FLUSS – NÖ Initiative für Foto- und Medienkunstexperimentelle Dokumentaristin Ulrike Ottinger...

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FLUSS – NÖ Initiative für Foto- und Medienkunst Programmentwurf 2020 Ein Themenkomplex, der sich in den vergangenen Jahren mehr und mehr herauskristallisiert hat, kann vielleicht (unscharf) mit dem Begriff selbstregulierende Systeme umschrieben werden. Das mit dem Niedergang des anthropozentrischen Weltbilds (zumindest in Wissenschafts- und Kunsttheorie, und hier vor allem in der Philosophie) einhergehende Interesse an posthumanistischen Theorien bündelt scheinbar Gegensätzliches wie selbstlernende Programme (Stichwort Deep Learning), künstliche Intelligenz und biologische Systeme in eine neue ökologische Form – indem sie all diese nicht- hierarchisch auf rhizomatischer Ebene verknüpft. Systemisches Denken löst in vielen Lebensbe- reichen die seit Jahrhunderten vorangetriebenen Spezialisierungen ab, so auch in der Kunst. Spartendenken wird obsolet und wie selbstverständlich greifen KünstlerInnen auf eine Vielzahl von Medien zu, um daraus komplexe Systeme zu kreieren, die möglicherweise dann ohne weitere Eingriffe existieren, leben, wachsen und sich hin zu anderen Systemen ausbreiten. Auch die sorgsam gezogene Linie zwischen Wissenschaft und Kunst hat sich verwischt. Artistic Research und Art&Science sind Strategien, die sich aus dem aktuellen Kunstgeschehen nicht mehr wegdenken lassen. Als FLUSS 1989 gegründet wurde verstand sich der Verein als Interessenvertretung der künstlerischen Fotografie, die damals marginalisiert war. Fotografische Praxis hat mittlerweile in alle Kunstformen Eingang gefunden und so hat sich FLUSS auch in den frühen 2000er Jahren in Initiative für Foto- und Medienkunst umbenannt. Heute scheint eine weitere Grenzüberschreitung zu anderen Wissensgebieten angebracht, hat sich doch der Begriff des Medialen grundlegend gewandelt. Der Jahresschwerpunkt wird diesem Themenkomplex unter dem Titel selbstregulierende Systeme mit einer Ausstellung und der Programmierung der Weinviertler Fotowochen 2020 Rechnung tragen. Die im Vorjahr gestartete Reihe Global Suburbia wird mit der Ausstellung Zurücklassen – Aufgreifen – Aneignen weitergeführt. Die diesjährigen Visionen der Medienkunst in Zusammenarbeit mit der Medienwerkstatt Wien widmen sich mit der Leitfigur Ulrike Ottinger künstlerisch/feministischen und genderpolitischen Fragen. Ebenfalls eine Untersuchung der aktuellen feministischen Gegenwart ist die Ausstellung fem.art 2.0 mit einem ausschließlich weiblichen Line-up. Workshops, Tiefenschärfen-Gespräche und -Performances und SchülerInnen/Jugendprojekte sind weitere Bausteine des diesjährigen Programms von FLUSS. 1

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FLUSS – NÖ Initiative für Foto- und Medienkunst

Programmentwurf 2020

Ein Themenkomplex, der sich in den vergangenen Jahren mehr und mehr herauskristallisiert hat, kann

vielleicht (unscharf) mit dem Begriff selbstregulierende Systeme umschrieben werden. Das mit dem

Niedergang des anthropozentrischen Weltbilds (zumindest in Wissenschafts- und Kunsttheorie, und

hier vor allem in der Philosophie) einhergehende Interesse an posthumanistischen Theorien bündelt

scheinbar Gegensätzliches wie selbstlernende Programme (Stichwort Deep Learning), künstliche

Intelligenz und biologische Systeme in eine neue ökologische Form – indem sie all diese nicht-

hierarchisch auf rhizomatischer Ebene verknüpft. Systemisches Denken löst in vielen Lebensbe-

reichen die seit Jahrhunderten vorangetriebenen Spezialisierungen ab, so auch in der Kunst.

