundtau- und Scheuchketten in der Nord- und Ostsee werden seit Jahren erhebliche Zerstörungswirkungen nachgesagt. Mit Hilfe neuer wissenschaftlicher Untersuchungsmethodiken, der Verknüpfung von Modell-experimenten, Forschungsschiffeinsätzen, der Einbeziehung der kommerziellen Fischerei im Nord- und Ostseeraum sowie unter Nutzung modernster Meßtechnik soll der Fanggeräteeinfluß auf den Meeresboden qualifiziert analysiert werden und eine Vorhersagemöglichkeit des Schädigungsgrades auf Grundlage von Simulationsmodellen erarbeitet werden. Ziel ist es, mit Hilfe fundierter Aussagen den Landes- und europäischen Fischereibehörden Entscheidungshilfen für eine zukünftige bestands- und umweltgerechte Fischereipolitik in der Nord- und Ostsee zu liefern.

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Einleitung

Die Untersuchung des Einflusses von Fanggeräten bzw. deren Teilelementen auf den Meeresboden ist seit Jahrzehnten Gegenstand wissenschaftlicher Arbeiten. Entsprechend der jeweiligen fischereipolitischen Situation wurden diese Untersuchungen mehr oder weniger intensiv und kontinuierlich durchgeführt, wobei fast ausschließlich biologische und geologische Aspekte dominierten. Seit Mitte der 70 er Jahre wurden die wissenschaftlichen Arbeiten insbesondere durch niederländische, britische und deutsche Forschungseinrichtungen intensiviert. Der Schwerpunkt der Untersuchungen lag in der Analyse der Auswirkungen der Seezungenfischerei mit Baumkurren auf die Bodenfauna in der Nordsee. Es liegen Ergebnisse zu Kurz- und Langzeiteffekten bezüglich der Sterblichkeit der Bodenfauna, zur Discartproduktion bei der Baumkurrenfischerei und zu langfristigen Veränderungen der Lebensgemeinschaften des Nordseebodens vor. Technische Untersuchungen zur quantitativen Analyse und Bewertung der Wechselwirkung Meeresboden-Fanggerät wurden bisher nur im begrenzten Maße durchgeführt. Ergebnisse, beispielsweise zu Messungen der Eindringtiefe von Baumkurrengeschirren und daraus abgeleitete Interpretationen des Schädigungsgrades sind aufgrund der angewandten Untersuchungsmethodiken (u.a. ausschließliche Beschränkung auf in situ Experimente) anfechtbar. Die Ableitung technischer Lösungsmöglichkeiten für eine ökologisch orientierte Plattfischfischerei und der Umsetzung in der Fischereipraxis sind kaum bekannt. Für die Ostsee liegen Untersuchungsergebnisse aus der Kieler Bucht vor. Hier wurden Anfang der 90 er Jahre in situ Experimente zur Auswirkungen der Grundschleppnetzfischerei auf die Nährsalzfreisetzung, Sedimentdeformation und Benthosschädigung vorgenommen. Hierbei beschränkte man sich ausschließlich auf die Analyse der durch die Scherbretter hervorgerufenen Veränderungen bei

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Einsatz eines ausgewählten Fanggerätes. Eine Variation von Fanggeschirrparametern und Fanggeräteelementen, wie in der kommerziellen Fischerei bei wechselnden Einsatzbedingungen üblich, wurde nicht vorgenommen. Eigene Vorarbeiten

Im Jahre 1992 wurden am Institut für Schiffbau und Meerestechnik umfangreiche Untersuchungen zum Bodenwiderstand geschleppter zylinderförmiger Elemente an Luft und in ruhender Flüssigkeit aufgenommen. Geschleppte Stahltrossen, Faserseile, Kabel und andere als biegsame Fadensysteme zu betrachtende Gebilde sind in der Meerestechnik bei zufälliger oder gewollter Grundberührung neben der hydrodynamischen einer zusätzlichen Belastung durch den Boden ausgesetzt. Aus dem Spezialgebiet Fischereitechnik können als Beispiele das Schleppen von Trawls und Baumkurren sowie das Zusammenschnüren von Waden über Grund genannt werden. Um im Entwurfsstadium für entsprechende Fanggeräte sowohl die Durchhangsform als auch die auftretenden Zugkräfte des Gesamtsystems bei Wirkung zweier Umgebungsmedien richtig einschätzen zu können, fehlte es bis dato an praxisrelevanten Berechnungsgrundlagen. Der bisher bei Simulationsaufgaben auch international verwendete Coulombsche Reibungsansatz zur Erfassung der Bodenreibung genügt praktischen Erfahrungen nicht, Querkräfte blieben bisher unberücksichtigt. Mangels qualifizierter Vorhersagemöglichkeiten waren zwangsläufig Fehleinschätzungen mit praktischen Folgen nicht auszuschließen. Durch umfangreiche theoretische und vor allem experimentelle Arbeiten gelang es, die Wechselwirkung der möglichen Objekt-, System- und Bodenparameter detailliert zu analysieren und im Ergebnis ein erstes mathematische Modell zur Berechnung von Widerstand und Querkräften sowie zur Erfassung des transportierten Bodenmaterials