Spartendenken wird obsolet und wie selbstverständlich greifen KünstlerInnen auf eine Vielzahl von

Medien zu, um daraus komplexe Systeme zu kreieren, die möglicherweise dann ohne weitere Eingriffe

existieren, leben, wachsen und sich hin zu anderen Systemen ausbreiten. Auch die sorgsam

gezogene Linie zwischen Wissenschaft und Kunst hat sich verwischt. Artistic Research und

Art&Science sind Strategien, die sich aus dem aktuellen Kunstgeschehen nicht mehr wegdenken

lassen.

Als FLUSS 1989 gegründet wurde verstand sich der Verein als Interessenvertretung der

künstlerischen Fotografie, die damals marginalisiert war. Fotografische Praxis hat mittlerweile in alle

Kunstformen Eingang gefunden und so hat sich FLUSS auch in den frühen 2000er Jahren in Initiative

für Foto- und Medienkunst umbenannt. Heute scheint eine weitere Grenzüberschreitung zu anderen

Wissensgebieten angebracht, hat sich doch der Begriff des Medialen grundlegend gewandelt. Der

Jahresschwerpunkt wird diesem Themenkomplex unter dem Titel selbstregulierende Systeme mit

einer Ausstellung und der Programmierung der Weinviertler Fotowochen 2020 Rechnung tragen.

Die im Vorjahr gestartete Reihe Global Suburbia wird mit der Ausstellung Zurücklassen –

Aufgreifen – Aneignen weitergeführt. Die diesjährigen Visionen der Medienkunst in

Zusammenarbeit mit der Medienwerkstatt Wien widmen sich mit der Leitfigur Ulrike Ottinger

künstlerisch/feministischen und genderpolitischen Fragen. Ebenfalls eine Untersuchung der aktuellen

feministischen Gegenwart ist die Ausstellung fem.art 2.0 mit einem ausschließlich weiblichen Line-up.

Workshops, Tiefenschärfen-Gespräche und -Performances und SchülerInnen/Jugendprojekte

sind weitere Bausteine des diesjährigen Programms von FLUSS.

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[ Ausstellung ]

Zurücklassen – Aufgreifen – Aneignen

Kuratorinnen: Maria Hanl und Silke Maier-Gamauf

KünstlerInnen: Elisa Andessner (A), Rahel Bruns (D), Romana Hagyo (A),

Maria Hanl (A), Sofia Hultén (D), Silke Maier-Gamauf (A),

Reinhold Zisser (A) u.a.

Schloss Wolkersdorf, Galerie 2 | 17. 5. – 7. 6. 2020

Eröffnung & Podiumsdiskussion (Vortragssaal): 16. 5. 2020

Unter dem Titel Zurücklassen – Aufgreifen – Aneignen versammeln sich Arbeiten, die den urbanen

Raum als Aktionsfeld bzw. zum Ausgangspunkt ihrer künstlerischen Forschung machen. Der Fokus

liegt auf dem urbanen Raum als soziales Gefüge, an dem sich Veränderungen ablesen lassen und auf

dem urbanen Raum als choreografisches Aktionsfeld von vielfältigen Handlungsabläufen. Das

Zurücklassen, Verändern, Aufnehmen und Eingreifen sind künstlerische Strategien, die in der

Ausstellung zur Diskussion gestellt werden. Die Randbereiche des Alltäglichen werden beleuchtet und

auf unterschiedliche Weise zum Thema gemacht.

In Randbezirke von Städten führt die Arbeit „Unfold – walking together“ von Silke Maier-Gamauf. Sie

sucht Straßen, die nach Frauen benannt wurden auf und geht diese gemeinsam mit andern Personen

entlang. Die Arbeiten von Sofia Hulten, Rahel Bruns und Romana Hagyo konzentrieren sich auf

konkrete Beobachtungen im Mikrokosmos eines Ortes. Scheinbar bedeutungslosen Veränderungen

wird nachgegangen oder auch nachgeholfen. Zurückgelassene Kleidungsstücke, Gegenstände usw.

sind das zentrale Moment der künstlerischen Reflexion. So ist der in Wien gegangene Weg von ihrem

Zuhause ins Studio für Romana Hagyo der Referenzraum ihrer täglichen Beobachtungen. Rahel

Bruns zeichnet beim Autofahren. Ohne aufs Blatt zu schauen, notiert sie ihre Kommunikation mit

anderen VerkehrsteilnehmerInnen, Bruchstücke der aus dem Autoradio dringenden Tagespolitik,

Fetzen vorbeiziehender Landschaft, Ereignisse am Straßenrand, Gebäude... In Sofia Hulténs

Videoarbeit wechselt die Künstlerin ihre eigenen Schuhe gegen ein gefundenes, mitunter

unpassendes Paar, das im öffentlichen Raum zurückgelassen wurde. Mit den fremden, sich

angeeigneten Schuhen wird von Hulten der Weg fortgesetzt - die eigenen Schuhe zurück- und somit

einer anderen Geschichte überlassen. Das Posen für Fotos, Videos und Selfies vor

Sehenswürdigkeiten wird in den Videos „urban performances“ von Maria Hanl als choreografische

Abfolge von immer gleichen Handlungen verstanden, als Wiederholung von Bewegungen und Gesten

- sozusagen als Rituale des modernen Menschen. Das Verhältnis des Körpers zur Architektur ist

Thema in den Fotoarbeiten der in Linz lebenden Künstlerin Elisa Andessner. Dabei setzt sich die von

der Performance kommende Fotografin immer selbst ins Bild. Ihr Interesse gilt architektonischen

Strukturen und Formen, denen sie sich oft aus unterschiedlichen Perspektiven nähert. Die Arbeiten

von Reinhold Zisser dokumentieren, einerseits das Vorgefundene und andererseits auch Prozesse der

Transformation. Vor drei Jahren wurde vom ihm die Notkirche in der Donaustadt entdeckt. Die

ehemalige Holzkirche funktionierte er zur notgalerie um und seither versteht sich das Projekt als

Gesamtinstallation, der Tradition der Sozialen Plastik verhaftet.

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Die Ausstellung ist eine Fortschreibung eines work-in-progress, der in der notgalerie Seestadt in Wien

im Oktober 2018 gestartet wurde und im afo Architekturforum Oberösterreich in Linz im Jänner 2019

fortgesetzt wurde. Das Konzept wird laufend adaptiert und weitere Positionen eingebunden.

ol: Elisa Andessner, Between time and space (4), 2017

or: Rahel Bruns, Die dicksten Eier, 2015

u: Maria Hanl, On everyday journeys, 2014/17

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ol: Romana Hagyo, O.T., 2017

or: Sofia Hultén, Auflösung, 2008

m: Silke Mair-Gamauf, Sappho Street

(Street of wmpty shops), 2017

u: Reinhold Zisser, notgalerie, 2018

http://elisa.andessner.net/

http://rahelbruns.com/

https://hagyo-maiergamauf.org/

http://www.sofiahulten.de/

www.notgalerie.at

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[ Workshops | Vorträge | Ausstellung ]

32. WEINVIERTLER FOTOWOCHEN | 2020 : KUNST_SYS

KuratorInnen: alien productions

WorkshopleiterInnen: NN

Vortragende: NN

Workshops: 25. 7. – 8. 8. 2020

Vortrag, Ausstellungseröffnung, Fotofest im Innenhof oder Saal: 8. 8. 2020

Schloss Wolkersdorf, Galerie 1 | Ausstellung der Workshopergebnisse | 9. 8. – 23. 8. 2020

Ein Fotowochenschwerpunkt zum Jahresthema des Systemischen in der Kunst. Erfahrene

künstlerische WorkshopleiterInnen erarbeiten gemeinsam mit TeilnehmerInnen Projekte im

Grenzbereich von Kunst und Wissenschaft in gemeinsamen Workshops. Vorträge, eine Ausstellung

mit Workshopergebnissen und ein Fotofest ergänzen das Programm.