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vorzustellen. Darüber hinaus wurden für die praktische Anwendung Systematisierungskriterien zur globalen Abschätzung des Bodenwiderstandes geschleppter meerestechnischer Konstruktionen erarbeitet. In Anwendung der Ergebnisse konnten u.a. Lösungsvorschläge für die Effektivierung der im Nord- und Ostseeraum praktizierten Wadenfischerei erarbeitet werden. Vorstellung erster Forschungsergebnisse

Schwerpunkt der derzeitigen Arbeiten am Rostocker Institut bezüglich o.g. Aufgabenstellung bilden Laborexperimente und in situ Untersuchungen an Baumkurren und Teilelementen von Grundschleppnetzen. Eine eigens für die Laboruntersuchungen errichtete Versuchsanlage ermöglicht eine detaillierte Analyse der Schleppvorgänge von einzelnen Fanggeschirrelementen und deren Wechselwirkung mit dem überschleppten Sediment. Die mögliche Variation der Schleppgeschwindigkeit sowie der Einsatz beliebiger Sedimentarten garantiert praxisnahe Einsatzbedingungen. Anwendung finden Einzelketten und Kettensysteme von 8mm - 26mm Nenndicke (Originalmaßstab) sowie Baumkurrenkufenmodelle unterschiedlicher Konstruktionsart unter Beauflagung realer Anpreßkräfte . Für die ersten Laborversuche wurde ein körniger Boden (Kies/Sand) verwendet. Gemessen werden können im einzelnen: * Widerstands- und Querkräfte des geschleppten Einzelelementes

bzw. Systems; * die reale Eindringtiefe des geschleppten Elementes/Systems in

das Sediment während des Überschleppens sowie die Tiefe und Form der Schleppspur nach dem Schleppvorgang (Anwendung einer Laserabstands-meßeinrichtung);

* das durch die Fanggeschirrelemente mitbewegte Bodenvolumen als Maß für die in den Meeresboden eingebrachte mechanische Energie;

* die Druckveränderung innerhalb des Sedimentes infolge des

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Überschleppens. Zur Unterstützung der Analyse der Schleppvorgänge werden diese durch zwei achsversetzte Videokameras aufgezeichnet. Unter Anwendung der digitalen Bildverarbeitung sind weitere Vermessungen realisierbar. Diese Modellexperimente haben insofern große Bedeutung, da wie bereits erwähnt bei bisherigen in situ Untersuchungen an kommerziellen Baumkurren- und Schleppnetzgeschirren trotz Einsatz modernster Technik (Side Scan Sonar, Rox Ann, Unterwasser-TV) eine exakte Schleppspur- und Eindringtiefenanalyse kaum möglich war. Bisherige Angaben zu den Eindringtiefen können sich nur auf die gemessene Spurtiefe nach dem Schleppvorgang beziehen bzw. aus den Scheuerspuren (Tragbildanalyse) am Fanggerät abgeleitet worden sein. Einzelmessungen anhand überschleppter Tiefenmarkierungen sind statistisch nicht abgesichert, vorliegende Modellrechnungen unter Anwendung der Finite-Element-Methode wurden in der Praxis nicht überprüft. Erste Ergebnisse aus den eigenen Modellexperimenten zeigten, daß z.B. die reale Eindringtiefe von Baumkurrenkufen je nach Auflagedruck bis zu 70% größer sein kann als die nach dem Schleppvorgang verbleibende Spurtiefe. Aus diesem Grunde sind bisherige Angaben von Eindringtiefen, welche für Sandböden zwischen 1cm und 25cm schwanken, mit Vorsicht zu betrachten. Bei der Annahme der Spurtiefe von 25cm würde die reale Eindringtiefe ca. 42,5 cm betragen können, d.h. die Kufe würde bei den von den Eurokuttern verwendeten Fanggeschirren bis zum Kurrbaum in das Sediment einschneiden - eine wohl kaum glaubhafte Erscheinung. 1997 wurden auch die ersten Großversuche in der Ostsee und Nordsee durchgeführt. Bei den Nordseeuntersuchungen kam das belgische Forschungsschiff „BELGICA“ sowie ein kommerzieller Baumkurrenkutter zum Einsatz. Gefischt wurde mit 4m Baumkurren, bestückt mit den sogenannten Steinmatten. Gemessen wurden die Widerstandsanteile der einzelnen Fanggeschirrelemente sowie die

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Kufenanpreßkräfte unter Variation einzelner Fanggeschirrparameter und des Fangregimes. Diese Meßergebnisse dienen im wesentlichen als Grundlage für weitere modelltechnische Untersuchungen; eine Messung der örtlichen Druckverteilung an den Kufen, die letztlich entscheidend ist für den Sedimenttransport, war wegen des erforderlichen hohen technischen Aufwandes bisher nicht möglich. Zusätzlich erfolgte eine Schleppspuranalyse mittels Side Scan Sonar und Rox Ann auf neuem technischen Niveau sowie eine umfangreiche biologisch-geologische Sedimentbewertung vor und nach dem Schleppvorgang.