[Ausstellung | Feminismus ]

fem.art 2.0 aktive weibliche Positionen in aktuellen Erlebnisbildern feministischer Gegenwart

KuratorInnen: Magalena Frey und alien productions

KünstlerInnen: NN

Schloss Wolkersdorf, Galerie 2 | 6. 9. – 27. 9. 2020

Eröffnung & Podiumsdiskussion (Vortragssaal): 5. 9. 2020

Schon seit der Gründung von FLUSS stand immer auch ein feministischer Aspekt im Vordergrund der

Vereinstätigkeit. Am deutlichsten fand dies wohl in der 1995 von Renate Bertlmann kuratierten Schau

fem.art* - fotografische Obsessionen seinen Ausdruck. In dieser Ausstellung wurde – in Umkehr

damalig gängiger Geschlechterverhältnisse – ein einzelner männlicher Künstler gemeinsam mit

fünfzehn KünstlerInnen präsentiert.

25 Jahre später hat sich vieles geändert. Ausstellungspraxis und Publikationen nehmen sehr wohl

weibliche Positionen ernster und es ist selbstverständlich geworden, dass Frauen als Kunstschaffende

im internationalen Kulturbetrieb präsenter sind als jemals zuvor. Weitaus differenzierter ist auch der

Genderdiskurs und somit auch die Möglichkeit für jede/n einzelne/n, sich abseits starrer Normierungen

auszudrücken. Dennoch ist in vielen Belangen für Frauen immmer noch die gläserne Decke

vorhanden, die alltäglich in der Praxis erlebt werden. Diesen Erlebnisbildern widmet sich die

Ausstellung fem.art 2.0. Dass einige der teilnehmenden Künstlerinnen schon damals vertreten waren,

und nun auf Positionen einer jüngeren Generation treffen, ist Absicht. Es zeigt die Souveränität,

Durchsetzungskraft und Ausdauer jener, die unsere heutige Situation ermöglichen.

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[ intermediales Ausstellungsprojekt | Prozess | Systemik ]

SELBSTREGULIERENDE SYSTEME

Biologie, Kybernetik, Programme, Ökologie

KuratorInnen: alien productions

KünstlerInnen: Sylvia Eckermann/Gerald Nestler, Thomas Feuerstein, Peter Szely

Schloss Wolkersdorf, Galerie 2 | 4. 10. – 26. 10. 2020

Eröffnung: 3. 10. 2020

Eine Ausstellung zum Jahresschwerpunkt. Systemisches Denken löst in vielen Lebensbereichen die

seit Jahrhunderten vorangetriebenen Spezialisierungen ab, so auch in der Kunst. Spartendenken wird

obsolet und wie selbstverständlich greifen KünstlerInnen auf eine Vielzahl von Medien zu, um daraus

komplexe Systeme zu kreieren, die möglicherweise dann ohne weiter Eingriffe existieren, leben,

wachsen und sich hin zu anderen Systemen ausbreiten. Auch die sorgsam gezogene Linie zwischen

Wissenschaft und Kunst hat sich verwischt. Artistic Research und Art&Science sind Strategien, die

sich aus dem aktuellen Kunstgeschehen nicht mehr wegdenken lassen.