Die nationale Forschungskooperation mit dem Verein Fisch und Umwelt Mecklenburg-Vorpommern e.V., dem Institut für Fischerei der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern, der Landesfischereibehörde und dem Institut für Fische-reitechnik der Bundesforschungsanstalt für Fischerei Hamburg ermöglichte auch erstmals umfangreiche technische/biologische Untersuchungen bei einem Einsatz von Krabbenkurren in der Ostsee. Die Anwendung der bis dato nicht kommerziell in den Küstengewässern Mecklenburg-Vorpommerns angewendete Fangmethode für die technisch/biologischen Untersuchungen mag zwar einige Skepsis hervorrufen, so stellt doch dieses Fanggerätesystem die komplexeste Verbindung verschiedener, konstruktiv und im Materialaufbau unterschiedlicher Teilelemente mit im Fischereieinsatz ständigen Bodenkontakt dar. Eingesetzt wurde eine 3m Krabbenkurre, wobei bei der Grundtaubestückung wahlweise zwischen einem traditionellen Rollengeschirr und einer 18 mm Grundtaukette variiert wurde (siehe Bilder 1,2 ). Die experimentellen Untersuchungen fanden in der Tromper und der Prorer Wiek statt. Neben reinen technischen Versuchen zur Überprüfung von aus Laborexperimenten gewonnenen Ergebnissen zur Voraussage des Widerstandes von variabel zusammensetzbaren Kettensystemen

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(anwendbar z.B. für die Berechnung von Kettenmatten und Scheuchkettensystemen) wurden die Widerstandsanteile der einzelnen Geschirrelemente am Gesamtwiderstand ermittelt (Bild 3,4). Darüber hinaus erfolgte die Ermittlung der Anpreßkraft je Kufe auf das Sediment unter Variation der Schleppgeschwindigkeit, Kurrleinenlänge und in der Praxis realisierbarer Kufenbeschwerungen (siehe ausgewähltes Beispiel in Bild 5). Die Kufendruckkräfte, gemessen an Kufen gleicher Form und Größe, können als Parameter für eine Beurteilung möglicher Meeresbodenbeeinflussungen dienen. Zur qualifizierteren Beurteilung des möglichen Einflusses des Fanggeschirres auf die Meeresbodenflora und -fauna wurden zusätzliche biologisch-geologische Untersuchungen durchgeführt. Hierzu wurden Bodenproben eines überschaubaren Testgebietes vor und nach jeweils zweimaligem Überschleppen (v=1,8m/s) durch Forschungstaucher entnommen und durch Wissenschaftler des Fachbereichs Biologie der Universität Rostock analysiert. Der Bewegungsablauf des Fanggeschirrs über den Meeresgrund wurde mittels Unterwasserbeobachtungstechnik dokumentiert. Die Videobeobachtungen zeigten, daß - obwohl Sedimentbewegungen vorhanden sind - keine optisch signifikanten Bodenveränderungen infolge des Überschleppens zu verzeichnen waren. Die vollständige Setzung des aufgewirbelten Sedimentes erfolgte ca. 15 Minuten nach dem Schleppvorgang. Eine rechnerische Bewertung des Bodenkontaktes der Kufen ergab, daß die Eindringtiefe der Kufen nur sehr gering sein kann (t < 1,0cm), da das einem Reibkoeffizienten entsprechende Verhältnis von Widerstand/Anpreßkraft je Kufe ca. 0,4 betrug, und somit in etwa dem reinen Coulombschen Gleitreibungsfaktor für die Materialpaarung Stahl/Kies entspricht (dafür spricht auch die deutlich sichtbare Sohlenoberseite der Kufe während des Schleppvorganges - Bild 6 - ). Die von Biologen durchgeführte Auswertung der Bodenproben ergab, daß trotz großer Streuung der Einzeldaten hinsichtlich der Artenvielfalt der Anteil einiger juveniler Moluskenarten (Weichtiere) und Crustaceaarten (Krebstiere) nach dem Überschleppen gestiegen war und

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weitere Weich- und Krebstierarten überhaupt erst nach dem Überschleppen in den Proben, d.h. an der Oberfläche des Meeresbodens auftraten. Tatsächlich unterschied sich der SHANNON-WEAVER-Index (Diversitätsindex- charakterisiert die Variabilität im Hinblick auf Artenzahlen eines Gebietes) der unbeeinflußten Bodenprobenserie von dem der Proben nach dem Überschleppen signifikant, d.h. Zahl und Verteilung der Organismen in den Proben ändern sich eindeutig. Das bisherige Ergebnis dieser speziellen Untersuchungen kann wie folgt zusammengefaßt werden: Von einer schädigenden oder gar zerstörenden Wirkung des eingesetzten Fanggerätes auf dem entsprechenden Fangplatz kann in Auswertung der technischen und biologischen Analysen nicht ausgegangen werden. In diesem speziellen Einsatzfall ist die Wirkung der Baumkurre unter dem Gesichtspunkt der zusätzlichen Freisetzung von Nahrungsstoffen für die in dem Untersuchungsgebiet lebenden Fischarten zu werten. In diesem Zusammenhang ist auch die Fischartenzusammensetzung der Versuchshols von Interesse. Tabelle 1 sowie Bild 7 vermitteln einen umfassenden Überblick. Diese kurzen Ausführungen können nur einen groben Überblick über die derzeitigen Forschungsaktivitäten zur Untersuchung des Einflusses geschleppter Fischfanggeräte auf den Meeresboden vermitteln. Eine Verallgemeinerung dieser Aussagen auf andere, von den bisher untersuchten Konstruktionen deutlich abweichende Formen oder Bestückungen muß beim gegenwärtigen Stand der Untersuchungen natürlich ausgeschlossen werden. Ein Beispiel von optisch wahrnehmbaren Meeresbodenveränderungen infolge des Überschleppens mit schweren Baumkurrengeschirren zeigen die Bilder 8,9.

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Resümee Gemeinsames Ziel laufender und zukünftiger Forschungsvorhaben des Rostocker Instituts für Schiffbau und Meerestechnik und seiner Partner ist es, auf Grundlage systematischer experimenteller und numerischer Untersuchungsmethoden die Wirkungen geschleppter Fischfanggeräte und anderer meerestechnischer Strukturen auf den Meeresboden nicht nur zu analysieren sondern künftig auch mit Hilfe von Simulationsmethoden zu prognostizieren. Dadurch können schon frühzeitig Empfehlungen für als notwendig erachtete technische Änderungen an Fanggeräten gegeben werden. Blauäugigkeit und Hysterie sind hierbei schlechte Partner. Beides ist sowohl dem verantwortungsbewußten Fischer als auch dem leidenschaftlich agierenden Naturfreund auf Dauer wenig nützlich . Tab. 1: Fangzusammensetzung der Versuchshols

Fischart

% Anteil am

Gesamtfang

Längenspektrum (mm)

Stint, Osmerus eperlanus

0.13

65

Grundeln, Pomatoschistus

15.80

15 - 55

Aalmutter, Zoarces viviparus

0.65

105 - 200

Neunstachliger Stichling,

Pungitius pungitius

0.13

65

Grasnadel, Siphonostoma typhle

0.13

135

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Kleine Seenadel, S. rostellatus

0.13

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Flunder, Platichthys flesus

42.80

20 - 280

Scholle, Pleuronectes platessa

0.39

80 - 135

Steinbutt, Psetta maxima

0.52

135 - 140

Ostseegarnele,Crangon crangon

(Zielart)

39.32

30 - 45

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Aufbau einer Fischereiüberwachung in Mauretanien

Prof. Dr. Ing. habil. H. Stengel 1

Der Beitrag ist die geringfügig gekürzte Wiedergabe eines Vortrags des Autors für Mitglieder und Gäste des Vereins Fisch- und Umwelt M-V vom 14.Januar 1998

Einleitung Das Projekt ist Bestandteil der finanziellen und technischen Zusammenarbeit zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Islamischen Republik Mauretanien. Seine Realisierung erfolgt auf der Basis entsprechender Regierungsverträge. Die Partner sind: auf deutscher Seite das Bundesministerium für Zusammenarbeit (BMZ) und auf mauretanischer Seite das Planungsministerium. Vom Charakter her handelte es sich bei diesem Vorhaben um ein Projekt der Entwicklungszusammenarbeit. Mit der Realisierung des Projektes wurden auf deutscher Seite die Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ, technische Zusammenarbeit) und die Kredirtanstalt für Wiederaufbau (KfW, finanzielle Zusammenarbeit) und auf mauretanischer Seite die dem Fischereiministerium zugeordnete Fischereiaufsichtsbehörde beauftragt). Die Ausführung des Projektes in Mauretanien wurde von der GTZ und der KfW der Gesellschaft für Organisation, Planung und Ausbildung (GOPA) übertragen. Das Ziel der Zusammenarbeit ist es, in Mauretanien einen Meeresüberwachungsdienst aufzubauen, der dazu beiträgt, die Meeresressourcen in der Ökonomischen Zone (ÖZ) Mauretaniens effektiv zu schützen. Mauretanien ist das ärmste Land der Maghreb-Staaten und wie eine Reihe anderer Entwicklungsländer auf die Hilfe ausländischer Geber

1 Der Autor war in der Zeit von Januar 1993 bis Juli 1997 Projektleiter in Mauretanien

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angewiesen. Die Fischbestände sind die wichtigste reproduzierbaren Ressource Mauretaniens; deren Nutzung ist von ausschlaggebender Bedeutung für die Ökonomie des Landes. Die Fischerei trägt ca. 56 % (laut Zentralbank Mauretaniens) zur Zahlungsbilanz und ca. 22 % (laut Fischereiministerium) zum Bruttoinlandsprodukt bei. Der Aufbau eines effektiv arbeitenden Meeresüberwachungsdienstes ist ein wichtiger Beitrag zum Schutz bzw. zur rationellen Nutzung dieser Ressource. Mit der finanziellen und technischen Zusammenarbeit beim Aufbau des Dienstes leistet die Bundesrepublik Deutschland somit einen wichtigen Beitrag zur Stabilisierung der ökonomischen Entwicklung Mauretaniens.