Was den hier gezeigten Arbeiten zugrunde liegt, ist eine Herangehensweise, die es weitgehend offen

lässt, ob man das präsentierte Ensemble nun als Kunstwerk, wissenschaftliches Experiment oder al-

chemistischen Prozess begreift. Es ist von allem etwas oder auch etwas dazwischen. Verweise auf

eine Unzahl an kulturellen Codes, und selbstironisches Augenzwinkern inbegriffen..

li: Thomas Feuerstein Prometheus Delivered, Installationsansicht Eres Foundation, München 2018

re: Sylvia Eckermann, Gerald Nestler, The Future of Demonstration. Season 2 PASSION:

Making the Black Box Speak, Atelier Augarten Wien 2018

http://thomasfeuerstein.net/http://www.geraldnestler.net/http://www.theoriesinmind.net/

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[ Ausstellung | Vortrag | Website | Kooperationsprojekt ]

VISIONEN DER MEDIENKUNST 9 – Ränder der Wahrnehmung unserer Welt

KuratorInnen: alien productions, Gerda Lampalzer

KünstlerInnen: kozek hörlonski & Alexander Martinz (confirmed),

Evelyn Loschy (angefragt)

Partner: Medienwerkstatt Wien

Medienwerkstatt Wien, A | Herbst 2020

Eröffnung: Herbst 2020

FLUSS realisiert gemeinsam mit der Medienwerkstatt Wien nun schon das neunte Jahr eine Reihe

von (Ausstellungs-)Projekten, in der historische programmatische Schriften und Ideen aktuellen

künstlerischen Haltungen zur Seite gestellt werden. Kunst ist immer Utopie und technische Utopien

sind immer auch gesellschaftliche Utopien. Persistente Utopien. Auch wir stehen wieder am Anfang.

Nach Dziga Vertow („Das mechanische Auge“, 2012), Alexander Kluge („DEN KOSMOS FERN

SEHEN“, 2013), Nam June Paik („Wenn zu perfekt, liebe Gott böse...“, 2014), Maya Deren („Eine

andere Wirklichkeit“, 2015), Robert Adrian („Problems are exciting but solutions are boring“, 2016),

Daphne Oram („Perfect Impedances“ 2017), Yoko Ono („Make a Wish“ 2018), Buckminster Fuller

(„Utopia or Oblivion“ 2019) wird im Jahr 2020 die Künstlerin, Filmemacherin, Weltreisende und

experimentelle Dokumentaristin Ulrike Ottinger die künstlerische Leitfigur des Projekts sein. Ihre

multidisziplinäre Poesie steht visionär für eine radikales Que(e)rdenken.

Zwei Positionen werden eingeladen, in Dialog mit den Arbeiten Ulrike Ottingers zu treten. Ihre

Arbeiten werden in den Räumen der Medienwerkstatt Wien installiert, performed und ausgestellt. Wie

in den Vorjahren wird online ein Blog mit theoretischem Anschauungsmaterial eingerichtet und

betreut.

http://visionendermedienkunst.mur.at/

http://www.kozek-hoerlonski.com/http://www.galerie-stock.net/el-evelyn-loschy

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o: kozeg hörlonski mit Alexander Martinz, dämonische Leinwände I – uninvited, 2017

u: Evelyn Loschy, entkoppelung, 2014

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[ Salon | (Podiums-)Diskussion | Performance ]

TIEFENSCHÄRFEN | Gespräche zur Kunst

2015 startete FLUSS im neu renovierten kleinen Veranstaltungssaal des Schlosses Wolkersdorf ein

neues Format, das zur Vertiefung des Verständnisses der Ausstellungskonzepte und -inhalte

beitragen soll. Ausgewählte Gäste referieren in einer Art Salon, stellen sich den Fragen des Publikums

und versuchen so, die Problematiken aktueller Kunstproduktion zu umkreisen. Hier soll jedoch nicht

ein starres Format angewendet werden, sondern im Gegenteil ein möglichst freier und

niederschwelliger Zugang, der sich in Form und Inhalt den jeweiligen Fragestellungen und

Gegebenheiten anpassen kann, sodass sowohl Frontalvorträge, Podiumsdiskussionen als auch

lockere Gesprächsrunden Arbeitskreise oder Performatives möglich werden.