Die Fischerei Mauretaniens Die Fischerei Maretaniens ist in eine handwerkliche und eine industrielle Fischerei gegliedert. Mit einem Jahresfang von ca. 20 000 Tonnen ist der Anteil der handwerklichen Fischerei am Gesamtfang relativ gering (ca. 4 %). Dieser Sektor hat aber insofern eine große Bedeutung für das Land, weil in ihm über 6 000 Mauretanier Arbeit finden. Zur handwerklichen Fischerei werden alle Boote mit einer Antriebsleistung unter 200 PS gezählt. Die Fahrzeuge der handwerklichen Fischerei dürfen außerdem nicht mit Schleppnetzen arbeiten und nicht mit einer Frostkapazität ausgerüstet sein. Entlang der mauretanischen Küste gibt es 23 Anlandeplätze für die handwerkliche Fischerei, davon 17 permanent arbeitende. Einen Überwachungsdienst für die handwerkliche Fischerei gibt es derzeit noch nicht. Alle Anlandungen der industriellen Fischerei erfolgen über den Hafen Nouadhibou. Die Fischerei in der Ökonomischen Zone Mauretaniens (ÖZM) zeichnet sich durch ihren internationalen Charakter aus, so haben seit 1989 Schiffe aus 22 Ländern Lizenzen für die Fischerei in der ÖZM erworben. Hauptländer waren dabei Mauretanien, Spanien, Rußland,

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Portugal, Japan und China. Im dritten Quartal 1997 waren Fahrzeuge mit einer gültigen Fischereilizenz aus 16 Ländern in der ÖZ Mauretaniens tätig.

Land Fahrzeuge Land Fahrzeuge Mauretanien 165 Lettland 2 Spanien 47 Litauen 2 GUS 15 Zypern 1 Ukraine 14 Deutschland 1 Holland 4 Frankreich 1 Italien 3 Griechenland 1 Portugal 3 Honduras 1 Belize 2 Japan 1

Zu den mauretanischen Fahrzeugen zählen dabei auch die ausländischen Fahrzeuge, die von mauretanischen Reedern gechartert wurden. Wichtige Fangobjekte (Auswahl) der der Fischerei in der ÖZ Mauretaniens sind: - Cephalopoden (Tintenfische) - Crustaceen/Krustentiere (Garnelen, Langusten) - Pelagische Fische (Schildmakrele, Sardine, Sardinella, Haarschwanz, Makrele, Degenfisch, Thunartige) - Grundfischarten (Seehecht, Meerbrassen, Seezunge, Adlerfisch) - Muscheln Als Fanggeräte kommen vor allem Grundschleppnetze, pelagische Schleppnetze und Ringwaden zum Einsatz. In geringerem Umfang werden maschende Fanggeräte und Langleinen verwendet.

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Tab. 1: Fänge der industriellen Fischerei in der ÖZ Mauretaniens (abgerundet, in 1 000 Tonnen)

Fangobjekte 1991 1992 1993 1994 1995 1996 Pelagische Fischarten 240 270 264 142 312 358 Haarschwanz u. Thun 80 81 95 48 90 112 Seehecht u. Meerbrassen 4 14 16 8 7 12 Cephalopoden 30 41 37 27 28 20 Crustaceen 1 2 2 1 2 Andere Fischarten 14 15 12 9 13 18

Gesamtfang 368 422 426 236 451 522 Das Projekt "Fischereiüberwachung" und seine Ergebnisse Die deutsch-mauretanische Zusammenarbeit beim Aufbau einer Fischereiüberwachung in Mauretanien erstreckt sich über vier Phasen. Die erste umfaßte den Zeitraum von Juli 1989 bis Dezember 1990. Vom Charakter her war dies eine Orientierungsphase. Die zweite Phase (Januar 1991 bis bis Juni 1994) war die Phase des Aufbaus einer zivilen Struktureinheit "Direktion de la Commande des Pêches" (DCP), die die Aufgabe hatte, in Zusammenarbeit mit der Marine, der Luftwaffe, der Hafenpolizei und dem Zoll eine effektive Überwachung, der sich über ca. 230 000 km3 erstreckenden ÖZ Mauretaniens, zu gewährleisten. Dieser Struktureinheit oblag dabei die Koordination der gesamten Fischereiüberwachungstätigkeit in Mauretanien. Trotz der beachtlichen Erfolge beim Aufbau der DCP, konnten insbesondere organisatorische Unzulänglichkeiten nicht übersehen werden. Sie waren darauf zurückzuführen, daß mehrere juristisch selbständige Institutionen die Fischereiaufsicht ausübten. Die zivile DCP hatte keine Weisungsbefugnis gegenüber den anderen an der Fischereiaufsicht beteiligten Institutionen. Außerdem wurden andere Kontrollaufgaben wie Kontrolle der Seeverschmutzung und Kampf

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gegen Warenschmuggel und unerlaubten Handel auf See gar nicht wahrgenommen. Aufgrund der begrenzten ökonomischen Möglichkeiten Mauretaniens verfügen die für die letztgenannten Aufgaben zuständigen Institutionen über keine Fahrzeuge. Vom Projekt wurde vorgeschlagen, die erwähnten Unzulänglichkeiten durch eine Konzentrierung der Überwachungskapazitäten in einer zivilen Organisation zu beseitigen. Nach einer mehr als einjährigen Diskussion wurde Ende 1994 durch den Präsidenten der Islamischen Republik Mauretanien ein Dekret über die Schaffung der "Delegation à la Surveillance des Pêches et au Contrôle en Mer" (DSCPM)

unterzeichnet. Hiermit wurde die Voraussetzung für den weiteren Aufbau einer effektiven Meeresüberwachung in Mauretanien geschaffen. "Delegation" bedeutet, daß zur Wahrnehmung von Aufgaben der Meeresüberwachung u.a. auch Personal aus dem militärischen Bereich jeweils für eine festgelegte Dauer an die zivile Einrichtung delegiert werden kann. Für den Zeitraum der Delegierung ist dieses Personal dann disziplinarisch voll der DSPCM unterstellt. " Die DSPCM ist beauftragt, die zivile Kontrolle und Überwachung der Fischereiaktivitäten in den internen territorialen Gewässern und dem Kontinentalschelf durchzuführen. Ferner hat die DSPCM in Zusammenarbeit mit den betreffenden Administrationen folgende Aufgaben: - Kampf gegen die Verschmutzung der maritimen Umwelt - Kampf gegen Schmuggel und unerlaubten Handel auf See - Kontrolle der Einhaltung der Gesetze und Vorschriften bezüglich der Hygiene und Schiffssicherheit auf See - Teilnahme an Rettungsaktionen auf See" (aus dem Dekret, das die Aufgaben der DSPCM beschreibt) Die Vorbereitung des Aufbaus und der Aufbau der DSPCM war Gegenstand der Phase III (Juli 1994 bis Juni 1996) der deutsch-mauretanischen Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Fischerei- bzw. Fischereiüberwachung. D.h. die Bundesrepublik Deutschland hat

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Mauretanien bei der Vorbereitung und beim Aufbau der DSPCM technische (personelle) und finanzielle Unterstützung gewährt. Die vierte Phase des Projektes umfaßt den Zeitraum von Juli 1996 bis Juni 1999. Sie ist dem weiteren Auf- und Ausbau der zivilen Institution DSPCM gewidmet, deren gegenwärtige Struktur Abb. 1 zeigt. Während der erwähnten Phasen bestand bzw. besteht der deutsche Beitrag beim Aufbau der Fischereiüberwachung in Mauretanien in der Unterstützung der DCP bzw. DSPCM durch Berater (Langzeit- und Kurzzeitexperten) auf folgenden Gebieten: Projektmanagement, Nautik, Schiffsmaschinenbetrieb, Bereederung, EDV, Fischereikontrolltätigkeit und Ausbildung. Finanziell wurde die Fischereiüberwachungstätigkeit in Mauretanien durch die Bereitstellung eines speziellen Fischereiüberwachungsschiffes, der N'MADI und von EDV-, Kommunikations- und Büroausrüstung unterstützt. Diese Unterstützung schließt die Finanzierung einer Werftzeit in Las Palmas jedes zweite Jahr und die Lieferung von Ersatzteilen für das Schiff ein, wenn diese nur in frei konvertierbarer Währung bezahlt werden können. Die N'MADI (BAujahr 19973) soll durch ein von deutscher Seite finanziertes neues Schiff bis zum Ende der Phase IV ersetzt werden.

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Delegierter

Stellvertreter des Delegierten

Maritimes Kommunikationszentrum

Sekretariat

Abteilung externe Beziehungen

Hauptabteilung Operationen

Hauptabteilung Technik

Hauptabteilung Kontrolle u.

Statistik

Hauptabteilung Finanzen und

Material

Abt. Überwachung Maritime

Überwachung Luftüberwachung

Abteilung

Werterhaltung

Abteilung Maritime

Angelegenheiten

Verantwortlicher für

Beschaffung

Personalabteilung

Lager

Unterabteilung Kontrolle an Land

"Obs. Scient."

Abteilung Informatik

Abteilung Entwicklung

Abb. 1.Organisationsdiagramm der "Délégation à la Surveillance des Pêches et au Contrôle en Mer" (DSPCM)

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Fischereiaufsichtsaktivitäten Eine Übersicht über die in der Fischereiaufsicht absolvierten Seetage und Flugstunden gibt Tabelle 2. Tab. 2: Seetage und Flugstunden der mauretanischen Überwachungseinheiten

Überwachungseinheit 1991 1992 1993 1994 1995 1996 Ges. N'MADI 211 244 257 221 170 193 1296 ABBA 146 174 177 497 Dar El Barka 34 1 35 3 Boote (DSPCM) 180 255 435 Insgesamt Seetage der PSPCM

211 244 257 367 558 626 2263

Marine Nationale 3431 193 112 646 Gesamt Seetage 211 585 450 479 558 626 2909 Flugstunden 600 548 399 109 132 1788

Hervorzuheben ist dabei das von der BRD gestellte Überwachungsschiff N'MADI. Dieses Schiff leistete bis zu 257 Seetage pro Jahr. Die in Tabelle 2 aufgeführten Leistungen der Marine Nationale wurden von fünf Fahrzeugen erbracht. Die Flugstunden wurden im Auftrag der DCP bzw. PSPCM von Flugzeugen der Luftwaffe realisiert. Der Umfang der Fischereiaufsichtsaktivitäten im Zeitraum 1991 bis 1996 geht aus Tabelle 3 hervor. Tab. 3: Fischereiaufsicht in Mauretanien - Aktivitäten der Überwachungseinheiten

1991 1992 1993 1994 1995 1996 Anzahl der Kontrollen 892 1131 1004 2135 2145 2443 Anzahl der Beobachtungen 2658 2915 2895 1751 1875 2778 Anzahl der Überprüfungen 327 385 293 249 300 415 Anzahl der Schiffe ohne Lizenz 1 3 2 1 9 2