TIEFENSCHÄRFE 20_01 : Randbereiche des Alltäglichen

Maria Hanl, Silke Maier-Gamauf und Künstler*innen

Global Suburbia. Der urbane Raum als Aktionsfeld bzw. Ausgangspunkt von künstlerischer

Forschung. Urbaner Raum als soziales Gefüge, an dem sich Veränderungen ablesen lassen. Urbaner

Raum als choreografisches Aktionsfeld.

Schloss Wolkersdorf, Vortragssaal | 16. 5. 2020

assoziierte Veranstaltung: Zurücklassen – Aufgreifen – Aneignen

TIEFENSCHÄRFE 20_02 : Doris Ingrisch (Vortrag)

„Es ist keine Neuigkeit, dass wir in einer sich stetig verändernden Gesellschaft leben. Fragen rund um

‚Identitäten‘ und Zugehörigkeiten, aber auch um neue Formen des Denkens sind zu Beginn des 21.

Jahrhunderts zu einem höchst bedeutsamen Thema geworden. Werden jedoch die Dispositionen der

Spätmoderne mit denen von Künstlerinnen und Künstlern in Beziehung gesetzt, so erschließen sich

inspirierende Räume für die Gestaltung des Lebens. Denn sie zeigen uns, wie ein Denken im Und

statt in einem Entweder-oder möglich sein kann.“ (Doris Ingrisch)

Schloss Wolkersdorf, Vortragssaal | 5. 9. 2020

assoziierte Veranstaltung: FEM.ART 2.0

TIEFENSCHÄRFE 20_03 : Eckermann, Feierstein, Nestler, Szely (Performance)

Die Eröffnungsperformance zur Installation. Eine Setzung des Systems, das sich in Folge

weiterentwickeln wird.

Schloss Wolkersdorf, Vortragssaal | 3. 10. 2020

assoziierte Veranstaltung: Selbstregulierende Systeme

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[ Workshops | SchülerInnen/Jugend-Projekte ]

KÜNSTLERISCHE WORKSHOPS:

Workshops zu assoziierten Veranstaltungen mit KünstlerInnen als Workshopleiter.

SchülerInnen/Jugend-Projekt

Workshops mit SchülerInnen einer Schule in Wolkersdorf oder Wien.

Angebote:

Komposition (für Nicht-MusikerInnen)

kompositorische methoden zwischen bild und klang. zeitgenoessische umsetzungen

WorkshopleiterInnen: Andrea Sodomka, Norbert Math

Ziele dieses Workshops:– Verstehen

lernen, was Komposition bedeutet, sein

kann, sein muss.

-- Die tontechnische und

kompositorische Basis für eigene

(Home) Produktionen zu vermitteln.

-- die Grundlagen zu vermitteln mit

MusikerInnen, KomponistInnen,

KlangregisseurInnen und

TontechnikerInnen zu kommunizieren

und mit ihnen gemeinsam eigene Ideen

zu verwirklichen.

Foto: Monika Ulbrich

Tontechnik (für Nicht-MusikerInnen)

tontechnische einführung zwischen bild und klang

WorkshopleiterInnen: Andrea Sodomka, Norbert Math

Ziele dieses Workshops:

– Die tontechnische und kompositorische Basis für eigene (Home) Produktionen zu vermitteln.

– Die Grundlagen zu vermitteln mit TontechnikerInnen zu kommunizieren.

Tontechnische Grundbegriffe:

– Schneiden, editing – Programme kennenlernen, freie Software – Aufnehmen – Musikbeispiele,

Hörübungen – Musikbeispiele nachbauen – Wie kommuniziere ich mit TontechnikerInnen – Wie

erstelle ich einen Technical Rider – Gehörtraining – Produktion einer Live-Performance

Praktische Anwendung: Abschluss-Performance

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Trickfilm -- Kurzanimationen im Stoptrickverfahren

Workshopleiterinnen: Evi Leuchtgelb, Karin Mezgolich

Kunstsparte(n): Film+Video, Digitale

Medien, Bildende Kunst

Altersstufen: 6 - 10 Jahre,

10 - 14 Jahre, ab 14 Jahre

Themen: Einsatz Digitaler Medien,

Gendersensibilität

Die workshoperinnen – Evi Leuchtgelb und Karin Mezgolich haben sich dem Trickfilm verschrieben.