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Wie Tabelle 3 ausweist, ist die Anzahl der Kontrollen in den Jahren 1994 bis 1996 erheblich angestiegen. Anzahl und Art der festgestellten Vergehen weist Tabelle 4 aus. Tab. 4: Fischereiaufsicht in Mauretanien - Anzahl und Art der Fischereivergehen

Art des Vergehens 1991 1992 1993 1994 1995 1996 Sehr schwere Vergehen 4 3 2 1 5 5 Schwere Vergehen 158 107 58 87 139 104 Andere Vergehen 256 414 338 255 240 306

Es ist bisher nicht gelungen, die Anzahl der sehr schweren und schweren Vergehen, die Einfluß auf die Fischbestände haben, wesentlich zu verringern. Dieses ist die Folge verstärkter Fischereiaufsichtsaktivitäten, liegt aber auch darin begründet, daß bei Verhängung von Bußmaßnahmen nicht alle gesetzlichen Möglichkeiten ausgeschöpft werden. Die Anzahl der Kontrollen, bezogen auf die vergebenen Lizenzen, kann als zufriedenstellend angesehen werden (Tabelle 5). Lediglich beim Fang von Thunartigen ist die Anzahl der Kontrollen gering. In Anbetracht, daß der Thunfang in erheblicher Entfernung von der Küste erfolgt, also die Überwachung sehr aufwendig ist aber bislang kaum Vergehen festgestellt wurden, erscheint die geringe Anzahl der Kontrollen bei dieser Fangart gerechtfertigt zu sein. Besonderes Augenmerk wird dem Fang von Garnelen und Grundfischarten (sie schließen den Fang von Cephalpoden ein) geschenkt; diese haben hohe Bedeutung für Mauretanien.

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Tab. 5: Fischereiüberwachung in Mauretanien - Anzahl der Lizenzen/Anzahl der nicht kontrollierten Schiffe (Zeitraum von 1.1. bis 15.6.1997)

Fangart Anzahl der vergebenen Lizenzen

Anzahl der nicht kontrollierten Schiffe

Garnelen 41 5 Grundfischarten 247 97 Langusten 3 1 Seehecht 22 4 Pelagische Fischarten 73 53 Thune 61 61

Ausbildungsaktivitäten - 8 Lehrgänge zur Ausbildung von Kontrollpersonal (insgesamt 127 Teilnehmer) - 1 Lehrgang zur Ausbildung von Ausbildern (7 Teilnehmer) - 4 Seminare zur Sensibilisierung der Reeder und Fischer für die Probleme des Ressourcenschutzes - Informationsveranstaltung für Juristen zu Aufgaben und Problemen der Fischereiaufsicht (7 Teilnehmer) - Ausbildung zweier DSPCM-Anhehöriger in der Programmiersprache CLIPPER - Ausbildung von 9 DSPCM-Angehörigen in EDV (MS-OFFICE) - 4 Lehrgänge zur Fortbildung von Schiffsmaschnisten (32 Teilnehmer)

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Erarbeitetes Ausbildungsmaterial - Fangtagebuch - Hauptbuch - Fangtagebuch - Anlage - Lehrmaterial zu den Themen

- Bestimmung kommerzieller Fischarten, zulässige Maschenweiten und Erstfanggrößen, Probeentnahmen - Definition und Klassifikation der Fischfanggeräte - Definition und Klassifikation der Fischereifahrzeuge und Fischereiausrüstungen - Schiffshilfsmaschinen - Deckseinrichtungen - Dieselmotoren - Motorsicherheit - Begriffe der Regelungstechnik - Kälte und Klimatechnik

- Statistischer Qurtalsbericht - Fischfang - Handbuch zur Arbeit mit der Datenbank der DSPCM - Generelle Klassifkation der technischen Dienstleistungen

Erarbeitetes Informationssystem Es wurde eine Datenbank entwickelt (Programmiersprache CLIPPER), in der folgende Informationen aufbereitet und bearbeitet werden: E r g e b n i s s e d e r F i s c h e r e i a u f s i c h t - Registrierung aller Seetage und Flugstunden der Überwachungseinheiten - Registrierung aller behandelten und nicht behandelten Strafmandate zu Fischereivergehen

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- Registrierung aller an Bord, auf Reede und im Hafen festgestellter Fischereivergehen - Registrierung der Kontrollpositionen und Bewegungen der Überwachungseinheiten - Registrierung aller gezahlten und nicht gezahlten Bußgelder - Registrierung der Bewegungen der Fischereifahrzeuge (Hafenliegezeit, Liegezeit auf Reede, Aufenthalt am Fangplatz)

S t a t i s t i k e n - Es werden alle in den Fangtagebüchern registrierten Fangdaten erfaßt

F i s c h e r e i q u a r t a l s b e r i c h t - Am Ende eines jeden Quartals wird ein Bulletin über die Fischereiaktivitäten und - ergebnisse herausgegeben ("Bulletin statistique trisemestriel - Capture de poissons"), das den Reedern und offiziellen Institutionen zugestellt wird.