Genauer gesagt der spannenden Stoptrick-Technik, bei der Bild an Bild gereiht, die Illusion von

Bewegung entsteht. Die Freude an der eigenen Kreativität, der Umgang mit neuen Medien und die

Lust, Figuren und Geschichten zu entwickeln, stehen bei unseren Workshops im Vordergrund. Über

mehr als 350 durchgeführte Trickfilmworkshops in Schulen, Sozial- und Kulturvereinen, Firmen, usw.

sprechen für sich . Fingerfertigkeit, Geduld und Teamarbeit bringen uns gemeinsam ans Ziel. Ein

aktiver, kreativer Zugang zur Materie "Trickfilm" bildet die Ausgangsbasis der (mind.) 4-stündigen

Programme. Auf verschiedene Altersgruppen (ab 4. Schulstufe) gezielt abgestimmte Workshops

vermitteln, wie die Illusion von Bewegung entsteht. Nach einer kurzen theoretischen Einführung in das

Medium und die technische Entstehung eines Trickfilms werden in Kleingruppen an mehreren

Computerstationen eigene Kurzanimationen entwickelt und gedreht. Auch die DarstellerInnen und

Kulissen fertigen die TeilnehmerInnen selbst an. Am Ende wird der Film noch vertont und geschnitten

und die Gruppe kann die entstandenen Filme mittels USB Stick oder Datentransfer mit nach Hause

nehmen. Wir arbeiten hauptsächlich mit der zweidimensionalen Technik des Legetricks, der

dreidimensionalen Technik Objekt-/Plastilinanimation oder der Animierung des menschlichen Körpers

– der Pixelationtechnik.

Naturbelichtungen . Cyanotypie/Solargramm

Workshopleiterin: Evi Leuchtgelb

Kunstsparte(n): Film+Video, Digitale Medien, Bildende Kunst

Altersstufen: 6 - 10 Jahre, 10 - 14 Jahre, ab 14 Jahre

Weißt du wie die Ursprünge der Fotografie funktionieren? Hast du schon einmal ein Negativbild

gesehen oder hergestellt? Weißt du was ein Fotopapier ist und warum es lichtempfindlich ist? Oder

vielleicht hast du schon einmal von dem Künstler Man Ray und seinen Rayogrammen gehört? In

diesem Workshop tauchen wir ein in die Geschichte der Fotografie, beschäftigen uns mit

Bildkomposition und Bildnegativ und sammeln bzw. besprechen unterschiedliche Pflanzen und deren

Formen, Farben und Strukturen. Aus den gefundenen Naturmaterialien und geeigneten Dingen

fertigen wir mittels chemisch speziell beschichteten Papieren und Sonnenlicht unsere eigenen

Cyanotypien und Solargramme an, die ihr dann am Ende als mit nach Hause nehmen könnt.

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Glitter-Glamour-Black&White

Foto-Dunkelkammerworkshop

Workshopleiterin: Michaela Bruckmüller

Alter: 10 - 16 Jahre

Anzahl der TeilnehmerInnen: 6 - 12

Fotogramme sind Fotos, die ohne

Übersetzung einer Kamera produziert

werden. In der Dunkelkammer werden

auf lichtempfindlichem Fotopapier

Bilder mit unterschiedlichen

Materialien oder Gegenständen

gelegt. Anschließend wird das

belichtete Fotopapier wie in einem

herkömmlichen, analogen Prozess verarbeitet und lichtecht gemacht. Bei dem Arbeitsablauf in der

Dunkelkammer wird der Umgang mit chemischen Substanzen geschult – ein Schwerpunkt liegt auch

darin, die fototechnischen Geräte selbst zu bedienen. So soll die Freude der Jugendlichen am

manuellen Schaffen mit analogen Techniken geweckt werden. Die Jugendlichen können

unterschiedliche Objekte mitbringen wie z.B. Münzen, Büroklammern, Gläser, Stecknadeln,

Schrauben, Federn usw. - optimal sind durchscheinende oder strukturreiche Gegenstände.