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Impressum

Jahresheft 1997/1998 Fisch und Umwelt Mecklenburg-Vorpommern e.V. Herausgeber: Fisch und Umwelt Mecklenburg-Vorpommern e.V. An der Jägerbäk 2 18069 Rostock Telefon: ++49 381 801360 Fax: ++49 381 801367 e-Mail: [email protected] Redaktionelle Bearbeitung: N. Schulz S. Schulz D. Naujoks Schrift: Times New Roman 10 Druck und Einband: xxxxxxx

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Die Autoren sind für die von ihnen eingereichten Artikel verantwortlich. Der Nachdruck, auch auszugsweise, ist nur nach Rücksprache mit dem Herausgeber gestattet.

Anschriften der Autoren G. M. Arndt; Fisch und Umwelt A. Dumke; Mecklenburg - Vorpommern e.V. N. Schulz An der Jägerbäk 2

18069 Rostock B. Mieske Bundesforschungsanstalt für Fischerei Institut für Ostseefischerei Rostock An der Jägerbäk 2

18069 Rostock

A. Kordian Ingenieurbüro Axel Kordian An der Jägerbäk 2

18069 Rostock Dr. G. Niedzwiedz, Universität Rostock Dr. U. Richter, FB Maschinenbau und Schiffstechnik U. Lorenzen Institut für Maritime Systeme und Strömungstechnik Albert - Einstein - Str. 2 18059 Rostock Prof. Dr. H. Stengel Oldendorp - Str. 1 18059 Rostock

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Zum Tod von Dr.-Ing. Wulf-Heinrich Hahlbeck

Nach langer schwerer Krankheit ist am 9. Januar 1999 Dr. Wulf-Heinrich Hahlbeck in Rostock verstorben. Mit seinem Tode verliert die Fischerei Mecklenburg-Vorpommern eine seiner herausragenden Persönlichkeiten. Wulf-Heinrich Hahlbeck, am 15.1.1940 in Grebbin bei Parchim geboren, war 1966 einer der ersten Hochschulabsolventen der schiffbautechnischen Fakultät an der Universität Rostock mit der Spezialisierungsrichtung Fischereitechnik. In seiner nachfolgenden beruflichen Tätigkeit als wissenschaftlicher Oberassistent an der Universität und als wissenschaftlicher Mitarbeiter an Rostocker Institut für Hochseefischerei und Fischverarbeitung hatte Wulf-Heinrich Hahlbeck wesentlichen Anteil an der Entwicklung der Fangtechnik für die Fischereiflotte der ehemaligen DDR. In seiner 1976 erfolgreich verteidigten Promotionsarbeit stellte er neue wissenschaftliche Erkenntnisse zur Berechnung von Fischfanggeräten vor, welche heute noch internationale Beachtung finden. In den achtziger Jahren wurde die Entwicklung der marinen Aquakultur wesentlich durch das Engagement und die ingenieurtechnischen Arbeiten Wulf-Heinrich Hahlbecks geprägt. Der Landesverband der Kutter- und Küstenfischer Mecklenburg-Vorpommern hatte gerade in der schwierigen Phase der Umstrukturierung der See- und Küstenfischerei ab 1990 in Wulf-Heinrich Hahlbeck einen außerordentlich fachkompetenten und einsatzfreudigen Mitarbeiter. Das gesundheitsbedingte Ausscheiden aus dem Verband der Kutter- und Küstenfischer hielt Dr. Hahlbeck jedoch nicht davon ab, weiter im Interesse der Fischerei Mecklenburg-Vorpommerns zu wirken. Sein Rat und seine Unterstützung waren ständig gefragt. Als Vorstandsmitglied von Fisch und Umwelt Mecklenburg-Vorpommern e.V. hatte Wulf-Heinrich Hahlbeck wesentlichen Anteil an der Profilierung des Vereins als eine national anerkannte Einrichtung zur Förderung des Natur- und

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Umweltschutzes im Bereich der See-, Küsten- und Binnengewässer unter besonderer Berücksichtigung der Berufs- und Sportfischerei. Darüber hinaus wirkte er bis zu seinem Tode aktiv als Ehrenmitglied des Vereins MARITEC e.V., als Mitglied des Gutachterausschusses des Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Fischerei des Landes Mecklenburg-Vorpommern und als Fachberater in Fischereifragen für das Meeresmuseum Stralsund. Unvergessen sind seine Publikationen zur geschichtlichen Entwicklung der Fischerei in Mecklenburg-Vorpommern. Die Herausgabe des bein Koehler Verlag mit Co-Autor Dieter Strobel erschienenen Buches „Hiev up - So war die Hochseefischerei der DDR“ war nur ein Höhepunkt in seinem arbeitserfüllten Leben, eine weitere umfangreiche Veröffentlichung zur Entwicklung des See- und Küstenfischerei Mecklenburg-Vorpommerns blieb leider unvollendet. Alle in der Fischerei Mecklenburg-Vorpommerns Tätigen sind Wulf-Heinrich Hahlbeck zu Dank verpflichtet. Unsere Anteilnahme gilt seiner Tochter und seiner Familie. Wir werden dem Verstorbenen allzeit ein ehrendes Gedenken bewahren. Dr.-Ing. Uwe Richter Mitglied des Vorstandes Fisch und Umwelt

Mecklenburg-Vorpommern e.V.