Trockenblumen, Pflanzen, Schrauben, Schmuck – je persönlicher und näher die Dinge den Menschen

sind, desto intensiver wird die Auseinandersetzung mit der jeweiligen Arbeit.

Ziel ist es, eine mehrteilige Bildgeschichte zu kreieren. Der Inhalt folgt in diesem Fall der Form –

wichtig sind der kreative Prozess, die Freude am Komponieren und Experimentieren mit den

vorhandenen Materialien, sowie die Arbeit in der Dunkelkammer. Bei der anschließenden

Endfertigung können die Jugendlichen je nach Bedarf mit Farben, bunten Klebern, Stickern, etc die

einzelnen Fotos individuell weiter verfeinern.

Projekt „Lichtworkshop“

Workshopleiterin: Michaela Bruckmüller

In welchem Licht sieht man sich selbst?

Dunkler Raum, Handys, USB stick, Objekt ihrer Wahl (Dinge, die sie beschreiben, die mit einer

persönlichen Geschichte behaftet sind (Attribute, Fetische, Amulette, Talisman, Kleidungsstücke

etc...)) – repräsentiert ihre Person (Erinnerungen, Themen, die mit ihnen zu tun haben…). Im dunklen

Raum dann verbales Beschreiben der eigenen Person (nicht nur optisches Beschreiben, sondern

ganzheitliche Darstellung wie z.B. Eigenschaften…) – im Dunklen, damit visuelle Reize ausgeblendet

sind und der Fokus auf dem zuhören liegt. Mit diesen akustischen Infos sollen die TeilnehmerInnen im

Dunklen gegenseitig erste Bilder der anderen im Kopf entstehen lassen.

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Die verbal vermittelten Infos sollen dann wie ein kubistisches Gemälde fotografisch umgesetzt

werden. Dabei können unterschiedliche Lichtquellen benutzt werden, Kamerafunktionen sollen

ausprobiert werden und in einer Serie von mehreren Aufnahmen soll das Bild der jeweils anderen

Person – durch den Filter der eigenen Wahrnehmung – konstruiert werden.

Foto / Stencil / Druck / Rangehen!

Workshopleiterin: Michaela Bruckmüller

Beim Stencil WS mit dem Titel

„Rangehen“ – von „anpacken,

etwas starten“, werden digitale

und analoge Fertigkeiten

verbunden. Diese Technik

(Stencil = Schablone) kommt

aus der Street Art und

Graffitikunst – dabei werden

mit Hilfe von Schablonen

reduzierte Motive mittels

Spray, Pinsel etc..auf

vorbereitete Unterlagen

angebracht.

Die Jugendlichen verwenden

ihre Handycameras, um Fotos

als Vorlagen für die

Schablonen zu erzeugen. Die

Idee ist, mit Geräten zu arbeiten die den Jugendlichen vertraut sind - auf diese Weise können wir die

Möglichkeiten der technischen Geräte nutzen, um damit den kreativen Prozess zu starten.

Datentransfer und Bearbeitung der Fotos passiert am PC der Leiterin. Die Vorlagen für die Stencils

(Schablonen) werden ausgedruckt und geschnitten – eine gute Übung für das räumliche

Vorstellungsvermögen!

Anschließend wird auf Papier/Karton gesprayt und mit analogen Druck- und Maltechniken zu

collagenartigen Bildern endgefertigt.

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